EARVARDZUNIVERSII. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. uf Sr Super 5, in. NR RR Be er IE Be, N r j Re [| a SURRAER: en A Br Nr Rabir RS, r a $ N TR RER? Zanle en, JAHRESHEFTE des _ Vereins für vaterländische Naturkunde. Württemberg. “ Im Auftrag der Redaktionskonmission: | Prof, Dr E. Fraas, Prof. dr. C. v. Hell, Prof. Dr. ©. v. Kirchner, a ‚Studienrat Dr. K. Lampert, Geh. Hofrat Dr. A, v. Schmidt herausgegeben von Prof. J. Eichler _ SIEBENUNDSECHZIGSTER JAHRGANG. | Mit 7 Tafeln und I Beilage. m Stuttgart. ‘ Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann). 191, G. Mitteilungen. Die verehrlichen Mitglieder und Tauschgesellschaften werden behufs Vermeidung von Irrtümern dringend gebeten, sich für ihre Sendungen an den Verein folgender Adresse zu bedienen: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg Stuttgart (Württemberg) Königl. Naturalienkabinett. Manuskript für diese Jahreshefte ist in druckfertigem Zustand jeweils bis spätestens zum 1. März an die Redaktion abzuliefern. Den Verfassern stehen auf Wunsch 50 Sonderabzüge, weitere Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten zur Verfügung. Umschläge mit Titeln werden besonders berechnet. Altere Jahrgänge dieser Jahreshefte können, soweit die Vor- räte reichen, in neuen Exemplaren gegen Nachzahlung eines Jahres- beitrags von 5 Mk. netto für den Jahrgang vom Verein bezogen werden. Von einigen Jahrgängen stehen leicht beschädigte Exem- plare zu billigeren Preisen zur Verfügung. Das Verzeichnis der mineralogischen, geologischen usw. Literatur von Württemberg, Hohenzollern, Baden und den angrenzenden Gebieten, I. Bd. (1901—1905), zusammengestellt von Dr. Ewald Schütze, ist zum Preis von 3 Mk. netto vom Verein zu beziehen. Mitglieder, welche die Jahreshefte in Originalleinwandeinband gebunden zum Preis von 6 Mk. zu beziehen wünschen, wollen dies der Geschäftsstelle oder dem Vereinskassier Dr. C. Beck, Stutt- gart, Wagenburgstrasse 10, mitteilen. Die verehrl. Mitglieder werden um rechtzeitige Mitteilung eines etwaigen Wohnorts- und Adressenwechsels dringend ersucht; ins- besondere werden die nach Stuttgart verziehenden Mitglieder ge- beten, hiervon der Geschäftsstelle (Stuttgart, Kgl. Naturalien- kabinett) Mitteilung zu machen, damit ihnen die Einladungen zu den jeweils am 2. Montag eines Monats stattfindenden wissenschaft- lichen Abenden zugestellt werden können. SEHRESHEFTIE des Vereins für vaterländische Naturkunde Württemberg. Im Auftrag der Redaktionskommission: Prof. Dr. E. Fraas, Prof. Dr. C. v. Hell, Prof. Dr. O. v. Kirchner, 0.-Studienrat Dr. K. Lampert, Geh. Hofrat Dr. A. v. Schmidt herausgegeben von Prof. J. Eichler. SIEBENUNDSECHZIGSTER JAHRGANG. Mit 7 Tafeln und 1 Beilage. u. me — — Stuttgart. Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann). I QJUL, IE LEHE De SI EEG Inhalt. I. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten und die Sammlungen des Vereins. Bericht über die 65. Hauptversammlung am 24. Juni 1910 in Eßlingen. $. VII. Wahl des Vorstands und des Ausschusses. 8. IX. Antrag auf Statutenänderung. S. X. Verzeichnis der Zugänge zu der Württembergischen Landessammlung: A. Zoologische Sammlung. S. XL. B. Botanische Sammlung. S. XX. ©. Mineralogisch-paläontologische Sammlung. S. XX1U. D. Bibliothek. S. XXIV. Rechnungsabschluß für das Jahr 1910. S. XXXVI. Veränderungen im Mitgliederbestand. S. XXXVII. Nekrologe. Zum Gedächtnis an Dr. Carl Theodor von Baur (Mit Bild.) Von Prof. Dr. BE, Fraas. S. XL. Dr. Freiherr Richard König von und zu Warthausen. (Mit Bild.) Von Oberstudienrat Dr. K. Lampert. S. XLIV. II. Sitzungsberichte. 65. Hauptversammlung zu Eßlingen am 24. Juni 1910. S. L. Wissenschaftliche Abende in Stuttgart. S. LV. Oberschwäbischer Zweigverein für vaterländische Naturkunde. S. LXXXI. Ausflug nach Bregenz. S. LXXXI. Schwarzwälder Zweigverein für vaterländische Naturkunde S. XCIII. Blochmann: Über Fischsterben durch Infektion mit Cercarien. 8. XCVI. — — Über den Flug der Fledermäuse 8. XCVII. Bräuhäuser, M.: Über den Internationalen Geologenkongreß zu Stockholm, im August 1910. S. LVI. Engel: Vorlage eines Weiß-Jura-Planulaten. S. X. Fraas, E.: Die Tertiärbildungen der Ulmer Alb. S. LXXV. Gmelin, W.: Beiträge zur Atmungsmechanik des Pferds. S. LXXIX. Groß: Reise nach Mittelitalien. S. LXXXI. v. Grützner: Über einen neuen Farbenkontrastversuch. $. XCIII. Hilzheimer, Max: Zoogeographische Aufgaben in Südwestdeutschland. S. LXI. a*F IV Inhalt. Jordan, H.: Über Verdauung außerhalb des Körpers bei Carabus auratus, S. XCV. — — Über die Wirkungsweise der Mundwerkzeuge bei Seidenraupen. S. XCIX. Kauffmann, Hugo: Untersuchungen im ultravioletten Spektralgebiet. S. LXXIV. Klunzinger: Über die Beteiligung der Ratten an der Verbreitung der Pest. S. LXXV. Knoche, E.: Die Nonne (Ocneria monacha). S. LXXVI. Kohler: Skizzen aus dem Pflanzen- und Tierleben der Neckaraltwasser. SERE Krauß, Friedrich: Über Küsten-Hebungen und Senkungen. 8. LXXXIV. Küster, W.: Über den Chemismus der Atmung. 8. LXXX. Lampert, K.: Über Einschleppung fremder Tiere durch den Verkehr. 8. XCI. — — Über Leuchttiere und Leuchtorgane. S. LV. Lang, Richard: Die geognostischen Verhältnisse der Umgebung von Eßlingen. Se, — — Über die Hebung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit. S. XCV. — — Zur Tektonik von Württemberg. 8. XCVI. Rau: Über die Bedeutung der Formenreihen für die Entwicklungslehre. S. LXXXIX, Sauer, A.: Das Radium in seiner Bedeutung für die Erdkruste S. LIH. — — Über die Schenkung vox HvpEer an das min.-geol. Institut der Techn. Hochschule zu Stuttgart. S. LXXVL Schmidt, Axel: Grabenbrüche im Vorschwarzwald. S. LXXI. Schmidt, Martin: Die Erzeugnisse der diluvialen Eiszeit in Deutschland und besonders in Oberschwaben. S. XC. — — Neue Funde aus der Trias von Rottweils Umgebung. S. XCM. Vogel, R.: Über die Innervierung und die Sinnesorgane auf den Schmetterlings- flügeln. S. XCVIL. Ziegler, H. E.: Über die Chromosomen als Vererbungsträger. 8. XCVI. — — Über einige Parasiten der Haustiere und des Menschen aus den Klassen der Saugwürmer und der Rundwürmer. S. LXXVI. III. Originalabhandlungen und Mitteilungen. Bertsch, Karl: Unsere sternhaarigen Fingerkräuter. S, 372. Blanck, E.: Über die petrographischen und Bodenverhältnisse der Buntsand- steinformation Deutschlands. (Fortsetzung und Schluß.) S. 1. Dietlen: Ammonites (Ochetoceras) uracensis, ein neuer Weiß-Jura-Ammonit. S. 330. Finckh, Alfred: Beiträge zur Kenntnis des Stuttgarter Keupers. 8. 271. — — Über die Tektonik und das Gewässernetz der Umgebung von Stuttgart. Mit Taf. III. S. 280. Fraas, E.: Embryonaler Ichthyosaurus mit Hautbekleidung. S. 480. — — Die Tertiärbildungen am Albrand in der Ulmer Gegend. S. 535. Geyer, D.: Die Molluskenfauna des Neckars. Mit Taf. V u. VI. S. 354. Gottschick, F.: Aus dem Tertiärbecken von Steinheim a. A. Mit Taf. VII. S. 496. Inhalt. V Hilzheimer, Max: Bestimmungstabellen für die in Württemberg vorkommenden Fledermäuse und Spitzmäuse, S. 549. Hüeber, Theodor: Synopsis der deutschen Blindwanzen (Hemiptera heteropter.a, Fam. Capsidae). XIV. Teil. S. 39. Lang, Richard: Das Vindelizische Gebirge zur mittleren Keuperzeit. Ein Beitrag zur Paläographie Süddeutschlands. Mit Taf. II. S. 218. Pietzcker, Franz: Über die Convoluten aus dem Ornatenton Schwabens. S. 148. Popta, €. M. L.: Über Fische von Wladiwostok und von Blagoweschtensk a. Amur, gesammelt von Herrn Dr. P. v, WITTENBURG. S. 333. Stettner, G.: Beiträge zur Kenntnis des Hauptmuschelkalks. S. 259. (Nach- trag S. 557.) _ Verhoeff, Karl W.: Über Diplopoden. 20. (40.) Aufsatz: Neuer Beitrag zur Kenntnis der Gattung Glomeris. Mit Taf. I. S. 78. Wagner, Eduard: Über die Ausbildung des Diluviums in der nordöstlichen Bodenseelandschaft mit besonderer Berücksichtigung des Schussengebietes. Mit Taf. IV. S. 289. Ziegler, Heinrich Ernst: Die Chromosomen als Vererbungsträger. S. 488. Bücheranzeige. S. 559. Beilage. Mitteilungen der Geologischen Abteilung des K. Württembergischen Statistischen Landesamts. No. 8: Münst, Max: Ortsteinstudien im oberen Murgtal (Schwarzwald). nz RN Me 1 I. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten und die Sammlungen des Vereins. Bericht über die fünfundsechzigste Hauptversammlung am 24. Juni 1910 in Eßlingen. Die Verhandlungen fanden in dem schön geschmückten Fest- saal der K. Öberrealschule statt, während in einem Nebensaal eine reichhaltige Ausstellung von Naturalien und naturkundlichen Lehr- mitteln, besonders die prächtigen Wandtafeln und sonstige Verlags- werke der Firmen J. F. Schreiber in Eßlingen, Eckstein & Stähle sowie Strecker & Schröder in Stuttgart Platz gefunden hatten. An der Naturalienausstellung hatten sich hauptsächlich die K. Oberreal- ‘ schule mit einer geologischen Sammlung aus der Umgegend, Dr. R. Lang aus Eßlingen mit einer prächtigen Mineraliensammlung und Seminaroberlehrer Kohler mit seiner Schulgesteinssammlung, ferner der Aquarienverein in Eßlingen mit einer Anzahl wohlausgestatteter Aquarien und Terrarien, die Herren Wilh. Clauß-Eßlingen und Mühl- Stuttgart mit umfangreichen entomologischen bezw. biologi- schen Sammlungen, und schließlich Bezirksschulinspektor Lauffer mit einer interessanten Zusammenstellung abnorm gebildeter Rippen- farnwedel aus dem Schwarzwald beteiligt. (Die Ausstellung, die sich allgemeiner Anerkennung zu erfreuen hatte, blieb auch in den nächsten Tagen noch zugänglich und wurde von den Bewohnern Eßlingens, insbesondere von den Seminaristen und Schülern der ver- schiedenen Lehranstalten fleißig besucht.) Bald nach 10 Uhr eröffnete der Vereinsvorsitzende, O.St.R. Dr. Lampert, die Versammlung, indem er die außerordentlich zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste, unter denen man die Spitzen der staatlichen, kirchlichen und militärischen Behörden, sowie zahlreiche Lehrer und Professoren der Lehranstalten bemerkte, herzlich begrüßte. — WW — Er erinnerte daran, daß der Verein heuer seine Jahresversammlung zum fünften Male in Eßlingen abhalte, erstmals 1854, dann 1862, 1872 und 1890. Konnte 1854 ein Redner sagen, daß durch die stetig fortschreitende Kultur das geologisch Sehenswerte immer mehr verschwinde und daß die schönsten geologischen Fundstücke nach Stuttgart gebracht worden seien, so könne man trotzdem heute sagen, daß seither die praktische Wissenschaft, die Technik gerade in Eßlingen hervor- ragend gepflegt worden sei. Aber auch die reine Naturwissenschaft habe hier von jeher hohe Wertschätzung und Förderung erfahren, und Männer wie Steudel, die beiden Hochstetter, Deffner, Salzmann, Weinland, Albert Günther (London) haben die Naturwissenschaft im allgemeinen wie die naturwissenschaftliche Heimatkunde insbesondere aufs eifrigste gepflegt und nachhaltigst gefördert. Sie haben ihren Namen weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes bekannt ge- macht, während gleichzeitig die J. F. Schreibersche Verlagsanstalt sich durch ihre naturwissenschaftlichen Bilderwerke hohe Verdienste um die Verbreitung und Popularisierung der Naturwissenschaft er- worben hat. Den Willkommgruß der Stadt bot in Abwesenheit des durch Landtagsarbeiten verhinderten Öberbürgermeisters GemeinderatFalch; er wünschte den Verhandlungen guten Verlauf und daß die Gäste eine freundliche Erinnerung an ihren hiesigen Aufenthalt mit nach Hause nehmen möchten. Rektor Haage begrüßte die Gäste namens der Eßlinger Vereinsmitglieder und des Lehrkörpers der Öberreal- schule. Mancher der Teilnehmer an der letzten Versammlung sei inzwischen abberufen worden, so Rektor Müller, Oberreallehrer Gräter, Dr. med. Adae. Vor 20 Jahren habe die Versammlung noch in einem kleinen Lokale getagt, heute sei der Festsaal nötig ge- worden, die Hörer zu fassen, ein erfreuliches Zeichen für das steigende Interesse an den Bestrebungen des Vereins. Aus Anlaß der Versammlung sei eine Ausstellung von Naturalien in Natur und Bild veranstaltet worden, von der Rektor Haage wünscht, daß sie auch ihrerseits Lust und Liebe zu den Naturwissenschaften wecke. Seminaroberlehrer Kohler überbrachte namens des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde herzliche Grüße. Pflege der Verein für vaterländische Naturkunde, sagte er, mehr die Wissenschaft der Heimat, so sei es das Bestreben des Lehrervereins, die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Forschung in Scheidemünze umzuwan- deln und sie ins Volk zu bringen, das aus ihnen seine besten Kräfte schöpfe. Als einen Gruß des Schwäbischen Albvereins hatte dessen Vor- sitzender, Rechtsanwalt Dr. Camerer, dem Verein ein Exemplar der kurz zuvor fertiggestellten neuen Wegkarte des Albvereins, das Wegnetz der nördlichen Gebietshälfte darstellend, übergeben. Nach diesen Begrüßungen erstattete der geschäftsführende zweite Vorstand, Prof. Dr. Fraas, Bericht über die Tätigkeit des Vereins und seiner Zweigvereine während des abgelaufenen Vereins- jahrs, machte Mitteilung über die Vermehrung der Vereinssamm- lungen, womit er den Dank an die Spender und Förderer derselben verknüpfte, und gedachte schließlich mit warmen Worten der im letzten Jahr verstorbenen Vereinsmitglieder, deren Andenken die Ver- sammelten durch Erheben von den Sitzen ehrten. Ferner berichtete der Vereinskassier Dr. ©. Beck über die Finanzen des Vereins und trug die von Hofrat ©. Clessler geprüfte und für richtig befundene Abrechnung für das Jahr 1909 vor. Nachdem auch die Versamm- lung den Rechnungsabschluß anerkannt und der Vorsitzende dem Redner für die mühevolle und sorgfältige Kassenführung den ge- bührenden Dank des Vereins zum Ausdruck gebracht hatte, erfolgte die satzungsmäßige Wahl des Vorstands und des Ausschusses. Es wurde wieder gewählt als erster Vorstand: Oberstudienrat Dr. K. Lampert (Stuttgart), als zweiter Vorstand: Prof. Dr. E. Fraas (Stuttgart). Im Ausschuß verbleiben die für die Vereinsjahre 1909/1910 gewählten Herren: Prof. Dr. W. Gmelin (Stuttgart), Prof. Dr. P. v. Grützner (Tübingen), Prof. Dr. K. v. Hell (Stuttgart), Prof. Dr. ©. v. Kirchner (Hohenheim), Prof. Dr. E. Müller (Stuttgart). Für die Vereinsjahre 1910/1912 wurden wiedergewählt die Herren: Dr. C. Beck (Stuttgart), Forstdirektor Dr. F. v. Graner (Stuttgart), Prof. a. D. Dr. C. B. Klunzinger (Stuttgart), Prof. Dr. A. Sauer (Stuttgart), Direktor Prof. Dr. M. v. Sußdorf (Stuttgart), Geh. Hofrat Prof. Dr. A. v. Schmidt (Stuttgart). EL aNERUE Außerdem gehören dem Ausschuß an als Kustos der botanischen Vereinssammlung: Prof. J. Eichler (Stuttgart), als Vorstand des Schwarzwälder Zweigvereins: / Prof. Dr. F. Blochmann (Tübingen), als Vorstand des Oberschwäbischen Zweigvereins: Direktor Dr. Groß (Schussenried). Als Ort der nächstjährigen Hauptversammlung (1911) wurde auf die durch Herrn Fabrikant F. Krauß überbrachte Einladung der oberschwäbischen Vereinsmitglieder hin Ravensburg, als Tag der 25. Juni bestimmt. Sodann verlas der Vorsitzende folgenden Antrag des Aus- schusses: Die Hauptversammlung wolle beschließen, daß in $ 11 der Statuten vom 24. Juni 1896 dem 1. Absatz die Bestimmung an- gefügt wird: „Der Ausschuß ist ermächtigt, sich im Bedarfs- fall durch Beiwahl zu verstärken.“ Über diesen Antrag findet die Abstimmung statutenmäßig bei der nächsten Hauptversammlung statt. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten begannen die wissenschaftlichen Vorträge. Als erster Redner sprach Dr. Rich. Lang-Tübingen über die geognostischen Verhältnisse der Umgebung von Eßlingen (s. unten S. L); ihm folgte Prof. Dr. Sauer-Stuttgart mit einem Vortrag über das Radiumin seiner Bedeutung für die Erdkruste (Referat s. u. S. LIII). Nach einer klemen Pause sprach Mittelschullehrer D. Geyer-Stuttgart über die Molluskenfauna des Neckars (s u. S. 354), wozu er eine Ausstellung der von ihm im Neckar gefundenen Konchylien ver- anstaltet hatte, worauf Seminaroberlehrer Kohler-Eßlingen „Skizzen aus dem Pflanzen- und Tierleben der Neckaraltwasser“ ent- waıf, indem er eine treffliche Schilderung namentlich des sich im Wasser abspielenden Kleinlebens gab und die Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt von der Amöbe aufwärts schilderte. Weiter machte noch Prof. Dr. E. Fraas Mitteilungen über ein vor kurzem in den Holzmadener Schiefern gefundenes, noch „mit Haut und Haar“ versehenes Exemplar eines jungen /chthyosaurus, das deutlichen Auf- schluß über die Entwicklung der Schwanzflosse gibt (s. unten S. 480), und zeigte Pfarrer Dr. Engel zum Schluß einen schönen Planulaten aus dem Weißen Jura vor, in dessen Mündung beide Aptychus wohl erhalten waren. a Um 2!/ı Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung, indem er allen, die sich um den genußreichen Verlauf der Sitzung verdient gemacht hatten, den Dank des Vereins aussprach. Nach der Versammlung vereinigte man sich zu einem gemein- schaftlichen Mittagsmahl im Gasthause zur Krone, an dem über SO Personen teilnahmen. Während der Suppe überreichte Rektor Haage den Teilnehmern mit einer launigen Ansprache eine in Metall getriebene Nachbildung des Ammonites psilonotus. Oberstudienrat Dr. Lampert brachte darauf das Hoch auf den König, den Pro- tektor des Vereins, aus; Professor Fraas erinnerte an das frühere kampffrohe Verhältnis zwischen Stuttgart und Eßlingen, dessen wehr- hafte Mauern heute nur noch zur Hebung des Fremdenverkehrs dienen. In einer geistreichen, sprudelnden Rede, in der bald heitere, bald ernste Töne angeschlagen wurden, feierte Oberbürgermeister Dr. Mülberger die Gäste, Pfarrer Engel trug das in heiteren Versen verfaßte Testament eines Plesiosaurus vor und Fabrikant Krauß aus Ravens- burg besang in ernsten Hexametern das Vaterland. Nach dem Essen wurde unter Führung von Dr. med. Man- gold die im der Städt. Höheren Mädchenschule untergebrachte Sammlung des Altertumsvereins besucht, die allseitiges Interesse er- regte; namentlich wurden die Altertümer aus der Alteßlinger, aus der römischen und alemannischen Zeit viel beachtet. Von dort aus gingen die Gäste, von denen ein Teil auch der neuen Städtischen Badeanstalt unter sachkundiger Führung einen Besuch abstattete, über die Panoramastraße am Lenaudenkmal mit dessen schönen stimmungsvollen Anlagen vorbei zur Burg, wo ihnen von der Stadt ein Imbiß gereicht wurde. Im Verlauf dieser Vespersitzung begrüßte Oberbürgermeister Dr. Mülberger die Gäste im Namen der bürgerlichen Kollegien und dankte ihnen für ihre erfolgreiche Pflege der Naturwissen- schaften und der allgemeinen Bildung des Volkes. An „seinen alten Kollegen“ Perikles erinnernd, trat er für die volle Bewertung der humanistischen Bildung neben der der Naturwissenschaften ein, darauf hinweisend, daß die alten griechischen Philosophen den heutigen Herren der Naturwissenschaft die Grundlage gegeben haben. Geheimer Hofrat von Schmid- Stuttgart feierte den Gemeinsinn der Eßlinger, ihre hochstehenden Schulen, ihren Fleiß und ihre Tatkraft und ließ senatum populumque Esslingensem hochleben. Fabrikant Roth-Reutlingen zog einen Vergleich zwischen den alten Reichs- städten Eßlingen und Reutlingen und ließ den „zünftigen Bürger- — SS meister“ Dr. Mülberger leben. Gemeinderat Brodbek erwiderte im Namen der bürgerlichen Kollegien die freundlichen an Eßlingen gerichteten Worte. Die Kollegien freuen sich, sagte er, über den Besuch so lieber Gäste, er leere sein Glas auf das Wohl des Vereins für vaterländische Naturkunde. Forstdirektor Graner sprach schließlich noch auf das Wohl der „Reichsstädterin“ Frau Oberbürgermeister Dr. Mülberger und fand stürmischen Beifall. Damit war die in jeder Hinsicht schön verlaufene Tagung zu Ende, an die jeder Teilnehmer gerne zurückdenken wird. Verzeichnis der Zugänge zu der Württembergischen Landessammlung des K. Naturalienkabinetts. A. Zoologische Sammlung. (Kustos: Oberstudienrat Dr. Lampert.) Nicht alle Naturalien, die nachstehend verzeichnet sind, konnten in der Sammlung aufbewahrt werden. Mancher Vogel z. B. erwies sich als zu stark verletzt, als daß er präpariert werden konnte, manche kleinere Säugetiere waren nicht mehr frisch genug hierzu. Allein auch solche Einsendungen sind nicht vergeblich; ganz ab- gesehen von der oft wichtigen Konstatierung eines neuen Fundorts für die einzelnen Arten werden auch alle einlaufenden Stücke auf Ekto- und Endoparasiten untersucht und niemals ist eine derartige Untersuchung erfolglos, und die reiche Parasitensammlung des Natu- ralienkabinetts wird hierdurch stets in erfreulicher Weise bereichert. Die einzelnen so gewonnenen Parasiten im folgenden Verzeich- nis mit Namen aufzuführen, ist nicht angängig, da die meisten der- selben nicht gleich bestimmt werden können. Säugetiere. Zweifarbige Fledermaus (Vesperugo discolor NArr.), Saulgau, von Herrn Oberlehrer Fleischer, daselbst; Zwergfledermaus (Vespertilio pipistrellus L.), Schussenried, von Herrn Hauptlehrer Mattes, daselbst; ;n Stuttgart, von Herrn Dr. Kiefe, daselbst; Hermelin (Putorius ermineus) L., Embryonen, von Herrn Hoflieferant Präparator Merkle in Stuttgart. Zwergmaus (Maus minutus Parn.), | S I Waldmaus (Mus sylvaticus, L), | Sal, von Herrn Oberlehrer Fleischer, daselbst; — KUN — Wanderratte (Mus norwegicus Erx1n.), Varietät, jung, Börstingen, von Herrn J. Mohr, daselbst; Hausratte (Mus rattus L.), Großbottwar, von Herrn Albert Sigel, daselbst. Über das Vorkommen der Hausratte in Württemberg verweise ich auf die Bemerkungen in den letzten Jahrgängen der Jahres- hefte anläßlich der Bescheinigung verschiedener Einsendungen von Hausratten. Feldmaus, weiße Varietät (Microtus arvalis L., var. alba Paun.), Hörsch- weiler, OA. Freudenstadt, von Herrn Forstwart Kußmaul, daselbst; Feldmaus, weiße Varietät (Mierotus arvalis PALL., var. alba), | Waldmaus (Mus sylvaticus L.), I Waldwühlmaus (Hypudaeus glareolus Buas.), von Herrn Oberlehrer Löffler, daselbst; Waldmaus (Mus sylvaticus L. nach Dr. Hınzueimer Typus für die Sub- spezies flaveo-brunneus Hınza.), Obertürkheim, von Herrn Baurat Schmid; „» (Mus sylvaticus L.), Fraßspuren derselben an Stücken von Maßholder (Feldahorn Acer campestris L.), Mergentheim, von Herrn Hauptmann Wiest, daselbst; dasselbe, Mergentheim, von Herrn Oberförster Prinz, daselbst; Scheermaus (Paludicola terrestris L.), Fraßspuren an einem von der Scheermaus abgenagten Stämmchen eines Zwergbirnbaumes; Münster a. N,., von Herrn Dr. Rheinwald, daselbst; Wasserratte (Paludicola amphibia L.), Weibchen, aus einem Versuchsfeld im Torfwerk Schussenried, von Herrn Forstamtmann Dr. Rau, daselbst; Siebenschläfer (Myoxus glis L.), Stuttgart, von Frau Marg. Bilfinger, daselbst; Hamster (Oricetus cricetus L.), mehrere Exemplare, Neckargartach, von Herrn Gemeindepfleger Mayer, dortselbst. Herr Gemeindepfleger Mayer in Neckargartach hat die Freundlichkeit gehabt, mir statistische Angaben über das Vor- kommen des Hamsters in Neckargartach und den benachbarten Gemeinden im letzten Jahr zu machen. Nach diesen Aufzeich- nungen wurden in den letzten Jahren an Hamstern erlegt: in Neckargartach in den Jahren 1907/09 je 150—200 Stück. Im Jahre 1910 dagegen stellt sich die Ausbeute folgender- maßen zusammen: Neckargartach 1623 St., Biberach a. N. 1110 St., Kirch- hausen 834 St., ÖObereisesheim 1378 St., Großgartach 414 St., Frankenbach 320 St., Böckingen 22 St. Im ganzen kamen also in der Umgebung von Neckargartach im Jahre 1910 nicht weniger als 5301 Hamster zur Strecke, eine auffallend große Zahl. Das vergangene Jahr, welches sich bei Heidenheim, — AN —- starker Feuchtigkeit überhaupt durch eine außerordentliche Häufig- keit aller Nager, besonders der Feldmäuse auszeichnete, war auch sehr reich an Hamstern. In der Zeitschrift ‚Aus der Heimat‘ des deutschen Lehrervereins für Naturkunde, in welcher ich in No. 1 des 24. Jahrgangs (1911) auch obige Angaben publiziert habe, ist ebenfalls auf das häufige Vorkommen der Hamster in Württemberg im letzten Jahre hingewiesen. Auch aus Mittelfranken habe ich Nachricht von stärkerem Auftreten des Hamsters er- halten an Orten, wo er sonst selten ist. Es ist übrigens nicht zu übersehen, daß in manchen Gegenden bei der Landbevölkerung unter der Bezeichnung ‚‚Hamster‘‘ auch die Scheermaus verstan- den wird, so z. B. nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. Rheinwald in Münster b. Cannstatt. | Es ist daher die Einsendung von Belegexemplaren oder wenig- stens genaue Erkundigung sehr erwünscht; ersteres auch wegen der Untersuchung auf Parasiten. Genauere Beobachtungen über das Vorkommen des Hamsters sind auch von zoogeographischem Interesse, da es den Anschein hat, daß dieser im Osten Deutsch- lands beheimatete Nager sein Verbreitungsgebiet westlich auszu- dehnen im Begriff steht. Feldspitzmaus (Crocidura leucodon Herm.), Saulgau, von Herrn Oberlehrer Fleischer, daselbst; Hausspitzmaus (Crocidura russulus Herm.), fünf neugeborene Junge, Stuttgart, von Herrn Hoflieferant Präparator Merkle, daselbst; Waldspitzmaus (Sorex araneus L.), Heidenheim, von Herrn Oberlehrer Löffler, daselbst; Maulwurf, gescheckt (Talpa europaea L.), Engeratzhofen, von Herrn Hauptlehrer P. Ludwig, daselbst; Reh (Capreolus capreolus L.), Schädel mit abnormem Kiefer, } Wildpark dasselbe, Schädel eines weiblichen Tieres mit Rosenstöcken bei („gehörnte Gais“), | Stuttgart, von Herrn Wildbretmetzger Schilling, Stuttgart. Vögel. Baumfalke (Falco subbuteo L.), Glattbach, OA. Vaihingen, von Freiherr v. Neurath, daselbst; Elster (Pica pica L.), Nest in einem Schlehenbusch bei Horrheim, von Herrn Hoflieferant Präparator Merkle in Stuttgart; Rabenkrähe (Corvus corone L. juv.), Calw, von Herrn Eisenbahninspektor Felix Westermayer, daselbst; Mauersegler (Oypselus apus L.), Stuttgart, von Herrn Oberbaurat Fischer, daselbst; Ziegenmelker, Caprimulgus europaeus L., Ulm, von Herrn Eugen Feil in Gaisburg; Dompfaff (Pyrrhula rubrieilla Paun.), Stuttgart, von Herrn D. Vetter, daselbst; Weindrossel (Turdus iliacus L.), Männchen, | Spechtmeise, Kleiber (Sitta caesia L.), von Herrn Hoflieferant Präparator Merkle, daselbst; Auerhahn (Tetrao urogallus L. 9), von 7 Herrn Major Kuhn in Stuttgart; Auerhuhn (Tetrao urogallus L. 9), 2 Eier derselben, Haselhuhn (Bonasa sylvestris Brenm), Gelege mit 6 Eiern, von Herrn Oberförster Probst daselbst; Wildente (Anas boschas L.), Schussenried, von Herrn Öberförster Käfer, daselbst; Zwergreiher (Ardetta minuta L.), Grünfüßiges Teichhuhn (Gallinula chloropus LATr.), junges f Schussenried, Männchen, von Gymnasiast Walter Käfer, daselbst; dasselbe, Weil der Stadt, von Herrn cand. rer. nat. Hohenstein, daselbst; Wasserhuhn (Fulica atra L.) juv., Dornstetten, von Herrn Oberförster Freih. v. Süßkind, daselbst. Stuttgart, | Schönmünzach, Reptilien. Ringelnatter (Tropidonotus natrix L.), Schwaikheim, von Herrn Jagdaufseher Oetinger, daselbst; Eine Anzahl reifer Eier und neuausgeschlüpfter Jungen derselben von Botnang, von Herrn Postboten Heintz; Kreuzotter, (Vipera berus MErr.) und Höllenotter (V. berus var. prester L.), ( Obertal, Glatte Natter (Coronella austriaca L.), von Herrn Oberförster Huß, Baiersbronn; Höllenotter (Vipera berus MERR. var. prester L., Rötenbach bei Wolfegg, von Herrn Öberlehrer Fleischer in Saulgau; Zauneidechse (Zacer/a muralis L.) mit doppeltem Kopf, Krummenacker, OA. Eßlingen, von Herrn Scharpff, daselbst. Amphibien. Teichfrosch (Rana esculenta L.), schön hellgrün, Tuttlingen, von Herrn Lehrer Rebholz, daselbst. Fische. Rotauge (Leueiscus rutilus L.), aus dem Goldersbach, von Herrn Hofrat Hinderer, Hofjagdamt, Stuttgart. Mollusken. Eine Sammlung von 20 Arten von ebensoviel Fundorten Württembergs in zahlreichen Exemplaren. Die Mollusken sind in großer Anzahl und nach biologischen Rücksichten gesammelt. — KM — Helix (Arianta) arbustorum L. wechselt nach Größe, Farbe und Form der Schale, je nachdem sie im Gebüsch (günstigster Standort), im Wald (dunkle Schale), auf Wiesen (hellgelbe Gehäuse), im Tiefland (bis 30 mm Durchmesser) oder im Hochgebirge (bis 10 mm Durchmesser) lebt. Eine ähnliche Mannigfaltigkeit zeigt Helie (Xerophila) candidula Srup. Neu für die Sammlung ist Vitrea andreaei Brrg., eine aus dem Schweizer Jura in die süd- westliche Alb sich erstreckende Art. Von Herrn Mittelschullehrer D. Geyer, Stuttgart. Anodonta cygnea L. var. cellensis ScHhrör., in prachtvoller Ausbildung aus dem ehemaligen Riedlesweiher bei Friedrichshafen, von Herın Hafeninspektor Minner, daselbst. desgleichen aus dem Schwaigfurter Weiher bei Schussenried, von Herrn Hauptlehrer Mattes, daselbst. Insekten. Coleopteren. Hausbock (Acanthocinus aedilis L.), Stuttgart, von Herrn Gymnasist Krauß, daselbst; Speckkäfer (Dermestes sp.), Larven, Heidenheim a. Brenz, von Frl. Tafel, daselbst; Schilfkäfer (Donacia sp.), Larven und Puppen, Eßlingen, von den Herren H. Fischer und C. Gerstner, Stuttgart; Holzkäfer (Hylotrupes bajulus L.), Larvengänge in einem Telegraphen- stangenstück, Ulm a. D., von Herrn Bauinspektor Bogenschütz, Vorstand der Tele- grapheninspektion Ulm. Dieser. Bockkäfer, der an Holzlagern häufig, scheint in den letzten Jahren mit Vorliebe Telegraphenstangen aufzusuchen und droht an manchen Orten zu einem Schädling zu werden. Die Gegenwart des Insekts wird erst offenbar durch die Fluglöcher, durch welche die Käfer den Stamm verlassen haben. Solcher Fluglöcher sind an Telegraphenstangen zweierlei zu beobachten: die vom HAylotrupes bajulus herrührenden sind elliptisch mit einer Größe von 3—6 mm, während kreisrunde Löcher von ca. 1 mm Durchmesser auf den Borkenkäfer Xyloterus lineatus zurückzuführen sind. Beim Volk gelten die Larven der beiden Käfer als „Wurm“. Nach gütiger Mitteilung des Vorstandes der Telegrapheninspektion Ulm, Herr Bauinspektor BoGenschürz, dem die Sammlung für gütige Überlassung des obenerwähnten Stückes einer Telegraphenstange zu Dank verpflichtet ist, tritt neben der Zerstörung der Stangen durch Fäulnispilz in den letzten 10 Jahren der ‚Wurm‘ immer häufiger auf. Liopus nebulosus L. nebst Larven, Puppen und Fraßstücken, Böblingen, von Herrn C. Gerstner, Stuttgart; Purpurbock (Purpuricenus kaehleri L.), Mergentheim, von Herrn Amtsanwalt Mühling, Weinsberg; — NE — Pappelbock (Saperda populnea L.), Larvengänge in Espenzweigen, Eßlingen, von den Herren H. Fischer und R. Härtel, Stuttgart; Laubholzborkenkäfer (Xyleborus dispar F.), Larvengänge in Buchenholz, Stuttgart, von Herrn Prof. Gmelin, daselbst; Sammlung von 210 Arten in ca. 1100 Stück, Schömberg i. Schwarzw., vom verstorbenen Herrn Amtsrichter Pfeiffer, daselbst. In der Lungenheilanstalt Schömberg im Schwarzwald suchte Herr Amtsrichter PreirrerR Heilung und Erholung; Genesung war ihm nicht beschieden; auf Jahre dehnte sich der Aufenthalt aus, bis der Tod ihm nahte. Erholung aber, Ablenkung und eine letzte Freude fand der Verstorbene in der Beschäftigung mit der Natur, in der prächtigen Umgebung seines Aufenthaltsorts wurde er zum eifrigen Sammler. Auch bei den anderen Ordnungen der Insekten begegnen wir in diesem Verzeichnis seinem Namen. Nach Hunderten zählen die Arten, nach Tausenden die Exemplare der Insekten, welche Amtsrichter PrEirr£r gesammelt hat. Er selbst hatte bei Lebzeiten noch mehrfach die Absicht ausgesprochen, seine Sammlungen der Naturaliensammlung in Stuttgart als Ge- schenk zu überlassen. Der eifrige Sammler konnte sich begreif- licherweise nicht von denselben trennen, immer und immer hoffte er seine reichen Sammlungen noch zu vervollständigen, bis ihm ein unerbittliches Halt geboten wurde. Der Bruder des Ver- storbenen, Herr Ministerialsekretär PrEIFrEr, Darmstadt, handelte im Sinn des Geschiedenen, wenn er in dankenswerter Weise die reiche Sammlung der heimischen naturwissenschaftlichen Samm- lung überwies. Der Wert der Prrirrer’schen Sammlung liegt in ihrem Cha- rakter einer sehr vollständigen Lokalsammlung; nur durch solche Lokalsammlungen in den verschiedenen Teilen des Landes kann die Verbreitung einzelner Arten genau bestimmt und unter Um- ständen den tieferen Ursachen der Verbreitung nachgegangen werden. Lepidopteren. Saateule (Agrotis caudelarum Sıer.), geblasene Raupen, Kaltes Feld, von Herrn R. Härtel, Stuttgart; Brauner Bär (Arctia caja L.), Aberration, Stuttgart, von Herrn E. Augustin, daselbst; Bär (Arctia hebe L.), Mergentheim, von Herrn Amtsanwalt Mühling, Weinsberg; Trauerspinner (Arctinia caesarea G.), Leonberger Heide, von Herrn K. Schad, Stuttgart; Silberstrich (Argynis paphia L.), Aberration, Hasenberg, von Herrn O0. Mayser, Stuttgart; n (Argynis paphia L.), geblasene Raupen, Stuttgart, von Herrn E. Kreuser, daselbst; Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. k — 2 — Blaues Ordensband (Catocala fraxini L.), Ab. moerens Fuchs, Stuttgart, von Herrn E. Müller, daselbst; Blauschillernder Feuerfalter (Ohrysophanus amphidamas Esr., Hildrizhausen, von Herrn P. Mohn, Stuttgart; Silberheufalter (Colias hyale L.), Aberration, Leonberger Heide, von Herrn K. Koch, Stuttgart; Weidenbohrer (Cossus cossus L.), Larvengänge in einem Weidenstumpf, Stuttgart, von Herrn Inspektor F. Kerz daselbst; Wermuthmönch (Oxeullia absinthii L.), geblasene Raupen, Heidenheim a.Br., von Herrn Öberlehrer Löffler, daselbst; Mohrenfalter (Erebia ligea L.), geblasene Raupen, Stuttgart, Rundaugenfalter (E. medusa F.),, , 5 R von Herrn E. Kreuser, daselbst; Fleckenspinner (Zithosia deplana Esp.), nebst Puppen, Oberland, von Herrn Dr. Knoche, Stuttgart; Schwalbenschwanz (Papilio machaon L.), 4 Stück verschiedene. Aberra- tionen, Stuttgart, von Herrn €. Gerstner, daselbst; Apollo (Parnassius apollo L.), Varietät, Hohen-Neuffen, von Herren Ferd. Bertz, Stuttgart; Tagpfauenauge (Vanessa jo L.), mit brauner Färbung, Heilbronn, von Herrn Prof. Calmbaeh, daselbst; Kastanienbohrer Zenzera (pyrina L.), Larvengang in einem Obstbaum- zweig, Stuttgart, von Herrn Gärtner Geißel, daselbst; Sammlung von 250 Arten in 700 Stück, Schömberg i. Schwarzwald, von j Herrn Amtsrichter Pfeiffer, daselbst. Hymenopteren. Gallwespe (Oynips Kollari Hre.) nebst Gallen auf Eichenblättern, Stuttgart, von Heırn Friseur K. Mühl, daselbst; Schlupfwespen, Ichneumoniden aus Puppen von Papilia machaon L. und Pyrameis atalanta L., Stuttgart, von Herrn Gärtner Geißel, daselbst; Blattwespen, Tenthrediniden sp. Larven, Stuttgart, von Herrn Gärtner Pfitzer, daselbst; Hornisse (Vespa crabro L.), Nest, Stuttgart, von Herrn Bauer, daselbst; Sammlung von 100 Arten in 450 Stück, Schömberg i. Schwarzwald, von Herrn Amtsrichter Pfeiffer, daselbst. Dipteren. Bienenfliege (Microdon mutabilis L.), Larven, Tübingen, von Herrn Hauptlehrer Werner, daselbst; dasselbe, Larven im Holz von ZLasius-Bauten, Stuttgart, von Herrn Friseur K. Mühl, daselbst. — X — Diese Fliegenlarve verdient eine besondere Erwähnung. Sie gibt jedermann, der sie nicht schon einmal gesehen hat, ein zoologisches Rätsel auf. Halbkugelig gewölbt, mit völlig flacher Bauchseite, an der die Füße nur mit der Lupe erkennbar sind, am hinteren Körperende ein kleiner, wulstartiger, horizontaler Fortsatz, wie ein Auspuffrohr, von bräunlicher Farbe, am Unterrand mit dunkleren Körnern in netzartiger Felderung angeordnet — so gleicht das Tier eher einer Nacktschnecke, als welche die Larve auch unter dem Namen Parmula beschrieben wurde, als einer Insektenlarve. Haben wir die Beine entdeckt, so möchten wir am ersten an eine Schmetterlingsraupe aus der Familie der Assel- spinner (Cochlidion) denken oder an bestimmte Bläulingsraupen. Mit letzterer scheint die Larve von Microdon auch die Lebens- weise insofern zu teilen, als sie sich in Ameisennestern findet. Es wäre sehr erwünscht, auf diese merkwürdige Larve auch fernerhin zu achten und besonders auch ihre Lebensweise zu verfolgen. Minierfliegen nebst deren Deformationen auf Margretpflanzen, K. Wilhelma, von Herrn Hofgärtner Klotz, Cannstatt; Sammlung von 250 Arten in 650 Stück, Schömberg i. Schwarzwald, von j Herrn Amtsrichter Pfeiffer, daselbst. Hemipteren. Baumwanze (Cimex rufipes FAzr.), mit Tachinenkokon behaftet, Stuttgart, von Herrn Sekretär Wanderer, Maulbronn; Wolllaus (Pemphigus nidificus Fr. Löw), auf Eschenzweig, en Schildläuse auf australischer Akazie, a von Herrn Öberstudienrat Dr. Lampert, daselbst; Sammlung von 50 Arten in 140 Stück, Schömberg i. Schwarzwald, von f Herrn Amtsrichter Pfeiffer, daselbst. Orthopteren. - Ägyptische Wanderheuschrecke (Aecridium aegypticum L.), auf der Planie in Stuttgart gefunden, von Herrn R. Beutel, daselbst; Sammlung von 15 Arten in 25 Stück, Württemberg, von Herın Fritz Rauscher, Stuttgart. Sammlung von 35 Arten in 100 Stück, Schömberg i. Schwarzwald, von j Herrn Amtsrichter Pfeiffer, daselbst. Odonaten. Sammlung von 45 Arten, 11 Gattungen in 250 Stück, Württemberg, von Herrn Fritz Rauscher, Stuttgart. Arachniden. Italienischer Skorpion (Euscorpio italicus), aus einer Eierkiste, Stuttgart, von Herrn F. Morhart, daselbst. b* NER B. Botanische Sammlung. (Kustos: Prof. J. Eichler.) Orchis Traunsteineri SAUTER, Unteressendorf, Dianthus Segwieri Vıun., Winzeln-Hochmössingen, Vicia pannonica Jacq., Rottenburg, Anagallis arvensis X coerulea, Tübingen (1909 beim Waldhörnle im Steinlachtal, 1910 auch auf dem Österberg), Mentha nemorosa W., Tübingen, Verbascum nigrum X thapsiforme WIRTGEN (= V. nothum Koch). Zu diesem letzten Fund schreibt der Einsender: Im Jahre 1908 fand ich an zwei verschiedenen Standorten der Tübinger Umgebung zwei Verbascum-Formen, die offenbar aus Kreuzungen hervorgegangen waren. Während das Vor- kommen von Verbascum nigrum L. und V. thapsiforme SCHRAD. in unmittelbarer Nähe in der einen Form ohne Schwierigkeit die Kreuzung V. thapsiforme X nigrum SCHIEDE = V. adulterinum Kock erkennen ließ (Blätter unterseits etwas fAilzig, oberseits weich- haarig, dicklich, unten schmäler, obere eiförmig, lanzettlich lang zugespitzt, wenig herablaufend, Blütenbüschel 5—6blütig, Krone groß, ausgebreitet, Antheren herablaufend, Wolle der Staubfäden hellviolett), fanden sich in der Nähe der anderen Mittelform keine Verbascum-Arten, die als Eltern hätten angesprochen werden können. Im September 1909 fand ich am gleichen Standort (aufgeschütteter Boden gegen Lustnau) zwei reichblütige Exemplare, Ende August 1910 wieder einen Stock. Die Pflanzen zeichneten sich durch sehr lange Blütezeit aus, die sich bis Ende November ausdehnte. Die außerordentlich große, radförmige Blüte erweckte den Ver- dacht der Teilnahme von Verbascum phlomoides L., der auch durch die etwas unregelmäßige Blüte begründet schien. Die Wolle der Filamente war teils violett, teils fast weiß. Das gänzliche Fehlen von Verbascum phlomoides L. in unserer Flora, dann das im letzten Jahr blühende Exemplar mit wieder nur violett wolligen Staub- fäden führten von V. phiomoides ab und brachten mich zur Über- zeugung, eine andere Kreuzung von Verbascum nigrum L. mit V. thapsiforme SCHRADER, und zwar in der bei uns bisher noch nicht aufgefundenen Form V. nothum Kock (= V. nigrum X thapsi- forme WiRTGEN) vor mir zu haben. („Stengel schwach kurzfilzig, vom Boden an ästig, gestreift, mit langen rutenförmigen Ästen, etwa SO cm hoch, untere Blätter groß, breit eiförmig [bis 6 cm breit!], dünn, dunkelgrün, gekerbt, spitz, mittlere länglich, etwas geöhrt, die oberen fast herzförmig, plötzlich zugespitzt, alle nur kurz und schmal herablaufend, Blütenbüschel entfernter stehend, 3—9hlütig, Blüten groß, gelb, radförmig, Antheren der längeren Staubfäden wenig herablaufend, Wolle violett und weiß.“) Verbänderung von Convolvulus sepium L., Tübingen, von Herrn Apotheker Adolf Mayer, Tübingen. — OMA Eine Anzahl in den Jahren 1909 und 1910 gesammelter Pflanzen aus den östlichen Teilen der Oberämter Mergentheim und Gera- bronn, darunter Helodea canadensis RıcH., im Gemeindeweiher von Rinderfeld, in der Brettach bei Musbach, Avena pratensis L., Ebertsbrunn-Rinderfeld, Melica ciliata ß. nebrodensis PAru., Creglingen, Melica uniflora Rerzıus, Lichtel (auch bei Amlishagen gefunden), Dactylis Aschersoniana GrÄBNER, Amlishagen (neu für das Gebiet), Glyceria plicata Frızs, Schrozberg, Triticum caninum L., Münster OA. Mergentheim, Scirpus Tabernaemontani GMELIN, Creglingen (Standorf-Streichenta]), (arex umbrosa Host, Spielbach-Leuzendorf, Carex vesicaria var. pendula Ückrrirz, Spindelbach (Leuzendorf-Spielbach), Juncus tenuis var. laxiflorus FieX, Leuzendorf-Enzenweiler, Orchis purpures Hupson, Wolfsbuch, Orchis maculata candidissima M. SCHULZE, Enzenweiler, Platanthera chlorantha Custer, Wolkersfelden, Dianthus carthusianorum f. humilis GRIESSELICH, Creglingen-Reinsbronn, Alsine tenuifolia WAHLENBERG, Reinsbronn, Ranunculus aconitifolius PB. platanifolius, Schmerbach-Münster, Rubus bifrons Vest, Mergentheim, Rubus rudis W. N., Schöngras-Funkstatt, Markung Leuzendorf, Rubus hirtus f. borealis G. Braun, Schöngras, Markung Leuzendorf, Kubus incultus Wirneen (— R. viridis B. incultus Fockz in A. u. G.), Schöngras-Funkstatt, Markung Leuzendorf, Rosa tomentosa cuspidatoides B-Zabelii Crärin, Spielbach, Rosa glauca rigida BrAun, Streichental-Standorf, Rosa trachyphylla typica CHrist, Igersheim, Rosa trachyphylla Jundzilliana BESSER, Weikersheim, Josa micerantha septicola DestsL., Löffelsteizen, Trifolium elegans SAvı, Spielbach-Lichtel, Lotus corniculatus P. ciliatus Koch, Klingen-Reinsbronn, Polygaea amara «a. amarella CRANTZ, Lichtel, Erythraea pulchella Fries f. simplicissima (2,5—3 cm hoch), Schonach- Burgstall (auch bei Blumweiler und Schmerbach gefunden), Myosotis caespitosa ScHuULTz, Schonach, Markung Finsterlohr, Mentha viridis f. crispata SCHRADER, Reutsachsen, Veronica Tournefortii Gm. f. hospita Merr. u. Koch, Creglingen (auch bei Leuzendorf, Gemmhagen und Gammersfeld gefunden), Euphrasia serotina Lam., weiß blühend, Spielbach-Heiligenbronn (die Art wurde auch bei Gemmhagen, Heufelwinden, Metzholz, Ober- eichenroth und Beimbach gefunden), Plantago major var. minima DC., Lichtel (auch bei Heufelwinden und Gemmhagen gefunden), Valeriana sambucifolia Mıkan, Metzholz (auch bei Creglingen gefunden), Campanula cervicaria L., Leuzendorf-Spielbach, — 230 — Matricaria discoidew DC., Musdorf, an der Straße nach Roth a. See und nach Brettheim 1910, Cirsium lanceolatum P. nemorale ReıcHz., Schmerbach, Cirsium acaule X oleraceum f. oleraciforme CELAK., Spielbach, Scorzonera humilis f. elatior SENDTNER, Spielbach-Leuzendorf, von Herrn Pfarrer Hanemann in Leuzenbronn b. Rothenburg o.T. Ein traubig verzweigtes Haselkätzchen (Corylus avellana L.) von einem Strauch zwischen Ulm und Ein- singen (s. nebenstehende Abbildung innat..Gr.), von Herrn Pfarrer Dr. Losch in Grimmelfingen. Hypnum (Rhytidium) rugosum EHRH., mit Früchten, auf Muschelkalkstein bei Mergentheim, von Herrn Pfarrer H. Dieterich, Pflugfelden. (Fruchtende Pflanzen wurden nach RABENHORST - LIMPRICHT, Krypto- gamenflora von Deutschland, 4. Abt. Moose, Ba. III S. 600 in Deutsch- land bisher nur an 7 Stellen, dar- unter 3 württembergischen: Justingen, Münsingen, Hohentwiel gefunden, wo sie von Fr. KArRER gesammelt wurden.) C. Mineralogisch-paläontologische Sammlung. (Kustos: Prof. Dr. Eb. Fraas.) Trias. Serpula valvata GoLpr., Wellengebirge, Wart bei Nagold, von Herrn Pfarrer Erhardt, Want; Enerinus efr. liliiformis, aus dem Trigonodus-Dolomit von Zimmern, von Herrn Prof. Dr. F. Haag, Stuttgart; Nautilus suevicus Puıt., Muschelkalkdolomit, Schwieberdingen, von Herrn stud. OÖ. Linck, Stuttgart; Trigonodus keuperinus Zeun., Schilfsandstein (Freyhunger Sch.), Stuttgart, Ceratites aff. intermedius Psır., Muschelkalk, Münster, von Herrn stud. A. Finckh, Stuttgart; Proterochersis robusta n. g., n. sp., eine neue Keuperschildkröte aus dem Stubensandstein von Rudersberg, von Herrn Landgerichtsrat Muff, Reutlingen; Dinosaurierreste (Teratosaurus), Stubensandstein, Pfaffenhofen, von Herrn W. Meyer, daselbst; Natica Nürtingensis v. Amm., Rhät, Nürtingen, von Herrn Kirn, daselbst; — KU — Lomatopteris jurensis KuURR, Ophioderma ventrocarinata O. Fr., Rhät, Zizishausen, von Herrn Oberlehrer Hermann, Nürtingen. Jura. Isastraeas n. sp., Ammonites paniceus Quv., Lias «, Straßdorf, von Herrn Lehrer Kinkele, Gmünd; Glyphaea n. sp., Lias «, Vaihingen a. F., von Herrn stud. O. Linck, Stuttgart; Ammonites scipionianus, stellaris, spinaries und brooki, Lias &, Gmünd, Größere Suite ausgeätzter Korallen aus dem oberen Weiß-Jura von Nattheim, von Herrn Apotheker Huß, Gmünd; Eretmosaurus (Wirbel), Lias &, Buoch, von Herrn Lehrer Jauß, Waiblingen; Acrodus nobilis Ac., Lias &, Wäschenbeuren, von Herrn Bezirksgeometer Schloz, Schorndorf; Ichthyosaurus quadriscissus Qu., Embryo mit Hautbekleidung (Orig. zu dies. Jahresh.), von Herrn Konsul Th. G. Wanner, Stuttgart; Ichthyosaurus sp. (Schnauzenquerschnitt), Lias £, Methlangen, von Herrn Dr. Köstlin, Gmünd; Ammonites coronatus, Brauner Jura d, Geislingen, von Herrn Prof. Dr. E. Fraas, Stuttgart; Ammonites uracensis DierL. (Orig. zu unten S. 330), Weißer Jura y, Urach, von Herrn ÖOberstabsarzt Dr. Dietlen, Urach; Prosopon grande H. v. M., Weißer Jura &, Sontheim a. Br., von Herrn Dr. W. Dietrich, Ulm; Ammonites hybonotus Orr., steraspis Orr., thoro Opr., ulmensis Orp., sili- ceus Qu., flexuosus, lingulatus u. a. aus dem Oberen Weib-Jura (e/£), Tuttlingen, von Herrn Oberlehrer Bracher, daselbst. Tertiär. Hyotherium simorrense Larr. (Milchgebiß), Palaeomeryx furcatus Hexs. (Geweih), Testudo promarginata Reın., Cistudo sp., Obermiocän von Steinheim i. Albuch (Kauf), Vogeleier (Anas und Ardea), Obermiocän Goldberg, von Herrn Lehrer Bechter, Aalen. Diluvium und Alluvium. Elephas trogontherii PosuLıg, annähernd vollständiges Skelet von einem sehr großen Tier, Elephas antiquus und trogontherii, Unterkiefer, Zähne und Knochen, Bison priscus (Schädel), Bos primigenius (ganzes Skelet), Cervus elaphus, Rhinoceros Merkii, Ursus Deningeri, Eguus caballus aus den altdiluvialen Sanden und Kiesen, Steinheim a. Murr (Kauf), — 2DOUNy — Rhinoceros tichorhinus (Zähne), Diluvium, Steinheim a. M., von Herrn Dr. W. Freudenberg, Tübingen; Rangifer tarandus (Renntier), Diluvium Cannstatt, von Herrn Verwalter Höschele, daselbst; Castor fiber L. (Biber), Unterkiefer, Kalktuff, Seeburg, von Herrn Lehrer Münz, Cannstatt; Bos frontosus Rur. Alluvium Backnang, von Herrn Lehrer Wittmann, daselbst. D. Bibliothek. (Bibliothekar: Prof. J. Eichler.) Zuwachs vom 1. April 1910 bis 31. März 1911. a. Durch Geschenk und Kauf. Durch Schenkung von Büchern etc. haben sich folgende Mitglieder und Gönner des Vereins um denselben verdient gemacht: Bickel, Kon- sul a. D. in Stuttgart; Blanck, Dr. E., in Breslau; Branca, Geh. Bergrat Prof. Dr. W., in Berlin; Dietrich, Dr. W.,-in Stuttgart; Feucht, Forstassessor in Stuttgart; Fraas, Prof. Dr. E., in Stutt- gart; Geyer, Mittelschullehrer in Stuttgart; Haag, Prof. Dr. F., in Stuttgart; Heni, Dr. Walter, in München; Hesse, Hofrat Dr. O., in Feuerbach; Hilzheimer, Privatdozent Dr. M., in Stuttgart; Jäger, Prof. Dr. Gustav, in Stuttgart; Joos, Carlo, Privatgelehrter in Stutt- gart; Klunzinger, Prof. Dr. C. B., in Stuttgart; König, Dr. Paul, in Bonn-Poppelsdorf; Lang, Privatdozent Dr. R., in Tübingen; Meyer, M., Baurat, in Stuttgart-Degerloch; Regelmann, Rechnungsrat a.D. in Stuttgart; Schmidt, Geh. Hofrat Prof. Dr. Aug., in Stuttgart; Stoller, Dr. J., Landesgeologe in Berlin; Wundt, Öberbaurat in Stuttgart. I. Zeitschriften, Gesellschaftsschriften etc. Aus der Heimat. Organ des Deutschen Lehrervereins für Natur- kunde. 22. und 23. Jahrg. 1909 und 1910. (Lehrerverein für Naturkunde.) Berichte des Oberrheinischen Geologischen Vereins No. 43, II. (1910.) Bombay Natural history society Journal. Vol. XI— XVII, 1897 — 1908. (Bickel.) Eclogae geologicae Helvetiae Bd. XI, 1—3. Prof. Dr. G. Jäger’s Monatsblatt. Jg. I, II, II—XXVII, XXIX, 1—6. (1882 — 1910.) Verhandlungen der Ges. deutscher Naturforscher und Ärzte. 78. Vers. zu Stuttgart 16.—22. Sept. 1906. (Leipzig 1907.) 8°. (Joos.) Wisconsin Natural history society, Bulletin Vol. VII (1909), VII, 3 Aoıo). — Bull. of the public Museum of the eity of Milwaukee Vol. I, 1 (1910). Zoologischer Beobachter, Jahrg. 51, 1910. — DO — II. Schriften allgemein-naturwissenschaftlichen Inhalts. Jäger, Gustav, Die menschliche Arbeitskraft. München 1878. 8°. — Seuchenfestigkeit und Konstitutionskraft und ihre Beziehung zum spezifischen Gewicht des Lebenden. Leipzig 1878. 8°. — Die Seele der Landwirtschaft oder die Lehre vom Dünger, der Boden- müdigkeit und den stofflichen Bedingungen des Pflanzentriebs. Leipzig 1884. 8°, — Aus Natur- und Menschenleben. Leipzig 1894. — Das Leben im Wasser. Stuttgart, ohne Jahreszahl. (1908). Klunzinger, C. B., Belehrender Begleiter für Aquarien- und Terra- rienfreunde. Stuttgart (o. J.). 8°. Kröner, Eugen, Das körperliche Gefühl. Breslau 1837. 8°, Wohl, A., Organische Chemie und die Lehre vom Leben. (Hochschul- festrede.) Danzig 1910. 8°. III. Zoologie, Anatomie. Braun, Hermann, Die spezifischen Chromosomenzahlen der einhei- mischen Arten der Gattung COyclops. Leipzig 1909. 8°. Geyer, D., Die deutschen Pupilla-Arten. 1910. 8°, — Die Molluskenfauna der Schwäbischen Alb. Frankfurt 1910. 4°. Hein, W., Bellini’s Sexualdimorphismus der mediterranen Steigaale und die nordische Aalbrut. München 1910. 8°. Hilzheimer, Max, Studien über den Hypopharynx der Hymenopteren. 1904. 8°. — Eine kleine Sendung chinesischer Säugetiere. 1905. 8°. — Über einige Tigerschädel aus der Straßburger zoologischen Samm- une 1305781. — Die europäischen Hasen. 1906. 8°. — Papio mundamensis, Felis deliensis, Canis reissii und andere neue Säugetiere. 1906. 8°. : — Vererbungstheorien und Tierzucht. 1906. 8°. — Die geographische Verbreitung der afrikanischen Grauschakale. 8°. — Einige Zahnanomalien wilder Tiere. 1908. 8°. — Wie sollen wir die Haustiere benennen? 1908. 8°. — Die italienischen Haustiere. 1908. 4°. — Zur Kenntnis der nordafrikanischen Schakale. 1908. 4°, — Die Haustiere in Abstammung und Entwicklung. Stuttgart o. )J. MOL) ©“ — Neue tibetanische Säugetiere. 1910. 8°, — Zur systematischen Bedeutung des Tränenbeines. 1910. 8°. — Beitrag zur Kenntnis der fossilen Bisonten. 1910. 8°. — Stammt der Mensch vom Affen ab? 1910. 8°. Jäger, Gustav, Wanderungen durch das Tierreich aller Zonen, mit Bildern von Fr. Specht. Stuttgart 1880. 4°. Matscheck, Hermann, Über Eireifung und Eiablage bei Copepoden. Leipzig 1910. 8°. —. OO — Reiser, O., Liste der Vogelarten, welche auf der von der Kais. Akad. d. Wissensch. 1903 nach Nordostbrasilien entsendeten Expedition unter Leitung des Hofrates Dr. F. Steindachner gesammelt wurden. Wien 1910. 4°. IV. Botanik. Feucht, O., Zur Kenntnis der gefeldert-rindigen Buche. 1910. 8°. König, Paul, Studien über die stimulierenden und toxischen Wir- kungen der verschiedenwertigen Chromverbindungen auf die Pflan- zen, insbesondere landwirtschaftl. Nutzpflanzen. Berlin 1910. 8°. Müller, Otto, Bacillariaceen aus dem Nyassalande und einigen be- nachbarten Gebieten. 1910. 8°. Schwäbisches Baumbuch, herausgeg. von der K. württ. Forstdirektion. Stuttgart 1911. 4°. (K. Forstdirektion.) V. Mineralogie, Geologie, Paläontologie. Andr&e, Karl, Zur Kenntnis der Crustaceen-Gattung Artihopleura JoR- DAN und deren systematischer Stellung. Stuttgart 1910. 4°. Blanck, E., Über die Bedeutung der Bodenkarten für Bodenkunde und Landwirtschaft. Stuttgart 1911. 8°. — Zur Entwicklung des Pontus im jüngeren Tertiär. 1910. Branca, W., Vulkane und Spalten. Mexiko 1907. — Widerlegung mehrfacher Einwürfe gegen die von mir vertretene Auf- fassung in der Spaltenfrage der Vulkane. Stuttgart 1909. — Über die Abtrennung der Paläontologie von der Geologie. 1910. Dietrich, W. O., Ensigervilleia, eine neue Gervilliengruppe aus dem oberen weißen Jura von Schwaben. Stuttgart 1910. Fraas, E., Der Petrefaktensammler. Stuttgart 1910. 8°, geb. Gaub, Friedr., Die jurassischen Oolithe der schwäbischen Alb. Jenal1910. 4°. Haag, F., Bemerkungen zur Geologie von Schwenningens Umgebung. Stuttgart 1911. 8°. Jäger, Gustav, Bericht über ein fast vollständiges Skelett von Palaeo- pterya ingens. Wien 1863. 4°. Kolb, Rudolf, Die Kieselspongien des schwäbischen Weißen Jura. Stuttgart 1910. 4°. Lang, Rich., Die technische Verwendbarkeit der Werksteine des schwä- bischen Stubensandsteins. 1910. gr. 8°. Regelmann, C., Die Tektonik der Schwäbischen Alb. 1910. Schmidt, Rob. Rud., Der Sirgenstein und die diluvialen Kulturstätten Württembergs. Stuttgart 1910. 8°. Stoller, J., Die Beziehungen der nordwestdeutschen Moore zum nach- eiszeitlichen Klima. 1910. — Spuren des diluvialen Menschen in der Lüneburger Heide. 1910. VI= Rarten. Geological map of Vietoria, (Dep. of Mines Melbourne, V.) Wegkarte des Schwäb. Albvereins. Nördl. Hälfte. Herausgeg. vom Statist. Landesamt 1910. (Schwäb. Albverein.) — XXVU — VII. Chemie, Physik, Astronomie etc. Bornemann, Ferd., Über das Osmium. München 1910. Eppler, Richard, Zur Theorie des induzierten Magnetismus. Tübingen MON, SL. v. Haimberger, Paul, Beiträge zur Bestimmung der Strahlenbrechung über der Meeresfläche. 1910. Hesse, O., Beitrag zur Kenntnis der Flechten und ihrer charakteri- stischen Bestandteile. (12. Mitt.) Leipzig 1911. 8°. Jäger, Gustav, Wetteransagen und Mondwechsel. Stuttgart 1893. 8°. — Wetter und Mond (Nachtrag zu vorigem). Stuttgart 1894. 8°. — Die Lösung der Mondfrage. Stuttgart 1897. 8°. Maier, Rud., Über einen Apparat zur Messung der Dampfspannungen verdünnter wässeriger Lösungen. Leipzig 1909. 8°. Neuscheler, Karl, Untersuchung stehender Schallschwingungen mit Hilfe des Widerstandsthermometers. Leipzig 1910. 8°. Schmidt, A., Die erdmagnetischen Elemente in Württemberg im Jahre 1910. Stuttgart 1910. IX. Schriften verschiedenen Inhalts. Hein, W., Ausstellungen und Ausstellungstechnik. München 1910. 8°, Hein, Dr. Walter, Bericht über den Ersten Lehrgang der Fischerei- schule des Bayerischen Landesfischereivereins in Starnberg vom Zap 19 1, 190, München 1910. or. 3% Jäger, Gustav, Die Darwin’sche Theorie und ihre Stellung zu Moral und Religion. Stuttgart o. J. (1869). — Die Normalkleidung als Gesundheitsschutz. 3. Aufl. Stuttgart 1883. 8°. — Mein System. (4. Aufl. des vor.) Stuttgart 1885. 8°. — Health culture and the sanitary woollen system. London 1886. — Über Nahrungsmittelreform mit Hilfe der Neuralanalyse. Stuttgart 1er — Die Uniform im Lichte der Gesundheitslehre. Stuttgart 1887. 8°. -—- Sammlung der von Prof. Dr. G, Jäger und seinen Anhängern ver- _ öffentlichten Flugschriften. Stuttgart 1887. 8°. — Die Hausaufgaben. Stuttgart 1896. 8°. — dGesundheitspflege. Stuttgart 1899. — Zu Prof. Jägers 70. Geburtstag. Stuttgart 1902. 8°. — Selbstarznei und Heilmagnetismus. Stuttgart 1908. Klunzinger, C. B., Geschichte der Stuttgarter Tiergärten. Stutt- gart 1910. Mayer, Martin, Betrachtungen eines Bautechnikers über die Einrich- tung von Schausammlungen. Berlin 1910. 4°. | b. Durch Austausch unserer Jahreshefte!: Amani, s. Deutsch-Ostafrika. ! In dem Verzeichnis sind sämtliche Gesellschaften usw. angeführt, mit denen der Verein Schriftenaustausch unterhält. Von den Gesellschaften, hinter deren Namen sich keine Angaben finden, sind dem Verein während der Bericht- zeit keine Tauschschriften zugegangen. — KON — American Academy of arts and sciences (Boston): Proc. Vol. XLV, 4—21; Vol. XLVI, 1—12. American geographical society (New York): Bulletins Vol. 42, 1910. Amiens. Societe Linneenne du nord de la France: Bulletins Tome XIX, 1908/1909. — M&moires Tome XII, 1905/1908. Amsterdam. K. Akademie van wetenschappen: Jaarboek voor 1909. — Verhandelingen (Naturkunde) 2. sectie, deel XV, 2, und XVI, 1—3. — Verslagen van de gewone Vergaderingen deel XVII (1909— 1910). Asiatic society of Bengal (Calcutta). Augsburg. Naturwiss. Verein für Schwaben und Neuburg. Australasian association for the advancement of science, s. Sydney. Badischer Landesverein für Naturkunde (Freiburg): Mitteilungen No. 246—255. Baltimore. Johns Hopkins University. — s. Maryland. Bamberg. Naturforschender Verein: Berichte Bd. 21 (1910). Basel. Naturforschende Gesellschaft: Verh. Bd. 20H. 3 u. Bd. 21 (1910). Batavia s. Nederlandsch-Indie. Bayerische bot. Ges. zur Erforschung der heimischen Flora (München): Berichte Bd. XI, 2, 1910. — Mitteilungen Bd. II No. 1518. Bayerisches K. Oberbergamt in München, geognostische Abteilung: Geognostische Jahreshefte Bd. 22, 1909. Bayern. Ornithologische Gesellschaft in B., s. München. Belgique. Academie R. des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique (Brüssel): Annuaires 1911. — Bull. de la classe des sciences 1910. — Tables gönerales Bull. 3. ser. T. 31—36. — Observatoire Royal (Brüssel). — Societ& entomologique (Brüssel): Annales Tome LIII (1909). — Me- moires XVIII (1911). — Societe geologique (Liege): Annales Tomes XXXVI, 4; XXXVI, 1—3. — Memoires Tome II, 2 (1910). — Soeiet& R. de Botanique (Brüssel): Bull. Tome XLVI, 1909, fasc. 1—4. — Societ& R. zoologique et malacologique (Brüssel): Annales Tome 44, 1909. Bergen’s Museum: Aarbog for 1909, Heft 3; for 1910 Heft 1—2. — Aarsberetning for 1909. — Sars, G. O., An account of the Crustacea of Norway, Vol. V, 29—30. Berlin. K. Akademie der Wissenschaften: Abhandlungen Jahrg. 1909, Phys.-math. Classe. — Sitzungsber. 1910. — Entomologischer Verein: Berliner entomolog. Zeitschr. Bd.55, H.1—2. — K. geologische Landesanstalt und Bergakademie: Jahrbuch für 1906, Bd. XXVII, 4; für 1907, Bd. XXVIN, 4; für 1908, Bd. XXIX Teil I, 3; für 1909, Bd. XXX Teil II, 1-2; für 1910 Bd. XXXI Teil I, 1—2. — Register für Jahrb. I-XX. — Geol. Literatur Deutschlands A. Jährl. Literaturbericht 1908. — Gesellschaft naturforschender Freunde: Sitzungsberichte 1909. — s. auch Brandenburg und Deutsche geologische Gesellschaft. — 2DUDL — Bern. Naturforschende Gesellschaft: Mitteilungen aus dem Jahre 1909. — s. auch Schweiz. Bodensee. Verein für Geschichte des Bodensees u. seiner Umgebung (Lindau): Schriften Heft 39 (1910). Bologna. R. Accad. d. scienze dell’ Istituto di Bologna: Memorie ser. 6a Vol. VI (1909). — Rendiconti, nuova serie Vol. XIII (1908/09). Bonn. Naturhistorischer Verein d. preuß. Rheinlande etc.: Verhand- lungen Jahrg. 66, 1909, Heft 2; Jahrg. 67, 1910, Heft 1. — Sitzungsberichte Jahrg. 1909, II. Hälfte und Jahrg. 1910, I. Hälfte. Bordeaux. Soc. des sciences physiques et naturelles: Bulletins de la. commission meteorologique du Dep. de la Gironde, annde 1908. — Proces verbaux des seances 1908/1909. Boston, s. American Academy of arts and sciences. — Society of natural history: Proc. Vol. 34, 5—8. — Öccasional papers Vol. VII, 11 (1909). Brandenburg. Botanischer Verein für die Provinz B. (Berlin): Ver- handlungen Jahrg. 51, 1909. Braunschweig. Verein für Naturwissenschaft: Jahresber. 16, 1907/1909. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein: Abh. Bd. XX, 1 (1910). Breslau, s. Schlesische Ges. f. vaterl. Kultur. Brooklyn Institute of Arts and Sciences: Science Bull. Vol. I, 17. Brünn. Naturforschender Verein. — Klub für Naturkunde (Sektion des Brünner Lehrervereins). Brüssel, s. Belgique. Budapest, s. Ungarische geol. Ges. Buenos Aires. Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Museo nacional: Anales ser. 3. Tomes XI (1910), XII (1909), XIIE (1911). Buffalo society of natural sciences: Bull. Vol. IX, 2—3 (1909/10).. Ca®n, s. Normandie. Caleutta, s. Asiatic Soc. of Bengal, und India. California Academy of sciences (San Francisco): Proc. 4. ser. Vol. III pag. 57—172. Cambridge. Museum of comparative zoology at Harvard College: Annual Report for 1909/10. — Bull. Vol. LII, 15—17. — Memoirs. Vol. XXVI, 7; XL, 1—2; XLI, 1—2. Canada. 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Verein: Abhandlungen Bd. XIX, 3—5 (1910). — Verhandlungen 3. Folge, Bd. XVII, 1909. — Verein für naturw. Unterhaltung. — Wissenschaftl. Anstalten. Hanau. Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde: Be- richt für 1903—-1909. Hannover. Naturhistorische Gesellschaft: Jber. 58—59, 1907/1909. Harlem. Fondation de P. Teyler van der Hulst: Archives du Musee Teyler, ser. 2 Vol. XII, 1 (1910). — Societe hollandaise des sciences: Archives ne&erlandaises des sciences exactes et naturelles, Ser. 2 Tome XV. — Oeuvres completes de Christian Huygens, Tome XII (1910). Havre s. Normandie. Heidelberg. Naturhist.-med. Verein: Verh. N. F. Bd. X, 3; Bd. XL 1. Helgoland. Biologische Anstalt (s. Kiel-Helgoland). Helsingfors. Societas pro fauna et flora Fennica. Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften: Verhandlungen u. Mitteilungen 59. Bd., 1909. Hohenheim. Kgl. Württ. landwirtschaftliche Akademie: Jber. 1909/10. — Kgl. Württ. Anstalt für Pflanzenschutz: Bericht über die Tätigkeit der K. W.A. £. P. im Jahre 1909. — 4 Aufsätze von W. Lang. Iglö s. Ungarn. India. Geological survey (Calcutta). Innsbruck. Naturwissensch.-med. Verein: Berichte XXXIL. Jg., 1910. Italia. R. comitato geologico (Roma): Bollettino, anno XLI, 1910, 1—3. — Societä entomologica (Firenze): Bollett., anno XLI, 1909. Jurjew s. Dorpat. Kansas. The Kansas University (Lawrence): The Kansas University science Bulletin Vol. V, 1—11 (1910). Karlsruhe. Naturwissenschaftl. Verein. Kassel. Verein für Naturkunde. Kiel s. Schleswig-Holstein. Kiel-Helgoland. Kommission zur wissenschaftl. Untersuchung der deutschen Meere und Biologische Anstalt auf Helgoland: Wiss. Meeresuntersuchungen, N. F. Bd. IX, Abt. Helgoland Heft 2; Bd.X, Abt. Helgoland Heft 1; Bd. XI, Abt. Kiel; Bd. XII, Abt. Kiel. — XXXI — Königsberg. Physikal.-ökon. Gesellschaft: Schriften Jahrg. 50, 1909. Krefeld. Naturwissenschaftlicher Verein: Jahresbericht 1909/1910. Kyoto. College of Science and Engineering: Memoirs Vol. II, 1—14. Landshut. Botanischer Verein. Lausanne. Societe Vaudoise des sciences naturelles: Bulletins. 5. ser. Vol. XLVI No. 169—171. Lawrence s. Kansas. A Leiden. Nederlandsche Dierkundige Vereeniging: Tijdschrift ser. 2, Deel XI, 5—4; Deel XII, 1. — Mededeelingen van s’Rijks Herbarium 1910. Leipzig. Naturforschende Gesellschaft. Liege. Societe Royale des Sciences. — Societe geologique de Belgique, s. Belgique. Lima 's. Peru. Lindau s. Bodensee. 2 Linz. Museum Francisco-Carolinum: Jahresber. 69 (1911). — Verein für Naturkunde in Österreich ob Enns. Lisboa s. Portugal. London. Geological Society: Quarterly Journal Vol. LXVI, 1910. — Geological Literature added to the G. S. library during 1909. — Linnean Society: Journal, a) Botany Vol. XXXIX, 272; b) Zoology Vol. XXX, 201—202, Vol. XXXI, 207. — Proceedings Jahr- gang 1909/11. — Zoological Society: Proceedings for 1909 part IV; for 1910 parts I IV; for 9 IE pt: I — Transaeı. Vol. XVII 452Vol XIX 4: Lübeck. Geographische Gesellschaft und Naturhistorisches Museum: Mitteilungen 2. R. Heft 24 (1910). Lund. Universitas Lundensis: Lunds Universitets Arsskrift, Nova Series. Abt. 2. Bd. V, 1909. — Index für Acta Vol. I-XL, 1864/1904. Luxemburg. Institut grand-ducal: Archives trimestrielles Tome IV, 1909, zundz-Romessv, "1910 Tascael: — Gesellschaft Luxemburger Naturfreunde. Lyon. Acadömie des sciences, belles lettres et arts: M&moires (Sciences et lettres) 3. ser. Tome X (1910) und Tome XI (1911). — Musöum d’histoire naturelle. — Soeiete d’Agriculture, Sciences et Industrie: Annales 1908 u. 1909. Magdeburg. Städt. Museum f. Natur- u. Heimatkunde und Natur- wissenschaftl. Verein: Abh. und Ber. II, 1. Mannheim. Verein für Naturkunde. Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der ges. Naturwissenschaften. Marseille. Facult& des Sciences. Maryland. Geological survey (Baltimore): Reports Vol. VII (1908) und VIII (1909). — Weather Service: Reports Vol. IIT (1910). 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Comite geologique: Bulletins XXVIII, 1909. — Memoires nouv. serie Lfgn. 40, 51—52. — Russisch-kaiserl. mineralogische Gesellschaft: Verhandlungen 2. ser. Bd. 46, Lfg. 2 (1908). — Kais. Akademie der Wissenschaften: Bulletins Jahrg. 1910 No. 6—18; LE AND, IL, — Physikalisches Central-Observatorium. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur: 87. Jber., 1909. Schleswig-Holstein. Naturwiss. Verein für Schleswig-Holstein (Kie)). Schweiz. Geologische Kommission der Schweiz. naturf. Gesellschaft: Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz, N. F. Lfg. XXIV. — Spezialkarten 27a, 27b, 50, 54, 56a, 56b, 57, 60. — Schweizerische botanische Gesellschaft (Zürich): Ber. Heft 19 (1910). — Schweizerische entomologische Gesellschaft (Bern): Mitteilungen Be RUNE, OS) — Schweizerische naturforschende Gesellschaft (Bern): Neue Denk- schriften Bd. 45 (1910). — Verhandlungen der 92. Jahresver- samml. 1909 zu Lausanne und der 95. Jahresvers. 1910 zu Basel. Sion. La Murithienne. Stanford University. 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Ungarischer Karpathen-Verein (Iglö): Jahrbuch Bd. XXXVI, 1910. United States of N. Am. Department of Agriculture (Washington): Yearbook 1909. -— Department of Commerce and labor. — Department of the Interior (Geological survey) (Washington): Annual report Vol. XXX, 1908—1909. — Bulletins. — Professional papers. — Water supply and irrigation papers. — Mineral re- sources 1908. Upsala. The Geological Institution of the university: Bull. Vol. IX, 1908/09, u. Vol. X, 1910/11. — Index zu Bull. Vol. I—X. — K. Universitetsbibliotek: Bref och Skrifvelser af och till Carl von Linne. I, 4 (1910). — M. Ramström: Emanuel Swedenborg’s Investi- gation in nat. sc. ete. (1910): — K. Vet. Soe. i. Upsala Tvä- hundraärsminne MCMX. — Regia Societas scientiarum Upsaliensis. er — RR Vietoria. Public library, Museums and National Gallery (Melbourne). Waadtland s. Lausanne. Washington. Smithsonian Institution: Annual report for 1908. — Rep. of the National Museum 1909. — Bull. of the U. S. National Museum No. 72—74 (1910). — Contributions from the U. S. Nat. Herbarium Vol. XII, 2—7; Vol. XIV, 1—2; Vol. XV. — Pro- ceedings of the U. S. Nat. Mus. Vol. 37 (1910). — Smithsonian miscellaneous collections Vol. 51 No. 1869; Vol. 52 No. 1872; Vol. 53 No. 1934, 1939; Vol. 54 No. 1870, 1922—1927; Vol. 55; Vol. 56 No. 1—11, 13—15; Vol. 57 No. 1. — s, auch United States. Wellington s. New Zealand Institute. Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft u. Kunst: 38. Jahres- bericht für 1909/10. Wien. Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, math.-naturw. Klasse: Sitzungsberichte Bd. CXVII, 1909; Bd. CXIX, 1910, Abt. I Heft’1 6, Abt. 24. H. 1-6, Abt. 2/br HE. 1— 727 Abt. Es — Mitteilungen der Erdbebenkommission No. 34—39. — K.K. geologische Reichsanstalt: Abhandlungen Bd. XX, 3, und Bd. XXI, 2. — Jahrbuch 60, 1910, No. 1—3. — Verhandlungen 1909 No. 15—18; 1910 No. 1—16. — K.K. naturhist. Hofmuseum: Annalen Bd. XXIII, 3—4. Bd. XXIV, 1—2. — K.K. zoologisch-botarische Gesellschaft: Verhandl. Bd. 60, 1910. — Verein zur Verbreitung naturw. Kenntnisse: Schriften Bd. 50, 1909/10; Jubiläumsfestschrift 1360 — 1910. Wiesbaden s. Nassauischer Verein für Naturkunde. Winterthur. Naturwiss. Gesellschaft: Mitteilungen Heft VIII, 1909/10. Wisconsin: Academy of sciences, arts and Letters. Württemberg. K. Statistisches Landesamt (Stuttgart): Württ. Jahr- bücher für Statistik und Landeskunde Jahrg. 1909 Heft 2; Jahrg. 1910 Heft 1 u. 2. — Deutsches meteorologisches Jahrbuch: Württemberg, Jahrg. 1908. — Geognostische Spezialkarte von Württemberg 1:50000, Atlasblatt Stuttgart, III. Aufl. 1910, und Begleitworte. — Statistisches Handbuch für das Königreich Würt- temberg, Jahrg. 1908 u. 1909. — Württembergischer Schwarzwaldverein (Stuttgart): „Aus dem Schwarz- wald“ Jahrg. XVIII (1910). — Württembergischer Verein für Handelsgeographie etc. Würzburg. Physikalisch-medizinische Gesellschaft: Sitzungsber. 1909. Verhandlungen Bd. XL. Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbiologie, herausgeg. von Dr. Chr. Schröder, Bd. VI, 3—12 (Berlin 1910); Bd. VII, 2 Gain) Zürich. Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahresschrift Jahrg. 54, 1909, No. 3—4; Jahrg. 55, 1910, No. 1—2. — s. auch Schweiz. Zwickau. Verein für Naturkunde: 36.—39, Jahresber. für 1906/09. v m — XXXVI — Der Rechnungs-Abschluß für das Jahr 1910 stellt sich folgendermaßen: Einnahmen: Kassenstandeamel. Januar, 19107. 2. =... ..., 362 M. 64 Pf. Zins aus den Kapitalien. . . . KR 100... 0082 Dividende aus der Neramansieikenutasseräie BE a 210, Mitgliedschaftsbeiträge von 835 Mitgliedern... .. 4175 „ — ,„ Ortszusehlae für die Stuttgarter Mitglieder . . . . 1567,50 ,„ Beiträge der neueingetretenen ı inkl. Orts- zuschlaorse. ee Dee Für 134 Originaleinbände von 1 Jalinecheitien NN LSA „ verkaufte Jahreshefte . . . . u ed nen ‚„ gelieferte und verkaufte Serena De 0288.1.,,10008 „ verkaufte „Schollenkarten® . . . Ä 18%, — Vom Bad. Lens für Naturkunde für Dina Beomebellage IV a nenn. 2002.28487,,0497,, 6682 M. 75 Pf Ausgaben: Für Bibliothek und Buchbinderarbeiten. . . 126 M. 44 Pf. Herstellung der Jahreshefte inkl. und d Soparat- abzüge . ee ADMIN OR 5, Expedition der ee er N Dar 0, Sonstige Porti, Spesen und Scherhanistlinen ee LON a .. Druck von Diplome und Rundschreiben . . . : a Honorare, Saalmieten, Inserate, Einladungskanten. RA NN RL Ne inkostengderzzweisyereme. . . 2»... 0... 0.0.022179,,,.839: 5, Steuer und Bankierkosten . . . Ba ae Anschaff. von 500 Mk. 4’ /oiger heim. lm rtmelbenaite DUDEN 6609 M. 39 Pf. Knnalımen er. 2 ae 10060682, Mara Pr Nusgaben wa... NER No LER RENT Kassenstand am 1. ins NS, 75 M. 36 Pf. Vermögensberechnung. Kapitaliens mach Nennwert 0... . aw.o2 22.2.2 .7 212100 M. — Pf. Kassenstand am 1. Januar 1911 ae BO VermogenSamwl-s Januar IR a 2, 7291°1737M: 36 Br. Vermögen am 1. Januar 1910. 20, 9628 05 64. ,,, es ergibt sich somit eine Vermögenszunahme von 210 M. 72 Pf. Der Rechner: (gez.) Dr. C. Beck. Die Rechnung wurde mit den Belegen eingehend verglichen, nach- gerechnet und durchaus richtig befunden Siaukiaolansıt,, 7 Mänzeslon1el. (gez.) Geh. Hofrat Cleßler. — XXXVNMN — Veränderungen im Mitgliederbestand. Vom 1. Mai 1910 bis 30. April 1911 traten dem Verein folgende 41 Mitglieder bei: Autenrieth, Landgerichtsdirektor, Ravensburg. Bauer, Hauptlehrer in Zaisersweiher. Burckhardt, Otto, Lehrer, Weissach. Eberhardt, Wilhelm, Kaufmann, Stuttgart. Erlewein, Öberreallehrer, Buchau a. FE. v. Falkenstein, Freiherr, Oberförster, Weißenau. Finckh, Alfred, stud. chem., Stuttgart. Fischer, Diplom-Ingenieur, Biberach. Frey, Georg, Hauptlehrer, Urspring. Gottschalk, Dr. med. Eduard, praktischer Arzt, Stuttgart‘ Gottschick, F., Oberförster, Steinheim a. Albuch. Grimm, M., Lehrerin, Waldsee. Haag, Guido, Rechtsanwalt, Stuttgart. Hanemann, Pfarrer, Leuzenbronn (Bayern). Härle, Eugen, Aulendorf. Hölder, Anna, Rottweil. Horstmann, Apotheker, Wolfegg. Huß, Oberförster, Obertal. Koch, Dr. Hans, Oberarzt, Schussenried. Krämer, Oberamtmann, Waldsee. Morhart, Ferdinand, Kaufmann, Stuttgart. Morstatt, Albert, Apotheker, Stuttgart-Cannstatt. Mühlschlegel, Oberreallehrer, Eßlingen. Münst, Dr. Max, Ferstassessor, Bebenhausen. Palm, Adolf, cand. rer. nat., Tübingen. Planitz, Karl, Bauinspektor, Ravensburg. Rümmelin, Eugen, Privatier, Stuttgart. Schleh, Oberlehrer, Eßlingen. Schmid, A., Stadtpfarrverweser, Tübingen. Schmid, Karl, Baurat, Obertürkheim. Schmid, Oberförster, Sulz a. N. Schnitzler, Otto, Oberreallehrer, Stuttgart. Schöpfer, Kameralverwalter, Waldsee. Schuster, Wilhelm, Pfarrer, Obergimpern (Baden). Schwenninger Lehrergesellschaft. Seemann, Reinhold, stud. rer. nat., Stuttgart. Spieß, Vietor, Stadtrat, Biberach. Stuttgarter Bürgerschule II, Rektorat. Wagner, Dr. R., Gymnasialprofessor, Eßlingen. Wulz, Hans, Oberstleutnant a. D., Stuttgart. Zimmermann, Bauamtswerkmeister, Schussenried. Durch Tod und Austrittserklärung schieden während derselben Zeit aus dem Verein die beiden Ehrenmitglieder: — IRRE — v. Baur, Dr. C., Präsident a. D., Stuttgart-Degerloch. T Freiherr König von und zu Warthausen, Richard, Schloß Warthausen. 7 sowie 42 ordentliche Mitglieder: Bach, Heinrich, Maulbronn. Baur, Dr. Richard, Professor a. D., Stuttgart. 7 Blezinger, Med.-Rat Dr. Julius, Oberamtsarzt, Cannstatt. Braun, Dr. Hermann, München. v. Brockmann, Heinrich, Oberbaurat a. D., Stuttgart. 7 Büttner, Dr. med. Fritz, Oberamtswundarzt, Freudenstadt. T Cloß, Friedrich, Privatier, Stuttgart. T Dirlewanger, Bankdirektor, Bad Aibling. Döser, Professor, Rottweil. Floericke, Dr. Curt, Redakteur, Stuttgart. Fritz, Dr. Franz, Prosektor, Zürich. Haas, Dr. C., Apotheker, Basel. Hammer, Dr. E., Professor, Stuttgart. Hartmann, Albert, Kommerzienrat, Heidenheim. 7 Heinz, Joh., Rektor der Bürgerschule II, Stuttgart. Hinderer, stud. rer. nat., München. Hopf, Dr. Ludwig, Stuttgart. Jäger, Eugen, Xylograph, Stuttgart. Kaiser, Erwin, Apotheker, Pfullingen. Klein, L., Professor, Heilbronn. Knoll, Eugen, Baurat a. D., Stuttgart. Königshöfer, Geh. Hofrat Prof. Dr. Oskar, Stuttgart. v. Linden, Dr. Graf Karl, K. Oberkammerherr a. D., Stuttgart. 7 Loebell, Dr. W., Direktor in Klein-Zschachwitz. Maier, Dr. H. N., München. Mayer, Emil, Oberbaurat, Stuttgart. 7 Mayer, Dr. Franz, Ochsenhausen. Mayer, Dr. Rudolf, prakt. Arzt, Stuttgart. Nagel, Julius, Oberforstrat, Stuttgart. f v. Österlen, Dr. Otto, Univ.-Prof., Tübingen. Pfizenmayer, Oberförster, Bebenhausen. 7 v. Rauch, Moritz, Fabrikant, Heilbronn. 7 Rettinger, Rektor, Ravensburg. v. Roth, Dr. A., Medizinalrat, Stuttgart. 7 Salzmann, Stadtpfarrer, Biberach. Schott, Dr. Robert, prakt. Arzt, Schorndorf. Seeger, Hermann, Kaufmann, Stuttgart. Sigmundt, Dr. med., Oberamtsarzt, Spaichingen. Spieß, Franz Xaver, Enzlesmühle. Stephan, Domänendirektor, Öhringen. Stockmayer, Dr. Emil, Oberamtsarzt, Heidenheim. 7 Wolf, Dr. Eugen, Frankfurt a. M. Der Verein zählte somit am 1. Mai 1911 860 Mitglieder. Zum Gedächtnis an Dr. Carl Theodor von Baur. Von Prof. Dr. E. Fraas. Dr. CarL TuEopdor von Baur, Präsident und Ehrenvorstand des Kgl. Bergrats, seit 1909 Ehrenmitglied unseres Vereines und 1894 bis 1896 erster Vorsitzender desselben, ist am 20. Januar 1911 im Alter von 73 Jahren zu Degerloch gestorben. Mit ihm haben wir einen Mann verloren, der nicht nur in seinem Amt Außerordentliches geleistet hat, sondern auch als wissenschaftlicher Forscher, speziell im Gebiete der Geologie, tätig war und an der Entwicklung unseres Vereines mitgearbeitet hat. Es ist eine Ehren- und Dankespilicht, in unserem Kreise seiner zu gedenken. — XL I — Geboren am 25. November 1836 und aufgewachsen zu Ulm, begann Baur 1853 seinen Studiengang im Polytechnikum zu Stutt- gart und setzte ihn 1857 in Tübingen fort. Sein Streben war von Anfang an auf das praktische Bergfach gerichtet, aber selbstver- ständlich mußten ihn dabei in erster Linie die fundamentalen Natur- wissenschaften, vor allem die Geologie, fesseln, außerdem aber wid- mete er sich mit besonderem Interesse der Botanik, Paläontologie und Anatomie. Mit Liebe und Verehrung sprach er stets von seinen Stuttgarter Lehrern Kurr und Antes, und in Tübingen saß er zu den Füßen des Altmeisters schwäbischer Geologie, F. A. QuENSTEDT. Damals stand die schwäbische Geologie und speziell die QUENSTEDT- sche Schule noch auf dem rein stratigraphischen Standpunkt. Mit bewundernswertem Fleiße und Ausdauer hatte Quensteot die Gliede- rung unseres Jura bis in alle Einzelheiten durchgeführt und nicht minder die Kenntnis der Fossilien erweitert. Eine Grundlage war damit geschaffen, welche auch heute noch maßgebend ist und unsere Alb gewissermaßen als klassisches Gebiet der Juraentwicklung stem- pelte.e Für tektonische Fragen aber, die natürlich erst mit den kartographischen Arbeiten in den Vordergrund traten, hatte QuEN- stept damals und auch später nicht viel übrig. Für ihn lag der Jura unserer Alb normal, wie er einstens im Jurameer sich gebildet hatte; der Steilrand mit seinen Weißjurafelsen entsprach dem alten Riffe und die isolierten, nach Norden vorgelagerten Schollen wurden als Buchten des ursprünglichen Meeres gedeutet. Daß aber Quen- STEDT auch diese Gebiete am Herzen lagen, beweist die Stellung der Preisaufgabe für 1859, welche „Die Lagerungsverhältnisse des Lias auf dem linken Neckarufer“” zum Thema hatte. C. Baur machte sich an diese Aufgabe und erwarb sich mit deren preisgekrönter Lösung 1859 den Doktorgrad. Die Arbeit selbst ist in unseren Jahresheften (XVI. Bd. 1860. S. 265) zu finden. Die Lösung Baur’s entspricht insofern der Quenstepr’schen Anschauung, als in den Lias- vorkommnissen des Filderrandes die Uferbildungen und Anlagerungen einstiger Jurameeresarme gesehen wurden, sucht aber auch schon der damals noch neuen Anschauung von tektonischen Vorgängen Rechnung zu tragen, indem C. Baur Verwerfungen annimmt, die- selben aber in die Zeit von Lias Alpha verlegt und damit die Aus- bildung der Liasbuchten zu erklären sucht. Bekanntlich wurden schon damals diese Lagerungsverhältnisse von DEFFNER, BAcH und O. Fraas richtig als Schollen erkannt, die durch Verwerfungen ab- getrennt und abgesunken, sich bis heute erhalten konnten, während — 'XLUI — der ganze übrige Teil der einstigen Decke der Erosion und De- nudation zum Opfer fiel. Auch Baur hat später die Haltlosigkeit seiner damaligen Anschauung erkannt und sich voll dem Gedanken- gang von DEFFNER und O. FrAas, mit denen er in inniger Freundschaft verbunden war, angeschlossen. Zahlreich und genußreich waren die Exkursionen, welche gemeinsam von den Freunden ausgeführt wurden und die Erforschung unseres Landes zur Aufgabe hatten. Zunächst freilich verlangte sein Studium nach der ersten Staats- prüfung, 1860, eine weitere Ausbildung in der Bergakademie in Leoben und den bergmännischen Unternehmungen in der Umgebung dieser Stadt, bis er 1862 nach dem zweiten Staatsexamen Anstellung im württembergischen Staatsdienst in Königsbronn fand, wobei er als Kommissär für die Schienenübernahmen innige Beziehung mit der Saargegend, dem Rheinland und Westfalen bekam, was be- sonders auch seiner mit großer Liebe gepflegten geologischen Samm- lung zugute kam. Nachdem er 1871—1874 als Hütteninspektor im Walzwerk Wasseralfingen tätig war, wurde er 1874 in den K. Bergrat nach Stuttgart berufen, dessen Vorsitz er seit 1891 erst als Direktor, später mit dem Titel eines Präsidenten führte. Es war damals eine kritische und schwierige Zeit für den württembergischen Bergbau; Wasseralfingen hatte unter ungünstigen Konstellationen des Eisenmarktes zu kämpfen und das schöne Salz- werk von Friedrichshall war 1895 durch einen Wassereinbruch er- soffen. Der neue, in Kochendorf in Angriff genommene Schachtbau schien auf unüberwindliche Hindernisse durch gewaltigen Wasser- andrang zu stoßen und viele Stimmen wurden laut, die auch schon dem zukünftigen Salzwerke einen Untergang durch Wassereinbruch prophezeiten. Wer jene Zeit mitgemacht hat, wird sich wohl noch der lebhaften Kämpfe erinnern, deren wissenschaftlicher Teil in unserem Verein für vaterländische Naturkunde ausgekämpft wurde und von dem die zahlreichen Arbeiten in unseren Jahresheften (XXXV. Jahrg. 1899) zeugen. C. Baur war sich wohl der auf ihm lastenden Verantwortung bewußt, aber unbeirrt durch die zahlreichen und zum Teil heftigen Angriffe seiner Widersacher verfolgte er mit Ruhe und eiserner Energie den von ihm als richtig erkannten Weg, der schließlich auch, wie wir nun wissen, zum Ziele führte. Im neuen Salzwerk Kochendorf hat er sich das schönste Denkmal selbst gesetzt. Spurlos aber war diese schwere Zeit nicht an ihm vorüber- gegangen und schon 1904 mußte er wegen eines Herzleidens in den — UN — Ruhestand treten. In seinem Tuskulum in Degerloch hat er in dem Kreise der Seinigen noch einen sonnigen, schönen Lebensabend genossen und konnte sich in Ruhe seinen alten Lieblingen in der Pflanzenwelt widmen. Die Pflege seines schönen Gartens und die Beobachtungen über Pilze und Moose in den Wäldern der Umgebung wurden seine liebste Beschäftigung, ohne daß er deshalb die geo- logische Wissenschaft vergessen hätte. Wer Gelegenheit hatte, wie ich, öfters in dieser Zeit mit ihm zu verkehren, war erstaunt über das rege Interesse und das große Verständnis, das er allen neueren geologischen Fragen entgegenbrachte, über welche er sich als Mit- glied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und durch Studium der neueren Literatur auf dem laufenden erhielt. Bis kurz vor seinem Tod bewahrte er eine ungewöhnliche Frische des Geistes und Körpers. Daß ein Mann, der so sehr von den praktischen Fragen und Berufspflichten in Anspruch genommen war, nicht allzuviel Zeit für die Bearbeitung wissenschaftlicher Fragen übrig hatte und deshalb auch in der wissenschaftlichen Welt wenig hervortrat, ist wohl be- greiflich, aber wir verdanken doch einige vorzügliche und klare Be- obachtungen im Muschelkalkgebiet seiner Feder. Diese sind in den Oberamtsbeschreibungen von Mergentheim, Neckarsulm, Künzelsau, Crailsheim und Ellwangen niedergelest und schließen sich an die von Baur übernommene Kartierung der betreffenden geologischen Atlasblätter 1:50000 im Verein mit HırpEngrann an. Am meisten aber zeugt von seinen ernsten geologischen Studien die große Samm- lung, welche er zusammenbrachte und welche er in dankenswerter Liberalität als Geschenk dem Naturalienkabinett übergab, wo sie mit der vaterländischen Sammlung vereinigt wurde. Diese Samm- lung umfaßte, abgesehen von Mineralien und fernerliegenden Vor- kommnissen, besonders schönes Material aus Braunjura Beta von Wasseralfingen und aus dem Hauptmuschelkalk des Unterlandes, speziell der Jagstfelder Umgebung. Üeratites semipartitus in seinen Varietäten war sein besonderer Liebling und ihm verdanken wir auch unsere schönsten Exemplare. Mit Gefühlen des Dankes für den freigebigen Spender und der Hochachtung für den unermüdlichen und eıfolgreichen Förderer unseres heimischen Bergbaues und den Freund der Wissenschaft scheiden wir von unserem alten Ehrenmitglied mit einem herzlichen Glückauf ! Dr. Freiherr Richard König von und zu Warthausen. Von Oberstudienrat Dr. K. Lampert. In kurzen Stunden führt der Zug den Reisenden von Ulm zum Bodensee. Öde erscheint vielen die Gegend, deren Riednatur die braunen Moortümpel und die zu Hauf gesetzten Torfstücke verraten; allein alte Reichsstädte, stattliche Klöster und zahlreiche Herrensitze erinnern uns an manchen interessanten Abschnitt der Geschichte Süddeutschlands. Dem Blick des Reisenden, der mit solchen Erinne- rungen die Gegend überblickt, wird auch nicht das auf stolzer Höhe ragende Schloß Warthausen kurz vor Biberach entgehen. Weithin blickt es auf langgestrecktem Hügel gelegen vom steilen Schloßberg in die Ebene. Manche Erinnerungen knüpfen sich an den Namen Warthausen. Der Name Stadion vor allem wird hier wieder lebendig. Ein Graf Stadion war der letzte Seegraf des Federsees, des einst so statt- lichen flachen Wasserbeckens im Ried, an dessen Ufer 5 Seedörfer lagen, der einst die Insel Buchau umgab, bekannt aus Schillers „Wallensteins Lager“, wo auf engem Raum die freie Reichsstadt Buchau und die gefürstete Abtei gleichen Namens sich zusammen- drängten. Nach Warthausen hatte ein Stadion Versailler Geschmack verpflanzt, und die Literaturgeschichte nennt den geistreichen Vol- tairianer als Freund von Sophie de la Roche, und wenn Wieland, der Ratsschreiber von Biberach, sich von seinem Ärger über seine Ab- deriten erholen wollte, wanderte er nach Schloß Warthausen. Es ändern sich die Zeiten. Mit dem Aussterben eines Zweiges der Gräflich Stadionschen Familie fiel Schloß Warthausen an den Staat Württemberg, der das Schloß dem Verkauf aussetzte, während er den größten Teil der dazu gehörigen Güter, besonders die Waldungen als Staatseigentum zurückbehielt. Es war der Zeit entsprechend, daß die prächtige Einrichtung des Schlosses verschleudert wurde, daß in Wagenladungen Akten und Bücher hinausgeführt wurden, einiges wenige nur für die wissenschaftlichen Archive gerettet wurde, während das meiste verloren ging. — XIV — 1829 ging Schloß Warthausen in den Besitz des Freiherrn von König über, eines Glieds einer reichsadeligen Familie; seit dieser | Zeit führt der im Besitz des Majorats Warthausen befindliche Zweig den Namen König von und zu Warthausen. Am 6. März 1889 schloß der erste Freiherr von König dieses Namens die Augen. Unter seinem Sohn Richard bekam Schloß Wart- — X. — hausen wiederum eine ganz besondere persönliche Note. Ein reges Inter- esse für Anlegung von Sammlungen kunsthistorischen, historischen und naturwissenschaftlichen Charakters zog mit den Freiherren von König auf Warthausen ein. Es fand seine größte Pflege in Freiherrn Richard. Seine erste wissenschaftliche Bildung erhielt der am 6. Fe- bruar 1830 geborene Majoratserbe von dem von ihm hochverehrten späteren Dekan Landerer und dann auf dem Gymnasium in Ulm; nach abgelegter Maturitätsprüfung besuchte Baron König die Uni- versität Tübingen, die Forstakademie Tharand und die landwirt- schaftliche Akademie Hohenheim. In der Wahl dieser Bildungsstätten kam die ausgesprochene Neigung für die Naturwissenschaften zum Ausdruck, die von früher Jugend an Freiherrn Richard König erfüllte. Die äußeren Verhältnisse gestatteten ihm, von der Annahme irgend einer staatlichen Stelle abzusehen und ganz seinen Neigungen zu leben. In mehreren kleineren Reisen trat der junge Freiherr be- sonders in Beziehungen zu hervorragenden Ornithologen Deutschlands. In weit zurückliegende Zeiten führen uns diese Erinnerungen. Mit dem alten Brehm, Naumann, Homeyer, Finsch, Baldamus u. a. stand Baron König in regem brieflichem und persönlichem Verkehr. Es war die große Zeit der Ornithologie in Deutschland; begeisterte An- hänger hatte die Wissenschaft der Vogelkunde in der ersten Hälfte und in der Mitte des vorigen Jahrhunderts besonders in Deutschland in allen Kreisen; es wurde in groß angelegten und großzügig durch- geführten Monumentalwerken der Boden vorbereitet für die Detail- forschung späterer Jahre. Zu den klangvollen Namen, die auch heute noch fest eingeschrieben stehen im Buch der Wissenschaft, gesellte sich bald auch Freiherr Richard König von und zu Warthausen. Sein besonderes Interesse wandte er dem Studium der Eier- kunde, der Oologie, zu, dem im ganzen wenig gepflegten Zweig der Vogelkunde; zum Teil unter Aufwendung bedeutender Mittel legte er eine Eiersammlung an, deren Reichhaltigkeit sie im Lauf der Jahre zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen machte. Das Interesse von Freiherr von König an der Zoologie beschränkte sich aber nicht nur auf Eier und ausgestopfte Vögel, sondern als fein- sinniger Beobachter stellte er sich von früh an die Aufgabe, das Leben der Vögel zu studieren, Ankunft und Abzug der Zugvögel genau festzustellen, die Lebensweise zu beobachten, und mit zahl- reichen Notizen füllten sich im Lauf der Jahre die Tagebücher, wobei Baron König die Freude hatte, in seinen Kindern das gleiche Interesse heranwachsen zu sehen, welches ihn beseelte und besonders _ RR in seinen Beobachtungen und deren Verarbeitung von einer seiner Töchter unterstützt zu werden. Bei all diesen Studien wurden dem Forscher, der das Glück hatte, inmitten einer reichen Natur zu leben, die Tiere, besonders die Vögel, seine Freunde, und nichts konnte ihn mit gerechterem Zorn erfüllen, als unnütze Verfolgung der Tiere, Aasjägerei und Prämienschießerei. Energisch betonte er das Recht eines jeden Lebe- wesens auf seine Existenz, und zu einer Zeit, in der noch lange nicht von Naturschutz die Rede war, protestierte er gegen die bis zur Ausrottung gehende Verfolgung einzelner Tiere, selbst wenn sie sich dem Menschen in seinem Besitztum schädlich erweisen sollten. Warmen Herzens und mit scharfen Worten trat er für die verfolgte Tierwelt ein, und manche Gesetzesvorlage in der württembergischen Ständekammer, welcher er als ritterschaftlicher Abgeordneter von 1862 bis 1894 angehörte, gab ihm Gelegenheit, eine Lanze für seine gefiederten Freunde einzulegen. Es war selbstverständlich, daß Frei- herr von König als Autorität in allen Fragen des Vogelschutzes galt. Wenn Freiherr von König auch keine größeren ornithologischen Arbeiten verfaßte, so war doch seine mannigfache Betätigung auf dem Gebiet der Ornithologie nach verschiedenen Richtungen hin eine so ersprießliche, daß die naturwissenschaftliche Fakultät der Uni- versität Tübingen ihn mit Recht durch Verleihung des naturwissen- schaftlichen Doktors h. ec. auszeichnete. Neben der Vogelwelt hatten es ihm besonders die Mollusken angetan und die heimische Molluskenfauna, in erster Linie natürlich die Oberschwabens, hat Baron König im Lauf der Jahre vollständig gesammelt. Es ist selbstverständlich, daß ein Mann mit solch ausgeprägtem naturwissenschaftlichem Sinn und Verständnis besonders indem Verein eine Rolle spielen mußte, der sich die naturwissenschaftliche Er- forschung des Landes zu seinem Hauptziel gesetzt hat: im Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Schon im Jahr 1853 trat er dem Vereine als Mitglied bei und wurde 1898 zum Ehrenmitglied desselben ernannt. Zahlreich sind die Veröffentlichungen aus seiner Feder in den Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde, besonders sind ihm die „Naturwissenschaftlichen Jahresberichte” zu danken, in welchen er in erster Linie über ornithologische Vor- kommnisse, sodann aber über allgemeine zoologische Beobachtungen berichtete, sowohl auf Grund eigener Feststellungen wie auf Grund von Mitteilungen anderer Naturfreunde, mit denen er zu diesem — XLVMI — Zweck eine ausgedehnte Korrespondenz pflog. Leider haben diese „Naturwissenschaftlichen Jahresberichte“ bis jetzt keine Fortsetzung gefunden. Besonders eng war Freiherr von König mit den naturwissen- schaftlichen Kreisen Oberschwabens verbunden. Freunde der Geo- logie und Paläontologie, die in den Ablagerungen Oberschwabens manch schönes Stück fanden, hatten sich zu dem „Molasseklub“ zusammengetan; im Mai 1874 schloß sich der Klub dem Verein für vaterländische Naturkunde als „Oberschwäbischer Zweigverein“ des- selben an und Freiherr König-Warthausen übernahm als Vorstand seine Leitung. Alljährlich am Lichtmeßfeiertag versammeln sich die Mitglieder des „Oberschwäbischen“ zu dem Jahrestag in Aulendorf, und wer Gelegenheit hat, dieser fast stets von etwa 100 Freunden der Naturwissenschaft in Oberschwaben von weither besuchten Versammlung beizuwohnen, wird sich des regen Interesses freuen, welches unter der Leitung von Baron König immer eine eifrige Pflege fand. Bis zum Jahr 1893 stand Baron König an der Spitze des Öberschwäbischen Zweigvereins; zunehmende Altersbeschwerden nötigten ihn, die Leitung der Geschäfte in jüngere Hände zu legen; aber bis in die letzten Wochen seines Lebens bewahrte er das regste Interesse für alles, was mit dem vaterländischen Verein und seinem Zweigverein zusammenhing. Schon schwer leidend erkundigte sich der liebenswürdige Schloßherr über alle Vorgänge des Vereins, über Personen und Dinge bei dem Verfasser dieser Zeilen, der wieder einmal den Burgberg hinaufgestiegen war zu dem gastlichen Schloß, in welchem er und so viele andere in anregendem Gespräch schöne, in dankbarer Erinnerung verbleibende Stunden verlebt haben. Die Eigenart des Besitzers dieses stolzen Schlosses trat dem Besucher sofort entgegen. Auf mächtige Findlmge, die eine ferne Eiszeit in oberschwäbische Gefilde getragen, fiel der erste Blick, eine Mauer aus den verschiedensten erratischen Kieseln aufgebaut, deren mannigfache Färbung besonders hübsch bei Regenwetter her- vortrat, umgab einen Teil des Gartens; den Zugang des Hauses bewachten französische Geschütze, eine Erinnerung an die große Zeit, an welcher auch Freiherr von König teilgenommen, indem er als Ritter des Johanniterordens Verpflegungszüge nach Frankreich führte und hierfür mit dem eisernen Kreuz am weißen Band geehrt wurde. In den weiten Gängen des Schlosses und in den hohen Zimmern bewunderte der Gast in prächtigen Schränken und kostbarem Porzellan nicht minder das feine Verständnis des Schloßherrn für die Erzeug- — US nisse aus der Blütezeit des deutschen Kunstgewerbes wie den Erfolg einer unermüdlichen und verständnisvollen Sammeltätigkeit. Diese ausgesprochene Neigung für Sammeln ließ Baron König auch im Verein mit seiner von dem gleichen Interesse beseelten Schwester eine Siegelstocksammlung zusammenbringen, die an Vollständigkeit kaum ihresgleichen hat. So hinterließ Baron König-Warthausen bei seinem am 4. Januar 1911 erfolgten Tod Sammlungen ganz eigener Art, die noch lange zeugen werden von dem forschenden Geiste des Dahingeschiedenen, den zahlreiche Freunde an dem sonnigen Wintertag des 17. Januar zu der einsamen Ruhestätte im Park begleiteten, in dem er so oft die Natur beobachtet und seinen Blick hinausschweifen ließ über die weite Ebene seines geliebten Oberschwabens. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. d Il. sitzungsberichte, 1. Hauptversammlung zu Eßlingen am 24. Juni 1910. (Den allgemeinen Bericht s. oben S. VII.) Dr. Richard Lang (Tübingen): Die geognostischen Ver- hältnisse der Umgebung von Eßlingen. In seiner Einleitung erläuterte der Vortragende den geologischen Aufbau der Umgebung Eßlingens, die Schichtenfolge vom Schilfsandstein des Neckarbetts bei Mettingen und des oberen Hainbachtals bis zu den Lias-«-Höhen des Schurwalds und der Filder, die nur in Taschen des Gebirges entlang den Verwerfungen sich findenden Reste höherer Liasschichten, die Schotter der Täler, die besonders an den östlichen Abhängen weit aus- gedehnten Lößdecken. Redner ging darauf zu einer eingehenden Be- sprechung der Bedeutung der Gesteine der Eßlinger Umgebung für die Praxis über. Der Schilfsandstein wurde früher im Hainbachtal und wird noch heute im Neckarbett bei Mettingen zu Bauzwecken gebrochen. Bei Stuttgart, Maulbronn und an zahlreichen andern Orten des Landes wird er in mächtigen Steinbrüchen als Werkstein gewonnen. Die feine parallele Schichtung des Gesteins, seine stark tonige Beschaffenheit, sein Glimmergehalt sind für seine Verwertbarkeit oft verhängnisvoll. Nur wo das Gestein durch reichliches karbonatisches Bindemittel ver- kittet ist oder durch sekundäre Quarzausscheidung eine Durchkieselung des Gesteins stattgefunden hat, ist die Wetterbeständigkeit eine aus- reichende. Fehlen Quarz- und Karbonatbindemittel oder ist die innere Festigung des Gesteins durch die „authigenen‘‘ (am Ort der Gesteins- ablagerung neu gebildeten) Bestandteile desselben keine genügende — wie dies leider bei sehr vielen Vorkommen der Fall ist —, so vermag es auf die Dauer den Einflüssen der Atmosphärilien nicht stand- zuhalten. Immer wiederkehrende oder dauernde starke Durchfeuchtung und Frostwirkung sind die gefährlichsten Feinde dieser Werksteine. Überall dagegen, wo die „Stuttgarter Werksteine‘“ durch ein Dach vor längerer und bedeutender Durchfeuchtung geschützt sind, ist ihre Ver- wendbarkeit eine sehr weitgehende. Die Bunten Mergel bilden wegen ihres hohen Kaligehaltes (bis 5°/o) ein wertvolles natürliches Düngemittel. Der Weingärtner, der schon längst den Nährwert des „Leberkies‘‘ kennt, gräbt ihn des- halb in den Weinbergen in tiefen Gruben aus und ‚‚mergelt‘‘ damit seine Rebpflanzungen. ESEL. Für den Baumeister ist das weiche, brüchige und besonders bei starker Durchfeuchtung durch Bergwasser leicht rutschende Gestein ein nicht immer ungefährliches Baugelände. Der die Bunten Mergel in zwei Stufen scheidende Kiesel- sandstein ist wegen seiner geringen Mächtigkeit für die Eßlinger Umgebung ohne praktische Bedeutung. An der Grenze zwischen den Bunten Mergeln Sa der Stufe der Stubensandsteine findet sich eine Leitschicht wichtigster Art: ein Quellhorizont. Dieser bietet nicht nur dem Geologen einen wich- tigen Fingerzeig, wo er die Grenzen der genannten beiden Schichten zu suchen hat — denn allenthalben sprudeln dort Quellen hervor, die zumeist auch auf der neuen topographischen Karte mit blauen Punkten eingetragen sind —, die wasserführende Schicht ist auch ganz be- sonders wichtig für die Quellwasserversorgung des schwäbischen Keuper- landes. Infolge der starken Porosität und der reichen Zerklüftung der Stubensandsteine sammelt sich das Wasser auf den wenig wasserdurch- lässigen Mergeln und sickert an der Grenze in der Einfallsrichtung des Gebirges weiter, bis es an den Berghängen als Quelle zum Vor- schein kommt. Das Wasser gehört, da es nur Kalk, nicht aber den unangenehmen Gips enthält, zu den besten Württembergs. So bezieht Stuttgart den größten Teil seines Quellwassers aus diesem Horizont von Kaltental. Die Stufe der Stubensandsteine umfaßt in der Eßlinger Gegend u. a. eine Reihe von Sand- und Sandsteinablagerungen, die zu den verschiedensten Zwecken dienten und dienen. Ehemals wurde der zermahlene weiche Sandstein als Fegsand, „Stubensand‘‘, benutzt, wo- her die ganze Stufe ihren Namen hat. Von jeher hat er als Bausand Verwendung gefunden. Der in den unteren Lagen der Stufe sich findende felsenbildende „Fleinstein‘“ ist ein reiner Kalksandstein, d.h. ein von Kalk als Binde- mittel völlig durchdrungener Sandstein, bei dem ein als Zement ausgeschie- denes Kalkspatindividuum oft Tausende von Sandkörnern umschließt, ähn- lich wie es vom ‚‚kristallisierten Sandstein‘‘ von Fontainebleau bekannt ist. Der Kalksandstein ist als Pflasterstein wegen seiner Härte und Kom- paktheit sehr geschätzt. Wenn er dem Granit an Qualität auch keines- wegs nahekommt, so hat er doch wie jener die sehr wertvolle Eigen- schaft, daß seine Oberfläche wegen des Wechsels zwischen harten und weichen Mineralien (Quarz und Feldspat einerseits und Kalkspat anderer- seits) bei der mechanischen Abnutzung rauh erhalten bleibt. Auch zu Schotter eignet er sich auf nicht sehr stark befahrenen Straßen ganz gut. Die Werksteinlager der Stufe der Stubensandsteine sind in der Eßlinger und Nürtinger Gegend auf die oberen Schichten beschränkt. Hier stehen in bald größerer, bald geringerer Mächtigkeit die ‚weißen‘ Sandsteine (im Gegensatz zu den ‚gelben‘ Rätsandsteinen) an, die vor etwa 50 Jahren als „Kölner Dombausteine‘“ große Berühmtheit er- langten. Heute ist ihre Verwendung stark zurückgegangen, wenngleich die Sandsteine wegen ihrer meist reinweißen Farbe, des Fehlens einer d* — ul — deutlichen Schichtung und der ausgezeichneten Bearbeitbarkeit immer wieder den Architekten zu seiner Verwendung veranlassen. Er hat sich an Bauwerken, wo er den Einflüssen der Atmosphärilien besonders stark ausgesetzt ist, nicht immer als haltbar erwiesen. So wurden am Kölner Dom vor wenigen Jahren schwere Verwitterungsschäden entdeckt. Es ergab sich, daß die Sandsteine, welche Karbonat als Bindemittel enthielten, unter der Einwirkung der im Kohlenrauch befindlichen Schwefelsäure zerstört wurden, da das Karbonat allmählich in Sulfat sich umsetzte. Die karbonathaltigen Sandsteine liegen in größeren Tiefen unter der Erdoberfläche. In den zunächst derselben gelegenen Sandsteinen ist deren Karbonatgehalt durch Sickerwasser mehr oder weniger ausgelaugt, ein Vorgang, der sich heute noch vollzieht und Hand in Hand geht mit einer immer stärker werdenden Verkieselung und Verzahnung durch gegenseitiges Ineinanderwachsen der Quarzkörner. Ein nur mehr schwach karbonatischer und stark verkieselter Sandstein vermag den Rauchgasen und anderen schädlichen Einflüssen zu trotzen und ist unbedenklich als ausgezeichneter Baustein verwendbar. Leider sind Fundstellen derartiger Bausteine im Stubensandsteingebiet Schwabens ziemlich selten. Die Knollenmergel machen sich dadurch, daß sie stark das Sickerwasser zurückhalten, oft unliebsam bemerklich. Sie verursachen gern Aufwölbungen und Rutschungen, ein Vorgang, der z. B. an der Eßlinger Neckarhalde schon beträchtliche Grenzverschiebungen zeitigte. Ein Hausbau auf derartigem Gelände müßte deshalb als höchst ge- wagtes Experiment erscheinen. Auch der Gmünd-Göppinger Bahnbau hatte jüngst unter Rutschungen im Bereich dieser Stufe schwer zu leiden. Rät wird bei dem Gewand Birkengehren, dem alten Fundplatz für Rätfossilien und Bonebed, immer wieder gegraben und von der Forstverwaltung zu Schotter verwendet. Von der Benutzung des zer- mahlenen Gesteins als Silbersand hat die Stufe die Bezeichnung Silber- sandstein erhalten. Die berühmte Psilonotenkalkfundstelle an der Nellinger Mühle war letztmals Ende der 90er Jahre zum Erhalt von Schottermaterial aufgedeckt. Die Gewinnung des mit Psilonoten geradezu gespickten Kalkes wurde, da die darunterliegenden Knollenmergel immer wieder Verstürzungen verursachten, als gefährlich und unrentabel eingestellt. Der Angulatensandstein wird in zahlreichen Brüchen auf den Hochebenen des Schurwalds und der Filder abgebaut. Er liefert dicke lange Platten, die vor Aufkommen der Zementröhrenfabrikation als Material für die Überdeckung kleiner Wasseradern, Gräben etc. sehr geschätzt waren. Heute dient er besonders als Bau-, Wegvorlage- und Schottermaterial. In den großen Steinbrüchen bei Plochingen werden dieselben hauptsächlich zu Pflastersteinen zugehauen. Das ursprüng- liche Gestein ist der Angulaten-,,‚Kalk‘“, wie er z. B. bei Vaihingen auf den Fildern auftritt. Dieser ‚Kalk‘ ist eigentlich als körniger Braun- spatsandstein zu bezeichnen (entsprechend dem Kalksandstein aus der Gruppe der Stubensandsteine). Unter dem Einfluß der meteorischen Sickerwässer wird das Braunspatbindemittel aufgelöst und das Eisen- — sb karbonat zu Brauneisen zersetzt. Diese Umwandlung vollzieht sich nur in den der Erdoberfläche zunächstliegenden und unter der Ein- wirkung des Sauerstoffs der Luft stehenden Partien des Angulaten- horizontes. Das Brauneisen konzentriert sich in unregelmäßigen Linien und Bändern und verursacht die rostbraune Färbung des Gesteins. Der Arietenkalk wird als Schotter- und Vorlagematerial viel- fach verwendet. Die Numismalismergel (Lias y), die am Oberhof in größerer Ausdehnung vorkommen, könnten zur Zementfabrikation Verwertung finden. An mehreren Stellen der Eßlinger Umgebung tritt Löß in be- trächtlicher Schichtstärke auf, besonders am Westabhang des Hainbach- tales von Rüdern bis Obereßlingen und am Ausgang des Geiselbach- tales. An den beiden letztgenannten Orten findet er in großen Ziegeleieu Verwendung. Große Wichtigkeit haben in letzter Zeit die Schotterlager des Neckartales erlangt, da sie als Schottermaterial und besonders zu Betonbauten aller Art sehr begehrt sind. Im Laufe der leizten Jahre war ein immer mehr sich steigernder Bedarf zu decken, was die Gründung zahlreicher Baggerwerke dem Schienenstrang der Eisenbahn und dem Neckarlauf entlang zur Folge hatte. Die Rede endete mit dem Hinweis auf den Eßlinger Geologen Carl Deffner und dessen bleibenden Verdienste um die geologische Wissenschaft durch seine grundlegenden Arbeiten für manche Zweige der schwäbischen Geologie und besonders für die Tektonik, deren eigentlicher Begründer in Württemberg er war. Lang. Prof. Dr. A. Sauer: Das Radium in seiner Bedeutung für die Erdkruste. Von den bekannten umwälzenden Ergebnissen der Radiumforschungen ausgehend wies Redner zunächst darauf hin, daß die zahlreichen Mineralien, an denen radioaktive Eigenschaften fest- gestellt waren, unter ganz besonderen Verhältnissen innerhalb der Erd- rinde auftreten; sie sind fast ausschließlich an gewisse Eruptivgesteine gebunden und zwar granitische und bilden da in Gemeinschaft mit Feldspat, Quarz und verschiedenen Erzen Gänge. Unter diesen radio- aktiven Mineralien spielt zweifellos Zirkon (wahrscheinlich seine Radio- aktivität einer geringen Beimengung von Thorium verdankend), vielleicht auch Monazit eine besondere Rolle. Er findet sich nämlich als weit- verbreiteter mikroskopischer Übergemengteil des Granits, er fehlt keinem granitischen oder syenitischen Gestein. So erklärt sich nach Ansicht des Redners wohl auch, daß nach den Untersuchungen Strutts unter allen Gesteinen besonders die Granite eine verhältnismäßig hohe Radioaktivität aufweisen. Granitische Gesteine bilden aber vornehmlich das Fundament aller Sedimente und wahrscheinlich auch die erste Erstarrungskruste.. Sie haben von Beginn an, der Zerstörung und Zersetzung unterliegend, ganz wesentlich das Material für alle Sediment- gesteine unserer Erdrinde geliefert und so gelingt es tatsächlich neben anderen Verwitterungs- und Aufbereitungsrückständen in allen Sedi- menten mehr oder weniger häufiger die Zirkone, nach Ansicht des — UN) = Redners vornehmlich die Träger der allgemein weitverbreiteten Radio- aktivität, nachzuweisen. Und wenn wir heute wissen, daß Radium- emanationen überall im Bereiche der Erdrinde vorhanden sind, im Ackerboden, in der Bodenluft eines verwitterten Granits häufiger als in der Bodenluft eines Quarzsand- oder Kalkbodens, in kalten und heißen Quellen, dann ist diese Tatsache nach dem Redner in dem be- tonten Zusammenhange zu erklären. Es scheint ihm auch besonders wichtig, daß eine tiefgreifende Verwitterung die Radioaktivität im Zirkon gewissermaßen freimacht und er weist da auf das Beispiel der Bütt- quelle in Baden-Baden hin, die nächst der Gasteiner Quelle in Mitteleuropa nach den Untersuchungen Englers die höchste Radioaktivität auf- weist. Nach eigenen vom Redner früher ausgeführten Untersuchungen im Badener Thermalgebiet beruht das vielleicht darauf, daß die Bütt- quelle ihren Weg nimmt durch tief verwitterten mächtigen Granitschutt, im Gegensatz zu den anderen Badener Thermen, die mehr direkt aus dem anstehenden Gestein hervortreten. Bekanntlich ruft die Einwirkung der Radiumstrahlen gewisse Ver- färbung bei bestimmten Mineralien hervor; Versuche besonders von Mügge und Doelter haben gelehrt, daß durch Glühen entfärbter Rauchtopas seine braune Farbe unter der Einwirkung der Radium- strahlen wieder erhält, ebenso roter Hyazint, wenn derselbe durch Glühen farblos gemacht war, seine Farbe zurückerhält. Ähnlich ver- halten sich verschiedene andere Mineralien. Von diesen Tatsachen aus- gehend, kam Mügge auf den Gedanken, daß in Graniten die tief dunkel- braunen Höfe um die in braunem Glimmer eingewachsenen mikroskopischen Zirkone durch die von diesen ausgehende Radioaktivität hervorgerufen sein müssen, wie man sich ja auch durch einen direkten Versuch über- zeugen kann, indem man durch ein winziges Körnchen von Radium- bromid tatsächlich auf braunem Glimmer einen ähnlichen farbigen Hof erzeugt. Da nun aber der radioaktive Wirkungswert von Radium- bromid denjenigen der Zirkone um das millionenfache übertrifft, so müssen überaus lange Zeiträume verflossen sein, bis sich diese farbigen Höfe um den Zirkon in so kräftiger Ausbildung entwickeln konnten, wie wir sie heute beobachten. Tatsächlich findet man diese intensiven Höfe in der Regel nur in alten granitischen Eruptivgesteinen ent- wickelt, in großer Verbreitung und schöner Ausbildung; in den jüngeren entsprechenden Eruptivgesteinen scheinen sie zu fehlen. Damit hätte man eine Art von geologischem Chronometer — alte und junge Tiefen- gesteine dieser Art zu unterscheiden. Auf Grund der überall in der Erdrinde vorhandenen radioaktiven Emanationen haben zahlreiche Berechnungen ergeben, daß der Vorrat an feinverteilten radioaktiven Substanzen innerhalb der Erdrinde ein ganz außerordentlich großer sein muß. Die mit dem Zerfall des Radiums entwickelte Wärme muß demnach eine ganz bedeutende Wärmequelle für die Erdrinde darstellen, die die durch Abkühlung an den Weltraum abgegebene Wärme fast nahezu zu ersetzen vermag. Daraus folgt aber, daß die Abkühlung der Erde ungemein verlangsamt wird und daß es gar nicht nötig ist, einen besonders hohen Vorrat an Eigenwärme im En - Erdinnern (Wärme bis zu 100000°) anzunehmen, wie es bisher ge- schehen ist. Wahrscheinlich übersteigt die innere Erdwärme nicht wesentlich die Temperatur von 3—4000°. So erschließt uns die Radiumforschung nicht bloß ungeahnte Perspektiven in das Wesen der Materie, sondern erweist sich auch fruchtbringend für die großen Probleme der Geologie und gibt uns Aufschluß über Vorgänge innerhalb der Erdrinde, die bisher unserer Erkenntnis vollständig verschlossen waren. N Sauer. Die Vorträge von E. Fraas und D. Geyer finden sich in er- weiterter Form unter den Abhandlungen dieses Jahrgangs S. 480 und S. 354. Über den Vortrag von M. Kohler und die Vorlage von Engel s. oben 8.X. 2. Wissenschaftliche Abende des Vereins in Stuttgart. Sitzung am 10. Oktober 1910. Prof. Eichler erinnerte daran, daß der am 9. Okt. 1885 ins Leben gerufene ‚„wissenschaftliche Abend‘‘ nunmehr auf ein 25jähriges erfolgreiches Dasein zurückblicken dürfe, und gedachte mit Worten des Dankes der 7 Mitglieder, die seinerzeit nicht ohne einige Schwierigkeit die Einrichtung ins Leben gerufen und z. T. bis zum heutigen Tag unermüdlich gefördert haben. Sodann sprach O.St.R. Dr. K. Lampert über Leuchttiere und Leuchtorgane. Redner ging aus von den Leuchtkäfern oder Glühwürmchen, die für die Binnenländer die bekanntesten Leuchttiere sind. In den Tropen schließen sich ihnen andere Insekten von z. T. großartiger Leucht- intensität an. Sodann erzählte der Redner von dem Vorkommen des Leuchtbazillus auf Fleisch und Fischen, das gelegentlich bei uns zu beobachten ist; die eigentliche Heimat des Leuchtbakteriums ist aber das Meer, dem die überwiegende Fülle der Leuchtorganismen, besonders Tiere, angehören. Sie finden sich, wie der Redner im einzelnen aus- führte, in allen größeren Gruppen des Tierreichs. Zu nennen sind be- sonders das zu den Geibeltierchen gehörige Noctiluca, das auch in der Nordsee vorkommt, leuchtende Quallen, Seesterne, die prächtigen Feuer- walzen und die Leuchtketten der Salpen, die schon Plinius bekannt und von Reaumur untersuchte leuchtende Bohrmuschel, verschiedene Würmer und kleine Krebse. Auch einzelne leuchtende Fische waren schon länger bekannt. In überraschender Weise aber haben die Tief- see-Expeditionen der letzten Jahre, besonders die Deutsche Valdivia- Expedition, uns mit Fischen und Tintenfischen bekannt gemacht, die mit Leuchtorganen versehen sind. Dieselben zeigen zugleich eine ungemeine Mannigfaltigkeit. Während bei vielen Tieren, besonders den niederen, die Leuchtfähigkeit sich auf den ganzen Körper erstreckt, ist sie bei anderen, z. B. dem Glühwürmchen, Tintenschnecken und Fischen, lokalisiert. Bei letzteren sehen wir an den verschiedensten Körperstellen Leuchtorgane: punktförmige Organe längs der Körper- —: IVI — seite, am Bauch oder über den Körper verstreut, Organe gleich Leucht- birnen an der Spitze der Barteln, mächtige wie Laternen leuchtende Organe an der Vorderseite des Kopfes und neben den Augen. Mannig- fach ist auch schon äußerlich die Färbung der Leuchtorgane, wofür besonders Tintenschnecken wundervolle Beispiele geben, und das von ihnen ausgehende Licht. Die Struktur ist meist sehr kompliziert, häufig sind Nebenapparate, Reflektoren und Linsen vorhanden. Die Leuchtorgane sind als Drüsen aufzufassen, die in manchen Fällen das leuchtende Sekret nach außen entleeren, meist aber geschlossen sind. Das Leuchten beruht jedenfalls auf Oxydation und ist ein Reizvorgang, der aber hauptsächlich bei den lokalisierten Leuchtorganen biologische Bedeutung erhält. Freilich sind wir gerade hierüber noch sehr im Un- klaren. Die weite Verbreitung des Phänomens bei Meerestieren spricht für allgemeinere Gesetze, möglicherweise dient das Leuchten zur Er- hellung der Dunkelheit der Tiefe, ferner zur Abwehr, wahrscheinlich zur Anlockung der Beute, in vielen Fällen auch, wie wohl beim Leucht- käfer, zur gegenseitigen Anlockung der Geschlechter. Ebensowenig bekannt ist über die Natur der Leuchtstrahlen, die durch ihre Phos- phoreszenz vielleicht an die mancherlei neu entdeckten Lichtstrahlen denken lassen. Lampert. In der lebhaften und angeregten Diskussion betonten Prof. Dr. Fraas und Generaloberarzt Prof. Dr. Krämer die relative Selten- heit des Meerleuchtens. Dr. Hundeshagen und Dr. Kauffmann erörterten die möglichen chemischen Vorgänge; Prof. Dr. Ziegler wies darauf hin, wie leicht mit Noctiluca durch Umrühren des Wassers das Meeresleuchten zu erzielen sei und Prof. Eichler verbreitete sich über leuchtende Pflanzen und die von Molisch mit dem Leucht- bazillus konstruierte Bakterienlampe. Sitzung am 14. November 1910. Dr. M. Bräuhäuser berichtete über den im August 1910 in Stockholm gehaltenen Internationalen Geologenkongreß und eine sich anschließende geologische Exkursion durch das südliche Skandinavien: Der Internationale Geologenkongreß hat im Jahre 1910 in Stock- holm getagt und mehr als S00 Fachgenossen aus allen Ländern zu- sammengeführt. Aus Deutschland fanden sich besonders viele Gäste in der schwedischen Hauptstadt ein. Dieser rege Besuch ist nicht allein durch die nahe Nachbarschaft zu erklären, denn die Kenntnis des geologischen Baus und der Gesteine des skandinavischen Landes ist für den deutschen Fachmann von besonderer Wichtigkeit. Die geologische Übersichts- karte läßt den Grund erkennen: Das ganze norddeutsche Flachland wird von den hellen Farben beherrscht, welche diluviale Ablagerungen bezeichnen und bekanntlich hat das Inlandeis der Diluvialzeit, hervor- dringend und niedersteigend von den skandinavischen Gebirgen, diese Gebiete einst überdeckt. Deshalb enthalten die norddeutschen Moränen und die aus ihrer Umarbeitung hervorgegangenen Schotter, Sande und — Ib — Tone die „nordischen Geschiebe‘‘, also Gesteine, deren Heimat jenseits der Ostsee zu suchen ist. Eine rote Linie zeigt auf den geologischen Karten die Südgrenze des Verbreitungsgebiets dieser nordischen Ge- schiebe: Sie zieht über die Vorhöhen der mitteldeutschen Gebirge und so empfängt der nach Norden reisende Geologe den ersten Gruß aus Skandinavien, wenn der Schnellzug aus den Thüringer Bergen ins norddeutsche Tiefland hinabeilt. Der preußische Aufnahmsgeologe, der in seinem Arbeitsgebiete in der Moräne fossilführenden schwedischen Silurkalk oder prächtige, aus Skandinavien gekommene Granite und Gneiße findet und der bei Be- wertung der Böden vom Kaligehalt solcher kristallinen Geschiebe redet, wird mit regem Interesse vom Nordland sprechen. Aber auch der in Süddeutschland arbeitende Geologe muß staunen, welche Fülle von Anregung und Belehrung ihm eine Wanderung durch Skandinavien bringt. Mit Verwunderung wird er in Schweden geo- logische und landschaftliche Verhältnisse finden, welche in auffälliger Weise mit denen der eigenen Heimat übereinstimmen. Die Berge Dalekarliens oder das Gebiet bei Mon und Ed-Station (westlich vom Wenersee) zeigen Landschaftsbilder, bei deren Anblick man sich plötz- lich in den württembergischen Schwarzwald, etwa in die Alpirsbach- Reinerzauer Gegend, versetzt glauben möchte. Und in Westermanland gleicht das schwedische Diluvialgebiet dem oberschwäbischen Gelände stellenweise so sehr, daß das Auge oft unwillkürlich im Süden die schneebedeckte Alpenkette sucht und der Schwabe fast betroffen ist, statt eines Oberländer Bauernhofes eine kleine malerische Gruppe der eigenartigen rotgestrichenen, schwedischen Holzhäuschen oder im Schatten mächtiger alter Eichen den ruhig-vornehmen Herrensitz eines skandinavischen Rittergutes zu erblicken. Es würde zu weit führen, wollte hier eingehender die Rede sein von der geologisch so interessanten Umgebung der Stadt Stockholm. Hier fanden zu Beginn des Kongresses kleinere Exkursionen im Kontakt- gebiet des Gneißes mit dem Granit statt. In Stockholm selbst ist, wie in keiner andern Großstadt, Gelegenheit, den geologischen Bau des Untergrundes zu beobachten, denn oft genug tritt, selbst in nahezu ausgebauten Stadtteilen, der Felsgrund zutage. Die Inseln im Hafen zeigen, gegenüber dem Königsschloß und Reichstagsgebäude, von Inland- eis geglättete Granitkuppen und im Stadtteil Södermalm kann man gelegentlich zwischen modernen großen Geschäftshäusern eine mehrere Meter hohe Felswand neben der Straße sehen, die erst weggesprengt werden muß, um dem Neubau eines Nachbarhauses auf diesem ‚„Bau- platz‘ Raum zu schaffen. Im Stadtteil Norrmalm wurde eben in den Tagen des Kongresses eine neue Straße angelegt, deren stadtbauplan- mäßig ebener Verlauf die Durchschneidung eines flachen Rückens im Ge- lände erforderte. Die Sprengarbeiten ergaben, daß hier ein in viel- fache Mulden und Falten gedrückter, nachträglich von granitischen Apophysen durchsetzter Gneiß anstand. In naher Nachbarschaft folgte Granit, und wer einen guten Hammer besaß, schlug sich hier ein tüch- tiges Stück des eigenartigen Stockholmer Kugelgranits. mn Den Exkursionen folgten die Vorträge, wobei in rascher Folge auf Deutsch, Französisch oder Englisch neue Forschungsergebnisse vor- gebracht oder wichtige Fragen der Wissenschaft zur Erörterung gestellt wurden. Die große Zahl der Redner und der behandelten Stoffe zeigte, welch weites Gebiet die heutige Geologie umfaßt und welch rege Wechselbeziehungen sie mit den verschiedensten Fragen, auch des prak- tischen Lebens, verbinden. Hatten die Vorträge in eiligem Wechsel zur Paläontologie oder Petrographie, Kristallographie oder Mineralogie, zur allgemeinen oder zur praktischen Geologie geführt, hatten prächtige Lichtbilder die in den Sälen des schwedischen Reichstagsgebäudes versammelten Fach- leute in raschem Fluge in interessante Gebiete von Spitzbergen oder der Schweiz, Nordamerika oder dem Tropengebiet im Geiste versetzt, so führten die Schweden ihre Gäste hernach weithin durch ihr eigen- artig schönes Land. Über den Mälarsee trugen Dampfer die aus allen Nationen bunt zusammengemischten Scharen, vorüber an all den zahllosen, vom Eis dereinst glattgeschliffenen Kuppen der kleinen Felseninseln, vorüber an eichenbewachsenen Landzungen und Halbinseln, vorüber an immer neuen, sich öffnenden Buchten und Seearmen, bis der Fyrisfluß erreicht war. Nach kurzer Flußfahrt stieg dann im Norden Upsala empor mit seinem hochragenden Schloß und der prächtigen Kathedrale, in welcher Linne und Svedenborg begraben liegen. Ein anderer, namentlich für Paläontologen lohnender Ausflug führte südwärts durch den Mälarsee nach Södertelge, von da weiter durch eine fjordartige Meeresbucht in die Ostsee hinaus und hinüber nach Gotland. Diese Insel, welche eine alte nordische Kultur- geschichte aufweist, zeigt silurische, an Fossilien, besonders an Korallen oft überreiche Kalke. Sie haben auch das Baumaterial geliefert zu den mächtigen, turmbewehrten Ringmauern und den großen, leider meist zerfallenen Kirchen der alten Ruinenstadt Visby, welche nach der Zerstörung durch den Dänenkönig Waldemar Atterdag jahrhundertelang in Trümmern liegen blieb. Jetzt allerdings herrscht wieder neues Leben dort, aber Visby, die einstige Haupthandelsstadt der Ostsee, ist nur mehr eine kleine schwedische Landstadt. Gleichzeitig mit dem Geologenkongreß tagte in Stockholm die Agrogeologenkonferenz. Hier befaßte man sich mit den Fragen der bodenkundlichen Forschung, einem Wissenszweig, der, auf der Grund- lage der geologischen Geländeaufnahme erwachsen, sich mehr und mehr zu einer selbständigen Wissenschaft entwickelt. Hervorragende Arbeiten in diesem Gebiet wurden besonders von den ungarischen und russischen Forschern geliefert. Deshalb hat die erste Agrogeologenkonferenz in Budapest stattgefunden und die nächste wird in St. Petersburg zu- sammentreten. Da die Eigenschaften der Böden vor allem bedingt sind durch die physikalische und chemische Beschaffenbeit der im Untergrund ver- witternden Gesteine, so ist eine genaue geologische und petrographische Durchforschung des anstehenden Gebirges die Vorbedingung einer rich- tigen bodenkundlichen Bewertung einer Gegend. Dies gilt besonders — LIX I für die Länder mit humidem Klima. wie z. B. Deutschland und Schweden, Von deutscher Seite wurde auf die norddeutschen Flachlandsaufnahmen hingewiesen, welche, unterstützt durch spezielle Aufnahme einzelner Gebiete in großem Maßstab (,‚‚Gutsaufnahmen“), sehr brauchbare Grund- lagen für bodenkundliche Forschungen abgeben. Besondere und all- seitige Anerkennung fand die neue geologische Spezialkarte des Königreichs Württemberg, welche neben der geologischen eine nach bodenkundlichen Gesichtspunkten angeordnete Farbenerklärung zeigt und dadurch sowie durch sorgfältige Darstellung des Gehänge- schuttes usf. nicht nur den Zwecken des Geologen, sondern auch denen des Praktikers, des Technikers, Forstmanns und Landwirtes dient. Auf Vorschlag eines norwegischen Fachmannes wurde als allgemeine Regel anerkannt, daß die bodenkundliche Forschung in erster Linie die geo- logischen Untergrundverhältnisse zu untersuchen habe und dann erst zur Prüfung der im Boden selbst sich weiterhin abspielenden physikalischen und chemischen Vorgänge fortschreiten dürfe. Von besonderem Interesse waren die unter Leitung des Präsi- denten der Konferenz, des bekannten schwedischen Gelehrten Professor GUNNAR ANDERSSON aus Stockholm, ausgeführten Exkursionen. Zunächst wurde an der landwirtschaftlichen Versuchsstation Ultuna bei Upsala an Hand einer geologisch-bodenkundlichen Spezialkarte der Wechsel der chemischen und physischen Eigenschaften der Böden je nach der ver- schiedenen Beschaffenheit des geologischen Untergrundes (Upsalagranit, Diorit, Moräne, fluvioglazialer Kies — sogen. „Rullstensgrus‘‘ —, Eis- meerton und postglazialer Meeressand) betrachtet und dessen Einfluß auf das Gedeihen der Versuchspflanzen dargelegt. Dann führte eine außerordentlich gut vorbereitete und höchst genußreiche Fahrt durchs mittelschwedische Land und zum Wettersee. Erst ging es durchs Gebiet der sogen. Eismeertone. Denn bekanntlich lag noch in junger geologischer Vorzeit ein großer Teil des flachen schwedischen Landes unter Meer und ist noch jetzt in stetiger langsamer Hebung begriffen. So hat sich der Untergrund der Stadt Stockholm seit 100 Jahren um 47 cm ge- hoben und in den Bergen Dalekarliens sieht man noch jetzt hoch droben im Waldgebirge die von großen Rollblöcken und Kies bezeichnete Ufer- linie des einstigen Meeres. Aus den Bändern der feingestreiften Eis- meertone (,„Bändertone‘‘) hat GERARD DE GEER in gedankenreicher Arbeit interessante, auf Jahre genaue Berechnungen aus geologischer Vorzeit angestellt. Weiter nach Osten treten oft große, von treibenden Eisbergen vertragene und schließlich fallen gelassene Blöcke, vom Eis- meerton unverhüllt, zutage. Meist sind sie von der kleinen Alge Trentepolia jolithus bewachsen und dadurch tiefrot gefärbt. Fichte und Kiefer, seltener Eichengehölze oder vereinzelte Espen und Birken be- leben das Landschaftsbild; Hafer und Gerste, Roggen und Weizen baut der Landmann in dieser weiten ‚„Mälarebene“. Im östlich folgenden „Bergslaggebiet‘“ steht man an der Grenze des spätglazialen Yoldia- meeres. Hier sind die höchstgelegenen marinen Bildungen zu sehen und so kann deren Verhältnis zu den Moränen studiert werden. Ferner verläuft hier eine der wichtigsten pflanzengeographischen Grenzen Europas, BE NE nämlich die Nordgrenze der kälteempfindlicheren Laubbäume. Jenseits der- selben sind nur noch die kälteharten nordischen Arten anzutreffen. Im alten Bergwerkstädtchen Guldsmedshyttan wurden bis 1886 Eisenerz und silber- haltiger Bleiglanz abgebaut, im nahen Strässa wird noch heute ein gutes Eisenerz in Tagebauen gefördert. Die nahen Bergwälder zeigen hier unter mageren Kiefernbeständen einen mächtigen Rohhumus, dar- unter im Verwitterungsboden des Granits eine Schicht von weißem Bleichsand und mächtigem, hartem, schwarzbraunem Granitortstein. Der Gneiß weiter südlich führt mächtige Lager von Urkalk, der so rein ist wie unsere besten Jurakalke (99° CaCO,!). Karrenartige Ver- witterungsgebilde an der Oberfläche und Bestände von Acer platanoides, sowie das Vorkommen von Lonicera zylosteum, Daphne mezereum und Viburnum opulus zeigen den Unterschied gegenüber der Flora des Grund- gebirggebiets. Auch sind die sonst ringsumher fehlenden Kräuter Aguwi- legia vulgaris, Viola mirabilis, Anemone hepatica, Primula veris, Carex digitata und Galium mollugo für das Urkalkgebiet bezeichnend. Bei der Station Ervalla wächst noch Salix lapponum, die damit bis an die Grenze der Provinz Örebro — der Grenzpfosten von Vestmanland und Örebro steht wenige Schritte weiter südlieh — vorgedrungen ist, ein Beweis für die fortschreitende Ausbreitung nordischer Gewächse nach Süden hin. Über die närkische Silurebene mit der alten Stadt Örebro ging die Fahrt zu den sehenswerten, der Kultur durch systematische Arbeit zurückgewonnenen Moorgebieten von Kumla und zum Wettersee. Interessant ist, wie deutlich hier einige Verwerfungen im Gelände durch scharfe Bruchwände höher stehen gebliebener tafelförmiger Schollen hervortreten. Karte und Augenschein zeigen, daß vorgebildete Fluß- täler diese Verwerfungen queren, während die heutigen Flüsse am Bruch- rand umbiegen und sich vor demselben einen noch wenig eingetieften neuen Talweg geschaffen haben, ein Beweis für das jugendliche Alter dieser Verwerfungen im mittelschwedischen Land, in welchem noch jetzt zuweilen Erdstöße von Auslösung tektonischer Spannungen zeugen. Auch Wettersee und Wenersee sind, geologisch gesprochen, große Grabenbrüche. Östlich vom Wettersee ragt, als stehengebliebener „Horst‘‘, das Granitmassiv des Ombergs über die silurische Kalkland- schaft empor. Seinen Rücken decken große, an den Schwarzwald er- innernde Tannenwälder. Hier liegt auch eine Forstakademie und jeder schwedische Förster muß ein Lehrjahr im Musterforst Omberg zubringen. Am Ostfuß dieses kleinen Gebirgsstocks liegt die Touristenstation Al- vastra, in deren Nähe der erste und bisher einzige Fund eines Pfahl- baues in Skandinavien gemacht wurde. Am Südende des Wettersees besah man die durch bahnbrechende Versuchsarbeiten berühmt ge- wordene Moorkulturanstalt von Jönköping. Hier schloß die Exkursion. Der Vortragende ging vom Wettersee nach Westen in die West- götaebene, erstieg den geologisch interessanten und touristisch lohnenden Mösseberg bei Falköping-Ranten und erreichte bei Göteborg das Tal des Götaelf, der über die mächtige Felsbarre des Trollhätta hinweg dem Wenersee entströmt. Für Petrographen dankbar ist die Gegend von hier nach der norwegischen Grenze hin, welche unweit der alten — dl — Festung Frederikshald — bei deren Belagerung einst Karl XII. fiel — erreicht wurde. Von hier ging die Reise zum Kristianiafjord, an dessen geologisch hochinteressantem nördlichstem Ende Kristiania selbst, im Kreis der umgebenden ernsten Waldberge, entgegengrüßte. Nach kurzen Wanderungen im Gebirge um Kristiania begann die Rückfahrt. Nur einen Tag Dampferfahrt, bei herrlichstem sonnigem Herbstwetter durch den Fjord, durch Skagerrak und Kattegatt, und schon war wieder das norddeutsch-dänische Diluvialgebiet erreicht. Helsingfors und Helsingör _ wurden am Öresund passiert und bald stiegen im Südwesten die Türme von Kopenhagen über der flachen dänischen Küste empor. Bräuhäuser. Sitzung am 13. Dezember 1910. Dr. Max Hilzheimer sprach über: „Zoogeographische Auf- gaben in Südwestdeutschland‘“. Das Interesse an der Tierwelt ist in unserem Lande ein sehr altes. Schon im Jahre 1602 widmete JOHANN BAUHIN in seinem „Ein new Badbuch vnd Histor. Beschr. des . Bads zu Boll“ 14 Seiten der Schilderung der Tierwelt. Dann tritt alleine zufolge der sehr guten Übersicht über die Literatur der württembergischen und hohenzollernschen Landeskunde, die der Verein für Handelsgeographie 1883 herausgab, ein 200 Jahre langes Schweigen ein. Freilich dürfte ein genauer Kenner der Jagdberichte und Jagd- literatur auch aus dieser Zeit manche zoologisch wichtigen Angaben finden. Hat doch der bekannte Kupferstecher Rıspınger, um ein Bei- spiel zu nennen, viele gerade im heutigen Württemberg erlegte Tiere porträtiert. Weit kräftiger begann sich die zoologische Forschung im 19. Jahr- hundert zu regen. Schon im Anfang desselben, 1800—1812, erschien das heute für die württembergische Entomologie noch wichtige Werk von RoTH v. SCHRECKENSTEIN, das den etwas langatmigen Titel führt: „Verzeichnis der Schmetterlinge, Käfer, Halbkäfer, Netzflügler, Wespen, ungeflügelten Insekten, Wanzen und Fliegen, welche um den Ursprung der Donau und des Neckars, dann um den unteren Teil des Bodensees vorkommen.‘‘ Das Jahr 1808 brachte die erste Zusammenstellung der Fische des Bodensees von HARTMANN. Und nun erschienen in jedem Jahrzehnt einige Arbeiten, welche zur weiteren Kenntnis der Landes- fauna Beiträge brachten. Die erste einheitliche Landesfauna ist die Württembergische Fauna in MemmıngeR’s Beschreibung von Württemberg. In den ersten Auf- lagen 1820, 1823, 1841 wurde sie von ScHÜBLER und G. v. MARTENS, in den folgenden von Krauss zusammengestellt. Auch der württem- -bergische landwirtschaftliche Verein, der sich vor der Gründung unseres Vereins um die naturwissenschaftliche Kenntnis unseres Landes große Verdienste erwarb, brachte in seinem Korrespondenzblatt 1830 eine Fauna Württembergs von der Hand G. v. Marrtexs’ und 1840 ein Ver- zeichnis, das sich nur mit den Vertebraten beschäftigt, von F. BERGE. Baron Könıe v. WARTHAUSEN nennt es allerdings im höchsten Grade — LXI — unzuverlässig. Und gleich unser erstes Jahresheft im Jahre 1845 ent- hielt ein Verzeichnis der in Württemberg gegenwärtig häufiger vor- kommenden, teils in freiem, teils in gezähmtem Zustand lebenden Säuge- tiere von GEORG JÄGER. Im zweiten Band 1846 gab dann v. SECKEN- DORFF ein Verzeichnis der Mollusken und LANDBECK sein systematisches Verzeichnis der Vögel. Der dritte Band 1847 brachte PLIENINGER’s Zusammenstellung der Reptilien. Diese Angaben mögen nur dazu dienen, zu zeigen, wie sehr die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts sich der Erforschung der Landesfauna annahm und die Kenntnis erweiterte. Aber auch die zweite Hälfte ist nicht müßig gewesen. Die Kenntnis besonders der Wirbeltiere ist wohl eine vollkommene geworden. Für die Fische nenne ich nur die Namen A. GÜNTHER und dann vor allen Dingen KrunzısgGer. Um die Kenntnis der Amphibien und Rep- tilien hat sich besonders LeypıGg, daneben auch WOLTERSDORFF verdient gemacht. Und ich glaube kaum, daß in diesen beiden Tierklassen noch größere zoogeographische Aufgaben zu erledigen sind. Höchstens würde das Fehlen einiger Amphibien, die aber in den Nachbarländern vorkommen, noch der Aufklärung harren. Aus diesen beiden Klassen werden sich schwerlich neue Typen der württembergischen Fauna hinzu- fügen lassen, wenn es sich nicht um ausgesetzte oder entlaufene Tiere handelt. Wer die württembergische Fauna um neue Arten vermehren will, der tut besser, sich den niederen Tieren zuzuwenden. Auch hier ist schon viel gearbeitet; für die Mollusken nenne ich Namen wie En». v. MARTENS, CrEssin und GEYER, für die Insekten Hormann, FISCHER u. a. Aber auch gerade in der letzten Tierklasse, der sich ein eigener Verein angenommen hat, ist trotzdem noch viel zu tun. Käfer und Schmetter- linge, die ja stets viele Liebhaber und Sammler besaßen, sind natür- lich gut bekannt, aber von anderen Abteilungen ist nicht dasselbe zu sagen. Daß die Wanzen in HüEBER einen Bearbeiter gefunden haben, ist ein besonderer Glücksfall. Aber wie schaut es mit den Orthopteren Württembergs aus? Was wissen wir über die hier vorkommenden Libellen und Heuschrecken? Von den Zweiflüglern liegt zwar schon ein altes Verzeichnis vom Jahre 1834 (Roser, Korresp.-Blatt) vor. Aber wie wenig wissen wir darüber! Und wie wichtig wäre es, gerade über diese Tiere eine eingehende Kenntnis zu besitzen. Sind sie doch teils als Getreide- und Obstschädlinge, teils, wie manche Mücken, direkt als Überträger von Krankheiten den Menschen schädlich. Und kommen wir zu anderen Klassen der niederen Tiere, so sieht es noch schlechter aus. Zwar die bisher arg vernachlässigten Tausendfüßler haben jetzt in Herrn Dr. VERHOEFF einen eifrigen und fachkundigen Bearbeiter gefunden. Was wissen wir aber über die bei uns vorkommenden Würmer und Spinnen und deren Verbreitung? Sie sehen also, meine Herrn, Auf- gaben gibt es genug und zwar recht dankbare. Man braucht eigentlich nur die Hände auszustrecken, um in neue, noch fast unberührte Ma- terien zu greifen. Aber nicht nur bei den niederen Tieren, sondern auch bei der Tierklasse, die wir als die höchste zu bezeichnen pflegen, weil ihre Organisation der unseren am nächsten kommt, den Säugetieren, gibt — Il = — es noch zahlreiche Aufgaben. Zwar wer die württembergische Fauna um neue Spezies bereichern will, wird bei dieser Tierklasse ebenso- wenig Glück haben wie bei den Fischen und Kriechtieren. Es möchte denn sein, daß in Oberschwaben noch das eine oder andere Alpentier gefunden wird. Auch Vespertilia dasycmene wäre hier noch nachzuprüfen. Denn da diese Fledermaus sonst in Mitteleuropa vorkommt, ist wohl auch kaum anzunehmen, daß sie bei uns fehlt. Aber über die Ver- breitung der einzelnen Spezies innerhalb unseres Landes sind wir z. T. noch höchst ungenügend unterrichtet. ? Wenn auch in unseren Jahresheften, besonders auch in den Zu- wachsverzeichnissen unserer Sammlung, eine Menge Material nieder- gelegt ist, so ist das doch noch keineswegs ausreichend, wie ein kurzer Blick in einige Oberamtsbeschreibungen zeigen mag. Ich wähle natür- lich zu diesem Zweck nur die neueren, von Herrn Oberstudienrat LAm- PERT bearbeiteten. Unter dem Abschnitt Tierreich steht z. B. in der Oberamtsbeschreibung von Ehingen (1893): ‚Zu einer eingehenden, irgendwie den Anspruch auf Vollständigkeit machenden Schilderung der Tierwelt des Gebietes genügt leider das vorhandene Material in keiner Weise. Nur von einer relativ geringen Anzahl von Arten ist ihr Vor- kommen auch durch Belegstücke in unanfechtbarer Weise nachgewiesen, und so wertvoll und dankenswert auch die von verschiedenen Seiten über die eine oder andere Tiergruppe vorliegenden Mitteilungen sind, so fehlt doch hinwiederum über andere große Abteilungen alle und jede Angabe. Über die Verbreitung der Säugetiere, der Weichtiere aber im Gebiet sind noch wenig oder gar keine Studien gemacht und eine Ausfüllung dieser Lücken ist auch erst in längerer Zeit zu er- warten.“ In der Beschreibung des Oberamts Cannstatt (1895) lesen wir: „Auf Vollständigkeit erhebt die Liste keinen Anspruch .... eifriges Sammeln und Beobachten vermögen die Liste in Zukunft noch wesentlich zu vermehren. Letzteres gilt besonders von Fledermäusen, Nagetieren, Spitzmäusen usw.‘‘ Und in der Oberamtsbeschreibung von Rottenburg (1892) heißt es ganz kurz: ‚Umfassende Aufsammlungen stehen für Rottenburg nicht zur Verfügung und die gelegentlichen, zum Teil vom Verfasser selbst unternommenen Exkursionen dürfen auf eine Vollständigkeit natürlich keinen Anspruch erheben.“ Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um Ihnen zu zeigen, daß wir über die Verbreitung der Säugetiere in Württemberg noch keines- wegs genügend orientiert sind, sondern daß es sich einmal empfehlen würde, systematisch das ganze Land daraufhin zu durchforschen. Es wäre dies eine dankbare und würdige Aufgabe für unseren Verein, der sich die Hebung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse über unsere Heimat zum Ziel gesetzt hat. Es wird sich dabei dann des weiteren herausstellen, ob wir in Württemberg mehrere zoogeographische Untergebiete haben und wie diese abzugrenzen sind. Ich komme damit auf einen zweiten Punkt. Sie wissen alle, daß neuerdings in der Mammologie eine große Änderung der bisher bestehenden Ansichten über die Systematik ein- getreten ist. — LXV — Der Unterschied wird Ihnen am besten klar, wenn Sie die Zahl der Säugetierarten bei Brasıus! und hei Trouzssarr! vergleichen. Brasıus repräsentiert eben den Stand unserer Kenntnisse in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, während TrouEssarr die Ergebnisse der modernen Forschung zusammengefaßt hat. Sie finden bei ihm an Stelle der relativ wenigen Namen, die Brasıus anführt, eine große Zahl von Namen. Sehen Sie aber genauer zu, so finden Sie, daß diese Namen vielfach ternär sind. Mit andern Worten: an Stelle der einfachen Brasıus’schen Arten unterscheiden wir heute Unterarten. Oder viel- mehr die alte Linws#’sche Art, deren sich noch Brasıus be- diente, zeigt gewöhnlich nicht die Einheitlichkeit, die ihr Liıns£ und seine Nachfolger zuschrieben, sondern sie ist variabel. Diese Variabilität ist aber häufig nicht regellos, sondern geographisch begrenzt. Und diese kleinen, aber innerhalb eines gewissen begrenzten Bezirkes konstanten Formen pflegt man als Unterarten zu bezeichnen. Im Laufe der Zeit hat sich nun herausgestellt, daß die meisten dieser alten Arten in eine Anzahl Unter- arten zerfallen, so daß man jetzt vielfach dazu neigt, die alten Lins&- schen Arten als Formenkreise aufzufassen. Nun ist aber die Erforschung dieser Formenkreise noch so unvollsändig durchgeführt, daß da noch viel zu tun ist. Zwar die Amerikaner, die mit großen Mitteln arbeiten, haben auch in der Beziehung für ihr Land viel ge- leistet, sie haben tausend und aber tausend Exemplare von einer Art zusammengebracht und untersucht. So hat Oscoop allein 27000 Exem- plare von Peromyscus? untersucht. Überhaupt kann Nordamerika zurzeit wohl als das zoologisch am besten bekannte Land angesehen werden. In Europa ist dafür noch verhältnismäßig wenig geschehen. Es handelt sich nämlich nicht darum, einzelne Individuen zu sammeln, womit man sich bisher begnügt hat, sondern zur Erkenntnis dieser Subspezies ge- hören Massen von Exemplaren, Serien, wie man museumstechnisch sagt. Denn es ist bei der gegenseitigen Abgrenzung der Subspezies noch die individuelle Variation zu berücksichtigen. Auch ändert das Kleid oft nach Alter, Jahreszeit und Geschlecht. Worüber wir bei Säugetieren immer noch wenig wissen. Es muß die Variationsbreite erforscht werden. Und je größer die Anzahl der untersuchten Exemplare ist, um so größer ist die Sicherheit, wirklich die charakteristischen unveränderlichen Eigen- schaften der Subspezies zu finden. Ich erinnere hier nur daran, daß Brasıus bei Arvicola amphibius 12 verschiedene Färbungen allein in der Umgebung von Braunschweig festgestellt hat. Eine derartige Varia- bilität ist zwar immerhin selten, steht aber nicht allein da. Beim Fuchs _ werden sich überhaupt kaum zwei ganz gleich gefärbte Individuen finden. Immerhin sollten uns derartige Vorkommnisse warnen. Und nur große Mengen aus verschiedener Gegend können eine Entscheidung ! Blasius, J.H., Fauna der Wirbeltiere Deutschlands und der angrenzenden Länder von Mitteleuropa. Braunschweig 1857. Vergl. auch Keyserling und Blasius, Die Wirbeltiere Europas. Braunschweig 1840, Trouessart. ® Oosgood, Wilfred H., Revision of the Mice of the American Genus Permynus. No. 28 der North American Fauna. Washington 1909. — IXV — bringen, denn es kommt auch vor, daß ein Tier in einer Gegend in seiner Färbung sehr konstant und in einer anderen sehr veränderlich sein kann. So spricht z. B. Kraus (Diese Jahresh. 1858. S. 53 davon, daß er eine bläulichgraue Abänderung des Maulwurfes nur in der Umgebung von Hohenheim gesehen habe. Leypıe findet bei Tübingen lichtgraue, weiße oder hellgelbliche Individuen äußerst selten, während er bei Würzburg alljährlich gelbweise erhalten ‚habe. Und Lauperr _ erwähnt in der Oberamtsbeschreibung von Reutlingen, daß nach SCHÜBLER in Eisenbachs Geschichte der Universität Tübingen, die dortigen Edel- marder, vorzüglich die des Schönbuchs, gewöhnlich nur eine weißliche, schwach gelblich gefärbte Kehle besitzen. Um nun noch ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis hinzuzufügen, möchte ich die Hasen erwähnen. Ich habe einmal, um die Konstanz der von mir angegebenen Fellcharaktere! zu prüfen, hier in der Kgl. Wildabgabestelle mehrere hundert Hasen untersucht, die alle aus der Umgebung Stuttgarts stammten. Und ich habe bei allen eine große Übereinstimmung der Färbung ge- funden, höchstens, daß einige einen weißen Fleck auf der Stirn hatten, andere nicht. Das letztere ist aber nur ein Jugendmerkmal, das wohl gelegentlich einmal etwas länger bestehen bleibt, einen eigentlichen Unterschied bedingt es nicht. Im Gegensatz nun zu dieser großen Konformität der Hasen unserer Gegend scheinen sie in anderen Gegen- den zu variieren. So kommt auf der Alb z. B. ab und zu eine weiß- lich graue Varietät vor, wovon unsere Sammlung mehrere Exemplare besitzt. Die Igel pflegen bei uns sehr gleichförmig zu sein, die hellen Stachelringe hellbräunlich und die weichen Haare schmutzig-sandbraun. Bei Berlin nun fand ich außer dem gewöhnlichen den unserigen gleichen- den Igel, eine Form, bei der die hellen Stachelringe und die Bauch- haare weiß waren und das Gesicht in der Augengegend jederseits einen weiben Zügelstreifen aufwies. Zwischen diesen und den braunen Formen gibt es alle Übergänge. Auch hat die Farbe mit Alter und Geschlecht nichts zu tun, da ich von beiden sowohl Männchen wie Weibchen als auch alle Altersstufen gesehen habe. Hier tritt nun die Frage auf: variiert bei Berlin der Igel so stark, während er dies bei uns nicht tut, oder stoßen dort die Grenzen zweier Subspezies zusammen, von denen die eine mehr den Norden und Osten, die andere mehr den Süden und Westen bewohnt ? Denn daran müssen wir festhalten trotz allen Sträubens, das sich namentlich bei den Zoologen der älteren Generation aus begreif- lichen Gründen findet: eine weitverbreitete Art zerfällt in geographisch gesonderte Unterarten. Und wo man eine solche zu untersuchen hat, wird einem dies stets bestätigt. So bekam ich kürzlich von dem Museum in Helsingfors Exemplare von Mus syl- vaticus zur Bestimmung, also gewiß eine häufige und wie man meinen sollte, gut bekannte Form, eine Form, die auch schon Gegenstand einer eingehenden Untersuchung gewesen ist, durch den englischen Zoologen ı M. Hilzheimer, Die Hasenarten Europas. Diese Jahresh. 1908. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. e — IN — BARRET-Hamitton. Dieser Forscher konnte, abgesehen von der typi- schen von Lınn& untersuchten Form, für Europa 13 Subspezies nach- weisen, die alle etwas verschieden sind, in verschiedenen Gegenden Europas wohnen, aber alle zu dem Formenkreis Mus sylvaticus gehören. Die finnische Form war aber nicht darunter, die sieht wieder etwas anders aus. Noch erstaunter aber war ich, als ich noch bemerkte, daß die bei uns in Württemberg einheimische Form nicht unter den 13 beschriebenen zu finden war. Und tatsächlich hat auch B.-H. aus Oberdeutschland kein Material zur Untersuchung gehabt. Sie stellt also eine fernere Subspezies dar, die ich demnächst beschreiben und be- nennen werde. Über das Vorkommen und die weitere Verbreitung dieser Form ist so gut wie gar nichts bekannt. Lebt sie in ganz Deutschland oder nur in einem Teil davon, wie weit geht sie nach Osten, wo liegt ihre Grenze im Westen gegen Mus sylvaticus intermedius. Ich vermute, es werden die Vogesen sein, die überhaupt eine wichtige, wenn auch richt unübersteigliche tiergeographische Grenze bilden. Manche Tierformen, wie die Gottesanbeterin, die Smaragdeidechse haben sie zu überwinden vermocht. Andere Tiere nicht. Hier ist die Grenze zwischen den großen deutschen und den um !/s kleineren, auch anders gefärbten französischen Hasen. Hier liegt oder lag vielmehr noch vor wenigen Jahren die Westgrenze des Hamsters. Jetzt allerdings beginnt der Hamster auch in Frankreich einzuwandern, freilich nicht über die Vogesen, sondern von Norden her. Dies läßt sich daran nachweisen, daß die in Frankreich gefundenen Hamster, die übrigens Paris noch nicht erreicht haben, zu der zweiten Subspezies Üricetus ericetus canescens NEHRINnG gehören, die in Belgien zu Hause ist. Hier haben Sie nun schon eine Bedeutung tiergeographischer Klein- forschung, wenn ich mich so ausdrücken darf. Denn Sie werden ge- wiß nach dem Wert und die Bedeutung dieser doch recht mühseligen und langwierigen Forschungen fragen. Die Kenntnis der Subspezies ermöglicht uns, die Einwanderungsstraßen des Hamsters nach Frank- reich festzustellen. Eine andere Bedeutung liegt natürlich in der wach- senden Kenntnis überhaupt, da man ja bei wissenschaftlichen Fragen nicht immer gleich nach der praktischen Verwertung fragen soll. Und doch kommt, wie mir scheint, auch der Erforschung der klein- ‚sten tiergeographischen Gebiete eine gewisse praktische Bedeutung zu, nämlich für die Tierzucht. Wir müssen doch den tierischen Organismus als ein fein mechanisches Werkzeug aller- ersten Ranges betrachten, das auf die geringsten Einflüsse von außen her reagiert. Wenn also die Tierwelt in einer Gegend anders aussieht, wie in einer andern benachbarten, so kann das nur als Folge der be- sonderen Bedingungen der Umwelt verstanden werden. Welches die unterschiedlichen Faktoren sind, ist oft schwer, ja wohl gänzlich un- möglich zu erkennen. Aber das verschiedene Aussehen der Tierwelt zeigt, dab solche Unterschiede existieren müssen. Diesen kleinen Ver- schiedenheiten hat sich nun der tierische Körper im Laufe der Jahr- tausende angepaßt, akklimatisiert, wie wir allerdings sonst nur mit — DS Rücksicht auf größere Klimaunterschiede zu sagen pflegen. Etwa, wenn es sich um Einbürgerung eines australischen Tieres bei uns handelt. Unsere modernen Haustierrassen haben aber zum größten Teil noch keine Zeit gehabt, sich zu akklimatisieren, weil sie viel zu jung im Lande sind. Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß aus einem großen Teile Deutschlands, zu dem auch Württemberg gehört, die uralten ein- heimischen Haustierrassen verschwunden sind. Auf die Gründe kann ich hier nicht eingehen, aber die Tatsache wird niemand wegleugnen können. Dafür ist seit etwa 150 Jahren fremdes Vieh aus den ver- schiedensten Gegenden importiert. Diesen Tieren ist aber noch nicht Zeit gelassen worden, sich zu akklimatisieren. Wir züchten jetzt seit einer Reihe von Jahren mit Vorliebe Simmentaler Vieh. Aber offenbar ist es hier nicht möglich, den in der Schweiz gezüchteten Typus zu halten. Der beste Beweis dafür scheint mir in der Tatsache zu liegen, daß wir immer wieder aus der Schweiz importieren, was im anderen Falle nicht nötig wäre. Nun zeigt aber die tiergeographische Klein- forschung deutlich, daß zwischen den Teilen der Schweiz, die Simmen- taler züchten, und unserem Lande Unterschiede bestehen, da gerade die demselben Formenkreis angehörenden wilden Tiere hier etwas anders aussehen wie dort. Natürlicherweise nehmen auch die Haustiere, die doch wohl denselben Gesetzen folgen als die wilden, hier auch andere Formen an. Warum läßt man ihnen da nicht Zeit, sich hier zu ak- klimatisieren, sondern zwingt sie immer von neuem, sich anzupassen durch neue Importationen. Es fließt dadurch nicht nur augenblicklich eine Menge Geld in das Ausland, das unseren Züchtern zugute kommen könnte, sondern es ist gar kein Ende dieser Ausgabe abzusehen. Und ich meine, dem wäre abzuhelfen.. Man müßte eben die kleinsten tier- geographischen Gebiete erforschen, dann nur mit Haustieren unter- einander züchten, die eben je aus einem solchen Gebiet stammen. So würde man wieder bodenständige Schläge erhalten, wobei natürlich durch geeignete Auswahl für Hochzucht zu sorgen ist. Ich gebe zu, die Importation schafft schnellere, in die Augen springendere Vorteile, aber sie bringt keine dauernde Verbesserung, während meine Methode langsamer ist, aber den Vorzug der Dauerhaftigkeit hat und den, daß sie das Geld im Lande und den Züchtern erhält. Es könnte mir viel- leicht noch entgegnet werden, daß hierbei die schädlichen Folgen der Inzucht zu fürchten seien. Aber die neuesten Forschungen über die Geschichte der englischen Tierrassen ' zeigen doch, daß diese alle ohne Importe von außen in Inzucht, teilweise sogar strengster Inzestzucht, ent- standen sind. Auf jeden Fall ist man in England, allerdings unbewußt, streng nach dem Prinzip verfahren, das ich hier empfehle, nur Tiere aus einem engbegrenzten, einheitlichen Bezirk zur Zucht zu nehmen. Dasselbe, was ich eben für die Rinder ausführte, läßt sich auch für die Pferde nachweisen. Oder soll ich hier an die Begeisterung erinnern, mit der man seinerzeit bei uns die Clydesdales aufnahm ? ı Hoffmann, Ludwig, Welche Züchtungsgrundsätze lassen sich aus den Einrichtungen zur Förderung der Tierzüchtung in England feststellen? Heft 4 der Arbeiten der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde. Hannover 1909. e*F — BON — Aber wie bald ist sie verflogen!: Es lag dies nicht etwa daran, daß nach schweren Pferden kein Bedürfnis mehr vorlag, sondern daran, daß diese in einem Inselklima aufgezogenen Tiere nicht für unser kontinen- tales Klima paßten. Ganz anders dagegen war es mit den Belgiern, die nicht nur einen plötzlichen Siegeslauf durch die Welt antraten, sondern ihre so schnell errungene Stellung auch behauptet haben. Und für sie hat sich auch in Deutschland ein Zuchtgebiet gefunden, in dem ihre Zucht große Erfolge zu verzeichnen hat, nämlich am Niederrhein. Das ist aber ein Gebiet, das so unmittelbar neben der eigentlichen Heimat dieser Tiere liegt, daß es wohl, tiergeographisch gesprochen, zu derselben Provinz gehört. Daß aber auch eine ursprünglich fremde Rasse sich einem neuen Lande anpassen und doch dabei veredelt und hochgezüchtet werden kann, zeigen die in England gezogenen Araber. Niemals haben die Engländer in ihrem Lande einen Araber züchten wollen, der dem Typus seines Stammlandes glich, sondern der englische Araber ist eben etwas ganz anderes geworden. Wo es sich um bedeutende tierzüchterische Erfolge handelt, haben wir es eben mit Rassen zu tun, die bodenständig sind, wie die seit Jahrhunderten in den Marschen gezüchteten Niede- rungsrinder oder die nicht weniger alten Simmentaler der Schweiz, die doch nur ein verhältnismäßig engbegrenztes Zuchtgebiet besitzen, und das macht ihre Stärke aus. Bekanntlich gilt in der Tierzucht schon lange der Satz: „Das Tier ist das Produkt der Scholle‘. Noch viel mehr wie von den Haus- tieren gilt das natürlich von den wilden Tieren. Was aber die Scholle ist, wie die Scholle gegen die benachbarte Scholle abzugrenzen ist, das hat noch niemand erschöpfend definiert. Zu der Aufklärung dieses Begriffes hilft aber die Erforschung der tiergeographischen Kleingebiete, wie ich sie vorhin skizzierte. Sie lehrt uns die Gebiete kennen, innerhalb deren Grenzen gleiche zoologische Bedingungen herrschen, und kann so auch dem Tierzüchter wichtige Winke bei der Schaffung bodenständiger Haustierrassen geben. Man könnte mir hier nun mit der sogenannten Wasserscheiden- theorie kommen und einwenden, daß danach die tiergeographischen Gebiete mit Leichtigkeit ohne Forschungen zu erkennen seien. Aber einmal entbehrt diese Theorie zunächst noch einer eingehenden wissen- schaftlichen Begründung. Und nach dem, was ich bis jetzt von ihr weiß, kann ich ihr ferner auch nicht zustimmen. Die Verbreitung der Säugetiere hängt nicht von einem geographischen Gesetz ab, sondern von ihrer Lebensweise. Ich habe als Jäger in den Vogesen die Er- fahrung gemacht, daß die Hasen, als Steppentiere, nicht hoch in das Waldgebirge steigen. Sie werden nach dem Kamme zu allmählich seltener und verschwinden oben schließlich ganz. Daher sind die Vogesen für die Hasen eine scharfe Scheidegrenze.. Der Hirsch da- gegen ist ein Waldtier. Er findet sich auf den höchsten Erhebungen der Vogesen und seine Wechsel führen frei über den Kamm herüber. Für ihn sind die Vogesen keine Grenze, ja sie sind gerade das Gebiet, — . JUNI — in dem er lebt; dasselbe gilt vom Wildschwein. Für diese Tiere könnte höchstens die unbewaldete Ebene eine Grenze sein, obwohl mir darüber nichts bekannt ist. Noch anders ist die Verbreitung des Rehes. Das Reh lebt überall in den Vogesen, es lebt aber auch auf dem Felde, weit vom Walde entfernt, wenn es nur einige Büsche zu seinem Schutze findet. Dafür gelten wieder besondere Verbreitungsgesetze.. Danach wird es klar, daß etwa in einer Gegend, wo die Wasserscheiden be- waldet, die Ebenen aber Steppen sind, jene für Steppentiere Grenzen bilden können. Auf jeden Fall könnte unsere Forschung auch in dieser Frage mit zur Entscheidung beitragen, da wir ja in Württemberg in Rhein und Donau zwei Flußsysteme haben und nach der Wasserscheiden- theorie die Grenze zwischen diesen beiden Flußsystemen auch eine tiergeographische Grenze sein müßte. Die Erfahrungen in Amerika sprechen jedenfalls nicht zugunsten dieser Theorie. Ich glaube hiermit gezeigt zu haben, daß der tiergeographischen Kleinforschung noch praktische Bedeutung für die Zukunft zukommt. Doch hiermit sind die zoogeographischen Aufgaben noch nicht erschöpft. Die Zoogeographie muß auch alle Veränderungen im Auge haben, die in der Tierwelt vorgehen, und die zum Teil, wenigstens soweit es sich um Säugetiere handelt, auch unsere Landwirtschaft aufs engste be- rühren. Ich meine das Vordringen gewisser Tiere. Am bekanntesten ist ja davon in weiten Kreisen das Vordringen der Wanderratte, die im 18. Jahrhundert von Osten kommend Europa unaufhaltsam über- schwemmte. Sie verdrängte dabei ihre schwächere Verwandte, die Hausratte, die gleichfalls, allerdings einige Jahrhunderte früher, erst in Europa eingewandert war. Nur noch an wenigen abgelegenen Stellen konnte sich die Hausratte halten, und in Württemberg glaubte man sie wohl schon erloschen, bis in diesem Jahr, das überhaupt den Nagern, wie es scheint, sehr günstig war, das Kgl. Naturalienkabinett wieder einige Exemplare der Hausratte aus Württemberg erhielt. Nun ist wohl die Mehrzahl von Ihnen der Ansicht, diesem Kampfe zwischen Haus- und Wanderratte komme lediglich ein zoologisches Interesse zu. Dem ist aber nicht so. Nach einem Artikel in der Münchener Medizinischen Wochenschrift! wird der Erreger der Pest durch einen Floh, ZLoemopsylla cheopis, übertragen. Dieser schmarotzt aber hauptsächlich auf der Hausratte.e Nun wissen wir zwar nicht genau, wann die Hausratte nach Europa kam, aber sicher ist dies im 1. Jahrtausend n. Chr. geschehen. Und im Jahre 542 n. Chr. tritt die erste Pestepidemie auf. Andererseits wird der Einfall der Wander- ratte in den Anfang des 18. Jahrhunderts verlegt und seit dieser Zeit ist auch die Pest in Europa verschwunden. Möglicherweise besteht also zwischen beiden ein ursächlicher Zusammenhang. Der Zug der Wanderratte ist heute wohl in seiner letzten Phase angelangt, aber ein anderer steht noch im Beginne. Ich meine den des Ziesels.. Über seinen Schaden für den Feldbau brauche ich vor ! Reiner Müller, Athropoden als Krankheitsüberträger. In: Münch. Med. Wochenschrift 1910. Jahrg. 57. No, 46. S. 2398 ff. DON einem naturwissenschaftlichen Verein nicht zu sprechen. Noch im An- fang des 19. Jahrhunderts fehlte er in Schlesien. Aber Buasıus kannte ihn schon 1857 aus ganz Schlesien und dem südöstlichen Böhmen, 1872 hat er nach Frı@ schon ganz Böhmen besiedelt. Und jetzt be- wohnt er das Königreich Sachsen und sein Einfall nach Bayern und Thüringen ist nur eine Frage der Zeit. | Wenn er uns bis jetzt auch noch nicht unmittelbar bedroht, so ist es doch ein nicht minder lästiger und schädlicher Nager, der vor unseren Grenzen steht und Einlaß begehrt. Ich meine den Hamster. Auch er ist ein Einwanderer aus Asien, dessen Einwandern aber schon in prähistorische Zeiten fällt, das aber, wie schon erwähnt, noch nicht zu Ende gekommen ist. Nicht nur nach Westen, sondern auch nach Süden sucht er vorzudringen. Und vier Vorstöße hat er bis jetzt, so- weit ich sehen konnte, auch nach Württemberg gemacht. Deren einen im 18. Jahrhundert erwähnt BLUmEngBAcH. Von ihm mögen die Hamster herrühren, die SuLzEr 1774 in seiner Monographie des Hamsters von Schwaben erwähnt. Ein zweiter 1822 steht in den eingangs erwähnten Württembergischen Faunen verzeichnet. Ein dritter Einfall erfolgte 1845, aber auch damals hielten sich die Hamster nicht bei uns. Nach Brasıus waren sie 1857 in Württemberg selten. Den vierten und letzten Einfall haben wir in diesem Jahre erlebt. Er hat mit den vor- hergehenden zwei Punkte gemeinsam. Einmal erfolgte er in derselben Gegend, nämlich Heilbronn '. Dann aber auch trat damals wie jetzt in seiner Begleitung eine Mäuseplage auf. Es müssen also diese beiden Jahre gemeinsame Bedingungen haben, die für eine übermäßige Ent- wicklung dieser Tiere günstig sind. Daß es sich hierbei um Schädlinge der Landwirtschaft handelt, braucht kaum betont zu werden. Ein sicheres Vorbeugungsmittel gegen ihr Überhandnehmen ist aber noch nicht gefunden. Um so wichtiger ist es, derartige Vorkommnisse im Auge zu behalten. Amerika, das uns in vieler Beziehung, was prak- tische Ausnutzung der Wissenschaft anbelangt, überlegen ist, hat zur Beobachtung aller solcher Vorkommnisse das Amt des Field Zoologist eingerichtet. Dieser Beamte hat alle derartigen Ereignisse im Auge zu behalten und zuständigen Orts zu melden, Versuche über Bekämp- fung etc. zu machen. Vor allen Dingen hat er die Ursache, die Ent- stehung und den Verlauf derartiger Mäuseepidemien zu überwachen. Sie sehen also, wie auch in diesem Fall Praxis und Wissenschaft Hand in Hand geht. Denn wir wissen tatsächlich über alle diese Dinge noch so gut wie nichts. Nun, meine Herren, glaube ich Ihnen nicht nur gezeigt zu haben, wie wichtig alle diese Fragen sind, sondern daß es überhaupt noch eine ganze Menge zoologisch bei uns zu arbeiten gibt. Wir haben nun bei uns im Lande das Glück, im Kgl. Naturalienkabinett ein Zen- tralinstitut zu besitzen, dessen Leiter, Herr Oberstudienrat Lampert, schon seit Jahren alles Einschlägige verfolgt und sammelt. Wir haben ! Nach einer mündlichen Mitteilung Herrn Oberstudienrat Lampert's zeigten Sich in diesem Jahre auch bei Mergentheim viele Hamster, von denen jedoch keiner in das Kgl. Naturalienkabinett gelangte. en EB Su N Fe u Sue Bet EEE en A a A en ee Fe EIER aber ferner das Glück, in unserem Verein eine über das ganze Land verstreute, für wissenschaftliche Fragen äußerst interessierte Körper- schaft zu besitzen. Und wenn diese beiden Faktoren zusammenarbeiten, da muß etwas Ersprießliches zu leisten sein. Unser Naturalienkabinett besitzt seit Alters einen wohlverdienten Ruf. Aber es ist nicht zu leugnen, daß die zoologische Sammlung in neuerer Zeit von anderen Sammlungen nicht nur eingeholt, sondern auch überflügelt ist. Die Schuld daran haben die äußeren Umstände, daß eben andere Sammlungen mit Mitteln arbeiten können, wie sie der unsrigen nicht entfernt zu Gebote stehen. Wenn unsere Sammlung trotzdem nicht ganz in das Hintertreffen gekommen ist, wie einige andere seinerzeit gleich bedeutende, so ist das nur der ebenso umsichtigen wie tatkräf- tigen Leitung ihres Vorstandes zu danken. Aber, meine Herren, es gibt nun ein Mittel, unsere Sammlung wieder wie ehemals an die Spitze zu stellen, das nicht viel kostet, ein Mittel, worin wir für Deutschland, ja vielleicht für ganz Europa bahnbrechend wirken können. Das ist die Organisation einer systematischen zoologischen Landes- durchforschung, die ich Ihnen jetzt vorschlagen möchte. Sie hätte ungefähr nach Art der botanischen Landesdurchforschung zu arbeiten, die ja unter der Leitung des Herrn Prof. Eichler die Ihnen allen be- kannten schönen Erfolge aufzuweisen hat. Als Vorbild dieser zoologischen Landesdurchforschung mag Amerika dienen. Als Zeichen der dort erzielten Resultate lege ich Ihnen hier einige Bücher vor, die eine Menge Material enthalten!. Schon nehmen dort die erwähnten kleinen tiergeographischen Gebiete greifbare Form an. Manches ist schon über die Mäuseplage ermittelt, die dort eine gewisse Periodizität zu haben scheint. Biologisch interessante Tat- sachen in Hülle und Fülle sind festgestellt, so z. B. die, daß manche Tiere zu gewissen Jahreszeiten mehr am Waldrande, andere mehr in der Mitte des Feldes leben, also gewissermaßen eine Art regelmäßiger Saisonwanderung besteht, u. a. m. Damit aber nun, falls Sie sich für diese Idee interessieren, keine Zersplitterung der Kräfte eintritt, möchte ich mir erlauben, Ihnen einige ganz bestimmte Vorschläge zu machen. Ich handle hierbei nicht nach eigenem Gutdünken, sondern habe diesen ganzen Plan eingehend mit Herrn Oberstudienrat Lampert erörtert. Und ich glaube nach diesen Gesprächen, daß er seine Billigung gefunden hat. Drei Arten der Säugetiere möchte ich zunächst einmal Ihrer Auf- merksamkeit empfehlen, es sind das die Spitzmäuse, die Fledermäuse und die Eichhörnchen?. Die beiden ersten, weil ihre Verbreitung in ı Osgood, Wilfred H., Revision of the Mice of the American Genus Pteromynus. No. 28 der North American Fauna. Washington 1909. Nelson, E. W., The Rablits of North American Fauna. Eodem. No. 29. Wood, Frank Elmer, A Study of the Mammals of Chompaign county, Illinois. In: Bulletin of the Illinois State Laboratory of Natural History. Vol. VII. 1910. Art. V. Piper, Stanley E., Mouse Plagues, their Control and Prevention. In: Yearbook of Departement ot Agriculture for 1908. Washington 1909. ? Bestimmungstabellen für die in Württemberg vorkommenden Fledermäuse und Spitzmäuse finden sich unten S. 549, — TRXIT . — Württemberg überhaupt noch nicht genügend erforscht ist. Das Eich- hörnchen aber, weil es einen interessanten Polymorphismus der Farbe zeigt, da es in roter, grauer und schwarzer Farbe auftritt. Dies hat, wie es mir scheint, irrtümlicherweise Veranlassung zur Aufstellung ver- schiedener Subspezies gegeben. Bei ihm wäre festzustellen, wo die eine oder andere Farbe allein oder in überwiegender Anzahl vorkommt. Vielleicht haben äußere Faktoren auf die Farbe Einfluß. So soll nach Brasıus die schwarze Form vorzugsweise im Gebirge vorkommen, wäh- rend Aurtum der Ansicht ist, daß ihr Auftreten in Europa enge an das der Fichte gebunden sei und daß die Färbung in dem überwiegenden Genuß des Fichtensamens ihren Grund habe. Sollten Sie nun, durch diese Ausführungen bewogen, sich weiter für die angeregten Fragen interessieren, indem Sie meiner Bitte ent- sprechen, möglichst viel Belegexemplare der angegebenen Arten dem Kgl. Naturalienkabinett einzuliefern, so ist es doch damit nicht geschehen, sondern es ist noch ein Begleitschreiben nötig, das den Fundort mög- lichst genau angibt. Es genügt aber nicht, daß man nur einfach schreibt Beuron, sondern außerdem muß noch angegeben werden: das Datum, ob das Tier auf einer Wiese, einem Felde, Walde oder Sumpfe erbeutet wurde. Dann, was für Früchte auf dem Felde standen, aus was für Bäumen der Wald besteht. Der Untergrund, ob sandig, lehmig, felsig etc., ist auch wichtig zu wissen. Auch die geologische Zugehörig- keit des Fundplatzes ist nach Möglichkeit anzugeben. Um diese fest- zustellen, ist es am besten, wenn der Fundort so bezeichnet wird, daß er auf einem Meßtischblatt wiederzufinden ist. Wichtig wäre noch eine Angabe darüber, ob viele Tiere wie die eingesandte Art dabei beobachtet wurden oder ob das Vorkommen nur ein vereinzeltes war. Die Beantwortung aller dieser Fragen ist wichtig, wenn wir wirklich zu einer eingehenden Kenntnis der uns umgebenden Tierwelt kommen wollen. Nun zum Schluß lassen Sie mich die Hoffnung aussprechen, daß der Verein auch die hier ausgesprochenen Gedanken in seinen Arbeits- plan aufnehmen möge. In der an den Vortrag sich anschließenden Erörterung, an der sich 0.St.R. Dr. Lampert, Prof. Dr. Klunzinger, Prof. Dr. Sauer, Forstdirektor Dr. v. Graner u. a. beteiligten, wurden die Anregungen des Redners freudig begrüßt und Vorschläge gemacht, wie die geplanten Erhebungen etwa einzuleiten seien. Darauf sprach Dr. Axel Schmidt-Stuttgart über „Grabenbrüche im Vorschwarzwalde‘“. Schon lange sind die tektonischen Verhältnisse des Schwarz- waldes studiert und auch die meisten Grabeneinbrüche als solche richtig erkannt worden. So werden der Einbruch von Gipskeuper im ‚‚Forst- tunnel‘“ bei Alt-Hengstett, der ‚„Neu-Bulacher‘‘ Graben, der Einbruch des oberen Glatt-Tales, der auch vielfach als „Freudenstädter‘‘ Graben bezeichnet wird, und der kleine Wälder Graben in der Literatur ge- nannt. Doch hat auch hierbei die bisher fast ausschließlich im Schwarz- walde und seinem unmittelbaren Vorlande tätige geologische Landes- — EXRRIN. — aufnahme einiges genauer feststellen, manches ändern und berichtigen können. So ist z. B. aus dem früher am Domaberge bei Stammheim angenommenen Graben ein Staffelbruch geworden. Auch über das Ver- halten der Verwerfungen und der erz- oder gangart erfüllten Spalten sind eine Menge neuer Beobachtungen zusammengekommen, über die der Vortragende an anderer Stelle (Kranmann’s Zeitschrift für prak- tische Geologie, 1910, Februarheft) hat genauer berichten dürfen. An jener Stelle ist auch schon auf den tektonisch sehr auffallenden „Bittel- bronner Keupergraben‘“ hingewiesen, den Redner bei Aufnahme des Blattes Dornstetten genauer zu studieren Gelegenheit gehabt hat. Hier begegnen uns nämlich sehr stark gestörte Gipskeuperschichten in am weitesten gegen WNW vorgeschobener Lage und beweisen, wenn man das Alter der Verwerfungen im Schwarzwaldvorlande als ein ter- tiäres betrachtet, daß der Keuper damals noch das Deckgebirge ge- bildet hat und erst seit jener Zeit der vollständigen Abtragung anheim- gefallen sein kann. Merkwürdig ist aber auch die Richtung des Grabeneinbruches, der vom Martinsbühl bei Dornstetten bis nach Bittelbronn sich durchaus dem in jenen Gegenden hauptsächlich vorherrschenden „Freudenstädter System“, also der NW-SO- Richtung anschließt, dann aber durch eine im Lautertale angedeutete, den Iflinger Bergriegel durchsetzende Verwerfung in die ihr eigene W zu S—-O zu N-Richtung! abgelenkt wird. Dieser im Schwarz- walde nur sehr spärlich auftretenden Richtung folgt dann der Graben, zieht zwischen Muschelkalkhöhen, die nur zu viel die Keuperreste unter ihren gewaltigen, oft 10 m mächtigen Schuttmassen verhüllen, hindurch und erreicht nach rund 12 km Länge erst in der Faulstätt, NW von Horb, sein Ende. Nach kaum 4 km, die aber, wie mehrere tiefeingeschnittene Straßen zeigen, als nicht gestört zu betrachten sind, setzt dann im ‚‚Kohlfeld“ auf Bildechinger Markung der „Eutinger Graben‘ ein, der sich als „Seebronner‘ Graben fortsetzt und als solcher schon lange bekannt ist. Die Richtung bleibt dieselbe wie im letzten Teile des Bittelbronner Grabens, die wir übrigens in den Verwerfungen des südlichen Schönbuches mehrfach wiederfinden. Vorerst ist dieser Graben über das ganze Blatt Horb in 1:25000, dann auf Blatt Rottenburg noch über die Rottenburg — Remmingsheimer Straße bis zum Heuberg verfolgt worden. — Über das absolute Alter dieser und der Schwarzwaldverwerfungen lassen sich bei dem Fehlen jungmesozoischer und vor allem tertiärer Bildungen in dem bisher von der Landesanstalt bearbeiteten Gebiet keinerlei sichere Schlüsse ziehen. Man geht wohl aber nicht fehl, wenn man für sie ein tertiäres Alter in Anspruch nimmt und sie als Begleit- oder Folgeerscheinungen der tertiären Alpenauffaltung bezw. des Rhein- taleinbruches auffaßt. Hinsichtlich des relativen Alters müssen die in varistischer Richtung streichenden Verwerfungen vorläufig außer Betracht gelassen werden, da sie nirgends in dem bisher kartierten Gebiet mit den anderen Verwerfungen in Wechselbeziehungen ıd.i. etwa N 80° ©. — BUN — treten, die zur Bestimmung des gegenseitigen Alters geeignet sind. Da- gegen gestatten die anderen zwei Richtungen, die nur spärlich im Schwarzwalde verbreitete W-O-Richtung und die „Freudenstädter‘‘ (bezw. hereynische) Richtung für das bisher bearbeitete Gebiet Schlüsse hin- sichtlich des gegenseitigen Altersverhältnisses. Als ältere kann die bisher vom Redner als Komponente aus den beiden anderen vorhan- denen Richtungen aufgefaßte W-O-Richtung betrachtet werden. Durch sie wäre in dem südlich von ihr gelegenen Gebiet ein vollstän- diger Ausgleich der Spannungen erzielt worden, während solche im Norden noch erhalten geblieben sind. Bei einer späteren Phäse tek- tonischer Bewegungen ist dann einzig und allein die nördliche Scholle in Mitleidenschaft gezogen worden, dagegen ist die südliche von diesen Bewegungen unberührt geblieben und nur im äußersten Westen und Osten des W-O-Sprunges greifen die tektonischen Kräfte in die süd- liche Scholle über, die durch den W-O-Sprung bereits in eine absolute Gleichgewichtslage versetzt gewesen ist, dort im Westen den kleinen Wälder Graben bildend, hier im Osten ebenfalls nur Absenkungen von wenigen Metern schaffend. Die nördlichen Teile sind übrigens, wie CHR. REGELMANN in diesen Jahresheften 1907 (S. 110 ff.) nachgewiesen hat, auch heute noch nicht zur Ruhe gekommen und zeigen teils selbständig, teils im Anschluß an andere Erdbeben seismische Bewegungen, während der Süden unbeein- Hußt bleibt. Somit liegt für das bisher untersuchte Schwarzwaldgebiet der Gedanke nahe, ältere zum aufgefalteten Alpenbogen tangential verlaufende Spalten und jüngere radial dazu verlaufende Ver- werfungen anzunehmen. Axel Schmidt. SEAN Em 8 dehalenn ALS, Zu Beginn der Sitzung gedachte der Vorsitzende, O.St.R. Dr. Lam- pert, zunächst des am 4. Januar verstorbenen Dr. Frhrn. Richard König von und zu Warthausen, der dem Verein seit 1853 als Mit- glied, seit 1895 als Ehrenmitglied angehörte, und schilderte mit warmen Worten die mannigfachen Verdienste, die sich der Verstorbene um die Naturwissenschaft im allgemeinen, wie um die heimatliche Naturkunde im besonderen erworben hat. Die Versammlung ehrte das Andenken des hochverdienten Mannes durch Erheben von den Sitzen. Sodann sprach Prof. Dr. Hugo Kauffmann über Untersuchungen im ultravioletten Spektralgebiet. Seitdem man die große Be- deutung der Elektronen, d. h. der elektrischen Atome erkannt hat, ge- wannen die optischen Eigenschaften der Stoffe immer mehr und mehr das Interesse der Chemie. Die Elektronen verhalten sich wie materielle Körper und sind daher wie die gewöhnlichen Atome des Chemikers in die chemischen Formeln einzuzeichnen. Zur Lösung der Frage: wo und wie sind die Elektronen innerhalb des Moleküls gebunden, sind umfang- reiche optische Untersuchungen vorzunehmen, die sich aber nicht nur auf die sichtbaren, sondern vor allem auf die unsichtbaren, ultravio- — IXXV — letten Lichtstrahlen zu erstrecken haben. Die Fähigkeit der Stoffe, chemisch zu reagieren, hängt mit der Festigkeit der Bindung der Elek- tronen derart zusammen, daß eine erhöhte Beweglichkeit der letzteren im allgemeinen diese Fähigkeit steigert. Ob ein Elektron fester oder lockerer gebunden ist, gibt sich optisch durch die Farbe, die Licht- absorption und die Fluoreszenz kund. Der Vortragende hat photo- graphische Aufnahmen der ultravioletten Fluoreszenz von Phenolen und Phenoläthern angefertigt und gefunden, daß in der Tat mit zunehmender Reaktionsfähigkeit die Fluoreszenz sich aus dem Ultraviolett ins sicht- bare Gebiet hereinschiebt. Der Vortrag wurde unterstützt durch Dar- legungen über die Natur des ultravioletten Lichtes, über dessen Er- regen, Sichtbarmachen und Photographieren. Kauffmann. An den mit lebhaftem Dank aufgenommenen Vortrag knüpfte sich eine kurze Erörterung, an der sich Prof. Dr. Sauer und der Redner beteiligten. Sodann machte Prof. Dr. Klunzinger an den Vortrag des letzten wissenschaftlichen Abends anknüpfend einige Mitteilungen über die Bereilieung der Ratten ander Verbreitung der Pest. Hiernach sind die Ratten, namentlich die in Indien verbreitete Haus- ratte und die ebenda und in Ägypten verbreitete alexandrinische Ratte, die Träger und Verbreiter besonders der im Sommer auftretenden, weniger gefährlichen Beulenpest, während die im Herbst und Winter auftretende, sehr verheerend wirkende Pestpneumonie meist durch das Sputum von Mensch zu Mensch übertragen wird. Außer durch die genannten Arten wird die Pest auch durch die Wanderratte verbreitet, wenn auch in geringerem Maß, was möglicherweise darauf zurückzu- führen ist, daß sie mit dem Menschen nicht in so innige Berührung kommt wie die Hausratte. Als Vermittler der Pestübertragung von Ratte zu Ratte dienen die an diesen schmarotzenden Floharten, in In- dien und Ägypten namentlich Oulex Cheopis, und Flöhe sind es auch, die die Krankheit auf andere Tiere (Meerschweinchen, Katzen) und auf den Menschen übertragen. Im Magen der Flöhe sollen die Pestbazillen an Virulenz zunehmen. Auch an diese dankbar aufgenommene Mitteilung knüpften sich noch weitere ergänzende Bemerkungen von Dr. Piesbergen, O.St.R. Dr. Lampert u. a. Sitzung am 13. Februar 1911. Prof. Dr. E. Fraas sprach über die Tertiärbildungen der Ulmer Alb. (Der Vortrag findet sich abgedruckt unter den Abhand- lungen dieses Jahrgangs S. 535.) In der Diskussion sprachen Prof. Dr. Konrad Miller und Rech- nungsrat a. D. Regelmann, von denen ersterer sein Einverständnis mit den Ausführungen des Redners erklärte, während letzterer gegen verschiedene Deutungen desselben Einwände machte und seine an an- derer Stelle ausgesprochenen Ansichten aufrecht erhielt, immerhin aber eine erfreuliche Annäherung der beiderseitigen Ansichten über die Tek- tonik des südöstlichen Albrandes feststellen zu können glaubte. OU Sitzung am 13. März 1911. Die Sitzung fand im zoologisch-mineralogischen Hörsaal der K. Technischen Hochschule statt. Zunächst sprach Prof. Dr. A. Sauer über eine hochherzige Schen- kung, die Geheimrat v. Huser, vormals Präsident des Reichspatent- amtes, vor Jahresfrist dem mineralogisch-geologischen Institut der Hochschule gemacht hat. Dieselbe besteht in einer höchst wertvollen und mit großer Sachkenntnis zusammengetragenen Sammlung von etwa 1400 Mineralien und Gesteinen und ca. 300 Petrefakten, in der sich zahlreiche prächtige Schaustücke befinden. Ein besonderer Wert dieser Sammlung liegt in der nur durch langjähriges systematisches Sammeln erreichbaren Vollständigkeit einzelner Lokalsammlungen und Mineral- reihen. So ist namentlich das interessante Eruptivgebiet von Predazzo außerordentlich vollständig, andere, wie der Kaiserstuhl und das Hegau sehr gut vertreten, während sich unter den Kristallen beispielsweise prächtige Reihen von Turmalinen finden. Im paläontologischen Teil findet man viele schöne Sachen aus Schwaben, z. B. eine Platte mit Kolonie von Pentacrinus colligatus, seltene Karbonfossilien, miocäne Pflanzen aus Spitzbergen, Devonserie aus Wildungen, alpine Trias- fossilien usw. Redner legte der Versammlung eine Auswahl von Ge- steinen und Petrefakten vor und dankte dem Spender für die sehr willkommene Bereicherung der mineralogisch-paläontologischen Lehr- sammlung. Als zweiter Redner sprach Prof. Dr. H. E. Ziegler über einige Parasiten derHaustiere und desMenschen aus den Klassen der Saugwürmer und der Rundwürmer. Zunächst schildert er den Ent- wicklungsgang eines von ihm früher beobachteten Parasiten, der als Keimschlauch in den Teichmuscheln lebt, als zweischwänzige Zerkarie (Bucephalus) auswandert, sich an Fischen festsetzt und einkapselt, um dann, wenn diese von einem Hecht gefressen werden, in letzterem sich zu geschlechtsreifen Tieren zu entwickeln. Ähnlich ist die Entwicklung des bekannten Leberegels (Distomum hepaticum), der durch massen- haftes Auftreten in den Gallengängen der Schaflebern — namentlich nach feuchten Sommern — große Verheerungen unter den Schafen an- richten kann. Beispielsweise gingen infolge dieser Krankheit im Jahre 1879 in Großbritannien über 3 Millionen Schafe zugrunde. Die Larven dieser Leberegel entwickeln sich in kleinen Schnecken (LZimnaeus truncatulus), aus denen dann Zerkarien austreten, die sich an Gräsern der an die Bachufer anstoßenden Wiesen usw. anheften und von dort den Weg in den Darm und in die Leber der weidenden Schafe finden. Nicht selten findet sich der Parasit auch in anderen Huftieren, während er beim Menschen bisher nur in sehr wenigen Fällen beobachtet wurde. — Ein wesentlich häufigerer Gast des letzteren ist Dochmius duodenalis LEucK. (Anchylostomum duodenale Dusını), der 1847 in Ägypten entdeckte Er- reger der ägyptischen Chlorose, der dann beim Bau des Gotthardtunnels auch in Europa auftrat und die ‚„Tunnelkrankheit‘‘ verursachte, später aber, seit 1902, auch die deutschen Kohlenbergwerke verseuchte und — BXXVN — als „Erreger der Wurmkrankheit‘‘ der Bergleute viel von sich reden machte. Die Eier des im Dünndarm des Menschen lebenden Wurmes gelangen mit dem Kot nach außen, entwickeln sich bei genügender Feuchtigkeit und Wärme (über 20° C) zu Larven, die an Boden und Wänden der Stollen kriechend in die Haut des mit ihnen in Berührung kommenden Menschen eindringen und auf umständlichem Weg (Venen, Lunge, Schlund) in den Darm gelangen. Auf Grund dieser Erkenntnis, die man Prof. Loos in Kairo verdankt, gelang es leicht, der Krankheit Herr zu werden. — Einen ähnlichen Entwicklungsgang haben die Sklero- stomen, welche bei Pferden außerordentlich häufig vorkommen und ins- besondere bei den Fohlen in den zwei ersten Lebensjahren schwere, oft tödlich verlaufende Krankheit verursachen. Es kommen haupt- sächlich zwei Arten in Betracht: Sclerostomum bidentatum, welches im Jugendzustand in der Gekrösarterie und im reifen Zustand im Blind- darm und Dickdarm gefunden wird, und Scl. edentatum, dessen Jugend- formen eingekapselt unter dem Bauchfell leben und ebenfalls im Darm geschlechtsreif werden. Die letztere Form ist für die Fohlen die ge- fährlichere. Der Vortragende führte die von ihm aus den Eiern ge- zogenen Larven mittels des Projektionsapparats vor; er ist der Meinung, daß die Larven in der Regel nicht mit dem Trinkwasser in den Pferde- körper gelangen, sondern vom Stallboden aufgenommen werden und entweder durch die äußere Haut oder durch die Mundschleimhaut in das Blutgefäßsystem eindringen. — Im Anschluß an den Vortrag machte Prof. Dr. Gmelin eingehende Mitteilung über die Schädigung, welche die Sklerostomen bei den Fohlen des Landgestüts hervorrufen, wobei er die pathologischen Veränderungen durch Lichtbilder erläuterte. An der Erörterung beteiligten sich weiter noch Dr. Weinberg und Prof. Dr. Klunzinger. Zum Schluß zeigte Photograph von der Trappen einige farbige Lichtbilder, die nach einem neuen Verfahren der Berliner photographischen Gesellschaft hergestellt waren und die Farben von Pflanzen, Tieren und sogar Mineralien sehr naturgetreu wiedergaben. BR. Sitzung am 10. April 1911. Dr. E. Knoche von der Tierärztlichen Hochschule sprach über einen der gefährlichsten Feinde unserer Nadelwälder, die Nonne (Ocneria monacha), deren Auftreten, Lebensweise und Bekämpfung er auf Anregung und unter Beihilfe der K. Forstdirektion während der letzten Jahre eingehend untersucht hat. Der größte Nonnenfraß, den die Geschichte kennt, dauerte vom Jahr 1845 —67. Das Insekt, dem sich später Borkenkäfer zugesellten, verbreitete sich von Rußland nach Ostpreußen herüber und richtete Verheerungen an auf einer Fläche, die schließlich eine Ausdehnung gewann größer als das Königreich Preußen. In Preußen mußten damals etwa 34000000 Fm. meistens älteren Fichtenholzes, in Rußland über 100000000 Fm. eingeschlagen werden. Mehrfach wurde auch Ober- schwaben, wenn auch in weit geringerem Maß, zuletzt in den Jahren — ROM — 1889 —92 heimgesucht, während es von der letzten großen Verheerung, die im Jahr 1905 einsetzte und fast ganz Norddeutschland von Ost- preußen bis nach Thüringen, Sachsen, einen großen Teil Böhmens und weite Distrikte Rußlands durchzog, verschont blieb. Der Schmetterling fliegt je nach Witterung Mitte Juli etwa bis Ende August. Die jungen Raupen sind schon Anfang bis Mitte September im Ei völlig entwickelt, schlüpfen aber erst mit Beginn wärmerer Frühjahrstemperatur aus der Schale, sammeln sich in sogenannten Spiegeln und verbreiten sich von dort in die Gipfel zu verderbenbringender Tätigkeit. Ausgedehnte Nadelholzwaldungen sind die Voraussetzung von Massenvermehrungen. Unter diesen sind es wieder die ebenen Wälder Norddeutschlands und das hügelige geschützte Terrain Süddeutschlands in der Höhe von 500 bis 700 m, die eine gedeihliche Entwicklung des Insekts ermöglichen. Von all den äußeren Umständen, die in der Literatur als die Ursachen der periodisch auftretenden Waldverwüstungen durch die Nonne angeführt werden, ist nur eine durch Anführung exakter Unterlagen hinreichend gestützt, der Verlauf der Frühjahrstemperatur. Die junge Raupe vermag, wie Oberförster v. Fromm in Weingarten im Jahre 1840 zum erstenmal feststellte, die Epidermis alter Fichtennadeln erst zu durch- beißen, wenn sie die zweite Häutung überwunden hat; alte Kiefernadeln können schon nach der ersten Häutung von einem ganz kleinen Pro- zentsatz sehr kräftiger Individuen auch schon vorher überwältigt werden. In normalen Frühjahren, in denen frühe Wärme die jungen Räupchen aus dem Ei lockt, später eintretende rauhe Witterung aber das Aus- treiben der Fichten und Kiefern gewöhnlich bis in den Mai hinein ver- zögert, muß der allergrößte Teil der Raupen verhungern. Zieht sich hingegen, wie z. B. 1908, die kühle Temperatur bis in den Mai hinein und folgen ihr dann andauernd hohe Temperaturen, so tritt das Aus- kommen der Raupen und das Austreiben der Knospen etwa zu gleicher Zeit ein. Die Tiere wachsen in großer Zahl heran und vermehren sich im Hochsommer unheimlich. Von der größeren oder geringeren Gunst oder Ungunst der Frühjahrstemperatur der Folgejahre hängt es daher ab, ob sich eine größere oder geringere Kalamität entwickeln kann, oder ob die vermehrte Zahl der Nonnen langsam wieder abklingt. Der Schluß einer Nonnenkalamität, hatte dieselbe einmal größere Dimensionen angenommen, ist bisher nie durch menschliche Abwehrmittel, sondern stets durch eine plötzlich auftretende Krankheit, die von RATZEBURG als „„Wipfelkrankheit‘‘ bezeichnet wurde, beendet worden. Zu Beginn einer Kalamität vermögen einige der menschlichen Vertilgungsmaßregeln gute Dienste zu tun. Auch der Leimring, auf den man einst große Hoffnungen setzte, versagt angesichts eines Massenfraßes, er scheint jedoch, worauf die neuesten in Sachsen in großem Maßstabe an- gestellten Versuche hinweisen, im Beginn der Kalamität das beste uns zurzeit zur Verfügung stehende Kampfmittel gegen die Nonne zu sein. Ob freilich, wie die Gegner des Leimringes behaupten, der auffallende sächsische Erfolg nicht zum Teil wenigstens auf die günstige geo- graphische Lage der sächsischen Staatswaldungen oder ihre Bewirt- schaftungsform zurückzuführen ist, darüber können wir erst völlige —_ DON Klarheit gewinnen, wenn wir sicher wissen, ob die rätselhafte Wipfel- krankheit, wie eine Reihe von Autoren behaupten, auf der Übertragung von Krankheitserregern von dem einen auf das andere Individuum be- ruht, oder ob sie, wie eine Minderheit annimmt, der Ausdruck einer im Verlauf der Kalamität sich einstellenden, durch äußere Bedingungen herbeigeführten von Generation zu Generation fortschreitenden Degene- ration ist. Im Anschluß an diese Erörterungen berührt Vortragender kurz einen Teil seiner eigenen Untersuchungen. Durch die Fütterung mit einjährigen Kiefernpflanzen ist es ihm zum erstenmal gelungen, Nonnen im Winter in größerer Zahl zum Schmetterling zu entwickeln, und zwar bereits im Februar. Die Höchstzahl der von einem Weib- chen abgelegten Eier betrug 397 gegenüber 265 der bisherigen Literatur- angaben. Höhere Temperaturen, wie sie in kahlgefressenen und stark lichtgefressenen Beständen zur Zeit der Eiablage herrschen oder wenigstens herrschen können, wirken teils tödlich auf die Eier, um so schneller, je jünger das Embryonalstadium ist, teils fördern sie anfangs die Embryonen, hemmen aber länger angewandt die Entwick- lung und bewirken auch noch nachträglich ein Kümmern der bereits ausgeschlüpften Räupchen. Ein Überführen der schon geschädigten Bier in Stubentemperatur vermag einen Teil der sonst verlorenen Em- bryonen zu retten. Trockenheit vermehrt, starke Luftfeuchtigkeit ver- mindert die Schädigung durch höhere Temperatur. Die Unterbrechung der Winterruhe wirkt auch bei Stubentemperatur um so schädigender auf die im Ruhestadium befindlichen Eier, je früher diese Unterbrech- ung eintritt. Sie verzettelt zudem das Auskommen auf einen großen Zeitraum, das bei Mitte Oktober in das Zimmer gebrachten Eiern zirka 3 Monate währte, bei Ende Dezember angesetzten innerhalb 16 bis 18 Tagen sich abspielte und bei Eiern, die am 3. Februar in Zimmer- temperatur verbracht wurden, auf den Zeitraum von 4 Tagen zusammen- gedrängt wurde. Die im Frühsommer angesetzten Versuche brauchten 30 Tage bis zum Auskommen der ersten Räupchen, die vom 21. De- zember 16 Tage, ein Versuch vom 3. Februar 12 Tage, der letzte vom 4. April 2 Tage. Das vielfach behauptete Auskommen von Nonnen- raupen im Herbst beruht stets auf einer Verwechslung mit der Raupe eines Flechtenspinners. Infektionsversuche mißlangen. Knoche. Sitzung am 8. Mai 1911. Die Sitzung fand im Vortragssaal des K. Medizinalkollegiums statt. Im ersten Vortrag lieferte Prof. Dr. W. Gmelin „Beiträge zur Atemmechanik des Pferdes‘. Der Atemapparat des Pferdes ist der äußeren Arbeit in ganz besonderer Weise angepaßt, die es ermög- licht, daß die Atemgröße des Pferdes, das während der Ruhe etwa 30—40 ] Luft in der Minute einatmet, sich beim Übergang zur Arbeit um das 15- bis 20fache, also 500—800 1 in der Minute steigern kann, ohne daß Atemnot eintritt. Über die Frage, worin diese für die Ar- beitsfähigkeit des Pferdes höchst wichtige Anpassungsfähigkeit beruht, — WORDS — sind seit einem Jahr im Institut des Vortragenden Untersuchungen an- gestellt worden, über deren Ergebnisse Redner nun eingehend berichtet. Wie durch einen Versuch gezeigt wurde, herrscht innerhalb der dem Brustkorb luftdicht eingefügten Lunge ein anderer Druck als auf der Oberfläche der letzteren; während er dort dem Atmosphärendruck gleich ist, ist er hier infolge der Elastizität des Lungengewebes geringer, und es besteht nun eine konstante Wechselwirkung zwischen den beiden Druckgrößen, derart, daß der extrapulmonale (intrathorakale) Druck den durch Ein- und Ausatmen hervorgerufenen Schwankungen des intra- pulmonalen Drucks gleichzeitig und gleichsinnig folgt. Während nun der negative extrapulmonale Druck bei ruhigem Atmen schon an sich sehr groß ist (—45 bis — 60 mm), wächst er bei Vertiefung der At- mung zu bedeutender Größe (bi zu normaler Atmung zurück, so gleicht sich wohl der intrapulmonale Druck sehr rasch wieder aus, der extrapulmonale aber geht nur allmählich zurück und wenn jener nur eine kurze Steigerung erfährt, wie z. B. beim Wiehern oder Husten, so folgt ihm letzterer überhaupt nicht. Dies ist von größter Bedeutung für die Blutzirkulation. Denn indem sich der negative Druck durch eine Reihe tiefer Atemzüge auf ein höheres Niveau einstellt und nicht sofort wieder auf sein altes Niveau zurück- sinkt, wird sowohl während der vertieften Atmung als auch einige Zeit nachher mehr Blut der Lunge zugeführt und eine ausgiebige Oxyda- tion des Blutes in der Lunge gewährleistet. Dadurch wird der Atem- not vorgebeugt und eine Blutdrucksteigerung verhütet. Es stimmt da- mit eine von anderer Seite gemachte Beobachtung überein, wonach selbst anstrengende Arbeit keine Erhöhung des Blutdrucks, sondern eher eine Verminderung zur Folge hat. Zum Schluß gab Redner noch eine Erklärung für die Entstehung des negativen extrapulmonalen Drucks, der beim Fötus noch nicht vorhanden ist und sich erst nach dem Über- gang zur Lungenatmung entwickelt. An den beifällig aufgenommenen Vortrag knüpfte sich eine leb- hafte Debatte über das eigentliche Wesen des ‚‚extrapulmonalen‘‘ Drucks, der vom Redner nochmals als aus der elastischen Spannung des Lungen- gewebes hervorgehend definiert wurde. E. Als zweiter Redner sprach Prof. Dr. W. Küster über den Chemis- mus der Atmung und führte aus, daß die Wirbeltiere den größten Teil der zur Erhaltung des Lebens nötigen Energie durch Aboxydation hochmolekularer Stoffe gewinnen, bei deren Bildung ursprünglich die strahlende Energie der Sonne als chemische Energie aufgespeichert wurde. Als Sauerstoffüberträger dient dabei das eisenhaltige Hämo- globin und es gilt die schon oft diskutierte Frage zu entscheiden, ob es hier ebenfalls das Eisen ist, das die Aufnahme und Abgabe des Sauerstofis reguliert, wie es bei einfachen anorganischen Eisensalzen beobachtet werden kann. Nach unseren heutigen Kenntnissen kann man nun in der Tat sagen, daß die Vorgänge chemisch ganz analog verlaufen, nur daß merkwürdigerweise das große Molekül des Blutfarb- stoffes mit dem Atmosphär-Sauerstoff eine faßbare und sogar kristalli- sierende Verbindung, das Oxyhämoglobin gibt, das als Peroxyd —. BOO — aufzufassen ist, und während des Lebens nicht oder nur in unter- geordneter Menge in das sogen. Methämoglobin übergeht, das sich als Ferriverbindung erweist, während bei den einfachen Eisenverbindungen nur die dem Hämoglobin entsprechende Ferrostufe und die Ferristufe gut bekannt sind. Küster. 3. Oberschwäbischer Zweigverein für vaterländische Naturkunde. Ausflug nach Bregenz am 13. Juli 1910. Die alte Römerstadt Bregenz mit ihrer jeden Naturfreund an- ziehenden Umgebung war das schon in der Hauptversammlung be- stimmte Ziel der Sommerexkursion am 13. Juli. Leider beeinträchtigte ein Vormittags auftretender Regen die Anzahl der Teilnehmer, allein die etwas kleine Schar von 20 wissensdurstigen Mitgliedern und Gästen, worunter mehrere Damen, ließen sich hierdurch nicht abschrecken. Unter Führung von Prof. Blumrich-Bregenz wurde um 11 Uhr der Gang angetreten, zuerst auf das Gebiet, der römischen Ausgrabungen im alten Brigantium auf dem Ölrain, deren Fundergebnisse den wich- tigsten Teil der Sammlungen im Landesmuseum ausmachen. Das Aus- grabungsgebiet ist schon länger vollständig verebnet und zu landwirt- schaftlichen Zwecken benützt. Wie schade, daß nicht durch Offen- haltung der Grabstellen ein Klein-Pompeji entstehen und dem Publikum das Bild einer alten Römerstadt vorgeführt werden konnte! Von dem im Süden von Bregenz gelegenen Ölrain gings dann in östlicher Rich- tung gegen den Südabfall des Gebhardsberges auf die neue Reichs- straße nach Langen, welche einen guten Ausblick auf das Rheintal und unmittelbar auf die Verheerungen der Bregenzer Aach bei Kennelbach bietet. Nach Aufhören des Regens erschienen nach und nach die Flyschberge, Staufenberg, Hochälpele und die Kreideberge Schönermann, Hohe Kugel, Hoher Freschen u. a. Die Reichsstraße ist im Anfang in die untere Süßwassermolasse (Oberes Oligocän), späterhin bei Wirtatobel in die Meeresmolasse (Unteres Miocän) eingeschnitten. In 1'/a Stunden ist der an der neuen Straße ausmündende Stollen (ca. 760 m Meeres- höhe) des seit einigen Jahren wieder in Betrieb befindlichen Bergwerks zu erreichen, von welchem die gewonnene Kohle nach Bregenz auf Wagen abgeführt wird. Wegen Zeitmangels mußte aber vom Besuche des Bergwerks abgesehen und ein zum Teil steiler Weg auf den Geb- hardsberg eingeschlagen werden. Die senkrechten, oft überhängenden Felswände der mächtigen, nach Nordwest geneigten Sandstein- und Nagelfluhschiehten bieten sehr malerische, mitunter groteske Partien. Besonders interessant war die Grenze zwischen Oligocän und Miocän, welche durch Auffinden von organischen Resten in weicher lettiger Schichte von blauer und gelber Farbe festgestellt werden konnte. Bei der regenreichen Witterung waren die Wasserfälle sehr wirkungsvoll. Vom Gebhardsberg aus erblickte man den Bodensee infolge Hoch- wassers in sehr vergrößerter Gestalt; im Rheintal waren noch Über- Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. f — LXXXI — schwemmungsreste zu sehen. Auch wurde ein Bild von dem eiszeit lichen Rheingletscher entworfen, dessen Wirkung an den glatt ge- scheuerten Felswänden des Gebhardsberges so schön zu erkennen ist. Für den Botaniker bot sich auf dem Anstiege ebenfalls manches Inter- essante dar, wie z. B. die zahlreichen Eiben mit oft vielstämmigem Wurzelausschlag, der Zoologe konnte seltene Käfer, Felsschnecken er- obern. Der Rückweg über die Anlagen des städtischen Reservoirs zum Talbachweg führte an mehreren Aufschlässen vorbei, welche zur Auf- klärung über die Aufeinanderfolge und das Streichen und Fallen der Molasse dienten und dabei den Zusammenhang mit den viel tiefer- liegenden Schichten der oberschwäbischen Tertiärmulde erkennen ließen. Bei dem um 3 Uhr beginnenden gemeinschaftlichen Mittagessen betonte der Vorsitzende Direktor Dr. Groß-Schussenried das Zu- sammengehen von Deutschland und Österreich, verkörpert durch das oben zitierte gemeinschaftliche geognostische Profil, und dankte Prof. Blumrich für dessen aufopfernde Führung der Exkursion. Derselbe übernahm sodann die Führung im Vorarlbergischen Landesmuseum, in welchem er die Aufstellung der sehr reichhaltigen naturwissenschaft- lichen Sammlungen leitete und den letzteren als Kustos vorsteht. Viele Vereinsmitglieder hatten schon das Museum besichtigt, aber das Inter- esse für dasselbe wurde durch diese aufklärende Führung auch in dessen zum Teil hervorragenden kulturgeschichtlichen Teilen noch weiter gesteigert. Die zoologische Sammlung bietet namentlich eine mit großem Fleiße bearbeitete große Käfer- und Schmetterlingssammlung, auch prächtige Fisch- und Vögelexemplare, die geognostische und mineralogische Sammlung, verschiedene neuere Funde aus dem Ur- gebirge, der cretaceischen und Tertiärformation mit Belegstücken aus dem Kohlenbergwerk. — Um 6 Uhr traten die meisten Teilnehmer die Heimreise per Schiff an. Dittus. Versammlung zu Aulendorf am 30. November 1910. Trotz winterlichen Schneetreibens fand sich zur Herbstversamm- lung eine stattliche Anzahl von 42 Teilnehmern, darunter 2 Damen ein. Der Vorsitzende Direktor Dr. Groß-Schussenried begrüßte die An- wesenden und begann sofort mit einem Bericht über eine im April d. J. ausgeführte Reise nach Mittelitalien, zu welcher ihn das Inter- esse für Natur, besonders Geologie, aber auch für Land und Lente bewogen hatte. Der erste Aufenthalt nach der über den Gotthard gemachten Reise war in Rapallo, einem in der Nähe von Nervi an der Riviera di Levante gelegenen Kurort. Auf der Fahrt von Genua her tritt das Gebirge steil an das Meer heran; auf 90 km werden gegen S0 Tunnels passiert, leider auf Kosten der herrlichen Aussicht auf Meer, Felsen, alte Kastelle und üppige Vegetation. In den Felspartien erscheinen bizarre Verwerfungen, Zeugen früherer Erdbeben und Schichtenverschiebungen. Von Rapallo reiste der Redner über Spezzia nach Carrara. Überall auf den Bahnhöfen lagert der dort gewonnene, für so viele Zwecke verwendbare Marmor, von der reinsten Farbe —, IDOONNIE — (statuaria) an bis zum farbigen Material, welches zu den Domen von Pisa, Siena, Pistoja, sowie zu allen möglichen Gegenständen wie Tischen, Pflaster, Dächern ete. verwendet wird. Schon die Römer benutzten den Marmor in ausgiebigster Weise. Die in drei Tälern vorhandenen Stein- brüche sehen aus der Ferne wie Schneefelder aus; in ihnen herrscht ein großartiger Betrieb mit 6000 Arbeitern, welche jährlich gegen 400000 Tonnen zugehauener Blöcke oder Tafeln liefern. Aber auch Schattenseiten, wie Tierquälereien machen sich beim Transporte der großen Blöcke bemerkbar. Von Carrara gings nach Livorno, einer verhältnismäßig jungen Stadt mit schönem Ausblick auf die apuanischen Alpen, vorbei an Pisa mit Battisterio, Dom, schiefem Turm, der jüngst Anlaß zu Bedenken gab, von dort zu Schiff in neunstündiger Fahrt an Capraja, Garibaldis Heimat, vorbei nach Eiba in den Hafenort Portoferrajo.. Während der Fahrt erscheint das gebirgige Korsika. Die 30 km lange und 10 km breite Insel Elba mit ihrem 1000 m hohen Monte Capanne war früher bewaldet, in den Niederungen sind Weinberge und überall Feigen, Agaven. Die Häuser sind meist klein, die drei von Napoleon I. be- wohnten sind noch erhalten. Ursprünglich war die Insel in den Händen der Etrusker, dann kam sie an Toskana und schließlich an die Piemon- tesen. Elba und die nahen fünf kleineren Inseln sind Reste eines ver- sunkenen aus Urgebirge, Trias, Jura und Kreide bestehenden Festlandes, in welchem sich große Eisenerzlager vorfinden. Die Eisenerzwerke liegen östlich von Portoferrajo, wohin der Weg am Meeresrande und über einen ca. 300 m hohen Paß hinführt. Man findet dort unterwegs Quallen, Sepien mit Schulpenschalen, Muscheln, solche mit Einsiedler- krebsen, welche mit vielen Gesteinsproben vorgezeigt wurden. In der Gegend sind Felsen, Gebäude, auch das Wasser von dem Eisenstaub rot gefärbt. Die Produktion soll 400000 bis 500000 Tons jährlich betragen. Von Elba aus wurde das Festland wieder in Piombino betreten, dann nach kurzer Fahrt durch sumpfige Gegend, die jetzt etwas kulti- vierten und wegen Malaria gefürchteten Maremmen, dann Ceecina und landeinwärts Volterra erreicht. Diese alte mit mächtigen etrus- kischen Mauern versehene Stadt ist die Fundstätte von Artefakten der La Tene und der etruskischen Zeit. In der Nähe liegen Kupfer- und Alabasterbergwerke. Die Carriolpost brachte den Reisenden nach Siena mit dem halbkreisförmigen alten Marktplatz und dem herrlichen Dom, dann gings über Empoli nach St. Gimignano mit den vielen alten Türmen, welche die alten Adelsgeschlechter nach ihrem Rang in ver- schiedener Höhe errichteten, und dann nach Florenz. Im dortigen Tertiär wurden große Austern mit aufsitzenden Balanen gefunden. Bologna, Mailand, Chiavenna waren die letzten der auf der vierwöchigen Reise berührten Städte. Die Heimfahrt über den Splügen geschah zum Teil auf Schlitten. Der Vortrag wurde durch eine große Anzahl vielfach selbst auf- genommener Photographien aufs beste erläutert und dem Redner am Schluß allgemeiner- Beifall ausgedrückt. Dittus. f* — DODIN — Als zweiter Vortragender hatte Fabrikant Friedrich Krauß- Ravensburg das Thema gewählt: „Über Küsten-Hebungen und Senkungen‘“. Es ist eine bekannte, aber nicht allgemein richtig aufgefaßte Er- scheinung, daß die Höhe des Meeresspiegels eigentümlichen bedeutenden Schwankungen unterliegt, oder nach anderer Auffassung: daß die Fest- landsoberfläche sich in säkularen Zeiträumen hebt und senkt, welche Veränderungen ganz bedeutende Dimensionen annehmen, wenn wir z.B. die vielen zerstreuten Inseln der Südsee ins Auge fassen und die Hypo- these als richtig erkennen wollen, daß Polynesien, das Inselheer der Südsee — ähnlich wie die zahlreichen griechisch-türkischen Inseln im Ägäischen Meere —, auch große Festlande waren, die, in die Tiefe ge- sunken, heute nur noch die Spitzen ihrer Berge als einzelne Inseln über die Meeresfläche erheben. — Es ist nun eine lebhaft umstrittene Frage: ob die Grundfesten der Kontinente seit den ältesten geo- logischen Zeiten, so lange überhaupt Meer und Festland existieren, sich unverändert erhalten haben, so daß durch ein Steigen und Fallen der Meeresoberfläche jene Veränderungen geschaffen werden, oder ob die Festlande, wie auch behauptet wird, sich in einem schwankenden Zustande befinden, indem sich der eine Teil senkt, ein anderer in die Höhe steigt. — Diese Erscheinungen zu erklären, ist keineswegs ein- fach, wir stehen auch heute noch auf dem Standpunkt von Hypothesen, welche sich aber doch auf genauere gründlichere Untersuchungen stützen. Daß einst da Meere waren, wo heute Festland ist, und umgekehrt, ist ja eine unumstößliche Tatsache, diese Veränderungen unserer Erd- oberfläche reichen aber viel weiter zurück, als unser Thema es im Auge hat, welches nur die neuere historische und die noch direkt vor derselben liegende Periode behandelt. — Jene großen allumfassenden Veränderungen der Erdoberfläche, welche nach riesigen geologischen Zeiträumen rechnen, finden ihre Ursachen hauptsächlich in der Gebirgs- bildung, welche entsteht durch gewaltige Explosionen eingeschlossener Gase, Entfesselung des flüssigen Magma, Heraufpressen der Erstarrungs- rinde und hierdurch ein Hinabsinken auf anderer Seite, welcher dann mächtige horizontale Schiebungen, die bekannten ungeheuren Über- | schiebungen und Auftürmungen folgen, die Folgeerscheinungen des Er- kaltens und Zusammenschrumpfens von glutflüssigen Erdkernmassen und Einsinkens der Umhüllungskruste — die Spuren einstiger Wasserober- fläche an der Gebirgsküste. Es sind nun in neuerer Zeit Geologen von Ruf aufgetreten, welche das Auf- und Abschwanken von Kontinent oder Meeresfläche als beständige Erscheinungen bestreiten, und es ist vor allem der bekannte Wiener Geologe Prof. Suess, welcher zunächst nur, allerdings oft bedeutende „Verschiebungen der Strandlinien“, als er- wiesen annimmt. „Verschiebungen der Strandlinien‘“ ist übrigens eine Bezeichnung, welche dem richtigen Sinn dieser tiefgreifenden Erschei- nungen nicht genügend entspricht, allein es fehlt hierfür ein passenderes Wort, und daß der Geologe hier, wenn er sich die Sache zu verein- fachen gedenkt, doch noch vor großen Rätseln steht, wird zugegeben. — Besonderes Interesse erregen nun jene Örtlichkeiten, an welchen solche Verschiebungen in jüngerer Zeit, etwa seit Ende des Teıtiärs bis in — MOOS die Gegenwart erfolgt sind. Solche hat man unter anderen, an den schwedischen und norwegischen, dann auch englischen Küsten beobachtet. Das Land schien sich zu heben, oder der Wasserspiegel zu sinken. Lınx£ und Ceusıus waren die ersten, welche an den Küsten Marken einschlagen ließen, um das Fortschreiten der Bewegung im Laufe der Zeit messen und verfolgen zu können; sie waren der An- sicht, daß der Wasserspiegel sinke. Der Schotte PLAyrAIr, ums Jahr 1802, behauptete, daß das Land sich hebe, und LEoronn v. Buch be- tonte 1807 aufs entschiedenste: ‚Daß der Meeresspiegel sinke, erlaubt das Gleichgewicht des Wassers schlechterdings nicht! Das Phänomen ist nicht abzuleugnen, folglich müssen wir annehmen, daß Schweden langsam in die Höhe steige.‘ — Diese Lehre vom langsamen Ansteigen ganzer Kontinente wurde von den Geologen gerne aufgegriffen, ent- sprach es ja ganz den Beweisen .von Meeresboden auf dem Festlande, speziell des Auftretens horizontal gelagerter ungestörter Meeresschichten. Hieraus entwickelte sich der Lehrsatz: von den ‚säkulären Schwankungen des Meeresbodens und der Festlande, bestehend in einer fortwährenden, äußerst langsamen senkrechten Auf- und Abwärtsbewegung der ‚Erd- rinde‘‘, welcher hierdurch eine gewisse Biegsamkeit zugesprochen wurde. Nach hiervon abweichender Anschauung sollten die Landmassen eine Art „Schaukelbewegung‘‘ ausführen, etwa in der Weise, daß der Norden ansteigt, der Süden sinkt, während ein in der Mitte gelegener Streifen sein Niveau ruhig behält. — Nach den, für die damalige Zeit (vor 60—-70 Jahren) noch viel zu jungen und wenig gründlichen Forschungen hatte diese Theorie viel Bestechendes; jedoch bald fanden nach reif- licher Überlegung die Geologen, daß dieselbe wenig Wahrscheinlichkeit für sich habe schon deshalb, weil keine Erklärung, weder nach tellu- rischer noch kosmischer Hinsicht, für solche Bewegungen gefunden werden. konnten. Vulkanische Kräfte sind hier ausgeschlossen ; Ver- änderungen von Gesteinsmassen, z. B. Kıristallisierung, oder Verwand- lung großer Anhydritlager in Gips durch Wasseraufnahme, wodurch allerdings eine bedeutende Schichtenausdehnung hervorgerufen werden kann, können nicht in Frage kommen, denn wenn Tatsachen vorliegen, daß es jüngere Strandlinien gibt, die mehr als 300 m gestiegen sind (um so viel höher liegen über der heutigen Wasserlinie), so reichen solche Gründe nicht aus. Für größere Senkungen wollte man Aus- laugen und Nachsinken in Hohlräume heranziehen, ebenso unhaltbar und ungenügend. Gegenüber der Aufwärtsbewegung der Festlandsküsten im Norden haben wir nun merkwürdige Zeugen einer Gegenbewegung, nämlich eines Hinabsinkens des Bodens ins Meer, in einer Unzahl von Atollen und Barrierenriffen von Koralleninseln in der Südsee, im Indischen Ozean und einem Teil des Atlantischen Meeres. Dieses Hinabsinken und allmähliche Überfluten durch die steigenden Wasser kann man be- obachten, da die Korallenriffe, deren Erzeuger nur in Tiefen bis zu 50 m unter der Ebbelinie zu leben vermögen, oft tief unter dieser Grenze dem Boden aufsitzen, was nur durch Senkung des letzteren unter gleichzeitigem Absterben der Korallen zu erklären ist. Hier- — LXXXVI — durch schon ist der unanfechtbare Beweis geliefert, dab wir zu beiden Seiten des Äquators über weit ausgedehnte Strecken sichere Anzeichen für das langsame und stetige Sinken des Bodens haben. Für das Gegenteil aber, teilweises — geringeres — Steigen des Bodens, bei be- sonders hoch liegenden Koralleninseln — haben wir auch Beispiele, speziell aus der Gegend der Philippinen, dem Roten Meer usw. Doch weiß man hier noch nicht bestimmt, ob es sich nicht vielleicht um weiter zurückliegende, ältere Erscheinungen handelt; immerhin ist dieser Punkt mit ins Auge zu fassen. Die südliche Halbkugel nun zeigt die gleichen Erscheinungen, wie die nördliche: je näher gegen den Pol, um so höher liegen die Spuren früherer Strandlinien, oft durch die Wogen in den härtesten Feis ein- geschnitten, zugleich markiert durch Ablagerungen heute lebender Arten von Schaltieren, durchaus in der gleichen Weise an den Südküsten von Südamerika, Afrika und Australien wie in Nord-Europa. — Der skan- dinavische Geologe Kyerunr hat etwa 30 jener Terrassenmuschelbänke untersucht in verschiedenen Höhen; er fand die höher als etwa 150 —250 m über N. N. gelegenen besetzt mit vorzugsweise hochnordischen Ärten aus der Eiszeit, die niederer gelegenen nur mit den Resten heute noch lebender Seetiere, die Spuren der brandenden Wogen, in die Felsen eingenagt, gehen öfters bis 250 m hoch hinauf. — Wir haben also um die Pole scheinbar aufsteigendes Land, sogen. ‚‚Strandlinien- bewegung“, um den Äquator das Gegenteil, ein Absinken oder ein „Steigen des Wasserspiegels‘“; wenn wir den Wortlaut von Dr. Ep. Suxss gebrauchen wollen: ‚Die Oberfläche der Festlande um den Äquator nähert sich dem Erdmittelpunkte, jene an den Polen entfernt sich von letzterem — kurzgefaßbt, wir stehen vor einer Abnahme der Abplattung der Erde!‘‘ — Die ganze Abplattungsdifferenz gegen vollkommene Kugel- gestalt beträgt nun bloß 45—46 km (6 geograph. Meilen), denn der Erddurchmesser von Pol zu Pol beträgt rund: 1713 und der Durch- messer am Äquator 1719 geograph. Meilen ä 71/3 km. Dies wäre der eine Erklärungsversuch. Nimmt man nun dagegen an: Die Kontinente stehen unveränderlich starr und test, dagegen ist der Meeresspiegel veränderlich, so bedeuten die Erscheinungen ein all- mähliches Abströmen der Wassermassen aus den Polarregionen gegen den Äquator. Da man aber, sowohl im Norden als in den Tropen neben den Hauptbewegungen auch noch kleine Gegenbewegungen be- obachtet, so müßten wir daraus schließen, daß die ersteren nicht fort- gesetzt in derselben Richtung arbeiten, sondern daß Perioden des Still- standes eintreten, mit welchen oder während welcher ein ÖOszillieren, ein leichteres Hin- und Herschwanken verbunden ist, denn man ist dann wohl genötigt, zunächst beide Erscheinungen ein und derselben Ursache zuzuschreiben. Ein bekanntes Beispiel, das für Landbewegung spricht, sei hier noch angeführt. — Bei Puzzuoli, am Golf von Neapel, stehen Ruinen eines einstigen großen Tempels der Jupiter-Serapis. Drei gewaltige Monolith-Säulen ragen aufrecht, eine vierte liegt im Schutt begraben. Diese drei Säulen sind vom Boden ab bis zu 3!/s m Höhe glatt und unversehrt, über diese Höhe hinaus aber sind sie mit — LAXXVI — einem breiten Gürtel von etwa 3 m Höhe angewittert und von Bohr- muscheln (Zithodomus dactylus), die nur im salzigen Meerwasser leben, durchlöchert, die vierte liegende Säule ist ganz von Bohrlöchern be- deckt. Die erste Erwähnung des Tempels stammt aus dem Jahre 105 vor Christus, im Jahre 205 nach Christus stand er noch unversehrt, später muß er zerstört worden oder in Verfall geraten sein, denn Schutt, vulkanisches Material und Süßwasserablagerungen bedeckten den Boden bis zu 3'/; m Höhe. Dann soll das ganze Bauwerk unter- getaucht sein bis zu dem Niveau, welches durch die obersten Löcher der Bohrmuschel angegeben wird, also etwa 6'/a m Höhe. Später erhob sich der Boden wieder über den Wasserspiegel, wie es heißt, etwa Mitte des 16. Jahrhunderts gelegentlich eines Vulkanausbruchs des Montenuovo. Der Boden des Tempels liegt heute etwa !/g m tiefer als der Meeresspiegel, der Grund scheint eine leichte Gleitbewegung nach abwärts gemacht zu haben. Also bis etwa 6!/g m tief müßten die Säulen im Seewasser gestanden haben; ob es etwa ein tiefer Salz- wassertümpel war, welcher sich hier gebildet hatte, wie man auch ver- muten könnte ? — bis jetzt ist es nicht erklärt. Wenn nun der Theorie von der Veränderlichkeit des geographi- schen Pols, von einer Hebung und Senkung der festen Erdrinde im all- gemeinen große Schwierigkeiten entgegenstehen, so muß man anderseits betonen, daß auch der Annahme einer regelmäßigen Veränderung des Wasserspiegels erhebliche Bedenken gegenüberstehen, daß derselbe also abweichend von dem Gesetz der Schwere — sehr unregelmäßig schwanken müsse. Nun wird auf die bekannte Tatsache hingewiesen, daß die Kontinente eine nicht unbedeutende Anziehungskraft auf die Wasser- fläche ausüben, und es entstehen dadurch auf derselben Unregelmäßig- keiten, die sehr in Rechnung gezogen werden müssen: es entsteht hier- . durch, je nach Beschaffenheit der Küste, ein schwächeres oder stärkeres Aufsteigen des Wassers an derselben. Ein kleiner oder niedriger Kon- tinent übt bedeutend schwächere Anziehungskraft aus als ein großer oder gebirgiger; vielfache genaue Messungen haben diese Differenzen nachgewiesen, aber dieselben bleiben sich stets gleich! Über die Größe dieser Anziehungskraft hat in neuester Zeit der Geograph Dr. FıscHER gelegentlich von Gradmessungen geradezu unglaubliche Resultate ver- öffentlich. Durch die zu Wasser wie zu Lande in Verwendung kommenden Pendelschwingungen um das Gewicht der Massen durch ihre Anziehungskraft auf den schwingenden Pendel zu erforschen, kam Dr. Fischer u. a. zu dem Resultat: daß die Steigung, die Anhäufung der Wassermassen an den Küsten eine sehr bedeutende sein kann. Man fand u. a., daß an der Westküste von Südamerika, da, wo die gewaltige Kette der Anden hart am Strand in die Höhe ragt, die Em- porhebung der Wassermassen gegen 1000 m (sage 1000 m!) betrage. Diese Ansteigung ist natürlich eine meilenweit herkommende, ganz all- mähliche, unmerkbare. Von diesen Resultaten möchte man nun auf ähnliches anderswo schließen. Die großen Eismassen in Finnland, Skandinavien und den Polarregionen waren natürlich zur Eiszeit ungleich viel mächtiger als — DONE — die heutige! Wenn man nun auch annimmt, daß durch die großen, ausgedehnten Vereisungen des größten Teils der nördlichen — ab- wechselnd dann der südlichen — Erdhälfte zur Quartärzeit ungeheure Mengen Wasser absorbiert wurden, und hierdurch der Meeresspiegel zweifelsohne etwas erniedrigt wurde, so dürften doch die riesigen Massen Gletschereis damals eine derartige Anziehungskraft auf die offenen Wasser ausgeübt haben, daß sie an den gebirgigen Küsten zum Teil Hunderte von Meter emporgestiegen waren, was die ganze, wahrscheinlich Hunderttausende von Jahren währende große Eiszeitperiode hindurch währte. Da nun nachgewiesenermaßen diese große Kälteperiode durch warme Zwischeneiszeiten unterbrochen wurde, wobei die Eismassen derart abschmolzen, daß man heute, gestützt auf die fossile Flora der interglazialen „Höttinger Breccie“ und andere Nachweise, anzunehmen gezwungen ist: es dürften in den Alpen in einer solchen, nach der Hypothese Crouz etwa 10500 Jahre währenden Interglazialzeit (deren es 4—5 gewesen sein mögen) sämtliche Gletscher in den Alpen etc. zum Verschwinden gebracht worden sein, so hätten wir hierin auch die Erklärung für die oszillierenden, die auf- und absteigenden Strand- linien: schmolzen die Eismassen, so möchte vielleicht der Meeresspiegel dadurch etwas steigen, allein die große Wasseranschwellung an den Küsten ging dann bedeutend zurück! Daß man noch bis in die neuere Zeit diese Theorie als die rich- tige erkannte, ist einleuchtend! Der Kontinent steht fest, die beweg- lichen Wasser, durch Naturkräfte beeinflußt, schwellen an und schwellen ab und lassen die Spuren ihrer Bewegungen zurück. Aber in neuester Zeit ist diese so klare Hypothese doch wieder bedeutend ins Wanken gekommen. Zunächst will man an den langsam untertauchenden Atollen und Inseln der Tropenmeere Spuren finden, die beweisen sollen, daß nicht ein gleichmäßiges Ansteigen des Wassers jene zum Versinken bringt, sondern, daß dieses Hinabsinken mit gewissen Unregelmäßig- keiten verbunden ist, die man nur durch eine schwankende Unter- grundbewegung zu erklären vermag! Die heutige Theorie der Gebirgsbildung fußt bekanntlich haupt- sächlich auf tektonischen Verschiebungen und Überschiebungen, neben vertikalen, besonders auf horizontalen weitreichenden Schichtenbewe- gungen. Die zahlreichen bedeutenden sogen. „Verwerfungen“, das Ab- sinken ganzer Gebirgsmassen, wie das Rheintal, die Umgegend von Wien und eine Unzahl ähnlicher Beispiele haben uns die Überzeugung verschafft, daß wir uns die Erdkruste nicht als ein Ganzes, etwa wie eine, das Ei umschließende tadellose Schale denken dürfen, sondern daß sie zweifellos vielfach zerstückelt, in große Schollen gebrochen und wenig- stens bis in eine gewisse Tiefe hinab, fortwährenden langsamen Ver- änderungen unterworfen ist, wie es, nach allen Anzeichen zu schließen, seit Äonen der Fall war. Man ist daher in neuester Zeit auf ver- schiedenen Wegen zu der Überzeugung gedrängt worden, daß die gegen die Pole hin hochliegenden Strandiinien in der Tat auf eine langsame Hebung großer Kontinentalschollen, die um den Äquator befind- — . DODIRS — lichen, einer Überflutung unterliegenden Inseln auf eine fortschreitende Senkung solcher zurückzuführen sind. Viele verläßliche, gewissenhafte Forscher sind durch strenge Prü- fung der diesbezüglichen Tatsachen und Erwägungen zu diesem Er- gebnis gelangt, und die Theorie müßte sich denselben fügen, selbst wenn sie mangels Erklärungen für solche Kontinent-Bewegungen die- selben als kaum denkbar bezeichnen sollte. So scharf und exakt die Beobachtungen auch sind, so ist eben die Zeit noch viel zu kurz, um sichere Schlüsse aus ihnen ziehen zu können; die Zukunft wird hierin größere Gewißheit schaffen. In der anschließenden Besprechung wurden große Photographien der drei noch stehenden Säulen des Serapistempels und der phlegrä- ischen Felder, sowie der Insel Nisida bei Neapel, wo überall Hebungen und Senkungen, wahrscheinlich mit den zahlreichen dortigen vul- kanischen Eruptionen in Zusammenhang stehen, in Zirkulation gesetzt. Krauß. Als dritter Redner sprach Forstamtmann Dr. Rau-Schussenried über die Bedeutung der Formenreihen für die Entwicklungs- lehre und zeigte aus seiner Sammlung einige Beispiele von Schnecken und Brachiopoden vor. Zuerst die längst bekannte Planorbis multi- formis (Valvata, Carinifex) aus dem Steinheimer Tertiär, wo sie in staunenswerter Menge vorkommt, von ganz flacher Tellerform bis zum hohen, turmartigen Gehäuse. Neuerdings (1910) hat K. Mızver gegen die entwicklungsgeschichtliche Deutung dieser Abänderungen Bedenken erhoben. Als einwandfreier und zeitlich weiter ausgedehnt wurden die Formenreihen der tertiären Paludinen Slavoniens erwähnt und dann einige sehr deutliche Reihen von Rhynchonellen aus dem schwäbischen Lias mit vielen guten Belegstücken erörtert. Bemerkenswert sind be- sonders die zwei miteinander vorkommenden Reihen der Rhynchonella rimosa (Rh. curviceps—rimosa—amalthei—quinqueplicata) und diejenige der Rh. furcillata—laevigata und zwar deshalb, weil beide Gruppen ein sehr auffallendes Merkmal gemeinsam haben, nämlich Bündelung der Rippen, aber bei jeder Gruppe hat sich diese Bündelung anders ent- wickelt: bei der erstgenannten Rimosa-Reihe läßt sich die Entstehung der Bündelung durch Einschieben von Zwischenrippen nachweisen (Rh. curviceps—rimosa) und ihr Verschwinden durch Ausbleiben der Zwischen- rippen (amalthei) verfolgen, bei furcillata dagegen verfeinern sich die Rippen bis zu kaum sichtbaren Ritzen — Rh. laevigata. Daß die Tren- nung dieser Gruppen begründet ist, bestätigt auch ihre ganz verschie- dene Schnabelbildung. Gerade dieses Beispiel ist sehr lehrreich und beweist, wie nur die genaueste Untersuchung und Berücksichtigung mehrerer Merkmale allen Anforderungen solcher Formenreihen stand- halten. Früher stellte Rorurterz-München auf Grund des einen Merkmals der Bündelung die Haupttypen der getrennten Gruppen Rh. rimosa und furcillata in eine Gruppe zusammen mit einer Form des Devon, die dieses Merkmal auch zeigt. Ihre weite zeitliche Entfernung und der günstige Umstand, daß wir bei der Rimosa-Gruppe die Ent- stehung der Bündelung sozusagen unter unsern Augen sich vollziehen —S (AO sehen, spricht gegen eine verwandtschaftliche Verbindung der Devon- Formen mit den jüngeren und für Auffassung der Bündelung als Kon- vergenz-Erscheinung. Rau. Hauptversammlung zu Aulendorf am 2. Februar 1911. Einer alten Übung entsprechend, wurde die 32. Hauptversamm- lung auf Lichtmeß in den „Löwen“ nach Aulendorf berufen, wozu 114 Teilnehmer, darunter 7 Damen, erschienen. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden, Direktor Dr. Groß-Schussenried, wurde zuerst der im letzten Jahre verstorbenen Mitglieder — Stadtpfleger Maag-Ehingen, Medizinalrat Dr. Hedinger-Stuttgart und Frhr. Dr. Richard v. König- Warthausen — gedacht. Namentlich die großen Leistungen des letz- teren für den Verein in nahezu 20jähriger Tätigkeit als Vorsitzender seit der Gründung und seine ausgedehnte Tätigkeit als naturwissen- schaftlicher Schriftsteller wurden hervorgehoben. Der Verein ließ des- halb an der Beisetzung am 7. Januar durch einen Vertreter einen Lorbeerkranz am Grabe niederlegen. Der Begrüßung folgte der Kassen- und Jahresbericht durch den Schriftführer Baurat Dittus, wonach das Vereinsvermögen 471 Mk. und die Mitgliederzahl 204, darunter 18 korrespondierende Mitglieder, beträgt; Versammlungen fanden 2 und eine Sommerexkursion nach Bregenz und Umgebung statt. Die auf 1911 fälligen Wahlen ergaben für die nächsten 3 Jahre als Vorsitzenden wieder Direktor Dr. Groß- Schussenried, als Schriftführer Baurat Dittus-Kißlegg, als Ausschuß- mitglieder die Herren: Forstdirektor Zimmerle-Wolfegg, Baurat Hiller- Leutkirch, Prof. Bruder-Biberach, Stadtschultheiß Müller-Biberach, Fabrikant Fr. Krauß-Ravensburg, Dr. G. Leube-Ulm. Als Ziel der diesjährigen Sommerexkursion wurde Mörsingen-Zwiefalten im Juni d. J. bestimmt; von Oberstudienrat Dr. Lampert-Stuttgart, dem Vorsitzen- den des Hauptvereins, wurde zur Jahresversammlung nach Ravensburg am 24. Juni d. J. eingeladen. Dittus. Im nunmehr beginnenden wissenschaftlichen Teil der Versammlung sprach zunächst Landesgeologe Dr. Martin Schmidt über die Erzeug- nisse der diluvialen Eiszeit in Deutschland und besonders in Oberschwaben. Der Vortragende schilderte zunächst, ausgehend von den ein- fachsten Formen der glazialen Erscheinungen Deutschlands, den Mittel- gebirgskaren, die hauptsächlichen glazialen und fluvioglazialen Bil- dungen, wie sie in Deutschland außerhalb des Alpenvorlandes entwickelt sind. Von den weitverbreiteten, mächtig ausgebildeten Erzeugnissen des nordischen Landeises in Norddeutschland ging er dann über zu den entsprechenden, vielfach ganz ähnlichen Erscheinungen in Ober- schwaben. An der Hand einer farbigen Wandkarte gab er einen Überblick über die von ihm in den letzten Sommern näher studierten Rückzugs- stadien des Rheingletschers der Würmvereisung im Argen- gebiet zwischen Isny und Tettnang. — 0 — Die verschiedenen Rückzugslagen des Gletschers markieren sich ausgezeichnet durch Endmoränen und Seitenmoränen, besonders aber durch Aufschüttungen der Gewässer in Stauseen vor dem jeweiligen Eisrande. Außer der ältesten Hauptendmoräne der Würmzeit bei Isny treten vier Hauptstadien hervor, von denen mehrere sich noch weiter in sekundäre Stationen gliedern. Durch auf der Karte befestigte, ab- nehmbare Decken wurde für eine Reihe der Stillstandslagen die jeweilige Ausdehnung des Eises anschaulich gemacht. Anschließend an diese Übersichtsdarstellung wurden die für die oberschwäbische Landschaft charakteristischen glazialen Geländeformen, End- und Seitenmoränen, Grundmoränenlandschaft, Drumlin, Stausee- terrassen, Eisrandströme, Taldurchbrüche mit erosiven Talterrassen etc. in ihrer morphologischen und strukturellen Entwicklung und ihrer Ver- teilung im Gelände vorgeführt. M. Schmidt. Als zweiter Redner sprach Oberstudienrat Dr. Lampert über Einschleppung fremder Tiere durch den Verkehr. Einleitend wies der Redner darauf hin, wie seit dem Aufhören der Eiszeit mit dem Wechsel der Gletscherbedingungen auch ein Wechsel in der Tierwelt wie in der Pflanzenwelt in unserer Gegend eingetreten . sei. Aber auch seit dieser geologischen Periode hat sich dieser Wechsel fortwährend vollzogen und vollzieht sich auch heute noch. Mit der Veränderung des Vegetationscharakters des alten Deutschland, welches ein Wald- und Sumpfland mit Wiesen in den Tälern war, in ein Kultur- land, in welchem heute immer mehr jeder Fleck unter Kultur genommen und der ursprüngliche Charakter des Landes vernichtet wird, hat auch die Fauna sich immer mehr verändert. Eine Anzahl Tiere sind der direkten Ausrottung erlegen, andere haben ihre Existenzbedingungen nicht mehr gefunden und verschwanden aus dieser Gegend, wir brauchen nur an die Sumpfvögel zu denken, an die verschmälerten Nistgelegen- heiten für Hecken- und Höhlenbrüter. Hat auf diese Weise der Mensch indirekt beigetragen zum Wechsel der Fauna durch Veränderung des Vegetationscharakters, so auch direkt durch Einführung fremder Tiere. Dies kann aktiv erfolgen, in den meisten Fällen aber wird es sich darum handeln, daß die Tiere dem Menschen folgen, sich ihm an- schließen oder durch den Verkehr verschleppt werden. Als Beispiel der direkten Einführung fremder Tiere erinnert Redner an die Ver- pflanzung des Sperlings nach Amerika, die Einführung des Kaninchens in Australien; heute werden Millionen geopfert in dem Bestreben, die Tiere wieder loszuwerden, die Gedankenlosigkeit in fremde Länder ver- pflanzte. Von besonderem Interesse aber ist es zu sehen, wieviele Tiere im Zeitalter des Verkehrs durch diesen verschleppt werden. Kein Land darf dem andern in dieser Beziehung einen Vorwurf machen. Die oft gehörte Behauptung, daß Europa eine Fülle von Schädlingen Amerika verdanke, ist insofern unrichtig, als Amerika mindestens ebensoviel Schädlinge von Europa bezogen hat und die neuen Eindringlinge meist in Amerika schädlicher auftreten als in ihrer alten Heimat. Für jedes Tier kommt es darauf an, wo es die besten Existenzbedingungen vor- — CN — findet, sein „biologisches Optimum‘. So hat der Koloradokäfer, der auf einer wilden Nachtschattenart im Westen Amerikas lebend, beim Vordringen des Kartoffelbaus nach dem Westen Amerikas auf die Kar- toffel überging und sich nun auf dieser einen Pflanze nach dem Osten Amerikas und von da nach Europa verbreitete, in Europa nicht festen Fuß zu fassen vermocht. Das gleiche gilt von der San Jose-Schildlaus, die besonders in Kalifornien gewaltigen Schaden anrichtete, deren Ver- schleppung nach Europa mit kalifornischem Obst große Besorgnis er- regte, die sich aber als unbegründet erwies. Dagegen hat die Reb- laus, die, wenngleich dies manchmal bestritten wird, doch wohl sicher von Amerika stammt, einen Siegeszug über die ganze Welt angetreten und überall dem Weinbau gewaltigen Schaden verursacht; bei ihrem Vordringen nach dem Norden zu, besonders in Deutschland, gelang es wenigstens, das schädliche Insekt, wenn auch mit großen Opfern und unter den strengsten Bekämpfungsmaßregeln in seiner Verbreitung ein- zudämmen. Demgegenüber weist Amerika eine Reihe von Beispielen auf, in welchen von Europa eingeschleppte Insekten, die in Europa wenigstens nicht in besonderem Maß schädlich auftreten, in Amerika sich enorm vermehren und den größten Schaden anrichten. Dies gilt z. B. vom Kohlweißling und anderen Schmetterlingen, sowie von ein- zelnen Käfern. — hHäufiger als im Freien treten in Europa fremde, durch den Verkehr eingeschleppte Insekten in geschlossenen Räumen als Schädlinge auf; besonders gilt dies von Käfern in Speichern und Lagerhäusern von Getreide, wo oft schon bedeutender Schaden an- gerichtet wurde. Auch in Wohnungen bürgern sich diese fremden Gäste oft sehr unliebsam ein; wir brauchen nur zu denken an die Wanzen, welche etwa seit dem 15. Jahrhundert in Europa bekannt sind, an die große Schabe, die aus dem Osten stammt, und die ein- heimische verwandte Art, die „Franzosen‘‘ verdrängt hat, eine Erschei- nung, die übrigens oft zu bemerken ist. Seit ein paar Jahrzehnten bürgert sich immer mehr ein das goldgelbe Messingkäferchen, ein im ganzen nicht schädliches, aber durch massenhaftes Auftreten oft sehr lästiges Tierchen. Viel unangenehmer machen sich seit einiger Zeit hie und da bemerkbar mikroskopisch kleine Milben, die vielfach mit Polstermöbeln eingeschleppt werden und zu einer derartigen Plage wer- den können, daß die Wohnungen geräumt werden müssen, da keine Mittel sich als genügend wirksam zu ihrer Bekämpfung erweisen. Der Redner bittet zum Schluß, ihm von dem Auftreten besonderer Tiere in Häusern Mitteilung machen zu wollen. Lampert. Zum Schluß gibt Diplomingenieur Fischer-Biberach Notizen über die Aufzeichnungen der dortigen Erdbebenwarte, über die Beben vom Juli in Innsbruck, September in Öls und das letzte große vom 4. Januar in Turkestan, dessen Entfernung zu 5400 km bestimmt werden konnte. Dittus. — „UI — 4. Schwarzwälder Zweigverein für vaterländische Naturkunde. Versammlung in Rottweil am 5. Juni 1910. Die Versammlung fand im Physiksaal des Gymnasiums statt und wurde von Prof. Dr. Blochmann geleitet. Als erster Redner sprach Prof. Dr. v. Grützner über einen neuen Farbenkontrastversuch. Derselbe wurde ausgeführt mit _ einem einfachen Apparat, der in überraschender Art Farbenkontraste zur Darstellung bringt. Zwei auf einer Achse sich drehende Scheiben aus Karton von etwa 30 cm Durchmesser zeigen folgende Einrichtungen. Die vordere schwarze hat mehrere (12) gleichabständige, radiäre enge Schlitze, die wechselweise mit bunter, z. B. rosaroter Gelatinefolie bedeckt sind, so daß beim Drehen immer ein farbiger mit einem nicht farbigen Schlitz wechselt. Die gegenüberliegende weiße Scheibe — der ganze Apparat stellt die Wunderscheibe von Perkunje dar — hat in ihrer Peripherie sechs gleichabständige schwarze Quadrate oder Kreise. Werden die Scheiben schnell gedreht, so sieht man durch die Spalten der schwarzen Scheibe auf der zweiten Scheibe natürlich stillstehend sechs dunkelrote und sechs grüne Flecke, die in ganz ähnlicher Weise zustande kommen, wie die sogenannten farbigen Schatten. Ferner zeigte derselbe Redner in einem zurzeit in Rottweil befindlichen öffentlichen Kinematographen unter anderem Bilder von fliegenden Insekten, die in dem Institut Marey bei Paris gemacht worden waren. Da die Zahl der Aufnahmen dieser frei fliegenden Tiere außerordent- lich groß war, nämlich 1600 in der Sekunde betrug, und sie in gewöhnlicher Geschwindigkeit wie andere Kinematographenbilder dem Auge vorgeführt wurden, so erschienen alle Bewegungen außerordentlich verlangsamt. Eine Fliege z. B. bringt ziemlich langsam ihre Flügel nahezu in hori- zontaler Haltung bis weit vor ihren Kopf, wie Ähnliches auch fliegende Tauben in Augenblicksbildern zeigen; dann werden die Flügel um ihre Längsachse gedreht, gleich wie ein Ruderer das Ruder dreht, um es mit breiter Fläche gegen das Wasser zu drücken, und nach hinten und unten, dann wieder nach vorn mit möglichst geringem Luftwiderstand bewegt u. s. f. Auf diese Weise wird die wegen ihrer großen Schnellig- keit im einzelnen nicht sichtbare Flugbewegung dieser Tiere in wunder- barer Weise dem Studium zugänglich gemacht. v. Grützner. Sodann sprach Landesgeologe Dr. Martin Schmidt über: Neue Funde aus der Trias von Rottweils Umgebung. Die vorgelegten Stücke stellen sehr verschiedenartige und ver- schieden wichtige Ergänzungen dar zu der in allen Hauptzügen, vor allem durch die ausgezeichneten Arbeiten F. v. Auserris, längst gut durchgearbeiteten Kenntnis der Trias dieser Gegend. Sie wurden er- beutet bei den Arbeiten zur neuen geologischen Spezialkarte und ver- teilen sich auf alle Hauptabteilungen der Formation. Es wurde daher an der Hand eines gezeichneten farbigen Gesamtprofils über die auf Blatt Rottweil vertretenen mesozoischen Sedimente ein gedrängter Überblick gegeben und den vorgelegten Stücken, auf die dann etwas — XEN — näher eingegangen wurde, ihr Platz im System der Schichten angewiesen. Über einige der Funde, die ein allgemeines Interesse erwecken dürften, gedenkt der Vortragende nach weiterer Ergänzung seines Materials in dieser Zeitschrift ausführlicher zu berichten. Röth von Schabenhausen und Fischbach. Kleine, zartwandige Kalkspatgeoden von der regelmäßigen Linsenform und im allgemeinen auch der Größe der durch Ausertı unter dem Namen Nummulites? Althausii aus dem Wellengebirge derselben Gegend (Horgen) beschriebenen Körperchen. Wellengebirge. Aus der unteren Bank der liegenden Dolomite von Aach auf Blatt Freudenstadt wurde als ein Nachtrag zu der sehr spärlichen bis jetzt bekannten Fauna ein Kiefer von Nothosaurus vor- gelegt. Etwas höher lag bei Niedereschach am Fuße der Schlietsteige der Zahn eines Placodus. In dem dortigen Aufschluß endigt die Zone der „liegenden Dolomite‘“‘ oben in einer interessanten Wurmröhrenschicht, ganz ähnlich, wie sie aus Thüringen und neuerdings durch O. M. Reıs aus Franken beschrieben sind. Eine fast handhohe Bank ist ganz durch- schwärmt von etwa millimeterstarken, etwas unregelmäßig aufsteigenden Röhren von Würmern, die gesellig eine etwas verhärtete und riffartig ein wenig aufragende Schlammbank bewohnten. Die sehr charakteristische Lage ließ sich einige Kilometer weit verfolgen. In der in dieser Gegend durch eine gegen einen halben Meter mächtige, unregelmäßig aufspaltende Lage von bräunlichgrauem Dolomit gekennzeichneten Spiriferinenzone wurde allenthalben, besonders auf der Silberhalde (!) nördlich Kappel, reichlich Bleiglanz auf- gefunden. Eine Verwechslung mit der viel tiefer, unter der Schicht mit Terebratula Ecki liegenden eigentlichen Bleiglanzbank (m) ist wegen des abweichenden petrographischen Habitus kaum zu befürchten. Zu- dem sichert in größeren Aufschlüssen der gänzlich verschiedene Charakter der umgebenden Schichtenabschnitte durchaus gegen Irrtümer. Hauptmuschelkalk. Aus dem unteren Abschnitt des Trochiten- kalkes der Schinderklinge am Wege von Sulz a. N. nach Bergfelden, nur wenige Meter über dem gleichzeitig erschlossenen mittleren Muschel- kalk, wurden typische Bairdien-Letten vorgelegt, die dort eine an- sehnliche Einlagerung bilden. Ein bei Weilersbach auf Biatt Schwenningen betriebener Stein- bruch, der über dem obersten mittleren Muschelkalk noch nicht 10 m Trochitenkalk erschließt, lieferte eine Wohnkammer eines Ceratites. Leider ist die Erhaltung des Bruchstücks sehr wenig günstig, doch deutet der Habitus, vor allem der schmalen Externseite, einigermaßen auf die altertümlichen Formen wie Ü. atavıs und flexuosus. Der fossilreichen Gegend im oberen ‚‚Trigonodus-Dolomit‘‘, wenige Meter unter der Lettenkohle, aus einem Bruche bei Zollhäusle auf Blatt Schwenningen, entstammen Handstücke mit zahlreichen Exemplaren eines sehr zierlichen, vermutlich neuen Dentalium. Die vor kurzem durch ZELLER neu bearbeitete Lettenkohle lieferte nur in den dunklen Estherientonen eines kleinen Aufschlusses — XCV — südwestlich Dietingen auf Blatt Oberndorf vorzüglich erhaltene, wenn auch sehr sparsam eingestreute Exemplare einer bairdia. Gipskeuper. Kleine, höchstens mohnkorngroße Pseudomorphosen von im Schliff blutrot durchscheinendem Eisenglanz nach Pyrit, oft noch mit Resten von Pyrit im Innern, durchschwärmen in Menge einen Fischschuppen enthaltenden Steinmergel des Horizonts der Blei- glanzbank an einem Feldwege bei der „Schwedenschanze“ nordnord- westlich Göllsdorf. Zwischen den größeren Körnern liegen kleine und kleinste, dann Wolken unmeßbar feiner Stäubchen, alle von derselben dunkel blutroten Farbe, die hier sozusagen unter unseren Augen durch Umsatz von Pyrit entsteht. Stubensandstein. Fossilreiche Steinmergelbank im unteren Stubensandstein, u. a. mit „Zurbonilla gansingensis‘ Qu. (non Arp.), entsprechend den von (QUENSTEDT gesammelten fossilführenden Sandsteinplättchen von der Roten Steig über Neufra. Sie führen an einem Fundpunkt (Rote Steig, neugemachte Waldstraße unter dem „„Ahnenhorst“, Langs Profil No. 4) noch Sandsteinschmitzen, am zweiten (Dissenhorn östlich Göllsdorf) nicht mehr. Der Erhaltungszustand der Fauna läßt leider zu wünschen übrig. Rhät? Die untere Bank eines Kalksteinlagers von etwa 1'/a m Stärke, das oben Psiloceras planorbis führt, ist durch vielfache Trümmer von Molluskenschalen wie brecciös und verwittert löcherig. Sie erinnert so an die „porphyrartige‘‘ Kalkbank von Unterböbingen an der Rems und anderen Stellen viel weiter nordöstlich und enthält wie diese zahlreiche Reste von Fischen. Ein großer Flossenstachel war bestimmbar als zu Hybodus cloacinus gehörig. M. Schmidt. Es folgte sodann Richard Lang (Tübingen) mit einem Vortrag über die Hebung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit. (Der Vortrag findet sich in erweiterter Form wieder- gegeben unter den Abhandlungen dieses Jahrgangs S. 218.) Der vierte Redner, Dr. Jordan (Tübingen), sprach über Ver- dauung außerhalb des Körpers bei (arabus auratus. Man darf die Mundwerkzeuge der Insekten in ihrer Wirkung nicht ohne weiteres mit den Zähnen der Säugetiere vergleichen: Das Schneidevermögen gegenüber zähen Substanzen ist, so scheint es, bei der Insektenmandibel viel geringer als bei unseren Zähnen, eine Tatsache, an der erstaun- liche Leistungen, deren manche Insektenarten (Termiten u. a.) mit ihrem Gebiß fähig sind, nichts ändern. Da nun trotzdem die Nahrung, der engen Speiseröhre wegen, sehr fein zerkleinert werden muß, so kann es nicht wundernehmen, wenn wir bei der Nahrungsaufnahme durch Insekten eine Reihe interessanter Einrichtungen finden, dieser Schwierigkeit zu begegnen. Hier ein Beispiel: Wenn Carabus auratus einen Regenwurm oder ein Stück (Rind- ete.) Fleisch verzehrt, so beißt er nicht etwa kleine Stücke von diesen Substanzen ab; dazu ist er nämlich außerstande. Vielmehr speit er eine kleine Menge reinen Darmsaftes auf das Fleisch, das nun durch diesen, unter mechanischer Mitwirkung der Mandibelwalkbewegungen, in Lösung geht. Nur diese — KOM — Lösung wird aufgenommen: Öffnet man einen solchen Käfer unmittelbar nach der Aufnahme eines größeren Fleischstückes, so findet man im Kropfe lediglich flüssigen Inhalt. Der Rest des Fleisches Über, mit jenem Safte durchtränkt, wird von diesem auch ohne weiters Zutun des Käfers verdaut. 5 Für diese Art der Nahrungsaufnahme gibt es noch weitere Bei- spiele bei anderen Tieren. — Jordan. Zum Schluß sprach Prof. Dr. Blochmann über Fischsterben durch Infektion mit Cercarien. Von einer Exkursion waren un- gefähr 38 Exemplare von Limnaea stagnalis mitgebracht worden, die auf Sporocysten und Redien untersucht werden sollten. Sie wurden des Abends in ein gut angepflanztes und durchlüftetes Aquarium gesetzt, in dem schon seit etwa einem Jahre zwei ausgewachsene Makropoden lebten. Am nächsten Morgen lagen die Fische alle’ tot auf dem Boden. Die Untersuchung ergab, daß dieser rasche Tod durch die aus den Schnecken massenhaft ausgewanderten Cercarien (Cercaria fissicauda La Var.) verursacht worden war, die in großer Menge in die Fische eingedrungen waren und bei ihrer Wanderung durch die Gewebe in verschiedenen Organen, insbesondere auch im Gehirn, Blutergüsse her- beigeführt hatten. (S. auch Centralblatt für Bakteriologie, Parasiten- kunde etc., I. Abt. Originale. Bd. 56, 1910. S. 47—49.) E. Versammlung in Tübingen am 21. Dezember 1910. Die Versammlung fand im Hörsaal des Zoologischen Instituts statt. Nach Begrüßung der in stattlicher Zahl erschienenen Mitglieder durch den Vorsitzenden, Prof. Dr. Blochmann, und nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten sprach Prof. Dr. H. E. Ziegler (Stutt- gart) über die Chromosomen als Vererbungsträger. (Der Vortrag findet sich abgedruckt unter den Abhandlungen dieses Jahrgangs S. 488.) Darauf sprach Dr. R. Lang (Tübingen): Zur Tektonik von Württemberg. Im allgemeinen lassen sich in Württemberg drei tektonische Liniensysteme unterscheiden: das rheinische, hercynische und varistische. Die Linien der ersten Art verlaufen ungefähr parallel zum Rheintalgraben in S—N- bezw. SSW—NNO-Richtung. Sie sind besonders im Schwarzwald nachgewiesen und von den Geologen der Württembergischen geologischen Landesanstalt eingehend untersucht worden. Die Verwerfungen des hercynischen Systems, welche etwa in SO—NW-Richtung, und die des varistischen Systems, welche etwa in SW—NO- bezw. WSW—-ONO-Richtung sich erstrecken, wurden von DEFFNER als zusammengehörig aufgefaßt, da sie gemeinsam unter dem Einfluß des Emporsteigens der Alpen zur Tertiärzeit, erstere als ‚‚Radial- spalten‘, letztere als ‚‚Tangentialspalten‘, sich gebildet hätten. Diese Anschauung ist bisher unverändert festgehalten worden. Es läßt sich jedoch zeigen, daß diese beiden Systeme nichts miteinander gemein haben, daß vielmehr die hercynischen Linien höchst wahrscheinlich schon zur Kreidezeit gebildet wurden, während nur die varisti£chen al 8 — Xe\I — Linien, soweit dieselben im Deckgebirge Württembergs in Erscheinung treten, tertiärer Entstehung sein dürften. Redner besprach eingehend die Bilü, g der varistischen Linien. Er zeigte, daß, wenn man von Norden nach Süden wandert, dieses Streichen erstmals in einer breiten „Bruchzone‘‘, die sich zwischen Kaiserstuhl und Ries ausdehnt, deutlich vor Augen tritt. In dieser Bruchzone finden wir einerseits zahlreiche Verwerfuugsspalten, welche z. T. auch als Gräben ausgebildet sind (so der bisher unbekannte Binsdorf—Bickelsberger Graben), dann eine Menge Wasserläufe (hesonders Oberlauf von Neckar und Fils) und Ge- birgszüge (Nordrand der Alb!), die scharf in NO-Richtung verlaufen. Andererseits läßt sich in einer fast geraden Linie das Auftreten von tertiären Vulkanen verfolgen und von Kohlensäure- und Mineralwasser- ausströmungen, die mit den vulkanischen Erscheinungen in Zusammen- hang zu bringen sind. Es sei hier angeführt der vulkanische Kaiser- stuhl, der Basaltschlot des Oberhauensteins bei Hornberg, die Kohlen- säurevorkommen im Neckar- und Eyachgebiet, die Vulkanembryonen der Uracher Alb, die Mineralquellen von Ditzenbach und Überkingen, die Vulkangebiete des Steinheimer Beckens und des Rieses. Diese Bruchzone findet dadurch ihre Erklärung, daß entlang derselben eine Abbiegung bezw. ein Abbruch der südlichen (Alb-) Scholle erfolgt ist. Dies läßt sich daran erkennen, daß der durchschnittliche Einfall der Schichten im mittleren Württemberg gegen SO. auf weite Erstreckung nur bis höchstens !/z °/o beträgt, während er südlich der Bruchzone durchschnittlich ca. 2°/o erreicht. Auch die im Verlauf der Bruchzone gern auftretenden seismischen Bewegungen und das in dieser Richtung nachgewiesene Maximum der Ablenkung der Magnetnadel bei erd- magnetischen Messungen spricht für in der Tiefe in dieser Richtung vor sich gegangene Störungen. Diese Vorgänge im Grundgebirge haben die Lagerung der darüber ausgebreiteten Sedimente recht verschieden beeinflußt, zumal in ihnen weiche, mehr oder weniger plastische Ge- steine, welche tektonische Verschiebungen des Untergrundes auszu- gleichen vermögen, mit härteren wechseln. Deshalb bilden die Gräben, Verwerfungen und Verbiegungen der oberflächlichen Schichten nur einen matten Abglanz der tektonischen Vorgänge, die einst in der Tiefe sich abspielten. Über den vielfach weichen Schichten des Schwarzen und Braunen Juras erscheinen so fast alle Verwerfungen nach oben aus- gekeilt. Nicht nur auf Württemberg ist die eben besprochene varistische Linie beschränkt. Im Kaiserstuhl haben STEINMANN und GRAEFF zwei Eruptionszüge nachgewiesen, die südlich und nördlich einer eingeklemmten Sedimentscholle sich hinziehen; die Sedimentscholle und die Eruptions- züge verlaufen streng in der varistischen Streichrichtung. Die Ver- längerung dieser Richtung nach Westen durch französisches Gebiet ist schon seit langer Zeit von französischen Geologen nachgewiesen. Sie reicht über die Burgundische Pforte an der Südspitze der Vogesen und der Serre bei Döle vorbei bis zum französischen Zentralplateau, wo sie letztmals bei Bert westlich der Loire zu rfolgen ist. Parallel ver :ufen Saöne und Doubs, ein Teil des Schweizer Juras und der Alpen sel' t, das obere Rhein- und Rhönetal. So dokumentiert sich die in :ahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 191]. g — XVII — Württemberg nur bescheiden hervortretende Bruchzone als zugehörig zu der für die Geomorphologie Mitteleuropas so wichtigen Streichrich- tung eines beträchtlichen Teiles der Schweizer Alpen. Auch die Süd- grenze des Pilsener Beckens dürfte als östliche Fortsetzung dieser Linie anzusehen sein. Bei einer Erstreckung vom Zentralplateau bis zum Ries auf eine Entfernung von ca. 550 km, bezw. bis zum Pilsener Becken auf eine Entfernung von ca. 850 km ist sie die größte bisher in Europa nachgewiesene in gerader Richtung verlaufende tektonische Linie. Zum Schluß wurde noch gezeigt, daß die Vulkane der Uracher Alb, das Steinheimer Becken und das Ries nicht nur in der varistischen Bruchzone liegen, sondern zugleich an Kreuzungsstellen. dieses Systems mit hereynisch gerichteten Linien, so daß, wenn auch oberflächlich zu- meist nicht direkt nachweisbar, doch die Entstehung dieser Vulkane bezw. Vulkangruppen in letzter Linie auf tektonische Vorgänge in den tieferen Schichten der Erdrinde zurückzuführen ist. R. Lang. Dann sprach Dr. R. Vogel-Tübingen über die Innervierung und die Sinnesorgane auf den Schmetterlingsflügeln. Es treten drei Nervenstämme in die Flügelbasis ein, von denen der mittlere der kräftigste ist. Die Nerven verlaufen hauptsächlich innerhalb der Adern des Flügels (auch innerhalb der sogen. Randader), dringen aber auch in die Felder zwischen den Adern ein, wo sie haarförmige Schuppen innervieren. Außer den innervierten Schuppen kommen auf den Flügeln der Schmetterlinge noch folgende innervierte Gebilde vor: Sinneshärchen, Sinneskuppeln und Chordotonalorgane. Die Sinneshärchen stehen nur am Flügelrand. Die Sinneskuppeln stehen in großen charakteristischen, für die Systematik brauchbaren Gruppen an der Flügelbasis auf Ober- und Unterseite des Flügels. Die Chordotonalorgane, denen man im allgemeinen Hörfunktionen zuschreibt, kommen an je einer Stelle des Vorder- und Hinterflügels vor. Ob sie bei den Schmetterlingen dem Hören dienen, müssen künftige Experimente lehren. Hinsichtlich der übrigen Sinnesorgane nimmt der Vortragende an, daß sie mechanische Reize perzipieren und daß sie dadurch den Schmetterling befähigen, seinen Flug zu regulieren. (Die ausführliche Arbeit erscheint in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie.) Es folgte Prof. Dr. Blochmann mit einem Vortrag: Über den Flug der Fledermäuse. Einleitend gab der Vortragende einen Überblick über die Sinnesorgane, welche dazu dienen, den Tieren die Lage ihres Körpers im Raum und Bewegungen des Körpers zur Wahr- nehmung zu bringen. Es dienen dazu die sogen. statischen Organe (bei Wirbeltieren ein Teil des inneren Ohres) unter sehr wesentlicher Be- teiligung der Sensibilität der Haut, der tiefen Sensibilität und des Auges. Es wurde gezeigt, zu welchen Störungen die Ausschaltung einzelner dieser Organe durch Erkrankung beim Menschen, durch experimentelle Zerstörung bei Tieren führt. Es wurden dann die älteren und neue von dem Vortragenden ausgeführte Versuche über die Flug- leistung der Fledermäuse besprochen. Aus diesen neuen Versuchen ergibt sich, daß Ausschaltung des Auges und der auf der Flughaut in — X — großer Zahl vorkommenden Sinneshaare genügt, um den Tieren das Fliegen unmöglich zu machen, während, wie schon längst bekannt, Tiere mit verschlossenen Augen aber intakter Flughaut vortrefflich fliegen und Hindernisse geschickt vermeiden. (Die erhaltenen Ergebnisse sollen durch weitere Versuche vervollständigt und dann ausführlich mitgeteilt werden.) Blochmann. Zum Schluß sprach Dr. H. Jordan über die Wirkungsweise der Mundwerkzeuge bei Seidenraupen. Redner ging dabei von der Frage aus: wie können die Oberkiefer der Raupen kleine Blattstückchen vom Blattrande abtrennen, da sie nicht imstande sind die Substanz des Blattes zu zerschneiden. Die Oberkiefer packen das Stück Blattrand und durch Zurückziehen des ganzen Kopfes wird das gepackte Stück abgerissen. An sich würde das nicht zum Ziele führen, das ganze Blatt würde dem Zuge des Raupenkopfes folgen. Allein der Blattrand, an dem die Raupe frißt, wird durch Ober- und Unterlippe in seiner ursprünglichen Lage fest- gehalten, und zwar auf folgende Weise: Kopf mit Oberkiefer einer- seits, die beiden Lippen andererseits arbeiten in genau entgegengesetzter Richtung; zieht sich der Kopf zurück, so strecken sich die Lippen vor. So kommt es, daß trotz der weidenden Auf- und Abbewegung des Kopfes beide Lippenenden auf dem Blattrande aufgedrückt bleiben. Sie verändern zwar ihre Lage relativ zum Kopf, aber nicht relativ zum Blattrande. Sie verhindern, daß das Blatt dem Zug der Mandibeln folgt, und so wird das von den Mandibeln eingeklemmte Stück abgerissen. Die Oberlippe hat in der Mitte eine Einkerbung, welche in den Blatt- rand läuft. Rechts und links von der Unterlippe stehen die Unterkiefer, welche das Abgleiten des Blattes von der. Unterlippe verhindern. So läuft also der Blattrand, während der Kopf Schritt um Schritt in Halb- kreisen an ihm abweidet, in sicherer Führung, wie in einer Nute, und trotz der Schnelligkeit des Vorgangs werden die Mandibeln doch stets den Blattrand richtig fassen. Jordan. Nach Schluß der Sitzung wurden die Sammlungen des mineralogisch- geologischen und des zoologischen Instituts, darauf das Kinematographen- theater besucht, in dem u. a. die Bewegung der Speisen im Magen nach Röntgenaufnahmen vorgeführt wurden. Später vereinigte ein ge- meinsames, in der angeregtesten Weise verlaufendes Essen eine große Zahl der Teilnehmer im Museum. Il. Original-Abhandlungen und Mitteilungen. Ueber die petrographischen und Bodenverhältnisse der Buntsandsteinformation Deutschlands. Von Dr. E. Blanck in Breslau. (Fortsetzung und Schluß.) Nach dieser etwas ausführlichen Betrachtung des Bindemittels der Sandsteine fahren wir in der Beschreibung der stofflichen Natur der Gesteine des mittleren Buntsandsteins fort. Dementsprechend würden nunmehr die Konglomerate oder konglomeratischen Sand- steine zu erörtern sein, die jedoch nur kurz angedeutet werden brauchen, da sie sich von den Sandsteinen nur dadurch unterscheiden, daß sie mehr oder minder kleine Gerölle eingeschlossen führen, die, solange sie nur aus Quarz, Quarziten oder Lyditen bestehen, keine wesentliche stoffliche Veränderung oder höchstens eine noch höhere Kieselsäureanreicherung bewirken. Erst dann werden sie von Be- deutung in stofflicher Hinsicht, wenn sie granitischen und porphy- rischen Gesteinen angehören, denn nun reichern sie das Gestein an Kalı, Kalk, Magnesia und Tonerde an. In welchem Maße dieses geschehen kann, hängt natürlich von der Anzahl und Größe der auf- tretenden Gerölle mehr oder weniger ab. Eine vom reinen Quarzsandsteincharakter abweichende mehr der tonigeren Ausbildung zuneigende Gesteinsform liegt uns in der auf Seite 477 des vorigen Jahrganges unter Nr. 1 angeführten Ana- lyse eines sandigen Lettens von HaAgerıch (sm,) vor, welche die Ver- schiebung der stofflichen Verhältnisse wiedergibt, so daß auch hier von einer weiteren Beschreibung abgesehen werden kann. Es dürfte daher nunmehr auf die tonigen, mergeligen Gesteine des mittleren Buntsandsteins, wie sie uns in den Kaolinen, Kaolın- sandsteinen und Schiefertonen vorliegen, einzugehen sein, welche allerdings als bodenbildende Gesteine eine weit geringere Bedeutung als die vorher genannten beanspruchen können. Aber schon allein Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 1l SEO MEN deswegen, weil ihr Material dasjenige ist, welches, wenn auch nur fein verteilt oder in Lagen zwischen den Sandsteinen eingeschaltet, dieselben selbst zusammensetzt oder aufbauen hilft, ist seine nähere Kenntnis nicht aus unseren Erörterungen auszuschließen. Anders ist es dagegen in den Schiefertonen, denn dort macht es sogar den Hauptbestandteil der Zusammensetzung aus. Was die Kaoline an- belangt, so kommen sie namentlich in größeren Lagern und Nestern oder schichtförmig verteilt im Sandstein des Thüringer Waldes vor. Wir folgen in der Beschreibung ihrer mineralogischen wie chemi- schen Natur den schon einmal herangezogenen Untersuchungen E. E. Schmir's!. Die im mittleren Buntsandstein gelegenen Hauptfundorte der Kaolinsandsteine sind, wie schon früher erwähnt, Eisenberg, Oster- feld, Weißenfels, Uhlstedt und Martinrode in Thüringen. Mit E. E. Schmior wählen wir den Kaolin von ersterer Lokalität zur ‚näheren Besprechung seiner petrographischen Verhältnisse. Man nennt ihn Chamotteton, wohl auch kaolinischen Ton oder schlechthin auch nur Kaolin. Bei weißer Färbung fühlt er sich fettig an, schlämmt sich mit vielem Wasser behandelt breiartig auf und hinterläßt nach dieser Operation einen geringen Rückstand. Es zeigte sich, daß der gesamte Ton keine wesentlichen Unterschiede in der Zusammensetzung aufweist, daß vielmehr ein allmählicher, stetiger Übergang von den gröbsten bis zu den feinsten Teilen stattfindet. Die Untersuchung des geringen Rückstandes u. d. M. läßt ihn „als. ‚seine vorwaltenden Gemengteile Blätter und Schollen, als unterge- ordnete gekrümmte, breite und gerade, schmale Prismen“ erkennen. Diese Blätter ähneln dem Glimmer und scheinen „lediglich ein wasserreiches, monoxydarmes, den Übergang zu Kaolin vermittelndes Zersetzungsprodukt“ zu sein. Die Schollen dürften als „kantige Trümmer gemeinen Quarzes“ gelten. Während Schmipr die ge- krümmten, breiten Prismen Mikrovermikulite nennt, weil sie dem -Chlorit oder chloritischen Mineralien namentlich dem Vermikulit nahe stehen dürften, legt er den geraden, schmalen Prismen den Namen ‚Mikroschörlit bei, um damit ihre stoffliche Verwandtschaft zum Turmalin anzudeuten. Auch über das Auftreten und die Verbreitung dieser Gebilde in den verschiedenen Bildungen des Buntsandsteins äußert sich Schmipr wie folgt: „Sie sind noch allgemeiner verbreitet als die Mikrovermikulite, nicht nur durch die eigentlich kaolinischen !.Vergl.. E. E. Schmidt. 1. c. 8. 92—97. ae Buntsandsteine, sondern auch die Letten der unteren, wie der mitt- leren Abteilung der Buntsandsteinformation.“ Der abschlämmbare An- teil des Kaolins unterscheidet sich im wesentlichen nur durch die Größe des Korns vom Rückstand. „Glimmerähnliche Blätter und Quarzschollen werden um so seltener, je später eine gesunkene Probe in Untersuchung genommen wird. Die Mikrovermikulite und Mikroschörlite treten mehr und mehr zurück, je feiner das übrige Korn ist und in dem zuletzt Gesunkenen sucht man danach ver- gebens.“ Die Kaoline der übrigen Fundorte zeigen sich im allgemeinen ganz ähnlich dem beschriebenen zusammengesetzt, doch ist ihre Farbe nicht immer weiß wie die der Bisenberger, vielmehr gelb oder auch rot. Den übersichtlichsten Aufschluß über ihre chemisch-stoffliche Beschaffenheit geben uns die Analysen, die der Schmipr’schen Arbeit beigegeben sind. Eisenberg Weißenfels Martinrode Uhlstedt Rotes Mihle bei Osterfeld Quarz mit etwas Silikat 25,3 22,5 15,3 So 59,51 53,2 40,4 36,5 37,2 SO en 26,02 31,8 92,0 22,8 31,2 Be... 4,55 1,1 1,5 4,3 6,9 MO — — — — —_ Be... 1,0 12 11 0,9 Hol N 0,3 0,8 1,0 0,3 20 we m 0,8 12 0,6 BD .0.., = > 02 0,4 0,3 Emo: 2... 9,49 11,8 6,7 91 5,3 we ....., 2 1,3 1,3 0,9 99,57 99,7 1002 1002 1001 Desgleichen Zusammensetzung der roten Kaoline von Osterfeld: Sn. 6 191 495 5A 191 476 AO, 3 alone aa 351. 5366 BR 22 0018 1,4 1,6 1,4 1,4 1,0 70. 03 02 00 04.08.09 BO 1,5 1920060 ..05,.0% 0,8 NEO ee a Bo or eo or 020.‘ Nm, 00 00 0,2 00 00 0,0 0,2 5,0 1 3. 105. 113.175, 198 97 BE 997 996 997 100,4 Hiernach haben wir die Kaolinbildungen als ein Gemenge von eigentlichem Kaolin mit Quarzstaub und untergeordneten Beimen- 1* ee gungen von verwittertem Glimmer, Mikrovermikulit und Mikroschörlit, aufzufassen. Was ihre Entstehung anbelangt, so scheinen sie un- zweifelhaft Verwitterungs- und Trümmerprodukte von Mineralien der Glimmer- und Feldspatgruppe zu sein. Anschließend an die Kaoline ist der chemischen Beschaffen- heit der wiederholt als integrierende Bestandteile der Sandsteine erwähnten „Tongallen“ zu gedenken. Sie werden als Bestandes- massen der Sandsteine von oft starker Verbreitung, namentlich im mittleren Buntsandstein, und als Quelle einer erhöhten Tonan- reicherung in denselben mancherorts für die Bodenbildung ihres Muttergesteins von einer gewissen Bedeutung. Um nicht des Näheren auf ihre Entstehung und Vorkommen einzugehen und mich dadurch zu wiederholen, verweise ich auf eine diesbezügliche Mitteilung meinerseits in den Jahresheften des Vereins für vaterländische Natur- kunde in Württemberg', der ich auch nachstehendes analytische Material entnehme. Die aus dem mittleren Buntsandstein vom „Harzofen“ bei Kaiserslautern stammenden roten Tongallen erwiesen sich wie folgt zusammengesetzt: Bauschanalyse, Salzsäureauszug. SUOsE ER 28060109 Unlöslichesı re se 81,372 AISOF ZEN 10:55 In Lauge u. Karbonat lösl. SO, . . . 3,307 Hes0: 22.0.8 2a löslicheınSElOTe gr: MO 2.2.220:505 POL 0,16 Ee,0, 2 00.0.,.0345 COFFEE 0,31 Ps05.2.22.2209063 MO er 1,52 Ca10=773.22220483 KO EHe: 2,96 Mo/02 22.250527 Nal02 0 00802.087 K3OL.. 20533 Glühverlust . . 6,11 Na, 000.2:2:5.2.0483 99,48 80, 2.0 Sp. Glühverlust . . . 6,105 100,473 Vergleicht man diese Tonsubstanz mit den Kaolinen, so zeigt sie sich reicher an Kieselsäure und Eisenoxyd aber ärmer an Ton- erde, während in den Mengen ihrer akzessorischen Bestandesmassen ein großer Unterschied gegenüber den Thüringischen Kaolinen besteht. Denn die unvergleichlich hohe Menge von Magnesia, Kalı und Natron, sowie die geringe Menge von Kalk fällt sofort auf. Doch auch die Tongallen stellen das Verwitterungsprodukt von glimmer- und feldspatreichen Gesteinen dar. ! Vergl. Blanck: ‚Ein Beitrag zur Chemie und Physik der Tongallen im Buntsandstein.“ Jahrg. 1907. Bd. 63. S. 355—366. ee Von den kalkreichen Gesteinen, welche als Dolomiteinlage- rungen auftreten, sei die Analyse eines Dolomites vom Spicherer Berge auf Blatt Saarbrücken mitgeteilt!. Derselbe ist ein unreines, kristallisiertes Gestein von graugelber Farbe und liegt unmittelbar unter der Grenze des oberen Buntsandsteins. Sandaunde SoSe 29,1 Nor re ON re: 11,5 EArOLOE FSB FE NR 37,7 NICOLE een 12,4 HAOL I eg ulen ate, 91 99,8 Infolge der vorangegangenen Erörterungen werden wir für den mittleren Buntsandstein der Hauptsache nach vier Gesteins- typen zu unterscheiden haben,. die sich vermöge ihrer petrographischen wie chemischen Beschaffenheit den Einflüssen der Verwitterung gegenüber wechselnd verhalten werden. Der verschieden starke Widerstand, den sie den Verwitterungsagentien entgegen zu stellen vermögen, Dicht sich in der Art ihres Aufbereitungsprozesses aus. Die Gesteinstypen sind: 1. geröllfreier Quarzsandstein mit seinen durch die Verschiedenheit des Bindemittels bedingten Modifikationen, 2. geröllführender, konglomeratischer Sandstein, 3. Sandsteinletten bezw. lettige Sandsteine und 4. Schiefertone. Der Verbreitung und Mächtigkeit nach überwiegen die reinen Sandsteine bei weitem. Ihre Verwitterung ist durch die Momente Struktur und chemische Zusammensetzung gegeben. Um nicht allzu breit in der Schilderung dieses Vorganges zu werden, können wir im allgemeinen auf die Seite 447 besprochene Verwitterung des Sand- steins der unteren Formationsabteilung verweisen. Immerhin bleiben noch einige wichtige Unterschiede bestehen, die in der Bindemittel- armut des mittleren Sandsteins ihre Ursache haben. Auch hier be- ginnt die Verwitterung ihr Werk an den Stellen geringster Adhäsion, welche naturgemäß die Schichtungsflächen der Sandsteine darstellen. Da wir aber gerade den mittleren Buntsandstein als ein an Diagonal- schichtung und diskordante Parallelstruktur überaus reiches Gestein kennen gelernt haben, so werden wir verstehen, daß gerade hier für die Angriffsweise der Atmosphärilien das günstigste Feld er- öffnet ist, so daß denn auch eine schnelle Absonderung des Gesteins nach diesen Richtungen hin erfolgt, unterstützt durch die Gegen- ! Vergl. Erl. z. Bl. Saarbrücken (E. Weiß), S. 34. En Ren wart und Natur des Bindemittels. Andererseits werden die Sand- steine von zahlreichen, meist recht scharfen Spalten, sog. Lassen ! durchzogen, deren Richtung im allgemeinen parallel zu den großen Verwerfungsspalten verläuft und die meist häufig genug in allen tektonisch gestörten Gebieten des Buntsandsteins zu finden sind. In diesen Spalten finden die Verwitterungsagentien ebenfalls ge- eignete Angriffsflächen für ihr Werk. Infolgedessen bildet sich bald eine Sonderung des homogenen Sandsteins nach allen diesen Rich- tungen hin aus, und block-, schiefer-, platten-, bankförmig bezw. parallelepipedisch zergliedert sich das Gestein?. Das Endresultat dieses ersten Stadiums der Verwitterung stellen Anhäufungen größerer und kleinerer Platten und Blöcke dar? Eine treffende Schilderung dieses Vorganges entnehmen wir den diesbezüglichen Aufzeichnungen A. SauEr’s'. „Die ersten Angrifispunkte für die Verwitterung und Zertrümmerung der Buntsandsteindecke bieten offenbar, wie man an tiefen Aufschlüssen erkennen kann, zahlreiche der Buntsandsteinmasse innewohnende Absonderungsfugen, die teils der Schichtung folgen, teils mehr oder weniger senkrecht dazu ver- laufen. Auf diesen sickert das Wasser ein, gefriert und lockert damit den Sandstein. Den nunmehr schon etwas erweiterten Spalten folgen die Baumwurzeln; sie fassen die obersten Bänke senkrecht und seitlich gleich eisernen Klammern, schieben ihre mehr und mehr erstarkenden Wurzeln wie Keile in die Schichtfugen und beteiligen sich so in hervorragender Weise an einem Zerstörungswerke, als dessen Resultat wir die gewaltigen Felsenmeere an den Hängen der Buntsandsteinmasse anstaunen.“ Dem ersten Stadium des Zerfalls schließt sich sofort ein zweites an, dessen Beginn wohl ebenfalls schon in die Zeit des ersteren fällt und dessen Ursache in der strukturellen Anordnung der einzelnen Teile des Sandsteins unter sich begründet ist. Die angreifende Tätigkeit der äußeren Einflüsse erstreckt sich nunmehr auf das ganze Bindemittel bezw. feinere Material des Sandsteins, lockert das ganze Gefüge und läßt ein Haufwerk von Quarz und ! Vergl. Erl. z. Bl. Speyer. S. 12, ? Vergl. hierzu die Erl. z. geol. Spez.-Karte von Preußen etc. Bl. Hersfeld, Lengsfeld und Göttingen und von der badischen Karte Bl. Neustadt. ® Hierzu treten lokal auch Wirkungen von Kluftbildungen tektonischen Ursprungs. * A, Sauer: Erl. z. Bl. OÖberwolfach-Schenkenzell d. geol. Spez.-Karte des Großherzogtums Baden. a he 2 Sandsteinfragmenten, gebettet in einer mehr oder minder reichlichen Masse feinerer Gesteinssubstanz, die vorwiegend dem Bindemittel entspricht, zurück, während ein nicht unbeträchtlicher anderer Teil der bindenden Substanz mechanisch fortgeschafft wird. Zwar scheint im allgemeinen sich dieser Vorgang in der Natur nicht so schnell zu vollziehen, wie es aus der Beschaffenheit des Sand- _ steins gefolgert werden könnte. Und führe ich daher einige Zahlen an, welche Anhaltspunkte dafür zu geben vermögen. Es stellte nämlich Tu. Dietrich! Versuche über den Zerfall von Gesteinen an und fand, daß sich aus dem Buntsandstein innerhalb von vier Jahren 2,61 jo Feinerde und 4,32 %/o Sand (—4 mm Durchmesser) gebildet hatten, während in ursprünglicher Größe 93,07 °/o Gesteinskörner zurückgeblieben waren'. Von anderen Gesteinen wie Muschelkalk, Basalt und Röt den gleichen Verhältnissen ausgesetzt, stellte er fest, daß die in Stücken von 8—10 mm Durchmesser angewandten Ge- steine nach Ablauf von 4 Jahren folgende Mengen von Feinerde und Sand (—4 mm Durchmesser) in Prozent der angewandten Masse erzeugt hatten. Buntsandstein- Muschelkalk- Basalt Röt-Ton Sandstein Kalk Beinerden a 2. 8, 2,61 1,83 0,47 3,12 Sam. a 4,32 4,87 2,52 49,44 oder anders ausgedrückt aus je !/s Kubikfuß der Gesteine bildeten sich folgende Mengen Feinerde in g, 506 272 108 580 die bei einer Oberfläche von 1 Quadratfuß eine Höhe repräsentieren von: mm 4,95 2,25 1,09 6,04 Aus diesen Zahlen läßt sich schließen, daß der Buntsandstein- Sandstein in der Schnelligkeit des mechanischen Zerfalls zwar dem Kalk des Muschelkalkes und namentlich dem Basalt überlegen ist, daß jedoch der Röt-Ton dieses Vermögen in weit höherem Maße besitzt, infolge seiner sowohl strukturellen wie stofflichen Be- schaffenheit. Neuere Untersuchungen in gleicher Richtung, ausgeführt von ! Th. Dietrich: Zentralblatt für Agrikultur-Chemie. 1872 8.6. und auch bei A. Hilger, Landw. Jahrbücher VIII. 1879. S. 2. Ferner Th. Dietrich: „Versuche über die Verwitterung des Bodens unter den verschiedenen Ein- flüssen.“ Landw. Zeitschrift f. Reg.-Bez. Cassel. 1874. Nr. 21—647. Zentralblatt für Agr.-Chem. VIII. 1875. S. 5. 2 oe E. HAsELHoFrF!, sprechen ebenfalls für den leichteren mechanischen Zerfall des Buntsandsteins gegenüber Grauwacke, Muschelkalk und Basalt. Unzweifelhaft gehört aber der hier untersuchte Sandstein der unteren Abteilung der Formation an, während dieses aus den früheren Untersuchungen Dirrricm’s nicht hervorgeht, vielmehr die Frage nach der stratigraphischen Stellung des von ihm s. Z. an- gewandten Sandsteins offen bleibt. Die Gesteine wurden in einer Korngröße von 7,5—10,0. mm in zu diesem Zwecke konstruierte Zinkkästen eingefüllt und in diesem Zustande rund vier Jahre den Atmosphärilien ausgesetzt. Nach Ablauf dieser Zeit waren in Prozenten der verwendeten Ge- steinsmenge folgende Mengen der ursprünglichen Korngröße noch vorhanden bezw. neue Korngrößen gebildet worden: über 7,5 mm 7,5—5,0 mm 5,0--0,5 mm unter 0,5 mm Buntsandstein , . 48,8 48,6 1,4 1,6 Grauwacke . . . . 81,5 18,0 0,3 0,2 Muschelkalk . . . 77,9 21,6 0,3 0,2 Basaltse. 9.02: 70,9 28,7 0,3 0,1 Im Gegensatz zu Dierricn’s Befund zerfällt demnach der Ba- salt etwas schneller als der Muschelkalk und der untere Buntsand- stein-Sandstein fast so schnell wie das Röt-Gestein DirrricH’s. Die Grauwacke setzt der mechanischen Aufbereitung den größten Wider- stand entgegen. Sehr interessant ist eine neuerdings in dieser Richtung von D. HißErLE gemachte Beobachtung, die um so erwähnenswerter ist, als sie direkt den Vorgängen der Natur entnommen ist. HÄBERLE be- nutzte zur Messung der Denudation alte Grenzsteine oder trigono- metrische Steine, indem er die Größe der Freilegung dieser Steine durch die Abtragung bestimmte. Er konnte auf diese Weise auf einer dreiwöchentlichen Fußtour durch die Rheinpfalz feststellen, daß die Abtragung der Höhen am stärksten im Rotliegenden, sodann im Buntsandsteingebiet und dann erst im Muschelkalk erfolgt. Im Buntsandsteingebiet der Mittelpfalz vermochte er bei den im Felde auf der Höhe stehenden trigonometrischen Steinen seit 1838 eine Abtragung bis zu 30 cm, an Grenzsteinen von 1763 eine solche von 40—55 cm und von 1786 bis zu 40 cm nachzuweisen. „Im Wald oder auf Ödungen, je nach dem Geländeabfall und dem Standort ! E. Haselhoff: „Untersuchungen über die Zersetzung bodenbildender Gesteine.“ Landw. Vers.-Stationen. Bd. LXX. 1909. S. 58. GE ie (ob in geschlossener Rasendecke, ob an Waldrändern, Wegen, Vieh- triften usw.) bei Grenzsteinen von 1600 eine Abtragung von 30, 25 ae € „2 1766 „ : EAHA0, nl 1786 „ 2 ‚„, 40, 30, 25, 20. cm!.“ Dennoch scheint anderen Sandsteinen gegenüber sein Zerfall recht langsam von statten zu gehen, denn A. Hırcer? fand für die mechanische Auflösung eines Keupersandsteins, des Stubensandsteins vom Burgberg bei Erlangen, schon innerhalb 3 Jahren die Werte 2,9°/o Feinerde, 44,6 °/o Feinsand und 18,3°/o Grobsand, so daß nur zirka 34,2 °/o des ursprünglichen Korns unzerstört verblieben. Jedoch dürfte sich mit der Zunahme an eisenschüssigen tonigen Teilen im Sandstein der Vollzug dieses Prozesses beschleunigen?. Wie aus den früheren Betrachtungen ersichtlich, ist die Natur der besprochenen Zerfallstadien mehr mechanischer Art denn eine chemische Zersetzung, so daß Küster zu dem Schluß kommt: „Von. einer eigentlichen Verwitterung kann bei den meisten Sandsteinen und Letten der Formation gar nicht die Rede sein, wenn man dar- unter nur eine außerordentlich langsam vorschreitende chemische Zer- setzung und Auflösung verstehen will*.“ Bei all den beschriebenen Vorgängen bleibt jedoch ein Be- standteil des Sandsteins unberührt, es ist der Quarz, der weder einer Umwandlung fähig ist noch zersetzt werden kann. Dennoch dürfen wir den gesamten Umwandlungsvorgang nicht lediglich als einen mechanischen Zerfall ansehen. Wenn auch bei der Verwitterung des Sandsteins die physikalischen Kräfte bei weitem überwiegen, so kommt den chemischen Lösungsprozessen doch ein nicht unwesentlicher Anteil an der Aufbereitung des Gesteins zu. Schon ein Blick auf die Zusammensetzung der Quellwasser aus dem Buntsandstein lehrt uns dieses, und verweise ich bezüglich dessen auf die schon früher gemachten Angaben. | Um die durch die Verwitterung hervorgerufene stoffliche Ver- änderung zu erfahren, wurden vom Verfasser ein Sandstein des ! D. Häberle: ‚Zur Messung der Fortschritte der Erosion und Denu- dation.‘“ Neues Jahrbuch f, Mineralogie etc. 1907. Bd.I. S. 11. 2 Vergl. A. Hilger: „Über Verwitterungsvorgänge bei kristallinischen und Sedimentgesteinen.“ Landw. Jahrbücher. VIII. 1879. S. 6 ® Vergl. Erl. zu Bl. Lindau der preuß. Spez.-Karte, - Kg Io 180% De mittleren Buntsanrdsteins und sein Verwitterungsboden einer ein- gehenden chemischen Analyse unterworfen, und waren für mich bei diesen Untersuchungen hauptsächlich folgende Überlegungen leitend. Nicht die chemische Bauschanalyse, wie dieses sonst ge- wöhnlich für derartige Untersuchungen zu geschehen pflegt, wurde zum Ausgangspunkt derselben gewählt, sondern eine durch mecha- nische Trennung des Gesteins wie Bodens erhaltene Fraktion und zwar diejenige unter O,ll mm Durchmesser. Der Zweck dieses Verfahrens war den unnötigen Ballast der vielen durch den Quarz bedingten Kieselsäure auszuschalten, da dieselbe wegen ihrer Un- löslichkeit für die Frage nach der Verwitterung von keiner Bedeutung ist. Vielmehr war zu erwarten, daß sich das Bild des ganzen Vor- ganges klarer gestalten werde, wenn nur die chemisch angreifbaren und damit chemisch verwitterungsfähigen Substanzen des Gesteins allein mit den gleichartigen Stoffen des Verwitterungsbodens in Be- ziehung gesetzt würden. Auf Grund dieser Untersuchungen konnte ich folgende Ver- änderungen beobachten !. Zusammensetzung der feinsten Teile (unter 0,11 mm) des Sand- steins vom „Harzofen“ bei Kaiserslautern und seines ursprünglichen Verwitterungsbodens ergab sich zunächst zu: Gestein Boden SOSE re 664105 66,355 AU IO 148165 10,430 Be, Osama 5130 4,790 Gala. er On 0,495 MaiO ra 2101335 0,535 KO. 1322 ee 0:01 2,755 Nas Or ee ed 1,340 DO ee er 10:99 0,965 SON N re SONIE 0,390 HONH ee 202.020 4,206 Organische Substanz. . . — 2,810 N ne aaers — 0,042 Auch die in Salzsäure löslichen Stoffe wurden bestimmt, doch wurde hierbei vom Material unter 2 mm ausgegangen, einmal um auch die die Quarzkörner umhüllenden Überzüge mit auszuziehen, andererseits wegen der Gleichheit des Ausgangsmaterials für die 1 Näheres vergl. E. Blanck: „Zur Kenntnis der Böden des mittleren Buntsandsteins.*“ Landw. Versuchs-Station. Bd. 65. 1906. S. 182—183 und 187—188. ER ee sog. Nährstoffauszüge, welche sich stets auf Feinboden unter 2 mm Durchmesser beziehen. Gestein Boden SORT FRE 0,3458 a! 1,3647 g! A,O,E RS ana 0,2927, 1,0629 „ BResOn a. Meere ONdarae: 091207, (GEN OR N 0,0145 „ 0,0135 „ MOB 4: ur: 0,0290 „ VOTE KOM ar Leyen 0,0733 „ 0792 Nasa ee 0,1165 „ 0,2566 „ NO N 0,0166 „ 0,0451 „ SIOrBE SE ee 2004047, 0,0644 Aus diesen Zahlen ergibt sich für SiO,, CaO, P,O;, MgO und SO, eine relative, zum Teil nur ganz geringe Anreicherung im Verwitterungsboden. Für Kieselsäure erklärt sich dieses Verhalten aus der chemischen Beschaffenheit der doch wohl hauptsächlich als Quarz vorhandenen Substanz von selbst. Kalk und Phosphorsäure, welche hauptsächlich in der Form des Apatits zugegen sind, werden von kohlen- säurehaltigem Wasser immerhin gelöst, denn nach Bıscnor bringen 10000 Teile kohlensäurehaltiges Wasser 1,036 Teilenach Wirıaus doch nur 0,71 Teile Apatit in Lösung?, aber eine Auswaschung der Phosphorsäure tritt dennoch nicht ein, weil dieselbe, sobald sie ge- löst, mit dem reichlich vorhandenen Eisen zu Eisenphosphat umge- setzt wird. Da der Phosphorsäuregehalt den Gehalt an Kalk im Gestein wie Verwitterungsboden beträchtlich übersteigt, das Mengen- verhältnis für CaO zu P,O, im Apatit jedoch fast das gleiche ist, so ist anzunehmen, daß ein Teil der Phosphorsäure an irgend einen anderen Körper, wahrscheinlich Eisen, gebunden sein muß. Hiermit stehen die in Salzsäure löslichen Anteile von Kalk und Phosphorsäure im Gestein im Einklang. Die weit größere Löslichkeit der Kieselsäure im Verwitterungsboden läßt unmittelbar auf die Zersetzung der gering vorhandenen Silikatmengen schließen, was eine weitere Be- stätigung durch die Abnahme von Kalk und Natron im Verwitterungs- boden, sowie deren Löslichkeit in Salzsäure findet. Der Austritt dieser beiden Substanzen erfolgte in der Weise, daß Kali stärker als Natron beeinflußt wurde. Auch die Löslichkeit der Tonerde deutet auf diesen Vorgang hin, während die Verminderung des Ton- erdegehaltes im Boden wohl auf eine mechanische Fortschaffung ' Summe von Salzsäure- und karbonatlöslicher SiO,, für erstere wurden allein gefunden 0,0297 bezw. 0,0647 g. ® Vergl. J. Roth: „Allgemeine und chemische Geologie.“ Bd. I 38. 57. See des aus dem Silikat frei gewordenen Tons zurückzuführen ist. Eben- falls hat das Eisenoxyd eine Verminderung durch Lösung und Aus- waschung erfahren. Die Anreicherung der Magnesia dürfte viel- leicht ihre Ursache in ihrer Anwesenheit im schwer zerlegbaren Muskovit haben, doch gab die mikroskopische Untersuchung (vergl. Seite 468) keinen Anhaltspunkt hierfür. Die ebenso schwer denk- bare Zunahme der Schwefelsäure kann nur auf eine Neubildung eines Sulfates irgend welcher Art zurückgeführt werden, ob hierbei die Magnesia eine Rolle spielt, muß fraglich bleiben, doch ließe sich damit die Zunahme beider Stoffe in Zusammenhang bringen !. Die Schwefelsäure selbst entstand jedenfalls durch Oxydation des im Gestein vorhandenen Pyrits. Ganz allgemein betrachtet erweist sich die chemische Ver- witterung unseres Sandsteins hiernach doch nur als verhältnismäßig gering, und dürfen wir daher wohl sagen, daß mit der Quantität des Bindemittels die Anteilnahme, welche die chemische Verwitterung an der Aufbereitung des Sandsteins hat, eng verknüpft ist und zwar in dem Sinne, daß sie mit der Menge desselben zunimmt. Das gleiche gilt auch dann, wenn der Sandstein Feldspat, Glimmer oder Kaolın in größerer Menge führt, indem diese Minerale einen Teil seiner Quarze vertreten. Im Gegensatz hierzu steht die physikalische Verwitterung, sie nimmt in gleichem Maße, als die chemische Ver- witterung zunimmt, ab. In diesen Sätzen ist das für die Aufbe- reitungsart aller zu betrachtenden Sandsteinvarietäten ausschlag- gebende Verhältnis gegeben. In den Gang der normalen Verhältnisse des Verwitterungsver- laufes können nun aber Einflüsse lokaler Art eingreifen, die den- selben stark modifizieren. Hier ist es vor allem die Lage der Ge- steinsschichten, die sich von größter Bedeutung erweist. Bei ge- neigter oder schiefer Lage ist es das Regenwasser, welches enorme Auswaschungen im Gesteinsgrus vornimmt, aber bei ebener horizontaler Lage können sich derartige Eingriffe dagegen nur wenig oder gar nicht geltend machen. Die Folge einer solchen Auswaschung ist auf der einen Seite das gänzliche Schwinden des Zementes unter Zurücklassen eines fast völlig sterilen Sandes, auf der andern Seite die Neubildung eines Lehm- oder sogar Tonbodens in den tieferen Teilen des Geländes”. Eine Erscheinung, welche sich in allen iVersl I SR. och 12c Bd 237. ° Vergl. Bischof l.c. S. 159 und Erl. z. geol. Spez.-Karte von Preußen Bl. Nörten-Hönebach und zur badischen Karte Bl. Neustadt. Talungen der Buntsandsteingebiete beobachten läßt und die Ursache für die Bildung zweier so weit voneinander abweichender Bodenarten aus ein und demselben Muttergestein ist. Die Beschaffenheit dieser Lehme ist stets die des Zements, also eine sandige, eisenreiche Tonmasse !. Ferner sei an dieser Stelle die Aufmerksamkeit auch auf die - namentlich ım mittleren Buntsandstein und dort wiederum vor- wiegend in der geröllfreien Zone durch ihr Gesteinsmaterial hervor- gerufenen Schuttböden gelenkt. Diese Böden unterscheiden sich meist von ihren analogen, anstehenden Primitivböden durch Tief- gründigkeit und Lockerkeit und durch einen höheren Humusgehalt. Da sie sich mit Materialien anderer Gesteine vermengen, indem sie Böden anderer Herkunft verdecken, so bilden sie oftmals Misch- böden, deren Charakter in dieser oder jener Richtung stark modi- fiziert wird. In der Hauptsache bleibt jedoch die durch die petro- graphische Zusammensetzung der überlagernden Gesteinsschicht be- dingte Natur gewahrt. Es würde selbstverständlich zu weit führen, alle die hierdurch möglichen Formen nur annähernd zu betrachten. Durch die fortschaffende und denudierende Tätigkeit der Flüsse wird das an den Hängen der Berge verwitternde und dadurch ab- gesonderte Gesteinsmaterial einer weiteren’ Aufbereitung unterworfen, wodurch ebenfalls neue Bildungen, wie Schotterböden, Sand- und Tonmassen aus dem Gestein entstehen, die sich je nach den wech- selnden mechanischen Bedingungen an die hierfür günstigen Stellen des Flußlaufgebiets absetzen. Aber eine Unterscheidung all dieser Gebilde in Beziehung auf ihr geologisches Alter, sowie auch vom Gebängeschutt einerseits und austretendem Primitivboden anderer- seits ist bei der Gleichartigkeit des Gesteinsmaterials in den Bunt- sandsteingebieten meist nicht durchführbar”. „Daß“ aber „die Ver- witterung der Felsmassen schon zur Diluvialzeit stattgefunden hat und massenhaften Sandschutt und Felsblöcke über die Gehänge aus- gebreitet hat, ist nicht zweifelhaft. Aber die Unterscheidung dieses Gehängeschuttes von den Verwitterungserzeugnissen der Gegenwart ist untunlich °.“ ! Vergl. Leppla: „Die Westpfälzische Moorniederung.“ Sitzungsber. der K. B. Akad. d. Wiss. München 1888, * Vergl. bezüglich der Schuttböden etc. Erl. z. geol. Spez.-Karte von Baden Bl. Neckargemünd S. 96 und Mosbach $S. 33, von Württemberg Bl. Freudenberg S. 91 und Bücking: „Der nordwestliche Spessart“ S. 199 und ferner v. Koenen: „Uber Abhangsschutt und Diluvium.“ Jahrb. d. kgl. Preuß. geol. Landesanstalt 1896. S. 136. ® Erl. z. BJ. Speyer a.Rh. S. 62. TEA Hiermit kommen wir zugleich zu den aus den Sandsteinen des mittleren Buntsandsteins hervorgehenden Böden selbst. Aus dem Vorhergehenden ist es schon verständlich, daß es überwiegend ziem- lich magere und trockene, z. T. flachgründige, z. T. tiefgründige Böden sind, die die Formation zu erzeugen vermag. Namentlich ist dies der Fall, wenn die Schichten dem kieselig verkitteten Sand- steine entstammen, und ist dann ihr Nährstoffgehalt dementsprechend sehr gering. „Außerdem versinken die Niederschläge recht rasch auf solchem Boden und einige Tage intensiver Besonnung dörren ihn völlig aus. Auch die übermäßig winterliche Nässe verschwindet auf diesem Boden, wie ihn der Hauptbuntsandstein und einzelne Schichtenreihen der unteren Stufe liefern, im Frühjahr rasch, so daß er sich früh erwärmen und der Pflanzenwuchs auf ihm viel eher beginnen kann als auf anderen Bodenarten. Wenn er ausgetrocknet ist, so erwärmt er sich nicht nur rasch unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen, er kühlt sich dann in der Nacht auch rasch und tief ab, was einmal einen reichlichen Taufall, dann aber auch Spät- fröste und Erfrieren der Pflanzen zur Folge haben muß. Dieser Boden ist also entschieden als ein dem Ackerbau sehr ungünstiger zu bezeichnen !.“ Die im petrographischen Teil dargelegten Gesteinsunterschiede der einzelnen Glieder der mittleren Abteilung machen sich in der _ Beschaffenheit ihrer Böden ebenfalls hervorragend geltend. Die grob- körnigen Konglomerate? haben im allgemeinen die Neigung in größere Felsblöcke überzugehen oder bei kieseligem festen Binde- mittel trotzen sie lange der Verwitterung, so daß sie sich als scharf markierte Bänke vom benachbarten Gestein abheben. Zerfallen sie jedoch, welche Eigenschaft mit Abnahme der Menge des Binde- mittels wächst, so liefern sie grobe, geröllreiche Kieshöden. Dieses gilt vorwiegend für das obere Geröllniveau, das Hauptkonglo- merat. Doch nicht immer ist das Bodenbild der gerölleführenden Schichten ein solches, denn im Eck’schen Geröllhorizont? gestalten sich die Verhältnisse wesentlich besser, als Folge des tonigen Binde- mittels und der in ihm oft auftretenden Tonbänke, so daß aus IReistenelec7,32 81: ® Vergl. Bücking: „Nordwestl. Spessart“ S. 180. Luedecke „Boden- verhältnisse des Odenwaldes“ 8. 84. Erl. z. Bl. Neckargemünd S. 102. Erl. z. Bl. Obertal-Kniebis S. 130 u. 132 und Bl. Simmersfeld S. 41 u. 42. ° Vergl. Erl. zur badischen Karte Bl. Königsfeld-Niedereschach und Bl. Triberg S. 39. . nt 165) en dieser Schicht ein Boden hervorgeht, dessen Art sich am besten durch die nachstehenden Worte LurpDeEcke’s wiedergeben läßt: „Es ‘entstehen reiche Sandböden, bald etwas mehr grob, bald mehr fein- körnig mit hohem Gehalt an Feinboden, 12—14°/o feinsten Teilen und meist geringerem Gehalt an Ton, 'Glühverlust und Humus.“.... Der Untergrund ist der Ackerkrume entsprechend, in der Tiefe findet sich zerklüftetes, Wasser durchlassendes Gestein, so daß die Böden physikalisch sehr schlecht gestellt und für Anbau der Nadelhölzer viel besser geeignet sind als für Ackerbau. Wenn sich Lettenbänke an der Bildung des Bodens beteiligen, so erhöht sich der Gehalt an feinsten Teilen wesentlich und die physikalischen Eigenschaften ge- stalten sich viel günstiger !.“ Die größte Mannigfaltigkeit zeigt der aus dem mittleren Sandstein der Abteilung hervorgegangene Boden. Hier treffen wir alle Übergänge vom sterilsten Sand bis zum guten Mittelboden, der bei fleißiger Arbeit und Düngung wohl gute Erfolge zu verzeichnen hat. Zwar ist der Sand manchmal so locker und lose, daß der Fuß des ihn Betretenden tief in ihn einsinkt* und der Wind ihn über weite Strecken hin zu verwehen vermag, weil auch kaum eine dürftige Vegetation, die dieses verhindern könnte, auf ihm gedeiht. Wenn sich auch der mittlere Sandstein durchaus nicht durch Nährstoffreichtum auszeichnet, so besitzt er doch in seinem Binde- mittel eine Kraft, derzufolge er jene großen Kontraste in seiner Bodenbildung hervorzubringen vermag. Wird dieser, seiner wesent- lichsten, bodenbildenden Kraft in zweckmäßiger Weise einmal durch entsprechende Düngung oder andermal durch Anbau von gewissen Kulturgewächsen, wie den Gründungspflanzen nachgeholfen, so ist das Bild der Böden des mittleren Buntsandsteins, wie wir es soeben aus den Worten Küster’s erfahren haben, doch nur für ganz be- stimmte Horizonte desselben gültig. Denn je tonhaltiger das Muttergestein war, um so lehmiger und zugleich tiefgründiger werden die Sande. Nur in dem Fall, in welchem das Bindemittel angeschwemmt worden und sekundär zum Absatz gelangt ist, erzeugt das Gestein, nämlich auf sekun- därer Lagerstätte, einen tonigen Boden, dessen Beschaffenheit nach der Stärke der stattgefundenen Auswaschung mehr oder minder sandig ist. Der Untergrund des primären Verwitterungsbodens ist ! Tuedecke, ].c. S. 8. ® Vergl. Erl. z. geol, Spez.-Karte von Preußen Bl. Neustadt S. 21 und Bl. Stadt Ilm S. 12. dem Obergrund ähnlich oder gleich. Da der in der Tiefe anstehende Sandstein zerklüftet ist, wodurch er für Wasser sehr durchlässig wird, beeinflußt er den überlagernden Boden in physikalischer Hin- sicht meist ungünstig. A. von KoEnen berichtet wiederholt über die Böden des Buntsand- steins im mittleren Deutschland. Seine Mitteilungen, die er gelegent- lich seiner Kartierungsarbeiten machte, enthalten im wesentlichen auch alle Ausbildungsformen des Bodens der mittleren Formations- abteilung, so daß wir einige derselben hier anführen wollen. Auch von ihm wird die große Verschiedenheit des Bodens betont und die Kalkarmut der Ackererde hervorgehoben. Ferner weist er darauf hin, daß der Boden meist nur an den Abhängen steinig ist und nur dort sehr sandig wird „wo der Buntsandstein resp. einzelne Zonen lockerer Sande zutage treten“. Nach ihm ist die Ackererde „im allgemeinen“ sogar „besser, weil tiefgründiger und bündiger, als die des unteren Buntsandsteins. Die sandige und auch die etwas tonige Ackererde hat oft die unliebsame Eigenschaft, daß sie durch stärkere Regengüsse gewissermaßen zusammengeschlämmt wird und dann oben eine dicke Kruste bekommt!.“ Und ferner sagt er von ihr: „die obersten Schichten liefern eine hellgraue bis braune, sehr fein- erdige Ackererde, welche oft fast wie Lehm aussieht und wohl auch wie solcher benutzt wird. Ganz ähnlich ist auch die Dammerde, welche sich auf Plateaus oder doch nur sanft geneigten Flächen auf den tieferen, mürberen Schichten des mittleren Buntsandsteins befindet. Dort ist der färbende Eisenoxydgehalt meist durch hin- durchsickerndes Wasser ausgelaugt oder es ist doch nur eine lehm- braune Farbe zurückgeblieben. Da bei dem geringen Gefälle das Regenwasser die feineren Teile der Verwitterungsprodukte nicht fortzuführen vermochte, so ist die Dammerde mächtiger als an den stärker geneigten Stellen und tonig-sandig. Weil aber durch die Verwitterung die Kontinuität der Schichten sowohl, als auch der sonst so zahlreichen, durch sie hindurchsetzenden Klüfte aufgehoben ist, sind solche Plateaubildungen oft naß und sumpfig?“. „Auf den lockeren Schichten der oberen Hälfte der Etage liegt ein ziemlich fruchtbarer, tiefgründiger Ackerboden, welcher gar oft sehr sandig, mitunter aber durch beigemengte Schiefertonlagen lehmig ist. In ı von Koenen: EIrl. z. Bl. Eiterfeld S. 8. ? v. Koenen: Erl. z. Bl. Geisa $. 6 vergl. auch ferner Bl. Hersfeld (v. Koenen), Ludwigseck (Beyschlag), Langenberg (Liebe), Neustadt (Liebe). SE ya gu letzterem Falle ist nicht selten auch ein gewisser Kalkgehalt vor- handen, so daß der Boden kleefähig ist. Auf solchen tonigen Schichten entspringen nicht selten schwache Quellen und teils durch diese, teils durch künstliche Bewässerung wird der Boden dann zu Wiesen geeignet”.“ Andererseits aber: „Die übrigen Schichten des mittleren _ Buntsandsteins liefern einen trockenen, sandigen, oft sehr steinigen Boden, welcher sich nur mittelmäßig zu Ackerboden eignet und fast auch überall mit Wald. bedeckt ist !.“ „Abgesehen von den durch die verschiedenen Oberflächen- formen bedingten Verschiedenheiten ist die Dammerde des Bausand- steins recht verschieden von der des übrigen Buntsandsteins in ihrer Ertragfähigkeit infolge ihrer Beschaffenheit. Die Sandstein- bänke verwittern je nach ihrer Festigkeit mehr oder minder leicht zu einem trockenen Sandboden, welcher braun und ziemlich tief- gründig sein kann und dann gewöhnlich als „Lehm“ bezeichnet wird; er unterscheidet sich von Diluviallehm aber sehr bedeutend durch die rundliche Gestalt und auch bedeutendere Größe seiner @uarzkörner und durch geringere Fruchtbarkeit, da er einerseits arm an Pflanzennährstoffen und andererseits für Wasser weniger durch- lässig, mehr Schlämmsand-artig ist und dann auch eine etwaige Drainierung leicht wieder verschlämmt °.“ Mitunter vermögen die den Sandsteinen teilweise recht reich- lich eingelagerten Tongallen den durch die Verwitterung des Sand- steins gebildeten sterilen Sandboden physikalisch, wenn auch nur im geringen Grade, aufzubessern?, so daß dann leichte lehmige Sandböden entstehen. Daß die Mächtiekeit der Dammerde von der Terrainbeschaffenheit stark beeinflußt wird, ist selbstverständlich, doch mag es hier noch besonders betont werden. In Einsenkungen auf der Oberfläche oder in geneigter Lage wird sie tiefgründiger und damit fruchtbarer, während auf steilem Terrain ihre En keit mit dem Grade der Neigung desselben abnimmt. Daß sich der Boden der lettigen Sandsteine bezw. Sandstein- letten und Kaolinsandsteine noch besser in chemischer wie physi- kalischer Beziehung verhält, braucht keiner weiteren Erwähnung und leiten uns diese Bildungen zu den eingelagerten Schiefertonen, ! Erl. z. Bl. Friedewald S. 5 ete. 2 v. Koenen: „Über Buntsandstein des Solling.“ Jahrb. d. Kol. Preuß, geol. Landesanstalt. 1902, XXIII. S. 615. ® Vergl. Erl. z. Bl. Epfenbach und Neustadt der badischen Kaite. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ, 1911. 2 BE Dolomitbänken und Kaolinen über. Jedoch treten diese nur in ge- ringer Verbreitung bodenbildend auf, da sie einerseits überhaupt nur gering vorhanden sind, andererseits nicht häufig zutage an- stehen. Welchen Einfluß die Kaolin- und Dolomiteinlagerungen auf die Böden ausüben, braucht ebenfalls nach den voraufgegangenen Fr- örterungen über die analogen Bildungen im unteren Buntsandstein und ihrer chemischen Natur nicht weiter hervorgehoben zu werden. Dagegen- sei kurz auf ihr Verhalten gegenüber den Verwitterungs- einflüssen hingewiesen. Als Rückstände chemisch wie mechanisch aufbereiteter Minerale ist die Anteilnahme der Schiefertone und Tone an der chemischen Verwitterung nur gering oder überhaupt nicht vorhanden. Daher unterliegen sie hauptsächlich nur den Einflüssen des mechanischen Zerfalls, der sich zuerst in einer Trennung der einzelnen Schichten kund- gibt, was sich jedoch meist äußerst schnell zu vollziehen pflegt, so daß nach verhältnismäßig kurzer Zeit schon ein mehr oder minder fetter Lehm, je nach der Menge des Sandgehaltes der Schieferletten und Tone resultiert. Der entstandene Boden ist meist kalt und naß und eignet sich daher hauptsächlich für Wiesenland. Ein weit vor- teilhafterer Boden entsteht jedoch dann, wenn er aus Lagen, die Sandstein und Schieferton enthalten, hervorgeht. v. KoENEN und Eserr schildern die Verwitterung eines solchen Schiefertones aus der unteren Abteilung des mittleren Buntsandsteins und äußern sich darüber wie folgt: „Eine interessante Erscheinung ist die auffällige Verwitterungsfähigkeit der Schichten dieser unteren Abteilung des mittleren Buntsandsteins, namentlich der Schiefertone. Dieselbe er- streckt sich bis zu 2 m Tiefe und sogar noch darüber und voll- zieht sich mit großer Schnelligkeit. An neu angelegten Verkoppelungs- wegen waren die Schieferletten frisch angeschnitten. Im nächsten Jahre sah man noch die rötliche Färbung im Einschnitt des Weges, erkannte auch noch die Schieferung, doch war die Umwandlung in eine sandige, lehmartige Masse bereits stark vorgeschritten. Im dritten Jahr war nur hier und da noch eine Spur von Schieferton zu er- kennen, sonst aber scheinbar sandiger Lehm.“ Von einem Schiefer- tonprofil mit 1—2 m mächtiger Verwitterungsrinde wird weiter be- richtet: „Man konnte hier alle Übergänge von reinem Schieferton bis zum Lehm verfolgen. Die Oberfläche des frischen Schiefers war wellig und wurde hier und da von trichterartigen Vertiefungen unter- brochen, welche sich auf ein schnelleres Vordringen der Verwitterung nal ach MR infolge von vertikalen feinen Klüften im Gestein zurückführen ließen. So kann die eigentliche Buntsandsteinbildung dem Auge ganz ent- zogen werden und die Landschaft den Eindruck einer mächtigen Lehmentwicklung machen, wie z. B. östlich von Gillersheim !“, Die Dolomiteinlagerungen nehmen ebenfalls nur untergeordneten "Anteil an der Bodenbildung und sind in ihrer‘ meliorierenden Eigen- schaft für die kalkarmen Verwitterungsprodukte der Sandsteine wich- tiger, wie als selbständig auftretende Bodenbildner. Die Verwitterung der Dolomite und Kalke wird durch wesdnt> lich andere Faktoren bestimmt, als die der Sandsteine und Tone. Bei ihnen wiegt vor allen Dingen die chemische Verwitterung vor; welche in der Hauptsache in der Auflösung und Fortschaffung des kohlensauren Kalkes besteht. Daher ist in diesen Gesteinen für die Bodenbildung derjenige Anteil maßgebend, der nicht aus kohlen- saurem Kalk und kohlensaurer Magnesia besteht, sondern der geringe Bestandteil an schwer zerlegbaren Silikaten und Gemengteilen. Und zwar wächst im allgemeinen mit der Menge dieser Bestandteile die Güte der Kalksteinböden. So sind z. B. Wellenkalk und Trochiten- kalk im Verhältnis zum mittleren Muschelkalk und den Tonplatten- kalken dieser Formation arm an in Salzsäure löslichen Anteilen, ihre Böden erreichen dementsprechend meist auch nie die Beschaffen- heit der letzteren. Denn es hat sich gezeigt, daß auch ein allzu starkes Vorwalten des Kalkes, was namentlich in solchen Böden zutrifft, die ihres Gehaltes an kohlensauren Verbindungen erst teil- weise durch die Einwirkung der Verwitterung beraubt sind, durch- aus keinen vorteilhaften Einfluß auf die Kultur der Gewächse aus- zuüben imstande sind, vielmehr das Gegenteil davon bewirken. Ziehen wir die Erfahrung der Bodenbildung aus Kalkgesteinen für die Dolomite unserer Formation heran, so erweist sich, daß diese Gesteine keine ungünstige Einwirkung auf die übrigen, doch mehr oder weniger sandigen Böden des. mittleren Buntsandsteins auszuüben vermögen, da sie als integrierende Bestandteile der Sandsteinschichten mit diesen gemeinsam an der Bodenbildung teilnehmen, mithin diesen Sanden Bestandteile zuführen, welche jenen vor allen Dingen geradezu fehlen, wie kohlensaurer Kalk und. Magnesia. Dem- ! vw. Koenen und Ebert, Erl.z. geol. Spez.-Karte v. Preußen. Bl. Lindau. 2 Vergl. ©. Luedecke, „Untersuchungen über Gesteine und Böden der Muschelkalkformation in der Gegend von Göttingen.“ Zeitschr. f. Naturw. Bd. 65. 1892 und Fülberth, „Über Verwitterungsböden des ussebellalle in on schlesien.“ Diss. Gießen. 1894. 2*+ oe entsprechend kommt den Dolomiten unserer Formation eigentlich nur meliorierende Wirkung zu und sind ihre mit dem Sandstein gemeinsam gebildeten Verwitterungsböden denen des reinen Sand- steins überlegen. In der nun folgenden Aufzählung von mechanischen und che- mischen Analysen der Böden der mittleren Buntsandsteinformation sind unsere Kenntnisse wiederum hauptsächlich auf die Arbeiten C. LuEDEcKE's angewiesen, und lasse ich daher zunächst eine Über- sicht seiner mechanischen Analysen folgen. Mechanische Schlämmanalysen von Böden des mittleren Bunt- sandsteins nach LuEDEckE '. Fein- Hundertstel des Feinbodens |" Glüh- Humus nach r Boden aus dem ‘boden Ss. n4 Staub Feinstes Hm? ver mach lust GRANDEAU Sm in °/o NE) 2-0,05 0,05-0,01 < 0,01 mm Eckx’scher Geröllhori- | 99 70 15 15 A . 12 zont Sm, A. J ; Pseudomorphosen- sandstein = A, 2 67 21 21 — 27 0,9 Feinkörniger Sand- | stein mit Letten- 95 75 12 13 DE 289) 0,9 bänken Sm, A. | Grobkörniger Sand- | stein Sm, A. J \ 95 76 11 12 11 46 1,8 Hauptgeröllhorizont Sm, A. Desgl. U, 86 - —_ _ — aM) 0,9 4 76 3 21 a an Die einzelnen Analysen, aus welchen obige Tabelle als Mittel zusammengestellt worden ist, weisen die Zahlen auf Seite 21 auf. Wie aus diesen Angaben ersichtlich, sind einige dieser Böden keine reinen Verwitterungsprodukte des Buntsandsteins, sondern mit fremdem Gesteinsmaterial vermischt, sie sind zwar hier mit- verzeichnet, doch sollen aus ihren Daten keine weiteren Schlüsse gezogen werden. Aus den Zahlen der übrigen mechanischen Boden- analysen gehen die schon früher über die Beschaffenheit der Böden geäußerten Angaben hervor. Die mechanische Analyse des Bodens aus dem Ecx’schen Geröll- niveau gibt deutlich den durch die Gerölle verursachten hohen Stein- ı Vergl. C. Luedecke, |. c. S. 154—155 und 158—161. . — Acker- krume, U. — Untergrund, Wein. = Weinberg, Wd. = Wald und W. = Wiese. 21 eo NYHaNvah) gsny AAVOTIH ydeu snwng -19A "Und deu DOT s/s #71 vr fig 018 Van 8:01 07T gr Sue eLE 008 r.eL. 808 c9l gez Sal 8 8998 hl [4 86 061 Tor ’q L’sE e' Tg es 0'023 EI TI e'Ig GH c00-T0 10-80 80-80 0-1 pureg suopogumAg SOp [o4sJTopung ON et —- —- jun um 9910) WOA yaı] -paou uunagfporA “ug [380 ; Se Be|| ‘ST 'v 'aaypr 0.96 | -uoperd Tv TH ‘“woegq "ug | ST 'Y ; ) (uopoqyasıw) Zueygqy 10] 666 7 OT rag 'e [g yegury ug | uT9)spues TOSTLIONGOLH) GL V LS = — I NepsyıMusten op qfey | -19902 1a DINOY "ug [Ss0q ST 'V puosa 28 —-— —- IO9TOIRM ISeJ ‘ge TI HINOM "JOr] gru ug [so | SI v TE 'E TA ypeq E86 FE 87 1 Io “ug voyurquaggerg | gr ur94spueg A9STUIOJUTIT | GL 'Y pueapeMm we 228 TI 29 7 TA Srzury-pogum ‘ug | urog4spuesu9soydiouropndsg [ CI 'V 676 617 ger (igeT uw) oyoegyaor | 8 II Itzunmprogo "ug [0891 og "um wroy 879 12 T'gz! -uaddog 'q Fdoyursgg ‘us | guozrroytoaeg IOUOSNOH Ber a >> suapogqywesah) sap [9489 9punH ae gehalt zu erkennen, und spiegelt sich im Tongehalt nach HıLcarn das tonreiche Bindemittel wieder. Der grobkörnige Sandsteincharakter des Muttergesteins tritt im Boden durch 14,5 + 51,5 ° der Teile zwischen 0,5 und 0,1 mm ebenfalls hervor. Seinen spezifischen Cha- rakter verliert der Boden jedoch durch das Hinzutreten eines fremden Gesteinsmaterials, wie z. B. des Lösses, wie aus der zweiten Analyse hervorgeht. Der Boden des Pseudomorphosensandsteins zeigt einen weit geringeren Gehalt an Steinchen über 5 mm als der vorhergehende Boden, ist jedoch arm an Ton und zeichnet sich durch größere Feinheit des Sandes und hohen Gehalt an Staub und feinsten Teilen aus. Durch Hinzutreten der Lettenbänke zu dem feinkörnigen Sand- steinboden des Sm; wird ein sandiger Lehm erzeugt, der 30,0 Teile Staub und 37,3 feinste Teile aufweist. Welche Veränderung der Löß und zugleich eine ungünstige Lage auf ihn auszuüben vermögen, läßt sich aus den beiden nachfolgenden Analysen des weiteren er- sehen. Im Boden des grobkörnigen Sandsteins sehen wir wiederum die sandige Ausbildung vorwiegen und wie deren Charakter durch die Teile zwischen 0,5 und 0,1 mm bestimmt wird (25,9 + 25,9). Staub und feinste Teile treten dafür wieder sehr zurück, während der Ton- gehalt nach Hırcarn auf den Wert 1,1 sinkt. Der relativ hohe Gehalt an feinsten Teilen (27,4) und Ton (2,2) des Bodens aus Sm, hat seine Ursache darin, daß dieser Boden nicht dem Geröllhorizont selbst entstammt, sondern zugleich den ihn überlagernden mürben Sandsteinen mit Lettenzwischenschichten (vergl. LuEDEckE S. 84). Aus dem Horizont selbst gehen nur Böden weit geringerer Qualität hervor. Weitere mechanische Analysen analoger Abkunft teilt C. REsEL- MANN! mit. >2mm 2-1 1-05 0,5-0,1 0,1-0,05 0,05-001 <0,01 Boden des Eck’schen Konglomerates | (Sm c,), Rainköpfle nördlich Mitteltal, | Wald. Desgl. (Sm c,);, Un- terer Sand, Buhlbach, ( 184 10,8 15,7 414 5,4 4,7 Wald, 183° 165 2371 334 1,8 1,6 1,3 ı Vergl. Erl. zu Bl. Obertal—Kniebis. S. 134. SON aa >2mm 2-1 1-05 0,5-0,1 0,1-0,05 0,05-0,01 < 0,01 Böden des mittleren Hauptbuntsandsteins { 10,8 De 299 3.0 2,9 8 (Sm) Ellbachkopf, Wald. Desgl. (Sm) Schram- | berg, Abteilung 17,8 84 143 54,6 2,8 ll 1,0 - Ilgenbächle, Wald. Desgl. (Sm) Schram- a we 9,5 1,8 berg, Abteilung ? i Ilgenbächle, Wald. | Auch hier tritt der steinige Charakter des Bodens aus dem Eck’schen Konglomerat deutlich hervor, während die Böden des mittleren Hauptbuntsandsteins ihre sandige Natur in der mechanischen Analyse erkennen lassen. Ferner gibt STEINRIEDE! eine mechanische Analyse eines mitt- leren Buntsandsteinbodens wieder, er fand den „Tonboden“ von der Ziegelei Feldschlößchen bei Halle-Nietleben folgendermaßen zu- sammengesetzt: Stein- : : Abschlämm- Steine freier a Bas Perlsand Sn bare Boden > nr Teile >5mm <5mm 5-3 3—2 2—1 1-05 <05mm Bee 9835 0574 0,556 0,620 1,360 48,488 47,172 UN — 100,00 0,361 0,591 0,741 2,194 47,456 48,002 Dieser sandige Lehm dürfte dem Boden LuEDEckE’s aus Sm, von Dorf Erbach ziemlich nahestehen. Auch bestimmte STEINRIEDE die Dimensionen der abschlämmbaren Teile und wies nach, daß „eine gleichmäßige Größenzunahme der Partikel nicht“ stattfindet. Beim dritten Ablauf (Schöne’sches Schlämmverfahren) trat ein Zurück- gehen in der Größe der Partikelchen ein, dann nahm die Größe derselben bis inkl. des sechsten Ablaufes wieder zu, um dann im Verlauf der Operation wechselnd zu- und abzunehmen ?. Wir wenden uns nunmehr der chemischen Zusammensetzung der Böden zu und nehmen bezüglich der besseren Einsicht die ana- Iytischen Ermittlungen vorweg. Zunächst sei eine Wiedergabe des ' Steinriede, „Anleitung zur mineralogischen Bodenanalyse.“ Leipzig. 1889. S. 16 und 18. Auch der von Th. Dietrich mitgeteilte Befund der mechanischen Analyse eines Sandes aus „körnigem Buntsandstein“ darf wohl gleichfalls zum mittleren Buntsandstein gestellt werden. Dietrich fand: 3,1 Sandkörner (I—2 mm); 73,8 grobkörniger Sand; 6,1 feiner Sand; 3,2 feinster Sand und 13,8 tonige Gemengteile. Centralbl, f. Agr. Chem. Bd. VI. 1874. S. 8. * Vergl. Steinriede, 1. c. S. 19. Gehaltes der Böden an Humus, Kalk, Magnesia und Kohlensäure, sowie ihres Glühverlustes vorangestellt, welche sich auf die von LvEDEckE untersuchten Böden bezieht, worauf eine Übersicht des in Salzsäure löslichen Anteils von Böden des mittleren Buntsand- steins folgt. Tabelle I. Mittelwerte des Gehaltes an Humus, Kalk, Magnesia und Kohlen- säure, sowie des Glühverlustes von Böden des mittleren Buntsand- steins im Odenwald, ausgedrückt in °/oo des lufttrockenen Feinbodens (nach C. LvEDEckE)'. Geolog. Horizont Anzahl A. Ackerböden a Be a mus Cao NO 2.00} des stimm- verlust z ungen Sm, Eck’scher Geröll- AUS ARSUL SU, A U U ASUS ASUS horizont 2... II 23 — — 12 — — 086 0,3 — 03007 — 0,6— — Desgl. mit Löß. . 12—-— 3— — 37 —- 08 — — 30— — Sm, Pseudomorphosen- sandstein . . . X 27 — — 93 — — 07109— 03004 — 04— — Sm, Feinkörniger Sand- stein mit Letten- bänken .... VII 27 — = 9-— — 05 02 — 0,2 Sp. — 0,08 — — Desgl. mit Löß. . II 32 — — 9-—- — 1106— 0201-03 — — Sm, Grobkörniger Sand- stein ....... VI 48 — — 18 — — 0,.020,1 01 0,19,06 — — — Desgl. mit Lehm . II 05 02 — 01 — — — -—- — Sm, Hauptgeröllhorizont VI 2720 — 11 9 — 03 0,3 — 01 Sp. — 03 — — Desgl. mit Lehm . 15—-— 6-— — 0/7 0,1 B. Wiesenboden im Buntsandstein . VIII 48 20 0,9 0,5 0,4 — Tabelle I. Nährstoffanalysen von Böden aus dem mittleren Buntsand- stein. 1. Sm, Weinbergboden, Starkenburg bei Heppenheim *. 2. Sm, Gesteinsgrus, tieferer Untergrund von Rinhorn’. 3. Sm, Ackerkrume 15 cm, Fl. 3 Dorf Erbach?. 4. Sm, Wiese 10 cm, bei Zell gegen Haberich Höhe °. ! Vergl. Luedecke, l. c. S. 164—167. ” Vergl. Luedecke,l. c. S. 172—173. Vosges)°. bei Kaiserslautern °. 23 — 94,40 93,00 91,91 94,33 Kaufunger Zeh Ja L08 9 10: bach‘. 11. Hauptbuntsandsteinboden , Oberkrume*. 12. Desgl. zugehöriger Untergrund ‘®. 13 2 3: 4. 5. Unlöslich in). 2 neo) en Löslich in HCl So AO, ee RO, el no) Ca0 0,15 0,05 0,09 0,17 0,19 MeO 0,02 0,04 0,05 0,19 0,14 K,0 0,04 0,05 0,06 0,06 0,06 Na,0 0,09 0,07 0,05 0,07 0,06 P,0; — 0,04 0,05 0,07 0,09 Son 22 2004 00, ee H,O ..0572 0.482,49 157 Glühverustt — 2,66 — . — ges. N. — — 91 — — Obgleich die Zahlen obiger Tabelle nicht Ta us ol un 0.02 0,00 0,014 0,36 0,23 0,02 0,27 0,08 0,07 0,13 0,03 0,09 0,19 0,12 0,15 0,06 0,06 0,26 0,01 0,29 0,02 0,09 0,05 0,04 0,07 0,06 0,01 — aa 002 00500 ze 0 105, 1.051195 320 4,10 410 1,97 — = — 004,010 . Sm, Ackerkrume 12 cm, nördlich von Vielbrunn !. u. 7. Hauptbuntsandsteinboden, Vogesensandstein (gres des . Unterer Hauptbuntsandsteinboden Sm, wunsdlius Harzofen . Sm, mit Löß, Steinkopf bei Heppenheim, Weinbergboden !. Sm, Ackerkrume, 10 cm, mit Löß, Emetzwald bei Lützel- Wald, Waldboden, . Desgl. Untergrund, von einer Ortsteinschicht überlagert *. 1 12202138 91,78 90,87 95,47 0,05 2,08 1,33 0,05 0,12 0,07 0,01 0,05 0,03 1,08 4,43 0,05 0,08 2,74 1,90 0,06 0,22 0,16 0,01 0,03 0,02 1,20 3,91 0,02 0,02 1,25 0,64 0,03 0,09 0,05 0,02 0,03 0,03 1,69 2,37 0,02 ohne weiteres ver- gleichbar sind, da die zur Lösung benutzte Salzsäure nicht von gleicher Konzentration und auch die Dauer ihrer Einwirkung eine verschiedene war, so geht doch ganz deutlich aus allen Werten her- vor, daß die Böden des mittleren Buntsandsteins außerordentlich arm an Pflanzennährstoffen sind. Denn der Kalkgehalt erweist sich in allen Fällen als viel zu gering, nur in den Böden 9 und 10 sehen wir ihn durch die Melioration mit Lößmaterial gesteigert. Gleiches gilt von der Magnesia und auch das Kalı dürfte erheblich 1 2 3 4 Zeitschr. Vergl. Luedecke,l.c.S. 172—173. ® Vergl. Luedecke, |. c. S. 89. Analysen mitgeteilt von Grandeau. f. Forst- u. Jagdwesen. 40, ’ Vergl. Blanck, Landw. Versuchs-Stationen. Bd. 65. S. 215. Vergl. Hornberger, 1908. S. 98. höher vorhanden sein. Im Vergleich mit den Analysen der Sand- böden der unteren Formationsabteilung zeigen die Zahlen für Kalı hier weit niedrigere Werte. Das Natron tritt mit einigen Ausnahmen ebenfalls stark zurück und die Phosphorsäure ist höchst unzureichend zugegen. Auch lösliche Tonerde und Eisenoxyd sind weniger vor- handen, als für sie zu erwarten wäre, was namentlich für das Eisen der Fall ist, da doch die rote Färbung der Böden auf größere Quantitäten hinweist. Bezüglich des geringen Gehaltes an Tonerde läßt sich schließen, daß nur geringe Mengen zersetzbarer Silikate zu- gegen sind. Namentlich tritt dieses in den Analysen der Böden 65 7. und 9. hervor, leider fehlen hierfür die Angaben der meisten auf- geführten Bestimmungen. I Die Verwitterung des mittleren Buntsandsteins, die Umwand- lung desselben in Ackerboden, sowie die durch die Düngung auf ihn ausgeübten Einflüsse versuchte ich durch die Untersuchung von an- stehendem Buntsandstein einerseits, Primitivboden desselben, Ver- witterungsstufen wie Kulturboden aus verschiedenen Lagen ander- seits zu studieren. Zu diesen Untersuchungen wählte ich die im mittleren Buntsandsteingebiet gelegenen Bodenschichten der „Sand- felder“ der Feldversuchsstation Kaiserslautern in der Pfalz!. Die Sandfelder selbst liegen in einer, in eine Senkung übergehende Abdachung einer anstehenden Buntsandsteinschwelle. Die Lage der dort auftretenden Verwitterungsschichten ist etwa folgende. Zu- unterst, in einer Tiefe von im allgemeinen etwa 0,6 m beginnend, lagern rote Sande, die sich nach unten weiter fortsetzen, deren Liegendes wie Mächtigkeit ich jedoch aus Mangel an geeigneten Bohrapparaten etc. nicht festzustellen vermochte, von welchen je- doch als sicher anzunehmen ist, daß sie das Hangende des an- stehenden Buntsandsteins bilden. An manchen Stellen beginnen die roten Sande schon in 0,25 m Tiefe und werden sie dann direkt von einer Schicht brauner Sande überdeckt. Gewöhnlich lagern aber zwischen den roten und braunen Sanden gelb und gelbbraun ge- färbte Sandschichten. Das Vorkommen ersterer liegt zwischen 0,4 und 0,6 m, dasjenige letzterer, was aber nicht überall nachweisbar ist, zwischen 0,4 und 0,5 m Tiefe. Und zwar ist die Aufeinanderfolge beider Schichten stets so, daß die gelbe von der gelbbraunen über- lagert wird. Aus dieser etwas wechselnden Anordnung der Lagerung ist ! Vergl. Landw. Vers.-Stationen. Bd. 65. S. 193. eo etwa nachstehendes Normalprofil des Ober- und Untergrundes zu entnehmen: Zu oberst brauner, lehmiger Sand, die Ackererde, 1—40 cm bezw. 1—25 cm mächtig, dieser übergehend in gelbbraunen Sand, Tiefe 40—50 cm, darunter folgend gelber Sand, Tiefe 50—60 oder 40—60 cm, und zu unterst roter Sand, Tiefe von 60 cm oder schon von 25 cm an, in letzterem Fall jedoch die Zwischenschichten nicht vorhanden. Durch einen künstlichen Aufschluß einer Sandgrube nördlich des Versuchsfeldes wurde die beschriebene Folge der Schichten im Boden bestätigt. Hier folgten alle Schichten normal aufeinander, wie an der Steilwand der abgebauten Sandgrube deutlich zu er- kennen war. Die Sandgrube bildete einen Ausschnitt aus dem Kultur- boden der den Versuchsfeldern benachbarten Felder, so daß ihre Untergrundschichten auch den Einflüssen früherer Bodenkulturmaß- regeln wie Düngung etc. zugänglich gewesen sind !. Die zur Untersuchung dienenden Untergrundsproben wurden sowohl dem Versuchsfelde als auch dem künstlichen Aufschluß ent- nommen und gründlich durchmischt. Die Bodenproben der Acker- erde wurden nur aus den Öbergrundschichten der Versuchsfelder allein genommen und zwar wurde die Ackererde in zwei getrennten Bodenproben untersucht. Die eine Probe, die als „gedüngter Boden aus den höheren Lagen“ bezeichnet wurde, war den Bodenkuppen des Feldes, d. h. Stellen entnommen, welche eine geringe Erhöhung auf der Oberfläche des Feldes bildeten. Sie stellte eine Mischprobe aus dem Boden bis zu einer Tiefe von 40 cm dar. Desgleichen der „gedüngte Boden aus den tieferen Lagen“, doch stammte sein Material aus den tiefer gelegenen Teilen des Feldes. Der Grund für die Entnahme dieser beiden Ackerbodenproben lag in der Vermutung, daß sich der Boden in den verschiedenen Lagen infolge der Ein- Hüsse von Wind und Regen abweichend verhalten könnte, was auch durch die Analyse eine Bestätigung erfuhr. Untersucht wurden die Schichten in mineralogisch-petrographi- scher Hinsicht auf ihre mechanische Beschaffenheit hin und auf ihre chemische Zusammensetzung. Die mineralogische Untersuchung beschränkte sich auf die Be- ! Ich führe dieses hier besonders an, weil seinerzeit von J. Hazard gewisse, jedoch recht unbegründete Einwendungen gegen die Auswahl der Schichten gemacht wurden. (Centralbl. für Agr. Chem. Bd. 17. 1908.) stimmung der Minerale der einzelnen Korngrößen (mit der Lupe), wie sie durch die Siebanalyse gewonnen wurden und ließ erkennen, daß mit der Abnahme des Korns die Auflösung des Sandgesteins in seine Bestandteile zunimmt. Denn es konnte festgestellt werden, daß in deri Bodenteilen über 2 mm und zwischen 2 und 1 mm noch Sandsteinfragmente vorhanden sind, solche aber schon in dem Anteil von 1—0,5 mm fehlen, so daß sich dieser Anteil als völlig auf- gelöster Sandstein erweist und daher der Hauptsache nach nur aus Quarzen besteht. Die noch kleineren Bodenteile setzen sich eben- falls lediglich aus Quarzsand zusammen und unter 0,24 mm ließ sich eine deutliche Trennung der Mineralfragmente mit der Lupe nicht mehr durchführen. Entsprechend der Dauer des Verwitterungs- prozesses konnte eine stärkere Beeinflussung der Oberfläche der Sandstein- und Quarzfragmente durch die Verwitterungsagentien wahrgenommen werden, was sich namentlich durch die Veränderung ihrer Farbe, hervorgerufen durch die fortschreitende Oxydation der sie umhüllenden Eisenüberzüge oder Imprägnationen zu erkennen gibt. Während auch die Auflösung des Sandsteins in den, den tieferen Untergrund bildenden, Verwitterungsstufen vornehmlich der Korngröße 1—0,5 mm angehört, tritt sie im Obergrund, d. h. dem Ackerboden schon in derjenigen zwischen 2 und 1 mm auf, wodurch gleichfalls die Stärke der Verwitterung hervorgeht. Die durch die mechanische Siebanalyse ermittelten Mengen der einzelnen Korngrößen der Bodenteile, welche an der Zusammen- setzung der Verwitterungsstufen sowie Böden teilnehmen, ergaben folgende Resultate. Doch dürfte aus ihren Zahlen nur der eine Schluß berechtigt sein, daß eine wesentliche Veränderung innerhalb der Korngrößen der verschiedenen Stufen durch die Verwitterung nicht stattzufinden scheint, was in anbetracht des Gesteinsmaterials unseres Bodens auch verständlich ist. Die in der Tabelle teilweise stark differierenden Zahlen für entsprechende Korngrößen dürften durch die Menge des Anteils über 2 mm bedingt sein, wodurch eine Verschiebung des prozentischen Gehaltes der anderen Korngrößen verursacht wird '. ! Es berechnen sich z. B. für den Anteil unter 0,24 mm bei Ausschluß der Steine (über 2 mm) prozentisch abgerundet auf ganze Zahlen, folgende Werte: Verw. Stufe I 81; II 36; III 30; gedüngter Boden 33 und 55; un- sedüngter Boden 31, so daß die feineren Bestandteile in ihrer Menge keine all- zugroßen Verschiedenheiten aufzuweisen haben, Mechanische (Korn-)Analyse der Verwitterungsstufen und Böden. Verw. Verw. Verw. Gedüngter Boden ! Un- Stufe I Stufe II Stufe III aus den sedüngster roter gelber gelbbrauner tieferen höheren Boden Korngrößen: Sand Sand Sand Lagen über 2 mm 5,08 °o 2,13% 22,19% 8,25% 16,31% 17,880 von 2-1 „ 03 1,12 2,26 1,44 3,52 11,11 N 1-05, 1384 .' 15,32 14,39 15,38 22,11 16,84 „ 0,5—0,24 „ 50,38 45,70 38,18 42,39 29,09 38,13 unter 0,24, 29,77 35,13 22,98 34,54 28,97 25,40 Die chemische Analyse erstreckte sich einmal auf die Fest- stellung des Gesamtgehaltes aller am Aufbau des Bodens beteiligter Verbindungen und wurde für diesen Zweck aus im vorhergehenden schon dargelegten Gründen der unter 0,11 mm liegende Anteil ge- wählt. Ferner wurden die sogenannten Nährstoffanalysen der Boden- proben ausgeführt, d. h. der in einer Salzsäure von gewisser Konzentration in der Hitze lösliche Anteil des Gesamtfeinbodens unter 2 mm Korngröße ermittelt. Bei diesen Bestimmungen wurde von 100 g Feinboden ausgegangen, welche auf dem Sandbade mit je 200 ccm Salzsäure vom spez. Gew. 1,15 eine Stunde ge- kocht wurden und deren in Salzsäure unlöslicher Rückstand zur Er- mittelung der löslichen Kieselsäure mit einer 5 °/o Na,C 0,—NaOH- Lösung eine halbe Stunde auf dem Wasserbade behandelt wurde. In der nachfolgenden Übersicht der gefundenen Zahlenwerte sind auch diejenigen für den Sandstein selbst vorangestellt. Chemische Gesamtanalyse des Anteils unter 0,11 mm Durch- messer ”. 0 ® SI QS np een nnd Su Sand : tief. Lagen höh. Lagen Boden SiQO, 66,125 82,345 67,685 67,955 65,460 63,605 66,355 Al,O, 14,465 7,505 12,475 8,515 1,375 7430 10,430 Fe,0, 5,360 4,445 5,630 6,945 5,895 8.055 4,790 CO 045 0,410 1,040 0,915 1,660 1,960 0,495 M&O 0,385 0,330 0,450 0,935 0,870 0550 0,535 Ko 6015 310 3140. .,2,149 2,770 3250 2,755 Na,0 1,5 0,555 1,575 3,130 2,020 3,755 1,340 P,0, 095 0,385 1,030 1,015 1,280 1,560. 0,965 so, Oben 0260 0305 0,560 1,020 0,390 H,O 2620 057 5,210 3,900 4,250 4,572 4,206 ! Vergl. Anmerkung S8. 30. ” Leider wurden von dem Anteil unter 0,1i mm Durchmesser keine Glüh- verlustbestimmungen ausgeführt, woraus sich erklärt, daß die Summen der ein- zelnen analytischen Werte den Wert 100 nicht erreichen. Do „Nährstoffanalyse“ des Gesamtfeinbodens unter 2 mm Durch- messer. Si0, 0,3458. : 0,5389 1,7939 1,5578 1,9808. 2,1680 1,3647 Al,0, 0,2921 0,1468 1,5670 1,2916 0,8341 0,3369 1,0629 Fe,0; 0,7577: .0,6710. 1,3700° : 1,1655 1,6760 2,1760 : 0,9120 Ca0 0,0145 0,0145 0,0755 0,0545 0,2500 0,5205 0,0135° MeO 0,0290 0,0536 0,0872 0,0840 0,0916 0,1496 0,0799 K,0O 00733 0,0610 ° 0,1003 02445 016% 01258 0,1792 Na,0 0,1165 0,0845 0,2037 0,4429 0,2833 0,2610 . 0,2566: P,0, 0,0166 .0.0132 00435 0,0819 0173 03411 . 0,0451 SO, 0,0404 00149 0,0498 0,1456 0,1717 0.3310 0,0644 9,0 0,2105 0,2580 2,1850 1,2350 1,4890 1,5845 1,2450 Glüh- verlust — 0,5480 . 4,7700: 4,0750. . 5,7820 5,7770. 4,0950: ea — 0,0032 0,0479 0,0708 0,0850 0,0790 0,0417 Außer den obigen analytischen Bestimmungen wurden die für den Pflanzenbau in Betracht kommenden Bodenschichten, also der ungedünste und die gedüngten Böden, sowie der gelbbraune Sand, als Untergrund des gedüngten Bodens, nach der SchLozsıne’schen Methode auf ihre Hauptbodenkonstituenten hin untersucht, und an- schließend daran ihr Wasserfassungsvermögen, sowie ihre Absorptions- kraft für die drei wichtigsten Nährstoffe Kali, Phosphorsäure und Stick- stoff nach den bekannten Methoden ermittelt. Die Kenntnis der Auf- nahmefähigkeit dieser Stoffe durch den Boden berechtigt zu gewissen Schlüssen über die Anwesenheit und das Verhalten bestimmter Boden- elemente, woraus andererseits wieder hervorgeht, ob durch die Düngung! für die Pflanzenproduktion erhebliche Veränderungen des Bodens oder keine geschaffen wurden. Hauptbodenkonstituenten nach ScHLozsıng’s Methode. In! Ungedüngter Gelbbrauner Gedüngter Boden! aus den I Boden Sand tieferen Lagen höheren Lagen Sandı 93,525 92,870 92,640 89,540 Bone. 2033 2,425 1,392 4,185 GO: 0,022 0,212 0,410 0,780 IMa0/0r 2 72701058 0,282 0,119 0,133 Organ. Subst... . 3,3115 2,976 3,950 3,782 H.0. 2 20. 1,245 1,235 1,489 1,580 ! Zur Zeit der Untersuchung standen die Böden seit 5 Jahren in Kultur durch die Kreis-Feldversuchsstation Kaiserslautern, ihnen waren folgende Mengen und Arten von Düngern gereicht worden. Begonnen wurde im ersten Jahre mit einer einmaligen Kalkung von 15000 kg Kalk pro Hektar, welcher im gleichen und allen nachfolgenden Jahren je eine Gabe von 60 kg Kali und 80 kg Phos- phorsäure folgte. Die Phosphorsäure wurde als Thomasschlacke, das Kali an- a Absorption in Gramm auf 100 g Boden berechnet und Wasser- kapazität in Gramm. Wasser- K,0 PO, N. kapazität Gelpbraunersand. . nenn. 0,0404 0,2232 0,0058 37,78 Gedüngter Boden a. d. tieferen Lagen 0,1188 0,1464 0,0338 37,94 £ E 5 »„ » höheren Lagen 0,1204 0,1464 0,0408 35,36 Unsedünster Boden. . ......% .", 0,0252 0,2312 0,0000 — Bei der Betrachtung der vergleichenden Übersicht der Resul- tate fällt zunächst für die Gesamtanalyse des Anteils unter 0,11 mm Durchmesser die völlige Verschiedenheit der Zusammensetzung des roten Sandes von der der übrigen Bodenstufen auf. Vor allen Dingen tritt dieses im Kieselsäuregehalt hervor, der sich mit einem Wert von rund 82,4 °/o als am höchsten von allen erweist, während die übrigen im roten Sand enthaltenen Stoffe meistens nur in den ge- ringsten Mengen zugegen sind. Ein Vergleich mit der zugehörigen Nährstoffanalyse lehrt das gleiche Verhältnis. Hieraus läßt sich folgern, daß zum Zustandekommen des roten Sandes aus dem Bunt- sandstein! ein Fortschaffen großer Quantitäten von allen Stoffen mit Ausnahme der Kieselsäure stattgefunden haben muß, und daß daher der übrig gebliebene Sand nur ein wenig angreifbares Produkt dar- stellen kann, was natürlich in seinen Löslichkeitsverhältnissen zum Ausdruck kommen muß. In der Tat sehen wir aus der Bausch- analyse eine beträchtliche Fortführung von Substanz, die sich nament- lich auf Tonerde, Eisenoxyd, Kalı, Natron und Phosphorsäure er- streckt. Der Gehalt an Kalk, Magnesia und Schwefelsäure ist da- gegen gleichgeblieben, die Kieselsäure aber stark angehäuft worden. Infolge hiervon ist (denn auch) die Löslichkeit von Tonerde, Eisen- oxyd, Kali, Natron, Phosphorsäure und Schwefelsäure stark herab- gemindert, weil nur noch schwerlösliche Verbindungen dieser Stoffe im Sande vorhanden sind; für Kalk ist dagegen die Löslichkeit die- selbe geblieben, für Magnesia und Kieselsäure hat sie sich um etwas erhöht. Es scheint daher, wenn man die analytischen Befunde des Gesteins mit denen des ungedüngten, primären Verwitterungsbodens in gleicher Weise vergleicht, als ob hier ein langsam verlaufender fangs als Kainit, in den letzten Jahren als 40°/. Kalisalz gereicht, Ferner er- hielt der Acker im dritten Jahre 30000 kg Stallmist pro Hektar und zweimal eine Gründüngung von. 27000 bezw. 30000 kg pro Hektar, eine mineralische Stickstoffzufuhr ertolgte jenach Bedarfin der Form von schwefelsaurem Ammoniak. ! Falls der analysierte Sandstein sein Muttergestein ist, wofür aber kein Grund vorliegt, es nicht anzunehmen, Verwitterungsprozeß wie dort nicht die Ursache der Bildung des roten Sandes gewesen sei, sondern daß wir es in der Entstehung desselben aus dem Sandstein mit einem Vorgang zu tun haben, bei welchem größere Wassermengen als Aufbereitungsmittel gewirkt haben. Auch ein Vergleich der übrigen Bodenschichten untereinander läßt einen langsamen Verwitterungsverlauf erkennen, so daß die Bildung des roten Sandes im schroffen Gegensatz zu der Entstehung der übrigen Bodenschichten steht. An Wassermassen, die eine der- artige Auswaschung und Aufbereitung zu vollziehen vermocht hätten, hat es in dem unsere Böden angehörenden Gebiete, einem Erosionstal, vom Ende des Diluviums bis auf die Jetztzeit nicht gefehlt'. In welche Epoche der jüngsten Erdgeschichte aber dieser Vorgang ver- legt gedacht werden darf, ist schwer zu entscheiden, doch scheint die Annahme berechtigt, daß er früher als die Bildung des ursprüng- lichen (primären) Verwitterungshodens aus dem Sandstein statt- gefunden hat. Denn der noch jetzt vor unseren Augen sich voll- ziehende Verwitterungsprozeß läßt weder einen derartig zusammen- gesetzten Sand dem Sandstein aufgelagert erkennen, noch im primären Verwitterungsboden ein Produkt hervorgehen, dessen chemische Zu- sammensetzung eine Verwandtschaft mit ihm aufzuweisen hat. Auf den roten Sand nach oben folgt die gelbe Sandschicht. Aus der chemischen Zusammensetzung beider läßt sich entnehmen, daß der gelbe aus dem roten Sand durch Abnahme von Kieselsäure und Zunahme aller übrigen Stoffe hervorgegangen ist. Nach der Ablagerung des roten Sandes begann also erst die chemische Ver- witterung einzusetzen. Dieses wird ersichtlich aus der Zunahme und Löslichkeit der Tonerde in den kleinsten Teilen unter 0,11 mm Durchmesser, sowie der großen Löslichkeit der Kieselsäure als Folge der stattgefundenen Silikatzersetzung. Hiermit steht das Anwachsen des Eisenoxydes, Kalkes, Magnesia sowie Phosphorsäure und Schwefelsäure im besten Einklang, welche ebenfalls alle eine vermehrte Löslichkeit aufweisen. Die mineralogische Untersuchung ließ gleichfalls eine starke Ein- wirkung der Atmosphärilien auf die Sandsteinbruchstücke und Quarze wahrnehmen. Denn infolge der Umwandlung der Eisenoxydverbin- dungen in Oxydhydrate war ihre rote Färbung in eine gelbbraune ı Vergl. Leppla, „Zur Lößfrage.“* Geognostische Jahreshefte 1889 und Erl. z. Bl. Zweibrücken. p. 151—158. Ferner Blanck, „Der Boden der Rhein- pfalz in seiner Beziehung zum geologischen Aufbau derselben.“ Vierteljahresh. des bayr. Landwirtschaftsrates zu München. 1905. übergegangen, wofür auch andererseits der höhere Wassergehalt im gelben Sande spricht. Die Umwandlung zog aber gleichzeitig einen weiteren Zerfall des Sandes nach sich, so daß weit mehr feinste Teilchen gebildet wurden, welche sich in der kleinsten Korngröße unter 0,11 mm anhäufen mußten, wie dieses auch aus den Korn- ‚analysen ersichtlich wird. Selbstverständlich ging hiermit anderer- seits auch eine relative Anreicherung an allen aus dem Bindemittel und den Ausfüllungsmassen stammenden Stoffen vor sich, in den feinsten Teilchen jedoch hiermit eine Abnahme durch Verdrängung der Kieselsäure in denselben Hand in Hand. Wenn dagegen das Kali trotzdem eine geringe Verminderung in seinem Gehalt zeigt, so ist dieses wohl auf seine Löslichkeit zurückzuführen, da es als kohlen- saures Kalı dem Boden äußerst schnell entzogen wird, weswegen dieses beim Natron nicht der Fall ist, läßt sich vor der Hand nicht sagen, Im gelbbraunen Sande nımmt die chemische Verwitterung ihren weiteren aber langsameren Verlauf, dort wird der natürliche Vor- gang derselben durch den Einfluß der künstlichen Düngemittel aus dem gedüngten Boden, seinem Obergrund, schon stark modifiziert. Für Kieselsäure, welche aus der Düngung keine Zufuhr zu erwarten hat, bleibt der Gehalt fast der nämliche, die Tonerde geht zurück, da ein Teil derselben, aus dem Silikatverbande gelöst, entführt sein dürfte. Kalk und Phosphorsäure bleiben gleich, obgleich gerade von ihnen zu erwarten wäre, daß sich in ihnen die künstliche Düngung geltend mache, was jedoch aus später auseinanderzusetzenden Gründen', die ihre Ursache in der Absorption dieser Stoffe haben, unterbleibt. Magnesia reichert sich naturgemäß wegen der schwer löslichen Silikatverbindung, in der sie enthalten sein muß, relativ an. Die starke Anhäufung des Eisens ist auf die Düngung mit Thomasschlacke zurückführbar, desgleichen die Zunahme und Lös- lichkeit der Schwefelsäure? auf die Düngung mit Kalisalzen. Auch das gleiche Verhalten des Natrons ist eine Folge der Düngung, während das Kali trotzdem ausgelaugt erscheint. Seine Löslichkeit deutet darauf hin, da sie sich weit geringer als die des Natrons er- weist. Die Verminderung des Verwitterungsprozesses wird neben der Löslichkeitsabnahme aller durch die Düngung unbeeinflußten Stoffe durch den fallenden Wassergehalt gekennzeichnet. 1 Vergl. S. 34. ® Zwar übersteigt der Schwefelsäuregehalt des ungedüngten Bodens mit 0,33 den des gelbbraunen Sandes, doch ist im letzteren die Löslichkeit um das Doppelte gestiegen, Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 5 N DV er Im Obergrund oder der Ackererde wird die weiter fortschrei- tende chemische Verwitterung noch weit mehr als im gelbbraunen Sande durch die künstliche Düngung verdeckt. Dagegen ist ein großer Zuwachs an Stoffen aus der Düngung zu verzeichnen. So ergibt sich ein solcher vorwiegend für Kalk, Eisenoxyd, Phosphor- und Schwefelsäure, wogegen Kalı und Natron nicht der so reichlich dargebotenen Kalidüngung entsprechen, was wiederum seine Ursache in der leichten Auswaschbarkeit dieser Stoffe haben dürfte, Zumal fällt im gedüngten Boden der tieferen Lagen der geringe Gehalt an Kali und Natron auf. Nach einem jeden atmosphärischen Nieder- schlag sammeln sich die Wassermassen in den tieferen Stellen des Bodens an, um dort ganz langsam zu versiegen, während den höheren Lagen das Wasser oberflächlich schnell entzogen wird. Die Wirkung auf die leichtlöslichen Verbindungen ist dementsprechend im letzten Fall eine weit geringere wie im ersten und erklärt den Mindergehalt an jenen Stoffen hinlänglich. Im Zusammenhang hiermit steht der zugleich größere Gehalt an Eisenoxyd, Kalk, Phosphor- und Schwefel- säure in den höheren Lagen, wenn auch deren Löslichkeit, wie der Salzsäureauszug dartut, größer ist, so ist dagegen einzuwenden, daß ein höherer Gesamtgehalt auch eine größere Menge löslichen Anteils in sich schließt. Für das Kali und Natron ergibt sich aus den analytischen Be- funden allgemein, daß sie in den Untergrund geführt werden. Für Phosphorsäure und Kalk zeigt sich eine starke Absorption im Ober- grund, die für erstere als Folge der großen Eisenmengen im Boden, sowohl der Düngung mit Thomasmehl als auch aus dem Gestein und Boden selbst aufzufassen ist. Der Kalk der Düngung verbindet sich einesteils mit der Phosphorsäure zu schwer löslichen Phosphaten, andernteils mit der Schwefelsäure zu Gips, wodurch zugleich der hohe Gehalt an Schwefelsäure im gedüngten Boden verständlich wird. Die Anreicherung der organischen Stoffe in allen Schichten nimmt, wie aus dem Gehalt an Glühverlust ersichtlich ist, ent- sprechend der Düngung und Pflanzenkultur nach oben hin zu. Der Gehalt an Stickstoff weist gleiches Verhalten auf. Die oben über die Verteilung der Stoffe im Ober- wie Unter- grund dargelegten Ausführungen finden in den Bestimmungen des Absorptionsvermögens für Phosphorsäure eine weitere Bestätigung. Der gedüngte Boden absorbiert weit weniger Phosphorsäure als der ungedüngte und der gelbbraune Sand. Dieses kommt daher, daß der gedüngte Boden durch seine enorme Absorption von Phos- a phorsäure aus der Düngung nicht mehr imstande ist, noch weitere Mengen dieses Stoffes aufzunehmen. Der gelbbraune Sand wie der ungedüngte Boden vermögen dieses aber wegen ihres disponiblen Eisengehaltes. | Die Absorption des Stickstoffs und Kalıs, die vorwiegend eine Funktion wasserlöslicher Doppelsilikate', der Zeolithe oder Argillite ist, findet nennenswert nur im gedüngten und bearbeiteten Boden statt, in dem vornehmlich die Bedingungen zur Entstehung der- artiger Verbindungen gegeben sind. Im ungedüngten Boden fällt sie für Stickstoff vollends aus. Die Ermittlung des Gehaltes an Ton, Sand, Kalk, Humus nach SCHLOESING lieferte ebenfalls einige verwertbare Zahlen. Der nach dieser Methode gefundene Ton wächst im gedüngten Boden der höheren Lagen stark an, während er in den tiefen Lagen auch gegenüber dem gelbbraunen Sand die geringste Menge erkennen läßt. Es läßt sich dieser Umstand einesteils aus den schon bei der Analyse der Teilchen unter 0,11 mm erörterten Verhältnissen der muldenförmigen Bodenlage ableiten, doch tritt noch hinzu, daß der feine Staub des Geländes auf den Kuppen desselben durch den Wind angehäuft wird. Wenn man ferner in Betracht zieht, daß das hier als Ton bezeichnete Schlämmprodukt durchaus nicht den feinsten Teilen anderer Verfahren entspricht und daß die Korngrößen unter 0,11 und 0,24 mm bei chemischer und Sieb-Analyse auch sehr ver- schiedene, weitere Gliederungen zulassen, so kann es nicht weiter auffällig erscheinen, wenn die Werte der verschiedenen Unter- suchungsmethoden auf tonhaltige Substanz scheinbar abweichende Resultate liefern. Sand nach SchHLozsınag und Kieselsäure stehen im Verhältnis zueinander, kohlensaurer Kalk und Magnesia im all- gemeinen ebenfalls mit den durch die anderen analytischen Be- stimmungen gefundenen Werten. Infolge ihrer Natur, die sowohl ihre Ursache in der physika- lischen Beschaffenheit des Bodens als in der Armut an Pflanzennähr- stoffen hat, eignen sich die Böden des mittleren Buntsandsteins weit mehr für den Anbau von Forstgewächsen als für den Ackerbau. Dieses Verhalten spricht sich denn auch in der bekannten Tat- sache aus, daß die größten Forsten Deutschlands im Gebiete des Buntsandsteins angetroffen werden. Leider sind keine speziellen ! Vergl. Ramann, Forstl. Bodenkunde und Standortslehre. 1893. S. 137 und Mitscherlich, Bodenkunde für Land- und Forstwirte. 1905, 8.265. BE no statistischen Angaben über die Verteilung von Wald. Acker, Wiese usw. innerhalb der einzelnen Abteilungen der Buntsandsteinformation be- kannt, so daß die nachfolgend aufgeführten Ermittelungen sich auf die ganze Formation beziehen. Erinnern wir uns aber, daß im all- gemeinen, bedingt durch ihre Beschaffenheit, die Böden des Röts, sowie des unteren Buntsandsteins meist besser für Pflanzenkultur befähigt sind, als die der mittleren Abteilung, so werfen die nach- stehenden Aufnahmen ein etwas zu günstiges Licht auf die Anbau- verhältnisse der letzteren. Dementsprechend dürfen wir annehmen, daß für unsere Abteilung allein das Verhältnis von Ackerland zu Waldboden eher schlechter ist, als jene Zahlen es vermuten lassen. Wie stark das Vorherrschen des Waldbaues auf dem Buntsand- stein ausgeprägt ist und wie hervorragend der landschaftliche Cha- rakter einer Gegend hierdurch bestimmt wird, läßt sich durch nach- stehende Urteile am besten widergeben. So äußert sich u. a. Bry- schLag'! anläßlich der Kartierung von Blatt Seifertshausen, woselbst Zechsteinböden und Buntsandsteinböden aneinandergrenzen, folgender- art: „Die Abgrenzung der der Feldkultur unterworfenen Bodenfläche gegen diejenige, welche dem Waldbau dient, folgt in rationeller Weise im allgemeinen der Grenze beider Formationen, freilich mit der Modi- fikation, daß bei flacher Terrainneigung die Bröckelschieferzone und letzteres freilich wohl nur aus Mangel an ertragsfähigem Ackerland, auch ein Streifen unteren Buntsandsteines noch zur Feldwirtschaft herangezogen wird. Es geschieht dies wohl vielerorts in Hessen und Thüringen, jedoch wohl selten mit so schlechtem Erfolg wie hier. Das Buntsandsteingebiet ist ein echtes Laubwaldterrain und trägt demgemäß vielerorts schöne Eichen- und Buchenbestände, die einen verhältnismäßig raschen Umtrieb haben®.“ A. v. Kornen bekundet gleiches, wenn er schreibt: „Felder befinden sich auf dem mittleren Buntsandstein auf Blatt Lengsfeld eigentlich nur da, wo nicht genug besserer Boden für den Ackerbau vorhanden ist. Oft fällt die Grenze zwischen Feld und Wald deshalb mit der Grenze zwischen unterem und mittlerem Buntsandstein mehr oder weniger zusammen.“ Und desgleichen aber noch allgemeiner gefaßt sagt derselbe Autor: „Unsere Vorfahren haben nun in richtiger Würdigung nicht der geologischen Verhältnisse, sondern der Fruchtbarkeit des Bodens ! Beyschlag, Erl. z. Bl. Seifertshausen der geol. Spezialkarte von Preußen.)9.8: ? Vergl. hierzu auch Bl. Ludwigseck (Beyschlag). 8. 9. ® v. Koenen, Erl. z. Bl. Lengsfeld. S8. 8. auf verschiedenen Gesteinen, außerordentlich häufig die Grenzen zwischen Feld und Wald, oder zwischen Feld und Dreisch (Hute, Lede, Unland) recht genau auf die Grenzen zwischen verschiedenen Formationen oder Gebirgsschichten gelegt. Ohne Zweifel belehrt durch Mißerfolge des Ackerbaues auf gewissen Böden, die dann unbestellt liegen blieben und eben als Hutungen verwendet oder angeschont wurden. So findet sich gewöhnlich auf den Mergeln des oberen Buntsandsteins oder Röt und des mittleren Muschelkalks gewöhnlich Acker, auf dem oberen Teile des mittleren Buntsand- steins dagegen, sowie auf dem unteren Muschelkalk und mindestens dem unteren Teile des oberen Muschelkalks Wald oder Dreiseh !.“ Ein den Ackerbauverhältnissen des hessischen Odenwaldes ent- nommenes Beispiel möge das Gesagte zahlenmäßig darlegen. Nach den Erhebungen vom Jahre 1892? wurden nämlich im Gebiete des dortigen Buntsandsteins (Röt tritt nur spärlich bodenbildend im Odenwald auf) als Acker 27°/o, als Wiesenland 8°/, als Waldland 63°/o und als Weinbergsgelände 0,04 °/o der gesamten Bodenfläche genutzt. Ähnlich liegen die Verhältnisse im badischen Schwarz- wald?, desgleichen im Spessart?, wo der Wald 70°]o ausmacht und im Regierungsbezirk Kassel, woselbst 66,6°/o der ganzen Buntsand- steinläche von Wald eingenommen werden. Und man kann wohl sagen, wie es in diesen Fällen ist, so ist es auch in ganz Deutsch- land im Gebiete der Formation. Auch noch für ein kleineres Gebiet sei zahlenmäßig auf die Verteilung von Wald- und Ackerbau hin- gewiesen, so auf den Bezirk Salzungen*, der fast ganz von Bil- dungen des Buntsandsteins eingenommen wird. Hier liegen die Ver- hältnisse folgendermaßen: Weiden Forsten Haus- Wege no Der Wiese und und Hol- und Hof- und Ge- arlehan Hutungen zungen räume wässer Bezirk Salzungen . . 38,0 11,0 3,1 44,1 0,5 BR) Der Bestandescharakter des Waldes, wie er sich uns heute zeigt, war jedoch nicht immer der gleiche. In früheren Zeiten waren vielmehr die Waldungen des Buntsandsteins überwiegend aus Laub- hölzern zusammengesetzt, erst später wurde der Laubwald durch !v. Koenen, „Wie sind die Ergebnisse geologischer Untersuchungen, besonders die geologischen Karten, am besten für die praktische Landwirtschaft nutzbar zu machen.“ Journal f. Landwirtschaft. XXXV]. 1888. S. 63. ®2 Vergl. Luedecke,l. c. 8. 87. > Vergl. Küster, 1. c. S. 78 und %9. SVlerole3MS Ver 1. ec 5.89 RE Nadelholz verdrängt '.. Eine um so unangenehmere Tatsache, als sie durch das unzweckmäßige Eingreifen des Menschen verschuldet wurde. Kahlschlag, Streu- und Laubentnahme taten das ihrige, und nahm der Wald mehr und mehr an Ausdehnung ab. Die ent- blößten Flächen trockneten aus, vermochten sich von selbst nicht wieder zu bepflanzen und die anspruchsvollen Laubhölzer mußten durch Nadelholz ersetzt werden”. So war z. B. in der Mitte des 18. Jahrhunderts in den Waldungen der Wesergebirge Tanne und Fichte eine unbekannte Erscheinung, erst als durch ungünstige Be- wirtschaftung der Laubwald einzugehen begann, wurde er durch Nadelholz ersetzt. Da aber später der Waldwirtschaft mehr Inter- esse geschenkt wurde, nahm jedoch der Laubwald wieder zu, so daß Ende des 19. Jahrhunderts der hannöversche Teil des Solling 64°/o Buchen-, 20 °/o Eichen- und 12°/o Fichtenwald aufwies. An- dererseits sind die Nadelhölzer wie in Hessen seit alten Zeiten Be- stände der Wälder unserer Formation. Im Osten des Vogelsberges, welcher selbst aus eruptivem Material besteht, aber von Bunt- sandstein umgeben ist, herrschen die Nadelhölzer bedeutend vor, das gleiche gilt von Thüringen, im Saalegebiet und auch anderen Orten. Schon aus der Tatsache, daß im südwestlichen Deutschland und im westlichen Teil von Mitteldeutschland das Laubholz mehr als die Hälfte der Waldfläche einnimmt, ja bis zu °/ı desselben an- steigt und daß ım östlichen und südöstlichen Deutschland das Nadel- holz überwiegt, sowie daraus, daß der Buntsandstein der Hauptsache nach im südwestlichen Deutschland und westlichen Mitteldeutsch- land auftritt, ergibt sich ganz allgemein der Laubholzcharakter der Buntsandsteinwaldungen. Mit Ausnahme der oben genannten Gebiete sowie des Schwarz- waldes trifft dieses denn auch für den nördlichen Teil der Vogesen, für den Pfälzer Wald, den Odenwald, die Rhön, den Spessart und die hessischen Berglande zu. Deutlicher wird aber dieses Verhältnis, wenn wir den Aufzeichnungen und Berechnungen Küster’s folgen. Nach ihm stellt sich der jetzig® Desian typischer Buntsandstein- waldungen wie folgt: ! Vergl. Graner, „Der Boden des deutschen Waldes nach seiner geo- logischen Abstammung.“ Forstwissenschaftliches Centralblatt. 21. 1899. S. 453 und Graner, „Der geologische Bau und die Bewaldung des deutschen Landes. Diese Jahresh. 56. Jahrg. 1900. S. 302. ? Vergl. Küster, |. c. S. 75—80. Nadelholz Mischholz Laubholz bo °o °/o Im Schwarzwald .. ..... 90,0 = 10,0 Im württembergischen Bunt- sandsteingebiet.. . .. . - 92,0 _ SU In der Haardt (Pfälzer Berg- lands eur era], 26,0 20,0 53,0 Niederwald Im hessischen Odenwald %o westlicher Teil . . . 24,5 9,6 65,7 02° östlicher Teil. : . . Sl 7,4 20,2 40,7 DnWspessant m u.a. 18,0 50. 69,0 8,0 ; EN Ödungen Im Regierungsbezirk Kassel 39,0 — 58,5 2,5 Von den Baumarten! sind es Tannen, Kiefern, Fichten, Lärchen ?, Birken, Erlen, Buchen, Eichen und auch mancherorts echte Kastanien, wie an der Haardt, der Bergstraße u. a. ©., welche am Bestande der Wälder teilnehmen. Für den mittleren Buntsandstein kommen namentlich Kiefern und Fichten® in Betracht, soweit sie auf rein sandigem Boden stocken. sn 2 | Über die Verteilung und Anteilnahme der aufgeführten Baum- sorten an der Zusammensetzung der Buntsandsteinwaldungen geben die von Wagner‘ aufgestellten Zahlen für den Regierungsbezirk Kassel nach Küster? nähere Einsicht. Während im ganzen Re- gierungsbezirk, wie schon erwähnt, 66,6°/o der gesamten Waldungen dem Buntsandstein angehören, „kommen nur 56,63 °/0 der Buchen- wälder, 48,13°/0 der Erlen und 56,53°0 der Tannen auf diese For- mation, umekgen 89 ‚330: des Bestandes an Birken, 88,53 Io an Bei kehn und 76,37°/o an Lärchen: weiter von der Richt 60,25 Oo, der Eiche 68,58°/o und der Hainbuche 70,79 Jo. “ Woraus hervor- geht, daß die bezüglich der Nährstoffe anspruchsvolleren Bäume die Durchschnittszahl 66,6 ° nicht erreichen, ‚dagegen die genüg- sameren Baumgattungen diesen Wert beträchtlich übersteigen. Dem- 1 Vergl. Erl. z.. geol. Spezialkarte von Teen ae Blätter Hönebach, 'Themar , Langenberg, Seifershausen, Gera, Neustadt, Saalteld, Nörten und Bl Heidelßerg der badischen Karte. 2 Vergl. Weinkauff, „Die Lärche auf dem AUazIeR Buntsandstein. £ Forstwissenschaftl. Centtalblatt. 21: 18993 8, 82. Mero]. Rrllz. dsBl: Triptis 8. 13,. Gera 8. 20, Neustadt S. 21, Ganders- heim S. 7 und Bl. Furtwangen der geol. Spezialkarte von Baden. 4 Wagner, „Die ‚Naldngen I; melgen Kurfürstentums Hessen.“ Hannover 1886. { Versi PRüusitew, 1. ec Sad, eg entsprechend ist auch die prozentische Anteilnahme des gesamten Bezirkes für Laubholz 64,4°o, für Nadelholz 32,7 und für Ödung 3°/o, während das in der Tabelle für den Sandstein allein angegebene Verhältnis Werte gibt, die weit größere Beteiligung des Nadelholzes angibt. : Auffallend wirkt im allgemeinen in allen Wäldern des Bunt- sandsteins die Beschaffenheit der Bodenflora. Entweder zeigt sich der Boden in natürlicher Nacktheit frei von einer Vegetation und ist dann aber recht häufig mit einer Schicht dürren Blattwerks über- deckt, die das ganze Jahr hindurch liegen bleibt und dadurch dem Untergrund der Waldungen einen traurigen Anblick verleiht. Ist aber eine Pflanzendecke vorhanden, so überspannt ein dichtes Ge- webe oder Flechtwerk von Heidekraut und Heidelbeere, vergesell- schaftet mit Polstern von Moos und Flechten, den Boden. Eine solche Pflanzendecke nimmt gleich einem Schwamm alle atmosphärischen Niederschläge in sich auf und gibt sie nur schwierig wieder ab, so daß sie es denn auch ist, welche die Ursache der Rohhumus- bildungen und mit ihr die Entstehung des Ortsteins hervorruft. Gräser fehlen dem Waldboden des Buntsandsteins meist gänzlich, nur dort, wo er sumpfig wird, stellt sich eine Flora saurer Gräser ein. Außer den genannten dominierenden Heidelbeeren nehmen teilweise recht regen Anteil Erdbeere, Himbeere, Brombeere und namentlich die Preisselbeere. Farnkräuter bilden stellenweise förm- liche Wälder, doch ist ihr Artenreichtum gering. Außer dem Besen- strauch mit seinen goldgelben Blüten, der allerdings ebenfalls massen- haft auftritt, sieht man in helleren Lichtungen von blühenden Pflanzen eigentlich nur Digitalis, Campanula und Deantus, letztere jedoch schon recht spärlich '. Des widrigen Einflusses der Ortsteinbildung auf die Kultur der Forstgewächse mag an dieser Stelle nochmals gedacht werden. Die mit der Zeit für die Pflanzennährstoffe undurchlässig gewordene Ort- steinschicht wird auch für die Pflanzenwurzel undurchdringlich und setzt dadurch dem Wachstum der Waldbäume ein unüberwindbares Hindernis entgegen. Wie aus allem ersichtlich, ist die Befähigung des Verwitterungs- bodens des mittleren Buntsandsteins als Ackerland zu dienen, nur eine sehr beschränkte. Für den aus kieseligem Sandstein hervor- gegangenen kann sogar der Satz gelten, daß er nur dort zur land- ! Über die Bodenflora vergl. u. a. Ruska, „Geologische Streifzüge in Heidelbergs Umgebung.“ Leipzig 1908. S. 135. RT wirtschaftlichen Kultur herangezogen wird, wo sich ein Mangel an anderen geeigneteren Ländereien geltend macht!. Küster weist in seiner anthropogeographischen Arbeit” über den Buntsandstein an- dererseits auch darauf hin, daß in den Gegenden dieser Sandstein- böden noch die ältesten Bewirtschaftungssysteme zu finden seien. Für die Gegenden des rheinischen Gebirgssystems und auch Würt- 'tembergs nennt er die „Koppel- oder Feldgraswirtschaft“ für einige Teile Frankens und des südlichen Hessens den „Röderbau“. Weit besser eignet sich für die Landwirtschaft der Boden, der den mehr tonigen Gesteinen entstammt, wodurch er selbst einen milden lehmigen Charakter erhält, der ihn zum Anbau verschiedener Ge- wächse befähigt. Auf solchen Böden gedeihen sehr wohl Buch- weizen, Kartoffeln, Roggen, Flachs und Hafer, deren Erträge bei richtiger Behandlung des Bodens um vieles gesteigert werden können. Zu einer zweckmäßigen Behandlung ist vor allen Dingen die Grün- düngung zu rechnen, die den Boden neben günstiger bakterieller Be- einflussung namentlich physikalisch verbessert, und zwar eignen sich hierzu zunächst Lupinen. Durch ihren Anbau wird der Boden derartig _ verbessert, daß die verschiedenartigsten Pflanzen nicht nur sicherer E gedeihen, sondern der Boden nach Jahren selbst keinen Lupinenbau mehr gestattet, sondern zur Gründüngung anspruchsvollere Legu- minosen braucht; ein deutlicher Beweis seiner gänzlichen Umwand- lung. Wegen der fast stets vorhandenen großen Armut an Kalk ist eine oft zu wiederholende Kalkung nicht minder wichtig. Trotz des großen Mangels an Kalk ist der Boden dennoch stellenweise klee- fähig?, welche Eigenschaft mit der Zunahme an toniger Ausbildung wächst und den Anbau vorher genannter Gewächse sicherer macht und das Gedeihen anspruchsvollerer Pflanzen wie Kohl und auch wohl Weizen zuläßt. Es braucht wohl weiter keiner Erwähnung, daß die Düngung mit zweckentsprechenden künstlichen Düngemitteln neben Gründüngung, Kalkung und Stalldungzufuhr auszuführen ist, um eine lohnende Bewirtschaftung des Bodens zu ermöglichen. Auf den aus dem Sandboden ausgeschwemmten Lehmböden in den Tälern entwickelt sich selbstverständlich ein wesentlich anderes Bild von 1 Vergl. Bl. Ludwigseck der geol. Spezialkarte von Preußen. ® Küster, |. ec. S. 8l und 8. ® Vergl. Erl. z. Bl. Friedewald. S.5 und F.Bornemann, „Die Bewirt- schaftung der aus Schichten der Dyas und Trias entstandenen Verwitterungs- böden des Thüringer Waldes.“ Festschrift zum 70. Geburtstage von Albert Orth. 1905. S. 7. uno Pflanzenkultur. Hier sehen wir auch solche Gewächse mit größeren Nährstoffansprüchen, wie Gerste und Weizen, gedeihen. Der Wiesen- bau ist schließlich nur auf die Talungen beschränkt und zwar sind es hier eigentlich nur die schmalen, engen Täler, die als Wiesen benutzt werden. Sie liefern den Hauptbedarf an Futterkräutern, in den gerade für Futterbau so wenig geeigneten Buntsandsteingebieten, doch ist der Wiesenbau erst dort von günstiger Wirkung auf die besseren Wiesengräser und Kräuter, wo ein reicherer Kalkgehalt auftritt", was aber meist erst durch künstliche Kalkzufuhr be- wirkt wird. Vielfach werden die Wiesen sumpfig und moorig, so daß Drainage das einzige Mittel ist, ihre Erträge zu regeln, hierbei spielt selbstredend der Untergrund eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ein Beispiel für die Anbauverhältnisse auf dem Verwitterungs- boden des mittleren Buntsandsteins liefern die Mitteilungen von H. Weıss?, die der Anbauerhebung von 1883 der Gebirgsgegend von Schwarzbach bei Eisfeld und des Tieflands .von Maienluft bei Wasungen, Oberroth und Korberoth bei Schalkau entnommen sind. Die Zahlen drücken das Anbauverhältnis in Prozenten der bebauten Ackerfläche aus. | Schwarzbach Maienluft Oberroth Korberoth Winterrosgen a. 2... 38,5 36,0 25,0 36,0 Sommerroggen .- ... -- - 13,0 7,0 10,0 11,0 Gersterer ee — E— _ 4,0 Hafer em 2 00° 25,0 10,0 20 Kartofieln 0 2005965 3,0 25,0 26,0 Kohlrübens 2.2.0... 3,0 — 10,0: : 8,0 Klee (vorwiegend Rotklee) 2,0 8,0 10,0 7,0 Brache me 1,0 11,0 — Acker— Weide 10,0 _ Winterraps =. eu. —_ _ — 4,0 Besonders möge noch darauf hingewiesen sein, daß sich die Anbauverhältnisse selbstverständlich als außerordentlich abhängig von der jeweiligen Höhenlage und des damit verbundenen Klimas erweisen. Hierdurch erleiden die obigen allgemeinen Erörterungen über diesen Gegenstand für die höheren Lagen eine gewisse Ein- schränkung. Der obere Buntsandstein und sein Boden. Den oberen Buntsandstein lassen wir, der. verbreitetsten Auf- fassung folgend, mit einer Schichtenfolge beginnen, welche im süd- ! Vergl. Luedecke, I. c. S. 36 und 86 und 40—45. ZMersl HoWeibralsee 373091: lichen und südwestlichen Verbreitungsgebiet als Zwischenschicht be- zeichnet wird', die in der nördlichen Ausbildungszone dagegen als Chiroterium-Sandstein oder auch als weißer Grenzsandstein, wie in Nordhessen und am Harzrande, bekannt ist. Zu unterst lagert fast im ganzen Deutschland die Karneolbank, die infolge ihrer allgemeinen Verbreitung die Trennung vom mittleren Buntsandstein abgibt. Beginnen wir im Südwesten des germanischen Buntsandstein- gebietes mit der Betrachtung der oberen Buntsandsteinformation, so treffen wir in Elsaß-Lothringen * und im Rheinland ? genannte Schichten als oft kieselig verkittete Sandsteine entwickelt, von buntem. Wechsel in Farbe und Korn, wobei sich häufig ein erstaunlicher Reichtum an Glimmer einstellt. Dolomitknollen durchsetzen das Gestein, und wenn sie fehlen, so verraten braune Flecke ihre ehemalige Gegen- wart. Mit ihnen gemeinsam tritt der Karneol auf. Diesen Zwischenschichten überlagern vorwiegend rote und violett gefärbte, feinkörnige Sandsteine mit tonigem Zement aber Armut an Glimmer und Geröllen. Sie wechsellagern mit geringen Tonschichten und glimmerreichen Sandsteinpartien und gehen zu oberst in Dolomit über. Diese als Voltziensandsteine benannten Sandsteine führen ihren Namen auf die in ihnen überaus häufig ge- fundenen Pflanzenreste namentlich der Voltzia heterophylla zurück. In der Rheinpfalz * ist die Zone der Zwischenschichten im all- gemeinen gleichartig entwickelt, doch scheint eine tonigere Ausbildung in manchen Lagen stattzufinden und stellenweise der konglomeratische Charakter, der mit dolomitischem Material verbundenen Gerölle, zu- zunehmen. Glimmerreiche Schichten wechseln ebenfalls mit solchen, die arm daran sind, ab. Auch charakterisieren Manganbutzen, Do- lomitknollen und Karneolkonglomerate durch häufiges Auftreten die nämliche Zone. Das Material der die-Karneolkonglomerate zusammen- setzenden Gerölle besteht nicht allein aus diesen selbst; sondern ı ee wurde durch die württembergische onilesannane eine knochenführende horizont- -beständige Schicht zwischen dem Hauptkonglomerat Sm, und dem Plattensandstein So entdeckt. Dieses „Buntsandsteinbonebed“ von individueller petrographischer Ausbildung dürfte eine wichtige Grenzlegung abgeben, wenn nicht seine leichte Verwitterbarkeit es für diesen Zweck untaug- lich macht. Vergl. A. Schmidt „Über Fossilhorizonte im Buntsandstein des öst- lichen Schwarzwaldes“. Mitteil. d. geol. Abteil. d. stat. Landesamtes. 1910. No. 7 2 Benecke, „Über die Trias in Elsaß-Lothringen und Luxemburg.“ 1877. ® Erl. z. Bl. Schweich 8. 12, Bl. Saarlouis S. 10, Bl. Bittburg der geol. Spezialkarte von Preußen. * Vergl. Erl. z. Bl. Speyer 8.15, 16 u.48,55; Bl. Zweibrücken $. 142—146. auch aus Milchquarz-, Quarzit- und Porphyrgeröllen. Die Mächtig- keit der Konglomerate nimmt von Süden nach Norden hin ab. Durch die tonigen Lagen wird ein typischer Quellhorizont geschaffen. Das Hangende wird auch hier wiederum von massigen bis dünnplattigen Sandsteinen gebildet, deren Beschaffenheit im all- gemeinen dem Voltziensandstein gleicht, jedoch noch feineres Korn aufweist. Die Färbung dieser Sandsteine ist entweder eine tief violettrote! oder auch eine helle ?, licht rötliche, weiße, selten gelbe. Sie sind buntgestreift und mit grünlichen oder grüngelben Flecken ! versehen. Dünne, feine Lettenschiehten sind ihnen eingebettet, auch treten vereinzelt dolomitische Einschaltungen auf. Die diesen Sand- steinen teilweise überlagernden, intensiv rotgefärbten Lettenschiefer stellen die oberste Schicht des oberen Buntsandsteins, den sogen. Röt dar, der hier im Südwesten noch ganz zurücktritt und erst im Osten eine geringe Mächtigkeit annimmt. Die in der Rheinpfalz angedeutete Dreiteilung gewinnt für die rechtsrheinische Verbreitung des oberen Buntsandsteins mehr an Be- deutung, überhaupt macht sich in den unteren Neckargegenden der Unterschied in der petrographischen Ausbildung der Formations- abteilungen deutlicher bemerkbar. Hier beginnt der Übergang zu der mit Franken und Thüringen gemeinsamen Faziesentwicklung. Die Karneolbank, wie die unterste Abteilung im Odenwald und Schwarzwald benannt wird, ähnelt in ihrer Ausbildung im wesent- lichen auch hier dem linksrheinischen Äquivalent. Es sind bunte, tonige Sandsteine mit knolliger Absonderung und meist dolomitischem Bindemittel, jedoch tritt die Karneolausscheidung in denselben zumeist zurück. Die auch hier die darüber folgenden Etagen einnehmenden Sandsteine sind mittel- bis feinkörnig, zeichnen sich durch Glimmer- reichtum aus, sind mit sandigen Schieferletten vergesellschaftet und besitzen meist stark rote Färbungen, und nur selten sind sie weiß. Durch Glimmer- und Tonanreicherung werden sie dünnplattig, so daß ihnen infolge dieser Eigenschaft der Name Plattensandstein bei- gelegt wurde. An ihrer oberen Grenze führen sie eine Dolomitbank. Für den badischen Odenwald gibt ScuaLcH charakteristische Angaben über dieses Gestein und folgen wir im nachstehenden seinen Aus- 1 Vergl. Bl. Zweibrücken, S. 146. ? Vergl. Bl. Speyer, S. 17. ® Vergl. Erl. z. Bl. Mosbach S. 4; Bl. Epfenbach S. 10; Bl. Heidelberg S. 34; Bl. Neckargemünd S. 23 und Schalch, 1. c. S. 21. Benecke und Cohen, 1..C.19.. 327: uns führungen: „Die Plattensandsteine oder Zwischenschichten stellen einen unmittelbar über der Karneolbank beginnenden, 30—40 m mächtigen, ziemlich geschlossenen Komplex eines vorwiegend dünn- und ebenplattigen, selten dickbankigen, gleichmäßig—feinkörnigen Tonsandsteins dar. Eintönig rote Farben herrschen durchweg vor, nur untergeordnet und lokal treten dunklere, durch Manganschuß bedingte Farbentöne an ihre Stelle. Der im Gestein allgemein ver- breitete Glimmergehalt macht sich auf den Schichtflächen besonders bemerkbar. Hier und da sich einstellende, wenig mächtige Ein- lagerungen von sandig-glimmerigem Schieferton keilen sich gewöhnlich rasch wieder aus oder zeigen doch nur eine verhältnismäßig geringe horizontale Erstreckung. In der Unter- und Oberregion erlangen die Bänke eine bisweilen ziemlich beträchtliche Mächtigkeit, während sie in der Mitte oft stark und unregelmäßig keilförmig verplattet und zerklüftet erscheinen. Da und dort ziehen eigentümlich breceiös aussehende Zwischenlagen mit weißem, kalkig-dolomitischem Binde- mittel die Aufmerksamkeit auf sich.“ „In der Mehrzahl der Brüche erlangt dieser letztere (der Plattensandstein. Der Verf.) gegen oben hin durch einen an die Karneolbank erinnernden, oft nur Bruchteile eines Meters mächtigen, selten 1—2 m erreichenden, oberen Dolomithorizont eine verhältnis- mäßig scharfe Begrenzung. Derselbe macht sich, ähnlich wie die Karneolbank, in der Regel schon durch mehr oder weniger ab- weichende, bunte, häufig blaugraue Färbung, sowie durch lockere und unganze Beschaffenheit, dem Hangenden und Liegenden gegen- über, kenntlich. Die Dolomitführung ist ebensowenig wie in der Karneolbank eine allgemeine. Sie beschränkt sich vielmehr auf einzelne Partien innerhalb des sonst carbonatfreien, lockeren bis zerreiblichen, stark tonigen, manganschüssigen Sandsteins !.“ In der Regel werden die Plattensandsteine vom Chirotherien- sandstein überlagert, einen durch auffällig helle Farben ausgezeichneten Sandstein von quarzitischem Charakter. Meist werden seine Bänke von wiederholt wiederkehrenden Zwischenlagen roter Schiefertone voneinander getrennt, so daß ein bunter Gesteins- und Farbenwechsel entsteht. „Die Sandsteine selbst erlangen ihres quarzitischen Bindemittels halber“, schreibt ScHaLcH, „in der Regel eine beträchtliche Härte und Festigkeit. Einzelne Bänke lassen durch Aufbrausen mit Säure ! F. Schalch, Erl. z. Bl. Epfenbach der geol. Spezialkarte von Baden. Ss 0 3a Br A auf einen geringen Dolomitgehalt des Bindemittels schließen. Nur selten ist das letztere von toniger Beschaffenheit. Manche Bänke sind mehr oder weniger reich an Trümmern von rotem Schieferton, auf ihren Oberflächen treten häufig regellos verlaufende oder un- regelmäßig netzförmig anastomosierende Leisten und Wülste resp. Vertiefungen hervor !.“ Als oberste Abteilung zeigen sich auch hier wiederum die Schichten des eigentlichen Röt, doch in weit mächtiger und aus- gedehnter Entwicklung als auf der linksrheinischen Seite. Während sich im südöstlichen Schwarzwald? der Röt aus bunten, glimmerreichen Mergeln, dolomitischen Tonen und nur ge- legentlich bindemittelreichen Sandsteinen geringer Mächtigkeit und ganz vereinzelten Dolomitbänkchen? aufbaut, sind es im Odenwald vorwiegend Schiefertone von meist roter, seltener grüner Färbung, denen untergeordnet plattige Tonsandsteine zwischengelagert sind. Nach oben zum Muschelkalk, speziell Wellenkalk, Wellendolomit, machen sich schon gelbgefärbte dolomitische Einlagerungen geltend, welche den Übergang zu dieser Formation dartun. Die Sandsteine nehmen in dieser Region eine vollkommen untergeordnete Rolle ein und nimmt die Gesamtentwicklung den Charakter der reintonigen Ausbildung des mitteldeutschen oberen Buntsandsteins mehr und mehr an. Was den Sandstein anbelangt, so ist er ein dünnschieferiges, dünnplattiges, toniges Gestein, das reichlich mit Glimmer versetzt ist und sich in seiner Färbung der Farbe des ihn einschließenden Schiefertons jeweilig anpaßt. Im allgemeinen bleibt nunmehr in Württemberg und Franken die Ausbildung des oberen Buntsandsteins die gleiche. Auch im süd- lichen Spessart ist dies der Fall, wogegen im nordwestlichen Spessart die obere Buntsandsteinabteilung überhaupt fehlt. Je weiter wir uns nach Norden wenden, destomehr erkennen wir, daß die Sandfazies zurücktritt, um der tonigen, mergeligen Platz zu machen. Die unteren Etagen des oberen Buntsandsteins werden meist von Chirotheriensandstein eingenommen, die jedoch stratigra- phisch den im Odenwald usw. kennen gelernten nicht völlig gleich sind. Im Büdinger Wald stellen sie dünnplattige, feinkörnige, bunte ı F, Schalch, Erl. z. Bl. Mosbach i. Baden, S. 6. ? Vergl. Schalch, Beiträge zur Kenntnis der Trias, Ss. 7 undets: Benecke und Cohen, I. c. S. 321, 326, 327 und 328. 2: Vergl. Erl. z. Bl. eöudenetadt S. 27; Bl. Mosbach, Epfenbach, Nen- stadt i. B., Königsfeld-Niedereschach. a) al we und weiße Gesteine vor, welche auch hier wieder mit dünnen Schiefertonschichten durchsetzt sind. Überlagert werden sie von glimmerreichen, tonigen Sandsteinen, die schon der oberen Röt- abteilung zugestellt- werden, während letzterer selbst als dünn- schieferiger, rotbrauner, glimmerführender Schieferton, dem aber Sandsteinschichten von der Natur der vorgenannten eingeschaltet sind, auftritt !. | FRANTZEN beschreibt in seiner Abhandlung über den Chirotherien- sandstein diesen in Thüringen wie folgt: „An manchen Orten ent- behrt der Sandstein jeden Bindemittels; an anderen Orten ist er durch ein kieseliges oder durch ein ungleich verteiltes, kalkiges Zement verfestigt“, teilweise ist er „ganz ausgefüllt von etwa linsen- großen, runden gelben Flecken. Es sind dies kleine, dolomitische Ausscheidungen, wie das Aufbrausen beweist, wenn man solche Stücke mit starker Säure übergießt. Zuweilen häufen sich diese dolo- mitischen Kügelchen so sehr an, daß gelbe oder gelbbraune, schlecht vom Sandstein abgegrenzte, unregelmäßig geformte Knollen oder dünne Lagen von Dolomit entstehen. Wo sich solche Flecken und Streifen von Dolomitsubstanz häufen, findet man mit dem Dolomit verwachsen zahlreiche Knollen und Streifen von Karneol”“. „Wo der Chiroteriensandstein typisch entwickelt ist, besteht er aus einer Ablagerung von vorwiegend feinkörnigen, gewöhnlich weißen, oft getigerten Sandsteinen in mächtigen Bänken .... Das Korn des Sandsteins ist, wie gesagt, gewöhnlich fein, doch erreicht es die Feinheit..des der Voltziensandsteine gewöhnlich nicht. Hier und da wird der Sandstein auch wohl etwas grobkörniger; ja an manchen Orten sind auch wohl sehr grobe Körner eingestreut, wie man sie im typischen grobkörnigen Buntsandstein findet... .. Glimmer ist im Chirotheriensandstein nicht in großer Menge vorhanden. Nur an einzelnen Stellen häuft er sich auch wohl etwas mehr an und ist dann gewöhnlich Glimmer von weißer Farbe°.“ Toneinlagerungen führt der Chirotheriensandstein wenig und sind sie, wenn vorhanden, dem Sandstein gleich gefärbt. Den tonigen Plattensandsteinen des südlichen Verbreitungs- ! Vergl. Erl. zu Bl. Gelnhausen. 2 Frantzen, „Über Chirotheriensandstein und die konglomeratführenden Schichten des Buntsandsteins.“ Jahrb. d. Kgl. preuß. geol. Landesanstalt. 1888. 8. 359. > Desgl.:S. 350 und Bornemann, |]. c. S. 45—49; Erl, z, Bl. Wasungen S. 11 und 12 und Erl. z. Bl. Eisfeld S. 39—41. A Mer 2 gebietes entsprechen in den nördlichen Gegenden Sandsteine gleicher oder ähnlicher Entwicklung, die jedoch auch quarzitische Bänke ein- zuschließen vermögen (z. B. in der Gegend von Meiningen, Thüringen und am Harzrande) und mit Lettenschichten durchsetzt sind. Mehr und mehr treten aber im Thüringischen Buntsandstein, namentlich am Nordwestrande des Thüringer Waldes diese feinkörnigen Sand- steine zurück und dafür die Röttone in den Vordergrund, um schließ- lich in der Gegend von Saalfeld am Ostrande Thüringens und in der Gegend des Harzes', sowie andererseits in Nordhessen und West- falen”? gänzlich die Oberhand zu gewinnen. Die Chirotherienschichten werden dagegen in Nordhessen und am Harzrande durch Sandsteine von weißer Farbe vertreten. Mit dem Vorwalten der Tonfazies ge- winnen Dolomite, Kalk, Gips und Steinsalz ebenfalls an Mächtigkeit und Ausdehnung, so daß schon immer stärker die Ähnlichkeit mit dem unteren Muschelkalk bemerkbar wird. In seinem nördlichsten Verbreitungsgebiet liegt der Röt von Rüdersdorf? als ein rein dolo- mitisches Gestein vor und noch mehr gilt dieses für die schlesischen* Vorkommnisse. In germanischer (kontinentaler) Ausbildung sind die Bildungen des Buntsandsteins nur im westlichen Teil Oberschlesiens vorhanden, im südlichen Teil spricht sich schon die Analogie mit den Werfener Schichten der alpinen Trias aus°. Der Röt als oberste Abteilung des Buntsandsteins besteht vor- wiegend aus buntgefärbten Tonen und Mergeln, sowie glimmerhaltigen Schieferletten, denen nur sporadisch schwache Lagen von feinkörnigen, ton- und glimmerreichen Sandsteinen eingelagert sind. Auch feste Zwischenschichten quarzitischer Platten kommen vor. Nach oben schließt er meist mit mehr dolomitischen und kalkigen Bänken ab. Gipse und Steinsalz sind im Röt außerordentlich verbreitet. Um die Vielseitigkeit der Rötbildungen zu zeigen, sei z. B. die Glie- derung des Röts im östlichen Thüringen nach PassarGE hier an- geführt. Zu unterst besteht dort der Röt aus spätigen, porphyrischen schiefrigen Gipsen, die landschaftlich ein steiles Gelände bilden, ! Vergl. Pröschhold, „Über die Gliederung des Buntsandsteins.“ Zeit- schr. d. Deutsch. geol. Ges. 39. ° Vergl. Carthaus, .Mitteilungen über die Triasformation im nordöst- lichen Westfalen.* Würzburg: 1886. S. 15 und 70. ® Vergl. Orth, Rüdersdorf ete. S. 12. * Vergl. Noetling, 1, ce. S. 314. ° Vergl. Fraas, 1. c. S. 45 und Ahlburg, „Trias im südlichen Ober- schlesien. “ ig hierüber folgen graugrüne Mergel mit zahlreichen Dolomitbänken, welche meist wenig oder gar nicht angebaut sind und nur dürftige Schafweide und Obstbau gestatten. Zu oberst gelangen dann die grellrot gefärbten Mergel mit hellgrünen Quarzit- und Mergelbändern zur Entwicklung, sie bilden mit Feldern bedeckte Flächen '!. In der nun folgenden Beschreibung der Rötgesteine folgen wir -den Forschungen E. E. Scuumipr’s?® über den Aufbau und Zusammen- setzung der Gesteine des ostthüringischen Rötes. Nach ihm ist der ostthüringische Röt im wesentlichen ein Mergelgebilde mit unter- geordnetem Gips. „Die Mergel aber sind sehr mannigfaltige und wechselnde Gemenge von tonigen Silikaten und dolomitischen Kar- bonaten mit Quarz und gehen durch Vorwalten und Zurücktreten der einzelnen Gemensteile in schiefrige Tone, Letten, Dolomite, Quarzsandsteine und Hornsteine über. Die Gipse stellen sich zwar auch ganz rein dar, gewöhnlich aber im Gemenge mit tonigen Sili- katen und dolomitischen Karbonaten.“ Die Mergel beschreibt E. E. Scuumr als sehr weiche, zerreib- liche Massen, die im trockenen Zustande bröcklig, im nassen plastisch sind und deren Bruch glatt, erdig bis fachmuschelig ist. Ihre Farbe ist vorwiegend rot, daneben aber auch grau, bläulich oder grünlich, während die Schieferung eine sehr dünne ist. „Zwischen Mergel und Letten ist eine scharfe Grenze nicht zu ziehen. Die Mergel gehen mit allmählicher Abnahme des Karbonatgehaltes fast stetig in die Letten über.“ Auch sie sind weich und zerreiblich wie die Mergel, denen sie fast völlig gleichen, aber noch plastischer wie diese. Ihre Farbe ist vorwiegend grau, seltener ziegelrot, im übrigen aber der der Mergel gleich. Die Schieferung ist noch dünner wie die der Mergel, aber nicht mit gleicher Bröckligkeit verknüpft. Zwar saugen sie noch begieriger Wasser auf, werden daher noch schlüpfriger und quellen dementsprechend noch stärker auf, aber zerweichen nicht so leicht als die Mergel. Mit zunehmendem Gehalt an Karbonaten gehen die Mergel in tonige Dolomite über. Vermöge ihres Karbonatgehalts werden die Gesteine fester und härter, ver- lieren das Aufsaugevermögen gegenüber von Wasser und sind dem- gemäß nicht mehr plastisch. Die reinen Karbonate des Röts „treten nicht in gleichem Maße selbständig auf, wie die tonigen Silikate, ! Vergl. Passarge, Das Röt im östlichen Thüringen. S. 3. Dissertation. Jena 1891. ®E. E. Schmidt, „Das ostthüringische Röt.* Jahrb. d. Kgl. preuß. geol. Landesanstalt. Berlin 1881. S. 92—156. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 4 He vielmehr sind sie in qualitativ wie quantitativ mannigfaltiger Weise mit tonigen Silikaten, Ferriten, Quarz und Chalcedon, auch Gips vermengt. Sie enthalten stets Calcium und Magnesium nach nahe gleichen Äquivalentverhältnissen nebeneinander, während das Eisen nur untergeordnet auftritt, auch häufig unter Bildung von Eisen- oxydhydrat aus dem Karbonat ausgeschieden ist; sie sind auch meist kristallinischkörnig, wenn auch äußerst feinkörnig entwickelt; insofern bezeichnet man sie mit Fug und Recht als Dolomite. Allein sie lösen sich, worauf schon wiederholt aufmerksam gemacht wurde, bereits bei gewöhnlicher Temperatur in mäßig konzentrierter Chlor- wasserstoffsäure so leicht und vollständig auf, daß man geneigt wird, sie eher für mechanische Gemenge, als für isomorphe Mischungen zu halten. Diese Dolomite haben vorwiegend graue, in das Gelbliche, Rötliche und Bräunliche übergehende Farben: sie sind schwer zer- sprengbar und brechen in feinkörnigen, rauhen bis unebenen Flächen. Makroskopisch erscheinen sie homogen mit Einschlüssen von Gips- lamellen, Cölestin- und Bleiglanzkörnchen, seltener Quarzbröckchen und Glimmerblättchen. Kavernen sind häufig; sie rühren gewöhnlich von resorbierten Muschelschalen her.“ Durch Überwiegen der Quarzeinlagerungen entwickeln sich aus den Dolomiten Übergänge zu den Sandsteinen und entstehen Mittel- glieder beider Gesteinsformen, die sandigen Dolomite, welche aber keine nähere Besprechung erfordern, zumal sie der Häufigkeit ihres Auftretens nach nur spärlich vorkommen. Desgleichen die Sand- steine selbst, dieselben sind keineswegs den Buntsandsteinen ähn- lich, denn weder reich an Quarz wie diese, noch gleichartig in der Zusammensetzung, sind es mürbe, schiefrige, oft harte und dichte, oft auch kavernöse Gesteine, die den Schaumkalken des Wellen- kalkes in ihrer blasigen Ausbildung ähneln. Außer Quarz führen sie Glimmer und sind durch ein karbonathaltiges Bindemittel verbunden. Tritt die Kieselsäure in Form von Chalcedon als Ausfüllungsmasse, Zement oder Grundmasse auf, so bildet sie mit dem Dolomit Über- gänge von diesem zu hornsteinartigen Gebilden von fester und harter Natur, die wenig angreifbar sind. Fassen wir kurz die petrographischen Ausbildungsformen der Gesteine des oberen Buntsandsteins zusammen, so dürfen wir fol- gende Gesteine, abgesehen von einer größeren Zahl nur gering ver- tretener, als selbständige Glieder aufführen. Voltziensandstein, Plattensandstein, Chirotheriensandstein, Letten, Rötton, Rötmergel, ER al Rötdolomit und Gips. Das Steinsalz als nicht bodenbildendes Ge- stein fällt aus unseren Erörterungen fort. Die übrigen angeführten Gesteine treten alle einzeln oder gemeinsam mehr oder weniger bodenbildend auf. Da in den voraufgegangenen Besprechungen bezüglich der stoff- lichen Beschaffenheit der Sand-, Ton- und Karbonatgesteine ein- gehend über die Verwitterungserscheinungen derselben berichtet worden ist und an dieser Stelle bei gleicher Behandlung des Stoffes nur Bekanntes wiederholt werden müßte, so gehen wir sofort zur Aufzählung des analytischen Materials über und wenden uns dann sogleich der Bodenbildung der einzelnen Gesteinstypen zu. A. Sandsteine. 1, Glimmerreicher Sandstein von Neuenbürg in Württemberg, mit- geteilt von E. v. Worrr (Mitteilungen aus Hohenheim. Stutt- gart 1887 und Bıenermann’s Centralbl. f. Agr. Chem. Bd. XVI, Heft 1). ‘ Die Zugehörigkeit dieses Sandsteins zur oberen Abteilung steht nicht ganz sicher fest. Er kann zu den unteren Sandsteinen des oberen Buntsand- steins oder auch noch zum mittleren Buntsandstein zuzurechnen sein. In den Angaben Wolff’s heißt es: „Bruchstück eines feinkörnigen, hellrot gefärbten, unverwitterten Sandsteins, seiner Beschaffenheit nach schon mehr dem Haupt- gebilde der ganzen Formation, dem eigentlich bunten Sandstein, wenn auch dem obersten, also den Übergang zu dem „Röt“ vermittelnden Teile desselben zuzu- rechnen ist. Das Gestein war reich an kleinen Blättchen von weißem Glimmer und überall mit braunroten Punkten und Flecken durchsetzt, die von einer mehr tonigen und eisenreichen Masse herrührten.“ Die Abtrennung ist aber dort stets schwierig, wo die Karneolbank fehlt oder dort, wo zwischen Hauptkonglomerat und Karneolhorizont Sandsteine eingelagert sind, vergl. hierzu Sauer, Erl. z. Bl. Neckargemünd S. 23 ff., ferner Erl. zu Bl. Freudenstadt S. 23, wo es heißt: „Denn der Hauptcharakter der eigentlichen Plattensandsteine besteht neben ihrer ebenen Schichtung in ihrem gleichmäßig feinen Korn, ihrem Glimmergehalt und reichlichen tonigen Bindemittel. Die tiefsten über dem Hauptkonglomerat folgenden Schichten sind zwar vielfach schon ebenplattig entwickelt, erinnern aber in manchen Lagen durch gröberes Korn, leichte Verkieselung und verein- zelte Quarzgerölle noch einigermaßen an die Schichten unter ihnen. Sie unterscheiden sich von ihnen immerhin deutlich genug durch verhältnismäßig große, parallel gelagerte Schuppen weißen Glimmers. Dazu kommt auf angewitterten Flächen oft ein Reichtum an kleinen Hohlräumen, die dem Gestein ein löcherig zerfressenes Aussehen verleihen und, wie frische Stücke lehren, wenigstens zum Teil durch Auswittern kleinster Ton- gallen entstanden.“ (M. Schmidt und E. Rau.) Demnach dürfte man diesen Sandstein doch wohl dem oberen Buntsandstein zurechnen oder jedenfalls ganz allgemein „den Zwischenschichten“, wenngleich es auch im Referat der „Jahres- 4* Zi _— & .— [9 D „Steine und Steinchen des Untergrundes“ tiefrot gefärbt von mehr als 1 mm Durchmesser (8,6°/o der lufttrockenen Boden- probe, nämlich aus dieser ausgesiebt; Oentralbl. f. Agr. Chem. Bd. 16. 1887. 8. 15). „Sie gehörten den obersten, mehr tonigen Schichten der Formation an, den plattenförmigen Absonde- rungen, welche auch wegen ihrer tiefbraunroten Farbe mit dem Namen ‚Röt‘ bezeichnet werden“. E. v. Worrr, Mittei- lungen von Hohenheim. S. 2. Ebenfalls von Neuenbürg. Oberer Buntsandstein von Baden, mitgeteilt von J. NEsster, und E. Muru (Jahresber. über die Fortschritte der Agr. Chem. 1870— 72. 8. 21. Orig.: Berichte über die Arbeiten der Groß- herzogl. Versuchs-Station Karlsruhe 1870, Bad. landwirtschaftl. Wochenblatt. 1867. No. 99). 4, Oberer glimmerreicher, schiefriger Sandstein von Thüngersheim (A. Hırger, „Die chemische Zusammensetzung von Gesteinen der Würzburger Trias.“ Mitteilungen pharm. Inst. Lab. f. angew. Chem. Erlangen 1889 u. Jahresber. Agr. Chem. X1l. 1889. S. 5). 5. Röt von Thüngersheim („große Grube“), (desgl. A. Hırcer). 6. Chirotherienbank von Aura bei Kissingen (desgl. A. HıLakr). (5. und 6. dürften nicht mehr zu den reinen Sandsteinen zu- zurechnen sein, namentlich No. 6 mit seinem hohen Karbonatgehalt gehört eher den Karbonatgesteinen an.) © Gesamtanalysen. . 1a Tndr, IV. V. VL. SiO, 91,735 81,846 69,36 68,184 82,785 63,299 AL,0, 3,743 7,615 183,58 12,032 4,165 4,679 Fe,0, 1,489 3,745 6,05 4,187 1,726 0,571 10. MOL 0 — FeO 1,120 FeO 1,246 Fe 0 0,270 Ca00, 0,085 0,099 — or 4,821 20,991 CaO 009 0088 0,51 0,867 0,016 0,573 MO 0111 0255 031 1,042 1,246 I K,0. 1,89 27285 642 4,880 2,877 1,571 Na;,0 0082 0442 2,69 1,079 0,061 1,828 P,0, 0,025 0,046 0,10 Ca,(PO,), 1,109 Ca, (P O,), 0,775 Ca, (P 0,), 1,212 SO, 0,009 0,000 — CaSO, 0533 CaSO, 0,002 CaSO, 0341 H, OÖ (Glüh- verlust) 0,624 2,619 — 2,720 1.061 1,609 NaCı 0,118 > 0.143 MgCO, 0,021 2,641 berichte der Fortschritte auf dem Gebiete der Agrikulturchemie“, XI. und XII. Jahrg. 1568—69, heißt: „wohin das feste Gestein aus den oberen glimmer- haltisen Schichten des eigentlichen bunten Sandsteins herrührt.‘“!? Ich schrieb dieses 1907 nieder. Inzwischen ist nun das Bl. Schramberg mit seiner Erläuterung erschienen, in dieser wird auch von der württembergischen Landes- aufnahme Wolff ’s Sandstein als Oberer Sandstein, Plattensandstein, angesehen. (Vergl. Bräuhäuser: Erl. zu Bl. Schramberg. S. 101.) In Salzsäure löslicher Anteil: IL II, II. IV. V. VI. kalte heiße heiße (konz.) Si0, 0,003 0,003 0,057 0,08 4,165 0,024 1,206 AL,O, 0,076 0,277 0,988 3,27 3,100 — 0,854 RO, 1,060 1,038 3,173 4.24 2,083 1.726 0,571 Mn,O, —_ 0,017 0,508 — FeO 1,120 — 0,270 0aC0, 0,050 0,085 0,099 —_ _ 4,821 — Ca0 —_ — — 0,26 0,867 — 12,562 MsO Sp. Sp. 0,052 0,19 1,042 MgCO, 0,021 1,245 O0 0,015 0,049 0,078 0,61 0,924 0,416 0,204 Na, 0 0,003 0,006 0,010 0,38 0,432 Sp. 0,353 s 0,009 0,025 0,046 0,06 0,702 0,775 — SO, 0,008 0,009 0,009 — 0,385 0,002 _ H,O — — — — 2,720 1.061 1,609 Cl 0,072 — _- B. Tongesteine. 1. Röt aus Baden (NzssLer und Muru, vergl. S. 52 No. 3). 2. Röt von Hasbergen (Osnabrück), einem Forstgrunde entnommen (Fisse, Journ. f. Landw. Göttingen 1873, p. 28 u. Jahresber. d. Fortschritte a. d. Gebiete d. Agr.-Chem. 1873—74, S. 11). 3. Röt-Letten vom Kugelberg bei Cahla (E. E. Schwmipr, Jahrb. d. Kgl. Preuß. geol. Landesanstalt 1881. S. 92. Ref. Jahresber. Agr. Chem. 1882). 1. IT. II. Gesamt- Gesamt (sesamt- analyse löslichinHÜl analyse löslich inHÜC]l analyse SEO: 9, alla 162,08 0,05 75,106 ! 0,022 47,8 A Oeee 19,73 4,29 \ 16,2 eo 2. 798 6,08 N 9,1 Bor... 0,32 0,25 0,866 a 1,6 MO... 0,22 0,13 0,216 — 8,7 OR 244.09 0,84 1,744 0,156 3,9 NO n,: 3,09 0,39 0,688 0,201 1,4 ROT... 20, 0,08 0,044 0,044 0,5 BIO Her: — = 0,075 0,0975 FeO 2,4 MENO.. . .v... — — 0,320 0.320 SO, 0,3 EROR er +..‘. ; — = 2,756 2,756 6,3 00, 02 Eine Rötprobe, die 3—4 m unter dem „Röt von Thüngersheim* (S. 52 No. 5) gelegen war, ergab nach A. Hırcer 0,416°% P,O,, 2,214°]o K,O und 3,569 %o CaCO,. ! Unlöslich in HCl und H,SO,, die übrigen Zahlen der Reihe geben den in HC] und H,SO, löslichen Anteil wieder. tz Weitere Bestimmungen der hauptsächlichsten Pflanzennährstoffe im „Röt des badischen Buntsandsteins von Villingen, Wertheim und Ettlingen“ hat seinerzeit NEssLe£r veröffentlicht. Das mit Flußsäure auf- : 0 geschlossene Gestein enthielt in 8 Fällen im — — Mittel °/o, für Maximum D) rm OL a an op BL 99 = 1090 Ein Röt von Freudenstadt (Württemberg) ergab 0,24% und ein anderer 0,31°/o P,O,°. C. Karbonatgesteine. 1. Bank mit Myophoria vulgaris im Röt von Erlabrunn (mit- geteilt von A. HILGEr). 2. Dolomitknauer an der Karneolbank vom Rothenberge bei Karl- stadt a. M. (A. HıLnser). en era ne u | mitgeteilt von E. E. Schmipt, 4. Mergel vom Kugelberg bei Cahla ee, Jahrb. d. Kgl. Preuß. geol. ee Landesanstalt. 1881. 8. 133. 6. Desgl. 7. Dunkelgelbe dolomitische Kalkbank (0,5 m mächtig) Bl. Lengs- feld, mitgeteilt von v. Kornen (die Bank ist in ganz Hessen vorhanden und liegt an der Grenze des unteren Muschelkalkes). 8. Dolomitknollen aus dem Chirotheriensandstein aus der Meininger Gegend. FRANTzEn, Jahrb. d. Preuß. geol. Landesanstalt. 1883. S. 368. . Dolomit aus der Karneolbank bei Kissingen (Chirotheriensand- stein), ebenfalls bei FRANTZEn. 10. Grüner, dolomitischer Mergel von Rüdersdorf bei Berlin, nahe der Giesenschlucht. 11. Roter Dolomitmergel von Rüdersdorf, Giesenschlucht. 12. Gelber mergeliger Dolomit ebendaher, Hennigsche Mergelgrube. 13. Grüner Dolomitmergel gleichen Fundortes. 14. Mergeliger Kalkstein Rüdersdorf, Giesenschlucht. (10.—14. mitgeteilt von A. Orts, Rüdersdorf und Umgegend auf geologischer Grundlage bearbeitet. 1877. Abh. z. geol. Karte von Preußen 1.) 15. Rötdolomit von Bobreck in Oberschlesien (nach GRUNDMANN vergl. H. Eck, ]. ce. S. 41). : Verl. ©. Luedecke,l. c. 8. 81. ® Vergl. Erl. z. Bl. Freudenstadt. S. 88. de) ei une 1. 2. re: © löslich in HCl löslichin H Ol SiO, ..... 45,012 3,801 Unlösliches 47,046 61,7 392 42,0 424 Mo. 900 ac In 22 lie .ios ie BO .. 2,801°.- 1,246 I 12, 5500.30, 1059 Ko... ER = el ot Bu... 3086 5,401 0810 87 107 ve 62 Bol 20, 919 seo cs 103 70 1 00... eo gi = BI ee ot. 2,180 1,412 Dane ae an or 79002 0812 OR 0 ae ne P,0, Ca,(PO,), 1,504 1,207 DO oa See Bro Das 02 00 BO, 27120) al er ae en Denen 0101. 0206 0,004 Bon 3,081 3,081 Or Bo alle, 2. So ee nel os 22,93 3,58 57,02 54,90 20,37 40,96 20,16 5,82 Unlösliches J : s ? Löslich in H Ül: ro a 0,83 : ae Da esameco, 206 ee 1 320 ean eo. 18200 u 2 oo ca 21,1 11,61 3829 9595 MO 890 zı 270602 523 1588 1015 273 18,39 Ser _ 881 10.49 36.00 17.32 32.99 4239 moon 42,38 52,49 MO a aA an \- — 0 1055 728 155 605 207 — Be = are 1,96 Se BE De I IE RAEL rose Der in Salzsäure unlösliche Rückstand letzterer Gesteine ent- hält namhafte Mengen Kali, wie die Analyse des in Salzsäure unlös- lichen Anteils des grünen dolomitischen Mergels (No. 10) erkennen läßt. Nach Orts ist dieser wie folgt zusammengesetzt: SiO, 60,78 "!o, A1l,O, 24,03%, CaO 0,35°lo, MgO 3,05°%o, K,O 3,74°%o, Na,O 1,10°/o und Glühverlust 6,70 °/o. “Anschließend an die Gesteinsanalysen mögen noch die Analysen einiger Kieselausscheidungen des Röts wiedergegeben sein. No. 1 und 2 sind solche aus der Karneolzone, und zwar 1. Karneol von Bann bei Landstuhl in der Pfalz und 2. Chalcedon ebendaher. No. 3 ist ein Hornstein von Jenzig bei Jena und No. 4 ein gleicher vom Kugelberg bei Cahla. (lund 2 Erl. z. Blatt Zweibrücken, S. 144. Anal. A. Schwaser; 3 und 4 E. E. Schmmwr, l. ec. S. 133. Anal. Porp und Praussnitz.) : I. II. IV. SON na Ehrganin 99,36 ! 812 37,3 AO E08 N 6) 8.6 Be50 0.2.2068 0,14 4,3 1,9 OO ee ep 0,08 0,4 9,4 Me0..... 098 0,04 01 0,6 KO 01 0,06 4,1 0,1 Na 0000 0,04 2,0 01 er, = — 0,1 RO ge 0,28 0,5 0,4 (MnO 0,08) Unzweifelhaft steht der unter A. 1 aufgeführte Sandstein in seiner chemischen Zusammensetzung den Sandsteinen des mittleren Buntsandsteins äußerst nahe und gehört, wie wir ja gesehen haben, auch solchen Schichten an, deren Stellung zum mittleren Buntsand- stein in nächster Beziehung steht”. Vergleichen wir dagegen die übrigen Sandgesteine des oberen Buntsandsteins mit den Sandsteinen . der mittleren und unteren Formationsabteilung, so macht sich eine Analogie zwischen ihnen und dem unteren Sandstein auf der einen Seite geltend, während der mittlere Buntsandstein in seiner che- mischen Natur mehr oder weniger stark kontrastiert. Diese Ver- hältnisse sprechen sich am klarsten durch eine Gegenüberstellung der analytischen Werte aus, wie sie die nachstehende Tabelle wiedergibt. Sandsteine des Su Sm So (Werte aus 9 Analysen) (Werte aus 8 Analysen) (Werte aus 4 Analysen) SUSE 80 % 77 17,4—80,8° 86,9— 95.1 68.2—82,8 Al,O, , 9 5 9 7,7—9,6 1,9—6,6 4,2—13,5 Ben a 3 it 4,5 1,4—3,6 0,4—2,3 3,7—6,0 KROSEAR N 1,8 4,5 1,8—4,5 0,2—3,4 2,93— 6,4 1 Sı0, ist aus der Differenz ermittelt. j ® Bezüglich seiner chemischen Zusammensetzung allein könnte man ihn sehr wohl als Sm auffassen, ® Diese Werte wurden aus den früher angegebenen Analysen berechnet, und zwar gibt die allein zu oberst stehende Zahl den abgerundeten Mittelwert aus den Analysen an, während die beiden darunter stehenden Zahlen den empirisch erhaltenen Kleinsten und höchsten Wert darstellen. Bei den Analysen des Sn ist der Letten ausgeschaltet, ebenso bei So No. 1, da er einen wenig scharfen ee Sandsteine des Su Sm So (Werte aus 9 Analysen) (Werte aus8 Analysen) (Werte aus 4 Analysen) Na, Üseer 1 0,5 1 0,2—1,3 0,2—1,0 0,1— 2,7 Bose an 1 SP. 0,4 0,02—0,52 0,0—0,08 0,05—9,7 in ON ee 1 0,1 0,4 0,1—3,0 Sp.—0,25 0,02—0,9 Meier. 1 0,15 0,5 0,7—1,7 0,10—0,23 0,26—1,25 Hiernach sind die Sandsteine der mittleren Abteilung am kiesel- säurereichsten, die des unteren und oberen Buntsandsteins daran ärmer und übertrifft ersterer den letzteren um ein Geringes. Im Ge- halt an Tonerde sind der untere und der obere Sandstein wiederum gleich und erreicht der letztere den Maximalwert von 13,5, ein Wert, der im unteren Buntsandstein für Tonerde nicht beobachtet wurde. Der mittlere Buntsandstein steht dagegen den beiden an- deren Sandsteinen im Gehalt an Tonerde weit nach. Das Eisen- oxyd ist ebenfalls hauptsächlich in der unteren und oberen Abtei- lung, weit weniger in der mittleren vorhanden, doch übertrifft hierin abermals der obere den unteren Buntsandstein. Gleiches gilt für Kali und Phosphorsäure'. Das Natron ist im oberen und unteren Übergang vom Sm zum So sowohl in analytischer wie stratigraphischer Hinsicht darstellt. Von den Analysen des So wurden A. 2, 3, 4 und 5 zur Aufstellung der Tabelle benutzt. 1 Bräuhäuser legt in einer neueren Arbeit interessante Beziehungen des Phosphorsäuregehaltes der einzelnen Buntsandsteinhorizonte zu ihrer Ent- stehungsweise dar, welche sich allerdings mit den obigen Ermittlungen nur teilweise decken. Bräuhäuser fand für sein Untersuchungsgebiet im östlichen Schwarzwald im unteren Buntsandstein von der Arkose bis zur Obergrenze Phosphorsäurewerte von 0,212 /o—0,053°/o, Im mittleren Buntsandstein stellte er nach Horizonten von unten nach oben geordnet folgende P, O,-Mengen fest: Ecx’sches Konglomerat : 0,078—0,071—0,071—0,071—0,045— 0,044 %o. Geröllfreier mittlerer Buntsandstein: 0,142—0,128—0,078—0,070—0,054 —0,048 %/o. Hauptkonglomerat: 0,134 —0,067—0,053—0,030 °/o. Im „normalen oberen Buntsandstein“ vermochte er aber nur „Deutliche Spuren — Schwache Spuren — Schwache Spuren“ nachzuweisen. Erst im eigentlichen Rötton schwoll der P, O,-Gehalt wiederum mächtig an, nämlich zu: 0,142—0,164 —0,5310—0,244—0,113—0,120°0, doch sind auch dort zu verzeichnen „Sehr schwache Spuren“ und „Kaum eine Spur“. Dieses rhythmische Aufsteigen und Fallen der Phosphorsäurewerte inner- halb eines geologisch selbständigen Horizontes erklärt Bräuhäuser durch eine ee Buntsandstein gleich hoch vertreten, doch im mittleren wieder gering zugegen. Der Kalk und die Magnesia sind am stärksten im unteren Sandstein vorhanden, der oberen Abteilung kommt hieran nur die Hälfte zu und im mittleren Buntsandstein sinkt der Gehalt an Kalk und Magnesia bis auf ganz geringe Mengen herab. Daß jedoch auch diese Sandsteine einen nicht unbeträchtlichen Kalkgehalt unter Um- ständen aufzuweisen vermögen, geht aus einer Mitteilung FRANTzEN’s über die dolomitische Chirotherien-Sandsteinbank Frankens hervor, deren Zusammensetzung nach ihm sich auf 87,42°/, Sand ete., 0,71°/o Al,O,-+Fe,0,, 11,48°%0 CaCO, und 0,34°% MgCO, be- läuft. Diese Bank stellt dort eine 0,76 m dicke, oben aus hell- farbigem mergeligen Ton, unten aus einem harten, jedoch feinkörnigen, hellgefärbten, dolomitischen Sandstein bestehende bankige Einschal- tung dar". Allein schon aus der chemischen Beschaffenheit der Sandsteine ließe sich folgern, daß von ihnen die Sandsteine der oberen Ab- teilung die besseren Böden zu liefern vermögen, was denn auch in der Tat der Fall ist. E. v. Worrr? widmete der Verwitterung des Plattensandsteins eingehende Untersuchungen im Laboratorium, indem er das Gestein in Gestalt von verwitterten Bruchstücken (Steinen), sowie den aus diesen hervorgegangenen Untergrund wie Obergrund den Einflüssen verschieden stark angreifender Säuren aussetzte. Die dadurch im Lösung gegangenen Substanzmengen bestimmte er und zog aus den so erhaltenen Werten Schlüsse sowohl auf den Gang der Ver- witterung als auch auf die Umwandlung des Plattensandsteins im Boden. Seinen interessanten Untersuchungen sei folgendes ent- nommen. jedesmalige geologische Neubildung des Sediments. Eine jede seiner P, O,-Gruppen beginnt mit einer Schicht fremder Geschiebe und Gerölle, welche bei der zu unterst liegenden Arkose, wie beim Eck’schen Konglomerat, kristallinen Gesteinen entstammen. „In jeder Gruppe ist das Verhältnis des oberen zum unteren Teil das gleiche; bei einer jeden bedeutet der erste Anfang des unteren Teils, geo- logisch gesprochen, ein — vielleicht katastrophenartiges — Einsetzen einer an- deren Zeit nach vergangenen Perioden gleichmäßiger ruhiger Entwicklung.“ Das aus den kristallinen Gesteinen neu zugeführte Material erhöht stets den P,O,-Gehalt der Sandsteine. (Bräuhäuser, ]. c. S. 16 und 17.) ! Frantzen, Jahrb. d. Kgl. Preuß. geol. Landesanstalt. 1883. S. 359. ° Mitteilungen von Hohenheim. Stuttgart 1857 und Biedermann’s Üentral- blatt für Agrikultur-Chemie. XVI. 1. 1887. S. 11. Steine des Feinerde Untergrundes Untergrund BRON(Sete bei. 125278 5220.00, 1,1050 2,2798 Festgebundenes H,O \ 1,7878 Humus (N-frei) . . Re 0) 0,5567 RT, Je | 0,0394 Kesamtslühverlust 2. 2... .2.0.22.0:2,6190 4,6637 A. Löslich in kalter konzentrierter Salzsäure: 2,8878 Si0, 0,0827 Ber. 1,6867 NO. 0,8814 Mn, O0, 0,0646 CaCO, 0,0583 MgO . 0,0462 SO, 0,0062 P,O; 0,0219 EOS... 0,0360 Nas 0er. 0,0038 B. Löslich in kochender konzentrierter Salzsäure. @esamimengen. rc. 0.0..1%0222.25,0195 4,9961 SEE Re 2... ar: 0,0566 0,1300 1,0), 2 ra ey 2,0177 PUSOBE N 22. nee 0,9878 2,3392 VE . Bra stessineie 201217.16.050078 0,1450 On aaa ad en r00IB 0,1050 Diele... ern 0,0519 0,0446 NO nn anna 200098 0,0080 U ee ER > 0,0457 0,0498 OR a en, 20,008 0,1505 Na nk, 2 er. 0,0101 0,0063 Karbonatlösl. SPO5,: .. ......1%. >1,0043 3,0005 löniosiicher Rückstand? ....:2,... 91.3633 87,0480 Ackererde 4,5880 2,1406 3,9917 0,2439 10,9642 2,9006 0,1398 1,4267 0,9012 0,0883 0,1183 0,0610 0,0272 0,0654 0,0701 0.0031 5,2266 0,1280 1,9470 2,2790 0,2083 0,2300 0,0957 0,0304 0,0940 0,2007 0,0135 3,4665 80.0893 C. Rückstand behandelt mit konzentrierter Schwefelsäure, wodurch neu in Lösung gingen: esamtmeneer 2 ee. en 04,986 SE Öbn.. 0 Alert er _ DO ee rk ake) BER mul. 0 ln... 3,5095 BauBee een... Bea 200093 NEO see N Eli) U RER EINS E TERN N ee ee 06H N Or een ) Karbonatlosl? SIO, .. 2... „une 50935 Unselöster Rückstand . . -. 2:2... 81,3337 7,1480 0,0776 1,0076 5,1333 0,0274 0,0639 0,7703 0,0679 7,6761 712,3467 5,8192 0,1445 0,5993 4,2873 0,1296 0,0709 0,6434 0,0442 5,3153 69.0557 u Steine des Feinerde Untergrundes Untergrund D. Rückstand behandelt mit Flußsäure, wodurch aufgeschlossen wurde: Ackererde SROSF er le 67,9924 64,0162 AI:O, ae a el 2,2264 2,6977 a0, ER Bert ae 900 0,0471 0,0862 MeIQE SM OS ee 0,0531 0,0501 KOST 2 ee 20045 1,2291 1,8773 NasO4: 0.0 „ar as 22,20,3170 0,2986 0,3282 Demnach beträgt die Gesamtzusammensetzung: STOSS ee 78180 78,8766 73.0505 AO ee ee ee 1615 9,6989 9,1640 INaHOR a ara an ante a. Re) 3,0253 2,5463 IND OS 05 OLS 0,1450 0,2083 CaCO ae 22010988 0,1050 0,2300 Ba ee 0NVSTE 0,0745 0,1158 IMHO a ee 02555 0,1616 0,2167 SO N el 00 0,0080 0,0304 P,O, N SEE TE SENT, 0,0498 0,0940 KO SAU 2,6499 2,7214 INaSO N. a ne ee 02 0,3728 0,3859 H,O + org. Substanz 2 2.2. ..... ....2,6190 4,6637 10,9642 SS Er OT R200.0569 99,8311 99,7275 Berechnet man diese Zahlen auf humusfreie Substanz, so er- hält man vergleichsweise folgende Werte (vergl. BRAUMGART: „Die Wissenschaft in der Bodenkunde‘): SIOS ger er 00.2,83.9983 82,8937 82,2983 ALOE En ae er 181 10,1927 10,3241 Hesose peere 1 9,8455 3,1794 2,8686 MnsOR en. ea 0,1524 0,2347 SEMENO) ES LE! 0,1103 0,2591 MIO ee 12012622 0,1698 0,2441 KRONE, 2,7849 3,0659 IN AS OS ee Make ee re 0136 0,3917 0,4348 EOS rn 2010109 0,0523 0,1059 Davon sind auflöslich in: kalter konzentrierter Salzsäure . .. — 3,0344 3,2623 heißer konzentrierter Salzsäure . . . 5,1568 2,2154 2,6169 kalter — heißer konzentrierter Salzsäure 5,1568 5,2498 5,8792 Karbonat nach Salzsäure-Auszug. . . 1,0317 3,1528 3,9001 konzentrierter Schwefelsäure. ... . . 5,1233 7,5109 6,5471 Karbonat nach Schwefelsäure-Auszug . 5,2328 8,0646 5,9800 Summe der gelösten Bestandteile. . . 16,5446 23,975 22,3064 Unlöslicher Rückstand . . . .... .. 834554 76,0217 71,6936 Bu E. v. Worrr deutet die Ergebnisse seiner Untersuchungen dahin, daß zunächst eine Verminderung des Eisengehaltes im Verlauf des Verwitterungsvorganges stattfindet. Aus den Löslichkeitsverhält- nissen des Kalis in den drei Verwitterungsstufen zieht er sodann den weiteren Schluß, daß mit fortschreitender Verwitterung das Kali in eine leicht löslichere Form überführt wird, denn der in Salzsäure lösliche Anteil des Kalis erweist sich im Untergrunde wie Ackererde bedeutend höher als in den Steinen, aber die in Schwefelsäure ge- löste Quantität zeigt sich in allen drei Stufen nahezu gleich. „Die im Buntsandstein enthaltene absolute Menge Phosphorsäure ist“ nach ihm „nicht beträchtlich und deren Leichtlöslichkeit verhältnismäßig gering“. Immerhin dürfte wohl eine relative Anreicherung der Phos- phorsäure nicht zu leugnen sein. Den in Säuren und Karbonat unlöslichen Rückstand faßt WoLrr als rein sandige Substanz auf und findet, daß sie in allen drei Stufen der Verwitterung eine fast gleiche Zusammensetzung besitzt. Hierfür gibt er nachstehende Übersicht an. de Dh Hes Untergrund Ackererde NO re 3,54 3,08 3,97 CEO) Be re Ne 0,09 0,07 0,12 INICAOW SER 1. 5: 0,08 0,08 0,07 KO ER 2,53 2,39 2,72 NaSOmRaRe te. = 0,39 0,41 0,47 SO RE, 93,07 93,97 92,65 „Die absoluten Mengen der verschiedenen Pflanzennährstoffe sind in den Steinen und in der Feinerde des Untergrundes ziemlich übereinstimmend. Durch allmähliche Verwitterung der Steine muß also die Feinerde des Untergrundes vermehrt werden, ohne daß die letztere dadurch eine wesentliche Veränderung in ihrer Zusammen- setzung, namentlich der eigentlichen Pflanzennährstoffe, erleidet.“ Auch die Arbeiten Worrr’s lassen erkennen, daß sich die Ver- witterung des Sandsteins vorwiegend auf das Bindemittel erstreckt und dieses in seiner Zusammensetzung verändert. Dieser Vorgang scheint der Hauptsache nach in einer Fortführung von Eisen- und Manganoxyden zu bestehen. Für die Manganoxyde geht dieses schon daraus hervor, daß sie in kalter Salzsäure fast zur Hälfte und in heißer Salzsäure fast vollständig auflöslich sind. Das Eisenoxyd " Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der Agrikultur- Chemie. Jahrg. XI u. XII. 1868/69. S. 9. Nat gibt °/s seines in heißer Salzsäure löslichen Anteils schon an kalte Salzsäure ab und läßt den Rest seines Gesamtgehaltes von etwa "Ir in den Steinen, '/s im Untergrund und '/s im Obergrund durch kon- zentrierte Schwefelsäure völlig in Lösung bringen. Daß in den beiden letzten Fällen nur noch Mengen von 'is bezw. '/ auszutreten vermögen gegenüber '/ in den Steinen, zeigt, daß die Gesamtmenge ım Verlauf der Verwitterung beträchtlich abgenommen hat. Auch eine geringe Abnahme an Kieselsäure läßt sich beobachten, während Magnesia und Natron nahezu gleich bleiben. Tonerde, Kali, Phos- phorsäure und kohlensaurer Kalk reichern sich dagegen, wenn auch nur relativ, an. Die Zunahme des kohlensauren Kalks erlaubt zu- gleich auf den Grad der Verwitterung zu schließen. Am wichtigsten für die Beurteilung der ganzen Frage ist jedoch der in Säuren unlösliche resp. der erst durch Flußsäure aufgeschlossene Rückstand, den Worrr als „rein sandige Substanz“ bezeichnet. Er gibt gewissermassen dasjenige wieder, was man als das Skelett des Sandsteins und Bodens aufzufassen vermag, nämlich die Quarzindi- viduen, welche hier z. T. durch Glimmer und Feldspate ersetzt sind. Es ist die durch die Verwitterung schwer oder unangreifbare Hauptmasse des Sandsteins.. Aus der Umrechnungstabelle auf S. 61 geht mit größter Deutlichkeit hervor, daß diese Substanz in allen Stoffen, die an ihrer Zusammensetzung teilnehmen, nahezu gleiche Mengen sowohl in den Steinen, im Untergrund wie in der Ackererde besitzt. Vergleicht man diese Ergebnisse mit denjenigen, welche ich bei der Untersuchung des Verwitterungsvorganges des mittleren Bunt- sandsteins erhielt — zwar sind die analytischen Methoden beider Arbeiten wesentlich voneinander verschieden —, so läßt sich manch ähnliches Verhalten erkennen, wie z. B. der Austritt der Eisen- verbindungen, die Beständigkeit der Kieselsäure {im Fall des Über- ganges vom Sandstein zum ungedüngten primären Verwitterungs- boden meiner Arbeit) ete., doch fällt andererseits namentlich der Gegensatz in der Löslichkeit des Kalis und Natrons und auch der Tonerde auf. Während alle Verwitterungsstadien des mittleren Bunt- sandsteins die Abnahme der Alkalien mit fortschreitender Verwitte- rung dartun, bleiben diese im oberen Buntsandstein-Verwitterungs- boden wie Gestein und Untergrund fast nahezu dieselben. Mir scheint, daß die Ursache dieses Verhaltens in der mineralogischen Natur dieser Verbindungen zu suchen ist, denn im untersuchten mittleren Buntsandstein scheint Kali, Natron und Tonerde in feldspat- artiger Verbindung vorzuliegen, wogegen für diese Körper im oberen Buntsandstein der Worrr’schen Arbeit wohl eher eine Glimmerverbin- dung anzunehmen ist. Hierfür spricht, daß im untersuchten mittleren Buntsandstein makroskopisch wie mikroskopisch kein Glimmer nach- zuweisen war! (Jg. 1910 S. 468), während den Plattensandsteinen die Glimmerführung als ganz besonders charakteristisch ist, denn der Begriff des Plattensandsteins ist, wie wir gesehen haben, an das Vor- handensein von Glimmer gebunden. Feldspate geben aber Kalı und Natron immerhin weit leichter ab als die Glimmer, d. h. mit anderen Worten, jene verwittern, diese dagegen nur schwer wie der Biotit und fast kaum wie der Muskovit. Weißer Glimmer ist es aber gerade, welcher in den Plattensandsteinen auftritt. Eine Festlegung des Kalıs im Fall des oberen Buntsandsteins dürfte wohl wenig Wahrscheinlichkeit für sich haben, doch immerhin nicht gänzlich von der Hand gewiesen werden können zufolge des relativ recht großen Anteils von in Salzsäure löslicher Tonerde. Die Tongesteine des Röt zeigen eine erheblich verschiedene chemische Zusammensetzung. Ihr Gehalt an Kieselsäure schwankt außerordentlich. Sie gehen bei hoher Zunahme an sandigen Teilen, wie dieses z. B. die Analyse von No. 4 auf S. 52 zeigt, in die Schieferletten über. Tonerde und Eisenoxyd sind meist, entsprechend dem Charakter der Tongesteine, in größerer Quantität vorhanden, doch sinkt mit der Zunahme an sandigen Teilen in den Letten ihre Menge erheblich. Kalk und Magnesia wechseln ebenfalls äußerst stark in ihrer Anteilnahme, wodurch einerseits der dolomitische Cha- rakter angebahnt wird, andererseits die. Rötmergel bedingt sind. So teilt M. Bräumäuser die Analyse eines Röttons? aus dem Nord- schwarzwald von nachstehender Zusammensetzung mit, die eine sehr große Menge von kohlensaurem Kalk und Magnesia erkennen läßt und das untersuchte Gestein direkt als Mergel anzusprechen heischt, Unlöslich in 5% HCl: . _Löslich in 5%. HÜI: SiO, = 39,90 — 0,12 P,0,= 014 A1,,0, — 12,88 — Mil 0077 216,25 He,0, — 642 — ph! Bro 2 &2/077—7 0,03 —H 9,9 MgO = 144 — 5,56 KO —73883 — 0,003 Na, 0 20,642 — 0,018 1 Nur einmal fand ich weißen Glimmer in der Korngröße über 2 mm des „gedüngten Bodens aus den tieferen Lagen“, dessen Gegenwart ich mir aber durch Verschleppung aus Sandsteinen anderer Etagen erkläre (s. Landw. Vers.- Stationen, 1. c. S. 202). » Erl. zu Bl. Schramberg S. 103. A Der Kali- und Natrongehalt kann in den Tongesteinen teilweise recht genügend zugegen sein, teilweise sinkt er aber auch sehr herab. Auffällig ist dagegen der meist hohe Gehalt an Phosphorsäure. Durch das Auftreten von Gipsadern, Brocken oder Schnüren werden die Röttone und Mergel selbstredend reich an Calciumsulfat. In den Karbonatgesteinen erreicht die Menge des kohlensauren Kalkes und Magnesia oftmals nahezu das Verhältnis wie in den normalen Dolomiten (vergl. hierzu die Analysen auf S. 55). Einen interessanten Einblick in die Löslichkeitsverhältnisse des oberen Buntsandsteins gegenüber den beiden anderen Abteilungen der Formation gewähren die Analysen von (Quellwassern. Hierfür teilt HAsELHorr nachstehendes charakteristische Beispiel mit. Auf 1 1 Wasser berechnet in mg sind 1 r aus de Quellwassena ne gelöst enthalten: Gesamtmenge CaO Mg0 unteren Buntsandstein . . . . 72,0-116,0 11,5—35,1 4,3--14,9 mittleren En 2 25,.92900 290 21,9—23,5 5,3— 77,6 oberen " a 2421,0 842,0 101,2 Hieraus ist der enorme Unterschied in der Menge der aus dem oberen Buntsandstein ausgelaugten Mineralstoffe gegenüber denjenigen der beiden anderen Formationsabteilungen sehr deutlich ersichtlich. Niemals werden aus dem mittleren wie unteren Buntsandstein so große Substanzmengen ausgewaschen wie aus der oberen Abteilung. Die Sandsteine des oberen Buntsandsteins verwittern zu einem mehr oder minder leichten Sandboden. Immerhin sind die Böden im allgemeinen weit günstiger als die des mittleren Buntsandsteins gestellt, was weniger durch den geringen Zuwachs an pflanzen- ernährenden Mineralbestandteilen als durch den größeren Tongehalt des Ausgangsmaterials bedingt ist. Auch kommt ferner dazu, dab die meisten Sandsteine dieser Abteilung, Lettenzwischenschichten oder auch dolomitische Einlagerungen führen, wodurch bei gemein- samer Verwitterung der entstehende Boden physikalisch bedeutend gebessert wird. Die Plattensandsteine des Oden- und Schwarzwaldes zerfallen zu dünnplattigem und später kleinstückig werdendem Grus, welcher durch die lettigen Einlagerungen zu einem tiefgründigen, feinsandigen Boden wird, der vermöge seines Tongehaltes absorbierend auf die dargereichten Düngerstoffe einzuwirken vermag. Er stellt dadurch in physikalischer Beziehung einen weit günstigeren Boden dar, während seine Pflanzennährstoffe selbst doch auch noch in allzu geringer Menge zugegen sind. Sein Absorptionsvermögen setzt ihn denn auch in den Stand, bei reichlicher und kräftiger Düngung gute Erträge zu liefern. Ferner kommt auch seine für den Ackerbau günstige Lage in Betracht, die meist infolge der Lagerungsverhältnisse des anstehenden Gesteins eine flache ist. Da aber auch er meist kalk- frei ist, so ist vor allen Dingen eine Kalkdüngung am Platze, die um so leichter ausgeführt werden kann, als hierfür das zu be- schaffende Material meist nicht allzu fern in den Gesteinen der Muschelkalkformation und den Gipsen des oberen Röt vorhanden ist!. Durch Melioration mit Löß oder Wellenkalk, wie dieses häufig unter natürlichen Verhältnissen geschieht, werden die Plattensand- - steinböden noch bedeutend besser. Selbstverständlich kommen aber auch innerhalb der Schichten dieser Etage Abweichungen vor, die in der petrographischen Ausbildung bedingt sind, wodurch ein etwas abweichendes Bild als das angegebene, sowohl von der Verwitterung des Sandsteins als auch seines Resultates, der Bodenbildung, hervor- gerufen wird. Eine eingehende Beschreibung des Plattensandsteinbodens findet sich in den Erläuterungen zu Blatt Freudenstadt der neuen geo- logischen Spezialkarte von Württemberg. Hier heißt es: „Dem feineren Korn und der reichlicheren Tonbeimengung entspricht die feinsandige, gutbindige Beschaffenheit des Bodens, welcher auch für den Waldbau entschieden günstiger sich verhält, als die vorher be- handelte Schichtgruppe (mittlerer Buntsandstein). Fast immer geht die Verwitterung sehr tief und läßt nur sehr kleine Sandsteinbrocken übrig, so daß ein fast vollständiger Mangel an größeren Gesteins- blöcken auf weite Strecken hin einen sehr auffallenden Gegensatz zu den felsigen Böden des mittleren Buntsandsteins darbietet. Schwierigkeiten für Pflanzungen, wie sie die Felsenmeere der älteren Schichten oft verursachen, sind hier oben unbekannt. „Der Feinboden (unter 2 mm) besteht nach zahlreichen Schlemm- analysen aus 12—35°/, feinsten Teilen unter 0,01 mm. Die Haupt- masse hiervon wird wohl Ton sein, aber auch sehr feiner Quarz- staub ist darin enthalten. Selbst durch diesen reichlichen Gehalt an den feinsten Teilen wird der Boden noch nicht zu schwer. Wenn er in seinem Untergrunde etwa weniger durchlässig ist, so ist ein ! Über Plattensandsteinböden vergl. Erl. zu Bl. Triberg S. 39. Bl. Neckar- gemünd 8. 102, Bl. Epfenbach S. 62, sowie Bl. Neustadt und Königsfeld-Nieder- eschach und Schramberg S. 100. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 5 Re Vorzug gegenüber den tonarmen Böden des Hauptbuntsandsteins der, daß die Krümelstruktur des Oberbodens sich leichter bildet, und nicht so rasch zerstört wird, wie im gröberen Sandboden. Frei- lich fehlen auch auf diesen Schichten missige Stellen nicht, wo oben viel Rohhumus liegt und darunter einige Dezimeter stark ausgebleicht sind. Aber wie schon oben bemerkt, kommt unter diesen als- bald der dunkelrote, noch fester sitzende Verwitterungsgrus der Plattensandsteine, ohne auch nur an einer der vielen untersuchten Stellen eine als Ortstein zu deutende Zwischenschicht erkennen zu lassen. „Chemisch ist der Boden des oberen Buntsandsteins insofern von dem des mittleren verschieden, als daß er durch seinen reich- lichen Ton die Nährstoffe besser zu binden vermag. Der Nährstoff- gehalt selbst ist kaum größer, nur Kali wird in den mehr lettigen Lagen wieder etwas reichlicher. Die Zunahme an Glimmer kommt dem Boden wenig zugute, weil dieses, allerdings bis zu 10°; Kali enthaltende Mineral der Verwitterung großen Widerstand leistet. Karbonate kommen in keiner den Boden irgendwie beeinflussenden Menge vor. So sind die Eigenschaften, die diese Böden für den Feldbau geeignet machen, mehr physikalischer Natur. Sie sind ge- nügend warm und locker und reich genug an feinen und feinsten Teilen, nur vielleicht etwas steinig durch die schwer verwitternden Bruchstücke der harten Platten. Die Nährstoffe müssen regelmäßig und in genügender Menge zugeführt werden, um die physikalischen Qualitäten des Bodens voll zur Wirkung zu bringen. Die am tieferen Hange angelagerten Schuttmassen zeichnen sich durch größere Tief- gründigkeit und einen gewissen Humusgehalt aus. Alle diese Böden sind arm an Karbonaten !.“ Zwei mechanische Schlemmanalysen der Öberschichten eines Wiesenstückes aus der Gegend von Freudenstadt in Württemberg, ausgeführt von M. Bräumäuser, sowie eine solche eines Waldbodens von Buchschollen, Abteilung Benzelbruck, Kniebis® von REGELMANN mögen hieran angeschlossen sein‘. ! M. Schmidt und K. Rau, Erl. zu Bl. Freudenstadt. S. 86. ° Vergl. Erl. zu Bl. Freudenstadt. S. 88. ® Vergl. Erl, zu Bl, Obertal-Kniebis. S. 134. “ Th. Dietrich gibt u. a. die mechanische Zusammensetzung eines Sandes aus „plattenförmigem Buntsandstein® zu 2,1°o Sandkörnern, 64,1 %o gröbstem, 9,2°%/o feinem, 4,6°/0 feinstem Sand und 19,7 °/o tonigen Gemengteilen an (Uentralblatt f. Agr.-Chem. VI. 1874. S. 8). Im Feinboden: I. (Wiesenboden) II. (Wiesenboden) III. (Waldboden) ubersleomm a... 3,4 4,6 4,7 DoRmmien Dre. 6,8 3,0 2,4 DRS Re 24,6 28,4 \513 DIES 554 24,8 N OS 2. ae 169 15,2 12,6 Ton a 13,6 24,0 28,4 Aus diesen Analysen geht gleichfalls der hohe Gehalt an „Ton“ und feinsten Teilen deutlich hervor. . Desgleichen verdanken wir LUEDECKE zwei weitere mechanische Trennungen von Böden aus den Zwischenschichten mit der Karneol- bank und den darüber liegenden kieseligen Sandsteinen und Letten- schiefern. Der eine Boden wird von ihm als „ein schwerer, zäher, steinfreier und sehr sandarmer Letten mit 52°/o feinsten Teilen, aber nur 1,6°/ Ton“ bezeichnet, der andere als „ein vielleicht mit Lehm gemischter Sandboden mit 26°/o feinsten Teilen, 30°%/o Staub und 1,0% Ton“ !. Hundertstel des Hundertstel des Feinbodens Gesamtbodens Sand (mm) Staub Feinbodken>2mm) 2-1 1-05 0,5—02 0,2—01 0,1—0,05 0,05—0,01 T. 99,9 0,8 0,8 2,8 02 9,3 26,2 1. 95,5 0,8 0,9 8,3 17,8 15.1 30,2 Feinstes Ton nach Glüh- Humus nach < 0,01 SS. HiL6ARD verlust GRANDEAU Il 52,0 991 1,6 Sl. 11 20% 25,6 98,7 1,0 4,1 18 I = Boden des So; lettige Schichten, Grasacker A. 15 von Michel- stadt ım Odenwald. II = Boden des So; A. 15, zwischen Haisterbach und Haisterbach- hof im Odenwald (Lehm?) ?. Die Karneole selbst liegen weit über die Felder des aus ihren Schichten entstandenen Bodens zerstreut und kennzeichnen somit leicht die Herkunft des Bodens. Die dolomitischen Zwischenlagen werden leichter durch die chemische Verwitterung aufbereitet und vermengen sich ihre Residua mit den sandigen Teilen der sie ein- schließenden verwitternden Sandsteine. Ebenso die eingelagerten tonigen Schiefer bezw. Schieferletten, welche jedoch selbständig zu sandigen Lettenböden verwittern. 1 Vergl. Luedecke, |. ce. S. 84. ® Vergl. Luedecke., |. c. S. 160 u. 161, el Auch bei Oswarnp! finden wir eine Anzahl mechanischer Ana- lysen von niederhessischen Rötböden. Steine Kies Sand in mm Fundort überö mm 3—2 mm 2—1 1—05 0,5—0,3 0,3—0,2 Wolfsanger . . 3,20 1,10 16220252,38 2,00 3,97 Walburs . . 23,80 1,45 2,386 2,82 2,65 5,31 Tsohne 2... 220169 — 0,25 0,22 4,00 6,23 Sand in mm Staub Feinste Teile 0,2—0,1 0,1—0,05 0,05—0,01 (Ton) Wolfsanger . . 12,34 16,77 22,00 34,30 Walburg . :. 8,52 12,66 23,00 38,60 Lohner 8,15 21,00 21,33 38,56 Diese Ermittlungen belegen gleichfalls die tonige und fein- sandige Beschaffenheit der Rötböden. BrÄuHÄUSER und Schmipr erwähnen, daß der Verwitterungsboden des oberen Buntsandsteins an manchen Stellen besonders fein werden kann und führen dieses dann auf eine Beimischung äolischen Materials zurück. Eine von ihnen ausgeführte Schlämmanalyse solchen Bodens ergab folgende mechanische Zusammensetzung: Angewandt Feinboden unter 2 mm Korngröße 1 Om ANllo Bl de a aller 0:05 > 0m er lo 0.010,05 2 02 20227 .223008, unber20:0 Ba 2 2 100,0 °%0. Den Gehalt der Zwischenschichtenböden an Humus, Kalk, Magnesia und Kohlensäure erfahren wir aus einigen diesbezüglichen Bestimmungen Lurpecke's. Er fand in Böden der Zwischenschichten mit Karneolbank des oberen Buntsandsteins in °/oo ausgedrückt als Mittel aus 6 Bodenuntersuchungen °. Glühverlust Humus Gau MgoO 00, Aal, 2U, AU 05 AEEUU Al Us AS: 22a 133 — 1512092150 0,3 0,4 0,5 0,202 — Die Werte geben zwar keine hohen Mengen jener Stoffe an, übertreffen jedoch den Gehalt hieran im mittleren Buntsandstein- ZVergl.AOlsswarldesle23233.: ° Vergl. Erl. zu Bl. Simmersfeld. S. 46, ” Vergl. Luedecke, 1. c. S. 166—167. a, boden beträchtlich, stehen aber denen des oberen Buntsandsteins ganz bedeutend nach. Der mitteldeutsche Chirotheriensandstein zerfällt je nach seiner Festigkeit, die eine sehr wechselnde ist, mehr oder minder schnell zu einem steinigen, lockeren Sand oder sandigem Lehm (Malm) von brauner Farbe. Von den Gehängen in die Tiefe gespült, häuft er sich mancherorts in Gruben an, aus welchen er gegraben wird. Auch er wird durch andere Böden sowie Schutt der ihn überlagernden Schichten melioriert, so daß er oft schwer als selbständige Bildung zu unterscheiden ist. | Von dem Lehmboden der Zwischenschichten mit Karneolbank zwischen Haisterbach und Haisterbachhof auf Blatt Erbach in Hessen liegt auch eine Nährstoffanalyse vor, welche nachstehendes Bild zeigt?: InsO HE unlöslichese nn 2.2.2... 8092 Löslich in TIONSD a Ann STORE 0,16 karbonatlöslich SiO, 4,00 AO ED 1,38 BeOe an 1,66 RO 0,12 Me 0,22 Eee 0,09 Nas OB en le, 0,04 SOME Sasse le ee 0,03 BO nalen 0,04 Glühverlusb 2.0.0 0, 30 3,96 OR ta 1,34 GES a a N 0,17 Ein Vergleich mit den Nährstoffanalysen der Sandsteinböden der mittleren Abteilung (siehe S. 25) zeigt keine wesentlichen Unteschiede, nur fällt die weit höhere Menge in Karbonat lösliche Kieselsäure des Bodens der Zwischenschichten auf. Den geringen „Nährstoffgehalt“ der oberen Buntsandstein- sandsteinböden legt gleichfalls eine von BrÄuHÄuser mitgeteilte Analyse (HCl-Auszug) eines Plattensandsteinbodens® dar. 1 Vergl. Bl. Friedewald, Bl. Meiningen und Bl. Hersfeld. S. 6. ? Vergl. Luedecke, |. c. 8. 172. Erl. zu Bl. Schramberg S. 99. \ hierin AI,O, — 8,7% cl Speene . oe c 0/ Unlöslicher Rückstand in HCl: . . 94,60 lo Bo le, Gelöst in warmer konzentrierter HCl: SI ee 0,60 „ N (Oel: 9,30 „ Fe,0, - 2,40 MOST ae 0,0 K,O-IN2,07 72.227.205 deutl. Sp. 1,08 8 008 06 { 3 E H,O 22.2. wu 2.2.:.0,60 Glühyerluste 2 22 99,92 °/o. Die Tongesteine des Röt zerfallen mehr oder weniger leicht in eckige, bröcklige, zuweilen auch knollige Stücke und erst später wird aus ihnen ein wenig plastischer oder zäher Ton. Nach einem Versuch von Tu. Dierricn! bildet der Rötton, 2 Jahre den Ver- witterungseinflüssen ausgesetzt, 2,50°/o Feinerde und 49°/o Gesteins- brocken, während „Buntsandstein“ nach jenem Autor in gleicher Zeit 2,30°/o Feinerde und nur 8°/o Gesteinsstücke liefert, Muschel- kalk sogar nur je 0,75°/o und 9°/o und Basalt noch weniger leicht zerfällt, nämlich zu 0,60°/o Feinerde und 1°/o Gesteinsstücke. Der Regen gräbt tiefe Rinnen in den Rötboden und spült bei geneigter Bodenlage das feine tonige Material in die Tiefe, so daß mit der Terrainlage die Tiefgründigkeit sehr wechselt. Da aber weiche Gesteine meist nur flache Böschungen und ebenes Gelände zufolge haben, so ist im allgemeinen der Rötboden tiefgründig und gegen die Auswaschung der meist recht reichlich vorhandenen Nähr- stoffe geschützt, doch kann bei Rohhumusbildung auch das Gegen- teil stattfinden. Für Wasser ist der Boden wenig durchlässig und entsprechend des hohen Wassergehaltes die Erwärmbarkeit der Rötböden teilweise eine sehr geringe. Auch die Durchlüftbarkeit ist meist sehr herab- gesetzt und infolge dieser Verhältnisse die Zersetzung organischer Substanzen nur eine mangelhafte. Diese ungünstigen Verhältnisse werden oftmals durch die durchlässige Beschaffenheit des Unter- grundes, nämlich dort, wo dieser aus Sanden und Sandstein besteht, einigermaßen aufgehoben. Wo der Untergrund jedoch ebenfalls aus tonigem Material besteht, wird der Boden völlig naßgallig und daher ! Vergl. Centralblatt für Agr.-Chem. 1872. S. 6. Desgl. A. Hilger, Landw. Jahrbücher 1879. S. 2 und Detmer, Grundlagen der Bodenkunde. S. 9. EEE tee namentlich für die Nachmuldenförmigen Einsenkungen meist so feucht und naß, daß er nur zum Wiesenbau geeignet ist. Doch werden die Wiesen sogar unter Umständen derartig sumpfig, daß sie den Charakter einer Moorerde erhalten und „schwache Lagen schlechten Torfes bilden“ '. In der wärmeren Jahreszeit trocknet der Boden jedoch leicht aus, erhält dadurch Risse und wird recht hart, so daß eine Be- arbeitung des Bodens in der kälteren Jahreszeit wegen seiner Nässe, in der wärmeren wegen seiner großen Härte eine recht schwierige, ja oft unmögliche ist. Im gleichen Sinne äußert sich auch v. KoEnen, wenn er sagt: „Der echte Rötboden ist im trockenen Zustande sehr hart, in nassem Zustande zu zähe, und nur bei einem gewissen Feuchtigkeitsgrade läßt er sich gut bearbeiten. Auch dann gibt er stets große Schollen, welche nur schwer durch Wechsel von Trockenheit und Nässe, be- sonders aber von Frost und Auftauen zerfallen; die Saat braucht mehr Regen, als auf Lehm- und Kalk- oder Sandboden, um keimen zu können, resp. geht auf Rötboden langsamer auf, liefert aber sehr gute Ernten“ °. Diese ungünstigen Verhältnisse werden aber dadurch gemildert, daß der Rötboden infolge der sandigen und lettigen Zwischen- schichten, sowie der Dolomit- und Gipseinlagerungen in seinem Muttergestein, die gleichzeitig mit diesem verwittern, Material erhält, das den strengen Toncharakter aufhebt. Andererseits wirkt auch das Verwitterungsprodukt des Muschelkalkes, welches häufig mit ihm vergesellschaftet ist, derartig günstig auf seine Beschaffenheit ein, daß seine Böden zu den besten unseres Vaterlandes zu zählen sind. (Goldene Aue). Flachgründig wird er nicht nur dort, wo der Böschungswinkel zu stark wird, sondern auch an Stellen, an denen schwer verwitter- bare feste Sandsteinbänke mit ihm wechsellagern. Die grünlichen Rötschiefer verwittern meist noch langsamer und geben einen flach- gründigen Tonboden, die blauen einen besonders nassen Boden. Durch die Teilnahme der verschiedensten Einlagerungen im Röt-Tongestein, die wir im petrographischen Teil kennen gelernt haben, werden selbstverständlich Böden geschaffen, die in ihren ein- 1 Vergl. Erl. zu Bl. Friedewald. S. 8. ® Vergl. Weiß, 1. c. S. 49—22. ® vw, Koenen, Erl. zu Bl. Hersfeld. S. 8. Te zelnen Ausbildungsformen eine sehr große Verschiedenheit aufweisen und die für alle einzelnen Fälle kaum zu beschreiben sind. Aber gerade in der Führung so vieler eingelagerter, der Gesteinsbeschaffen- heit nach ungleichwertiger Schichten, liegt der große Wechsel und die Fruchtbarkeit der Rötböden bedingt. Öhne sie würde der Röt einen nur kalten, schweren, drainagebedürftigen Boden erzeugen,. d. h. ein nur wenig günstiges Ackerland schaffen, und der Wiesen- boden würde seine einzige Domäne sein. Daß dem aber nicht so ist, verdanken wir einerseits den meliorierenden Einflüssen der ein- gelagerten Schichten — und auch des überlagernden Muschelkalkes — und andererseits aber auch den Untergrundsverhältnissen !. Eine weitere Erläuterung der Beschaffenheit der Rötböden mag die Schlämmanalyse eines Wiesenbodens von den „Eichenäckern, nordwestlich Dornstetten, oberste Schicht 8—14 cm tief“, geben, sowie eine weitere mechanische Rötbodenanalyse aus dem Schwarzwald. Es sind im Feinboden enthalten: über mm 2..10:6:9/0 1—2 mm . . . 025% von#l- 0, Sei ee 0550,22 ,,2..22..14,0,, 0,1=-0:5: 0.2. .222:005, 0,2 0.1,0 2821070058 005027 2222 213,508 0.120.095 7 22.221525, 0.010,05, 77.22. 115005> Ton ea ad unters0. 012° 2272..2531008 100,0 °/0 ? 100,00 °/o °. Außer einigen „Nährstoffanalysen“ von Rötböden, ausgeführt von H. Fisse (1) und Hırcer (2), liegen mehrere chemische Analysen noch von OSwALD vor. 1. „Normal fruchtbare“ Ackerkrume von Hasbergen, Osna- brück *. 2. Weinbergsboden, Callmuth bei Langfurt im unteren Main- tale °. ı Vergl. über Verwitterung und über Böden des Röts, Erl. zur geol. Spez.-Karte von Baden, die Blätter Epfenbach S. 62, Mosbach S. 8, Neckar- gemünd S. 24 u. 25. Desgl. von Württemberg Bl. Freudenstadt S. 88. Desgl]. von Preußen Bl. Hersfeld S. 8, Fridewald S. 8, Vacha S. 7, Stadt Ilm 8. 17, Remda S. 16, Schwarzburg S. 10, Meiningen S. 11, Wasungen S. 13, Themar S. 17, Saalfeld S. 44 u. 45, Nörten S. 8 und Küster, 1. c. S. 84. ° Erl. zu Bl, Freudenstadt S. 88. ® Erl. zu Bl. Schramberg. S. 103. * Fisse, Journal f. Landwirtschaft. 1573. S. 36, ° A. Hilger, „Bodenuntersuchungen“ , Centralblatt f. Agrikulturchemie. 1873. III. S. 130: 1 = Il, 2 Unlöslich in kalter Salzsäure 48,100 °/o 70,42 °/o Löslich in Salzsäure SIHOR Ne 0,320 — Al, O, ; 197 Fe, or I 621, RO ee 0,069 „, 13 MsCO, 0,078 0,91 RO 0,090 „, 0,42 , Naxor More en: 1,320 Sp. SORTE 3 — 0,22, P,0,; 0,092 ,, 0,46 , H,O 6 3,215 ,, — Organische Substanz 5,500 „, Niederhessische Rötböden!: Walburg A. Lohne U, Wolfsanger Glühverlust . . . 8,809 Löslich in heißer konz. SD), oa 0,050 125; 0), 8 1,732 NEO, Br 6,728 ulm, (O), 0 ve re — OHIO ee 2,582 IMEIERON 2 1,100 PRO 72.2.2... 0.063 SORTE 92.2002 20,100 BO ren ..4:0,252 NasORe. 2.2 0. : 0,075 in Natron löslich SiO, 8,280 Rückstand löslich in H, OS a 1,020 INNE 8,846 BO. 0,110 NO 0,116 CODE RE ee 0,578 Na ne nn 0,145 in Natron löslich SiO, 10,346 A. HCl so, Rückstand löslich in HEI. A,O,+F&,0, . . . 2,640 Rosa. 021860 NIEON Te 0,740 KU . 0,612 NarO Er 0,527 SOSE 43,360 SUSE 39,645 ers" Oswald, 1 es 42. 6,200 0,103 3,125 6,075 0,651 12,949 3,693 0,122 0,100 0,433 0,100 15,680 2,340 9,878 0,156 0,338 0,780 0,127 15,787 3,568 0,980 1,100 0,680 0,510 15,276 100,716 6,411 0,096 5,550 4,788 7,110 4,958 0,061 0,036 0,209 0,092 6,378 0,648 6,156 0,056 0,144 0,630 0,106 8,685 2,897 1,298 0,950 0,600 0,592 41,703 100,178 Lohne A. 6,432 0,105 2,760 4,282 0,850 0,266 0,068 0,045 0,252 0,068 7,656 0,320 7,392 0,179 0,288 0,596 0,132 9.045 3,421 1,559 1,070 0,848 0,720 51,343 100,194 La Von M. Scamior und K. Rau! werden einige Einzelbestimmungen erwähnt, nämlich aus einer Mischprobe verschiedener Lagen, und zwar für K,O 3,9°%e, Na,0 0,7°jo und P,O, 0,14°/o. Auch Bräunäuser hebt ganz besonders den hohen Phosphorsäuregehalt der Rötböden hervor, indem er darauf hinweist, daß 0,12°)o P,O, im Alpirsbacher Gebiet nnd 0,113°/o in den grünen Lagen des Aıschfelder Röttons gefunden wurden?. Der reichliche Karbonatgehalt soll bis zu 25 lo im tieferen Untergrunde steigen. In solchen Fällen wie in der Analyse von Hırser handelt es sich dann aber wohl um Rötmergelböden. Diese letzteren liefern ebenfalls einen roten zähen Ton- oder Mergelboden, dessen Kalkgehalt jedoch meist zum größten Teil aus- gelaugt ist. Vermöge dieser letzteren Beschaffenheit ist er zwar günstiger, leidet jedoch auch an der schweren Bearbeitung®. Die Verwitterung löst dieses Gestein zunächst ebenfalls zu kleinen Bröck- chen auf, und wir sehen den schon oftmals beschriebenen Vorgang der weiteren Aufbereitung sich gleichartig vollziehen. Daher können wir uns hier kurz fassen und auf die Verwitterung der Karbonat- gesteine verweisen. Es mag aber auf eine Tatsache noch ganz besonders hin- gewiesen sein, nämlich darauf, daß dort, wo die Gesteine des oberen Buntsandsteins, wie Tone, Mergel, Gipse, Dolomite, nicht schon natürlich eine Melioration des Buntsandsteinbodens vornehmen, sie zu einer solchen künstlich ausgiebig verwandt werden. So wird der Rötton in der Gegend von Osnabrück * mit Stallmist auf den Dung- stätten vermengt und auf die Sandfelder gebracht. In Baden wird er auch zur Melioration der stark steinigen Böden des Muschel- und Wellenkalkes benutzt?. Dasselbe gilt im westlichen Württemberg für die Böden des mittleren Buntsandsteins® und ebenso in Hessen, wie überhaupt in allen denjenigen Gebieten, in denen der ton- und kalkarme mittlere Buntsandsteinboden vorwieget‘. In Unterfranken wird er auch sogar mit Vorliebe zur Melioration der Weinberge ver- ! Vergl. Erl. zu Bl. Freudenstadt. S. 88. ® Vergl. Erl. zu Bl. Schramberg. S. 102. ® Vergl. R. Wagner: „Die Formation des Buntsandsteins und Muschel- kalks bei Jena.“ 1887. 8. 7. * Vergl. H. Fisse, 1. c. S. 35 und Jahresber. a. Gebieten d. Agr.-Chem. 7374. S. 11.. 5 Vergl. Erl. zu Bl. Mosbach in Baden, S. 9. ° Vergl. Erl. zu Bl. Freudenstadt. S. 88. ’ Vergl. Wahnschaffe: „Die agrogeologische Bodenaufnahme.“ Arb. d. Deutsch. geol. Ges. Heft 36. S. 7 u. 8. a wendet!. Orru sagt deshalb auch: „Es kann in dieser Hinsicht auf die Bedeutung der vorhandenen Tonmergel, namentlich des dolomitischen Rötmergels im Rüdersdorfer Grund nicht eindringlich genug aufmerksam gemacht werden °“. Wir haben innerhalb des oberen Buntsandsteins zwei scharf getrennte Hauptbodentypen zu unterscheiden, die bezüglich der Bodenkultur zwei mehr oder weniger deutlich gekennzeichnete Ge- bietsteile hervorrufen. Einerseits ein Wald und demgegenüber ein Feld- und Wiesengebiet. Während der Sandstein, jedoch keines- wegs ausschließlich, die Waldlandschaft bildet, kommt der eigent- liche Röt als Waldboden nur untergeordnet in Betracht, vielmehr ist er der Boden des Feldbaues und der Wiesen. Wird er jedoch zur Forstkultur herangezogen, so zeichnen sich seine Waldungen durch ihre Schönheit und Wüchsigkeit gegenüber den auf Sand- steinboden stockenden vorteilhaft aus. Im allgemeinen findet sich denn auch nur dort Wald auf Röt, wo die Lage eine landwirtschaft- liche Ausnutzung weniger nützlich oder unmöglich macht, und wo durch Trockenheit Wiesenbau nicht angängig ist, wie an steileren Gehängen. Sind solche Gehänge nicht zu steil, so werden sie auch zur Anpflanzung von Nuß- und Obstbäumen verwandt und zwar mit gutem Erfolg. Ganz besonders tritt der Unterschied dieser Bodentypen in der wildwachsenden Pflanzenwelt zutage, indem mit den Röttonen die dem eigentlichen Buntsandsteingebiet fremde Kalk- flora auftritt. Die Anpflanzung und Bebauung des Rötbodens mit landwirt- schaftlichen Kulturpflanzen ist je nach der wechselnden Beschaffenheit eine verschiedene. Auf den durch günstige Melioration verbesserten Rötböden können jedoch alle selbst die anspruchsvolleren Pflanzen gedeihen. Infolge des vorwiegend tonigen Charakters tritt die Kultur des Roggens und der Kartoffel auf den eigentlichen Rötböden zurück und macht dem Anbau von Hafer, Menggetreide (Weizen und Roggen), Weizen und Gerste Platz. Neben diesen sind Rotklee, Luzerne und Esparsette, sowie Futterrüben die geeignetsten Kulturpflanzen’. ! Vergl. Carthaus, „Mitteilungen über die Triasformation im nordöstl. Westfalen.“ Würzburg 1886. S. 13. ® Orth, „Rüdersdorf und Umgebung.“ 3 Vergl. über Bebauung des Rötbodens Erl. zu Bl, Freudenstadt, S. 87—89, ferner die Blätter Furtwangen, Hersfeld, Fridewald, Vacha, Remda, Themar, Saalfeld, Gandersheim u. a. m. N Hülsenfrüchte werden meist nur in geringer Menge gebaut, nach Weiss! wird Flachs in kleinen bäuerlichen Betrieben und Raps in größeren Wirtschaften und zwar in nicht unerheblicher Ausdehnung angebaut. In Franken ist der Röt der Boden des Weinbaus, dort fällt mit seiner Grenze an vielen Orten auch die des Weinbaus zusammen ?. Einige statistische Angaben über die Anbauverhältnisse der Meininger Gegend aus dem Jahre 1885 mögen zur Erläuterung den Schluß bilden. Anbauverhältnisse auf Rötackerboden, ausgedrückt in °/, der Ackerfläche. Kätzeroda Henneberg Einödhausen bei Meiningen bei Meiningen bei Meiningen Winterweizen .... 10 1 14 Sommerweizen . - . . — 4 3 Winterroggen? u. _- 6 4 Gerste sn: 10 10 Be) Bater Satan 15 15 22 Erbsen an. _ = 1,5 Tinsen sweet — — 1.5 Wickenser reg. er — = 1,5 Menggetreide - ... . 10 6 1) Kartoflen 2... 20 5 1,5 5 Rutterrubenee. 2... 10 1,5 4 Kohle ee — 1 1,5 Hlachsa. ren — 1l Klee (meist Rotklee) . 10 3 7 Luzerner 5 10 4 IEsparsetten ee 10 al: 4 Gräserk. a De 5 — 1 Brache 2... 1 Se cr 10 26 la Trotz des überaus einheitlichen Gesamtcharakters des germa- nischen Buntsandsteins, den derselbe seiner nahezu gleichartigen petrographischen Beschaffenheit und diese wieder gleichen geo- logisch-dynamischen Kräften verdankt, gliedert er sich in eine nicht geringe Zahl, wenn auch nicht sehr voneinander abweichender Abteilungen, Stufen und Horizonte, so doch immerhin durch ihre " Vergl. jWleisssrlc. 8.91: > Vierel. A. Hiloeriung RB Nies,uiec. ® M. Weiß, l.c. 8. 90—91. | | 1 | | petrographische Ausbildung wohl charakterisierter und dadurch gegen- einander scharf begrenzter Gesteinsbildungen ab'. Es ergab sich dementsprechend nicht nur eine Hauptgliederung in drei Unterabteilungen, den unteren, mittleren und oberen Buntsand- stein, sondern es war, entsprechend der petrographischen Ausbildung ‚der Schichten, eine weitere Abtrennung innerhalb derselben, wie die voraufgegangenen Erörterungen dargetan haben, in ungezwungenster Weise durchführbar. Diese geologisch-stratigraphisch unbestreitbare Tatsache wurde zum Ausgangspunkt vorstehender Untersuchungen gewählt und ver- sucht, den aus den Gesteinen durch Verwitterung entstandenen Boden in Beziehung zu diesen selbst zu setzen. Aus der Petrographie und stofflichen Beschaffenheit der Gesteine ergab sich eine eng mit diesen in Verbindung stehende, kausal bedingte Aufbereitung, die als Endprodukt den Boden hervorgehen ließ und für die ihrem Wesen nach so nahe stehenden Sandsteine verhalf die Natur ihres Bindemittels den Zusammenhang klarzulegen. Die Beschaffenheit des Aufbereitungsproduktes, des Bodens, zeigte sich sodann nicht nur maßgebend für die Bedürfnisse der Pflanzen, sondern bestimmte auch die Anbaufähigkeit der Kulturgewächse im höchsten Grade, so daß eine kausale Beziehung alle einzelnen Glieder dieser Kette miteinander verband. Wenn aber ein derartiger Zusammenhang bis zu einem gewissen Grade — wie es die vorstehenden Darlegungen erkennen lassen — für die Bildungen einer so wenig differenzierten Formation, wie es der Buntsandstein Deutschlands ist, nachzuweisen ist, so muß zugegeben werden, daß Bildungen mit stark ausgeprägten Unter- schieden ein weit deutlicheres Bild solcher Wechselbeziehungen und Abhängigkeiten ergeben werden. 1 Von einer ursprünglich geplanten Beigabe einer schematischen Dar- stellung der Gliederung der Buntsandsteinformation wurde abgesehen und ver- weise ich daher auf die von ProEscHoLor in der Zeitschr. d. deutsch, geolog. Gesellsch. 39. S. 356 gegebene vorzügliche Übersicht. Ueber Diplopoden. 20. (40.) Aufsatz: Neuer Beitrag zur Kenntnis der Gattung Glomeris. Von Karl W. Verhoeff, Stuttgart-Cannstatt. Dazu 20 Abbildungen auf Taf. I. Inhalt. 1. Vorbemerkungen, systematische Kategorien. 2. Die Zeichnungsverhältnisse, ihre Variabilität und Melanierung. Melanierungsarten. Zeichnungsgrundzüge Antimelanisti- sche Konstante. 3. Variation der Telopoden und des 17. und 18. männlichen Bein- paares. 4, Schlüssel für die Untergattung EKuglomeris, Sectio Eurypleuro- meris, hexasticha-Gruppe, No. 1—11; connwexa-Gruppe, No. 12, 13, 15—20; conspersa-Gruppe, No. 14, 21—24: transalpina- Gruppe, No. 25—28; undulata-Gruppe, No. 29—31; marginata-Gruppe, No. 32—88. . Bemerkungen zu den Kurypleuromeris-Formen. . Verwandtschaftliche Beziehungen der Kurypleuromeris-Gruppen. . Geographische Verbreitung der Hurypleuromeris-Gruppen. In orisri 1. Vorbemerkungen. In den letzten Jahren habe ich meine Untersuchungen über Glomeriden! in den vier folgenden Arbeiten bekannt gemacht: a) Über Diplopoden, 4. (24.) Aufsatz, Zur Kenntnis der Glomeriden, zugleich Vorläufer einer @lomeris-Monographie, Beiträge zur Systematik, Geographie, Entwicklung, vergleichenden Morphologie und Biologie, Archiv für Natur- geschichte. Berlin 1906. 72. Jahrg. I. Bd. 2. Heft. S. 107—226. Dazu Taf. XIII und XIV. ! Die Schriften über Gervaisiiden will ich hier nicht erwähnen, ich ver- weise aber auf meine Diplopoden-Arbeit, welche in den Nova Acta als 11.—15. (31.—55.) Aufsatz erscheint, weil dort zwei neue Glomeriden-Gattungen be- handelt werden, auch auf eine vorläufige Mitteil. im Zoolog. Anzeiger. 1908. No. 12. ag b) Über Diplopoden, 16. (36.) Aufsatz, Zur Kenntnis der Glomeriden. Zoolog. Anzeiger. 1909, Bd. XXXV. No. 4/5. S. 101—124. Dazu 22 Abbildungen. c) Über Diplopoden, 41. Aufsatz: Indomalayische Glomeriden. Sitz.-Ber. Ges. nat. Fr. Berlin 1910. No. 5. S. 240—249. Dazu Taf. IX. d) Über Diplopoden, 43. Aufsatz: Mitteilung betr. Ökologie, Einrollungsarten und Metamorphosecharaktere bei Glomeris. Zoolog. Anzeiger. 1910. No, 16/17 und 18/19. Innerhalb der großen Veränderungen, welche die Diplopoden- Erforschung seit der Zeit R. Latzer’s (1884) erfahren hat, nehmen die Fortschritte in der Klärung der Glomeriden eine besondere Stellung ein, was ich schon 1906 in folgenden Sätzen ausgedrückt habe: „An die Glomeridenarten müssen wir einen andein Maß- stab legen als an die Arten der Mehrzahl der übrigen Gruppen der Diplopoden,,“ ferner sind „die Zeichnungsverhältnisse der Glome- riden, trotz der bei vielen Arten ganz zweifellos beträchtlichen Variabilität, dennoch weit beständiger und daher systematisch wich- tiger als man bislang sich vorgestellt hat.“ Im Gegensatz zu und im Vergleich mit den meisten übrigen Diplopoden finden wir näm- lich bei den Glomeriden 1. die Unterschiede in den Fortpflanzungswerkzeugen durchschnitt- lich geringfügiger, 2. die Zeichnungsverhältnisse viel verwickelter und ausgeprägter. Die Benutzung sowohl von eigentlich morphologischen als auch von Zeichnungsunterschieden wird bei Glomeris besonders erschwert durch eine große Variabilität beider. Das Studium der Varia- bilıtät ist ja bei allen Organismen ein wichtiges Eıfordernis, ganz besonders aber gilt das für die Glomeriden. Hier tritt uns nun eine eigentliche Schwierigkeit dadurch entgegen, daß nicht alle Organe und Merkmale gleichmäßig variieren, sondern daß unter scheinbar gleichartigen Merkmalen manche überaus veränder- lich, andere dagegen viel beständiger sind. Dies gilt sowohl für gestaltliche als auch Zeichnungsmerkmale. Meine Untersuchungen würde ich trotz aller Bemühungen an den nach Tausenden zählenden Individuen für unbefriedigend halten müssen, wenn ich sie nicht in planmäßiger Weise nach geo- graphisch-geologischen Gesichtspunkten durchgeführt hätte, d.h. wenn ich nicht zahlreiche Reisen unternommen! und fast alles ! Ich will hier kein Verzeichnis meiner Forschungsreisen aufstellen, viel- mehr auf meine übrigen Schriften verweisen, in welchen man den Ausweis’ über die von mir persönlich untersuchten Länder findet, Ra selbst gesammelt und beobachtet hätte. Diesen Zusammenhang zwischen natürlichen Lebensverhältnissen und systema- tischer Forschung muß ich als notwendiges Erfordernis um so mehr betonen, als ich nach dieser Richtung von den Untersuchungen aller meiner speziellen Forschungsgenossen mehr oder weniger un- befriedigt bin. Neuerdings schrieb mir ein Kollege, ich neigte jetzt dazu, die Arten enger zu fassen als früher, ein Einwurf, den ich vollkommen begreife und welcher richtig und falsch zugleich ist, je nachdem man ihn betrachtet. Damit kommen wir aber auf die Spezies- frage, über welche ich mich bereits im 4. Aufsatz meiner „Bei- träge zur Kenntnis paläarktischer Myriapoden“, Archiv f. Nat. Berlin 1896. Bd. I. H. 3. S. 188—190, ausgesprochen habe, wes- halb ich darauf verweisen kann. Die damals von mir verfochtenen Grundsätze können auch jetzt als Anweisung und Orientierung für die Auffassung von Arten, Unterarten und Varietäten gelten, aber sie bedürfen noch einer wesentlichen Ergänzung mit Rück- sicht auf die Variabilität. Damals stand mir nach dieser Richtung noch nicht die genügende Erfahrung zu Gebote, jetzt, wo ich Zehn - tausende von Myriapoden-Individuen mehr oder weniger eingehend habe prüfen können, muß ich hinsichtlich der Unterscheidung der unteren systematischen Kategorien auf die Variabilität mehr Nach- druck legen. Wir müssen dann a) als Arten solche Individuengruppen betrachten ', welche scharf voneinander getrennt sind, so daß sie mit keiner andern Individuengruppe, weder häufig noch selten durch Übergänge ver- bunden sind. In der Regel sind die Arten durch scharfe morpho- logische Merkmale charakterisiert. Bei den Opisthandria (Glomeris) können auch geringfügige morphologische Merkmale zur Artcharakte- risierung genügen, vorausgesetzt, daß sie gemeinsam mit auffallenden Zeichnungsunterschieden auftreten, die sich auch schon bei den älteren Entwicklungsformen bemerkbar machen; b) als Varietäten sind solche Individuengruppen zu bezeichnen, welche durch ein auffallendes Merkmal (oder auch mehrere) von der Grundform abweichen, aber durch Übergänge mit ihr verbunden sind. (Hinsichtlich der Tatsächlichkeit der Übergänge wird man sich nicht selten vorläufig mit einem Analogieschluß behelfen müssen.) ! Auf physiologische Artdefinitionen brauche ich um so weniger einzugehen als dieselben für eine praktische Systematik gar nicht in Betracht kommen können. EN Die abweichenden Merkmale der Varietäten betreffen gewöhnlich ent- weder allein die Zeichnung, oder allein morphologische Charaktere; c) Die Unterarten nehmen eine vermittelnde Stellung ein zwischen Arten und Varietäten und sind daher in ihrer Auffassung weit mehr als Arten und Varietäten vom persönlichen Urteil ab- hängig, das eine Erfordernis aber gilt für sie unter allen Umständen, nämlich daß zwischen Unterarten entweder keine vollständige Über- gänge vorkommen oder dieselben doch als Seltenheiten zu be- zeichnen sind, so daß sie also nur höchstens in einzelnen Gegenden gefunden werden. Für einzelne, im ganzen aber nur wenige von mir aufgestellte Unterarten sind Übergänge zu verwandten Individuen- gruppen bekannt, bei einigen können sie noch erwartet werden. Wenn man also behauptet hat, daß ich neuerdings die Arten enger fasse als früher, so ist das ganz richtig und selbstver- ständlich, insofern als die Kenntnisse einerseits von der Variabilität und andererseits von den unterscheidenden Merkmalen erheblich zu- genommen haben, im Zusammenhang damit aber die Kenntnis von selbständigen Rassen oder Arten. Deren Unterscheidung ist aber nicht das Produkt meiner Willkür, sondern der notwendige Schluß aus dem, was mir meine Lehrmeisterin, die Natur selbst gezeigt hat. Wenn dagegen behauptet worden sein sollte, daß ich die Arten usw. theoretisch anders auffasse als früher, so ist dieser Schluß falsch. Meine theoretische Stellung ist dieselbe wie früher, nur meine praktische Lage ist eine andere geworden. . Einen vorzüglichen Beleg zu dem eben Gesagten bietet die im 4. Aufsatz 1896 von mir aufgestellte „@lomeris europaea“ , welche also eine ganze Reihe von Arten als Rassen vereinigen sollte, näm- lich „marginata, conspersa, hexasticha, intermedia, alpına, connezxa, pustulata, pulchra, tridentina“ u. a. Diese längst von mir wieder auf- gegebene (obwohl von einigen Kollegen bereits angenommene) An- sicht entsprach unsern damaligen Kenntnissen von den unterscheidenden Merkmalen der @lomer:is und war deshalb auch gerechtfertigt. Auch damals glaubten wir an eine bedeutende Variabilität der Glomeris-Formen, aber es war auch eben mehr ein Glaube als ein Wissen, weil eine ganze Reihe von Merk- malen noch nicht erkannt waren, deren Kenntnis notwendig ist zu einer richtigen Beurteilung der Variabilität. Dieses Wissen, welches natürlich weiterer Vermehrung bedarf, ist erst mühsam nach und nach errungen im Lauf der Jahre. 1906 wies ich zunächst auf die Originalität des hexasticha-Präanalschild hin und auf verschiedene Jahreshefte d. Vereins £. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 6 er RO getrennte Richtungen der Zeichnungsausprägung, auch einige bis dahin unbekannte männliche Sexualcharaktere. Dazu kam 1909 die Entdeckung der Gruppen Steno- und Eurypleuromeris mit Rück- sicht auf die verschiedene Gestalt der Seitenlappen der Medial- segmente. Damit war die „europaea“ ein für allemal ad acta gelegt. Sie möge denen als Warnung dienen, welche glauben, es handle sich immer nur ums „Zusammenfassen“ oder die gar den falschen Grundsatz aufstellen, Zusammenfassen sei schwieriger als Trennen. Keins von beiden ist leichter oder schwieriger, je nach den Um- ständen kann das eine oder andere zutreffender sein, immer aber müssen wir bescheiden der Natur folgen. Man wird sehen, daß meine jetzigen Mitteilungen ein immer weiteres Abrücken von der genannten Sammelart „europaea“ bedeuten, weil die Unter- suchungen uns immer mehr abgesetzte, durch Lücken mehr oder weniger isolierte Formen kennen gelehrt haben. Nachdem ich 1909 die Glomeriden-Gattungen und Untergattungen neu behandelt und eine Übersicht der Stenopleuromeris-Arten gegeben habe, blieben jetzt für Eurypleuromeris zwei Haupterfordernisse übrig, nämlich 1. der Versuch, neue morphologische Merkmale ausfindig zu machen, 2. unter Berücksichtigung einer Reihe neuer Glomeris zugleich einen zusammenfassenden kritischen Schlüssel aller bekannten Formen zu liefern. (Vergl. weiter unten den Schlüssel für FEuglomeris, Sectio Euryplewromeris.) 2. Die Zeichnungsverhältnisse, ihre Variabilität und Melanierung. Im 4. (24.) Aufsatz S. 1135 habe ich im Anschluß an Erıck Haase, aber in etwas veränderter Weise, eine Nomenklatur der hellen und dunklen Fleckenreihen eingeführt, indem ich dieselben von außen nach innen mit den lateinischen Zahlen bezeichnete, I—IV für die hellen und I—IIl für die dunklen Reihen. Die Flecke der hellen Medianreihe z. B. sind also ohne weiteres durch IV bezeichnet. Anbei gab ich zur Erläuterung die Abbildungen 19 und 20, wo man das Mittelgebiet und die linke Seite des 6. und 7. Tergites dar- gestellt findet. Abb. 19 führt uns vor Augen das 6. und 7. Tergit von (Glomeris romana. Oben sind die lateinischen Zahlen für die dunklen, unten für die hellen Flecke beigesetzt. In diesem Fall sind die dunklen Flecke III + III ın der Mitte zu einer breiten Längs- TER binde verschmolzen, ebenso jederseits die dunklen Flecke I und II. Außerdem findet sich auf den Außenlappen der Tergite noch ein dunkler Randfleck x, welcher in die Hauptzählung nicht ein- begriffen ist. Die unten bezeichneten hellen Flecke I und III sind gut ausgebildet, II und IV dagegen erloschen. In Abb. 20 habe ich zwei 6. Tergite zweier undulata-Varietäten vereinigt, um einmal die Unterschiede derselben vorzuführen, sodann an diesem Beispiel recht deutlich zu zeigen, daß wirklich die drei breiten schwarzen Rückenlängsbinden durch Verschmelzung von je zwei ursprünglich getrennten, schmäleren schwarzen Längsbinden entstanden sind. In der Abbildung zeigt uns die Lage der Flecke ihr gegenseitiges Verhältnis, in natura kommen dazu Individuen, welche einen Übergang zwischen dem Zustand dieser beiden Varie- täten vorführen. Melanierungs-Arten (Modi). Im Anschluß an das schon früher im 24. Aufsatz über die Melanierung Gesagte habe ich hervorzuheben, daß für die einzelnen Glomeris-Arten und Rassen bestimmte Zeichnungsgrund- züge charakteristisch sind, von denen aus durch Melanierung die vom Grundzug mehr oder weniger abweichenden Varietäten ge- bildet werden. Im typischen Falle, z. B. ‚bei @lomeris pustulata, ist die Varietät, bei welcher die helle Grundfarbe noch am reichlichsten vertreten ist, auch die häufigste; bei pustulata ist die Variation aber überhaupt nicht bedeutend. Auch bei @!. intermedia (genwina) ist die hellste Form var. intermedia die häufigste, die dunkleren Varietäten treten alle spärlicher auf, so entsteht die var. palliofera durch Verschmelzung der dunklen Flecke II und III, die var. biguttata durch Verdrängung aller hellen Flecke mit Ausnahme der beiden des Präanalschild. Die hellste Varietät bietet uns aber deshalb den Zeichnungsgrundzug der betreffenden Art, weil wir den- selben in ähnlicher Weise (nur oft noch heller) auch bei den älteren Entwicklungsstufen antreffen, Jugendformen im Kleide der melanistischen Varietäten dagegen entweder überhaupt nicht vorkommen oder doch viel seltener sind als die hellen Jugend- formen mit dem Zeichnungsgrundzug. Es gibt aber auch Fälle, in welchen die Varietät mit dem Zeichnungsgrundzug nicht die häufigste ist, so z. B. bei undulata, wo wenigstens in SW-Deutschland und der Schweiz die hellste var. irregularıs selten ist, die häufigste var. fischer dagegen durch mehr 6* BT naar oder weniger vollständiges Erlöschen der hellen Fleckenreihen II eine Melanierungsstufe vorführt, von der aus dann allerdings weitere und noch viel stärkere Melanierungen erfolgen. Gl. undulata ist eine mit conspersa nahe verwandte Art, was auch darin zum Ausdruck kommt, daß sie wie diese unregelmäßige dunkle Spritzfleckchen be- sitzt. Während diese nun bei den Erwachsenen meist sehr zurück- treten gegen die geschlossenen schwarzen Längsbinden, sind die Jugendlichen mit deutlicheren Sprenkelfleckchen geziert. Bei älteren Larven der undulata sah ich in dem Gebiet der dunklen Binden I-+ II (Abb. 20) statt dieser ganz zerstreute unregelmäßige schwarze Spritzfleckchen. Wir können uns also die Beziehungen von var. irregularis und var. fischeri so vorstellen, daß die Spritz- fleckchen im Gebiet I + II bei irregularis sich zu zwei getrennten Haufen zusammenballen, so daß getrennte Flecke I und II zustande kommen, während bei jischeri die Spritzfleckchen so zunehmen, daß sie zu einer einzigen I + II-Masse verschmelzen. Dieses Beispiel lehrt schon, wie wichtig die Beschaffenheit der Zeichnung der Jugendformen für das Verständnis der Zeichnung der Entwickelten ist. Leider kennen wir Jugendformen mit Sicher- heit bis jetzt erst von einer Minderzahl der Glomertis-Formen. Die ultramelanistischen Formen, bei welchen helle Zeichnungen ganz oder größtenteils verdrängt sind, brauchen aber nicht nur als Varietäten von Formen aufzutreten, die meist mit hellen Flecken- reihen geziert sind, also z. B. var. melas bei @l. guttata, sondern die Melanierung kann auch bei bestimmen Arten so überhand- genommen haben, daß Sie die Regel bildet, gefleckte Ent- wickelte dagegen die Ausnahme bilden. Diesen Fall finden wir ver- wirklicht in der marginata-Gruppe und damit komme ich auf das merkwürdige Verhältnis von marginata und perplexa, dessen ge- nügende Aufklärung mir erst an der Hand zahlreicher Funde der letzten Jahre möglich geworden ist. Auf S. 152 a. a. O. schrieb ich 1906 bereits folgendes: „Ich habe anfänglich an der Berechtigung der perplexa gezweifelt und hatte dazu allen Grund, weil aus Larzer's Diagnose die eigentlich differentialen Merkmale der connexa gegenüber nicht gebührend her- vorgehoben sind. Erst die in Rheinpreußen gefundenen Tiere, welche mir die Überzeugung gaben, daß nur diese mit Larzer’s perplexa gemeint sein konnte, brachten mir die Möglichkeit, die wichtigsten Merkmale schärfer hervorzuheben. Die dunkelsten Stücke der per- plexa nähern sich bedeutsam der @l. marginata, zumal hier auch hinsichtlich der Brustschildfurchen Übereinstimmung herrscht. Man würde also marginata als eine Rasse oder gar Varietät der perplexa ansehen können, wenn nicht die Jugendformen verschieden wären, bei perplexa gefleckt, aber bei marginata einfarbig; wenig- stens gilt das für meine bisherigen Funde. Bemerkenswert ist ferner, daß die Verbreitung von marginata und perplexa eine sehr ähnliche ist; auch habe ich in Rheinland und Nassau wiederholt beide Formen an denselben Plätzen gefunden und auch aus den Pyrenäen durch Prof. Rıpaur beide gesammelt erhalten. Trotzdem muß betont werden, daß ich marginata an manchen Plätzen zahlreich beobachtete, ohne irgend eine perplexa darunter zu finden und daß die dunkelsten perplexa immer wenigstens schwache Spuren einer Fleckenzeichnung aufweisen.“ Hunderte von Individuen der marginata und perplexa habe ich inzwischen untersucht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: In der Hauptsache stimmen auch die Entwicklungsformen von marginata und perplexa miteinander überein, d.h. beide entwickeln sich aus Tieren mit 2+2 hellen Fleckenreihen auf dunklem Grunde, aber bei marginata kommen hier und da ver- einzelt auch unpigmentierte Entwicklungsformen als Ausnahme vor. Es ist reiner Zufall, daß mir im Beginn meiner Untersuchungen bei Bonn mehrere solche unpigmentierte Jugendliche in die Hände fielen, die mir später nur selten zu Gesicht kamen. Sodann habe ich an einzelnen Punkten besonders kleine ganz schwarze Individuen gefunden und anfänglich für Jugendliche gehalten, bis sich später ergab, daß es ungewöhnlich kleine Entwickelte waren. Tatsächlich habe ich nun und zwar in verschiedenen Gegenden von Süd- und Mitteldeutschland und der Schweiz den allmählichen Übergang der perplexa-Jugendformen in die marginata-Entwickelten Schritt für Schritt verfolgen können, wobei damit auch die geringere Größe der perplexa harmonierte, während gar nicht selten am Präanal- schild der marginata Spuren der perplexa-Zeichnung zu sehen waren. Wirkliche schwarze marginata-Jugendformen dagegen gibt es nicht. Das Vorkommen unpigmentierter Jugendlicher möge weiterhin beachtet werden, zumal wir nicht wissen können, ob hin- sichtlich dieser lokale Verschiedenheiten bestehen. Die perplexa ist aber trotz des Gesagten nicht vollkommen als einfache Jugend- form einzuziehen, weil dieselbe auch das entwickelte Stadium erreichen kann. Es ergibt sich somit folgender Schluß: a) Die perplexa-artigen Unreifen gehen in ganz schwarze BEN N Entwickelte über, an denen von der Zeichnung der Jugendlichen höchstens noch Spuren zu erkennen sind: marginata var. marginata. b) Die perplexa-artigen Unreifen behalten ihre Fleckenzeich- nung in mehr oder weniger ausgiebiger Weise auch nach dem Über- gang in den entwickelten Zustand: marginata var. perplexa und rhenana (vergl. unter No. 36 des Schlüssels!). Das schönste Gegenstück zu marginata konnte ich im Früh- jahr 1909 in der @I. ponentina an der Riviera feststellen, indem sich diese Rasse ständig aus gefleckten Jugendlichen entwickelt, während die Erwachsenen nie gefleckt sind. Auch @J. ligurica ver- dient hier genannt zu werden, weil sie sich aus Jugendlichen mit hellen Fleckenreihen entwickelt, ım geschlechtsreifen Zustand aber keine Fleckenreihen besitzt, mit Ausnahme der var. epimorphotica, welche wieder das Gegenstück zur var. perplexa bildet. Als prämelanistische Ausgangszustände für die Melanierungs- wege will ich nun folgende hauptsächlichste Zeichnungsgrund- züge aufführen: a) Auf hellem Grunde findet sich eine unregelmäßig zer- streute Sprenkelung und nur in der Medianlinie tritt eine regel- mäßige Längsreihe schwarzer Flecke auf. Beispiel: conspersa. b) Auf hellem Grunde findet sich nur eine durch Zusammen- treten der schwarzen Fleckenreihen III + III entstandene mediane Längsbinde (dunkle Sprenkelung und dunkle Fleckenreihen I und I fehlen). Beispiel: eimeri mürzelae. c) Auf hellem Grunde stehen 3-+ 3 dunkle Fleckenreihen, wo- bei helle Medianflecke IV vorhanden sein können oder frühzeitig verdrängt. Bei stärkerer Ausbreitung des schwarzen Pigmentes kann man auch sagen, daß auf dunklem Grunde 373 helle Flecken- reihen stehen. Beispiele : multistriata, hexasticha, intermedia, ornata und undulata e. p. d) Auf dunklem Grunde verlaufen 2+2 helle Fleckenreihen. Beispiele: connexa, guttata, prominens, esterelana, saussurei, lusitana, helvetica. e) Auf dunklem Grunde verlaufen 1 + 1 helle Fleckenreihen, nur am Brustschild finden sich 2+2 helle Flecke. Beispiel: pustulata. f) Auf dunklem Grunde gibt es 2+2 helle Fleckenreihen, welche aber auf den meisten Tergiten am Hinterrand in der Quer- richtung zusammenfließen. Beispiele: pulchra und guadrifasciata e. p. Von diesen prämelanistischen Zeichnungsgrundzügen aus braucht nun die Melanierung durchaus nicht auf einem bestimmten Wege zu erfolgen. Sie kann auf einem bestimmten Wege sich abspielen und das gilt z. B. besonders für die Arten der Zeichnungsgruppe d, wo wir bei connexa, guttata und fagivora die Verschwärzung in auf- fallend ähnlicher Weise verlaufen sehen, nämlich zunächst Ver- kleinerung der hellen Flecke, dann Verschwinden eines Teiles der- ‚selben, ferner Erhaltenbleiben der Präanalschildflecke als der letzten und schließlich Verschwinden auch dieser. Bei conspersa aber sehen wir verschiedene Wege der Melanierung innerhalb der Varietäten eingeschlagen, indem einerseits lokale Anhäufungen der dunkeln Sprenkelung stattfinden, welche zu mehr oder weniger deutlichen Reihen schwarzer Flecke führen (var. pentasticha), andererseits eine allgemeine Vermehrung der dunklen Sprenkelung erfolgen kann, so daß dadurch die Tiere direkt ver- schwärzt werden. Während auf dem letzteren Wege eine fast völlige Verschwärzung eintreten kann, kennt man von den Varietäten mit Ausbildung schwarzer Fleckenreihen ausgehend keine weiteren Ver- schwärzungsstufen. Ausgehend von der Gruppe c kommt man nicht selten durch Verdrängung der hellen Fleckenreihen II zur Gruppe d (vergl. Abb. 20). Außer der schon genannten undulaia finden wir diese Erscheinung z. B. auch beı hexasticha (graniticola und quadrıstriata) oder bei eimeri (burzenlandica). Statt der hellen Fleckenreihen II können aber auch die hellen III zuerst verdrängt werden, wofür uns inier- media var. palliofera ein auffallendes Beispiel liefert. Bei hexasticha und intermedia kommen wir über Individuen, welche mehr oder weniger der Gruppe d entsprechen, schließlich zu ganz verdunkelten von marginata-Aussehen. Ob sich nun eime derartige an der Hand der Variation, der Übergänge und der Melanierungsrichtungen erwiesene bedeutende Änderung von Tieren mit 3+ 3 hellen Fleckenreihen zu ganz schwarzen auch bei hexasticha und intermedia ontogenetisch an einem einzelnen Individuum abspielt, ist noch nicht sichergestellt. Sicher dagegen ist nicht nur, daß die Jugendformen durchgehends heller sind als die Erwachsenen, sondern auch, daß schon inner- halb der Jugendformen eine Variation beobachtet werden kann, indem sich bei gleicher Größe hellere und dunklere Individuen vorfinden (vergl. auch das im 5. Kapitel über ponentina Gesagte). Nachdem ich übrigens bewiesen habe, daß schwarze marginata-Ent- wickelte sich aus Entwicklungsformen mit 2 + 2 Fleckenreihen bilden, ist es nicht einzusehen, weshalb nicht auch schwarze Varietäten Be re von hexasticha oder intermedia Jugendformen mit 343 Flecken- reihen besitzen sollen. Allerdings ist es wahrscheinlich, daß bei ihnen diese Fleckenreihen in der Entwicklung früher verschwinden als bei Varietäten, welche die Fleckenreihen bis zur Geschlechtsreife gut ausgeprägt bewahrt haben. Durch Sammeln und Beobachten weiterer Entwicklungsstufen und Varietäten wird diese Frage später geklärt werden können, auch ohne den umständlichen und in der Gefangenschaft nie ganz einwandfreien Weg der Anfzuchtversuche einzuschlagen. Des Vergleiches halber könnte aber auch die Zucht Erfolg verheißen. Die schwarzen Pigmente sind schon wiederholt als Stoffe an- gesprochen worden, welche als unbrauchbar im Stoffwechsel des Körpers ausgeschieden worden sind. Hiermit harmoniert jedenfalls die Tatsache, daß die Verschwärzung während der Entwicklung zu- nimmt und daß bei Arten mit besonders großen Individuen unter diesen am ehesten schwarze Individuen angetroffen werden. Als dunkle Randflecke habe ich oben bei Besprechung der Reihenbezeichnung Flecke auf den Seitenlappen der Medial- segmente erwähnt (= Abb. 19 und 20). Die Ausbildung dieser Rand- flecke ist nicht geringen Verschiedenheiten unterworfen, weshalb ich hier noch folgendes hervorheben will: Die Beschaffenheit der dunklen Randflecke steht in engster Beziehung zu den hellen Flecken I. Bei saussurei sind die hellen Flecke I weit nach außen gerückt, so daß die Randflecke sie als ein schmales dunkles Hufeisen um- geben, welches sich dicht am Rande befindet, so daß also keine hellen Randflecke vorhanden sind. Bei guttat« dagegen befinden sich die hellen Flecke I etwas weiter nach innen und oben, die schwarzen Randflecke sind von durchaus anderer Beschaffenheit, indem sie als dicke Striche schräg von vorn innen nach hinten außen ziehen und einen großen hellen Randfleck übrig lassen. Bei intermedia haben wir dasselbe Bild wie bei saussurei, nämlich die hellen Flecke I, außen vom hufeisenförmigen dunklen Randfleck umgeben, aber mit dem auffallenden Unterschied, daß sich hier der letztere nicht dicht am Rand der Seitenlappen hinzieht, sondern außen von ihm ein heller Randfleck übrig bleibt, welcher dem dunklen Hufeisen entsprechend nach innen zweizipfelig ausläuft. Auch die Seitenlappen bei connexa sind denen der saussurei etwas ähnlich, übrigens variabel, indem der dunkle Hufeisenfleck, welcher vorn stärker zu sein pflegt als hinten, vorn bald mehr nach außen zieht, bald mehr schräg gestellt wird. Im letzteren Fall kann er von den A So hellen Außenflecken I einen hellen Randfleck ganz abtrennen. Dieser helle Randfleck ist aber nie so groß wie bei gutiata«, weil der dunkle Schrägfleck stärker nach hinten und außen gedrängt ist wie bei guttata. Der dunkle Randfleck am Vorderrand der Seitenlappen der connexa kann auch abgekürzt sein, so daß er in die hellen Außen- flecke dann einspringt, ohne sie zu zerteilen. Dieses sehr ver- schiedene Verhalten der hellen und dunklen Randflecke war für mich ein Grund, dieselben in die Zählung der hellen und dunklen Fleckenreihen nicht einzurechnen. Antimelanistische Konstante. Während, wie wir oben sahen, die überhandnehmende Mela- nierung die ursprünglichen dunklen oder hellen Zeichnungen immer mehr verdrängt, gibt es doch einige helle Zeichnungselemente, welche entweder besonders lange oder auch dauernd der Melanierung Widerstand leisten. Diese hellen und besonders ausdauernden Zeichnungselemente nenne ich antimelanistische Konstante. Wir finden sie an drei Stellen des Rückens, nämlich a) dem Präanalschild, b) den Seitenlappen der Medialsegmente und ce) den vorderen Seitenteilen des Brustschilds. Die hellen Zeichnungen des Präanalschild sind häufig die letzten Reste der hellen Grundfarbe und mit ihnen mehr oder weniger breite helle Seitenlappen der Medialsesmente. Letztere sind z. B. für guttata besonders charakteristisch, indem man an ihnen selbst die dunkelsten Varietäten sofort als dieser Art zugehörig erkennt. Bei intermedia hat die var. biguttata alle Fleckenreihen verloren, nur das Präanalschild zwei helle Flecke bewahrt, bei hexasticha hat die var. obscura die hellen Fleckenreihen größtenteils eingebüßt, aber die beiden Präanalschildflecke sind recht deutlich geblieben. Bei conspersa zeigen die dunkeln Varietäten an den Seitenlappen und der Präanalschildhinterhälfte die auffallendsten Reste der im übrigen verdrängten hellen Grundfarbe. Dennoch können, wie aus der Über- sicht der Varietäten verschiedener Arten zur Genüge hervorgeht, schließlich auch die Präanalschildflecke und bei einigen Arten auch die Seitenlappen ganz verdunkelt werden, während die hellen Brustschildseitenbinden niemals vollkommen erlöschen. Diese sind also das hervorragendste antimelanistische Element, ein Umstand, der mich auch veranlaßt hat, ihnen, wie überhaupt den antimelanistischen Konstanten einen besonderen systematischen one Wert zuzusprechen. Die Melanierung führt zu einer fast vollständigen Rückenverschwärzung bei conspersa und nur die vorderen Seitenteile des Brustschild bleiben ständig erhalten als gelbe bis rote Querbinden. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich bei vndulata mit der var. con- fluxa, bei romana mit der var. faitens, bei carrarana mit der var. pseudoaurita, d.h. durch Verschwärzung verschwindet bei all diesen Formen die helle Grundfarbe mehr oder weniger vollständig, während die Brustschildseitenbinden von der Melanierung ganz oder doch fast ganz verschont bleiben. In der Gl. aurita haben wir eine Art, bei welcher der Zustand der verschwärzten Varietäten der andulata-Gruppe ständig geworden ist und die Brust- schildseitenbinden sogar nech eine Vergrößerung erfahren haben. 3. Variation der Telopoden und des 17. und 18. männ- lichen Beinpaares. Schon auf S. 121 des zoologischen Anzeigers 1909 (d. h. im 36. Aufsatz) habe ich mich dahin ausgesprochen, daß die Glomeris- Telopoden bisher durchaus noch nicht so gründlich durchstudiert worden sind, um verschiedene über dieselben gefällte Aussprüche zu begründen, wonach sie bei den meisten Arten ganz übereinstimmend gebaut sein sollen. Richtig ist allerdings, daß im Rahmen meiner Untergattung Euglomeris eine Einförmigkeit im Bau der Telopoden herrscht, welche von der meist großen Mannigfaltigkeit im Bau der Gonopoden bei andern Gruppen der Tausendfüßler auffallend absticht. Unrichtig aber sind die Behauptungen, wonach diesen Telopoden bei Euglomeris überhaupt kein systematischer Wert zukommen soll. Nachdem ich etwa 180 Präparate durchgesehen habe, bin ich zu einer andern Überzeugung gekommen. Insbesondere muß ich die hexasticha-Gruppe hervorheben, weil sie durch ihre Telopoden ganz deutlich ausgezeichnet und von den übrigen @lomeris unterschieden ist, zwar auch nicht durch ganz grobe Merkmale, wohl aber durch mehrere Eigentümlichkeiten, welche immer wenigstens teilweise an- getroffen werden. Wenn ich aber nachweisen konnte, daß man schon an den Telopoden mit Sicherheit jeden Angehörigen der hexasticha- Gruppe als nur zu dieser gehörend erkennen kann, so scheint mir das in einer so variabeln Gruppe wie Zuglomeris ein ebenso wichtiger Fortschritt zu sein wie die Sektio Stenopleuromeris. Anbei findet man die Telopoden der hexasticha-Gruppe erläutert durch die Abb. 1—3 und 13. Als charakteristisch hat also folgendes zu gelten: Der Tarsus ist gewöhnlich mehr oder weniger stumpf- BR. winkelig eingeknickt und gleichzeitig in der Grundhälfte sehr viel breiter als ın der Endhälfte, ist er aber gegen das Ende allmählich verschmälert (Abb. 1), dann ist er dicker als bei den Formen der andern Eurypleuromertis-Gruppen, oder innen leichter ausgebuchtet wenn er, wie z. B. bei crassitarsis, auch bei jenen gedrungen vorkommt. Sonst aber kommen für zweifelhafte Fälle noch andere Unterschiede in Betracht. @/. formosa ist z. B. von crassitarsis auch durch das höher aufragende und innen enger ausgebuchtete Syncoxit der Telopoden unterschieden. Die Telopoden der hexasticha-Gruppe sind überhaupt recht ge- drungen, daher ist die Tibia niemals länger als breit und das Femur ist außen mehr oder weniger, buckelig vorgewölbt und dadurch von den meisten andern Zurypleuromeris-Arten unterschieden (Abb. 4—8), welche meistens ein außen nur wenig gewölbtes Femur besitzen. Die Präfemora sind recht gedrungen und stets gegen den Grund erweitert. Das Syncoxit zeichnet sich oft durch seine aufragende Gestalt aus, besitzt immer eine kräftige vordere Medianrinne, welche nach innen gewöhnlich ypsilonartig erweitert ist, während die innere Aus- buchtung tiefer erscheint, nicht so weit geschweift wie bei den andern Gruppen. (Abb. 13.) Es ergibt sich hieraus, daß man nicht nach jedem der genannten Merkmale der Telopoden in jedem Falle eine Eurypleuromeris-Form der übrigen Gruppen als von der hexasticha-Gruppe unterschieden erkennen kann, wohl aber ist das in jedem Falle möglich, wenn man die Merkmale der Telopoden gemeinsam ins Auge faßt, nämlich: a) die Gestalt des Tarsus, b) des Femur, c) des Präfemur und d) des Syncoxit. Ich bin also bei Untersuchung der Telopoden von Eurypleu- vomeris niemals zweifelhaft gewesen, ob ich es mit einer hexasticha- Form zu tun hatte, oder mit einer der übrigen Gruppen. Hier verdient Glomeris intermedia LarzeL eine besondere Er- wähnung, da sie für die Beleuchtung der Fortschritte in der (rlomeris- Systematik besonders lehrreich ist: LATZEL beschrieb diese intermedia als eine Varietät der hexasticha und habe ich mich auf S. 120 des 24. Aufsatzes über seine Auf- fassung und Charakterisierung bereits ausgesprochen. Wären wirklich nur die von LATZEL angegebenen Unterschiede in der Zahl der Brust- schildfurchen vorhanden, dann könnte nicht einmal von einer Varietät gesprochen werden, weil auch bei der echten hewasticha bald eine bald zwei durchlaufende Furchen vorhanden sind. Nachdem ich nach- weisen konnte, daß bei intermedia das geschlechtsreife 3 einen ein- fach zugerundeten Präanalschild hat, mußte diese Form schon als besondere Rasse gelten. Dann stellte sich heraus, daß intermedia selbst wieder in zwei Rassen und eine Reihe von Varietäten zer- fällt, während hexusticha eine noch viel mehr gegliederte Art ist. Ferner habe ich darauf hinzuweisen, daß die Ausbuchtung des Präanalschild bei den Männchen der hexasticha besonders stark ist, viel stärker als z. B. bei connexa oder quadrifasciata. Hierdurch wird aber die gänzliche artliche Abtrennung der intermedia von hexasticha ebenso bekräftigt, wie durch die tiefe Querrinne des Präanal- schild, welche intermedia vollständig fehlt, durch die Zeichnung des Präanalschild (schwarze pilzförmige Figur, welche bis an die Seiten und den Hinterrand reicht, nach hinten aber zugleich verschmälert ist) und durch die geographische Verbreitung. Nachdem ich endlich auch einen namhaften Unterschied im Bau der Telopoden nachweisen konnte, braucht man sich nicht zu wundern, daß die intermedia überhaupt nicht mehr in der hexasticha- Gruppe belassen ist, sondern der connera-Gruppe beigestellt. In- zwischen konnte ich aber auch die @/. eimeri als eine besondere, zwischen formosa und hexasticha vermittelnde Art nachweisen. Gleich- zeitig ist eimeri auch diejenige Art der hexasticha-Gruppe, welche sich mehr als die hexasticha selbst der intermedia nähert, so daß wir mit Rücksicht auf sie in der intermedia wirklich eine Vermittlung zwischen hexasticha- und connexa-Gruppe erblicken können. Gl. eimeri besitzt eine schwächere Ausbuchtung des Präanalschild wie hexasticha und auch die Querrinne ist nur angedeutet. Dennoch ist ihr Präanalschild sofort von dem der intermedia zu unterscheiden, während die Telopoden durch folgendes unterscheidbar sind: Bei eimeri (vergl. den Schlüssel) ist der Syncoxitlappen stets erheblich breiter als lang und bleibt mehr oder weniger hinter den Nebenläppchen der Syncoxitfortsätze zurück, die Präfemora aber sind stets entschieden breiter als lang und gegen den Grund erweitert, was auch bei jüngeren Männchen schon zum Ausdruck kommt. Bei intermedia dagegen (Abb. 4) ist der Syncoxitlappen un- gefähr so hoch wie breit und ragt beinahe oder ganz bis zu den Endspitzen der Syncoxitfortsätze, die Präfemora sind ungefähr so lang wie breit und gegen den Grund nicht erweitert. RS Gl. intermedia ist somit von allen Formen der hexasticha-Gruppe hinlänglich unterschieden, sowohl hinsichtlich des Präanalschildes als auch hinsichtlich der Telopoden, in letzteren auch in dem (aus- nahmsweise) von mir beobachteten Fall, daß deren Tarsus nicht bogig verläuft wie in Abb. 4 sondern stumpfwinkelig, ungefähr wie in Abb. 2. Einige Telopoden-Unterschiede innerhalb der hexasticha-Gruppe selbst ersieht man aus dem unten folgenden Schlüssel. Aber auch für die übrigen Duryplewromeris-Gruppen sind die Telopoden nicht ganz belanglos. Besonders die connexa-Gruppe zeigt eine recht verschiedene Ausbildung des Syncoxitlappens und der Syncoxitfortsätze, wie die Abb. 9—12 erläutern. GI. saussurei Abb. 12 zeigt uns ein Syncoxit, welches an das der intermedia erinnert, doch sind der Syncoxitlappen sowohl als auch die Fortsätze schlanker gebaut, letztere gegen den Grund weniger verbreitert. Im Gegensatz zur conspersa-Gruppe, wo die zarten Endläppchen der Syncoxit- fortsätze abgerundet sind, finden wir sie bei der connexa-Gruppe zu- gespitzt. Bei dieser Gruppe bieten sich uns merkwürdige Ab- stufungen in der Ausprägung des Syncoxitlappens, indem derselbe bei connexa und guttata niedriger bleibt, bei saussurei höher ge- worden ist und bei prominens eine ganz außerordentliche Stärke erfahren hat. (Abb. 10.) Präfemoral- und Femoralgriffel sind im ganzen bei Kurypleuro- meris von geringer systematischer Bedeutung, am auffallendsten noch bei formosa (Abb. 1). Die Femoralgriffel fand ich bei ligurica recht variabel, manchmal wenig länger als breit zeigten sie in andern Fällen eine mehrfach die Breite übertreffende Länge. Besonders variable Präfemoralgriffel habe ich bei connexa be- obachtet. Gewöhnlich sind dieselben (Abb. 8) gerade gestreckt, in andern Fällen in der Endhälfte nach innen gebogen. Besonders lange und gebogene Präfemoralgriffel sah ich bei den Tieren aus Siebenbürgen und z. T. auch aus der Tatra. Im Gegensatz zu den Telopoden, welchen ich manche bisher nicht erkannte ÜOharaktere entnehmen konnte, muß ich das 18. Beinpaar der Männchen mit Rücksicht auf die Unbeständigkeit der Variationen als systematisch geringwertig bezeichnen. Die vorkommenden Unter- schiede sind überhaupt geringfügig und beziehen sich meist auf die Ausbuchtung und die Seitenteile des Syncoxit. Das 17. männ- ‘ liche Beinpaar ist allgemein bei Glomeris sehr einförmig gestaltet, so daß ihm nur ausnahmsweise ein systematischer Wert zugesprochen werden kann. ao El 4. Schlüssel für die Untergattung Kuylomeris VERH. Übersicht der Eurypleuromeris-Arten!. A. Präanalschild des Maturus d stets und auch schon in der Ansicht von oben deutlich ausgebuchtet, vor dem Hinterrand in der Mitte meist mit vertiefter Querrinne. Brustschild (3) immer wenigstens mit einer durchlaufenden Furche, oft auch mit zweien. Telopoden recht dick, besonders die Femora, welche außen bogig oder buckelig erweitert sind, über die Präfemora weit ausholend. Tarsus schnell verdünnt, überhaupt kurz, am Grunde dick und mehr oder weniger dreieckig erweitert erscheinend, weil das Endstück viel dünner ist. Tarsus niemals lang und allmählich ver- schmälert. Tibia etwa so lang wie am Grunde breit, meist fast gleichseitig dreieckig. Präfemora breit und gegen den Grund er- weitert. Syncoxit vorn mit starker, nach oben (innen) Y-förmig erweiterter Rinne [hexasticha-Gruppe:|. . .....0C DE. B. Präanalschild des Maturus d mit oder meist ohne Ausbuch- tung, vor dem Hinterrande stets ohne Querrinne. Brustschild (39) mit O—3 durchlaufenden Furchen. Telopoden meist weniger dick, Femora außen nicht auffallend erweitert, wenigstens nicht gleich hinter dem Grunde, daher auch weniger über die Präfemora aus- holend. Tarsus gegen das Ende allmählich verschmälert, wenn er aber in der Grundhälfte erweitert ist, ist er doch im ganzen etwas schlanker. Tibia drei- bis viereckig, nicht selten entschieden länger als am Grunde breit. Präfemora nicht gegen den Grund erweitert. Syncoxit vorn entweder ohne auffallende Rinne oder wenn eine solche vorhanden ist, nach oben wenigstens ohne Y-förmige Er- weiterung. [Typische @lomeris-Gruppen:| .... NO. C. Präanalschild des Maturus d vor dem Hinterrande ohne vertiefte Querrinne, daher der hintere Teil im Profil nicht auffallend abschüssig erscheint (Abb. 16 und 17). An den Telopoden ist der Syncoxitlappen abgerundet-dreieckig, vorn etwas angeschwollen, Syn- coxitfortsätze etwas nach innen gebogen. Griffel der Präfemora bis ungefähr zur Mitte gleichmäßig dick bleibend, hinter der Mitte schnell verschmälert, etwas nach innen gebogen. Griffel der Femora ebenfalls dick, zuckerhutförmig (Abb. 1). Fortsätze am Syncoxit des 18. Beinpaares des d abgestutzt. ! Eine Übersicht der Stenopleuromeris-Formen findet man im genannten 36. Aufsatz, Zoolog. Anzeiger 1909, No. 4/5. BL 1. Helle Fleckenreihe IV stets vorhanden. Gelbbraune bis gelbe Tiere mit schwarzen Flecken, welche in 33 Längsreihen auftreten. Ihre Ausprägung ist sehr verschiedenartig, die dunklen Flecke II aber sind niemals vollständig, sondern höchstens als aus verbundenen Sprenkeln bestehend angelegt. Überhaupt sind die dunklen Flecken I und II im Verhältnis zu theresiae schwach und mehr oder weniger unvollständig, oft auch ganz oder fast ganz fehlend. Brustschild mit oder ohne dunkle Sichelflecke. 1. formosa Larz. und Vern. [= formosa (genwina) Veru. 1906]. 2. Helle Fleckenreihe IV stets fehlend. Schwarze oder braun- schwarze Tiere mit 3+ 5 hellen (gelblichen) Fleckenreihen. In der Mediane findet sich also immer eine breite schwarze Längsbinde und die schwarzen Fleckenreihen I und I sind scharf ausgeprägt. Brust- schildseiten mit zwei gelben Flecken, welche durch einen nach außen verschmälerten Sichelfleck getrennt sind. Längs der Rand- furche ein dunkler Streifen. 2. formosa theresiae Vern. |= hexasticha theresiae \VeErH. 1906]. D. Präanalschild des Maturus d wie bei C, also hinten nicht auffallend abschüssig, höchstens mit schwacher Andeutung eines (Juereindrucks, im Profil einen flachen Bogen bildend. An den Telo- poden ist der Syncoxitlappen breiter, vorn nicht angeschwollen, Syncoxitfortsätze nach endwärts gerichtet. Griffel der Präfemora allmählich verschmälert, in der Grundhälfte nicht besonders dick, Griffel der Femora auch allmählich verschmälert. Neben dem Syn- coxitwinkel des 18. Beinpaares des d keine Abstutzung. Breite helle Medianflecke IV fehlen immer. 1. Gelbe bis gelbbraune Tiere, deren schwarze Flecke III ein einheitliches breites Längsband bilden, in welchem zuweilen eine jedoch nur schmale helle Medianlinie auftritt. Schwarze Flecke II oft fehlend, höchstens als schmale braune Schrägstriche aus- gebildet, schwarze Flecke I fehlend oder vorhanden. Brustschild größtenteils hell, mit oder ohne dunkle Sichelflecke, wenn vorhanden schwach und niemals außen verbreitert. Syncoxitlappen der Telopoden bis zum Grund der Nebenläppchen der Syncoxitfortsätze reichend. Schwarze Präanalschildzeichnung in der Mitte am stärk- sten ausgeprägt, die Seitenarme immer mehr oder weniger von den Seiten entfernt. ENGEN ER 3. eimeri mirzelae \Vern. [= formosa mirzelae Vern. 1906|]. 2. Meist vorwiegend schwarze Tiere mit 2+2 scharf aus- geprägten, schwarzen Fleckenreihen jederseits und einer schwarzen breiten Rückenmittelbinde, also 3+3 hellen Fleckenreihen. An den dunklen Seiten des Brustschild entweder mit zwei hellen Flecken, welche durch eine außen erweiterte schwarze Binde getrennt werden oder der vordere helle Fleck ist bis auf einen gelben Vorderrand- streifen verdrängt. Wenn aber eine gelbliche Grundfarbe, wie bei mirzelae, vorwiegt (var. eimeri), dann sind die schwarzen Sichel- flecke des Brustschilld kräftig und außen verbreitert, die schwarzen Flecke I und II sind überall recht deutlich und die Seiten- arme der pilzförmigen dunkeln Zeichnung des Präanalschild reichen bis zu den Seitenrändern. Syncoxitlappen breiter wie bei mirzelae, daher ein Stück zurückbleibend hinter dem Grund der Nebenläppchen der Syncoxitfortsätze. 4. eimeri (genuina) Vern. |= hexasticha quercivora VERH. p. p.]. a) Die ockergelbe Grundfarbe herrscht vor. Schwarze Median- fleckenreihe nur mäßig breit, der Stiel der dunklen Pilzfigur des Präanalschild schmal, hinten nicht verbreitert. Die schwarzen Flecke der Reihen II und Ill sind schmal. In den Seitenteilen des Brust- schild sind durch schwarzen Sichelfleck zwei große helle Gebiete getrennt . . var eimeri NER 189% b) Die andere si NLIEEN und weniger ausgedehnt. Schwarze Medianreihe sehr breit, Stiel der dunkeln Pilzfigur des Präanalschild hinten meist verbreitert, die schwarzen Flecke der Reihen II und Ill sind@breity na: N Le} (cl) c) Barehtkkeiien ni raktieer Sichel scliinde welche zwei hintereinander gelegene helle Flecke trennt. «) Collum hinten mit zwei hellen Flecken. Heller vorderer Brustschildfleck der Seiten breit, innere, hintere helle Flecke dreieckig. var. quercivora und schässburgensis VERH. £) Collum hinten ohne helle Flecke. An den Brustschildseiten ist der helle vordere Fleck schmal, die inneren hinteren ebenfalls. var. burzeulandica VERH. d) Brustschild schwarz, nur hinten mit 343 hellen Flecken geziert. Collum ungefleckt. ! Vergl. die Originalbeschreibung in meiner ersten Diplopoden - Fauna Siebenbürgens. Verh. zool. botan. Ges. Wien 1897. S. 12. De or var. Stlvivaga VERH. E. Präanalschild des Maturus d mit einer vertieften Quer- rinne vor der Hinterrandmitte, daher der hintere Teil im Profil steiler abstürzt, indem das Gebiet oberhalb der Querrinne etwas buckelig vorragt. Die Profillinie des Präanalschild erscheint somit als eine abgerundet-stumpfwinkelige (Abb. 14 und 15). Telopoden wie bei eimeri. henast)c MalkBrANDEIE Pan za N G. F. Die Reihe IV der Rückenmediane ist in mehr oder weniger Deentenecheellen Rlecken ausgebildet . .. ».. 2. H.)]. G. Die Reihe IV der hellen Medianflecke fehlt meistens voll- ständig, höchstens ist sie an einigen Segmenten als sehr schmaler Streifen angelegt. Im letzteren Fall sind die hellen Seitenflecke des Brustschild nicht oder nur mit schwachem Zipfel über das Gebiet der Vorderhälfte ausgedehnt . . . . DER IRRE LM: H. Brustschildseitengebiete in der Vorderhälfte ganz oder teil- weise hell, gegen das Schisma zieht niemals ein von innen kommender dunkler Streifen. 5. hexasticha bavarica VERH. a) Das Schwarze des Brustschild ist vorn im Seitengebiet nach unten mit dreieckigem Zipfel so erweitert, daß das helle Pigment vor dem Schisma mehr oder weniger verdrängt wird . . . .. ec) b) Das Schwarze des Brustschild ist vorn im Seitengebiet nicht erweitert, so daß die Brustschildseiten auch vorn breit auf- gchells sind... . IN . e) c) Die beiden eh Zipfel a Präanalschild Ant immer abgekürzt und bleiben ein gut Stück vom Hinterrand entfernt. Die hellen Flecke II des Brustschild verschmelzen mehr oder weniger mit III. var. Schreckensteinensis VERH. d) Die beiden schwarzen Zipfel des Präanalschild divergieren nach hinten, lassen ein helles Dreieck zwischeneinander frei und erreichen den Hinterrand ganz oder beinahe. Die hellen Flecke II des Brustschild fehlen entweder oder sind scharf von III getrennt. Hierher die Varietäten: davarica, lateralis, liptauensis und kremnitzensis VERH. - e) Die hellen Fleckenreihen II fehlen, weil die dunklen Fleckenreihen I und II zu breiten Längsbinden verschmolzen sind. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 7 ORTE var. carpinicola und pseudolateralis VErH. f) Die hellen Fleckenreihen II sind deutlich ausgebildet. &) Die divergierenden schwarzen Zipfel der Präanalschildzeich- nung erreichen den Hinterrand desselben ganz oder beinahe. Helle Flecke IV nur mäßig breit. var. attemsit, hungarıca VERH. und andere. 8) Diese Zipfel des Präanalschild bleiben weit vom Hinterrand entfernt. Helle Flecke IV sehr breit. var. montium VERE. J. Brustschildseitengebiete in der Vorderhälfte entweder ganz dunkel oder nur mit einem kleinen, rings dunkel umgebenen, hellen Fleck oder es findet sich ein querer schwarzer, gegen und meist bis zum Schisma ziehender Streifen oder Zipfel bei im übrigen ganz hellen Seitengebiet. Die divergierenden Zipfel der schwarzen Pilz- figur des Präanalschild ziehen immer ganz oder beinahe bis zum Hinterrand durch. I. Am Präanalschild finden sich jederseits entweder zwei durch einen Ast der dunkeln Zeichnung getrennte helle Flecke, ein läng- licher außen und ein rundlicher innen, oder das helle Gebiet ist jederseits sehr breit und es springt ein abgekürzter schwarzer Ast in dasselbe von vorn her ein. Die schwarzen Sichelflecke des. Brustschild ziehen nach außen durch bis zum Schisma. Das Gebiet vor ihnen ist entweder ganz schwarz oder enthält einen mehr oder weniger deutlichen, hellen Fleck. 1. Das helle Gebiet des Präanalschild ist jederseits sehr breit und ein abgekürzter schwarzer Ast springt von vorn her ein. Seiten des Brustschild vor dem Sichelfleck mit meist recht deutlichem hellen Vorderfleck. 6. hexasticha calceivaga VERH.! 2. Am Präanalschild jederseits zwei durch einen Ast der dunkeln Zeichnung getrennte, helle Flecke. Wenn der äußere derselben schwach ist, sind auch die inneren stark von Schwarz rings um- flossen. Brustschildseiten vorn entweder ganz dunkel oder mehr oder weniger aufgehellt. ! Wahrscheinlich sind die var. conjungens und var. analis VERH. zu- sammen als eine besondere Rasse zu unterscheiden. BER OON 7. hexasticha rabensteinensis VERH. ! a) Helle Flecke IV schmal, helle Flecke des Präanalschild klein, rings von Schwarz umflossen. Brustschildseiten vorn ganz schwarz. var. panmomica \ERH. b) Helle Flecke IV schmal. Präanalschild mit schwarzen, hinten ' offenen Zeichnungsbogen. Brustschildseiten vorn ganz dunkel. var. rabensteinensis VERH. c) Helle Flecke IV breit, 3—4eckig. Helle Zeichnung des Prä- analschild ausgedehnt, in ihr jederseits ein dunkler, hinten ge- schlossener Kranzfleck. Brustschildseiten vorn mehr oder weniger aufgehellt. var. circofera VERH. II Präanalschild jederseits nur mit einem hellen Fleck, in welchen auch kein abgekürzter schwarzer Ast vorspringt. Brust- schildseiten vorn entweder ganz dunkel oder mit einem hellen Quer- wisch, in welchem Fall der schwarze Sıchelfleck ein Stück oberhalb des Schisma aufhört. 8. hexasticha bosniensts VERH. 1. Brustschildseiten vorn ganz schwaız, heller Medianfleck lang. var. bosniensis \VERH. 2. Brustschildseiten vorn mit hellem Querwisch, der mit dem hinteren hellen Fleck schmal verbunden ist, weil der Sichelfleck etwas oberhalb des Schisma aufhört. Brustschild ohne hellen Medianfleck. var. corylivora VERH. (Bildet den Übergang zur Rasse bavarica.) K. Die Seiten des Brustschild sind in der ganzen Länge breit aufgehellt, so daß also weder ein Sichelfleckstreifen gegen das Schisma zieht, noch eine dreieckige Erweiterung des Schwarzen die Vorderhälfte der hellen Seiten einengt. Am Brustschild und den übrigen Segmenten fehlen die hellen Flecke II vollständig, so daß ! Von marcomannia ist die Rasse rabensteinensis leicht unterscheidbar und zwar einschließlich der var. boleti. Von bavarica unterscheidet sie sich durch die entweder vorn ganz dunkeln oder mit einem durchgehenden Sichelfleck gezeichneten Brustschildseiten und das mit 2 + 2 hellen Flecken versehene Prä- analschild. Gegenüber var. schreckensteinensis ist die deutliche Ausbildung und scharfe Trennung der hellen Brustschildflecke II und III zu betonen. 7* — 2.0 — die mit einander verschmolzenen schwarzen Fleckenreihen II und Ill breite dunkle Längsbänder bilden, während die hellen Reihen I und III gut ausgebildet sind. 9. hexasticha suevica n. subp. (Tuttlingen a. D.) Der suevica sehr ähnlich ist marcomannia var. pseudosuevica, welche sich aber leicht durch folgendes kennzeichnen läßt: suevica. | marcomannia var. pseudosuevica m. Der Schaft der schwarzen, pilz- Dieser Schaft ist hinten stark förmigen Zeichnung des Präanal- | dreieckig verbreitert, daher in schildist hintennichtodernurun- | der Mitte viel dünner. Seiten- bedeutend verbreitert. Die hellen binden des Brustschild nach vorn Seitenbinden des Brustschild sind , stark verschmälert, indem das nach vorn, nur wenig ver- , Schwarze mit dreieckigem Lappen schmälert, indem das Schwarze | nach außen zieht. vorn nach unten nur sehr wenig erweitert ist. Ein Übergang von marcomannia zu suevica ist durch die var. pseudosuevica angedeutet, aber er ist doch nicht vollständig, auch kommt in Betracht, daß ich suevica neben bavarica lebend auffand, während pseudosuevica neben marcomannia vorkommt und durch die var. graniticola mit dieser verbunden ist. L. Die Seiten des Brustschild sind nach vorn mehr oder weniger weit aufgehellt, jedenfalls ist niemals ein Sichelfleckstreifen gegen das Schisma vorhanden. Die Vorderhälfte der hellen Seiten wird dagegen immer mehr oder weniger reichlich eingeengt durch eine dreieckige, nach unten ziehende Erweiterung des Schwaırzen- Bisweilen ist diese Erweiterung so bedeutend, daß der helle Hinter- fleck der Seiten nach vorn nur wenig über das Schisma hinaus er- weitert ist. 10. hexasticha marcomannia VERH. a) Die helle Medianreihe IV ist an Brustschild und Medial- segmenten durch schmale Streifen angelegt, die pilzförmige Figur des Präanalschild dagegen zeigt keine mediane Aufhellung. var. boleti VERH. b) Die helle Medianreihe IV fehlt vollkommen . . c,d, e. c) Die hellen Fleckenreihen II sind deutlich entwickelt. Helle Flecke des Präanalschild breit an den Hinterrand stoßend. var. marcomannia VERH. — „OL d) Helle Fleckenreihen Ilschwach entwickelt, rings vom Schwarzen umgeben. Helle Flecke des Präanalschild ebenfalls schwarz umflossen. var. graniticola \VERH. c) Helle Fleckenreihen II vollkommen fehlend, indem die dunkeln Reihen II und III ganz verschmolzen sind. var. pseudosuevica n. var. (Böhmerwald.) Die hexasticha marcomannia (einschließlich der var. boletı) ist von allen bavarica-Varietäten ständig unterschieden durch die Zeichnung des Präanalschild, indem dieser immer eine pilzförmige schwarze Figur trägt, die niemals eine helle Mediane besitzt, auch immer an den Hinterrand stößt und dort verbreitert ist. M. Seiten des Brustschild vorn vorwiegend dunkel und entweder nur hinten mit dem gewöhnlichen hellen Außenfleck, welcher nach vorn nicht über das Gebiet der Furchenlinien (Schisma) ausgedehnt ist und ganz von dunklem Pigment umgeben, weil der Sichellleck stets bis an das Schisma zieht, oder es findet sich außer dem hinteren vorn nur ein schmaler bis mäßig breiter heller Querfleck, entweder dicht hinter dem Vorderrande (Randfurche) oder etwas weiter zurück, aber immer durch breitesschwarzes Gebiet (des Sichelfleck) vom hinteren hellen Fleck getrennt. 11. hexasticha genwuina \VERH. [Die Varietäten dieser Rasse findet man in meinem 24. Aufsatz ‘über Diplopoden, doch sind unter denselben var. burzenlandica und silvivaga zu streichen, da sie wie oben erwähnt zu Glomeris eimert gehören. | Typische Glomeris-Gruppen: N. An den Telopoden ragt der besonders stark entwickelte Syncoxitlappen noch ein gut Stück über die Endspitzen der Syncoxitfortsätze hinaus. Brustschild mit einer durchlaufenden Furche. Rücken mit 2+2 hellen Fleckenreihen. Präanalschild des @ leicht aber deutlich ausgebuchtet. Am 18. Beinpaar des 4 ist die Syncoxitbucht ungewöhnlich weit. 1. Syncoxitlappen der Telopoden außen steil abfallend, die Fort- sätze nicht in zwei Abschnitte abgesetzt, Präfemurgriffel gedrungen. 12. prominens ÄTTENS. 2. Syncoxitlappen der Telopoden außen mehr abgeschräst, die Fortsätze des Syncoxit in zwei Abschnitte abgesetzt, dünne end- wärtige und viel diekere grundwärtige, außen stumpfwinkelig ab- — 12 — fallend, Präfemurgriffel schlank. Seiten des Brustschild vorn gelb- bräunlich aufgehellt. 13. prominens scutolimbata Vern. |= connexa scutolim- bata Vern.] OÖ. An den Telopoden ragt der Syncoxitlappen niemals ein Stück über die Endspitzen der Fortsätze hinaus, selten erreicht er dieselben. an ERF y n eN P. Rücken schwarz, ohne helle Fleckenreihen, nur die Brust- schildseiten mit einer sehr großen, orangegelben Binde, welche innen dreieckig und gegen das Collum schräg hinauf abgeschnitten ist und nicht gegen den Hinterrand erweitert. Hinter den Collum- ecken ist das orangegelbe Gebiet ungefähr so lang wie das dunkle hinter diesem. Brustschild mit einer durchlaufenden Furche. 14. aurita ©. Koch. Q. Rücken meist mit hellen Fleekenreihen, wenn aber schwarz, also ohne dieselben und an den Brustschildseiten mit hellen Binden, sind dieselben entweder nicht so breit, daß sie die ganzen Seiten einnehmen und innen dreieckig abgegrenzt erscheinen oder sie zeigen sich gegen den Hinterrand erweitert. Im letzteren Fall sind die Seitenbinden vorn recht schmal . . . . 2... RS. R. Rücken schwarz, ohne zerstreute Marmorierung und mit 2 + 2, seltener 3 + 3 hellen Fleckenreihen. Mediane meist mit breiter, dunkler Längsbinde, seltener mit heller Fleckenreihe. Seiten des Brustschild vorn höchstens mit schmaler Aufhellung, niemals mit breiten, [seitlich über die Furchen bis zum Schisma ausgedehnten, | hellen Seitenbinden. Am Präanalschild werden die hellen Flecke stets mehr oder weniger vollständig durch eine mediane schwarze Zeichnung getrennt. Brustschild immer mit 1—3 durchlaufenden Furchen. Enden der Syncoxitfortsätze der Telopoden spitz. OConnexza-Gruppe!: 1. Rücken mit 3+3 Reihen heller Längsflecke, bisweilen auch noch eine helle Medianreihe. Bei stark melanistischen Stücken können die hellen Fleckenreihen mehr oder weniger verdrängt werden. Syn- coxitlappen der Telopoden ganz oder beinahe bis zum Ende der Syncoxitfortsätze aufragend, übrigens ziemlich breit, daher nicht so lang wie am Grunde breit. Syncoxitfortsätze diek und kurz, ! Hierhin gehören auch N. 12 und 12. — 0 — gegen den Grund schnell dreieckig verbreitert. Syncoxit am 18. Bein- paar des S mit einer weiten, bogigen Ausbuchtung, Brustschild mit 2—3 durchlaufenden Furchen. Präanalschild des d ohne Aus- buchtung. a) Rücken in der Mitte mit breiter schwarzer Längsbinde. Brust- schild mit zwei durchlaufenden Furchen. 15. intermedia LatzeL. (genuwina Vern.) (= hexasticha vaı. intermedia Latz.) b) Rücken in der Mediane mit einer hellen Fleckenlängsreihe IV. Brustschild meist mit drei, seltener zwei durchlaufenden Furchen. 16. intermedia trisulecata Ron. 2. Rücken mit 2+2 Reihen heller Längsflecke, niemals mit einer hellen Medianreihe. Bei stark melanistischen Stücken können die hellen Fleckenreihen ebenfalls mehr oder weniger verdrängt werden. Syncoxitlappen meist bedeutend hinter den Enden der Syncoxit- fortsätze der Telopoden zurückbleibend, wenn er aber bis zum Grund der zarten Endfortsätze reicht, ist er ungefähr so lang wie am Grunde breit. Syncoxit am 18. Beinpaar des d mit einer bald mehr drei- eckigen, bald mehr fünfeckigen Ausbuchtung, nie aber weit und bogig usoebuehwe ne ey Dh 3. Brustschild nur mit einer durchlaufenden Furche. Die dunkeln Flecke I sind mehr als sonst nach innen gerückt, so daß am 4.—-9. Tergit die Seitenlappen ungewöhnlich breit aufgehellt sind, was auch für die dunkelsten Varietäten gilt. Die Telopoden unterscheiden sich von denen des saussurei durch den viel niedrigeren Syncoxitlappen, von denen der connexa durch den weniger breiten Syncoxitlappen, die schlankeren Syncoxitfortsätze und die schmalen, ganz nach endwärts gerichteten Endspitzen derselben. Die Präfemur- griffel sind gedrungen und nicht gebogen, die Tibia ist (im Gegen- satz zu connexa) niemals länger als breit, höchstens so lang als am Grunde breit, vier- bis dreieckig. guttata: a) Am 17. Beinpaar des & sind starke Hüftaußenlappen ent- wickelt, welche die inneren Hüftzapfen überragen und bis wenigstens zur endwärtigen Außsnecke des Präfemur reichen. Tarsus der Telo- poden schlank, am Grunde innen etwas dreieckig erweitert. Von den abgekürzten Brustschildfurchen reicht die vorderste meist höchstens bis hinter die Collumseitenecken. — 104 — 17. guttata Rısso. (genuina m.) |= connexa fagivora Vern. e. p.| a) Die zwei großen hellen Flecken des Präanalschild reichen vom Vorder- bis zum Hinterrand, so daß sie drei (bis vier) schwarze Hlecke von einander trennen, nämlich zwei seitliche und 1—2 mittlere (je nachdem das Schwarze in der Mitte zusammenhängt oder klafft). var. Zauricola \VERH. 8) Die zwei mehr oder weniger großen hellen Flecke des Präanal- schild sind rings vom Schwarzen umflossen, höchstens erreichen sie mit schmalem Zipfel den Vorderrand . .. BE y) Brustschild mit 2+2 hellen, gut ausgebildäien Flecken. Ähnlich verhalten sich die Medialsegmente.) var. luinensis m. 0) Am Brustschild fehlen die äußeren hellen Flecke, die inneren sind klein und trüb, ebenso die beiden Präanalschildflecke. ar. fraxınivora m. &) Am Brustschild und Präanalschild sind infolge der Überhand- nahme des Schwarzen die hellen Flecke erloschen. aberr. ultramontana m. b) Am 17. Beinpaar des & sind die Hüftaußenlappen schwach entwickelt, daher sie die inneren Hüftzapfen nicht überragen, und auch nicht bis zur endwärtigen Außenecke des Präfemur reichen. Tarsus der Telopoden gedrungen, innen in gleichmäßigem Bogen ausgebuchtet, am Grunde nicht erweitert. Von den abgekürzten Brustschildfurchen reicht die vorderste weit hinauf zum Rücken und noch ein gut Stück bis oberhalb der Collumseitenecken. 18. guttata fagivora m. |= conneza fagivorae. p.] @) Die großen beiden Flecke des Präanalschild reichen vom Vorder- bis zum Hinterrand, so daß sie drei (bis vier) schwarze Flecke von einander trennen. var. fagivora VERH. 8) Die mehr oder weniger großen hellen Flecke des Präanal- schild sind rings vom Schwarzen umflossen, höchstens erreichen sie mit schmalem Zipfel den Vorderrand . . Vund.) &: y) Rücken mit 2+2 Reihen Bentlichee alles Filecke, 105 ° — var. silestaca \VERH. ö) Die äußeren hellen Fleckenreihen fehlen, die inneren sind deutlich aber klein, Präanalschildflecke klein. var. fagivaga VERH. &) Die hellen Fleckenreihen sind bis auf einige trübe Fleckchen oder auch vollständig erloschen. aberr. melas VERH. 4. Brustschild fast immer mit zwei durchlaufenden Furchen, nicht selten auch drei. Die dunkeln Flecke I sind in typischer Stellung und als dunkle Haken oder Hufeisenbogen entwickelt, so daß am 4.—9. Tergit die Seitenlappen nicht ganz breit aufgehellt sind. a) Brustschild mit 3—4 Furchen, von denen 2 oder oft auch 3 durchlaufen. Keine Furche zwischen den durchlaufenden. Die Flecke der hellen Reihen sind orangegelb bis rot und meist etwas in die Quere gedehnt. Syncoxitlappen der Telopoden ungefähr so lang wie am Grunde breit, bis zum Grund der Endspitzen der Syncoxit- fortsätze aufragend. Präfemurgriffel gerade, kegelig dick, nur mäßig lang, bis zum Grund der Femurgriffel reichend. Syncoxit am 18. Bein- paar des d mit dreieckigem Ausschnitt. Rücken auffallend tiefschwarz. saussurei n. sp.\ a) Die Flecke der 242 Längsreihen sind im allgemeinen mäßig groß, daher sind die inneren hellen Flecke des Brustschild mehr oder weniger breit getrennt. Ebenso aber noch deutlicher breit getrennt sind die beiden hellen Flecke des Präanalschild, die Außen- flecke des Brustschild sind nicht so breit wie das dunkle Gebiet vor ihnen. Das 18. Beinpaar des 4 und die Telopoden sind ganz dunkel pigmentiert, Syncoxit des 18. Beinpaares dreieckig ausgeschnitten, jederseits nur mäßig vorragend. — Im Fiußgebiet des oberen Var. 19. saussurei m. (genuina.) 8) Die Fiecke der 2-+2 Längsreihen sind recht groß, daher sind die inneren hellen Flecke des Prustschild so genähert, daß sie in der Mediane nur durch einen schmalen schwarzen Streifen getrennt werden. ‚Die beiden hellen Flecke des Präanalschild sind ı Gewidmet dem verstorbenen Forschungsgenossen Henri de Saussure in Genf. — 2.08 — sogar in der Mediane verschmolzen oder doch höchstens durch eine feine dunkle Linie von einander abgesetzt, vorn und hinten durch dunkle Einbuchtungen. Die Außenflecke des Brustschild sind länger (breiter) wie das dunkle Gebiet vor ihnen. Am 18. Beinpaar des Z und den Telopoden nur Tarsus, Tibia und das Ende des Femur dunkel pigmentiert. Syncoxit des 18. Bein- paares weit und fast halbkreisförmig ausgebuchtet, jederseits mit kräftigen Zapfen vorragend. — Halbinsel Antibes. 20. saussurei paeninsulae n. subsp. b) Brustschild mit 6—9 (seltener 5) Furchen, von denen meist zwei seltener nur eine durchläuft. Zwischen den durchlaufenden Furchen fast immer eine abgekürzte. Die Flecke der hellen Reihen sind gelb und entweder rundlich oder länglich, soweit sie nicht durch Melanierung verdrängt werden. Syncoxitlappen der Telopoden niedrig, nicht so lang wie am Grunde breit, erheblich zurückbleibend hinter dem Grund der Endspitzen der Syncoxitfortsätze. Präfemurgriffel lang bis sehr lang, stets leicht aber deutlich etwas nach innen gebogen, meist über den Grund der Femur- griffel, bisweilen sogar bis zu deren Ende reichend. Tibia der Telopoden viereckig, stets entschieden länger als am Grunde breit. Syncoxit am 18. Beinpaar des d mit mehr oder weniger fünfeckiger Ausbuchtung. | 21. connexa C. Koch [= connexa alpina VERR.|. (Vergl. die Varietäten im 24. Aufsatz.) S. Brustschild häufig jederseits mit einer breiten, seitlich über die Furchen mindestens bis zum Schisma ausgedehn- ten hellen Querbinde, häufig auch mit zerstreuter dunkler Sprenkelung auf hellem Grunde. Ist beides nicht der Fall, dann sind die entwickelten Tiere meist fast ganz schwarz, ohne Brustschildseitenbinden, ohne Sprenkelung und ohne helle Flecken- reihen. Kommen aber schwarze Tiere mit 2+2 hellen Flecken- reihen vor, dann sind die hellen Flecke des Präanalschildes meist zu einem einzigen großen Querfleck verschmolzen. Ist auch das nicht der Fall, d. h. findet sich eine Zeichnung wie bei der connexa-Gruppe (marginata var. perplexa), dann kommt am Brust- schild nur eine durchlaufende Furche vor und zum Unterschied von guttata finden sich meist mehr als zwei abgekürzte Brustschild- furchen, während die Seitenlappen des 4.—9. Tergit nicht breit — 100. — aufgehellt sind, sondern im Gegenteil verdunkelt. |Marg. var. perplexa ist von guttata auch dadurch zu unterscheiden, daß sich die hellen Prä- analschildflecke am Hinterrand befinden, weit vom Vorderrand entfernt, während sie beı guttata entweder vom Vorder- bis zum Hinterrand durchziehen oder rings von Schwarz umgeben sind. Die perplexa bildet den unzweifelhaften Übergang zur connexa-Gruppe, wobei von dieser jedoch nur guttata in Betracht kommen kann, zumal sie in den Telopoden mit marginata und perplexa übereinstimmt.|. . T, U. T. Brustschild jederseits mit einer breiten, seitlich über die Furchen mindestens bis zum Schisma ausgedehnten hellen Quer- binde. Rücken häufig mit dunkler, zerstreuter Sprenkelung auf hellem Grunde oder mit heller Sprenkelung auf dunklem Grunde. Nicht selten sind 2+2 helle Fleckenreihen ausgebildet... . V, W, U. Brustschild jederseits zwar mit hellem Rande, fast niemals aber mit einer breiten, bis zum Schisma ausgedehnten Querbinde, eine Ausnahme bildet nur herzegowinensis mit zwei durchlaufenden Brustschildfurchen. Rücken niemals mit zerstreuter heller oder dunkler Sprenkelung, meistens vorwiegend schwarz, bisweilen eben- falls mit 242 hellen Fleckenreihen. Präanalschild des d stets völlig zugerundet, auch von hinten gesehen ganz ohne Ausbuchtung. marginata-Gruppe X, Y, Z. V. Rücken mit einer medianen Reihe schwarzer Flecke, welche wenigstens am 4.—8. Tergit nach hinten verschmälert sind und meist auch viel länger als breit, jeder Fleck meist in der Mitte am breitesten. Wenn zu seiten der schwarzen Mittelbinde oder Flecken- reihe die helle Grundfarbe bisweilen auffallend hervorsticht, dann ist sie nach außen niemals durch schwarze Flecke scharf begrenzt. Mediane oder paramediane helle Streifen IV kommen nicht vor. Im übrigen ist der Rücken mehr oder weniger reichlich und unregel- mäßig gesprenkelt, entweder und zwar meist auf hellem Grunde dunkel, oder auf dunklem Grunde hell gesprenkelt. Bei stark mela- nistischen Individuen ist die Sprenkelung am ehesten an den Rändern der Tergite oder des Präanalschild noch zu erkennen. Brustschild höchstens mit einer durchläufenden Furche. Wenn die dunkle Sprenkelung ganz fehlt (var. carynthiaca), sind fünf schwarze Flecken- reihen vorhanden, welche alle von den Hinterrändern entfernt bleiben. conspersa-Gruppe. 1. Präanalschild des d von oben gesehen in der Mitte in leichtem Bogen, von hinten gesehen stumpfwinkelig ausgebuchtet. — (08 — Beim 9 findet sich bisweilen die Andeutung einer Ausbuchtung oder in der Mitte eine schwache Abstutzung. Brustschild ohne durch- laufende Furche. Tarsus der Telopoden kurz und dick. Präanal- schild mit dreieckigem, nicht bis zum Hinterrand reichenden schwarzen Flecke, ohne schwarze Seitenflecke. Zeichnung im all- gemeinen der von conspersa var. marmorata recht ähnlich, auf lehm- gelbem Grund kräftig dunkel gesprenkelt, wobei besonders auffallend ein schwarzer rhomboidischer Fleck jederseits vor dem Hinterrand des Brustschildes absticht. 22. crassitarsis n. sp. (Ronco in Ligurien). 2. Präanalschild auch beim d ohne Ausbuchtung. Brustschild ohne oder mit einer durchlaufenden Furche. . . ...3,45. 3. Präanalschild orangegelb bis orangerot, greller als die übrige helle Grundfarbe des Rückens. Präanalschild mit spärlichen, zerstreuten, schwarzen Tupfen oder auch ganz ohne dieselben, ohne größeren schwarzen Mittelfleck, nur ein kleiner dicht hinter dem Vorderrand, von ihm getrennt jederseits ein dreieckiger schwarzer Fleck, der die Präanalschildseiten einnimmt. Diese beiden Seitenflecke können durch einen schmalen, dunklen Hinter- randsaum leicht verbunden werden. Brustschild mit einer durch- laufenden Furche. Die zerstreute schwarze Sprenkelung tritt in kräftigen Spritzlecken auf, welche in der Mitte zwischen Seiten- rändern und Mediane jederseits zu bindenartigen Massen mehr oder weniger zusammengedrängt sind, welche aber nach innen stets unregelmäßig begrenzt sind. Am Brustschild können diese schwarzen Flecke mit einer schwarzen Querbinde verschmolzen sein. Die Reihe der schwarzen Medianflecke ist etwas breiter als bei conspersa, die einzelnen Flecke sind entweder parallelseitig oder etwas nach hinten verschmälert. Am Rücken kommen mehr oder weniger 2 + 2 helle Fleckenreihen zum Ausdruck, welche aber immer mehr oder weniger unregelmäßig begrenzt sind. 23. conspersa genwensis LatzeL et m. (= conspersa vaı. genwuensis LATz.) 4. Am Präanalschild ist die helle Grundfarbe nicht greller als am übrigen Rücken. Hinter dem Vorderrand des Präanalschildes zieht ein ziemlich gleich breiter schwarzer Bogen von einer Ecke bis zur andern, in der Mitte nach hinten wenig oder gar nicht erweitert, [also nicht breit dreieckig nach hinten vorragend|. 109, Bei sehr hellen Stücken ist die Querbinde in Sprenkelfleckchen aut- gelöst, während bei sehr dunkeln das Präanalschild vorn ganz dunkel und hinten dicht gesprenkelt ist. Die Reihe der schwarzen Median- flecke besteht aus meist breiten, gleichseitig-dreieckigen Flecken, welche wenigstens am 4.—7. Tergit mit der Spitze den Hinterrand berühren. Medianer Brustschildfleck den Hinterrand berührend, jeder- seits vor dem Hinterrand des Brustschildes ein rhomboidischer, be- sonders bei helleren Stücken auffälliger Fleck. Es läuft also niemals eine helle Querbinde vor dem Brustschildhinterrand durch. Collum dunkelbraun bis schwarz, einfarbig, auch bei den heilsten Indivi- duen braun und ohne helle Flecke. Brustschild ohne oder aber meist mit einer durchlaufenden Furche, seine Seitenbinden orange- gelb, breit, daher bis zur hintersten der abgekürzten Furchen reichend. 24. romana carrarana n. subsp. (Carrara)'. Bei der nahen Verwandtschaft von romana und carrarana gebe ich hier noch eine besondere Übersicht der wichtigsten Charaktere und schließe die Melanierungsvarietäten beider Formen an: romana \VERH. vromana carraranan. subsp. Die Reihe der schwarzen Me- Die Reihe der schwarzen Me- dianflecke besteht aus breiten | dianflecke besteht aus meist gleich- Flecken, der des Brustschild ist | seitig dreieckigen Flecken, der breit und nach vorn etwas drei- | des Brustschild ist schmal, nach eckig verschmälert; die schwarzen | vorn eher etwas verbreitert; am Mittelflecke des 4.—6. Tergit 4.—10. oder 11. Tergit dreieckige sind immer viereckig, zwei- | schwarze Flecke, welche mit der oder sogar dreimal” breiter als Spitze meist den Hinterrand be- : carrarana bildet die natürliche Vermittelung zwischen romana und conspersa. Ich habe diese Rasse jedoch mit romana verbunden, weil sie 1. mit ihr wenigstens teilweise gemeinsam vorkommt, 2. mit ihr im völlig dunklen Collum übereinstimmt, 3. darin, daß meist eine durchlaufende Brustschildfurche vorhanden ist, 4. das Präanalschild dieselbe Zeichnung aufweist, in dieser aber bereits die älteren Larven übereinstimmen, 5. die Flecke der schwarzen Medianreihe breiter sind als bei conspersa, ohne daß jedoch ein Übergang zu romana stattfände, obwohl von beiden Formen zahlreiche Individuen untersucht wurden, ® Ich erinnere daran, daß die Zeichnung nicht nach eingerollten Tieren beschrieben wird, sondern nach solchen in Laufstellung, also in gestreckter Haltung, wobei manche Ausläufer der Zeichnung von Duplikaturen verdeckt werden. lang, während sie am 7.—12. Ter- git allmählich schmäler werden, die des 7.—10. oft breit dreieckig, nach hinten schmäler werdend, oft aber auch noch am ”. und 8. mehr viereckig. Durch mehr oder vollständige Verschmelzung der | schwarzen Fleckenreihen II und ill entstehen schwarze Längs- binden, während helle Flecke I und III mehr oder weniger schaıf | abgesetzte, helle Flecken- reihen entstehen lassen, inner- halb welcher die dunkle Sprenke- lung spärlicher ist als bei carrarana oder auch fast voll- ständig fehlt. Brustschild in der Hinterhälfte meist mit 272 mehr oder weniger deutlich abgegrenz- ten hellen Flecken. var. faitens AÄTTEMS: dQ ganz schwarz bis auf die rötlichen Seitenbinden des Brustschild. In der Hinterhälfte des Präanalschild können auch noch Aufhellungen bemerkbar sein. Beim 9 kommen Andeutungen der normalen Zeich- Mittelitalien von sorrentinischen nung vor. Carrara bis zur Halbinsel. weniger 110 rühren, seltener sind diese Flecke am 7.—10. Tergit ganz schmal. Rücken im übrigen mit kräftiger, unregelmäßiger, zerstreuter Sprenkelung, Mitte zwischen Seitenrändern und Mediane jeder- schwarzer welche in der seits zwar auch zu schwarzen Flecken sich zusammenballt, aber ı unregelmäßigen, welche nicht so kräftig sind wie bei romana. Auch kommen keine regelmäßigen hellen Längsbinden zustande. Brustschild nie mit deutlichen hellen Flecken hälfte. ın der Hinter- var. pseudoaurita m. Die dunkle Sprenkelung hat so zu- genommen, daß die Tiere dunkel erscheinen mit unregelmäßigen hellen Unterbrechungen. An den Hinterrändern kann man hier und da noch die dreieckigen Medianflecke angedeutet sehen. Brustschild dunkel, nur die Seiten- binden orangegelb. — Massa und Carrara. 5. Präanalschild vorn mit schwarzem Mittelfleck, welcher aber die Seiten hinter dem Vorderrand mehr oder weniger breit frei- läßt, mindestens an den Seiten viel schmäler ist als in der Mitte, wo er nach hinten ausgedehnt ist als breiter und meist drei- eckiger Fleck. Die schwarzen Flecke der Medianreihe sind eben- falls dreieckig, aber durchschnittlich schmäler als bei carrarana und bleiben oft vom Hinterrande mit ihrer Spitze mehr oder weniger weit entfernt. Collum bei den südlicheren Varietäten orangegelb — ul) u— oder wenigstens mit kräftig orangegelben bis roten Rändern, bei den nördlicheren Varietäten dunkler (wie überhaupt die helle Grundfarbe bei diesen im ganzen blasser ist), aber meistens treten doch zwei helle Fleckchen vor dem Hinterrand auf. Brustschild meist ohne durchlaufende Furche, nur bei den Tieren des Südostalpengebietes - kommt nicht selten eine durchlaufende Furche vor. 25. conspersa Ö. Koch. [Die übrigen Varietäten vergleiche man im 4. (24.) Aufsatz über Diplopoden.| Hier mögen nur die folgenden Varietäten hervor- gehoben werden: a) die Sprenkelung entweder sehr reichlich oder, wenn spärlich, nicht zu gereihten schwarzen Flecken verschmolzen, oder wenn solche angedeutet sind, kommen sie wegen der übrigen reichlichen Sprenke- lung wenig zur Geltung. Oft ist die dunkle Sprenkelung so dicht oder so verschmolzen, daß die Tiere vorwiegend schwarz erscheinen. Mehrzahl der Varietäten. b) Auf hellem Grunde (orangegelb bis rot) stehen fünf deutliche schwarze Fleckenreihen, welche alle aus von den Hinterrändern ent- fernt bleibenden Flecken bestehen, eine mediane Reihe und zwei laterale jederseits. Außerdem findet sich eine zerstreute, spärliche, schwarze Sprenkelung. var. pentasticha Lazz. (= coccinea Larz.). c) Ebenso, also auf rotem bis orangegelbem Grund mit fünf schwarzen Fleckenreihen, aber vollständig ohne Sprenkelung. var. carynthiaca m. (Osttirol und Kärnten). W. Rücken entweder völlig ungesprenkelt und dann zu- gleich niemals mit dreieckigen oder länglichschmalen schwarzen Flecken in der Medianreihe oder es kommen dunkle Sprenkelfleckchen vor, welche dann aber spärlicher auftreten und am ehesten an den Rändern von hellen, mehr oder weniger deutlichen Fleckenreihen zu bemerken sind. Nicht selten kommen mediane helle Streifen IV vor, bisweilen auch paramediane helle Spaltstreifen, so daß die breiten Flecke der Medianreihe dann in drei dunkle und zwei helle Streifen zerfallen; sonst aber finden sich wenigstens am 4.—7. Tergit immer breite schwarze Flecke in der Medianreihe, welche nach hinten meist nicht verschmälert sind. Diese Flecke sind (bei der Lauf- — 12 0, — stellung des Tieres) quadratisch oder oft noch viel breiter als lang, sind sie aber etwas länger als breit oder auch ein wenig nach hinten ‚verschmälert, so sind sie doch nicht dreieckig wie bei der conspersa-Gruppe, außerdem sind die betreffenden Formen dadurch ausgezeichnet, daß einerseits große trapezische oder meist drei- eckige schwarze Flecke ganz oder beinahe bis zum Hinter- rand des Präanalschild reichen (var. ischeri), andererseits die inneren hellen Längsbinden außen von schwärzlichen Längsbinden scharf begrenzt sind, welche durch zusammengeschmolzene Sprenke- lung entstanden. I. Die hellen Binden seitlich hinter dem Brustschildvorderrand setzen sich über die Seiten nach hinten fort und erweitern sich über dem Schisma gegen den Hinterrand zu einem großen, dreieckigen Feld, wobei sie entweder vor dem ganzen Hinterrand als quere helle Binde durchziehen oder in der Mitte durch einen schwarzen Fleck oder auch jederseits noch durch ein schwarzes Stück unterbrochen werden. Dunkle Sprenkelung fehlt vollständig. 0—3 durchlaufende Brustschildfurchen. transalpina-Gruppe. 1. Brustschild mit 1—3 durchlaufenden Furchen, Rücken ohne eine Reihe schwarzer Medianflecke, vielmehr mit hellen und dunkeln Querbinden. (Präanalschild des J?) a) Rücken mit breiten zitronengelben Querbinden hinten an den Tergiten, die schwarzen Querbinden erreichen die Seiten nicht, sondern lassen die Seitenlappen gelb. Brustschild mit drei durch- laufenden und einer ebenfalls weit heraufreichenden abgekürzten Furche. Der schwarze Fleck des Präanalschild quer ausgedehnt und in der Mitte kaum nach hinten vorragend. 26. annulata Bra. und VErH. b) Rücken mit ziemlich breiten roten bis rostroten Quer- binden. Brustschild mit 2—3 abgekürzten und 1—2 durchlaufenden Furchen. Der schwarze Fleck des Präanalschild springt dreieckig nach hinten vor. 27. cingulata C. Koch. 2. Brustschild ohne durchlaufende Furchen. . . . . 3, 4. 3. Rücken mit mehr oder weniger breiten, roten bis gelbroten, quer durchlaufenden Binden, aber ohne mediane Reihe schwarzer Flecke. Präanalschild des d von oben gesehen ohne Ausbuchtung, von hinten gesehen mit Andeutung einer stumpfwink- lisen Ausbuchtung. Die schwarze Zeichnung des Präanalschild springt nach hinten dreieckig vor, bleibt aber immer mehr oder weniger weit vom Hinterrand entfernt. Endläppchen der Syncoxitfortsätze der Telopoden (bei beiden Varietäten) besonders kurz, überragt von den Spitzen der Neben- läppchen. Syncoxit am 18. Beinpaar des d mit dreieckiger oder rundlich hufeisenförmiger, jedenfalls nicht besonders breiter Ausbuchtung. 28. transalpına C. Kocn. «&) Hinterrandbinden rötlich oder gelbrot, nach vorne jederseits in zwei fleckenartige Erweiterungen vorgezogen. var. transalpına (genuina). 6) Hinterrandbinden rötlich, nach vorne nicht in Flecken erweitert. var. intercedens LATzeL. 4, Rücken ohne durchlaufende Querbinden, aber mit einer medianen Reihe schwarzer Flecke. Die schwarze Zeichnung des Präanalschild springt nach hinten in einem großen dreieckigen Zipfel vor, welcher den Hinterrand berührt oder nur wenig davon absteht. ' Präanalschild des d von oben gesehen in der Mitte leicht, aber deut- lich ausgebuchtet, von hinten gesehen kräftig stumpfwinklig ausgeschweitt. Endläppchen der Syncoxitfortsätze der Telopoden von gewöhn- licher Länge, also die Spitze der Nebenläppchen erheblich überragend. Syncoxit am 18. Beinpaar des d tief und recht breit, quer huf- eisenförmig ausgebuchtet. 29. guadrifasciata (C. Koch) mihi. «&) An den Medialsegmenten hängen entweder die inneren hellen Flecke wenigstens am 6.—11. Tergit breit zusammen mit den hellen Querstreifen vor dem Hinterrand, welche innere und äußere helle Flecke verbinden, oder die hellen Flecke der inneren und äußeren Reihen sind ganz getrennt, indem keine hellen Querstreifen vorkommen. A Am Brustschild sind die inneren hellen Flecke mit den äußeren verschmolzen, weil sich vor dem Hinterrand eine helle Quer- binde findet, welche nur durch den schwarzen Medianfleck unter- brochen ist. Jahreshefte d. Vereins f, vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. S — 114 — var. roettgent VERH. /S Am Brustschild sind die inneren hellen Flecke durch dunkle seitliche Flecke, (Erweiterungen der schwarzen Hauptfarbe,) von den hellen Seitenbinden getrennt. X Am 4.—9. Tergit sind die hellen inneren Fleckenreihen völlig von den äußeren getrennt. var. guadrifasciata \VERH. xX Vom 6. Tergit an sind die hellen inneren Fleckenreihen durch helle Querzüge vor den Hinterrändern mit den äußeren Flecken- reihen verbunden. var. spinalemontis \VERH. 8) An den Medialsegmenten sind die inneren hellen Flecke wenigstens am 6.—11. Tergit von den hellen Hinterrandquerzügen beinahe abgeschnürt und weit nach vorn ausgedehnt. var. oblongoguttata VERH. II. Die hellen Binden seitlich hinter dem Brustschildvorderrand setzen sich nach hinten und unten nur bis zum Schisma fort, können hier noch etwas verbreitert sein, hören aber immer voll- ständig auf, so daß sie niemals vor dem Hinterrand er- weitert sind. Innerhalb der 2+2 hellen Fleckenreihen können zerstreute dunkle Tupfen auftreten oder nicht selten geben sich die seitlichen dunklen Fleckenreihen als aus Vereinigung dunkler Sprenkel- flecke entstanden erkennbar. Brustschild ohne oder höchstens mit einer durchlaufenden Furche. undulata-Gruppe: 1. Brustschild meist mit einer durchlaufenden Furche. Präanal- schild vorn im Bogen mit ziemlich breiter schwarzer Querbinde, welche meist den größeren hinteren Teil ganz frei läßt, welcher aber mehr oder weniger mit dunklen Sprenkeln getupft sein kann. Zieht sich das Schwarze aber in der Mediane weiter nach hinten, dann ist es stets ein schmaler schwarzer Streifen, so daß also kein Dreieck zustande kommt, die hellen Flecke auch niemals ganz vom Schwarzen umflossen sind. Helle Flecke der Medianreihe IV fehlen immer. Präanalschild des £ völlig ohne Ausbuchtung. Schon bei Larven mit 11 oder 12 Tergiten bildet das schwarze Pigment vorn am Präanalschild einen queren zusammenhängenden Bogen, der in der Mediane nach hinten nicht bis zur Mitte vor- — bla — ragt, während im hellen Gebiet keine Sprenkelung auftritt. |Hierin übereinstimmend mit den Larven von carrarana.) |Vergl. oben bei N. 23 die var. faitens Arr.] 30. romanca VERH. (genwind.) 2. Brustschild immer ohne durchlaufende Furche. Präanal- schild vorn im Bogen mit schwarzer Binde, welche immer in der Mitte nach hinten dreieckig bis trapezisch breit und bis zum Hinterrand ausgedehnt ist, wobei die hellen Flecke entweder breit an den Hinterrand stoßen oder davon getrennt sind, weil sich das Schwarze auch hinten über den Hinterrand ausgedehnt und die hellen Flecke ganz umflossen hat. Helle Flecke der Median- reihe IV sind bisweilen vorhanden. Präanalschild des 2 ohne Aus- buchtung oder mit einer leichten in der Mitte. Bei Larven mit 11 oder 12 Tergiten besteht das schwarze Pigment des Präanalschild aus drei getrennten Haufen, von denen der mittlere nach hinten bis weit über die Mitte reicht. Im Hellen dunkle Sprenkelung. [Hierin übereinstimmend mit den Larven von conspersa.] . Se N a 3, 4. 3. Am Brustschild zieht ein scharf ausgeprägter, querer schwarzer Streifen hinter den seitlichen orangeroten oder orange- gelben Vorderrandbinden gegen das Schisma. Dicht hinter dem Streifen ist (mit Ausnahme sehr dunkler Stücke) ein querer heller Fleck ausgebildet. Ueber dem Schisma keine Verbreiterung der hellen Randbinde. Präanalschild des & in der Mitte von oben ge- sehen abgestutzt, von hinten gesehen mit leichter aber deutlicher Ausbuchtung. 31. undulata montana VErH. |= conspersa quadrifasciata var. montana 1902 im 1. (21.) Aufsatz über Diplopoden.| a) Rücken mit breiter, schwarzer Mittelbinde. var. montana VERH. b) Diese schwarze Mittelbinde ist durch helle Streifen IV median zerspalten. var. dormeyeri \VERH. c) In den schwarzen Mittelflecken tritt statt heller Medianstreifen eine paramediane helle Zerspaltung auf, so daß man dreieckige, nach hinten in drei schwarze Streifen auseinandergehende, also durch zwei helle Streifen gespaltene Mittellecke erhält. 8* — 00 — var. commiscens VERH. 4. Am Brustschild sind vorn jederseits keine schwarzen, scharf ausgeprägten, queren und zwei helle Gebiete trennenden Streifen zu finden. Präanalschild des Z völlig zugerundet oder (südlich der un) mit Andeutung einer Ausbuchtung (wie bei montana). 32. undulata C. K. genuinam. ...56. 5. Die schwarzen Flecke der Medianreihe sind durch helle Flecke IV geteilt. a) Die hellen Flecke I und 11 bilden deutliche Reihen, indem die dunkle Sprenkelung größtenteils zu dunklen Flecken II verschmolzen ist, welche helle Flecke I und II trennen. var. irregularis VERH. b) Helle Flecke I und II nicht deutlich ausgeprägt, indem in ihrem Bereich die dunkle Sprenkelung mehr oder weniger ver- \WiOsrlenE ste : IR E20. (er c) Grundfarbe a. Brennen role Helle Flecke 1II kleiner, niemals durchlaufend, durch Sprenkelung stark verkürzt, diese dunkle Sprenkelung beim d so vermehrt, daß es dunkle Grundfarbe besitzt und auch der medianen Aufhellung ent- behren kann. Collum grau und braun gesprenkelt oder ganz schwarz. var. aria m. (Brunnen, Schweiz.) d) Grundfarbe kräftiger, Brustschildbinden orangegelb. Helle Flecke III meist kräftig entwickelt, vom Vorder- zum Hinterrand durchlaufend, ganz oder annähernd ungesprenkelt. Collum dunkel, aber der Hinterrand oder wenigstens die Seitenecken gelb bis orange- gelb. Am Präanalschild die schwarze Mittelzeichnung nach hinten erweitert, nur bei Jüngeren nach hinten verschmälert. Dunkle Flecke I nach außen entweder spaltartig durch Helles unterbrochen oder hellen Kern enthaltend. Präanalschild auch bei den Jüngeren in den Außenteilen mit hellen Flecken, welche von den hellen Hauptflecken getrennt sind, während bei wehrana die hellen äußeren Flecke fehlen, indem die Außenteile ganz von dreieckigem schwarzen Pigment erfüllt werden. var. tridentina Larz. e) Wie var. Zridentina, namentlich den Jüngeren derselben sehr ähnlich, aber von der ockergelben Grundfarbe ist das schwarze Pig- — 11T — ment schärfer abgesetzt und bildet im Gebiet zwischen den hellen Fleckenreihen I und III eine dichte schwarze Sprenkelmasse. Dunkle Flecke I schwarz und nur am 9.—11. Tergit kleine helle Kernflecke enthaltend. Präanalschild mit zwei recht großen hellen Flecken, der schwarze Mittelfleck vorn breit, nach hinten schmal auslaufend, _ seitliche kleinere helle Flecke fehlen. Helle Fleckenreihen I und III ganz ohne Sprenkelung, aus breiten und deutlich durch- laufenden Flecken bestehend. var. wehrana m. (Wehr, Baden.) 6. Die schwarzen Flecke der Medianreihe sind breit und ein- heitlich, nicht durch helle Flecke IV getrennt, bisweilen aber treten spaltartig paramediane helle Streifen auf. a) Sprenkelung an vielen Stellen des Rückens deutlich. Die hellen Fleckenreihen III sind vorhanden. «&) Collum braunschwarz oder noch mit graugelber Marmorierung. Grundfarbe gelb bis strohgelb. Bei helleren Stücken ist die Mittel- binde braunschwarz, während die Seitengebiete zerstreute braune Sprenkelung zeigen, bei den dunkleren die Mittelbinde schwarz und die Seitengebiete dichter braunschwarz, bei hellgelblicher Grundfarbe. var. fischeri VERH. £) Collum orangegelb und namentlich in der Mitte dunkel ge- sprenkelt. Grundfarbe orangegelb, alle dunkle Zeichnungen un- gefähr gleich tief schwarz oder braunschwarz. var. undulata C. K. b) Sprenkelung allenthalben so zu einer dichtenschwarzen Masse verschmolzen, daß von ihr nur am Rande der hellen Seitenzipfel der Medialsegmente noch Spuren erkennbar sind. Helle Flecke III völlig verschwunden, helle I am 5.—9. Tergit noch deutlich ausgebildet, außerdem helle dreieckige Flecke auf den Seiten- lappen des 4 —-10. Tergit. Brustschild ganz schwarz, nur die Seiten- binden strohgelb, von hellen Flecken I nur schwache Spuren erkenn- bar. Präanalschild schwarz, jederseits der Rest eines hellen Fleckes. var. confluxa m. (Bei Rottweil in Württemberg 1 9 von 14!/3 mm.) [Ich fand diese var. gemeinsam mit var. fischeri.| Die in Zeichnungsextremen mit der hexasticha wetteifernde undulata nähert sich der conspersa am meisten in der var. fischeri, — 118 — weshalb ich noch eine besondere Gegenüberstellung beifüge und zu- gleich betone, daß mir trotz der starken Annäherung ein wirklicher Übergang von conspersa zu undulata nicht vorgekommen ist. undulata var. fischeri. conspersa. Die schwarzen Flecke der Me- Die schwarzen Flecke der Me- dianreihe sind recht breit und | dianreihe sind schmäler und na- wenigstens am 4.—8. Tergit nach | mentlich nach hinten verschmälert, hinten nicht oder höchstens un- | immer (auch beim gestreckten Tier) bedeutend verschmälert. Diese | viel länger als breit. Längsreiheistvielbreiteralsbeicon- spersa, daher die einzelnen Flecke, wenigstens am 4.--8. Tergit teils Wenn zu Seiten der schwarzen quadratisch, teils wenig länger als | Mittelbinde die helle Grundfarbe breit. Zu Seiten der schwarzen | auffallend hervorsticht, dann ist MittelbindegelbeLängsbinden, sie nach außen niemals scharf welche außen scharf begrenzt sind | abgegrenzt. durch von zusammengedrängter Sprenkelung gebildete schwärz- licheLängsbinden. Auchinnen Der schwarze Präanalschildfleck vor den dunkeln Schrägstrichen I | bleibt meist weiter vom Hinter- findet sich eine Längsreihe gelber rand entfernt, wenn er ihm aber Flecke, welche viel deutlicher ist | genähert ist, dann ist die dunkle alsbeiconspersa. Dunkler Präanal- | Mittelmasse entweder breiter oder schildfleck groß, mit dreieckigem | jederseits reichlicher gesprenkelt ZipfelganzoderbeinahedenHinter- wie bei undulata. rand erreichend, jederseits ein großer gelblicher Fleck ohne oder mit spärlicher Sprenkelung. | X, Y, Z, marginata-Gruppe: X. Brustschild mit zwei durchlaufenden Furchen; im übrigen finden sich entweder 2+ 2 Längsreihen roter Flecke oder am Vorder- rand des Brustschild jederseits eine ziemlich breite gelbe Binde bei sonst ungeflecktem Rücken. 1. Collum hinter den zwei gewöhnlichen Querfurchen mit dem Anfang einer dritten Furche jederseits. Rücken schwarz, ohne Flecken- reihen, die Hinterränder der Tergite mit ziemlich breiten gelben Streifen. Seiten des Brustschild hinter dem Vorderrande fast bis zum Schisma mit ziemlich breiter, gelber Binde, welche nach hinten bis an die zweite durchlaufende Furche ausgedehnt ist. Hüften des 2 Me 18. Beinpaares des d am Endrand sehr schräg abgeschnitten, Syncoxit- bucht hufeisenförmig, innen ganz ohne Winkel. Telopoden an allen Gliedern dunkel pigmentiert, ihre Femora innen kräftig erweitert (wie bei apıuana). Der Tarsus bogig gekrümmt, allmählich gegen das Ende verjüngt. 33. herzegowinensis VERH. 2. Collum nur mit den zwei gewöhnlichen, nicht mit Ansätzen zu einer dritten Furche. Rücken schwarz, mit 2+ 2 Reihen kirsch- roter Flecke, die inneren roten Flecke des Brustschild sind miteinander zu einer Querbinde verschmolzen, mit welcher bisweilen durch einen Querwisch auch die äußeren roten Flecke verbunden sind. Rote innere Flecke der Medialsegmente quer gestreckt, Hinterränder schmal gelblich bis weißlich gesäumt. Präanalschild (wie bei ligurica) mit breitem, unpaaren rotem Querfleck, rings mehr oder weniger breit von dunklem Rand umgeben. Seiten des Brustschild (wie bei allen Formen der marginata-Gruppe mit Ausnahme der herzegowinensis) am Vorderrand nur mit schmalen hellen Streifen vor der Rand- furche. Hüften des 18. Beinpaares des $ am Endrand ungefähr quer verlaufend, Syncoxitbucht innen winkelig. Telopoden wie bei ligurica, auch hinsichtlich der Pigmentierung, ihre Tarsen am Grunde dreieckig erweitert, übrigens wie bei pomentina. 34. esterelana n. sp. (Esterelgebirge bei Le Trayas.) Y. Brustschild mit einer durchlaufenden Furche und meist zwei abgekürzten seitlichen. Rücken entweder ohne helle Flecken- reihen oder mit solchen, von denen dann die inneren iin der Mitte immer breit getrennt bleiben. Brustschild seitwärts hinter dem Vorderrand immer mit schmalem, hellen Streifen vor deserandimzche 2 00 nn ee 28. 1. Präanalschild schwarz ungefleckt, auch bei den älteren epimorphotischen Entwicklungsstufen, (Larven unbekannt), bei welchen äußere helle Fleckenreihen angelegt sind. Hinterränder der Tergite nur schmal aufgehellt. Äußere helle Reihen kleiner Fleckchen können bei den älteren Unreifen vorkommen und innere Reihen können angedeutet sein. Tarsus der Telopoden fast stumpf- winkelig eingeknickt, Tibiallappen hakig ganz zurückgebogen, Femora innen erweitert, Femoralgriffel weit vom Innenrand ab- gerückt. Pigmentierung der Telopoden und 18. Beinpaar des d wie bei ligurica. — 20 — 35a. ligurica apuana var. levantina mm. (Riviera, S. Margherita.) 2. Präanalschild mit mehr oder weniger ausgedehntem, querem und unpaarem, orangegelben bis roten, großen Fleck, der rings von Schwarz umgeben wird. Bei älteren Larven (mit 10, 11 oder 12 Tergiten) besteht das Schwarze des Präanalschild aus drei ge- trennten Vorderflecken, dreieckigen seitlichen und rundlichen mittleren am Vorderrande oder sie sind vorn leicht verbunden. Larven und epimorphotische Stufen auch mit 2+2 Reihen heller Flecke, die bei den Erwachsenen bisweilen erhalten bleiben; bis- weilen aber verschwindet bei den Erwachsenen auch der helle Prä- analschildfleck. Hinterränder der Tergite meist schmal aufgehellt, seltener mit breiteren hellen Hinterrändern. Am 18. Beinpaar des d sind Präfemur und Syncoxit stets pigmentlos, die drei Endglieder entweder ganz oder nur außen pigmentiert. Telopoden mit gleich- mäßig gebogenem, nicht eingeknicktem Tarsus, am Grunde aber etwas erweitert und ungefähr wie bei ponentina, Tibiallappen nach innen gerichtet oder doch nur unbedeutend zurückgewendet. Femora innen weniger erweitert als bei apuana, stärker als bei marginata. Telopoden gelblich, nur außen am Femur, Tibia und Tarsus pig- mentiert. 36. Zigurica Larz. et m. (genuina). X Hinterränder der Tergite schmal aufgehellt. a) Rücken schwarz, nur das Präanalschild mit querem, orange- gelbem Fleck. var. zanthopyge Latz. b) Erwachsene Tiere, welche außer dem queren Präanalschild- fleck noch 2+2 helle Fleckenreihen besitzen. Auch das Brustschild mit 2+2 gelben Flecken, deren innere dreieckig und breit ge- trennt sind. var. epimorphotica m. c) Erwachsene Tiere, welche vollkommen schwarz sind und nur am Präanalschild Spuren eines hellen Querfleckes aufweisen können. var. nycthemera Larz. x X Hinterränder der Tergite breit aufgehellt, auch Collum und Brustschild mit breitem gelben Hinterrandsaum. Beine und Mundteile hellgelb. Telopoden wie bei den andern Zögurica-Varietäten gefärbt, ihre Femora nach innen kräftig erweitert, die Femoralgriffel vom Innenrand der Femora entschieden abgerückt. var. margheriiensis m. 3. Präanalschild bei den Erwachsenen fast immer schwarz, wenn aber gefleckt, dann finden sich zwei helle Flecke, welche in der Mitte durch Schwarz stets breit getrennt sind, ebenso bei den Unentwickelten. Telopoden an allen Gliedern vollständig und dunkel pigmentiert, ebenso das 18. Beinpaar des d an allen Gliedern, namentlich auch am Präfemur schwarz gefärbt 4, 5. 4. Hinterränder der Tergite schmal gelblich bis weißlich ge- säumt, auch bei den Unreifen schmal aufgehellt. Letztere mit 2+2 hellen Fleckenreihen, 2+2 große helle Flecke auch am Brustschild. Am Präanalschild, der bei den Entwickelten meist schwarz ist, hängen die zwei nach vorn konvergierenden hellen Flecke bei den Unentwickelten mit dem hellen Hinterrand zusammen. Femora der Telopoden innen weniger erweitert, Ende der Femoralgriffel über den Femurinnenrand vorragend. Tarsus am Grunde dreieckig er- weitert, aber vorn und hinten in gleicher Weise, weshalb der Grund innen vorn nicht gegen hinten zurückbleibt, Tarsus gegen das Ende allmählich verschmälert. 37. marginata aut. genwina. a) Erwachsene vollkommen ohne Fleckenreihen, höchstens am Präanalschild schwache Fleckenspuren. var. marginata m. b) Erwachsene ohne Fleckenreihen oder mit schwachen und undeutlichen, am Brustschild ganz fehlend, Präanalschild mit zwei deutlichen hellen Flecken. var. rhenana Vern. [= rhenana 7 rhenanorum Vrrn.|. c) Erwachsene mit 2+2 hellen Fleckenreihen, welche auch am Brustschild deutlich ausgebildet sind. var. perplexa Larz. 5. Hinterränder der Tergite breit, gelb bis rötlich aufgehellt, am Brustschild ist der helle Hinterrandsaum seitlich gegen das Schisma etwas erweitert. Hinterränder auch schon bei Larven und epimorphotischen Jugendstadien breit aufgehellt. Diese Jugend- formen mit 2+ 2 hellen Fleckenreihen, welche am Brustschild meist fehlen oder schwach sind, bisweilen aber wenigstens die inneren recht deutlich. Am Präanalschild sind zwei helle Flecke meist rings von Schwarz umgeben, immer weit voneinander getrennt, — 12 — das hinterste Drittel quer ganz aufgehellt. Wenn bei den Jugend- lichen die beiden hellen Flecke mit dem hellen Hinterrandgebiet zu- sammenhängen, dann ist der dunkle Medianfleck hinten jederseits erweitert. Die Jugendlichen variieren also ebenfalls, aber immer unterscheiden sie sich von denen der marginata durch die ent- schieden breiter aufgehellten Hinterränder und die breiter auf- gehellten Seitenlappen. Femur der Telopoden innen (meist mehr wie bei marginata) erweitert, der Femurgriffel vom Innenrand so weit nach außen abgerückt, daß er mit seinem Ende diesen nicht berührt, sondern mehr gegen die Höhlung am Grund des Femoral- lappens gewendet ist. Tarsus am Grund dreieckig erweitert und zwar hinten stärker als vorn, weshalb der Grund innen auf- fallend gegen hinten zurückbleibt, Tarsus bis zur Mitte schnell und dann wenig verschmälert. Andere Männchen zeigen einen der mar- ginata mehr oder weniger gleichen Telopodenbau. 58. marginata ponentina n. subsp. (Riviera-Ponente). Z. Brustschild ohne durchlaufende Furche, nur mit 1—2 ab- gekürzten seitlichen, welche meist so schwach sind, daß das Brust- schild ungefurcht erscheint. Immer ist die Furche, welche sonst durchläuft, sehr weit unterbrochen. Seiten des Brustschildvorder- rand nur mit schmalem hellen Streifen hinter der Randfurche. Hinterränder der Tergite mit recht schmalen hellen Streifen, Rücken übrigens ganz schwarz und ungefleckt, Telopoden und 18. Beinpaar des d wie bei Zevantina, Femora der ersteren innen reichlich er- weitert. 35h. Zigurica apuana n. subsp. (Apuanisches Gebiet). 5. Bemerkungen zu den Zurypleuromeris-Formen. a) hexasticha-Gruppe. Die Eigentümlichkeiten der in dieser Artengruppe vorkommenden Telopoden sind bereits im 3. Abschnitt besprochen worden, wo ich auch auf die Beziehungen zwischen Glomeris eimeri und intermedia hingewiesen habe. Im 24. meiner Aufsätze habe ich die theresiae als eine Rasse der hexasticha aufgeführt und die mirzelae als eine Rasse der formosa. Beide Unterarten mußten inzwischen anderen Arten beigestellt werden, die mirzelae zu eimeri mit der sie in Prä- analschild und Telopoden übereinstimmt und iheresiae zu formosa mit der sie ebenfalls in diesen Organen übereinkommt. Bisher wurde der Umstand, daß die Querfurche des männlichen Präanalschild bei 123 — zahlreichen Entwickelten der hexasticha-Gruppe fehlt und daher auch die Profilansicht abweicht, nicht berücksichtigt. Die hierhin ge- hörigen Formen No. 1—4 sind Tiere der Karpathenländer. In den Telopoden konnte ich keine durchgreifenden Unterschiede für die hexasticha-Rassen auffinden. Bei Aufstellung der boleti stand mir nur ein einziges Stück zur Verfügung. Seitdem ich eine Reihe In- dividuen untersuchen konnte, mußte ich feststellen, daß diese Tiere keine besondere Rasse darstellen, sondern nur eine durch allmäh- liche Übergänge mit marcomannia verbundene Varietät. Dagegen habe ich die swuevica als eine Rasse der hexasticha unterschieden, da ich einerseits keinen wirklichen Übergang zu andern Rassen auf- finden konnte, andererseits diese suevica gemeinsam vorkommt mit bavarıca, von der sie besonders leicht unterscheidbar ist. Endlich zeigte sich die charakteristische Zeichnung der swevica nicht nur bei d und 9, sondern auch schon bei einem unreifen 9. b) connexa-Gruppe. prominens Attems' hätte ich am liebsten ganz mit der von mir im östlichen Siebenbürgen reichlich aufgefundenen seutolimbata VERH. vereinigt, aber mehrere Umstände hinderten mich daran, so daß ich scutolimbata als Unterart von prominens belassen mußte. Einmal ist der Syncoxitlappen der scutolimbata an den Seiten nicht so steil, wie ihn Ärtems für seine Form darstellt und dann zeigen bei dieser auch die Syncoxitfortsätze außen nicht stumpfwinkelige Absätze wie bei meiner Form (Abb. 10). Ferner erwähnt ATtEms nicht die gelbbraunen Seitenteile der Brustschildvorderhälfte, schildert dagegen die inneren hellen Fleckenreihen durch folgendes: „Die mitt- leren Streifen haben unregelmässig gezackte Ränder und sind in jedem Segment öfter auch sanduhrförmig; in der Mitte jedes dieser Flecke befindet sich ein runder oder quer ovaler orangegelber Fleck.“ Im 24. Aufsatz habe ich auf S. 152—158 unter connexa vier Rassen vereinigt, perplexa, fagiwvora, alpina und scutolimbata. In wenigen Fällen hat sich aber die erneute Durcharbeitung der Telo- poden so nützlich erwiesen wie in dieser Gruppe, indem sich nach ihnen perplexa und fagivera zwar nur wenig, alpina und scutolimbata aber, sowie diese von jenen, recht gut unterscheiden lassen. Die charakteristische Bildung des scutolimbata-Syncoxit habe ich anfangs nicht bemerkt. So leicht wie diese Art (nebst prominens) ist con- ! Vergl. Beiträge zur Myriapodenkunde. Zoolog. Jahrbücher. 18. Bd, H.1. 03T VIIT Apbrtl. — 124 — nexa (= alpina) an den Telopoden nicht zu erkennen, dennoch unterscheidet sie sich nicht nur einerseits von scutolimbata, sondern auch andererseits von perplexa und guttata (nebst fagivora) durch das Telopodensyncoxit (Abb. 9), indem der Syncoxitlappen breiter ist, die Fortsätze, welche reichlich beborstet sind, kräftigere End- spitzen aufweisen und gegen den Grund mehr verdickt sind. Außer- dem besitzen die Telopoden (Abb. 8) besonders längliche Tibien und außen gewölbte Femora. Von den übrigen Arten der connexa- Gruppe ist also prominens nebst scutolimbata durch den Syncoxit- lappen scharf unterschieden. Die echte connexa aber ist (von pro- minens abgesehen) vor den andern Arten dieser Gruppe deutlich ausgezeichnet durch die zahlreichen Brustschildfurchen, die reich- lichere Rückenpunktierung, die genannten Telopodenmerkmale und einige Zeichnungseigentümlichkeiten. Für die Gattung Glomeris ist das aber wieder eine so scharfe Charakterisierung, daß ich die vier genannten Formen nicht mehr als eine Art zusammenfassen kann. Schon oben habe ich mich darüber ausgesprochen, daß perplexa eine Varietät von marginata ist. Gl. guttata (nebst fagivora) steht in Telopoden und Brustschildfurchen der perplexa und damit der mar- ginata-Gruppe am nächsten. Sie unterscheidet sich von marginata und perplexa durch die Zeichnung (namentlich am Präanalschild und den Seitenlappen der Mittelsegmente) und durch die innen stärker erweiterten Telopoden-Femora. Die Zeichnung der guttata verhält sich zu der der marginata (nebst perplexa) insofern entgegengesetzt, als das was bei guttata Regel ist, nämlich Individuen mit hellen Fleckenreihen, bei marginatsa Ausnahme geworden. Eine Schärfe und Ausdehnung der hellen Fleckenreihen, wie wir sie bei den hellen Grundformen der guttata vorfinden, gibt es bei marginata niemals. So nahe also auch die guttata der marginata-Gruppe steht, bei- geordnet werden muß sie dennoch der connexa-Gruppe. Das Mela- nierungsziel in der marginata-Gruppe ist völlige Verdrängung der hellen Fleckenreihen, während bei guttata auch die dunkelsten Varie- täten die hellen Seitenlappen der Medialsegmente beibehalten. Die Beziehungen der intermedia zur hexasticha-Gruppe sind oben schon besprochen worden. Gl. saussurei n. sp. ist ein Charaktertier des südöstlichen Frankreich, welches neben seiner Zeichnung auch wieder durch die Telopoden (Abb. 12) von den Gruppengenossen unterschieden ist. Lg. 9—14 mm tiefschwarz mit grell orangegelben Flecken in 2-2 Reihen. Collum schwarz. Brustschild jederseits hinter dem — 15 — Vorderrand mit einem gelblichen Querfleck, welcher hinter den Außen- ecken des Collum entweder bis zur ersten durchlaufenden Furche reicht und dann innen und außen allmählich verschmälert ist oder nur vor der Randfurche als ganz schmaler Streifen entwickelt. Die orangegelben Flecken der beiden inneren Reihen sind durchgehends queroval, breit getrennt durch das schwarze Mediangebiet. Auch am Präanalschild finden sich entschieden quer gestreckte, rings von Schwarz umgebene orangegelbe Flecke. Am 12. und bisweilen auch 11. Tergit fehlen die inneren hellen Flecke. Die Flecke der äußeren hellen Reihen sind quer oval, am Brustschild bei weitem am größten, auf den Mittelsegmenten von einem schwarzen Bogen umgeben, der bis an die Ränder reicht, so daß auf den Seitenlappen also keine hellen Randflecke zustandekommen. Präanalschild der Männchen völlig zugerundet, auch von hinten gesehen ohne Spur einer Ausbuchtung. Brustschild außer den schon im Schlüssel genannten 3—4 langen Furchen ohne kurze, auch keine Vor- oder Zwischen- furchen (wie sie bei connexa vorkommen). Die ganzen Telopoden sind dunkel pigmentiert, auch der verhältlich hohe Syncoxitlappen. Von der Gestalt der Syncoxitteile abgesehen, stimmen die Telopoden mit denen der connexa überein, doch sind die Präfemurgriffel gerade und gegen den Grund etwas kegelig verdickt. Das ebenfalls dunkel pigmentirte 18. Beinpaar des d besitzt ein dreieckig ausgeschnittenes Syncoxit, die Präfemora haben innen ein nur unbedeutendes Zäpfchen. Auf das Vorkommen der @l. saussurei werde ich in einem anderen Aufsatz näher eingehen, hier sei nur erwähnt, daß ich diese schöne Art in Italien noch nicht gefunden habe, im südöstlichen Frankreich aber (außer der Halbinsel Antibes) bei Pujet-Theniers, Touöt de Beuil und Annot. Die im obigen Schlüssel unterschiedene paeninsulae kenne ich nur von der Halbinsel Antibes. Die von A. Humgert in den Myriapodes des environs de Geneve 1893 mit- geteilte und abgebildete Gi. humbertiana SAussuRE ist eine besonders stark ins Rote gehende guttata, hat aber mit meiner saussurei nichts zu tun, was ich erwähnen möchte, weil ich kürzlich im Stuttgarter Museum ein Stück der sausswrei gesehen habe, welches mein Freund H. Fischer in der Gegend von Digne sammelte. Daß H. BröLEMAnN die GI. saussurei ebenfalls vorgelegen haben muß, ist gar nicht zu bezweifeln. In seinen Diplopodes Monegasques, Monaco 1905! gibt er von dort fünf Glomeris-Formen an, nämlich ! Bulletin de Musee oc&anographique de Monaco, März 1905. No. 23. —_ 12 — 1. marginata ViLL. 4. connexa wanthopyge Larz. 2. guttata Rısso 5. ocenltocolorata gallica BRÖL. 3. connexa CO. K. Mit No. 2 ist jedenfalls meine sausswrei gemeint. @l. guttata kommt an der Riviera dı Ponente nirgends vor, sogar an der west- lichen Levante, nämlich westlich von Genua, ist mir nirgends eine guttata zu Gesicht gekommen. BRÖLEMAnN sammelte hauptsächlich bei Cannes und Monaco. Da ich nun schon bei Antibes die saussurei paeninsulae fand, liegt der Schluß auf der Hand, daß BRÖLEMANN’s „guttata“ dieser entspricht. Ich muß hier auch darauf hinweisen, daß die guttata Rısso, wie ich sie S. 151 ım 24. Aufsatz auffaßte, nicht der jetzt von mir umschriebenen guttata entspricht, vielmehr wahrscheinlich eine Rasse der guttata darstellt. Damals lagen mir erst wenige Stücke vor, welche ich augenblicklich nicht untersuchen kann, da sie in den Besitz des Berliner Zoologischen Museums übergingen, später hoffe ich darauf zurückkommen zu können. Hier sind sie jedenfalls entbehrlich, da ich auf meinen Reisen 1907, 1908 und 1909 in Italien eine solche Menge Individuen von guttata gesammelt habe, daß die Art dadurch für viele Teile Italiens als die häufigste erwiesen ist, so daß es keinem Zweifel mehr unterliegen kann, daß die -guttata in dem jetzt von mir zum Ausdruck gebrachten Sinne wirklich die Art Kissos vorstellt. Seine kurze Diagnose lautet: „ÜOorpore glaberrimo nitidissimo , aterrimo, guttis croceis in lineis quatuor longitudinalibus digestis ornato; segmento posteriore guttis duabus ovalibus croceis picto; antennis pedibusque violescentibus, guttatis. Long. 16 mm.“ So wenig auch diese Charakteristik unseren jetzigen Anforderungen entspricht, sie enthält doch zwei Merkmale, welche uns bei der Frage, ob die Levante-Tiere auf guttata Rısso bezogen werden können, bestimmte Antwort gibt, nämlich einmal eine Größe, welche ich bei meiner guttata oft, bei der saussurei dagegen nie beobachtet habe und vor allem der Ausdruck „lineis“, durch welchen uns zum Bewußtsein gebracht wird, daß die hellen Flecke der 2 -+-2 Längsreihen so groß sind, daß sie vollständige Längsbinden bilden. Dies trifft aber nur für die Grundform der guttata zu, niemals aber für saussurei. Dieser Charakteristik entspricht auch die erwähnte Zeichnung HumBErT's von der „humbertiana“. Es folgt also, daß die meiner saussurei entsprechenden Tiere selbst nach Rısso’s mangelhafter Diagnose nicht auf guttata bezogen werden können. Merkwürdigerweise konnte ich auf meiner Ostalpenreise im Jahre 1906 die gattata auch als in der — 127 — Gegend von Weißenfels und Aßling häufig nachweisen, was ich um so mehr erwähnen möchte, als LATzEL ın seinem Handbuch das Vorkommen derselben innerhalb Österreichs als „noch zweifelhaft“ hingestellt hat, die erwähnten Fundplätze aber gar nicht weit von Larzev’s Wohnort (Klagenfurt) entfernt sind. Nachdem ich die gultata ferner aus Tirol und Südbayern einerseits und den schlesischen Mittel- gebirgen anderseits nachgewiesen habe, kann sie auch in Ober- und Niederösterreich erwartet werden. Gl. guttata und zwar in den Varietäten lawricola, lwinensis und fraxiniora habe ich am Dürrensee in Tirol in Nadelhelzwaldung aufgefunden, ebenso bei Luino am Langensee mehrere Varietäten. Zwischen den Varietäten der gertata und der guttata fagivora findet sich ein ausgesprochener Parallelismus, nämlich var. buinensis entspricht var. stlesiaca var. fraxinivora var. fagiwaga aberr. ultramontan« aberr. melas var. lauricola var. fagiwora BRÖLEMANN’s zitierte Angabe der „connexa“ (für Monaco) ist ebenfalls nicht haltbar und dürfte auf unreife, gefleckte Indivi- duen meiner ponenting zurückzuführen sein. @/. connexa ist ein Tier der Karpathen, Nordalpen und deutschen Mittelgebirge, kommt aber in den Südalpen nirgends vor, geschweige denn an der Riviera. Seine No. 1 „marginata“ beziehe ich auf meine ponentina. BRÖLEMANN’s No. 4 „connexa wanthopyge“ schließt sich an Lartzer’s Beschreibung der zanthopyge an!. Nachdem ich dieses Tier an der Riviera in großer Zahl aufgefunden habe und von verschiedenen Plätzen nachgewiesen, kann ich mit Bestimmtheit erklären, daß diese Form mit connexa nıchts zu tun hat; schon durch die Beschaffenheit der Brustschildfurchung ist sie von ihr aufs schärfste unterschieden. BRÖLEMANN hätte diese trinäre Benennung übrigens nicht anwenden dürfen, weil LATzeL seine Form ligurica genannt hat, eine Bezeichnung, welche auch von mir angenommen worden ist, nur nicht als Unterform der connexa. Diese ligurica hat dann LarTzeL in die „subvar.“ zanthopyge und nycethemera geteilt. Erst durch ein gründliches Aufspüren der verschiedenen Riviera- @lomeris ist es mir möglich geworden, der LatzEr'schen ligurica eine genauere ! Diagnosi di specie e varieta nuove di Miriapodi raccolti in Liguria dal dott. G. Caneva. — 120 — Stellung im Kreise ihrer Verwandten anzuweisen, namentlich zu zeigen, daß sie ein Glied der marginata-Gruppe ist. Um endlich noch die 5. Glomeris BRÖLEMANN’s zu nennen, die occultocolorata gallica BRÖL., so sei erwähnt, daß mir mein Kollege gelegentlich schrieb, diese Form entspräche meiner Onychoglomeris mediterranea. Ich habe mir daher Bröremann’s Diagnose angesehen ! und in der Tat einerseits nichts gefunden, was dieser Auffassung widersprechen würde. Anderseits aber enthält dieselbe auch nichts Positives, woraus man folgern könnte, weshalb diese Form nicht mit der zuerst beschriebenen Onychoglomeris-Art, nämlich fürolensis Larz.’s identisch sein sollte. Mangels jeder sachlichen Anhaltspunkte ist es mir daher auch unmöglich, die gallica als ein Synonym der O. mediterranea aufzuführen, wenn sie überhaupt als ein Synonym geführt werden soll, kann es nur ein fragliches der tirolensis sein. Das Auftreten der echten connexa (= alpinad) ım Deutschen Reich ist höchst interessant, weil es in ausgesprochendster Weise das zerstreute Vorkommen eines Eiszeit-Relikten darstellt. Glomeris connexa lebt bei uns einerseits in den höheren Gebirgen (Tatra, Böhmerwald, Oberbayern), anderseits habe ich sie an zerstreuten Plätzen im Mittelgebirge da aufgefunden, wo ihr dichte feuchte Wälder oder kühle Schluchten Schutz gegen höhere Temperaturen gewähren. So konnte ich sie außer dem Annental bei Eisenach, neuerdings in der Nähe des Titisees und in einer Schlucht bei Stutt- gart (Wildpark) nachweisen, worauf ich später zurückkommen möchte. Die Verbreitung der Gl. connexa in Mitteleuropa ist also am ehesten zu vergleichen mit der des kürzlich von mir besprochenen Zepto- wnlus simplex glacialis VERH. H. RorTuenßÜüHLeR hat 1899 in seinem 1. Beitrag zur Kenntnis der Myriapodenfauna der Schweiz (Inaugural-Dissertation) S. 220 eine var. valesiaca zu connexa beschrieben, welche er als von connexa durchgehends unterschieden erwiesen hat, indem am Brustschild nur 2—3 Furchen vorkommen, von denen 1—2 durchlaufen. Nach unseren jetzigen Anschauungen würde diese valesiaca also eher zu guttata zu stellen sein. Da jedoch sonst nichts über die Eigen- tümlichkeiten derselben gesagt worden ist, insbesondere wir nichts näheres über die Zeichnung wissen (namentlich Brustschild, Prä- analschild und Seitenlappen der Mittelsegmente), abgesehen von 1 Materiaux pour servir & une faune des Myriapodes de France. La Feuille des jeunes Naturalistes, Mars 1902. No. 377. — a) — Punktierung, Telopoden und männlichem Präanalschild, so muß eine weitere Beschreibung abgewartet werden. Eine anscheinend neue Art oder Rasse besitze ich selbst noch aus einem Tal südlich des Simplon. Sie besitzt aber dreistufig abgekürzte Brustschildfurchen und ein von gzdtata abweichend ge- _ zeichnetes Präanalschild. Da mir jedoch nur ein einzelnes 9 vor- liegt, verzichte ich auf eine nähere Beschreibung. | c) conspersa-Gruppe. Glomeris crassitarsıs n. sp. Von allen Arten dieser Gruppe unterscheidet sich crussitarsis durch das recht deutlich ausgebuchtete männliche Präanalschild, d 15 mm, 9 15—24 mm lang. Die hintere Collumfurche ist meist deutlich ausgebildet, bei dem größeren Weibchen dagegen mehr oder weniger unterbrochen. Brustschild mit 0 + 2 — 3 (4) Furchen, welche stufig immer kürzer werden, von denen aber auch die längste stets breit unterbrochen ist. Bei einem @ von 20 mm sind die Brustschildfurchen bis auf zwei kurze Ansätze verkümmert und bei einem 9 von 24 mm ist das Brustschild sogar vollkommen furchenlos und die hintere Collum- furche ist ebenfalls bis auf kurze Seitenansätze erloschen. Zeichnung im allgemeinen der der conspersa gleichend, Grund- farbe lehmgelb mit schwarzen, mehr oder weniger verschlungenen Sprenkeln. Präanalschild mit großem, dreieckigem, schwarzen Fleck, welcher über ?/Js—°jx der Länge ausgedehnt ist, den Hinterrand aber nicht erreicht. In der hellen Hinterhälfte des Präanalschild stehen zerstreute Sprenkeln. Die schwarzen Flecke der Medianreihe des Rückens sind noch am 12. Tergit deutlich und fast immer ent- schieden nach hinten verschmälert, immer länger als breit. Auf- fallend und bei allen Individuen (dunkleren und helleren) vorhanden ist ein brauner bis schwarzer schiefviereckiger Fleck jederseits vor dem Hinterrand des Brustschild. Das männliche Präanalschild ist von oben gesehen in der Mitte leicht ausgebuchtet, von hinten ge- sehen kräftig stumpfwinkelig ausgebuchtet. Syncoxitlappen der Telopoden abgerundet-dreieckig (bei conspersa fast kreisabschnitt- förmig), Tarsus auffallend gedrungen, am Außenrande ein gut Stück kürzer als die Tibia, innen nur leicht bogig, etwa 1”/smal länger als am Grunde breit (bei conspersa wenigstens zweimal länger). Syncoxit am 18. Beinpaar des d ohne vorragende Fortsätze, ungefähr dreieckig ausgeschnitten, (bei conspersa mit mehr oder weniger vorragenden Fortsätzen und hufeisenförmig bis halbkreisartig ausgeschnitten). Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 9 Ich sammelte diese Art beiRonco in den ligurischen Apenninen und habe sie anderweitig noch nicht zu Gesicht bekommen. Gl. conspersa genwensis Latz. et mihi. Latzer hat dieses Tier als eine einfache Varietät der conspersa bezeichnet, was nicht an- eängig ist, da sie sich von den zahlreichen wirklichen Varietäten der conspersa so auffallend und durchgreifend unterscheidet, daß sie auch als eigene Art behandelt werden könnte. In den Telopoden stimmt sie allerdings ganz mit conspersa (gen.) überein. Larzen’s Diagnose ist folgende: „Subtus cum pedibus pallida, supra ochracea et densissime nigra-conspersa, punctis et maculis nigris maxima ex parte diffusis, partim indistincte quinqueseriatis. Scutum ultimum aurantiacum maculisque tribus nigris ornatum. Scutum secundum quadristriatum, stria secunda integra. Liguria, Giogo di Bardinetto.“ Eine derartig kurze Beschreibung würde mir eine Deutung der mir vorliegenden Tiere nicht mit Sicherheit gestatten, wenn ich nicht durch meine Rivierareisen festgestellt hätte, daß die eigentliche conspersa an der Riviera nicht vorkommt, sondern durch die genuensis ersetzt wird. Da die Diagnose Larzer’s zudem nichts enthält, was meinen Tieren nicht entspräche, so kann über die Richtigkeit der Bestimmung kein Zweifel mehr bestehen. Zu den Merkmalen, welche ich (unter No. 22) in dem obigen Schlüssel hervorgehoben habe, sei nur noch bemerkt, daß eine durch- laufende Brustschildfurche bei yenzensis Regel, während sie bei con- spersa in den meisten Ländern breit unterbrochen ist. Nur im Gebiet der Südostalpen sind conspersa-Individuen mit einer durch- laufenden Brustschildfurche beobachtet worden (var. irrorata C. K.). Von mir wurde die yenwensis ın zahlreichen Individuen ge- sammelt und zwar sowohl im Küstengebiet, Cap Mele, Ospedaletti, Bordighera, Mentone (Fossan- und Careital) als auch weiter im Innern, im oberen Var-Gebiet (Gorges du Cians). Ihren Verwandten gegenüber ist für genuensis also besonders charakteristisch die Färbung und Zeichnung des Präanalschild, an welchem im Gegensatz zu conspersa das Schwarze hauptsächlich in den Seitengebieten auftritt. 5 Gl. romana carrarama n. subsp. Die Gründe, weshalb ich diese Form als Rasse der romana und nicht der conspersa beigestellt habe, sind bereits im obigen Schlüssel ausgeführt worden. Im Gebiet von Massa—-Carrara habe ich von romana und carrarana zusammen ca. 200 Stück gesammelt und möchte dazu noch folgendes bemerken: Ich habe die zahlreichen Individuen mehr- — 131 — mals durchgesehen, ehe ich zu einer genügenden Klarheit kommen konnte. Anfangs schien es mir, als wenn es sich nur um zwei zwar auffällige, aber doch allmählich ineinander übergehende Varietäten handle. Bald aber erkannte ich, daß, wenn die dunkelsten Individuen ausgeschaltet wurden, ein scharfer Gegensatz besteht und daß diese der Melanierung unterworfenen Stücke nur scheinbar einen Über- gang bilden, indem es bei manchen Individuen der carrarana mit überhandnehmender dunkler Sprenkelung scheint, als wären ihre Flecke in der Medianreihe breiter als sonst und führten dadurch zu romana über. Bei genauerer Prüfung konnte ich mich aber meist durch die schwachen hellen Grundfarbenlücken überzeugen, daß sich auch solche dunkleren Tiere aus einem Zustand mit dreieckigen schwarzen Flecken der Medianreihe entwickelt hatten. Auch hier wirkt übrigens nichts überzeugender als eine Vergleichung der Ent- wicklungsformen. Ich habe ältere Larven mit 5+ 8 oder 9 Ter- giten untersucht und so verschieden gefunden, daß man den Eindruck ganz verschiedener Arten erhält: Bei der carrarana-Larve sind die Flecke der Medianreihe klein und dreieckig, während der übrige Rücken jederseits unregelmäßige, zerstreute, schwarze Fleckchen be- sitzt, nur über den Seitenlappen etwas regelmäßigere Striche. In der Brustschildmitte läuft der schwarze Fleck nach hinten schmal aus. Bei der romana-Larve dagegen sind die Flecke der mittleren Reihe wenigstens vom 4.—8. Tergit groß, viereckig und sehr breit, der übrige Rücken zeigt jederseits eine regelmäßige Längsreihe breiter braunschwarzer Flecke außer den Strichen über den Seitenlappen. In der Brustschildmitte läuft ein schwarzes Längsband breit bis zum Hinterrand. Ich kenne diese durch ihre vermittelnde Stellung so interessante Glomeris bisher nur aus der Gegend von Massa und Carrara, wo sie mit romana gemeinsam vorkommt, während ich an einer Reihe anderer Fundplätze Mittelitaliens, herunter bis zur sorren- tinischen Halbinsel, die romana allein angetroffen habe. d) transalpina-Gruppe. Wenige Glomeris-Arten sind so verkannt worden wie die guadri- Fasciata, deren artliche Abgrenzung mir selbst erst neuerdings völlig klar geworden ist. Koch wußte nichts genaueres über die Herkunft dieses Tieres und ich habe seinen Namen auch nur deshalb an- genommen, weil eine meiner Varietäten bei nicht zu strenger, d. h. Koc#’s Zeitalter entsprechender Beurteilung leidlich auf seine Dar- 9% stellung paßt. Die Zeichnung des Brustschild und die Gestalt des männlichen Präanalschild sind unter den Merkmalen der guadri- fasciata besonders wichtig. Sie ist ein ausgesprochenes und bisher nur aus Tirol bekanntes Alpentier, welches höhere Lagen der Gebirge besonders bevorzugt. Neuerdings habe ich die var. gquadri- fasciata durch meinen Freund Gerichtsrat RoETTGEn von der Gegend der Bächmannhütte bei Sulden erhalten und zum zweiten Male ver- danke ich ihm die var. spinalemontis von diesem Berge, nach welchem sie benannt ist. e) undulata-Gruppe. Die carrarana, welche den Übergang von der conspersa- zur undulata-Gruppe bildet, wurde im vorigen schon im Zusammenhang mit der @]. romana besprochen. Beide sind Charaktertiere Italiens. Zu den schwierigsten (rlomerts-Arten gehört diejenige, welche ich oben als undılata umschrieben habe, da sie nicht nur sehr variabel ist, sondern hinsichtlich ihrer Zeichnungsvarietäten auf con- spersa- und connexa-Gruppe zugleich hinweist. Diese Art muß aber auch wiederholt verkannt worden sein. So ist es namentlich auf- fallend, daß sie von keinem der schweizerischen Forscher erwähnt worden ist, obwohl ich die wndılata als eine der häufigsten Glomeris- Arten sowohl für das südwestliche deutsche Reichsgebiet als auch für den Norden der Schweiz nachweisen konnte. Auch vom Rats, der im südlichen Baden sich betätigte, hat die unde«lata nicht erwähnt. Häufig lebt die vndulata, namentlich in der var. fischeri, in Gesellschaft der ihr recht ähnlichen conspersa und mag wiederholt mit ihr vermengt worden sein, ebenso häufig aber kann man jede von beiden Arten für sich allein beobachten, um so mehr, als sich ihre Verbreitungsareale keineswegs decken. An schweizerischen Fundorten erwähne ich Pratteln bei Basel und Brunnen am Vierwaldstätter See. Vom letzteren Platz besitze ich die var. vria. Die var. fischert ıst in Südwestdeutschland und der nördlichen Schweiz die häufigste Form der undulata, welche ich ostwärts bis nach Nördlingen (Marienhöhe) festgestellt habe. Die Varietäten confluxa und wehrana scheinen selten zu sein, ebenso die var. irregularıs, welche ich ursprünglich nach einem Tier aus Süd- tirol aufstellte, neuerdings aber am Titisee auffand. Die var. vosseleri habe ich zu conspersa gestellt (vergl. den 24. Aufsatz). Es ist aber nicht unmöglich, daß sie zu undulata gehört, eine Frage, welche bei diesem ultramelanistischen Tier nur durch Übergänge oder überhaupt weitere Objekte entschieden werden kann, vielleicht auch durch lokales Zusammenleben mit der einen oder anderen Art. Latzen haben bei seiner tridentina offenbar Individuen meiner Varietäten umdulata und tridentina vorgelegen. var. undulata sam- melte ich bei Laveno, Como und Brunate, var. fredentina bei Como, Brunate, Brixen und Meran. f) marginata-Gruppe. GI. esterelana n. sp. d 12—12!/., @ 14—16 mm. Brustschild mit 2+1(2) oder 1 (2) + 1—-2 Furchen, d. h. ge- wöhnlich sind zwei durchlaufende Furchen vorhanden, aber bei den größeren 99 ist bisweilen die hintere mehr oder weniger unterbrochen oder abgerissen. Das große quere rote Präanalschildfeld ist rings von Schwarz mehr oder weniger breit umgeben und zeigt keine Spur einer dunklen medianen Trennung. Im Gegensatz zum Brust- schild und Präanalschild sind die inneren Flecke an den Mittel- segmenten stets breit in der Mitte getrennt, am 4.—8. Tergit groß und quer, am 9. kleiner und oval, am 10. und 11. klein und rundlich, am 12. oder auch 11. fehlend. Helle Außenflecke quer und außen zugespitzt, nur am 4.—8. Tergit ausgebildet, am 9.—12. fehlend. Seitenränder der Seitenlappen nur schmal aufgehellt. Die hellen Außenfiecke des Brustschild nehmen ungefähr die hintere Hälfte ein und sind hinten und außen dunkel gesäumt. Das männliche Präanalschild ist auch von hinten gesehen durch- aus zugerundet. Im Status antecedens von 7 mm sah ich bereits die geschilderte Zeichnung in typischer Weise ausgebildet, höchstens mit dem Unterschied, daß die hellen inneren Flecke am 6.—8. Tergit verhältlich ausgedehnter sind. Bisher kenne ich diese schöne @lomeris nur aus dem Esterel- sebirge (Mal Infernet) und fand ich sie zwar in zahlreichen Stücken, aber nur an einer einzigen Stelle, nämlich unter den umhergestreuten Trümmern einer morschen Riesenkiefer, wie sie im Gebiet der Ri- viera nur noch selten angetroffen werden. In den Telopoden schließt sich diese Art an die übrigen Formen der marginata-Gruppe an, ganz auffallend auch an ligwurica durch den großen hellen, unpaaren Präanalschildflieck, während sie durch das Erlöschen der hellen Außenflecke am 9.--12. Tergit ebenso wie durch die Verschmelzung der inneren oder auch aller Brustschild- — ad — flecke von der connexa-Gruppe geschieden ist und zugleich von den übrigen Formen der marginata-Gruppe. Gl. Iigurica apwana n. subsp. 9 11-13, @ 11—15 mm. Brustschildfurchen 0 -- 1I—2. Die vorderste Brustschildfurche ist bei allen schwach und läuft niemals durch, ist vielmehr sehr breit unterbrochen. Bei 3 2 ist auf der Rückenhöhe ein kurzes Furchen- stück zu sehen, aber jederseits desselben eine breite Unterbrechung. Auch die Seitenteile dieser Furche sind schwach, meist so undeut- lich, daß man zunächst glaubt, das Brustschild sei überhaupt un- gefurcht, 1—2 sehr kurze und sehr feine Linien finden sich noch neben der andern, meist dahinter, bisweilen zu beiden Seiten der längeren. Die Collumfurchen verlaufen quer im Bogen, namentlich ist die hintere in der Mitte nicht stumpfwinklig geknickt (wie ich das stets bei ponentina beobachtete). Präanalschild des d völlig zu- gerundet. Seiten- und Hinterränder der Tergite nur schmal auf- gehellt, Hinterrandaufhellung des Brustschild nicht gegen das Schisma erweitert. Bei Massa in einer Sandsteinschlucht. var. Zevantına m. kenne ich nur von S. Margherita, wo sie häufig ist. Von «apwana unterscheidet sie sich leicht durch den ständigen Besitz einer durchlaufenden Furche. Präanalschild mit 1+1+2-3 Furchen, also wie bei ligurica (gen.). Doch fehlt bei einigen sehr großen Stücken die Vorfurche und auch die andern Seitenfurchen können zuweilen unbedeutend sein. Der wichtigste Unterschied der apuana (gegenüber ligurica und marginata) liegt in dem Verhalten der Zeichnung der epimorpho- tischen Jugendlichen. Während nämlich bei marginata-Jugend- lichen getrennte helle Flecke neben dunklem Grunde erscheinen und bei Zigurica, sobald an den Mittelsegmenten Flecken bemerkbar sind, auch das Präanalschild einen unpaaren hellen Querfleck aufweist, ist bei apuana das Präanalschild stets vollkommen schwarz, auch bei den epimorphotischen Jugendformen. Diesen fehlen nämlich innere helle Fleckenreihen vollständig, während äußere vorhanden sind. Diese äußeren hellen Flecke sind zwar klein und trüb, aber am 4.—S. (9.) Tergit ganz deutlich ausgebildet; bisweilen finden sich auch am Brustschild noch quere helle Außenflecke, trotz des ganz schwarzen Präanalschild. Das Präanalschild der epi- morphotischen Jugendlichen zeigt also folgende charakte- ristische Unterschiede: a) bei apuana vollkommen schwarz, b) bei Zigurica mit großen, unpaaren hellen Querflecken, c) bei ponentina mit zwei getrennten und vom Hinterrand mehr oder weniger entfernten hellen Flecken, bei breitem hellen Hinter- randsaum, d) bei marginata mit‘ zwei getrennten, aber den Hinterrand breit berührenden hellen Flecken und schmalem hellen Hinterrandsaum. Gl. ligurica LATzen (gemwina m.). Auf S. 152 meines 24. Auf- satzes habe ich die ligurica nebst ihren „Subvarietäten“ als frag- liches Synonym der perplexa erwähnt, ein Umstand, der sich voll- kommen durch Larzer’s nur allzu kurze Diagnose erklärt. Ich würde auch jetzt über die ligurica im unklaren sein, wenn ich nicht an der ligurischen Küste selbst zahlreiche Glomeris gesammelt hätte, welche nur auf Lartzer’s xanthopyge bezogen werden können. Da ich nun z. T. in deren Gesellschaft auch ganz dunkle Tiere auffand und überdies Übergänge von der zanthopyge zu diesen dunklen Tieren, so konnte auch kein Zweifel mehr darüber bestehen, was mit LAtzen's nyelhemera gemeint ist, zumal er seine nycthemera ebenfalls für die- selben Plätze angibt wie die zanthopyge. Oben ist bereits davon die Rede gewesen, daß ligurica, welche Lartzer der connexa sub- ordiniert hat, mit dieser in keiner näheren Verwandtschaft steht; ich lasse daher, indem ich Latzer’s Diagnose wiedergebe, den Namen conNexa ganz weg. Gl. ligurica LatzeL: „Color dorsi variabilis, plerumque ob- scurlor; scutum secundum quadristriatum, stria secunda integra, partim profunda, sequentibus abbreviatis, interdum subevanidis.“ var. vanthopyge LATZEL: „Scutum postremum macula magna, flava vel aurantiaca, ornatum. Ceterum superne aut omnino obscura aut plus minusve maculata.“ var. nycthiemera LATzEL: „Dorsum omnino immaculatum (in- cluso segmento postremo), nitido-nigrum, marginibus segmentorum angustissime pallido-limbatis. Venter cum pedibus pallidus vel albescens.“ Als Fundorte nannte Larzeun einige Plätze in der Nachbarschaft von Genua. Gl. ligurica: Brustschildfurchen 14+1-+2—3. g 14—18, d 135—17 mm lang. Der mehr oder weniger aus- gedehnte, orangegelbe, quere Präanalschildfleck zeigt unter den zahl- reichen von mir geprüften Individuen niemals auch nur die Spur einer medianen Trennung, ebensowenig bei den epimorphotischen Jugendstadien oder den Larven mit 10, 11 oder 12 Tergiten (Larven mit 11 Tergiten sind 3°/; mm lang). Die schwarze Zeichnung des Präanalschild besteht bei den Entwicklungsformen aus drei getrennten Flecken, seitlichen Dreiecken und einem rundlichen Mittelfleck, der sich immer dicht hinter dem Vorderrand befindet. Bei den Er- wachsenen werden diese drei dunkeln Flecke durch schmale dunkle Bogen am Vorder- und Hinterrand verbunden. Durch Verbreiterung dieser Verbindungen kann der orangegelbe Querfleck mehr und mehr verdrängt werden. Der kleine schwarze Mittelfleck hinter dem Vorder- yand kann in nicht häufigen Fällen etwas spitz nach hinten aus- gezogen sein, erreicht aber niemals die Mitte, und niemals findet sich in der Hinterhälfte eine mediane dunkle Scheidung, womit ein scharfer Unterschied gegenüber marginata und ponentina ge- geben ist. Epimorphotische Jugendliche mit 2+ 2 Fleckenreihen fand ich 7! —11?”/; mm lang. Die Flecke, besonders der inneren Reihen, sind bei den jüngeren Epimorphotischen so ausgedehnt, daß sie ge- schlossene gelbe Längsbänder bilden. var. zanthopyge ıst also die typische Ausprägung der ligurica und wurde von mir beobachtet bei Bergeggi, Savona, Pegli in der Nachbarschaft der Küste, bei Ronco und Ferrania im Innern der ligurischen Apenninen. var. epimorphotica m. habe ich bisher nur im weiblichen Ge- schlecht beobachtet und zwar Individuen von 13!/.—17!/e mm Länge bei Ronco, Pegli und Noli. var. nycthemera Lartz. 2 151/.—19 mm, d 15—17'/a mm lang. Jugendliche (j. @ 11'/’.—13, j. d 9—13 mm) haben außer dem hellen Querfleck des Präanalschild noch die zwei inneren hellen Fleckenreihen bewahrt. Die Entwicklung der Zeichnung be- weıst uns also, daß diese sonst der /evantina so überaus ähnlichen Tiere zu ligurica gehören. — Bergeggi, Savona, Ferrania. var. margheritensis m. entdeckte ich in der Nähe von S. Mar- gherita (Levante). Eine interessante Form, weil sie habituell sehr der ponentina ähnelt. Die sehr hellgelbe Farbe der Beine und über- haupt der ganzen Unterfläche unterscheidet sie von ponentina, welche immer graue bis schwärzliche Beine besitzt, ebenso schließt sie sich in der Farbe der Telopoden und im Vorkommen an levantına an. Es ist nicht ganz ausgeschlossen , daß diese Form eine besondere Rasse darstellt. Um das zu entscheiden, müssen jedoch mehr In- dividuen und vor allem Jugendformen untersucht werden, die mir — la bisher nicht bekannt wurden. In den Teiopoden ist bemerkenswert, daß sie gestaltlich mit denen der apuana übereinstimmen, d.h. die Femora sind (wie in Abb. 5) innen beträchtlich erweitert und der Tarsus ıst fast geknickt eingebogen. Von allen Telopoden der mar- ginata und ponentina unterscheiden sich die der margheritensis außer _ durch die Pigmentierung durch die (wie in Abb. 5) innen recht gerade Abgrenzung und stärkere Erweiterung der Femora (bei jenen sind sie innen mehr S-förmig geschwungen begrenzt), sowie durch die stärkere, hakige Zurückkrümmung von Femoral- und Tibial- lappen. Am 18. Bein des J findet sich am Syncoxit jederseits kein zapfenartiger Vorsprung, die Ausbuchtung ist tief und dreieckig- hufeisenförmig, vor ihr eine Naht, welche etwa so lang ist wie die Ausbuchtung tief. Gl. marginata ponentina n. subsp. führt durch verschiedene Abstufungen allmählich über zur typischen marginata, doch ist die Hauptmasse der Individuen so auffallend von dieser unterschieden, daß man sie unmöglich schlankweg als marginata bezeichnen kann. Die Telopoden variieren hinsichtlich des Tarsus, indem derselbe bald wie bei marginata beschaffen ist, bald und zwar meistens am Grunde hinten stärker erweitert als vorn (Abb. 18), ein Unterschied, der nicht ausschließlich von der Haltung des Tarsus abhängig ist. Die innere Erweiterung der Femora ist auch verschieden, dem ent- sprechend sind die Femoralgriffel bald dicht am Innenrand zu finden, bald weiter nach außen, aber niemals sind sie innen so stark er- weitert wie bei apuana und margheritensis. Die breiten Hinterränderbinden sind für ponentina höchst cha- rakteristisch und bei den Jugendlichen verhältlich noch breiter als bei den Erwachsenen. Ihre Farbe geht von hellgelb über bis zu rot. Ich habe nun in den Gebieten östlich vom Esterel stets Individuen mit breiten hellen Ränderbinden angetroffen, während im Esterel und Maurengebirge wenigstens die große Mehr- zahl der Tiere diese typische Beschaffenheit zeigte; nur bei St. Maxime kamen mir einzelne Individuen vor, welche durch schmäler auf- gehellte Ränder zu marginata überführen. Alle Jugendlichen aber, welche ich im Bereich der Riviera habe untersuchen können (und ich sah solche auch von Le Muy im Maurengebirge), zeigten sich von marginata durch breitere helle Segmentsäume unterschieden. Nachdem ich aber Variation in allen gegenüber marginata heran- gezogenen Merkmalen nachweisen konnte, ist es kaum zu bezweifeln, daß bei dem weiteren Eindringen ins Innere Frankreichs auch die — do — Jugendlichen allmählich in die der marginata mit schmäleren Säumen übergehen. Beachtenswert sind die Variationen der Jugend- lichen innerhalb des Riviera-Gebietes selbst, indem sie meist am Brustschild der hellen Flecke entbehren, in anderen Fällen aber 2-+2 sehr deutliche Brustschildflecke aufweisen, ebenso können die beiden hellen Präanalschildflecke von dem helien Hintersaum ge- trennt sein oder mehr oder weniger mit ihm verschmelzen. Für weitere Beobachtungen scheint mir noch folgendes be- merkenswert zu sein: An der Riviera fand ich im Gebiet der nach meinen Erfahrungen ostwärts bis nach Ospedaletti reichenden ‚ponentina die Jugendlichen hinsichtlich des Brust- und Präanalschild in der Nähe des Meeres dunkler gezeichnet als an weiter von der Küste entfernten Plätzen. Junge Männchen und Weibchen fand ich gleich gezeichnet. An einem bestimmten Platze (z. B. im Mal Infernet und bei Le Muy) fand ich im Status antecedens kleinere Individuen mit hellen Flecken am Brustschild und größere ohne dieselben, ein Umstand, welcher uns einerseits ein Stück der Mela- nierung anzeigt, andererseits beweist, daß innerhalb des Status antecedens eine Häutung stattfindet. Schließlich habe ich aber im Maurengebirge (bei Le Muy) auch den Fall beobachtet, daß kleinere Jugendliche (von 7’/e mm) ganz dunkles Brustschild und kleinere Präanalschildliecke aufweisen, während größere Jugendliche (von 9'/» mm) 2+2 kräftige helle Brustschildllecke und größere Präanalschildflecke aufweisen. Somit liegt hier eine auffallende Variation vor und es könnte die Frage aufgeworfen werden, ob diese helleren Jugendlichen zur echten mar- ginata und die dunkleren zur ponentina gehörten, und ob jene von St. Maxime erwähnten Individuen mit schmäleren Hinterrandsäumen sich aus solchen heller gezeichneten Jugendlichen entwickeln ? Meine Objekte aus dem Maurengebirge reichen zur Beant- wortung dieser Frage nicht aus. Sie muß aber beantwortet werden, wenn wir ganz sicher erkennen wollen, ob marginata und ponentina ineinander übergehen, oder ob schon im Bereich des Maurengebirges die echte marginata auftritt und schon dort von ponentina durch- gehends deutlich zu unterscheiden ist! Betonen möchte ich schließlich nur noch, daß die oben ge- nannten Jugendformen aus dem Maurengebirge (von 7!/.—9'/ mm Länge) vor den typischen der echten marginata jedenfalls alle durch ebenfalls breitere helle Segmentsäume ausgezeichnet sind. Somit könnte von den beiden verschieden gezeichneten Jugendformen (welche zum Status antecedens gehören) die dunklere als typische der ponentina bezeichnet werden und die hellere als zu einer Varietät gehörig, welche (wenn aus ıhr die Individuen mit den schmäleren Säumen entstehen) den Übergang von ponentina zu marginata ver- | _ mittelt. 6. Verwandtschaftliche Beziehungen der Hurypleuromeris- Gruppen. Im 4. und 5. Abschnitt sind die Verwandtschaftsverhältnisse der Eurypleuromeris-Formen zwar bereits bis zu einem gewissen Grade zum Ausdruck gebracht worden, ich will sie jedoch noch besonders hervorheben durch das folgende Schema, in welchem die srößere oder geringere Entfernung der Vierecke die nähere oder weitere Verwandtschaft andeutet und die Pfeile die Richtungen der phylo- genetischen Entwicklung anzeigen. TE Tg a run [ Vermittlung hexasticha- [vermittelnde CONWERAT durch var. marginata- Gruppe Art: Gruppe epimorphotica Gruppe intermedia] und perplexa]| rer N Vermittlung undulata- £ 3 transalpinu- Gruppe Suzeh Gruppe quadrifas- I eiata] A conspersa- Gruppe Der conspersa-Gruppe mit ihrer vorwiegend unregelmäßig zer- streuten schwarzen Pigmentierung kommt die Stellung einer Aus- gangsgruppe zu. Sie besitzt nur unbedeutende Verschiedenheiten in den Telopoden, meistens ein einfach zugerundetes männliches Anal- schild und höchstens eine durchlaufende Brustschildfurche. Äußerst nahe steht dieser Gruppe die undulata-Gruppe mit ihrer reihig zu- sammengedrängten schwarzen Pigmentierung. Wie aus dem Schlüssel hervorgeht, tritt die nahe Beziehung dieser beiden Gruppen nicht — 140° — nur in dem Verhältnis von conspersa und undulata, sondern auch in demjenigen von carrarana und romana zutage. Eine besondere Ent- wicklungsrichtung bietet uns die transalpina-Gruppe, indem aus den Reihen heller Längsflecke durch Verschmelzen derselben vor den Hinterrändern und weiterhin Verkürzung der hellen Flecke, eine Ab- wechselung von hellen und dunklen Querbändern entsteht!. Die nach drei Richtungen vermittelnde Stellung der undulata-Gruppe kommt auch in der großen Variabilität der undulata selbst zum Ausdruck. Auch in dieser Gruppe kommt höchstens eine durchlaufende Brust- schildfurche vor. Mehrere durchlaufende Brustschildfurchen (2—35) können dagegen in jeder der vier andern, abgeleiteteren Gruppen beobachtet werden. Ein eigentlicher Übergang von der undulata- zur connexa-Gruppe ist nicht bekannt, aber der Unterschied ist, mit Rücksicht auf die hellen Brustschildseitenbinden, doch derartig, daß wir die connexa- Gruppe, bei welcher diese Binden fast ganz unterdrückt worden sind, ohne Bedenken von der sonst so ähnlichen undulata-Gruppe ab- leiten können. Den gewöhnlichen Telopoden-Typus zeigt uns in der connexa-Gruppe vor allem die gattata und diese ist es, welche auch mit Rücksicht auf das schwächer gefurchte Brustschild den Übergang zur marginata-Gruppe vermittelt, welche das Extrem in der Mela- nierung darstellt, aber mit verschiedenen Varietäten von connexa- Zeichnung, wie z. B. epimorphotica (von ligurica) oder perplexa (von marginata) auf die connexa-Gruppe zurückweist. Innerhalb der connexa-Gruppe machen sich dann aber stärkere Abweichungen bemerkbar, insofern einerseits die Telopoden bei mehreren Arten, namentlich hinsichtlich des Syncoxit, von der typischen Ge- staltung mehr oder weniger abweichen, andererseits zahlreichere Fleckenreihen auftreten können, nämlich 3+ 3 bei intermedia, wie sie dann in der hexasticha-Gruppe herrschend sind. Man könnte also auch für intermedia allein eine besondere Gruppe aufstellen und dann durch diese direkt von der umdulata zur hexasticha-Gruppe kommen, wie das durch den Schrägpfeil angezeigt ist. Die zentrale Stellung der andulata-Gruppe ist durch meine Untersuchungen jedenfalls ebenso sichergestellt wie der Mangel näherer Beziehungen zwischen marginata- ! Gerade hier läge es nahe auf Gedanken Eimer’s, betr. Zeichnungs- phylogenie, einzugehen. Wenn ich das jetzt wenigstens dennoch unterlasse, so geschieht es, weil ich es zunächst für wichtiger halte, den Zusammenhang tatsächlicher Unterlagen zu untersuchen, als die Tragweite einer Hypothese. er und hexasticha-Gruppe und die etwas isolierte Stellung der letzteren überhaupt. 7. Geographische Verbreitung der Eurypleuromeris- Gruppen. Genauer hoffe ich in verschiedenen späteren faunistischen Arbeiten auf geographische Verbreitung von Glomeris-Arten eingehen zu können, hier will ich wenigstens in den hauptsächlichsten Zügen das hervorheben, was über die Verbreitung der Eurypleuromeris-Gruppen und Arten bekannt geworden ist. a) hexasticha-Gruppe. Ausgesprochen ost- und mitteleuropäisch fehlt sie westlich des Rheines und des Schweizer Jura vollständig, findet sich in den öst- lichen Gebieten der Schweiz und in den Südalpen nicht mehr west- wärts des Gardasees. Sie fehlt also auch in den meisten Provinzen Italiens und ist nur aus dessen nordöstlichen bekannt geworden, dort aber noch nicht genauer verfolgt. Sie ist also östlich des Rheines durch Mittel- und Süddeutschland ausgedehnt, durch Österreich- Ungarn und die nordwestlichen Teile der Balkanhalbinsel, auch für Südrußland notiert worden. Daß mehrere Arten für die Karpathen charakteristisch sind, wurde schon oben ausgeführt. b) connexa-Gruppe. Die intermedia ist ein westeuropäisches Tier, welches im ganzen und großen da anfängt, wo die hexasticha aufhört. Ihre Heimat- länder sind außer dem größten Teile Frankreichs die westliche Schweiz und das linksrheinische Deutschland, nur zwischen Sieg und Mainzer Becken hat sie sich etwas über den Rhein hinausgeschoben nach Osten. Die Verbreitung der guttata und connexa ist im 5. Kapitel schon besprochen worden, ich wiederhole deshalb nur kurz, daß connexza durch Karpathen, Nordalpen und deutsche Mittelgebirge verbreitet ist, gutlata dagegen in den Zentral- und Ostalpen, be- sonders ausgebreitet, westlich in den Südalpen bis zum Langensee, östlich bis nach dem nördlichen Krain. In Oberitalien fehlt die guttata in den westlichen Gebieten, namentlich an der ganzen Riviera, ist aber im apuanischen Gebiet häufig und weiter nach Süden bis ins Gebirge bei Florenz bekannt geworden. Nordwärts der Alpen, von Oberbayern abgesehen, kennen wir guttata nur aus den Sudeten, in — 142 — der geringfügig unterschiedenen Rasse Jagivora. Die Ausdehnung der guttata in der Richtung von Süden nach Norden ist also eine so ausgedehnte, daß sie für die Gattung Glomeris als eines der auffallendsten Beispiele gelten kann, wenigstens, wenn wir be- rücksichtigen, daß die italienischen Fundplätze nicht etwa nur in hohen Gebieten der Apenninen liegen, sondern in tieferen Gegenden durchaus mittelmeerländischen Charakters. In der Gegend von Florenz hat allerdings die var. lawricola die Herrschaft, aber sie ist artlich von den schlesischen Sudetentieren nicht zu trennen. Im Gegensatz zu connexra und guttata, welche gemeinsam das westliche Europa meiden, steht die saussurei, welche auf das süd- östlichste Frankreich beschränkt, vielleicht aber noch weiter west- wärts ausgedehnt ist. Zusammenfassend können wir also sagen, daß sich in der connexa-Gruppe vorfinden zwei westliche Arten: drei östliche Arten: intermedia und promimens, connexa saussurei, und guttata. c) conspersa-Gruppe. In der typischen (rlomerts conspersa haben wir eine Art, welche eine der guttata ähnliche, aber noch bedeutendere Ausbreitung in der Richtung von Süden nach Norden erfahren hat, denn sie reicht einerseits, nämlich nordwärts bis in die Wesergebirge und das sächsische Elbgebirge, anderseits nämlich südostwärts bis ins Prenjgebirge der Herzegowina, auch hier verschiedene Varietäten, aber ganz fraglos dieselbe Art darstellend. Im Vergleich mit guttata ist diese Ausdehnung jedoch insofern geringer, als die conspersa in Herzegowina und Süddalmatien das eigentliche Mittelmeergebiet nicht mehr erreicht, obwohl das weiter nordwärts, bei Fiume und Triest, der Fall ist. Während aber die conspersa vom Innern Deutschlands bis weit in die Balkanhalbinsel hineinreicht, indem sie sich der Donau und den Rändern der ungarischen Tiefebene entlang leicht ausbreiten konnte, hat sie gegen Süden zu zwar auch die ganzen Alpengebiete durchsetzt und besiedelt, so daß sie in Ost- und Zentral- alpen weit ausgebreitet ist, aber südlich scheint sie ungefähr mit den oberitalienischen Seengebieten aufzuhören, da, wie ich durch diese Arbeit bewiesen habe, im eigentlichen Italien und an der Riviera andere Arten auftreten oder doch wenigstens scharf getrennte Rassen, die von conspersa viel auffallender und durch- sreifender geschieden sind als irgendwelche Varietäten unter den —.. a zahlreichen der typischen conspersa. Gl. cerassitarsis, genuensis und carrarana sınd also auf Italien (nebst französischer Riviera) be- schränkt, während die echte conspersa in den Gebieten dieser Formen fehlt, auch westwärts des Rheines (von einem vereinzelten Fund an der Mosel abgesehen) nicht mehr vorkommt, sonst aber “ durch Mittel- und Süddeutschland, Österreich-Ungarn und die nord- westlichen Balkanländer ausgedehnt ist. Ich muß hier aber auch noch die in meinem 24. Aufsatz S. 175 aus dem Albanergebirge beschriebene conspersa albanensıs var. albamensis VerH. nebst der dunkleren var. sticheli erwähnen, weil sie ein von dem übrigen Ver- breitungsgebiet der conspersa abgerissenes Vorkommen bedeuten. Es handelte sich um drei große 99 von 13—20 mm Länge. Da ich nun wiederholt beobachtet habe, daß bei besonders großen, also auch besonders häufig gehäuteten Individuen die Brust- schildfurchen eine von der normalen Prägung abweichende, nämlich schwächere Ausprägung erfahren haben, so ist es nicht unmöglich, daß diese albamensis zu romand gezogen werden muß. Da aber über- haupt noch kein Männchen bekannt ist, muß die weitere Forschung abgewartet werden. d) undulata-Gruppe. Die nahen Beziehungen zwischen conspersa- und undulata- Gruppe sind schon im vorhergehenden erörtert worden. Die romanı habe ich nachgewiesen von dem apuanischen Gebiet bis zur sorren- tinischen Halbinsel, die montana aus Südtirol. Die eigentliche undu- lata weicht von der ihr bisweilen so ähnlichen conspersa in der Ver- breitung bedeutend ab. Sie ist zwar auch westwärts des Rheines (von Basel nach Norden gerechnet) nicht bekannt geworden, aber nach Norden und Osten ist ihr Vorkommen viel be- schränkter. Die undulata ist in Mitteldeutschland! ebensowenig gefunden worden wie in Bayern (östlich und nördlich der Altmühl und östlich der Iller) oder in den Ostalpen, obwohl sie in Südwest- deutschland östlich des Rheines reichlich verbreitet und häufig ist. In den Alpen (Nord- und Südalpen) treffen wir sie in Tirol (soweit sie dort nicht durch montana ersetzt wird) und in der nördlichen und östlichen Schweiz. Nach den vorliegenden Forschungen reicht also die undulata-Gruppe in der Süd-Nord-Richtung von der sorren- tinischen Halbinsel bis zur Nordgrenze Württembergs, während sie in ! Nördlich vom Winterberg bei Weikersheim, wo ich sie heuer nach- gewiesen habe. — 144 — der West-Ost-Richtung verhältlich beschränkt ist, nämlich aus- gedehnt nordwärts der Alpen von Nördlingen bis nach Pratteln (bei Basel) in den Südalpen vom Gebiet des Comersee bis in die Doloten. An die wmdulata-Gruppe läßt sich auch die Gl. aurita anschließen, zumal sie in ihrer Zeichnung unter allen Glomeris der romana var. feitens und der carrarana var. pseudoaurita am nächsten steht. Dennoch muß sie als eine ganz selbständige Art betrachtet werden, welche bisher nur im Gebiet des Comersees gefunden worden ist. e) transalpina-Gruppe. Glomeris annulata und cingulata habe ich aus eigener Anschauung in natura nicht beobachtet, besitze überhaupt nur die erstere. Beide Arten scheinen auf entgegengesetzte Randgebiete des Alpenreiches beschränkt zu sein. Gl. transalpına und quadrıfasciata verdienen in vollem Maße den Namen Alpentiere, da sie außerhalb des Alpenreiches niemals beobachtet worden sind. Beide gehören den Zentralalpen an, jedoch mit dem Unterschiede, daß guadrifasciata in Tirol, transalpina in der Schweiz verbreitet ist, beide zugleich mehr in den südlichen und mittleren als in den nördlichen Teilen der betreffenden Länder vertreten; guadrifasciata ist aus den Nordalpen überhaupt nicht bekannt, während fransalpina nach Norden ebenfalls stark abnimmt, von mir aber noch im Gebiet des Vierwaldstättersees und zwar zum erstenmal in einem Stück in einem Walde bei Brunnen nachgewiesen wurde. f) marginata-Gruppe. Unter den sechs oben von mir unterschiedenen Arten und Rassen sind fünf ausschließlich mediterran, während die sechste die typische marginata eine bis nach Skandinavien reichende Expansionsform ist. Der im vorigen Abschnitt hervorgehobene phylogenetische Gegensatzzwischen der hexasticha- und der marginata- Gruppe findet also eine wichtige Ergänzung in geo- graphischer Hinsicht, indem die marginata-Gruppe fast ganz mittelmeerländisch, die hexasticha-Gruppe dagegen fast ganz außer-mittelmeerländisch ist. Selbst die eigentliche marginata, welche über Westeuropa, nament- lich Frankreich und Schweiz, nach Deutschland und nordischen Ländern gelangt ist, trifft fast nirgends mit den Vertretern der hexasticha-Gruppe zusammen. Braunfels in Nassau ist bisher der einzige Ort, bei welchem ich marginata« und eine Rasse der de — hewasticha gleichzeitig neben einander angetroffen habe. Auf die im einzelnen höchst interessante Verbreitung der marginata, namentlich innerhalb Deutschlands, werde ich in einem späteren Aufsatz zurück- kommen. Unter den mittelmeerländischen Formen der marginata-Gruppe nehmen herzegowinensis und esterelana sowohlhinsichtlich ihrer scharfen Abgrenzung in morphologischer Hinsicht eine besondere Stellung ein, als auch mit Rücksicht auf ıhr Vorkommen, indem sie die Pole des Areals der marginata-Gruppe darstellen; zwischen ihnen nämlich finden wir die drei andern, ligurica, apuana und ponentina. Diese drei ver- halten sich in ihrem Auftreten gegenüber herzegowinensis und esterelana mithin ähnlich, wie in der vorigen Gruppe transalpina und quadrifasciata gegenüber den areal-polaren Arten cingulata und annulata, in beiden Fällen eine westlich-polare und eine östlich-polare Art. Sehen wir von der typischen marginat« ab, dann ist die marginata- Gruppe geographisch eine der transalpina-Gruppe nach Süden vor- gelagerte. Rückblick auf die Verbreitung der Kurypleuromeris- Gruppen. Öberitalien einschließlich der Riviera und die benachbarten Süd- alpen, namentlich zentralen Südalpen sind diejenigen Ländergebiete, in welchen alle die sechs oben unterschiedenen Kurypleu- romevis-Gruppen mehr oder weniger reichlich vertreten sind, während wir, von diesem Zentralgebiet ausgehend, nach Süden in Italien die hexasticha-, connexa- und transalpina-Gruppe verschwinden sehen, in Süditalien auch die marginala-Gruppe. Bewegen wir uns nach Osten, so verschwinden undulata-, transalpina- und marginata- Gruppe, ziehen wir umgekehrt nach Westen, so fehlt sehr bald die hexasticha-Gruppe. Nach Norden vorrückend verläßt uns die Zrans- alpina-Gruppe und (bis auf die echte marginata) auch die marginata- Gruppe. In Nordeuropa kommt überhaupt nur marginata vor und möchte ich besonders erwähnen, daß sie nach Ep. Errinasen! auch noch im südlichen Norwegen zu finden ist bei Kristiania, Kragerö, Kristianssand und Mandal, d. h. ungefähr bis zu dem bekannten Cap Lindesnäs. Auch für Dänemark und die norddeutsche Tiefebene kommt nur marginata, einschließlich der var. perplexa in Betracht, so daß wir die norddeutsche Tiefebene als glomeris-lose bis glomeris-arme ! Mere om norske Myriapoder, Christiania 1897, Videnskabs-Selskabs Forhandlinger N. 4. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ, 1911. 10 — 146 — Zone bezeichnen können. Aus Westpreußen ist zwar connexa an- gegeben worden und auch von mir anfänglich nicht beanstandet!. Nachdem ich aber über die Beziehung der perplexa zur marginata eine gründliche Untersuchung durchgeführt und auch die Verbreitung der connexa näher kennen gelernt habe, zweifle ich nicht mehr, daß die westpreußische connexa-Angabe auf die var. perplexa oder aber überhaupt nur eine Entwickelungsform der marginata zu be- ziehen ist. Aus Westpreußen habe ich auch ein einzelnes Stück der Gl. hexasticha aufgeführt‘. Es scheint also, daß die hexasticha der Weichsel entlang nach Norden vorgedrungen ist, aber eine weitere Verbreitung in der norddeutschen Tiefebene kommt ihr jedenfalls nicht zu, da sie schon in Brandenburg und Pommern nirgends beobachtet worden ist. Das oberitalienisch-südalpine Zentralgebiet kommt ganz besonders für die conspersa- und undulata-Gruppe in Betracht. Da nun alle sechs Hauptgruppen hier vertreten sind, hier überhaupt die meisten Eurypleuromeris-Formen heimaten und da der zindulata- Gruppe eine phylogenetisch-zentrale, der conspers«-Gruppe eine phylo- genetisch-basale Bedeutung zukommt, so betrachte ich die ober- italienisch-südalpinen Länder als den Entstehungs- herd der Eurypleuromeris. Nur die hexasticha-Gruppe ist hiervon auszunehmen, da sie mit der Mehrzahl ihrer Formen auf die Karpathenländer beschränkt ist, in diesen also offenbar schon frühzeitig eine von den übrigen Eurypleuromeris getrennte Entwickelung durchgemacht hat. Dieser getrennte Ursprung der hexasticha-Gruppe einerseits und der sonstigen Kurypleuromeris andererseits wird auch dadurch bestätigt, daß alle in Deutschland und Österreich vorkommen- den hr xasticha-Formen einen mit Querrinne versehenen männlichen Präanalschild besitzen, d. h. von den übrigen Eurypleuromeris-Formen stärker abweichen, als andere, mehr östlich lebende Formen der hexasticha-Gruppe. Als die beiden hauptsächlichsten Ursprungsgebiete der Eurypleuromeris betrachte ich also einerseits das südalpine- nordapenninische, andererseits das karpathische. Beide ge- meinsam aber bezeugen, daß die Glomeris im wesentlichen Gebirgs- tiere sind, für welche das zertrümmerte Gestein eine besondere Wichtigkeit hat, die so groß ist, daß nur wenige Formen (namentlich ! Beiträge zur Fauna der Tucheler Heide. Jahresheft des westpreuß. bot. zool. Ver. 1902/03, Danzig 1904, S. 79—82 Myriapoda. — 1417 — marginata, intermedia und hexasticha |genwina|) auch in gesteinlosen oder felsenlosen Gegenden ihr Fortkommen suchen. Daß ihnen jedoch nicht alle Gesteinsarten zusagen, habe ich schon im 18. (38.) Aufsatz auseinandergesetzt. Die hier in den wichtigsten Zügen besprochene Verbreitung von Eurypleuromeris unterscheidet sich auffallend genug von derjenigen der Stenopleuromeris, über welche ich auf S. 122 des 16. (36.) Auf- satzes, Zool. Anz. 1909, folgendes ausführte: „Wir sehen die Sienopleuromer's einmal quer durch die Alpen- welt, namentlich die östliche verbreitet und auch über die Balkan- halbinsel ausgedehnt, mit pustulata in Deutschland vertreten. Vier Arten stammen aus der Pyrenäenhalbinsel, Sardinien und Sizilien, und zeigen zweifellos zwischen diesen Ländern eine Beziehung, um so mehr als wir von den Pyrenäen durch Südfrankreich und nament- lich an der Riviera und auf der eigentlichen italienischen Halbinsel bisher keinen sicheren Vertreter haben.“ Die Verbreitung der Eurypleuwromeris unterscheidet sich von der der Stenopleuromeris also auffallend genug dadurch, daß ver- schiedene Länder vorhanden sind, in welchen nach den bisherigen Untersuchungen nur eine der beiden Untergattungen vertreten ist, ich nenne namentlich folgende: Stenopleuromeris: | Eurypleuromeris: Pyrenäenhalbinsel südlich der | Italienisch-französische Riviera, Pyrenäen, | Italienische Halbinsel, Sardinien, ' Karpathen. Sızılien, | Dalmatinische Küste, | Algier. | Das wichtigste Gebiet, in welchem beide Gruppen gleichzeitig oder neben einander vertreten sind, ist das Alpenreich und nament- lich die Südalpen in ihrer östlichen Hälfte. 10* Ueber die Convoluten aus dem Ornatenton Schwabens. Von Franz Pietzcker aus Tübingen. Mit 34 Textäguren. Die Convoluten gehören zu der von LEOPOLD von Buch auf- gestellten und von QUENSTEDT beibehaltenen Familie der Planulaten. Von diesen gibt QUENSTEDT in seiner Petrefaktenkunde Deutschlands, Bid. I Cephalopoden, S. 159, folgende Merkmale an: „Höhe und Breite der Mundöffnung hält sich ziemlich das Gleichgewicht, daher sind es fHache, mäßig involute Scheiben, deren bindfadenartige Rippen ein- oder mehrfach gespalten über den rundlichen Rücken weggehen. Von Zeit zu Zeit zeigt die Sch@le ausgezeichnete Einschnürungen, die am Lippenrande einen kragenförmigen Aufschlag mit zwei lang hervortretenden Ohren erzeugen. Die Loben haben scharfe kurze Spitzen. Der zweite Seitenlobus wird durch die weit auslaufenden Nebenzacken des langen Nahtlobus ganz verkümmert, was durch L. v. Buch mit Recht als das wichtigste Merkmal hervorgehoben wird.“ Im braunen Jura rechnet QUENSTEDT zwei Gruppen zu den Planu- laten: 1. die Gruppe des Ammonites comvolutus und 2. die Gruppe des Ammonites triplicatus. Als Hauptmerkmale des Ammonites convolutus nennt QUENSTEDT geringe Involubilität, unbestimmte Spaltung der Rippen und langsame Zunahme in dıe Dicke. Außerdem weist er auf die meist geringe Größe und das häufige Auftreten einer flachen Furche auf dem Rücken hin. Unter den Convoluten unterscheidet QuEnsTenTt drei Formen: 1. Ammonites convolutus ornati. Die Rippen treten nicht sehr hervor, wenden sich stark nach vorn und sind meist nur einfach gespalten. Im Durchschnitt zählt der Umgang zwei bis drei Ein- schnürungen Er scheint nicht groß geworden zu sein. 2. Ammonites convolutus parabolis mit Parabelknoten in den Rückenkanten; Rippen unbestimmt gespalten; Mündung mehr kom- primiert; Rückenfurche oft sehr deutlich. — .149 — 3. Ammonites comvolutus interruptus mit 4—6 Einschnürungen auf einem Umgang und feinerer Berippung. Den Übergang zur Gruppe des Ammonites triplieatus vermittelt Ammonites convolutus gigas. In seinem großen Werk über die Ammoniten des schwäbischen Jura unterscheidet Quensteor bei dem Ammonites convolutus ormatı einen Ammonites convolutus dilatatus, bei dem die Mündung breiter als hoch ist, von einem convolutus evexus, bei dem das Verhältnis von Breite zur Höhe der Mündung umgekehrt liegt. Doch sagt er selbst: „dünnere Formen (convolutus evexus) ... liegen mit diekeren (dilatatus) so bunt durcheinander und gehen so allmählich ineinander über, daß ich beide in den Sammlungen nicht trennen mochte, son- dern unter dem gemeinsamen Namen convolutus ornati zusammenwarf. “ Bei seiner Einteilung der Convoluten legte QUENSTEDT sehr großen Wert auf die Art der Erhaltung und das stratigraphische Vorkommen. Feinere, rein paläontologische Untersuchungen zur Be- stimmung der Arten unternahm er selten. So eıklärt es sich, daß die von ihm eng zusammengestellten Formen von späteren Autoren zunächst genauer beschrieben und zum Teil in verschiedenen Gruppen untergebracht worden sind. Von Qusnstepr’s Schüler OppeL erhielten die QuEnstepr'schen Originale zwar neue Namen, zunächst jedoch keine genauere Be- schreibung. So ist in Örper’s Aıbeit über die Juraformation Eng- lands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands (1856 — 1858) Amm. comvolutus ornati pars Qurxst. Ceph. tab. 13 fig. 1 = Amm. sulciferus OPPEL, Amm. convolutus parabolis Quenst. Ceph. tab. 13 fig. 2 = Amm. curvicosta OPPEL, Amm. convolutus giyas QuEnsT. Ceph. tab. 13 fig. 6 — Amm. Orion OPpern. Erst in seinen paläontologischen Mitteilungen vom Jahr 1862 gibt OppeL eine genauere Beschreibung von Amm. suleiferus. In der Beschreibung der Cephalopodenfauna der Oolıthe von Balin bei Krakau (1571) stellt Neumayr eine Anzahl von genetischen Formenreinen und isolierten Typ-n unter den Perisphincten auf. Quenstenr’s Amm. convolutus parabolis ist unter dem Namen Peri- sphinctes aurigerus-curvicosta OPPpEL und Amm. convolutus ornati QuEnsT. als Perisphinetes subtilis NzumAyR in der Formenreihe des Perisphineies Martiust OrBisnY untergebracht, während der Amm. convolulus gigas (JuENSTEDT’s unter der Oppzr’schen Bezeichnung Perisphinctes Orion als isolierter Typus beschrieben wird. or Waagen (Jurassic Cephalopoda of Kutch, 1875) schließt sich der Einreihung des Perisphinctes curvicosta Orpen und Perisphinctes subtilis NeumayR in die Gruppe des Perisphinetes Martiust Ore. an. Dagegen rechnet er Quenstenr's Amm. convolutus gigas gar nicht mehr zu seiner Sektion III Perisphinctes convoluti, sondern als Per. Orion OpreEu zur Sektion II Perispninetes triplicatı. Hatten so die Convoluten QUENSTEDT's schon von ÖPPEL, NEv- MAYR und WAAGEN nicht nur neue Namen, sondern z. T. auch eine andere Stellung zuerteilt bekommen, als sie ihnen von QUENSTEDT gegeben waren, so geschah das in noch viel weitergehender Weise in der monographischen Beschreibung der Ammonitengattung Peri- sphinctes von Sırmirapzkı. Nach der Klassifikation von SIEMIRADZKI zerfallen die Perisphincten in 6 Abteilungen. In jeder Abteilung werden wieder eine Anzahl Mutationsreihen, in diesen noch Formen- reihen unterschieden. Die Mehrzahl der Quexstepr'schen Convoluten hat Sıemiranzki in der I. Abteilung Subgenus @rossouvria Sırm. (Tachy- geronles p. p. TEysseyre, Retrocostati v. Surner, Comvoluti p. p. QuEN- sTEDT) untergebracht. Als Hauptmerkmale dieser I. Abteilung gibt SIEMIRADZKI an: geringe Größe (Durchmesser meist kleiner als 100 mm), Seitenohren; Mundsaum mehr oder weniger emgeschnürt; Parabeln kräftig; Rippen in der Jugend zweispaltig, im Alter häufig drei- bis mehrspaltig; Berippung reicht bis zum Ende der Schale; Lobenlinie einfach, wenig verästelt, Nahtlobus hängt nur wenig herab. Unter den hierher gehörigen Mutationsreihen befindet sich in der A. Mutationsreihe des Perisphinetes subtilis als Per. subtilis Neum. der Quexstenr'sche Amm. comvolulus ornatı (Original, Jura Tab. 71 fig. 9) und Amm. convolutus Quenst. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 79 fig. 16 und 22. Per. tenwis Sıem. der Amm. aff. convolutus Quenst. Amm. Baba 9sne2ılk ©. Mutationsreihe des Per. aurigerus Orr. a) Formenreihe des Per. curvicosta Opr. Per. eurvieosia Orr. —= Amm. comwolutus parabolıs QuEnsT. Ceph. Tab. 13 fig. 2. ce) Formenreihe des Per. varıabılis Lanusen. Per. Kontkiewiezi Sırm. = Amm. convolutus evexus (QUENST.p.p- d) Formenreihe des Per. suleiferus Oper. Per. planus Sırm. — Amm. convolutus evewus (QUENSTEDT Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 15—19. Per. Sciutor GEMMELLARO —= Amm. convolutus parabolis Quest. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 13. e) Formenreihe des Per. balinensis und Comptoni. Per. balinensis NEUMAYR = Amm. convolutus Quenst. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 82 fig. 66. Per. Comptoni Prarr — Amm. comvolutus awritulus (Juensrt. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 30, 31, 33, 34. Perisphinctes sp. n. indet. — Ammonites comvolutus Quest. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig..28. IV. Abteilung Perisphinctes s. str. Sem. E. Mutationsreihe des Perisphinctes Caroli GEMMELLARO. Per. Recuperoi GEmm. — Ammonites convolutus dilatatus QUENST. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 1, 4, 22. F. Mutationsreihe des Perisphinetes Orion OPppeL. Per. Orion Oppen — Amm. convolutus gigas Quenst. Cephalo- poden Tab. 13 fie. 6. In dieser Einteilung der Convoluten finden wir also nicht nur den schon von OPrEL, NEUMAYR und WaAGEN gesondert gestellten Ammonites convolutus gigas wieder weit von den übrigen Convoluten getrennt, sondern SIEMIRADZKI hat auch die von (DENSTEDT so eng vereinigten Amm. comvolutus evexus und Amm. convolutus dilatatus in ganz verschiedenen Abteilungen seiner Klassifikation untergebracht. Nach eingehender Untersuchung der schwäbischen Convoluten, besonders der Quenstepr'schen Originale, war es mir nicht möglich, sie in der von SIEMIRADZKI gegebenen Weise zu gliedern. Es ist mir auch unverständlich, wie SıEmiRADzkı selbst einen großen Teil der Quessteor’schen Original-Convoluten in Formenreihen stellt, die der Mutationsreihe des Perisphinctes aurigerus angehören, während er bei der Aufzählung der morphologischen Eigenschaften dieser Mutations- reihe sagt (S. 90 unten): „Einschnürungen kommen bei der be- sprochenen Formengruppe nur sehr schwach zur Ausbildung, was ein sicheres Unterscheidungszeichen gegenüber den äußerlich ähn- lichen und gewöhnlich mit derselben vereinigten Formengruppe der Convoluten Quenxszeor’s (Subtilis-Gruppe) darbietet.“ Für die schwäbischen Convoluten ist die von SIEMIRADZKI vor- genommene Zersplitterung viel zu weitgehend. Die Abweichungen, auf Grund deren SıEemirapzkı zur Aufstellung neuer Arten gelangt, erscheinen mir vielfach zu geringfügig. Vielmehr halte ich das Be- streben, nur aus zwingenden Gründen neue Arten aufzustellen, so- oe wohl für natürlicher als auch praktischer. In Ermangelung eines allgemein anerkannten Maßstabes wird freilich in vielen Fällen die Entscheidung hierüber mehr oder weniger dem subjektiven Empfinden überlassen bleiben. Auf Grund meiner Untersuchung an dem reich- haltigen Material der Tübinger Universitätssammlung bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß zur Einteilung der Convoluten aus dem Ornatenton Schwabens die Aufstellung von vier Gruppen im all- gemeinen genügt. Da bei meinem Material eine genauere Horizon- tierung innerhalb des braunen Jura [ leider fehlte und nachträglich nicht mehr möglich war, mußte ich darauf verzichten, Mutations- reihen aufzustellen, und mich mit einer genauen Beschreibung der einzelnen Arten begnügen. Perisphinctes convolutus evexus. A. 1. Ammonites convolutus evexus QUENSTEDT, Amm. d. schwäh. Jura. Tab: 81 fig. 16 und 18. | Perisphinctes planus SIEMIRADZKI. | 2. Ammonites convolutus evexus QUENSTEDT, Amm. d. schwäh. Jura. Tab. 81 fig. 17. Ammonites convolutus interruptus QURNSTEDT, Amm. d. schwäh. ei, Alalos oil nee, 10). B. Perisphinctes swleiferus OPPEL. | Ammonites convolutus evexus (JuENSTEDT, Amm. d. schwäb. Jura ab Siehesllon] ©. Ammonites convolutus ornati Quenst., Cephalopoden. Tab. 15 fig.1. er) Ammonites convolutus evexwus (JUENSTEDT, Amm. d. schwäb. Jura. Tab. 81 fig. 16, 18 und 19. Größenverhältnisse der Quxsstenr'schen Originale Rab slane?216 mm Duschmessene = rt il‘ kioher überzders Naht 221022 5530 Höhe in der Mittellinie. 11 = 275 Dickes a OPER 25 Nabelweiter Au ee os 15 Tab. 81 fig. 18 mm mm Durchmesser ee 00 4° = 10 Höhe über der Naht Id, = 88 14,3 = 35,8 Höhe in der Mittellinie . 13,8 = 29,4 — Dickes an a ee 023 10,6 = 26,5 Nabelweiter) 2.2.02... 21 15144 18 —= 4 Mabssie ne... mm mm Durchmesser 77737775272 7100 A 00 klioheruber der Naht 15,6. —,30 el Höhe in der Mittellinie. 14,2 = 273 —- — Dickep ea 2 10,0. 20,2 0 =. 28 Nabelwelte@ een a on As wee «7 Alle drei Gehäuse gehören zu ausgewachsenen Tieren, wie die engstehenden letzten Lobenlinien zeigen. Von der Wohnkammer ist jedesmal ungefähr °/Js Umgang erhalten. Bei Fig. 18 endigt die Wohnkammer in einem geraden 17 mm langen und gleichmäßig 3 mm breiten Ohr. Der Windungsquerschnitt am Ende der Wohn- kammer ist höher als breit, die Flanken sind schwach gewölbt, fast parallel, die Externseite ist gerundet. Die Involution ist sehr gering, nur '/s der Windungshöhe ist vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur beginnt bei 4—5 mm Gesamtdurchmesser. Die Seitenrippen verlaufen auf den inneren Umgängen vom Nabelrand aus ein wenig nach vorn gebogen, gehen auf der Wohnkammer in radialgestellte und schließlich leicht nach hinten gekrümmte Seiten- rippen über. Die Zahl der Seitenrippen beträgt auf dem ersten rippentragenden Umgang etwa 25, auf dem nächsten 35 und auf dem folgenden über 40. Auf dem letzten Umgang gehen die Um- bonalrippen in etwa °/s Windungshöhe über der Nalıt in Marginal- rippen über, die deutlich nach rückwärts gekrümmt in einem Winkel auf der Mitte der Externseite zusammenstoßen. Eine scharfe Spal- tung der Seitenrippen in Marginalrippen ist auf der Wohnkammer nicht mehr zu bemerken. Überhaupt ist die Skulptur auf der Wohn- kammer viel weniger ausgeprägt als auf den gekammerten Um- gängen. Auf diesen herrscht Zweispaltung der Rippen vor; der Spaltungspunkt der Rippen ist auf dem vorletzten Umgang noch eine Strecke weit zu sehen, auf den inneren, stärker involuten Windungen ist er verdeckt. Parabelbildungen wurden nur auf dem letzten Umgang be- obachtet;; es sind sehr schwach hervortretende Verdickungen zu beiden Seiten der Siphonallinie. Bei einem Exemplar zeigte sich außerdem "Ja Umgang vor Beginn der Wohnkammer eine sehr stark vorwärts geneigte Parabelrippe. Während somit Parabelbildungen auf die Wohnkammer beschränkt zu sein scheinen, kommen Einschnürungen nur auf gekammerten Windungen vor und zwar gewöhnlich 3 auf dem Umgang. In ihrem umbonalen Teil folgen sie dem Verlauf der Seitenrippen oder sind noch stärker als diese nach vorn geneigt. — 154 — Lobenlinien finden sich S—9 auf jedem Umgang. Der schmale erste Laterallobus ist bei den letzten Suturlinien ebenso lang wie der Siphonallobus. Der zweite Laterallobus ist bedeutend kürzer. Der Nahtlobus greift nur wenig zurück. i En - % ı { I (@M x 5 2 he % Y ST Fig. 1. Amm. convoluius Fig. 2. Amm. corwolutus evexus. Original zu QUEN- evexus. Original zu QUEN- STEDT’s Amm. d. schwäb. stepr’s Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 16. Jura Tab. 81 fig. 19. a vorletzte Lobenlinie, Lobenlinie bei 32 mm b sechstletzte Lobenlinie. Durchmesser. 3fach vergr. öfach vergr. Die Messung einer Anzahl anderer hierher gehöriger Formen ergab folgende Größenverhältnisse: ) T 1 j001 NN In Millimeter x ) N ) a h Durchmesser er Ve A OT Höher überzders Naht, 27416:5 29,32 16, Zel5 te ap) Höhe in der Mittellinie 14 — 13,7 1358. 102330 8,8 Dicke Eon later Oro 9 ot: Nabelweiten a 2022505 18,5 24 18 22 15 18 16,2 14,8 eder Durchmesser = 100 Höhe über der Naht . 31,1 30,8 31,1 32,5 32,7 34 30,3 32,4 32,3 Höhe in der Mittellinie 264 — 266 — 282 — 27 294 2834 Delae r a Br ea aaa eis a 97 Nabelweite ....2.247,2. 46,3, .46,6 45 aalgay ASt AAN Ia, Ila, Illa, IV, V, VI Maßverhältnisse am Ende des letzten Umgangs, '/’„—?/ı Umgang nach Beginn der Wohnkammer. Ib, IIb, IIIb Größenverhältnisse bei 40 mm Durchmesser. Sehr konstant zeigt sich die Nabelweite, die von 40 mm Ge- samtdurchmesser an mindestens 0,45 des Durchmessers beträgt. Der Windungsquerschnitt ist am Ende der Wohnkammer stets höher als breit, doch zeigt das Verhältnis von Höhe : Breite nicht un- beträchtliche Schwankungen. Die Involution ist stets sehr gering. In Beziehung auf die Skulptur zeigt sich ein ausgesprochener Gegensatz zwischen gekammerten Umgängen und Wohnkammer. Auf jenen ist die Skulptur scharf ausgeprägt und besteht aus dicht- stehenden, ein wenig nach vorn gekrümmten Seitenrippen. Auf der Wohnkammer ist dagegen die Skulptur viel weniger scharf, die Seitenrippen treten weiter auseinander, werden breiter und flacher und verlaufen radial oder ein wenig nach rückwärts gekrümmt. _ — Einschnürungen finden sich nur auf gekammerten Umgängen, doch zeigen sie in ihrem Verlauf bei den einzelnen Exemplaren einige Verschiedenheiten. Entweder verlaufen die Einschnürungen vom Nabel- rand aus in derselben Richtung wie die Seitenrippen und sind auf der Ventralseite nach rückwärts gebogen, so daß sie in einem stumpfen Winkel zusammenstoßen, oder sie verlaufen vom Nabelrand aus stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen und hehalten auf der Extern- @ ? $ = 23 a 2 S V 2 i ap Y an Er = ER 2 DE >) = er F v 7 Ss) ) c = SR 9 Sy ı ne 2 Bau Fig. 3. Amm. convolutus Fig. 4. Amm. convolutus EVERUS. Lobenlinie bei evexus. Lobenlinie bei 23, 26 mm Durchmesser, 18, 14, 10 und 6 mm 3fach verer. Dürchmesser, 3fach vergr. bei 3,2 mm Durchmesser ungefähr 7 fach vergr. seite diese Richtung bei, so daß sie hier einen deutlichen Ventral- lappen umschließen. In letzterem Fall sind die Einschnürungen in ihrem unbanalen Teil meist breiter und tiefer als auf der Ventralseite. Ein Siphonalband wurde nur an wenigen Exemplaren beobachtet. Sein Auftreten gehört nicht zu den konstanten Merkmalen der Art. Parabelbildungen wurden an den meisten Exemplaren beobachtet. Sie sind auf die Wohnkammer oder ganz auf das Ende der gekammerten Umgänge beschränkt. Eine genauere Beschreibung ist wegen des sehr undeutlichen Erhaltungszustandes nicht möglich. In der Ausbildung der Lobenlinie findet sich bei den hierher gehörigen l’ormen manche Verschiedenheit. So verläuft der Naht- lobus einmal senkrecht zur Naht und greift fast gar nicht zurück, — 156 — dann wieder ist er ebenso tief eingesenkt wie der Siphonallobus- Ebenso schwankt die Länge des ersten Laterallobus nicht unbeträcht- lich. Bei dem Original zu Fig. 16 ist bei der letzten und vorletzten Suturlinie der erste Laterallobus ebenso tief eingesenkt wie der Siphonallobus, während vier Lobenlinien früher der erste Laterallobus nur etwa halb so lang wie der Externlobus ist. Die Untersuchung der inneren Windungen verschiedener Exemplare zeigte, daß der erste Laterallobus sich erst von etwa 15 mm Durchmesser an alimählich tiefer einzusenken beginnt, ebenso daß eine schräge Stellung des Nahtlobus, wenn überhaupt, dann erst auf dem letzten Umgang sich einstellt. Die allmählicheVerschiebung der Größenverhältnisse im Laufe des Wachtums wird durch folgende Tabellen veranschaulicht: I. in Millimeter Durchmesser 231 24 19 16 14 12828 910) 3,5 Höhe über der Naht . 11 Ss BD AD BRD 28 Dickes ren RN SS 7733.16:5° 06.5 06 Ba Nabelweite ed 0 8 6,8 Do 30 > Durchmesser = 100 Höhe über der Naht Sb. am Sr am ae 28 58 32,9 Da ma a ar m aaa aa a. Nabelwelteeru END 3 ED) 41 36 30 II. in Millimeter Durehmessenn uns 2) 40 34 29 DR 10 3 Höhe über der Naht . 6 136 13 95 72 5 33 23,6 Höhe in der Mittellinie 13,35 — DES 194 GE 3 > De Dieke aan oo oe 8 62 55 Nabelweite 22 18 15 oA) 6 BUEE2RS Durchmesser = 100 Höhe über der Naht Ey ee ee ee ee a Höhe in der Mittellinie 28,2 —- DU 92) 26 2 2 22,5 Dicke ones. ale Bil zule. eeen | are Nabelweiter SR Ra BONO O5 Beide Tabellen zeigen klar, wie auf den inneren Windungen der Querschnitt sehr viel breiter als hoch ist. Während im Verlaufe des Wachstums das Verhältnis von Höhe : Gesamtdurchmesser ziem- lich konstant 1:3 bleibt, verschiebt sich das Verhältnis Dicke : Gesamt- durchmesser sehr erheblich von 2:3 bei etwa 10 mm Durchmesser bis zu 1:4 auf der Wohnkammer. Die zweite Tabelle läßt ferner die immer stärkere Evolution mit zunehmendem Wachstum klar er- kennen. In der Verschiebung der Größenverhältnisse des Windungs- querschnitts drückt sich die Veränderung seiner Form aus. Bei etwa 10 mm Durchmesser ist die Externseite nur Hlach gewölbt und geht in einer gerundeten Marginalkante in die ebenfalls flach gewölbten Flanken Fie. 5. Amm. comvolutus evexus. über. Dann wölben sich die Extern- Windungsquerschnitt bei r Q S .. N 5 D seite, etwas später auch die Flanken Q) a Sa a immer mehr, so daß keine deutliche 24 2) = “ Marginalkante mehr zu sehen ist, doch Durchmesser. liegt die größte Breite des Windungs- querschnitts noch ziemlich lange über der Mitte der meh Bei etwa 20 mm Durchmesser ist der Querschnitt gleichmäßig ge- rundet, später wird er oval, wobei die größte Breite immer näher an den Nabelrand rückt. Vorkommen: Ornatentone von Öschingen. Mit Sıemıeanzkı stelle ich die beschriebenen Formen in die Formen- reihe des Perisphinetes suleiferus OrreL. Allerdings ist es nicht möglich, dieldentität mit Perisphinctes planus Sırm. festzustellen. Dieschwäbischen Formen zeigen die regelmäßig wiederkehrende Zahl von 40 Seiten- rippen auf inneren und äußeren Umgängen nicht, auch konnte ich ein völliges Parallelwerden der Flanken selbst bei stark komprimierten Exemplaren nicht beobachten. Immerhin stehen die beschriebenen Formen in der Reihe des Per. suleiferus dem Per. planus am nächsten. Doch sehe ich keinen Grund ein, von dem Quesstepr’schen Namen Amm. comwvolutus evexus abzugehen. Perisphinetes convolutus evexus var. a. Eine weitnabelige und sehr wenig involute Varietät des Am- monites convolutus evexus Quenst. zeigt folgende Größenverhältnisse: mm mm mm Winchmesser 2.772.536 100 2 100 25 — 100 Höhe über der Naht. 11,8 = 32,8 Ve Sl 19 = 0 Höhe in der Mittellinie = ea ee ao =» Dickes 0.2 ea Ron 9. = 31 8 = 2 Nabelweiter. .. . ee AN.5r— 48,6 I = A708 us = 46 Sämtliche Schalen stammen von ausgewachsenen Tieren. Die Wohnkammer beginnt bei 22 mm Durchmesser. Die Lobenlinie zeichnet sich durch die große Einfachheit und den senkrecht zur Naht ver- laufenden Nahtlobus aus. Während der erste Laterallebus der letzten 158 Lobenlinie ebensolang ist wie der Externlobus, überragt schon wenige Lobenlinien früher die Länge des Externlobus bedeutend die aller anderen Loben. Fig. 6. Amm. convo- lutus evexus. Lobenlinie einer Varietät mit senk- recht zur Naht gestell- tem Nahtlobus. a bei 22 mm Durchm. b p2] 17 » n Sfach vergr. N I Fig. «. Amm. con- volutus evexus. Lo- benlinie einer Va- rietät mit senkrecht zur Naht verlaufen- dem Nahtlobus bei 16,5 mm Durchm. öfach vergr. Vorkommen: Ornatentone, Mössingen. Die Lobenlinie dieser Varietät führt Sıemirapzkı als charakteri- stisches Merkmal der Formenreihe des Perisphinctes mosquensis Fischer von WALDHEIM an. Perisphincetes convolutus evexus var. b. Auch diese Varietät zeichnet sich durch auffallend große Nabel- aus. Die Messung ergab folgende Größenverhältnisse: weite jL, mm Durchmesser sus Erbe Höhe über der Naht. 78= Höhe in der Mittellinie 6,8 = Dicke . ie — Nabelweite . a = II. mm Durchmesser 22.2.077223 Höhe über der Naht. 7 Höhe in der Mittellinie 6 Dicke . En SEHERE Nabelweiter se aaa Von der Wohnkammer ist '/a Die Wohnkammer hat 100 30 26,2 34,6 47,7 mm mm 22 — 100 16 — 100 7 = 31,8 5,4 = 33,8 5,8 = 26,4 45— 281 834 38,2 7 = 43,8 9,8 = 445 2= 6 gerade begonnen; die dichtstehenden letzten Lobenlinien zeigen, daß das Gehäuse zu einem ausgewachsenen Tier gehört. —= 100 30,4 26,1 39,1 47,8 mm mm 20 — 100 18 = 100 6 = 30 5,4 = 30 8 = 0 3 = 444 92 = 4 I = 5 9 Umgang erhalten. — 59 —> Bei einem anderen Exemplar zeigt eine deutliche Nahtspur, daß die Wohnkammer mindestens einen ganzen Umgang einnahm. Die Varietät b zeigt ebenso wie die var. a die mosquensisartige Lobenlinie, unterscheidet sich aber durch die sehr dicht stehenden und scharf ausgebildeten Rippen. Perisphinctes convolutus evexus var. c. mm mm mm Ducschmesser . . . . 4 = 10 AUF 100 dr 10 Höhe über der Naht. 14 = 30,4 joe 32 il, = EN Höhe in der Mittellinie 12 = 26,1 — = — — Dieka sa So en 0 = 3 9 = 2,7 Nabelweite. . . ..:23 = 50 8 = 40 10,32 24636 Ausgewachsenes Tier. Von der Wohnkammer sind ?/; Umgang erhalten. Diese Varietät stimmt mit Quexstenr’s Original Amm. con- volutus evexus (Tab. 81 fig. 19) in den Größenverhältnissen nahezu überein, unterscheidetsich aber vor allem in der Ausbildung der Skulptur. Bei dem Queustepr’schen Original treten die Rippen scharf hervor und sind dicht gedrängt, bei dieser Varietät stehen sie weiter und sind nicht so scharf ausgebildet. Außerdem treten die Seitenrippen bei diesem Exemplar auf der Wohnkammer weiter auseinander und be- halten stets die vorwärts geneigte Richtung bei, während sie bei Quenstepr's Original auf der Wohnkammer radial gestellt sind. Auch erleidet die Skulptur der Wohnkammer durch das Auftreten von Parabelbildungen Veränderungen. Die Parabeln treten sowohl als knotenartige Verdickungen zu beiden Seiten der Siphonallinie wie als schwache, stärker als die Seitenrippen nach vorn geneigte Parabel- tippen auf. In °/a Windungshöhe über der Naht biegen die Parabel- rıppen nach hinten um und gehen in den Parabelknoten über. Eine seichte Siphonalfurche ist nur eine kurze Strecke weit auf dem letzten Umgang zu beobachten. Perisphinctes convolutus evexus var. d. mm mm mm Durchmesser. 227.2.27237° — 100 20:5, 100 5 = WW Höhe über der Naht . 7,9 = 34,3 ae br —1733,3 Höhe in der Mittellinie — — 62 302 — — Dileke. u el oe en 72 = 35,1 64= 4,7 Nabelweiter 2 20.:.0.2227935 2274246 92 = 2uls) ee “ 60 Ausgewachsenes Tier. Die Wohnkammer, von der °/a Umgang erhalten ist, beginnt bei 17” mm Durchmesser. Der Windungsquerschnitt ist bei 23 mm Durchmesser ebenso hreit als hoch, die größte Breite liegt in der Mitte der Flanken; die Externseite ist stark, die Flanken nur schwach gewölbt. Weiter innen liegt, die größte Breite des Querschnittes im oberen Drittel der Windungshöhe über der Naht; die Externseite wird auf den inneren Umgängen verhältnismäßig breit und flach gewölbt, während die Flanken stark gewölbt sind. Die Involution ist gering: nur !is der Windungshöhe ist vom nach- folgenden Umgang bedeckt. Skulptur: Bei 45 mm Schalendurchmesser treten schräg nach vorn verlaufende, zunächst faltenartige, dann scharf hervortretende Seitenrippen auf und zwar stehen 20 auf dem ersten, 30 auf dem zweiten rippentragenden Umgang. In °/ı Windungshöhe über der Naht spalten sie sich in der Regel in zwei Marginalrippen, welche die Richtung der Seitenrippen beibehalten und in der Mitte der Extern- seite streckenweise durch eine seichte Siphonalfurche abgeschwächt oder unterbrochen sind. Auf den inneren Umgängen sind die Umbonal- xippen bedeutend stärker entwickelt als die marginalen, wäbrend auf dem letzten beide gleich stark hervortreten. Einschnürungen sind auf den gekammerten Umgängen je drei; auf der Wohnkammer sind sie weniger tief aber viel zahlreicher: auf dem ersten halben Umgang der Wohnkammer sind vier Ein- schnürungen. Sie sind nur wenig stäıker nach vorn geneigt als die Seitenrippen und behalten auch auf der Exteinseite diese Richtung bei. Parabelbildungen wurden nicht beobachtet. Die Lobenlinie ist sehr einfach; Loben und Sättel sind wenig zerschlitzt. Bei 17 mın Schalendurchmesser ist der dreispitzige erste Laterallobus ungefähr ebenso lang wie der paarige Externlobus, der zweite Laterallobus ist kaum halb so tief eingesenkt und steht wie der nur aus einem schwach entwickelten Hılfslobus gebildete Naht- lobus senkrecht zur Naht. Perisphinctes convolutus evexus var. e. mm mm mm Durchmesser . . . 34,5 = 100 3022 2100 Do 00 Höhe über der Naht. 12 = 348 10,3 — 343 85 = 34 Höhe in der Mittellinie 10,5 = 30,4 — —_— 00 Dicke en ga) g84= 33,6 Nabelweite. . . . . 142 = 41,2 a Aılr 1) — U — Ausgewachsenes Tier. Von der Wohnkammer ist nur '/; Um- gang erhalten. Sie beginnt bei 3l mm Durchmesser. Diese Varietät zeigt mit QurnstenT’s Amm. convolutus evexus (Amm. d. schw. Jura Tab. 81 fig. 19) im ganzen Habitus sehr große Ähnlichkeit, unterscheidet sich aber durch andere Maßverhältnisse sowie dadurch, daß die Skulptur erst bei 6 mm Durchmesser be- ginnt, während das QuenstepT'sche Original bei dieser Größe schon scharf ausgeprägte Rippen zeigt. Ammonites convolutus evexzus (QUENSTEDT. (Amm. d. schw. Jura Tab. 81 fig. 17.) Größenverhältnisse I. Quexstepr’sches Original mm mm Duschmesserere sn zen. 2er 2121,82 100 16 E00 3öhe uber der Naht... 2.0. 2.0 =.,321 ee Höhe in der Mittellinie. ... 6 = 225 — — Dickepar sn. ae ar ur 92;l el Nabelweter ae 2. 202.0... 10. 40,9 75 = 46,9 Von der Wohnkammer ist '/s Umgang erhalten; nach der Naht- spur zu urteilen, nahm sie fast einen ganzen Umgang ein. Ob das Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres vorliegt, läßt sich nicht ent- scheiden. II. mm mm mm Duschmesser . 2... 23 °— 100 200° 1:00 7100 Höhe über der Naht . 8 = 34,8 I ee 516133 Höhe in der Mittellinie —. —- — — — Dicke ..2...0..02.078 =431,2 6,8 = 34 65 = 382 Nabelweite .. °.......96-: 41,7 8 ae De Kein ausgewachsenes Tier. Von der Wohnkammer ist fast ein ganzer Umgang erhalten. II. mm mm Durchmesser u 20. 2022223 72100 208 100 Hohesüber. dere Naht, 2... 2.272.304 BE 30 Dicke... euer nn Nez. 31,7 68 = 34 Nabelweite re ar 0210,86 47 = 4 Kein ausgewachsenes Tier. Von der Wohnkammer ist ein ganzer Umgang erhalten. Die Länge der Wohnkammer beträgt mindestens einen Umgang. Der Windungsquerschnitt des Quensteor’schen Originals ist bei 21,8 mm Durchmesser ebenso breit als hoch, die größte Breite liegt unter der Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 11 eben Mitte der Windungshöhe. Die Flanken sind schwach, die Extern- seite stark gewölbt. Die Involution ist gering: nur '/ der Windungs- höhe wird von der folgenden Windung bedeckt. Die Skulptur beginnt schon bei etwa 3 mm Durchmesser mit diehtstehenden scharf hervortretenden Seitenrippen, deren man 27 auf dem ersten, 43 auf dem zweiten rippentragenden Umgang zählt. Auf dem letzten halben Umgang stehen 31 Seitenrippen. Auf den inneren Windungen verlaufen die Seitenrippen nach vorn gekrümmt, gehen dann allmählich in radial gestellte und schließlich in leicht nach hinten gekrümmte Rippen über. In */s Windungshöhe spalten sich die Seitenrippen in der Regel in zwei Marginalrippen, doch schiebt sich mitunter eine ungespaltene ein. Die Marginalrippen verlaufen bei Beginn des letzten Umgangs radial, biegen sich aber dann all- mählich in der Siphonallinie nach hinten um, so daß sie auf der Mitte der Externseite unter stumpfem Winkel zusammenstoßen. Eine seichte Medianfurche tritt bei 12 mm Durchmesser auf. Sein charakteristisches Aussehen erhält das Gehäuse durch das Auftreten auffallend breiter und tiefer Einschnürungen, von denen 3-4 auf jeder Windung stehen. In ihrem umbonalen Teil verlaufen der vordere und hintere Rand der Einschnürung einander parallel und etwas stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen. In etwa ?/; Windungshöhe über der Naht biegt der hintere Rand der Ein- schnürung stark nach vorn aus, so daß er auf der Externseite einen mehr oder weniger weit vorgezogenen Ventrallappen umschließt. Der vordere Rand der Einschnürung folgt dagegen auf der Externseite dem Verlauf der Marginalrippen und ist in der Mittellinie nach hinten gekrümmt. Auf diese Weise sind die Einschnürungen in ihrem umbonalen Teil bedeutend breiter als auf der Externseite. Auffallend an diesen Einschnürungen ist ferner, daß der vordere Rand, besonders umbonal sehr stark wulstig aufgetrieben ist. Eine Parabelbildung wurde nur an dem Qurnstepr'schen Original beobachtet in Form von ein paar flachen Erhebungen zu beiden Seiten der Medianlinie kurz vor Beginn der Wohnkammer. Die Lobenlinie ist wenig zerschlitzt. Bei 20 mm Durchmesser ist der erste Laterallobus ebenso tief eingesenkt wie der paarige Externlobus. Der zweite Laterallobus ist kaum halb so lang wie der erste. Der Nahtlobus besteht aus zwei sehr schwach entwickelten Hilfsloben und steht senkrecht zur Naht. Vorkommen: ÖOrnatenton von Öschingen. — O9 — Ammonites convolutus interruptus (UENSTEDT, Amm. d. schwäh. Jura Tab. 81 fig. 10. Größenverhältnisse mm mm mm Durchmesser... 030...0,.1975— 100 17 = 100 15 ° = 100 Höhe über der Naht . 6,7 = 35,3 GE 3583 DAR Dicke 1 ei 7= 412 64 = 42,7 Nabelweite .. . ... . 46.40 el be A) Das Quenstenr'sche Original ist das einzige Exemplar, das mir von dieser Varietät vorliegt. Von der Wohnkammer ist etwa '/s Um- gang erhalten, doch gehört das Gehäuse offenbar nicht zu einem ausgewachsenen Tier. Der Windungsquerschnitt ist bei 19 mm Durchmesser ebenso breit als hoch. Flanken und Externseite sind nur schwach gewölbt, sehen aber allmählich ineinander über, ohne eine Marginalkante zu bilden. Zum Nabel fallen die Flanken ziemlich steil ab. Die Nabel- weite ist verhältnismäßig gering und beträgt 0,4 des Durchmessers, Die Involution beträgt °/a, d. h. '/ der Windungshöhe wird von der folgenden Windung bedeckt. Die Skulptur tritt bei etwa 5 mm Durchmesser auf. Sie be- steht aus faltenartigen, wenig hervortretenden, stark nach vorn ge- neigten Seitenrippen, deren etwa 30 auf jedem Umgang stehen. In ?/s Windungshöhe über der Naht gehen sie in sehr dicht stehende feine Marginalrippen über, die radial ohne Unterbrechung über die Externseite verlaufen. Einschnürungen sind bei dieser Varietät, besonders auf dem letzten Umgang, auffallend häufig, was ja auch QuEnSTEDT zu der Bezeichnung interruptus veranlaßte. Die Einschnürungen sind umbonal und marginal gleichmäßig breit, auf den Flanken etwas tiefer als auf der Externseite. Sie verlaufen vom Nabelrand nur wenig stäıker nach vorn geneigt als die Seitenrippen und behalten auf der Extern- seite diese Richtung bei. In diesem Verlauf der Einschnürungen unterscheidet sich diese Form von den andern evexen Convoluten, bei denen die Einschnürung bei Beginn der Externseite mehr oder weniger stark nach vorn ausbiegt. Parabelbildungen wurden nicht beobachtet, ebensowenig ein Siphonalband oder -furche. Die Lobenlinie zeigt sehr schmale Sättel und tief eingesenkte schmale Loben. Bei 17 mm Durchmesser ist der schmale erste Laterallobus ebenso lang wie der paarige Externlobus, der zweite Jule — 164 — Laterallobus kaum halb so lang. Der aus zwei schmalen Hilfs- loben gebildete Nahtlobus steht schräg zur Naht, greift aber nicht S | nu 2 a 4 Fig. 8. Amm. convolutus Fig, 9. Amm. convolu- interruptus. Orig zu QUENST. tus interruptus. Loben- Amm. d. schwäb. Jura. linie einer Varietät Tab 81 Fig. 10. Lobenlinie bei 22 mm Durchm. bei 17 mm Durchm. 3fach öfach vergr. vergr. so weit zurück wie der Externlobus. Vorkommen: ÖOrnatenton von Gammelshausen. Perisphinetes suleiferus ÖPpeEL. Ammonites convolutus evexus (QUENSTEDT. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 15. Größenverhältnisse a. b. des Quenstepr’schen Originals mm mm Durchmesser . een Et = 2A 100 Höhe über der Naht: . . 22107 731,3 Man 3088 Höhe, in@der- Mittellinie 22 29a 7294 _ —— Dickes ae De ee ee on 7,4 = 30,8 Nabelweiter are: es in 4216,9 a 158 a. am Ende des letzten Umgangs, b. !/s Umgang weiter innen. Von der Wohnkammer ist etwa °/s Umgang erhalten. Ob es sich um ein ausgewachsenes Tier handelt, läßt sich nicht entscheiden. Der Windungsquerschnitt ist bei 32 mm Durchmesser stark komprimiert, die Flanken sind flach gewölbt, die größte Breite liegt etwa in der Mitte der Windungshöhe. Die Involution ist sehr gering, nur '/s der Windungshöhe wird vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur der Flanken beginnt bei 53—4 mm Durchmesser mit dichtstehenden, nach vorwärts gekrümmten Seitenrippen, deren Spaltungspunkt auf den ersten Windungen verdeckt, auf dem vor- letzten Umgang aber noch zu erkennen ist. Die Zahl der Seiten- rippen beträgt auf dem ersten Umgang 22, auf den folgenden 31 — Id — und 42. Auf dem letzten gekammerten Umgang gehen die Seiten- rippen in ®/s Windungshöhe in 2 Marginalrippen über, die radial oder leicht nach hinten ausgebuchtet über die Externseite verlaufen. Mit Beginn der Wohnkammer treten die Seitenrippen nicht mehr. so scharf hervor und verlaufen, nur nuch wenig nach vorn geneigt, radıal und schließlich so- Mast) gar leicht nach hinten gekrümmt. Beim Über- gang in die Marginalrippen ist die Skulptur sehr undeutlich. Die Marginalrippen sind auf De der Mitte der Ventralseite durch ein glattes mm Band unterbrochen. 5 a Einschnürungen finden sich 3—4 aufjedem gekammerten Umgang. Auf den Flanken sind en sie stärker nach vorn geneigt als die Seiten- . . . v } rippen, auf der Externseite verlaufen sie etwa is 10. Perisphinctes radial. convolutus suleiferus. Parabelbildungen sind nicht zu beobachten. LFobenlinie bei 3,5 mm, 4,5 mm, 5,2 mm, Smm, Die Suturlinie zeigt nur wenig zerschlitzte nDirehim Loben und Sättel. Siphonallobus und erster Laterallobus sind gleichlang, zweiter Laterallobus nur halb so tief. Der Nahtlobus ist schwach entwickelt und steht nicht schräg zur Naht. Das eben beschriebene QuEnsTEDT’sche Original stimmt mit der Opper’schen Zeichnung in den Paläontologischen Mitteilungen Tab. 49 fig. 4 fast völlig überein. Die Messung anderer hierher gehörender Formen ergab folgende Größenverhältnisse : I. Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres. Die Wohnkammer beginnt bei 25 mm Durchmesser. Von der Wohnkammer ist ?/s Um- gang erhalten. mm mm mm Durchmesser 2.30 21100 292 5100 2200 100 Höhe über der Naht . 11,1= 30 9 31 bron 0 Höhe in der Mittellinie 10,4 = 281 — = —— Dick ee gI—- 31 78 = 35,5 Nabelweite . ... . 18 = 48,6 ul= 485 be 50 Auffallend ist bei diesem Exemplar die große Nabelweite. II. Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres. Die Wohnkammer beginnt bei 23 mm Durchmesser. Von der Wohnkammer ist ?/s Um- gang erhalten. mm mm Durchmesser 22.2: 20.22 02.202359, 2100 262100 Höhe über der Naht... 2. 207731 = Höhe in der Mittellinie. . . . 10,3 29 — — Dicken. nn oe or 84 — 32,3 Nabelweiter. sr ar A ug = 4 III. Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres. Die Wohnkammer beginnt bei 23 mm Durchmesser. Von der Wohnkammer ist '/2 Um- gang erhalten. mm mm Durchmesser en 2 2720027 2°7231€2 2100 22,5 — 100 Hohe über der Naht 27222 2210.85 2 348 oa 33 Höher ine der2 Mittellinie. 2 272 10:10 23256 — — Dickes. er. eg 7,8 = 34,7 Nabelweiter a lan 21345 ge A Dieses Exemplar zeichnet sich durch geringe Nabelweite aus. IV. Gehäuse eines erwachsenen Tieres. Die Wohnkammer be- ginnt bei 24 mm Durchmesser. Von der Wohnkammer ist !/ Um- gang erhalten. mm mm Durchmesser a li) DO 00) Höhezüber ders Naht es 8430 6,6 = 30 Höhe in der Mittellinie — — eg Se Dicke A Ne ent 38 = 36,4 Nabelweiter en oe 10: 10 = 25) V. Von der Wohnkammer ist etwa '/s Umgang erhalten, doch läßt sich nicht entscheiden, ob das Gehäuse zu einem ausgewachsenen Tier gehört, da zwar ein Teil der letzten Lobenlinien sehr dicht aufeinanderfolgen, die beiden letzten aber wieder in normalem Ab- stand stehen. mm mm Durchmesser > 0 31.00 1A =100 Hoöohesubersder_Naht mes 3 Da An Höhe in der Mittellinie Di 28 = = Dicken ea Be ee 6,5 = 44,8 Nabelweite. You 46 8 Al Zur Unt rssuchung der inneren Umgänge diente ein Exemplar, das in den Maßverhältnissen, Lobenlinien, dem Verlauf der Rippen mit dem Quesstepr’schen Exemplar völlig übereinstimmte und sich nur durch seine dichtere Berippung von ihm unterschied. Bei einem Gesamtdurchmesser von 37 mm zeigt es °/a Umgang Wohn- kammer; die letzten dicht gedrängt stehenden Suturlinien zeigen, — lo — daß es sich um ein ausgewachsenes Tier handelt. Da die Wohn- kammer etwas verdrückt war, konnten genaue Maße erst vom Be- ginn der Wohnkammer an gegeben werden: Größenverhältnisse in mm DINFREINTDERSEE See ee! 17 12 7,2 Hioheiwberder Naht. 0. 02 3,5 4 DD Höhe in der Mittellinie. 6 4,5 3 2 Diele N Se Ne 7 5,5 4,5 Nabelveites ...,.....0.2 0. 13 7,4 5 2,8 oder den Durchmesser = 100 gesetzt Hohegüber der Naht. 2... ..30 SomA 333 30,8 Höhe in der Mittellinie. . . . 2 26,5 25 27,8 Dilelke 2.2 re) 41,2 45,8 62,5 Nabelweiter 219 219222139 2.31411145,8 43,5 41,7 38,9 Bei Beginn der Wohnkammer ist der Windungsquerschnitt ebenso breit als hoch, die Externseite ist stärker gewölbt als die Flanken; die größte Breite liegt etwa in der Mitte der Windungs- höhe. Weiter nach außen wird der Querschnitt höher als breit, weiter nach innen breiter als hoch. Zugleich verändert sich die Form des Querschnitts. Bei 17” mm Durchmesser sind Flanken und Externseite flach gewölbt und gehen in einer gerundeten Marginal- kante ineinander über. Bei 12 mm Durchmesser sind die Flanken kaum noch gewölbt, die größte Breite des Windungsquerschnitts liegt in */s Windungshöhe über der Naht, eine deutliche Marginal- kante bildet den Übergang zu dem breiten, flachgewölbten Externteil. Vorkommen: Ornatenton von Öschingen. Die beschriebene Form gehört zweifellos in die von SIEMIRADZKI aufgestellte Formenreihe des Perisphüinctes sulceiferus OrrEL, doch stimmt sie in ihren Merkmalen weniger mit Perisphinetes planus SıEm. als mit Per. suleiferus OPpeL überein. Perisphinctes convolutus suleiferus var. a. Größenverhältnisse mm mm mm mm Durchmesser . 3,5 = 10 313 =10 23 =100 2 =10% Höhe über der Naher. 2% 310.3. — 3087 on il MB 30 Ge UN Höhe in der Mittellinie 907 297,5 820222645 — — _ Dickerin yer22095, 9 = al 9722—1230,8 OS A3ID Nabbelveiten.r lo) — A780 314,37 A601, 12748 10 = de —. 632 Die enge Aufeinanderfolge der letzten Suturlinien zeigt, daß das (sehäuse eines ausgewachsenen Tieres vorliegt. Von der Wohnkammer ist nicht ganz '/e Umgang erhalten. Nach der Nahtspur nahm sie mindestens ®/ı Umgang ein. Der Windungsquerschnitt ist bei 33 mm Durchmesser breiter als hoch, die größte Breite liegt unmittelbar über dem Nabelrand. Die Flanken sind flach, die Externseite ist stark gewölbt. Weiter innen rückt die größte Breite allmählich vom Nabelrand nach der Mitte der Windungshöhe, die Flanken sind stark gewölbt, während die Externseite immer breiter und flacher wird. Durch die Involution wird '/s der Windungshöhe über der Naht vom folgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur beginnt bei 4,5 mm Schalendurchmesser mit falten- artigen nach vorn geneigten Wülsten, die allmählich in die normalen deutlich hervortretenden Rippen übergehen. Dabei stehen auf jedem Umgang 35—40 Seitenrippen. In etwa °/ı Windungshöhe über der Naht gehen die Seitenrippen in der Regel in zwei Marginalrippen über, die radial oder in der Medianlinie nach hinten ausgebuchtet über die Externseite verlaufen. Auf der Wohnkammer werden die Seitenrippen flacher und breiter, noch weniger treten die Marginal- rippen hervor. Eine Siıphonalrinne, die bei 16 mm Durchmesser nur schwach angedeutet ist, senkt sich kurz vor Beginn der Wohnkammer immer tiefer ein, so daß es auf dieser zu einer Unterbrechung der Marginalrippen kommt. Auf jedem Umgang finden sich 2 stärker nach vorn geneigt sind als die Seitenrippen, auf der Extern- seite sich dem Verlauf der Marginalrippen anschließen. Parabelbildungen wurden nicht beobachtet. Lobenlinie kurz vor Beginn der Wohnkammer: Der paarige Externlobus, der erste Laterallobus und der aus zwei schwach ent- wickelten Hilfsloben gebildete Nahtlobus greifen gleich weit zurück. Bei der letzten Suturlinie ist der erste Lateral- = A lobus sogar noch tiefer eingesenkt als die Sa \ C 2 anderen Loben (Fig. 11). Der zweite Lateral- | s lobus ist bedeutend kürzer als der erste und Fie. 11. steht wie die Hilfsloben schräg zur Naht. Vorkommen: Ornatentone, Schwaben. Die beschriebene Form liegt mir nur in einem Exemplar vor. Sie steht dem Perisphinctes suleiferus Orr. nahe, unterscheidet sich Jedoch durch die Ausbildung der Lobenlinie und die Größenverhältnisse. 3 Einschnürungen, die umbonal Perisphinctes convolutus suleiferus var. b. Größenverhältnisse mm mm mm Durchmesser. ....2.2230. — 100 26 — 100 2209 00) _ Höhe über der Naht. 96 = 32 San 3389 ee Dieks 5.2 Se 83 = 31,9 7,9 = 35,9 Nabelweite. ..... 38= & 15= 42 0 = 85 Das Gehäuse gehört zu einem ausgewachsenen Tier, wie die letzten dicht aufeinander folgenden Lobenlinien zeigen. Von der Wohnkammer ist !/ı Umgang erhalten, sie nahm nach der deut- lichen Nahtspur mindestens °/a Umgang ein. Der Windungs- querschnitt ist bei 30 mm Durchmesser oval, höher als breit; bei Beginn der Wohnkammer ebenso breit als hoch; noch weiter innen sind die Flanken stärker gewölbt als die Externseite. Durch die Involution ist etwa '/a der Windungshöhe vom folgenden Um- gang bedeckt. Die Skulptur der inneren Windungen stimmt mit der des Per. convolutus suleiferus var. a überein. Auf dem letzten Umgang ver- laufen dagegen die Seitenrippen nicht mehr nach vorn geneigt, sondern radıal oder sogar ein wenig nach rückwärts. Ebenso sind die Marginal- rippen auf diesem Umgang deutlich nach hinten umgebogen. Auf der Wohnkammer AL sind die Marginalrippen nur noch sehr schwach DRG ausgebildet und in der Siphonallinie durch N n Fr eine seichte Furche unterbrochen. Einschnü- rungen wie bei var. a. Parabelbildungen Fig: 12. Ferisphinetes ; i convolutus sulerferus var. b. finden sich kurz vor Beginn der Wohnkammer. Tobenlinie bei 22 mm Es sind zwei Paar, wenig hervortretender Durchm. 3fach vergr. knotenartiger Verdickungen zu beiden Seiten der Siphonallinie. Die einzige Parabelrippe, die sich beobachten läßt, ist stärker nach vorn geneigt als die normalen Seitenrippen und leicht gekrümmt. Auf der Externseite biegt sie nach hinten um und geht in den Parabelknoten über. Lobenlinie bei 22 mm Durchmesser: Der paarige Extern- lobus ist nur wenig tiefer eingesenkt als der erste Laterallobus und der Nahtlobus. Der zweite Laterallobus ist sehr kurz und steht wie der aus nur einem Hilfslobus gebildete Nahtlobus schräg zur Naht. Vorkommen: Brauner Jura L. — 70) — Ammonites convolutus ornatı Quensteot. Cephalopoden Tab. 13, fig 1. Größenverhältnisse D b. des Qursstepr'schen Originals mm mm Durchmesser pa ae ll 23 = 100 HöhezüberzdereNaht rer 95 302 a 304 Höhe in der Mittellinie... 85= 2 -—- — Dicken Sn we 20900 84 = 36,5 Nabelweitensr ee ee 19 1756 ID = 4 Von der Wohnkammer ist nicht ganz !/ı Umgang erhalten; eine Nahtspur zeigt, daß sie mindestens °/s Umgänge umfaßte. Ob das Ge- häuse eines völlig ausgewachsenen Tieres vorliegt, läßt sich nicht entscheiden. Etwa '/g Umgang vor Beginn der Wohnkammer folgen zwar drei Suturlinien sehr dicht aufeinander. die folgenden treten aber dann wieder in normalem Abstand auf. Der Windungsquerschnitt ist bei 31,5 mm [a] Durchmesser ebenso breit als hoch. Die größte Breite liegt im unteren Drittel der Windungshöhe. Schon einen halben Umgang weiter innen [b| st der Windungsquerschnitt breiter als hoch, die größte Breite liegt etwa in der Mitte der Windungshöhe. Das Gehäuse ist ziemlich weitnabelig. Die Involution ist gering, nur '/s bis '/s der Windungshöhe wird von dem nachfolgenden Um- gang bedeckt. Die Seitenskulptur beginnt bei etwa 6 mm Durchmesser zunächst mit faltenartigen, aber bald scharf kervortretenden nach vorn ge- neigten Seitenrippen, deren Spaltungspunkt auf den inneren Windungen von den nachfolgenden Umgängen bedeckt ist. Auf jedem Umgang stehen 26—30 Seitenrippen. Den 30 Umbonalrippen des letzten Umgangs entsprechen etwa 65 auf der Externseite. Die Marginal- rippen treten nicht so stark hervor wie die umbonalen; namentlich auf der Mitte der Externseite sind sie auf der Wohnkammer durch das Auftreten eines Siphonalbandes fast völlig verschwunden. Die Marsinalrippen spalten sich in der Regel in zwei, gegen Ende des lezten Umgangs immer häufiger in drei Marginalrippen, die radial über die Externseite verlaufen oder durch eine sehr seichte Siphonal- furche unterbrochen sind. Auf der Wohnkammer ist der Spaltungs- punkt der Hauptrippen ziemlich verbreitert und undeutlich. Dagegen zeigt sich auf dem gekammerten Teil des letzten Umgangs deutlich, wie die vordere Spaltrippe der einen Seite häufig in die hintere Spalt- rippe der gegenüberliegenden Hauptrippe übergeht. Mitunter endigt len auch eine Marginalrippe frei auf der Externseite, ohne auf der anderen Seite in eine Umbonalrippe überzugehen. Einschnürungen sind schon vor dem Auftreten der Seitenskulptur zu bemerken. Auf jedem Umgang finden sich 3—4, auf den Flanken besonders breite und tiefe Einschnürungen. Sie verlaufen vom Nabel- rand aus schräger nach vorn geneigt als die Seitenrippen, zu Beginn der Externseite biegen sie noch mehr nach vorn aus und umschließen so einen stark ausgebildeten Ventrallappen. Auf der Externseite sind die Einschnürungen nicht so tief eingesenkt wie auf den Flanken. Eine sehr undeutlich erhaltene Parabel- bildung wurde nur auf der Wohnkammer be- obachtet. a on Lobenlinien finden sich 1O—11 auf jedem = Is Umgang. Bei 26 mm Durchmesser besteht die ie An leoholhes Sutur aus einem ziemlich schmalen, paarigen ormnati. Original zu Quen- Siphonallobus, dessen Länge von dem schmalen TEepr's Uephalopoden. en ee teralloh ed Tab. 13 fig. 1. Loben- reispitzigen ersten Laterallobus erreicht wird. nie bei 26mm Durchm. Der Externsattel ist breit und mäßig zer- 3fach vergr. schlitzt. Der zweite Laterallobus ist kaum halb so tief eingesenkt wie der erste. Der Nahtlobus wird von zwei schwach entwickelten Hilfsloben gebildet und greift nur wenig zurück. Zur Untersuchung der inneren Windungen benützte ich ein mit lem Quenstepr’schen Original in Skulptur und Größenverhältnissen fast völlig übereinstimmendes Exemplar. Nur in der Lobenlinie zeigten sich geringfügige Abweichungen. Dieses Stück zeigt folgende Größen- verhältnisse: in mm Diischmesser 0227 ...0. 2.028 23,5 18 113) 0 DS no As 5r8 Hioheguberzder Nahtr 2... 852.122: 6 4 248 2 kohesinszder Mittelliniev 05. 164 52 34.723,82 1 Dicike N ne a Bi nn Ale) ae Nabelweite , na sen. 10171355. "10,8. 086 96 AS a > oder den Durchmesser — 100 gesetzt klioheruber der Naht 027730,4 730,6 33,3 30,8 32,4 35,7. 34,5 köohesinsder; Mittellinie .....26,8 22,2728,8 26,2 7.26,1. 23,8. ,25,9 Dee 019, 37a, Aa. 50004 59,4. 57.1, co Rabelweiepe 000 00 ea A ao 46,2 Ad, Alu 345 Die Tabelle zeigt deutlich die allmähliche Verschiebung in dem Verhältnis von Höhe : Dicke des Windungsquerschnitts und zwar ist es das Verhältnis von Dicke : Durchmesser, das sich im Laufe des Wachstums sehr erheblich verändert, während das Verhältnis von ae Höhe : Durchmesser ziemlich wenig schwankt. Auch die Form des Windungsquerschnittes erleidet eine Änderung: bei ungefähr 30 mm Durchmesser liegt die größte Dicke im unteren Drittel der Windungs- höhe, bei ca. 23 mm Durchmesser in der Mitte und noch weiter innen im oberen Drittel. So ist bei etwa 50 mm Durchmesser der Querschnitt oval, bei 23 mm Flanken und Externseite gleichmäßig gerundet, während weiter innen Flanken und Externseite nur flach gewölbt sind und durch eine gerundete Marginalkante ineinander übergehen. Die Skulptur beginnt bei ungefähr 5 mm Durchmesser mit sehr schwach hervortretenden, leicht nach vorn ausgebuchteten Marginal- rippen. Bei etwa 6 mm Durchmesser treten auf den Flanken falten- artige nach vorn gekrümmte Seitenrippen auf, die beim Übergang in Fig. 14. Amm. convolutus Fig. 15. Amm. convolutus ornati. Lobenlinie ornati. Varietät mit stark a bei 26 mm Durchm. entwickeltem Siphonal- öfach vergr. lobus. Lobenlinie bei b bei 7 mm Durchm. 25,5 mm Durchm, 3fach fach vergr. vergr. ce bei 3.5 mm Durchm. Dfach vergr. die Marginalrippen stark verwischt sind. Auf dem ersten rippentragen- den Umgang finden sich 25, auf den folgenden je etwa 30 Seiten- rippen. Im allgemeinen herrscht Zweispaltung der Seitenrippen vor, doch tritt mitunter namentlich auf dem letzten Umgang eine Spaltung in drei Marginalrippen ein. Das Auftreten eines glatten Siphonal- bandes wurde nur am letzten Umgang beobachtet. Einschnürungen fanden sich auf allen Windungen, sie verlaufen stets schräg nach vorn und umschließen auf der Externseite einen wohl entwickelten Ventrallappen. Eine Parabelbildung ist durch die wulstartige Ver- dickung einer Umbonalrippe kurz vor Beginn der Wohnkammer an- gedeutet. Ich führe hier noch zwei Formen an, die dem Quenstepr'schen Original in bezug auf Größenverhältnisse, Windungsquerschnitt, Zahl und Verlauf der Rippen und Einschnürungen und Involution sehr — al nahe stehen, aber in bezug auf Parabeln und Suturlinie abweichen. Der Durchmesser beträgt 32 und 30,5 mm. Von der Wohnkammer ist noch nichts erhalten. Parabelbildungen treten schon an den ge- kammerten Windungen auf. Der umbonale Teil der Parabelrippe legt sich unmittelbar über dem Nabelrand an eine gewöhnliche Seiten- _ rippe an, verläuft aber dann schräger nach vorn als die Seitenrippe, biegt in */s Windungshöhe nach hinten um und umschließt ein wenig hervorragendes Parabelfeld zu beiden Seiten der Siphonallinie. In der Lobenlinie unterscheidet sich die eine der beiden Formen von dem Quenstepr’schen Original durch die sehr starke Entwicklung des paarigen Siphonallobus, die andere durch die schräge Stellung des Nahtlobus. Vorkommen: Ornatentone von Gammelshausen. Perisphinctes convolutus dilatatus. A. Ammonites convolutus dilatatus Quenstepot. Amm. d. schwäb. dureikabrreletor 1, 2753,45, 22 B. Perisphinctes subtilis NEUMAYR. Ammonites convolutus dilatatus Quensteot. Amm. d. schwäbh. Jurarkkabe Sletio..1. 23,4 5.22. Größenverhältnisse der Quenstepr’schen Originale zum Ammonites convolutus dilatatus. Amm. d. schwäb. Jura. Tab. 81. Rio 1 2 3 4 5 22 a b a b a b a b a b Durchmesser in mm 31,5 26 36,5 28 27 20 1,0 ld 11 41 Höhe über dem Naht. 35 78 12 8 8.08 en HA 38 1 Höhe in der Aiiekellinie a a inne een al Dicken. 11502210 16 12 10,5 8,5 8 1,2 pro 6785) Nabelweite 15 el 13 Rome 29 9 ANGE 20:5 oder den Durchmesser = 100 gesetzt Höhe über der Naht 30,2 30,8 32,9 28,6 31,9 33,5 29,7 28,6 34,5 31,7 Höhe in der Niitrellunien on 0 eo oe ons ons Dicke - . 36,5 38,5 438 409 389 405 432 514.50. 45,1 Nabelweite 47,6 46,2 46,6 46,2 42,6 45 48,6 44,3 41,8 50 a. Größenverhältnisse am Ende des letzten Umgangs. b. Größenverhältnisse weiter innen gemessen. — das — Die Größenverhältnisse von Fig. 22 sind nach der Quasstepr'schen Zeichnung gegeben. Die Wohnkammer ist bei keinem Exemplar völlig erhalten: ihre Länge muß nach deutlichen Nahtspuren mindestens °/s Umgang, bei 4 sogar einen ganzen Umgang betragen haben. Ob es sich um ausgewachsene Tiere handelt, läßt sich nicht entscheiden; ein dich- teres Aufeinanderrücken der letzten Lobenlinien war nicht zu be- obachten. Die Nabelweite erreicht nicht die Hälfte des Gesamtdurch- messers. Die Involution beträgt '/a bis '/s der Windungshöhe über der Naht, d. h. '/s bis !/ der Windungshöhe ist vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Der Windungsquerschnitt ist stets breiter als hoch, was ja (JVENSTEDT zu dem Namen convolutus dilatatus bestimmte. Flanken und Externseite sind entweder gleichmäßig gerundet oder die Extern- seite ist flacher gewölbt, so daß ein nierenförmiger (Querschnitt entsteht. Die Zahl der Seitenrippen beträgt auf den einzelnen Umgängen von Amm. conmvolutus dilatatus Tab. S1 fig. 1 z. B. nacheinander 37, 33, 29, bei fig. 2 39, 36, 28, denen ungefähr die doppelte Zahl von Marginalrippen entspricht. Die Seitenrippen verlaufen vom Nabel- rand aus leicht gekrümmt schräg nach vorn, spalten sich in */s bis »/4 Windungshöhe über der Naht gewöhnlich in 2 Marginalrippen, die ohne Unterbrechung in radialer Richtung über die Ventralseite hinweglaufen. Bei fig. 1 und 2 findet sich auf der Mitte der Extern- seite eine sehr seichte Ausbuchtung der Marginalrippen nach rück- wärts. Ein ganz schwaches Siphonalband wurde hei fig. 4 beob- achtet. Parabelbildungen konnte ich bei keinem Stück beobachten. Dagegen finden sich auf jedem Umgang 2—3 kräftige Einschnürungen. Im Verlauf der Einschnürungen zeigt sich ein Unterschied bei den sonst völlig übereinstimmenden Formen. In ihrem umbonalen Teil verlaufen die Einschnürungen stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen. Bei fig. 3 und 4 behält die Einschnürung auch auf der Externseite diese Richtung bei, so daß ein ziemlich weit vor- springender Ventrallappen gebildet wird. Bei fig. 2 dagegen biegt die Einschnürung mit Beginn der Externseite um und verläuft radial, in der Siphonallinie leicht nach hinten ausgebuchtet, über die Ex- ternseite hinweg. Lobenlinien finden sich 9—11 auf jedem Umgang. Loben und Sättel sind ziemlich stark zerschlitzt. Der erste Laterallobus ist nicht so lang wie der paarige Siphonallobus, der zweite Laterallobus ist bedeutend kürzer als der erste und steht wie der aus zwei gut m u s . LAN \ (2 = " n & eo U } N Ur Bares, 3 b Norte \ a S , r \ RAN u i z Br / Fig. 16. Amm. convolutus Fig. 17. Amm. a Fig. 18. Loben- dilatatus. QuEnst. Amm. dilatatus. Original zu linie von Amm. d.schwäb. Jura. Tab. 81 Quenst. Amm. d.schwäb. convolutus dilatatus. Fig. 1. Lobenlinie Jura abe Sl B1023: QuENST. Amm. d. 4 bei 24 mm Durchm. Lobenlinie bei 22 mm schwäb. Jura, öfach vergr., Durchm. Tab. 81 Fig. 4. h bei 16 mm Durchm. ca. 3fach vergr. Sfach vergr., ce bei 8 mm Durchm. ca. dfach vergr. entwickelten Hilfsloben bestehende Nahtlobus schräg zur Naht. Der Nahtlobus greift ebensoweit oder noch weiter zurück als der Siphonallobus. Größenverhältnisse einer Anzahl hierher gehöriger Formen: 1% mm mm Durchmesser . . . a N 6. 3100 Höhe über der Na a il) BB = 8 Dickes en. N 8, Al a 1358 Nabelwetensa 2,2. 0.2... 10,2= 247,6 78 248,8 Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres; die Wohnkammer beginnt bei 13 mm Durchmesser; von der Wohnkammer ist fast ein ganzer Umgang erhalten. Das gemessene Exemplar stimmt mit dem Original zu Tab. 81 fig. 4 völlig überein. Es scheint dieses also eine klein- wüchsige Varietät des Amm. convolutus dilatatus darzustellen. Diese weitnabelige Form ist durch Übergänge verbunden mit 11. mm Durchmesser . . . er ol Höhe über der Naht ee N Le a Dickerm.29 20% Kran ar te NAT Nabbelweiten er see ner 6 A — 176 — Auch hier ist von der Wohnkammer beinahe ein ganzer Um- gang erhalten, doch läßt sich nicht entscheiden, ob es sich um ein ausgewachsenes Tier handelt. III. mm mm Durchmesser . . . le 2006100 16,5 = 100 Höhe über der Nahe ar we 26, 32 20,3 Dicken. sata dl 74 = 44,8 Nabelwete eo a, 73= 44,2 Das gemessene Exemplar stimmt mit dem (uEnsteprt'schen Original Tab. 81 fig. 3 fast völlig überein. Von der Wohnkammer ist '/s Umgang erhalten. IV. mm mm Durchmesser . . ee ae 16° — 2100 Höhe über der Nah. u ne BORD 812 = Al) Höhe in der Mittellinie. . .. 5Je= 242 _ — Dicker 02.0.0 030020 100..198 82 — 513 Nabelweiteer 2 2, 022 2222 40,02 493 78 = 48,8 Das Exemplar besteht nur aus gekammerten Windungen. Es steht dem Original zu Quenstept Tab. 81 fig. 5 sehr nahe, unter- scheidet sich aber durch die auffallende Dicke und Nabelweite. Diese weitnabelige Form ist durch Übergänge verbunden mit V. mm mm Durchmesser . . . N) 16 7=3100 Höhe über der NE re Bl Dan 33 Höhe in der Mittellinie. le — — Dickens ar 0.0 ea ae a0 7,6= 47,5 Nabelweite . ae 6802 412,5 Das Exemplar besteht nur aus gekammerten Windungen. VI. mm mm Durchmesser . . ODE 00 202100 Höhe über der Nah ER NEE TEN EN! 3 773088 Höhe in der Mittellinie. . .. 93= 26,6 —- Dicker. na a en ed 40) 10,6 = 40,8 Nabelweiter tn mu 0 SoSe A 12 = 462 Dieses Exemplar steht zwischen den Originalen QuEnsTEDT's Tab. 81 fig. 1 und 2. Von der Wohnkammer ist !/s Umgang er- halten, doch läßt sich nicht entscheiden, ob es ein ausgewachsenes Tier ist. Na mm mm mm Durchmesser . . . . 23 = 10% 25100 DAR — 100 Höhe über der Naht. 10 = 34,5 800034 do, = 1,83.3 Höhe in der Mittellinie 8,7 = 30 — —- .- — Dielke a le N) 112 = 44,8 95= 45,2 Nabelweite . . . . . 124 = 42,8 OA RG So 2100 In seinem allgemeinen Habitus steht dieses Exemplar dem Ori- ginal zu QuEnstent, Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 1, sehr nahe, unterscheidet sich aber vor allem durch die geringere Nabelweite. Die Untersuchung der inneren Windungen bei einigen Exem- plaren zeigte eine allmähliche Veränderung in den Größenverhält- nissen, wie sie folgende Tabelle veranschaulicht: In Millimeter Durchmesser . . ...29 23 17 12 fo) Höhe über der Naht . 10 2 5,5 4 3 Höhe in der Mittellinie 8 6 4 3 2 Dicken... 11.4 8,5 9 6,5 5,5 Nabelweite . ..... 2.3 10,3 7,5 5,2 3 oder den Durchmesser je = 100 gesetzt Höhe über der Naht . 34,1 30,4 32,4 333 39 Höhe in der Mittellinie 27,6 26,1 239 25 25 Dielke 1 a ee 37 44,1 54,2 68,8 Nabelweite . 2 ......448 44,8 44,1 43,3 37,5 Besonders auffallend ist die Verschiebung in dem Verhältnis: von Höhe zu Dicke; je weiter nach innen, um so mehr deprimiert sind die Windungen. Die Nabelweite ist von ca. 12 mm Gesamt- durchmesser an ziemlich konstant, weiter innen ist sie bedeutend geringer, doch ließen sich genaue Maße nicht mehr ermitteln. | Die ersten Windungen bis zu einem Gesamtdurchmesser von etwa 9 mm zeigen noch keine Rippenbildung, dagegen wurden Ein- schnürungen schon bei 4 mm Durchmesser beobachtet. Die Skulptur beginnt nach einer Einschnürung auf der Externseite mit feinen, dicht gestellten, radıal verlaufenden Marginalrippen. Etwas später treten auf den Flanken wulstartige, vom Nabelrand aus schräg nach vorn verlaufende Umbonalrippen auf, die sich auf der Externseite in 2 Marginalrippen spalten. Auf dem ersten Umgang mit Skulptur finden sich 18 Seitenrippen und 42 Marginalrippen, auf dem zweiten 26 Seitenrippen und 60 Marginalrippen, auf dem dritten 41 Seiten- und 72 Marginalrippen. In der Regel gabelt sich jede Seitenrippe Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 12 — II — in 2 Marginalrippen. Wenn auf den inneren Umgängen die Zahl der Marginalrippen die doppelte Zahl der Seitenrippen übertrifft, so kommt dies daher, daß auf dem von den Einschnürungen umschlos- senen Ventrallappen Marginalrippen ausgebildet sind, während die zugehörige Umbonalrippe eben durch die Einschnürung weggefallen ıst. Dreispaltung der Rippen wurde weder an inneren noch an äußeren Umgängen beobachtet. Auf den äußeren Umgängen tritt insofern eine Änderung in der Skulptur ein, als sich die Marginalrippen nicht immer auf der anderen Seite wieder zu einer Umbonalrippe vereinigen. Vielmehr spalten sich hier die Rippen in verschiedener Weise: 1. die Umbonalrippe spaltet sich in 2 Marginalrippen, die sich auf der anderen Seite wieder zu einer Umbonalrippe vereinigen; 2. die vordere Spaltrippe der einen Seite geht in die hintere Spalt- rippe der anderen Seite über; 3. eine der beiden Spaltrippen endet frei auf der Externseite oder 4. verläuft bis zur Naht der anderen Seite, ohne sich mit einer zweiten Marginalrippe zu einer Hauptrippe zu vereinigen. Auf diese Weise erklärt sich leicht, daß den 41 Seiten- rıppen des letzten Umgangs nur 72 Marginalrippen entsprechen. Auf den inneren Umgängen sind die Seitenrippen stärker nach vorn ge- neigt als auf den äußeren, auf denen sie schließlich fast radial stehen. Die ım Verlauf des Wachstums immer stärker werdende Zerschlitzung der Lobenlinie zeigt Fig. 16, ebenso wie der ursprünglich senkrecht zur Naht verlaufende Nahtlobus auf den äußeren Umgängen immer mehr zurückgreift. Vorkommen: Ormatenton von Öschingen und Eningen. SıEMmıRADZKI hat den Amm. convolutus drlatatus QUENSTEDT's weit von den andern Convoluten QuEnsteor’s abgetrennt, mit Perisphinctes Recwperoi GEMMELLARO’s identifiziert und in der Formenreihe des Peri- sphinctes Caroli Gemm. untergebracht. Nun stimmen aber die (QuEN- stepr'schen Originale weder mit der von SIEMIRADZKI gegebenen Be- schreibung noch mit den zitierten Abbildungen aus WAAGEN und GEMMELLARO überein, auch kommen die schwäbischen Formen nicht, wie SIEMIRADZI annimmt, in den Macrocephalenschichten, sondern in den darüber liegenden Ornatentonen vor. Eine Form, die dem Quenstenr’schen Original zu Amm. d. schw. Jura Tab. 81 fig. 3 in der Ausbildung der Skulptur und Lobenlinie sehr nahe steht, sich aber durch etwas andere Maßverhältnisse, be- sonders die größere Nabelweite unterscheidet, zeigt im Verlauf des Wachstums folgende Verschiebung der Größenverhältnisse: in mm Murchmesser ....".. ..,34 29 26 24 De lg 10 Ss Hokesmberzider Nahe 2997 Ze rs na oh 2,4 Höhe in der Mittellinie —. a 6 — 5 ZA N Dicke. 0 a ea, ME ee Nabelweiten, 2.1.2. 2 ar ieh, ala ae dee ee den Durchmesser = 100 gesetzt Eiche über der Naht ı. 27.1729,3 30 2058....30,20730 30 30 Höhe in der Mittellinie — 232 — 2 —-, 26,3 25 25 Die mass a3, 040 aan dar 453 55.625 Nalelkrele or Re ee Unmittelbar nach jeder Einschnürung des letzten Umgangs zeigt diese Form eine auffallend starke Zunahme der Breite des Windungs- querschnitts. So beträgt bei 394 mm Durchmesser die größte Breite vor der Einschnürung 0,394 nach derselben 0,435 des Durchmessers, bei 27 mım Durchmesser vor der Einschnürung 0,40 des Durchmessers, nach ihr 0,433 des Durchmessers. Perisphinctes comvolutus dilatatus var. a. Größenverhältnisse mm mm mm Durchmesser 2 202222327 —2100 oz E100 922 100 Höhe über der Naht. 7 = 30,4 5,7 = 30 45, 30 Höhe in der Mittellinie 6 = 26,1 b = 236,3 — — Dicken. ı.19,6 =..4;27 87 = 45,8 7,5 = 50 Nabelweite. ... . 15= 8 gr Ama Ba ie Von der Wohnkammer ist nur '/s Umgang erhalten. Offenbar ist es kein ausgewachsenes Tier. Der Windu''gsquerschnitt iststark deprimiert, Flanken und Extern- seite sind flach gewölbt und stoßen in einer gerundeten Marginal- kante zusammen. Die Involution ist sehr gering, nur '/s der Windungshöhe ist vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur beginnt bei 4,5 mm Durchmesser. Die Seiten- rippen — 23 auf dem ersten und 29 auf dem zweiten Umgang — verlaufen stets nach vorn geneigt und sind leicht gekrümmt. Bei Beginn der Externseite spalten sie sich in zwei Marginalrippen, die weniger stark hervortreten und ohne Unterbrechung über die Extern- seite verlaufen. Streckenweise bilden die Marginalrippen eine eng zusammengeschobene Zickzacklinie, indem die vordere Spaltrippe der einen Seite in die hintere der anderen Seite übergeht. Parabelbildung wurde nicht beobachtet. Einschnürungen finden sich vier auf jedem Umgang. In ihrem 12 # — 180 — umbonalen Teil sind sie breit und tief und verlaufen in derselben Richtung wie die Seitenrippen. Auf der Externseite verläuft be- sonders der hintere Rand der Einschnürung stark nach vorwärts, die | Einschnürung wird schmaler und umschließt einen weit vorgezogenen Ventrallappen. an B; Eine sehr seichte Siphonalfurche, die je- doch zu keiner Unterbrechung der Marginal- Fig. 19. Perisphinctes 8 ® . : - a appen führt, ist bis zu 17 mm Durchmesser Lobenlinie bei 19 mm Zu beobachten. Durchm. 3fach vergr. Lobenlinien stehen durchschnittlich 10 auf jedem Umgang. Bei 19 mm Schalendurch- messer überragt der paarige Externlobus sämtliche andere Loben an Länge; der erste Laterallobus ist schmal, der zweite Laterallobus ist sehr kurz; der Nahtlobus wird von zwei schwach entwickelten Hilfsloben gebildet und steht senkrecht zur Naht. Vorkommen: Ornatentone, Schwaben. Die beschriebene Form steht dem Quensrtenr'schen Original zu Amm. d. schw. Jura Tab. 81 fig. 4 nahe, unterscheidet sich aber durch den Windungsquerschnitt und die Ausbildung der Lobenlinie. Perisphinctes convolutus dılatatus var. bh. Größenverhältnisse mm mm mm Durchmesser . . . DATEN ar N 185 = 1W Höhe über der Naht. 6,6 = 20,5 oe Da > Höhe in der Mittellinie 6 = 3 _- — _- - Dicke. DEN Kaas 113215 12 = 343 68 = 37,8 Nabelweite. .... 23= 513 10,5 = 50 838 —= 48,9 Ausgewachsenes Exemplar. Die Wohnkammer beginnt bei 23 mm Schalendurchmesser und nahm nach der Nahtspur mindestens ”/a Umgang ein. Der Windungsquerschnitt ist bei 24 mm Durch- messer breiter als hoch, die Seiten sind etwas flacher gewölbt als die Externseite.. Die größte Breite des Windungsquerschnittes liegt in der Mitte der Höhe über der Naht. Die Involution ist sehr gering, kaum '/; der Windungshöhe wird vom folgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur ist sehr ähnlich der des Quenstepr'schen Originals zu Amm. d. schw. Jura Tab. 81 fig. 4. Auf dem letzten gekammerten Umgang stehen 36, auf dem vorletzten 28 Seitenrippen, die auf den inneren Windungen nach vorn geneigt, auf der letzten radial ver- laufen. Zweispaltung der Seitenrippen ist die Regel. Die Marginal- —' 18 — rippen verlaufen radial oder sind in der Siphonallinie ein wenig nach hinten gebogen. Eine seichte Siphonalrinne ist schon bei 14 mm Durch- messer zu beobachten; kurz vor Beginn der Wohnkammer vertieft sie sich so, daß es zu einer Unterbrechung der Marginalrippen kommt. Parabelbildungen fehlen. Auf jedem Umgang sind drei breite und tiefe Einschnürungen, deren vorderer Rand dem Verlauf der Seiten- und Marginalrippen folgt. Der hintere Rand der Einschnürung läuft bis zur Mitte der Windungshöhe der Seitenrippe parallel, dann biegt er nach vorn aus, so daß die Einschnürung auf der Externseite einen breiten Ventrallappen umschließt. Die Lobenlinie zeichnet sich durch außer- Ba E ordentliche Einfachheit aus. Der Externsattel ist breit. Bei 21 mm Durchmesser ist der Fig. 20. Perisphinctes erste Laterallobus ebenso tief eingesenkt wie als ua ward: obenlinie bei 21 mm der paarige Externlobus. Der zweite Lateral- Durchm. 3fach verer. lobus ist kaum stärker entwickelt als der aus nur einem Hilfslobus bestehende Nahtlobus. Dieser greift nicht so weit zurück wie der erste Laterallobus und Siphonallobus. Vorkommen: Brauner Jura £, Öschingen. Die beschriebene Form steht dem Quenstenr'schen Ammonites eonvolutus dilatatus (Amm. d. schw. Jura Tab. 81 fig. 4) in der Aus- bildung der Skulptur sehr nahe, unterscheidet sich aber durch die Größenverhältnisse, vor allem den sehr weiten Nabel und die Lobenlinie. Perisphinctes convolutus dilatatus var. c. Gröbenverhältnisse Ik mm mm Dischmessenzen su 032 2.3:.7.93297. 100 23 1100 HiobesubersderzNaht 0... 2.2.2870 30 6,9 = 30 HiohesinSdersNitsellinie 2 2702 2241 —— — Di cken ea en re 10,67, 86,6 ah Nabelweite. on Ns Ald;5r— 050 ea 50 Nur gekammerte Windungen. JuE mm mm Dimelmessen, „u, wann 02,26, 21100 200 100 biohes über@der. Naht nes mas —7730:8 Di6l 0128 Höherin der Mittellinie” 2... 266 254 = — Dicker un) Deuukaer ah gel „ana 7,6 = 38 Nabelweite. . . . 13.5, 75159 0, 750 Von der Wohnkammer !/s Umgang erhalten. TE mm mm Durchmesser ru De 020, — 100 re — 0) Hohesüubersders Nahtesesr 66 30 Da 2 PA! Höhe in’ derZMittelliniee 77. 2256-7255 — — Dicken Se ee asien mean oo Nabelweitere re ie 5039 8 — 4,1 Nur gekammerte Windungen. Bei keinem der untersuchten Exemplare ist von der definitiven Wohnkammer etwas erhalten, noch findet sich durch engere Auf- einanderfolge der letzten Suturlinien eine Andeutung, daß sie bald be- ginnen werde. Der Windungsquerschnitt ist bei 22—29 mm Schalen- durchmesser kreisförmig, die größte Breite liegt in der Mitte der Flanken. Bei 20 mm Durchmesser liegt die größte Breite im oberen Drittel der Windungshöhe über der Naht. Die Involution schwankt; während bei I durch die Einrollung '/s der Windungshöhe vom nach- folgenden Umgang bedeckt wird, liegen bei I die Windungen sehr lose und umfassen sich nur zu etwa '/s der Windungshöhe. Die Skulptur besteht aus stark hervortretenden, stets nach vorn geneigten dicht stehenden Seitenrippen, die auf der Externseite sich gewöhnlich in zwei Marginalrippen spalten. Diese sind bei I ebenso stark ausgebildet wie die Seitenrippen und verlaufen zunächst radial, auf den letzten ®/ des Umgangs in der Siphonallinie nach hinten ausgebuchtet über die Externseite. Bei den anderen Exem- plaren treten die Marginalrippen nicht so stark hervor wie die Seiten- rıppen und behalten auch deren nach vorn geneigte Richtung bei. Auf jedem Umgang stehen 2—-3, besonders auf den Seiten tief ein- gesenkte Einschnürungen. Eine eigentliche Siphonalfurche tritt nicht auf, doch zeigen die Marginalrippen in der Siphonallinie eine Ab- schwächung. Parabelbildungen wurden nur bei dem größten Exemplar beobachtet, doch sind sie nicht deutlich genug, um eine Beschreibung zu erlauben. Lobenlinie bei 29 mm Durchmesser: Der paarige Externlobus, der dreispitzige erste Laterallobus und der Nahtlobus greifen un- gefähr gleich weit zurück. Der zweite Laterallobus ist nur etwa halb so tief wie der erste und steht wie die beiden Hilfsloben schräg zur Naht. Bei 20 mm Durchmesser ist der Externlobus länger als die anderen Loben, namentlich der Nahtlobus greift sehr wenig zurück und steht ungefähr senkrecht zur Naht. Vorkommen: Ornatentone, Oschingen. Die beschriebene Varietät zeigt mit dem Qurnstepr’schen Ammonites convolutus dilatatus Amm. d. schwäb. Jura, Tab. 81 fig. 3 in der Ausbildung der Skulptur, der Stärke und dem Verlauf der Rippen und Einschnürungen große Ähnlichkeit. Sie unterscheidet sich durch die Größenverhältnisse, besonders die Nabelweite, durch die Form des Windungsquerschnitts und die andere Ausbildung der Lobenlinie. Perisphinctes convolutus subtilis. Perisphinctes subtrilis NEUMAYR. Größenverhältnisse mm mm uschmesserie. .ı. 00. 20 20.202637 100 200 1100 kiöhesubertder Naht . .u2....7°87=21,30,8 620 sl kiohesinzder Mittellinie. . ..... 0 .= 269 — — Dicke as er 93 = 465 Nabelweites a... 0... 0d12,..—,462 a = 4b Die Schale besteht nur aus gekammerten Umgängen. Der Windungsquerschnitt ist bei 26 mm Durchmesser stark depri- miert, Externseite und Flanken sind schwach gewölbt und stoßen in einer gerundeten Marginalkante zusammen. Die Involution ist gering, nur '/a der Windungshöhe wird vom nachfolgenden Um- gang bedeckt. Die Skulptur beginnt bei etwa 4 mm Durchmesser mit dichtstehen- den, nur wenig nach vorn geneigten Seitenrippen. Auf dem ersten zippentragenden Umgang stehen 22, auf dem zweiten 32 und auf dem dritten 42 Seitenrippen. Auf den inneren Windungen ist der Spal- tungspunkt der Rippen verdeckt, auf dem letzten Umgang liegt er in °/ı Windungshöhe. Den 42 Seitenrippen entsprechen hier 72 ebenso stark hervortretende Marginalrippen,. die von der vorwärts- geneigten Richtung der Seitenrippen abweichen und radial, in der Siphonallinie leicht nach hinten ausgebuchtet über die Externseite verlaufen. Zweispaltung der Rippen herrscht vor, doch schiebt sich ziemlich oft eine ungespaltene Rippe ein. Einschnürungen finden sich durchschnittlich 4 auf jedem Umgang. Sie verlaufen auf den Flanken stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen,, schließen sich aber auf der Externseite völlig dem Verlauf der Marginalrippen an. Parabelbildungen wurden nicht beobachtet. Bis zu etwa 20 mm Durchmesser ist ein sehr schwach ausgebildetes Siphonalband zu bemerken. lee Kammerscheidewände finden sich durchschnittlich 10 auf jedem Umgang. Das auffallendste Merkmal der Lobenlinie ist die über- ragende Länge des Siphonallobus. Der erste Laterallobus ist nur halb so lang, der zweite Laterallobus noch = kürzer. er aus zwei Hilfsloben gebildete ZE Nahtlobus steht zwar schräg zur Naht, greift . aber nicht so weit zurück wie der Extern- lobus Fig. 21. Perisphinctes subtilis NEUMAYR. Loben- linie bei 22 mm Durchm. Exemplar stammt aus der oberen Ornatenzone 3fach vergr. direkt unter den Lambertiknollen von Laut- lingen. Die beschriebene Form gehört nach ihren Größenverhältnissen, Windungsquerschnitt, Involution, Nabelweite und Lobenlinie offenbar in die von SIEMIRADZKI aufgestellte Mutationsreihe des Perisphinetes subtilis NEUMAYR. Sie stimmt auch mit den Abbildungen von NEv- MAYR, Oeph. von Balin, Tab. 14 fig. 3 und Lauvsen, Jura von Rjasan Tab. 9 fig. 12 wohl überein. Dagegen unterscheidet sich die schwä- bische Form von den von Sırmirapzrı als Per. subtilis beschriebenen Formen in folgenden zwei Punkten: Parabelrippen fehlen. Die Rippen sind nicht ausnahmslos zweispaltig, sondern es tritt wiederholt eine ungespaltene Rippe auf. Als Varietäten des beschriebenen Per. subtilis Neun. fasse ich eine Anzahl kleinwüchsiger Formen auf, die bei einem Durchmesser von 15—20 mm meist schon einen beträchtlichen Teil der Wohn- kammer erhalten zeigen. Die Messung ergab folgende Größen- verhältnisse Vorkommen: Das einzige mir vorliegende in mm I II EIN IV NEN NIE Durchmessergur ze 23 ie. 3 16,5 2116 15 15 l Höhe über der Naht a DIS UND 2 SE Höhe in der Mittellinie — 5,6 — 5 A — 4,4 Dicken un a Yo RL ONBE ED er, Ss 7,8 E20 0 2000936 Nabelweite . . . FR 9 an u a ro Durchmesser = 100 Höher überrdere Naht 22,7 315372.315872317627 35:12, 322572333032 35,7 3 Höhe in der Mittellinie — 287 -— 30,3 30 — 26,7 31,4 Dicke ne ol seinın a6 8 ein ste eig Nabelweite, a Aha a6 oa a 3 AS CE Ar Von der Wohnkammer ist erhalten bei IV, VI und VII un- gefähr ein ganzer Umgang, bei I und III ?/s Umgang, bei den übrigen "a2 Umgang. — eh) Alle diese Exemplare zeigen eine subtilis-artige Skulptur: Die Rippen stehen dicht und verlaufen stets vorwärts geneigt. Zwei- spaltung ist die Regel. Bei einigen Exemplaren bilden die Marginal- tippen auf kürzere oder längere Strecken eine eng zusammengeschobene Zickzacklinie. Eine Siphonalfurche ist stets nur sehr schwach an- - gedeutet. Die Lobenlinie zeichnet sich durch die überragende Länge des Siphonallobus aus. Perisphinctes convolutus subtilis var. a. 1. mm mm mm Durchmesser . . . . 27 10 Da 00 92,2 100 Höhe über der Naht . 9,7= 35,9 S4- 3 7,4 = 33,6 Dicke Wa= 87.8 I6 = 40 940,9 Nabelweite il = 40,72 I6= 0 88 -= 0 I. mm mm Miinchmesser se 0. 22.1. 112026:. 2100 19 = 100 Tichesüubersder Naht. . . „. 92,394 6,82 03558 lohe ine der“ Mittellinie. . . . 83 =31,9 — — Dicke. a en 78= 4,1 Nabehweiteri..i: 0 ae 10.61 140,8 WB = 849 Von der Wohnkammer ist bei keinem der beiden Exemplare etwas erhalten, auch deutet nichts darauf hin, daß sie bald beginnen werde. Eine deutliche Nahtspur bei I zeigt, daß mindestens ein Umgang fehlt. Der Querschnitt bei 27 mm Durchmesser ist ungefähr ebenso breit als hoch, die größte Breite liegt in der Mitte der Flanken. Die Externseite ıst gerundet, die Flanken sind schwach gewölbt und bilden umbonal eine Kante. Durch die Involution wird "ia—!/s der Windungshöhe vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Nabelweite ist auffallend gering. Die Skulptur besteht aus dicht- stehenden, feinen, stets nach vorn geneigten Seitenrippen, bei 26 mm Durchmesser 40—45 auf dem Umgang. Sie sind nur wenig ge- krümmt und spalten sich in °/Jı Windungshöhe über der Naht regel- mäßig in zwei Marginalrippen, die in derselben Richtung ohne Unter- brechung über die Externseite verlaufen. Auf jedem Umgang sind 4—5 schmale und seichte Einschnürungen zu beobachten. Sie sind umbonal etwas stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen und behalten im allgemeinen auch auf der Siphonalseite diese Richtung bei. Eine Siphonalfurche und Parabelbildungen wurden nicht be- obachtet. — 186 — Die Lobenlinie bei 23 mm Durchmesser: Der paarige Extern- lobus überragt an Länge alle anderen Loben; der erste Laterallobus ist ziemlich breit und endet dreispitzig; der zweite Laterallobus ist bedeutend kürzer als der erste und verläuft wie die beiden, den Nahtlobus bildenden Hilfsloben schräg zur Naht. Da mir von dieser Form nur innere Windungen vorliegen, ist eine sichere Identifikation mit schon beschriebenen Arten nicht mög- lich. Nach dem Verlauf der Skulptur, dem Vorhandensein von Ein- schnürungen und der Ausbildung der Lobenlinie gehört sie wohl in die Formenreihe des Perisphinctes subtilis SIEMIRADZKT'. Vorkommen: Brauner Jura &. Schwaben. Perisphinetes convolutus gigas. A. Ammonites convolutus gigas Quensteot, Cephalopoden. Tab. 15 fig. 6. QuEnsTEpT, Amm. d. schwäb. Jura. Tab. 81 fig. 20 u. 21. B. Ammonites convolutus QuENSTEDT, Amm. d. schwäb. Jura. Tab. 81 fig. 35. Ammonites convolutus gigas QuEnsSTEDT, Cephalopoden. Tab. 13 üg. 6. — Amm. d. schwäb. Jura. Tab. 81 fig. 20. — re” £ 3 a, Aal ifes, all, Größenverhältnisse der Quenstepr'schen Originale in Millimeter Ia Ib Tassen 160109 Duschmessenese a — 48 40 72 61 Höhe über der Naht. 20 1559 15,3 12 21,6 16.5 Höhe in der Mittellinie 16 12,8 12 — 18,5 — Dicke . A| 22,8 17 14,5 27 22,3 Nabelweltere er —- 22 19 34,5 30 den Durchmesser —= 100 gesetzt Höhe über der Naht. — — Sg) 30 27 Höhe in der Mittellinie — — 25 — 25 — Dickes nk a 0,354, 136.34 ,3%5.,.43650 Napelweiteses va re =: 45,8 47,5 47,9 49,2 I Original zu Cephalopoden Tab. 13 Fig. 6. ut A „ Amm. d. schwäb. Jura. Tab. 81 Fig. 20. III f a, a il, es ANTEL n » ”» IIIa Größenve rhältnisse am Ende des letzten Umgangs. Ib, IIb und Ile usw. Größenverhältnisse weiter innen gemessen. Von der Wohnkammer ist bei keinem der drei Exemplare etwas erhalten. Ein engeres Aufeinanderfolgen der letzten Loben- Iinien, das auf die Nähe des Wohnkammeranfargs hinweisen würde, ist nicht zu beobachten. Dagegen zeigt eine deutliche Nahtspur auf dem letzten Umgang bei allen drei Stücken, daß ursprünglich _ noch mindestens ein Umgang mehr vorhanden war. Der Windungsquerschnitt ist stets breiter als hoch. Die Flanken sind stärker gerundet als die Ventralseite. Die größte Breite liegt unterhalb der Mitte der Windungshöhe. Die Nabelweite beträgt nicht ganz die Hälfte des Gesamtdurchmessers. Die Skulptur erleidet im Lauf des Wachstums eine nicht un- beträchtliche Veränderung. Auf den inneren Umgängen stehen die Seitenrippen dicht gedrängt und verlaufen von der Naht aus schräg nach vorn. In etwa °/s Windungshöhe teilen sie sich in 2 Spalt- rippen, die von der Richtung der Seitenrippen abweichen und radial oder nur wenig nach rückwärts ausgebuchtet über die Siphonal- seite hinweglaufen. Der Punkt, in dem sich die Seitenrippen teilen, ist an den inneren Windungen durch die folgenden Umgänge ver- deckt. Erreicht das Gehäuse einen Gesamtdurchmesser von etwa 35—40 mm, so treten die Seitenrippen weiter auseinander, werden mehr oder weniger wulstig aufgetrieben und verlaufen radial oder ein wenig nach hinten ausgebogen zur Siphonalseite empor. Beim Übergang zur Externseite verbreitern sich die Seitenrippen, werden undeutlich und gehen in 2—4, meist 3 Externrippen über. So ent- sprechen an dem Quenstepr’schen Original Amm. convolutus gigas Tab. 81 fig. 20 den 15 Seitenrippen des letzten halben Umgangs 45 Rippen auf der Externseite, während man auf der ersten Hälfte des letzten Umgangs 20 Hauptrippen und 40 Rippen auf der Ventral- seite zählt. Der Wechsei in der Berippung tritt hier bei 58 mm Gesamtdurchmesser ein. Von diesem Punkt an nach innen finden sich auf den einzelnen Umgängen nacheinander 46, 43, 31 Seiten- rippen. Das Original zu Amm. convolutus gigas Tab. 81 fig. 21 trägt auf dem letzten Umgang 31, auf den nach innen folgenden Win- dungen 47, 43, 33 Seitenrippen. Zu den 51 Seitenrippen des letzten Umgangs gehören 95—100 Rippen auf der Externseite. Bei dem Original zu Cephalopoden Tab. 13 fig. 6, das aus nicht ganz !/z Um- gang besteht, entsprechen den acht weitstehenden und stark wulstigen Lateralrippen 36 Rippen der Siphonalseite. Hier herrscht die Spaltung in 4 Marginalrippen vor, zu denen wiederholt Schaltrippen hinzu- treten. : — I = Beim Übergang von den Flanken zur Externseite ist an äußeren Windungen von etwa 35—40 mm Durchmesser an die Berippung mehr oder weniger undeutlich und verschwommen, so daß man oft im Zweifel sein kann, ob eine Marginalrippe als Spaltrippe einer Seitenrippe oder als lose eingefügte Schaltıippe aufzufassen ist. Sowohl an inneren wie äußeren Windungen lassen sich folgende Beobachtungen machen: Teilen sich die Seitenrippen in zwei Spalt- rippen, so a) vereinigen sich entweder die beiden Spaltrippen auf der anderen Seite wieder zu einer Hauptrippe, b) oder die vordere Spaltıippe einer Hauptrippe der rechten Seite endigt frei auf der Externseite, ohne sich auf der linken Seite mit einer Hauptrippe zu vereinigen; zugleich geht die hintere Spalt- MR ww n Pe a2 IT 5 NT ER ‘ I S N) N > } 5 \ aa N u S 20 S i EN an Fig. 22. Amm. convolulus gigas. Original zu WUENSTEDT. Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 21. Lobenlinie bei 68 mın Durchm. fach vergr. rippe der rechten Seite in die vordere Spaltrippe der linken Seite über usw., so daß streckenweise die Externrippen auf der Siphonal- seite eine eng zusammengeschobene Zickzacklinie bilden. Ganz analoge Erscheinungen treten auf, wenn sich die Seiten- rippen in drei Marginalrippen spalten. Lose eingeschaltete Marginalrippen habe ich nur an den äußeren Umgängen beobachtet. Einschnürungen finden sich 2—3 auf jedem Umgang. Sie sind schräger nach vorn geneigt als die Seitenrippen und umgeben auf der Siphonalseite einen deutlichen Ventrallappen, der besonders auf den inneren Windungen stark entwickelt ist. Bei dem Original zu Amm. convolutus gigas Tab. 81 fig. 20 verläuft die Einschnürung nur wenig nach vorn, fast radial, der Ventrallappen ist wenig entwickelt. Dagegen findet sich bei Amm. cenvolutus gigas Tab. 81 fig. 21 bei 65 mm Gesamtdurchmesser eine schräg nach vorn verlaufende breite —. 0) — and tiefe Einschnürung, die auf der Externseite einen wohl ent- wickelten Ventrallappen umschließt. Parabelbildungen oder das Auftreten eines Siphonalbandes wurde nicht beobachtet. Die Lobenlinien folgen in ziemlich weiten Abständen auf- einander; es finden sich 10—11 auf dem Umgang. Loben und Sättel sind auf den äußeren Umgängen stark verzweigt. Der paarige Siphonallobus ist tief eingesenkt; der dreispitzige, stark entwickelte erste Laterallobus erreicht nicht ganz die Länge des Siphonallobus; der zweite Laterallobus ist bedeutend kürzer als der erste, steht schon etwas schräg zur Naht, wenn auch nicht so stark wie der durch zwei gut entwickelte Auxiliarloben gebildete Nahtlobus. Der Nahtlobus greift weiter zurück als der Siphonallobus. Die Untersuchung einiger anderer Exemplare ergab folgende Größenverhältnisse in mm Durchmesser. .2..,22..62 47,5 41 39 29 29 Höhe über der Naht 19,5 14,5 13 13 ) 9,5 Diekenen ......0235 16,5 15,5 16 12,5 14,5 Sabelweite .0..7..0905 22,5 18,5 16,6 13 12,5 oder Durchmesser —= 100 Höhe über der Naht . 31,5 30,5 3 3318 31 32,8 Dickens Ein 30 34.7 37,8 41 43,1 50 Nabelweite . .... 444 47,4 45,1 42,5 44,8 43,1 Folgende zwei Tabellen zeigen die allmähliche Veränderung der Größenverhältnisse im Lauf der ontogenetischen Entwicklung: A. In Millimeter Durchmesser... ....41 35 30m 794 19 9 5 Höhe über der Naht. 13 10,5 9,2 7 Da 2,8 7 Höhe in der Mittellinie 11 95 7 6,5 — 2,5 1 Dicke she nn ns ee 9,3 DO Nabelweite . . 2.0 718,5 16 13,8 u ) 4.1 1,5 den Durchmesser — 100 gesetzt Höhe über der Naht. 31,7 30 302 292 3 31 34 Höhe in der Mittellinie 26,8 271 23 a neue en Birkernı nu, 2. Nauen Selb Wagis! age, 240 50 70 Nahelweiie... 0. ms, Nasa 5,0 arg, wa7,3 as 30 B. In Millimeter Durchmesser 29 22 Höhe über der Naht. 9,5 3 Höhe in der Mittellinie 7 6,4 Dicke . ia Sl Nabelweite . 12,5 9,6 den Durchmesser —= 100 gesetzt Höhe über der Naht . 32,38 33,2 Höhe in der Mittellinie 24,1 2 Dicke . 50 47,7 Nabelweite . 43,1 43,6 Diese Tabellen zeigen deutlich, wie sich das Verhältnis 16 uL® 9,2 7,5 5,3 5,3 3,8 3,4 2,5 2 4,8 3,2 2,6 2 1,3 8,4 6,5 5,8 4,8 3,8 7 4.9 3,8 2,5 1,5 ae 333 30 ara 28,3 oo zo 52,5, 56 64 72,4 45 ee. von Höhe : Dicke des Windungsquerschnittes mit zunehmendem Wachs- tum in bestimmter Richtung ganz allmählich verschiebt Dabei bleibt das Verhältnis von Höhe: Gesamtdurchmesser ziemlich konstant etwa 1:3, während in dem Verhältnis Dicke : Gesamtdurchmesser eine erhebliche Veränderung eintritt. Mit der Verschiebung der Maß- verhältnisse geht eine erhebliche Veränderung der Form des Win- dungsquerschnittes Hand in Hand. An den äußeren Umgängen liegt die größte Breite des Windungsquerschnitts in etwa !/s Windungs- höhe; Flanken und Externseite sind gewölbt und gehen allmählich Nm (C $ [2 EN &r e N f in) { ER aS en Sun N $ & 2) = N EZ e L C — Fa) SS A > _ Rune DR L N EN) N = ur > > EN es A TEN TERN OS EN TER N Ss \ N hr I W ONE an N 9 RR 1 SUN an De vi SEN Fig. 23. Amm. convolulus gigas. Lobenlinie bei 40 mm Durchm. 17.5 5 » ” ineinander über. An den inneren Umsängen liegt die größte Dicke über der Mitte der Windungshöhe, da wo die wenig gewölbten Flanken zu der ziemlich breiten und flachen Externseite umbiegen, so daß eine gerundete Marginalkante gebildet wird. Die Nabelweite schwankt von etwa 9 mm Gesamtdurchmesser an in engen Grenzen, ohne daß im Verlauf des weiteren Wachstums eine Veränderung in bestimmter Richtung festzustellen wäre. Unter 9 mm Gesamtdurchmesser ist das Gehäuse sehr engnabelig. Die Lobenlinie an den inneren Umgängen unterscheidet sich von den späteren durch ihre größere Einfachheit. Der Nahtlobus greift nicht so weit zurück, wie auf den äußeren Windungen und — el = bei 5 mm Gesamtdurchmesser ist der Siphonallobus bedeutend länger als alle anderen Loben. Quensteor’s Amm. convolutus gigas hat von OrreL (Jura S. 556) ohne Neubeschreibung den Namen Amm. Orion erhalten und als Perisphinetes Orion finden wir die beschriebene Form auch ferner in der Literatur: NeumAyr, Öephalopoden von Balin, S. 43 und Tab. 10 fig. 2—3; Waagen, Jurassic Cephalopoda of Kutch S. 161 und Tab. 57 fig. 3a und b; Lauusen, Die jurassischen Bildungen des Rjasanschen Gouvernements Tab. 10 fig. 1(?); Sıemiranzkı, Monographische Be- schreibung der Ammonitengattung Perisphinctes S. 300. Von allen diesen Exemplaren unterscheidet sich die schwäbische Form durch ihre größere Nabelweite. Ob das von Lanusen be- schriebene Exemplar überhaupt hierher gehört, erscheint mir schon auf Grund der Lobenlinie sehr fraglich. Auch die von SIEMIRADZKI gegebene Beschreibung paßt nicht in allen Punkten auf die schwäbi- schen Formen. So gibt z. B. Sırmiranzkı Dreiteilung der Rippen bei typischen westeuropäischen Formen an, während bei den schwäbischen Formen zuerst, d. h. auf den inneren Umgängen Zweiteilung herrscht, die erst später in Drei-, ja in Vierteilung übergeht. Perisphinetes convolutus gigas var. a. Größenverhältnisse Mi mm mm mm Durchmesser? 2.2.1... 31,5 = 100 2625 2100 9 — 100) Höherüber der Naht. 11,3 = 35,9 = 30.8 6,5 = 361 Höhe in der Mittellinie 9,8 = 31,1 TaSE 30 — = Dicken. a. . ..109 34:6 9,6 = 36,9 An Nabelweite 2 22.7138 — 413 10,4 — 40 ee 8% IL mm mm mm mm Daxehmesser 0265. 10025225 = 100, 2.180 1007, 16° 00 Höhe über der Naht... 95-0865 8 = 56 62= MA 53= 331 Höhe in der Mittellinie . 7 — 6,6 = 293 — — — Dieke „On Aero: Nabelweite.. . 10,4 = 40 I 40 72 = 4 6,4 = 40 III mm mm mm Muxenmesser?. . . . 257 3100 2002 2100 ii, = 100) Biohe, uber, der Naht, , 97 — 736 64, 232 Da a Höhe in der Mittellinie S = 32 —- —- — Dielka 2. Rn sa 88 = 4 ss = 44 Nabelweite. . 2... 305= 4 BO AR Ser 4a — 12 — I und III bestehen nur aus gekammerten Windungen. Bei II ist zwar !/a Umgang Wohnkammer erhalten, doch ist es sicher kein ausgewachsenes Tier. Bei dem größten untersuchten Exemplar mit dem Gesamt- durchmesser von 31,5 mm ist von der Wohnkammer weder etwas erhalten, noch deutet ein engeres Aufeinanderfolgen der letzten Loben- linien darauf hin, daß sie bald beginnen werde. Dagegen zeigt eine deutliche Nahtspur, daß mindestens noch ein Umgang vorhanden war, so daß der Gesamtdurchmesser eines ausgewachsenen Tieres mindestens 55 mm betragen haben muß. Die Länge der Wohnkammer betrug, wie die Nahtspur des Exemplars II zeigt, mindestens einen Umgang. Der Windungsquerschnitt ist bei 531,5 mm Durchmesser höher als breit, oval; bei 26 mm Durchmesser ebenso breit als hoch und gleichmäßig gerundet; weiter nach innen überwiegt die Breite immer mehr über die Höhe. Die Nabelweite schwankt zwischen 0,40 und 0,44 des Durch- messers. Durch die Involution wird ungefähr '/s der Windungshöhe über der Naht vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur beginnt erst bei etwa 6 mm Durchmesser mit faltenartigen, wenig hervortretenden, nach vorn geneigten Seiten- rippen. Im Verlauf des weiteren Wachstums werden die Rippen etwas deutlicher, treten aber auch auf den äußeren Windungen nur wenig hervor und behalten stets die vorwärts geneigte Stellung bei. In etwa ?ls Windungshöhe gehen die Seitenrippen ın sehr feine, ebenfalls nach vorn geneigte Marginalrippen über. Auf den inneren Windungen ist der Spaltungspunkt der Seitenrippen verdeckt. Den 35 Seitenrippen des letzten Umgangs entsprechen etwa 70 Marginal- rippen. | Einschnürungen finden sich nur spärlich, durchschnittlich 1—2 auf jeder Windung. Sie sind z. T. nur wenig tief und dann nur schwer von den normalen Rippenzwischenräumen zu unterscheiden. In ihrem umbonalen Teil folgen die Einschnürungen dem Verlauf der Seitenrippen, wenden sich dann in ?/s Windungshöhe über der Naht stark nach vorn und umschließen einen wohlentwickelten Ventral- lappen. Parabelbildungen wurden nicht beobachtet. Ein Siphonalband tritt an einigen Exemplaren streckenweise, aber nur sehr schwach auf. Die Lobenlinie zeichnet sich durch starke Zerschlitzung aus. Der erste Laterallobus greift fast ebenso weit zurück wie der Extern- lobus, der zweite Laterallobus ist bedeutend kürzer als der erste und wie der weit zurückgreifende Nahtlobus schräg zur Naht gestellt. Somit stimmt die Lobenlinie völlig mit der des Amm. convolutus gigas überein. Vorkommen: Ornatentone von Gammelshausen. Da mir von dieser Art nur innere Windungen vorliegen, ist es mir unmöglich, sie mit schon beschriebenen Arten zu identifizieren. Lobenlinie und Größe weisen auf Beziehungen zu Amm. convolutus gigas hin, doch unterscheidet sich die beschriebene Form schon durch die Skulptur sehr deutlich. Perisphinetes convolutus gigas var. b. mm mm Hunchmessen ft nn. e.nuie... 29,100 22. = 100 Hiohesuber derzNaht . ... . . 92. — 131,7 = Ale Höhe in der Mittellinie... 89= 30,7 — == Dielk® 4 wur ee Re LER 35) Sl Napelweiter en ea. 22013, = 4656 Oo 1356 Das Gehäuse besteht nur aus Luftkammern; ein engeres Auf- einanderfolgen der letzten Suturlinien, das auf einen baldigen Beginn der Wohnkammer hinweisen würde, ist nicht zu beobachten. Eine deutliche Nahtspur zeigt, daß mindestens noch ein ganzer Umgang vorhanden war. Der Windungsquerschnitt bei 29 mm Durchmesser ist etwa kreisrund. Die Involution ist sehr gering: nur "/s der Windungshöhe wird vom folgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur ' beginnt bei 5,5 mm Durchmesser mit wenig hervortretenden, nach vorn verlaufenden Falten, die allmählich in deutlich ausgeprägte, leicht gekrümmte, ebenfalls nach vorn geneigte Seitenrippen über- gehen. Auf dem letzten Umgang zählt man 36 Seitenrippen, die sich in der Regel in 2 Marginalrippen spalten. Diese weichen nur wenig von der Richtung der Seitenrippen ab und verlaufen radial, in der Siphonallinie sehr schwach nach hinten ausgebuchtet, über die Externseite. Deutliche, schräg nach vorn verlaufende Einschnü- rungen treten schon auf den innersten Windungen vor Beginn der Seitenskulptur auf. Auf jedem Umgang stehen 2 bis 3. Auf den Flanken sind sie breiter, und tiefer als auf der Externseite, wo sie einen weit vorgezogenen Ventrallappen umschließen. Sie ver- laufen auf den Flanken stärker nach vorn geneigt als die Seiten- rippen und biegen mit Beginn der Externseite in deutlichem Knick Jahreshefte d. Vereins f. vater]. Naturkunde in Württ. 1911. 118) — 14 — nach vorn. Bei 28 mm Durchmesser ist eine undeutliche Parabel- bildung zu beobachten. Ein Siphonalband tritt nicht auf. Lobenlinie bei 29 mm Durchmesser: der paarige Siphonallobus ist nur wenig tiefer eingesenkt als der erste Lateral- und der Naht- lobus, die gleich weit zurückgreifen. Der zweite Laterallobus ist wesentlich kürzer als der erste und verläuft wie die beiden Hilfs- loben schräg zur Naht. In der allgemeinen Ausbildung zeigt die Lobenlinie große Ähnlichkeit mit der des Per. eonvolutus gigas. Vorkommen: Brauner Jura ©. Schwaben. Da das Exemplar nur aus inneren Windungen besteht und offenbar eine bedeutendere Größe erreichte, ist eine sichere Bestim- mung nicht möglich. Auf Grund der Ausbildung der Lobenlinie und der Größe stelle ich sie als Varietät in die Nähe des Per. convolutus gigas- Ammonites convolutus QuEnsTEDT. Original QuEnsTEnT, Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 35. Größenverhältnisse des Qurnsrtepr'schen Originals mm mm Duschmessengrwrega ee 2 el 200 00 Hohemüben dens Naht Vene 2508 Dion 23 Höhe in der Mittellinie Da 21 — — Dicker ae San 0 a a 0 Bu a2 Sa ul Nabelweitesun ara 2 212,8, ol = N Von der Wohnkammer ist nichts erhalten. Der Windungs- ‘ querschnitt bei 25 mm Durchmesser ist breiter als hoch, die größte Breite liegt in der Mitte der Windungshöhe. Die Flanken sind stärker sewölbt als die Externseite. Die Involution ist sehr gering, die Nabelweite sehr groß. Die Skulptur beginnt bei etwa 5 mm Durchmesser. Auf dem ersten rippentragenden Umgang stehen 28, auf dem zweiten 35, auf dem dritten 48 Seitenrippen, die auf den inneren Umgängen schräg nach vorn geneigt, auf dem letzten steiler gestellt sind. Den 48 Seiten- rippen des letzten Umgangs entsprechen 79 Rippen auf der Extern- seite. Dichotomie herrscht vor, doch schiebt sich nicht selten eine ungespaltene Rippe ein. Auf den inneren Windungen ist der Spal- tungspunkt der Rippen verdeckt, auf dem letzten liegt er in °/ı Win- dungshöhe. Die Marginalrippen verlaufen radial oder sehr schwach nach hinten gebogen und sind auf der Mitte der Ventralseite durch ein Siphonalband abgeschwächt und z. T. unterbrochen. —_ 0 — Einschnürungen finden sich auf den inneren Windungen je drei, auf dem letzten nur noch eine, die in ihrem umbonalen Teil breiter und tiefer als im marginalen ist. Auf den Flanken verläuft sie schräger geneigt als die Seitenrippen, auf der Ventralseite radial. Parabelbildungen wurden nur auf dem letzten Umgang nach der Einschnürung beobachtet, doch sind sie zu undeutlich erhalten, um eine Beschreibung zu erlauben. Lobenlinien finden sich 11 auf dem letzten Umgang. Loben- linie bei 25 mm Schalendurchmesser: erster Laterallobus fast ebenso lang wie der paarige Externlobus, zweiter Laterallobus bedeutend kürzer und wie die zwei Hilfsloben schräg zur Naht gestellt. Der Nahtlobus greift ebenso weit zurück wie der Siphonallobus. Vorkommen: Ornatentone von Öschingen. Eine dem Quenstepr’schen Original sehr nahestehende Form zeigt folgende Größenverhältnisse: mm mm Diunehmesserge 202 0,2777305 = 100 BB ei) Eiohesübersder Nah 222.2, 2.86 282 = a Hichesimgder Mittelliniera.. 22.077774 — 124,3 = — Dickes sn el. 2 er ae il. 86,1 9,4 = 37,6 Nebalwellen velare ee ia, — 52 Sie unterscheidet sich von dem Quenstepr’schen Original durch den etwas breiteren und kürzeren ersten Laterallobus und stärkere Involution. Sodann zeigt dieses Exemplar, wie bei weiterem Wachs- tum der Nahtlobus sich immer tiefer einsenkt, so daß er schon bei 30 mm Durchmesser weiter zurückgreift als der Externlobus. Vorkommen: Ornatenton. Öschingen. Da beide Exemplare nur aus Luftkammern bestehen und nichts auf einen baldigen Beginn der Wohnkammer hinweist, ist es überaus schwierig, sie mit schon beschriebenen Formen zu identifizieren. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Amm. convolutus Qusnst. (Amm. Tab. 81 tig. 35) nur die inneren Windungen von Amm. comvolutus. gigas Quenst. (Amm. Tab. 81 fig. 20) darstellt. Perisphinctes convolutus parabolis. Ammonites convolutus parabolis QuEnstepT, Cephalopoden Tab. 13 fig. 2. (QUENSTEDT, Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 13 und 27, Rab 33212023. 13* Ammonites commwolnius parabolıs QuENSTEDT, Cephalopoden Tab. 13 fig. 2. Größenverhältnisse des QuExstepr’schen Originals in mm a b [6 Durchmesser TE LH 43 3 kioherniber. deneNahtse rl 14,5 ja Hohes ins deronlttellinzer mes a2 12 9 Dicken no ee ER 119.5) hl Nabelweitensine an rn NSS 2358 17.5 _ den Durchmesser = 100 gesetzt Hohezuberäiders Nahtzurer rau Sa 35,5 HiöheringdergNMittellimie sn 00002639 20 29 Dicken NR AN So 35,5 Nabelweiter au. ur. er aaa 24965 40,7 — a Größenverhältnisse am Ende des letzten Umgangs, b bei 43 mm. ce bei 31 mm Durchmesser. Von der Wohnkammer selbst ist nichts mehr erhalten; ihre Länge betrug mindestens °/ı Umgang, wie eine deutliche Spur in der Nahtlinie zeigt. Die letzten sehr eng stehenden Lobenlinien weisen auf das Ende des gekammerten Teils der Schale hin. Der Windungsquerschnitt ist bei etwa 30 mm Gesamtdurch- messer ebenso breit wie hoch. Die größte Dicke liegt etwa in der Mitte der Flanken, die gleichmäßig gewölbt ohne Marginalkante m die gerundete Externseite übergehen. Beim weiteren Wachstum rückt die größte Breite immer mehr zum Nabelrand hin, so daß es zur Ausbildung einer Nabelkante kommt. Die Wölbung der Flanken wird flacher, ebenso die der Externseite, so daß beide in einer gerundeten Marginalkante ineinander übergehen. Bei etwa 50 mm Durchmesser tritt eine seichte Siphonalfurche auf. Die Nabelweite beträgt etwas mehr als °/5s des Durchmessers. Die Involution ist sehr gering, nur '/s der Windungshöhe ist vom folgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur erhält ihr charakteristisches Aussehen durch das Auftreten sogenannter Parabeln neben den normalen Rippen. Diese verlaufen vom Nabelrand aus radial oder ein wenig nach rückwärts gerichtet bis zu etwa °/ı der Windungshöhe empor, werden hier flacher und breiter und gehen in zwei mehr oder weniger stark nach rückwärts gerichtete Marginalrippen über, die in der Mitte — 17 — der Ventralseite unter einem stumpfen Winkel zusammenstoßen. Gegen das Ende des letzten Umeangs werden sie durch das flache Siphonalband unterbrochen. Auf dem letzten Umgang befinden sich 38 Seitenrippen, denen 76 Marginalrippen auf der Externseite ent- sprechen. Neben diesen gewöhnlichen Rippen zählt man auf dem letzten Umgang zehn Skulpturparabeln. Sie verlaufen vom Nabelrand aus radıal oder ein wenig nach vorn gekrümmt bis zu etwa °lı der Windungshöhe empor, biegen hier scharf nach rückwärts um und umschließen auf der Externseite zu beiden Seiten der Siphonallinie je ein etwa halbkreisförmiges Feld. Eigentliche Parabelknoten, also knotenartige Ausstülpungen in diesem marginalen Ausschnitt der alten Mundrandlinie sind nicht zu beobachten. Dagegen tritt die Parabelrippe vor allem nm ihrem umbonalen Teil gegenüber der normalen Berippung meist mehr oder weniger stark kammartig hervor. Über die Skulptur der inneren Umgänge läßt sich nichts sagen, da sie gar nicht erhalten sind. Nur die letzten ”/« Umgänge sind am Originalstück vorhanden, das andere ist in der QuEn- N sıepr’schen Figur ergänzt. & nt ir i Die Lobenlinie zeichnet =.“ = = S ? N, sich beim erwachsenen Tier n | ne = a durch die sehr starke Aus- nr a Ru ZEN ir bildung des ersten Lateral- ER om a rn lobus aus, der weit tiefer a F er zurückgreift als der paarige Fig. 24. Amm. convolutus parabolis. Original Siphonallobus. Der zweite zu Quussoeor’s Cephalopoden. Tab. 13 fig. 2. Laterallobus ist ungefähr so Lobenlinie bei 45 mm Durchm. öfach vergr. tief eingeschnitten wie der Siphonallobus und steht ebenso wie die weit zurückgreifenden Hilfs- loben schräg zur Naht. Leider stand mir zur Untersuchung der inneren Windungen kein Exemplar zur Verfügung, das mit dem eben beschriebenen Origina zu Ceph. Tab. 13 fig. 2 übereingestimmt hätte. Auch die von QuENSTEDT selbst in seinem späteren Werk über die Ammoniten des schwäbischen Jura unter dem Namen Ammonites convolutus parabolis beschriebenen Formen weichen erheblich von dem Originalstück zu Ceph. Tab. 13 fig. 2 ab. Ammonites convolutus parabolis Quenst. Ceph. Tab. 13 fig. 2 findet sich in der Literatur als Perisphinctes curvicosta OPPEL. Ammonites convolutus parabolıs QUENSTEDT, Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 13. Größenverhältnisse des Quenstepr'schen Originals a b mm mm Durchmesser Sr 32 100 247 — 100 HohenübergderaNahtr SEE 7.6 — 31,7 Höhe in der Mittellinie... . 9 = 281 — — Dicker 0 ven ee 0558 3278 88 = 36,7 Nabelweiten u ee sts 10,5 = 43,8 a Größenverhältnisse am Ende des letzten Umgangs, b Größenverhältnisse unmittelbar nach Beginn der Wohnkammer. Von der Wohnkammer ist etwas mehr als '/s Umgang erhalten, sie umfaßte mindestens °Jı Umgang. Die letzten dicht gedrängt stehenden Lobenlinien zeigen, daß es sich um ein ausgewachsenes Tier handelt. Der Windungsquerschnitt ist auf der zweiten Hälfte der Wohn- kammer schon höher als breit, während bei Beginn der Wohnkammer die Breite noch über die Höhe überwiegt. Die größte Breite liegt im unteren Drittel der Windungshöhe. Die schwach gewölbten Flanken gehen, ohne eine Marginalkante zu bilden, allmählich in die ge- rundete Externseite über. Die Nabelweite beträgt ungefähr 0,44 des Durchmessers. Die Involution ist ziemlich stark, fast die Hälfte der Windungshöhe ist vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur besteht an den gekammerten Windungen aus kräftigen, zuerst nach vorwärts gerichteten, dann radial gestellten Seitenrippen, von denen sich 30—35 auf jedem Umgang finden. In etwa °/s Windungshöhe über der Naht gehen die Seitenrippen in zwei nach hinten gebogene Marginalrippen über, die auf der Mitte der Ventralseite einen stumpfen Winkel miteinander bilden. Strecken- weise geht die vordere Spaltrippe der einen Seite in die hintere Spaltrippe der anderen Seite über. Auf der Wohnkammer ist die Skulptur viel schwächer ausgebildet. Die Seitenrippen werden zu kaum hervorragenden, schon kurz über dem Nabelrand nach rück- wärts gekrümmten Falten; die Marginalxippen treten ebenfalls sehr schwach hervor und sind auf der Mitte der Externseite durch ein glattes, schon am Ende der letzten gekammerten Windung sich ein- stellendes Siphonalband unterbrochen. Neben der gewöhnlichen Be- rippung finden sich auf der Wohnkammer zwei Paare von Parabel- — 1 knoten, von denen namentlich der vordere stark knotenartig ent- wickelt ist. Der umbonale Teil der Parabelrippe ist nicht zu er- kennen. Einschnürungen finden sich durchschnittlich drei auf jeder Windung. Sie sind kräftig ausgebildet und verlaufen in ihrem um- bonalen Teil stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen; auf der Siphonalseite sind sie, wie die Marginalrippen nach rückwärts ge- krümmt und bilden einen stumpfen Winkel. Lobenlinien stehen durchschnittlich zehn auf jeder Windung. Auf dem letzten Viertel vor Beginn der Wohnkammer sind sieben Lobenlinien zusammengedrängt, ein deutliches Zeichen, daß es sich um ein erwachsenes Tier er handelt. Die Lobenlinie istverhältnis-mäßig ein- >» 5 Non, AT Zi % fach mit breiten und wenig zerschlitzten Sätteln. ee: Der erste Laterallobus ist ungefähr ebenso tief Be a Sn volutus parabolis. Ori- wie der Externlobus, der zweite Laterallobus ginal zu Quensteor's halb so tief wie der erste. Der aus zwei schwach un entwickelten Hilfsloben gebildete Nahtlobus steht a Don nicht schräg zur Naht und erreicht nicht einmal Durchm. 3fach vergr. die Tiefe der anderen Loben. Die Form stammt aus den Ornmatentonen von Laufen. Sırmıranpzkı hat das Quenstenr’sche Original mit Perisphinctes Seiutoi GEMMELLARO zusammen in die Formenreihe des Perisphinctes suleiferus Orren gestellt. Doch zeigt die schwäbische Form weder die geringe Involution, noch eine Dreispaltung der Rippen. Auch verlaufen die Marginalrippen nicht gerade über den Rücken, sondern sind, wie die Quenstenr’sche Figur richtig angibt, deutlich nach rück- wärts gekrümmt. Nach meiner Ansicht gehört Quenstepr's Amm. con- volutus parabolis (Amm. d. schw. Jura Tab. 81 fig. 15) in die Formen- reihe des Perisphinctes mosquensis FiscHErR v. WAiLDHEIM, obwohl ich auch hier keine völlig übereinstimmende Art gefunden habe. Ammonites convolutus parabolıs Original Quensteot, Amm. d. schwäb. Jura Tab. 81 fig. 27. DadieWohnkammer durch die Schwefelkiesknollen stark deformiert ist, lassen sich keine genauen Größenverhältnisse angeben. Die Wohn- kammer des ausgewachsenen Tieres beginnt bei 32 mm Durchmesser, die Höhe über der Naht beträgt hier 10,3 mm (= 0,32 des Durch- messers), die größte Breite 8,8 mm (= 0,27 des Durchmessers). Die Flanken sind schwach, die Externseite stark gewölbt. Über Nabel- — 20 — weite und Involution der äußeren Umgänge lassen sich keine ge- nauen Angaben machen. Die innersten Windungen umfassen ein- ander sehr wenig, so daß man sie bis zur Embryonalkammer ver- folgen kann. Die Skulptur beginnt außerordentlich früh: schon bei 1—2 mm Schalendurchmesser sieht man scharf hervortretende nach vorn geneigte Seitenrippen auf den beiden ersten Umgängen je 20, auf dem dritten 30 und auf dem vierten 40. Auf den inneren Um- gängen sind die Seitenrippen stärker nach vorn geneigt als später, von etwa 20 mm Durchmesser an verlaufen sie radial. In ”/s Windungs- höhe gehen sie in zwei nach hinten umgebogene Marginalrippen über, die in der Siphonallinie in einem stumpfen Winkel zusammenstoßen. Auf dem letzten halben Umgang vor Beginn der Wohnkammer be- merkt man fünf kammartig über die Seitenrippen hervorragende Parabelrippen, die auf der Externseite mehr oder weniger schaıf nach hinten umbiegen und ein schwach hervortretendes Parabelfeld umschließen. Eine deutliche Siphonalfurche tritt kurz vor Beginn der Wohnkammer auf und führt zu einer Unterbrechung der Marginal- rippen. Einschnürungen wurden nur auf den inneren Umgängen be- obachtet und sind sehr schwach ausgebildet. Für die Lobenlinie ist bezeichnend, daß bei 30 mm Durch- messer der erste Laterallobus die übrigen Loben an Länge übertrifit. Der zweite Laterallobus ist kaum halb so lang wie der erste und steht wie die beiden Hilfsloben nur wenig schräg zur Naht. Vorkommen: Brauner Jura {. Glems Linsengraben. Ammonites convolutus parabolıs (Juenstept, Amm. d. schwäb. Jura Tab. 89 fig. 25. Größenverhältnisse des Qususrtenr'schen Originals mm Durchmesser aa Eee 1008 Höhe über der Naht EA 2849 Höhe in der Mittellinie .... 65= 3 Dicke Se ee RT 2053 Nabelweiter 0 vn, ua se larde le Von der Wohnkammer ist nichts erhalten. Der Windungsquer- schnitt ist etwa so breit als hoch. Flanken und Externseite sind gerundet, es kommt weder zur Bildung einer Marginal- noch einer Nabelkante. Die größte Breite liegt etwa in der Mitte der Flanken. Die Nabelweite ist sehr groß und beträgt etwa die Hälfte des Gesamtdurchmessers. Die Umgänge umfassen sich zu '/s der Win- dungshöhe. Die Skulptur verändert sich sehr stark im Verlauf des Wachs- tums. Bis zu etwa 17 mm Gesamtdurchmesser sieht man auf den Flanken feine dichtstehende schräg nach vorn geneigte Seitenrippen, die sich in ®/ı Windungshöhe in zwei feine ebenfalls nach vorn oder radial über die Externseite verlaufende Marginalrippen gabeln. Auf den Umgang kommen etwa 50 Seitenrippen. Beim weiteren Wachs- tum werden die Seitenrippen breiter, treten weiter auseinander und verlaufen nicht mehr so schräg nach vorn gerichtet wie auf den inneren Umgängen. Die Marginalrippen verlaufen radial oder leicht nach rückwärts ausgebuchtet über die Externseite. Zugleich treten von 17 mm Durchmesser an kräftige Skulpturparabeln auf (8 auf dem letzten ®/ı Umgang). Sie verlaufen vom Nabelrand aus zunächst wie die gewöhnlichen Seitenrippen etwas schräg nach vorn, biegen in etwa */s Windungshöhe scharf nach rückwärts um und umschließen zu beiden Seiten der Siphonallinie je eine tiefe Marginalbucht des ursprünglichen Mundrands. Zur Bildung von stark hervortretenden Marginalknoten kommt es nicht, dagegen ragen die Marginalrippen in ihrem umbonalen Teil kammartig über die gewöhnliche Skulptur hervor. Bei den Marginalrippen ist häufig zu be- merken, wie die vordere Spaltrippe der einen Seite nz in die hintere Spaltrippe der andern Seite übergeht. & a A) Zn Einschnürungen sind nur auf den inneren 2 Windungen, wo Sklupturparabeln fehlen, zu be- Fig.2 . Anım. con- obachten. In ihrem Verlauf schließen sie ach dem joe . Bonlans la Sat Original zu QUEN- er Seitenrippen an. TER en Lobenlinien finden sich neun auf jedem Um- schwäb. Jura. sang. Die Sättel sind schmal und hoch. Der erste ni n Fig. = A ö 0 oO z r o . obenlinle el Laterallobus ist bei 23 mm Durchmesser so tie wie en Durch. der paarige Externlobus; der zweite Laterallobus Bfach vergr. ist bedeutend kürzer als der erste und ebenso wie der weit zurückgreifende, aus zwei Hilfsloben gebildete Nahtlobus schräg zur Naht gestellt. Vorkommen: Ornatentone von Gammelshausen in den Lamberti- knollen. Perisphinctes convolutus parabolis var. a. H mm mm mm mm Durchmesser . . 35 = 100 3a 00 >» = WM ae Höheüberd. Naht 12,5 = 35,7 11= 33 93—=- 32. 8 = 333 » ind. Mittellinie — Al = a _— — — Dieke lag 333,93 3302.98 12393 Nobelwerte a 2 1450 BA ars 12107084 | & — 202 — Das Gehäuse besteht nur aus Luftkammern. Eine Spur in der Nahtlinie zeigt, daß mindestens noch ein Umgang vorhanden war. JEL, mm mm Durchmesser Pe 2 00 I, =.) Hiöhernüberzders Naht en 2 833 Be Höhe in der Mittellmier » 2 76226. _ — Dicke u. 0. Se as 35 6,6= 36,7 Nabelweites. 20 ma 0 Ale 1 48 Auch hier ist von der Wohnkammer nichts erhalten. Der Windungsquerschnitt ist bei 33 mm Schalendurchmesser oval, die größte Breite liegt in der Mitte der Flanken, welche flach gewölbt allmählich in die stark gewölbte Externseite übergehen, während sie umbonal eine deutliche Nebelkante bilden. Auf den inneren Umgängen sind die Flanken stärker gewölbt und fallen ohne Bildung einer Kante zum Nabel ein. Durch die Involution wird "/a—!/s der Windungshöhe vom folgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur von II beginnt bei 5 mm Durchmesser mit schräg nach vorn verlaufenden faltenartigen Seitenrippen, die ziemlich tief in sehr feine, ebenfalls nach vorn verlaufende Marginalrippen übergehen. Im weiteren Verlauf des Wachstums treten die Seitenrippen stärker hervor und sind nicht mehr so stark nach vorn geneigt; der Spal- tungspunkt wird dann vom folgenden Umgang bedeckt. Beil, dessen innerste Windungen nicht erhalten sind, stehen auf dem letzten Um- gang 45 Seiten und 96 Marginalrippen, auf dem vorletzten 42 Seiten- rıppen. Deutliche Einschnürungen finden sich nur auf den inneren Umgängen bis zu 22 mm Durchmesser. Sie sind umbonal ein wenig stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen; auf der Externseite behalten sie diese Richtung bei oder es findet sich eine sehr seichte Ausbuchtung nach rückwärts in der Siphonallinie. Mit dem Ver- schwinden der Einschnürungen beginnen die Parabelbildungen stärker hervorzutreten. Sie sind zwar schon bei 14 mm Durchmesser zu beobachten, jedoch hier nur auf der Externseite; das kammartige Hervortreten der Parabelrippen scheint auf die äußeren Umgänge beschränkt zu sein. Bei dem größeren Exemplar kommen auf den letzten Umgang 11, bei dem kleineren nur 6 Parabelbildungen und zwar treten sie nicht in regelmäßigen Abständen auf. Die Parabel- rippe lehnt sich unmittelbar über dem Nabelrand an eine Seitenrippe an, biegt aber bald stärker nach vorn geneigt ab, um erst auf der Fxternseite, erheblich weiter oben als der Spaltungspunkt der Seiten- rippen liegt, scharf nach hinten umzubiegen und ein ewta halbkreis- förmiges Feld zu umschließen. Eine Knotenbildung in diesem Parabel- feld ist nicht zu beobachten. Der weitere Verlauf der Parabelrippe über die Externseite hinweg ist nur an einer Stelle als schmale, vorspringende Zunge undeutlich zu erkennen. Sonst ist sie durch ein Siphonalband, das schon bei 12 mm Durchmesser als seichte, schmale Furche zu erkennen ist, unterbrochen. In der Ausbildung der Lobenlinie schließt sich diese Varietät eng an QUENSTEDT’s Original Amm. convolutus parabolis Cephalopoden Tab. 13 fig. 2 an. Loben und Sättel sind stark zerschlitzt. Bei 3l mm Durchmesser ist der dreispitzige erste Laterallobus länger als der paarige Siphonallobus, der zweite Laterallobus ist sehr schmal, bedeutend kürzer als der erste und steht wie der Nahtlobus schräg zur Naht. Der Nahtlobus greift noch weiter zurück als der erste Laterallobus. Vorkommen: Ornatentone von Glems, Linsengraben. Da mir von der beschriebenen Form nur zwei unvollständig erhaltene Exemplare vorliegen, ist eine sichere Identifizierung mit einer schon beschriebenen Art nicht möglich. Perisphinctes convolutus parabolis var. b. mm mm mm Durchmesser... . 34 =1W 303100 29 1.00 Höhe über der Naht. 11,2 = 32,9 me 13383 So 3 Höhe in der Mittellinie 10 = 29,4 — — - — Dicke. a ne a 105 = 35 98 = 39,2 Nabelweite. 07 7.°....2:14,6 =..429 20 = «2 10:32 26162 Von der Wohnkammer ist !/s Umgang erhalten. Ob das Ge- häuse zu einem ausgewachsenen Tier gehört, läßt sich nicht ent- scheiden. Der Windungsquerschnitt des letzten halben Umganges zeigt sehr flach gewölbte Flanken, die, ohne eine Nabelkante zu bilden, zur Naht abfallen, während weiter innen eine deutliche Nabel- kante zu beobachten ist; auch sind hier die Flanken viel stärker gewölbt. Durch die Involution wird '/: der Windungshöhe über der Naht vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur besteht aus dicht stehenden, stets nach vorn geneigten und wenig ge- krümmten Seitenrippen, die auf dem letzten Umgang in °/« Win- dungshöhe über der Naht sich gewöhnlich in zwei Marginalrippen spalten, die die Richtung der Seitenrippen beibehalten oder in der Siphonallinie leicht nach hinten gekrümmt sind. Die Einschnürungen, von denen 2—3 auf jedem Umgang stehen, sind schmal und wenig tief. Sie verlaufen umbonal und marginal stärker nach vorn ge- — 204 — neigt als die Rippen. Parabelbildungen treten viel spärlicher auf als bei der var. a des P. comvolutus parabolis. Es sind nur drei auf der letzten Windung, "die in ihrem Ver- N m SU .. U . Er A SV SU % lauf völlig mit denen der var. a überein- — Sr re 2 stimmen. Doch treten die Parabelrippen a VG} bei der var. b viel weniger hervor. D En Die Lobenlinie zeichnet sich durch Fig. 27. Perisphinctes convo- den auffallend breiten ersten Laterallobus a Be En und die starke Zerschlitzung, besonders 3fach vergr. des Lateralsattels aus. Bei 27 mm Durch messer greift der Externlobus noch weiter zurück als der erste Laterallobus. Der zweite Laterallobus ist kürzer als der erste und steht wie der Nahtlobus schräg zur Naht. @ Perisphinetes convolutus parabolis var. c. Größenverhältnisse in mm Durchmesser rn, 70720 18 15 13 11 Höhe über der Naht . 6,8 6 4,6 4,2 3,8 Höhe in der Mittellinie 5,8 5 —_ — Dicke RS A TE) 6,9 6 Di 4,6 Nabelweitenar s,1 7 6,2 2 Durchmesser = 100 Höhe über der Naht . 34 33,3 30,1 9263 30 Höhe in der Mittellinie 29 27,8 — — —— Dicke ne 3 38,3 40 40,8 41,8 Nabelyerem 245 45 46.7 47,7 47,3 Von der Wohnkammer ist nichts erhalten; eine engere Auf- einanderfolge der letzten Lobenlinien findet auch nicht statt. Der Windungsquerschnitt bei 20 mm Durchmesser ist etwa kreisrund, die größte Breite liest m der Mitte der Flanken, weiter innen bei 15 mm Durchmesser sind die Flanken flacher gewölbt und bilden umbonal eine Nabelkante, die größte Breite liegt im oberen Drittel der Windungshöhe über der Naht. Die Involution ist gering, die Nabelweite ziemlich groß und nimmt nach innen noch zu, so daß die Windungen bis zur Embryonalkammer offen liegen. Die Skulptur beginnt sehr früh und erhält durch das häufige Auftreten von Parabelrippen ihr besonderes Gepräge. Sämtliche Seitenrippen sind nach vorn geneigt und leicht gekrümmt, die Parabel- rippen unterscheiden sich von ihnen durch kammartiges Hervorragen besonders in der Mitte der Flanken. Auf den inneren Umgängen, auf denen die Parabelrippen bedeutend stärker hervortreten und — 205. — enger aufeinander folgen, fehlen Einschnürungen. Bei 15 mm Durch- messer findet sich eine kräftige Einschnürung; sie verläuft umbonal etwas stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen; auf der Extern- seite ist sie schmaler und flacher als auf den Flanken. Schon von etwa 12 mm Durchmesser an treten die Parabelrippen nicht mehr über die gewöhnlichen Seitenrippen hervor, obwohl Parabelbildungen auf der Externseite auf dem ganzen letzten Umgang noch gut zu be- obachten sind. In ihrem Verlauf schließen sich die Parabelbildungen durchaus an die der schon beschriebenen Formen an. In der Ausbildung der Lobenlinie schließt sich diese Form an das Quexsteor’sche Original Ammonites convolutus parabolıs Amm. d. schwäb. Jura Tab. 89 Fig. 25 an. Perisphinetes convolutus parabolis var. d. mm mm mm Duschmesser? 2 2.2.2... 227/100 20 E00 8 = 1W Höhe über der Naht. 82= 342 7’= 333 6 = 333 Höhe in der Mittellinie 7,6 = 31,7 — — — Dielka, 1. a u ee 84 = 40 72= 0 Nabelweite 0... ...2.10 = 41.2 SE len Ta DRS Das Exemplar besteht nur aus gekammerten Windungen. Eine deutliche Nahtspur zeigt, dab mindestens noch ein ganzer Umgang vorhanden war. Der Windungsquerschnitt bei 24 mm Durchmesser zeigt sehr flach gewölbte Flanken, die umbonal eine Nabelkante bilden. Die Externseite ist gerundet. Der letzte Umgang umfaßt etwa !/s der Windungshöhe des vorletzten Umganges, dementsprechend ist die Nabelweite ziemlich gering. Die Skulptur besteht aus stets nach vorn verlaufenden, leicht gekrümmten Seitenrippen, die sich in ”/s Windungshöhe über der Naht in zwei Marginalrippen gabeln, die radial über die Externseite verlaufen. Die Parabelrippen ragen nicht kammartig über die ge- wöhnlichen Seitenrippen hervor und sind nur auf der Externseite, wo sie scharf nach SL = : hinten umbiegen und ein halbmondförmiges, eh nR glattes Parabelfeld umschließen, deutlich N N nn sichtbar. | Fig. 28. Perisphinctes con- Die Lobenlinie zeigt bei 22,5 mm Durch- volutus parabolis var. d. Lobenlinie bei 22,5 mm messer einen breiten, asymmetrisc ıl- 2 u h ausgebil Durchm. 3fach vergr. deten ersten Laterallobus, der weiter zurück- greift als die anderen Loben. Der kurze zweite Laterallobus und der aus zwei Hilfsloben gebildete Nahtlobus stehen schräg zur Naht — 206 — und greifen soweit zurück wie der Externlobus. Auffallend ist in der Ausbildung des Siphonallobus, daß der sekundäre Mediansattel nicht wie sonst immer blattförmig oder mit flacher Einsenkung endigt, sondern in scharfer Spitze nach vorn. Isolierte Typen. A. Perisphinetes convolutus Quenstedti. B. ar > Kokeni. C. “N N Neumayri. D. 3 en Waageni. E. en ke Zitteli. F. n: ee Lorioli. Perisphinctes convolutus Quenstedti. Größenverhältnisse mm mm Durchmesser er en rec 9100 3022 00 HöohesübersdersNchtr er 22 20 ie 223086 Sa 29 Dicke a ao Mey 10,8 = 36 Nabelweiter er lo AeT alden, IE 30> Von der Wohnkammer ist 'ig Umgang, z. T. stark verdrückt erhalten. Da ein engeres Aufeinanderfolgen der letzten Lobenlinien nicht stattfindet, läßt sich nicht entscheiden, ob ein erwachsenes Tier vorliegt oder nicht. Der Windungsquerschnitt ist bei 36 mm Durchmesser breiter als hoch, die größte Breite liegt in der Mitte der Flanken; die Externseite ist schwach, die Flanken sind stark gewölbt. Weiter innen sind Flanken und Externseite gleichmäßig gewölbt, der Quer- schnitt demnach gerundet. Infolge der Involution ist etwa !/s der Windungshöhe vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur beginnt bei 3,5 mm Durchmesser mit unregel- mäßigen, nach vorn geneigten faltenartigen Rippen; von etwa 7 mm Durchmesser an treten an ihre Stelle scharf hervortretende, nach vorn gekrümmte Seitenrippen auf dem ersten Umgang 28, auf dem zweiten 35. Auf dem letzten gekammerten Umgang stehen 40 Seiten- rippen. In ®/s Windungshöhe über der Naht gehen diese in Marginal- rippen über, die zunächst die Richtung der Seitenrippen beibehalten. Erst von 55 mm Durchmesser an verlaufen die Marginalrippen radial, in der Siphonallinie ein wenig nach hinten ausgebuchtet, während die Seitenrippen die nach vorn geneigte Stellung beibehalten. Auf den inneren gekammerten Windungen ist die Zweispaltung der Rippen ar, — vorherrschend;; dabei ist mitunter der Übergang der vorderen Spaltrippe der einen Seite in die hintere Spaltrippe der anderen Seite zu beobach- ten. Auf der Wohnkammer ist der Übergang der Seiten in die Marginal- rippen nicht mehr so scharf wie auf den gekammerten Umgängen; Dreispaltung herrscht hier vor. Damit im Zusammenhang treten die Seitenrippen weiter auseinander und werden selbst faltenartig. Parabelbildungen, sowie das Auftreten eines Siphonalbandes wurden nicht beobachtet. Auf jeden Umgang entfallen 3—4 Einschnürungen, die in ihrem umbonalen Verlauf z. T. sehr breit und tief, auf der Ventralseite stets flacher und schmaler sind. Sowohl auf den Flanken, als ganz besonders auf der Externseite sind sie stärker nach vorn geneigt als die Rippen und umschließen so auf der Ventralseite einen stark ausgebildeten Ventrallappen. Lobenlinie bei 3l mm Durchmesser: Der paarige Siphonallobus überragt an Länge alle anderen Loben. Der schmale erste Lateral- lobus endigt dreispitzig, der zweite Laterallobus ist bedeutend kürzer als am der erste. Der aus zwei schwach ent- AR ns wickelten Hilfsloben gebildete Nahtlobus steht senkrecht zur Naht. Bei 24,5 mm Schalendurchmesser zeigt sich eine auf- k sec N a fallende Veränderung insofern, als hier ER der Nahtlobus und auch schon der zweite AS on Laterallobus schräg zur Naht stehen; Fig. 29. Perisphinctes gonvolutus dabei greift der Nahtlobus ebens it Quenstedii. ” 3 : E us = ua @ Lobenlinie bei 30 mm Durchm, zurück wie der Externlobus. Hier findet „ \ an i also im Verlauf des Wachstums ein schwächeres Zurückgreifen des Nahtlobus statt, während sonst gerade das Gegenteil zu beobachten ist. Vorkommen: Brauner Jura £. Die beschriebene Form ist das einzige Exemplar, das mir von dieser Art vorliegt. Es war mir nicht möglich, sie mit einer schon beschriebenen Form zu identifizieren. Perıisphinetes convolutus Kokeni. Größenverhältnisse in mm Durchmessen,n. nu... 0.002246 37 27 20 15 Höhe über der Naht . . . 14 11 8.2 6.5 4,8 Höhe in der Mittellinie. . — 9,6 7 3.8 4 Dicker are 8 al, 13,6 10,6 — 7 Nabelwetemeno nu 00.0. 21,0 17,4 129 9,5 6,5 208 — Durchmesser = 100 Höhe über der Naht . . . 30,4 30 30,4 32,5 32 Höhe in der Mittellinie . . — 26 25,9 271.5 26,7 Dicken... me la 359 36,8 39,3 = 46,7 Na'bellweiten u u ee 89 47 45,2 47,5 43,3 Von der Wohnkammer ist nicht ganz !/ı Umgang erhalten. Ob es sich um ein erwachsenes Tier handelt, läßt sich nicht entscheiden. Der Windungsquerschnitt bei 45 mm Durchmesser ist breiter als hoch, die größte Breite liegt in der Mitte der Windungshöhe. Die Flanken sind etwas stärker gewölbt als die Externseite. Auf den inneren Windungen liegt die größte Breite im oberen Drittel der Windungshöhe. Die Involution ist gering: nicht ganz wird vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur besteht aus dicht stehenden, leicht gekrümmten, 1 /s der Windungshöhe nach vorn geneigten Seitenrippen, deren man 55 auf dem letzten Umgang zählt. Sie gehen in °/s Windungshöhe über der Naht ın Marginalrippen über, die nach hinten gebogen in der Siphonallinie unter stumpfem Winkel zusammenstoßen. Zweispaltung der Seiten- rıppen herrscht vor, doch schiebt sich häufig eine ungespaltene Rippe ein, so daß den 55 Seitenrippen des letzten Umgangs 96 Rippen auf der Externseite entsprechen. Auf jedem Umgang finden sich 2—3 Einschnürungen. Sie sind auf der Externseite bedeutend schmaler und seichter als auf den Flanken. Vom Nabelrand aus verlaufen sie stärker nach vorn ge- neigt als die Seitenrippen, ziehen sich bei Beginn der Externseite noch mehr nach vorn, biegen aber auf der Mitte der Externseite ein wenig nach hinten aus, so daß sie hier wie die Marginalrippen in stumpfem Winkel zusammen- N IY stoßen. Die FEinschnüruns um- ee a ao 7 2 Ai % 2 € E schließt also einen starken Ventral- DL, 8 2A. lappen, der in der Mitte eine seichte Zu a Ausbuchtung nach hinten hat. | ER Parabelbildungen wurden nicht Fig. 30. Perisphinctes convolutus Kokent. = x Lobenlinie bei 40 mm Durchm. beobachtet. Auf der Mitte der 3fach verer. Extern-seite ist ein schwaches Band angedeutet; zu einer Unter- brechung der Marginalrippen kommt es nicht. Lobenlinien stehen 16 auf dem letzten Umgang. Der erste Laterallobus ist ziemlich schmal und ebenso tief eingesenkt wie der — 209 — paarige Siphonallobus. Der zweite Laterallobus ist erheblich kürzer als der erste und steht wie die beiden kurzen Hilfsloben ein wenig schräg zur Naht. Der Nahtlobus greift nur wenig zurück. “Vorkommen: Brauner Jura £, Schwaben. Die beschriebene Form gehört zwar zweifellos in die I. Ab- - teilung der Perisphineten, zu dem Subgenus Grossouvria SIEMIRADZKI, doch war es mir nicht möglich, sie in einer der von SIEMIRADZKI aufgestellten Mutationsreihen unterzubringen. Am nächsten scheint sie der Mutationsreihe des Perisphinctes aurigerus zu stehen, doch erlauben die kräftigen und zahlreichen Einschnürungen nicht, sie hier einzureihen. Von der Mutationsreihe des Per. subtilis unter- scheidet sie sich wieder durch die sichelförmig geschwungenen Rippen. Perisphinetes convolutus Neumayrı. I. mm mm mm Durchmesser... . 26 = 100 2300 100) 202°. 100 Höhe über der Naht. 85 = 33,1 2 3319 6,0 = 38 Höhe in der Mittellinie 7,5 = 28,8 _- — — Dicken. 2.0028, 0 —= 309 ade Nabelweiter. . ........ 1,8 = 454 0.7 48h 0 —. AS Nur gekammerte Windungen. Das enge Aufeinanderrücken der letzten Lobenlinien deutet den baldigen Beginn der Wohnkammer an. II. mm mm mm Duxchmesseren 7. 100272475100 a Al) 19. UN) Höhe über der Nalıt. 8 = 33,3 a = 338 8. = She Höhe in der Mittellinie 7,2 = 30 2. — _- — Dekan .....842- 3 8 386 716= 22 Nabelweite-- ..704= 233 a arg 7,6= 22 Nur gekammerte Windungen, aber wie l offenbar erwachsenes Tier. III. mm mm Durchmesser. 7 ... Asa... 1% 200 15 = 100 HloheguberasderaNahr 02972777263 7332 AS 32 Biickewne 00. ee, AB,t Re 50 Nabelweite. . . . OB er Be 49T Nur gekammerte Windungen. Die Wohnkammer des ausgewachsenen Tieres beginnt bei etwa 25 mm Schalendurchmesser. An dieser Stelle ist der Windungs- querschnitt ungefähr ebenso breit als hoch, die Flanken schwach gewölbt, Externseite gerundet. Schon bei 20 mm Schalendurch- messer überwiegt die Breite erheblich über die Höhe, die Extern- Jahreshefte d. Vereins f. vater]. Naturkunde in Württ. 1911. 14 — 210 — seite ist ziemlich breit und schwach gewölbt, während die Flanken stärker gewölbt sind. Die Involution ist gering: etwa ‘/s der Windungshöhe wird vom folgenden Umgang bedeckt. Die Nabelweite schwankt zwischen 0,42 und 0,45 des Durchmessers. Die Skulptur tritt schon bei etwa 3,5 mm Schalendurchmesser auf in Gestalt nach vorn verlaufender, zunächst faltenartiger, aber bald scharf hervortretender Seitenrippen. Bei 20 mm Durch- messer stehen 35— 35 Seitenrippen auf dem letzten Umgang. Auf den inneren Windungen sind die Seitenrippen stärker nach vorn geneigt als auf den äußeren. In ?/s Windungshöhe über der Naht tritt in der Regel Zweispaltung der Seitenrippen ein. Mitunter endigt eine der beiden Spaltrippen frei oder es vereinigt sich streckenweise die vordere Spaltrippe der einen Seite mit der hinteren Spaltrippe der anderen Seite. Die Marginalrippen verlaufen radial oder sind in der Siphonallinie leicht nach hinten gekrümmt und durch das Auftreten eines schwachen Siphonalbandes z. T. abgeschwächt. Bei dem größten Exemplar geht das Siphonalband kurz vor Beginn der Wohnkammer in eine deutliche Siphonalfurche über, wodurch die Marginalrippen unterbrochen werden. Auf jeder Windung stehen 2—3 Einschnürungen. Sie ver- laufen vom Nabelrand aus stärker nach vorn geneigt als die Seiten- rippen und behalten beim Übergang zur Externseite entweder diese Richtung bei oder sie sind in der Siphonallinie, ebenso wie die Marginalrippen, leicht nach hinten gekrümmt. Parabelbildungen wurden nur kurz vor Beginn der Wohn- kammer beobachtet. In der Regel sehr schlecht erhalten zeigen sie sich als paarweise sehr flache Ausstülpungen der Schale zu beiden Seiten der Siphonallinie, sind nach vorne offen, nach hinten durch eine halbkreisförmige zarte Leiste begrenzt. Nur an einer Stelle ließ sich auch der umbonale Teil der Parabel, die Parabelrippe be- obachten. Bis zu etwa !/» Windungshöhe über der Naht verläuft sie in gleicher Richtung und ist ebenso stark wie eine gewöhn- liche Seitenrippe. Dann geht sie in eine zarte, stark nach vorn ge- neigte Leiste über, die in ”/s Windungshöhe scharf nach hinten um- biegt und halbkreisförmig den flachen Parabelknoten umschließt. Der Verlauf der Leiste über die Siphonallinie konnte nicht beobachtet werden. Lobenlinie bei 23 mm Durchmesser: Der paarige Externlobus überragt, wenn auch nur wenig, alle anderen Loben an Länge. Der — 20 — Externsattel ist nur wenig tief zerschlitzt. Der erste Laterallobus ist asymmetrisch dreispitzig; der schmale zweite Laterallobus ist noch kürzer als der erste; der Nahtlobus ist nur aus einem Hilfslobus gebildet und steht Sr = schräg zur Naht. IC 3 Vorkommen: Ornatentone, Schwaben. Im allgemeinen Habitus, besonders in der Fig. 31. Perisphincles con- dichten gleichmäßigen Berippung, zeigt die De au LO beschriebene Form große Ähnlichkeit mit Perr- 3fach vergr. sphinctes subtilis, unterscheidet sich aber deut- lich durch die nach hinten ausgebuchteten Marginalrippen und vor allem durch die ganz andere Ausbildung der Lobenlinie. Perisphinetes convolutus Waagent. Gröbenverhältnisse mm mm mm mm Durchmesser . 31,5 = 100 2 0 260. 3100 20 1100 Höhe über der Nahtae 2. 10,7. 034 97 = 34 84= 23 75= 341 Höhe in der Mittellinie . — == Ser oo a Ne — Wiek 005.897 2 44 95 365.8 — 364 Nabelweite. . 138 — 438 24= 28 114= 4838 96 = '43,6 Von der Wohnkammer ist nichts erhalten; die enge Aufein- anderfolge der letzten Lobenlinien zeigt jedoch, daß das Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres vorliest. Der Windungsquerschnitt ist bei 29 mm Durchmesser bedeutend - breiter als hoch; die größte Breite liegt in der Mitte der Windungshöhe über der Naht. Die Flanken sind stärker gewölbt als die Externseite. Auffallend ist, daß bei 26 und 22 mm Durchmesser die Verhältniszahl für die größte Breite niedriger ist als bei 29 mm Durchmesser, während sonst allgemein bei Convoluten die größte Breite des Windungs- querschnittes im Verhältnis zum Gesamtdurchmesser der Schale nach den inneren Windungen zu gleichmäßig zunimmt. Die Ver- schiebung der Größenverhältnisse auf den inneren Umgängen weiter zu verfolgen, war mir nicht möglich, da mir von dieser Form nur ein Exemplar zur Verfügung steht. Durch die Involution wird !/s der Windungshöhe über der Naht vom folgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur beginnt sehr früh. Schon bei 3 mm Durchmesser finden sich scharf hervortretende, stark nach vorn geneigte Seiten- 14* 22, 2 rippen und zwar stehen 23 auf dem ersten, 32 auf dem zweiten und 36 auf dem dritten rippentragenden Umgang. Bei 29 mm Durchmesser entsprechen den 40 Seitenrippen des letzten Umgangs 68 Marginalrippen. Zweispaltung der Umbonalrippen herrscht vor: doch läuft nicht selten eine Spaltrippe der einen Seite auf der an- deren Seite bis zur Naht hinunter, ohne sich mit einer anderen Spaltrippe zu vereinigen. Auf den inneren Windungen ist der Spal- tungspunkt der Seitenrippen verdeckt, auf der letzten liegt er in etwa °/a Windungshöhe über der Naht. Die Marginalrippen weichen von der vorwärts geneigten Richtung der Seitenrippen ab und ver- laufen radial, in der Siphonallinie ein wenig nach hinten ausgebuchtet über die Externseite. In der Siphonallinie ist eine sehr seichte Furche zu beobachten, doch kommt es nur zu einer Abschwächung, nicht zu einer Unterbrechung der Marginalrippen. Auf jedem Umgang stehen durchschnittlich zwei Einschnürungen. In ihrem umbonalen Teil folgen sie dem Verlauf der Seitenrippen, auf der Externseite sind sie etwas stärker nach hinten ausgebuchtet als die Marginalrippen. Eine Parabelbildung ist nur am Ende des letzten Umgangs zu beobachten. Es an, a r sind zwei nicht scharf begrenzte knoten- artige Anschwellungen zu beiden Seiten der Ü 7 . oo. . . x EWR IA © Siphonallinie, die eine genauere Beschrei- In I x bung nicht erlauben. Fig. 32. Perisphinctes con- Lobenlinie bei 23 mm Durchmesser : volutus Waageni. Lobenlinie Externlobus und erster Laterallobus greifen bei 28 mm. Durchm. gleich weit zurück. Der zweite Lateral- öfach vergr. E lobus ist etwa halb so lang, als der erste und steht wie der aus zwei Hilfsloben gebildete Nahtlobus schräg zur Naht. Der Nahtlobus greift nicht so weit zurück wie der Extern- lobus. Der erste Laterallobus ist dreispitzig, asymmetrisch und zeichnet sich durch die auffallende Länge der mittleren Spitze aus. Vorkommen: Ornatentone, Schwaben. Perisphinctes convolulus Zitteli. Größenverhältnisse mm mm Durchmesser ee 00 219800 Hiöherüberzders Naht 2 2 295 34 10002334 HonesinsderzMittelliniesse Pure Er — Dicke... Seal ae se = I H> [em) rer ID Nabelweiter 0 oe ea ro 8,7 — 213 Von der Wohnkammer ist nicht ganz '/g Umgang erhalten, sie beginnt bei 21 mm Durchmesser, doch weist nichts darauf hin, daß hier das definitive Ende des gekammerten Teils der Schale liegt. Der Windungsquerschnitt bei 26,5 mm Durchmesser ist stark komprimiert, die Flanken sind flach und fallen in steiler Nabelkante zur Naht ab; ventralwärts konvergieren sie nur wenig und gehen ohne deutliche Marginalkante in die gerundete Externseite über. Die größte Dicke liegt unmittelbar über der Nabelkante. Weiter nach innen zu verschwindet die Nabelkante, die Flanken sind stärker gewölbt, so daß der Querschnitt kreisförmig wird. Die Involution ist ziemlich stark, fast die Hälfte der Windungs- höhe wird vom nachfolgenden Umgang bedeckt. Damit im Zu- sammenhang steht die geringe Nabelweite. Die Skulptur besteht aus stets nach vorn geneigten, fast geraden Seitenrippen, die sich in *”/s Windungshöhe über der Naht gewöhnlich in zwei Marginalrippen spalten. Mitunter schiebt sich auch eine ungespaltene Marginalrippe ein, oder eine der beiden Spalt- rippen endigt frei auf der Externseite. So entsprechen den 32 Seiten- rıppen des letzten Umgangs 72 Marginalrippen. Die Marginalrippen verlaufen nach vorn ausgebogen oder radıal ohne Unterbrechung über die gerundete Externseite, Auf jedem Umgang finden sich drei schmale Einschnürungen, die auf den Flanken tiefer eingesenkt sind als auf der Externseite. Umbonal sind sie stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippen und biegen bei Beginn der Externseite noch mehr nach vorn aus, so daß sie einen weit vorgezogenen Ventrallappen umschließen. Parabelbildungen wurden nicht beobachtet, ebensowenig ein Siphonalband. Die Lobenlinie ist wenig zerschlitzt. Bei 20 mm Schalendurch- messer ist der paarige Siphonallobus bedeutend länger als der erste Laterallobus, der zweite Laterallobus nur wenig kürzer als der erste und wie der aus zwei schwach entwickelten Hilfsloben gebildete Nahtlobus nur wenig schief zur Naht gestellt. Der Nahtlobus greift nicht weiter zurück als der erste Laterallobus. Vorkommen: ÖOrnatentone, Schwaben. Perisphinetes convolutus Zitteli zeigt mit den Formen der sul- ciferus-Reihe in der Ausbildung der Lobenlinie und im Verlauf der Rippen viele Ähnlichkeit. Doch unterscheidet er sich durch den ganz anderen Windungsquerschnitt, die starke Involution und die Größenverhältnisse. —ı Ale Perisphinctes convolutus Lorvoli. Größenverhältnissse mm mm mm Durchmesser . . . . 23 = 10 23.9. — 100 1) li) Höhe über der Naht. 9 = 36 u ua 679 30,3 Dicke scan ee aller 9,5 = 442 I = 41,4 Nabelweite 0 000202 90 3688 80, 038] 13 93834 Von der Wohnkammer ist beinahe ein ganzer Umgang er- halten; sie beginnt bei 14 mm Durchmesser. Es läßt sich jedoch nicht entscheiden, ob die Schale zu einem ausgewachsenen Tier ge- hört. Der Windungsquerschnitt ist bei 25 mm Durchmesser noch erheblich breiter als hoch, die größte Breite liegt in der Mitte der Windungshöhe. Die Flanken sind stark gewölbt und fallen ziemlich steil zum Nabelrand ab; die Externseite ist nur wenig flacher als die Flanken. Die Nabelweite ist auffallend gering und erreicht nicht 0,4 des Gesamtdurchmessers. Durch die Involution wird "/s der Windungshöhe vom folgenden Umgang bedeckt. Die Skulptur besteht aus kräftigen, leicht gekrümmten, nach vorn geneigten Seitenrippen, die sich in der hegel in zwei Marginal- rippen spalten. Der Spaltungspunkt liegt auf der letzten Windung in ®/ı Windungshöhe über der Naht; auf den inneren Umgängen ist er verdeckt. Bei 26 mm Schalendurchmesser stehen auf dem letzten Umgang 32 Seitenrippen und etwas mehr als die doppelte Zahl Marginalrippen, da sich mitunter eine Schaltrippe auf der Externseite einschiebt. Die Marginalrippen sind wie die Seitenrippen nach vorn geneigt. Die Skulptur wird durch 3—4 kräftige Einschnürungen auf jeder Windung unterbrochen. Der vordere Rand der Einschnürung folgt genau dem Verlauf der normalen Berippung. Der hintere Rand ist umbonal stärker nach vorn geneigt als die Seitenrippe und biegt beim Übergang auf die Externseite noch mehr nach vorn aus, so daß er hier einen deutlichen Ventrallappen umschließt. Parabelbildungen sind nicht zu beobachten. Ebenso fehlt jede Spur eines Siphonalbandes. Lobenlinie bei 14 mm Schalendurchmesser: Der paarige Siphonal- lobus übertrifft an Länge alle anderen Loben. Der erste Lateral- lobus ist doppelt so tief wie der zweite; dieser steht wie der aus zwei Hilfsloben gebildete Nahtlobus schräg zur Naht; doch greift der Nahtlobus nicht so weit zurück wie der erste Laterallobus. Vorkommen: Ornatenton. Schwaben. — 25 — Eine weitnabelige Varietät dieser Art zeigt folgende Größen- verhältnisse: mm mm mm Durchmesser . » . . 285.100 2 100 21,5 — 100 Höhe über der Nahtt. 9 = 31,6 Me 30 3226 Höhe in der Mittellinie 7,5 = 26,3 — — — — Dieike, „us ae 9,8 = 392 85 = 395 Nabelmweitern 2.20.1303 456 ua re iO 24655 Von der Wohnkammer ist mehr als ein halber Umgang er- halten, doch zeigt eine deutliche Nahtspur, daß die Wohnkammer mindestens einen ganzen Umgang einnahm. Ein drittes Exemplar zeigt folgende Größenverhältnisse : j mm mm mm Durchmesser r..... 21. 100 19). = 10V 15.95 = IWW Höhe über der Naht. 7 = 33,3 A ea Dicken. 08 381 s;s = 21 7 = 82 Nabelweite . Sa arg 84 9442 67 = 432 Von der Wohnkammer ist hier etwas mehr als ein Umgang erhalten und die deutliche Nahtspur zeigt, daß die Wohnkammer mindestens die letzten °/ı Windungen einnahm. Vorkommen: Ornatentone, Schwaben. Über die Anfangskammer der Convoluten. Die Untersuchung der Anfangskammer und ersten Windungen zeigte bei allen Formen völlige Übereinstimmung: Die Anfangskammer hat querspindelförmige Gestalt. Die Enden der Drehachse laufen jedoch nicht in eine Spitze aus, sondern bilden eine flache Wölbung. Der jüngste Teil der Anfangskammer (der erste Außensattel) ist weniger stark gewölbt als der übrige. Darauf ist zurückzuführen, daß die Messung der Höhe bei der Ansicht von vorne andere Maße er- gibt als bei der Ansicht von oben. Während Branco in seinen Beiträgen zur Entwick- lungsgeschichte fossiler Cephalopoden als ge- wöhnliche Höhe der Anfangskammeın !/s bis !/; mm angibt, fanden sich bei den untersuchten Convoluten 0,12 bis 0,18 mm, also nicht einmal !/; mm für die Höhe. Die Maße für die Breite der Embryonalkammer schwanken zwischen 0,22 und 0,27 mm. — 216 — Größenverhältnisse der Anfangskammern: IE Größte, Breiten 2 002Aemın Hohe von, vornes rn ee Klöhesvonwobener ee rs Aone I® Gröntebreitenen 2 ee N 0200 Hohe vonsvornel 2 a user Hohesvonsobenese 2 Benz III. Gröbter.Breiter 2 a are biöhesvons vornew nr Hohes vonnoben ae Ku Fe Von irgendwelcher Skulptur, von Rippen oder Einschnürungen ist nichts vorhanden; die Embryonalkammer ist vollkommen glatt. Der Austritt des Sipho aus der Embryonalkammer konnte nur an einem Exemplar deutlich beobachtet werden: er erfolgt unmittelbar unter dem Externsattel. Der Sipho hat kreisrunden Quer- schnitt, dessen Durchmesser etwa die Hälfte der Windungs- höhe beträgt. Die erste Sutur wird gebildet auf der Externseite von einem mäßig breiten unpaaren Externsattel, einem paarigen ersten Laterallobus und einem paarigen ersten Lateralsattel, der kaum halb so weit vorspringt wie der Externsattel. An den ersten Lateralsattel schließt sich auf dem internen B Teil an ein paariger Innenlobus, ein flacher paariger Innen- Fig. 34. sattel und ein flacher unpaarer Innenlobus. Der unpaare Externsattel ist etwa ebenso breit als hoch, die aufsteigenden Äste nähern sich gegenseitig nach vorn zu mit gerunnur wenig, so daß der Externsattel einen etwa viereckigen Lappen deten Ecken bildet. Der paarige Seitenlobus der Externseite ist lach muldenförmig. Im Gegensatz zu der Ausbildung der externen. Sutur ist die Lobenlinie der Innenseite nur schwach wellig gebogen. Der unpaare Innenlobus ist eine ganz flache Einsenkung zwischen den beiden ebenfalls nur wenig hervortretenden Innenseitensätteln. Dagegen wird die Verbindung zwischen diesen und den ersten Lateral- sätteln der Externseite durch einen schmalen, weit zurückspringenden zweiten Innenlobus gebildet, wie dies auf der Abbildung der Em- bryonalkammer von der Seite deutlich hervortritt. Die zweite Sutur unterscheidet sich von der ersten stets durch das Auftreten eines deutlich ausgebildeten paarigen Externlobus. A OD ae Zugleich laufen die Seiten des Externsattels nach vorn zu bedeutend stärker zusammen als bei der ersten Sutur. Ein „Reiten“ der zweiten 'Sutur auf der ersten wurde nicht beobachtet. Im Verlauf des weiteren Wachstums senkt sich der paarige Externlobus immer tiefer ein, so daß er schon bei der fünften Loben- linie ebenso weit zurückreicht als der erste Laterallobus. Eine sekundäre Zerschlitzung der Loben oder Sättel des ersten Umgangs wurde nicht beobachtet. Erwähnt sei hier die auffallende Lage des Siphos am Ende des ersten Umgangs bei einem Exemplar. Der Sipho verlief hier nicht randständig, sondern in der Mitte der Kammerscheidewand. Literaturnachweis. Branco, W., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der fossilen Cephalopoden. 1879—80. Palaeontographica XXVI. Gemmellaro, G. G., Sopra alcune faune giuresi e liasiche della Sizilia. Palermo 1872—82. 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Erst im Verlauf mehrerer Jahrzehnte rang sich die Erkenntnis durch, daß die Trias, wie sie in Deutschland sich findet, in wesentlichen Punkten von den gleichaltrigen in den Alpen verbreiteten Schichten abweicht. Infolge der Verschiedenheiten im geologischen Aufbau und in der Fauna wird heute die germanische als Binnenmeertrias von der alpinen oder Weltmeertrias unterschieden. Daß zwischen alpiner und germanischer Trias einst eine tren- nende Fläche Landes sich hingezogen haben muß, hat erstmals GünBEL ausgesprochen”. Er nahm an, daß da, wo heute die Bayerisch-schwäbische Hochebene sich ausbreitet, zur Triaszeit eine Urgebirgskette aufragte, der er späterhin den Namen Vindelizisches Gebirge gab, nach der gleichnamigen Provinz, die zu Römerzeiten hier sich erstreckte °. ! Beitrag zu einer Monographie des Bunten Sandsteins, Muschelkalks und Keupers. 1834. ? Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges. 1861. S. 867. ’ Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb, 1891. S. 3. Weiteres über das Vindelizische Gebirge zur Triaszeit siehe u. a. bei Thürach, Über- sicht über die Gliederung des Keupers im nördlichen Franken und Beiträge zur Kenntnis des Keupers in Süddeutschland. Geognostische Jahreshefte. Jahrg. T, II u. XII. Eb. Fraas, Die Bildung der germanischen Trias. Diese Jahresh. 1899. Tornquist, Die carbonische Granitbarre zwischen dem ozeanischen Triasmeer und dem europäischen Triasbinnenmeer. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.- Bd. XX. 1905 und Alpen und Apennin auf Sardinien und Korsika. Geol. Rundschau 1910. Lang, Der mittlere Keuper im südlichen Württemberg. Diese Jahresh. 1909 und 1910. Kranz, Geologische Geschichte der weiteren Umgebung von Ulm a.D. Ebenda 1905 und Bemerkungen zur 7. Aufl. der geolog. Übersichtskarte von Württemberg etc., sowie Weitere Bemerkungen etc. Centralbl. f. Min. ete. 1908 und 1910. ©. Regelmann, Gegen das Vindelizische Gebirge und Zur Tektonik der Schwäbischen Alb. Ebendort 1909 und 1910. Meine Stellungnahme zu den ae Im Bayerisch-böhmischen Wald, im Ries und in den kristallinen Auswürflingen der Albvulkane findet man Granite, Gneise und anderes Urgestein von Grundgebirge, welches von dem einstigen Vindelizischen Land nicht weit entfernt lag. Das Vindelizische Gebirge selbst ist nirgends erschlossen, wenn man nicht das Bayerisch-böhmische Massiv _ als einst zu ihm gehörig auffassen will. Spätestens mit Beginn der Ab- lagerung von Tertiärsedimenten im Bereich der Oberschwäbischen Hochebene und des südlichen Albrandes ist sein völliges Verschwinden anzunehmen. Ob es etwa durch die Erosion in den vorhergehenden Erdgeschichtsperioden zu einer Fastebene abgetragen wurde, bevor die heute darüber ausgebreiteten Tertiärschichten seine Spuren ver- wischten, ist nicht festgestellt. Über die erste Entstehung des Vindelizischen Gebirges lassen sich nur Vermutungen aufstellen. Die ältesten Kettengebirgsbildungen, die wir in Süddeutschland nachzuweisen vermögen, gehören der frühkarbonischen Zeit an, in der eine gewaltige Auffaltung der altpaläozoischen, archäischen und Grundgebirgsschichten in deutschen Landen sich vollzog. Überall _ wo kulmische und vorkulmische Gesteine heute in Süddeutschland und weit nach Norden als Zeugen der einstigen Faltungsvorgänge zutage treten, während welcher die „Deutschen Alpen“ sich auf- richteten, verlaufen die alten jetzt weit hinab abgetragenen Faltenzüge in ungefähr nordöstlicher Richtung, der Richtung des varisti- schen Streichens. Ja selbst die Rotliegendablagerungen wurden im allgemeinen in nordöstlich gerichteten Talungen abgesetzt !, Die karbonischen Alpen wurden noch in der Zeit der produk- tiven Steinkohlenformation und weiterhin zur Permzeit unter dem Einfluß der Atmosphärilien immer mehr eingeebnet, so daß die Erosion bis zur Rotliegendzeit in Schwaben „eine Landschaft mit flachen Hügelwellen und größeren Talzügen ausarbeitete“ °. Ob die Erosion so weit nach Osten reichte, daß auch der Teil der car- bonischen Hochgebirgslandschaft, in dem oder an dessen Stelle zur Triaszeit das Vindelizische Gebirge sich erstreckt haben mag, der Sehriften der beiden letztgenannten Autoren ergibt sich aus der hier gegebenen Darstellung; leider verbietet mir der zur Verfügung stehende Raum ein näheres Eingehen auf dieselben. ! Vergl. u.a. Bräuhäuser, Beiträge zur Kenntnis des Rotliegenden an der oberen Kinzig. Diese Jahresh. 1910. Beilage No. 7. ® Ebendort, S. 32, eo Erosion so weit anheimfiel, daß die Landschaft eine leichtgewellte Ebene bildete, läßt sich nicht kontrollieren. Zwischen die Ablagerungen des Rotliegenden, bezw. des Grund- gebirges und des Buntsandsteins legt man die Äbrasionsebene des vordringenden Buntsandsteinmeeres. Da mir jedoch die Ablagerungen des unteren Buntsandsteins in Analogie zu den Absätzen des schwä- bischen Stubensandsteins, denen sie in vieler Hinsicht gleichen, vor- wiegend fluviatile Bildungen zu sein scheinen, und für den mittleren Buntsandstein die vorzugsweise äolische, jedenfalls subaerische Bil- dungsweise von verschiedenen Seiten vertreten wird, so müßte dar- nach, wie KokeEn jüngst darlegte', das nur für meerische Abtragung und Ausebnung gebräuchliche Wort Abrasion fallen und die subaerisch entstandene Ebene als Denudationsfläche bezeichnet werden. Es ist hier nicht der Ort, über das Vindelizische Gebirge zur Buntsandstein- und Muschelkalkzeit zu sprechen. Ob es zu allen diesen Zeiten in voller Ausdehnung bestand, lasse ich dahingestellt. Für die Keuperzeit jedenfalls ist die Annahme des Vindelizischen iGebirges notwendig. Im letzten Jahrgang dieser Jahreshefte habe ch dies im IV. Abschnitt meiner Abhandlung über den mittleren Keuper im südlichen Württemberg ausführlich besprochen. In diesem Abschnitt wurde eine „Entstehungsgeschichte des schwäbischen mitt- leren Keupers“ mit eingehender Beweisführung für die einzelnen Resultate gegeben. Ich wiederhole deshalb im folgenden nur die wichtigsten Ergebnisse meiner früheren Untersuchungen in dieser Richtung und verweise im übrigen auf die eben genannte Arbeit, deren Fortsetzung die folgenden Ausführungen bilden. 2. Hebung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit. Für den deutschen Reuper ist nachgewiesen, daß zur Bildungs- zeit dieser Ablagerungen im Osten und Südosten nicht nur ein das germanische und alpine Keupermeer scheidendes Flachland, sondern zu gewissen Zeiten ein gewaltiges Gebirge sich hingezogen hat, das vorzugsweise aus Granit und Gneis bestand und dessen Ver- witterungsprodukte als Gerölle, Sande und Tone, Carbonate, Sulfate und Chloride ins flachere Vorland hinab- und teilweise bis in das weiter im Westen und Norden sich ausdehnende Flachmeer hinaus- geschwemmt wurden. Die ungefähre Richtung des Verlaufs des Nordrandes des Vindelizischen Gebirges läßt sich mit ziemlicher Sicherheit ı Referat in N. Jahrb. f. Min. ete. 1909. II. S. 415. 2 a rekonstruieren. Die äußersten Sandsteinablagerungen erstreckten sich zur Stubensandsteinzeit gegen Norden nur bis in die südlichen Teile des Thüringer Waldes, reichten aber gegen Nordwesten bis gegen Minden an der Weser, im Westen bis Mörchingen in Lothringen und im Süden bis Schleitheim und Baden in der Schweiz. Aus der deutlich nordnordwestlich verlaufenden Haupttransportrichtung, in der die Sande zur mittleren Keuperzeit abgelagert wurden, geht hervor, daß die Hauptmasse des vom Gebirge ins Land hinausgeführten Materials aus einer Richtung, die etwa über Augsburg führt, gekommen sein muß. Daß die in Südbaden und im östlichen Schweizer Jura vor- handenen Sedimente des mittleren Keupers ziemlich landnahe Bildungen sein müssen, habe ich schon an anderer Stelle betont. TnröracH hat dasselbe für die Keupergesteine aus der Umgebung von Schwandorf und Roding in der Oberpfalz nachgewiesen’. Zieht man von einem wenig südlich von Baden in der Schweiz gelegenen Punkte eine Linie gegen die östlichsten Vorkommen des Keupers in der Oberpfalz, so führt diese etwa über Augsburg und verläuft ziemlich - genau in varistischer Streichrichtung, ungefähr dem heutigen Albrand parallel. Es ist höchst wahrscheinlich, daß das Vindelizische Gebirge in seiner nördlichen Begrenzungslinie zur mittleren Keuper- zeit entsprechend der Linie, die die gleichartigen Keuperablagerungen einhalten, und etwa senkrecht zur Haupttransportrichtung der klasti- schen Sedimente in nordöstlicher, varistischer, Richtung in einiger Entfernung vom südlichen Albrand sich erstreckt hat. TnürıcH hat gezeigt, daß sich die Keupersedimente bei ihrer Ablagerung um das Vindelizische Gebirge je nach ihrer Entfernung von demselben in wechselnder fazieller Ausbildung gruppierten. Er hat deshalb die deutschen Keupersedimente in drei Zonen eingeteilt: eine randliche Zone zunächst der Küste, die das östliche Franken und die Oberpfalz umfaßt und in der fast ausschließlich Sandsteine auftreten, eine mittlere Zone, die im westlichen und nördlichen Franken und in Württemberg ausgebildet ist und reichen Wechsel zwischen Sandstein- und Mergelstufen aufweist, und eine äußere Zone, zu der die Ablagerungen der noch weiter westlich und nörd- lich gelegenen deutschen Keupergebiete gehören und in der Sand- steine fast gänzlich fehlen °. ! Beitrag zur Stratigraphie des Mittleren Keupers zwischen der Schwäbi- schen Alb und dem Schweizer Jura. Geol. u. pal. Abh. 1910. S. 261 ff. ? a.a. ©. I. Jahrg. S. 81 und XIII. Jahre. S. 43. 232077 Jahrg 382: a Diese Einteilung stimmt für den Gipskeuper und den gesamten mittleren Keuper, nicht aber für den Sehilfsandstein, die Dunklen Mergel und das Rhät. Der Schilfsandstein weicht nach seiner petrographischen Be- schaffenheit und Ablagerungsweise wesentlich von den höher liegen- den Keuperstufen ab, wie sich recht deutlich bei Untersuchungen ergab, die ich beim Verfolgen der Keuperablagerungen zwischen der Schwäbischen Alb und dem Schweizer Jura anstellte.e Während der Schilfsandstein in der Schweiz seiner petrographischen Ausbildung, seiner Ablagerungsweise und seiner Maximalmächtigkeit nach keinerlei tiefgreifende Unterschiede gegenüber den Vorkommen in Württem- berg aufweist, nehmen die höheren Keupersedimente — abgesehen vom Rhät — gegen Süden immer mehr ab, keilen z. T. aus und sind bedeutendem faziellem Wechsel unterworfen. Dies gab Ver- anlassung, den Schilfsandstein zusammen mit den sich ihm gleich- artig verhaltenden Dunklen Mergeln von den höheren Keuper- schichten abzutrennen und die Roten Mergel, den Kiesel- sandstein, die Oberen bunten Mergel, die Gruppe der Stubensandsteine und die Knollenmergel als mittleren Keuper zusammenzufassen !. Der Schilfsandstein ist als toniger, feinstkörniger Sand- stein von ausgesprochener, meist roter oder grüner Farbe über außer- ordentlich weite Strecken verbreitet. Er ist bald nur schwach ent- wickelt, bald in bedeutender Mächtigkeit tief in die obersten Schichten des Gipskeupers eingegraben. Dieses ihm eigentümliche plötzliche An- und Abschwellen der Schichten ist überall in den hier be- sprochenen Gegenden beobachtet. In Württemberg, Südbaden und Elsaß-Lothringen ist der Schilfsandstein völlig gleichartig ausgebildet. Oft erreicht seine Mächtigkeit kaum 1—2 m, an anderen Stellen: schwillt er auf 8, 10, 20 und gar über 30 m an. Auch die petro- graphische Ausbildung des Sandsteins ist in diesen Gegenden eine einheitliche. So beschreibt LEvaLLoıs den gres keuperien moyen von Vie, nahe der heutigen deutsch-französischen Grenze, als „gres argileux, & grains fins, rouge et gris“”, eine Bezeichnung, die auf die im mittleren Württemberg vorkommenden Sandsteine genau zu- trifft. Gegen Westen und Nordwesten läßt er sich im Departement Meurthe et Moselle und bis nach Echternach in Luxemburg und ! Geol. u. pal. Abh. 1910. S. 262. : Remarques sur les relations de Parallelisme etc. Bull. de la soc. geol- de France 1867. S. 743. na nach Belgien verfolgen. Dagegen konnte er am Nordrand der Eifel nicht nachgewiesen werden. Unterschiede in der Ausbildung des Schilfsandsteins in Württemberg, Südbaden und Elsaß-Lothringen sind höchstens darin zu finden, daß er in Württemberg und Süd- baden kaum irgendwo völlig fehlt, während dies in den westlich - gelegenen Gebieten an vielen Orten der Fall ist. In Franken ist die Ausbildung des Schilfsandsteins im allgemeinen der eben be- schriebenen sehr ähnlich. Doch beschreibt Tuürıcn! aus der Ans- bacher Gegend eine ca. 10 m mächtige Schicht mit grobkörnigem Material und Geröllen bis zu 2 cm Größe; ähnliches gibt er von der Oberpfalz an. Auch in der Meininger Gegend kommen nach PröscnoLor ° Schilfsandsteine „von ungemein wechselndem Korn“ vor. Bei Koburg tritt der Schilfsandstein durchweg als feinkörniger Sand- stein mit tonigem Bindemittel auf und erreicht eine Mächtigkeit von 14 m. Nördlich des Thüringer Waldes ist er in gleicher Ausbildung in Mächtigkeiten bis zu 10 m an zahlreichen Stellen nachgewiesen, während er an anderen Stellen fehlt. Bei Thale am Harz wurden _ mehrere Meter Schilfsandstein beobachtet. In der Göttinger Gegend kommt neben mittel- bis feinkörnigem Sandstein nach Tornauisr auch eine ca. 20 cm starke, gelbe, grobkörnige Sandsteinbank vor. In Hessen scheint er zu fehlen. Bei Hameln erreicht er wieder 20, bei Vlotho 30 m Mächtigkeit, an anderen Stellen geht er auf einen oder wenige Meter herab oder ist hin und wieder auch wohl ganz ausgekeilt. Die wolkige Farbenverteilung, wie sie hier vorkommt, unterscheidet die Schilfsandsteine vor etwa ähnlich ausgebildeten Sandsteinen aus dem Bereich des Stubensandsteins. Über die Korn- sröße der Sandsteine fehlen bei Krur# leider genauere Angaben. Nur von einem Aufschluß zwischen Herford und Vlotho gibt er „mürber, gelber, grobkörniger Schilfsandstein“ an‘. Noch bei Vlotho an der Weser sind die Sandsteine „ım Handstück dem süddeutschen Schilfsandstein zum Verwechseln ähnlich“°. Aus der außerordentlich weiten Verbreitung des Schilfsandsteins in fast völlig gleichartiger toniger Ausbildung bei feinster Korn- größe über ein Gebiet, das heute noch von Osten nach Westen 2a. a. 0. I. Jahrg. S. 138. ” Beitrag zur Kenntnis des Keupers im Grabfeld. Jahrb. d. preuß. geol. Landesanst. 1883. S. 199—212. ® Der Gipskeuper in der Umgebung von Göttingen. Inaug.-Diss. 1892. S. 27.. * Der Gipskeuper im mittleren Wesergebiet. Inaug.-Diss. 1894. S. 16. 5 TORNQUIST a. a. 0. 1892. S. 27. a gegen 350 km, von Süden nach Norden über 500 km umfaßt, und aus seiner eigentümlichen Ablagerungsform muß geschlossen werden. daß der Schilfsandstein, wie auch GÜnmsEL, TuüracHh, Ep. Fraas und Pmiuıppı annehmen, das Produkt einer gewaltigen Deltabildung darstellt!. PnitLiprı sagt mit Recht, daß alle tonigen Sandsteine als Auviatil zu deuten seien, da der Wind überall eine Scheidung der schwereren Sandkömer vom feinen Tonstaub erstrebe?. Auch er- scheint es mir als unmöglich, den Schilfsandstein als Meeresbildung anzusehen, da das Meerwasser ähnlich wie der Wind die Sandteilchen vom Ton sondert, erstere in der Nähe des Strandes ablagert und nur letzteren weiter hinaus ins Meer führt. Auch die Ausbildung von Flutrinnen halte ich bei Annahme eines Meeres für unerklärbar. Das Sandmaterial dürfte aus südöstlicher Richtung vom Vindelizischen Gebirge hertransportiert worden sein, denn nur in der Ansbach— Meininger Gegend liegen gröberkörnige Lagen zwischen den Sand- steinen, die auf größere Nähe des Festlandes schließen lassen, dem der oder die Flüsse entströmten, die Sand und Ton ins flache Vor- land führten. Einerseits müssen die Wasser langsamen Laufs dahin- geflossen sein, da nur solche kein gröberes Material mehr trans- portieren, anderseits müssen die Wassermengen, die vom Vindelizi- schen Gebirge herabströmten, ganz gewaltige gewesen sein, da nur solche imstande sind, die unendlichen Sandmassen herbeizuführen, die heute als Werksteine verkittet, zum Abbau einladen. Es muß somit auch das Hinterland von ganz beträchtlicher Größe gewesen sein, da nur ein größerer Landkomplex Flüsse von beträchtlich aus- gedehntem Unterlauf zu erzeugen vermag. Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß weithin im Bereich des deutschen Keupers zur Schilfsandsteinzeit kein Meer existierte. Mit dem Beginn der Dunklemergelzeit breitete sich das Meer von neuem über die vollkommen horizontale Schilfsandsteinfläche aus und setzte die geringmächtigen Dunklen Mergel ab. Daß ein Meer diese und die folgenden Mergelstufen erzeugte, habe ich schon an anderer Stelle zu beweisen versucht’. Während der nun folgenden Bildungsperiode der Bunten Mergel und des Stubensandsteins vollzog sich in Süddeutsch- land ein allmähliches einseitiges Absinken des Meeresgrundes in ! Vergl. auch diese Jahresh. 1910. S. 33— 35. ? Über die Bildungsweise der buntgefärbten klastischen Gesteine der con- tinentalen Trias. Centralbl. f. Min. etc. 1901. S. 463—469. ® Diese Jahresh, 1910. S. 31£. und S. 35. — 23 — ungefähr nordnordwestlicher Richtung bis zu einer etwa vom west- lichen Württemberg nach Thüringen sich erstreckenden Linie größter Austiefung des Meeresgrundes, so daß in den zunächst dieser Linie gelegenen Gebieten die bedeutendsten Sedimentabsätze erfolgten. Dieses Absinken der „Schwäbisch-fränkischen Scholle“ wird für Süd- deutschland durch ein Anschwellen jeder einzelnen Stufe und Unter- stufe in nördlicher und nordwestlicher Richtung dokumentiert, was z. B. in den württembergischen und südbadischen Keuperablagerungen deutlich hervortritt !. Abgesehen von dem einseitigen Absinken der Schwäbisch-frän- kischen Scholle fanden allgemeine Hebungen und Senkungen bezw. Oszillationen des Meeres statt, die den Wechsel zwischen Sandstein- und Mergelstufen verursachten®. Die Mergelstufen- bildungen sind meerische, die Sandsteinbildungen vorzugsweise fluvia- tile Ablagerungen, letztere aber in ganz anderem Sinne, als für den Schilfsandstein angegeben wurde. Da der Meeresgrund immer mehr gegen Norden einsank, waren weitgedehnte Deltabildungen — ähnlich wie zur Schilfsandsteinzeit — unmöglich. Vielmehr macht sich eine deutliche Trennung zwischen Land- und Meeresbildungen — im Sinne Tnüracn’s — geltend, und zwar war das Meer von dem offenbar ziemlich rasch mehr oder weniger ansteigenden Land durch eine nur kurze Strandzone getrennt. Deshalb sind die Sandsteine des mittleren Keupers im all- gemeinen völlig tonfrei und von weißer bis mattgelber Farbe und nehmen an Korngröße gegen Osten sehr rasch zu, so daß sie z. B. in Württemberg den Korndurchmesser der Schilfsandsteine um ein Viel- faches überragen und im östlichen Franken und in der Oberpfalz bis kopfgroße Quarzgerölle führen. Dagegen keilen sie, wie schon oben (S. 221) gezeigt wurde, viel rascher aus als die Schilfsand- steine, deren Begrenzung gegen Süden, Westen und Norden wir über- haupt nicht zu ermessen vermögen. Ich habe die Unterschiede in den Sandsteinablagerungen der Schilfsandsteinzeit einerseits und der mittleren Keuperzeit anderseits schon früher hervorgehoben und die Gegensätze auf das einseitige Absinken der das schwäbisch-fränkische Gebiet umfassenden Gebirgs- scholle zurückgeführt °. Durch Hervorheben dieser Tatsache ist wohl das Anschwellen ! Diese Jahresh. 1910. S. 52£. und Geol. und pal. Abh. 1910. S. 261 #. ?2 Diese Jahresh. 1910. S. 42. ® Diese Jahresh. 1910. S. 54. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 19) — 2226 — der Stufen gegen Norden und Westen und der rasche Übergang von subaerisch gebildeten Sedimenten zu meerischen Ablagerungen erklärt, nicht aber der Unterschied in der petrographischen Ausbildung und in der Ablagerungsweise der beiderseitigen Sandsteinablagerungen. Gleiche Transportkraft des Wassers, das vom Vindelizischen (Gebirge herabströmte, vorausgesetzt, müßten, wenigstens in den öst- lichsten Vorkommen, beim Stubensandstein wie beim Schilfsandstein ähnliche Korngröße und ähnliche petrographische Eigenschaften der Gesteine, besonders tonige Beimengungen zum Sand, sich zeigen. Dies ist aber nicht der Fall. Offenbar sind die Sande zur Stuben- sandsteinzeit von viel rascher fließenden Gewässern verfrachtet worden als das Material, das zur Schilfsandsteinzeit abgelagert wurde. Man könnte deshalb an Perioden mit reicheren Niederschlägen in den Randgebirgen denken, durch die Phmiıprı das wiederholte Vordringen von Sandsteinstufen gegen Norden und Westen zu er- klären suchte: die Mergelstufen wären danach in Zeiten geringerer Niederschläge gebildet. Bei gleichem Gefälle vom Gebirge gegen das Vorland konnten selbst bei wesentlich bedeutenderer Wasser- zufuhr — unter der Voraussetzung, daß letzteres beidemal weithin nicht von Meer bedeckt war — zur Stubensandsteinzeit nur geringe Unterschiede in der Korngröße und in der Tonbeimischung gegen- über den Schilfsandsteinablagerungen auftreten. Denn die Ströme führen in ihrem Unterlauf stets nur feinen Sand und suspendierten Ton als klastisches Transportmaterial, nie kommt grobes Gerölle oder eine völlige Trennung von Sand und Ton — soweit äolische Aus- blasungen nicht mitspielen — in ihnen vor. Also auch dadurch wird das rasche Anschwellen der Korngröße der Stubensandsteine gegen Südosten nicht erklärt. Infolge der Tatsache, daß Schilfsandstein und Dunkle Mergel sich zu einer Zeit gebildet haben, in der einseitige Schollenbewe- gungen fehlten, während über die ganze Zeit der Bildung des mitt- leren Keupers ein einseitiges Einsinken der Schwäbisch-fränkischen Scholle ungefähr gegen Nordwesten erfolgte, bin ich zu der Auf- fassung gelangt, daß an den einseitigen Schollenbewegungen auch das Vindelizische Gebirge beteiligt gewesen sein muß, indem es gegen Südosten um so mehr sich erhob, je mehr der nordwestliche Teil der Scholle einsank, dab also das Vindelizische Gebirge und das ganze süddeutsche Keupergebiet einer Scholle angehörten, die ich Ian a OTSENS — 227° — als Südgermanische Scholle bezeichnen möchte. Wenn man eine erneute Hebung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit annimmt, so lassen sich alle Eigentümlichkeiten, die der mittlere Keuper gegenüber dem Schilfsandstein und den Dunklen Mergeln aufweist, meines Erachtens einwandfrei erklären. Während zur Schilfsandsteinzeit das Vindelizische Gebirge auf weite Erstreckung gegen Osten jedenfalls nur sehr schwach anstieg, so daß die Wasser gröbere Sande zwar bis Franken zu transportieren vermochten, in allen andern Gebieten aber, wo heute Schilfsandstein zutage tritt, nur noch feinstkörnigen tonigen Sandstein ablagerten, setzte mit Beginn des mittleren Keupers jene einseitige Schollen- bewegung ein, welche besonders die östlich Württembergs und Frankens gelegenen Teile des Vindelizischen Gebirges emporhob, indem um eine ungefähr nordöstlich verlaufende Linie als Achse in nordwestlicher Richtung, also ungefähr senkrecht zur Richtung des varistischen Streichens, die Schichten einsanken, während in süd- östlicher Richtung dementsprechend die Landmassen sich höher er- hoben. Aus dem Verlauf der Kieselsandstein- und Stubensand- steingrenze gegen Westen und Norden ergibt sich, daß die klastischen Verwitterungsprodukte vom Vindelizischen Gebirge hauptsächlich un- gefähr gegen Nordnordwesten verfrachtet wurden, daß somit in ent- gegengesetzter Richtung die Hauptmasse des Gebirges sich erstreckt und etwa senkrecht zu dieser Richtung der Kamm des Gebirges sich hingezogen haben muß. Die Mächtigkeit der Ablagerungen des mittleren Keupers nimmt gegen Süden rasch ab, so daß bei Kadel- burg an der badisch-schweizerischen Grenze die Gesamtmächtig- keit desselben kaum noch 15 m erreicht. Das Fehlen wesentlicher Niveauänderungen in diesem Gebiet läßt darauf schließen, daß dort die Schollenachse ungefähr durchlief. Auch muß wenig südlich von diesem Punkt die Südgrenze der Scholle in ungefähr ostwestlicher Richtung verlaufen sein, da die geringe Materialzufuhr zur mittleren Keuperzeit nach diesen Gegenden nur durch das Fehlen eines gegen Süden weiter ausgedehnten Gebirges erklärt werden kann, obwohl die beträchtliche Korngröße des klastischen Anteils der Ablagerungen auf eine hohe Transportkraft der einst dort fließenden Gewässer und somit auch auf eine relativ beträchtliche Neigung bezw. auf große Nähe des Ausläufers des Vindelizischen Gebirges schließen läßt. Östlich von diesen Gegenden hat das Gebirge — im Maximum etwa südsüdöstlich Augsburg — zu beträchtlichen Höhen sich erhoben, bezw. ein weitgedehntes Hinterland besessen, da aus dieser Richtung die 15* — 2 — Hauptmasse der klastischen Ablagerungen stammt. Weiterhin gegen Nordosten hat das Gebirge an Höhe abgenommen, oder es fehlte an nordwestlich gerichteten Abflußlinien, weil im östlichen Thü- ringen viel geringere Ablagerungen klastischen Materials auftreten, als bei gleichbleibender Gebirgshöhe bezw. bei gleichstarker Zu- führung von Sandmaterial zu erwarten wären. Durch die Hebung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit stiegen die Winde höher als bisher an dem aufragenden Bergland empor, konnten sich dadurch abkühlen und wurden so veranlaßt, ihre Feuchtigkeit niederzuschlagen. Man kann sonach mit größeren Regenmengen rechnen, als vor der Hebung am Vindelizischen Gebirge sich ergossen. Infolge des vergrößerten Ge- fälles wurde zugleich die Erosion neu belebt. Die Wasser strömten in rascherem Lauf gegen Norden und Westen ab und führten die Verwitterungsprodukte des aus Urgestein bestehenden Berglandes mit stärkerer Stoßkraft ins Vorland als zur Schilfsand- steinzeit. Sand und Ton wurden von den rasch fließenden Wassern getrennt, der Sand in Bänken abgesetzt, der Ton in ruhigen Buchten der Flußläufe angehäuft oder weiter hinaus in die Flachsee getragen. Das Einsinken der Schwäbisch-fränkischen Scholle erfolgte während der Bildungszeit der unteren Stufen des mittleren Keupers langsamer als zur Stubensandsteinzeit, wie aus der rascheren Mäch- tigkeitszunahme des Stubensandsteins gegen Norden gegenüber den tieferen Stufen des mittleren Keupers hervorgeht'. Dem entsprechend erhob sich die als Vindelizisches Gebirge zu bezeichnende südöst- liche Fortsetzung der Schwäbisch-fränkischen Scholle. Das besonders rasche Aufsteigen des Gebirges zur Stubensandsteinzeit muß ent- sprechend eine noch größere Erosionsgeschwindigkeit als zur Bil- dungszeit der vorhergehenden Stufen herbeigeführt haben, da die bedeutendere Erhebung größere Niederschläge und die stärkere Nei- gung des Geländes eine kräftigere Frosionstätigkeit der rasch dahin- eilenden Wasser verursacht haben mag. So erklärt sich auch am besten, daß die Sandsteine gerade zur Stubensandsteinzeit über so gewaltige Flächen, wie oben dargelegt wurde, transgredierten. An das Ende der Stubensandsteinzeit lege ich eine längere Pause in der Zufuhr weiterer Sedimente vom Gebirge”. Auch scheint die einseitige Austiefung des Meeresgrundes allmählich nachgelassen 1 Diese Jahresh, 1910. S. 52 £f. ? Diese Jahresh. 1910. S. 51 und 53. 229 — und endlich ganz aufgehört zu haben, so daß die Knollenmergel weithin in ziemlich gleicher Mächtigkeit sich ablagern konnten. 3. Beziehungen zwischen dem germanischen und alpinen Keuper. Im Anschluß an die vorstehenden Ausführungen sei es mir gestattet, Vergleiche mit den dem germanischen Keuper entsprechen- den Stufen in den Alpen zu ziehen. Da die stratigraphischen Parallelisierungsversuche auf paläontologischer Grundlage bisher zu eindeutigen Resultaten nicht geführt haben, so war es angezeigt, mittels petrographischer und tektonischer Vergleichsmomente eine Vergleichung der germanischen und alpinen Keuperablagerungen zu versuchen. „Die Parallelisierung von alpiner und außeralpiner Trias ist noch immer mit mancher Unsicherheit behaftet. Wie Mo,sısovics hervorgehoben hat, kennen wir bis jetzt mit Sicherheit in den Alpen nur die Äquivalente von drei Horizonten der deutschen Trias, näm- lich des Röts, des unteren Muschelkalks (der Trinodosus-Zone) und der rhätischen Stufe“!. Über der Trinodosus-Zone folgt die ladi- nische Stufe mit den Reiflinger Kalken bezw. den Partnachschichten bezw. dem Wettersteinkalk und -dolomit in den östlichen Nordalpen, den Buchensteiner, den Wengener und den Üassianer Schichten in Südtirol. In die Ablagerungsperiode der Buchensteiner Schichten fallen erstmals vulkanische Eruptionen in den Südalpen, die während der Wengener Zeit ihr Maximum erreichten. Während der Über- sangszeit von der ladinischen zur karnischen Stufe erfolgten er- neute vulkanische Ausbrüche. Die Raibler Schichten bezw. deren Äquivalente, die zur karnischen Stufe gehören, enthalten in den östlichen Nordalpen u. a. Sandsteinlager, die sich im Bündener, oberbayerischen, Berchtesgadener und Lunzer Faziesbezirk nach- weisen lassen”. Der norischen Stufe gehört der Dachsteinkalk bezw. Hauptdolomit an, der rhätischen Stufe der rhätische Dach- steinkalk bezw. die Kössener Schichten °. Schon bei der Parallelisierung alpiner Triasschichten mit dem deutschen oberen Muschelkalk gehen die Ansichten auseinander. i Kayser, Lehrbuch der Geologie. 3. Aufl. 1908. S. 358. * Beiträge zur Kenntnis der alpinen Trias. II. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1898. S. 695 — 761. ” Lethaea geognostica. II. Bd. 1. Teil. Die alpine Trias des Mediterran- gebietes, bearbeitet von G. v. Arthaber. 1908. S. 223—472 und Vulkanismus der alpinen Trias. S. 547 £. — 2 — Während z. B. Kayser die Buchensteiner Schichten ziemlich tief in den Muschelkalk stellt ', läßt Benecke die Bildung des Haupt- muschelkalks und der Buchensteiner Schichten zeitlich zusammen- fallen’. Auch Koren vertritt diese Auffassung? und Frecu und Wysocorski ziehen die Buchensteiner Schichten stratigraphisch gleich- falls zum germanischen oberen Muschelkalk*, wenn auch die Auf- fassungen der genannten Forscher über die Parallelisierung der oberen Grenze der Buchensteiner Schichten mit einem bestimmten Horizont der germanischen Trias etwas differieren. Obgleich die Buchensteiner Schichten im petrographischen Habitus, z. B. am Schlern, dem Nodosus-Kalk genau gleichen, so ist doch eine Zu- rückhaltung in der Parallelisierung zu üben, weil wir es in diesem Falle nur mit Konvergenzerscheinungen zu tun haben, die durch weitverbreitete andersgeartete Schichten gleichen Alters der nord- alpinen Trias voneinander getrennt sind. Ungefähr mit dem Beginn der Wengener Zeit muß, wenn man Hauptmuschelkalk und Buchensteimer Schichten als ungefähr gleichaltrige Ablagerungen auffaßt, die Bildung des Trigonodus- Dolomits oder der Lettenkohle eingesetzt haben. Höchst merk- würdig erscheint unter dieser Voraussetzung, daß einerseits mit Ausgang der deutschen Muschelkalkzeit ein Abschluß des germa- nischen Meeres gegen das Weltmeer und damit eine Hebung des Vindelizischen Rückens angenommen werden muß, und daß anderer- seits für die Wengener Zeit in der heute in Südtirol lagernden Triasscholle ein Maximum vulkanischer Tätigkeit nachweisbar ist. Da Vulkanismus und Tektonik häufig zueinander in Beziehung stehen, so erscheint dieses Zusammentreffen vulkanischer Tätigkeit, wenn auch an einem vom Vindelizischen Gebirge fern gelegenen Orte, mit tektonischen Verschiebungen im Grenzgebiet zwischen dem ger- manischen und alpinen Triasmeer als nicht rein zufällig. Einen paläontologischen Anhalt für die Berechtigung oder Nichtberechtigung der Parallelisierung Wengener Schichten = Letten- kohle gibt es nicht. „Nach alpinen Formen sucht man vergebens“, sagt ZELLER von der Lettenkohle’”. Doch meint er weiter unten, 3 0, 10a Ser ? Lettenkohlengruppe und Lunzer Schichten. Ber. d. Naturf. Ges. 1897, S. 140. > Führer durch die Sammlungen des geol.-min. Inst. in Tübingen. 1905. 8. 39. * Lethaea a. a. O. Tafel S. 550. ° Beiträge zur Kenntnis der Lettenkohle und des Keupers in Schwaben. Inaug.-Diss. und N. Jahrb. f. Min. etc. 1907. Beil.-Bd. XXV. S. 117. es „könnte die Lettenkohle mit den Partnachschichten bezw. den Wengener Schichten mit Pflanzen und Sandsteinen zu parallelisieren sein“ '. Wenn auch diese stratigraphische Gleichstellung meines Er- achtens höchst wahrscheinlich richtig ist, so möchte ich doch dar- auf hinweisen, daß nach den neueren Untersuchungen Sandsteine im Bereich der Wengener Schichten in den Nordalpen fehlen®. Da ZELLER diese Bemerkung ohne nähere Erläuterungen macht, so kann ich nur vermuten, daß er damit den Lunzer Sandstein oder die pflanzenführenden Sandsteine meint, welch letztere GünßBEL aus der Gegend von Partenkirchen beschrieb®?. Beide werden jetzt der Raibler Stufe zugerechnet‘. Nur bei einem Sandsteinvorkommen am Paß Sü Som ist es zweifelhaft, ob die Schichten zum Arlbergdolomit oder zu den Raibler Schichten gehören’. Während seit der Bildung der unteren alpinen Trias grob- klastische Ablagerungen fehlen, finden sich zur Raibler Zeit ın weiten Bezirken der Nordalpen Sandsteine ausgebildet. Auf Grund von eingehenden vergleichenden Untersuchungen über die Fazies- bezirke der Trias in den Nordalpen schließt Böse: „Am Ende der ladinischen Zeit beginnt im Westen wiederum eine Hebung. Im ganzen westlichsten Teil der Ostalpen beginnen Sandsteinabsätze, diese Hebung nimmt nach Osten zu, so daß sich im mittleren Teile der Raibler Zeit überall Sandsteine bilden. Die Raibler Zeit ist eine Periode energischer Gebirgsbildung. Am Ende der Raibler Zeit tritt wieder eine ruhige Senkung ein, und es bilden sich die großen Kalk- massen, welche wir als Raibler Kalk, Dachsteinkalk, Hauptdolomit usw. kennen gelernt haben“°. Böse nimmt also für die Raibler Zeit ein im Westen sich aufrichtendes Gebirgsland an, von dem das alpine Meer klastisches Material bezog. Dieses Bergland dürfte nichts an- deres sein als der Vindelizische Rücken, von dessen östlicher und süd- licher Abdachung die Sande gegen das Weltmeer geführt wurden ‘. aa 02Std: "y. Arthaber,a.a. 0.8. 287 it. 1861. a. a. 078. 21H: *v. Wöhrmann, Die Fauna der sogen. Cardita- und Raibler Schichten in den nordtiroler und bayrischen Alpen. Jahrb. d. k. k. geol, Reichsanst. 1889. S. 242. — v. Arthaber, a. a. O. Tafel S. 254. SeBröisier a. 2. 08.1008 ° Beiträge zur Kenntnis der alpinen Trias. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1898. S. 752, ’ Vergl. auch Benecke, Die Stellung der pflanzenfübrerden Schichten von Neuwelt bei Basel. Centralbl. f. Min. ete. 1906. S. 8. u a Was Böse von den Raibler Schichten sagt, stimmt genau auch für die Bunten Mergel und den Stubensandstein. Nie wurden nach der Muschelkalkzeit vom Vindelizischen Gebirge die Sande so weit gegen Norden und Westen ins germanische Keupergebiet transportiert, als zur mittleren Keuperzeit, nie so weit gegen Osten und Süden ins alpine Meer hinaus- getragen als zur Raibler Zeit. Ich glaube sonach annehmen zu können, daß die Bunten Mergel und der Stubensandstein einerseits und die Raibler Schichten anderseits gleichaltrige Ablagerungen sind. Vox WÖHRMAnN! und später Böse waren der Auffassung, daß die Hebung zur Raibler Zeit ungefähr mit den Erdbewegungen der Lettenkohleperiode zusammenfällt.e. Böse schreibt u. a.: „daß m den Alpen die hauptsächlichste orogenetische Bewegung in den An- fang der Raibler Zeit fällt, in der germanischen Trias aber in den Anfang des Keupers (Lettenkohle einbegriffen), und zwar ist beide Male die Bewegung eine hebende; das würde für das Zusammen- fallen der Grenzen zwischen ladinischer und Raibler Stufe und der zwischen Muschelkalk und Keuper sprechen ; daß es kein zwingender Beweis ist, gebe ich gern zu, immerhin spricht der Umstand dafür, daß die ladinische Stufe etwa noch dem obersten Muschelkalk gleich- zustellen ist und vielleicht auch noch dem unteren Dolomit des Keupers?.“ Auch ich nehme, wie schon erwähnt, für die Letten- kohlezeit eine Hebung an, aber ich lege ıhr nicht den Wert bei wie WönHrmann und Böse. Mir erscheinen die tektonischen Ver- schiebungen von der oberen Muschelkalkzeit bis zum Ende der Lettenkohleperiode als geringfügig gegenüber den gewaltigen Wir- kungen der tektonischen Verschiebungen zur mittleren Keuperzeit. Wo wären die Äquivalente dieser 2. Hebung zur mittleren Keuper- zeit zu suchen, wenn diese nicht mit der Hebung zur Raibler Zeit zusammenfällt. Keine Anzeichen deuten auf eine erneute Hebung der randlichen Gebirge des alpinen Meeres zur Hauptdolomit- bezw. Dachsteinkalkzeit hin. Es ist aber nicht anzunehmen, daß die ge- waltigste Hebung des Vindelizischen Gebirges während der ganzen Triaszeit, wie sie im Bereich des germanischen Keupers nachweisbar ist, ohne die Spur einer Einwirkung auf die Ablagerungen der alpinen Trias geblieben wäre. ! Alpine und außeralpine Trias. N. Jahrb. f. Min. ete. 1894. S. 1—50. Eh EL NO) So Lalsı — 233 = Die Lettenkohle erreicht im Maximum 50 m und bleibt meist beträchtlich darunter', der mittlere Keuper dagegen weist weithin Mächtigkeiten von 200—250 m auf?. Schon aus diesen Zahlen läßt sich erkennen, daß bisher der Lettenkohle, die mir nur als kurze erdgeschichtliche Episode erscheint, meist eine viel srößere Bedeutung beigemessen wurde, als ihr gebührt. Dies be- ruht vor allem darauf, daß die Lettenkohle wegen ihres relativen Reichtums an Fossilien von jeher den Geologen viel besser bekannt war als der fossilarme oder fossilleere Keuper, obwohl letzterer die Lettenkohle um ein Vielfaches an Mächtigkeit und sicherlich auch an erdgeschichtlicher Dauer seiner Bildungszeit überragt. Es dürfte somit die Hebung zur Lettenkohlezeit zeitlich nicht mit der zur Raibler Zeit stattgehabten zusammenfallen, sondern in die Bildungs- periode etwa der Wengener Schichten gehören, die Hebung zur Raibler Zeit dürfte aber mit der zur mittleren Keuperzeit ein- getretenen zu identifizieren sein. Für die Parallelisierung Bunte Mergel — Stubensandstein — taibler Schichten, die ich auf Grund tektonisch-petrographischer Vergleichsmomente vorgenommen habe, spricht ferner, daß eine Ana- logie zu dem oben beschriebenen mutmaßlichen Zusammenhang zwischen vulkanischer Tätigkeit und tektonischen Schollen- verschiebungen auch hier zu beobachten ist, da die Raibler Zeit für Südtirol eine Periode vulkanischer Ausbrüche, für das Grenz- gebiet zwischen der germanischen und der alpinen Trias, nach den beiderseitigen Ablagerungen zu schließen, eine Periode beträchtlicher Hebung war. Auch die paläontologischen Defunde widersprechen meiner Auffassung in keiner Weise. Zwar wird heute noch allgemein, so bei Kayser, FRECH, ZELLER, der Beginn der Raibler Schichten ent- weder in die Lettenkohle oder höchstens an den Anfang des Gips- keupers gelegt, Kayser und FrrcH lassen mit dem Gipskeuper sogar den Hauptdolomit beginnen. Tuürach?® und BEnEckE‘ setzen auf Grund der von ihnen vertretenen Identität der Myophoria raibliana Bov£ et DesuayEs sp. aus dem deutschen Gipskeuper mit der M. Kefersteini Müxst. sp. aus den Raibler Schichten diese beiden Stufen in stratigraphische Parallele. Zeuter hat jedoch erneut dar- Aell\e®, &% 2% OL 8 88 in ” Vergl. die beigegebene Kartenskizze. 72022. 0 11. Jahrey Ss. 88 BL 92 02 S29: auf hingewiesen, daß: die Identität der beiden Formen immer noch recht fraglich ist!. Er ist überzeugt, daß man die früheren Ver- suche von SANDBERGER, NIES u. a., alpine Fossilien in der Lettenkohle und im Gipskeuper nachzuweisen, streichen müsse ?. Waagen endlich hat in eingehendster Weise dargelegt, daß seiner Überzeugung nach „von einer spezifischen Übereinstimmung der Raibler und Hütten- heimer Formen und damit einer Einwanderung derselben aus dem alpinen Ozean in das germanische Becken nicht die Rede sein“ kann’. Es sind somit die bisherigen Versuche, durch paläonto- logische Erfunde den Gipskeuper mit den Raibler Schichten oder einer anderen Stufe der alpinen Trias stratigraphisch zu identifizieren, als mißlungen anzusehen. Erst über dem Schilfsandstein sind aipine Einwanderer ge- funden, die, soweit sie einwandfrei bestimmbar sind, Formen aus den Raibler Schichten entsprechen, so Avicula gansingensis ALs., Myophoria vestita Aup., Trigonodus keuperinus Bere. sp., Cardita (Grümbeli Pıcnı.*. Durch meine Untersuchungen über die Stellung der Gansinger Fauna im germanischen Keupergebiet ist sehr wahr- scheinlich gemacht, daß die Gansinger Fauna — gleichwie die der Ochsenbachschicht — dem Stubensandstein angehört. Es würde somit der Stubensandstein auch nach den paläontologischen, nicht nur nach den petrographisch-tektonischen Befunden, mit den Raibler Schichten in Parallele gehören. Wenn man die Bildung der Buchensteiner Schichten mit dem Ausgang der Muschelkalkzeit abschließen, die der Raibler Schichten mit der Gipskeuperzeit beginnen läßt, so müßten die Faunen der Wengener und Cassianer Schichten zusammengenommen während der Lettenkohlezeit sich weiter gebildet haben. Dies halte ich für unmöglich, da mir die Lettenkohleperiode als nur relativ kurz- dauernde erdgeschichtliche Periode erscheint. Ein doppelter Faunen- wechsel erfordert eine viel gewaltigere Zeitspanne. Dieser ent- sprechen die Ablagerungen der Lettenkohle und des mächtigen Gips- keupers zusammen viel eher. Wollte man weiter die Annahme für richtig erachten, daß während der Gipskeuperzeit der Hauptdolomit eimsetzte, so würde ch Ei (O), for Ben 2585 N 8% I) > Die Lamellibranchiaten der Pachycardientuffe der Seiser Alm. Abhandl. d. geol. Reichsanstalt. 1907. Bd. XVII. Heft 2. S. 73. Zeller, ara. 0, Tafells. 106. yreajoyasup 191340) RJUODDERLEIGE A9dU9M A9A0JU|) | MEM-SNSopoN | IWOLO(T-SrponoBU« ], Syoyuapor] | odnaysdın UTOISPUBSFILUOS DSLON Syund nn —— (ePFUawwesnz) USIITYOS dEulsgsuayang OyJeM AOdurptoy "UONILNOSUIrUNIE] | | ua4y9LyaS A9uadua M ‘JIWoJop- pun NIEAULISA9II9 M UaJUOIyOS AOuRısst,) 9yuojwammby vayı pun ostarperg a [9I19M Yung uo4yargag Tolge DELETE a 2 2 | daduoy UISpUBsuDgngg AOA9JIyTN 5 = nr ae Pmemsenzug - — _— = — = = (suyery) | Be ae BB — y[eyursgsuore] pun Jrwojopgduey USPLION [9319Wu9[JouMy | | 19du9M 190g) | geyuy YENWIOISYIeq AOYISTRyYy pun uoyydryag TAU9SssoM | yosıyeyy | | UOSUNTLOIA V | puejydsgnoppus uodjep.ıIoN uadjepns uarugs 'sıiednay ueyasTuew1es pun ueuldfe sep JunIepealHg es damit unmöglich, die Fauna des mittleren Keupers und die der Raibler Schichten miteinander in direkten zeitlichen Zusammenhang zu bringen. Wo wäre dann die Raibler Fauna, die nach jener Auf- fassung während der Gipskeuperzeit im alpinen Triasmeer einer anderen Platz machte, während des restlichen Teiles der Gipskeuper- periode und während der Schilfsandsteinzeit geblieben, wenn sie als neu eingewandert erst in den Schichten über dem Schilfsandstein im germanischen Meer wieder in die Erscheinung tritt? Nichts hindert also, die Parallele: Bunte Mergel + Stubensandstein = Raibler Schichten zu ziehen, im Gegen- teile sprechen selbst die beiderseitigen Faunen für die Richtigkeit dieser Auffassung. ZELLER glaubt aus dem Vorkommen bunter Mergel in den Raibler Schichten Südtirols, die den schwäbischen Vorkommen sehr ähnlich sind, annehmen zu können, daß einzelne Horizonte über dem Schilfsandstein sogar in das Gebiet der Alpen hineingreifen!. Aus dem in Abschnitt 1 Gesagten geht hervor, daß zur Buntemergelzeit keinerlei direkte Verbindung in südöstlicher Richtung mit dem alpinen Meer bestand, daß wir es in den bunten Mergeln der Raibler Schichten einerseits, des schwäbischen mittleren Keupers ‘anderseits nicht mit einem durchgehenden Horizont, sondern vielmehr, ähnlich wie bei den Buchensteiner Schichten und dem Nodosus-Kalk, nur mit einer Konvergenzerscheinung zu tun haben. Dem Übergang von der Raibler Zeit zur Hauptdolomitzeit und dem ersten Teil dieser letzteren Periode entspricht vielleicht der Hiatus, der, wie weiter oben (S. 228) schon angegeben, auf der Grenze von der Stubensandsteinzeit zur Knollenmergelzeit anzu- nehmen ist. Die Fortsetzung der Bildung des Hauptdolomits würde somit in die Knollenmergelzeit fallen. Ich möchte also parallelisieren: Hauptdolomit = Hiatus — Knollenmergel. Meine Auffassung betreffs der Parallelisierung des alpinen und germanischen Keupers habe ich in einer Tabelle auf S. 235 sche- matisch dargestellt. 4. Ausdehnung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuper- zeit. UÜberschiebung der Ostalpen. GünseL dachte sich, daß das von ihm angenommene Vinde- lizische Gebirge sich einst über ein Gebiet erstreckte, das, vielleicht 25 6 (0), Ib Julie vom französischen Zentralplateau ausgehend und bis zum Südende des Böhmerwaldes reichend, in Süddeutschland als voralpines' Gebirge an Stelle der jetzigen Bayerisch-schwäbischen Hochebene sich erhob. Darnach hätte man sich die Nordwestgrenze des ehemaligen Gebirges in Süddeutschland etwa entlang dem Oberlauf der Donau zu denken, während als Südgrenze desselben der Nordrand der Alpen anzu- nehmen wäre. Inwieweit diese Umgrenzung richtig ist, wird sich aus den folgenden Betrachtungen ergeben. Der Nordwestrand des Vindelizischen Gebirges in der Aus- dehnung, wie er zur mittleren Keuperzeit bestand, läßt sich nach dem heutigen Stand der Kenntnisse von der Verbreitung und der petrographischen Ausbildung der entsprechenden Keuperschichten ziemlich genau festlegen. Der Verlauf des Nordwestrandes wurde z. T. schon eingangs auf S. 221 diskutiert; hier sei noch näher darauf eingegangen. Nicht weit südlich von den letzten Ablagerungen des mittleren Keupers in Südbaden und in der Nordschweiz muß sich einst Land hingezogen haben. Die Annahme einer Verbindung des da- maligen Keuperbinnenmeeres mit dem alpinen Weltmeer ist nicht ge- rechtfertigt, da keinerlei petrographische Anzeichen auf eine solche schließen lassen, und die fossilführende Schicht von Gansingen als lokales Vorkommen auf enge Grenzen beschränkt ist®. Es erfolgten in den genannten Gegenden zur mittleren Keuperzeit, wie schon früher aus dem stratigraphischen und petrographischen Aufbau des dortigen mittleren Keupers bewiesen wurde, nur geringe tektonische Verschiebungen, und in den einzelnen Phasen der allgemeinen He- bungen und Senkungen der Schwäbisch-fränkischen Scholle bezw. der Oszillationen des Meeres waren auch die faziellen Differenzen viel geringer als in den nördlich gelegenen Gegenden. Wenn das weiter südlich anzunehmende Festland gleich wie die eben beschrie- benen Gegenden nur geringe Niveauverschiebungen zur mittleren Keupeızeit erlitt, so konnte es nicht wie die weiter östlich gelegenen Gebiete des Vindelizischen Gebirges zu beträchtlicher Höhe sich er- heben, sondern mußte während der ganzen mittleren Keuperzeit ein flaches Land bleiben. Aus der Mächtigkeitsabnahme der Stufen des ! „Voralpin“ wurde von Gümbel und wird hier als geographischer, „präalpin“* als historischer Begriff gebraucht. ?2 Geologie von Bayern. II. Bd. 1894, S. 19 f. ® Geol. und pal. Abh. 1910. S. 261. oe mittleren Keupers gegen Süden muß man annehmen, daß, wenn diese Abnahme sich weiter fortsetzt, in südlicher Richtung Land sich ausbreitete. Aus dem Auskeilen mancher Stufen zwischen den in Südbaden und in der Nordschweiz auftretenden Ablagerungen des mittleren Keupers' kann man schließen, daß dort zu den Zeiten, für die ein Hiatus in jenen Gebieten anzunehmen ist, die zuletzt vorher abgelagerte Stufe als Festland über den Meeresspiegel sich erhob. Die geringe Mächtigkeit der dort noch vorhandenen Stufen und das starke Zurücktreten oder meist völlige Fehlen sandigen Ver- witterungsmaterials in den dortigen Keupersedimenten weist darauf hin, daß vom Festland her nur geringe Mengen Gesteinsschutt gegen Nordwesten transportiert wurden. Es kann somit aus petrographi- schen Gründen zur mittleren Keuperzeit südlich von den eben be- schriebenen Gegenden kein höheres Bergland existiert haben, so daß weder größere Flüsse sich bilden konnten, noch — wegen zu geringer Erhebung des Festlandes über das Meeresniveau — eine nennenswerte Abschwemmung klastischen Matersals stattfinden konnte. Wenn trotzdem bis kopfgroße Dolomitgerölle in den den Stuben- sandstein vertretenden Dolomitbänken des Aargaus sich eingelagert finden, so läßt das nur den Schluß auf Landnähe und damit auf die Möglichkeit zeitweilig rasch fließenden Wassers zu, das gröberes Material transportieren konnte. Die Gerölle des Stubensandsteins liegen dort zudem — bei Baden ist dies einwandfrei beobachtet — an der Basis des Stubensandsteins direkt auf Hauptsteinmergel, also nahe der Grenzlinie, in die ein Hiatus, also eime Zeit fällt, in der das Land nach Norden etwa bis an die südbadisch-schweizerische Grenze über das Meeresniveau sich erhoben hatte. Dieses Flachland, das ich im Gegensatz zu der gewaltigen Erhebung des Vindelizischen Gebirges als Präalpines Festland bezeichnen möchte, hat sich in der Schweiz noch weit nach Süd- westen erstreckt. Kırıan hat die durch dieses ehemalige Festland hervorgerufenen Faziesdifferenzen zwischen den südlich und den nördlich gelegenen Trias- und Juraablagerungen bis gegen Grenoble hin verfolgt ?. Östlich etwa vom heutigen Bodensee erliob sich zur mittleren Keuperzeit das Vindelizische Gebirge zu größerer Höhe und gewal- tiger Ausdehnung. Etwa südöstlich Augsburg mag es seine be- ! Lang, Geol. und pal. Abh. 1910. I ORMEWNSE, 1ER, Er Ei 0, 8 20 — 2289 — deutendste Entwicklung erreicht haben, da aus dieser Richtung, wie schon oben erwähnt wurde und aus der beigegebenen Kartenskizze ersichtlich ist, die größten Mengen des gegen Nordnordwesten ge- führten klastischen Materials stammen, da somit dort das Haupt- einzugsgebiet der vom Gebirge herabströmenden Wasser gewesen sein muß. Ob der Transport der Sedimente durch regelmäßig fließende oder intermittierende Flüsse oder aber durch Wildwasser erfolgte, die weder zu bestimmten Zeiten auftraten, noch ein be- stimmtes Bett, eine bestimmte Richtung einhielten, habe ich schon früher diskutiert '. Die Keuperauswürflinge aus den Vulkanembryonen der Uracher und Kirchheimer Alb deuten an, daß die Keuper- sedimente unter der Jurabedeckung dieser Gegenden fortsetzen. Schlüsse in bezug auf das Vindelizische Gebirge lassen sich meines Erachtens aus ihrer Verbreitung nicht ziehen. Im Ries findet man mittleren Keuper in reichlicher Menge aufgeschlossen. Es muß also der Nordwestrand des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit noch südlich des Rieses gelegen haben. Für sehr wichtig für das Verständnis der dortigen Keuper- ablagerungen halte ich die wiederholte Angabe Branca’s, daß nur Keuperschichten vom Stubensandsten an aufwärts mit Sicherheit nachgewiesen sind, die offenbar das Grundgebirge direkt überlagern. Es ist somit anzunehmen, daß das dortige Grundgebirge während der ganzen Triaszeit -—— wahrscheinlich sogar inklusive der mittleren Keuperzeit, wie wir aus dem Folgenden ersehen werden — Land gebildet hat, das nur wenig über dem Meeresspiegel sich erhob. Durch die Hebung des südöstlich gelegenen Vindelizischen Gebirges wurde auch dieser alte Landzipfel in Mitleidenschaft gezogen, indem infolge der Belebung der Erosion im Gebirge Gesteinsmaterial über das vorher nackt zutage tretende Grundgebirge hinweggeführt und z. T. auch auf ihm abgesetzt wurde. Eine absolute Senkung des Riesgebietes zur mittleren Keuperzeit muß dabei nicht angenommen werden. Auch ist eine Meerestransgression für diese Keuper- transgression über das Grundgebirge nicht notwendig anzu- nehmen. Allein durch die Hebung des südöstlich gelegenen Ge- birges kann und muß diese Transgression erklärt werden, da die im Riesgebiet auftretenden Sandsteine zum mindesten vorzugsweise, wenn nicht ausschließlich, subaörısche, fluviatile Absätze bilden. ! Diese Jahresh. 1910, IV. Abschnitt. — 0 — Weiter gegen Nordosten liegen bei Regensburg! und in der Oberpfalz Keuperablagerungen, die offenbar von dem in der Nähe anstehenden Grundgebirge stammen, Teile desselben direkt über- lagern und allmählich gegen Süden auskeilen. Trürsıcn hat die Vorkommen in der Oberpfalz eingehend beschrieben und ihre Wich- tigkeit hervorgehoben”. Während im nördlichen Teile der Oberpfalz Arkosen aus der Stufe des Gipskeupers das Grundgebirge über- decken, keilen diese gegen Süden aus und nur noch dem mittleren Keuper zuzurechnende Arkosen liegen von Amberg bis zur Boden- wöhrer Bucht direkt auf Grundgebirge. Weiter nach Süden keilen auch diese Ablagerungen auf dem Grundgebirge aus. Es zeigt sich also auch hier, nur noch deutlicher als im Ries, ein Transgre- dieren des mittleren Keupers, und auch hier ist anzunehmen, daß erst infolge der Hebung des Vindelizischen Gebirges im Süd- osten, und ohne daß eine absolute Senkung des Gebietes der süd- lichen Oberpfalz oder eine Überflutung durch das Meer angenommen werden müßte, die Transgression der Sedimente zur mittleren Keuper- zeit über das Grundgebirge erfolgte. Bisher wurde nur zwischen Meerestransgressionen und äolıschen Transgressionen unterschieden. Beide Transgressionsarten äußern sich geologisch darin und sind für den Geologen nur dadurch er- kennbar, daß Sedimente über weitere Gebiete abgelagert werden, als dies vorher der Fall war. Auf das Agens selbst und seine Wirksamkeit wird erst sekundär geschlossen. Nach den in den beiden letzten Abschnitten aufgeführen Tatsachen ist den zwei bis- her bekannten Transgressionsarten als dritte die Transgression fluviatiler Ablagerungen beizufügen. Eine Transgression fluviatiler Sedimente über flaches Festland findet statt, wenn anschließend an das flache Festland die Hebung einer Scholle und damitihre Aufrichtung oder Aufwölbung zu einem Gebirge stattfindet, wodurch die Erosion neu belebt wird und infolgedessen Sedimente in das flache Vorland getragen und auf ihm abgesetzt werden. Im Nordosten der Oberpfalz erhebt sich heute der Bayrisch- böhmische Wald. Seine nördlichen Teile dürften zur mittleren Keuperzeit ähnliche Verhältnisse wie die vom mittleren Keuper heute " Brunhuber, Über die geotektonischen Verhältnisse der Umgebung von Regensburg. Berichte des naturwissensch. Vereins zu Regensburg. V. Heft. 1896. S. 242. 72772190053 7427% — 241 — noch bedeckten Teile der Oberpfalz aufgewiesen haben. Daß Franken- wald und Fichtelgebirge früher von Keuper bedeckt waren, hat Tuüracn wahrscheinlich gemacht. Aus den vorstehenden Abschnitten geht hervor, daß die süd- lichen Teile des Bayrisch-böhmischen Waldes als ein Teil des einstigen Vindelizischen Gebirges aufgefaßt werden müssen. Über den weiteren Verlauf der Nordwestgrenze des Vinde- lizischen Gebirges gegen Nordosten fehlen alle Anhaltspunkte, da weithin durch ganz Böhmen keine Keupersedimente erhalten sind. Doch kann man aus dem raschen Auskeilen der Sandsteine des mittleren Keupers gegen Nordosten, besonders im östlichen Thüringen, darauf schließen, daß vom Vindelizischen Gebirge aus der Gegend des heutigen Bayrisch-böhmischen Waldes nur wenig Sandmaterial in nordwestlicher Richtung ins Vorland verfrachtet wurde. Es dürfte somit die Erhebung des Gebirges bezw. die Größe des Einzugsgebiets der nach Nordwesten abströmenden Wasser in nordöstlicher Rich- tung gegen den Bayrisch-böhmischen Wald zu wesentlich abgenommen haben. Da sich in ganz Böhmen keine Keuperablagerungen finden, und auch die Triasvorkommen bei Bunzlau in Schlesien nicht bis zum Keuper reichen, so ist man für die Rekonstruktion des Verlaufs des einstigen Vindelizischen Gebirges auf Vermutungen angewiesen. In- wieweit die oberschlesischen Keuperablagerungen für diese Re- konstruktionsversuche noch in Betracht kommen, lasse ich dahin- gestellt. Besonders auf Grund des raschen Auskeilens der Sandsteine in Thüringen in östlicher Richtung möchte ich annehmen, daß das Vindelizische Gebirge nordöstlich des Bayrisch-böhmischen Waldes keine beträchtliche Ausdehnung mehr besaß. Vielleicht hat es sich noch weit als flacher Landstrich, etwa analog zu der Ausbildung des Präalpinen Festlandes, gegen Nordosten ausgedehnt. Durch die eben gegebenen Darlegungen ist höchst wahrscheinlich gemacht, daß der Nordwestrand des Vinde- lizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit sich fast ge- nau in gerader nordöstlicher Linie von der Nordschweiz etwa über Augsburg und durch den Bayrisch-böhmischen Wald ungefähr in der Richtung des varistischen Streichens hingezogen hat. Er ist eher zu weit nördlich als zu weit südlich angenommen. " 1, 00E SL al Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 16 Die (scheinbare) Südgrenze des Vindelizischen Gebirges läßt sich nach der petrographischen Beschaffenheit der Keuperablagerungen in den Nordalpen wenigstens einigermaßen genau bestimmen. Nur in den Raibler Schichten sind in den Nordalpen Sandsteine beobachtet, während in der ladinischen und norischen Stufe sich nur Tone, Dolomite und Kalke ausgebildet finden'!. Daraus folet, daß allein zur Haupthebungszeit des Vindelizischen Gebirges Sand so weit ins alpine Triasmeer verfrachtet wurde, daß es die Punkte erreichte, wo die nordalpinen Triasschichten abgelagert wurden. Nehmen wir eine Analogie zu den für den deutschen Keuper gefundenen Ver- hältnissen an, so müssen die nordalpinen Keuperablagerungen fast durchweg als Meeressedimente bezeichnet werden. Höchstens die zum Bündner Faziesbezirk gehörenden Raibler Schichten könnten z. T. als subaerische Bildungen zu deuten sein. Im allgemeinen ist somit jedenfalls der Strand des alpinen Keupermeeres ziemlich weit nördlich der Grenze der nordalpinen Triasablagerungen verlaufen. Der Südrand des Vindelizischen Gebirges muß sonach zur Keuperzeit noch weiter nördlich gelegen sein. Unter der Annahme, daß die Nordalpen als Faltengebirge auf- gerichtet wurden und nicht überschoben sind, schrumpft das Vinde- lizische Gebirge auf einen schmalen, trennenden Gebirgsrücken von unter 50 km mittlerer Breite zusammen, da die durchschnittliche Breite der Bayrisch-schwäbischen Hochebene ungefähr 75 km ist. Ein Bergland von so geringer Breitenausdehnung wäre aber, wie leicht einzusehen ist, nicht imstande gewesen, so große Flüsse bezw. Wassermengen zu erzeugen, wie das nach der Bildung besonders des Schilfsandsteins anzunehmen ist. Auch die Bildung der Sandsteine des mittleren Keupers ließe sich nur durch die höchst unwahrscheinliche Möglichkeit erklären, daß ein Strom von Südwesten oder entgegen- gesetzt von Osten ungefähr in der Haupterstreckungsrichtung des Ge- birges Hoß und plötzlich in seinem Unterlauf im rechten Winkel abbog, um in vorzugsweise nordnordöstlicher Richtung seine Fluten ins ger- manische Keuperland zu ergießen. Selbst unter dieser Voraussetzung ist immer noch die Frage zu lösen, woher dann das Gesteinsmaterial stammt, das ins Keuperland zur mittleren Keuperzeit verfrachtet wurde, und wo das zur Erklärung dieser Tatsache notwendig an- zunehmende große Gebirgssystem sich erhob. Weiter leuchtet ein, daß es kaum denkbar ist, daß ein Gebirge von nur durchschnittlich IB Sem ara 0! eg ca. 90 km Breite selbst bei noch so bedeutender Erhebung infolge seiner Abtragung — und das nur nach einer, der Nordwestseite des Gebirges — derartig gewaltige Massen von Sand, Ton und kristalli- nischem Gestein liefern konnte, wie sie über fast ganz Süddeutsch- land und große Gebiete Mittel- und Norddeutschlands ausgebreitet sind. Ein Blick auf die beigegebene Kartenskizze genügt, um das krasse Mißverhältnis zwischen der angenommenen Breitenerstreckung des Vindelizischen Gebirges und der gewaltigen Ausdehnung allein der Sandablagerungen zu erläutern, die ihr Dasein der Abtragung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit verdanken. Schon diese kurzen Überlegungen ergeben mit größter Wahr- scheinlichkeit, daß die Landbarre des Vindelizischen Gebirges viel zu klein angenommen wurde. Da die Nordwestgrenze des Gebirges im Vorausgehenden sicher ziemlich richtig angegeben ist, so ist es nur möglich anzunehmen, daß das Vindelizische Gebirge weiter nach Süden — über den Nordrand der Alpen hinaus — sich erstreckt hat, als bei den obigen Ausführungen angenommen wurde. Dann können aber die in den Nordalpen liegenden Triasschichten sich nicht mehr an der Stelle ihrer ursprünglichen Ablagerung befinden, sie müssen vielmehr zur Triaszeit weiter südlich abgesetzt worden sein. Ihr Transport an den jetzigen Ort ihres Auftretens erfolgte zur Tertiär- zeit entweder infolge der Bildung liegender Falten während der Ent- stehung der Alpen, oder, wie neuestens aus tektonischen Gründen angenommen wird, durch Überschiebung. Zur genaueren Festlegung der Ausdehnung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit, soweit es das etwa zwischen dem Bodensee im Westen und der Donau bei Regensburg im Osten lie- gende einstige Gebirgsgebiet betrifft, von dem die Hauptmengen des in das germanische Keupergebiet hinausgeführten Materials stammen, habe ich die Masse des vom Vindelizischen Gebirge in der genannten Erstreckung zur mittleren Keuperzeit nach Norden und Westen transportierten klastischen und kri- stallinıschen Gesteinsmaterials zu berechnen versucht. Zu diesem Zwecke war es notwendig, zuerst zu untersuchen, ob die Ablagerungen des deutschen mittleren Keupers ausschließlich vom Vindelizischen Gebirge stammen, oder ob auch von anderen zur mittleren Keuperzeit etwa aufragenden Gebirgen Sedimente ins germanische Keuperland geführt wurden. Man findet noch in Polen, in England, in den Ardennen, am Nordostrande des Zentralplateaus von Frankreich und weit nach Süden bis Spanien und Nordafrika 16* — 244 — Absätze der Binnenmeertrias. Alle diese größeren Festlands- massen sind aber so weit von Süd- und Mitteldeutschland entfernt, daß sie zur mittleren Keuperzeit dorthin kein Ablagerungs- material geliefert haben können. Das ergibt sich auch aus der Verbreitung der Sandsteine des Stubensandsteins, die alle aus südöstlicher Richtung — vom Vindelizischen Gebirge — stammen und gegen Westen, Norden und Osten zwischen tonig-mergeligen Stufen auskeilen, welch letztere Sedimente als die feineren, strand- ferneren Niederschläge des Keupermeeres anzusehen sind. Anders steht es mit der Frage, ob nicht manche der deutschen Mittelgebirge zur Keuperzeit als Inseln sich über den Meeresspiegel erhoben und den zunächstliegenden Sedimenten Gesteinsmaterial bei- mischten. Der Beginn des Aufsteigens des Schwarzwaldes soll sich nach TuüracHh durch eine Untiefe des Meeres schon zur Keuperzeit bemerkbar gemacht haben!. Dies scheint mir nicht erwiesen, da ein Vergleich der neuerdings durch Bronbkach vom südwestlichen Schwarzwald veröffentlichten Profile des mittleren Keupers”® mit solchen aus dem östlichen Südbaden und aus Elsaß-Lothringen gleichartige Mächtigkeiten und allmähliche Übergänge in fazieller Hinsicht ergibt. Besonders infolge des Durchstreichens des offenbar für meerische Veränderungen sehr empfindlichen Hauptsteinmergels? halte ich das damalige Vorhandensein oder die Anfänge der Entwick- lung des Schwarzwalds für ausgeschlossen. Daß hier im Süden des germanischen Keupermeeres das Wasser allenthalben sehr seicht war, sei nicht bestritten. Auch die den Vogesen, dem Odenwald und der Haardt zunächstliegenden Keuperschichten weisen keinerlei fazielle Beson- derheiten oder abnorme Mächtigkeiten auf. All das Land, in dem sie heute aufragen, mag deshalb vom deutschen Keupermeer über- flutet gewesen sein, wie auch — nach den Keuperablagerungen am Rande der Eifel und im Teutoburger Wald zu schließen — die weiten Gebiete, die jetzt das Rheinische Schiefergebirge und das Westfälische Bergland einnehmen. Daß das Fichtelgebirge und der Frankenwald noch nicht existierten, hat Tuürach wahr- scheinlich gemacht‘. Die nach Fazies und Mächtigkeit ineinander 272107, 95990: ° Mitteilungen der bad. geol. Landesanst. ® Geol. u. pal. Abh. TTS A“ — 245 — übergehenden Schichtenfolgen des mittleren Keupers nördlich und südlich des Thüringer Waldes beweisen, daß dieser zur Keuper- zeit noch nicht vorhanden war. Die tertiären Vulkangebirge des Vogelsberges und der Rhön kommen für die Triaszeit nicht in Betracht. Die nördlich und westlich des Thüringer Waldes gelegenen Bergländer sind wegen der in ihnen entwickelten Triasschichten einst Teile des Triasbeckens gewesen. Vom Harz möchte es noch am ehesten unter allen deutschen Mittelgebirgen scheinen, daß er zur Triaszeit sich über das Meeres- niveau erhob. Denn ausschließlich paläozoische und Grundgebirgs- gesteine bedecken heute das Gebirge. In den den Harz umgebenden Keuperpartien deutet jedoch kein Fazieswechsel, kein Auftreten von gröberklastischem Gestein eine einstige Küstennähe der Ablagerungen an. Beweisend dafür, daß der Harz zur Keuperzeit noch nicht exi- stierte, dürfte das Vorkommen einer Keuperscholle bei Thale im Harz sein, in der Ton und Gips — neben dem überall als Sandstein auftretenden Schilfsandstein — als strandferne Bildungen sich finden '. Es ergibt sich somit, daß zur mittleren Keuperzeit, abgesehen vom südlichen Teile des Bayerisch-böhmischen Waldes als nordöstlichem Ausläufer des Vindelizischen Gebirges, kein deutsches Mittelgebirge über den Meeres- spiegel sich erhob oder durch eine Untiefe die Anlage eines solchen bezeichnet wurde, daß somit die heutige Gruppierung der deutschen Mittelgebirge zur mittleren Keuperzeit selbst in ihren Anfängen noch nicht existierte. Somit hat allein das Vindelizische Gebirge das Sedi- mentmaterial geliefert, das zur mittleren Keuperzeit im südlichen und mittleren Deutschland abgesetzt wurde. Bei den folgenden Berechnungen ist als Grenze der vom Vindelizischen Gebirge ins germanische Keuperbecken herabgeführten Gesteinsmassen eine Linie angenommen, die nur wenig außerhalb der Grenze der bedeutendsten Sandstemablagerungen des mittleren Keupers verläuft. Es ist sehr wohl möglich, daß die vom Vinde- lizischen Gebirge stammenden Sedimente noch viel weiter reichen bezw. reichten, daß somit die Grenzlinie dieser Ablagerungen viel zu eng gezogen ist. Doch seien diese außerhalb der angenommenen Grenzlinie gelegenen Absätze des mittleren Keupers als nicht sicher ' Brandes, Vorl. Mitt. über ein Profil im Kohlen- und Gipskeuper bei Thale am Harz. Centralbl. f. Min. ete. 1902. S. 1 ff, und 1904. S. 373 ff. — 246 — vom Vindelizischen Gebirge stammend und deshalb als unsichere Daten von der Betrachtung ausgeschlossen. Die ungefähren Mächtigkeiten des mittleren Keupers sind von einer Reihe von Orten in der beigegebenen Kartenskizze eingetragen. Die beträchtlichsten relativen Erhebungen bilden die Schichten des mittleren Keupers im nördlichen Franken, wo sie 250 m erreichen. Südlich bleibt die Stärke der Abteilung auf 200 und mehr Meter bis zum mittleren Neckargebiet, nord- östlich reicht die 200 m-Zone bis über Koburg hinaus, nördlich noch über den Thüringer Wald hinüber und bis gegen Göttingen hin. In weiten Gebieten außerhalb dieser Zone betragen die Ge- samtmächtigkeiten der Schichten des mittleren Keupers mehr als 100 m. Da die Strecken Nördlingen— Göttingen und Stuttgart — Erfurt eine Entfernung von je ca. 300 km aufweisen und der mittlere Keuper bei Göttingen, Erfurt und Stuttgart je 170—180 m Mächtigkeit er- reicht, so glaube ich der Wirklichkeit nahe zu kommen, wenn ich für die Berechnung der Masse des vom Vindelizischen Gebirge stam- menden mittleren Keupers eine quadratische Fläche von 333 km Seitenlänge und eine durchschnittliche Mächtigkeit von 200 m an- nehme. Dies ergibt eine Masse von ca. 20000 cbkm, die zur mittleren Keuperzeit vom Vindelizischen Gebirge ins deutsche Triasgebiet verfrachtet wurde. Will man berechnen, wie hoch sich das Gebirge einst hob unter der Voraussetzung, daß das Gebirge in seiner Grund- fläche die ganze Bayerisch-schwäbische Hochebene von seiner weiter oben schon festgelegten Nordwestgrenze bis zum Nord- rand der Alpen völlig verdrängte, so ist dafür die Kenntnis des Flächeninhalts dieser Hochebene erforderlich. Man kann diese Ebene als ein Dreieck auffassen, das den Nordwestrand des Vinde- lizichen Gebirges etwa von Aarau in der Schweiz bis ungefähr Cham im Bayerischen Wald, also auf 400 km Entfernung, zur Grundlinie und die Entfernung Regensburg— Salzburg = 150 km zur Höhe hat. Daraus ergibt sich ein ungefährer Flächeninhalt von 30000 qkm. Dabei ist zu berücksichtigen, daß nach den im vorstehenden ge- machten Angaben die Hauptmasse des Vindelizischen Gebirges auf den mittleren Teil der angenommenen Fläche beschränkt ist, daß somit die Grundlinie wohl zu groß gewählt ist. Auch die Höhe des Dreiecks erscheint als zu groß angenommen, wenn man berücksich- tigt, daß, nach den nordalpinen Keuperablagerungen zu schließen. der — #0 — Strand des alpinen Keupermeeres weit nördlich von den nördlichsten dortigen Keuperabsätzen zu suchen ist. Wenn man annimmt, daß das Vindelizische Gebirge sich aus- schließlich da erhob, wo heute die Bayerisch-schwäbische Hoch- ebene sich ausdehnt, also auf dem eben berechneten Gebiet von ca. 30000 qkm Grundfläche, und daß die Masse des vom Gebirge zur mittleren Keuperzeit gegen Norden und Westen weggeführten Materials 20000 cbkm beträgt, so muß sich das Gebirge in allen ; ; 20 000 : > = seinen Teilen um „5099 Km, somit um ca. 650 700 m, gehoben haben. Dabei ist noch weiter angenommen, daß das Gebirge vor der Hebung und nach der Hebung am Ende der ihr folgenden Ab- tragung nicht vorhanden, d. h. dem Meeresniveau gleich war, oder daß es vor und nach der Hebung und der darauf folgenden Ab- tragung genau in gleicher Masse den Meeresspiegel überragte; weiter ist dabei nicht in Betracht gezogen, wieviel Gesteinsmaterial in dieser Zeit nach Südosten ins alpine Keupermeer verfrachtet wurde. Unter der Annahme, daß das Gebirge in allen seinen Teilen in senkrechter Richtung sich hob, ist das Ausmaß der Hebung mit 650—700 m richtig angegeben. Trotz dieser Annahme müßte das aufsteigende Gebirge zu keiner Zeit ein horizontales Plateau mit steil nach allen Seiten abstürzendem Rand gebildet haben, da während der Hebung, die man sich als über geologisch lange Zeiträume er- streckend denken muß, die Erosion die Ränder des Gebirges ent- sprechend dem Emporsteigen abtragen konnte. Nichts spricht jedoch für die Berechtigung der Annahme eines senkrechten Emporsteigens des Vindelizischen Gebirges, da für eine derartige keilfürmige Aus- quetschung der Gebirgsscholle zwischen zwei Widerlagern, durch die ein senkrechtes Emporsteigen erklärt werden könnte, keinerlei stratigraphische oder tektonische Anzeichen im ganzen mitteleuro- päischen Keupergebiet vorliegen. Vielmehr sind, wie im 1. Abschnitt gezeigt wurde, die Be- wegungen der Schwäbisch-tränkischen Scholle und des Vindelizischen Gebirges und die daraus sich ergebenden Verschiedenheiten im Auf bau der Keupersedimente so eng miteinander verknüpft, daß man notwendig an eine Korrespondenz zwischen der Schwäbisch-fränkischen Scholle und dem Vindelizischen Gebirge glauben, d. h. annehmen muß, daß beide Gebiete zur mittleren Keuperzeit eine tektonisch einheitliche Landschaft bildeten, welche die gewaltige Südgermanische Scholle umfaßt. Daraus ergibt sich, daß das Vindelizische Gebirge bei seinem Wiederaufsteigen zur mittleren Keuperzeit eine einseitige Schollen- bewegung ausführte. Das Gebirge stellte also entweder ein einseitig ‚gehobenes Schollenland dar mit steilem Abbruch längs der höchsten Erhebung, oder es bog oder brach die Scholle auf der Kammhöhe ab, um sich weiterhin wieder abwärts zu senken. In beiden Fällen läßt sich der Querschnitt des Gebirges in jeder Phase des Aufsteigens als ein Dreieck darstellen. Da für das Vindelizische Gebirge unter Annahme einer gleichstarken Hebung in allen seinen Teilen — also unter der Annahme eines rechteckigen Querschnitts des Gebirges — 650—700 m errechnet wurden, so muß bei einseitiger Schollenbewegung, d. h. bei dreieckigem Quer- schnitt des Gebirges, die Hebung das Doppelte, also ca. 1350 m er- reicht haben. Man kann somit das Vindelizische Gebirge als liegendes drei- seitiges Prisma auffassen, dessen liegende Fläche gleich der Grund- fläche des Gebirges mit 400 km Kantenlänge und 75 km Kanten- breite (der mittleren Breite der Bayrisch-schwäbischen Hochebene) ist, und dessen beide schiefliegende Seiten in ihrer gemeinsamen Kante, die den Gebirgskamm darstellt, ca. 1350 m über der liegen- den Seite sich erheben. Es bleibt sich dabei gleich, ob man die Firstlinie des Vindelizischen Gebirges mehr in der Mitte des Ge- birges annimmt, oder ob man sich den Gebirgskamm gegen eine Randlinie, etwa gegen den Nordrand der Alpen, verschoben denkt, solange nur die Höhe dieselbe bleibt. Denn die als Querschnitte des konstruierten Prismas sich ergebenden Dreiecke sind bei gleicher Grundlinie und Höhe inhaltsgleich, gleichviel, ob die Spitze der Dreiecke mehr nach rechts oder links vom Mittellot liegend ge- dacht ist. | Bei dieser Berechnungsart ist die Abdachung an den Schmal- seiten außer acht gelassen, durch deren Berücksichtigung sich die Höhe etwas vergrößern würde. Würde man die Grundfläche des Vindelizischen Gebirges nicht als Rechteck, sondern als Dreieck von gleichem Flächeninhalt be- trachten, über dem eine dreiseitige Pyramide aufgesetzt gedacht ist, so würde sich dadurch — bei gleichbleibendem Volumen — die Erhebung gegenüber der Höhe des liegenden Prismas auf das 1'/2- fache, also auf ca. 2000 m erhöhen. Um die Beziehungen zwischen der Grundfläche eines Gebirges, seiner Masse und seiner Höhe deutlich zu machen, seien die eben — ae errechneten Zahlen mit solchen von heute existierenden Gebirgen verglichen. Ein Zweig der Geographie, die Orometrie, befaßt sich mit der zahlenmäßigen Berechnung und Vergleichung der durch die Ge- birgserhebungen gegebenen Daten. Diese Berechnungen bieten schein- bar günstige Vergleichspunkte mit den für das Vindelizische Gebirge gefundenen Zahlen. Trotzdem hinken Vergleiche zwischen jenen geographischen und den eben berechneten geologischen Zahlen. Denn bei jenen ist die Größe der seit der Zeit des Aufsteigens der Gebirge abgetragenen Massen nicht berücksichtigt, während bei dieser geologischen Gebirgsberechnung die etwa noch erhalten ge- bliebenen Gebirgsreste nicht eingerechnet sind und die einstige hori- zontale Ausdehnung des Gebirges, sowie die Gesamtsumme aller von dem zu rekonstruierenden Gebirge abgeschwemmten Teilchen nicht sicher angegeben werden kann. Gerade die Größe der schon ab- getragenen Teile ist aber bei den meisten heutigen Gebirgen eine so gewaltige im Verhältnis zu der Größe des noch erhaltenen Ge- birgrestes, daß zwischen geologischen, aus den abgetragenen Massen rekonstruierten, und geographischen, aus den noch erhaltenen Massen bestehenden, Gebirgen ganz beträchtliche Fehlerquellen enthalten sind. Ich beschränke mich deshalb bei meinen Vergleichen auf den Schwarzwald und ein die Alpen noch wesentlich überragendes, je- doch mit ihnen vergleichbares, hypothetisches Gebirge von durch- ‚schnittlich 200 km Breite und 2000 m Höhe des massiven Plateaus. Die für den Schwarzwald benutzten Zahlen habe ich einer Arbeit Neumann’s, Orometrie des Schwarzwalds, entnommen!. Für einen orometrischen Vergleich des Vindelizischen Gebirges mit dem Schwarzwald sind nur die Zahlen für das Kammvolumen und die relative Höhe des massiven Plateaus der Kämme des Schwarz- waldes geeignet. Das Kammvolumen ist die richtige Vergleichs- größe mit dem Volumen des Vindelizischen Gebirges, da die über der mittleren Sockelhöhe liegenden Gebirgsteile im Durchschnitt gerade mit der unteren Grenze des Gebirges gegen die umliegenden Gebiete zusammenfallen, da also erst von der mittleren Sockelhöhe ab aufwärts das Gebirge als solches in die Erscheinung tritt. Das Sockelvolumen kann für einen Vergleich mit dem Vindelizischen Gebirge nicht in Betracht kommen, da der Sockel die Gebirgsteile umfaßt, die durchschnittlich unter der gegen die umliegenden ! Geographische Abhandlungen, Wien 1886. 1. Heft 2. — 0 — Gebiete abschneidenden Gebirgsgrenze liegen. Die relative Höhe des massiven Plateaus der Kämme ist die Höhe des über der mitt- leren Sockelhöhe aufgesetzt gedachten Prismas, dessen Inhalt gleich dem des Kammvolumens ist. Bei einer größten Länge des Schwarzwaldes von 175 km (Strecke Grötzingen—Basel) und einem Gesamtinhalt der Bodenfläche von 7862 qkm ergibt sich eine mittlere Breite von 45 km. (Man vergleiche die Kartenskizze.) Die relative Höhe des massiven Plateaus der Kämme ist 90,5 m. Unter Annahme eines liegenden dreiseitigen Prismas für die Darstellung des Gebirges ist die Höhe somit doppelt so groß —= 180,6 m zu wählen. Entsprechend der Darstellung des Vindelizischen Gebirges als liegendes dreiseitiges Prismas von 400 km Kantenlänge, 75 km Breite der liegenden Fläche und 1350 m Höhe der oberen horizontalen Kante (Masse — 20000 cbkm) ließen sich die Kämme des Schwarzwaldes auffassen als liegendes dreiseitiges Prisma von 175 km Kantenlänge, 45 km Breite der liegenden Fläche und 180,6 m Höhe der oberen horizontalen Kante (Masse = 699 cbkm). Die Neigung des Vindelizischen Gebirges beträgt bei Annahme der Richtigkeit obiger Zahlen und unter der Voraussetzung, daß der Prismenquerschnitt ein gleichschenkliges Dreieck bildet, somit auf 2 km Entfernung 1350 m, daher auf 1 km Entfernung 36 m oder 3,6 °/o; beim Schwarzwald ist die Neigung unter gleichen Vor- aussetzungen auf 2 km Entfernung 180,6 m, daher auf 1 km Ent- fernung 8,0 m oder 0,8 °Jo. Nimmt man für den Schwarzwald die Breite des Vindelizischen Gebirges an, läßt jedoch die Neigung der schiefliegenden Prismen- flächen gleich (0,8 °/o), so muß, entsprechend der Verbreiterung, auch die Höhe des so vergrößerten Schwarzwaldes wachsen. Es würde also das Verhältnis bestehen: | x: 180,6 = 75: 46. Die Höhe des vergrößerten Schwarzwaldes würde dann betragen: .180,6.75 15 — ca. 300 'm. X Bei Annahme einer Neigung des Schwarzwaldes = 0,8 °/o, aber einer Grundfläche gleich der des Vindelizischen Gebirges würde da- her die Masse des so vergrößerten Schwarzwaldes betragen : 0.300 ca. 30 000 . - „= 4500 cbkm. oe Die Masse des Vindelizischen Gebirges beträgt aber 1,350 iD ca. 30000. — 20.000 ebkm. Somit würde der Schwarzwald bei einer Grundfläche gleich der des Vindelizischen Gebirges aber bei gleichbleibender Neigung nur ca. 3 der Masse des letzteren Gebirges enthalten. Es müßte somit die Höhe des für den Schwarzwald angenommenen liegenden dreiseitigen Prismas, um das Volumen des Vindelizischen Gebirges zu erreichen, 44mal größer sein, als tatsächlich der Fall ist. Hätte also ein Gebirge von den orographischen Formen des Schwarzwaldes in der Bayerisch-schwäbischen Hochebene einst exi- stiert, so hätte es nur $ der Masse des Vindelizischen Gebirges ent- halten. Das Vindelizische Gebirge mußte unter der Voraussetzung, daß es sich nur in der Bayrisch-schwäbischen Hochebene erhob, zur mittleren Keuperzeit relativ 44mal höher, also außerordentlich viel beträchtlicher sich gehoben haben, als die Höhe des Schwarzwalds heute beträgt. Berechnet man ein Gebirge von größeren Dimensionen, als selbst die Alpen aufweisen ', nämlich von einer Höhe des — vom Meeresniveau an gerechneten — massiven Plateaus von 2000 m hei 200 km Durchschnittsbreite, so ist bei Annahme eines liegenden dreiseitigen Prismas, dessen Querschnitt ein gleichschenkeliges Dreieck bildet, die Neigung auf nn km Entfernung —= 4000 m, auf 1 km somit = 40 m oder 4°/o. Ein solches gewaltiges Faltengebirge würde daher die Neigung des Vindelizischen Gebirges mit errechneten 3,6 °/o nur um geringes übertreffen. Da im 1. Abschnitt die tektonische Einheitlichkeit der Schwä- bisch-fränkischen Scholle und des Vindelizischen Gebirges nach- gewiesen wurde, so daß beide Gebiete als Südgermanische Scholle zu vereinigen sind, so muß die Südgermanische Scholle — bei An- nahme einer Neigung des Vindelizischen Gebirges von 3,6 °/o — ent- weder einen sehr steilen Abfall gegen Nordwesten gehabt haben, oder es muß die Scholle gegen Süden stark aufgebogen gewesen sein. Für das Maß der Neigung der Südgermanischen Scholle, wenigstens innerhalb der Ahlagerungsgebiete des germanischen mitt- leren Keupers, lassen sich folgende Anhaltspunkte in den Schichten finden: Zwischen Kadelburg und Rottweil, also auf eine Entfernung ! Vergl. bei Neumanna. a. O. S. 233 die Höhen des massiven Plateaus mehrerer Gebirgsgruppen der Ostalpen. a von 65 km, schwillt der mittlere Keuper von 12 auf ca. 55 m an. Die Mächtigkeitsdifferenz beträgt somit 43 m, was auf die angegebene Entfernung einer Neigung der Scholle in nordnordöstlicher Richtung von ca. 0,067 °/o entspricht. Zwischen Rottweil und Stuttgart schwillt er auf ca. 175 m, also um ca. 120 m an, was bei der Entfernung von 80 km eine Schollenneigung von ca. 0,15 °/o ergibt. Man kann das Anschwellen des mittleren Keupers der Neigung der Schwäbisch- fränkischen Scholle gleichsetzen, da mit Ausgang der Schilfsandstein- zeit und vor Beginn der Ablagerung der tiefsten Juraschichten die Oberfläche des germanischen Keupergebiets als fast völlig ebene Fläche angenommen werden kann. Demnach dürfte die Neigung der Südgermanischen Scholle in nordnordwestlicher Richtung, gleichartige Neigung an alien Stellen vorausgesetzt, im südlichen Württemberg höchstens das Doppelte der eben für die Strecke Rottweil— Stuttgart errechneten, also ungefähr 0,3 °!o, betragen haben. Die geringere Schollenneigung zwischen Kadelburg und Rott- weil läßt auf eine Schollenumbiegung schließen, zumal südlich Kadel- burg die Einflüsse eines nennenswerten Einsinkens bezw. einer ent- sprechenden Hebung der Scholle nicht mehr beobachtet werden. Selbst wenn man annimmt, daß das Vindelizische Gebirge zur mittleren Keuperzeit senkrecht gegen den Nordrand der Alpen ab- schnitt, so daß dasselbe als Prisma dargestellt einen dreiseitig-recht- winkligen Prismenquerschnitt ergeben würde, so würde die Durch- schnittsneigung 1,8 °/o betragen, also den Öfachen Wert gegenüber dem eben berechneten. Da die Südgermanische Scholle im südlichen Württemberg während der mittleren Keuperzeit nur um 0,3°/o gegen Nordnord- westen sich neigte, so müßte, wenn man eine Durchschnittsneigung von 1,8°/o — wie im letzten Abschnitt berechnet — annehmen wollte, eine Aufbiegung der Südgermanischen Scholle gegen die am höch- sten sich erhebenden Teile des Vindilizischen Gebirges erfolgt sein. Die Hebung hätte also an der Nordwestbasis des Gebirges relativ viel schwächer gewirkt als gegen den Kamm des Gebirges, so daß die Scholle kurvenförmig aufgebogen anzunehmen wäre. Unter dieser Voraussetzung hätte sich — bei gleichem Volumen und gleicher Breite — das Gebirge wesentlich höher als auf die früher berech- neten 1350 m gehoben haben müssen. Nimmt man eine durchschnittliche Gesamtneigung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit im Ausmaß von 1,8°/o an, so ist diese Zahl für die Erosion und die Transportkraft der vom Gebirge abströmenden Gewässer ein solch hoher Wert, daß die relativ geringe Korngröße der im mittleren Keuper ab- gesetzten Sande dann kaum erklärt werden kann. Selbst wenn man, unter der Voraussetzung, daß schon während des Aufsteigens des Vindelizischen Gebirges beträchtliche Teile desselben abgetragen wurden, in jeder einzelnen Phase der Hebung ein wesentlich geringeres Gefälle als das eben mit 1,8°/o berechnete annimmt, so ergibt sich, daß dieses Gefälle im Verhältnis zu der schon in Süddeutschland gefundenen Korngröße der Sande als viel zu bedeutend angenommen ist. Der Neckar z. B., der zwischen Rottenburg und Plochingen bis zu kopfgroße Gerölle führt, hat zwischen den beiden genannten Orten ein Gefälle von 0,177 °/o!, also nur etwa den zehnten Teil des für das Vindelizische Gebirge im Durchschnitt berechneten. Der Rhein, dessen Transportkraft zwischen Speyer und Köln noch recht beträchtlich ist, und der erst in Holland nur noch feinen Sand und Schlamm führt, hat von Speyer bis zu seiner Mündung ein durch- schnittliches Gefälle von 0,02°/,. Diese beiden Beispiele dürften be- weisen, daß — ein durchschnittliches Gesamtgefälle von ungefähr 1,8°/o im Vindelizischen Gebirge vorausgesetzt — die Korngröße der klastischen Sedimente des mittleren Keupers in Süddeutschland, also in relativ großer Nähe des Gebirges, viel beträchtlicher sein müßte, als tatsächlich der Fall ist. Die hier angestellten orometrischen Berechnungen und Ver- gleiche vermögen mich nicht ganz zu befriedigen, da zu wenig Voraussetzungen als bestimmt richtig _ angesehen werden können. Immerhin trug die Diskussion der erhaltenen Werte dazu bei, eine Reihe von Unwahrscheinlichkeiten zu beleuchten, die sich ergeben, wenn man als Grundfläche des Vindelizischen Gebirges die Bayrisch- schwäbische Hochebene annimmt. Die Berechnungen haben durchweg ungünstige Resultate, d.h. zu beträchtliche Höhen und Neigungswinkel im Verhältnis zur an- genommenen Grundfläche des Vindelizischen Gebirges, ergeben, und zwar obwohl a) die Masse des vom Vindelizischen Gebirge ins germanische Keupergebiet transportierten Materials eher zu nieder als zu hoch berechnet wurde; ! Begleitworte zu Atlasblatt Kirchheim der geogn. Specialk. v. Württ. 1. Aufl. 1872. S. 61. b) c) d De die Masse der vom Vindelizischen Gebirge ins alpine Keuper- gebiet verfrachteten Sedimente überhaupt außer acht ge- lassen wurde; der Südrand des Vindelizischen Gebirges als mit dem Nord- rand der Alpen zusammenfallend angenommen wurde, wäh- rend er — keine Überschiebungen vorausgesetzt — wegen der Landferne der nördlichsten alpinen Keuperablagerungen ziemlich weiter nördlich verlaufend gedacht werden müßte; das Vindelizische Gebirge als mit Ende der mittleren Keuper- zeit völlig, d. h. bis zum Meeresspiegel, abgetragen ange- nommen wurde, was wohl nur zum Teil, in seinem östlichen Teile sicher nicht der Fall war. Es wurden also für Höhen, Neigungen und Volumina stets die Mindestwerte, für die Grundfläche der Maximal- wert bei den Berechnungen benutzt. Trotzdem ist unter solchen Voraussetzungen e) f De 8) die Durchschnittsneigung des Vindelizischen Gebirges bei Annahme eines rechtwinkligen Dreiecks als Prismenquer- schnitt ca. 1,5°/o, während für den vom süddeutschen mitt- leren Keuper bedeckten Teil der Südgermanischen Scholle nur eine Gesamtneigung von 0,3°/o für die ganze mittlere Keuperzeit gefunden wurde; die Erhebung des Vindelizischen Gebirges bei Annahme der Bayrisch-schwäbischen Hochebene als Grundfläche nur etwa mit den Alpen, also mit einem gewaltigen Faltengebirge, vergleichbar ; die Durchschnittsneigung des Vindelizischen Gebirges viel zu groß im Verhältnis zu der relativ geringen Korngröße der in verhältnismäßig großer Gebirgsnähe in Süddeutsch- land abgesetzten Sandsteine. Endlich erscheint die Annahme eines weitausgedehnten Hinter- landes als Voraussetzung h) für die Bildung des Schilfsandstens, da nur umfangreiche Landmassen ein Flußsystem mit einem so gewaltigen Delta- gebiet wie dem der Schilfsandsteinzeit erzeugen können: für die Bildung des germanischen mittleren Keupers, da schon allein infolge der Landferne der Ablagerungen des alpinen Keupers der Südrand des Vindelizischen Gebirges so weit nach Norden verschoben angenommen werden müßte, daß die Landbarre nur noch ganz geringe Breitenausdehnung — 25 — gehabt und somit nicht ausgereicht hätte, die Herkunft der riesigen ins germanische Keupermeer geführten Sediment- massen zu erklären. Die hier zusammengestellten Untersuchungsergeb- nisse machen es äußerst wahrscheinlich, daß der südöstlich des Oberlaufs der Donau gelegene Teil des Vindelizischen Gebirges weder die errechnete Hebung erreicht, noch in dem angenommenen Flächenraum der Bayrisch-schwäbi- schen Hochebene allein sich ausgebreitet haben kann. Man muß vielmehr annehmen, daß das Vindelizische Gebirge einst sich weit gegen Süden und Osten in das heute von den Alpen überdeckte Gebiet erstreckt hat, und daß die heute in den Nordalpen liegenden Keuper- schichten zur Zeit ihrer Bildung noch weiter südlich ab- gesetzt wurden, als der Südrand des Vindelizischen Ge- birges zu dieser Zeit sich befand. Ihre heutige Lage in den Nordalpen haben sie erst infolge einer späteren ge- waltigen Verschiebung erhalten, welche die Scholle, in der sie eingebettet liegen, von Süden weit nach Norden transportierte. Diese riesige Schollenverlagerung ist, wie die Entstehungsgeschichte der Alpen lehrt, zur Tertiärzeit während der Auffaltung der Alpen infolge von Überschie- bungen vor sich gegangen. Durch diese vergleichenden Untersuchungen über die Stratigraphie und die Tektonik der mittleren Keuperzeit hat somit die für die Ostalpen aufgestellte Überschiebungs- theorie eine weitere Stütze gefunden. Unter der Voraussetzung, daß das Vindelizische Gebirge sich zur mittleren Keuperzeit weit nach Süden und Osten erstreckte, ist es nicht mehr notwendig, bei den Berechnungen mit steilen Nei- sungen des Gebirges und beträchtlichen Kammhöhen zu operieren. Je weiter man die Ausdehnung des Gebirges annimmt, ein desto geringeres Maß von Hebung ist erforderlich, um trotzdem die Erosion gewaltiger Gebirgsmassen zu erklären. Wie oben angegeben, kann die Neigung von 0,3°/o, die in einem Teil der Südgermanischen Scholle tatsächlich gefunden wurde, die beobachteten gewaltigen Erosions- wirkungen zur mittleren Keuperzeit recht wohl verursacht haben. Nimmt man also die für das südliche Württemberg gefundene Neigung der Südgermanischen Scholle von 0,3°o als für die ganze Scholle geltend an, so ergibt sich bei Berechnung des Gebirges als — 256 — liegendes dreiseitiges Prisma, dessen Querschnitt ein rechtwinkliges Dreieck bildet, die Höhe gleich dem 0,003. Teil der Breite des Ge- birges, die mit x bezeichnet sei. Die Länge des Gebirges sei, wie bisher, zu 400 km, das Volumen des zum germanischen Keuperland verfrachteten Materials zu 20000 cbkm angenommen. Die Masse des angenommenen Prismas ist dann: 20.000 = en = oder x? — 3333353, So somit x —_ ca. 1185,km und2 0.003277 e3. 550m: Nach den obigen Voraussetzungen betrug daher die Breite des Gebirges bis zur Kammhöhe ca. 185 km, die Kammhöhe ca. 550 m. Da eine größere Gesamtneigung des Vindelizischen Gebirges als 0,3°/o wahrscheinlich gröbere Korngrößen der Sande in verhält- nismäßiger Küstennähe erzeugt hätte, als tatsächlich in Süddeutsch- land gefunden werden, so dürfte die angegebene Neigung der ein- stigen Wirklichkeit nahekommen. Es dürfte dann auch die eben berechnete Breite und Höhe des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit keine beträchtlichen Fehler in sich schließen. Es hat sich somit die Durchschnittsgrenze des Einzugs- gebiets der zum germanischen Keupermeer hinführenden Gewässer vielleicht 185 km südsüdöstlich der Nordwestgrenze des Vindelizischen Gebirges hingezogen, also noch ca. 100 km über den heutigen Nordrand der Alpen hinausgereicht. Die Kammhöhe hätte also ungefähr da sich erstreckt, wo heute Sterzing und Franzens- feste an der Brennerbahn liegen. Nimmt man für den nach Süden gerichteten Abfall des Vindelizischen Gebirges selbst nur eine geringe Ausdehnung, etwa 20 km, an, so dürfte der Südrand des Gebirges bezw. die Küste des alpinen Keupermeeres frühestens bei ca. 120 km südlich des heutigen Alpennordrandes erreicht worden sein. Die heute in den Nordalpen liegenden nördlichsten Trias- schichten, die im allgemeinen keine sehr küstennahen Ablagerungen sind, mögen sich somit vielleicht 130150 km südlich des Alpen- nordrandes abgesetzt haben. Sollten die hier angenommenen Zahlen zu hoch gegrifien sein, so halte ich es für denkbar und mit den oben festgestellten Möglichkeiten noch vereinbar, daß diese Werte um ein Drittel gekürzt werden. Eine stärkere Kürzung der Werte halte ich für unbedingt fehlerhaft. Man muß somit mit einem Mindestmaß der Überschie- bungen zur Zeit der Auffaltung der Alpen im Betrage von — 2 80—100 km, wahrscheinlich aber mit noch wesentlich höheren Ziffern rechnen. Kurze Zusammenfassung der Resultate. 1. Die Bildung der grobkörnigen Sandsteine des mittleren Keupers im Vergleich mit den feinkörnigen, tonigen des Schilfsandsteins ist nur durch die An- nahme einer Hebung des Vindelizischen Gebirges zur mittleren Keuperzeit erklärbar. 2. Den Bunten Mergeln und dem Stubensandstein des germanischen Keupers entsprechen stratigraphisch die Raibler Schichten des alpinen Keupers, da beide Schichtglieder in ihren dem Festland relativ nahe ge- legenen Ablagerungen die Merkmale einer gewaltigen Hebung desselben aufweisen, da in die gleiche Zeit wahrscheinlich mit den tektonischen Verschiebungen ım Zusammenhang stehende Eruptionen im Bereich der alpinen Trias fallen, und da in den Bunten Mergeln und im Stubensandstein eine Fauna auftritt, welche gsroßenteils mit Formen aus den Raibler Schichten übereinstimmt. 3. Da die Buchensteiner Schichten etwa dem Haupt- muschelkalk stratigraphisch gleichzusetzen sein dürften, so würden die Bildungen der Wengener Schichten und die der Lettenkohle ungefähr gleichaltrig sein. Auf diese Parallelisierung weist auch hin, daß mit Ausgang der Muschelkalkzeit oder mit Beginn der Lettenkohle- zeit ein Abschluß der germanischen Äblagerungen von den alpinen, also eine Hebung der randlichen Gebirge eintrat, und daß in den Wengener Schichten Magmen- ergüsse erfolgten, Erscheinungen, die wohl — wie zur Raibler Zeit — nicht ohne inneren Zusammenhang sein dürften. Es wäre danach ungefähr zu identi- fizieren: Lettenkohle 4 Gipskeuper = Wengener — Öas- sianer Schichten. 4. Aus dem unter 2. Gesagten läßt sich schließen, daß der Hauptdolomit stratigraphisch einem über dem Stubensandstein anzunehmenden Hiatus und den Knollen- mnergeln entspricht. 5. Der Nordwestrand des Vindelizischen Gebirges Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. N ürf —. A erstreckt sich von einem südwestlich bis über den Genfer See hinausreichenden Ausläufer, dem flachen Präalpinen Festland, etwa in nordöstlicher Richtung über den Bodensee, gegen Augsburg und Regensburg und bis über den Bayrisch-böhmischen Wald hinaus. 6. Im Ries und in der Oberpfalz läßt sıch für den mittleren Keuper eine Transgression fluviatiler Ab- lagerungen nachweisen als Folge der zur mittleren Keuperzeit stattgefundenen Hebung desnahegelegenen Vindelizischen Gebirges. 7. Die Hauptmasse des Vindelizischen Gebirges er- hob sich etwa südöstlich von Augsburg, da aus dieser Richtung die Hauptmenge des nach Norden und Westen geführten klastischen Materials stammt. 8. Die zur mittleren Keuperzeit vom Vindelizischen Gebirge nach dem germanischen Keupergebiet trans- portierte Gesteinsmasse beträgt mindestens 20000 chkm. 9. Bei dieser Berechnung ist vorausgesetzt, daß, ab- gesehen vom Vindelizischen Gebirge, in Deutschland kein Festland zwischen den Keuperablagerungen sich erhob. Der Beweis dafür wurde erbracht: Zur mitt- leren Keuperzeit existierte kein deutsches Mittelgebirge mit alleiniger Ausnahme des südlichen Teiles des Bayrisch-böhmischen Waldes. 10. Durch zahlreiche orometrische Berechnungs- und Vergleichungsversuche ließ sich feststellen, daß die unter 8. genannte Masse zu groß ist, als daß da- nach das Vindelizische Gebirge in der Bayrisch-schwäbi- schen Hochebene rekonstruiert werden könnte. Es ‚muß sich einst weit:nach Süden und Osten ausgedehnt haben über Gebiete, auf denen sich heute die Alpen er- heben. 1l. Es sind also die in den Nordalpen liegenden Triasschichten nicht autochthon, sondern von Süden oder Südosten her überschoben. 12. Das Ausmaß der Überschiebung der aladliehhen Kalkzone in den Ostalpen muß mindestens 80—100 km, und- wird wahrscheinlich ganz beträchtlich mehr be- ee neben, 1 j —259 — Bemerkung zu der beigegebenen Kartenskizze. Die in der Kartenskizze eingetragenen stratigraphischen und petrographi- schen Daten habe ich — außer den in der vorstehenden Abhandlung genannten Schriften von Branpes, KrurH, Lang, PRÖSCHOLDT, THÜRACH, TorNguıst — folgenden Arbeiten entnommen: Bach, Profil bei Löwenstein, Begleitworte zur geognostischen Specialkarte von Württemberg, Atlasblatt Löwenstein. 1874. S. 17. : BromsacH, . Beitrag zur Kenntnis der Trias am südwestlichen Schwarzwald. Inaug.-Diss. Mitt. d. bad. geol. Landesanst. 1903. S. 429--484. (GREBE, Über das Ober-Rotliegende, die Trias, das Tertiär und Diluvium in der Trier’schen Gegend. Jahrb. d. preuß. geol. Landesanstalt und Bergakademie, 1881. S. 455—481. LorETZ, Übersicht der Schichtenfolge im Keuper bei Koburg. Ebendort 1895. Ss. 139-181. NAUMANN, Beitrag zur Gliederung des Mittleren Keupers im nördlichen Thüringen. Ebendort 1907. S. 549— 580. SrTEUER, Der Keupergraben von Balbronn. Inaug.-Diss. 1896. Mitt. d. geol. Landesanst. von Elsaß-Lothringen. 1898. S. 195275. StiLLE, Über Steinkohlen im Mittleren Keuper am Teutoburger Walde bei Neuen- heerse. Jahrb. d. preuß. geol. Landesanstalt und Bergakademie. 1900, S. 58—-63. VAN WERVERE, Erläuterungen zu Blatt Saarbrücken der geol. Übersichtskarte von Elsaß-Lothringen. 1906. 3 BIC HEN 3 Sur a op Boa 2 SV Dun ee W Normanıldt az! Beiträge zur Kenntnis des Hauptmuschelkalks. Von G. Stettner in Heilbronn. 1. Ein Muschelkalk—Lettenkohlenprofil von Crailsheim. Aufsammlungen für eine in Heilbronn zu errichtende geologische Pyramide gaben mir im Herbst 1910 Veranlassung und Gelegenheit, die bekannten Crailsheimer Profile ', die mir schon seit Jahren nicht richtig gedeutet zu sein schienen, einmal einer Durchsicht zu unter- ziehen. Wenn mir dafür auch nicht viel Zeit zur Verfügung stand, es also nicht möglich war, auf Einzelheiten einzugehen, so scheinen mir doch die Resultate wichtig genug, um sie hier in Kürze dar- zulegen. Crailsheim gilt seit langem als einer der klassischen Punkte der deutschen Trias. Es ist deshalb auffallend, daß dort bis jetzt fast alle die leitenden Grenzhorizonte des Hauptmuschelkalks noch nicht nachgewiesen sind. Das Vorkommen der Spiriferen- und der Oycloides-Bank ist sowohl nach den Begleitworten zu Blatt Kirch- berg als nach den Mitteilungen des hochverdienten Crailsheimer Forschers Hofrat R. Brezinger unbekannt. Die wichtige Haupt- terebratelbank zwischen Nodosen und Semipartiten ist nicht fest- gelegt. Die veröffentlichten Profile durch den oberen Hauptmuschel- kalk lassen sich mit denen der benachbarten Gebiete nicht in Einklang bringen, so daß hier Crailsheim eine Sonderstellung ein- zunehmen scheint. Insbesondere stimmt die Muschelkalk—Letten- kohlengrenze, wie sie seither in der Literatur für Crailsheim angegeben wurde, nicht mit der sonst in Württemberg üblichen Grenzbestim- mung zusammen. Auch das Lager der von Crailsheim berühmt ge- ! Begleitworte zur geogn. Spezialkarte von Württemberg, Atlasblätter Mergentheim, Niederstetten, Künzelsau und Kirchberg, von Dr. E. Fraas. Stutt- gart, Kohlhammer 1892. Engel, Geognost. Wegweiser durch Württemberg. 3. Aufl. 1908. S. 113. — 2617 — wordenen ÖOphiuren und Asterien ıst in den Profilen nicht so fest- gelegt, daß man in andern Gegenden nach diesen seltenen Fossilien in den entsprechenden Bänken mit Erfolg suchen könnte. Und doch habe ich von einer zweitägigen Begehung den Eindruck mitgenommen, daß vom Muschelkalk der Crailsheimer Gegend weit genauere Profile aufgestellt werden könnten, als dies schon anderswo, so auch von mir für die Gegend von Vaihingen a. Enz!, versucht worden ist, desgleichen daß die Parallelisierung mit den übrigen Landesgegenden wenig Schwierigkeiten bereiten dürfte. Es sind nämlich die sonst in Württemberg nachgewiesenen Grenzhorizonte auch bei Crailsheim aufzufinden; nur sind sie offenbar durchgängig schlecht entwickelt und deshalb seither übersehen worden. Über dem ungewöhnlich reichhaltigen Enerinus-Horizont”?, der heutzutage nicht mehr an dem altberühmten, nunmehr eingegangenen Fundplatz der Gaismühle, sondern besser in den neuen großen Auf- _ schlüssen am Stengelberg und bei Mistlau, Lobenhausen und Kirch- berg studiert wird, und der hier in seiner Oberregion auch schon den Üeratites compressus Phi. führt, wie dies vom Enz-°, untern Neckar-* und Kochergebiet? festgestellt ist, liegt am Stengelberg ganz normal die Spiriferina fragilis. Ich sah sie allerdings nur in einem einzigen Exemplar; die Bank ist also offenbar weit nicht so reichhaltig wie am Kocher und am untern Neckar; sie ist auch nicht so reich an Trochiten und sonstigen Fossilien wie die Spiri- ferenbank von Tullau. Ebenso normal folgt über dem Lager des Ceratites compressus die Üycloides-Bank. Bei den gegenwärtigen Wegbauten zwischen Neidenfels und dem Stengelberg ist sie anstehend gut zu beobachten. Ihre Ausbildung ist allerdings nicht die, wie sie von der Enz und vom untern Neckar mit den Platten voll violett gefärbter Teredratula vulgaris var. cycloides allgemein bekannt ist. Für die oberen Nodosus- bezw. Semipartitus-Schichten gilt bis jetzt folgende Profildeutung: den untern Nodosus-Kalk beschließt eine Bank, die reich an Pecten laevigatus ist, darüber folgen obere Nodosus-Kalke, meist als Kornstein, der von unten nach oben Asterias, ! Diese Jahresh. 1898. S. 305. ? Begleitworte a. a. O. S. 15: ® Diese Jahresh. 1898. S. 306. * Diese Jahresh. 1905. S. 218. ° Diese Jahresh. 1899. S. 385. Auch bei Tullau fand ich den C. com- pressus im Encrinus-Horizont. — 262 — Pemphix und Ophiuren führt: darüber liegt der „Bälsen“ oder „Pelz“ als untere Semipartitus- (dorsoplanus-) Zone und als Hauptterebratel- bank; nun kommt der Vitriolschiefer mit drei Bonebedlagern als Äquivalent der Bairdientone und der oberen Semipartitus-Schichten ; den Abschluß gegen die Lettenkohle bilden EU ch, Tri- gonodus-Schichten. Diese Auffassung des oberen Hauptmuschelkalks hat auch ZELLER ' in seiner Lettenkohlenstudie übernommen. Das ist zweifellos einer der Gründe, weshalb er hinsichtlich der unteren Lettenkohle zu keiner einheitlicheren Auffassung für ein größeres Gebiet ge- langt ist. Meiner Auffassung nach ist für den oberen Hauptmuschelkalk und die untere Lettenkohle (bezw. deren Unterregion) bei Crailsheim folgendes Profil aufzustellen: Bei Sattelweiler: | In zwei Steinbrüchen an der ' Tiefenbacher Straße nach Hofrat R. BLEZINGER: Lettenkohlenmergel 3,0 m Lettenkohlenmergel ca. 0,2 m dolomitische Kalke, etwas | 0,3 m dolomitische Plättchen, leicht glaukonitisch, Mwyophoria verwitternd. Bänke verstärkend. 0,35 m blauer, verwitternd gelb- | licher Kalk (schwarzer | Kalk). | S Goldfussöe und Muschelab- = drücke, die wohl am besten | S als Anoplophora lettica be- 3 zeichnet werden. | 3 ea. 0,9 m Schieferletten,teilweiseauch | 0,3 m glasiger, harter Kalkstein. © festere dolomitische Plätt- z chen und dann die darüber | 0,8 „ gelblicher dolomitischer 5 und darunter liegenden Kalkstein (schwarzer Kalk). S = =) 0,05 m oberes Bonebed, jagstabwärts immer schwächer werdend. 0,46 ,, dunkle Schieferletten, teilweise mit Kalkplättchen 0,04 ,„ mittleres Bonebed, jagstabwärts immer schwächer | „„Vitriol- werdend | schiefer“. 0,45 ,„ dunkle Schieferletten: Zingula tenwissima ı Fr. Zeller, Beiträge zur Kenntnis der Lettenkoble und des Keupers in Schwaben. Inaugural-Dissertation, Stuttgart. E. Schweizerbart’sche Buch- handlung. 1907. S. 22. — Mm — 0,05—0,15 m reichhaltiges glaukonitisches Bonebed mit Myophoria Gold- Tussi, Nautilus bidorsatus. 4 0,5—0,42 m „Pelz“, ein Brockelkalk, der stellenweise, z. B. bei der Helden- mühle, deutlich die Gekrösekalkstruktur zeigt und nicht selten, doch nicht allgemein, sowohl unten .als auch namentlich oben große Terebrateln, zuweilen ein förmliches Terebratelpflaster, außerdem Gervillia socialis, Pecten laevigatus und selten auch Myophoria Gold- fussi enthält. i 0,55 m blaue, meist kristallinische Kalkbänke, zuweilen eisenschüssig oder mit eingesprengtem gelbbraunem Ton, oben stellenweise ein Bonebed mit Ceratodus, Saurierknochen und Fischschuppen, in der tonigen Deckenschale auch Rhyncholiten. Einzelne Bänke mit vielen un- deutlichen Muschelschalen, von denen jedenfalls Myophoria Goldfussi zu erkennen ist. Stellenweise (Teufelsklinge) ist bei der Verwitte- rung ein Wechsel von splitterigen Kalken mit Muschelschalen und von mehr tonig-kalkigen Bänken mit wellig unebener Schichtung noch zu erkennen. 0,85 m weniger feste blaue Kalke, zuweilen brockelig („hodderig‘“), jeden- falls bei der Verwitterung sich uneben plattend und brockelig zer- fallend. Ceratites semvipartitus; auch das große Exemplar in der Sammlung: des Herrn Hofrat BLEZINGER stammt daher; außerdem Gervillia socialis, Pecten laevigatus. 0,40 m lumachellenartiger Kornstein, in dem viele Gervillia socialis, Myo- phoria Goldfussi sicher zu erkennen und Trigonodus Sandbergerv zu vermuten ist. Zone des Ceratites semipartitus. 2,20 m. 0,40 m glatte blaue Kalke mit Gervillia socialıs; einzelne Schalenguerschnitte scheinen zu Terebratula vulgaris zu gehören. 1,05 m blaue Kalke, verwitternd brockelig zerfallend. 0,25 m Kornstein mit einer Stylolithenbank: Asterias (Trichasteropsis) eilicea. 0,75 m blaue Kalke, in denen auch noch Ceratites nodosus in der groben, starkknotigen Form sich findet (am Neckar kennt man diesen aus den Schichten über der Terebratelbank nicht). 0.42 m weniger feste, verwitternd brockelig zerfallende Kalke, im Lie- senden tonig mit Terebratula vulgaris (besonders in der Teufels- klinge),. Nach Angabe der Arbeiter kommen hier gerippte und ungerippte Ceratiten vor, was wohl als eine Übereinstimmung mit dem Vorkommen am Neckar, wo in den Terebratelschichten C©. nodosus, inlermedius und dorsoplanus beisammen auftreten, zu deuten ist!. 0,44 m splitterige Kalke, teilweise eisenschüssig, mit vielen Schalenresten (? Terebratula vulgaris). Zone des Ceralites dorsoplanus. 3 in, ! Anch nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn Hofrat Blezinger kommen (. nodosus und dorsoplanus beisammen vor. — 264 — Das vorstehende Profil ergibt, 1. daß die Crailsheimer Vitriol- schiefer bereits zur Lettenkohle gehören, also weder mit den Bairdientonen noch mit den Schwieberdinger Fossilschichten ' par- allelisiert werden dürfen ?, 2. daß die „Hauptterebratelbank“* ca. 5!/s m unter dem Grenzbonebed vorkommt, also 3. das Profil von Crails- heim keine Sonderstellung im württembergischen Muschelkalk ein- nimmt, 4. daß die Asterien nicht unter, sondern über den Ophiuren sich finden (letztere gehören bereits dem Nodosus-Kalk an). Zur Begründung dieser Anschauung mögen noch einige Profile folgen. Zunächst ein solches von Hall, kombiniert aus dem von Tullau, linke Kocherseite bei der Eisenbahnbrücke, und aus dem von Stein- bach—Hessental, rechte Kocherseite, das sich mit dem von Crails- heim deckt. An beiden Orten haben wir die Kalkfazies der Stufe der Bairdientone vor uns. x m Lettenkohlensandstein. 0,56 m Dolomite und Blaukalke, stark wellig, gekröseartig gebogen, teil- weise splitterharte Lumachellenbänke. 1,10 m Schiefertone mit Bonebed. 0,04 m braunes, eisenschüssiges Bonebed. 0,87 ,, bei Tullau meist splitterharte Lumachellenbänke mit Nucula (QuEN- sTEDT’s Nucula-Bank), Myophorien und (?) Trigonodus; bei Steinbach ein Wechsel von Gekrösekalken mit Splitterkalken. 0,385 m weniger feste, brockelige Kalke mit Tonzwischenlagen, Ceratites semipartitus, vielen Pecten laevigatus und Gervillia socialis. 0,50 m feste Kalkbänke mit Lumachellen: Myophorien, Gervillien, Tri- gonodus. 2,20 mSemipartitus-Zone ca. 3,4 m Dorsoplanus-Zone mit Terebrateln. 4,5 m Intermedius-Zone. Danach kann ‘der „Pelz“ nur als oberste Gekrösekalkbank aufgefaßt werden. Überraschen muß darin freilich die Anhäufung von Terebrateln®. Indessen kommen auch sonst gelegentlich in der Semipartitus-Zone Terebratelanhäufungen vor, ohne daß man be- rechtigt wäre, deshalb von leitenden Terebratelbänken zu reden. ! Diese Jahresh. 1898. S. 202, ” Inzwischen hat dies auch Georg Wagner im Uentralbl. f. Min. etc. 1910. No. 23 nachgewiesen; desgleichen wurde von ihm das untere Urailsheimer Bonebed als Muschelkalkgrenzbonebed festgestellt. ® Schon die Tatsache, daß bereits bei Erkenbrechtshausen, einige Kilo- meter jagstabwärts, der Terebratelreichtum im Pelz verschwunden ist, zeigt den rein lokalen Charakter dieser Terebratelanhäufungen, — 200 ı — Zum weiteren Beweis dafür, daß die Vitriolschiefer und Blau- kalke nicht den Bairdientonen und dem Trigonodus-Dolomit des Muschelkalks entsprechen, diene ein Profil von der Forsthalde bei Kochendorf, also über den Bairdientonen: 1,20 m harte graue Steinmergel und weniger feste Dolomite; unter der untersten dolomitischen Bank 0,01—0,03 m Bonebed. 0,06 dunkler Schieferton. 0,15 „, weniger feste, verwitternd gelbbraun werdende Dolomite; die untere Bank stark glaukonitisch. 0,60 ‚„ gelbbraune und dunkle Schiefertone, nach oben in dolomitische ‘ Plättchen übergehend. 0,45 ,„ graue Steinmergel. 0,06 „ dunkler Schieferton. 0,03 „, Steinmergel mit Fischzähnchen. 0,15—0,2 m dunkle Schiefertone mit einigen Steinmergelbänkchen. 0,01 m Bonehed. 0,28 „ dunkle Schiefertone mit helleren Steinmergelbänkchen. 0,56 m glaukonitische Grenzbank des Muschelkalks mit einem ziemlich schwachen Bonebed. Sodann ein Profil durch die Schiefertone, Bonebeds und Blau- kalke über der Kalkfazies der Bairdientone von Talheim (Heil- bronn), zwischen Sontheim und der Haltestelle Rauher Stich: x m dunkle und gelbbraune Schiefertone. 0,12 „ gelbbrauner Dolomit, darunter 0,01 m Bonebed. 0,10 .,, glasiger, splitterharter Blaukalk mit Glaukonit und unerkennbaren Fossilien, ganz vom Aussehen der Bank von Sattelweiler. 0,12 ,. weniger fester, gelbbrauner Dolomit, teilweise mergelig. 0,55—0,4 m dunkle Schiefertone, nach unten in ebensolche Steinmergel übergehend. 0,02 m Bonehed. 0,30 ,„ dunkle Schiefertone mit gelbbraunen dolomitischen Plättchen, nach oben zuweilen in eine bis 0,1 m dicke dolomitische Bank über- gehend. 0,05 „ zwei durch ein dolomitisches Plättchen getrennte Bonebeds. 0,06 ‚, blauer, verwitternd gelbbrauner Dolomit, Endlich noch ein Profil von Vaihingen a. Enz (Ilinger Mühle): x m Lettenkohlenmergel. „ dolomitische Plättchen. 0,15 ‚„ gelbliche Dolomitbank mit Spuren zersetzten Glaukonits. 0,16 ‚, dolomitische Plättchen und Schiefertone. — 7266 0,08 m splitterharter Dolomit, unten ein Bonebed. 0,20 ,, dunkler Schieferton. 0,05 ‚, Bonebed. 0,18 „ gelbbrauner Dolomit. 0,04 „, dunkler Schieferton. 0,12 m dolomitische Grenzbank des Muschelkalks mit Bonebed und Glau- konit. Man wird daher sagen können, daß die Crailsheimer Vitriol- schiefer bezw. Schiefertone mit ihren Bonebeds und den darüber liegenden Blaukalken eigentlich als Normalform der Entwicklung der unteren Lettenkohle durch weite Gebiete des Landes hin zu betrachten sind. 2. Das Profil durch den Hauptmuschelkalk bei Vaihingen a. E. In diesen Jahresheften, 1898, S. 303 ff., habe ich ein Profil durch den Hauptmuschelkalk von Vaihingen a. E. veröffentlicht, auf das seither in der geologischen Literatur vielfach Bezug genommen wird. Dieses Profil leidet an dem Hauptmangel, daß eine Gliederung des oberen Hauptmuschelkalks damals nicht durchgeführt werden konnte und man sich mit Vermutungen über die geologische Stel- lung der verschiedenen Dolomitmassen begnügen mußte. Sodann stand damals für die obersten Schichten nur ein einziger Aufschluß mit schon stark zersetztem Gestein zur Verfügung, so daß hier das Profil ungenau werden mußte. Inzwischen ist für diese Oberregion ein neuer, guter Aufschluß zwischen der Illinger Mühle und dem Orte Illingen geschaffen worden. Er zeigt nun deutlich den von Kochendorf und Wimpfen her wohlbekannten Wechsel typischer Ge- krösekalke mit Splitterkalken und hat vor allem, zum erstenmal für diese Gegend, den Üeratites semipartitus in einem sehr scharfrückigen Bruchstück geliefert. Endlich hat sich die von mir in diesen Jahres- heften ! ausgesprochene Vermutung über die Schwieberdinger Schich- ten, das Vorkommen der beiden leitenden Terebratelbänke und die geologische Stellung des Trigonodus-Dolomits im wesentlichen be- stätigt. Es wird von hier aus nun wohl auch möglich werden, eine richtige Gliederung der Dolomitmassen im südlichen Württemberg durchzuführen. Ich gebe zunächst ein ! Jahrg. 1905, 8. 204 ff. Beiträge zur Kenntnis des oberen Haupt- muschelkalks. — 260 Profil durch den oberen Hauptmuschelkalk. Lettenkohle. | 2,85 m 3,4 m 3,05 10 m 1,6 ” glaukonitische Grenzbank mit Bonebed und Myo- phoria Goldfusst. wii Gekrösekalk mit Stylolithen. SE Splitterkalk mit Muschelschalen: Myophoria Goldfussi. \ =3 u wellig (gekröseartig) gebogene Brockelkalke mit = n Ceratites semipartitus und Terebrateln. Ze zuckerkörniger Dolomit. plattiger, zerreiblicher Dolomit (Malbsteın) mit Ko- prolithen. 9uoz-snmyındıag uw I0'F ( 1,1 m Malbstein mit. vielen Trigonodus Sand- bergeri, _Mwyophoria Goldfussi, Pecten laevv- gatus. 0,05 m Malbstein mit der oberen Tere- bratelbank. 1,7 , anscheinend fossilleerer, etwas fester \ Malbstein. der „wilde Fels‘, massige Dolomite mit Stylolithen, nach unten mit der 04 m Hauptterebratelbank abschließend. blaue Kalke mit Terebratula vulgaris, Gervillia socialıs. | massige Felsbank eines weichen, zer- reiblichen Dolomits | (Malbstein, sogen. | „Lrigonodus - Dolo- mit“) SuoJuoıpILeg] (gruu -0[]0(T-snpouobi« 7) z0p ayms wg‘ YU0OZ-snund- -05.07 WC]I'C = m —— Te eng Oberregion der Intermedius-Zone mit dolomitischen Kalken (Stylo- lithen) und vielen Tonzwischenlagen, Anhäufung von Gervillien in „Hebräer“-Bänken, Ceratites intermedius neben großen For- men von C. nodosus. Schwieberdinger Hauptfossilbank (Fossilliste siehe diese Jahresh. 1898, S. 146 ff.). tonige Unterregion mit Ceratites intermedius und (©. nodosus, Pfilanzenresten, Discina silesiaca (meine frühere Vermutung, daß C. intermedius noch tiefer vorkommt, hat sich nicht be- stätigt). a —— re „usgyoryog 1adupasgornyag“ UOZ-Snıpaw.apuı7 W Gg'C Nam, Nunmehr ergibt sich (mit einigen sonstigen Änderungen) folgendes Gesamtprofil durch den Hauptmuschelkalk von Vaihingen a. Enz. 2,27 m glaukonitisches Grenzbonebed, Gekröse- und 1,80 „ Lettenkohle. Splitterkalk und Dolomit. Ceratites semipartitus Monte. — Koken’s Stufe des glaukonitischen | Semipartitus- Kalkes. el 2 Zonen... 4,07 m Trigonodus-Dolomit = Koren’s Stufe der Bairdien- | tone. — 268 — 5,15 m Dolomite, mit einer oberen und einer unteren \ Dorsoplanus- Terebratelbank abschliehend. NE Zone Nom) 3,05 ,„ dolomitische Kalke mit Ceratites intermedius E. PrıL. | und großen Formen von Ü. nodosus SCHL., An- häufung von Gervillien in „Hebräer“-Bänken. 1,0 ,, Schwieberdinger Fossilbank. | „Schwie- Intermedius- Zone, 1,6 ,, tonige Schichten mit Ceratites intermedius E. PHIL., berdinger ©. nodosus Scht., Pflanzenresten, Discina_ sile- Schichten‘ 5,65 m siaca (GEIN. 20,3 ,. obere Nodosus-Schichten, besonders nach oben mit den großen, grobrippigen Formen des Ceratites nodosus SCHL. 2,8 ,, Bänke der Terebratula (Coenothyris) eyclordes ZENK. 96 .„, untere Nodosus-Schichten mit Üeratites spinosus E. Phıw. (oben) und Ceratites compressus E. PhıL., Dentalium laeve SCHL. 0,2 ,„ Bank mit Spiriferina fragilıs GOLDF. 6.3 ,, obere Encrinus-Schichten mit wenig Trochiten, Pecten discites ScHhr., Ceratites compressus E. PHiL. 21,6 ,„„ Haupt-Enerinus-Bänke. Enerinus- 5,4 ,, Schichten der Myophoria vulgaris SchL. und Ger- Zone ca. 415 m villia costata ScaL. (Horizont von Haßmersheim), ca.! Im erste Haupt-Encrinus-Bank. ca.! 7 „ petrefaktenarme harte Blaukalke. Nodosus-Zone 32,7 m Anhydritgruppe. Gesamtmächtigkeit ca. 89,5 m. 3. Einige Bemerkungen zu der ‚„‚Vorläufigen Mitteilung über den oberen Hauptmuschelkalk Frankens von Georg Wagner, Künzelsau- Tübingen‘ ?. Ehe man zu den Ergebnissen der Untersuchungen WAGNER'S vollständig Stellung nehmen kann, muß man natürlich die angekün- digte Gesamtarbeit abwarten. Da indes die vorstehend mitgeteilten Profile von Vaihingen, Hall und Crailsheim der Auffassung Wagners teilweise widersprechen und mir auch sonst noch einige Profile zur Verfügung stehen, möchte ich doch schon jetzt einige Bemerkungen dazu machen. Nach Wacner schwillt von Kochendorf aus die Semipartitus- Zone (mit 3,79 m Mächtigkeit°) gegen Süden zunächst bis Sontheim ! Schätzungsweise Zahlen. ® Centralbl. f. Min. etc. Jahrg. 1910. No. 23. S. 771. ° Vergl. diese Jahresh. 1905, S. 212. Wagner gibt die schätzungsweisen Zahlen aus Koken’s Blatt Kochendorf. 269 (Entfernung ca. 13 km) auf 5,20 m an, nimmt aber dann schon bis Talheim (Entfernung ca. 3 km) auf 3,10 m, bis Kleinbottwar (Ent- fernung ca. 14 km) auf 1,80 m oder noch weniger ab; weiter nach Süden keile sie wahrscheinlich ganz aus, und es setze dann nördlich der Enz-Murr-Linie unter der oberen Terebratelbank im .Dorso- - planus-Horizont der T'rigonodus-Dolomit ein, der rasch auf Kosten der Intermedius-Zone anschwelle.e. Von Kochendorf gegen Osten behält nach Wagner der Semipartitus-Horizont etwa bis Kupferzell seine Mächtigkeit (4 m), nimmt zwischen Hall und Kirchberg (Nessel- bach und Ruppertshofen) auf 2 m ab, von da bis Kirchberg (Ent- fernung etwa 6 km) auf 1,2 m und verschwindet bei Crailsheim (Entfernung 9—10 km) bis auf 0,05 m. Die Profilreihe, die mir augenblicklich zur Verfügung steht, zeigt folgende Mächtigkeiten: Vaihingen Wal- Talheim® Kochen- | Bitzfeld Hall ai, a. Enz heim (Heilbronn) | dorf? | (Öhringen) | I | | m m m | mal m m | m Semi- | 7 | = | | , Glauk.-K.j 2,27 2,0 12,05\orco| 1,98]. 9 ro parlus- Baia. | 13 |407 cu. 4 53 \42 174]879 1631961 2,20 | 2,20 Dorsoplanus-Zone .| 5,15 |ca.5.2| 4, 458 | 3,64 |ca.3,40) 3,31 Intermedius-Zone! . oa DO cas ea: 45 | 45 ‚ca. 4,5 ! Entsprechend dem vorstehenden Frofil von Vaihingen a. E. wurde als Unterregion der Intermedius-Zone einheitlich die Tonregion unter der Schwieber- dinger Hauptfossilbank bezw. die Schiefertone mit Fischbonebeds und meist auch Bairdien, die sich von Talheim und Offenau bis nach Urailsheim (Gröningen) nachweisen lassen, in denen zum erstenmal die Iniermedius-Form des Üeratiten auftritt, und von denen aus man sich meist auch am raschesten in den Schichten des oberen Hauptmuschelkalks zu orientieren vermag, festgehalten. ® Vergl. diese Jahresh. 1905, S. 218 ff. Die untere Iniermedius-Grenze wäre dort entsprechend zu ändern. Angeführt mag: hier noch werden, daß bei Talheim neuerdings hart über oder eigentlich noch in der Hauptterebratelbank öfters Krebse gefunden werden. ® Vergl. diese Jahresh. 1905, S. 212. * Mit den Zahlen für die Semipartitus-Zone von Hall und Crailsheim stimmen etwa auch die Mächtigkeitsangaben Wagner’s von Nesselbach und Ruppertshofen (Kirchberg) zusammen. Das angebliche Auskeilen auf der kurzen Strecke Ruppertshofen— Crailsheim ergibt sich gewiß nur dann, wenn man lokale Terebratelanhäufungen in verschiedenen Schichten (bei Erkenbrechtshausen 60 cm, im Hangenden der „hodderigen“ Bank; bei Sattelweiler 25 cm, im Liegenden des „belz“; bei Crailsheim 5 cm, im Hangenden des „Pelz“) gleichstellt. — A) — ‚Daraus ergibt sich: Gegen Süden schwellen sämtliche Schichten an, und der Trigonodus-Dolomit wird nur von der Stufe des glau- konitischen Kalkes überlagert. Gegen Osten nehmen, wie dies im gesamten Hauptmuschelkalk der Fall ist, sämtliche Schichten an Mächtigkeit ab; insbesondere findet sich m der Gegend von Hall und Crailsheim eine Zone mit stark verminderter Mächtigkeit. WasneR kommt zu seinen Resultaten durch das Verfolgen der oberen Terebratelbank. Diese ist allerdings an manchen Orten (z. B. um Kochendorf, bei Bitzfeld) sehr gut entwickelt, an andern dagegen kaum noch angedeutet, so daß man erst tiefer im Dorsoplanus- Niveau auf eine Bank mit Terebrateln stößt; so erkläre ich mir die 5,20 m von Sontheim. Dazu kommt, daß auch im Semipartitus- Horizont gelegentliche Terebratelanhäufungen nicht gerade selten sind, so z. B. eine in der Kochendorfer Gegend über dem Haupt- lager des Üeratites semipartitus, dazu würde sehr gut die Angabe „Talheim 310 cm“ passen!. Ein noch höheres Terebratelvorkommen zeigt das Profil von Vaihingen und vor allem der an Terebrateln stellenweise so reiche Crailsheimer „Pelz“. Man wird daher, solange man die Ceratiten selbst nicht aufgefunden hat, mit Schlußfolge- rungen, die sich auf Terebratelvorkommen gründen, im obersten Hauptmuschelkalk vorsichtig sein müssen. ! Zumal da bei Sontheim und bei Talheim Dorsoplanus- und Semipartitus- Horizont zusammen dieselbe Mächtigkeit von 9 m haben. Beiträge zur Kenntnis des Stuttgarter Keupers. Von Alfred Finckh, stud. chem. Seit einer Reihe von Jahren war es mein Ziel, eine genaue Beschreibung des Keupers in der Umgebung von Stuttgart zu ver- öffentlichen. Nun ist mir Dr. Rıcnarp Lane mit seiner Inaugural- dissertation über den mittleren Keuper im südlichen Württemberg ' zuvorgekommen. Diese Arbeit bietet einen großzügigen Überblick über diese Formation und dabei fand ich sie, soweit ich ihre An- gaben nachzuprüfen in der Lage war, auch in den kleinsten Einzel- heiten in solchem Maß genau und zuverlässig, daß ich ihr nimmer viel hinzuzufügen vermag. I. Die Freihunger Schichten (dunkle Mergel). Den Übergang zwischen dem Schilfsandstein und der „roten Wand“ (untere bunte Mergel, rote Mergel oder Berggipse) bilden die meist dunkel gefärbten Freihunger Schichten, die in der Stuttgarter Gegend eine Mächtigkeit von 3--5 m haben. Lane” sagt richtig, daß ihre Grenze gegen unten sich nicht scharf ziehen läßt, denn der Übergang von den sandigen zu den rein tonigen Schichten geht ganz allmählich vor sich und nicht an allen Orten in der gleichen Weise. Dolomitische Bänkchen, die etwa als Grenze dienen könnten, keilen aber immer rasch aus und liegen meist erst im oberen Teil der dunklen Mergel. Recht scharf ist dagegen bei Stuttgart die obere Grenze der Freihunger Schichten, die oft durch eine harte, grünliche Sandsteinbank gebildet wird, die in ihrem Habitus von den Schilfsandsteinen sich unterscheidet und mehr Ähnlichkeit mit ge- wissen Sandsteinen des mittleren Keupers hat. Auch wo diese Bank fehlt, zeigt das Liegende der roten Wand an allen Aufschlüssen von der Feuerbacher Heide bis zum Glemseck eine 0,”—1,5 m mächtige 1 Rich ara ae Der Mittlere Keuper. im . südlichen reenher Diese Jahresh., Teil I’und II Jahrg. 1909, Teil IH und IV. u 4910. Dort ist. die Wichiigte ‚Literatur. über das Gebiet angeführt. .: i Er ® Lang, Mittlerer Keuper. III, S. 4. — Ma — Lage von weißlichgrünem Zellenmergel in einer Ausbildung, wie er weiter oben im bunten Mergel nur noch selten vorkommt!. Die einzige Möglichkeit, eine überall leicht und sicher er- kennbare Grenze zu ziehen, ist im Liegenden dieser Zellen- mergel.e Obwohl die Fossilien der Freihunger Schichten mehr nach oben zur Lehrbergschicht weisen als zum Schilf- sandstein, dürfte es sich doch für den kartierenden Geo- snosten empfehlen, die Freihunger Schichten von den bunten Mergeln abzutrennen und zum Schilfsandstein zu ziehen’. Von Interesse sind die Fossilien, die ich im Frühjahr 1910 in dem Steinbruch zwischen dem Kochenhof und dem Weißenhof bei Stuttgart fand. Dort kommen in einer 2—3 dm mächtigen, gelb und braun gefleckten, weichen Dolomitbank etwa 2—3 m unter der oben vorgeschlagenen Grenzbank zahlreiche Steinkerne von Schal- tieren vor. Allerdings sind diese so miserabel erhalten, daß es mich nicht wundert, wenn sie bisher übersehen wurden, obwohl in diesem Steinbruch schon seit einem Jahrhundert Sammler nach Ver- steinerungen suchten. Die Muscheln sind in der Regel verdrückt, ihre Schalen sind in Manganmulm verwandelt und die Schlösser sind meist nur in rohen Umrissen zu erkennen. Wahrscheinlich sind nicht mehr als zwei Arten vertreten. Sehr selten sind kleine Schnecken. Ich fand nur ein einziges Exemplar, das vielleicht bestimmt werden könnte. Von Amauropsis (Coelo- stylina) arenacea OÖ. Frass der Lehrberg- und Ochsenbachschicht ist es deutlich verschieden. Wichtiger ist Trigonodus keuperinus BERG., den ich in mehreren S cm langen, doppelschaligen Exemplaren gefunden habe, die den von ZELLER?” abgebildeten genau gleichen, nur viel roher erhalten sind. Daneben kommen vereinzelt kürzere, plumpere Exemplare vor. Kleine, nur 10—15 mm lange Exemplare bilden die Hauptmasse der Fossilien, sind aber nur selten deutlich erhalten. ! „Wenige Zentimeter oder Dezimeter fahlfarbene Mergel“ und „Breccie von vorwiegend toniger Grundmasse.“ Lang, Mittlerer Keuper. III, S. 4. ®? Lang kommt durch seine neuesten Untersuchungen zu demselben Er- gebnis. Siehe: Beitrag zur Stratigraphie des Mittleren Keupers zwischen der Schwäbischen Alb und dem Schweizer Jura. (Geolog. u. paläontolog. Abhandl., herausgeg. von Koken, Bd. IX, S. 1 u. 30.) ® Zeller, Beiträge zur Kenntnis der Lettenkohle und des Keupers in Schwaben. Inaugural-Dissertation. N. Jahrb. f, Min. ete. Beil.-Bd. XXV. Taf. II Fig. 1, 7, 8. a Obgleich Zerzer diese Art in Süddeutschland erst aus der Lehrbergbank kannte, stellte er doch die Vermutung auf, Trigonodus keuperinus (bezw. die anderen Arten dieses Formenkreises, wie der ganzähnliche Trigonodus rablensis Grepter und Z’rigonodus bittneri Waagen), sei „ein brauch- bares Leitfossil für die über dem Lunzer bezw. Schilf- sandstein liegenden Schichten in und außer den Alpen*!. Das hat sich jetzt bestätigt. Auch noch weiter oben im Keuper kommt Trigonodus keuperinus vor. Ich fand ein 4 cm langes, gut bestimmbares Exemplar in dem durch seine Saurierfunde neuerdings berühmt gewordenen Stubensandstein? von Pfaffenhofen im Strom- berg, also noch über der Ochsenbachschicht. li. Chemische Analysen von zwei Steinmergeln des mittleren Keupers. So häufig auch Steinmergel in der süddeutschen Keuperfor- mation auftreten, über ihre Zusammensetzung erfährt man in der Fachliteratur nur wenig’. Eine optische Erforschung ihrer minera- logischen Bestandteile wird durch die ungemein feinkörnige Struktur unmöglich gemacht. Das war für mich die Veranlassung, Analysen von Steinmergeln zu machen‘. Als eifrigen Sammler der schönen Saurier- und Fischreste, die der Lehrbergsteinmergel der Roten Wand (Stafflenberg, Sonnenberg oder Gänsheide) bei Stuttgart lieferte, interessierte mich natürlich in erster Linie dieses Gestein. Eine zweite Probe entnahm ich dem unteren Teil der „oberen bunten Mergel“ (nach Lang, Heldburgstufe), nahe über dem Kieselsandstein im Gewand „Schreiber“ zwischen Heslach und Degerloch. ! Zeller, Beiträge zur Kenntnis der Lettenkohle und des Keupers. S. 104. Die Gleichstellung des Lunzer und des Schilfsandsteins wird übrigens verschie- dentlich angezweifelt. ® Ich stelle diese Saurierschichten ins Liegende des „oberen Stuhensand- steins“ („Stubensandstein in engerem Sinn“) (siehe diese Arbeit, Abschn. III), halte sie also für etwas jünger als die Stuttgarter Belodon-Schicht, die etwas über der Mitte des „unteren Stubensandsteins“ (des „Stuttgarter Belodon-Sand- steins“) liegt. Nach Lang ’s Anschauung, der die Kieselsandsteine des „Scheiter- häule“ für oberen Stubensandstein, nicht für Rhät, hält, würde diese Paralle- lisierung fraglich. (Lang, Mittlerer Keuper. II, S. 54.) ® Analysen der Lehrbergbank eibt Gümbel in der Erläuterung zum Blatt Bamberg der geogn. Karte des Königr. Bayern, und Lechler in den Mittei- lungen der phys.-mediz. Sozietät Erlangen 1892. * Die Analysen wurden im chemischen Laboratorium der Kgl. Technischen Hochschule unter der Aufsicht von Herrn Prof. Dr. Schmidt gemacht. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 15 — Ale Die Voruntersuchung ergab, daß die Steinmergel aus einem Gemenge von Karbonaten und Silikaten bestehen. Deshalb wurden die Proben mit Alkalıkarbonat aufgeschlossen. Die Kohlensäure wurde unter der Annahme, daß Calcium und Magnesium nur als Monokarbonate vorliegen, berechnet und nur einmal zur Kontrolle im GEISSLER'schen Apparat gemessen. Zur Bestimmung des Kali, das übrigens stets weniger als 0,5°/o betrug, wurden größere Proben mit Flußsäure aufgeschlossen. Zur Bestimmung der Phosphorsäure behandete ich 5 g feinst gepulvertes Material mit konzentrierter Salpetersäure, fällte mit Ammonmolybdat und wog als Magnesium- pyrophosphat. Von der Lehrbergschicht nahm ich ein gut gleichartig aus- gebildetes Stück von der Stelle, wo die Versteinerungen vorkamen. Ich fand: NEO an 205,98. PerundaMnese ses er ra ee Spur UELI ER N Re ra 23,08 „, MOON ee s JULSR) OR I ER ee 0,48 SI N re N a 27,02 E:O3S(berechnet)r zes re ru 30,87 „, DEREN Are ea 00 Lee Zusammen 99,09 %/o Demnach wären die Karbonate 41,21 °/o CaCO,, 24,33 „ MgCO, oder 53,29 Jo Normaldolomit, 12,25 „, Caleit, also zusammen 65,54 ° Karbonate. In frischem Zustand ist das Gestein grünlich, das wenige ent- haltene Eisen dürfte also in zweiwertiger Form vorliegen. Mangan bildet in den Klüften kleme Dendriten. Schwefelsaures Baryum konnte ich nicht nachweisen, obwohl Schwerspat ebenso wie Kalk- spat gelegentlich in kleinen Knollen oder Drusen im Gestein ein- gesprengt vorkommen. Das Vorkommen von Phosphorsäure in einem so fossilreichen Gestein ist nicht verwunderlich. Sulfidische Erze habe ich selbst in der Lehrbergschicht nie gefunden, doch soll Blei- glanz vorkommen. Der Steinmergel aus den oberen bunten Mergeln, der sich schon durch seine graue Farbe vom Lehrbergsteinmergel unterscheidet, ist etwas anders zusammengesetzt. Eine feinst pulverisierte Probe löste sich zum größten Teil unter Aufbrausen beim Erwärmen mit ver- dünnter Salzsäure und ergab: N Oloslieher Mei) > 2.227326 IHesunde Mn. 2 207.202.200.02Spur. (OO DE als; ÜEÜER ER ne 14,17, S00, (döslicherz Beil) 22°. 22 Spur CO, (im GEISSLER’schen . Apparat bestimmt) . . . . 40,06 %o, berechnet: 40,23 °/o Unlöslicher Rückstand. . .. 915 „ Zusammen 98,01 °/o Dem entsprechen 56,01%) CaCO,, 29,76 „ MgCO, oder 64,00 °/o Normaldolomit, 21,77 „ Caleit, bezw. 98,18 of. also zusammen 85,77 °o Karbonate. Um über die Zusammensetzung des in verdünnter Salzsäure unlöslichen Schlamms Aufklärung zu erhalten, schloß ich eine weitere Probe von demselben Fundort mit Alkalikarbonat auf und fand dabei: NOS ee 8,82 °/0 Spur 28,55 „, 14,53 Spur Zusammen 97,70 °/o. Hier sind also die Karbonate: 50,98 °/o CaCQ,, 30,51 „ MgCO, oder 66,83 °/o Normaldolomit, 14,66 ‚, Caleit, also zusammen 81,49% Karbonate. „ Die geringe Abweichung in der Zusammensetzung ist bei solchen Sedimentgesteinen erklärlich. Baryumsulfat fand ich auch hier nicht, obgleich am Fundort des Analysenmaterials Schwerspatadern recht 18* — 20 — häufig sind. Interessant ist, daß dort in solchen kleinen Klüften vereinzelt kleine Quarzkristalle und Malachit! vorkommen. Steinmergel können wir also als harte, sehr fein- körnige, kalkreiche Dolomite mit sehr stark wech- selndem Tongehalt bezeichnen. Das Überraschende. an diesem Ergebnis ist der hohe, bis 85°/o betragende Karbonatgehalt. Die typischen Steinmergel der oberen bunten Mergel halte ich für uferferne Sedimente eines flachen, vielleicht sehr salzreichen Binnen- meers. Der höhere Gehalt der Lehrbergbank an Kieselsäure rührt von Verkieselung her. III. Stubensandstein und Knollenmergel. Das von Lang erwähnte Bonebed in den Grenzschichten zwischen den oberen bunten Mergeln und den weißen Sandsteinen bei Gerlingen und Sindelfingen? kenne ich auch vom Südostrand des Stuttgarter Tals, wo an drei Stellen in der untersten Sandstein- bank massenhaft Fischschuppen zu finden sind (auf dem Sattel zwischen Weißenburg und Schillerhöhe; im Gewand „Schreiber“ bei Heslach und in einer Waldschlucht östlich der Militärschieß- plätze). Die über den oberen bunten Mergeln liegenden sandigen Sedi- mente wagt Lang im mittleren Württemberg nicht zu gliedern. Ich bin dafür, in der Stuttgarter Gegend, wie im ganzen Schön- buch von Leonberg bis Tübingen, zwischen dem „unteren“ (Stutt- garter Delodon-Sandstein, Stufe der Ochsenbachschichten) und dem „oberen Stubensandstein“ (Stubensandstein in engerem Sinne) zu unterscheiden. Die Korngröße der Sande kann nicht zur Einteilung verwertet werden; eher geht es noch, wenn man den Karbonat-, besonders den Dolomitgehalt in Betracht zieht, der den unteren Schichten in weit höherem Maß eigentümlich ist als den oberen. Aber auch dies ist nicht zuverlässig, denn ein- zelne dolomitische Bänkchen kommen noch hoch oben vor und namentlich Kalksandsteine, die denen des untersten Stubensandsteins außerordentlich ähneln, deren Kalkgehalt sich aber nachträglich als ! Kupfererze sind in kleinsten Mengen im ganzen Keuper verbreitet, bei Stuttgart kommen sie z. B. auch im Gipsmergel, Schilfsandstein und Stuben- sandstein vor. 2 Lang, Mittlerer Keuper. III, S. 20. ® Ich hüte mich davor, diese Einteilung zu verallgemeinern und auf den ganzen schwäbischen Keuper anzuwenden. 170 m 160 m 150 m 140 m 130 m 120 m 110 m 100 m 70 m 60 m 50 m 40 m 83m 20m 10 m 0 m Rhätsandstein, Knollenmergel. Oberer Stubensandstein (Stubensandstein in engerem Sinn). Unterer Stubensandstein (Belodon-Sandstein). Obere bunte Mergel. Kieselsandstein. Lehrbergschicht. Rote Wand. Dunkle Mergel (Freihunger Schichten). - Normal gelagerter Schilfsand- stein. Gipsmergel, in diese eingesenkt die Flutfacies des Schilfsand- steins. Profil durch den oberen und mittleren Keuper bei Stuttgart. Maßstab 1 : 1000. — Allg. — sekundäre Infiltration herausstellte, hatten Lan! seinerzeit irre ge- macht. Auch das Fehlen jeglicher Bank, die nur einigermaßen durch- geht, haben ihn veranlaßt, auf eine weitere Gliederung der Gruppe der weißen Keupersandsteine zu verzichten. Das Vorkommen von primären Karbonatgesteinen von Steinmergelkonglomeraten und von fossilen Fischen und Mollusken (bei Ochsenbach und Herrenberg), sowie mancherlei andere Erscheinungen weisen aufaquatile Ent- stehung des Belodon-Sandsteins hin, wobei ich vorerst nicht entscheiden will, ob unter aquatil hier fluviatil oder paralisch oder limnisch verstanden werden soll. In dieser Gruppe der belodon- Sandsteine herrscht ein ununterbrochenes Durchein- ander von GesteinenallerArt, in deroberen dagegen, in den Stubensandsteinen in engerem Sinn, sind die Ma- terialien reinlicher ausgesondert. Dort finden wir neben reinen Mergeln reine weiße Sandsteine. Nur für diesen oberen Sandstein nehme ich vorwiegend äolische Bildung an”. Unter den im obersten Stubensandstein häufigen Quarzgeschieben, die ich vereinzelt bis 30 g schwer fand, glückte es mir bei Deger- loch einen deutlichen Windkanter? zu entdecken. Dieser Fund ist allerdings bis jetzt noch vereinzelt. Das Vorkommen dieser, vielfach nur leicht kantengerundeten Gerölle läßt sich nur durch sehr raschen fuviatilen Transport vom Urgebirge her erklären. Auch die Fossil- einschlüsse des oberen Stubensandes sind andere als die des Delo- don-Sandsteins. Fische fehlen ganz, Saurier‘ sind sehr selten, nur knorrige Koniferenhölzer treten gelegentlich auf. Ich befürworte in der Stuttgarter Gegend und den Schönbuch die Abtrennung des unteren Teils der weißen Keupersandsteine unter dem Namen „unterer Stubensandstein“ oder „Stuttgarter Belodon- Sandstein von der oberen Gruppe der Stubensandsteine in engerem Sinn. Aber eine scharfe Abgrenzung wird sich wohl nicht durchführen lassen; ungefähr verläuft die Grenze ! Lang, Mittlerer Keuper, II, 8. 2, und Lang, Über eine Einteilung nichtmetamorpher Sedimente in Tiefenzonen. Centralbl. f. Min. etc. 1909, S. 69. Ferner: Lang, Die technische Verwendbarkeit der Werksteine des schwäbischen Stubensandsteins. Zeitschr. f. prakt. Geologie. XVIII. Jahrg. 1910. Heft 10. ® E. Fraas, Die Bildung der germanischen Trias. Abschn. 4, Schluß. Diese Jahresh. 1900. ° Herr Prof. Sauer, dem ich das Stück übergab, bestätigte es mir als solchen. Siehe Lang, Mittlerer Keuper. IV, 8. 46. * Bei Aixheim und Trossingen liegen die Saurier im oberen Stuben- sandstein. — 279 — da, wo die dolomitischen Gesteine aufhören und die Sonderung der Materialien reinlicher wird. Die Mächtigkeit des unteren Stubensandsteins nimmt von Ost nach West schnell ab. Sie beträgt bei Wangen etwa 45 m, bei Heslach 35 m, bei der Solitude 25 m und bei Leonberg nur noch 15—20 m. Lang ' weist schon auf die wechselnde Mächtigkeit der Knollen- mergel hin, die die Unebenheiten der Stubensandsteinoberfläche aus- füllen. Zur Beobachtung dieser Erscheinung bietet die Umgebung von Stuttgart gute Gelegenheit. Es zeigt sich, daß bei Stuttgart die weißen Sandsteine, Knollenmergel und Rhät zusammen überall etwa 100 m mächtig sind; gegen Westen in der Richtung auf Böblingen wird diese Mächtigkeit viel geringer. Ich fand für die Mächtigkeit der einzelnen Schichten: N Walde Selen Rhät Zusammen Sandsteine mergel Hedelineen., .i....... 75 m 20 m 5m 100 m Brauenkopio.. 0... SU) u 20 „, Dis 105, Bopsenpees a: Sa id, er Ola Deoeroehiae m... 2. 102, a0 % om, 100 ,, Kaltental—Sonnenberg . . | A 0 100, Wasserfälle—Pfaffenwald. OB | 30 DH 1005, Eine talartige Vertiefung der Stubensandstein- oberfläche zieht sich ın ostsüdöstlicher Richtung vom westlichen Pfaffenwald über Kaltental gegen Kemnat. Ähnliche Talzüge werden sich zweifellos im schwäbischen Keuper- gebiet noch öfters nachweisen lassen. ! Lang, Mittlerer Keuper. III, S. 81 ganz unten. Ueber die Tektonik und das Gewässernetz der Um- gebung von Stuttgart. Mit Tafel III. Von A. Finckh, stud. chem. Mit Hilfe der Umgebungskarte von Stuttgart 1:25000 habe ich in den letzten zwei Jahren größere Gebiete im Westen, Süd- westen und Süden der Stadt, so genau als es mir irgend mög- lich war, geognostisch kartiert. Es ist nicht verwunderlich, daß meine Aufnahme, der eine so vorzügliche Höhenkurvenkarte zu- grunde lag, an vielen Punkten ein wesentlich anderes Kartenbild ergab als die alte geognostische Karte 1 :50000 mit ihrer durchaus ungenügenden topographischen Unterlage '. In dieser Kartenauinahme besitze ich nun ein Material, das eine richtige Darstellung der Tek- tonik erlaubt. Zar Darstellung (siehe Tafel) verwende ich das Verfahren, die Höhenlage einer ganz bestimmten Schicht — ich nehme dazu die Grenzschicht zwischen den weißen Keupersandsteinen und den bunten Mergeln; siehe unten! — nach Abdeckung der jüngeren Formationen, bezw. Ergänzung der bereits erodierten älteren, in einem äquidistanten Diagramm darzustellen. Aber die Wahl einer hiefür geeigneten Schicht bietet bei Stuttgart einige Schwierigkeiten. Mein Kartengebiet um- faßt die verschiedenen Terrassen des Keupers von der Lettenkohle bis zur Liasebene. Gerade im Keuper gibt es sehr wenige eben durchlaufende Horizonte. So leicht es auch ist, im Lias für jeden Aufschluß die Höhe der Lias-Rhät- (oder Lias-Knollenmergel-) grenze zu berechnen, im Liegenden des Lias müssen wir gleich 100 m tiefer gehen, um eine Schicht zu finden, mit der man berechnen kann. ' Geognostische Karte von Württemberg 1:50000 und zugehörige Be- gleitworte: Blatt Stuttgart (3. Aufl. 1910), Blatt Böblingen (2. Aufl. 1896), beide Blätter neu bearbeitet von E. Fraas. - a Es ist dies die Grenze zwischen dem .belodon-Sandstein und den oberen bunten Mergeln'. Etwa 20 m tiefer bildet das Liegende des Kieselsandsteins wieder einen eben durchlaufenden Horizont, ebenso nochmals 18 m tiefer das Hangende der dunkeln Mergel. Weder die Grenze zwischen den dunkeln Mergeln und dem Schilfsandstein, noch die zwischen dem Schilfsandstein und den Gipsmergeln können für die Feststellung der Tektonik benützt werden, denn erstere läßt sich meistens überhaupt nicht scharf bestimmen ? und letztere ist in ihrer Höhenlage sehr unbeständig®. Erst das Hangende des Grenzdolomits bildet wieder einen eben durchgehenden Horizont etwa 100 m unter den bunten Mergeln. Zwei tektonische Systeme schneiden sich im schwäbischen Stufenland. Das varistische System macht sich seltener in Ver- werfungen als im langsamen Einfallen der Schichten gegen die Dorau hin bemerkbar. Die großen parallelen Verwerfungen der Filder und des Schönbuchs gehören dem hercynischen System an. Eine der größten von den genannten Verwerfungen, die Filder—Schönbuch- linie, fällt zum Teil gerade noch auf die Karte. Ihre Sprunghöhe beträgt am Südrand der beigegebenen Karte noch 100—120 m, sie sinkt bis zum Westrand der Karte auf etwa 80 m. Wie der Auf- schluß am Rohrer Tunnel einst zeigte, ist die Dislokationsfläche ! Lang nimmt zwar für diese Grenze im allgemeinen Unebenheiten an (Lang, Der mittl. Keuper im südl. Württemb. III. S. 19), doch sind diese nach meinen Beobachtungen bei Stuttgart so unwesentlich, daß sie keine nennens- werten Fehler verursachen. — Für die Keuperschichten benütze ich folgende Nomenklatur: Rhät, Knollenmergel, oberer Stubensandstein (Stubens. in eng. Sinn) weißer Keupersandstein, unterer Stubensandstein (Stuttgarter Belodon- ;, Stubensandstein in wei- Sandstein, Ochsenbachstufe) | obere bunte Mergel (Heldburgstufe) ) Kieselsandstein | Lehrbergstufe | rote Wand (untere rote Mergel Berggipse) J dunkle Mergel (Freihunger Schichten), Schilfsandstein, Gipsmergel. 2 Finckh, Beiträge zur Kenntnis des Stuttgarter Keupers. Diese Jahresh. OT, SE 271: 3 Der Schilfsandstein schwankt im Stuttgarter Tal zwischen O0 und 30 m Mächtigkeit. terem Sinn, bunte Mergel, — 202 — gegen Nordosten geneigt‘. Einen guten Aufschluß bietet das Bett des Katzenbachs, 550 m südlich vom Katzenbachsee, wo Knollen- mergel und Gipskeuper? nebeneinander anstehen. Auch 1km süd- westlich vom Katzenbachhof bei Punkt 489,3 läßt sich die Ver- werfung bequem beobachten. Dort grenzen gelbe Liastone und die Quarzsande des Stubensandsteins aneinander. Annähernd parallel zur Filder—Schönbuchlinie verläuft die Birkenkopflinie in OSO—WNW-Richtung in flachem, gegen N kon- vexem Bogen. Mit geringer Sprunghöhe (Gipsmergel gegen rote Wand) ist sie in einem Hohlweg nördlich von Punkt 348,6 im „Eier- nest“ bei Heslach aufgeschlossen. Im Einschnitt der Gäubahn (dicht bei dem Bahnwärterhaus am Waldrand) liegen obere rote Wand und Kieselsandstein neben den oberen Belodon-Sandsteinen (Sprunghöhe ca. 55 cm). Von hier an tritt die Verwerfung landschaftlich deutlich heraus, denn im Gebiet der tiefer eingesunkenen südlichen Scholle liegt bei 420—430 m ü. M. die Terrasse des obersten Stubensand- steins 25—35 m tiefer als der Kamm des Hasenbergs, der von den obersten Schichten des Delodon-Sandsteins gebildet wird. In ihrem weiteren Verlauf läßt sich die Verwerfung östlich vom Sophienbrunnen erkennen, wo dicht neben Knollenmergel die parallel zur Spalte zer- klüfteten Bänke des unteren Stubensandsteins über den Weg ziehen. Die Böschung der Rotenwaldstraße einige Schritte östlich von der Charlottenbuche zeigt wieder einen guten Aufschluß. Getrennt durch einen etwa 3 m breiten Streifen von rotem Keuperschutt stehen die Mergel der Psilonotenschichten und die untersten Bänke des oberen Stubensandsteins (in engerem Sinn) an, letztere stark zerrüttet. Die Sprunghöhe beträgt hier etwa 60 m. Von hier ab ist es schwer, die Verwerfung zu verfolgen. Zum letztenmal ist sie sicher im öst- lichen Teil der Gallenklinge zu erkennen. Dort hat die Sprunghöhe schon stark abgenommen. Vermutlich entspringt die jetzt gefaßte Quelle im westlichen Zweig der Gallenklinge auf der Verwerfung. Gegen Westen verhindert von hier ab die weite Stubensandstein- hochebene weitere Beobachtungen. 1 Begleitw. z. geogn. Karte von Württ., Blatt Böblingen, S. 19. — Bei der Legung des zweiten Geleises war vor sieben Jahren die Verwerfung wieder vorzüglich aufgeschlossen. ?2 Auch Schilfsandstein ist in sehr geringer Mächtigkeit aufgeschlossen. Siehe Begleitworte zur geogn. Karte von Württ., Blatt Böblingen. 1896. S. 18 und 19. Der von Bach erwähnte Schilfsandsteinaufschluß ist möglicherweise etwas nördlich vom heutigen gewesen. 19) I — Zwei Kilometer weiter westlich erscheint in der Verlängerung der Birkenkopflinie die Engelbergverwerfung, aber während dort die Südscholle die tiefere war, ist es hier die nördliche. Der erste Ort, wo sich die Engelberglinie beobachten läßt, ist etwa 150 m nord- östlich von Punkt 487,3 im Wald „Kücherain“ im Krummbachtal. Unten im Krummbachtal, wo die Spalte vorübergehend gegen N ab- biegt, ist sie (beim ä von Krummbachtäle) mit bereits 55 m Sprung- höhe gut aufgeschlossen (Gipsmergel neben unterstem Delodon-Sand- stein!). Von hier verläuft die Spalte nordwestlich bis Leonberg und behält anscheinend gleichmäßig 50—60 m Sprunghöhe bei. Zwei kleine Verwerfungen von je etwa 10—15 m Sprunghöhe ziehen im „Möglinger Stellrain“ (Lindentäle) von NNW nach SSO. Beidemal ist der westliche Flügel der tiefere. Bei der westlichen Verwerfung stehen etwa 100 m oberhalb von Punkt 375,5 ım Bach- bett des Lindentäle oberste Gipsmergel” neben unterer roter Wand an. Die Richtung der Spalte läßt sich nur aus den Klüften im Ge- stein und oben am Gehänge an der Lage der Kieselsandstein- blöcke erkennen. Die östliche Verwerfung verläuft in der Nähe der Stroheiche. An dem Ringwall und in dem benachbarten Hohlweg steht der Kieselsandstein bei 410 m an, auf der Höhe der „oberen Stelle“ bei 425 m. Der jetzt verlassene Schilfsandsteinbruch nörd- lich von der Stroheiche zeigt das Hangende der dunkeln Mergel bei 405 m, gehört also zu der höheren, östlichen Scholle. Eine von SW nach NO ziehende Verwerfung, deren nordwest- licher Flügel etwa 30 m tief abgesunken ist, verläuft südlich von der Birkenwaldstraße in Feuerbach. Beim Bau des zweiten Prag- tunnels wurde die Spalte mit Lehm ausgefüllt gefunden?. Diese Spaltenausfüllung weist auf diluviales Alter der Verwerfung hin. ! Die oberen bunten Mergel müssen dort dicht unter dem Talboden liegen, ein wenig weiter oben stehen sie im Bachbett an. Dort wo die Engelberg- verwerfung den Krummbach schneidet, beginnt eine kleine varistische Verwerfung von 5 m Sprunghöhe, die sich bis zum nächsten Bachriß (400 m weiter nord- östlich) verfolgen läßt, wo die bunten Mergel scharf gegen Sandstein abschneiden. ? Der Schilfsandstein ist hier ganz zusammengeschrumpft, während er 800 m weiter nordöstlich abbauwürdig entwickelt ist. ° In diesem verschwemmten Lehm (Lößlehm ?) fand Herr Prof. Dr. A. Sauer eigenartige Geschiebemassen, die er für entkalkte Flußgerölle hält. Diese würden ihrer Höhenlage nach den alten Neckarschottern der Höhen zwischen Untertürk- heim und Fellbach entsprechen. Ich konnte diese Geschiebe, die Herr Prof. Sauer die Freundlichkeit hatte mir zu zeigen, nicht von dem gewöhnlichen Keuper- gehängeschutt des sogen. Stuttgarter Diluviums unterscheiden. — 2834 — Außerdem durchziehen noch zahlreiche kleine Verwerfungen von wenigen Dezimetern bis Metern Sprunghöhe das Gebirge, doch ist es in der Regel nicht möglich, sie zu kartieren, weil sie nur an den günstigsten Aufschlüssen sicher zu beobachten sind. Durch massen- hafte Scharung bewirken sie oft eine auffällige Abbigung der Schichten- tafel, wie z. B. an der Dornhalde zwischen Degerloch und Kaltental an der Höhenlage der untersten Angulatenbank (Muschelbreccie mit Thalassites depressus) leicht zu beobachten ist. Es herrscht schon lange die Anschauung, daß das Stuttgarter Talbecken seine Gestalt einem tektonischen Einbruch verdanke. Wenn sich zwischen Gähkopf und Gänsheide keine tektonische Störung befinden würde, wäre die Lettenkohle als Untergrund der Stutt- garter Altstadt zu erwarten. Tatsächlich aber fand man beim Neu- bau des Rathauses! in 5—6 m Tiefe die Corbula-Bank des Gips- mergels, eine Schicht, die 25—30 m über dem Grenzdolomit der Lettenkohle sich befindet; eine Bohrung bei der Wulle’schen Brauerei! zeigte den Cannstatter Kreidemergel (Schwieberdinger Schichten, oberster Nodosus-Kalk) mit seinen charakteristischen Fossilien in einer Tiefe von 65—65 m, also auch hier etwa 30 m tiefer als zu erwarten war. Auch bei alten Bohrungen bei der Zuckerfabrik hatte man dasselbe Ergebnis”. Im Gebiet der Königl. Anlagen zeigen die Diluvialsedimente eine Übertiefung des Tals, die nicht durch die Erosion des Nesenbachs zustande ge- kommen sein kann. Daran kann kein Zweifel mehr sein, daß tat- sächlich Teile des Stuttgarter Talbodens über 30 m tief eingesunken sind, aber die genaue Umgrenzung des Einbruchsgebiets läßt sich infolge der Überdeekung durch mächtige Diluvial- und Alluvial- massen nicht feststellen. Wir wissen auch nicht, ob die Einsenkung muldenartig ausgebildet oder durch zwei Randspalten oder durch Scharen von Treppenbrüchen begrenzt ist. Diese Verhältnisse werden in dem überbauten Gelände wohl nie mehr geklärt werden können. Die Verwerfungslinien auf der alten geognostischen Karte sind größtenteils willkürlich eingezeichnet; z. B. ist von den beiden Verwerfungen auf dem Sattel hinter dem Kriegsberg in der Natur nichts zu sehen außer dem steilen südöstlichen Einfallen der Schichten ° Beide Mitteilungen verdanke ich der Freundlichkeit von Herrn Professor Dr. E. Fraas. ? Siehe Bräuhäuser, Beiträge zur Stratigraphie des Cannstatter Di- luviums (Mitteil. d. geolog. Abt. d. K. Statist. Landesamts No. 6), 8.19. Dort ist die hierhergehörige Literatur angegeben, z. T. mit ausführlichen Auszügen. — 285 — an der Mönchshalde, das aber ganz lokal ist und sich nicht bis zum Kriegsberg herüberzieht. Ich glaube, daß hier nur eine Gehänge- verrutschung, allerdings in großem Maßstab, vorliegt. Ich schreibe dem Stuttgarter Einbruch eine Länge von etwa 3'/a km in NO—SW- Richtung bei einer Breite von nur 500—800 m zu. Die Senkung, die wohl durch Auslaugung des Salzgebirges entlang einer oder mehrerer varistischer Spalten erfolgte, fällt in der Hauptsache in die Diluvialzeit '. Außer den genannten Verwerfungen unterbrechen in der Um- gebung von Stuttgart noch verschiedene andere Störungen das gleich- mäßige Einfallen der Schichten gegen Südosten. Eine auffällige Antiklinale zieht etwa dem Verlauf der Römerstraße folgend vom Eltinger Berg gegen die Solitude.. Von dieser Linie fallen die Schichten gegen NO langsam (ca. 2°/o), gegen SW steil (6—7 "lo) ein. Im Schwarzwildpark verflacht sich diese Firstlinie, tritt aber um so stärker wieder am Hasenberg auf, von dessen Höhe die Schichten mit 6°/o Gefäll gegen O einfallen. Ein flaches Gewölbe bildet die Höhe von Degerloch, von der die Schichten gegen SO, S und SW abfallen. Zwischen diese Horste und die Filder— Schönbuchverwerfung schiebt sich eine durchschnittlich 6 km breite Mulde ein, die, soweit sie auf dem Gebiet der Filder liegt, dem Wassergebiet der Körsch und des obersten Nesenbachs entspricht, die sich aber gegen NW noch bis jenseits des Krumbachtals ver- folgen läßt. Das südöstliche Gefäll innerhalb dieser Mulde schwankt beträchtlich. In der Nähe der Engelbergverwerfung beträgt es etwa 6°/o, verflacht sich aber rasch, Auf dem Streifen zwischen den Parkseen und dem Birkenkopf beträgt es plötzlich wieder 6—8°Io, um auf den Fildern wieder auf '/2 Jo zu sinken. Einen flachen varistischen First bildet der Höhenzug zwischen Stroheiche und Hohenwarte, ein herzynischer verläuft parallel zum Hasenberghorst vom Botnanger Tal über den Forst zur Reinsburg. Der Verlauf der Gewässer zeigt fast im ganzen Gebiet der Karte eine auffällige Abhängigkeit von der Tektonik. Nur die zu- letzt erwähnte Antiklinale Forst—Reinsburg hat gar keinen Einfluß auf die Richtung der Täler ausgeübt. Deshalb schreibe ich dieser Firstlinie und der zwischen ihr und dem Hasenberghorst verlaufenden Mulde ein sehr jugendliches Alter zu. Konsequent?’, d. h. in der ‘ Bräuhäuser, Beitr. z. Stratigraphie des Cannstatter Diluviums. 8. 17. ® Die Grundsätze des geogr. Zyklus von Dr. Braun, Berlin. Zeitschrift „Aus der Natur“ 1910, Heft 4 u.5. Ferner: Dr. Erwin Scheu, Zur Morpho- — 286 — Richtung des Schichtengefälls, und synklinal, d.h. in Mulden ver- laufend sind außer der Weidach sämtliche Filderbäche, außerdem der oberste Nesenbach und seine linken Nebenbäche, der Steinbach, die Bäche im Rotwildpark, Krumbach, Aischbach, Lindentäle und die jetzt allerdings in Dohlen gefaßten Bäche des nordwestlichen Stutt- garter Tals. Subsequent, d. h. parallel zum Streichen der Schichten, verlaufen der Feuerbach, der Nesenbach unterhalb Heslach und die Weidach. Charakteristischerweise sind ihre konsequenten (rechten) Nebenbäche weit stärker als die obsequenten linken, die beim Feuerbach fast ganz fehlen, beim Nesenbach nur einen sehr kurzen Lauf haben. Obsequent, d. h. gegen das Schichtengefäll, fließen außer den erwähnten kleinen Nebenbächen des unteren Nesen- bachs nur die Glems (bezw. der Katzenbach) von dem scharfen Eck zwischen dem Büsnauer Hof und dem Schattenwirtshaus an abwärts und der Nesenbach unterhalb Kaltental. Diese beiden obsequenten Talstrecken unterscheiden sich durch die unfertigen Erosionsformen ihrer Gehänge schon äußerlich von allen andern Tälern gleichstarker Bäche in der Umgebung. Dazu kommt, daß ihre Quellbäche ursprünglich konsequent verlaufen und erst später mehr oder weniger scharf in eine obsequente Richtung einbiegen. Beide obsequente Talstrecken liegen im Gebiet der Körsch- mulde. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich annehme, daß Stein- bach, Krummbach, Glems, Elsental, Wasserfälle und oberer Nesen- bach früher dem Wassergebiet der Körsch angehörten. Glems und Nesenbach bezw. die Bäche, die ehemals den heutigen Unterlauf von Glems und Nesenbach bildeten, hatten in- folge ihres stärkeren Gefälls eine größere Frosionskraft als die mit geringem Gefäll langsam dahinfließenden Fil- derbäche und fraßen immer weitere Teile vom Wasser- gebiet der Körsch ab. Diese Verschiebung der Wasser- scheide erfolgte im kleinen genau ebenso wie im großen die zwischen Neckar, Rhein und Donau". Daß der oberste Nesenbach früher dem Körschgebiet angehört habe, wird man leicht zugeben, denn bei Vaihingen a. F. trennt die beiden Bäche nur ein flacher, höchstens 5—10 m hoher Rücken. Schwieriger ist die Beweisführung für die andern Bäche, deren Landes- und Volkskunde. Stuttgart 1909. ! Gugenhan, Beiträge zur Bestimmung der früheren Ausdehnung der Flußtäler der Schwäbischen Alb. Diese Jahresh. 1900, S. 484. — ol = Bett schon viel tiefer liegt als die Filderhochebene.. Wenn wir uns die heutige Stubensandstein- und Lias-@-Ebene von höheren Schichten überdeckt denken, wird die Verschiebung der Wasser- scheide unserem Verständnis näher gerückt, und je weiter wir dieses Ringen ums Wassergebiet zeitlich zurückverlegen, um so leichter läßt sich der verschieden starke Fortschritt der Erosion in den einzelnen Wassergebieten erklären. Diese Verschiebung der Wasserscheide dauert sicher bis heute noch fort, nur befindet sie sich augenblick- lich in einem besonders langsamen Stadium, weil jetzt gerade die widerstandsfähige Kante der Lias-«-Terrasse die Wasserscheide bildet. Eines Tags in ferner Zukunft wird auch der jetzige Quellbach der Körsch (Sindelbach) vom Nesenbach abgelenkt werden und so geht es weiter. Die Natur hat ja Zeit. Innerhalb des Stubensandsteingebiets hat sich in jüngerer geo- logischer Vergangenheit eine ähnliche Verschiebung der Wasserscheide zwischen Nesenbach und Glems abgespielt. Der Bärenbach (Bern- hardsbach), der von der Solitude durch den Bärensee und Neuen See im Rotwildpark der Glems zufließt!, nahm sicher früher seinen Weg durch das Tal, das jetzt der Pfaffensee ausfüllt, über den Sattel, den der Christophsstollen durchsticht, zu den Wasserfällen. Dieser Sattel liegt nur wenige Meter über dem Spiegel der Seen. Diese Betrachtungen verhelfen uns zu einer Erklärung der merkwürdigen Form des Stuttgarter Talkessels. Drei Teile des Stuttgarter Tals lassen sich unterscheiden: 1. das diluviale Senkungs- gebiet, das ungefähr die Altstadt und den Königl. Schloßgarten (An- lagen) umfaßt, 2. das ziemlich enge und tiefe Nesenbachtal und 3. das breite Talbecken, das vom Vogelsangbach und den kleinen Bächen, die von den Röckenwiesen, vom Falkert und Koppental kommen (richtiger kamen !), durchflossen wird. Der Bequemlichkeit des Ausdrucks halber will ich dieses Talbecken Vogelsangbecken nennen. Es ist viel flacher als das Nesenbachtal und weniger tief als dieses. Im Gegensatz zu den jungen Erosionsformen des Nesen- bachtals macht das Vogelsangbecken, wenigstens soweit dieses über den Höhenkurven 255--260 m liest, den Eindruck hohen Alters. Der Talboden des Vogelsangbeckens entstand in der Zeit, als der Neckar noch im Niveau der heutigen Hochterrasse (Cannstatter Nagelfluhe) floß. Das Nesenbachtal erscheint gegenüber dem Boden ! Jetzt ist die Hydrographie der Gegend durch Kunstbauten beeinflußt. Auch die Seen sind künstlich. des Vogelsangbeckens übertieft. Der Vogelsangbach war ur- sprünglich das Hauptgewässer des Stuttgarter Tals, erst durch seine Anzapfung des Körschgebiets ist es in verhältnismäßig später Zeit der Nesenbach ge- worden. Die diluvialen Senkungen waren bei der Aus- bildung des Stuttgarter Tals von geringer Bedeutung, denn einerseits erfolgten sie erst zu einer Zeit, als die übrigen Talformen schon fast fertig in ihrem heu- tigen Zustand waren, andererseits wurden sie, da das Sinken des Neckarspiegels bei Gannstatt nicht schnell genug Schritt hielt, zum größten Teil wieder von den Sedimenten der Mineralquellen und des Nesenbachs zugefüllt. Erklärung der Tafel il. Die Kurven bezeichnen die Höhenlage einer bestimmten Schicht (Grenze zwischen dem Belodon-Sandstein und den oberen bunten Mergeln). Der Abstand der Kurven entspricht je 10 m Schichtgefäll. Das Original wurde wie die zugrunde liegende geognostische Karte im Maßstab 1:25000 gezeichnet. Der Maßstab 1:75000 wurde mit Rücksicht auf das Format gewählt. Ueber die Ausbildung des Diluviums in der nord- östlichen Bodenseelandschaft mit besonderer Berück- siehtigung des Schussengebietes. Von Eduard Wagner, Ravensburg. Mit 4 Abbildungen und Tafel IV. In seinem grundlegenden Werke über „Die Alpen im Eiszeit- alter* begründet Prnck ' für die Nordseite der Alpen, also auch für unser Gebiet, die Annahme einer Periode von vier Vergletscherungen, welche durch Interglazialzeiten voneinander getrennt waren. Eis- zeiten von langer Dauer, charakterisiert durch eine so tiefe Lage der Schneegrenze, daß sich die Vergletscherung bis über die untersten Zungengebiete hinaus in das Alpenvorland ausdehnte, wechselten mit lang anhaltenden Interglazialzeiten, in welchen das Eis wieder bis in das Hochgebirge sich zurückzog, vielleicht über unsere heu- tige Schneegrenze hinaus. In diesen Interglazialzeiten belebte sich das verlassene Gebiet wieder mit einer Flora und Fauna, welche bisweilen ein wärmeres Klima als das heutige vermuten lassen. Die einzelnen Vergletscherungen wurden von PEnck in chrono- logischer Reihenfolge Günz-, Mindel-, Riß-, Würmeiszeit genannt nach besonders typischen Vorkommnissen im Gebiet dieser kleinen Flüsse im nördlichen Alpenvorland. Von den Ablagerungen der drei älteren dieser vier Fiszeiten sind uns im Schussengebiet nur geringe Reste erhalten geblieben. Die Ablagerungen einer früheren Vereisung und der ihr folgenden Interglazialzeit wurden durch die vorstoßende Kraft eines späteren Rheingletschers zerstört und aufgearbeitet. Die Hauptvorkommnisse der drei älteren Rheingletscherablagerungen haben wir außerhalb und oberhalb der Grenzen des jüngsten Gletschers zu suchen. ! Penck und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter, 11 Liefg. 1901 bis 1909, Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. I) — 20 — Der Günzeiszeit gehören nach Prnck' an die höchsten Vorkommnisse von Decken- schotter auf dem Höchsten (835 m über dem Meere), ca. 15 km westlich von Ravensburg. Dieser ältere Deckenschotter, ver- knüpft mit Moränenmaterial, liegt hier wie auf dem benachbarten Heiligenberg (788 m ü. d. M.) auf der präglazialen Landober- fläche. Diese hätte man sich als Ebene mit nur mäßiger vertikaler Gliederung zu denken. Breite, flache Talniederungen deuteten viel- leicht schwach die heutigen Riedel an. Spuren von Flußanschwem- mungen sind aus dieser Zeit nicht mehr erhalten. Daß die Decken- schotter als präglaziale Flußschotter gedeutet werden, ist durch den Nachweis ihrer Verknüpfung mit Moränen unmöglich gemacht. Der ältere Deckenschotter ist vielmehr als fluvioglaziale Bildung der ersten Vergletscherung anzusehen. Er besteht aus gerollten Kiesen, welche zusammen mit Sandstreifen und Moränenmaterial wie in den obigen Fällen, zu betonartiger, löcheriger Nagelfluh verkittet sind. Häufig zeigt er eine gelbe Oxydationsfarbe. Der ältere Decken- schotter ist besonders reich an zentralalpinem Gestein. Ihm gehören ferner das Vorkommnis bei Menelzhofen, nördlich Isny, an. Seine grobblockige Beschaffenheit, zwischen 760 und 780 m Höhe auf- tretend, macht wahrscheinlich, daß auch diese Ablagerung in der Nähe des Eises entstanden ist. Damit hätten wir auch einige An- haltspunkte für die Ausdehnurg der Günzvergletscherung in unserem Gebiet festgestellt. Die Deckenschotter, welche bei Zeil in 745 m Höhe, am Scharben bei Essendorf in 725 m Höhe auftreten, sowie bei Schloß Königsegg und am Hochberge bei Saulgau werden von Dr. FoRSTER* ebenfalls zum älteren Deckenschotter gerechnet. Diese Nagelfluhplatten ruhen direkt auf den Sand- und Mergel- schichten der Oberen Süßwassermolasse auf. Die Vermutung von Prosst und EnGeL?, daß hier in den Schichten bis zur Höhe des Höchsten auch noch höhere als obermiozäne Horizonte entdeckt werden können, bestätigt sich nicht, wie ich in einer in Vorberei- tung befindlichen Arbeit über die Gliederung der Oberen Süßwasser- molasse in dieser Gegend nachweisen kann. In unserem Gebiet und in dessen Nähe führt Pexck (l. c. S. 401) Penck und Bruckner, |. e Ss. 399nUFrT. ®? Alpen im Eiszeitalter S. 401. ° s. Engel, Geognostischer Wegweiser durch Württemberg. III. Aufl. 1908. S. 543. — 28 — die Ringgenburg bei Wilhelmsdorf, Pfullendorf, Königseggwald, Hau- erz als Orte mit jüngeren Deckenschottern an. In die Mindeleiszeit verweise ich auch die Deckenschotter auf dem Nordostabhang des Höhenzuges des „Höchsten“. Sie befinden sich über Pfrungen, ver- steckt im Walde des Schwenditobels, in einer Höhe von 700—720 m. Und zwar liegen die Nagelfluhplatten nicht etwa auf dem Plateau des Höhenzuges, sondern sie stehen seitlich am Ostabhang gegen- über der Ringgenburg an, wo solche in gleicher Höhe das Tertiär- plateau krönen. Es befinden sich somit an demselben Höhen- zuge des „Höchsten“ ältere und jüngere Deckenschotter mit einem Höhenunterschied von ca. 100 m. Dies gibt einen ungefähren Maßstab für die Erosion während der Günz-Mindelinterglazialzeit und der Mindeleiszeit. Die Ablagerungen der „BRißeiszeit‘“ schließen sich in unserem Gebiet überall an die Endmoränen der Würmeiszeit an, von diesen nur durch ein Tal getrennt, der Eis- randrinne des Maximalstandes der Würmeiszeit. Es sind noch Moränenzüge gut erkenntlich. Diese sind zwar stark denudiert, Hlachwellig und gleichsinnig abgeböscht. Ihre Schotterfelder reichen nördlich bis zur Donau. In den Tälern sind mächtige Terrassen ent- wickelt, die Hochterrassen. Aus der Masse und Ausdehnung der Ablagerungen erkennen wir in der Rißeiszeit den Höhepunkt des diluvialen Glazialphänomens. Wie das ganze Glazialphänomen des Diluviums aufgefaßt wird als eine Periode von Eiszeiten, welche voneinander getrennt sind durch große Intervalle, die Interglazialzeiten, so erfolgten auch während der Dauer einer Vergletscherung Schwankungen. Auf ein Anwachsen folgte ein Rückzug, dann vielleicht ein stationärer Zustand, ein Wiedervorstoß usw. Diese kleineren Intervalle werden von PEnck Interstadialzeiten genannt. Es scheint mir, daß sich beim Gletscher der Rißeiszeit nach dem Maximalstand noch ein zweiter Stand deutlich unterscheiden lasse. Der Maximalstand ist der von Prnck in seiner Karte des Rheingletschers und in ReeeLmann’s Geogn. Übersichtskarte vom Jahre 1907 mit der Riß-Endmoräne bezeichnete Gletscherbestand. Ein südlicher Stand mag als Vorstoß aufzufassen sein, folgend auf 19# — 2a eine Rückzugszeit, in welcher Talbildung und Schotterablagerung einsetzten. Diesem jüngeren Stand mag die Zungengestaltung des Buchauer und des Wurzacher Rieds zuzuschreiben sein. Die Moränen- bedeckung der Hochterrassenschotterdecke nördlich von Pfullendorf würde damit auch erklärt sein. Sehr interessant ist ein Vorkommen von Schottern der Riß- eiszeitinnerhalb der Jungendmoräne. Als solches ist die Nagel- fluhbank anzusehen, welche auf der Ostseite des Schussentales, bei Weingarten, in einer Kiesgrube bloßgelegt wurde in 560 m Höhe, also 150 m über der heutigen Schussensohle. Die Kiesgrube befindet sich neben dem Hof Hinterochsen an dem Weg, welcher am Waldrand entlang führt. Diese Nagelfluhbank streicht von Nord nach Süd, in der Richtung der Schussen, und fällt schwach östlich, also bergwärts, ein, woraus hervorgeht, daß sie vom Schussental aus abgelagert wurde. Es ist eine Nagelfluh, in welcher gleichmäßig sortierte Gerölle bis Eigröße, mit feinen Sandschichten wechselnd, verbunden sind. Die ziemlich ebene Platte ist von Moräne (Grund- moränenmaterial) überlagert, die sich bis 600 m erhebt. Die Grenze der Nagelflah gegen die überlagernde Moräne ist scharf, wie mit dem Lineal gezogen. Die Moräne ist direkt über der Nagelfluhdecke ziemlich fest und enthält in ihrer untersten Schicht das zum Teil zerdrückte Material der verwitterten Nagelfluhdecke eingeknetet. Es schien mehrmals, als ob Spuren zermalmter Pflanzenstücke in der untersten Moränenschicht zu bemerken seien. Fleckenweise, inten- sive Braunfärbung des gepreßten Lehms ist jedenfalls vorhanden. Vielleicht gibt die weitere Ausbeute sicheren Aufschluß darüber. Nicht sehr weit davon entfernt — 1 km nordöstlich — auf der rechten Seite des Lauratales, das hier in das Schussental mündet, befindet sich in gleicher Höhe ein ähnlicher Aufschluß. Die scheinbar horizontale Nagelfluh ist bedeckt von undeutlich geschich- tetem Kies, vermischt mit Moränenmaterial. Die Stelle ist ein Stück westlich unterhalb der Ruine Wildenegg. Sowohl ihrer übereinstimmenden Niveaus, als ihrer sonstigen Beschaffenheit nach, gehören die beiden Nagelfluhbänke zusammen in eine ältere als die Würmeiszeit, von deren Moränen sie bedeckt sind. Durch ihre Festigkeit einerseits und den Grad der Verwitte- rung andererseits unterscheiden sie sich wesentlich von den Kiesen, welche beim Rückzug des’ Würmgletschers abgelagert wurden. Diese Rißschotter („Haßlachwaldkiese“) in 560 m Höhe, bezogen auf das nächstliegende Vorkommen des jüngeren Decken- schotters auf der Ringgenburg in ca. TOO m Höhe, er- geben für die Erosion während der Mindel-Riß-Inter- glazialzeit und der Rißeiszeit ca. 140 m (s. Abb. 1). z wo D = be >) TE A WALDBURC Io RINGGENRURG SCHUSSENTAL +00 h v 7 14 21 Km Abb. 1. Querschnitt durch das Schussental: A — Älterer Deckenschotter, Günzeiszeit. = Jüngerer Deckenschotter, Mindel- eiszeit. C= Schotter der Rißeiszeit. D = Deltakiese des Würmeisrückzuges. Frisch und unberührt erscheinen die Moränen und Schotter der jüngsten Eiszeit, der Würmeiszeit. Das Gebiet des jüngsten Gletschers ist durch einen dichten Kranz steilkuppliger Hügel eingeschlossen. Die Endmoräne ist, als „Jungendmoräne“ bezeichnet, auf Pencr’s Karte des Rheingletschers und auf S. 411 (die Alpen im Eiszeitalter) in großen Zügen beschrieben. Ferner auf den Blättern Biberach, Ochsenhausen, Saulgau, Ravensburg, Leutkirch, Isny, der geognostischen Spezialkarte von Württemberg eingezeichnet und von J. BacH in dies. Jahresh. 1869 beschrieben worden, zusammen mit Jüngeren Rückzugsmoränen. Prost hat im Jahrg. 1874 der Jahres- hefte diese Endmoräne nochmals eingehend beschrieben mit beson- derer Betonung der Höhenverhältnisse der tertiären Unterlage. Bemerkung: Das Blatt Biberach der geogn. Spezialkarte von Württemberg, aufgenommen im Jahre 1868 von HiLDENBRAND unter Prof. v. QuENSTEDT, brachte zum erstenmal eine Gliederung des Quar- tärs durch seine „Alt“- und „Jungmoränen-Darstellung“ (jetzt Riß- und Würmmoräne), wovon noch fluviatile Gerölle und Sande ge- schieden wurden. Noch im Jahre 1867 wurde lediglich der Nachweis eines Rheingletschers durch Entdeckung einer Endmoräne (es war unsere Jungendmoräne) STEUDEL’s „mit freudigem Erstaunen begrüßt“ (vergl. diese Jahresh. Jahrg. 1869. S. 42), während im Jahre 1866 ag STEUDEL in dies. Jahresh. mit einem Aufsatz über die Heimat der oberschwäbischen Geschiebe als erster das Eiszeitproblem in Württem- berg behandelte. Für unsere Beschreibung der jüngsten Glazialbildungen gehen wir von der Schussenlinie (Nordsüdlinie: Schussenried—Frie- drichshafen) aus, welche unser ganzes Gebiet in eine östliche und eine westliche Seite teilt. Diese Linie scheint auch dadurch zum Ausdruck zu kommen, daß der Gletscher in ihrer Richtung seine nördlichste Ausdehnung bei Schussenried erreicht. Wie wir aus der Karte ersehen, liegt die Vertiefung des Schussentales in der Stoßrichtung des Rheingletschers bei seinem Austritt aus dem Alpen- tal. In ihr stößt der Gletscher sehr markant seine Spitze vor und lagert nördlich Schussenried seine Endmoräne ab. Östlich davon zieht sich die Grenze des Gletschers über Winterstettenstadt, Öberessendorf, von hier ab zwischen Waldsee und Haisterkirch hindurch, über Roßberg südwärts zurück. Erst ca. 15 km südöstlich der Schussenrieder Spitze, bei Gaishaus, biegt die Moräne um; einen spitzen einspringenden Winkel bildend, wendet sie sich sogleich wieder 3 km nördlich und umsäumt einen kleinen Gletscherlappen, der in die Haidgau— Wurzacher Riedebene bis über Rohrsee und Rohrbach vordringt. Südlich von diesem einspringenden Winkel erstreckt sich der Waldburger Höhenzug; Höhenpunkte: Waldburg 771 m, Galgenberg 776 m. Wie auch Penck (l. c. S. 411) vermutet, haben wir in diesem Rücken einen Kern Tertiärgebirge anzunehmen, der zwar vom Eis ganz überschritten wurde, aber doch verhinderte, daß das Eis gleichmäßig weit vordrang. Der weitere Verlauf der Gletschergrenze über Arnach, Ried- lings, Diepoldshofen, Willerazhofen, Herlazhofen (südlich Leut- kirch), westlich Friesenhofen, westlich Rohrdorf, östlich Isny zeigt im allgemeinen südöstliche Richtung. Von hier wendet sich die End- moräne fast direkt südlich über Hasenberg, Simmerberg, dem West- abhang des Iberg—Kugel entlang, über Ried, Pferenberg, Jungens- berg, Weisach, um im Bregenzer Wald unbestimmt zu verlaufen. Wir nähern uns hier der Schneegrenze der Würmeiszeit, welche auf 1000—1100 m ü. d. M. festgesetzt werden muß. Der Pfänder (1056 m) war noch vom Eise überflutet. Je näher wir der Schnee- grenze kommen, um so schwächer wird die Schmelzwirkung, die akkumulative Wirkung des Gletschers. In der Gegend von Isny, wo das Eis auf die Molassehöhen bis gegen 1000 m gedrängt wurde, — 200 — sind kaum mehr eigentliche Moränenbildungen zu finden. Da sich das Eis bergauf bewegte, also Gegengefälle herrschte, ist auch die Entstehung fluvioglazialer Schotterfelder nicht denkbar. Die Molasse- höhen weisen nur eine schwache Bedeckung auf, bestehend aus Grundmoränenlehm mit gekritzten Geschieben. In den tieferen Lagen bemerkt man zahlreiche Moränenhaufen von der Größe und Gestalt alter Grabhügel. Reichlicheres Moränenmaterial liest im Sattel zwischen dem Molasserücken des Pfänders und des Sulzberges. Dieses Fehlen der schüttigen Moränenkuppen veranlaßte auf Blatt Leutkirch und Isny der württemb. geogn. Karte eine Ab- weichung der östlichen Begrenzung des Rheingletschers in der Gegend von Isny. Es wurden hier die äußersten Reste der Jung- endmoräne 4—5 km westlich Isny eingezeichnet. Diese Abweichung ist wohl verständlich, wenn man weiß, daß der Unterschied von „Alt“- und „Jungmoräne“ damals in dem Maß der Verlehmung der Ablagerungen gesehen wurde. Infolge dieses Kriteriums für Alt- und Jungmoräne wurden natürlich alle Grundmoränengebiete, welche sich innerhalb der Jungendmoräne befinden, irrtümlich als Altmoräne kartiert. In der Physikal. Übersichtskarte von Oberschwaben 1908 von WILHELM ReEInHARDT, Beilage zu seiner Dissertation über Volksdichte und Siedlungsverhältnisse des württembergischen Oberschwabens, ist diese östliche Begrenzung des Rheingletschers ebenfalls ca. 6 km zu weit westlich angenommen. Der Verf. geht in dieser Abhandlung vielfach auf die geologischen Verhältnisse, die Oberflächenformen und Wasserverhältnisse ein, nimmt aber häufig veraltete Anschauungen wieder auf. Von der Maximalgrenze des Würmgletschers kann man sich meistens leicht überzeugen. Die rötlichgelbe Rißmoräne ist wohl zu unterscheiden von dem graugelben bis graublauen Grundmoränen- lehm der Würmeiszeit. Westlich von der Schussenlinie läuft der Endmoränenwall in geschlossener Linie zunächst südlich zurück bis gegen Otterswang, wendet sich hier westlich über Renhardsweiler, Hochberg, zwischen welchen Orten eine leichte Ausbiegung nach Norden gegen Saulgau in das Schwarzachtal stattfindet. Über Frankenbuch , Heratskirch bis gegen Hoßkirch sich weiter südwestlich zurückziehend, wendet er sich nun in einem Bogen gegen Westen um Östrach herum. Dieser Bogen läuft nun in schöner Linie ca. 8 km gegen Süden über Hahnennest, Judentenberg, westlich Pfrungen, nach dem Höchsten. Der massive Rücken des „Höchsten“, 835 m hoch, mit dem südlich vorgelagerten Gehrenberg, 754 m, bildete einen Pfeiler, der sich dem Eisstrom hemmend entgegenstellte und denselben in zwei Zungen teilte. Es befindet sich hier der Scheitel der gesamten Eis- fläche. Hier steigen die Jungendmoränen bis gegen 800 m an. Öst- lich und westlich von denselben rücken unsere Moränen 6—8 km nach Norden vor und enden dort in einer Höhe von 600 m. Für die beiden Zungen ergibt sich also ein Gefälle von mindestens 20 °loo. In der Hauptrichtung der Schussenlinie dagegen beträgt das Gefälle der Gletscheroberfläche nicht ganz 10/oo. Der Verlauf der Endmoräne westlich vom Scheitel des „Höchsten“ geht über Pfullendorf, Engen, Thaingen, Schaffhausen, ein Stück dem Rheintal entlang, dann in die Schweizer Berge zurück. Wie wir sehen, entfernt sich die westliche Hälfte der Endmoräne immer mehr von dem Austritt des Rheintales aus den Alpen; dies ent- spricht dem natürlichen Gefälle des Gletschers in dieser Richtung. Das badische Gebiet ist nach Prnck von W. ScHMidLE in vorbild- licher Weise beschrieben, während sich in der Schweiz zahlreiche Geologen in die Untersuchungen teilten. Die Jungendmoränen bilden einen weithin sichtbaren, auffälligen Wall. Auf der Strecke Ulm—-Friedrichshafen durchquert ihn die Eisenbahn südlich Unteressendorf. Dieser Wall bedeutet in unserem württembergischen Gebiet mit kurzen Unterbrechungen die euro- päische Wasserscheide, das heißt, er scheidet die Wasser, welche dem Bodensee und damit dem Rhein zufließen, von denen, welche von der Donau dem Schwarzen Meer zugeführt werden. Durch- brochen ist dieser Wall von der Osterach bei Östrach, von der Riß bei Winterstettenstadt, von der Roth (einem Nebenfluß der Aitrach und damit der Iller) bei Diepoldshofen. Diese nehmen jhren Anfangslauf eine kurze Strecke innerhalb der Jangendmoräne, welche sie durchbrechen, um dann nördlich, der Donau zu, zu fließen. Im übrigen bewirkte innerhalb dieses Jungendmoränen-Walles die zu- nehmende Austiefung des umgrenzten Gebietes gegen das Bodensee- becken die centripedale Entwässerung nach dem Bodensee als Sammelgebiet. Die erstgenannten Flußläufe der Osterach, Riß, Roth, zu- sammen mit den Talbildungen der Schwarzach, des Buchauer Rieds, des Wurzacher Rieds und der Aitrach wurden von den Schmelzwassern des Würmgletschers als Abflußrinnen benutzt und mit dessen fluvioglazialen Schottern, den „Niederterrassen“, an- — 291 — gefüllt. Die Niederterrasse läßt sich am schönsten im Rißtal ver- folgen bis an die Jungendmoräne heran, mit der sie durch einen fluviatilen Übergangskegel verknüpft ist. Durch die Jungendmoräne wurden die Zungenbuchten des Riß- gletschers nach Süden abgeschlossen. Es entstanden die abfluß- losen Niederungen des Buchauer und des Wurzacher Rieds, welche lange Zeit ganz unter Wasser gesetzt wurden. Es muß also in diese Zeit der Beginn der dortigen Vertorfung angesetzt werden. Die Frage, ob durch die Abdämmung noch eine reichliche Pflanzen- decke im Buchauer und Wurzacher Becken betroffen wurde, oder ob diese durch die klimatischen Veränderungen der herannahenden ‚Vereisung vorher zerstört wurde, kann nur durch zahlreiche Unter- suchungen der untersten Torfschichten und durch Vergleichung mit anderen interglazialen Pflanzenstätten gelöst werden. Stationen des Eisrückzuges. Schwankungen, welche vor dem Maximalstand des Gletschers stattfanden, können schwerlich mit Sicherheit konstatiert werden. Bestimmt aber können wir zahlreiche Stationen des Rückzuges nach dem Maximalstand feststellen. Leitend für die Feststellung eines Gletscherstandes sind in erster Linie die entsprechenden Moränen. Ebenso leitend und oft zuverlässiger sind die „Flanken“- und „Peri- pherietäler“, welche die Moränen am Außensaum, bezw. den Eisrand als Schmelzwasserrinnen begleiten. Der Zusammenhang dieser Rinnen, die für ihre heutige Wasserführung viel zu groß sind, ist meist leichter zu erkennen, als die in einzelne Kuppen aufgelösten Moränenzüge. Auf seiner Karte des Rheingletschers hat Prnck in einem Ab- stand von 10—20 km innerhalb der Jungendmoräne eine erste Rück- zugsmoräne eingezeichnet als „Innere Jungendmoräne“ (I. c. S. 413). I. Phase nach dem Maximalstand. Zwischen dem äußeren Wall und der Inneren Jungendmoräne Prncr’s ist aber ein geschlossener Endmoränenwall nicht zu ver- kennen. Es ist der Höhenzug, welcher parallel dem äußeren Roß- bergstrang folgt und von diesem durch ein Tal getrennt ist. Er verläuft von Ost nach West über Egg bei Wittschwende, Engets- weiler, Abetsweiler, Volkertshaus, Frauenkapelle bei Waldsee, Steinen- berg, Hagnaufurt, Hervetsweiler, Olzreute, Schussenried, über Ziegel- hütte der Burg bei Otterswang zusteuernd. Das außerhalb laufende Eisrandtal, zum Teil Trockental, zwischen Forst- und Roßberg mit — 298 — einem Ried erfüllt, von Station Roßberg bis Waldsee von der Eisen- bahn benützt, erhöht das Relief der Moränenwälle. Dieser äußersten, kräftigen Moräne des stationären Zustandes der ersten Rückzugs- phase folgen nach innen zwei deutliche Hügelzüge. Diese I. Rück- zugsphase läßt also hier bei der Schussenzunge sogar drei Stirn- moränen unterscheiden. Auf der Moräne des 2. Standes liegen Lippertsweiler, Kürnbach, Schussenried-Station, Lufthütte. Der 3. Stand ist am besten erkenntlich bei Elchenreute, Haslach, Schwaig- furth. In der Rinne zwischen dem 2. und 3. Stand liegt Laimbach. Westlich der eigentlichen Schussenzunge ist die Moränenbildung über Ebersbach, Luditsweiler, Hirscheck, Eichstegen, Unterwald- hausen, Riedhausen, Königsesgwald nicht mehr so einheitlich. Es zeigt sich zwar auch eine Teilung in mehrere Gletscherstände, aber eine starke Lappung des Gletschers macht sich geltend. Beim 1. Stand wurde die Molassehöhe „Schloß Königsegg“ gerade noch bedeckt, während zu beiden Seiten der Gletscher weiter vordrang; östlich erfüllte er die Niederungen bis zum Booserried, westlich drang das Eis über Königseggwald gegen Ostrach vor. Beim 2. Stand wird die Höhe Schloß Königsegg und die Ringgenhurg eisfrei. Weiter ziehen Moränen dieser Phase im Osten über den Rücken der Waldburg. Wenn auch der Waldburgrücken von den Moränen ganz überkleidet ist, so lassen sich doch zwei Hauptzüge unterscheiden, die nach Norden divergieren. Der eine zieht sich von der Waldburg gegen Wittschwende-Egg und tritt also mit dem beschriebenen Haupt- wall dieser Phase in Verbindung; der andere zeigt in seiner Rich- tung gegen Wolfegg eine Abweichung gegen Osten, wo der weitere Verlauf verschwommen wird. Er wird dort noch am besten durch die Wälle bei Wiggenreute und östlich Kißlegg repräsentiert. Der Gletscher dieses Standes wurde also von dem Waldburg- rücken zerschnitten. Und selbst die beiden nach Norden diver- gierenden Ufermoränen lassen sich in zwei Unterstände scheiden, so daß wir hier vier Moränenwälle dem Waldburgrücken entlang unterscheiden können. Zwei westliche, der rechtsseitigen Begren- zung der Schussenzunge dienend, zwei östliche, der linksseitigen Grenze des Algäulappens entsprechend. Wenn es sich hier um die Vereinigung zweier Gletscherzungen handeln würde, könnte man die Waldburger Moränen Mittelmoränen nennen. Die Schmelzwasser dieser I. Phase durchbrechen die Jung- endmoräne bei Ostrach, Winterstettenstadt und bei Diepoldshofen. Dadurch wird an diesen Stellen die Wasserscheide zwischen — 28 — Donau und Bodensee von der Jungendmoräne auf die I. Rückzugs- moräne gerückt. Dies ist der Fall im Ursprungsgebiet der Osterach, der Riß und der Roth. Interessant ist ein Aufschluß dieser Phase unterhalb Eeg- Wittschwende. Steigt man von Weißenbronnen im Wolfeggerach- Tal (548 m) den Abhang gegen Egg hinauf, so trifft man auf ca. 600 m Höhe eine typische Schlammoräne zu Wegbauten auf- geschlossen. Es finden sich darin zahlreiche gekritzte und ge- schliffene Geschiebe. Etwas höher in ca. 650 m Höhe ist eine Schottermoräne ca. 8 m hoch angeschnitten, vornehmlich aus ge- waschenem Geröll und Sandstreifen bestehend. Die etwas wirre Schichtung zeigt starkes Fallen nach Nordost. Es ist hier die Grund- moräne des Maximalstandes von der Rückzugsmoräne der I. Phase bedeckt (siehe Profil des Wolfegger Aachtales unten S. 316). Die Laufenschwankung. Verschiedene Erscheinungen weisen darauf hin, daß nun ein großer Eisrückzug erfolgte, so daß die Land- schaft wieder der Einwirkung der Atmosphärilien freilag. Bäche und Flüsse, die sich in den Moränenboden ein- arbeiteten, lagerten das Material als gewaschenes und ge- rolltes Kies wieder ab. Pflanzen und Tiere besiedelten das Land. Zeugen einer eisfreien Zwischenzeit sind: a) Bedeutende, von Moränen überdeckte Schotterablagerungen ; die Kiesschichten sind stark gepreßt, bisweilen auch zu Nagelfluh verkittet. Sie reichen bis an den Bodensee. Nördlichstes Vor- kommen bei Weingarten, südlichstes bei Lindau. b) Vorkommen von Pflanzen- und Tierresten in dem Moränen- material. c) Oberflächenformen, welche am besten als subglaziale Gebilde des neuen Vorstoßes über eine inzwischen stark erodierte Landschaft erklärt werden. Daraus ergibt sich für unser Gebiet eine bedeutende Schwan- kung. Sie mag derjenigen entsprechen, welche Brückner im Salzach- gebiet als „Laufenschwankung“ erwähnt und welche von PEnck im Inntal als bedeutende Schwankung nach dem Maximalstand kon- statiert wurde. Zu a): 1. Kiesgrube im oberen Lauratal gleich unterhalb Schlier, rechts am Weg nach Weingarten. Höhe 560—570 m. Grobe — 0 — Kiese bis Faustgröße wechsellagernd mit einigen Sandbänken. In den obersten Schichten ist das Material am gröbsten, gekritzte Ge- schiebe werden immer zahlreicher, Übergang zur hangenden Moräne. Die Kiese sind sehr fest gelagert, so daß der Aufschluß eine senk- rechte Wand von ca. 10—i5 m Höhe bildet. Das Liegende scheint ebenfalls Moräne zu bilden. 2. Kiesgrube auf der linken Seite des unteren Lauratales, gegenüber der Wildenegg. In der Höhe von 550—560 m sind hori- zontale Kiese und Sande aufgeschlossen, darüber Grundmoräne mit eckigem und grobem Material bis 587 m ansteigend. Der Über- gang von den geschichteten Kiesen zur hangenden Moräne ist hier plötzlich, die Grenze scharf. Das Kies hat Eigröße und ist hier von zahlreichen Sandbänken durchzogen. Der glimmerarme Quarzsand wird nach unten sehr fein und läßt sich schwer von Tertiärsand unterscheiden. Auch talabwärts ist dieser feine Sand durch Fuchs- bauten nachweisbar, jedoch nur über der 540 m-Kurve. Unterhalb dieser Kurve haben wir einen steilen Tertiärhang bis zur Tiefe von 490 m, wo in schmalem Tale die Scherzach fließt. 3. Kiesgrube auf der rechten Seite des Zundelbaches, einem rechtsseitigen Zufluß der Scherzach. In der Bachsohle gibt die 540 m-Kurve die obere Grenze des Tertiärs an. Dann folgt 3 m gelblicher Moränenlehm mit Geschieben, darüber mindestens 5 m mächtig gewaschener Kies und Sand. Das Ganze überlagert und überrutscht von schüttiger Moräne mit eckigem und gekritztem Material bis zur Höhe von 580 m. 4. Zwei riesige Materialgruben haben wir im Knollengraben bei Ravensburg in der Höhe von 540—570 m. Ca. 50 m hohe, senkrechte Kieswände zeigen horizontale Schichtung. Zu unterst ist ein feiner Sand, bald Pfohsand ähnlich, bald mehr lehmig werdend und dann seiner Konsistenz nach eher dem Grundmoränenschlamm sich nähernd, als tertiärem Pfohsand; er enthält kleine Gerölle. Nach oben wird der Sand gröber und die Sandschichten werden überhaupt seltener. Es folgt Kies mit durchschnittlich Eigröße. Die Eierkiese werden von gröberen Bänken durchzogen (Faustgröße), welche nach oben zunehmen und schließlich mit Moränenmaterial sich mischen. Die hangende Moräne rutscht häufig über die Kiese herab, daher die großen Blöcke auf dem Boden der Kiesgrube. In dem Acker über der Grabherr’schen Kiesgrube befindet sich eine Grube, in welcher das Moränenmaterial ausgebeutet wird. 5. Kiesgrube bei Hinzistobel, am Weg nach Schornreute— Ravensburg, in 550—560 m Höhe. Untere Schicht ca. 5 m Sand mit wenig Kies, je tiefer, desto feiner. Darüber ca. 10 m Kies, zum Teil zu Nagelfluh verkittet, von Moränenmaterial überlagert. 1., 2., 3. gehören dem Talsystem der Scherzach an, 4. und 5. dem Flattbachtal bei Ravensburg. 6. An der Steige nach Laimnau im Argental tritt zutage: oben schlammige Moräne mit Bändertonen und mit sehr wenig gekritzten Steimen, etwas tiefer schauen Nagelfluhbänke aus der Halde heraus (ca. 480 m ü. d. M.) und wieder tiefer ist Grundmoräne mit reich- lich gekritzten Geschieben zu bemerken. Dasselbe ist nördlich Wellmutsweiler aufgeschlossen. Die Kiese befinden sich hier an der Argen wie in den obigen Fällen in bedeutender Höhe über den Tälern, deren Systemen sie zweifellos angehören. 7. In seinen Untersuchungen über das Argental schreibt Prof. K. Mitter !, daß bei Bauten in dem Seengebiet südlich der Argen häufig unter dem Grundmoränenmaterial, aus welchen die Drumlin bestehen, eine Nagelfluhdecke zutage trat und spricht die Ver- mutung aus, daß diese verfestigte Schotterdecke unter den Drumlin durchziehe. Grundmoräne im Liegenden der meistens horizontal geschich- teten Kiese und Sande von beträchtlicher Mächtigkeit, darüber eine Moränendecke, ist vermutlich das Profil aller unserer diesbezüglichen Vorkommnisse. Liegende Grundmoräne ist auch bei 4. und 5. zu vermuten. Weiter hinten im Flattbachtal haben Grabungen zu einer Quellsamm- lung in 530 m Höhe dies bestätigt. Das Hervorbrechen der überaus starken Quellen über dem Flattbachweiher ließ undurchlässiges Grundmoränenmaterial darunter vermuten. Die Kiese im Hangenden der Quellhorizonte sind zum Teil zu Nagelfluh verkittet. 8. Kiesgrube bei Reuttin, rechts vom Mühlebach; eine 1O—14 m mächtige Geröllschicht, mehr durch Pressung als durch Bindemittel befestigt, ist überlagert von 2—3 m Sand und Gerölle mit ge- stauchten Schichten. Darüber ist die Grundmoräne ebenfalls 2—3 m mächtig. Die Oberfläche liegt 460 m ü. d. M. 9. Die Kiesgruben von Vosseler und Nostiz bei Mozach zeigen ein ähnliches Profil. Die Sohle liegt 458 m ü. d. M., eine 10 m mächtige Nagelfluh mit größeren Geschieben ist überlagert von 3 m ı K. Miller, Das untere Argental. 1885. S. 5. schlickigem Sand und einer ebenso starken Kiesschicht. Darüber ist die Moräne bis zu 5 m Mächtigkeit aufgeschlossen. 10. Kiesgrube weiter nördlich, unterhalb der Schneidmühle, Sohle 468 m ü. d.M. Die grobe Nagelfluh von ca. 10 m Mächtig- keit enthält hier zahlreiche Blöcke. Darüber ruht ” m Grundmoräne; keine Sand- und Geröllschicht dazwischen. Bei den Kiesgruben 8., 9., 10., welche von KınkeLın! aufs genaueste beschrieben und abgebildet wurden, sind die unteren Schichten nur in einzelnen Partien verkittet. Dieselben sind mehr durch Druck als durch Bindemittel verfestigt. Wir ersehen aus der Höhenlage der einzelnen Profile und aus der Größe der Gerölle, daß es sich um Ablagerungen handelt eines von Nord nach Süd, d. h. eines dem See zufließenden Wassers. Ob es der Mühlbach ist, der in dem Weiher nördlich Weißenberg entspringt und bei Äschach- Lindau in den Bodensee mündet, ist zweifelhaft. Aufschlüsse weiter östlich und weiter westlich fehlen allerdings. Bei der Ausdehnung und Mächtigkeit der Ablagerungen ist auf eine größere Talbildung zur Zeit der Ablagerung zu schließen. Zu b) Der Kaibacheinschnitt ist ein früher bekannt ge- wordener Aufschluß (bei dem Bahnbau Kißlegg— Wangen). Es ist ein Durchstich der „Inneren Jungendmoräne“ ; gepreßte Grundmoräne war von schüttiger Moräne überlagert. Die Zwischenschicht bildete ein gestauchtes Tonlager (nach Berichten von O. Fraas in den Be- gleitworten zu den Blättern Leutkirch und Isny der geogn. Karte, 1882, S. 16, und mündlichen Mitteilungen von Baurat Dirrus in Kißlegg). Es fanden sich in der untersten Schichte der hangenden Moräne zwei Stangen des Renntiers mit dem Schädel (kangifer taran- dus L.) und em 30 cm langer Stoßzahn eines jungen Mammut (Elephas primigenius). Die sandig-lettige Zwischenschicht enthielt vertorfte Reste von Pflanzen. Es war jedoch bei den durch Rut- schungen stets unklaren Verhältnissen nicht ausgeschlossen, daß die Torfspuren aus dem anstoßenden Torfeinschnitt verschleppt wurden. Nordöstlich Sulpach bei Mochenwangen, an einem der Quell- bäche des oberen Bampfen, befindet sich zwischen Bändertonen eine sandige Torfschicht von nur 10—20 em Mächtigkeit. Aus der stark gepreßten Schicht konnten unter vielen Schneckentrümmern heraus- gebracht werden die Schalen von: ! Kinkelin, Der Boden von Lindau im Bodensee und Umgegend. Schrift. d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees 1907. Hyromia hispida L. Limnaea truncatula DrAP. Pupilla muscorum Müuı. Planorbis glaber JEFFR. Sphyradium edentulum Drar. & nautileus L. Vertigo genesii GREDLER Valvata eristata Müun. (sehr häufig) Olausilia corynodes HELD Sphaerium corneum L. 2 os ‚Succinea oblonga DraP. Pisidium obtusale Ö. Pr. Limmaea stagnalis L. Das Resultat der Pflanzenuntersuchung kann leider noch nicht mitgeteilt werden. O. Fraas'! gibt von der Sulpacher Fundstelle das nordische Hypnum revolvens Swarz an und Penxck (l. c. S. 422) führt Succinea oblonga Drar. und Succinea putris L. an. Bei Baienbach westlich Blitzenreute (Kiesgrube Steinegg) fanden sich in den gestauchten Sandschichten der dortigen Moräne Aststücke bezw. Stengel oder Wurzeln. Die größeren Stücke sind in eine Art Pechkohle übergegangen und sind von einem rostfarbigen Oxydationsring umgeben. Bestimmbar sind diese bröckligen Stücke kaum; sie zerfallen an der Luft. Ein weiteres Verfolgen der Kies- ausbeute in der Baienbacher Moräne kann immerhin lohnend werden. Die Pflanzenreste finden sich an verschiedenen Stellen der großen Kiesgrube, es ist unschwer, solche zu finden. Auffallend ist das übereinstimmende Vorkommen dieser Tier- und Pflanzenfundstellen gerade nur in der Inneren Jungendmoräne. Dies kann nicht anders gedeutet werden, als daß die Innere Jung- endmoräne als Grenze der neuvordringenden Vereisung auf die in- zwischen erfolgte Besiedlung des Landes anzusehen ist. Das Gebiet der Edensbacher und Kißlegger Moore, sowie das Dornach- und das Pfrunger Ried, welche zwar innerhalb der Würm- moräne liegen, wurde von dieser Neubedeckung nicht mehr erreicht. Diese Riedflächen wurden von der Inneren Jungendmoräne nur ab- gedämmt und z. T. unter Wasser gesetzt, ähnlich wie das Wurzacher und Buchauer Ried durch die Würm-Endmoräne. Die ebenso schwie- zige wie interessante Untersuchung dieser Torfe würde über die Be- siedlung während der Laufenschwankung ähnliche Ergebnisse liefern, wie die alten Wurzacher und Buchauer Torfe über die RIß— Würm- Interglazialzeit. Baurat Dirzus-Kißlegg (diese Jahresh. Jahrg. 1885, S. 306 ff.) fand unter der Torfschicht des Hahnensteiger Moores (nordwestlich Kißlegg) einen Schneckenlehm mit: Dythinia tentaculata L., Lymnaea ! Begleitworte zu Blatt Ravensburg und Tettnang, S. 16. —_ 3047 — auricularia L., Limn. peregra, L. stagnalis, Planorbis albus M., Pisi- dium obtusale C. Pr., Sphaerium corneum L., Succinea Pfeifferi Rssm. Zu c) In dem Gebiet zwischen Bodensee und Innerer Jung- endmoräne haben wir typische Drumlin östlich der Schussen in der weiteren Umgebung von Lindau, westlich der Schussen in der Gegend von Markdorf, südöstlich des Gehrenberg. Dieselben sind vielfach erwähnt und beschrieben von Gerwic 1, PEnck ”, SIEGER®, ScHMinLE, Kınkeuin®. In der eigentlichen Beckendepression des breiten Schussentales kommen bezeichnenderweise diese Gebilde nicht vor. Im oberen Leiblachtal sind lange, niedere Hügel von 2—5 km Länge bei einer Höhe von 10—15 m (den elongated hills der Amerikaner ent- sprechend) zu bemerken. Dazu kommen andere Formen von weniger typischer Eigenart zahlreich vor. In Übereinstimmung mit den amerikanischen Geologen erklären sich die erwähnten Öberflächen- formen, welche aus Grundmoränenmaterial bestehen, als Gebilde subglazialer Entstehung. Nur so kann auch die Oberflächenstruktur des schwachbedeckten Tertiärlandes östlich der Schussen erklärt werden, wenn man an- nimmt, daß sich in der eisfreien Zwischenzeit wie heute zahlreiche kleine Erosionstäler in N—S-Richtung in das Tertiär eingesägt haben; z. B. als Gefällsflüßchen zu dem Quertal von Taldorf—Oberteuringen und dem von Rolgenmoos—Urbanstobel. Das vordringende Eis hat diese Richtungstälchen ausgeweitet, und die dazwischen stehenden Zwickel gaben Anlaß zur Bildung der länglichen, flachen Hügel. Muldenförmig ausgeweitete Tälchen, durch lange, flache Hügel von- einander getrennt, durchziehen nun die Landschaft und geben ihr das eigenartige Gepräge. Dadurch, daß die unter a) beschriebenen Zwischenschotter der Laufenschwankung noch südlich der Drumlinzone (bei Lindau) gegen ! Gerwig, Das Erratische in der badischen Bodenseegegend. Verh. d. naturw. Ver. Karlsruhe 1871. 2 Penck und Brückner, 1. c. ® R. Sieger, Zur Entstehungsgeschichte des Bodensees. Richthofen-Fest- schrift 1893. * W. Schmidle, Zur geolog. Geschichte des nordwestl. Bodensees bis zum Maximalstand der Würmeiszeit. Schrift. d. Ver. f, Geschichte d. Bodensees 1906, 8. 71—122. — Ders., Über den Rückzug des Würmgletschers im nord- westl. Bodenseegebiet. Centralbl. f. Min, ete, 1907. ° Kinkelin, Der Boden von Lindau im Bodensee und Umgegend. Schrift. d. Ver, f, Gesch. d. Bodensees, 1907. — 80 — den Bodensee zu entwickelt sind, wird allerdings der kurze Hinweis von PEnck hinfällig (l. ec. S. 413 ff.), wonach es sich bei der Drumlin- zone vielleicht um die deformierten Moränen des südlichsten Eis- standes der Laufenschwankungen handeln würde. Obige Beobachtungen, beschrieben unter a), b), c), weisen darauf hin, daß der Eisrückzug weit beträchtlicher war, daß das Gebiet bis zum Bodensee längere Zeit eisfrei war und nach diesem hin entwässert wurde. Wenn dieser Eisrückzug, äquivalent der von BrÜCKNER und PEnck im Salzach- und Inngletschergebiet beschriebenen Schwan- kungen, Laufenschwankung genannt wird, so bleibt hier wie dort die Frage über die Dauer und Ausdehnung dieses Interstadiums offen. Dieser Punkt, wie weit das Eis m das Alpental sich zurückzog und das Land der Rückeroberung durch die Pflanzen- und Tierwelt unter- lag, kann im Alpenvorland nicht klargestellt werden. PEnck ergreift in der Schlußlieferung zu seinem Werk, Heft 11. 1909, 8. 1165, 1167 usw. nochmals das Wort über das Verhältnis dieses Inter- stadiums zur Würmeiszeit selbst, den endgültigen Entscheid darüber zukünftigen Untersuchungen überlassend. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß in neuerer Zeit Schweizer Geologen ! für die Deutung einer Interglazialzeit nach dem Maximum der Würmeiszeit Beweise zu erbringen und damit dem Wiedervorstoß die Bedeutung einer 5. Eiszeit beizulegen suchen. Die Innere Jungendmoräne. Die Wiederbedeckung mit Eis schritt vor bis zu jenem Grenz- wall, der von Pznck als Innere Jungendmoräne verzeichnet wurde. Es fehlt die Kraft des früheren Vorstoßes; mehr und mehr folgt das Eis den natürlichen Gefällsverhältnissen seiner Unterlage. Besonders schöne, kräftige Endmoränen haben wir deshalb in den tiefliegenden Zungenbecken des westlichen Bodenseegebietes. Zwei kräftige und eine schwächere Stirnmoräne auf engem Raum be- grenzen dort die Zungen nach außen (s. SchmivLe, Über den Rück- zug des Würmgletschers im nordwestlichen Bodenseegebiet. Centralbl. f. Min. ete. 1907); im Thurtale bei Andelfingen, im Rheintale bei Etzwilen westlich Stein, im Radolfzeller Seetal bei Singen, im Über- linger Seetal bei Wahlwies, im Salemer Tal bei Taisersdorf. Quer über das Schussental zwischen Mochenwangen und Aulendorf sind ı! F. Mühlberg, Der Boden von Aarau. Festschrift 1896, Jahreshefte d. Vereins f. vater]. Naturkunde in Württ, 1911. 20 — 200 — die einzelnen Wälle der Inneren Jungendmoräne dicht zusammen- gedrängt und zu einem 5 km breiten mächtigen Wall verwachsen. Im hochgelegenen Pfrunger Ried (Rotachtal) ist diese Endmoräne bei Wilhelmsdorf nur schwach; ebenso kann sie gegen das ansteigende Algäu nicht immer mit völliger Sicherheit festgestellt werden. Wir sehen also in den tiefgelegenen Zungenbecken die Haupt- linien oder Zweige der radialen Ausbreitung. Die Gliederung des Rheintalgletschers mit dem Bodensee als Zentraldepression und den obigen Zungenbecken als Teildepressionen tritt deutlich hervor. Da dieser Gletschervorstoß, nach den Ablagerungen zu schließen, von sehr langer Dauer ist, so ist ihm für die Gestaltung der Zungen- becken zu Zweigbecken und ihre Beziehung zum Bodensee als Stammbecken große Wirkung zuzuschreiben. In den Zweigbecken ist das Eis weit mächtiger als auf den dazwischen hoch ansteigenden Rieden, die lebendige Kraft des Eises also auch viel größer. Das Schussental mit seinen Kiesen der Laufenschwankung wurde vollständig ausgeräumt. Eine Bohrung im Schussental beim Bürgerlichen Bräuhaus (450 m ü. d. M.) in Ravensburg ergab unter 13 m fluviatilen Kiesen und Sanden jüngeren Alters eine 24,5 m mächtige Moränenschicht, bestehend aus zähem Lehm mit Geschieben und einzelnen größeren Blöcken. Dazwischen gelagerte, festgepreßte Kies- und Sandschichten sind von geringer Stärke und können deshalb nicht als Laufen-Zwischenschotter in Betracht kommen. Das Liegende bildete frischer, blaugrauer, glimmerreicher Sand der oberen Süßwassermolasse mit Steinkrusten und Sandstein- bänken. 3—4 km nördlich davon, in Weingarten, hat die Bohrung bei der Schatz’schen Fabrik (in 475 m Höhe) unter 12,7 m jüngeren Kiesen und Sanden eine S—9 m mächtige zähe Grundmoränenschicht mit nur geringen Kies- und Sandschmitzen ergeben; tiefer kam blau- grauer, fester Sand der oberen Süßwassermolasse. In der Sohle der Moräne fand sich ein Stück Braunkohle (Stamm), stark pyritisiert und von der Pechkohle, welche in der Oberen Süßwassermolasse unserer Gegend in zahlreichen Schmitzen vorkommt, nicht zu unter- scheiden. Von moränenbedeckten Zwischenschottern ist also an keiner der beiden Stellen die Rede. Vielleicht ist dadurch der auf- fallende Schotterreichtum der äußeren Wälle dieses Vorstoßes zu erklären; man glaubt manchmal, diese bestünden zu ihrem größten Teil aus gerollten Kiesen und Sanden. Der blaugraue Tertiärsand der Bohrung ist so frisch, wie wir ihn nie an alter Oberfläche finden. An der Oberfläche nimmt er eine gelbliche Oxydationsfarbe an, wie sich ähnlich auch der blau- graue Geschiebelehm unter dem Einfluß der Atmosphärilien verändert. Der liegende Tertiärsand muß nach frischer Aufschürfung durch den dichten Geschiebelehm nach oben abgeschlossen worden sein. Die Moränenschicht war in Weingarten 1 m tief gelblich gefärbt. Ein solches Bohrprofil im eigentlichen Depressionsgebiet läßt keinen Schluß auf die Zahl der Zungenvorstöße und der damit ver- bundenen Ablagerungen zu; aber es zeigt unzweideutig die Erosions- wirkung des Gletschers in den Hauptzweigen seiner Ausbreitung. Damit übereinstimmend treffen wir in der Stirnmoräne der Schussenzunge und zwar, wo sie aus mehreren Wällen besteht, in dem innersten derselben, einen ausschlaggebenden Anteil der Sande und Mergel unserer Oberen Süßwassermolasse an dem Moränen- material. Dies hat dazu geführt, daß auf der Geognostischen Spezial- karte von Württemberg, Blatt Ravensburg, 1882, verschiedene Moränenaufschlüsse als Tertiär gedeutet wurden und dementspre- chend die Grenze des letzteren nicht immer richtig kartiert wurde. Eine solche Stelle bietet die rechte Seite der Wolfegger Aach, am Waldabhbang über dem Stöcklerhof, nordöstlich Baienfurt. Unregel- mäßig geschichtete Tertiärsande mit nur wenigen Geröllen in ein- zelnen Bänken (es fand sich beim Graben ein größeres, eckiges Stück Flysch mit Fukoiden) bildet dort das Moränenmaterial. Diese Ab- lagerung geschah jedenfalls durch Zusammenschiebung des vor und unter dem Eise liegenden Tertiärmaterials. Anstehendes Tertiär ist wohl in nicht zu großer Tiefe zu suchen. An einem anderen Otte, gleich rechts oberhalb der Station Mochenwangen, ist Tertiär dem Abhang entlang bis gegen Durlesbach. verzeichnet. Nur an einem Punkte, gegenüber der Papierfabrik, konnte ich mit Bestimmtheit das Tertiärgebirge feststellen. An den anderen Stellen der linken Seite des Schussentobels fanden sich, wenn auch selten, Gerölle in dem Mergel eingeknetet. In den Belegstücken zu Blatt Ravensburg, 1882, welche sich in Tübingen befinden, ist eine solche Probe vom - Schussentobel als Geschiebemergel oder Tertiär? noch aufbewahrt. Es liest auf der Hand, daß man mit dem Unterscheiden in vielen Fällen schwer tut. „So greifen bei Springen (südöstlich Mochen- wangen) gewaltige Sandmassen bis zur Höhe hinauf. Auf den ersten Blick für Tertiär gehalten, entpuppen sie sich als geschiebeführend, d. h. als Glied der Moräne, und stellen sich in eine Kategorie mit den Sanden nördlich Wangen, wie sie die Eisenbahn erschlossen hat. Darüber, gegen die Seen, Weiher und Moore hin, bestehen die ab- 20* gerundeten Kiesbückel aus zartem Kies mit Sandschlingen,“ schreibt O. Fraas in den Begleitworten zu Blatt Ravensburg und Tettnang, S. 14. Der plötzliche Abschluß des Schussenbeckens nördlich Mochen- wangen, Steilanstieg von 460 m ü. d. M. auf 560—580 m, nur vom engen Schussentobel durchbrochen, besteht durchaus nicht in einem Steilhang des Tertiärs, wie es den Anschein hat. (Dies ist auf der rechten Schussenseite bei Blitzenreute der Fall, wo das Tertiär rasch auf 575 m sich erhebt.) Es ist vielmehr das Material der Stirn- moräne 60--80 m mächtig. Das Tertiär steigt bis Durlesbach kaum auf 500 m an und tritt nördlich davon, also höher gelegen, nirgends mehr zutage. Bei den in diesem Herbst und Winter für das zweite Bahngeleise vorgenommenen Bauten konnten die Verhältnisse des Schussentobels genau verfolgt werden. Auf der Ostseite des Schussenbeckens steigt die Ufermoräne bei Waldburg immer noch auf ca. 750 m an. Sie zieht sich übri- gens ganz am Fuße des eigentlichen Waldburgrückens, östlich den Ortschaften Sieberatsreute, Greut, Wetzisreute, auf dieser Strecke durch das Mosertal, ein typisches Trockental, von der Waldburger Höhe getrennt, hin. Ein zweiter Zug verläuft parallel, westlich von den Ortschaften Sieberatsreute, Greut, Wetzisreute, Oberankenreute, welche in der Zwischenrinne liegen. Dieser zweite Rücken läßt sich auch noch weiter südwärts bis Bodnegg verfolgen. Ein dritter Gletscherstand ist durch die unterbrochenen Hügel- züge und Kuppen bei Albisreute, Gessenried, Zundelbach, Rößler, Neuhaselhaus, Butzenberg, Köpfingen erkenntlich. Ein vierter Stand ist durch den Haslachwaldstrang am besten angegeben, weiter über Nessenreben, Briach, Kikach verlaufend. Der weitere Verlauf des Hauptmoränenzuges über Oberanken- reute—Hintermoos ist weniger bestimmt durch seine geschlossene Form als durch das Schwarzenbachtal, das als Flankental von Hinter- moos gegen das Wolfegger Aachtal hinzieht und nördlich der Aach durch die Riedsenke bei Gambach, Gwigg, Dinnenried, Gaisbeuren sich fortsetzt. Der Zusammenhang dieser Rinne, heute durch das Wolfegger Aachtal unterbrochen, ist klar, wenn wir das ursprüng- liche Gefälle dieser Eisrandrinne verfolgen. Da zwar das Schwarzen- bachtal gegen das Wolfegger Aachtal sich seither bedeutend vertieft hat, jenseits aber zwischen dem Aachtal und dem Dinnenried eine Verbindung vollständig zu fehlen scheint, so könnte der Zusammen- hang der Talbildungen in Frage gestellt werden, wenn nicht gerade in der Nähe des Weges, der vom Aachtal nach Bergatreute führt, auf der ebenen Hochfläche eine Kiesplatte im Felde sehr schön auf- geschlossen wäre (85 m über der Wolfegger Aach) und uns so den Zusammenhang diesseits und jenseits der Aach vermittelte. Es läßt sich hier das rechte Flankental der Schussenzunge ca. 20 km weit verfolgen, obwohl es heute hydrologisch in eine Anzahl Stücke zer- fallen ist. Gefälle des Flankentales: von Waldburg bis Wetzisreute stark 16°/oo, von dort bis Oberankenreute—Hintermoos 7 °/oo, von Oberankenreute bis zur Kiesplatte bei Bergatreute 4°joo, weiter bis Gaisbeuren 3°/3 °/oo. Das hohe Gefälle, mit dem es beginnt, nimmt rasch ab, um auszuklingen in den Riedflächen westlich Steinach bei Waldsee. Diese letztgenannten sowie die Riedflächen bei Aulendorf und Schussenried wurden damals mit Wasser angefüllt und standen im Zusammenhang. Es sind in diesen Niederungen bis heute noch eine große Anzahl Seen erhalten. Die gestauten Wasser durch- brachen an verschiedenen Stellen die Moränen der I. Phase, um den alten Durchfluß bei Winterstettenstadt zu benützen. Ein altes Durch- fußtal geht um den Michelberg bei Waldsee herum auf Öberessen- dorf zu; es ist ein langes Tal, in der Hauptsache ein Trockental, das auch von der Landstraße Waldsee—Oberessendorf eine große Strecke weit benützt wird. Niedere Terrassen ziehen sich hier wie im alten Rißbett in das Jungmoränengebiet herein. Diese Kies- verschüttungen, welche den Oberlauf der Riß noch weit in das Jung- moränengebiet hinein begleiten, also jünger sind als die Nieder- terrassen (letztere lehnen sich an die Endmoränen an und überragen oft recht beträchtlich den jetzigen Fluß), wurden schon von E. v. KokeEn erwähnt (v. Koken: Löß und Lehm in Schwaben. Centralbl. f. Min. ete. 1900. II). Kiesverschüttungen dieser Art sind auch im Gebiet der Oberen Österach zu beobachten. Die westliche Begrenzung der Schussenzunge zeigt mehrere Moränenwälle bald weit auseinandergerückt, bald zu einem Wall zusammengedrängt. 1. Stand: südlich Aulendorf, Steinenbach, Stuben, Mendelbeuren (hier ist ein idealer Querschnitt durch die Moräne mit fluviatilem Übergangskegel vorhanden; es ist die Kiesgrube für Altshausen und Mendelbeuren, südlich Mendelbeuren), Ebenweiler, Ruprechtsbruck, Wechsetsweiler, Danketsweiler (Scheitel ca. 700 m ü. d. M.); von hier ab begrenzt die Moräne über Esenhausen, Wilhelmsdorf (612 m ü. d. M.) die Rotachzunge. Die westliche Begrenzung dieser Zunge ist beschrieben von ScHhumipLEe: „östlich Niederweiler, Tischberg, Latten, Unterhomberg, Wahlweiler“. Ein Teil des Auertokels ist als Flanken- — all — tal anzusehen. Das Gefälle der Gletscherzunge im Rotachtal be- rechnet sich auf 15—20°/oo, während sich für die Zunge im Schussental wiederum nur 9—10°/,, ergibt. 2. Stand: Brucken, Vorsee (schöner Aufschluß), Schreckensee, Möllenbronn, Frohnreute, Egg, Oberschoren, Oberwaldhausen, Betten- weiler, Ringgenweiler, östlich Hasenweiler, östlich Ringgenhausen, Wilhelmsdorf. 3. Stand: westlich Segelbach, westlich Hatzenturm, zwischen Vorsee und Häcklerweiher, Einödhof, Hof Wielatsried, Hübschenbers, Bautzen. 4. Stand: Wolpertschwende, Oberspringen, Blitzenreute, Baien- bach, Mazenhofen, Sonntagen, Wilhelmskirch. Die Endmoräne des östlichen Lappens gegen das Algäu lehnt sich zunächst von Bodnegg an gegen den massiven Waldburgrücken und weicht dann gegen Osten ab durch den schönen Wall „Lang- rainwald“, nördlich Füglesmühle, über die Ortschaften Hannover, Amberg, Eggenreute, von wo sie sich über Sommers, Langhalden gegen Sommersried wendet und weiter über Kaihach, Ratzenried, Siggen, Weihers—Eisenharz, um östlich von Eglofs das Tal der Oberen Argen zu überschreiten. Von hier weiter ist die Innere Jungendmoräne durch M. Schmipt! nachgewiesen durch kiesreiche Wälle bei den Ortschaften Steinegaden, Auers, Weihers, dann über Lindenberg, Scheidegg auf die östlichen Ausläufer des Molassezuges des Pfänders hinaufziehend. Die Schussenzunge zeigt an ihrem nördlichsten Ende einen typischen „Sandr“. Derselbe ist gleich unterhalb Aulendorf zu beiden Seiten der Bahn in Kiesgruben aufgeschlossen. Die Schotter und Sandschichten zeigen schwach nördliches Einfallen, während die Schussen im entgegengesetzten Sinne durchschneidet. Die Achenschwankung. Schon die vier nachweisbaren Gletscherstände dieser Phase der Inneren Jungendmoränen, die mit kleinen Rückzugsetappen ver- bunden sind und zum Teil in ziemlichem Abstand voneinander sind (Abstand zwischen 1. und 4. Stand mindestens 5 km), zeigen, daß der Gletscher nicht mehr die Konstanz besitzt wie zur Zeit seiner "M. Schmidt, Die geologischen Verhältnisse des unteren Argentales. S. 4. Sonderabdruck aus dem Bericht über die XL, Versammlung des Oberrhein. geol, Ver. Lindau 1907, Maximalausbreitung. Das stetige Schwächerwerden der Moränen nach innen weist darauf hin, daß er sich im Zeichen des Rückzugs befindet. Ein großer Eisrückzug, in anderen Gebieten beschrieben als Achenschwankung (Prnck und Brückner, 1. c.), folgte nun. Das Zurückweichen des Eises um 15—20 km bis zur nächsten End- moränen-Ablagerung war jedoch nicht ohne Stillstandslagen des Eises. Zwischenstände sind bekundet durch die Ausbildung von Eisrand- rinnen, Terrassen, Delta. Dementsprechend ist der geomorphologische Effekt der Schwankung, auf das Schussental insbesondere, immerhin sehr groß. Zumal das große Rückzugsgebiet der Achenschwankung nachträglich durch das Eis nicht mehr eingenommen wurde, haben wir die Formen der Delta, Terrassen, Eiswasserrinnen zum großen Teil in unveränderter Gestalt vor Augen. Die späteren Stände der Inneren Jungendmoränen-Phase gaben schon Randgebiete der Beckendepression frei, so daß das Wasser den Zungen zuströmte und diese umfloß. Da aber das Gebiet gegen Süden abgedämmt war, staute sich das Wasser bis zum Durchfluß nach Norden, der immerhin 550—560 m Höhe hatte. In diese Zeit fallen die Kiesablagerungen des Baches von Enzisreute und Kümme- razhofen gegen Durlesbach in 560 m Höhe, ca. 60 m über der jetzigen Mündung, in die Schussen. Siehe zwei Aufschlüsse links über der Durlesbacher Säge. Ebenso fallen die Kiesablagerungen bei Eisenfurt, in der Ebene ca. 50 m über dem Elektrizitätswerk Waldsee-Aulendorf, in diese Zeit. Es finden sich mehrere Auf- schlüsse in der flachgeschichteten Ebene. Dieser Phase gehört wahr- scheinlich auch die Terrasse in 560 m Höhe bei Hasenweiler, mit einer Gletscherzunge in das Urnautal bis Roggenweiler reichend, an, ferner die Terrasse um den Gehrenberg in 600 m Höhe. W. SchMipLe hat diese Erscheinungen um den Gehrenberg zu seiner III. Phase gerechnet, also nach der Achenschwankung angenommen. Es ist jedoch ausgeschlossen, daß das Eis später am Gehrenberg nochmals diese Höhe erreicht hat (siehe letzte Phase im Schussental). Siehe auch Steilufer bezw. Terrassen in der Höhe von 580 und 560 m in der Gegend von Wilhelmskirch (4. Stand der Inneren Jungendmoränen). Je mehr das Eis der Schussenzunge sich in der Beckendepres- sion dezimierte, um so mehr strömten die Wasser von allen Seiten dem Eise zu, in das freigewordene, tiefer gelegene Gebiet. Das Wasser findet zum erstenmal seinen Abfluß nach Süden bezw. Süd- westen, als das Urnautal eisfrei wurde. Der damalige Eisrand ent- spricht ungefähr den Abilußrinnen, welche PEnck in seiner Karte — 3a — des Rheingletschers als „ältere Abflußrinnen der Eisseen“ eingezeichnet hat. Dies wäre westlich der Schussen von Ravens- burg über Eschau, Rolgenmoos, Fuchstobel, Urnau; auf der östlichen Schussenseite hauptsächlich an das Flattbach- und an das Schwarzen- bachtal gebunden in südöstlicher Richtung Wangen zu. Während Penck nun diese Eisrandlage, welche durch die auffallenden Rinnen auf den Riedeln sicher bestimmt ist, quer über das Rotachtal bei Fuchstobel, über das Schussental südlich Ravensburg, über das Schwarzenbachtal südlich dem Rolgenmoos, etwa bei Prestenberg, über das Argental bei Pflegelberg als stauende Eisriegel und davor Stauseen einzeichnet, so halte ich dies für undenkbar. Die bloße Betrachtung, daß das Eis östlich der Schussen Höhen bis 600 m blockiert hielt, westlich der Schussen aber mindestens noch auf 520—530 m anstieg, aber quer über das Schussental südlich Ravens- burg (Talsohle 420—450 m ü. d. M.) plötzlich abbrechen sollte, führt zur Verneinung der Pener’schen Annahme. M. Scaumivr kommt schon in seinen Untersuchungen über „Die geologischen Verhältnisse des unteren Argentales“ auf eine Unstimmigkeit mit Penck und be- merkt darüber S. 5: „Ich stimme, was die Lage des Eisrandes dieses tückzugsstadiums in dem wichtigen Zweigbecken der Schussen an- langt, nicht ganz mit Pexck überein, der ihn erst ein gut Stück südlich von Ravensburg das Tal durchziehen läßt. Wohl sind bis an diese Stelle lakustrine Sedimente vorhanden, aber sie gehören einer späteren Stauung in demselben Talbecken an. In der Etappe, die uns hier beschäftigt, dürfte der Gletscher mindestens bis Ravens- burg, vielleicht noch erheblich weiter nach Norden das Zweigbecken erfüllt haben.“ Nach den bisherigen Erfahrungen über die Eisver- breitung mußte aber gerade in diese hindernislosen Niederungen das Eis seine Zungen noch vorsenden, als es auf den höheren Riedeln zu beiden Seiten schon weit zurückgewichen war. Was das Schussental betrifft, so gaben die Deltaaufschüttungen bei Ravensburg, Weingarten und Baienfurt in durchschnittlicher Höhe von 500 bis 520 m die Veranlassung zur Annahme eines Schussensees. Diese Bildungen fanden aber in einem Eisrandgewässer, welches der Schusseneiszunge entlang die Depression erfüllte, statt. Die Aufschüttung setzte ein, als das Wasser zum erstenmal seinen Ab- fluß nach Westen fand zwischen dem Gehrenberg und dem Höchsten hindurch (Stauseen im Frickinger Tal in 490 m Höhe nach W. ScHmiDLE) und damit sein Spiegel plötzlich auf 525 m gesunken war. Nun strömten die Wasser mit starkem Gefälle dem Schussental zu und — DO — führten massenhaft Schutt herbei. Die Mächtigkeit der aufgeschüt- teten Schotter und Sande beträgt ca. 50 m. In ihrer Gesamtmächtigkeit aufgeschlossen sind sie nur in Ravensburg (die Nordwestseite des Deltas), wo die großartige städtische Kiesgrube jedem Besucher ins Auge fällt. Zu unterst sind 5—10 m nahezu horizontale Schichten von Sand und feinerem Kies; dazwischen befinden sich Schichten von Grundmoränenmaterial, welche einwärts auskeilen. Grundmoräne bildet auch das Liegende der Kiesgrube; die Moräne steigt gegen Osten stark an. Darüber lagern Schotter von wechselnder Neigung, die oberen fallen 20—30° nordwestwärts ein. Die Verknüpfung von Moräne mit den geschichteten, lakustroglazialen Gebilden durch gegenseitige Ver- zahnung oder Verkeilung der unteren, horizontalen Schichten zeigt, daß zur Zeit der Ablagerung eine Eiszunge im Schussen- tal mit ihrem östlichen Rand bis an das Delta heran- reichte. Am Delta der Scherzach bei Weingarten und dem der Wolfegger Aach zwischen Baienfurt und Baindt sind mehrere, aber kleinere Aufschlüsse. Dieselben zeigen beim letzteren, dem Annaberg-Delta, eine Verfeinerung der Sedimente gegen Norden. Hier bemerken wir auch Grundmoränenmaterial dem Fuße des Deltas in verschiedener Höhe angedrückt. Am großartigsten entwickelt ist zweifellos das Delta von Ravensburg. (Es wurde auch von den Mitgliedern des X. Deut- schen Geographentages 1893 besucht und in dem Anhang über die Verhandlungen von Penck kurz beschrieben.) Durch den Flattbach abgelagert, der direkt vom Gletscher gespeist wurde — Eisrand bei Gornhofen —, wurde das Delta später durch diesen Bach mitten durchschnitten. Die linke Seite der Deltaebene trägt die Veitsburg, das Stammschloß der Welfen, und ist weithin sichtbar. Die rechte Seite ist durch die beschriebene Kiesgrube angeschnitten. Der 15--20 m tiefe Sattel, welcher die Veitsburg von der St. Christina- höhe trennt, mag eine der Zweigrinnen des Deltas darstellen. Die dahinter ansteigende Höhenfläche St. Christina—Molldiete macht den Eindruck einer durch den letzten Vorstoß in Flachhügel- land verwandelten, älteren Deltaebene. Haben wir hierin vielleicht die Deltaebene der Laufenschwankung, den hochgelegenen Kies- massen im Flattbachtal (siehe Laufenschwankung) entsprechend, zu sehen? Die Abböschung der Hochfläche gegen das Schussental, etwas flacher und verwaschener als bei der Veitsburg, spricht sehr für die Vermutung. Damit hätte auch die auffallende Verengung des Schussentales bei Ravensburg ihre Erklärung gefunden. Ein sorgfältiges Beobachten der Aufschlüsse bei Bauten kann hier Sicher- heit bringen. In der Tat zeigen gelegentliche Aufschlüsse an der Böschung einen lehmigen Schotter. Daß Schotter das Wesentliche des Materials ausmachen, zeigt auch der dortige Rebbau. Was das Ravensburger Delta noch besonders anziehend macht, das ist, daß gegen den Flattbach zurück der zugehörige alte Tal- boden, in Form von hoch über der heutigen Sohle vorhandenen Terrassen, sich erkennen und als organisches Ganzes mit dem Delta übersehen läßt. Am besten verfolgen läßt sich der Zusammenhang, wenn man auf dem Fahrweg nach St. Christina geht, wo man die Terrasse über den Fabriken von Degerdon und Uhl in 555 m Höhe am schönsten sieht. Östlich Ittenbeuren ist die Höhe der Terrasse 545 m. Wir erhalten für den alten Talboden ein Gefälle von 6 °oo, während das Gefälle des heutigen Flattbaches mehr als das Doppelte beträgt und deshalb von zahlreichen Fabrikbetrieben und Mühlen dienstbar gemacht wird. Auch beim Wolfegger Aachtal sind noch einzelne schöne Terrassenstücke vom Delta aufwärts zu bemerken. Zunächst hinter und über den Höfen Kikach und Stocken im Wald über dem Fabrik- kanal bis 550 m ansteigend. (Die Höfe liegen auf einer 30 m tieferen, jüngeren Terrasse.) Weiter Hußaufwärts in Bonlanden, bei Ludwig’s Nudelfabrik, ist eine Terrasse in 570 m Höhe mit Steil- uferböschung darüber. Diese Terrasse sowie das Steilufer zeigen Tertiärgrund; es sind im Gegensatz zu dem erstgenannten Terrassen- stück rein erosive Formen. Die Terrasse über Weißenbronnen („Tal“ genannt), ca. 600 m hoch, ebenso wie die vollständig außer Funktion gesetzte Flußschleife wenig oberhalb, 600—610 m ü. d. M., sind vollkommen erhaltene alte Talböden. Das neue Tal bei Weißen- bronnen, 548 m hoch, hat sich daneben gebildet. Es ergibt sich für den alten Flußlauf ein Gefälle von ca. 10°/oo, während das Ge- fälle heute mindestens 13 °/oo beträgt. _ Bei den übrigen Wasserläufen, welche in engen, steilen Tertiär- tobeln in das Schussental münden, konnten sich Terrassen weniger gut entwickeln; solche sind aber immerhin bisweilen zu beobachten, z. B. im Baienbacher Tobel, oberhalb der Stelle, wo das Zweigtobel nach Blitzenreute sich wendet; die Terrassenfläche liegt ca. 545 m hoch. Schwache Ansätze bemerkt man auch im Lauratal an ver- schiedenen Stellen. Während also die Wasser östlich der Eiszunge, dem Rand ent- lang, nach Norden fließen mußten, um die Zungenspitze nördlich Mochenwangen herum, flossen sie westlich der Zunge gegen Süden zurück, um erst gegenüber Ravensburg nach Westen ins Rolgenmoos abzuzweigen. Bei Vorderweißenried und Horrach bekunden Flach- hügel aus Grundmoränenmaterial einen Eisstand der Aulwanger Rinne entlang. Mit dem weiteren Zurückweichen des Eises, das sich auf den höheren Zwischenriedeln rascher vollzog als in den Zungen, konnten die Wasser dem westlichen Rand der Schussenzunge entlang in das Theuringer Tal gelangen. Zunächst war ein Sinken der Wasser- stauung auf 490—500 m die Folge. Es entstanden Einschnitte in = DEITAOBERFLÄCHE en DEIMOBERFLÄCHE . Ir ii 525m’ 525 m'/m 490 m STUFE a GT HOOmTERRASSE RAUENEGG, = TTTTD TZZSAmz —- GT > Abb. 2. Abb. 3. N—S-Profil des Deltaeinschnitts (rechts- _ O—W-Profil des Ravensburger Deltas, seitig), „Rauenegg“ in Ravensburg. linksseitige Hälfte, „Veitsburg‘. die alten Deltas, Vorlagerungen von jüngeren mit dem Niveau 490—500 m. Der Eisrandsee auf der östlichen Seite der Schussenzunge reichte nun auch entsprechend weiter südlich, bis gegen Liebenau. Es entstand ein neues Delta, das der Schwarzach (Grenzbach), gegenüber dem Obertheuringer Abfluß. Das Delta reicht von Ober- eschach bis Sandgrub. Es entwickelt sich mehr in die Breite (1’/2 km) als in die Tiefe ('/e km), wohl infolge des schmalen Raumes vor dem Eisrand.. Da die Wasser des Eisrandes von dem östlichen Riedel nun bei Obereschach in das Schussental münden konnten, wurde das nördliche Flattbachtal als Eiswasserrinne außer Kurs ge- setzt. Während des Stauniveaus 490—500 m wurden noch mehrere neue, kleinere Delta aufgeschüttet. Ein solches wurde abgelagert von dem Bach, der oberhalb Oppeltshofen nach Burach herabfließt. — all — Ein weiteres befindet sich über der Mündung des Aulwanger Tales in das Sturmtobel. Der Büchelhof, das Sennerbad, Unterallewinden einerseits (west- lich), in ca. 460 m Höhe, stehen auf einer fortlaufenden Terrasse, welche durch das darüber aufsteigende Steilufer vom Sennerbad bis Unterallewinden um so mehr hervortritt. Diese erosive Terrasse steht sicher mit der Erosionswirkung der Eiszunge in Beziehung, zumal auf dieser Seite die Wasser abflossen. Die Höhen bei Spohn’s _ Schlößle, Elisabethenkrankenhaus, Neuburach anderseits (östlich) bilden eine ebene Terrasse in 460 m Höhe. Auf dieser Seite be- merkt man auch weiter südlich bei Torkenweiler und Oberhofen Terrassenansätze und Steilufer in verschiedener Höhe. mm 5 670 = = [ro} => ai > 600 = E < ES [8 BEN na [=] RR ul = BR: ss S f < os Y) u al ) S Sy 23; N 50oi ELLE el Abb. 4. Querschnitt durch das Wolfegger Aachtal bei Weißenbronnen. Als das Schussental soweit eisfrei war, daß das Wasser den direkten Abfluß in das Theuringer Tal in 450—460 m Höhe benützen konnte, sank der Wasserspiegel rasch auf 460 m. Am Fuße der großen Deltas Obereschach, Ravensburg, Weingarten und Baienfurt bauten sich nun niedere Kegel aus Kies und Sand bis mitten in das Tal hinein. Die Städte Ravensburg und Weingarten ruhen auf diesen Kiesschichten. In Ravensburg ist der obere Teil des Schwemmkegels zu seinem größten Teil von einem Kalktuffmantel eingehüllt, auf welchem die Oberstadt vom Ölschwang bis zum Postplatz steht. In diesem Schuttkegel, am Fuße des Ravensburger großen Deltas, fanden sich Knochen und Zähne vom: Pferd sehr häufig (Equus caballus L. und Eguus sp.? kleine Form), Mammut (Ele- phas primigenius) und Renn (Kangifer tarandus) oder Hirsch. —rolel, Die Kalktuffbildungen im Wolfegger Aachtal bei Weißen- bronnen, der Kalktuffkegel bei der Füglesmühle südöstlich Waldbursg, die Tuffablagerungen bei Ravensburg, welche alle von O. Fraas! als Interglazial beschrieben wurden, können nicht vor der Achenschwan- kung eingesetzt haben. Im ersteren Falle, bei Weißenbronnen, lagern die Tuffe in der Hauptsache auf der heutigen Talsohle auf, während etwa 50 m höher der alte Talboden als Terrasse aus dem Beginn der Achen- schwankung nachweisbar ist. Diese Tuffbildung ist also erst nach der Austiefung bis zum heutigen Talboden mög- lich, was nicht vor dem Ende der Achenschwankung der Fall sein konnte. Interessant ist die Konchylienfauna dieser Ablagerung. Unter den ca. 60 verschiedenen Arten befinden sich: Euconulus fulvus MÜLL. Hyalina (Polita) nitens MıcH. „» lenticula He. (Pura auct.). kn hammonis STRÖM. (radiatula Aın.). m petronella (CHurr.) Prr. Orystallus subrimatus O. RHpr. = crystallinus MÜLL. Zonitoides nitidus MÜLL. Punctum pygmaeum DrAP. Patula rotundata Mürr. „ ruderata STUD. Eulota fruticum MÜLL. Vallonia costata MüLr. Helicodonta obvoluta Müun. Fruticicola unidentata Drap. s sericea DrAP. ir villosa STUD. on incarnata MÜLL. Arianta arbustorum L. Isognomostoma personata Le. Tachea hortensis MÜLL. Buliminus montanus Drar. 25 obscurus MÜLL. Cionella (Cochlicopa) lubrica Müur. Torquilla secale var. gracilior KrEeL., eine für die Südostecke Württembergs charakteristische Form. Pupilla muscorum MÜLL. ! Begleitworte zu Blatt Ravensburg und Tettnang der geognost, Spezial- karte von Württemberg. 1882, S. 4, 6, 12 ff, —. ale — Sphyradium endentulum DrAr. Isthmia minutissima HARTM. Vertigo antivertigo DRAP. pusilla MüL. angustior JEFFR. genesii GREDL., zwar nur ein Exemplar, aber ein unzweifel- haftes, das mit solchen aus dem Löß von Murr bei Mar- “ bach übereinstimmt. Acanthinula aculeata MüLn. Clausilia laminata Most. orthostoma Mkc. plicata DraAr. biplicata Moxt. parvula STUD. dubia DraAP. ventricosa DRAP. lineolata HELD. plicatula Drar. Suceinea putris L. Carychium minimum MÜLL. Limnaea ovata DrAP. 5 palustris MÜLL. 2 truncatula Müun. Planorbis planorbis L. (marginatus Drar.). leucostoma Mitv. (rotundatus auct.). “ (Gyraulus) borealis Love, nicht selten. Acme polita HARTM. „» lineata Drar. Bythinella alta Cvess. Valvata alpestris Küst. » pulchella STUD: ” cristata MÜLL. Der bekannte Molluskenkenner GEYER, der die Schnecken zu be- stimmen die Freundlichkeit hatte, schreibt hierzu: Mit vier Ausnahmen bewohnen die aufgeführten Arten heute das Wolfegger Aachtal und seine nächste Umgebung. Patula ruderata Stun. hat sich in die Alpen zurückgezogen; ihr sporadisches Auftreten in den deutschen Mittelgebirgen wird im Zusammenhang mit ihrer ausgedehnten Ver- breitung in den Alpen und im Norden als ein Beweis dafür ange- sehen, daß sie zu den Relikten der Glazialperiode zu zählen ist. Fossil findet sie sich diluvial und alluvial bei Basel, Mosbach, Weimar, in der Hilsmulde, bei Frankfurt a. M., Cannstatt, Stuttgart. Ähnlich liegt der Fall mit Valvata pulchella Stun., die als macrostoma STEENH., depressa Pr. oder frigida West. in zersprengten Kolonien (z. B. Schelklingen) Süddeutschland besetzt hält, im Nordosten häufiger ) ist und ab und zu in diluvialen Sedimenten erscheint (Hangenbieten, Moosbach, Darmstadt, Frankfurt a. M.). Von Vertigo genesii GREDL. gibt STEUSLOFF! eine Zusammen- stellung ihres fossilen Vorkommens in Deutschland, welchem noch einige Punkte in Württemberg beigefügt werden können, die noch nicht bekanntgegeben wurden. Die kleine Schnecke hat sich aus unserem Gebiet in den hohen Norden und in die Alpen zurück- gezogen; „Südtirol bei St. Genesien und am Salten: in der oberen Waldregion“ nach Cressin, Moll.-Fauna Österreich-Ungarns und der Schweiz, 8. 279. Neu für ganz Deutschland dürfte Planorbis borealis Lovkn sein. Ich hatte Gelegenheit, die Wolfegger Funde mit rezenten Exemplaren aus Schweden in der Sammlung des Kgl. Naturalien- kabinetts in Stuttgart zu vergleichen und die Übereinstimmung fest- zustellen. Nach Westereunp (Fauna paläarkt. Binnenkonchylien. Bd. 5, S. 80) bewohnt die Schnecke Norwegen, Nord- und Mittel- schweden, Finnland, Sibirien, Alaska. Es wäre aber nicht unmöglich, daß auch sie noch in den Alpen oder am Nordfuße derselben ge- funden würde. Wir kennen das Gebiet noch viel zu wenig. Die Feststellung der Flora (übersinterte Blattabdrücke) aus dem Tuff ergab: Rottanne, Haselnuß, Eiche, Ulme, Linde, was dem heutigen Bestand der Umgebung entspricht. Bei Füglesmühle handelt es sich um einen mächtigen Kalk- tuffkegel, der sich am Fuße der Inneren Jungendmoräne, auf deren Innenseite, gebildet hat. Die Fauna und Flora habe ich noch nicht näher untersucht. Die Anlagerung des Tuffkegels und seine - typische Oberflächenausbildung ist jedoch hier so klar, daß es weiterer Untersuchungen für die Altersbestimmung nicht bedarf. Es findet sich nirgends eine Spur von Moränenauf- oder Ein- lagerung. Die Kalktuffbildungen bei Ravensburg lagern überall auf den Kiesen und Sanden der Achenschwankung, sind also nach diesen abgelagert und scheinen zum Teil ganz jungen Alters zu sein. Beim Bau des neuen Mädchenheims wurde im Kalktuff eine Kulturschicht aufgedeckt. Es fanden sich in 3 m Tiefe Hornzapfen und Zähne vom Rind, welche durch ihre kleine Form denen des Torfrindes von Schussenried (im Naturalienkabinett in Stuttgart) ganz ähnlich sind, ! Beiträge zur Fauna und Flora des Quartärs in Mecklenburg; Archiv des Vereins der Freunde der Naturgesch. in Mecklenburg. 61. 1907, S. 71. ein Eberzahn und die Hornzapfen einer Ziegenart, zusammen mit einem künstlich bearbeiteten Stein (Steinwerkzeug?). Diese Kultur- schicht setzte sich in einer Art Kohlenschichte fort. Das Liegende bildete Kalktuff bis zur Gesamttiefe von 5 m, dann kamen ge- schichtete Sande. Bei Weißenbronnen und bei der Füglesmühle setzt sich die Tuffbildung noch bis heute unbehindert fort. Prächtige Quellen sprudeln über den Hang und setzen oft ganz gleichmäßig Deck- schichten ab. Überaus schöne Schichtung zeigt der Fügles- mühle-Tuff. | Bei Weißenbronnen wurden Kohlenreste vom Hausbrand im Jahre 1872 in den Steinbruch geworfen; bis heute sind sie schon WALDBURG, N 77i1m J.IUNGENDMORÄNE I? N RÄNE C \1.PHASE GC 7 7, GT ARNLAUTUFF Be GGTEEZEZE 00. 5 “Mn Abb. 5. Profillinie Füglesmühle—Waldburg. J. SUNGENDMORÄNE mit einer !/2 m mächtigen Kalktuffschicht überdeckt. Dabei wechseln die Wasser jahrelang ihre Berieselungsfläche, so daß nicht an ein kontinuierliches Absetzen dieser !/g m mächtigen Schicht zu denken . ist, vielmehr sind jahrelange Unterbrechungen anzunehmen. An einer anderen Stelle finden sich Brandkohlen eingeschlossen, wahrschein- lich von einem früheren Köhlerhaufen herrührend. In den Begleit- worten zu Blatt Ravensburg und Tettnang der geogn. Spezialkarte von Württemberg, S. 12, beschreibt O. Fraas das Auffinden von Brandkohlen und Feuersteinstücken in diesen Ablagerungen und schließt daraus auf eine interglaziale Kulturschichte. Eine letzte Phase vor dem Rückzug bis zum Bodensee war noch von langer Dauer. Der Gletscher hinterläßt Moränenwälle und seine Wasser furchen peripherische Rinnen aus. Der Eisstand läßt sich deshalb ziemlich genau feststellen. Während seiner Dauer bildet — aa sich das gegen 10 qkm große Argendelta. Insofern das Eis wieder ebenso rasch vorschritt, als es abschmolz, bedeutet dieser Zustand eine neue Phase der Vergletscherung. Nach den Angaben W. Schuipre’s hätten wir in dieser Phase, seiner Ill. Phase, einen neuen Vorstoß zu erblicken, nachdem sich - das Eis während der Achenschwankung mindestens bis in das Boden- seebecken zurückgezogen hatte. „Seine Moränen ruhen deshalb auf den Kiesen des Sees der Achenschwankung, dessen Deltas in Flach- hügelländer verwandelt werden.“ In unserem Gebiet sind jedoch keine moränenbedeckten Kiese und Sande der Achenschwankung beobachtet worden, außer einem kleineren Vorkommnis nahe am See. Dieses ist mit größerer Wahr- scheinlichkeit mit Oszillationen des Eises der Rückzugsstände dieser Phase in Verbindung zu bringen. — Es ist die Sandgrube gegenüber der unteren Mühle in Hemigkofen, in ca. 415 m Höhe, wo Sande mit Kreuzschichtung (diskordanter Parallelstruktur) von Moräne über- lagert sind. Die Sande sind in 6 m Mächtigkeit erschlossen; die Moränendecke ist 1 m stark. Nicht aber hierher gehören die von Kınkeuin als „Umschüttungs- terrassen“ beschriebenen Kiese und Sande auf der Nordseite des Schachen— Wasserburger Hügelzuges. Diese Schotter bilden viel- mehr den fluvioglazialen Übergangskegel des Moränenrückens, der sich dem See entlang zieht und auf dessen Südseite die genannten Orte liegen. Die Kies- und Sandschichten sind mit der Moräne ver- zahnt und können leicht den Eindruck von moränenüberdeckten Terrassen hervorrufen. (Siehe nähere Beschreibung dieser Moränen unten S. 326.) Die Eisrandlage ist zu Beginn der neuen Phase folgende — im Schussen- und Leiblachtal durch Endmoränen bestimmt, dazwischen durch quer verlaufende Eiswasserrinnen —: Geschlossene Eismasse nur mehr über dem Bodensee; starke Gliederung landeinwärts. Eine Zunge reicht ca. 15 km in das Schussental aufwärts bis Oberzell. Zunge im Leiblachtal ca. 10 km lang bis Ober-Nützenbrugg. Zwischen dem Schussental und dem Leiblachtal reicht das Eis nicht ganz bis an die Argen, erste Rinne südlich der Argen; die Eiswasser sammeln sich jedoch in der Argen. Das Eis bedeckt also hier vom Bodensee aus eine nicht mehr sehr breite, aber immerhin ununterbrochene Randzone. Westlich der Schussen, in der Immenstaader Bucht, reicht das Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 21 = 390 = Eis nicht mehr so weit landeinwärts, bis südlich Markdorf. Es wurde dort ein dreifacher Stirnmoränenkranz um die Immenstaader Bucht abgelagert. Diese Moränen wurden schon von SCHMIDLE unter seinem 4. Gletscherstand beschrieben: 1. Nördlich und östlich Kippenhausen, zuletzt Garenwieden— Ikelesholz, östlich Reute--Egg—Beiten—Riedern, südlich Mark- dorf— Blauenbühl —Efrizweiler—Herrenstöcke —Buschach, dann westlich und nördlich Schnetzenhausen (entsprechend Kippen- hausen), weiter Meisterhofen—Wiggenhausen, westlich Unter- allingen. 2. Hub — Leiwiesen — Falben — Farnach — Reuthenen — Burgberg- acker—Spaltenstein—Manzell. 3. Speckkolz — Baitner Wald — Huben — Landoltshof — Fischbach oder Hofen. Im westlichen Bodenseegebiet erreichte das Eis kurz die heu- tigen Seeenden, ohne dort Moränen abzulagern. SCHMIDLE beschreibt eine Reihe von bedeutenden Erscheinungen im westlichen Seegebiet, welche er seiner Ill. Phase zuweist, so die Entstehung der Inseln Reichenau und Mainau, die Bildung der Kon- stanzer Bucht, d. h. die Trennung des Untersees vom Öbersee durch die Moränen bei Konstanz. Eigentliche und bedeutende Endmoränen dieser Phase haben wir außerdem im Schussental und im Leiblachtal. Im ersteren Tal erreichte die Eiszunge nur kürzere Zeit Oberzell: Nache Moränen- hügel bei Lachen—Metzenmoos. Durch das Schwarzach- und Moos- bachtal ist diese erste schwache Moräne von dem zweiten kräftigen Wall getrennt, der etwas südlicher, über Senglingen (458 m), Schwarzenbach (465 m), Ottmarsreute, das Schussental quert. Der breite Rücken erhebt sich immerhin im Durchschnitt mindestens 30 m über die Schussentalebene, welche sich nördlich und südlich in ca. 420 m Höhe anschließt. Auf der Ostseite ist die Moräne kräftig und läßt sich in einem Bogen über Hirschach, Höll, Bech- lingen bis Tettnang als Ufermoräne weiter verfolgen. Bei Bech- lingen ist die Moräne mit einer schwachen Decke aus Sand und feinerem Kies dem Auge verschlossen. Siehe Aufschlüsse in den Kiesgruben westlich Bechlingen. Die Argenwasser haben hier mit dem Zurückweichen des Eises ihre Sedimente z. T. über diese Moräne ausgebreitet; wir haben hier den nordwestlichen Rand des Argendeltas. Der Moränenwall selbst 923 besteht hauptsächlich aus Grundmoräne (Aufschlüsse beim Bahnbau Ravensburg— Friedrichshafen). Bei Senglingen ist ein fluviatiler Übergangskegel dieser Stirnmoräne aufgeschlossen, es sind nach Norden geneigte und sich verfeinernde Kies- und Sandschichten. Auf der Westseite der Schussen sind kaum Spuren einer Moräne zu nennen, daher der Durchfluß der heutigen Schussen auf dieser Seite des Tales; sie wäre in einem entsprechenden Bogen von Reb- holz bis Ettenkirch abgelagert zu denken. Ganz ähnlich einseitig entwickelt ist die Stirnmoräne der Leib- lachzunge, dieselbe läßt sich erst östlich der Leiblach sicher er- kennen. Ein Halbbogen sehr schöner Moränenhügel zieht sich von Nützenbrugg über Radlıngs, Ruhlands nach Infang und Leitfritz hinauf, an Deutlichkeit immer zunehmend. Zuletzt nach innen bei Immen und Niederstaufen von einer zweiten Reihe ähnlicher End- moränenhügel in einigem Abstand begleitet. Das Fehlen der west- lichen Moränenseite ist wohl abermals mit dem Wasserabfluß, dem Abfall des Gletschers, nach dieser Seite in Zusammenhang zu bringen. Auch diese Gletscherphase gab das letzte Gebiet bis zum Bodensee nur ganz allmählich, man möchte sagen, schrittweise, frei. Wir können fast in größerer Anzahl als früher einzelne stationäre Eisstände unterscheiden. Im Schussental selbst allerdings rücken sie ganz nahe aneinander heran. Die Moränenbildungen zwischen Öberzell und Meckenbeuren, die immerhin eine Breite bis zu 3—4 km einnehmen, können kaum getrennt werden. Das Gebiet zwischen Argen und Bodensee wird gerne als cha- rakteristische Drumlinlandschaft erwähnt (KınkeLm, M. Scuuipr). Typisch für eine unveränderte Drumlinlandschaft ist eine radiale und vielfach zentripedale Richtung der Gewässer, bestimmt durch die Anordnung der Drumlin, deren Längsrichtung der Zentraldepression zustreben, in Übereinstimmung mit der Abdachungsrichtung des ganzen Gebietes. Die bedeutendsten Talungen nehmen hier aber einen peripherischen Weg, genau wie Rinnen zwischen Endmoränenwällen. Die Hügelreihen, welche südlich der Argen, so ziemlich in Westostrichtung miteinander verbunden, verlaufen, sind den Endmoränen äquivalente Gebilde. Sie stellen je eine Eis- randlage vor und sind, selbst alte Drumlin, durch neue Moränen- anlagerung miteinander verbunden. Die Eintiefung der Eisrandrinnen macht ihren Zusammenhang organisch. Als erste Querrinne ist das Wielandsweilerbachtal zu nennen. Sein ehemaliger Verlauf als Eisrandrinne ist bis gegen Sieberats- 21* — da — weiler zu verfolgen. Es ist ein mächtiges Tal, mit zahlreichen Kesselvertiefungen. Die Wasser der östlichen Hälfte von Sieberats- weiler bis zum Muttelsee haben später nach Süden durchgebrochen. Es birgt die Seen: Wielandsweiher, Kammersee, Muttelsee. Diesem Eisstand entspricht die oberste Terrasse der Argen, welche in 470 m Höhe beim Eintritt in das Schussental in eine Deltaebene übergeht von 460—470 m Höhe, in die oberste Deltastufe. Ganz im Osten fungiert als Eisrandrinne das Schwarzenseebachtal ; es führt die Wasser der Eiszunge des Leiblachtales in die Argen und tritt mit deren oberster Terrasse in 520 m Höhe bei Schwarzen- bach in Verbindung. Kurz oberhalb der Mündung in die obere Argen ist ein Aufschluß der Terrasse im Schwarzenbachtal beim Ferdishof schon 530—540 m hoch gelegen. Die schon erwähnte Rinne, welche von Isigatsweiler, Sieberatsweiler, über Muttelsee, Hirensee, Wieland- see in das jetzige Wielandsweilerbachtal übergeht, tritt durch die Terrasse bei Gitzensteig in 480 m Höhe mit dieser obersten Argen- talstufe in Beziehung; ältester Durchfluß zwischen Stauden und Kau. Diese oberste Argenterrasse, welche wir bei Schwarzenbach nördlich Neuravensburg in 520 m Höhe bemerkt haben in Verbin- dung mit dem Schwarzenbachtal als Eisrandtal, ist bei Pflegelberg noch 515 m hoch gelegen, bei Rappertsweiler in der „Ebnet“ 490 m hoch sehr schön ausgebildet, bei Gitzensteig steht sie in 480 m Höhe mit dem ersten Eisrandtal südlich der Argen in Kommuni- kation und geht östlich dem Reichenbühl mit 476—470 m Höhe in eine nördliche Richtung über, Schussen aufwärts sich als Delta- schüttung dem Eisrand entlang bis nördlich Tettnang verbreitend, Oberfläche 470—460 m; die Terrasse zeigt vielfach akkumulativen Charakter. Die damalige Argen hatte in den unteren 15 km ihres Laufes nicht einmal 4°/oo Gefälle; ihr Bett ist oft über 1 km breit. Dem zweiten Eisstand entspricht die zweite Argen- terrasse. Diese Terrasse liegt bei Pflegelberg 510 m hoch, bei Steinenbach 470—475 m, bei Badhütten 460—465 m und tritt bei Gießenbrück in Verbindung mit der Deltaterrasse 440—450 m hoch, welche der ersten gegen Nordwesten vorgebaut ist. Damit diese Deltastufe sich so weit ausbreiten konnte, mußte das Eis auch ein weiteres Randstück des Schussentales freigegeben haben. Nur durch den Rückzug des Eises war auch das Sinken des Wasserspiegels auf 440 m möglich. Abfluß nach Westen über Bläsisösch—Unterailingen ins Rothachtal, dessen Wasser in die Senke südlich dem Gehrenberg zurückgestaut wurden; weiterer Abfluß nach Westen in den Über- — 825 — lingersee, der westlich Nußdorf—Dingelsdorf offen ist. Auf dem Riedel südlich der Argen entsteht die zweite Parallelrinne von den Wassern ausgetieft. Es ist die Rinne, welche jetzt dem Betznauer- bach, den Schleinsee und den Degersee birgt und sich nach Osten über Dentenweiler verfolgen läßt. Das Tal mündet beim Haltmaier nördlich Betznau in die Schussenstauung; Terrasse: Haltmaier— Schwanden— Heiligenhof 440—450 m. Ein dritter Stand zeigt sich in der Entwicklung des Argen- deltas von durchschnittlich 420 m Höhe. Es ist ein ziemlich plötz- licher, treppenartiger Absatz von 440 auf 420 m vorhanden. Die riesige Ausbreitung der niederen Schotter in der Flußrichtung der Argen auch gegen Süden, dem Bodensee zu, bis Hemigkofen, zeigt deutlich, daß die Argenwasser sich im Schussental ausbreiten konnten, daß das Eis sehr dezimiert war. Terrassen von diesem Niveau haben wir auch noch auf der Südseite des Hochsträß und am Hoyerberg, ferner nordöstlich Lindau von Steig gegen Rickenbach hinziehend. Die unterste Terrasse hat nicht mehr das konstante Niveau der beiden höheren, vielmehr sind Stufen in 425, 420, 415 m Höhe ausgebildet. Diese Abstufung der jüngsten Deltaterrasse ist auch Argen auf- wärts wahrnehmbar, bei Badhütten und Langnau z. B. zeigt die unterste Terrasse entsprechende Stufen in 450, 445, 440 m Höhe. Der kleine Lappen, welcher zurzeit der Ausbreitung der nie- deren Argenterrasse noch in die Schussenebene eindrang, hinterließ keine Moräne. Es sei denn, daß man die horizontal geschichteten ! Die Auffälligkeit der Flußbterrassen des Argentales hat schon früher ver- schiedene Autoren zu einer Erklärung derselben angeregt. A. Steudel hat in seinem Aufsatz: „Welche wahrscheinliche Ausdehnung hatte der Bodensee in der vorgeschichtlichen Zeit?“ (Schriften d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees. V. Heft. 1876) die Terrasse an der unteren Arsen als Uferböschungen eines alten Boden- sees angesprochen und die einzelnen Stufen mit Rückzugsstadien des Sees in Einklang gebracht. K. Miller, in einer Lokalstudie über „Das untere Argental“ (Schriften d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees. 1885), hat die 3 Terrassen ausführlich beschrieben und in einer Tabelle zahlreiche Höhenpunkte der einzelnen Terrassen übersicht- lich dargestellt. Diese Beschreibung und Darstellung läßt an Genauigkeit kaum zu wünschen übrig und kann heute noch benützt werden. Auch hat Miller die Terrassenbildung mit dem Zurückschmelzen des Eises, dem „Hin- und Rück- gehen der Gletschergrenze“ in Beziehung gebracht. M. Schmidt hat in seinem schon angeführten Schriftchen über die geo- logischen Verhältnisse des Unteren Argentales diese Stufen in die Achen- schwankung Penck’s eingeordnet. Ablagerungen, „Bändertone“, mit zahlreichen auch größeren Ge- schieben, wie sie in den Ziegeleien beim Knöbelhof und bei Wolf- zennen, sowie bei einer Bohrung in Friedrichshafen aufgeschlossen wurden, als solche betrachtet. Die Eiszunge konnte hier von den zurückgedämmten Wassern umspült und auch vielleicht unterspült werden. Auf jeden Fall sind diese geschichteten Ablagerungen von beachtenswerter Mächtigkeit, ohne daß sie sich irgend über die Schussentalebene erheben. Die Bohrung bei der Lederfabrik Frie- drichshafen, kaum 2—3 m über dem See, hatte diese geschichteten Moränenablagerungen bei 37,5 m Tiefe noch nicht durchteuft, worauf die Bohrung leider aufgegeben wurde. Es ist wahrscheinlich, daß eine tiefe Erosionsbucht mit diesem Material ausgefüllt und ein- geebnet wurde. Die Tiefenkarte des Bodensees zeigt gegen das Schussental heute noch eine Tiefenbucht im Seegrund als auffallende Abweichung von der übrigen Seegestaltung. Die klar ausgebildete Zungenbucht des Gletschers, welche zwischen Äschach, Reutin, Rickenbach und der Leiblach ausgebildet ist, stellt sich ebenfalls nicht durch Moräne eingeschlossen dar. Nach Norden schließt die oben erwähnte, stufenförmige Terrasse Steig-Rickenbach ab. In der ebenen Niederung selbst bemerkt man nirgends eine Erhöhung; bei Grabungen kommt jedoch überall Grundmoräne zutage. Einem späteren Gletscherstand gehört die niedere Hügelreihe als Stirnmoräne an, welche sich am Seeufer von Lindau bis Wasser- burg auf durchschnittlich 415 m erhebt. Genetisch gleichzeitig ist das breite Tal hinter dieser Hügelreihe (Torfwiesen). Diese Moränen- kuppen gehen auf der Nordseite in Kieskegel über. Solche fluvia- tile Übergangskegel (die Umschüttungsterrassen von Kinkelin) sind sehr schön aufgeschlossen zwischen Schachen und Enzisweiler hinter dem Schlößle, ebenso bei Mooslachen hinter Wasserburg, ferner auf der Nordseite des Wasserburger Bühels. Die ca. 30 Grad nach Norden einfallenden, grob geschichteten Schottermassen unterscheiden sich stofflich von der Moräne nur durch den Mangel an lehmiger Grundmasse. Ein weiterer Stand ist durch die südlichst gelegene Reihe von Moränenhügeln angegeben, welche im See liegen, dem Ufer von Lindau bis Wasserburg entlang, in Form hügeliger Anhäufungen und einzelner großer Blöcke. Dazu ist auch Lindau zu zählen, das sich noch über das Seeniveau erhebt. 1 km südlich Schachen liegen zwei Hügel im See, welche sich dem Spiegel ziemlich nähern, ebenso zwei südlich Wasserburg. Von Lindau zieht sich eine Moräne im — 3212 — See nach Mehrerau, die Bregenzer Bucht abschließend. (Siehe Tiefen- karte des Bodensees.) Durch ihre lange Dauer und die mehrfache Gliederung in ein- zelne Gletscherstände wird diese Phase von großer Bedeutung für die Gestaltung des Bodensees, besonders für dessen feinere Gliede- rung und Landschaftscharakter. Die Mächtigkeit der diluvialen Ablagerungen im Schussengebiet stellt sich im allgemeinen sehr verschieden dar. Obwohl wir eine gewisse Symmetrie der Eisverbreitung von der Teildepression der Schussenlinie aus annehmen müssen, welche sich besonders in den Rückzugsphasen mit ihrer starken Zungenteilung des Gletschers durch Ablagerung symmetrischer Ufer- bezw. Stirnmoränen kund tut, läßt sich gar nicht verkennen, daß die Glazialformation östlich der Schussen weit mächtiger ist als westlich derselben. Was die fluviatilen Schichten, die Schotter- und Sandablagerungen betrifft, so wird immer wieder die Frage ge- stellt, warum sind diese westlich der Schussen so spärlich? Viele Gemeinden sind gezwungen, ihren Bedarf an Kies und Sand mehrere Wegstunden entfernt zu holen, während östlich der Schussen jedes Dorf und sogar unzählige einzelne Bauernhöfe ihre eigenen Kies- _ gruben haben. Die Erklärung fällt nicht gerade schwer, wenn man in Betracht zieht, daß die Schmelzwasser während des Eisrückzuges, der Hauptfaktor der Schotterablagerung, von Osten nach Westen abflossen. Sobald die Wasser von Osten her (gegen das Algäu steigt der Boden ziemlich stark an, deshalb ist die lebendige Kraft, die Transportfähigkeit, des Wassers groß) gegen das Depressions- gebiet der Schussen gelangten, wo die Wasser sich stauten, lagerten sie ihre Gerölle ab, die Vertiefungen ausfüllend. Ihres Ballastes ent- ledigt, traten sie auf der Westseite aus. Was von da ab unterwegs mitgeführt wurde, kam erst gegen die nächste Teildepression, das Zweigbecken des Salemer Tales, zur Ablagerung. Mehr Schwierigkeiten macht es, die verschiedene Mächtigkeit der rein glazialen Ablagerungen zu erklären. Ich kann nur auf die Tatsache hinweisen, daß sich zweifellos die Hauptmasse des zentralalpinen Gesteins auf dem Gebiet östlich der Schussen ab- gelagert hat. Der Hauptgletscher aus dem alpinen Rheintal brachte die Gneise, Granite und Diorite, die Amphibol- und Epidotschiefer usw. in ihren zahlreichen Variationen aus dem östlichen Nährgebiet des Rheingletschers, den Rhätischen oder Graubünder Alpen, der Sil- — 32383 — vretta und der Vorarlberger Gruppe; dazu kommt der Zuschuß der voralpinen Flysche, Kreide, Nummulitenkalke, Algäuschiefer. Ich war erstaunt, den Unterschied zu konstatieren zwischen den Moränen unseres Gebietes östlich der Schussen und gegen das Algäu zu und denen des westlichen Teiles des Gletschers im westlichen Boden- seegebiet. Während östlich der Schussen zentralalpine Blöcke von mehreren Zentnern sich massenhaft in den Moränen finden (be- sonders in den Waldburger Strängen), bestehen dort die größten Stücke in der Mehrzahl aus Molasse (ein Block mit '/a cbm wird schon als Seltenheit betrachtet); im übrigen finden sich viele Hoch- gebirgskalke, welche bei uns ganz selten sind und solche, wie z. B. Lochseitenkalke, die bei uns ganz fehlen. Die Zuflüsse, welche ın tiefen Taleinschnitten in das niedere Schussenbecken münden, soweit sie die Tertiärsohle anschneiden, geben uns Aufschlüsse über die Mächtigkeit des Diluviums. Am Nordende des Beckens, im Schussentobel selbst, be- trägt die Mächtigkeit, wie früher schon erwähnt, 60—80 m. Der lange östliche Einschnitt der Wolfegger Aach zeigt eben- falls durchschnittlich 60—80 m Mächtigkeit der diluvialen Schichten. Die westlichen Zuflüsse der Schussen, der Mündung des Wolf- egger Aachtales gegenüber, das Steiger- und das Weilertobel, zeigen eine Deckschicht von höchstens 25 m. Das Tertiär steigt hier rasch auf 550—570 m an. Im Lauratale (Scherzach) lagert eine 40—60 m mächtige Schichte über den obermiozänen Sandmergeln, welche mit der 540 m- Kurve nach oben abschneiden. Diese Isohypse bildet auffallend genau die Grenze und zugleich den Quellhorizont im ganzen Lauratal mit seinen zahlreichen Nebentälchen. Auch für das südlichere Flattbachtal scheint die 540 m- Kurve dieselbe Bedeutung zu erlangen, da die bedeutendsten Quellen wenigstens noch auf der Nordseite diese Höhe einhalten. Das Tertiär kommt hier nicht zum Vorschein. Die östliche Schussenseite ist infolge der riesigen Diluvial- ablagerungen sehr arm an Tertiäraufschlüssen. Auch das Tal des Grenzbaches oder Schwarzenbaches, welches bei Eschach in das Schussental mündet, zeigt nirgends die Liegendgrenze des Diluviums. Erst im Süden, im Argental, erscheint zum erstenmal wieder —. 8 — Tertiär bei Neu-Summerau in 460 m Höhe. Die Oberfläche der Gla- zialschichten liegt 100 m höher. Auf der westlichen Schussenseite schneiden die Bäche steile Tobel, Sturmtobel, Höll, Hotterloch in das Tertiär ein, das von einer nur wenige Meter mächtigen Moränen-Deckschichte ge- schützt ist. Erst südlich des Theuringer Tales, gegen den Bodensee zu, nimmt auch hier die Deckschicht zu. In der breiten, niederen Schussentalebene zeigt sich eben- falls eine Mächtigkeitszunahme der Glazialschichten gegen den Boden- see. In Mochenwangen, an einer Stelle 460 m ü. d. M., ist die Diluvialschicht nur Sm mächtig. Die Bohrung in Weingarten, Bohr- stelle 475 m ü. d. M., traf nach 21 m (11 m Geröll, 10 m Grund- moräne) auf Tertiär; in Ravensburg, Bohrstelle 450 m, in 37 m Tiefe (13 m Geröll, 24 m Grundmoräne), während in Friedrichshafen, Lederfabrik 399 m, bei 37,5 m Tiefe die Grundmoräne noch nicht durchsenkt war. Obige Angaben ergeben, daß die Mächtigkeit des Dilu- viums gegen den Bodensee allgemein zunimmt, ferner die Tatsache, daß der Tertiärgrund stärker gegen den Boden- see einfällt, als die Oberfläche des Diluviums. Ammonites (Ochetoceras) uracensis, ein neuer Weiss- Jura-Ammonit. Von Dr. Dietlen, Oberstabsarzt z. D. in Urach. Mit 1 Textfigur. Im vergangenen Frühjahr hatte ich gelegentlich der Anlegung eines neuen Waldwegs bei Urach das Glück, den im Nachfolgenden zu beschreibenden Ammoniten zu finden, der mir sofort als etwas Besonderes auffiel und der — wie mir seitdem mehrere gute Kenner schwäbischer Ammoniten bestätigen — eine noch nicht beschriebene Spezies darstellt. Es lohnt sich daher wohl, den Fund abzubilden und zu beschreiben. Das Stück, das größtenteils seine Schale noch besitzt, ist von der Seite, von rechts nach links flachgedrückt. Bei einem Durch- messer des ganzen Gehäuses von 41 mm beträgt die Weite des Nabels 6 mm, die Höhe des letzten Umgangs von Naht zum Rücken 16—18 mm, die Dicke (zusammengedrückt) 3 mm. Die Wohn- kammer nimmt nahezu einen Umgang ein, ihr Anfang ist in Länge von ca. 1 cm ausgebrochen; der Nabel ist von Steinmasse aus- gefüllt; läßt sich ohne Gefahr für das ganze Stück nicht wohl aus- arbeiten. Das charakteristischste Merkmal bietet die Externseite: wir sehen in der Medianlinie eine Reihe rundlicher Erhebungen in wellenförmiger Abwechslung mit Tälern, im ganzen auf den Verlauf der Wohnkammer 15 Erhebungen und ebensoviel Täler; bei Beginn der Wohnkammer ist ihr Höhenunterschied 1—2 mm, er wächst dann bis zu 4 und verflacht sich allmählich wieder gegen das Ende des Gehäuses. Diese wellenförmigen Erhebungen liegen genau in der Medianlinie der Schale als Kiel, im Gegensatz zu Ammonites Gümbeli Opr., bei dem die Schwenkungen des Kiels nach rechts und links von der Mittellinie ausbuchten. Der Abdruck des Kiels zeigt noch neben diesen größeren Wellen feinste zackenförmige Zeichnungen der äußersten Begrenzung, analog dem Bilde von Am- monites pictus in Quenstenrs Jura Taf. 76 Fig. 18. Am meisten gleicht der Gesamteindruck des Kammes unseres Ammoniten dem Bilde, das DV’ OrBıgny von Amm. eristagalli (Pal. franc. I. 434. Taf. 153 Fig. 1) und QuEnsteDt von Amm. pustulatus (Ammoniten Taf. 86, Fig. 1) für den Rücken gibt. Auf der Seite verläuft in der Mittellinie eine flache Vertiefung, die in einem leichten Vorsprung des Mundrandes endet. Diese Furche ist beiderseits begrenzt von einer Reihe von Knötchen; man zählt deren in jeder Reihe 18, so daß da ein Teil der Wohnkammer am Anfang ausgebrochen ist, je ca. 24 anzunehmen sind. Die gegen die Externseite zu gelegenen sind etwa doppelt so groß wie die gegen den Nabel zu liegenden, sie nehmen gegen den Mundrand hin allmählich an Größe zu, so daß sie von Hirsekorngröße zu Stecknadelkopfgröße anwachsen. Von jedem Knötchen des äußeren Kreises gehen anfangs 2, von der Mitte der Wohnkammer an je 3 feine Rippen aus, die leicht nach vorwärts gekrümmt sich vor dem Kamm sanft verlieren. Die gegen den Nabel hin gelegene Knötchen- reihe ist, wie gesagt, feiner, nur halb so stark wie die entsprechenden Knötchen der äußeren Reihe, man sieht an einzelnen derselben feinste gebogene Rippchen gegen den Nabel hinziehen. Im allgemeinen ist die Hälfte der Schale zwischen Nabel und innerer Knötchenreihe eben, am Nabel fällt die Schale steil rechtwinklig ab, der Mundrand ist in der Mitte in Gegend der Rinne etwas vorgebaucht, so daß die Endigung mit einem Ohr wahrscheinlich ist, doch sieht man davon nichts. Von den innern Umgängen ist nichts zu sehen, ebenso sind Einzelheiten der Lobenlinie nicht anzugeben; die letzte vor der Wohnkammer ist die einzige, die sichtbar ist, und diese ist ganz undeutlich. — 332 — Beim ersten Anblick schien mir das Stück zu Ammonites Gümbeli OrpeL (Paläontolog. Mitteilungen S. 159 und 197. Taf. 51 Fig. 5-—7) zu gehören, mit dem es auch das Lager in Weiß-Jura y teilt. Es unterscheidet sich aber von Gümbeli in folgenden wesent- lichen Punkten: Bei unserem Stück sind die kammartigen, schnei- denden Zacken in der Medianlinie des Stückes gelegen, bei Gümbeli treten sie abwechselnd nach rechts und links hinaus vor. Unsere Zacken und Vertiefungen sind kleiner, wir haben 15 Zacken auf dem Umgang, während OrpreEL bei den seinigen 7—9 Ausbuchtungen ab- bildet. Unser Stück hat zwei Reihen Knötchen auf der Seite, ge- trennt durch eine seichte Furche, die typischen Gümbeli haben nur eine Reihe Knötchen, die daneben viel kleiner sind; auch werden sie gegen die Mundöffnung hin kleiner, während sie bei dem neuen Stück umgekehrt gegen den Mund hin an Größe zunehmen. Aber jedenfalls steht unser Stück dem Amm. Gümbeli nahe. Mit den oben genannten Amm. cristagalli D’OrBIGnY und pustulatus Rem. hat es nur das Aussehen des Kammes gemein, das weitere Aussehen wie auch das Lager — diese gehören zu Braun-{ — trennt sie weit von unserem Stücke. Fundort: In einem faustgroßen Tonbrocken von Weiß-Jura (Zone des Ammonites tenuilobatus nach OrrEL) an einem neu an- gelegten Holzabfuhrweg am rechten (östlichen) Abhang des Ermstals, unmittelbar oberhalb Urach (sogen. Kaiserweg am Rande des Waldes Michelskappel), in Höhe von 520 m über N. N., 7O m oberhalb der Talsohle. Zu welcher Gruppe von Ammoniten ist das Stück zu zählen: zu den Dorsocavaten QuENSTEDTs (= Strigoceras QUENSTEDT) oder zu den Canaliculaten (Ochetoceras Haus)? Für die erste Gruppierung spricht der kammförmige Rücken, für letztere die Rinne auf der Seite, begrenzt von zwei Reihen Knötchen, von derer nach außen hin gelegenen die gebogenen Rippen ausgehen (oxeros —= Rinne). Wegen der Ähnlichkeit mit Amm. Gümbeli, der in dem Petrefaktenverzeichnis von EngGer’s Wegweiser bei den Canaliculaten (Ochetoceras) ein- rangiert ist (3. Aufl. S. 412), möchte ich mich für die Zuteilung zu letzter Gruppe aussprechen und ich schlage vor, das Stück nach seinem Fundort zu nennen Ochetoceras uracense. Der Ammonit befindet sich jetzt im Kgl. Naturalienkabinett in Stuttgart. Ueber Fische von Wladiwostok und von Blago- weschtensk a. Amur, gesammelt von Herrn Dr. P. v. WITTENBURG. Von Dr. ©. M. L. Popta. Mit 1 Textfigur. Für das Königl. Naturalienkabinett in Stuttgart hat Herr Dr. P. von WiıTTengure im Jahre 1908 an der Küste von Wladiwo- stok, auf einer Halbinsel an der Bai Peter der Große in Ostsibirien gelegen, und bei Blagoweschtensk, am Einfluß des Seja in den Amur, Fische gesammelt, die der Vorstand der Naturaliensammlung, Herr ÖÜberstudienrat Prof. Dr. K. LampErT, mir zur Bestimmung anvertraut hat. Die Namen dieser sehr gut konservierten Fische folgen hier mit einigen Notizen. Es befindet sich darunter eine neue Art. Malacopterygii. Salmonoidei. Argentinidae. Mesopus olidus (Parzas) Günts. (No. 4400.) Hab.: Küste von Wladiwostok (1908). iSbxemplarlanpeı. 2. cr 110 mm TEängerdess Korperg. 2. Ss... .0.% gan, Kleinste Höhe des Schwanzstieles . . . - Hlomr längesdeseRoptese., 3 m. 2 Er Da, Diameter des Auges .. ... RE SER, Abstand zwischen den Augen . ..... A Tangerdergschnauzesar. a 2er... 02, DDR D, 10, A. 15. Durch Beschädigung fehlen ihm die ventralen Flossen. Verbreitung der Art: Alaska, Kamtschatka, Nordjapan, Nord- japanisches Meer, Ochotskisches Meer, Beringsmeer und Westküste von Nordamerika. — 80 — Es ist ein kleiner, zarter Küstenfisch; er laicht in Süßwasser- teichen und gilt als treffliche Nahrung. Parras beschreibt ihn unter Beigabe einer Abbildung im Jahre 1811 aus Seen und Flüssen von Kamtschatka in seiner Zoographia Rosso-Asiatica, III, S. 391, unter dem Namen Salmo olidus. Er sagt: „D. 9, A. 15—16.“ GÜNTHER bringt ihn mit dem Osmerus pretiosus von GIRARD von California zusammen unter dem Namen Hypomesus olidus (Cata- logue of Fishes, Vol. VI, 1866, S. 169). JORDAN und EvErmanN (in: The Fishes of North and Middle America, Part I, 1896, S. 525) halten H. pretiosus Gir. und H. oli- dus Part. für zwei verschiedene Arten. JORDAN und Sniper (Review of the Salmonoid Fishes of Japan, Proc. Unit. Stat. Nat. Museum, Washinston, Vol. XXIV, 1902, S. 588—590) geben zwei japanische Arten unter dem Genusnamen Mesopus an: M. olidus Pırr. und M. japonicus BREVooRT. Wo sie erstere erwähnen, sagen sie aber: „A careful study of more material may prove this and the next species to be the same.“ Diese Ver- mutung wird durch das Exemplar von Wladiwostok verstärkt. Herr Jorpan und Super geben folgende Maße: für M. oldus - M. japo- aus Wladi- nicus wostok hat: für M. olidus headeinslenethes ar ge ee 4!/a 5 5 mal depth of caudal peduncle in head . . 25le 3 Sala Ye ee RN 3:5 4 4°; „ interorbitalaspacee 5 3° ja Hller, SHOUT EEE ee 3/5 4 Au ERS TEEN 8—9 I 10 BO ARTE SE Ne Ne Ne er 14—16 12 — 185 Betrachten wir diese Zahlen, so sehen wir, daß das Exemplar aus Wladiwostok viele Merkmale mit dem M. japonicus, aber den interorbitalen Abstand und die vielen Strahlen der analen Flosse mit dem M. olidus gemein hat, so daß er Merkmale beider Arten ver- einigt, aber ihm jedenfalls der Namen olidus zukommt, weil er davon die Hauptmerkmale hat. Herr P. Schwuivr bespricht in seinem Buch über Pisces marium orientalium imperii rossici, Petersburg 1904, S. 231—282, die ver- schiedenen Merkmale von M. olidus und M. pretiosus. Das Genus Mesopus lebt in dem nördlichen Pacific, an den Küsten von Nordamerika und von Nordostasien. Die Argentinidae oder Spierlings sind reduzierte Salmonidae, kleiner und schwächer — a0 — als die Forelle, welcher sie mit Ausnahme von der Form des Magens ähnlich sind. Sie leben im Meer, ein Teil ist anadromus, einige be- wohnen tiefes Wasser. Mit Ausnahme eines Genus gehören sie der nördlichen Hemisphäre an. Die meisten zeichnen sich durch guten Geschmack aus. Ostariophysiü. Siluridae. Pseudobagrus Wittenburgii, n. sp. mit Fig. (No. 4390.) Hab.: Blagoweschtensk a. Amur (25. V. 1908). Diese neue Art habe ich Herrn v. WITTEnguRrG zu Ehren benannt. 2 Exemplare, lang. . ... . 122 und 15i mm Ianseydes-Körperse . .. .. 2... 100 2 os 1/100 °/o GroßtesHöhe des Körpers . .. .. 2, 32, 27 25,0% Kleinste Höhe des Schwanzstieles .. 10 „ 12 „ 10 302% GmöbtewBreiterdes Körperser ..2....197, 255, 19 AU Höhe der strahligen dorsalen Flosse. 253 „ 27 „ 23 al Höhe der analen Flosse . . .... 15se Te 15 135 „ Länge der pektoralen Flossen ... 24 „ 29 „ 24 22,20, Länge der ventralen Rlosen .... 13, 17, 13 135 „ MänsenderzcaudalensRlosser. 2. 2.2.28, 26°, 23 20,8 , Tängerdes Kopfes „2... BER 2 OL 29 28,8 „ ange. der Schnauze. 2... 5 Seller, 27,6 30,6 „ Itanser des; Hinteraugenteiles . 2... 107... 1952, 55,2 D2re Durchmesser des Auges . .- 2... Di 6x; 17,2 16.0°> Abstand zwischen den Augen. ... 123, 1, 44,8 472 „ Bei den Vergleichungen in Hundertsteln sind die Unterteile des Kopfes mit seiner Länge verglichen, und die übrigen Maße mit der Länge des Körpers. B. 8, D. 1/7, A. 21—22, P. 1/7, V. 6, C. 17 und kleine seitl. Diagnose: Altitudine corporis quae 3,7—3,9, longitudine capitis quae 3,4—3,5 longitudine corporis continetur absque pinna caudalı. Oculorum diametro quae 5,8—6 longitudine capitis continetur; oculis intervallo 2,6—2,8 diametri distantibus. Caput scuto cute vestito praeditum; sulco longitudinali basin processus occipitalis fere attin- gente; processu occipitali 1,5 longiore quam lato, os interspinosum attingente. Cirris nasalibus 0,42—0,47, cirris maxillaribus 0,85 —0,95, eirris mandibularibus internis 0,41—0,44, cirris mandibularibus ex- ternis 0,61—0,62 longitudine capitis. Spina dorsalis antice levis, postice dentibus praedita deorsum versis aut fere nullis. Basis pinnae adiposae 0,58 longitudine basidis pinnae analıs. Pinna cau- dalis profunde incisa. Color corporis superioris olivaceus fuscus, — 8 laterum olivaceus fuscus cum 2 fasciis longitudinalibus et 2 fasciis transversalibus roseis et flavis, corporis inferni flavus, pinnarum oli- vaceus fuscus cum oris flavis, pinna caudali 2 fascias olivaceas fuscas exhibente. Beschreibung: Die Form des Körpers ist länglich, der Kopf ist deprimiert, der Rumpf ist komprimiert und der Schwanz allmählig mehr. Die größte Körperhöhe ist 3,7—3,9, die kleinste Schwanz- höhe 10—10,4, die größte Körperbreite 5—5,3, die Kopflänge bis zum Ende des Kiemendeckels 3,4—3,5mal in der Körperlänge ent- halten. Der freie Teil des Schwanzstieles ist ebenso lang als hoch. Die Höhe des Kopfes geht 1,5, seine Breite 1,5 in seiner Länge. Der Durchmesser des Auges ist 5,8—6mal in der Kopflänge ent- halten. Die Augen sitzen in der vorderen Hälfte des Kopfes und sind seitwärts gerichtet, ihr unterer Rand nähert sich der horizon- talen Linie, die die vorderen Nasenlöcher durchschneidet. Der inter- orbitale Raum ist beinahe flach, etwas convex, seine Breite ist 2,6 bis 2,3mal der Augendurchmesser. Die Schnauze ist breit, von vorne abgerundet, sie beträgt 0,23—0,3 der Kopflänge. Die Nasen- löcher sind voneinander entfernt, die vorderen sitzen nahe am Mund- rande und sind röhrenförmig ; die hinteren befinden sich einen halben Augendurchmesser vor den Augen und stehen 1,5 Augendurchmesser voneinander, sie haben zwei kleine Klappen und schräge nach innen sitzt an ihrer Vorderseite ein Fühler. Die vordersten Nasenlöcher sind nur sehr wenig weiter voneinander entfernt als die hinteren. Die Art hat 8 Fühler, die nasalen sind 0,42—0,47, die maxillaren reichen mit ihren Enden weiter als die Basis der pektoralen Flossen, ihre Länge ist 0,85—0,95, die der inneren mandibularen 0,41—0,44, — 3a — und die der äußeren mandibularen 0,61—0,62mal in der Kopflänge enthalten. Der Oberkiefer ist länger als der Unterkiefer, der Mund- spalt ist, unterständig, halbmondförmig, seine Breite ist 2,1—2,2 in der Kopflänge enthalten; der Schlitz hinter der Unterlippe befindet sich nur am Anfang der Seiten und zieht sich nicht nach vorne hin. Im Unter- und im Oberkiefer ist ein breites Band mit feinen Zähnchen, ebenso ein breites kontinuierliches Band am Gaumen. Die Oberseite des Kopfes ist mit weicher Haut bedeckt, das Fon- tanell in der Längemitte erreicht nach hinten beinahe den Occeipital- prozeß, nach vorne den OÖberkiefer, und läuft beiderseits spitzig zu. Der Oceipitalfortsatz ist 1,9mal so lang als breit und reicht bis an den Basalknochen des dorsalen Stachels; jener ist ebenso lang als der occipitale Fortsatz. Die äußeren Kiemenspalten sind weit, die Kiemenhäute von vorne kurz miteinander und nicht mit dem Isth- mus verbunden. Der Einschnitt zwischen beiden nähert sich der vertikalen Linie der Augenmitte. Der Skapularfortsatz ragt vor, und ist fein granuliert, sein spitzes Ende zieht sich bis zur halben Länge der Brustflosse hin. Unter diesem Skapularfortsatz sind zwei un- deutliche Poren, die ein wenig getrennt hintereinander sitzen. Die Analpapille ist klein. Die Seitenlinie hat viele einfache Poren, sie rundet sich am Anfang sehr wenig nach oben, um dann gerade nach hinten zu verlaufen, und geht durch die Mitte des Schwanzstieles, wo er nahe an der kaudalen Flosse endet. Die Poren auf dem Kopfe sind mehr voneinander entfernt, eine Reihe geht an den Augen unten entlang nach der Schnauze, eine andere verläuft hinter den Augen, eine dritte auf dem hinteren Teile des Kopfes. Die Höhe der dorsalen Flosse ist 4,3—4,6, die Länge ihrer Basis 9,1—9,3, die Höhe des Stachels 5,4 in der Länge des Kör- pers enthalten. Der dorsale Stachel ist an der Vorderseite glatt, auf den Seiten gestreift und hat bei dem größten Exemplar hinten nach unten gerichtete Zähne, welche aber an der Spitze fehlen, während sich bei dem kleinsten Individuum hinten nur Spuren von drei Zähnen befinden, im übrigen aber der Stachel glatt ist. Unten hat der dorsale Stachel eine kleine Stütze. Der Anfang der dorsalen Flosse ist bei dem größten Exemplar auf */s der Körper- länge, bei dem kleinsten etwas mehr nach vorne gestellt. Die Fettflosse ist hinten über ?/s ihrer Länge frei und abgerundet, ihre nicht freie Basis ist 8,3, ihre Höhe 22,5mal in der Körperlänge ent- halten, sie sitzt beinahe über der Mitte der analen Flosse, der Ab- stand der dorsalen strahligen von der Fettflosse ist bei dem größten Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 22 Individuum 4,8, bei dem kleinsten 4,1 ın der Körperlänge enthalten. Die anale Flosse ist abgerundet, ihre Höhe ist 6,2—6,3, seine Basis 4,8 in der Körperlänge enthalten. Die pektoralen und ventralen Flossen sind schräg eingepflanzt, der hintere Rand der ersteren ist stark ablaufend, der letzteren schräg abgerundet. Die pektoralen sitzen nahe an der unteren Körperseite, ihr Stachel hat an der Vorderseite feine, nach oben gerichtete Zähnchen, auf den Seiten ist er rauh und hinten hat er starke, nach unten gekehrte Zähne; seine Länge ist 4,2, die Länge seiner Stachel 4,5mal und die Länge der ventralen Flossen ist 7,3mal, der Abstand zwischen dem Ende der Basis der pektoralen und dem Anfang der ventralen Flossen 3,9—4,1mal in der Körperlänge enthalten. Das Ende der pektoralen ist 0,04—0,048 der Körperlänge von den ventralen entfernt, diese erreichen aber wohl die anale Flosse. Die kaudale Flosse ist tief eingeschnitten; °/;s ihrer Länge; die Enden sind abgerundet und gleich lang; die Länge dieser Flosse ist 4,5—4,8 in der Körper- länge enthalten. In Alkohol konserviert ist die Oberseite, auch des Kopfes, ebenso wie die Seiten dunkel olivenfarbig; hinter den Augen und auf beiden Seiten neben dem Oceipitalprozeß stehen Rosaflecke; auf den Seiten etwas über der Seitenlinie läuft ein horizontales Rosa- band, es beginnt unter dem dorsalen Stachel und geht bis an das Ende des Schwanzstieles. In gleicher Entfernung unter der Seiten- linie verläuft ein paralleles gelbes Band. Ferner zeigt der Fisch zwei schräg vertikale gelbe Bänder; das erste fängt etwas hinter den ventralen Flossen an und zieht sich nach dem Rücken hin etwas hinter der dorsalen Flosse, das zweite geht von den hintersten Strahlen der analen Flosse schräg nach vorne nach dem rosa hori- zontalen Band. Die Bauchseite und die Unterseite des Kopfes sind gelb. Die dorsale Flosse ist dunkel olivenfarbig mit einem gelben Flecken an der hinteren Basisseite; die anale Flosse ıst in der Mitte schwärzlich olivenfarbig mit einem gelben Flecken an der Vorder- und Hinterseite;: die pektoralen und ventralen Flossen sind in der Mitte schwärzlich olivenfarbig mit gelben Rändern an der Vorder- und Hinterseite, und die Basis der inneren Seite ist gelb. Die Fett- flosse ist dunkel olivenfarbig und am Anfang und am Ende etwas gelblich. Die dunkle Mitte der Seiten, die von den @Querbändern in drei Teile geteilt wird, gabelt sich auf dem Schwanzende und läuft als zwei Bänder über die Mitte der oberen und unteren Hälfte der Schwanzflosse. Die Schwanzflosse ist in der Mitte und an den Seiten — 8 gelb. Die nasalen Fühler sind ganz dunkel olivenfarbig, der Oberkiefer- rand ist oben olivenfarbig, unten gelb. Der Unterkieferrand ist ganz gelb. Die Kiemenhaut ist bis oben gelb. Diese Art nähert sich am meisten den Pseudobagrus fulvidraco (RıcHardson) GüntH.,. doch unterscheidet sie sich durch die weiche Haut auf der Oberseite des Kopfes und durch die Farbenverteilung. Auch ist die dorsaie Flosse niedriger. Kner beschreibt in seinem Buch über die auf der Novara- expedition gesammelten Fische den Ps. fulvidraco ausführlich, S. 308, und bildet ihn ab (Taf. XII Fig. 1). In kleineren Merk- malen weicht der Ps. Wittenburgii noch von diesem ab durch einen etwas größeren Kopf, durch längere pektorale Flossen, wodurch der Abstand zwischen dem Ende der pektoralen und dem Beginn der ventralen Flossen viel kleiner ıst; die ventralen Flossen sind auch etwas länger. Der occipitale Fortsatz ist etwas kürzer, die dorsale Flosse sitzt mehr nach hinten, der Rumpf ist weniger gestreckt. Das Genus Pseudobagrus findet sich in China, Cochinchina, auf der Malayischen Halbinsel, Malabar, Japan, Ostsibirien. | JorRDAN und FowLEeR, Proc. Unit. St. Nat. Mus. V. 26, 1903, Ss. 901—906, teilen das Genus Pseudobagrus in Pseudobagrus und Fluvidraco. Das erstere mit einer beinahe abgestutzten Schwanz- flosse, während der Kopf mit weicher Haut bedeckt ist; das letztere hat tief eingeschnittene Schwanzflossen, während die Oberseite des Kopfes knöchern und granuliert ist. An dieser Einteilung kann ich mich nicht festhalten, da die neue Art Wiitenburgii einen ein- geschnittenen Schwanz hat und dabei die Oberseite des Kopfes mit glatter, weicher Haut bedeckt ist. Catosteomi. Syngnathidae. Syngnathus acusimilis Güntn. (No. 4388.) Hab.: Küste von Wladiwostok, Golf Amursky (10. VI. 1908). Sykxemplare, 0 lang. 1527 167 1707172521762 ,.187.222027,2297 mm Hanse des Körpers . ... 147 1627 165 1675 110 1827 196,222 Größte Höhe des Körpers . 3 4,5 Kleinste Höhe des Schwanz- ” stelles 20% 5 ont ER 1 1 1 1 il 1 1:3 58, Breite des Körpers. . - 3 4 A 5a Ar. 55, 16 Our: Höhe der dorsalen Flosse . 35 45 5 5 5,5 5:9,.215,9 Go Höhe der analen Flosse. . 1 1 1 1 jl 1,5 1,8 DI WER, Länge der pektoral. Fosen 3 35 4 35-45 4 AED Länge der kaudalen Flosse 5 5 5 45076 6 6 TI RO, — Länge des Kopfes . . . . 20 2169. 23.00. 0230.24 24,5 26 30 mm Länge der Schnauze . . . 12 13 145 145 147 147 15 ar Länge d. Hinteraugenteils 55 6 6500 00,00 8 Sm Durchmesser. des Auges 22 22,0, K2rDa 2,0292 ON 283 BunR, Abstand zwischen d. Augen 15 16 17 167 157 MD ZUEEAEE Länge des Rumpfes . . . 42 49,5 50 47 51 55 54 LK, Länge des Schwanzes, ohne Hlossep er Eure) ol DIR, 997. 101,9, Po 12 Anzahl der Kumpfringe Be) 19 19 19 19 19 18 20 Anzahl der Schwanzringe . 42 42 41 41 41 43 43 41 Länge der Basis der dor- salensHlosserne 2: 23 24 26 27 25 an 32 34 mm Ringe unter der dors. lo 12 12 1: ll 12 bl 12 12 Länge des kaudalen Sackes — == _ zal — _ 84 — mm D. 41—46, A. 4, P. 12, C. 10. Gerade hinter dem Kopfe ist der Körper etwas eingeschnürt. Der Fisch ist oben und auf den Seiten bräunlich mit sehr vielen kleinen, weißen Pünktchen und Fleckchen, die Unterseite ist bräunlich weiß. Die Schwanzflosse ist braun, die übrigen Flossen sind farblos. GÜNTHER gab eine Diagnose dieses Fisches in The Annals and Maga- zine of Natural History, Ser. 4, Vol. XU, 1873, S. 380. Seine Exem- plare sind von Chefoo, Nordchina. Farben hat er nicht angegeben. Das Genus Syngnathus ist über alle Meere der tropischen und temperierten Regionen verbreitet; einige leben ständig oder zeitweise im Süßwasser. Mit Vorliebe halten sie sich zwischen Seetang auf. Percesoces. Hemiramphidae. Hyporhamphus sajori ScHLeeEL. (No. 4386.) Hab.: Küste von Wladıwostok (1908). Sfixemplare, ano "2200022 002.22:2750857,320753339 5330mm Länge des Körpers . . . 1129820 72910230275 303 Länge des Kopfes von der Shitze 1 Oberkiefers 49 49 53 D2mes Verlängerung des Unterkiefers . -. . .... 32 31 3 Da Tangerdes Oberkieters.. ......0, a 17 19 1837; Känsegdesnlnverkaefers 2 ed, 48 54 Slam, Tängerder Schnauze N. 2 ne ni 53 59 56 DersalesBlossen ten a can 6 15 18 16 Strahlen ANalesHloSSs em en u 1 N ey a a 18 17 16 h Bektorale@Rlossenenen ser. 2 ra DZ 2 Die Schwanzspitzen haben etwas gelitten sind daher vielleicht etwas länger. ne An diesen Exemplaren läßt sich sehen, daß die Zahl der Strahlen der dorsalen und der analen Flosse, unabhängig voneinander, ver- änderlich ist und für beide bis 18 steigt. SCHUEEER nennt: „DE 16, Aula, P. 14.7 GüntHER sagt: „D. 16, A. 16—17, P. 13—14.* JORDAN und Starks: „D. 16, A. 17.“ Der Kopf dieser Exemplare ist ziemlich klein. SCHLEGEL sagt: „La mächoire sup£erieure est trois foıs et demie dans la mächoire inferieure.“ Bei diesen ist es nur beinahe 3mal. GüntaeR, Cat. Fish. VI, S. 265, gibt an: „The length of the head ıs contained thrice and three-fifths in the total length (with the caudal), that of the snout five times and a half.“ Hier geht die Kopflänge 3°/;—4mal in die Länge des Individuums, und die Schnauz- länge 5°/;—6mal. JORDAN und Starks sagen: „Head from tip of upper jaw 4°/ı in length.“ Bei unseren Exemplaren ist es 5’/ıo—5”/ıo. Der Aypo- ramphus sayori ist eine Art, die viel in Japan vorkommt, sayori ist da sein einheimischer Name. Durch ScHLesEL ist er in der Fauna Japonica, Poissons, 1846, S. 246, tab. CX, f. 2, beschrieben und ab- gebildet. Sein Fleisch wird gern gegessen, es wird getrocknet oder gesalzen versandt. Prof. H. SchteseL sagt, daß im Frühling in der Bai von Nagasakiı viele während der Nacht mit von Fackeln erleuch- teten Barken in großen Netzen gefangen werden. JoRDAN und STARKS geben im Jahre 1903 in: „A Review of the Synentognathous Fishes of Japan,“ Proc. Unit. St. Nat. Mus., Vol. XXVI, S. 534, folgende Fundorte an: „Salzwasser bei Nagasakı, Matsushima, Aomori, Same, Tokio, Misaki, Wakanoura, Kobe, Hakata, Toshima und Shimoda. Güntuer meldet ihn von Chefoo, Nordchina in Ann. Mag. Nat. Hist., Ser. 4, Vol. 12, 1873, S. 380. Das Genus Hyporamphus kommt in mehreren Arten in allen wärmeren Meeren in großen Truppen vor, gewöhnlich in der Nähe der Küsten. Die Hemiramphidae haben eine allgemeine Verbreitung in den wärmeren Meeren, sowohl des westlichen wie des östlichen Halb- rundes. Die meisten leben nahe an den Küsten, einige suchen das Süßwasser auf und einige sind pelagisch. Sie schwimmen nahe an der Oberfläche und springen bisweilen in die Luft. Es sind ziemlich kleine Formen, selten länger als etwa 30—35 em. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus grünen Algen. —_ ae Ammodytidae. Ammodytes personatus Gm. (No. 4391.) Hab.: Wladıwostok (1908). WRxemplar,lanese en 157 mm ängerdeswKopfese era er meer S30uE Bängenderı Schnauze EB 10) 7, DurchmesserzdesfAugesun 0 A Länge der Schwanzflosse . . . a A D. 55, A. 30, P. 15, Seitenfalten 170. Verbreitung der Art: An beiden Küsten des nördlichen Pacific, südlich von Alaska und Sibirien bis in das Japanische Meer und bis an die Bai von Monterey. Es ist ein guter Bratfisch, sein Fleisch ist wohlschmeckend. Girarn hat ihn in den Proc. Ac. Nat. Sc. of Philadelphia, Vol. 8, 1856, S. 137 kurz beschrieben. Schnivr (Pisc. Mar. Orient. 1904, S. 332) unterscheidet zwei Arten: den A. tobianus L. mit Beschreibung auf S. 209, und den A. personatus GR. JoRrDAN (Proc. Unit. St. Nat. Mus. Washington, Vol. 30, 1906, S. 717), fügt den A. tobianus von ScHMiDT dem A. personatus Gir. als Synonym hinzu, und vermutet, daß der A. americanus DE Kay, der A. vittatus pe Kay und der A. alas- canus CorE auch zu dieser Art zu rechnen sind. Dieses Exemplar hat dieselbe Anzahl Seitenfalten wie der A. alascanus, dieselbe Anzahl Strahlen der Flossen wie der A. per- sonatus. Das Auge ist klein, 7,dmal in der Länge des Kopfes ent- halten, die Schnauze lang, nur 3mal in der Kopflänge enthalten. Durch die Anzahl Strahlen gehört er zu den A. personatus, so wie JORDAN diesen auffaßt, doch die anderen Charaktere stützen den Gedanken an die Variabilität dieser Art. Das Genus Ammodytes lebt in den nördlichen Meeren an san- diger Küste. Die Ammodytidae sind kleine Fische, die in großen Truppen nahe an den Küsten schwimmen und sich da öfters im Sand ein- graben. Sie gehören zu der subarktischen Fauna und zu der Fauna von India. Es ist sehr gute Nahrung. Anacanthini. Gadidae. Eleginus navaga (KÖLREUTER) Fischer. (No. 4404.) Hab.: Wladiwostok (1908). 2 Exemplare, lang 48 und 53 mm. sa 2 D. 13—14, 18—21, 20—21, A. 22-23, 21—22. Verbreitung der Art: Gelbes Meer, Nordjapanisches Meer, Ochotskisches Meer, Beringsmeer, und von dem Weißen Meer bis an den Obifluß. Die Spezies ist von KÖLREUTER im Nov. Comm. Ac. Petrop. XIVb, 1770, S. 484—-497, Tab. 12, als eine Gadus-Art beschrieben und abgebildet. G. Fischer in seinen „Recherches zoologiques“, Mem. de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou, 1812—1813, gedruckt 1830, Ausg. 2, S. 252, nennt diesen Fisch Eleginus navaga, da er sich von dem Genus Gadus durch die Form von den transversalen Apo- physen der Rückenwirbel unterscheidet. STEINDACHNER, Sitzungsber. Ak. Wien, Bd. 61, 1870, S. 439, denkt, „daß es keinem Zweifel unterliegt, daß Gadus navaga vom Weißen Meere längs der ganzen Küste Nordasiens bis zur Decastris- bai hinab vorkomme.“ T#. GitL (Proc. Un. St. Mus. Washington, Vol. XIV, 1891, Ss. 304) sagt: „Bleginus navaga (KÖöLREUTER, 1770) G. FiIscHER — Gadus gracilis Tıuesıus —= Gadus wachna Parzas; Hab.: Northern Russia, Bering Sea.“ Er hält also alle diese für eine Art. Smitt (Scandin. Fishes, 1893, S. 481) hält @. navaga und G. gracılis für zwei Arten oder wenigstens für zwei lokale Varie- täten, von denen der @. navaga von der Murmanküste und von dem Weißen Meer bis an den Obifluß vorkommt, während der @. gracilis zuerst bei Kamtschatka gefunden worden ist und in jenen Regionen verbreitet ist. ScHMipt (Pisc. Mar. Orient. 1904, S. 221) nennt den pacifischen Fisch Eleginus navaga KöLr. var. gracilis Tır.“, er kommt aber bei seiner Beschreibung zu etwas anderen Resultaten als Smitt. Das Genus Eleginus gehört den arktischen Meeren an. Die Gadidae bewohnen hauptsächlich die nördlichen Meere und begeben sich bisweilen in die ozeanischen Tiefen. Ein Genus gehört dem Süßwasser an. Viele Arten sind als Nutzfische von großem Weit. Acanthopterygii. Zeorhombi. Pleuroneectidae. Limanda schrenki Scumir. (No. 4389.) Hab.: Küste von Wladiwostok (1908). 3 Exemplare, lang: 80, 84 und 94 mm. Sa Die Augen sind nur ungefähr 4,5mal in der Kopflänge ent- halten, es sind aber junge Exemplare. Die Art ist von P. Schmivrt in Pisces marium orientalium im- perii rossici, 1904, S. 235—236 beschrieben worden. Verbreitung der Art: Nordjapanisches Meer, Ochotskisches Meer. schrenkit = Personenname. JORDAN und STARKS (Proc. Unit. St. Nat. Museum, Washington, Vol. 31, 1907, S. 204) teilen das Genus Limanda nach der Bezah- nung in zwei Gruppen ein: Lömanda und Limandella. Diese zweite, zu der die obenstehende Art gehört, hat breite, abgestumpfte Zähne, welche hauptsächlich auf die blinde Seite beider Kiefer beschränkt sind. Die Pleuronectidae bewohnen sandige Boden aller Meere, ver- schiedene leben in größeren Tiefen; einige gehen in süßes Wasser. Viele Arten zählen zu den Nutzfischen. Scleroparei. Scorpäaenidae. Sebastodes fuscescens (Hourruyn) JorD. und STArks. (No. 4395.) Hab.: Wladiwostok (1908). 4 Exemplare, lang 2 9. 100 120 !/ıoo lo Länge des Körpers . . . 67 7a), 6 100 _—— — 0, Größte Höhe des Körpers 24 28 29 34 35,35 35,2 349 34 Kleinste Höhe d. Schwanz- stielese an see 7 3/D218:9 11 a A Größte Breite des Körpers 10 12 12 15 14 9Eo Narr Höhe der dorsalen Flesse 12 14 14 17 1797,62 16 Imre Höhe der analen Flosse. 14 15 15 18 20,9 189.181 18 Länge der pektor. Flossen 19 21 al 24 284 264 25,3 24 Länge der ventr. Flossen 15 165 17 20 224 20,8 20,5 20 Länge derkaudalen Flosse 15 199 Alz 20 ad Ru ae ea; Länge des Kopfes . . 2490.29 30 35 36,6 536 BI, 8. Länge der Schnauze Dot 7 8 er ANREISE Länge d. Hinteraugenteil. 11,5 14 14,5 17 46,9 483 48,3 48,6, Durchmesser des Auges. 75 8 85 10 30.6 27,6 284 28,6, Abstandzwischend.Augen 5 6 6,5 205 220422017722 Bei den Vergleichungen in Hundertsteln sind die Unterteile des Kopfes mit seiner Länge verglichen und die übrigen Maße mit der Länge des Körpers. B. 7, »D XII 22 NN 8 par 18, NV. C. 4/12/4, L. 1. 48 Röhrchen, L. tr. 12/30 bis an den Ventralen. Was die Wachstumsverhältnisse betrifft, zeigt die Tabelle, daß — 35 — der Kopf weniger schnell wächst als der Rumpf und die Flossen weniger schnell als der ganze Körper; dieser verliert etwas an Höhe bei dem Längenwachstum und seine Form ändert sich, was sich daraus zeigt, daß der Schwanzstiel früher höher wird. Die Verhält- nisse des Kopfes weisen Unregelmäßigkeiten auf, das kleinste Exem- plar weicht durch seine großen Augen ab, was Einfluß auf die Länge des Hinteraugenteiles und der Schnauze hat, während das Wachstum des Auges bei den anderen Exemplaren nur die Länge der Schnauze beeinflußt. Die Art ist verbreitet in dem Gelben Meer, Japan, in dem Japanischen Meer und dem Öchotskischen Meer. JORDAN und STARKS identifizieren mit diesem Fisch den Sebastes inermis von SCHLEGEL, den Sebastes Schlegelii von HiLGENDoRF, den Sebastodes nigromaculatus von GÜNTHER und den Sebastodes hakodates von JORDAN und SNYDER. Houtruynx in den Verhandelingen der Holl. Maatsch. van Wetensch. te Haarlem, deel XX, st. 2, 1782, S. 324, nennt ihn Sparus fusces- ConsgsomaRxemplar hat: „B. 5, D. XII 11, A. 11, 10, P. 16, V. 1,5.” SCHLEGEL bringt ihn zu den Sebastes inermis Cuv. und Var. in der Fauna Japonica, 1850, S. 47—48, Fig. 3 u. 4, Taf. XXI; er sagt: EDal2rer 15.4,3 77 PB. 162 Br wird 30cm groß, sem Fleisch ist ausgezeichnet und sehr gesucht, er kommt aber in Japan seltener als andere Arten derselben Gattung vor. GÜNTHER beschreibt Exemplare unter dem Namen Sebastes nigromaculatus in: The Ann. and Mag. of Nat. Hist. 1873, Ser. 4, Vol. XI, S. 377, und betont nachdrücklich die Anwesenheit von spitzen Stacheln am untern Rande von dem Praeorbitale und am Praeoperculum, was der 5. inermis nicht hat. HitGEnporr (in den Sitzungsber. der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin, Jahrg. 1880, S. 167 und 171), trennt die Exem- plare von SCHLEGEL von dem $. inermis C. und V. und nennt sie eine besondere Art, der er den Namen Sebastes Schlegelii gibt. Von den zahlreichen Individuen, die er von dieser Art beobachten kann, sagt er, daß der dritte Praeoperculardorn fast immer abwärts ge- richtet sei und nur bei seinem größten Exemplar nach hinten. Der Veeipitalstachel ist bei zwei einseitig doppelt gespitzt und bei den jüngsten Exemplaren sind alle Pektoralstrahlen noch einfach, bei einer Körperlänge von 8 cm beobachtet er erst gespaltene. JoRDAN mit Evermann bringen die Art zu dem Genus Sebastodes (in: Fishes of N. a. M. America, 1898, Part II, S. 1834). Im Jahre 1904 in der Proc. of the Un. St. Nat. Mus. Vol. 27, S. 110 bringt JoRDAN mit Starks dazu auch noch die von ihm und Snvver als Sebastodes — 346 — hakodatis in der Proc. Un. St. Nat. Mus. Vol. 23, 1901, S. 361 publizierten Exemplare. Das Genus Sebastodes bewohnt die beiden Küsten des nörd- lichen Pazifischen Ozeans, einige Arten sind sehr lokalisiert, sie sind nicht arktisch, auch nicht tropisch. Einige leben in Ebbe- und Flutwasser und einige sind in 500 m Tiefe gefangen. Die Scorpae- nidae haben viele Genera und Arten, sie bewohnen alle Meere, ver- schiedene haben einen Giftsack an der Basis des dorsalen Stachels. Alle werden gegessen. Hexagrammidae. Hexagrammos octogrammus (Pautas) Jorn. und Everm. (Nr. 4403.) Hab.: Wladiwostok (1908). 1 Exemplar, lang 71 mm. II: DIBVRBL Au 2), 10). Verbreitung der Art: Nordjapanisches Meer, Ochotskisches Meer, Beringsmeer. Pıttas beschreibt den Fisch als Labrax octogrammus ım Zoogr. Rosso-Asiat., Il, S. 283, im Jahre 1811. Jorpan und EvERMANN bringen ihn in dem Genus Hexagrammos unter (Fish. N. a. M. America, part II, 1898, S. 1870). Synonym mit demselben ist Ohirus ordinatus Cope (Proc. Amer. Phil. Soc. Philadelphia, 1873, S. 28). Hexzagrammos stelleri Tıuzsius. (No. 4399.) Hab.: Wladiwostok (1908). 1 Exemplar, lang 95 mm. D. XXTIV20, A. 24, P. 20. Verbreitung der Art: Nordjapanisches Meer, Ochotskisches Meer, Beringsmeer, Westküste von Nordamerika. Tıresıus beschreibt die Art in M&m. Acad. St. Petersbourg I, 1810, S. 335, Tab. 15. Synonym sind Hexagrammos asper (STELLER Ms. Tır. S. 340, 343), Labrax hexagrammus Parr. (Me&m. Acad. St. Petersb. II, 1810, S. 395), Chiropsis nebulosus Gm. (Un.. St. Pac: R. R. Surv. X, 1858, Fishes, S. 45) und Ühirus trigrammus CopE (Proc. Amer. Philos. Soc. Philadelphia 1873, S. 29). Das Genus Hexa- grammos kommt viel an beiden Küsten vom Nordpacific vor. — 341 — Die Hexagrammidae sind karnivore Fische, es sind meistens größere Formen, sie leben in Tang und zwischen Felsen im Nord- pacifie, einige gelten als sehr gute Speisefische. Cottidae. Mesocottus haitei (Dypowsky) Gratzıanow. (No. 4393 a.) Hab.: Wladiwostok (1908). iee,xemplarlanpssı ga 2 Sa 101 mm Ihänzendes Körpers? 2 21, zer... 088 5 Größte, Höhe, des Körpers I a... un. 17 2 Kleinste Höhe des Schwanzstieles . . . . 5 4.5 Breite des Körpers hinter den pektoralen essen 19 Höhe der ersten dorsalen Flosse . . ..... DO Höhe der zweiten dorsalen Flosse . .... a! 5 Hiohender analeneHlossen. 2. 2 2.0 Se Länge der pektoralen Flossen . ....... 22 5 Länge der ventralen Flossen. ........ 14 5 Länge der kaudalen Flossen . .. ... ......16 a Bansesdes Koptes 2. u. ee Ne: al 4 Breite des: Kopfes. nal. ENT! a Bänserder, Schnauze 2.2... ..c.. ge lt B Inangendessklinteraugenteulse 2. 2 27: 16 2 Durchmesser des Auges . . : B) s Anstandszwischen.dennAugen "2... 2222 Di Bor DER Nor BD lo. 22 und? kleine seitl. L. 1. 32, erreicht die Swan dee, Der Unterkiefer ragt hervor. Interorbitalraum konkav. Eine ovale konkave Stelle zwischen den Längskämmen auf dem Hinterkopf. Diese rundgebogenen Längs- kämme weichen am Ende der ovalen Stelle auseinander, um über dem Ende des Operculums zu enden. Auf der Oberseite des Oper- culums ist ein Längskamm, auf dem Praeoperculum ein schräg laufender Kamm. Die Unterseite des Unterkiefers hat 3 deutliche Poren. Am Unterrand der Backen sitzen 3 Poren. Verbreitung: vom Onon bis zur Amurmündung. haiti sagusa ist der Burj. Volksname. Haitej = schlecht. Dysowskı hat ihn beschrieben in seinen „Vorläufigen Mit- teilungen über die Fischfauna des ÖOnonflusses und des Ingoda in Transbaikalien“ (Verhandlungen der k. k. zool.-bot. Gesellschaft in Wien, 1869, Bd. 19, S. 949). Er gab an: „D. 8-9, 14. A. 10—12, P. 15. Laichzeit V. und VI.“ Grarzıanow stellt für ihn das Genus Mesocottus auf und gibt eine etwas eingehendere Beschreibung (Zool. Anz. 31, S. 660). — MI — Myozocephalus stelleri Tıuzsws. (No. 4393 b.) Hab.: Wladiwostok (1908). 5 Exemplare, lang . . . 48 48. 86 99163 1100 20 Länge des Körpers. . . 33 39 71 80 134 — I EN A RR Größte Höhe des Körpers 11 11 18 21 32 282 282254 262 239 „ Kleinste Höhe d. Schwanz- stieles TER rn ee en tn Größte Breite d. Rumpfes ee ar za Zee el 4 192 Doll 319721053, 1, Pr deal Dion als 237 1a 15a Toner Höhe der’analen Rlosse 45 ı5 9 11 1% 5 11,57127 3372 22727 Längederpektor.Flossen 11,5 11,5 20 22 32 295 295 282 27,5 239 „ Länge der ventr. Flossen 65 65 14 16 25 166 16,6 19,7 20° 187 , a ww Höhe der dorsalen Flosse Tänged. kaudalen Hlosse 297 597192 197729772317 23 7271223728675 TängerdesKoptes. ... .. 3147714777267 ,30775677.85,9233,9236,6734,5, 1,85 Länge der Schnauze. . 3 3 596 14 21,4 214 21,2 20° 25 : Länge des Hinteraugen- belser nr 02800285152 0187317 EEE On Durchmesser des Auges 3 3 ii aaa ae aa Abstezwisch“ de Augen, 2,3722 7528262. 7277.2216°422.117.9919222095125 Bei den Vergleichungen in Hundertsteln sind die Unterteile des Kopfes mit dessen Länge verglichen und die übrigen Maße mit der Länge des Körpers. B. 6, D. VII—X, 14—16, A. 11-13, P. 16—17, V. 1/3, C. 12 und kleine seitl., L. 1. 36. Nach dieser Tabelle wächst der Kopf schneller als der Körper der Rumpf verlängert sich mehr, als er sich erhöht; die dorsale Flosse wächst schneller, die pektoralen aber langsamer als der Körper. Bei dem größten Exemplar stehen die Augen etwas mehr nach hinten und ist der interorbitale Raum schmaler. Er ist ver- breitet bei den Berings- und Medni-Inseln, Petropaulski, dem Amur- mund, Wladiwostok und Saghahn. Dieser Fisch ist im Jahre 1811 von Tıresıus in Mem. Acad. Imp. Sc. St. Petersbourg, III, S. 273—278 beschrieben worden. SCHMIDT (Pise. Mar. Orient., 1904, S. 76) gibt als Synonyme: Cottus mertensii C. und V., Cottus marmoratus C. und V., Cottus deca- strensis Kner, Cottus platycephalus B. und B. und Cottus niger B. und B. Das Genus Myozxocephalus kommt in den Meeren der nörd- lichen Regionen vor. DAN — Gymnocanthus pistilliger (Parzas) GıLB. (No. 4398.) Hab.: Golf Amursky (10. VI. 1908). 2 Exemplare, lang 90 und 120 mm. D. X. 15, A. 15. In der Achsel der pektoralen Flossen sitzen einige ctenoide Plättchen. Auf dem Hinterkopfe sind beinige Tu- berkel, der interorbitale Raum hat feine Leistchen und ist nicht rauh durch Plättchen. Die Art ist verbreitet an der Küste von Alaska, in der Bristol- baı hat man ihn überflüssig von einer Tiefe von 4'/e—26 Klaf- tern bekommen, er findet sich bei der Robininsel und an der Küste von Kamtschatka, und nach dem Süden bis in das Japanische Meer. Die Art wurde zuerst von PaALLAs in seiner Zoographia Rosso- Asiatica, 1831, III, S. 143—144, unter dem Genusnamen Üottus beschrieben und in Fig. 3 und 4 auf Tab. XX abgebildet. Im Jahre 1879 erwähnt Bran Gymnocanthus pistilliger (Bull. U. St. Nat. Mus. No. 15, S. 127). Smirtt (Scandinavian Fishes, 1893, S. 160) zieht diese Art als synonym zu Gymmocanthus ventralis und unterscheidet sie von Gymnocanthus (Cottus) pistilliger PaLuas. GILBERT (Rept. U. S. Fish. Comm. 1893) bespricht Gymnocanthus pistilliger Paruas ausführlich. Jordan und Evermann (Fish. N. a.M. Amerika, 1898, S. 2008) und Schwmipr (Pisc. Mar. Orient., S. 94) rechnen (©. ventralis C. und V. zu dem pistilliger von PaLzas, ohne BEANn zu erwähnen. JoRDAN und EvErMmanN fügen auch C. cephaloides Gray hinzu. ScHmior aber Ü. intermedius SchL., welche durch JorDAN und Starks als eine besondere Art angenommen wird (Proc. Un. St. Nat. Mus. Vol. 27, 1904, S. 292). Das Genus Gymnocanthus kommt in arktischen Meeren vor. Bero elegans (STEINDACHNER) JORDAN und STARKS. (No. 4393 c.) Hab.: Wladiwostok (1908). 1 Exemplar, lang 68 mm. Die Augen sind nur 4mal in der Kopflänge enthalten; die pek- toralen Flossen haben 16 Strahlen. Verbreitung: das Gelbe Meer und das Japanische Meer. Er ist bei Tokio, Aomori, Kitami und Hakodate gesammelt worden. Unter dem Namen (entridermichthys elegans ist die Art von STEINDACHNER (Ichth. Beiträge X, Sitzungsber. Ak. Wien, 1881, S. 185 u. ff.) vom Meerbusen Strietok beschrieben worden. Im Jahre 1904 haben Jorpan und STARKS diese Art zu einem besonderen — 14350, — Genus erhoben, das sie Dero nannten, was der einheimische Name dieses Fisches in Aomori ist, wo er in den Straßen von Tsugarn viel vorkommt. Bero will sagen: Zunge. (Proc. Un. St. Nat. Mus., Vol. 27, S. 317.) Schmior (1904, Proc. Mar. Orient., S. 104) bringt diese Art bei Pseudoblennius unter. | Die Cottidae gehören hauptsächlich den steinigen Gewässern und der Küste nördlicher Regionen an, viele Arten leben im süßen Wasser, einige von den Salzwasserarten kommen in großen Tiefen vor. Die meisten Arten sind klein und von eigenartigem Aussehen. Als Nahrung sind sie nicht geschätzt. Agonidae. Tilesina gibbosa Schmiprt. (No. 4401 a.) Hab.: Wladiwostok (1903). 1 Exemplar, lang 75 mm. Verbreitung: Peter der Große-Bai (Wladiwostok) und Broughton- Bai (Korea). Er ist von Schumr beschrieben worden in Pisces marium orien- talium, imperiüi rossici, S. 1355 —137 mit drei sehr deutlichen Figuren auf Tab. 4. Das neue Genus ZTilesina Scumipvt hat er l. c. auf S. 134 charakterisiert. Brachyopsis rostratus (Tınesius) JorD. und Gıns. (No. 4392.) Hab.: Wladiwostok (1908). 1 Exemplar, lang 152 mm. D. IX, 9, A. 15, P. 13. Keine Fühler am Ende der Maxillare. Die Art ist verbreitet in dem nördlichen Pacific, gefunden bei Saghalien, Golf von Aniva, Petropaulski und den Kurilen. Tıresıus hat ihn unter dem Namen Agonus rostratus in Mem. Acad. Imp. St. Petersbourg, 1813, Vol. 4, S. 448, beschrieben und auf Tab. 4 abgebildet. CuviER und VALENCIENNES (Hist. Nat. des poissons, 1829, T. 4, S. 155) bringen ihn zu dem Genus Aspidophorus und fügen Pha- langistes fusiformis von Parzas als Synonym hinzu. JoRDAN und GILBERT (Synopsis Fish. N. America, 1882, S. 726) rechnen diesen Fisch zu Drachyopsis. Das Genus Brachyopsis gehört dem Nord-Pacifie an. — u Balı Siphagonus barbatus STEINDACHNER. (No. 4401 b.) Hab.: Wladiwostok (1908). 2 Exemplare, lang 48 und 82 mm. Der Fühler an dem Kinn ist 4,5 mm bei dem kleinsten und 8 mm bei dem größten. Der Fisch ist verbreitet in dem Nord-Pacıfic, südlich bis Japan und Oregon und wird vom Eismeer in der unmittelbaren Nähe der Beringstraße, Hakodate, Nangasaki (aus STEINDACHNER, 1876), Beringsmeer, Bristolbai, Tareinskybai, Port Clarence, Alaska (aus Jor». und Everm., 1898), Aomori, Nemulo, Mororan, Iturupinsein, Yakutat, Anıvabai, Wladiwostok (aus Jorn. und Starks, 1904) gemeldet. Es ist eine variable Art. STEINDACHNER hat ihn in den Sitzungsber. der k. Akad. der Wiss., Wien 1876, Bd. 74, in seinem fünften Ichth. Beitrage, S. 188—192 unter Abbildung auf Tab. V beschrieben. JORDAN und STARKs (Proc. Cal. Ac. Sci., 1895, S. 815) rechnen ihn zum Typus des Genus Pallasina CRAMER, was auch von Ever- Mann (Fish. N. a. M. Amerika, 1898, Vol. II, S. 2049) und von GILBERT (Fish. Ber. Sea, 1899, S. 471) angenommen worden ist. Schmipt (Pisc. Mar. Orient., 1904, S. 148) läßt ihn den von STEIN- DACHNER gegebenen Namen behalten. Die Agonidae gehören hauptsächlich zu den nördlichen Meeren, durch Agonopsis sind sie im Antarktik, an der Küste von Chile und Patagonia, repräsentiert. Jugulares. Blenniidae. Enedrias nebulosus (SCHLEGEL) JORDAN und GILBERT. (No. 4396 und 4402.) Hab.: Wladiwostok (1908). 1 Exemplar, lang 180 mm. No. 4396. 1 Exemplar, lang 102 mm. No. 4402, Die Art ist verbreitet im nördlichen Japan und kommt viel in den Baien von Hondo und Hokkaido vor. SCHLEGEL hat den Fisch in der Fauna Japonica Poiss. 1850, S. 138, Tab. 73, F. 2, von der Mogibai aus Japan beschrieben, wo er an felsigen Stellen vorkommt. Sein Fleisch ist wohlschmeckend. SCHLEGEL hatte ihn zum Genus Gunnellus gebracht, doch Jorvan und GiLBERT haben ein neues Genus für ihn aufgestellt (Rept. Für. Seal. Invest. 1898, S. 482). Jorpan und SnyDEr (Proc. Un. St. Nat. Mus., 1903, Vol. 25, S. 468) fügen als Synonyme den Üentronotus crassispina Schr. und den Üentronotus subfrenatus GiLs. hinzu. Opisthocentrus ocellatus (Tıresıus) Jorv. und Giup. (No. 4405.) Hab.: Wladiwostok (1908). 1 Exemplar, lang 37 mm. Die Art ıst verbreitet an der Küste von Kamtschatka, am Ochotskischen Meer, südlich bis an das Japanische Meer. Tıresıus beschreibt diesen Fisch im Jahre 1811 im M&m. Akad. Imp. Se. St. Petersbourg, T. 5, S. 237, unter dem Genusnamen Ophidium. CuviER und VALENCIENNES (Hist. Nat. Poissons, T. XI, livre XIV, S. 314) haben ihn im Jahre 1836 zu Gunnellus «pos gebracht und GüntHer (1861, Catal. Fishes III, S. 288) zu Centronotus apos. Im Jahre 1898 bringen JorDaAn und GILBERT ihn zu ÖOpistho- centrus (Rept. Fur Seal Invest., S. 384). Im Jahre 1905 fügen Jorpan und SnYDEr (Proc. Un. St. Nat. Mus. V. 25, S. 483) als Synonyme bei: Opisthocentrus quinguemaculatus Kner, Opisthocentrus reticulatus StTEımn., Dienniophidium petropauli Bour. und Opisthocentrus tennis BEan und Bean. Das Genus Opisthocentrus gehört dem Nordpacific an. Pholidapus dybowskii (STEINDACHNER) JORDAN und EVERMANN. (No. 4397.) Hab.: Wladiwostok (1908). 1 Exemplar, lang 122 mm. Der Fisch ist verbreitet an der Küste von Nordjapan, im Öchotskischen Meer und nördlich nach den Kurilen und Kamtschatka. STEINDACHNER beschrieb ihn (Ichth. Beiträge IX, Sitzungsber. k. Ak. Wiss. Wien, Bd. 82, Jahrg. 1880, S. 259) unter dem Genusnamen Üentronotus. Jorpan und EvErMAnN bringen ihn zu dem Genus Pholidapus (Fish. N. a. M. America, 1898, V. IIi, S. 2430). ScHnipr (Pisc. Mar. Orient, S. 178) vereinigt den Pholidapus grebnitzki BEAn mit, dieser Art. Das Genus Pholidapus kommt im Japanischen Meer, Ochots- kisches Meer und Beringsmeer vor. Die Dlennidae sind Fische von kleiner oder mittelgroßer Ge- stalt, sie leben meistens nahe an den Küsten in den tropischen, temperierten oder arktischen Meeren. 2 — 8 — Plectognathi. Gymnodontes. Tetraodontidae. Spheroides vermicularis (SCHLEGEL) JORD. und Snyvd. (No. 4387.) Hab.: Wladiwostok. 6 Exemplare, lang 95—120 mm. D. 15, A. 13, P.16, C. 11. An der Basis der dorsalen Flosse und halb unter, halb hinter den Enden der pektoralen Flossen sind dunkle Flecken. Verbreitung: Japan und das Japanische Meer. Im Jahre 1814 wurde die Art abgebildet in dem Atlas zur Reise um die Welt von Herrn von KrusteEsstern (Tab. LXI, Fig. I) unter dem Namen: „Stachellose Aufblaser“. In der Fauna Japonica, Poissons, 1846, S. 278 wird er von SCHLEGEL mit einer Abbildung auf Tab. 124, Fig. 1 beschrieben und Tetraodon vermicwlarıs genannt. Er sagt: „D. 11, A. 10, P. 15, ©. 10. In den Abbildungen sind die dunklen Flecken hinter den pek- toralen Flossen und an der Basis der dorsalen Flosse nicht zu sehen. Prof. ScHLEGEL beschreibt Spuren davon, aber fügt die Bemerkung hinzu, daß sie bei den sehr jungen Individuen stark prononziert sind. Der Fisch kann einen Fuß lang werden. Obwohl man sein Fleisch für giftig hält, wird er bisweilen doch gegessen. BLEEKER (Nieuwe Nalezingen op de Ichthyologie van Japan, Verh. Bat. Genootschap, Deel 26, 1854—1857, S. 125) gibt ihm den Namen Gastrophysus vermicularis BLER. und sagt: „D. 4/11, vel. 3/12, A. 3/10, P. 2/15, C. 2/7/2.° JoRDAN und SNYDER in ihrem „Review of the Gymno- dont Fishes of Japan“ (Un. St. Nat. Mus., Vol. 24, 1902, S. 231) unterscheiden bei den Tetraodontidae Spheroides von. Tetraodon nach der Form der Nasenlöcher und der frontalen Region, wobei der vermi- cularis zu Spheroides kommt; sie geben an: „D. 12, A. 12, a large dark blotch behind pectoral, traces of a dusky spot below dorsal.“ Das Genus Spheroides hat viele Arten in den warmen Meeren. Die Tetraodontidae bewohnen die wärmeren Meere, im allge- meinen werden sie nicht gegessen, da ihr Fleisch unangenehm riecht. Ihre Bewegungen sind träge, sie können den Bauch mit Luft auf- blähen und treiben, wenn sie beunruhigt werden, an der Oberfläche mit der Bauchseite nach oben. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 23 Die Molluskenfauna des Neckars. Von D. Geyer in Stuttgart. Mit Taf. V und VI. I. Allgemeiner Teil'. Es ıst eine alte Liebe, die mich mit dem Neckar verbindet. Zwei Stunden von hier wuchs ich an seinen Ufern auf, und als ich anfing, mich ernstlicher mit den Mollusken zu beschäftigen, saß ich wieder im Neckartal. Eine lange Reihe von Jahren hindurch hatte ich Gelegenheit, die Fauna des Oberlaufes kennen zu lernen. Was ich Ihnen aber heute vorführen und mitteilen möchte, ist nicht das Ergebnis gelegentlicher Streifereien, sondern die Frucht ge- flissentlicher Aufsammlungen und systematischer Untersuchungen. Im Sommer 1907 begann ich, ermutigt und unterstützt durch einen außergewöhnlichen Tiefstand des Wassers, die Arbeit. Sie führte mich den Fluß entlang von Eßlingen bis Neckargemünd. Dort schloß ich ab, nachdem ich in Erfahrung gebracht hatte, daß auch von Heidelberg aus eine Untersuchung der Neckarfauna im Gange sei. Die Untersuchung wurde zunächst vom Ufer aus vorge- nommen. Sobald sich aber die Notwendigkeit herausstellte, die Ufer vom Wasser aus zu untersuchen, zögerte ich keinen Augen- blick, ins Wasser zu steigen. Wie ich schon angedeutet habe, fasse ich bei meinen heutigen Ausführungen nur den Fluß mit seinen Schaltieren ins Auge. Die Landschnecken des Talgrundes lasse ich beiseite. Gleicherweise scheiden auch die Bewohner der Altwasser aus. Ich beschränke mich auf die Fauna des fließenden Wassers und greife damit eine Molluskengruppe heraus, die sowohl in geographischer wie biologischer Hinsicht eine Einheit bildet. ! Vortrag auf der Hauptversammlung in Eßlingen, 24. Juni 1910. — a Im Altwasser herrscht Stagnation, im Fluß Bewegung, zwei Gegensätze, die zu entgegengesetzten Resultaten führen. Ein Flußarm, der vom Strombett abgeschnitten wurde, ist als Flußteil dem Tode preisgegeben, wie jedes von einem Organismus abgetrennte Glied. Er wird um den Pulsschlag gesunden Lebens gebracht. Die Pflanzenwelt gelangt zur Alleinherrschaft und ver- wandelt sie in eine Gewaltherrschaft. Das Licht wird abgehalten, der Grund füllt sich mit Humus an, das Wasser wird von der Humus- säure durchsetzt, die Fauna verkommt und stirbt endlich aus. Unsere Mollusken folgen den Fischen. Die völlige Verlandung beendet den Prozeß mit einem zuletzt auch für die Wasserflora ungünstigen Ausgang. Im Flusse verhindert die Strömung jede Störung des Gleich- gewichts. Sie spielt allen gleich vorteilhaft oder gleich übel mit. Keinenfalls aber werden im Fluß die lebenschaffenden Kräfte unter- bunden. Im Gegenteil zwingt die Bewegung die Mollusken zu steter Gegenwehr, zum Kampf, zur Anpassung. Sie schafft Leben, sie tötet, nicht wie der Stillstand. Auch wenn das Hochwasser verwüstend das Bett durchwühlt, die Wohnplätze zerstört, die Bewohner ent- führt, aussetzt und teilweise dem Verderben preisgibt, so erfüllt sich doch dabei das Dichterwort: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Im Flusse ist die Bewegung des Wassers abhängig vom Ge- fäll. Nach dem Grade desselben ändert sich der Charakter des Flusses. Es ist in der Quellregion gewöhnlich am stärksten und mäßigt sich nach der Mündung. Unser Neckar liebt es zwar auch in seiner Jugend nicht, große Sprünge zu machen, und ich glaube, das Gefäll an sich würde es den Mollusken gestatten, den Fluß bis in seine Quelle zu besiedeln. Allein seine Zuflüsse, zumal die der Albseite, führen ihm große Mengen groben Gerölles zu, das sein Bett erfüllt und erbreitert, und das in seiner Unbeständigkeit und Rücksichtslosigkeit die Ansiedelung erschwert. Im Oberlauf bildet sein gestrecktes Bett schon im Muschelkalk, noch mehr aber im Keuper, wenige Schlingen mit ruhigen, zur Besiedelung einladenden Wirbeln und Buchten (s. dagegen die obere Donau). So kommt es, daß wir den Neckar mit Rücksicht auf seine Molluskenfauna in zwei Hälften scheiden können: den Oberlauf mit stärkerem Gefäll und grobem Gerölle, dem Mangel an Buchten und stillen Wirbeln und einer armen Molluskenbevölkerung, und den Unterlauf mit schwachem Gefäll, kleinerem Gerölle, zahlreichen Schlingen und 23 * — 3556 — Buchten (im Muschelkalk von Cannstatt abwärts) und reicher Mol- luskenfauna. Im Oberlauf unterscheidet sich die Molluskenfauna des Neckars nicht von der seiner kleinsten Zuflüsse; es ist die Bachfauna. Im Unterlauf stellt sie sich der des Rheins zur Seite: es ist die Strom-(Fluß-)fauna. Der Übergang sollte ein allmählicher sein. Er vollzieht sich aber im Neckar ziemlich rasch und zwar durch die Uferbauten. Was sonst eine Schädigung und Verdrängung der ursprünglichen Tierwelt bedeutet, gereicht ihr hier zum Vorteil. Die Flußkorrektion hat gesicherte und dauernde Zustände herbeigeführt, und sie hat die Buhnen geschaffen!. Die Launen des Flusses werden in ihrer Gefährlichkeit für die Ufer und damit für die Wohnplätze der Mol- lusken abgeschwächt, und in den Buhnen eröffnen sich gesicherte Wohnstätten, die der unbezähmte Fluß nicht bietet. Ganz ähnlich ist es im Main. In den Buhnen ist heutzutage die eigentliche Neckarfauna zu suchen; das Strombett ist weit hinunter bis ins badische Gebiet noch leer. Ihr Vorteil besteht in der Gelegenheit zur Schlamm- ablagerung und in der Verbindung mit dem fließenden Wasser, in der Verhinderung der Stagnation. Es sind, obwohl sie bisweilen auch als Altwasser angesehen werden, keine Altwasser im biologischen Sinne; ihre Fauna wird von der Lebenskraft getragen, die an das fließende Wasser gebunden ist. Wenn wir einen Grenzpunkt für die Stromfauna des Neckars angeben wollen, müssen wir Oann- statt einsetzen, wo die Uferbauten beginnen, die für die Neckar- schiffahrt ausgeführt wurden. Leider setzt bei Cannstatt auch gleichzeitig ein weiterer, wenig erfreulicher Umstand kräftig ein: die tiefgehende Verunreinigung durch die Abwässer. Sie stören von Anfang an. Schon die Schwenninger und Trossinger überladen das junge Neckarlein mit‘ Unrat, daß es einen Anblick zum Erbarmen bietet, der in schnei- ! Die Buhnen sind die seichten Uferregionen und seitlichen Buchten eines Flusses, welche bei der Regulierung mit Steindämmen von dem dem Verkehr dienenden Strombett abgetrennt wurden. Gewöhnlich werden sie von Querdämmen in mehrere Abschnitte zerlegt und stehen durch schmale Öffnungen miteinander in Verbindung. Da zwischen Cannstatt und Heilbronn seit langer Zeit Kein regelmäbiger Schiffsverkehr mehr stattfindet, sind die Dämme teilweise zerfallen und undicht geworden. In den Fugen haben sich Sphärien angesiedelt; auf den Steinen sitzen Limnäen und Neritinen. — 357 — dendem Gegensatz steht zur Romantik des Deißlinger „Neckartäles“. Bei Kirchentellinsfurt fließt unter dem Namen Echatz eine dicke Brühe ein. Über Eßlingen schweigt des Sängers Höflichkeit, und die beispiellosen Verunreinigungen, die von der Residenz und ihrer Nachbarschaft (Feuerbach, Zuffenhausen, Ludwigsburg) ausgehen, sind hinlänglich bekannt. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, daß bei Cannstatt die Stromfauna beginnt. Lassen Sie mich das im einzelnen belegen. Im Schwenninger Moosweiher, dem ein braunes Moor- bächlein entströmt, dem der Name Neckar zuteil wird, lebt auch die Moorfauna, die sich zoogeographisch an die Fauna der Riede im Ursprungsgebiet der Donau angliedert und sich im Neckar nicht fortsetzt. Auch die kleinen Limnäen und der Ancylus auf den Steinen der Keckbrunnen im Deißlinger Neckartäle können nicht zur Flußfauna gerechnet werden, es sind vielmehr die charakte- ristischen Quellbewohner, die in den Quellen der Kalkformationen mit großer Regelmäßigkeit wiederkehren. Wo die ersten ständigen Flußbewohner erscheinen, kann ich zurzeit nicht sagen. Weit herab habe ich im Gerölle keine Spuren entdecken können. Doch gestehe ich, daß ich in früheren Jahren, als ich jene Gebiete durchstreifte, auch nicht mit der Aufmerksam- keit verfuhr, die ich der Sache jetzt schenke. Genauere Kenntnis habe ich mir erst bei Neckartailfingen verschafft. Da aber Unio batavus aus der Eiach bei Balingen und aus der Steinlach bekannt ist, ist anzunehmen, daß er auch im Neckar weit hinauf reicht. Aber gerade die Muscheln sind gegen Verunreiniguugen des Wassers sehr empfindlich und setzen mit der Verbreitung aus, wenn Störungen eintreten, so daß an eine fortlaufende Verbreitung im oberen Neckar nicht zu denken ist. Die Muscheln (Unio batavus und Anodonta piscinalis) setzen sich in stillen Buchten im erdigen Uferrande fest, bevorzugen aber in erster Linie die schlammigen Kanäle. Neben diesen ständigen Bewohnern des obern Neckars treten vereinzelte Limnäen und der Planorbis albus oberhalb der Wehre, welche das Wasser stauen, gastweise für kurze Zeit auf. Unterhalo der Fabriken im Brühl (bei Eßlingen) erscheinen die ersten Hinweise auf die Stromfauna und setzen sich bei Cann- statt fort. Bythinia tentaculata, eigentlich eine Sumpfschnecke, hält sich hier, wie auch sonst in Flüssen, an den Ufersteinen fest und neben ihr Limnaea ovata. Vorsichtshalber halten sich aber die Tierchen — 998 — an der geschützten Unterseite fest (die obere ist mit Schlamm be- deckt). Die Muscheln fehlen bei Berg. Von den Baggermaschinen wird selten eine Schale gehoben. Arbeiter am und im Neckar wissen nichts von ihnen. Wo unterhalb Cannstatt die Buhnen beginnen, stellt sich Limnaea auricularia mit ihrer Flußform, der ampla, ein. Sie sind Lungenatmer und können sich den schädlichen Einflüssen der Ab- wässer entziehen. Am Wehre bei Mühlhausen erscheint dann Sphaerium niceri, ein dem Neckar eigentümliches, mehr als erbsen- großes Müschelchen, das weiter abwärts zu Tausenden die Spalten der Dämme bewohnt und im Sande zwischen den Steinen an der Flutgrenze sitzt. Ganz energisch setzt am Mühlhauser Wehr die Pflanzenwelt ein, die organischen, aus den Abwässern herrührenden Substanzen aufzuarbeiten. Die großen Muscheln fehlen immer noch. Die Fischer von Neckarweihingen kennen sie nur aus früheren Zeiten. Auch am Marbacher Wehr fehlt noch jede Spur von ihnen. Erst in der Buhne von Geisingen stellen sie sich ein und zwar gleich in einem Reichtum und in einer Manmnisfaltigkeit, wie sie sich bis in den Unterlauf gleich bleibt. Es sind aber hier nicht mehr die kleinen, dürftigen Bachmuscheln des obern Neckars, sondern die stattlichen, dickschaligen Arten der großen deutschen Flüsse: Unio pietorum und tumidus neben großen batavus-Formen, die große Anodonta piscinalis. Daneben erscheint das grobe Sphaerium riwi- cola, Calyculina brochoniana und die schlammbewohnenden Pisidien (henslowianum, supinum u. a). Die zierliche, ans Meer gemahnende Neritina fluviatilis scheint sich früheren Befunden zufolge tiefer hin- abverzogen zu haben; ich konnte sie erst bei Besigheim entdecken, während sie früher bis Cannstatt emporgestiegen sein soll. Überaus reich ist das Molluskenleben zwischen Lauffen und Heilbronn. Vor den Toren der Handelsstadt sitzt eine große Kolonie von Vivipara fasciata, die vom Rhein aus bis hierher reicht. Im Hafen von Heilbronn ist die Wandermuschel erstmals gefunden worden. Bei Neckargartach kommt Valvata piseinalis hinzu. Wer gerne viele Muscheln beieinander sieht, muß nach Neckar- gerach und Eberbach gehen. Im letzten Teilstück des Flusses, dem westwärts gerichteten, kommt nichts Neues mehr hinzu. Zwar habe ich Pseudanodonta nicarica Haas nur bei Neckargemünd ge- 1 Auch die Herren Storz von Pleidelsheim und Hermann von Murr, denen ich viel Material aus dem Neckar und der Schleuse von Pleidelsheim ver- danke, konnten bei Marbach noch keine Muscheln entdecken. 359 funden; da sie aber auch in der Enz bei Bietigheim lebt, ist anzu- nehmen, daß sie auch im zwischenliegenden Neckarlauf irgendwo sitzt. Wie das Gefäll sich als geographischer Faktor bemerkbar macht, so erweist es sich nicht minder als gestaltende Kraft (bio- logischer Faktor). Es drängt die Vegetation zurück, bringt das Wasser mit der Atmosphäre in Berührung, fördert die Selbstreinigung der Flüsse, regelt die Zusammensetzung des Untergrundes, weist den Tieren die Wohnplätze an und nötigt sie zur Gegenwehr. Das wandernde Gerölle wird in seiner Unzuverlässigkeit und Gefährlichkeit von den Mollusken gemieden; es sei denn, daß der Ancylus es vorübergehend kolonisiert. Die groben, unter normalen Verhältnissen stationären Steinklötze der Ufer bieten Limnäen, Bythinien und Neritinen festen Halt und in den üppig darauf wuchern- den Algen auch Futter. Dem Sande wird in den Lehrbüchern große Anziehungskraft für die Muscheln nachgerühmt; er besitzt sie aber nur für die Sphärien. Am meisten bevorzugt ist der Schlamm. Er lagert sich in den von der Strömung am wenigsten gefährdeten Buchten und Winkeln ab, gestattet eine tiefgehende Verankerung und bietet, im Gegensatz zum ausgewaschenen Sand, in seinen lebenden und toten Organismen reiche Ernährungsgelegenheiten. Die Gegenwehr der Tiere besteht in einer Vergrößerung der Adhäsionsfläche (Sohle, Mündung, Ancylus, Neritina, Limnaea auricularia und ampla), einer Verringerung der Angriffsfläche (Ein- ziehen des Gewindes bei Limnäen) für die Strömung und der Aus- bildung einer festen, widerstandsfähigen Schale, zu welcher bei den Muscheln noch starke Schloßzähne kommen, die eine Verschiebung der Klappen verhindern. (Die Planorben mit ihrem schmalen Fuß sind aus den Flüssen verwiesen.) Im einzelnen führt die Gegenwehr zur Ausbildung von sogenannten Varietäten, richtiger Standortsformen und Mißbildungen, in den verschiedensten Graden der Abweichung vom Typus. Sie treten am deutlichsten bei den großen Muscheln in die Erscheinung. Ihre dicke Schale befähigt sie zum erfolgreichen Widerstand. Bei einer gewaltsamen Verpflanzung durch Hochwasser, wenn die Schnecken im groben Gerölle untergehen, gelingt es ihnen am besten sich durchzuretten. Die neuen Verhältnisse nötigen zur Anpassung, und in die Schale prägt die Geschichte des Tieres ihre unverwischbaren Spuren. Ein Blick auf unsere Anodonten und Unionen läßt die Abstufungen der Bedingungen erkennen, unter welchen die Tiere gelebt haben. Die schönste Entwicklung finden sie in den Schleusen von Pleidels- — A — heim und Besigheim (große, mäßig schwere, symmetrisch ge- baute, lebhaft gefärbte, normale Exemplare): Ausreichender Boden- schlamm, beschränkte Vegetation, mäßige und gleichmäßige, vom Hochwasser wenig berührte Strömung!. In den Buhnen tritt viel- fach eine Versumpfung und mit ihr eine Verdunkelung in der Farbe und eine Verzerrung der Form ein. Die größten Unio batavus ent- stehen hier. Die starke Strömung fördert die Schalendicke und führt zu einer Abrundung der Umrisse (Unio pseudocrassus), zu Reak- tionsformen. Zwischen Marbach und Eberbach, wo die Buhnen mit dem fließenden Wasser in Verbindung stehen, entwickeln sich die Muscheln zu den stattlichsten Gestalten und erreichen die größte Mannigfaltigkeit. Von Eberbach abwärts sind die Buhnen isoliert und leer, die Muscheln auf das Flußbett verwiesen, mittelgroß, ge- drungen, festschalig. Der verhältnismäßig hohe Kalkgehalt des Neckarwassers kommt seinen Weichtieren zu gute. Es ist ihnen möglich gemacht, aus kalkreicher Nahrung sich feste Schalen zu bauen, und sie werden von den Schädigungen bewahrt, welche durch kalkarmes Wasser herbeigeführt werden, da dieses die alten Teile einer Schale, sobald durch mechanische Einwirkungen oder durch Ektoparasiten die schützende Oberhaut verletzt wurde, auflöst und bei Lebzeiten des Tieres zu zerstören beginnt. Der schöne Erhaltungszustand unserer Neckarmollusken ist größtenteils auf den Kalkgehalt des Wassers zurückzuführen (s. S. 364 bei Neritina fluviatilis den Schlußsatz). In beschränktem Maße läßt sich endlich die Geschichte der Neckarfauna verfolgen. Die diluvialen Sande von Mauer bei Heidelberg bergen die ältesten Dokumente. Weniger bekannt noch sind die Fossilien der Sande von Böckingen und Lauffen, die, so- weit ich bis jetzt sehe, auch wertvolle Beiträge liefern. Bei dem Alter des Neckars und der Eigenartigkeit des Strom- gebietes, dem er zugehört, sind Untersuchungen nach dieser Rich- tung besonders wünschenswert. Er ist lange Zeiträume hindurch in ein Binnenmeer geflossen und isoliert gewesen. Seine Verbindung mit dem Vater Rhein und sein Anschluß an das norddeutsche Strom- system konnte erst nach der Aussüßung des Mainzer Beckens und nach dem Zusammenschluß derjenigen Flußläufe erfolgen, die jetzt zusammen den Rhein bilden. Daß seine Fauna sich von derjenigen ! Herr Storz teilte mir mündlich mit, daß, seitdem die Pleidelsheimer Schleuse geschlossen sei, auch die Muscheln darin ihre Eigentümlichkeit verlieren und den Charakter der Buhnenformen annehmen. — 361 — der Donau unterscheidet, welche jetzt noch die Relikte der Fauna des pannonischen Beckens bewahrt, darf uns nicht wundern. In unserem Heimatlande kommt der Unterschied am deutlichsten beim Unio ba- tavus des Neckars und dem Ü. consentaneus der Donau zum Ausdruck ; ferner fehlen der Donau die beiden Sphärien des Neckars und der U. tumidus. Aber wie verhält sich seine Fauna zu der des Rheins und des Mains? Die Najaden des Oberrheins hat Haas! vor kurzem beschrieben. Die Arbeit läßt erkennen, daß die Faunen der drei Flüsse in den Elementen sich gleich sind, aber in der Ausprägung voneinander abweichen. Herr Prof. Dr. W. KogeLT, der den Anstoß zu einer nach Flußsystemen sich richtenden Neuaufnahme und Neu- bearbeitung der Najadenfaunen gegeben hat, schrieb mir: „Wie ich die Unionen (des Neckars) nennen soll, weiß ich nicht. Keine davon stimmt genau mit den Mainformen. Ich würde mich vorläufig be- gnügen, die alten Namen beizubehalten, aber durch den Zusatz suevicus oder niceri oder dergleichen als Neckarformen zu charakte- risieren.“ Herr Dr. F. Haas, den ich ebenfalls um eine Begutachtung meiner Najadenausbeute bat, spricht in seiner Antwort von Kon- vergenzformen zu den Muscheln des Rheins. Ich frage mich dabei, ob der ganze Unterschied in den Faunen tatsächlich im ge- schichtlichen und geographischen Hintergrund zu suchen sei, ob er nicht vielmehr den biologischen Verhältnissen der Gegenwart entspringe. Ein abschließendes Urteil ist zurzeit noch nicht möglich. Von der Fauna des Mainzer Beckens hat sich nichts in die süd- deutschen Flüsse gerettet, es sei denn, daß die Lartetien (Vitrellen), deren Vorfahren in den Sprudel- und Quellkalken am Rande des ver- schwundenen Tertiärmeeres zu suchen sind, den Neckar benutzt haben, in ihre heutigen Refugien in den Jura- und Muschelkalk- quellen zu kommen. Im Hinblick darauf, daß unsere Wassermollusken sämtlich stenotherme Tiere sind, die von einem Klimawechsel wenig und erst allmählich berührt werden, und in der Erwägung, daß die boreale Wasserfauna sich aus viel weniger, aber weiter verbreiteten Arten zusammensetzt als die Landfauna, können wir auch nicht erwarten, daß wir in der Molluskenfauna des Neckars viele Veränderungen vom Eintritt des Diluviums an wahrnehmen. Immerhin sind einige 1 Die Najadenfauna des Oberrheins vom Diluvium bis zur Jetztzeit. Inaug.- Diss. Frankfurt a. M. 1910. — 382 — zu verzeichnen. Drei bei Mauer! erhaltene Arten sind aus dem Neckar verschwunden. Davon scheint Pisidium astartoides SpB. überhaupt erloschen zu sein; Sphaerium solidum, bei Mauer noch häufig, fehlt heute dem Neckar und ist im Rhein eine Seltenheit; Valvata naticina Mke hat sich nordostwärts hinter die Oder verzogen. Die Abgewanderten wurden durch Zuzügler ersetzt. Sphaerium rivi- cola ist an Stelle von solidum getreten; es kam Vivipara fasciata und als letzter Zuwanderer Dreissensia polymorpha (erstes Auftreten Heilbronn 1867), welche den Fluß- und Schiffsverkehr abgewartet hat, ihr einst eingenommenes und dann wieder verlorenes Gebiet zum zweitenmal zu besetzen. II. Spezieller Teil. A. Gastropoda CUVIER, Schnecken. 1. Limnaea auricularia L. f. typ., bei Münster, Hoheneck, Plei- delsheim, Nordheim, Heilbronn, Neckarzimmern; gewöhnlich ver- einzelt, nur bei Hoheneck zahlreich; meist kleiner als die Teich- formen. Höhe 23, Breite 20 mm. 2. Limnaea auricularia var. ampla Harrm., bei Hofen, Hoheneck, Neckarweihingen, Lauffen, Nordheim, Neckarzimmern, Eberbach; häufiger als auricularia typ., aber auch ziemlich klein, festschalig, Mündung groß und in die Quere gezogen, zuweilen fast kreisförmig und mit flügelartig ausgebreitetem, umgeschlagenem Mundsaum (mon- nardi Harrı.), eine Anpassung an das bewegte Wasser. Höhe und Breite 20 mm. Mißbildungen, wie sie im Wellenschlag des Bodensees so häufig sind, kommen nicht vor, ebensowenig sind in dem reichen er- sammelten Material Übergänge zwischen auricularia und ampla vor- gekommen, obwohl die Tiere an manchen Orten untereinander leben. Der Umstand, daß ampla viel zahlreicher erscheint als aurzcularia, daß sie ziemlich klein und festschalig ist, deutet darauf hin, daß sie sich mehr als jene in die Verhältnisse eingelebt hat und als die Fluß-(Strömungs-, Reaktions-)form von auricularia aufzufassen ist. 3. Limnaea ovata Drar., bei Eßlingen und Untertürkheim an den Ufersteinen, ziemlich klein und dünnschalig. Auf einem Damm bei Neckarweihingen saß im August 1907 eine kleine, an succinea Nırss. und baltica L. erinnernde Form in großer Zahl, verschwand aber wieder, als der Wasserstand sich hob. ! Vergl. Geyer, D., Zur Molluskenfauna der Sande von Mauer. Ber. d. Verh. Oberrh. geol. Ver. 1910. S. 94-—103. 8 4. Limnaea truncatula MüLr., vereinzelt an Ufersteinen bei Unter- türkheim. 5. Physa fontinalis L., bei Neckargartach leere, eingeschwemmte Gehäuse. 6. Planorbis albus Mürr., selten an Wasserpflanzen im oberen Neckar, wenn oberhalb der Mühlwehre das Wasser sich staut und stagniert. 7. Ancylus flwveatilis MürL., bei Mittelstadt in der oberen Hälfte selten; Lauffen, Eberbach auf Kieselsteinen in großer Zahl. 8. Vivipara fasciata Mürr., s. Taf. V Fig. 9, Heilbronn, Neckar- zimmern, Hirschhorn. Als ich 1894 (s. dies. Jahresh. S. 66—141) die württembergische Molluskenfauna zusammenstellte, wagte ich’s noch nicht, die Heilbronner Vivipara kurzerhand für eine fasciata zu erklären (s. S. 132); seitdem aber durch Kogerr's Untersuchungen Klarheit in die Viwipara-Formen gebracht ist, ist auch unsere Neckar- form sicher erkannt. Sie hat ihr eigenartiges, lokales Gepräge. Herr Prof. Dr. Kosert schrieb mir: „Es handelt sich hier zum min- desten um eine gute Lokalform, wie sie sich so vielfach um die typische fasciata gruppieren !. 9. Bythinia tentaculata L., bei Eßlingen (Brühl), Untertürkheim, von Hofen (Cannstatt) an überall, auch in der unteren Murr und Enz. 10. Valvata piscinalis Mürr., bei Neckargartach häufig; scheint im ganzen selten zu sein, und ich vermute, daß die Schnecke, die früher im Neckar allgemein verbreitet war (s. dies. Jahresh. 1894, S. 130) infolge der Verunreinigungen des Wassers zurückgeht. Die- selbe Beobachtung machte ich an der Schwippe bei Dagersheim, wo ‘ Es würde sich nun fragen, ob wir solche Formen mit besonderen Namen belegen (z. B. Viripara fasciata niceri) oder nicht. Obwohl eine dritte Bezeich- nung vielfach nicht zu umgehen sein wird und Namen ein Ding auf die kürzeste und bequemste Weise bezeichnen, glaube ich doch im vorliegenden Fall darauf verzichten zu sollen, einmal weil ich, wenn ich folgerichtig verfahren wollte, bei den Unionen auf 4 Namen kommen würde (Umio batavus pseudocrassus nicert), und weil sich die Benennung auch deutsch geben läßt (Vivipara fasciata Neckar, Umio batavus pseudocrassus Neckar). Daß die Anfügung der Autornamen (Unio batavus Lum., Unio batavus pseudocrassus Haas, Unio batavus pseudocrassus niceri GEyER) schließlich zu Mißverständnissen führen und den Ballast vermehren würde, soll nur nebenbei bemerkt sein. Aber eine Bitte möchte ich bei dieser Gelegenheit noch anfügen: es möchten doch für die dritte Bezeichnung Namen von Personen nicht verwendet, sondern ein Ausdruck genommen werden, der kurz und klar entweder das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der neuen Form hervorhebt oder den Standort bezeichnet, wenn es sich um lokale Varie- täten handelt. { ich 1886 zum letztenmal unsere Valvata mit anderen Mollusken sammelte; seither ist dort die ganze Molluskenfauna im schmutzigen Wasser erloschen. 11. Neritina fluviatilis L., oberhalb Lauffen zahlreich, bei Nordheim, Offenau, Gundelsheim, Neckarelz, Eberbach, Neckargemünd. Früher kam sie nach Mitteilungen von Herrn Storz im Mühlkanal von Ingersheim vor, wo wir sie zusammen vergeblich suchten. Auch diese Schnecke scheint unter dem Einfluß der Abwässer zu leiden. Unterhalb Eberbach, wo ein Bach aus dem Odenwald kalkarmes Wasser bringt, sitzt die Neritina zahlreich auf den Kieselsteinen der Mündung; aber alle Schalen der sonst im Neckar so reinen und deutlich gezeichneten Schnecke sind zerfressen und kalkig weiß. B. Acephala CUVIER, Muscheln. Die Najaden sind in den Buhnen jederzeit zu sammeln. Vom Hochwasser werden sie aufgehoben, an neue Wohnorte versetzt oder ans Ufer geworfen und dem Verderben preisgegeben. Eine weite Verfrachtung findet jedoch nach meinen Beobachtungen nicht statt, und die Individuen eines und desselben Fundortes haben immer ein eigentümliches und einheitliches Gepräge, das sich auf Größe, Form und Farbe erstreckt. Die oben (S. 361) zitierte Arbeit von Haas stellt die Formen für den Oberrhein fest, und eine Vergleichung des Neckarmaterials läßt uns ohne weiteres erkennen, daß die Faunen sich in den charakte- ristischen Formen nahekommen. Der geographische Zusammenhang läßt es nicht anders vermuten. Auch die äußeren Verhältnisse, unter welchen die von Haas aufgestellten Formen zustande kommen, treffen für die entsprechenden Neckarformen in der Hauptsache so zu, wie Haas sie schildert, so daß wir wohl Konvergenzformen zu den Najaden des Rheins vor uns haben. In der systematischen Wertung jedoch glaube ich die Formen nicht so hoch stellen zu sollen, wie sie es im Hinblick auf ihre oft weitgehende Differenzierung zu ver- langen scheinen. Auch zur stärksten Abweichung führen Übergänge; Zwischenformen verbinden alle Extreme und nehmen die größte Individuenzahl für sich in Anspruch. 1. Unio batavus Lm. Die an Individuen reichste und variabelste Form erstreckt sich auch in den oberen Neckar. a) forma typica des Neckars, Taf. V Fig. 6. Schale dick — 365 — und fest, regelmäßig gerundet, von gelblicher Grundfarbe mit oliv- braunen Zuwachsringen und grünen Radialstrahlen. Sie findet sich nicht gerade häufig in der Schleuse von Pleidelsheim und Besigheim, wo bei reichlichem Schlammgrund und der Zurückdrängung der Vege- tation eine mäßige, geregelte, vom Hochwasser nicht gestörte Be- wegung herrscht (vergl. jedoch oben S. 360 Anmerkung). b) forma hassiqae Haas, Taf. VI Fig. 6; an denselben Orten wie der Typus, zuweilen aber auch in den Buhnen. Sie zeigt selten mehr die lebhaften Farben der voranstehenden Form, sondern ist gewöhnlich dunkel gelbbraun, wie die Bewohner des schwarzen Buhnenschlammes. Die Schloßzähne sind schwach und dünn, die Schale lang, gestreckt und ziemlich dünn, der Unterrand fast gerade und nur schwach eingebuchtet. c) forma pseudoconsentaneus m., Taf. V Fig. 3. Wohl oder übel muß ich, wenn ich das von Haas begonnene System weiter- bauen und dabei folgerichtig verfahren will, der in Frage stehenden Form einen Namen geben. Ich wähle den gegebenen; denn seitdem RossMÄSSLER seinen consentaneus aus der Bottwar aufgestellt hat, spukt diese Form im Neckargebiet, in das sie ebensowenig herein- gehört, wie der Unio crassus Rerz ins Rheingebiet. Wenn aber je eine Neckarform auf den U. consentaneus Rssm. zu beziehen ist, dann ist es unsere forma c). Umriß, Richtung und Lage des Wirbels nahe dem Vorderrande täuschen einen consentaneus der Donauzuflüsse ÖOberschwabens vor. Die kräftigen Schloßzähne aber, das Vorkommen und der durch lückenlose Übergänge hergestellte Zusammenhang mit den batavus-Formen des Neckars weisen uns die Wege zur Ein- ordnung der in dieser Umgebung etwas fremdartigen Erscheinung. Wir haben es mit einem langgestreckten batavus zu tun, der analog der nächstfolgenden Form den Oberrand rundet, leicht nierenförmig wird und den Wirbel nicht mehr hervortreten läßt. Sie stammt aus den Buhnen. d) forma pseudocrassus Haas, Taf. V Fig. 7. Die schwere, dickschalige, oben stark abgerundete Form gehört dem fließenden Wasser an und ist im untern Neckar, von Eberbach abwärts, wenn die Buhnen nicht mehr im Zusammenhang mit dem Fluß stehen und leer sind, im Strombett zwischen den Steinen zu suchen. Die beiden letztgenannten Formen sind echte Reaktions- formen, »pseudoconsentaneus im schlammigen, pseudocrassus im sandig-steinigen Grunde. Die erste geht aus der forma hassiae, die zweite aus dem Typus hervor. — 366 — Nachstehende Tabellen sollen das Verhältnis der Formen zu- einander erläutern: T a) Schale eiförmig; Längendurchmesser höchstens doppelt so lang (meistens etwas kürzer) als eine vom Wirbel zum Unterrand gefällte Senkrechte; hintere Hälfte doppelt so lang als die vordere: f. fypica und pseudocrassus. b) Schale zungen-eiförmig; Längendurchmesser mehr als doppelt so lang als eine vom Wirbel zum Unterrand gefällte Senkrechte; hintere Hälfte 3mal länger als die vordere: f. hassiae und pseudo- consentameus. 1. a) Zuwachsstreifen (Jahresringe) im senkrechten Durchschnitt horizontal und parallel zum Unterrand verlaufend: f. Zypica und hassiae, normal wachsende Formen. b) Zuwachsstreifen (Jahresringe) im senkrechten Durchschnitt schief verlaufend und gegen den hinteren Teil des Oberrandes an- steigend: f. pseudocrassus und pseudoconsentaneus, Reaktionsformen. IM. a) Schlammgrund erdig; geringe Vegetation; ruhige Wasser- bewegung: f. Zypica. b) Schlammgrund reich an Zersetzungsprodukten; reiche Vege- tation; geringe Wasserbewegung: f. hassiae. c) Schlammgrund reich an Zersetzungsprodukten; reiche Vege- tation; starke Wasserbewegung: f. pseudoconsentaneus. d) Sand- und Geröllgrund ; geringe Vegetation; starke Wasser- bewegung; f. pseudocrassus. Was wir in diesen Formen vor uns haben, sind nicht fest- stehende Varietäten, vielmehr Standortsformen, ebenso mannig- faltig, wie die Örtlichkeiten, oder biologische Rassen, die ebenso rasch wechseln wie die äußeren Verhältnisse, denen sie ihre Ent- stehung verdanken. Die Größe der Muscheln ist bedeutenden Schwankungen unterworfen, am meisten bei den Reaktionsformen. Sie können 80 mm lang und 40 mm hoch werden, bei einem Gewicht von 53 g (leere Schale). Die dicksten Schalen hat pseudocrassus, die dünnsten hassiae. Von der Verdickung werden aber bei pseudocrassus ge- wöhnlich nur die beiden vorderen Drittel der Schale betroffen. Gegen das Hinterende schließt sie am Unterrand in einem scharfen Ab- satz ab. Der obere Neckar hat, wie schon im ersten Teil angedeutet wurde, durchweg kleine, oft stark deformierte und verkümmerte Formen. Eine extreme Form ist auf Taf. V Fig. 5 dargestellt. Ich habe sie beigefügt, um zu zeigen, was die formenden Kräfte (Ge- röllgrund, starke Strömung im Mühlkanal von Neckartailfingen) her- vorzubringen vermögen. Einen Systematiker alten Schlages könnten sie zur Verzweiflung bringen; er könnte an consentaneus denken und in allen Seen des Alpengebietes bis zum Wörther See bei Klagen- furt mit seinem U. decurvatus Rssm. die Verbreitung nachweisen. Dabei ist der harmlose Unto ein Neckar-batavus, der im Kampf mit den Außengewalten (auch die dicke, schwere Kruste kalkabscheiden- der Algen fehlte am Hinterrande nicht) die Verunstaltungen sich geholt hat. Die Schale der Muschel ist die Urkunde ihrer Geschichte. 2. Unio tumidus Rerz, Taf. V Fig. 4. Neben dem formenreichen batavus tritt uns tumidus in nahezu geschlossener Einheit entgegen. Es scheint, als sei er aus einer wider- standsfähigen Masse geformt, und es gelinge den äußeren Gewalten kaum, sein Gleichgewicht zu stören. Im tiefen Buhnenschlamm ver- längert er wie die übrigen Unionen das Hinterende und wird daber groß, dick und schwer (bis 11O mm Länge, 50 mm Höhe und 74 g Gewicht der leeren Schale). Im Geröll bleibt er kleiner und stumpft das Hinterende ab. Eine f. lauterborn? Haas kenne ich aus dem Neckar nicht, wohl aber zeigt sich der Ansatz hierzu mannigfach, wenn alte Exemplare das Hinterende abwärts neigen (Dekurvation) und der sonst bogenförmig zum hinteren Abschluß aufstrebende Unterrand nach einer leichten Ausbuchtung sich abwärts senkt. 3. Unio pictorum L. schließt sich nach einem brieflich abgegebenen Urteil Prof. Dr. KogEr’s an den Ü. grandıs (Au. Braun) Rssm. des Mittelrheins an. Er läuft in zwei durch Übergänge verbundene Formen auseinander, für welche nach demselben Kenner eine Trennung in pictorum und limosus nicht genüge. Wie soll aber dann geteilt werden? Mit neuen Namen wäre der Fall am bequemsten erledigt, wenn ich nicht dabei auf > Namen für jede Form käme. Ich unterscheide darum kurzweg nach den Standorten eine Kanal- (Schleusen-) und eine Buhnenform. 0 968 a) Die Kanalform, s. Taf. V Fig. 2, der Typus, d. h. nicht der von Lins& aufgestellte Typus, oder der deutsche Typus Ross- MÄSSLER's, sondern nur der Neckartypus. Er schließt sich durch seine mehr in die Mitte gerückten, eingerollten Wirbel und die da- durch verlängerte Vorderhälfte, durch seine Aufgeblasenheit und den eingebuchteten Unterrand an grandis an! und bewohnt die Schleusen von Pleidelsheim und Besigheim, wo wir auch die übrigen Najaden in der normalen und schönsten Ausbildung finden (s. oben U. batavus f. typica). Dieses Zusammenleben mit den übrigen Normalformen sehe ich als einen Beweis dafür an, daß wir in der Kanalform den Neckartypus vor uns haben. Die Grundfarbe ist grünlich strohgelb, die Zuwachsstreifen braun. b) Die Buhnenform, s. Taf. V Fig. 1, lehnt sich an den typischen pictorum des Rheines an, vergl. Haas, Taf. 14 Fig. 1 u. 2. Die Wirbel sind gegen den Vorderrand gerückt, die Vorderhälfte verkürzt. Ich kann in dieser, in allen Buhnen sich findenden, trüb gelbbraunen, mit dunklen Zuwachsstreifen gezeichneten Form nichts anderes erkennen als eine Reaktionsform, ein Analogon zu U. batavus forma b), ce), dj. Und zwar führt dort wie hier die Anpassung an den tiefen Buhnenschlamm und an die Strömung zu denselben Ab- weichungen vom Typus: der sonst horizontal verlaufende Oberrand rundet sich, die Wirbel rollen und ziehen sich ein, die vordere Hälfte der Schale verkürzt, die hintere verlängert sich; die Farbe wird unreiner, dunkler, die Schale dicker, die ganze Muschel plumper, schwerer, größer. Die Anpassung führt schließlich zu Formen, die wir bei arca Herp unterbringen müßten. Sie ähneln der Abbildung bei ULzssin (Ex. Moll. F. 2. Aufl. S. 538) mit dem Unterschied, daß der Ober- rand runder gewölbt, die Vorderhälfte länger ist und die Dekurva- tion schon in der Mitte des Unterrandes beginnt. Sie kommen ab und zu im unteren Neckar vor, wo die Muscheln auf die Strömung verwiesen sind und U. batavus zumeist in der Form des pseudo- crassus erscheint. Unter den Zwischenformen zeichnet sich eine in der Geisinger Buhne, Pleidelsheim gegenüber, auftretende, nach hinten sich zu- spitzende Form aus, die einen verlängerten tumidus vortäuscht, s. Taf. VI Fig. 7, junges Exemplar. 1 Umio pietorum grandis niceri canalis! — a0 — 4. Anodonta piscinalis Nıuss., Taf. VI Fig. 1-—4. Im ganzen Neckarlauf und -tal findet sich nur die eine Form. Im Oberlauf, wo die Muschel in den Mühlkanälen notdürftig fort- kommt, ist sie klein, schmächtig, mißgestaltet. In der Schleuse vor Pleidelsheim bewahrt sie den Typus am reinsten. Neben Exem- plaren mit stark ansteigendem Flügelkamm, die sich ganz die Jugend- form bewahrt haben, und mit weit nach vorn liegendem Wirbel (Taf. VI Fig. 2) leben andere mit ziemlich horizontal verlaufendem Ober- und Unterrand und einem mehr in die Mitte gerückten Wirbel. Sie gehen in quergestreckte, verlängerte Formen über (Taf. VI Fig. 1), bei welchen das Vorderteil nur 4 der ganzen Länge ausmacht. Die Farbe ist zuweilen lebhaft grüngelb mit zahlreichen grünen Radial- streifen. In den Buhnen schleifen sich alle Ecken und Schnäbel ab; die Muschel wird eiförmig, der Oberrand gewölbt, die Farbe braun (Taf. VI Fig. 4). Dabei können die Schalen eine Länge von 14 cm erreichen. 5. Pseudanodonta elongata HoLannkE, Taf. VI Fig. 5. Haas hat unsere Form (Nachrichtsblatt d. deutsch. mal. Ges. 1908, S. 174) mit dem Namen nicarica belegt und zu complanata Rssm. gestellt. In seiner Najadenfauna des Öberrheins kennt er aber aus dem Gebiet nur elongata, nachdem er sich inzwischen da- von überzeugt hatte, daß complanata in das Donaugebiet gehört. Ob unsere Neckarform wirklich einen besonderen Namen verdient oder ob sie nicht wie viele Anodontenformen ein mehr oder minder zufälliges Produkt der gestaltenden Kräfte ist, vermag ich heute nicht zu entscheiden, zumal es bis jetzt noch nicht gelungen ist, ein umfangreiches Material, wie es für ein abschließendes Urteil nötig ist, zu sammeln. 6. Sphaerium rivicola Leach, Taf. V Fig. 8. Ein reizendes Ding, ziemlich lebhaft, olivgrün mit gelbem Rand. Von Geisingen an, zuerst noch selten, in den Buhnen von Eberbach zahlreich; im Sande der Dämme kleiner und schmächtiger als im Buhnenschlamm. Bei Neckargerach zog ich aus einem engen Loch im Damm eine Mutter mit 11 Töchtern und zahlreichen Enkel- kindern. Jahreshefte d. Vereins !. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 24 A ae 7. Sphaerium corneum niceri GEYER (s. Ber. Oberrh. geol. Ver. 1910, S. 94—103, Taf. Il Fig. 38—40). Muschel eckig rundlich; stark konzentrisch und unregelmäßig gestreift; mäßig aufgeblasen; ziemlich festschalig; gelblich, am Wirbel bräunlich (alte Exemplare bräunlich); Oberrand ziemlich ge- rade, mit dem Vorderrand einen stumpfen Winkel bildend, in den Hinterrand bogig übergehend; vordere Hälfte stumpfeckig, hintere abgerundet, kürzer und niedriger als die vordere; Unterrand gerade, mitunter schwach eingedrückt; Wirbel aufgeblasen, breit, aber nicht besonders hervortretend, etwas nach hinten gerückt; Schloßband überbaut; Höhe 10, Länge 12—15, Dicke S mm. Vom Mühlhauser Wehr (unterhalb Cannstatt) an in den Fugen der Dämme oft zu Tausenden; unter den Steinen des Ufers an der Wassergrenze. Die Kenntnis der deutschen Sphärien weist zurzeit noch große Lücken auf. Kosert hat die unserem Neckar-Sphaerium entsprechende Form aus dem Main moenanum (diekini CLess.) genannt; GoLDFUSS (Binnenmoll. Mitteldeutschl. S. 278 £.) stellt dieselbe Form der Saale zu scaldianum NoRMANnD;, aus dem Nordosten erhalte ich ähnliche als mamillanum Wsttn. Ob wir aber das typische Spk. scaldianum Norman in Deutschland haben, wissen wir nicht, und vorerst ist es nicht zu empfehlen, die deutschen Flußformen zusammenzuwerfen und mit scaldianum zu vereinen. Herr Prof. Dr. Koserr schreibt mir über den vorliegenden Fall: „Ich halte die Neckarform für das Analogon meines Sphaerium moe- nanım, aber nicht für identisch. Es bewährt sich da wieder, was sich mir auch bei den Najaden aufdrängt, daß es nicht wohlgetan ist, die Formen verschiedener Flußgebiete ohne weiteres zu identifi- zieren; eine kleine Verschiedenheit der Durchschnittsexemplare bleibt immer.“ Ich schlage also die oben gegebene Bezeichnung für das Müschelchen vor und deute damit zugleich an, daß Größe und Form es neben corneum stellen; vielleicht haben wir in beiden nur zwei verschiedene Standortsformen vor uns. 8. Calyeulina lacustris var. brochoniana Ber. Im Schlamm zwischen den Ufersteinen bei Pleidelsheim und Besigheim. 9. Pisidium supinum Jen., Besigheim, im Schlamm der Ufer- steine. 10. Pisidium henslowianum Surrr. und 11. Pisidium pulchellum Jen. an derselben Stelle. a Pisidium amnicum MüLr., in den Sanden von Mauer so häufig, fand ich im Neckar selbst nicht, wohl aber in früheren Jahren in einem mit dem Fluß in Verbindung stehenden Altwasser bei Neckar- hausen (Nürtingen), s. dies. Jahresh. 1890, S. 59 u. 61. Ich be- merke jedoch, daß ich für die vorliegende Arbeit keine Anspülungen und nicht den Auswurf nach Hochwassern durchsucht, sondern nur lebende Beute am Wohnort gesammelt habe; es können mir also kleine Arten entgangen sein. 12. Dreissensia polymorpha Parzas. Von Heilbronn ab, im Hafen dort jedoch ziemlich selten, häufig in den Buhnen oberhalb Eberbach; vereinzelt an den Ufersteinen. 24* Unsere sternhaarigen Fingerkräuter. Von Karl Bertsch in Mengen. Zu den lieblichsten Pflanzen unserer Flora gehören die Finger- kräuter aus der Gruppe der Aureae vernae, die aber bei uns noch wenig beachtet worden sind. Aus ihnen möchte ich hier eine Gruppe herausgreifen und zwar die sternhaarigen, und ihre floristische Verbreitung von den Felsklippen des Donautals bis zu den Höhen des Algäus zum Gegenstand einer kleinen Studie machen. 1. Potentilla arenaria BORKH. In Martens und Kennmter, Flora von Württemberg und Hohen- zollern, werden für P. incana Fı. wett. —= P. arenaria Borkn. folgende 3 Standorte aufgeführt: Cannstatt am Sulzerrain (W. Lec#- LER), Ingelfingen auf dem Scheuerberg (RawmroLt), am Hohentwiel (Höre). Der Konstanzer Botaniker Jack veröffentlichte in den Mit- teilungen des badischen botanischen Vereins, Jahrg. 1592, den ersten Standort vom hohenzollernschen Jura: Tiergarten a. d. D., der auch in GrapmAann’s Pflanzenleben der Schwäbischen Alb Aufnahme ge- funden hat. Kirchner und EicHLer fügen endlich in der Exkursionsflora von Württemberg und Hohenzollern den vierten württembergischen Standort hinzu: Rottenburg (in der Dölli). Dazu kommen nun: 1. Rauhenstein und Eichfelsen bei Irrendorf OA. Tuttlingen ca. 780 m, 2. Gutenstein a. d. D. ca. 600 m, 3. Teufelsloch bei Dietfurt a. d. D. ca. 650 m, 4. Station Inzigkofen a. d. D. ca. 640 m, 5. gespaltener Felsen bei Laiz a. d. D. ca. 630 m, 6. Sigmaringen ca. 590—600 m, 7. Hornstein im untern Laucherttal ca. 610 m, 8. Allmendingen OA. Ehingen ca. 600 m, 9. beim Sirgenstein unter- halb Schelklingen ca. 560 m, 10. Blaubeuren ca. 600 m, 11. Ger- hausen OA. Blaubeuren ca. 550 m, 12. Arnegg OA. Blaubeuren ca. 510 m, 13. Herrlingen im mittleren Blautal ca. 520 m. — . I Dr. Porverteiın gibt sodann in den Neuen Denkschriften der bayr. bot. Gesellschaft in Regensburg (1898) als nächsten Standort Ulm an, untere Hochebene auf bayrischem Gebiet (nach Varer). Das Sand-Fingerkraut ist eine ausgesprochen pontische Steppen- pflanze, deren Gebiet nach Dr. Tu. Worr, Monographie der Gattung Potentilla (1908) folgendermaßen umgrenzt ist: „Im Westen: links vom Rhein eine Linie, welche wenige Kilo- meter nördlich von Basel beginnt und durch Ober- und Unterelsaß, die Pfalz, Rheinhessen und das nördliche Rheinland (Nahetal) zum Rhein bei Bingen verläuft; rechts vom Rhein eine Linie von der Mainmündung durch Oberhessen, der Fulda und Weser entlang bis Braunschweig (Harz). Im Norden eine Linie vom Harz zur Elbe bei Stendal und von da über Neuruppin und Neu-Strelitz nach Stettin an die Odermündung ..... Dänemark und Südschweden ..... von den baltischen Provinzen an durch ganz Mittel- und Südrußland und sogar noch die nördlichen Kaukasusprovinzen. Die Südgrenze bildet von Basel an ostwärts der Rhein und der Bodensee. ..... Vom Östende des Bodensees ist die Linie durch Schwaben und Ober- bayern, Oberösterreich und Steiermark (Murtal) nach Westungarn und Slavonien zu ziehen und wahrscheinlich durch Bosnien, Serbien, Bulgarien bis zum Schwarzen Meer zu verlängern.“ Innerhalb dieses Gebiets ist sie aber „streckenweise selten bis ganz fehlend‘. Auf unserer Alb liegen die Standorte bis jetzt ausschließlich am Südostrand. Die Pflanze bewohnt hier zwei getrennte Bezirke: das Blau- und Schmiechental und das obere Donautal vom Rauhen- stein bis zur Lauchert. Früher kam sie auch in unserem mittleren Donautal zwischen Zwiefaltendorf und Munderkingen an zahlreichen Standorten mit Sicherheit vor, und es ist deshalb wahrscheinlich, daß sie unser ganzes Donautal besiedelt hatte. Es wäre nun inter- essant, auch den Nordwestrand der Alb nach sternhaarigen Finger- kräutern abzusuchen, da hier die Berge bedeutendere Höhen erreichen | und sich das Aufsteigen der Pflanze genauer feststellen ließe. Aber gerade dieses Gebiet ist von den württembergischen Botanikern und Floristen am häufigsten begangen worden, ohne daß meines Wissens jemals eine Spur von P. arenaria beobachtet worden wäre. Es wird also von hier nicht viel zu erwarten sein. Das Sand-Fingerkraut ist bei uns immer von einer reichen Flora warmer Hügel und Steppen begleitet. Als Beispiele habe ich von nachstehenden Standorten gesammelt oder wenigstens am Stand- ort notiert: — 514 — 1. Eichfelsen bei Irrendorf OA. Tuttlingen: Allium montanum!, Anthericus ramosus, Arabis arenosa, A. hirsuta, Asperula cynanchica, Aster amellus, Bromus tectorum, Brunella grandiflora, Bu- phthalmum salicifolium, Calamintha acınos, Carex humilis!, O. montana, Oentaurea scabiosa, Oephalanthera alba, C. rubra, Chrysanthemum corym- bosum, Coronilla vaginalis!, Cotoneaster integerrima, Oytisus nigricans!, Dianthus caesius, D. carthusianorum, Epipaetis rubiginosa, Erysimum orientale, Galium boreale!, Genista sagittalis, Geranium sanguineum, Helianthemum chamaecıstus, Hepatica triloba, Hippocrepis comosa, K.oe- leria ciliata, Lactuca perennis!, Laserpitium latifolium, Lathyrus vernus, Leontodon incanus, Melica eiliata!, Melittis melissophyllum!, Orobanche teuerui!, Peucedanum cervaria, Poa compressa!, Polygonatum offieinale!, Potentilla opaca, P. verna, Prunus mahaleb, Pulsatilla vulgaris, Rosa ferruginea!, Sedum acre, 5. album, 5. dasyphyllum! , Seseli libanotis, Sesleria coerulea, Silene nutans, Sisymbrium austriacum!, Stachys beto- nica, S. rectus, Stupa pennata!, Teuerium chamaedrys, T. montanum, Talietrum minus!, Thesium bavaruım!, Thlaspı montanum , Trifolium rubens, Veronica austriaca, V. teuerium, Vincetoxicum officinale, Viola collina!, V. hirta. | Als alpin-glazialer Gegensatz wächst in den Ritzen derselben Felsen: Cochlearia saxatılıs, Draba aizoides!, Hieracium bupleuroides, H. humile!, Saxifraga arzoon. Die mit ! bezeichneten Pflanzen sind neu für diesen Standort. Das gleiche Zeichen wird auch bei den folgenden Fundstellen bei- behalten. Von Stupa pennata, dem prächtigen Federgras, sind am Eich- felsen nur noch 2 Stöcke vorhanden: einer mit zwei Halmen und einer an sehr exponierter Stelle mit einem Halm, die ich nun seit mehreren Jahren beobachte. Vom größeren Stock habe ich 1909 einen Halm als Belegstück eingesammelt, aber inzwischen hat er sich wieder zu seinem früheren Umfang ergänzt. Bis jetzt war der Rauhenstein als Standort der Pflanze angegeben, und als ich die P. arenaria daselbst aufgefunden hatte, wandte sich mein Interesse auch der Stupa dieses Standortes zu. Jedesmal ging ich über den Eichfelsen, um zuerst nach dem Entwicklungsstand unseres Feder- grases zu sehen und das Auge für die Beobachtung vorzubereiten. Aber trotz wiederholten Suchens konnte ich hier keine Spur der Pflanze finden. Ich versuchte es auch am Hornfelsen, von wo sie 1 Thesium bavarum SCHRANK (1786) — T. montanum EHurHArrt (1791). — a9 Jack angibt, doch ohne besseren Erfolg. Früher muß aber die Pflanze an beiden Felsen zahlreich vorgekommen sein, da die jungen Bur- schen von Irrendorf die Ähren eingesammelt und als Sträußchen in Beuron zum Verkauf gebracht haben, z. B. 1897. Während Ab- fassung dieser Arbeit wandte ich mich wegen der Pflanze an P. MicnaeL Bertsch in Beuron, der mir mitteilte, daß er sie vor einigen Jahren vom untern Teil des Rauhensteins gesammelt habe, allerdings in nur wenigen Exemplaren, am Rauhenstein oben habe er sich aber seit ein paar Jahren vergebens nach ihr umgesehen. Früher hätten von einer unzugänglich scheinenden Stelle des Horn- felsens die Grannen der Stupa in ziemlich vielen Exemplaren herab- geglänzt, seien aber schließlich doch herabgeholt worden. So bleiben also vorerst als einzige Reste dieses schönsten aller Gräser in Würt- temberg und Hohenzollern 3 Halme am Eichfelsen und ein paar Exemplare am untern Rauhenstein. Dafür finden sich am Rauhenstein ein paar Büsche der bis jetzt übersehenen Stupa calamagrostis (= Lasiagrostis calamagrosis) und ebenso zwei Stöcke am Hornfelsen, der seit der Entdeckung durch Vurrıus als unser einziger Standort galt. Es ist eine Pllanze warmer, sonniger Felsen und Hügel, die im oberen Donautal am Rauhenstein, Hornfelsen und Schaufelsen die Nordgrenze ihrer Verbreitung erreicht und in Deutschland nur noch an ein paar Standorten des oberbay- rischen Voralpengebiets sich findet. Auch Sedum dasyphyllum, das von unserer Alb nur vom Reußen- stein angegeben wird, das aber schon DöLL im Donautal bei Guten- stem entdeckt hat, fand sich nur spärlich in einer Felsenritze; dagegen wächst auf dem höchsten Block ziemlich zahlreich Bromus tectorum am einzigen ursprünglichen Standort der Pflanze in Württem- berg, den ich bis jetzt gesehen habe; denn auf den Schuttplätzen unserer Städte und längs der Bahnlinien hat sie sich erst in jüngster Zeit adventiv angesiedelt. Durch Stupa pennata und calamagrostis, Sedum dasyphyllum, Bromus tectorum und andere Pflanzen der vorstehenden Liste sind also die Iırendorfer Felsen, die zugleich die höchsten und inter- essantesten Standorte der P. arenarıa bilden, als ausgesprochene Reliktstandorte ganz auffallend ausgezeichnet. 2. Gespaltener Felsen bei Laiz a. d. D.: Allium mon- tanum!, A. oleraceum, Alyssum montanum!, Antherieus ramosus, Asperula glauca, Aster amellus, Buphthalmum salieifolium, Bupleurum falcatum, Carex humilis!, Ohrysanthemum corymbosum , Cotoneaster integerrima, — A — Oytisus nigricans!, Dianthus caesius, D. carthusianorum, Epipactis rubi- ginosa, Festuca glauca, Fragarıa viridis, Geranium sanguineum, Globularia Willkommwu!, Hippocrepis comosa, Helianthemum chamaeecistus , Laser- pitium latifolium, Leontodon incanus!, Melica ciliata!, Orobanche teuerü!, Peucedanum cervarıa, Phleum Boehmeri!, Polygonatum offieinale!, Poten- tlla opaca, P. verna, Pulsatilla vulgaris, Sedum acre, 5. album, Seseli Iibanotıs, Stachys rectus, Teuerium chamaedrys, T. montanum, Thesium bıwarum, Trifolium montanum, T. rubens, Veronica teuerium, Vinee- towıcum offieinale. — Alpin-glaziale Gegenstücke: Fieracium humile!, Sazıfraga arzoon! 3. Hornstein im Laucherttal: Alyssum montanum!, An- thericus ramosus, Asier amellus, Anthemis tinetoria, Asperula cymanchica, Avena pratensis!, Bupleurum falcatum, Drianthus carthusianorum, Festuca glauca, Fragaria virıdis, Geramium sangwineum, Helianthemum chamae- cistus, Hippocrepis comosa, Melica ciliata!, Orobanche teueriv!, Phleum Boehmeri!, Potentilla opaca, P. verna, Pulsatille vulgaris, Saxıfraga tri- dactylites, Stachys betonica, S. rectus, Teuerium botrys, T. chamaedrys, Teuerium montanum, Taraxacum laevigatum !, Thymus, Trifolum montanum, T. rubens, Veronica teuerium, Vincetoxieum offieinagle. — In der weiteren Umgebung: Allium oleraceum, Arabıs arenosa, Asperula glauca!, Oytisus nigricans!, Chrysanthemum eorymbosum, Polygonatum offieinale!, Peucedanum cervaria, Seseli Iibanotis, Thesium montanum. Die alpin-glazialen Gegenstücke sind von der Potentilla ent- fernt: Draba aizoides, Hieracium humde!, Saxitraga arzoon! Im Aach- und Blautal sah ich außerdem in ihrer Gesell- schaft: Linum flavum, L. tenuifolium, Alsine tenwifolium, Centaurea rhenana, Koeleria gracılis u. a. Nach AscHERSon-GRÄBNER, Synopsis der mitteleuropäischen Flora (1904), und Tr. Worr, Monographie der Gattung Potentilla (1908), steigt das Sand-Fingerkraut kaum über 500 m an. Bei Potentilla Tommasiniana P. Scuunz kommt Tr. Worr noch einmal auf diese Höhengrenze zurück, indem er schreibt: „P. Tommasiniana steigt im Gegensatz zu P. arenaria, welche die Höhengrenze von 500 m kaum überschreitet, viel weiter in den Gebirgen aufwärts, so z. B. nach Belegexemplaren meiner Sammlung in der Herzegowina (Porim-Ge- birge) 1000 m, in Montenegro 1100 m, in West-Bosnien 1300 m, am Monte Serva in Venetien 1500—1600 m hoch.“ Danach gilt die Höhengrenze für das Sand-Fingerkraut auch für die südlichen und südöstlichen Teile des Verbreitungsgebiets der Art. Für unsere klimatischen Verhältnisse wäre also zu erwarten, daß die Pflanze u kaum diese obere Grenze erreichen würde. Tiefer als 500 m schnei- den aber von Alb und Oberschwaben nur kleine Strecken ein: das Tal der Donau aufwärts bis Rottenacker OA. Ehingen mit den zwei gegen Süden gerichteten Buchten des Riß-, Westernach- und Rottals bis gegen Laupheim einerseits und des Illertals bis gegen Dieten- - heim andererseits, das Blautal bis gegen Gerhausen, das Brenztal und das Lonetal während des unterirdischen Laufs des Flusses, ferner das Eggetal bis Neresheim. Nun liegt selbst Ulm noch 478 m hoch, so daß sich fast das ganze unter 500 m eingesenkte Gebiet der Donau und der Blau auf die Sumpfflächen der Talsohle beschränkt, einem Gebiet, das unmöglich das Sand-Fingerkraut, eine Pflanze trockener, sonniger Abhänge, Felsen, Heiden und Sandfelder, be- herbergen kann. Die zweite Einsenkung findet sich im Bodensee- becken vom Zusammenfluß der beiden Argen über Tettnang— Ravensburg bis zum Schnitt der Rotach mit der württembergisch- badischen Landesgrenze nebst einer Bucht über Weingarten — Baindt — Mochenwangen. Hier erreicht die Höhendifferenz 105 m. Der Hohen- twiel, an dessen Fuß Singen 428 m aufweist, fügt sich hier also in das normale Verbreitungsgebiet der Pflanze ein. Aber alle Stand- orte, die in dieser Arbeit neu aufgeführt werden, liegen höher. Die den Standorten beigefügten Zahlen beruhen leider nicht auf Mes- sungen. Sie wurden schätzungsweise nach den auf den Karten eingetragenen Angaben und Höhenkurven bestimmt. Glücklicherweise liegen aber gerade für die drei höchsten, also auch wichtigsten, wirkliche Messungen vor. Es sind Bronnen, Eichfelsen und Weren- wag. Wir finden also, daß das Sand-Fingerkraut bei uns um 200 . bis 300 m über seine normale Höhengrenze emporgehoben ist. Das ist recht bemerkenswert, und ich werde bei der nächsten Pflanze darauf zurückkommen. Das Sand-Fingerkraut wächst nur auf den wärmsten Plätzchen des Donautales.. Nur an Felsen, die infolge überaus günstiger Lage den größten Teil des Tages von der Sonne beschienen werden, finden wir seine Rasen, und je höher der Standort, desto wählerischer und beschränkter werden die Kolonien. Die höchste hält sich noch auf einem Felskopf, der mit offenem, feinkörnigem, bräunlichem Kalksand bedeckt ist. Hier treffen aber auch eine Anzahl Faktoren zusammen, um ein besonders warmes Plätzchen zu schaffen: ungehinderter Zutritt der Sonne vom ersten bis zum letzten Strahl, Kalkgehalt, dunklere Farbe, Porosität und Trockenheit des Bodens und Fehlen einer geschlossenen Vegetationsdecke. Das Sand-Fingerkraut ver- — 378 — schwindet bei uns mit dem Kalkfels, ohne den eine dichte Vege- tationsdecke auf dem Boden sich einstellt. Es fehlt also dem tertiären Donautal von Scheer bis Zwiefaltendorf und von Munder- kingen bis Ulm. Von zwei Standorten, Sigmaringen und Hornstein, habe ich Exemplare dem Monographen Herrn Dr. Tu. WoLr zur Begutachtung vorgelegt, der beide Bestimmungen bestätigt hat. Die Pflanze von Hornstein hat er sogar als „sehr typisch!“ bezeichnet. 2. Potentilla subarenaria BoRB. Diese Pflanze ist der Bastard P. arenarıa X verna Ta. WoLr. Er findet sich an folgenden Standorten: 1. Fridingen OA. Tuttlingen ca. 77O m, 2. Schlößchen Bronnen a. d. D. ca. 780 m, 3. Beuron a. d. D. ca. 740 m, 4. Rauhenstein und Eichfelsen bei Irrendorf OA. Tuttlingen, 5. Werenwag a. d. D. ca. 770 m, 6. Hausen im Tal ca. 610 m, 7. Gutenstein a. d. D., 8. Teufelsloch bei Dietfurt a. d. D., 9. Station Inzigkofen, 10. ge- spaltener Felsen bei Laiz a. d. D., 11. Sigmaringen, 12. Scheer ca. 600 m, 13. Hitzkofen im untern Laucherttal ca. 620 m, 14. Eme- ringen OA. Münsingen (Felsen im Donautal) ca. 550 m, 15. Rechten- stein a. d. D. ca. 550 m, 16. Talheim am Eingang ins Lautertal ca. 550 m, 17. Neuburg a. d. D. ca. 550 m, 18. über der Laufen- mühle im untern Lautertal, 19. Untermarchtal a. d. D. ca. 520 m, 20. Allmendingen OA. Ehingen, 21. Schmiechen OA. Blaubeuren ca. 580 m, 22. Hohen-Schelklingen ca. 570 m, 23. beim Sirgenstein, 24. am Eingang ins Tiefental ca. 540 m, 25. Weiler OA. Blaubeuren ca. 550 m, 26. Blaubeuren, 27. an Felsen des Rusenschlosses, 28. Gerhausen: am Waldrand beim Eisenbahneinschnitt und gegen Herrlingen, 29. Arnegg OA. Blaubeuren, 30. Herrlingen, 31. Klingen- stein im untern Blautal ca. 500 m. Diese Pflanze ist sehr formenreich. An dem Material, das ich dem Monographen Herrn Dr. Tu. Worr vorgelegt habe, unterschied dieser folgende drei Hybridationsstufen : 1. P. arenaria X super-verna. Emeringen OA. Münsingen, Rechtenstein OA. Ehingen. 2. P. arenaria X verna. Scheer OA. Saulgau (Abhang ins Laucherttal), Hitzkofen im Laucherttal in Hohenzollern, Emeringen OA. Münsingen, Rechtenstein und Untermarchtal OA. Ehingen. — a9 — 3. P. super-arenaria X verna. Sigmaringen. Bisweilen tritt auch die bei der Bastardierung beteiligte Varietät der P. verna so scharf hervor, daß sie besonders hervorgehoben werden kann, z. B. P. arenaria X verna var. longifolia von Scheer. Die Begleitpflanzen sind dieselben wie bei der reinen P. arenaria. Ich will noch zwei Beispiele anfügen, bei denen wieder die Pflanzen selbst gesammelt oder wenigstens am Fundort notiert wurden. 1. Hitzkofen im Laucherttal: Anthericus ramosus, Arabvs arenosa, Aster amellus, Buphthalmum salierfolium, Bupleurum longifolium, Carex humilis!, Cephalanthera alba, C. rubra, Orepis alpestris, Chrysan- themum corymbosum, Oytisus nigricans!, Dranthus caesius, D. carthu- sianorum, Festuca glauca, Fragaria viridıs, Geranium sanguwineum, Hvppo- crepis comosa, Inula salwcina, Laserpitium latıfolwum, Orobanche teueri!, Peucedanum cervaria, Polygonatum offieinale!, Potentilla opaca, P. verna, Sazıfraga tridactylites, Seseli libanotis, Stachys betonica, 8. rectus, Teu- ervum chamaedrys, T. montanum, Thalietrum minus!, Thesium bavarum, Trifolium montanum, T. rubens, Veronica teuerium , V incetoxicum_ offi- einale. — Alpin-glaziale Gegenstücke: Hieracium humile!, Sazifraga ANZOON. 2. Rechtenstein a. d.D.: Anthericus ramosus, Arabis arenosa, A. hirsuta, Asperula glauca!, Aster amellus, Bupleurum falcatum , Bu- phthalmum salierfolium, Catamintha acinos, Carex humilis!, Chrysanthe- mum corymbosum , Ootoneaster integerrima, Oytisus nigrieans , Dianthus carthusianorum, Festuca glauca, Fragaria viridis, Geranium sanguineum, Hippocrepis comosa, Helianthemum chamaeeistus, Laserpitium latifolium, Medicago minima!, Melica eiliata!, Orobanche teuerii!, Peucedanum_ cer- varia, Polygonatum offieinale!, Potentilla opaca, P. verna, Sempervivum teetorum!, Stachys rectus, Seseli libanotis, Teuerium botrys, T. chamae- drys, T. montanum, Trifolium montanum, T. rubens, Thesium bavarum, Veronica teuerium, Vincetoxicum officinale. — Alpin-glaziales Gegen- stück: Hieracium humile! Dieser Standort des mittleren Teils ist wieder durch zwei Seltenheiten ausgezeichnet: Medicago minima und Sempervivum tec- iorum,; es ist also ein floristisch und damit wohl auch klimatisch bevorzugter Hang. Dafür findet sich aber auch der Bastard neben den gewöhnlichen Formen in der höchsten Hybridationsstufe: P. super- arenarıa X verna, und es ist wahrscheinlich, daß bei einigem Glück auch noch die reine P. arenaria gefunden wird. — BA) Potentilla arenarıa X verna findet sich im Donautal von Sig- maringen an ohne ?. arenaria. Letztere mußte aber bei der Bastard- bildung in der Nähe der heutigen P. arenaria X verna-Standorte vorgekommen sein, denn der Einfluß einer weit entfernt wohnenden P. arenaria ist ausgeschlossen. Inzwischen ist sie also an diesen Standorten eingegangen. Bei Hitzkofen im Laucherttal bewohnt der Bastard ebenfalls ohne die Mutterpflanze einen geschützten Felsvorsprung. Aber einige Kilometer taleinwärts kommt die reine P. arenaria auf sterilen Ab- hängen bei Hornstein sehr typisch vor. Die Blüten sind hier sehr klein. An meinen Exemplaren messe ich im Durchmesser ca. 10 mm. Hier könnte man nun annehmen, daß der Pollen der P. arenarıa von den Hornsteiner Abhängen durch Insekten direkt ın die Blüten der Potentilia verna der Hitzkofer Felsen verschleppt worden ist. Der Bastard ist aber großblütig. Die Blüten messen 17—18 mm im Durchmesser. An den gleichen Felsen kommt nun eine großblütige, im Blattschnitt etwas gegen var. pseudo-inceisa Tu. WotLr neigende Form der Varietät Billotii (Bour) Brig. der P. verna vor, deren Blüten an diesem Standort ca. 13 mm Durchmesser aufweisen (alle Maße nach meinem getrockneten Material. Wenn nun die P. arenarıa f. parviflora von Hornstein mit der großblütigen P. verna var. Billotiv der Hitzkofer Felsen gekreuzt hätte, so müsste die Blütengröße der Billotiv durch den Einfluß der kleinblütigen P. arenaria reduziert werden. Da das aber nicht der Fall ist, so muß an der Erzeugung auch eine P. arenaria f. grandiflora beteiligt sein, die aber jetzt im Laucherttal untergegangen ist. Am höchsten Standort der Pflanze in unserem Albdonautal, dem Eichfelsen bei Irrendorf OA. Tuttlingen, hat sich unter besonders günstigen Umständen das Absterben der P. arenaria verzögert. Es ist noch ein einziger Rasen derselben vorhanden, der kaum eine Spanne im Durchmesser mißt und der wohl das wärmste Plätzchen der ganzen Felsenstirne einnimmt. Aber an dem eine weniger gün- stige Exposition zeigenden Felsblock des Schlößchens Bronnen, der übrigens von seinem Besitzer ungemein sorgfältig gehütet wird, so daß ein gewöhnlicher Pflanzensammler wenig zu Gesicht bekommt, scheint dieser Prozeß schon viel weiter fortgeschritten zu sein, da hier außer der reinen P. arenaria auch der Bastard, gar nur eine P. arenaria X super-verna, im Verschwinden begriffen ist. Auch bei Fridingen fand ich nur ein paar kümmerliche Spuren der P. arenaria x super-verna. — 381 — Bei Sigmaringen ist die Pflanze ebenfalls sehr gefährdet. Der Felsen hinter dem Klösterchen Gorheim, der noch in den Jahren 1907 und 1908 die reine P. arenaria und die P. super-arenaria X verna ziemlich reichlich beherbergt hat, ist im Jahr 1909 zu einem Stein- bruch benützt worden, und die meisten Fingerkräuter sind den ersten Sprengungen zum Opfer gefallen. An den Felsen des Mühlbergs sah ich aber bis jetzt nur einen kleinen, nicht einmal handgroßen Stock in einer Felsenritze, von dem ich aber nicht angeben kann, ob er zur reinen Stammform oder zum Bastard gehört, da ich die Pflanze nicht eingesammelt, also auch nicht unter dem Mikroskop untersucht habe. Ein paar weitere Stöcke finden sich am Brenzkofer Berg. P. arenaria ıst also eine bei uns im Aussterben begriffene Art. An allen Standorten, ausgenommen Untermarchtal, wo sie ebensogut ein Opfer des Weidegangs der Schafe geworden sein könnte, und Gorheim, wäre sie auch heute noch auf den Felsklippen vor dem Einfluß der Kultur und der Beschattung durch den Wald geschützt. Nun haben wir aber gesehen, daß die Pflanze bei uns über ihre normale Höhenlage emporgehoben ist, also unter klimatischen Ver- hältnissen steht, denen sie nicht gewachsen ist. Der letzte Standort an der oberen normalen Höhengrenze ist Ulm. Wenn wir nun im Donautal von Ulm bis Munderkingen auf- wärts gehen, so nimmt trotz der geringen Höhenzunahme von nur 30 m die Temperatur im April um 1°, im Mai um 0,57°, im Juni um (0,68° ab (Schober), also in diesen 3 Monaten, welche die Haupt- vegetationszeit unseres Fingerkrauts umschließen, um 67°, in der ganzen Vegetationsperiode (April bis Oktober) um 124°. Da die durchschnittliche Wärmeabnahme für je 100 m Höhenunterschied in Württemberg im April 0,62°, im Mai 0,55°, im Juni 0,57° beträgt (ScHopER), so würde das für unsere höchsten Potentilla arenaria- Standorte in der Hauptvegetationszeit eine Wärmeabnahme von 146°, in der ganzen Vegetationsperiode von 263° ergeben. Legen wir aber für die Temperaturabnahme auf der Südseite der Alb die Verhältnisse der unter gleicher geographischer Breite liegenden meteorologischen Stationen Ulm und Münsingen zu Grund, so erhalten wir gar im April eine Wärmeabnahme von 0,68°, im Mai von 1,06° und im Juni von 0,76° für je 100 m Höhenunterschied, also für die höchsten Kolonien eine Wärmeabnahme von 210° in der Hauptvegetationszeit und von 370° im ganzen Sommerhalbjahr. Hiervon muß nun die Wirkung der Nachttemperaturen ausge- schieden werden. Die Temperaturabnahme für je LOO m ist mittags —. 3532 — 2 Uhr um 70°!o größer als um 7 Uhr morgens und um 35 °/o größer als 9 Uhr abends. Der Einfluß der Höhe muß also diesen Werten entsprechend noch vergrößert werden. Diese Klimaverschlechterung war nun nicht groß genug, um eine rasche Vernichtung unserer P. arenaria-Kolonien herbeizuführen; sie veranlaßte nur ein langsames Dahinsiechen der Pflanzen. Der pontische Steppenbewohner mußte also bei uns allmählich erliegen und nur der durch Kreuzung mit unserer P. verna wetterharter und auch für unsere klimatischen Ver- hältnisse widerstandsfähiger gewordene Blendling vermochte den un- günstigeren Lebensbedingungen zu trotzen. Das Sand-Fingerkraut muß also zu uns gekommen sein zu einer Zeit, in welcher infolge allgemeiner Temperaturerhöhung von min- destens 1'!/2° seine obere Höhengrenze um 200—300 m emporgerückt war. Wahrscheinlich sind aber diese Zahlen zu niedrig, da wir nicht wissen, ob einst die obere Höhengrenze mit unseren höchsten Stand- orten zusammengefallen ist, und da die Pflanze wohl kaum am Mini- mum ihrer Wärmebedingungen, sondern erst gegen das Optimum hin die Kraft zu erfolgreichen Vorstößen besaß. An allen Standorten der P. arenaria X verna muß also früher auch die reine P. arenaria vorgekommen sein. Doch möchte ich in einigen Fällen die Frage offen lassen, ob die reine P. arenarıa wirk- lich fehlt oder bloß übersehen worden ist. Der Bastard bildet auf einem der Hitzkofer Felsköpfe eine größere Kolonie. Auch an andern Fundstellen sah ich ihn in größeren Gesellschaften. Diese Kolonienbildung und das Überdauern der einen der beiden Stammarten war aber nur möglich, wenn der Bastard nur wenig von seiner Fruchtbarkeit eingebüßt hat. Dr. WoLr hebt dieselbe in der Tat wiederholt hervor. P. arenaria X verna verhält sich also auf unserer Alb wie eine selbständige Art, die nun ihr eigenes Wohngebiet behauptet. Ich habe sie deshalb unter binärem Namen aufgeführt, obwohl ich bei hybriden Bildungen die Bastardformel zur Bezeichnung derselben für ausreichend halte. 3. Potentilla Gaudini GREMLI. In den „Potentillen-Studien II“ (1903) schreibt Dr. Worr über dieses Fingerkraut: „Wir wissen noch nicht genau, wie weit die P. Gaudini gegen Westen und Norden reicht; nach einem Beleg- exemplar im Innsbrucker Herbar kommt sie noch am Pfänder bei — 1883, Bregenz vor und es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß sie sich auch über das bayrische Algäu und die oberbayrischen Alpentäler verbreitet.“ Dies veranlaßte mich, auch im württembergischen Algäu nach ihr zu fahnden. Nach mehreren mißglückten Versuchen entdeckte ich endlich im April 1908 unterhalb Wangen im Tal der Untern Argen gegen Pfärrich ein sternhaariges Fingerkraut, das ich als _P. Gaudini deutete. Da aber die erste Feststellung so kritischer Formen in einem neuen Gebiet immer eine schwierige Sache ist, so . sandte ich die Pflanze an den Monographen Dr. WoLr mit der Bitte, dieselbe nachprüfen zu wollen. Alsbald erhielt ich die Pflanze wieder zurück als P. Gaudini var. virescens f! parce glandulosa bestimmt. Aber in dem der Sendung beiliegenden Brief bemerkt Herr Dr. Worr: „Es wird gut sein, daß Sie sich gelegentlich danach umsehen, ob um Wangen nicht auch P. verna und besonders auch P. arenarın vorkommen, da es im letzteren Fall nicht ausgeschlossen wäre, daß eine P. arenaria X verna vworläge, welche in gewissen Formen der P. Gaudinn zum Verwechseln ähnlich ist. Die Reserve ist um so mehr angebracht, als Ihre Pflanze von Zoocecidien-Infektion etwas krank ist und besonders an mehreren Kelchen und Blütenstielen eine abnorme Behaarung zeigt.“ In den Frühjahrsferien 1909 unter- nahm ich nun wieder eine Exkursion in unser Algäu, um die Stellung der Pflanze aufzuklären. Aber die Pflanzen, die ich diesmal bei Eglofs im Tal der Oberen Argen sammelte, wichen von der typischen P. Gaudını var. virescens noch mehr ab als die ersten, und auch der Monograph ließ die Frage offen, ob es sich um Potentilla Gaw- dini var. virescens oder P. arenarıa X super-verna handle. Wieder kamen die Ferien, und wieder begab ich mich auf die Gaudin-Jagd. Diesmal wendete ich mich dem oberen Teil des württembergischen Illertals zu. Hier auf den Illerauen sah ich zu meiner Freude zwi- schen zahlloser P. verna prächtige Sternhaarige, die endlich Dr. WoLr als „die unzweifelhafte echte Potentilla Gaudini GRıML. var. virescens Ta. Worr“ erklärte. Damit ist das Vorkommen unserer Pflanze in Württemberg endgültig sichergestellt. Im Frühjahr 1910 benützte ich die zweite Hälfte meiner Ferien und dann wieder die Pfingstfeiertage zu meinen Gaudini-Studien, die aber leider nur kritisches Material lieferten. Eine Pflanze von Ratzen- hofen an der Untern Argen stimmt zwar nach den makro- und mikro- skopischen Untersuchungen Herrn Dr. Worr’s mit den schwach behaarten Formen der P. Gaudimi aus den Zentral- und Südalpen —. 384 — überein, läßt aber in unserem Gebiet keine ganz sichere Deutung zu, da sie wieder inmitten der P. verna wächst. In liebenswürdigster Weise hatte Herr Dr. Worr schon bei der ersten Sendung typisch ausgebildete Exemplare der P. Gaudini var. virescens Tu. WotLr aus dem Inntal von Innsbruck zur Unterstützung meiner Studien beigelegt. Wenn ich nun diese Autoren-Exemplare aus dem unbestrittenen @audini-Gebiet mit den Argentalpflanzen ver- gleiche, so zeigt sich, daß an unsern Pflanzen die Sternhaare viel spärlicher auftreten und zum Teil den Striegelhaaren nur ganz ver- einzelt beigemischt sind. Dieser Umstand ist recht mißlich, da die - Pflanze deshalb in ihren Behaarungsverhältnissen und ihrer äußeren Erscheinung der P. arenaria X verna ungemein ähnlich wird, so daß, wie wir gesehen haben, nicht einmal der Monograph eine Trennung von diesem Bastard allein auf Grund des morphologischen Befundes vorzunehmen wagte. Andererseits kann auch der Bastard P. verna x arenarıa der P. Gaudini sich nähern, wie eine unzweifelhafte P. arenaria X verna var. longifolıa von Scheer zeigt. In der Monographie hebt Dr. Worr diese Schwierigkeiten wiederholt hervor, indem er schreibt: „Wenn man die @. Gaudinv nur hin und wieder in Gebieten anträfe, in denen ?. verna und P. arenaria zusammen vorkommen, so könnte man sie vielleicht als einen Mischling dieser beiden Arten ansehen, da sie von jeder der- selben etwas entlehnt zu haben scheint; allein schon ihre geo- graphische Verbreitung spricht gegen diese Annahme und selbst morphologisch geben doch die unzweifelhaften arenarıa X verna- Bastarde, wie sie z. B. in Böhmen und Sachsen häufig vorkommen, beim genaueren Nachsehen doch meist ein von der echten P. Gaudini ziemlich verschiedenes Bild (p. 606)... . . . Ob man sie an diesen Örtlichkeiten schließlich doch als eine von P. Gaudini morphologisch nicht unterscheidbare P. arenarıa X verna ansehen müsse, dürfte schwer zu entscheiden sein (p. 607). ..... Beim Bestimmen verna-ähnlicher sternhaariger Pflanzen wird die Frage, ob man es mit P. Gaudinı oder mit P. arenaria X verna zu tun habe, mitunter unentschieden bleiben (p. 626).“ Was ist nun die sternhaarige Potentilla des Argentals? Zur Beantwortung dieser Frage will ich den Nachweis versuchen, daß der Bastard P. arenaria X verna in den obern Argentälern gar nicht vorkommen kann. Die P. verna steigt zwar vom Bodensee durch das ganze Argental bis ins Bayrische hinein auf und sie wächst im Argental überall neben unserer Sternhaarigen, dagegen ist es höchst — 35 — unwahrscheinlich, daß P. arenaria jemals den oberen Teil des Argen- gebiets erreicht hat, Bei Ratzenhofen liegt der Standort unserer Pflanze ein wenig über 700 m, also um 200 m über der normalen Höhengrenze der P. arenaria. Nun haben wir freilich gesehen, daß die P. arenaria auf der Alb noch 80 m höher hinaufgeht, aber nur auf den wärmsten Lagen der Kalkfelsen. Auf den tertiären Sanden des Donautals hat sie sich nirgends über 500 m halten können. Nun besteht aber das Argental nur aus tertiärem und glazialem Material, das unserem wärmeliebenden Fingerkraut keine günstigeren Bedingungen bieten konnte als das oberschwäbische Donautal. Die Pflanze wird also hier ebenso fehlen wie dort. Wichtige Ergebnisse erlangen wir auch, wenn wir das Feld- kircher Rheintal zur Vergleichung heranziehen. Bei Feldkirch ist die Potentilla Gaudınv sicher nachgewiesen, und ebenso wissen wir, daß dort P. arenaria fehlt. Das Rheintal schneidet bei Feldkirch bis 440 m ein, die Stadt selber liegt 475 m hoch. Das Feldkircher Rheintal liegt also innerhalb der gewöhnlichen Arenaria-Region. Nun ist aber das Rheintal von Feldkirch bis zum Bodensee kürzer als das Argental von Ratzenhofen bis zum Bodensee. Wenn also P. arenaria nicht einmal innerhalb ihrer normalen Höhenregion vom Bodensee aus Feldkirch zu erreichen vermochte, so ist die Wahr- scheinlichkeit recht gering, daß sie im Argental eine größere Strecke und über die normale Höhengrenze hinaus vorgedrungen ist. Im Feldkircher und Liechtensteiner Rheintal wächst eine reiche xerothermische Flora. Ich stellte dieselbe zusammen nach den Ver- öffentlichungen des Herrn Prof. Dr. Murr in der Allgemeinen Bota- nischen Zeitschrift (1908, 1909, 1910) und im 54. und 55. Jahres- bericht des k. k. Staatsgymnasiums in Feldkirch und ergänze sie nach einer brieflichen Mitteilung dieses hervorragenden Tiroler Bo- tanikers. Danach finden sich dort 17 wärmeliebende Arten, welche in Württemberg überhaupt nicht mehr vorkommen, 22 Arten, welche wenigstens dem eigentlichen Oberschwaben fehlen, und 39 Arten, welche zwar in Oberschwaben, aber nicht mehr im Argental vor- kommen. Im ganzen erreichen 81 wärmeliebende Arten noch das Vorarlberger und Liechtensteiner Rheintal, indem sie die Alpen nach Osten oder Westen umfassen. Aber nur folgende 13 derselben finden sich noch in den beiden Argentälern oberhalb der Vereinigung beider Flüsse: Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 25 — Je Andropogon ischaemon, Carlına acaulıs, Cephalanthera rubra, Corydalis lutea, Euphorbia eyparissas Gentiana ciliata, G. eru- cvata, Fragaria viridıs, Inula salieina, Linaria cymbalarıa, Teuerium montanum, Trifolium montanum, Vincetoxicum offieinale. Von diesen sah ich aber bis jetzt nur die gesperrt gedruckten. Wir sehen nun Euphorbia ceyparissias sogar in die Tobel der Adelegg eindringen, aber nur so weit die häufig begangenen Wege reichen. In den seltener begangenen Teilen fehlt sie. Sie ist also hier nur verschleppt und sie macht auch in den übrigen Teilen des oberen Argengebiets durchaus den gleichen Eindruck. Carlina acaulıs sah ich nur an Standorten, welche noch die ehemalige Veränderung durch die Kultur verraten. Corydalis lutea ist nur Gartenflüchtling, und Linaria cymbalaria findet sich nur einmal auf Mauern. Diese 4 Arten sind also sicherlich nur verschleppt und infolgedessen aus der Vergleichung auszuscheiden. Es bleiben also nur noch 9 wärme- liebende Argentalpflanzen übrig. Davon haben als Seltenheiten nur einen einzigen Standort: Andropogon ischaemon, Cephalanthera rubra, Gentiana eiliata, Inula sali- cina, Teuervum montanum, Trifolium montanum, Vincetoxieum officinale; aber auch die 2 andern: Fragaria viridis und Gentiana crueiata, sind nur je von 2—93 Standorten bekannt. Cephalanthera rubra, Gentiana cilvata, G. erueiata, Teuerium mon- tanum, Trifolium montanum steigen aber in den Vorarlberger Alpen bis ins Gebirge hinauf und nehmen nebst einer Reihe anderer im Argental fehlender Arten trotz ihres thermophilen Ursprungs geradezu den Charakter von Gebirgspflanzen an. Nicht ihr Vorkommen in den Argentälern, sondern im Gegenteil ihre Seltenheit muß daher auffallen. Es bleiben also nur Andropogon ischaemon, Vincetowicum offieinale, Fragaria viridıs und Inula salicina,; aber von den ersten zwei ist das ursprüngliche Heimatrecht im Argental noch nicht erwiesen. Die einzige thermophile Pflanze, die im Argental vorkommt, dem Vorarlberger Rheintale aber fehlt, ist Sılene vtalica var. nemoralıs, die sich bei Menelzhofen finden soll, wo Corydalis lutea verwildert ist. Sülene ıtalica kommt aber in der Schweiz nur im südlichen Tessin vor und in Südtirol erst von unterhalb Bozen an, soll aber auch verschleppt werden. Der letzte, der die Pflanze von hier angibt, ist Tm. Baver, an den ich mich mit der Bitte um Auskunft über die Standortsverhältnisse gewendet habe; doch blieb die Bitte erfolglos. Vor genauer Kenntnis dieses Vorkommens ist aber auch mit dieser Pflanze nichts anzufangen. Es sind also nur ganz kümmerliche Spuren wärmeliebender Pflanzen im oberen Argengebiet vorhanden und zwar nur wenig aus- geprägte Arten. Ich halte es deshalb für ausgeschlossen, daß Poten- tılla arenaria, diese ausgezeichnete pontische Steppenpflanze, die nicht einmal inmitten der reichen xerothermischen Kolonien des Feld- kircher Rheintals sich findet, hier vorkommen könnte oder vorge- kommen wäre. Ich habe sie auch in der Tat auf meinen Exkursionen im Argental nie gesehen und sicherlich wäre sie mir nicht entgangen, wenn sie an den von mir besuchten Örtlichkeiten vorkäme. Dann kann aber auch der Bastard P. arenaria X verna nicht in Betracht kommen. Im Illertal steigt aber die unzweifelhafte echte Potentilla Gau- dını var. virescens Tu. WoLr bis nach Württemberg herab. Da nun die Standorte des Argentals höher oder mindestens ebenso hoch liegen wie die Gaudint-Kolonien des Iller- und Rheintals, so ist es ebensogut möglich, daß P. Gaudini auch der Argen folgend bei uns eingedrungen ist. ? Es steht also nichts im Weg, die kritischen sternhaarigen Fingerkräuter des Argentals als P. Gaudini zu deuten, während gegen die P. arenaria X verna mehrere Bedenken erhoben werden können. Ich habe deshalb nach Entdeckung der echten P. Gaudini im Illertal alle sternhaarigen Formen des oberen Argengebiets zu P. Gaudinv gezogen. Alle Pflanzen, die ich bis jetzt als P. Gaudini in Württemberg eingesammelt habe, müssen der var. virescens TH. WoLr zugezählt werden. Ihre Standorte sind: 1. Ferthofen Gemeinde Aitrach OA. Leutkirch, 2. Marstetten OA. Leutkirch, 3. Mooshausen OA. Leutkirch, 4. Egelsee Gemeinde Tannheim, 5. Ober-Opfingen OA. Leutkirch, 6. Dettingen OA. Biberach, 7. Ratzenhofen gegenüber von Isny, 8. Wengen Gemeinde Walters- hofen OA. Leutkirch, 9. Eglofs OA. Wangen, 10. Wangen (im Tal der Untern Argen gegen Pfärrich). P. Gaudi kommt also in Württemberg in den Tälern der Iller und der Obern und Untern Argen vor, somit in den Flußtälern, die aus den Algäuer Alpen, wo P. Gaudini festgestellt ist, in unser Land sich hereinziehen. Damit ist aber auch der Weg gezeichnet, den sie auf ihrer Wanderung zu uns zurückgelegt hat. P. Gaudinv findet sich bei uns nur im Gebiet, in dem noch Alpenpflanzen wachsen. Im Illertal sah ich ebensoweit herabsteigen: Campanula pusilla, Euphrasia salisburgensis, Gypsophila repens, Linaria 25 * —ı 388 alpina, Salvia glutinosa, Aconitum napellus, A. variegatum, Veronica urtieifolia. Im Argental sammelte ich noch innerhalb ihres Gebiets: Poa alpina, Campanula pusila, Viola biflora, Salvıa glutinosa, Belli- diastrum Michelii, Veronica urtierfolia, Acomitum napellus. Das Gebiet der P. Gaudini wird von Dr. Tu. Worr in der Monographie folgendermaßen angegeben: „Die Art... . hat ihre Hauptverbreitung durch den ganzen Alpenzug vom Rhonetal im Westen bis zum Donautal in Niederösterreich im Osten. ..... Sie liebt besonders die größeren Alpentäler in mittleren und subalpinen Höhen, geht aber durch sie einerseits weit in die vorliegenden Ebenen und Hügelländer hinaus und steigt andererseits hoch in die alpine Region (bis über 2000 m) hinauf. .... Im Norden grenzt ihr Gebiet an das der P. verna vom Bodensee ostwärts in Vorarlberg und Oberbayern (Algäu etc.), in Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Ostböhmen und Mähren. Vom Bodensee westwärts wenigstens bis zum Neuchäteler See oder fast bis zum Ostende des Genfer Sees folgt eine große Lücke oder eine Einbuchtung der Nordgrenze, in- dem der ganze tiefere Teil der Nordschweiz (Thurgau, Schaffhausen, Zürich, Zug, Aargau, Luzern, Basel, Solothurn, Bern, Freiburg) frei von Gaudind ıst und dem aus Württemberg, Baden und dem Elsaß südwärts vorstoßenden Gebiet der verna angehört. Erst in den west- lichen Kantonen (Waadt und Genf) tritt sie wieder .... auf und geht dann durch die Westalpen bis in die südlichen Seealpen nach Ligurien und im Rhonetal nach Südfrankreich. ..... . In Öberitalien ist die P. Gaudinı längs der Südalpen vom ligurischen bis zum adria- tischen Meer hinüber häufig und geht südlich wenigstens bis in die Gegend von Modena. ...... Im Östen geht sie von Mähren, Nieder- österreich und Steiermark auf Nordwest- und Westungarn über und von Görz und Krain aus gelangte sie nach dem österreichischen Küstenland, Kroatien, Dalmatien, Bosnien und Herzegowina.“ Die Pflanze ist also trotz ihrer alpinen Begleitpflanzen keine echte Alpenpflanze, sie gehört eher der illyrischen Flora an. Nach Überschreitung der Alpenpässe ist sie ins Algäu gekommen und von dort ins Vorland herabgestiegen. Es ist aus unserer Flora wohl das einzige Beispiel für die Wanderung einer thermophilen Pflanze direkt über die Alpen hinweg bis nach Württemberg, da die andern bei ihrem Vordringen die Alpen in weitem Bogen nach Osten oder Westen umgangen haben. Während P. arenaria bei uns allmählich abstirbt und ver- schwindet, scheint P. Gaudini weiter vorzudringen und sich neue Gebiete zu erobern. Im Illertal liegen ihre Standorte nur auf den Auen, also noch im Schwemmgebiet des Flusses. Sie ist also durch die Iller angeschwemmt worden. Aber nach Art ihres Vorkommens kann es sich nicht um rezente Anschwemmungen handeln. Sie hat auf den Auen inmitten der P. verna schon testen Fuß gefaßt und gehört dem gesicherten Bestand unserer Auenflora an. Im Argental aber steht sie an den Talhalden hoch über dem Schwemmland des Flusses. Sie hat also das Argental wohl schon früher erreicht als unser Illertal, entsprechend der Entfernung vom Algäuer Hochgebirgs- land. Sie tritt deshalb auch hier in Übergängen zu P. verna auf, welche ihre Trennung von P. arenaria X verna so sehr erschweren und von denen viele hybriden Charakters sein mögen. 4. Potentilla Gaudini X verna Te. WoLr. Potentilla Gaudimi var. virescens ist in unserem Algäu, in welchem die P. verna die unbedingte Herrschaft hat, sehr schwer aufzufinden, da die charakteristische Behaarung makroskopisch meist nicht zu erkennen ist. Auf meinen Exkursionen nach ihr wurde ich deshalb durch sehr viele Mißerfolge enttäuscht, so daß ich schließlich nach einem Hilfsmerkmal suchte, das mir die Auswahl im Freien er- leichtern sollte. Nach längerem Suchen in der Literatur bin ich schließlich auf die etwas leichter zu bemerkenden Drüsenhaare verfallen. Denn in den Potentillen-Studien II schreibt Dr. Worr: „.... ganz drüsenlose Gaudini-Formen sind sehr selten (— aus Tirol habe ich unter den vielen hundert untersuchten Pflanzen keine einzige ganz drüsenreine gefunden —)“, und in der Monographie: „Die ganz drüsenlose Form tritt bei der var. virescens ziemlich selten und, wie es scheint, immer zerstreut zwischen der gewöhnlichen f. glandulosa auf.“ Auch AscHERSon und GRÄBNER geben die f. eglandulosa als selten, die f. glandulosa als häufig an. Von P. verna sah ich in unserem Algäu sehr häufig die var. iypica, außerdem die var. pseudo-incisa und die var. Billotii, letztere in der stark behaarten Form wie am locus classicus bei Mutzig ı. E. (det.: Dr. Worr!). Über die Stieldrüsen dieser Formen enthält die Monographie folgende Angaben: „Bei var. typica Mitteleuropas habe ich Stieldrüsen nur sehr selten zu verzeichnen gehabt“, und: „Stiel- drüsen sind bei var. pseudo-ıneisa eine seltene Erscheinung.“ Bei der var. Billotiw werden aber die Drüsen gar nicht erwähnt, sie scheint also nur in drüsenlosen Formen beobachtet zu sein. Deshalb hoffte ich, daß durch Einsammeln nur drüsentragender Formen meine Chancen, P. Gaudini zu erwischen, sich bessern würden. Bald mehrte sich auch das Material drüsiger Potentillen der Vernales- Gruppe, von der fere eglandulosa durch die parce glandulosa bis zur glandulosissima. Bei der Untersuchung jedoch zeigte es sich, daß ich in unserem Argental und an den Voralpen diesmal nur P. verna gefaßt hatte. Aber Potentilla verna typica f. glandulosissima! Zuletzt kam ich auf den Gedanken, ob nicht doch eine Gaudini dieser verna die Drüsen angehängt hätte. Ich packte also einige Muster ein und wandte mich wieder an Herrn Dr. Worr. Zugleich legte ich eine sehr schwach behaarte Sternhaarige aus dem Illertal bei, die statt der gewöhnlichen gegliederten Stieldrüsen nur ganz zarte Drüsen- gebilde hatte. Nach den Untersuchungen Herrn Dr. WoLr’s gehörten aber alle echt drüsigen Pflanzen zur P. verna typica; aber die letztgenannte hatte er als P. Gaudini X super-verna? (P. arenarıa X super-verna ??) bezeichnet. In dem beigelegten Brief bemerkte er: „An ihr ent- deckte ich unzweifelhafte, wenn auch recht spärliche Stern- resp. Zackenhaare. Eine reine P. Gaudım ist es nicht; aber daß eine solche bei deren Bildung im Spiel war, scheint mir wahrscheinlicher, als daß die P. arenaria beteiligt gewesen sein sollte. Der Blatt- schnitt und die starke Behaarung der Pflanze weisen auf Potentella verna var. pseudo-ineisa als die bei der Hybridation vorherrschende Spezies hin.“ Diesen Bastard sammelte ich auf den Illerauen oberhalb Ober- Opfingen OA. Leutkirch. Zu ihr möchte ich nun bemerken: Unzweifelhafte P. Gaudim findet sich auf den Illerauen bei Aitrach (det. Dr. Worr). Ebenso schön ausgebildete Pflanzen sammelte ich sodann auf den Auen unterhalb Mooshausen (det. ipse), also nur 6—7 km vom Standort unseres Bastardes entfernt. Unmittelbar neben demselben fand ich eine Pflanze mit besser entwickelten Sternhaaren, ohne sie aber als zweifellose P. Gaudini ansprechen zu können. Sie könnte nach ihren morphologischen Eigenschaften auch als P. arenaria X super-verna oder P. Gaudini X verna gedeutet werden. Zur Entscheidung unserer Frage kann sie also nichts beitragen. Die P. arenarıa aber ist in unzweifelhaften Exemplaren erst bei Ulm und Augsburg nachgewiesen, also in einer Entfernung von mehr als 40 km. Nicht einmal mehr auf den Illerauen von Wib- lingen konnte ich sie oder ihren Bastard trotz stundenlangen Suchens — Sl auffinden; allerdings bin ich in übermüdetem Zustand angekommen, so daß meine Beobachtungsfähigkeit stark herabgemindert war. Bis also P. arenaria ebenso nah am Standort konstatiert wird wie P. Gaudini, müssen wir die Pflanze zu P. Gaudini X verna stellen und zwar als f. P. Gaudini X super-verna. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Bastard im Iller- und Argental öfters vorkommt und daß unter meinem Material von den angeführten Gaudimi-Standorten sich noch mehr Bastarde finden; aber in höheren Hybridationsstufen läßt er sich in der Praxis wohl kaum von den extremen Gaudim-Formen trennen. Wir erlangen also folgende Ergebnisse: Potentilla verna herrscht im ganzen Gebiet, vom Donautal zwischen Fridingen und Ulm bis zum Bodensee und von der Argen- und Illermündung bis zu den Algäuer Voralpenausläufern. Sie steigt hier sogar bis auf die Hoch- fläche der Adelegg hinauf, wo sie bei fast 1020 m ihren höchsten Standort erreicht, eine für die P. verna var. typica recht ansehnliche Höhe, da P. verna nach Ascuerson und GrRÄBNER in den Sudeten nur bis 700 m und nach Tu. WoLr „nur in gewissen Varietäten über 800 bis 1000 m emporsteist“. Nur den Gipfel des Schwarzen Grats erreicht sie nicht mehr. In den wärmsten Lagen des südlichen Alb- randes gesellt sich meist P. arenarıia oder wenigstens P. arenarıa X verna zu ihr, während sie sich in den aus den Algäuer Alpen hereinziehenden Flußtälern mit P. Gaudini mischt. Noch zeigt das Bild über die Verbreitungsverhältnisse der Sternhaarigen in dem erwählten Gebiet manche Lücken. Aber ich empfinde, daß es mir kaum möglich sein wird, dasselbe wesentlich vervollständigen zu können, obwohl ich auf meinen Exkursionen die Sternhaarigen nie aus dem Auge verlieren werde. In den mir zu- gänglicheren Teilen des Arenaria-Gebiets glaube ich zwar die Ver- breitung mit hinlänglicher Genauigkeit festgestellt zu haben, so daß ich keine weiteren Funde mehr erwarten kann, aber im Gaudını- Gebiet haben die Mißerfolge meine Hoffnungen auf bessere Ergeb- nisse tief herabgedrückt. Hier handelt es sich darum, am richtigen Plätzchen ans richtige Pflänzchen zu gucken, und wenn das nicht ganz dem Zufall überlassen sein soll, sind langwierige Untersuchungen an allen günstigen Örtlichkeiten nötig, die nur dann möglich sind, wenn der Beobachter im Gebiet seinen Wohnsitz hat oder über weit mehr Geld und Zeit für solche Zwecke verfügt. Ich würde indes — 392 — nicht einmal diese Ergebnisse erlangt haben, hätte nicht der Mono- graph der Gattung, Herr Dr. WoLr in Dresden, jederzeit seine gütige Unterstützung geliehen. Ihm schulde ich den herzlichsten Dank für alle seine Bemühungen. Möchten nun die württembergischen Flo- risten auch in andern Gebieten unseres Landes dieser interessanten Gruppe ihre Aufmerksamkeit zuwenden und die Verbreitung der- selben weiter aufklären helfen. Synopsis der deutschen Blindwanzen (Hemiptera heteroptera, Fam. Capsidae). Von Dr. Theodor Hüekber, Generaloberarzt a. D. in Ulm. XIV. Teil. (Div. Plagiognatharia. Fortsetzung.) Plesiodema Resun. Eirund, das Männchen mehr länglich, glänzend, fein blaß be- flaumt, aber ganz ohne schuppenartige Härchen. Der kurze, fast flache Kopf ist stark geneigt (SAUNDERS: Gesicht fast senkrecht), nach vorne etwas ausgezogen und nur halb so breit wie der Pro- notumgrund; der schmale Kopfschild springt kaum vor und ist von der Stirne durch eine vertiefte Linie getrennt; die Kehle ist ganz kurz; die gekörnten Augen stoßen an die Pronotumspitze, sind leicht gebuchtet, weichen vorne auseinander und dehnen sich beim d weit über die Wangen aus; der Schnabel ragt noch etwas über die hin- teren Hüften hinaus, sein erstes Glied reicht fast bis zur Xyphusmitte; von den etwas über der Augenspitze innseits eingefügten Fühlern ragt das erste Glied nicht über die Kopfschildspitze hinaus, das dritte und vierte Glied ist fein. Das Pronotum ist an seinem Grunde gut doppelt so breit wie lang, seine Seiten sind gerade, sein hinterer Rand abgestutzt; der Vorderbrustfortsatz ist stark gewölbt, ebenso die Mittelbrust hinten; das Schildchen ist an seinem Grunde frei. Die vollständig ausgebildeten Halbdecken besitzen eine zweizellige Membran; die Flügelzelle zeigt den Haken. An den ziemlich schlanken Beinen sind Schenkel wie Schienen unpunktiert, letztere mit gleichfarbenen feinen Dörnchen besetzt; an den hin- teren Fußgliedern (Tarsen) ist das dritte Glied fast so lang wie die beiden ersten zusammen, das zweite fast um die Hälfte länger als das erste. Das männliche Geschlechtsglied ist abgestutzt, die weib- liche Legeröhre lang, weit über die Bauchmitte hinausreichend und vorne zugespitzt. — Die einzige Art dieser Gattung lebt auf Nadelholz. — 3947 — Nach REUTER unterscheidet sich diese Gattung von der Gat- tung /codema durch ihr den Kopfschild nicht überragendes erstes Fühlerglied, durch ihren kaum vorspringenden Kopfschild, durch den stärker gewölbten Vorderbrustfortsatz sowie durch den Bau der Tarsen (Fußglieder). Von der Gattung Agalliastes unterscheidet sie sich durch den weit schmäleren Kopf, durch das viel längere zweite Fühlerglied, durch die mit feineren und gleichfarbenen Dörnchen besetzten Schienen sowie durch die nicht verdickten Hinterschenkel. 188 (580) pinetellum ZETT. FLor. Phyt. pin. glabra subnitida fusco-nigricans, hemelytris dilutiori- bus, antennis pedibusque pallidis immaculatis. J9Q. Long. vix 1. ZETTERSTEDT. Dunkelbraun, schwarzbraun, auch gelbbraun (das 9, besonders an den Halbdecken, heller braun), etwas glänzend und mit ganz feinem, kurzem, grauem Flaum besetzt. Der Kopf ist beim d 1'/emal, beim 9 doppelt so breit wie der Querdurchmesser eines Auges; die Augen selbst sind beim d groß und stark gekörnt, beim Q von mitt- lerer Größe; der Schnabel ist pechbraun. Die Fühler haben °/, Körperlänge und sind schmutziggelb bis rostfarben, beim 9 heller als beim d; ihr erstes Glied ist kürzer als der Kopf; das zweite beim d so lang wie das Pronotum am Grunde breit, beim Q etwas kürzer, beim din seiner ganzen Länge ziemlich stark verdickt und zusammengepreßt, dabei so lang wie das dritte und vierte zusammen; beim @ ist es nur gegen die Spitze zu etwas dicker; die beiden letzten Glieder sind zusammen so lang wie das zweite. Das dunkel- braune Pronotum ist stark in die Quere gezogen, etwa 2'/smal so breit wie lang, nach vorne zu stark verschmälert, fast fach, nur wenig geneigt, sein Vorderrand nicht abgeschnürt, auch keine quere Vertiefung vor der Mitte zeigend; das Schildchen ist von Pronotum- Farbe, mit gelblicher Spitze. Die dunkelbraunen oder lehmgelben Halbdecken sind viel länger als der Hinterleib und beim 9 heller als beim d, bei letzterem am Keilgrund heller, bei ersterem, wie der ganze Leib, gelbbraun, nur die äußere Coriumspitze und der Keil dunkler, an seinem Rand ein glasheller Streif; die leicht dunkle Membran hat gelbbraune Adern (nach Fror findet sich auf dem Außenrande des Corium, in der Nähe der Spitze, ein verwischter, grauer oder bräunlicher, zuweilen auch fehlender Längsstrich). Beine schmutziggelb, beim 9 mehr gelblich, beim d mehr rostfarben , die Schenkel an der Spitze häufig etwas gelbrot, die Schienen mit gleich- — 299 farbenen Dörnchen besetzt, die Tarsen. bräunlich. Länge 2'/2 bis 3!/e mm; nach Reuter: & 3!/s, 9 2° mm. (1!je““ Ko.) Nach Reuter gleicht das J dieser Art in hohem Grade jenem von Psallus obscurellus Far. und unterscheidet sich von ihm nur durch das zweite Fühlerglied, das hier kürzer ist als das Pronotum hinten breit, durch die leicht weißliche Innenseite des Keilgrunds und durch die an der Spitze häufig etwas goldgelben Schenkel (be- sonders die hinteren). Reuter (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 156) unterscheidet 3 Spielarten: Var. & (= Agalliastes impurus Reur., Caps. Syn. 1875, 22, 38; Psallus obscurellus var. # Reur., Hem. Gymn. Europ. p. 115): Schwarz- braun, die Halbdecken etwas heller, am Corium die Cubitalader und der Keil gelbbraun, letzterer mit hellerem Grunde, die Membranader dunkel lehmgelb. Fast lauter Männchen, nur 2 Weibchen. Var. # (aus Algier, vielleicht besondere Art?): Dunkel schwarz- braun, Fühler, Beine und Halbdecken dunkel lehmfarben, letztere an Emboliumspitze und Keil (Grund ausgenommen) leicht dunkelbräun- lich; an den Fühlern das zweite Glied um ein Geringes kürzer als die beiden letzten zusammengenommen. Länge 9 2°/s mm. Var. y: Dunkelbraun oder gelbbraun, der Grundrand des Pro- notum meist schmal dunkelbraun, die Halbdecken lehmgelb, Embo- lium an der Spitze sowie der Keil leicht schwach ockerfarben, letz- terer am Grunde lichter; Membranadern hell lehmgelb, die Zellen fast glasartig. 9. Die Nymphe ist nach Reuter (Rev. crit. Caps., p. 155) der Imago ziemlich ähnlich ; in ausgewachsenem Zustande hell lehmgelb, die Augen dunkel, oberseits fein und sparsam weiß beflaumt, die Flügelstummel hinten oft schwärzlich. Phytocorıs pinetellus ZETTERSTEDT, Ins. Lapp. 1840, 276, 30. Phytocoris impwrus BoHEMAn, Nya Suensk. Hem. 69, 24. <. Capsus pinetellus Kırschsaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 15, 76, 117, spec. 90. d&. — Fıor, Rhynch. Livlds. I, 1860, St. 586, 69789. Agalliastes lugubris FIEBER, Europ. Hem. 1861, St. 312, 10. C. Plagiognathus pallidipennis J. SAHLBERG, Notis Skpts. Faun. Blorekienn: IX, 1804 pls, 1010, (Ent. ant..s..0o. Kar). Agalliastes impurus Reuter, Caps. Syn. 1875, p. 22, 38, d, nec BoHEMAN!? — 396° — Plesiodema pinetellum Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 155,1. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 171, 1. — Ent. Monthl. Mag. XII, p. 85. — tem. Gymn. Europ. 1, 1878, p.156, 1et 279: 1172.1833, p. 464 et 526. — Saunpers, Synops. of brit. Hem. Het. 1876, III, p- 654, 1. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 309, plate 29, fig. 3, 9. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 160. -- Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 1. — Osnanin, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 896, 2972. Bayern: Brach. pin. Zert. bei Nürnberg selten. Kırıeı. — Württemberg: Auf dem Ursulaberg bei Pfullingen, VII, 1898, ge- funden von Prof. Dr. R. Dırz. Hürser. — Elsaß-Lothringen: |Remire- mont; sur le pin; rare|. Metz: sur le pin et le melöze; assez rare. Reıger-Puron. — Nassau: Wiesbaden, ein @ auf jungen Tannen unten am Neroberg mit rufipennis FarL. vorgekommen; 6. KırScHBAUM. Aus Deutschland: Um Aachen (Dr. FÖRSTER). FIEBER (J). Hab. in Pinu sylvestri praesertim Europae borealis et mediae: Lapponia!, Suecia!, Fennia!, Livonia!, Germania!, Gallia borealis!, Scotia! In Gallia etiam in Larice lectum! Italia borealis, D. Dr. GARBIGLIETTI. Var. # ex Algeria, Dr. Purox. (1878.) — In Quercu Galliae meridionalis (Hyeres!) legit D. Mryer-Dver; olim etiam a me in Quercetis Fenniae australis (Pargas!) inventum. (1879.) — Belgia, D. v. Vorxem; Austria meridionalis (in Quercu), D. P. Löw. (1883.) — In Nordeuropa viel allgemeiner als in mittleren und südlichen Teilen des Gebietes, kommt typisch (Larven und Imagines) auf Pinus silvestris vor, ist aber auch auf Picea excelsa ın Baden und auf Larix europaea im Elsaß gefunden worden. In Süd-Frankreich auf Pinus halepensis im Mai. Ferner aber ist diese Art auch mehrmals auf Quercus im Juli und August gefangen worden; so in Süd-Finn- land, in Süd-Frankreich und Nieder-Österreich. In Lappland hat Poppivs sie auf Salix gefunden. (1908.) REUTER. Hab. N. L. Middle Europe, N. Italy, Scotland. Arkınson. (Schweiz: Anfangs Juni auf jungen Kiefern im Finkenwäldchen bei Burgdorf einmal zahlreich (M.). Frey-Gessner. — Nieder-Öster- reich: Von H. P. Löw auf Wuercus gefunden. Reuter (An. Hem. 195). — Livland: Im Grase unter Fichten oder in deren Nähe, selten; im Juni und Juli. Fror. — England: On firs; Perth... SAUNDERS). Psallıs Fiese. Eine große artenreiche Gattung, deren Glieder, trotz vielfach naher Verwandtschaft, in den letzten Jahren eine große systema- — MI — tische Zersplitterung der guten alten Faprıcıus’schen Arten erdulden mußten. Die älteren Autoren, auch noch Kırschsaum und Fror, faßten den Gattungsbegrift Psallus sehr weit; erst FıEger (1861) be- schränkte sich auf 16 europäische Psallus-Arten; er versteht dar- unter kleine, längliche, robuste, flinke, meist hellfarbene Tierchen mit quer breiterem, kürzer als das Pronotum gestaltetem Kopf, kaum kantigem Nacken, fast horizontalem Joch, quer rautenförmiger Wange usw. — Sauspers beschreibt (1892) 14 englische Arten, deren eine (alnıcola Dar. Sc.) bis jetzt noch nicht in Deutschland (nur Imal in Böhmen!) gefunden wurde und unter denen sich wei- ters noch der neuerdings zur Gattung Sihenarus zählende C. Roter- mundi ScuotLz befindet. — Puron zählt in seinem jüngsten (1899) Katalog 62 paläarktische Psallus-Arten auf, von denen sich immerhin 24 ın Deutschland und den nächst angrenzenden Ländern finden. Länglich, langoval, die Männchen etwas mehr in die Länge gezogen, die Weibchen mehr oder weniger länglich eiförmig, auf der Oberseite stets glänzend, niemals grün, sondern schwärz- lich, bräunlich, rostfarben, gelblich oder weißlich und zumeist mit goldigen, kupfrigen, bronzenen, silbrigen oder weißlichen, leicht aus- gehenden Härchen oder Schüppchen bedeckt, denen andere, schwarze, halbliegende Haare mehr oder weniger dicht beigemischt sind. Bei manchen Arten sind Männchen und Weibchen verschieden gefärbt. Der stark geneigte, oft .fast senkrechte Kopf ist in die Quere ge- zogen und von der Seite gesehen niemals länger als hoch, oft etwas kürzer: der Scheitel ungerandet; der zusammengepreßte Kopf- schild deutlich vorspringend; die Wangen nieder; die Kehle schief, oft nur sehr kurz. Die über die Wangen sich ausdehnenden Augen sind meist stark gekörnt und mehr weniger vorspringend. Der Schnabel reicht mindestens bis zu den mittleren Hüften oder noch darüber hinaus, sein erstes Glied reicht etwa bis zur Xy- phus-Mitte. Von den Fühlern überragt das erste Glied nur selten die Kopfschildspitze, das zweite Glied ist beim d in seiner ganzen Ausdehnung mehr oder weniger verdickt, während dies beim 9 nur gegen das Ende hin bescheiden zutrifft. Das kurz-trapez- förmige Pronotum ist nach vorne zu stark verschmälert, hat gerade Seiten, fast geraden Vorderrand und abgestutzten Grund; die Schwielen sind mehr oder weniger abgegrenzt; der Vorderbrustfortsatz ist ge- wölbt. Die Halbdecken sind länger als der Hinterleib, beim 4 fast parallelseitig, beim 9 breit abgerundet; der Keilbruch ist nicht be- sonders tief; die Membran ist zweizellig; die Flügel besitzen einen Haken. An den Beinen sind die Hinterschenkel mehr oder weniger verdickt, besonders beim Weibchen, und bei verschiedener Färbung (schwarz, dunkelbraun, rot, blaß) dunkel getüpfelt, doch sind diese Punkte nur selten gereiht; am oberen Rande, vor der Spitze, finden sich meist 1—3 borstentragende Punkte; die Schienen sind nur selten (Ps. Kolenatır) ‘ganz schwarz, meist gelbbraun, rost- rot oder blaß und mit schwarzen, aus schwarzen Tüpfeln entsprin- genden Dornen besetzt, doch sind bei einigen Arten die Dörnchen der Vorderschienen erdfarben; an den hinteren Tarsen ist das dritte Glied deutlich länger als die beiden ersten zu- sammen. Das männliche Geschlechtsglied ist ziemlich groß und besitzt zumeist einen vorspringenden Längskiel; die weibliche Lege- röhre ragt meist mehr oder weniger über die Unterleibsmitte hin- aus. — Die Arten dieser Gattung leben zumeist auf den Blättern von Bäumen, nur ganz selten auf krautartigen Pflanzen. Nach Reuter (1878) unterscheidet sich diese Gattung von der Gattung Sthenarus durch ihren anders geformten Kopf, durch ihren weder gerandeten, noch hinten scharfen Scheitel, durch ihren deut- lich vorspringenden, zusammengedrückten Kopfschild, durch ihre mehr hervortretenden Augen, durch ihr längeres erstes Schnabel- glied usw.; von der Gattung Atraetotomus durch den Bau der Fühler und durch den nach vorne zu weniger verlängerten Kopf; von der Gattung Excentrieus durch den Bau von Kopf ‚ Fühlern und Halb- decken; von der Gattung Plagiognathus durch die längere Legeröhre des 9, die stärker gekörnten Augen und den oberseits niemals grünen Leib, der mit leicht ausfallenden, mehr oder weniger schuppenför- migen, metallisch glänzenden oder weißlichen Härchen bedeckt ist. — SaunpeErs bezeichnet (1892) als die Hauptmerkmale der Gattung Psallus den hakenartigen Nerv (Ader) der Flügelzelle, die glänzende Oberseite, das dünne zweite Fühlerglied und das helle, leichtrötliche Flaumhaar; dabei eiförmiger Körper, bei den Männchen mehr läng- lich in Verbindung mit ihrem längeren und dickeren zweiten Fühler- glied; bei manchen Arten sind auch die Geschlechter verschieden farbig; die Schienen sind mit kräftigen, schwarzen, aus schwarzen Tüpfeln entspringenden Dornen bewehrt, der Schnabel reicht bis zu den Mittelhüften oder noch darüber hinaus und das letzte Tarsal- glied ist so lang oder noch länger als das erste und zweite zu- sammen. Saunpers gibt (Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 311) eine Bestimmungstabelle für die 14 englischen Psallus-Arten, die sich auch —_— WW — mit unseren häufigeren deutschen Arten decken (betr. Ps. Rotermundi und Ps. alnicola siehe oben!) und die ich deshalb hier zunächst (in Übersetzung) folgen lasse. 1. (4.) Zweites Fühlerglied schwarz oder doch teilweise schwarz. 2. (3.) Ziemlich groß; Männchen mit dunklem drittem und viertem Fühlerglied, das vierte etwa halb so lang wie das dritte; Weib- chen mit dunklem zweitem, in seiner Mitte hellerem Fühlerglied. betuleti. 3. (2.) Weniger groß; das Männchen mit bleichem drittem und viertem Fühlerglied, das vierte Glied ?/s so lang wie das dritte; das Weibchen mit blassem zweiten, nur an seiner Spitze schwarzem Glied. ambiguus. 4. (1.) Zweites Fühlerglied bleich. 5. (10.) Hinterschenkel nicht gefleckt. 6. (7.) Beide Geschlechter schwarzbraun, Keil ganz dunkel. obscurellus. 7. (6.) Beide Geschlechter nicht schwarzbraun, Keil am Grunde blaß. 8. (9.) Ziemlich klein, kurz und breit, mit zartem, goldigem und fast regeirechtem Flaumhaar. variabiis. 9. (8.) Ziemlich groß und lang, Flaumhaar grob, weiß und unge- ordnet. quercus. 10. (5.) Hinterschenkel gefleckt, wenn auch öfter dunkel, so doch die Tüpfel noch dunkler. 11. (24.) Keil nicht ganz weiß. 12. (13.) Mit dichtem, silbrigem Flaumhaar. Rotermundi. 13. (12.) Nicht dicht bedeckt mit silbrigen Härchen. 14. (15.) Keil mit roter Spitze. alnicola. 15. (14.) Keil mit weißer Spitze. 16. (17.) Der Schenkel stark hell, mit schwarzen Tüpfeln dicht ge- sprenkelt. Fallenü. 17. (16.) Schenkel nur an der braunen oder rötlichen Spitze schwarz getleckt. 18. (19.) Viertes Fühlerglied ?/s so lang wie das dritte. lepidus. 19. (18.) Viertes Fühlerglied etwa halb so lang wie das dritte. 20. (21.) Halbdecken, besonders am Clavus, mit dunkelroten Flecken gesprenkelt. albieinetus. 21. (20.) Halbdecken nicht mit dunkleren Flecken gesprenkelt. 22. (23.) Ziemlich groß, viertes Fühlerglied eher kürzer im Verhältnis zum dritten. varians. 23. (22.) Ziemlich klein, viertes Fühlerglied eher länger im Verhältnis zum dritten. diminutus. 24. (11.) Keil vollständig weiß. 25. (26.) Hinterschenkel hell. sanguineus. 26. (25.) Hinterschenkel dunkel. salicellus. ReEuTER gibt (Hem. Gymn. Europ. III, 18853, p. 517 —526) folgenden Schlüssel zur Bestimmung der paläarktischen Psallus- —. 400 — Arten, den ich hier, bei den Ausländern in Klammern, in wörtlicher Übertragung des lateinischen Originals wiedergebe: [ee . (84.) Halbdecken nicht mit braunen Punkten bestreut. . (25.) Fühler dunkel fahllehmgelb oder graubraun (in welchem Fall der Leib schwarz) oder die beiden ersten Glieder mindestens teil- weise schwarz oder schwarzbraun oder schließlich doch das erste schwarz. Die Schenkel sind schwarz oder dunkelbraun mit heller Spitze, nur selten hell; entweder mit meist gereihten schwarzen Punkten sparsam gezeichnet oder fast einfarbig. Farbe meist dunkel. (Die Schienen hier nie hellgelb mit schwarzen Punkten und schwarzem Grund.) . . (4.) Beine schwarz oder dunkelbraun, nur an den Knieen und am Ansatz der Tarsen etwas heller. Beim 9 sind die beiden ersten Fühlerglieder schwarz, das zweite gegen die Spitze zu ziemlich stark verdickt, die beiden letzten haarfein und weißlich. Klein, höchstens 2°/a mm lang. Kolenatii FLor. . (3.) An den Beinen sind mindestens die Schienen teilweise erdfarben oder rostfarben oder weißlich. Die Arten mit schwarzen 2 ersten Fühlergliedern sind mehr als 5 mm lang, während bei den Arten unter 3 mm wenigstens das zweite Fühlerglied erdfarben (lehm- gelb) ist. . (24.) Halbdecken schwarz oder dunkelbraun, manchmal mit blasser oder rostiger Zeichnung, nur selten graubraun, rostfarben oder blaßgelb, in welchem Falle aber auch der Leib oder doch Prono- tum und Schildehen wenigstens teilweise die gleiche Farbe zeigen. . (21.) Membran am äußeren Saum nur am Grundwinkel mit einem an der Keilspitze glasartigen Fleck. [} [S®) RS [sy er) Männchen (wobei jedoch das REuTER persönlich unbekannte J von Ps. Laricis Rr. fehlt): 7. (18.) An den Fühlern sind mindestens die beiden ersten Glieder vollständig schwarz. 8. (11.) Geschlechtsabschnitt unten ohne Längskiel, beflaumt. 9. (10.) An der Membran ist wenigstens die größere Zelle ganz schwarz- braun, während von den Adern die Cubitalader und die Verbindungs- ader blaß oder (wie bei var. fuscinervis) alle dunkelbraun sind. Die beiden letzten Fühlerglieder sind blaß und etwas länger als das zweite. Die Schienen sind an ihrer Spitze ziemlich breit schwärz- lich. Der Keil ist einfarben. (Var. minor — Psallus fuscinervis Revr.) ancorifer FIEB. 10. (9.) Membran mit gelbbraunen Adern oder bräunlicher Brachialader, die Zellen mehr oder weniger durchscheinend.. An den Fühlern sind die beiden letzten Glieder hell gelbrötlich und zugleich etwa ?/x kürzer als das zweite. Die Schienen sind nur an der Spitze schwarzbraun. Der Keil ist meist an seinem Grunde heller. ambiguus FALL. de 13. 14. 16. 18. 19. 20. — 401 — (8.) Geschlechtsabschnitt unten mit Längskiel. Membran mit voll- ständig dunkelbraunen Zellen. Die beiden letzten Fühlerglieder dunkelbraun. . (13.) |Keil einfarben, stets ohne helleren Halbmond am Grund. An den Fühlern ist das zweite Glied ziemlich stark stabartig verdickt und !/ı kürzer als das Pronotum hinten breit, die beiden letzten Glieder zusammen so lang wie das zweite. Der Scheitel ist um 2/; bis um die Hälfte breiter als der Augendurchmesser. Die hinteren Schienen sind am Grunde und unten breit schwarz. Der bis jetzt nur in Skandinavien und Finnland gefundene aethiops ZETT.] (12.) An den Fühlern ist das zweite Glied nur leicht verdickt und nicht oder kaum mehr denn um !/s kürzer als der hintere Prono- tumrand. Der Keil zeigt zumeist an seinem Grunde einen weiß- lichen oder rotgelben Mondfleck. (15.) Der Keil ist um 1/3 oder höchstens ?/s breiter als das große Auge. Von den Fühlern ist das zweite Glied deutlich etwas kürzer als der hintere Pronotumrand, während die beiden letzten Glieder zusammen deutlich (um !/e—!/s) kürzer als das zweite sind. Die Schienen rostrot mit schwarzen Tüpfeln. Ziemlich groß. betuleti FALL. . (14.) Scheitel etwa noch einmal so breit als der Augendurchmesser. Zweites Fühlerglied nicht oder kaum kürzer als der Grundrand des Pronotum. Von geringerer Größe (als betuleti). (17.) [Zweites Fühlerglied nur wenig kürzer als der hintere Prono- tumrand und fast noch einmal so lang als der Scheitelrand zwischen den Augen, die beiden letzten Glieder zusammen fast so lang wie das zweite. Beine dunkel, Schenkel schwarz. Der in Skandinavien und Finnland lebende graminicola Zerr.] » (16.) [Zweites Fühlerglied nur wenig länger als ‘das Pronotum an seinem Grunde breit und anderthalbmal länger als der Seheitel- rand zwischen .den Augen. Beine rehgrau, Schenkel mit ver- schwommenen dunklen Punktreihen. Der in Ungarn lebende chrysopsilus Reur.| (To): An ‚den Fühlern: sind die beiden ersten Glieder oder zum wenig- ‘ee das zweite erdfarben oder fahlgelb. (20.) Halbdecken' vollständig einfarben. Beine unpunktiert. ‘Fühler schmützig graugelb, zweites Fühlerglied kaum länger als die letzten ‚zusammen oder: der hintere Pronotumrand. Scheitel nicht oder nur wenig breiter als das große Auge. obscurellus FALL. (19.) [Keil am Grunde weißlich. Beine weißlich. Schenkel am Grunde breit gebräunt und besonders an der Spitze dunkel punk- tiert. Schienen mit größeren dunklen Punkten. Fühler erdfarben, ihr erstes Glied schwarz, ihr zweites etwa um '/a kürzer als das Pronotum hinten breit. Scheitel mindestens um die Hälfte breiter als das ziemlich große Auge. Der auf Sizilien lebende siculus Reur. | Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 26 Rr. . (16.) An den Fühlern ist das erste Glied ganz und das zweite 10. Jul, 14. 16. 18. 2000 Weibchen (wobei das Reuter unbekannte 9 von P. siculus fehlt): wenigstens teilweise schwarz. (92.) An den Fühlern ist das erste Glied vollständig und das zweite am Grunde ziemlich breit schwarz, letzteres an der Spitze sehr breit schmutzig hellerdfarben, gleich den beiden letzten, das zweite nur wenig (etwa '/s) kürzer als der Pronotumgrundrand und fast so lang wie die beiden letzten Glieder zusammen. ancorifer FıEB. . (8.) An den Fühlern ist das erste Glied ganz und das zweite an Grund und Spitze, zum wenigsten aber an der Spitze schwarz. (11.) An den Fühlern ist das zweite Glied blaß hellgelbrot oder ockergelb, bloß im äußersten Drittel und nur selten noch ganz am Grunde schwarz, das dritte blaß gelbrot, das letzte bräunlich, das zweite ?/7 oder fast !/s kürzer als der Pronotumgrundrand und nur wenig länger als die beiden letzten Glieder zusammen. ambiguus FALL. (10.) An den Fühlern sind die beiden letzten Glieder dunkel, schwarz oder dunkelbraun oder dunkel rostfarben, das letzte häufig mit hellerer Spitze; das zweite Glied ist entweder ganz schwarz oder in seiner Mitte rotbraun oder rot. . (13.) [Zweites Fühlerglied um '/s bis ?/s kürzer als der hintere Pronotumrand, die beiden letzten Glieder zusammen fast so lang als das zweite. Keil vollständig einfarben, von Coriumfarbe. Der skandinavische aethiops Zerr.] (12.) Zweites Fühlerglied höchstens um '/s kürzer als der hintere Pronotumrand. Keil mit hellem oder rötlichem Monäfleck am Grunde. (15.) Scheitel um °/a breiter als das Auge. An den Fühlern sind die beiden letzten Glieder zusammen ganz deutlich kürzer als das zweite. Ziemlich groß. betuleti FALL. . (14.) [Der Scheitel mindestens von doppelter Augenbreite. Ziemlich klein. Der skandinavische graminicola Zerr.] (7.) Fühler schmutzig oder dunkel gelbgraubraun, bisweilen gegen die Spitze zu bräunlich oder erdfarben, das erste Glied schwarz, nur äußerst selten auch das zweite ganz am Grunde schwärzlich. . (20.) Die letzten Fühlerglieder dunkel, braun oder schwärzlich, das erste stets schmutzig gelbrot; die beiden letzten zusammen weit länger als das zweite, das dritte etwa um !/s oder wenig mehr als !/; kürzer denn das zweite, das vierte etwa !/s kürzer als das dritte. Scheitel ums Doppelte oder noch mehr breiter als das Auge. Leib ziemlich matt. Schenkel schmutzig gelbrot oder reh- grau mit spärlichen Punktreihen. (19.) [Schnabel die hinteren Hüften überragend. Zweites Fühler- glied an der Spitze breit bräunlich und fast so lang wie der Pronotumgrundrand. Öberseits mit ziemlich langem goldigem Flaumhaar. Clavus und Corium einfarben. Der ungarische chrysopsilus Reur.] 19. GR 24, 25. 28. 29. (18.) Schnabel reicht bis zur Spitze der mittleren Hüften. Zweites Fühlerglied mindestens um !/s kürzer als der Pronotumgrundrand. Öberseits mit langem weißlichem oder hellgelbem Haarflaum be- deckt. Corium an allen Rändern, gleich dem Keil breit erd- farben, letzterer am Grunde breit weißlich. "Zarieis (Frey) Reur. . (17.) Fühler einfarben blaßgelb, nach der Spitze zu nicht dunkler, zweites Fühlerglied kürzer als der Pronotumgrundrand und fast so lang wie die letzten Glieder zusammen. Scheitel um die Hälfte breiter als das Auge. Beine ohne schwarze Punkte. obscurellus FALL. . (6.) Seitenrand der Membran mit weißlichem Fleck an der Keil- spitze und einem weiteren solchen vor oder in der Mitte des Randes gelegen. Beine blaß. Schenkel braun punktiert. Schienen mit schwarzen oder braunen Punkten. Keil mit weißlichem Grunde. . (23.) [Oberseits schwärzlich. Scheitel (d) kaum !/s breiter als das Auge. Fühler gelb, das erste Glied vollständig schwarzbraun, das zweite nur an Grund und Spitze, letzteres (3) so lang wie der Pronotumgrundrand. Der südfranzösische criocoroides Reur. | (22.) |Oberseits graubraun. Pronotum mit queren dunkelbraunen Punktreihen. Fühler dunkel erdfarben, erstes Glied vollständig. bräunlich, das zweite nur an der Spitze, desgleichen die beiden letzten, das zweite Glied deutlich länger als der Pronotumgrund- rand, die beiden letzten Glieder zusammen um !/s—?!; kürzer als der zweite. Scheitel um ein Geringes breiter als das ge- wölbte, große Auge. Weibchen noch unbekannt. Der spanische puncticollis Fıze.| (5.) [Schwarz. Halbdecken einfarben gelblichweiß. Fühler dunkel rostfarben, ihr erstes Glied ganz schwarz, das zweite in seiner unteren Hälfte schwarz und dabei weit kürzer als der Pronotum- grundrand. Der südrussische bicolor Jakovu.| (2.) Die Fühler blaßgelb, hellerdfarben, strohgelb oder gelbrot, die letzten Glieder bisweilen dunkel (nur selten auch die Spitze des zweiten); ganz ausnahmsweise ist das erste Glied schwarz ge- ringelt und das zweite an seinem Grunde schwarz, in welchem Falle aber die Schienen schwarzen Grund zeigen. Die Körper- farbe ist meist hell, gelb oder rot. . (27.) [Schienen weiß, ohne jeden schwarzen Punkt. Halbdecken schwarz, Fühler rotgelb. Der südrussische albipes JAKovL.| . (26.) Schienen mit Dörnchen, die aus schwarzen oder dunkelbraunen Punkten entspringen. (81.) Alle Schienen mit hellem Grund. (38.) Die Schenkel schwarz oder dunkelbraun mit heller Spitze, oder roterdfarben oder blutrot, in welchem Falle aber die Schienen dunkler, ohne schwarze Punktierung oder nur mit wenigen dunklen, meist in Reihen stehenden Punkten bestreut sind. Kehle meist deutlich. (Der Keil nie gelbgraubraun und nie am innern Rande bis zur Spitze sattrot.) 26* an, os [9] © SB) os [u] 2 37. = 38. —_ u — (33.) Das erste Fühlerglied ganz am Grunde schwarz oder dunkel- braun; die beiden letzten Glieder zusammen fast so lang wie das zweite. Leib oben goldig oder gelblich beflaumt. Färbung stark wechselnd. (32.) Scheitel um */s bis ums Doppelte (9) oder fast ums Doppelte (C) breiter als der Augendurchmesser. Zweites Fühlerglied mindestens viermal (Ö) oder fast (9) fünfmal länger als das erste und min- destens um ?/s () oder um die Hälfte (9) länger als der Kopf (samt Augen) breit. variabilis FALL. . (31.) [Scheitel um °/3 (d) oder um °/a bis fast ums Doppelte (9) breiter als das Auge. Zweites Fühlerglied um 3°/s (d) oder ums Vierfache (9) länger als das erste und kaum mehr als !/s (d) oder '/s;—"'/a (9) länger als der Kopf (samt Augen) breit. Augen des & deutlich größer und gewölbter als bei variabilis. Der in Griechenland und Süd-Rußland lebende anticus Reur. . (30.) Erstes Fühlerglied vollständig gleichfarbig, nur selten mit bräunlichem Grund, in welchem Falle der Leib mit weißem Flaum- haar bedeckt ist. Schenkel meist rot oder roterdfarben, beim manchmal auch dunkelbraun. Leib oben weiß beflaumt. (37.) Keil einfarbig oder nur mit schmalem hellem Bogen am Grunde. Kehle deutlich. 5. (36.) Schienen hellgelb. Der Scheitel etwa um ?°/s (d) oder ums Doppelte (9) breiter als das Auge. Zweites Fühlerglied etwa fünf- mal (SQ) länger als das erste und deutlich kürzer als der hintere Pronotumrand, die beiden letzten Glieder zusammen so lang wie das zweite, das vierte etwa ?/s kürzer als das dritte. Der männliche Geschlechtsabschnitt unten stumpf gekielt. simillimus KIRSCHE. (35.) Schienen unten an der Grundhälfte rot oder braun. Scheitel nur ?/s (3) oder fast °/ı (9) breiter als das gewölbte Auge. Zweites Fühlerglied fast oder ganz so lang wie der hintere Pronotumrand und ums Doppelte (2) oder wenigstens um °/ı (9) länger als der Kopf (samt Augen) breit, viertes Glied ums Doppelte kürzer als das dritte; zweites Glied beim d ziemlich stark verdickt und häufig rötlich. Der männliche Geschlechtsabschnitt unten scharf gekielt. Leib oben mit dichten weißen Schüppchen bedeckt. (Juercus KIRSCHB. (34). [Keil an Spitze und am Grunde breit weiß. Leib mit dichtem weißem Haarflaum. Kehle nieht wahrnehmbar. Scheitel um °/ı (S) oder ums Doppelte (9) breiter als das Auge. Schenkel rötlich- braun mit erdfarbener Spitze und wenigen dunklen Punkten (C) oder rötlich mit einigen dunkelbraunen Punkten unterseits. Schienen hell. Männlicher Geschlechtsabschnitt deutlich gekielt. ER ‘Der südfranzösische callunae Reur.) (29.) Die Schenkel hell und braun punktiert, die Schienen nur selten dunkler, rötlich, in diesem Falle aber wenigstens unten mit größeren braunen Punkten dicht besprenkelt oder der Keil ist gelberd- farben und an seinem inneren Rande bis zur Spitze satt rot. Die Kehle ist meist sehr kurz. 39. 40. 41. 43. 44. 45. 46. —. 4 — (78.) Keil farbig, nur an seinem Grunde oder an Grund und Spitze hell oder weißlich, selten durchsichtigweiß, in welchem Falle er in seiner Mitte rotgefärbt oder am inneren Rande rot ist. (41.) [Kopf, Vorderrücken und Schildehen dunkelbraun, hintere Pronotumfläche in der Mitte gelb. Halbdecken gelberdfarben mit brauner und roter Zeichnung. Leib oben weißlich beflaumt. Schenkel, besonders die hinteren, dicht braun punktiert. Der südrussische cognatus JAKOoVL.| (40.) Kopf, Vorderrücken und Schildchen nicht dunkler als die Halb- decken, meist aber heller; äußerst selten sind Schildehen und Pronotumbuckel braun, in welchem Falle der Leib blaßgelb, der Kopf dick und das letzte Tarsalglied lang ist. . (77.) Keil heller und dunkler gefärbt, an Grund oder an Spitze und Grund weißlich, nur selten fast ganz weißlich, in welchem Falle dann die Membran aschgrau und glasartig gesprenkelt ist und außen zwei wässerige Flecke zeigt. (76.) Membran ziemlich hell oder dunkel rauchgrau, während ein Fleck am äußeren Grundwinkel, gegen den Keil zu, und häufig auch eine gebogene Querbinde hinter der Mitte glashell ist, jedoch nie dicht und fein aschgrau und glashell bespritzt. (45.) Leib oben mit ziemlich langem, leicht fleckigem Flaumhaar, bleich oder graugelb mit blutroter Zeichnung oder dunkel blutrot. Die Augen des d ungewöhnlich gross und stark gekörnt. Der Scheitel kaum (3) oder (9) um ?/s—?/a breiter als das Auge. Zweites Fühlerglied so lang wie der hintere Pronotumrand und (J) stäbchenartig verdickt oder (9) deutlich kürzer als dieser, die beiden letzten Glieder zusammen kürzer (d) als das zweite oder (9) so lang wie dieses. Pronotum, wenigstens beim Weibchen, ganz fein rotbraun bestäubt. Männlicher Geschlechtsabschnitt gekielt. Scholzii (Mzx.) Fıee. (44.) Leib oberseits goldig oder gelblich beflaumt, nur sehr selten weißlich oder silbrig beflaumt, in welchem Falle derselbe dann gelblicherdfarben oder fahlgelb ist. (47.) [Klein, Leib (3) nur 2!/. mm lang. Die Hinterschenkel stärker verdickt, dunkel roterdfarben und dicht mit großen braunen Punkten bestreut. Scheitel (3) von mehr als doppelter Augenbreite. Der auf Korsika lebende corsicus Pur.] . (46.) Von größerer Figur. Hinterschenkel nur äußerst selten rötlich. . (67.) An den hinteren Tarsen ist das dritte Glied kaum oder nicht länger als das zweite oder sogar noch etwas kürzer als dieses. . (54.) Leib oberseits blutrot oder braunrot oder karminrot oder rot- erdfarben, während Kopf, Pronotum und Grund der Halbdecken häufig heller, schwach ockergelb oder fahlgelb sind. . (51.) Scheitel um ?/s bis um die Hälfte (3) oder (9) fast ums Doppelte bis wenig mehr als doppelt so breit wie der Augen- durchmesser. Zweites Fühlerglied so lang (J) oder (9) fast so lang wie der hintere Pronotumrand, die beiden letzten Glieder zu- sammen so lang oder nur wenig kürzer als das zweite. Keil ganz 51. a (86) 60. 61. {or} [9] am Grunde schmal weißlich oder hell. Das Männchen öfters rot- braun. lepidus FEB. (50.) Scheitel nicht () oder (9) °/ı bis fast doppelt so breit als das grobe gewölbte Auge. Die zwei letzten Fühlerglieder in beiden Geschlechtern dunkelbraun, das zweite beim Männchen fast etwas länger als der hintere Pronotumrand, die beiden letzten Glieder zusammen deutlich etwas kürzer (J) oder (9) so lang wie das zweite. . (53.) Halbdecken beim Männchen nur wenig länger als beim Weib- chen, der Keil in beiden Geschlechtern mit schmalem weißlichem Halbmond am Grunde, die Spitze gleichfarbig karmoisinrot. Heller goldigsschimmernder Haarflaum. * almicola Der. et Sc. 3. (52.) Halbdecken beim Männchen länger und mehr ausgezogen als beim Weibchen, Keil mit meist breiterem Mondfleck am Grunde von weißer Farbe, gleich der Spitze. Falleni Reur. (49.) Leib oberseits blaßgelblich oder blaßockergelb oder blaßgelb- oder weibbraun mit goldiger oder goldroter Zeichnung, nur selten graubraun oder hellrußig. (66.) Scheitel beim Weibchen etwa ums Doppelte oder wenig mehr als zweimal breiter denn das Auge. . (63.) Hinterschenkel mindestens 31/,mal länger als breit. (62.) Kopf und Pronotum ohne jede dunkle Punktierung. Halb- decken leicht glänzend. . (61.) Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten gekielt. . (60.) Ziemlich groß. Der Scheitel nur wenig, höchstens um die Hälfte (Ö) oder (9) fast ums Doppelte breiter als das Auge. Das zweite Fühlerglied beim Weibehen ist so lang oder fast so lang als der hintere Pronotumrand, das vierte Glied fast ums Doppelte kürzer als das dritte. varians (Mey.) H.-ScH. (59.) [Von kleiner Figur. Der Scheitel fast °/s (Cd) oder ums Doppelte (9) breiter als das Auge. Das zweite Fühlerglied des Weibehens um !/a kürzer als der Pronotumgrundrand. Der südeuropäische mollis M. et R.| (58.) Der männliche Geschlechtsabschnitt unterseits ungekielt. Der Scheitel um die Hälfte bis zu ?/s (&) oder ums Doppelte (9) breiter als das Auge. Das zweite Fühlerglied (JQ) so lang, oder fast so lang als der Pronotumgrundrand, das vierte Glied um °/s oder !/s kürzer als das dritte. Die Klauen kurz, die Haftläppchen sehr weit über die Mitte, fast bis zur Spitze ausgedehnt. diminutus KIRSCHE. . (57.) Kopf und Pronotum sind deutlich sehr fein dunkel punktiert. Das Corium zeigt vor seiner Spitze häufig einen bräunlichen Fleck. Die Augen sind beim Männchen groß und stark gewölbt. Der Scheitel ist etwa um !/4 bis fast !is (Ö) oder (9) um */s bis ums Doppelte breiter als das Auge. Die beiden letzten Fühlerglieder zusammen sind deutlich kürzer als das zweite. Leib glanzlos. Der in Süd-Frankreich und Spanien lebende aurora M. et R.] 64. 66. 67. 69. Zr. — 407 0 — . (56.) Hinterschenkel stark erweitert, höchstens anderthalbmal länger als breit, am hinteren Rande stark gebogen. Scheitel beim Männ- chen kaum schmäler als beim Weibchen, fast von doppelter Augen- breite. Alle Schienen kräftig schwarz bedornt. Leib ziemlich kräftig, glanzlos, breiteirund. (65.) Kopf und Pronotum mit feinsten schwarzbraunen Pünktchen besetzt. Schenkel unterseits dicht dunkel punktiert. Männlicher Geschlechtsabschnitt unten gekielt. albiceinctus KIRSCHE. . (64.) Kopf und Pronotum ohne feine dunkle Punktierung. Prono- tum, Schildehen und Halbdecken mit zahlreichen runden goldgelben Flecken geziert. Schenkel weniger dicht dunkel punktiert. Der männliche Geschlechtsabschnitt unten ohne Kiel, zeigt am linken Rand der Öffnung in der Mitte einen kleinen Dorn mit kleinem Höcker darüber. * punctulatus Pur. (55.) [Scheitel beim Weibchen etwa 2°/s breiter als das Auge. Leib hellgelblich, einfarbig, wenig glänzend, ziemlich lang schwarz be- haart, mit weißlichem oder ganz blassem Flaumhaar bedeckt. Zweites Fühlerglied so lang wie der Pronotumgrundrand. Keil vollständig gleichfarbig, auch am Grunde keine Spur von Weiß. Der in den Pyrenäen u. auf Griechenland lebende pallidus Reur. | (48.) An den hinteren Tarsen ist das dritte Glied deutlich, meist sogar um ziemlich viel länger als das zweite. Die Klauen sind lang, fein, nur wenig gekrümmt, die Haftläppchen ganz klein, kaum wahrnehmbar. Mindestens Kopf und Pronotum matt. Kopf, besonders beim Weibchen, dick, kräftig, vorne stumpf gewölbt, deutlich in die Quere gezogen, der Scheitel breit, die Kehle kurz und fast wagrecht. Zweites Fühlerglied so lang wie der Grund- rand des Pronotum. Der Schnabel reicht bis zur Bauchmitte. Die Vorderschienen mindestens mit meist gelbbraun gefärbten, zarten Dörnchen auf der inneren Seite. Vorkommen auf Nadelholz. . (69.) Leib fahlgelb, ganz glanzlos, mit ziemlich feinem hellem Haar- flaum. Schildchen häufig bräunlich, am Grunde beiderseits ocker- gelb. Corium hinten mit bräunlichem Scheibenfleck. Scheitel um etwa °”/s (C) oder (9) ums Doppelte bis fast 2!/gmal breiter als das Auge. Die beiden letzten Fühlerglieder zusammen so lang wie das zweite, das vierte fast ums Doppelte kürzer als das dritte. * Juridus BEut: (68.) Leib rußig, braunrötlich, graugelbbraun, hellehmgelb oder blaßroterdfarben oder morgenrot. Halbdecken vollständig ein- farben oder nur am Grunde (selten auch an der äußersten Spitze) des Keils schmal bleich. Schenkel klein und sparsam dunkel punktiert. 75.) Leib oberseits mit ziemlich feinem, goldigem oder hellgelbem Haarflaum bedeckt. (74.) Die beiden letzten Fühlerglieder zusammen kaum (d) oder nicht (9) länger als das zweite. Scheitel ums Doppelte (Ö) oder fast anderthalbmal (9) breiter als das Auge. 719. 83. 84. — 408 — . (73.) Ziemlich groß, graugelbbraun oder braunrot. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten fein gekielt. *lapponicus REur. . (72.) Von kleiner Figur, hell erdfarben. Halbdecken blaß morgen- rot. Der männliche Geschlechtsabschnitt unten mit scharfem, am Grunde hoch aufgerichtetem Kiel. * Piceae REur. . (71.) Die beiden letzten Fühlerglieder zusammen nicht (3) oder nur wenig (9) länger als das zweite Glied. Kopf beim @ um’ !ia schmäler als der Pronotumgrund. Scheitel etwa nur um ?/s (d) oder ums Doppelte bis deutlich mehr als zweimal (9) so breit wie das Auge. Färbung wechselnd, bräunlich, rußig, hell roterd- farben oder morgenrot. Schildehen häufig bräunlich. Der männ- liche Geschlechtsabschnitt unten fein gekielt. Kürzer als die voran- gehenden. * yinicola REUT. . (70.) [Von kräftigem Körperbau, etwas matt, schmutzig gelberd- farben oder vorne auch bräunlich, oben mit kurzem, silbrigem Flaumhaar. Kopf nur um ?/—'/ı schmäler als der Pronotum- grund, Scheitel wenig mehr als ums Doppelte breiter denn das Auge (9). der sibirische laticeps Reur.] (E83) [Membran ziemlich dunkel nebelgrau und gesprenkelt, die Adern weiblich, an der Keilspitze und am äußeren Saum vor der Mitte je ein glasheller Fleck, letzterer vorn und hinten grau ge- säumt. An der Üoriumspitze eine breite purpurbraune Binde. Hinterschenkel mit rotbrauner Spitze. An den hinteren Tarsen ist das dritte Glied viel kürzer als das zweite. Männlicher Ge- schlechtsabschnitt unterseits ohne Kiel. Der turkestanische nebwulosus Ruur.] . (42.) [Keil erdfarben und an seinem inneren Rande bis zur Spitze breit sattrot. Membran mit rotgrauen Adern. Schenkel etwas rötlich und sparsam verschwommen punktiert. Spitze des zweiten Fühlerglieds beim Männchen, gleich den beiden letzten, dunkel- bräunlich. Der auf Madeira heimische Wollastoni Reur.] . (39.) Keil vollständig durchscheinend weiß. (80.) Ziemlich groß, 4'/s mm. varians H.-ScH. . (79.) Von kleinerer Figur, 3!js mm. roseus FAB., REUT. . (28.) Wenigstens die vorderen Schienen am Grunde dunkelbraun oder schwarz. An den Tarsen ist das dritte Glied viel länger als das zweite. . (83.) Die Fühler gelblich, nur am ersten Glied zwei ganz kleine dunkle Pünktchen. Leib weißgelblich. Die vorderen Schienen ganz am Grunde dunkelbraun. * dilutus (Mey.) FıEe. (82.) An den Fühlern ist das erste Glied ganz am Grunde schwarz und zeigt in seiner Mitte einen schwarzen, bisweilen verschwom- menen Ring, auch das zweite Glied ist am Grunde schwarz. Alle Schienen haben schwarzen Grund. Von kleiner Figur und dottergelb. witellinus SCHOLTZ. (1.) Halbdecken dicht und unregelmäßig mit dunklen Punkten be- streut. — Al — 85. (86.) Keil weiß durchscheinend, vollständig frei von dunklen Pünkt- chen. Kopf und Pronotum desgleichen ohne dunkle Pünktchen. Oberseite mit goldigem oder silbrigem Flaumhaar bedeckt. salicellus Mxy. 86. (85.) Keil farbig oder weißlich und mit dunklen Punkten bestäubt, an seinem Grunde ohne Zeichnung. Pronotum meist mit einigen dunklen Pünktchen. Oberseite weiß beflaumt. . (88.) [Keil ganz frei von dunklen Stäubchen, von ockergelber oder graugelber Farbe, am Grunde ein schmaler weißlicher Bogen. Schildehen ohne Punkte, mit hellerer Linie. Männlicher Geschlechts- abschnitt unterseits stumpf gekielt. Ziemlich groß. Der in Süd-Frankreich und auf Korsika lebende Orotchi Scorr.| 88. (87.) Schildchen und Halbdecken mit dunkelbraunen Stäubchen be- sät, nur der weißliche Keilgrund hievon frei. Männlicher Ge- schlechtsabschnitt unten ohne Kiel. 89. (90.) [Oberseits blaß graurötlich und überall dicht mit feinen rot- braunen Pünktchen bestäubt. Scheitel beim Männchen etwa ?°la breiter als das Auge. Erstes Fühlerglied am Grunde oder fast ganz dunkelbraun, das zweite Glied so lang wie der Pronotum- srundrand. Die Brachialader der Membran dunkelbraun. Der in Süd-Rußland u. Süd-Frankreich lebende atomosus Reur. | 90. (89.) Weißlich oder grauweißlich. Alle Membranadern weißlich oder blaßerdfarben. Scheitel beim Weibchen 2!/3 bis fast andert- halbmal breiter als das Auge. 91. (92.) Fühler blaß gelbgrau, ihr erstes Glied an seinem Grunde schmal dunkelbraun und vor der Spitze mit zwei ganz feinen dunklen Punkten. * Absinthii ScoTt. 92. (91.) [Fühler blaß gelblich, ihr erstes Glied ganz schwarz oder dunkelbraun und dann Grund und ein Ring vor der Spitze schwarz, das zweite Glied (39) deutlich kürzer als der Pronotumgrund- rand. Scheitel beim Männchen kaum mehr als doppelt so breit wie das Auge. _ Der bis jetzt in Algier, Spanien, Ungarn und Rußland ge- fundene pumilus JaKovt.| 189 (581) Kolenatii Fror. Länglich eiförmig, schwarzbraun bis tiefschwarz, etwas glän- zend und (Reuter) mit hellen, schimmernden, leicht ausgehenden Härchen nicht besonders dicht bedeckt, denen sich seitlich schwarze Haare anreihen (FLor: sehr fein und kurz, an der Oberseite schwarz, an der Unterseite hell behaart, dazwischen mit zerstreuten silber- oder goldglänzenden, leicht abwischbaren Schüppchen besetzt). Kopf nur wenig gewölbt und ziemlich stark geneigt, der Scheitel '/s—"/s breiter als das Auge, sein Hinterrand scharf. Der schwarze, nur am Grund des ersten Glieds hellere Schnabel reicht bis zu den hin- teren Hüften. Die schwarzen Fühler haben *°/s Körperlänge, ihr [0 SI — 40 — erstes Glied ist viel kürzer als der Kopf, das zweite (9) gegen seine Spitze zu allmählich ziemlich stark verdickt und so lang wie die 2 haarfeinen, helleren, letzten Glieder zusammen, das vierte Glied !„—"/a kürzer als das dritte. Das fast flache, nur wenig geneigte Pronotum ist (gleich dem Schildchen) einfarbig schwarz, doppelt so breit wie lang, nach vorne mäßig verschmälert, ohne Querabschnü- rung des Vorderrandes und ohne Quervertiefung in der Mitte; Brust und Hinterleib sind schwarz, ebenso die Öffnungen der Mittelbrust. Die Halbdecken sind einfarben schwarz, nur an der Schulter findet sich ein erdfarbener Punkt; die leicht rauchgraue, lebhaft schillernde Membran hat dunkelbraune Adern, auch die Zellen sind ziemlich dunkelbraun, an der Keilspitze findet sich ein weißlicher, durch- scheinender Fleck. Die Beine sind schwarz oder dunkelbraun, nur an den Gelenken etwas heller, die Hinterschenkel sind ziemlich stark verdickt, die Schienen mit feinen schwarzen Dörnchen besetzt, die rotbraunen oder schwarzbraunen Tarsen manchmal etwas heller, ihr letztes, schwarzes Glied etwas länger als das zweite. Die weibliche Legeröhre reicht über die Bauchmitte hmaus. Länge: 9 2!/2—2°/ı mm (FLork wie REuTER kennen von dieser Art bloß das Weibchen). — Nach RrUTER ist diese Art von allen ihr nahestehenden durch die Farbe der Beine sowie durch ihre kleinere Figur leicht zu unter- scheiden; von der Gattung Atractotomus (zu der sie REUTER früher zählte) unterscheidet sie (9) sich durch den Bau der Fühler und den längeren Legestachel. Capsus Kolenatii FLor, Rhynch. Livlds. I, 1860, St. 585, 68. — (FiEBER, Wien. Ent. Mon. VII, 1864, St. 230.) Atractotomus debilicornis Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 158, 2. 9. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 174, 2. Psallus Kolenativ Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 102, l et176; II, 1883, p. 517. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 164. Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 1. — Osnaxın, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 897, 2978. Schleswig-Holstein: Zwei Stücke bisher bei Sonderburg ge- fangen, das eine im Juni 1886 und das zweite im Juli 1889. Wüstseı (Nachtrag). — Hessen-Nassau: Einzeln auf Kiefern und Fichten in höheren Lagen im Taunus (Cronberg, 30. VI. 1908; Schmittroder Wiesen, 500 m, 13. VII. 1910; Sandplacken, 650 m, 25. VU. 1910); die dd zahlreicher als die 99. GULDE. Hab. in Pinetis, Salicetis et Betuletis locis paludosis; Fennia australis (Yläne!), D. J. Sauter; Livonia, D. Prof. Fror!; Helvetia!, — 1.20 — D. MeyEr-DvEr, sec. spec. a D. SAunDERS communieatum. — Hun- garıa (Tatra!), D. Dr. v. Horvara (a. 1877). (1878.) — Eine seltene Art, in Livland in Morästen auf Salıx, Betula und Picea excelsa ge- funden (Fror). Auf den Karpathen kommt sie im Juli und August auf Picea excelsa vor (Horvarn). (1908.) REuTER. Hab. S. Scandinavia, Livonia, Hungary, Switzerland. Arkınson. (Livland: Selten, in Morästen auf Weiden, Birken, Fichten im Juli und August. Ftor.) 190 (582) ancorıfer FiEe. Schwärzlich bis schwarz und oberseits mit metallisch glänzen- den, hellen, gelblichen, seltener weißen, leicht ausgehenden Schuppen- Härchen (zwischen denen sich einzelne schwarze Haare vorfinden) dicht bedeckt. (FiEser: dicht goldgelb behaart). Der schwarze, meist einfarbene Kopf zeigt manchmal hinten am Scheitel eine quere, verschwommene graubraune Linie. Der pechfarbene Schnabel ist in der Mitte heller. Die Augen sind (besonders beim 9), nur wenig gekörnt. Die gelben Fühler sind wenig länger als der halbe Leib, ihr erstes Glied ist schwarz; das zweite in Farbe wechselnd (erd- farben, schwarzbraun, schwarz), sowie beim 3 allmählich ziemlich stark verdickt (FIEBER: beim Mann schwach spindelig, beim Weib stab- förmig, nach oben allmählich etwas stärker); die beiden letzten, ziemlich langen, zarten, hellerdfarbenen Glieder sind zusammen so lang (oder fast noch länger) als das zweite. Pronotum und Schild- chen sind schwarz, ebenso die Öffnungen der Mittelbrust. Die Halb- decken sind einfarben-schwärzlich (FiEBer: braunrötlich durchschei- nend), der Keil ist bald schwarz, bald bräunlichgelb mit hellem Grund; der Coriumrand ist oft gelblich; die Membran ist schwärz- lich, die kleine Zelle (Fıeger) und der Außengrundwinkel bleich, die kleine Rippe und die Binderippe weiß. Die schwarzen Beine haben hellere Hüften; die Schenkel sind wechselnd braun bis schwarz (FIEBER: bräunlichgelb oder braun mit hellen Enden), die dunkel- erdfarbenen Schienen (die hinteren gegen die Spitze zu häufig breit schwarz), sind mit kleinen schwarzen Dornen besetzt. Der männ- liche Geschlechtsabschnitt ist unten abgestutzt. Länge: d 3!ls, 9 3!e— 3°]; mm (2—21/3‘“). REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 104, 3) 2 Spielarten: Var. @: Oben vollständig schwarz, das zweite Fühlerglied schwarz mit hellerer Spitze, nur selten ganz schwarz; die Schenkel — 412° — schwarz, die Schienen schmutzig dunkelerdfarben oder bräunlich, an ihrer Spitze breit schwarz, die schwarzen Flecke am Grunde der Dörnchen nicht besonders deutlich, der Keil vollständig einfarbig. 39. Var. #: Oben bräunlich schwarz, häufig mit verschwommener erdfarbener Linie am Scheitelgrund, das zweite Fühlerglied erdfarben, an seinem Grunde mehr oder weniger breit schwarzbraun; die Schenkel dunkelbraun mit heller oder rostfarbener Spitze, die Schienen rostrot mit schwarzen Enden, die Flecke am Grunde der Dorne ziemlich deutlich; an den Halbdecken sind Grund wie Seitenrand des Corium, die Clavusnaht und der ganze Keil rostfarben. 9. Ps. ancorıfer wurde seinerzeit von FIEBER wie REUTER unter je zwei verschiedenen Arten beschrieben: als Atractotomus nigripes und Apocremmus ancorifer, bezw. als Ps. fuscinervis und Ps. ancorifer, (kein gutes Zeugnis für die angebliche Festigkeit des Art- und Gattungs- begriffs!). — Nach Reuter steht Ps. ancorifer dem Ps. ambiguus Far. sehr nahe, unterscheidet sich jedoch von diesem durch die Farbe der Fühler, durch das beim J stärker verdickte zweite Fühlerglied, das fast etwas kürzer als die beiden letzten Glieder zusammen ist, sowie durch die an ihrer Spitze dunkleren Schienen. Von Ps. intermedius F. Sauızg. (= aethiops Zerr.), welchem var. « sehr ähn- lich, unterscheidet sich unsere Art durch ihre längeren und helleren letzten Fühlerglieder, durch das an der Spitze fast immer hellere zweite Fühlerglied, durch die weniger gekörnten Augen, durch die schmutzfarbenen, häufig braungrauen, an der Spitze mehr weniger breit schwärzlichen Schienen und besonders durch den unten ab- gestutzten männlichen Geschlechtsabschnitt. Apocremmus ancorıfer FırBer, Crit. Phyt. 1859, St. 336, sp. 24, — Eur. Hem. 1861, St. 304. Atractotomus migripes FirBer, Eur. Hem. 1861, St. 295. d. Psallus ancorifer Reuter, Gen. Cim. p. 47. — Hem. Gymn. Eur. I, 1878, p. 104, Tab. 7, fig. 7; IIl, 1883, p. 459, 460, 517, 518. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 2. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 161. — Osuanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 898, 2980. Psallus fuseinervis Reuter, Bih. Vet. Aka. Handl. II, (I), 1875, p. 56, d. — Hem. Gymn. Eur. I, 1878, p. 103, 2, Tab. I, fig. 18 /—h; p- 176. II, 1879, p. 302 — Var. minor Reuter, Hem. Gymn. Eur. II, 1883, p. 459 et 460. Hessen-Nassau: Auf dem Schwanheimer Sand bei Frankfurt a. M. im Juli und August zahlreich auf der blauen Scabiose (Suceisa pra- — 413 — iensis Möncn.); auch bei Cronberg im Taunus, auf trockener Berg- _ wiese, 8, häufig gefunden von GULDE. Im südlichen Frankreich und Spanien. FIEBER. Hab. in Alnetis Galliae!, DD. Lerumerrv, Puron et SAUNDERS, et Hispaniae, D. Mryer-Duer. — Italia (Stazzano!), D. Ferrari (Ps. fuseinervis: Corsica, Graecia, Gallia meridionalis, Hispania, Sardinia, - Asia minor). REUTER. Hab. S. Europe, Greece, Tunis, Asia minor (Ark. Catalonia, Genua). ATKINSon. France, Espagne et Portugal, Italie, Algerie. Puron. (1899.) 191 (583) ambiguus FALL. P. ambiguus rubiginosus, pilosus: alis caeruleis; pedibus palli- dis, antennis albis; articulo secundo apice nigro. Farzin. (9.) Länglich eiförmig und von verschiedener Färbung: schwarz, dunkelbraun, rostrot (die Männchen meist dunkler als die Weibchen), oberseits ölig glänzend und mit weißlichen (silbrigen) oder auch hellgelben (kupfrigen) halbliegenden und leicht ausgehenden Härchen bedeckt (zwischen denen sich auch einzelne schwarze Haare vor- finden). Der dunkle Kopf ist wenig gewölbt und stark geneigt; der Scheitelrand ist (wenigstens in seiner Mitte) schmal schmutziggelb gefärbt; der erdfarbene, schwarz gespitzte Schnabel reicht bis zu den hinteren Hüften. Die Fühler sind von '/Ja—?/s Körperlänge und in beiden Geschlechtern verschieden: beim d sind die beiden ersten Glieder schwarz, das zweite nur leicht verdickt und länger als die beiden letzten Glieder zusammen; beim 2 sind (die 2 ersten Glieder gelbrot oder) das erste schwarz, das zweite blaß mit schwarzer Spitze und dabei kaum länger als die beiden letzten Glieder zu- sammen; letztere sind in beiden Geschlechtern gelbrot (For: hell- gelb oder bräunlichgelb). Das (mit Schildchen schwarze oder dunkel- braune oder rostrote) Pronotum ist nicht ganz zweimal so breit wie lang,. wenig gewölbt, ziemlich stark geneigt und nach vorn ziemlich stark verschmälert. Die Öffnungen der Hinterbrust sind immer schwarz. An den (schwarzen, braunschwarzen oder rostroten) Halb- decken ist der meist rötliche Keil entweder ganz einfarben oder am Grunde schmal hell. Die schwärzliche Membran (mit, nach Fror, glashellem Fleck am Außenrand) hat schmutziggelbe oder rötliche Adern, die Brachialader ist häufig bräunlich, die schwärzlichen Zellen sind mehr oder weniger durchscheinend. Die schmutziggelben Beine sind an Hüften (Spitze) und Schenkelring weißlich, die Schenkel — 414 — sind verschieden gefärbt (die Hinterschenkel an den verlängerten Hinterbeinen verdickt), die Schienen sind meist hellgelbgrau mit dunkler Spitze und schwarzen Dornen, die aus verschwommenen dunklen Punkten entspringen; die erdfarbenen Tarsen zeigen dunkle Enden. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten abgestutzt und mit dichtem Flaumhaar besetzt. Länge 3?/;—4!/a mm (2—2!/3'“). Nach REUTER unterscheidet sich diese Art von allen ihr nahe- stehenden dadurch, daß die beiden letzten Fühlerglieder auch beim Männchen hellgelbrot sind, daß das zweite Fühlerglied des d weniger stark verdickt und dabei länger ist, daß beim 9 das erste Glied so- wie die Spitze des gelbroten zweiten Glieds kohlschwarz sind, daß der männliche Geschlechtsabschnitt unten abgestutzt ist, daß die Membranadern schmutziggelb und nur die Cubitalader bisweilen bräunlich ist und die Zellen wenigstens teilweise durchscheinend sind. Von Psallus betuleti Faırv. unterscheidet sich diese Art leicht durch die schwarzen Hinterbrustöffnungen und den abgestutzten männlichen Geschlechtsabschnitt. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, p. 106 und IH, p. 302) 5 Spielarten: Var. @: d vollständig schwarz, nur mit gelbrotem Scheitelrand, während der Keilgrund nicht heller ist; 9 braunschwarz, Keil und Spitze des Embolium pechbraunrot, Scheitelrand gelbbraun; die Schenkel, mit Ausnahme ihrer Spitze, schwarz. Var. #: 2 braunschwarz, der Scheitelrand, die Clavusnaht, der Keil und häufig der äußere Coriumrand, sowie die ganzen Beine rötlich gelbbraun, das zweite Fühlerglied auch am Grunde schwärzlich. Var. y: d schwarzbraun, der Scheitelrand erdfarben, der äußere Grund des hellbraunen oder dunkelerdfarbenen Keils leicht durch- scheinend; @ dunkelrostrot, die Halbdecken blaß braungrau und etwas durchscheinend, der Keil durchsichtig erdfarben, seine Spitze blaßbräunlich; die Schenkel mehr oder weniger erdfarben. Var. y': d& schwärzlich, mit silbrigem oder kupferrotem Flaum- haar bedeckt, der Scheitelrand gelbrot, Grund und Spitze des Keils weißlich oder rostfarben; sonst wie var. y. Var. d: d fast wie var. y, hingegen das 9 oben ganz rostrot, nur an der Kopfspitze schwarz gezeichnet, die Coriumfläche öfters etwas bräunlich, die Beine rotgelbbraun. Phytocoris ambiguus Faunin, Hem. Suec. 1829, p. 99, 44, 9. —- ZETTERSTEDT, Ins. Lapp. 1840, p. 274. — 45 — Phytocoris mutabilis Farı£n, Hem. Suec. 1829, p. 98, 42. 9; p- 252, sp. 128. Phytocoris betuleti ZETTERSTEDT, Ins. Lapp. 1840, p. 274, 18. ? Capsus obscurus KırscuBaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, p. 18, DREI ESp. 123: p0162024, ©. Capsus ambiguus HERRICH-SCHÄFFER, Wanz. Ins. VI, 1842, St. 43, Tab. 95, fig. 602; @. — Meyer, Stettin. Entom. Zeitg. II, 1841, St. 85? — Schweiz. Rhynch. 1843, St. 60, No. 27. — F. SAHLBERG, Mon. Geoc. Fenn. 1848, p. 114, 51. — KırscHsaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 18, 94, 119, sp. 128, &; 119, sp. 132, 2 (162, 24 bezw. 18, 128, 8). — Fror, Rhynch. Livlds. 1860, I, St. 627,100 teil- weise. — THouson, Opusc. entom. IV, 346, 96. Apocremnus ambiguus FiEBer, Eur. Hem. 1861, St. 305, 2, teil- weise. Apocremnus obscurus DousLas and Scott, Brit. Hem. 1865, p. 406, 2 (39), ausschließlich Synonyme! Psallus ambiguus Reuter, Caps. Syn. 20, 32. — Rev. crit. Caps. 1875, p. 162, 4. Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 178, 6. — Hem. Gymn. Burop-al 1878, p. 105, 4, Tab. VII 52. 8:1, 1879, 'p. 3025 1, 1883, p. 460, 517, 519. — Saunpers, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 302, 2. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 312. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 161. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 4. — Osuanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 898, 2982. Psallus (Poeciloseytus) diversipes Horvaru, Rev. d’Ent. 1885, p. 323. — 1888, p. 188 (Psallus ambiguus var. diversipes Horv.). Bayern: Bei Augsburg selten. KırrzL. — Bei Regensburg selten. HERRICH-SCHÄFFER. — Bei Bamberg nicht selten auf Erlen. Funk. — Württemberg: Roser. — Bei Ulm (Blautal, Hochsträß usw.), 7 und 8. Hürser. — Baden: Im Schwarzwald, bei Breitnau, Juli 1907. Guroe. — Elsaß-Lothringen: Region vosgienne, assez com- mun; sur l’aulne surtout; Metz. REIBER-Puton. — Hessen-Nassau: Erscheint bei Frankfurt a. M. anfangs Juni, so 3. VI. 1907 noch unausgefärbt weißgelblich, bis Mitte Juli, auf Apfelbäumen und scheint hier sehr eifrig in Gesellschaft mit Capsus- und Phytocoris-Arten den Räupchen der Apfelgespinstmotte und der verschiedenen Wickler nachzustellen; weiterhin gefunden Rheininsel Kühkopf bei Oppen- heim: 5. VI. 1904; 2. VI. 1907; 5. VI. 1910. Var. diversipes Horv.: auf Erlen in Anzahl im Nieder Wald, 28. V., 18. VL, 21. VL, 5. VI. 1910. Merkwürdigerweise gehören alle Tiere, die ich auf Alnus — 46 — fing, zu dieser Varietät oder bilden deutliche Übergänge hierzu. GuLpe. — Nassau: 9, Wiesbaden; auf Apfelbäumen am Schiersteiner Weg und auf Erlen im Wellritztal; scheint nicht häufig; bis jetzt bloß 2; 6. CO. obscurus, nov. spec. d, Wiesbaden; auf jungen Eichen, z. B. hinter dem Turnplatz und am Weg nach der Kohlhecke; scheint selten; 6, 7. KırschbBaum. — Westfalen: Ebenfalls von CorneLıus bei Elberfeld gefunden. Westuorr. — Thüringen: Von Dr. ScHmiEDE- KNECHT (Blankenburg) gesammelt. Fokk£er. — Schleswig-Holstein: Nur selten gefunden bei Elmshorn und Sonderburg. Wüsrner. — Mecklenburg: Von Mitte Juni bis Mitte August auf Erlen selten; nur bei Markgrafenheide habe ich diese Art ziemlich häufig gefun- den. Rapparz. — Schlesien: Auf allerhand Gesträuch, nicht häufig; im Breslauer botanischen Garten, Glogau.... ScHortz. — In der Ebene und im Gebirge, auf Weiden, Eichen und anderem Gesträuch, im Juli nicht häufig... Assmann. — Provinz Preußen. BriscHke. Auf Almus glutinosa, Betula, durch ganz Europa nicht selten. FIEBER. Hab. per fere totam Europam in Lapponia usque!; in Alnetis, etiam in Pyro malo et in Crataego occurrit (1878). — Etiam in Quercu et Fago (1883). — Typisch auf Alnus, Pyrus usw. im Sommer lebend und weit verbreitet, soll von Nickerr in Böhmen im säch- sisch-böhmischen Erzgebirge alljährlich im Juli stets von Picea ex- celsa abgeklopft worden sein; ich habe ein Exemplar gesehen und die richtige Bestimmung kontrolliert. Dr. NickErL schreibt mir, daß er die Art hier stets nur auf Fichten, zugleich mit Charagochilus Gylienhali, jedoch mehrere Jahre hintereinander nur /magines ge- funden hat, während er sie bei Neuhütten von Schlehen abgeklopft hat. Auch Horvaru hat sie im Juni auf Picea excelsa in den ungari- schen Karpathen gesammelt. (1908.) REuTeERr. Hab. Nearly all Europe. ATKInson. (Schweiz: Eine sehr weit verbreitete, obschon nicht allent- halben häufig vorkommende Art. Variiert ins Braunrote, besonders findet man Weiber mit lebhaft rotgelben Beinen, Kopf, Vorderteil des Thorax und Appendix. Erscheint schon in den letzten Mai- tagen, den ganzen Monat Juni hindurch in Baumgärten oft in un- geheurer Menge, besonders auf Zwetschgen- und auf Apfelbäumen .... Meyer. — Ap. ambiguus FarL. und var. ©. betulae Kırscae. (welch letzterer zurzeit als Synonym zu Ps. betuleti Farzen gilt! H.) auf Zwetschgen- und Apfelbäumen (Mery.), jungen Eschen und Weiden (Fr.) von Mitte Mai bis Ende Juni stellenweise in großer Menge, — 40 — wiewohl nicht überall... Frey-Gessner. — Tirol: Ziemlich selten, auf Weiden und Obstbäumen ... Nachlese: Mit simullimus Ks. in Gärten von Innichen. GREDLER. —— Steiermark: Var. « FiıEß. um Admont und Hohentauern auf Pteris, Grauerlen ete. &Q nicht selten; Juli, August. Srrop.. — Nieder-Österreich (bei Gresten): Auf Erlen, nicht selten. ScHLEICHER. — Von Herrn Löw auf Quercus gesammelt. [ich habe unfern Leipzig ein Weibchen auf Fagus gefangen]. Reuızr, An. Hem. 194. — Böhmen: In Wäldern und auf bewachsenen An- höhen auf allerlei Sträuchern und Bäumen, nicht gemein, aber wohl überall verbreitet; 6—8. Dwupa. — Breitenbach an Waldrändern, stets von Fichten geklopft; alljährig, aber nicht häufig, im Juli. NIckERL. — Livland: Häufig auf Ellern und Birken, im Juni, Juli. Fror. — Frankreich: Dep. de la Moselle: Plappeville; commun. BELLEvoYE. — Dep. du Nord: Rare; sur les buissons, en dt&, marais d’Emmerin. L£THIErkY. — England: A abundant species in June and beginning of July, at Eltham, on apple trees. Dovsetas and ScoTt. — On apple trees etc. generally distributed. SAUNDERS.) 192 (584) betuletı Faun. P. betuleti supra fulvo-pilosus: corpore, antennis pedibusque nigris, elytris nigro-rubiginosis: lunulis ante apicem binis albis. Farzin. Die größte Art dieser Gattung von wechselnder Farbe (schwarz, pechschwarz, schwarzbraun, schwarzrot, rostfarben, blutrot), die Männchen mehr schwarz oder pechfarben und länglicheiförmig, die Weibchen mehr rot (gelbrot, braunrot, blutrot) und breiter; dabei schwarz gezeichnet und (Rr.) oben mit hellgelblichen oder schwach goldigen, unten mit ziemlich langen, weißlichen, leicht ausgehenden Härchen bedeckt; dazwischen auch einige schwarze Haare. (Der. Sc.: mit feinen, kurzen, liegenden, gold- gelben Härchen bedeckt.) Der dunkle Kopf zeigt am Scheitelgrund eine gelbbraune Linie. Der schmale Scheitel ıst beim Männchen nur wenig breiter als das Auge, beim Weibchen etwa °/s breiter. Die Augen selbst sind beim d ziemlich groß. Die nur wenig mehr als halbkörperlangen Fühler sind in beiden Geschlech- tern dunkel; die beiden ersten Glieder sind schwarz oder schwarz- braun; das zweite Glied ist leicht verdickt, beim 2 oft mit rost- rotem Ring in der Mitte, in beiden Geschlechtern mehr als 2mal so lang als das dritte und länger als die beiden letzten, dunkel- rostroten oder bräunlichen Glieder zusammen (und zwar in beiden Geschlechtern); das dritte Glied ist (SaunpErs) beim d 2mal Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 27 — 48 — so lang wie das vierte, beim @ etwas weniger. Das (gleich dem Schildchen) pechschwarze oder rote Pronotum ist an Grund und Spitze mehr oder weniger breit schwarz (auch die Schwielen des 9) und (Saunp.) nach hinten stark erhöht; die Unterseite ist beim 3 bräunlich, beim 9 blutrot mit schwarzer Umrandung von Brust und Bauchabschnitten; die Mittelbrustöffnungen sind immer weißlich oder hellgraugelb. An den schwarzroten oder pech- farbenen Halbdecken ist der sattrote Keil am Grunde (in beiden Geschlechtern) schmal blass, die dunkelrauchgraue Membran ist unter der Keilspitze etwas heller und hat gelbbraune Adern, die Zellen sind meist ganz schwärzlich. An den bräunlichen oder blutroten Beinen ist die Spitze der Hüften hellgraugelb, die Schenkel sind am Grunde bisweilen bräunlich (Saunners: Deim d mit heller Spitze, beim 9 rot), die Schienen tragen schwarze, aus dunklen Punkten entspringende Dorne, die Tarsen sind an der Spitze meist dunkler. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten lang gekielt, der Kiel selbst nach vorne zu ganz fein quer ge- furcht. Länge: 51/.—5?°/s mm (2—2'/.‘‘'). Reuter unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 111, 178, 179; II, 302) 5 Spielarten : Var. @: Das Männchen schwarzbraun, die Halbdecken schwarz- rötlich, der Keil braunrot mit weißlichem Mondfleck am Grunde, die Membran mit gelbbraunen Adern und fast ganz schwärz- lichen Zellen; das Weibchen dunkelblutrot, während schwarz sind: der Kopf (mit Ausnahme einer Linie am Scheitelgrunde), Grund und Spitze des Pronotum, ein keilförmiger Fleck am Corium, die Brust und die Ränder der Bauchabschnitte; die Beine sind blutrot, die Membran ist wie beim Männchen. Var. # (= Psallus ( Apoeremnus) betuleti var. ce Rzur. ol.): Ziem- lich klein, das Pronotum ganz pechschwarz, die Membran mit durch- scheinenden, an der Spitze bräunlichen Zellen, sonst wie das @ von var. @. 9; (das sehr seltene d immer länger). Var CeReun 1.1. e, var ıb), We var Be nursdab das zweite Fühlerglied oder auch alle Glieder, die Schenkel am Grunde oder auch ganz, sowie die Halbdecken (mit Ausnahme des pech- roten Coriumgrundes und der pechroten Färbung von Keilgrund und Reilspitze) pechschwarz sind; die Brachialader ist häufig dunkel- braun, die anderen Adern sind erdfarben. 9 Länge 4°/s—4°/ı mm; (das sehr seltene d immer länger). Diese Varietät ähnelt dem Ps. ambiguus Fart., unterscheidet sich aber von ihm durch die weißen ao — Öffnungen, durch die Farbe der Fühler beim Weibchen und das hier längere zweite Glied, sowie durch die ganz bräunlichen Membran- zellen; von Ps. aethiops ZETT. unterscheidet sie sich durch den sehr auffallenden pechroten Mondfleck am Keil und durch den Bau der Fühler. ? Cimex erwentus MusLLer, Zool. Dan. 1776, 108, 1243, vielleicht! ?Cimex leucostictos GMmELIN, Syst. Nat. 1788, XIII, 2180, 450. ?Oimex Muelleri Turron, Syst. Nat. 1806, HI, 671, vielleicht! Phytocoris betuletw Fauıen, Hem. Suec. 1829, 97, 41, dg. — 'ZETTERSTEDT, Ins. Lapp. 1840, 274, 18. Capsus betuletw HERRICH-SCHÄFFER, Nomencl. ent. 1835, 52, viel- leicht! (&.) — F. Sıauteere, Mon. Geoc. Fenn. 1848, 114, 52. — 'Tuomson, Opusc. ent. 1871, IV, 445, 93. Oapsus ruber HERRICH-SCHÄFFER, Nom. ent. 1855, 50 = _®! Capsus Betulae Kırscugaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 18 und 94 sp. 133; St. 167, 27 = 8. Anpocremnus Betulae et betuletw BAERENSPRUNG, Cat. 1860, 17. Apocremnus obscurus Puron, Cat. 1869, 28, 3. Apoeremnus ambiguwus DoucLas and Scott, Brit. Hem. 1865, p. 404, 1, exklusive Synonyme! d®. Psallus betuleti Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 160, 2. — Hem.' Gymn. Sc. et Fenn. 176, 2. — Hem. Gymn. Europ. I, 1878, pls lab. VL he 9Retep: 178; 11, 1880, P.7302:.111,1883, p. 460 et 518. — Revis. synon. 1888, II, p. 306, p. 288. — Saun- DERS, Synops. of brit. Hem. het. 1875, p. 302, 1. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 311, Plate 29, fig. 5, 9. — Arkınson, Cat. art Okyos. eos). 10. 1102, — Enno, K(öawz> eu Ikasıe)), jo 1, 05 — ‘OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 900, 2985. Wahrscheinlich zählen „teilweise“ noch hierher: Capsus ambiguus For, Rhynch. Livlds. 1860, I, St. 627, 100 (teilweise). Apocremnus ambiguus Fıeger, Europ. Hem. 1861, St. 305, 2 (teilweise). Württemberg: Roser. — Bei Ulm (Eselsberg), 7 HüEBER. — Elsaß-Lothringen: (Un exemplaire de Remiremont). REıBEer-Puron. — Hessen-Nassau: Bei Frankfurt a. M. stets auf Birken, doch nicht überall, wo er aber vorkommt, in Anzahl, so Offenbach, Luhr W. 8. VI. 1904; Berger Höhe, 22. VI. 1907; Goldstein, 1. VI. 1910. GuLde. — Wiesbaden, 9, auf jungen Birken unten am Neroberg; nicht sehr selten, 6. Kırscusaum. — Westfalen: Wiederholt bei 27 * — 420 — Münster von Gesträuch geklopft; 8. V. 1875 bei Wiekinghege, 25. V. 1880 in den Aawiesen von Weiden, 30. V. 1880 in Sentrups- busch von Birken geklopft. Var. minor (= var. c Rr.) 1 Stück mit der Stammform, 30. V. 1880 im Sentrupsbusch von Betula alba ge- sammelt. Westuorr. — Thüringen: Von Frank bei Erfurt ge- sammelt. H. — Von Dr. ScHwiepErnecHt (Blankenburg) gesammelt. Forker. — Schlesien: Ich fand diese von Hann gut abgebildete Art (zitiert wird II, St. 136, Fig. 222! H.) bisher nur auf Nadelbäumen ım Breslauer botanischen Garten. FarLL£n fand sie in Schweden, wie auch der Name besagt, auf Birken. ScHhotLz. — Bisher nur bei Breslau, im botanischen Garten, von ScHorz und bei Warmbrunn im Schloßgarten im Juli von Dr. Lucas auf Nadelholz gefunden. ASSMANN. In fructibus Betulae albae in pratis Gyllebo Scaniae mense Julio, minus frequens. FALLEN. Hab. in Betula alba in Europa fere tota! (1878) — Über den größten Teil Europas auf Betula, Almus usw. verbreitet, wird von Assmann als auf Nadelholz in Schlesien und auch von KaLrtEn- BAcH als auf Pinus-Arten lebend angegeben. Vielleicht sind die Determinationen aber falsch. (1908.) REUTER. Hab. Nearly all Europe, S. Finnland. Arkınson. (Nieder-Österreich: Bei Gresten auf Gesträuch, nicht selten. SCHLEICHER. — Böhmen: Auf Birken, bisher wenig beobachtet; so bei Prag (Cibalka), 6. Duna. — Prag Kuchelbad, 22. Mai. NickErL. — Mähren: Auf Birken; um Brünn, Proßnitz; selten. SPITZNER. — ?Livland: Häufig auf Ellern und Birken, ım Juni, Juli. FLor. — England: A common species on birch trees at Darenth and elsewhere, in June... DoveLas and Scott. — The largest of our species; occurs on birch and is generally distributed and common. SAUNDERS.) 195 (585) obseurellus Faur. P. obscurellus nigricans pube grisea vestitus: pedibus sordide pallidis. In Pinu silvestri. Farren. Klein, länglicheiförmig, schwarz oder braunschwarz (frisch ent- wickelte Exemplare graugelb) mit dichten, kurzen, liegenden, leicht ausfallenden, weißen Schuppenhärchen und sparsamen, schwarzen, längeren, mehr aufgerichteten Haaren bedeckt. Kopf fast flach, stark geneigt, Hinterrand des Scheitels scharf, der Scheitel selbst beim d nur wenig breiter als das hier sehr große Auge, beim @ fast zweimal so breit als das hier mittelgroße Auge. Der erdfarbene —. 421 — Schnabel mit pechschwarzer Spitze überragt die hinteren Hüften. Die schlanken, scbmutzigerdfarbenen Fühler haben °/s Körperlänge; ihr erstes Glied ist viel kürzer als der Kopf und manchmal (3) am Grunde bräunlich; das zweite, beim d. ziemlich verdickte Glied ist beim © so lang, beim d noch etwas länger als die beiden letzten Glieder zusammen; das vierte Glied ist °/s so lang als das dritte. Die einfarbig schwarzen (auch braunschwarzen oder hell rußbraunen) Halbdecken sind nur am untersten Grunde des Corium erdfarben, beim Jd parallelseitig, den Hinterleib fast um die Hälfte überragend, beim © seitlich leicht gerundet; der Keil ist ganz schwarz, die Membran grau oder schwärzlich (nach For lebhaft schillernd), die Zellen sind noch etwas dunkler, die Membranadern sind dunkel- braun, bei den helleren Formen graubraun; hinter bezw. unter der Keilspitze findet sich ein schmaler weißer Fleck. Die Beine sind schmutzigerdfarben, die Schenkel häufig bräunlich und nur an ihrer Spitze graugelb; die (beim 3 dunkleren) Schienen sind unpunktiert und schwarz bedornt; das letzte Tarsalglied zeigt schwärzliche Spitze. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten abgestutzt. Länge 3a mm; nach Rr.: d 3!/s, 9 212 mm (1!/.—1?/a‘'). Nach DovscLas und ScorrT unterscheidet sich die Art von den nächststehenden durch ihre mehr in die Länge gezogene Form und durch das dünnere zweite Fühlerglied; nach REUTER: durch ihre kleinere Figur, durch die einfarbigen Halbdecken, durch die schmutzig- gelbgrauen Fühler und Schienen (letztere unpunktiert), durch die großen Augen des Männchens, durch den schmalen Scheitel und durch den unten abgestutzten Geschlechtsabschnitt. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 115) folgende 2 Spielarten: Var. & (= Agalliastes Meyeri Fire. 1. i. c.): Oben dunkelbraun, (die Halbdecken rußig, die Schenkel schmutziggraugelb, Hüften und Schenkelringe bleicher (auf den ersten Anblick mit dem d von Plesiodema pinetellum ZeıT. zu verwechseln, dessen Keil am Grunde jedoch heller ist). Wan (—iBssalede)sobseunellus ‚var. e Reur. l..i. ce): Unten graugelb, oben blaßbräunlich oder auch ganz graugelb. Phytocoris obscurellus Farıtn, Hem. Suec. 1829, p. 108, 62. — ZETTERSTEDT, Ins. Lapp. 1840, 276, 29. Capsus obscurellus Tuomson, Opuse. entom. IV, 446, 97. Capsus pityophilus Fror, Rhynch. Livlds. I, 1860, St. 597, 77. — 4 — Agalliastes Meyer FiEBER, Wien. entom. Monatschr. VIII, 1864, St. 231, 40. Atractotomus Pin DousLas and Scott, Brit. Hem. 1865, p- 436, 2. — (FIEBER, Wien. ent. Mon. 1864, St. 224.) Psallus obseurellus Reuter, Caps. Syn. p. 22, 38. — Rev. erit. Caps. 1875, p. 164, 6. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 180, 6. — Ilem. ‚Gymn. ‘Europ: :I, 1878, ». 115, 13. und 179, Tab: VIl0e.2: II, 1883, p. 518 und 519. — Saunpers, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 302, 4. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 312. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 165. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p- 75, 10. — Osuanm, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 900, 2987. Württemberg: Bei Ulm einmal (Wiblinger Staatswald, 9. VI. 1891) 1 Stück gefunden. HüEBER. — Baden: Bei Fahrnau von Harr- MANN gefunden. HüEBER. — Schwarzwald, bei Breitnau (1000 m), Juli 1907. GuLpe. — Elsaß-Lothringen: (Remiremont, sur les coniferes, rare); pris & Soultzbach sur le genevrier et commundment sur le pin; 6. AREIBER-Puron. — Hessen-Nassau: Bei Frankfurt a. M. auf Kiefern im Juli, einzeln, im Gebirge (Taunus: Cronberg, 30. VI. 1906; am Feldberg, 13. und 25. VII. 1910) häufiger als in der Ebene (Schwanheimer Sand, 7., 9., 30. VI. 1910). Gurpe. Hab. per totam fere Europam in Pino sylvestri! In Gallıa etiam in Junipero, DD. Puron et Reıger. — Im nördlichen und mittleren Europa verbreitet, kommt überall (Larven und Imagines) nur auf Pinus silvestris vor; , nur im westlichen Frankreich ist er auch von ‚Juniperus commumis abgeklopft worden. MorLey hat diese Art in England (Suffolk) auf Populus tremula, sicher ganz zu- fälligerweise, gefunden (die Determination nicht kontrolliert). 1908. REUTER. (Schweiz: Ag. Meyeri Fızs. unter Ag. modestus aus der Schweiz von H. Mever-Dver erhalten. FıeperR (W. E. M. VIII, 7, p. 27). FREY-GEsSneR. — Tirol: In Telfs gesammelt (in Gärten ?), in Ulten auf Urtika gemein. GRrEDLER. — Livland: vereinzelt auf Tannen (Pin. silwv.), 6, 7, 8. Fror. — England: Abundant on Pinus sil- vestris, in July at... Immature examples are pale-brownish or pitchy yellow. Dovstas and Scorr (1865). — Common on conifers; could only be confounded with the d of Plesiodema or Atractotomus magnicornis, from the first the pale deciduous pubescence will distinguish it, from the second the slender, pale second antennal joint. Saunpers. 1892.) — 1423 — " vittatus Fırs. (larieis Reur.) Mattschwarz, oberseits überall mit ziemlich langen, weißlichen oder hellgelben, leicht ausgehenden Härchen dicht bedeckt, unten ziemlich fein hell beflaumt. Der etwas hellere, bräunliche Scheitel ist (9) von doppelter Augenbreite oder noch etwas breiter. Der gelbgraue, dunkelgespitzte Schnabel reicht nur bis zur Spitze der mittleren Hüften. An den dunklen (gelbgraubraunen) Fühlern sind die beiden letzten Glieder öfters dunkelbraun; das zweite Glied ist kürzer als die beiden letzten Glieder zusammen, das dritte Glied ist /a—!/s kürzer als das zweite, das vierte (9) fast !/s kürzer als das dritte. Das Pronotum ist an seinem Grunde zweimal so breit als lang, die Mittelbrust hat dunkle Öffnungen. Die Halbdecken sind mattschwarzbraun (Fieger: schwärzlich), während die Clavus- naht, der Grund und Außenrand des Corium in wechselnder Breite, sowie der Keil gelbgrau (FıEs. bräunlichockergelb), letzterer am Grunde breit weißlich und nach der Spitze zu häufig bräunlich; die rauchgraue (schwärzliche) Membran hat gelbgraue Adern (die Bra- chialader oft dunkler) und vollständig schwarze Zellen; an der Keil- spitze findet sich ein ziemlich großer, dreieckiger, weißlichdurch- scheinender Fleck. Die gelbgrauen Beine haben dunkelbraune Hüften, sparsam, in Reihen schwarzpunktierte Schenkel und Schienen, die mit schwarzen, aus dunkeln Punkten entspringenden Dornen besetzt sind; (die vorderen Schienen sind öfters ganz punktfrei); das letzte Tarsalglied ist dunkelbraun. Länge 9 (FiEBER wie REUTER kennen das Männchen noch nicht!) 3'/. mm (1'/e‘"). Nach REUTER unterscheidet sich diese Art von den ihr nahe stehenden durch ihren schwarzen, ziemlich glanzlosen Leib, durch den allseits weißlichen oder hellgelben, nicht glänzenden, ziemlich langen Haarflaum der Oberseite, durch das kürzere zweite Fühler- glied, durch den kurzen Schnabel und durch die Farbe von Fühlern, Beinen und Halbdecken. Von Psallus variabilis Farn. ist sie durch die Färbung der Beine und den Bau der Fühler leicht zu unter- scheiden. Später schreibt Reuter in seinen „Miscell. Hemipterolog.“ in Öfversigt af Finsk. Vet. Soc. Förh. B. XLIV, p. 183, 68: Bisher ungedeutet ist Agalliastus vittatus Fire. (Eur. Hem. 312, 9; Reur. Hem. Gymn. I, 172, Tab. VIII, fig. 9) geblieben. Nunmehr hat Dr. Hanpuirsch das Typexemplar Fırser’s (aus Gresten in Nieder- Österreich, SCHLEICHER) mir zur Ansicht gesandt. Wie auch Dr. Hanpriesch brieflich bemerkt, ist diese Art mit Psallus larieis — 4241 — FREY-GESsSNER et Reur. identisch, was aber FIEBER selber nicht eingesehen hat, da er von Frey-GeEssner ihm gesandte schweizerische Exemplare unter dem Namen laricis Frey in litt. abgebildet hat (vide REurEr, Hem. Gymn. I, T. VII, fig. 6). Die Art, die also Psallus vittatus Fırg. benannt werden muß, ist bei Friesach in Österreich von Dr. HanpLiesch in zahlreichen Exemplaren gefunden worden, unter denen auch das bisher unbekannte Männchen, sowie verschiedene Farbenvarietäten, welche ich unten beschreibe. FIEBER hat zwei ver- schiedene Varietäten dieser Art nicht nur als gute Arten, sondern sogar als Repräsentanten verschiedener Gattungen aufgefaßt. (!H.) Psallus vittatus Fırs. (— Ps. Laricis Frey-Gessser et Reur.): Var. « (= Agallvastes vittatus Fire. Europ. Hem. 312, 9! — Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 172, Tab. VIII, fig. 91): Die Halb- decken schmutzig ockergelb, während schwärzlich sind: die Spitze des Clavus, eine Binde innen am Corium und ein Fleck außen an der Spitze sowie der Keil an seiner Spitze oder in seiner äußeren Hälfte. 9. Var. #: Die Halbdecken schmutzig ockergelb, während schwärz- lich sind: der Schildchenrand des Clavus und die Kommissur, unten nur schmal, an der Spitze breiter, sowie ein großer, länglich-drei- eckiger Fleck auf der Fläche des Corium. Var. y (= Psallus Laricis FreY-GeEssNER et REuUTER, Hem. Gymn. Europ. I, tab. VII, fig. 6): Die Halbdecken schwärzlich oder schwarz- braun, während schmutzig ockergelb sind: die Clavusnaht, am Corium, Grund und äußerer Rand mehr oder weniger breit, sowie der Keil, letzterer häufig mit bräunlicher Spitze und innen breit weißlichem Grund. 9. Var. d: Dunkle Form, die Halbdecken ganz schwärzlich oder braunschwaız, nur der Keil an seinem Grunde innen ziemlich breit weißlich und an seiner Spitze öfters schmutzig ockergelb. 9d. Das Männchen ist 4—4!/ı mm lang, hat parallelseitige, den Hinterleib weit überragende Halbdecken, sein Scheitel ist nur etwa °/s breiter als sein großes Auge, sein zweites Fühlerglied ist nur wenig kürzer als der Pronotumgrundrand, sein Geschlechtsabschnitt besitzt unten an der Spitze einen feinen Kiel. (Beim Weibchen ist das zweite Fühlerglied etwa '/ı kürzer als der Grundrand des Pro- notum.) Agalliastes vittatus Fırser, Europ. Hem. 1861, St. 312. — Reuter, Ilem. Gymn. Burop: I, 1848, palu2 N 8712.29, — 425 — Chlamydatus vittatus Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 175. — Puron, Cat. p. 77. Psallus Laricis Reuter, Gen. Cim. Eur. in Bih. Vet. Akad. Handl. III, (I), 1875, p. 48. — Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 113, 10, Tab. VII, fig. 6; III, 1883, p. 460 u. 519. — Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 164. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 13. Sthenarus Roseri var. decolor GrevLer, Nachlese zu den Wanzen Tirols, St. 557 (Verhdlg. d. Wien. zool. bot. Ges. 1874). Psallus vittatus Reuter, Öfv. Finn. Vet. Soc. Förh. 44, 183. — OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 901, 2991. Hab. in Larice europaea: Helvetia (Zinal 5500°!, Graubünden 1500‘), D. Prof. Frey-Gessner; Tyrolia (Steinwend 5000'!), D. Dr. Grepter (1878). — Hungaria (Kesmärk!), D. Dr. v. Horvara (1883). — Auf den Alpen und Karpathen verbreitet, wo er bis 5000 ä 5500° ü. M. nur auf Larix europaea lebt (1908). REuTEr. Hab. Switzerland, Tirol, Hungary. ATKINson. (Schweiz: Graubünden: Psallus larıcis F. G. Furggelsegg und Piz Lun auf Tannen (in F. G. Beitr.). Kırrıas. — Brachyarthrum laricis nov. spec sehr zahlreich auf Lärchen bei Zinal im Annivier- tal, 5500° s. m. Ende Juli und Anfang August. FREY-GESSNER. (1871.) — Tirol: Siehe unter Sthenarus Roseri H.-Scn.!.) 194 (586) variabılis Faur. P. variabilis nigricans, supra aureo-pilosus; elytris nigro-rubi- ginosis, alis caeruleis; tibiis nigro-punctatis antennisque pallidis. FALLEN. Länglich eiförmig, von wechselnder Färbung, im allgemeinen die Männchen mehr braun, die Weibchen orangebraun oder orange- rot, und oberseits wie auf der Brust mit goldigen oder gelblichen leicht ausgehenden Härchen ziemlich dicht und fast gleichmäßig be- deckt, dazwischen schwarze Haare, am Hinterleib feiner heller Haar- Haum. (Fieser: schwarzborstig und goldgelb schuppenartig dicht behaart.) Der dunkle, wenig gewölbte, stark geneigte Kopf hat am Scheitel eine graugelbe Linie oder ist (nur bei 29) auch graurot; der Scheitel selbst ist beim 9 von doppelter Augenbreite, beim 3 etwas schmaler, sein Hinterrand ist fast scharfkantig. Der Schnabel ist: gelbgrau mit schwarzer Spitze und reicht bis zu den hinteren Hüften. Die Augen sind beim d von mittlerer Größe und nur wenig breiter als jene des 9. Die hellgelben Fühler sind etwas — 426 — länger als der halbe Leib (samt Decken), ihr erstes Glied ist am Grunde schwarzbraun und kürzer als der Kopf; das zweite Glied ist 2mal so lang als das dritte und beim d etwas verdickt; das dritte Glied ist 2mal so lang wie das vierte. Das dunkle, an den Grundwinkeln häufig etwas hellere Pronotum ist fast doppelt so breit wie lang, wenig gewölbt, ziemlich stark geneigt und nach vorne mäßig verschmälert; Brust und Hinterleib sind dunkel, die Hinter- brustöffnungen weiß. Die Halbdecken sind beim d schwärzlich dunkelrot, beim 9 gelbrot, der schwarzrote oder bräunliche Keil hat am Grunde stets einen weißlichen Mondfleck; die rauchbraune, iri- sierende Membran zeigt am Außenrande, unter der Spitze des Keils, einen kleinen glashellen Fleck, ihre Adern sind weißlich, die Cubitalader dunkler, die Zellen mehr weniger bräunlich. Die kräftigen, mäßig langen Beine sind bleichgelb, die Hüften dunkel (besonders beim d), die Schenkel sehr verschieden gefärbt; die hellen Schienen tragen schwarze, aus schwarzen Punkten entspringende Dorne; die hellen Tarsen sind an ihrer Spitze dunkelbraun; die Hinterbeine sind ver- längert, die Hinterschenkel verdickt. Der ‚männliche Geschlechts- abschnitt ist unten stumpf gekielt. Länge 3° mm. (Reur. & 3—3!/ı, 2 2*1s—3”I3 mm.) (11/>—1!la—2°.) — Diese Art unter- scheidet sich nach REUTER von Ps. simillimus Kırscae. durch das goldige oder gelbliche Flaumhaar (das hier weder weiß noch in Flecke angeordnet ist), von Ps. Quercus Kırsche. durch den Bau der Fühler, durch die kürzeren Halbdecken der d, den stumpfen Kiel des männlichen Geschlechtsabschnittes, die geringere Größe und das. goldige Flaumhaar der Oberseite. Die Nymphe ist in jüngerem Zustande (nach Reuter, Rev. crit. Caps. 166) von Gestalt der Imago, ganz rötlich, fein goldig beflaumt, Schienen und Tarsen (die dunkelbraune Spitze ausgenommen) hell gelbrot, der bräunliche Schnabel bis zu den Mittelhäften reichend; in reiferem Zustand wie eben geschildert, nur daß Kopf, Thorax- rücken und Flügelstummel bräunlich, letztere mit dunklerem Ende und die Schienen deutlich braun punktiert sind. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 116, 14) folgende 5 Spielarten: Var. @: Kopf, Pronotum und Schildchen schwarz, das Prono- tum bisweilen um die Hinterwinkel bräunlich, die Halbdecken ganz schwarz oder rostigschwarz mit gelbbräunlichem Corium- grund (d) oder schwarzrötlich, der Clavus (die Spitze ausgenom- men) und der Coriumgrund breit rotgraugelb oder blaßgraugelb, a Emboliumspitze und Keil dunkelblutrot oder braunrot; die Schenkel schwarz. (Ö9.) Var. #: Kopf, Pronotum und Schildchen schwarzrot oder braun- rot, das Pronotum um die Grundwinkel häufig etwas heller, die Halb- decken ganz bleich oder mit schwärzlichem Fleck am hinteren Corium (der, nach hinten mehr oder weniger ausgedehnt, sich nach vorne zu verschmälert) und blutrotem Embolium wie Keil ; dieSchenkel schwarz. 9. Var. y: Kopf rötlichschwarz, am Scheitelgrund eine quere grau- gelbe Linie, Pronotum graurotgelb, seine Schwielen, ein großer bis zum Grund reichender Mittelleck, sowie die hinteren Winkel rötlich- schwarz; Schildchen rotgelbgrau mit größerem, dreieckigem, rötlich- schwarzem Fleck am Grunde; an den Halbdecken Clavus und Coriumgrund gelblichbraun, letzteres sonst rötlich, Keil ziemlich sattgefärbt, die Clavusspitze, ein Fleck hinten am ÜCorium, sowie der Keil außen schwärzlich; die Schenkel dunkelrot (9). Var. d (= Apocremmus Whitev Dousras et Scott, 1. i. c.): Oben gelbrötlich, etwas ins Graue spielend, Kopf dunkelbräunlich, am Scheitel eine gelbgraue Querlinie, die Pronotumbuckel hinten braun- schwarz gerandet, am Schildchengrund ein kleinerer, am hinteren Corium ein größerer schwärzlicher Fleck; die Schenkel dunkelrot. Var. 2 (= Apocremnus simillimus Doveras et Scomt, 1. ı. c.; Psallus (Apocremnus,) simillimus Reur., 1. 1. e.; Psallus simillimus Saun- DERS, ]. i. c.): Oberseits grau- oder dunkelbraunrot, Kopf, Pronotum und Schildehen häufig dunkelbräunlich oder dunkelockergelb, bis- weilen das Pronotum vorne rötlichbraun, sonst mehr graurot, die Halbdecken rot, das Corium an der Spitze sowie der Keil dunkler und satter rot, fast scharlachrot, letzterer mit schmalem Mondfleck am Grunde; die Schenkel dunkelrot. 9. Phytocoris variabilıs Farıen, Hem. Suec. 1829, p. 98, 43. — Harn, Wanz. Ins. II, 1834, St. 157, T. 72, fig. 224 (d). — ZETIER- STEDT, Ins. Lapp. 1839, p. 275, 23. — HeRRicH-ScHÄFFER, Nom. ent. 1835, 52 u. 88? — Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. III, p. 268, 33. Capsus varvabilis Mzver, Schweiz. Rhynch. 1843, St. 68, No. 38, Taf. III, fig. 4 9. — F. SAutgere, Mon. Geoc. Fenn. 1848, p. 115, 54. — KırschBaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 18, 95, 119, sp. 129 (39). — Fror, Rhynch. Livlds. 1860, I, St. 592, 74 (39). — Tuon- son, Opusc. entom. IV, 447, 99. Capsus Perrisiv Mursant et Rey, Op. ent. in Ann. Soc. Linn. Eyonulsn2 Typ. 189: — 428 — Apoeremnus varıiabılıs FIEBER, Eur. Hem. 1861, St. 305, 4. — Dovsras and Scott, Brit. Hem. 1865, p. 408, 3. Apoeremmus simillimus DovcLas and Scort, Brit. Hem. 1865, 2.410, 5 = Var. Apoeremnus Whitei DoucLas and Scott, Ent. Monthl. Mag. V, 11869, p. 265 — Nar. Psallus salicis teilweise DoucrLas and Scott, Brit. Hem. 1865, p. 415, 5. Psallus simillimus Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 166, 8. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn., p. 182, 8. — SAunpErs, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 303, 6. Psallus varıabilıs REuTER, Rev. crit. Caps. 1875, p. 165, 7. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 181, 7. — Hem. Gymn. Europ. I, 1878, 9116), 2147 Tab=VIle 11025:210021879 21023038, 11791883729 2520: — SAUNDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 302, 3. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 313, Plate 29, fig. 6. @. — ATKINSoN, Cat. of Caps. 1889, p. 167. — :Puron, Cat. 4. ed. 1839, p. 75, 20. — ÖOsnHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 902, 2996. Bayern: Bei Nürnberg nicht selten, nach Hans, auf Anhöhen im Grase; bei Freising im Wiesenwald, 8. KırteL. — Bei Bamberg ziemlich häufig auf Eichen. Funk. — Württemberg: Roser. — In der Umgebung Ulms, 5—7, nicht selten (besonders von Eichen) ab- zuklopfen. HürBErR. — Elsaß-Lothringen: (Remiremont), Trois-Epis, Vendenheim; sur les chönes; tres-commun. Metz: Sur les prunel- liers. REIBER-PutTon. — Hessen-Nassau: Bei Frankfurt a. M. die häufigste Psallus-Art, die sich auf allen Gebüschen, auf Erlen, Schlehen Apfelbäumen, besonders aber auf Eichen umhertreibt; sie erscheint gewöhnlich Ende Mai (29. V. 1904) und ist his Anfang Juli häufig. GuLpe. — SQ Wiesbaden, auch bei Limburg; auf Eichen, z. B. hinter dem Turnplatz, nicht selten; 6. Kırscahsaum. — Westfalen: Mehrere ‚Exemplare von Korsr Mitte Juni 1880 bei Öding auf Eichen ge- fangen. WeEstHorr. — Thüringen: Um Gotha selten. KELLNER-BRED- pin. — Von Dr. SCHMIEDERNECHT (Blankenburg) gesammelt. FoKKER. — Schleswig-Holstein: Auf verschiedenen Gesträuchen nicht selten bei Sonderburg. Wüsrner. — Mecklenburg: In allen Laubwäldern auf Gebüsch, namentlich auf jungen Eichen sehr häufig vom Juni bis August. Ranparz. — Schlesien: Im Juni gesellig auf Eichengebüsch und im Grase; ich fand ihn bisher nur im Schosnitzer Walde bei Kant. Schorz. — Bisher nur in der Ebene, im Mai und Juni, auf ao Eichengebüsch und im Grase, nicht häufig... Assmann. — Provinz Preußen. BRISCHkE. Auf Eichen, durch ganz Europa nicht selten. FIEBER. Hab. praesertim in Quercetis, sed etiam in Fago, Fraxino, Acere, Tilia et Pruno; per fere totam Europam occurrit. Var. y et. var. d in Scotia captae. (1878.) REUTER. Hab. Nearly all Europe. ATkınson. (Schweiz: Anfangs Juni gesellschaftlich in schattigen, verwil- derten Gräben, an Waldsäumen in tiefem Gras und Gebüsche, doch nur an wenigen Stellen und allgemein selten... Meyer. — Wie quercus Ks. gesellschaftlich auf jungen Eichen an Waldsäumen, im Juni, über die ganze hügelige Schweiz verbreitet hie und da... FReY-GeEssnerR. — Steiermark: Auf der Hofwiese bei Admont am 16. Juni 4 8 geköschert; um Melk auf Weißdornblüten nicht selten. Srropr. — Nieder-Österreich: Bei Gresten häufig auf Eichen und auf Gesträuch. SCHLEICHER. — Böhmen: Auf Eichen, wohl überall ver- breitet, manchmal ziemlich häufig; 6—8. Duna. — Livland: Häufig, namentlich auf Eichen; 6, 7. Diese, dem Caps. roseus Far. sehr nahe verwandte Art unterscheidet sich nur durch meist etwas ge- ringere Größe, durch die ganz gelbgefärbten Fühler, die verschiedene Größe der Augen bei den d, die Färbung der Membran. FLor. — Frankreich: Dep. de la Moselle: Plappeville, sur les prunelliers; tres- commun. BELLEVOYE. — Dep. du Nord: tres-commun sur les buis- sons dans les bois pendant tout l’ete ..... Leruierry. — England: A very abundant species at Darenth Wood and elsewhere, in June, on oaks etc. DovcLas and Scorr. (1865.) — A very variable species, varying especially in the darkness of the patches on the elytra, which are sometimes scarcely visible. On oaks; very com- mon (1875). — Common and generally distributed, on oak, maple, ash and other trees. For a long time I have maintained our simillı- mus as a distinct species, but I believe Dr. Reuter is right in sin- king it to the rank of a variety; the true simillimus Kem. has not yet been found with us. Saunpers. [1892.]) 195 (587) simillimus Ks. Capsus simillimus &: 2’ long., ?/a‘ lat., oblongo-ovalis, parum nitidus, subtiliter obsolete coriaceo-rugosus, albido pubescens, dilute griseo-rubens, capite thorace abdominegue obscurius, corli apice, ap- pendice, femoribusque laete rubris; antennis corporis dimidio lon- gioribus, rufo-luteis, artic. 2 subcrassiusculo, 3 et 4 simul sumtis — 2 aeque longo, artic. 3 4 non duplo longiore; femoribus rubris, posti- cis modice incrassatis, coxis, tiblis et tarsis excepto art. 3 infuscato albidis, tiblarum spinis nigris ex punctis rufis nascentibus; abdomi- nis segmento ultimo infra carinato. KıIRSCHBAUM. Länglich eiförmig, wenig glänzend, oben blaßrötlich und grau- gelblich (Ke.: hellrötlich grau, am Kopf, auf dem Anhang und unten die rote Farbe vorwiegend; FıEB.: ganz rötlich gelb), Brust und Hinterleib (besonders beim 3) häufig schwärzlich oder schwarzrot, oben mit leicht ausfallendem weißlichem Flaumhaar, unten mit zartem hellem Flaum bedeckt (Kp.: abstreifbar anliegend stark weißlich be- haart, die weißlichen Haare so verteilt, daß sie weiße Fleckchen zu bilden scheinen, oben hin und wieder abstehender als unten). Kopf etwa !/amal schmäler als der Pronotumgrund breit, nach unten geneigt, so lang als breit; der Scheitel beim d von 1°/3, beim @ von doppelter Augenbreite. Kehle deutlich; Augen schwarzbraun; Schnabel gelbgrau mit brauner Spitze. Die schmutziggelben (beim J oft rötlichgelben) Fühler sind etwas länger als der halbe Leib (einschl. Decken), ihr erstes, einfarbenes, rötlich gelbes Glied ist (Ks.) nicht halb so lang als der Kopf; das zweite (beim d etwas dickere als beim 9) Glied ist mal länger als das erste; die beiden letzten schmutziggelben Glieder sind zusammen so lang wie das zweite; das vierte Glied ist etwa °/s kürzer als das dritte. Das hellgraulich- rote Pronotum ist Zmal so breit, als am Grunde lang; das Schild- chen hat die Farbe des Vorderrückens; Brust und Hinterleib sind beim d häufig schwärzlich oder schwarzrot; die Ränder der Brust und die Öffnungen der Hinterbrust sind hellgelbgrau. Die Halb- decken sind blaß graulichrotgelb oder blaß graurot und überragen den Hinterleib, das Corium (an Spitze und Außenrand) ist wie der Keil hell und satt blutrot, letzterer beim d häufig noch mit großem schwarzem Fleck an der Spitze. (FIEBER: Corium hinten und das Randfeld an der Endhälfte, sowie der am Grund und innen weiß gesäumte Cuneus, hellrot); die samt den Zellen schwärz- liche Membran hat graue oder dunkelbraune Adern, die Verbin- dungsader ist weiß oder rot, an der Keilspitze findet sich em größerer, wasserheller, halbrunder Fleck. Die Beine sind (samt Hüften) blaß gelbgrau, die Schenkel am Grunde häufig etwas bräunlich und spärlich mit deutlichen, fast gereihten, dunklen Punkten gezeichnet, die Hinterschenkel rötlich und leicht ver- dickt, die Schienen mit schwarzen Dornen besetzt, die aus schwarzbraunen oder schwarzroten Punkten entspringen. Der männ- — 41 — liche Geschlechtsabschnitt ist unten stumpf gekielt. Länge: 3!lı —3?/s mm (2). Nach Kırscugaum (der nur ein bei Wiesbaden gefangenes kennt) ist diese Art dem (©. Quercus Ke. so Ähnlich, daß sie für ein junges unausgefärbtes Exemplar desselben gelten könnte, aber außer einigen weniger wesentlichen Abweichungen sei sie durch die Bildung ‘der Fühler, besonders durch die größere Dicke von Glied 2 ver- schieden. — Nach Firger ähnelt A. simillimus sehr dem Psallus roseus FarLL., welcher sich aber durch dickeren Kopf, durch ver- schiedene Färbung der Beine und des Cuneus unterscheidet. — Nach ReuTER unterscheidet sich Ps. simillimus von Ps. varvabılis FALr., dessen helleren Spielarten er sehr ähnelt, durch seine (auch beim d) hellere Farbe, die hier mehr ins Graue spielt, durch die längeren Fühler, das einfarbene erste Glied, das beim d weniger verdickte und weit längere zweite Glied, durch den heller rot oder fast blutrot gezeichneten Keil, durch den größeren wasserhellen, fast halbrunden Membranfleck an der Keilspitze, durch die viel helleren und deut- lich schwarzpunktierten Schenkel und durch den weißlichen Haar- laum auf der Oberseite; von dem ihm ebenfalls sehr ähnlichen Ps. Quercus Ks. unterscheide sich simallimus durch den Bau der Fühler, durch die weniger grauliche, hellere Farbe, durch die helleren (als die hinteren) vorderen Schenkel, durch die unten am Grunde vollständig einfarbenen Schienen und durch den unten stumpf ge- kielten männlichen Geschlechtsabschnitt. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, 119, 16) 2 Spielarten: Var. &: Keil blutrot, sein Grund und innerer Rand blaß. Var. #: Keil ganz blutrot, nur am Grunde ganz schmal blaß. Capsus simillimus Kırscugaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 18 und 93, sp. 131 und St. 165, 26. Apocremnus simallimus Firser, Europ. Hem. 1861, St. 305, 5. Psallus simillimus Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 119, 6 und 179, Tab. VII, fig. 4; III, 1883, p. 460 und 521. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 166. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 23. — Osuanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 903, 2999. Bayern: Bei Augsburg. Kırreı. — Bei Bamberg auf Eichen, aber selten. Funk. — Württemberg: Bei Ulm an verschiedenen Orten, 6—8, auf Eichen usw.; — bei Sulz a. N. 1. VII. 1898 (det. Horv.). Hürger. — Elsaß-Lothringen: (Remiremont, Gerbamont), —_ 04320 — Soultzbach; rare. Reıger-Purox. — Nassau: Ein d bei Wiesbaden. Kirschbaum. Mit varvabılıs Farı. aus Deutschland. FiEBEr. Hab. in Quercetis Europae centralis et meridionalis (1878). — Fennia australis (Abo!) ipse (1883). REUTER. Hab. Middle et S. Europe. ATKINson. (Schweiz: Sehr selten, im Juni auf Weidengebüsch am Aarufer bei Aarau einige Stücke erbeutet. Frry-Gessner. — Tirol: Auf Weiden und Eichen, selten. Vils (Lob); am Straßberg bis an die obere Holzgränze, Juli; im Tale Sellrain, August; bei St. Pankraz, Mitterbad und anderwärts im Tale Ulten, auf Fichten im Juli; um Deutschnoven und Joch Grimm. GrEDLER. — Steiermark: Im Triebental bei Hohentauern am 19. August 1 & von Erlen ge- klopft. STROBL.) 196 (588) Quercus Ks. Capsus Querceus 89: 2“ long., ?Ja' lat., oblongo-ovatus, nitidus, subtiliter obsolete coriaceo-rugosus, albido-pubescens; capite thora- ceque nigro aut rubo-nigro; antennis corporis dimidio longioribus, luteis, art. 3 et 4 simul sumtis 2 vix aeque longis, 3 4 duplo longiore; hemielytris rufis, bası fulvis, appendice rubra, pallide mar- ginata, membrana obscurata, nervis albidis; femoribus anterioribus obscure rubris, apice dilute luteis, posticis modice incrassatis, in d obscure, in 9 laete rubris, tibiis tarsisque dilute luteis, tibiarum spinis nigris ex punctis nigris nascentibus, tarsorum artic. 3 infus- cato; abdomine nigricanti-rubro, segmento ultimo in d infra carinato. KIRSCHBAUM. Länglicheiförmig, glänzend, schwarz oder rotschwarz (bräunlich- rot, rötlichschwarzgelb), an Kopf und Thorax die schwarze, sonst die rote Farbe vorwiegend, fein lederartig runzelig, oberseits mit in Flecken stehenden, leicht ausfallenden weißen Haaren (und einzelnen schwarzen dazwischen) ziemlich dicht bedeckt, unten weißlich be- flaumt, größer als Ps. varıabilıs und die Männchen länger, das Flaum- haar gröber und weiß, nicht golden, auch die allgemeine Farbe weniger wechselnd und die Geschlechter einander ähnlicher. Der rötlichschwarze Kopf ist nach unten geneigt, so lang als breit, etwas mehr als halb so breit als der Pronotumgrund; der Scheitel beim d von 1!/e, beim 2 von doppelter Augenbreite; die Kehle deutlich; der Schnabel braunrot; die schwarzbraunen Augen des d ziemlich groß. Die dunkelgelbroten (Fıes.: ganz lehmgelben) Fühler sind länger als der halbe Körper und an ihrem Ende oft bräunlich; ihr — 2aa — erstes Glied fast halb so lang als der Kopf und (gleich der Spitze des zweiten) manchmal rot; das zweite Glied ist gut 5mal so lang und beim d nur wenig schlanker als das erste; das dritte Glied ist fast doppelt so lang wie das vierte; die beiden letzten Glieder zu- sammen sind so lang wie das zweite. Das stark nach vorn geneigte Pronotum ist (wie das Schildchen) meist rotschwarz oder dunkel- - rotbraun mit manchmal weißlicher Spitze, nur sehr selten graulich- rotgelbbraun; die Brust ist rotbraun, Parapleuren und Pleuren sind weiß gerandet, auch die Öffnungen der Hinterbrust weiß, der Hinter- leib ist rotschwarz. Die braunroten oder grauroten Halbdecken über- ragen den Hinterleib und sind mit schuppenartigen, leicht ausgehenden, weißen, fleckig geordneten Flaumhaaren bedeckt, ihr Grund ist mehr oder weniger rotgelb (braungelb); der braunrote Keil hat einen weiß- lichen Mondfleck am Grunde; die rauchbraune Membran besitzt weiße Adern, nur die Brachialader ıst in ihrer Mitte mehr oder weniger breit bräunlich; die kleinere Zelle ist meist ganz schwärz- lich, die größere nur an der Spitze. An den Beinen sind die Hüften samt Schenkelring beim d grau, beim 9 weiß; die vorderen Schenkel sind dunkelrot mit heller Spitze, die hinteren beim d etwas ver- längert und (beim @ noch mehr) hellrot; die Schienen und Tarsen sind hellgelbrot, erstere an der Grundhälfte unten rot und mit schwarzen Dornen besetzt, die aus ziemlich großen dunklen Punkten entspringen; das letzte Tarsalglied ist dunkelbraun. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten scharf gekielt. Länge 4!/)—5 mm (Reur. & 4!lı, 2 32/s—3°ja mm). (1?/a— 2.) — Nach Kırschaum ist diese Art dem ©. variabilıs Farz. ähnlich, aber größer, mehr rot, besonders an den Schenkeln, und stärker weißlich behaart. — Nach Reuter ähnelt sie gleichfalls dem Ps. variabılıs FarL., ist jedoch etwas größer, hat ein längeres zweites Fühlerglied, weißen Haar- flaum am Leib, die Schienen unten an der Grundhälfte rot, die Halb- decken beim d den Hinterleib weit überragend und am Geschlechts- abschnitt einen ziemlich scharf erhöhten Kiel. Von Ps. simillimus Ke. unterscheidet sich Ps. Quercus Kg. durch den Bau der Fühler und durch den unten scharf gekielten männlichen Geschlechts- abschnitt. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 121) folgende 3 Spielarten: Var. &: Kopf, Pronotum, Schildchen und Halbdecken dunkel rötlichbraun, letztere am Coriumgrund rotgelb, das Embolium an seiner Spitze, sowie der Keil etwas heller rötlich, letzterer mit weiß- Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 28 — 434 — lichem Bogen am Grund und etwas blasserer äußerster Spitze; die Hinterschenkel kaum schwarz punktiert. Var. y: Wie var. $, nur daß die Halbdecken graurot sind, Emboliumspitze gleich Keil braunrot, letzterer mit weißlichem Bogen am Grunde. Var. ö: Oben rotgraugelb, der Kopf, ein größerer Fleck hinten am Corium, sowie der äußere Teil des Keils rötlichbraun; die Hinterschenkel schwarz, fast reihig, punktiert. Capsus Quercus KırscHBAum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 18 unds93, sp. 180:28t. 1163,25: Apocremmus Quercus FiEBerR, Europ. Hem. 1861, St. 305, 3. — DovsLas und Scott, Brit. Hem. 1865, p. 409, 4. Plate XIII, fie. 8. Psallus Quereus REUTER, Rev. cerit. Caps. 1875, p. 166, 9. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 182, 9. — Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 120, 17, Tab. VII, fig. 3; U, 1879, p. 303; III, p. 460 und 521. — SAUNDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 303, 5. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 313, plate 29, fig. 7. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 165. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 24. — ÖOskanin, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 903, 3000. Württemberg: In der Umgebung Ulms 6, auf Eichen. HüsBEr. — Elsaß-Lothringen: (Remiremont), Ville, rare. — Suppl. 1880: l’indi- cation du variabılis au Catalogue de 1876: „sur les chönes, tr. c.* doit &tre reportee au P. quercus. Reiser-Puton. — Hessen-Nassau : 39 bei Wiesbaden; mit ©. variabılis Farr., aber häufiger, auf Eichen z. B. hinter dem Turnplatz, auch im Schiersteiner Wald hinter Dotzheim; 6—. KırscHhBaum. — Erscheint bei Frankfurt a. M. zur gleichen Zeit wie variabilis FarrL., ist aber meist auf Eichen zu finden, die mit Gespinsten von Raupen besetzt sind und kommt des- halb mehr stellenweise vor: Berger Höhe 8. und 22. VI. 1907; Schwanheim, 4. VI. 1908; Gaualgesheim, 2. VI. 1909. GuLpE. — Westfalen: Von ÜorxeLis bei Elberfeld gesammelt. WESTHoFF. — Thüringen: Um Gotha selten. KELLNER-BREDDIN. — Von Dr. SCHMIEDE- KNECHT (Blankenburg) gesammelt. Fokker. — Mecklenburg: In Laub- wäldern auf Eichen selten, im Juli. Ranparz. Vorzüglich auf Eichen, wohl durch ganz Europa. FIEBER. Hab. in Quercetis Germaniae, Galliae!, Britanniae et Sueciae. (1878.) — Italia (Genua), sec. D. Dr. Frrrarı. (1879.) — Belgia, D. v. Vorxem; Hispania (Granada), D. CnicorE; Austria inferior!, D. P. Löw. (1883.). Reuter. Hab. Britain, France, Spain, Italy, Germany, S. Austria, Sweden. ATKINSoN. (Schweiz: Auf jungem Eichengebüsch, an sonnigen Halden im Juni, ziemlich selten . ... Frey-Gesswer. — Tirol: Bei Steinwend in Schalders, erinnerlich von Lärchen geklopft. GRrEDLER. (Soll nach Reuner, W. E. Z. 1885, p. 124: Ps. lapponieus Reur. sein! H.) — Niederösterreich: Bei Gresten häufig auf Eichen. SCHLEICHER. — Nach Herrn P. Lorw. Reuter (An. Hem. 194). — Böhmen: Auf Eichen; bisher nur bei Wartenberg, 7, beobachtet. Dupa. — Mähren: Auf Eichen, bisher nur von Brünn notiert. SPITZNER. — England: We have only seen a few examples of this species taken at Darenth Wood, on oaks, in June. — This insecet bears a strong resemblance to A. variabilis, but it is larger, has redder thigs, and is clothed with white hairs. DousLas and Scott. 1865. — Oaks, Bromley, not rare, but local; Darenth ..... Saunpers. 1892.) 197 (589) Scholtzii Fine. Körper schmutzig hellgraugelb mit blutroter Zeichnung, ober- seits überall mit weißen oder hellen, ziemlich langen, hinfälligen Härchen dicht bedeckt und dazwischen ziemlich dicht schwarz be- haart. Der schmutzig graugelbe Kopf ist (gleich dem Pronotum) mit feinsten, braunroten, staubförmigen Pünktchen (besonders am Scheitel dicht) besät; der Scheitel ist beim d nicht ganz von Augenbreite, beim 9 um °/s—*/a breiter. Der graugelbe Schnabel hat eine pech- braune Spitze. Die Augen sind beim d sehr groß. An den grau- gelben Fühlern ist das zweite Glied beim 3 ziemlich stark, beim 9 nur gegen die Spitze zu leicht verdickt, bei ersterem etwas länger, bei letzterem eben so lang wie die beiden letzten Glieder zusammen ; das vierte Glied ist um °is kürzer als das dritte. Das Pronotum ist entweder ganz braunrot oder (gleich dem Kopf) schmutzig grau- gelb und mit feinsten braunroten Pünktchen besät; das Schildchen ist rotbraun mit hellerer Mittellinie oder schmutzig hellgelbgrau mit blutrotem Grund und zwei ebensolchen Binden auf seiner Fläche. Die blutroten Halbdecken ragen beim 9 etwas, beim d viel über die Hinterleibspitze hinaus und sind an ihrem Grunde meist breit schmutzig weißlich, mit blutroten Flecken gezeichnet, hinten ganz blutrot; der äußere Coriumrand ist fast bis zur Spitze blaß, der blutrote Keil hat weißen Grund und meist auch weiße Ränder, die Membran ist schwarz gezeichnet, hat weißliche Adern und braune Zellen. An den graugelben Beinen sind die Schenkel ziemlich dicht 28ES braun punktiert und die Schienen mit ziemlich langen schwarzen Dornen besetzt, die aus ziemlich großen schwarzbraunen Punkten entspringen. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten gekielt. Länge: d 4'/s, @ 3!/a mm. (2) — Nach Reuter unterscheidet sich diese Art von den ihr nächstverwandten durch ihr bestäubtes Prono- tum, sowie auch durch ihre weiße Behaarung, die sehr großen Augen des d und die dunkle Färbung. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 125) noch eine Var. #: Braunrot, einfarbig, mit verschwommenen Pronotum- pünktchen. Psallus Scholtzi (MExer) FırBer, Europ. Hem. 1861, St. 306, 4. — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 169, 12. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 185, 12. — Hem. Gymn. Europ. I, 1879, p. 125, 21, Tab. VI, fig. 9; III, 1883, p. 522. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 166. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 28. — Ösnanin, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 904, 3004. (Teilweise, nur das d, zählt noch hierher: Psallus alnicola Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, 167, 10. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 184, sowie vielleicht noch Capsus signatipes HERRICH-SCHÄFFER, Nom. ent. 1835, 49; Wanz. Ins. VI, 46.) Württemberg: Bei Ulm einmal, 7, am Donauufer gefangen; (det. Horv.). HüEBER. — Hessen-Nassau: Selten, auf Eschen; Nieder Wald, 7. und 11. VIL 1910. Gute. Auf Erlen, in der Schweiz. FIEBER. Hab. in Alnetis: Helvetia!, Gallia!, Germania!, Suecia! et Fennia! Reuter (1878). Hab. Scandinavia, Germany, Switzerland, France. ATKINSoN. (Schweiz: Auf Erlen, an Flußufern und sumpfigen Gegenden im August bis September selten; Burgdorf am Gyrisberg (M.), S. Prex (F.). FREY-GESSNER.) 198 (590) lepidus FıEe. Rotgelb, weißlich behaart mit untermischten schwarzen Haaren. Kopf gelblichweiß mit einer Reihe Punkte im Nacken, acht Punkten in zwei Reihen und fünf vorn in einer Linie. Pronotum schwärz- lich mit hellen Buckeln und vier bis fünf abgekürzten Querreihen brauner Punkte. Schild gewölbt, querrunzelig, schwärzlich, Spitze weiß. Clavus gelblich, mit drei Reihen rotpunktierter Flecke und — 431 — dunkelroter Spitze. Corium rosenrot mit hellen Rippen und roten Flecken am Rande, am Grunde und an der Schlußnaht. Cuneus dunkelrot mit breitem hellen Bogen am Grunde. Ende des Corium mit schwärzlichem großen Querfleck. Zellrippe orangegelb, Zellen weiß. Schenkelende und Schienbeine dicht punktiert. Membran mit weißer Wellenbinde. 2°. FIEBER. Oben vollständig (meist etwas dunkel-)blutrot oder auch vorne an Kopf, Pronotum, Schildchen und Clavus mehr oder weniger gelb- lich, Reur. (bräunlichrot Der. Sc.; vollständig braun, bei var. minor ins Orangegelbe spielend mit rotem Corium und Keil, SAunp.), so- wie dicht und ziemlich gleichmäßig mit goldigem Haarflaum und schwarzen Haaren dazwischen bedeckt; auch die Unterseite goldig beflaumt. Der Kopf ist bald einfarbig gelb, bald rot gezeichnet, bald ganz rotbraun; der Scheitel ist beim d um die Hälfte, beim @ ums Doppelte breiter als das Auge. Die Augen sind beim @ von mittlerer Größe, beim d sehr groß und stark gekörnt. Der gelb- braune, schwarzgespitzte Schnabei reicht nur bis zu den hinteren Hüften. Die hellgelbgrauen Fühler sind länger als der halbe Körper, ihre beiden letzten Glieder (sowie die äußerste Spitze des zweiten) sind beim d öfters dunkler; das zweite Glied ist beim d ziemlich gleichmäßig stark, beim 9 etwas zarter und nur gegen die Spitze zu stärker, dabei etwas länger als die beiden letzten Glieder zusammen; das vierte Glied ist beim 9 °/s, beim d !/s kürzer als das dritte. Das Pronotum ist braunrötlich, blutrot oder gelblich, nach hinten zu häufig etwas bräunlich mit mehreren Reihen feinster rotbrauner Punkte auf Fläche wie Rand. Das Schildchen ist blutrot oder blaß mit bräunlichem Ende, die äußerste Spitze wieder weißlich. Die Brust ist beim d bräunlich, beim 9 rotgelbgrau mit hellen Seiten, die Hinterbrustöffnungen sind weißlich. Die Halbdecken sind ent- weder ganz braunrot oder ganz blutrot und nur der Keilgrund schmal weißlich oder gelblich mit schiefen Reihen größerer blutroter Flecken, die Spitze breit schwarzrot, das Corium mit dunkelroter Spitze, der Keil an Grund wie Spitze schmal weißlich; die Membran schwärz- lich, die Zellen entweder ganz oder nur an der Spitze schwätrzlich, die Adern blutrot oder rotgelbgrau (nach Sauxpers findet sich hinter dem Keil ein hyaliner Fleck und ein gleichfalls wasserhelles mehr weniger deutliches krummes Band). Der Hinterleib ist beim 4 unten dunkelbraun mit roter Spitze des Genitalsegments, beim 9 entweder einfarbig bräunlich oder nach der Spitze zu blutrot mit einer Reihe roter Seitenflecke. An den hellgraugelben Beinen sind — 4858 — die Schenkel, besonders unten, rotschwarz oder schwarzbraun punktiert, beim d weniger dicht als beim 9, hier auch noch stark erweitert, alle Schienen sind mit kräftigen, ziemlich langen Dornen besetzt. Der männliche Geschlechtsabschnitt hat unten einen scharf erhöhten, ganz fein gezahnten Kiel. Länge: 31/,—4—4!/; mm. (1?4—2) Nach REUTER ist diese Art dem Ps. Salieis Kirsche. sehr nahe- stehend und damit sehr leicht zu verwechseln, doch unterscheidet sie sich von diesem durch das sattere und dunklere Blutrot der Oberseite, durch die bei den helleren Formen meist weniger regel- mäßigen zahlreichen braunen Punktreihen auf dem Pronotum, durch das längere dritte Fühlerglied beim Weibchen und durch die meist dichter punktierten Schenkel. Von Ps. alnicola. Der. Sc. unter- scheidet sie sich unter anderem durch den breiteren Scheitel beim d, durch den gleichmäßigen goldigen Haarflaum und durch die mehr blutrote Farbe. Von Ps. roseus FarL. und den diesem verwandten Arten unterscheidet sie sich durch ihre viel dunklere blutrote Farbe, durch den am Grunde schmal weißlichen und an der Spitze häufig gleichfarbenen Keil, durch den Bau des Kopfes usw. Die Nymphe ist nach Reuter (Rev. crit. Caps. 169) blaß- grünlich, an Gestalt dem Imago ähnlich, mit goldigem Haar- Haum und spärlichem schwarzem zottigem Haar bedeckt, die Augen dunkelbraun, gleichwie die Spitze des bis zu den Mittelhüften reichenden Schnabels, die Schenkelspitze, die Schienen und die Flügelstummel (letztere ziemlich verschwommen) braun oder schwarz getüpfelt. Reuter beschreibt (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 127) folgende 3 Spielarten: Var. &: Kopf, Pronotum und Clavus gelblich, die beiden ersteren ziemlich dicht, in queren Reihen, rotbraun punktiert, am Clavus schiefe Reihen blutroter Flecke, seine Spitze ziemlich breit rot- schwarz, Pronotumgrund und Schildchen häufig bräunlich, letzteres mit etwas weißlicher Spitze, das Corium gegen seine Spitze zu meist dunkel gelbrot, der Keil häufig satter blutrot, an Grund und Spitze schmal weiß, die Membran schwärzlich, ihre Adern blutrot, die Zellen glashell mit schwärzlicher Spitze, ein Fleck hinter der Keilspitze und eine Querbinde in der Mitte glashell. (@.) Var. #: Kopf und Pronotum gelblich, ersterer fast ohne Zeich- nung, letzterer ziemlich dicht dunkelbraun punktiert, Schildchen und Halbdecken vollständig blutrot, nur daß der Clavus an Grund wie Spitze schmal. weiß ist; die Querbinde auf der Membran weniger deutlich; die Schenkel nur spärlich getüpfelt. 9. Var. » (= Ps. lepidus var. b Reun. 1. i. e.; ©. roseus H.-Scn. W. J. VI, 46, fig. 604; Mever, Schweiz. Rhynch. 67, 7; Psallus salieıs Reur. 1. i. c.): Oberseits dunkel gelbrot oder braunrot, ganz einfarben oder nur mit gelblichem Kopfe, Stäubchen wie Punkte an Kopf und Pronotum ganz verschwunden, der Keil nur an seinem Grunde schmal weißlich; die Membran (ein Fleck hinter dem Keil ausgenommen) ganz schwärzlich, auch die Zellen vollständig gleich- farbig, nur die Brachialader manchmal dunkelbraun; die Schenkel nur sparsam getüpfelt. d. Psallus lepidus Fırper, Criter. 1859, 9, 25 (Wien. Ent. Mon. 1858, II, 337, 25). — Europ. Hem. 1861, 307, 7. — Doustas and Scott, Brit. Hem. 1865, p. 416, 6. — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, 168, 11. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 184, 11. — Hem. Gymn. Europ. 1, 1878, p. 127, 23, Tab: VI, üg. 8; IN, 1883, p. 460 und 522. — SAuNDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 304, 11. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 315. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 164. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 32. — OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, St. 905, 3008. Oapsus roseus HERRICH-SCHÄFFER, Nom. ent. 1835, 49. — ? Wanz. Ins. III, 1835, St. 71, t. 96, fig. 287 vielleicht! — VI, 1842, St. 46, t. 195, fig. 604. — ? Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, St. 67, No. 37 vielleicht! — ? Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. II, p. 268 vielleicht! ? Phytocoris roseus Costa, Cim. Reg. Neap. Cent. III, 268, 36 wahrscheinlich. 2 (apsus signatipes Herrıch-SchÄrrer, Nom. ent. 1, 1835,49 vielleicht! Psallus roseus DoueLas and Scott. Brit. Hem. 1865. p. 417, 8 (nach Osnanın). Psallus Salieis Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 129, 24; (III, 18853, p. 461), (aber nicht Ps. Sal. Kırscne., noch Fırger’s!) — hellere Spielart. Württemberg: Bei Ulm (Hochsträß, Böfinger Halde, Warmes Wässerle), 6 und 7, nicht besonders selten. Hürser. — Baden: Im Schwarzwald, bei Steig-Breitnau, 1000 m ü. M., Juli 1907, gefunden von GuLpe. — Elsaß-Lothringen: Un exemplaire de Jouy (B.); Remiremont, sur laulne, rare. Rerisger-Puron. — Hessen-Nassau: Bei Frankfurt a. M. auf Eschen, im Juni: Schwanheim, 16. VI. 1906 mehrfach; Walldorf, 20. VI. 1907, zusammen mit diminutus Ke. auf — 2211057 Eschen. Gurpe. — N. J. Borkum: Var., wenige Stücke; nur die dunkel gefärbte Varietät, welche, nach Horvars, vielleicht eine eigene Art bildet. ScHNEIDER. — Schlesien: C. roseus FarL. — H.-ScHÄrrER fig. 287 und 604: von Anfang Juni bis Mitte Juli auf Gebüsch be- sonders, wie es scheint auf Eichengebüsch; im Breslauer botanischen Garten; auf Erlen bei Ingramsdorf, daselbst mit den verschiedensten Grundfärbungen; Ratibor (KrucH.) ScHoLz. Aus der Schweiz. FIEBER. Hab. in Fraxino: Austria!, Helvetia!, Gallia!, Britannia!, Suecia media!, Fennia australis (1878). — Moldavia!, D. Monrtanpon; Caucasus, sec. D. JAKoVLEFF (1883). REUTER. Hab. S. Scandinavia, Britain, France, Switzerland, Austria, Moldavia, Caucasus. ATKINSoN. (Schweiz: Auf Eschen-, Weiden- und Haselnußgesträuch, an Fluß- und Bachufern und Waldrändern Ende Juni bis anfangs August hier und da... Frev-Gsssner. — Steiermark: ? Ps. roseus Far. (H.-S. fig. 287; Fırs. 308) bei Graz von GATTERER gefunden. STROBL. (Siehe unter Fallenit Reur.! H.) — England: Dr. Fırger has seen and determined this species to be the P. lepidus of his work. It is abundant on ash trees, at Uroydon, in June and July. DousLas and Scorr. (1865.) — Both forms — (lepidus Fırs. und var. minor — roseus Deu. Sc.; Kirschbaumi Saunn., entirely brown, varying in var. minor to orange-yellow, with the corıum and cuneus red) — of this species occur together on ash, and are at first sight distinct enough; there are, however, intermediale forms uniting them, which make one believe in their specific identity. Not rare and apparently generally distributed. Saunners. 1892.) * almicola Der. Sc. Oarmine-red, thickly clothed with longish, golden-yellow hairs, somewhat disposed in inregular patches. Pronotum with 2 trans- verse rows of minute black spots. Cuneus carmine-red. DousLas and Scorr. (1865.) Leib oben blutrot oder dunkel graugelbrot, glänzend und (ober- seits) mit schönen, goldigen, glänzenden, leicht ausfallenden, da und dort in Wölkchen gehäuften Härchen und schwarzen Haaren dazwischen bedeckt. Der Kopf ist oft etwas heller und mit dunklen Stäubchen besät; der Scheitel hat beim d einfache, beim Q fast doppelte Augenbreite; die Augen des d sind groß und stark ge- körnt; der Schnabel ist dunkelgelbgrau mit schwarzer Spitze. Die — 41 — Fühler sind gelbgrau; ihr erstes Glied ist (Reur.) öfters dunkel oder (Der. Sc.) rötlichbraun; das zweite Glied ist beim 9 so lang wie die beiden letzten Glieder zusammen, beim 3 noch etwas länger; die beiden letzten Glieder sind öfters bräunlich; das vierte Glied ist !/a—?|s kürzer als das dritte. Das gelbgraurote Pronotum ist vorne meist etwas heller und mit deutlichen, dunklen, fast in Reihen stehenden Stäubchen besät; das Schildchen hat häufig eine braune Spitze; das Sternum ist karminrot, die Mittelbrust am vorderen Rande schmal, in der Mitte breit bräunlichschwarz, die Öffnungen der Hinterbrust sind bräunlichgelb; der Hinterleib ist pechrot, der Geschlechtsabschnitt karminrot. Die einfarbenen gelblichblutroten oder graugelbroten Halbdecken überragen auch beim d nicht viel den Hinterleib (die Keilspitze des d erreicht kaum die Hinterleib- spitze), die Clavusspitze ist schmal schwarz, der karminrote Keil (mit meist gleichfarbener Spitze) an seinem Grunde schmal weiß, die Membran schwarz gezeichnet und wasserhell ge- bändert, ihre Adern sind gelbgrau oder rötlich, die Zellen durch- scheinend mit schwarzer Spitze; hinter der Keilspitze findet sich ein ziemlich großer, hinten breit graugesäumter wasserheller Fleck, so- wie eine in ihrer Mitte manchmal unterbrochene, ziemlich breite, wasserhelle, quer durchlaufende Binde. Die Beine sind samt Hüften gelbgrau (Deu.-Se.: rot), die Schenkel dicht braun getüpfelt, die Schienen dunkelbraun punktiert und schwarz bedornt, das letzte Glied der gelbbraunen Tarsen ist dunkel. Das männliche Genital- segment ist unten hoch und scharf gekielt. Länge: 31/;—3'/a—5°/ı mm. a) Nach DovseLas und Scott steht diese Art ihrem Ps. salıcıs (— Fallemi Reur.) sehr nahe, nur ist sie kleiner und durch das Fehlen der weißen Keilspitze unterschieden. — Nach REUTER ist obige Art durch ihr ziemlich langes, goldiges, glänzendes, in Wölkchen stehendes Flaumhaar charakterisiert; von Ps. lepidus FıeB. und Ps. Salveıs Ks. unterscheidet sie sich durch ihren schmaleren Scheitel. — Nach Saunders gleicht unsere Art sehr dem Ps. Falleniv Reur., nur daß sie weit kleiner und heller rot ist, das Flaumhaar auf den Halb- decken in Flecken steht, der Keil eine sehr schmale weiße Linie am Grunde, nahe der Seite und keine blasse Spitze hat und die Membran dunkel ist, während der Zellgrund, ein Fleck unter dem Keil und ein breites (manchmal unterbrochenes) Band über die Mitte glashell sind; dabei haben die Schenkel des d eine rötliche Spitze und die Schienen schwarze Flecke und starke schwarze Dorne. — 442 — Die Nymphe beschreibt Reuter (Rev. crit. Caps. 168) als hell- oder weißlichgrün, mit schwarzen Härchen, während Kopf, Oberseite des Thorax, Flügelstummel und Schenkel schwarz oder braun getüpfelt sind; an den Schienen finden sich schwarze Dorne, die aus schwarzen Punkten entspringen. Die Deckenstummel sind am Grunde außen häufig zelbrot. Psallus Alni DousLas und Scott, Brit. Hem. 1865, p. 414, 4. Psallus almicola DousLas and Scort, Ent. Monthl. Mag. VII, p- 62. — SAUNDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1876, p. 305, 13. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 315, Plate 29, fig. 8. — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 167, 10. (9.) — Abo Hem. p. 182. — Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 126, 22; III, 1883, p. 522. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 161. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 36. — OsnHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 906, 3012. Hab. in Alnetis: Fennia!, Suecia!, Britannia! Reuter. (1878.) Hab. Britain, Scandinavia. Arkınson. (1889.) Grand-Bretagne, Scandinavie et Finlande, Espagne et Portugal. Purox. (1899.) (Böhmen: Bei Falkenau, 26. VIII, von Herrn Dr. R. v. STEIN gefangen. Dupa. (1885.) — England: Not uncommon by beating alders at Lewisham, in September. Doveras and Scott. (1865.) — Alders and sallows, Reigate ... . SaunpeErs. 1892.) 199 (591) Fallenii Reur. Lygaeus roseus Havescens thorace elytrisque roseis. FABRICIUS. Lygaeus roseus flavescens, supra aureo-pilosus roseus; elytrorum apice concolore. FALLEN. Länglich eiförmig, gelblich, oberseits rosarot oder rostrot Rr. — (karminrot Der. Sc.; bald bleichgelb, bald rötlich —, bräunlich- gelb oder hellbraun bis braunrot FLor; von mehr ziegelfarbenem Rot Sau.) —, glänzend, mit kurzen schwarzen Haaren und mit ziemlich feinem, nicht besonders dichtem, goldgelbem, leicht aus- fallendem Flaumhaar bedeckt. Der wenig gewölbte, stark geneigte Kopf ist öfters heller graugelb, der (am hinteren Rande fast scharf- kantige) Scheitel hat beim d kaum Augenbreite, beim Q ist er um oa—?/ı breiter als das Auge. Der gelbgraue, dunkelgespitzte Schnabel reicht bis zu den hinteren Hüften. Die Augen sind beim 9 von mittlerer Größe, beim d groß, gewölbt und stark hervor- tretend. Die schlanken Fühler sind hellgelb; ihr erstes Glied ist kürzer als der Kopf und trägt öfters innen 2 ganz kleine dunkle Punkte; das sehr lange zweite Glied ist beim d ziemlich verdickt und viel länger als die beiden letzten Glieder zusammen, beim © ist es nur gegen die Spitze zu etwas dicker und nicht ganz so lang wie 3-- 4; das dritte Glied ist beim d nicht halb so lang als das zweite, beim 9 über die Hälfte so lang und das vierte Glied ist °/a so lang wie das dritte; die beiden letzten Glieder sind bräunlich. Das rotgelbgraue Pronotum ist zuweilen schmutzig hellgelb mit vereinzelten, sehr kleinen braunen Pünktchen, dabei fast doppelt so breit wie lang; das Schildchen hat die Farbe des Pronotum; der Leib ist unten rotgraugelb, der Bauch beim d, Genitalsegment ausge- nommen, bräunlich. Die rotgelbgrauen Halbdecken sind fast einfarben und in beiden Geschlechtern auf der Fläche etwas dunkel, am Grund beim 9 heller; Corium und Clavus sind gegen ihre Spitze zu meist dunkler (rötlich oder bräunlich) gefärbt als am Grunde; der rote oder braunrote Keil ist am Grunde weißlich in wechselnder Breite, auch seine Spitze ist meist weiß; die Membran ist dunkel, ihre Adern sind gelblich, die Zellen am Grunde, ein Fleck unter dem Keil und ein krummes Band über der Mitte hyalin. Die kräftigen, mäßıg langen Beine sind bleichgelb, die Schenkel schwarz punktiert, ebenso die Schienen und dazu mit nicht besonders langen, schwarzen Dornen besetzt, die an den vorderen Schienen feiner und kürzer sind; das letzte Tarsalglied ist ganz oder nur an seiner Spitze bräunlich. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten gekielt. Länge 2°a—3—4—5 mm (1!/e—1?/4'). Nach einer älteren Angabe Rrurer’s (Rev. crit. Caps. 1875, p. 171) unterscheidet sich diese Art von den vorhergehenden durch ihre rosarote oder rostgelbrote (weder hlutrote, noch scharlachrote) Farbe, durch die dunkeln letzten Fühlerglieder und durch den schmalen Scheitel des d; von Ps. alnicola und Ps. lepidus durch den am Grunde breiter weißlichen Keil, von Ps. Scholzı durch den goldigen Haarflaum und die Färbung. — Ps. Kirschbaumi Fies. und Ps. roseus Saund. unterscheiden sich von unserer Art durch die nicht dunkeln letzten Fühlerglieder, durch die mehr ins Ockergelbe neigende Farbe vom Kopf und Pronotum, durch den viel dichteren und längeren goldigen Haarflaum, durch das an der Spitze gleichfarbene Corium, desgleichen Keil, welch letzterer an seinem Grunde schmäler hell ist, sowie durch die beim 9 fast 21/2 Augenbreiten messende Stirne. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 131 und III, 462) folgende 3 Spielarten: — 44 — Var. &: Der Kopf, der vordere Teil des Pronotum, der Clavus (mit Ausnahme seiner schwarzbraunen Spitze) und das Corium am Grunde sind blaß gelblichgrau; am Clavus finden sich emige gelb- rote Flecke, an der Coriumspitze meist ein schwärzlicher Fleck. Var. £: Kopf, Pronotum, Schildchen und Halbdecken gelblich- rostrot, fast einfarbig, letztere mit dunkler Naht, der Keil an Grund wie Spitze schmal weiß. Var. y (= Ps. salieis Fırs. Europ. Hem. 307, 6; Dovcr. und Sc., Brit. Hem. 414, 5, teilweise; Ps. Salicis Revr. Hem. Gymn. Europ. I, Tab. VI, fig. 7, ohne Beschreibung p. 129, 24): wie var. «@, nur daß die Halbdecken (Keilgrund ausgenommen) einfarbig gelbrostrot sind, am Kopf sich schwarze Punkte in zwei Reihen finden, am Pronotum zerstreute Punkte auf den Seiten, eine quere Reihe schwarzer Punkte über der Mitte und eine weitere solche am Grundrand; auf der Schildchenmitte steht bisweilen eine weißliche Binde. Die Nymphe beschreibt Reuter (Rev. crit. Caps. 171) als grünlich mit schwarzen Härchen und goldigem Flaum, der Hinter- leib kahl, Kopf, Thorax, Flügelstummel und Beine schwarz punktiert, die Flügelstummel am Grunde gelbrot, Kopf und Pronotum hell rostbraun. ? Lygaeus roseus Fasrıcıus, Syst. Rhyng. 1303, p. 238, 178 (aber nicht Gen. Ins. 1766, p. 300), vielleicht! Phytocoris roseus Farızn, Hem. Suec. 1828, 101, 47 teilweise! — ZETTERSTEDT, Ins. Lapp. 1840, 275, 26. Capsus roseus F. SAHLBERG, Mon. Geoc. Fenn. 1848, p. 107, 35 vielleicht! — Fror, Rhynch. Livlds. 1860, I, 591, 73. — THonson, Opusc. entom. IV, 447, 100. — ?Kırschsaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 18, 96, 120, sp. 135 vielleicht! Psallus roseus Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, 170, 13. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 186, 13, teilweise! — Hem. Gymn. Europ. 1, 1878, 131, 26, Tab. VI, fig. 7 (auf der Tafel irctümlich als Ps. sa- liers); III, 1883, 522, 53. — SAUNDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1879, 3057212: Psallus salicıs Fırger, Europ. Hem. 1861, 30%, 6. — DousLas and Scorr, Brit. Hem. 1865, 415, 5. — Reuter, Hem. Gymn. Europ. ], 1878, Pl. VI, fig. 7 (ohne die Beschreibung p. 129, 24). ? Psallus Kirschbaumi Fırser, Europ. Hem. 1861, 308, 13. — Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 154, 51, vielleicht! Psallus Fallenii Reuter, Hem. Gymn. Europ. Ill, 1885, 462 = 449, und 522. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, 163. — SaunpeErs, Hem. Het. of the brit. isl. 1892, 314. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, 75, 37. — OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, 906, 3013. Württemberg: Bei Ulm bis jetzt nur 1 Exemplar, 28. 7. 1894, ım Wiblinger Staatswald gefangen. Hürser. — Elsaß-Lothringen: Ps. roseus Fatz.: Remiremont; Metz, bois de Voippy; rare. REIBER- Puton. — ? Hessen-Nassau: dQ bei Wiesbaden; mit dem Streifnetz in der Nähe des gewachsenen Steins gefangen; scheint selten; 6. Kırschsaum. — Westfalen: P. Kirschbaumi Fiıes. = roseus K». von CornzLivs bei Elberfeld entdeckt. Ps. roseus Farz. nec Kp.: 4. VIII. 1877 bei Münster auf Mauritz beim Maikotten auf Eichen gefangen. Westuorr. — Thüringen: Ps. Kirschbaumi Fiese. bei Georgental, sehr selten. KerLner-Breopin. — Von Dr. ScHMmIEDE- KnEcHT (Blankenburg) gesammelt. Forker. — Schlesien: ©. roseus Fırr. in der Ebene und im Gebirge, besonders auf Eichengesträuch, mitunter auch auf Erlen (nach MryEr auf Acer campestre), im Juni und Juli, nicht selten ... .. Assmann. Aus der Schweiz und Deutschland. FiEBEr. Hak. in Betula alba et Salice caprea (etiam in Acere?): Europa borealis! et media!; an etiam in Europa meridionali? Reuter. (1878.) Hab. Nearly all Europe. Arkınson. (Schweiz: ©. roseus FaLL. ist in der Schweiz sehr selten und mir als Fundort bis jetzt nur eine einzige Stelle, auf dem Gyrisberg ‘bei Burgdorf, bekannt, wo er sich von anfangs Juni bis um die Mitte Juli an einem Felsen auf Acer campestre in großer Menge vor- findet. Meyer. — Desgleichen; Dübendorf (Bremi). FREY-GESSNER. — ? Steiermark: Bei Graz von GATTERER gefunden. StroßL. (Siehe unter lepidus Fırsr. H.) — Böhmen: Auf Birken und Weiden, bis- her wenig beobachtet; Teplitz, Neuhaus (7, 8). (Ob auch P. roseus Far. von Prof. D. Darra Torre im Egertal, 6, auf Lonicera Xylosteum beobachtet, zu dieser Art gehört, ist schwer zu erraten). Dupa. — Neuhütten, auf Weiden, August; Breitenbach, von Weiden geklopft, nicht selten, Juli und August. NickerL. — Livland: Häufig, auf Birken oder im Grase unter denselben, im Juli, August, September. FrLor. — Frankreich: Dep. du Nord: Ps. roseus FarL. rare; forti- fications de Lille, en septembre. Lrruierrv. — England: Not un- common at Newport, South Wales ... . on ash trees, in June and July. — Dr. Fieger named the insects from which the description has been made, but we cannot observe the 2 transverse rows of — 446 — spots on the head, and the one generally on the hinder margin of the pronotum, which he points out in his diagnosis. DouscLas and Scott. (1865.) — On sallows (and birches etc. by beating); not rare and generally distributed. Saunpers. [1875; 1892.]) 200 (592)? Salıeis Ke. Capsus Salveıs 89: 1'/e“' long., */s‘ lat., oblongus, permodice nitidus, sublaevis, sanguineus, aureo-pubescens, nigro-pilosus; capite thoraceque fuscescenti-sanguineis, atomis nigris; antennis lutescen- tibus; hemielytris laete sanguineis, appendice concolore, basi anguste hyalına, apice albida; pedibus albidis aut dilute rufescentibus, femoribus creberrime fusco- aut fusco-rufo-punctatis, posticis incras- satis, tibiarum spinis nigris ex punctis nigris nascentibus; abdomimis segmento ultimo in d infra carinato. Kırschraum. (1855.) Länglich, mäßig glänzend, ziemlich glatt, blutrot und mit an- liesendem goldigem Flaum, wie abstehenden schwarzen Haaren be- deckt. Der mäßig geneiste Kopf ist bräunlichrot mit feinsten schwarzen Pünktchen und ungefähr ?/s so breit als das Pronotum am Grund; die Stirne ist nur wenig gewölbt; der nicht gewölbte Scheitel ist beim d von 1'/s, beim @ von doppelter Augenbreite; die Augen des d sind mehr gewölbt als der Scheitel; der hell- bräunliche Schnabel hat dunkle Spitze. Die gelblichen Fühler sind länger als der halbe Leib, ihr erstes Glied ist (besonders beim J) kürzer als der halbe Kopf und zeigt 2 dunkle Fleckchen an der Spitze; das zweite Glied ist beim d 5mal länger als das erste und etwas schlanker als dieses; beim 9 etwas kürzer und gegen die Spitze zu allmählich verdickt; die mehr graulichgelben beiden letzten Glieder sind zusammen so lang wie das zweite; das vierte Glied ist etwa °J;s kürzer als das dritte. Das nach vorne geneigte Pronotum ist bräunlichrot und ganz fein schwarz punktiert, am Grunde nicht 2mal so breit als an der Spitze und mindestens doppelt so breit wie lang. Das blutrote Schildchen hat hinten meist eine weißliche Längslinie. Die glatte Brust ist rot mit weißlichen Rändern und weißen Öffnungen; der Hinterleib ist blutrot, an Grund und Mitte dunkelgrau; der Geschlechtsabschnitt ist beim d gelbrot und unten gekielt, beim 9 sattrot. Die hellblutroten Halbdecken überragen den Hinterleib ; der Anhang (Keil) ist gleichfarben, am Grunde schmal glashell, an der Spitze weißlich; die irisierende Membran ist ge- trübt, mit hellem Grund der Zellen, hellem Fleck hinter der Spitze des Anhangs und heller, etwas zackiger oder unterbrochener Quer- — 447 — binde dahinter, der Nerv graulich, an der Spitze der Zellen gelb- lichweiß ; die Flügel irisierend, wenig getrübt. Die Beine sind weiß- lich oder hellrötlich, die hinteren Hüften am Grunde gelbrot, die weißlichen oder hellrötlichen Schenkel sehr dicht braun oder braunrot punktiert, die Hinterschenkel ansehnlich verdickt, die gleichfalls weißlichen oder hellrötlichen Schienen mit schwarzen, aus dunklen “ Punkten entspringenden Dornen besetzt. Das letzte Hinterleibs- segment des d unten gekielt. Länge Jg 1'/e‘. Diese nov. spec. KirscHBAum’s, welche REUTER nicht aus eigener Anschauung kennt (III, 526) und nur nach Kp’s. Beschreibung wiedergibt (III, 461), ist möglicherweise zu streichen ? Sie ist (nach Kr.) von dem nahestehenden ©. sanguineus F. durch die blutrote Farbe namentlich auch des Anhangs, die anliegende goldglänzende und abstehende schwarze Behaarung und die viel dichteren Punktflecken der Schenkel leicht zu unterscheiden. Capsus Salveıs KırschBaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 19, 97, 120, sp. 139; St. 174, 30 (aber weder Fırser’s (Europ. Hem. 307, 6) noch Reurer’s I, 129, 24 Psallus saleıs!). Psallus salieis Reuter, Hem. Gymn. Europ. III, 1883, St. 461 und 526. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 166. — Purton, Cat. Aeedl899 N p: 9,58. — OskAnın, Verz. d. pal.. Hem. 1909, St. 907, 3014. Bayeın: Bei Bamberg auf Weiden. Funk. — Württemberg: Bei Ulm am Donauufer, 11. VII. 1891, 2 Stück (det. Horv.) ge- fangen. HürBErR. — Nassau: 39, Wiesbaden; von Weiden geklopft, z. B. im Wellritztal; ziemlich selten; 8. Kırschusaum. — Westfalen: Von Corneuıus bei Elberfeld gesammelt. WestHorr. — Provinz Preußen. BRISCHkE. Hab. in Salice: Germania (Wiesbaden), D. Prof. Kırscaeaun. Reuter. (1883.) Hab. Germany. Arkınson. (Schweiz: Bei Burgdorf, nach Meyer. FREY-GESSNER.) 201 (593) varians H.-Scn. Mer. C. flavescens, pallide pilosus, appendice laetius colorato, basi hyalino, tibiis nigro-spinosis. HERRICH-SCHÄFFER. Rötlichgelb oder olivenbraun; blaß behaart; vor dem Appendix ein durchscheinendes Querband. Schienen schwarz gedornt. Meyer. Von verschiedener Farbe — [Reur.: Braun- oder gelblichgrau- — 448 — gelb; Dover. Sc.: Rötlichgelb oder gelblichweiß; Saunn.: Von heller Strohfarbe bis ins Orangerot, jedoch nie von dem tiefen Ziegelrot des Ps. Fallenii oder dem Hellrot des Ps. alnicola und fast immer blasser an Kopf, Pronotum, Schildchen und Deckengrund; Mey.: das von H.-Scn. VI, fig. 603 abgebildete d ist eines der allerhellsten, gewöhnlich zieht die Färbung mehr ins Grünlichbraune bis ins Olivenfarbige, doch bleibt immer, auch bei den dunkelsten Exem- plaren, der Appendix der Flügeldecken lebhaft rot oder rotgelb mit weißem Querbande| — dabei oberseits goldig (leicht ausfallend) be- flaumt und schwarz behaart. Der schwach glänzende, ziemlich kleine Kopf ist beim @ mindestens ums Doppelte schmäler als der Pronotum- grund; der Scheitel ist beim d nur wenig, manchmal bis zur Hälfte, beim @ ums Doppelte breiter als das Auge. Der größtenteils gelb- graue Schnabel ragt etwas über die hinteren Hüften hinaus. Die gelblichen Fühler sind fein beflaumt und länger als der halbe Körper; ihr erstes Glied ist am Grunde häufig dunkelbraun (Fıre.: Fühler- wurzel schwärzlich oder schwarz); das zweite, zarte, nur gegen die Spitze zu etwas dickere Glied des 9 ist so lang wie das Pronotum hinten breit oder fast so lang wie die beiden letzten Glieder zu- sammen, beim d ist es etwas kürzer, ziemlich verdickt und eher noch länger als die beiden letzten zusammen; das dritte Glied ist (Saunp.) in beiden Geschlechtern durchaus halb so lang wie das zweite (Rr.: °/r oder fast ?/;s kürzer als das zweite); das vierte Glied ist (Kr.) halb so lang als das dritte (Rr. beim d ?/s, beim 2 fast ums Doppelte kürzer als das dritte). Das schwach glänzende Pronotum ist hier frei von dunklen Pünktchen; am gleichfalls schwach glänzenden Schildchen sind Spitze und eine Längslinie häufig weiß- lich; die Mittelbrust ist häufig schwarz. Die verschieden gefärbten Halbdecken sind beim d nur um ein Weniges mehr parallelseitig als beim 9; der Spitzenrand des Corium ist schmal weißlich, hinten am Corium findet sich öfters ein schwarzer Fleck; am Keil ist der Grund breit, die Spitze schmal weiß; die Membran ist (Revr.) dunkel (rauchig) und nur wenig gezeichnet, ihre Adern sind grau- gelb, die Brachialader manchmal bräunlich, die Verbindungsader weißlich, die glashellen Zellen häufig mit bräunlicher Spitze, hinter der Keilspitze ein weißlichglasheller Fleck, sonst fast ungezeichnet, bisweilen fast ganz schwärzlich mit gleichfarbenen Zellen, nur die Adern und ein Fleck hinter der Keilspitze verschiedenfarbig (nigres- eens), manchmal ziemlich blaß rauchgrau, nur hinter dem glashellen Fleck der größeren Zelle (insignis) oder nur der kleineren (distine- — Au tus) bis zur Spitze breiter schwärzlich. (Saunders: Membran dunkel, der Grund der Zellen und ein Fleck unter dem Keil glashell; manchmal läßt sich auch ein glasheller runder Fleck nahe dem äußeren Rand und ein vages Band auf der Fläche mehr oder weniger leicht erkennen.) Die Beine sind gelblich, die Schenkel nur spar- sam und meist ziemlich dunkel braunpunktiert, alle Schienen mit langen schwarzen, aus schwarzbraunen Punkten entspringenden Dörnchen besetzt; bei den an ihrer Spitze meist dunkelbraunen Tarsen ist an den hinteren das dritte Glied fast so lang wie das zweite. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten gekielt. Länge: 3 3!/a—4!ls, 9 4—4!/e mm (Saunn.: 4—4!le mm). 1?a—2', Nach Reuter (Hem. Gymn. Europ. 1878, 139) unterscheidet sich diese farbenwechselnde Art von Ps. lapponicus Reur. (dem die var. & ähnelt), durch den schwachen Glanz ihres (anders gebauten) Kopfes und Pronotums, durch ihren kürzeren Schnabel, durch die feiner beflaumten Fühler, durch die stärkere schwarze Bedornung aller Schienen, sowie durch den Bau der Tarsen; von Ps. piceae Revut. (welchem die var. & außerordentlich ähnelt) unterscheidet sie sich leicht durch den Bau von Kopf und Tarsen; von Ps. diminutus Kr. durch ihre größere Figur, durch den Bau von Kopf und Fühlern, sowie durch das gekielte männliche Genitalsegment. FiEgeR unterschied (Europ. Hem. 1861, 309, 14) die 3 Varie- täten: a. insignis, rötlichgelbweiß usw., ß. nigrescens, ganz gelbbräun- lich usw., y. ochraceus, ganz einfarbig ockergelb usw.; REUTER unter- scheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 1878, 138, 33) deren fünf: Var) C Besya 9 nigrescens: Biss. 1. ı..c., Bs. vw. var. a Reur. 1. ı. c.): Braungelbgrau oder dunkelbraun, die Halbdecken rußig, am Grunde häufig heller, der oberste Spitzenrand des Corium außen sowie der Keil an Spitze (schmal) und Grund (heller) weiß- lich oder bleich. d. Var sc Rssvvar, br Reumrl.oı. ce) Braunsraugelb, der äußere Coriumrand hinten, sowie der Keil an der Spitze orangerot, sonst wie var. @. 9. Var. y (= Ps. insigms Fıes. Orit.. 9, 27; Ps. v. @ insignis Fıesß. Europ. Hem. 1. i. c.; Ps. distinetus Fızs. und Der. Sc. 1. i. c.; Ps. v. var. e Reur. |. i. c.): gelblichgraugelb, das Corium hinten oder auch zum größten Teil, sowie der Keil an der Spitze orange- rot, sonst wie bei var. @. 9. Var. d (= Ps. decoloratus Murs. et Rey |. i. c.): Weißlich, während die Querlinien auf der Stirne, die Pronotumseiten und der Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 29 — 4502 — Schildehengrund nur ganz blaß rötlich sind; am Corium findet sich ein großer, schräger, länglich dreieckiger rotbrauner Fleck, der Keil ist ganz weißlich; die Membran ist blaßrauchgrau, ihre Adern sind weißlich, die größere Zelle ist an der Spitze, die kleinere ganz dunkelbraun, an der Keilspitze findet sich ein ziemlich großer, wasser- heller, hinten breit braun abgegrenzter Fleck und auf der Mitte ein weiterer, groß und weißlich hyalın. Var. ee (= bs. yochraceus, EB Ms creRse vvarıd Reur. 1. ı. c.): Oben ganz ockergelb, einfarbig, nur der Spitzenrand des Corium, sowie Grund und Spitze des Keils sind weißlich. Häufig kleiner als die 4 anderen Varietäten. 39. Die Nymphe beschreibt ReEuTER (Rev. crit. Caps. 173, 15) als spärlich goldig beflaumt, gelblich, einfarbig, mit rotem Fleck in der Mitte des Hinterleibsgrundes. Phytocoris rubricatus FaLL£n, Hem. Suec. 1828, 100, 45, Note. Lygus rufescens Hann, Wanz. Ins. I, 1831, St. 28, t. 4, fig. 18. (9.) Capsus varians HERRICH-SCHÄFFER, Wanz. Ins. VI, 1842, St. 45, t. 195, fig. 603. d. — Meyer, Stettin, Entom. Zeitg. II, 1841, No. 6, St. 84? — Schweiz. Rhynch. 1843, St. 69, No. 39. — KırscHBAUM, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 15 und 96, sp. 136. Capsus decoloratus MuLsant et Rey, Op. ent. in Ann. Soc. Linn. Lyon. 1852, p. 143 (Reuter, Hem. Gymn. Europ. Ill, 525) = Var. Capsus mautabilis Tuomson, Opusc. entom. IV, 1871, 447, 98, aber nicht Farıtn! Reuter, Hem. Gymn. Europ. III, 462.) Psallus varians FIEBER, Europ. Hem. 1861, 309, 14. — DousLas und Scotr, Brit. Hem. 1865, p. 418, 9, Pl. XIU, fig. 7. — Reuter, Caps Syn. 2102372 — Rev ent Caps 1800, A029 leme Gymn. Sc. et Fenn. 189, 15. — Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 138, 33, Tab. I, tig. 18, ac, e; 111, 1883, p. 462/und 523. SAUNDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, p. 305, 14. — Hem. Het. of the brit. ısl. 1892, p. 316, Pl. 29, fig. 9. -— Atkinson, Cat. of Caps. 1889, p. 167. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 39. — Osmanıy, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 907, 3015. Psallus distinetus FIEBER, Criter. 1859, p. 9, sp. 26. — Europ. Hem. 1861, p. 309, 15. — DoucLas und Scott, Brit. Hem. 1865, 1% Zus, 20) = Nee | Psallus insignis Fieger, Criter. 1859, 9, 27. — Europ, Hem. 185061, 309 aa! — 2a — Psallus nigrescens und Ps. ochraceus FIEBER, Europ. Hem. 1861, 306 = Var.! Bayern: In hiesiger, Nürnberger, Gegend auf Blumen nicht sehr selten. Hans. — Bei Bamberg auf Eichen. Funk. — Würt- temberg: In der Umgebung Ulms (Hochsträß-Waldungen), 6 und 7, nicht gerade selten. Hürser. — Elsaß-Lothringen: (Remiremont), Schlucht; rare. Reıser-Puron. — Nassau: SQ; Wiesbaden; einige- mal mit dem Streifnetz gefangen; z. B. hinter der Leichtweishöhle ; scheint selten; 6. KırschBaum. — Westfalen: Ein einzelnes Stück von KoLse, 17. VI. 1880 bei Öding geklopft; dasselbe gehört der var. insignis Fızs. (= var. c Reutr.) an. WestHorr. — Thüringen: Ps. distinctus FırB. bei Georgental selten. — KELLNER-BREDDIN. — Ps. varians H-S. von Dr. SCHMIEDERNECHT (Blankenburg) gesammelt. FoRker. — Schleswig-Holstein: In Gärten auf verschiedenen Sträuchern nicht selten. Wüstne. — Mecklenburg: Im Juni und Juli bei Schlemmin mehrfach gefangen, einmal anfangs Juli auch bei Bramow. Ranpparz. — Schlesien: Schon von Ende April (wohl überwinterte Exemplare) bis Ende Juni. Nach Meyer in der Schweiz auf und unter jungem Tannenwuchs häufig, auch auf Eprlobium angustifolium und Carex-Arten. Bei uns bisher nur von SCHNEIDER gefunden. ScHorz. — Ü. vartans Mey. in Schlesien bisher nur in einigen Exem- plaren von Dr. SCHNEIDER gefunden .... C. rubricatus Fa. in der Ebene und im Gebirge, auf Weiden- und Birkengesträuch, von An- fang Mai bis in den August, ziemlich häufig ... . Assmann. Aus Böhmen und der Schweiz auf Eichen. FIEBER. Hab. per maximam partem Europae. Usque in Suecia media! (D. Prof. Boueman) et in Alandia! (ipse) lectus. Praesertim in Quercetis, sed etiam in Alno, Acere, Fago et Salice, nec non in Pino sylvestri (D. Norman!) lectus. 1878. — Über den größten Teil Europas verbreitet und besonders auf Quercus, aber auch auf an- deren Laubbäumen lebend. Er ist fernerhin nach Grepzer in Tirol von Picea excelsa abgeklopft worden und Mryer-Dör hat ihn in der Schweiz Ende Mai bis Ende Juni auf und unter jungem Tannen- wuchs gefunden. Jedoch muß bemerkt werden, daß ich die Be- stimmung GREDLERS nicht kontrolliert habe und daß MeveEr-Dür wohl mehrere Arten verwechselt hat, so z. B. Ps. varians und die echten Nadelbaumbewohner Ps. lapponmieus Reut. und piceae Reurt. Jeden- falls habe ich Exemplare von Ps. varians gesehen, die von NoRMAN in Schottland auf Pinus silvestris zahlreich gefunden worden waren. 1908. REUTER. 29 — 452 — (Schweiz: Zu Ende Mai bis Ende Juni an einigen Stellen der Schweiz, besonders im Hügellande, an sonnigen, abgeholzten und verwilderten Waldabhängen, auf und unter jungem Tannenwuchs, häufig auch auf Epilobium angustifolium und hohen Carex-Arten .. Meyer. — P. varians Mey. mit den Varietäten nigrescens FiıEB. und ochraceus FIEB. . .. . wie oben! P. distinctus FıeB. (= var.) bei Burgdorf (Mever’s Sammlung). Frey-Gessner. — Tirol: Um das Mitterbad in Ulten, auf Fichten im Juli. GrEDLER. — Nieder- Österreich (Gresten): distinetus Fırs. auf Eichen, nicht häufig. SCHLEICHER. — Böhmen: Nach Firger auf Eichen in Böhmen, var. distinetus Fıes. Crit. sp. 26. Dupa. — England: Abundant on bir- ches at Darenth and elsewhere, in the London district, in June. Yellowish — white examples are the variety P. insignis of FIEBER. Dousras und Scott. (1865.) — Very common on oaks etc; June and July. Very variable in colour and size; sometimes almost en- tirely pale flavous, at others brownish. (1875.) — Very common on oaks and also on other trees. (1892.) SAuNDERS.) 202 (594) diminutus Ke. Capsus diminutus 89: 1!le’ long., !/a—?ls'' lat., oblongo- ovatus, dilute rufescenti-fHavescens, pubescentia subtili, flavescenti, parum aureo-micanti, mtermixtis pilis nigris, modice nitidus, sublaevis; antennarum artic. 3 et 4 simul sumtis 2 fere aeque longis, art. 3 4 dimidio tantum longiore; prothorace breviusculo, modice convexo, marginibus lateralibus modice extrorsum curvatis; hemielytrorum corio apicem versus saepe laetius rubescenti, appendice basi late apiceque alba, media rubida; femoribus praecipue apicem versus crebre fusco-punctatis, posticis incrassatis, tiblarum spinis nigris ex punctis subtilibus nigris nascentibus; abdominis segm. ultimo in d infra carinato. KırscHBAaun. Länglich eiförmig, schwach glänzend, gelblich (Ks.: hellrötlich- gelb, das Weibchen meist röter als das Männchen, junge Exemplare sehr blaß) und mit gelbem, schwach goldigschimmerndem, leicht aus- fallendem, anliegendem Flaumhaar und schwarzen Haaren dazwischen bedeckt. (FieB.: orangegelb, gleichfarbig, dicht goldgelb behaart.) Der ziemlich kleine Kopf ist breiter als lang, ?/s so breit als der Pronotumgrund und mäßig nach unten geneigt; der Scheitel ist beim d von !/ig.—°/a, beim 9 von doppelter Augenbreite; der schwarz- spitzige Schnabel überragt nur wenig die hinteren Hüften. Die hell- gelblichen Fühler sind länger als der halbe Körper, ihr erstes Glied — 19 — ist kürzer als der halbe Kopf, das zweite 4'/amal länger als das erste, fast länger als die beiden letzten Glieder zusammen, so lang als das Pronotum am Grunde breit und beim d in seiner ganzen Breite leicht verdickt, beim @ nur an der Spitze etwas dicker, das vierte Glied ist °”/s so lang als das dritte (oder, Rr., ''s kürzer als das dritte). Das gelbweißliche Pronotum ist etwas nach vorne geneigt, vorne mehr als halb so breit als hinten, hat fast verstrichene Schwielen und ist beim @ manchmal orangerot gezeichnet; das Schildchen ist hellgelb, oft mit rötlichem Anhauch; die Brust des 9 ist goldgelb gestrichelt, der Hinterleib ist beim d unten bräunlich, beim 9 beiderseits orangegefleckt. Die hellgraugelben Halbdecken sind beim d einfarbig, beim 9 häufig hinten hell orangerot, der gleichfalls orangerote Keil ist an Grund und Spitze weiß (Fıes.: Endrand des Corium von außen nach innen keilförmig weiß), die schwärzliche Membran ist nur wenig gezeichnet, ihre Adern sind hellgraugelb, die Verbindungsader weiß; die kleinere Zelle ist, wie die Spitze der größeren, schwärzlich ; hinter der Keilspitze findet sich ein glasheller Fleck. Die Beine sind graugelb, die Schenkel ziemlich dicht braun punktiert, alle Schienen sind mit ziemlich kräftigen, schwarzen, aus dunklen Punkten entspringenden Dornen besetzt; das dritte Fußglied ist an seiner Spitze schwärzlich; an den hinteren Tarsen ist das zweite Glied länger als das dritte, das dritte viel kürzer als die beiden ersten zusammen. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten abgestutzt, nicht gekielt. Länge: 3—3'/a mm. (1!/s‘.) Diese Art ist von allen ihr nahestehenden durch das abgestutzte Genitalsegment des 3 scharf unterschieden, dabei ist sie weit kleiner als Ps. varıans H.-ScH. und hat auch einen andern Bau der Fühler (3. Glied nur 1!/e so lang als 4.), die Weibchen sind (SAuNDERs) schwerer zu unterscheiden, von der Größe abgesehen. Sie ist auch dem Ps. albieinetus Ks. ähnlich, aber mehr länglicheirund, hat weniger dicke und weniger dicht getüpfelte Hinterschenkel, auch fehlen ihr die staubförmigen Pünktchen auf Kopf und Pronotum. Reuter unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 141) zwei Spielarten: Var. #: Die Clavus-Mitte, sowie eine Binde oder ein Fleck auf der Coriumspitze schwärzlich. Var. y: Halbdecken und Schildchen fast ganz rot, die St und ein Mondfleck am Grunde des Schildchens, sowie die Keilspitze weiß; Pronotumfarbe ins Rötliche gehend. Die Nymphe beschreibt Reuter (Rev. crit. Caps. 174) als von I nd Gestalt der Imago, hellgelblich, goldig beflaumt und schwarz behaart, die Augen, die bis zu den hinteren Hüften reichende Schnabelspitze, sowie die Spitze der Tarsen schwarz; Schienen und Flügelstummel (letztere verschwommen) schwarzpunktiert. Capsus diminutus KırscHhpeaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 19 u896,25p.,.1970: Su 120,828 Psallus diminutus FIEBER, Europ. Hem. 1861, St. 309, 16. — REUTER, Caps. Syn. 21, 36. — Rev. crit. Caps. 1875, p. 174, 16. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 190, 16. — Ent. Monthl. Mag. XIII, 86. — ‘Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 140, 35, Tab. VI, fig. 4; II, 1883, p. 462 u. 523. — SAUNDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1876, p- 655, 14a. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 316. — Ar- KInsoN, Cat. of Caps. 1889, p. 163. — Purton, Cat. 4. ed. 1899, p. 75, 41. — Osuanm, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 908, 3017. NB! Phytocoris roseus FaLL£n, Hem. Suec. 1829, p. 101, 47, gehört nach Reuter (1875 u. 1879) teilweise hierher. Bayern: Bei Bamberg auf Eichen. Funk. — Württemberg: Bei Ulm bis jetzt nur einmal (6. VII. 1893 im Wiblinger Staats- wald) gefunden. HürBerR. — Baden: Von Hartmann, Sommer 1894, bei Fahrnau gefunden. Hürser. — Elsaß-Lothringen: Hettange (B.). ReıBer-Puton (Suppl.). — Hessen-Nassau: d9Q, Wiesbaden; auf Eichen, z. B. hinter dem Turnplatz und auf dem Neroberg mit Ü. albicinc- tus, nicht selten; 6. KırschBaum. — Bei Frankfurt a. M. auf niederem Gebüsch, Eichen, Eschen usw., 6 und 7, nicht gerade selten: Wall- dorf, 20. VI. 1907, Berger Höhe, 22. VI. 1907; Louisa, 23. VI. 1909. Gunpe. — Thüringen: Ps. diminutus Kp. var. von Dr. SCHMIEDERNECHT (Blankenburg) gesammelt. Fokker. — Von Herrn A. Frank, 8. 1891, bei Erfurt auf Eichen gefunden. Hürser. — Schleswig-Holstein: Ein Stück bei Sonderburg im August 1891 gefangen. Wüstxeı — Provinz Preußen. BRISCHRE. Auf Eichen nicht selten, in Deutschland um Wiesbaden und in der Schweiz. FIEBER. Hab. in Quercetis: Germania!, Helvetia!, Gallia!, Britannia! et Suecia!: usque in Suecia media! et in Fennia australi! occurnit. (1878.) — Austria inferior!, D. Löw. (1883.) REUTER. Hab. S. Scandinavia, Germany, S. Austria, Switzerland, France, Britain. ATKINSON. (Schweiz: Auf Eichen gesellschaftlich; Burgdorf (Meyer), S. Prex (FoREL). FREY-GESSNER. — Böhmen: In Wäldern auf Eichen, manch- = 2.499 — mal ziemlich häufig; Teplitz, Wartenberg, Neuhaus (6, 7). Duna. — Nach H. P. Löw in Nieder-Österreich. Reuter. (An. Hem. 194.) — England: The small size, which seems to be a pretty constant character, will best serve to distinguish this species. I believe it occurs generally with P. varians, of which I have hitherto con- sidered it only a variety. (1876.) —- Not rare, but probably over- looked; on oaks, Woking . .. . (1892). SaunpErs.) 203 (595) albicinctus KırscHe. Capsus albicinctus 89: 1%/3“ long., ?/s3“‘ lat., oblongo-ovatus (Ö) aut obovatus (9), sublaevis, opacus, elytris abdomineque modice nitidis, nigro-pilosus, aureo-Havescenti-pubescens, testaceus, rubido- notatus, praesertim elytris laeta rubedine tinctis; capite thoraceque atomis nigricantibus aut fuscis; antennis breviusculis; hemielytrorum margine externo pallido, appendice rubra, pallide eircumeincta; sub- tus lineis duabus longitudinalibus parallelis rubidis, abdominis segm. ultimo in d infra obtuse carinato; femoribus creberrime fusco-punc- tatis, posticis incrassatis, tiblarum spinis nigris ex punctis nigris nas- centibus. KırscHBaum. Kurz eirund (Ks.: 3 länglich verkehrt eiförmig, 9 verkehrt eiförmig), von gelbgrauer, oft ins Rote spielender Färbung (Ke.: hellgelb, rot überzogen, mit schwarzen oder bräunlichen Punkten), fast glatt, mehr matt als glänzend und bei kurzem, anliegendem, hinfälligem, goldigem Flaumhaar dicht schwarz abstehend behaart. Der nach unten gerichtete, etwas breiter als lange Kopf ist dunkel, mit schwarzbraunen Punkt-Stäubehen besät und mit meist heller, mittlerer, durchlaufender Längslinie; die Stirne ist öfters orange gezeichnet; der Scheitel ist beim d von doppelter, beim 9 von mehr als doppelter Augenbreite; der graugelbe, an seiner Spitze schwarze Schnabel ragt etwas über die hinteren Hüften hinaus. Die hell- gelblichen (hellgraugelben Rr.) Fühler sind etwas länger als der halbe Körper; ihr erstes Glied ist merklich kürzer als der halbe Kopf, zylindrisch, vor dem Grunde dünner werdend (Ke.), zeigt inn- seits 2 braune, ganz kleine Punkte und ist an der Spitze häufig rötlich (Rr.), (Fıes.: Fühlerwurzel mit rotgelbem Ring); das zweite Glied ist so lang als die beiden letzten zusammen; das vierte Glied kaum mehr als !/s kürzer als das dritte. Das nach vorne geneigte, gut doppelt so breite als in der Mitte lange, dunkle Pronotum ist mit schwarzbraunen Punktstäubchen besät, hat meist eine hellere, mittlere, durchlaufende Längslinie sowie rote Seitenflecke; das Schild- — 456 — chen ist gelbgrau oder graurötlich, gleichfalls mit hellerer mittlerer Längslinie; Brust und Hinterleib sind graugelb, öfters mit zwei seit- lichen goldgelben Längsflecken (FiEB.: Unterseite orangegelb), der Bauch beim d manchmal am Grunde bräunlich. Die Halbdecken überragen den Hinterleib, beim 9 nur wenig, beim d weit, und sind in beiden Geschlechtern seitlich gekrümmt (Ke.: mit nach außen gebogenen Außenrändern), der etwas hellere Clavus hat öfters einige rötliche Flecke, das Corium ist, besonders hinten, mehr oder weniger hellrötlich, der orangerote Keil ist an Grund und Spitze weiß, die schwärzliche Membran ist nur wenig gezeichnet, hat weißliche Adern und dunklere Zellen; hinter der Keilspitze findet sich ein wasser- heller Fleck. Die Beine sind hellgraugelb, die Schenkel sehr dicht mit dunklen Pünktchen besät, die Hinterschenkel stark verdickt, besonders beim 9, die Schienen schwarz punktiert und kräftig schwarz bedornt, das letzte Tarsalglied ist an seiner äußersten Spitze dunkelbraun, an den hinteren Tarsen ist das zweite Glied etwas länger als das dritte. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten stumpf gekielt. Länge: 3'/«—3'/s mm (1'/’"). Nach KırschBaum ist diese Art seinem Ü. diminutus ähnlich, aber kürzer, gedrungener, und durch die schwarzen Atome auf Kopf und Vorderrücken, die mehr abstehenden und häufigeren, schwarzen Haare, den stärkeren Kopf, die kürzeren Fühler, die zahlreicheren und dichteren dunklen Punktflecken auf den Schenkeln, die roten Längslinien der Unterseite, das beim d stumpf gekielte letzte Hinter- leibssegment und den hellen Außenrand der Halbdecken deutlich verschieden. Nach Reuter ist diese Art von den ihr nächststehenden durch die kürzere und breiter-eiförmige Gestalt und die stärker ver- dickten Hinterschenkel leicht zu unterscheiden. Nach SAunpers hat diese Art etwa die Größe von diminutus Kp., ist aber eher kürzer und breiter und ihr Pronotum mehr gewölbt; sie unterscheidet sich ferner von den verwandten Arten durch das vorne breitere Prono- tum, durch die Färbung ihrer Oberseite, besonders des Ulavus, welcher von graulicher Farbe und mit dunkleren roten Flecken ge- sprenkelt ist, auch durch die äußerst feinen braunen Stäubchen auf Kopf und Pronotum; überdies findet sich hier eine zarte, blasse Mittellinie über Pronotum und Schildehen, die Halbdecken sind tiefer rot als bei diminutus, die Hinterschenkel sind stärker verdickt und die vorderen Schienen zahlreicher und kräftiger schwarz bedornt. Reuter unterscheidet (Hem. Gym. Europ. I, 148, 42) 2 Spiel- arten: — 457 — Var. &: Pronotumseiten, Schildchen und Halbdecken, beson- ders gegen die Spitze zu, mit hellem Rot gezeichnet. Var. #: Blasser graugelb, das Corium an der Spitze sowie der Keil orangerot. Capsus albieinctus KırscHBaum, Wiesbad. 1855, St. 19 050.38, St. 1172,29. las ns FiegerR, Eur. Hem. 1861, St. 307, 5. — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, p. 174, 17. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 190, 17. — Hem. Gymn. Europ. I, 1879, p. 148, 42, Tab. VI, fig. 3; III, 1883, p. 463 u. 523. — Saunpers, Hem. Het. of the brit. isl. 1892, p. 316. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 161. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 76, 43. — OsuHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 908, 3020. Nassau: 39; Wiesbaden; auf Eichen, z. B. hinter dem Turn- platz und auf dem Neroberg mit O©. diminutus; scheint seltener; 6. Kırschraun. — Westfalen: Einmal von mir, 14. IX. 1879 bei Münster (Gievenbeck) von Eichen geklopft. WESTHOorF. Hab. in Quercetis et Fagetis: Dania! Germania et Helvetia!; in Salicetis: Gallia borealis, D. Lerkierry. (1878.) — Belgia, D. Dereu- PENER; Austria inferior (Wien!), D. Prof. Mayr. (1883.) REUTER. Hab. Denmark, Germany, S. Austria, Switzerland, N. France, Belgium. ATkınson. (Schweiz: Auf Eichen im Juni; Gyrisberg bei Burgdorf (M.). FREY-GEssneR. — Bei Wien nach Herrn Prof. Mayr. ReuTER. (An. Hem. 194.) — England: one @ on Salix, Chobham, July. Reurer says it occurs also on oaks. 1892. SAuNDERS.) "nunctulatus Pur. Mat et glabre en dessus; d’un flavescent päle .ou carne, ir- rögulierement ponctue de rouge vif en dessous. Töte avec quel- ques lignes transverses rouges, tres-fines, sur le front. Pronotum, &cusson et &lytres parsemes de petites taches d’un rouge vif; corie ayant sur sa partie mediane une tache de möme couleur a contours indötermines, qui part de l’extr&mite et vient se perdre vers la partie moyenne. Membrane tres-l&gerement obscurcie; nervures des cellules jaunätres. Femurs ponctues de noir; tibias & soies noires sortant de points. noirs regulierement espaces et en lignes sur le cötE externe. Long. 3!/g mm. Puton. — 458° — Ziemlich breit (9), oberseits hellgraugelblich mit roter, unten mit orangegelber Zeichnung; schwarz behaart und ziemlich lang gelblich beflaumt. Der Kopf etwa °/x schmäler als der Pronotum- grund, mit gelbroten, queren, beiderseits oben zusammentreffenden Stricheln auf der Stirne und einigen ganz feinen Pünktchen auf dem Scheitel; letzterer beim d */s, beim 9 etwa doppelt schmäler als das Auge. Die Fühler sind gelbgrau. Das Pronotum ist 2mal breiter als am Grunde lang, etwa ?°/, breiter als der Kopf, am Vorderrand manchmal mit einer Doppelreihe feinster dunkler Pünkt- chen, seine Mitte frei, an seinem Grunde runde, hellrote, meist in 2 krummen Reihen liegende Tüpfchen. Das Schildchen zeigt 4 rote Flecke. Die Halbdecken tragen unregelmäßige, hellrote, da und dort zerstreute und an der Coriumspitze manchmal zusammenfließende und dann einen großen schiefen Fleck bildende Tüpfchen; nicht selten ist das Corium jedoch ganz frei von Flecken; der graugelbe Keil hat weißen Grund und gleichfarbene Spitze. Die hell rauch- graue Membran hat gelbgraue Adern; hinter der Keilspitze findet sich ein kleiner wasserheller Fleck. Die Beine sind graugelb, die Schenkel sind braun punktiert (und zwar oben an der Spitze nur fein und leicht dunkel punktiert, unten größer braun getüpfelt, sogar in Reihen), die Schienen tragen ziemlich kräftige schwarze, aus dunklen Punkten entspringende Dörnchen, an den Tarsen hat das letzte Glied eine dunkelbraune Spitze. Der männliche Geschlechts- abschnitt hat unten keinen Längskiel, dafür aber einen großen, weißlichen, schief nach rückwärts gerichteten Dorn am linken mitt- leren Rand der Öffnung und darüber ein deutliches Höckerchen. Länge: 3°/s mm. — Diese Art ist von den ihr verwandten durch den breiten, kräftigen, fast dem Ps. lepidus ähnlichen Körperbau (wenigstens beim Weibchen) sowie durch das Aussehen von Prono- tum, Schildchen und Halbdecken (welche blaßgelbgrau und mit hell- roten oder orangeroten Flecken hübsch gezeichnet sind), leicht zu unterscheiden. — Nach Puron, 1. i. ce. ist: „cette esp&ce plus de- primee sur le dos et proportionnellement plus large que les autres especes du genre.“ Psallus punctulatus (FieB.) Puron, Ann. Soc. Ent. France (5. s.), IV, 1874, p. 220, 10 und t. VI, fig. 4. — Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 144, 38; III, 1883, p. 463 u. 523. — ATKInson, Cat. of Caps. 1889, p. 165. — Purton, Cat. 4. ed. 1899, p. 76, 44. — OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 909, 3021. — 459 — Hab. in Gallia (Saint-Baume, Var!) Dr. Purox. (1878.) — Austria (Wien!), D. Prof. Mayr; Graecia (Taygetos!), D. Dr. Krurprr. (1883.) REUTER. Hab. France, Austria, Greece. ATKINSON. ? 204 (596) luridus Reur. Corpus luridum, totum opacum, sat subtiliter pallido-pubes- cens. Scutellum saepe fuscescens, basi utringue ochraceum. Corium postice plaga vel macula fuscescente. Vertex oculo circiter 23 (8) vel duplo-fere 2'/2 (9) latior. Antennae articulis ultimis simul sumtis secundo longitudine aequalibus, quarto tertio duplo fere breviore. REUTER. Fahl graugelb, ziemlich glanzlos, auf feinem, ziemlich langem, hellem Haarflaum dunkelbraun behaart, das d mehr länglich (Reuter kennt, 1879, nur ein von Dr. Purox bei Gerardmer in den fran- zösischen Vogesen gefangenes Männchen). Kopf groß und dick, wenig ausgezogen, stark abfallend, beim @ mit den Augen etwa !/a breiter als lang, nur ?/s schmäler als der Pronotumgrund, beim d °/r schmäler als dieser; der Scheitel beim @ 1—1'/gmal breiter als das große Auge, beim d nur ?/s breiter. Der Kopfschild ziemlich stark gebogen; die Kehle deutlich; die schwarzen Augen (9) groß und stark gekörnt. Der gelbgraue, schwarzgespitzte Schnabel ragt beim 9 über den Ansatz des Legerohrs hinaus, beim d über den Grund des Genitalsegments. Die einfarbig gelbgrauen, fein behaarten Fühler sind '/s kürzer als der Leib (samt Decken); ihr erstes Glied ist un- gezeichnet oder innen mit braunem Punkt; das zweite Glied ist so lang wie die beiden. letzten Glieder zusammen; das dritte Glied ist (2) doppelt so lang als das vierte. Das fahlgelbgraue Pronotum, glanzlos und behaart wie oben, ist (9) am Grunde fast doppelt so breit wie an der Spitze und dort etwas breiter als lang, hat deut- liche Schwielen und ist auf Fläche wie hinterem Rand manchmal ganz fein braun punktiert; beim d ist das Pronotum vorne fast schmäler als lang, seine hintere Fläche ist breit braungraugelb, die Schwielen sind dunkelbraun; das Schildchen ist beim 9 rostfarben, öfters mit dunkler Spitze, beim d ganz dunkel, nur am Grunde beiderseits mit einem rostfarbenen Punkt. Die fahlgraugelben, kaum glänzenden Halbdecken sind schwarz behaart und dicht hell be- flaumt; beim 9 ist die Kommissur, die Clavusspitze und ein Fleck hinten am Corium bräunlich oder schwarz, beim d sind die Halb- decken ziemlich dunkel und findet sich am Grunde des Keils ein — 460 °— weißlicher Mondfleck; die Membran ist hellrauchgrau, ihre Adern sind graugelb, an der Keilspitze findet sich ein wasserheller Fleck. Die Beine sind einfarbig fahlgelbgrau, die Schenkel etwas spärlich, häufig in Reihen, braun punktiert, die Hinterschenkel leicht verdickt, alle Schienen tragen ziemlich lange, dunkelbraune Dorne, die aus sehr kleinen, schwarzbraunen Punkten entspringen und, wenigstens an den vorderen Schienen, bei gewisser Beleuchtung lichthellgrau erscheinen; an den Tarsen ist das zweite Glied '/s kürzer als das dritte, das letzte Fußglied ist entweder ganz oder nur an seiner Spitze dunkelbraun. Länge: 4—4'/s mm. Diese Art zeichnet sich nach Reuter durch ihren Kopfbau — (Rr. kannte damals nur das 9!) — aus und unterscheidet sich hier- durch von allen anderen, so daß sie fast eine andere Gattung bilden möchte. Die helleren Exemplare ähneln auf den ersten Blick dem Orthotylus fuscescens K., unterscheiden sich aber durch den Haken der Flügelzelle und die punktierten Beine. Unsere Art ähnelt auch etwas dem Ps. lapponicus Reur., ist aber ganz fahlgelbgrau, glanzlos und auf der Oberseite mit hellen, nicht goldig schimmernden und weniger hinfälligen Härchen bedeckt. Reuter beschreibt (H. Gymn. Europ. I, 133, 28) 2 Spielarten: Var. #: Scheitel und Pronotum nur spärlich mit feinsten Pünkt- chen besät. Var. y: Die Zeichnungen auf den Halbdecken verschwommen, die braune Behaarung nur angedeutet. Psallus buridus Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 135, 28, Nabaltie2 18, d. (Kopp) 21873 EVENTS Sp Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 164. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p-. 76, 46. — Osuanıs, Verz. d. pal. Hem. 1909, p. 909, 3023. (Diese Art läuft, nach REUTER, in GrepLer’s „Nachlese zu den Wanzen Tirols, St. 557° als „Sthenarus Rotermundi ScHoLTz“.) Württemberg: Bei Ulm, im Söflinger Bergwald, 26. VI. 1890, 2 Exemplare (det. Horv.) gefangen. HürBEr. Hab. in Larice: Gallia?, D. Lerumerrv; Tyrolia (Schalders!), D. Dr. GrepLer; Hungaria (Tatra!) D. Dr. Horvarn. (1878.) — Marem in Gallia (Gerardmer!) legit D. Dr. Puron. (1879.) — Ebenfalls eine montane und alpine Art, von den Vogesen bis in die Karpathen ver- breitet. Sie lebt nach GrEDLER in Tirol auf ZLarixz europaea (von GrepLeR als Sthenarus Rotermundi irrig angegeben, sec. spec. typ.), ebenso nur auf Larixz ım Juli und August in Kärnthen, Steiermark — al — und Salzburg (Handlirsch), nach Horvaru aber auf den Ungarischen Karpathen auf dem Tatragebirge im August auf Picea excelsa. (1908.) REUTER. Hab. France, Tyrol, Hungary. Arkınson. (Tirol: Siehe unter Sthenarus Rotermundi Scuortz! H.) * Japponicus REurt. Supra fusco-testaceus vel fusco-rufus, parce nigro-pilosulus pilisque faciliter divellendis aureis subtilius pubescens, capite sat magno pronotoque opaculis, antennis pedibusque flavo-vel albido- testaceis, ıllıs pilosulis, articulis ultimis duobus simul sumtis secundo longioribus (S), vel huic longitudine aequalibus (9), articulo quarto tertio cireiter duplo (9) vel °— fere '/s (4) breviore; femoribus parce, dilute et minute fusco-punctatis, tibiis anticis subtiliter, saepe testaceo-spinulosis; membrana dilute fuscescente, fere innotata; ver- tice oculo duplo (3) vel fere duplo et dimidio (9) latiore; segmento maris genitali carinato. Long. d 4'ls——-4!/», @ 4—4!/,. REUTER. Oben mehr oder weniger dunkelbraungraugelb oder braunrotgelb, manchmal auch in hellerer, rötlichgraugelber Varietät, unten rosig, dabei mit spärlichen schwarzen Härchen und leicht ausfallendem, goldigem, ziemlich zartem Flaumhaar bedeckt. Der bräunliche Kopf groß, glanzlos, etwa '/, schmäler als das Pronotum am Grunde breit; der Scheitel beim d von doppelter, beim 9 von 1!/s Augenbreite. Der graugelbe, an seinem letzten Glied fast ganz schwarzbraune Schnabel ragt weit über die hinteren Hüften hinaus. Die Augen sind schwarz und ziemlich stark gekörnt. Die graugelben oder weißgelbgrauen Fühler sind fein behaart, ihr erstes Glied ist un- gezeichnet; das zweite Glied beim 9 so lang als die beiden letzten Glieder zusammen, beim d kürzer; das dritte Glied !/s—!/a kürzer als das zweite; das vierte Glied beim 9 ums Doppelte, beim d um ®/a—!ls kürzer als das dritte; die beiden letzten Glieder manchmal dunkel. Pronotum glanzlos, dunkelbraun; Schildchen bräunlich, schwach glänzend, die Schwiele am Grunde beiderseits rostrot. Die schwachglänzenden Halbdecken einfarbig braungraugelb; der Keil am Grunde mehr oder weniger breit weißlich, seine Spitze fast gleich- farben; die Membran hellbräunlich, fast ungezeichnet, ihre Adern graugelb, die Zellen fast ganz durchscheinend; hinter der Keilspitze ein ziemlich großer, weißwasserheller, hinten dunkel gesäumter Fleck. Beine gelbgrau oder weißlich graugelb, die Schenkel nur spärlich, ziemlich hell und sehr fein punktiert, die Schienen aus dunklen a Punkten schwarz bedornt, die vorderen Schienen mit zarten, meist gelbgrauen Dörnchen besetzt; an den hinteren Tarsen ist das dritte Glied ganz oder fast so lang als die beiden ersten Glieder zu- sammen. Länge: d 4!/;—4!/s, 9 4—4'],. Nach REUTER ist dies eine auffallende und sehr ausgeprägte Art, die sich von Ps. varians (Mey.) H.-Sch., dessen Var. & sie an Färbung außerordentlich ähnlich ist, durch den größeren Kopf und besonders den breiteren Scheitel sowie durch das fast glanzlose Pro- notum, die deutlich behaarten Fühler, den längeren Schnabel, die zarteren, oft graugelben Dorne an den Vorderschienen und durch den Bau der hinteren Tarsen unterscheidet; von Ps. roseus durch die ganz gelbroten Fühler, durch das dritte Fühlerglied, das (wenig- stens beim 9) mehr als doppelt so lang als das vierte ist, durch die Färbung usw. RevuTER unterscheidet (Hem. Gymn. Eur. I, 1878, 134) noch eine Var. #: Heller rötlichgraugelb. Capsus lapponicus Reuter, Nya Sv. Caps. in Öfvers. Vet. Akad. Förh. 1874, p. 47, 18. — Rev. crit. Caps. 1875, 172, 14. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 188, 14. — Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 134, 29; Ill, 1883, p. 524. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, 164. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 76, 47. — Osnanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, 909, 3024. Capsus varians MEYER, Schweiz. Rhynch. 1843, St. 69, No. 39, teilweise! („Gewöhnlich zieht die Färbung mehr ins Grünlich- bis ins Olivenfarbige,“ — „auf und unter jungem Tannenwuchs‘.) Psallus quercus GREDLER, Nachlese zu den Wanzen Tirols, SERDORE (Elsaß-Lothringen: Un expl. de Remiremont (franz. Vog.! H.). REıBer-Puron: Suppl.) Hab. in Lapponia media!, Prof. Boneman!, Gallia (Vosges!), D. Dr. Purox; etiam in alpibus Helvetiae! (4000—5000‘) et in alpe Jura (3000°) in Pino picea, D. Prof. Frey-Gzssner; Tyrolia (versi- militer in Larice, Steinwand, 5000'!), D. GrEDLER (= Apocremmus (Quercus in GrepL. Nachl. Wanz. Tir., St. 557, sec. spec.)!; Hungaria (Tatra !), D. Dr. Horvara. (1878.) — Boreal, montan und alpin, ist auf Picea excelsa in der Schweiz bis zur Höhe von 4000—5000' ü. M. und an den Juraabhängen bis zur Höhe von 3000’ gefunden worden. Auf den Karpathen, Tatra, kommt er im Juli und August sowohl auf Picea excelsa wie auch auf Abies alba vor. Auf Larix europaea — 463 — ist er in Tirol bis hoch auf 5000° ü. M. und in der Moldau, Cruce, gefunden worden. In Lappland aber lebt dieselbe Art, nach gefl. Mitteilung von B. Poppiws, auf Salices (1908). REUTER. Hab. Lapland, Switzerland, France, Tyrol, Hungary. Arkıyson. (Tirol: Siehe unter Ps. Quercus Ke.! H.) * Piceae REur. Pallido-testaceus, oblongus, parum nigro-pilosus et teniter, sed sat longe pallide favo-pubescens, pilis his faciliter divellendis, capite majusculo, antennis pedibusque concoloribus, illis subtiliter pilosulis, articulo secundo duobus ultimis simul sumtis longitudine fere aequali, quarto tertio cireiter '/s breviore; femoribus parce fusco-punctatis, tibiis antieis subtiliter et saepe testaceo-spinulosis; hemelytris ple- rumque colore leviter in rubidum vergente, cuneo apice concolore, membrana parum signata; vertice oculo duplo (3) vel fere duplo et dimidio (9) latiore; maris segmento genitali subtus acute et alte carinato. Long. 3'/—4 mm. Re£uTeEr. Länglich, fast parallelseitig (und zwar in beiden Geschlechtern), hell graugelb, nur wenig glänzend und auf feinem, aber ziemlich langem, hellgelbem, hinfälligem Haarflaum spärlich schwarz behaart. Der Kopf ist etwas groß, nur */s schmäler als der Pronotumgrund; der Scheitel ist beim d von doppelter, beim @ von 1'/»z Augenbreite. Der graugelbe, an der Spitze schwarzbraune Schnabel ragt weniger weit über die hinteren Hüften hinaus. Die hellgrauen, gleichfarbenen Fühler sind mit feinen Härchen besetzt; ihr erstes Glied ist ein- farben oder zeigt innseits 2 ganz kleine, dunkelbraune, borsten- tragende Punkte; das zweite Glied ist beim d im ganzen, beim 9 nur gegen die Spitze zu leicht verdickt und fast so lang als die beiden letzten Glieder zusammen: das vierte Glied ist !/s kürzer als das dritte. Die Färbung der langen Halbdecken sticht meist leicht ins Rötliche; das Corium ist entweder bis zu seinem Spitzen- rand gleichmäßig gefärbt, dabei der Keil an seiner Spitze gleich- farben oder es ist blaß, an seiner Spitze bandartig bräunlich und am Spitzenrand ganz schmal weiß, in welchem Falle dann der Keil am Grunde breit weißlich, an Spitze und Rändern ziemlich sattrot ist; die Membran ist nur wenig gezeichnet, ihre Adern sind gelb- grau, die Zellen an der Spitze braun; hinter der Keilspitze ein fast rechtwinkliger, heller, bis zur Spitze der kleineren Zelle reichender Fleck. Die Beine sind gleichfarben, hell und beflaumt; die Schenkel sind spärlich braun punktiert, ebenso die Schienen, die vorderen oft na nur verschwommen und dann mit zarten, oft graugelblichen Dörn- chen besetzt; die Tarsen sind samt Klauen vollständig graugelb, ihr letztes Glied ist länger als das zweite und kaum kürzer als die beiden ersten zusammen. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten scharf und am Grunde hoch erhoben gekielt. Länge 3!/, bis 4 mm. Nach REUTER unterscheidet sich diese Art von Ps. varıans (Mzy.) H.-Sch. durch ihren Kopfbau, durch die weit feinere und meist gelbgraue Bedornung der Vorderschienen und durch anderen Bau der hinteren Tarsen; von Ps. diminutus Ke. durch ihre etwas größere Gestalt, durch den Bau von Kopf und Tarsen und durch das unten gekielte männliche Genitalsegment. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 135) noch eine: Var. #: Clavusspitze und hinteres Corium (fast in Bandform) schwärzlich; der Scheitel kaum mehr als von doppelter Augenbreite. 9. Psallus Piceae REUTER, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 155, 30; II, 1883, p. 524. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 165. — Purton, Cat. 4. ed. 1899, p. 76, 48. — OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, p- 30973023. NB! Capsus varians MEYER, Stettin. Entom. Zeitschr. II, 1841, St. 84, 2. — Schweiz. Rhynch. 1843, p. 69, No. 39. — Herrich- SCHÄFFER, Wanz. Ins. VI, 1842, St. 25, fig. 603 zählen möglicher- weise auch hierher. Vergl. bei No. 201 (Ps. varians H.-ScH.)! Hab. in Pino Picea et sylvestri: Helvetia!, D. MEver-Dver. (1878.) — Von MEyEr-Dver in der Schweiz entdeckt, aber mit Ps. varians verwechselt, lebt auf Picea excelsa, auf welchem Baum er auch in der Moldau von MonrtAanpon gefunden worden ist. (1908.) REUTER. Hab. Switzerland. Arkınson. — Helvetie. Purox. (1899.) — Helvetia, Romania. ÖOsHanin. * pinicola REuT. Supra rufescenti-testaceus, parcius fusco-pilosulus et pilis pallide aureis faciliter divellendis parcius et subtiliter pubescens, capite magno, pronoto scutellogque opaculis, hoc praecipue plerumque fus- cescente; antennis pedibusque fHlavo-testaceis, illis pilosulis, articulis ultimis duobus simul sumtis secundo nonnihil longioribus, articulo quarto tertio circiter °/s breviore (9); femoribus parce et minute fusco-punctatis, saepe fere innotatis, tibiis anticis subtiliter, saepe testaceo-spinulosis; membrana dilute infumata, parum notata; vertice feminae oculo magis quam duplo latiore. Long. Q@ 2°/ı—3 mm. REUTER. Oberseits rötlich graugelb (d. h. @, denn das mutmaßliche Männchen wurde nach Reur., Hem. Gymn. Europ. I, 179, Obs. 1, erst 1877 von D. Horvara in 1 Exemplar gefunden; ein anderes, _ abweichendes d aus Ungarn beschreibt Rr. unter Obs. 2, 1. c.) und mit hellem, goldigem, hinfälligem spärlichem, zartem Haarflaum sowie ziemlich spärlichen, dunkelbraunen Haaren besetzt. (Fiee.: Rotgelblich, ganz goldgelb behaart und gewimpert.) Frisch ge- häutete Exemplare sind mit ziemlich dichtem, leicht ausfallendem Flaumhaar bedeckt. Der hellgraue oder braungelbliche Kopf ist beim @ groß und nur !/s schmäler als der Pronotumgrund, beim d von mittlerer Größe und etwa ?/s schmäler; der Scheitel ist beim 9 von mehr als doppelter Augenbreite, beim d etwa ?/s breiter als das Auge; der gelbgraue, schwarzgespitzte Schnabel reicht (9) bis zur Bauchmitte. Die gelblich-grauen Fühler sind fein behaart; das zweite Glied (9) ist etwas kürzer als die beiden letzten (kaum dunkleren) Glieder zusammen, beim J ziemlich dick und den letzteren an Länge gleich; das dritte Glied ist '/s kürzer als das zweite; das vierte Glied (9) °/s kürzer als das dritte. Das rotgraue Pronotum ist ziem- lich glanzlos, an der Spitze häufig gelblich und in seinem hinteren Teil meist bräunlich, beim d ist es vorne nicht breiter, eher schmäler als lang; das glanzlose Schildchen ist meist bräunlichgraugelb. Die fast einfarbigen Halbdecken sind beim d sehr lang, die Hinterleibs- spitze noch mit dem größten Teil der Membran überragend; beim 9 ıst der ganze Clavus und das Corium bis zum Spitzenrand rötlich- graugelb, der Rand selbst ganz schmal weißlich; der leicht bräun- liche Keil ist an der Spitze schmal, am Grunde breit weißlich; die Membran ist hellrauchgrau, nur wenig gezeichnet, ihre Adern sind hell, teilweise auch rötlichgelbgrau; hinter der Keilspitze der be- kannte Fleck (siehe Vorgänger!); die Zellen sind fast ganz durch- scheinend, nur an der Spitze leicht bräunlich. An den gelbgrauen Beinen sind die Schenkel spärlich und sehr klein dunkelpunktiert, die Schienen mit schwarzen, aus sehr kleinen dunklen Punkten ent- springenden Dörnchen besetzt, die an den vorderen Schienen zarter und häufig graugelb sind; das letzte Tarsalglied ist an der Spitze leicht bräunlich; das dritte Fußglied ist länger als das zweite und ‚etwas kürzer als die beiden ersten zusammen. Der männliche Ge- ‚schlechtsabschnitt ist unten fein gekielt. Länge: 9 2°/4—3, d 3!/e bis 3°/s mm. (13/4). Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 30 —.2 Reuter beschreibt (Hem. Gymn. Europ. I, 179) 4 Spielarten: Var. &: Oberseits hell rotgelbgrau, Grund und äußerste Spitze des Keils weiß. 9. Var. £: Wie var. @, nur daß Schildchen und oft auch Kopf und Pronotum bräunlich sind. 9. Var. y: Kopf, Pronotum, Schildchen und Keil dunkelbräunlich, letzterer mit weißlichem Grund und heller Spitze; rötlichgraugelb sind ein beiderseitiger Fleck am Schildchengrund, der Clavus und das Corium. Var. d: Oberseits russig oder dunkelbraun, nur der Keilgrund weißlich, oft ist die Membrannaht am Keil blutrot; die Membran selbst ziemlich dunkel rauchfarben. 39. Psallus pimicola REUTER, Gen. Cim. in Bih. Vet. Akad. Handl. Il, (1, 1875, p. 51. — Hem. Gymn. Europ. 1, 1878, p. 132, 27 und p. 179; III, 1883, p. 462 und 524. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, p. 165. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 76, 49. — OsHanın, Verz. der pal. Hem. 1909, St. 909, 3026. Psallus roseus FiEBEr, Europ. Hem. 1861, St. 308, 12, aber weder Faprıcıus’, noch Farren’s, noch KırscHBAaum’s! Elsaß-Lothringen: Remiremont; (franz. Vog.! H.), sur les coni- feres. REIBER-PUTon. Auf Acer campesire in Schweden, Deutschland und der Schweiz. FIEBER. Hab. in Pino picea et in Abiete pectinata: Gallia!, Dr. Purox; alpes Helvetiae! (4—5000’) et in Jura! (3000°), Prof. FREY-GESSNER; Hungaria (Tatra!), Dr. v. Horvara. (1878.) — Galicia (Angielow), D. Dr. v. Horvarm. (1885.) — Montan und alpin, von den Vogesen bis in die Karpathen verbreitet. Er lebt in Frankreich im Norden, auf den Vogesen und Alpen auf den Ooniferen; in der Schweiz auf den Alpen bis zur Höhe von 4—5000° und an den Juraabhängen 3000° hoch ü. M. auf Picea excelsa und Abies alba, auf P. excelsa im August in Nieder-Österreich und Kärnthen, wie auch im Juli und August auf den ungarischen Karpathen und in der Moldau. (1908.) REUTER. Hab. France, Switzerland, Hungary. Arkınson. 205 (597) roseus Far. L. virescens elytris pallidis ano rufo. Fapkrıcıus. L. sanguineus capite elytrorumque apicibus albidis, alis fuscis. FABrıcıus. — 461 — Länglich eiförmig, sehr zart, in Färbung und Zeichnung sehr wechselnd: rot, rosa, hellgelb, weißlich und mit leicht ausfallendem,, weißlichem oder hlaßgoldigem Flaumhaar bedeckt, dem auf den Halbdecken auch noch schwarze Haare beigemischt sind. — (Der. Sc.: rosy, clothed with fine, depressed, yellow hairs, disposed in somewhat Irregular patches and sparingly intermixed with somewhat erect, black ones; Cuneus pale grayish-white. — Kırsche.: weißlich mit weißlicher Behaarung, oben mit mehr oder weniger lebhaften purpur- roten Flecken, die sich öfters so ausdehnen, daß die ganze Ober- fläche rot erscheint, nur der Anhang stets durchscheinend weiß. — Fror: hellrot oder bleichgelb, selbst weiß, fein hellgelb behaart, die Oberseite mit leicht abwischbaren silberweißen oder hellgelben Schüppchen, auf den Decken einige zerstreute schwarze Härchen. — SAUNDERS: varies in colour from bright red to whitish-grey, with a few small red spots on the elytra, cuneus always white, unspotted). — Der Kopf häufig rot oder gelbrot gezeichnet; der Scheitel beim d 1!/,, beim 9 2mal breiter als das Auge; der hellgelbe, dunkelspitzige Schnabel reicht bis zu den hinteren Hüften. Die hellgelben, an der Spitze leicht bräunlichen Fühler haben ?/s Körperlänge; ihr erstes, nur wenig verdicktes Glied ist kürzer als der Kopf und zeigt innen, vor der Mitte, 2 dunkle, öfters zusammenfließende Punkte; das zweite Glied ist beim d überall gleich dick, beim 9 nach der Spitze zu leicht verdickt und etwas schlanker als beim d; die beiden letzten Glieder zusammen sind beim d so lang wie das zweite, beim 9 länger als dieses; das vierte Glied ist !/s kürzer als das dritte (Fr.: 4 fast */s so lang wie 3). Das weiß, rot oder rosa gezeich- nete, manchmal auch ganz rosa oder weißliche Pronotum ist mehr als zweimal so breit wie lang, wenig gewölbt und ziemlich stark geneigt; das Schildchen ist rosa oder rot mit weißer Spitze, manch- mal ganz weiß bestäubt, oder ganz weiß, oder weiß mit roter Zeiclı- nung. Der Rücken ist (Fıre.) gelb, der Hinterleib (Der. Sc.) unten weiß mit roten Seiten, das Afterstück (FıEe.) fast blutrot. An den Halbdecken sind Clavus und Corium ganz rosa oder rot oder hell- gelb, manchmal mit leichtem Stich ms Aschgraue, oder weißlich, nur selten einfarben, meist mit mehr oder weniger dichten roten Flecken; am hinteren Corium öfter ein leicht schwärzlicher Fleck; der Keil ist stets vollständig weiß durchscheinend unge- fleckt (Mzy.: schneeweiß); die Membran ist hell (Saunp.: Membran fast klar mit dunkler Querlinie unter dem Keil), mit brauner Zeich- nung und weißlichen Adern, die Zellspitze häufig bräunlich; dahinter 30* — 20 — eine gebrochene Binde und zuweilen noch ein Fleck dunkel (Kr.). (FLor: vom Außenrande unter der Spitze des Cuneus ab eine schmale zackige, bis zur Mitte reichende schwärzliche Querlinie.) Die Beine sind blaßgelblich, die Hinterbeine verlängert, die Schenkel mit kleinen braunen Punkten besetzt, die Hinterschenkel verdickt und manchmal leicht rosa, die Schienen mit schwarzen, aus dunklen Punkten entspringenden Dörnchen, die Tarsen meist mit brauner Spitze; an den hinteren Tarsen ist das dritte Glied so lang wie das zweite. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten scharf ge- kielt. Länge: 2° —3!/s mm. (Saunp. 31/a—4 mm.) 1!/—2'. Nach REUTER unterscheidet sich Ps. roseus F. scharf und deut- lich von anderen Arten durch den ganz weißen, fast durch- scheinenden Keil; von Ps. salicellus Mey. leicht durch das Fehlen der dunkelbraunen Punkte auf der Oberseite; von Ps. dilutus Mey. (mit dem ihn DovcLas und Scorr verwechselten) durch die weit kleinere Gestalt und durch noch viele andere Merkmale. REUTER unterscheidet (Hem. Gymn. Europ. I, 145) folgende 6 Spielarten: Var. & (= Lygaeus sanguineus Far. 1. i. c.; Phytocoris, Cap- sus und Psallus sanguineus 1. i. c.): Oberseits bis zum Keil rosarot, einfarbig oder auch mit weißlichbesprenkeltem Pronotum und Schild- chen, letzteres mit weißer Spitze. Var. # (= Psallus sangwineus var. b Reur. ]. i. c.): Oberseits bis zum Keil rotgelbgrau, einfarbig oder mit schwärzlichem Fleck auf dem Corium. Var. y: Aschgraugelblich, Pronotum, Schildchen, Clavus und Corium ziemlich dicht rotgefleckt. Var. ö (= Psallus sanguineus var. e Reur. 1. i. c.): Oberseits weißlich und bis zum Keil dicht rotgetüpfelt. Var. z (= Lygaeus Almi Fap. 1. ı. c.; Phytocoris, Capsus und Psallus Querceti 1. i. c.; Psallus sangwineus var. d und var. e Reur. l. i. e.): Oberseits weißlich und überall, bis zum Keil, ziemlich spar- sam rot getüpfelt, manchmal hinten auf dem Corium noch ein roter oder schwärzlicher Fleck. Var. © (= Psallus dilutus Deu. Sec. 1. i. e.): Oberseits voll- ständig weißlich, nur manches Mal noch ein schwärzlicher Fleck auf dem hinteren Corium. Die Nymphe beschreibt Reurer (Rev. crit. Caps. 176) als grünlichweiß, lang hell behaart und beflaumt mit beigemischten schwarzen Haaren, die Schenkel mit sehr kleinen, am Rande zumal — 20) — größeren, schwarzen Pünktchen; die Schienen schwarz punktiert und weiß bedornt, der Hinterleibsrücken am Grunde hellockergelb. Oimex roseus Fasrıcıus, Gen. Ins. 1766, 300, 138—139. — Spees Ins“ 1.751, 310, 193. — Mant. Ins. 1,787, 302, 257. Oimex rubellus MvELLer, Zool. Dan. 1776, 108. 1239. Cimex haematodes GmeELın, Syst. Nat. 1788, XIII, 2169, 374. Cimex haematopus Turron, Syst. Nat. 1806, IT, 671. Lygaeus almi Fasrıcıus, Ent. Syst. 1794, IV, 175, 143. — Syst. Rhyng. 1803, 238, 177. Lygseus sanguineus Fasricıus, Ent. Syst. 1794, IV, 175, 144. — Syst. Rhyng. 1803, 238, 179. — Farztn, Mon. Cim. Suec. 1807, 89, 66. Lygaeus roseus Faprıcıus, Suppl. Ent. Syst. 1798, 542, 143—144. Miris sangwineus LATREILLE, Hist. Nat. 1804, XII, 226, 23. Phytocoris sanguineus FarLLen, Hem. Suec. 1829, 102, 48. Phytocoris (uerceti FaLL&n, Mon. Cim. Suec. Suppl. 1826, 15. — Hem. Suec. 1829, 102, 49 = Var.! Capsus querceti HERRICH-SCHÄFFER, Nom. ent. 1835, 50. — F. Sautzerg, Mon. Geoc. Fenn. 1848, 108, 37. Capsus sangwineus HERRICH-SCHÄFFER, Nom. ent. 1835, 5l. — Wanz. Ins., III, 1835, 70, fig. 286; IX, 1853, Ind. 40. — Meyer, Schweiz. Rhynch. 1843, St. 75, No. 49. — F. Sautsere, Mon. Geoc. Fenn. 1848, 107, 36. — KırscHBaum, Rhynch. Wiesbad. 1855, St. 19 und 97, sp. 140. — For, Rhynch. Livlds. 1860, I, St. 588, 71. — Tiomson, Opusc. entom. 1871, 447, 102. Capsus Alni Tuomson, Opusc. entom. 1871, 447, 101. Psallus sangwineus FIEBER, Criter. 1859, 33. — Eur. Hem. 1861, 306, 3. — DoveLas und Scott, Brit. Hem. 1865, 413, 3. — Poıron, Cat. 1869, 28, 4. — Reuter, Rev. crit. Caps. 1875, 1%5, 18. — Hem. Gymn. Sc. et Fenn. 191, 18. — SAunDERS, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, 304, 10. — Hem. Het. of the brit. isl. 1832. 317, BI 29 Ge. 10. Psallus (@werceti FıEger, Europ. Hem. 1861, 306, 2 = Var. — DoveLas und Scott, Brit. Hem. 1865, 412, 2. — Pur., Cat. 1869, 28, 3. Psallus dilutus DousLas und Scott, Brit. Hem. 1865, 417, 7. Psallus Alnı Stan, Hem. Fabr. 1868, I, 88, 1. — Reuter, Hem. Gymn., Eur. I, 1878, 144, 39; III, 1883, 463. Psallus roseus Reuter, Hem. Gymn. Europ. 11T, 1883, p. 463 und 525. — Revis. synon. 1888, II, p. 307, No. 289. — Arkınson, — 40 — Cat. of Caps. 1889, p. 166. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, p. 76, 53. — OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, 910, 3030. Bayern: Ps. roseus F. bei Bamberg auf Feldahorn; Ps. san- gwineus F. auf Weiden. Funk. — Württemberg: Roser. — Bei Ulm, Donauholz, Lautertal, Alb, 8 und 9. Hüsser. — Elsaß- Lothringen: Ps. sanguineus F. Remiremont: Sur les saules pubes- cents; Metz; rare. ReEıgEer-Puron. — Hessen-Nassau: 39, Wiesbaden, auf Salweiden; bis jetzt nur an dem Weg von der griechischen Kapelle nach dem Entenpfuhl mit ©. chlorizans Panz., aber in einiger An- zahl gefunden; 8. Kırschsaum. — Bei Frankfurt am Main auf Sal- weiden und breitblättrigen Weiden immer nur stellenweise, dann . aber in größerer Zahl, im Spätsommer von Ende Juli bis Anfang Oktober, Mitte August am zahlreichsten; darunter alle Varietäten, die Reuter (Hem. Gymn. Europ. I, 45) angibt; am häufigsten tritt var. & (var. quwerceti FALL.) auf, var. @ ist ebenfalls in Anzahl ver- treten; die übrigen Varietäten einzelner, am seltensten var. $ Reur.; var. £ (var. dilutus Deu. Sc.) scheint mir auf noch nicht fertig aus- gefärbte Stücke gegründet zu sein; einmal fing ich diese Var. stets früh, zu der Zeit, da die Art zu erscheinen begann (20. VII.); zum andern färben sich bei den Psallus-Arten die Augen viel früher aus — im Gegensatz zu vielen andern Arten — als die Flügeldecken, eine Erscheinung, die leicht dazu führen kann, ein unausgefärbtes Stück für ein ausgefärbtes zu halten. Fundzeiten: 20. VI.; 10. und 28. VII.; 30. IX. Auch findet man zahlreiche Übergänge zwischen den einzelnen Varietäten. GuLpe. — Thüringen: Von Dr. ScHMIEDEKNECHT (Blankenburg) gesammelt. Forker. — Schleswig-Holstein: Ps. san- guineus F. selten bei Sonderburg auf Eichen. — Var. querceti FALL. auf Eichen- und Haselgesträuch nicht selten bei Sonderburg. — Ps. roseus F. namentlich auf Eichengebüsch nicht gerade selten. Wüstnei. — N. J. Borkum: Selten (Juist); var. querceti FaLL. sehr selten. SCHNEIDER. — Mecklenburg: Im August auf Weidengebüsch nicht überall, aber wo die Art vorkommt, in großer Anzahl (Barns- dorfer Tannen, Werder bei ...). Rapparz. — Schlesien: Häufig im Juni und Juli auf Weiden, besonders den grauen Arten... SCHOLZ. — In der Ebene und im Gebirge, nicht selten, auf Salix cinerea und awrita, im Juni und Juli... Assmann. — Provinz Preußen. BRISCHKE. P. sangwineus auf Weiden, durch ganz Europa zerstreut. P. Querceti auf Sumpfweiden, Salweiden; in Schweden, Deutschland und der Schweiz. FIEBER. — 41 — Hab. per Europam fere totam in Salicetis; etiam in Alno et Quercu. Reuter. (1878.) Hab. Nearly all Europe. Arkınson. (Schweiz: Ein äußerst zartes, weiches Tierchen, dessen schöne Färbung jedoch nur selten so lebhaft ist, wie sie Herrıch darstellt. Sehr einzeln auf Weidengebüsch an Flüssen in den letzten Julitagen mit Ö©. furcatus und salicellus ... Meyer. — P. sanguineus F. sehr selten, Ende August; ein Exemplar aus Burgdorf (M.); Wallis (F.). Prev-Gessner. — Nieder-Österreich (Gresten): Ps. querceti Far. auf Salweiden, selten. SCHLEICHER. — Böhmen: Auf Weiden bei Warten- berg (7) und Neuhaus (8) ziemlich selten; im Egertal (6) selten. (D. T.) Dupa. — Breitenbach alljährlich mit Falleniv Reur., Juli und August. Nickert. — Livland: Häufig auf Weiden; 7, 8, 9. FLoR. — England: P. sanguineus not common; at Deal, by beating dwarf sallows, in August, in company with P. Querceti. — P. (Querceti common on dwarf sallows at Deal, in August. — P. dilutus: We “ have only seen 2 examples, taken near Cobham Wood, in July, and supposed to have been beaten from oaks. DousLas and Scott. — On sallows ete., all the varieties occur together; Common and ge- nerally distributed. SAUNDERS.) * dilutus FiEB. Weißgelblich, schwärzlich und weiß behaart. Kopf, Pronotum vorn und Schild gelblich. Fühlerwurzel oben mit zwei Punkten und zwei Borsten. Scheitel mit zwei Punkten, Cuneus innen bleich. Membran bräunlich, um die gelbliche Zelle breit weißlich ; Zellrippe und ein Dreieck im Winkel am Cuneus weiß, unterhalb ein langes Randdreieck schwärzlich. Schenkelenden braun punktiert. Schien- beine doppelreihig aus schwarzen Punkten schwarz bedornt. 21/3‘. d. FIEBER. Länglich-eirund — (FIEBER wie Reuter kennen nur das Männ- chen!) — hellgelblich oder gelbweißlich, oben anliegend weiß und aufstehend zerstreut schwarz behaart. Der gelbliche Kopf ist gut ®/s schmäler als der Pronotumgrund; der Scheitel zeigt 2 schwärz- liche Bogenstrichel und ist (3) von doppelter Augenbreite; der hell- gelbliche, dunkelspitzige Schnabel reicht bis zu den hinteren Hüften; die schwarzbraunen Augen sind groß und gekörnt. Die gelbgrauen Fühler sind '/ı kürzer als der Leib (einschließlich Decken), ihr erstes Glied hat 2 ganz kleine dunkle Pünktchen nahe der Spitze; das zweite (leicht verdickte) Glied ist (3) kürzer als die beiden letzten — 42 — Glieder zusammen; das dritte Glied ist !/s kürzer als das zweite; das vierte Glied fast ums Doppelte kürzer als das dritte. Das vorne gelbliche Pronotum ist: °/a breiter als am Grunde lang und vorne so lang wie breit; das Schildchen ist gelblich (besonders am Grunde); Brust und Hinterleib sind blaßweißgelb, die Bauchseiten mit kleinen schwärzlichen Randflecken. Die schmutzig-hellgelben Halbdecken sind ziemlich durchscheinend, der Keil innen frei von Flaumhaar und deshalb heller, die fast wasserhelle Membran am Rande breit bräunlich, ihre Adern weiß, die größere Zelle blaßgelblich, ihre Spitze und die ganze kleinere Zelle bräunlich, der Außengrundwinkel weiß, unterhalb ein langdreieckiger schwärzlicher Randfleck. Die Beine sind hellweißgelb, die Schenkelspitzen gelblich; alle Schenkel, oben wie unten, fast bis zum Grunde fein schwarzbraun punktiert, drei bis vier größere Punkte nach vorn in schiefer Linie; alle Schienen mit kräftigen, schwarzen Dornen besetzt, die aus mittel- großen schwarzen Punkten entspringen; die vorderen Schienen sind ganz am Grunde braun; das letzte Glied der gelbgrauen-Tarsen ist bräunlich; an den hinteren Tarsen ist das zweite Glied '/; kürzer als das dritte, dieses wieder kaum kürzer als die beiden ersteren zusammen. Der männliche Geschlechtsabschnitt ist unten abgestutzt. Länge d 4 mm. (2113) Nach REUTER ist diese Art den helleren Formen von Ps. varians ähnlich, hat jedoch (d) einen breiteren Scheitel, am Grunde braune Vorderschienen, ein unten abgestutztes männliches Genitalsegment, weit zarteren weißlichen Haarflaum, noch blässere Färbung, anders gezeichnete Membran usw. Von Plagiognathus alpinus REur., welchem dilutus beim ersten Anblick ziemlich ähnelt, unterscheidet er sich durch den Bau seines Kopfes, durch die stärker gekörnten Augen und durch sein letztes Tarsalglied, das deutlich länger als das zweite ist. Psallus dilutus (Meyer) FIEBER, Crit. Phyt. 1859, sp. 28. — Europ. Hem. 1861, St. 308, 10. — Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 18787 92 Bo Sales Tabl, e18, 1 (Kuß):zRape Vs toon wer, größerte, kolorierte Abbildung des 4); III, 1883, 525 (Bestimmungs- tabelle). — Arkınson, Cat. of Caps. 1839, 163. — Purox, Cat. 4. ed. 1899, 76, 54. (Helvetie.) — Osuanım, Verz. d. pal. Hem. 1909, SAU, SORT. Aus der Waadt. Meryer-Dür. (1859.) — In der Schweiz um Morges (ForerL.) (1861.) FIEBER. — 43 — Hab. in Helvetia!, D. MeyeEr-Dver.; communicavit D. Prof. Frey-Gsssner. Reuter. (1878.) Hab. Switzerland. Arkınson. Schweiz: Um Morsee (ForeEL). FRrEY-Gessner. (1866.) 206 (598) vitellinus SCHoLTZ. ‚Klein, eiförmig; gelb (eigelb) sind Fühler, Kopf, Thorax, Schild- chen, Anhang, Nerven der Membran, Füße, Saugrüssel, Brust, Bauch und der ganze übrige Leib; nur das erste Fühlerglied mit 2 schwarzen Ringelchen, die Augen schwarz und die Schienen schwarz punktiert und gedornt. Länge 1°. — Das weit seltenere Männchen ist etwas kürzer und dunkler gefärbt, auch schwärzlich; Membran angeraucht. — In Gestalt und Färbung an varians MEYER erinnernd, von dem er sich jedoch durch die ganz gleichmäßig gelbliche Färbung von der auch der Anhang nicht ausgenommen ist, unterscheidet. ScHoLTZz. Ganz dottergelb (9) oder graugelb bis schwärzlich (d) und sehr fein und kurz hellgelblich behaart, das 9 eiförmig, das d mehr läng- lich. Am gelben Kopf hat der Scheitel doppelte Augenbreite. Der gelbe Schnabel mit pechschwarzer Spitze reicht bis zu den Hinter- hüften. Die gelbgrauen Fühler haben °/ı Körperlänge; ihr erstes Glied ist kürzer als der Kopf, an seiner Basis schwarz und hat in der Mitte einen schwarzen Ring, manchmal jedoch nur 2 braune Punkte; das zweite Glied ist im untersten Viertel schwarz, oder hat einen schmalen braunen Ring vor dem Grunde und ist etwas kürzer als die beiden letzten Glieder zusammen; das vierte Glied ist '/s kürzer als das dritte. Das gelbe Pronotum ist doppelt so breit wie lang und etwas mehr als ?/s breiter als der Kopf; das Schildchen ist gelb, der Hinterleib (3) gelbbräunlich bis schwärzlich, ebenso der Bauch. An den Halbdecken ist der Keil meist satt dottergelb, die Membran leicht rauchgrau und irisierend (Fror: glashell; Fırr.: schmutzig), ihre Adern (Zellrippen) satt dottergelb oder gelbrot, der Außengrundwinkel weiß, unterhalb mit braunem Winkelfleck. An den gelben Beinen sind die Schenkel, oben gegen die Spitze zu, ziemlich spärlich schwarzbraun punktiert, die Hinterschenkel unten fast zweireihig groß punktiert, die Schienen haben außen, dicht am Grunde, einen schwarzen Fleck und tragen schwarze Dorne, die aus schwarzen Punkten entspringen; die gelblichen Tarsen haben eine braune Spitze, ihr zweites Glied ist fast '/s kürzer als das dritte und so lang wie die beiden anderen zusammen. Länge 2?/s mm. Alle) — A — Nach Reuter ähnelt diese, durch ihre Färbung ausgezeichnete Art in Zeichnung von Fühlern und Schienen den Plagiognathus- Arten, ist jedoch durch ihren Kopfbau, die gekörnten Augen, das dritte hintere Tarsalglied (das hier viel länger als das zweite ist) und durch die weit über die Bauchmitte hinausragende weibliche Legeröhre leicht zu unterscheiden. Reuter beschreibt (Hem. Gymn. Europ. I, 137) noch eine: Var. #: Am ersten Fühlerglied nur ein brauner Doppelpunkt in der Mitte und am zweiten Glied ein schmaler brauner Ring nahe dem Grunde. Capsus vitellinus ScHoLtz, Arbeiten und Veränderungen d. Ver. f. schles. Cult. 1846, 130 (26) 40. — Fror, Rhynch. Livlds. 1860, I, St. 624, 98 (d). Psallus vitellinus Firger, Eorop. Hem. 1861, 307, 9. -— Reuter, Hem. Gymn. Europ: I, 1878, p. 137, 32, Tab. I, fig. 18, k (Tarse); Tab. VII, fig. 1; Ill, 1883, p. 462 und 525. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, 167. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, 76, 55. — OsHanın, Verz. d. pal. Hem. 1909, 911, 3032. Bayern: Bei Regensburg selten. Kırreı. — Elsaß-Lothringen: Remiremont, sur les coniferes; tres-rare. REIBER-Puron. Suppl. — Hessen-Nassau: Bei Frankfurt a. M. meist auf Fichten, zuweilen auf Kiefern, im Gebirge (Vogelsberg, auf dem Hohrodskopf und Tauf- stein, 7OO m, 14. VII. 1908; Taunus, 600—700 m, 13. und 25. I. 1910); in der Ebene selten; 1 d auf Fichten bei Eschollbrücken bei Darmstadt, 12. VII. 1910. Gurpe. — Schleswig-Holstein: Einige wenige Stücke im Madskov bei Sonderburg am 15. VII. 18831. Wüsrnei. — Mecklenburg: Ich klopfte nur ein Weibchen von einer Kiefer in den Barnstorfer Tannen (Rostock) am 26. Juni. Rapparz. — Schlesien: Ich fand ihn bisher nur, doch in beiden Geschlechtern, auf Nadelholz im Breslauer botanischen Garten, im Juli; auf 6 Weib- chen kam unter den Gefangenen 1 Männchen. Scnortz. — Des- gleichen: Assmann. Auf Nadelholz, auf Tannen oft gesellig mit Atract. magnicornis (ScHoLtz). In Deutschland und der Schweiz. FIEBER. Hab. in Pinetis: Germania! (usque in Mecklenburg, D. RappArz); Helvetia! in Pino picea, D. Feey-Gzssser; Tyrolia!, D. GREDLER; Gallia (Vosges!), Dr. Puron. (1878.) — Dania!, D. Schuick; Hungaria, D. Prof. Mayr. (1883.) — Weit verbreitet und nur auf Coni- feren lebend. Auf Pinus silvestris in Livland, Mecklenburg und — Kärnthen, in Schlesien auf Nadelholz, in Böhmen auf Picea excelsa im Juli und auf Lariz europaea im Juni und Juli gefunden; in Ost- sibirien (Gouvern. Irkutsk) auf Larix sibirica. (1908.) Reuter. Hab. Denmark, Germany, Switzerland, Tyrol, France. Arkınson. (Schweiz: Auf Nadelholz, Föhren, oft gesellschaftlich mit Atract. magnicormis Sch. Burgdorf (M.); Jura (Forer). Frey-Gessner. —- Nieder-Österreich: Bei Gresten auf Lärchen, selten. ScHLEICHER. — Böhmen: Auf Larix bei Neuhaus nicht selten, 6. 7. Duna. — Neuhütten im Juli; Breitenbach, an Fichten, Juli. NickerL. — Mähren: Auf Nadelhölzern; um Olmütz, Polau, Proßnitz. Spitzser. — Liv- land: In Tannenwäldern (Pin. silvestris) vom Grase geschöpft, Anfang Juli. FLor.) 207 (599) salicellus Mey. Eine ungemein schöne, zart gebaute Art; dem Ü. sangwineus ziemlich nahestehend, obwohl etwas länger und schmäler; matt, hell- bräunlichgrau, rosenrot angeflogen. Kopf und Vorderteil des Thorax gelblich; Hinterteil, das Schildchen und die Flügeldecken mit braunen Atomen bedeckt; auf den letzteren bilden sie 3—4 Längsreihen kleiner Ringelchen. Appendix weißlich opal; am Innenrande nur zu- weilen mit blutrotem Rande. Membran weißlich irisierend; mit 3 dunkeln Flecken. Fühler nicht völlig Körperlänge, strohgelb; Glied 1 mit 2 dunkeln Ringen. Beine gelblich; Schenkel von der Mitte gegen die Spitze grob schwarz punktiert, an den Hinter- schenkeln so dicht, daß sie einfarbig dunkel erscheinen. Schienen stark gedornt und schwarz punktiert. Die zwei äußersten Tarsen- glieder schwarz. — Unten alles blaß, weißlich. — (Herrıca’s Ab- bildung, Fig. 605, ist nach einem einzelnen, von mir erhaltenen Exemplare gemacht; nur ist die Zeichnung des Thorax und Schild- chens etwas zu grell und die Punktierung der Flügeldecken zu zer- streut, daher nicht die natürlichen Ringelchen darstellend. — Ge- stalt und Umriß übrigens sehr getreu.) L. R. Meyer. Länglich eiförmig, weißlich oder hellgrau (Saunpers: graulich; Fror: bleichgelb, zuweilen mit leicht rötlichem Anflug) und mit goldigen oder silbrigen, hinfälligen Härchen bedeckt, die meist in unregelmäßigen Wölkchen beisammen stehen. (FiEBER: goldgelb be- haart; Fror: Ober- und Unterseite mit leicht abwischbaren silber- glänzenden Härchen oder Schüppchen besetzt, auf den Decken da- zwischen sehr feine und kurze niederliegende schwarze Härchen; Saunpers: densely clothed with long pale and brown hairs intermixed.) — 46 — Kopf einfarbig, klein, flach, stark geneigt. Die schwarzen Augen sind, besonders beim d, groß, gewölbt und vorragend. Der Scheitel ist beim 9 von doppelter Augenbreite, beim d schmäler. Der hell- gelbe Schnabel mit pechschwarzer Spitze ragt nur wenig über die hinteren Hüften hinaus. Die hellgelben, langen und schlanken Fühler sind etwas länger als der halbe Körper; ihr erstes Glied ist kürzer als der Kopf, am Grunde bräunlich und mit braunem Punkt vor der Spitze. (Fror: An seiner Oberseite mit 2—3 schwarzen Borsten, die an ihrer Basis kleine schwarze Flecken haben); das zweite Glied ist etwas kürzer als die beiden letzten Glieder zu- sammen; das vierte Glied ist ?/s so lang wie das dritte. Das Pro- notum ist 2!/amal so breit wie lang, kurz mit fast geraden Seiten, und zeigt an seinen hinteren Winkeln meist einige braune Pünkt- chen; das Schildchen ist am Grunde frei, an seiner Spitze aber, gleich den Halbdecken, mit kleinsten braunen Pünkt- chen (Atomen) dicht und unregelmäßig, häufig ringförmig angeordnet, besät; diese langen Decken sind in beiden Geschlechtern fast parallel- seitig und mit blassen Härchen, in Flecken, bedeckt. (FıeB.: Halb- decken mit zerstreuten, symmetrischen, schwarzbraunen Punkten, und zwischen denselben große merklich lichtere rundliche Flecke); der Clavus ist heller und auf seiner vorderen Hälfte frei von Pünkt- chen; der Keil ist ganz weiß und unpunktiert; an der Membran- naht finden sich öfters einige gelbrote Punkte; die fast durch- scheinende Membran ist schwarz gezeichnet (FıEs.: Membran braun, äußere Hälfte schwärzlich); die Adern sind weißlich, die Zellenspitze schwärzlich; ein dreieckiger Fleck am Außengrundwinkel, ein gleicher Fleck etwas unterhalb am Rande weiß (FizB.). (SaunDErs: Die größere Zelle, die Spitze ausgenommen, ein Fleck unter dem Keil und ein breites Band über die Fläche, wasserhell.) Unterseite schmutzig weiß, an den Seiten ein Streif aus schiefen braunen drei- eckigen Flecken. (Rr.: Hinterleib seitlich mit feinen braunen Pünkt- chen.) An den gelblichen Beinen sind die Hinterbeine verlängert, die Hinterschenkel verdickt und nicht selten braun, nur am Grunde weißlich, die Schenkel mit braunen Punkten besetzt, die Schienen schwarz punktiert und schwarz bedornt, die hinteren Schienen sehr lang und dünn, das dritte Tarsalglied mit brauner Spitze. Länge 234 —3114—3°la—4!le mm. (2) Nach ReUTER unterscheidet sich salicellus von Ps. roseus, dem er sehr nahe steht, leicht durch die äußerst feine Punktierung von Schildchen und Halbdecken. — Al — Oapsus salicellus MEver, Schweiz. Rhynch. 1843, St. 74, No. 47. — HERRICH-ScHÄFFER, Wanz. Ins. VI, 1842, St. 47, fig. 605. — Fror, Rhynch. Livlds. 1860, I, 590, 72. Psallus salicellus FıEser, Europ. Hem. 1861, 306, 1. — Dov- LAS und Scott, Brit. Hem. 1865, 411, 1. — SAunpers, Synops. of brit. Hem. Het. 1875, 304, 9. — Hem. Het. of the brit. isl. 1892, 317. — Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, 146, 40; III, 1883, 525. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, 166. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, 76, 56. — Ostanm, Verz. d. pal. Hem. 1909, 912, 3034. Capsus vrroratus MuLsant et Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon. 1852. Württemberg: Bei Ulm (Wiblinger Staatswald), 9. VIlI. 1895, 1 Stück (det. Horv.) gefangen. Hürser. — Elsaß-Lothringen: (Re- miremont.) ReißEer-Puron. — Hessen-Nassau: Bei Frankfurt a. M. auf Salweiden in kleinen Gesellschaften und selten; Enkheimer Wald, 4. und 8. IX. 1906; Cronberg, 31. VII. 1907. GuLpe — Schleswig-Holstein: Von Weiden bei Sonderburg geklopft, sehr selten. Wöesrner. — Mecklenburg: Von Anfang August bis Anfang Oktober auf Corylus ım Laubwalde von Mönkweden sehr zahlreich. Ranparz. — Schlesien: Bisher von mir nur 1 Exemplar, und zwar ein Weib, auf grauen Weiden im Juli 1844 ım Breslauer botanischen Garten gefunden. ScHoLTz. — In der Ebene und im Gebirge, im Juli und August, sehr selten; im bot... .; am Beerenberge auf Haselgesträuch von Dr. Luchs erbeutet. Assmann. Auf pflanzenreichen Bergabhängen in der Schweiz. FIEBER. Hab. in fruticibus Europae -mediae! et meridionalis!, ex. gr. in Salicetis et Coryletis; in Livonia usque occurrit, in Scandinavia autem hactenus haud lectus. (1878.) REutEr. Hab. S. a. Mid. Europe, Livonia. ATkınson. (Schweiz: Selten; mit ©. sanguwineus F. von Anfang bis Mitte August einzeln auf Weiden- und Haselgebüsch vorkommend .. Meyer. — Ein sehr zartes und zierliches Insekt, lebt auf ver- schiedenen Gebüschen, in Schächen und Waldblößen. Im August einzeln und selten ... Frey-Gzssner. — Böhmen: Auf Corylus- Sträuchern, vielleicht überall verbreitet; Neuhaus, Wartenberg, Teplitz; 7, 8. Dupa. — Livland: Nicht häufig, auf Haselnuß- sträuchern, im August. Fror. — Frankreich: Dep. du Nord: tres- rare, un seul individu pris dans la foret de Mormal, en Juillet. LETHIERRY. — England: Not uncommon by beating nut bushes, in August and September at Wickham . . . DovsLas and Scott. — — fe — On hazel, etc.; not rare. (1875). — On Corylus and Salıx; Rei- gate .. . (1892.) SAUNDERS.) * Absinthii SCOTT. Hellgrau mit etwas niederliegenden weißen Haaren bekleidet und dicht und unregelmäßig dunkelbräunlich punktiert. J. Scorr. Öberseits graulichgelbbraun oder weißlichgelbbraun oder grau- weißlich, glanzlos und mit dichtem und ziemlich langem weißem Flaumhaar bedeckt. Am blaßgelbgrauen Kopf ist beim 9 der Scheitel anderthalbmal breiter als der Augendurchmesser. An den hellgrau- gelben Fühlern ist das erste Glied am Grunde schmal dunkelbraun und zeigt innseits, nahe der Spitze, 2 dicht beieinander stehende braune Punkte; das zweite Glied ist so lang wie die beiden letzten zusammen. Das Pronotum ist seitlich mit schwarzbraunen feinsten Pünktchen dicht und unregelmäßig besät, auf seiner Mitte hat es einige größere dunkle Punkte; das Schildchen ist gleichfalls unregel- mäßig feinst punktiert, seine Grundwinkel sind leicht gelblich. Der Hinterleib ist unten beim d grünlich, beim 9 rötlich, mit weißen Abschnitträndern. Die Halbdecken sind ebenfalls überall mit schwarz- braunen feinsten Pünktchen unregelmäßig und dicht gehäuft ge- zeichnet, der Keil ist am Grunde schmal weißlich und unpunktiert, die schwärzliche Membran hat weißliche Adern, die Zelle ist an der Spitze bräunlich, von gleicher Farbe ist eine Binde, die von der Zellspitze nach der Spitze der Membran zieht; unter der Keilspitze findet sich ein großer, wasserheller Fleck. An den hellgraugelben Beinen sind die Schenkel dieht braun punktiert, die Hinterschenkel beim 9 stark verdickt, die Schienen schwarz punktiert und mit gelb- grauen Dörnchen besetzt, das letzte Tarsalglied ist bräunlich, an den hinteren Tarsen ist das zweite Glied länger als das dritte. Länge: 2 5 mm. Nach Reuter. Agalliastes Absinthir Scorr, Stettin. Entom. Zeitg. XXXI, 1870, St. 100, 4. Psallus Absinthit Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, p. 150, 45, ©; III, 1883, p. 525. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, 161. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, 76, 59. — Osuann, Verz. d. pal. Hem. 1909, 3037. Hab. in Gallia (Martigny!), communicavit D. SAUNDERS. REUTER. (1878.) Pyrenedes, Helvetie. Puron. (1899.) — A) — Helvetia, Gallia, Herzegowina, Hungaria, Romania. Osnanım. (1909.) ?208 (600) argyrotrichus FEB. Grauweiß oder graugelblich, dicht mit weißen starken, kurzen krummen, verworrenen Borsten bedeckt. Membran rauchbraun, - Zellen heller, im Hinterwinkel schwarz. Zeilrippen gelblich, die Binderippe und der ganze Außenwinkel viertelkreisförmig weiß. Alle Schenkel vorder- oder unterseits ganz — oben besonders die Hinter- schenkel dichter — braun punctiert. Schnabel gelblich, Ende braun. Hüften weißlich. Fühler und Beine sehr fein behaart. Fühlerglied 2 und 4 oben schwärzlich. Ein Fleck im Innenwinkel des Corium und ein Streif am Ende des Randfeldes schwärzlich. Cuneus bräunlichgelb, Grund breit hell. 39, 2°. Um Aachen (Dr. FÖRSTER), aus Spanien (Mey. Dür.). FiEBER. Psallus argyrotrichus FırBer, Europ. Hem. 1861, St. 308, 11. — Reuter, Hem. Gymn. Europ. I, 1878, 153, 49; III, 1883, 526. — Arkınson, Cat. of Caps. 1889, 162. — Puron, Cat. 4. ed. 1899, 76, 62. — Osuanın, Verz. de pal. Hem. 1909, 914, 3046. Hab.: Circa Aachen, Dr. FoErster; Hispania, D. MeyEr-Duvrr. Reuter. (1878.) Hab. Spain, Aachen. Arkınson. (1889.) — Allemagne et Au., Espagne et Po. Puron. (1899.) Reuter kennt (Hem. Gymn. Europ. III, 1883, p. 526) diese Art nicht aus eigener Anschauung; Puron (Cat. 1899) setzt ihr ein ? vor; meines Wissens wurde dieselbe auch seit FIEBER von niemanden wieder gefunden oder auch nur gesehen. “Ich persönlich, in meiner Eigenschaft als gewissenhafter Berichterstatter, wage nicht zu ent- scheiden, ob dieselbe zu streichen ist, gleichwie auch noch ein oder die andre der vorstehend beschriebenen Psallus-Arten, deren Be- schreibungen unliebsame Ähnlichkeiten miteinander aufweisen! Die seit 5—6 Jahrzehnten eingerissene systematische Zersplitterung der guten alten Arten und die so beliebte Aufstellung neuer Arten auf Grund geringfügiger Abweichungen oder auf Grund eines einzigen, einmal gefundenen, abnormen d oder @ scheint mir persönlich doch etwas zu weit zu gehen. H. (Fortsetzung folgt.) Embryonaler Ichthyosaurus mit Hautbekleidung. Von Prof. Dr. E. Fraäas-Stuttgart. Mit 5 Textfiguren. Aus dem bekannten paläontologischen Atelier von BERNHARD Havurr in Holzmaden ging wiederum ein hervorragend schönes Prä- parat hervor, welches durch die Liberalität von Herrn Konsul Turopor G. Wannüir als Geschenk an die vaterländische Sammlung im K. Natu- ralienkabinett überging und eine vortreffliche Ergänzung zu unserem großen Material an oberliassischen Ichthyosauriern bildet. Ich spreche Herrn Tu. G. Wanner sowohl wie Herrn B. Haurr den gebührenden Dank aus für die Überlassung dieses kostbaren und wissenschaftlich wertvollen Objektes. Das Stück selbst stellt einen ausnehmend kleinen, kaum dem Mutterleib entschlüpften und in gewissem Sinn noch embryonalen Ichthyosaurus vor, welcher in tadelloser Erhaltung nicht nur das ganze Skelett, sondern auch die volle Hautbekleidung aufweist (Fig. 1). Das zierliche Skelett stelle ich zu der in Württemberg so häufigen Spezies Ichthyosaurus quadriscissus Qu. emd. E. Fraas, wenn auch die Feststellung der Zahl der gekerbten Polygonalplättchen am Vorderrand der Flosse wegen der Kleinheit und der gestörten Lagerung etwas erschwert ist. Die Gesamtlänge des Skelettes be- trägt nur 0,50 m, gehört also zu den sehr kleinen Exemplaren und wird an Länge von vielen in und am Mutterleib gefundenen Em- bryonen oder jungen Tieren übertroffen, wobei ich die von W. Branca ! angeregte Frage, ob wir es ausschließlich mit Embryonen oder auch mit gefressenen Jungen zu tun haben, dahingestellt sein lasse. Der jugendliche Charakter spricht sich zweifellos am besten in dem Ver- hältnis vom Schädel zur Gesamtlänge, resp. vom Schädel zum Rumpf aus und ergibt sich aus folgenden Zahlen: N +hä Verhältnis v. | Verhältnis Gran) Schädel Schädel zur |von Schädel länge länge | Gesamtlänge zum Rumpf Embryo von No, 10460 . .. .| 018 m | 0,09 m 1:2 131 Das-neuerHxemplarga 2... 21.0:500,,.1.0:02,, 1:2,94 1:1,94 Embryo von No. 293 ..... 0,5991.04195 1:3,13 1:2,13 Exemplar mit Haut No. 7800. .\| 1,10 „ | 0,33 „, 1:83,33 1:22,33 Erwachsenes Exemplar No. 6293 || 2,19 „, VDE 522 1:4,22 Sehr großes Exemplar No. 8792. || 3,35 „ | 0,60 „ | 1:5,59 1 :,4,59 ı W. Branca, „Sind alle im Innern von Ichthyosauriern liegenden Jungen ausnahmslos Embryonen?“ Abh. d. K. preuß. Akad. d. Wiss. vom Jahr 1907. Berlin 1908, Wir ersehen daraus, daß bei den kleinsten bekannten, sicherlich noch fötalen Em- bryonen der Schädel etwa gerade so groß ist wie der Rumpf; bei unserem Exem- plar dagegen hat durch rasche Größenzunahme des Rumpf- abschnittes dieser schon an- nähernd die doppelte Größe des Schädels erreicht, wäh- rend bei erwachsenen Tieren von über 2 m Länge der Rumpf Amal größer ist als der Schädel. Trotz seiner Kleinheit ist das Skelett schon vollständig ausgebildet, wenn auch ana- log den Exemplaren von ähn- licher Größe die Verknöche- rung in den Wirbelkörpern noch eine geringe sein mag. Geradezu ideal schön ist der Schädel erhalten, welcher eine seitliche Lage hat und in seltener Klarheit die Zu- sammensetzung aus den ein- zelnen Skelettstücken auf- weist, so daß er auch für die Anatomie des Schädels von Interesse ist. Der Rachen ist schon vollständig mit Zähnen besetzt, die wie bei I. quadriscissus schlanke Kro- nen von kreisrundem Quer- schnitt ohne Riefen oder Kan- ten tragen; die basalen Wur-. zeln derZähne sind noch nicht entwickelt; die Bezahnung reicht von der Schnauzen- Jahreshefte d. Vereins £f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911, al !/s nat. Gr. Ichthyosauwrus quadıiscissus. Fig — 1M — spitze bis in den hintersten Winkel zwischen Ober- und Unterkiefer, wobei ich im ganzen etwa 100 Zähnchen zähle, von welchen 40 auf den Oberkiefer, 60 auf den Unterkiefer fallen. Die Augenhöhle, mit einem Durchmesser von 38 mm, erscheint zwar groß, gliedert sich aber doch im ganzen den Verhältnissen bei anderen Exem- plaren an. Die ganze Orbita wird ausgefüllt von dem vollständig erhaltenen, aus 18 Schuppen bestehenden Scleroticaring, welcher gegenüber erwachsenen Tieren groß erscheint, was aber wohl in erster Linie auf den plattgedrückten Erhaltungszustand zurück- zuführen ist. Auffallend ist die starke Verknöcherung der Sclero- tica in dem jugendlichen Stadium des Tieres, aber sie läßt sich ebenso auch bei den kleinsten Embryonen von No. 10460 unserer Sammlung nachweisen und beweist uns, daß dieses Merkmal der Ichthyosaurier schon ein sehr altes und fest konsolidiertes war. Während die Deckknochen des Schädels offenbar schon eine gute Verknöcherung aufweisen, was sich an der glatten Oberfläche und braunen Färbung bemerkbar macht, haben die Skeletteile des Hinter- hauptes eine licht schwammige Struktur, was, nach analogen Prä- paraten zu schließen, mit der geringen Verknöcherung zusammen- hängt. Ich versage es mir an dieser Stelle, näher auf den Aufbau des Schädels einzugehen, da ich dies auf eine spätere Gelegenheit in Verbindung mit einigen neuen Präparaten unserer Sammlung ver- schiebe, und kann mich auch bezüglich des übrigen Skelettes kurz fassen. Die Wirbelsäule ist bis auf geringe Verwerfung einiger Wirbel im Schwanzteile vollständig im Zusammenhang und bis zur äußersten Endigung erhalten, wobei ich 164 Wirbel zähle, was als eine auffallend große Zahl bezeichnet werden kann, aber wohl in erster Linie auf die vorzügliche Erhaltung und Präparation des Schwanzteiles zurückzuführen ist. Der Umstand, daß auch bei voll- ständig erwachsenen Exemplaren keine größere Anzahl von Wirbeln auftritt, weist darauf hin, daß mit dem Alter, im Gegensatz zu vielen anderen Reptilien, keine neuen Schwanzwirbel mehr angesetzt werden und daß nur ein allgemeines Größenwachstum eintritt. Atlas und Epistropheus scheinen noch nicht, wie beim erwachsenen Tiere, fest verwachsen, wenigstens liegt vor dem ersten typischen Wirbel- körper noch ein breiter, langer Wirbel, der aus einem basalen und zwei lateralen Stücken sich aufbaut, welche ich als die noch nicht verwachsenen unteren und seitlichen Stücke des Atlas deute. Nur die vordersten fünf Rippen sind ausgesprochen zweiköpfig, während — 0483, bei allen folgenden das Capitulum und Tuberculum verschmolzen sind. Im ganzen zähle ich 38 Rippenpaare. Die Bauchrippen sind wie bei den erwachsenen Tieren vorhanden, nur entsprechend zierlich gebaut. Am Brustgürtel und den Vorderflossen ist nichts Außergewöhn- liches zu beobachten. Am Becken haben wir eine relativ große Knochenplatte, von der Gestalt des Pubis beim erwachsenen 7. qua- driscissus, das wir auch als ein verschmolzenes Ischiopubis wie bei Ophthalmosaurus ansehen können. Dagegen zeigt das zweite Knochen- stück (lleum resp. Ischium), welches bei erwachsenen Exemplaren nur einen gleichmäßigen Stab bildet, noch eine ausgeprägte Form mit vor- derer und hinterer Verdickung, so daß man es gut mit dem Ileum, namentlich der triassischen Ichthyosauriden, vergleichen kann. Eine besondere Bedeutung möchte ich aber dem doch nicht beilegen, da hier auch der Erhaltungszustand mitsprechen kann, und nur hervor- heben, daß wir ganz entsprechend dem Verhalten bei Ichthyosaurus quadriscissus nur 2 und keine 3 Skelettstücke im Becken nachweisen können, obgleich wir dies bei dem Jugendzustand des Tieres er- warten könnten. Ungemein zart und zierlich sind die Polygonal- plättchen der fünffingerigen Hinterflosse. Besonderes Interesse hat bei unserem Exemplar die hervor- ragend schön erhaltene und präparierte Hautbekleidung, welche, wie gewöhnlich, als dünne, schwärzliche Haut auf dem Schiefer liegt und sich bei der sorgfältigen Präparation des Stückes deutlich ab- hebt, so daß der Umriß des Tieres klar vor unseren Augen liegt. Die vordere Paddel ist mit einer Länge von 62 mm und einer Breite am Ansatz von 35 mm im Verhältnis zu der geringen Verknöcherung der Phalangen recht groß, aber von der üblichen breitlappigen, vorn abgerundeten Gestalt. Die hintere Paddel ist bedeutend kleiner, von abgerundet dreieckiger Form, mit einer Länge von 25 und einer Breite am Ansatz von 27 mm. Die Rückenflosse liegt ziemlich genau in dem mittleren Teil des Rumpfes, 95 mm vom Hinterrande des Schädels und 104 mm von der Schwanzflosse entfernt. Sie bildet gleichfalls einen abgerundet dreieckigen Lappen von 28 mm Höhe und 47 mm Breite am Ansatz. Die Körperumrisse sind deutlich und zeigen, daß der Körper im Schwanzteil hinter den Flossen noch recht dick war und sich bis zum Beginn der Schwanzflosse allmählich und gleichmäßig von 50 mm auf 20 mm Durchmesser verjüngt. Die Schwanzflosse nimmt unser besonderes Interesse in ale — 484 — Anspruch. Sie zerfällt deutlich in einen oberen und unteren Lappen; von diesen stellt der untere die Fortsetzung des Körpers dar und in ihn verläuft auch dementsprechend die Wirbelsäule, welche mit ihrer Endigung nahezu bis zur häutigen Schwanzspitze reicht. Wäh- rend nun aber bei den erwachsenen Exemplaren die Wirbelsäule im Schwanzflossenteil nach unten abgebogen ist, bleibt sie bei unserem Jugendstadium ohne Knickung und dementsprechend verläuft auch der untere Lappen der Flosse annähernd axial. Die Länge des unteren Lappens beträgt am Unterrande gemessen 105 mm, am hinteren resp. oberen Rande 75 mm, die Breite am Ansatz 44 mm. Demgegenüber ist der obere Lappen kleiner, denn bei einer größten Breite von 40 mm beträgt seine Länge am Vorderrande 70, am Hinterrande nur 45 mm. Er erscheint uns vielleicht noch kleiner, weil er mit dem unteren Lappen weniger organisch zu einer Schwanz- flosse im Sinne einer Schiffsschraube verwachsen, sondern nach vorn gerückt und gewissermaßen nur aufgesetzt ist. Auf dem verbreiterten Schwanzteile des Tieres nımmt er eine ganz analoge Stellung ein wie die Rückenflosse auf dem mittleren Körperteil. Hierin liegt nun eine wesentliche Abweichung von dem er- wachsenen Tier und die ontogenetische Bedeutung dieses Jugendzustandes tritt erst klar vor Augen, wenn wir auf die Entwicklung der Schwanzflosse bei den Ichthyosauriern zurückgreifen. Die Funde und Untersuchungen der letzten Jahre haben unsere Kenntnis über die Vorläufer der jurassischen Ichthyosaurier in der Trias sehr gefördert. Rerossı' hat uns mit den Mixosauriern des unteren Muschelkalkes der Lombardei näher bekannt gemacht, MeErrRıAM” das reiche Material aus der oberen Trias (Muschelkalk und Keuper) von Kalifornien, Wınan® dasjenige aus dem Muschelkalk von Spitzbergen beschrieben. Entsprechend der modernen paläonto- logischen Richtung wurden zwar für diese triassischen Arten eine An- zahl neuer Gattungsnamen eingeführt, jedoch tragen dieselben alle vollständig den Charakter der typischen Ichthyosaurier, nur macht sich bei ihnen, besonders in der Flosse, eine Annäherung an die ur- sprünglichen Landformen bemerkbar, indem die Polygonalplatten der ! Repossi, E., Il Mixosauro degli strati triasiei di Besano in Lombardia. Atti della Soc. Ital. di Sc. Nat. Vol. XLI. 1902. ®? Merriam, J. C., Triassic Ichthyosauria, with special reference to the American Forms. Memoirs of the University of California. Vol. I. No. 1. 1908. > Wiman, Karl, Ichthyosaurier aus der Trias Spitzbergens. Bull. of the Geol. Instit. of Upsala. Vol. X. 1910. — 485 — einzelnen Skelettstücke untereinander verschieden sind (vergl. das Flossenskelett bei Fig. 2). Untersuchen wir nun bei diesen Arven das Skelett der Schwanzregion, da uns leider keine Weichteile er- halten sind, so fällt uns auf, daß die Dornfortsätze der oberen Bögen, welche im ganzen Rücken und vorderen Schwanzteile nach rück- wärts gestellt sind, plötzlich ihre Stellung ändern und im hinteren _Schwanzteile nach vorne stehen. Beim Myxosaurus und Oymbo- spondylus (?) natans sind die Fortsätze der oberen Bögen in dieser Region außerdem verlängert und auch die Wirbelkörper auffallend kräftig gebaut, während Oymbospondylus petrinus und Delphinosaurus perrini nur eine Umstellung der kurzen Dornfortsätze und eine Auf- wölbung der Wirbelsäule in dieser Region erkennen lassen. Aus anderweitigen Untersuchungen, z. B. über unseren schwäbischen Geosaurus und die amerikanischen Mosasaurier, kennen wir die Be- deutung dieser Bildung am Schwanze und wissen, daß wir sie mit der Ausbildung einer Schwanzflosse in Verbindung zu bringen haben. Diese Schwanzflosse war aber im Verhältnis zu den jurassischen Ichthyosauriern ziemlich weit nach vorne aufgesetzt und bildete keineswegs mit dem Schwanzende zusammen eine einheitliche Flosse. Wıman hat dieses Stadium bei seinen Ichthyosauriern von Spitzbergen nachgewiesen, ebenso wie es von Repossı für die italienischen Arten festgestellt wurde, und wir dürfen deshalb annehmen, daß auch unser Mixosaurus atavus aus dem Wellengebirge noch eine derartige, wenig ausgebildete Schwanzflosse trug, wie sie Fig. 2 darstellt. Unser Jugendstadium von Ichthyosaurus quadriscissus vermittelt gewissermaßen die alte triassische Flossenbil- dung mit derjenigen der erwachsenen jurassischen Tiere. Es scheint zwar noch der obere Lappen der Schwanzflosse eine’ selb- ständige Stellung einzunehmen, er ist aber doch schon sehr weit nach hinten gerückt und es bedarf im wesentlichen nur noch der Abknickung des Schwanzes, um die Schwanzflosse im Sinne einer zweillügeligen Schitisschraube wirken zu lassen (vergl. Fig. 3). Dieses Stadium wird beim erwachsenen Tiere erreicht (Fig. 4) und ist um so schöner ausgebildet, je älter und ausgewachsener das Exem- plar ist. Die zahlreichen Stücke mit Hautbekleidung, welche in den letzten Jahren aus dem paläontologischen Atelier von Haurr hervorgegangen sind, vergegenwärtigen zahlreiche Wachstums- stadien und lassen auf das schönste die allmähliche Ausbildung der „Schiffsschraubenflosse“ erkennen. Am schönsten ist die Flossen- stellung an dem über 2 m langen Prachtexemplar des Frankfurter > St MADDL GELRDL, DIL. DEURITERE| x 3, ee DGGSSCIEDL III) 5 LEEREN ER ARE, RE EEE, ud Fig. 4. Fig. 5. Fig. 2—5. Entwicklung der Schwanzflosse bei Ichthyosauriern. Mixosaurus Nordenskjöldi Wıman Muschelkalk, Spitzbergen (nach Wınan). Ichthyosaurus quadriseissus Jugendstadium. Derselbe im erwachsenen Stadium, oberer Lias. Ichthyosaurus trigonus var. posthumus, oberer Weißer Jura, Solnhofen (nach F. BAvER). — 4917 0 — Museums entwickelt und wurde deshalb auch der Fig. 4 zugrunde gelegt. Die Wirbelsäule, welche natürlich beim Mixosaurus noch ihre volle Bedeutung hatte, bleibt auch bei den jurassischen Ichthyo- sauriern erhalten. Wir dürfen auch annehmen, daß die Rücken- muskulatur und damit auch die Wirbelsäule selbst beim jungen Tier im unteren Lappen der Schwanzflosse von Bedeutung war und in Funktion stand; deshalb finden wir in diesen Stadien auch noch eine ununterbrochene Fortsetzung der Wirbelsäule in den Schwanzteil. Beim erwachsenen Tier jedoch mußte die Längsmuskulatur um so stärker zurücktreten, je mehr die zweilappige Flosse gleichsam als einheitliche Schraube den Abschluß des Körpers bildete. Der ab- geknickte Teil des Schwanzes wurde mehr oder minder funktionslos und im weiteren Stadium der Entwicklung dürfen wir sogar eine Degeneration des hinteren Schwanzteiles erwarten. In der Tat be- obachten wir bei den schönen Skeletten von Ophthalmosaurus aus dem oberen Braunen Jura von Fletton (Tübinger Sammlung) eine ganz unvermittelte, plötzliche Abnahme in der Größe der Schwanz- wirbel, und zwar genau in der Region der Knickung. Noch schöner aber können wir den Schwund der Wirbelsäule im Flossenabschnitt bei dem oberjurassischen Ichthyosaurus trigonus var. posthumus fest- stellen, von welchem in der Münchner Sammlung eine schöne, wohl- erhaltene Schwanzflosse von nahezu 1 m Spannweite aus den Soln- hoiener Schiefern aufbewahrt wird! (Fig. 5). Bei diesem Endglied der jurassischen Ichthyosaurier ist die Schwanzflosse annähernd recht- winklig zur Körperachse gestellt und konnte nun vollständig die Funktionen einer heterocerkalen, echten Fischflosse übernehmen. Die Flosse setzt offenbar auch scharf am Körper ab und der in den unteren Lappen liegende Teil der Wirbelsäule tritt so sehr gegen- über dem vorderen zurück, daß wir deutlich daran die Spuren der Verkümmerung erkennen. Überblicken wir das Ganze, so erkennen wir, daß unser Stück einen der seltenen, aber um so erfreulicheren Funde darstellt, bei welchem Ontogenese und Phylogenese vollkommen in Ein- klang zu bringen sind und sich gegenseitig ergänzen. ! Bauer, Fr., Die Ichthyosaurier des oberen Weißen Jura. Paläonto- graphica, Bd. XLIV. 1898. Die Chromosomen als Vererbungsträger. Von Prof. Dr. Heinrich Ernst Ziegler in Stuttgart. (Vortrag, gehalten bei der Versammlung des Schwarzwälder Zweigvereins für vaterländ. Naturkunde in Tübingen am 21. Dezember 1910.) Mit 4 Textfiguren. Für die Tatsache, daß die Kinder eines Ehepaares unter sich verschieden sind, gab es bis in die neueste Zeit keine befriedigende Erklärung. Die Verschiedenheit der Kinder zeigt sich nicht nur in der Erfahrung des täglichen Lebens, sondern auch bei dem wissen- schaftlichen Studium der Vererbung von Mißbildungen und Krank- heitsdispositionen. Die erbliche Belastung tritt meistens nicht bei allen Kindern einer Familie zutage, sondern nur bei einzelnen. 2 de a 4 an 3 | I 2% Fühs ? DER TE TIT FRRTE STRRE IT PETTE & BE Le} Fig. 1. Vererbung der Kurzfingerigkeit in einer von Farabee in Pennsylvanien beobachteten Familie. Nach Bateson. Diejenigen Individuen, welche die Mißbildung zeigen, sind durch schwarze Kreise bezeichnet. Z. B. zeigt Fig. 1 die Vererbung einer eigenartigen Mißbildung, nämlich der Kurzfingerigkeit, bei welcher an den Fingern und Zehen nur zwei statt drei Phalangen vorhanden sind!. Man sieht, daß in jeder Familie neben den mißbildeten auch normale Mitglieder vorkommen. Aus der medizinischen Literatur ließen sich unzählige Beispiele ähnlicher Art zusammenstellen, aber ich will nur noch ein ! Ich entnehme dieses Beispiel aus dem Buche von W. Bateson, Mendels Principles of heredity. Cambridge 1909. — 489 ° — einziges anführen, einen Fall der Vererbung der Zuckerkrankheit nach J. Großer '. Hier besteht auf der rechten Seiteder Tabelle eine Belastung von beiden Eltern her, welche bekanntlich immer als besonders ungünstig anzusehen ist”; aber doch werden nicht alle Kinder von der Krankheit betroffen (Fig. 2). Fig. 2. Ein Fall der Vererbung der Zuckerkrankheit. Nach Grober. Die Vierecke bezeichnen männliche Individuen, die Kreise weibliche Die schwarzen Zeichen bedeuten die erkrankten Personen. Die Verschiedenheit der Kinder einer Familie läßt sich aus der Chromosomentheorie erklären. Um dies verständlich zu machen, muß ich aber etwas weiter ausholen, indem ich zeige, daß man be- rechtigt ist, die Chromosomen als die Träger der Vererbung anzu- sehen. Zum Beweis will ich zunächst an die schon lange bekannten Tatsachen der Befruchtungslehre erinnern? und dann einige neue Beobachtungen von BALTzER anführen. Schon vor mehr als 30 Jahren erkannte man bei dem Studium der Mitose — der typischen Teilungsweise der Kerne der vielzelligen Tiere und der vielzelligen Pflanzen —, daß die Chromosomen im 1 J. Grober, Die Bedeutung der Ahnentafel für die biologische Erblich- keitsforschung. Archiv f. Rassen-Hygiene. 1. Jahrg. 1904. ® In einer früheren Schrift habe ich die beiderseitige Belastung vom Stand- punkt der Chromosomentheorie genauer erörtert (H. E. Ziegler, Die Chromo- somentheorie der Vererbung in ihrer Anwendung auf den Menschen. Archiv für Rassenbiologie. 3. Jahrg. 1906. p. 806—-810). ® O0. Hertwig, Das Problem der Befruchtung und die Isotropie des Eies, eine Theorie der Vererbung. Jenaische Zeitschrift 1884. E. Strasburger, Neue Untersuchungen über den Befruchtungsvorgang der Phanerogamen. Jena 1884. A. Weismann, Die Kontinuität des Keimplasmas als Grundlage einer Theorie der Vererbung. Jena 1885. Th. Boveri, Das Problem der Befruchtung. Jena 1902. O0. Hertwig, Ergebnisse und Probleme der Zeugungs- und Vererbungs- lehre. _ Jena 1905. H. E. Ziegler, Die Vererbungslehre in der Biologie. Jena 1905. — 490 — Stadium der Äquatorialplatte eine Zweiteilung erfahren, indem sie sich in der Regel der Länge nach spalten. Daher haben die Tochter- sterne ebensoviele Chromosomen wie der Mutterstern, folglich der Tochterkern ebensoviele Chromosomen wie der Mutterkern. Die Zahl der Chromosomen bleibt also bei allen Teilungen der Körper- zellen dieselbe. Jedem Tier und jeder Pflanze kommt eine be- stimmte Zahl von Chromosomen zu, welche man die Normalzahl nennt und mit dem Buchstaben n bezeichnet: z. B. hat der Borsten- wurm Ophryotrocha puerilis 4 Chromosomen, die Maulwurfsgrille 12, der Wasserkäfer Hydrophilus piceus 16, der Ruderfüßer-Krebs Cyclops brevicornmis 22, der Salamander 24, der Seeigel Strongylocentrotus liwidus 36, die Weinbergschnecke 48. Es ist ferner bekannt, daß die Samenzellen (Spermatozoen) nur die halbe Zahl der Chromosomen enthalten (5) und daß für die Eizelle nach der Bildung der Richtungskörper dasselbe gilt. Wenn die Samenzelle in die Eizelle eindringt, so entsteht aus dem Kopf derselben ein Kern, der männliche Vorkern; dieser vereinigt sich mit dem in dem Ei liegenden Kern, dem weiblichen Vorkern, ein Vorgang, welchen man als die Befruchtung des Eies bezeichnet. Jeder dieser beiden Kerne bringt also die halbe Zahl der Chromo- somen mit, so daß das Individuum, welches von dieser Befruchtung des Eies seinen Ausgang nimmt, die halbe Zahl der Chromo- somen vom Vater erhält, die halbe Zahl von der Mutter. In vielen Fällen sind die beiden sich vereinigenden Vorkerne gleich in Größe und Aussehen, so daß schon der Anblick der Kerne uns an die Tatsache erinnert, daß der Vater in bezug auf die Vererbung einen ebensogroßen Einfluß hat wie die Mutter. Trotzdem die Samenzelle ein mikroskopisch kleines Gebilde ist und von der Eizelle in vielen Fällen (wie z. B. beim Vogelei) an Größe mehrere Tausend mal übertroffen wird, bringt sie dieselbe Vererbungskraft mit wie die Eizelle. Daraus geht klar hervor, daß diejenigen Gebilde, an welche die Vererbungskraft gebunden ist, in der kleinen Samenzelle sozusagen in kondensierter Form vorhanden sein müssen. Der Kopf der Samenzelle geht aus einem Kern hervor, welcher (wie gesagt) die halbe Chromosomenzahl enthält. Anfangs kann man in diesem Kern die einzelnen Chromosomen noch erkennen, dann bilden sie allmählich ein Kernnetz, worauf dann der Kernsaft schwindet und der Kern zu dem schmalen Kopf der Samenzelle zu- sammenschrumpft. Offenbar ist die Substanz der Chromosomen der — 21 — wesentliche Bestandteil des Kopfes der Samenzelle, und muß folglich die Vererbung an diese Substanz gebunden sein. Zwar sind die Chromosomen in dem Kopf der Samenzelle und überhaupt in jedem ruhenden Kern nicht als selbständige Gebilde zu erkennen, aber es ist doch anzunehmen, daß sie ihre Individualität stets bewahren!. Dies wird hauptsächlich durch die zahlreichen Fälle bewiesen, in welchen die Chromosomen von ungleicher Größe sind. Der Samenkern enthält in diesem Fall von jeder Größen- stufe die halbe Zahl. Die Heuschrecke brachystola magna besitzt nach den Beobachtungen von Sutton unter ihren 24 Chromo- somen 6 auffallend kleine; folglich hat die Samenzelle unter ihren 12 Chromosonien 3 kleine. Bei einem anderen Insekt, bei dem sogen. Ohrwurm (Forficula auricularıa) fand einer meiner Schüler ebenfalls Chromosomen von ungleicher Größe, nämlich 16 große, 2 mittelgroße und 6 kleinere (abgesehen von den akzessorischen Chromosomen) °; die Samenzelle bekommt von jeder Sorte die halbe Zahl. Bei der Gartenschnecke und der Hainschnecke (Tachea hor- tensis und nmemoralis) findet man unter den 48 Chromosomen zwei auffallend große, so daß die Samenzelle unter 24 Chromosomen ein großes erhält, was ebenfalls durch einen meiner Schüler, Dr. Max KLEINeRT, entdeckt wurde®. Ebenso fand Bartzer bei dem Seeigel Strongylocentrotus lividus unter 36 Chromosomen zwei lange haken- förmige, in den Samenkernspindeln unter 18 Chromosomen ein ein- ziges derartiges‘. Wenn die Chromosomen von verschiedener Größe sind, besteht die Wahrscheinlichkeit, daß die einzelnen Chromosomensorten einen ungleichen Einfluß auf die Vererbung haben; man kann sogar ver- muten, daß die Vererbung mancher Eigenschaften an die Chromo- somen bestimmter Größe gebunden ist. Ich will hier auf dieses Problem nicht eingehen, sondern nur noch einen Beweis dafür vor- ! Th. Boveri, Ergebnisse über die Konstitution der chromatischen Sub- stanz des Zellkerns. Jena 1904. — H. E. Ziegler, Die Vererbungslehre in der Biologie. Jena 1905. — Karl Heider, Vererbung und Chromosomen. Jena 1906. — V. Häcker, Die Chromosomen als angenommene Vererbungs- träger. Ergebn. und Fortschr. der Zoologie. 1. Bd. Jena 1907. 2 H. Zweiger, Die Spermatogenese von Forficula auricularia. Jenaische Zeitschrift. 42. Bd. 1906, > Max Kleinert, Die Spermatogenese von Helix (Tachea) nemoralis und hortensis. Jenaische Zeitschrift. 1909. * E. Baltzer, Die Chromosomen von Strongylocentrotus lividus und Echinus microtubereulatus. Archiv für Zellforschung. 2. Bd. 1909. — 42 — bringen, daß die Chromosomen überhaupt die Träger der Vererbung sind. Ein Schüler von Prof. BovErı, der Privatdozent Dr. BALTzEr in Würzburg, hat vor kurzem bei Seeigelbastarden folgende Beob- achtungen gemacht (Zool. Anz. 35. Bd. 1909, Arch. f. Zellforsch. 1910). Es gibt in Neapel verschiedene Arten von Seeigeln, deren jede eine ganz charakteristische Larvenform besitzt. Man kann diese Arten leicht bastardieren, indem man die Eier der einen Art mit dem Samen der andern Art befruchtet. Dabei entstehen meistens Mischbastarde, d. h. die Larvenform steht in der Mitte zwischen den Larvenformen der beiden Arten. In einigen Fällen hat sich aber merkwürdigerweise gezeigt, daß die Larven rein nach der mütter- lichen Seite ausschlugen. Es schien also in diesen Fällen die Samen- zelle gar keine Wirkung zu haben in bezug auf die Vererbung. BALtzer klärte nun diese auffallende Tatsache dadurch auf, daß die männlichen Chromosomen bei den ersten Mitosen zurückbleiben und infolgedessen aus den Kernen eliminiert werden. | Fig. 3 zeigt die Kernteilungsfigur im Stadium des Doppelsterns (Dyasters) bei der ersten Furchungsteilung des Eies von Strongylo- centrotus lividus, welches mit dem Samen von Sphaereckinus granu- /aris befruchtet wurde. Man sieht, daß ein Teil der Chromosomen N i BR, Dr Fig. 3. Erste Teilungsspindel x 1% Be NN 2 eines Eies von Strongylocentrotus = dan u ” =. 7 Dividus, das mit dem Samen von N a Se _— Sphaerechinus granularis be- SE —= > fruchtet wurde. Nach Baltzer a la ae (Arch. f. Zellf. 5. Bd. 1910). die Tochterplatten noch nicht erreicht hat und auf dem Wege zu- rückgeblieben ist. Diese Chromosomen werden folglich nicht in die entstehenden Kerne aufgenommen und sind also auch für alle fol- genden Teilungen ausgeschlossen. BaLtzer legt dar, daß die elimi- nierten Chromosomen von dem Samenkern herstammen und daß von. dessen 18 Chromosomen 16 auf diese Weise außer Funktion gesetzt werden. Infolgedessen findet keine Vererbung von väterlicher Seite statt und zeigen die Larven nur mütterliche Eigenschaften. Ich glaube nun genügend bewiesen zu haben, daß die Chromo- somen bleibende Gebilde (sozusagen Individuen) darstellen und daß sie die Träger der Vererbung sind. Ich komme jetzt auf das Pro- blem zurück, von dem am Anfang die Rede war, auf die Erklärung der Verschiedenheit der Kinder eines Elternpaares. —, 49 — Der Mensch hat in jedem Zellkern des Körpers 24 Chromo- somen (FrLemming, Dursgere). Die Kerne der reifen Sexualzellen enthalten die halbe Zahl, also 12 Chromosomen. Bei der Befruchtung der Eizelle durch die Samenzelle kommen 12 Chromosomen der Mutter mit 12 Chromosomen des Vaters zu- sammen. Dasselbe Verhältnis besteht in allen Körperzellen des Kindes; infolgedessen sind in jedem Kind stets Eigenschaften der mütterlichen Familie mit Eigenschaften der väterlichen Familie gemischt. Wenn das Kind erwachsen ist, enthalten die reifen Sexualzellen (reife Eizellen oder Samenzellen) jeweils nur die halbe Zahl der Chromosomen (infolge der „Reduktion“, welche bei der Bildung der Richtungskörper und bei den letzten Teilungen der Spermatogenese stattfindet). In dieser halben Zahl braucht aber die Zahl der väter- lichen und der mütterlichen Chromosomen nicht jeweils hälftig ge- teilt zu sein; vielmehr kann das Verhältnis ungleichmäßig sein. Es unterliegt dem Zufall, ob im Einzelfalle unter diesen 12 Chromosomen mehr väterliche oder mehr mütterliche Chromosomen vorhanden sind. Die Wahr- scheinlichkeitsrechnung ergibt folgende 13 Möglichkeiten und fol- gende Wahrscheinlichkeiten für die einzelnen Möglichkeiten !: Väterliche Mütterliche Berechnete Häufig- Chromosomen Chromosomen keitin Prozenten I Baller 2.0 12 0,02 2, 1 11 0,29 Bu eo -10 1,61 m... 9 5,37 De, 4 ) 12,08 6, B) 7 19,33 ee 6 6 22,55 8, 7 5 19,28 mas 8 4 12,08 I 3 5,37 eo 10 2 1,61 a een Di il 0,29 VO ll, 0 0,02 ‘ Eine Erörterung dieser Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten ist von mir zuerst angestellt worden (1905 und 1906) und kann ich dafür die Priorität in Anspruch nehmen. Da ich anfangs die Wahrscheinlichkeit noch nicht be- rechnen konnte, fand ich sie annäherungsweise durch Würfeln (1905). Die Formel für die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten hat Dr. Otto Ammon angegeben (1906). — 494 — Sieht man von den seltenen Fällen I—3 und 11—13 ab, so erkennt man, daß die Zahl der väterlichen Chromosomen in den reifen Sexualzellen zwischen 'Jı und °/ı der Gesamtzahl schwankt; das bedeutet, daß ein Großvater bald einen geringen, bald einen relativ beträchtlichen Einfluß auf die Veranlagung des Enkels be- sitzt. Die verschiedenen Veranlagungen der Kinder beruhen also auf wechselnden Kombinationen der Chromosomen der Großeltern! 3P Eiromosomen RT TEET EEE ZEEEETRTETEEnEE ere | l ! | vatezfiche mifleeliche * beischnele vater. nirllerl.Wareerbeintibkeir 12. © Br nn am 90 SD m en en N) Wa > =» —o Fig. 4. Schema der möglichen Kombinationen. Die 15 Möglichkeiten in den väterlichen Sexualzellen (Samenzellen) kombinieren sich mit ebensovielen Möglich- keiten in den mütterlichen Sexualzellen (reifen Eizellen). Es ergeben sich also für die Kinder einer Ehe 169 Möglichkeiten !, d. h. 169 verschiedene mögliche Veranlagungen; wenn man die sel- tenen Fälle 1 und 2, 12 und 13 der obigen Tabelle außer Betracht läßt, so ergeben sich immerhin noch 81 Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten haben allerdings verschiedene Wahrscheinlichkeiten. - Die relativ größte Wahrscheinlichkeit besteht für die Kombination des Falles 7 mit dem Fall 7, aber diese Wahrscheinlichkeit beträgt nur — or — ne also nicht ganz 5°/o. Für das Zu- sammentreffen des Falles 6 mit 6 oder 8 mit 8 beträgt die Wahr- scheinlichkeit nur 3,74 °/o, für 5 mit 5 oder 9 mit 9 nur 1,46°/o ?. Würden also in einer Familie schon 5 Söhne vorhanden sein, in welchen diese 5 Möglichkeiten realisiert sind, so würde die Wahr- scheinlichkeit, daß ein 6. Sohn genau dieselbe Veranlagung bekäme wie einer der älteren Söhne, nur gleich der Summe dieser Wahr- scheinlichkeiten, also gleich 15,1 °/o, sein. Es sind also ganz übereinstimmende Geschwister zwar nicht unmöglich, aber relativ selten; sie bilden die Ausnahme, während die Regel ist, daß die Kinder einer Familie untereinander ver- schieden sind. Ich glaube also gezeigt zu haben, daß die Verschiedenheit der Kinder einer Familie aus der Chromosomentheorie in befriedigender Weise erklärt werden kann. ! Dabei sind die Chromosomen als unter sich gleichwertig aufgefaßt; nimmt man aber an, dab die Chromosomen der Qualität nach unter sich ver- schieden seien (vergl. S. 491), so ergibt sich eine viel größere Zahl von Mög- lichkeiten. = Für das Zusammentreffen des Falles 7 mit dem Fall 6 oder 8 ist die Wahrscheinlichkeit 3,34 °/o, für den Fall 7 mit dem Fall 5 oder 9 nur 2,3 °/o. Aus dem Tertiärbecken von Steinheim a. A. Von F. Gottschick, Steinheim a. A. Mit Taf, VII, 1 Kartenskizze und 7 Textfiguren, Literatur: Jooss, Carlo, Stuttgart: Beiträge zur Schneckenfauna des Steinheimer Ober- miocäns. Diese Jahresh. 58. Jahrg. S. 303. Miller, Konrad, Prof. Dr., Stuttgart: Die Schneckenfauna des Steinheimer Öbermiocäns. Diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 385; ferner die in letzterer Abhandlung aufgeführte Literatur. Am Westrande des Steinheimer Tertiärbeckens, am vorderen Grot, und zwar am untersten Teile des Hangs, befinden sich Süß- wasserkalke, die bisher als „Sylvana-Kalke, am Neuselhalderhofe“ bezeichnet worden sind. Ähnliche Kalke befinden sich auch am untersten Teile des Hanges östlich der Hohen Steige. Es sind aber keine Sylvana-Kalke, es kommt z. B. keine Helix sylvana KLEım darin vor, sondern Helix silvestrina Zıer. Die betreffenden Bildungen enthalten in der Hauptsache dieselben Landschnecken wie die Tertiärbildungen in der Pharion’schen, Kopp’schen und Eder’schen Sandgrube, wie die Sprudelkalkfelsen auf dem Steinhirt-Klosterberg und wie die übrigen Bildungen am Rande des Tertiärbeckens, bloß die Wasserschnecken sind anders gestaltet; es kommt in den untersten Kalken am vorderen Grot (und an der Hohen Steige) außer anderen Planorbis-Arten hauptsächlich Planorbis laevis Kein vor, während in den Sandgruben usw. an seine Stelle Planorbis steinheimensis HiLGENDORF und seine Abkömmlinge: Planorbis tenuis HILGENDORF, multiformis A. BRonNn usw. tritt. (Ich gebrauche nicht den Namen Carinifex für den Planorbis tenuwis, multiformis und oxystoma Kueiın, da ich nicht daran zweifle, daß letztere Formen aus dem Planorbis steinheimensis und dieser aus dem Planorbis laevis hervorgegangen ist (siehe meine Ausfüh- rungen bei Planorbis laevis). Der hiesige Planorbis multiformis usw. — 417 — unterscheidet sich ja auch — abgesehen von der besonderen Art seiner Entstehung unter dem Einflusse von warmen Quel- len — :von dem Carinifex Newberryi in Kalifornien durch seine wesentlich geringere Größe und durch die Form seiner Mündung.) «0 300 son s®O Slassshechiu BOT Süswasser: Halte nn: und - en Oberer Messer Rn, Unterer Heisser, Prası - ARKKKUKURKKKH | | | = SKAKXKKKKRRKKUHH mit Planoıbisdaevis Hl mit Pam. stunhsimenses Ad vielfach zertwimot ne und lehwa 7 @ n multiformus u an Die unteren Schichten am vorderen Grot, die bisher als Syl- vana-Kalke am Neuselhalderhof bezeichnet worden sind, waren schon seit vielen Jahren fast ganz verschollen, sie bilden aber meines Er- achtens den Schlüssel zum Verständnis der hiesigen so merkwürdigen Jahreshefte d, Vereins f. vaterländ. Naturkunde in Württ. 1911. 32 — 498° .— Bildungen. Ich erlaube mir deshalb, eine genauere Untersuchung dieser Bildungen und eine Vergleichung derselben mit denjenigen der Sandgruben usw. zu veröffentlichen. Ich bezeichne hierbei die unteren Schichten des vorderen Grot und der Hohen Steige, in denen an Stelle des Planorbis steinheimensis noch Plan- orbis laevis vorkommt, als Zaevis-Zone. (Die frühere Be- zeichnung „am Neuselhalderhof“ dürfte aufzugeben sein, weil der Weiler Neuselhalden, über 1'/g km vom Rande des Beckens entfernt, in einem reinen Gebiete von oberem weißem Jura liegt.) Für die Sande am Steinhirt-Klosterberg, die in gleicher Weise wie die dort anstehenden Sprudelkalkfelsen und die anderen Tertiärbildungen am Rande des Beckens den Planorbis steinheim- ensis, tenuis, multiformis usw. enthalten, gebrauche ich der Kürze halber die hier übliche Bezeichnung „Sandgrube“. Ich habe hierbei hauptsächlich die Pharion’sche Sandgrube im Auge, in der auch die vielen Landschnecken vorkommen, die in der Kopp’schen und Eder’schen Grube fast ganz fehlen. Bei meinen Untersuchungen hat mich Herr OaArto H. Jooss, Stuttgart, durch Überlassung von Vergleichsmaterial aus seiner über- aus reichhaltigen Sammlung in der liebenswürdigsten Weise unter- stützt, ebenso Herr Professor Dr. E. Fraas, Stuttgart, und sein Assistent, Herr Dr. Dietrich, durch Übersendung von Material aus der K. Naturaliensammlung; ich spreche diesen Herrn auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus. Beschreibung der in der laevis-Zone gefundenen Weichtiere. Oleacina (Boltenia) Hildegardiae GoTTscHick. ParevIeRiez zung Gehäuse länglich zugespitzt; stark 5 Umgänge, nur ganz wenig gewölbt, durch seichte, feingekerbte Nähte getrennt; Spitze stumpf. Schale sehr glänzend; feine, unregelmäßig verteilte, lachgekrümmte Anwachsstreifehen und überaus feine, nur bei guter Vergrößerung sichtbare, stellenweise verlöschende Spiralstreifchen. Länge 11,2 mm; größte Breite 3,8 mm; letzter Umgang 7 mm hoch; Mündung 6,2 mm lang, größte Breite derselben 1,8 mm. Nur 1 prachtvoll erhaltenes Gehäuse im untern Teil der laevis- Zone gefunden. Die hiesige Form hat am meisten Ähnlichkeit mit der mir von Herrn Jooss, Stuttgart, zur Vergleichung übersandten Oleacina — 49 — neglecta Reuss aus dem Oberoligocän von Tuchoric; letztere Art ist jedoch etwas mehr walzenförmig, hat ihre größte Breite mehr in der Mitte und auch den vorletzten Umgang noch ziemlich kräftig entwickelt und gewölbt, während Heldeyardiae ihre größte Breite mehr gegen das untere Drittel hat und von da aus sich ziemlich - rasch und fast geradlinig zuspitzt; die feine Spiralstreifung hat neglecta auch. — Oleacina eburnea Kı. aus dem Sylvana-Kalke ist mehr eiförmig, hat stärker gewölbte Umgänge und keine Spiral- streifung. Vitrina (Phenacolimax) swevica SANDBERGER. (Vergl. MiLLEr, diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 396.) In der Zaevis-Zone von mir 5 Stück gefunden; größte Breite 6,2 mm, Höhe 3,5 mm; Umgänge 21/e—3. Einen Unterschied gegenüber den in der Sandgrube gefundenen Gehäusen (im ganzen etwa 12 Stück) konnte ich nicht finden. Die Gehäuse der laevis-Zone sind allerdings z. T. größer und länger, aber wohl nur, weil sie entweder besser ausgewachsen oder voll- ständiger erhalten sind. — An dem mir von der Naturaliensammlung in Stuttgart zur Vergleichung übersandten Gehäuse von Undorf scheint mir der Spiralrand etwas stärker umgeschlagen bezw. erweitert zu sein, — soweit man dies bei der nicht ganz guten Erhaltung er- kennen kann. Zonites (Archaeozonites) subverticillus SANDBERGER n. v.? In der laevis-Zone 1 unvollständig erhaltenes Gehäuse gefunden, das wohl zu der gleichen Art gehört wie die 2 von Herrn Jooss, Stuttgart, in der Sandgrube gefundenen Gehäuse, die wohl eine be- sondere Varietät des subverticillus darstellen. Das in der laevis-Zone gefundene Gehäuse ist etwas kleiner und — wohl im Zusammen- hang hiermit — enger genabelt als die 2 Gehäuse der Sandgrube. Zonites (Archaeozonites) af. Haidingeri Reuss Spger. S. 443. 2 Steinkerne gefunden, deren Nabel nach außen stumpf ge- kantet ist, ähnlich wie bei dem A. Hardingeri, nicht genau be- stimmbar. Zonites (Archaeozonites) subcostatus SANDBERGER ? (SANDBERGER: „Die Land- und Sübwasserkonchylien der Vorwelt“, S. 604.) In der /aevis-Zone an der Hohen Steige 1 nicht gut erhaltenes Gehäuse mit 5'/s Windungen gefunden, das am besten zu Archaeo- 32* — 300 zonites subcostatus SADBGR. paßt, von dem SANDBERGER S. 604 sagt: „Fine zweite neue Art mit sehr schwachkantigen, im Alter völlig runden Windungen, sowie zahlreicheren und schwächeren Rippen ist A. subangulosus Benz ähnlich, aber flacher und bedeutend weiter genabelt (als costatus SpeGr.). Sie ist bis jetzt in der oberen Süß- wassermolasse von Häder, Öningen (Baden) und Würrenlos (Kanton Aargau) von Cressın und ©. Mayer gesammelt worden und mag A. subcostatus heißen.“ Die hiesige Form zeigt an der Stelle, wo der letzte Umgang in den vorletzten übergeht, eine ganz schwache, stumpfe Kante; der letzte Umgang ist völlig rund; bezüglich der Berippung konnte ich einen Unterschied gegenüber costatus nicht finden. Die Umgänge sind auf der Oberseite eher noch weniger ge- wölbt als bei costatus, der letzte Umgang ist bedeutend niederer, der Nabel — entsprechend der Angabe SANDBERGER’s — bedeutend weiter als bei costatus. Oberhalb der laevis-Zone des vorderen Grots, bei den Feldles- mähdern, in den Kalken mit hochgewundenen Planorbis multiformis habe ich ein Bruchstück mit 4 Umgängen gefunden, das etwas flacher ist, aber bezüglich Benabelung und Berippung ganz zu der Form von der /aevis-Zone paßt. Hyalinia (Polita) orbicularis KLEIN var. minor, (Vergl. MitLer, diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 396.) Die Steinheimer Form, in der laevis-Zone ganz gleich vor- kommend wie in der Sandgrube, ist wohl dieselbe, von der KLEın in diesen Jahresh. Jahrg. II sagt: „Bei Nördlingen kommt eine Spezies vor, die ganz ähnlich wie orbicularis, aber, obgleich der letzte Um- gang die Erweiterung gegen die Mundöffnung zeigt, also als aus- gewachsen angenommen werden darf, doch viel kleiner ist.“ Die größten von mir in der laevis-Zone gefundenen Gehäuse haben 5 Umgänge bei 6—7 mm Durchmesser, das größte Stück der Sand- grube hat stark 5 Umgänge bei 8,1 mm Durchmesser. Die inneren Windungen sind bisweilen etwas gekantet. Die Anwachsstreifchen sind weniger stark ausgeprägt als bei den Formen aus dem Ober- miocän von Mörsingen usw.; die Nähte sind schmal und nicht sehr tief. In der Zaevis-Zone wie in der Sandgrube ziemlich selten. In der laevis-Zone habe ich noch 2 Gehäuse gefunden mit engerem Nabel und etwas höherem letztem Umgang; ich bin im Zweifel, ob es eine besondere Art ist. — 5087 — Patula n. sp.? In der Jaevis-Zone ein Bruchstück von einer Patula gefunden, das offenbar zur gleichen Art gehört wie ein von Herrn Jooss in der Sandgrube gefundenes, sehr hübsches Stück mit 2 Zähnen im. Gaumen. Das Aussehen der Oberseite dieser offenbar neuen Aıt würde übereinstimmen mit dem von Patula supracostata SANDBERGER. Patula (Charopa) costata GOTTSCHICK. ae NADEL RE, 1a, 105 © Diese Art wurde bisher als Patula euglyphoides SANDBERGER ange- sehen (s. MıLter, diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 395; Sannsereer S. 583 und 649). SANDBERGER hatte ursprünglich eine besondere Art (sola- rioides) ausgeschieden, aber wieder eingezogen. — Ich glaube (wenn auch mit Widerstreben) eine besondere Art ausscheiden zu sollen, wie dies auch Herr Jooss, Stuttgart, tun wollte, der gleichzeitig diese Art untersucht hat. Gehäuse bei jüngeren Exemplaren flach, bei älteren gewölbt kegelförmig, mit zitzenförmigem, stumpfem Ende; ziemlich weit und durchgehend genabelt. 6'/2 langsam zunehmende, durch tiefe Nähte geschiedene, ziemlich stark gewölbte Umgänge; vom zweiten an be- ginnen scharfe Querrippen, bis zu 75 auf dem Umgang; auf der Unterseite sind die Querrippchen nicht mehr ganz so scharf; bei jüngeren Exemplaren lösen sie sich sogar z. T. von der Kante des Umgangs an fast ganz auf und werden erst gegen den Nabel hin wieder so scharf und deutlich wie auf der Oberseite. Der letzte Umgang hat eine stumpf abgerundete Kante, die bei älteren Exem- plaren z. T. fast nicht mehr sichtbar ist. Mündung rundlich mond- förmig, Ränder einfach, scharf, durch eine zarte Schwiele verbunden. Breite 4,8 mm, Höhe 3 mm. Von Putula euglyphoides SANDBERGER nicht stark, aber doch durchgängig verschieden: das ganze Gehäuse mit seinen 6'/» Um- gängen ist höher gewunden als das von euglyphoides mit seinen 5 Umgängen; die Umgänge selbst sind bei costata etwas mehr ge- wölbt; der letzte Umgang hat bei euglyphoides einen scharf abge- setzten Kiel, auf der Unterseite wenigstens sieht man denselben durch eine förmliche Rinne abgetrennt, costata hat nur eine stumpfe bisweilen gar nicht mehr bemerkbare Kante; Querrippchen sind es bei costata 70—75, bei euglyphoides nur 60—65; die Zwischen- räume zwischen denselben sind bei cosiata nicht viel breiter als die Rippen selbst, während sie bei euglyphoides wesentlich breiter — BR sind. Die Mündung von costata ist mehr gerundet als die von euglyphoides. In der laevis-Zone wie in der Sandgrube ziemlich selten. Strobilus Jo0ossii GOTTSCHICK. TarzvIIcRjo21616anbrc: Bisher als Strobilus costatus SANDBERGER angesehen (s. MILLER, diese Jahresh. 55. Jahrg. S. 396). Auch bei dieser Form glaube ich die Ausscheidung einer neuen Art nicht vermeiden zu können, im Ein- verständnis mit Herrn Jooss, zu dessen Ehren ich die Art benannt habe. sind kugelig ausgebaucht und einigermaßen der zylindrischen Form genähert; unten flach gewölbt; eng genabelt; zwischen Ober- und Unter- seite eine mehr oder weniger stumpfe Kante. Stark 5, durch tief- eingesenkte Nähte getrennte, stark gewölbte Umgänge; die 2 ersten sind glatt, die übrigen tragen auf der Oberseite regelmäßige, scharfe Querrippchen, die durch nicht viel breitere Zwischenräume getrennt sind; auf der Unterseite verflachen sich die Querrippchen von der Kante an mehr oder weniger stark, verlöschen z. T. fast ganz. Mündung etwas schief, mondförmig; der untere Mundrand unmittelbar an der Spindel etwas erweitert und verdoppelt, im übrigen verdickt; der obere Mundrand ist etwas weniger verdickt. Ober- und Unterrand durch eine Schwiele verbunden, auf der 2 sich weit in den Gaumen hineinziehende Zahnfalten sitzen; die untere ist kleiner. Breite 2,1 mm, Höhe 1,5 mm. Von costatus SANDBERGER nicht stark, aber doch durchgehends verschieden. (Für die nachstehend angegebenen Unterschiede habe ich z. T. die Angaben des Herrn Jooss zugrunde gelegt, mit dem ich vereinbart hatte, daß er diese Art beschreiben und benennen solle, der aber leider seine Abhandlung noch nicht abgeschlossen hat.) Costatus ist niedriger, mehr rein kegelförmig, hat nur 4!/z Um- gänge; letztere sind breiter und haben weit gröbere Querrippchen, die durch weiter auseinanderstehende Zwischenräume getrennt sind. Die Nähte sind bei Joossii tiefer eingesenkt; der Nabel ist enger und die Mundränder sind feiner und nicht umgeschlagen. In der laevis-Zone selten, in der Sandgrube sehr selten. Das kleine Gehäuse stumpf kegelförmig; ausgewachsene Exemplare Helix (Vallonia) subpulchella SANDBERGER forma minor. (Vergl. MirLer, diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 395.) Bei den hiesigen Formen scheint mir der Mundsaum etwas feiner, nicht so sehr verdickt bezw. verdoppelt zu sein wie bei der — 809 == Form des Mittelmiocäns von Sansan. Bei einigen Gehäusen ist der letzte Umgang vor der Mündung etwas eingeschnürt, wie dies Sann- BERGER (S. 544) für die subpulchella von Sansan anführt, aber nicht bei allen. Bei sämtlichen von mir in der laevis-Zone gefundenen Schneckchen ist das Gehäuse nicht größer als das der lebenden Vallonia pulchella MüLLeR; die hiesige Form ist nicht nur kleiner, sondern auch etwas feiner gebaut als die des Mittelmiocäns, und steht hierin der lebenden pulchella näher. Die Mündung ist aber noch nicht in dem Maße kreisrund wie die von pulchella. In der laevis-Zone ziemlich selten, in der Sandgrube noch seltener. Helix (Vallonia) subeyclophorella GoTIScHIck. Taf. VII Fig. 2, 2a und b. Von diesem sehr kleinen Schneckchen (2 mm Durchmesser) nur ein Gehäuse gefunden, das anfangs vollkommen erhalten, ge- legentlich einer Verschickung aber an der Mündung etwas verletzt worden ist; ferner mehrere Bruchstücke. Gehäuse niedergedrückt, ziemlich weit genabelt, ziemlich dichte, feine Rippenstreifung; Umgänge 3°/a, der letzte an der Mündung ein wenig herabsteigend.. Mündung schief, ziemlich rund, Ränder ziemlich genähert, Mundsaum unten leicht umgebogen, dünn, ohne Lippe. Von der in Deutschland lebenden Vallonia cyclophorella AncEx (von GEYER in „Unsere Land- und Süßwassermollusken“ beschrieben S. 34) verschieden dadurch, daß letztere Art 4 Umgänge und die „Ränder sehr genähert“ hat und wohl auch etwas weiter genabelt ist. Helix (Zenobia) carinulata Kızın var.? (Vergl. MıLLER, diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 395.) SANDBERGER sagt bezüglich der hiesigen Form S. 649, daß ihm nur 2 Exemplare aus der Sandgrube bekannt gewesen seien, welche zwar mit H. carinulata in allen sonstigen Merkmalen übereinstimmen, aber keine Spur der für diese so charakteristischen Papillen zeigen. Da er bei keiner lebenden ähnlichen Art neben einer Hauptform mit Papillen auch solche ohne Papillen angetroffen habe, so habe er die Steinheimer Form als Varietät (subcarinulata) getrennt, bis sich Über- gänge fänden. Außerdem habe er eine weitere ähnliche Helix er- halten, die mit Helix sparsipustulata SANDBERGER aus dem Sylvana- Kalke von Leisacker usw. in bezug auf Papillen und Rippen genau — 504. — übereinstimme. Als Kennzeichen letzterer Form gibt er S. 588 an: „runzelige, gabelige Anwachsrippchen, zwischen welchen ziemlich grobe Papillen verteilt sind“. SANDBERGER hatte hierbei nicht ge- nügend Material. Man findet hier, in der Zaevis-Zone gleich wie in der Sandgrube, Formen, die bezüglich der Papillen der typischen carinulata Kein des Sylvana-Kalkes vollkommen gleichen, findet Formen, die man als Varietas sparsipustulata SANDBERGER bezeichnen kann, findet Formen, die fast gar keine Papillen mehr zeigen, und findet Übergänge zwischen diesen Formen, und zwar Übergänge aller Art. Die Papillen sind bald feiner, bald schärfer oder gröber. An manchen Gehäusen ordnen sie sich — sei es stellenweise, sei es am ganzen Gehäuse — mehr zu Streifen zusammen, die z. T. runzelig schief zu den Anwachsstreifchen verlaufen, z. T. in der gleichen Richtung wie diese, sich mit denselben vermischend, bezw. dieselben verstärkend. Bald sind es mehr runzelige Streifchen, zu denen sie sich zusammenordnen, bald mehr gerade, straff verlaufende. In diesen Streifchen treten die Papillen bald noch deutlich sichtbar hervor, bald sind sie kaum mehr zu unterscheiden. Manche Gehäuse sind fast ganz ohne Papillen; nur an ein paar Stellen sieht man noch äußerst feine längliche Papillen, zu geraden Streifen aneinandergereiht. In der Hauptsache sieht man zwischen den Anwachsstreifchen ganz glatte Spiegel ohne Papillen. Ein äußerst wechselndes Verhalten, vielfach an ein und dem- selben Gehäuse verschieden! Z. B. zeigen die inneren Umgänge scharf abgesetzte Papillen, regelmäßig angeordnet, an den äußeren Umgängen aber verschwinden die Papillen fast ganz bezw. fließen mit den Anwachsstreifen zusammen. Die Sanngerger’sche subcarinulata kann hienach nicht aufrecht erhalten werden; auffallend bleibt jedoch in Steinheim die Häufig- keit der Formen mit wenig Papillen. Die Annahme, daß in Stein- heim die Papillen durch die Witterung weggetilgt worden seien, etwa wie die Schüppchen der Helix (Monacha) incarnata MÜLLER, ist immerhin unsicher; denn man findet hier an Gehäusen, die fast keine Papillen mehr haben, doch meist noch einzelne, ganz scharf erhaltene, in ihrer Form von denen des Sylvana-Kalkes abweichende, längliche Papillen und sehr scharf und deutlich ausgeprägte Anwachsstreifchen. Der letzte Umgang ist in der Regel bei den hiesigen Formen etwas höher und mehr abgerundet, so daß man die stumpfe Kante nicht mehr so deutlich wahrnimmt wie bei den Formen des Sylvana- — DD. — Kalkes.. An den z. T. vorzüglich erhaltenen Gehäusen sieht man eine deutliche Lippe, die am Spindelrand ziemlich kräftig ist, m der Nähe des Außenrands aber sehr schwach wird. Große Formen haben beinahe 6 Umgänge, bei 9 mm Durch- messer und 6 mm Höhe. Man wird von den hiesigen Gehäusen immerhin sagen müssen, daß einigermaßen Neigung zur Bildung einer von derjenigen des Sylvana-Kalkes etwas abweichenden Form vorhanden ist. Helix (Tachaea) silvestrina ZiETEN. (Vergl. MiLLErR, diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 394.) In den untern Schichten der Zaevis-Zone erhält man meist nur zerdrückte Bruchstücke; aber auch ihre Bestimmung ist sicher durch die feinen Längsfurchen, die für sölvestrina charakteristisch sind. Wie in der Sandgrube findet man auch in der laevis-Zone mannigfache Unterschiede. Manche Formen scheinen mir von der bei uns lebenden TZachaea nemoralis L. nur dadurch verschieden zu sein, daß bei nemoralis der gewöhnlich etwas schmälere Unterrand von der Spindel an bis zu der Stelle, wo der Mundsaum sich nach außen umschlägt, eine geradlinige Längsfurche hat, während silve- string an ihrem meist etwas breiteren und oft leicht geschwungenen Unterrand erst weiter vorn eine schief verlaufende Furchung zeigt. (Man sieht allerdings auch bei silvestrina ab und zu einen schmä- leren, geradeaus laufenden Unterrand und die Furchung öfters schon an der Spindel beginnend, jedoch setzt sich die Furche in der Regel nicht in gleicher Stärke und Richtung bis vorn fort, sondern verliert sich meistens bald.) Außerdem ist bei nemoralis der Mundsaum am äußeren Rande der Innenseite zunächst wenig verdickt und steigt sodann die Verdickung der Lippe ziemlich plötzlich an, so daß man zwischen dem wenig verdickten äußersten Rande und der sich rasch verdickenden Lippe eine Art Rille zu sehen glaubt; bei silvestrina ist vielfach die Grenze zwischen dem wenig verdickten äußersten Rand und der Lippe weniger deutlich; doch trifft man auch Gehäuse, bei denen eine förmliche Rille zu sehen ist. Helix (Campylaea) insignis SCHÜBLER. (Vergl. MiLLER, diese Jahresh. 56. Jahrg. S. 394.) In der laevis-Zone kommt diese Art, gleich wie in der Sand- grube, in wechselnden Formen vor, aber meist zertrümmert und zer- quetscht. Man sieht aber auch an Bruchstücken die Haargruben — 900. — (mit kleinen punktförmigen Erhöhungen), die an den inneren Win- dungen — bis zum dritten Umgang — ähnlich regelmäßig verteilt sich finden wie bei Helix (Campylaea) inflexa KuEın. Gehäuse, deren äußerer Schmelz gut erhalten ist, haben — wie dies auch in der Sandgrube zu sehen ist — ein schmales bräun- lichgelbes Band, das ähnlich verläuft wie etwa das der lebenden Helix (Campylaea) cingulata Stun. Olausilia sp.? Nur das Bruchstück einer verhältnismäßig kleinen, schlanken Art gefunden, die kräftige, glänzende Querrippen, gegittert durch feine Spirallinien, trägt. (Die in der Pharion’schen Sandgrube für gewöhnlich nur an einzelnen Stellen vorkommende, ziemlich seltene Triptychia sutwralis SANDBERGER habe ich in der eigentlichen Zaevis-Zone nicht gefunden, wohl aber in den weiter oben am Hang anstehenden Kalken mit Planorbis multiformis.) Pupa (Torguilla) antigua SCHÜBLER (von MitLer in diesen Jahresh. 56. Jahrg., S. 396, als Pupa Schübleri KLEIN aufgeführt). Kommt in der laevis-Zone gleich vor, wie in der Sandgrube; hauptsächlich in den mittleren und oberen Schichten der laevis-Zone enthält kreidiges oder dünnplattiges Gestein die Pupen oft in großer Zahl. Frisch aus dem Gestein herausgeschlagen zeigen manche Formen eine gleich starke Rippenstreifung wie Pupa (Torguilla) frumentum DrP.; einzelne Formen zeigen auch die Umgänge beinahe so stark gewölbt und die Nähte fast so tief wie frumentum, so daß einzelne Formen — mit 4 bezw. 5! Gaumenfalten — nur sehr wenig von der auch bei uns lebenden, jedoch mehr zur südeuropäischen Fauna ge- hörigen Torguilla frumentum abweichen. (Die deutschen Formen dieser nach Geyer, S. 52, „südlich der Alpen sehr veränderlichen“ Art sind im allgemeinen etwas bauchiger als antigua, wohl auch etwas dünnschaliger, namentlich unmittelbar hinter dem Mundsaum, worauf aber — wenigstens hinter dem rechten — in der Regel eine Verdickung kommt.) Die kleineren Pupa-Arten kommen in der laevis-Zone ebenfalls vor, offenbar ganz übereinstimmend mit den Formen der ' An antiqua wie an frumentum sieht man bisweilen eine 5., nur leicht angedeutete Gaumenfalte ganz unten an der Naht. —. NT Sandgrube. Sicher bestimmen ließ sich freilich nur Leucochilus quadriplicatum Au. Braun var. quadridentatum Ken. Die anderen Arten «(verschiedene Leucochilus, Isthmia usw.) hatten die Mündung nicht frei von Gesteinsmasse und ließen daher eine sichere Bestim- mung nicht zu. Cionella (Zua) ?. Ein Gehäuse mit schwach 6 Umgängen gefunden, das in seinem äußeren Bau der lebenden Zua lubrica Mürrn. entspricht, jedoch etwas kleiner und zierlicher ist (ähnlich wie die nachstehend beschriebene Azeka tridentiformis gegenüber A. tridens Purr.). Genaue Bestim- mung unmöglich, da die Mündung nicht vollständig erhalten und mit Gesteinsmasse ausgefüllt ist. Oionella (Azeka) tridentiformis GoTTScHIck. Taf. VII Fig. 3 und 3a. Gehäuse ziemlich schlank, 4,7 mm lang, 2 mm breit, stark glänzend. Unter der Lupe sehr zarte, glatte Anwachsstreifehen be- merkbar. 7—8 Umgänge, ganz wenig gewölbt, fast ganz flach, letzter Umgang etwa '/s der ganzen Länge. Nähte nicht tief, zart gerandet, wie bei der mehr westeuropäischen, in Deutschland bis Thüringen reichenden Azeka tridens PuLTEneY; ohne Nabelritz. Mündung mit Rückseite, mit durch- schimmernden Gaumenzähnen. Fig. 1. Mündung von: Azeka loxo- A. tridenti- A. tridens. A. tridenti- A. tridens. stoma. formis. formis. ihren Zahnfalten ziemlich genau derjenigen von Azeka tridens ent- sprechend, schief birnförmig; Ränder durch eine geschlängelte Schwiele miteinander verbunden; der rechte von der Mündungswand an zu- nächst etwas zurückgebuchtet, alsdann etwas vorgezogen und gelippt, an der Lippe ein Zahn. Auf der Mündungswand eine größere Zahn- falte, daneben ein kleines Zähnchen. Spindel unten abgestutzt; eine breite Lamelle daran, die nahe, etwas rückwärts der Mündung falten- artig geschwungen und oben durch eine schiefe Querfalte abgeschlossen — 508 — ist. Im Gaumen sitzt in der Nähe des schon erwähnten, auf dem rechten Mundrand stehenden Zahnes ein etwas stumpfer Zahn, weiter hinten 2 Zahnfalten, die man von der Mündung aus kaum noch- sieht, dafür aber auf der Rückseite — sei es nach außen durchscheinend, sei es an den Eindrücken von Steinkernen. Ein wesentlicher Unterschied besteht hienach gegenüber der Mündung von A. tridens nicht; die Zahnfalte auf der Mündungswand ıst allerdings bei letzterer etwas größer und weiter zurückreichend. Das ganze Gehäuse von tridentiformis ist gegenüber dem von tridens etwas schlanker und kleiner. — Von der Azeka loxostoma Kueın des Sylvana-Kalkes unterscheidet sich die hiesige Form — abgesehen von der schlankeren, kleineren Gestalt — ganz erheblich durch die Zahnfalten. In der Zaevis-Zone im allgemeinen selten, in einem Gesteins- brocken mit Carychium zusammen ziemlich zahlreich gefunden, in der Sandgrube noch nicht. Subulina minuta Kram ?. (Diese Jahresh. IX. Jahrg. S. 212; SAnDBERGER $. 596.) In der laevis-Zone ein unvollständiges Gehäuse gefunden, das vielleicht zu dieser Art gehört. Carychrum swevicum Börre. (Vergl. MiLLer diese Jahresh. 56. Jahrg. $. 401.) Gestalt im allgemeinen etwas schlanker zugespitzt als bei der lebenden Carychium minimum Mürı., man findet jedoch auch einzelne Gehäuse, die sich in dieser Hinsicht der lebenden minimum sehr nähern. Die Form der Mündung ist wie bei minimum, auch die Zahl der Umgänge; letztere sind jedoch etwas weniger gewölbt; das ganze Gehäuse scheint mir bei suevieum etwas dünnschaliger zu sein; die feine Streifung ist wie bei minimum. In der laevis-Zone wie in der Sandgrube im allgemeinen sehr selten; in einem kleinen Gesteinsbrocken der laevis-Zone, der noch einzelne sandige Adern enthielt, jedoch in größerer Zahl, über 1 Dutzend, gefunden. Succeinea sp.? Mit Ausnahme eines zunächst gut erhaltenen, aber hernach verunglückten Gehäuses in der laevis-Zone nur 2 unvollständig er- haltene Gehäuse gefunden, von denen eines etwa in die Nähe der — 509 — lebenden Succinea Pfeiferi Rssm., das andere vielleicht in die Nähe von Succinea oblonga Drar. gehören könnte. Limnaea subsocialis GOTISCHIcK. Taf, VII Fig. 4, 4a, 5 und 6. (Einer bestimmten Sektion habe ich diese Art nicht zugeteilt, da in dieser Hinsicht wohl hauptsächlich Limnophysa, aber auch Gulnaria in Betracht kommen könnte.) Sie ist gleich vielgestaltig wie L. socialıs SCHÜBLER in der Sandgrube. Man findet ziemlich breite rundliche Formen mit bauchigem letztem Umgang und ziemlich kurzem Gewinde, aber auch sehr langgezogene Formen, bei denen der letzte Umgang nicht sonder- lich bauchig und das Gewinde fast so lang ist als die Mündung; zwischen diesen beiden extremen Formen gibt es vielfache Über- gänge, im allgemeinen überwiegen aber die mehr schlanken Formen. Zahl der Umgänge 4 bis gegen 6. Unterhalb der Naht sind die Umgänge ziemlich platt und wölben sich bei schlanken Formen wenig, bei bauchigen stärker, aber immer erst mehr der Mitte zu. Auch der letzte Umgang, der in der Mitte stark ausgebaucht sein kann, läuft unterhalb der Naht sofort schräg nach unten und ist nicht gleich von der Naht an scharf nach außen gewölbt. Schiefe, ungleichbreite, bald mehr bald weniger ausgeprägte Anwachsstreifchen. Guterhaltene Gehäuse zeigen an den äußeren Umgängen äußerst feine, nur bei guter Vergrößerung sichtbare, stellenweise verlöschende Längsstreifung, wie man dies auch bei der socialis sieht. Mündung schief eiförmig, mit einfachen, scharfen Rändern, nur der Spindel- rand ist nach außen umgeschlagen, eine eigentliche Lippe konnte ich nicht finden. Die Spindel setzt sich bald mehr in der Richtung der den Ober- und Unterrand verbindenden Schwiele fort, bald biegt sie in einem ziemlich scharfen Winkel von dieser ab — ganz wie dies auch bei socialıs der Fall ist. Ein feiner Nabelritz an ver- schiedenen Gehäusen sichtbar, an einigen konnte ich aber keine An- deutung eines solchen sehen (leider bekommt man die zarten Ge- häuse nur selten so aus dem harten Gestein heraus, daß man den Spindelrand sehen kann). Gehäuse ziemlich dünnschalig. Die bauchigeren Formen gleichen ganz der im Sylvana-Kalke vor- kommenden Limnaea dilatata NouLET, wenigstens soweit die Gehäuse nur 4—5 Umgänge haben, wie man sie bei Hohenmemmingen häufig sieht (etwas dünnschaliger, namentlich am Spindelrand, scheint allerdings subsocialis zu sein). Ganz große Gehäuse der dılatata haben jedoch stark 6 Umgänge, während große Gehäuse von subsocialis nur 5 bis gegen 6 haben; auch scheint mir der letzte Umgang von dilatata bei großen Gehäusen gegen den Spindelrand zu meist etwas breiter, flacher und weniger gewunden zu sein; die ganz großen Formen der subsoctalis habe ich freilich nie vollständig aus dem harten Gestein herausbekommen. — So schlanke, langgestreckte Formen wie bei subsocialis kommen meines Wissens bei dilatata nicht vor. A No. 1. Limnaea dilatata NOULET von MOoCHENTHAL. — No. 2—5. Limnaea sub- socialis GOTTSCHICK. No. 6—10, Limnaea socialis SCHÜBLER, Von der socialis der Sandgrube unterscheidet sich subsoctalhis dadurch, daß bei socialis in der Regel die Schale dieker und die Umgänge stärker gewölbt oder unterhalb der Naht gekantet oder stärker gewölbt und gekantet sind. Der Nabelritz verschwindet bei der mehr dickschaligen socvalis in der Regel, wohl infolge der gleich- zeitigen Verdickung der Schale und der sich daran anschmiegenden Schwiele am Spindelrand. Man trifft aber immerhin noch manche socialis mit deutlichem Nabelritz, namentlich mehr bauchige und dünnschalige Formen. Die Veränderlichkeit ist bei subsocialis und socialıs gleich groß; man findet bei Beiden kleine und große, bauchige und schlanke Formen, nebst Übergängen; so stark ausgebauchte Formen wie bei socialis findet man freilich bei subsocialis nicht, die starke Aus- bauchung ist ja gerade ein Kennzeichen der socialis. — 5ll — „Gehämmerte“ Gehäuse, wie man sie bei socialis namentlich in der Nähe der Sprudelkalkfelsen ab und zu findet, habe ich in der laevis-Zone nicht, bezw. kaum angedeutet, gefunden. Die Abtrennung einer Limnaea dilatata Nouner bezw. bullata Krein ist bei socialis (und subsocialis) unmöglich, da vollkommene Übergänge zwischen beiden Formenreihen gefunden werden. Die bis- her als dilatata ausgeschiedene Form der Sandgrube hat auch bei großen Gehäusen nur 5'/s Umgänge anstatt stark 6, wie sie die dilatata des Sylvana-Kalkes hat; namentlich aber sind die Umgänge bei den Formen der Sandgrube viel stärker gewölbt bezw. gekantet. Die Längsrippung (spiralartig gehämmerte Gehäuse) findet man nicht nur bei den bullata-, sondern auch bei den dilatata-ähnlichen Formen. Die vorhin genannten Unterschiede der subsocialis von der socialis, die sich in der Hauptsache nur durch die Dicke der Schale und die Wölbung der Umgänge unterscheiden, rühren wohl jeden- falls von den vulkanischen warmen Quellen, die man von dem Augen- blick an, wo socialis wahrzunehmen ist, nachweisen kann. Mit den warmen Quellen war wohl größerer Kalk- und Kohlensäurereichtum, überaus üppiges Algenwachstum und — an den Sprudelquellen — wohl auch bewegteres Wasser verbunden. Die größere Schalendicke (bis zu 2 mm) hängt wohl hauptsächlich mit höherem Kalkgehalt (vielleicht auch mit der größeren Wasserwärme) zusammen. Be- züglich der Wölbung der Umgänge darf man vielleicht an den von GEYER in „Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken“ S. 77 mitge- teilten, von Hazay beobachteten Vorgang denken, wonach sich aus den Eiern sowohl der Limnaea peregra MüıL., als der ovata Drar. „ kohlensäurehaltigen Pfützen L. peregra, in andern L. ovata ent- wickeln“ soll. Der Entwicklung der starkgewölbten bezw. gekanteten Umgänge entspricht vielleicht die Entwicklung gekielter und höher- gewundener Formen beim Planorbis steinheimensis bezw. multiformis. in — Die von mir ausschließlich in der Nähe der Sprudelkalkfelsen beobachtete auffallende Verkürzung des Gewindes und die „Häm- merung“ bezw. Längsrippung hängt vielleicht mit stärkerer Be- wegung des Wassers an den Sprudelquellen zusammen. Die L. subsocialis sehe ich hiernach als die ursprüngliche Form, die socialis als die infolge der warmen Quellen aus ihr hervor- gegangene Form an. L. subsocialis in der laevis-Zone häufig, jedoch nie so massen- haft beisammen, wie an manchen Stellen socialis. | — 52 — Limnaea (Limnophysa) palustriformis GOoTTSCHIcK. Taf, VII Fig. 7, 7a, 8 und 9, Gehäuse meist langgestreckt und schlank zugespitzt; es kommen jedoch auch kürzere Formen vor, deren Umgänge wesentlich rascher zunehmen; sie dürften aber doch alle zu einer Art zusammenzufassen sein. Dünnschalig; 6 bis stark 7 Umgänge, die bald mehr bald weniger gewölbt sind; Nähte bei einigen Gehäusen ziemlich tief, bei andern weniger; gegen den letzten Umgang zu werden sie immer seichter. Bei einem Gehäuse beträgt die Länge stark 12 mm, die Länge der schmalen spitzeiförmigen Mündung schwach 5!/s mm; der letzte und vorletzte Umgang ist zusammen 8 mm hoch; letzter Umgang stark 4 mm breit, vorletzter 3 mm. Die inneren Umgänge fein quergestreift, beim letzten setzen sich die Anwachsrippchen bei einzelnen Gehäusen ziemlich gleichmäßig zu Bündeln zusammen; bisweilen sieht man feineingekerbte, unregelmäßige Längsrunzeln, wie bei L. palustris MürLL. Der Spindelrand ist umgeschlagen, der dünne Umschlag angedrückt und bis zum Oberrand sich fortsetzend; die Spindel leicht gedreht und gefaltet. Die hiesige Form steht der mir von Herrn Jooss zur Verfügung gestellten Limnophysa Jaccardi (MaıttLARrnD) aus dem Obermiocän von Le Locle sehr nahe; bei letzterer Form scheint mir aber die Mündung im Verhältnis zum übrigen Gehäuse ein wenig länger und die Schwiele am Spindelrand kräftiger und dicker zu sein, wie über- haupt das ganze Gehäuse etwas dickschaliger sein dürfte; die Nähte sind bei L. Jaccardi etwas tiefer, namentlich am letzten Umgang. Bei L. subpalustris Tuomaz von Tuchorie nehmen die Um- gänge rascher zu; namentlich der letzte ist höher und weiter und stärker gewölbt, die Mündung ist breiter eiförmig. L. turrita Kıein aus dem Sylvana-Kalke, hat nur 4!/s Umgänge. Bei der in Mörsingen usw. vorkommenden L. armanaciensis NOULET nehmen die Umgänge viel rascher zu und ist der letzte im Ver- hältnis zu den übrigen höher. Gegenüber der L. girondica NouLEr ist die Steinheimer Form kleiner; auch ist die Mündung der letzteren im Verhältnis zur Ge- samtlänge wesentlich kürzer. Solche Formen der palustriformis, deren Umgänge etwas rascher zunehmen, ähneln stark kleinen, schlanken Formen der L. palustris Mitr., bezw. der verwandten 2. truncatula MüLt. In der Zaevis-Zone ziemlich selten, nur in einzelnen Gesteins- brocken etwas häufiger, in der Sandgrube nicht zu finden. ae Limnaea (Limnophysa) glabraeformis GoTTscHick. air MANS 0), Dal inal Tble), Ich habe diese Art besonders ausgeschieden, da der letzte Um- gang nur wenig breiter als der vorletzte und die Mündung ver- hältnismäßig kürzer ist als bei palustriformis; es scheinen jedoch Übergänge vorzukommen. Gehäuse langgestreckt, fast walzenförmig, gleichmäßig fein zu- gespitzt; S—9 Umgänge, nur ganz allmählich zunehmend, ganz flach gewölbt, der letzte nur wenig breiter als der vorletzte; Nähte nicht tief. 1 Stück 10 mm lang; größte Breite stark 3 mm; ein anderes, außergewöhnlich großes Stück hat eine Länge von beinahe 16 mm. Höhe der beiden letzten Umgänge (bei dem Gehäuse von 10 mm Gesamtlänge) 5'/s---6 mm, Höhe der Mündung 3 mm. Mündung etwas schief zur Spindel; Mundsaum scharf; leichte Querstreifung. Der lebenden Limnophysa glabra MürL. sehr nahestehend; das sanze Gehäuse der glabraeformis aber mehr gleichmäßig schlank zugespitzt, die Umgänge ein wenig flacher gewölbt. In der /aevis-Zone selten; in der Sandgrube nicht zu finden. Planorbis (Coretus) cornu BROGNIART. (Vergl. SANDBERGER S. 347.) In der laevis-Zone kommt sowohl die flache, niedere Form (var. Mantelli DunkER, SANDBERGER S. 577) vor, als auch eine höhere, oben tiefer eingesenkte, nebst Zwischenstufen, ähnlich wie im Syl- vana-Kalke von Hohenmemmingen usw. Die niedere Form kommt nach SANDBERGER noch im Pliocän vor (SANDBERGER S. 675 und 700), die höhere nähert sich mehr dem jetzt lebenden Pl. cornu L. In der /adevis-Zone ziemlich häufig, in der Sandgrube nicht mehr zu finden. Planorbis (Tropidiscus? Gyrorbis?) Hilgendorfi Frans. (Begleitworte zur geognostischen Spezialkarte von Württemberg, Atlasblatt Heidenheim von Prof, Dr. O. FRAAS; SANDBERGER 9. 577.) Taf. VII Fig. 12 und 12a. Stark 6 Umgänge (SAnDBERGER gibt 5 an), bei 8-9 mm Durch- messer (SANDBERGER 6 mm). Die Umgänge sind oben mehr gewölbt, als unten, woselbst sie bei manchen Gehäusen ziemlich flach sind ; die Nähte sind ziemlich tief. An einem Gehäuse habe ich leichte, sich öfters verlierende Längsstreifung gefunden, wie dies auch bei Plan. marginatus Drar. vereinzelt vorkommt. Jahreshefte d,. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911. 33 ea > Man findet Formen, bei denen die letzten 2 Windungen einen anfangs allmählich sich bildenden, schließlich aber scharf abgesetzten Kiel haben, ganz wie bei Tropidiscus marginatus Drar., und Formen, bei denen nur am letzten Umgang kurz vor der Mündung eine schmale, linienartige Vertiefung auf der Unterseite den Platz an- zeigt, wo bei den andern der Kiel abgesetzt ist; außerdem findet man Übergangsformen; Beginn und Grad der Kielbildung ist bei den einzelnen Gehäusen verschieden. . Cm) ( CET ) Fig. 3, Querschnitt durch Planorbis Hilgendorfi Fraas. a) Form mit nur angedeutetem Kiel. bien „ scharf abgesetztem Kiel, Die Formen mit scharf abgesetztem Kiel haben große Ähnlich- keit mit Plan. marginatus ; letzterer ist allerdings unten mehr eben, man trifft jedoch auch bei ihm ab und zu Formen, die unten ziem- lich stark vertieft sind. Außerdem ist marginatus etwas kräftiger, die Umgänge, die bei Hilgendorfi bald schneller, bald langsamer zu- nehmen, sind bei marginatus von Anfang an etwas breiter, auch oben etwas höher gewölbt, doch ist im ganzen Bau und Skulptur recht ähnlich. In der /aevis-Zone nicht selten, in manchen Steinen der untern Schichten häufig; in der Sandgrube nicht mehr zu finden. Planorbis (Gyrorbis) septemgyratiformis GOTTSCHICK. Taf. VII, Fig. 13 und 13a. Flache Scheibe, oben und unten sehr wenig vertieft; dünn- schalig, glänzend. Höhe 1 mm, Breite 7 mm. 7—3 Umgänge, sehr langsam zunehmend, oben rundlich gewölbt, unten ziemlich fach. Kante (bezw. Kiel) an den inneren Umgängen recht scharf, an den äußeren mehr abgerundet. Breite des letzten Umganges höchstens °!ı des vorletzten. Nähte oben tief, unten seichter. Feine, schiefe, leicht gebogene Anwachsstreifehen. Obwohl das — bisher wohl mit andern Arten verwechselte — Schneckchen nicht besonders pe ‘ — Da — selten ist, habe ich doch das dünne, breite Schälchen nie ganz un- versehrt aus dem Gestein herausbekommen; die Mündung kenne ich daher nur von oben richtig, unten nur vom Abdruck eines Stein- keıns; an diesem Abdruck der Unterseite zeigt sich — unmittelbar vor dem Mundsaum — eine Einschnürung, die vielleicht von einer Lippe herrührt, vielleicht aber auch nur von einer zufälligen Ver- engerung stammt, wie man sie bei ähnlichen Planorben öfters be- obachtet. Von oben betrachtet konnte ich die hiesige Form kaum ab- weichend finden von dem im Nordosten Deutschlands lebenden Planorbis septemgyratus (ZieeL.) Rssu. Die Einsenkung in der Mitte ist auf der Oberseite bisweilen fast ebenso schwach zu sehen, wie bei septemgyratus; unten ist die Einsenkung bei septemgyratus, bei dem man oben bisweilen fast gar keine Vertiefung sieht, etwas deutlicher. Die inneren Umgänge scheinen mir bei septemgyrati- formis etwas niederer und unten ein wenig flacher zu sein; die Nähte sind wohl auch nicht ganz so tief und die Kanten der inneren Umgänge etwas spitzer zulaufend als bei septemgyratus. Im ganzen scheint mir aber die hiesige Form mehr zu letzterer Art zu passen, als zu dem von SANDBERGER S. 779 für das Pleistocän von Mosbach ausgeschiedenen Plan. calculiformis. Von letzterem sagt SANDBERGER, es sei ein septemgyratus ım kleinen, mit der Mündung eines rotun- datus. Die Steinheimer Form gleicht aber bezüglich Größe und Zahl der Umgänge ganz dem septemgyratus, auch die Mündung dürfte eher zu diesem passen; die von SANDBERGER für den caleuliformis an- gegebenen „kanalartigen, ziemlich breiten Nähte“ kann ich beim septen- gyratiformis nicht finden. Die sehr schwache, auf beiden Seiten ziem- lich gleichmäßige Vertiefung der Schale steht jedoch dem caleulı- formis wohl näher, von dem SANDBERGER sagt, daß er sowohl oben als unten sehr seicht, aber deutlich vertieft sei. Planorbis (Gyraulus) laevis Krem. (Jahreshefte II. S. 79; SANDBERGER $. 578.) Die hier vorkommenden Formen des laevis sind im allgemeinen denjenigen von Bechingen, Hohenmemmingen usw. gleich, während die Formen von Undorf auf der Oberseite mehr konvex, auf der Unterseite mehr abgeplattet sind. Ich gehe auf dieses, hier in den untersten Schichten sehr häufig vorkommende, mannigfach variierende Schneckchen näher ein, um die von Hırgenporr und Hyarr angenommene Entstehung des 33* — A — Planorbis steinheimensis Hıra., des Pl. multiformis Br. usw. aus dem Iaevis näher zu begründen. Der Mundsaum ist, wie beim steinheimensis, am äußersten Rand sehr dünn, verdickt sich am obern Mundrand allmählich, am untern Oben. Oben. Fig. 4a. Planorbis laevis Kı. Fig. 4b. Pl. laevis KL., Mündung Typische Form. wie bei Pl. steinheimensis He», rasch. Zugleich ist der Unterrand an der Mündungswand ein klein wenig nach außen erweitert; infolge dieser schwachen Erweiterung und der gleichzeitigen Verdickung sieht der Unterrand — neben der Mündungswand — von vorn gesehen nicht bloß erweitert, sondern auch ein wenig umgeschlagen aus. Beim Steinheimensis, der im allge- meinen eine etwas dickere Schale hat, tritt diese Erscheinung noch etwas deutlicher hervor, besonders deutlich aber beim Planorbis multi- formis und oxystoma. Bei diesen immer dickschaliger werdenden Formen, bei denen sich in der Nähe des Mundrands eine Lamelle auf die andere aufzulagern scheint, erhält man schließlich den Eindruck, als wäre namentlich der Unterrand stark umgeschlagen, während in Wirklichkeit der Mundsaum auf der Außenseite nicht, bezw. bei ein- zelnen Formen des var. trochiformis und des oxystoma ganz wenig umgeschlagen, dafür aber immer rasch verdickt und nach außen ein wenig erweitert ist. Fig. 5. @Querschnitte durch Ober- und Unterrand (unmittelbar neben der Mündungswand) bei a Zn ee, 3% #, 5: 1. u 1. Pl. 2. Pl. steinhei- 3—5. Planorbis multiformis BRONN Iaevis KL. mensis Hev. 3, niedere 4. mittel- 5. hochge- hohe wundene Form. Die allmählichen Übergänge sind aus der obigen Zeichnung, die Querschnitte durch den Ober- und Unterrand neben der Mündungs- wand darstellt, zu ersehen. Ich habe hierbei eben typische Formen abgebildet; die Veränderlichkeit bei diesen Schneckchen ist ja un- al gemein groß; die von MirLer in diesen Jahresheften 56. Jahrg. S. 405 bei Planorbis Kraussii MiLLer für die Trennung von Planorbis und Carinifez angegebenen „maßgebenden Gattungsunterschiede“ treffen durchaus nicht immer zu. So kann man z. B. bei dem von MitLEr selbst als „Oarinifex“‘ bezeichneten Planorbis tenuis Hırc. und bei den niederen Formen des ebenfalls als Carinıfex bezeichneten Plamorbis multiformis so wenig als beim Planorbis steinheimensis sagen, daß die „Mündung umgeschlagen“ sei; höchstens bei einigen hochgewundenen Formen des multiformis und bei besonderen Formen des oxystoma kann man mit einigem Recht von einem umgeschlagenen Mundsaum reden. SANDBERGER sagt beim Planorbis multiformis S. 639 ganz mit Recht: „Diese Mundränder sind m der Regel einfach und scharf, doch fehlen auch Exemplare mit schwach umgeschlagenen und innen gelippten keineswegs.“ Für gewöhnlich ist der letzte Umgang des laevis oben mehr gewölbt als unten und dabei der Übergang der oberen Seite in die untere mehr nach unten gerückt (s. die vorhergehende Zeichnung der typischen Form des laevis). Bei einigen Gehäusen findet man jedoch auch am letzten Umgang den Übergang der oberen Seite in die untere wie beim sieinheimensis mehr in die Mitte bezw. nach oben gerückt (s. die Zeichnung des steinheimensis-ähnlichen laevis). Umgekehrt gibt es, namentlich in der Eder’schen Grube, manche steinheimensis, die auf der Oberseite etwas konvex sind, d. h. den Übergang der Oberseite in die Unterseite mehr nach unten gerückt haben, wie dies gewöhnlich beim laevis der Fall ist. — Die inneren Umgänge sind beim laevis ohnedies, wie beim steinheimensis, meist ganz rund und unten nicht abgeplattet. Die im allgemeinen mäßig tiefe Einsenkung gegen die Mitte der Oberseite ist bei einzelnen Gehäusen etwas weniger tief; dafür kommen beim steinheimensis neben Gehäusen, die oben fast gar nicht eingesenkt sind, auch solche vor, die so tief eingesenkt sind wie ge- wöhnlich der laevıs. Die Erbreiterung des letzten Umgangs gegen die Mündung zu ist ähnlich wechselnd wie beim steinheimensıs. Auf der Unterseite ist der letzte Umgang vielfach etwas abge- plattet; es gibt jedoch auch Gehäuse, bei denen der letzte Umgang unten ganz rund ist; dafür treten bei dem für gewöhnlich gerundeten steinheimensis, namentlich bei seinen Übergängen zum tenuis, ab- geplattete Umgänge auf. — 8 I Bei einzelnen Gehäusen ist der letzte Umgang gegen die Mündung zu etwas nach abwärts gebogen, wie das auch beim stein- heimensis, Zietenv und oxystoma vorkommt. Die Anwachsstreifchen sind bald mehr bald weniger ausgeprägt; bald sehen die Umgänge fast wie leicht gerippt aus, bald sind sie fast ganz glatt, wie beim steinheimensis, Zielen usw. SANDBERGER’S Angabe, daß beim Pl. Zieteni (S. 646) „die fadenförmigen Anwachsrippchen stets weit deutlicher aus der Fläche des Umgangs hervortreten, als beim laevis“, trifft nicht durchgängig zu. Die Umgänge sind meistens wenig, bisweilen aber auch ziem- lich stark involut, wie dies auch beim steinheimensis vielfach ändert. Ein paar Gehäuse haben den letzten Umgang oben leicht ab- geplattet, und eine leichte Einfurchung darin, wie dies bei den Übergängen des steinheimensis zum tenuis zur Regel wird; an einem Gehäuse des laevis habe ich mehrere feine Längsfurchen gesehen. Ab und zu trifft man auch schiefe, wulstartige Erhöhungen, mit Vertiefungen abwechselnd, wie dies später namentlich beim oxystoma häufig zu sehen ist. (Auch Gehäuse mit stark erweiterter Mundöffnung, wie beim oxystoma, kann man sehen.) Der laevis ist im allgemeinen etwas dünnschaliger als der stein- heimensis und auch etwas kleiner; man sieht jedoch auch ziemlich starkschalige und ziemlich große Gehäuse, während umgekehrt auch ziemlich feinschalige und kleine steinheimensis gefunden werden. In den wesentlichen Kennzeichen berührt sich durch- gängig der laevis mit dem steinheimensis, manche Gehäuse des letztern unterscheiden sich vom laevis bloß durch etwas dickere Schale und kräftigere prallere Form. Manche Besonderheiten, die sich später beim sfeinheimensis und dessen Abkömmlingen dem fenuıs, oxystoma usw. finden, trifft man ab und zu schon beim laevis wenig- stens angedeutet. Der allmähliche Übergang des laevis in den steinheimensis läßt sich allerdings nicht schichtenweise verfolgen, auch nicht im Grot, woselbst über den laevis-Schichten solche mit steinheimensis usw. folgen; denn bis jetzt wenigstens habe ich gerade in denjenigen Schichten des Grot, wo laevis und steinheimensis zusammentreffen, überhaupt nur wenige Wasserschnecken und diese immer als Stein- kerne, die eine genaue Unterscheidung nicht zulassen, gefunden. — Auf dem Knill habe ich Gesteinsstücke gefunden mit kleinen Planorben, die wohl als steinheimensis zu bezeichnen sein werden, die aber verhältnismäßig klein und oben ziemlich tief eingesenkt — 5519 — sind wie der laevis. Auch die Rundung des letzten Umgangs ist 2. T. laevis-artig, so dass man unwillkürlich an Zwischenformen zwischen laevis und steinheimensis denkt. — Auch in der Sandgrube findet man ab und zu — in verschiedenen Schichten — kleine, in die Nähe des Zieteniv A. Br. oder des steinheimensis gehörige Planorben, die dem laevis sehr nahestehen. Da zugleich mit dem Auftreten der warmen Quellen (in der Sandgrube) auch der steinheimensis auftritt, so muß wohl, da über- haupt ein durchgreifender Unterschied zwischen steinheimensis und laevis nicht besteht, angenommen werden, daß der laevis infolge der warmen Quellen und der hiermit verbundenen Erscheinungen etwas größer und dickschaliger geworden ist und rundere prallere Umgänge bekommen hat. Die ursprüngliche Einsenkung auf der Oberseite wird immer schwächer, ja schwindet fast ganz. Später tritt das Bestreben auf, die äußeren Umgänge im Verhältnis zu den Em- bryonalwindungen immer tiefer zu legen, d. h. die Mitte zu er- höhen. Die Abflachung des letzten Umgangs und die Bildung einer Längsfurche, womit der Übergang des steinheimensis in den tenwis beginnt, dürfte einigermaßen auch mit diesem Bestreben zusammen- hängen; außerdem war jedoch die Bildung der Längsfurche und namentlich des Kiels wohl auch zur Verstärkung der Schale be- stimmt. (Vergl. die nachstehende Darstellung der Querschnitte des laevis und seiner Abkömmlinge.) SO a mm = ma a a IQ Song, Fig. 6. Querschnitte durch: 1. u. 2. Pi. laevis KLEi; 3.u. 4. Pl. steinheimensis Hıue.; 5. u.6. Pl. steinheimensis übergehend in Pl. tenuis Hıre.; 7. Pl. tenuis (stärkere Form, neben der ganz flachen Form hergehend); 8. u. 9. Pl. tenwis übergehend in Pl. multiformis Br.; 10.—15. Pl. multiformis (zuerst niedere, dann höher gewundene Formen). Neben tenuis und multiformis haben sich — wohl unter besonderen Verhältnissen — noch die besonderen Formen des oxystoma und des ganz mit ihm zusammenhängenden Ärausstt MıLLEr, des Zieteni A. Br. und des costatus Kreın abgezweigt; ich verweise hiebei auf die sorg- fältigen Untersuchungen Hırsznporrs. In der Eder’schen Grube, wo- selbst man — wie auch auf dem Knill — Zwischenstufen zwischen steiınhevmensis und oxystoma findet, scheint oxystoma etwas früher aufgetreten zu sein, als in der Pharion’schen. Die Übergänge des steinheimensis in den tenuwis kann man sehr schön in der Pharion’schen und in der Eder’schen Grube ersehen, den Übergang des ienuis, der sich zu einer besonders flachen niederen Form abzweigt, in den multıformis namentlich in der Pharionschen. In beiden Gruben sieht man auch vielfach Zwischenformen zwischen steinheimensis und Zieteni, man findet da öfters Formen, bei denen man nicht weiß, zu welchem Typus man sie rechnen soll. Ebenso läßt sich auch der allmähliche Übergang von Formen, die zwischen steinheimensis und Zieteni stehen, in den costatus durch zahlreiche Zwischenformen nachweisen. Mit dem jetzt lebenden Pl. glaber (JEFFR.) haben solche seltenere Formen des l«evis, die mehr gerundete Umgänge haben, große Ähn- lichkeit; glaber ist jedoch in der Regel etwas größer und außerdem dünnschaliger. Planorbis (Segmentina) Lartetii NouLkr. (SANDBERGER 8. 579.) In Steinheim 5—6 Umgänge; man trifft ziemlich hochgewölbte Formen, gleich denen von Mundingen, Mörsingen, und auch ziemlich niedere, die mehr dem bei uns lebenden Pl. (Segmentina) nitidus Mürr. ähnlich sehen. Die Schmelzleisten lassen sich nicht selten beobachten, namentlich auf der Unterseite. Diejenigen der Unter- seite ähneln denjenigen des nitidus sehr. Auf der Oberseite scheint an Stelle der der Mündung zugekehrten Leiste nur ein Zahn vor- handen zu sein, die zweite Leiste läuft etwas schief, ist aber im 2. = 2 EN FE Zn) Fig. 7. Schmelzleisten von Pl. (Segm.) Lartetii NouLET. 1. Unterseite. — 2. Oberseite. — 3. Obere und untere Schmelzleiste. — 4. Mitt- lere und untere Schmelzleiste. = yo übrigen ähnlich wie bei mitidus. Die Entfernung der vorderen von der hinteren Schmelzleiste ist nicht immer ganz gleich. Die mitt- lere Schmelzleiste fand ich nur an einem Gehäuse und nur auf der unteren Seite, meist traf ich die Mitte durch kleine Kalkspatkristalle verdeckt. Ob bei den Formen des Sylvana-Kalkes „innere Lamellen“ bloß zufällig „nicht beobachtet“ sind (s. SannBERGER S. 580), ver- mag ich infolge Mangels an genügendem Material aus dem Sylvana- Kalke nicht anzugeben. In der laevis-Zone ziemlich häufig; in den Schichten mit Pl. steinheimensis usw. nicht mehr zu finden. Anceylus (Acrolozus) deperdito-lacustris GoTTScHIck. Taf. VII Fig. 14, 14a und b. Unserem Aneylus lacustris L. ziemlich ähnlich: Gehäuse läng- lich schildförmig, dünnschalig, ziemlich nieder, beiderseits ganz leicht zusammengedrückt; Wirbel durchgängig! stark links geneigt, dem Hinterrand näher als dem Vorderrand; Mündung verlängert eiförmig, vorn breiter als hinten (letztere Erscheinung allerdings nur an einem oder zwei Gehäusen wahrnehmbar, da der Rand in der Regel un- vollkommen erhalten ist). Konzentrische Anwachsstreifehen, mehr oder weniger weit voneinander entfernt; unterhalb des Wirbels be- ginnen sehr feine, nur bei guter Vergrößerung sichtbare Radial- streifehen. Innenseite glänzend, glatt, jedoch die Anwachsstreifchen erkennbar. Von Ancylus deperditus Desm., der im ganzen niehr kegelförmig ist, verschieden durch die starke Linksneigung des Wirbels und die länglichere Form; insofern mehr zu A. lacustris gehörig, der dieselbe Linksneigung hat, aber im allgemeinen noch etwas länglicher ist als die hiesige Form. Die Radialstreifehen verbinden die hiesige Form noch mit deperditus. In den etwas höher gelegenen hellfarbigen Schichten der laevis- Zone habe ich eine schmälere Form, auf beiden Seiten stärker ab- geplattet und mit etwas höherem Wirbel gefunden, leider nicht gut erhalten; es dürfte wohl nur eine besondere Bildung der gleichen Art sein. | In der laevis-Zone im allgemeinen selten, nur in einzelnen Ge- steinsbrocken etwas häufiger; oberhalb der laevis-Zone nicht mehr zu finden. ı Einige kleine, offenbar nicht ausgewachsene Gehäuse habe ich gefunden, die die Linksneigung des Wirbels nicht oder nur wenig zeigen. — 52 — Gillia utriculosa SANDBERGER. (SANDBERGER S. 635.) Die von Mırzer (Jahresh. 56. Jahrg. S. 401) gemachte Ausscheidung von Dythinella steinheimensis neben Gillia utriculosa Sanpe. halte ich für unhaltbar, da beide Formen vollständig ineinander übergehen. Man kann nur von einem Bythinella-Typus neben einem Gillia-Typus reden. (Die Herın Jooss, Stuttgart aus einer auswärtigen Sammlung als von Steinheim stammend zugesandten Schneckchen sind zweifellos Belgrandia marginata MıcH. sp., von Sans. Tafel XXXV Fig. 2 als Bythinella marginata Mıcn. abgebildet, im Oberpleistocän von Weimar, Gräfentonna usw. vorkommend, lebend in Südfrankreich und der Schweiz zu finden. Die Herrn Jooss zugesandten Schneckchen ent- sprechen auch bezüglich der Erhaltung (ziemlich durchsichtige Schale) der Belgrandia von Weimar; ich zweifle nicht, daß diese in Stein- heim trotz massenhaften Schlämmens sonst nie gefundenen, Herrn Jooss aber gleich in größerer Zahl zugesandten Schneckchen nicht von Steinheim stammen, daß es sich vielmehr um eine Verwechs- lung des Herstammungsortes handelt.) In der laevis-Zone habe ich nur Gehäuse gefunden, die mehr dem Gillia-Typus (s. oben) angehören; sie sind nicht dünnschalig, aber auch nicht besonders dickschalig, ziemlich klein und kurz und oben ziemlich stumpf zugespitzt. Die 4 (bis 4'/) Umgänge nehmen rasch zu; die ersten sind ziemlich rund, die äußern haben meistens unterhalb der tiefeingesenkten Naht eine stumpf-abgerundete Kante; unterhalb dieser ist der Umgang meist etwas abgeplattet, bisweilen sogar leicht eingebuchtet, vielfach aber auch schwach nach außen gewölbt. Die Anwachsstreifchen sind bald mehr, bald weniger aus- geprägt. Die Mündung ist spitzeiförmig, der Spindelrand schwach umgeschlagen, wie dies auch bei dünnschaligen Stücken der Sand- grube der Fall ist. Man sieht eine leichte Lippe; an solchen — dünnschaligen — Formen der Sandgrube, die zum Bythinella-Typus gehören, sieht man vielfach keine Lippe, bisweilen aber doch auch eine leichte Lippe, ähnlich wie man bei besonders dickschaligen Formen des hochgewundenen Pl. multiformis, des oxystoma und selbst auch bei Limnaea soeialis bisweilen eine Lippe bezw. auffällige Ver- dickung des Mundsaums sieht, während bei dünnschaligen Formen keine Lippe vorhanden ist. Der Nabelritz ist deutlicher sichtbar, als bei manchen dickschaligen Formen der Sandgrube. In der laevis-Zone ist das Schneckchen nicht häufig, nur in einzelnen Ge- steinsbrocken — stets mit Pl. laevis zusammen — häufiger. Be In den unteren Schichten der Pharion’schen Grube — die ältesten sind freilich zurzeit nicht aufgeschlossen — trifft man Formen, die mehr in der Mitte zwischen Bythinella und Gillia stehen; in den weiter aufwärts folgenden Schichten überwiegt eine Zeitlang der Bythinella-Typus, dann aber treten Formen auf, von denen die einen mehr Bythinella-, die andere mehr Gillia-Typus zeigen. _Letz- terer hat sich in denjenigen Schichten, in denen die niedere Form des Pl. multiformis sehr groß und scharf gekielt auftritt und wo zugleich die in der Mitte etwas erhöhten Formen sich einstellen, zu sroßen, dickschaligen, scharfabgeplatteten Gehäusen mit 5 Um- gängen, entwickelt und tritt hier fast ausschließlich auf. In den höheren, jüngeren Schichten treten neben dem Gilla-Typus immer mehr Formen mit stark ausgeprägtem Dythinella-Typus auf; die Gillien werden vielfach wieder kleiner, dünnschaliger, mit 4 Um- gängen. Dieses wechselnde Verhalten hat seinen Grund wohl in ver- schiedenartigen Wasserverhältnissen. Zweischaler sind in der laevis-Zone sehr selten — abgesehen von einzelnen Ge- steinsbrocken, die oft mehrere Stücke enthalten —, in der Sand- grube überhaupt noch nicht gefunden. Ich habe nur Cycladiden gefunden, hauptsächlich Sphaerium. Man trifft eime größere Form, die wohl in die Nähe von Sphaerium corneum L. gehört, und eine kleinere, nur 2 mm große, ziemlich bauchige, wohl auch zu den Sphärien gehörige Form. Eine Pisidium-Art dürfte in die Nähe von Pisidium intermedium Guss. zu setzen sein. Reste von sonstigen Tieren und Pflanzen. Von Wirbeltieren habe ich in der laevis-Zone — nach vorläufiger Bestimmung von Heırn Prof. Dr. E. Fraas, Stuttgart — Zähne nebst Kieferteilen von Steneofiber, Anchitherium , Hyotherium und Mastodon gefunden. Es sind wohl dieselben Arten, wie sie auch in der Sandgrube gefunden werden; die betr. Fundstücke müssen aber noch besser aus dem Gestein herausgearbeitet werden. Unbestimmbare Reste von Fischen findet man auch, aber selten. Von Ostrakoden habe ich einige wenige Reste gefunden. In letzter Zeit gemachte Funde, die z. T.. neue Formen geliefert haben, be- dürfen noch der Bearbeitung. | a Von Pflanzen habe ich nur Reste einer Characee gefunden; es ist offenbar dieselbe Art, wie in der Sandgrube. Vergleichung der Schneckenfauna der laevis-Zone mit der- jenigen der Sandgrube. Nach der vorhergehenden Beschreibung sind die wichtigsten Landschnecken der laevis-Zone ganz dieselben wie diejenigen der Sandgrube; bloß einzelne seltenere Arten sind bis jetzt bald aus- schließlich in der laevis-Zone, bald ausschließlich in der Sandgrube gefunden worden. (Etwas auffallend ist, daß Triptychia suturalis SANDBERGER in der laevis-Zone noch nicht gefunden ist, während in den oberhalb der laevis-Zone anstehenden Kalken mit Planorbis multiformis wenigstens Bruchstücke davon gefunden sind. Auch be- züglich der Azeka tridentiformis, die in der laevis-Zone nicht gerade besonders selten ist, muß man sich wundern, daß sie in der Sand- grube noch nicht gefunden ist. Wohl möglich, daß hier besondere örtliche Verhältnisse eine Rolle gespielt haben, die der einen Schneckenart mehr, der andern weniger zugesagt haben.) Während sonach die Landschnecken zur Zeit der Bildung der Sandgrube dieselben geblieben sind, wie zur Zeit der laevis-Zone, ist mit den Wasserschnecken vom Beginn der Ablagerung der „Sandgruben“ an eine große Veränderung vor sich gegangen. Die meisten Arten der laevis-Zone kommen in den Sandgruben gar nicht mehr vor. Man findet in letzteren keine Succineen, keine Limnophysa palustriformis und glabraeformis, keinen Planorbis cornu, Hiülgendorfi, septemgyratiformis und Lartetii, keinen Aneylus und keine Zweischaler mehr. Bloß 3 Arten haben sich, wenn auch z. T. in veränderter Gestalt, in der „Sandgrube“ fort- erhalten. Limnaea subsocialis ist zur socialis geworden; aus dem Planorbis laevis ist der steinheimensis und dessen Abkömm- linge hervorgegangen; die Gillia utrieulosa tritt z. T. in gleicher Form wieder auf, z. T. hat sie den Gillia-Typus noch verstärkt durch stark verdickte Schale usw., z. T. hat sie aber auch eine mehr bythinella-ähnliche Form angenommen. Gleichzeitig mit der Veränderung der Wasserschnecken ist das Auftreten der Sprudelkalk- und Tuffsteinbildungen auf dem Steinhirt-Klosterberg wahrzunehmen. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß die warmen Quellen die Ursache der Ver- änderung bei den Wasserschnecken waren. Die Unterschiede des Planorbis laevis vom steinheimensis, der Limnaea subsocialis von der socialis sind so klein und die Veränderungen der Grllia so allmäh- lich ineinander übergehend, daß nicht anzunehmen ist, daß während des Fortbestehens derselben Landschnecken fremde, aber ganz nah zusammenhängende, in ihren Besonderheiten z. T. einzig dastehende Wasserschnecken eingewandert seien. Es haben sich vielmehr die zunächst sehr unbedeutenden Änderungen dieser Wasserschnecken unter dem Einfluß der warmen Quellen vollzogen. Daß die laevis-Zone die ältere Bildung ist und somit ihre Wasserschnecken die ursprüngliche Form darstellen, geht daraus hervor, daß die laevis-Zone am vordern Grot und an der Hohen Steige ganz unten am Hange liegt, während sich darüber erst an beiden Stellen die Kalke mit Planorbis steinheimensis usw. einfinden; ferner daraus, daß die besonderen Formen der laevis- Zone nie in den höhergelegenen Schichten mit steinheimensis usw. gefunden wurden. Nur an der Grenze der laevis-Zone und der Sehichten mit steinheimensis und multiformis habe ich rötliches laevis- haltiges Gestein zusammen mit steinheimensis-multiformis gefunden: Gestein, das nur den /aevis enthielt, war vielfach zersprungen, . aber wieder zusammengekittet durch eine hellfarbige Gesteinsmasse, die Steinkerne von Planorbis steinheimensis-multiformis enthielt. Das Gestein mit Pl. laevis muß zuerst vorhanden gewesen sein und ist erst nachträglich durch Kalkschlamm, der den Pl. steinheimensis ent- hielt, zusammengebacken worden. Beschreibung der Schichtenfolge der Zaevis-Zone und Angaben über sonstiges Vorkommen derselben. Was für Gestein unterhalb der laevis-Zone liegt, kann mangels geeigneter Aufschlüsse nicht gesagt werden. An 2 Stellen des Hanges sieht man — wie auch zwischen den Schichten mit Plan- orbis multiformis — oberen weißen Jura, meist zertrümmerte und wieder durch Süßwasserkalk zusammengekittete Felsen, hervor- schauen. — Die laevis-Zone selbst ist auch nicht richtig auf- geschlossen. Es werden eben von Zeit zu Zeit an Rainen einzelne, meistens verrutschte, Felsbänke aufgegraben oder einzelne Gesteins- brocken beim Pflügen usw. zutage gefördert; in der Regel werden sie sodann auch sofort zu Straßenschotter usw. fortgeführt. Der unterste Teil der laevis-Zone besteht vorwiegend aus harten, meist chokoladefarbenen Kalken, in denen hie und da noch einzelne —_ 56 — Adern des ursprünglichen Sandes erhalten sind: die Schnecken- schalen sind in ihnen meistens schön erhalten. Bald sind es klotzige Felsbrocken, bald dünnschieferartige Platten; Anzeichen von warmen Quellen findet man in der laevis-Zone nicht. Weiter oben tritt vor- wiegend hellfarbiges, vielfach weiches und kreidiges Gestein auf, dann kommen mehr feste, gelbliche Bänke und darüber feine, glasige Schiefer, die meist sehr zertrümmert und verbogen und durch gleichfarbiges, aber nicht mehr so feingeschichtetes Gestein wieder zusammengebacken sind. Darüber kommen meist wieder gleichmäßige Kalkbänke, auch dünne sandige Schiefer usw. In diesen oberen Schichten findet man nur noch wenige Wasserschnecken, und immer nur als Steinkerne, etwas häufiger Heliceen und nament- lich viele Pupen: ferner findet man ab und zu Reste von Wirbel- tieren. Darüber setzen sich gleichfarbige, helle, harte Kalkbänke fort mit Steinkernen von Planorbis steinheimensis, niederen und höheren multiformis, oxystoma usw. Eine in der Sandgrube weniger anzu- treffende Form, groß, rundlich, mehr in der Mitte zwischen P!. Kraussii MiLLer und großen mittelhohen Pl. multiformis stehend, kommt hier öfters vor, aber schlecht erhalten. Neben den Pl. stein- heimensis und multiformis usw. kommen in diesen höheren Schichten auch die Limnaea socialis, @Grillia utrieulosa und die Landschnecken vor, wie in der Sandgrube. Die Suceineen, Limnaea palustrijormis und glabraeformis, Planorbis cornu, Hilgendorfi, septemgyratiformis, Lar- tetii, Ancylus und die Zweischaler kommen, wie auch in den eigent- lichen Sandgruben, nicht mehr vor. An der hohen Steige, östlich des Steinbrachs neben der Straße Steinheim-Bartholomä, habe ich ganz unten am Hang ver- einzelt hellfarbiges Gestein gefunden mit Steinkernen, die wohl nur von Planorbis laevıs, Limmaea palustriformis usw. herrühren können; seinem Aussehen nach entspricht dieses Gestein am ehesten den obersten Schichten der /aevis-Zone des Grot. Darüber kommt auch hier Gestein mit Planorbis steinheimensis und multiformıs. Am Knill, in der Richtung gegen den Klosterberg, finden sich sandige Schiefer, in denen ich nur Pupen finden konnte; sie sehen den stellenweise am obern Teil der laevis-Zone des Grot vorkommen- den Schiefern sehr ähnlich und werden daher wohl am besten an die Grenze zwischen laevis- und steinheimensis-Zone gesetzt. Sonst konnte ich die laevis-Zone nirgends finden. an Kurze Beschreibung derjenigen Bildungen, in denen als Wasser- schnecken nur Planorbis steinheimensis und seine Abkömnmlinge, Limnaca socialis und Gillia utriculosa vorkommen. Wie aus der Karte zu ersehen, sind am Rande der ganzen Mulde, die sich kreisförmig um den Steinhirt-Klosterberg herumzieht, Schichten mit Planorbis steinheimensis usw. nachzuweisen. Es ist wohl anzunehmen, daß der Steinhirt-Klosterberg inselartig oder landzungenförmig (vielleicht mit dem Knill verbunden) aus dem ihn umgebenden See bezw. Sumpf, dessen Ufer sich an den um- gebenden Hängen verfolgen lassen, herausgeschaut hat. Zwischen den Süßwasserbildungen sehen von Zeit zu Zeit die Felsen des oberen weißen Juras hervor, meist stark zertrümmert und in der Regel wieder durch Kalk zusammengekittet. Als Ufergeröll des einstigen Sees findet man am Rande vielfach kleinere oder größere Jurabrocken, im Süßwasserkalke oder -sande steckend. In der Regel bestehen die Tertiärbildungen am Rande aus Kalk- felsen (das von den umgebenden Berghängen herabströmende kalk- haltige Wasser hat den Sand mit Kalk infiltriert). Man trifft aber auch vereinzelt, z. B. an der Schäfhalde, dieselben Sande, wie in der Sandgrube. Vielfach sitzen die Süßwasserkalke unmittelbar auf den am Rande herausschauenden Jurafelsen, so z. B. am Bergvor- sprung zwischen Hirschtal und Hoher Steige und am Grillenbusch. An manchen Stellen bestehen die Kalke fast aus lauter Schnecken, an andern Stellen enthalten sie keine oder fast gar keine Versteinerungen, so z. B. am Wege zum Kinderfestplatz; an letzterer Stelle trifft man mehrfach Breccien, die hauptsächlich Feuersteine enthalten, wie sie in hiesiger Gegend als Verwitterungsreste des oberen weißen Juras massenhaft herumliegen. Die Reihenfolge in der Entwicklung des Planorbis steinheimensis zum muliıformis und sodann die Reihenfolge der verschiedenen Formen des letzteren ist offenbar in der Randzone dieselbe, wie in der Sand- grube, läßt sich aber nur selten genauer nachweisen, da das Gestein an den Hängen vielfach stark verrutscht ist. — An der höchsten Stelle, an der überhaupt Süßwasserkalke vorkommen, bei den Feldles- mähdern, 620—630 m Meereshöhe, sind es ziemlich hochgewundene multiformis, zusammen mit Gillia, Limnaea socialis, Landschnecken und eigentümlichen cocons-artigen Gebilden in Menge vorkommend. Im allgemeinen trifft man den Planorbis steinheimensis und multı- formis zwischen 550 und 570 m Meereshöhe. Auf dem Klosterberg ee ist das oberste Vorkommen des steinheimensis — bei der Eder’schen Grube — in der Höhe von etwa 560 m, am Grillenbusch trifft man multiformis in offenbar festanstehenden Felsen bei etwa 555 m, an der Schäffhalde den steinheimensis in wie es scheint ungestörter Schichtung bei 545 m. Am vorderen Grot, wenigstens am Stock- hauer Weg, der zu den Feldlesmähdern führt, kommt der stein- heimensis erst in einer Höhe von etwa 580 m vor, wie ja überhaupt am Grot die höchsten Höhen sind, in denen einesteils Planorbis laevis, andernteils Planorbis steinheimensis und multıformis vorkommt. (Man könnte fast meinen, der Berg sei um den Stockhauer Weg herum in die Höhe gepreßt.) Anzeichen ven warmen Quellen: Tuffsteine und Tuffsande. Sichere Spuren von warmen Quellen habe ich — außer am Steinhirt-Klosterberg — nur am Knill gefunden. Dort wurden ziem- lich mächtige Felsen mit ausgesprochenen Aragonit- und Opal- bildungen, in denen Planorbis multiformis usw. steckten, ausgegraben. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß auch hier einst warme Quellen hervorgesprudelt haben. In der Nähe vom Kronenwirtskeller findet man feingeschichtetes Gestein mit niederen Planorbis multiformis, das ganz verkieselt ist. Die bläulichen Opalbildungen habe ich aber nicht darin gefunden; Aragonit habe ich in dieser Gegend auch noch nicht getroffen; es ist mir daher zweifelhaft, ob man auch für diese Verkieselung warme Quellen als Ursache anzusehen hat. Am Klosterberg-Steinhirt findet man die Opalbildungen haupt- sächlich in der Pharion’schen Sandgrube, wo sie aber nicht mehr in ihrer ursprünglichen Lage sich befinden, sondern offenbar zusammen mit den Sandschichten abgerutscht sind. — Die Aragonitbildungen findet man am schönsten in den Sprudelkalkfelsen, Quellabsätzen, die sich am oberen Rande des Steinhirts und Klosterbergs halbkreis- förmig hinziehen. Sie beginnen oberhalb des südöstlichen Randes der Pharion’schen Sandgrube und ziehen sich — in der Hauptsache zwischen 560 und 570 m Höhe im Bogen gegen Südosten und so- dann wieder gegen Nordosten, bis zum Kloster. Sie verlaufen namentlich an einer Stelle eine längere Strecke — etwa SO m — in wagrechten Bänken, treten aber auch als einzelne Felsklötze oder Säulen auf; innerhalb der einzelnen Felsklötze oder Bänke kann man bisweilen wagrechte Schichtung erkennen, die aber meist nach — 529 — kurzer Zeit wieder aufhört, so an einem Felsen auf dem Elsenhans- schen Grundstück, in dem man eine Schichte voll Limnaeen erkennt. Vielfach sind die Sprudelkalke und auch die Sande durchsetzt von Tuffstein oder Tuffsand. Letztere, wohl von Algen herrührenden Bildungen lassen vielfach noch die Form der Pflanzen, um die herum sich die Kalke niedergeschlagen haben, erkennen. Die Sprudelkalk- und Tuffsteinbildungen scheinen z. T. über ihre Umgebung emporgeragt zu haben; wenigstens sieht man in der Eders’chen Grube derartige Bildungen mit Planorbis steinheimensis und Übergängen zu ienuis, emporragend zwischen ziemlich regel- mäßig Jagernden Schichten mit Planorbis tenwis. Die Sandschichten sind sonach sicherlich jünger als die von ihnen eingeschlossenen Sprudelkalkbildungen; die Quellbildungen sind wohl einstens über ihre Umgebung emporgewachsen und haben sich erst nachher die Sandschichten um sie herum abgelagert. Ihre regelmäßige Lagerung macht es nicht wahrscheinlich, daß etwa beim Abrutschen — trotz der wagrechten Lagerung der Schichte ist in geringerem Umfange wenigstens ein Abrutschen der dortigen Schichten nicht als unmög- lich anzusehen — die härteren Sprudelkalkbildungen sich in die weicheren Sande eingebohrt haben. Zum Schlusse noch eine Vergleichung des hiesigen Tertiärs mit anderen Tertiärbildungen, namentlich mit dem Sylwana-Kalke. Bisher wurde — siehe Vorwort — die laevis-Zone am vorderen Grot als „Sylvana-Kaik, am Neuselhalderhof“ bezeichnet. Als dort gefunden wurden verzeichnet: Viirina suevica SANDBERGER, Patula Gyrorbis Kıuzın, Helix subpulchella Sanoe., Helix sylvana Kı., Limnaea dilatata NouLer, Limnaea bullata Kr., Planorbis cornu Brocn., Hilgen- dorfi Fraas, declwis A. Br., laevis Kr., aequeumbilicatus und triquetrus Heor., Larteiiw NoutLer, Aneylus deperditus Drsm., Neritina cerenu- lata Kı. Bei der Velrina suevica ist es mir immerhin zweifelhaft, ob sie vollständig mit der Undorfer Form übereinstimmt (s. Artenbeschreibung). An Stelle der Patula Gyrorbis Kr. ist Charopa costata zu setzen; die hiesige Helix subpulchella nähert sich sehr der lebenden pulchella ; an Stelle der vermeintlichen Helix sylvana Kr. kommt A. silvestrina Z. vor; an Stelle der Limnaea dilatata und bullata trifft man die ver- Jahreshefte d. Vereins f. vaterl, Naturkunde in Württ, 1911. 34 — 50 — schiedenen Formen der Limnaea subsocialis. Planorbis cornu ist gleich, wie im Sylvana-Kalke; diese schon im Untermiocän vor- kommende Form tritt auch noch im Pliocän auf (dalmatinische Süß- massermergel von Miocic, Inzersdorfer Schichten s. Sanpe. S. 675 und S. 700) und ist sich offenbar durch überaus lange Zeiträume hin- durch gleich geblieben. — Inwieweit die hiesigen Formen des Hil- gendorfi mit denjenigen von Irrsee bei Kaufbeuren (s. Sanne. S. 578) übereinstimmen, vermag ich nicht zu sagen, da ich letztere Formen nicht gesehen habe. — Den Pianorbis deeliwis konnte ich in Stein- heim nicht finden (unausgewachsene Gehäuse des Hilgendorfi sehen dem deeliwis zum Verwechseln ähnlich, bei Hilgendorfi sind jedoch die Umgänge etwas weniger involut und zugleich auf der Oberseite etwas höher und rundlicher als bei deeliwvis). — Planorbis laevis ist im allgemeinen gleich wie die Formen des Sylvana-Kalkes. — Planorbis aequeumbilicatus HiLGENDORF ist wohl mit /aevis zu identifizieren, vielleicht auch triquetrus, ich fand jedoch nicht Zeit zu genaueren Erhebungen über diese von HıLGEnnorr benannten Formen. — Planorbis Lartetii kommt z. T. gleich vor, wie im Sylvana-Kalk, man findet aber auch etwas fiachere Formen; bezüglich der Schmelzleisten ver- weise ich auf die Artenbeschreibung. — An Stelle des Ancylus de- perditus tritt hier deperdito-laeustris; Neritina crenulata kommt hier nicht vor, war offenbar verwechselt mit YVitrina. Von den sonst noch, sei es in der laevıs-Zone, sei es in der Sandgrube gefundenen Arten — die nicht sicher bestimmbaren lasse ich außer Acht — kommen für die Vergleichung mit dem Sylvana- Kalk in Betracht: 1. Glandina (Euglandina) inflata Russ, var. porrecta GoBanz. In Steinheim 4 Gehäuse und 1 Bruchstück gefunden; wesentlich kleiner und dünnschaliger als die Formen des Sylvana-Kalkes, mit feineren, stellenweise verlöschenden Längsfurchen; nur das eine Bruchstück stammt von einer größeren Form, die zu derjenigen des Sylvana-Kalkes passen dürfte. 2. Hyalinia (Polta) orbieularıs Kreım forma minor; über die Abweichung von der typischen Form des Sylvana-Kalkes s. die Arten- beschreibung. 3. Helix (Monacha) coarciata Kreın; in 5 Exemplaren hier ge- funden; mit den Formen des Sylvana-Kalkes übereinstimmend; an einigen Gehäusen allerdings habe ich die „zahllosen, äußerst feinen, in schrägen Kreuzlinien geordneten Papillen“ der Formen des Sylvana- — Bl — Kalkes (s. Sınoe. S. 586) kaum angedeutet gefunden; die Mund- ränder der Formen des Sylvana-Kalkes dürften etwas breiter um- geschlagen sein. 4. Helix (Zenobia) carinulata Krein; hierüber verweise ich auf die Artenbeschreibung. 5. Caecilianella acieulella SANDBERGER (s. MitLer, Jahreshefte, 56. Jahrgang S. 399). Ich zweifle, ob die in der Sandgrube ge- fundene Form fossil ist; an den von mir — allerdings oben auf dem Sande aufgelesenen Formen und an den mir von Herrn Jooss zu- gesandten Gehäusen konnte ich keinen Unterschied gegenüber der lebenden Caeeilianella acicula Mürt. finden; auch die Art der Er- haltung stimmt mit der von lebenden Formen; es könnte sich bei dieser von mir wenigstens in den tieferen Schichten der Sandgrube und in der laevis-Zone nicht gefundenen Form ganz wohl um die lebende aeciceula handeln, die ja vielfach sehr tief in der Erde ge- funden wird. 6. Ferner wurde hier eine Helix-Art — in der Sandgrube — gefunden, die der Helix involuta TuomAe sehr nahe steht, aber immer- hin nicht ganz identisch damit ist; Herr Jooss wird über dieselbe berichten. Die hier gefundene Strobilus-Art weicht, wie in der Arten- _ beschreibung hervorgehoben, insoweit von den Formen von Undorf ab, daß sie als besondere Art behandelt werden muß. Ferner sind einige kleinere, seltene Pupa-Arten mit Formen des Sylvana-Kalkes nahe verwandt. Hienach stimmen von den hiesigen Formen nur wenige vollständig mit solchen des Sylvana-Kalkes überein; immerhin besteht aber ein gewisser Zusammenhang mit demselben. An ältere Tertiärbildungen erinnern nur wenige der hiesigen Arten, die, wenn auch z. T. nahe verwandt, doch immer etwas von den Formen älterer Bildungen abweichen, so die hiesigen Formen des Archaeozonites subvertieillus, der Helix subpulchella, Oleacina Hildegardiae. Planorbis cornu kommt ja wohl auch schon im Unter- miocän, aber auch noch in jüngeren Bildungen vor. Eine Reihe neu auftauchender Formen, die sich mehr den jetzt bei uns, bezw. in Tirol oder Oberitalien usw. lebenden Formen nähern, läßt darauf schließen, daß die Steinheimer Bildungen jünger sind, als diejenigen von 34* — Ba Mörsingen, Mundingen usw. Ich denke hier an die Vallonien, an Helix silvestrina, an Pupa antiqua, an Üronella tridentiformis, Carychium suevicum, Limnaea palustri- und glabraeformis, an Planorbis septemgyratiformis, an Ancylus deperdito-lacustris usw. Aus dieser immerhin ziemlich beträchtlichen Zahl von Land- und Wasserschnecken, die den bei uns lebenden, bezw. südeuropäischen Formen näher stehen, wird man auf eine etwas jüngere Bildung schließen müssen, auch wenn die Wirbeltiere, mit denen ich mich nicht näher befassen kann, auf die Zeit des Sylvana-Kalkes hinweisen. Es könnte hier ganz wohl ein ähnlicher Fall vorliegen, wie bei verschiedenen Plio- cänbildungen, bei denen nach der Darstellung von Sanoe. die Wirbel- tiere als tropisch anzusehen sind, während die Mollusken zu unserem „gemäßigten“ bezw. zum südeuropäischen Klima passen; vergl. Sanne. S. 707 (Unterpliocän der Inzersdorfer Schichten); S. 729 (Mittel- pliocän von Hauterive); S. 733 (Mittelpliocän des Crays in England); S. 748 (Oberpliocän von Südfrankreich). Die Säugetiere konnten sich, ohne ihr Knochengerüste und den Zahnbau wesentlich ändern zu müssen, durch stärkere Behaarung und durch Wanderung gegen kühlere Temperatur schützen; bei den Mollusken jedoch mußte die etwas frischer gewordene Temperatur auch am Gehäuse zum Ausdruck kommen. - Die Reste von Pflanzen — außer den massenhaft vorkommen- den Algen sind mir nur Früchte von Celtis-Arten und Abdrücke von Blättern, Schilf u. dergl. bekannt — dürften der Annahme eines etwas kühleren Klimas nicht im Wege stehen. Man wird wohl die hiesigen Bildungen an die obere Grenze des Obermiocäns stellen müssen. Im Anhange folgt noch ein Verzeichnis der bis jetzt hier ge- fundenen Mollusken, wobei die Formen der laevis-Zone gegenüber- gestellt sind denjenigen Formen, die in den Sandgruben und an den andern Stellen, wo nicht mehr Planorbis laevis, sondern steinheimensis usw. vorkommt, gefunden wurden. — 2533 Verzeichnis der bis jetzt in Steinheim gefundenen Mollusken. (s. h. bedeutet sehr häufig; h. häufig; z. h. ziemlich häufig; s. s. sehr selten; s. selten; z. s. ziemlich selten.) Fundort Sandgrube und andere Plätze, Arten : deren Wasser- laevis- | schnecken durch Zone die warmen Quellen beein- flußt sind Limax crassissimus J008SS . . . RT — SIR: Glandina (Euglandina) inflata Bes var. por- recta, GOBANTZ. . . . nt = Ss Oleacina (Boltenia) ga diae oe S. 8. — Vitrina (Phenacolimax) swevica SANDBERGER . 8. & Zonites (Archaeozonites) subverticillus SAND- BERGERN. Vv.....: . Q % Be ® S. Zonites (Ar conites) eo inile mm Do 5 55 ee alf. Haidingeri REuss Hyalinia (Polita) orbicularis KLEı, fa. minor Patula n. sp. EIN. . % (Charopa) costata Gonnkoner ß nonmom u an na nm nn naunnoNmn n nm um m m Strobilus Joossii GOTISCHICK . . . 2.2... S. Helix (vallonia) subpulchella SanDB. fa, minor S. nr > subeyclophorella GOTTSCHICK . Ss. Ss — » (Helicodonta) aff. involuta THoMAR . . — » (Hygromia, Monacha) coarctata KLEIN . — lin. 155 Zenobia) carinulata KLEIN m. Ve2. 5 . SEEN z.h Helix nenn) ass ind an RE z.h. » (Campylaea) insignis SCHÜBLER . z.h Triptychia suturalis SANDBERGER . x... . — S. Olousınamı sp 2.0 ERST. A SEenN es Pupa (Torquilla) la enaelen ER h. h. s s » (Pupilla) steinheimensis BÖTTGER . . . ? Pa Elsthmio))a.Trentiln Minnen. 2.00 2... ? » (Leucochilus) quadriplicata A. Br., var. Muadımidentatan KnEıN m en Pupa Be eochen) suevica SANDBERGER . . . ? S 5 ” heterodus BÖTTGER . . . ? S. „» (Alaea) aperta SANDBERGER. ..... ? s Caecilianella aciculella SANDBERGER . . . . . — ? BrmelaB Au) En Sp ee. EESch = 534 Arten Fundort Sandgrube und andere Plätze, deren Wasser- laevis- | schnecken durch Zone die warmen Quellen beein- fußt sind Cionella (Azeka) tridentiformis GOTTSCHICK . S. | — Subulina minuta KLEIN d?. 2... nn. Se — Pomatias F'raasii JO0SS — eh Carychium swevicum BÖTTGER . ISUCEINTe OS ee: Ss. 8. ie Limnaea subsocialis GOTTSCHICK h. — e socialis SCHÜBLER —_ sch: > (Limnophysa) palustr om Gorısen. Zeh re m glabraeformis GOTTSCH. S. | — Gillia utriculosa SANDBERGER zu s.h. Planorbis (Coretus) cornu BRo6Nn. ze — ” (Tropidisceus? Coretus ?) Hilger, fi FRAAS. A z. h. n (Gyrorbis) vetenayr außen mis dos. SCHICKTE VE EN Zu. S. — (Gyraulus) ae er ee Ib | — 5 $ Steinheimensis HILGEN- | DORF ee | h. % N tenuis HILGENDORF — h. multiformis A. BR. — | sch. 3 h \ oxystoma KLEın — | h. a 7 | Kraussü MiLLER . . . — za0h: ® Zietemü A. BR. . . . - _ | h. 55 5 costatus KLEIN — | z..h. „ (Segmentina) Lartetii NoULET . zZuehe)| — Ancylus (Acroloxus) deperdito-lacustris GOTT- | SCHICK RE IRRE: san Cycladidae sp. ?. .». 2... Ss. 8. — Die Tertiärbildungen am Albrand in der Ulmer Gegend. Von Professor Dr. E. Fraas. Die Tertiärbildungen am Südostrande unserer Alb und in Ober- schwaben sind schon seit dem Beginn der Forschung in diesem Gebiet Gegenstand eifriger Untersuchungen, aber auch mehr oder minder heftiger Kontroversen gewesen. Sie sind auch jetzt noch keineswegs so geklärt, daß man gewissermaßen mit Ruhe zur Tages- ordnung übergehen könnte. In erfreulicher Weise wurden gerade in den letzten 10 Jahren die Tertiärstudien wieder aufgenommen und eine Reihe interessanter Ärbeiten sind von RoLLIER, KonkAd MırLer, Koken, MÜLLER und MAHLER, ScHAD, REGELMAnN und Kranz zu verzeichnen, welche teils in unseren Jahresheften niedergelegt, teils in anderweitigen Zeitschriften erschienen sind '. Die Fragen, um die es sich dabei handelt, sind einerseits stratigraphischer, andererseits tektonischer Natur. Bezüglich der Stratigraphie können wir zwischen einer schwäbischen und einer Schweizer Schule unterscheiden. Wir Schwaben halten noch an der schon von Progst, K. MıLLER, QuENSTEDT, O. Fraas u. a. aufgestellten, wenn auch neuerdings durch die Vergleiche der Schneckenfauna mit den Mainzer Bildungen etwas veränderten Schichtenfolge fest, welche von oben nach unten folgendes ergibt: 1. oberer (obermiocäner) Süßwasserkalk mit Helix sylvana, gegen Oberschwaben zu in die obere Süßwassermolasse übergehend; 2. Brackwassermolasse (oberes Mittelmiocän); . Meeresmolasse (mittleres Miocän); 4. untere (oligocäne, früher untermiocäne) Süßwasserkalke mit Helix rugulosa und crepidostoma, in Oberschwaben in die untere Süßwassermolasse übergehend. (3%) ! Vergl. die Literaturzusammenstellungen bei E. Fraas, Versammlungs- berrichte des Oberrh. Geol. Ver. 1908. S. 11, und bei J. Schad, diese Jahresh, 64. Jahrg. 1908. 8. 303. | — 556 — RorLıer dagegen läßt die marine Transgression auch über die Sylvana-Kalke weggehen und glaubt überhaupt nur eine Anlagerung der Meeresmolasse an die Tertiärkalke zu erkennen, nicht eine Zwischenlagerung, wie sie die obige Schichtenfolge voraussetzt. Die Tektonik, d. h. die Lagerungsverhältnisse, hängen natürlich auf das innigste mit der Auffassung des südlichen Albrandes zu- sammen. Dieser wurde früher allgemein und auch heute noch von vielen Geologen als ein Bruchrand angesehen, während REGELMANN dafür eintritt, daß es sich um eine normale bruchlose Fortsetzung und Überlagerung der nach Südosten geneigten Juratafel handelt!. Ich habe im Lauf des vorigen Jahres vielfach Gelegenheit zu Exkursionen auf der Ulmer Alb gehabt und speziell auch Einblicke in die Lagerungsverhältnisse des Donauuntergrundes der Langenauer Gegend durch die zahlreichen dort ausgeführten Tiefpohrungen be- kommen. Die Resultate dieser Untersuchungen erscheinen mir so- wohl in stratigraphischer wie in tektonischer Hinsicht von Wichtig- keit, ja wir werden sehen, daß beide Fragen so innig ineinander- greifen, daß die eine ohne die andere überhaupt nicht behandelt werden kann. Mit den unteren Süßwasserkalken konnte ich mich bei den vorjährigen Untersuchungen nicht eingehender beschäftigen und ich möchte nur kurz bemerken, daß wir sie am besten als ein zu- sammengehöriges Ganzes betrachten, in welchem zwar paläonto- logisch eine untere Zone mit Helix rugulosa und eine zum Teil mächtig anschwellende Oberzone mit Helix erepidostoma ausgeschieden werden kann, daß es aber sehr schwierig ist, petrographisch diese Horizonte zu trennen. Ebenso handelt es sich bei den Einlagerungen toniger Schichten (sogen. Öpfinger Schichten), Pflanzenmergel und Pflanzenkalke, nur um lokale Ausbildungen und nicht um durch-. gehende Horizonte. Es sind, wie die Pisolithkalke und Planorbis- Schiefer, Faziesgebilde, die zwar von Interesse für die Einzelprofile sind, die sich aber stratigraphisch nur schwer verwerten lassen. Im allgemeinen herrscht die Kalkfazies am Albrand vor und nimmt, und zwar von unten nach oben, allmählich immer tonigeren Charakter an, je mehr wir uns Oberschwaben nähern, wo die untere Süß- wassermolasse eine vorwiegend mergelige Fazies darstellt. Die ! Die Ausführungen von C. Regelmann und die daran anschließenden Entgegnungen von W. Kranz und E. Fraas finden sich in den Versammlungs- berichten des Oberrh. Geol. Ver. 1908—1910 und im Centralbl. f. Min. ete. 1909 bis 1911. — 531 — Schneckenfauna läßt sich am besten mit derjenigen der Hochheimer Kalke im Mainzer Becken in Einklang bringen, und da diese nach den Untersuchungen von BöTTGER als oligocän angesehen werden, so werden wir auch unsere unteren Süßwasserbildungen am rich- tigsten in diese Stufe einreihen. Die Scheidung der Fazies erklärt sich wohl am natürlichsten durch die Annahme einer mit Sumpf und Süßwasser erfüllten Niederung im heutigen Oberschwaben, welche wenigstens im nördlichen Gebiete von Norden her, also aus dem Juragebiet, durch Folgeflüsse gespeist wurde. Die stark kalkhaltigen Wasser setzten zunächst am Rande Kalke ab, während in den inneren Teilen des Beckens mehr tonige Absätze zum Niederschlag kamen. Um die nach Süden zunehmende Mächtigkeit zu erklären, müssen wir eine langsame, stetige Senkung dieses Gebietes annehmen. Die marinen und brackischen Schichten der mittleren miocänen Stufe, welche das spezielle Gebiet meiner Untersuchungen waren, hängen zweifellos mit einem Meere zusammen, das von Süden resp. Südwesten, wohl im Zusammenhang mit den alpinen Be- wegungen, in die oberschwäbische Depression vordrangen, aber auch noch weit über die heutige Alb transgredierten, so daß die Ufer- zonen vielfach bis zum gegenwärtigen nördlichen Steilabfall reichten. Diese nördliche Küstenzone ist charakterisiert durch Jura- gerölle, welche besonders im Südwesten der Alb, sowie im Randen und Hegau noch als mächtige Jura-Nagelfluhen erhalten sind, aber auch in dem für unsere Studien in Betracht kommenden Ge- biete ihre Spuren hinterlassen haben. Wir finden sie in Relikten als Buchberggerölle aufgearbeitet am Rande des Rieses, als Sande und feuerfeste Tone in pliocäner Umlagerung auf den Höhen zwischen Heidenheim und Königshronn, als Juragerölle in ursprünglicher Lage- rung auf den Höhen von Gerstetten, Schalkstetten, Stubersheim u. a. Orten. Fossilien sind in den Geröllen in unserem Gebiet nicht ge- funden, aber im Südwesten, besonders im Hegau und Randen, ist der Zusammenhang dieser Schichten einerseits mit den echten marinen Bildungen, andererseits mit den Brackwasser- und Uferbildungen sicher nachgewiesen. An diese nördliche Küstenzone schließen sich die marinen Uferbildungen an, welche sowohl durch ihren großen Petrefaktenreichtum als auch durch das Material selbst charak- terisiert sind. Die Massen won Austern, Bohrmuscheln und Balaniden, welehe noch in ihrer ursprünglichen Lage an den Jurafelsen der Küste anhaften, beweisen uns, ebenso wie die Anhäufungen von Muschelschalen zum Muschelsandstein, daß wir das alte Ufer — Bd mit den Strandbildungen vor uns haben. Wir haben zum Teil noch das fjordartige Eingreifen des Meeres in die alten Täler, wie bei Donauwörth und Dischingen, die Uferklippen, wie bei Heldenfingen und Altheim, vor Augen, und wenn auch später der größte Teil der Meeresablagerung wieder abgewaschen wurde, so genügen uns doch die erhaltenen Spuren, um über die Ausdehnung des einstigen Miocän- meeres klar zu werden. Die Uferlinie ist durch die Orte Donauwörth, Unterbissingen, Dischingen, Herbrechtingen, Heldenfingen, Altheim, Beimerstetten, Jungingen, Dietingen und Ermingen bezeichnet und greift in Höhenlagen hinauf, die gegenwärtig bis 650 m ü. M. liegen. Das Material ist nicht weniger charakteristisch als die Versteine- rungen. Der Kalk tritt, wenn wir von den Muschelschalen absehen, stark zurück und an seiner Stelle finden wir Quarzsand mit Bei- mengung von Hornsteinen alpinen Charakters, Feldspaten, Glimmer, Andalusit, Disthen und Rutil! ete., kurz ein Material, das nicht von unserem Jura, sondern von Süden her aus den Alpen resp. einem uns nicht mehr zugänglichen kristallinischen Gebirge stammen muß. Inwieweit hier die Aufarbeitung der alpinen Flyschzone oder des supponierten Vindelizischen Grundgebirges eine Rolle spielt, ist noch weiterer petrographischer Untersuchung vorbehalten. Obgleich wir die Transgression der marinen Gebilde von Süden her als sicher annehmen dürfen, so ist doch der Anschluß der Muschel- sandsteine auf der Alb an die oberschwäbische Meeresmolasse kein so einfacher, da diese mit der Überschreitung des südlichen Alb- randes gegen die Donau hin plötzlich verschwinden und durch petre- faktenleere Sande und brackische Bildungen ersetzt werden. Erst wenn wir etwa 20 km gegen Süden weitergehen, finden wir südlich von Laupheim wiederum echt marines Tertiär, und zwar zunächst bei Walpertshofen, Baltringen, Schemmerberg, Warthausen u. a. O. als typische Uferzone mit Muschelsandstein, dann aber rasch an Mächtigkeit, aber dafür auch an Petrefaktenarmut zunehmend, so daß wir im Profil von Ochsenhausen 12 km südlich von Baltringen nach K. MitLer schon eine Mächtigkeit von 206 m haben. Es er- scheint mir zweifellos, daß wir hier im Süden eine zweite Ufer- zone des Molassemeers vor uns haben, die einer Rückzugsphase dieses Meeres entspricht, während die Bildungen der Alb der ersten, am weitesten vorstoßenden Transgression entsprechen. In charakteristischer Weise finden wir zwischen diesen beiden marinen Gebieten eine Zwischenlagerung mit ı Weiger, C., Diese Jahresh. Bd. LXIV. 1908. S. 137. — IB brackischem Charakter. Das Liegende bilden die Graupen- sande, oder nach der Entwicklung bei Grimmelfingen auch Grim mel- finger Sande genannt. Es sind dies nahezu petrefaktenleere, mehr oder minder reine Quarzsande, selten durch pflanzenführende Tone etwas verunreinigt. Ihrem petrographischen Habitus nach wird man sie stets mit dem marinen Tertiär in Verbindung bringen und dementsprechend wurden sie bisher auch von dem einen direkt als marines Tertiär, von andern als eine spätere Aufarbeitung des Muschelsandsteins aufgefaßt, welche von O. Fraas in das Diluvium, von SAUER und E. FraAs gelegentlich der Exkursionen des Oberrhein. Geologenvereins (1908) in eine ältere, voraussichtlich tertiäre Zeit verlegt wurde. Über den Graupensanden lagern die brackischen, sogen. Kirchberger Schichten, am bekanntesten aus den schönen Aufschlüssen am Illerufer bei Ober- und Unterkirchberg. Es sind dies überaus wechselvolle Schichten, in welchen bald sandige, bald mergelige und kalkige Gesteine auftreten. Die Fossilien sind meist in einzelnen Schichten angehäuft und zwar so, daß bestimmte Arten sich auch auf bestimmte Horizonte und selbst auf bestimmte Lokali- täten beschränken. Im allgemeinen überwiegt die Süßwasserfauna gegenüber der marinen, so daß man den Eindruck einer durch Zu- flüsse vom Jura her stark ausgesüßten Lagune bekommt. Eine Spezialuntersuchung der Faziesdifferenzierung innerhalb der Kirch- berger Schichten, insbesondere unter Beobachtung der geographischen Verbreitung, wäre eine sehr wünschenswerte und dankbare Arbeit. Im allgemeinen will es mir scheinen, als ob gegen Süden die echt brackischen Arten, wie vor allem die Cardien, sich häufen, während näher dem Albrande Süßwasserformen, wie Unio, Anodonta, Bby- thinia, Lymnaeus, Planorbis und Paludina neben solchen, welche ebensowohl brackisch wie im Süßwasser leben, wie Hydrobia und besonders Dreissensia an Häufigkeit zunehmen. Eine Klärung der Verhältnisse zwischen marinen und brackischen Gebilden bekommen wir erst durch das Studium der gegenseitigen Lagerungsverhältnisse. Als besonders geeignet hierfür erscheinen mir Profile von der Langenauer Alb einerseits und vom Hochsträß andererseits. Unser Profil (Fig. 1) von der Geislinger Alb bis zum Donautal zeigt uns zunächst die Lagerung des Jura, der von Nordwest gegen Südost“geneigt ist, und zwar ergeben insbesondere die Tiefbohrungen im Brenztal in Übereinstimmung mit anderweitigen Beobachtungen, daß die Schichtenneigung am Nordrande (dem Zei Escarpement) der Alb größer ist als am Südrande (der Lehnenseite). Während zwischen Aalen und Königsbronn noch ein Gefälle von 1: 47,4 = 2,11°lo, bei Geislingen ein solches von 1:50 = 2°o herrscht, berechnet sich dasselbe zwischen Königsbronn und Heiden- heim auf 1:87 = 1,15°/ und weiterhin wird es offenbar noch flacher und lehnt sich im allgemeinen der schwachen Oberflächen- neigung der Grenze des Tertiärs und Jura 1:120 = 0,8°% an. Dofil such bie Sehrbische OXL. i = ai Fi .Ebene Ei Fe Alneite Lone-Tal Dilingen Asse Eingen Dee de „ Mee Sam molasse Meeresm olasse = SE STEHE Kirchberger Shichten EZ Graupenzand —I= w - SS ntereSusswassers moLass, Weisserfura Big. 1: Ein Zunehmen des Gefälles gegen den Südrand hin konnte ich nicht beobachten '. Zweifellos war diese Neigung zur Zeit der miocänen Meerestransgression eine viel geringere, wie ja überhaupt die Alb als solche noch nicht bestand, sondern ein das Meeresniveau kaum überragendes Flachland bildete. Nur so ist es zu erklären, daß wir schon nahe dem Nordrand bei Schalkstetten (673m ü. M.) und Bräunisheim (665 m) auf die Küstengebilde in Gestalt einer zu Geröll aufgelösten Jura-Nagelfluh stoßen. Bei Altheim (660 m) finden wir schon die Ufergebilde des Meeres mit Austern und Pholaden und bei Öllingen (521 m) und Rammingen (524 m) sind uns petre- faktenreiche typische Muschelsandsteine erhalten. Die untere Grenze des marinen Tertiärs liegt am Rande der Alb bei 520 m Höhe. Von dort kommen wir herunter zur Donauebene, welche mit diluvialen Gebilden eingedeckt ist, aber durch die zahlreichen Bohrungen zwecks der Untersuchung der Wasserverhältnisse im vorigen Jahr erschlossen wurde. Dabei ergab sich, daß die Kiese der Hoch- terrasse nahe dem Albrand (bis etwa 1 km Entfernung) direkt auf ! Als Horizont für die Berechnung des Schichtengefälles darf in Er- manglung tieferer Jurastufen nur die Grenze zwischen Jura und Tertiär ver- wendet werden, nicht aber die zwischen Weißjura Epsilon und Zeta, bezw. das Hangende der Weißjura e-Felsen, da es sich dabei nur um eine im Horizont schwankende Faziesdifferenzierung des oberen Weißjura oder eine spätere Denu- dationsfläche handelt. Es ist dies ganz besonders gegen die von C. Regel- mann ausgeführten Berechnungen des Schichtengefälles einzuwenden. — Hl — Jura auflagern; sobald wir aber über diese Randzone hinauskommen, finden wir unter denselben Tertiär, aber nicht, wie man erwarten sollte, in Gestalt von Muschelsandstein, sondern als typische Kirch- berger Schichten, d. h. in der brackischen Fazies mit den charakte- ristischen Fossilien und Unterlagerung von echten Graupensanden. In einer Tiefbohrung 4 km vom marinen Tertiär bei Rammingen und 1,5 km vom Jurarand der Alb entfernt durchbohrte man das brackische Tertiär mit einer Mächtigkeit von 23 m und erreichte die Grenze zwischen Tertiär und Jura bei 420 m ü. M., also genau 100 m tiefer als auf der Ramminger Höhe. Wäre dies nur auf eine Schichtenneigung zurückzuführen, so würde diese 1:40 betragen, müßte sich also schon für das bloße Auge sowohl in der Schichten- stellung wie im Oberflächenbild deutlich bemerkbar machen, was aber sicher nicht der Fall ist, denn gerade hier erscheinen die Jura- schichten vollständig horizontal gelagert. Auch wäre damit noch nicht der Wechsel der Fazies des Tertiärs vom Marinen zum Bracki- schen erklärt. Weiter nach der Donau zu taucht der Jura noch tiefer unter, so daß er auch in einem 46 m tiefen Bohrloch nicht erreicht wurde. Dagegen wurden dort unter den 18 m mächtigen Kirchberger Schichten 4,5 m typische Graupensande und als Unter- lage bunte Mergel der unteren Süßwassermolasse erbohrt. Es sind diese Lagerungsverhältnisse nur damit zu erklären, daß wir zwischen dem Albrand und der Donauniederung eine Ver- werfung mit einer Sprunghöhe von rund 100 m annehmen, und zwar eine Verwerfung, welche ursächlich auch mit der Fazies- änderung des Tertiärs zusammenhängt, d. h. in die Zeit kurz nach der großen Transgression des Miocänmeeres fällt. In einem der Bohrlöcher scheint man direkt in die Verwerfungslinie selbst ge- raten zu sein, denn obgleich kaum 50 m vom anstehenden Gebirge entfernt, fand man bis zur erreichten Tiefe von 40 m keine Spur von anstehendem Jura, sondern nur fette Letten mit eingesprengten kleinen polierten Jurageröllen. Ehe wir näher auf die Deutung dieses Profiles übergehen, möchte ich noch ein zweites vorführen, das in Nordwest-Südost- Richtung durch das Hochsträß bis zur lller bei Wiblingen gelegt ist (Fig. 2). Steigen wir vom Blautal bei Gerhausen an, so finden wir die Grenze zwischen Weißjura und Tertiär bei 560 m; annährend dieselbe Höhenlage der Grenze beobachten wir bei Arnegg (550 m), unterhalb Markbronn (550 m), im Tal von Gleiselstetten, südlich von Söflingen (550 m) und schließlich im Erstetter Tal (550 m), — 542 — so daß wir mit größter Sicherheit die vollständig horizontale Lage- rung der Juraplatte, d.h. der Grenzbank zum Tertiär feststellen können. Das Tertiär beginnt mit den unteren Süßwasserkalken, welche mit einer Mächtigkeit von 75 m nahezu das ganze Hoch- sträß aufbauen und im unteren Teile aus Rugulosa-, im oberen aus Orepidostoma-Kalken mit Einlagerung von Pflanzenkalken besteht. Nur an zwei Punkten wird der untere Süßwasserkalk noch von Deohil Euch srs Mochsbeiis. Bautel De -Markbroi gen Grimelfingen Wiblingen Gerlenhofen 25 HHuschelgandsig tn ( > ® Tne-Oligocäner Susswasserkalk ER 45 Deckenschotre, KirchbergerSchichfen 2 Gravpensand ev ——— Oligocäne FAENZER vr I, —— 3 melas Were lürs een WVeisserJdura& jüngeren Schichten in Gestalt der Muschelsandsteine überlagert, und zwar ist dies die berühmte Turritellenplatte von Ermingen und ein neuer für die Stratigraphie überaus wichtiger Fundplatz bei Dietingen, dessen Auffindung wir Herrn Hauptlehrer Kerrv in Markbronn ver- danken. Es zeigt sich nun, daß die beiden Lokalitäten mit ihrer untern Grenze annähernd genau dieselbe Höhenlage (Dietingen 625 m, Ermingen 630 m) einnehmen, und es bestätigt dies die an der Grenze des Tertiärs zum Jura gemachte Beobachtung von der horizontalen Lagerung der Hochsträß-Schichten. Daß die beiden Lokalitäten nur die letzten Denudationsreste einer früheren Decke von miocänem Muschelsandstein sind, wird wohl jedermann anerkennen und ebenso auch, daß sie mit den Vorkommnissen von Jungingen, Beimerstetten und weiterhin denen von Öllingen und Rammingen zusammengehören. Wir haben also hier tektonisch betrachtet noch den Südostrand der Alb vor uns, ebense wie in unserem vorigen Profil auf den Höhen von Rammingen und Öllingen. Verfolgen wir weiterhin gegen Südosten die Grenze zwischen Jura und Tertiär, so gibt uns allerdings unsere Profillinie, welche von Ermingen gegen Grimmelfingen verläuft, keinen Aufschluß, da wir hier über das Gehänge des aus unterem Süßwasserkalk gebil- deten Kuhberges kommen. Wir müssen den Talweg von Erstetten nach Einsingen wählen, wo wir im Erbesgrund in zahlreichen, selt- samerweise in der geologischen Karte 1:50000 nicht berücksich- tigten Aufschlüssen die Grenze zwischen Rugulosa-Kalk und Weißjura — 543 — Zeta bis in die Nähe der Straße Eggingen—Ringingen verfolgen können. Genau in der Verlängerung des Steilabfalles vom Hoch- sträß gegen Grimmelfingen—Eggingen hört jedoch der Jura plötzlich auf und wir stehen in Grimmelfinger Sanden, die ihrerseits auf Rugulosa-Kalk auflagern. An Stelle des 75 m mächtigen Süßwasser- kalkes vom Hochsträß finden wir aber nur dessen untere Horizonte mit kaum 10—15 m Dicke und schon bei Einsingen haben wir die Auflagerung auf den Jura. Die Grenze liegt nun aber nicht mehr bei 550, sondern bei 490, so daß wir eine sprungweise Veränderung der Grenze zwischen Jura und Tertiär von 60 m vor uns haben. Noch stärkeren Ausschlag der Sprunghöhe der Verwerfung bekommen wir im Norden des Hochsträß, wenn wir die Linie von Gleiselstetten bei Söflingen gegen Ulm zu verfolgen, während dort die Grenze bei 550 m liegt, finden wir sie an der Donaubrücke von Ulm und in den Bohrungen für die neue Brücke bei 463 resp. 455 m, so daß wir eine Sprunghöhe von rund 90 m bekommen. In unserem Profile überschreiten wir die Verwerfung mit dem Abstieg vom Hochsträß und kommen rund 100 m unterhalb Ermingen in die Grimmelfinger Sande, welche von brackischen Dreissensien- schichten überlagert werden, von denen noch kleine Reste übrig- geblieben sind. Am Rande gegen das Donautal tritt die Unterlage- rung der Grimmelfinger Sande in Gestalt von Rugulosa-Kalk zutage und derselbe konnte auch noch an der Donaubrücke von Wiblingen, ebenso wie in mehreren Bohrungen der Stadt Ulm! in dem Gebiet zwischen Donau und Iller festgestellt werden. An dem Steilabfall zur Iller, westlich von Wiblingen, kommen wir in die bekannten Kirchberger Profile und können festlegen, daß hier das brackische Tertiär gegenüber dem von Grimmelfingen wiederum abgesunken ist, und zwar beträgt die Differenz in der Höhenlage der Dreissensienschichten gegen 75 m. In der Fortsetzung unseres Profiles nach Bayern kommen wir nach Gerlenhofen und Finningen?, wo sich zurzeit sehr schöne Aufschlüsse in den Kirch- ! Vergl.C.Regelmann im Versammlungsbericht des Oberrhein. Geol. Ver. 1908 8. 48. Die in diesen Bohrlöchern gefundenen Resultate bieten nichts Abweichendes und stehen in vollem Einklang mit den sonstigen Lagerungs- verhältnissen. 2 Das von Regelmann als Rugulosa-Kalk bezeichnete und für seine bruchlose Neigung der Juratafel angeführte sogen. „Finninger Pflaster* ist typischer Unionen- und Hydrobienkalk des brackischen Tertiärs und wird von echten Kirchbergschichten unterlagert. — 54 — bergschichten befinden. Erst in weiterer Entfernung gegen Westen werden diese von jüngeren (obermiocänen) Süßwasserkalken überlagert. Vergleichen wir dieses Profil mit dem von Öllingen und Ram- mingen, so fällt uns sofort die große Übereinstimmung in die Augen. Hier wie dort ein Abschluß der marinen Muschelsandsteine mit dem Albrand und westlich desselben eine Vertretung der marinen Schichten durch Graupensande und überlagernde brackische Kirchbergschichten. Die Trennung beider Fazies ist so scharf, daß sie kaum anders als durch eine Verwerfungslinie zu erklären ist. Der Gedanke liegt deshalb nahe, die Verwerfung, welche dem Albrand entlang von Eggingen bis Dillingen! nachgewiesen, aber mindestens bis Donau- wörth anzunehmen ist, als Ursache dieser raschen Faziesänderung aufzufassen. Hierbei kommen wir zu einem Gedankengang über die Bildungsgeschichte unseres Tertiärs, wie ich ihn in den nächst- folgenden Profilen zur Darstellung bringen möchte. Zu Beginn unserer Tertiärablagerungen stellte das ganze Ge- biet zwischen dem Nordrand der heutigen Alb und den heutigen Alpen eine weite, flache, nur leicht nach Süden geneigte Niederung dar, welche im Süden von dem eocänen Flyschmeer begrenzt wurde und in welchem allmählich die Ablagerungen der unteren Süßwasser- molasse, welche am Albrand den Charakter von Süßwasserkalken annahmen, abgesetzt wurden. Die Frage, wie weit der Jura nach Süden reicht und wo der kristallinische Untergrund des vindelizischen Gebirges einsetzt, mag hier außer Betracht bleiben. Eine Senkung, wohl in Verbindung mit den starken tektonischen Bewegungen in den Alpen, führte in der Mittelmiocänzeit zur Transgression des Molasse- meeres, welches von Süden gegen Norden vordrang und zwar bis in Gegenden des Juraplateaus, die heute als Alb sich zwischen 600 und 700 m ü. M. befinden. Damals lagerten sich in der litoralen Zone die Muschelsandsteine unseres Albgebietes zwischen Donau- wörth und Ulm ab, während die Küstenzone durch die Jura-Nagel- fluhen resp. Juragerölle gekennzeichnet wurden; sie reichten teilweise bis zmu Nordrand der heutigen Alb (vergl. Profil 1 in Fig. 3). Wie sich die Verhältnisse im weiteren Verlauf gegen Südwesten gestalteten, lasse ich hier unberücksichtigt, da diese Gegenden nicht in den Rahmen meiner Untersuchungen eingezogen wurden, doch weist manches darauf hin (z. B. die hochgelegenen Muschelsandsteine von ! Nach Zennetti wurden auch in Dillingen bei einer Brunnengrabung in nächster Nähe des Albrandes die Kirchbergschichten unter den Donauschottern gefunden. Winterlingen und Harthausen), daß auch dort etwas Analoges zu beobachten sein wird. Eine neue Phase wurde dadurch eingeleitet, daß eine Senkung des südlichen Gebietes, resp. eine Hebung des nördlichen eintrat, Asch Ermingn Kirchberg Hüffisheim Ochsenhauser, vranagelfluhe Meeros-Niveau 4K Marıne Sanda Bohrloch Öchsenhausen +. Zeiger Senkung und isch Fig. 3. Die Bildungsgeschichte der Schichten am Albrande. welche mit einer Verwerfung entlang dem heutigen Südrande der Alb verbunden war. Infolge dieser Veränderung mußte das Molasse- meer zurückweichen, und zwar finden wir einen Betrag des Zurück- weichens im Gebiet zwischen Hochsträß und Oberschwaben von rund Jahreshefte d. Vereins f. vaterl, Naturkunde in Württ. 1911. 35 er 20 km. Damit wurde eine neue Litoralzone gebildet, welche durch die oberschwäbische Meeresmolasse bezeichnet ist. Auf der nunmehr seicht oder frei gewordenen Küstenzone zwischen dem oberschwäbi- schen Molassemeer und der durch den Abbruchrand hervortretenden Alb wurde zunächst der bereits von der ersten Transgression her- rührende Untergrund aufgearbeitet, indem insbesondere der kohlen- saure Kalk in Lösung abgeführt wurde, so daß reine petrefaktenleere Sande in Form der heutigen Graupensande übrig blieben. Man wird sie deshalb am besten als Rückzugssande des ablaufenden Meeres bezeichnen. Die Auslaugung beschränkte sich aber nicht nur auf die Muschelsandsteine, sondern ergriff auch den Untergrund und dementsprechend sehen wir die älteren Süßwasserkalke in dieser Zone teils vollständig abgewaschen wie im Donautal bei Rammingen und Langenau, teils auf wenige Meter reduziert, wie bei Einsingen und Grimmelfingen. Erst da, wo die untere Süßwassermolasse mehr tonigen Charakter annimmt, konnte sie in größerer Mächtigkeit ! erhalten bleiben, wie in den vom heutigen Albrand weiter entfernten Gebieten. In der Uferzone kam es aber außerdem zu Neubildungen von brackischem Charakter, die teils durch Einschwemmungen vom Land her, teils durch die Strömungen und Fluten des benachbarten Meeres abgesetzt wurden.: So entstanden die brackischen Bildungen der Kirchbergschichten, welche aber natürlich niemals die 50—100 m hohe Barriere der Abbruchlinie überschreiten konnten (vergl. das Profil 2 in Fig. 3). Obgleich ich damit im wesentlichen mit dem Gang der Ent- wicklung auf unseren ursprünglichen Profilen fertig bin, so möchte ich doch den Gedanken etwas weiter fortsetzen, um den Anschluß an die Jetztzeit zu erreichen. Wir ersehen aus den Ablagerungen, daß während des Mittelmiocäns das Molassemeer sich immer mehr zurückzog und an Stelle der marinen Gebilde treten nun wiederum Süßwasserbildungen in ganz ähnlicher Weise wie vor der Trans- gression, und analog der unteren Süßwassermolasse finden wir nun eine obere Süßwassermolasse entwickelt, welche am Albrand vor- wiegend kalkigen, in Oberschwaben vorwiegend mergeligen Charakter trägt. In unserem Gebiete hat diese Bildung die durch die Abbruch- linie bedingte Barriere niemals überschritten, wenigstens sind bis jetzt noch nirgends obere Süßwasserkalke über dem Muschelsand- stein der Albzone bekannt geworden. Wohl aber legt sich der obere ! Die größere Mächtigkeit dieser erklärt sich vielleicht gerade durch die Abwaschung (Tonrückstände) jener. le Süßwasserkalk über die brackischen Bildungen der Donauniederung ebenso wie über die Meeresmolasse Oberschwabens und greift im Landgericht und Teutschbuch weit in das Juragebiet hinein. Daß die obere Süßwassermolasse aber auch in unserem Gebiet, speziell am Hochsträß, die ganze heutige Niederung der Donau und lller erfüllte, erkennen wir aus den Höhenschottern, die sich zu Ende der Tertiärzeit im Gebiet des ältesten Abflusses der Donauströmung, entlang der Alb, vorfinden. Diese pliocänen Donauschotter liegen über 150 m über den heutigen Tälern auf den jetzigen Höhen, und ihre Ablagerung kann wohl kaum anders gedeutet werden als durch die Annahme, daß damals noch das ganze Gebiet so hoch eingedeckt war, daß sich die Talrinnen auf den heutigen Höhen 150—170 m über der jetzigen Talsohle befanden (vergl. Profil 3 in Fig. 3). Mit der Anlage und Ausbildung dieser alten Talrinnen entlang der Alb begann aber auch die Ausräumung, welche wohl in dem weichen Material der oberen Süßwassermolasse rasche Fortschritte machte und begünstigt wurde durch erneute Einbrüche und Senkungen Oberschwabens, vielleicht auch durch Hebungen der Alb. So dürfen wir wohl annehmen, daß zur Zeit der großen Vorstöße der Gletscher schon ein großer Teil der jüngeren Tertiärbildungen ausgeräumt war und der Weg für die Abfuhr der Gletscherwasser in der Talrinne der Donau frei wurde (vergl. Profil 4 in Fig. 3). Daß es sich in der Tat um nicht unbeträchtliche Störungen in Gestalt von Senkungen und wahrscheinlich auch Verwerfungen des oberschwäbischen Gebietes handelt, wird uns durch die Höhen- resp. Tiefenlagen der dortigen Tertiärschichten klar. Ist es schon schwierig, die Profile von Kirch- berg mit denen von Grimmelfingen ohne Annahme von Verwerfungen in Einklang zu bringen, so stoßen wir auf noch viel größere Schwierig- keiten, wenn wir die Höhenlagen im Gebiet des Rottachtales mit denen von Öchsenhausen vergleichen. Dieselbe Schichtengrenze zwischen marinem Tertiär und unterem Süßwasserkalk, welche bei Ermingen 630 m, bei Grimmelfingen 505 m, bei Kirchberg 450 m Höhen- lage einnimmt, liegt im Bohrloch von Ochsenhausen bei 130 m ü.M. Die Auflagerung auf dem Jura aber, die im Hochsträß bei 550, bei Einsingen bei 490 m liegt, wurde selbst bei einer Tiefe von 736 m, d.h. 141 m unter Normalnull im Bohrloch von Ochsenhausen noch nicht gefunden und so bleibt es heute noch eine offene Frage, ob dort überhaupt noch der Jura den Untergrund des Tertiärs bildet. Jedenfalls befinden wir uns nach den paläontologischen und petro- graphischen Befunden schon im Hochsträß in der Nähe des einstigen 35* — 548 — Ufers des Jurameeres und allzu weit nach Süden dürfte der obere Weiße Jura jedenfalls nicht reichen. Soviel aber glaube ich bei diesen Untersuchungen entwickelt zu haben, daß dieser Gang durch die Entwicklung und Bildungs- geschichte unseres Tertiärs nicht abgeführt hat von dem, was wir in der Natur beobachten, und daß sich die theoretischen Profile voll- ständig mit den in der Natur aufgenommenen decken. Ziehen wir die Schlüsse, um die Lagerungsverhältnisse und Ausbildung des Tertiärs in der Ulmer Gegend zu deuten, so kommen wir zu folgenden Resultaten: 1. Die mittelmiocänen marinen Bildungen weisen auf eine doppelte Phase hin, von welchen die erste eine gewaltige, später niemals wieder erreichte Transgression, die zweite einen Rückzug der Meereslinie um etwa 20 km nach Süden darstellt. 2. Die Zurückdrängung des Meeres wurde bedingt durch eine relative Senkung des oberschwäbischen Ge- bietes, verbunden mit einer scharfen Abbruchlinie im Sinne einer Verwerfung. 3. Diese mittelmiocäne Verwerfungslinie bezeichnet heutenoch denAbbruch der Albanihrem Südrande. 4. Die Graupensande entstanden durch die Aufarbeitung des zurückweichenden Meeres. 5. Die brackischen Schichten bezeichnen die Küsten- zone des nach Süden zurückgewichenen Miocän- meeres und sind also ebenso wie die Graupensande nur als eine heteropische Fazies der oberschwäbischen marinen Molasse aufzufassen. Bestimmungstabellen für die in Württemberg vor- kommenden Fledermäuse und Spitzmäuse. Zusammengestellt von Dr. Max Hilzheimer. Der Zweck dieser Tabellen ist, allen denen, die sich an der von mir in meinem Vortrag vom 12. XII. 10 (vergl. dieses Jahres- heft S. LXI) angeregten systematischen zoologischen Landesdurch- forschung beteiligen wollen, einen Überblick über die zunächst in Betracht kommenden Arten zu geben. Ich hatte damals vorgeschlagen, zunächst einmal die Eichhörnchen, die Fledermäuse und die Spitz- mäuse in Angriff zu nehmen. In den folgenden Tabellen sind alle bisher in Württemberg nach Maßgabe unserer Jahreshefte bisher beobachtete Arten zu- sammengestellt. In der Nomenklatur und Einteilung bin ich dabei E. L. Trougssart, Faune de Mammiferes d’Europe, Berlin 1910, gefolgt. Dies bereitete bei den Genera einige Schwierigkeit, da diese nicht nach äußerlichen Merkmalen, sondern nach Schädelcharakteren von GeERRIT MILLER geordnet sind. Auch stellten sich dabei manche Ab- weichungen von den bisher üblichen Namen heraus. Um dadurch keine Verwirrung entstehen zu lassen, habe ich die bisher in unseren Jahresheften üblichen Namen in runden Klammern (=) daneben gesetzt. Es schien mir aber auch wünschenswert, solche Arten mit in die Bestimmungstabellen aufzunehmen, die zwar bisher in Württem- berg noch nicht beobachtet sind, deren Vorkommen bei uns aber möglich oder sogar höchst wahrscheinlich ist (z. B. Myotis dasycmene Boız), weil sie in den Nachbarländern gefunden werden. In diesen Fällen habe ich den Namen jedoch in eckigen Klammern | | ein- geschlossen. Diese Bestimmungstabellen sollen aber nun das Einsenden von Belegexemplaren an das Kgl. Naturalienkabinett nicht überflüssig machen. Im Gegenteil, es ist wichtiger die Tiere einzusenden als u sie zu bestimmen, das letztere wird schon im Kgl. Naturalienkabinett besorgt werden. Es ist nämlich nur an einer möglichst großen Zahl von Exemplaren und deren eingehenden Vergleich das Vorkommen von Subspezies, Farbenvarietäten und deren Verbreitung festzustellen. Die Belegexemplare bleiben das Wichtigste! Aber wer etwa draußen biologische Beobachtungen machen kann und will, muß ein bequemes Hilfsmittel haben, um den Namen der beobachteten Art festzustellen. Und gerade wer Gelegenheit hat, die Tiere im Freien zu sehen, mag noch manche wichtige Fest- stellungen machen. So sollen z. B. die Fledermäuse im Gebirge regelmäßige Wanderungen ausführen. Tun dies alle Arten oder nur einige und welche? Ziehen sie in Scharen oder einzeln von Berg zu Tal und umgekehrt? Wenn solche Wanderungen bemerkt werden, ist das Datum des Abzuges bezw. der Ankunft und möglichst genauer Angabe der meteorologischen Verhältnisse zu notieren. Dies soll nur zeigen, daß auch der Naturliebhaber der Forschung wichtige Dienste leisten kann. Wer weitere Anleitungen zu biologischen Beobachtungen wünscht, wende sich an das Kgl. Naturalienkabinett. Bezüglich der Bestimmungstabellen sei noch bemerkt, daß die zur Charakterisierung der Fledermäusearten so wichtige Gestalt der Ohrform und des Öhrdeckels (Tragus) deshalb keine eingehendere Berücksichtigung gefunden hat, weil diese besser als durch eine noch so eingehende Beschreibung aus der Zeichnung (Fig. 3—18) entnommen werden kann. Die Figuren sind BrLasıus entnommen. Um einer etwaigen Verwechslung von Spitzmäusen und Mäusen vorzubeugen, sei auf die Fig. 1 und 2 verwiesen. Die Spitzmäuse haben eine zu einem langen Rüssel ausgezogene spitze Nase, so daß bei ihnen die Maulöffnung weit hinten liegt (Fig. 1). Bei den Mäusen ist die Nase rund und die Maulöffnung liegt vorn (Fig. 2). Am sichersten ist der Unterschied zu sehen, wenn man das Maul öffnet. Die Mäuse Fig. 1. : Fig. 2. Spitzmauskopf. haben vorn oben und unten zwei Mäusekopf. große (Nage-)Zähne, auf diese folgt nach hinten eine Lücke und dann die Backenzähne. Bei den Spitz- mäusen folgen auf die vorderen (nicht Nage-)Zähne unmittelbar ohne Lücke die weiter nach hinten liegenden Zähne. Wer nun bereit ist, die systematische zoologische Landes- durchforschung durch Mitarbeit zu unterstützen, möge sich nicht — 5 — verdrießen lassen, jedes eingesandte Tier durch genaue Angaben zu begleiten, denn erst diese machen die Sendung wertvoll und der Wissenschaft nutzbar. Interessant sind natürlich stets auch Bemerkungen volkskund- licher Art, ob sich irgend ein Aberglaube an das Tier heftet, Volks- lieder und Kinderreime sich damit beschäftigen u. a. m. Wünschenswert sind Angaben über folgende Punkte: 1. Gebräuchlicher Volksname. . Datum und Tageszeit des Fangs. 3. Fundort (möglichst genau, am besten mit Bezeichnung auf dem Meßtischblatt, z.B. 20 m N.O.). 4. Bodenbeschaffenheit (lehmig, sandig, sumpfig etc.). 5. Vegetationscharakter (Acker, was für Früchte; Wald, was für Bestände; Wiese, saure oder süße Gräser etc.). 6. Geologische Zugehörigkeit des Fundortes. 7. Häufigkeit des Vorkommens (z. B. häufig; vereinzelt; nur im Frühjahr häufig; fehlt im Sommer; paarweise; häufig auf Sand, selten auf Lehm etc.). 8. Besondere Beobachtungen, namentlich biologischer und volks- kundlicher Natur’. D 1 Die in Obigem ausgesprochene Bitte des Herrn Dr. Hilzheimer, ihn bei seinen Studien über die Verbreitung der Fledermäuse, Spitzmäuse und Eich- hörnchen in Württemberg möglichst zu unterstützen, möchte ich lebhaft befür- worten. Eine immer weitergehende Spezialisierung läßt die genaue Kenntnis der Verbreitung der einzelnen Unterarten auf die scheinbar bekanntesten Tiere erwünscht erscheinen, und diese zu erlangen ist nur möglich bei Besitz eines reichen Vergleichsmaterials. Wie Herr Dr. Hilzheimer des näheren ausgeführt hat, ist die Verbreitung auch der ganz kleinen häufigen Säugetiere in Württem- berg noch lange nicht so bekannt, als es erwünscht wäre, und es ist im Interesse der vaterländischen Naturkunde hierüber möglichst Klarheit zu gewinnen. Die für Herrn Dr. Hilzheimer bestimmten Sammlungen bitte ich an die Adresse der Kgl. Naturaliensammlung (Kgl. Naturalienkabinett), Stuttgart, Archivstr. 3, zu richten; die Sendungen können unfrankiert sein. Von den übersandten Tieren werden die Fundorte nebst sonstigen Angaben genau registriert, zoogeographisch oder sonstwie wichtigere Stücke werden als Belegexemplare in der vaterländischen Sammlung aufbewahrt. Fledermäuse werden am besten lebend eingeschickt, Spitzmäuse in Spiritus, wobei es sich empfiehlt, an der Bauchseite die Tiere mit einem kurzen Schnitt zu öffnen. Oberstudienrat Dr. Lampert, Vorstand der Kgl. Naturaliensammlung. In, & Rhinolophus ferrum-equinum. Fig. 4. Rhinolophus hipponiderus. If, 7% Eptesicus nilssont. \ N \\ N Fig. 9. Myotis myotis. Ro 9108 Myotis bechsteint. Nasenaufsatz von Rh. ferrum-equinum. 5 UN" Fig. 8. Eiptesicus serotinus. Vespertilio murinus. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 14. Pipistrellus saviı. Pipistrellus pipistrellus. Myotis dasyemene. N : @ SU GA |\ Fig. 16. Rio 170 Myotis natterert. Myotis emarginatus. Myotis mystacinus. 1. Bestimmungstabelle für die Familien und Genera der bei uns vorkommenden Fledermäuse. I. Nase mit hautigem Aufsatz (Fig. 3,4,5): Familie: Rhinolophidae. Genus: Rhinolophus GEOFFROY. II. Nase glatt, ohne hautigen Aufsatz: l. Schwanz in die Flughaut aufgenommen: Familie: Vespertilionidae. A. Ohren über dem Scheitel verwachsen. a) Gesicht vollständig behaart. Genus: Plecotus GEOFFROY, b) Gesicht zwischen Stirn, Augen und Schnauze nackt. Genus: Barbastella Grar (= Synotus Keys. u. Buas.). B. Ohren nicht verwachsen. a) Sporenbein außen mit Hautlappen. &) Ohrdeckel oben stark verbreitert (Fig. 6), ebenso breit als lang. Genus: Nyctalus BownpıcH (= Vesperugo Krys. u. Bras. part.). £) Ohrdeckel nach oben verjüngt mit abgerundeter Spitze, länger als breit (Fig. 7—18). @‘) Mit tiefer Grube zwischen Auge und Nase. Genus: Vespertilio L. ß‘) Ohne Grube zwischen Auge und Nase. &“) Fußsohlen querrunzelig, ohne Schwielen. Flug- haut nur in der Nähe des Rumpfes schwach behaart. Genus: Pipistrellus Kaur. (—Vespe- rugo part. u. Vespertilio part.). 8“) Fußsohlen mit Schwielen. Flughaut in der Umgebung des Rumpfes dicht behaart. Genus: Eptesicus RAFINESQUE (= Vesperugo part. u. Vespertilio part.). b) Sporenbein außen ohne Hautlappen. &) Innenrand des Ohrdeckels konvex oder gerade (Fig. 9, 10, 14—18). Genus: Myotis Kaur. (= Vespertilio Keys. u. Buas.). ß) Innenrand des Öhrdeckels konkav. [Genus: Miniopterus Bonap.| 2. Schwanz durchbohrt die Flughaut und liegt auf dessen Oberseite. [Familie: Emballonuridae.] [Genus: Nyctinomus GEOFFROoY.| Von diesen Genera kommen nur mit je einer Art in Betracht und scheiden also aus den folgenden Bestimmungstabellen aus: 1. Barbastella barbastellus (SCHREBER), 2. Plecotus auritus (L.), 3. Vespertilio murinus (L) (= discolor Keys. u. Bas.) (Fig. 11), [4. Miniopterus schreibersi (NATTERER)], [5. Nyctinomus taeniotis (RAFINESQUE).] [| | bedeutet hier wie in den folgenden Tabellen, daß die betreffende Art in Württemberg noch nicht gefunden ist, aber möglicherweise hier vorkommen kann, da sie aus den Nachbarländern bekannt ist. Die Arten 4 und 5 sind südliche Formen, die aber auch schon in der Schweiz und dem Jura gesammelt sind. I. II. II. 1. Genus Rhinolophus. Hufeisen ganzrandig. Rh. ferrum-equinum (SCHREBER). (Form des Nasenkammes saBıe. 3 und. 5.) Rand des Hufeisens gezackt. Zeh. hipposiderus (BECHSTEIN). (Form des Nasenkammes s. Fig. 4.) 2. Genus Nyctalus. Oben und unten hellgelbbraun, jedes Haar einfarbig. N. noctula (SCHREBER). Jedes Haar mit heller Spitze, welche oben hellbraungelb, unten hellbraun ist, so daß Oberseite und Unterseite verschieden ge- färbt ist. N. leisleri (Kunn). 1. II. [IIL. 1. [Nyetalus maximus (FArıo) ähnlich, aber größer als N. noctula. Vorderarm 65—68 mm anstatt 45 mm. Bis jetzt nur bekannt aus dem Tal der Reuß (Ausree)]. 3. Genus Pipistrellus. . Flughaut fast ohne Haar, nur längs dem Körper auf der Unter- seite bis Ellbogen, Knie und über die Mitte des Schwanzes hinaus behaart. Oberseite und Unterseite dunkelbraun, hintere Hälfte des Rückens golden überstäubt. [P. savii (Bonaparte) (— maurus Buas.) (Fig. 12).] (Südl. Form aber auch aus Schweiz und Tirol bekannt.) Schwanzflughaut oben kaum im Wurzeldrittel schwach behaart und längs der Endhälfte des Schienbeins kahl, Flughaut sonst wie I. Oberseite gelblich rostbraun bis dunkelbraun, Unterseite gelblich braun. P. pipistrellus (ScHkeser) (Fig. 13). Schwanzflughaut oben bis zur Mitte und längs dem Schienenbein dieht behaart. Pelz oben dunkelrauchbraun, unten heller. Von Schultern bis Unterkiefer verwischter dunkler Streifen. P. abramus (Temmisck) (= nathusiü Keys. u. Buas.). 4. Genus Eptesicus. . Ohrdeckel kurz, erreicht nicht die Mitte der Ohrmuschel (Fig. 7). [E. nilssoni (Keys. u. Buas.) (= borealis Nırs.).] (Nördl. Form bis Harz gefunden.) . Ohrdeckel lang, erreicht die Mitte der Ohrmuschel (Fig. 8). E. serotinus (SCHREBER). E. sodalis BARRET-HAMILTON, kleiner als vorige. Vorderarm 46 bis 48 mm anstatt 55. Rumänien und St. Gotthard. Erst zwei Exemplare! bekannt. ] 5. Genus Mpotis. . Füße sehr groß. Flughaut reicht nur bis zu der Tibia oder den Hacken (Subgenus Lrucoxor). 1: Flughaut am unteren Ende der Tibia angewachsen. [M. dasycmene Boır.| (Fig. 14). (Fast aus ganz Mitteleuropa, England bis Altai, Dänemark und Italien bekannt, wird sich also auch in Württemberg noch finden.) 2. Flughaut am Hacken angewachsen. M. daubentoni (LEISLER) (Fig. 15). Füße klein, Flughaut mindestens bis zur Fußsohle festgewachsen (Subgenus Myotis). 1. Ohr überragt angedrückt die Schnauzenspitze. a) Schwanzflughaut am Hinterrande bewimpert. &) Flughaut bis zu °/s der Länge der Fußsohle festgewachsen. M. nattereri (Kunr) (Fig. 16). ß) Flughaut bis zur Zehenwurzel festgewachsen. M. emarginatus (E. Georrr.) (=ciliatusBuas.) (Fig.17). — 556 b) Schwanzflughaut ohne Wimpern. «&) Vorderrand des Ohrdeckels gerade (Fig. 9). M. myrtis (Becustein). 5) Vorderrand und der ganze Ohrdeckel sichelartig geschweift (Fig. 10). M. bechsteini (LEiSLER). 2. Obr nicht angedrückt bis zur Schnauzenspitze. M. mystacinus (LeisLer) (Fig. 18). 2. Bestimmungstabelle der Genera der in Württemberg vorkommenden Spitzmäuse (Familie Soricidae). I. Zähne weiß. Genus Orocidura Wacı. II. Zähne rot oder braun gefärbt. 1. Hinterfüße groß mit starren Borsten (fächerartig) besetzt. Genus Neomys Kaur. 1823 (= Ürossopus Wat). 2. Hinterfüße nicht vergrößert, ohne Borsten. Genus Sorex Wat. l. Genus Sorex. I. Körper oben und unten gleichgefärbt schwärzlichgraubraun. S. alpinus ScHINz. II. Oberseite und Unterseite verschieden gefärbt. 1. Körper und Kopf über 60 mm. a) Die schwarzgraue Farbe der Oberseite bekommt an den Seiten einen graugelblichen Ton und geht allmählich in das Weiß- grau der Unterseite über. S. araneus L. (= 8. vulgaris L.) b) Der Körper erscheint deutlich dreifarbig, oben blaß sepia- farben, an den Seiten unten hellgrau mit isabell verwaschen. 5. araneus tetragonurus HERMAN. 2. Körper und Kopf unter 50 mm. S. minutus L. (= 8. pygmaeus Paur.). 2. Genus Nomys Kaup. I. Schwanz auf der Unterseite mit einer Längsleiste von Borsten. N. fodiens (Pan). II. Schwanz ohne Borstenleiste auf der Unterseite. [N. milleri Morraz.] (Gebirgsform? Schweiz. St. Gallen.) 3. Genus (rocidura. I. Farben der Ober- und Unterseite nicht scharf abgesetzt. a) Oben graubraun mitrötlich gewaschen, unten grau. C. russula. b) Oben Sepia mit silbernem Glanz, unten dunkel ockergelb, Kinn weißlich. [C. mimula MıLver.] (Gebirgsform. St. Gallen.) II. Die Farbe der Oberseite (braunschwarz) scharf gegen die weißen Seiten und Bauch abgesetzt. CO. russula leucodon (HERMANN). Beiträge zur Kenntnis des Hauptmuschelkalks. (Nachtrag zu S. 260 ff.) Von @. Stettner in Heilbronn, Auf einer gemeinsamen Exkursion mit Herrn Cand. rer. nat. GEorG Wacner habe ich mich davon überzeugt, daß die von mir oben S. 261 gegebene neue Gliederung des oberen Hauptmuschel- kalks sich nicht halten läßt. Die Annahme, von der ich ausging, daß nämlich Trigonodus Sandbergeri ein bestimmtes Lager konstant einhalte und entsprechend einem Funde in den Bairdienschichten von Kochendorf der Trigonodus-Dolomit den Bairdienschichten Kokens entsprechen müsse, bestätigt sich nicht. T’rigonodus findet sich gelegentlich in verschiedenen Horizonten. Die von mir im Profil des oberen Hauptmuschelkalks von Vaihingen aufgeführte Terebratel- schicht liegt nicht an der oberen Grenze des Dorsoplanus-Niveaus, sondern in diesem. Eine Parallele mit deutlichen Funden in der Walheimer Gegend zeigt, daß der Malmstein (Trigonodus-Dolomit) mit dem Hauptterebratellager beginnt; bei Vaihingen freilich findet man hier stellenweise überhaupt nichts, stellenweise nur Spuren von Terebrateln. Trotzdem wird es richtig sein, auch bei Vaihingen das Dorsoplanus-Niveau mit dem Malmstein (Zrigonodus-Dolomit) be- ginnen zu lassen. Dann aber ist die Terebrateln führende Bank mit Semipartitus zwischen 1,52 m und 1,82 m von der oberen Grenze als die zwischen Dorsoplanus und Semipartitus gelegene obere Tere- bratelbank aufzufassen und nicht als eine nur lokale Bildung. Es würde daraus aber auch weiter folgen, daß dort die ca. 1,35 m Bairdientone von Kochendorf so gut wie vollständig ausgekeilt und überhaupt das ganze Semipartitus-Niveau auf 1,32 m zusammen- geschrumpft ist. Der unter dem Malmstein (Z’rigonodus-Dolomit) _ liegende „wilde Fels“, in dem man gelegentliche Terebratelanhäufungen _ findet, wäre dann noch zum Intermedius-Niveau zu rechnen, in dem noch eine Bank kleiner Terebrateln, über die WAGNER in seiner angekündigten Arbeit weiteres berichten wird, auffällt. In dem Gesamtprofil des Hauptmuschelkalks von Vaihingen müßte dann für Intermedius-, Dorsoplanus- und Semipartitus-Zone eingesetzt werden: 1,32 m glaukonitisches Grenzbonebed, Gekröse- und Splitter- kalk = Semipartitus-Zone. 4 m Trigonodus-Dolomit (Malmstein) —= Dorsoplanus-Zone. 9 m Intermedius-Zone (= Schwieberdinger Schichten). Damit ist das Auskeilen der Semipartitus-Zone, die WAGNER seinerzeit behauptet hat, zugegeben. Ich habe den Eindruck, daß die endgültige Arbeit WaGners unsere seitherigen Auffassungen über den oberen Hauptmuschelkalk bedeutend umgestalten wird. In dem Profil von Hall werden wohl die 0,50 m Lumachellen- bänke mit Myophorien, Gervillien und Trigonodus zur Dorsoplanus- Zone gestellt werden müssen. Nieht unmöglich wäre es, daß der Crailsheimer Pelz sowohl die obere Terebratelbank als: auch die Semipartitus- und Gekröse- kalkschichten in sich vereinigt, wie dies WAacxer behauptet, daß also die von mir früher nur als lokale Terebratelanhäufungen auf- gefaßten Terebratelschichten anders zu deuten sind. Wenn man bei Vaihingen ein so beträchtliches Auskeilen beobauhtet, dann ist dies wenigstens bei Crailsheim nicht ohne weiteres zu bestreiten. Jeden- falls aber ist bei Crailsheim der Muschelkalk mit dem untersten Bonebed abzuschließen und sind die Vitriolschiefer, wie ich vorn gezeigt habe, zur Lettenkohle zu stellen. Bücheranzeige. Regelmann, C.: Geologische Übersichtskarte von Württemberg und Baden, dem Elsaß, der Pfalz und den weiterhin angrenzenden Ge- bieten. Herausgegeben von dem K. württ. statistischen Landesamt. Stuttgart 1911. 8. Auflage. Preis nebst Erläuterungen 3 M. 60 Pfg. Nach längerer Pause, in welcher sich mit einem unveränderten Nachdruck der 7. Auflage beholfen wurde, erscheint die bewährte Karte in 8. Auflage mit mehrfachen Ergänzungen und Verbesserungen. Die Erdbebenerscheinungen sind durch 42 Nachträge vervollständigt. Im badischen Teil wie im Schweizer Tafel- Jura, am Hardtrande und im Mainzer Becken sind die neuesten Arbeiten der heimischen Geologen berücksichtigt. Am Nordfuß der Alb finden wir eine durch die Bohrungen im Langenauer Gebiet angedeutete Abbruchlinie des südlichen Jurarandes eingetragen. Die technische Ausführung des Farbendrucks ist von Giesecke u. Devrient in Leipzig in der bekannten musterhaften Weise vollzogen, so dab eine Menge auch der kleinsten Vorkommnisse noch sichtbar dargestellt ist. Die der Karte beigegebenen Erläuterungen, welche eine Schilderung des Gebirgsbaues im großen geben wollen, sind durchaus neu bearbeitet und viel- fach erweitert. Eine Reihe lokaler und allgemeiner Profile vermittelt das Ver- ständnis der einzelnen Gebirgsgruppen und Schollengebiete, von denen jede ein- gehend behandelt ist. Der Klarlegung der Tektonik des ganzen Gebiets ist ein wesentlicher Teil des Textes gewidmet. Eine Karte der Erdbebenherde und Herdlinien findet sich, neu zugegeben, am Schluß des Heftes. So bilden nun die „Erläuterungen“ eine Art zusammengedrängter geologischer Beschreibung des südwestlichen Deutschlands, die jedem willkommen sein wird. Die überaus zuverlässige und anschauliche Karte mit Begleitworten kann nur immer wieder allen Interessenten, namentlich den Mitgliedern unseres Vereins, aufs angelegentlichste empfohlen werden. Sie sollte bei dem billigen Preis in keiner Schule des Landes fehlen, Wundt. # IsisT 10h sumsbtd .dG X ‚nodsssg TOT MOV en 8—I .dadA N . .Haa) snlesst Dzomiol, 2rumoh) „I aa norhsenisssund .uey uaaV wis RN LEE, wrmpnsl 1av .HaaV nsiinind nıbilanand k .& 2 ) ‚naay Das ‚stal (nseissoon) nibanersisnh b 0 ‚(seasll) aaa) nsnuan 9 & ‚(usössssgnisdfl) aauaıV wiaininm. 00.8 -aaaV nlosisen) ass 02211 winihen. 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Abb. 1—8 Telopoden von vorn gesehen, X 56. 1. @lomeris formosa theresiae VERH. 2. r eimeri VERH. var. burzenlandica VERH. 3. z hexasticha bavarica VERH, var. hungarica VERH. (Lutvumgen). 4. 5 intermedia (genwina) LaTz. und VERH. (Rheinpreußen). 5 5 apuana VERH. (Massa). 6 marginata VILLERS (Rheinpreußen). U: R guttata Rısso var. lauricola VERH. 8. 2 connexa 0. K. var. carpathica Larz. Abb. 9—12. Telopoden-Syncoxit, X 125. 9. Glomeris connexa var. carpathica LATz. 10. 5 prominens scutolimbata VERH. Jr R guttata var. lauricola VERH. 12. saussurei VERH. 2 Abb. 13. Glomeris eimeri var, burzenlandica VERH. Syncoxit, Abb. 14—17. Präanalschild und 12. Tergit, X 10. 14. und 15. Glomeris hexasticha bavarica var. schreckensteinensis VERH. (Sachsen). 14. Seitenansicht, 15. Ansicht von hinten. 16. und 17. Glomeris formosa theresiae VERH. (Tatra). 16. Seitenansicht, 17. Ansicht von oben. Abb. 18. Glomeris marginata ponentina VEru. (La Turbie). Telopodentarsus von vorn gesehen. Abb. 19. Glomeris romana VERH, (Carrara). Seite und Mitte zweier Tergite von auben und oben gesehen, Abb. 20. Seite und Mitte zweier 6. Tergite von auben und oben gesehen, das obere von Glomeris undulata var. irregularis VERH. das untere von Glomeris undulata var. fischert VERH. Abkürzungen: sco — Syncoxit, s! = Syneoxitlappen, spr — Syncoxitfortsätze. »rf — Präfemur, ti! — Tibiallappen, je = Femur, fe! = Femorallappen, ti — Tibia, feg = Femoralgriffel, ta = Tarsus, prg —= Präfemoralgritfel, Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ, 1911. Taf. 1. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ, 1911. Taf. II. 50 Ö o Osnabrück 2] — — Sichere |Grenze der Sandsleine R u. — — Vermutete| des Stubensandsteins o Kartenskizze (-Heldburger Stule. bis Burgsandstein). Halberstadt derVerbreitung der Sandsteine und der .— .— Sichere | Grenze der Sandsteine Mächtigkeiten der Ablagerungen des -— -— Vermulete/ des Kieselsandsteins | Mitlleren Keupers,der Haupftransportrichtung "(Blasen -u.Plaltensandsten). 0 Gölllingen desklastischen Materials und des ver- Der Fol deutet die Haupttransportrichtung des zo‘ mutlichen Nordrandes des Vindelizischen Alastischen Materials zur Mittleren Heuperzeit. an. \ Gebirges zur Mittleren Keuperzeit. Die den Orts-_ete. Namen beigefügten, Zahlen, be, & zeichnen die Mächtigkeit des Mittleren Keupers 51°] der beir. Gegend fin m. ZLuzeno Maßstab » 0 2202 5 : ha DD nn 7° Üstl.Länge v. Grednwich 2° 13° Entworfen vo. R.Lang. Jahreshefte d. Vereins f. vaterländ. Naturkunde in Württ. 1911. Taf. I. aan h v Jahreshefte d. Vereins f. vater. Naturkunde in Württ. 1911. O\BIBERACH FFresinst E © SAULGAU OSTERACH WURZACHER Da Away Sn en h \ Fr MR koaıfe in N 17 Ophnaıne un. (NS NM ee dung- u) > Taf. IV. SKIZZE DES EISRÜCKZUGES DER LETZTEN VERGLETSCHERUNG IN DER NORDÖSTLICHEN BODENSEELANDSCHAFT, 7 MORÄNEN, ==>. EISWASSER- ABFLUSSRINNEN. VERMUTLICHER EISRAND. oOLEUTMiRM ESS ETESE TEE Bd. Vereins fu vaterl. Naturkunde in Wbrtt. 1911. , ; “ une a ae en a ein mn saminne nh at seroldyg ; eng zollk ie alsbisIT m ui Erklärung der Taiel V. Natürliche Größe, Nach Photographien von Herrn H. Fischer, Assistent am vH = B5 5 =Sı ) Ne) Kgl. Naturalienkabinett in Stuttgart. Unio pictorum L., Buhnenform, Neckargerach. Unio pictorum L., Kanalform, Typus; Schleuse von Pleidelsheim. Unio batavus f. pseudoconsentaneus m., Pleidelsheim, Unio tumidus Rerz., altes Exemplar, Neckargerach. Unio batavus La., weitgehendste Verzerrung, Mühlkanal Neckartailfingen. Unio batavus Lum., Typus; Schieuse von Pleidelsheim. Unio batavus pseudocrassus Haas, Neckargemünd. Sphaerium rivicola LEacH, Eberbach. Viripara fasciata Müur., Heilbronn. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911, Taf, WE bLEH anieend ‚easnanse nd. Bean, „IT Fig. Ss nıeerwmwH Erklärung der Taiel VI. (Wie bei Tafel V.) Anodonta piscinalis Nıuss., Schleuse von Pleidelsheim. Anodonta piseimales Nırss., Schleuse von Pleidelsheim. Anodonta piscinalis Nırss., Jugendform, Buhnen von Eberbach, Anodonta piscinalis Nıuss., mittlere Größe, Buhnen von Eberbach. Pseudanodonta elongata HOLANDRE, Neckargemünd. Unio batavus £. hassiae Haas, Schleuse von Pleidelsheim. Umio pictorum L., jung, Buhne von Geisingen. S -Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ, 1911. Taf. VI. Eee iy ss HOATON at“ rflahenn (nfssk) a 2 „HIaTTon) ee nonsnnt 1GB E Be N N eikordaig * sit.s it 0 sılda dint ‚aaa Robin oa EERBNESEN, endrorud) 160. ; Er ER ; - Ge ix 5 Fig. lu. 1a. 2,2a.u.h. SB 4,4a,5 u. 6. Melaar Sun 9: 10° nu, 1: a m 2er: 13 u. 13a. 14, 14a u, 15, 15 a—c. 16, 16 a—c. Erklärung der Tafel Vii. Oleacina (Boltenia) Hildegardiae GOTTSCHICK.X Helix (Vallonia) subeyclophorella GoTTscH. Oionella (Azeka) tridentiformis GOTTSCH. Limnaea subsocialis GOTTSCH. Limnaea_( Limnophysa) palustriformis GOTTSCH, 5 rn glabraeformis GOTTSCH. Planorbis Hilgendorfi FRAAS, mit scharf abgesetztem Kiel 5 (@yrorbis) septemgyratiformis GOTTSCH. Ancylus (Acroloxus) deperdito-lacustris GOTTSCH. Patula (Oharopa) costata GOTTScH. Strobilus Joossii GOTTSCH. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911.” "Taf. VI. 16. 160. Tnhaltatbersicht nn TIL I. Bericht über die geschäftlichen an ebeielen und die Sammlungen des Verems 2... 2 Ana 2 ve IE Sitzungsberichte 2» Wen 2 Sn me III. Original-Abhandlungen und Mitteilungen. Bertsch, Karl: Unsere sternhaarigen Fingerkräuter. $, 32. Blanck, E.: Über die petrographischen und Bodenverhältnisse der Buntsand-. ran Deutschlands. (Fortsetzung und Schluß.) 8. 1. Dietlen: Ammonites (Ochetoceras) uracensis, ein neuer Weiß- Jura-Ammonit. S. 330. 4 Finckh, Alfred: Beiträge zur Kenntnis des Stuttgarter Keupers. $. 271. mn eb die Tektonik und das Gewässernetz der Umgebung von Stuttgart. | Mit Taf. III. S. 280. Fraas, E.: Embryonaler Ichthyosaurus mit Hautbekleidung. S. 480. ‘— -— Die Tertiärbildungen am Albrand in der Ulmer Gegend. S. 535. Geyer, D.: Die Molluskenfauna des Neckars. Mit Taf. V u. VI. _S. 354. | Gottschick, F.: Aus dem Tertiärbecken von Steinheim a, A. Mit Fat... V.Il% S. 496. | Hilzheimer, Max: Bestimmunsstabellen für die in Württemberg vorkommenden Fledermäuse und Spitzmäuse,. S. 549, iR Hüeber, Theodor: Synopsis der deutschen Blindwanzen er a heter optera, Fam. Capsidae). .XIV. Teil. S. 393. Lang, Richard: Das Vindelizische Gebirge zur mittleren Keuperzeit. Ein Beitrag zur Paläographie Süddeutschlands. Mit Taf. TI. S. 218, | Pietzcker, Franz: Über die pe aus dem Örmatenton Schwabens. S148: | Popta, ©. M. L.: Über Fische von Wladiwostok und von | a. Amur, gesammelt von Herrn Dr. P. v, WITTENnBuRe. 8. 333. Stettner, @.: Beiträge zur Kenntnis des Hauptmuschelkalks. 8. 259. (Nach- trag: 8. 557.) ö Verhoeff, Karl W.: Über Dinlönoden, 20. (40.) Aufsatz: Neuer Beitrag zur Kenntnis der Gattung Glomeris. Mit Taf. I. S. 78. Wagner, Eduard: Über die Ausbildung des Diluviums in der nordöstlichen - Bodenseelandschaft mit besonderer Berücksichtigung des Schussengebietes. Mit Taf. IV. S. 289. Ziegler, Heinrich Ernst: Die Chromosomen als Vererbungsträger. S. 488. ) Bücheranzeige. S. 559. Beilage. | Mitteilungen der Geologischen Abteilung des K. Württembergischen Statistischen Landesamts. No. 8: Münst, Max: Ortsteinstudien im oberen Murgtal (Schwarzwald). N | IN Beilage za JAHRESHEFTE DES VEREINS FÜR VATERLÄNDISCHE NATURKUNDE IN WÜRTTEMBERG. 67. Jahrg. 1911. | Mitteilungen Geologischen Abteilung K. Württembergischen statistischen Landesamts, herausgegeben von dem K. Württ. Statistischen Landesamt. No, 8 Max Münst: Ortsteinstudien im oberen Murgtal (Schwarzwald). Mit 1 Textfigur und 1 Tafel. Stuttgart. onnl. € Mitteilungen der Geologischen Abteilung des K. Statistischen Landesamtes, N028. 21910: Ortsteinstudien im oberen Murgtal (Schwarzwald). Von Max Münst. Mit 1 Textfigur und 1 Tafel. Inhalt. Seite inlehnnme 20 ee One ee Se RE LE N 1 I. Chemische u ennngsmetlioden AL a Iaehenische@üintersuchungen . a. 2. wenn nen 15 III. Natur der Ortsteinbildung . . . . . ee rBil Dvesslierbreitungdes Ortsteinssimrallgememen 22° 2.2... aa. „nl 22:238 V. Die Ortsteinverbreitung im württembergischen ee a EN RSrsachen. den Ortsteinbildung.. 2. u ones 5.0... 48 KezeNterdes-Ortsteinse . .. . .. : I VE RE 54 Mitertun 2 2. 0°. N N Ne 58 Einleitung. Wohl eine der frühesten Erwähnungen des Ortsteines in der deutschen Literatur findet sich nach Burckuarpr! in der „Neuen Zeitung von gelehrten Sachen“, Leipzig, 5. März 1719, wo es heißt: „Der Ortstein besteht aus Leimen, Letten und Sand, welches ein eisen- schüssiger vitriolischer Erdsaft sehr feste gehärtet hat, darum auch solches in den Gärten rajolet und über Kniestief umgearbeitet werden muß, wenn etwas Tüchtiges allda wachsen soll.“ Ferner steht nach einer gütigen Mitteilung von Prof. Dr. A. Bünter schon in dem Buche „Grundsätze der teutschen Landwirtschaft“ von .JoH. BECKMANN, Göttingen 1790, eine Notiz, die Seite 347 lautet: „ verhüte die Entstehung des Ortsteins in den Blößen und setze über man ' ihm keine Bäume.“ Etwas früher, etwa um das Jahr 1760, begann ! BURCKHARDT, Säen und Pflanzen. 4. Aufl. 1870. S. 300. N) die dänische Literatur sich mit dieser Erscheinung zu befassen !. An den verschiedenartigsten Erklärungsversuchen fehlte es nicht, wozu die lokal stark wechselnde Ausbildungsform — eine besonders charakteristische Eigenschaft des Ortsteins — reichlich Anlaß gab. Sie mußten aber alle scheitern, solange man nicht scharf zwischen Örtstein- und ähnlichen Bildungen, z. B. Raseneisenstein, unterschied, und die Ursachen nicht in Faktoren suchte, die überall gleicher- maßen Geltung haben. Unter anderem wurde z. B. der Bleichsand für eine Flugsandbildung gehalten, welche den Heidetorf überlageıt und letzteren mit der Zeit zum Ortstein umgewandelt haben sollte. Durch ihre Originalität bemerkenswert ist die Auffassung des Bleich- sandes als eme durch die Vegetation bewirkte Neuquarzbildung. Der Ortstein wurde für eine Eisenkonkretion gehalten, oder es wurde das Eisen neben anderen in Betracht kommenden Stoffen als der für die Verkittung notwendigste angesehen. Den nach- haltigsten Einfluß gewann aber ums Jahr 1855 die Ansicht des Dänen FOoRrCHHAMMER?: „Die ÖOrtsteinschicht verdankt ihre Ent- stehung einer Wasserbedeckung, wodurch eine Menge früher gebildeter Torfmoore zerstört wurden, die ausgeschwemmte Toıf- masse mit dem Eisen der Unterschicht in Verbindung trat und das Bindemittel des Ortsteins bildete.“ Der über dem Ortstein lagernde Bleichsand war demnach eine im ruhigen Wasser abgelagerte Sandschicht. Damit war die ganze Bildung abgeschlossen und keiner Weiterbildung fähig. Erst durch die Untersuchungen von Eweıs, MÜLLER und Ra- MANN wurde die Naturgeschichte des nordeuropäischen Ortsteins in fast allen wichtigeren Punkten klargelegt. Ihnen verdanken wir die Erkenntnis des gesetzmäßigen genetischen Zusammenhangs zwischen Vegetationsform, Bleichsand- und Ortsteinbildung. Ihre Resultate lassen sich kurz folgendermaßen zusammenfassen: Der Ortstein ist eine Verkittung der Bodenbestandteille durch humussaure Salze. Letztere bilden sich in der unmittelbar aufgelagerten Bodenschicht unter Einwirkung der Humussäuren und erzeugen dadurch die Bleich- sandschicht. Jede Ortsteinbildung hat daher zur Voraussetzung eine Rohhumus- bezw. Trockentorfbildung. Diese ist das eine extreme Endglied der Humusbildung, deren anderes die Mull- bildung ist. Nach welcher der beiden Richtungen hin die Humusbildung ! Siehe P. E. MÜLLER, Die natürl. Humusformen. Berlin 1887. S. 247. RB... MDLGeR Sara, op 249 N EN stattfindet, ist bedingt durch die sogenannte Bodenfauna, die ihrer- seits — wie alles Leben — abhängig ist von den allgemeinen Fak- toren Feuchtigkeit, Wärme und Luft. Während Emeıss und Mütter durch ihre langjährigen Beob- achtungen in den Heiden Schleswig-Holsteins, Jütlands und Däne- marks mehr die äußeren Bedingungen und Umstände erforschten, gebührt in erster Linie Ramann, dann Schürze, Tuxen und Hereig das Verdienst, die chemischen Vorgänge bei der Ortsteinbildung unter- sucht zu haben. Im Schwarzwald wurde die Ortsteinbildung erst ziemlich spät, und zwar zuerst durch Oberforstrat SiEFeRT' 1.J. 1899 im Rippoldsauer Reviere nachgewiesen. Mit Prof. Sauer (damals noch in Baden) wurden Erhebungen daselbst ausgeführt und auf der 2. Hauptver- sammlung des Deutschen Forstvereins in Regensburg i. J. 1901 er- folgte dann ein Bericht von seiten des Oberforstrats Sırrert. Aus dem Norden sind die schweren Schädigungen der Forst- und Land- wirtschaft durch Ortstein bekannt, und begreiflich ist daher das große Interesse, das ihm auch bei uns sofort zugewendet wurde. Ober- forstrat SIEFERT verschickte Fragebogen, deren Ergebnis war, daß Ortsteinbildungen im Schwarzwald, Odenwald, in den Vogesen, im Pfälzerwald und Rheintal vorkommen, und daß sie viel verbreiteter sind, als im voraus anzunehmen war. Als im Jahre 1903 die neue württembergische geologische Landesaufnahme ins Leben gerufen wurde, galt es, bei der Kartierung der Bodenverhältnisse nach den in Württemberg eingeführten Methoden diese eigentümliche Boden- entartung besonders zu berücksichtigen und zugleich chemisch zu erforschen. Von der kgl. Forstdirektion wurde mir die Erlaubnis er- teilt, mich mit bodenkundlichen Fragen bei der Geologischen Landesanstalt zu beschäftigen und von dem Vorstand der letz- teren erhielt ich, nachdem gewisse Vorarbeiten erledigt waren, den Auftrag, mich der chemischen Untersuchung des Ortsteins zu widmen. Begonnen wurden die Arbeiten im Winter 1907, unterbrochen im Frühjahr 1908 durch Arbeiten für die Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zu Cannstatt im Juni 1908, fortgesetzt und zum vorläufigen Abschluß gebracht im Winter 1908/09. Ein ! Bericht über die zweite Hauptversammlung des Deutschen Forstvereins zu Regensburg. 1901. S. 170. 1* —_— de dreiwöchentlicher Aufenthalt im oberen Murgtal diente dazu, den Ortstein an Ort und Stelle kennen zu lernen. Aus dem Schwarzwald besitzen wir bis jetzt nur eine Ana- Iyse, und zwar die eines Granitortsteinprofils, von M. HELBIG, ver- öffentlicht in der Naturwissenschaftlichen Zeitschrift für Forst- und Landwirtschaft 1909, Heft 1. Um aber bei einem Gebilde von so wechselnder Zusammensetzung, wie es der Ortstein ist, zu einer einigermaßen sicheren Diskussion der Analysen zu gelangen, erschien es nötig, eine breitere chemische Grundlage zu schaffen, d.h. das Analysenmaterial in erster Linie zu vermehren und auf verschieden- artige Vorkommnisse auszudehnen und zugleich die Methode der che-. mischen Untersuchung dem eigenartigen Untersuchungsobjekt mehr anzupassen als bisher und dieselbe zu vervollständigen. Es wird sich unten zeigen, daß der bisherigen chemischen Untersuchung ver- schiedene Mängel anhaften. Es sei mir gestattet, an dieser Stelle meiner vorgesetzten Be- hörde der kgl. Forstdirektion aufrichtigen Dank zu sagen dafür, daß sie mir Gelegenheit gab, mich mit einer bodenkundlich wie forstwirtschaftlich so interessanten Aufgabe beschäftigen zu können. Ebenso fühle ich mich zu Dank verpflichtet gegen Herrn Prof. Dr. A. SAvER für die Zuweisung der Arbeit und mancherlei Anregung während derselben, wie sie mir gleichfalls von Herrn Prof. Dr. A. BÜüHtER zuteil wurde, wofür ich auch diesem herzlichsten Dank schulde. I. Chemische Untersuchungsmethoden. Die chemische Untersuchung des Ortsteins bietet mancherlei Schwierigkeiten. Diese liegen in der Eigentümlichkeit des Ortsteins. Derselbe wird als eine Verkittung der Bodenbestandteile durch humus- saure Stoffe angesehen. Wir haben demnach zwei verschiedene Stoffgruppen in demselben vereinigt, von denen die eine organischen, die andere anorganischen Urprungs ist. Leider ist heutzutage die chemische Kenntnis der Humusstoffe und speziell der hier in Betracht kommenden sogenannten Humus- säuren noch so gering, daß wir auf ihre eigentliche Untersuchung verzichten müssen. Wir können wohl eine Elementaranalyse aus- führen und nachweisen, daß sie kohlenstoffreichere und wasserstoff- ärmere Verbindungen sind als ihre Ausgangsmaterialien, daß sich außer organischen Stoffen auch anorganische an ihrem Aufbau be- teiligen und daß sie einen bemerkenswerten Gehalt an Stickstoff a besitzen; wir können diese oder jene Eigenschaft fesstellen, z. B. ihre große Wasseraufnahmefähigkeit, ihr Verhalten gegenüber den verschiedenen Lösungs- und Fällungsmitteln, ihre Fähigkeit, Silikate, Phosphate, Karbonate aufzuschließen, aber von einer genauen Kennt- nis der Natur der Humusstoffe sind wir noch weit entfernt. Die neuesten Untersuchungen! haben die bisherige Ansicht, daß die Humussäuren wirkliche organische Säuren sind und als solche humus- saure Salze — Humate — bilden können, in Frage gestellt, da- gegen aber ihre kolloide Natur sehr wahrscheinlich gemacht. Nach dieser Vorstellung ıst das Vorhandensein freier Humussäure im Boden fraglich und bis jetzt mit zwingenden Beweisen nicht sicher- gestellt. Der Säurecharakter der Humussäuren wäre durch kol- loide Reaktionen zu erklären und ihre Salze wären als kolloidale Absorptionsverbindungen aufzufassen. Mit aller Sicherheit aber ist nachgewiesen, daß die sogenannten Humussäuren keine chemische Verbindungen von bestimmter Zusammensetzung sind und daß ihnen daher auch keine Konstitutionsformel zukommt. Die eingehendere Untersuchung der organischen Bestandteile im ÖOrtstein ist demnach ausgeschlossen. Da aber auch die An- wesenheit derselben in dem salzsauren Bodenauszug bei den Tren- nungen sehr störend ist, erschien es mir nötig, dieselben wie einen lästigen Nebenbestandteil, auf irgend eine für die nach- folgende quantitative Analyse möglichst unschädliche Form aus dem lufttrockenen Boden zu beseitigen und aus dem so vorbereiteten Boden den zur Analyse bestimmten salzsauren Auszug herzustellen. Das ist heute noch ein offenbarer Übelstand. Denn wir werden da- mit einer ganzen Stoffgruppe nicht gerecht, die bei der Ortstein- bildung die wichtigste Rolle spielt. In der bisherigen Praxis der Ortsteinuntersuchung ist meist folgendes Verfahren eingehalten worden: zuerst Herstellung des salzsauren Auszuges aus dem lufttrockenen Boden und erst dann Beseitigung der in Lösung gegangenen Humate aus der salzsauren Lösung. Um zu entscheiden, ob der erste oder zweite Weg der zweckmäßigere ist, wurden beide von mir geprüft. Der Übersicht- lichkeit wegen wollen wir die verschiedenen Verfahren, welche zur Anwendung gekommen sind, den obigen Ausführungen entsprechend, in zwei Gruppen teilen. ! Untersuchungen über die Humussäuren von Dr. A, Baumann. Mitteilungen der K. Bayr. Moorkulturanstalt. 1909. Heft 3. Bann Gruppe I. Beseitigung der organischen Substanz aus dem salzsauren Bodenauszug a) durch Eindampfen mit HCl b)> 2, Behandeln HNO; c) ” » ” H, 0, d) ” » ” H, SO, => H R. Gruppe II. Beseitigung der organischen Substanz aus dem Jufttrockenen Boden a) durch Glühen b) 7, 2 Nbrauchensmi NINO, IN c) ,„. Extraktion mit Weinsäure. Das nächstliegende und bei der chemischen Bodenanalyse übliche Verfahren ist, den lufttrockenen Boden mit Salzsäure auszuziehen. Dabei geht, wie früher erwähnt, ein Teil der humussauren Sub- stanzen in Lösung, äußerlich erkennbar an der dunkelweinroten Farbe der Lösung. Da organische Stoffe in dem Trennungsgang anorganischer Stoffe nicht bloß störend wirken, z. B. hier durch Er- schwerung des Filtrierens und Auswaschens, sondern auch Anlaß geben können zu Fehlerquellen, so müssen sie beseitigt werden. So ist es z. B. unmöglich, die Kieselsäure abzuscheiden, weil die ge- lösten organischen Stoffe beim Eindampfen der salzsauren Lösung eine Gallerte bilden, die bei der zulässigen Höchsttemperatur von 120°C nicht zur Trockene gebracht werden kann. Die organische Substanz durch wiederholtes Eindampfen und Wiederaufnehmen mit Salzsäure gänzlich zur Abscheidung zu bringen, glückte nicht. Ebensowenig der Versuch, dieselbe durch Oxydation mit rauchender Salpetersäure zu zerstören. Die vorher schwärzliche Gallerte wurde braunrot, schwammig porös. Diese Umstände sowie die dabei auftretende Gasentwicklung ließen statt einer Zerstörung ein anderweitiges Umwandlungsprodukt vermuten. M. Hereie in Karlsruhe wandte Wasserstoffsuperoxyd an. Über das Ergebnis sagt er!: „Tropfenweise Zugabe von Wasserstoff- superoxydhatte besseren Erfolg “(nämlichals Salpetersäure), „nur muß man dabei vorsichtig zu Werke gehen, indem sonst das Aufschäumen der Masse Substanzverluste zur Folge haben könnte.“ Über die schädliche Wirkung anwesender organischer Stoffe äußert er sich 1 Über Ortstein im Gebiete des Granites von. M. Heusıg. Naturwissensch. Zeitschr. für Forst- und Landwirtschaft. 1909. 1. Heft. u weiter: „Sind die in der salzsauren Lösung enthaltenen Mengen organischer Stoffe noch irgendwie beträchtlich, wird auch die Eisen- bestimmung auf titrimetrischem Wege unsicher. ..... Auch bei der SO, Bestimmung ist ähnliches zu beachten.“ Wie das Vorhanden- sein organischer Substanz verhängnisvoll ist für die titrimetrische Bestimmung des Eisens, so ist sie es auch für die gravimetrische Bestimmung der Tonerde. Denn die Fällung von Al(OH), wird durch organische Körper infolge der Bildung komplexer Kationen verhindert oder mindestens beeinträchtigt. Abgesehen ven der ex- perimentellen Schwierigkeit scheint es mir nach meinen Versuchen überhaupt fraglich zu sein, ob sich durch dieses Verfahren die organische Substanz beseitigen läßt. Der Farbenumschlag ist nicht maßgebend. Denn auch in der farblosen bis schwachgelben Lösung war stets organische Substanz nachweisbar. Von diesen Nachteilen frei ist die Methode von R. Gans!. Nach ihm wird der salzsaure Auszug in einer Platinschale unter Zusatz von Flußsäure und Schwefelsäure auf dem Wasserbad zur Trockene eingedampft und zur Vertreibung des Siliciumfluorides schwach geglüht. Dabei wird durch die Schwefelsäure auch die organische Substanz sicher zerstört. Aber die Bestimmungen der Kiesel- säure und Schwefelsäure sind unmöglich. Ferner erhält man an Stelle der Chloride Sulfate und begibt sich damit eines wesentlichen Vor- teils bei den Trennungen. Und drittens ist auch diese Methode mit einer Fehlerquelle behaftet. Beim Erhitzen des Trockenrück- standes wird nämlich außer der Kieselsäure auch ein Teil der Ton- erde als Aluminiumfluorid verflüchtigt. Das Nähere ist zu finden in den Berichten der Deutsch. Chem. Gesellschaft 40. Jahrg. Heft 7. 1907. E. Wırıy Hınkıchsen: Über die Bestimmung von Aluminium in Sılıkaten. Wir kommen zu Gruppe II: Beseitigung der organischen Sub- stanz aus dem lufttrockenen Boden. Hier wird aus dem lufttrockenen Boden zuerst die organische Substanz entfernt und dann erst aus dem so vorbereiteten Boden der salzsaure Auszug gewonnen. Man umgeht dadurch die Unbequemlichkeit, welche die Gegenwart orga- nischer Stoffe in der salzsauren Lösung später mit sich bringt. Das einfachste Verfahren ist, den lufttrockenen Boden über einer Flamme zu erhitzen. Es stellte sich heraus, daß eine Zerstörung der organischen Substanz eintrat schon bei mäßigem Erhitzen, ohne daß 1 WAHNSCHAFFE, Wissenschaftl. Bodenuntersuchung. Berlin. 1903 S. 131. Dee die Platinschale ins Glühen kam. Durch die reichlich ausgeschiedene Kohle erhielt die Probe ein schwärzliches Aussehen. Ein salzsaurer Auszug der Probe ergab ein klares von organischen Stoffen freies Filtrat. Es zeigte sich jedoch, daß die in sehr feiner Form abge- schiedene Kohle das Filtrieren und Auswaschen sehr erschweite. Die Bestimmungen der Humussubstanz und der Kieselsäure wurden zu ungenau. Endlich war man nicht sicher, ob der Boden nicht zu stark erhitzt wurde und dadurch in seinen Löslichkeitsverhält- nissen beeinflußt wurde, indem Silikate aufgeschlossen, also löslicher, Tonerde und Eisenoxyd unlöslicher würden. Ein zweites Verfahren der Beseitigung der organischen Sub- stanz aus dem lufttrockenen Boden ist das Abrauchen desselben mit Ammoniumnitrat. Die Idee stammt von Prof. Dr. SavEr und hat sich als sehr brauchbar erwiesen. Zur richtigen Ausführung be- darf sie einiger Übung. Der in einem Porzellantiegel abgewogene Boden wird nach Bestimmung seines Wassergehaltes bei 110°C mit einer konzentrierten Ammonnitratlösung vorsichtig durchtränkt, da- mit nichts verstäubt, dann mit einem starken Platindraht zu einem dicken Brei angerührt und in dünner Schicht an der Wandung aus- gebreitet. Der Tiegel wird nun bei lose aufgelegtem Deckel und schwach entleuchteter Bunsenflamme nur soweit erhitzt, daß die Dämpfe eben entweichen. Die Operation muß so oft wiederholt werden (l—5 mal), bis keine schwarze Teilchen mehr im Boden bemerkbar sind. Es läßt sich das leicht nachweisen, wenn beim Anfeuchten mit Ammonnitrat ein kleiner Teil des Bodens aufge- schlämmt wird. Nach dem letzten Abrauchen läßt man im Exsik- kator erkalten und stellt durch eine zweite Wägung fest, wie viel der Boden an organischer Substanz plus Wasser verloren hat. Während des Abrauchens ist gut zu beobachten, wie die Farbe des Ortsteinbodens allmählich in die des normalen Bodens übergeht. Wie die teerartigen Beschläge auf dem Porzellandeckel zeigen, scheint nicht eine Verbrennung, sondern ein Abdestillieren — Verschwelung — der organischen Substanz stattzufinden. Die günstige Wirkung be- ruht wohl auf der Verwandtschaft des Ammonsalzes zu den Humus- verbindungen, wie sie uns schon von Ammoniak als Lösungsmittel derartiger Stoffe bekannt ist. Von diesem Gesichtspunkt aus wäre es interessant, auch die Wirkung anderer Ammonsalze festzustellen. Das feuchte Abrauchen hat den Vorteil, daß keine allzustarke Er- hitzung des Bodens eintritt, daß die Gasentwicklung langsam vor sich geht und keine feinsten Bodenteilchen mit sich reißt, und IR; drittens ist infolge der Durchtränkung die intensivste Wirkung ge- währleistet. Zur Technik des Abrauchens mag noch einiges bemerkt sein: die Größe des Tiegels betrage ca. 6 cm Höhe, die Weite 6—7 cm, das Gewicht von Tiegel und Deckel ca. 50 g. Es darf nur mit so viel Ammonnitrat angefeuchtet werden, daß ein steifer Brei entsteht. Bei einem Zuviel muß der Überschuß auf dem Wasser- bad eingedampft werden. Jedoch ist auch ein zu weitgehendes Ein- trocknen zu vermeiden, weil sonst beim: Abrauchen plötzlich ein starkes Glühen rasch die ganze Masse durchzieht, zugleich eine heftige Gasentwicklung eintritt und die feinere Erde in die Luft jagt. Das Abrauchen erfordert demnach die stete Aufmerksamkeit und geschieht am besten dadurch, daß der Brenner in die Hand genommen und der Tiegel durch eine fächelnde Flamme gleichmäßig erwärmt wird. Der auf diese Art behandelte Boden wird nach dem Wägen quantitativ aus dem Tiegel in eine Porzellanschale gebracht und mit Salzsäure ausgezogen. Die Beschreibung des vorliegenden Verfahrens geschah etwas ausführlicher, weil es neu ist und für die nachfolgenden Analysen zugrunde gelegt wurde. Von großem Interesse und manchem Vorteil gegenüber den bisherigen Methoden wäre es, ein Mittel zu besitzen, mit dem es ge- länge, die Humusverbindungen aus dem Boden völlig zu extrahieren, um von den getrennten Stoffen jeden für sich untersuchen zu können. Von den von mir darauf geprüften Lösungsmitteln hat sich Wein- säure am wirksamsten erwiesen. Eine Granitortsteinprobe wurde mit Weinsäure im Überschuß versetzt. Die über dem Boden stehende Flüssigkeit färbte sich nach einigen Tagen dunkelweinrot, während der Boden seine normale Farbe annahm. Nach Abgießen der Lösung und Auswaschen des Bodens zeigte sich der letztere in der Haupt- sache beim Erhitzen frei von organischer Subsianz, nur der Ton- schlamm der Probe färbte sich schwach dunkelgrau, was vielleicht auch auf absorbierte Weinsäure zurückzuführen ist. Der aus dem extrahierten Boden hergestellte salzsaure Auszug hatte die gewöhnliche hellgelbe Farbe. Die weitere Verfolgung der erst vor kurzem festgestellten Tatsache kann erst in späterer Zeit er- folgen. Anderweitige von mir angestellte Versuche, die analytischen Schwierigkeiten mittels Dialyse zu beheben, führten bis jetzt zu keinem Erfolg. Wollen wir nun nach Besprechung der verschiedenen Ver- fahren dieselben einer Würdigung unterziehen, so ist zu sagen, daß BE OB an sich der Gruppe I nach den Regeln der Bodenanalyse der Vorzug gebührte. Denn sie benutzt den lufttrockenen Boden zur Analyse, ohne ihn vorher irgendwie verändert zu haben. Wenn wir aber später durch Vergleich von Analysenresultaten verschiedener Her- kunft zeigen können, daß die Ammonnitratbehandlung der Richtig- keit der Ergebnisse keinen Eintrag getan hat und daß diese Me- thode dabei eine Reihe von Vorteilen gewährt, so läßt es sich recht- fertigen, wenn wir, der Eigentümlichkeit des Ortsteins Rechnung tragend, von dem üblichen Wege abgewichen sind. Bei Herstellung des salzsauren Bodenauszuges aus dem luft- trockenen Boden geht ein Teil der organischen Substanz in Lösung. Das Geschäft des Filtrierens und Auswaschens wird durch die schleimige Beschaffenheit des organischen Rückstandes sehr beein- trächtigt. Ist die Bestimmung der Kieselsäure im Filtrat schon schwierig, so ist das um so mehr der Fall bei Bestimmung der durch die Salzsäurebehandlung in Freiheit gesetzten, unlöslich zu- rückgebliebenen Kieselsäure des Bodenrückstandes. Denn beim Aus- kochen .des letzteren mit kohlensaurem Natron und Natronlauge geht der größere Teil der Humusverbindungen in Lösung. M. Heusic hat diesen Teil der Kieselsäure nicht bestimmt, da er sich auf die Ana- lyse des salzsauren Auszuges beschränkte, doch ist seine Kenntnis nach meiner Ansicht ganz wesentlich zur richtigen Beurteilung der Stoffwanderung bei der Ortsteinbildung. Die verschiedene Löslich- keit der Humusverbindungen in Salzsäure legt den Zweifel nahe, ob letztere überhaupt imstande ist, die Humate völlig aufzuschließen, oder wenigstens die an sie gebundenen anorganischen Stoffe in salzsäurelösliche Form zu bringen. Selbst den sehr energisch wir- kenden Oxydationsmitteln gegenüber haben sie ihren Charakter als hochwertige Kohlenstoffverbindungen nicht verleugnet und sich als sehr widerstandsfähig gezeigt. Es ist bekannt, daß Humusstoffe erhebliche Mengen Stickstoff enthalten, aber in sehr schwer zersetzbarer Form, letzteres ist auch für die Phosphorsäure nachgewiesen! und genau das gleiche gilt für die Phosphorsäure des Ortsteins. Den analytischen Beweis, daß die Salzsäure nicht sämtliche an die Humate der Ortsteins gebundene Phosphorsäure zu lösen vermag, werden wir im nächsten Abschnitt bringen. ' Über Heidebodenanalysen von Eukıs. Allg. Forst- u. Jagdztg. 1901. 8. 278. M. Schmöser in den Berichten der Deutsch. Chem. Gesellschaft. 26. S. 396. TackE: Über eine eigentümliche Eigenschaft der Phosphorsäure im Moorboden. Mitteilg. d. Ver. zur Förderung der Moorkultur. No. 21. le Daraus ergeben sich als Vorteile der Ammonnitratbehandlung: Beseitigung der organischen Substanz von Anfang an; dadurch völlige Freigabe der an die Humusverbindungen gebundenen an- organischen Stoffe; Möglichkeit der Bestimmung sämtlicher Ver- bindungen in einem Gange und zwar in salzsaurer Lösung. Dazu kommt: das Gewicht des abgerauchten Bodens eignet sich nach - meiner Ansicht besser zu der Berechnung der prozentischen Zu- sammensetzung der gelösten Stoffe als das des lufttrockenen Ort- steinbodens. Die organische Einlagerung ist sehr ungleichmäßig und steht nach den bisherigen Untersuchungen! in keinem Verhältnis zu der Menge der mineralischen Bestandteile. Durch Ausschaltung dieses variablen Faktors wird daher die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erhöht. Ferner gibt der Gewichtsverlust durch Abrauchen für die Menge der eingelagerten organischen Substanz einen ziemlich sicheren Maßstab, der jedenfalls genauer ist, als der durch das Glühen des Bodens erhaltene. Auch für die mechanische Analyse des Ortsteins kann das Abrauchen von Bedeutung sein. Hier ist.es ebenfalls die Humus- substanz, welche die Resultate beeinflußt. Durch Ausziehen mit Ammoniak gelingt es nicht, die Verkittung der Bodenteilchen völlig aufzuheben, wohl aber durch Behandeln mit Ammonnitrat, welches die Bodenbestandteile so gründlich von jeglicher organischen Hülle befreit, daß die Schlämmprodukte auch auf ihre petrographische Be- schaffenheit geprüft werden können. Es bleibt noch übrig nachzuweisen, daß das Abrauchen mit Ammonnitrat den Boden nicht wesentlich beeinflußt. Zu diesem Zweck wurde von zwei Proben des gleichen Ortsteins zur Zer- störung der organischen Substanz die eine, No. I, im Luftbad langsam und vorsichtig bis zum Eintritt der Dunkelfärbung erhitzt, die andere, No. IH, mit Ammonnitrat abgeraucht, und dann jede mit verdünnter Salzsäure ausgezogen. Zur Kontrolle wurden je zwei Parallelanalysen ausgeführt. Bestimmt wurden nur Fe,O, und Al,O,—-P,0, im Luftbad erhitzt mit NH,NO, abgeraucht I ei a a’ b b‘ ro. 156 148 1,49 1,85 AO, Bo, 438 198 4,54 5,15 1 Über die Ortsteinbildungen in der Provinz Westfalen von Leuore, Münster 1903. Ein Vergleich zwischen I und II ergibt, daß durch die Ammon- nitratbehandlung tatsächlich keine wesentliche Veränderung des Bodens herbeigeführt wird. Die durchweg höheren Werte in IIb’ sind verursacht durch versuchsweise Anwendung einer stärkeren Säure. Noch mehr Schwierigkeiten als die Beseitigung der organischen Substanz verursachte das Abfiltrieren des salzsauren Auszuges vom Bodenrückstand. Beim ersten Aufgießen ging die Flüssigkeit trüb durch das Filter. Die Poren desselben erwiesen sich als zu grob, um die feinsten Bodenteilchen zurückzubalten. Nach einiger Zeit begann das Filtrat klar abzutropfen, die Poren hatten sich ver- stopft, das Abfiltrieren ging unendlich langsam vor sich. Begann nach einer harten Geduldsprobe das Auswaschen des Bodens, so mußte man gegen Ende dieser Operation, wenn der Boden von den löslichen Salzen nahezu befreit war, die Enttäuschung erfahren, daß das Filtrat von neuem sich trübte. Nicht alle Böden verhalten sich hierin gleich. Ohne ersichtlichen Grund geht das Filtrat des einen mehr, des anderen weniger, des dritten gar nicht trübe durch. Dieser Umstand hat die Lösung der Frage ziemlich erschwert, indem Mittel, die sich das eine Mal bewährten, das andere Mal versagten und von neuem in das Versuchsstadium zurückwarfen. In noch viel höherem Maße und ausnahmslos trat die Erscheinung des Trübedurchlaufens ein beim Abfiltrieren des kohlensauren Natronauszuges. Um näm- lich die durch den salzsauren Auszug amorph abgeschiedene Kiesel- säure vollständig in Lösung zu bringen, ist es nötig, den von seiner salzsauren Lösung befreiten Boden noch mit kohlensaurem Natron und Natronlauge kurze Zeit auszukochen. Eine Reihe von Versuchen wurde zur Behebung des Übelstandes angestellt, die, wenn sie auch immer ein negatives Ergebnis hatten, doch die Erkenntnis reiften, daß es sich um zwei verschiedene Dinge handelte, beim ersten Trübedaurchlaufen um Suspensionen, beim zweiten, durch das Aus- waschen bedingten, um kolloidale Lösungen!. Letzteres gibt uns eine Erklärung für die Tatsache, daß das salzsaure Filtrat das Trübedurchlaufen nicht oder in nur geringerem Maß, das alkalische kohlensaure Natronfiltrat aber immer und sehr stark zeigt. Das beim Auswaschen entstandene trübe Filtrat ist eine kolloıde Tonlösung. Ton ist ein elektronegatives Kolloid und wird als solches durch ‘ Ich habe mich dabei an die ältere Anschauung gehalten. Neuerdings sucht.man die Kolloidbildung durch die Suspensionstheorie zu erklären. RE Säuren gefällt, durch Alkalien wieder in kolloide Lösung gebracht. Den Fingerzeig zu dieser Erklärung gab mir ein Aufsatz in der Zeitschrift „Baukeramik* 1908 No. 6 „Über die Verflüssigung wasser- armer grobkörniger Schamottemassen“ von Dr. E. Weser. Vorher war ich sehr im unklaren und suchte dem Übelstand durch Ver- wendung immer festerer und dichterer Filtrierpapiere zu steuern. Das _ Filtriergeschäft dauerte eine Woche und das Fırgebnis war ein trübes Filtrat. Ähnliche Erfahrungen beschreibt E. A. MırscherLich in Fühling’s landw. Zeitung 1906 Heft 11 in einem Aufsatz über „Die chemische Bodenanalyse.“ Darin sagt er: „Die Trennung der Salz- lösung vom Boden ist mit die größte Schwierigkeit bei der Arbeit gewesen. Ich habe es lange mit Filtrieren durch Filtrierpapier ver- sucht, aber es gelang nur in sehr vereinzelten Fällen eine klare Lösung zu erhalten.“ Anschließend daran gibt MirscHerLich ver- schiedene Mittel mit der Eigenschaft zu klären an z. B., gelatinöses Aluminiumhydrat, feinste Knochenkohle, aschenfreier Ruß, Kaolin und gebrannte Tonfilter. Zu diesen ließen sich noch hinzufügen: Elektrolyse, Zentrifugieren, Erhitzen, Einleiten von Kohlensäure, Zu- satz von Elektrolyten. Alle diese Mittel sind nicht gleichermaßen zu gebrauchen, sondern müssen von Fall zu Fall ausgewählt und probiert werden. z. B. ist für unsere Zwecke Aluminiumhydrat wegen seiner Löslichkeit in Salzsäure wie in Natronlauge ausgeschlossen. Knochenkohlen und Ruß sind umständlich rein herzustellen und würden infolge ihrer feinen Verteilung und dadurch bewirkten großen Absorptionsfähigkeit einen Teil der löslichen Salze zurückhalten. Das Erhitzen versagte, ebenso das Einleiten von Kohlensäure, während G. BopLÄnpEr in einem Aufsatz „Versuche über Suspensionen von Kaolın in Wasser und deren Klärung durch Zusätze löslicher Stoffe“ ım Neuen Jahrb. für Min. ete. II. 147 feststellt, daß auch Kohlen- säure die Klärung bewirkt. Elektrolyse und Zentrifugieren konnte ich nicht erproben, sie erfordern besondere Einrichtungen, die mir nicht zu Gebote standen. So blieb nur noch der Zusatz von Elektro- Iyten. Von diesen sind die Ammoniumsalze sehr wirksam und von allgemeinster Anwendung. Aber sie würden sowohl aus dem salz- sauren wie kohlensauren Natronauszug die Kieselsäure ausfällen und blieben daher außer Betracht. Als das geeignetste Mittel zur Klärung beim Auswaschen des salzsauren Auszuges erwies sich der Zusatz weniger Tropfen Salzsäure; Schlußprobe mit Rhodankali auf Eisen. Beim Auswaschen des kohlensauren Natronauszuges ist Kochsalz das geeignetste Mittel. In vereinzelten Fällen — vielleicht infolge zu geringen Kochsalzzusatzes — war auch die Wirkung des Koch- salzes nicht ganz genügend, so daß trotzdem im Filtrat eine Trübung auftrat. Hier müssen noch andere Wege eingeschlagen werden. Was enthält das Filtrat? Die Kieselsäure als Natron- silikat und Ton in kolloider Lösung. Versetzen wir das trübe Filtrat mit überschüssiger Salzsäure, so wird der Ton als elektro- negatives Kolloid ausgefällt, die Kieselsäure wird sich verschieden verhalten. In konzentrierter Lösung wird sich die Kieselsäure als Gallerte ausscheiden, in verdünnter Lösung geht sie aus ihrer wahren Lösung in eine Pseudolösung in kolloide Lösung über. Die Praxis wird sein, daß das Filtrat stark verdünnt und ganz schwach angesäuert wird. Nach einiger Zeit kann die kolloide Kieselsäure- lösung von dem niedergeschlagenen Ton dekan- tiert werden. Durch 2—3maliges Wiederholen des Dekantierens ist kein Kieselsäureverlust zu be- fürchten. Zum Schluß noch einige Bemerkungen über die Technik des Filtrierens. Zu letzterem wurde nebenstehender Apparat benützt, der ohne wei- teres verständlich ist. Um die feinen Suspen- sionen zurückzuhalten, wurden mit Erfolg dicke Faltenfilter (ScHLEICHER und Schü No. 5721/,) an- gewendet. Da nach dem Abfiltrieren des salz- sauren Auszuges das Zurückspülen des Tonschlamms vom Filter in die Schale mit dem Bodenrück- stand Schwierigkeiten verursachte, wurde Filter samt Tonschlamm im die Schale gegeben und mit kohlensaurem Natron ausgezogen. Das Filtrat oo wurde zuerst in dem zylinderförmigen, nach unten durch einen Glashahn abgeschlossenen Rohre aufgefangen und nach Prüfung auf seine Klarheit in das unterstellte Gefäß ab- gelassen. Bei günstiger Beleuchtung läßt sich besonders an der Stelle, wo die Tropfen einfallen, selbst die feinste Trübung, die im Standgefäß erst bei größerer Filtratmenge bemerkbar wird, erkennen. Der häufige Fall, daß durch unvermutetes Trübedurch- laufen des ganze Filtrat unbrauchbar wird, ist daher ausge- schlossen. Ein anderer Vorteil besteht noch darin, daß der Appa- N rat als Saugvorrichtung dienen kann, sei es, daß der Hahn ge- schlossen und die Saugwirkung von dem seitlichen Tubus aus er- folgt, oder daß der Tubus geschlossen und die im Rohre stehende Flüssigkeitssäule bei geöffnetem Hahn den Zug ausübt. Bei Ver- wendung von Faltenfiltern von Saugapparaten sprechen, hat eigent- lich keinen Sinn. Doch läßt sich eine, wenn auch schwache Wirkung _ erzielen bei Verwendung maschinenmäßig hergestellter Faltenfilter, deren Rillen nicht bis in die Spitze auslaufen. Durch Hahnenregu- lierung und stetes Gefüllthalten des Filters läßt sich die Zeit des Filtrierens um ca. ein Drittel verkürzen. II. Chemische Untersuchungen. Nachfolgende Analysen wurden im bodenkundlichen Labora- torıum der Geologischen Landesanstalt ausgeführt. Bei Aufgaben wie der vorliegenden, wo es sich darum handelt, extrem geartete Böden zu untersuchen und das abgewogene Material chemisch nicht völlig aufzuarbeiten, sondern nur die durch Säuren in Lösung ge- brachten Stoffe quantitativ festzustellen, ist es nötig, von vornherein einen Arbeitsplan aufzustellen und diesen durch die ganze Reihe von Untersuchungen beizubehalten. Nur ein solches systematisches Arbeiten ermöglicht, die Resultate zu vergleichen. Bei der Ausführung der nachfolgenden Analysen habe ich mich nicht an die Bestimmungen der Deutschen landwirtschaftlichen Ver- suchsstationen gehalten. Die Ausnahme, daß ich nicht den luft- trockenen, sondern mit Ammonnitrat behandelten Boden zum Aus- gangsmaterial nahm, habe ich bereits gerechtfertigt. Von dem luft- trockenen Ortstein wurden die verkitteten Brocken mit dem Finger oder einem Gummipistill zerdrückt und davon durch Absieben mit dem 2 mm-Sieb die Feinerde gewonnen, ca. 500 g in Gläser gefüllt und ins Wägezimmer gestellt. Nach gründlicher Durchmischung wurden vom Bleichsand ca. 30-—-40 g, vom ÖOrtstein und Unter- grund je 20—50 g lufttrocken abgewogen. Die Bestimmung des Gewichtsverlustes durch Trocknen bei 110°C bis zur Gewichtskon- stanz wurde nur einige Male durchgeführt. Wegen des damit ver- bundenen Zeitverlustes begnügte ich mich damit, den Gewichtsver- lust nach zweistündigem Trocknen festzustellen. Nunmehr erfolgt das Abrauchen und die Bestimmung des dadurch eingetretenen Ge- wichtsverlustes, das Gewicht des abgerauchten Bodens wird der Be- rechnung des prozentischen Anteils der löslichen Stoffe zugrunde na gelegt. Auch der Untergrund wurde der Ammonnitratbehand- lung unterworfen, um sämtliche Böden gleichmäßig zu behandeln. Nach der Wägung wird der Boden aus dem Tiegel quantitativ in eine Porzellanschale gebracht, vorsichtig mit der dreifachen Menge konzentrierter Salzsäure (spez. Gew. 1,124) angerührt und unter Öfterem Umrühren bei bedeckter Schale 2 Stunden auf dem Wasserbad erhitzt. Nach vorheriger Verdünnung und Absitzen- lassen wird der salzsaure Auszug abfiltriert und der Boden aus- gewaschen. Das Filter mit dem anhaftenden Bodenschlamm wird zu dem Boden in die Schale zurückgegeben, mit einer Lösung von 10 g Soda und 20 ccm starken Natronlauge übergossen, 15 Minuten auf das kochende Wasserbad gesetzt, öfters umgerührt und die Lösung abfiltriert. Beim analytischen Trennungsgang habe ich mich im allgemeinen an das Büchlein „Gesteinsanalyse von M. Dirtrica“ gehalten. Sämt- liche Bestimmungen wurden gravimetrisch ausgeführt, die ersten Analysen zur Kontrolle als Parallelanalysen. Der salzsaure Auszug wurde zunächst 2mal eindegampft zur Abscheidung der Kieselsäure. Das Filtrat davon auf 1000 cem gebracht. 500 ecm dienten zur Bestimmung der Schwefelsäure, 250 cem zur Bestimmung der Basen, 250 ccm blieben in Reserve. Eine solche Teilung hat den Vorzug, daß verschiedene Trennungen nebeneinander gemacht werden können und daß man keine allzugroßen Niederschläge von Eisenhydroxyd und Tonerde erhält, welche sonst beim Auswaschen regelmäßig kolloid durch das Filter gehen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Be- triebssicherheit durch Vorhandensein einer Reserve. Auf Schwefel- säure wurde erst später Rücksicht genommen, als sich bei einer Alkalienbestimmung herausstellte, daß außer Chlor auch Schwefel- säure zugegen war. beim Abrauchen der Ammoniumsalze (zwecks Bestimmung des Magnesiums und der Alkalien) hat es sich als vor- teilhafter erwiesen, statt einer Platinschale einen geräumigen Porzel- lantiegel zu verwenden, ebenso bei Abscheidung des Magnesiums durch Quecksilberoxyd, da sich merkliche Mengen Platin dem Salz- rückstand beimischen. Sie verursachen eine Schwarzfärbung des Rückstandes und eine nachweisbare Abnahme der Platinschale. Bei der Abscheidung der Kieselsäure, insbesondere der aus dem Boden- rückstand gewonnenen, dagegen empfiehlt sich eine große Platinschale, weil es sich hier um das Eindampfen großer Flüssigkeitsmengen handelt, die infolge ihres reichen Alkaliengehaltes gern über den Rand kriechen, und weil sich die abgeschiedene Kieselsäure aus einer Porzellanschale viel schwerer herausschaffen läßt als aus einer Platinschale. Zur richtigen Bestimmung der Phosphorsäure, besonders geringer Mengen, nach der Molybdänmethode ist es nötig, genau die Umstände zu kennen, unter denen sich eine quantitative Abscheidung der Phosphorsäure als molybdänsaures Ammonphosphat vollzieht. Der Gegenstand hat eine eingehende Bearbeitung erfahren durch Dr. F. HunpesHagEn-Stuttgart: „Ana- Iytische Studien über die Phosphordodekamolybdänsäure, die Be- dingungen ihrer Bildung und Abscheidung als Ammonsalz“ in FRESENIUS, Zeitschrift für anal. Chemie. XXXIlII. Heft II. Die Abscheidung des Magnesiums als MgO durch Quecksilberoxyd ist nicht vollständig, der fehlende Rest findet sich beim Natrium. Die Bestimmung des K,O erfolgte als K,PtCl,, die des Na,O als Na5S/0.: Im Schwarzwald haben wir zwei Vorkommen von Örtstein: das eine im Buntsandstein, ihm gehören fast sämtliche Ort- steinbildungen an; das andere, im Granit, tritt nur verein- zelt auf. Von ersterem, dem Buntsandsteinortstein, wurden drei, von letz- terem, dem Granitortstein, zwei Analysen ausgeführt. Vor der chemischen Untersuchung der Proben wird es sich empfehlen, den Untergrund mit Ammoniak auf Humusverbindungen zu untersuchen. Namentlich grobstückiger Gehängeschutt läßt die Humuslösungen sehr tief eindringen. Die Bodenfarbe ermöglicht nicht immer einen sicheren Schluß, ob der Untergrund noch im Bereich derselben liegt oder nicht. An zwei Proben des Buntsandsteinortsteins des Hinteren Heinzel- bergkopfes wurden besondere Gewichtsverlustbestimmungen ausgeführt. Die Proben wurden bis zur Gewichtskonstanz getrocknet oder ge- glüht. Der Gewichtsverlust betrug in °Io I. Probe II. Probe beit 1OOYERN N u er, 5,93 . 5,86 NUN Sa Sr ee 6,95 6,93 durch Abrauchen . .... 10,95 10,90 = Glühenn.2 us. 14,56 14,40 Sind die erhaltenen Zahlen auch nur von annähernder Genaug- keit, so geben sie uns doch ein ungefähres Bild über das Verhält- nis zwischen organischer Substanz, Wasser und Gasen, zumal in diesen Sandböden Kohlensäure, Kalk, Magnesia und Ton eine ge- 2 ee ringe Rolle spielen. Der Gesamtwasserverlust beträgt ca. 10 °/o, or- ganische Substanz sind es ca. 4°/,. Eine eingehendere Besprechung der Untersuchungsergebnisse wollen wir erst am Schluß unter Berücksichtigung sämtlicher Ana- lysen vornehmen. Der Einzelanalyse hängt oft zu sehr das Moment des Zufälligen an, was in besonderem Maß für eine so veränderliche Bildung, wie sie der Ortstein ist, Geltung hat. In den folgenden Tabellen enthält die Spalte a) das Gewicht des zur Analyse abgewogenen lufttrockenen Bodens, ausgedrückt in Gramm; b) den Gewichtsverlust des Bodens nach 2stündigem Trocknen bei 11020 m 20: c) den Gewichtsverlust des Bodens durch das Abrauchen mit NH,NO, in °/e; b)u.c) unter Zugrundlesung des Gewichts von a); d) Gewicht des abgerauchten, also nur mineralischen Bodens; e) den prozentischen Anteil der in Salzsäure löslichen Stoffe des ab- gerauchten Bodens, bezogen auf das Gewicht d); f) die Summe der einzelnen Werte von e); 8) den prozentischen Anteil des in Salzsäure und kohlensaurem Natron unlöslichen Bodens, berechnet aus der Differenz von f) u. 100. Anfänglich wurde der Versuch gemacht, g) direkt zu bestimmen. Die damit verbundene Umständlichkeit wurde aker nicht durch die erreichte Genauigkeit aufgewogen. Ein Teil der Analysen wurde anfänglich als Parallelanalysen aus- geführt. A. Analysen des Buntsandsteinortsteins. I. Hinterer Heinzelbergkopf (Blatt Freudenstadt). Mittlerer Hauptbuntsandstein. 720 m ü. d. M. Exposition südlich, ziem- lich steil. 100—120jähriger lichter Mischbestand aus Forchen und Fichten, Heidelbeer, Heiden, Adlerfarn, nicht viel gewöhnliches Moos. Profil: 10—20 cm schwarzer sandiger Humus; 20-—-45 cm grauer leicht rötlicher humoser Sand: 20—50 cm steinharter rotrost-brauner Ortstein. Darunter mindestens 40 cm rostiger, verfestigter, dazwischen etwas rostiger Sand. (Bodenprofil gesammelt und beschrieben von Dr. K. Rau.) IS . — Bleichsand Ortstein Untergrund Ä a) Boden lufttroeken & . .|20,0008 20,0000 | 15,0025 15,0027 | 20,0012 19,9996 b) Verlust bei 110° nach | 2 Stunden % . . . .| 0,300 0,283 | 3,790 3,802 | 0,768 0,784 c) Verlustdurch NH,NO,°/o|| 1,577 1,550 10,921 10,720 1,946 1,920 d) Mineralischer Boden g .|[19,6851 19,6895 13,3632 13,3887 | 19,6121 19,6157 e) 0, || 0,312 0,335 | 2,698 2,427 | 1,527 1,308 ne 0), A „| 0253 0,238 | 1,857° 1,348 | 0,906 0,882 AN O> 2 10.051:802°.041.982107.4,946.75,2531.1901.2687 10103 P,0, DO) 0,059 0,153 | 0,048 0,053 (a0 n Spur Spur 0,019 0,010 | 0,021 0,024 MgO „| 0,015 0,013 | 0118 0,147 | 0,088 0,097 R,0 „0,085 0,036 | 0,172 0.195 | 0,052 0,092 Na,0 „0011 0,010 | 0041 0,078 | 0,016 0,010 f) Summe: löslich 0183587 0,8307 29:910710:08972173.921° 73,569 3) Unlösl. Bodenrückstand . 99,165 99,170 | 90,090 89,911 | 96,079 96,431 II. Braunbergle, Rinkenteich (Blatt Baiersbronn). Meereshöhe 670 m. Gehängeschutt von Mittlerem Buntsandstein Exposition: südsüd- östlich. Profil: 10 em Rohhumus, 50—60 cm Bleichsand (5—10 cm anmoorig, 40 cm weiß, 5—10 cm graulich), 10--15 cm Ortstein, (sm) und Eer’schen Geröllhorizont (sme,). über 60 em normaler Untergrund. schrieben von Dr. K. REGELMANN.) (Bodenprofil gesammelt und be- Bleichsand Ortstein | Untergrund a) Boden lufttrocken ..g || 19,999820,0003 | 20,0000 | 20,0003 b) Verlust bei 100° nach 2 St. %| 0,084 00853 1156 084 c) ,„ durch NH,NO, . . „|| 0365 0,360 | 3,566 0,813 d) Mineralischer Boden . . & | 19,9332 19,9334 | 19,2878 | 19,8383 So °ol 0,361 0,334 | 1,253 0,647 Fe, 0, „|| 0,048 0,033 roll. 1.0592 Al,O, 20:00 ,8 04137 1426 | 06% 120, 20.0989. 070017 7 0,154 24010092 Ca0 0,026 0,025 | 0,029 0,025 MgO 0,010 0,008 0,049 0,022 K,O „|| 0,032 0,038 0,184 0,108 Na, © 0010, .000, 0,019 0,016 f) Summe: löslich... .. . 2106372 0599 4925 | 2,197 g) Unlöslicher Bodenrückstand I 99,363 99,401 | 95,075 97,803 29% BL JOD AN III. Hummelberg-Schulhalde (Blatt Enzklösterle). Ca. 20 m Abstand von der Abteilungslinie Lappach. Meereshöhe 735 m. Ge- hängeschutt vorwiegend des Mittleren Buntsandsteins (sm). Hang Exposition: nordnordwestlich. Profil: 20 em Faser- humus, Sphagnum, Calluna, Preiselbeere, Flechten. 15 cm Moder- humus. 35 cm Bleichsand. 35 cm sehr harter, oben dunkelschwarz- brauner Ortstein. 40—45 cm gelbbraungefärbte schwach verfestigte Sandschicht. 50 cm und mehr Boden des normalen Untergrundes. (Bodenprofil gesammelt und beschrieben von Dr. K. ResELManN.) Bleichsand | Ortstein Untergrund a) Boden lufttrocken . .....8& 20,0029 20,0000 20,0000 b) Verlust bei 110° nach 2 Stunden °/o 0,3408 2,450 0,400 6) FR ducch2NIH NONE 1,072 7.0327 520210:845 d) Mineralischer Boden . ....g 19,7879 18,5960 | 19,8312 SON ER R ET: op) 0,572 ee | ala RENT EWR Ola za TON RT eig 0,455 2,133 0,975 PRO a 0,069 0093171770128 EAN N DEE 0,031 0,036 0,029 MOD 1 BR EN Ne 0,011 0,025 0,031 IRENO I REN ee Re 0,083 0,120 Na,0 2201022 0,040 0,030 De Summe slosliche Sa 1,436 4.335.10.02:900 &) Unlöslicher Bodenrückstand . . . || 98,564 95,669 2172.I97.100 B. Analysen des Granitortsteins. Ausführung der Analysen genau wie die der vorhergehenden. Hinzugekommen ist die Bestimmung der Schwefelsäure. I. Hahnenbronn, Schönmünztal (Blatt Obertal-Kniebis). Meeres- höhe 630 m. Verwitterungsschutt des Hauptgranites. Steiler Hang mit Südwestexposition. Probeentnahme am Rande eines Stumpenloches unweit einer Gneisscholle. Fläche vom Altholz, wohl II. Bonität, geräumt, teils natürlich, teils künstlich verjüngt. Sämt- liche Pflanzen zeigen kräftiges Wachstum. Stellenweise dichte Rasen von Heidelbeeren. Profil: 10 em Rohhumus. 5—10 cm Bleichsand. 10 em harte Ortsteinbank. Von 30 cm ab frischer normaler Unter- grund. Untergrund \ Bleichsand | Ortstein | a) Boden lufttrocken . . rtE: 32,3213 21,5942 33,4807 b) Verlust bei 110’ nach 2 Stunden °/o = — — 6) . durch NH,NO,. EB 9,1201 23,381 5,419 d) Mineralischer oder 6 o® 29,3767 16,7742 31,6695 e) SiO, 0 1,870 6,336 5,623 Ele, Ose: 1,803 5,510 3,830 ANLOR 1,663 9,471 5,921 20 E 0,022 0,1427 1,27. 0,065 Ca0 E 0,036 0040 | 0025 MsO . n 0,180 0,467 0,413 K,0 0,091 0,327 0,316 Na,0. R 0,031 0,112 0,070 S0, 2 0,036 0,113 . 0,052 f) Summe: löslich & 5,132 2259202220. 210,315 &) Unlöslicher Bodenrückstand . 34,268 | 77,480 83,685 II. Moolbronn Murgschifferschaftswald (Blatt Baiersbronn, Meereshöhe nördlichen Kartenrand). tät. Profil: 0— der Ortsteinzone. 640 m. am Verwitterungs- schutt des Hauptgranites (Gm). Ebene. Femelbetrieb. IH. Boni- 5 cm Rohhumus. 5—40 cm Bleichsand. 40—60 cm braunroter sehr fester Ortstein. 60—75 cm gelber, Von 75 cm ab normaler Untergrund. wenig fester Teil Untergrund Bleichsand Ortstein | a) Boden lufttrocken g 32,5495 21,2066 | 25,138 b) Verlust bei 110° nach 2 Senden %r — — — c) > durch" NIHZNIO, ® 4,971 21,400 6,154 d) Mineralischer Böden ob g || - 30,9366 16,7326 24,1332 e) SiO, i 00 1,012 5,820 5,170 Er ON 0,542 1,761 2,164 ALU, Se x 0,682 9,883 5,952 EOS UILE ABA ME s 0,163 0,744 0,467 (a0 4 0,034 0,090 0,064 Ms0O h 0,033 0,293 0,368 KO. Er 5 0,074 0,289 0.274 Na 08 + 3: ER 0,024 0108 | 0,088 SON N : 0,012 0,066 |. 0,026 f) Summe: löslich . .. .. N 2576 19054, Ara g) Unlöslicher Bodenrückstand . . 97,424 80,946 85,827 Am) Der größeren Anschaulichkeit und der leichteren Vergleichbar- keit wegen sind die Ergebnisse der einzelnen Analysen auf bei- liegender Tafel in graphischer Darstellung zusammengefaßt. Manches für die Ortsteinverhältnisse Charakteristische wäre noch besser in die Erscheinung getreten, wenn man die Analysen nach besonderen Gesichtspunkten in Gruppen zusammengefaßt zur Darstellung gebracht hätte. Der Kürze wegen mußte davon Abstand genommen werden. Aber auch so lassen sich die wichtigeren Einzelheiten gut erkennen. Ebenso wurde die Darstellung der Werte für CaO, MgO, K,0, Na,0, SO, unterlassen, weil die einzelnen Linien rechts von P,O0, so nahe zusammenfallen, daß ihre Unterscheidung unmöglich ist. Gehen wir bei Betrachtung der Tafel von den allgemeinsten Gesichtspunkten aus, so treten drei Gesetzmäßigkeiten scharf hervor: 1) die relativ gleichartige Charakterisierung des Bleichsandes, Ortsteins und Untergrundes nach Stoff una Menge: 2) der große Unterschied zwischen Buntsandstein- und Granit- ortsteinböden in bodenkundlicher Beziehung; 3) die weitgehende Übereinstimmung der zusammengehörenden Bodenarten in bodenkundlicher Beziehung. Man glaubt auch des öfteren bemerken zu können, daß einer stärkeren Auslaugung des Bleichsandes eine stärkere Anreicherung des Ortsteins gegenübersteht. Zur näheren Begründung der eben ausgesprochenen Sätze gehen wir zweckmäßigerweise von dem Untergrund als dem normalen Boden aus. Dieser Boden, dem auch früher die jetzt entarteten Böden des Bleichsandes und Ortsteins angehörten, gibt uns einen Maßstab zur Beurteilung der Stoffumlagerungen. Nach unserer Tafel besitzen wir ein erstes Maximum für die organischen Stoffe, ein zweites Maximum für die Tonerde und ein Minimum für Kalk. Es sind dies die drei Kardinalpunkte für jede Ortsteinbildung. Die übrigen in der Analyse nachgewiesenen Stoffe beteiligen sich in mehr oder weniger untergeordneter Weise an der Ortsteinbildung. Eine interessante Anomalie bildet die Analyse B. II, auf die wir später zu sprechen kommen. Die Zahlenwerte für organische Stoffe plus Wasser im ÖOrtstein, erhalten durch die Ammoniumnitratbehandlung, sind die größten und bleiben es, auch wenn wir die entsprechenden Wasserverlustwerte des zugehörigen Untergrundes in Abzug bringen. Letzteres ist unbedingt nötig, wollen wir den Betrag der organischen Stoffe und des von ihnen gebundenen Wassers näherungsweise kennen lernen. Denn hier wie im folgenden müssen wir davon aus- gehen, daß der Ortstein in der Hauptsache nichts anderes darstellt, als den normalen Untergrund plus den ihm vom überlagerten Boden (späteren Bleichsand) zugeführten mineralischen und humosen Stoffen. Letztere spielen demnach bei der Ortsteinbildung die Hauptrolle; auffallend ist aber dabei, in wie weiten Grenzen ihr Betrag schwanken _ kann. Nach den vorliegenden Analysen ist eine Beziehung zur Ton- erde unverkennbar. Die Verhältniszahlen zwischen organischen Stoffen — H,O u. Al,O, betragen bei Ba 22 resp. bei Abzug 1,8 BEN e21250 | des Wasser-- 1,3 | IRRE er 2er eewehaltese des 2,837 021 Guaneiun 24 zugehörigen 1,8 | GHIBN 9 252 Untergrundes 1,5 Der zweite integrierende Bestandteil bei der Ortsteinbildung ist die Tonerde. Nirgends wie hier tritt auf der graphischen Dar- stellung so schön der gesetzmäßige Verlauf der Linien hervor. Von sämtlichen der an der Stoffumlagerung beteiligten Verbindungen er- leidet sie die größten Verschiebungen. Im Bleichsand ist sie relativ am stärksten ausgelaugt, im Ortstein dagegen am vollständigsten wieder zur Ablagerung gelangt. Die innigen Beziehungen zwischen den sogenannten Humussäuren und der Tonerde, die sich aus dem Gesagten ergeben, entsprechen ganz den Erfahrungen der Chemie, besonders der Kolloidchemie, nach der die Tonerde mit den sogen. Humussäuren schwer lösliche und schwer trennbare Kolloidver- bindungen eingeht. Es sei noch auf die Ramanw’schen Analysen hingewiesen, die für den norddeutschen Ortstein ein gleiches Ver- halten der Tonerde ergeben. A. Saurr hat bereits in seinem Vor- trage in Öhringen 1905 auf diese merkwürdige Anreicherung von Tonerde, wie sie in den Ramann’schen Analysen hervortritt, hinge- wiesen. Nicht das gleiche gesetzmäßige Verhalten zeigt das Eisenoxyd. Im allgemeinen ist gegenüber dem Untergrund im Ortstein eine mäßige Anreicherung zu konstatieren, zwei Fälle jedoch ausgenommen. In der Analyse B. II überwiegt der Fe, O,-Gehalt sogar den Al, O,- Betrag, und in der Analyse Gr Il sinkt der Eisengehalt sogar unter den des Untergrundes. Die Analyse B. II haben wir schon früher im Gegensatz zu den anderen als anomal bezeichnet und sie ist es in mehr als einer Beziehung. Gehen wir vom normalen Untererund aus, so kennzeichnet ıhn schon der tiefliegende Linienverlauf als den mineralärmsten aller anderen Untergrundsböden, in dem, ab- oe weichend von den anderen Böden der Eisenoxydgehalt nahezu gleich dem der Tonerde ist. Dann fällt uns auf der geringe Gehalt des Ortsteins an organischen Stoffen, er ist der niederste von sämt- lichen Ortsteinen. Wir können daraus schließen, daß der Prozeß der Ortsteinbildung hier etwas anders verlaufen ist wie sonst, und daß in dem eisenschüssigen Sand das Eisenoxyd den Verkittungs- stoff abgegeben hat. Analoge Vorkommnisse in Dänemark beschreibt P. E. Mürzer!. Er gibt an, daß Tuxen von 8 Lokalitäten mageren Sandbodens Bestimmungen der Eisenmenge in der Ortsteinschicht ausgeführt hat, welche alle viel mehr, meist die zwei- bis dreimal so große Eisenmenge ergeben haben als der Untergrund. Dagegen haben sechs Analysen lehmigen Ortsteins verschiedener Lokalitäten gezeigt, daß diese Schicht ärmer an Eisen ist als der Untergrund, wie es auch bei unserer Granitsteinanalyse Gr II der Fall ist. Er erklärt diese merkwürdige Erscheinung damit, daß in den mineral- kräftigeren Böden die Tonerde als stärkere Base aus der humus- sauren Eisenoxydullösung die Humussäure bindet, während das Eisen mit der Kohlensäure davongeht. In unserem Fall, d.h. in Analyse Gr U, trifft diese Erklärung jedenfalls nicht zu, weil der Minder- gehalt an Fe,O, im ÖOrtstein nur ein scheinbarer ist, wie später des näheren erörtert wird. Bezüglich des Ortsteins B. II aber bin ich der Meinung, daß er eine Übergangsform vom Humusortstein zu einer Eisenkonkretion ist. Von sämtlichen Verbindungen ist unter der Einwirkung der Humussäuren das Eisen die beweglichste, indem von der gesamten im Boden vorhandenen Menge der größte Teil aus- gelaugt wird im Gegensatz zur Tonerde, bei der der größere Teil ungelöst bleibt. Ein wechselndes Verhalten lassen die Analysen auch bei der Kieselsäure erkennen. Die durchweg starke Auslaugung im Bleich- sand läßt auf die energische Zersetzungskraft der Humussäuren schließen, die bereits von SPRENGEL? experimentell nachgewiesen wurde. Als Baustoff scheint sie im Ortstein keine nennenswerte Rolle zu spielen, denn nur einmal, in B. 1, erreicht sie hier einen größeren Betrag im Verhältnis zum Untergrund. Dadurch daß im Bleichsand alle übrigen Stoffe mehr ausgelaugt werden als SiO, tritt hier eine relative Anreicherung der letzteren ein. Berechnen wir das moleku- lare Mengenverhältnis zwischen Kieselsäure und Tonerde — wie es rar ar 0.8. 213: 2 BAUMANN a. a. 0. S. 61. NO in Tabelle B S. 27 geschehen ist, so erhalten wir für Bleichsand, Ortstem und Untergrund folgendes Mengenverhältnis Si0,:41,0, = 3:1 (Bleichsand) — 1:1 (Ortstein) — 2:1 (Untergrund). Die Zahlen beweisen unmittelbar, was soeben über Bleichsand und Ortstein in bezug auf die Kieselsäure gesagt wurde. In diesem Sinne hat demnach Eneıs in Flensburg recht, wenn er bei Besprech- ung der Verhältnisse des norddeutschen Heidelandes von einer all- mählichen Verkieselung der Bodenoberfläche in geologischen Zeit- räumen spricht‘. Als die zwei Hauptfaktoren der Ortsteinbildung haben wir bisher die Humussäuren und die Tonerde kennen gelernt. Als dritten können wir den Kalk anführen, allerdings in umgekehrtem Sinn. Denn nicht sein Vorhandensein, sondern gerade sein Fehlen ist der Ortsteinbildung günstig. So weisen auch unsere Analysen einen auffallend geringen Kalkgehalt auf, der für solche Bildungen, wo sie auch vorkommen mögen, typisch ist. Die Wirkung des Kalkes beruht durauf, daß er im allgemeinen durch beschleunigte Zersetzung der organischen Stoffe die Torfbildung verhindert”, oder aber die entstandenen freien Humussäuren als humussauren Ralk ausfällt, der sich leicht wieder in Kohlensäure und kohlensauren Kalk umwandelt * und von neuem befähigt ist, Humussäure zu binden. Auffallend ist bei der Analyse des Gr U-Untergrundes der hohe Phosphorsäuregehalt. Er ist dem Verwitterungsschutt einiger Granite eigen und kommt dadurch zustande, daß die im Gestein vorhandenen Apatitkriställchen bei der Verwitterung viel widerstandsfähiger sind als Feldspat und so im Boden eine Anreicherung bewirken. Ein gleich hoher Phosphorsäuregehalt wurde von M. BrÄuHÄusEr im Ver- witterungsschutt des Kegelbachgranites nachgewiesen®. Das starke Auflösungsvermögen der Humussäuren den Phosphaten gegenüber und deren Bindung in den Humaten ist durch eine große Anzahl ! Waldbauliche Forschungen von Eueıs. Berlin 18376. M. Hersıe, Ein- wirkung von Kalk auf Tannentrockentorf. Forstwiss. Centralbl. 1910. S. 271. ° Worıny, Die Zersetzung der organ. Stoffe. Heidelberg 1897. M. HELBIG, Einwirkung von Kalk auf Tannentrockentorf. Forstwiss. Centralbl. 1910, S. 271. 3 WoLLxy, a. a. O. 8.134. Baumann, a. a. O. S. 59 * M. Bräunäuser, Über Vorkommen von Phosphorsäure im Buntsand- stein etc. des östlichen Schwarzwaldes. Mitteil. der geolog. Abtlg. des K. Württ. Stat. Landesamtes. Nr. 4. eingehender Untersuchungen festgestellt!’ und kommt auch in der Analyse Gr II sehr gut zum Ausdruck. Unsere besondere Aufmerksamkeit müssen die Werte für Kali und Natron in Anspruch nehmen. Ersteres ist durchweg reichlicher vorhanden als letzteres. Namentlich hat seine Auslaugung im Bleich- sand nicht in dem Maßstab stattgefunden, wie die der anderen Ver- bindungen. Die Tatsache läßt sich damit erklären, daß es hauptsächlich die kolloiden Bestandteile des Bodens sind — im Bleichsand haupt- sächlich Humussäuren neben Kieselsäure —, welche eine absorbierende Wirkung besonders auf Kalı ausüben’. Die nötigen Einzelheiten lassen sich aus Tabelle A S. 27 leicht entnehmen. Das Bild, das die Analysen über die Ortsteinbildung geben, ist abhängig von der Wirkungsweise der Salzsäure auf die Boden- proben, und es fragt sich, ob die Analyse ein in der Hauptsache setreues Bild der Stoffwanderungen wiedergibt. Die petrographische Untersuchung ergibt folgendes: Von den Bodenmineralien sind es in erster Linie die in Verwitterung begriffenen sogen. Bodenzeolithe und die an sie gebundenen Alkalien, alkalischen Erden, Eisen, Mag- nesium, Phosphorsäure, welche den Humussäuren zum Opfer gefallen sind, während der unverwitterte Feldspat, Quarz und Glimmer schwer löslich sind. In der verhältnismäßig kurzen Zeit, in der sich Ort- steinbildungen vollziehen, wird der Bestand der unverwitterten Mineralien nur wenig angegriffen. Die Wirkung der Salzsäure ist ähnlich. Bei der eingangs geschilderten Arbeitsmethode sind es eben auch wieder die genannten labilen Verwitterungsprodukte, welche der Salzsäure hauptsächlich zur Verfügung stehen, beim Ort- stein insbesondere die zuvor an die Humate gebundenen, durch die Ammonnitratbehandlung aber in Freiheit gesetzten Mineralstoffe. Von dem Ergebnis des salzsauren Auszuges können wir wohl in qualitativer, nicht aber in quantitativer Beziehung auf den gesamten Mineral- bestand des Bodens schließen, sehr wohl aber auf seinen Gehalt an den sogen. Bodenzeolithen. Am gründlichsten und zum großen Teil auch vom intakten Mineralbestand wird von der Salzsäure, gleichwie von den Humussäuren, das Eisen in Lösung gebracht. Die stärkere Löslichkeit und das hohe Molekulargewicht des Eisenoxyds erklären, warum es bei der graphischen Darstellung so stark hervortnitt, während es im Boden in sehr untergeordneter Menge vorkommt. ! Baumann, a. a. 0. 8. 86 u. E. ? van BEMMELENn in BaunmnAnn, a. a. OÖ. S. 96. EmMmerLIinG, Heideboden- analysen, Allg. Forst- u. Jagdztg. 1901. August. 27 oa | rl res 980 | 640 | sro sro 980 26C0 yuyosyaand 200 | seo | 190 ,c0°0 900 0€0 ero| czov c90 Si] = Über die Fruchtbarkeit des Erdbodens in ihrer Abhängigkeit von den Leistungen der in der Erdrinde lebenden Würmer. Landwirtsch. Jahrbuch. Berlin 1882. * Das Leben der Pflanze von R. Franck. Stuttgart, Franckh’scher Verlag. (Im Erscheinen begriffen). 5 Waldbauliche Forschungen und Betrachtungen von C. Emsıs. Berlin 1875. — Außerdem verschiedene Abhandlungen in der Allgemeinen Forst- und Jagd- zeitung. 6 Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen. 1888. S. 4. Forschungen der Agrik.- Phys. ete. S. 318. Landw. Jahrb. 1889. S. 910. Bodenkunde. 1905. ° Die Zersetzung der organischen Stoffe von Woruny. 1897. $S van SCHERMBECK: Mitteilungen über den Humus. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen. 1903. ® Über Torf und Dopplerit. Zürich 1883. 1° Studien über die koprogenen Erdbildungen der jetzigen Zeit: Schlamm, Moder, Torf, Humus. Referat in d. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen. 1880. Juni. Aber auch hier gibt es, wie in der Lehre von der Boden- fruchtbarkeit, ein Gesetz des Minimums bzw. Maximums, dem Worınr! folgende Fassung gibt: Die Zersetzungsprozesse der organischen Substanzen werden in Quantität wie Qualität von dem im Minimum resp. Maximum auftretenden Faktor beherrscht. Wird der jeweilige Effekt der beiden in veränderlicher Weise aufeinander einwirkenden Faktoren, Feuchtigkeit und Wärme, und die dadurch bedingte Lebenstätigkeit der Mikroorganismen durch die Menge produzierter Kohlensäure gemessen, so gibt uns die graphische Darstellung Worrny’s ein anschauliches Bild von dem soeben angeführten Gesetze. Dabei wird der Faktor Luft als genügend vorhanden angesehen, was auch bei den Humifikations- prozessen anfänglich immer der Fall ist. In dem Versuch, dem jene Darstellung zugrunde liegt, wird das Optimum bei ca. 30° C und 27°/, Wassergehalt erreicht. Unter solchen Umständen ist, die Lebenstätigkeit der Organismen aufs höchste gesteigert, die Zer- setzung ist die rascheste, die Kohlensäuremenge beträgt ca. 73 Vol. in 1000 Vol. Bodenluft. Die Lebensfunktionen der Mikroorganismen und damit die Kohlensäurebildung hört auf, wenn die Temperatur oder das Wasser ins Minimum gerät. Die organischen Abfallstoffe bleiben unzersetzt und häufen sich an. Diese Anhäufung und die damit verbundene Wasseranreicherung sperren die Luft vom Boden ab. An Stelle der mullbildenden Fauna treten die Fäulnisbakterien und ihr Produkt ist die Rohhumusbildung. Der Boden verliert seine poröse krümelige Beschaffenheit und geht in dichte Lagerung und Einzelkornstruktur über. Sauerstoffmangel ist in chemischer Hinsicht das hervorstechendste Merkmal der veränderten Boden- zustände: an Stelle der Oxydations- treten Reduktionsvorgänge. Die frühere neutrale Reaktion der Mullböden schlägt durch die auf- tretenden Humussäuren in eine saure um. Die gleichmäßige Boden- durchmischung des Humus und Obergrundes — ein Produkt der mullbildenden Fauna — hört auf, dafür sehen wir eine Boden- entmischung, eine Differenzierung des Bodens in physikalischer und chemischer Hinsicht auftreten. Wärme und Feuchtigkeit sind die Angel- und Drehpunkte der ganzen Humus- und mit Einbeziehung der Bodenbeschaffenheit auch der Ortsteinfrage. Sie sind bedingt durch Klima und Witterung (Temperatur, Regenmenge, Luftfeuchtigkeit, Windverhältnisse), Ex- ! Die Zersetzung der organischen Stoffe und die Humusbildung von E. Worrny. Heidelberg 1897, 6) BEN position, Inklination, chemische und physikalische Eigenschaften des Bodens, durch die Vegetationsformen und leblosen Bodendecken. Hohe Gebirgslagen und nordische Gebiete (Tundren) zeichnen sich aus durch geringe Wärme und große Niederschläge. Sie sind natürliche Verbreitungsgebiete der Rohhumus- eventuell Ortstein- bildungen. Es gibt aber auch Bezirke, wo ein labiles Verhältnis besteht zwischen günstig und ungünstig wirkenden Faktoren. Hier kann es dann die Tätigkeit des Menschen sein, welche die latent vorhandenen ungünstigen Faktoren zur Auslösung bringt, welche mit der Zeit fortwachsend die Bodenkultur vernichten. Durch Ein- griffe in die Vegetationsverhältnisse vermag, wie wir wissen, der Mensch die Faktoren Wärme und Feuchtigkeit des Bodens zu ver- ändern und so über die Humusform den Ausschlag zu geben. Rohhumusbildung ist auf allen Böden, soweit es nur auf diese ankommt, möglich, die Ortsteinbildung aber hat noch bestimmte Bodenverhältnisse zur Voraussetzung'. Erstere ist daher viel ver- breiteter als letztere und kann sozusagen als Fingerzeig gelten, wo dem Klima nach Ortsteinbildung möglich wäre. Darin liest auch der Grund, wenn bei Besprechung der Ortsteinbildungen die Rohhumusbildungen mitberücksichtigt werden. Ausgeschlossen von der Ortsteinbildung sind z. B. Kalkböden. Nach den Untersuchungen Wortsy’s? beruht dies darauf, daß die gebildeten Humussäuren sich mit dem Kalk zu humussaurem Kalk verbinden, der sich viel schneller zersetzt als die reinen Humussäuren. Dadurch, daß der humussaure Kalk sich zu kohlensaurem Kalk zurückbildet, ist theoretisch die Möglichkeit urbegrenzter Wirksamkeit gegeben. Ebensowenig wie Kalkböden unterliegen im Buntsandsteingebiet die Tonböden der Ortsteinbildung. Der Grund ist der, daß Ton unter der Rohhumus- decke eine speckig zähe, für Wasser völlig undurchlässige Beschaffen- heit angenommen hat, die nur eine oberflächliche Ausbleichung durch Humussäuren, nicht aber einen Transport der Humate nach dem Untergrunde und eine dortige Ablagerung derselben gestattet. Dafür zeigen die Tonböden eine andere Art von Bodenverschlechterung, die Missenbildung, die in ihrer Entwicklung mit der Ortsteinbildung viele gemeinsame Merkmale trägt, in ihrem Endzustand aber ein ! Zu Nachfolgendem vergl. das Blatt Freudenstadt der geolog. Spez.-Karte v. Württbg. nebst Erläuterungen von M. Schwmipr u. K. Rav. aaO 153, > Vergl. die Erläuterungen zu Blatt Simmersfeld S. 49 u. ff. von M. Bräv- HÄUSER, SEN TEN völlig anders geartetes Gebilde darstellt und als solches bodenkund- lich vom Ortstein wohl zu unterscheiden ist. Die Missen sind ein aus- gezeichnetes Beispiel für die Abhängigkeit der Ortsteinbildungen von der Bodenbeschaffenheit. Mitten im Ortsteingebiet gelegen, also den gleichen äußeren Bedingungen unterworfen, bezeichnen sie die Stellen abweichender Bodenverhältnisse. Beim Übergang von Ton- in Sand- boden treten im Untergrund auch ortsteinähnliche Bildungen auf. Als Substrat für die Ortsteinbildung hat sich nach den bis- herigen Erfahrungen unter unseren klimatischen und meteorologischen Verhältnissen das Verwitterungsmaterial eines solchen Gesteins am geeignetsten erwiesen, das infolge der ungleichen Verwitterungs- fähigkeit seiner Bestandteile beim Zerfall eine mittel- bis grobsandige Struktur annımmt und bei dem der schwer zersetzliche Anteil die Hauptmasse bildet. Damit ist noch nicht gesagt, daß der Boden an Basen arm sein muß, aber die Haupterfordernisse ergeben sich daraus, nämlich daß der Boden eine gewisse Durchlässigkeit, Porosität und Absorptionsfähigkeit besitzen muß, Eigenschaften, welche eine Wasserbewegnng dem Untergrunde zu, den Transport gelöster Stoffe, ihre Ablagerung und die Verkittung der Sandkörner ermöglichen. Vielfach besprochen, aber noch nicht völlig gelöst sind die Fragen über die Natur des Kittstoffes und über die Stoffablagerung im Untergrund. Je mehr wir Gelegenheit haben, diese Vorgänge unter veränderten Bedingungen in der Natur zu beobachten, um so mehr Anhaltspunkte gewinnen wir zu einer richtigen Erklärung. Im Schwarzwald können wir zu diesem Zweck die Missen in den Kreis der Betrachtung hereinziehen. Der tonige und eisenschüssige Misseboden ist in von Wasser gesättigtem Zustande für Wasser und auch Humussäuren undurchlässig. Nur die lokale Anreicherung von Geröll gestattet ein tieferes Eindringen des Wassers und vergrößert die Berührungsfläche des Bodens mit letzterem und den Humus- säuren. Die in der Rohhumusschicht sich bildenden Humussäuren sammeln sich über dem Boden und bilden mit dem Wassergehalt des letzteren zwei inhomogene Medien. Infolge der äußerst langsam vor sich gehenden Diffusion tritt eine allmähliche, von oben nach unten fortschreitende Durchtränkung des Bodens mit Humussäuren ein. Unter der Einwirkung der letzteren bilden sich lösliche humus- saure Verbindungen, die nach oben in die stets neu zufließenden Humussäuren diffundieren. Der Prozeß ist eine Auslaugung ', dessen * Vergl. die chemischen Analysen von M. BRÄuHÄvsER in den Erläuterungen zu Blatt Simmersfeld S. 52. 3% Dee Schwerpunkt in der Einwirkungszone der Humussäuren ist und bleibt. Oder mit anderen Worten: Die unter der Einwirkung der Humus- säuren sich bildenden löslichen humussauren Verbindungen bleiben unter den Bedingungen ihrer Entstehung nicht bloß an ihrem Bil- dungsorte, sondern auch während ihrer Diffusion und Wegführung durch Humussäuren, überhaupt so lange, bis ein Wechsel in den bisherigen Verhältnissen eintritt, z. B. durch Veränderung der Boden- beschaffenheit, durch Zutritt von Luft oder salzhaltiger Wässer ete. Dann erst ist den löslichen humussauren Verbindungen die Möglich- keit gegeben, eine andere Form anzunehmen, z. B. unlöslich zu werden. Der Ausfällungsort kann meilenweit vom Erstehungsort entfernt liegen. Ganz anders beim Ortstein. Er ist eine Stoffumlagerung inner- halb zweier unmittelbar aneinander grenzender Bodenschichten, ebenfalls bewirkt durch die lösende Tätigkeit der Humussäuren. Dadurch aber, daß in dem Sandboden der Schwerkraft folgend eine Wanderung der löslichen humussauren Verbindungen in eine anders beschaffene Bodenschicht möglich ist, werden die letzteren der Ein- wirkungszone der Humussäuren bis zu einem gewissen Grad entrückt, dıe Bedingungen ihrer Entstehung werden geändert, es tritt eine Stoffablagerung ein, welche die Zwischenräume zwischen den Boden- bestandteilen verengert und schließlich ausfüllt, die letzteren ver- kittet und unter Umständen steinhart verfestist. Die Missebildung geht unter dem andauernden Einfluß reichlicher Wassermengen vor sich. Für die Ortsteinbildung dagegen lehrt die Beobachtung im Schwarzwald, daß bei sehr starker und stetiger Wasserbewegung im Boden (Quellen, Grundwasser) wohl eine Humussäure-, nicht aber eine Ortsteinbildung auftreten kann, an deren Stelle eine schmierige, schwarzbraune Humatausfällung den Sand erfüllt!. Am günstigsten ist wohl eine intermittierende Wasserbewegung, wie sie die meteorischen Niederschläge wohl am besten zustande bringen. Die von den einzelnen Autoren zur Erklärung der Verkittung herangezogenen chemisch-physikalischen Prozesse lassen sich nicht scharf voneinander trennen und werden wohl alle gleichzeitig mehr oder weniger je nach den lokalen Verhältnissen wirksam sein. Die ungezwungendste Erklärung scheint mir bei Annahme der kolloiden Natur der Kittstoffe vorzuliegen. Sie wird am ehesten den vielen Widersprüchen gerecht, auf die wir bei unseren theoretischen ! Siehe Erläuterungen zu Blatt Freudenstadt S. 81 und van SCHERMBECK, Notiz zur IV. Hauptversammlung des Deutsch. Forstvereins etc. S. 13. Betrachtungen und Wahrnehmungen in der Natur stoßen. Die Ausfällung könnte verschiedene Ursachen haben: Wasserverlust, Koagulation bei Berührung mit Bodensalzen, Austausch von Basen, Temperaturwechsel. Aus der Reversibilität des Gels würde sich das Wiederauflösen und Wandern des Ortsteins erklären lassen, und aus dem Verhalten der Humuskolloide zu Alkalien, Tonerde und Kiesel- ‚säure die Bildung des ÖOrtstens im Granitboden. Dann dürfte aber auch die bisherige Ansicht, daß ein Boden um so leichter der Ortstembildung unterliegt, je ärmer er an Basen und je größer die Menge der freien Humussäuren ist, dahin zu berichtigen sein, daß es nicht die Armut an Basen überhaupt, sondern der Mangel an solchen Basen ist, welche imstande sind, die Humussäuren durch Überführung in eine unlösliche Form unschädlich zu machen, und daß in einem solchen Falle das reichliche Vorhandensein von Alkalien die Ortsteinbildung unterstützt. Die den Humussäuren zugeschriebene Eigenschaft, Phosphate und Karbonate zu zerlegen, kommt auch den kolloiden Humus- substanzen zu. In Einklang mit letzteren lassen sich auch die Er- scheinungen der Misse bringen. Die Auslaugung des Klebsandes wäre darauf zurückzuführen, daß die stets sich erneuernde Humus- sole bestrebt ist, durch Bildung von Absorptionsverbindungen den Gleichgewichtszustand zwischen sich und den löslichen Bodensalzen herzustellen!. Die Vegetationsformen und leblosen Bodendecken sind für die Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens von allergrößter Bedeutung. Nach den Untersuchungen Worınv’s” und vieler anderer bewahrt der mit lebenden Pflanzen oder abgestorbenen Pflanzenteilen bedeckte Boden eine gleichmäßigere Temperatur als der unbedeckte, dessen extreme Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen jegliche Tätigkeit der mullbildenden Bodenfauna unterdrücken und den Boden der Verwilderung ausliefern. Bodenschutz durch eine Pflanzendecke ist daher eine der wichtigsten Lehren der Waldpflege. Verstöße dagegen haben zum größten Teil die Ortstein- und Missebildungen im Schwarzwald verursacht. WorınY” stellte ferner fest, daß die Bodentemperatur während der wärmeren Jahreszeit um so niedriger ist, je dichter die Pflanzen stehen ; daher die Erscheinung, daß öfters unter nicht durchforsteten Nadelholzbeständen beträchtliche Roh- ! Siehe Baumann: Untersuchungen über die Humussäuren, Mitteil. d. K. Bayr. Moorkulturanstalt. Heft 3. 1909. ®? Worıny: Zersetzung der Humusstoffe S. 163 u. ff. a humusmassen sich anhäufen (besonders an Nordhängen). Noch stärker als die Wärme wird die Feuchtigkeit von der Streudecke beeinflußt. A. BüuLer fand', daß ein mit einer leblosen Bodendecke versehener Boden ca. 24°/o mehr Sickerwassermengen liefert als der kahle Boden, und daß die Sickerwassermengen des letzteren durch die Vegetation von 4—D5jährigen Fichten und Buchen um 43 und 55°/o herabgesetzt werden. Die Vegetationsformen kommen außerdem für die Ortstein- bildung noch dadurch in Betracht, daß sie die Rohhumusbildung nur begünstigen, wie z. B. reine Bestände von Lichtholzarten durch Aufkommenlassen der Heide oder mit ihren Abfällen direkt an ihr teilnehmen, wie z. B. Heide, Heidelbeere, Preiselbeeren und Torfmoose. IV. Verbreitung des Ortsteins im allgemeinen. Im großen und ganzen kommt der Ortsteinbildung infolge ihrer Abhängigkeit von der Rohhumusbildung entschieden ein klimatischer Charakter zu. Im Zusammenhang damit steht auch die geographische Verbreitung. Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse gehört er durchweg der nördlichen Zone unserer Erde an und hier sind es zumeist Sandböden der Küstengebiete oder Gebirgsgegenden. Der Ortstein kommt vor nach Ewzıs?” in den Heideböden Schleswig- Holsteins und Jütlands, nach P. E. Mürzer® in den Sand-Ton-Lehm- böden Dänemarks, im Hochgebirge Norwegens sogar im plastischen Ton unter niedrigen verkümmerten Birkenbeständen (Missen?) und in Anhäufungen mageren Sandes oder Kieses, in den höheren Partien des Böhmerwaldes im Verwitterungskies eines feldspatarmen Granits unter Weißtannen und Fichtenbeständen; schließlich im Riesengebirge im Verwitterungskies eines hier feldspatreicheren Granits unter Fichten- wald; nach Rawmann in den Sanden des ganzen norddeutschen Tief- landes, im Buntsandstein Thüringens, in den tertiären Sandböden Schlesiens und der Lausitz, in den devonischen Quarzitsanden des Regierungsbezirkes Trier, in den Gneis- und Granitböden der Tatra, im Verwitterungsboden des Quadersandsteins in Böhmen, in den „Landes“ (Heiden) Frankreichs. Das Vorkommen in Süddeutschland haben wir schon eingangs erwähnt. ı A. Bünter: Wasservorrat und Wasserbewegung im Waldboden. Ber. üb. d. 23. Vers. des Württb. Forstvereins 1908. °? Waldbaul. Forschungen etc. ’ Studien ete. S. 318 ff. V. Die Ortsteinverbreitung im württembergischen Schwarz- walde. Im folgenden sollen uns die Ortsteinverhältnisse des württembergi- schen Schwarzwaldes, insbesondere die des oberen Murgtales eingehen- der beschäftigen. Die wichtigsten Unterlagen dazu liefern die Veröffent- lichungen der neuen geologischen Landesaufnahme unter Leitung von A. Saver. In Betracht kommen die Blätter der geologischen Spezialkarte Württembergs im Maßstab 1:25000 Obertal-Kniebis, Baiersbronn (K. Resermann), Freudenstadt (M. Schuwr und K. Rav), Altensteig, Nagold (M. Schmipr), Simmersfeld (M. BrÄuHÄuser und A. Scauipr), Stammheim (A. Schmivr), Schramberg (M. BRÄUHÄUSER und A. Sauer) nebst den dazu gehörigen Erläuterungen. Zur voll- ständigen Übersicht der Ortsteinverhältnisse fehlen noch einige Blätter, besonders Calw und Wildbad. Immerhin gewähren die bis- her erschienenen ein gutes Bild. Über die Kartierung des Ortsteins siehe „Erläuterungen zu Blatt Freudenstadt (K. Rau) und Blatt Obertal-Kniebis (K. ReGELMAnn)“. Aus früher angegebenen Gründen werden im folgenden auch die Misse- und Hochmoorbildungen be- rücksichtigt werden. Nach den Beobachtungen der Geologen und meinen eigenen Beobachtungen im Schwarzwald scheint die Ausbildungsform des dortigen Ortsteins eine wesentlich andere zu sein als in Nord- deutschland, jedenfalls spielt sie bei uns nicht die verhängnisvolle wirtschaftliche Rolle wie dort. Der Unterschied ist auf starke natür- liche Gegensätze zurückzuführen. Hier waldiges Gebirgsland mit seinen stetig wechselnden Formen, Lagen, Bodenverhältnissen, kli- matischen Faktoren und Wasserzirkulationen im Boden; dort ebenes Heideland und große Gleichförmigkeit der genannten Zustände. Da- her in Norddeutschland das Auftreten des Ortsteins in zusammen- hängender geschlossener Form von gleichartiger Beschaffenheit über weite Gebiete, hier das Vorkommen nesterweis, nur auf den Kar- riegeln und vereinzelten exponierten Stellen öfters in größerem Zu- sammenhang, auf kurze Entfernung an Mächtigkeit und Härte rasch wechselnd ohne jegliche parallele Schichtung zur Oberfläche. Über die klimatischen Verhältnisse des Gebietes ist folgendes zu sagen: Das monatliche Temperaturmittel steigt von — 2,5°C im Januar bis + 15,8°C im Juli; das Jahresmittel beträgt 6°C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt durchschnittlich 1500 mm. Von größter Wichtigkeit dabei ist, daß in keinem Monat unter 100 mm a oa ee fallen und sich die Regenmenge ziemlich gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt, im Gegensatz zum übrigen Teil Württembergs!. Einer von A. BÜHLER entworfenen und mir freundlichst zur Verfügung gestellten graphischen Darstellung sind die folgenden l5jährigen Niederschlagsmittel in den einzelnen Monaten entnommen: IE een 202 alaıslals)s Ela 85|8|83 ),5 Sees | Im | z | ® Schwarzwald. . . 107 108 128) 112 118 135) 148| 123 103| 130, 94 130mm Oberschwaben, südlich | 59 57) 70) 89 101 136,146) 133 111, 94 51 56 ; nördlich | 86 32) 42! 63, 77100 97) 98 71 68| 36| 36 Ellwanger Gegend . ..|| 58, 49! 61 74| 80104 100) 99) 70) 8147| 67 Alb 0... 0200020. %26105910.64, S6u 73) 95 01 85) zo 80 Are Gau'.... .a.|| A084 Aqı 53 6Alr8s 92.69 53) el 3A Rt Heilbronn, Mergentheim 50 43 54 54 60 82 84 64 63 73) 88| 54 Die Niederschlagsmenge des Schwarzwaldes ist durchschnitt- lich doppelt so groß wie die der Heilbronner Gegend. Nur Öber- schwaben erreicht auf dem schwarzen Grat mit 146 mm im Juli beinahe das Maximum des Schwarzwaldes, aber von hier aus fallen die Werte sowohl dem Frühjahr wie dem Herbst und Winter zu sehr stark. Auf den Schwarzwald trifft demnach zu, was Worıny sagt”: In Gegenden, in welchen die Niederschläge ergiebig und derart verteilt sind, daß die Feuchtigkeitsmengen geringeren Schwankungen unterliegen als die Temperatur, ist letztere in der Regel der maß- gebendste Faktor für den Gang des Zersetzungsprozesses der or- ganischen Stoffe. Der im Maximum auftretende Faktor ist also die Feuchtigkeit und sie beherrscht im Schwarzwald die Zersetzungs- vorgänge. Wie wäre es sonst zu erklären, daß in den stark durch- lässigen Sandböden der sonnendurchglühten steilen Südwesthänge eine kräftige Ortsteinbildung auftritt, wenn nicht damit, daß die ungewöhnlich hohe Niederschlagsmenge und die damit verbundene Luftfeuchtigkeit im Verein mit dem Heidekraut und der Preiselbeere das Aufkommen der wasserhaltenden Moose ermöglicht, deren mäch- tige wassergesättigte Polster infolge ihres hohen Wassergehaltes und der Verdunstung die Temperatur herabsetzen. In noch erhöhtem Maße treffen die auf die Temperaturerniedrigung hinwirkenden Um- ! Württemb. Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Jahrg. 1905. II. Heft. S. 183—188 (bearbeitet von Dr. L. MEYER). aaO Selen: ESEL U stände bei den Nordhängen und den heftigen Winden ausgesetzten Höhenlagen zu. Außer diesen klimatischen Faktoren kommen für die Rohhumus- bezw. Ortsteinbildung noch zwei weitere Erscheinungen des Schwarz- waldes von allgemeiner Bedeutung in Betracht. Die eine ist die Bedeckung der Gegend mit Nadelholzwäldern. Dahingehende Unter- suchungen sind gemacht worden von J. SCHUBERT !, EBERMAYER? und Worrny. Der letztere faßt seine Ergebnisse in folgende Sätze zu- sammen: Unter allen Vegetationsformen hat der Wald die größte abkühlende Wirkung auf den Boden, sowohl infolge der starken Beschattung, welche die Bäume mit ihrem Kronendach ausüben, als auch wegen des Schutzes, den die aus abgefallenen Nadeln und Blättern gebildete Streudecke dem darunter liegenden Erdreich ge- währt. Die lange Vegetationszeit der Gewächse, besonders der immergrünen, ist ebenfalls ein Umstand, der zur Erklärung der be- beträchtlichen Depression der Temperatur des Waldbodens mit herangezogen werden muß. Die andere Erscheinung ist die große Kalkarmut sämtlicher Schwarzwaldböden. Der Kalk ist die einzige von den kräftig wirkenden Basen, die sonst im Boden in größerer Menge vorzukommen pflest. Schon früher ist betont worden, daß für die Ortsteinbildung nicht bloß die Rohhumusentwicklung, sondern auch die Boden- beschaffenheit von größter Bedeutung ist. Eine gesetzmäßige Ab- hängigkeit des Ortsteins von der’ geologischen Unterlage nachzu- weisen, soll im folgenden versucht werden. Geologischer Aufbau und topographische Gliederung entsprechen sich in unserem Ortsteingebiet durchweg. Die nordsüdliche Richtung des oberen Murgtales bezeichnet die Grenzlinie zweier stark von- einander abweichenden Landschaften. Westlich der Murg haben wir die Gebirgsstöcke des Kniebis und der Hornisgrinde mit ihren zahlreichen Ausläufern, schmalen langgestreckten Bergrücken, von- einander getrennt durch die bis zu 300 m tiefen Täler. Östlich der Murg aber breitet sich eine ausgedehnte Hochebene mit scharf ein- gerissenen Tälern aus. Hier wie dort liegen die Talsohlen durch- schnittlich 500—600 m über dem Meer, die Höhen 800—900 m. ! Der jährl. Gang der Luft- und Bodentemperatur im Freien und in Waldungen, und der Wärmeaustausch im Boden von J. Schugerr. Berlin 1900. 2 Die physikalischen Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden von G. FBERMAYER. Berlin 1873. Forschungen auf dem Gebiet der Agrikulturphysik. IDRTVAERSIN. I) Die Talsohlen und unteren Hänge werden vom Granit, Gneis und unteren Buntsandstein, die Gänge vom mittleren Buntsandstein, die Hochebenen westlich der Murg vom Hauptkonglomerat des mittleren Buntsandsteins, östlich der Murg vom oberen Buntsandstein gebildet. Die geologische Kartierung hat die Verbreitung des Ortsteins über das ganze Gebiet und dessen Vorkommen auf allen Böden, mit Ausnahme der Gneis-, der unteren und oberen Buntsandsteinböden, nachgewiesen und außerdem die wichtige Tatsache festgestellt, daß sein Auftreten, abgesehen von den vereinzelten Vorkommen im Granit, einen bestimmten geologischen Horizont im Deckgebirge einhält, nämlich den des mittleren Buntsandsteins.. Das Einhalten des mittleren Buntsandsteinhorizontes im Auftreten des Ortsteins hat seinen Grund darin, daß nach den Untersuchungen der geologischen Landesaufnahme! der Verwitterungsboden des mittleren Buntsand- steins von sämtlichen Schwarzwaldböden der geringwertigste ist. Petrographisch charakterisiert ihn K. REGELMANN folgendermaßen’: „Da dieser Horizont Feldspat fast nicht mehr führt, ist der Kali- gehalt seiner Böden im allgemeinen gering. Auch der Tonerdegehalt, der aus den Kaolinstückchen stammt, ist sehr mäßig und genügt für gewöhnlich nicht, dem Sandboden Bindigkeit zu verleihen. Kalk und Magnesia fehlen schon im Gestein fast vollständig. Auch Eisen ist nur in geringen Mengen vorhanden. Aus der Verwitterung des anstehenden Gesteins resultiert demnach ein lockerer, grobkörniger, stark durchlässiger, bindemittelarmer, fast reiner Quarzsandboden‘. Für die Abhängigkeit der Ortsteinbildung von den Bodenverhältnissen können wir kaum ein besseres Beispiel finden. Es ist demnach vorwiegend die obere Hälfte der Talhänge westlich der Murg, die orsteinführend ist, und hier sind es wiederum die Süd- und Südwesthänge, die am meisten befallen sind. Greift die Ortsteinbildung scheinbar weiter herunter auf den Horizont der Gneis- und unteren Buntsandsteinböden, wie z. B. auf Blatt Freuden - stadt, so haben wir es hier mit Gehängeschutt des mittleren Bunt- sandsteins auf unterem zu tun. Aber auch die Öst-, Nord- und Westhänge weisen, wie die Karte zeigt, allenthalben Ortstein auf, während er verhältnismäßig wenig auf den Hochflächen nachweis- bar ist, z. T. infolge Überlagerung durch Hochmoore. Östlich der Murg beschränkt sich sein Vorkommen ganz auf die Talhänge, so- weit der mittlere Buntsandstein eine größere Mächtigkeit besitzt. ! Vergl. die Erläuterungen zu den Blättern Freudenstadt, Obertal. ° Erläuterungen zu Blatt Obertal—Kniebis von K. RrGELMARN S. 131. RA ee Die verschiedenen Expositionen zeigen in den V.egetations- wie Örtsteinverhältnissen einen deutlichen Unterschied, der zwischen Nord- und Südhang am ausgesprochensten ist. An den Südhängen häuft sich die Reihe ungünstiger Momente. Die Ortsteinbezirke sind viel schärfer ausgeprägt. Die Ortsteinschicht selbst ist stärker entwickelt und von größerer Härte. Die Vegetation besteht aus verlichtetem Forchenaltholz, meterhohem Heidekraut, Moosen und Flechten und krüppelhaftem Forchenjungwuchs. Durch die Roh- humusansammlung und die große Wasseraufnahmefähigkeit des letzteren kommt es lokal zur Ausbildung sumpfiger Stellen. An den Nordhängen kommen die klimatischen Verhältnisse zur vollen Geltung. Mächtige Rohhumusmassen, anmoorige Stellen und Gehängemoore verbreiten sich über ansehnliche Flächen. Unter den verlichteten Tannen- und Fichtenaltholzbeständen breiten sich dichte Rasen von Heidelbeeren, Moosen und Farnen aus, die Heide tritt zurück. Die Ortsteinbezirke lassen sich weniger leicht an dem Wachstumsunterschied der Vegetation erkennen. Die Ausbildung des Ortsteins erfolgt großenteils nur in der unverfestigten Form der Örterde. Ausbleichungen der obersten Bodenschichte sind allge- mein verbreitet. Sowohl Rohhumus- wie Ortsteinbildungen sind am kräftigsten in den Karen und Karriegeln der Nordhänge entwickelt, welche sich durch besonders reichliche Wasserführung auszeichnen und ihre rauhe kühlfeuchte Hochlage durch das Vorkommen der Legforche kennzeichnen. Zwischen den Nord- und Südhängen bilden die Ost- und West- hänge natürlicherweise die Übergangsformen. Auf den Hochflächen zeichnet sich das Hauptkonglomerat des mittleren Buntsandsteins, soweit es einen durchlässigen Untergrund besitzt, durch starke Ortsteinbildung aus, soweit es einen undurch- lässigen Grund besitzt, durch Hochmoor- und Missebildung. Für den stark tonhaltigen oberen Buntsandstein wird letztere so typisch, wie der Ortstein für den mittleren Buntsandstein. An einigen Stellen war es möglich, Ortstein auch unter Hochmooren nachzu- weisen‘. Vielleicht hat in solchem Falle die Ortsteinbildung durch Abdichtung des Untergrundes zur. Hochmoorbildung geführt. Auf den kahlen Hochflächen erreichen die klimatischen Faktoren ihren Höhepunkt. Die jährliche Regenmenge beträgt 2000 mm, die durch- schnittliche Jahrestemperatur 5°C und das ganze Jahr hindurch * Erläuterungen zu Blatt Obertal—Kniebis von K. ResErmann. 8. 150. herrschen starke Südwestwinde. Die Vegetation ist eine ausgeprägte Hochmoorflora mit Gruppen von Legforchen. Östlich der Murg breitet sich der obere Buntsandstein in weitgedehnter Hochfläche aus. Der Ortstein beschränkt sich hier in seinem Vorkommen auf die Hänge der tief in das Plateau einge- schnittenen Täler, wo die Schichten des mittleren Buntsandsteins zutage treten, und verliert sich in östlicher Richtung, der Peripherie des Schwarzwaldes zu, sehr rasch, schon lange bevor die nach Osten zu einfallenden Schichten des mittleren Buntsandsteins unter der Oberfläche verschwinden. Auch klimatisch ist die Veränderung beträcht- lich, namentlich bezüglich der Niederschlagsverteilung in der wärmeren und kälteren Jahreshälfte. So beträgt vom April bis September die durchschnittliche Regenmenge bei Altensteig (504 m ü. d.M.) ca. 450 mm, dagegen auf dem Ruhstein (1015 m ü. d. M.) ca. 955 mm. Für die Zeit vom Oktober bis März haben wir die entsprechenden Zahlen 400 und 971. Die Anhäufung großer Schneemassen west- lich der Murg und die dadurch bedingte, weit ins Frühjahr herein- reichende Winterfeuchtigkeit der Böden ist sicher von günstigem Einfluß auf die Ortsteinbildung. Die durchschnittliche Jahrestem- peratur beträgt bei Altensteig 7'/2’C, gegen 5°C auf dem Ruhstein. Dazu kommt die durch das Einfallen der Schichten bedingte ab- nehmende Mächtigkeit des Buntsandsteins. Letzterer besitzt auf Blatt Baiersbronn eine Mächtigkeit von 300 m, an der Nordwest- ecke des Blattes Altensteig eine solche von 200 m, am Ostrande eine solche von 60 nm. Ganz ähnliche Verhältnisse wie auf Blatt Altensteig finden sich auch auf Blatt Schramberg. Die durchschnittliche Regenmenge beträgt für die wärmere wie für die kältere Jahreszeit ca. 500 mm, die mittlere Jahrestemperatur 7'/a°C. Die Mächtigkeit des mittleren Buntsandsteins beläuft sich auf ca. 90 m. Rohhumusbildungen sind verbreitet. Der obere Buntsandstein trägt auch hier seine Missen. Ortsteinbildungen fehlen fast ganz, ebenso wie die ortstein- gefährdete mittlere geröllfreie Zone sm des mittleren Buntsand- steins. Fassen wir die wichtigsten Punkte kurz zusammen, so haben wir im Gebirgsstock Kniebis-Hornisgrinde die höchste Erhebung des Gebirges, damit zusammenfallend der reichlichste Niederschlag und die niederste Temperatur, ferner die größte Mächtigkeit des ortstein- führenden mittleren Buntsandsteins. Je mehr wir uns von hier nach Osten oder Süden entfernen, ist eine Abnahme dieser Verhältnisse BRELNE Aueh, vorhanden. Der Zusammenhang zwischen Klima, Bodenbeschaffen- heit und Rohhumus- und Ortsteinbildung ist also zweifellos vor- handen. Dabei tritt für die Rohhumusbildung das Klima, für die _Ortsteinbildung aber die Bodenbeschaffenheit in Vordergrund. Da nun im Schwarzwald sämtliche Rohhumusbildungen unter dem Ein- fluß der reichlichen Niederschlagsmengen stehen, so erhält hier die Ortsteinbildung einen gewissen klimatischen Ckarakter. Gehen wir über den Schwarzwald hinaus, so finden wir im Rheintal und in der norddeutschen Tiefebene Ortsteingebiete, die eine jährliche Nieder- schlagsmenge von 400 mm und eine Jahrestemperatur von über 10°C haben und somit ein wesentlich anderes Klima als der Schwarz- wald aufweisen. Der Ortstein ist auch von Natur aus an keine allzu enge klimatischen Grenzen gebunden: denn an feuchtkalten Orten hat er die Moosvegetation, an trockenwarmen Plätzen die Heidekräuter, welche Veranlassung zu Rohhumusbildungen geben. Aber durchweg ist es der fast kalkfreie nährstoffarme Sandboden, der die Unterlage bildet. Im Anschluß daran haben wir noch zwei Spezialfälle zu be- sprechen, einmal das Vorkommen des Ortsteins in Granitböden, und dann das vollständige Fehlen desselben in Gneisböden. Bisher glaubte man den Ortstein auf ganz geringwertige Böden beschränkt und war deswegen erstaunt, denselben auch im Ver- witterungsboden des mineralkräftigen Granits vorzufinden. Sein Vorkommen erstreckt sich auf alle Expositionen, beschränkt sich aber auf wenige Örtlichkeiten. Auszuscheiden aus dem Granit- horizont sind die Vorkommen im Gehängeschutt, wo es sich um eine deckenförmige Überschüttung des Granits durch den höher liegenden Buntsandstein handelt. Sie sind typische Buntsandsteinsortsteine und weisen nur da eine Besonderheit auf, wo, wie z. B. im Stein- grundbronn (Blatt Obertal—Kniebis), die überlagernde Buntsandstein- decke sehr wenig mächtig ist. In letzterer hat sich dann die Bleich- sandzone, im Granitboden die Ortsteinzone ausgebildet. Weit ver- breitet, namentlich an Nordhängen, ist die unter Rohhumus- ablagerungen auftretende braunrote Verfärbung des Bodens infolge der Durchtränkung mit Humussäuren mit oder ohne Ausbleichungszone. Das vereinzelte Vorkommen läßt auf besondere Umstände der Bil- dungsstätte schließen. An solcher Stelle haben die Granitböden zwei wichtige Merkmale der anderen ÖOrtsteinböden gemeinsam: erstens bestehen jene aus einem sandigen, scharfkantig-eckigem Ver- witterungsgrus und zweitens ist der Kalkgehalt verschwindend klein. N ee A. Sıver sagt über den Granitboden folgendes!: „Was nun die mineralische Nährkraft des Granitbodens betrifft, so enthält das frische Gestein etwa 1,6°/o Kalk und gegen 6°/o Kali. Bei der Ver- grusung ist anzunehmen, daß der leichtest verwitternde Kalknatron- feldspat, an den der Kalkgehalt vorwiegend gebunden ist, als Kalk- quelle baldigst versiegen, während dagegen der Boden jederzeit reich- lich mit Kali versorgt wird. Ein Zeichen für den sicher vorhandenen Kalkmangel kann man in dem Umstand erblicken, daß an feuchten Stellen des Granitterrains, besonders an den mit Hochwald be- standenen Nordlagen, sich mit Vorliebe Sphagnaceen ansiedeln, deren Existenz bekanntlich an kalkarmen Untergrund gebunden ist.“ Die Möglichkeit der Ortsteinbildung im Granitboden ließe sich damit erklären, daß in erster Linie der Kalk fehlt, Humussäuren gegen- über die kräftigste Base. In zweiter Linie dürfte der hohe Kali- gehalt die Bildung leicht löslicher humussaurer Alkalien bewirken °. „Ist die Humussubstanz in Alkalien gelöst, dann kommt nach van BEMELEN eine zweite Eigenschaft der Humuskolloide zur Geltung. Kieselsäure, Eisenoxyd, Tonerde, z. T. alkalische Erden lösen sich in einem gewissen Maß in dieser alkalischen Humuslösung und können alle nebeneinander gelöst bleiben.“ Aber auch ohne an Alkalien gebunden zu sein, vermögen die sauer reagierenden Humusstoffe mit Eisen und Tonerde kolloide Verbindungen einzugehen. Diese kol- loiden Lösungen werden nun im Untergrund abgeschieden, sei es nun durch die hier reichlich vorhandenen Basen, Kalisalze oder durch Wasserabgabe. Unter dem Mikroskop betrachtet gleicht das Aus- sehen des die Sandkörner umkleidenden firnisartigen Kittstoffes ganz dem eingetrockneter kolloider Stoffe. Eine zweite auffallende Tatsache ist, daß in den Gneisböden des württembergischen Schwarzwaldes Ortsteinbildungen bis jetzt noch nicht gefunden wurden. Zur Erklärung dieser Erschei- nung kann auf folgende Momente aufmerksam gemacht werden. Die Gneisböden haben eine nur geringe Verbreitung, bilden die Talsohlen und unteren Berghänge und dienen deswegen fast durchweg land- wirtschaftlichen Zwecken und befinden sich somit äußerlich unter günstigeren Verhältnissen als die anderen Bodenarten. Sehr nach- haltig ist auf die durchgreifenden bodenkundlichen Unterschiede zwischen Granit und Gneisböden im badischen Schwarwald unter Be- ! Erläuterungen zu Blatt Hornberg—Schiltach von A. SavEr S. 47. ? BAUMANN, a. a. 0. 8. 98. a u rücksichtigung der Strukturmerkmale der Gesteine von A. Sauer ! hin- gewiesen worden. Dazu kommen die hervorragenden Bodenverhält- nisse des Gneises. Ganz übereinstimmend sagt K. REGELMANN hier- über?: „Im allgemeinen liefern die Glimmergneise vorwiegend schiefrige Verwitterungsstücke, die von großer Wichtigkeit für die chemisch und physikalisch gleich günstige Zusammensetzung ‚der Gneisböden sind. Diese mehr oder weniger dicht, schuppen- artig angeordneten Gneisstücke verhindern das Ausschwemmen der feinen Verwitterungsprodukte (der Feinerde) und verhüten zusammen mit den unendlich vielen, ähnlich gelagerten Glimmerblättchen das leichte Austrocknen. Durch das Zurückhalten der für die Absorption so überaus wichtigen Feinerde steht der Gneisboden an Wert be- deutend über dem stofflich etwa gleichwertigen Granitboden“. Für die Annahme, daß auch hier die Bodenverhältnisse ausschlaggebend gewesen sind, spricht ein Vorkommen beim Dorfe Huzenbach. Auf einem der dortigen Gmeishügel lagern Reste von Hochterrassen- schotter, in welchem ich ein typisches Ortsteinprofil aufgefunden habe. Die Bedingungen zur Ortsteinbildung waren demnach vor- handen. Letztere konnte aber nur in den geröllführenden sandigen Anschwemmungen zur Entwicklung kommen. Anhangsweise möge noch kurz das Wesentlichste über die Missen gesagt werden, weil sie und der Ortstein z. T. die gleichen Entstehungsursachen und in der Entwicklung manche Erscheinung gemeinsam haben. Die Misse ist ein steter Begleiter des oberen Buntsandsteinplateaus in der niederschlagsreichen Schwarzwaldzone. Das topographische Bild ist eine versumpfte Fläche von oft weiter Ausdehnung am oberen Ende eines Wasserlaufes, der mit einer sanft ansteigenden, fast ebenen Mulde auf das Plateau übergreift. Die ziemlich ebene Lage, die stagnierende Nässe über dem undurch- lässigen Untergrund und eine ganz charakteristische Flora? geben der Misse ihr typisches Gepräge. Die Unterlage bildet ein dicht- gelagerter, schwerer, zäher, undurchlässiger Letten. Bei solchen Böden geht in einem feuchten Klima infolge des hohen Wasser- gehaltes, der geringen Durchlüftungs- und Erwärmungsfähigkeit die " Vergl. Erläuterungen zu Blatt Gengenbach 1884, dann ausführlicher: Blatt Hornberg— Schiltach 1896. ° Erläuterungen z. geol. Spez.-Karte des Kgr. Württbg. Blatt Baiersbronn, 818. 1909. ® Näheres siehe M. BräuuÄvser in: Erläuterungen z. geol. Spez.-Karte d. Kgr. Württbg. Blatt Simmersfeld von M. BrävHäuser und A. Scumivr 8. 49. a lo Verwesung der organischen Stoffe in Fäulnis über. Eine Rohhumus- anhäufung tritt ein, welche meist noch viel mächtiger ist wie beim Ortstein und stellenweise zur Hochmoorbildung neigt. Unter dem Rohhumus folgt wie beim Ortstein eine ausgebleichte Zone, die aber in eine lebhaft rotgelb gefärbte Zone und schließlich in die Farbe des normalen oberen Buntsandsteins übergeht. Darin liegt der Unterschied. Bei der Ortsteinbildung findet durch die Humussäuren eine Stoffumlagerung innerhalb des Bodens statt. Die in der oberen Bodenschicht in Lösung gebrachten Stoffe werden in der darunter- liegenden wieder ausgeschieden. Die grobsandige Struktur des Bodens ermöglicht diesen Vorgang. Die Bleichsandbildung der Missen dagegen ist eine reine Auslaugungserscheinung nach oben zu. Die von den Humussäuren in Lösung gebrachten Stoffe haben nur die Möglichkeit in die oben zwischen Bleichsand und Rohhumus zirkulierenden Wasser zu diffundieren und von ihnen fortgeschafft zu werden. Die Entwässerungsgräben der Missen sind oft mit rotem Schlamm ausgelegt. Es ist das von der Humussäure reduzierte und dadurch löslich gemachte Eisen, welches durch die Berührung mit Luft wieder ausgefällt wird. Allein schon aus der Vegetation zu schließen ist die Misse weit mehr von Temperatur und Regenmenge abhängig als der Ort- stein. Aber eine klimatische Notwendigkeit ist sie trotzdem nicht immer. Schon frühe! wurde die Entstehung durch z. T. lokale Ursachen erkannt. VI. Ursachen der Ortsteinbildung. In dem Kapitel über die Natur der Ortsteinbildung ist dar- gelegt worden, daß die Humusform im letzten Grunde abhängig ist von den variabeln Faktoren Wärme und Feuchtigkeit, ferner daß die ungünstige Verschiebung der beiden Faktoren, welche die Roh- humusbildung zur Folge hat, entweder von dem Klima herrührt oder von einer unzweckmäßigen wirtschaftlichen Tätigkeit des Menschen. Beweise für diese beiden Möglichkeiten geben die Unter- suchungen von P. E. Mürzer? und Emezis® und sie sind die Ursachen der Ortsteinbildung. Auch für den Schwarzwald müssen wir zur ! Über die Beschaffenheit, Entstehung und Kultivierung der Missen, von Spoxeck. Moser’s Forstarchiv. 30. Bd. 1807, Die Versumpfung der Wälder von BüHLer 1831. ® Natürliche Humusformen. 3 Siehe im Literaturverzeichnis die zahlreichen Abhandlungen von EnmkIs. Erklärung des Ortsteinvorkommens diese beiden Ursachen annehmen. Den Charakter einer rein klimatischen Ursache zeigen am ent- schiedensten die Bildungen der Kare und Karriegel. Das ausnahms- lose Vorkommen derselben an jedem der Orte, die mächtige Ent- wicklung, die hier ihren Höhepunkt erreicht, die uralte, von jeder Kultur verschonte, auf die Eiszeit zurückweisende Vegetation und ‚die stark entwickelten Moorbildungen legen diesen Schluß nahe. Außerdem kommen noch vorzugsweise in Betracht die Nordhänge und Höhenlagen. Inwieweit hier jedoch bereits Eingriffe des Menschen sich geltend machen, ist heutzutage schwer — wenn nicht gar un- möglich — zu sagen und bedarf einer weit eingehenderen Unter- suchung, als die Zeit sie mir erlaubte. Die Mehrzahl der übrigen Vorkommen dürfen wir der Tätigkeit des Menschen zuschreiben. Dazu berechtigen uns die Waldgeschichte des Schwarzwaldes, das rasche Wechseln ortsteinführender und -freier Plätze auf kleinem Raume und vollständige Fehlen auf Böden, die alle dieselben Ver- hältnisse aufweisen, und schließlich die Erfahrungen der heutigen Forstwirtschaft, die in Erkenntnis der begangenen Fehler in der wirtschaftlichen Behandlung des Waldes die Natur wieder mehr als früher zur Geltung kommen läßt. Mehr wie in den anderen Ortsteingebieten stehen uns im Schwarz- wald geschichtliche Aufzeichnungen zur Verfügung, die von O. Frucht in seiner interessanten Abhandlung‘: „Zur Vegetationsgeschichte des nördlichen Schwarzwaldes, insbesondere des Kniebisgebietes“ zu- sammengestellt ein anschauliches Bild der Waldgeschichte des oberen Murstales gewähren. Ich beschränke mich darauf, aus der genannten Abhandlung nur die Angaben zu entnehmen, die als Ursachen der Ortsteinbildungen in Betracht kommen können. Der ums Jahr 1140 entstandene Codex Reichenbachensis er- wähnt verschiedene Viehhöfe und Almen des Klosters Reichenbach im Murgtal. Eine der Almen lag 950 m ü. d. M. in den sogenannten Mehlplätzen, die um 1800 noch kahle Weideflächen waren, heute aber bewaldet sind. Die Hänge des genannten Ortes tragen Ort- stein, die Ebene selbst ist mit Rohhumus überdeckt und missig. Im Mittelalter finden wir ausgedehnte Harzrechte, Viehweide und Holznutzung. Im Jahr 1617 wurde das Harzrecht für Baiersbronn wegen des hohen Schadens beschränkt auf „die tieffen Thäler, Grinden und ohngelegenen Orte, darauß man das Holtz sonst zu ! Jahreshefte d. Vereins für vaterl. Naturkunde in Württbg. 1907. S. LVII. 4 keinem andern Nutzen bringen kann.“ SeBastıan MÜNSTER sagt in seiner 1544 erschienenen Kosmographie: „Also findest Du bey ursprung des Wassers Murg, nemblich hinder Kniebis, das sich des Volck mit hartz abläsen und klauben ernehret. Dann do findt man zwey oder drey Dörffer, deren einwoner alle jar 200 und etlich mehr centner hartz von den Thannbäumen samblen und gehn Straßburg zu ver- kauffen bringen.“ Großen Schaden richtete die Waldweide und das damit verbundene Weidbrennen an. Gegen letzteres wendet sich ° 1536 „die Floß- und Holtzordnung am Schwarzwald“, dann die Forst- ordnung von 1614 und schließlich eine solche von 1748. Dort heißt es Seite 92: „Nachdeme die Erfahrung gelehret, daß sowohl durch das Vieh-Wayd-brennen, sonderlich auf dem Schwarzwald, die meisten Exzesse entstehen, und dadurch schon viele 1000 Morgen Walds abgetrieben worden; als auch durch die von denen Vieh- Hirten aufmachende Feuer die Wälder öfters angesteckt und da- durch muthwilliger Weise ein fast unersetzlicher Schaden verursacht worden.....“ ete. Mit Recht nimmt O. Feucht an, daß die Grinden einst größtenteils bewaldet waren und verlegt ihre Entwaldung mit nachfolgender Moorvegetation in diese Zeit. Wenn er aber annimmt, daß im östlichen Schwarzwald, wo die Niederschlagshöhe viel ge- ringer ist, die Missen sich nicht in dem Maße ausdehnen konnten, wie im Kniebis-Hornisgrindegebiet, so dürfte dies den Tatsachen nicht ganz entsprechen. Denn wir haben im vorhergehenden darauf hingewiesen, daß die Missen im Horizont des oberen Buntsandsteins, also gerade im östlichen Schwarzwald, ihre Hauptentwicklung er- reichen. Ausschlaggebend ist nämlich die geognostische Unterlage. Mit dem 18. Jahrhundert begann der berühmte Holländerholzhandel, eine rücksichtslose Ausschlachtung der Murgtalwälder. Zeitgenössische Berichte erzählen: „Gegen die sonstige Gewohnheit auf dem Schwarz- wald sind diese Waldungen schlagweis abgetrieben worden, weil sie sämtlich von alters her zum Harzen angebrochen waren..... und in den meisten mehr Holz zu Boden gelegen als noch gestanden hatte.“ JÄGERSCHMID berichtet: „Was nicht zu Holländerholz sich eignete, wurde zu Gemeinholz verarbeitet, und die schwächeren Stämme zu Floßstangen und Floßwieden benützt: das fehlerhafte schwere Holz mußte zu Sägklötzen und der Abraum zu Feuerholz hergerichtet werden; was übrig blieb, war die Beute des Aschenbrenners. Damit aber nicht genug. Im folgenden Jahre durchzog eine zahlreiche Rindviehherde den mit üppigem Gras bedeckten Schlag.“ Im Jahr 1782 vernichtete ein Waldbrand auf dem Kniebis ca. 1000 Morgen ae Wald, und im Jahre 1800 zerstörte ein Waldbrand, der 17 Tage dauerte, mehr als 7000 Morgen Wald, der hauptsächlich aus dem Jungwuchs der vorher von den Holzhändlern abgeholzten Flächen bestand. Genauen Aufschluß über die einzelnen abgebrannten Waldungen und deren vorherigen Zustand finden wir in dem Bericht über die 13. Versammlung des Württbg. Forstvereins in Freuden- stadt 18941. Die dort einzeln angeführten Waldungen weisen heut- zutage starken Ortstein auf. Aus dem Bericht entnehmen wir aber auch, daß schon damals große Flächen „in Heideberg und Misse“ und aus „holzlos gewesenen und auch in Zukunft unbrauchbar bleibenden, zu nassen oder aus Felsen bestehenden Plätzen“ bestanden. Daraus und aus der Tatsache, daß der Ortstein nicht minder häufig an Örtlichkeiten auftritt, die von keiner derartigen Katastrophe heim- gesucht wurden, dürfen wir schließen, daß der große Brand viel- leicht nur zum kleineren Teil die Ortsteinursache bildet. Es dürfte auch anzunehmen sein, daß die durch einen großen Waldbrand be- wirkte äußerst intensive Düngung mit Pflanzenasche einer Bildung von Rohhumus auf lange Zeit entgegenwirkte. Den aktenmäßigen Nachweis der Verschlechterung des Bodens und der dadurch herbeigeführten Ortsteinbildung, verursacht durch wirtschaftliche Fehler, gibt Fr. Horrmann in dem wertvollen Auf- satz’: Bodenbearbeitung und künstliche Düngung in Forchen-Krüppel- beständen des württembergischen Schwarzwaldes. Die bis in das Jahr 1819 zurückreichende Bestandesgeschichte ergibt die unum- stößliche Tatsache: Je länger der Boden unter dem lichten Forchen- bestand der Aushagerung ausgesetzt war, und je weniger Individuen von einer anderen Holzart zwischen der Forchenkultur zu finden sind, um so schlechter ist der Bestand. Ums_ Jahr 1854 wird in der Bestandesbeschreibung zum erstenmal die Heide erwähnt. Nach einem starken Durchhieb im Jahre 1859 und nach 20jähriger Licht- stellung hatte die Heide und das Sumpfmoos an dem steilen West- hange derart überhand genommen, daß im Jahre 1899 _die Heide- sträucher an vielen Stellen höher. waren als die 20jährigen Forchen. Bodeneinschläge, die im Jahre 1899 Fr. Horrmann machen ließ, er- gaben überall Ortsteinbildungen. Ähnliche Beobachtungen, wie hier am Rosenberg im Murgtal, lassen sich allerorts im Schwarzwald machen. ! Der Waldbrand im Freudenstädter Forst i. J. 1800. Von Forstmeister NAGEL in Freudenstadt. ° Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. 1905. 8. 297. Bee Die gleichen Ursachen, die westlich der Murg zu Ortstein- bildungen führten, haben östlich der Murg die Entstehung der Missen veranlaßt. Angriffspunkte für die klimatischen Einwirkungen waren stark tonige Lagen, oder durch die Oberflächengestaltung bewirkte Wasseransammlungen und Bodenzusammenschlämmungen. Bei der so günstigen Bodenbeschaffenheit des oberen Buntsandsteins bedurfte es jedoch meist: menschlicher Eingriffe, welche die Bodentätigkeit zum Stillstand brachten. Auch hier sind wir in der glücklichen Lage, geschichtliche Aufzeichnungen zu besitzen, welche A. Prister in dem interessanten Aufsatz': „Die Geschichte des Altensteiger Kirchspiel- walds“ veröffentlichte. Die aus 7 Gemeinden bestehende Kirchspiels- genossenschaft, gegründet ums Jahr 1200, hatte anfänglich un- beschränkte Holz- und Weidenutzungsrechte. Die dadurch bedingte Waldverwüstung und der sich fühlbar machende Schaden führten von seiten des Staates zu immer schärferen Bestimmungen über die Nutzung, bis der letztere im Jahre 1830 die Berechtigungen durch Waldverteilung ablöste. Über die mutmaßlichen Ursachen der Missebildung hatte man schon früh richtige Ansichten. Als solche gibt Sroxeek * an: „Schlecht geführte Wirtschaft, vorzüglich zu lichtes Aushauen in Nadelhölzern auf hohen Gebirgen — möchte wohl eine der wichtigsten Ursachen solcher Erscheinungen sein, in Verbindung mit anderen folgenden: Wenn dem Wind der Eingang geöffnet wird, — durch Unterbrechung des nötigen geschlossenen Zustandes der Waldungen. Wenn kein sogen. Mantel beim Abtrieb des Nadelholzes zweckmäßig und auf die Lage nach der Weltgegend und anderen Umständen — passend angebracht und erhalten wird. Wenn in solchen Gegenden die Ver- mischung des schützenden Laubholzes, vorzüglich an Rotbuchen, Eichen ete. künstlich durch Aushauen verhindert wird. Kurz, wenn der Wald in hoher Gegend nicht in solchem Zustand erhalten wird: daß natürlicher hoffnungsvoller Anflug und Aufschlag möglich ist. — Dann tritt der Fall von obiger schädlicher Folge ein.“ Weiter hat er die richtige Beobachtung gemacht, „daß je mehr Bäume auf einer solchen Misse sich befinden, desto weniger Wasser vorhanden ist. Da aber, wo kein Holz steht, ist oft und meist der Sumpf am größten.“ Folgerichtig vergleicht er an anderer Stelle die Bäume ! Besondere Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg. 1909. No. 1.2. ? Über die Beschaffenheit, Entstehung und Kultivierung der Sümpfe (Missen) in Gebirgsforsten ete. Von Herrn Reichsgrafen von Sponzck. Moser’s Forst-Archiv. 30. Bd. 1807. ER mit natürlichen Pumpmaschinen, die eine zu große Wasseransamm- lung verhüten. Ähnliche Erfahrungen mögen dem Vertrag von 1560 zugrunde liegen, welcher dem Institut der Viermänner des Kirchspiel- waldes vorschreibt: „sie sollen das Holz nicht an einem Ort aus- zeichnen, daß es eine Platte gibt“. In vielen Fällen wird die früher im Schwarzwald allgemein _ übliche Plenterwirtschaft die Ursache der Ortsteinbildung sein. Die Nachteile dieses Wirtschaftsbetriebs hat gleichfalls Sroxeck ? für den Schwarzwald sehr eingehend beschrieben. Für die Ortsteinbildung kommt besonders die Verlichtung und nachteilige Veränderung des Bodens in Betracht. „Die sogen. Femelwirtschaft“, sagt Sponxeck ?, „wurde ohne alle guten Grundsätze und ohne Vorsichtsregeln betrieben. Die Sturmwinde rissen ganze Strecken stark ausgelichteter oder nicht gegen die rechte Weltgegend angehauener Wälder nieder.“ Über den Einfluß der Holzarten, sei es in reinen oder gemischten Beständen, ist bis jetzt noch wenig Sicheres bekannt. Nach den genannten Arbeiten von O. Frucht und A. Prister waren vom Mittel- alter ab die Nadelhölzer in den höheren Lagen — 700 m ü. d. M. — vorherrschend, während in den Tälern und südlichen Hängen Misch- waldungen, wie auch reine Buchen- und Eichenwälder sich vorfanden. Irgendein ursächlicher Zusammenhang mit dem Ortstein wird in der Regel nicht nachzuweisen sein, am ehesten noch bei der Forche. Man kann nur allgemein sagen, daß im Schwarzwald die Nadel- hölzer die Versaurung des Bodens begünstigen, die Laubhölzer, namentlich Buche und Eiche, einer solchen entgegenwirken. Die Beobachtung lehrt, daß gerade für den Schwarzwald die Buche ein ausgezeichnetes Bodenschutzholz ist. Bodenschutz ist aber die erste Forderung im Kampf gegen den Ortstein. Genau die gleiche Beobach- tung hat schon von Sponzck gemacht. In seiner Abhandlung „Über den Zustand und die Bewirtschaftung des Neuenbürger Oberforsts“ äußert er sich folgendermaßen’: „Die Ebenen, auch viele mitter- nächtige Abhänge haben guten Boden, obenauf eine Schicht Damm- erde, mehr oder weniger, je nachdem viel oder weniger Laubhölzer, besonders Rotbuchen, darauf stehen, und je nachdem viel Holz darauf 2 A, Jenna 6 er (06 IS 0, ? von Spoxeck: Über den Schwarzwald. Heidelberg 1817. von Sroxeck: Über den Zustand und die Bewirtschaftung des Neuen- bürger Oberforsts. Moser’s Forstarchiv. 30. Bd. 1807. S. 43. * von SponEck: Über den Zustand und die forstl. Behandlung des Neuen- bürger Oberforstes im württ. Schwarzwald. Moser’s Forstarchiv. 1807. 30. Bd. 8. 19. 3 Br > verfault ist; unter diesen Schichten — Sand; — und unter diesem meist Letten. Auf den höchsten Gegenden ist der Boden missigt, torfartig — mit weniger Sand gemischt, — im ganzen mager, für eine gute gesunde Vegetation nicht tauglich. Wo das Laub liegen bleiben und verfaulen kann, ist der Holzwuchs bei jeder Lage gut. Man darf den Satz annehmen: daß solange noch Holz (Reisig, Stöcke etc.) auf dem Schwarzwald in den Wäldern verfault, so lang wird eine gute Vegetation — und große Vollkommenheit der Stämme teils Orten statthaben — und wenn dieses aufhört — und z. B. kein Laub und Holz mehr liegen bleibt — so wird ein großer Unter- schied sich zeigen.“ Nach Graner! beträgt der Anteil der Holz- arten im oberen Murggebiet: Tanne 30°/o, Fichte 52 %/,, Kiefer 17 %/o, Laubholz nur 1°o. Zwischen Fichte und Buche besteht zweifellos ein Mißverhältnis. Unter Fichte versauert der Boden am leichtesten, unter Buchen finden wir meist günstige Bodenbeschaffenheit. Unter Buchen hat man im Schwarzwald noch nie Rohhumusansammlungen, Bleichsand oder Ortsteinbildungen angetroffen, um so öfter aber unter Fichten. A. Saver * schreibt diese günstige Wirkung der Buche dem kalkreichen und vergleichsweise mit der Fichte und Kiefer schnell verwitterndem Laube zu. Nach meiner Ansicht dürfte mehr ins Gewicht fallen die starke Beschattung des Bodens, die meist lücken- lose Überdeckung desselben durch das abgefallene Laub und die langsame Zersetzung des letzteren; Umstände, die sehr geeignet sind, Wärme, Feuchtigkeit und Feinerde — die Vorzüge eines guten Mull- bodens — dauernd zu erhalten. Interessante Lokalstudien über die Wechselbeziehungen zwischen Ortstein und Forstwirtschaft hat Ober- förster Raum in Calmbach unter dem Titel?: „Bestandesverjüngung auf den vielfach zu Rohhumus- und Ortsteinbildung neigenden Böden der Buntsandsteinformation des württ. Enzgebiets“ veröffentlicht. vi. Alter des Ortsteins. Mit der Frage nach den Ursachen des Ortsteins ist zugleich die Frage nach dem Alter desselben gegeben. Die Untersuchungen des nordischen Bodens’durch Emeıs und Mürter lassen keinen Zweifel darüber, daß die Ortsteinbildungen Jütlands z. T. uralt sind. Die dortigen Hünengräber enthalten als Baumaterial Heidetorf und Bleich- 1 Der Schwarzwald von GRANER. Forstwiss, Centralblatt 1897. ? Jahreshefte d Vereins f. vaterl, Naturkunde in Württbg. 1905. S. XI. 3 Bericht üb. d. 23. Versammlung des Württ. Forstvereins zu Neuen- bürg. 1908. N Mn sand. Nach einer Notiz in dem Landwirtschaftlichen Jahrbuch 1908. 27. Bd. Ergänzungsbd. I über den westfälischen Ortstein stehen die - Mauern eines römischen Kastells auf solchem. Ob die Bildungen des Schwarzwaldes im Alter an die Jütlands heranreichen, kann mangels bestimmter Anhaltspunkte nicht entschieden werden. Den äußeren Umständen nach zu schließen sind die ältesten, wohl in - die vorgeschichtliche Zeit fallenden Vorkommen jene der Kare, Kar- riegel, der auf den Grinden und an den Nordhängen gelegenen, soweit ihre Ursache eine klimatische ist. Die Bildungen der Ost-, Süd- und Westhänge aber, soweit sie menschlicher Tätigkeit ihren Ursprung verdanken, haben mit dem frühen Mittelalter ihren Anfang genommen und dauern bis heute fort. Zeitabschnitte, die sich durch besonders reichliche Ortsteinbildungen auszeichnen, veranlaßt durch Kahlhiebe und Brände, lassen sich nicht nachweisen. Gewisse Anhaltspunkte geben folgende Tatsachen : Im Granitboden des Hahnen- bronn im Schönmünztal sind an einem steilen Südwesthang durch Windwurf mächtige Wurzelstöcke aus dem Boden gehoben, von denen manche Ortsteinbrocken zeigen. Der Bestand mag der I./1I. Bonität angehört haben. Jungwuchs und Anflug ist überall vorhanden und gedeiht kräftig. Dazwischen findet sich die Heidel- beere reichlich. Zur Zeit der Bestandesgründung, also vor ca. 100 Jahren, hatte sich die Ortsteinbildung hier sozusagen bereits überlebt. Die Bodenverhältnisse mußten sich wieder wesentlich gebessert haben. Von Bedeutung ist ein ganz lokales Vorkommen beim Orte Huzenbach'! im Murgtal. Kommt man aus dem Dobelbachtal gegen Huzenbach, so führt der Weg über einen Gneishügel mit Hofbesied- lung und Wiesenbau. Der Kamm des Hügels trägt ein schmales, langgestrecktes Band von Hochterrassenschotter, in den der Fahr- weg sich bis zu 1 m Tiefe eingeschnitten hat. Kurz bevor der Weg den Schotter verläßt und sich in stärkerem Gefäll zu Tale wendet, fällt an der linken Wegböschung die rote Färbung des Untergrundes auf. Beim Nachgraben ergab sich das typische Profil eines Ortsteins, welcher der Struktur nach früher stark verfestigt, jetzt ziemlich mürbe war. Das betreffende Grundstück ist eine wohlgepflegte Wiese unmittelbar neben einem alten Wohnhaus. Die aus den Tälern terrassenartig aufsteigenden, sanft gerundeten Granit- und Gneishügel mit ihren fruchtbaren Böden wurden bei der Besied- lung des Schwarzwaldes stets bevorzugt. Bei Huzenbach erreicht ! In der Karte nicht eingetragen, diese Formation eine besondere Ausdehnung, und aus dem Schenkungs- urkundenbuch des Klosters Reichenbach wissen wir, daß letzteres hier schon im 12. Jahrhundert Viehhöfe besaß. So weit zurück können wir die Bildung verlegen. Nach den Jahren von 1755 ab nahm die Besiedlung des oberen Murgtales einen solchen Aufschwung!, daß der fragliche Boden sicher Kulturland wurde und eine Ortsteinbildung nicht mehr möglich war. Eine zweite Beobachtung von Ortstein unter landwirtschaftlich benütztem Boden, jedoch von nicht mehr so guter Erhaltung machte ich beim Abstieg vom Rinkenkopf nach der Murgbrücke bei Baiersbronn. Zur Lösung der Altersfrage wäre es lohnend, die Terrassen des Murgtales nach weiteren Ortstein- vorkommen abzusuchen. Einige Anhaltspunkte für das sehr wehselnde Alter der Heide- berge und Missen geben uns die Aufzeichnungen C. W. Bünter’s?. Über die Heideberge berichtet er: „Sie waren früher, wie sich fast überall durch alte Stöcke, Wurzeln und sonstige Bestandesreste nach- weisen läßt, bewaldet, und zwar meist mit Eichen. Aber üble Wirt- schaft vor alten Zeiten, starkes Abrechen des Laubes, am allermeisten aber außerordentlich starke ungestörte Beweidung mit einer Menge Vieh von allen Gattungen haben diese Berge holzlos gemacht.“ Von den Missen sagt er: „Daß dieses Übel nicht von jeher so war, ja daß es sich sogar in der Alterszeit der noch vorhandenen Stämme gebildet und nach und nach vergrößert hat, dies beweisen nicht nur die jetzt noch kümmerlich vegetierenden Stämme oft von Ger höchsten Stärke, sondern noch mehr die alten Stöcke, die Zeuge sind von einem vormals vollkommen geschlossenen Bestand.“ Die Ursache der Missebildung schreibt er allzustarkem Lichten zu mit den Folgeerscheinungen des Versauerns und Verdichtens des Bodens. An einer anderen Stelle sagt er’: „Seit sich die jetzt lebenden Menschen und ihre Väter denken, sind diese Waldstrecken immer so gewesen, nur daß die Forren immer mehr einbrechen und lichter werden, und daß sich die Vermoorung und Versumpfung immer weiter und allmählich auch in die Abhänge hinunter verbreitet. Höchst wahrscheinlich waren in noch viel älteren Zeiten aufsolchen Plateaus... mehrere Missen, die sich ... immer vergrößert und endlich ganz ver- einigt haben. Haben Windstürme.... ganze Bestandesstrecken nieder- ! Über die Besiedlung des württbg. Schwarzwaldes, insbesondere des oberen Murgtales von HARTMANN. Württbg. Jahrbücher für Statistik u. Landeskunde. 1893. ® 6, W. BünLer: Die Versumpfung der Wälder. Tübingen 1831. N ar 028.30 re geworfen, so wurde der jetzige Zustand nur beschleunigt, und wir finden auch in tiefer vermoorten Stellen Überreste eingebrochener Bestandesmassen genug, um diese Idee bewahrheiten zu können.“ Von den „sämtlich" an der Schönmünzach gelegenen Waldungen, vom Wilden See an auf der rechten Seite heraus bis an den Kleinen Hahnberg und links heraus bis an den Leintopf“ wird im Jahre 1778 bei Errichtung des Forstetats gesagt, daß „'/s davon in Heideberg und Misse bestehe“, und weiter unten wird von „jeher holzlos gewesenen und auch in Zukunft unbrauchbar bleibenden, zu nassen oder aus Felsen bestehenden Plätzen“ gesprochen. SPoNEcK sagt an anderer Stelle”: „In den meisten dieser Plätze findet sich mehr oder weniger ausgebildeter Torf.‘ Man könnte sich heutzutage wundern, daß in den zahlreichen alten Berichten nirgends von Ort- stein die Rede ist, obgleich zu damaliger Zeit der Bodenbeschaffenheit große Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Bünter teilte die Böden in 5 Bonitäten ein und gibt von den beiden letzten Bonitäten folgende Beschreibung: „IV. Klasse: Schlecht; keiner oder ganz wenig ver- sauerter Humus, rauher Sand fast ohne Beimischung, felsigter oder auch bindend-lettiser undurchlassender Grund; schon in geringer Tiefe vorkommend. — V. Klasse: Ganz schlecht; gar keinen oder gänzlich versauerten Humus, mit ganz rauhem Sand ohne bemerk- liches Bindemittel, das sich schon abgeschwemmt oder auf das unter- liegende Ton- oder unzerklüftete Sandsteinlager niedergeschlagen hat.“ Auch ein spezielles Bodenprofil der Heideberge beschreibt er“: „Der Boden solcher Heideberge besteht aus einer versauerten unbedeutenden Humusschicht von schwarzer Farbe mit Quarzsand- körnern vermischt, darunter Sand mit weniger oder gar keiner bindenden Beimischung, bei einer mehr oder weniger zerklüfteten Sandsteinschichte.“ Man verkannte demnach völlig seine Natur und rechnete ihn zum Buntsandstein. Auf Grund der vorstehenden Untersuchungen ist der Schluß berechtigt, daß der größere Teil der Ortstein- und Missebildungen des oberen Murgtales auf die großen Waldverwüstungen zurück- zuführen ist, welche im frühen Mittelalter begonnen und im Jahre 1800 mit dem Waldbrand im Freudenstädter Forst ihr Ende gefunden haben, und daß nur ein kleiner Teil als die natürliche Folge klimatischer ! NAeEn a. a. 0. S. 34, ® voN SPONECK in Mosrr’s Forstarchiv. 30. Bd. S. 119. 2 C. W. BÜHLER a. a. ©. S. 18. = 02 W. BünLEr a.) a. 0 S. 26. 4* Einwirkungen sich darstellt. Bei der allgemeinen Kalkarmut der Schwarzwaldböden hat sich die Raubwirtschaft bitter gerächt. Waren ehedem die Laubhölzer durchweg den Nadelhölzern reichlich bei- gemischt, so schlugen die Wiederanbauversuche nach dem Brande vollständig fehl infolge der Rohhumusbildungen und Versaurung des Bodens. Die ungünstigen Folgen reiner Nadelholzbestände dauern bis heute an. Fichte, Forche und Tanne vermögen der Versaurung des Bodens keinen Einhalt zu tun und die Ortsteinbildung nimmt auch jetzt noch ihren Fortgang. Heute, wo der Ortstein und seine schädlichen Wirkungen auf die Forstwirtschaft erkannt sind, be- schäftigen sich Forstleute und Geologen mit der Ortsteinfrage und den verwandten kulturschädlichen, Erscheinungen. Die volkswirt- schaftliche Bedeutung dieser Fragen wird derjenige ermessen können, der die großen ertragsarmen Flächen im Schwarzwald kennt. Mit Recht dürfen wir den Schwarzwald von allen Ortsteingebieten als das interessanteste bezeichnen, weil er in den Rohhumus-, Ortstein- und Missebildungen die mannigfaltigsten Erscheinungen aufweist und daran eine Reihe historischer Erinnerungen knüpft. Von ihm dürfen wir auch mit Zuversicht die Lösung aller noch offenstehender Fragen erwarten. Literatur. Albert, R., Beitrag zur Kenntnis der Ortsteinbildung. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen. Juni 1910. 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N = x RN NEE , N s N STEHE en > Nee le; \” OR R 6 nn z 1 NE Te \a5 BI, een og & 4 5 en) N Ieacncaenen nen kr = He 200 Be a EST BIT 4 2@ no won, gs 2 pe80 60205 BERS 00 on su, ano opus °, Bat se 00 00 olayg..d : o BI: » » 00.00.00 ..ot. Verona Be 0% u o— IL & SE m S 3 S 38 <> S N ae Basen ner ae h Sn {N C. Grüninger, K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. MCZ ERNST MAYR LIBRARY 2 | 3 2044 i18 643 048