*.-^»^%l^' ■1?^^ ^-##1^ __äi. QH5 .A229 ^^.-^ ■m*2 1 ^2 ifii I s^ ^s Vj. r'-^'^y^i^ IfilirViifig i ^.^ ^"i — \ FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBEARY OF THE AMERICAN MUSEUM natural"^ HISTORY BY GU< 1 QF OGDEN MILLS —. JahresberlcM und Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in s.öi('^3,ir)M Magdeburg, Redaction: Oberrealschullehrer O. Walter. 1889. ^^-^K^--.^ Magdeburg. Druck: Faber'selie Bue u druckerei A. & R. Faber. 1890. Jahresbericht. I. Sitzungsberichte Sitzung vom 8. Januar. Anwesend 31 Mitglieder, 13 Gäste. In Abwesenheit des Vorsitzenden, Herrn W. Könige begrüsste sein Stellvertreter, Herr Dr. Danckwortt, die Versammlung mit herzlichen Glückwünschen für das an- gebrochene Jahr und gab der Bitte Ausdruck, dass der Verein mit Hülfe seiner Mitglieder auch in dem neuen Zeit- abschnitte wachse und gedeihe. Darauf ertheilte er dem Herrn Oberlehrer Dr. Blath das Wort zu dem Vortrage jjiiber die neueren Forschungen auf dem Oebiete der Sinnes^yalirnelimungcn." Die Verbindung des Menschen mit der Aussenwelt, so führte der Kedner aus, geht durch das Thor der Sinne^ durch welches alle die Vorstellungen in uns einziehen, die in unserem Gedächtuiss später unsern geistigen Besitz bilden. Auch das Bewusstsein der Ichheit; des menschlichen Körpers als eines organischen Ganzen, bildet sich, wie durch Be- obachtungen am Kinde beweisbar ist (Preyer, Seele des Kindes), durch Sinneswahrnehmungen, vornehmlich durch Zusammentreffen getrennter Beobachtungen verschiedener Sinne. Das Kind spielt z. B. anfänglich mit seiner Hand, seinem Fusse u. s. w. wie mit fremden Gegenständen, bis die Empfindungen von Schmerz es lehren, sein Wesen als Ganzes aufzufassen. Unsere Abhängigkeit von den Sinnen geht so weit, dass die Idee der Unendlichkeit in Raum und Zeit für uns unfassbar ist, weil wir sie nicht mit Hülfe 1 der Sinne erfassen können, und dass selbst die höcliste Vorstellung, die Gottesidee, für die Menscliheit immer an Sinneswahrnebmungen und Sinnesthätigkeiten gebunden bleibt; sprechen wir docli vom Auge, Munde, Ohre Gottes und dergleichen. Daher liegt es in der Natur der Sache, dass der Natur- mensch, wie der auf dem Standpunkte einer kindlich naiven Weltanschauung stehende, von einem Dualismus von Körper und Geist noch nichts weiss und wissen will. So finden wir im alten Testamente noch keinen Unterschied zwischen Körper und Geist, ebenso wenig bei den ionischen und eleatischen Philosophen. Seitdem aber durch Anaxagoras und in höherem Masse durch Plato und Aristoteles der Dualismus zum Dogma erhoben war, hatte sich jedes System, welches eine geistige Culturentwicklung der Menschheit einleitete und weiterführen wollte, mit dem Yerhältniss von Körper und Geist zu befassen und sich dabei wesentlich auch mit der Vermittlung zwischen der Aussenwelt und der Seelenthätigkeit des Einzelwesens durch die Sinnenwahr- nehmung zu befassen. Eeligion, Philosophie, Naturwissenschaft sind die drei Sj^steme, welche sich mit der Lösung der Frage beschäftigt haben. Die Eeligion stellt den Körper einfach unter die Leitung des Geistes, die christliche stellt den Körper sogar als ein Hinderniss des Geistes dar. Mit dieser Auffassung hört aber jede weitere Erforschung der Entscheidung jenes Princips auf. Anders steht es mit der Philosophie. Sie beschäftigt sich ununterbrochen mit der Klärung des Verhältnisses zwischen dem Körper und den Geistesfunctionen. Von Locke und Berkeley ausgehend, hat sie zu Negirungen des Dualismus geführt, hier in der Ne- girung der Realität der Sinneswahrnehmungen, dort in der Verneinung des Geistes. Locke sagte: Die Erfahrung durch die Sinne ist der einzig richtige Weg der Erkenntniss; nur durch die Erfahrung wissen wir etwas. Dem e-egrenüber l3ehauptete Berkeley, dass alles ausser uns nichts ist, alles ist nur ein Spiegelbild der geistigen Vorgänge in uns. Einen Versuch der Vereinigung dieser beiden Wege machte Leibnitz in seiner Monadenlehre, der sich auch mit der Keligion abfand, indem er sagte: Körper und Geist sind etwas Verschiedenes; aber Gott vermittelt ein inniges Zu- sammenleben der Monade des Geistes und der des Körpers. Einen ganz neuen Weg -chlägt die moderne Natur- wissenschaft ein. Ausgehend von dem Gedanken, dass man eine genaue Kenntniss der Werkzeuge und ihrer Functionen haben müsse, um ihre Leistung begreifen zu können, wendet man sich der experimentellen Untersuchung der Sinnesorgane, der Vorgänge und Veränderungen, sowie der fortschreitenden Entwicklung in denselben mit Eifer zu. (Johannes Müller, Joung, Maxwell, vor allem Helmholtz ; daneben noch eine Reihe anderer Specialforscher, die gelegentli';h bei der Einzeldarstellung der Organe genannt wurden.) Es ist durch diese Männer die psychologische und physiologische Forschung begründet worden. Die Resultate sind glänzende, ohne dass jedoch auch auf diesem Wege nur annähernd die Lösung der Frage über die Vermittlung zwischen Sinnenreiz und Bewusstsein angebahnt erscheint. Um einen ungefähren Einblick in die Natur und den Umfang des hier durch- forschten Gebietes zu gewähren, wurde der Streit zweier Männer des Näheren beschrieben, des Berliner Professors Du Boys-Reymond und seines Bonner CoUegen Preyer. Ersterer hat seine Ansichten in dem Vortrage „über die Grenzen des Naturerkennens" (Leipzig 1872) dargelegt und schliesst darin mit dem Worte „ignorabimus"; die Ergänzung hierzu lieferten später „die sieben Welt- rät h sei" (Berlin 1880, Leibnitz — Jahresfeier), die er mit einem bedeutsamen „dubitemus" endet. Unter den letzteren bezeichnet er als fünftes Welträthsel das Erkennen des Empfindungsvorganges als ein unlösbares (transcendentes) Problem. Im scharfen Gegensatze zu Du Boys-Reymond 1* erwartet Professor Prej^er Yon einer fortgeschrittenen AVissen- schaft in späterer Zeit mit Sicherheit die Lösung aller physiologischen Grundfragen. So sehen wir schon nach kurzem Anlaufe auch auf naturwissenschaftlichem Gebiete die Ansichten weit auseinandergehen, obwohl die Anschauung des Dualismus von Körper und Geist allseitig als ausge- schlossen zu betrachten ist. Von einer weiteren Erörterung der Frage, ob Empfindung^ und Sinnenreiz ein transcendentes Problem sei oder nichts wurde natürlich Abstand genommen; die weitere Betrachtung vielmehr nur auf den Vorgang der Sinneswahrnehmungen bis zum Herantritte derselben an die Schwelle des Be- wusstseins gerichtet, also bis dahin, wo der mit den Sinnen erkennbare, rein körperliche Vorgang sich in seelische Tbätigkeit umsetzt. In breiterer Auslührung wurden die heutigen An- schauungen über das Nervensystem und seine Tbätigkeit bei der Auslösung von Sinnenreizen (Empfindungs-, Be- wegungsnervensystem, Gehirn) entwickelt, die eigenartigen Einrichtungen, welche die Nerven befähigen in sicherer Weise zu functioniren, ihre gegenseitige Verbindung und Be- einflussung. Die specifische Energie der Sinne erfährt eine Erklärung und Darstellung an einer grösseren Zahl von Beispielen. Nachdem die Sinne gruppirt und in drei Klassen nach den Vorgängen bei der Auslösung der Reize eingetheilt waren (Geschmack und Geruch chemisch, Sehen zweifelhaft^ Gefühl und Gehör als vorläufig rein mechanisch), und nach- dem erwähnt wurde, dass der Königsberger Professor Leyden? noch einen sechsten, einen sogenannten Muskelsinn, an- nimmt (Kraftmass, Abmessung der Bewegung), folgte eine- eingehende Darstellung der Sinnesorgane, so weit ihre Ver- änderungen fähig sind, die Bewegungsreize za übermitteln. Besonders angeführt wurden die Untersuchungen des Dr. Wolf in Neu-Coswig bei Meissen auf dem Gebiete des Geruchs- •Sinnes. — Ein näheres Eingehen auf die Einzeldarstellungen darf hier wohl, als zu weit führend, übergangen werden. — Nach diesem längeren Vortrage machte Herr Eeal- gymnasiallehrer Dr. Krieg noch einige kürzere Mittheilungen aus dem Gebiete der Physik. Die erste war aus dem Be- reiche der Wärmelehre genommen und behandelte „ein neu coiistruirtes Metallthcrmoineter." Bekanntlich klagen die Aerzte, dass sie mit den G-las- thermometern nicht so gut auskommen können, als sie es wünschen. In Folge dessen hat sich die Firma Immisch in Görlitz bemüht ein besseres Instrument zu construiren. Sie hat es erreicht durch Verwendung der bisher für un- brauchbar gehaltenen Idee, die Ausdehnung von Metallen 7ur Messung der Wäime mitzubenutzen. Die Einrichtung des neuen Thermometers ist folgende: Eine kreisförmig gebogene, an beiden Enden geschlossene Capillarröhre aus Blei ist an einem Ende mit einer Schraube befestigt, während das andere freie Ende mit einem drehbaren Zahnrade ver- bunden ist, welches wiederum in ein mit einem Zeiger versehenes Zahnrad eingreift. Die Röhre ist mit einer Flüssigkeit gefüllt, die sich leicht ausdehnen kann, und ist 2ur Erhöhung der Empfindlichkeit des Bleies mit noch einem anderen Metalle überzogen. Die hierdurch erzielte Feinheit des Thermometers ist so gross, dass ein blosser Hauch des Mundes genügt, es um 3 — 6^ steigen zu lassen. Um das- selbe für ärztliche Zwecke gut brauchbar zu machen, war €s nöthig, dasselbe möglichst klein zu gestalten. Es ist ihm daher die Form und Grösse einer kleinen Damenuhr ge- geben worden. Auch ist eine Arretirvorrichtung daran an- gebracht, die es ermöglicht, den die Höhe der Temperatur angebenden Zeiger festzuhalten, so dass ohne Mühe und unter Vermeidung von Fehlern abgelesen werden kann. Die Handhabung eines solchen Instrumentes ist eine äusserst bequeme und eine Gefährdung des Kranken durch Glas- splitter etc., wie dies bei den leicht zerbrechlichen Glas- thermometern zu befürchten ist, ausgeschlossen. Die Vor- legung eines solchen, zu Demonstrationszwecken besonders gefertigten Metall thermometers trug zur Veranschaulichung des Mitgetheilten wesentlich bei. Die zweite Mittheilung machte auf „neue Apparate für Fluoresceiiz" aufmerksam, die in der bekannten Firma Geissler in Bonn gefertigt waren und prachtvolle Erscheinungen der Fluo- rescenz vor Augen führten, Lichtstrahlen werden bekanntlich von einem Körper theils zurückgeworfen, theils absorbirt und dann in Wärme umgewandelt. Indessen können Strahlen letzterer Art bisweilen auch zur Bildung neuer Lichtstrahlen Veranlassung geben. Die Erscheinungen der Eluorescenz bei Flussspath u. A. werden auf diese Weise erklärt. Ausser diesen schon im gewöhnlichen Lichte fluorescirenden Körpern lässt aber noch eine ganze Keihe anderer Stoffe Er- scheinungen der Fluorescenz wahrnehmen, wenn man dieselben in sog. Crookschen Röhren den Lichtwirkungen des elektrischen Stromes aussetzt. Die Firma Geissler hat hierin verschiedene Mineralien versucht und prächtige Farbenwirkungen bei einer Anzahl von ihnen erzielt. Es wurde als Beispiel hierfür das Leuchten von Zinkspath, Kalkspath, Pektolith, desgleichen auch von Korallen gezeigt, die im elektrischen Lichte theils in rein weissem, theils in grünlich- und röthlich-weissem Lichte hell erglänzten. Sitzung vom 5. Februar. Anwesend 29 Mitglieder, 16 Gäste. Zur Beleuchtung der die Einwohnerschaft der Stadt vielfach beschäftigenden Frage über die Ausführung des grossen Nordfrontcanales sprach Herr Professor Dr. S ehr ei b er^ der beste Kenner des Untergrundes unserer Stadt, „über den Eiiifliiss der Erdscliichten anf die Canal- arbeiten im Norden und Nordwesten Magdeburgs." Mächtige Felsenmassen bilden den Grund, auf dem die Stadt ruht, und zwar im Norden der Stadt die Grauwacke, iu der Mitte uiid im Süden derselben ein rotlier Sandstein, das Rothliegende. Da sich diese Gesteinsmassen als Höhen- rücken iu nordwestlicher Richtung erstrecken , so werden sie Yon dem 2 m hohen breiten Canale, welches das Stadtfeld mit dem neu erworbenen nördlichen Stadtgebiete verbinden soll, durchschnitten. Die Sohle des Cauals befindet sich am Ulrichsthore 4 52 m unter der Oberfläche und sinkt bis zum Eisenbahnübergange um 1.79 m. Am Ulrichsthore wird der Graben in Lehm, braunen Diluvialsand und Grün- sand eingeschnitten, 150 — 200 m nördlich von demselben trifft er die Kuppe des Rothliegenden und weiter nördlich iu beträchtlicher Breite den Rücken der Grauwacke an. Da der Grauwackezug innerhalb der Altstadt an der Nordgrenze derselben bis zu 11 m ansteigt, so ist sicher zu erwarten, dass die Baugrube in harte, 2V2 1^1 hohe Felsmassen mehr als 100 m weit eingesprengt werden muss. Ueberall, avo nicht Felsmassen den Bau erschweren, trifft die Canalsohle Grünsand an, weniger häufig bei dieser Tiefe diluvialen Feinsand oder Kies. Der Grüns and ist für den Canalbau eine sehr lästige Erdschicht, weil er als sehr feinkörniges Gebilde durch Wasser leicht gehoben und aus der Seitenwand ausgespült wird, somit Brüche derselben bewirkt. Ein zweiter gewichtiger Factor, mit welchem der Canalbau wird rechnen müssen, ist der Grundwasser- stand. Für diesen wirken bestimmend die Tiefe der benachbarten Gräben und in zweiter Linie der 13 m tiefe Elbeinscimitt. Letzterer wirkt in dem Masse Wasser ent- ziehend, dass vom Eisenbahnübergange aus gerechnet, wo das Grundwasser 9 m über dem XuUpunkte des magdeburger Pegels steht, bis zum Alten Fischerufer, wo der Wasserstand 3 m beträgt, das Sinken desselben 6 m auf nur 1500 m Ent- fernung beträgt. Am ülrichsthor fehlt das Grundwasser bei 4.52 m Tiefe, da der nahe Festungsgraben 0.78 m tiefer als die Canalsohle ist. Dagegen wird am Eisenbahnüber- gange, wo die Canalsohle 2.17 m tiefer als die benachbarte Grabensolile liegt, der Caualbau mit 2.5—2 m Grundwasser- stand zu rechnen haben. In der weiteren Erstreckung 100 m westlich vom Alten Fischerufer bis 200 m nördlich vom Ulrichsthor werden den Bau erschwerende Grundwasser- mengen die lästige Begleitschaft des Canals bilden; bei hoch aufragenden Fels- und Grünsandmassen wird deren Zufluss gering, durch tief anstehenden Diluvialgrand beträchtlich sein. Was folgt aus den augeführten Thatsachen ? 1) Un- möglich kann der Canal, wie der erst unlängst fertig gestellte Nothauslass der Olvenstedter Strasse, in welchem nur 0.60 m Grundwasser mit vielen Kosten zu beseitigen waren, gebaut werden, ohne die nöthige Vorflut zu schaffen; es muss daher der Bau vom Alten Fischerufer aus beginnen. Nur in den 2 — 3 m über die Canalsohle emporragenden Felspartien können gleich- zeitig vorbereitende Sprengarbeiten begonnen und fortgeführt werden, da hier das Grundwasser leicht zu bewältigen ist. 2) Der Bau von Zweigcanälen im Stadtfelde und m der Neustadt, welche entweder in die Schrote münden oder an die in Fortificationsgräben mündenden Nothau slässe anschliessen, sind innerhalb der nächsten zwei Jahre zwecklos und vertheuern, vorzeitig an- gelegt, die Gesammtanlage beträchtlich; wenn sie aber gar bereits vor Fertigstellung des Hauptcanals die Anschlüsse der angrenzenden Häuser aufnehmen sollen, sind sie für die sanitären Interessen der Stadt höchst bedrohlich und schaffen in jeder Hinsicht der städtischen Verwaltung un- übersehbare Schwierigkeiten. — An diese Darlegungen des Herrn Professor Schreiber schloss sich eine lebhafte Discussion, in welcher hauptsächlich der auf die Einladung des Vereinsvorstandes erfreulichst erschienene Herr Stadt- bauinspector Behr die Interessen des Stadtfeldes vertrat. Derselbe dankte dem Vortragenden besonders dafür, dass er die beim Canalbau sicher eintretenden Schwierigkeiten ■den Bürgern der Stadt so klar vor Augen führe und auf diese Weise die städtische Bauverwaltung vor etwaigen Tadelsäusserungen der Bürgerschaft schütze, wenn die Arbeit später nicht mit der Schnelligkeit fortschreiten würde, wie man gemeinhin bei ünkenntniss der zu überwältigenden Hindernisse erwarten sollte. Herr Dr. Möries lenkte die Aufmerksamkeit auf einen neuen Eohstoff der deutschen Industrie, „die Loofali." Dieselbe hat sich in den sechs Jahren, seitdem sie zuerst und in geringen Mengen nach Deutschland gekommen ist, in Folge ihrer vielseitigen und ungemein werthvollen Ver- wendbarkeit eine so allgemeine Anerkennung errungen und erwirbt sie täglich mehr, dass ihr in Zukunft eine bedeutende Holle in unserem Culturleben zufallen wird. Die Loofah, wie die Engländer diesen Artikel nennen (gesprochen Lufa), ist das natürliche Fasergeflecht der Frucht «iner zu den Kürbisgewächsen (Cucurbitaceen) gehörigen Pflanze, welche in den tropischen und subtropischen Gegenden üppig, meist wild wachsend, gedeiht. Es giebt elf verschiedene Arten dieser Pflanze, die man als Luffa aegyptiaca, petula, «ylindrica u. s. w. bezeichnet; zehn davon gehören der alten Welt, eine der neuen Welt an. Einer besonderen Pflege wird sie in Aegypten und besonders in Japan gewürdigt. Wie alle Kürbisgewächse, rankt sie sich an andern Ge- wächsen empor, bezw. wird sie an Spalieren gezogen. Die :ganze Culturarbeit besteht darin, die ersten Blüten auszu- brechen und ^on den späteren nur die geeigneten in er- forderlicher Zahl zu belassen, auch beim Einernten den richtigen Zeitpunkt der Keife zu beobachten, welcher sich durch Austropfen des zu dieser Zeit im unteren Theile der Frucht reichlich gesammelten Fruchtsaftes bemerkbar macht. Nach Herausnahme der Samenkerne wird die meist eiförmige, je nach der Sorte verschieden grosse Frucht mehrere Tage ins Wasser gelegt, damit sich Schale und 10 Fruchtfleisch lösen ; hierauf wird die übrig gebliebene Faser- hülle gespült, getrocknet und zusammengepresst. In Ballen von 2000—3000 Stück wird diese ungebleichte Rohloofah in den Handel gebracht. Mehrere Millionen solcher Ballen werden alljährlich allein schon aus Japan ausgeführt, ausser- dem liefert noch Aegypten eine hiergegen allerdings unbe- deutende Menge. Das Rohmaterial stellt ein sehr engmaschiges Fasernetz von solcher Unregelmässigkeit dar, dass es unmöglich ist, mit Menschenhand etwas Aehnliches herzu- stellen. Die Fasern haben ein geringes Eigengewicht; trotzdem sind sie sehr fest und haltbar. Sie bilden in Folge der zwischen ihren engen Maschen ruhenden Luftschicht einen sehr schlechten Wärmeleiter. Ihre Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, ist erstaunlick gross. Sie quellen hierbei bedeutend auf, saugen das W^asser aber nicht höher, als die Oberfläche des Wassers reicht, zeigen also keine Capillaritäts- erscheinung, wie dies beim Badeschwamm der Fall ist. Das aufgenommene Wasser verdunsten sie aber wieder in kurzer Zeit, so dass sie schnell trocknen. In Folge dieser Vorzüge kann die Loofah zu sehr mannichfachen Zwecken verwendet werden. In erster Linie kann sie als Wasch- und Scheuermittel an Stelle des Schwammes benutzt werden, wie dies schon seit den ältesten Zeiten in Aegypten geschehen ist; sie zeichnet sich hierin vor dem Schwämme durch grössere Dauerhaftigkeit und Leichtigkeit der Reinigung aus. Hierbei ist es von grossem Werth, dass Spiritus, Petroleum, Ligroine, auch' Fett und dergl. nicht von der Loofah aufgesaugt werden. Wäscht maa daher einen fettigen Teller oder einen russigen Topf mit einem Loofahschwamme, wie man die Fasergerüste gemeinhin bezeichnet, ab, so bedarf es nur eines Ausspülens des letzteren in warmem Wasser, um ihn sofort wieder rein und zu anderem Gebrauche geeignet zu machen. 11 Wegen der grossen Fälligkeit Feuchtigkeit aufzusaugen^ verbunden mit Elasticität und Dauerhaftigkeit, eignet sich die Loofah vorzüglich zur Herstellung von Einlegesohlen. Alle bisher hierzu verwendeten Stoffe, wie Stroh, Rosshaar, Kork, Filz, Pelz u. dergl., haben, wenn sie die Feuchtigkeit überhaupt aufnehmen, den Uebelstand, dass sie dieselbe festhalten und so den Fuss nur unvollkommen warm halten, sich meist auch nur schwer oder gar nicht reinigen lassen. Sie sind daher aus Rücksicht auf Reinlichkeit und Gesund- heitspflege, ferner wegen geringer Haltbarkeit zu verwerfen. Die Loofahsohlen leiden an keinem dieser Mängel. Mit grosser Bequemlichkeit bezüglich der Reinigung verbinden sie die Eigenschaft, alle sowohl vom Fusse ausgehende als auch von aussen in die Fussbekleidung eindringende Feuchtig- keit vollständig aufzunehmen und so den Fuss trocken zu erhalten. Die schlechte Wärmeleitung lässt den Fuss im Winter warm, im Sommer kühl bleiben. Ausserdem ver- hindern die Loofaheiulagen in Folge ihrer Elasticität eine Hornbildung am Fusse, erleichtern überhaupt selbst auf weiten Märschen das Gehen. Um ihnen diese schätzens- werthe Fähigkeit zu erhalten, ist es nothwendig, öfters eine Reinigung derselben vorzunehmen. Zu diesem Zwecke ge- nügt es aber, sie mit lauwarmem Wasser auszubürsten und zu trocknen. Es ist dies schnell zu bewerkstelligen, da das Trocknen nur kurze Zeit dauert; am bequemsten, wenn man zwei Paar Sohlen in Gebrauch nimmt, so dass mit ihnen gewechselt werden kann. Die fabrikmässige Verwendung derLoofahfaser zu solchen Sohlen ist der Verdienst eines Herrn H. Wickel in Halle a. S., welcher dort die erste deutsche Loofahwaaren- fabrik (Mühlweg 5) gegründet hat. Die nothwemlige Zu- richtungsweise der Rohlojfah ist Wickels Entdeckung. Sie besteht in einer gründlichen Reinigung des Rohmaterials und einem Bleichverfahren mittelst übermangansaurem Kali und unter^chwef liger Säure, worauf das Gewebe durch 12 hydraulische Maschinen noch gedichtet, geglättet und in die gewünschte Form gebracht wird. Die Firma hat die Loofah in derselben Weise wie zu Einlagesohlen auch zu Sattelunterlagen und Schweiss- d ecken für Pferde verarbeitet und hat auch hiermit glänzende Erfolge erzielt. Während die sonst gebräuchlichen Sattelunterlagen u. dergl den Schweiss des Pferdes un- genügend aufsaugten, überdies noch erhitzend wirkten und vielfach die Ursache von Druckschäden für die Thiere wurden^ vermindern diese in Folge ihrer Luftdurchlässigkeit die Schweisserzeugung, saugen den gebildeten Schweiss vollständig auf und machen durch ihre Elasticität Druck- schäden unmöglich. In ihrer leichten Reinigung und dadurch bedingten guten Erhaltung gleichen sie den Einlagesohlen. Die grosse Nützlichkeit sowohl der Einlagesohlen wie der Sattelunterlagen haben schon die Aufmerksamkeit unserer Heeresverwaltung auf sich gezogen. Es werden zahlreiche Versuche damit gemacht, die bis jetzt allerdings noch nicht zu einer endgültigen Entscheidung über etwaige Einführung in der Armee geführt haben. Die Verwendbarkeit der Loofah ist hiermit jedoch keineswegs erschöpft. Die Firma Wickel erprobt immer neue Arten der Nutzbarmachung dieses vortrefflichen Stoffes. Die bedeutende Zähigkeit desselben hat es ermöglicht, dass man sogar Treibriemen daraus gefertigt hat, deren Eigen- gewicht ein auffallend geringes ist. Ausserdem ist die Loofah zu Bürsten, Fenstervorsetzern (statt der Gaze- fenster), zu Mistbeetfenstern,Respiratoren, Unter- setzern für Bier gl äs er u. s. w. verarbeitet worden. Ja man glaubt sogar das biegsame Gewebe in dünner Schicht zur Auswattirung von Kleidern verwenden zu können und so eine gesundheitlich äusse^'st werthvolle Verbesserung der Kleidung herbeizuführen. Der Verbrauch der Loofah steigert sich in Folge dieser vielfachen Verwendung von Jahr zu Jahr erheblich. Die la Erzeugung des Rohmaterials ist daher zu einer ergiebigen und sehr lohnenden Einnahmequelle geworden. Da bis jetzt eigentlich nur Japan diesen Rohstoff liefert, die Pflanze aber sich in allen tropischen und subtropischen Gegenden leicht anbauen lässt, ja voraussichtlich in anderen Ländern, z. B. im Norden Afrikas, am Kongo, in den deutsch- afrikanischen Colonieu, ein viel besseres Gedeihen finden dürfte, so verspricht die Loofah noch eine wichtige, leicht zu behandelnde und ertragsreiche Anbaupflanze unserer Colonien zu werden. Sie lohnt ihre Pflege um so mehr, als sie in jungem Zustande als Nahrungsmittel und Viehfutter dienen, aus ihren Samen reichlich Oel liefern und in ihren Faserskeletten Decken- und Polstermaterial bieten kann.. Auf Grund dieser Erkenntniss ist daher der deutsche Consul Dr. Knappe für ihre Einführung auf den Südsee-Tnseln eifrig thätig gewesen. Die Loofah wird in Zukunft aller Voraussicht nach wesentlich mit zur Erfüllung der Haupt- aufgabe deutscher Colonialbestrebungen, der Industrie des Mutterlandes werthvolles Material im Austausche heimisclier Industrieerzeugnisse zu liefern, wesentlich mit beitragen. Ein Theil der vom Vortragenden in grosser Menge vorgelegten Loofahfaserskelette und ihrer Erzeugnisse wurde von diesem dem hiesigen naturwissenschaftlichen Museum, im obersten Stockwerke des Realgymnasiums befindlich, als Geschenk überwiesen. — Hierauf machte Herr Oberlehrer Dr. Hintzmann zunächst eine geschäftliche Mittheilung. Als Redacteur des alljährlich vom Vereine herausgegebenen Jahrbuches sprach er die herzliche und dringende Bitte aus, dass diesem aus dem Kreise der Vereinsmitglieder auch kürzere Notizen, z. B. über gemachte Funde oder dergl., in reicherer Menge geliefert werden möchten. Jeder Beitrag wäre angenehm, und würde gebührende Beachtung finden. 14 Sodann macMe er auf die Arbeit des Dr. Chun auf- merksam, in welcher dieser interessante Beobachtungen über „die Fauna des Mitteliäiidisclieii Meeres und deren auf- und absteigende lYanderungen" gemacht hat. Er skizzirte den Inhalt derselben folgendermassen: Das Mittelmeer unterscheidet sich von allen Meeren durch die Temperaturverhältnisse und seinen höheren Kohlen- säuregehalt. Der Grund hierfür ist die unterseeische Barriere in der Strasse von Gibraltar. Während in den übrigen Meeren, durch die Polarströme herbeigeführt, eine grosse Abnahme der Temperatur mit der Tiefe stattfindet, hält sich im Mittelmeere die Temperatur in wunderbarer Weise. Sinkt sie auch von der Oberfläche nach der Tiefe zu anfangs schnell, so schreitet diese Abnahme bald nur langsam fort, so dass bei 1000 m Tiefe noch 13.5^ C. herrschen. Es wurde schon lange die Frage aufgeworfen, ob überhaupt eine Tiefseefauna, speciell ob eine solche im Mittelmeere existire. Von mancher Seite bezweifelt (z. B. von Agassiz), wurde dieselbe für den Ocean von Darwin auf Grund seiner Untersuchungen bei der Challanger-Expedition bejaht und von Häckel in seiner grossen Arbeit über Kadiolarien be- stätigt. Trotzdem machten sich immer wieder Einwürfe dagegen geltend. Man suchte die gewonnenen Ergebnisse jener Arbeiten als nicht beweisend hinzustellen, da es nicht unbedingt feststand, dass jene Eadiolarien aus der Tiefe emporgebracht waren, vielmehr die Möglichkeit noch gegeben war anzunehmen, dass sie beim Einsenken oder Aufziehen der Netze sich an diese angesetzt haben konnten. Durch die neueren Untersuchungen ist diese Annahme widerlegt. Es ist ein neues Fangnetz angewendet worden, ungefähr in der Form einer Reisetasche, welches beliebig geöffnet und geschlossen werden kann, so dass nur Thiere der betreffenden Tiefenzone hineinzugelangen im Stande sind. Mit Hülfe dieses Fangapparats hat Chun festgestellt, 1) dass in allen Tiefen des Mittelmeeres bis 1400 m 15 ein reiches Thierleben stattfindet, 2) dass die Thiere, welche imWinter an der Oberfläche leben, imSommer sich in der Tiefe aufhalten, 3) dass in grösserer Tiefe als 1400 m Thiere vorkommen, welche an der Oberfläche selten oder gar nicht gefunden sind, 4) dass umgekehrt an der Oberfläche Thiere vor- kommen, welche nie in der Tiefe zu finden sind. Zu 1. Durch zahlreiche Fänge ist erwiesen worden, dass in den verschiedenen Tiefen nicht etwa bestimnite Kreise von Thieren auftreten, sondern Thiere aller möglichen Thierkreise, von den Cephaloden bis zu den einfachsten Thieren hinab. Wie sich diese Thatsache erklärt, wird sich jetzt noch nicht feststellen lassen. Es kann aber nicht bezweifelt werden, dass der von Chun angegebene Grund eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat: „Die Oberflächen- fauna wandert nach der Tiefe, acclimatisirt sich und wird zur Tiefenfauna" Auch darf man mit Chun an- nehmen, dass die Larven der am Grunde lebenden Thiere alle ein Oberflächenleben führen; dann ist es möglich, dass diese Thiere, ehe sie im fertigen Zustande nach der Tiefe gehen, sich noch eine Zeit lang dem Sonnenlichte aussetzen. Zu 2. In der zoologischen Station zu Neapel ist fest- gestellt worden, dass der Monat Mai und Anfang des Winters die Wechselzeiten für dieseThiere sind. Man kannte schon ein Hin- und Herwandern der Thiere innerhalb enger Grenzen, man kannte auch die Tag- und Nachtoscillation derselben, aber diese Jahresoscillation ist erst durch Chun und die zoologische Station in Neapel genau festgestellt worden. Als zureichender Grund war hierfür angesehen worden, dass das Lichtbedürfniss und die Nahrung sie zu diesen Wanderungen veranlassen. Besonders gegen den letzteren Grund sind stichhaltige Einwände zu Tage getreten, so namentlich, dass die Thiere diese Wan- derungen antreten, obgleich ihre Nährthiere sich zu dem Zeitpunkte an einer anderen Stelle befinden. Chun stellt 16 daher zur Erklärung dieser Thatsachen den Satz auf: „Die Wanderungen sind durch den Temperatur- wechsel begründet " Die Oberfläche absorbirt die Wärme mehr als die tieferen Schichten. Dass nun die Wanderungen möglich sind, liegt darin, dass das specifische Gewicht der Thiere identisch ist mit dem specifischen Gewichte des sie umgebenden Meereswassers. Endlich werden die Thiere durch Ausschwitzen von ätherischen Oelen und Fetten zu Wanderungen getrieben. Zu 3. Chun hat hierzu nachgewiesen, dass es sich auch hier nicht um besondere Thierkreise handelt, da die Erscheinung sowohl für Mollusken wie für die einfachsten Thiere beobachtet ist. Ferner hat er dargethan, dass diese nur in der Tiefe lebenden Thiere nicht die sonst beobachtete Verkümmerung von nicht benutzten Organen zeigen, wie solche an anderen im Dunkeln lebenden Thieren beobachtet ist (z. B. am 01m in der Adelsberger Grotte). Die Seh- organe der Tiefenfauna sind ebenso entwickelt wie die bei Thieren der Oberfläche. Chun giebt als Grund hierfür an, dass diese Thiere, wenn auch nur in den tieferen Schichten, gleichfalls auf- und absteigen und sich zu manchen Zeiten an belichteten Stellen aufhalten, wenn wir sie auch in dem Augenblicke gerade in dunklen Kegionen antreffen. Ferner spricht für das nothwendige Vorhandensein von Augen der Umstand, dass die meisten Tiefseethiere phosphoresciren. Es würde diese Eigenschaft keinen Werth für sie haben^ wenn sie nicht mit Sehorganen ausgestattet wären. Eigen- thümlich ist den Sehorganen dieser Tiefseethiere, dass sie ein hochrothes oder braunrothes Augenpigment besitzen. Ausserdem sind die Tiefseethiere gleichzeitig mit grossen Tastwerkzeugen ausgerüstet. Endlich sind ihre Beine eigenthümlich, ähnlich wie bei den zehnfüssigen Cephalopoden, in Arme umgewandelt. Nach diesen Aus- einandersetzungen tritt Chun der Frage näher, woher die Thiere der Tiefe ihre Nahrung nehmen. Man meinte anfangs, 17 dass sie sich von abgestorbenen Thieren und Pflanzen nährten. Doch entspricht diese Ansicht nicht der sonstigen Zweck- mässigkeit der Natur, die hier demnach keine Existenz für die Thiere geschaffen hätte. Daher nahm man das Vor- handensein von Pflanzen in jenen Tiefen an. Doch blieb hier die Frage zu erörtern, ob Pflanzen in solcher Tiefe assimiliren können, und dies führte zu der anderen Frage, wie weit dringt das Licht in die Tiefe ein. Es sind zur Klärung der- selben schon früher wiederholt Versuche im Genfer und Züricher See gemacht worden mittelst lichtempfindlicher photogra- phischer Platten. Die Ergebnisse derselben sind aber anzu- zweifeln, da die angewendeten Apparate zu grosse Mängel besassen. Da inzwischen bei dem Fortschreiten der Photo- graphie Apparate construirt sind, welche so feine Lichtempfind- ichkeit haben^ wie man sie früher nicht gekannt hatte, so hat Chun diese Versuche wieder aufgenommen. Seine Bemühun- gen haben beachtenswerthe Resultate geliefert. Die Platten Hessen in einer Tiefe von 150 — 200 m einer V^stündigen Ein- wirkung aussetzt eine starke Belichtung erkennen. Setzte man eine entsprechende Platte zur Nachtzeit eine gleiche Zeit lang der Einwirkung aus, so war die Belichtung schwächer, aber der Grad der Belichtung stimmte ziemlich genau mit der Belichtung übereiu, welche eine Platte in der Tiefe von 500 m zeigte, wenn sie dort bei Tage V2 Stunde lang dem Lichte ausgesetzt war. Man darf hiernach wohl sagen, dass das Licht in grosse Tiefen eindringt. Bis zu welcher Tiefe genügt nun aber dies Licht, um Pflanzen assimilirend an- nehmen zu können. Chun behauptet, dass es bis zu einer Tiefe von 200—300 m noch recht wohl zur Erzeugung einer guten Assimilation ausreiche. Dies angenommen, würde in diesen Tiefen für die Zeit der günstigen Belichtung eine Pflanzenvegetation denkbar sein. Diese würden für kleine Lebewesen, Flagellaten wie Capepoden, Nahrung bieten, und diese wieder liefern Nahrung für die anderen Thiere unter Hinzunahme von Wanderungen derselben. 2 18 Zu 4. Diese Erage ist die am meisten offenstehende von allen. Es erscheint jetzt noch räthselhaft, weshalb sich die Thiere der Oberfläche den verschiedenen tieferen Meeres- schichten nicht anzupassen vermögen und daher immer nur oben zu finden sind. Chun spricht sich hierüber aller- dings gerade umgekehrt aus und sucht so die Erscheinung zu erklären. Er meint: Die Thiere haben sich allen Wechseln der Oberfläche so gut angepasst, das sie nicht nöthig haben, in die Tiefe hinabzusteigen. Sitzung vom 12. März. Anwesend 28 Mitglieder, 9 Gäste. Der Leiter der AVetterwarte der „Magdeburgischen Zeitung", Herr Grützm acher, erfreute die Versammlung mit einem Vortrage über „das Tliierkreisliclit". Man sieht das Thierkreis- oder Zodiakallicht in unseren Gegenden an den mondfreien Abenden des Frühjahrs im Westen und in den Morgenstunden des Herbstes am östlichen Horizont. Der kegelförmige Lichtschein liegt mit seiner Basis auf dem Horizont, da, wo die Sonne sich unterhalb des Horizontes befindet, während die Spitze des schräg aufsteigenden Lichtkegels sich nach der Südseite des Himmels zeitweise um mehr als 90 Grad von der Sonne entfernen kann, so dass die wahre Ausdehnung des Zodiakallichtes die Grösse des Erdbahndurchmessers erreichen und zuweilen sogar überschreiten muss. Die günstigste Zeit für die Sichtbarkeit der Erscheinung ist der erste Theil des Monat März ; man sieht dann, wenn der Himmel rein ist und kein Mondlicht störend wirkt, den Lichtkegel in der Kichtung der scheinbaren Sonnenbahn vom Westhorizonte bis zum Kopfe des Stiers und zeitweise noch höher hinaufsteigen. Die grösste Lichtstärke liegt mehr nach der Sonne hin, während der Schein gegen die Spitze hin allmählich abnimmt und sich im Dunkelblau des Himmels verliert. Die andere 19 Hälfte des Thierkreislichtes, die uns in den Morgenstunden des Herbstes zu Gesicht kommt, besitzt fast nie eine ähn- liche Intensität, wie wir sie bei der Erscheinung im Frühjahr beobachten. Da das Zodiakallicht in der scheinbaren Sonnenbahn liegt, so hängt die Sichtbarkeit desselben nicht allein von dem Grade der Reinheit unserer Atmosphäre, sondern auch von dem Winkel ab, welchen zu den verschiedenen Jahres- zeiten die Sonnenbahn mit dem Horizonte macht, und dieser Winkel ist für unsere Gegenden am grössten zu den schon angegebenen Zeiten, so dass dann der Lichtkegel am steilsten aufgerichtet ist und am weitesten über die Dünste des Horizontes emporragt. In den südlicheren Gegenden steht die Sonnenbahn zu allen Jahreszeiten nahe senkrecht gegen den Horizont, und dies ist der Grund, dass man unter den Tropen die Erscheinung an jedem heiteren Abend und Morgen beobachten kann. Dazu kommt noch, dass die Erscheinung in südlichen Breiten wegen der grösseren Durchsichtigkeit der Luft viel leichter wahrzunehmen ist als in der oft dunstigen Atmosphäre unserer nördlichen Ge- genden. Um so auffallender muss es uns erscheinen, dass auch nicht ein einziger von den alten Schriftstellern das Thierkreislicht erwähnt. Bedenken wir den Eifer und die Aufmerksamkeit, mit welcher die Alten den Himmel beob- achteten, so müssen wir ein Uebersehen oder Nichtbeachten jener Himmelserscheinung für unmöglich halten ; wir müssen vielmehr aus diesem gänzlichen Schweigen den Schluss ziehen, dass das Zodiakallicht in einer für das Auge wahr- nehmbaren Intensität damals noch nicht vorhanden war. Der erste, der auf die Erscheinung aufmerksam machte, war Cassini; er machte seine ersten Beobachtungen im März 1863, so dass wir wohl mit einiger Gewissheit an- nehmen können, dass das Zodiakallicht in seiner jetzt beobachteten Lichtstärke kaum 300 Jahre existiren kann. Wie lange es jedoch schon vorher — aber wegen zu grosser 20 Schwäche imbemerkbar — vorhanden war, und welches die Gründe für eine verhältnissmässig schnelle Zunahme der Helligkeit waren, das sind Fragen, deren Beantwortung wohl einer noch sehr fernen Zukunft vorbehalten ist. Ueber 200 Jahre ist nun schon das Thierkreislicht bekannt und trotz dieses langen Zeitraumes ist man von einer einv>^urfsfreien Beantwortung der Frage nach dem Wesen des Zodiakallichtes noch immer weit entfernt. Dies erklärt sich dadurch, dass die Beobachtungen des Thier- kreislichtes längere Zeit hindurch vernachlässigt wurden,, und dass ausserdem das fragliche Phänomen zu verschiedenen. Zeiten ein wechselndes Aussehen anzunehmen scheint. Die ersten Beobachter hielten das Zodiakallicht für eine die Sonne umgebende Atmosphäre, die wegen der Umdrehung der Sonne um ihre Axe eine derartige Ab- plattung angenommen habe, dass sie uns Avie eine flache Linse erscheint, in deren Mittelpunkt die Sonne steht. Jedoch diese Ansicht muss als unhaltbar zurückgewiesen, werden. Eine derartige Abplattung kann bestimmte Grenzen, nicht überschreiten, und es lässt sich durch Rechnung zeigen, dass bei der grösstmöglichen Abplattung die kleine Axe der linsenförmigen Sounenatmosphäre sich zur grossen^ wie die Zahlen 2 und 3 verhalten muss. Allein die Be- obachtungen zeigen, dass das Yerhältniss der beiden Axen des Zodiakallichtes wenigstens wie 1 zu 5 und zu Zeiten noch grösser ist. Ausserdem könnte eine solche Sonnenatmosphäre nicht diejenige Ausdehnung erreichen, wie sie das Thier- kreislicht in der That besitzt; eine derartige Atmophäre der Sonne könnte sich von letzterer nur bis dahin erstrecken^ wo Schwungkraft und Schwerkraft der Sonne sich im Gleich- gewicht befinden. Dies tritt aber schon in der halben Ent- fernung des Merkur ein; über diese Distanz hinaus werden daher die einzelnen Theile der Atmosphäre nach der Tan- gente der Bewegungsrichtung hin entweichen und selbst- ständige Bahnen beschreiben. 21 Einige Beobachter der neueren Zeit wendeten Ach. der Ansicht zu, das Thierkreislicht bestehe aus einem geschlossenen Einge von dunstiger Materie und umschliesse die Erde noch innerhalb der Mondbahn. Aber auch diese Hypo- these erklärt die Erscheinung so wenig, dass selbst die Vertreter dieser Ansicht allmählich wieder davon zurückge- kommen sind. Wie über die äussere Erscheinung, ist man auch über -die Natur der im Zodiakallichte sich zeigenden Materie noch vollständig im Unklaren. Selbst die neueren spectroskopischen Untersuchungen lieferten widersprechende Resultate. Ang- ström nahm nur eine einzige gelbgrüne Linie wahr (dieselbe, welche sich auch im Spectrum des Nordlichtes zeigt), andere landen ein dem Sonnenspectrum ähnliches, continuirliches Earbenband, während endlich Vogel ausser dem schwachen <3ontinuirlichen Spectrum auch noch die Nordlichtlinie er- liennen konnte. Wir dürfen wohl mit einiger Wahrscheinlich- keit annehmen, dass der Raum zwischen Erde und Sonne von einer unzählbaren Menge kleinster Körperchen erfüllt ist, die im Allgemeinen in einer flachen Linse um die Sonne nach allen Seiten hin gruppirt sind, und deren JExistenz uns durch das von ihnen schwach xeflectirte Sonnenlicht offenbart wird. Sicherlich wird, wie alles im Räume Vorhandene, auch diese Masse feinster Materie eine Bewegung um die Sonne besitzen, und da ausserdem anzunehmen ist, dass bei der ausser- ordentlich lockeren Structur jenes linsenförmigen Gebildes 4ie äussersten Theile sich nicht immer in gleicher Entfernung Ton der Sonne halten, so lässt sich schon hieraus eine zeitweise auftretende Veränderlichkeit im scheinbaren Aus- sehen des Zodiakallichtes am Himmel erklären, die jedoch durch elektrische Kräfte, wie sie durch die Nordlichtlinie a:i gedeutet sind, noch merklich vergrössert werden kann. 22 Bezüglicli einer derartigen elektrischen Kraft mag nur an die Kometenschweife erinnert werden. Die geringe Lichtstärke des Objectes erschwert die Beobachtungen in hohem Grade, und man möchte fast be- fürchten, dass auch spätere Generationen einer einwurfs- freien Antwort auf alle hier auftretenden Fragen nicht viel näher kommen werden. Hierauf sprach Herr Oberlehrer Dr. Blath über „die Grenzen der Sinneswahrnelimungen". Das Streben des Menschen im Einzelnen wie der Menschheit in ihrer Gesammtentwicklung ist darauf gerichtet die Schranken niederzureissen, die der jeweiligen Erkenntnis» gesteckt sind. Längst vergangene Jahrtausende werden uns zugänglich durch geologische Forschungen, die Geschichte des Menschengeschlechtes beginnt sich zu entrollen durch die Forschungen auf dem Gebiete der Sprachvergleichung, durch Ausgrabungen, durch das Studium der ältesten Ueber- lieferungen menschlicher Geistesthätigkeit. Das Weltall soll uns eröffnet werden durch das Fernrohr, dessen Ver- besserungen die Hoffnung auf ein endliches Gelingen immer von Neuem beleben; das unendlich Kleine wird unserem Bewusstsein immer näher gebracht durch die Vervollkommnung des Mikroskopes, das uns immer neue Räthsel aufgiebt,. die früher aufgegebenen zu lösen versucht und theilweise zu lösen vermag. Trotz alledem ist die Hoffnung einer Lösung der Eäthsel des unendlichen Weltalls und des unendlich Kleinen in der Molekularstructur der Körper immer ferner gerückt, ja wir dürfen, wie der Vortragende im Einzelnen nachwies^ mit Sicherheit behaupten, dass weder Fernrohr noch Mikroskop überhaupt zur Lösung der Fragen führen können, wenn nicht eine verbesserte Technik, eine Veränderung im Wesen und Wirken der Naturkräfte, vor Allem aber eine Ver- feinerung in der Structur unserer Sinne, besonders der Zapfen- und Stäbchenschicht unserer Augennetzhaut be- 23 gründetere Ansprüche auf eine erweiterte Einsicht in das "Wesen der Dinge zu schaffen im Stande sein wird. Im zweiten Theile des Vortrages ging der Vortragende zu den Grenzen der Wahrnehmung über, welche unseren unbewaffneten Sinnen gesteckt sind, indem er voranschickte, dass eine Controie der gefundenen Zahlengrössen, wie sie vor allen Anderen durch Helmholtz festgestellt sind, für den ungeübten Laien eine schwierige bleiben muss, da zu physiologischen Untersuchungen, wenn sie ein richtiges Ergebniss liefern sollen, eine reiche Uebung, eine besonders entwickelte Aufmerksamkeit und eine beanlagte Individualität gehören, Vorzüge, über die zu gleicher Zeit nur ganz her- vorragend befähigte Forscher verfügen. Auf dem Gebiete der ßaumwahrnehmung, soweit sie das Auge betreffen, ist ja bekannt, dass das Auge zwar eine weite Fläche überschauen kann, dass dieses Durch- dringen des Raumes aber seine Grenzen hat. Auch in der Quantität des Lichtes, welches unser Auge beobachten kann, ist e ne solche Grenze festzustellen. Wenn man z. B. Abends eine feine Stange, sagen wir Blitzableiterspitze, eben noch sehen, erkennen wir sie in kurzer Zeit nicht mehr, obgleich Lichtwelien von dort immer noch unser Auge treffen. Um diese Grenzen genauer angeben zu können, hat man untersucht, wie gross ein Gegenstand sein muss, wenn er für unser Auge in einer bestimmten Entfernung noch sichtbar sein soll. Es ergab sich, dass ein normales Auge in einer Entfernung von 250 mm Gegenstände von Ol mm, ein recht gutes Auge solche von 0.07 mm noch unterscheidet. Damit dürfte die Grenze für die Sehkraft des Auges erreicht sein. Hierbei treten allerdings viele Verschiedenheiten auf, je nach der Farbe des Gegenstandes und nach dem Hintergrunde, auf welchem wir denselben sehen. Man erkennt recht gut einen weissen Faden auf schwarzem Grunde, während man einen schwarzen Faden auf demselben Grunde nicht zu sehen vermag. Den 24 Grund für diese Eigenthümlichkeit des Auges wissen wir nicht. Für die Empfindung der verschiedenen Schallwellen durch die Gehörnerven dienten folgende Beispiele. Das Ticken einer Taschenuhr wird in einem ruhigen Räume von einem feiuen Ohre bis 25 Fuss gehört, von einem schlechten nur auf 3 Fuss. Von derselben Stimme und mit derselben Stärke gesprochen fand Dr. Wolf in Frank- furt die Vocale in der Keihenfolge des Alphabetes hörbar (a bis auf 380 Schritt, e, i, o, u, letzteres nur noch bis 270 Schritt), Interessanter war noch die Beobachtung der Consonanten; b ist nur bis 47 Schritt, s dagegen auf einige hundeit Schritt zu vernehmen. Der Laut einer Stimme überhaupt dringt höchstens bis 800 Schritt. Die ßaumunterscheidungen der Gefühlsnerven sind an den verschiedenen Theilen des menschlichen Körpers sehr verschieden. Wenn man einen Zirkel 1.1 mm öffnet, so unterscheidet man die beiden Spitzen mit der Zunge, da- gegen mit dem Finger erst bei 2.2 mm Entfernung, auf dem Rücken gar erst bei 4.2 mm Entfernung. Wie bei dem Nebeneinander, dem Raame, die Grenzen der Empfindungen für Auge, Ohr und Gefühl untersucht sind, so auch bei dem Nacheinander, der Zeit. Jeder Sinn ist hierbei im Stande eine weit grössere Anzahl un- gleichartiger Eindrücke aufzunehmen als gleichartiger. Wenn wir lesen, so scheinen wir zwar viele Buchstaben in einer Secunde zu lesen, allein wir errathen sie mehr; nur 20 — 25 Buchstaben können wir in Wirklichkeit in dieser Zeit über- blicken. (Beim lauten Lesen wird eine längere Zeit gebraucht als beim leisen Lesen — etwa 6 Secunden mehr bei 1500 Buchstaben). Es könnte hier allerdings gefragt werden, wie ist das Auge bei solcher geringen Leistungsfähigkeit im Stande die Farben zu unterscheiden, von denen das rothe Licht, das langsamste von allen, in der Secunde 40 Billionen Schwingungen dem Auge zusendet. Die Ver- 25 mittlung dieser zahlreichen Eindrücke durch unser Auge kann wohl daraus erklärt werden, dass das Auge nur wenige Farben zu unterscheiden vermag. Wir haben eine Grenze in dem Violett, jenseits derselben ist es für unser Auge dunkel. Allerdings wollen einige Forscher dort noch Farben erkannt haben. Dass Farben dort zu finden sind, ist durch Fluorescenzerscheinungen nachgewiesen. Für uns sind sie aber unerkennbar. Interessant ist hierbei allerdings, dass in der Unterscheidung der Farben unserem Auge eine engere Grenze gesteckt ist als dem Auge mancher Insecten. Denn es arbeiten z. B. Ameisen noch im ultravioletten Lichte, im ultrarothen freilich nicht. Im Vergleich mit dem Auge ist das Ohr für auf- einanderfolgende Wahrnehmungen weniger empfindlich. Es vermag nur 15 distincte Schwingungen in der Secunde zu unterscheiden; wenn diese Zahl überschritten wird, entsteht ein gemischter Schall; überhaupt vermag das Ohr auch solcher Schallempfindungen höchstens 36—40 aufzufassen und zu scheiden. Einige interessante Beobachtungen über die Intensitäts- beobachtung wurden hinzugefügt — z. B. unsere Hand fühlt erst eine Vermehrung des von ihr getragenen Ge- wichteS; wenn Vso desselben zugelegt wird; auch das feinste Gefühl spürt erst Temperaturunterschiede von 1<^.0— 1.^10 C, — Der Vortragende bemerkte hierzu, dass man es hier beim Auge, Ohr und Gefühl zweifellos mit Raumwahr- nehmungen zu thun habe, insofern die unter Intensitäts- veränderungen zusammengefassten Erscheinungen als Ver- änderungen molekularer Bewegungen aufzufassen sind. Die neueren Theorien über Licht, Schall und Wärme begünstigen diese Auffassung oder vielmehr erzeugen dieselbe sogar. Nachdem Redner die von Helmholtz und Pouillet zu dem Behufe der Untersuchung der Leitungsfähigkeit der Nerven für Empfindungen hergestellten Apparate des Näheren beschrieben hatte, gab er kurz zusammengefasst die Er- 26 gebnisse der Forschungen auf diesem Gebiete. Die Bewegung^ in den Nerven beträgt in der Secunde nur 30 m, ist also- geringer als der Flug eines x\dlers, welcher 37 m in der Secunde zurücklegt. In den verschiedenen Nerven ist diese Geschwindigkeit ziemlich gleichmässig. Auch die Frage nach der Schnelligkeit unserer Gehirnthätigkeit ist dahin entschieden, dass die schnellste Thätigkeit immer noch einige Hundertstel einer Secunde beträgt. Es geben diese Resultate alle Veranlassung, uns von althergebrachten Vorurtheilen in Betreff der Leistungsfähigkeit unseres Wahr-^ nehmungs- und Denkvermögens zu befreien. Zum Schluss äusserte der Vortragende seine Ansicht über die Entwicklungsfähigkeit der Sinnesorgane der Menschen, die er als zweifellos existirend annahm, und deren Existenz er aus der Darwinschen Entwicklungstheorie, aus literarischen Untersuchungen und aus der Beobachtung an Naturvölkern herleitet. Zum Schluss gedachte Herr Oberlehrer Dr. H int z mann im Namen des Vorstandes des am 9. Februar d. J. zu Schönebeck im Alter von 81 Jahren verstorbenen, als besten Kenner unserer Pflanzenvegetation und Verfasser der „Flora von Magdeburg'" in weiteren Kreisen rühmlichst bekannten Bürgermeisters Ludwig Schneider i). Der Verein wird stets seiner und seiner grossen Verdienste um die Kenntniss des Florengebietes unserer Vaterstadt dankbar gedenken; zum Zeichen der hohen Anerkennung für den Dahingeschiedenen erhob sich die Versammlung von ihren Plätzen. Sitzung vom 2. April. Anwesend 23 Mitglieder, 1 Gast. Im geschäftlichen Theile der Sitzung wurde dem Herrn Stadtrath a.D. Assmann das Wort zur Berichterstattung ') Es ist derselbe, dessen Sammlungen jüngst von seinen Söhnen dem Herbarium der Stadt Magdeburg als Geschenk gütigst überwiesen Bind. 2T über die Ye r w alt 11 ng des naturwissenschaftlichen Museums ertheilt. Dasselbe hat besonders in seiner mineralogischen Abtheilung durch Ankauf eine wesent-^ liehe Bereicherung erfahren und ist erfreulicher Weise auch von den verschiedensten Seiten mit Geschenken bedacht worden. Die mit dem Museum verbundene Bibliothek hat durch Tausch und Ankauf gleichfalls reichen Zuwachs erfahren. Auf Wunsch des Herrn A SS mann übernahm esHerrMinner^ den Kechenschaftsbericht über die Verwendung der dem Vereine seitens der städtischen Verwaltung gütigst gewährten jährlichen Unterstützung von 1000^ einer Prüfung zu unter- ziehen, auf Grund deren derselbe dem Herrn Stadtrath a. D. Assmann für die sorgfältige und hingebende Verwaltung des Museums den Dank des Vereins namens seiner Mit- glieder aussprach. Das Anwachsen der Sammlungen lässt den Bau eines Museums immer dringlicher erscheinen^ da die diesen zugewiesenen Räume im Realgymnasium völlig unzureichend sind und eine Benutzung der Sammlungen nach jeder Richtung erschweren. Die grösseren und werth- volleren Schenkungen bezw. Erwerbungen können in dem- selben nicht mehr Platz finden. So hat z. B. die grosse entomologische Sammlung Wahnschaffe's vorläufig schon in der Lutherschule (Dreiengelstrasse) untergebracht werden müssen und ist dadurch der Benutzung im Museum gänzlich entrückt; andere umfangreiche Sammlungen haben aus Raummangel nicht einmal entgegengenommen werden könnem Die Verhältnisse drängen also nothwendig auf eine Aenderung hin. Ein nochmaliges Provisorium hierbei zu schaffen durch zeitweilige Unterbringung der Sammlungen im bis- herigen Generalcommando- Gebäude, wie es von einigen Seiten vorgeschlagen worden ist, dürfte durchaus nicht empfehlenswerth sein, weil der Umzug eines Museums ganz erhebliche Aufwendungen an Geld und Zeit verursacht^ da sämmtliche Gegenstände wohlverpackt auf Tragbahren oder in der Hand getragen werden müssen, um sie vor 28 Beschädigungen, die leicht ihren Werth theilweise oder ganz vernichten, zu bewahren. Das Ein- und Auspacken der Objecte, die Einordnung derselben in die neuen Räume, sowie die mit dem Umzüge verbundene grosse Verantwortlichkeit kann unmöglich dem langjährigen Vorsteher des Museums, der ehrenamtlich sich diesem Posten gewidmet hat, zweimal zugemuthet werden. Es ist daher auch aus diesem Grunde darauf hinzuwirken, dass ein solches Provisorium vermieden werde, indem den Sammlungen unmittelbar die Uebersiedelung in ihren dauernden Aufbewahrungsraum, in ein für sie be- stimmtes Museum, ermöglicht wird. Der Einwand, dass dies jetzt nicht errichtet werden kann, da nothwendigere Ausgaben vorliegen, ist nicht zu billigen. In einem sich so gewaltig entwickelnden Gemeinwesen wie dem der Stadt Magdeburg sind zu allen Zeiten, auch noch in hundert Jahren, nothwendige Ausgaben vorhanden. Deshalb dürfen doch keineswegs die wünschenswerthen und nützlichen Aufwendungen in die unbestimmte Zukunft verschoben werden, da auf diese Weise niemals ihre Ermöglichung erreicht wird. Demnächst besprach Herr Assmann noch an der Hand zweier dem Museum geschenkterExemplare das Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus), welches durch sein erneutes Auf- treten in Deutschland im vorigen Jahre die Aufmerksamkeit weitester Kreise erregt hat. Nachdem hierauf eine üebersicht über die Einnahmen und Ausgaben des Vereins im Jahre 1888 gegeben und dem Reudanten auf Grund einer vorgenommenen Rechnungs- prüfung Entlastung ertheilt war, wies Herr Oberlehrer Dr. Hintzmann auf die hervorragenden Verdienste und grosse Bedeutung des am 15. Februar d. J. verschiedenen Nestors der europäischen Geologen Ernst Heinrich Karl v. Decken hin. Dieser wurde als Sohn des Rathes im Auswärtigen Amte am 25. März 1800 zu Berlin geboren. Nach Be- ■endigung seiner Schulzeit am grauen Kloster in Berlin 29^ bezog er 1818 die Universität ebendaselbst, wurde 1822 Bergeleve in Essen und Bochum und machte von da aus seine erste Reise durch Belgien, Lothringen und Schwaben. Nach seinem Aufsteigen zum Bergassessor in Berlin im Jahre 1824 unternahm er 1826 und 1827 Reisen nach England und Schottland. Verheirathet, musste er manchen schweren Schicksalsschlag ertragen, wogegen ihn seine amt- liche Thätigkeit rasch zu höheren Stellungen und Ehren führte und so wieder zu entschädigen suchte, was ihm an Leid in der Familie widerfuhr. 1828 Ober-Bergamtsassessor in Bonn, rückte er 1831 zum Bergrath in Berlin auf, wurde 1834 von der Universität Bonn zum Dr. honoris causa proclamirt, wirkte dann als ausserordentlicher Professor zu Berlin, ward 1838 Oberbergrath und kam 1841 in der Eigen- schaft als Berghauptmann wiederum nach Bonn. 1859 wurde er alsDirector der Abtheilung für Berg-, Hütten- und Salinen- wesen in das Handelsministerium berufen, kehrte aber schon 1860 als Oberberghauptmann nach Bonn zurück und nahm 1864 seinen Abschied, bei welcher Gelegenheit ihm der Titel wirklicher Geheimer Rath verliehen wurde. Doch nicht nur das äussere, an Ehren so reiche Leben dieses Nestors der europäischen Geologen erweckt das Interesse unserer Kreise, wichtiger und beachtungsvoller erscheint uns, was er gelehrt und gewirkt, was an bahnbrechenden Gedanken, an befruchtenden Ideen von ihm ausgegangen, was die Naturwissenschaft und besonders die Geologie ihm verdankt, von dem es mit Recht heisst, dass in ihm die geologische Wissenschaft einen der vornehmsten ihrer Lehrer und Förderer verloren hat. Es kann an dieser Stelle nicht eingehend über das ausgedehnte Wirken dieses unermüdlichen Meisters der Wissenschaft gehandelt werden, aber ein Hinweis auf die Vielseitigkeit seiner Thätigkeit mag dazu dienen, die Be- deutung dieses Mannes erkennen zu lassen. Seine Erstlings- arbeiten lieferte er als Eleve. Später hat er besonders 30 kartograpliisclie Werke, jene graphischen Darstellungen unseres geologischen Gesammtwissens über eine Gegend, geleistet. Die bedeutendsten derselben sind a. die geogno- stische Uebersichtskarte von Deutschland, Frank- reich und den angrenzenden Ländern (1839 und 1869), b. die geologische Karte von Deutschland (1869), c. die geologische Karte der Kheinprovinz und der Provinz Westfalen in 35 Sectionen im Massstabe von 1 : 80,000 mit einer Uebersichtskarte im Massstabe 1 : 500,000 <1855 — 1883). Seine übrigen Werke stehen hiermit im engsten Zusammenhange. Sie beziehen sich namentlich auf die Kegierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Aachen, auf den Teutoburger Wald, das Siebengebirge, die Vordereifel, die Vulcane um den Laacher See. Besondere Erwähnung verdienen die „Erläuterungen zur geologischen Karte der Kheinprovinz" u. s. w. (2 Bd. 1870 und 1884) und „Die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten im deutschen Reiche" (1873). Aus seinen sämmtlichen bi- bliographischen Werken tritt überall das Bestreben hervor, die wissenschaftlichen Funde, Ergebnisse und Erkenntnisse für die Allgemeinheit nutzbar zu machen, sie in die Praxis des Lebens zu übertragen. Bei solchen Anschauungen und Bestreben neben gründlicher wissenschaftlicher Kenntniss war er so recht geschaffen, der Leiter des rheinischen Bergbaues zu sein. In dieser Stellung hat er sich in 23j ähriger Wirkungszeit trefflich bewährt. Welch ein Umschwung hat sich während seiner Amtsthätigkeit in den Verhältnissen des dortigen Bergbaues vollzogen, wie ist derselbe in allen Zweigen emporgeblüht, welche Industrien hat der nun Verstorbene ins Leben gerufen, wie hat er Handel und Verkehr umge- staltet! Er hat wesentlich mitgearbeitet an der neueren Berggesetzgebung, der Bergwerksbe- steuerung, der Bergverwaltung, der Ausbildung der Bergbeamten und manchen weniger augenfälligen 31 Dingen. Seiner>Initiative ist es zuzuschreiben, wenn durch StaatsYerträge, durch Anlage von Eisenbahnen, durch He- bung aller industriellen Unternehmungen immer neue Be- dürfnisse und Abzugswege für den unterirdischen Schatz der Kheinprovinz und Westfalens, für die Steinkohlen dieser Provinzen, geschaffen wurden. Die grossartige Entwicklung des Eisenbahnnetzes in jenen Gegenden ist zum erheblichen Theile seinem Bemühen und Wirken in seiner Eigenschaft als Mitglied des Verwaltungsrathes der rheini- schen Eisenbahn zu verdanken. Aber nicht nur den grossen Zwecken diente er, seine gewaltige Arbeitskraft konnte sich auch noch den Interessen einzelner Gegenden, einzelner Gemeinden, einzelner Vereine widmen. Mit K,ath und That stand er der Vereinigungs- gesellschaft für Steinkohlenbergbau im Wurmrevier bei Aachen zur Seite. Der Stadt Aachen selbst erhielt er ihre weltberühmten Thermalquellen. Dankbar gedenkt seiner das am Khein gelegene Städtchen Königswinter für die Er- schliessung des Siebengebirges dem Fremdenverkehr; eine Gedenktafel mit der Inschrift: „Dem Erschliesser des Sieben- gebirges die dankbare Stadt Königswinter" zeugt dauernd davon. Schmerzlich wird ihn der naturhistorische Verein der preussischen Kheinlande und Westfalens vermissen, dem er mehr als 40 Jahre (1847—1889) seine unermüdliche Kraft widmete. 312 grössere und kleinere Beiträge in den Schriften jenes Vereins bis 1883 bekunden diesen Schaffenseifer. Das eben in kurzen Zügen entworfene Bild des grossen Geologen nach der Seite seiner wissenschaftlichen und prak- tischen Thätigkeit wäre aber unvollständig, wenn man nicht auch hindeuten wollte auf ihn als einen Menschen, in dem kein Falsch war, auf den Mann von echtem Schrot und Korn, auf den Christen von schlichtem Glauben und hoch- herziger Duldsamkeit, auf den Deutschen, von warmer, vater- ländischer Gesinnung erfüllt, auf den Freund der Armen, 32 welcher die Linke nicht wissen liess, was die Rechte that.. Er war ein Mann, dem möglichste Vollkommenheit getrost nachgerühmt werden kann. Seine Augen, die Augen eines der Edelsten der Deutschen, haben sich am 15. Februar geschlossen. Nach zweijährigem Siechthume ist Heinrich von Dechen , eine Leuchte der Wissenschaft, ein Förderer alles Schönen, Guten und Edlen, aus diesem Leben geschieden. In seinen Werken aber lebt er fort und wird er fortleben anregend und belehrend, helfend und fördernd auch bei uns, die wir im Geiste mit den Hunderten und Tausenden an seiner Bahre gestanden haben, mittrauernd aus tiefstem Herzen, denn auch in Bezug auf Heinrich von Dechen gilt uns des Dichters Wort: „Denn er war unser!'* Nachdem Herr Dr. Fischer, ein naher Verwandter des Verstorbenen, und Herr Professor Schreiber noch manchen Charakterzug aus dem Leben von Dechens ergänzend mitgetheilt, besonders seine oft fast zu grosse Bescheidenheit gekennzeichnet hatten, erhob sich die Versammlung auf die Bitte des Herrn Professor Schreiber von ihren Plätzen, den gefeierten Meister der Wissenschaft zu ehren. Sodann führte Herr Elektrotechniker Albert Becker hier ein neues elektrisches Instrument, den von Herrn Pri^atdocenten Dr. Mönnich erfundenen „Feriiniessiiiductoi*", ungenau auch wohl Fernthermometer genannt, in Thätigkeit vor. Mit Hülfe desselben ist es möglich, die Angaben von Metallthermometern, Barometern u. s. w. auf elektrischem Wege von einem Orte nacheinem anderen zq übertragen. Die Einrichtung desselben ist folgende: Auf der Station A, von welcher aus die Angabe z. B. eines Thermometers erfolgen soll, ist ein Metallthermometer angebracht, dessen bewegliches Ende einen Zeiger über einer die Ablesung der Wärmegrade ermöglichenden Scala hin- und herbewegt. An der Axe 33 dieses Zeigers ist in paralleler Lage zu ihm eine cj^linder- förmige Drahtspulc fest mit ihm verbunden, so dass sie jede Bewegung des Zeigers mitzumachen gezwungen ist. Eine zweite Drahtspule von gleicher, aber grösserer Form umgiebt die erstere, gestattet ihr aber durch entsprechende in der Kichtung der Längsaxe angebrachte Ausschnitte jene freie Drehung, in Folge deren die Längsaxen beider Spulen sowohl parallel stehen, als auch irgend einen Winkel mit einander bilden können. Auf der anderen Station B , auf welcher die Ab- lesung der Temperaturangabe erfolgen soll, ist ein gleiches Paar Drahtspulen angebracht, deren innere bewegliche gleichfalls mit einem über einer Scala, gleich der auf der Station A, spielenden Zeiger fest verbunden ist. Der Zeiger wird hier aber nicht durch ein Metallthermometer wie auf Station A bewegt, sondern durch die Hand des Beobachters auf B gedreht. Hat nun das Metallthermometer auf der Station A seine bewegliche Drathspule in eine bestimmte Kichtung gestellt und schickt man durch die feste, umgebende Drathspule einen intermittirenden elektrischen Strom, so werden in der ersten (isolirten) Spule Inductionsströme er- zeugt, deren Stärke am grössten ist, wenn die Windungs- ebenen beider Spulen, d. h. ihre Längsaxen, parallel sind, abnimmt, wenn die Spulen um einen Winkel gegen einander gedreht sind, gleich Null ist, wenn beide Spulen senkrecht zu einander stehen. Nimmt die Neigung über den rechten Winkel hinaus wieder zu, so wächst wieder die Stärke der Inductionsströme, bis sie ihr zweites Maximum (gleich dem ersten) erreicht bei wiedererreichter Parallelität der Windungsebenen. Die Inductionsströme fliessen jetzt aber in entgegengesetzter Kichtung, sind also hierdurch von den ersteren verschieden, während ihre Stärke bei sym- metrischer Stellung der Spule zur lothrechten Lage gleich ist. Hieraus erhellt, dass jeder Temperaturangabe des Metall thermometers, in Folge deren die kleinere Rolle auf Station A ihre Stellung mittelst des Zeigers erhält, einer 3 34 "bestimmten Stärke und Richtung der Inductionsströme ent- spricht. Lässt man nun auch durch die feste Drahtspule der Station B denselben elektrischen Strom gehen, so werden auch hier in der kleinen Spule Inductionsströme von be- stimmter Stärke und Richtung erzeugt, je nach der Stellung, welche beide Spulen zu einander einnehmen. Verbindet man daher die beiden festen Spulen durch gut isolirte, dünne Leitungsdrähte mit einander so, dass die Richtung des Stromes auf der Station A die umgekehrte als auf Station B ist, so werden in den kleinen Rollen bei gleicher Stellung gleich starke, aber umgekehrt fliessende Inductions- ströme erzeugt. Bringt man endlich die kleinen Rollen noch durch eine besondere, gut isolirte Doppelleitung mit einander in Verbindung, in der Art, dass die beiden Inductions- ströme den Stromkreis in entgegengesetzer Richtung durch- laufen, so müssen sich die beiden Ströme — gleiche Stellung der kleinen Rollen vorausgesetzt — aufheben. Hat die auf der Beobachtungsstation B angebrachte und mit der Hand zu bewegende kleine Rolle nicht dieselbe Stellung wie auf Station A, so werden sich die Inductionsströme nur theilweise aufheben. Es v\^ird sich dies an einem in den Stromkreis der kleinen Rollen auf der Beobachtuugs- station eingeschalteten Telephon dadurch bemerkbar machen, dass letzteres ein knatterndes Geräusch hören lässt. Ist dies der Fall, so hat der Beobachtende so lange den Zeiger seiner Station und somit auch die kleine Rolle zu drehen, bis das Knattern des Telephons aufgehört hat. Die Stellung, welche jetzt der Zeiger der Station B inne hat, ist dann genau dieselbe wie die des vom Metallthermometer gestellten Zeigers auf Station A. Auf der Scala der Station B kann demnach die Anzahl der Wärmegrade, welche dort das Metallthermometer anzeigt, abgelesen werden. Diese Apparate haben ihre praktische Brauchbarkeit zur Genüge bewiesen. Selbst bei verhältnissmässig nur 35 kleinen ßollendimensionen erfolgt die Uebertragung der Angaben ohne jede Schwierigkeit für den Beobachter mit grosser Genauigkeit, ja man kann sagen mit Haarschärfe. Auch in Magdeburg sind sie auf dem Baubureau einer ge- nauen praktischen Prüfung unterzogen worden und haben in dem Grade befriedigt, dass man bei Anlage einer neuen Schule mit Centralheizung den Apparat anzuwenden be- absichtigt, damit der heizende Castellan der Schule jeder- zeit über die Wärmemenge in jedem einzelnen Klassen- zimmer unmittelbar Aufschluss erhalten kann. Die Apparate eignen sich namentlich auch für Fabriken mit Centralfeuerung, Malzdarren u. s. w., werden aber ausser zu technischen Zwecken selbst für manche wissenschaftliche Beobachtung von Nutzen sein, so z. B. zur Beobachtung von meteorologischen Instrumenten (Thermometer, Barometer, Psychrometer) auf Bergstationen, die nicht zu allen Jahres- zeiten gut zugänglich sind. Die Entfernung der beiden Stationen von einander kann hierbei eine sehr be- trächtliche sein, ohne dass die Genauigkeit der Angaben gemindert wird. Für Magdeburg und Umgegend ist mit der Einführung dieses Fernmessinductors die Firma Albert Becker hier, Blücherstrasse 3, beauftragt ; dieselbe ist natürlich zu jeder gewünschten weiteren Auskunft gern bereit. jjUeber die Ceiitrifugalkraft" und über deren Grösse am Aequator der Erde sprach Herr Hauptmann a. D. Fe lim er. In denjenigen Gesellschaftskreisen, in welchen Be- trachtungen über die Naturkräfte und über deren Wirkungen vorkommen, hört man neben wohlbegründeten Ansichten nicht selten auch solche, welche Zeugniss dafür ablegen, dass der Sprechende oder wohl gar auch Schreibende sich auf ein Gebiet begiebt, für welches ihm die unentbehrlichen Vorkenntnisse fehlen. Ein solches Gebiet der Naturkunde ist vorzugsweise das Verhältniss zwischen der Anziehungs- 3* 36 kraft aller Stoffe oder Massen (Centripetalkraft) und dem Beharrungsvermögen der bewegten Massen, welches sick unter geeigneten Verhältnissen als Fliehkraft oder CentrifugaU kraft äussert. Ist es doch noch kein Vierteljahrhundert her, dass ein auf anderem Gebiete als wirklich hochgelehrt anerkannter Mann in Köln sich die Centrifugalkraft unserer Sonne als so wirksam vorstellte, dass die Sonne durch ihren gewaltigen Umschwung um ihre Axe Theile ihres Körpers aus sich herausschleudert, welche fortfliegend die Grenzen des Raumes erreichen und dort als Gestirne- glänzen. Der gute Mann hatte sich das so klar gemacht, dass er diese seine Weis- heit sogar allen Ernstes in einer Druckschrift vor aller Welt leuchten liess selbst auf die ihm sicher unbewusste Gefahr hin, dass dies leuchten musste Avie sein recht reichlich bemessener Antheil an der ägyptischen Finsterniss in Bezug auf solche Dinge. Betrachten wir nun unsere Erde und ihre Umdrehung um ihre Axe, welche binnen vierundzwanzig Stunden (Sternzeit) einmal vollendet ist, so ist selbstverständlich die Winkelgeschwindigkeit aller Theile der Erde von den Polen bis zum Aequator und von der Aussenseite oder Oberfläche bis zur Mitte oder Axe stets dieselbe und zwar 360 Grad binnen 24 Stunden Sternzeit. Nicht so ist es in Bezug auf die lineare oder Peripheriegeschwindigkeit der Theile der Erde. Je entfernter ein Theil der Erde von der Axe ist, desto grösser ist der Umfang des Kreises^ welchen er als seinen Weg binnen 24 Stunden zurücklegen muss, am grössten also für die Gegenstände am Aequator der Erde, weil diese am entferntesten von der Axe sind und die ganze Länge des Aequatorumfanges in dieser Zeit durchlaufen müssen. Es beträgt die Geschwindigkeit eines Punktes der Erdoberfläche am Aequator 472.07 Meter oder 1431.8 Pariser Fuss oder 1481.608 preussische Fuss, also ungefähr die Geschwindigkeit einer scharf geschossenen Kanonenkugel dicht an der Mündung der Kanone. Gewiss Ol eine recht hübsche Geschwindigkeit. Es fragt sich nun, wie gross möchte wohl die Gefahr sein, dass ein Erdbewohner am Aequator der Erde durch die Centrifugalkraft der Drehung um die Axe davonflöge und als Meteor seine Reise in dem grossen Weltraum beginnen müsste? — Zunächst wollen wir uns da die für uns sichtbaren und messbaren Wirkungen der Centrifugalkraft ansehen. Das können wir bei den Centrifugen, mit welchen in den Zuckerfabriken das Flüssige aus dem Zucker ausgeschleudert wird, ebenso hei den mit Centrifugen arbeitenden Waschanstalten, Walkereien etc., hinter dem Schaufelrade jedes Raddampfers, wie da der erste Wellenberg entsteht, u. s. w. Schon Ritter Goliath erprobte recht unangenehm an sich die Wirkung des um- geschwungenen und in der Richtung der Tangente seines Kreises fortfliegenden Steines aus klein Davids Schleuder. Die Bemerkung, welche wir dabei machen in Bezug auf die Richtung der Bewegung des fortfliegenden Körpers ist die, dass er in der Richtung der Tangente des Kreises fortfliegt, der Tangente an dem Punkte des Kreises, an welchem er losgelassen wird, und mit derjenigen Geschwindig- keit, welche er an diesem Punkte erlangt hatte, wenn die zurückhaltende Kraft aufborte zu wirken. Anders ist dies, wenn die zurückhaltende Kraft, hier die Anziehung der Erde, noch fortw^ährend wirkt. Da tritt an uns die Frage heran: wie gross müsste die Geschwindigkeit der Erde am Aequator sein, wenn ein Körper in der Richtung der Tangente an den Aequator innerhalb einer Zeiteinheit sich eben so weit von der Erdoberfläche entfernen sollte, wie er in derselben Zeiteinheit wieder zur Erde hingezogen wuirde ■oder zu ihr zurückfallen müsste. Wäre die Geschwindig- keit eines Punktes des Aequators in einer Zeiteinheit z. B. in einer Zeitsekunde genau so gross, dass er, in der Richtung der Tangente fortgehend, sich eben so weit von der Erd- oberfläche entfernen würde, wie er freifallend zur Erde wieder hingezogen würde in dieser Secunde, so wäre der 38 Zustand des Gleichgewichts zwischen Fliehkraft oder Centrifugalkraft und Anziehung oder Centripetalkraft vor- handen. Die geringste Vermehrung der Geschwindigkeit würde die Fliehkraft überwiegen lassen und der Körper würde sich wie ein Nehenplanet um die Erde bewegen nach Art unseres Mondes, und bei sehr grosser Geschwindigkeit endlich sogar eine parabolische oder hyperbolische Bahn erreichen und für immer davonfliegen müssen. Zur Feststellung der Zahlen für diese Verhältnisse ist uns die Kenntniss des Masses nöthig, wieviel ein freifallender Körper binnen der gewählten Zeiteinheit von dem Ruhepunkte aus lothrecht zur Erde hinfällt, in unserem Falle hier am Aequator der Erde. Zu dieser Ermittlung ist die als Lehr- mittel in den Schulen ganz prächtige Atwoodsche Fall- maschine viel zu ungenau in ihren Angaben; sie leidet an einem ganzen Dutzend Unsicherheiten. Auch der elektrische Funke lässt sich nicht mit besonderer Genauigkeit verwenden. Nur die Erde selbst arbeitet in ihrer Wirkung auf das schwin- gende Pendel so genau, dass z. B. die Ermittlungen für das mathematische oder absolute Secundenpendel für Paris bei den Forschern Biot, Bouvard, Sabine und Kater in den er- mittelten Längen nur zwischen 993.8668 und 993.8606 mm schwanken, oder um Sechstausendtheilchen eines Millimeters.. Nun ist die Bewegung oder Schwingung des fest aufgehängten Pendels ein Kreisbogen; dies bringt uns die Ludolfsche Zahl ^ in die Rechnung und in der That erhalten wir die Constante der Geschwindigkeit für jeden Ort der Erde, wenn wir die Länge des Secundenpendels multipliciren mit dem Quadrate der Zahl rr. Es ist aber die Constante der Geschwindigkeit diejenige Geschwindigkeit, welche der im luftleeren Räume frei fallende Körper am Ende der ersten Zeiteinheit, hier der Zeitsecunde, erlangt hat, und mit welcher er gleichförmig weitergehen würde, wenn nun plötzlich alle Anziehung und auch alles Störende aufhörte. Die Hälfte dieser Constanten der Geschwindigkeit ist der Raum oder 39 die Länge, welche der frei fallende Körper in derselben Zeiteinheit vom Beginne der Bewegung an in lothrechter Kichtung herabfällt. Nnn ist nach dem Newtonschen Gesetze das Gleich- gewicht zwischen x\nziehung und Fliehkraft vorhanden, wenn bei der Drehung um die Xxq das Quadrat des in der Zeiteinheit zurückgelegten Weges gleich ist dem Pro- ducte aus der Constanten der Geschwindigkeit des Ortes oder Gegenstandes und der Entfernung desselben von der Axe der Drehung {e^ = 2gi\ wenn g den Fallraum bedeutet oder 2 g die Constante der Geschwindigkeit des Ortes für den frei fallenden Körper und e die Peripheriegeschwindig- keit des Punktes der Erdoberfläche); ^ ist auch die Formel für die Abweichung des scheinbaren Horizontes eines Ortes von dem wirklichen Horizonte desselben, wenn man den Erdkörper als Kugel ansieht. Dies kommt bei der trigono- metrischen Landesaufnahme zur Anwendung. Die von dem Forscher Freveinet in Kawak dicht am Aequator bei 0^ 1' 24" Br. ermittelte Pendelläuge ist 990.9266 mm, die Constante der Geschwindigkeit dort 9.78025 m, der Fall- raum 4.98012 m; es würde danach das Gleichgewicht zwischen Anziehung oder Centripetalkraft und Fliehkraft oder Centrifugalkraft vorhanden sein, wenn sich jeder Punkt des Aequators um die Erdaxe bewegte mit einer Geschwindig- keit von 11159.17 m od^r ziemlich genau l^ä geographische Meile pro Zeitsecunde. Die Geschwindigkeit ist aber nur 472.07 m, es müsste also die Erde sich 23.639 oder nahezu 24 mal schneller um ihre Axe drehen, ehe ein Puükt des Aequators diejenige Geschwindigkeit erreichte, bei welcher dort ein Gegenstand von der Erde fortfliegen könnte. Dies Alles gilt jedoch nur für die Bewegungen im luftleeren Baume. Solcher ist auf Erden nicht vorhanden, und im lufterfüllten Baume bis zur Grenze unserer Atmo- 40 Sphäre müsste nach den Berechnungen des Italieners San Kobert und des französischen Generals Didier eine Ge- schwindigkeit von etwa vier Meilen pro Zeitsecunde für einen Körper da sein, wenn er sollte von der Erde fort und auch aus unserer Atmosphäre hinausfliegen können. Wir dürfen also ruhig unsern Weg auf Erden wandeln, sogar am Aequator, es fliegt nichts von der Erde fort; denjenigen aber, welche sich damit befassen, solche Gefahren vor sich und vor anderen darzustellen, können wir Goethes Wort zurufen: Constructeur Du! „Was machst Du an der Welt? Die ist schon gemacht, Der Herr der Schöpfung: hat Alles bedacht; Dein Leos ist gefallen, Verfolge die Weise-, Dein Weg ist begonnen, Vollende die Reise!" Sitzung vom 1. Oetober. Anwesend 42 Mitglieder, 18 Gäste. Das von Herrn Professor Dr. Brasack zuerst in Aussicht genommene Thema: .,Der Blitzableiter in Theorie und Praxis" erschien einerseits in dieser Allgemeinheit zu umfangreich, um in einem Vortrage allseitig fruchtbringend erörtert werden zu können, andererseits war es wenigstens theilweise schon Gegenstand eines Vortrages des Herrn Dr. Assmann gewesen. Unter Verzicht auf Benutzung der durch die Herren Gebrüder Mittelstrass veranstalteten Ausstellung von Blitz ableitereffecten fand sich darum der Kedner veranlasst, das Thema auf „die Prüfung der Blitzableiter" zu beschränken. Nach einigen einleitenden Bemerkungen über die einzelnen Theile eines Blitzableiters verweilte der Vortragende noch kurz bei der Art der Spitzen, die man auf den Auffange- stangen des Leiters anzubringen pflegt. Er wies darauf 41 hin, dass in neuester Zeit von Herrn Ingenieur Leder in Berlin an Stelle der sonst üblichen Platinspitzen (massiv kupferne Spitzen mit Platinüber- zLug) Graphitspitzen angewendet werden. Das Material hierzu liefert der beim Vergasen von Steinkohlen in den Retorten sich bildende Graphit, der sehr hart und gut bearbeitbar ist. Man schleift daraus Spitzen, die im unteren Theile entweder cylindrisch oder achteckig sind und mittelst einer Metallfassung an den Leitungsdraht an- geschraubt werden. Was man von dieser Neuerung zu halten hat, lässt sich zur Zeit noch nicht endgültig be- urtheilen. In Schlesien sind derartige Spitzen aufgestellt worden und haben ihre Schuldigkeit gethan. Sonst liegt darüber nur ein massgebendes Urtheil vor, das des Herrn Professor Weber, der auf der Schneekoppe Versuche damit angestellt hat. Die Spitzen haben sich bei dieser Gelegen- heit durchaus bewährt und zeigen Platinspitzen gegenüber den Vorzug, dass sie nicht schmelzen und Witterungs- einflüssen nicht untliegen*). Zur Prüfung der Blitzableiter selbst bedarf man ver- schiedener Messinstrumente. Solcher stets zusammenge- setzten Apparate giebt es mehrere. Der Redner führte der Versammlung zwei auf ganz verschiedenen Grundsätzen beruhende Instrumente vor. Der erstere, einfachere Apparat besteht aus einem galvanischen Elemente, einem Galvanometer und Rheostaten. Das Galvanometer ist bekanntlich aus einer Magnetnadel gebildet, über welche in paralleler Stellung Drahtwindungen laufen. Bei jedem Strome, welcher die Windungen durch- läuft, wird die Nadel aus ihrer Ruhelage abgelenkt und Ywar um so mehr, je stärker der erzeugte Strom war. (Die Stromstärke ist proportional der Tangente des Aus- schlagswinkels.) Die Stromstärke hängt aber auch von dem *) Inzwischen sind die Graphitspitzen des Herrn N. Leder auf der ünfallausstellung in Berlin prämiirt worden. 42 Widerstände ab, den der erzeugte Strom auf seinem Wege vorfindet. Führt man daher den von demselben Elemente^ erzeugten Strom erst auf einem Umwege (durch eine längere Drahtleitung hindurch) zum Galvanometer, so muss er in Folge des im Drahte gefundenen Widerstandes merklich geschwächt sein und demnach einen geringeren Ausschlag der Magnetnadel verursachen, als wenn er auf dem kürzesten Wege vom Elemente zum Galvanometer geleitet wird. Den erfahrenen Widerstand su messen dient- der mit dem Apparate verbundenen Rheostat. Die Mass- einheit, nach welcher diese Messung erfolgt, ist natürlich, wie alle Masseinheiten, eine willkürlich gewählte Grösse. Man ist übereingekommen, als Einheit den Widerstand zu wählen, den eine Quecksilbersäule von 1 qmm Querschnitt und 100 mm Länge bei 0^ dem Strome entgegensetzt, und hat diesen Widerstand zu Ehren des berühmten Physikers Ohm mit dem Namen „ein Ohm" bezeichnet. Da eine solche durch eine Quecksilbersäule hergestellte Einheit aber praktisch wenig brauchbar und Verletzungen leicht aus- gesetzt ist, so pflegt man diesen Normalwiderstand durch Drähte von bestimmter, durch Versuch genau ermittelter Länge zu ersetzen. Die den verschiedenen Metallsorten angehörigen, eben so auch die verschieden dicken Drähte desselben Metalls setzen dem galvanischen Strome ver- schiedenen Widerstand entgegen; dünne Drähte mehr als dicke. Daher ist die Drahtlänge, welche den Wider- stand = 1 Ohm darstellt, verschieden je nach der Metall- art und der Dicke des angewendeten Drahtes. Mit Hülfe der Drahtlängen ist es auch möglich, Widerstände von 2, 3, 5,. 10 u. s. w. Ohm herzustellen. Das Instrument, welches diese verschiedenen Drahtlängen in sich birgt und ihre Benutzung^ höchst bequem gestattet, ist der Rheostat. Feinere Instrumente dieser Art lassen auch Bruchtheile eines Ohm messen. Der Gebrauch des ganzen Apparates zur Messung irgend eines zu prüfenden Widerstandes ist folgender: 43 Verbindet man den einen Pol des Elements mit der einen Klemmschraube des Galvanometers, den anderen Pol mit dem Kheostaten und diesen wieder mit der anderen Klemmschraube des Galvanometers, stellt den Kheostaten auf Null, d. h. so, dass keine der in ihm verborgenen Drahtlängen eingeschaltet ist, dann ist der Strom „kurz" geschlossen, oder es ist der „Kurzschluss" hergestellt. Das Galvanometer giebt, entsprechend der Stärke des vom Elemente erzeugten Stromes, einen grossen Ausschlag der Magnetnadel. Schaltet man nun zwischen Element und Kheostaten den auf seinen Widerstand zu prüfenden Gegenstand — es sei z. B. eine Kolle dünnen Drahtes — ein, so muss der wieder geschlossene Strom seine Schwächung durch einen kleineren Ausschlag des Galvanometers anzeigen. Sodann schaltet man den betreffenden Gegenstand wieder aus, stellt also von neuem Kurzschluss her, und schaltet nun so viel Widerstandseinheiten am Kheostaten ein, dass die Magnetnadel des Galvanometers denselben kleineren Ausschlag giebt. Man liest nun am Kheostaten unmittelbar die Grösse des gemessenen Widerstandes in Ohm-Einheiten ab. Diese primitivste Methode ersetzt (substituirt) den unbekannten Widerstand des Gegenstandes durch einen bekannten Widerstand im Kheostaten, sie heisst daher Sub- stitutionsmethode. Für die Praxis reicht dieselbe vollkommen aus, erfordert gewöhnlich nur ein schnelles Arbeiten, da die Stärke des von den gewöhnlich beliebten Elementen erzeugten Stromes sich leicht ändert. Ein viel genauerer Apparat ist der von Kohlrausch. Misst jener durch Substitution, so misst dieser den Wider- stand durch Compensation. Er setzt sich zusammen aus einem Elemente, einem Inductionsapparate, einem Telephon und einer Wheatstoneschen Brücke mit Kheostat. Daa galvanische Element ist mit dem Inductionsapparate ver- bunden, der an Stelle des primären Stromes mit Hülfe des Stromunterbrechers abwechselnd positive und negative 44 Inductionsströme in rascher Aufeinanderfolge liefert. Diese Inductionsströnie gehen durch die Wheatstonesche Brücke, eine Vorrichtung, bei welcher sich die von den beiden Polen der InductionsroUe herkommenden Drähte in je zwei einander begegnende Arme theilen, zwischen deren Treffpunkten noch ein Verbindungsdraht (die eigentliche „Brücke") ausgespannt ist. Mit diesem Verbindungsdrahte ist ein Telephon ver- bunden. Sind die Ströme, welche jederseits in die beiden Arme eintreten, gleich — wie es stets der Fall ist, wenn sie ungehemmt durch die Arme hindurchgehen können — so macht sich in dem Verbindungsdrahte kein Strom bemerkbar, das Telephon bleibt in Kühe. Wird aber in dem einen Arme der einen Seite ein längerer Draht ein- geschaltet, werden also die Ströme der beiden Arme dieser Seite durch den Widerstand des eingeschalteten Drahtes ungleich, so geht ein Ausgleichungsstrom durch den Ver- bind angsdraht und macht sich durch ein Knattern des Telephons bemerkbar. Schaltet man nun auch in den anderen Arm derselben Seite einen Rheostaten ein und regulirt die Stellung demselben so lange, bis das Telephon zum Schweigen gebracht ist, so muss der Widerstand, den der Strom in dem Rheostaten erfahren hat, offenbar eben so gross sein als der zu messende Widerstand im Drahte. Durch Ablesung am Reostaten erfährt man wiederum den gesuchten Widerstand, den der Draht dem Strome ent- gegenstellt. Der Kohlrauschsche Apparat gestattet durch seine Ein- richtung auch, die zu prüfenden Widerstände in zehnfacher Vergrösserung und in zehnfacher Verkleinerung zu messen. Er müsste daher eigentlich drei Scalen besitzen; dieselben sind jedoch in geschickter Weise auf eine reducirt. In zehnfacher Vergrösserung beobachtet man, um Widerstände von 1—3 Ohm zu messen, in natürlicher Grösse misst man die Widerstände von 3—30 Ohm, darüber hinaus bestimmt man die zu messenden Widerstände in zehnfacher Ver- 45 kreiiierang. Als ein besonderer Vorzug des Apparates ist es anzusehen, dass die Beobachtungen von einem Wechsel der Stromstärke während des Versuches unabhängig sind. Die beiden erläuterten Apparate benutzt man nun zur Prüfung der Blitzableiter in der Weise, dass man die Leitung an Stelle des bisher in den Stromkreis eingeschaltet angenommenen Drahtes einfügt. Eine solche Prüfung mit neu angelegten Blitzableitungen vorzunehmen, hat meist keinen Zweck, da anzunehmen ist, dass eine von kundiger Hand neu angelegte Leitung auch ihre Aufgabe erfüllen wird. Höchstens könnte ein behördlicherseits beauftragter Revisor zu einer Prüfung neuer Leitungen schreiten, um sich von der guten Ausführung derselben zu überzeugen. Allein die Blitzableitungen bleiben nicht gut. Es können Verletzungen stattfinden, welche den Blitzableiter gradezu in eine Gefahr für das betreffende Gebäude verwandeln. Darum ist es eine nicht zu versäumende Pflicht, von Zeit zu Zeit eine Prüfung der Ableitung von sachkundiger Hand vornehmen zu lassen. Solche Prüfungen zerfallen nothwendigerweise in eine Untersuchung der ober- irdischen und eine solche der unterirdischen Leitung. Für die oberirdische Leitung ist eine gründliche Besichtigung aller zugehörigen Theile das unbedingt Beste. Wenn man sich durch den Augenschein überzeugt hat^ dass an der Leitung nichts durchgerostet oder vom Winde durchgerissen ist, kurz, dass Alles noch so ist, wie es frisch hergestellt war, dann hat man die Gewissheit, dass der Blitzableiter seine Function treu und gewissenhaft erfüllen muss. Bei nicht gut er- reichbaren Punkten wird man sich mit gutem Erfolge des Fernrohrs bedienen. Eine galvanische Prüfung ist hier nicht nöthig, ja sie kann trügerisch sein. Denn um die Blitzableitung zu prüfen, bedarf man zweier Verbindungsdrähte, welche die Spitze des Blitzableiters und einen nahe der Erdoberfläche gelegenen Punkt mit dem 46 Prüfungsapparate verbinden. Dieselben steilen, da sie dünn sind, dem galvanischen Strome einen beträchtlichen Wider- stand entgegen. Bestimmt man denselben vorher und schaltet nun die Blitzableitung ein, so wird man, falls die Leitung nicht eine völlige Unterbrechung erlitten hat, einen nur sehr wenig vermehrten Widerstand finden, da der Ableitungsdraht in Folge seiner Dicke dem Strome einen verschwindend kleinen Widerstand entgegensetzt. Man würde auf Grund der Prüfung die Leitung für gut erklären, während sehr wohl dünne Stellen in derselben vorhanden sein können, so dünn, dass sie in kürzester Zeit durchgescheuert sein werden und der als gut bezeichnete Blitzableiter in Wirklichkeit doch schlecht ist. Hat die Leitung eine völlige Unterbrechung, so macht sich dies allerdings bemerklich. Der Strom ist dann gezwungen, in dem auf der anderen Seite des Gebäudes zur Erde gehenden Theile der Leitung — zwei Erdleitungen vorausgesetzt — zur Erde hinab und durch diese erst zum Messapparate zu gelangen. Da die feuchte Erde dem Strome einen grossen Widerstand entgegensetzt, so wird sich ein den Widerstand der Hülfs- leitung bedeutend übertreffender Widerstand bei der Messung ergeben. Es ist also möglich, auf Grund der galvanischen Prüfung vorhandene Risse der Leitung nachzuweisen und durch Verrücken der Anheftungspunkte der Hülfsdrähte fest- zustellen, auf welchem Stücke der Leitung der betreffende Riss sich vorfindet. Dies ist der einzige Nutzen einer galvanischen Prüfung der oberirdischen Leitung. Sicherlich finden sich solche Risse aber meist leichter durch eine genaue Besichtigung. Viel wichtiger, weil anders nicht ohne viel Umstände möglich, ist die Prüfung der unterirdischen Leitung durch jene Apparate. Zu dem Ende verbindet man den Prüfungsapparat einer- seits mit einer blank geputzten Stelle des Blitzableiters in der Nähe des Punktes, wo die Leitung in die Erde über- 47 geht, anderseits mit der feuchten Erde. Das letztere er- reicht man, 1) indem man den zweiten am Apparat befindlichen Hülfsdraht mit einer blank gefeilten Stelle einer Oas- oder Wasserleitung verbindet, oder indem man 2) an dem anderen Draht eine grössere Kupferplatte befestigt und diese in einen benachbarten Brunnen versenkt. Ist beides durch die Umstände ausgeschlossen, so schlägt man 3) einen dicken eisernen Stab 1 — 1.5 m tief in die Erde und bringt hiermit den zweiten Draht des Messapparates in Verbindung. Der Hauptwiderstand, dessen Kenntniss für die Be- urtheiluug der Blitzableiteranlage massgebend ist, liegt an der Stelle, wo sich die Leitung in der Erde ausbreitet; man nennt den Widerstand an diesem Punkte kurz den Aus- breitungswiderstand. Auch auf der anderen Seite, wo das Messiustrument mit der Erde in Verbindung steht, macht sich ein solcher Ausbreitungswiderstand geltend. Ist aber hier der üebergang des Stromes durch eine Wasser- oder I l l + 58 ^^frojectStr im +5S +5V +53 462 Ptafz am Breiten-Wec und Kaiserstrasse. Früher betriebener Stembruchvor dem X rökerUhöfeT. +46 + ^6,81 »0 30 VO 50 Culm - Grauwacke Bördßlöss. Humus e?cruclWcn-.''*\ofir l\-i cH'a.ipL^lLax^c XI c\-t ^^loiL^fioi Platz am Breiren-Wege Kaiserstrasse. Colo^: irafflH Grs.wacve. L;:,;,,; JM.IIelohgocan- | [SÄ^XfÄl 1 D.luvs^nd.g.ftoJ 1 „"„TsVoS«.":'- Iggl Bördeloss I ' I Humus [ FAUNA PISCIÜM GERMANIAE. Yerzeichnis der Fische der Stromgebiete der Donau, des Rheines, der Ems, Weser, Elbe, Oder, Weichsel, des Pregels und der Memel. Von ERWIN SCHULZE, D. Ph. 10 139 Inhalt Vorwort 141. Schriftenverzeichnis 143 — 156. Hauptwerke 143. Schriften über die Fische Mitteleuropas 143. Schriften über Fische einzelner Stromgebiete: 1) Donaugebiet 144. 2) Rhein- gebiet 146. 3) Emsgebiet 150. 4) Wesergebiet 150. 5) Eibgebiet, Schleswig, Holstein, Meklenburg 152. 6) Odergebiet, Pommern 155. 7) Weichsel, Pregel, Memel 155. Erklärung der Abkürzungen 157. AufzähluDg der Arten 159—210. 1. 0. Cyclostomi 159. 1. F. Petromyzontidae 159. 1. G. Petromyzon L. 159. 2. 0. Ganoidei 162. 2. F. Acipesidae 162. 1. G. Acipenser L. 162. 3. 0. Teleostei 164. 1. C. Physostomi 164. 3. F. Muraenidae 164. 1. G. Anguilla C. 164. 4. F. Clupeidae 165. 1. G. Clupea L. 165. 5. F. Salmonidae 166. 1. G. Thymallus C. 167. 2. G. Coregomis Art. 167. 3. G. Osmerus Art. 170. 4. G. Salmo L. 171. 6. F. Esocidae 175. 1. G. Esox L. 176. 10* 140 2. C. 3. C. 7. F. Cyprinidae 177. 1. G. Cobitis L. 177. 2. G. Pelecys Ag. 179. 3. G. Leiicaspius H. 179. 4. G. Alburnus H. 180. 5. G. Aspius Ag. 182. 6. G. Abramis C. 183. 7. G. Ehodeus Ag. 186. 8. G. Chondrostomus Ag. 187, 9. G. Tinea C. 188. 10. G. Leuciscus Kl. 189. 11. G. Gobio C. 196. 12. G. Barbus C. 197. 13. G. Cyprinus L 198. 8. F. Sil uridae 200. 1. Siluras L. 200. Anacanthi 201. 9. F. Pleiironectidae 201. 1. G. Pleuronectes L. 201. 10. F. Gadidae 202. 1. G. Lota C. 202. Acanthopteri 203. 11. F. Gastrosteidae 204. 1. G. Gastrosteus L. 204. 12. F. Cottidae 205. 1. G. Cottiis L 205. 13. F. Percidae 206. 1. G. Perca L. 206. 141 Yorwort. Die vorliegende Schrift soll eine üebersicht der in den süssen Gewässern Deutschlands vorkommenden Fische geben. Von den Fischen des Donaugebietes sind daher nur die in dessen oberem Theile vor- kommenden Arten aufgenommen. Die einzelnen Arten sind systematisch charakterisirt und kurz beschrieben. In den ichthyographischen Formeln, die als wesentlicher Bestandteil zur systematischen Charakteristik gehören , sind für die einzelnen Arten angegeben: die Zahl der Strahlen in den Kiemen- häuten und in den einzelnen Flossen, die Zahl der Schuppen in der Seitenlinie und die Zahl der Schuppenreihen über und unter der Seitenlinie an der höchsten Stelle des Leibes, und bei den Cypriniden die Zahl und Anordnung der Schlundzähne. Es bedeutet z. B. die Formel für Gyprinüs carpio L. : die Kiemenhaut hat drei Strahlen; die Rückenflosse 17 — 22 in der Flossenhaut liegende getheüte Strahlen, davor 3—4 ungetheilte Stützstrahlen-, die Brustflosse 15— 16 getheilte, davor 1 ungetheilten Strahl; die Bauchflosse 8 — 9 getheilte, davor 2 ungetheUte Strahlen ; die Afterflosse 5 getheilte, davor 3 ungetheilte Strahlen; die Schwanzflosse 17 — 19 Strahlen; die Seitenlinie hat 35 — 39 Schuppen, darüber liegen 5—6, darunter 5 — 6 Schuppenreihen; die Schlundzähne stehen beiderseits in drei Reihen: in der inneren 3, in den beiden äusseren je 1 Zahn. Bei jeder Art sind die wichtigeren Synonyma angegeben und die Hauptwerke über die Fische Deutschlands angezogen, so dass dies Buch einen Index zu den Werken von B 1 0 c h , Meidinger, Günther, H e c k e 1 und Kner, Siebold, Benecke bildet. Die Schriften über die Fischfauna Deutschlands habe ich in einem nach Flussgebieten geordneten Verzeichnisse zusammengestellt. Abgesehen von den auf das Alpengebiet und auf das Strom- gebiet der Donau beschränkten Arten sind fast sämmtUche in den Gewässern Deutschlands vorkommenden Fische in dem ausgezeichneten 142 Werke „Fische, Fischerei und Fischzucht in Ost- und Westpreussen von B. Benecke, Königsberg 1881" vortrefflich abgebildet. Diese schönen Abbildungen sind in einer wohlfeilen Sonderausgabe auf fünf Folio-Tafeln unter dem Titel „Die westpreussischen Fische, zusammen- gestellt von B. Ben ecke" im Verlage von L. Saunier zu Dan zig 1887 erschienen. Die Fische des Eibgebietes sind abgebildet in den „Schriften des Sächsischen Fischerei -Vereines. No. 1: Gemeinfassliche Belehrung über die Süsswasserfische des Eibgebietes. 2. Auflage 1886." Diese Schrift, deren Abbildungen zum grössten Theile ebenfalls dem B e n e c k e ' sehen Werke entnommen sind , ist gegen 30 Pfennig (!) Briefmarken vom Bureau des sächsischen Fischerei-Vereins in Dresden zu beziehen. Die Angaben über die in und an den einzelnen Fischarten schmarotzenden Würmer sind bis auf wenige Ausnahmen dem Com- pendium der Helminthologie von 0. v. L in stow (2 Bde., Hannover,^ 1878 und 1889) entnommen. 143 Schriftenverzeichnis, Hauptwerke über Fische. 1738. Artedi, P., Ichthyologia. 5 partes. Lugduni Bat. 8. 1758. Linne, C, Systema naturae. Ed. 10. Holmiae. 8. 1782—1795. Bloch, M. E., Naturgeschichte der Fische. 12 Theile. Berlin. 4. 1798—1805. Lacepede, B. G. E. de, Histoire naturelle despoissons. 6 vol. Paris. 4. 1828—1849. Cuvier, G. etValenciennes, A. , Histoire natu- relle des poissons. 22 vol. Paris. 4 et 8. 1859 — 1870. Günther, A., Catalogue of the fishes in the british museum. 8 vol. London. 8. Schriften über die Fische Mittel-Europas. 1783 — 1785. Bloch, M. E., Oekonomische Naturgeschichte der Fische Deutschlands. 3 Bände mit 107 Tafeln. Berlin. 8. 1839. Agassiz, L., Histoire naturelle des poissons d'eau douce de l'Europe centrale. 1. livr. Neuchätel. fol. 1840. 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Rhachidozoa branchiata nuda aut squamosa cristata, artubus pinnaceis, corde simplici. RücKGRATTHiERE, durch Kiemen atlimend, mit nackter oder be- schuppter Haut, unparem Flossenkamme, flossenförmigen Gliedmassen, einfachem Herzen. 1. 0. CYCLOSTOMI. Rundmäuler. PiscEs teretes nudi, ore suctorio, nare una, branchiis sacciformibus, rhachide cartilaginea, artubus nullis. Fische mit walzigem Leibe, nackter Haut, kiefeilosem Saug- munde, unparer Nase, beuteiförmigen Kiemen, knorpeliger Rücken- säule, ohne Gliedmassen. 1. F. PETROMYZONTIDAE. Os labiatum, cirris nullis-, naris supera caeca^ spiracula utroque latere 7; pinna dorsalis. Mund mit fleischigen , zu einer Längsspalte zusammenlegbaren Lippen, ohne Bartfäden; Nasenhöhle auf der Oberseite des Kopfes, blind geschlossen; jederseits 7 äussere Kiemenöflfnungen ; Rücken- flosse vorhanden. 1. G. PETROMYZON L. Os fimbriatum; lamina maxillaris superior bicuspis, inferior cus- pidibus 7—8; lingua dentibus serratis; pinnae dorsales 2, posterior cum caudali conjuncta. Mund mit kurzen Fransen ; an Stelle der Kiefer 2 Hornleisten, die obere mit 2, die untere mit 7 — 8 Zacken; Zunge mit gesägten Zähnen ; 2 Rückenflossen, die hintere mit der Schwanzflosse verbunden. 1. PETROMYZON hranchialis L. Neunauge. Larve: Querder. P. laminis maxillaribus obtuse dentatis, superioris dentibus distantibus; pinnis dorsalibus contiguis. Petro^^iyzon hranchialis Linne f. suec. 105; 1761. syst. nat. 394; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 58 t. 78 f. 2; 1785. (larva.) 160 PETROMYZONTIDAE. Petromyzon planeri Bloch, Fische Deutschi., 3, 60 1. 78 f. 3 ; 1785. Günther, Fische d. Neckars, 135-, 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr. , 380; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 375; 1863. Benecke, Fische Preuss., 197; 1881. (imago.) Ammocoetes hranchialis. Günther, Fische d. Neckars, 135; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 382; 1858. (larva.) 15 — 20 cm. Leib walzig, hinten zusammengedrückt. Kiefer- platten mit stumpfen Zähnen. Rückenflossen zusammenhängend. Afterflosse beim Manne eine niedrige Kante ; beim Weibe grösser, am After am höchsten. Haut geringelt. Rücken olivengrün; Seiten schmutziggelb; Bauch silberig; Flossen violett. Larve schmutziggelb ohne Silberglanz, mit kleinem zugespitztem Kopfe, zahnlosem, mit verästelten Barteln besetztem, zweilippigem Munde, dessen Oberlippe die Unterlippe weit überragt, unter der Haut verborgenen Augen, in einer Längsfurche liegenden Kiemenlöchern. Laichzeit März, April. Die Weiber saugen sich gesellig in flachem, schnell fliessendem Wasser am Kiesgrunde, die Männer am Nacken der Weiber fest, und entleeren unter heftigem Schütteln Eier und Samen. Nach dem Ablaichen sterben sie ab. Eier 1 mm gross, hell- grau oder graugelblich. Die Larven wühlen sich gleich nach dem Ausschlüpfen in den Schlamm ein und wandeln sich nach 3 — 4 Jahren in das geschlechtsreife Thier um. Schmarotzer: Neuronaina lampretae Gull., Ligula digramma Cr. In klaren Bächen. Verbreitet. 2. PETROMYZON fluvlatills L. Pricke. P. laminis maxillaribus acute dentatis, superioris dentibus distan- tibus; pinnis dorsalibus sejunctis. Linne f. suec. 104; 1761. syst. nat. 394; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 53 t. 78 f. 1 ; 1785. Meidinger pisc. austr. t. 50 ; 1794. Günther, Fische d. Neckars, 134; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 377; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 372; 1863. Benecke, Fische Preuss., 196; 1881. 30—50 cm. Leib walzig, hinten zusammengedrückt. Zähne der Kieferplatten spitz, die der oberen auseinanderstehend. Kopfporen deutlich. Rückenflossen getrennt. Afterflosse eine niedrige Hautfalte. Haut querrunzelig. Rücken dunkel olivengrün oder braungrün; Seiten schmutziggelb, silberglänzend; Bauch weiss. Laichzeit April, Mai. Einige Tausend 1 mm grosser, graugelblicher, undurchsichtiger Eier in seichtem, schnellfliessendem Wasser auf Stein- grund. Stirbt nach dem Ablaichen. Nahrung : Insekten, Würmer, Fische. PETROMYZONTIDAE. 161 Schmarotzer: Gordius aquaticus Gm., Ascaris petromyzontis Lw., Tylodelphiis petromyzontis fluviatilis D., Distomum roseiim Ben., appendiculatum R. , semiflavum Lw. , inerme Lw. , Scolex petromy- zontis Lw. An den Meeresküsten; im Herbste und Winter zum Laichen in die Flüsse aufsteigend. 3. PETROMYZON marinus L. Lamprete. P. laminis maxillaribus acute dentatis, superioris dentibus approxi- matis; pinnis dorsalibus distantibus. Linne f. suec. 105: 1761. syst. nat. 394; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 49 t. 77; 1785. Günther, Fische d. Neckars, 131; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 374; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 368; 1863. Benecke, Fische Preuss., 194; 1881. 50 — 90 cm. Leib walzig, hinten zusammengedrückt. Zähne der Kieferplatten spitz, die der oberen dicht nebeneinander. Kopfporen deutlich. Eückenflossen weit von einander getrennt. Afterflosse fehlt. Gelblichweiss oder bleigrau, Oberseite schwarzbraun oder dunkel olivengrün marmorirt. Laichzeit Aprü bis Juni. Nahrung: Fische. In der Nordsee und Ostsee; im Frühjahre zum Laichen in die Flüsse aufsteigend. 162 2. 0. GANOIDEI. Schmelzscliupper. PiscES branchiis liberis operculatis, iutestino spiratim plicato, cono cordis arterioso, physa aperta. Fische mit freien Kiemen, Kiemendeckel, Spiralklappe des Darmes, Conus arteriosus des Herzens, in den Schlund geöffneter Schwimmblase. 2. F. ACIPESIDAE. Rostrum productum. Os inferum minutum protensile edentulum. Cirri 4. Corpus scutorum ordinibus 5 tectum. Sceletum cartilagineum. Pinnae medianae fulcratae. Radii branchiostegi nulli. Parabranchiae. Schnauze verlängert. Mund unterständig , klein , vorstreckbar, zahnlos. 4 Barteln in einer Querreihe. Leib mit 5 Reihen von Knochenplatten. Skelet theil weise knorpelig. Die unparen Flossen beschindelt. Kiemenhäute an der Kehle zusammenfliessend, strahlen- los. Nebenkiemen vorhanden. 1. G. ACIPENSER L. Scutorum ordines discreti. Siphones super spiraculis. Cauda pinna caudali inclusa. Die Reihen der Knochenplatten am Schwänze nicht zusammen- fliessend. Spritzlöcher vorhanden. Schwanzspitze von den Strahlen der Schwanzflosse eingeschlossen. 1. ACIPENSER sturio L. Stör. A. rostro longiusculo, labio superiore angusto, inferiore crasso bipartito, cirris teretibus simplicibus, scutis dorsalibus medio culminatis, lateralibus magnis confertis. D 11/29 P 1/38 V 11/14 A 11/14 C 11/11/75. Linne f. suec. 107; 1761. syst. nat. 403; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 113 t. 88; 1785. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 362; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 363; 1863. Benecke, Fische Preuss., 191; 1881. 2—3 m. Schnauze massig lang, dreieckig, auf der Oberseite zu- gespitzt. Barteln drehrund, ungefranst. Oberlippe schmal ; Unterlippe wulstig, in der Mitte unterbrochen. Leib gestreckt, fünf kantig. ACIPESIDAE. 16a Unterseite eben. Eückenschilder 11 — 13, in der Mitte am höchsten. Seitenschilder jederseits 26—31, dicht aneinander gereiht. Bauchschilder jederseits 11—13. Haut durch eingelagerte Knochentäfelchen rauh. Laichzeit April bis Juni. Mehrere Millionen 2 mm grosser, schwarzer Eier. Nahrung: wirbellose Thiere, kleine Fische. Schmarotzer : Ascaris constricta R., acipenseris Lw., Dacnitis^ sphaerocephala Duj., Cucullanus papillifer Mol., Echinorynchus proteus W., plagiocephalus W., Distomum hispidum Abg., grandiporum R., rufoviride E., appendiculatum R., Amphiline foliacea R., Nitzschia elegans Baer, Dichelestium sturionis Herm. In der Nordsee und Ostsee, zum Laichen in die Flüsse aufsteigend. Memel bis Tilsit-, Pregel bis Insterburg; Weichsel bis Galizien ; Elbe bis Böhmen; Weser bis Münden; Ems bis Weener; Rhein bis Basel. Fehlt dem Donaugebiete. 164 3. 0. TELEOSTEL Knochenfisclie. PiscEs squamosi aut midi, sceleto osseo, branchiis liberis oper- culatis. Fische mit beschuppter oder nackter Haut, knöchernem Skelet, freien Kiemen, Kiemendeckel, ohne Spiralklappe des Darmes, mit nur 2 Klappen im Grunde des Aortenbulbus. 1. c. PHYSOSTOMI. Ossa intermaxillaria et supramaxillaria mobilia-, branchiae pecti- natae; pinnarum radii articulati-, pinnae ventrales abdominales aut nullae ; physa aperta aut nulla. Zwischenkiefer und Oberkiefer beweglich; Kiemen kammförmig; Flossenstrahlen weich; Bauchflossen, wenn vorhanden, bauchständig; Schwimmblase, wenn vorhanden, mit Luftgang. 3. F. MUßAENIDAE. Ossa supramaxillaria dentata; intermaxillaria cum vomere et ethmoideo connata ; corpus elougatum cylindricum aut lineare ; pinnae ventrales nullae; squamae minutae aut nullae. Oberkiefer bezahnt, den seitlichen Rand der Oberkinnlade bildend; Zwischenkiefer mit Pflugscharbein und Siebbein verwachsen; Leib gestreckt, walzig oder bandförmig; keine Bauchflossen; Haut nackt oder mit verkümmerten Schuppen. 1. G. ANGUILLA C. Dentes minuti fasciatim dispositi ; lingua libera ; spiracula angusta ; pinnae dorsalis caudalis analis unitae; cutis squamosa. Zähne klein, in Streifen; Zunge frei; Kiemenöffnungen eng; Kiemenspalten weit; Rücken-, Schwanz- und Afterflosse nicht ge- sondert; Haut mit verkümmerten Schuppen. 1. ANGUILLA vulgaris Flem. Aal. A. mala inferiore longiore, trunco cylindrico, cauda compressa. B10P19D + C-fA 1100 MuRAENA anguüla Linne f. suec. 108; 1761. syst. nat. 426; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 6 t. 73; 1785. Meidinger, pisc. austr., t. 31; 1790. Anguilla vulgaris Flemming. Günther, Fische des Neckars, 128; 1853. Siebold, Fische Mittelem-., 342; 1863. Benecke, Fische Preuss., 173 ; 1881. MURAENIDAE. CLUPEIDAE. 165 Angüilla fluviatilis Agassiz. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 319; 1858. 60 — 100 cm. Leib walzig, hinten zusammengedrückt. Schnauze spitz oder stumpf. Unterkinnlade vorstehend. Vordere Nasenlöcher röhrenförmig. Augen klein, über den Mundwinkeln. Kiemenöflfnung eng, vor der Brustflosse. Schuppen sehr klein, nicht deckend, zickzack- förmig geordnet, tief in der Haut eingelagert. Brustflossen rundlich. Schwimmblase lang , walzig. Rücken dunkelblau oder schwarzgrün ; Seiten heller; Bauch weiss. Laichgeschäft im Meere. Eier 0.1 mm gross. Ein Theil der aus- geschlüpften Brut steigt im Frühjahre in den Flüssen hinauf und entwickelt sich zu Weibern, die, nachdem sie geschlechtsreif geworden, in das Meer zurückwandern, um mit den immer im Meere verbleibenden Männern zusammenzutreifen. Nach dem Ablaichen kehren sie nicht in das Süsswasser zurück. Nahrung: Krebse zur Zeit der Häutung, Insekten, Würmer, Schnecken, Muscheln, junge Fische, Fischeier. Schmarotzer: Ascaris labiata R., CucuUanus elegans Z., Filaria solitaria Ldy., denticulata R,, quadrituberculata Ldy., conura Lw., echinata Lw., Nematoxys tenerrimus Lw., Ichthyonema sanguineum R., Nematoideum muraenae anguillae R. , Trichina anguillae Bowm., Echinorynchus globulosus R., tuberosusR., angustatus R., proteusW.,, propinquus Duj., lateralis Mol., Distomum inflatumMol., bergense 01s., globiporum R., polymorphum R., appendiculatum R., angulatum Duj., commune 01s., fasciatum R., rufoviride R., varicum Z., ventricosum R., grandiporum R., simplex R., Gastrostomum fimbriatum Sb., Taenia macrocephala Cr., hemisphaerica Mol., Bothriocephalus claviceps R., Ergasilus gibbus Ndm. In Flüssen und Seen. Fehlt dem Donaugebiete, sonst allgemein verbreitet. 4. F. CLUPEIDAE. Cirri nuUi. Caput nudum, corpus squamosum. Malae superioris margo ossibus intermaxillaribus et supramaxillaribus constans. Spira- culum amplum. Physa simplex. Pinna adiposa nuUa. Mund ohne Barteln. Kopf nackt, Körper beschuppt. Rand der Oberkinnlade von Zwischenkiefer und Oberkiefer gebildet. Kiemen- üffnung sehr weit. Schwimmblase einfach. Keine Fettflosse. 1. G. CLUPEA L. Mala superior non prominens. Abdomen carinatum serratum. Oberkinnlade nicht vorspringend. Körper seitlich zusammen- gedrückt mit gesägter Bauchkante. 166 CLUPEIDAE. SALMONIDAE, 1. CLUPEA alosa L. Perpel. C. palato edentulo, oculis palpebratis, operculo radiato, arcubus l)ranchialibus intus pectinatis. B 8 D 4-5/15—16 P 1/14-15 V 1/8 A 3/20—24 C 19 Sq 8— 10/48—55/10—12. Clupea alosa Linne syst. nat. 523-, 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 266 t. 30 f. 1 ; 1783. Günther, Fische d. Neckars, 121 ; 1853. Clupea finta Cuvier regne animal 2, 320; 1829. Alosa finta Yarrel brit. fish. 2, 208; 1841. Siebold, Fische Mitteleur., 332; 1863. Benecke, Fische Preuss., 167; 1881. Alosa vulgaris Valenciennes poiss. 20, 391 t. 604; 1847. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 228 ; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 328 ; 1863. SO — 70 cm. Mundspalte bis hinter die Augen reichend. Mund- ränder schneidend, der obere mit kleinen, spitzen, leicht ausfallenden Zähnen. Unterkiefer am Kinnwinkel stark verdickt, in einen Aus- schnitt der oberen Kinnlade eingreifend. Augen vorne und hinten von einem halbmondförmigen, knorpelartigen, glashellen Lide bedeckt. Kiemenbögen auf der konkaven Innenseite mit 23—118 kammförmig gestellten Lamellen. Auf der Bauchkante eine Reihe winklig ge- knickter Kielschuppen mit langen seitlichen und kürzerem hinteren Fortsatze. Zu beiden Seiten der Schwanzflosse zwei grosse längliche Schuppen mit verästelten Kanälen. Oberseite dunkel olivengrün, Seiten silberfarben mit grüngoldenem Glänze , Bauch weiss. Dicht hinter der Kiemenspalte auf der Schulter ein dunkler Fleck, dahinter bisweilen noch 3— 8 kleinere Flecke. Schwanzflosse tief ausgeschnitten. Laichzeit April bis Juni. Nahrung: Crustaceen. Schmarotzer: Ascaris adunca R. , capsularia D. , Agamonema alausae Mol, Echinorynchus subulatus Z., Distomum appendiculatum E,., ventricosum R., mollissimum Lev., carolinae Stoss., Octoplectanum lanceolatum D. , Glossocotyle alosae Ben. , Ophicotyle fintae Ben., Bothriocephalus fragilis R., Scolex alosae fintae Ben. Nordsee, Ostsee; zum Laichen in die Flüsse aufsteigend. 5. F. SAXMONLDAE. Cirri nulli. Caput nudum, corpus squamosum. Malae superioris margo ossibus intermaxillaribus et supramaxillaribus constans. Para- branchiae. Abdomen rotundatum. Pinna adiposa. Physa simplex. Mund ohne Barteln. Kopf nackt, Leib beschuppt. Rand der Oberkinnlade von Zwischeukiefer und Oberkiefer gebildet. Neben- kiemen vorhanden. Bauch gerundet. Hinter der Rückenflosse eine kleine Fettflosse. Schwimmblase einfach. SALMONIDAE. 167 1. G. THYMALLÜS C. Os angustum. Maxillae, vomer, palatum dentata; lingua edentula. Pinna dorsalis longa. Squamae fixae. Mundspalte eng. Kiefer, Pflugscharbein und Gaumen fein be- zahnt; Zunge zahnlos. Kückenflosse lang. Schuppen festsitzend. 1. THYMALLÜS vexillifer Ag. Äsche. T. mala superiore prominente, dorso antice carinato. B 9-10 D 5—7/14—17 P 1/14-15 V 1/10 A 3-4/9—10 C 19 Sq 7—8/86-88/9-12. Salmo thymallus Linne f. suec. 124; 1761. syst. nat. 512; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 199 t. 24; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 33; 1790. Thymallus vulgaris Nilsson. Siebold, Fische Mitteleur., 267; 1863. Benecke, Fische Preuss., 153; 1881. Thyäiallus vexillifer Agassiz poiss. eur. t. 16. 17. 17 bis; 1839. Valenciennes poiss. 21, 438; 1848. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 242; 1858. Thymallus e/ymnoi/iorarc Valenciennes poiss. 21, 445 t. 625; 1848. Günther, Fische d. Neckars, 117; 1853. 20 — 40 cm. Mund halbunterständig. Vorderrücken scharfkantig. An Brust und Kehle beiderseits der Mittellinie schuppenlose Stellen. Rückenflosse lang und sehr hoch. Kopf oben bräunlich, an den Seiten gelblich , schwarz gefleckt. Rücken grünlichbraun , Seiten heller, Bauch silberglänzend. Oberseite schwarzbraun gefleckt und punktiert Seiten mit bräunlichen Längsstreifen. Parige Flossen gelbröthlich, unpare bräunlichroth ; Rückenflosse mit 3—4 schwärzlichen Flecken- binden, zur Laichzeit violett mit purpurrothem Spiegel. Laichzeit März bis Mai. Eier 4 mm gross, gelblich oder röthlich, an seichten Stellen mit starker Strömung auf Kiesboden. Nahrung: Würmer, Mollusken, Insekten, Fischlaich. Schmarotzer : Ascaris dentata R., thymalli Lw., Ancyracanthus cystidicola R., Gordius aquaticus Gm., Echinorynchus proteus W., Pisiformis Z. , Distomum folium Olf , laureatum Z. , varicum Z., tereticolle R., Octobothrium sagittatum 01s., Taenia longicollis R., Triaenophorus nodulosus R.,Bothriocephalus infundibuliformisR., latus L. In klaren, schattigen Bächen und Flüssen. Verbreitet. 2. G. COREGONUS Art. Os angustum. Dentes minutissimi aut nulli. Pinna dorsalis brevis. Squamae caducae. Mundspalte eng. Zähne sehr klein oder fehlend. Rückenflosse kurz. Schuppen lose sitzend. 168 SALMONIDAE. 1. COREGONUS alhula V. Kleine Maräne. C. ore supero. BSD 4/8—9 P 1/14-15 V 2/10 A 4/11—12 C 19 Sq 7-9/ 82—88/8—10. Salmo alhula Linne f. suec. 124; 1761. syst. nat. 512; 1766. Salmo maraenula Bloch, Fische Deutschi., 1, 222 i. 28 f. 3; 1783. CoREGONUs alhula Valenciennes poiss. 21, 520 t. 633; 1848. Siebold, Fische Mittelem-., 265; 1863. Benecke, Fische Preuss. 152; 1881. 12—35 cm. Unterkiefer vorstehend; Kinn schwach verdickt, in einen seichten Ausschnitt des Zwischenkiefers passend. Seitenlinie an der Schulter herabsteigend, von der Brustflosse bis zum Schwänze geradlinig. Rücken blaugrün ; Seiten und Bauch silberglänzend ; Rücken-, Fett- und Schwanzflosse grau, die übrigen Flossen farblos. Laichzeit November, December. Etwa 10 000 ungefähr 2 mm grosse Eier werden in einiger Entfernung vom Ufer ins Wasser fallen gelassen. Nahi'ung: Crustaceen, Würmer, Fischbrut. Schmarotzer: Ascaris albulae R., Monostomum maraenulae R., Taenia longicollis R., Ligula digramma Cr. In den Seen der baltischen Seenplatte. 2. COREGONUS ivartinamii Rapp. Renke. C. ore truncato, cauda tenui. D 4/10-11 P 1/14-15 V 2/10—11 A 4,11—12 C 19 Sq 9—10/ 83-95/8—9. Salmo wartmarmi Bloch, Fische Deutschi., 3, 203 t. 105; 1785. Salmo lavaretus Meidinger, pisc. austr., t. 34; 1790. CoREGoxus lavaretus Valenciennes poiss. 21, 466 t. 627; 1848. CoREGONus palea Valenciennes poiss. 21, 477 t. 628; 1848. CoREGONus reisingeri Valenciennes poiss. 21, 496; 1848. CoREGONus wartmanni Rapp, Fische d. Bodensees, 12 t. 1 ; 1854. Heckel u. Kner, Fische Oesterr., 235; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 243; 1863. 20—65 cm. Schnauze gestreckt, senkrecht abgestutzt. Schwanz schlank. Rücken und Flossen schwarzblau; Seiten und Bauch silber- glänzend. Laichzeit November, December. Schmarotzer : Ascaris obtusocaudata R., Echinorynchus proteus W., Discocotyle hirundinacea D., Distomum varicum Z., Trematodum salmonis lavareti F., Taenia longicollis R., Ligula digramma Cr. SALMONIDAE. 169 In den grösseren Seen auf der Nordseite der Alpen. R Züricher, Vierwaldstädter, Brienzer, Thuner, Hallwyler, Sempacher, Neuenburger See; Bodensee; I> Riegsee, Staffelsee, Ammersee, Starenberger See, Chiemsee, Tegernsee, Kochelsee, Walchensee, Eibsee, Traunsee, Atter- see, Mondsee, St. Wolfgangsee, HallstUdter See, Fuschelsee, Achensee, Plansee, Wörther, Faaker, Keutschacher See. 3. COREGONUS hiemaUs Jur. Kilch. C. ore semiinfero, cervice convexa. D 4/9—13 P 1/15—16 V 2/10—11 A 4/9—13 C 19 Sq 8-9/78- 90/8-9. C. hiemdlis Jiirine poiss. du lac leman. Mem. soc. de phys. et d'hist. nat. Geneve 3, 200 1. 8 ; 1825. Siebold, Fische Mitteleur., 254 1. 2 ; 1863. C. acronius Rapp, Fische d. Bodensees, 22; 1854. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 240; 1858. 20 — 35 cm. Mund halb unterständig. Nacken stark gewölbt. Rücken braungelb; Seiten und Bauch mattsilberig; Flossen farblos. Laichzeit September, Oktober. Im Bodensee und Ammersee in grosser Tiefe. 4. COREGONUS lavaretus Kr. Maräne. C. ore oblique truncato. D 3—4/10—12 P 1—2/15—17 V 1—2/9—11 A 1—4/10—12 C 19 Sq 9-11/80-98/8-10. Salmo lavaretus Linne f. suec, 124; 1761. syst. nat. 512; 1766. Salmo maraena Bloch, Fische Deutschi., 1, 216 t. 27; 1783. CoREGONus fera Jurine poiss. du lac leman. Mem. soc. ph. et hist. nat. de Geneve 3, 190 t. 7 ; 1825. Valenciennes poiss. 21, 472 ; 1848. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 238 ; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 251; 1863. CoREGONUS lavaretus Kr0yer Danm. fisk. 3, 55 ; 1853. Benecke, Fische Preuss., 150; 1881. CoREGONUs maraena Valenciennes poiss. 21, 481 t. 629; 1848. Siebold, Fische Mittelem-., 263; 1863. Benecke, Fische Preuss., 149; 1881. 30 — 60 cm. Schnauze kurz, dick, schi-äg nach unten imd hinten abgestutzt. Fettflosse über der Afterflosse. Laichzeit November, December. 20—50 000 etwa 3 mm grosse, kugelige, nicht klebende Eier in flachem Wasser. Nahrung : Muscheln , Schnecken , Crustaceen , Insekteularven, Fischeier. 12 170 SALMONIDAE. Schmarotzer: Cercariaeum coregoni ferae Chav., Cyathocephalus truncatus P., Taenia cyclops Lw., longicollis ß., ocellata R., torulosa Batsch, Bothriocephalus infundibiilifonnis R., Triaenophorus nodulosus R. Ostsee; Selenter See in Holstein; O Maduisee; E Schallsee in Lauenburg; R Neuen burger, Murtener, Sempacher, Hallwyler, Vierwaldstädter, Zuger, Züricher See, Bodensee, I> Würmsee, Schliersee. 5. COREGONUS oxyrynchus Axt. Schnäpel. C. mala superiore rostrata. D 4/10 P 1/15-16 V 2/10— 11 A 4/10— 13 C 19 Sq 9— 10/80-88/9. CoEEGONüs oxyrynchus Artedi syn. pisc. 21 ; 1738. Valenciennes poiss. 21, 488 t. 630; 1848. Siebold, Fische Mitteleur., 259; 1863. Salmo oxyrynchus Linne syst. nat. 512; 1766. Salmo lavaretus Bloch, Fische Deutschi., 1, 206 t. 25; 1783. Salmo fhymallus latus Bloch, Fische Deutschi., 1, 214 1. 26 ; 1783. 40 — 50 cm. Oberkinnlade die untere weit überragend, in eine kegelförmige weiche Schnauze verlängert. Rücken blau ; Seiten silbrig. Laichzeit Oktober, November. Nahrung: kleine Fische, Fischlaich, Mollusken, Würmer, Insekten. Schmarotzer: Ascaris obtusocaudata R., Cucullanus elegans Z., Ancyi-acanthus cystidicola R., Echinorynchus angustatus R., Distomum appendiculatum R., varicum Z. , laureatum Z. , conostomum 01s., Cryptobothrium longicolle Ben., Bothriocephalus proboscideus R. In der südöstlichen Nordsee und westlichen Ostsee ; zum Laichen die Flüsse hinaufsteigend. 3. G. OSMERUS Art. Os amplum. Maxillae, palatum, pterygoidea, lingua dentata. Squamae caducae. Mundspalte weit. Kiefer, Gaumen, Flügelbeine, Zunge bezahnt. Schuppen lose. 1. OSMERUS eperlanus Art. Stint. 0. mala inferiore longiore, linea laterali brevi. B 7—8 D 3/7—8 P 1/9—10 V 2/7 A 3/11—13 C 19. OssEERus eperlanus Artedi sp. pisc. 45 ; 1738. Valenciennes poiss. 21, 371 t. 620; 1848. Siebold, Fische Mittelem-., 271; 1863. Benecke, Fische Preuss., 155; 1881. Salmo eperlanus Linne f. suec. 123; 1761. syst. nat. 511; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 226 t. 28 f. 2; 1783. Salmo eperlano-marinus Bloch, Fische Deutschi., 1, 229 t. 28 f. SALMONIDAE. 171 OsMERus spirinchus Pallas. Valenciennes poiss. 21, 387; 1848. 8—30 ein. Leib gestreckt, zusammengedrückt, Rücken ziemlich gerade. Mund bis unter den hinteren Augenrand gespalten. Unter- kiefer vorragend, mit einer äusseren Eeihe kleinerer, einer inneren grösserer Zähne. Zähne des Oberkiefers klein, die am Pflugschar- beine und der Zungenspitze am grössten. Schuppen queroval, zart, ohne Silberglanz , lose sitzend. Seitenlinie auf die ersten 8 — 10 Schuppen beschränkt. Körper durchscheinend. Rücken licht blau- grün-, Seiten und Bauch gelblich. An den Seiten ein blaugrüner glänzender Längsstreif. Laichzeit März April. Eier 0,6 — 0,8 mm gross. Nahrung: Würmer, Garneelen, Fischbrut. Schmarotzer : Ascaris hirsuta Ben. , osmeri Lw. , eperlani R., Ichthyonema sanguineum R. , Cucullanus elegans Z. , Ancyracanthus impar Sd. , Agamonema bicolor D. , Nematoideum salmonis eperlani R., salmonis spirinchi R. , Echinorynchus proteus W. , eperlani R., Distomum rufoviride R. , microphyllum Ben. , macrobothrium Ben., tectum Lw., Monostomum gracile R. , Tetracotyle ovata Lw., Taenia longicoUis R., eperlani Ach., Cryptobothrium longicolle Ben., Bothrio- cephalus osmeri Lw. Nordsee ; Ostsee ; masurische Seen •, Kellersee, gr. Eutiner, Diek-, Beler-, Suhrer See in Holstein-, E Ruppiner See, Havel -Seen bei Brandenburg und Potsdam; Ems Zwischenahner See. 4. G. SALMO L. Os amplum. Maxillae, palatina, vomer, lingua dentata ; pterygoidea edentula. Squamae parvae. Mundspalte weit. Kiefer, Gaumenbeine, Pilugscharbein und Zunge mit kräftigen, kegelförmigen Zähnen; Flügelbeine zahnlos. Schuppen klein. 1. S. Trutta Nils. Vomer petiolo elongata dentato. Pflugscharbein mit langem, bezahntem Stiele. 1. SALMO fario L. Forelle. S. rostro brevi obtuso, vomeris lamina triangulari postice dentata, petiolo elongato ecarinato dentium ordinibus 2. B 9—10 D 3-4/9-10 P 1/12 V 1/8 A3/7— 8 C 17— 19 Sq 20— 24/110—120/20—22. Salmo fario Linne f. suec. 122-, 1761. syst. nat. 509; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 188 t. 22, 23: 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 20; 1786. t. 46; 1794. Agassiz poiss. eur., t. 3. 3a. 3b. 4. 4b. 5; 1839. Günther, Fische d. Neckars 113; 1853. 12* 172 SALMONIDAE. Salmo aJpinus Bloch, Fische Deutschi., 3, 200 t. 104 ; 1785. Salmo punctatus Cuvier regne animal 2, 304-, 1829, Salar ausonii Valenciennes poiss. 21, 319 t. 618; 1848. Heckel u. Kner, Fische Oestr.; 248-, 1858. Trutta fario Siebold , Fische Mittelem-. , 319 •, 1863. Benecke, Fische Preuss., 162-, 1881. 20—30 cm. Schnauze kurz , abgestumpft. Platte des Pflug- scharbeins dreieckig, am Hiuterrande mit 4—5 Zähnen. Stiel des Pflugscharbeins flach ausgehöhlt, mit 2 Zahnreihen. Schwanzflosse in der Jugend ausgerandet, später abgestutzt. Rücken blauschwarz oder dunkel olivengrün-, Seiten dunkel messingglänzend; Bauch weiss oder gelblich; Rücken und Seiten mit schwarzen oder rothen, oft blaugesäumten Flecken. Brust-, Bauch- und Afterflosse gelblich; Rücken-, Fett- und Schwanzflosse wie der Rücken gefärbt. Laichzeit Oktober bis December. 500—2000 gelbliche oder röth- liche, 4 — 5 mm grosse Eier an kiesigen Stellen klarer Bäche. Nahrung: kleine Fische, Würmer, Insekten, Krebse, Tritonen. Schmarotzer: Ascaris obtusocaudata R.. Ancyracanthus cystidi- cola R., impar Sd., Cucullanus globosus Z., Echinorynchus clavaeceps Z., globulosus R., angustatus R., proteus W., clavula Duj., fusiformis Z., linstowii Ham. , Distomum laureatum Z. , appendiculatum R., tereticolle R. , Placoplectanum sagittatum D. , Taenia longicollis R., Triaenophorus nodulosus R., Lernaea esocinaBrm., Argulus foliaceus L. In klaren Bächen und Flüssen mit steinigem Grunde und von Flüssen durchströmten Seen. Verbreitet. 2. SALMO trutta L. Meerforelle. S. rostro brevi obtuso, vomeris lamina triangulari postice dentata,. petiolo elongato carina alta dentata. B 11-13 D 3/9—11 P 1/12—13 V 1/8 A 3/8-9 C 19 Sq 20— 24/120—130/18—20. Salmo trutta Linne f. suec. 122 ; 1761. syst. nat. 509 ; 17bG. Bloch, Fische Deutschi., 1, 181 t. 21; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 21; 1788. Agassiz, poiss. eur., t. 6. 7. 7a. 8; 1839. SiU.Mo lacustris Linne syst. nat. 510; 1766. Agassiz, poiss. eur. t. 14. 15. 15a; 1839. Salmo goedenii Bloch, Fische Deutschi., 3, 196 t. 102; 1785. Salmo schief er mülleri Bloch, Fische Deutschi., 3, 198 t. 103 ; 1785. Rheinmiken Wartmanu ap. Bloch, Fische Deutschi., 3, 227 ; 1785. Fario argenteus Valenciennes poiss. 21, 294 t. 616; 1848. Fario lemanus Valenciennes poiss. 21, 300 t. 617; 1848. SALMONIDAE. 173 Salar scMffermülleri Valenciennes poiss. 21, 344-, 1848. Heckel, Sitzb. Ak. Wien 8, 349 t. 3 f. 1. 2. 3; 1851. Heckel u. Kner, Fische Oestr. 261; 1858. Faeio marsicjUi Heckel, Sitzb. Ak. Wien, 8, 348 t. 3 f. 6. 7. 8; 1851. Heckel ii. Kner, Fische Oestr., 267; 1858. Salar lacustris Heckel ii. Kner, Fische Oestr., 265; 1858. Trutta lacustris Siebold, Fische Mittelem*., 301 ; 1863- Trutta trutta Siebold, Fische Mittelem-., 314; 1863. Benecke, Fische Preuss., 161; 1881. 50 — 60 cm. Schnauze km-z, abgestumpft. Mann zur Laichzeit oft mit Unterkieferhaken. Platte des Pflugscharbeins dreieckig, am Hinterrande mit 3—4 Zähnen. Stiel des Pflugscharbeins lang, mit einer hohen, 1 — 2 reihig bezahnten Längsleiste. Schwanzflosse in der Jugend ausgeschnitten, später abgestutzt. Rücken blaugrau; Seiten und Bauch silberglänzend , meist mit zerstreuten schwarzen Flecken ; Kücken-, Fett- und Schwanzflosse grauschwarz; Brust-, Bauch- und Afterflosse ungefärbt. Laichzeit Oktober bis December. Nahrung: Amphipoden, Fische. Schmarotzer: Ascaris acus Bl. , clavata E., obtusocaudata R., dcntata R. , Cucullanus globulosus Z. , elegans Z. , Echinorynchus Proteus W. , fiisiformis Z. , Distomum laureatum Z., tereticolle R., -appendiculatum R. , folium Olf., truttae Moul. , Triaenophorus nodu- losus R., Taenia longicollis R., Cyathocephalus trunoatus P., Bothrio- cephalus proboscideus R. , infundibuliformis R. , latus L. , Caligus rapax Edw. Nordsee, Ostsee, zum Laichen in die Flüsse aufsteigend; als Standfisch in Alpenseen: R Bodensee; D Ammersee, Würmsee, Tegernsee, Schliersee, Chiemsee, Walchensee, Königsee. 3. SALMO salar L. Lachs. S. rostro producto angusto, vomeris lamina quinquangulari in- €rmi, petiolo elongato carina humili uniseriatim dentata. B 11-12 D 3—4/9—11 P 1/13 V 1/8 A 3/7—8 C 19 Sq 25— 26/120—130/18. Salmo salar Linne f. suec. 121; 1761. syst. nat. 509; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 162 t. 20; 1783. 3, 185 t. 98; 1785. Agassiz poiss. eur. t. 1. la. Ib. 2; 1839. Günther, Fische d. Neckars, 111; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 273; 1858. Salmo hamatus Cuvier regne animal 2, 303; 1829. Valenciennes poiss. 21, 212 t. 615; 1848. Salmo salmo Valenciennes poiss. 21, 169 t. 614; 1848. 174 SALMONIDAE. Tbütta salar Siebold, Fische Mittelem*., 292-, 1863. Benecke, Fische Preuss., 157 ; 1881. 1 m. Schnauze schmächtig-, gestreckt, beim laichreifen Manne mit Unterkieferhaken. Platte des Pflugscharbeins fünfeckig, zahnlos. Stiel des Pflugscharbeins lang, mit einer niedrigen, einreihig be- zahnten Längsleiste. Schwanzflosse in der Jugend ausgerandet, später abgestutzt. Rücken graublau oder schwarzblau; Seiten heller; Bauch silberweiss. Oberseite mit zerstreuten schwarzen Flecken. Zur Laichzeit die Haut auf Rücken und Flossen schwartig verdickt. Laichzeit September bis November. 10 — 20 000 orangerothe, 6 mm grosse Eier auf kiesigem Grunde der Flüsse. Nahrung: Thiere aller Art, besonders Fische. Schmarotzer: Ascaris clavata R. , capsularia D. , Agamonema capsularium D. , commune D., Cucullanus elegans Z., Echinorynchus Proteus W. , pachysomus Cr., Distomum varicum Z. , ocreatum R., appendiculatum R., reflexum Cr., miescheri Zsch., Stenobothrium appendiculatum D. , Schistocephalus dimorphus Cr. , Bothriocephalus cordiceps Ldy., proboscideus R., Tetrabothi'ium minimum Lw., Tetra- rynchus gi'ossus R., solidus Dr., Argulus foliaceus L. In der Nordsee und Ostsee; steigt zum Laichen im Sommer die Flüsse hinauf. 2. S. Epitoniyiiis.^) Vomer brevis, petiolo edentulo. Pflugscharbein kurz, mit zahnlosem Stiele. 4. SALMO hucho L. Huch. S. subteres; vomeris lamina postice ordine 5—7 dentium trans- verso, petiolo planiusculo utrinque carinato; osse linguali media edentulo. D 4/9—10 P 1/14—16 V 1/8-9 A 4—5/7—9 C. 19 Linne syst. nat. 510; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 193 t. 100 ; 1785. Meidinger pisc. austr. t. 45 ; 1794. Agassiz poiss. eur. t. 12. 13. 13a; 1839. Valenciennes poiss. 21, 226; 1848. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 277; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 288; 1863. 1— 2 m. Leib fast walzig. Auf der Pflugscharplatte hinten 5 — 7 Zähne quer; Stiel fast flach, mit einer starken Mittelleiste auf der oberen und einer kurzen dünnen auf der unteren Seite. Mittleres Zungenbein zahnlos. Rücken grau oder braun; Seiten heller; Bauch silberweiss. Rücken und Seiten mit schwarzen eckigen Flecken. Flossen weisslich. 1) tTiirofios kurz, vvis Pflugschar. SALMONIDAE. 175 Laichzeit April, Mai. Schmarotzer : Triaenophorus nodiilosus E. , Bothriocephalus proboscideus R., Distomum tereticolle R. , Echinorynchus clavaeceps Z., Proteus W., Cuciillaniis globosus R. In der Donau und ihren aus den Alpen kommenden Nebenflüssen. 5. SALMO salvelinus L. Saibling-. S. compressiusculus ; vomeris lamina postice ordine 5 — 7 dentium angulato, petiolo concavo; osse lingual! antico grosse dentato, medio minute dentato. D 3/9—10 P 1/12—14 V 1/8 A 3/8-9 C 19. S. salvelinus Linne syst. nat. 511 •, 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 189 t. 99; 1785. Meidinger, pisc. austr. t. 22; 1788. Valenciennes poiss. 21 , 246 ; 1848. Heckel u. Kner , Fische Oestr. , 280 ; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 280; 1863. S. alpinus Linne f. snec. 122; 1761. syst. nat. 510; 1766. Schrank, Sehr. berL Ges. ntf. Fr., 2, 297; 1781. Meidinger, pisc. austr., t. 19 ; 1786. S. umUa Linne syst. nat. 512; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 3, 195 t. 101; 1785. Agassiz poiss. eiu*. t. 9. 10. 10a. 11; 1839. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 285 ; 1858. 15—60 cm. Leib etwas seitlich zusammengedrückt. Auf der Pflugscharplatte hinten 5—7 gekrümmte Zähne, in der Jugend oft quer, im Alter stets im Dreieck ; Stiel seitlich zusammengedrückt, tief kahnförmig ausgehöhlt. Vorderes Zungenbein grob bezahnt ; auf dem mittleren eine kleinbezahnte längliche Knochenplatte. Rücken blaugrau oder braungrün; Seiten weisslich oder gelblich mit hellen runden Flecken; Bauch orangeroth oder gelb; Brust-, Bauch- und Afterflosse gelblich bis orangeroth, am Vorderrande milchweiss gesäumt. Laichzeit Oktober bis December. Eier 4 — 5 mm gross. Schmarotzer: Ascaris truncatula R., Echinorynchus proteus W., Distomum seriale R., folium Olf., laureatum Z., tereticolle R., Taenia longicollis R. , salmonis umblae Zsch. , ocellata R. , Triaenophorus nodulosus R., Tetrarynchus lotae Ben., Bothriocephalus infundibuliformis D., salmonis umblae Köll., latus L., Ligula digramma Cr. In klaren Gebirgsseen, in der Tiefe. R Vierwaldstädter, Wallen- städter, Züricher, Zuger See, Egerisee, Bodensee ; 1> Christsee, Weissen- see, Alpsee, Hintersee, Königsee, Würmsee, Ammersee, Tegemsee, Schliersee, Walchensee, Grünsee. 6. F. ESOCIDAE. CiiTi nulli. Malae superioris margo ossibus intermaxillaribus et supramaxillaribus constans. Os dentatum, supramaxillaria edentula. 176 ESOCIDAE. Spiraculum amplum. Pinna dorsalis postica, e regione analis. Pinna adiposa nulla. Mund ohne Barteln. Eand der Oberkinnlade von Zwischenkiefer und Oberkiefer gebildet. Bezahnung stark , Oberkiefer zahnlos. Kiemenöffnung sehr weit. Rückenflosse auf dem Schwänze über der Afterflosse. Keine Fettflosse. 1. G. ESOX L. Rostrum depressum, mala inferiore longiore, rictu amplo. Squamae cyclodes minutae fixae. Pinna caudalis emarginata. Schnauze gestreckt, breit, abgeplattet, mit vortsehendem Unter- kiefer; Mundspalte sehr weit. Kleine festsitzende Rundschuppen. Schwanzflosse ausgerandet. 1. ESOX Iticius L. Hecht. E. trunco aequali, cauda contracta, linea laterali interrupta. B 1? D 7-8/13-15 P 1/13 V 1/8 A 4-5/12—13 C 19 Sq 14/ 110-130/16-20. Linne f. suec. 125; 1761. syst. nat. 516; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 291 t. 32; 1783. Meidinger pisc. austr. t. 10; 1785. Valenciennes poiss. 18, 279; 1846. Günther, Fische d. Neckars 107 ; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 287; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 325; 1863. Benecke, Fische Preuss., 165; 1881. 30 cm bis 2 m. Leib gestreckt, massig zusammengedrückt. Rücken und Bauch fast geradlinig und parallel. Schwanz abgesetzt zusammengezogen. Kopf breit, vorne flach gedrückt, stumpf; Unter- kiefer vorstehend; Maul bis unter die Augen gespalten. Seitenlinie unregelmässig unterbrochen und verschoben. Schwanzflosse stumpf- winklig ausgeschnitten. Oberseite graugrün oder gelblichgrün ; Rücken dunkler ; Seiten heller mit gelblichen Flecken ; Bauch w^eiss mit schwarzen Punkten. Laichzeit Februar bis April. Etwa 100 000 gelbliche , 3 mm grosse Eier an flachen, pflanzenbewachsenen Ufern. Nahrung: Fische, Mäuse, Ratten, junge Wasservögel. Schmarotzer: Ascaris mucronata Sk. , acus Bl. , adiposa Sk., cristata Lw., capsularia R., Filaria obturans Pr. , Cucullanus elegans Z., Echinorynchus tuberosus Z., angustatus R., proteus W., Distomum folium Olf. , tereticolle R. , appendiculatum R. , nodulosum Z. , esocis lucü R., campanula Duj., Gyrodactylus elegans Nm. , Gastrostomum fimbriatum Sb. , Tetraonchus monenteron D., Tylodelphys clavata D., Triaenophorus nodulosus R., Taenia ocellata R., Bothriocephalus infun- dibuliformis R. , latus L. , Caryophyllaeus mutabilis R. , Ligula digramma Cr., Cyathocephalus truncatus P. , Piscicola geometra Blv., CYPRINIDAE. 177 Ergasilus sieboldii Ndm. , Lernaeocera esocina Burm. , Argulus foliaceus L. In stehenden und ruhig fliessenden Gewässern. Gemein. 7. F. CYPRIXIDAE. Corpus sqamosum. Malae superioris margo ossibus intermaxillaribus constans. Os edentulum. Ossa faucalia inferiora dentium ordinibus 1—3. Pinna adiposa nulla. Körper beschuppt. Rand der Oberkinnlade von den Zwischen- kiefern gebildet. Mund zahnlos. Auf den unteren Schlundknochen 1—3 Reihen von Zähnen. Keine Fettflosse. 1. G. COBITIS L. Os cirrosum. Dentes faucales uniseriales. Infra oculos aculeus. Pinna dorsalis super ventralibus. Squamae exiguae. Physa bilocularis, buUä osseä inclusa. Am Munde 6—12 Barteln. Schlundzähne einreihig. Auf den ünteraugen - Knochen ein Stachel. Rückenflosse den Bauchflosseu gegenüber. Schuppen sehr klein. Schwimmblase theilweise von einer mit den Wirbeln zusammenhängenden Knochenkapsel umschlossen, durch eine Längsscheidewand getheilt. 1. COBITIS taenia L. Steiupeitzger. C. compressa, ore infero, cirris 6 brevibus in mala superiore, dentibus faucalibus 8—10 gracilibus acutis, aculeis subocularibus furcatis erectilibus, pinna caudali rotundata. B 3 D 3/7 P 1/6-8 V 1/5 A 3/5 C 15-16. Linne f. suec. 120-, 1761. syst. nat. 499-, 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 280 t.31 f. 2-, 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 32; 1790. Valenciennes poiss. 18, 58; 1846. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 303; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 338; 1863. Benecke, Fische Preuss., 147; 1881. 8—12 cm. Leib gestreckt, seitlich zusammengedrückt. Mund klein, uuterständig, mit 6 sehr kurzen Barteln. Schlundzähne schlank imd spitz. Augenstachel beweglich, gabelig. Seitenlinie sehr kurz. Schwanzflosse abgerundet. Beim Manne der zweite Strahl der Brust- flosse verdickt. Gelblich; Oberseite schwarzbraun punktirt; auf dem Rücken und auf beiden Seiten je eine Längsreihe brauner Flecken. Laichzeit April, Mai. Nahrung: kleine Thiere, modernde Pflanzenstoffe. Schmarotzer: Echinorynchus clavaecepsZ., Distomum transversale R., «Diplostomum cuticola D., Caryophyllaeus mutabilis R., Ligula digramma Cr. In fliessenden und stehenden Gewässern, im Schiamme und Sande wühlend. Verbreitet. 178 CYPRINIDAE. 2. COBITIS barbatula L. Schmerle. C. antice teres, postice compressiuscula , ore infero, cirris 6 in mala superiore, dentibiis faucalibus 8—10 gracilibus acutis, aculeis ßubocularibus brevibus obtusis subcutaneis, pinna caudali truncata. B 3 D 3/7 P 1/12 V 1/7 A 3/5 C 18. Linne f. suec. 120; 1761. syst. nat. 499; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 284 t. 31 f. 3; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 18; 1786. Valenciennes poiss 18, 14 t. 520; 1846. Günther, Fische d. Neckars, 104; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 301; 1858. Sie- bold, Fische Mittelenr., 337; 1863. Benecke, Fische Preuss., 145; 1881. 10— 15 cm. Leib vorne walzig, hinten massig zusammengedrückt. Mund klein, unterständig, mit 6 ziemlich langen Barteln, wovon 4 kürzere in der Mitte der Oberlippe, 2 längere an den Mundwinkeln stehen. Schlundknochen schlank und spitz. Augenstachel sehr kurz, in einer Hautfalte verborgen. Rücken und Bauch unbeschuppt. Schwanzflosse abgestutzt. Oberseite olivengrün bis schwärzlich ; Bauch gi-augelblich ; Seiten mit beiden Farben mavmorirt. Laichzeit April, Mai. Eier klein, zahlreich, zwischen Steinen. Nahrung: Insekten, Würmer, Fischlaich. Schmarotzer : Ascaris trigonura D. , dentata R. , barbatulae R., Gordius aquaticus Gm., tricuspidatus Meissn., subbifurcus Sb., Echi- norynchus proteus W. , clavaeceps Z. , linstowii Harn., Distomum globiporum R., Gyrodactylus elegans Nm., Cysticercus cobitidis Bgh., Caryophyllaeus mutabilis R., Taenia sagittata Gr. In rasch fliessenden Bächen, an Seeufern mit kiesigem Grunde. Allgemein verbreitet. 3. COBITIS fossilis L. Schlammpeitzger. C. antice teres, postice anceps, ore terminali, cirris 6 in mala superiore, 4 in inferiore, dentibus faucalibus 12— 14 compressis obtusis, aculeis subocularibus longis subcutaneis, pinna caudali rotundata. B 4 D 3/5-6 P 1/10 V 1/5 A 3/5 C 16. Linn6 f. suec. 120; 1761. syst. nat. 500; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 275 t. 31 f. 1 ; 1783. Meidinger, pisc. austr., t.47; 1794. Valenciennes poiss. 18, 46; 1846. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 298; 1858. Siebold, Fische Mitteleur. , 335; 1863. Benecke, Fische Preuss., 143; 1881. 15—30 cm. Leib lang gestreckt, vorne walzig, hinten zusammen- gedrückt. Mund klein, endständig, sehr beweglich, mit 10 Barteln, von denen 6 an der Oberlippe, 4 klemere an der Unterlippe stehen. Haut schleimig. Augenstachel lang, in einer Hautfurche verborgen. Schlundzähne zusammengedrückt. Schwanzflosse abgerundet. Ober- CYPRINIDAE. 179 Seite ledergelb bis dunkelbraun, dunkler gefleckt; an den Seiten eine breite schwarzbraune Längsbinde-, Bauch orange. Laichzeit April bis Juni. Etwa 140 000 Eier an Wasserpflanzen. Nahrung; Insekten, Würmer, Fischlaich. Schmarotzer: Ascaris piscicola Lw. , Gordius aquaticus Gm^ Distomum transversale R. , Tylodelphys craniaria D. , Tetraonchua cruciatus Wedl. In Gewässern mit schlammigem Grunde. Verbreitet. 2. G. PELECYS Ag. Cirri nuUi. Os superum. Corpus compressum, humile, ventre cultratum. Pinnae pectorales longae; dorsalis brevis-, analis longa» Stria lateralis flexuosa. Squamae caducae. Mund oberständig, ohne Barteln. Leib zusammengedrückt, niedrig, mit scharfer Bauchkante. Brustflossen lang •, Rückenflosse kurz •, After- flosse lang. Seitenlinie mit starken Krümmungen. Schuppen leicht abfallend. 1. PELECYS cultratus Ag. Sichling. BSD 3/7-8 P 1/15 V 2/7 A 3/26—29 C 19 Sq 14-15/100- 108/5—6 Df 2.5-5.2. CYPRI^Trs c. Linne f. suec. 130; 1761. syst. nat. 531; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 327 t. 37; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 25; 1788. Pelecus c. Agassiz Mem. soc. sc. nat. Neuchätel 1, 39; 1835. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 126; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 152; 1863. Benecke, Fische Preuss., 125; 1881. Leuciscüs c. Valenciennes poiss. 17, 330; 1844. 25—35 cm. Leib gestreckt, stark zusammengedrückt. Rücken gerundet, fast gerade. Bauch messerartig scharf, weich, stark geu^ölbt. Mundspalte steil aufwärts gerichtet. Kinn verdickt, in einen Aus- schnitt des Zwischenkiefers eingreifend. Brustflossen lang, spitz, sichelförmig. Schwanzflosse gabiig. Schuppen lose. Seitenlinie wellenförmig gebogen. Oberseite blau oder grünlich; Seiten röthlich silberfarben ; Brust-, Rücken- und Schwanzflosse graulich, Bauch- und Afterflosse gelblich oder röthlich. Laichzeit Mai bis Juli. Etwa 100 000 Eier an Pflanzen. Nahrung: Würmer, ? Stichlinge. Schmarotzer: Ancyracanthus denudatus D. , Caryophyllaeus. mutabiUs R. In den der Ostsee zufliessenden Strömen und der Donau. 3. G. LEUCASPIUS H. Cirri nulli. Os superum. Abdomen inter pinnas ventrales et anum carinatum. Stria lateralis brevis. Squamae caducae. 180 CYPRINIDAE. Mund oberständig, ohne Barteln. Bauch zwischen Banchflossen und After kantig. Seitenlinie unvollständig. Schuppen leicht abfallend. 1. LEÜCASPIUS delhieatifs Sb. Moderlieschen. BSD 3/8 P 1/13 V 2/8 A 3/11—13 C 19 Sq 7—8/48—50/4 Df 5—4 aut 5-5. Squalius delineatus Heckel, Fische Syr., 51 ; 1843. Fische Oestr., 193; 1858. Leuciscus stymphalicus Valenciennes poiss. 17, 295 t. 498; 1844. Leücaspiüs dbruptus Heckel u. Kner, Fische Oestr., 145; 1858. Leucaspiüs delineatus Siebold , Fische Mitteleur. , 171 ; 1863. Benecke, Fische Preuss., 131; 18«1. 6 — 10 cm. Leib gestreckt, zusammengedrückt. Bauch zwischen Bauchflossen und After gekielt. Mundspalte steil aufwärts gerichtet. Kinn etwas verdickt, in eine Vertiefung des Zwischenkiefers ein- greifend. Schlundzähne meist 5 — 4, seltener 5 — 5, zusammengedrückt, gekerbt, an der Spitze umgebogen. Seitenlinie auf die ersten 8 —12 Schuppen beschränkt. Schuppen sehr leicht abfallend. Hinter dem After eine aus 3 Wülsten bestehende Geschlechts warze. Rücken grünlichgelb; Seiten silberglänzend, mit einem stahlblauen Längs- streifen; Flossen farblos, durchscheinend. Laichzeit April. In Seen, Sümpfen, an Flussuferu. Kurisches Haff; P Pregel; Wl Spirdingsee, Heubuder See bei Danzig; E Havel; Wr in einem Nebenflüsschen der Oker bei Braunschweig, ? bei Gif hörn in Torfgräben. 4. G. ALBURNUS H. Cirri nulli. Mentum prominens. Dentes faucales biseriales, extus bini. Pinna dorsalis brevis, aculeo nullo, ventralibus posterior ; analis longa. Abdomen inter pinnas ventrales et anum acute carinatum nudum. Squamae caducae. Mund ohne Barteln. Kinn verdickt, in einen Ausschnitt des Zwischenkiefers passend. Schlundzähne zweireihig, in der äusseren Reihe 2. Rückenflosse kurz , ohne Stachel , hinter den Bauchflossen. Afterflosse lang. Zwischen Bauchflossen und After eine scharfe schuppenlose Bauchkante. Schuppen lose. 1. ALBURNUS lacidus H. Ukelei. A. ore obliquo, dentibus faucalibus interioribus crenatis. B 3 D 3/8 P 1/15 V 2/8 A 3/17—20 C 19 Sq 8/47-53/3 Df 2.5—5.2 aut 2.5-4.2. Cype-inus alburnus Linne f. suec. 130; 1761. syst. nat. 531; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 69 t. 8 f. 4; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 30; 1788. CYPRINIDAE. 181 Abramis alburnus Nilsson ichth. scancl. 31 ^ 1832. Günther, Fische d. Neckars, 86; 1853. Leuciscus alburnus Valenciennes poiss. 17, 272-, 1844, Alburnts lucidus Heckel u. Kner, Fische Oestr., 131; 1858. Siebold, Fische Mittelem'., 154; 1863. Benecke, Fische Preuss., 127; 1881. 10—12 cm. Mundspalte schief. Unterkiefer vorstehend, am Kinne verdickt, in eine Grube des Zwischenkiefers eingreifend. Schlundzähne zusammengedrückt, am Ende hakig; die inneren gekerbt. Eücken- flosse über dem After. Afterflosse vor dem Ende der Rückenflosse beginnend. Schuppen fast glatt. Rücken bläulichgrün ; Seiten und Bauch silberglänzend; Flossen grau. Laichzeit April bis Juni. 30—80 000 Eier an seichten Stellen. Nahrung: Würmer, Insekten. Schmarotzer: Füaria echinata Lw,, Ancyracanthus denudatus D. Dispharagus filiformis Zsch., Echinorynchus proteusW., clavaeceps Z., tuberosus Z. , Distomum globiporum R. , Dactylogyrus minor Wg., alatus Lw., Taenia torulosa Batsch, Caryophyllaeus mutabilis R., Ligula monogramma Gr., digramma Cr. In Flüssen und Seen; gesellig an der Obei-fläche. Gemein. 2. ALBURNUS bipiinctatus H. Alandbleke. A. ore terminali subobliquo, dentibus faucalibus integi'is, Stria laterali nigro-marginata. B 3 D 3/7-8 P 1/14 V 2/7-8 A 3/15-17 C 19 Sq 9/47-50/1 Df 2.5—5.2 aut 2.5—4.2. Cypbinus hipunctatus Bloch, Fische Deutschi., 1, 64 t. 8 f. 1; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 16; 1786. Leuciscus hipunctatus Valenciennes poiss. 17, 259; 1844. Leuciscus haldneri Valenciennes poiss. 17, 262 t. 497; 1844. Abramis hipunctatus Günther, Fische d. Neckars, 83; 1853. Alburnus hipunctatus Heckel u. Kner, Fische Oestr., 135; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 163; 1863. Benecke, Fische Preuss., 128; 1881. 9 — 12 cm. Mund endständig, et^vas schief. Kinn wenig verdickt. Schlundzähne ungekerbt, am Ende hakig. Afterflosse hinter der Rückenflosse. Rücken bräunlichgrün oder blau, Seiten hellgrünlich. Seitenlinie beiderseits von einem schmalen schwarzen Streifen einge- fasst. Oberhalb der Seitenlinie, manchmal auch unterhalb, je 3 Schuppen- längsreihen mit einem dreieckigen schwarzen Flecke auf jeder Schuppe. Zu beiden Seiten des Rückens eine schwarzblaue Binde vom Kiemen- deckel bis zum Schwänze. Rücken-, Brust- und Schwanzflosse grau; Bauch- und Afterflosse gelblich oder röthlich, zur Laichzeit orange. 182 CYPRINIDAE. Laichzeit Mai , Juni. Eier auf Kiesgrund in schnellfliessendem Wasser. Schmarotzer: Taenia torulosa Batsch, Caryophyllaeus mutabilis R. In klaren fliessenden und stehenden Gewässern; am Grunde, ge- sellig. Verbreitet. 3. ALBUßNüS mento H. Schiedling. A. mento crasso prominente ; ore obliquo ; ossium faucalium processu anteriore elongato; dentibus faucalibus interioribus crenatis. B 3 D 3/8 P 1/15 V 2/8—9 A 3/14-16 C 19 Sq 10/65—68/4. Aspius m. Perty Isis 720; 1832. Leuciscüs m. Valenciennes poiss. 17 ; 271 ; 1844. Alburnus m. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 139; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 161 ; 1863.. 14— 24 cm. Leib langgestreckt, wenig zusammengedrückt; Rücken fast gerade. Kinn verdickt, stark hervorragend; Mundspalte schief. Vorderer Schlundknochen-Fortsatz sehr verlängert. Innere Schlund- zähne gekerbt. Afterflosse hinter der Rückenflosse, nach hinten sehr niedrig. Schuppen klein mit ziemlich deutlichen Radien. Rücken blaugrün ins stahlblaue; Seiten silberweiss, atlasglänzend; Rücken- und Schwanzflosse schwärzlich angeflogen; untere Flossen blassröth- lich oder graulich. Laichzeit Mai, Juni. In Voralpen-Seen. I> Ammersee, Starenberger See, Chiemsee, Attersee, Traunsee. 5. G. ASPIUS Ag. Cirri nulli. Mentum prominens incrassatum. Dentes faucales biseriales, extus terni. Pinna analis longa. Abdomen inter pinnas ventrales et anum obtuse carinatum ; carina squamosa. Squamae mediocres. Mund ohne Barteln. Kinn verdickt, in einen Ausschnitt des Zwischenkiefers passend. Schlundzähne zweireihig, in der äusseren Reihe jederseits 3. Afterflosse lang. Zwischen Bauchflossen und After eine stumpfe, beschuppte Bauchkante. Schuppen massig gross. 1. ASPIUS rapax Ag. Rapfe. A. ore amplo subobliquo, pinna anali profunde emarginata. B 3 D 3/8 P 1/16 V 2/8-9 A 3/14 C 19 Sq 11—12/67—70/4—5 Df 3.5— 5.3. Cyprinus aspius Linne f. suec. 128; 1761. syst. nat. 530; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 61 t. 7; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 35; 1790. CYPRINIDAE. 183 Aspius rapax Agassiz Mem. soc. sc. nat. Neuchätel 1, 38-, 1835. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 142 •, 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 169; 1863. Benecke, Fische Preiiss., 130; 1881. Leuciscus aspius Valenciennes poiss. 17, 265; 1844. 40—80 cm. Mund weit, etwas schräg. Schliindzähne cylindrisch, ungekerbt, am Ende hakig. Rückenflosse vorne viel höher als hinten ; ausgerandet. Afterflosse tief ausgerandet. Scheitel dunkel olivengrün ; Rücken blau- oder grüngrau; Seiten bläulich silberglänzend; Bauch weiss. Rücken- und Schwanzflosse grau; Brustflosse grauröthlich; Bauch- und Afterflosse röthlich. Mann zur Laichzeit auf dem Kopfe und dem Hinterrande der Brust-, Rücken- und Schwanzschuppen mit einem Ausschlage von halbkugeligen Körnchen. Laichzeit April bis Juni. 80 — 100 000 Eier an Steinen oder Pflanzen auf dem Grunde langsam fliessender Gewässer. Nahrung: Fische, vorzüglich Alburnus lucidus; Mäuse, Wasser- ratten. Schmarotzer : Cucullanus elegans Z., Agamonema aspii D., Taenia torulosa Batsch. In grösseren Strömen und Seen. Verbreitet. 6. G. ABRAMIS C. Cirri nuUi. Labium inferius medio interruptum. Dentes faucales sulcati. Corpus valde compressum. Abdomen inter pinnas ventrales et anum carinatum; carina nuda. Pinna dorsalis brevis; analis elongata. Squamae fixae, mediocres; praedorsales diremptae. Mund ohne Barteln. Unterlippe in der Mitte unterbrochen. Schlundzähne mit einer Furche. Leib stark seitlich zusammengedrückt. Zwischen Bauchflossen und After eine unbeschuppte Bauchkante. Rückenflosse kurz, ohne starken Stachel. Aftei-flosse lang. Schuppen massig gross, festsitzend, die des Vorderrückens gescheitelt. 1. ABRAMIS hraina Ag. Brachse. A. alta, ore subinfero, dentibus faucalibus uniserialibus , pinna anali sub dorsali incipiente. B 3 D 3/9 P 1/15 V 2/8 A 3/23-28 C 19 Sq 12-13/51-54/6—7 Df 5—5. Gyprinus h. Linne f. suec. 127; 1761. syst. nat. 531; 1766. Bloch, Fische Deutschi , 1, 95 t. 13; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 43; 1794. Valenciennes poiss. 17, 9; 1844. Abramis h. Agassiz Mem. soc. sc. nat. Neuchätel 1, 39; 1835. Günther, Fische d. Neckars, 96 ; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 104 ; 1858. Siebold , Fische Mittelem-., 121 ; 1863. Benecke , Fische Preuss., 118; 1881. 184 CYPRINIDAE. 40 — 70 cm. Leib sehr hoch. Schnauze nicht vorspringend •, Mund halb unterständig. Rückenflosse hinter der Körpermitte, vorae viel höher als hinten. Afterflosse unter der Rückenflosse beginnend. Brustflossen zurückgelegt die Bauchflossen erreichend. Rücken grau oder braun ^ Seiten silbergrau oder bräunlich ; Bauch weisslich •, Flossen grau. Mann zur Laichzeit mit kleinen , erst weissen , später gelben Knötchen auf Scheitel, Schnauze, Kiemendeckel, Schuppen und den Strahlen der parigen Flossen. Laichzeit Mai, Juni. 2— 300 000 gelbliche, 1,5 mm grosse, klebrige Eier an Wasserpflanzen. Nahrung: Insekten, Würmer, Pflanzen. Schmarotzer : Ascaris cristata Lw., Ichthyonema sanguineum R., Echinorynchus angustatus R. , clavaeceps Z. , globulosus R. , proteus W., Distomum globiporum R., Monostomum praemorsum Nm., con- strictum D. , Diplozoum paradoxum Nm. , Gyrodactylus elegans Nm., Dactylogyrus auriculatus D., dujardinianus D., Holostomum musculicola Wdb., Diplostomum cuticola D., Tetracotyle ovata Lw., Taenia torulosa Batsch, Caryophyllaeus mutabilis R., Ligula digramma Cr., Ergasilus sieboldii Nm. In Haffen, Seen, Teichen-, auf pflanzenbewachsenem Grunde. Verbreitet. 2. ABRAMIS vimba V. Zarte. A. longa, ore infero, rostro producto, dentibus faucalibus uni- serialibus, pinna anali post dorsalem incipiente, squamis postdorsalibus carinatis. B 3 D 3/8 P 1/15 V 2/9-10 A 3/17—20 C 19 Sq 9—10/58— 60/5—6 Df 5-5. Cypeinus lüiinba Liune f. suec. 130; 1761. syst. nat. 531; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 49 t. 4; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 38; 1790. Abkamis melanops Heckel, Ann. Wien. Mus., 2, 1, 154 t. 9 f. 3; 1840. Valenciennes poiss. 17, 61; 1844. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 112; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 127; 1863. Abramis vimba Valenciennes poiss. 17, 65 ; 1844. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 109; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 125; 1863. Benecke, Fische Preuss., 120; 1881. Abea]mis elongatus Valenciennes poiss. 17, 75; 1844. 20—30 cm. Leib gestreckt. Schnauze weit über den Unterkiefer hervorragend , stumpf. Hinterrücken durch eine Längsleiste der Schuppen in der Mittellinie gekielt. Brustflossen zurückgelegt die i'.auchflossen nicht erreichend. Afterflosse hinter der Rückenflosse CYPRINIDAE. 185 beginnend. Oberseite grünblau, Seiten und Bauch silberweiss ; Rücken- und iScliwanzflosse graublau ; Brust-. Bauch- und Afterflosse blassgelb. Zur Laichzeit Oberseite bis unter die Seitenlinie herab tief schwarz ; Lippen, ein Streifen auf der Unterseite von der Kehle bis zum Schwänze, die parigen Flossen und der Grund der Afterflosse dunkel orange ; Rücken- und Schwanzflosse, der obere Rand der Brustflossen und der Saum der Afterflosse schwarz. Mann zur Laichzeit mit kleinen weisslichen Körnchen am Kopfe und auf vielen Schuppen. Laichzeit März bis Mai. 2—300 000 Eier. Nahrung: pflanzliche und thierische Stotfe. Schmarotzer: Ascaris vimbae Lw., Echinorynchus proteus W., globulosus R., Distomum globiporum R., Diplostomum lenticola Lw., Diplozoum paradoxum Nm., Dactylogyrus cornu Lw., sphyra Lw,, Caryophyllaeus mutabilis R. Ostsee, zum Laichen in die Flüsse steigend-, Elbe-, Donau, bayrische und österreichische Seen. 3. ABRAMIS ballerus V. Zope. A. longa, ore terminali obliquo. B 3 D 3/8 P 1/15 V 2/8 A 3/36— 39 C 19 Sq 14-15/69-73/8-9 Df 5-5. Cypeinus h. Linnc f. suec. 129; 1761. syst, nat. 532; 1766. Bloch, Fische Deutschi., 1, 78 t, 9 -, 1783. Abramis h. Valenciennes poiss, 17, 45; 1844. Heckel u, Kner, Fische Oestr. , 113; 1858. Siebold, Fische Mittelem-., 130; 1863, Benecke, Fische Preuss,, 122; 1881. 30 cm. Leib stark zusammengedrückt, gestreckt. Kopf klein. Mund endständig; Spalte schräg aufwärts. Schlundknochen sehr schlank. Rücken bläulich-, schwärzlich- oder bräunlichgrün ; Seiten und Bauch silberglänzend. Unpare Flossen graulich, parige gelb- lich, alle schwärzlich gesäumt. Laichzeit Mai, Juni. Schmarotzer: Diplozoum paradoxum Nm., Caryophyllaeus muta- bilis R. Im unteren Stromlaufe der der Ostsee zuströmenden Flüsse und der Elbe. 4. ABRAMIS sapa Ndm. A. longiuscula, ore subinfero, rostro obtuso crasso. Cyprinus s. Pallas zoogr. rosso-as, 3, 328; 1831. Leuciscus .S-. Valenciennes poiss. 17, 49; 1844. Abramis s. Nordmann f, pont. 506 t. 21 f. 2. lleckel u. Kner, Fische Oestr., 115; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 131; 1863. 13 isi; cvriMNiDAi:. 20 .'{() CHI. Lcil» slarU /.iiMjmini('iijj:«'(liiic.kl , rlwas ;;«'Mt reckt. iMimd liiill» unlciHtiiiKli;;'; Hclmaii/.«^ stiimpr, dick. SiDx'rwcisM , utlus- ;;liiir/,ciHl- IMickcii wciii^ «hiiiklcr-, Mohhcii wciswlicli, Hcliwiir/Iicli ji^CHJMmit. Lai«'lr/,ril April, Mai. I >(>iiaii. f). AllK'AiMIS hlimi A-. (IümIci. A. .'lila, oi'c Irniiiti.'ilt, dctililMiH raiicaliliiis IiincriulilMis nnciMUti.s. u a J) .'V'"^ •' 1/u !•> N "/.^ A ;{ /i:> 2;> c \\\ s<| n -i()/4r)— 48/6- G I)f '2 . T)-- :. . ü a II I :{ . .^. f) . :;. ('vi'KiNiiH björkna Liimc 1". siicc, IIJO; 17(11. ('vrniNis blituui Hlocli, Finclic I)»>ntHclil., 1, .s;{ |, lO; 17S;i. ('vi'iiiM;; hidlrnis .MiMdiii;^^!'!', pisc. .'iiislr, (. 7; 17Sr). Aiiitwii- blirra A^aHni/, JMciii. .s«n'. »c. nai Nciu-iialcl \ /M \ IS.'Jf». Ciiiillwr, KiMchc d. Neckars, ü.'l-, IHä.'J. Lia t ist 1 ,s hllcca N'aiciicicjincs poiss. 17, 'A\ ; ISI I. IJiK ( A orffifrolcniii ilct'kcl ii. Kiicr, {'isclii' Ocslr., T^O ; IS^K. \\\.ur\ lashur \\vi'Uv\ ii. Kiut, Kisclic Ocslr., rj.'l ; l.sriM. Ki,ir< A hjorkiu( Si(«h(.ld, I-Msclic iMitlcl«>iir., I.'IH; m\\\. IUrsprin;,''cnd. Sclilmid- /iiliiic am l'aidr liakii;-. /Mlcrllossi« iiiilcr dem I liiiii'rraiidc d(«r IMickcii llo.s.H(> lM';;iiimiid ( ►ImixcIIc dunkel ldaii.i;iiiii mil hiiiiinliclicm SciiiiimuM'; StMlcii Itliiiilicli oder liillilicli MiilMT^län/cnd ; Uaiicli wt'in.s. Ifilckcii-, AlltM 1111*1 Scliwan/lloHHC ;^raul»laii ; ^»l•ll^^l und KaiicIillttsHcn j^an/. oder .im ( Jrinidc rtillilicli. /iir L:ii('li/,ril die Seilen ;;cn('li\\ iii/l. Unisl- lind i; iiiihllosstii und drilJiiiiid dei Alleillosse oran.u«', K'iicken und Seliwaii/.llusM«' :ini (Jninde rötlilieli diirili.sclieineninkdrnii;'em llaiil:uissclila.i;(> aid' den Kiemen d(Mkeln und «{(»in liinltMT.'inde vieler Seliiippen. Laicli/.Vllrmer, InHekfen. Selimarol/.er Ascaris piscieola L\\., l'iiclio.stMna Imcn ispicidiin» L\\ ., I'lcliimuv nclms pndens W., I H.slomiim i;ioltip(>rmn K'., bliecai» I.w., Diplo/onm par.'idoxum Nuk, Dacl vlouyi ms al.alus 1a\., (iaslioslomnm (iiid)iialnm Sit., I >ipl<)st., I Viraeolyle ovala \,\\ , ( ';irv«»j)liylla«Mis mnlabilis IC. l,i;'nla ni(>n(»mamma (r . di;;r:imma Cr. In l'Milssen und Seen N'tMlneih-l. 7. <;. i;ii()i>i;rs a- Cini nnlli. henles fancales ."i nniseriah'N cinnpiessi suleali. r»Mpiis i'ompressnm all um. Siria lateralis brm is. Sipiamae ma.ünae. CM'K'IMDAi:. 1^7 .Mund oliiic i;;ut(!lii ScIiIuihI/üIiik? f), ('iiircilii;.^, /.uHaiiiiiM-ii^rdrllclct, mit. einer l"'nre.lie. Leili y.n.M.-unnienj^cdriicIvI, lioeli. Seileidiuic unvoll- Htiiiidj^. Sc.liiipiMui j^roHs. I. i:il()IH:i'S ninartis ,\-. Killcrlin^-. i; i 1) ;5/'» 10 !• 1/10 V L'/c. A :$/!'<' ii> .S(| lo I2/;m :j.s/r, diT) r». CviMiiNCM n. Illocii, riHelie DenlHcld., 1, 117 t. H f. !J ; 17H:j. Mei- •diii^'ur, i)iHC. jinntr., 1. 'M \ I7!M). ValencienneH poJHH. 17, HI; IHll. lviiohKi;s ((. A^asHJ/. Mein. hoc. i.e. n;il. NiMieliälcl I, .'{7; IH;]5. Ileckel 11. Kner, ViHC.Uv. OcKlr., lOO-, IKr)H. Kiuiihm, .l:iln-eHli. V. Ntk. Wiirltend.., M, 117; IHr.H. Sieliold, l''i,s(lic .Millelcur., HC 1.1; lS(n. j;enec.Ue, {''iMclie l'reiisu , I lO : IHHI. rni;;eni lidkcM' auf der Sclinan/e, inetall;^liin/end, niil WlaiMwi Seiten, rotlieni ISaiielie, hoehrotlier, scrliwar/ y;(^sii.^^nter IMirken und AltiMlIohHe. \Veil) mit f» mm lioiiej- (leHeldechlM war/e, dii- Midi /.iir i/iieli/,eil /u «-iuer '.'> cm l;ui;.M-n Le;.M'n'»liic \(t liin^^ert. Laicli/.eil Mai, Juni. I >a.H W'eiW le;i:l \\eni;^c, liin^-HicIie , .''. mm lallte, heli\\(del;^'ell)e i'.ier in die KiemenJiitlile mui Tnioneu, n.'imentlicli (J. ey^'iietiH. Nalirnn^' : Ai^^cn, ^Viirme^. Schmarot/er : l>iplo/.oon paradox um Ndm., l>acl ylo;^ yiin me;.^aHlomiiM Wg., CaryopliyllacMiH miilal»iliH I.' hl lan;.(Ham llicHHendcm reinen (ie.\vii.HHein ; ;<(!Helli;'. Verlueitel. s. (;. ciioNDifosroMiJS a- ( 'irri uulli. O.s inf'erum ; lahium inlerinK cai'lila;;in(MMn c.ultiatiim. l)enteH laucaleH iiniMeriah^M. S(juaniae mediocren. Mund mdiuHliindi^'-, ohne iJarliHu. Ilidcrkiefer mit. knoipejliarleui, Hc.hneideudem Lippeurauije. Sclduud/.iihue eiureilii;; Scliup))en iii;i«Mi|if <^roMM I. ('IIONI)LM)S'K)AIIIS tufso A^^ NaHü. ('. i'OHfro prodnc.to coui'-o, ricfu tran.sserMO Mul»reclo. r. ;; i^.'vh-io r i/iö k; v i 2/s w a :;/1() 12 c 1:1 S(| •«—!)/.% (;(;/;',—(; or n t; aut. 7 t; ant 7 7. ('Yi'iti.'.'i s ntiHUH liinneHyMt. nat,. ö.'>t); 17»w;. IMocIi, |''i,,clie I)eulHcld , J, ir> t,. :;; 17H;;. Mcidln^^ei-, pim;. aiiHtr., i \l\ I7H(;. ('mo.ndiiohtoma nuHUH A/^aMMJz Meni, hoc. mc,, nat. NcMiehatel 1, .*J>^i IHlifj. Valencienncrt poin«. 17, 384; 1814. Oilntlicr, FiMelie d. Neekar, Donau, Inn. 9. LEUCISCUS meuUngerl H. Perlfisch. L. M. teretiusculus elongatus , ore subinfore , rostro tumido, •dentibus faucalibus integris, pinna dorsali ventralibus contraria. BSD 3/8-9 P ]/16— 17 V 2/8-9 A 3/9-11 C 19 Sq 9—10/ 62—67/5-6 Df 6—5. Cyprinus grislagine Meidinger, pisc. aiistr., t. 40; 1790. Leuciscus meidinger i Heckel, Sitzb. Ak. Wien, 9, 88 t. 9; 1852. Fische Oestr., 178-, 1858. Siebold, Fische Mitteleur , 196; 18G3. 40 — 60 cm. Leib walzlich, langgestreckt. Kopf vorne abgestumpft ; Stirn breit; Schnauze aufgetrieben; Mund halb unterständig. Schlund- zähne mit grosser Krone und gewölbten Kauflächen, ungekerbt. Schuppen klein. Rückenflosse über den Bauchflossen; Schwanzflosse tief ausgeschnitten. Rücken schwärzlichgrün; Seiten heller; Bauch weiss. Schuppen schwärzlich gefleckt. Bauch- und Afterflosse röth- lich oder bläulich; übrige Flossen grau. Laichzeit Mai, Juni. Mann mit dornigem, bernsteingelbem Haut- ausschlage. Schmarotzer : Distomum globiporum R., Caryophyllaeus mutabilis R. I> Chiemsee, Traunsee, Attersee, Mondsee ; in grosser Tiefe. 11. GOBIO C. Cirri 2. Os inferum. Dentes faucales biseriati uncinati. Pinna xlorsalis brevis, radio osseo nullo, e regione ventralium ; analis brevis. 2 mundwinkelständige Barteln. Mund unterständig. Schlundzähne zweireihig, hakig. Rückenflosse kurz, ohne verknöcherten Strahl, den Bauchflossen gegenüberstehend. Afterflosse kurz. 1. GOBIO fluviatilis Ag. Gründling. G subcylindricus, cauda compressa, rostro obtuso convexo, cirris trevibus. B 3 D 3/7 P 1/14-15 V 2/8 A 3/6 C 19 Sq 6/40-44/5 Df 2.5-5.2 aut 3.5-5.2. Cyprinus gohio Linne syst. nat. 526; 1766. Bloch, Fische Deutschl, 1, 73 t. 8 f. 2; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 23; 1788. GoBio fluviatilis Agassiz Mem. soc. sc. nat. Neuchätel 1,36; 1835. Valenciennes poiss. 16, 300 t. 481 ; 1842. Siebold, Fische Mitteleur., 112; 1863. Benecke, Fische Preuss., 115; 1881. CYPRINIDAE. 197 GoBio ohtusirostris Valenciennes poiss. lij, 311; 1842. Leuciscus gohio Güntlier, Fische d. Neckars, 44-, 1853. GoBio vulgaris Heckel u. Kner, Fische Oestr., 90; 1858. 10— 15 cm, Leib gestreckt, wenig zusammengedrückt. Schnauze stumpf, gewölbt. Barteln bis unter die Augen reichend. Rücken grau- oder gelbgrünlich, schwarz gesprenkelt; Seiten silberglänzend mit bläulichem Schimmer. Flossen graugelb ; Rücken- und Schwanz- flosse dunkel gefleckt. Laichzeit Mai, Juni. Eier 2 mm gross, hell bläulich, an flachen Stellen mit Steingrund. Nahrung: kleine Thiere, faulende Pflanzenstoffe. Schmarotzer: Ascaris cuneiformis R., Agamonema ovatum D., Echinorynchus clavaeceps Z., angustatus R., proteus W., globulosus R., linstowii Ham., Gastrostomum fimbriatum Sb., Dactylogyrus major Wg., Diplostomum cuticola D., Diplozoum paradoxum Nm., Caryophyllaeus mutabilis R., Ligula digramma Cr. In Bächen mit Sand- oder Thongrund, gesellig. Verbreitet. 2. GOBIO uratioscopus Ag. G. cylindricus, cauda tereti tenui, capite dorsoque depressis, rostro lato declivi, cirris longis. B 3 D 2/7 P 1/13 V 1/6 A 2/6 C 19 Sq 5/40-42/4. Cyprinüs u. Agassiz Isis 1048 t. 12 f. 1 ; 1828. GoBio u. Agassiz Mem. soc. sc. nat. Neuchatel 1, 36; 1835. Va- lenciennes poiss. 16, 312; 1842. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 93; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 115; 1863. 12—13 cm. Leib gestreckt, walzig; Kopf und Rücken nieder- gedrückt; Schwanz walzig, schmächtig. Schnauze breit, schräg ab- fallend. Barteln fast bis zur Brustflosse reichend. Weisslich; Ober- seite grau, ungefleckt; vom Rücken zur Seitenlinie herab mehrere schwarze Querbinden. Flossen gelblich ; auf der Rücken- und Schwanz- flosse 1 oder 2 braune Fleckenbinden. Laichzeit Mai, Juni. O Isar, Salzach. 12. G. BARBUS C. Cirri 2 aut 4. Dentes faucales triseriati. Pinna dorsalis brevis^ radio tertio osseo crasso; analis brevis. Mund mit 2 oder 4 Barteln. Schlundzähne dreireihig, Rücken- flosse kurz ; ihr dritter Strahl verknöchert, verdickt. Afterflosse kurz. 1. BARBUS fluvlatilis Ag. Barbe. B. labiis tumidis, cirris 4 crassi«, pinnae dorsalis radio osseo serrato. B 5 D 3/8-9 P 1/15—17 V 2/8 A 3/5 C 19 Sq 11—12/58-60/ 7-8 Df 2.3.5-5.3.2. 198 CYPEINIDAE. Cypkinu.s barbus Liiiiie syst nat. 525-, 17GG. Bloch, Fische Deutschi., 1, 138 t. 18; 1783. Meidinger, pisc. austr., t. 11; 17SG. Barbus fluviatiUs Agassiz Mem. soc. sc. nat. Neuchfitel 1, 37 ; 1835. Valenciennes poiss. IG, 125; 1842. Günther, Fische d. Neckars, 40; 1853. Heckel ii. Kner, Fische Oestr., 79; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 109: 18G3. Benecke, Fische Preiiss., 113; 1881. 30 — 50 cm. Leib gestreckt, wenig* zusammengedrückt. Schnauze rüsselförmig ; Oberlippe weit vorstehend, fleischig; Unterlippe wulstig. "2 Barteln an der Oberli])pe, 2 längere in den Mundwinkeln. Nasen- <)ffnung doppelt, die hintere dureli einen Hautlappen bedeckt. Der 3. Strahl der Rückenflosse am Hinterrande gesägt. Schwanzflosse tief ausgeschnitten. Kücken grau- oder olivgrün mit bläulichem -Schimmer; Seiten gelblich; Bauch weisslich, Kückenflosse dunkel graugrün, Schwanzflosse graugelblich; übrige Flossen gelbröthlich. Laichzeit Mai, Juni. 8 — 10 000 hirsekorngrosse Eier. Nahrung : Insektenlarven, Würmer, kleine Fische, thierische Abfälle. Schmarotzer: Ascaris dentata R., Echinorynchus clavaeceps Z., globulosus R., angustatus R., proteus W., Distomum nodulosum Z., globiporum R., punctum Z., ferruginosum Lw., ^lonostomum cochleari- forme R., Diplostomum brevicaudatum Nrn., Dactylogyrus malleus Lw^, Oaryophyllaeus mutabilis R., Bothriocephalus rectangulus R., Triae- nophorus nodulosus R. In Flüssen und Seen ; am Grunde. Verbreitet. 13. G. CYPRINUS L. Os terminale. Squamae magnae. Pinnae dorsalis longae et analis =brevis radius tertius osseus postice serratus. Mund endständig. Schuppen gross. Rückenflosse lang, Afterflosse Ivurz; in beiden der dritte Strahl stark, .am Hinterrande gesägt. 1. CYPRINUS carplo L. Karpfe. C. cirris 4, dentibus faucalibus triserialibus, pinna dorsali truncata, «caudali excisa. B 3 D 3—4/17—22 P 1/15-lG V 2/8—9 A 3/5 C 17—19 Sq -5—6/35—39/5—6 Df 1.1.3-3.1.1. C. carpio Linne f. snec. 127; 17G1. syst. nat. 525; 1766. Bloch, Fische Deutsehl., 1, 117 t. 16; 1783 Meidinger, pisc. austr., t. G; 1785. t. 41; 1794. Valenciennes poiss. 16,23; 1842. Günther, Fische •d. Neckars, 35; 1853. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 54; 1858. Siebold, Fische Mitteleur., 84 ; 1863. Benecke , Fische Preuss. , 106 ; 1881. J{ex cDprinorinn Bloch, Fische Deutsehl., 1, 137 t. 17; 1783. CYPKINIDAE. 199 C. nudus Bloch, Fische Deutschi., 3, 226-, 1785. C. hungaricus Heckel, Ann. Wien. Mus., 1, 222 t. 19 f . 1 ; 1835. Talenciennes poiss. IC, 65-, 1842. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 'SO-, 1858. C. elatus Valenciennes poiss., 16, 62; 1842. C. reqina Valenciennes poiss. IG, 63; 1842. Heckel u. Kner, Fische Oestr., 62; 1858. C. acuminatus Heckel u. Kner, Fische Oestr., 58 ; 1858. 30—60 cm. Leib massig zusammengedrückt. Mund ziemlich weit; Lippen dick. Jederseits am Unterkiefer eine kleine, am Mund- Avinkel eine grössere Bartel. Krone der .Schlundzähne rundlich. Rückenflosse abgestutzt; Schwanzflosse ausgeschnitten. Der 3. Strahl der Rücken- und Afterflosse am Hinterrande grob gesägt. Rücken schwärzlich ; Seiten und Bauch gelblich. Laichzeit April bis Juni. 3—700 000 gelbliche 1,3 mm grosse Eier an Steinen und Pflanzen. Mann mit weissen Hautwarzen. Nahrung: kleine Wasserthiere, zerfallende Pflanzenstoffe. Schmarotzer: Piscicola geometra Blv , Gyrodactylus elegans Ndm., Dactylogyrus auriculatus Ndm., mollis Wedl., dujardinianus D., .anchoratus Duj., Ascaris acus Bl. , carpionis Lw. , Echinorynchus •clavaeceps Z., globulosus R. , angustatus R., proteus W. , Distomum globiporum R., Diplostomum cuticola D., Tetracotyle typica D., Caryo- phyllaeus mutabilis R., Lernaeocera cyprinacea L , Ergasilus sieboldii Ndm., Argulus foliaceus L. In langsam fliessenden und stehenden Gewässern mit schlammigem ■0.2 mm) gefallen, so wurde dies mit 100 bezeichnet; fiel nur an 2 Tagen Niederschlag, so erfolgte die Bezeichnung durch die Zahl 67, während 1 Niederschlagstag den Werth 33 und eine vollständig trockene dreitägige Periode die Be- zeichnung 0 erhielt. Auf die eben beschriebene Art erhält man in den einzelnen Jahren die folgenden Mittelwerthe des Luftdruckes für die einzelnen Mond Stellungen, wobei für die Mondphasen die bekannten Kalenderzeichen gebraucht sind und P Erdnähe (Perigaeum), A Erdferne (Apogaeum) bedeutet. Ausserdem bezeichnet -j- D den Aequatordurchgang des Mondes zu nördlicher, — D den Uebergang zu südlicher Declination. m 3 ® C P A + D — D 1881 52.6 57.2 58.6 55.4 56.1 53.6 58.0 57.5 1882 55.4 54.6 53.5 59.1 55.3 54.7 55.4 55.5 1883 58.2 56.4 57.8 56.3 55.6 57.0 57.2 55.6 1884 55.6 565 55.9 58.0 58.8 58.4 55.9 59.3 1885 55.0 57.7 56.4 53.9 55 3 54.3 56.9 54.3 1886 57.2 56.4 53.1 54.0 57.2 54.2 57.1 56.8 1887 56.3 57.4 57.4 56.7 58.0 55.0 56.0 57.3 1888 56.1 56.0 56.9 55.6 56.4 55.4 58.6 54.1 1889 55.3 54.6 56.1 59.3 55.7 53.5 56.2 57.5 Mittel 557 56.3 56.2 56.5 56.5 55.1 56.8 56.4 Der Durchschnitt der für die 4 Mondphasen gefundenen neunjährigen Mittelwerthe beträgt 756.2 mm; der Kaum- ersparniss wegen war in der vorigen Tabelle die erste Ziffer 7 222 durchgängig fortgelassen worden. Vergleicht man hiermit die für die einzelnen Phasen abgeleiteten Mittelwerthe, so zeigt sich, dass der Luftdruck bei Neumond während der letzten 9 Jahre um 0.5 mm niedriger, beim ersten Viertel um 0.1 mm höher war und beim Vollmond seine mittlere Höhe hatte; gegen das letzte Viertel hin nahm der Luft- druck wieder zu und lag 0.3 mm über der durchschnittlichen Höhe, während er gegen Neumond wieder bis zu 0.5 mm unter den mittleren Stand herabsank. Die folgende Figur, in welcher die horizontale grade Linie der mittleren Höhe von 756.2 mm entspricht, bringt diese kleinen Druck- schwankungen noch in klarerer Weise zum Ausdruck. m 3 ■ c # Nach der vorher gegebenen Tabelle war der mittlere Luftdruck für die Erdnähe zu 756.5 und für die Erdferne des Mondes zu 755.1 mm gefunden, so dass der Unterschied für beide Mondstellungen 1.4 mm beträgt. Es war also das Barometer gegen die aus beiden Mondstellungen folgende mittlere Höhe von 755.8 mm im Perigäum um 0.7 mm zu hoch, im Apogäum um 0.7 mm zu niedrig. Diese Oscillation des Barometerstandes giebt die Curve der folgenden Figur an, die nach demselben Massstabe entworfen ist wie die vorige, und in welcher der durchschnittliche Stand von 755.8 mm durch die grade Linie gekennzeichnet ist. Perig. Apog. Perig. Endlich giebt die nachstehende Figur den aus 9 Jahren folgenden mittleren Verlauf in der Höhe des Barometer- standes für die beiden Aequatordurchgänge des Mondes. Für den Durchgang zu nördlicher Declination (-f- D) betrug die Höhe des Luftdruckes 756.8 mm, für den entgegen- gesetzten ( — D) 756.4 mm, so dass das Barometer bei Annäherung des Mondes um 0.4 mm höher stand als bei 223 zunehmender Entfernung. Es zeigt sich hier also dasselbe Verhalten des Luftdruckes wie vorher bei Erdnähe und Erdferne. Es entspricht die grade Linie in der folgenden Figur einem mittleren Barometerstande von 756.6 mm. 4-D — D 4-D Diese Beobachtungen ergeben also für die verschiedenen Stellungen des Mondes bezüglich des Luftdruckes nur ganz geringfügige Unterschiede, und selbst für Erdnähe und Erd- ferne beläuft sich die Abweichung vom mittleren Barometer- stande nur auf 0.7 mm. Alle unsere Witterungsänderungen, welche diesen Namen wirklich verdienen, treten aber immer nur in Verbindung mit Barometerschwankungen auf, gegen welche die kleine Oscillation von 0.7 mm vollständig ver- schwindet. Es drängt sich uns daher von selbst die Ueber- zeugung auf, dass der theoretisch wohl begründete Einfluss des Mondes auf unsere Atmosphäre viel zu gering ist, um wirkliche Witterungsänderungen veranlassen zu können, und dass er daher in der praktischen Witterungskunde auch nicht die geringste Berücksichtigung verdient. Und zu derselben Ansicht führen uns auch die für die übrigen Wetterfactoren erhaltenen Kesultate. Es folgen nun zunächst, entsprechend der ersten Tabelle, welche die Luftdruckverhältnisse bei den verschiedenen Mondstellungen enthielt, die für die Temperatur gefundenen Eesultate in Celsiusgraden. m 3 ® C P A + D -D 1881 80.4 90.0 60.8 80.0 70.7 70.9 80.5 70.3 1882 9«.7 90.6 90.0 80.4 90.7 90.7 80.7 100.1 1883 80.4 70.9 80.5 90.2 90.3 9M 80.4 100.2 1884 80.8 80.2 100.0 100.1 80.3 9«.6 80.4 90.8 1885 90.4 80.4 80.9 80.7 90.3 8".4 70.8 90.5 1886 90.1 80.0 90.1 100.6 80.1 8«.8 80.5 80.6 1887 70.6 70.9 70.9 60.5 70.8 90.4 80.5 70.6 1888 70.4 80.1 70.8 80.3 80.1 70.9 70.1 80.3 1889 80.4 80.7 80.5 70.8 80.8 80.6 70.5 90.7 Mittel 80.6 80.4 80.5 80.5 80.6 80.8 80.2 90.0 224 Die Unterschiede dieser Mittelwerthe für die einzelnen Mondstellungen sind auch so geringfügig, dass sie keine praktische Bedeutung haben; es lässt sich nur soviel sagen, dass die Temperatur bei höherem Luftdruck etwas niedriger, bei tieferem Barometerstande im Allgemeinen um eine geringe Grösse höher war. Auch die Bewölkungsverhältnisse, wie sie den ver- schiedenen Stellungen des Mondes entsprechen, geben keinen Anhalt für die Annahme eines wirklich zu Tage tretenden Mondeinflusses y wie folgende Tabelle zeigt. Es bedeutet hier 0.0 ganz heiteren, 10.0 völlig bedeckten Himmel. @ 3) ® C P A + D — D 1881 7.0 6.6. 6.0 72 6.9 7.1 6.9 7.1 1882 6.1 7.7 6.4 60 6.4 6.5 6.9 6.5 1883 5.4 65 6.8 5.3 5.5 6.5 5.7 6.0 1884 6.5 6.7 6.0 6.0 6.8 5.0 7.8 5.9 1885 5.6 5.9 63 5.4 5.8 7.1 5.9 6.2 1886 5.9 5.5 6.2 6.0 6.8 5.1 5.5 6.7 1887 6.5 6.2 6.5 5.1 63 6.4 6.5 5.7 1888 6.9 6.6 6.0 62 6.8 7.6 6.2 6.7 1889 6.5 6.4 7.9 6.7 7.3 65 7.1 7.1 Mittel 6.3 6.5 6.5 6.0 6.5 6.4 6.5 6.4 Bezüglich der Niederschlagshäufigkeit ergaben sich für die einzelnen Jahre die nachstehenden Zahlen, deren Be- deutung am Eingange erläutert ist. m 3 ® C P A + 1) — D 1881 78 61 42 67 64 59 36 56 1882 58 67 62 50 69 54 64 57 1883 38 42 53 47 51 62 49 49 1884 69 46 53 50 55 36 72 45 1885 39 6: 41 61 62 69 38 66 1886 54 33 59 50 39 48 54 56 1887 53 46 36 53 46 55 55 33 1888 36 42 31 46 31 54 31 40 1889 56 39 61 44 59 36 43 54 Mittel 53 49 49 52 53 53 49 51 Die Mittelzahlen unterscheiden sich nur so wenig von einander, dass sie als gleich anzusehen sind, und es zeigt sich in ihnen klar und deutlich, dass irgend ein hervor- tretender Einfluss der einen Mondstellung gegenüber einer 225 anderen bezüglicli der Niederschläge nicht vorhanden war, eben so wenig wie hei Luftdruck, Temperatur und Bewölkung. Zum Schluss soll noch in Kürze untersucht werden, ob sich in den letzten 9 Jahren eine wahrnehmbare Ein- wirkung des Mondes auf die Gewitter zeigte, wie es ja von Manchen ganz fest behauptet wird. Diese Frage musste auch noch aus dem Grunde behandelt werden, weil im Vorhergehenden gesagt war^ unsere Witterungsänderangen träten immer in Verbindung mit grösseren Schwankungen des Luftdrackes auf. Bei den Gewitterausbrüchen ist dies nur theilweise der Fall; die meisten erfolgen bei ganz minimalen Aenderungen des Luftdruckes, besonders wenn derselbe seinem mittleren Stande nahe ist. Diese Aus- nahmestellung der Gewitter machte es daher nothwendig, derselben eine abgesonderte Behandlung angedeihen zulassen. Alle Gewitter — die Ferngewitter mit eingeschlossen — wurden den Beobachtungsjournalen entnommen und nach ihrer zeitlichen Entfernung von den Hauptphasen des Mondes ge- ordnet und summirt. Hierbei wurde der Kürze wegen der Neu- mondstag mit ®, die darauf folgenden mit 1, 2 u. s.w. und der Tag vor dem Neumonde mit 29 bezeichnet. Auf diese Weise er- hielt man für die verschiedenen Tage des Mondalters, worunter die Anzahl der seit dem Neumonde verflossenen Tage verstanden wird, die in der folgenden Tabelle unter G stehenden Zahlen. G ' Z J ® 9 7.5 -0.8 1 9 9.5 + 1.2 2 11 9.3 + 1.0 3 6 7.8 -0.5 4 8 8.2 — 0.1 5 11 8.8 + 05 6 0 7.3 — 1.0 '^^ 8 7.7 — 0.6 g3 10 9.5 + 1.2 9 10 10.3 + 2.0 10 11 11.0 + 2.7 11 12 11.0 + 2.7 12 9 9.3 + 1.0 13 7 7.8 — 0.5 14 8 7.7 -0.6 15® 8 7.8 -0.5 G Z A 15® 8 7.8 — 0.5 16 7 7.2 — 1.1 17 7 7.2 — 1.1 18 8 7.0 — 1.3 19 5 6.3 — 2.0 20 7 6.5 -1.8 21 7 6.5 -1.8 22^ 5 6.3 — 2.0 23^ 8 8.7 + 0.4 24 14 12.0 + 3.7 25 12 11.5 + 32 26 8 8.5 + 0.2 27 6 5.5 — 2.8 28 2 3.5 -4.8 29 4 4.8 — 3.5 ® 9 7.5 -0.8 226 Um den Einfluss von Zufälligkeiten abzuscilwächen, wurden diese Zahlen nach der Formel — — — : — — — aus- 4 geglichen, und diese ausgeglichenen Grössen befinden sich neben G- unter der Kubrik Z. Da die Summe aller beobachteten Gewitter 242 beträgt, so würde einem jeden der 29 Tage eine durchschnittliche Anzahl von 8.3 zukommen, und es wird uns daher der Unterschied J zwischen der eben ge- nannten normalen Zahl und der wirklich beobachteten Summe Z ein Urtheil darüber gestatten, ob eine sicher erkennbare Einwirkung des Mondes vorhanden war. Die in der Tabelle angeführte Grösse J ist gleich Z — 8.3, so dass bei + J eine grössere, bei — J eine geringere Anzahl von Gewittern vorkam als der Durchschnittswerth. Hiernach zeigte sich ein Maximum der Gewitterhäufigkeit 2 — 3 Tage nach dem ersten Viertel und gleichfalls etwa 2 Tage nach dem letzten Viertel, während die wenigsten Gewitter 2 Tage vor Neumond beobachtet wurden. Wollte man dies wirklich einer Einwirkung des Mondes zuschreiben, so müssen selbst diejenigen, die den Mondeinfluss auf jede Weise retten wollen, eingestehen, dass eine Einwirkung des Mondes, die nur im Stande ist, für verschiedene Phasen im Maximum die Anzahl der Gewitter um vier zu vermehren oder fünf zu verringern, und zwar während eines Zeitraumes von 9 Jahren, für diePraxis nicht vorhanden ist. Unsere neunjährigen Beobachtungen geben grade für Neu- und Vollmond, wohin von anderer Seite die stärksten Ein- wirkungen verlegt werden, subnormale Werthe, so dass hier die Thatsachen der Ansicht von Rudolf Falb direct widersprechen. Werden dieselben Gewitter, ähnlich wie vorher, auch nach der zeitlichen Entfernung von Perigäum und Apogäum geordnet, so erhält man eine der vorigen ganz entsprechende Tabelle, in welcher nur P und A die Tage der Erdnähe und Erdferne bezeichnen, während G, Z die gleiche Be- deutung haben wie zuvor, und J hier gleich Z — 8.9 ist. 227 G Z J p 7 6.0 -2.9 1 8 7.8 — 1.1 2 8 7.5 — 1.4 3 6 7.3 -1.6 4 9 8.5 -0.4 5 10 8.0 — 0.9 6 3 5.5 — 3.4 7 6 6.0 — 2.9 8 9 9.0 + 0.1 9 12 10.0 -i-1.1 10 7 7.8 — 1.1 11 5 7.0 — 1.9 12 11 10.3 4-1.4 13 14 12.3 + 3.4 14A 10 10.2 + 1.3 G Z J 14A 10 10.2 + 1.3 15 7 8.8 -0.1 16 11 9.5 + 0.6 17 9 9.5 + 0.6 18 9 93 + 0.4 19 10 10.0 + 1.1 20 11 10.5 + 1.6 21 10 10.3 + 1.4 22 10 10.8 + 1.9 23 13 11.3 + 2.4 24 9 9.8 + 0.9 25 8 7.7 — 1.2 26 6 6.0 — 2.9 27 4 5.3 -3.6 P 7 6.0 — 2.9 Hiernacli fallen auf die Zeit der Erdferne 3 Gewitter mehr, auf die Erdnähe 3 — 4 Gewitter weniger als die normale Zahl 8.9 angiebt. Aber auch diese Differenz ist gegen- standslos, wenn bedenkt, dass unter der Annahme eines Mondeinfiusses derselbe 9 Jahre hindurch wirken musste, um jene winzige Differenz hervorzubringen. Auch bezüglich der Erdnähe des Mondes, welcher Falb einen so hervor- ragenden Einfluss auf die Gewitter zuschreibt, kann die Falb' sehe Ansicht eine Bestätigung nicht erfahren, weil auch hier die Thatsachen mit ihr im Widerspruch stehen. Zum Schluss wollen wir noch in Kürze auf eine andere Weise die Kleinheit des vermeintlichen Mondeinflusses auf die Gewitter ableiten. Trägt man sämmtliche Gewitter während des neunjährigen Zeitraumes zusammen und ordnet sie nach der Tageszeit ihres Ausbruches, wobei der Kürze wegen das Intervall von 2 Stunden zu Grunde gelegt wurde, so erhält man folgende Zusammenstellung, in welcher nur die wirklich zum Ausbruch gelangten Gewitter benutzt wurden. Stunde Anzahl 12— 2 8 2— 4 5 Vorm. 4— 6 2 6- 8 5 8-10 2 10-12 7 Stunde Anzahl 12— 2 13 2— 4 53 Nachm. 4— 6 37 6- 8 28 8—10 17 10-12 9 228 Danach fällt allgemein das Maximum der Gewitter- häufigkeit auf die Zeit von 2 bis 4 Uhr Nachmittags und diese Zeit stimmt überein mit der höchsten Sonnenwärme während des Tages. Wenn nun der Mond einen bestimmen- den Einfluss besässe auf das Losbrechen von Gewittern, so müssten die Stunden der grössten Gewitterhäufigkeit zu den Zeiten des Neumondes, ersten Viertels u. s. w. unter einander beträchtlich verschieden sein, da ja der Mond dann immer andere Stellungen gegen den Horizont einnimmt. Die den 4 Phasenzeiten zugehörigen Gewittter, deren Anzahl natürlich viel geringer ist als vorher, wurden daher auch nach den Tagesstunden geordnet, und es ergaben sich folgende Resultate. ® 3 ® C Stunde Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Vorm. 12— 2 1 2 2 1 2- 4 1 4- 6 1 — 6- 8 1 — 1 8—10 — 1 1 10—12 1 2 1 Nachm. 12— 2 4 1 7 3 2— 4 10 10 9 9 4— 6 2 8 3 7 6-8 2 3 4 5 8—10 3 — 2 2 10—12 — 1 1 — Wir finden also auch hier trotz der verschiedenartigen Stellungen, die der Mond bei den verschiedenen Phasen einnimmt, dennoch dieselbe Stunde für die grösste Häufigkeit der Gewitter, und es folgt daraus, dass es nicht der Mond sein kann, der bei verschiedenen Stellungen die Ge- witter zu derselben Tageszeit zum Losbrechen bringen kann, dass es vielmehr die Sonne ist, die während der Jahresperiode, wo Gewitter auftreten, zur selben Stunde immer wieder dieselbe Stellung gegen den Horizont einnimmt. 229 Fassen wir die vorhergehenden einzelnen Ergebnisse kurz zusammen, so müssen wir sagen, dass die neunjährigen Beobachtungen in Magdeburg keinen derartigen Mondeinfluss auf die Witterung erkennen lassen, der in der ausübenden Wetterkunde irgend welche Beachtung verdiente. Die Ein- wirkung des Mondes ergiebt sich als so unmerklich und für die Praxis unbedeutend, dass es zu verwundern ist, wie trotzdem das Märchen von den kritischen Tagen immer wieder von Neuem erzählt wird. JahresbericM und AbhaMlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins m Magdeburg. Redaction: Oberrealschullehrer O. Walter. 1890. -cr^sSlQ^fT^- Magdeburg. Druck : Faber'sche Bticlidruckerei A. & R. Faber, 1891. Alle Rechte vorbehalten. Inhalts - Verzeichniss. Jahresbericlit, I. Sitzungsberichte n. Mittheilungen aus den Sitzungen des Botanischen Vereins (Section des Naturwissenschaftlichen Vereins) ... 58 III. Mitglieder und Vorstand ^^ 91 IV. Museum V. Bibliothek ^^ VI. Mitglieder verzeichniss ^^ VlI. Cassa - Conto ^^ VIII. Satzungen ^^ IX. Verzeichniss der Vereine und Körperschaften, von denen dem Naturwissenschaftlichen Vereine während des Jahres 1890 Schriften im Austauschverkehre zugingen 100 Abhandlungen.*) Dr. Albert Danckwortt, Magdeburg: „Ueber die vom Monde verursachte atmosphärische Ebbe und Fluth in Bezug auf Entfernung und Stunden- winkel des Mondes" 1^^ Erwin Schulze, Ph. D., Quedlinburgensis : „Amphibia Europaea" 1^^ Dr. A. Mertens, Magdeburg: „Klima, Thier- und Pflanzenleben der südlichen Alt- mark" 1^^ *) Dio Verantwortlicblceit für ihre Abliandlungen tragen dio Verfasser selbst. Ludw. von M6hely, Lehrer an der Staats-Oberrealsclmle zu Brassü (Kronstadt) in Ungarn : „Standorte und Verbreitung der braunen Frösche (Rana fiiscae) in Ungarn 223 Dr. Hermann Stade: „Ueber die geographische Verbreitung des Thee- strauches" 233 Kleinere Mittheilungen : „Gefangenschaftsleben eines Iltis" 307 „Der Springfrosch (Rana agilis) im Hochzeitskleide " . 316 „Vollständige Entwicklung eines Frosches (Hylodes?) im Ei" . 317 „Verbreitung der Feuerkröte (Bombinator igneus)" . 318 Jahresbericht. I. Sitzungsberichte, Sitzung vom 7. Januar. Anwesend 50 Mitglieder, 26 Gäste. Der Vorsitzende, Herr König, eröffnete die Sitzung mit herzlichen Glückwünschen für das Gedeihen des Vereins in dem neuen Jahre. Als angenehmen Neujahrsgruss ver- kündete er die Wiederannahme der Vorstandsämter seiner- seits und seitens der ührigen Herren, welche in Folge Abwesenheit in der Wahlsitzung selbst diese Erklärung nicht hatten abgeben können. Nach Aufnahme neuer Mitglieder ergriff Herr Eeal- gjmnasiallehrer Dr. Danckwortt das Wort, um auf ein neues, durch die Buchhandlung von Julius Neumann hier gütigst zur Ansicht geliefertes Harzrelief hinzuweisen, welches im Längenmassstabe von 1 : 100,000 gefertigt ist, während die Erhebungen der deutlicheren Darstellung halber zehnfach überhöht, also in einem Höhenmassstabe von 1:10,000 gebildet sind. Das Kunstwerk bietet ein höchst anschauliches Bild der Höhenzüge und Thäler des Harzgebirges mit seinen Flussläufen und Ortschaften, so dass es ein sehr schätzbares Hülfsmittel für das geographische Studium des Harzes ist. Da der Preis ein massiger zu nennen ist (50 Mk.), so dürfte sich die Anschaffung dieses Eeliefs für Schulen, geographische und Touristenvereine wohl empfehlen. Hierauf sprach Herr Privatdocent Dr. Assmann, wissenschaftlicher Oberbeamter im kgl. meteorologischen 1 Institute zu Berlin, über seinen vierwochentlichen Aufenthalt auf dem Säntis, den er im Auftrage der Akademie der Wissenschaften zu Berlin im vorigen Sommer dort nahm, um eingehende Prüfungen mit seinem vorvollkommneten Aspirationspsychrometer vorzunehmen. Sein Thema lautete: Meteorologische Beobachtungen auf dem Säntis. Unter dem Namen Säntis versteht man einen Gebirgs- stock zwischen Canton Appenzell und Obertoggenburg, welcher aus drei nach diesen beiden Cantonen steil ab- stürzenden, nach St. Gallen zu abfallenden, parallelen Leisten von Südwest -nordöstlicher Eichtung besteht. Diese sind durch einen Querriegel verbunden, dessen höchste Spitze der Säntis selbst ist (2504 m). Er ragt von allen Seiten frei empor. Nach Süden wird er durch eine sich stark erniedrigende Leiste nach dem Toggenburg begrenzt, während ihn der Querriegel mit einer andern, ebenfalls massigen Erhebung, dem Altmann (2400 m) verbindet. Auf der anderen Seite liegt die Gjrenspitz, nur um 150 m niedriger als der Säntis. Der letztere tritt aus der eigentlichen Gebirgskette dominirend hervor. Er ist so weit gegen den Bodensee vorgeschoben, dass bis jenseits des Eheinthales keine Be- einflussung durch vorliegende Kämme stattfinden kann, und auch so weit von den Alpenspitzeu entfernt, dass von dieser Seite kein Einfluss möglich ist. Die beiden mit ihm rivalisirenden Kuppen, Altmann und Gyrenspitz, kehren dem Säntis ihre Schmalseiten zu, sodass Windrichtung und -stärke wenig geändert werden. Er ist somit in ausgezeich- neter Weise für eine meteorologische Station geeignet. Auf dem steil abfallenden Gipfel desselben ist daher ein Observatorium errichtet worden, so, dass man nur die kleine Spitze selbst, den Wünschen der umwohnenden Be- völkerung entsprechend, frei gelassen hat. Durch Aus- sprengen eines Theiles des Gipfels hat man eine Nische geschaffen , in welche das Haus hineingebaut wurde. Es erschien dies auch rathsam, da die Gewalt der Stürme hier eine sehr grosse ist und ein höheres Gehäude auf der Spitze selbst arg gefährdet sein würde. Das Dach des Hauses hat mit dem Gipfel gleiche Höhe, in Folge dessen der Wanderer seinen Blick ungestört darüber hinweg lenken kann. Besser wäre es allerdings, wenn es um einige Meter darüber hinausragte. Die Anlage ist vom Züricher Institute erfolgt. Ein reicher Züricher Bürger wies hierzu ein Legat an. Zum Hausbau wurden allein 70,000 Pres, gebraucht, da der Bau grosse Schwierigkeiten machte, indem das gesammte Material hinaufgetragen werden musste. In Bezug auf Lage und Einrichtung ist das Obser- vatorium das beste, doch ist noch Manches zu wünschen übrig, namentlich fehlen manche Instrumente. Das so- genannte „Gelehrtenzimmer'', für fremde Beobachter be- stimmt, war im vorigen Jahre zum Arbeiten nicht gut brauchbar, da es ihm noch an allem Mobiliar gebrach. Dagegen sind die Eäume für den stetigen Beobachter im ersten Stock und im Erdgeschoss wohnlich und ausreichend. Ausser einem dem öffentlichen Verkehr dienenden Tele- graphen besitzt das Observatorium noch eine Telephon- Verbindung mit der „Schwenda", einem vor Appenzell gelegenen Orte. Während des Aufenthaltes des Vortragenden (vom 11. Juni bis 5. Juli) war das Wetter schlecht und für die beabsichtigten Untersuchungen über die wahre Lufttemperatur mittelst des Aspirationspsychrometers sehr ungünstig in so fern, als eine zusammenhängende Untersuchungsreihe nicht zu ermöglichen war. Es war selten heiterer Himmel. Eine derartige Ungunst, wenn auch nicht in so hohem Maasse, war zwar vorauszusehen gewesen, doch war Vortragender an die Zeit des höchsten Sonnenstandes gebunden, um zu prüfen, ob auch bei der stärksten Sonnenstrah- lung das Aspirationspsy chrometer seinen Zweck 1* erfülle. (Der von Herrn Dr. Assmann am 4. December 1888 im naturwissenschaftliclien Vereine gehaltene Vortrags giebt über dieses Instrument näheren Aufscbliiss.) Als der Vortragende auf seiner Keise nach dem Säntis in Weissbad zuerst in die Alpen eintrat, erhob sich dort gerade der Föhn. Weissbad liegt unter dem Querriegel des Säntisstockes ungefähr 1700 m unter der Spitze des Säntis. Der Föhn entsteht durch das Aufsteigen von Luft- strömen an der Mederschlagsseite des Gebirges. Dieselben erfahren in Folge des verminderten Luftdruckes und der Abgabe des condensirten Wasserdampfes eine Temperatur- abnahme von etwa 0.5 ^ auf 100 m Aufstieg. Wenn also z. B. die Luft vorher 20^ Wärme hatte, so würde sie auf 1600 m Höhe mit 12^ den Querriegel erreichen. Sinkt die trocken gew^ordene Luft auf der anderen Seite des Gebirges herab, dann findet umgekehrt eine Erwärmung statt und zwar jetzt um 1^ auf 100 m. Die Luft würde demnach nach 1600 m Abstieg nicht nur wieder auf 20<>, sondern auf 28 <^ erwärmt werden. Dadurch wird zugleich eine Ab- nahme des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft auf der Abstiegs- seite eintreten. So konnte der Vortragende in Weissbad eine Temperatur von 24.2 ^ messen, während auf dem Säntis zu derselben Zeit eine Temperatur von nur 9.5 <^ herrschte. Die relative Feuchtigkeit ging in Weissbad von 32 pCt. auf 27 pCt. und dann am Abend auf 21 pCt. zurück. Der Föhn blies kräftig, ohne ein Orkan zu sein, da die Höhen- differenz hier nicht so gross ist wie in den Hauptföhn- thälern der Centralalpen. Später hat der Vortragende noch einen Föhn beobachtet, hatte aber leider keine Messinstru- mente zur Hand. Wie oben bemerkt, war die Witterung während des Aufenthaltes auf dem Säntis für zusammenhängende Prüfungen nicht günstig Um so günstiger war die Zeit zu anderen meteorologischen Beobachtungen. Fast täglich stellten sich zur bestimmten Zeit ein oder mehr Gewitter ein. In ilen meisten Eällen war der erste Anfang sehr harmlos. Nach heiterem Morgen bildeten sich in den Thälern leichte Cumuluswolken j die sich vermehrten, höher stiegen und niedere Gipfel überzogen. Als Wetterzeichen diente der Tödi. Seine Spitzen yerschleierten sich bald, während die niederen Berge hier noch lange unbewölkt blieben. lieber -den Centralalpen bewölkten sich also zuerst die Höhen, am Rande derselben mehr die Thäler. Der gewöhnliche Vor- gang war folgender: Während der Himmel über dem Säntis noch klar war, hörte man plötzlich einen ziemlich nahen, aber schwachen Donner. Das Donnergeräusch war stets gering, da das Echo fehlt. Die Zeit von 12 bis 4 oder 5 Uhr war fast ununterbrochen von Gewittern eingenommen. Sehr häufig waren Niederschläge, auch Hagel. Der letztere Vorgang war besonders eines Abends bemerkenswerth. Man hörte bei fast völliger V/indstille auf den Bergen ein un- heimliches Brausen, so dass man einen W^olkenbruch oder doch sehr starken Kegen vermuthete. So kam das Geräusch näher, es war ein intensiver Hagelfall von Körnern, die etwa Bohnen- bis Haselnussgrösse hatten. Das Getöse ent- stand nicht durch das Zusammenschlagen der Hagelkörner in der Luft, wie man sonst angenommen hat, sondern erst durch das Aufschlagen auf den gefrorenen Schnee und die Felsen. Nicht selten fiel der Hagel in einer Höhe von 10 — 25 cm, der viele Stunden liegen blieb. Benachbarte Berge waren oft ohne Hagelbedeckung, ein Beweis für das strichweise Auftreten des Hagels. Wunderbar war, dass derselbe aus Wolken kam, die vielleicht nur 400 m über den Beobachter hinaufreichten und doch mit einer so starken Gewalt niederschlug. Die fast täglich stattfindende reichliche Wolke nbil- dung regte dazu an, dieselbe photographisch aufzunehmen. Einige durch Verwendung von Eosinplatten besonders ge- lungene Aufnahmen zeigen deutliche Charakteristika des aufsteigenden Luftstromes; säulenförmig streben dichte Wasserwolken empor, um in höheren Schichten seitlich sich auszubreiten und hierdurch den sogenannten „Cirrus- schirm" der Gewitter zu bilden. Derselbe dürfte indess- nicht als wahrer, d.h. aus Eiskrystallen bestehender Cirrus anzusehen sein, da niemals die bekannten optischen Er- scheinungen (Sonnenringe, Nebensonnen) in denselben beob- achtet werden konnten. Zwischen den Säulen aufsteigender Luft waren überall Wolkenlücken sichtbar, welche compen- satorisch niedersinkenden Luftmassen entsprachen. Was nun die Prüfung des Aspirationspsychro- meterSj den Hauptzweck des vierwöchentlichen Aufenthalts auf dem Säntis, anbelangt, so konnte trotz der Ungunst der Witterung festgestellt werden, dass das Instru- ment in seiner neuen Form vollkommen unab- hängig von der Wirkung der Sonnenstrahlen ist. Die Mängel, welche es in seiner ersten Ausführung noch aufwies, sind beseitigt, besonders ist für ein gleich- massiges Aspiriren der Luft dadurch gesorgt, dass ein Uhrwerk mittelst eines Centrifugal- Aspirators (Exhaustors) das Ansaugen bewirkt. Um Beobachtungen, die mit denen auf dem Säntis gleichzeitig wären, zu erzielen, hatte der Vortragende den um meteorologische Untersuchungen verdienten Herrn von Sigsfeld gebeten, zu genau verabredeter Zeit mit seinem Luftballon einen Aufstieg vorzunehmen. Derselbe sollte von Kempten aus erfolgen, musste aber unvorhergesehener Hindernisse halber von München aus stattfinden. Herr von Sigsfeld sollte mit Ostwind, wie er für den Tag voraus- zusehen war, aufsteigen, um nach dem Säntis zugetrieben zu werden. Leider stieg er einen Tag zu spät auf; an diesem trat bald Westwind ein, so dass er nach Passau getrieben wurde. Wenn somit der eigentliche Zweck der möglichst benachbarten Beobachtung nicht erreicht wurde, so sind doch schöne Kesultate gewonnen worden. Denn zu gleicher Zeit stiegen auch in Berlin drei Ballons der Militär- Luftschifferabtheiliing auf, in Hamburg ein Fesselballon, die Beobachtungen der baierschen, österreichischen und schweizerischen Hoch -Observatorien traten dazu, so dass viele Aufzeichnungen aus 2000 — 3000 m Höhe zu gleicher Zeit gemacht wurden. Es sind hierbei die Isothermenkarten aufgezeichnet worden und die Vertheilung des Luftdruckes in den verschiedenen Luftschichten, in Folge dessen deutlich nachgewiesen werden konnte, dass am Tage der Beobach- tung, dem 19. Juni 1889, über einem barometrischen Maximum, welches seinen Stern über Böhmen hatte, ein nach Südwest verschobenes Minimum mit ausgesprochen cyclonaler Anordnung der Windbahnen lag, was der Theorie vollkommen entspricht. Der Ballon des Herrn von Sigsfeld ist in Folge dessen, trotzdem er noch bei Ostwind abfuhr, in ganz anderer Richtung nach dem Minimum zu getrieben worden. Während dieser Zeit war die Temperatur auf dem Säntis eine ziemlich hohe (6", 8^ u. s. w.), wenig ver- schieden davon war diejenige über Baiern in entsprechender Höhe. Der Ballon jedoch, welcher bei Berlin bis 3500 m Höhe aufstieg, verzeichnete eine solche von — 7^, so dass die grösste Differenz If)^ betrug. Eine ähnliche Ver- schiedenheit zeigte sich auch in dem Feuchtigkeitsgehalte der Luft. Der Säntis und der Sigsfeld'sche Ballon befanden sich in einem Gebiete feuchter Luft mit langsam abnehmen- der Temperatur, während über Berlin und ostwärts desselben eine Zone trockener Luft vorhanden war, in welcher die Temperaturabnahme mit der Höhe dem theoretischen Werthe von 1^ pro 100 m nahe kam. Von den mancherlei anderen Beobachtungen, welche Herr Dr. Assmann auf dem Säntis machte, verdient als besonders interessant noch erwähnt zu werden die der Beobachtung eines Elmsfeuers. Schon am ersten Tage seines Aufenthalts dortselbst bemerkte er an einem eisernen Tische auf dem Gipfel des Berges ein eigenthüm- lich zischendes Geräusch. Bald darauf folgte ein starker 8 Blitzschlag. Ein nocli stärkeres „Singen'^ liess sich an den Eisenstangen vernehmen, die am Kande der Plattform an- gebracht waren. Es mussten Elmsfeuer sein, welche bei Tage nur nicht sichtbar waren. Glücklicherweise war es möglich, aber nur ein einziges mal, dieselben bei Abend beobachten zu können. Die aus einem T-Eisen bestehenden Pfähle, deren dreizehn an der Zahl nahe bei einander an- gebracht waren zur Sicherung der Plattform vor dem Säntis- wirthshause, welches etwa 40 m unterhalb der Spitze liegt, zeigten an dem stumpfen , frei nach aussen ragenden Ende der Leiste eine violett leuchtende Lichterscheinung, aus- gehend von einem weiss leuchtenden Stiele. Das Licht war so hell, dass man funkelnde Sterne zu erblicken glaubte, oder auch Lichter, mit deren Hülfe Bergsteiger an den gegenüberliegenden Bergen ihren Weg suchten. Ein lautes Zischen machte sich dabei bemerkbar, genau gleich dem, welches die Stangen so oft bei Tage vor einem Gewitter hören Hessen. Näherte man sich den Stangen, so dass der Körper dieselben überragte , dann hörte die Erscheinung an der Stange auf und an dem erhobenen Finger und über dem Kopfe brach die Lichterscheinung hervor. Es war somit klar, dass es Elmsfeuer waren, und zwar gehörten sie zu den sogenannten positiven Elmsfeuern, da sie eine Licht- länge von 5 cm aufwiesen, einen Lichtstiel und einen Oeffnungs Winkel von etwa 90^ besassen. Die negativen haben keinen Stiel, sind selten über 1 cm lang und man vermag nicht die einzelnen Strahlen zu unterscheiden, wie dies hier deutlich möglich war. Leider hatte der Vor- tragende an jenem Abend seinen photographischen Apparat nicht bei sich, so dass es ihm nicht möglich war, natur- getreue Bilder anders als durch die Zeichnung davon zu gewinnen. Zum Schluss seines Vortrages sprach Herr Dr. A s s - mann die Ueberzeuguug aus, dass ein längeres Studium auf Bergstationen viel wissenschaftliche Entdeckungen liefern wird, besonders dann, wenn die Beobachtungen in Verbin- dung gesetzt werden mit solchen in Luftballons. Auf eine Anfrage aus der Versammlung machte der- selbe Kedner noch Mittheilungen über die Beschaffenheit und Einrichtung des Fesselballons, welcher vom Verein für Luftschifffahrt in Berlin jetzt her- gestellt wird zum Zwecke fortgesetzter meteoro- gischer Beobachtungen (Feuchtigkeit, Temperatur, Barometerstand). Derselbe fasst etwa 140 cbm Gas, die Hülle besteht aus feinstem Seidenstoff und wird von einem dünnen Kabel von Wolframsthal gehalten, da dieses bei grösster Leichtigkeit die grösste Festigkeit besitzt. Der Ballon ist nicht zur Aufnahme von Personen bestimmt, obgleich er eine Person wohl tragen würde, sondern soll nur mit Kegistrirapparaten für meteorologische Zwecke aus- gerüstet werden. Dieselben werden selbstthätig und zwar photographisch die betreffenden Curven auf einen empfind- lichen Papierstreifen entwerfen, der in bestimmter Zeit an den Apparaten vorbeizieht. Man musste die photographische Fixirung der Curven wählen, da für jede andere Art der Aufzeichnung die Stösse der Winde zu heftig werden könnten. Im Frühjahre soll mit den Auffahrten des Ballons begonnen werden. Am Fusse des Ballons werden zur Erde mit gleichen Apparaten dieselben Beobachtungen angestellt werden, damit eine Vergleichung stattfinden kann. Sämmt- liche Apparate sind von der Sonnenstrahlung unabhängig. Sodann sprach derselbe Vortragende sich noch über die Influenza Tom Standpunkte des Klimatologen aus und begründete seine Ausführungen mit dem Hinweise, dass er zur Zeit des Auftretens dieser Krankheit die Witterungsverhältnisse Europas untersucht habe. Wenn ein Bacillus in der Atmosphäre suspendirt ist, so wird er sicher durch die Vorgänge in derselben beeinflusst, be- sonders durch die Niederschläge. Zur Wassercondensation sind stets Staubkörnchen nöthig. AVo kein Staub ist, giebt 10 es auch keine Niederschläge, keine Wolken, keinen Nebel^ keinen Thaii. Bei Vorhandensein genügender Feuchtigkeit der Luft wird dann aber jedes Staubkörnchen, jeder Bacillus von Condensationsproducten umhüllt, beschwert und nieder- gezogen oder als Wolkentheilchen fortgeführt. So wird eine Unmasse von Staub unschädlich gemacht. Daher ist die reinigende Kraft der Niederschläge zu erklären. Vom November bis zum Januar hat nun eminente Trockenheit in I]uropa geherrscht. Es waren nur minimale Niederschläge zu verzeichnen, die bald wieder eintrockneten. In den Ebenen lag kein Schnee, selbst in Russland nicht. Der Boden war daher den Luftströmungen nicht mehr ent- zogen, es entwickelte sich eine enorme Staubbildung und viele Schädlichkeiten wurden in der Luft verbreitet. Da aber der nöthige Feuchtigkeitsgehalt der Luft mangelte, so konnten diese Staubtheile nicht umhüllt, niedergerissen und unschädlich gemacht werden. Die Trockenheit und fehlende Schneedecke ist sicher mit der Ausbreitung der Influenza eng verbunden gewesen. Hierzu kummt, dass wir vielfach Gebiete hohen Luftdrucks hatten, weshalb die Theilchen^ welche unsere Luft verschlechterten, in der Atmosphäre nicht aufsteigen konnten und ein Niedersinken reinerer Luft unmöglich war. Da hierbei, wie stets, Nebelbildung eintrat, so wurden die vom Nebel umhüllten Bacillen um so mehr in den untersten Luftschichten gehalten, in denen sie zwar feucht, doch eingeathmet werden konnten. Die Nebel- bildung war daher ein Förderungsmittel für die Influenza. Mit grosser Wahrscheinlichkeit lässt sich demnach feststellen, dass grosse Trockenheit, fehlende Schneedecke mit herrschendem hohen Luftdrucke und mangelnder Ventilation Mit- ursachen für die Verbreitung von Epidemien sind. Hierzu bemerkte Herr Hauptmann a. D. Fellmer er- gänzend, dass nach den neuesten Nachrichten aus Persien auch dort ein völliger Niederschlagsmangel herrsche, nur 11 in den Gebirgen Schnee liege. Daher befürchte man in jenen Gegenden eine Hungersnoth im nächsten Jahre, wie dieselbe bei fehlender Bodenfeuchtigkeit dort regelmässige eintrete. Sitzung* vom 4. Februar. Anwesend 28 Mitglieder, 10 Gäste. Herr Dr. List sprach über fluorescirende Farbstoife. Die grossen Erfindungen und Entdeckungen des 19. Jahr- hunderts haben ihren gewaltigen Einfluss auf das praktische Leben überall geltend gemacht. In hervorragendem Maasse zeigt dies die Einwirkung der rasch emporgeblühten Chemie- auf die Entwicklung der Farbenindustrie. Wer hätte vor 40 Jahren vermuthet, dass der Steinkohlentheer, ein damals lästiges Abfallproduct der Leuchtgasfabrikatiou, der Aus- gangsstoff für die werthvollen Anilinfarben werden sollte! Zwar hatten die deutschen Chemiker Keichenbach und Kunge schon in den 30er Jahren bei ihren eingehenden Untersuchungen des Steinkohlentheers farbige Körper er- halten, allein ihre Beobachtungen geriethen in Vergessenheit. Erst durch die fractionirte Destillation wurden die Mutter- substanzen der Anilinfarben entdeckt, und ihr gegenseitiger Zusammenhang klargestellt. Dieselben sind das Benzol,. Toluol, Xylol, Phenol, Kresol, Anilin u. a, Im Jahre 185& brachte der englische Chemiker Perkin den ersten Anilin- farbstoff von violetter Farbe, Mauvein genannt, in den Handel, ein Farbstoff, der noch gegenwärtig in England zum Drucken der Briefmarken verwerthet wird. Vor allem sind die classischen Arbeiten des Professors A. W. Hof mann in Berlin bahnbrechend für die Entwickeln n.o- dieser Farben- industrie geworden. Dieselben knüpften sich an die Ent- deckung des Fuchsins, oder, wie der wissenschaftliche JSame lautet, des Bosanilins, eines rothen Farbstoffes, der im Jahre 1859 von Renard und Franc in Lyon im Grossem 12 hergestellt wurde. Durcli geistvolle Anwendung der beiden Untersuchungsmethoden auf dem Gebiete der organischen Chemie, der Elementaranalyse und der Synthese, gelaug es Hof mann in den 60er und 70er Jahren, den Anstoss zu der mächtigen Entfaltung der Anilin-Farbenerzeugung zu geben. Nächst ihm sind es die deutschen Chemiker Grabe und Liebermann gewesen, die im Jahre 1869 eine epoche- machende Arbeit über die künstliche Darstellung des in der Krappwurzel vorkommenden rothen Farbstoffes, des Alizarins, aus dem Anthracen, einem Bestandtheile des Steinkohlen- theers, veröffentlichten. Diese Entdeckung, welche in Frank- reich die Krappwurzelindustrie brachlegte und in Deutschland einer grossen Industrie das Leben gab, ist zugleich ein glänzendes Beispiel einer zum ersten Male technisch durch- geführten Synthese eines in der Natur vorkommenden Farb- stoffes. Der hervorragendste Triumph, den unsere chemische Forschung in Deutschland gefeiert hat, war die 1880 aus- geführte Synthese des Indigos durch den genialen Chemiker T. Bayer in München. Jahrzehnte hindurch hatte sich Bayer mit der Untersuchung dieses werthvolleu Farbstoffes beschäftigt, bis es ihm schliesslich gelang, den Indigo aus einfachen, auch auf künstlichem Wege zu erhaltenden Spaltungsproducten wieder zu erzeugen. Wenn auch die Darstellung für die Gewinnung im Grossen zu kostspielig war, so löste sie doch die Frage nach Constitution einer der complicirtesten Verbindungen endgültig. Eine besondere Bedeutung für die Färberei erlangten die von Witt und Koussin in die Technik eingeführten Azofarbstoffe, so genannt nach azote, der französischen Be- zeichnung für Stickstoff. Es sind ihrer Structur nach ziemlich Terwickelte Verbindungen, in denen zwei Stickstoöatome bestimmte Beste von Anilinderivaten mit einander verketten. Diese Stoffe von gelber, orange und brauner Farbe zeichnen sich durch grosse Echtheit aus und fanden wegen ihrer wundervollen Farben und ihres prächtigen Farbenspieles trotz 13 der kostspieligen Darstellung und des demgemäss hohen Preises schnell Eingang in den Handel. Neue Farbstoffe schössen nun wie Pilze aus der Erde und mit ihrer Ent- deckung ergab sich eine Fülle wissenschaftlicher Unter- suchungen, die aufklärend über das Wesen der künstlichen Farben wirkten und eine förmliche Systematik derselben begründeten. Im Jahre 1888 zählte man 270 in den Handel eingeführte Farbstoffe, und seitdem hat sich die Zahl er- heblich vermehrt. Durch alle die zahlreichen Untersuchungen hat sich ergeben, dass die Farbe abhängig ist vom Bau des Moleküls. Wesentlich für den Farbstoffcharakter ist zunächst eine gewisse Anhäufung von Kohlenstoffatomen im Molekül und der Eintritt von gewissen zusammengesetzten Atomg^ruppen. Diese die Farbe bedingenden Gruppen zeigen ein höchst charakteristisches Verhalten gegen Wasserstoff in statu nascendi. Wird ein solcher Farbstoff mit Zinkstaub und Ammoniak oder Zink und Salzsäure erhitzt, so wird er entfärbt. Es entsteht ein farbloser Körper, der in naher Beziehung zu dem betreffenden Farbstoffe steht; man nennt ihn den Leukokörper (von leuzög, weiss). Diese Leukokörper gehen unter dem Einflüsse von oxydirenden Mitteln wieder in die ursprünglichen Farbstoffe über. Manche von ihnen nehmen schon aus der Luft Sauerstoff auf, so der Leuko- körper des Indigo, weshalb man in der sogenannten Küpen- färberei Wolle und Baumwolle nur mit dem Indigo weiss tränkt und der Einwirkung der Luft das Blaufärben überlässt. Witt hat eine ausführliche Theorie über das Wesen der Farbstoffe entwickelt, die sich in folgenden Sätzen zu- sammenfassen lässt: Die Farbstoffnatur eines Körpers ist bedingt durch die Anwesenheit einer gewissen Atomgruppe, welche als farbegebende Gruppe, Chromophor, zu bezeichnen ist. (Solche Gruppen sind beispielsweise das Radical der Salpetersäure, NO 2, und die vorher erwähnte 14 Azogruppe, N^.) Treten diese Chromophore in eine kohlenstoffreiche Verbindung wie Benzol (C^ H^) u. a. ein, z. B. C^ H^ — NO^ r= Mtrobenzol, oder ver- binden zwei derselben, wie C^ H^— N^— 0^ H^ = Azo- benzol, so erhalten sie dadurch die Eigenschaft, gefärbte Körper bilden zu können; sie werden zu chromogenen. Diese Chromogene sind selbst noch keine Farbstoffe, sie werden aber solche durch den Eintritt gewisser Eadicale, w^elche ihnen saure oder basische Eigenschaften verleihen. Solche Eadicale sind z. B. das Radical der Kohlensäure (COOH), das der Schwefelsäure (SO^ — OH), das des Wassers (OH), welches letztere bei den aromatischen Kohlenwasserstoffen schon einen säurebildenden Einfluss hat, wie es die allbekannte Carbolsäure (C^ H^ — OH) beweist. Basischen Charakter ver- leiht das Radical des Ammoniaks (NH^), Treten gleich mehrere solche säure- oder basenbildende Gruppen in das Chromogen ein, so wird das Färbevermögen verstärkt. Man kann daher die Farbstoffe eintheilen in Säure- und Basenfarbstoffe. Die Säurefarbstoffe verbinden sich mit den Basen der anorganischen Chemie , z. B. Kali und Natron, die Basenfarbstoffe mit Mineralsäuren, wie Salzsäure und Schwefelsäure, zu wohl gekennzeichneten Salzen. In den meisten Fällen kommen die künstlichen Farbstoffe erst in Form dieser Salze in den Handel. Es entsteht nun die Frage: Welcher Vorgang spielt sich bei der Fixirung des Farbstoffes auf der thierischen und pflanzlichen Faser, z.B. auf Seide, Wolle, Baumwolle ab? Bringt man einen Seidenstrang in die Lösung eines Farbstoffes, so wird der Lösung, falls sie nicht zu concentrirt war, der Farbstoff vollständig ent- zogen und auf der Faser niedergeschlagen. Haben wir es hier mit einem chemischen Processe oder einem rein physi- kalischen Vorgange zu thun, etwa einer Absorptions- erscheinung, ähnlich wie Thierkohle und andere poröse 15 Substanzen Farbstoffe entziehen? Die neuesten Unter- suchungen auf diesem Gebiete machen es zur Ge- wissheit, dass es sich hier um einen chemischen Vorgang handelt. Die Faser spielt dem Farbstoffe gegen- über je nach der Natur desselben bald die Rolle einer Base, bald die einer Säure und verbindet sich mit dem Farbstoffe zu einer salzartigen Verbindung. Das Rosanilin z. B., ein basischer Farbstoff, ist als freie Base ungefärbt, das Färbungs- Termögen äussert sich erst in seinen Salzen. Bringt man in die farblose Lösung der freien Rosanilinbase einen seidenen oder wollenen Strang, so färbt sich dieser intensiv roth, gleichsam als ob wir die Faser unmittelbar mit salzsaurem Rosanilin gefärbt hätten. Auch bei sauren Farbstoffen beobachten wir analoge Erscheinungen. Die vegetabilische Faser, die Baumwolle, besitzt keine so ausgeprägte Verwandtschaft zu den Farbstoffen. Wir müssen ihr erst durch Beizen einen basischen oder sauren €harakter verleihen. Als basische Beizen dienen basische Metallox3^de, wie Eisenoxyd, Thonerde oder Chromoxyd, als saure Beizen Gerbsäure und Sulfoölsäure. Im Handel nennt man diejenigen Farbstoffe, welche sich ohne Zuhülfenahme einer Beize mit der thierischen oder pflanzlichen Faser verbinden, Substantive Farbstoffe, im Gegensatz zu den adjectiven, die erst einer Beize be- dürfen. Nach neueren Forschungen erklärt sich aber auch der bald saure, bald basische Charakter der thierischen Faser aus ihrer chemischen Constitution. Die thierische Faser enthält Stickstoff, sie gehört zur Klasse der Protein- substanzen. Diese enthalten complicirte Amidosäuren, Säuren, welche gleichzeitig einen sauren und basischen Charakter besitzen. Die vegetabilische Faser hingegen, die Baumwolle, ist Cellulose. Sie hat ihrer Constitution nach einen mehr alkoholischen Charakter, verhält sich in Folge dessen im Allgemeinen indifferent gegen die Farbstoffe. Behandelt man aber reine Pflanzenfaser mit Oxydationsmitteln, wie 16 Chlor oder Chrom säure, so erhält sie die Fähigkeit, gleich der Seide und Wolle basische Farbstoffe unmittelbar zu fixiren. Beim Färben mit anorganischen Farbstoffen^ wie Ultramarin, Ocker, Zinnober, müssen wir allerdings eine rein mechanische Imprägnirung der Faser an- nehmen. Die Gegner der chemischen Färbungstheorie bei organischen Farbstoffen wollen einen ähnlichen Vorgang^ auch hier annehmen und stützen sich besonders auf einen Grund. Wir können mit einem Farbstoffe alle möglichen Nuancen hervorrufen, schwach oder stark färben. Daher stehen Gewicht der Faser und des Farbstoffes in keinem bestimmten Yerhältniss. Dem ist aber entgegen zu halten^ dass der sehr complicirte anatomische Bau der Faser eine einheitliche Verbindung unmöglich macht. Die Oberfläche der Faser wird immer stärker gefärbt sein als das Innere. Ferner sieht man auch bei bestimmten Metalllegirungen, dass sich die Metalle in beliebig vielen Verhältnissen legiren lassen, und dass es doch darunter ganz bestimmte Ver- bindungen giebt. Zu einem ganz überraschenden Er- gebnisse, welches einen weiteren Beweis zu Gunsten der basischen Theorie des Färbens liefert, ist im letzten Jahre Knecht gelangt. Er fand, dass Wolle beim Färben mit grossen Ueberschüssen von Farb- stoffen diese im Verhältniss ihrer Molekulargewichte oder einfacher Multipla derselben aufnimmt. Der Vortragende legte kleine Proben verschiedener Farbstoffe, die zur Klasse der Phtaleine gehörten, in wässerigen und alkoholischen Lösungen, auch ihre Ausfärbungen auf Seide und Wolle vor. Diese Phtaleine, durch v. Bayer entdeckt und ihrer Constitution nach klar gestellt, führen ihren Namen nach der Phtalsäure, einem Oxydationsproducte des Naphtalins. Erhitzt man ein inniges Gemenge von 1 Molekül Phtalsäureanhydrit und 2 Moleküle Eesorcin längere Zeit auf 180—2000, so bildet sich ein gelber Säure- farbstoff, dessen wässerige alkalische Lösung sich durch eine 17 prachtvolle Fluorescenz nach grün auszeichnet. Bayer hat diesen Farbstoff wegen dieser Eigenschaft Fiuorescein genannt. Um die Einführung der Phtaleine haben sich besonders zwei Farbenfabriken in Deutschland verdient ge- macht, die badische Anilin- und Sodafabrik und die Höchster Farbwerke. Beide Fabriken waren so liebenswürdig gewesen, die reiche Auswahl von Proben zu schicken. Das Fluorescem kommt in Form seines Natronsalzes als Uranin in den Handel. Wird Fluorescem mit Brom in alkalischer Lösung behandelt, so nimmt es unter geeigneten Bedingungen vier Atome Brom auf. Es entsteht ein scharlach- rother Farbstoff, nach seiner der Morgenröthe gleichen Färbung Eosin genannt. Die Seidenfärbung dieses Farbstoffes zeichnet sich durch ihre gelbrothe Fluorescenz ganz besonders aus. Das aus Fluorescem und Jod entsprechend zu erhaltene Tetrajodfluorescem kommt unter dem Namen Erythrosin in den Handel. In seinen Ausfärbungen hat es einen viel bläulicheren Ton als der entsprechende Bromfarbstoff. Wendet man statt der Pbtalsäure eine mit Chlor be- handelte Phtalsäure (Dichlorphtalsäure) an, so entstehen gechlorte Fluoresce'ine, die wiederum das Ausgangsmaterial für eine Reihe sehr schöner Phtaleinfarbstoffe liefern, welche Nölting in die Industrie eingeführt hat. Das Tetrabrom- derivat dieses Fluoresce'ins kommt unter dem Namen Phloxin, die Tetrajodverbindung als Rose bengale in den Handel. Diese Farbstoffe zeichnen sich weniger durch ihre Fluorescenz als vielmehr durch ihre schönen rosarothen Nuancen aus und finden deshalb in der Seiden- und W^llfärberei eine ziemlich ausgedeante Verwendung. Wohl die schönste und intensivste Fluorescenz zeigt ein erst vor 3 Jahren von beiden Fabriken in den Handel gebrachter Farbstoff, das Rhodamin. Wegen seines Gehaltes an Amidogruppen ist es ein basischer Farbstoff. Rhodamin färbt Seide prachtvoll rosenroth. Bei Tage ist die Fluorescenz nach gelb so intensiv, dass die Seide förmlich leuchtet. 18 Die badische Anilin- und Sodafabrik stellt noch zwei prächtig fluorescirende Farbstoffe dar, das Resorcinblau und das Auramin. Die alkoholische Lösung des ersteren er- scheint im durchfallenden Lichte azurblau, im auffallenden Zinnoberroth, der letztere weist auf der gelbgefärbten Seide eine starke Fluorescenz nach grün auf. Der Phtalsäure entspricht chemisch in gewisser Hinsicht die Sulfobenzoesäure. Diese zuerst im Laboratorium in Salbke dargestellte Säure ist die Muttersubstanz des Saccharins. Es sind nun Untersuchungen ebenda angestellt worden, ob die Sulfobenzoesäure auch im Stande ist, mit Phenolen, mit Resorcin eine ähnliche Klasse von Farbstoffen zu bilden. In der That liefert sie ganz entsprechende Verbindungen, so mit Resorcin das Sulfofluorescem, welches allerdings eine etwas dunklere Färbung und Fluorescenz zeigt, als das Phtaisäurefluoresce'in. Es bildet sich, wenn man ganz geringe Spuren Saccharin mit Resorcin bei Gegenwart von Schwefel- säure erhitzt. Man hat daher vorgeschlagen, diese Reaction zum Nachweise von Saccharin zu benutzen. Eine derartige Methode ist aber ganz unbrauchbar, da es eben sehr zahl- reiche Körper giebt, die beim Erhitzen mit Resorcin fluores- cirende Verbindungen liefern. -- Der Vortragende hatte die Güte, die ihm gelieferten Proben von Farbstoffen, wie ihre Ausfärbungen in Seide, dem hiesigen Museum zu überweisen. Im Anschiuss an diese Auseinandersetzungen sprach Herr Rector Dr. Hintzmann noch über chemische Verwandtschaft verschiedener organischer Verbindungen zu einander, be- sonders über die auch im alltäglichen Leben vielfach ein- tretende Verwandlung alkoholischer Stoffe in Säuren (das sog. Sauerwerden). Er legte an der Hand der chemischen Formeln dar, wie aus dem Grubengase (CH*) durch Ersatz eines Wasserstoffatomes (H) durch das Radical des Wassers, das Hydroxyl (OH), sich ein Alkohol, der Methylalkohol oder Holzgeist (CH^OH), dann durch Ersatz zweier weiteren Wasserstoffatome durch Sauerstoff (0) sich eine Säure, die 19 Ameisensäure (CHOOH) oder in der üblichen Schreibweise H-COOH) bildet, ebenso wie aus dem im Leuchtgase mit- Torkommenden Aethan (C^H^) in der gleichen Weise der Alkohol (C^H^OH) und die Essigsäure (CHS-COOH) entsteht, aus dem Benzol (C^Hß) der Phenylalkohol (C^H^ — OH), der aber schon Säure Charakter besitzt und darum allgemein Carbolsäure genannt wird. Den Uebergang des einen Körpers in den andern durch Eintritt von gewissen Atomgruppen erläuterte er noch an einem anderen Beispiele. Das be- kannte harmlose Gh-cerin [C^HTOH^), ein dreiatomiger Alkohol] geht bei Behandlung mit Schwefelsalpetersäure durch Austausch der Wasserstoffe der Hydroxyle gegen die Nitrogruppe (NO 2) in das gefährliche Sprengmittel Nitro- glycerin [C^H^(0N02)3] über, welches mit Kieseiguhr ge- mischt den Dynamit liefert. Gleichfalls im Anschluss an den obigen Vortrag ver- breitete sich Herr Hauptmann a. D. Fe lim er über die Eigenschaften der Metalllegirungen, den Schmelzpunkt der- selben, der meist niedriger ist als das arithmetische Mittel der Schmelzpunkte der beiden legirten Metalle, das oft stattfindende Auskrystallisiren ganz bestimmter Metall- verbindungen u. s. w. Sitzung vom 4. März. Anwesend 40 Mitglieder, 38 Gäste. Nach Erledigung innerer Angelegenheiten und der Vor- legung des Kassenberichtes für 1889 seitens des Kendanten Herrn Brunner, begann Herr Hartwig vom Grusonwerke ■seinen interessanten Vortrag über die Photographie, deren Entwickelung und Fortschritte. Die Kenntniss der Mitwirkung des Lichtes auf die Veränderung der Materie ist nachweislich schon im grauen Alterthume bekannt gewesen. Das Bleichen von Leinen u. s. w. war nicht nur den Griechen und Römern, sondern 9* 20 auch den alten Aeg3^ptem und Indern bekannt. Es ist gewiss kein Zufall, dass die Farben, welche die Alten zum Färben von Zeugen und zur Herstellung ihrer Gemälde benutzten, grösstentheils echt und lichtbeständig sind, was nicht nur aus den erhaltenen Ueberresten der ägyptischen, babylonischen und assyrischen Kunst ersichtlich ist, sondern auch aus den Zeugnissen der griechischen und römischen Autoren, besonders des Plinius und Vitruvitis, hervorgebt. Sehr alt mag die Erfahrung sein, dass das Licht zum Grünen der Gewächse nothwendig ist. Aristoteles spricht in seinem Buche von den Farben aus, dass die Pflanzen- theile weiss bleiben, wenn die Sonnenstrahlen nicht zu- treten können, dagegen im Lichte alles grün wird und jene Theile der Früchte, welche gegen Sonne und Wärme stehen, sich stark färben. Die zerstörende Wirkung des Lichtes auf gewisse Maler- farben, besonders auf Zinnober, war schon vor zwei Jahr- tausenden bekannt. Jener römische Baukünstler Vitruvius sagt über den Zinnober: „Er verdirbt sogleich, wenn er von den Strahlen der Sonne und des Mondes getroffen wird, verliert an Glanz und Lebhaftigkeit und wird schwarz. Durch Ueberstreichen mit W^achs, versicherte er, werde der Zinnober lichtbeständig. Auch bemerkt er, dass die Bilder- säle und die Werkstätten der Maler gegen Mitternacht ge- richtet sein sollen, damit die Farben vom directen Sonnen- lichte nicht leiden. Plinius machte in seiner Naturgeschichte später (im 1. Jahrh. n. Chr.) dieselbe Angabe. Die Farben Hessen die Einwirkung des Lichtes nicht nur hinsichtlich ihres Verblassens und Vergehens, sondern auch hinsichtlich des Entstehens beobachten. Hierüber findet sich eine alte Angabe in ^ner Schrift mit dem Titel „Jonia", welche von der als Schriftstellerin berühmten Tochter des griechischen Kaisers Konstantin VIH gegen Ende des 10. Jahrhunderts geschrieben wurde. Daselbst ist angegeben, dass die mit dem Farbstoffe der Purpur- 21 Schnecke getränkten Zeuge erst dann ihre volle Pracht und den hohen Glanz bekommen, wenn man sie an die Sonne bringt, welche Angaben später Cole (1685), Reanmur (1711) und Duhamel (1736) genau präcisirten. Von der Eigenschaft der Silbersalze, die Haut des Jienschen zu schwärzen, spricht wohl schon ein Albertus Magnus (13. Jahrb.), und Glauber sagte (1658) Aehnliches bezüglich des mit Silberlösung bestrichenen Holzes, Pelz- werkes und der Federn; Boyle erwähnte 1660, dass Gold- solution die Haut roth färbe — aber nirgends findet sich eine Spur, dass hierbei das Licht eine Hauptrolle spiele. Aber bereits im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts gewann die Photochemie an Boden. Ein gewisser Bestuschew z. B. entdeckte 1725 die Lichtempfindlichkeit der Eisensalze — Entfärbung einer ätherischen Eisenchloridlösung an der Sonne — worauf das heutige Lichtpausverfahren basirt ist. Im Jahre 1727 beschäftigte sich der deutsche Arzt J. H. Schulze in Halle a. d. S. mit Versuchen, den „Balduinschen Phosphorus" (Leuchtstein) herzustellen. Bei diesen Versuchen musste Scheidewasser (Salpetersäure) mit Kreide gesättigt werden. Schulze w^ollte die Wirkung eines Zusatzes von Silber zu dem hierbei benutzten Scheidewasser untersuchen. Er löste deshalb etwas Silber in Scheidewasser auf und goss dieses auf die Kreide. Zufällig nahm er diese Arbeit an einem Fenster vor, an welchem die Sonne stark hineinschien. Zu seiner Verwunderung bemerkte er, wie sich die Oberfläche des dem Lichte zugewendeten Theiles des kreidigen Bodensatzes dunkel färbte, w^ährend die dem Lichte abgewendete Seite unverändert blieb. Schulze ver- suchte diese Erscheinung weiter, wies durch unzweifelhafte Experimente nach, dass diese Schwärzung durch das Licht und nicht durch die Wärme verursacht werde, und wurde dadurch der Entdecker der Lichtempfindlichkeit der Silber salze. Aus seinen ferneren Versuchen und Angaben geht unzweifelhaft hervor, dass Schulze nicht nur 22 die Lichtempfindliclikeit der Silbersalze schon 1727 voll- ständig kannte , sondern dieselbe auch benutzte, um mittelst des Sonnenlichtes Schriftzüge zu copiren. Demnach muss Schulze, ein Deutscher, als Erfinder der Photo- graphie bezeichnet werden. Durch diese Entdeckung angeregt, traten dann eine ganze Reihe von Forschern auf, welche sich die Aufgabe stellten, die Lichtempfindlichkeit auch anderer Stoffe zu untersuchen, und so finden wir, dass bereits Heilot (1737) die Lichtempfindlichkeit eines mit Silbernitratlösung ge- tränkten Papieres nachwies. Die Lichtempfindlichkeit des Chlorsilbers wurde von dem Turiner Professor Beccarius 1757 entdeckt. 1777 fand Scheele, dass Chlorsilber (auf Papier gestrichen) in den violetten Strahlen des Sonnen- spectrums weit eher sich schwärzt als in den anderen Farben. Sennebier, welcher diese Versuche wiederholte, stellte fest, dass Chlorsilber im violetten Lichte des Spec- trums innerhalb 15 Secunden, im blauen nach 29 Secunden, im grünen nach 37 Secunden, im gelben nach 51/2 Minuten gefärbt wird 1). Die erste sichere Angabe über die Lichtempfindlichkeit der Harze verdanken wir Hagemann aus Bremen 1782, über die der Quecksilbersalze bericliteten Neumann 1737, Meyer 1764, Abildgaard 1800 und Harup 1802. In demselben Jahre veröffentlichte der berühmte Wedgwood seine Arbeit über die Wiedergabe von Bildern durch das Licht und Davy kam, anknüpfend an diese Versuche, so weit, die vergrösserten Bilder des Sonnenspectrums zu fixiren. Jedoch misslangen Versuche, in der damals schon lange bekannten Camera obscura zu photographiren. ') Man ersieht hieraus, dass es durchaus nicht gleichgültig ist,, welche Farben bei der Wahl des Costums für eine photographische- Aufnahme zu berücksichtigen sind, um das Resultat einer harmonischen Wirkung im fertigen Bilde zu erlangen. Seebeck 1810 und Berard 1812 bestätigten, dass die grösste chemische Wirkung des Spectrums auf Chlorsilber im äussersten Violett liege und allmählich gegen das Roth hin abnehme. Der Erstere fand dabei die Grundlagen für die Photographie in natürlichen Farben. Joseph Nicephorc Niepce aus Chalons, welcher sich seit 1814 mit der Photographie beschäftigte, war der Erste, dem es um das Jahr Ls24 gelang, die flüchtigen Bilder, welche das Licht im Brennpunkte der Camera obscura entwirft, zu fixiren. Sein Verfahren war Polgendes: Auf die Lichtempfindlichkeit der Harze gegründet, bereitete er seine empfindliche Schicht mit Hülfe von Judenpech (Asphalt), welches, in Lavendelöl gelöst, mit einem Pinsel auf eine versilberte Kupferplatte aufgetragen wurde. Diese exponirte er dann 8 Stunden lang im Brennpunkte seiner Dunkel- kammer und rief das Bild mit einem aus Steinöl und Lavendelöl gemischten Lösungsmittel hervor, welches die Asphaltschicht überall wegnahm, wo das Licht nicht ein- gewirkt hatte. Niepce und Daguerre vereinten sich 1829 in der Absicht, ihre Untersuchungen über das Licht gemeinschaft- lich fortzusetzen. Niepce starb aber schon 1833 voll Ver- zweiflung am Erfolge seiner Bestrebungen. Sein Asphalt- verfahren, von seinem NeHen, Niepce de Victor, weiter ausgebildet, wird heute noch ohne wesentliche Aenderung zur Herstellung heliographischer Druckplatten angewendet. Daguerre setzte indessen seine Versuche mit Silber- platten und Jod (einem Gedanken Niepces) fort und fand vollständig (allerdings durch einen reinen Zufall) das Wich- tigste und Charakteristische im ganzen Processe, die Entwicklung des Bildes mit Quecksilber- dämpfen, wodurch allein eine Aufnahme in der Camera möglich ward. Er legte nämlich seine miss- lungenen und bereits exponirten Platten in einen kleinen Schrank und bemerkte nach einiger Zeit, dass sich darauf 24 Bilder entwickelt hatten. Neue Versuche ergaben denselben Erfolg. In diesem Schranke befanden sich die verschieden- sten Chemikalien; er war daher genöthigt, alle diese auf seine Platten einwirken zu lassen. Doch waren alle Ver- suche vergebens. Jetzt wurde Alles aus dem Schranke entfernt. Platten wurden in der gewöhnlichen Weise prä- parirt, kurze Zeit dem Lichte ausgesetzt und — der ge- heimnissvolle Schrank that wie zuvor seine Schuldigkeit. Er präparirte nunmehr absichtlich schlechte Platten und auch diese ergaben dasselbe Kesultat. Nunmehr wurde erst der Schrank bis in alle Ecken und Winkel durchsucht; es fand sich nichts weiter, als einige Kügelchen Quecksilber, die von einem zerbrochenen Thermometer herrühren mochten. Nach Entfernung derselben ergaben die nun angestellten Versuche unter Benutzung des gereinigten Schrankes natür- lich nicht die Spur eines Bildes. Daraufhin stellte er in einem Schälchen eine Portion Quecksilber in einen kleinen Kasten, die Platte darüber und — in kurzer Zeit hatte er das erfreulichste Resultat. Die grosse Entdeckung war vollendet. Am 19. August 1839 wurde die bewunderungswerthe Entdeckung, Bilder auf Silberplatten herzustellen, von der französischen Regierung der Gelehrten- und Künstlerwelt übergeben, nachdem der Staat eine lebenslängliche Pension von 6000 Eres, an Daguerre, und von 4000 Eres, an Niepces Sohn bewilligt hatte. Das Verfahren Daguerres bestand jetzt darin, dass man eine wohlpolirte, silberplattirte Kupferplatte den Dämpfen von Jod aussetzte, wodurch sie sich mit einer äusserst zarten Jodsilberschicht bedeckte, welche in der Camera obscura das Licht empfing. Das unsicht- bare Bild trat durch die Dämpfe von warmem Quecksilber deutlich hervor, indem sich das Quecksilber nur an den vom Lichte getroffenen Stellen niederschlug, und wurde in der heutigen. 25 Weise durch eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixirt. Nocli vor der Veröffentlichung vonDaguerres Terfahren legte ein dritter Forscher, Fox Talhot, am 20. Januar 1839 der königi. Gesellschaft in London eine Beschreihung seines ersten Verfahrens mit Chlor- silberpapier vor, welches er 1840 bereits dahin vervoll- ständigte, dass er durch die Camera negative Bilder auf Papier erhielt und dieselben dann in beliebiger Anzahl durch Copiren in positive Bilder umwandelte. Er war dem- nach der Erste, welcher unserem heutigen Copirverfahren Bahn brach. Es währte jedoch kein Jahrzehnt, bis es 1847 dem schon erwähnten Neffen von Niepce gelang, das Glas zur Herstellung photographischer Negative nutzbar zu machen. Dieselben gaben denn auch ungleich bessere Eesultate als die Papiernegative; denn es ist leicht erklärlich, dass das Glas vermöge seiner gleichmässigeren Durchsichtigkeit gegen- über geöltem Papier das Licht viel leichter durchlässt, daher auch die Wirkung des Lichtes eine günstigere sein muss. Blanquart-Evrard verdanken wir seit 1848 die Einführung des matt glänzenden Albumin- papiers, welches heute noch in vielen tausend Kiess all- jährlich verbraucht wird. Von hier ab datirt eigent- lich unsere heutige Photographie, nur mit dem Unterschied, dass jene Grundlagen von Jahr zu Jahr durch eine ansehnliche Keihe von weiteren Forschern verbessert wurden bis zu dem gegenwärtigen Stande der trefflichen Kunst. Es stellte sich schon in jener Zeit (1848—1850) immer mehr das Bedürfniss heraus, den Träger der lichtempfindlichen Masse, welcher aus Ei- weiss und Stärke bestand, durch einen indifferen- ten und für die Manipulationen ein fächeren Stoff 26 zu ersetzen. Diesen fand Legra}' 1850 in dem bekannten Collodium. Bereits im folgenden Jahre veröffentlichten Fry und Archer eine vollständige Negativ- methode auf Grundlage des Collodiums; welches während 30 Jahren, bis zur höchsten Vollkommenheit und Empfind- lichkeit gebracht, bis zum Jahre 1880 Dienste leistete. In diesem Zeiträume richtete man ein besonderes Augenmerk auf die positiven Bilder und suchte auch diese Erzeugnisse auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit zu bringen. Da- neben bemühten sich andere Männer, um ein Negativ- verfahren ausfindig zu machen, welches die Unbequemlichkeit des sog. nassen Collodiumverfahrens aus der Welt schaffen liesse. Bereits 1855 wurde ein Collodiumtrockenverfahren von Taupenot, 1858 ein solches von Folhergile und 1862 Kusseis Tanninverfahren der photographischen Welt über- geben. Da aber jene Trockenverfahren an Lichtempfind- lichkeit das Vier- bis Sechsfache gegenüber dem nassen Verfahren einbüssten, so verdrängten sie das nasse Ver- fahren nicht, regten aber zu weiteren Versuchen an. Man ging zu fertig bereiteten Collodiiimemulsionen über und fand, dass man dazu statt des Jodsilbers nur das Brom- silber als lichtempfindlichere Substanz verwenden konnte. Da aber das Bromsilber in Folge seiner Unlöslichkeit in ätherischen Lösungen eine innige Mischung nicht zuliess, so war ein englischer Arzt Maddox so glücklich, den Stein der Weisen zu finden. Er verwendete statt des Collodiums als Träger für das staubförmig- körnige, unlösliche Bromsilber den weissen Leim, die Gelatine (1871). Nach mancherlei Verbesserungen, um welche sich besonders Belgier und Deutsche verdient gemacht haben, ist dies Bromsilbergelatineverfahren innerhalb eines Jahrzehntes zu dem geworden, was es jetzt ist, zudem sogenannten trockenen Moment- verfahren, durch welches es möglich geworden ist, die Natur bis zum kürzesten Moment herab auf die photographische Platte zu fixiren. n 27 Die beiden weltbewegenden photographischen Aufnahme- verfahren verdienen hier noch näher angegeben zu werden. Das nasse Verfahren benutzt das lichtempfind- liche salpetersaure Silber oder den Höllenstein als Ausgangsmaterial. Dieses, durch Auflösen von metallischem Silber in mit Wasser verdünnter Salpetersäure oder Scheidewasser erhalten und nach Verdampfen der Lösung bis zur Trockne durch Schmelzen und zwei- bis dreimaliges Umkrystallisiren aus wenig Wasser rein ge- wonnen, wird zu ein auf zwölf Theile destillirten Wassers aufgelöst und liefert das sog. Silberbad. Um nun die Lichtempfindlichkeit des Silbersalzes einerseits zu erhöhen, anderseits es in eine greifbare, sahne- ähnliche Schicht umzuwandeln, dienen vorzugs- weise Jod- und Bromsalze, wie z.B. Jodkalium, Jod- natrium, Jodammonium und eben so die Bromsalze von derselben Verbindung. Diese Jod- und Bromsalze werden dem als Träger bestimmten Collodium einverleibt. Collodium ist eine Lösung des Pyroxilins oder der Schiessbaurawolle in einem Gemenge von Aether mit wenig Alkohol. Mit einem solchen jod- und bromhaltigen Collodium wurde eine chemisch rein geputzte Glasplatte überzogen und in das Silbe rb ad eingelegt. Auf derPlatte bildete sich dann im Collodium als Träger das gegen das Licht höchst empfindliche Jodbromsilber, indem sich die im Collodium enthaltenen Jod- und Bromsalze mit dem salpetersauren Silber umsetzen. In diesem Zustande war die Platte zur Aufnahme bereit. Freilich war eine solche empfindliche Platte sehr unbe- ständig. Ihre grössten Feinde waren der Stauh und das bereits nach ein paar Minuten vor sich gehende Eintrocknen während der Belichtungszeit im Apparate. 28 Dieser letztere Umstand namentlich war die Ursache^ ein trockenes Verfahren ausfindig zu machen Das glücklich gefundene Bromsilbergelatine- Trockenverfahren bietet grosse Vortheile gegenüber dem vorigen Verfahren. Der Photograph ist der so zeitraubenden lästigen Zubereitung jeder einzelnen Platte vor einer Auf- nahme überhoben, er hat nicht mehr in dem seiner Gesund- heit nachtheiligen Aetherdunste, wie es bei dem nassen Verfahren unvermeidlich war, zu arbeiten und, was noch wichtiger ist, er kann in Folge der grossen Lichtempfind- lichkeit der Platten schneller arbeiten, die Bilder werden aus diesem letzteren Umstände ohne Zweifel ähnlicher. Die Bromsilbergelatine-Emulsion besteht aus einem Gemisch von Gelatine mit Wasser, welchem Brom- salz (Bromkalium oder Bromammonium) und salpeter- saures Silber in bestimmten Verhältnissen ein- Terleibt wird. In diesem Zustande ist eine solche Emulsion, welche gelblich- weisses Bromsilber enthält, nur wenig lichtempfindlich; erst durch Kochen derselben und gewisse chemische Zu- sätze wird das Bromsilber in die blaugrüne, höchst empfindliche Modification übergeführt. Die so erhaltene Emulsion wird nunmehr im warmen Zustande auf Glasplatten oder auch für beson- dere Aufnahmezwecke auf Papier aufgetragen. Nach dem Eintrocknen ist die Platte vier bis acht mal empfindlicher als eine Platte nasser C 0 1 1 0 d i u m p r ä p a r a t i 0 n. Derartige Platten werden jetzt fabrikmässig mittelst maschineller Einrichtungen hergestellt und sind stets zur photographischen Aufnahme bereit. Ist nun eine Aufnahme mittelst des Apparates, gleichviel ob nach dem früheren Collodiumverfahren oder nach dem gegenwärtigen Gelatine-Emulsionsverfahren, bewerk- stelligt, so wird die auf der Platte bis jetztnoch vollständig unsichtbare Wirkung des Lichtes 29 mittelst sogenannter Keductions mittel, welche salpetersaures Silb er aus seiner Losung zu fällen- im Stande sind, weiter fortgesetzt. Hierzu dient die sogenannte Dunkelkammer, ein dunkler, mit massig rothem Lichte versehener, dagegen von dem geringsten activenLichtstrahle abgeschlossener Eaum. Grade dieser EntwickluDgsprocess eines Bildes, wie man es nennt, ist der Kernpunkt, um den sich alle photo- graphische Arbeit dreht. In der ersten Zeit benutzte man hierzu die Gallussäure, die später durch die Pyrogallussäure als energischerer Entwickler ersetzt wurde, noch später griff man zu dem schwefelsauren Eisen, dem bekannten Eisenvitriol, und in dem gegenwärtigen Trockenverfahren bedient man sich des Eisensalzes sowohl wie der Pyrogallus- säure in wässrigen Lösungen unter Zusätzen, welche die Wirkung des Entwicklers entweder beschleunigen oder zurück- halten, je nachdem der Lichteindruck, den die empfindliche Platte im Apparate erhalten hat, es erfordert. In neuester Zeit, während der letzten drei Jahre, hat die photo- graphische Chemie noc'ii mehrere Stoffe eingeführt, wodurch man in den Stand gesetzt ist, namentlich Momentbilder mit Leichtigkeit zu einem harmonischen Bilde zu ent- wickeln. Es sind dies das Hydrochinon, ein chemisches Product des Chinins oder auch der Chinarinde, und das zuletzt entdeckte Eikunagen, dessen Bereitung bis jetzt der Entdecker noch als sein Eigenthum betrachtet. Das kohlen- saure Kali oder Pottasche und das kohlensaure Natron, oder die gewöhnliche Waschsoda geben als Zusätze den Entwicklungsstoffen eine derartig belebende Kraft, dass es jetzt möglich ist, die kürzeste Lichtwirkuhg eines Momentes bis zu ^/2oo Secunde zu fixiren und festzuhalten. Von jeher hat man sich auch künstlicher Licht- quellen bedient; dieselben wurden aber, da sie sich theils als unzureichend, theils als zu umständlich in der Behand- lung, aber auch als zu kostspielig erwiesen, nur für Repro- 30 ductionszwecke und Vergrösserungen nach bereits vorhan- denen Bildern verwendet. Unserer gegenwärtigen Zeit war es vorbehalten, das künstliche Licht auch unmittelbar für Aufnahmen auszunutzen. Das elektrische Licht wird heute meist nur zur Anfertigung von Vergrösserungen ver- wendet. Das Druiiimond'sche Kalklicht ebenfalls wegen seines ruhigen Brennens, das Magnesiumbandlicht aber unmittelbar zu Aufnahmen in dunklen Eäumen und unter- irdischen Behältnissen. Das gemeine Gas- und auch das Petroleum- (Steinöl) Licht gebraucht man zur Vervielfäl- tigung von Negativen, zur Reproduction von Glaspositiven für den Nebelbilderapparat, in neuerer Zeit auch zur Ver- vielfältigung directer Abdrücke auf Papier für den Ent- wicklungsprocess und zu directen Vergrösserungen auf Papier. Zu Aufnahmen von Personen wie auch ganzer Gruppen dient in allerneuester Zeit das Magnesium blitzlich t. Die Fortschritte im photographischen Fache haben sich, wie aus dem Obigen hervorgeht, in rastloser Aufeinander- folge gehäuft, und zwar in dem letzten Jahrzehnt derartig, dass ansässige Photographen ohne eine gewisse Störung im geschäftlichen Betriebe denselben kaum folgen konnten. Die Neuerungen und Verbesserungen aber, die in Bezug auf die photographischen Apparate in den letzten 10 Jahren gemacht wurden, sind geradezu staunenerregend. An die unübersehbare Zahl derselben eine den Fortschritten ent- sprechende Betrachtung zu knüpfen, würde hier zu weit führen. Es haben namentlich die Fortschritte in der Optik mit denen der Photographie gleichen Schritt gehalten, so dass auch sie einen nicht minder grossen Antheil an dem Zustandekommen der photographischen Leistungen nehmen. Während man früher mit meist unvollkommenen optischen Instrumenten sich behelfen musste, ist man seit Einführung der aplanatischen Instrumente, welches Verdienst in erster Linie dem Optiker Steinheil in München gebührt, in der Lage, für jegliches Bedürfniss ausgerüstet zu sein. Nicht 31 minder gross wie die Fortschritte in der Erzeugung photo- graphischer Aufnahmen sind die Errungenschaften auf dem Gebiete der Erzeugung positiver Bilder, d. h. derjenigen Bilder, wie sie das Publicum als der Wirklichkeit ent- sprechende empiängt. Das Heer dieser Verfahrungsarten von dem ersten einfachen stumpfen Silberdruck an bis zu den vorzüglichen Erzeugnissen unserer Tage , einschliesslich der verschiedenen Verfahren des Pressendruckes, vorzuführen, dürfte Sache eines Vortrages für sich sein, den einmal zu halten der Vortragende sich gern bereit erklärte. Im Anschlüsse an diese Mittheilungen führte Herr Hartwig mehrere künstliche Lichtquellen vor. Zuerst zeigte er das bekannte Drummond'sche Kalklicht, mit welchem ein vergrössertes Negativbild auf eine ausgespannte Lein- wand entworfen wurde ; die Eigenthümlichkeiten eines Negativ- bildes (Helligkeit da, wo an dem photographirten Gegen- stande Schatten war) wurden hierbei erklärt. Sodann entzündete er ein Magnesiumbandlicht. Zur Vermeidung des zu schnellen Abbrennens wurde das Magnesiumband mittelst eines genau arbeitenden Uhrwerkes abgerollt, so dass die Abwicklung erst binnen einiger Stunden voll- endet und während dieser langen Zeit ein vollständig gleichmässiges , ruhiges und sehr helles Licht erzielt wird. Trotz der Intensität desselben gebraucht man zu einer photographischen Aufnahme doch 10 — 20 Secunden. Viel kräftiger wirkt das Magnesiumblitzlicht. Man hat zu photographischen Aufnahmen mit demselben besondere Blitz- lampen construirt, deren man zur Aufnahme von Gruppen jedesmal mehrere bedarf, dafür aber auch Momentbilder fertigen kann. Da die für den Vortragsabend bestellten Lampen nicht eingetroffen waren, so zeigte der Vortragende die ältere Art der Herstellung eines Magnesiumblitzlichtes. Eine Glasröhre wird zur Hälfte mit Magnesiumpulver ge- füllt; durch einen an der Röhre angebrachten Gummi- schlauch wird das Pulver mit kurzem Athemstosse in eine Reihe von (Spiritus-) Flammen geblasen, so dass eme fast meterlange Lichtsäule entsteht, die bedeutend verbreitert werden kann^ indem man das Pulver durch Anbringung einer schrägen Platte an der Ausgangsmündung der G-las- röhre zwingt eine weitere Streuung anzunehmen. Mit Hülfe eines solchen Blitzlichtes bewirkte Herr Hartwig mit der grössten Leichtigkeit eine Aufnahme der ganzen Ver- sammlung. Zuletzt zeigte und erklärte Redner noch einen kleinen Apparat zur Herstellung von Momentbildern. Denn um einen Moment mit der Schärfe und Schnelligkeit^ wie er sich dem Auge kaum bietet, aufzunehmen, ist nothwendig, mechanische Instrumente zu Hülfe zu nehmen, die mit Leichtigkeit er- lauben, die Camera beliebig zu öffnen und zu schliessen. Die hierzu construirten Apparate erlauben dies 200 mal in der Secunde. Der vorgelegte war kein derartiger Verschluss für das Linsens^^stem der Kammer. Es ist vielmehr un- mittelbar vor der empfindlichen Platte eine Jalousie mit einem kleinen Schlitz angebracht, die durch Federdruck bewegt wird, so dass der Spalt sich dicht an der Platte schnell vorüberbewegt. Der Moment v/ird dadurch noch mehr ab- gekürzt als bei den vorher genannten Apparaten. Für das Auge ist es eine solche Schnelligkeit, dass es kaum zu begreifen ist, wie dieser Augenblick für die photographische Platte genügt. Die Breite des Schlitzes ist beliebig stell- bar. Ausserdem war der vorgelegte photographische Apparat mit zwei Kammern ausgerüstet, deren Linsensysteme genau nach demselben Brennpunkte gerichtet waren, ähnlich wie bei einem Stereoskope. Das Bild, welches man daher mit dem einen Linsensysteme einstellt, ist hierdurch auch schon für das andere System eingestellt. Es bietet dies den Vor- theil, dass man die eine Camera fertig zur Aufnahme halten kann , während man mit dem anderen Linsensysteme visirt, der Bewegung des betreffenden Gegenstandes leicht folgt und im gegebenen Momente den kleinen Druck auf 33 die Feder der Jalousie ausübt; das Bild ist dann auf der Platte aufgenommen. Das bis jetzt übliche Visiren über ein sogenanntes Zielkorn , welches bei Bildern von grösseren Ausdehnungen versagte, ist damit glücklich vermieden. Sitzung* vom 1 April. Anwesend 34 Mitglieder, 9 Gäste. Die letzte Sitzung vor der Sommerpause eröffnete der Vorsitzende, Herr König, mit dem Hinweise, dass sie an dem Tage stattfinde, an welchem jener thaten- und ruhm- reiche Mann seinen Geburtstag feiert, dem Deutschland zum grossen Theile seine Macht und sein x^nsehen verdankt, der uns das stolze Wort aussprechen lehrte : „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst Niemand auf der Welt." Wie sollte irgendwo eine Vereinigung von Deutschen an diesem Tage stattfinden, ohne dass man des eisernen Reichskanzlers in Verehrung gedenke, ohne dass man ihm im Geiste dankbar die Hand drücke und ihm die aufrichtigsten Glück- wünsche zurufe, die Ruhe des Alters zu geniessen, die wohl Keiner so verdient hat wie er. Ein freudiges Hoch der von den Plätzen aufgestandenen Versammlung bekräftigte die vom Vorsitzenden zum Ausdruck gebrachte Empfindung. Nach Aufnahme neuer Mitglieder gedachte Herr König des vor einigen Wochen dem Verein durch den Tod ent- rissenen Mitgliedes, des Herrn Sanitätsraths Dr. Fischer, welcher dem Vereine von seiner dritten Sitzung an angehörte und als Vorsitzender von 1876/1881 den thätigsten Antheil an der Förderung der Vereinszwecke genommen hat mit einer Hingabe und Treue in der Verwaltung seines Amtes, dass nie eine Vertretung während der ganzen Zeit nöthig war. Auch theilte der Vorsitzende mit, dass der langjährige Vorsteher des naturwissenschaftlichen Museums, Herr Stadt- rath a. D. Assmann, sein mit der grössten Sorgfalt und 3 34 Liebe zur Sache geführtes Amt niedergelegt habe, da er Magdeburg zu verlassen gedenkt. Ihm zu Ehren ergriff im Auftrage des Vorstandes Herr Kector Hintzmann das Wort, schilderte sein unermüd- liches, äusserst segensreiches Walten an jener Stelle, wo es am besten möglich war, den Nutzen des Vereins für die Allgemeinheit fühlbar und begreiflich zu machen. Mit grosser Umsicht hat er für die Bereicherung der kaum in den Anfängen befindlichen Sammlungen Sorge getragen, hat ohne Unterlass für die Ordnung, Bestimmung und Erhaltung der angesammelten Gegenstände gesorgt, hat zur Aufstellung und Nutzbarmachung der Vereins-Bibliothek wesentlich mit beigetragen. Die von eigenen Geschäften freie Zeit an den Sonntagen war es, die er zur rastlosen Förderung dieser Arbeiten verwendete, die Zeit, welche Andere sorgen- und arbeitsfrei im Lehnstuhl zubringen oder dem Genüsse draussen in der Natur widmen. Seinem Mühen, seiner einflussreichen Stellung und Beziehung zu den städtischen Behörden verdankt der Verein die Hergabe, Einrichtung und Vergrösserung der bis jetzt benutzten Museumsräume und die Bewilligung des seitens der städtischen Verwaltung gütigst geleisteten alljährlichen Zuschusses von 1000 J6 zu Museumszwecken. Der Dank des Vereins wird und muss diesem thätigen Mitgliede jetzt und allzeit gezollt werden. Als Ausdruck desselben schlug der Kedner deshalb im Namen des Vorstandes vor, dem Herrn Stadtrath Assmann die höchste Auszeichnung seitens des Vereins zuerkennen zu wollen, indem er zum Ehrenmitgliede des Vereins ernannt werde. Die Versammlung stimmte diesem Antrage vollständig bei. Da das Amt des Museums - Vorstehers nothwendig sofortige Wiederbesetzung gebietet, so brachte der Vorsitzende den schon öfters im Museum thätig gewesenen Herrn Kauf- mann Messmer für diesen Posten in Vorschlag und begründete seinen Antrag besonders dadurch, dass der 35 scheidende Museumsvorsteher diesen Herrn gerade als seinen Nachfolger empfohlen habe. Da andere Vorschläge nicht erfolgten, so wurde zur Wahl durch Stimmzettel geschritten, aus welcher Herr Messmer als gewählt hervorging. Im wissenschaftlichen Theile des Abends lenkte Herr Kector Dr. Hintzmann die Aufmerksamkeit auf eine neue Mikroskopirlaini)e9 welche er zur Ansicht mitgebracht hatte. Das grösste Leidwesen des Mikroskopikers besteht in dem oft empfundenen Mangel des Lichtes, mit welchem das Object beleuchtet werden soll. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, ist die Mikroskopirlampe coDstruirt worden, die dem Redner auf der Naturforscherversammlung zu Köln zum ersten Male zu Gesicht gekommen ist. Sie besteht aus einer gewöhnlichen Petroleumlampe von der Form einer Küchenlampe, der Glascylinder derselben ist noch von einem geschwärzten Metallcylinder umgeben, in dessen unterem, der Flamme benachbarten Theile mehrere runde Oeffnungen vorhanden sind mit nach aussen gerichteten kurzen Metall- Töhren. In diese können eben so viele massive Glasstäbe eingesetzt werden, als Löcher bezw. ßöhrchen vorhanden sind. Jede Röhre dient zur Lichtübertragung für je ein Mikroskop, so dass also mehrere Instrumente von einer Licht- quelle aus gleichzeitig genügend erhellt werden können. Die massiven Glasstäbe sind so gearbeitet, dass sie das von der Lampe empfangene Licht trotz der Biegungen desselben ungeschwächt fortleiten. An ihrem Ende ist je eine Blende angebracht. Die ganze Construction ist so einfach, dass man nur eines passenden Blechcylinders und jener Glasstäbe bedarf, um jede Lampe benutzbar zu machen. Der Cylinder lässt sich ohne Schwierigkeiten von jedem Klempner herstellen, die Glasstäbe sind einzeln beziehbar durch Vermittlung der Firma Kröüing hier. Das Gesetz, nach welchem die Stäbe im Stande sind, das Licht in sich weiterzuleiten, ist das der totalen Reflection. 3* 36 Bekanntlich wird jeder Lichtstrahl beim Uebergange aus einem Medium in ein anderes in seiner Kichtung verändert, indem er theils zurückgeworfen, theils, soviel von ihm in das neue Medium eintritt, abgelenkt wird. Die erste Er- scheinung nennt man die Keflection, die zweite die Brechung oder Refraction. Construirt man sich im letzteren Falle das Einfallsloth für den betreffenden Lichtstrahl, so wird der eindringende Strahl in seinem Wege so geändert, dass er zum Einfallslothe hin gebrochen wird, wenn er in ein dichteres Medium eintritt, andernfalls vom Einfallslothe weggelenkt wird. Das Brechimgsverhältniss bestimmt sich durch das Verhältniss des Sinus des Einfalls- und Brechungs- winkels. Bei Glas zu Luft ist dieses Verhältniss gleich 2:3. Je grösser demnach der Einfallswinkel ist, desto grösser ist beim Austritt in das dünnere Medium der Brechungswinkel. Bei einer gewissen Grenze muss der Sinus des Austritts- winkels gleich 1 werden, der Austritts winkel selbst also = 90 ^ d. h. der Lichtstrahl tritt dann überhaupt nicht mehr aus, sondern wird parallel der Glasoberfläche in diesem weiter geleitet. Bei dem für die Stäbe verwendeten Glase tritt dieser Fall ein bei einem Einfallswinkel von 4P 40' und darüber. Die Krümmung der Stäbe ist daher so genommen, dass diese Grenze der sog. totalen Reflection erreicht ist. In Folge dessen geht von dem in den Glasstab eingetretenen Lichte nichts verloren, auch dann nicht, wenn mehrere solcher Glasstäbe aneinander gefügt werden. Hierauf theilte Herr Hartwig, Photograph vom Gruson- werke, welcher schon in der vorangegangenen Sitzung über die Photographie gesprochen hatte, noch Einiges über die Chromophotographie mit. Damals hatte er nebenbei bemerkt, dass neuerdings auch photographische Platten in den Handel gebracht seien, mit denen farbige Gegenstände in ihren Tonabstufungen richtig wiederzugeben möglich sei. Diese Platten seien aber vier- bis sechsfach weniger empfindlich als die sonst üblichen 37 und darum wären sie in den Ateliers nicht zu finden. Farbige Bilder durch die Camera zu erhalten, wäre schon früher gelungen, aber diese Bilder zu fixiren sei bis jetzt noch nicht geglückt, da die chromatische Platte sich sogleich am Tageslichte verändere. — Ein inzwischen erschienener Aufsatz, der sich als Abdruck eines Berichtes der „Wiener Freien Presse" über einen Vortrag des berühmten Professors Dr. Eder bezeichnete, hatte jedoch behauptet: „Die grosse Aufgabe und das sehnlichste Ziel aller Photographen, das Photographiren in natürlichen Farben, ist jetzt erreicht." Auch wurde die Art des neuen Verfahrens angegeben. Herr Hartwig, hierüber befragt, behauptete auch jetzt wiederum seine Ansicht, dass man soweit noch nicht sei, dass vielmehr die Darstellung jenes Aufsatzes wohl eine übertriebene sei. Er begründete seine Zweifel auf Grund eigener und von Anderen veröffentlichter Arbeiten. Auch wies er darauf hin, dass in dem Aufsatze gesagt sei, man gebrauche zur Aufnahme solcher farbigen Bilder mehrerer Wochen. Dies sei in der Zeit der Moment- photographien praktisch eine Unmöglichkeit. Auf die historische Entwicklaug dieser Bestrebungen übergehend, berichtete er: Aehuliche Versuche sind schon früher (1810, 1839, 1851 u. s. w.) bis auf unsere Zeit hin gemacht worden. Das Material, welches hierzu benutzt wurde und im Stande ist zur etwaigen Lösung der Frage zu verhelfen, ist nach den Arbeiten Becquerels, Joffrins, Flourens u. A. das Silberchlorür. Dasselbe stellt man sich dar, indem man das gewöhnliche Chlorsilber dem Lichte aussetzt. Es nimmt zuerst einen grauen Farbenton an, dann wird es zart rosa, dann violett, endlich kupfer- und bronzefarben. Man hat gefunden, dass dieses Silberchlorür geeignet ist, alle Farben des Sonnenlichtes wiederzugeben. Der Vortragende hatte sich selbst vor sechs Jahren mit Versuchen in dieser Eichtung befasst, dieselben aber wieder aufgegeben, da die Ergebnisse keine bleibenden 38 waren. Jetzt hat er, angeregt durch jenen Aufsatz, die- selben erneuert, und ist durch die zwar noch sehr unvoll- kommenen Anfänge so gefesselt worden, dass er versuchen wird an dem Problem weiter zu arbeiten. Die kleinen Proben seiner jetzigen Versuche hatte Kedner mitgebracht und legte dieselben vor. Die einzelnen Farben auf den Platten waren erzeugt mittelst Anwendung farbiger Gläser,^ durch welche hindurch das Sonnenlicht auf die Platten ein- gewirkt hatte. Die so auf den Platten erhaltenen Farben waren auch schon dem Tageslichte ausgesetzt worden, ohne dass dieselben bis dahin sich verändert hatten. Beim Ge- brauch von Pausleinen statt Papier zeigten sich die Farben heller. lieber die Haltbarkeit dieser Farben lässt sich jedoch noch nichts aussagen. Die Versuche sind mit Silberchlorür theils auf nassem,, theils auf trockenem Wege gemacht worden. Es wurden auch Versuche mit einer Chlorsilbercollodium - Emulsion gemacht. Auch hier wurden farbige Gläser auf eine empfindliche Platte gelegt, während einige Stellen unbedeckt blieben; so wurde die Platte dem Sonnenlichte ausgesetzt; nach einer halben Stunde waren die Farben da. Nur Weiss wollte sich nicht erzielen lassen, obgleich nach früheren Arbeiten Anderer auch Weiss und Schwarz erhalten worden ist. Der Vortragende wird die Versuche fortsetzen und gedenkt bis zum Herbste weitere mittheilenswerthe Ergebnisse erreicht zu haben. Um die Farben zu fixiren, hat der Chemiker Dr. Liese- gang zufällig ein Salz angewendet und als brauchbar gefunden, von dem er aber weiter keine Angaben gemacht hat, wahrscheinlich, um Andere dadurch anzuspornen, sich gleichfalls mit diesen Dingen näher zu befassen und weiter darin zu forschen. Kedner hat mit diesem Salze seinerseits Versuche gemacht und gute Erfolge erzielt. Sollten die- selben dauernde sein, so wäre allerdings ein grosser Schritt in der Chromophotographie vorwärts gethan. 39 Sitzung vom 7. Oktober. Aßwesend 21 Mitglieder, 7 Gäste. In Vertretung des zur Kräftigung seiner Gesundheit noch abwesenden ersten Vorsitzenden begrüsste Herr Real- gymnasial - Oberlehrer Dr. Danckwortt die Erschienenen beim Eintritt in das Winterhalbjahr und wünschte den Sitzungen guten Besuch und dem Vereine gutes Gedeihen. Vom Schriftführer wurde das Schreiben verlesen, welches seitens des Vorstandes an den Herrn Stadtrath a. D. Assmann, den von uns geschiedenen langjährigen Ver- walter des Vereinsmuseums, im Auftrage des Vereins gesendet worden ist, um ihm für seine treuen Dienste den gebührenden Dank auszusprechen und ihn zu bitten, als Ehrenmitglied auch ferner dem Vereine anzugehören. Hierauf war ein Antwortschreiben vom Herrn Stadtrath ein- gegangen, in welchem er die ihm gewordene Auszeichnung dankend annahm und versicherte, dass er stets im Geiste inmitten des ihm so lieb gewordenen Vereines und in den Räumen seiner 18jährigen Thätigkeit, dem Museum, weilen werde. Auch dieses wurde verlesen; sein Inhalt rief auf- richtige Freude hervor. Auf die seit der letzten Sitzung eingelaufenen zahl- reichen Vereinsschriften, welche zur Ansicht ausgelegt waren, wurde aufmerksam gemacht und ein kurzes Bild von ihrem reichen Inhalte gegeben, auch der Wunsch aus- gesprochen, dass sich Mitglieder bereit finden möchten, welche nach Durchsicht dieser Schriften über allgemein interessirende Aufsätze in denselben kurze Auszüge aus- arbeiten und in den Sitzungen mittheilen wollten, da auf diesem Wege leicht die Gesammtheit des Vereines zur Kenntniss des Inhaltes der Bücher und zur Bekanntschaft mit den neuen Erscheinungen und Ansichten auf dem weiten Gebiete der Naturwissenschaften geführt werden kann. 40 Hierauf sprach Herr Dr. Danckwortt über die Einheitszeit. Zuerst wurden einige zum Verständniss des Ganzen nothwendige Vorkenntnisse aus der mathematischen Geographie wieder aufgefrischt, besonders wurde an die doppelte Be- wegung der Erde um sich selbst und um die Sonne erinnert und der Unterschied von astronomischer Zeit, wahrer und mittlerer Sonnenzeit erklärt. Alle Punkte desselben Meridians haben zu gleicher Zeit Mittag, überhaupt stets dieselbe Zeit; Orte jedoch, welche um einen Längengrad von ein- ander abstehen, besitzen einen Zeitunterschied von vier Minuten. Magdeburg z. B. liegt 1^/4 Grad westlich von Berlin, hat also 1^/^ X 4 Minuten später Mittag als Berlin, oder, was dasselbe sagen will, die Magdeburger Uhr geht gegen die Berliner 7 Minuten nach. Während ein solches Auseinandergehen der verschiedenen Ortszeiten früher sich in wenig fühlbarer Weise bemerklich gemacht hat, ist es seit Einführung der Eisenbahnen und des elektrischen Telegraphen infolge des dadurch bedingten Aufschwungs des Schnellverkehrs immer unangenehmer geworden. Der Wunsch nach Kegulirun g und Vereinheitlichung der Ver- kehrszeit ist seit einigen Jahren mehr und mehr hervor- getreten; die Frage ist nur, auf welche Weise dieselbe aus- zuführen sei. Die Ansichten hierüber gehen noch weit auseinander, im wesentlichen sind aber bis jetzt drei Vor- schläge gemacht und auch zum Theil schon praktisch durchgeführt worden, es sind das die der Nationalzeit, der Regionalzeit und der Universalzeit. Diese drei Zeitsysteme wurden sodann näher erläutert und auf ihre Verwendbarkeit geprüft. Am längsten wurde bei der Nationalzeit verweilt, da diese in den meisten Staaten Europas schon zur Einführung gekommen ist. Die Kegionalzeit bot Veranlassung die Verkehrsverhältnisse in Nordamerika zu besprechen, und auch für die Weltzeit wurden die dafür geltend gemachten Gründe angeführt. 41 Die Frage, ob die Einführung einer dieser Zeiten für Deutschland empfehlenswerth sei, musste unter Berücksichtigung der Gestalt und der geographischen Lage dieses Landes ver- neint werden, denn die daraus entstehenden Unbequem- lichkeiten würden grösser werden als die jetzt bestehenden, welche ja eigentlich nur von einem verhältnissmässig kleinen Theile der Bevölkerung als besonders lästig empfunden werden. Im Anschluss hieran wurden dann noch einige Vor- schläge zu einer andern Tageseintheilung mit- getheilt. Einer durchgehenden Zählung der Stunden von 0 bis 24 scheinen sich namhafte Bedenken nicht entgegen- zustellen; dagegen würde eine Decimaltheilung des Tages, mag sie in zehn , zweimal zehn oder hundert Theile aus- geführt werden, doch so tief in das sociale Leben eingreifen und eine so grosse Verschiebung aller auf die jetzige Tagesvertheilung gegründeten Bestimmungen nach sich jziehen, dass an ihre Einführung vorläufig kaum ernstlich zu denken ist. — Mit dem Wunsche, dass vor einer etwaigen Aenderung unserer Verkehrszeit alle Verhältnisse von massgebender Stelle reiflich erwogen werden möchten, wurde der Vortrag geschlossen. Sitzung' vom 4. November. Anwesend 31 Mitglieder, 6 Gäste. Eine im Fragekasten vorgefundene Anfrage regte den Vorsitzenden, Herrn König, zur Erörterung des Themas an: „Wie bestimmt man das Gewiclit der Erde." Aus der Beobachtung, 1) dass zwei sich berührende Körper einen Druck auf einander ausüben, 2) dass zwei von einander entfernte Körper das Bestreben haben, sich mit veränderlicher Geschwindigkeit einander zu nähern, schliesst man, dass zwischen ihnen als Ursache dieser Er- scheinungen eine „Kraft'* wirkt. Dieselbe erzeugt in dem 42 ersten Falle einen Druck, in dem letzten eine Bewegung. Den Druck kann man auf einfache Weise messen und so die wirkende Kraftgrösse bestimmen. Man hat nur noth- wendig, einen beliebigen Zug oder Druck ein für allemal als Einheit festzusetzen und zu ermitteln, wie oft er in der zu untersuchenden Grösse enthalten ist. Setzt man den lothrecht abwärts wirkenden Druck eines Kilogramms als Krafteinheit fest und nimmt man an, eine untersuchte Kraft K übe den Druck von P Kilogrammen, so kann man schreiben: K = P . 1 kg. Man nennt dann P das Maass der Kraft für die Einheit Kilogramm. Im zweiten Falle , in welchem man die Bewegung eines Körpers gegen einen anderen beobachtet, ist man nicht mehr im Stande, den Druck oder Zug der treibenden Kraft unmittelbar zu messen. Es bleiben zur Beurtheilung der Grösse derselben dann aber zwei der Beobachtung zugäng- liehe Elemente, das sind 1) die Masse des beweglichen Körpers und 2) die Eigenart seiner Bewegung. Unter Masse eines Körpers versteht man nun das- jenige in ihm, was durchaus in dem augenblicklich grade vorhandenen Ruhe- oder Bewegungszustande verbleiben will^ d. h. das Beharrliche, was also dem Bestreben einer Kraft^ Bewegung zu erzeugen, sich beständig entgegensetzt. Unter den verschiedenen Bewegungen , welche die Natur sehen lässt, sei hier nur diejenige betrachtet, welche die Geschwindigkeit eines beweglichen Körpers in jeder Secunde um die gleiche Grösse wachsen lässt. Man nennt dieses Wachsthum in jeder Secunde die Beschleunigung der Bewegung; sie kann nur aus der unausgesetzt, auch während der Bewegung in gleicher Grösse noch fortdauernden Wir- kung der treibenden Kraft hervorgehend gedacht werden; denn nur eine solche wird das, was sie m der ersten Secunde gewirkt hat — nämlich der Masse eine gewisse Beschleunigung zu geben — auch in jeder nächstfolgenden Secunde v^iederholen. 4a Lässt man nun den Zug von 1 kg als Krafteinheit auf einen frei beweglichen Körper wirken und wählt die beliebig zu bestimmende Masseneinheit so gross, dass dieser Zug derselben in jeder Secunde den Geschwindigkeitszuwachs (Beschleunigung) von 1 Meter ertheilt, so hat die Er- fahrung gezeigt, dass man, um der Masseneinheit die doppelte, dreifache f-fache Beschleunigung beizubringen,. 2,3 f solcher Krafteinheiten anwenden muss, dass man aber auch, um der doppelten, dreifachen ....m- fachen Masse dieselbe Beschleunigung f beizubringen, das 2f, 3f .-... mf- fache der Krafteinheit nöthig hat. Würde demnach die oben in Bezug auf ruhende Körper in ihrer Grösse gemessene Kraft K = P kg auf einen frei beweglichen Körper von m Masseneinheiten so wirken, dass die Beschleunigung = f Meter beträgt, so würde diese Kraft K nach den gefundenen Angaben der Bewegung sich ausdrückn lassen als K = mf kg. Da der Messung in beiden Fällen der Zug von 1 kg als Einheit zu Grunde gelegt worden ist, so ergiebt sich als unmittelbare Folgerung P kg = mf kg oder P = mf, d. h. die Zahl P ist gleich der Zahl mf; es gilt diese Beziehung für alle Bewegungen, welche infolge von Kräften entstehen, die unausgesetzt, so lange die Be- wegung dauert, in derselben Stärke wirken. Ein besonderer Fall dieser Art ist nun die Schwer- kraft, so lange wir ihre Wirkung in der Nähe der Erd- oberfläche betrachten. Diese Schwerkraft, auf die unbeweglich gedachte Masse m wirkend, veranlasst dieselbe, gegen ihre Unterlage in lothrechter Richtung zu drücken, welchen Druck man in diesem besonderen Falle das Gewicht der Masse nennt und mit w bezeichnet. Löst man die Masse los durch Beseitigung der das Fallen hindernden Unterlage, so erfolgt eine Bewegung, deren Beschleunigung 9.81 m bei uns beträgt, w^elches Maass man allgemein mit dem Buchstaben g bezeichnet. Es ergiebt sich also in diesem . Falle unter Anwendung der oben gefundenen Formei 44 w = mg, woraus hervorgeht, dass das Gewicht der Massen- Einheit von der oben bezeichneten 1000, welchen die Stadt Magdeburg in dankenswerther und wohl angebrachter Weise zAir Erhaltung und Vervollkommnung des Museums spendet, nicht dem naturwissenschaftlichen Vereine zu Gute kommt, sondern dass derselbe nur Zwecken des Museums dient und seine eigene Verwaltung durch dessen Vorsteher erhält. Magdeburg, den 31. December 1890. Joliannes Brunner, Rendant. YIII. Satzungen« §. 1. Der Zvtreck des Vereins. Der naturwissenschaftliche Verein in Magdeburg hat den Zweck, die naturwissenschaftlichen Studien unter besonderer Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse zu pflegen und in weiteren Kreisen zu be- leben, für die in Magdeburg und Umgegend gemachten Beobachtungen aus den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft einen Sammel- punkt zu bilden und durch diese Bestrebungen , sowie durch wissen- schaftliche Beleuchtung der einschlägigen Praxis die Handels- und Gewerbs - Interessen der Stadt und des Landes nach Kräften zu fördern. §. 2. Die Sitzungen. Der Verein tritt zu diesem Ende in monatlichen Sitzungen zu- sammen, in welchen Vorträge über naturwissenschaftliche Gegenstände gehalten , Mittheilungen über den Stand und die Fortschritte der einzelnen naturwissenschaftlichen Wissenszweige sowie über angestellte Beobachtungen und gewonnene Erfahrungen gemacht, interessante Naturerzeugnisse vorgelegt und Fragen aus dem Bereiche der Wissen- schaft oder des Handels und gewerblichen Lebens erörtert werden. §. 2. Die Seetionen. Zur gründlichen Behandlung solcher Fragen , welche ein tieferes Eindringen in die Einzelheiten eines besonderen Wissenszweiges erfordern , vereinigen sich die Mitglieder je nach ihrer Neigung zu 99 Sectionen, welche ihre Organisation nach freier Selbstbestimmung gestalten. Die auf diesem Wege gewonnenen Ergebnisse werden in den allgemeinen Sitzungen zur Mittheilung gebracht. §. 4. Die Mitgliedschaft. Mitglied kann jeder werden , der sich für die Zwecke des Vereins interessirt und dem Vorstande durch ein Mitglied vorgeschlagen wird. Der Vorgeschlagene wird in der nächsten Sitzung als solcher genannt und in der folgenden, falls nicht ein begründeter Einspruch geschehen ist, als Mitglied aufgenommen. Wird in Folge des Einspruches Ab- stimmung verlangt, so findet die Aufnahme nur mit zwei Drittel Mehrheit der anwesenden Stimmen statt. Auf Vorschlag des Vor- standes können durch die Versammlung Ehrenmitglieder des Vereins ernannt werden. §. 5. Der Beitrag. Zur Bestreitung der Ausgaben des Vereins werden von jedem Mitgliede jährlich fünf Mark im Laufe des ersten Vierteljahres von dem Kassirer erhoben. §. 6. Gäste. Zur Einführung von Gästen in die Sitzungen ist erforderlich, dass das einführende Mitglied sie dem Vorsitzenden vorstellt. Vorträge und Mittheilungen werden von den Gästen mit Dank entgegengenommen. §. 7. Der Vorstand. Der Verein wählt durch einfache Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder mittelst Stimmzettel in der Decembersitzung jeden Jahres einen Vorstand, bestehend aus 1) einem Vorsitzenden und 2) dessen Stellvertreter, denen die Einladung zu den Sitzungen, die Bestimmung der Tagesordnung, die Leitung der Verhandlungen und die Ver- tretung des Vereines nach aussen obliegt; ausserdem fünf Mitglieder, deren Befugnisse der Vorstand unter sich feststellt. §. 8. Pflichten des Vorstandes, lieber die Verhältnisse der dem Vereine gehörigen Bibliothek und Sammlungen sowie der Kasse wird jährlich ein Rechenschafts- bericht abgelegt. Nach Einsicht der Kassenverhältnisse durch zwei 7* 100 von der Versammlung gewählte Vertrauensmänner wird auf deren Bericht hin vom Vereine Entlastung ertheilt. §. 0. "Wissensehaftlielie Veröffentlichungen. Der Verein giebt ein Jahrbuch heraus , welches sämmtlichen Mit- gliedern zugeht und zum Austausch mit auswärtigen wissenschaftlichen Vereinen dient. Die dafür eingehenden Schriften werden der Bibliothek einverleibt. §. 10. Austritt aus dem Vereine. Der Austritt eines Mitgliedes aus dem Vereine kann nur durch schriftliche Mittheilung an den Vorsitzenden geschehen, jedoch ist der Austretende verpflichtet, den Beitrag für das laufende Jahr noch voll zu entrichten. §. 11. Abänderung der Satzungen. Anträge auf Abänderung der Satzungen, welche von mindestens zehn Mitgliedern unterstützt werden, sind zunächst dem Vorsitzenden schriftlich anzumelden, von diesem den Mitgliedern in der nächsten allgemeinen Sitzung mitzutheilen und in der folgenden zur Berathung und Abstimmung zu bringen. Die Beschlussfassung erfolgt durch eine Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der Stimmen der An- wesenden. IX. Verzeieliniss der Vereine und Körperschaften, von denen dem Naturwissenschaftliclien Vereine während des Jahres 1890 Schriften im Austauschverkehre zugingen: Bamberg, Naturforschende Gesellschaft. XV. Bericht. Basel, Naturforschende Gesellschaft. Verhandlungen. 8. Band, Heft 3. 9. . « 1. Berlin, Deutsche geologische Gesellschaft. Zeitschrift. 1889. 41. Band, Heft 2—4. 1890. 42. Band, Heft 1—2. „ Register zu Band 31-40, 1879—1888. 101 Berlin, „Naturae novitates". Bibliographie neuer Erscheinungen aller Länder auf dem Gebiete der Naturgeschichte und der exakten Wissenschaften. Jahrgang 1890. No. 1-14, 16—23. Register für 1889. do. Gesellschaft naturforschender Freunde. Sitzungsberichte. Jahrgang 1889. Berlin, Kgl. Ober-Bergamt. Production der Bergwerke, Salinen und Hütten des preussischen Staates im Jahre 1889. do. Polytechnisches Centralblatt. IL Jahrgang 1889—1890. No. 8-24. III. Jahrgang 1890—1891. No. 1—6. Bern, Naturforschende Geseilschaft. Mittheilungen für 1889. No. 1215—1243. Bistritz, Jahresbericht der Gewerbeschule. XV. Bericht. Bonn, Naturhistorischer Verein der Preussischen Rheinlande, West- phalens und des Regierungsbezirks Osnabrück. 46. Jahrgang, 2. Hälfte. 1889. 47. „ 1. „ 1890. Bremen, Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. XL Band, Heft 1-2. Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. 67. Jahresbericht für 1889. Brunn, Kaiserl. Königl. Mährisch -Schlesische Gesellschaft zur Be- förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Jahrgang LXIX. 1889. do. Naturforschender Verein. 1) Bericht der meteorologischen Commission des Vereins. No. 7. 1887. 2) Verhandlungen. Band XXVIL 1888. Budapest, Königlich Ungarische Geologische Gesellschaft. Geologische Mittheilungen. Zeitschrift. 1889. Heft 11— 12. 1890. „ 1-10. Jahresbericht für 1888. Zweiter Nachtrag zum Cataloge der Bibliothek. 1886 bis 1888. Mittheilungen aus dem Jahrbuche: „Der Tiefbau am Dreifaltigkeitsschacht in Vihnye** von St. Martini. 102 „Geologischer Bau des Alt - Antoni - Stollner Eduard- Hoffnimgsschlages" von J. Botär. „Geologische Aufnahme des Kronprinz Ferdinand- Erbstollens" von F. Pelachy. Budapest, Königlich Ungarische Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. Band VI. 1887—1888. „ VII. 1888-1889. „Myriopoda regni Hungariae" von Dr. Daday de Dees. Cambridge, Philosophical Society. Proceedings Vol. VII. Part. I— II. 1889. Chapel Hill, Nord Carolina, Elisha Mitchell Scientific Society. Journal 1889. VI., 2. Chemnitz, Naturwissenschaftliche Gesellschaft. XI. Bericht 1887—1889. Christiania, Köuighche Gesellschaft der Wissenschaften. 13 Abhandlungen. Chur, Naturforschende Gesellschaft Graubündens. Jahresbericht für 1890. 33. Jahrgang. Cord ob a (Argentinien), Academia nacional de ciencias. Boletin XI. Band, Heft 3. 1888. D a n z i g , Naturforschende Gesellschaft. Schriften. Band VII. Heft 3. Darm Stadt, Verein für Erdkunde und verwandte Wissenschaften, Notizblättcr. IV. Folge, Heft 10. 1889. Dorpat, Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Sitzungsberichte. Band IX. Heft 1. 1890. Schriften , herausgegeben von der Naturforscher - Gesell- schaft I— V. Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Jahresbericht 1889—1890. do. Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis". Sitzungsberichte. Jahrgang 1889, Juli — December. Dürkheim, Mittheilungen d. Pollichia. 47. Jahresbericht 1888. 48. „ 1889-1890. Emden, Naturforschende Gesellschaft. 74. Jahresbericht 1888/89. (Festschrift zur Feier des 75jährigen Bestehens.) Erlangen, Physikalisch -Medicinische Societät. 103 Florenz, R. Biblioteca Nationale Centrale. 1890. Bolletino No. 98—120. do. Publicazione del R. Instituto di studi superiori pratici e di perfezionamento. Sezione di medicina e chirurg-ia. Archivio della scuola d'anatomia patologica. Vol. 111. 1885. IV. 188Ü. Roiti: Osservazione continue della elettricitä atmosferica. Luciani: Linee j^enerali della fisiologia del cervelletto. lano: Saggio sperimeutale sul meccanismo dei movi- menti volontari nella Testiiggine palustre (Emys europaea). Filippi: Esegesi medico legale sul „Methodus testificandi di Codron chi." Magrini: Osservazioni continue della elettricitä atmosferica. Frankfurt a./M. , Senckenbergisclie Naturforschende Gesellschaft. Bericht für 1889/90. do. Physikalischer Verein. Jahresbericht 1888—89. Frankfurt a./Oder, Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungs- bezirks Frankfurt a./Oder. Mon. Mittheilungen. 7. Jahrgang. 1889. 9—12. 8. Jahrgang. 1890. 1—7. do. Societatum Litterae des HeiTU Dr. Ernst Huth. Jahrgang III. 1889. No. 11—12. Jahrgang IV. 1890. No. 1—9. St. Gallen, Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht für 1887/88. Giessen, Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 27. Bericht. 1890. Graz, Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Mittheilungen. Jahrgang 1889. do. Verein der Aerzte in Steiermark. Band XXVI. 1889. Greifswald, Naturwissenschaftlicher Verein für Neuvorpommem und Rügen. Mittheilungen. 21. Jahrgang 1889. Güstrow, Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Archiv. 43. Jahr. 1889. Halle a./S., Kaiserlich Leopoldinische Carolinische Deutsche Akademie „Leopoldina". Heft XXVI. 1890. No. 1—22. 104 Halle a./S., Zeitschrift für Naturwissenschaften. 63. Band. 1890. Heft 1-5. do. Verein für Erdkunde. Mittheilungen für 1890. Hamburg, Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. XI. Bd. 1889. Hannover, Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft. 38. Bericht 1887/88. 39. „ 1888/89. Helsingfors, Societas pro fauna et flora fennica. Herbarium Musei fennici. Notae conspectus florae fennicae. Hermannstadt, Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. Jahrgang XXXIX. Innsbruck, Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. 34. Bd. 1890. Klagen fürt, Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnten. Jahrgang XXXVII. Heft 20. 1889. Diagramme der magnetischen und meteorologischen Be- obachtungen. 1889. Klausen bürg, Siebenbürgischer Museumsverein. Bledicinisch - naturwissenschaftliche Mittheilungen. Band XV. 1890. a. Medicinische Abtheilung I. u. II. b. Naturwissensch. „ I — III. Königsberg i./Pr., Physikalisch-Oekonomische Gesellschaft. Schriften. 30. Jahrgang 1889. Lausanne, Societe vaudoise des sciences naturelles. Vol. XXIV. No. 100 u. 101. Leipzig, Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. Bericht der mathematisch -physischen Klasse. 1889. No. 2-4. 1890. No. 1—2. Register zu den Jahrgängen 1846—1885. do. Naturforscheude Gesellschaft. Jahrgang 15—16. 1888-1890. London, Royal Society. General Guide of the British Museum. Proceedings No. 285—294. do. A guide to the Exhibition galleries of the department of Geology and Palaeontology in the British Museum. Part. I-n. 1890. A guide to the mineral gallery of the British Museum. 105 Lüttich, Societe geologique de Belgique. Annales. Band XVI. I— III. 1890. Band XVII. I. Lüneburg, Jahreshefte des naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Lüneburg. Heft XI. 1888/89. Lugano, Atti della societa elvetica delle scienze naturali. 1888/89. Marburg, Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Natur- wissenschaften. Sitzungsberichte 1889. Moskau, Societe imperiale des naturalistes. Bulletin 1889. No. 3—4. 1890. „ 1-2. Mühlhausen i./E., Vortrag von Göppelsröder : Ueber Feuerbestattung. Münster i. W., Westfälischer Provinzial verein für Wissenschaft u. Kunst. Jahresbericht 1888. Neapel, Societa reale di Napoli. Atti della reale accademia delle scienze fisiche e mate- matiche, Serie IL, Vol. III. 1889. Eendiconto Serie IL, Vol. IIL 1889. N e w - Y o r k , Academy of sciences. Transactions. Vol. IX., 1—2. do. Bulletin of the American Museum of natural history. Vol. IL, 3. 1889 und 4. 1890. do. The American Museum of natural history. 1889-1890. Nürnberg, Naturhistorische Gesellschaft. Jahresbericht 1889. Perugia, Atti e Rendiconti della Accademia medico-chirurgica. Vol. IL 1890. Fase. 1-3. Philadelphia, Academy of natural sciences. ProceediDgs 1889. Part. I— III. do. Wagner, Free Institute of science Transactions. 1890. Vol. 2—3. Pisa, Societa Toscana di Scienze naturali, Prozessi Verbali Vol. VII. 1890. Prag, Königlich Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften: Abhandlungen der mathematisch - naturwissenschaftlichen Klasse. VII. Folge, 3. Band 1889. Sitzungsberichte für 1889, I— IL u. 1890. I. Jahresberichte für 1889. 106 Prag, Naturhistorischer Verein „Lotus". Jahrbuch für Naturwissenschaft, Band 39, 1891. Eegensburg, Naturwissenschaftlicher Verein. 1888/89. Riga, Naturforscher- Verein. Correspondenzblatt XXXI. (Nachtrag). XXXII. u. XXXIII. do. Arbeiten des Naturforscher- Vereins. Neue Folge. VI. Heft. 1889. Korn, Reale Accademia dei Lincei. Atti Vol. V. 2. Sem. No. 9—13. „ VI. 1. Sem. Heft 1—3. „ VI. 2. „ „ 4-12. do. Memorie della classe di scienze fisiche, matematiche e naturali. Vol. V. 1888. Santiago (Chile), Deutscher wissenschaftlicher Verein. Verhandlungen. Heft 6. S c h a f f h a u s e n , Schweizerische entomologische Gesellschatt. Mittheilungen Vol. VIII. No. 4-5. 1890. Schweinfurt, Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins. 1889. Schweiz, Bulletin des travaux de la murithienne societe valaisanne- des Sciences naturelles. Fase. XVI-XVIII. 1887-1889. T 0 p e k a , Kansas Academy of science. Transactions. Vol. XI. 1887—1888. Tri est, Societa adriatica di science naturali. Bolletino Vol. XH. 1890. Washington, U. S. Department of agriculture. Division of ornithology and mammalogy North American. Fauna No. 1-2. The English sparrow (Passer domesticus) in North America, do. Annual report of the board of regents of the Smith- sonian Institution. 1886. Part. II. 1887. „ I. u. II. Wernigerode, Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Band IV. 1889. Wien, Kaiserl. Künigl. Naturhistorisches Hofmuseum. Annalen pro 1890, Band V. Heft 1—3. lOT Wien, Kaiserl. Königl. Akademie der Wissenschaften. Jahrgang 1889. 25—27. 1890. 1-10 u. 12-18. do. Kaiserl. Königl. geologische Reichsanstalt. Verhandlungen 1889 No. 18. 1890 „ 1—13. do. Kaiserl. Königl. Zoologisch-Botanische Gesellschaft. Verhandlungen. Jahrgang 1889. 39. Band. III. IV. 1889. 39. „ I. II. Würzburg, Ph3^sikalisch-Medicinische Gesellschaft. Sitzungsberichte. Jahrgang 1889. Zürich, Vierteljahrssclirift der naturforschenden Gesellschaft. 31. Jahrgang 1886. Heft 3—4. 32. , 1887. „ 1-4. 33. „ 1888. „ 1—4. 34. „ 1889. „ 1-2. Zwickau, Verein für Naturkunde. Jahresbericht für 1889. Ueber die vom Monde verursachte atmosphärische Ebbe und Fluth in Bezug auf Entfernung und Stundenwinkel des Mondes. Von Dr. Albert Danckwortt, Magdeburg, 111 1. Einleituiiff. Nachdem die Attraction des Mondes und der Sonne auf die unsere Erde bedeckende flüssige Hülle als die allein wirkenden Kräfte erkannt waren , welche das Phänomen der Ebbe und Fluth des Meeres zu Stande bringen ^), nachdem durch das Newton'sche Gravitationsgesetz und die darauf basirenden Arbeiten von Newton, Maclaurin, Euler, Daniel BernouUi, vor Allem aber durch die bedeutenden Unter- suchungen von Laplace im vierten und dreizehnten Buche seiner Mecanique Celeste über die Gezeiten des Meeres eine Theorie derselben geschaffen war, lag der Gedanke sehr nahe , dass durch dieselben Kräfte auch eine Ebbe und Fluth des noch viel leichter beweglichen Theiles unseres Planeten, unserer Atmosphäre, zu Stande kommen müsse. Da nun die Bewegungen des die Erde tiberall bedeckenden, stetig zusammenhängenden Luftmeeres durch analoge Hindernisse, wie sie die die Meere trennenden Continente den Gezeiten des Meeres entgegenstellen, nicht gehemmt werden (denn die in unsere Lufthülle auch am höchsten aufragenden Berge können bei der Ausdehnung der Atmosphäre als von gänzlich verschwindendem Einflüsse ausser Betracht gelassen werden), so muss an jedem Orte der Erde bei der oberen und unteren Culraination des Mondes (und ebenso *) Eine Wahrheit, welche wohl zuerst von Keppler in der Ein- leitung zu seiner Astronomia nova ausgesprochen worden ist. 112 der Sonne) eine Formänderung der Flächen gleichen Druckes der Atmosphäre stattfinden. Es muss gewissermassen die Hafenzeit für die atmo- sphärischen Gezeiten für jeden Ort der Erde verschwinden, oder sie wird nur einen sehr geringen Werth haben können. Nachdem einmal dieser Gedanke klar erfasst war, handelte es sich darum, das Dasein dieser atmosphärischen Gezeiten auch wirklich nachzuweisen und die Grösse der atmosphärischen Fluth zahlenmässig festzustellen. Um zu diesem Ziele zu gelangen, giebt es zwei Wege: einmal kann man mit Hülfe der Analyse theoretisch die atmosphärische Fluth nachweisen und ihre Grösse bestimmen (denn die Kräfte, welche die Fluth zu Stande bringen, sind bekannt) , dann kann man die Beobachtungen des Luftdruckes selbst verwerthen, um durch richtige und gewissenhafte Benutzung derselben die in Rede stehende Erscheinung ihrer Existenz und Grösse nach zu erweisen. Eine vollständige Aufzählung aller Arbeiten, welche über diesen Gegenstand gemacht worden sind, findet man in V. Bebber's „Handbuch der ausübenden Witterungskunde", Theil I., welchem auch die folgenden Angaben entnommen sind. Johann Andreas von Segner ^) fand für die grösst- mögliche Differenz der Wirkungen von Sonne und Mond auf den Luftdruck aus seinen Rechnungen 286 mm. Nach seinen Rechnungen sollte der Culmination des Mondes ein tieferer Barometerstand entsprechen. Daniel Bernoulli^) fand, dass das Barometer um 45 mm höher stehen müsse, wenn die Sonne im Zenith, als wenn sie sich im Horizont befinde. Für den Mond würde das, da die Anziehungskräfte beider Gestirne nach ihm sich wie 2 : 5 verhalten, eine Differenz von 112 mm ergeben. *) Segner, De mutationibus aeris a luna pendentibus. Jenae 1733. 2) D. Bernoulli, Traite sur le flux et le reflux de la mer etc. (Acad. Vol. IV. 1740.) 113 Jean le Rond d'Alembert ^) findet als fragliche Differenz 6,8 mm. Da der Mond sich zur Zeit seiner Erdnähe um ca. 6665 Meilen der Erde näher befindet als zur Zeit seiner Erdferne, so lässt sich auch vermuthen, dass der mittlere Barometerstand während dieser beiden Stellungen des Mondes zur Erde ein verschiedener sein werde. Johann Heinrich LambeiJ^) kam bei seinen Unter- suchungen hierüber zu keinem bestimmten Resultate. 7 Jahr- gänge der 11jährigen Beobachtungen in Nürnberg ergaben den Barometerstand zur Zeit des Apogäums höher als zur Zeit des Perigäums, 4 Jahrgänge dagegen denjenigen zur Zeit des Perigäums höher. Dabei ergab sich „die Summe der Barometerstände in den letzteren vier Jahren grösser als die Summe in den sieben Jahren beim Apogäum'^ 3). Paolo Frisi^) fand, dass die Wirkung der Sonne 0,024 mm, die des Mondes 0,047 mm betrage. Gregorio Fontana ^) fand die Mondwirkung gleich 0,051 mm. Guiseppe Toaldo ^) fand , dass das Barometer zur Zeit des Apogäums um 1,193 mm höher stehe als im Perigäum (in den Quadraturen 0,377 mm höher als in den Syzygien). Aus zwei Beobachtungsreihen, welche zusammen 135 Tage umfassten (in welchen stündliche Aufzeichnungen des ^) d'Alembert, Recherches sur la cause generale des vents. Paris 1747. '^) Lambert, De variationibus altitudinum barometricarum a lima pendentibus. Acta Helvetica B, IV. 1760. ^) Soll wohl heissen: die Summe der Differenzen zwischen den den Apogäen und Perigäen zukommenden Luftdruckmittelwerthen war in den sieben Jahren kleiner, als die entsprechende (Pe.— Ap.) in den vier Jahren. *) Frisi, De gravitate universali corporum libri tres. Medio- lani 1768. •^) Fontana, Atti dell'Academia di Siena V. 1774. ^) Toaldo, Witterungslehre für den Feldbau (deutsch von Steudel, Berlin 1786). 8 114 Luftdrucks gemaclit waren mit einem Barometer ohne Nonius) wollte Toaldo erkennen, dass das Barometer mit aufsteigendem Monde fällt, mit niedersteigendem dagegen steigt. Die Grösse der Fluth fand er zu 0,226 mm. Die Flutben sollten 8, resp. 14 Stunden nach der Culraination des Mondes eintreten. Cotte ^) findet aus 12jährigen Beobachtungen den Luft- druck im Apogäum 0,67 mm höher als im Perigäum. Tob. Mayer (der Jüngere) erhielt aus den vierjährigen Beobachtungen von 1779 — 1782 zu Mühlhausen im Elsass das Resultat, dass der Barometerstand zur Zeit des Apogäums im Mittel 0,18 mm höher, zur Zeit des Perigäums um 0,74 mm tiefer war als der mittlere Barometerstand. Laplace ^) fand aus seinen Rechnungen und aus den von Bouvard zu Paris vom 1. October 1815 bis 1. October 1823 täglich um 9^' a. m.. Mittags und um 3^ p. m. angestell- ten Beobachtungen des Luftdruckes den Betrag der atmo- sphärischen Mondfluth zu 0,055 mm, den Eintritt des Maximums derselben zur Zeit der Syz^^gien 3^/3 Stunden nach der Culmination des Mondes. Aus einer ferneren Beobachtungsreihe (1815-1827) fand A. Bouvard =^) den Unterschied der Barometerstände zur Zeit der Apogäen und Perigäen gleich 0,546 mm zu Gunsten des Apogäums. Die Mondfluth ergab sich gleich 0,01763 mm, die Eintrittszeit derselben zu 2^ 8"^ nach der Culmination. Das oben erwähnte Resultat des Laplace war aus 4752 Einzelbeobachtungen abgeleitet. Nach Laplace sind wenigstens 40,000 Beobachtungen erforderlich, um dem er- haltenen Resultate eine hinreichende Wahrscheinlichkeit zu geben. ^) Cotte, Memoires sur la meteorologie. Paris 1788. '-*) Laplace, Mecanique Celeste V. ^) A. Bouvard, Memoire sur les observations faites ä l'obser- vatoire royal de Paris. (VII.) 1827. 115 Hallaschka^) findet die Differenz des mittleren Liift- druckwerthes zur Zeit der Apogäen und Perigäen gleich 1,04 mm. Flaugergues ^) findet aus 19jährigen (täglich zur Mittags- stunde angestellten) Beobachtungen , dass der Mond bei einem täglichen scheinbaren Umlauf um die Erde nur einmal eine atmosphärische Ebbe und Fluth hervorbringe. Die Differenz der Luftdruck werthe für Perigäum und Apogäum ist 1,10 mm zu Gunsten des Apogäums. Die von Eisenlohr^) mit zu Orundelegung der zu Paris von 1819 — 1840 täglich vier mal angestellten Beobachtungen ausgeführten Rechnungen er- geben eine regelmässige Ebbe und Fluth nicht. Mädler^) findet aus täglich zur Mittagszeit angestellten Beobachtungen (zu Berlin 1820—1835), und aus den in Guinea (1829 — 1833) fünfmal täglich angestellten Beobach- tungen die Differenz für die Barometerstände im Apogäum imd Perigäum für Berlin gleich 0,46 mm, für die Tropen (Guinea) 0,1:^ mm. Karl Kreil ^) findet für die atmosphärischen Gezeiten im Sommer zwei Maxima und Minima, für den Winter dagegen nur ein Maximum und ein Minimum. Die grössten Differenzen erreichen nahezu 1 mm. Wichtiger und durch klare Resultate ausgezeichnet sind die Untersuchungen, welche von Sabine für St. Helena *) C. H alias cbka, Sammlung astronomischer, meteorologischer und physischer Beobachtungen. Prag 1830. 2) Flaugergues, Sur l'action de la lune pour diminuer la pression de l'atmosphere. Bibliotheque universelle Vol. 36 et 40. ^) Eisenlohr, Untersuchungen über das Klima von Paris und die vom Monde bewirkte atmosphärische Ebbe und Fluth. Poggend. Annalen 40. *) Mädler, Selenographie IV. ^) Kreil, Versuch, den Einiluss des Mondes auf den atmo- spärischen Zustand unserer Erde aus einjährigen Beobachtungen zu erkennen. Prag 1841. 8* 116 (October 1843 bis September 1845), von EUiot für Singaporei) (1841—1845), von Neumayer für Melbourne (1858—1863) und von Bergsma für Batavia (1866 — 1880) angestellt wurden. Die Resultate dieser Untersuchungen geben wir am Ende (pag. 156 — 159) mit dem unsrigen zusammengestellt wieder, ebenso die diese Resultate graphisch darstellenden Curven. Es ergiebt sich aus diesen Untersuchungen, dass über- einstimmend in Melbourne, St. Helena und Batavia, die täglichen Schwankungen der Lunarfiuth im Perigäum grösser als im Apogäum waren und zwar in allen Beobachtungs- epochen. Das Gesammtmittei ergiebt aus 133 Epochen eine Differenz zu Gunsten des Perigäums von 0,697 mm, sodass auch hier die Wirkung des Mondes im Perigäum grösser erscheint als im Apogäum ^j. 0. Lüdicke ^) fand durch Berechnung der Beobachtungen (1867 — 1875) zu Gotha, dass der Luftdruck zur Zeit des Perigäums geringer ist, als zur Zeit des Apogäums. Doch ergab sich , dass der Luftdruck im Apogäum bei den Aequi- noctien kleiner, bei den Solstitien grösser war als im Perigäum. Die Betrachtung der soeben angeführten Resultate der verschiedenen Forscher , welche zum Theil durch theoretische Berechnungen, zum Theil durch die Berechnung von längeren oder kürzeren Beobachtungsreihen erhalten wurden, zeigt, dass dieselben, abgesehen von den für Singapore, Batavia, St. Helena und Melbourne erhaltenen Resultaten, unter sich im Allgemeinen nicht übereinstimmen, oft sogar ganz erheblich von einander abweichen. *) Diese Beobachtungen waren alle zwei Stunden angestellt worden. 2) V. B ebb er, Handbuch etc. pag. 114. (I.) ^) Lüdicke, Der Mondsumlauf in seiner Wirkung auf atmo- sphärische Ebbe und Fluth. Zeitschrift der Österreich. Gesellschaft für Meteorologie 1875. 117 Wenn wir auch annehmen, dass die Beobachtungen, deren Yerwerthung zu den betreffenden Resultaten fiihrte, mit genügender Genauigkeit ausgeführt worden sind, so ist doch die Anzahl der täglich gemachten Beobachtungen zur Bestimmung einer jedenfalls kleinen Grösse, wie die atmo- sphärische Ebbe und Fluth, sicher zu klein. Die angeführten Resultate stützen sich zumeist auf täglich ein, zwei, drei oder viermal angestellte Beobachtungen des Luftdrucks; erst die oben angeführten für die Tropengegenden (und von Kreil für Prag) sind aus stündlich oder zweistündlich angestellten Beobachtungen gewonnen. Es lag daher nahe, die Untersuchung noch einmal auf- zunehmen , nachdem in verschiedenen Städten (so in Hamburg, Cölu, Magdeburg etc.) in der letzten Zeit Institute erstanden waren, welche sich speciell in den Dienst der Meteorologie stellten, und in welchen selbstregistrireude Apparate so genau, wie es bis jetzt nur möglich ist, den Luftdruck coutinuirlich aufzeichneten. Wir stellen uns daher die beiden Aufgaben, ohne irgend welche Voreingenommenheit nach irgend einer Rich- tung hin zu untersuchen: 1) wie sich die mittleren Luftdruckwerthe zur Zeit der Apsiden zu einander verhalten; 2) ob eine atmosphärische vom Monde hervorgebrachte Ebbe und Fluth in unseren Breiten durch Verwerthung stündlicher Aufzeichnungen des Luftdruckes nachweisbar, und welches eventuell der Betrag dieser Fluthgrösse ist. 2. Das Beobachtungsmaterial. Als Material für die zur Lösung der oben angegebenen Aufgaben nothwendigen Rechnungen dienten die Aufzeich- nungen der selbstregistrirenden x4pparate der Wetterwarte zu Magdeburg aus den Jahren 1881 bis 1889. 118 Der Luftdruck wurde in den Jahren 1881 — 1884 durch einen Sprung'schen Waage -Barographen, in den Jahren 1884 bis jetzt durch einen Sprung - Fuess'schen Barothermo- graphen registrirt. Diese Aufzeichnungen wurden in verschiedener Weise durch die Vorsteher der Wetterwarte, die Herren Dr. Ass- mann und Grützmacher in den von denselben herausgegebenen „Jahrbüchern der meteorologischen Beobachtungen der Wetter- warte der Magdeburgischen Zeitung" veröffentlicht. Vom October 1881 bis gegen Ende 1882 wurden in tabellarischer Uebersicht die Barometerstände für jede Stunde angegeben. Jedoch sind diese x\ufzeichnungen nicht ohne Lücken, welche durch zeitweilig nothwendig werdende Repara- turen am Barographen verursacht wurden. In den Jahren 1883 — 85 wurden die vom Barographen gezeichneten Curven vollständig in verkleinertem Massstabe im Jahrbuche wiedergegeben. Da sich herausstellte, dass diese Art der Darstellung doch nicht die gewünschte Genauig- keit bot (die von diesen Curven abzulesenden Barometer- stände stimmen häufig mit den zu Anfang des Jahrbuches gegebenen Terminsbeobachtungen nicht überelu), und da überdies die Benutzung des Curvenmaterials eine schwierigere ist als die des in tabellarischer Form gegebenen, so ver- öffentlichte vom Jahre 188G an Herr Astronom Grützmacher die stündlichen Werthe des Luftdrucks wieder in der zuerst dargebotenen tabellarischen Weise. Nur aussergewöhnliche be- sonders bemerkenswerthe Aenderungen des Luftdruckes, welche sich in kleineren Zeitintervallen vollzogen hatten, wurden daneben graphisch dargestellt. Die durch den Barographen aufgezeichneten Curven sind so gross, dass Zehntel Milli- meter vollständig genau abgelesen werden können. Was nun die Benutzung dieses Beobachtungsmateriales für die beiden vorliegenden Aufgaben (s. pag. 117) anbetrifft, so geht aus dem eben angegebenen hervor, dass für die erste derselben sämmtliche Jahrgänge (1881 — 89) benutzt 119 werden konnten. Die zur Zeit des Perigäums resp. Apo- gäums stattfindenden Barometerstände, sowie diejenigen, welche den den betreffenden Apsiden vorangehenden und folgenden Culminationen des Mondes entsprechen, wurden aus den Tabellen direct entnommen (resp. interpolirt) , die aus den Curven zu entnehmenden Werthe wurden, wenn nöthig, vermittelst der genauen Terminsbeobachtungen corrigirt. Für die zweite Aufgabe waren dagegen die Jahrgänge 1881 — 82 wegen der vorhandenen Lücken in den Tabellen nicht zu benutzen, ebenso die Jahrgänge 1883 — 85 aus dem oben angegebenen Grunde. Für diese Aufgabe wurden also nur die vier Jahrgänge 1886, 1887, 1H88 und 1889 benutzt. Die Eintrittszeiten der Perigäen und Apogäen sowie der oberen und unteren Culminationen des Mondes wurden aus den betreffenden Jahrgängen des „Berliner Astronomischen Jahrbuches" entnommen. 3. Perigäum und Apogäum. Um eine etwa vorhandene durch den anomalistlscheu Umlauf des Mondes verursachte Periodicität des Luftdruckes nachzuweisen, wurde der folgende naheliegende Weg ein- geschlagen: Die während der Apsiden selbst beobachteten Barometerstände wurden in eine Tabelle eingetragen und es wurde aus den für die Perigäen und für die Apogäen in den einzelnen Monaten des Jahres erhaltenen Zahlen das Mittel genommen. So ergaben sich die Mittelwerthe für den Luftdruck im Perigäum und Apogäum in den einzelnen Jahr- gängen. Aus den so erhaltenen Jahresmitteln für die Jahr- gänge 1881 — 1889 wurde dann das Gesammtmittel ge- nommen. Diese vorläufige einfache Bestimmung geben die folgenden Uebersichten wieder, in welchen bei der Bildung der Mittel- werthe den Monaten mit zwei Perigäen bez. Apogäen doppeltes Gewicht beigelegt wurde. 120 ÄI 0 n a t Per. Ap November 1881 59,5 61,61) December " 59,3 50,3 Januar 1882 75,4 59,5 Februar « 60,2 69,7 März n 65,8 48,5 und 49,3 April n 40,8 48,5 Mai ?i 61,7 51,8 Juni n 51,5 57,5 Juli « 57,3 61,8 August r> 60,6 und 47,3 50,8 September T 47,8 46,5 October „ 48,7 6-2,3 Mittel : 56,6 55,2 November 1882 48,5 53,0 December •n 59,4 47,7 und 58,2 Januar 1883 51,1 59,3 Februar » 60,3 67,5 März V 54,3 45.1 April „ 72,0 60,4 Mai « 52,2 60,6 Juni n 58,8 und 60,9 61,0 Juli *» 54,5 51,2 August « 62,4 47,5 September « 61,9 53,5 October r, 53,1 49,0 und 69,0 Mittel: 57,6 55,0 *) Der Einfachheit wegen wurden überall die hinzuzudenkenden 700, sowie die Bezeichnung mm fortgelassen. 121 Monat Per. Ap. November 1883 49,5 48,7 December V 35,6 69,1 Januar 1884 65,4 63,6 Februar V 66,1 65,5 März V 57,3 und 60,5 62,3 April 1t 49,5 53,6 Mai ^ 55,2 62,4 Juni n 52,6 51,5 Juli „ 58,8 56,0 Aufifust r 60,8 59,7 und 54,2 September V 65,3 59,7 October „ 57,0 62,2 Mittel: 56,4 59,1 November 1884 60,9 60,4 December n 53,9 und 64,7 54,0 Januar 1885 51,4 46,4 Februar n 60,7 51,6 März V 60,6 53,6 April « 59,0 45,4 Mai „ 52,5 46,1 Juni r» 61,2 57,G und 59,5 Juli n 58,0 59,4 August n 55,5 49,5 September „ 51,9 53,2 October yi 57,3 und 43,4 59,8 Mittel: 56,5 53,6 122 Monat Per. Ap. November 1885 52,3 60,4 December n 63,2 56,2 Januar 1886 40,3 57,5 Februar n 60,5 48,1 Mävz „ 63,3 45,5 und 58,1 April „ 60,2 57,5 Mai « 50,9 53,1 Juni n 55,6 48.8 Juli ^ 61,0 und 50,2 56,9 August w 61,3 60,2 September n 63,2 57,5 October n 70,3 58,0 Mittel: 57,9 55,2 November 1S86 64,3 48,8 December « 45,5 57,6 und 68,3 Januar 1887 64,9 68,4 Februar n 75,7 61,7 März w 54,5 44,2 April n 51,9 55,2 Mai n 52,1 .'2,9 Juni « 51,9 und 56,4 59,4 Juli V 59,2 55,7 August n 53,2 56,2 September n 60,8 47,0 October „ 62,5 56,8 und 52,5 Mittel : 57,9 56,05 123 ÄI n 11 a t Per. Ap. November 18b7 ; 50,5 53,3 December „ 59,3 44,2 Januar 18.^H i ^6,2 6G,3 Februar rt 57,8 und 63,7 49,3 :\lärz n 35,5 45,3 April „ 51,0 50,6 Mai „ 59,0 GLü Juni w 58,0 69,6 Juli V 47,3 48,5 und 54,8 August « 59,7 57,6 September « G3,l 55,9 October ?? 54,8 64,8 Mittel: 56,1 54,8 November 1888 57,9 53,6 December V 64,1 und 61,3 62,0 Januar 1889 65.4 47,7 Februar n 54,1 25,0 März n 39,4 48,7 April « 55,0 47,7 Mai ^ 51,2 60,4 und 58,9 Juni « 54,0 57,6 Juli « 58,3 52,2 August n 57,8 50,4 September ?i 62,9 61,8 October 50,6 und 60,1 61,0 Mittel : 56,6 52,8, 124 Das Gesammtmittel Zusammenstellung : ergiebt sich dann aus folgender Zeitraum Per. Ap. Nov. 1881 — Oct 1882 56,6 55,2 « 1882- „ 1883 57,6 55,9 „ 1883— „ 1884 56,4 59,1 . 18H4— „ 1885 56,5 53,6 „ 1885- „ 1886 57,9 55,2 r, 1886- „ 1887 57,9 56,0, „ 1887- „ 1888 56,1 54,8 . 1888- „ 1889 56,6 52,8, Mitte l: 56,95 55,34 Es ergiebt sich demnach aus dieser vorläufigen Bestimmung, dass während der Jahre 1881 — 1889 im Mittel der Luftdruck zur Zeit des Perigäums um 756,95 mm — 755^34 mm = 1,61 mm, abgekürzt 1,6 mm höher war, als der zur Zeit des Apogäums herrschende. Und zwar ist diese Differenz nicht das Ergebniss mehr- facher Compensationen, sondern mit einer einzigen Ausnahme ist der Luftdruck während des Perigäums in allen Jahr- gängen höher als während des Apogäums. Um das Resultat noch genauer zu gestalten und von störenden Zufälligkeiten möglichst zu befreien, wurde dann die Rechnung noch einmal in der Weise durchgeführt, dass ausser den zur Zeit der Apsiden herrschenden Barometer- ständen auch diejenigen berücksichtigt wurden, welche zur Zeit der den betreffenden Apsiden vorangehenden und folgen- den Mondculminationen stattgefunden hatten. Es wurden dazu sämmtliche Perigäen und Apogäen, welche sich in der Zeit vom November 1881 bis incl. December 1889 ereignet hatten, in Rechnung gezogen. Es ergaben sich die folgenden Uebersichten (in welchen wieder bezüglich der Bildung der Mittelwerthe das pag. 119 Gesagte gilt): 125 Monat Perigäum V. Culm. ! P. ! f . Culm. A] V. Culm. p 0 g ä u m A. f. Culm.i) Novbr. 1881 0 59,6 59,5 54,3 0 61,05 61,6 63,1 Decbr. „ 58,7 59,3 0 63,5 051,5 50,3 50,2 Januar 1882 0 75,7 75,4 73,5 0 58,4 59,5 62,0 Febr. 59,05 00,2 0 58,85 071,5 69,7 69,3 März 0 67,4 65,8 62,82 48,8 049,3 48,5 49,3 047,0 49,0 April 041,8 40.8 42,4 1 45.4 48.5 049,9 Mai ol,ö 61,7 Oi,3 5i,b ^Üi,2 Juni Juli August Septe^nb October 051,9 51,5 48,7 57,5 055,3 58,5 56,8 57,3 "57,1 050,1 50,64 I 0 46^3 60,6 47.3 0 6i),5 46,4 061,0 49,7 61 60,05 50, 051,9 47,8 48,7^1 ^47, 1_ 50,4 46,9 46.5 0 16.0 0 63,4 I 62,3 I 62,0 Summe j 737,99 j 735,00 715,75 1718,10 I 717,85 Mittel 56,77 56,6 55,06 I 55,2 I 55,22 Novbr. 1882 0 48,2 48,5 48,4 54,7 53,0 054,5 Decbr. „ 059,4 59,4 60,3 53,5 60,1 47,7 58,2 043,0 0 56,4 Januar 1883 052,2 51,1 50,55 55,8 59,3 057,8 Februar „ 0 60,3 60,3 58,5 0 67,5 67,5 66,6 März 054,8 54,3 54,2 48.6 45.1 045,0 April „ 66,2 72,0 071,9 60,1 60,4 061,3 Mai 052,7 52,2 52,49 061,8 60,6 60,0 Juni 58,7 0 60,9 58,8 60,9 059,3 59,6 061,19 61,0 58,3 Juli 052,6 54,5 54,6 51,6 51,2 050,4 August „ 0 61,65 62,4 62,2 49,64 47,5 0 46,25 Septemb. „ 061,1 61,9 61,7 53,25 53,5 055,3 October „ 55,7 53,1 051,5 050,2 068,2 49,0 69,0 45,7 68,6 Summe 744,45 749,40 745,24 1 796,18 783,00 1 769,15 Mittel 57,26 57,6 57,33 1 56,87 55,9 54,94 1) P. = Perigäum selbst, v. Culm. = vorangehende , folgende Culmination des Mondes. 0 bedeutet, dass die Culmination eine obere war. f. Culm. = betreffende 126 Monat P e r i g ä 1 V. Culm. 1 P. 1 m f. Culm. Apogäum V. Culm. 1 A. f. Culm. Novbr. 1883 0 47,5 49,5 50,5 46,9 48,7 054,6 Decbr. „ 37,6 35,6 0 37,5 0 68,2 69,1 69,0 Januar 1884 65,7 65,4 0 65,5 0 64,5 63,6 67,0 Februar „ 0 65,2 66,1 66,6 0 65,8 65,5 63,1 März 57,2 60,5 57,3 60,5 057,6 059,8 0 62,0 62,3 61,1 April „ 49,4 49,5 049,6 53,5 53,6 053,6 Mai 057,7 55,2 56,0 0 62,4 62,4 61,5 Juni 52,85 52,6 052,8 051,8 51,5 51,4 Juli 57,6 58.8 0 58,7 57,1 0 60,5 56,0 0 56,4 August „ 061,4 60,8 61,1 054,5 59,7 54,2 59,5 54,3 Septemb. „ 65,2 65,3 0 66,2 059,7 59,7 59,8 October „ 57,3 57,0 053,9 62,9 62,2 061,3 Summe | 7.^5,15 733,60 735,8 il 769,8 768,öo! 772,6 Mittel 56,55 56,4 56,60 j 59,21 59,1 59,43 Novbr. 1884 61,2 60,9 0 60,2 61,4 60,4 052,5 Decbr. „ 055,9 64,08 53,9 64,7 49,6 0 66,36 57,7 54,0 047,2 Januar 1885 054,4 51,4 49,76 0 46,2 46,4 48,2 Februar „ 059,1 60,7 64,3 50,25 51,6 054,0 März „ 059,3 60,6 61,75 52,6 53,6 0 58,4 April „ 059,45 59,5 64,7 049,0 45,4 45,09 Mai 53,18 52,5 051,5 0 48,1 56,1 46,1 44,52 Juni 0 63,1 61,2 61,0 059,8 57,6 59,5 057,4 58 09 Juli 58,9 58,0 0 56,8 0 58,2 59,4 59,4 August „ 53,0 55,5 058,0 50,7 49,5 049,5 Septemb. „ 051,5 51,9 52,6 57,2 53,2 0 53,48 October „ 55,9 42,5 57,3 43,4 057,4 045,1 59,8 59,8 0 58,5 Summe 791,51 791,50 798,97 1 707,0^ 696,50 686,28 Mittel 56,54 56,5 57,07 i 54,39 53,6 52,79 127 Monat Pe V. Culm. rigäum P. 1 f. Culm. V. Culm. E)Ogäum A. 1 f. Culm. Novbr. 1885 49,0 52,3 052,3 063,24 60,4 60,25 Decbr. „ «61,6 63,2 62,9 055,9 56,2 57,5 Januar 1886 40,7 40,3 041,4 52,3 57,5 0 58,2 Februar „ 059,95 60,5 62,3 0 48,14 48.1 51,55 März „ 63,13 63,3 064,17 052,4 0 56,63 45,5 58,1 40,2 61,23 April „ 0 60,2 60,2 60,16 58,6 57,5 057,27 Mai 051,1 50,9 51,4 52,14 53,1 053,2 Juni „ 0 56,83 55,6 54,8 48,6 48,8 050,12 Juli 0 62,04 0 48,62 61,0 50,2 60,2 057,3 56,9 55,57 August „ 61,45 61,3 50,29 0 60,68 60,0 60,2 061,1 Septemb. „ 0 62,06 63,2 63,5 56,6 57,5 0 60,0 October „ 69,95 70,3 071,18 0 58,2 58,0 57,64 Summe r 746,63 752,30 755.28 720,05 717,80 723,83 Mittel 57,43 57,9 58,10 55,39 55,2 55,68 Novbr. 1886 67,73 64,3 0 64,3 54,8 48,8 048,6 Decbr. „ 45,33 45,5 1 044.37 53,25 65,55 57,6 68,3 0 58,7 0 68,87 Januar 1887 0 64,63 64,9 65,5 68,73 68,4 0 68,0 Februar „ 075,07 75,7 75,6 0 62,9 61,7 61,04 März „ 054,5 54,5 55,8 0 48,11 44,2 46,24 April „ 51,8 51,9 057,1 56,3 55,2 055,68 Mai 53,34 52,1 052,54 055,1 52,9 52,66 Juni „ 53,0 56,2 51,9 56,4 050,0 057,59 0 60,03 59,4 61,34 Juli 59,6 59,2 0 56,5 055,06 55,7 57,16 August „ 0 52,84 53,2 53,2 57,91 56,2 055,32 Septemb. „ 061,2 60,8 61,37 45,77 47,0 0 48,4 October „ 061,36 62,5 62,5 58,9 0 52,62 56,8 52,5 057,26 43,06 Summe 756,61 i 752,90 756,37 li 795,03 ! 784,70 782,83 Mittel 58,20 I 57,9 i 58,18 II 56,79 j 5r3,05 | 55,92 128 Monat Pe V, Cnlm. rig'd P. LI m f. Culm. Apogäum V. Culm. 1 A. f. Culm. Novbr. 1887 54,15 50,5 0 48,6 52,77 53,3 054,6 Decbr. „ 0 58,9 59,3 62,5 047,95 44,2 42,4 Januar 1888 0 66,6 66,2 64,58 0 66,9 66,3 65,5 Februar „ 0 58,0 63,95 57,8 63,7 58,5 049,5 49,3 48,14 März 40,5 35,5 0 65,2 035,18 46,13 45,3 045,3 April 054,1 54,0 54,2 046,8 50,6 50,93 Mai 61,6 59,0 0 58,7^ 61,76 61,8 0 62,04 Juni 057,5 58,0 59,1 0 59,56 59,6 57,0 Juli 46,0 47,3 047,7 48,8 54,65 48,5 54,8 048,0 August „ 58,35 59,7 0 60,1 057,49 57,6 057,5 56,93 Septemb. „ 62,8 63,1 0 61,8 0 53,65 55,9 57,76 October „ 54,13 54,8 054,18 64,4 64,8 0 64,5 Summe 736.58 728,90| 730,39 1 710,36 1 712,00 710.60 Mittel 1 56,66 56,1 56,18 i 54,64 1 54,8 54, G 6 Novbr. 1888 057,0 57,9 60,6 1 055^5 53,6 51,9 Decbr. „ 63.5 60,4 64,1 61,3 0 64,4 061,3 0 64,6 62,0 62,1 Januar 1889 0 69,4 65,4 65,1 47,3 47,7 048,5 Februar „ 053,8 54,1 54,7 26,6 25,0 030,0 März „ 0 38,0 39,4 40,0 47,3 48,7 052,3 April 054,7 55,0 56,6 47,5 47,7 0 46,6 Mai 050,1 51,2 51,9 059,8 59,2 60,4 58,9 59,8 057,7 Juni „ 55,2 54,0 054,3 59,1 57,6 057,1 Juli 0 58,2 58,3 57,7 053,1 52,2 53,3 August „ 0 58,3 57,8 57,6 050,4 50,4 48,0 Septemb. „ 0 62,7 62,9 63,0 62,5 61,8 0 62,0 October „ 50,8 0 60.6 50,6 60,1 050,6 56,0 59,9 61,0 061,3 Summe 792,7 792,1 1 793,8 i| 692,8 687,0 690,6 Mittel 56,62 56,6 56,70 53,30 52,85 53,12 Novbr. 1889 060,6 58,8 54,2 69,5 69,7 0 69,8 Decbr. „ 50,4 50,7 052,2 0 48,7 45,0 43,7 129 Nimmt man aus den vorstehenden Mitteln das Gesammt- mittel, so erhält man als Mittelwerth des Luftdrucks an den den Perigäen vorangehenden Mondculminationen 57,00, an den denselben folgenden Mondculminationen 57,02; als Mittel des Luftdrucks an den den Apogäen vorangehenden Cul- minationen 55,71, an den denselben folgenden 55,22. Die folgende Tabelle giebt noch eine Ueb ersieht über die Mittelwerthe des Barometerstandes zur Zeit der den Apsiden nächsten oberen und unteren Culminationen : Zeitraum Peri Obere Cvdmin. gäum Untere Cxilmin. Apogäum Obere ] Untere Cnlmin. | Cnlmin. Ans d P. lalil Nov. 1881 — Oct. 1882 757,06 755,67 755,26 755,02 13 13 „ 1882- „ 1883 757,43 757,16 755,63 756,17 13 14 „ 1883- „ 1884 756,41 756,73 759,64 759,00 13 13 „ 1884— „ 1885 757,01 756,59 753,24 753,93 14 13 „ 1885— „ 1886 757,86 757,68 756,29 754,78 13 13 „ 1886— „ 1887 757,85 758,54 756,76 755,94 13 14 „ 1887- „ 1888 755,90 756,95 754,91 754,39 13 13 „ 1888- „ 1889 756,61 756.71 753,76 752,66 14 13 Mittel: 757,02 757,00 755,68 755,24 (106 106) Sun ime. Endlich sind, um den schliesslichen Mittelwerth auf- zufinden, die sich aus den einzelnen Jahrgängen ergebenden Summen iiir das Perigäum, Apogäum und die denselben vorangehenden und folgenden Culminationen des Mondes in die folgende Uebersicht gebracht: 130 Zeitraum Perigäi v.Culm.l P. i m f. Culm. Apogäum v.Ciüm.1 A. 1 f. Culm. Anzahl der P. 1 A. Nov. 1881 — Oct. 1882 737,99 735,90 727,47 715,75 718,10 717,85 13 13 , 1882— „ 1883 744,45 749,40 745,24 796,18 783,00 769,15 13 14 „ 1883- „ 1884 735,15 733,60 735,80 769,80 768,50 772,60 13 13 „ 1884— „ 1885 791,51 791,50 798,97 707,05 696,50 686,28 14 13 „ 1885- , 1886 746,36 752,30 755,28 720,05 717,80 723,83 13 13 „ 1886— „ 1887 756,61 752,90 756,37 795,03 784,70 782,83 13 14 „ 1887- „ 1888 736,58 728,90 730,47 710,36 712,00 710,60 13 13 „ 1888— „ 1889 792,70 792,10 793,80 692,80 687,00 690,60 14 13 November 1889 60,60 58,80 54,20 69,50 69,70 69,80 1 1 December 50,40 50,70 52,20 i 48,70 45,00 43,70 1 1 Summe : 6152,35 6146,10 6149,80 i 6025,22 5982,30 5967,24 108 108 Mittel : 56,966 56,908 56,943 55,789 55,392 55,252 Nebmen wir aus den erhaltenen Endsummen das Mittel, so erhalten wir (mit Hinzufügung der bisher ausgelassenen 700 mm) für den Mittelwerth des Luftdruckes während des Perigäums 756,939 mm, während dem Apogäum der Werth 755,478 mm entspricht. Die fragliche Differenz beträgt demnach: R— A. = 756,939 — 755,478 = 1,461, abgekürzt: 1,46 mm ^). 1) Herr Astronom Grützmacher in Magdeburg stellte eine ähn- liche Rechnung in der Art an, dass die aus den drei Termins- beobachtungen (um S'^, 2p, 8p) gewonnenen Tagesmittel für den Tag des Perigäums oder Apogäums selbst, sowie für den vorangehenden und folgenden Tag berücksichtigt wurden. Aus diesen drei Mitteln wurde das arithmetische Mittel genommen und als Werth des Baro- meterstandes für die betreifenden Apsiden in die Rechnung eingeführt. Die so erhaltenen Werthe weichen von den oben erhaltenen etwas ab, jedoch findet sich als Endresultat zwischen dem mittleren Luftdruck bei Perigäum und Apogäum die Differenz 1,4 mm , welche mit der von uns gefundenen gut übereinstimmt. Siehe „Blätter für Handel, Gewerbe und sociales Leben" (Beiblatt zur Magdeburgischen Zeitung) Jahrgang 1890, No. 18. 131 In der Zeit vom November 1881 bis December 1889 incl. war der Mond 108 mal im Perigäum, ebenso oft im Apogäum. Bringt man für den Fall, dass in einem Monat zwei Perigäen und ein Apogäum (oder umgekehrt) statt- vfanden, den Mittelwerth für die beiden Perigäen in Rechnung, so ergiebt die Auszählung, dass der Luftdruck beim Perigäum in 56 Fällen höher war als beim Apogäum, während in 41 Fällen der Luftdruck beim Apogäum der höhere war. In einem Falle waren die betreffenden Werthe gleich. Im Besonderen ergab die Untersuchung (deren tabella- rische Uebersicht wir wegen ihrer Weitläufigkeit nicht besonders wiedergeben), dass der Barometerstand im Mittel während des Perigäums grösser als derjenige während des Apogäums war in den Monaten Februar, März, April, Juli, August September, während umgekehrt der dem Perigäum ent- sprechende Luftdruck der kleinere war in den Monaten October, November, December, Januar, Mai, Juni i). Aus allen erhaltenen Zahlen und der soeben angegebenen Uebersicht: 2) ^j Bildet man den Mittelwerth des Luftdruckes, welcher in dem- selben Monate während des in Rede stehenden Zeitraumes bei den Perigäen und Apogäen herrschte , so ergiebt sich noch , dass der Luftdruck beim Perigäum in 10 Monaten höher war als das Jahresmittel des Luftdruckes für die betreffenden Monate selbst, in 2 Monaten niedriger als dasselbe, während beim Apogäum der Luft- druck in 6 Monaten höher, in den anderen 6 Monaten niedriger als das Jahresmittel der betreffenden Monate war. — Nebenbei mag noch angeführt werden, dass (wie die einfache Auszählung ergiebt) während •der 108 Perigäen und Apogäen, w^elche sich vom Nov. 1881 bis Dec. 1889 ereigneten, das Barometer 102 mal gestiegen, 107 mal gefallen ist, während in 7 Fällen der zur Zeit der Apsiden und vor- her und nachher herrschende Luftdruck weder ein Steigen noch ein Fallen deutlich erkennen lässt. Und zwar fand statt: während des Perigäums 61 mal Steigen, 45 mal Fallen. „ Apogäums 41 „ „ 62 „ „ *) Das in dieser Uebersicht erhaltene Resultat stimmt übrigens gut überein mit demjenigen, welches Lüdicke aus 9jährigen Beobachtungen zu Gotha erhielt. Vergl. Einleitung pag. 116. 9* 132 R<:A. P.>>A. P.<:A. R>A. Oct. Nov. Dec. Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Septbr. lässt sich ein allgemeiner Schluss auf das Verhältniss des Luftdruckes bei den Apsiden überhaupt und auf eine Ab- hängigkeit etwa von den Jahreszeiten etc. nicht ziehen. Wir können nur aussprechen, dass während des untersuchten Zeitraumes die Jahresmittelwerthe des Luftdruckes bei den Perigäen mit einer einzigen Ausnahme beständig die für das Apogäum erhaltenen übertreffen, und dass im Gesammt- mittel die in Rede stehende Differenz P.— A. = 1,46 ^^^ be- trägt. Jedenfalls ist hiernach das von v. Bebber gezogene Schlussresultat *), dass im Allgemeinen der Luftdruck zur Zeit des Apogäums der höhere sei, vorläufig noch so lange zu suspendiren, bis der vorliegenden Rechnung analoge Unter- suchungen längerer Zeiträume mit Hülfe der genauen Auf- zeichnungen selbstregistrirender Barographen gemacht sein wT-rden. Noch genauer würde man über die in Rede stehende Frage Auskunft erhalten, wenn man bei solchen Untersuchungen nicht nur, wie hier geschehen, die Stellungen des Mondes im Perigäum und Apogäum, sondern auch eine möglichst grosse Anzahl der übrigen Stellen der Bahn des Mondes während seines anomalistischen Umlaufes mit berücksichtigen w^ürde. 4. Atmosi)härisclie Ebbe und Flutli. Wie wir in der Einleitung erwähnten, beweisen die Berechnungen, welche von Sir Edw. Sabine auf Grund der zweijährigen Beobachtungen des Luftdruckes (vom October 1843 bis September 1845) in St. Helena ausgeführt wurden, diejenigen welche Elliot für Singapore auf Grund der fünf- jährigen (alle zwei Stunden angestellten) Beobachtungen 1) Handbuch der ausübenden Witterungskunde, I. Theil, pag. 117. 133 (1841 — 1845) anstellte, endlich die Resultate, welche Bergsma aus der Berechnung' der lojährigen Beobachtungen des Luft- druckes 7A\ Batavia erhielt, unzweifelhaft das Dasein einer durch den scheinbaren täglichen Umlauf des Mondes hervor- gebrachten atmosphärischen Ebbe und Fluth. Van Bebber meint, dass Berechnungen der Luftdrnckbeobachtungen in höheren Breiten einen ähnlich regelmässigen Verlauf der die Mondwirkung darstellenden Curven deshalb nicht ergeben könnten, weil die hier häufigeren und beträchtlicheren Barometerschwankungen den einfachen Verlauf der Curve entstellten, v. Bebber schreibt: „ und so können wir über das Dasein der atmosphärischen Ebbe und Fluth wohl nicht mehr im Zweifel sein, aber ihre Grösse ist so gering, dass sie nur in den Tropen durch Unterschiede, deren Betrag kaum Vio ^^™ erreicht, bemerkbar ist und in unseren -Gegenden in etwa 30jährigen Beobachtungen noch ver- wischt wird"i). Es soll unsere Aufgabe sein, zu zeigen, dass durch Benutzung genauer stündlicher Aufzeichnungen des Luftdrucks, welche von den täglich controlirten continuirlichen Auf- zeichnungen selbstregistrir ender Barographen entnommen sind, -die atmospliärische Ebbe und Fluth auch in unseren Breiten mit genügender Deutlichkeit schon in kürzeren Zeiträumen nachgewiesen werden könne. Wie bereits erwähnt (Abschnitt 2), wurden hierzu die ^genauen Aufzeichnungen des Luftdruckes in den Jahrgängen 1886, 1887, 1888, 1889 benutzt, welche durch die selbst- registrirenden Apparate der Magdeburger Wetterwarte bewirkt worden waren. Um zu diesem Ergebniss zu gelangen, kamen mehrere von einander nur unwesentlich abweichende Methoden zur Anwendung. Der erste Jahrgang (1886) wurde im all- gemeinen im Anschluss an die Art und Weise wie Kreil 1) Handbuch der ausübenden Witterungskunde Theil I. 134 aus einjährigen Beobachtungen zu Prag die Mondwirkun^ zu erkennen suchte'), bearbeitet. Es war erforderlich, für jede Tagesstunde das monatliche Mittel des Luftdruckes zu kennen. (Diese Berechnungen der Monatsmittel des Luftdruckes für jede Tagesstunde sind im Jahrbuch der Magdeburger Wetterwarte schon ausgeführt.) Es wurden nun die den einzelnen Mondstundeu entsprechenden Luftdruckwerthe für jede Mondstunde nach Mondstunden geordnet und die Differenzen zwischen dem betreffenden Luftdruckwerth und dem dieser Tagesstunde zukommenden Monatsmittel in eine Tabelle ebenfalls nach Mondstunden eingeordnet. (Um diese Differenzen nach Möglichkeit positiv ausfallen zu lassen, wurden zu den sämmtlichen Einzel- beobachtungen 10 mm addirt; da es schliesslich nur auf die Differenzen zwischen den für die einzelnen Mond- stunden erhaltenen Endsummen ankommt, konnte das ge- schehen.) So muss, da die Beobachtungen (resp. Differenzen zwischen Beobachtungen und Mittelwerthen) nach Mondstunden geordnet sind, eine eventuelle vom Monde verursachte Periodicität (in einem nicht zu kurzen Zeiträume) zum Ausdruck kommen. Die Jahrgänge 1887 und 1888 wurden im Aligemeinen ebenso berechnet, nur kam statt des Monatsmittels für den Luftdruck der betreffenden Tagesstunde, das Jahresmittel zur Anwendung. Der Jahrgang 1889 endlich ist in der Weise bearbeitet worden, dass nicht die oben genannten Differenzen^ sondern die Luftdruckwerthe selbst einfach nach Mondstunden geordnet sind (durch welche Anordnung ja ebenfalls die^ Sonnenwirkung compensirt wird). Wir wollen an dem Beispiel eines Monats die Art der Einreihung der Beobachtungen (resp. Differenzen) zeigen und dann nur die Resultate für die anderen Monate und für die ganzen Jahre anführen. ^ ) Kreil : Versuch, den Einfluss des Mondes auf den atmosphärischen Zustand unserer Erde aus einjährigen Beobachtungen zu erlcennen. Prag, 1841. 135 Das Jahrbuch giebt für den Luftdruck während des Monats August im Jahre 1886 folgende Uebersicht (welche wir nur skizziren wollen): t- 00 CO -^ iC lO X) 00 VC CO CO of O^ t>^ -r-*^ t>^ crT xT -rt< lO O Ol CO ^c> cc- ^ lO )C I o-- c; ^ CO »O iO iC -sn^IW -^00 Ol !jen3nv Ti^ o 05 (m" o" cT lO iQ o (M O O tO tO o O CO 05 cc" oT ocT «O -^ lO O t- T-l O O" CO~ Otf CO iO o -^ o eo (M o 0~ ^"^ GO'^ lO lO -^ T-i (M CO "Jji cc cT s CO OS iO in * O l-H CO CO ä3 136 Die Zeichen ^ und * deuten an, dass der betreffenden Stunde eine obere oder untere Culmination des Mondes entspricht. Wir bilden nun die Differenz jeder mit « be- zeichneten (um 10 mm vermehrten) Zahl und des dieser Tagesstunde entsprechenden monatlichen Stundenmittels. So entspricht am 1. August 1886 der oberen Culmination des Mondes der Barometerstand 53,3. (Die 700 mm sind der Kürze wegen fortgelassen); dieser Tagesstunde (1^ p. m.) entspricht das Monatsmittel 56,6. Die Differenz des um 10 mm vermehrten Werthes und dieses Monatsmittels beträgt 53,3 + 10 — 56,6 = 6,7. Diese Differenz entspricht in der nach Mondstunden eingerichteten Uebersicht der oberen Culmination ^ (oder der Stunde 0). Auf den Werth für ^ in der vorstehenden Ueber- sicht folgt der Werth 53,2-, dieser Tagesstunde (ß^ p. m.) entspricht das Monatsmittel 56,4. Die Differenz zwischen dem um 10 mm vermehrten Werth und diesem Monatsmittel beträgt 53,2 + 10 — 56,4 = 6,8. Diese Differenz entspricht der Mondstunde 1 (westlich von der oberen Culmination). Dann würde folgen 53,2 + 10 — 56,0 = 7,2. Diese Differenz würde der Mondstunde 2 (westlich) entsprechen u. s. w. So ergiebt sich für diesen Monat folgende Uebersicht der Differenzen: 137 3) ^ Ti^^ CD^ C-]^ 00^ , . . cjq^ OS o^ •^ 1 '"'^ w o lo^ o^ T-^^ "^ (» o^ o_ CO CO T— 1 o^ 1—1 ^ o t- o^ c co^ <£>^ oo_ eo^ O^ o 1-1 §^ o CO^ 0__ iH O^ t>. T-I r-l ^ ^ ^ O^ lO^ 't^ "*_ O 1—1 r-l CO O^ CO^ "-«^ «_ CO^ 05 CO" 1-1 T-l T— 1 er- GM c^ CO Ci >C ->!*< cr>^ CO' 1— f 00 1—1 1— ( T— 1 c* co" T— ( o:. GQ 138 Die Endsummen lassen (ohne dass eine Ausgleichung nöthig wäre) unschwer eine Abhängigkeit vom Stundenwinkel des Mondes erkennen; jedoch erscheint in derselben der auf- fallende Sprung von 305,0 auf 293,4. Derselbe rührt davon her, dass die erste Differenz des Monats 3,9, die letzte in Rechnung gezogene hingegen 15,9 beträgt. Um diesen, nur durch diese Aeusserlichkeit bedingten Sprung wegzuschaffen, wurden die ersten 3 Tage des August nicht in Rechnung gezogen und dafür die ersten 4 Tage des September hinzu- genommen, so dass die erste Differenz 12,3, die letzte 11,0 war. (Aehnlich wurde bei allen berechneten Monaten ver« fahren, so dass Anfangsdifferenz und Enddifferenz möglichst einander nahestehende Werthe besassen, was sich ohne Mühe stets erreichen Hess.) In diesem Verfahren liegt eine gewisse Willkür, welche jedoch auf das Endresultat ohne erheblichen Einfluss ist. Es war wünschenswerth, die Endsummen für die einzelnen Monate gesondert zu erhalten, um einen even- tuellen Einfluss der verschiedenen Jahreszeiten auf die in Rede stehende Erscheinung ersichtlich machen zu können. Zur Controle wurde die Rechnung für das ganze Jahr in derselben Weise durchgeführt, wie es hier für die einzelnen Monate beschrieben ist. Dabei ergab sich genau dieselbe die Mondwirkung darstellende Curve, wie sie Tveiter unten durch Summirung der den einzelnen Monaten entsprechenden Endsummen gefunden worden ist, mit derselben Lage der Maxima und Minima. Auch die Differenzen zwischen Maximum und Minimum weichen für beide Berechnungsarten nur um einige Tausendstel eines Millimeters von einander ab. Jeden- falls waren die nöthigen Verschiebungen von Anfang und Ende der Epochen in den meisten Fällen sehr gering. Nur in einem einzigen Falle (September 1889) war eine grössere Verschiebung nothwendig. (Es mussten die sechs letzten Tage des August und der erste Tag des October mit in Rechnung gezogen werden.) Aus den ersten Colonnen der weiter unten folgenden Tabellen ist jedesmal zu ersehen,. 139 wie viele Tage zur Berecbimug des betreffenden Monata verwendet worden sind. Dann erhalten wir für die End- summen folgende Reihe: Oestlicher Stunden winke! * |ii 2^ 1 ] 1 ; 1 3^ 1 4I1 5^^ 16^ 7^ 8^ 1 9^ 10^' 11^ 0 327,9 328,5 J328, 7 328,4'829,7 '329,3 Wo'329,G 331,8 o31,o':3i',i|):J3,5':333,3 Westlicher S t u n d e n w i n k e 1 1^ 2^ 3'" 4^ 5^ 6^ 7'' 8^^ 9^ 10^ 11^ * 331,3| 328,8 327,4 326,6' 325,3! 3-24,7| 325,lj 324,5 324,9| 326,8| 328,4 327,9 Um das Resultat von störenden Zufälligkeiten zu be- freien, gleichen wir dasselbe in der Weise aus, dass für die Endsumme (x) jeder Mondstunde gesetzt wird v + 2x + f wo V und f beziehungsweise die dieser Endsumme voran- gehende und die ihr folgende Endsumme bedeuten. Dann stellt sich das Resultat in folgender Weise dar: Oestlicher S t u n d e n w i n k e 1. 10 11 328,175 28,400| 28,575 28,800 29,275 29,575: 29,725' 30,250; 31,300| 31,475 32,175 33,10a Westlicher Stunde nwinkel. 10 11 32,850 31,175 29,075j 27,550 26,475 24,850 24,75ü| 25,275 26,725 27,875 Würden wir diesen Monat für sich allein betrachten^ so würde das Resultat sein: Maximum (höchste Fluth) 1 Stunde vor der oberen Culmination des Mondes; Minimum (tiefste Ebbe) etwa 4 Stunden vor der unteren Culmination. 140 Die Differenz 333,100 — 324,750 = 8.350 mm, dividirt durch die Anzahl der zur Berechnung gekommenen Mondstage (in unserem Falle 31) ergiebt dann die Grösse der betreffenden Mondwirkung (Mondfluth) zu 8,350 : 31 = 0,269 mm. Die nacbstehende Curve würde das Resultat graphisch veran- Schaulichen. Natürlich ist dieser Zeitraum eines Monats bei 1 2 4 5 6 7 y 10 11 01234567 9 1011 * 33 32 31 30 329 28 27 26 25 24 I 34 33 32 31 30 329 28 27 26 25 24 urz, um daraus schon allgemeine Schlüsse ziehen weitem zu 7.\x können. Er sollte nur zur Veranschaulichung der an- gewendeten Methode dienen. Wir geben nun im folgenden die für die einzelnen Monate der Jahre 1886, 1887, 1888 und 1889 erhaltenen Resultate in übersichtlicher Form wieder. Die angegebenen Wahlen sind noch nicht ausgeglichen. 141 Qt SS OD o . o o CO C-1 ^ ^ !>• CO >ff -. c^ 0^ CO 2 ä ^ S- c- CO 05 (^ t^- s cd" o ^9 CO CO l>- lO CO C5 CD CO Q 00 L-- CM O-l Oü 3^ CM CM CM CO >^1 CM CO CO CM CM CO rc O (M cc Cvl M< t^ 0 00 -^ ■^ t^ o__ T-^ O cT lO tD CO cm'' 05 c^r CO T— ( «uT oo" t^-" rH CO CO r>. lO CO GS CO CO 0 00 t- CM CM (M C<1 (M CM CO CM CM CO CO CM CM CO s 00 QO C5 ^ z^ o CO ^ 0^ QO^ iC_ 0 1— O co'^ oT '*'' r 05" cm" r-'" T—T ■^jT cc" r-^ C^ !>. lO CO CTi •JD CO 0 OD t>- (M G^ (M CM CM CM CO CM (M CO CO CM CM CO g 00 _ 'v o t- C5 Ci^ ~i< c 0 CO •-3^ .0 CS »<-v~ co" ci' ,»^ r-" ,— T 0" __^ t— '" ^--.~ ">! — -J' — iT 1 C5 c^ CO t>- i6 CO CTi C- CO 0 Ö6 1 — CM •pH cq CM (M CM CO CM (M CO CO (M CM CO CO o ,-H T-l c» TjH i>^ c- 00^ ^ 00^ co^ co^ t- ! co" co*^ ^"^ (>r cT th" c>r •-h" r^"" -^f •r-^ (m" I>^ GO t^ CO C^ x^ CO 3-. t^ ' ^ X !>• CO ! 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"05 "co ^ "co OS S5 oo to to oo oo to to oo to to to to lO 9i5 CO QS to Q5 00 oo UT -1 OD 00 Ol ^- jr> r^ a> Ol o< OO CO J*^ 05 Cß J-" jj; o "►-k Ol "to "o "oo 00 CO "oo "o "t» ^ "cd Si2 s? s to to oo 00 to to oo to to to to ^ -> 00 CO "co 05 w oo to to oo 00 to to oo to to to lO to 00 -J -g H^ to Oi CD oo Ol 00 CO CD -q >— ^ pi oo ^co J "oo '-' »-' •— c» OO 00 to to 00 oo ts to oo to to to bO oo -q -4 (-* to Ci CD oo ^^ 00 oo 00 «£) c; J» ^ 00 J*^ OD J<1 Oi J£) s^ J^ bO "üT "o "Ot ""^ "<£> to "►*>- "«3 "»- "üi "*^ 03 to oo to to oo oo to to oo to to t-o to &? •<] • "ct. oo C5 00 to to 00 oo to to oo to to isi; to oö .^ -^1 -3 ^OO t—t i^ S OD oo OD o ^ Ol BS * 00 to "^ "oi "cd Oi "^ "o ZD "to 1— "oo 9 Sä OD et 143 Es wurden für jeden Jahrgang noch die den Monaten October, November, December, Januar, Februar, März einer- seits, und andrerseits die den Monaten April, Mai, Juni, Juli, August, September entsprechenden Summen zusammen- gefasst, um auch die Endsummen für Winter- und Sommer- halbjahr getrennt zu erhalten. So ergiebt sich: 1886 Winterhalbjahr. Oestlicher Stunden w in kel, If ' 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 0 Obere Culm. 174 1734,6 1730,8 1727,6 1723,1 1727,6 1724,4 1723,5 1722,2 1723,5 1727,8 1731,0 1730,4 Westlicher Stunden wink el 11 ^1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 * Untere Culm. 174 1733,6 1732,2 1738,1 1740,6 1741,7 1744,0 1740,7 1735,4 1738,0 1737,3 1741,3 1735,9 1886 Sommerhalbjahr. Oestlicher Stundenwinkel. ll -^1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 0 Obere Culm. 178 1790,4 1787,9 1784,2 1783,8 1784,0 1791,0 1796,6 1795,5 1791,4 1793,9 1796,9 1796,2 Westlicher Stundenwink el. ^1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 * Untere Culm. 178 1790,0 1788,8 1783,3 1780,6 1780,2 1779-1 1780,9 1783,4 1785,2 1789,2 1797,8 1792,7 Die Ausgleichungen dieser Resultate und die ent- sprechende graphische Darstellung derselben folgen weiter unten. 144 X ^ o ^ r-H Ci o> •-< t-^ ^ CO^ ^ C5^ CO £ä Of (Ta" crT ucT co" cm" oT CM*" t-^ T-T -th" iS~ o" <= S-;? r- C5 t^ lO tD Ci lO !>• CO CO CO GM ■^ co lO CO CN CM CO CO CM GSI G^l 1—1 ^ CO CO t— CO 05 CO o> "* <-H^ C^l CO Oi "* CM^ 05 1-1 -,— 1 (>r »r5~ i-T cd" co~ ctT ^ CD"^ gm" ö~ r-^ co" c>- o [>- lO CD Ci lO t- CO CO CO GM CO tH CO lO CO CM (>J CO CO CM GM GM ■pH '^ CD CO t— 00 C5 T^l "— 1 oo CO co^ OS 00 CO Ci C^l o <^ CO" irf GO" cd" ^"^ ö' cd" g o ^" cd" t>- c^ t>- -^ CD O CD t- CO CM GM CO CO lO co CM CM CO CO JM GM CM T— 1 ■!—( CD CO o 00 lO CO O O 05 th vO CM CD ^ CO 1— r C*5~ lO" ^'^ ^ lo" co" OS lO cT r- •tH" oo" CO lO ! a l>- C5 l>. CD CO CD CM CM CM CO O CO (M (M CO CO CM CM CM T-i CD CO Ci O o O CO C5 '^l ^ ira^ o CO ^ o^ o" G^*^ Co" of c t^ S i>- 1— ( CO t^- rr- o t>- CO CD O lO CD CO G1 GM GM T— 1 r-t CO CO ^ 05^ o^ rj- 1-1 ■"L '^^ o o CO -*l ^ o •^ i c^ i-T G^*" xO^ C^" cd" t>^ cT t^ lO T— 1 CO -sT» t>- Ci t^ CO CD CS lO CD CO s GM GM o t co vO CO CM CM CO CO CM GM GM TH •t—t CO o 00^ C<1^ C -* r-, 00 O t^ "^'^ ,,_J^ o -rJH" T^ lO cd' crT CO ,-H •co" CO g xO !>• o ^ CO CD o:> lO CD CO CD G^l GM CO iC CO CM G^ CO CO CM GM GM ''"' T— ( CO iC c; CO Ci o tO C-1 C-1^ ^ ■* t^ 00 lO^ ■^'" O^ cT of Ö^ lO c»'' — ^ 00 gm" CO '* s ■* t— Oi o CO CD O lO t- CO CD GM GM CO lO CO CM (M CO CO CM GM CM r-t 1-1 CO cc C<1 C-l oo o I— 1 IC o o^ co^ o_ ifS 05 icT o" co" G^'~ cT lO lO ö~ Ci' cvT "^" ^ lO" CO (>• CT) CO o CJ lO t- CO CO GM CM Oi CO s CO CM CM CO CO G^ G• GO CD CO lO CJi lO CO CO CO CM CM o CO lO CO CM (M CO CO Ol CM CM rH 1-1 CO eo^ lO C<1^ O^ vO^ -*^ '*. 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Ein zweites Ansteigen des Luftdrucks, während der Mond sich der unteren Culmination nähert, ist fast ganz verwischt. Um die Grösse der Mondfiuth im Winterhalbjahre zu linden, haben wir die Differenz zwischen Maximum und Minimum durch die Anzahl der zur Berechnung verwendeten Mondtage zu dividiren. Wir erhalten so für 1886: 1700 + 1700 + (42,600 — 22,850) für 1800 + 1800 + (69,250 — 43,950) : für 1888: (1809,950 — 1778,775) : 174 = 0,179 mm, für 1889: lÜlOO + 10100 + (64,375 — 38,900) : 176 = 0,144 mm. Im Mittel aus allen vier untersuchten Jahrgängen: (1886—1889) Winterhalbjahr: (15578,750 — 15500,300) : 701 = 0,ii mm. Im Sommerhalbjahr sind zwei Maxima und zwei Minima zu erkennen mit Ausnahme des Jahrgangs 1887, wo das zweite Maximum nicht vorhanden ist. Die Maxima treten einige Zeit vor den Culminationen (jedoch diesen sehr nahe) ein, die Minima 5 beziehungsweise 4 Stunden nach den Culminationen. : 174 1887: — 0,113 mm, : 177 ^ 0,143 mm, 153 Tafel I. Winterhalbjahr. 1886. * Oestlicher Stundenwinkel. " Westlicher Stundenwinkel. * 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1745 1740 1735 — I ■ ' — — — 1 — -n-n -1 -1 1 ■" 1 1 r^n ^ ^ li^ 1 X j ~i " 1. ^'■''■'i^ 1730 ' V. ; -i "1 ■! j _J,— < ^111 1 1725 1720 1715 1870 1 ^ 44- U-4J^-^- -'— 1 — — -A- — ^ 1 — _ 1 -M ~ — — — — — 1 — — 1887. 1865 ^" ISfiO — IZIZ 1 -A _L_ - ' ' 1 — — -fi 1855 1850 1845 1840 1810 r-h-h- — ' — — — ^^„.--^ — 1 — — — ^^ P *^ :Z — ^ — Ki ■•' .^ y^ 1 1 J_ ^P-- 1 — ^\ _ t: 1 i tz L L . 1888. 1805 —] — - j .-— —«^ ^ ^ 1800 1 ' \y^ 1795 1 1 ^ y 1 1 1790 N— ■~~" ~~~ \ y^ 1785 ..^_ — ^ 1780 1775 — :^ T z; ^ — ^ ^ (-\^ — — — — 1745 1740 1735 1730 1725 1720 1715 1870 1805 1860 1855 1850 1845 1840 1889. 10165 10160 10155 1015i) 10145 10140 10135 1 1 1 — ^ 1 — 1 "^ — ^ -k — — — 1 ^.0^ "^ 1 1 >v' ., ri>* N ■^^ — -T^ — — 1 — — — — ~ — — I] — — — — — — J LU 1810 1805 ISOO 1796 1790 1785 1780 1775 10165 10160 10155 1U150 10145 10140 10135 ISSC- -1889. 15580 — — — 1 — 15576 ^ — 15570 y ,^ pN \^ 15565 / ^ 15560 1 / ^ — — — — — 35555 — — — / 15550 / s 15545 / , \ , — — 15540 / 15535 ~~~ V -- "^ — 15530 / 15525 / — — — ^ 15521) / 15515 ^ — . /- 15510 / — 15505 K »HB, y 15500 ■ N ^ ^ 1 1 1 L_ — — — U — (5580 15575 15570 15565 15560 15555 15550 15545 15540 15585 \ 5530 15525 15520 15515 15510 1 5505 15500 154 Tafel II. S 0 Hl 111 e r li a 1 b j a li r. 1886. * Oestlicher Stundenwinkel. " Westlicher Stundenwinkel. * 1 2 3 4 .5 6 7 8 9 10 11 1 2 a 4 5 ?6 7 >8 9 10 11 ki — — p n] , r~ — ' — 1 — ■ 1 1 r- ' 1 ^-Prr- "S^ ^ ~ / ^^^-- * ' " *^ fc 1^ „^ "^ 1 , U 1 1 1 1 1800 1795 179a 1785 1780 1775 188^ f 1 ^^' ' 1 ! ^ "■^ ^: i 1 . 1 — / ^--^ / nK 1 ^ •v^ r 1 r -M ]^ ■ 1 1 ( ; ^1 .IM L.' 3780 1775 1770 1765 1760 1755 1750 1888. ' 1 t 1 I 1 1 1 1 1 --F-i-i-H-H-'P \ ! 1 d ^ 1 r^ 1835 1830 1825 1820 1889. - :::^ 1 1 — 1 1 J«""^ " — — ■^*'**.^ \ ^ \ ! r< l^ r^^ ^^^ 1 r ^ ^ 10225 10220 10215 1021O 10205 10200 1886- 1889. 1^ S _ J V ^ y \ f I\ \ / s. / \ ^ \ / > 1 — s. X / \, / k / — \ /^ 1 -. > — ■ _-J 15620 15615 15610 15605 1560O 15595 15590 15585 15580 15575- 15570 15&« Aehnlicli ergiebt sich die Grösse der atmosphärischen Fluth im Sommerhalbjahr für 1886: (1795,975 — 1779,875) : 178 = 0,090 mm und : (1793,400 — 1783,950) : 178 = 0,053 mm, für 1887: (1778,900 — 1752,425) : 183 = 0,144 mm, für 1888: (1831,275 — 1820,550) : 178 = 0,060 mm und : (1831,150 — 1827,050) : 178 = 0,023 mm, für 1889: (10218,075 — 10204,475) : 187 = 0,073 mm und (10-^24,050 — 10217,400) : 187 = 0,036 mm. Im Mittel aus allen vier untersuchten Jahrgängen: Sommerhalbjahr (1386—1889): (15618,600 — 15574,250) : 726 = 0,061 mm und : (15605,650 ~ 15583,875) : 726 = 0,030 mm. Endlich ergiebt sich, wenn wir die ganzen Jahre fiir- sich betrachten, die Existenz zweier Maxima und zweier Minima, wenn auch das vor der unteren Culmination ein- tretende dem nach ihr eintretenden an Grösse nachsteht. Wir erhalten für 1886: (3526,175 — 3520,600) : 352 = 0,016 mm und : (3533,325 — 3509,300) : 352 = 0,068 mm, für 1887: (3639,375 — 3598,100) : 360 = 0,114 mm, für 1888: (3637,225 — 3606,550) : 352 = 0,087 mm, für 1889: (20377,975 — 20361,425) : 363 = 0,046 mm. Nehmen wir endlich alle vier Jahre zusammen, so er- halten wir entsprechend der zuletzt erhaltenen Curve: (31174,650 — 31122,000) : 1427 = 0,037 mm und (31135,850 — 31084,175) : 1427 = 0,036 mm. 156 Als Differenz zwischen dem grössten Maximum und Minimum ergiebt sich noch (31174,650 — 31084,175) : 1427 = 0,063 mm. Wie aus der zuletzt erhaltenen Curve hervorgeht, Ist ein Steigen des Luftdrucks, während der Mond sich seiner oberen Culmination nähert, deutlich zu erkennen, ebenso das Sinken des Luftdruckes, nachdem der Meridian passirt ist. Weniger deutlich, wenn auch noch erkennbar, ist ein Steigen bei der Annäherung des Mondes an die untere Cul- mination, während ersichtlich der Luftdruck nach der unteren Culmination erheblich sinkt. Die Eintrittszeiten der Fluth sind: Obere Culmination und eine Stunde vor der unteren Culmination ; die der Ebbe: etwa 4 — 5 Stunden vor und nach der unteren Culmination. Als grösste durch den Mond hervorgerufene Differenz in den Barometerständen eines Tages ergiebt sich (abgekürzt): 0,06 mm, also eine, wie sich von vornherein erwarten Hess, kleine Grösse.^) Auf Tafel IV stellen wir die aus van Bebbers „Handbuch der ausübenden Witterungskunde''^^) reproducirten Curven für die atmosphärische Ebbe und Fluth für Singapore, Batavia, St. Helena, Melbourne zusammen und fügen denselben die für Magdeburg erhaltene (im richtigen Verhältniss gezeichnet) zum Vergleiche hinzu. Diese Tafel stellt folgendes Resultat graphisch dar: Sing-apore (etwa 1" nördl. Breite): Differenz: 0,081 — (— 0,072) = 0,i53 mm. Batavia (etwa 6° südl. Breite): Differenz : 0,060 — (— 0,042) = 0,io3 mm. St. Helena (etwa 16° südL Breite) : Differenz: 0,041 — (~ 0,046) = 0,o8T mm. *) Dieses Kesultat stimmt gut überein mit dem von Laplace für Paris (49" n. Br.) berechneten : 0,055 mm. Vergl. Einleitung pag. 114. 2) Theil I, pag. 102. 15T Tafel III. J a li r. * Oestlicher Stuiidenwinkel. ° 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 m — ' ■ 1 1 1 "->> k ^ 4i:- —y^ -1 \, ~ — i — .-. :=.-- ■^ N V ^ "i ^jrl 1 1 1 1886. Westlicher Stundenwinkel. * 123456789 10 11 ^^^^ 3530 3525 3520 3515 3610 3505 1887. ■ ' ^<^ — ■ — ^ ^N " ~ \ / s. /^ \ s^ 9 1 / V 1 / / ■^ ->- V k / " s s y ^^^ ^ ^ rj ' 1 3640 3635 3G30 3625 3620 3615 3610 3605 3600 3595 1888. 1889. 3640 3635 3630 3625 3620 3615 3610 3605 1886- -1889 . ' / \ ' 1 — / \ -' 1 \s 1 \ / N / \ / \ / s y s / \ / .... v / \^ / — -1 \ X r-> .._ \ / -\ ■ j — \ / \^ / — — s — — -/ IK H-V" V lJ: ' 1 ' 1 u 31175 31170 31160 31150 31140 31130 31125 31120 31110 31100 31090 31080- 158 Tafel IV. Westlicher Stundenwinkel. Oestlicher Stundenwinkel. »2468 10* 2468 10''' Singapore ^ +0081 Batavia -St. Helena Jlelbourne Magdeburg 159 Melbourne (etwa 37° südl. Breite): Differenz : 0,042 — (— 0,028) = 0,070 mm. Magdeburg" (etwa 52** nördl. Breite) : Differenz : 0,035 — (— 0,028) = 0,o63 mm. Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich erstens deut- lich das Dasein der atmosphärischen Ebbe und Fluth für die angeführten Orte, und zweitens ist daraus die Abnahme der Grösse der atmosphärischen Fluth mit wachsender Breite zu ersehen. Es ist somit gezeigt, dass es durch Benutzung stünd- licher genauer Aufzeichnungen des Luftdruckes möglich ist, auch in kürzeren Zeiträumen für höhere Breiten das Dasein der atmosphärischen Gezeiten zu erweisen. Keineswegs können die für Magdeburg erhaltenen Zahlen auf vollständige Genauigkeit Anspruch erheben; die Berechnung noch längerer Zeiträume wird ohne Zweifel so- wohl für die Lage der Maxima und der Minima als auch für die Grösse der Differenzen (welche wir gleich 0,037 mm ; 0,036 mm ; und 0,063 mm gefunden hatten) noch (wenn auch nur kleine) Correcturen ergeben. Das allgemeine Ergebniss jedoch, worauf es uns ankam, dass die vom Monde bewirkte atmosphärische Ebbe und Fluth auch in unseren Breiten schon aus den Beobachtungen von 4 Jahren ^j heraus zu- erkennen sei, bleibt bestehen. 5. Resultate. Wir fassen die gewonnenen Ergebnisse noch einmal, wie folgt, zusammen: 1) Eine deutlich erkennbare Abhängigkeit des Luftdruckes von den verschiedenen Ent- fernungen des Mondes von der Erde in den Apsiden^) hat nicht nachgewiesen werden können. ^) Der Zeitraum von 4 Jahren repräsentirt die Summe von über 35000 Einzelbeobaehtungen, deren Verwerthung zu imserem Re- sultate führte. Vergleiche Einleitung pag. 114. 2) Diese Differenz seines grössten und kleinsten Abstandes von der Erde beträgt ungefähr 6665 Meilen. 160 Im Durchschnitt ergab sich allerdings eine Differenz von 1,46 mm zu Gunsten des Perigäums. Der zur Untersuchung benutzte Zeitraum (8 Jahre und einige Monate) ist insofern nicht ungünstig, weil nach etwa 9 Jahren die Apsiden ihren Umlauf vollendet haben, i) In den Jahren 1881 — 1889 hat sich mit Ausnahme des einen Jahrgangs (Nov. 1883 — Oct. 1884) stets den Mittel werth des Luftdrucks für das Perigäum höher ergeben als derjenige fiir das Apogäum. Es ist demnach van B ebb er 's die bisherigen Resul- tate zusammenfassender Ausspruch, dass der Luftdruck zur Zeit der Apogäen der höhere sei, nicht als endgültiges Resultat anzusehen, sondern es sind weitere genaue Auf- zeichnungen des Luftdruckes zur Berechnung zu verwenden, und es ist die Frage, ob dem Perigäum oder dem Apogäum der höhere Luftdruck zukomme, vorläufig noch als unbeantwortet zu bezeichnen. 2) Die durch den scheinbaren täglichen Umlauf des Mondes verursachte Ebbe und Fluth der Atmosphäre ist nicht nur durch die bis- herigen Untersuchungen für die Tropengegen- den nachweisbar und deutlich erkennbar, son- dern, entgegen dem Ausspruche v. Bebber's, dass selbst durch Benutzung SOjähriger Beob- achtungen für unsere Gegenden die atmosphä- rische Ebbe und Fluth noch nicht erwiesen werden könne, auch für höhere Breiten durch Benutzung der genauen, durch selbstregi- strirende (controlirte) Apparate aufgezeichneten Luftdruckwerthe (schon in einem Zeiträume von 4 Jahren) nachzuweisen. Die Grösse der atmosphärischen Fluth nimmt mit wachsender Breite ab; sie beträgt für: *) Die Apsiden rücken jährlich etwa um 41" ostwärts. 161 Singapore (1^ n. B.) : 0,153 mm, Batavia (6^ s. B.) : 0,102 mm, St. Helena (16^ s. B.) : 0,087 mm, Melbourne (37^ s. B.) : 0,070 mm, Magdeburg (52^ n. B.) : 0,063 mm. Die vom Monde verursachte atmosphärische Ebbe und Fluth ist demnach auch für unsere Breiten erwiesen, wenn auch ihr Betrag nur eine kleine Grösse erreicht. 11 AMPHIBIA EÜROPAEA AB ERWIN SCHULZE, Ph. D., QUEDLINBURGENSIS . 11* 165 PßAEFATIO. Zioologonim recentiorum , imprimis G. A. Boulengeri, scriptis amphibiorum europaeorum notitia ad differentias specificas, affinitates, distributionem pertinens magnopere est aucta. Commentationes huc spectantes cum in multarum societatiim miiltis actorum voluminibus dissipatae sint, libellum, qui paucis paginis conspectiim amphibiorum europaeorum quae adhuc innotuerunt exhiberet, haud inutilem fore duxi. Cuiusmodi breviarium scripturus silvam quae in collectionibus publicis et ])rivatis quas videndi mihi facultas est data exhibita erat inspexi specierumque notas a scriptoribus indicatas examinavi *, quarum autem specierum specimina non vidi, earum notas essentiales e descriptionibus Boulengerianis excerpsi. Quo facto singulas species secundum systema Copeo - Boulengerianum digestas adiectis defini- tionibus et synonymis principalibus et regionum ubi inventae sunt nuncupatione enumeravi. Tkitonem hlasii de l'lsle [ann. sc. nat. (4) 17, 364 t. 12 f. 1. 2. 4*, 1862], in Britannia minore repertum, omisi, quia non propria species esse, sed hibrida T. cristati et marmorati videtur. Amphibiorum mihi nomen ad designandam classem aptius videtur quam batrachiorum, quippe quod animalia raniformia significet ideoque in anura tantum, sed nee in urodela nee in caecilias quadret. Per batrachia igitur cum J. van der Hoeven amphibiorum anurorum ordinem intellego. 167 INDEX AMPHIBIORÜM EUßOPAEOßUM. 1 0 URODELA 169. 1. f. SIRFSi'IDAE 169. 1. g. PROTEUS Laur. 169. 1. anguinus Laur. 169. 2. f. SALAHIANDRIDAE 169. 1. tr. PLETHODOJ^TINÄ 169. 1. g. SPELERPES Rf. 169. 1. fuscus Str. 169. 2. tr. SäLäMANDBINä 169. 2. g. SALAMANDRINA Ftzg. 170. 1. perspicillata Ftzg. 170. 3. g. TRITON Laur. 170. 1. pleurodelus 170. 2. asper 170. 3. rusconii 170. 4. fHontanus 170. 5. boscai Bttg. 170. 6. inontandoni Big. 171. 7. pahnatus Tsch. 171. 8. lohatus Tsch. 171. 9. alpestris Laur. 171. 10. martnoratus Schinz 171. 11. cristatus Laur. 171. 4. g. CHIOGLOSSA Boc. 171. 1. lusitanica Boc. 172. 5. g. SALAMANDRA Laur. 172. 1. maculosa Laur. 172. 2. atra Lam*. 172. 3. caucasica Big. 172. 168 2 0. et 3. f. BATRACHIA 173. 1. tr. BISCOGLOSSINA 173. 1. g. BOMBINATOR M. 173. 1. bombinus Wgl. 173. 2. igneus M. 173. 2. g. ALYTES Wgl. 173. 1. obstetricans Wgl. 174. 2. cisternasi Bosca 174. 3. g. DISCOGLOSSUS Otth 174. 1. pictus Otth 174. 2. tr. PELOBATINA 174. 4. g. PELODYTES Ftzg. 174. 1. punctattis Ftzg. 174. 5. g. PELOBATES Wgl. 174. \. fuscus Wgl. 174. 2. cultripes Tsch. 174. 3. tr. HYLINA 175. 6. g. HYLA Laiir. 175. 1. viridis Laur. 175. 4. tr. BUFONINA 175. 7. g. BUFO Laur. 175. 1. vulgaris Laui*. 175. 2. viridis Laur. 175. 3. calamita Laur. 175. 5. tr. BANINA 176. 8. g. RANA L. 176. 1. fusca Rs. 176. 2. iberica Big. 176. 3. arvalis Nils. 176. 4. aor///5 Th. 176. 5. latastei Big. 177. 6. canterani Big. 177. 7. viridis Rs. 177. 8. ridibunda P. 177. 169 CL AMPHIBIA. Rhachidozoa branchiata et piilmonata occipite dicondylo. 1 0. URODELA. Amphibia nuda, pedibiis 4 aut 2, cauda persistente. 1 . f. SilREIS'IDAE. Maxillaria nulla ; vertebrae ampliicoelae •, palpebrae nullae; branchiae externae persistentes. 1. g. PROTEUS Laurenti rept. 35; 1768. Oculi subcutauei •, lingua parva; intermaxillaria et mandibula dentata; dentes vomero-palatini biseriales; digiti antice 3, postice 2. 1. P. anguinus Laurenti rept. 37 t. 4 f. 3; 1768. Hypochthon laurentii Merrem ampli. 188 ; 1820. In aqiiis subterraneis Carnioliae. 2, f. SA.IiAMANDISIDA£. Maxillaria praesentia ; mala iitraque dentata; oculi palpebrati; branchiae caducae. 1. tr. PLETHO DON TINA. Dentium palatinoriim ordines transversi in posteriore vomerum parte; laminae dentigerae in parasphenoideo : vertebrae amphicoelae. 1. g. SPELERPES Rafinesque Atlant. Journ. 1, 22; 1832. Lingua plana circularis medio pedunculata; dentium palatinorum ordines 2 postice convergentes ; digiti postice 5. 1. S. fitscus Str.; dentium palatinorum ordinibus extus ultra clioanas productis, sulcis costalibus 10 — 11, pedibus semipalmatis, cauda tereti reliquo corpore breviore. Geotriton f. Bonaparte ic. f. it. 2, t. 84 f. 4; 1832. Salamandea genei Schlegel abb. amph. 122 t. 39 f. 5. 6. 7; 1837. S. f. Strauch salam. 83; 1870. In Italia, Sardinia, Alpibus maritimis, Gallia, SE. 2 tr. SäLäMANDBINA. Dentes palatini in longitudinem biseriati, margini interiori processuum palatinorum inserti ; paraspheno- ideum edentulum; vertebrae opisthocoelae. 170 2. g. SALAMANDRINA Fitzinger rept. 41-, 1826. Lingua magna subtriangula lateribus posticeque libera-, dentium palatinorum ordines antice paralleli postice divergentes-, arciis fronto- squamosalis osseiis; digiti 4^ cauda subcompressa. 1. S. perspicillafa Ftzg. Salamandea tridactyla Daiidin rept. 8, 261; 1803. Salamandra p. Savi mem. bibl. it. 22, 228; 1823. S. p. Fitzinger rept. 66; 1826. In collibus Italiae, Sardiniae. 3. g. TRITON Laiirenti rept. 37 ; 1768. Lingua lateribus libera; dentium palatinorum ordines subrecti; arcus fronto - squamosalis osseus aut ligamentosus aut nuUus ; digiti antice 4, postice 5; cauda anceps. 1. T. pleurodelus\ arcu fronto-squamosali osseo; costis longis acutis; cute verrucosa; plica gulari magna; digitis liberis; cloaca rimata; crista dorsuali nulla. Pleueodeles waltlii Michahelles Isis 23, 195 t. 2; 1830. Salamandea p. Schlegel abb. amph. 122 t. 39 f. 2. 3; 1837. Bradybates ventricosus Tschudi batr. 91 t. 2 f. 1; 1838. In stagnis Hispaniae, Lusitaniae. 2. T. asper \ arcu fronto-squamosali osseo; supra granosus olivaceo - nigrescens ; subtus levis aurantiacus nigrescenti maculatus; digitis liberis; cauda obtusiuscula ; crista dorsuali nulla; cloaca maris subglobosa, feminae conica. ÜEiNnTRiTON rugosus Duges Ann. sc. nat. (3) 17, 264 t. 1 f. 16. 17; 1852. Hemiteiton a. Duges Ann. sc. nat. (3) 17, 266 t. 1 f. 21. 22; 1852. T. pijrenaeus Dumeril et Bibron erpet. 9, 139; 1854. In Pyrenaeis et saltibus paeninsulae Ibericae. 3. T. rusconii\ arcu fronto-squamosali osseo; levis aut supra granulosus; supra fuscus obscurius variegatus, subtus flavidus nigre- scenti maculatus ; digitis liberis ; cloaca conica ; cauda obtusiuscula ; crista dorsuali nulla; mas fibulis extus dilatatis. Eüproctus r, Gene rept. sard. 28 t. 1 f. 3. 4. 5; 1839. In Sardinia. 4. T. ntontanus ; arcu fronto - squamosali ügamentoso ; supra granulosus, subtus levis; fuscus; digitis liberis; cloaca conica; cauda acutiuscula; crista dorsuali nulla; mas fibulis extus dilatatis. Megapteena m. Savi N. Giorn. Tose. 37, 211 ; 1839. In Corsica. 5. T. boscai Bttg. ; arcu fronto-squamosali osseo crasso ; sublevis ; supra fuscus obscurius maculatus, subtus aurantiacus nigro maculatus ; digitis liberis; crista dorsuali nulla; mas cloaca rimata, cauda mucronata; femina cloaca conica. Pelonectes 1). Lataste An. Soc. Esp. Eist. Nat. 8, 87; 1879. T. l. Boettger Zs. Ntw. 52, 516; 1879. T. mcdtzani Boettger Zs. Ntw. 52,521; 1879. In Hispania, Lusitania. 171 6. T. nwntandoni Big. ; arcii fronto-squamosali osseo \ sublevis •, supra olivaceus obscurius variegatus, subtus aurantiacus ^ cligitis liberis-, crista dorsuali nulla; inas cauda mucronata. Boulenger Bull. Soc. Zool. Fr. 5, 37. 157 t. 7; 1880. In Moldavia. 7. T. pahnatus Tsch. ; arcii fronto - squamosali osseo \ levis ; supra fusco - olivaceus , subtus pallidus medio aurantiacus \ cauda mucronata-, mas crista dorsuali humili integra, dorso utrinque linea elata marginato, plantis palmatis. Salamandra p. Schneider amph. 1, 72; 1799. T. p. Tschudi batr. 95; 1838. T. helveiicus Leydig molche württemb. f. 58; 1867. In stagnis Britanniae, Galliae, Hispa- iiiae N, Belgii, Hollandiae, Germaniae W, Helvetiae. 8. T. lobatus Tsch.; arcu fronto-squamosali ligamentoso; levis; supra fusco - olivaceus obscurius maculatus, capite vittis 5 obscuris autice convergentibus ; subtus flavidus medio aurantiacus, nigro macu- latus; cauda acuminata; mas crista dorsuali alta crenata, plantis lobatis. Lacerta vulgaris Linne syst. nat. 370; 1766. T. palustris Laurenti rept. 39 t. 4 f. 2 ; 1768. Salamandra taeniata Schneider amph. 1, 58; 1799. S.-yi.AMANDRA punctata Latreille salam. fr. 53 t. 6 f. 6 ; 1800. T. l. Tschudi batr. 95; 1838. In stagnis Europae praeter paeninsulam Ibericam. 9. T. alpestris Laur. ; arcu fronto-squamosali ligamentoso ; supra granosus fusco - caesius , subtus levis ruber pectore nigro - punctatus ; digitis liberis nigro annulatis; mas crista dorsuali humili integra. I.aurenli rept. 38 t. 2f. 4; 1768. In stagnis Galliae, Belgii, Hollandiae, Germaniae, Helvetiae, Austriae, Italiae N. 10. T. inarntoratus Schinz ; arcu fronto-squamosali ligamentoso ; cute granosa; supra viridis nigro marmoratus, subtus subfuscus albo punctatus; digitis liberis nigro annulatis; mas crista dorsuali alta integra supra anum declivi; femina Stria dorsuali aurantiaca. Sala- mandra m. Latreille salam. fr. 33 t. 3 f. 2; 1800. T. m. Schinz rept. 207 t. 86 f. 3; 1833. In stagnis Galliae, Hispaniae, Lusitaniae. 11. T. cristatus Laur.; arcu fronto-squamosali nullo; cute granosa; dorso fusco, lateribus albo punctatis, ventre aurantiaco nigro-maculato ; digitis liberis nigro annulatis ; mas crista dorsuali alta dentata a limbo caudali discreta. Laurenti rept. 39, 146 ; 1768. In lacubus, stagnis Britanniae, Galliae, Belgii, Hollandiae, Sueciae, Daniae, Germaniae, Helvetiae, Austriae, Graeciae, Turciae, Rossiae. 4. g. CHIOGLOSSA Bocage Rev. Mag. Zool. (2) 16, 249 ; 1864. Lingua ovata lateribus posticeque libera medio pedunculo pro- tractili affixa; dentium palatinorum ordines curvi; arcus fronto- squamosalis nullus; digiti antice 4, postice 5; cauda longa basi teres apice compressa. 172 1. C. lusitanica Bocage Rev. Mag. Zool. (2) 16, 249 t. 21 •, 1864. In humidis Lusitaniae, Hispaniae NW. 5. g. SALAMANDRA Laurenti rept. 41; 1768. Lingua subrotunda lateribus libera; dentium palatinorum ordines curvi •, arcus fronto - squamosalis nullus \ digiti antice 4, postice 5 •, cauda teres. 1. S. maculosa Laur. ; nigra flavo maculata , cauda reliquo corpore breviore. S. terrestris Aldrovandi quadrup. digit. ovip. 641; 1663. Lacerta salamandra Linne Mus. Ad. Frid. 1, 45; 1754. S. m. Laurenti rept. 42, 151 ; 1768. In saltibus Europae mediae et meridionalis. 2. S. atra Laur. ; concolor , cauda reliquo corpore breviore. Laurenti rept. 42, 149 t. 1 f. 2 ; 1768. In humidis Alpium. 3. S. caucasica Big. ; nigra flavo maculata, cauda reliquo corpore longiore. Exaeretus c. Waga Rev. Mag. Zool. 326; 1876. S. c. Boulenger batr. gr. 5; 1882. In Caucaso. 173 2 0 et 3. f BATRACHIÄ. AMPfflBiA nuda quadrupedia maturitate ecaudata. 1. sf. Phan eroglossa. Lingua praesens-, tubae eiistachianae separatae; larvaespiraculol. 1. ser. Arcifera. Coracoidea et praecoracoidea divergentia cartilagine arcuata coniuneta. 1. tr. DISCOGLOSSINA. Mala superior dentata; vertebrae opisthocoelae costigerae-, sacri processus transversi dilatati; coccyx basi processibus transversis postice divergentibus •, larvae spiraculo mediano. 1. g. BOMBINATOR Merrem amph. 178-, 1820. Pupilla triangula-, lingua rotunda integra adnata •, vom eres dentati-, tympanum niilliim; sacrum processibus transversis valde dilatatis, condylo 1 ; omosternum nullum. 1. B. bombinus Wgl. ; supra cinereo-viridis subconcolor, subtus flavus aut aurantiacus caesJo aut nigro maculatus, digitis apice flavis, crure plantae*) aequali aut longiore, sacco gulari nullo. Rana h. Linne f. suec. 100; 1761. B. &. Wagler amph. 206-, 1830. Boulenger Proc. Zool. Soc. Lond. 499 t. 50 f. 1 •, 1886. B. xmchypus Bonaparte ie. f. it. 1832. B. hrevipes Blasius Ber. ntw. V. Harz 1841/2. In stagnis Galliae, Belgii, Germaniae, Helvetiae, Tyrolis, Italiae^ Dalmatiae, Hungariae, Moldaviae. 2. B. igneus M.-, supra cinereo-fuscus nigro maculatus, subtus nigro-caeruleus albo punctatus rubro maculatus, digitis apice nigris, planta') crure longiore-, mas saccis gularibus 2. Bufo i. Laurenti rept. 29-, 1768. B. i. Merrem amph. 179; 1820. Boulenger Proc. Zool. Soc. Lond. 500 t. 50 f. 2; 1886. In stagnis herbidis Sueciae S, Daniae, Germaniae, Bohemiae, Austriae, Moldaviae, Rossiae. 2. g. ALYTES Wagler amph. 206; 1830. Pupilla elliptica erecta-, lingua rotunda integra subadnata; ijm- panum distinctum-, vomeres dentati-, sacrum processibus transversis mediocriter dilatatis, condylis 2 ; omosternum nullum. J) inde a callo metatarsali interiore usciue aJ di;,nti 4. apicem. 174 1. A. obstetricans Wgl. \ supra veiTucosiis, digito antico primo quarto breviore, tuberculis metacarpalibus ternis. Büro o. Laurenti rept. 28, 128; 1768. A. o. Wagler ic. amph., t. 22 f. 3. 4. 5 ; 1833. In siccis Galliae, Belgii, Germaniae W, Helvetiae. 2. A. cisternasi Bosca; sublevis, digito antico primo quarto longiore, tuberculis metacariDalibus binis. Bosca An. Soc. Esp. Hist. Nat. 8, 217 ; 1879. In Hispania. 3. g. DISCOGLOSSÜS Otth Dkschr. Schweiz, ntf. Ges. 1, 6; 1856. Pupilla triangula ; lingua circularis integra margine postico libera ; vomeres dentati •, tympanum occultum; sacrum processibus transversis mediocriter dilatatis, condylis 2; omosternum minutum. 1. D. pictus Otth. Rana ^. Gravenhorst delic. mus. zool. vratisl. 39; 1829. Pseüdis sardoa Gene rept. sard. 24 t. 5 f. 1. 2. 3. 5. 6; 1839. D. p. Otth N. Dkschr. Schweiz, ntf. Ges. 1, 6 ; 185G. In Europa meridionali. 2. tr. PELOBÄTINÄ. Mala superior deutata; costae nullae : sacri processus transversi valde dilatati; coracoidea et procoracoidea ciirva-, omosternum cartilagineum minutum; phalanges terminales aequales; lai-vae spiraculo sinistro. 4. g. PELODYTES Fitzinger rept. 1, 32; 1843. Pupilla erecta; lingua subrotunda postice libera emarginata; vomeres dentati; tympanum conspicuum; digiti postici basi coniuncti; vertebrae procoelae; sacrum condylis 2. 1. P. punctatus Ftzg. Rana p. Daudin rain. 51 t. 16 f. 11; 1802. Rana j)licata Daudin rain. 53; 1802. P. p. Fitzinger rept. 1, 32; 1843. In Gallia, Hispania, Lusitania. 5. g. PELOBATES Wagler amph. 206 ; 1830. Pupilla erecta ; lingua circularis postice libera emarginata ; vomeres dentati ; tympanum nullum ; plantae palmatae ; callus metatarsalis interior palaeformis ; vertebrae procoelae ; sacrum cum coccyge connatum. 1. P. fuscus Wgl. ; regione fronto-parietali ossea scabra convexa, calcare metatarsali fusco-flavido. Bufo f. Laurenti rept. 28; 1768. Rana vespertina Pallas Reise d. d. russ. Reich 1, 458 ; 1771. P. f. Wagler amph. 206; 1830. P. latifrons Heron-Royer Bull. Soc. Zool. Fr. V. 13 n. 3 ; 1888. In Europa media. 2. P. cultripes Tsch. ; regione fronto-parietali plana, temporali ossea scabra, orbita inclusa, calcare metatarsali atro. Rana c. Cuvier regne anim. 2, 105; 1829. Rana calcarata Michahelles Isis 23, 807; 1830. P. c. Tschudi batr. 83; 1838. In Gallia S, Hispania, Lusitania. 175 3. tr. HYLINA. Mala superior dentata-, vertebrae procoelae-, costae nuUae-, sacrum processibus transversis dilatatis, condylis 2; omosternum et sterniim cartilaginea ; phalanges terminales imcinatae basi incrassatae ; larvae spiraculo sinistro. 6. g. HYLA Laiirenti rept. 32-, 1768. Pupilla horizontalis •, vomeres dentati; digiti apice dilatati. 1. H. viridis Laur. ; supra levis viridis, subtus granosa alba, tympano conspiciio, lingua rotunda postice libera emarginata, dentibus vomerinis inter choauas sitis, digitis anticis basi coniunctis, plantis 2/3 palmatis, plica tarsali distincta-, mas sacco gulari externo. Rana V. Linne f. suec. 94 5 1746. Rana liyla Linne syst. nat. 213-, 1758. Rana arhorea Liune f. suec. 101 ; 1761. H. v. Laurenti rept. 33 : 1768. In uliginosis-, passim. 4. tr. BÜFONINA. Maxillae edentulae-, vertebrae procoelae-, costae nullae-, sacrum processibus transversis dilatatis, condylis 2; larvae spiraculo sinistro. 7. g. BUFO Laurenti rept. 25; 1768. Pupilla horizontalis; lingua oblonga integra postice libera ; vomeres edentuli; digiti antici liberi, postici coniuncti. 1. B. vulgaris Laur. ; supra fuscus aut cinereus, subtus albidus nigro maculatus, tympanis suboccultis, parotidibus angustis elatis, digito antico primo secundo subaequali, plantis semipalmatis, tuberculis subarticularibus duplis, plica tarsali nulla, sacco gulari nullo. Rana hufo Linne Mus. Ad. Frid. 1, 94; 1754. B. terrestris Roesel ran. 85 t. 20. 21; 1758. Rana ruheta Linne f. suec. 100; 1761. B. ?•. Laurenti rept. 28 ; 1768. B. cinereus Schneider amph. 1, 185 ; 1799. In umbrosis; passim. 2. B. viridis Laur. ; albidus supra viridi maculatus , tympanis manifestis, parotidibus renifoimibus, digito antico primo secundo lon- giore, plantis semipalmatis, tuberculis subarticularibus simplicibus, plica tarsali ; mas vesica vocali gulari. Rana variabilis Pallas spie. zool. 7, 1 t. 6 f. 1. 2; 1767. B. v. Laurenti rept. 27 t. 1 f. 1; 1768. Rana sitihnnda Pallas Reise d. d. russ. Reich 1, 458; 1771. In campis; passim. 3. B. calamita Laur.; cinereus supra viridi maculatus, stria dorsuali flava, tympanis indistinctis , parotidibus oblongis aut sub- triangulis, digito antico primo secundo aequali, digitis posticis basi coniunctis, tuberculis subarticularibus duplis, plica tarsali; mas vesica vocali gulari. B, terrestris foetidissimus Roesel ran. 107 t. 24; 1758. B. c. Laurenti rept. 27 ; 1768. B. cruciatus Schneider amph. 1, 193 ; 1799. In rudectis; passim. 176 2. ser. Firmisternia. Coracoidea cartilagine epicoracoidea simplici firme coniuncta. 5. tr. B ANINA. Mala superior clentata; vertebrae procoelae^ costae nuUae-, sacrum processibus transversis snbteretibus, condylis2-, larvae spiraculo sinistro, 8. g. RANA Linne syst. nat. 35i-, 1766. Pupilla horizontalis ^ lingua postice libera emarginata ; vomeres dentati; digiti antici liberi, postici membrana iimcti. 1. s. Crotapbitis. Vesicae vocales internae aut nullae ; macula temporalis nigra ; nates coneolores ; plantae incomplete palmatae. 1. R. fusca Es. ; rostro brevi obtuso, tympano oculi ^/g aequante, plica dorso-laterali hiimili, digito antico primo secundum superante, digitorum tuberculis subarticularibus mediocribus , callo metatarsali interiore oblongo molli parvo, exteriore subnullo, commissura tibio- tarsali ad rostri apicem productili, venire maciilato; mas vesicis vocalibus internis. Roesel ran. 1 t. 1 — 8; 1758. R. temporaria Linne syst. nat. 357; 1766. R. muta Laurent! rept. 30; 1768. R. platyrrhinus Steenstrup Ber. 24. Vers. D. Ntf. Kiel 131 ; 1846. In herbidis; passim. 2. R. iberica Big.; tympano oculi dimidium aequante, digitis anticis primo et secundo aequalibus, commissura tibio-tarsali ultra rostri apicem productili, vesicis vocalibus nullis [ceterum R. fuscae similis]. Boulenger Bull. Soc. Zool. Fr. 4, 177; 1879. In Hispania, Lusitania. 3. R. arvalis Nils.; rostro acutiusculo, labio superiore producto, tympano oculi ^/^ aequante, plica dorso-laterali elata, digito antico primo secundum superante, digitorum tuberculis subarticularibus mediocribus, callo metatarsali interiore compresso duro dimidio digiti primi longiore, exteriore nullo, commissura tibio-tarsali rostri apicem non attingente, ventre concolore; mas vesicis vocalibus internis. Nilsson sk. f. 3, 42; R. oxyrrhinus Steenstrup Ber. 24. Vers. D. Ntf. Kiel 131 ; 1846. In turfosis Europae mediae et orientalis. 4. R. agilis Th. ; rostro longiusculo subacuminato, labio superiore producto convexo, tympano oculo subaequali propinquo, plica dorso- laterali angusta , digito antico primo secundum superante , digitorum tuberculis subarticularibus elatis, callo metatarsali interiore rotundo obtuso, exteriore minuto, commissura tibio-tarsali ultra rostri apicem productili, ventre concolore, vesicis vocalibus nullis. Thomas Ann. sc. nat. (4) Zool. 4, 365; 1855. R. gracüis Fatio Rev. Mag. Zool. (2) 14, 81; 1862. In Gallia, Alsatia, Helvetia, Franconia, Bohemia, Austria, Transsilvania, Italia, Sicilia, Dalmatia, Graecia. 177 5. R. latastei Big.; tympano ociilo minore, distante, venire maculato, vesicis vocalibus nullis [ceterum R. agüi similis]. Boulenger Bull. Soc. Zool. Fr. 4, 180-, 1879. Prope Mediolanum. 6. R. cmnerani Big. ; supra verrucosa, rostro longiusculo obtuso, tympano oculi V2 aut ^s aequante, plica dorso-laterali mediocri, digitis anticis primo et secundo aequalibus , digitorum tuberculis subarti- . cularibus elatis, callo metatarsali externo, commissura tibio-tarsali nares attingente, ventre concolore; mas vesicis vocalibus internis. Boulenger Bull. Soc. Zool. Fr. 11, 593; 1886. In Caucaso. 2. s. Baliopygus. Mas vesicis vocalibus externis ; stria dorsualis flava aut viridis ; nates marmoratae ; venter albus cinereo maeulatus; plantae complete palmatae. 7. R. viridis Rs. ; levis, callo metatarsali interiore elato compresso subcultrato arcuato, digiti primi dimidium aequante, lateribus et natibus flavidis atro maculatis; mas vesicis vocalibus externis lacteis. Roesel ran. 53 t. 13—16; 1758. R. esculenta Linne syst. nat. 357; 1766. In stagnis Angliae, Galliae, Belgii, Germaniae, Poloniae, Rossiae, Austriae, Italiae. 8. R. ridibunda P. ; verrucosa, callo metatarsali interiore humili oblongo obtuso, dimidio digiti primi breviore, natibus albidis fusco- viridi maculatis; mas vesicis vocalibus externis cinereis aut nigrescentibus. Pallas Reise d. d. russ. Reich 1, 458; 1771. R. fortis Boulenger Zoologist, june ; 1884. In fluminibus et lacubus Germaniae septen- trionalis, Europae orientalis, Hispaniae. Alytes Wgl. 173. cisternasi Bosca 174. obstetricansWgl. 174. Amphibia 169. Arcifera 173. Baliopygus 177. Batrachia 173. Bombinator M. 173. bombinus Wgl. 173. brevipes Bl. 173. igneus M. 173. pachypus Bp. 173. Bradybates ventricosus Tsch. 170. Bufo Laur. 175. calamita Laur. 175. cinereus Sd. 175. cruciatus Sd. 175. fuscus Laur. 174. igneus Laur. 173. obstetricansLaur.174. terrestris Rs. 175. terrestris foet.Rs. 175. viridis Laur. 175. vulgaris Laur. 175. Bufonina 175. Cliioglossa Boc. 171. lusitanica Boc. 172. Crotaphitis 176. Discoglossina 173. Discoglossus Otth 174. pictus Otth 174. Euproctus rusconii G. 170. Exaeretus caucasicus Waga 172. Firmisternia 176. Geotriton fuscus Bp. 169. Hemitriton asper Dug. 170. rugosus Dug. 170. 12 178 Hyla Laur. 175. viridis Laur. 175. Hylina 175. Hypochthon 169. laurentii M. 169. I^acerta salamandra L. 172. vulgaris L. 171. Megapterna montaiia Savi 170. Pelobates Wgl. 174. cultripes Tsch. 174. fuscus Wgl. 174. latifrons Her. 174. Pelobatina 174. Pelodytes F. 174. punctatus F. 174. Pelonectes boscai Lt. 170. Phaneroglossa 173. Plethodontina 169. Pleurodeles waltlii Mich. 170. Proteus Laur. 169. anguinus Laur. 169. Pseudis sardoa G. 174. Rana L. 176. agilis Th. 176. arborea L. 175. arvalis N. 176. bombina L. 173. bufo L. 175. calcarata Mich. 174. cameraiii Big, 177. cultripes C. 174. esculenta L. 177. fortis Big. 177. fusca Es. 176. gracilis Fat. 176. hyla L. 175. iberica Big. 176. latastei Big. 177. muta Rs. 176. oxyrrhinus St. 176. picta Gr. 174. platyrrhinus St. 176. plicata Daud. 174. punctata Daud. 174. ridibunda P. 177. rubeta L. 175. sitibuuda P. 175. temporaria L. 176. variabilis P. 175. vespertina P. 174. viridis L. 175. viridis Es. 177. Raniua 176. Salamandra Laur. 172. atra Laur. 172. caucasica Big. 172. genei Schi. 169. maculosa Laur. 172, marmorata Ltr. 171. palmata Sd. 171. perspicillata Savi 170. pleurodeles Schi. 170. punctata Ltr. 171. taeniata Sd. 171. terrestris Aldr. 172. tridactyla Daud. 170. Salamandridae 169. Salamandrina (tr.) 169. Salamandrina F. 170. perspicillata F. 170. Sirenidae 169. Spelerpes Rf. 169. fuscus Str. 169. Triton Laur. 170. alpestris Laur. 171. asper 170. boscai Bttg. 170. cristatus Laur. 171. helveticus Ldg. 171. lobatus Tsch. 171. maltzani Bttg. 170. marmoratus Schinz 171. montandoni Big. 171. montaniis 170. palmatus Tsch. 171. palustris Laur. 171. pleurodelus 170. pyrenaeus D. B. 170. rusconii 170. Urodela 169. Klima, Thier- und Pflanzenleben der südlichen Altmark, Von Dr. A. Mertens, Magdeburg. Die südliche Altmark. Ein Beitrag zur Landeskunde, Vorwort Die Altmark ist bisher nocli nicht Gegenstand einer l)esonderen geographischen Bearbeitung geworden. Nur vereinzelt finden sich Bemerkungen über dieselbe in den grösseren Handbüchern der Erdkunde; dieselben sind in- dessen zu unvollständig und zum Theil selbst unrichtig, als dass sie ein zutreffendes Bild des Landes zu geben ver- möchten. So kommt es, dass dies Gebiet, welches als die Wiege des brandenburgisch - preussischen Staates in der ■Geschichte unseres Vaterlandes einst eine bedeutende Kolle •gespielt hat, gegenwärtig ausserhalb der nächsten Umgebung Tielfach unbekannt und verkannt ist. Die folgenden Zeilen liaben den Zweck, durch eine Schilderung zunächst des südlichen Theiles der Altmark zu richtigen Vor- stellungen über das Land beizutragen; und zwar sollen an dieser Stelle die Abschnitte über das Klima, die Pflanzen- nnd die T hierweit abgedruckt werden, während die Ge- sammtarbeit später im zweiten Heft des „Archivs für Landes- und Volkskunde der Provinz Sachsen^' erscheinen wird. Lage und Grenzen des Gebietes. Die Altmark bildet gegenwärtig den nördlichen, links von der Elbe gelegenen Theil der preussischen Provinz Sachsen. Ihre Südgrenze, die jedoch nicht mit derjenigen der beiden südlichen altmärkischen Kreise Gardelegen und 182 Stendal zusammenfällt, sondern das Nördende des Kreises Wolmirstedt durchschneidet, verläuft vom Drömling in öst- licher Kichtung zur Elbe und erreicht diesen Strom beim Dorfe Ringfurth. Geographisch ist sie durchaus nicht be- dingt, vielmehr ist sie erst durch geschichtliche Ereignisse begründet worden. Ursprünglich erstreckte sich die Alt- mark bis an die Ohre, zum Theil darüber hinaus. Die langwierigen Kämpfe und Streitigkeiten zwischen dem Erz- stift Magdeburg und den askanischen Markgrafen veran- lassten jedoch im Jahre 1336, nach dem Aussterben dieses Herrschergeschlechtes, die Abtretung der südlichen Aemter,. vor allem der Stadt und des Amtes Wolmirstedt und des Klosters Hillersleben an Magdeburg; und als es während der Wirren nach dem Erlöschen der Askanier den braun- schweigischen Fürsten gelungen war, Calvörde sich anzu- eignen und zu behaupten, war die Altmark abwärts vom Drömling - Sumpfe von ihrem ehemaligen Grenzflusse gänz- lich abgeschnitten. Die Natur des Landes bleibt sich jedock bis an die Ohre durchaus gleich, während jenseits des Flusses ganz andere Verhältnisse eintreten. Bei der nach- stehenden Schilderung wird daher der schmale magde- burgische und braunschweigische Streifen mitbehandelt werden. Die nördliche Grenze des betrachteten Gebietes verläuft von der Elbe bei Hämerten durch die Niederung nach Stendal, folgt dem Uchtethal, darauf dem langgestreckten Schaugrabenbruch bis zur Milde bei Calbe a/M., zieht sich von dort durch das Grosse Bruch nach W. zur Jeetze und biegt dann in dem Thale dieses Flusses nach S. um zum Drömling. Im 0. ist die Elbe der Grenzstrom. 183 Das Klima. Für die Bereclinungeii und Bemerkungen über das Klima der südlichen Altmark, die im Folgenden gegeben werden sollen, wurden mir seitens des Vorstehers, Herrn Haupt- lehrer Lange zu G-ardelegen, dem ich dafür zu grossem Dank verpflichtet bin, die Ergebnisse der langjährigen Be- obachtungen der dortigen Station H. 0. des Königlichen meteorologischen Instituts zur Verfügung gestellt. Benutzt sind die Aufzeichnungen der letzten 20 Jahre von 1870 bis 1889, da dieselben nach den jetzt gültigen Bestimmungen gemacht, bezüglich umgerechnet sind. Man darf die Werthe, die sich für die Stadt Garde- legen ergeben, wenigstens was die Temperaturverhältnisse ^) anlangt, ohne weiteres auf das ganze in Kede stehende Gebiet übertragen, da die Erhebungen der Heide doch zu gering sind, um grössere Abweichungen hervorzurufen, und da über einem gleichförmigen Gelände die wahre Luft- temperatur auf grössere Entfernungen hin ziemlich gleich- massig bleibt. 2) Nach Hann 3) ist für die Beobachtungsplätze auf, östlicli und westlich des etwa gleich hohen baltischen Landrückens in Schleswig -Holstein ein Unterschied in der Mitteltemperatur kaum zu bemerken. Die Beobachtungen werden in Gardelegen bereits seit den sechziger Jahren im Küsterhause zu St. Marien und zwar nach den letzten Bestimmungen um 7% 2p und 9p angestellt, sodass also die Tagesmittel genügend sicher berechnet werden können. Die Stadt liegt 50 m über NN. in einer Mulde der Haide, die nur nach N. durch das Mildethal geöffnet ist. 1) Siehe Niederschläge. 2) Vergl. Hann, Handbuch der Klimatologie , S. 17. ») Hann a. a. 0. S. 17. Mittelt emp. Juli Flensburg 8,30 C 17,2« Husum 8,3 17,2 Kiel 8,3 17,0 Segeberg 8,0 17,0 Mitteltemp. Juli Eutin 7,90 c 16,90 Woltemünster 7,9 16,9 Neustadt 7,9 17,1 Meldorf 7,9 16,4 184 Im S. ist die grosse „Gar delegen er Hai de", von der die Königliche „Kolbitz-Letzlingener Haide" einen Theil bildet, bis an die Ohre hin vorgelagert. Dieselbe stellt eine Hochplatte dar, die sich nach W. allmählich verflacht, um endlich in die Drömlingsniederung tiberzugehen. Die Haupterhebungen liegen an den Kändern, so im S. der Flieder- (122,8 m) und der Zackelberg (139 m), ander Nordostecke der Dollberg (137,5 m) und der Landsberg (134 m). Im NW. erhebt sich das Land zu den grössten Höhen in der Altmark überhaupt, dem langgestreckten Zuge der Hellberg e^ welche im Langen Berg mit 160 m gipfeln. 1) Bei der Betrachtung der klimatischen Factoren ist der Barometerstand im Folgenden ausser Acht gelassen. Der Einfluss desselben, sowie der seiner Schwankungen, ist in einem so beschränkten Gebiete kein erheblicher, namentlich deshalb nicht, weil die Höhenunterschiede doch zu gering sind. Es mag daher in betreff dieser Frage auf eine später zu erwartende umfassende Schilderung der meteorologischen Verhältnisse der Stadt Gardelegen verwiesen werden. Als wesentlich sind dagegen Temperatur-, Bewölkungs-, Niederschlags- und Windverhältnisse weiter ausgeführt. Die Temperatur. Wie nachstehende Tafel I. der Monats- und Jahres- mittel der letzten 20 Jahre ausweist, beträgt die mittlere Jahrestemperatur 8,3^ C, 0,5^ weniger als für das 50 km südlicher gelegene Magdeburg 2), 0,7^ weniger als die von Halle 3). ^) Wegen der Höhenverhältnisse der Altmark miiss auf die Veröffentlichung im Archiv verwiesen werden. 2) Assmann, Das Klima von Magdeburg. Festschrift f. d. Mitgl. u. Theihiehmer d. 57. Versamml. Deutsch. Naturf. u. Ärzte 1884. S. 188. Grützmacher, Abhandl. d. Naturw. Vereins in Magdeburg. 1887. S. 105. 3) Kleemann, Beiträge zur Kenntniss des Klimas von Halle. Mittheilungen d. Vereins f. Erdkunde zu Halle a. S. 1887. S. 130. 185

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Bezeichnet man die Jahre als zu warm bezüglich z\l kalt, deren Temperatur um dzl« und mehr von der nor- malen 8,3« abweicht, diejenigen als normale, bei welchen sich dieselbe innerhalb dieser Grenzen bewegt, so ergeben sich nur zwei als zu kalt und nur zwei als zu warm; ia Proceoten sind also von den betrachteten Jahren zu warm 10 f^, zu kalt 10^, normal 80 f ^ gewesen. Irgend welche Regelmässigkeit in der Aufeinanderfolge der wärmeren und kälteren Jahre lässt sich, wie die Reihe der Jahresmittel in Tafel I. ergiebt, nicht bemerken. Auf zwei unter der Normal -Mitteltemperatur bleibende folgen drei mit grösserer, dann eins mit niedrigerer, dem sick wieder drei mit grösserer anreihen u. s. f. Die mittleren Temperaturschwankungen der Jahre, die man als Unterschiede der höchsten und niedrigsten Monatsmittel findet, sind nach obiger Tafel folgende : 187 Jahr Schwankung 1870 23,10 1871 22,7 0 1872 18,4 0 1873 19,6 0 1874 20,2 0 1875 23,5 0 1876 20,3 0 1877 17,0 0 1878 17,2 0 1879 23,10 Jahr Schwankung 1880 20,0 0 1881 25,2 0 1882 18,0 0 1883 19,10 1884 16,2 0 1885 20,10 1886 20,10 1887 22,2 0 1888 19,4 0 1889 23,4 0 Das Mittel daraus ergiebt 20,4 ^ C, was als durchaus ge- mässigt angesehen werden muss, sodass die Altmark zu den Gebieten mit limitirtem Klima zu rechnen ist. Der jährliche Gang der Temperatur ist ersichtlich aus den am Fusse der Tafel I. stehenden Mitteln der einzelnen Monate. Der kälteste Monat ist demnach der Januar mit nur — 0,4*^; bei allen übrigen beträgt die Temperatur über 0^^ und zwar erhebt sich die den Gang ausdrückende Kurve zunächst allmählich, dann steiler, erreicht ihren höchsten Punkt im Juli mit 18 ^ und fällt dann ziemlich schnell bis zum December mit +0,3 ^. Die Temperatur steigt also vom Januar bis Juli mit folgenden Unterschieden der Monatsmittel: Januar — Februar — März — April — Mai — Juni — Juli 0,9 0 2,3 <^ 4,9 ö 4,4« 4,4« 1,5« und fällt von da ab wieder bis zum Januar: Juli — August — Septbr. — October — Novbr. — Decbr. — Jan. 1,2« 3,1« 5,3« 4,G« 3.5« 0,7« Es zeigt sich aus diesen Zahlen, dass die Temperatur in den 3 Sommer- wie in den 3 Wintermonaten nur sehr wenig verschieden ist, während sie im Frühling allmählich ansteigt, im Herbst schneller fällt. 188 Ordnet man die Monate nach der Höhe der Temperatur- mittelwerthe , so ist, wie oben bereits angeführt ist, der Januar der kälteste; es folgen darauf der Reihe nach: December, Februar, März, November, April, October, Mai, •September, Juni, August und Juli. Wenn man die Monatsmittel für die Jahreszeiten zu- sammenzieht, wobei der Winter mit dem December beginnt, so findet man als Mittel folgende Werthe: Winter: + 0,i <> Frühling: -{- 7,5^ Sommer: '-\-ll,l ^ Herbst: + 8,6 <^. Eine richtige Vorstellung von dem Klima erhalten wir jedoch erst, wenn wir ausser den Mitteln auch die höchsten und niedrigsten Temperaturgrade kennen lernen, auf die wir gefasst sein müssen. In den folgenden beiden Tafeln sind daher diese Maxima und Minima für die einzelnen Monate der 20 Jahre zusammengestellt. 189^= ^12 O^ lO 't. co^ ^ o^ o '*^ "* 00 CO ^ 00 ^ -Sit lO '^ CO lO ■>*l co~ "M "TtT •1— r CO i_r cm" "Ttn'" c^ cT 5^" "^ 00 CO o (M cm" ^ (M y—i CO CO CO CO CO CO CO CO CM CM CO CO CM CO CO CO CO CO CO CO t-.* CO 00 05 00 US C- o co^ t^ o^ ^ ,J2 1^ (M" T-t od CO 1—i 1—1 s" T— 1 CO of CO 1—t CO tH o" T-l lO" T-l l-t cm" T-t o" T-t cm" ij O lO 00 C5__ a> o o o^ C5^ o OJ (M CO^ o^ '^^ tH ~ t-^ "^^ o Ol a lO irf c-" co^ i-T o cf itT >rf ^^ l>-' o o I>-" !>." »— lO" •^ ■^" co" t^ s 1—1 tH (?q c^ CM rH r cT cm" ■^ CO" lO" I>." ,— r o" ■rj^^ lO 1 ^ (M CO CO CM CM CM CM CM CM 7^ CM (M ^M CM (M G^ CO CM CM CM co" (M 1 w^ o^ co^ C-l^ 00^ "*.. o^ lO o_ 00 »o^ 00^ 03^ o "<*_ a^ o^ CO oi^ OJ^ 00 bß ■^ 1— T (?r Ci' [>•" i^^ oo" o cT r-" th" o" Ci r-" ^ CO CO CM CO oa CO CO CM CM (M CM CO CM CO (M (M CO CO G^ CM CM 1 C5 J_, ■* (M^ ^ o^ -* o Ol ^ C5 ,_, Ol^ ,_ '^l o^ '*.. 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Die folgende Tafel giebt die höchsten und niedrigsten vorgekommenen Temperaturgrade an. Monat Absolutes Monat Absolutes Maximum | Minimum j 1 Maximum Minimum Januar 16,20 —26,9 0 1 Juli 34,40 + 5,90 Februar 15,0 0 —25,0 0 August 32,50 + 3,30 März 25,6 0 —18,40 September 33,8 0 - 1,10 April 25,6 0 - 6,20 October 26,9 0 - 5,10 Mai 32,6 0 - 4,40 Novem.ber 15,6 0 —11,90 Juni 34,40 + 3,50 December 13,8 0 -23,10 Darnach fällt die niedrigste Temperatur von — 26,9 « in den Januar, die höchste von 34,4« in den Juni und auch in den Juli. Die äusserste Schwankung der Temperatur beträgt demnach 61,3« C. Neun Monate kann man nach dieser Tafel auf Frost rechnen, wenn auch die Zahl der Tage, an welchen das Thermometer unter Qo sinkt, in den mittleren Monaten nur gering ist. Der Schaden aber ist oft recht bedeutend, der durch solche Spät- und Frühfröste, von denen die ersteren namentlich im Mai noch zu den regelmässigen Vor- kommnissen gehören, ansrerichtet werden kann. 192 TJebrigens giebt es in der Altmark Stellen, sog. Frost- löcher, in denen es viel leichter friert, als anderswo, und wo in Folge dessen besonders empfindliche Pflanzen gar nicht gedeihen, wenn sie nicht bereits eine gewisse Höhe erreicht haben. Meist haben diese Oertlichkeiten feuchten, moorigen Untergrund und höhere Umgebung, so dass die erkaltende Luft nicht abfliessen kann. So gedeiht z. B.. auf dem Forsthaus Lindenthal bei Gardelegen kein Walnussbaum, obwohl der Boden recht geeignet wäre, und in der nahe gelegenen Stadt mächtige Bäume dieser Art stehen ; so wachsen die Eichen, die im und am grossen Moor bei Jävenitz angepflanzt sind, erst freudig weiter, nach- dem sie weit über mannshoch geworden sind, bis dahin erfrieren die Spitzen und Knospen fast regelmässig. So erfroren selbst noch am 7. Juli 1877 auf einem tiefliegenden Acker bei Jävenitz die Kartoffeln, obgleich das Minimum- Thermometer der Station noch über 0 ^ verzeichnete. Aehnliche Beispiele Hessen sich noch viele anführen. Zu einem vollkommenen Bilde der Temperaturverhältnisse der Altmark wäre es nun noch nöthig, die normalen Mittel- werthe der einzelnen Tage zu besitzen, um daraus den. jährlichen Gang der Wärme aufzustellen. Zu einer solchen Berechnung dürfte indessen die Beobachtungszeit doch noch zu kurz sein, auch würde dieselbe hier zu weit führen. Im übrigen muss auf die oben erwähnte in Aussicht stehende Schilderung der meteorologischen Verhältnisse der Station. Gardelegen verwiesen werden. Atmosphärische Feuchtigkeit. Man muss unterscheiden in der Meteorologie 1) absoluten,. 2) relativen Wasserdampf geh alt der Luft, 3) Bewölkung,, 4) Niederschläge. Von diesen sind die beiden ersten für unsere Sinne nur unter besonderen Umständen, an heissen Sommertagen, 193 an der schwülen Luft vor Gewittern, bemerklich; für gewöhnlich entgehen sie unserer Beobachtung, und zu ihrer genauen Feststellung bedarf es der sorgfältigst ausgeführten Instrumente der Station. So wesentlich daher auch ihre Bestimmung für die Meteorologie ist, möge sie hier ausser der Betrachtung bleiben, nur das eine mag angeführt werden, nämlich dass die Luft im Januar am wenigsten, im Juli am meisten Wasserdampf enthält. Die „Bewölkung" ist dagegen unter allen Umständen sichtbar; und da mit einer grösseren oder geringeren Aus- dehnung der Himmelsbedeckung auch die Temperatur- verhältnisse am Erdboden insofern in Zusammenhang stehen, als bei bedecktem Himmel die Ausstrahlung verringert, bei heiterem verstärkt wird , so soll im Folgenden auf dieselbe näher eingegangen werden. Unter Bewölkung versteht man die Bedeckung des uns sichtbaren Theils des Himmelsgewölbes durch Wolken, wo- bei es auf die Art und Form dieser Dunstgebilde nicht ankommt. Für die Bezeichnung hat man 11 Grade. 0 bedeutet völlig heiteren Himmel, 10 völlig bedeckten, die Zahlen dazwischen, dass so viel Zehntel des Himmels bedeckt sind. Wenn in der folgenden Tafel Brüche auftreten, so sind dieselben als durch die Mittelung entstanden zu erklären. Bewölkungs -Verhältnisse. Monat Monat: Januar 7,6 Februar 6,8 März 6,7 April 5,1 Mai 4,9 Juni 5,3 Juli 4,6 August 4,6 September 5,4 October 5,9 November 6,2 December 6,4 13 194 Frühling: 5,6 Sommer : 4,8 Herbst : 5,8 Winter : 6,9 Jahr: 5,8 Das Maximum der Bewölkung liegt in den Sommer- Monaten, wie auch anderswo, am Nachmittag, gegen Abend wird es wieder klarer; in den Wintermonaten ist der Himmel des Morgens am meisten bedeckt und klärt sich allmählich bis zum Abend auf. Im Jahre ist der Januar der bewölkteste ; die Bedeckung nimmt dann bis zum Juli ab mit einziger Ausnahme des Juni, in dem 5,3 Theile des Himmels bedeckt sind. Vom Juli ab steigt dann die Bewölkung allmählich wieder, sodass mit jener Ausnahme der Gang ein ganz regelmässiger ist. Auf die Niederschlagsmengen hat die Bewölkung keinen Einfluss, wie im Folgenden sich sofort ergeben wird. Die atmospliärischen Niederschläge. Hinsichtlich der Niederschläge gehört die Altmark zum mitteleuropäischen Klimagebiet, d. h. zu der Zone, in welcher zu allen Jahreszeiten Regen (bezw. Schnee) fallen, aber zu dem Theile derselben, in welcher die Sommerregen vor- wiegen. Der Einfluss der Binnenlage macht sich also geltend. Die Gesammtheit der Niederschläge ergiebt im Mittel 499,5 mm, bleibt demnach um 110,5 mm hinter der von B ebb er für Norddeutschland berechneten von 61 cm zurück. Auch gegenüber den benachbarten Stationen hat Garde- legen weniger Niederschläge. Es mag das veranlasst sein durch die im SW., der Hauptwindrichtung bei Regenwetter, vorgelagerten mitteldeutschen Gebirge, dann aber auch örtlich wohl durch die im S. sich erhebende Gardelegener 195 Haide bedingt werden. Mehrfach ist es vorgekommen, dass auf der Höhe bedeutende Kegengüsse gefallen sind, während in der Stadt gar nichts bemerkt wurde, aber auch umgekehrt. Eine nähere Erörterung dieser Frage ist so lange nutzlos, bis Kegenmessungen in grösserer Zahl im Gebiete gemacht Tv^erden. Dann mag sich vielleicht auch herausstellen, dass •die für Gardelegen gefundenen Werthe nicht für alle Orte der südlichen Altmark zutreffen; bis dahin mögen sie aber gelten. Die folgende Tafel giebt die Monats- und Jahres- summen der Niederschläge jeder Art innerhalb der 20 Jahre: 13* 196 ^. h-l »-1 )— L V-l t-i 1—' 1— l 1— l 1— L 1— l )— L t— 1 »— 1 t— 1 1— L t-l C-( 00 oo oo 00 CD 00 00 00 CO 00 CO CO CO 00 00 00 CO CO 00 p CO CO 00 00 CC CO CO CO r5 ^ • ÜT P P ÜT P P ÜT J^ ^«D V *-' "b3 "üi "oo "o "oi "0 "0 "to "et "cO "C5 "0 "00 GO "C5 0 ^ C5 n CT* 03 OS cn to 1— l 1—' 10 1— i CO Cn •4 03 4^ P P p J to 5* J 4^ OO oo 0 to ,__^ P, JO p i* p jTi P p P J CO CO 1— l h-^ 0 S j3 "b' ■co "ci "o "oi "V O "00 "ci "4^ "c£> "05 "--i 0 4^ CD 00 CO o: ^ Ci -q cn o 1— t CO Ox to 1^ v*^ 4i* ÜT 00 05 -J P p __JP>. P 00 P to t— 1. 4^ ^1 P CD £^ "^ '^ '-' "*-3 "o cn ^ "*- "w "Ci "-4 "03 "4^ "00 "rf^ "0 >f^ ■"■ CO "ot C5 ^' t— * > ^ 4^ k^ CJi t— ' OTi 03 CD 05 Ü» 4^ •. CO ÜT 00 00 ÜT JC P OS i^ P ^^^ P p P ^4^ P P ÜT p 00 P p P 00 p Oq "oo "o "w w "o "oo •"^ "00 ^ "0 "Oi ^ "0 "4^ "00 "to "w "rf»" "oo "^ "^ 00 c-t- 03 tsD l—l CO 1— l üi -J Oi^ 4^ 4^ 00 CO to w ÜT t— t Si= CO ^ ^ 03 jw jf^ 1— l J^ p P J*^ p p JO p p p 0 4^ P P p p p P "oo "b ~00 "h-^ o "^s "oo "0 "0 "rf^ "^ "0 "0 "0 "0 "ü< "00 CO "^ "co t-" )— L h- »• f^ 1— ^ CT. 02 i4^ ÜT 05 rf^ CO -3 4^ 00 l-l h^ M. 0 h- 1 1— i ÜT 00 2 cc Ol P 03 P P P 00 _p p p -J P )— ^ P CD 05 0 v^ er ^1 ^-4 '"' (W CO "o "l>0 '"' '"' "«5 "o-T "to "4^ "cO 0 ^ 0 "co ^1 4^ to h-i i:^ v^ L_l ni 03 p 03 Oi C5 Ol 00 00 Üt 00 00 OO 0:. CO 00 0 t-^ 1—' 0 J^ -o P -i^ j-j J*^ 00 p to J=5 00 J*^ 00 1— l j^- p -^ ^ CO > •"" "co *"" "rf^ "00 Jl ^ "00 "4^ y fi^ cn ÜT f^ 4^ CJT 05 4^ ÜT 4ä- 4^ tf^ 4^ 4i. 4^ ÜT 00 4^ ÜT ^ ^ Ib o 4^ 4^ CO 03 05 Ot -1 05 05 ^3 ZO ÜT CT» 05 1— »■ ^ 1— ' 05 4^ to ^ OO oo 03 p jD P P P -5 "o rf^ "in3 "*^ "rf>. "C5 "00 "üx ^ "0 "05 "w "-J "co "C5 tp' "co "to "co CD O !=* P OQ CD 19: Im Diirchsclinitt fallen daher i] m Januar: 29,9 mm = 5,98 f " „ Februar: 30,7 V = 6,15^^ „ März: 40,3 V = 8,07^^^ „ April: 31,8 7) == 6,37 f „ Mai: 40,4 V = 8,09% „ Juni: 51,5 n = 10,31% „ Juli: 62,4 J) = 12,49% „ August: 49,8 11 = 9,97% CD CO „ September : 33,8 11 = 6,77% gi „ October: 48,7 11 = 9,75% t3 „ November: 43,3 11 = 8,67% C7 CD 1— < „ December: 36,7 n — 7,35% P m Frühling: 112,5 mm = 22,53% „ Sommer: 163,7 11 = 32,77% „ Herbst: 125,8 11 = 25,19% „ Winter: 97,3 11 = 19,48% Die Tafel lässt erkennen, dass die Niederschlagsmenge fast regelmässig vom Winter zum Sommer ansteigt und dann wieder sinkt. Nur zweimal wird die Regel durch- brochen, indem der März dem Mai fast gleich kommt, und andrerseits der September einen sehr viel kleineren Nieder- schlag aufweist, als die ihn einschliessenden Monate. Er ist daher auch der heiterste des ganzen Jahres. Regen fällt also das ganze Jahr, doch sind die Mengen durchaus nicht immer den Durchschnittswerthen genähert. Die folgende Tafel giebt die Maxima und Minima, die in einem Monate während der 20 Jahre beob- achtet sind. 198 Extreme Hiedersehlagsmengen in mm. Monat Maximum Jahr Minimum Jahr Januar 82,0 1884 2,2 1887 Februar 88,1 1876 6,1 1887 März 103,5 1888 12,4 1871 u. 188a April 72,9 1885 4,9 1881 Mai 101,0 1872 7,8 1880 Juni 161,3 1871 11,9 1872 Juli 122,7 1884 37,9 1872 August 151,1 1870 9,1 1884 September 74,3 1884 10,0 1886 October 102,7 1875 11,6 1874 November 107,9 1872 14,7 1871 December 72,0 1880 14,9 1888 In der folgenden Tafel ist für die einzelnen Monate. Jahreszeiten und das Jahr die Zahl der Niederschlagstage angegeben, d. h. der Tage, an welchen messbare Mengen (über 2 mm) in irgend einer Form, als Schnee, Graupeln^ Hagel, Kegen gefallen sind; eine zweite Reihe giebt im besonderen an, wie viel Schneetage darunter sind. Wenn Bruchtheile von Tagen auftreten, so ist das ja leicht aus^ der Mittelung zu erklären. Monat Januar : Februar : März : April : Mai: Juni : Niederschlags tage. 7,7 10,5 10.5 12,4 13,2 Niederschlags- davon tage, Schneetage^ Anzahl der Niederschlags- und Schneetage im besonderen: im Mittel. davon Schneetage 5,4 5,9 6 1,5 14,0 13,6 11,0 Frühling : Sommer : Herbst : Winter : Jahr: Monat Juli: August : September : October: 13,8 0,3 j November: 11,7 — 1 December: 9,5 33.4 Niederschlagstage, davon 7,8 Schneetage 40,8 „ „ _ „ 36.5 „ „ 3,5 „ 25,7 „ „ 18,0 136,4 „ „ 29,3 0,4 3,1 6,1 ür Januar 0,27 ?^ Februar 0,28 n März 0,34 ?i April 0,35 11 Mai 0,40 11 Juni 0,44 199 Im Jahre sind demnach rund 13G Tage mit Nieder- schlägen zu erwarten, von denen etwa 30 Schnee bringen. Stellt man die Niederschlagswahrscheinlichkeit für die einzelnen Monate auf, d. h. also das Verhältniss der Nieder- schlagstage zur Zahl der Tage überhaupt, so erhält man: für Juli 0,45 August 0,44 September 0,37 October 0,45 November 0,39 December 0,30 für das Jahr 0,37. Man ersieht aus dieser Reihe, dass in den Winter- monaten am wenigsten auf Niederschlag zu rechnen ist, während im Sommer und dann noch im October von zehn Tagen jeder vierte oder fünfte Regen bringen kann. Die Schneefälle, die im Durchschnitt an 29,3 Tagen des Jahres erfolgen, vertheilen sich allerdings mit ersicht- lichem Uebergewicht auf die eigentlichen Wintermonate December, Januar und Februar, doch ist auch der März sehr reich an Schneetagen. Die ersten Flocken fallen in der Regel in der zweiten Hälfte des October, die letzten im April, wobei jedoch nicht ausgeschlossen ist, dass sie auch im Mai noch auftreten. So ist z. B. der 11. Mai 1883 als Schneetag angeführt. „Hagelfälle" sind im Gebiete der Altmark nicht allzu häufig. Dieselben sind auch meist örtlich beschränkt, treten fast immer strichweise auf; für die ganze Gegend kommen sie daher kaum in Betracht, und es kann in Folge dessen nicht näher auf dieselben eingegangen werden. Oewitter. An dem Zunehmen der Regenwahrscheinlichkeit zum Sommer hin tragen zum nicht geringsten Theile die 200 Oewitterersclieinungen Schuld, die ja gerade in dieser Zeit am häufigsten sind. In der folgenden Tafel sind Nah- und Ferngewitter unterschieden ; da aber ein grosser Theil der letzteren doch noch in der Altmark niedergeht, so ist auch die Summe beider gegeben. Durch die Mittelung entstehen wieder Brüche. Gewittererscheinungen. Monat Nahgewitter Ferngewitter Summe Januar 0,05 — 0,05 Februar — — — März 0,10 0,05 0,15 April 0,95 0,40 1,35 Mai 2,10 0,95 3,05 Juni 2,50 2,25 4,75 Juli 4,00 1,70 5,70 August 2,20 1,20 3,40 September 0,70 0,70 1,40 October 1,25 0,15 1,40 November 0,05 0,05 0,10 December — — — Jahr 13,90 7,45 21,35 In den 20 Beobachtungsjahren ist nur einmal ein Ge- witter in den drei Wintermonaten vorgekommen, und zwar im Januar 1874. Dagegen tritt das Zunehmen gegen den Sommer hin bis zu 5,70 im Juli und dann die plötzliche Abnahme deutlich hervor. Kund hat die Altmark jährlich 21—22 Gewitter zu erwarten, was mit der Zahl der in der Nachbarschaft beob- achteten ziemlich übereinstimmt. Allzu schwer sind dieselben nicht, dagegen bringen sie meist sehr starken Regen mit sich, und daraus erklärt sich denn auch die Zunahme der Niederschlagsmengen und der Niederschlagswahrscheinlichkeit für den Sommer. 201 Irgend eine Regelmässigkeit in der Zahl der jährlichen i 1885 34 11 1876 22 ji 1886 21 V 1877 33 , 1887 12 V 1878 16 j 1888 12 11 1879 23 »1 1889 34 Die grösste beobachtete Zahl weist aber das Jahr 1890 auf, das bereits im August nicht weniger als 43 hatte. Die Winde. Sind auch Temperatur und Niederschläge die wichtig- sten Factoren zur Beurtheilung des Klimas eines Landes, so müssen doch auch die Luftströmungen in die Betrach- tung gezogen werden, da durch sie jene zum Theil mit bedingt sind. Für die Niederschläge fällt diese Beziehung in der Altmark sofort auf. Der Ostwind, der über die östlich gelegenen Ländermassen daher kommt, bringt in der Regel heiteres, trockenes Wetter mit sich, das im Sommer warm, im Winter meist recht kalt ist; umgekehrt erwartet man bei West- und Südwestwind fast immer Regen und Eintritt milderer Witterung. Die folgende Tafel mag die Yertheilung der Winde, wie sie sich im Mittel ergiebt, für die einzelnen Monate, 202 Jahreszeiten und das Jahr geben. Die Brüche, welche dabei wieder auftreten, sind natürlich durch die Mittelung- zu erklären. Die Zahlen sind die Zahlen der Beob- achtungen. Häufigkeit der Winde. Wind- richtung c •-5 < rt S 'S ^ < 1 CO 1 O 1 > o i N. 3,4 3,4 5,2 7,7 7,4 6,9 7.5 6,6 6,7 3,4 3,6 4,2 NE. 3,5 4,7 5,1 8,4 8,7 8,9 3,2 3,9 5,7 3,2 2,6 4,0 E. 15,9 20,2 17,1 23,2 19,1 13,1 4,9 7,9 17,2 19,1 12,4 10,9 SE. 17,1 16,1 13,4 12,6 11,0 6,8 10,9 12,6 12,7 16,0 20,9 15,4 S. 7,4 6,8 6,4 5,0 6,0 5,0 6,8 6,3 10,0 6,4 10,1 7,8 SW. 17,4 14,3 15,7 14,4 14,4 17,2 23,8 22,1 18,3 20,0 20,8 22,2 w. 20,8 13,3 21,8 10,6 18,9 19,9 25,7 25,0 13,2 19,2 15,8 21,8 NW. 1,9 3,5 5,1 4,3 3,3 6,8 6,0 3,3 3,4 2,6 1,4 2,7 stille 5,6 2,3 3,2 3,8 4,2 5,4 4,2 5,3 2,8 3,1 2,4 4,0 Daraus folgt die Zahl der Beobachtungen für die Jahres- zeiten: Wind- richtung" Frühling Sommer Herbst Winter Jahr N. 20,3 21,0 13,7 11,0 66,0 NE. 22,2 16,0 11,5 12,2 61,9 E. 59,4 25.9 48,7 47,0 181,0 SE. 37,0 30,3 49,6 48,6 165,5 S. 17,4 18,1 26,5 22,0 84,0 SW. 44,5 63,1 59,1 53,9 220,6 w. 51,3 70,6 48,2 55,9 226,0 NW. 12,7 16,1 7,4 8,1 44,3 Stille 11,2 14,9 8,3 11,9 46,3 Noch übersichtlicher wird die Vertheilung werden, wenn das Eintreten der betreffenden Windrichtung in Procentea angegeben wird. 2oa Proeente der Windhäufigkeit. Wind- richtung 1 1 S < 'S < 02 s > o 52J Q N. 3,7 4,0 5,6 8,6 8,0 7,7 8,1 7,1 7,4 3,7 4,0 4,5^ NE. 3,8 5.5 5,5 9,3 9,4 9,9 3,4 4,2 6,3 3,4 2,9 4,a. E. 17,0 23,9 18,4 25,8J 20,5 14,6| 5,3 8,5 19,1 20,6 13,8 11,7 SE. 18,4 19,0 14,4 14,0|11,8 7,5|11,7 13,5 14,1 17,2 23,2 16,& S. 8,1' 8,0 6,9 5,5| 6,5 5,6i 7,3 6,8 11,1 6,9 11,2 8,4. sw. 18,7 16,9 16,9| 16,0115,5 19,1 25,6 23,8| 20,3 21,0 23,1 23,9 w. 22,4 15,7 23,4 11,8 20,3 22,1 27,c 26,9 14,7 20,7 17,6 23,4^ NW. 2,0 4,1 5,5 4,8! 3,5 7,6 6,5 3,5 3,8 2,8 1,5 2,^ Stille 6,0 2,7 3,4 4,2 4,5 6,0 4,5 5,7 3,1 3,3 2,7 4,3. Wind- Frühling Sommer Herbst Winter Jahr richtung N. 7,4 7,6 5,1 4,1 6,0 NE. 8,1 5,8 4,2 4,5 5,6 E. 21,6 9,5 17,8 17,5 16,6 SE. 13,4 10,9 18,2 18,0 15,1 S. 6,3 6,5 9,7 8,1 7,7 SW. 16,1 22,8 21,6 19,8 20,1 w. 18,5 25,5 17,7 20,5 20,6 NW. 4,0 5,9 2,7 3,0 4,2 Stille 4,0 5,4 3,0 4,3 4,2 Ordnet man danach die Winde, so erhält man eine^ Tafel, die das Vorherrschen bezw. Zurücktreten der einzelnen EichtuDgen ins Auge springen lässt. Reihenfolge der Winde nach ihrer Häufigkeit. Januar W. SW. SE. E. S. NE. N. NW. Februar E. SE. SW^ W. S. NE. NW\ N. März W. E. SW^ SE. S. N. NE.=NW. April E. SW. SE. W. NE. N. S. NW. Mai E. W. SW. SE. NE. N. S. NW^ 204 Juni W. SW. E. NE. K NW. SE. S. Juli W. SW. SE. N. S. NW. E. NE. August w. SW. SE. E. N. s. NE.- NW. September SW. E. w. SE. S. N. NE. NW. October SW. W.= =^E. SE. S. N. NE. NW. November SE. SW. W. E. S. N. NE. NW. December SW. w. SE. E. S. N. NE. NW. Erühling E. w. SW. SE. NE. N. S. NW, Sommer w. SW. SE. E. N. S. NW. NE. Herbst SW. SE. E. W. S. N. NE. NW. Winter w. SW. SE. E. s. NE. N. NW. Jahr W. SW. E. SE. S. N. NE. NW. Demnach herrschen fast das ganze Jahr die westlichen Windrichtungen vor; im Frühling werden sie vom Ostwind ■übertroffen. Auffällig ist aber das fast völlige Zurücktreten der nördlichen Eichtungen, die nur im Juni und Juli etwas häufiger werden. Die Pflanzenwelt. Die Pflanzenwelt eines Gebietes ist ausser vom Klima, ■das ja einen wesentlichen, bestimmenden Einfluss ausübt, hauptsächlich von der Beschaffenheit des Bodens abhängig. Zu einer genauen Kenntniss derselben ist daher die des geologischen Baus unbedingt erforderlich. Da jedoch der letztere im Archiv für Landes- und Volkskunde der Provinz Sachsen demnächst ausführlich besprochen werden wird, hier auch nicht eine vollständige Aufzählung aller Pflanzen der südlichen Altmark, sondern nur der die Landschaft bestimmenden erfolgen soll, so mag es ge- nügen, wenn erwähnt wird, dass die Altmark fast aus- schliesslich aus alluvialen und diluvialen Bildungen aufgebaut ist. Tertiäre Mergel sind nur an einigen Punkten westlich 205 der Milde bei Ziclitau, Wiebke und Weteritz erschlossen, und ein kleiner Muschelkalkberg erhebt sich steil aus der Mildethalung bei Altmersleben, nördlich von Calbe a. M. Am Fusse des letzteren ist auf der sogenannten Salzwiese vor kurzem ein nicächtiges Steinsalzlager in geringer Tiefe erbohrt worden. Der Charakter der Pflanzenwelt wird jedoch durch diese wenig umfangreichen Gebiete fast gar nicht verändert. Der Kalkberg ist fast ganz von Acker eingenommen, enthält also nur w'enige wilde Pflanzen, und die Salzpflanzen sind ebenfalls beinahe gänzlich auf die erwähnte Salzwiese beschränkt, wenn auch einzelne, z. B. der Erdbeerklee, an einigen anderen Stellen sich finden. In der ganzen übrigen südlichen Altmark aber treten Geschiebemergel, Sand, Lehm und Thon im buntesten Wechsel, oft auf engem Raum neben einander auf; in den Niederungen gesellen sich zu ihnen Sumpf- und Moor- bildungen, lagern äusserst fruchtbare Schlickflächen neben Thalsandinseln, die an Unfruchtbarkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Daher erklärt sich auch die Mannigfaltigkeit der Pflanzenwelt, soweit diese von der obersten Bodenkrume abhängig ist; sie erweist sich durchaus nicht als so ein- tönig, wie man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Bei Erwähnung der Altmark denkt mancher unwillkür- lich an das bekannte Wort „des heiligen römischen Reiches Erzstreusandbüchse '\ an spärliche Kiefernwälder und Felder voll Lupinen und kümmerlichem Roggen und Kartoffeln. Wer aber die Altmark auf einem andern Wege durch- wandert, als die gerade die schlechtesten Striche durch- schneidende Lehrter Eisenbahn einschlägt, wird bald sehen, dass er sich getäuscht hat. Freilich giebt es Stellen, wo, wie der Landesausdruck sagt, der Boden beständig auf Reisen ist, d.h. vom Winde aufgewirbelt und umgelagert wird; die Sandfelder bei Tarnefitz, die grossen Dünengebiete bei Schernebeck sind 206 Beispiele solcher öden Gegenden. Nur die genügsamsten Pflanzen, dürre Grasbüschel, das Hungerblümchen (Draba verna) und gelbblühende Immortellen (Helichrysum arena- Tium) vermögen hier ihr Leben zu fristen; Getreide und Kartoffeln lohnen kaum die Bestellung, sodass der Morgen Land bei Tarnefitz ebenhin 50 Pfennig Pacht einbringt. Die Kiefer zeigt sich hier in einer ganz verkrüppelten Form, indem der Stamm in Folge des Sandtreibens zunächst niedrig bleibt, sich gleichsam duckt und am Boden hin und her windet. Der ganze Busch (von einem Baum kann man in diesem Falle nicht reden) sieht wie ein grüner Rasenfleck in der weissen Sandumgebung aus, eine Täuschung, die dadurch vielfach noch lebenswahrer wird, dass der flüchtige Sand sich in den Zweigen festsetzt, und so die Nadeln wie ^Grashalme aus dem Boden herauskommen. Wo der Baum an solchen Stellen künstlich in ge- schlossenen Schonungen hochgetrieben wird, stirbt er doch oft oben ab, er wird wipfeldürr und ein „Weissrock" oder „Oesterreicher", wie der Forstmann sagt, d. h. verliert die Rinde und zeigt das weisse Holz. Glücklicher Weise sind solche Sand schellen räum- lich wie örtlich beschränkt. Gewöhnlich tragen die aus Sand und Geschiebemergel bestehenden Höhen düsteren Nadelwald, indem neben den grossen Gütern auch der Bauer gegenwärtig den früher nur mit Haidekraut und einzelnen Kusselkiefern, d. h. wegen des freien Standes unregelmässig gewachsenen Bäumen, bestandenen und als Weide benutzten Boden nach der Separation aufgeforstet hat und aus dem schnellwachsenden Baum grösseren Nutzen zieht. So sind jetzt die ganzen Hellberge, die vordem zum grossen Theil mit einzeln stehenden Birken, Eichen, Espen u. s.w. bestanden waren, mit zusammenhängenden Kiefernwaldungen bedeckt. Solche Bauernhaiden, denen die humusbildenden, dem Boden durchaus nothwendigen abgefallenen Nadeln regel- 207 massig geraubt werden, um als Streu Verweoduiig zu finden, können deshalb natürlich kaum Pflanzenleben in ihrem Schatten erhalten und leisten in Folge dessen an Eintönigkeit fast Unglaubliches. Soweit das Auge zwischen den schlanken, l)raunen Stämmen hindurch sehen kann, ist der Boden mit fahlgrauen Eöhrenflechten (Cladoniaarten) und trockenen, grünen Moospolstern bedeckt; wo die Sonne hineinscheinen tann, läuten wohl die blauen Blüten einer Glockenblume (besonders Campanula patula), erheben sich die gelben Blütensterne eines Habichtskrauts (Hieracium). Aber auch seltene Pflanzen trifi"t man zuweilen an den lichteren Stellen dieser Waldungen, z. B. das „Doldenbirnkraut" (Pirola iimbellata). Auf solchen nicht beschatteten Sandhöhen, namentlich in den jungen Schonungen, macht sich neben dem gelb- blühenden Gr i n s t e r , dem Stechginster (ülex europaeus) und dem allerdings schon besseren Boden verlangeüden Eesenstrauch (Sarothamnus scoparius) namentlich das Haidekraut breit. Wenn im Sommer die meisten Blüten- pflanzen bereits zur Ruhe gegangen sind, dann leuchtet •die braungrüne, bienendurchsummte Fläche, auf der die jungen Kiefernbäumchen als kleine Kegel sich erheben, mit purpurfarbigem Schimmer von den Glocken des kleinen Strauches, ein Bild von so eigenartiger Schönheit, dass, v^er es einmal gesehen hat, es nie wieder vergisst. Auch die grosse Gardelegener Haide, die in früheren Zeiten nur in ihrem nördlichen Theil, der sogenannten „Kienhaide" hauptsächlich Kiefern getragen hatte, besteht jetzt zum grossen Theil, namentlich an den Rändern, aus Kiefernwald, da der ausgesogene, durch die Entwässerung des Drömlings trockener gewordene Boden die alten Laub- holzbestände nicht mehr erhalten kann, grosse Waldbrände weite Flächen vernichteten^) und dann die schneller ^) La Viere : Schloss Letzlingen und die Heide. 1843 S. 72, 73 u. 104. 208 wachsende Kiefer jetzt aucli grösseren Ertrag liefert. Gegen- wärtig scheint aber eine Aufforstung von Laubholz^ namentlich Eichen, an geeigneten Stellen für zweckmässiger erachtet zu werden, da z. B. grosse Flächen im Jävenitzer Moor, die gewaltige Kiefern getragen hatten, jetzt wieder mit Laubholz bepflanzt sind. Uebrigens sind in der Königlichen Haide selbst in den Kiefernbeständen die Eichen und Birken nicht völlig verschwunden, einzelne alte Bäume ragen zwischen den jüngeren schlanken Stämmen immer noch trotzig empor,. wenn auch ihre Zweige vielfach schon trocken, ihr Holz zerfressen ist. Ein beträchtlicher Theil der königlichen Forst, nament- lich der, wo alljährlich die Hofjagden abgehalten werden, trägt noch heute Laubholz. Der Königs weg, welcher von Colbitz nach Letzlingen die Haidehochfläche gerade durchquert, führt durch räume Bestände gewaltiger Eichen; die meisten sind vor Alter bereits wipfeldürr geworden, strecken aber wetterhart ihre kahlen Aeste in die Luft. Grosse räume Birkenflächen schliessen sich ihnen an. Da aber die Sonne in diesen Forstorten den Boden, erhitzen und ausdörren kann, so ist von dem Reichthum der sonst im Schatten des Laubwaldes wachsenden Pflanzen- welt nichts zu finden. Nur Trockenheit liebende Gräser und Kräuter treten auf, und besonders die Cypressenwolfs- milch (Euphorbia Cjparissias) erfüllt mit ihren gelben Blütendolden weithin den Grund. Am Rande der kleinen Solle finden sich auch einige andere, seltnere Pflanzen, das sind aber in der Mitte der Haide fast die einzigen Punkte, wo der Sammler für seine Mühe belohnt wird. Neben den Eichen sind aber, entweder vereinzelt oder in schönen Beständen, zahlreiche andere Baumarten vertreten. Fast unbekannt ist das Vorhandensein eines etwa 400 ha grossen AValdes schlank aufstrebender Linden (Tilia. 209 parvifolia) im südlichen Theile der Haide, auf den sogenannten Lindenbergen, der leider nach dem Wirthschaftsplan der Axt jetzt zum Opfer fällt, zum Theil bereits verfallen ist. Dafür aber, dass er nicht völlig ausgerottet wird, sorgen die üppig aus den abgehauenen Stämmen emporschiessenden Lohden, die die angepflanzten Eichenheister, wenn man sie gewähren lässt, bald unterdrücken werden. Untermischt sind die Linden mit einzelnen knorrigen Weissbuchen (Carpinus Betulus), Eichen, graurindigen Espen (Populus tremula) und weithin leuchtenden Birken. Als Unterholz finden sich an den feuchteren Stellen der Haidehochfläche, also namentlich in den Ohrbergen und bei den Orten Planken und Hütten, der Haselstrauch (Corjlus Avellana) und der Faulbaum (Rhamnus Frangula). Eigenthümlich erscheint es, dass die Rothbuche (Fagus silvatica) auf der Gardelegener Haide mir selten, z. B. in der Oberförsterei Planken, vorkommt. Erst in neuerer Zeit sieht man in einzelnen Forstorten (z. B. Stämmensoll) junge Bäumchen angepflanzt, die das Bild bald ändern werden. In weitem Umkreise der Stadt Gardelegen ist keine grössere Buche zu finden, dagegen liefert die Wild- hahn in den Klötzer Bergen prächtige Stämme dieses werthvollen Baumes, und auch auf dem Wismar, einem von der Schulenburgischen Forst, stehen gewaltige Baum- riesen dieser Art, leider die letzten Reste eines einst grossen Bestandes. Der Grund für das Fehlen der Buche im Süden dürfte sich auf die Bodenbeschafi'enheit zurückführen lassen; die Pflanze verlangt ja Kalkgehalt, und daran ist die Gardelegener Haide arm; die oligocänen Mergel treten erst westlich der Milde auf. In den Niederungen zwischen den Hochplatten tritt uns das Erlenbruch mit der Kleb- und Grauerle (Alnus glutinosa und Alnus incana), der Moorbirke, und, wenigstens in der Jävenitzer Forst, der dunklen Fichte (Picea excelsa) 14 210 entgegen. Der gegenwärtig fast überall entwässerte Boden gestattet auch werthvolleren Baumarten das Fortkommen. So finden wir in der Tangerniederung im Eschengehege und Buk tum, zwei sumpfigen Forsten, neben Eichen auch prächtige Eschen (Fraxinus excelsior) als wilde Waldbäume, und auch im oberen Mildethal in der Gardelegener Hospital- forst ist ein erfolgreicher Versuch mit der Anpflanzung dieses Baumes gemacht worden. Daneben gedeiht in diesem Walde auch die Lärche (Larix decidua), Roth- und Weiss- buche; und da auch die schönblätterige, vom Forstmann freilich gar nicht gern gesehene Eberesche (Sorbus ancuparia), deren Samen durch Vögel verschleppt werden, neben einem dichten Unterholz von zahlreichen Weidenarten, Faulbaum, Schwarzdorn- und Hartriegel-, Brombeer- und Himbeer- sträuchern emporspriesst, so liefern gerade die Niederungen ein abwechslungsreiches Bild. In den Niederungen nördlich von Calbe, sowie im Jeetzegebiet in der Heidauer Forst tritt auch als ein seltener Strauch, der wenige Meilen nördlicher bereits seine Nordgrenze erreicht, die Stechpalme (Hex aquifolium) auf. Eintöniger ist das Bruch selbst, wo es noch nicht entwässert ist. Zahlreiche saure Gräser (Carexarten), Binsen und Sumpfpflanzen aller Art bilden eine trügerische Decke über dem schlammigen, schwarzen Untergrund, die bei jedem Schritte darauf ins Schwanken geräth und leicht zerreisst, sobald das darauf lastende Gewicht zu schwer wird. Solche Stellen heissen bezeichnend „Dodenleber" oder „Dodenläger", da der, welcher hier hindurchtritt, dem Tode fast immer verfallen ist ; er sinkt und sinkt, bis das grüne Tuch über ihm sich wieder schliesst. Die fortschreitende Urbarmachung verwandelt aber gerade diese Sümpfe und daneben auch die Torfmoore in werthvolle Wiesen. Die Torfmoore, die in kleinerer Ausdehnung der Haide eingelagert sind, sind oder werden noch abgebaut ; der Torf liefert einen zwar minderwerthigen , aber doch billigen 211 Brennstoff. In diesen Mooren herrscht neben zahlreichen anderen Moorpflanzen die „Glockenheide" (Erica tetralix) Tor und bildet sogenannte „Bulten", kleine Inseln in dem trüben, schlammigen Wasser. Wo das tiefgelegene Bruch oder Moor buchtenartig in die Haide eingreift, entstehen, wie bei Jävenitz, im Milde- thal, in der Tangerniederung an verschiedenen Stellen, geradezu parkartige Landschaften, die gerade im Gegensatz 2U der Einförmigkeit der Höhen wirken. Auch der Unter- grund wetteifert hier, durch Artenreichthum zu glänzen. Der Boden des Kiefernwaldes ist bekleidet mit den niederen Sträuchern der „Heidel- und Preisseibeeren" (Yaccinium Myrtillus und Vaccinium Vitis Idaea), die so massenhaft in der Kienhaide vorkommen, dass in der Oberförsterei Jävenitz allein mindestens für 30,000 Mark Beeren der ersteren Pflanze vor 2 Jahren in einer Ernte gesammelt sind. Zwischen ihnen erheben sich auf anmoorigem Boden die betäubend duftenden, weissen Blütentrauben des Porstes (Ledum palustre), zu ihnen gesellt sich auf dem Moospolster des Moores die wundervolle Moosbeere (Yaccinium oxjcoccus) mit ihren kleinen, silberglänzenden Blättern und später den scharlachrothen Beeren. Die Wasserflächen im Moor und Sumpf werden umsäumt von Schilf und Rohr, hohen Binsen und Riedgräsern, in deren Grün die Blüthen des Weiderich (Lj^thrum salicaria), der Weidenröschen (Epilobien) Gilbweideriche (Lysimachia vulgaris und Lysimachia thyrsiflora) und zahlreicher Dolden- gewächse Farbe bringen, während auf dem, oft von Wasser- linsen ganz bedeckten Wasser sich die grossen Blätter der gelben und weissen Teichrosen schaukeln. Die Zahl der Sumpfpflanzen ist in der Altmark so gross, dass kaum eine der vielen deutschen Arten hier fehlen dürfte. Ein lieblicher Schmuck der Schluchten und Thäler sind die zierlich belaubten Farne, die fast an keinem Bach- 14* 212 rande, in keinem Bruche fehlen und den verschiedensten: Gattungen (Osmunda, Struthiopteris, Polypodium, Phegopterys^ Blechnum, Pteris, Aspidium und Asplenium) angehören. Diese waldigen Stellen muss man also aufsuchen,, wenn man den Reichthum der südlichen Altmark an Pflanzen kennen lernen will. Tritt man aus dem Walde, so fällt der Blick auf grüne, blumendurchwirkte Wiesen, deren Zahl und Aus- dehnung durch die Urbarmachung der Brüche sich stetig vermehrt hat, und auf wohlbebaute Felder. Zwar vermag die Altmark, abgesehen von einzelnen Strichen, der Wische,, den Schlickbildungen im Mildethal, mit der fruchtbaren Börde nicht zu wetteifern, trotzdem ist der Ertrag der Felder recht annehmbar. Gebaut wird hauptsächlich Roggen, weniger Weizen, Hafer und Gerste, dann besonders Kartoffeln und Rüben für's Vieh. In letzter Zeit werden aber auch viel Zuckerrüben erzeugt, deren Zuckergehalt zum Theil selbst den der Börderüben übertrifft, und eine neu angelegte- Zuckerfabrik in Stendal wird diese Cultur in der südlichen Altmark noch mehr heben. Im Mildethal erblickt man fast kein Dorf ohne den grünen Schmuck der Hopfengärten, die jährlich etwa 40,000 Centner Hopfen zu liefern vermögen und dadurch zur Hauptquelle des Reichthums dieser Gegend werden. Dagegen ist der Tabakbau, der auf dem Schlickboden der Altmark gute Erträge lieferte, durch die neue Besteuerung fast ganz vernichtet. Auch die Weinberge, die im sechzehnten Jahrhundert angelegt wurden, und an welche noch zahlreiche Hügel- namen erinnern, sind glücklicher Weise wieder eingegangen, denn was für eine Sorte darauf gewachsen ist, erkennt man am besten an einem Sprichwort jener Zeit: „Vinum aus der Olden Mark Calefacit ut Quark." 213 Die Thierwelt. Wie die Pflanzen- so ist auch die Thierwelt der .südlichen Altmark verhältnissmässig sehr reich. Die ausgedehnten Waldungen mit ihren mächtigen hLohlen Bäumen und ihren undurchdringlichen Dickichten, die unwegsamen Sümpfe und Moore gaben und geben noch jetzt Schlupfwinkel in Hülle und Fülle, sodass manche Thierarten, die in der Umgegend nicht mehr vorkommen, zum Theil bereits lange ausgerottet sind, sich hier noch lange Zeit gehalten haben oder noch vorfinden. Wann das mächtige Elch aus der Altmark verschwunden ist, steht nicht fest; grosse Schaufeln desselben finden sich noch hin und wieder in den obersten Lagen der Torfmoore. lieber die nordischen Eaubthiere Luchs und Wolf sind wir besser unterrichtet. Eine Urkunde i) vom Jahre 1685 verpflichtet den Scharfrichter von Gardelegen von neuem dazu, den Wölfen und Füchsen nachzugehen. Auf einem solchen Gange wurde auch 1655 in der Nähe der Stadt der letzte Luchs erlegt 2), ein riesiges Thier, dessen .Bild auf dem Kathhause aufbewahrt wird. Ein zweiter «entkam und von ihm stammt vielleicht der letzte Luchs der ganzen Gegend, der 1675 im Drömling auf einer Jagd geschossen w^urde. Seitdem ist von diesen Thieren nichts wieder vernommen. Die Wölfe haben sich viel länger in der Haide gehalten, wurden auch wohl in kalten Wintern von Osten ier durch Zuzug ersetzt. In den letzten Jahrzehnten ist nichts mehr davon gehört. Wie zahlreich sie aber noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gewesen sein müssen, erhellt aus einer Zuschrift Könisf Friedrichs I. vom Jahre ^) Im Rathsarchiv zu Gardelegen. ■^) Bänke: Mittheilungen über die Stadt und den Landräthlichen. Kreis Gardele^en. 1832. S. 81. 214 1712 an die Klöster des Magdeburgischen, worin er ihnen aufgiebt, das et^Ya noch bei ihnen vom vorigen Jagen zartickgebliebene Jagdzeug behufs einer grossen Wolfsjagd mit ihren Gespannen nach Letzlingen in der Altmark zu schaffen.^) Noch jetzt erinnern schwache Reste und die Xamen von Forstorten an die Wolfsgärten und Wolfsgruben der Gardelegener Haide. Das kleinere deutsche Raubzeug ist dagegen noch voll- zählig vertreten. Die Wildkatze (Felis catus) ist noch in letzter Zeit mehrmals in der Haide erlegt worden. An sonnigen Abhängen am Waldesrande trifft man den weitläufigen Bau Vetter Grimmbarts, des Dachses (Meles taxus), der mit seinen zahlreichen Familiengliedern auf den benachbarten Y/iesen des Nachts Frösche fängt, am Bache krebst oder den Rübenfeldern des Bauern seinen Besuch abstattet. Oft wird er aus seiner Burg vom schlauen Fuchs vertrieben, dessen Sippe zum grössten Leidwesen der Jäger und Landleute in der Altmark nur zu zahlreich vertreten ist und gar manchem Hasen den Garaus macht, manches Huhn vom Hofe holt. (In der Magdeburger Borde fehlt er so gut wie ganz.) Unterstützt wird er in seinen Räubereien durch die blutdürstigen Yertreter der Marderfamilie. Der Edelmarder (Mustela martes) , dessen kost- barer, kastanienbrauner Pelz mit dem gellen Kehlfleck die Jagd schon lohnt, findet in den hohlen Bäumen der Haide sichere Verstecke genug, um in massiger Zahl sich halten zu können, lässt sich aber selten blicken. Etwa 1/2 Dutzend wird jährlich in der Oberförsterei Burgstall erlegt. Sein weisskehliger Vetter, der Steinmarder (Mustela foina), ist allgemein verbreitet. Er verbirgt sich am Tage 1) La Viere a. a. 0. S. 97. 215 in altem Gemäuer, stattet aber des Nachts, oft in unlieb- samer Weise, den Hühnerställen und Taubenschlägen seinen Besuch ab, alles würgend, was erfindet. Man trifft ihn jedoch auch im Freien an, wo er den Kaninchen nachstellt. Der Iltis (Foetorius putorius) wird alljährlich in grösserer Zahl gefangen: und wenn auch die beiden in Wald und Feld herumstreifenden Wieselarten (Gale herminea und G. vulgaris) durch Vertilgung von Feld- mäusen sich nützlich machen, so muss doch auch mancher Erdbrüter ihnen zur Nahrung dienen, mancher junge Hase unter ihren Zähnen verbluten. Der Fischerei thut trotz eifrigster Nachstellung der Fischotter (Lutra vulgaris) nennenswerthen Schaden. Er zeigt sich nicht nur an den grösseren Gewässern, sondern lebt auch an den kleineu, z. B. der oberen Milde, und folgt selbst Gräben weit landeinwärts. Aus der Ordnung der Nager sind die in der Börde so häufigen und der Landwirthschaft so überaus schädlichen Hamster (Cricetus frumentarius) und Feldmäuse (Arvicola arvalis) in Folge des massenhaften Eaubzeuges einerseits, dann aber auch wegen des für ihre Bauten weniger günstigen Bodens nur selten einmal so zahlreich aufgetreten, dass sie Unheil angerichtet hätten. Dagegen ist der leichte Sandboden an den Abhängen der Höhen für das Kaninchen (Lepus cuniculus) zur Anlage seiner Löcher wie geschaffen, und dasselbe findet sich daher neben seinem Verwandten, dem Hasen (Lepus europaeus) in grosser Menge. Auch der Biber (Castor fiber) ist gelegentlich am Eibufer angetroffen; wahrscheinlich wird er bei Hochwasser aus seinen Schlupfwinkeln in den Eibforsten zwischen Schönebeck und Barb}' verschlagen. In übergrosser Zahl ist das Hochwild in der südlichen Altmark vorhanden, ja die Gardelegener Haide, ein lang- jähriges Jagdgebiet der HohenzoUern, das sie vom Schlosse 216 Letzlingen aus bejagen, ist eins der wildreichsten Reviere Europas. Der Wildstand übertraf im Jahre 1846 10,000 Stück, ist aber in Folge der Vorgänge des Jahres 1848 und von Seuchen zurückgegangen. Den Hauptbestandtheil bildet das Damwild (Cervus dama) mit etwa 7000 Schauflern und Thieren, welche alle von 200 im Jahre 1713 aus dem Wildpark bei Potsdam eingeführten abstammen, i) Das Roth wild (Cervus elaphus) war ehedem so häufig, dass der Kurfürst Johann Georg im Jahre 1590 zur Hochzeits- feier des Herzogs von Braunschweig als Hochzeitsgabe 400 Hirsche mitzunehmen vermochte, und dass 1713 dem Fürsten von Anhalt 300 Stück (200 Hirsche und 100 Thiere) geschenkt werden konnten 2), ohne dass eine Abnahme zu spüren gewesen wäre. Jetzt tritt es mehr zurück; bei den beiden letzten Hofjagden ist kein einziges Stück Rothwild mehr erlegt. Seit der Eingatterung ist ihm das sehr zu- trägliche Austreten auf die Aecker und Wiesen unmöglich gemacht; durch die zunehmende Trockenheit wird die Aesung in der Haide schlechter, die Waldung lichter; hin- zukommt noch die lange Inzucht: das alles bewirkt, dass die Hirsche zurückgehen. Gar nicht selten laufen jetzt Büffelhirsche herum, d. h. solche, welche an Stelle des Geweihs nur knopfartige kleine Gebilde oder überhaupt nichts auf dem Rosenstock besitzen. Da die Futterkosten im Winter auch zu hoch sind, so wird allmählich das Rothwild im Gatter abgeschossen, und es mögen jetzt kaum noch 500 Stück in dem ganzen 16,000 ha grossen eingehegten Theil der königlichen Haide sein. Dem gegenüber mag erwähnt werden, dass man im Jahre 1728 noch zählte 409 starke Hirsche, darunter ^) La Viere a. a. 0. S. 101. 2) La Viere a. a. 0. S. 99 u. 100. 217 3 22 - Ender 21 18 „ 59 14 u. 16 „ 82 12 „ 77 10 „ und an geringen Hirschen, Spiessern, Mutterwild und Kälbern 2152 Stück.i) Gelegentlich der Hofjagd und auch durch Offenstehen •der Gatterthüren gelangt das Wild in die angrenzenden grossen Forsten, in denen es dann neben dem hier bereits vorhandenen allmählich Standwild wird, wenn es nicht vorher schon abgeschossen wird. Diese Hirsche, die besonders an der NO. -Ecke der Gardelegener Haide, gegen 4en Landsberg hin, noch häufig sind, haben alles, was den eingegatterten mangelt, und sind daher durchweg stärker "und schwerer. Auch in der Forst des Kitterguts Weteritz und ebenso in der des Wismar ist ein Bestand Damwild ^eingegattert. Das Keh (Cervus capreolus) bevorzugt die Waldränder und Feldgehölze, in Folge dessen fehlt es fast ganz im ) Feistmantel a. a. 0. S. 80. 2) Tennent a. a. 0. Vol. II. S. 251 f. 3) Semler a. a. 0. S. 469. *) Feistmantel a. a. 0. S. 80. ^) Nach Feistmantel a. a. 0. S. 81 berechnet. ^) Desgl. nach v. Neiimann-Spallart, Übersichten der Welt- wirthschaft. Jahrg. 1883/84. Stuttgart 1887. S. 265. ') S. Semler a. a. 0. S. 469. ^) E. V. R an sonnet-Villez, Ceylon. Skizzen seiner Bewohner^ seines Thier- und Pflanzenlebens und Untersuchung des Meeresgrundes nahe der Küste. Braunschweig 1868. S. 52. 271 250—500 Ibs. vom acre gegenüber 289 Ibs. im übrigen britischen Ost-Indien ^). Leider ist nirgends gesagt, welche Art der Theepflanze vorzugsweise angebaut wird; wahrscheinlich baut man, wie in den Nilagiri, in den unteren Höhenstufen vorzugsweise Thea assamica und edle Hj^briden, in den oberen Thea chinensis und geringe Hybriden. Pflanzungen befinden sich jetzt hauptsächlich in der West- und in der Süd-Provinz, also in dem gebirgigen Teile der Insel. Die obere und die untere Grenze der Theekultur können noch nicht sicher ermittelt werden. Nach Semler erstreckt sich die Theezone wie auf Java von 900 — 1800 m^); doch diese Angabe trifft nicht ganz zu; denn schon bei Kandy, also wenig über 500 m hoch, wird Thee gebaut 3); auch die obere Höhengrenze scheint etwas zu hoch angegeben zu sein^). Alle Angaben machen wahrscheinlich, dass die Thee- kultur in Ceylon auf das zentrale Hochland beschränkt ist. Dasselbe zeichnet sich durch eine grosse Eegenfülle aus, denn Kandy hat einen jährlichen Niederschlag von 2780 mm, Eangbodde (930 m) einen solchen von 3750 mm 5), Newara- Eliya (1865 m) 2510 mm, davon im Juni 412 mm oder 16 % und von April bis September 1554 mm oder 62 % ^); nach Hann sinkt auf dem Hochlande die Kegenmenge nur im Februar und März unter 100 mm, während dies an der östlichen Küste von Februar bis Oktober der Fall ist^). Die Temperaturen sind verhältnismässig hoch, die Schwankungen äusserst gering*^). 1) Feistmantel S. 81 f. 22; Semler S. 481 '^) a. a. 0. S. 496. «) Reclus VIII. S. 606, 611. *j Vgl. vor. S. Z. 3 V. 11. ^) E. V. Ransonnet-Villez a. a. 0. S. 64. 6) Hann a. a. 0. S. 295. ') Tabelle aus v. Schlagintweit a. a. 0. S. 476 f., nur Max. und Min. aus Statement., entnommen. 272 Meeres- höhe Wärmster M. Kältester M. Jabr. Max. Min. Kandy Newara-Eliya 522 m 1865 „ Mai 23.7 „ 156. Jan. 21.4 „ 13.3 22.7 14.8 31.6 25.8 16.2 1.7 Newara-Eliya liegt mehr als 100 m oberhalb der Thee- grenze; hier ist die Theekultur offenbar wegen zu geringer Sommerwärme ausgeschlossen; denn die Mitteltemperatur des wärmsten Monats beträgt nur 15.6^, also etwa V2 ^ weniger als die Temperatur, bei welcher der chinesische Theestrauch erst mit dem Blattausschlag beginnt, und bei der ausserordentlichen Gleichmässigkeit der Temperatur, deren jährliche Schwankung nicht mehr als 2.3 ^ wie auch in Kandy, beträgt, ist es nicht wahrscheinlich, dass die Grenze von 16 0 andauernd genug überschritten wird. Natürlich ist das Gedeihen des assamischen Strauches hier erst recht ausgeschlossen, denn derselbe bewies sich ja im nördlichen Indien als noch wärmebedürftiger wie die chinesische Art. So ist hier die Theekultur durch mangelnde Sommerwärme ausgeschlossen, während die mittlere Jahrestemperatur um mehr als 1^ höher ist als in dem berühmten Theegebiet bei Tokio 1). Auch in Indien nebst Ceylon befinden sich die besten Theepflanzungen auf sandigem, mit Humus durchsetztem Lehmboden. In einigen Gegenden Indiens ist die Bemerkung gemacht worden, dass der Theestrauch auf verwittertem Oranitboden gut gedeiht und Blätter von vorzüglicher Güte liefert»). In dem feuchten Assam kann er nur da gebaut werden, wo der Boden die Feuchtigkeit so rasch verschluckt, dass er ungeachtet der beständigen Niederschläge vollkommen trocken und staubig erscheint 3). 1) Vgl. oben S. 254. 2) Semler S. 500 f. ^) Grisebach, Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung. Bd. I. Leipzig 1884. S. 480. 273 Y. Das Innere Ton Hinterindien. Über dieses Gebiet sind wir aus nahe liegenden Grün- den nur dürftig unterrichtet. In Siam ist das Vorkommen des Theestrauches nicht "bezeugt; auch Crawfurd^) erwähnt ihn nicht. In Barma kommt nach Rück er nordöstlich von Man- dalaj „eine Art Theestrauch , der Lepac vor, dessen Blätter jedoch fast immer eingesalzen werden, und aus welchen ein hei den Barmanen sehr beliebtes Getränk bereitet wird" ^). Crawfurd bezeichnet diese Pflanze, welche er Lap'het nennt, als eine von der chinesischen Art abweichende, hier ein- Iieimische Thea und erzählt, dass die Barmanen von ihren Blättern nie einen Aufguss, sondern mit Hinzuthun von Sesamöl und Knoblauch eine Art Gemüse bereiten. Er selbst sah leider die Pflanze nicht, da sie unmittelbar bei Mandalay nicht vorkommt; es wurde ihm aber berichtet, dass etwa zehn Tagereisen nordöstlich von Awa, im Lande der D'hanu, die beste Sorte gewonnen würde; dies wäre also dicht bei dem berühmten Theegebiet von Jünnan. Morphologische Unterschiede der Pflanzen von Barma und Jünnan werden nicht angegeben, ausser dass das Blatt der barmanischen Pflanze grösser ist; aber auch in Süd- Ohina ist das Blatt der Theepflanze grösser als im Norden, und doch spricht man nicht von zwei Arten. Die übrigen Ton Crawfurd angegebenen Merkmale des barmanischen Blattes (elliptisch, länglich, gesägt) weichen von denen des chinesischen Theeblattes nicht ab, und endlich erzählt Ritter, dass das im Nordosten gewonnene Blatt als Thee nach Tibet verhandelt werde-''). ^) Tagebuch der Gesandtschaft a. d. Höfe von Siam und Cochin- €hina; s. ob. S. 238. 2) A. Rück er, Das Reich der Bh-manen. Ein geogr. Versuch. JBerlin 1824. S. 15. s) S. Ritter a. a. 0. S. 241. 274 Dies alles deutet darauf hin, dass es doch die chine- sische Theepflanze ist, mit der wir es hier zu thun haben, vielleicht eine Spielart, die noch grossblättriger ist als die südchinesische Spielart Th. Bohea und ein noch geringeres Blatt als diese erzeugt. Dieser geringen Güte und der Möglichkeit, guten chinesischen Karawanenthee zu massigen Preisen zu erhalten ^) , muss man es wahrscheinlich zu- schreiben, dass die Barmanen ihr eigenes Gewächs nicht- zum Aufguss verwenden, sondern als Speise verbrauchen, so wie die Tibetaner und Mongolen den aus Abfällen be- reiteten chinesischen Ziegelthee ^). YI. Die nialaiisclie Halbinsel und der nialaiisclie Archipel. «. Die malaiische Halbinsel. Auf einer Übersichtskarte bei Scherzer wird durch Signaturen an der westlichen Küste Malakas Theekultur angezeigt^), doch fehlt es im Text an einer Bestätigung hierfür. Reclus spricht wiederholt im allgemeinen von Theekultur auf der Halbinsel und erwähnt auch beiläufig Theegärten in der britischen Provinz Wellesley gegenüber Pinang^); aber auch er lässt es an einer genauen Angabe fehlen. Wahrscheinlich befinden sich hier wie auf Ceylon und Java^) Theepflanzungen in grösseren Meereshöhen, wo gemässigte Temperaturen herrschen ^). Die Erfolge der Theekultur auf Ceylon und Java ver- anlassten ein gleiches Vorgehen auf den Schwesterinseln 1) S. Ritter a. a. 0. S. 241. ä) Vgl. Rein, Japan, II. S. 147. 2) i. d. angef. Werk, Karte I. ^) Reclus VIII. S. 927 f.; vgl. S. 919, 925. 5) S. u. S. 276. «} Vgl. Reclus VIII. S. 919. 275- Pinai]g und Siügapore, das Erzeugnis war indes von so geringem Wert, dass man von der Theekultur bald wieder gänzlich Abstand nahm ^). In Singapore sind die Nieder- schlags Verhältnisse nicht ungünstig, aber offenbar die Tem- peratur, welche im Jahresmittel 28^ beträgt, zu hoch 2). Aus Pinang scheint allerdings noch jetzt Thee ausgeführt zu werden^); doch stammt dieser höchst wahrscheinlich aus der benachbarten Provinz Wellesley. ß. Java nebst Madoera. Hier wurde die Theekultur, nachdem Versuche mit der Theepflanze im Botanischen Garten zu Buitenzorg wohl gelungen waren ^), im Jahre 1835 von der holländischen Kegierung eingeführt^). Man baut nach Junghuhn beide Spielarten von Thea chinensis ^). Die Theekultur erwies sich^ nachdem sie freigegeben war, auch als Gegenstand kauf- männischer Spekulation nach anfänglichen Misserfolgen, lebensfähig'); doch hat sie sich in den letzten Jahrzehnten eines dauernden Aufschwunges, wie etwa in Britisch-Ostindien^ nicht zu erfreuen gehabt; denn nach Spallart ist die Thee- ausfiihr aus Java (nebst Madoera) seit 1882 nach mehr- fachem Schwanken in einem beständigen Sinken begriffen ^). 1) Semler a. a. 0. S. 426. 2) Vgl. Oest. Ztschr. f. Met. XVI. 1881. S. 17. 3) Vgl. Deutsches Handelsarchiv. 1886. II. Berlin 1886. S. 899. *) K. V. Scherzer a. a. 0. S. 270. ^) Jagor, Singapore-Malacca-Java. Berlin 1866. S. 148. ®) F. Jiinghuhn, Java, seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart. A. d. Holland, von J. K. Hasskarl. I. Abt. II. Ausgabe. Leipzig 1857. S. 295. '^) A. Woeikof, Bemerkungen üaer die Production, den- Handel und die Zukunft von Java. — I. d. Mitteilungen der k. k. geograph. Gesellsch. zu Wien. 1878. S. 562. — Vergk. P. J. Veth, Java, geographisch, ethnologisch, historisch. I. DeeL Haarlem 1875. S. 155. ^) Vgl. V. Neumann -Spallart a. a. 0. S. 265. 276 Der Grund dieses geringen Erfolges ist die schlechte Beschaffenheit des javanischen Thees i), denn derselbe ist zwar kräftig, doch herb, bitter und von geringem Aroma, und er wurde deshalb früher überhaupt weniger in den Niederlanden als vielmehr in Deutschland, und hier auch nur seiner Wohlfeilheit wegen abgesetzt 2); in neuerer Zeit indes soll er auf den niederländischen und sogar englischen Märkten jährlich mehr an Beliebtheit gewonnen haben*). Theepflanzungen befinden sich auf Java schon in einer Meereshöhe von 280 m^); die eigentliche Zone des Thee- ■strauches aber beginnt erst bei 800 m und erstreckt sich bis etwa 1600 m ^). In dieser Zone giebt es nicht den Wechsel einer Regen- und einer Trockenzeit; hier ist eine regenlose Zeit von drei Wochen, im westlichen Java sogar schon eine solche von fünf bis sechs Tagen eine Seltenheit, und auch an regenlosen Tagen wird die Vegetation von niedrig ziehenden Wolken unmittelbar befeuchtet ^). Der Theestrauch gedeiht also hier in einem fast gleichmässigen feuchten Klima. Temperaturmessungen sind in Java oberhalb 300 m nur sehr vereinzelt augestellt worden^); nach Junghuhn nimmt in der Zone von 600 — 1400 m die mittlere Wärme von -23.7«— 18.7^ ab^), also auf 800 m um 5« oder auf 100 m um 0.625«. Dieselbe mag also bei 800 m Meereshöhe etwa 22.5«, bei 1600 m etwa 17.5« betragen. 1) A. Woeikof, Bemerkungen u. s. w. S. 562. 2) V. Scherz er a. a. 0. S. 270. — Vgl. J agor a. a. 0. S. 150; Export 1884, N. 2, S. 27. «) Deutsches Handelsarchiv 1886. II. S. 331; 1887. II. 5. 735. *) Junghuhn a. a. 0. S. 383 ff. — Vgl. S. 281. 5) Woeikof a. a. 0. S. 562. ß) Junghuhn a. a. 0. S. 161, 165 ff. ') Woeikof, Die Klimate der Erde. II. S. 394. *) Junghuhn a. a. 0. S. 270. 27T Zweifellos liegt nun in der Gleichförmigkeit des Klimas des javanischen Theegebietes ein grosser Vorzug vor China, Japan und Britisch - Ostindien. Bekanntlich kann man in China und Japan nur eine zwei- bis dreimalige Blattlese halten; wollte man noch im Herbst ernten, wo es kühl und trocken ist, so würde der Strauch sehr geschädigt werden, weil er dann seine Blätter nicht ersetzen kann; auch im Norden von Britisch-Ostindien ist dazu die kühlere Jahreszeit fast überall zu kalt, überall aber zu trocken. In Java dagegen sind jahraus jahrein die Temperatur, die im wesentlichen über 16^ bleibt, und die Feuchtigkeit genügend hoch; daher können hier die Erntearbeiten fast ununterbrochen vorgenommen werden ^). Aus diesem Grunde erscheint auch die mittlere Temperatur für den chinesischen Theestrauch nicht zu hoch, denn sie ist, wie man sich bei Fritsche^) leicht überzeugen kann, annähernd gleich der Mitteltemperatur derjenigen Monate in China und Japan, in denen mau dort hauptsächlich erntet, d. i. Mai und Juni. Dass trotzdem die Ernten in Java so gering ausfallen, hat vermutlich in erster Linie darin seinen Grund, dass man die Ertragsfähigkeit des Strauches hier in zu ausgiebiger Weise ausnutzt; wenn auch die Gefahr ausgeschlossen ist, dass einen allzu stark oder zu spät bepflückten Strauch die Ungunst des Klimas unmittelbar schädige, wie in China oder Japan, so hat doch jedenfalls der Strauch auch hier eine gewisse Zeit der Euhe nötig; es liegt wenigstens die Vermutung nahe, dass, wenn die neu aufspriessenden jungen Blätter immer sogleich wieder abgepflückt werden, dies allmählich auf eine geringere Entwicklung der dem Thee charakteristischen Extraktivstofl'e, insbesondere der ätherischen Öle, einwirken muss. Junghuhn macht hierfür die zu grosse Feuchtigkeit der Luft verantwortlich^); dass auch dieser 1) Vgl. Semler a. a. 0. S. 485. 2) i. d. angef. Werk. 3) a. a. 0. I. S. 296. .278 umstand von Wichtigkeit ist, ist wahrsclieinlich, aber wegen Mangels an Beobachtungsraaterial nicht zu erweisen; sicher aber ist dies nicht der einzige Grund; denn dann wäre nicht verständlich, weshalb jetzt von Jahr zu Jahr die Javanische Ernte sich bessert. Woeikof schliesslich meint, xiass die Holländer die Behandlung des Thees nicht ver- ständen ^). Wahrscheinlich wirken mehrere der angeführten Oründe oder alle zusammen; dagegen ist auf die vielfach, besonders von chinesischer Seite, aber auch von Juughuhn ^) ausgesprochene Behauptung nichts zu geben, welche sagt, der Theestrauch gedeihe nicht gut in der Nähe des Aequators, weil zur Entfaltung des Aromas eine grössere Temperatur- schwankung nötig sei; denn dass derselbe in einem gleich- massig warmen und feuchten Klima sehr wohl gedeiht, beweisen auf das glänzendste die Erfahraugen aus Ceylon. Als der für den Theestrauch geeignetste Boden hat sich auch auf Java sandiger, mit viel Humus gemengter Lehm herausgestellt ^). Die Theepflanzungen befinden sich meist, wie in China und Japan, auf sanft geneigten Hängen ^), stellenweise aber auch auf ganz söhligem Boden, wie in der Tji-Tarum-Ebene ^). y. Die übrigen Inseln des Malaienarchipels. Zweifellos kann, wie auf Java, so auch auf Borneo, sowie auf den übrigen Inseln der Theestrauch mit Erfolg angebaut werden, und in der That berechtigen zu dieser Hoffnung die günstigen Ergebnisse, welche in Yersuchsgärten der Nord - Borneo - Gesellschaft, z. B. in Silam an der Darvelbai erzielt worden sind ^). 1) a. a. 0. I. S. 296. 2) Mitt. d. k.k. g-eogr. Gesellsch. zu Wien. 1878. S. 563. 3) Semler a. a. 0. S. 501. *) Jungk uhn a. a. 0. S. 295; vgl. S. 228, 240, 288. ^) Das. S. 383 ff.; vgl. S. 281. ^) Reisen der deutschen Kriegsflotte im Jahre 1884. IL Deutsche Kolonial-Zeitung 1885. H. 19. S. 617. — Export 1881, N. 8, S. 125. 279 Auf Sumatra sind Anbauversuclie gemacht worden, jedoch ohne den gewünschten Erfolg ^). Noch unverbürgt ist die Nachricht, dass auf den Philippinen der Theestrauch mit Erfolg gebaut werde 2). yil. Traiiskaukasien. Während noch in den sechziger Jahren, wie Petzholdt^) yersichert, in Kaukasien nirgends Theepflanzen kultiviert wurden, so hat man in jüngster Zeit im Monsunraum des westlichen Transkaukasien, vor allem in Suchum-Kaleh und Batum, mit glücklichem Erfolge den chinesischen Theestrauch (nebst chinesischen Arbeitern) eingeführt *); nach G. Radde ^) hält im Südost -Winkel des Pontus (Kurien, Mingrelien, Abchasien) die Theepflanze ohne künstlichen Schutz aus. Klimatisch erscheint allerdings derpontischeMonsiinraum für eine erfolgreiche Theekultur sehr geeignet; denn das Klima desselben ist ganz ähnlich dem der berühmtesten Thee- gebiete im ostasiatischen Monsunraum ^); Woeikof vergleicht €s mit dem des mittleren Hondo und gründet darauf die Hoffnung auf eine erfolgreiche transkaukasische Theekultur. Dagegen versichert G. Radde, dass man eigentliche Thee- pflanzungen überhaupt noch nirgends angelegt habe, und und dass solche, auch wenn die Theepflanze als Kultur- gewächs bestehen könne, schon deshalb nicht von Bestand sein werden, weil es an fleissigen, billigen Arbeitskräften durchaus fehle ^). 1) Export 1883, N. 26, S. 444. 2) Vgl. „Natur" 1889. S. 402. 3) Petzholdt, Der Kaukasus. Eine naturhistor., sowie land- und volkswirthschaftl. Studie. II. Bd. Leipzig 1867. S. 376, Anm. *) Export 1885, N. 6, S. 101; das. N. 11, S. 192; 1883, N. 26, S. 444-, 1884, N. 32, S. 500. 5) Priv. Mitt. des Herrn Wirkl. Geh. Staatsrates Dr. G. Radde zu Tiflis. ß) Vgl. Woeikof, Die Klimate d. Erde. I. S. 376, 387, 391. ') Das. Bd. II. S. 276. 280 B. Der Theestrauch in Australien und auf den Südsee-Inseln. Die Einführung des Theestrauches in Australien ist schon oft empfohlen worden; doch scheint es über einige schwächliche Versuche noch nicht hinausgekommen zu sein^); zweifellos würde die Theekultur im Südosten des Festlandes recht gut gedeihen, während sie weiter im Norden, wo die Regen allerdings reichlich, aber unregelmässig fallen^ unter langen Dürreperioden sehr zu leiden haben würde 2). Ein Erfolg der Theekultur würde hier von grosser Bedeutung sein, da der Australier den allermeisten Thee^ nämlich 3.5 kg auf den Kopf, also über hundert Mal sa viel als der Deutsche verbraucht 3). In der Südsee wurde der Theestrauch kürzlich auf den Fiji-lnseln eingeführt^) und soll besonders auf Wainumi gut gedeihen ^). Fiji-Thee soll schon jetzt auf dem Markt einen guten Preis erzielen. In Delanasau (Vanua Levu, 23 m) beträgt die mittlere Temperatur im Jahr 26.2^, im wärmsten Monat (Dezember) 27. 3 ^ im kältesten (Juli) 25.0^. An Niederschlag fallen im Jahr 2718 mm, davon in der Zeit von Oktober bis März 2074 mm oder 76 %. Längere Dürren sind selten^). Das Klima der Inselgruppe erscheint also im ganzen nicht ungünstig. Leider erfahren wir nicht, in welcher Meereshöhe sich die Pflanzungen befinden, und woher die eingeführte Theepflanze stammt. Die Meereshöhe kann nicht bedeutend sein, da sich auf den Fiji-lnseln die >) Vgl. Semler a. a. 0. S. 249. 2) Vgl. Woeikof a. a. 0. S. 402. 3) Vgl. V. Neumann-Spallart a. a. 0. S. 267. 4) The Australian Handbook for 1887. S. 684. -- Vgl. ,Natur" XXXII. 1883. S. 489. 5) Export 1886, N. 20, S. 310. 6) Oestr. Zeitschr. f. Met. XVIL 1883. S. 365 ff. 281 Kulturzone nicht sehr hoch über den Meeresspiegel erhebt. Daher erscheint die Temperatur für den chinesischen Thee- strauch zu hoch, während sie dem assamischen wohl zusagen mag. Eine erfolgreiche Kultur des ersteren ist natürlich in grösserer Erhebung nicht ausgeschlossen. Der reiche jungfräuliche Boden der Fiji-Inseln wird als besonders geeignet für die Theekultur geschildert ^). Ob man auf den Samoa-Inseln die Theekultur schon eingeführt hat, ist nicht bestimmt zu sagen ; empfohlen ist sie schon wiederholt von gründlichen Kennern der Inselgruppe 2), und sie würde wahrscheinlich hier ebenso gut gedeihen wie auf den Fiji-Inseln, wo die Verhältnisse ja ganz ähnliche sind. Für ein Bestehen der Theekultur auf den Sandwich- Inseln spricht nur eine Stelle in dem oben angeführten Weissbuch über die Samoa-Inseln, wo gesagt wird, man könne geschickte Arbeiter, die zur Bereitung des Blattes nötig seien, aus China oder Hawaii beziehen^). C. Der Theestrauch in Afrika. Anbauversuche an den Abhängen des Kong-Gebirges und am Kap sind ohne Erfolg geblieben *). Auf den höchsten Erhebungen von St. Helena soll der Theestrauch ganz gut fortkommen^); aber es hat nie etwas davon verlautet, ob Pflanzungen angelegt worden sind. Keinesfalls wird von St. Helena Thee ausgeführt % so wenig wie von den Azoren, 1) The Australian Handbook. S. 684. 2) Verträge und Uebereinkunft des deutschen Reiches mit den Samoa-Inseln und anderen un- abhängigen Inselgruppen der Südsee. Hamburg 1879. S. 200 if. 3) Das S. 201. *) D. Groonen a. a. 0. S. 143. 5) Vgl. Ritter a. a. 0. S. 247. s) Semler a. a. 0. S. 246 f. 19 282 wo nacli de CandoUe gleichfalls Theesträuclier vorkommen sollen 1). Dagegen sind durchaus nicht, wie Semler meint, in ganz Südafrika die Anbauversuche „klang- und sanglos auf- gegeben worden" ^). Zwar am Kap machte die Regenarmut des Sommers ein Gedeihen der Theepflanzen unmöglich; aber in Natal gedeihen sie sehr gut ^). Hier ist der Nieder- schlag nicht, wie am Kap, auf den Winter, sondern, wie im asiatischen Monsunraum, auf den Sommer gehäuft; denn während in Kapstadt 61 % der jährlichen Regenmenge auf die vier Wintermonate Mai bis August kommen, so fallen in Natal 60 % in den vier Sommermonaten November bis Februar^). In Durban fallen im Jahr 1094 mm, hiervon 67 % von November bis März ^). Die mittlere Temperatur beträgt in Port Natal im wärmsten Monat (Januar) 24.0^ im kältesten (Juli) 14.5^ im Jahr 10 <^. Als Maximum ist 30.5, als Minimum 9.5^ verzeichnet ^). Als die in Natal am meisten angebaute Art nennt Hertwig^) die „Assam- Hybrid -Theepflanze", welche nach den allgemeinen Erfahrungen der Pflanzer die für ]K"atal am besten geeignete sein soll. Wahrscheinlich ist hiermit ein edler Hybrid gemeint; hierfür spricht auch die grosse Empfindlichkeit der Natal-Pflanze gegen Erost; denn die Theekultur geht von der Küste aus nur etwa 10 km weit ins Innere, und schon in 110 km Entfernung von der Küste sind Versuche, die Theepflanze anzubauen, ohne Erfolg 1) de Candolle a. a. 0. S. US. 2) Vgl. Natal, Official Handbook. Loodon 1886. S. 80 f. 3) Woeikof, Die Klimate d. E. I. S. 389. *) Oest. Ztschr. f. Met. XYI. 1881. S. 513. ^) B e r g h a u s , Die Colonie Natal und die südafrikanisclien Freistaaten. Pet. Mitt. 1885. S. 279. ®) F. Hertwig, Das Küstengebiet von Natal und Pondoland in seiner wirtschaftliclien Entwicklung. Pet. Mitt. 1888. S. 358 ff. Diesem Bericht sind auch die folgenden Mitteilungen entnommen. 283 gewesen. Nun beträgt in Pietermaritzbiirg bei einer Meereshöhe von 640 m das Minimum der Temperatur noch + 0.4^0; die Natal-Pflanze kann also offenbar über- liaupt keinen Frost vertragen, während doch Thea chinensis^ wie wir sahen, noch bei Frostgraden von — 9^ gedeiht. Demnach ist das Gebiet der Theekultur hier ein ■ziemlich beschränktes; dazu kommt, dass auch die Küste ^selbst, wahrscheinlich des heftigen Seewindes wegen, ver- mieden zu werden scheint; denn die besten Pflanzungen liegen, wie die des .Kaffeebaumes ^), an den Westabhängen des Küstenberglandes und in geschützten Flussthälern. Natal-Thee wird schon jetzt allgemein als gute Mittel- werte anerkannt, und er wird sicher bei grösserer Erfahrung •der Pflanzer noch besser werden. Ein günstiges Zeichen ist, dass seit 1885 das Areal der Theepflanzungen in wenigen Jahren auf das Sechsfache (von 125 auf 750 acres) und die ausgeführte Menge in einem Jahre (1886 — 1887) auf das Doppelte (5200 kg) gestiegen ist. Auch in Transvaal soll der Theestrauch gedeihen und sogar eine gute Ernte geben ^). Berghaus erwähnt zwar bei der i^ufzählung der Erzeugnisse des Landes den Thee- strauch nicht; doch ist nicht unwahrscheinlich, dass sich zur Kultur desselben die nördlichen Gehänge der Magalies- und Drakeusberge eignen, wo im Schutz gegen die kalten südlichen und südwestlichen Winde die Kaffeebäume zur Zeit der Vollreife stellenweise fünfmal soviel Ertrag geben als in Cuba^). D. Der Theestrauch in Amerika. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben den Theestrauch zuerst durch Eobert Fortune erhalten^). 1) Woeikof a. a. 0. 11. S. 615. 2) Vgl. M. Fuchs, Die geographische Verbreitung des Kaffee- baumes. Eine pflanzengeographische Studie. Leipzig 1886. S. 9. 3) Export 1881, N. 3, S. 30. *) Vgl. M. Fuchs a. a. 0. S. 8, 67. (^ K. V. Scherz er, Stat Commerz. Ergebn .. S. 375. 19* 284 Ein von vornlierein verfehltes Beginnen war die Ein- führung desselben nach Californien; denn hier ist nicht nur die jährliche Eegenmenge eine geringe (550 mm)i), sondern auch die Verteilung derselben eine höchst ungünstige,, da der Sommer fast regenlos ist. Das Ergebnis war dem entsprecl.end: die meisten Strauch er gingen ein, und der Eest konnte nur durch künstliche Bewässerung am Leben erhalten werden; doch war die Ernte wertlos, denn den Blättern fehlte jedes Aroma. Daher wurden die Ver- suche sogleich wieder aufgegeben 2). Ähnlich war das Ergebnis späterer Versuche in dea Südstaaten der Union 2), und auch hier scheint die Schuld in erster Linie an der Ungunst der Niederschlags- verhältnisse zu liegen; Texas hat zwar ein wirkliches Monsunklima, und die Verteilung der Niederschläge ist ganz ähnlich wie im östlichen Japan ^), denn es fallen von April bis September 62 ^, von Mai bis Oktober 64 % des jährlichen Niederschlages; aber die ganze jährliche Eegen- menge beträgt nur 670 mm^). Etwa doppelt so hoch ist sie in den nordöstlich und östlich davon gelegenen Staaten (Mississippi, Arkansas,. Tennessie, Alabama), hier aber fällt wieder die Hauptmenge im Winter*). Der Theestrauch scheint also in den West- und Süd - Staaten der Union , wo man seine Kultur versucht hat, wirklich unter der Ungunst des Klimas zu leiden. Klimalisch geeignet erscheint nur die Golfküste, denn hier fällt im Jahr ein Niederschlag von 1500 mm und mehr als die Hälfte davon im Sommer*); aber wenn hier der Thee- strauch auch wirklich als Kulturgewächs bestehen könnte,. 1) Hann a. a. 0, S. 573. 2j Semler a. a. 0. S. 427 f. 3) Woeikof a. a. 0. IL S. 33 f. *) Vgl. Hann a. a. 0. S. 572. 285 so würde doch aus demselben Grunde wie in Kaukasien auch hier seine Kultur nicht von Dauer sein\). Auf Jamaika wird seit 1860 Thee gebaut, nachdem frühere Versuche gescheitert waren 2), und die Theepflanzen sollen jetzt gut gedeihen und ein marktfähiges Erzeugnis liefern^). Leider ist Näheres hierüber nicht bekannt geworden. Wahrscheiulich befinden sich die Theepfianzungen^ wie die des Kaffeebaumes *), in den hohergelegenen Gegenden der Insel, welche sich durch ein gleichmässig feuchtes und i^armes Klima auszeichnen^). In Brasilien hat sich die Eegierung mit der Ein- führung des Theestrauches grosse Mühe gegeben. Schon im Anfang dieses Jahrhunderts Hess sie aus China Thee- pflanzen und einige Hundert zu ihrer Pflege bestimmter Arbeiter kommen; aber man hatte zunächst keinen Erfolg, namentlich deshalb, weil man es in der Auswahl der Anpflanzungsorte versehen hatte, und weil die Chinesen zum grössten Teil den ungewohnten Yerhältnissen zum Opfer fielen*^). Erst Jahrzehnte darauf gelang die Thee- kultur, aber nur in den Provinzen Kio de Janeiro und Säo Paulo, und auch hier nicht in dem Umfange, dass das erzeugte Blatt, „Cha da India" oder „Cha nacional'* genannt, in der Ausfuhr jemals eine Kolle gespielt hätte; auch scheint sich das Absatzgebiet überhaupt nie über die übrigen Küstenprovinzen Brasiliens ausgedehnt zu haben, *j Vgl. S. 279 Z. 1 und 2 v. u. ^) L. S c h m a r d a ' s Reise um die Erde in den Jahren 1853 — 1857. I^raunschweig 1861. Bd. lil. S. 42. 3) Export 18S8. S. 243. *) Diese gehen von 1050—2100 m; s. Fuchs a. a. 0. S. 45. ^) Wappaeus, Handbuch der Geographie und Statistik von Erasilien. Leipzig 1871. S. 2083. — Oestr. Zeit sehr. f. Met. XIX. 18S4. S. 37. ^;0. Canstatt, Brasilien, Land und Leute. Berlin 1877. S. 99 f. — Vergl. Schwarzkopf a. a. 0. S. 4. 286 obwohl das Blatt Yon derselben Güte sein soll wie die gewöhnlichen chinesischen Sorten^). Die besten Pflanzungen befinden sich nach Guillemin^) in der Provinz Säo Paulo. Das Klima des Hochlandes der Provinz entspricht ungefähr dem der Hauptstadt Säo Paulo; diese hat bei einer Seehöhe von 753 m ein Jahresmittel von \9^ und mittlere Extreme von 30 ^ bezw. 12.8^^). Da entweder Südost- oder Nordwest- Winde vorherrschen, so hat das Land Eegen zu allen Zeiten^), w^enn auch am meisten von Ende November bis März^); die jährliche Regeimienge beträgt 1500 mm*). In Rio de Janeiro befinden sich die Theepflanzungert auf einem eisenhaltigen Thonboden^). Die Temperatur beträgt hier im Jahr 23.6 ^, im Juli 20.6 ^ ^). Auch hier regnet es in allen Jahreszeiten, doch am meisten im Sommer; denn von Oktober bis März fallen von 1214 mm 782 mm oder 64 % ^). Die ph^^sischen Verhältüisse scheinen also nicht ungünstig zu sein, und doch macht man dem brasilianischen Thee den Vorwurf der Herbe und des Maugels an Aroma. Dies hat wahrscheinlich seinen Grund, v/ie in Java, in unzweck-^ massigem Betriebe der Theekultur; denn man erntet auck hier, wie Houssa3^e versichert, ununterbrochen das ganze Jahr hindurch s). Diese Versicherung gilt offenbar nicht im strengsten Sinne für die Pflanzungen, welche sich bei Säo Paulo ^) A. W. Seil in, Das Kaiserreich Brasilien. Ein geographisch - statistische Skizze. Berlin 1882. S. 65. 2) Zit. bei Houssaye a. a. 0. S. 40. 3) Export 1881, No. 6, S. 78. ^) A. W. Sellin, Das Kaiserreich Brasilien. (Das Wissen der Gegenwart, Bd. 37.) Leipzig und Prng 18S5. II. Abt. S. 133. ^) Schwarzkopf a. a. 0. S. 5. 6) Woeikof a. a. 0. IT. S. 370. ') Ilann a. a. 0. S. 350 f. «) a. a. 0. S. 48. 287 selbst^) befinden. Denn da hier das Jahresmittel der Temperatur nur 19 ^ beträgt und schon Eio de Janeiro eine jährliche Schwankung von 6 ^ hat, so sinkt wahrscheinlich die Temperatur im Mittel wenigstens des kühlsten Monats erheblich unter die Grenze von 16 ^, bei welcher der Thee- strauch erst beginnt, junge Blätter zu treiben. Diese Annahme wird auch durch eine andere Thatsache wahrscheinlich gemacht. Houssaj^e berichtet nämlich, dass man die beste Ernte in den Monaten August bis Oktober erhalte, „weil in diese der Frühling falle". Hierin liegt nun ofi'enbar etwas Wahres, wenn auch nicht in Bezug auf Eio de Janeiro; denn dieses hat nach einem Juli von 20.6^ einen August von 21 ^, und man begreift nicht, weshalb gerade in dieser Zeit die Ernte am besten sein soll. Anders aber ist es in Säo Paulo; denn hier beträgt die Temperatur im Mittel 4.6 ^ weniger als in Eio de Janeiro, also im August et\\a 16^, und sonach fiele hier gerade in diesen Monat der Übergang von einer kurzen Winter- ruhe des Strauches zum ersten Blattausschlag; die Erfahrungen aus China und Japan aber lehrten uns, dass man von diesen ersten Trieben die beste Ernte gewinnt. Eine solche Winterpause kann in Eio de Janeiro nicht stattfinden, weil hier selbst der kühlste Monat über 20^ warm ist. Daher sind wahrscheinlich hier die Verhältnisse ähnlich wie auf Java, wo die imlaufe eines Jahres gewonnenen Ernten bekanntlich kaum von einander abweichend. 2) Vgl. Export 1886, No. 8, S. 119. 1) Semler a. a. 0. S. 485. 288 Zweiter Abschnitt: Die LebensbedinguDgen des Theestraiiches. A. Bedingungen der Wärme. Aus den im ersten Abschnitt gemachten Angaben ist zunächst im allgemeinen zu entnehmen, dass der Theestrauch wenigstens im Sommer eine ziemlich hohe Temperatur beansprucht; zugleich ergiebt ein Vergleich zwischen den thermischen Zuständen der Anbaugebiete von Thea assamica und Thea chinensis, dass die erstere Art in dieser Beziehung höhere ^Anforderungen stellt als die letztere. Wir wollen deshalb die beiden Arten gesondert betrachten. 1) Thea cliinensis. Der chinesische Theestrauch gedeiht in Japan am besten bei einer mittleren Jahrestemperatur von 14^ — 16^ (Tokio, Osaka); einen ähnlichen Wert, nämlich etwa 16^, fanden wir für die besten Bezirke in China. Bei demselben jähr- lichen Gange der Temperatur wie in diesen Gebieten scheint das Klima um so ungünstiger zu werden, je mehr sich das Jahresmittel nach der einen oder der anderen Seite von den angegebenen Werten entfernt; denn sowohl Nangasaki (17.5 ^) als auch Niigata (13^) stehen hinter den genannten japanischen Bezirken zurück, und ein ähnliches Verhältnis tritt uns in dem Theegebiet des Himalaja entgegen, wo der Kumaun - Bezirk (Almora 19.9 ^j im allgemeinen bessere Theesorten hervorbringt als Dehra (21.2 ^) ^), während an- drerseits auf der Höhe von Darjeeling (12.4^) der Erfolg der Theekultur ein ganz unbedeutender ist; in China be- stätigt sich unsere Annahme wenigstens nach der einen Seite, indem von den besten Bezirken aus äquatorwärts der Erfolg ') Feistmantel a. a. 0. S. 19 f. 289 der Theekiütur immer geringer wird und schliesslich am "Wendekreise, bei Canton (20.7), der Theestrauch ein ziemlich wertloses Erzeugnis liefert i). Die obere Grenze der Jahrestemperatur kann wegen Mangels an zuverlässigen Angaben nicht sicher ermittelt werden; der wärmste Ort in Japan (Nafa) hat 22.6^; fiir den südlichsten Ort mit Theekultur in Annam ermittelten wir einen ganz ähnlichen Wert, nämlich 22^. Noch einige Grade höher geht die Jahrestemperatur in Assam (bis 24.6 ^) ; hier lohnt indes der chinesische Strauch die Kultur so wenig, dass man auf seinen Anbau fast ganz verzichtet hat ^). Das kleinste Jahresmittel hat Akita-ken, nämlich nur 11^; nur wenig mehr, nämlich 12.4^ hat Darjeeling. Natürlich ist es nun viel wichtiger, zu erfahren, welche jährlichen Schwankungen der Temperatur bei derartigen Jahresmitteln der chinesiche Theestrauch zu ertragen vermag. Die mittlere Temperatur des wärmsten Monates beträgt in den besten japanischen und chinesischen Bezirken 26 ^ bis 27^5 sie kann sich aber noch um einige Grade steigern, wie in Canton, Nangasaki (28 o), Nafa, Dehra (28.8'') und Kangra (29.8); bei Hue geht sie sogar über 32^. Andrer- seits kann sie ohne Schaden für den Strauch bis auf 24:^ sinken, wie in Akita-ken und Almora. Die höchst- gelegenen Theepilanzungen am Himalaja und in Süddekan, Darjeeling und Ootacamand, haben im wärmsten Monat nur 17.2^; alle anderen Verhältnisse sind günstig, denn die Temperaturen der kältesten Monate sind relativ hoch, in Darjeeling 5.6 S in Ootacamand 11.7^; das Minimum der Temperatur beträgt in Darjeeling — 1.6^ gegen — 6.2^ in Tokio, und überdies ist an beiden Orten die Niederschlags- verteiluug und wenigstens in Ootacamand auch die jähr- liche Niederschlao'smen^e durchaus oünstig. Wir müssen daher ^) Grisebach, Die Vegetation der Erde. I. S 478. 2) Fiex a. a. 0. S. 100. 290 annehmen dass die Temperatur des wärmsten Monats hie zu gering ist, um eine gesunde Entwickelung des Strauches zu ermöglichen, und dass sie unter den genannten Wer überhaupt nicht mehr hinabsinken darf. Bei einem ähnlichen Wert endet auch die Theekultur auf Java; denn da hier die jährliche Wärmeschwankung^ nur eine geringe ist, so wird das Mittel des wärrasten Monats hier nicht viel mehr als das Jahresmittel, 17.5^, betragen. Diese Werte müssen uns auch von vornherein als sehr niedrig erscheinen, da wir wissen, dass in China nach der ersten PflUckung die Haupternte erst bei einer Temperatur von 22 0 voll reif ist; es erscheint daher wünschenswert wenn auch nicht unbedingt erforderlich, dass die Temperatur sich eine gewisse Zeit lang^ etwa im Mittel des wärmsten Monats , auf diesen Wert erhebt ; noch vorteilhafter ist es, wenn das Mittel des wärmsten Monats diesen Wert noch etwas übersteigt, am besten aber, wenn es etwa 4<^ — 5^ mehr, also 26^—27^ beträgt. Wo dasselbe, wie in Newara-Eliya, unter 16^ hinabsinkt, ist Theekultur aus oben erörterten Gründen i) nicht mehr möglich. Dass die Theepflanze leidet, wenn die Temperatur im Mittel des kältesten Monats unter den Gefrierpunkt hinab- geht, lehrt das Beispiel von Akita-keu, wo der Theestrauch, im Winter nur durch besondere Schutzvorrichtungen not- dürftig am Leben erhalten v\^erden kann. Niigata hat im Januar etwas über 0^ und liegt etwas südlich von der Polar- grenze der erfolgreichen Theekultur; an der östlichen Küste Japans, wo die jährliche Schwankung der Temperatur etwas grösser ist, verläuft diese Grenze etwa 1 V2 ^ südlicher ; hiernach liegt die Vermutung nahe, dass dieselbe annähernd mit der 0 ^-Isotherme des kältesten Monats zusammenfällt. In den besten Bezirken Japans und Chinas schwankt die Temperatur des kältesten Monats zwischen 2.5^ und 5^^ dieselbe kann aber noch bedeutend steigen, denn sie beträgt 1) S. S. 272. 291 in Canton über 12^, in den Nilagiri rund 12<^— 16^, in Nafa über 16^, in Rio de Janeiro 20.2^ und in den Pflan- zungen bei Hue sogar mehr als 21^'; noch höher geht sie vielleicht an der unteren Grenze der javanischen Theezone; denn die Jahrestemperatur beträgt hier bei ganz geringer- jährlicher Schwankung 22.5 ^ Natürlich verliert unter solchen Umständen der kälteste Monat seine Bedeutung^ da er einen Stillstand in der Vege- tation des Strauches nicht herbeiführen kann. Vorübergehende und massige Fröste erträgt der chinesische Theestrauch sehr wohl, denn dieselben treten selbst in seinen besten Bezirken auf; Tokio hat Frost in fünf Monaten; im. kältesten Monat fällt das Thermometer bis unter — 6^; dagegen macht ein Sinken der Temperatur bis auf — 9 \ wie in Niigata, schon künstliche Schutzvorrichtungen nöthig. Nach der anderen Seite kann die Temperatur, ohne dem Gedeihen des Strauches Eintrag zu thun, bis über 38 ^' steigen, wie in Dehra ; in Tokio beträgt das Maximum 33 \ 2) Thea assamica. Da diese Art am besten in Assam und Chittagong ge- deiht, so erscheint die Annahme gerechtfertigt, dass für sie- eine jährliche Temperatur von 23^—24^ am geeignetsten sei. Weniger gut gedeiht sie in Sylhet bei 24.6^ und in- Akyab und in Toung-gu bei mehr als 2G '^. Die untere- Grenze des Jahresmittels lässt sich nicht mit Sicherheit fest- stellen; denn wir wissen wohl^ dass Thea assamica in den. Nordwest-Provinzen nicht mehr fortkommt, können aber nicht erkennen, ob hieran zu geringe Feuchtigkeit, wie Money wenigstens für Kangra und Dehra-Dun annimmt \), oder zu geringe Wärme die Schuld trägt. Da indes in den Nilagiri ihre Kultur noch etwa bis 1800 m über dem Meere betrieben- wird, so scheint sie noch ein Jahresmittel von etwa 18 ^ zu ertragen. ') Vgl. S. 260 Anm. 1. :292 Die Mitteltemperatur des wärmsten Monats beträgt in Assam und Chittagong zwischen 27^2 i'ud 29^; um IV2 ^ höher als der letztere Wert ist sie in Toung-gu, nämlich 30.5 ^. Viel grösser ist ihre Schwankung nach der anderen Seite; denn an der oberen Grenze der Kultur von Thea assamica in den Nilagiri kann der wärmste Monat kaum über 21 ^ warm sein. Die Maxima der Temperatur schwanken in Assam zwischen 35 ^ und 38 ^; dass grösste Maximum hat wieder "Toung-gu, nämlich 41.2 ^. Die Mitteltemperatur des kältesten Monats schwankt in den besten Bezirken etwa zwischen 14^2^ undlT^/^^; auf 17.6^ steigt sie in Chittagong, auf 18.6^ in Sylhet, bis gegen 21^ in Toung-gu (20.G ^) und Akyab (20.8 "). Dagegen bleibt sie in den Nilagiri innerhalb der oben angegebenen Grenzen. Frost scheint die assamische Art überhaupt nicht zu vertragen; denn das kleinste Minimum, welches in ihrem Gebiet verzeichnet ist, beträgt noch 3.1 ^ (Wellington), also mehr als das höchste Minimum in den Theebezirken am Himalaja (Dehra 2.9^). Zudem bezeugt Money, dass die assamische Pflanze nnd der edle Hybrid am Himalaja nicht gebaut werden köunen, „weil die Kälte sie töte"^); diese Bemerkung macht unsere Annahme allerdings nur wahrsclieinlich, denn als Bestätigung derselben kann sie nicht gelten, weil man nicht erkennen kann, ob Money wirk- liche Frosttemperaturen oder nur za geringe Temperaturen im Auge hat. 8) llückblick. Fassen wir noch einmal die eben ermittelten oberen und unteren Grenzwerte der Mitteltemperaturen des wärmsten Monats, des kältesten Monats und des Jahres zusammen, so ergiebt sich folgende Übersicht: ') Vgl. S. 2G0 Anm. 1. 293 I. Wärmster Monat. Kältester Monat. Jahr. Thea chinensis: 17.2 °— 32.5 « 0 0—21.2 " 11 ^— 24 e <» „ assamica: 21.o "— 30.5 ** 14.5 »—20.8 ° 18 '^—26.1 » Hieraus geht hervor, dass Theekultur überhaupt möglich ist, wenn die Temperatur beträgt: II. im wärmsten Monat zwischen 17.2 ^ und 32.5 ^, „ kältesten „ „ 0^ „ 21.2^ . „ Jahr „ „ 110 „ 26.1 ^ Innerhalb dieser Grenzwerte bleiben die mittleren Temperaturen auch in den Theegebieten, welche bisher un- berücksichtigt geblieben sind. Bei der Begutachtung der thermischen Zustände eines Gebietes müssen in erster Linie die Mitteltemperaturen des wärmsten und des kältesten Monats in Erwägung gezogen werden; wollte man allein auf Grund des Jahresmittels ent- scheiden, ob Theekultur möglich ist oder nicht, so würde man in vielen Fällen zu Fehlschlüssen gelangen. Es besteht in dieser Hinsicht ein grosser Unterschied zwischen solchen Gebieten, in denen eine deutliche Scheidung des Jahres in eine warme und eine kühle Jahreszeit stattfindet, und solchen, in denen die Temperatur das ganze Jahr hindurch sich ziemlich gleich bleibt. Wir haben oben verschiedene Gebiete der letzteren Art (Newara-Eliya, obere javanische Theegrenze) kennen gelernt, in denen das Jahresmittel inner- halb der Grenzen von 11 ^ und 26.1 ^ gelegen ist, und welche doch zur Theekultur nicht geeignet sind, weil die Temperatur des wärmsten Monats, welche das Jahresmittel nur wenig übertrifft, nicht hoch genug ist. Das Jahresmittel darf also in solchen Gebieten, wo alle Monate gleichmässig warm sind, nicht weniger betragen als das oben ermittelte Minimum der Temperatur des wärmsten Monats. In den besten Gebieten der beiden Arten der Theepflanze betragen die Temperaturen bezw. -■294 III. im wärmst. Mon. im kalt. Mon. im Jahr Tb. Chili. 26«— 270, 2.5«— 50, 14«— 16«; „ assam. 27 5«— 29.5«, 14.5«— 17.0«, 23.0«— 24.0«. Aus dieser Übersicht, sowie aus Tab. I. geht hervor, dass es nicht statthaft ist, wenn indische Pflanzer behaupten, der indische Theestrauch sei klimahärter als der chinesische, vertrage also nicht nur ein wärmeres, sondern auch ein kälteres Klima als dieser. Würde man nur die Grenzwerte der Temperaturen des wärmsten und des kältesten Monats 2) ins Auge fassen, so würde man gerade zu dem entgegen- gesetzten Schlüsse kommen. Da indes die höchsten uns bekannten Maxima der Temperatur in den Gebieten des assamesischen Theestrauch es höher sind als in denen des .chinesischen, so liegt die Vermutung nahe, dass der erstere doch höhere Temperaturen ertrage als der letztere; diese Vermutung wird zur Gewissheit, wenn wir in Tab. I. die Grenzwerte der mittleren Jahrestemperaturen und in Tab. III. -alle Werte bezw. mit einander vergleichen; wir erkennen nämlich, dass für den indischen Theestrauch durchweg höhere Werte verzeichnet sind als für den chinesischen. Ferner wissen wir, dass viele Gebiete, in denen Th. chinensis gut gedeiht, für Th. assamica zu kalt sind. Hiernach ist der erste Teil der ^ben bezweifelten Behauptung dahin zu berichtigen, dass der ^ssamische Theestrauch eine höhere Temperatur nicht nur erträgt, sondern sogar verlangt. Dagegen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass diejenige Art, welche ein kälteres Jvlima erträgt, die chinesische ist.^) Die Jahrestemperatur, bei welcher der indische Thee- strauch am besten gedeiht, übertrifft die für die chinesische Art am besten passende um 8«— 9«^); nur wenig, nämlich 2«, Jbeträgt in demselben Sinne der Unterschied der wärmsten, viel mehr aber, nämlich 12«, der der kältesten Monate^); 1) Vgl. Semler a. a. 0. S. 459. ä) S. Tab. I. S. 293. 3) Vgl. S. 291 II. 292, Z. 16 fif. *) Vgl. oben Tab. III. 295 •die jährliche Wärmeschwankung beträgt mithin in den besten Bezirken von Thea chinensis etwa 10 ^ mehr als in Assam, nämlich dort rund 23*^, hier aber nur etwa IS^i). Ferner sind die Unterschiede zwischen den Grenzwerten der mittleren Jahres- und und Monatstemperaturen bei Th. chinensis durch- weg viel grösser als bei Th. assamica.^) Hiernach erscheint der weitere Schluss gerechtfertigt, dass der assamische Thee- Ätrauch nicht nur eine höhere, sondern auch eine gleich- massigere Temperatur beansprucht als der chinesische. B. Bedingungen der Feuchtigkeit. Niederschlag. Über die Ansprüche, welche die Theepflanze an den ITiederschlag stellt, lässt sich nicht mit gleicher Schärfe urteilen, da die diesbezüglichen Angaben beträchtliche Ab- weichungen von einander zeigen. 1. Thea chinensis. Im Theegebiet von China und Japan schwankt die jährliche Niederschlagsmenge etwa zwischen 1050 mm und 1800 mm, diejenige Menge aber, welche in der Zeit des Sommermonsuns fällt, zwischen 650 mm*und 1450 mm; die Schwankung ist also in beiden Fällen eine beträchtliche. Selbst in ganz benachbarten Bezirken sind stellenweise die Niederschlagsmengen sehr von einander verschieden, so in Tokio und Osaka; diese Orte liegen beide in dem ziemlich eng begrenzten besten Theegebiet Japans, und doch hat Tokio 1800 mm, Osaka, obwohl es im Mittel höhere Tem- peraturen hat, 750 mm weniger, nämlich nur 1050 mm im Jahr. Derselbe Unterschied findet zur Zeit des Sommer- monsuns statt, denn in dieser Zeit fallen an beiden Orten 62 % der bezüglichen Jahresmengen, nämlich in Tokio 1096 mm, in Osaka 654 mm, also rund 440 mm weniger. In den übrigen Gebieten, wo Thea chinensis nachweislich gedeiht, werden die oben angegebenen Grenzen des jährlichen 1) Vgl. oben Tab. III. 2) Vgl. ob. Tab. I. 296 und des sommerlichen Niederschlages im allgemeinen nicht überschritten, so in Britisch-Ostindien, Transkaukasien, Brasilien. Abweichungen zeigen nur Almora und Darjeeling. In Almora fallen im Jahr nur 900 mm ; da nun aber in. allen Stationen am südlichen Rande des Himalaja, deren Niederschlagsverteilung wir kennen, rund 90^ der Jahres- menge auf die Zeit des Sommermonsuns entfallen, so hat wahrscheinlich Almora in dieser Zeit mehr als 800 mm, also bedeutend mehr als Osaka, wenn auch weniger als Tokio. In Darjeeling ist die jährliche Niederschlagsmenge un- gewöhnlich hoch, nämlich 3050 mm, ebenso die sommerliche Regenmenge, die nicht weniger als ^800 mm beträgt. Es ist indes leider nicht zu entscheiden, ob eine solche Regen- fülle dem chinesischen Theestrauch schädlich ist, da m Darjeeling zugleich die Temperaturverhältnisse ungünstig' erscheinen.^) 2. Tliea assainica. In den Gebieten, wo Thea assamica angebaut wird^ beträgt die jährliche Regenmenge überall mehr als 2000 mm; in Jalpaiguri übersteigt sie 3900 mm, in Akyab sogar 5000 mm. Von dieser jährlichen Menge fallen auf allen Stationen^ deren Niederschlagsverteilung wir kennen, in der Zeit von April bis September rund 90 %] somit wird die sommerliche Regenmenge noch an dem regenärmsten Ort dieses Gebietes^ in Sibsagar (Jahr 2050 mm), mehr als 1800 betragen, also mehr als die ganze jährliche Regenmenge an dem regen- reichsten Ort des Gebietes von Thea chinensis, nämlich Canton^). Da ferner nach Money in Dehra-Dun, wo 1670 mm im Jahr und etwa 1500 mm im Sommer fallen, das Klima für Thea assamica zu trocken ist, so erscheint die Annahme gerechtfertigt, dass auch hinsichtlich der Niederschlagsmenge Thea assamica höhere Anforderungen stellt als Thea chinensis. 1) Aus diesem Grunde soll fernerhin von D. abgesehen werden. 2) Abgesehen von Darjeeling. Vgl. Anm. 1. 297 Genauer kann indes dieses Verhältnis nur dadurch erkannt werden, dass man die während der Erntezeit an den verschiedenen Orten fallenden Regenmengen mit ein- ander vergleicht. la. Tliea chinensis. In Japan und im mittleren China erntet man in vier Monaten (April bis Juli). In jedem dieser vier Monate fallen durchschnittlich in Osaka 106 mm oder 10 % der Jahresmenge, „ Tokio 147 „ „ 8 f „ „ Nangasaki 129 „ „ 11.5^ „ „ , „ Yokohama 183 „ „ 10 ^ „ „ , „ Schanghai 131 „ „ 10.5^ „ „ In Canton fallen in jedem der fünf Erntemonate (März bis Juli) durchschnittlich (Canton) 196 mm oder 14 ^ der Jahresmenge. Auf jeden der Sommermonate April bis September ent- fallen im Durchschnitt in Almora etwa 136 mm oder \h % der Jahresmenge, n Dehra „ 250 „ „ \h% „ „ „ Darjeeling „ 495 „ „ 16 f „ „ „ Ootacamand „ 160 „ „ 11 ^ „ „ „ Wellington „ 93 „ „ 7 „ Coonoor „ 83 „ „ 1 % ,, Poti „ 150 „ „ 9 ^ „ 2a. Thea assamica. In Assam und den benachbarten Gebieten wird acht Monate lang geerntet; in jedem dieser Monate fallen durch- schnittlich in Sibsagar etwa 250 mm oder 12 % der Jahresmenge, „ Sylhet „ 480 „ „ 12^ „ „ Goalpara „ 294 „ „ 12^ „ „ , „ Chittagong „ 317 „ „ 12^ „ „ Akyab „ 614 „ „ \2% „ „ 20 /o 11 298 3. Rückblick. Fassen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen, so ergiebt sich Folgendes: Es schwanken die Niederschlagsmengen in den Anbaugebieten von des Jahres [der warm. Jahres- zeit (6 Mon.) eines Ernte- monats Thea chinensis assamica zwischen . 1050 u. 1800 mm zwischen 205011. 5030 mm zwischen 650 u. 1450 mm zwisclien 1850 u. 4900 mm zwischen 80 u. 250 mm zwischen 250 u. 610mm Diese Übersicht ergiebt zweierlei: 1) erstens beweist sie, dass beide Arten des Thee- strauches von der Menge des Niederschlages in hohem Grade unabhängig sind (für Thea chinensis ergiebt sich dies be- sonders deutlich aus einem erneuten Vergleich zwischen Tokio und Osaka in Tab. la^); 2) zweitens bestätigt sie die oben ausgesprochene Ver- mutung, dass Thea assamica eine grössere Niederschlags- menge beanspruche als Thea chinensis; denn die für Thea assamica ermittelten unteren Grenzwerte sind teils eben so hoch, teils höher als die für Thea chinensis gefundenen oberen. Der Theestrauch gedeiht nur in Gebieten mit reichlichem Kegenfall im Sommer ; wo es im Sommer an Niederschlägen fehlt, wie in Californien, sind Anbau versuche stets fehl- geschlagen. Der Mangel an natürlicher Benetzung des Landes kann also durch künstliche Bewässerung nicht aufgewogen werden, wie etwa beim Kaffeebaum ^). Hieraus folgt, dass eine hohe Feuchtigkeit des Bodens allein den Theestrauch nicht in den Stand setzt, wiederholte Pflückungen seines Blattes zu ertragen, sondern dass hierzu auch eine hohe ') Vgl. S. 297 ob. 2) Vgl. M. Fuchs a. a. 0. S. 19. 299 Luftfeuchtigkeit erforderlich ist ; diese kann aber durch künst- liche Berieselung niemals hervorgebracht werden. Wie hoch dieselbe sein muss, kann leider wegen Mangels ^n Beobachtungsmaterial nicht ermittelt werden. Dagegen darf offenbar in der kühleren Jahreszeit die Luft beliebig trocken sein; denn in den indischen Nordwest- Provinzen kommen auf jeden der Monate Oktober bis März kaum 2% des jährlichen Niederschlages, und im Inneren Ton China herrscht um diese Zeit ein Wind, der unter allen Umständen sehr trocken sein muss, weil er ein Landwind ist, welcher aus höheren in niedere Breiten und von höher gelegenen nach tiefer gelegenen Gegenden weht. Dass auch Thea assamica einen sehr trocknen Winter verträgt, beweist der Umstand, dass in Assam in der Zeit Ton November bis Februar nirgends mehr als 2 % der jähr- lichen Regenmenge fallen, in jedem Monat also im Durch- schnitt nur V2 %' C. Bedingungen des Bodens. Die bei der Besprechung der einzelnen Theegebiete gemachten Angaben lassen erkennen, dass -die Theepflanze am besten auf einem Boden gedeiht, der etwas bündig, zu- gleich aber so locker und durchlässig ist, dass er selbst reichlich fallendes Regenwasser sogleich wieder versickern lässt. Eine starke Bewässerung des Theebodens ist nötig, um eine möglichst grosse Menge mineralischer Nährstoffe herbeizuführen und aufzuschliessen ; denn das Theeblatt ist reich an Aschenbestandteilen, und die wiederholte Entfernung der Blätter steigert die Ansprüche an die mineralische Er- nährung. 1) Die Bewässerung muss aber zugleich eine vorüber- gehende sein, weil nach der übereinstimmenden Versicherung aller Kenner stagnierendes Wasser der schlimmste Feind des Theestrauches ist 2). 1) Vgl. Grisebach a. a. 0. I. S. 480. — Semler a. a. 0. S. 516. 2) Vgl. Semler a. a. 0. S. 501; Fortune a. a. 0. S. 339-, Orisebach a. a. 0. S. 480. 20* 300 Als bester Boden erwies sich überall lockerer, mit Sand und Humus reichlich gemengter Lehmboden; derselbe ist weder zu durchlässig noch zu bündig und besitzt eine hohe- Fruchtbarkeit. Dagegen ist reiner Sandboden sowie fetter Thonboden zu vermeiden, da ersterer die oberen Schichten zu stark austrocknen lässt, letzterer aber den Abflass hemmt und nicht mürbe genug ist, um ein leichtes Eindringen der Saugwürzelchen zu gestatten. Die Erfahrung hat ferner be- wiesen, dass Torfboden sowie saurer Grasboden zur Thee- kultiir vermieden werden müssen^). Da das Grundwasser ein schlimmer Feind des Thee- strauches ist, so muss zur Anlage einer Theepflanzung ein Boden ausgewählt werden, welcher vermöge seiner natür- lichen Formation nicht viel Feuchtigkeit aufspeichern kann* es wurde schon oben darauf hingewiesen, dass sanft geneigte, tiefgründige Hänge den Vorzug verdienen. Steile Hänge müssen vermieden werden, weil sie zu leicht austrocknen und von ihnen zu leicht das fruchtbare Erdreich abge- schwemmt wird. Da der Theestrauch eine lange Pfahlwurzel treibt, so muss der Boden tiefgründig und von grobem Gesteinsmaterial frei sein.^) Schliesslich verdient es noch hervorgehoben zu werden^ dass hinsichtlich des Bodens die Lebensbedingungen von Thea chinensis und Thea assamica genau dieselben sind ^). 1) Vgl. Semler a. a. 0. S. 499 ff. 2) Vgl. ob. S. 272. 301 Dritter Abschnitt. tjber die vermutliche Urheimat des Thee- straiiches imd die geographischen Grenzen seiner heutigen Verbreitung. I. über die yermiitliclie Urheimat des Theestraiiclies. Die Ursprung] iciie Heimat des Theestrauches kann nicht mit unbedingter Sicherheit festgestellt werden, weil in ganz SO.-Asien keine Stelle bekannt ist, an der derselbe wild Torkommt, ohne dass die Eingeborenen von seinen Blättern Gebrauch machen. Wilde Theepflanzen kommen an vielen ■Stellen vor; aber dieselben können ebenso gut verwildert sein. Die Versicherung der Chinesen, der Theestrauch sei in ihrem Lande heimisch und nicht erst zum Zweck des Anbaues eingeführt, hat sich bis jetzt durch die Forschungen euro- päischer Botaniker nicht sicher bestätigen lassen i), wenn es auch nicht an Thatsachen fehlt, welche für diese Annahme sprechen. So berichtet Merz, dass er an den nördlichen Abhängen der Gebirge bei Jenpin g-fu (Provinz Fokien, am Min) Wälder Ton Fichten. Bambus und Theebäumen gesehen habe,. von denen letztere bis 15' hoch und 1' dick gewesen seien 2);- da auf der Südseite dieses Gebirges Theekultur noch in grösserer Meereshöhe stattfand und Thee das Haupterzeugnis dieses Gebietes ist, so ist nicht wahrscheinlich, dass der Eingeborene hier auf brauchbarem Boden die wertvolle Nutzpflanze hat Terwildern lassen. Für den We^^ten von China ist uns das Vorkommen der wilden Theepflanze durch Robinson bezeugt, welcher berichtet, man habe dieselbe in Assam und weiterhin östlich. 1) Vgl. Semler a. a. 0. S. 446. ^) a. a. 0. S 409. 302 bis Jünnan gefunden, wo sie kultiviert werde i). In diesem Gebiet ist sie auch von Cap. M. L e o d als ziemlich gemeine Pflanze angetroffen worden 2). Hiernach scheint der chinesische Theestrauch in der Heimat seiner Kultur auch wirklich einheimisch zu sein ; dass man ihn bisher so selten wild gefunden hat, ist wohl, ab- gesehen von unserer noch immer geringen Kenntnis des^ „Reichs der Mitte", eine Folge der uralten und intensiven chinesischen Bodenkultur, welche sich fast alles brauchbaren Landes und jeder nutzbaren Pflanze bemächtigt hat. Die Theepflanze ist fernerhin wild gefunden in Assam^), ia der Provinz Arakan (so bei Sandoway) *) und im Gebiete der Shan in Barma.^) Könnte man nachweisen, dass sie auch hier ein- heimisch und nicht nur verwildert ist, so müsste man mit de Candolle ^) ihre Urheimat in die noch unerforschten Grenz- gebiete zwischen China, Assam und Barma verlegen. Man würde in diesem Falle die in Indien einerseits und in China andrerseits- vorgefundenen, in ihren Ansprüchen an Temperatur und Nieder- schlag so verschiedenen Arten als Grenztypen einer längeren Reihe von Entwicklungsformen ansehen können, deren Zwischen- glieder in den noch äusserst wenig bekannten Grenzgebieten zwischen China, Assam und Barma zu suchen wären. IL Die geographischen Grreiizeii der heiitigeii Yer- breit iing des Theestraiiches. Da der Theestrauch mejjr als ein andres KuUurgewächa von Bedingungen der Wärme und des Niederschla«:es zu2:leich ^: a. a. 0. S. 138. 2) J. W. Helfers gedruckte und ungedruckte Schriften über die Tenasserlm - Provinz , den Mergui - Archipel und die Andamanen- Inseln. — Mitt. d. k. k. geograph. Gesellscliaft. Wien 1859. S. 200. 2) S. o. S. 258, 264 u. *) Kitter a. a. 0. II. Buch. Bd. IV. I. Abth. S. 335. ^) Das. S. 189. ®) de Candolle, Geographie botanique raisonnee. Paris 1855^ T. II. S. 853. — Ds., Der Urspr. d. K., S. 147. 303 abhängig ist, so ist seine Verbreitung weniger an polare Grenzen im allgemeinen als vielmehr an gewisse klimatische Provinzen gebunden^). In dem südostasiatischen Monsungebiet geht er am weitesten nach Norden in Japan ; denn hier endet seine Kultur an der Küste des japanischen Meeres erst bei 40^ n. Br. ; etwas weiter südlich bleibt er an der östlichen Küste von Hondo (37 ^ n. Br.) und noch südlicher in China, denn er ist in der Küstenprovinz Schantung nicht nördlicher als 36 V2* n. Br. nachgewiesen, und binnenwärts geht seine Polargrenze immer weiter nach Süden zurück, am weitesten in Jünnan, nämlich bis südlich vom 25. Parallelkreis. Der Theestrauch geht also da am weitesten nach Norden, wo durch die Nähe des Meeres die Schwankungen der Temperatur abgeschwächt werden; je grösser binnenwärts die Schwankungen werden, um so mehr weicht er nach Süden zurück. Der eigen- tümliche Verlauf der Theegrenze im südwestlichen China ist offenbar dadurch bedingt, dass sich das Land hier zu Meeres- höhen erhebt, vor denen der Theestrauch Halt machen muss. Weiter nach Norden dringt er wieder in Nord-Barma und Assam vor, nämlich bis über den 27. Parallelkreis. Von hier aus folgt die Theegrenze, vielfach unterbrochen, ungefähr der Streichrichtung des Himalaja. An den Abhängen dieses Gebirges hat er noch nicht alles Land, wo er gedeihen kann, in Besitz genommen ; doch kann er seine jetzige Polargrenze (Kangra 32^ n. Br.) nur wenig mehr überschreiten, da der Hochwall des Himalaja seinem Vordringen nach Norden eine Grenze setzt; die höchste Pflanzung (Darjeeling, 2107 m), wo die Theekultur schon wenig Erfolg mehr hat, erreicht noch nicht die Hälfte der mittleren Kammhöhe des Gebirges. Im Westen dieses Gebietes ist die Theekultur wegen der Steppennatur des Klimas unmöglich; die Theeptianze tritt erst \vieder auf in dem reich benetzten pontischen Monsun- gebiet^ wo sie bis 43 ^ n. Br., also noch weiter als in Japan und überhaupt am weitesten vom Aequator zurückweicht. ') Vgl. u. S. 305 Z. 6 ff. 304 In Hinterindien bildet die stidliclie Grenze der Thee- kultur eine Linie, von der wir nur wissen, dass sie vom Turone-Busen(16ön. Br.) aus nordwestlich nach der Gegend von Mandalay geht, doch so, dass Mandalay selbst ausgeschlossen ist. Südlich von dieser Linie kann der Theestrauch wegen zu hoher Temperatur nicht mehr gedeihen, so in Saigon, wo das Mittel des kältesten Monats mehr als 25 <^, das des Jahres mehr als 27^ beträgt. Dagegen gehen am westlichen Rande der Halbinsel Hinterindien (einschl. Malaka) die Thee- pflanzungen, wenn auch vereinzelt, bis in die Nähe des Aequators, weil sie hier geeignete Höhen mit gemässigter Temperatur vorfinden. Die Provinz Wellesley liegt nur 5 ^ nördlich vom Aequator. In Hindostan und Norddekan sind nur wenige Orte, wie Dacca und Hazaribagh, zur Theekultur geeignet; im allgemeinen ist sie von diesem Gebiet teils wegen zu geringer Regenmenge, teils wegen zu hoher Temperatur ausgeschlossen. Dagegen tritt sie wieder an den Berglehnen und auf den Hochflächen der gebirgigen Teile von Süd- Dekan und Ceylon auf; auf Ceylon nähert sie sich dem Aequator bis auf etwa 6 ^. Etwa unter derselben Breite befinden sich die Versuchspflanzungen auf Borneo. Hiernach scheint der Schluss gerechtfertigt, dass man Thee mit Erfolg selbst unter dem Aequator bauen kann, wenn nur der betr. Ort eine genügende Meereshöhe besitzt, um den klimatischen Anforderungen zu genügen. Unter dieser Voraussetzung scheint es also eine aequatoriale Grenze der Theekultur nicht zu geben. Auf der südlichen Halbkugel liegt gleichfalls in geringer Entfernung vom Aequator, aber in beträchtlicher Meereshöhe das javanische Theegebiet. Etwas weiter nach Süden geht die Theekultur auf den Fiji-Inseln. Der Breitenlage dieses Archipels entspricht auf der nördlichen Halbkugel die von Jamaika. Etwas weiter pol- wärts, nämlich ungefähr unter dem Wendekreise, befindet sich das brasilianische Theeo'ebiet. 305 Die polnächsten Theepflanzungen auf der südlichen Halbkugel befinden sich in Natal ungefähr unter 30 ° s. Br. ; ilem weiteren Vordringen der Theekultur nach Süden setzt die ungünstige Niederschlagsverteilung des Kaplandes eine unüberwindliche Schranke entgegen. Wir erkennen, dass die Theekultur in weitester Aus- dehnung und mit bestem Erfolge in solchen Gebieten betrieben wird, deren Klima Monsuncharakter trägt; in einem solchen ist ja auch die Theepflanze heimisch. Aber auch in solchen Gegenden, wo der Passat den Monsun ersetzt, wie überhaupt in allen reich besetzten Gebieten gedeiht die Theekultur wohl; sie ist daher offenbar noch einer bedeutenden Aus- breitung fähig. Für uns ist sehr wertvoll die Erfahrung, dass der Theestrauch selbst in der Nähe des Äquators, wenn auch nur in beträchtlicher Meereshöhe gebaut" werden kann; denn sie bietet uns einige Gewähr dafür, dass wir die Theekultur mit Aussicht auf Erfolg auch in unseren Schutzgebieten in Ostafrika und auf Neuguinea einführen können, wo wir in- folge der bedeutenden Erhebung des Landes über fast sämtliche Temperaturzonen der Erde und über eine Reich- haltigkeit klimatischer Gegebenheiten verfügen, welche an die Verhältnisse in Vorderindien erinnert. Die günstigen Erfolge der Theekultur auf den Fiji- Inseln berechtigen zu der Annahme, dass Thee in der Südsee auf allen Hochinseln gebaut werden kann, welche an ihren Gebirgswänden die Wasserdämpfe des feuchten Passates auf- fangen. Auf die Möglichkeit der Theekultur auf den Samoa- Inseln, sowie auf die günstigen Verhältnisse im SO, des australischen Festlandes wurde bereits oben hingewiesen. Dagegen ist die Theekultur von allen Gebieten mit regenarmen oder gar regenlosen Sommern ausgeschlossen. Das Vorkommen einiger Theesträucher auf Sicilieu ^) und den 1) S. Kämpfer a. a. 0. S. 464. 306 Azoren ^) kann diesen Satz nicht umstossen ; denn von diesen Inseln wird kein Thee ausgeführt, und in kleinem Massstabe, wie in Versuchsgärten, können viele Pflanzen mit gutem Erfolge gezogen werden, deren Kultur im grossen nicht möglich oder doch wenigstens nicht einträglich ist. Die Erfahrungen aus Californien, Singapore u. s. w. lehrten uns, dass selbst unter ungünstigen klimatischen Verhältnissen der Theestrauch durch sorgsame Pflege wohl am Leben erhalten, aber nicht zur Erzeugung von Ernten gezwungen werden kann. Eine w^eitere wertvolle Bestätigung des oben aus- gesprochenen Satzes liefert die auch von de Candolle hervorgehobene Thatsache, dass der Weinstock und der Theestrauch, zwei Gewächse, von denen das eine grosse Trockenheit, das andere grosse Feuchtigkeit liebt, wohl neben einander vorkommen, dass aber kein Weinland Thee und kein Theeland Wein zur Ausfuhr liefei-t.^) 1) de Candolle, D. U. d. K. S. 148. ;o7 Kleinere Mittheilungen, Grefangeiiscliaftslebeii eines Iltis. Die verbreitete Aunahme, dass der Iltis ausserordent- lich schwer zu zähmen sei, sowie gewisse Eigenschaften desselben sind die Ursachen, weshalb dieses bekannte Eaubthier so selten gefangen gehalten wird. Die Folge davon ist, dass über das Benehmen dieses Thieres in der Gefangenschaft nur weniges bekannt ist. Selbst Brehm, der sonst über unsere heimischen Thiere ausreichend be- richtet, giebt ausser Beobachtungen über die Zäiilebigkeit des Iltis, Widerstandsfähigkeit gegen den Biss giftiger Schlangen, sowie über Abrichtung zur Kaninchenjagd keine weiteren biologischen Notizen. Es könnte daher vielleicht dem einen oder anderen Leser interessant sein, wenn ich die an unserem gefangenen Iltis gesammelten Beobachtungen hier zusammenstelle. Vor einigen Jahren gelangten wir in Besitz eines un- gefähr 5 Wochen alten männlichen litis, welcher in der Nähe von Magdeburg gefangen war. Dieses Thierchen von der Grösse eines Wiesels Hess uns gleich an seiner plumpen Gestalt einen jungen Iltis erkennen. In zwei Monaten war er ausgewachsen und hatte einen schönen Pelz erhalten. Sah der Pelz im Sommer infolge des weniger dichten Haares struppig und glanzlos aus und war der Schwanz auf der unteren Seite sehr abgenutzt, so erhielt das Thier zum Winter einen prachtvollen dichten Pelz und einen schönen buschigen Schweif, so dass er zu dieser Zeit immer sehr stattlich aussah. Sein Gesundheitszustand war stets sehr 308 gut, sodass sich das Thierchen immer in gleicher Weise jimiiter und lustig befand. Nachdem es vier Jahre lang in unserem Besitze gewesen \Yar, mussten wir es leider fortgehen. Als Wohnung war unserem Iltis ein kleines Zimmer zugewiesen, wo er zu jeder Zeit frei umher laufen konnte. In demselben stand eine grössere Kiste, deren Boden mit Sand bestreut war, und in der wieder ein kleinerer Eaum abgetheilt war, der nur durch eine kleine Oeffnung zu- gänglich war. Dieser Eaum, der mit Heu ausgefüllt war, und zu dem man durch Abheben des Deckels leicht ge- langen konnte, bildete die eigentliche Behausung des Thieres; Mer lag es die grösste Zeit des Tages, ganz in Heu ein- gewühlt, und schlief Es hatte seinen Körper hierbei ganz zusammengerollt, so dass die Nase unter der Schwanz- wurzel lag. Sein Schlaf war so fest, dass es oft erst «rwachte, wenn man es in der Hand hatte. Störte man das Thier am Tage, so war es oine Zeitlang ganz schlaf- trunken, gähnte wiederholt mit weit aufgesperrtem Kachen und streckte hierbei seine Vorderpfötchen steif von sich. Erst gegen Abend ungefähr von 6 Uhr an war es munter und blieb dann mit kleinen Unterbrechungen die ganze Nacht hindurch bis gegen 4 Uhr wach; dann schlief unser Katz wieder bis um 8 Uhr, zu welcher Zeit er sein Früh- stück erwartete, um dann den übrigen Theil des Tages zu verschlafen. Abends nahm er im Wohnzimmer an unserer Mahlzeit theil; hier bekam er allerlei Fleischwaaren , auch W^urstschale und Knochen zum Abnagen, was er sehr gern that. Das angenehmste war ihm in Stücken geschnittenes rohes Fleisch, während er lebende Mäuse und Frösche nur todtbiss und dann liegen liess, jedenfalls weil er nicht von Anfang an daran gewöhnt war. Regelmässig erhielt er des Morgens in Milch eingeweichte Semmel. Frisches Wasser war ihm Bedürfniss. Bei dem Fressen zeigte er eine ausserordentliche Gier und bekam infolgedessen oft danach 309 ScWuclien. Auch kam es zuweilen vor, dass ihm Knochen- Stückchen im Eachen stecken blieben. So hatte sich ein^ mal ein Knochen quer zwischen die Zahnreihen des Oberkiefers eingeklemmt, so dass der Iltis das ^laul nicht schliessen konnte und die Zunge herausstrecken musste^ bis der Kn<)chen mittels einer Pincette entfernt wurde. Bei dem Umherlaufen hatte das Thier den Kücken zu einem hohen Buckel gekrümmt und bewegte sich mehr springend fort, indem es die kürzeren Vorderfüsse gleich- zeitig nebeneinander und zwar mit etwas einwärtsgestellten Zehen und dann die längeren Hinterfüsse schräg hinter- einander aufsetzte. Hierbei kam es mit dem Kinn ganz^ in die Nähe des Fussbodens, sodass es oft mit dem Kinn aufschlug. Wurde unser Iltis aber gejagt oder schlich er, so verschwand der Buckel und er sah infolgedessen viel grösser aus. Das Herabspringen von hohen Gegenständen, war ungeschickt und glich mehr einem Herabfallen; in- dessen konnte er ganz gut auf niedere Gegenstände, wie auf einen Stuhl, springen. Das Herabfallen ertrug er mit unglaublichem Gleichmuth, wie er auch sich nicht viel daraus machte, wenn er im Halse einen Knochen hatte^ oder wenn er bestraft wurde. Auf einen Schrank gelangte er mit Leichtigheit, indem er zwischen Schrank und Wand in die Höhe kletterte. Minutenlang konnte er wie ein ab- gerichteter Hund auf den Hinterfüssen stehen, was er^ ohne dass man es ihm beigebracht hatte, freiwillig that, wenn man ihm ein Stück Fleisch hinhielt oder wenn er des Abends am Tisch auf Futter wartete. Wenn er sich beim Spielen abgejagt hatte, legte er sich ganz platt auf den Boden und streckte die Füsse von sich. Eine ganz ähnliche Stellung nahm er beim Trinken ein, wenn er recht durstig zum Wassernapf kam. Grössere Lasten be- wegte er fort, indem er sie mit den Zähnen erfasste und rückwärts gehend sie fortschleifte. So wurde er einmal ertappt, als er eine ca. 10 Pfund schwere Kalbskeule^ 310 die er aus der Speisekammer geraubt hatte, seinem Bau zuschleppte. Da man hei gefangen gehaltenen Thieren besonders für Eeinlichkeit zu sorgen hat, so hatten wir unseren Iltis auch von Anfang an hierzu erzogen. Hierbei machten wir uns den Umstand zu Nutze, dass das Thier von vornherein, wenn auch nicht ausschliesslich, so doch vorzugsweise eine bestimmte Ecke seines Käfigs zum Absetzen seiner Losung benutzte. In diese Ecke stellten wir ein mit Torfmull aus- gestreutes Gefäss , dessen Zweck dann auch das Thier sofort verstand. Geschah es nun doch, dass es eine andere Stelle benutzte, was in der ersten Zeit htäufiger, später nur ausnahmsweise vorkam, so wurde es an die betreffende Stelle gebracht, mit der Nase hineingetaucht und ihm unter der Wasserleitung eine kräftige kalte Douche verab- reicht, welche Keiniguugsmittel und Strafe zugleich war. Das Beissen war ihm fast ganz abgewöhnt, so dass er nur noch zu beissen suchte, um sich gegen Strafe zu wehren, oder wenn er sehr gereizt wurde. Sein Pfleger, dem auch die Bestrafung des Thieres oblag, konnte sich mit einiger Geschicklichkeit vor den Krallen und Zähnen schützen. Fassten es aber Fremde plötzlich ungeschickt an, so er- schrak es sich und biss und verursachte, da dieselben die Hand schnell zurückzogen, kleine Verletzungen. Wir durften unseren Iltis zu jeder Zeit anfassen. Nur zuerst liess er sich dieses, wenn er in seinem Schlafraume lag, nicht ge- fallen; später duldete er auch dieses. Mit seinem Gehorsam konnten wir ebenfalls zufrieden sein. Auf seinen Namen „Katz", auf Pfeifen oder Klopfen mit seinem Futternapf hörte er stets. Er kam dann nicht gerade auf den Rufen- den zu, sondern lief im Zickzack oder im Bogen oder be- schaute und beroch die Gegenstände, die auf seinem Wege lagen. Nur, wenn er sehr hungrig war, kam er geraden Weges herbeigelaufen. Dieselbe Eigenthümlichkeit berichtet Darwin von einem Hunde, dessen Vater ein Wolf war. 311 Ein Zeichen, dass man es mit einem nicht domesticir- ten Thiere zu thun hatte, war auch das Verhalten des Iltis beim Fressen. Jeden Bissen, den er bekam, trug er in einen Schlupfwinkel, um ihn erst dort zu verspeisen. War er in der Nähe seines Käfigs, so suchte er diesen zu genanntem Zweck auf; konnte er nicht zu demselben ge- langen, so verschwand er unter dem nächsten Schranke. Ebenso holte er sich auch beim Abendessen jeden einzelnen Bissen von seinem Teller, zu welchem Ende er erst auf einen Stuhl und von da auf den Tisch springen musste. War er satt, so speicherte er alles das, was ihm noch ge- reicht wurde, in seinem Käfig auf. Waren die Thüren dorthin geschlossen, so trug er erst seine Beute unter einen Schrank und zeigte dann dadurch, dass er sich an die Thür stellte, an, wann er hinausgelassen zu werden wünschte. Oeffnete man nun die Thür, so eilte er zunächst wieder an seinen Stapelplatz, nahm so viel er tragen konnte und brachte es in seinen Käfig, um es hier unter dem Heu zu verbergen. Es war daher nöthig, hier Öfters zu revidiren, wobei zuweilen grosse Vorräthe gefunden wurden. Diese Art, Futter aufzuspeichern, ist es ja auch besonders, die den Iltis zu einem so gefürchteten Feinde unserer Bauern- höfe macht. Wenn er auch bei einmaligem Besuch eines Hühnerstalles nicht wie andere Marder an Ort und Stelle alle Hühner erst todtbeisst, bevor er eins ganz frisst, so schleppt er doch ein Huhn nach dem anderen in seinen Bau. Aus der Hand frass unser ßatz sehr geschickt. So holte er sich kleine Stücke Fleisch, die sein Pfleger fest zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, hervor, ohne ihn dabei zu verletzen. — Eine besondere Freude war es immer für ihn, wenn er Abends mit in die Wohnzimmer kommen durfte, und dieses suchte er auf jede Weise zu erzwingen. Ein zu diesem Zwecke sehr gern angewandtes Mittel war, dass er, wenn man sich in seiner Behausung befand, auf die Schultern kletterte, um dann beim Hinausgehen mit 312 herausgetragen zu werden. Ging dieses nicht, so versuchte er, sobald man die Thür öffnete, sich herauszuschleichen. War er glücklich hinausgekommen und wollte man ihn wieder in seine Wohnung bringen, so verkroch er sich unter den Möbeln. Hierbei zeigte er deutlich, dass er die ver- schiedenen Gegenstände, die ihm ein Verkriechen ermög- lichten, sowie die Reihenfolge der Zimmer sich genau gemerkt hatte und nun hieraus Nutzen zu ziehen suchte. Gegen alle fremden Gegenstände, zumal wenn dieselben bewegt wurden, zeigte unser Ratz grosses Misstrauen. Bei ihrem Anblick verkroch er sich zuerst, suchte sich dann von seinem Schlupfwinkel aus ihnen zu nähern, zog sich aber sofort wieder zurück, sobald er glaubte, dass ihm Gefahr drohe. Hervorzuheben ist hier noch, dass man ihm regel- mässig anmerken konnte, wenn er ein böses Gewissen hatte. Sowie er bemerkte, dass man die Spuren seines Sichgehen- lassens gesehen hatte, so suchte er aus Furcht vor Strafe sich sogleich fauchend zu verkriechen. Auch konnte er^ wenn man nur mit dem Finger drohte, in Furcht gebracht werden. Für Liebkosungen zeigte er wenig Verstäudniss. Seine Gemüthsbewegungen auszudrücken, hatte der Iltis mehrere Mittel. Wartete er, dass man ihm die Thüre aufmachte, oder war er überhaupt auf irgend etwas sehr aufmerksam, so bewegte er ganz schnell seinen Schwanz hin und her, wie wir es ja auch bei manchen anderen Thieren finden. Beim Spielen, wovon wir später berichten werden, liess er eigenthümliche kurz ausgestossene dumpfe Laute hören. Hier waren sie ein Ausdruck seines Vergnügt- seins. Ganz dieselben Laute, vielleicht ein wenig tiefer, stiess er aus, wenn man ihn neckte, z. B. heranrief und dann auf die Nase tupfte. Es war wohl im letzteren Falle Zeichen eines geringen Aergers. Wurde er sehr geärgert, drohte man ihm oder näherte man grössere, ihm unbekannte Gegenstände, so liess er ein lang anhaltendes Fauchen vernehmen. Wurde er bestraft, so hörte man Laute, die 313 sehr an ein Grezwitsclier erinnerten, und die man mehrere Zimmer weit vernehmen konnte. Sehr selten, nur zwei mal im Ganzen, stiess er ein lautes Gekreisch aus, und zwar fand dieses in der ersten Zeit seiner Gefangenschaft statt, als das Thier nicht in seinen Stall zurückkehren wollte und daher gejagt wurde. Hierbei entleerte er aus seiner Stinkdrüse eine schnell verdunstende Flüssigkeit, welche einen ungemein starken, moschusartigen, nicht aber ekelhaften Geruch verbreitete. Dieser Geruch ist nicht mit dem unserem Katz beständig anhaftenden zu verwechseln,, der ja auch den Werth des Iltispelzes herabsetzt. Durch diesen Geruch war das Thier denen, die an seinem hübschen Aussehen und an seinem Wesen kein Gefallen fanden, un- angenehm. Aus demselben Grunde durfte es sich im Wohn- zimmer nicht allzuviel aufhalten, sondern musste sich meistens auf unserem Flur austoben. Höchst spasshaft war unser Htis beim Spielen, wozu er fast immer aufgelegt war. Häufig führte er eine Art Tanz auf, der darin bestand, dass er sich abwechselnd überschlug und hochsprang und dabei sich immer im Kreise herumdrehte, als wenn er sich in den Schwanz beissen wollte. Hierbei wurde das schon oben genannte dumpfe Gemurr ausgestossen. Zu diesem konnte man ihn leicht veranlassen, wenn man ihm ein kleines Kissen oder ein Taschentuch zuwarf, welche Gegenstände er mit dem Maule ergriff und damit seinen Tanz ausführte. Ein anderes Spiel bestand darin, dass er alles, selbst schwerere Gegenstände, die ihm zugeworfen wurden, sofort ergriff und unter dem Schrank oder in seinen Bau schleppte. Er liebte es sehr, wenn man sich mit ihm herumbalgte. Dies fand auf dem Deckel seines Stalles statt. Sobald er sich im Nach- theil glaubte, verschwand er in seinen Kasten, um sofort wieder heraufzutauchen und den Kampf von neuem zu beginnei], w^as er solange betrieb, bis er ermattet war. Die Bisse, die er hierbei austheilte, waren nie so fest, dass sie 21 314 durch die Haut gedrungen wären. Hielt sein Pfleger, wenn das Thier in seinem Heulager sich befand, die Hand hinein, so biss es wie ein Hund spielend darauf zart herum. Von seinen Sinnen war am meisten der Gehör- und Geruchsinn ausgebildet. Durch seinen feinen Geruchsinn hatte unser Htis auch die Speisekammer, die von seiner Wohnung weit ablag, bald ausspionirt und lenkte hierhin, wenn die Thür offen stand, gern seine Kaubzüge. Merk- würdig war seine Vorliebe für Tabak. Es war ihm ein Vergnügen, im Aschenbecher, dessen Platz auf dem Tisch er genau kannte, herumzuschnüffeln, so dass er dann laut niesen musste. Dieser Geruch fesselte ihn so sehr, dass er gar nicht darauf achtete, wenn man sich ihm nahte, um ihn vom Tische herunterzusetzen. Die Cigarrenstummel, die er fand, nahm er stets mit, zerbiss sie auf dem Fuss- boden und rieb sich mit seinem ganzen Körper auf diesen. Endlich möchte es vielleicht noch interessant sein, einiges über sein Benehmen gegen die von uns zu gleicher Zeit gefangen gehaltenen Thiere und umgekehrt über deren Benehmen gegen den Iltis zu erfahren. Ein grimmiger Kampf entstand einmal zwischen ihm und einem aus- gewachsenen Hamster, den man nach seiner Promenade auf dem Flur wieder einzufangen vergessen hatte. Doch trennten wir die wüthenden Kämpen, da es sicherlich einem von beiden das Leben gekostet hätte. Dagegen liess unser Ratz einen Igel, den er oft auf seinen Wanderungen traf, immer ungeschoren , zumal da der Igel sich stets zusammen- rollte und ihm der Iltis so auch nichts anthun konnte. Kecht interessant war es auch, als wir letzteren in die Nähe unseres Mäusekäfigs brachten, das Benehmen der Insassen zu beobachten. Während die Feld-, Brand- und Haus- mäuse entsetzt in die äusserste Ecke sich flüchteten, Hessen sich unsere weissen Mäuse nicht im geringsten beim Fressen stören. Die wilden Mäuse kannten sehr wohl ihren schlimm- sten Feind, während die weissen Mäuse durch die Dornest!- 315 cation ihren Feind zu fürchten verlernt hatten. Dies war um so sonderbarer im Gegensatz zu dem auch domesticirten weissen Kaninchen, das wir in der Stube einmal frei umher laufen Hessen. AVir hatten schon gemerkt , dass es in dem Zimmer, in dem der Iltis sich zuweilen aufhielt, furchtsam alles beschnupperte, und brachten es in die höchste Angst, als wir den Futternapf des Iltis in die Stube trugen, was es durch das bekannte Aufschlagen mit den Hinterfüssen zeigte. Darauf, als das Kaninchen sich nach der Ent- fernung des Futternapfes wieder etwas beruhigt hatte, setzten wir es in die entlegenste Ecke des Wohnzimmers und brachten den litis in der Hand festgehalten in diesen Raum. Sofort wurde das Kaninchen wieder im höchsten Grade aufgeregt. Die angeführten Thatsachen beweisen wohl hinreichend, dass der Iltis ganz gut zähmbar ist. Auch sind wir über- zeugt, dass wir noch bessere Resultate erzielt hätten, wenn es uns möglich gewesen wäre, noch mehr Zeit auf das Thier zu verwenden. Wilhelm Henneberg. 316 Der Spriiigfroscli (Raiia agilis) im Hoclizeitskleide. Soeben (2. April) ging mir durch die Güte des Herrn Naturalienhändlers V. Fric in Prag ein lebendes brünstiges Männchen von Rana agilis aus Karlstadt bei Agram zu, welches das bei dieser Art noch nie constatirte Phänomen des „blauen Reifs" an der Kehle und den Seiten aufweist, welches bisher nur bei den Männchen von Rana arvalis und Rana temporar ia im Hochzeitskleid bekannt war.^) Leider ist die blaue Farbe in Folge des langen Transports jetzt ziemlich verblasst, aber es kann für mich keinem Zweifel unterliegen, dass sie ursprünglich ebenso intensiv himmelblau war, wie bei Rana arvalis zur Zeit der höchsten Brunst. Das wird durch beifolgende Zeilen Herrn Fric's bestätigt, welche zugleich einen Beleg liefern, wie im Volke noch heutzutage um auffallende Erscheinungen aus dem Bereiche der Natur Mythen sich bilden: Dieser Frosch ist in der Natur schön himmelblau und heisst auf kroatisch Plavke modrake^)^ Blaufrosch, er erscheint im Jahre, nach der mir gemachten Mittheilung, bloss einmal und findet man ihn bloss etwa 3 Wochen im Frühjahr auf einem einzigen Torfgebiete." — Selbstredend verschwindet der Blaufrosch nach obigen drei, der Brunst gewidmeten Wochen nicht spurlos, sondern zieht nur sein braunes Sommerröckchen an und streift dann bis zum Winter in Feld und Wald umher. 1) Bedriaga, die Lurchfaiina Europas. Bull. Soc. Natural, Moscou. 1889. nouv. ser. tome III. pag. 329. ^) Mögen gelehrte Kenner des Kroatischen einen etwaigen Sprach- fehler verzeihen! Wolterstorf f. 317 In den übrigen Beziehungen erweist sich das fragliche Individuum als völlig typisch, und bestätigt Freund Dr. 0. Böttger die Richtigkeit meiner Determination. Zu bemerken wäre höchstens noch die dunkele, fast schwarze Färbung der Daumenschwiele. — Thiergeographisch ist der Fundort zwar vielleicht neu, aber ohne besonderes Interesse, da Eana agilis, der Springfrosch, jetzt aus ganz Oesterreich, Italien und angrenzenden Ländern bekannt ist. (Vergl. die treffliche Arbeit Herrn v. Mehely's in diesem Jahrbuch.) Frankfurt a. M., 2. April 1891. Wolterstorff. Yollstäiidige Entwicklimg eines Frosches (Hylodes?) im Ei. Wie mir HerrV. Fric ferner mittheilt, hat er aus Peru mehrere Froscheier mit vollständig ausgebildeten Fröschchen darin erhalten, welche weit vom Wasser entfernt unter Gras auf der Erde gefunden wurden; der nähere Fundort ist leider nicht mitgetheilt. Ein zur Ansicht übersandtes Tier misst im Ei ca. 6 mm Länge und hat keine Spur vom Schwanz mehr, die Füsse sind mit Haftballen versehen, wie bei unserm Laubfrosch, doch fehlt die Schwimmhaut, Eine solche, innerhalb des Eis total beendete Metamorphose ist in ganz gleicher Weise unter den tropisch - amerikanischen Fröschen vom Antillenfrosch, Hylodes martinicensis Tschud., bekannt geworden (vergl. Brehm's Thierleben, 2. Aufl., pag. 565— 566), und in der That bestätigt mir Freund Dr. 0. Böttger, dass das Thierchen in Folge der erwähnten Beschaffenheit der Füsse wohl sicher in die gleiche Batrachierfamilie, die Cystigrathidae, gehört, wahrscheinlich liegt auch die nämliche Gattung, Hylodes, vor, die Species ist aber sicher von Hylodes martinicensis verschieden, da dieser auf einige Antilleninseln beschränkt ist und auch die 318 total verscliiedene Grösse die Identität ausschliesst ; das Ei des Antillenfroschs misst 18 mm Durehmesser! So vermuthet Dr. 0. Böttger, dass wir hier die einzige bislang von Peru bekannte und dort liäufige Art von Hylodes, H. lineatus Schneid., vor uns haben. Nähere Bestimmung ist z. Z. unmöglich , da von keiner der 45 bekannten Hylodes - Arten bisher die Entwicklung beobachtet wurde, ausser eben von dem Antillenfrosch. — Hier harrt noch ein reiches Arbeits- feld der Thätigkeit amerikanischer Zoologen! W. Wolterstorff. Yerbreitung der Feiierkröte (BoinTbinator igneiis). In einem früher erschienenen Schrittchen (Unsere Kriech- thiere und Lurche, Vorl. Verzeichniss der Reptilien und Amphibien der Provinz Sachsen, Zeitschr. f. ges. Naturwiss., 61. Bd., pag. 1 — 38, auch separat. Verl. von Tausch & Grosse, Halle a. S. 1888) habe ich gezeigt, dass Bombinator igneus, die echte, rothbauchige Feuerkröte, in Deutschland nur in der Tiefebene sich findet, des Weiteren sprach ich nach dem damaligen Standpunkt meiner Kenntnisse unter allem Vorbehalt die Vermuthung aus , dass diese , im Ganzen bei uns nicht sehr häufige Art in der Provinz Sachsen vorwiegend im Alluvialgebiete der Elbe und ihrer Zuflüsse und hier wieder speciell in den Auwaldungen und an ihrem Rande zu finden sei. Meine Auffassung, dass die rothbauchige Feuerkröte entschieden Tiefebene-Form ist, hat sich inzwischen wohl allgemein Bahn gebrochen und ist nicht nur für Deutschland gültig erkannt; in Westpreussen, in der grossen ungarischen Tiefebene, im Wiener Becken und in der Siebenbürger Mezöseg (vergl. die Abhandlung Herrn von Mehely's) wie in der grossen osteuropäischen, russischen Ebene — überall ist nur Bombinator igneus nachgewiesen! 319 Dagegen veranlassen mich die übrigens sehr spärlichen, neuen Fundortsangaben für B o m b i n a t o r in unserer Heimat meine weiteren Anschauungen etwas zu modi- ficieren: Die Feuerkröte lebt nicht nur bei Magdeburg, so zwischen Prester und Cracau, im Überschwemmungsgebiet der Elbe in Gewässern, die eine halbe Stunde von den nächsten Auwaldungen (Biederitzer Busch und Kreuzhorst) entfernt liegen, in grosser Anzahl, wie mir Freund Max Koch schon April 1888 bewies, sondern auch in der meist waldlosen Ebene zwischen Halle, Landsberg (Sachsen) und dem Petersberg, welche völlig ausser dem Bereich der Saale-Überschwemmungen liegt. So fand mein lieber, im August 1889 plötzlich und nur zu früh der Wissenschaft entrissener Freund A. Goldfuss in Halle im Mai 1888 die Unke in einem Dorfteich zu Tornau bei Halle und ich selbst fing mit Freund F. Marth im Juli gleichen Jahres bei Hohenthurm bei Halle zu meiner Ueberraschung und Freude in den zahlreichen Teichen und sogar in der Wasser- ansammlung eines ziemlich hoch gelegenen Porphyrstein- bruchs mit Rana esculenta subsp. vidibunda und Larven von Pelobates, auch Bombinator igneus in ziemlicher Anzahl. So wird mir jetzt auch die Mittheilung der Herren Dr. D. v. Schlechtendal und Dr. Borckert wahrscheinlich, dass dieses Thier früher in Tümpeln am Galgenberg bei Halle (Porphyrsteinbrüche!) lebte. Mir glückte es während meines hallenser Aufenthalts nicht, ein Stück von dort zu erbeuten und dürfte die Art hier aus- gerottet sein. Immerbin lassen sich diese sporadischen Fundorte an Individuenreichthum mit dem Biederitzer Busch und dem ganzen waldigen Sumpfterrain zwischen Merseburg und Leipzig, von wo das häufige Vorkommen des Bomb, igneus mir z. B. von Ammendorf und Schkeuditz bekannt ist, nicht vergleichen und wäre ich daher für weitere, sorgfältige Nachforschungen, Mittheilungen und Belegstücke für das 320 Museum sehr dankbar. Wissen wir doch gar nichts über sein Vorkommen bei Burg oder Neuhaldensleben , zwischen Magdeburg und den Vorlanden des Harzes! Auch die Grenze seiner Verbreitung gegen Bombinator pachypus Bon., die Bergunke, ist noch von keinem Ort in der Provinz nachgewiesen ! W. Wolterstorff, Couservator am Museum des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Magdeburg, Johannisbergstrasse 12—13. ■^ M •>^' _> ^-^- .y >r. f jfc /vrpiJ g ita^r^ "'^^ i ^ s •"^^^S ^,M ^f^^ .f-.,?r t-< Wl fe^^M^^i^^ AMNH LIBRARY 100045854 .^>4 : Ml j .^ 1 v.-i£ ^■,-J^-.^<- T-i£tC:^^'. j. V-rti