N J. F. BOLTEN — DE NOVO ZOOPHYTORUM GENERE EPISTOL& Tibrarp of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded by private subscription, in 1861. 4 0 DR. L. pe KONINCK’S LIBRARY. No. MI: 4 N 1 1 a? 9 2 N) 18 1 Wie de de og, 1 55 l f EM 7 AT, 2 N 895 N 1 icht 1 ) U n e b „Kent nden Bi N / 5 1 7 „e AR 7 a b R REITEN „„ ROT Ki „ = U 1 3 eln e 1. 1 2 RT EN MAR * N v ag A — TERN . 2 3 9——— — — ee, 6 Jochim Friedrich Bolten, Der Arzeneigelahrtheit Doktors, und Hamburgiſchen Phyſiei, Nachricht neuen Thierpflanze. Hamburg, in der Heroldiſchen Buchhandlung, 1770. N 1 7 BETH BEL EN RI Bin e mn su . N a EN I ER aus 6 N ur Ca. ai I EN N N g x 1 e en | al, e 6 8 Nr * j Bi N enn N u * 7 l 955 1 8 1 5 Hi e a Menne W Auer Nr. er ha i 15 J 12 K el 2 x ö 8 ü 10 2 TA { ! m ! 71 7 14 Ta 1 14 7 A) 1 x h N 1 ) r * J { 12% h h La 12 f — 1 W e 1 1 * ein . TE TE Kia FA Sn) N W = 1 CR u 1 1 1 5 N u U * * 1 3 7 N 1 * sr 8 uf | 1 e N W „ 4 Dr er . ’ < 1 ’ f » u 79 42 SS ie Neugierde, oder das Verlangen, unbekannte Dinge kennen zu lernen, ift dem © Menſchen nicht nur ganz natürlich, ſondern fie iſt bei den allermeiſten auch fo unerſaͤttlich, daß ſelbſt ein Weltweiſer ſolche in dieſem Leben nie wird befriedigen konnen. Jedermann fuͤhlet fein Daſein, feine Gedanken überführen ihn, daß in ihm et: was ſey, welches er von der aͤuſſern Huͤtte unterſcheiden muͤße, und ſeine Sinnen machen ihn von der Gegenwart ſeines Koͤrpers gewis. Ein denkender Menſch kan dieſe Wahr— heit nicht wiſſen, ohne gereizet zu werden, ſich mit ſich ſelbſt genauer bekannt zu machen, und in dieſer Abſicht unterſuchet er die Natur der Seele und des Koͤrpers. Er iſt auch gluͤcklich genug, eine Eigenſchaft derſelben nach der andern zu entdecken, ja er kan ver⸗ leitet werden, zu glauben, daß er ſchon wuͤrklich große und gewiſſe Schritte gethan habe; al— lein, er erfaͤhret, ehe er es meinet, zu ſeinem Erſtaunen, daß die Erkenntuis ſeines eigenen Ichs ſchon ein Abgrund fei, den er nie ergründen werde. Denn baum kennet der tiefſinnigſte Weiſe den Schatten feiner Seele, wenn ich fo reden darf, und kan der fleiſſigſte Zergliederer es ſich ruͤhmen, daß er etwas mehr von dem menſchlichen Koͤrper verſtehe, als die Figur ſei— ner Theile, und die groͤbſten Zuſammenfuͤgungen derſelben? Zwar unterſcheidet er das Fleiſch von den Knochen, die Blutgefäße von den Nerven, das Eingeweide von den Behältniffen, welche es einſchließen, und das Fluͤſſige von dem, was ſolches nicht iſt; allein, ſiehet er darum bis in das Weſentliche aller dieſer Theile, und hat er die Kraft ausſpuͤhren koͤnnen, welche ſie lebendig und geſchickt macht, die Erſcheinungen hervor zu bringen, die er in ſich und in andern lebenden Menſchen wahrnimmt? Fuͤrwahr, man mus, wenn man ſich dergleichen Betrachtungen uͤberlaͤßet, ausruffen, unſer Wißen iſt und bleibet Stuͤckwerk, und der, der uns geſchaffen hat, iſt groͤſſer, als ſeine vernuͤnftige Kreaturen dieſes Erdbodens es zu faſſen vermoͤgend ſind! Durch dieſes Gefühl feiner Unwiſſenheit aber wird ein Vernuͤnftiger nicht abgeſchrecket, ſondern vielmehr zu weiterm Nachforſchen gereizet, und kan er ſich ſelbſt nicht ausforſchen, ſo 42 waget E 4 4 waget er ſich mit einem deſto kuͤhnern Muthe an alles, was außer ihm iſt, um mit ſolchem naͤher bekannt zu werden; und mus man ſich nicht wundern, daß er mit der groͤſten Muͤhe und Standhaftigkeit fortfaͤhret, alle Hinderniße zu bekaͤmpfen, und wenn es moͤglich waͤre, zu uͤberwinden, welche ihn abhalten, bis in das Innerſte der Natur zu dringen? Und ob— gleich alle dieſe Bemuͤhungen auch nicht mit dem Erfolge gekroͤhnet werden, den er ſich von de— nenſelben zu haben wuͤnſchet, ſo iſt er doch nicht ohne allen Unterricht geblieben, ſondern er hat erſtaunliche Entdeckungen auf der Erden und am Himmel gemacht, und dieſe Zwecke zu erreichen, die bewundernswuͤrdigſten Kuͤnſte erfunden. Denn er hat die Erde, das Meer und die Luft durchgeſuchet, und aller Orten unendlich viele lebloſe und lebendige Geſchoͤpfe wahrge— nommen, ja er hat ſich ſo gar uͤberzeuget, daß die leztern entweder Thiere, oder Pflanzen ſind, und daß dieſe ſich einander ſo ſehr naͤhern, daß man faſt unſchluͤſſig wird, ob man manche davon zu der erſtern, oder zu der andern Klaße rechnen ſolle. Die neueſten Beobachtungen beweiſen, daß die Pflanzen durch eine ordentliche Zeugung entſtehen. Faſt alle, nur wenige ausgenommen, keimen aus dem Saamen, insgeſamt aber befeſtigen ſie ſich durch, oder mit ihren Wurzeln, ſie wachſen bis zu einer ihnen beſtimmten Groͤße, ſie ſind nicht ganz ohne Gefuͤhl, in ihnen iſt die Bewegung, oder der Umlauf der Säfte gewis, fie naͤhren ſich, fie geben Ausduͤnſtungen von ſich, fie zeugen ihres Gleichen, und ſie verwelken, oder verderben fruͤher, oder ſpaͤter, nachdem ihnen ihre Zeit geſezet worden iſt; allein, die willführliche Veraͤnderung des Ortes iſt ihnen ſchlechterdings unterſaget, fie muͤßen dahero die ganze Zeit ihrer Dauer durchaus da bleiben, wo ſie ihre Wurzeln geſchla— gen haben, und ſie koͤnnen nicht anders, als gewaltſamerweiſe verſezet werden. Man trift die Gewaͤchſe auf der Oberflaͤche des Erdbodens und des Waſſers, unter demſelben und in den Abgruͤnden des Meeres, ja ſo gar auf andern ihres Geſchlechtes, wie auch unter der Erden an, und ſie ſind ihrer Menge wegen unzaͤhlbar. Die Thiere werden gezeuget und gebohren, ſie nehmen ihre Nahrung durch den Mund zu ſich, und ſie geben nach der geſchehenen Verdauung das ihnen unnuͤze gewordene wieder von . von ſich, ſie wachſen, ſie haben Sinne, Ueberlegung und willkuͤhrliche Bewegungen, und dieſe vorzunehmen beſondere mit der unglaublichſten Kunſt geformte Gliedmaßen, ſie leben theils einſahm, theils in Geſellſchaften, ſie begatten ſich, ſie pflanzen ihr Geſchlecht fort, und ſie ſterben, wenn ihre Tage vollendet ſind. Ihr Aufenthalt iſt auf und in der Erden, in der Luft, auf, in und unter dem Waſſer, auf denen Pflanzen, auf andern Thieren, und in denenſelben, und in ihrer Menge und Mannigfaltigkeit ſcheinen ſie das Pflanzenreich noch zu übertreffen. Es find alſo der Geſchlechter und Arten der Thiere, welche eine ihnen eigene Lebensart und Haushaltung fuͤhren, wie auch der Gewaͤchſe, ſo viele, daß ſie nicht zu zaͤhlen ſind, und wenn der Naturforſcher meinet, von den mehreſten derſelben Nachricht und einige Kenntniß zu haben, ſo erhaͤlt er durch einen unvermutheten Zufall ganz neue und ihm noch unbekannte, welche ihn zu ſeinem Vergnuͤgen von dem gehabten Irrthume wieder zuruͤck bringen. Und ſo forſchet er nach den Arten und den Geſchlechtern der Thiere, der Pflanzen und der uͤbrigen Seltenheiten der Natur, ohne dieſe Unterſuchung jemals endigen zu koͤnnen, ſo bekuͤmmert er ſich um den Bau der Körper dieſer Geſchoͤpfe, ohne ihn ergründen zu koͤnnen, fo fpühret er der Lebensart der Lebendigen und ihren Eigenſchaften nach, ohne ſolche erfor: ſchen zu koͤnnen, ſo beſchaͤfftiget er fich mit den Beſtandtheilen der Lebloſen, ohne ſolche gehoͤ— rig entwickeln zu koͤnnen, und dennoch ermuͤdet er nicht, ſondern er wird vielmehr immer ei— friger in ſeinen Unternehmungen, weil ſein Fleis und ſeine Arbeiten nie unbelohnet bleiben. Denn was kan mit der Empfindung verglichen werden, welche er empfindet, wenn er in dem un— ermeßlichen Reichthume der erſchaffenen Dinge den Urheber der Natur gleichſahm ſiehet, und mit ſeinen Haͤnden fuͤhlet, und bemerket, daß die Einrichtung eines jeden Koͤrpers, einer jeden Pflanze und eines jeden Thieres zwar wie feine eigene ſehr zweckmaͤßig ſei, daß ihm aber für jene ein Vorzug zugetheilet worden iſt, welcher ihm die Verſicherung giebet, ſein gegenwaͤrtiges Leben muͤße nur ein kurzer Aufenthalt in einem der Vorhoͤfe der Zukunft fein, in welcher er dahero jenſeits des Grabes groͤßere Entwickelungen ſeiner Erkenntniße zuverſichtlich erwarten darf. 43 Eine / 2 NY 6 5 Eine vernünftige Betrachtung der Natur iſt folglich die Qvelle der reineſten Wolluſt, und es iſt bei unſern geſitteten und aufgeklaͤhrten Zeiten kein Wunder, daß man ſo viele iebhaber derſelben antrift. Möchten ſolche doch nur insgeſamt die Gelegenheit haben, oder im Stande fein, wenigſtens etwas in ihrem großen Buche ſelbſt zu leſen, und es zu verſtehen, anſtatt. ſich mit verſtuͤmmelten, oder gar durch irrige Zuſaͤtze verfaͤlſchten Abſchriften deſſelben zu behel— fen, wie ſehr wuͤrden dadurch nicht unſere Einſichten in die Werke des Allmaͤchtigen gewin— nen? Von muͤhſeeligen Geſchaͤften entkraͤftet durchblaͤttere ich, um mich wieder zu erhohlen, die wenigen Blaͤtter dieſes Buches der Natur, welche ich beſize, nicht ſelten, und in mei nem Buͤcherſaale, unter natuͤrlichen Seltenheiten eingeſchloſſen, komt es mir vor, ich ſei ſchon in einer andern Welt, in welcher ich die wunderbahreſten Kreaturen erblicke, ihren Schoͤpfer erkenne, und ihn mit einer ſtaunenden Ehrfurcht bewundere. Denn ich finde den Herrn der Natur in dem veraͤchtlichſten Staube, wie in dem groͤſten Welt— koͤrper, in dem kleinſten Graſe, wie in dem Cedernbaume, in der Kaͤſemilbe, wie in dem Elephanten, in der Muͤcke, wie in dem Strauße, in dem Polipen, wie in dem Wallfiſche, und ein jedes dieſer Geſchoͤpfe iſt, wie der Menſch ſelbſt, nach allen feinen Theilen, Gliedern und Eigenſchaften ſeines erhabenſten Meiſters wuͤrdig. Wie unter— haltend und wie lehrreich dieſe ſtummen Lehrer ſind, laͤſſet ſich nur erfahren; mir wenig— ſtens ift ihr Unterricht allezeit ſehr nuͤlich geweſen: und ob ich es gleich weis, daß ich aller Orten mit den Werken der Allmacht umgeben bin, ſo werde ich doch durch die zuſammenge— haͤufte Menge der Dinge, welche eine Naturalienſammlung enthaͤlt, lebhafter, und durch man— ches derſelben gar bis zur Entzuͤckung geruͤhret. Ja, ſehr oft hat mein Blut bei der Erblikung jener Voͤgel gewallet, die ehedem Waßerwuͤrmer geweſen waren, und mein Herz hat mir ge— ſaget, wie dieſe, nachdem fie ihre erſte Lebenszeit in dem Waßer vollendet hatten, und gleich: ſam durch einen dem Tode aͤhnlichen Zuſtand in die, mit neuen Gliedmaaßen verſehene Be— wohner der Luft, eines ihnen ganz frembden Elements verwandelt worden ſind, ſo wird auch dein Geiſt ſich nach der abgelegten Huͤlle empor ſchwingen, um vor dem Throne des Schoͤpfers anzubeten, und ihm das feierlichſte Dankopfer fuͤr mein Daſein darzubringen, und dieſe Vor⸗ >. Vorſtellung hat meine ganze Seele mehr als einmal dergeſtalt beweget, daß ich ohne Verzug mit einem ſo viel moͤglich verſtaͤrkten Auge, und mit forſchenden Blicken die entfernteſten Ge— genden, in welchen ich einſt wandeln werde, habe durchſchauen muͤßen, um mich ſchon hier mit denen großen Buͤhnen des Firmaments, uͤber welche der Weg nach dem Size des Ewigen gezeichnet iſt, naͤher bekannt zu machen. Doch ich wuͤrde mich zu ſehr vertieffen, wenn ich alle Empfindungen der Wolluſt, der Andacht, und der Sehnſucht nach den Wohnungen der Seeligen niederſchreiben wollte, welche die naͤhere Unterſuchung der Wunder der Natur veranlaßet und hervorbringet, und welche einem jeden Freunde derſelben, wie mir, etwas ſehr gewoͤhnliches ſind: ich will dahero nur eine ungekuͤnſtelte Beſchreibung derjenigen Seltenheit entwerffen, die mich faſt gezwun— gen hat, meinen Lieblingsgedanken auf einige Augenblicke nachzuhaͤngen. Dieſe nehmlich iſt eine Thierpflanze, welche vielleicht noch keinem Naturkuͤndiger zu Geſichte gekommen iſt; we: nigſtens treffe ich bei keinem derſelben auch nur die geringſte Spuhr einer Nachricht von ihr an. Man nennet mit dem Nahmen der Thierpflanzen ein lebendiges Geſchoͤpfe, welches wie die ordentlichen Pflanzen mit einem Stiele, der ſich einwurzelt, verſehen, ſonſt aber ganz thie— riſch iſt, und ſeine meiſte Nahrung durch den Mund zwar zu ſich nimt, einen Theil derſelben aber, aller Wahrſcheinlichkeit nach, auch durch die Wurzel empfaͤnget. Es ſind alſo die Thierpflanzen wuͤrkliche, mit einer Wurzel, mit einem Stiele, und mit andern Eigenſchaften der Pflanzen begabte Thiere, deren Stiele, oder Stengel entweder haͤutig, oder knorplicht, oder hornartig, oder knoͤchern, oder ſteinartig ſein koͤnnen; die lebendigen Kreaturen aber, welche dieſe Stiele tragen, ſind insgemein polipenartig, und die Thierpflanzen ſelbſt werden zu den Schaalthieren gerechnet, und pflegen ſich in Aeſte und Nebenzweige auszubreiten. Dieſe ſind noch nicht anderswo, als in dem Waßer, gefunden worden, und ob man gleich von ihnen ſchon verſchiedene Arten hat, ſo ſind doch unter allen dieſen, nebſt dem Seepalmbaume des Herrn Davila, diejenigen noch die ſonderbahrſten, welche der Herr Ellis, der Herr Mylius und und der Herr Edwards beſchrieben haben: es find aber die mehreſten derſelben keine vollſtaͤn— dige, ſondern beſchaͤdigte Stücke, und ſie gehören insgeſamt in die Klaͤße der Polipen. Meine Thierpflanzen hingegen ſind von einer ganz andern Gattung, weil ſie weder Schaalthiere, noch Polipen, noch in Aeſte getheilet find, und fie haben für jene auch den wahren Vorzug, daß fie gänzlich unbeſchaͤdiget geblieben, dahero fie eine Öffentliche Bekanntmachung mit allem Rechte verdienen, von welcher ich die Nachricht, wie ſolche in meine Haͤnde gerathen ſind, zu geben, fuͤr meine Schuldigkeit halte. Weil ich ſeit etlichen Jahren eine Sammlung von natuͤrlichen Seltenheiten zu ſammlen angefangen habe, und das Meer dieſe in großer Menge hergiebt, ſo habe ich es mir zur Ge— wohnheit gemacht, die von hier reiſenden Schiffer, welche ich kenne, zu bitten, daß ſie das⸗ jenige, was ihnen etwa merkwuͤrdiges vorkommen wuͤrde, aufheben, und mir mitbringen moͤchten. Dieſe Bitte wiederhohlete ich in dem vorigen Fruͤhjahre gegen einen meiner Anz verwandten, den Herrn Johann Sinrich Moͤller, welcher mit denen nach Grönland und der Straße Davids fahrenden Fiſchern eine große Bekanntſchaft hat, und nach ihrer Zuruͤk— kunft brachte Er mir einen zweizolligen Stein, auf welchem drei eingetroknete Seegewaͤchſe ſaßen, mit der Anzeige, daß der Befehlshaber des Schiffes, der Vogel Phoͤnir, Jans Ty— allingh Tromp, ſolchen in der Straße Davids unter dem 6gften Grade aus dem Grunde der See herauf gezogen haͤtte, und zwar bei dieſer ungewoͤhnlichen Gelegenheit. Sie haͤtten nehmlich den ı4ten May einen Wallfiſch geſchoſſen, welcher aber gegen ihr Vermuthen wie: der los gekommen waͤre, nachdem der mit der Harpune verbundene Strik, oder die Wall— fiſchlinie eine Länge von 300 Faden, jeden zu drei Ellen gerechnet, oder 1800 Fus hatte. Bei dem Aufwinden der Harpune wäre der gedachte Stein mit dem Eiſen heraus gebracht worden, und die auf demſelben befindliche Kreaturen haͤtten zwar einige Zeichen des Lebens, welche darin beſtanden, daß ſie durch ein wiederhohltes Zuſammenziehen ihrer Koͤrper das einge— ſchlukte Waſſer ausgeſpruͤzet hätten, von ſich gegeben, fie wären aber ſehr bald darauf erſtarret. Dieſer ww 9 Dieſer mehr laͤnglicher als runder und einen guten Zoll hoher Stein ift mit Korallen: mooſe gezieret, und mit zweien langen brandgelben weichen Wurmgehaͤuſen umſchlungen. Auf demſelben ſtehen einen Zoll von einander zwo Pflanzen, welche zwar gleich das Anſehen einer Thierpflanze hatten; allein, weil ihre Körper unter ſich verwikelt und eingetroknet, der Stiel der dritten aber abgeriſſen, und ihr Koͤrper mit jenen vereiniget war, ſo konte man gar wenig deutliches an ihnen allen erkennen. Anfänglich wolte ich auch, aus der Beiſorge, daß fie gänzlich verlohren gehen möchten, ihre Aufweichung nicht wagen; endlich aber beſchlos ich doch dieſelbe zu verſuchen, und der Herr Johann Dominicus Schulze, ein, feines 1 8jaͤh⸗ rigen Alters ungeachtet, in der Naturhiſtorie ſchon ſehr erfahrner Freund, hat ſolche gluͤck— lich unternommen, und die völlige natuͤrliche Geſtalt dieſer Frembdlinge wieder hergeſtellet. Eine jede dieſer Thierpflanzen beſtehet aus einem faſt hornartigen Stengel, und aus dem Koͤrper. Jener iſt hohl, gelbweis von Farbe, wird aus kleinen Ringen zuſammen ge— ſezet, ſpaltet ſich in der Mitte ſeiner Laͤnge, und wird dem Theile des Stieles vieler Bluhmen, welchen die Pflanzenkenner Spatha nennen, ſehr aͤhnlich. Dieſer, nehmlich der Körper, wird aus einer wie Leder ſtarken, glatten, und etwas durchſichtigen Haut gebildet. Er nimt in der Spatha, oder wie der Herr Profeſſor Oeder dieſes Wort uͤberſezet, in der Bluhmen— ſcheide, einen zugeſpizten Anfang, wird einer platt gedruckten laͤnglichen Blaſen aͤhnlich, und endet ſich in eine ſtumpfe Spize. Er hat einen offenen hervorragenden Mund, einen mit einem ſterufoͤrmigen Schloſſe verſchloſſenen hervorſtehenden After, und iſt mit deutlichen Ein: geweiden verſehen, welche ſich an denen beiden Enden, wie auch an dem Munde, und an dem After befeſtigen. Dieſe ſind dem aͤuſſerlichen Anſcheine nach ſchwaͤrzlich; die Koͤrper ſelbſt aber haben eine denen Ziegelſteinen aͤhnliche rothe Farbe, welche jedoch in dem Wein— geiſte, in welchem ſie izt bewahret werden, merklich bleicher geworden iſt. Das eben geſagte gilt von allen dreien Thierpflanzen ohne Ausnahme, und dennoch fin— det ſich dieſer Aehnlichkeit ungeachtet an denenſelben eine weſentliche Verſchiedenheit, indem B ihre 1 NW ihre Länge und ihre Größe überhaupt nicht einerlei, und die Geſtalt der Körper ſelbſt fehr von einander verſchieden iſt. Denn die groͤſte ift 13 Zolle, die mittelfte 12 Zolle, und die kleinſte 10 Zolle eines rheinlaͤndiſchen Fußes lang. So geringe dieſer Unterſchied zu ſein ſcheinet, ſo wird er doch fehr beträchtlich, indem der Körper der gröften Thierpflanze 5 und einen halben Zoll in der Laͤnge, und ihr kaum zwo Linien diker Stengel 7 und einen halben Zoll hat, der Koͤrper der andern hingegen nur 3 und einen halben, ihr nicht ſtaͤrkerer Stiel, als der Stiel der erſten, aber 8 und einen halben Zoll lang iſt, wodurch in dem ganzen Umfange dieſer Thier— pflanzen, zumal da ihre Koͤrper in der Mitte faſt einerlei Durchmeſſer haben, ein ſehr ver— ſchiedenes Verhaͤltnis entſtehet, welches in ihrer Abbildung auf der beigefuͤgten Kupfertafel genau beibehalten worden iſt, und durch das Anſchauen derſelben leichter, als durch eine weit— laͤuftige Beſchreibung, erklaͤhret wird. Ob nun aus dieſem Unterſchiede eine Verſchiedenheit des Geſchlechtes gefolgert werden koͤnne, oder, ob vielleicht die eine von dieſen Thierpflanzen jünger, die andere aber älter fei? bin ich zu entſcheiden unvermoͤgend. Ich merke dahero nur noch blos an, daß dieſelben weder Augen, noch Ohren, noch Fuͤhlhoͤrner, noch Schwimm— zeug, noch Knochen, noch eigentliche Geburtsglieder, oder andere Gliedmaaßen haben, daß die beiden auf ihrem natuͤrlichen Fuße noch ſtehende Thierflanzen ſich die Ruͤken zukehren, daß die gröffere von ihnen, fuͤrnehmlich an ihrem Stiele, mit vielem Korallenmooſe beſezet fei, N und endlich, daß der Anfang deſſelben bis an das mit dem Buchſtaben q gezeichnete Loch diker, als das uͤbrige des Stengels, ſei; dahero man muthmaßen koͤnte, daß vielleicht hier die dritte ihren natuͤrlichen Stand, und folglich ihren Urſprung aus der groͤſten Thierpflanze gehabt habe. Dieſe dritte, oder die von ihrem Standorte abgeriſſene Thierpflanze, welche der vorher beſchriebenen kleinern mit den Buchſtaben B. B. B. bezeichneten in allem gleichet, nur daß ſie etwas kuͤrzer iſt, habe ich, um ihr Innerſtes zu entdecken, von dem Munde bis an den Aſter aufgeſchnitten, und in dieſem Zuſtande mit der umgekehrten Haut abbilden laßen. Dieſe ihre Haut iſt aus zweien Blaͤttern zuſammengeſezet, ihre innere Oberflaͤche hat eine glaͤnzende ſchneeweiße Farbe, und der Mund iſt auf derſelben mit einem fleifchigten Rande eingefaßet, das E II das Eingeweide ſelbſt aber find hinter einander ſtehende Roͤhren oder Gänge, ein druͤſigter Körper, und viele zuſammen gewickelte nervigte, nebſt vielen andern denen Haarroͤhren aͤhn— lichen Faͤden. Der laͤnglichte aus verſchiedenen mit Nerven durchwebten Kugeln beſtehende druͤſigte Koͤrper nimt die Mitte ein, und wird von denen auf allen Seiten ſich an ihn le— genden Gaͤngen umgeben, und faſt verſtecket. Dieſe ſind paarweiſe geordnet, und die beiden des erſten Paares fangen gekruͤmt und zugeſpizet in der Gegend des Mundes an, aus welchem fie, wie ich mit vieler Wahrſcheinlichkeit vermuthe, hervor kommen koͤnnen. Von hier neh: men ſie beide ihren Weg herunter dem After nahe vorbei bis in das unterſte Ende des Koͤr— pers, fie lauffen aber von da wieder in die Höhe, und ſteigen, nachdem fie knotigt geworden ſind, vorwaͤrts gerade hinauf bis in die oͤberſte Spize, gehen ſodann ſeitwaͤrts bei denen ge— dachten Druͤſen wieder herunter, kehren jedoch abermals zuruͤck, und gewinnen hinterwaͤrts noch einmal die Hoͤhe, woſelbſt ſie ſich endlich in einen niederſteigenden Mittelgang verwan— deln, welcher, wie die ihm zunaͤchſt liegenden beiden, mit ſchwarzem Unrathe angefuͤllet iſt. Ueberhaupt ſind alle dieſe Roͤhren weis, duͤnne und zart, die vorderſten aber ſind doch etwas ſtaͤrker und feſter, als die hinterſten, und der gekruͤmte ſpize Anfang der beiden allererſten ſcheinet das Werkzeug zu ſein, mit welchem die Thierpflanze ihre Nahrung nicht nur erhaſchet, ſondern auch genießet; denn dem Anſehen nach koͤnnen ſolche ihr als Fangklauen, und auch als Saugruͤßel dienen. Sonſt habe ich noch anzuzeigen, daß das Eingeweide den ganzen Raum des Schlauches, den die Haut des Körpers macht, nicht ausfuͤllet, und daß es auf der rechten Seite, nahe bei dem After, mit einer überaus ſchoͤn gebildeten weißen Rezhaut um— guͤrtet werde, welche vielleicht nur ein uͤbrig gebliebener Reſt des praͤchtigen Ueberzuges iſt, der ehedem alle innere Theile eingehuͤllet hatte. Denn es iſt leider mehr als zu deutlich zu erkennen, daß der inwendige Bau dieſer Thierpflanzen durch ihre geſchehene Eintroknung ſehr gelitten habe. 2 I Die erſte Figur. In dieſer ſiehet man den vordern Theil der groͤſſern, und die linke Seite der kleinern Thierpflanze. AA A Der mit Korallenmooſe bewachſene Stein, an dem viele kleine Schneken und Muſcheln hangen. B B B Die kleinere Thierpflanze. CCC Die größere Thierpflanze. aa Der Körper der kleinern Thierpflanze. b Deſſelben oͤberſte Spize. c Der Mund. d Der After. ee Der Stengel. ££ Die Spatha, oder Bluhmenſcheide. g Die Wurzel. hh Der Körper der groͤſſern Thierpflanze. i Deſſen oberſtes Ende. k Der Mund. 1 Der Aſter. m Das unterſte Ende des Koͤrpers. nn Der Stengel. oo Die Bluhmenſcheide, oder die Spatha. p Die Wurzel. q Ein Loch an dem Stengel, welches vielleicht durch die Abreiſſung der kleinſten, oder der dritten Thierpflanze entſtanden iſt. x Der dike Aufang dieſes Stengels. ss Zwei Wurmgehaͤuſe. t Die Muͤndung des oͤberſten Wurmgehaͤuſes. u Die Mündung der untern Wurmroͤhre. www Korallenmoos. * Ein kleiner Stein, der auf dem groͤſſern feſte iſt. y Das Ende der untern Wurmroͤhre. 2 2 2 2 Das durchſcheinende Eingeweide. Die andere Figur. Stellet den vordern Theil der kleinern, und den Ruͤken der groͤſſern Thierpflanze vor. AAA Der Stein. B B B Die kleinere Thierpflanze. CCC Die gröffere Thierpflanze. 2 — 2 aa Der Körper der gröffern Thierpflanze. b Seine öberfte Spize. cc Der Ruͤken. ad Der Stengel. e Die Verwandelung des Stengels in den Ruͤken. f Der dike Anfang des Stengels. gg Der Körper der kleinern Thierpflanze. h Sein oberſtes Ende. i Der Mund. k Der After. 1 Das unterſte Ende des Koͤrpers. mm Der Stengel. nn Die Bluhmenſcheide, oder die Spatha. o Das unterſte Ende des Stengels. pp Die Wurmgehaͤuſe. q Das Ende der obern Wurmroͤhre. r Das Ende des untern Wurmgehaͤuſes. ssssss Korallenmoos. Die dritte Figur. Iſt die kleinſte Thierpflanze, deren Haut aufgeſchnitten und umgekehret worden, damit ihre innern Theile zu Geſichte kommen moͤgen. a Die Wurzel. b Korallenmoos. cc Der Stengel. d Die Bluhmenſcheide. e Der Anfang des Körpers in der Bluhmen— ſcheide. Der After. g g. Die umgekehrte Haut. h Der Mund. i Der innere Rand des Mundes. k k Die Nezhaut. 1 Der druͤſigte Koͤrper. mm Das erſte Paar der um den druͤſigten Koͤr— per ſtehenden Roͤhren. nn Die aͤuſerſten Enden dieſer beiden Roͤhren. o 00 Das andere Paar der Roͤhren. p Das dritte Paar derſelben. q Das vierte Paar. r Der lezte ungepaarte Gang, welcher vermuth— lich der Maſtdarm iſt. Pr — N Te ne men eee, 5 2 2 — wa 3 i i I { a —— u —— — — u 2 N — ul: