anne N DR un \ DR) Al Y IR N % K ' 3 \ ERRANRH / BRENNEN INREURIDANLDDLLRTIAASN nut \ N: IK Aa ’ Me Ann r ef W un Inn HEEONL in Ne /ad heile AN RER 0 PR N ER h " \ Ri Ar } Alhıd N Ba j" Wh, x N “ a) N ha ir ıN RN, Mag BE N « Dre BEN BILL Sarene se WE en 222 u 2572 ur JOURNAL EIN GENTRALORGAN für die sesammite ®rnitholeogie. Zugleich als Fortsetzung der Zeitschrift Naumannia. In Verbindung mit Dr. B. Altum, Prof. Dr. J. H. Blasius, Ftats-Rath F. Boie, Dr. 6. Bolle, St.-Rath Academ. Professor Dr. Brandt in Petersburg, Director Dr. Alfr. Edm. Brehm, Prof. Dr. #. Burmeister in Buenos-Ayres, Rittergutsbesitzer Eugen von Homeyer, Hauptm. Alexander von Homeyer, Dr. G. Hartlaub, Professor Dr. J. Kaup, Kammerherr Baron R. v. König-Warthausen, Pfarrer W. Paessler, Hof-Rath Prof. Dr. L. Reichenbach, Prof. Dr. H. Schlegel in Leiden, Prof. 6, J. Sundevall in Stockholm, Prinz Max von Wied zu Neuwied und andern Ornithologen des Inlandes und Auslandes ee aus ae neben von Dr. Jean Gabanis, erstem Custos am Königl. Zoolog. Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und Dr. Ed. Baldamus, Pfarrer zn Osternienburg bei Cöthen, Secretair der deutschen Ornithologen-Gesellsehaft. XIV. Sahrgang 1866. Cassel 1866. Verlag von Theodor Fischer. LONDON, PARIS, NEW-YORK, Williams & Norgnate, 14 A. Srank, rne Ridhelien, 67, 8. Weflermann & Co, Henrietta Street, Goventgarden | Ik ee HIN : 95 a \ Er es wrast a WORTE stm mnası ) ei: Yualys N N: { senemanfl MABaHsE 45h Serien A e KLEHR artrbrrk Ber sl io Ag ud Eu ae 4 vaiae | al ech craciet Sata sro rn ERLIT DE t u; wrtieiatugt a arena ste. wE Rn nei al, ee nor 1abanzalk north ee ZERRENEN Sie; ME ae Terre E, a Mori] '344asdaird IH rl VE Pr. % er rl; re Khan re Havahayı E I ars ae L AR koga RR Hahse bau barwuait ax BR ., Er: Tr sahrulay A ra" aubrialuh f: Ur AM Er BR 209 ‚Ansdle) usdl. Be eier de; 156 serie a m Dr Ir Rirv eco er br R } h B r er 2 hr ’ N) z aA Ei Br 3 m a; w 4 ’% F f . En » we B. inhalt des XIV. Jahrganges. I. Heft, No. 79. Original-Aufsätze: +. 2. 3. 4. 5. Zur Biographie des C’aryocatactes guttatus Nils. Von F. Boie. Zusammenstellung der bekannten Bunmaen VonDr. Eduard v. Martens Ueber das onen. elta zum Theil sellener rel, ne Glogmı in Nieder-Schlesien. Von Alex. von Homeyer . E Zwei neue afrikanische Vögel. Von Dr. G. Hartlaub i Ueber das Jugendkleid und die generischen Kennzeichen des Man mea (Didunculus strigirostris). Von Otto Finsch Literarische Berichte: 6. T» Dr. A. E. Brehm’s Illustrirtes Thierleben. Abtheil. Vögel. Bericht von Dr. C. Bolle. Ercole ed Ernesto Tur ati Sharan natmzais degli Deceii che Nici. ficano in Lombardia. Bericht von Dr. ©. Bolle.. . A. v. Pelzeln. Zwei neue Cuprimulgiden. (Verhandl. a aan botan. Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1865) © A. v.Pelzeln. Zwei von Dr. Krüper zu Smyrna same Vogel arten. [Sitzungsbericht d. kais. Acad. d. Wissensch. in Wien, 48. Bd. 1863). Mit Zusatz vom Herausgeber . SE NE 49 Briefliche Mittheilungen, BOekonomisches und Feuilleton: 10. TE Friedrich Wilhelm Justus Baedeker. (Nekrolog) Von W. Pässler. Mit Nachruf von L. Berger : Briefliches über den Felsensegler, Cypsel Melba Tlig. lan De 0. Bolle 7 ....., 12. Briefliche Notiz a Alca i ae in N on Rob. c 0 1lett 13. Lanius collurio als Mäusefänger. Von Alex. v. Homeyer. Nachrichten: 14. An die Redaction eingegangene Schriften . 51 62 70 7 12 IV II. Heft, No. 80. | Original-Aufsätze: 1. Kritische Bemerkungen über Lariden. (Schluss; s. Novbr.-Heft 1865.) Von Prof. Dr. J. H.Blasius. . . Re 2. Ueberdie von Azara boschrichäinen Kulhri- A Nachtep: 8 ER 1865, Seite 225 u. ff.) Von Prof. Dr. H. Burmeister. ; . 88 3. Ornithologischer Jahresbericht über die Ankunft und den Hodbitune der Vögel, nebst Bemerkungen über ihre Brütezeit im J: ıre 1865 in der Umgegend von Schlosskämpen in Pommern. Von W. Bintz . 9 4. Auf Borkum, im September 1865. Von Dr. B. Aa Be 5. Ueber späte Bruten. Von Demselben . . . ./. 2 2... ..10 Literarische Berichte: 6. Orazio Antinori: Beschreibung und Verzeichniss einer vom Mai 1859 bis Juli 1861 in Nord-Central-Africa angelegten Vögelsammlung. A.d. Italienischen v. Dr. R. Hartmann. (Fortsetzung; s. Jan.-Heft 1865,.8. BT--U1)* ... 27. ER ET 7. C. J. Sundevall’s Svenska ET RON A Briefliche Mittheilungen, BQekonomisches und Feuilleton: 8. Zur Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. Von OÖ. Finsch und Ed. v. Martens. . . ee 9. Briefliches aus Neu- worboniern: "Von Dr. Quistöorp“. „2 720 Nachrichten: 10. An die Redaction eingegangene Schriften . . » 2.2... . 14 Ill. Heft, No. 81. Original-Aufsätze: 1. Ornithologischer Jahresbericht über die Ankunft und den Herbstzug der Vögel, nebst Bemerkungen über ihre Brütezeit im Jahre 1865 in der Umgegend v. Schlosskämpen in Pommern. ae s. S. 91—104.) Von W. Hintz .... 145 2. Ueber neue oder weniger er a "Vogak Fortsetzung; s. Novemberheft 1865, S. 406—414.) Vom Herausgeber. . . ....159 3. Warum brütet der Kuckuk nicht selbst? Von Dr. Altum. . „.. 165 Literarische Berichte: 4. G. D.Rowley. Ueber BE Thatsachen in der Haushaltung des _ Kuckuls ...”, Rn a Re ee 5. H. Bryant. Wok, von Bario Bio, ER NER? eretertlSE 6. Orazio Antinori: Beschreibung und Verzeiähinan einer vom Mai 1859 bis Juli 1861 in Nord-Oentral-Afrika angelegten Vögelsammlung. A.d. Italienischen von Dr. R. Hartmann. (Fortsetz.; s. S.112—129.) 191 Y Briefliche Miitheilungen, BQekonomisches und Feuilleton: 7. Briefliches aus Neu-Vorpommern. Von Alexander v. Homeyer 8. Auch ein Zanius collurio als Mäusefänger. Von Vietor v. Tschusi 9. Briefliches aus Vorpommern und Mecklenburg. Von. Dr. Rohnert Nachrichten: 10. An die Redaction eingegangene Schriften . IV. Heft, No. 82. Original-Aufsätze: 1. Die Raubvögel der deutschen Thiergärten. Von Dr.. A. E. Brehm 2. Ueber neue oder weniger bekannte exotische Vögel. (Fortsetzung warSe 109169.) ; Vom. Herausgeber, un. un N... Literarische Berichte: 3. Orazio Antinori: Beschreibung und Verzeichniss einer vom Mai 1859 bis Juli 1861 in Nord-Central-Afrika angelegten Vögelsammlung. A..d. Italienischen von Dr. R. Hartmann. (Fortsetz. v. S. 191—208.) 4. Sp. F. Baird. Die Verbreitung und Wanderungen der Vögel Nord- Amerika’s. Aus American. Journ. of Science and Arts, 1866, übers. - 5. Alfr. R. Wallace. Ueber die Tauben des malayischen Archipels. Aus dem „Ibis“ 1865, auszugsw. übersetzt v. Dr. Ed. v. Martens 208 212 213 216 217 231 235 244 269 Briefliche Mittheilungen, ®Bekonomisches und Feuilleton: 6. Der grosse gehäubte Steissfuss (Colymbus cristatus) in Weiss aus- seartet. Hinterlassene Notiz von Dr. Gloger . 7. Notiz über unsere Rohrsänger. Von Dr. Altum . 8. Kreuzschnäbelzug in Westphalen. Von Demselben. Nachrichten: 9. An die Redaction eingegangene Schriften V. Heft, No. 88. Original-Aufsätze: 1. Die Brutvögel der Insel Gottland. Von Ludwig Holtz 2. Ueber neue oder weniger bekannte exotische Vögel. (Schluss von S. 231—235.) Vom Herausgeber . Literarische Berichte: 3. Auszug aus Herrn J. Wolley’s Untersuchungen in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk (Alca impennisL.) Von Aliv. Newton. Uebersetzt aus „The Ibis“, October 1861. . . . 4. Sp. F. Baird. Die Verbreitung u. Wanderungen de Vögel Nord America's. (Schluss; 8. S. 244—269.) . .-. ... ie 285 286 286 287 289 305 310 338 VI RBriefliche Mittheilungen, Bekonomisches und Feuilleton; 5. Briefliches von Cuba. Von Dr. Gundlach . . . . .. 352 6. Reihenfolge der Rückkehr des grössten Theils unserer Borhiöteunhl im Frühling; nach zwanzigjähriger Beobachtung zu Quenstedt in der Grafschaft Mansfeld. Von Pastor Rimrod . . . » 22m... 8304 Nachrichten: 7. An die Redaction eingegangene Schriften . . » » 2 2.2.2.2... 360 VI. Heft, No. 84. Original-Aufsätze: 1. Brutvögel der Insel Gottland. Von Ludwig Holtz. (Schluss; s. S. 289-304). . . . 361 2. Zur Naturgeschichte das ER Wiobitkes ( Chaetusih dee cura). Von A.E. Brehm. . . . .. 386 3. Zur Lebensweise des Didunculus strie en Von Derisalken .. 388 4, Ergänzungen der Vögel Borkums. Von Ferd. Freiherrn v. Droste. (S. Jahrg. 1864; S.4l6u. fl) . 2... el alle Ab ae 5. Ueber eine neue Siphia sive Menetica des Berker RN Vom Herausgeber... „In. sh. dartıe To ai sure). non TER ee Literarische Berichte: 6. Dr. B. Altum. Winke für Lehrer zur Hebung des zoologischen Unterrichts-an höheren Bildungs-Anstalten. Von Carl Bolle . . 393 7. Der Geiervogel f Alca impennis) u. seine Geschichtsschreiber. (The Gare-Fowl and its Historians.) Uebersetzt aus der Natural History Review. Oct. 1865.) ara. 147. unenageast „08 SUR Briefliche Mittheilungen, Qekonomisches und Feuilleton: 8. Staarkolonien oder die Zucht der Staare in Brutkästen. Von Univer- sitäts-Forstmeister Wiese . . or 8 0.0 SE 9. Einige diesjährige Spätherbätgnste im Mnstärlaiide: rot Dr. Altum 423 10. Zwei Notizen über Falco peregrinus. Von Alexander v. Homeyer 426 11. Notiz über Aquila albicilla und Grus einerea. Von Demselben. 426 _ JOURNAL für ORNITHOLOGIE. Vierzehnter Jahrgang. Zur Biographie des Oaryocatactes guttatus Nilson. Von FT. Boie. Im September und October 1864 war die Zahl der die cim- brische Halbinsel durchstreifenden Nussheher nicht unbedeutend. Mehrere wurden in Dohnen gefangen und hatte ich einen in ein geräumiges Bauer gesteckten zu beobachten Gelegenheit. Seine Haltung entsprach den Brehm’schen Mittheilungen über solche. Daneben zeigte er sich als ein munterer, sich viel be- wegender, oft und viel trinkender Vogel und sehr gefrässig. Er verzehrte Weizen, die Beeren von Sambucus und Sorbus, Eicheln, Bucheckern, Spinnen, Fliegen, Stücke Fleisch und was das Haus sonst darbot, mit Vorliebe rohe Kartoffeln, sehr begierig die Kerne von Haselnüssen, die er zerstückelte und in sehr kleinen Bissen verschlang. So machte er es auch mit ganzen, gab sie aber bald wieder von sich und zeigte sich, sie aufzuhacken, ganz unver- mögend. Beim Versuche, diess zu bewerkstelligen, suchte er sie gleich den Kartoffeln ete. meisenartig mit den Klauen zu fixiren. Sein Bemühen, sie und andere Speise ins Bauer oder in seinem Trinknapfe zu verstecken, wiederholte sich oft und pflegte er alles nicht. Essbare, was in seinen Bereich kam, über dem Versteckten aufzuhäufen. Ich vermuthete, dass der Möglichkeit, sie aufzu- hacken, ein Macerirungsprozess im Vormagen voran gehen müsse. Periodisch schrie er viel und laut, mit einem Accente, der dem des Hehers fast glich. Leisere Töne, die er von sich gab, waren glucksend, singend, murmelnd und sehr mannigfaltig. Schlafend verbarg er den Kopf meist unter den Rückenfedern. Journ. f. Ornith,, XIV, Jahrg,, Nr. 79, Januar 1866. 1 2 F. Boie: Zur Biographie Epoche in seinem Verhalten machte die Vorlegung von Zapfen von Pinus cembra, auf die er sich mit allen Zeichen des Bekannt- seins mit diesem Producte stürzte. Er hielt sie mit den Klauen fest, bewirkte durch Schnabelhiebe, dass die die Frucht decken- den Schuppen zurücksprangen und gelangte so zur Kerndecke, die er durch Zusammenpressen der Kiefern meist zerbrach. Dies geschah mit einem sehr bemerkbaren Geräusche unter bemerk- barer Einwirkung seines Höckers am Unterkiefer. Mitunter ver- schluckte er deren Kerne mit der Schale, erstere aber unzerstückelt. Mit den Zapfen anderer Coniferen verfuhr er auf ähnliche Weise und konnte sich Tage lang mit dem Aufklauben derselben be- schäftigen, so wie mit der Zerstückelung auch anderer ihm vor- geworfener Gegenstände, wie Holz, Stengel allerlei Art und von Artefacta. Dabei machte er den Hals lang, beugte ihn weit nach hinten und liess den Schnabel geräuschvoll auf den vorliegenden Gegenstand einwirken. Später wurden ihm auch Wallnüsse, Ka- stanien, zerstückelte Pflaumenkerne gereicht, von denen er auch die kleinsten Partikeln mit der Schnabelspitze aufhob. Knochen, an denen noch etwas Fleisch, gebraten oder roh, wurden von ihm rein gehackt und veranlasste mich zur Probe, wie er mit einem eben getödteten Sperlinge verfahren werde. Der Erfolg war, dass er ihn in weniger als einer Viertelstunde mit allen Knochen und Federn bis auf einige der Schwungfedern ganz verschlungen hatte. Unmittelbar nach diesem Mahle stürzte er sich auf einen lebendig zu ihm ins Bauer gesetzten, ward seiner bald Herr und verzehrte auch ihn, den zweiten im Verlaufe einer halben Stunde. Nach reichlicher Sättigung mit Fleisch wandte er sich wiederum vege- tabilischer Kost zu. Mit seinem Schnabel kehrte er ihm ins Bauer gelegtes dürres Laub um und liess mich vermuthen, dass er sich desselben auch zum Abspalten von Rinden bediene. Die Weizen- körner nahm er hastig einen nach dem andern wie ein hühner- artiger Vogel auf. Aus dem Bauer entkam er verschiedentlich und benahm sich im Zimmer ohne Ungestüm und ganz so, als ob er solches längere Zeit bewohnt, machte keinen Versuch, durch die Fensterscheiben zu kommen und kehrte freiwillig in seinen Käfig zurück. Fremde betrachtete er mit Misstrauen und schien durch die Wärme im geheizten Zimmer nicht belästigt. Im Februar begann er allerlei Evolutionen, drehte sich flatternd nach allen Richtungen und schien von einem Uebermaass von Wohlsein besessen. Vor sein geöff- des Caryocatactes guttatus Nilson. 3 netes Bauer gestellte Gefässe mit Wasser benutzte er zum Baden und machte sich dabei ganz nass. In der ersten Hälfte des April -begann er sich zu mausern und verlor sowohl Schwung- als Ruder- federn. Seine Munterkeit war in dieser Zeit nicht alterirt. So weit reichen meine Beobachtungen, die ich nicht fort- setzen konnte, nachdem ich meinen Vogel an den zoologischen Garten in Hamburg abgegeben, wo derselbe Mitte Juli gestor- ben ıst. Vorstehendes successive zu Papier gebrachte war an die Expedition des Journals für Ornithologie beabsichtigtermassen einzusenden versäumt worden, als mir eben durch die Güte des Autors die neueren Beobachtungen des Herrn J. C. H. Fischer über die Fortpflanzung unseres Vogels, publicirt in der Natur- historik Tidskrift 1862 p. 60, 1863 p. 1 und 1864 p. 1, zur Hand kommen und das, was ich wahrgenommen, theilweise erklären und ergänzen. Die frühe Mauser meines Caryocatactes wird, wofür ich sie zu halten geneigt war, nicht mehr als ein Product der veränderten Lebensweise in der Gefangenschaft betrachtet werden dürfen, weil er nach jenen Mittheilungen im März Eier legt und schon am 23. März flügge Junge hatte. Im Widerspruche mit seinem Namen sah ich unsern Vogel im Herbste und Winter ausser Stande, Nussschalen zu eröffnen, und lese nun, dass gedachter Herr und dessen Begleiter, die um seiner Willen wiederholt von Kopenhagen nach jener Insel reiseten, in der Nähe seines Nestes eine Menge Schalen von Nüssen fanden, die alle sichtbar durch einen Hieb auf das spitze Ende gespalten waren, dem Colorite nach im Winter nicht der freien Luft ausge . setzt sein können auch aus der Ferne hergeschleppt sein mussten. Im Tannenwalde, woselbst die gesuchten Nester am Stamme von solchen Tannen standen, deren untere Zweige verdorrt, be- fanden sich keine Nussbüsche, sondern erst in weiterer Entfer- nung. Der oesophagus erlegter Jungen enthielt Reste solcher und liegt daher die Annahme nahe, dass sie die alten Vögel aus Ver- stecken herbeigetragen, in denen sich die frische Farbe ihrer Oberfläche erhalten konnte. Dass Caryocatactes sich für den Winter mit Nüssen verproviantire und zu deren Transport mit einer Kehl- tasche versehen sei, hatte bereits Pallas bemerkt. Ich sah ihn mehrere derselben nacheinander verschlucken, und bleibt mir noch ; 1182 4 F. Boie: Caryocatactes guttatus. zu erklären, wodurch er im Frühling Nüsse zu spalten befähigt werde? Die Antwort „durch Veränderungen in der Substanz der eben im Frühlinge durch Keime von innen zu sprengenden Nuss- schalen“ ist aber die einzige darauf zu ertheilende. Fischer theilt annoch mit, dass der Forstbeamte in der grossen Bornholmer Holzung die dort als Standvögel weilenden Paare den Winter über zutraulich und geschwätzig gefunden, worauf sie sich von der Mitte März an nicht mehr sehen und hören lassen und erklärt es dieserwegen und weil solche so früh im Jahre brüten, für begreiflich, dass die Bemühungen um Nusshähereier so lange erfolglos geblieben. Er selbst bekam im Mai die Eltern der von ihm erlegten Jungen kaum zu Gesicht und’ hörte sie nur einmal schreien. Zu bemerken ist, dass Tristram die von ihm beschriebenen Eier auch im März bekam und ist daher die Brüte- zeit in Savoyen und Bornholm dieselbe. An die vorstehenden Mittheilungen reihen sich die von Col- lett, welche es für gemäss anzunehmen erlauben, dass solche auch ‚Im südlichen Norwegen aufzufinden sein werden. Caryocatactes ist auch dort Standvogel, verzehrt im Herbste Beeren von Sorbus und die in Dohnen gefangenen Vögel. Gedachter Autor bemerkt auch, leider ohne Angabe der Jahreszeit, in welcher diess wahr- genommen worden, dass er, einer Sitta gleich, Nüsse in Rinden- spalten einklemme und mit einem Schnabelhiebe zerspalte. Unbegreiflich ist mir, dessen Platz im Systeme anbelangend, dass sowohl Blasius als Bonaparte und Jerdon ihn mit dem glan- darius und infaustus den Corviden einverleibt lassen, wovon ich ihn längst ausgeschlossen und der Familie Garrulidae mit den in Höhlen brütenden Parus untergeordnet. Collett macht sehr mit Recht auf die üppige Befiederung und sonstige Eigenschaften letzterer aufmerksam, die sie mit den andern nordischen Garru- . liden gemein haben. Auf letzteren Begriff lege ich so grösseres Gewicht, als ich ihn unter Beseitigung anderer Subdivisionen dem eines Vogels im Allgemeinen unmittelbar untergeordnet zu sehen wünsche. Brunswieck bei Kiel den 8. October 1865. *) Oversigt at Christiania Omengs ornithologisca Fauna. Christiania 1864. E v. Martens: Zusammenstellung der philippinischen Vögel. 5 Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. Von Dr. Eduard v. Martens. Als ich im Mai 1861 im Verlaufe der preussischen Expedi- tion nach Ostasien zu Manila verweilte, fand ich in der dortigen Biblioteca militar eine Sammlung ausgestopfter Vögel, die ich mit Hülfe von Bonaparte’s conspectus und Schlegel’s handleiding tot de beoefening der dierkonde 1. Deel, Breda 1857 S. zu bestimmen , versuchte, da mir kein eignes Verzeichniss philippinischer Vögel bekannt war; über die meisten, namentlich alle mir zweifelhaft bleibenden Arten machte ich mir kurze Notizen, welche eine Re- vision der Bestimmung im Berliner Museum erlaubten. Zunächst für den Zweck einer kürzeren Darstellung und des Verständnisses der einheimischen Namen beabsichtigt und für den eben erschei- nenden ersten Theil meines zoologischen Reiseberichts bestimmt, ‚ führte mich die Beschäftigung doch auch auf die sehr zerstreuten literarischen Angaben und Museumsnachweise über philippinische Vögel, und ich durfte es auf die freundliche Aufforderung des Herausgebers nicht für ungerechtfertigt halten, diese Zusammen- stellung hier zu veröffentlichen. Wie unvollständig sie ist, wie viel noch in dem reichen Lande zu entdecken und wie manches Zweifelhafte noch in den Angaben bleibt, darauf brauche ich nicht erst aufmerksam zu machen; mein Zweck ist, künftigen Forschern das Zusammensuchen der Literatur zu erleichtern und auf die zahlreichen falschen Vaterlandsangaben, die namentlich von Son- nerat herrühren und sich theilweise bis in die neuesten Werke fortsetzen, aufmerksam zu machen. Was ich in der Sammlung der Biblioteca militar zu Manila gesehen und zu bestimmnn vermocht, ist mit B. bezeichnet, das Wenige, was ich selbst im Freien gesehen, gelegentlich bemerkt. Aus der Literatur ist der alte fast verschollene Camel mit Vor- liebe behandelt, von Synonymen mit wenigen nothwendigen Aus- nahmen nur diejenigen genannt, welche.auf philippinische Exem- plare der betreffenden Art sich gründen. Ich kann nicht umhin, bei dieser Arbeit die vielfache Unterstützung meines Oollegen, ‘des Herausgebers dieser Zeitschrift, dankend anzuerkennen. Die Quellen, die ich dafür benutzen konnte, sind folgende: Pater Georg Joseph Camel, ein aus Mähren gebürtiger Jesuit, 6 Dr. Ed. v. Martens: dessen Namen Linne in der Camellia verewigt hat, schickte im Beginn des vorigen Jahrhunderts Naturalien und handschriftliche Bemerkungen dazu von den Philippinen an James Petiver in Lon- don, der dieselben in den Philosophical transactions veröffentlichte, das die Vögel Betreffende als observationes de avibus Philippen- sibus in deren XXIII. Band, No. 285, Jahr 1703, 5. 1394—1399. Es sind darin 71 Arten aufgeführt und von den meisten die ein- heimischen Namen angegeben, wodurch dieses Verzeichniss jetzt noch Werth hat; manche sind kurz charakterisirt, bei andern lässt wenigstens die Wahl des europäischen Vogels, mit dem sie ver- glichen werden, die Gattung errathen. Der Franzose Sonnerat nahm 1771 Theil an einer Expedition unter dem Chevalier de Coetivi, welche Pflanzen der Muskatnüsse und Gewürznelken nach Ile de France bringen sollte und dabei Manila, Antigua auf Panay und Zamboanga auf Mindanao besuchte: Voyage ä la Nouvelle Guinee. Paris 1776. 4. Seine Sammlungen gab er dem Pariser Museum. Cuvier giebt ihm das Lob „col- lecteur indefatigable,“ aber die Zuverlässigkeit seiner Angaben ist minder zu loben; er beschreibt eine ganze Reihe südafrikanischer Vögel, als seien sie auf den Philippinen von ihm gesammelt, so Gypogeranus serpentarius, Colius Panayensis = striatus Gmel., Vidua Panayensis = rubritorques Swains., ja sogar zwei amerikanische Heerdenvögel, Oriolus ruber und flavus Gmel., Amblyramphus und Chrysomus bei Bonaparte; diese sind selbstverständlich im folgen- den Verzeichnisse weggelassen, andere zweifelhafte dagegen, bei denen die Angabe des Fundortes nicht so evident falsch ist, unten mit Angabe der Gegengründe erwähnt. Sonnerat hat nur französische Namen, Gmelin in der drei- zehnten Ausgabe von Linne’s systema naturae hat ihnen regel- rechte lateinische gegeben, welche für die Arten bis in die neueste Zeit galten. Aber zwei Jahre vorher, 1786, hat der Italiener Scopoli in einem Werke, worin man es nicht suchen würde; De- liciae florae et faunae Insubricae, fascic. II. allen Sonnerat’schen Vögeln lateinische Namen nach Linneischer Weise gegeben, dabei aber noch mehr die Fundorte verdreht, namentlich oft Neu-Guinea statt der Philippinen gesetzt; unerklärt ist es, wie er den Wach- teln den Gattungsnamen Orvolus geben kann, da er doch sonst sich durchaus an die Linneische Nomenclatur hält. Diese Arbeit blieb Gmelin unbekannt und überhaupt nicht mit Unrecht lange Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 7 Zeit verschollen, bis in den letzten Jahren die, Prioritätsfanatiker sie wieder hervorholten und ihre Namen voransetzten. Schon etwas früher finden sich ziemlich viele hrlenintsce _ Vögel angegeben in Brisson’s Ornithologie 1760 und dieselben in den bekannten Planches enluminees, namentlich deren viertem und achtem Band, doch durch das ganze Werk zerstreut; ich weiss nicht, auf welchen Sammler diese zurückzuführen sind, manche in den späteren Bänden vielleicht auf Sonnerat. Auch hier scheinen einige unzuverlässige Angaben vorzukommen (vergl. Pucheran Revue et Mag. Zool. 1861, p. 340), zuweilen aber geschah es auch, dass nahe verwandte no demndisch Vögel in der Folge von den ninikahen nicht unterschieden, die Namen der philippi- nischen den vorderindischen geblieben und erstere endlich in neuester Zeit wieder als neue Arten beschrieben wurden. Im Januar 1829 besuchte die russische Corvette Seniavine auf ihrer Erdumseglung unter Capitain Lütke Manila, wobei vw. Kittlitz eine Anzahl Vögel beobachtete, darunter mehrere neue; sie sind aufgezählt in Lütke’s voyage autour du monde, Bd. II. 1836. par A. Postels pag. 325—328 8., die neuen beschrieben in den Memoires presentes ä l’academie de St. Petersburg, par divers savans, Bd. II. 1835. 4. pag. 1, mit 10 Tafeln. im Sommer 1830 verweilte ein in China ansässiger Engländer, Lindsay, zu Manila und sammelte daselbst etwa 56 Arten von Vögeln; die neuen Arten darunter beschrieb Vigors in den Pro- ceedings of the zoological society 1831 pag. 96, ein Verzeichniss sämmtlicher dabei versprechend, das meines Wissens nicht er- schienen ist. J.F.Meyen besuchte Luzon 1831 auf dem Schiffe der preussi- schen Seehandlung Luise und sammelte daselbst eine Anzahl von Vögeln, die jetzt fast alle im Berliner Museum sich befinden; Be- schreibungen und Abbildungen derselben veröffentlichte Meyen in den Acta academiae naturae curiosorum Caesareo -Leopoldinae- Carolinae, Band XVI, 1834, sowie gleichlautend, nur mit anderer Bezifferung der Seiten und Tafeln im dritten Theil seiner Reise um die Erde, Berlin 1834. 4. Im Folgenden sind Ziffern der Acta vorangestellt und die der Reise in Klammern beigefügt. Der in diesem Jahre verstorbene „König der Sammler‘, der Engländer Hugh Cuming, verweilte in den Jahren 1836 bis 1839 auf den verschiedenen Inseln der Philippinen und machte dort, wie allgemein bekannt, ausserordentlich reichhaltige Sammlungen Yp rd ns ae) ax 8 Dr. Ed. v. Martens: in den verschiedensten Thierklassen. Die Zahl von 395 Vögeln (Individuen oder Arten?) allein aus dem südlichen Theil von Luzon wird in den Proceed. of the zool. soc. 1839. S. 98 erwähnt, aber nur zwei neue Arten ebendaselbst S. 112. 113 von Fraser be- schrieben, die andern kamen allmälig durch das britische Museum zur allgemeinen Kenntniss. Das französische Expeditionsschiff la Bonite verweilte im December 1836 vor Manila, wobei der Zoolog desselben, Eydoux, mehrere Vögel von Herrn de la Gironniere und andern in Ma- nila ansässigen Naturfreunden erhielt. Zoologie du voyage de la Bonite, vol. I. 1841. 8. Die zweite Expedition von Dumont d’Urville auf der Kuskwlakie verweilte im Juni und Juli 1839 bei Zamboanga (Mindanao), daher im Berichte über diese sogenannte Voyage au pole sud, Zoologie Ba. III, par Hombron et Jacquinot, sich auch einige Vögel von dort beschrieben finden. Im Juni 1858 besuchte die östreichische Fregatte Novara auf ihrer „Weltfahrt“ auf kurze Zeit Manila; Georg v. Frauenfeld gab in den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Ge- sellschaft in Wien 1861 pag. 269—278 einen speziell-zoologischen Bericht darüber und 10 daselbst gesammelte Vogelarten sind auf- geführt in dem zoologischen Theil des Reisewerkes, Bd. I. S. 162. Feodor Jagor aus Berlin reiste in den Jahren 1859 und 1860 auf den Philippinen und brachte neben andern wissenschaftlichen Beschäftigungen auch musterhafte zoologische Sammlungen, welche dem Berliner Museum zu überlassen er die Uneigennützigkeit hatte. Leider ist ihm noch an Ort und Stelle durch einen Unfall der grössere Theil seiner Vogelbälge verloren gegangen, das Er- haltene bildet aber immer noch einen dankenswerthen Zuwachs für unsere Sammlung. Ord. Aoccipitres. Geier scheinen wie auf den Inseln des indischen Archipels über- haupt zu fehlen. 1. Haliaetos leucogaster Gmel. EP; ,‚ Luzon, Verreaux im Britischen Museum. B. 2. Haliastur Indus Boddaert — Pondicerianus Gmel. sp., wahrschein- lich Camel’s acecipiter ordinarius, banog Luzoniensibus, gavilan Hispanis, luteolus in dorso et .alis, candidus in ventre. Meyen p. 69 (193). — Ist der häufigste Raubvogel in der Umgegend von Manila, sowohl am Meer, als auf den Binnenseen. Cuming. Brit. Mus. — B. Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 9 3. stur trivirgatus Temm. Astur eristatus &. R. Gray Ann. mag. n. h. XI. 1843 pag. 371. Cuming, Brit. Mus. Ist dieses vielleicht Ca- mel’s aceipiter magnitudinis banog, sieup-sicap vel lauin Luzoniensibus, fuscus vel etiam Juteo, albo et nigro varius? 4. Astur (Mieronisus) Manilensis Meyen S. 69. Taf. 9 (198, 19). Scheint doch nicht ganz identisch mit dadius Gmel., womit ihn Bona- parte vereinigt hat. 9. Falco (Hypotriorchis) severus Horsfield. F. guttatus G. R. Gray Ann. mag. n. h. XI. 1843 p. 871. Cuming, Brit. Mus. 6. Falco (Hierax) sericeus Kittlitz 1. e. pag. 1. Taf. 1. von Luzon. F. Gironnieri Eydoux, voyage de la bonite, zool. I. pag. 71. pl. 1. Luzon im Frühjahr, de la Gironniere. Sollte nicht Hierax erythrogenys Vigors Proc. zool. soc. 1831 P. 96, von Lindsay aus Manila erhalten, derselbe sein? Bonaparte bringt ihn zu Hierax Bengalensis. Zu einem dieser Falken oder dem Sperber gehört wohl auch Camel’s tinnuneuli species, similis sieub sed minor, baltisicap Luzoniensibus p.1399. T. Blamus melanopterus Daud. sp. Luzon, Jagor. 8. Pernis (Baza) magnirostris G. R. Gray. Cuming. 9. Buteo (Spilornis) holospilus Vigors Proc. zool. soe. 1831 pag. 96 Manila, Lindsay. Mindanao, Cuming, Brit. Mus. 10. Buteo (Pohiornis) poliogenys Temm. Cuming, Brit. Mus. Ein tagalischer Name für kleine Raubvögel, deren Art ich nicht. näher bestimmen kann, ist noch limbas. 11. Sirix amauronota Cabanis n. sp. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 12. Striw (Otus) Philippensis Gray. Brit. Mus., nach Bonaparte. 13. Strix (Ephialtes) megalotis Gray. Manila, Brit. Mus. 14. Striv (Syrnium) Philippensis Gray. Cuming, Brit. Mus. 15. Strie (Nino®) Philippensis Bonaparte Comptes rendus October 1855 p. 7. Camel nennt fünferlei Eulen, ohne sie näher zu kennzeichnen: Asio, mochuelo Hispanis, manonoctog Luzoniensibus. — Bubo, bubo’ Hispanis, tigbobot Luzoniensibus. — Noctua, lechuza Hispanis, covago Luzonien- sibus. —- Noctua major, magnitudine gallopavonis, bucao Luzoniensibus, — Ulula magna, tigcala vel tigbabayo Luzoniensibus. Ord. Oscines. RHACNEMIDIDAE. 16. Turdus chrysolaus Temm., auf Manila vorgekommen nach Selater Ibis V. April 1863 p. 197. 17. Turdus pallens Pall., T. obscurus Bonaparte, von Manila erhalten, ' Bonap. Not. ornithol. de la collection de Delattre p. 28. 18. Montieola eremita Gmel. sp., merle solitaire des Philippines Buffon, Pl. enl. 339, Brisson II. 28, 1. Petrocinela e. Bonap. ” 10 Dr. Ed. v. Martens: 19. Monticola Manilensis Gmel., passer solitarius magnitudinis turdi, coloris fulvi mas, femella ex nigro et fusco varia, canora est avis ut Philomela, vivens inseetis. Camel p. 1397. — Merle solitaire de Manille Buffon Pl. enl. 564, 2 und 636, Brisson II. 33, 2. Meyen 8. 75 (199). — Petrocossyphus M. Bonap. September und October in der Nähe der Woh- nungen, um Manila, Meyen. Wird auch von den Spaniern solitario ge- nannt und seines Gesanges wegen gerühmt. Wahrscheinlich ist auch eine dieser beiden Arten zu verstehen unter der Nachtigall, ruisenor, welche Buzeta, diecionario geografico-estadistico- historico de las islas Filipinas Madrid 1850 8. I. S. 451., als auf den Calamianes-Inseln vorkommend angiebt. 20. Copsychus Mindanensis Gmel. sp. Merle de Mindanao Buffon, Pl. enl. 627,1. Bei Zamboanga (Mindanao) an Hecken mehrfach von mir gesehen. B. 21. Copsychus Luzoniensis Kittlitz (Turdus) 1. e. pag. 5. Taf. 7. mit rothem Bürzel. Manila, Kittliiz. Jagor, Berl. Mus. 22. Sazicola (Pratincola) caprata Gmel. sp., traquet de l’ile de Lucon Buffon, Pl. enl. 235, 1. 2; Brisson III. 24, 2. 3; Motacilla lueionensis « Lath. Luzon, Jagor, Berl. Mus. Zweifelhaft ist grand traquet noir des Philippines, Pl. enl. 185, 2, Briss. III. 22, 3, Motacilla philippensis Gmel., Saxicola phil. Cuv. und entschieden afrikanisch der auf derselben Tafel abgebildete traquet noir des Philippines, Pl. enl. 185, 1, Briss. III. 23, 2, Motacilla fulicata Gmel. (Thamnobia Swains., Bp.) SYLVIADAE. 23. Gerygone modesta Qabanis nov. sp. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 24. Calamoherpe turdoides Boie, Kittlitz in Lütke voy. III. p. 327. Manila. 25. Cisticola semirufa Cabanis nov. sp. Luzon, Jagor, Berl. Mus. MOTACILLIDAE. 26. Anthus Malayanus Eyton? Luzon, Jagor. 21. Motacilla Luzoniensis Scopoli, bergeronnette & collier de l’isle de Lucon Sonnerat voy. No.-Guin. pag. 61. pl. 29; M. alba g Gmel.; M, alba y Lath. 23. Motacilla (Budytes) viridis Scopoli. B. Bei Manila auf dem Steindamm der Pasigmündung von mir gesehen. Wahrscheinlich auch die auf der chinesischen See unweit Luzon von Meyen getrofine gelbe Bachstelze, Reise III. S. 204 und M. fava bei Lütke voy. IH, p. 327. HIRUNDINIDAE. 29. Hirundo gutturalis Scopoli, hirondelle d’Antigue (Insel Panay) Sonnerat pag. 118. pl. 76, H. Panayana Gmel., H. Javanica Sparrm., Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. M H. rustica Meyen 8. 72. Taf. 10. Fig. 1 (196, 20) auf der chinesischen See getroffen. Cuming, Brit. Mus. 80. Hirundo Daurieca L. = alpestris Pall., Kittiitz in Lütke voyage III. pag. 327. Eine Schwalbe, die ich in den Häusern von los Banos an der Laguna del Bay gesehen, hat einen hell isabellgelben Bürzel, ist also wohl dieselbe. — Im britischen Museum ist eine von Cuming aus den Philippinen stammende Schwalbe als Z. riparia mit Fragezeichen angenommen, list of the specimens of birds of the Brit. Mus., Fissirostres. 1848. p. 29. Allgemeiner Name für die Schwalben im Tagalischen langay oder Tayang. MUSCICAPIDAE. 31. Museicapa (Myiagra) occipitalis Vigors Proc. Z. s. 1831 p. 9. Manila, Lindsay. 32. Museicapa (Oyornis) banyumas Horsf. sp. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 33. Museicapa (Rhipidura) nigritorques Vigors ibid. Manila, Lindsay. M. bambusae Kittlitz 1. ec. pag. 5. Taf. 6. ebenfalls von Manila. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 34. Muscicapa Philippensis Gmel., moucherolle des Philippines, Buff. hist. nat. (Ob ein Ixos?) | 35. Muscicapa eyanocephala Gmel., coeruleocephala Scopoli, gobe- mouche & tete bleuätre de l’isle de Lucon, Sonnerat p. 57. pl. 26. fig. 1. roth mit blauem Kopf. 36 ?Musciecapa Luzoniensis Gmel., gobe-mouche noir de lisle de Lucon, Sonnerat page. 59. pl. 27. fig. 2. schwarz mit weissem Flügelfleck. Die drei letzten Arten scheinen seit Gmelin verschollen, nicht mehr beschrieben oder nicht wiedererkannt worden zu sein, wenigstens ver- misse ich ihre Namen in den mir zugänglichen systematischen Werken; besonders zweifelhaft ist das Vaterland für die letzte, obwohl Luzonienses genannt, da Sonnerat selbst sie zugleich auch auf Madagaskar leben lässt und ihr den einheimischen Namen tessicourbi zuspricht, dessen frappante Analogie mit nelicourvi, Ploceus pensilis von Madagaskar, auch auf madegassischen nicht philippinischen Ursprung hinweist. 37. Museipeta rufa G. R. Gray (Tschitrea) Ann. of nat. hist. XI. 1843 pag. 371. Xeocephus r. Bonap. not. ornith. 38. Muscipeta eaerulea Gmel. sp., gobe-mouche bleu des Philippines P]. enl. 661, 1. Kittlitz Lütke voy. II. p. 326. 39. Muscipeta macroura Scopoli sp., gobe-mouche & tete bleue Son- nerat: pag. 56. pl. 27. fig. 1. 40. Ceblepyris caerulescens Blyth Journal of the Asiatie society XI. pag. 468 und XV. pag. 308, vom französischen Schiffsarzt Liautaud auf der Danaide von Luzon mitgebracht. 41. Graucalus Dussumieri Lesson, Hombron et Jacquinot voy. au 12 Dr. Ed. v. Martens: pole sud, zool. III. pag. 65. Taf. 8. Zamboanga (Mindanao). Corvus papuensis Kittlitz, Lütke voy. III. p. 326. Luzon. 42. Graucalus Lagunensis Bonaparte mser. Hartlaub Journ. für Orn. XH. 1864. p. 445. Laguna del Bay bei Manila. (Ob dieselbe Art?) 43. Lalage orientalis Gmel. sp. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 44. Lalage melanoleuca Blyth an im Journ. f. Orn. and 1865. p. 163. Luzon. ? Museicapa Manilensis Gmel., gobe-mouche ä gorge- jaune de J’isle de Lucon Sonnerat p. 57. pl. 26. fig. 2. dürfte auch zu Zalage zugehören, aber stimmt mit keiner der Arten in Hartlaubs Monographie überein. L. aurea Temm., Hombr. et Jacqg., von Celebes scheint ähnlich zu sein. LANIIDAE. 45. Lanius schach L., Bonap. consp. p. 364. 46. Lanius (Enneoctonus) Lazoniensis Brisson II. 18, 1, Gmel., Lath. Luzon, Jagor, Berl. Mus. Wahrscheinlich derselbe ist der‘von Meyen auf der See nahe den Philippinen getroffene sogenannte Lanius phoenicurus S. 74 (198) und die Art mindestens nahe verwandt mit Z. eristatus L. von Vorderindien. ) ? Lanius albus Scopoli, Gmel., pie-grieche blanche de l’isle Panay, Sonnerat pag. 115. pl. 72. ? Lanius ruber Scopoli, pie-grieche rouge de l’isle Panay Sonnerat pag. 112. pl. 71, L. Panayensis (mel., nicht L. ruber Gmel. ? Lanius Antiguanuıs Gmel., pie-grieche -d’Antigue (auf Panay) Son- nerat pag. 114. pl. 70. Alle drei nur auf Sonneräts Angabe beruhend und daher sehr der Bestätigung bedürftig. 47. Dierurus (Balicassius) Philippensis Bonaparte not. ormnithol. eollect. Delattre pag. 76, balicasse des Philippines Buffon, choucas des Philip- pines Pl. enl. 603, Brisson II. 9, 1. — Corvus balicassius Linne, Gmel. z. Theil. NECTARINIDAE. Schon Camel erwähnt einer Neezarinia mit den Worten: avicula mi- nima, varie pieturata, vivit melleo florum rore, sivit Luzonensibus. Meyen fand sie im Herbst in zahlreichen Schaaren in Gesellschaft von Zosterops. Er erklärt alle für Eine Art. 48. Nectarinia coccineogastra Temm., grimpereau troisicme de l’ile de Lugon Sonnerat pag. 63. pl. 30. fig. D, Certhia sperata g Gmel., Neeta- rinia Philippensis Männchen Meyen 8. 206 (84), Neetarinia euepectahl Mus. Berolin. ol., Leptocoma sperata Cabanis Mus. Hein. I. pag. 105. Unter- seite lebhaft roth, Kehle violett. B. Wahrscheinlich gehören hierher auch noch, als dicht völlig ausgefärbt, Certhia sperata L., grimpereau Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 13 des Philippines Pl. enl. 246, 1. 2, Certhia Philippensis purpurea Briss. TIL. 31, 2. 3 und auch ©. affinis Shaw. ‚49. Nectarinia jugularis L., petit grimpereau des Philippines, Pl. enl. 576, 3, Certhia Philippensis minor Brisson III. 33, 5, Cyrtostomus Jugularis Cabanis Mus. Hein. I. p. 105. Unterseite lebhaft gelb, Kehle violettschwarz. B. Meyen erklärt dieses für das ausgefärbte Weibchen des vorigen. Jüngere Weibchen derselben Art sind nach .demselben die folgenden: Grimpereau premier de l’isle de Lucon Sonnerat ebend. fig. A, grim- pereau olive des Philippines Pl. enl. 576, 4, Briss. III. 34, 4 zu Certhia zeylonica bei Gmelin, Neetarinia pectoralis Horsf. bei Bonaparte gebracht. N. eximia Temm., Lütke voy. III. p. 329. Grimpereau second de l'isle de Lugon Sonnerat ebend. fig. B, grim- pereau des Philippines Pl. enl. 576, 1, Briss. III. 30, 2, Certhia Philip- pina Gmel. Grimpereau gris des Philippines Pl. enl. 576, 2, Briss. III. 30,3, Certhia earrucaria Gmel. (wohl Druckfehler für currucaria). Wenn Meyen Recht hat, dass alle diese zu Einer Art gehören, so dürfte sich allerdings der Name Philippensis oder Philippina für dieselbe empfehlen und sind dann noch deren Unterschiede von der ächten cey- lonca Veylons und Vorderindiens in den verschiedenen Kleidern fest- zustellen. 90. Nectarinia pygmaea Kittlitz Mem. presentes & l’acad. de Petersb. II. 1835 p. 3. Taf. 2. Lauzon. Ganz unbekannt geblieben ist Certkia Manilensis Gmel. syst. nat. p. 471, ohne Citate, offenbar auch eine Neetarinia. BRACHYPODIDAE. öl. Mieroscelis Philippensis (Turdus) Gmel., petite grive des Philip- pines Buff., Kittlitz Kupf. 12. 92. Iwos Sinensis (Muscicapa) Gmel., Eydoux et Gervais voyage de la Favorite pl. 14, Magazin de Zoologie 1836 pl. 66. 93. Imos psidii (Museicapa) Gmel., einquicme espece de gobe-mouche, le petit goiavier de Manille Sonnerat pag. 59. pl. 28, Museicapa goiavier Scopoli, Loedorusa goiavier Cabanis Mus. Hein. I. p. 109, Lütke voy. II. p. 329. Goiave oder guave ist die Frucht von Psidium piviferum L., goiavier ein neugebildetes französisches Wort, Guavenfresser, aber nicht lateinisch, wie überhaupt Sonnerat so wenig als Buffon lateinische Na- men gegeben hat. 54. Irena cyanogastra Nigors Proc. zool. soc. 1831 p. 96. Manila, Lindsay. Auch in der Biblioteea militar glaubte ich eine Zrena zu er- kennen. 55. Hypsipetes Philippensis Strickland Ann. Mag. nat, hist. 1844. Jagor, Berl. Mus. 14 Dr. Ed. v. Martens: ' MELIPHAGIDAE. 56. Zosterops Meyeni Bp. Sylvia flava Meyen S. 79 (203) Hide um Manila im Herbst in Gesellschaft der Nectarinien. Dieaeum flavum Kitt- litz 1. ec. pag. 3. Taf. 3. im Wald am Fluss Pasig. PARIDAE. 57. Parus elegans Less. Angeblich von den Philippinen, Bonaparte notes ornitholog. collect. Delattre pag. 45. FRINGILLIDAE. 58. Passer montanus 1. sp. Mus. Hein. I. p..156. Der gewöhnliche Haussperling im östlichen Asien. Kaum davon zu trennen scheint P. jugiferus Temm. im Leidner Museum, Bonap. consp. I. p. 508 von den Philippinen. .r PLOCEIDAE. 59. Munia oryzivora L. sp., passerculus vivens oryza, maya Luzo- niensibus, Camel. B. Daher der Name maja, den Linne auf zwei andere Arten über- tragen hat. 60. Munia (Dermophrys) Jagori Cabanis Mus. Berol., ähnlich der bekannten Malacca L., Kopf und Brust schwarz; kein Weiss. Im der Sammlung der Biblioteca militar und von F. Jagor aus Luzon eingesandt. 61. Munia (Dermophrys) minuta Meyen 8. 86. Taf. 12, Fig. 2 (210, 22) dem vorhergehenden ähnlich, in den Zuckerpflanzungen Luzons von Meyen im Herbst in zahlreichen Schaaren gefunden, das Nest aus Gras- halmen zusammengewebt, in den Blattachseln des Zuckerrohrs. 62. Uroloncha Jagori Cabanis Mus. Berol. Luzon, Jagor. ? Ploceus Philippinus or sp., toucnam-courvi Buffon, gros-bee des Philippines, Pl. enl. 135, 2, Briss. IIL. 12, 1; 18, 1.2. Das Vorkommen dieses Vogels auf den ee hen ist meines Wissens von keinem neueren Beobachter bestätigt worden und scheint lediglich auf Buffons Angabe zu beruhen; diese ist um so verdächtiger, als der von Buffon angegebene Name nicht tagalisch klingt und sein zweiter Theil identisch _ mit dem von nelicourvi, Ploceus pensilis Gmel. sp., von Madagaskar ist. Camel erwähnt noch vier sperlingsartiger Vögel unter den Namen pacquing, pirit, posiequit und pipit; von den zwei erstern sagt er, bes sie sich von den Samen bestimmter Grasarten nähren. z STURNIDAE. 1 63. Pastor (Aeridotheres) eristatellus L. sp., sturnus simensis, niger, - oeuli, rostrum et pedes flavi, canora et garriens avis, vescitur pane, oriza, insectis, carnibus, fructibus, kaaling Sinarum Camel p. 1398. deridotheres Philippensis Bp. consp. I. p. 420. B. Häufig von mir in der Umgegend. Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 15 von Manila gesehen, setzt sich gerne auf die Büffel. Merle des Philip- pines Pl. enl. 219, Briss. II. 26, 1 ist nach Bonaparte dieser Vogel, nach Gmelin, Cuvier und Cabanis (Mus. Hein. I. p. 205) ?. tristis L. sp., der bis jetzt nicht auf den Philippinen beobachtet ist. Eine weitere hierher gehörige Art scheint Camels Merula persica, canora et garrula avis, atra, sed circa ocules depilis ut illiug (Gymnops), minus tamen pag. 1397. 64. Pastor (Sturnia) rufieollis Wagl. Consp. I. p. 418. NB. Merle dominiquain des Philippines Pl. enl. 627, 2 = Turdus dominicanus Gmel. syst. nat. 836, nicht dessen Dominicus von St. Domingo 831, ebenfalls zur Gruppe Siurnia gehörig, wird von Bonaparte und Ca- banis zu P. Daurieus Pall. eitirt; Bonaparte erklärt dagegen Fig. 1. der- selben Tafel der Planches enluminees, die von andern und ihm selbst S. 267 zur Copsychus Mindanensis gezogen wird, auf 8. 418 für diesen P. ruficollis. 65. Pastor (Gymnops) calwus L. sp., iting, tabaduru vel gulin Luzo- niensibus, magnitudine sturni, rostrum, alae, cauda et pedes nigra sunt, religua quasi argentea; caput implume, excurrente tantum per ejus me- dium tenui nigra et plumosa stria; nidulatur communiter in excavatis Palmae cocciferae [Üocospalme]| eaudiecibus, voracissima est, vivens fructi- bus, hine non nisi unicum et reetum intestinum vulgus habere narrat; de religuo canora et garriens est avis Camel pag. 1397. no. 43. Gracula calva L., goulin Buff. hist. nat. des ois., merie chauve des Philippines Pl. enl, 200, Briss. II. 26, 2, Kittlitz 1. ce. — Gymnops griseus Cuv., unter dem Namen goulin, coulin u. s. w. auf Manila sehr bekannt), mit 10 bis 13 Piaster bezahlt, lernt sehr leicht sprechen, lebt von Pisangs, Guaven u. dergl. Meyen 8. 78 (202). B. Jagor. Eine den Philippinen eigenthümliche Untergattung. Die federlosen Stellen des Kopfes, die in ähnlicher Weise, aber geringerer Ausdehnung, bei andern Hirtenstaaren sich finden, stehen vielleicht in Zusammenhang mit der angegebenen Nahrung von weichen saftigen Früchten, wie ja ‚auch der afrikanische Pisangfresser, Musophaga, durch die Schnabelkappe das Gefieder ihres Kopfes vor dem Beschmutzen durch ihr Futter schützen. Die Wachshaut der Raubvögel, die lebenden Thiere zerreissen und die Kahlheit des Kopfes und Halses der Geier, die in den Eingeweiden ge- fallener Thiere wühlen, scheinen dieselbe Bedeutung zu haben, Zweck oder Folge, wie man den Zusammenhang anzusehen geneigt ist. 66. Lamprotornis cantor Gmel. sp., sturnus Luzonis, eorvorum ini- micus, coloris aterrimi seu fulvi ut aquila, ad solem mille induens co- lores; oculi corallio nitidiores, pedes flaventes, vivissimus, vivens fructi- bus, gulacling Luzionensibus Camel p. 1398. Petit merle ie l’isle Panay Sonnerat p. 115. pl. 73. Turdus Panayensis Scopoli, T. cantor Gmel., wahrscheinlich auch merle des colombiers Bufl., Turdus columbinus Gmel. 16 Dr. Ed.’ v. Martens: RR? SEPRSTER N Kittlitz Kupf. 15, 1. B. Singt angenehm und lebt in Gesellschaften von Tausenden, auch in Taubenschlägen; wird von den Eingebornen Musikus, von den Europäern in Manila Staar genannt (Sonnerat). ORIOLIDAE. 67. Ocypterus leucorhynchus Gmel. sp. Pie-grieche dominiquaine (von Luzon), fliegt rasch und kämpft mit dem Raben, Sonnerat p. 55. pl. 25. = Lanius dominicanus Gmel.; langraien Buff., pie-griesche de Ma- nile Pl. enl. 9, 1; Briss. 18, 2 = Lanius leucorkynchos Gmel., Kittlitz Kupf. 30, 1. Zu Zamboanga (Mindanao) auf hohen Zweigen freistehen- der Bäume von mir beobachtet. B. Den bezeichnenden Cuvier’schen Namen Ocypterus möchte ich immer noch dem sinnlosen Vieillots ArZamus vorziehen, obwohl letzterer ein Jahr früher publieirt ist, um so mehr, als Vieillots ganzes Werk auf Cuviers Gruppirung in der Sammlung des Jardin des plantes zu beruhen und nur eine Vorwegnahme der von diesem gewonnenen Resultate zu sein scheint. Der Buffon’sche Name langraien scheint nur Entstellung von langay, womit die Tagaler die SERASINL. und vielleicht auch diese denseiben im Habitus so ähnlichen Vögel bezeichnen. , 68. Oriolus Philippensis Gray zool. miscell., Bp. conspect. I. p. 346. Kopf und Rücken schwarz. 69. Oriolus acrorhynchus Vigors Proc. z. s. 1831, Gray and Mitch. gen. of birds 58, Bp. consp. I. p. 348, Cabanis Mus. Hein. T. p. 210. Ein Fleck über den Scheitel, von Auge zu Auge schwarz. Manila, Lindsay. Luzon, Jagor, Berl. Mus. B.- In der Umgebung der De del Bay wiederholt von mir gesehen. Vermuthlich diese Art ist Camels oropendula Hispanis, guliyavan Luzoniensibus, gratiosa et pulcherrima avis, magnitudine turturis, vieti- tans fructibus, atris et aureis variegata preis: Jenen tagalischen Na- men (Jagor schreibt golcavan) hat Buffon in coulavan, couliavan ver- ändert, auf die naheverwandte Art Hinterindiens, ©. cochinchinensis Briss., übertragen; welche von beiden Linnes ©. chinensis sei, weiss ich nicht zu entscheiden. CORVIDAE. > 70. Corvus brevipennis Schlegel? eine kleiae Stelle hinter dem Auge kahl. B. Corvus europaea minor, guae Luuzoniensibus Camel p. 1396, auch ouac von den Eingebornen ausgesprochen. (Corvus corone von den Philip- pinen, Gmelin.) Luzon, Jagor, Berl. Mus. Ord. Giamaiores. HYPOCNEMIDIDAE. 71. Pitta erythrogastra Cuv. Temm. pl. col. 212, Bp. consp. L. .. 255, Cabanis Mus. Hein. II. p. 5. — B. Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 17 12. Pitta atricapilla Cuv. Breve des Philippınes Buff., Merle des Philippines Pl. enl. 89, Briss. U. 32, 1, Corvus brachyurus $£ Gmelin, P. Philippensis Vieill., Bp. consp. I. p. 256. B. CORACLDAE. ?Coracias Bengalensis 1ı., rollier de Mindanao Pl. enl. 285. Es scheint etwas zweifelhaft, ob dieser vorderindische Vogel in der That auf den Philippinen lebt. 73. Coracias (Eurystomus) orientalis L. Inseln Luzon und Samar, Jagor, Berl. Mus. B. Durch den ganzen indischen Archipel verbreitet. MEROPIDAE. 74. Merops Philippinus L., grand gu&pier des Philippines Pl. enl. 57, Briss. IV.43, 1, Meyen S. 93 (217), Cabanis Mus. Hein. II. p. 139. Brust braungelb. B. Cuming, Brit. Mus., Jagor, Berl. Mus. 75. Merops ornatus lıath. Ganze Unserseite lebhaft grasgrün, ohne Halsband. B. Vielleicht gehört zu letzterem auch Apeaster Philippensis minor Brise. IV. 43, 2, der meist zu M. viridis gezogen wird. Bei Lütke voy. II. p. 329 ist die um Manila häufig gesehene Art als M. Savignyi bezeichnet. ALCEDINIDAE. 76. Alcedo (Paraleyon) variegata, Actenoides variega'a Hombron et Jacquinot voy. au pole sud III. p. 101. pl. 23. fig. 2, Act. Hombroni Bp. consp. p. 157. Zamboanga auf Mindanao. 77. Alcedo (Paraleyon) Lindsayi Vigors Proc. zool. soc. 1831 pag. 37, Eydoux voyage de la Bonite pag. 98. pl. 7, Astacophilus L. Cabanis Mus. Hein. II. p. 162. Von Lindsay, Eydoux und Cuming (Brit. Mus.) auf Luzon erhalten, nach Eydoux daselbst salsac genannt. . 78. Aleedo (Entomobia) albiventris Scopoli, martin-pecheur de l’isle de Lucon, premiere esp&ce Sonnerat pag. 65. pl. 31, A. atricapilla 8 Gmel. Unterseite weiss. 79. Alcedo (Entomobia) fusca Boddaert, Gray, Alcedo rufirostris Illiger, Berl. Mus, Meyen 8. 94 (218). B. 80. Alcedo (Entomobia) gularis Kuhl. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 81. ASlcedo (Entomobia) sp. oben braun mit hellen Flecken, unten weiss mit grauen Flecken, Hinterkopf und jederseits ein Fleken am Mund- winkel azurblau, Wangen und Kehle rothbraun, Stirne braun, schwarz gestrichelt. Verwandt mit 4. pulchella Horst. B. 82. Alcedo (Todirkamphus) chloris Boddaert, collaris Scopoli, martin- pecheur & collier bleu des Philippines, Sonnerat p. 67. Br 33, Alcedo Journ. f, Ornith,, XIV, Jahrg., Nr, 79, Januar 1866. 18 Dr. Ed. v. Martens: sacra e Gmel. Kittlitz Kupf. 14, 1. Sauropatis chloris Cab. Mus. Hein. I. pag. 160. | Sind Am Taalsee (Luzon) und am Meeresufer bei Zamboanga von mir gesehen. — B. Cuming, Brit. Mus. 83. Alcedo (Tanysiptera) nympha Gray, Bonaparte consp. I. p. 157. Gray stellte die Art auf nach einem Balg unbekannter Herkunft. 84. Alcedo Bengalensis Gmel. Iwuzon, Jagor, Berl. Mus. ??.dleedo eristata L., petit martin-pecheur de Yisle Lucon Pl. enl. 756, 1. Ein südafrikanischer, seitdem nicht mehr auf den Philippinen beobachteter Vogel, daher jene Vaterlandsangabe höchst wahrschein- lich falsch. 85. Alccdo (Ceyz) trilactyla L., martin-pecheur de l’isle de Lucon Sonnerat pag. 66. pl. 32., C. Iuzionensis Stephens. — B. 86. Alcedo (Ceyx) purpurea Gmel., rubra Boddaert. Cuming, Brit. Mus. 87. Alcedo (Ceyx) melanura Kaup., Oabanis Mus. Hein. I. p. 151. BUCEROTIDAE. 88. Buceros hydrocorazx Iı., calao vel cagao Indorum, volueris et mon- tana, avis, vivens fructibus Baliti seu ficus indicae et aliis, quos integros ingurgitat, confecto vero cortice carnoso putamina ossea illaesis nucleis egerit; vox suis grunnientis potius aut vituli mugientis quam avis Camel (fälschlich von Gmelin zu Buceros bicornis eitirt), Petiver gazophylacium 28, 6, Bp. consp. I. p. 89, Platyceros h. Cabanis Mus. Hein. II. 174, Kittlitz in Lütke voy. IIL. p. 326. — B. 89. Buceros (Penelopides) Panini Boddaert, calao ä& bee. eisel& de Visle Panay Sonnerat p. 122. pl. 82 u. 83, Pl. enl. 780 u. 781, B. Pa-. nayensis Gmel, calao de Manille Buffon Pl. enl. 891, B. Manillensis Gmel. (junger Vogel), B. suleirostris Wagl., B. Manilensis Meyen pag. 91. Taf. 13 (215, 23°, Kittlitz 1. c., Tockus suleirostris Bp. consp. I. p. 91, Pene= lopides, Panini Cab. Mus. Hein, II. p. 168. — B. 90. Buceros (Penelopides), eine dritte Art, vielleicht B. Gingalensis Shaw, langschwänzig, gehäubt, ohneHorn, Schnabel und Gesicht schwarz, Hinter- kopf blassgelbbraun, Rücken und Flügel gefleckt, Unterseite gelblich. — B. 91. Buceros (Penelopides) sulcatus Reinwardt pl. col. 69, B. leuco- cephalus Vieill. Bp. consp, I. p. 91. Ord. Strisores. 92. Collocalia iroglodytes Gray et Mitch. gen. tab. 19, hirundo mari- tima salamga, aliis sayan, botoboto et salangan Luzoniensibus, cujus nidus est Tragacanthum Venereum Indieum, patong Indorum, euno Sinarum. Abundat in insulis Jolo (Solo- oder Sulu-Archipel), Samboangan (Zam- boanga auf Mindanao) Camel p. 1396. Buzeta nennt ferner die Cala- mianes-Gruppe, zwischen Luzon und Palawan, und verschiedene Punkte mmeusiellung der bekannten philippinischen Vögel. 19 auf Mindanao als Nistorte dieser berühmten Schwalbe. Luzon, Jagor, Berl. Mus. - Die Bezeichnung sa- langan scheint von langayan See und dem maylayischen Praefix sa- herzuleiten und eigentlich das Nest als etwas von der Schwalbe Herrührendes zu bezeichnen. 93. Cypselus (Dendrochelidon) comatus Temminck. Manila, Cuming, Brit. Mus. 94. Caprimulgus macrourus Horsfield. B. 95. Caprimulgus Manilensis (ohne Autorität und Beschreibung) List of the specimens of birds in the Brit. Mus. Fissirostres p. 7. Manila, Uuming. 96. Caprimulgus (Lyncornis) macrotis Vigors Proc. z. s. 1861 p. 97, Manila, Lindsay. Ord. Seansores. CUCULIDAE. 97. Cuculus (Chaleococeyx) vanthorkynchus Horsf., Lampromorpha ame- thysiina Vigors Proc. z. s. 1831 p. 98. Lindsay. 98. Ouculus (Cacomantis) merulinusScopoli = flavus Gmel., petit coucou de Pisle Panay Sonnerat pag. 121. pl. 81, Pl. enl. 814. Le second coucou ou coucou ä ventre ray& de l’isle de Panay, Sonnerat p. 120. pl. 79 = €. flaviventris Scopoli = Ü. radiatus Gmel., ge- hört nach Bonaparte zu derselben Art. .99.. Cuculus (Hieracococcyx) pectoralis Cab. Mus. Hein. IV. p. 27. 100. Uuculus (Eudynamis) Mindanensis L.., eoucon tachet& de Min- danao Pl. enl. 277, Briss. IV. 12, 1, premier coucou ou coucou tachet& de l’isle Panay Sonnerat pag 120, pl. 78 = ©. variegatus Scopoli = 0. Panayanus Gmel. Cabanis Mus. Hein. IV. p. 52. Iusel Luzon,; Panay und Mindanao. | Bonaparte eitirt die Taf. 78 von Sonnerat zu Eudynamis punetatus En, die darauf gegründeten Namen Scopoli’s und Gmelin’s aber fälschlich zu Cacomantis flavus. Gmelin giebt neben Panayanus auch noch punetatus von den Philippinen an, wahrscheinlich dieselbe Art nach anderer Quelle. 101. Phoenicophaeus (Dasylophus) superciliosus Cuv. Gray et Mitch. gen. birds 116, Bp. eonsp. I. p. 98, Cabanis Mus. Hein. IV. p. 69. Phoenicophaeus (Dasylophus) Cuminge Fraser Proc. z. s. 1839. p. 112, Bp. consp. I. p. 98, Ph. Berreiti Eydoux voyage de la Bonite pag. 89. pl 6, Lepidogrammus Cumingi Cabanis Mus. Hein. IV. p. 70. Cuming, Brit. "Mas. Das ganze Jahr hindurch vorhanden; Lagironniere nn Eydoux. 102. Centropus Philippinus Cuv., coucou verd d’Antigue Sounerat pag. 120. pl. 80, coucou des Philippines Pl. enl. 824, Uueulus viridis Scopoli, C. aegyptius 8 und y Gmel., €. Phil. Bp. consp. I. p. 107, 0. w- ridis Cabanis Mus. Hein. IV. p. 110. Note. .— B. ©. Molkenboeri Bp. consp. 1. p. 108. scheint; nicht davon verschieden. De 20 Dr. Ed. v. Martens: 103. Centropus (Pyrrhocentor) unirufus Cabanis Mus. Hein. IV. p. Rn: Note. Exemplar von Ed. Müller. 104. Centropus (Nesocentor) nigrifrons Peale, United st. exped. pl. 35. Cabanis Mus. Hein. IV. p. 119. Note. Mindanao. TROGONIDAE. 105. Trogon (Pyrotrogon) ardens Temm. pl. col. 404, Bp. consp. I. p. 151. Cabanis Mus. Hein. IV. p. 159. — B. PICIDAE. 106. Picus (Yungipicus) validirostris Blyth, petit pie d’Antigue (Panay) Sonnerat pag. 118, pl. 77 (?petit pie des Moluques, Pl. enl. 748, 2), P. maculatus Scopoli, Baeopipo v. Cabanis Mus. Hein. IV. 2, pag. 60. Luzon, Jagor, Berl. Mus. — Auch in der Biblioteca militar habe ich einen Buntspecht gesehen, welcher wohl hierher gehören dürfte. 107. Picus (Hemilophus) Javensis Horsf. Schwarz, Oberkopf und Fleck am Mundwinkel roth, Bauch gelblichweiss. B. 108. Picus (Hemilophus) funebris Val., P. Lichtensteini Wagl., modestus Vigors Proe. z. s. 1831 pag. 98, Cabanis Mus. Hein. IV. 2. p. 107. Note. Manila, Ed. Müller, Berl. Mus. Schwarz, Vorderhals weiss ha Manila, Lindsay. — B. 109. Pieus (Chrysocolaptes) haematribon Wagl, P. Philippinarum Heds, r P. spilolophus Vigors., Proc. z. s. 1831 pag. 98, Cabanis Mus. Hein. IV. 2. p. 169. — Briitechöfdiinl unten gelb, quergestrichelt; Haube schwarz und weiss gewellt. Manila, Lindsay. — B. 110. Pieus (Chrysocolaptes) Philippinarum liath., pie grivele ou grand pie de l’isle de Lugon Sonnerat pag. 73. pl. 37, pie verd des Philip- pines, Pl. enl. 691, P. bengalensis 8 Gmel., P. aurantius Boddaert, non Linne, ?. palalaca Wagl. Bp. consp. I. p. 121, Cabanis Mus. Hein. IV, 2. p. 168. Note. Luzon, Jagor (junger Vogel). — Beide letzteren ein- ander sehr ähnlich, von den Spaniern pico-verde, Grünspecht genannt, Hierher scheint in der That der „palalaca“ der Eingebornen von Luzon zu gehören. — Der Name scheint den Lant des Hämmerns nachahmen zu sollen, den Camel nur nach Hörensagen beschreibt. Die zwei übrigen von Sonnerat als philippinisch beschriebenen Spechte, Pieus cardinalis und Manilensis Gmel. (menstruus Beopoli), sind in Afrika zu Hause, Scopoli und selbst Bonaparte geben in Folge von Verwechselung dem letztern Neu-Guinea zum Vaterland! MEGALAEMIDAE. 111. Megalaema Philippensis Gml. sp., barbu des Philippines, Pl. enl. 331, Briss. IV. 7. 2, Bucco flavigula Boddaert, Bp. For I p. 144. B. Von mir auch bei Zamboanga gesehen. \ _ Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 21 "Der von Sonnerat als philippinisch beschriebene und abgebildete Bartvogel, barbu, Zrogon Luzoniensis bei Scopoli, Buceo niger bei Gmelin ist ein afrikanischer Pogonias. PSITTACIDAE. 112, Cacatua Philippinarum Gmel., petit kakatoes des Philippines, Pl. enl. 191, psittacus totus candidus, eristatus, magnitudinis columbae, eicur evadit et garrire solet, catatua, ahucay vel calangay Luzoniensibus, Camel p. 13898. Cuming, Brit. Mus. — B. Auf welcher Insel dieser Kakadü eigentlich lebt, konnte ich nicht erfahren; im Catalog des britischen Museums, Psittacidae, p. 92, ist Ca- taguan genannt, ein Ort, den ich in Buzeta’s philippinischem Wörter- buch nicht finden kann. Sollte die Insel Calagua bei Luzon, Provinz Camarines del Norte, gemeint sein? 113. Lorieulus (Licmetulus) Philippensis, Briss. IV. 30, 1, Kuhl con- spectus psittacorum no. 107, psittacus minimus, gulasisi, colasisi vel cusi Luzoniensibus Camel p. 1398, coulaeissi Buff., perruche des Philippines Pl enl. 520. 1, 2, Psittacus galgulas 8 Gmel , Psittacula culaeissi Wagl., Psittacula vulwifrons Vigors Proc. z. s. 1831. p. 97. von Lindsay, Psitia- cula Philippensis Meyen 8. 94 (218), Loricuwlus eulacissi G. R. Gray, Oatal. Brit. Mus. Psittacidae pag. 56. von Cuming. Luzon, Jagor, Berl. Mus. Scheitel roth. Kein Halsband. Die häufigste Art auf den Philip- pinen, nach Meyen „in unzählbaren Schaaren“ bei Manila, aber nicht leicht in der Gefangenschaft zu erhalten. Einheimischer Name, nach Jagors Mittheilung auch jalagala oder halahala. 114. Loriculus (Licmetulus) regulus Souane6 Revue et mag. zool. 1856 pag. 222. Scheitelfleck gelb, sonst wie der vorige. Mindanao, Cuming, Brit. Mus. ‚115. Zoriculus (Licmetulus) apicalis Souanee ebendas. p. 220. Min- ein; Cuming, Brit. Mus. 116. Loriculus (Licmetulus) melanopterus Seopoli, petite perruche de Visle de Lucon, quatrieme espece, femelle, Sonnerat p. 77. pl. 40, obere Figur, Ps. minor (z. Theil) Gmel. (Loriculus cyanolaemus Bp.), M. mela- nopterus G. R. Gray, Catal. Brit. Mus., Pitt. p. 55. —- Kehle blau, ein Flecken im Nacken gelb. Mindanao, Cuming, Brit. Mus. 117. Loriculus (Cyelopsitta) loxia Ouv., Less., Cyclopsitta loxia Bp. Revue et mag. zool. 1854, Psittacula loxia Catal. Brit. Mus,, Psitt. p. 9. Mindanao, Ouming, Brit. Mus. 118. oisciibus (Cyelopsitta) lunulatus Scopoli, petite perruche & collier de l’isle de Lucon, ou troisieme espece Sonnerat p. 77T. pl. 39, Ps. tor- quatus Gmel., Kuhl No. 110. (Psittinus torquatus Bp. Naumannia 1856), Psittacula nnilatt Cat. Brit. Mus., Psett. p. 91. Ein Be Halsband. Manila, Cuming, Brit. Mus. | 22 Dr. Ed. v. Martens: 119. Lorieulus (Cyclopsitta?) leucophthalmos Scopoli, petite perruche de l’isle de Lucon, seconde espece Sonnerat p. 76 pl..38, obere Figur, Ps. simplex Kuhl No. 126, Psittacula leucophthalmos Cat. Brit. Mus., Psiti. p. 91. Einfarbig grün. Luzon, Cuming, Brit. Mus. — B. ? Lorieulus (Cyelopsitta) galgulus L., petite perruche de l’isle de Lugon, premiere esp@ce Sonnerat pag. 76. pl. 38. untere Figur. ‘Scheitel blau, Halsband orange. Ob wirklich philippinisch? | Liysde ak ?Lorieulus (Oyclopsitta?) mieropterus Kuhl, petite perruche de Fisle de Lucon, einquieme espece Sonnerat p. 78. pl. 41, Ps. eingulatus Seopoli, Ps. melanopterus Gmel., Flügel schwarz mit gelbem Band, nach G. R. Gray, Catal. Brit. Mus., Boifincidiie p. ST. als Psittacula baten Boddaert AD: % eine aderkeische Art. ? Loriculus (Cyelopsitta) Indieus Gmel., Kuhl petite perruche de Tisle de Lucon, quatri&me espece mäle Sonnerat p. 77. pl. 40, untere Figur, Ps. minor Gmel. part., nach @. R. Gray, 1. e. p. 55.,in Ceylon zu Hause. 120. Lorieulus (Tanygnathus) Luzoniensis L., G. R. Gray, perruche de l’isle de Lucon, huitieme espece Sonnerat p. 80. pl. 44, Ps. pileatus Scopoli, marginatus Gmel., Perroquet de l’isle de Lucon, Pl. enl. 287, Briss. IV.’22, 2, Ps. olivaceus Gmel. Mauila, Cine Brit. Mus. P Lorienlue (Tanygnathus) Sumatranus Raffl., G. R. Gray, Cat. Brit. Mus., Psitt., p. 68. nennt als Vaterland Island of Sama und als Geber Cuming. Sollte die philippinische Insel Samar gemeint sein? Die ganze Gruppe gehört dem östlichen Theil des indischen Archipels an. Le” 121. Psittacus (Prioniturus) discurus Vieillot. Mindanao, "Cuning, Brit. Mus. G. R. Gray 1. e. pags 18. unterscheidet davon eine zweite PAD“ | pinische Art als Prion. spatuliger. Psittacus (Palaeornis). Das Vorkommen von. Arten dieser Grifße | auf den Philippinen ist noch sehr zweifelhaft. Cuming scheint keinen von dort mitgebracht zu haben und auch in der Biblioteca militar fehlte sie. Angegeben wurden: Perruche & cullier de Aigle de Lucon, Sonnerat pag. 50. pl. 43, Ps. Sonnerati Gmiel. ist nach G. R. Gray P. Alerondainlu aus Vorderiudien. Perruche & t&te rouge 2 l’isle de Lucon pag. 79. pl. 42, Ps. ery- throcephalus $ Bengalensis Gmel., Ps. erythrocephalus bei Kuhl, Pal. Ben- galensis Wagl., G. R. Gray, ist nn vorderindisch. Psitt. Manilensis Bechst. Stubenvögel = torquatus Briss., Bodd. ‚Kuhl ebenialls vorderindisch. wi Entschieden unrichtig dürfte das Vorkommen von Loris, Lorius und Eclectus der neueren Systematiker auf den Philippinen sein, obgleich solches öfters, selbst noch im Catalog des britischen Museums von 1859, pag. 65 und 66 für Zelecies Linnaei und Ceylonensis = puniceus Gmel., pag. 50 für Lorius tricolor nach älteren Sammlungen, nicht nach Cuming. Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 23 Der Letztgenannte ist der Lory des Philippines, der Planches enluminees 168 und soll nach Gmelin die Inseln Yolo (Solo oder Sulu) und ‚die übrigen Philippinen“ bewohnen. Der ihm nahe verwandte garrulus L. wurde von Meyen S. 95 (219) in der Stadt Manila gesehen und ihm angegeben, dass er dahin von den südlicheren Philippinen gebracht werde. Dieser garrulus war der einzige in der Biblioteea militar vor- handene Lori. Alle die genannten Arten sind bestimmten Inselgruppen der Molukken, z. B. garrulus der von Ternate, eigen, kommen aber über Amboina und Makassar nach allen Theilen des indischen Archipels in Handel, wo sie von Eingebornen und Europäern gerne lebend gehalten werden. Auch in unsern europäischen Menagerien und zoologischen Gärten sind die Zelecius zahlreich vertreten und die Zorius wären es ebenso, wenn sie den Transport nach Europa besser ertrügen. Camel nennt eine Reihe philippinischer Papageien, aber kennzeichnet sie nicht hinreichend, um die Arten in unserm Sinne errathen zu lassen, doch dient es als Beweis, dass zahlreiche Arten vorkommen und nicht selten sind. Neben den zwei oben erwähnten bestimmbaren nennt er S. 1398, meist mit Angabe eigener einheimischer Namen, noch fünf grüne Arten verschiedener Grösse, einen blauen, bototoe auf Luzon genannt (Luzoniensis?), einen bunten, dessen Bezeichnung manuc-manue, im Ta- salischen Hahn, im Javanischen Vogel überhaupt und bekanntlich im Namen der Paradiesvögel manuk-dewata wiederkehrend, darauf deutet, dass er aus Holländisch-Indien stammt, also vielleicht ein Zorzus; endlich einen zweiten grössern Kakadu, den ich auch für einen aus den Mo- lukken angebrachten halten möchte. O:d. Golumbae. 122. Treron aromaticus Gmel. sp., &. R. Gray catal. brit. mus., Co- lumbae p. 10. (Osmotreron awillaris Bp.) Cuming, Brit. Mus. 123. Treron (Osmotreron) viridis Scopoli sp., Gray 1. e. = vernans Gmel., sp. Bp. Turtur Iuuzoniensis viridis ut Psittacus, alarum pennae majores margine signantur candido, imus venter ex croceo-rubeseit, rostrum flavum est, oculi cinnabarini, pedes purpurei; vietitat oriza, (voeatur) Punay isuzoniensibus Camel pag. 1399, pigeon verd de l’isle de Lucon et d’Antigue, Sonnerat p. 110. pl. 65, pigeon verd des Philip- pines, Pl. enl. 138, Briss. I. 11, 2. Cuming, Brit. Mus. — B. Das Männchen hat eine orangegelbe Brust. ? Treron (Osmotreron) fulvicollis Wagl. wird in Bonaparte’s consp. II. p. 14 auch von den Philippinen angegeben, ich weiss nicht auf welche Autorität. 124. Ptilopus (Rhamphicubus) occipitalis Gray et Mitchell gen. 118, Bp. p. 17, Gray catal. p. 7. Cuming, Brit. Mus. 125. Piilopus (Omeotreron) Batilda Bp. consp. II. p. 27. Sonnerats 24 Dr. Ed. v. Martens: pigeon violet & tete rouge d’Antigue, pag. 112. pl. 67, Columba pulcher- rima Scopoli = rubricapilla Gmel., Erythroena bei Bp., gehört den öst- afrikanischen Inseln an, obwohl noch G. R. Gray im catal. brit. mus. Panay, offenbar nur nach Sonnerat, als Vaterland seines, Exemplares angiebt. Camel’s Turtur Baynensis 8. 1399 scheint auch zu Treron oder Ptilopus zu gehören; sie sei grösser als 7. aromaticus, aber die Angabe, dass Schnabel und Füsse blau seien, verbietet mir eine nähere Bestimmung. 126. Phaps (Phapitreron) leucotis Temm. Bp. 1. e. p. 28, Gray |. e. Cuming, Brit. Mus. 127. Phaps (Phapitreron) amethystina Bp. p. 28, Gray p. 62. In ver- schiedenen europäischen Sammlungen als philippinisch angegeben. 128. Carpophaga ehalybura Bp. p. 32, Gray p..17. Dunkelgrün, unten grau-rosenroth. B. ?Carpophaga perspieillata Temm., nach Bp. p. 33. aueh von den Phi- lippinen, bei Gray nur von Amboina genannt. 129. Carpophaga (Ptilocolpa) griseipectus Bp. p. 34, Gray p.21. Cuming, Brit. Mus. 180. Carpophaga (Ptilocolpa) Carola Bp. p. 34, Gray p. 22. Cuming, Brit. Mus. 131. Carpophaga (Hemiphaga) poliocephala Gray pag. 22, Bp. pag- de Cuming, Brit. Mus. 132. Maeropygia tenuirostris Gray p. 39, Bp. p. 57 (Columba phasia- nella V'emm. pl. col. 100). Ziimmtbraun mit langem, abgestuftem Schwanz. Cuming, Brit. Mus. — B. 133. Turtur einereus Scopoli sp., Bp. p. 61, Turtur ordinaria, batobate Tagalensibus, toemol Baynensibus, Camel p 1399, tourterelle cendre&e de l’isle de Lucon Sonnerat pag. 52. pl. 22, Col. turtur d Gmel. 134. Turtur (Streptopelia) Dussumieri Temm., Gray p. 45. Cuming, Brit. Mus. 135. Turiur (Streptopelia) humilis Temm., nach Bp. p. 66. auch auf den Philippinen. 136. Geopelia striata L., weit verbreitet im indischen Archipel. B. Vielleicht Bowring’s valoor, a pigeon whose plumage is varied like that of a partridge. 137. Chaleophaps sp. Die Arten dieser Gattung sind unter sich nor | ähnlich und ohne unmittelbare Vergleichung schwer zu unterscheiden. | Eine solche mit weisser Stirn sah ich in der Biblioteca militar; eine an- dere findet sich bei Sonnerat, pigeon verd & tete grise d’Antigue, pag. | 112. pl. 66, Columba pileata Scopoli = albicapilla Gmel. Gray eitirt diese zur vorderindischen CR. Indica L., Bonaparte lässt sie ganz zweifelhaft, irrt aber darin, sie unten weiss zu nennen, pag. 92. Sonnerat nennt Brust, Bauch und Seiten ausdrücklich dunkelgrau, gris-obseur. | Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 25 138. Caloenas Nicobarica L. sp., Bp. p. 96. und Schlegel handleiding pag. 409. geben auch die Philippinen neben andern Inseln des indischen Archipels als Vaterland derselben an; direkte Zeugnisse dafür sind mir nicht bekannt, sie gehört aber zu denjenigen Arten, die ich auf den Molukken öfters in Käfigen gehalten sah und mag so als Stubenvogel weit verbreitet sein. Vielleicht ist sie die siebenfarbige Taube mit Hals- kragen, welche Buzeta, diceionario geografico de las islas Filipinas 1850 I. pag. 40 und 547 als der Insel Cebu eigenthümlich nennt; und vielleicht auch Camel’s Palumpes, varie pieturata, formosa et nn bayo Luuzoniensibus p. 1397. Bowring, a visit to the Philippine islands 1859 pag. 274 giebt für den siebenfarbigen Vogel den einheimischen Namen boeuit, scheint aber keine Taube darunter zu verstehen. 139. Caloenas (Phlegoenas) eruenta mel., Turtur Luzoniensis, faemella in pectore plumas gerit rosei coloris seu sanguinei floridissimi, vulneris infiicti imaginem pereleganter a natura depietam ad vivum repraesen- tantes, sauciatum esse diceres et plures fefellit, Jugmon Luuzoniensibus Camel p. 1399, tourterelle grise ensanglantee, Sonnerat pag. 52. pl. 21, Col. Luzonica Scopoli. Den Philippinen eigenthümlich. Buzeta 1. c. pag. 451 erwähnt ihrer besonders bei Beschreibung der Calamianesinseln, südwestlich von Luzon, und in vielen älteren Beschreibungen der Philippinen wird ihrer er- wähnt, um den rothen Brustfleck mit einer Dolchwunde zu vergleichen- Sonnerat hat auch eine weisse (Abart?) mit demselben Brustflecke beschrieben und Taf. 20 abgebildet, Col. sanguinea Gmel., C. nivea Scopoli. Ord. @allinae. ?Pavo. Aeltere Beschreibungen der Philippinen nicht nur, sondern auch noch Buzeta, 1850 I. pag. 451, nennen Pfauen, Pavos reales, von der Inseireihe der Calamianes, nd ech von Luzon. 140 Gallus sp., vielleicht dankiva Temm., urogallus seu tetrao, la- buyo Luzoniensibus Camel p. 1399, gallo montes oder salvajo der Spa- nier, häufig in allen Provinzen von Luzon, Buzeta; schwarz mit gelb- rothen Halsfedern, Schwanz grünschwarz, Kamm klein, ausgezackt. B. 141. Cryptonyx sp. oben rothbraun, unten schwarz, keine Haube, kein Nagel an der Hinterzehe. B. 142. Perdie (Arboricola) sp. Kopf grünschwarz, Brust weinroth, schwarzgestrichelt, Seiten blassroth mit schwarzen Flecken. B. 143. Perdix (Coturnix) Sinensis L., coturnix pumila montana, pas- sere minor, varie pieturata, ilivilin Luzoniensibus Camel p. 1396, petite eaille de l’isle de Lucon Sonnerat pag. 54. pl. 24, Tetrao mänillensis Gmel., caille des Philippines Pl. enl. 126, 2, Briss. I. 25, 1 (Coturnicula excalfactoria Bp.). Jagor, Berl. Mus. Journ. f. Ornith., XIV, Jahrg, Nr. 79, Januar 1866. 3 26 ‘Dr. Ed. v. Martens: 144. Hemipodius oeellatus Scopoli sp., coturnix europaeä minor, oloc vel pogo Luzoniensibus Camel p. 1396, caille & trois doigts, de Visle de Lucon Sonnerat pag. 54. pl. 23, Oriolus ocellatus Seopoli, Tetrao Lu- zoniensis Gmel., Ortygis ocellata Meyen p. 101. Taf. 17 (225, 37), durch Verwechselung aus Peru angegeben. Hemipodius thoracieus Temm. hist. nat. des gallinaces. Cuming, Brit. Mus. B. In einem tagalischen zu Manila gekauften Wörterbuch finde ich pogo erklärt als „Vogel, der ein ausgesuchtes Essen ist.“ Buzeta schreibt stets. pago und scheint darunter auch die chinesische Wachtel zu verstehen. 145. 'Megapodius Cumingüi Gould, schon in den frühesten Reise- beschreibungen unter dem einheimischen Namen tabon oder tavon er- wähnt, auch als avis ovimagna, Vogel mit grossem Ei. Tabon Luzo- niensibus, avis subfusca vel etiam einerea, minor communi gallina, cauda earens, capite rarenter plumato, carnis insulsae nee apetiseibilis, ova ponens ruffa, anserinis longitudine paria, sed minus crassa, numero 40, 50 vel 60 in maritimis arenosis littoribus, fluviorum ripis, aut etiam mon- tium loeis glareosis, quatuor spithamis profunda sepulta, solis calore fovenda, quae ferme in totum vitellina sunt, boni saperis et nutrimenti. Pulli in ovis sapidissimi, ovo egressi insipidi. Camel p. 1298. — Tabon, auf Mindanao und Mindoro in den Monaten März bis Mai, legt am Meeresstrand oder Flussufern 40—50 Eier in einen Haufen, den er mit Sand bedeckt und der Sonne zum Ausbrüten überlässt; zur gehörigen Zeit kommt die Mutter zurück und scharrt die Jungen aus dem Sande hervor. Die Eier sind eine Speise der Eingebornen. Buzeta ]. e. II. pag. 438, 334, 474. Diese Angaben stimmen im Allgemeinen mit denen überein, welche spätere Naturforscher an den Megapodius- Arten der Molukken beob- achtet haben; nur das Zurückkehren des Weibchens klingt etwas roman- tisch und ist wohl so zu verstehen, dass es, obwohl es nicht brütet, doch in der Nähe des Nestes seinen ständigen Aufenthalt hat. Cuming, Brit. Mus. Ord. Grallae. ? Vanellus sp., le paon sauvage de l’isle de Lucon, Sonnerat p- 86. pl. 49. Diesen Kibitz finde ich nirgends eitirt; da Sonnerat selbst sagt, er lebe auch am Vorgebirge der guten Hoffnung und werde dort wilder Pfau genannt, kein ähnlicher aber im indischen Archipel gefunden wurde, so ist es sehr wahrscheinlich ein afrikanischer Vogel. Vieillot hat gar eine Trappe, Otis Luzoniensis, daraus gemacht. 146. Charadrius (Hiatieula) Curonicus Beseke = minor Meyer, petit pluvier @ collier de l'isle de Lucon, Sonnerat pag. 83. 84. pl. 46. — B. Luzon, Jagor, Berl. Mus. Vermuthlich auch Hiatieula spec. Cuming, Brit. Mus. 5 So Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 27 147. Charadrius (Hiatieula) longipes auct. Ch. pluviahs Lütke voy. II. p. 327. Manila. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 143. Grus sp., grus, grulla Hispanis, tiput vel tihol Luzoniensibus, trieubitum (drei Ellen) alta, cum collo homine procerior, Camel p. 1396. Das erwähnte tagalisch-spanische Vocabular erklärt übereinstimmend den tipol der Eingebornen für grulla, Kranich; ebenso nennt Buzeta unter den Vögeln der Philippinen den Kranich, la grulla, und den Storch, la ciguena, z. B. bei Beschreibung des Taalsees II. p. 436. 149. Platalea Luzoniensis Scopoli, gruis species, dongon Euconien- sibus, magnitudinis anseris, cinerea, rostro sesquispithamam (anderthalb Spannen) longo, palmo ine lato Camel p. 1396; spatule blanche de l'isle de Lugon Sonnerat pag. 89. pl. 51. und spatule hupee de l’isle de Lucon desselben pl. 52, Pl. Zeucorodia ß und y Gmel. Nach Bonaparte eine noch zweifelhafte Art, ähnlich der 21. tenui- rostris Temm. von Madagaskar, so dass Zweifel auftauchen kann, ob sie in Wahrheit philippinisch sei. 150. Ardea purpurea L. var, Manilensis Meyen pag. 102 (226) von der Laguna del Bay, grösser als der europäische Purpurreiher; den- selben, wenn ich nicht irre, sah ich im der Biblioteca militar. 151. Ardea (Egretta) garzetta L. Luzon, Jagor, Berl Mus. — Weisse Reiher sind auf den Philippinen, wie im ganzen indischen Archipel, nicht selten, aber die Arten schwer zu unterscheiden. Camel erwähnt ihrer ganz kurz als: Ardeolae species candidissima, talabong Luzonien- sibus; in meinem Vocabular kommt zwar nicht dieses Wort vor, aber wohl tagac, mit „weisser Reiher“ (garza bianca) übersetzt. Dieses tagac führt Camel p. 1396 als Schwan, eyenus, spanisch eisne auf, wohl nur Verwechselung der weissen Farbe wegen. Kittlitz, Lütke voyage autour du monde III. p. 327 nennt ihn Ardea candidissima. Meyen hat solche in der Umgegend von Manila beobachtet und als neue Art, Ardea longi- colis, beschrieben, S. 104 (228), die aber von Bonaparte und Andern nicht beachtet wurde, da kein Original-Exemplar davon im Berliner Mu- seum vorhanden ist. Doch stimmt ein zweites von Jagor aus Luzon er- haltenes Exemplar mit Meyen’s Beschreibung. Ich sah auch wiederholt im Freien weisse Reiher, ohne welche zu erlangen; in der Sammlung der Biblioteea militar fand ich nur einen und diesen mit stark zusammen- gedrücktem hellfarbigem Schnabel, schwarzen Füssen, deren Unterschenkel zur Hälfte unbefiedert, kahle Wangen und Zügeln, ohne Schmuckfedern und mit blass röthlichgelber Färbung des Oberkopfes, wesshalb ich diesen jetzt für 152. Ardeaf Bubuleus) Coromandelica Boddaert = russata Temm. halten möchte. B. Iwuzon, Jagor, Berl. Mus. ‚153. Ardea (Ärdetta) Javanica Horsfield, Bonaparte consp. LI. pag. 130. Luzon, Jagor. gn | 28 Dr. Ed. v. Martens: 154. Ardea (.Ardetta) bilineata Cuv. schwarzbraun mit weisser Kehle, ederseits ein gelber Längsstreifen am Hals. B. 154». Ardea (Ardetta) cinnamomea (Gmel.? zimmtbraun, unten gelb. B. 155. Ardea (Botaurus) Philippensis Gmel., crabier des Philippines Pl. enl. 898, Briss. V. 37, 3, schön braunroth mit schwarzen wellenför- migen Querlinien, unten blässer mit schwarzen Längsstreifen auf jeder Feder. B. Bonaparte consp. Il. p. 138 (Zebrilus) vereinigt diese Art mit undu- /ata mel. von Cayenne und adoptirt letztere Vaterlaudsangabe. Den Vogel der Biblioteca militar fand ich mit seiner Beschreibung so überein- stimmend, dass ich die philippinische Herkunft wieder zu Ehren brin- gen möchte; in der ganzen Sammlung war kein Thier andern Ursprungs, abgesehen von dem dort wenigstens oft zahm gehaltenen Lori. 156. Ardea (Nyeticorax) nyeticorax L. Meyen p. 104 (228) bei Ma- nila.. B. — Auch am Taalsee von mir gesehen. 157. Ardea (Nyeticorax) Manilensis Vigors Proc. z. s. 1831 p. 98, Bp. consp. II. p. 140. Lindsay. Manila und Mindanao, Cuming, Brit. Mus. Insel Samar, Jagor, Berl. Mus. 158. Ardea (Nycticorax) Caledonica Gmel. Meyen p. 103 (227) häufig um Manila. Sehr ähnlich dem vorigen, doch stimmt Meyen’s Farben- beschreibung besser mit derjenigen, welche Bonaparte für Caledonica, als mit der, die er für Manilensis giebt, überein. ? Ibis Manilensis Gmel. sp., courly brun de l’isle de Lucon Sonnerat pag. 85. pl. 47, Tantalus Manilensis Gmel., scheint seitdem nicht wieder- gefunden und bleibt demnach verdächtig. 159. Numenius Luzoniensis Gmel. sp., courly tachete de l’isle de Lucon, Sonnerat p. 85. pl. 48. Von ihm gilt dasselhe. 160. Hemantopus rufipes Bechst. Liuzon, Jagor, Berl. Mus. 161. Alimantopus leueocephalus Gould. Mindanao, Cuming, Brit. Mus. 162, Rhynchaea sp.? avis destruens orizam, coloris perdieis, sed species rusticolae, germanice Dschneppen, Camel p. 1394. 163. Scolopax (Gallinago) heterura Cabanis n. sp. Mus. Berol. Luzon, Jagor. 164. Totanus glareola L. sp. Lütke voy. Ill. p. 327. Manila, Luzon, Jagor. 165. Totanus glottis L. sp. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 166. Totanus (Aetitis) hypoleucos L. luuzon, Jagor, Berl. Mus, 167. Rallus (Eulabeornis) torquatus Gmel., Rallus philippensis torquatus Briss. V. 15, 1, Meyen pag. 108. Taf. 19 (232, 29). Ein weisser Strich über dem Auge, Kehle schwarz, Brust röthlich, Unterhals und Bauch weiss mit schwarzen Querlinien. Cuming, Brit. Mus. B. Luzon, Jagor. 168. Rallus (Eulabeornis) Philippensis Briss., Gmel., räle ray& des Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 29 Philippines Pl. enl. 774. Briss. 14, 1. dem vorigen in der Färbung ver- wandt. (Im britischen Museum nur aus Australien vorhanden.) 169. Rallus (Eulabeornis) striatus Gmel., R. philippensis striatus Briss. V. 14, 2. 170. Rallus (Eulabeornis) fuscus Gmel., räle brun des Philippines, Pl. enl. 773, R. philippensis fuscus Briss. 15, 2. Neben diese, wenn nicht zu Porphyrio, scheint auch zu gehören Ua- mel’s chloropus sive achac Luzoniensibus, aliis tielin major, (der Name tiklin wird von Buffon für die genannten vier Rallen gebraucht), magni- tudinis gallinae, venter eb collum et pedes coloris quasi dilute morella (braun), dorsum fusco-rufescens, alae splendide caeruleo-virentes, cauda curta, albida, tremula; oculi nigri, rostrum nigrum, validum, ob- tusum, lingua gallinae, pedes spithamei, tetradactili, rufescentes, ungues nigri, digiti longi. Degit loeis cultis, vescitque oriza. Vox Phi-Phi. 171. Rallus (Erythra) phoenicurus Penn. habe ich in Zamboanga (Mindanao) erhalten. 172. Rallus (Amaurornis) olivaceus Meyen als Gallinula ol. pag. 109. Taf. 20 (233, 30). Manila am Seestrande. Fast einfarbig dunkelbraun, ohne Stirnschild. 173. Ortygometra euryzona Temm., Manila, Uuming, Brit. Mus.; ocularis G. R. Gray, Cuming, Brit. Mus. 174. Gallinula cinerea Gmel. sp. (lugubris Horsfield). Manila, Cu- ming, Brit. Mus. — B. 175. Gallinula chloropus L. sp. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 176. Porphyrio pulverulentus Temm. graublau. Cuming, Brit. Mus. B. 177. Parra (Hydrophasianus) Sinensis Gmel., chirurgien de l’isle de Lucou, Sonnerat pag. 82. pl. 45, P. Luzoniensis Gmel. — Hals und Flügel weiss. B. Ord. Natatores. 178. Pelecanus Philippensis Briss., Gmel., onocrotalus sive pelecanus, aleatraz Hispanis, pagala Irdis; pectoris pellem suavissimis plumis con- sitam pro pectorali gestatam Asthmatieis prodesse referunt, Camel pag. 1397, pelican rose de l’isle de Lucon, Sonnerat pag. 91. pl. 54, P. roseus Gm]., und pelican brun de l’isle de Lucon ebenda pl. 53, P. manillensis Gmel., beide von der Laguna del Bay. — Onoerotalus Phalippensis Briss, VI. tab. 46, Pel. Philippensis Gmel. Bp. consp. II. p. 162. 179. Dysporus sula lı. sp. Zwischen China und den Philippinen sehr häufig. Meyen $. 114 (238). Mindanao, Cuming, Brit. Mus. 180. Carbo Sinensis Shaw, cuervo marino der Spanier, corvus flu- viatilis, cassili vel colocolo Luuzoniensibus, avis amphibia, plus tem- poris sub aquis quam in aere vivens [?], nigra, colli longissimi, vieti- 1 eu ect ee see 30 Dr. Ed. v. Martens: tans piscibus, serpentibus et conchyliis, sub undis diutissime discurrens et tandem expansis alis pennas ad solem desiccans, Camel p. 1396. Halieus leucogaster Meyen Seite 112. Taf. 22 (236, 32) in den Uhl: schen See bei einem Sturm auf Deck geworfen. — Einfarbig schwarz, B. 181. Carbo lueidus Lichtenstein. Manila, Berl: Mus. 182. ‚Plotus melanogaster Gmel. B. -— In der Laguna del Bay, Frauen- feld. Luzon, Jagor, Berl. Mus. 183. Puffinus Teucomelas Temm. „Cataguan“ Cuming, Brit. Mus. 184. Larus ridibundus Lı. Luzon, Jagor, Berl. Mus. — Ich sah die- selbe im Mai häufig auf dem Pasigfluss. Camel nennt dreierlei, kann aber auch vielleicht andere Gattungen mit einbegreifen: Gaviae species, gaviota Hispanis, gitgit Luzoniensibus. — Gavia gallina minor, coloris einerei, tambilagan Luzoniensibus. — Gavia vi- vissima, veloeissime per litera discurrens, taringting Luzoniensibus. ? Sterna brachyura v. Kittlitz in Lütke voy. III. p. "327 eine mir un- bekannte Art. 185. Sterna (Haliplana) Panayensis Laath., hirondelle de mer de l’isle Panay, Sonnerat pag. 125. pl. 84, 82. anaesthetus Scopoli, Sterna Pa- nayensis Lıath., Gmel. (ohne Sonnerat zu eitiren, aber genau mit seiner Beschreibung übereinstimmend). | 186. Sterna (Hydrochelidon) flwviatilis Gould? Luzon, Jagor, Berl. Mus. — Ich sah eine derartige Seeschwalbe häufig auf dem Pasig und auch in der Bai von Manila. Ist vielleicht die zweite gavia von Camel. 187. Sterna (Anous) stolida L., le petit fouquet des Philippines. Sonnerat pag. 125. pl. 85, 8. Bickifpina Lath. Be, S. 115 (239). Ein Vogel des ofienen Meeres; Zu den Möven oder Seeschwalben gehört vermuthlich auch Camel’s Columbae similis, avis maritima, canavay Luzoniensibus, oya supra nu- das caules ponens et ibidem iis incumbens, p. 1396. Wenn er hinzu- fügt an Alcion?, so ist dieses wohl eine ebenso vage classische Remi- niscenz, als da er bei der Taube mit blutrother Brust sagt: kan fabulosum putares. PP Oygnus. Der von Camel p. 1396 erwähnte Schwan ist vielleicht Verwechslung mit dem weissen Reiher, vergl. oben. 188. Anser (Nettapus) Coromandelianus Gmel. Novara-Expedition, 189. Anas Luzonica Fraser Proceed. zool. soc. 1839 pag. 113. Grösse unserer wilden Ente, Kopf hellrostbraun mit drei dunklen | Längsbinden. Cuming. Luzon, F. Jagor, Berl. Mus. -— B. Vermuthlich Camel’s Anas magna regia, papan Luzoniensibus. 190. Anas (Dendrocygna) vagans Fraser, List of birds of brit. Mus. iM Gallinae etc. p. 131, Proc, zool. soc. 1864 p. 300. Manila, Cuming, Brit. Mus. Insel Samar, Jagor, Berl. Mus. Zusammenstellung der bekannten philippinischen Vögel. 31 . 191. Anas (Querquedula) Manilensis Gmel., petite sarcelle de l’isle de Lugon, Sonnerat pag. 91. Taf. 55. Diese Abbildung erinnert in der Farbenvertheilung sehr an eine Dendrocygna und zwar mehr an die afri- kanische arcuata, als die philippinische vagans, aber dem Texte nach soll der Vogel Alan: als die kleinste Kriekente Europa’s sein. Kleine wilde Enten sind auf den Binnenseen Luzons häufig und werden auch von Camel als Anas lacustris ordinaria, balivis Luzonien- sibus, aufgeführt; ich konnte an ihnen aber nie die schwarz und weisse Färbung des Kopfes der Sonnerat’schen bemerken. 192. Podiceps (Tachybaptus) Philippinensis Bp. auet., Ceringnene des Philippines Pl. enl. 945, Colymbus minor ß Gmel. on Jagor, Berl. Museum. _ Vielleicht Anas parvula, lacustris, vix magnitudinis pugni; saloyasir Luzoniensibus, Camel p. 1394, Im indischen Archipel geht bekanntlich die tropisch-asiatische Fauna stufenweise in die australische, zunächst neu-guineische über. Die Philippinen nehmen in dieser Abstufung eine ähnliche Stelle ein wie Üelebes, sie schliessen sich an die indische Fauna an durch das Vorkommen von Spechten und mehrerer Nashorn- vögel, zahlreicher Loriculus, eines wilden Hahnes u. s. w., dagegen an Australien durch Kakadu und Megapodius, besitzen aber noch keine Repräsentanten der Paradiesvögel und Kasuare, welche beide schon auf den Molukken beginnen. Wie in Neu-Guinea spielen die körnerfressenden Singvögel nur eine kleine Rolle gegenüber den beeren- und insektenfressenden. ‘Die Sumpfvögel zeichnen sich auch hier wie in jeder andern Fauna durch manche kosmo- politische Arten aus, namentlich die Familien der Schnepfen und Reiher, weniger die hier reichlich vertretene der Wasserhühner. Sehr viele Arten scheinen den Philippmen mit dem südlichen China gemeinsam zu sein, manche wandern vielleicht regelmässig von dem einen zum andern Gebiet. i 32 Alex. v. Homeyer: Ueber das Vorkommen einiger, zum Theil seltnerer Vögel, bei Glogau in Nieder-Schlesien. Von Alexander von Homeyer. Prem.-Lieut. im Schles. Füsilier-Regiment No. 38. 1. Agwla naevra. Am 30. April 1864 sah ich zum ersten Male den Schreiadler in Nieder-Schlesien. Der Vogel zog langsam über eine Wald- blösse des Glogauer Stadtforstes. Am 3. Juni 1865 wurde der Schreiadler daselbst brütend gefunden. Beim Verlassen des Hor stes wurde das alte Weibchen durch den Herrn Förster Hepke geschossen und dasselbe alsdann nebst den beiden Nestjungen „nach alter Sitte“ an das Scheunenthor der Försterei angenagelt. Für hiesige Gegend ist der Schreiadler ein äusserst seltener Brutvogel. 2. Falco peregrinus. Der Wanderfalk war 1864 nicht im hiesigen Stadtforst. 1865 stellte er sich am alten Brutplatz bei dem Reiherstande (Journ. f. Orn. XII. 74) rechtzeitig ein, wurde aber wegen seiner Ver- heerung unter den zahmen Tauben der Försterei todtgeschossen. 3. Falco subbuteo. Am 15. August d. J. sah auch ich einmal wieder, wie sehr der Lerchenfalk für die kleinen Vögel schreckbringend ist. Ich war beim Manöver in Gassendorf bei Liegnitz. Die Colonne rückte vor; in sie stürzte sich eine Lerche (A. arvensis), alsdann an die Leute herumflatternd, um sich zu verbergen, doch Alles so kopflos und sinnesverwirrt, dass sie mit Leichtigkeit hätte er- griffen werden können. Ich wusste dies eigenthümliche Benehmen mir momentan nicht zu deuten, doch ein Blick nach Oben orien- tirte mich vollständig: ein Falco subbuteo kreiste dicht über dem Bataillon; die Lerche war gerettet. 4. Buteo lagopus. | Im Winter 1864—65 wurden hier gegen sonst al: 'weichend mehr Männchen wie Weibchen geschossen. 5. Lanius collurio. Durch den Glogauer Stadtforst (Bestand alter Kiefern) zieht sich eine feuchte, moosige, schmale Niederung, umwachsen von Weiss- und Schlehdorn und Wachholder. Hier nistet der Neun- Ueber einige Vögel Nieder-Schlesiens. 5] tödter sehr häufig. ‚Die LO durch mich und Herrn Lehrer Wätzold aufgefundenen Nester enthielten ohne Ausnahme graugefleckte Eier. 6. Picus minor. Der kleine Buntspecht nistet bei Hermsdorff unweit Glogau’s. Das Nest fand ich am 15. Juni d. J. Die Jungen schrieen zur Nistöffnung heraus, das älteste derselben war jedoch schon aus- geflogen und nahm, an einem benachbarten Baume herumkletternd, gleich den kleineren Geschwistern von den fleissig ab- und zu- fliegenden Alten Nahrung in Empfang. Junge und Alte locken viel. Das Nest ist in einer fast fussdieken, beinahe verdorrten Eiche eines auf einem Hügel stehenden und von Wiesen nm- gebenen Eichgehölzes mit Haselgestrüpp als Unterholz. Das sehr kleine Eingangsloch ist nach „Nordwest“. Ist dies zufällig? Nach derselben Richtung fand ich einige Tage später das Eingangsloch von Picus medius. Andere Vögel haben das Schlupfloch gern nach Osten. Sollte bei Spechten ‚‚die Wetterseite‘“ die Regel sein, da diese Seite des Baumes am häußgsten morsch und faulig und deshalb am Besten zu verarbeiten ist? -—- Ueber dem Nist- loche unseres Zwergspechts befindet sich, eirca 5 Fuss höher, ein zweites (vorjähriges?) Loch. 1. Oriolus gaibula. In diesem Frühling fand ich vier Pirolnester, welche ohue Ausnahme so niedrig gebaut waren, dass man sie fast von der Erde aus mit der Hand erreichen konnte. - Sollte dies nicht mit den „windigen und stürmischen“ Tagen in Verbindung zu bringen sein, welche hier Anfangs Juni, also gerade zur Zeit der Nest- anlage waren, und so den Vogel niedrig bauen liessen, um mit seinem Schwebenest gegen die ungünstige Witterung geschützt zu sein? Ich glaube es gern, Der Landesälteste Herr von Hahn hat ein Gleiches beobachtet. | 8. Turdus torguatus. Dass die Ringdrossel im Riesengebirge Brutvogel. ist hin- länglich bekannt. Wie selten sie aber bis in die nördlichen Vor- höhen hinabsteigt, davon zeugt, dass mir eine bei Goldberg im Donenstrich gefangene Drossel (altes d) von, einem sonst ziem- lich unterriel.seten Förster als eine „ilyrische‘“ Drossel gezeigt wurde, die man roch niemals daselbst gesehen habe. 9. Turdus pilaris. Note Die Drosseln sind hierorts fast ganz vertrieben, indem Hirten- knaben, Holzsammler etc. die Brutplätze plündern. Durch das 34 Alex. v. Homeyer: kolonienweise Brüten verrathen sich diese Vögel so leicht, und ist auch der Gewinn durch das Ausnehmen der vielen, leicht zu bekommenden Nestjungen ein so grosser, dass die Plündereien nach Möglichkeit ausgeübt werden. Diese oft wiederholten Stö- rungen nun aber führen endlich ein Verlassen des Brutplatzes und das Aufsuchen eines neuen herbei. So verliessen in diesem Jahre die Drosseln den ihnen sehr lieben Borkau-Sabor-Wald und siedel- ten sich in den Parkanlagen der Militär-Schiesstände an; und gingen die Drosseln von Klautsch und Vorwerk, weil hier viel- fach Holz geschlagen wurde, in den Stadtforst. — Sollte durch derartige Störungen, die also factisch ein Uebersiedeln von einer Stunde Entfernung herbeiführten, nieht auch das wirkliche Vor- wärtsschreiten ‚„aas Wandern“ in Einklang zu bringen sein, indem anzunehmen ist, dass auch anderwärts am Brutplatz ähnlicher Unfug resp. Störung stattfindet? Betreffs der Verbreitung bemerke ich, dass unser Vogel überall in den Vorhöhen des Riesengebirges als Brutvogel vorkommt, so- wohl bei Strigau, Liegnitz, als bei Goldberg und Warmbrunn; auch fand ihn Herr von Hahn häufig bei Köben und Militsch nistend. Die Vorhöhen, durchzogen mit Waldwiesen und Erlengruppen, sagen ihın besonders zu; und,doch wusste mancher der dortigen Bewohner nichts vom Nisten, und hörte ich vielfach sagen, dass der Ziemer sich erst Mitte August einstelle und alsdann in den Dohnen gefangen würde. Dies erklärt sich aber ganz einfach, weil wir wissen, dass die Wachholderdrosseln im Sommer ein möglichst stilles beschauliches Leben führen, den Wald nicht gern verlassen und Nistmaterial und Nahrung von den Waldwiesen auf- nehmen, dann aber — d. h. Mitte August — mehr umherschwär- men, auch „Beeren“ annehmen und so in den Dohnen gefangen werden und also dadurch erst sich als ‚fremde Grossziemer“ ver rathen. Die Mauser der jungen Vögel geht bis in den September hinein. Die Nestanlage, ob auf Nadel- oder Laubholz, ist keiner Vorliebe unterworfen, es sei denn, dass andere Eventualitäten mit- zusprechen hätten (s. Journ. f. Orn. XIL. Sept.). Der Beginn des Brütens selbst in ein und derselben Colonie ist durchaus nicht sehr pünktlich normirt; so fand ich am 29. April ein Nest mit stark bebrüteten und mehrere Nester mit erst 2, 3 oder 4 Eiern, während wieder andere Nester noch nicht fertig gebauet waren. Innerhalb einer Colonie fand ich, dass oft 3—5 Nester in beson- Ueber einige Vögel Nieder-Schlesiens. 52) ders dicht benachbarter Lage zu einander standen, sogar zwei auf einem Baume. Am 6. Juni traf ich ein vereinzelt nistendes Wachholderdrosselpaar an. — Herr von Hahn hat in seinem Park unsern Vogel öfters so niedrig nistend angetroffen, dass er in das Nest hat hineinsehen können, was mir niemals vorgekommen ist, wohl aber von 7 bis 80 Fuss Höhe. 10. Muscicapa parva. Auch in diesem Jahre wurde am 31. Juli der Zwergfliegen- fänger von mir bei Glogau beobachtet. il. Syloia swecica und Wolf. Die Blaukehlehen sind hier sehr häufig; leucosterna kommt hier neben Wolf vor. Jahre lang lauschte ich auf Locktöne und Ge- sang, ohne Verschiedenheiten wahrzunehmen. An Localverschieden- heiten ist nicht zu denken, da beide am Rhein und Main wie in Sehlesien und Posen nebeneinander vorkommen, eben so wenig kann ich an Species-Verschiedenheit glauben, weil Locktöne und Gesang nicht versehieden sind. Was ist es aber dann? Alters- verschiedenheiten? Ich glaube es. 12. Sylvia nisoria. Gleich häufig mit 1863. Ich fand wohl 25 Nester und in kei- nem ein wi von Cuculus canorus. 13. Sylvia atricapilla ist als Brutvogel Nieder-Schlesiens wie Posens eine ziemliche Seltenheit. 8. hortensis, cinerea und garrula sind häufig. 14. Sylvia luscinia. So haufig die Nachtigall in Nieder-Schlesien und im Gross- herzogthum Posen ist,*) so selten ist sie am Fusse des Gebirges, während sie in diesem selbst gar nicht vorkommt, weder bei Hirsch- berg noch Johannisbad, Heuscheuer, den Felsen ete. 15. Calamoherpe. 1862 und 1863 traf ich C. locustella hierselbst in circa 20, in diesem Jahre nur in 2 Paaren als Brutvogel an. 1865 war C. pa- lustris hier als Brutvogel sehr zahlreich, ©. arundinacea sehr spar- sam und (Ü. phragmitis fast gar nicht anzutreffen. Die Deutung dieser Verschiedenheiten kann ich nicht übernehmen, da die ört- lichen Verhältnisse scheinbar dieselben geblieben sind. C. phrag- mitis war übrigens 1864 bei Posen äusserst gemein als Brutvogel. *) Die sogenannten „Sprosser“ des Fort Winiary bei Posen sind ächte S. luseinia und keine S. philomela. 36 G. Hartlaub: Zwei neue afrikanische 16. Regulus. 1862 war bei der Ornithologen-Versammlung in Thale die Rede von der verschiedenen Eifärbung unserer beiden Goldhähn- chen, und ich versprach, da ich hierselbst 1862 mehrere Nester gefunden hatte, ohne jedoch die Alten zu schiessen, im nächsten Jahre geeignet Material herbeizuschaffen. Ich konnte meinem Ver- sprechen nicht nachkommen, weil mit dem Jahre 1863 die Gold- hähnchen fast ganz verschwunden sind. 17. Serinus luteolus. Der Girlitz hat die Neigung, langsam nach Norden zu wan- dern; ein Nichtbeobachtetwordensein seinerseits ist nicht anzu- nehmen, denn jeden Frühling kann man die Neigung des Sich- weiterausdehnens beobachten (s. Journ. f. Orn. XI. p. 75). In diesem Frühling sah ich ein gepaartes Paar sogar schon in der Festung Posen. — Die Einwanderung von Süden her scheint mir eine doppelte gewesen zu sein. Erstens durch Südfrankreich, die Rhone auf- und den Rhein abwärts, und zweitens durch Ungarn. In Ober-Schlesien (nach Dr. Rohnert), und meinen Beobachtungen nach in Böhmen und Mittelschlesien, namentlich um das Riesen- gebirge herum in den Vorbergen, kommt der Girlitz überall recht zahlreich vor. Von hier aus dehnt er sich nun nach Norden aus als Brutvogel bis Löwenberg, Goldberg, Strigau, wahrend er bis jetzt bei Liegnitz, Glogau und Posen sich nur auf einige Tage zeigte. Nach Herrn von Hahn .nistet er jedoch schon in mehreren Paaren bei Mietisch und einzeln bei Köben. 18. Anas clangula war diesen Frühling (Ende März und Anfang April) ziemlich häufig hier. Glogau den 19. October 1865. Zwei neue afrikanische Vögel. Von Dr. 6. Hartlaub. l. Cossypha Heuglini n. Supra cineraceus, rufescente adumbrata, alis extus ee cinereis (remigibus fuscis, cinereo marginatis); pileo et area lata a rostro per regionem ophthalmicam et paroticam ducta nitide nigris; torque nuchali medio interrupto xufo; supereiliis pulchre Vögel. — ©. Finsch: Jugendkleid des Didunculus. 3 niveis; uropygio, tectrieibus caudae superioribus, corpore inferiore toto, subalaribus et rectricibus, 2 mediis exceptis fuscis, laete vulpino-rufis; rectrieis extimae pogonio externo fusco; rostro nigro, pedibus fuseis. Long. 84“, rostr. a fr. 6°, al. 3° 10°, caud. 3" 8, tars. 13. Diese prachtvolle typische Art ähnelt in der Färbung am meisten der weit kleineren Cossypha semirufa Rüpp. Der Schna- bel ist klein, sehr comprimirt und zierlich. Das culmen unter- bricht einschneidend die schmale weisse Stirnbinde, die sich beider- seits in die Supraciliarbinde verlängert. Heuglin selbst scheint diese Art halb und halb für die süd- afrikanische Cossypha phoenicura (Levaillant’s „Janfredric“) ge- halten zu haben. Das einzige mir bekannte Exemplar wurde von Heuglin in Keren erlegt. Es ist augenscheinlich ein altes Männchen. 2. Alethe striaticollis n. Supra olivaceo-brunnea, uropygio et supracaudalibus dilute rufescentibus; cauda et alis brunneis; capitis lateribus obscure cinereis; gula alba, nigricante-striata; pectore et abdomine dilute rufescentibus, subalaribus concoloribus, cauda unicolore olivascente- fusca,; maxilla plumbea, mandibula albida; pedibus plumbeis. one. 3%, rostr. 74,31, 2” 9 eaud.. 279%, tars. 917. Typische, den indischen Napotheren genau entsprechende, ja kaum generisch von diesen unterscheidbare Art. Der Schnabel zierlich, stark comprimirt mit stark entwickeltem Haken. Das einzige mir bekannte Exemplar wurde der Bremer Samm- lung direct vom Gaboon eingesandi. Ueber | das Jugendkleid und die generischen Kennzeichen des Manu-mea (Didunculus strigirostris Jard.) Von Otto Finsch, in Bremen. Durch Dr. Gräffe, der im Auftrage des Hauses Johann Cesar Godeffroy und Sohn in Hamburg einige Inselgruppen der Südsee ‚durchforschte und bereits von den Fidschi-, Samoa- und Mc Keans- Inseln manche interessante Vögel einsandte, gelangte auch, ich 7 38 O. Finsch: Jugendkleid und generische } glaube wohl das Erstemal, ein Exemplar des merkwürdigen Didun- culus direct nach Deutschland. Vor einiger Zeit konnte ich nun ein zweites Exemplar dieses seltenen Vogels in Spiritus unter- suchen, welches ebenfalls durch Dr. Gräffe dem Hause Godefiroy von der Samoa-Gruppe übersandt worden war. Da dieses: Exem- plar noch ein jugendliches Gefieder zeigte, so scheint es mir einer Mittheilung um so mehr werth, als meines Wissens das Jugend- kleid von Didunculus strigirostris nirgends ausführlich beschrieben wird. Nur George Bennet, durch dessen Bemühungen zuerst ein lebender Didunculus in den zoologischen Garten nach London kam, welchen ich dort zu sehen die Freude hatte, spricht (Proc. 2. 8. of Lond. 1863 p. 372) oberflächlich. von einem jüngeren Vogel, erwähnt aber nicht die schwarze Färbung des Schnabels, durch welche sich das von mir untersuchte Exemplar so sehr auszeich- nete. — Hier die Beschreibung desselben. Ober- und Unterseite braunschwarz, nur die Federn des Hinterhalses und Oberkopfes mit einem schwachen metallgrünen Schimmer. Schwingen 1. und 2. Ordnung, Deckfedern der 1. Schwin- gen und Eckflügel dunkel braunschwarz, unterseits etwas heller und mehr ins Grauschwarze ziehend. Schwanzfedern dunkel- kastanienbraun, mit schwärzlicher Basis an Innenfahne und ein- zelnen schwärzlichen Punktflecken vor dem Ende. Die längsten der Schulterdecken an Endhälfte kastanienbraun. Alle Federn der Ober- und Unterseite mit kastanienbraunen Endsäumen,. die auf den oberen Flügel- und Schulterdeckfedern am breitesten und deutlichsten hervortreten, an Stirn und Kinn aber nur als kleine Pünktchen erscheinen. Die Federn des Kropfes haben noch einen rostbraunen Mittelfleck, ebenso die kleinen Schulter- und grössten Flügeldecken, die oberen Schwanzdecken zwei dunkelkastanien- braune Querbinden. Alle Federschäfte schwarz. Ober- und Unterschnabel glänzend hornbraunschwarz; Spitze” des Oberschnabels blass horngrau ; Schnabelbasis fleischbräunlich ; Zügel und der nackte Augenkreis blassbraun; Füsse BE lich, Nägel blass horngelb. Iris dran Der junge Didunculus weicht also sehr erheblich in der Fär- bung von dem alten ab, wie eine Vergleichung mit den schönen Abbildungen bei Jardine, Ann. and Mag. of Nat. Hist. vol. XVI. pl. 9, Gray & Mitchell Gen. of B. II. pl. 120, Gould Birds o Austr. fol. vol. V. pl. 76 und Cassin United. St, Expl. Exp. 1858 ü \ 2 # : Kennzeichen des Didunculus strigirostris. 39 pl. 34. lehrt. Eine gute Beschreibung des alten Vogels a. auch Bennett (Proc. Z. S. 1863 p. 373.) Noch abweichender dürften jedenfalls ganz junge Vögel gleich nach dem Ausfliegen sein, in welchem Kleide wir sie noch nicht kennen. Das obenbeschriebene Exemplar war nämlich, wie die abgeriebenen Schwanzfedern beweisen, ohne Zweifel mehr als ein Jahr alt und stand übrigens in voller Mauser. Die Schwingen waren indess schon vollständig entwickelt. Eine genauere Unter- suchung der noch in den Blutkielen steckenden Federn zeigte mir, dass bei der Veränderung des Gefieders jedenfalls ein Verfärbungs- prozess stattfindet. Alle diese Federchen zeigten noch keines- wegs die intensiv metallischgrüne Färbung, sondern hatten rost- rothe Endsäume, die gewiss erst später durch Abreiben verschwin- den, wodurch dann ein eimfarbig grünes Kleid entsteht. Die Färbung der Nackttheile hatte durch die Conservirung in Spiritus, obwohl das Exemplar noch nicht lange darin auf- bewahrt war, jedenfalls etwas verloren, dürfte aber auch im Leben keinesfalls so lebhaft gewesen sein wie Bennett an seinem jün- seren Didunculus beschreibt: „Schnabel gelblich angeflogen, an Basis orangeroth; Augenkreis fleischfarben; Füsse licht orange- roth; Iris dunkelrothbraun.“ Der alte Vogel hat im Leben (nach Bennett) die Füsse hell- roth, den Schnabel orangeroth, den Augenkreis hellorangeroth, die Iris bräunlichschwarz. Ueber die Lebensweise von Didunculus strigirostris berichtet Bennett (Proc. Z. S. 1862 p. 249. id. März 1864) sehr ausführlich. Durch ihn erfahren wir auch zugleich, dass die seltene Taube gegenwärtig nicht mehr auf Upolu, sondern nur auf Savaü, der grössten Insel der Samoa- oder Schiffer-Inseln gefunden wird. Die systematische Stellung von Didunculus darf als vollkom- men klar betrachtet werden, denn unzweifelhaft schliesst sich die merkwürdige Form zunächst an Treron an. Strickland, Gray u. A. haben zwar.die generischen Kennzeichen dargestellt, dennoch lässt sieh noch Manches hinzufügen, wesshalb ich eine ausführlichere Beschreibung geben will. ‚ Sehnabel viel kürzer als Kopf, an Basis sehr hoch, stark seit- > lieh zusammengedrückt; Oberschnabel längs der Firste im Halbkreis gekrümmt, mit stumpfer sehr wenig überragender Spitze; Uuterschnabel am vorderen Theile höher als an der - Basis und hier nur halb so hoch als der obere, aber viel 40 OÖ. Finsch: Jugendkleid und generische breiter, daher mit seinen Schneiden den Oberschnabel deckend; Dille schief abgestutzt; Dillenkante sanft aufwärts gekrümmt. Die zwei rechtwinkeligen Zahnausschnitte der Dille, welche für den alten Vogel so charakteristisch werden, sind am jungen kaum bemerkbar angedeutet. Auch hat der alte Vogel (wie Cassius Abbildung zeigt) eine spitzigere, stärker gekrümmte und weiter vorragende Oberkieferspitze. Nasenlöcher gross, frei, länglichrund, in der wachshautartig abgesetzten Haut der Schnabelbasis seitlich nach unten zu liegend. Zügel und ein nicht sonderlich ausgedehnter Augenkreis nackt. (Von dem kleinen nackten Flecke jederseits an Kehle be- merke ich keine Spur.) Flügel kräftig, abgerundet, viel länger als Schwanz, 3 des- selben deckend; Flügelspitze kurz, kürzer als # des Ober- flügels; Schwingen 1. Ordnung am Ende spitz zugerundet, die der 2. breit abgerundet; 3. Schwinge die längste, 2. und 4. kaum kürzer, 1. gleich der 6., 2. bis 4. Schwinge an der End- hälfte der Aussenfahne ein wenig verengt. | 10 Hand- und Il Armschwingen; im Eckflügel 4 Federn. Am Flügelbug eine knöcherne Hervorragung. | Schwanz kürzer als die Hälfte des Flügels, fast gerade; 14 fedrig. . Füsse sehr kräftig. | Lauf dick, etwas länger als die Mittelzehe (mit Nagel), vorn mit 16 Gürtelschildern bekleidet, die am unteren Drittel sich theilen und paarige Schilder bilden, jederseits an den Laufseiten eine Reihe sechseckiger Schuppen (die Hinterseite zu Laufs scheint nackt). Ueber der Fussbeuge, soweit .. 4 der Lauflänge, nackt. Zehen dick, kräftig, frei; die Mittelzehe am längsten; äussere mit der Nagelspitze die Basis des Nagels der mitt- leren erreichend; innere kürzer als äussere; hintere am kür- zesten. Zehen mit Gürtelschildern bekleidet auf der mitt- leren 19, äusseren 16, inneren 12, hinteren 8; die Sohlen dick mit einer feingekörnelten Haut bedeckt; ohne Ballen. Nägel sehr kräftig, dick, mässig gekrümmt, der mittlere sıchelförmig. j Bürzeldrüse mangelt. Zunge kurz, glatt, mit stumpfer Spitze. Kennzeichen des Didunculus strigirostris. 41 Auf Cassins sonst schöner Abbildung ist der Schenkel zu ‚ weit nackt und der Lauf zeigt irrthümlich nur 7 Schilder. Maasse (in Pariser Zoll). Totallänge . . . Mi ER er ODE Flügel von Bug bis Spitze ee une Flügelspitze . . Se N le nei Mittelste Schwan feder" N re ee a ke Beuscersteischwanzieder =... a u ge y/ Kirsterv.. a nen 10 Höhe des Bisseinäbal: ee q4' » » ÜUnterschnabels an Basis . . 224 o # vorn. Bag Ru Vom N Aehioch bis Kieferspitze . . . 8. Breite des Oberschnabels an Basis . . 34 . „ ÜUnterschnabels an Basis . . 34 2 8 BEIDEN Wr, ee ar I. Narsus U le ls Nackter Theil des Schenken ee be: Bun lieh ohne Nasel.. nn, 144% Keussere Zehe ohne Nagel . . . . . 11 Boneue’ Ache ohne Nase Mn. un Eintere Zeche ohne-Nawel "SE 72% Reel denMnvelzeher m na nes. De Ms PN US muee 44 , etlınverzehers nut. Me aa Qiterarische Berichte. Dr. A. E. Brehms „Allustristes Thierleben‘. Abtheilung „Wöget‘‘. Hildburghausen, Verlag des Bibliographischen Instituts. Mit Abbildungen nach der Natur ausgeführt nnter Leitung von R. Kretschmer. Alfred Brehms „Illustrirtes T'hierleben“ hat die Vögel erreicht and ist in der Behandlung derselben bereits um ein gutes Theil vorgeschritten. Es liegen 13 Hefte dieser schönen und verdienst- - vollen Arbeit vor, auf welche Alles, was wir von den ersten Bän- den Rühmendes zu berichten hatten, die vollste Anwendung, ja vielleicht in noch verstärktem Maasse, findet, weil eben, wie Jeder- Journ, f. Crnith,, XIV. Jahrg., Nr, 79, Januar 1866. A 42 A. E. Brehm’s Illustrirtes Thierleben. „Vögel.“ manı weiss, ein angeerbtes sympathisches Verhältniss zur Klasse der gefiederten Luftbewohner dem Verfasser wie, ein: Feengesehenk in die Wiege gelegt zu sein scheint. Wie er mit diesem Pfunde gewuchert, davon giebt das gegenwärtige Werk auf's.Neue ein ehrenvolles Zeugniss. Vater Brehm, von dessen ewig, beklagens- werthen Verluste wir uns Alle noch nicht erholt haben und dessen Andenken wir liebend im Gemüthe hegen, würde in diesem Geistes- produkte seines Sohnes mit Stolz und Freude eine der gereiftesten Früchte eigener Lehre und eigenen Beispiels erkannt haben. Das Buch ist kein Erzeugniss heiter durchlebter Stunden. Im Gegen- theil, der Verfasser hat trübe Eindrücke und tiefschmerzliche Stim- mungen durch Schaffen auf seinem Lieblingsfelde und durch den weitesten Kreisen gespendete Belehrung darin zu überwinden ge- ‚sucht. Möge der Beifall der Mitstrebenden, welchem sich so ein- müthig der der gesunden Mehrheit unserer Nation zugesellt, ihm in seiner gerechten Trauer wenigstens einigen Trost gewähren. Wir begrüssen in diesen dem specielleren Studium der Or- nithologie wewidmeten Blättern in den ‚Vögeln‘ des „Ilustrirten Thierlebens“ eine geistvolle und harmonische Synthese des Wissens- werthesten, auf ebendemselben Gebiete, wie es der gegenwärtigen Zeit zum Bewusstsein gekommen ist. Unendlich viel weithin Zer- streutes an Beobachtungen und Thatsachen ist unter der sorg- samsten Benutzung der in- und ausländischen Literatur dadurch in einen. ‚verhältnissmässig engen und leicht zu überschauenden Rahmen zusammengedrängt worden. Auf allen Gebieten der Thier- kunde kann A. Brehm als Meister geschmackvoller und den Stoff in ungewöhnlichem Grade beherrschender Behandlung gelten; aber: ihn zu seinen und unseren Vögeln zurückgekehrt zu sehen, gieht ein Gefühl, das nur mit jener Stimmung zu vergleichen ist, welche die Bürger Attika’s beseelen musste, als sie Aleibiades, den zu vermissten, wieder in Athen bewillkommnen konnten. = Die „Vögel“ beginnen mit dem 34. Hefte des ‚„Ulustirten Thierlebens“ und sind, dem Plane des Gesammtwerks gemäss, aufs Splendideste mit fast durchweg gelungenen und stets wohl- gewählten Originalabbildungen ausgestattet. Durch eine friedliche Umwälzung sind jene stolzen Wappenthiere, die Raubvögel, von’ ihrer gewohnten herrschenden Stellung entfernt und ist statt ihrer das bunte und kluge Volk der Papageien an die Spitze der Klasse gestellt worden, von welchen aus die Gruppe der Kreuzschnäbel den naturgemässen Uebergang zu den zahllosen Gestaltungen der TE N Turati’s Storia nat. d. uccelli in. Lombardia. 43 _ Finken vermittelt. ‘Mit den Raubvögeln, insbesondere mit, den Eulen, schliesst das 47. Heft, dem. die folgenden sich gewiss mit der grössten Schnelligkeit anreihen werden. Es geht übrigens, aus nicht unverbürgter Quelle stammend, das Gerücht, Brehm werde die Vogelkunde bald nach Abschluss des „lllustrirten Thierlebens“ mit einem neuen Bande beschenken, der Aphoristisches zu enthalten bestimmt sei, das währ end der Aus- arbeitung des grössern Werks, theils zu spät für den Abdruck, theils des Raumes halber unverwendbar, ihm zugeflossen ist. Berlin, im Januar. 1866. Carl Bolle. Stoeria naturale degli uccelli ehe nidificane in Lombardia, seritta daEugenio Bettoni, con tavole daO.Dressler. Milano 1865. Unter diesem Titel hat unter den Auspicien der Grafen Ercole und Ernesto Turati zu Mailand die Veröffentlichung eines Kupfer- werks begonnen, welches auf das reiche Material ihrer eigenen grossartigen ornithologischen Sammlung gestützt uud zur Hlustra- tion derselben bestimmt, die Darstellung des Fortpflanzungsgeschäfts " sämmtlicher in der Lombardei nistenden Vögel zum Gegenstand haben wird. Dasselbe soll in Lieferungen zu je zwei Tafeln mit "ausführlichem Text im grössten Folioformat erscheinen, von denen bereits; drei uns vorliegen. Die darin abgebildeten Vögel sind: Ardea minuta L., Calamoherpe turdoides Boie, Praticola rubetra L., Alcedo ispida L., Coturnizs communis Bp. und Curruca atricapilla L. Es ist älos eine Unternehmung, auf welche die Aufmerksam- ‚keit der deutschen Ornithologen und des ganzen für diesen Zweig der Naturgeschichte Interesse hegenden Publikums um so drin- gender hingeleitet zu werden verdient, als es sich, wie die bisher erschienenen Hefte beweisen, um etwas wirklich Ausgezeichnetes handelt. Die darzustellenden Arten eines so nachbarlichen Ge- - bietes werden natürlich, mit wenigen Ausnahmen, die unseres "Deutschlands sein. Es ist mithin im Gange, ein Werk zu schaffen, das etwa von Kittlitz’s längstgehegte Idee zu einer Parallelarbeit zu Naumann, deren Verwirklichung leider die Verhältnisse hemm- ten, obwohl die Zeiehnungen vorhanden waren, realisiren würde. Kein dankenswertheres Lebenszeichen konnte das zu neuem Leben - erstandene wissenschaftliche Italien uns geben, als die Publikation eines solehen Prachtwerks, dessen rüstiges Voranschreiten unsere besten Wünsche begleiten. Jetzt, wo die lästigen Schranken, die | früher dem literarischer Verkehr jenseit der Alpen: gesetzt, waren, 3 4” } 4 44 Turati’s Storia nat. d. uccelli che nidificano gefallen sind, muss der Erfolg eines solchen Unternehmens noth- wendig ein blänzender sein; aber er wird nicht innerhalb 'der Grenzen des Königreichs eingeschlossen bleiben: er wird in ganz Europa, er wird namentlich in Deutschland, wo man mit Unpar- theilichkeit und warmem Antheil das Hervorragende des Auslandes zu würdigen versteht, einen lebhaften Wiederhall finden. Wir fassen unser Urtheil über ie bisher erschienenen sechs Tafeln in den Worten zusammen: Sie sind das Naturwahrste und Gediegenste, was wir von ähnlichen Arbeiten seit lange gesehen. Die künstlerische Ausführung und die Sauberkeit und Wahrheit des Kolorits entsprechen der treuen Interpretation der Natur, welche aus jedem Zuge hervorleuchtet. Jedes Blatt ist ein Bild für sich, nicht eine Thierdarstellung allein, nein auch eine voll- kommene Vegevationsskizze und ein jedes derselben würde sich, einzeln, vortrefflich zur Zimmerverzierung eignen. Es ist Herrn Dressler Glück dazu zu wünschen, sein schönes Talent auf einem seinen Neigungen so entsprechenden Felde zur Geltung bringen zu können. ‚und Eine noch eingehendere Besprechung bleibt wahrscheinlich der Folge vorbehalten, so wie auch eine Würdigung des aus der Feder des Herrn Eugen Bettoni geflossenen Textes, von dem’ wir nicht zweifeln, dass er sich stets auf der Höhe der von der he wart gestellten Ansprüche halten werde. Folgendes ist das Programm des Werks: Ey hr „Dieses Werk hat zum Zweck die Abbildung der Hogelshheien, deren Fortpflanzung bisher in der Lombardei beobachtet‘ wurde. Der Text soll mithin so viele Notizen darüber als es möglich war wahrheitsgemäss zusammenzubringen, enthalten, gestützt sowohl auf neue Beobachtungen, als auch auf früher Sera Studien’ von bekannten Naturforschern, deren Werke zu Rathe gezogen worden sind. HB Die geographische Verbreitung, die Oertlichkeit, das Naturell, der Gesang der Vögel werden der Gegenstand besonderer Bemer- kungen sein. Ganz besonders wird jedoch von der Fortpflanzung gehandelt werden, d. h. vom Nestbau, von der Schilderung des Nestes nach Struktur und Form. Die Gestalt, die Farbe und Zahl der Eier wird gleichfalls speciell und im Einzelnen dargestellt werden. — Ebenso wird die Rede sein von der Zeit und Dauer des Brütens und von den Eigenschaften der ganz kleinen Jungen, sowie von ihrem ersten Federkleide, von ihrer Lebensweise, sowie d in Lombardia, scritta d. Bettoni, c. tav. d. Dressler. 45 zugleich von der Erziehungsmethode, welche die Vögel anwenden Ä und von den verschiedenen Schwierigkeiten, welche ihnen dabei aufstossen. "0. Da es sich nur um bereits bekannte Arten handelt, sollen sie selbst durchaus nicht beschrieben werden. Uebrigens werden die vom Maler Dressler vorzüglich ausgeführten Tafeln, ausser dem Neste mit den Jungen, in Lebensgrösse, stets einen ausgewach- senen alten Vogel im Hochzeitskleide enthalten. So oft als thunlich sind die Jungen lebend nach der Natur gezeichnet worden. Für alle Arten ohne Ausnahme sind die Nester mit ihren natürlichen Stützen, wie sie in unserer Sammlung stehen oder auch im Freien vom Pflanzenwuchs umgeben zu finden sind, wiedergegeben worden. Die sie tragenden Gewächse sollen so genau abgebildet werden, dass man sie wiedererkennen kann. Die Eier sollen, je nach ihren Verschiedenheiten in Gestalt und Farbe, auf Supplementtafeln so geliefert werden, dass diejenigen mehrerer - Arten auf einem Blatte sich vereinigt finden. Der Text wird mit einleitenden Kapiteln folgenden Inhalts Aalen Pron den Nestern aueh ihrer Gestalt und Struktur im Allgemeinen. 2. Von den Eiern nach den. Ansichten von des Murs. 3. Von den Jungen im Augenblick des Ausschlüpfens und im Allgemeinen nach den Gewohnheiten ihres frühsten Alters. ‘Den Schluss der Arbeit wird ein Verzeichniss der .in der Lombardei vorkommenden. Vogelarten bilden, welches in den | ‚Stand setzen wird, die unregelmässig erscheinenden Abbildungen _ der Species methodisch zu ordnen. Besondere Kapitel werden zum Zweck haben, die eigenthümlichen Abweichungen und Be- sonderheiten des Vogelkörpers und seiner Organe hervorzuheben. - Zuletzt wird noch eine geschichtlich-bibliographische Aufzählung der Autoren gegeben werden, die vom Nestbau gehandelt haben. Das Werk erscheint in Folio, in Lieferungen von zwei litho- _ graphirten und colorirten Tafeln mit vier Seiten Text oder von einer Tafel mit acht Seiten Text. —, Der Preis beträgt 5 Franken - für die Lieferung, wohei die Art der Einzahlung beim Zusenden jeder einzelnen angegeben werden soll. j; Das Werk erscheint in italienischer Sprache. Der Autor be- hält sich das Recht der Uebersetzung vor. Die Lieferungen wer- % 'v. Pelzeln: den nicht besonders verkauft. Wer die erste davon genommen hat, gilt dadurch als Abonnent für das Ganze. Hu Von 1865 an werden jährlich wenigstens fünf Lieferungen publieirt. Jede Lieferung enthält möglicherweise die Abbildung zweier Arten (Text und Kupfer), so dass das a Werk: aus 70 Lieferungen bestehen wird. DE Der Ertrag des Werkes ist ganz zum Besten des in ar Grün- dung begriffenen Anstalt bestimmt, deren Titel „Fromme Anstalt für verlassene Kinder in Parabiago* ist, deren Vorstand zum Zeichen der Annahme und zur Sicherung seiner Interessen, jede Lieferung mit dem Stempel der Anstalt versieht.“ Schliesslich würden wir, im Interesse der Verbreitung: des Weıks, den Herausgebern rathen, dasselbe irgend einer renom- mirten Buchhandlung in Deutschland in Kommission zu geben. Für jetzt müssen Bestellungen an die Herren Grafen Turati zu Mailand adressirt werden. | - Berlin, den 17. Januar 1866. Dr. Carl Bolle. - 1 {3 "Zwei neue Caprimulgiden aus Brasilien. Von A. Vv. Pelzeln. (Verhandlungen der k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1865.) + Hydropsalis Ypanemae n. sp. (Natterer Nr. 1049). Hydropsalis H. forcipatae quoad formam et colores similis, 'sed minor et in mare remige secunda primam fere aequante, et rectrici- bus duabus mediis brunneo transverse fasciatis, secundam et ter- tiam longitudine superantibus differt, ecapite nucha et dorso nigro- brunneis ferrugineo maculatis et fasciatis, stria utrinque supra oculum alba brunneo fasciolata, parte basali plumarum dorsi medi et scapularium vel ultimarum marginibus concoloribus sed fasciolis latioribus, nucha fascia lata ferruginea cincta, tectrieibus caudae ı superioribus nigriseentibus, ochraceo transverse striatis, teetmiei- — bus alarum majoribus dorsi coloribus imbutis macula magna ferru- ginea versus finem pogonii externi, remigibus brunneis faseiis inter- ruptis ferrugineis, passim albescentibus, earum prima versus b pogonii externi ferrugineo — ultimis margine postico lato a be 17 limbatis, tectricibus alarum inferioribus nigrescentibus ‚ochraceo fasciatis, lateribus capitis et pectore inferiore ferrugineis nigro fasciolatis, gula pallide ferruginea, plumis pectoris superioribus” apice albescentibus, illis gastraei reliqui ochraceis in ventre supe- riore et lateribus corporis nigrescente fasciatis, reetricibus medis a Caprimulgiden aus Brasilien. 47 duabus griseis brunneo-marmoratis ut fasciis transversis) nigro- brunneis ornatis, secunda et tertia concoloribus sed absque fasciis distinetis, quarta parte basali oblique brunnea, eeterum marmorata, remige utringue extima brunnea, margine lato albo et fasciis irre- gularibus nonnullis albidis versus basin in pogonio interno, parte apicali griseo-albis brunneo-marmoratis. Longit. total. 194, alae 7% 10%, rostri a naribus 34“, tars. 7. . Remigum secunda solum- modo 1°, tertia 8°, quarta 2 2 brevior quam prima. Longit. rectric. intermed. 5% 5", seeundae 4 9, tertiae 5 4°, quartae 1,3% extimae 144, Das einzige von Natterer zu Ypanema im August 1821 ge- sammelte Exemplar, ein Männchen, stimmt mit H. forcipata Nitzsch (= H. limbatus Cassin) in der Färbung vollkommen überein, nur sind die erste, zweite und dritte der mittleren Schwanzfedern auf 'grauem Grunde braun marmorirt, und die innersten zeigen über- diess noch scharf begrenzte schwarzbraune Querbinden. Der Vogel ist ferner bedeutend kleiner, die zweite Schwinge ist beinahe so lang als die erste!) und die folgenden sind gleichmässiger abge- stuft; einer der wichtigsten Unterschiede liegt aber darin, dass die mittelsten Schwanzfedern die zweite und dritte jederseits an Länge übertreifen. pAydropsalis pallescens n. sp. (Natterer Nr. 1048). . Huydropsalis H. torguatae (Gmel.) = H. psalurae (Temm.) si- milis sed major et coloribus pallidioribus. Mas notaeo griseo fasciolis transversis brunneis in pileo et nucha angustissimis, in dorso latioribus, pileo maculis nigris longi- tudinalibus in verticis medio, linea alba a naribus ad oculos ducta, nucha fascia lata pallide ferruginea cincta, alarum teetricibus supe- vioribus et scapularibus griseo et brunneo striatis et maculatis, tacula magna albida subterminali et maculis magnis nigris in scapularibus, remigibus brunneis fasciis interruptis pallide ferru- gineis, prima basi pogonii externi ferrugineo, ultimis margine postico late albido limbatis, teetricibus alarum inferioribus ochraceo ‘et brunneo fasciatis, lateribus capitis dilute ferrugineis, plumarum ‚apicibus late albidis, gastraeo ochraceo (gula excepta) fasciis trans- versis brunneis instructo, rectricibus dnabus intermediüs griseis _ brunneo marmoratis et fasciis brunneis transversalibus irregula- 1) Ein ähnliches Schwingenverhältniss kommt bei den Weibchen, nicht aber bei den Männchen von 4. forcipata vor, 48 v. Pelzeln: Caprimulgiden ribus ornatis, secunda, tertia et quarta utrinque basi nigro-brun- nea, dein alba, versus apicem grisea brunneo marmorata, extimis brunneis versus basin fasciis ochraceis insignitis, margine lato po- gonii interni apieibusque albis. Longit. tot. 18”, alae 7 4, rostri a naribus 23°, tars. 8”; remex secunda longissima, primam 1‘ superans, tertia 3°, wuarta 204, quinta 2° 34“ brevior; longit. rectric. intermed. 6° 8°, secundae 5, tertiae 5° 3°, quartae 6“, extimae 12 6°. !) Femina mari similis sed rectricibus exterioribus brunneo- nigris fasciis interruptis ochraceis instructis, versus apicem griseis brunneo marmoratis, extima quartam I—11”, mediis secundam 1”, tertiam 7—11’, quartam 4—6‘ superantibus; in una femina (sine dubio juvenili) rectrices omnes fere aequilongae. Dieser Ziegenmelker wurde von Natterer früher nur für eine Varietät der H. psalura gehalten, später jedoch als verschieden betrachtet mit der Bemerkung, dass er beständig grösser als die genannte Art, und viel blässer, besonders das Band im PIRERER | PORTA sei. Natterer sammelte von H. pallescens ein Weibchen zu Mato- grosso im October 1828, dann ein Männchen und sieben Weibehen zu Forte do Principe im August 1829 und notirte folgendes über dieselben: Forte do Principe, 14. August 1829 auf Wegen, nahe am Fort, Nachts bei Mondschein. Weibchen. Iris dunkelbraun, Augenringe blass ge'bbraun, Schnabel röthlichbraun, Spitze schwarz, Füsse graubaun in’s Röthliche ziehend. Länge 124”, Breite 1’ 732“, der Schwanz ragt 2” 8“ über die Flügelspitzen. — Weibchen: Länge 11 4“, Breite 1” 63“, der Schwanz ragt 2° 5“ über die Flügelspitzen. 15. August in der Nacht auf Wegen um die Festung haon, Weibchen: Länge 114°, Breite 1’ 73‘, der Schwanz ragt 1 11 über die Flügel. — ae a Länge 10“ 11%, Breite 1° 7 4, der Schwanz ragt 1 10° über die Flügel. -- Weibchen: Länge 104”, Breite 1* 7“, der Schwanz ragt 13 über die Flügelspitzen. 16. August, altes Männchen, in der Nacht auf Fusssteigen des bedeckten Weges des Forts, Iris u. s. w. wie am Weibchen. "Länge 173“, Breite 1’ 8“ 2, der Schwanz ragt 84” über die "ui ‘) Die Differenzen mit den von Natterer angegebenen Maassen erklären sich ohne Zweifel daraus, dass Natterer die Maasse am frischen Vogel nahm, ich aber nur die Federn an dem abgelösten Schweife messen konnte. R\ ARFAIEN. Krüper: Zwei Vogelarten Smyrna’s. 49 ‚Flügel, die äussersten Schwanzfedern 12+”, die mittelste 64‘, die auf diese folgende ist 12° kürzer. ‘ Zwei von Dr. Krüper zu Smyrna gesammelte Vogelarten. Von A. v. Pelzeln. (Aus dem XLVIII. Bde. der : der kais. Acad. der Wissenschaften, 1863.) Der geschätzte ÖOrnithologe und unermüdete Durchforscher Griechenlands, Dr. Krüper, machte neuerlich in der Umgegend von Smyrna eine interessante Sammlung von Vögeln, aus welcher (as kaiserliche Museum mehrere seltene Stücke acquirirte. Unter diesen befinden sich eine noch unbeschriebene Art der Gattung Sıtta und eine Sawicola, welche sich wenigstens nicht init Bestimmtheit mit irgend einer der bekannten Species identificiren lässt. Sitta Krüperi.n. sp. S. pileo nigro, nucha, dorso, uropygio, alarum tectricibus supe- rioribus, remigibus ultimis et reliquarum margine dimidio basali ceineraceis, tectricibus alarum inferioribus nigrescenti et albo va- riegatis, remigibus brunnescente cinereis, superciliis latis gulague albis, plumis regionis paroticae nigris macula apicali alba, torque pectorali lata castanea, abdomine et corporis lateribus cinera- scentibus, priore dilutiore, plumis crissi eineraceis, late castanco limbatis, macula apicali alba, cauda (haud completa) nigra, remigi- bus fascia terminali cinerea, in medianis recta, in reliquis obliqua, a medio versus extimas latitudine increscente, remigibus extimis macula parva alba in medio marginis exterioris, rostro pedibusque nigrescentibus. Longit. total. 44”, rostri a naribus 5, alae 3°, caudae 2, tars 7°. — Hab. Smyrna. Sazicola albigularis n. sp.? | S. pileo, nucha, dorso, uropygio, tectrieibus alarum superio- _ ribus et remigum marginibus externis dimidio basali cineraceis, teetrieibus alarum inferioribus ochraceo-ferrugineis, remigibus cine- rascente brunneis, stria superciliari angusta a naribus versus occi- put ducta alba, loris, capitis et gulae lateribus cum regione pa- rotica nigris, gula alba, pectore, abdomine superiore et lateribus corporis ochraceo-ferrugineis, abdomine inferiore crissoque albis, | 'tibiarum plumis eineraceis, cauda subgradata nigra, rectricum ‚api- cibus parum cinerascentibus, rostro pedibusque nigris. Longit. m 64°, rostri a naribus 4°, a ricetu 8‘, alae 34, cauda fere . — Hab. Smyrna. ns 50 Krüper: Zwei Vogelarten Smyrna’s. Der Vogel kommt in allen Formverhältnissen ganz mit Sawieola melanura Rüppell überein, nur zeigt der Schnabel an der Spitze keinen Kerbzahn und ist daher jenem der Gattung Thamnobia ähnlich. Nachdem jedoch öfters in einer und derselben Art von Sazxicola der Zahn an verschiedenen Individuen. von ungleicher Ausbildung ist, ja bei einem vom Berliner Museum erhaltenen jungen Exemplare von Sawicola melanura ganz fehlt, alle übrigen Merkmale, insbesondere Flügel- und Beinbildung ganz jene von Sazicola sind, so glaube ich, dass der von Krüper gesammelte Vogel zu letzterer Gattung zu rechnen sein dürfte. Bedeutende Uebereinstimmung findet zwischen dem hier be- schriebenen Steinschmätzer und dem seither offenbar nicht wieder aufgefundenen, von Gu@rin Meneville in der Revue zoologique 1843, 162 unter dem Namen Cossypha gutturalis beschriebenen Vogel aus Abyssinien statt. Allein abgesehen von der Einreihung in eine andere Gattung und von der verschiedenen Heimath bietet selbst die kurze Beschreibung Guering einige Unterschiede dar. Nach ihm sind Oberkopf und Rücken etwas röthlich überlaufen (pileus dorsumgue rufescente parum sordidi), Zügel und breiter Rand der weissen Kehle schwarz, die Schwingen braunschwarz, ‚grau gerändert und AoBuE ap Brust und Seiten hell- roth (laete rufi), die Länge beträgt 19 Centim. Dagegen zeigt Krüpers Exemplar die ganze Oberseite schön aschgrau, Zügel, die ganzen Kopfseiten mit Einschluss der Umgebung des Auges und die Ohrgegend bis zur Kehle herab schwarz, die Schwingen grau- braun, nur an der oberen Hälfte der in. grau gerän- dert. Brust und Seiten intensiv rostgelb oder röthlich ‚ocherfarb, \ die Länge beträgt kaum 17 Centim., was allerdings von der Art | | der Präparation bedingt sein kann. aa Eine specifische Identificirung dürfte bei dieser Sachlage wohl kaum zu rechtfertigen sein. Zune ____Nicht unmöglich scheint es mir, dass die von Filippi im Ar- chivio per 7Zoolla) ogia e. II. 1863, p. 381 publieirte Irania Finoti i aus Persien, das Weibchen oder der junge Vogel der hier'ge- ; schilderten Art wäre, doch könnte eine sichere Ansicht darüber erst nach Einsicht süthenerduhee Exemplare und Nachweisung von Uebergangskleidern gebildet werden. u re ee | [Sitta Krüperi ist eine gute, durch die rothbraune' Brust- binde schon genügend charakterisirte Art. Dr. Sclater hat von # Friedrich Wilhelm Justus Baedeker, Nekrolog. 51 derselben (Ibis, 1865, p. 306 ff. Tab. VII) eine treffliche Wolf’sche Abbildung gebracht nebst kritischer Uebersicht der 12 Arten der Gattung Sitta, worauf hier zu verweisen ist. Sawicola albigularıs dagegen wird zweifelsohne mit der von Guerin beschriebenen Art zusammenfallen. Das Berliner Museum erhielt im December 1845 durch einen Naturalienhändler, ohne Vaterlandsangabe, einen Vogel, den ich damals ohne Zweifel als Cossypha gutturalis Guer. = Bessonornis gutturalis Gray bestimmte und auf den jetzt wieder die sorgfältigere Beschreibung der Sax. albigularis des Herrn v. Pelzeln passt. Guerin’s Vogel mit schwachem röthlichem Anfluge an Haube und Rücken, wovon das Berliner Exemplar merkliche Spuren zeigt, ist ein Herbstvogel nach frischer Mauser; Krüpers albigularis dagegen ist ein durch Abreibken der trüberen Federkanten im schönern Frühlings- oder Hochazeitskleide befindliches Individuum. Ob diese Art in Abys- sinien einheimisch ist oder ob sie vielleicht nur, wie viele andere, im Winter nach Ost-Africa wandert, muss einstweilen dahingestellt bleiben. Der Herausgeber.] _ Briefliche Mittheilungen, BQeconomisches und Feuilleton. Friedrich Wilhelm Justus Baedeker. (Nekrolog.) Friedrich Wilhelm Justus Baedeker wurde am 3. Febr. 1788 zu Dahl, einem an der Volme schön gelegenen Pfarrdorfe ‚in der preussischen Grafschaft Mark, wo sein Vater Pfarrer war, geboren. Die Familie Baedeker stammt aus Bremen, so weit die Nachrichten derselben reichen. Diederich Baedeker kam als preussisch privilegirter 'Buch- drucker der Grafschaft Ravensberg nach Bielefeld, wo er 1716 starb. Sein Sohn Gottschalk Diederich (geb. den 4. November 1713, gest. den 9. April 1778) war Reichs- und Stadtbuchdrucker in Dortmund und übernahm auch die Waisenhausdruckerei in Essen. Aus seiner zweiten Ehe mit Clara Elisabeth Kaufmann stammten: 1. eich Gottschalk Heinrich, geb. 2. December 1744, Rn 6. April 1797, Stadtbuchdrucker in Dortmund. 5 ‚W. Pässler und L. Berger:, 2. Justine Christine Catharine, verehelicht an Caspar Gorlings- haus in Dortmund. i 3. Zacharias Gerhard Diederich, geb. 19. Senkambek 1750, gest. 19. August 1800, Buchdrucker in Essen. Einer seiner Nach- kömmlinge ist der berühmte Verfasser der Reisehandbücher. 4. Franz Gotthilf Heinrich Jacob, geb. 11. August 1752, gest. I. August 1825, Consistorialrath and General- -Superintendent und Pfarrer der Gemeinde Dahl. 5. Justus Arnold Carl, geb. 21. Februar 1755, gest. 11. Saar 1841, Apotheker in Mühlheim a. Ruhr. Der dritte dieser Söhne, Franz Gotthilf Heinrich Jacob, wid- mete sich dem Studium der Theologie, das er von 1773 bis 1775 unter Semler in Halle, Walch, Miller und Zachariae in Göttingen absolvirte. 1779 wurde er als Pfarrer nach, Eichlinghofen .be- rufen, wo er mit seiner Mutter lebte, und 1781 nach Dahl, als Adjunct des Pfarrers Hülshoff, dessen Tochter Anna Dorothea Caroline er 1782 heirathete. 1783 starb sein würdiger Schwieger- vater und er trat in scine Rechte ein. Sein Wirken in Dahl’ war ein anerkannt gesegnetes, und keine noch so glänzende Aussicht bewegte ihn, diese Gemeinde zu verlassen. 1790 begründete er dort eine Pensions-Anstalt für Knaben. 1794 gab er, auf Ver- anlassung des Ministeriums, den ersten Auszug usa Ip. Landrechte heraus, 1796 seinen „Unterricht in der Obstbaumzucht für die Landjugend“ und das „Allgem. Preuss. Kirchenrecht“. 1797 wurde B. auf der Synode zum Scriba Ministerü, 1798 zum General- Inspector Ministerii erwählt. 1806 zum Consistorialrath. 1818 er- nannte ihn der König zum Ritter des rothen Adlerordens 3. Klasse; er empfing die silberne und 1820 die grosse goldene Medaille für seine Verdienste um die Obstbaumzucht und wurde 1823 Ehren- mitglied des Vereins für Gartenbau in Preussen. Die Pensions- Anstalt hatte er 1798 wegen seiner vielen Geschäfte aufgeben müssen. 7a Das Leben dieses frommen, um. den Staat und seine Gemeinde i so verdienten Mannes endete am 1. August 1625, Er starb, in Ausübung seines Berufs, unter seinen Confirmanden. Nachdem er das Anfangsgebet gesprochen, sank er, vom Schlage getroffen, todt nieder. Unter seinen hinterlassenen Arbeiten befand sich. ‚eine „Geschichte der Einführung der Reformation in die Gemeinden der h Grafschaft Mark“, welche demnächst, fortgesetzt von Professor i Dr. Heppe, im Verlage seines Enkels ercheinen wird, Friedricn Wilhelm Justus Baedeker, Nekrolog. 59 'Seine Ehe ist mit folgenden Kindern gesegnet: 1. Detmar Diedrich Franz, geb. 5. December 1782, gest. als Pfarrer in Aplerbeck bei Dortmund. 2. Christiane Louise Sophie Friederike, geb. 1. April 1785, ver- ehelicht mit dem Kaufmann Fritsch in Lüneburg. 3. Friedrich Wilhelm Justus, geb. den 5. Februar 1785. 4. Carl Wilhelm Theodor, geb. 22. Februar 1792. 5, Mariane Christiane Caroline, geb. 16. Februar 1796, ver- . sehelicht mit Kaufmann Schettler. ) Eriödrich Wilhelm Justus Baedeker war als Kind oft kränk- lich und litt auch in seinem spätern Leben an Brustschwäche. In der gesunden und schönen Umgebung des Pfarrhauses, das auf einem Hügel an der Volme, hoch über dem Pfarrdorfe, liegt, kräf- tigte sich indess seine Gesundheit. Er wurde von seinem Vater mit andern Zöglingen unterrichtet bis in sein zwölftes Jahr. 1801 gab ihn‘ sein Vater in das Institut seines Oheims, des Pastors Reichenbach in Vörde bis 1804, in welchen Jahre B., der Phar- macie sich widmend, bei seinem Oheim, dem Apotheker Baedeker in Mühlheim, in die Lehre trat, einem frommen, redlichen Manne, der ihn sehr liebte. 1808 ward er Provisor in einer Apotheke zu Iserlohn, kehrte 1810 nach Mühlheim zurück und erkaufte als- bald in Witten das Privilegium zu einer dort anzulegenden Apo- theke nebst einem halbfertigen Hause, und bestand mit Auszeich- nung das Examen vor dem Medicinal-Collegium. Am 1. Mai 1811 'etablirte er sich, nachdem er 8 Tage zuvor im Hause der Eltern seine Hochzeit mit Friederike Sybel, der Tochter des Kaufmanns Joh. Andr. Sybel, geb. 6. December 1787, und seiner Ehefrau Anna Catharina geb. Kalle gefeiert hatte. Der geringe Ertrag des Geschäfts, die Kosten der Einquar- - tirung während der Befreiungskriege, die Theuerung in den Jahren 1816 und 1817 und der hohe Zinsfuss, beim Mangel an Ver’ ' mögen, drückten ihn Jahre lang, bis der langersehnte Friede seine segnenden Schwingen auch über Witten ausbreitete und Fabriken, - Bergbau und Handel hob, so dass die Einwohnerzahl der Stadt von 1200 nach und nach auf 5000 (jetzt 10,000) stieg. Am 18. Octbr. 1812 wurde ihm der erste Sohn geboren: Johann Heinr. Wilhelm, | der aber schon am I1. October 1813 starb; am 18. December 1814 5 der zweite: Julius Theodor, jetzt Buchhändler in Iserlohn. Eine | Tochter Helene Amalie, geb. 20. Juli 1816, starb schon am 28. Oct- 1" W. Pässler und L. Berger: 1819. Maria Pauline, geb. 28. August 1818, starb am 9. Juni 1841 als Ehefrau des Kaufmanns Ernst Spennemann. ‘Am 1. August 1820 wurde wieder ein Sohn. geboren, den der Grossvater taufte und ihm seinen Namen Franz Gotthilf Heinrich Jacob beilegte- Ihm übertrug B. im Jahre 1850 sein Geschäft. Ein am 27. März 1822 geborener Knabe starb 1 Stunde nachher. Der am 3. Aug. 1823 geborene Sohn Friedrich Wilhelm ist jetzt Lehrer, Dr. phil. in Weston super mare in’England. Ihm folgt Adolph, geb. 10. April 1826, jetzt in Chicago in Amerika; dann eine Tochter. Anna Do- rothea, geb. 31. Mai 1828, welche am 19. April 1853 als Braut starb. B. überlebte fünf seiner Kinder und seine sämmtlichen Ge- sehwister. sit In den Jahren der frohen Kindheit, wurde B. von seinem Vater, der die zum Dahler Pfarrhause gehörigen Ländereien in Gärten, Obsthöfe, Feld, Wiesen und Wald getheilt hatte und eul- tivirte, zu. den Arbeiten in Feld und Garten herangezogen, Der- selbe unterrichtete seine Söhne, Zöglinge und Confirmanden in der Obstbaumzucht und flösste diesem seinem Sohne die Liebe zur Natur ein, die ihn durch sem ganzes Leben begleitete und ihm viel Genüsse bot. Schon in. seinen Schuljahren zeigte sich sein Talent zum Zeichnen, das er fortwährend in seinen Mussestunden übte und zu der Vollkommenheit ausbildete; die in seinem Werke: „Die Eier der europäischen Vögel, nach der: Natur gemalt“ und in seinen hinterlassenen Zeichnungen der europkiadhen Vögel sich: documentirt. Er.fing frühe an lebende Thiere zu hegen und zu be und bis an seinen Tod hatte er stets Vögel um sich. Nachdem er seinen eigenen Heerd gegründet, sammelte er ausser Pflanzen auch Schmetterlinge, die er auf Wachstafeln abdrückte, und Vögel, die er ausstopfte. Den Gedanken, die Vögel nach der Natur zu zeichnen, mochte die Erfahrung in ihm wecken, dass. viele seiner Lieblinge nach dem Tode ihre Farbenpracht verloren und ver- bleichten. Er zeichmete die Vögel in ihrer natürlichen Situation, auf den Zweigen der Bäume. deren Nahrung sie liebten, auf ihren Nestern, Sumpf- und Wasservögel am Strande oder auf dem Wasser. Das Studium der Vögel zog) ihn vorzugsweise an, ohne dass er darüber die Fachstudien versäumte, und brachte ihn in Verbindung mit Männern wie Bechstein, Lichtenstein, van der Borch, Brehm, Pässler, mit welchen Letztern er innig verbunden blieb und das Eierwerk herausgab, das die letzten Jahre seines Friedrich Wilhelm’ Justus Baedeker, Nekrolog. 55 thätigen Lebens ausfüllte. “Die, Besuche seiner Freunde, die Theil- nahme an den Versammlungen ‚des Ornithologen- Vereins waren für.ihn freudige Ereignisse. no Als. Bürger nahm er warmen Antheil an allen öffentlichen und Gemeinde-Angelegenheiten; das Vertrauen seiner Mitbürger berief ihn,zum Beigeordreten der Gemeinde; aber was die Ge- schäfte, denen er die ersten Morgenstunden widmete, und seine sonstigen Verpflichtungen an Zeit ihm übrig liessen, verwandte er auf das Studium der Ornithologie, auf die Pflege seines, von ihm selbst geschmackvoll angelegten Gartens und auf Leetüre. Seine kleinen Sammlungen hatte er verschenkt. Aber in seinen spätern Jahren sammelte er wieder Vögel, besonders exotische, deren sein dritter Sohn, der mehre Jahre in Australien zubrachte, ihm viele interessante geschickt hatte. Seine trauernde Wittwe bewahrt die Sammlung in den bisherigen Räumen,- für jeden Freund der Or- nithologie zugänglich. Die Eiersammlung; pflegte und vermehrte. B. bis an sein Lebens- ende. Auch nach einer andern Seite hin dehnte er sein Kabinet aus. Er vergrösserte auch die Sammlung von Käfern, welche ihm sein Sohn Friedrich Wilhelm aus Australien ‚gesendet. ‚Seit vielen Jahren fand B. seine Lieblingsbeschäftigung und Unterhaltung in der Gesellschaft seiner gefiederten Freunde; er hielt, zu verschiedenen Perioden seines Lebens, Hühner und Tau- ben’ seltener, ausgesuchter Arten, Stubenvögel, Papageien, euro- päische wie ausländische Singvögel. Auch hatte er mehrere Jahre eine grosse Vogelhecke, die er auf einem Dachstübchen einge- riehtet ‚hatte. Beim Ausbruche eines Brandes in seinem Hause liess er diese Vögel frei und scheuchte sie von der Unglücks- stätte hinweg. Als die Gefahr vorüber war, kehrten, zu seiner grossen Freude, alle seine kleinen Freunde zu ihm zurück. + Natürlich pflanzte sich Baedeker’s Liebe für die Natur und - die Bewohner der Wälder: mehr oder weniger auf seine Kinder _ fort. Doch: ist keins derselben in seine Fusstapfen getreten, was das sorgfältige und fleissige Studium der Gewohnheiten und der Lebensweise der Thiere betrifft. Seine schöne Eiersammlung brachte B. in Verbindung mit Männern wie Eucian Bonaparte, Baldamus, Verreaux und vielen Andern.'» Er erhielt Zusendungen von Vogeleiern aus allen Län- dern; sogar aus Nordamerika, Lappland und Finnland wurden ihm Zusendungen von Eiern gemacht, deren: Namen B. bestimmen 56 W. Pässler und L. Berger: möchte und von denen er auch manches Interessante seinem Ca- binet beifügen konnte. Seine Sammlung zeichnet sich aber nicht allein durch Reichthum der Exemplare, sondern namentlich durch deren Schönheit, gute Conservirung, richtige Bestimmung und Classifieirung aus. Mit dieser seiner Sammlung beschäftigte er sich auch in den Schmerzenstagen seines anderthalbjährigen schweren Leiden, so viel es seine Kräfte zuliessen. Das Zittern der Hände gestattete ihm nicht mehr zu zeichnen; doch hoffte er zuweilen noch, dass er auch dazu wieder Kraft bekommen würde; aber seine Kräfte nahmen mehr und mehr ab, und so entschlummerte 'er sanftin den Armen seiner Gattin am 21. April 1865 in seinem 78. Lebensjahre. Auf seinem Schmerzenslager erfreute ihn mancher liebe Be- such naher und ferner Freude, mancher liebe Brief und vielfache Beweise der Anerkennung seines Strebens. Sehr erfreute ihn ein Geschenk seiner kunstsinnigen Königin, die eine gar schöne Por- cellan-Vase, mit prachtvoll gemalten Vögeln geziert, als ein Zei- chen ihrer Anerkennung des Eierwerkes, übersenden liess. Auch auf der grossen Ausstellung in Paris und nach seinem Tode in Dublin und Cöln wurden die Eiertafeln als ausgezeichnete Lei- stungen in dem Gebiete der Darstellung der Natur mit Medaillen gekrönt. ‘Und dennoch — die Abbildungen der Eier Rain io Bä- deker’s Originalgemälde nicht ganz. Der verehrte theure Freund! hat dem Schreiber dieser Zeilen zum lieben Andenken sechs EBier-, tafeln übersendet, die Alles übertreffen, was er Schönes und Treues in diesem Genre gesehen hat. Die Eier der Geier, Krähen, Gras-. mücken und Goldhähnchen, Trappen, einiger Seeschwalbenarten' und Kibitze, mit welcher Sorgfalt, mit welcher, die Natur auf das Treueste Winde gebenden Kunst sind sie gemalt! ARELRGTT Als Apotheker war B. bestrebt, die Einrichtung und Führung | des Geschäfts in Einklang mit den Fortschritten der Wissenschaft zu erhalten. Die wiederholt ausgesprochene Anerkennung der vorgesetzten Medicinalbehörden bekundet dies nicht minder als das Vertrauen des Publikums, welches der Apotheke in Witten den Ruf der zuverlässigsten in der Gegend zuertheilten. Auch in andern Lebensbeziehungen genoss B. in weiten Krei- sen das grösste Vertrauen. Er war Vieler Helfer und Rathgeber: Ich habe nicht das Glück gehabt, den verehrten Freund im Kreise seiner Familie zu sehn. Meine amtlichen und häuslichen | h | | ; ö h Friedrich Wilhelm Justus Baedeker, Nekrolog. 57 Verhältnisse gestatteten mir nicht, seine freundliche Einladung an- zunehmen. Aber seine brieflichen Mittheilungen haben mich Blicke | in eine edle Häuslichkeit thun lassen. Er liess mich Theil neh- - men an den grosselterlichen und elterlichen Freuden. Einst schrieb er: „Zwei unserer Enkel sind zum Besuch hier und üben sich an _ meiner Seite im Zeichnen.“ Unterm 30. Mai 1862: „Ich erwarte - jetzt meinen Sohn Friedrich aus England, der, wie schon öfter, - seine Sommerferien bei uns zubringen will. Diesesmal wird aber - selbander kommen. Denn. er will uns eine Schwiegertochter zu- führen. Die Hochzeit soll in der Mitte Juni sein. und dann wollen ' sie abreisen.‘“ „Mein Sohn Julius bringt eben jetzt seine Tochter - nach Friedrichshafen am Bodensee in eine vielgerühmte Pensions- _ anstalt. Vor 3 Wochen brachte er seinen ältesten Sohn auf ein ' Gymnasium: der Knabe kam nach Tertia. Von meinem jüngsten - Sohne erhielt ich aus Amerika die Nachricht, dass er gesund sei.“ Mir ist bekannt, dass Bädeker’s Söhne sich einer allgemeinen und wohlverdienten Achtung erfreuen. An ihnen ist buchstäblich in Erfüllung gegangen das Wort Jesus Sirach: „des Vaters Segen bauet den Kindern Häuser.‘ Aber wie litt auch sein liebend Vaterherz unter der Trennung von seinen Kindern. Einst theilte er mir mit, dass er einen seiner Söhne bis ans Meeresufer be- gleitet und thränenden Auges dem Schiffe nachgeschauet habe, das mit geschwellten Segeln ihn dahin geführt über den trüge- rischen Ocean. Schmerzlicher noch ergriff ihn der Tod eines Kindes. Welch eine Weihe des Schmerzes athmen seine Worte, mit denen er uns den Tod seiner jüngsten Tochter mittheilte, und doch! — welch männlicher und frommer ergebener Sinn sprach sich in ihnen aus! „Mein jüngstes Kind,“ schrieb er im Frühjahr 1853 an meine Frau, der seine Seelenfreundschaft manche Erquiekung in unserm ländlichen Stillleben bereitet hat, „eine liebliche, fromme Jungfrau, ist nicht mehr. Sie war Braut eines jungen Kaufmanns, und ihr Hochzeitstag war auf den Tag fest- gesetzt, der vor 42 Jahren unser Hochzeitstag gewesen war, und ach! dieser Tag ist ihr Begräbnisstag, das Grab ihre Brautkam- mer geworden. Die Wohnung für das junge Paar war ausgestattet vom Speicher bis in den Keller mit Allem was sie selbst ge- wünscht, selbst ausgesucht hatte. Das Brautkleid ist kurz vor ihrem Tode hergestellt. Hätten Sie meine Anna gekannt, dieses _ engelreine, bildschöne Mädchen, das mit Herz und Seele an mir _ hing bis zur letzten Gutennacht; hätten Sie gesehen, wie sie ge- 5 Journ, f, Ornith,, XIV. Jahrg,, Nr, 79, Januar 1866. 58 'W. Pässler und L. Berger: duldig und ohne Klage ihre Leiden ertrug, dann würden Sie er- messen, wie gross und schmerzvoll unser Verlust ist.“ — Baedeker hat mich mit seiner Freundschaft beehrt-. Die Liebe zur „freundlichen Wissenschaft“ führte uns brieflich zusammen und wir sind mit einander innig verbunden gewesen bis an seinen Tod. Aus seinen Briefen lernte ich ihn kennen und würdigen. Seine Briefe athmeten ein treues, tiefes, deutsches Gemüth, und ich gab mich dem fernen Freunde von ganzer Seele hin. Nur einmal und nur eine kurze Stunde habe ich den theuren Freund von Angesicht zu Angesicht geschaut; nur einmal im Leben den Druck seiner Hand gefühlt; aber sein gebildeter Geist, sein edler Sinn, sein nobles Wesen, sein biederes Gemüth wehte mich aus jedem seiner Briefe an. Diese waren ebenso viele freudige Er- ‚eignisse für mein ganzes Haus. Auch einen schüchtern angedeu- teten Wunsch erfüllte er auf seine liebenswürdige Weise. Wir empfingen mit Rührung und grosser Freude eine wohlgelungene Photographie, die ihn und seine Gemahlin darstellt. Er sitzt hinter einem Tischchen, auf demselben zwei ausgestopfte Vögel. Die treue Gefährtin seines Lebens steht neben ihm; ihre Hand ruhet auf der Achsel ihres besten Freundes. Das Bild ziert unser Fa- milienzimmer und oft haften wehmüthig meine Blicke auf den theuren Zügen. Bei dieser Gelegenheit schrieb er und man sahe es den Schriftzügen an, wie viel Anstrengung ihm das Schreiben gekostet: „unsere Namen’ stehen mit Brehm’s unzertrennlich ver- eint auf dem Titel des Eierwerkes. Die versprochenen Zusätze und Berichtigungen werden Sie zum Druck vorbereiten. Setzen Sie sich darüber mit meinem Sohne in Verbindung.“*) Es war der letzte Brief, den ich von dem unvergesslichen Freunde empfangen habe. Wenige Wochen darauf kam Bih? er- schütternde Anzeige von seinem Tode. Baedeker stand hoch als Meister in der bildenden Kunst; nicht minder hoch als Mensch und als Christ. Als Künstler wird er in der Nachwelt, als Mensch und Christ unter seinen Nach- kommen und Freunden fortleben. Ha Vorstehender Nekrolog ist nach den Aufzeichnungen dar in- telligenten Söhne des verewigten Freundes zusammengestellt. Ich habe denselben nur Weniges hinzugefügt. Dem bisher Gegebenen *) Der Herr Verleger des Eierwerks ist bereit den Druck zu besorgen, sobald das Manuscript fertig ist. Friedrich Wilhelm Justus Baedeker, Nekrolog. 59 soll’ nun der Nachruf für Baedeker von ©. Berger, der viele Jahre hindurch seines freundlichen Umganges sich erfreut hat, folgen. Mühlstedt im November 1869. W. Pässler. Nachruf für Bnedeker von L. Berger. In meinem heimgegangenen väterlichen Freunde B. hat die Ornithologie den grössten Meister der bildlichen Darstellung der Vögel verloren. Sein Eierwerk, welehes unübertroffen ist und die Bewunderung aller Kenner auf sich zog, ist nichts im Vergleiche zu der von ihm hinterlassenen Sammlung von Abbildungen Euro- päischer Vögel, meistens in natürlicher Grösse und nach den besten Exemplaren des Berliner Universitäts-Cabinets gemalt. Die staunenswerthe Vollkommenheit seiner Abbildungen konnte auch nur durch einen Mann wie B. erreicht werden, der eine ungemeine technische Fertigkeit im Malen mit genauester Kennt- niss der Vogelwelt und hingebender Liebe zu dieser so glücklich und so selten in sich vereinigte. Um jene Fertigkeit zu erlangen, bedurfte es freilich des unermüdlichen Fleisses und der eisernen Consequenz, die B. auszeichneten. Nicht aus seinem eigenen Munde — denn Niemand sprach weniger von sich und seinen Leistungen als B. — aber von den glaubwürdigsten Leuten weiss ich, dass er Jahre lang alle Zeichnuugen, welche schon, so wie sie waren, Bewunderung Dritter erregten, ihm selbst aber nicht genügten, verbrannte und erst dann die wirkliche Sammlung gründete, als eine noch grössere Vollkommenheit zu erlangen unmöglich erschien. Leider wird eine Vervielfältigung der Ab- bildungen und Publication derselben ein frommer Wunsch bleiben müssen, da die Kosten einer wahrhaft würdigen Ausstattung zu enorm sein würden. Kein Ornithologe aber, der unser gesegnetes Westphalen passirt, sollte versäumen, das Monument, welches der Verstorbene sich in dieser Sammlung selbst gesetzt, in Augen- schein zu nehmen. Seine Vögel leben — fern von aller Effect- hascherei in Gestalt und Stellung, der man neuerdings nicht selten begegnet, zeigen uns B.’s Bilder den Vogel in seinem eigen- sten, wahren Wesen, wie es nur Jemandem darzustellen möglich war, der von Jugend auf die befiederte Welt in ihren geheimsten Situationen beobachtet hatte. Ausser einigen Abbildungen von neu entdeckten Vögeln und 5* _— 60 W. Pässler und L. Berger: Eiern im ‚Journal für Ornithologie“, welche B. auf Wunsch von Freunden lieferte, hat er eine Monographie des Genus Lozia von Ch. Luc. Bonaparte mit prächtigen Bildern versehen. H Ich kenne die meisten ‚grösseren Eiersammlungen und halte mich deshalb und auf Grund des übereinstimmenden Urtheils an- derer Sachverständiger berechtigt, die B’sche Sammlung Europäi- scher Vogeleier für die schönste und beste zu erklären, welche existirt. Ich sage die schönste und beste, weil sämmtliche Exem- plare prachtvoll und richtig bestimmt und alle bekannten Species in ihr reichhaltig vertreten sind. Die Thienemann’sche Sammlung steht ihr entschieden nach; an Reichhaltigkeit, der Stückzahl nach, mag wohl die Sammlung von Des Murs, welche nach Amerika ver- kauft wurde, ihr den Rang streitig machen. Diese seine Lieblings- schöpfung zu vervollständigen, schonte er weder Mühe, noch Zeit, noch Geld. Im letzten Decennium seines Lebens, als sein Eier- ‘werk ihn als die erste Autorität der Oologie bekannt gemacht hatte, strömten ihm die Novitäten aus allen Weltgegenden zu. Viele rechneten es sich zur Ehre an, seine Sammlung mit irgend einem neuen oder besonders schönen Stücke bereichern zu dür- fen. — Exotische Eier begann B. erst dann zu sammeln, als die Collection der Europäischen vollständig geworden; eine wesent- liche Bereicherung erfuhr diese Abtheilung durch seinen Sohn Friedrich, der eine Zeit lang in Australien lebte, und durch die Brüder eretlik in Paris, von welchen ich noch in den letzten Wochen vor seinem Hinscheiden einige Seltenheiten für ihn zu erwerben die Freude hatte. Wie schon in den Mittheilungen seiner Kinder erwähnt, beschäftigte er sich auch in den letzten 14 Jahren seines Lehens, als ein Schlaganfall seinen Körper gelähmt, sein Geist aber, Gott sei Dank, vollkommen klar und kräftig geblieben war, auf seinem Schmer a fortwährend mit der ihm so lieb gewordenen Wissenschaft. Eines Tages liess er mir durch seinen Sohn auftragen, einem seiner Freunde zu schreiben, dass er keine Sendungen mehr machen möchte, weil er sich art mehr damit zu beschäftigen im Stande sei. Zwei Tage darauf war er abge- schieden. u; Von den jetzt sämmtlich heimgegangenen älteren Ornitho- logen stand Chr. L. Brehm unserm B. am nächsten. Ein halbes Jahrhundert beinahe verkehrten beide Freunde im Briefwechsel. Friedrich Wilhelm Justus Baedeker, Nekrolog. 61 Brehm besuchte B. in der Mitte der vierziger Jahre in Witten. Jener wurde zuerst zu seinen Vätern versammelt; seine Kinder erfreuten B., als dieser auch schon auf seinem letzten Lager lag, durch ein wohlgetroffenes Bildniss und Alfred Brehm insbeson- dere durch den herrlichen Nachruf, den er dem Vater widmete. Zum Besuche der ornithologischen Sammlungen und seiner Freunde unternahm B., als Pflichten gegen Familie, Geschäft und Gemeinde ihn nicht mehr so strenge als früher ans Haus fessel- ten, verschiedene Reisen. So 1848 in meiner Begleitung nach Holland zu seinem Jugenfreunde Löbbecke in Rotterdam und zu Schlegel in Leyden, bei welcher Gelegenheit das so interessante Scholeraar’s Eiland bei Gouda — Nistplatz von Ardea purpurea, cinerea, nycticoraz, stellaris, minuta, Carbo cormoranus (daher der Name) u. s. w. — besucht wurde. 1849 ging die Reise ins Land Anhalt zu J. F. Naumann, zum Diebziger Forste und nach Dresden, um Thienemann’s Sammlung zu mustern; 1850 zu Lichtenstein in Berlin, Pässler in Rosslau und Moeschler in Herrnhut; 1851 nach Württemberg zu Baron-König-Warthausen und in die Schweiz auf den Gotthard, wo Nager-Donazians Eier von Tichodroma muraria sammelte; 1852 erschien B. auf, der ornithologischen Versamm- lung in Altenburg. Alsdann machte wiederholtes schweres Fa- milienunglück seinen Reisen ein Ende, und als diese Tage der Trübsal vorübergegangen waren, liessen die gesunkenen Körper- kräfte die unvermeidlichen Anstrengungen der Reisen nicht mehr ‚ZU. Während seiner letzten Krankheit erfreuten ihn Altum und ‚Baldamus durch ihren Besuch. . Als Bürger meiner Vaterstadt, in der B. genau 54 Jahre lebte, hat er viel und Vieles geschafft für das gemeine Wesen und, wie immer in Allem was er that, still, ruhig, lediglich um der Sache willen, nie Dank begehrend, ja ihn zurückweisend, wo er ihm gezollt wurde. Selten hat ein Mann im Stillen so viel Ver- trauen genossen, als er, obgleich er durchaus nicht zu den leicht zugänglichen Menschen gehörte. Wer guten Raths begehrte und sicher sein wollte, dass sein Vertrauen in keinem Punkte und zu keiner Zeit getäuscht wurde. der ging „zum alten Apotheker in Witten.“ Ich lege diese Blätter wehmuthsvoll auf das Grab des Mannes t mir, wie er in einem vor mir liegenden Briefe sagt, 62 C. Bolle: Briefliches über den „von frühester Kindheit an mit Liebe zugethan war“ und auf dessen Bild ich lebenslang nur mit Gefühlen aufrichtigster Ver- ehrung hinblieken werde. Witten, im November 1865. Briefliches über den Feisensegler; Cypselus Melba Nlig. 4 Von Dr. Carl Bolle. An Herrn Premier-Lieutenant Alexander v. Homeyer zu Posen. Casamicciola auf Ischia, 4. Juli 1864. Werther Freund! - Es tb itplich, Sich ein in ellicheik Maasse bakiins und buschreiches und vogelarmes Ländchen vorzustellen, als gerüde dieses Ischia, von dem ich jetzt, nach mehr als einmonaät- lichem Aufenthalte, wegzugehen im Begriff bin, um mich zuvör- derst wahrscheinlich nach Capri zu wenden. ru Der Grund ist, gewiss in nichts Anderem, als in der durch die starke Bevölkerung systematisch betiiebenän Vertilgung von Allem was Federn hat, zu suchen. Wie grimmig würde der selige Gloger hier seine Stirn gerunzelt haben! War es doch selbst mir, der ich die Dinge durchaus nicht mit der Brille eines ornitho- logischen Moralpredigers ansehe, bisweilen zu arg. Zur Zugzeit soll der Wald bis zum Gipfel des Epomeo hinauf buchstäblich mit Schlingen gespickt sein.') Kaum wagt Jemand, aus Furcht vor der Jagdlust seiner Mitbürger, Haustauben zu halten; wo dies geschieht, zieht man wenigstens nur Sorten, die sich vom Gehöft möglichst wenig entfernen. i Nur etliche Arten von Singvögeln bieten dem Feinde "Trotz und verlieren sich, wenig individuenreich, inmitten der Weingärten Mi: 1) Nicht allein ist der Wald dies wirklich, sondern es sind die freien Schläge darin im Frühling auch mit einer grossen Menge von Klappfallen be- setzt, mittelst welcher vorzüglich die Kuaben dem Vogelfang aufs Eiftigste obliegen. Die Arten, welche ich im April 1865 am häufigsten gefängen' wer- den sah, waren Saxicola oenanthe und der Gartenrothschwanz. Auch Masseale ) stapazina befand sich nicht selten unter der Beute. { (Nachträgliche PR 3 Felsensegler, C’ypselus Melba. 63 und Kastanienhaine. Voran der Fink!), der Stieglitz und unser Girlitz: letzterer noch so leidlich zahlreich zu nennen und die Pflanzungen hie und da mit seinem klingelnden Liedchen erfül- lend und belebend. ?) Keine einzige nistende Schwalbenart! Wach- teln nur auf dem Zuge, dann Jedoch im Ueberfluss; fast ebenso Turteltauben. Der inch Spatz in rien und unbe- wohnten Gemäuer; gern auch, wo alte Oelbäume ihm Löcher dar- bieten. Die Kohlmeise. Die Schwarzdrossel in den wildesten und verwachsensten Waldschluchten. Ein Paar Grasmücken und Strauch- sänger. Der Zaunkönig®); dem Gesange oder Schlage nach zu urtheilen vielleicht auch der Cettisänger, an nassen, dicht um- buschten Felswänden, doch meinen Augen, aller Bemühungen, ihn zu erblicken, ungeachtet, so gut wie unsichtbar geblieben. Von Seevögeln habe ich in den vier Wochen und darüber nur einen Larus argentatus, von Raubvögeln allein den Thurm- falken und den rothen Gabelweih gesehen €.) 4) Der Fink muss in diesem glücklichen Klima sehr zeitig zu schlagen be- ginnen: im April ist er bereits ziemlich lässig darin geworden. Sein Schlag ist übrigens in Ischia kurz abgebrochen und mithin so diametral als möglich von dem guter Reitschierfinken verschieden. 2) Diesen Species ist der Grünling hinzuzufügen, dessen Lied ich im Früh- ling 1865 bei Oasamiceiola ziemlich häufig hörte. Am verbreitesten ist der- selbe in dem südwestlichen ebneren Theile der Insel, der mit der Campagna felicee um Neapel am meisten Aehnlichkeit hat. _ 3) Der Zaunkönig accomodirt sich in Italien den verschiedensten Klimaten. Ich begegnete ihm an geeigneten Stellen, von der Alpenrosenregion des Bern- hardin an bis zu dem immergrünen Buschholz, durch welches die heisse Sonne des Südens auf die Marmorfelsen-des Littorals von Capri fällt. 4) Ischia lieferte einst den Königen aus dem Hause Hohenstaufen vorzüg- liche Falken zur Baize. Die Berge la Falconara, dei Maronti und della Guardia waren als ein Lieblingsaufenthalt dieser edelsten aller Raubvögel daselbst be- rühmt, Ebenso war die von der Kultur erst spät in Angriff genommene Süd- hälfte der Insel im Mittelalter mit Fasanen bevölkert worden, wie viel später, bis ins gegenwärtige Jahrhundert hinein, die benachbarten Eilande Procida und Vivara eben dies Geflügel hegten. Dort hat Kaiser Friedrich oft gejagt und in der anmuthigen, damals gewiss vogelreichen Wildniss der Naturbetrach- tung obgelegen. Später ward dieselbe Gegend ein bevorzugtes Jagdrevier der Herrscher aus der Dynastie Aragon. Noch zeigt man unweit des Dorfes Pansa, in dem sie ihre Sommerfrische zu halten pflegten, die Stelle, wo, wenn sie von der J agd heimritten, der Schatten einer ungeheuren Eiche ihre gewohnte Ruhe- stätte war. Der Ort heisst noch heut davon der „Königssitz“. Wenn auch die Fasanen Ischia’s längst ausgerottet, seine Edelfalken ent- weder verschwunden oder ins Dunkel unbegehrter Vergessenheit zurückgesun- 64 C. Bolle: Briefliches über den Nur ein Vogel flösst höheres Interesse ein und hat mir einigen Stoff zur Beobachtung geboten. Es ist dies der grosse, weiss- bauchige Felsensegler (Cypselus Melba), den ich hier in Ischia zum erstenmale sah, ja an dem ich mich nach Herzenslust satt sehen konnte, wenn meine botanischen Spaziergänge mich auf die Strandklippen und Vorgebirge oder in deren Nähe führten. Er ist an diesen schwer zugänglichen Orten äusserst häufig: ein so herrlicher Flieger, wie es ausser dem Rdelfalken wohl keinen giebt, werth, Dir ein Paar Worte über ihn zu sagen. : Ich sah die ersten Felsensegler über der Bucht von $. Mon- tano, beim Dorfe Lacco, deren kleiner Seestrand zu beiden Seiten von schroffen, kühn ins Meer vorspringenden Basaltcaps begrenzt wird; beiläufig erwälint, einer meiner Lieblingsbadeplätze. Es war am 8. Juni Nachmittags. Tritetirtteurtierer er e erklangs in der Sommerluft über mir. Spielend jagte sich ein Pärchen durch den hohen Aether. Wie konnte ich den Vogel verkennen. Vaterland, Grösse und die blendend weisse Unter- seite verriethen ihn mir augenblicklich. Bald gewahrte ich, ohne meinen Dünensitz zu verändern, ihrer Mehrere: sechs, dann acht Stück. So stark schien die kleine Kolonie des Vorgebirges Monte Vico zu sein, obwohl ich später ebendaselbst viel mehr Individuen auf einmal gesehen habe. Früh Nachmittags halten sie sich am liebsten weit draussen über dem Meere und an den diesem zu- gewandten Klippen. Der Wellenschlag war am ersten Tage so ken sind, wenn man auch den historischen Eichbaum vergebens an der Stätte sucht, die aus einem Jagdgehege der alten Könige längst ein gartengleicher Wohnsitz zufriedener und jetzt auch freier Landleute geworden ist, so mag es doch nicht ungeziemend erscheinen, beim Klang der Namen „Königssitz“ und Punta dell’Imperatore einmal wieder des grossen und guten Kaisers Friedrich II. zu gedenken. Es strahlt so viel Licht von dieser glanzvollen Gestalt aus über finstere Jahrhunderte, in denen er der erste und fast der einzige Naturforscher war, dass ich als Deutscher und Ornitholog es für einen Vorzug Ischia’s an- sehen muss, auf seinem vulkanischen Boden eine wenn auch noch so leis. an- gedeutete Spur seiner Fusstapfen bewahrt zu haben. Der See von Bagno d’Ischia war, so lange er nur Brakwasser enthielt, all- jährlich im November ein Sammelplatz sehr zahlreicher Blesshühner (Fulica atra). Seit man ihn jedoch in den fünfziger Jahren durch einen Durchstich mit dem Meere verbunden und in einen besuchten und sicheren Hafen umge- schaffen, hat sich dies Geflügel, hauptsächlich wohl des jetzt salzig gewordenen Wassers halber, von ihm verloren. Felsensegler, Cypselus Melba. 69 stark, dass ich sie nicht oder kaum hören konnte. Des Kreisens, Spielens und Jagens war kein Ende; doch fliegt der Felsensegler nie in so gedrängtem Schwarm wie der gemeine Mauersegler (Cypselus apus), sondern immer, wenn auch truppweis, so doch Jeder Einzelne entfernter von dem Anderen. Sonst gleiche Liebe zur Geselligkeit. Sind Viele beisammen, so wird ihr Ruf zu einem langgezogenen Trillern, in dem ein deutliches R vorwaltet und Anfangs und zu Ende etwas vom I sich einmischt. Es ist dies ein Naturlaut, der sehr gut zu dem wilden, aber lichtumflossenen Charakter der Uferlandschaften, welche dieser Segler bewohnt, passt. , Je nach dem Kommen und Gehen der Vögel sich verstär- kend oder verklingend, um immer aufs Neue wieder an das Ohr des Beobachtenden zu schlagen, gewinnt er Bedeutsamkeit durch seine anhaltende Dauer, ich möchte sagen, durch seine einförmige Unaufhörlichheit. Triterrrrerrerttirr ...... tLIrrerUITr,J...: Borterrerer Tr cu. . teteteterrrteteterrtrtr...... ‚Einzelne fliegende Felsensegler rufen in der Luft Ziep, ziep. Es ist dies wohl der Lockton, ihres Gleichen zu sich einzuladen. Sind ja doch auch stets Mehrere in Sicht. In ‚ausserördentlicher Menge bewohnen unsere Vögel den hohen, wunderlichen Felsberg, der inselartig, obwohl mit dem Festlande dnrch einen Damm verbunden, das Kastell der Stadt Ischia auf seinem Scheitel trägt. Hier finden sich beide Arten zusammen, denn auch der Mauersegler fehlt nicht. Die Verschieden- heit in Grösse und Stimme tritt, wenn man so die Zwei dicht neben- einander fliegen sieht, äusserst deutlich hervor. Die scharfen, lang- gezogenen Schreirufe des Cypselus apus hat Melba gar nicht. Durch- einander segeln sie nicht gern. Die Schwärme der Felsensegler halten sich bei Tage stets mehr draussen über der See. Zahl- reiche Rüst- und andere Löcher in den etwas ruinenhaften Ge- bäuden und Thürmen der hochgelegenen, stadtähnlichen Festung (Castello d’Ischia) sind gewiss für beide Species nel or - Brutplätze. Sonst hat COypselus Melba an den meisten Orten, ‚die ‚er, — wohnt, als solche nur Felslöcher in den N chehen Klippen zur Verfügung. Schade, dass sein Brutgeschäft durch die Natur der Brandungen und der sonstigen Oertlichkeiten sich so sehr der exakteren Wahrnehmung entzieht! Man müsste vom Glück ab- sonderlich begünstigt sein und Land und Leute auf's Genaueste 66 C. Bölle: Briefliches über den kennen, um dahin zu gelangen, die Hand auf ein Gelege oder, auf Nestjunge von ihm legen zu könmen. Am leichtesten ‚wäre dies vielleicht noch in Castello d’Ischia, wo Militair in Garnison liegt; allein das Fort ist für gewöhnlich geschlossen und man bedarf einer Erlaubniss der Kommandantur, um es zu betreten. Ausser- dem wohne ich zu Casamicciola, gute zwei Stunden von Ischia. Die grossen Segler mögen wohl alle Vorgebirge der Insel in Beschlag genommen haben. Diejenigen, auf welchen ich sie speeiell antraf, sind: Monte Vico, Punta di Zale, Castello d’Ischia we Punta dell’Imperatore. AN Letzteres, die Westklippe der Insel bildend, ist ein ukraee voller Ort, mit seinen schaumspritzenden Brandungen, hoch über dem purpurblauen Meere voller Lavatrümmer, weit hinausschauend bis gegen das Vorgebirge der Circe (Capo Circello) und die Pönza- inseln hin. Wahrscheinlich bewahrt sein Name die Erinnerung ah Kaiser Friedrich II., den Hohenstaufen, jenen milden, vogelkun- digen Herrscher, dessen Andenken in ganz Unteritalien noch heut ein so bleibendes und in hohen Ehren stehendes ist. "Von der Höhe dieser Punta dell’Imperatore aus nun sieht man — ein prächtiger Anblick — die Melba-Flüge, scheinbar ganz niedrig über der See kreisen. Sich abhebend von dem Dunkelblau der Fluth, erscheinen sie dem Auge silberweiss, ich weiss nicht ob durch irgend eine optische Täuschung, erzeugt durch eigenthüm- liche Brechung der Lichtstrahlen auf ihrem doch nicht metalli- schen Gefieder oder weil sie schiefen 'Flugs den’ hellfarbigen Unterkörper etwas nach oben wenden. Eine kleine Klippeninsel, der’ Guardiola di San Gennaro gegenüber, schien mir der Mittel- punkt ihrer Evolutionen zu sein. Dort stehen gewiss Nester. Sieht man die Vögel hoch über sich schweben, so hat ihr Flug etwas entschieden Palkenartiges. Sie sind lange, ohne'einen Flügelschlag zu thun; dann folgen ein Paar hastige, unterbrochen von plötzlichem, geraden oder schiefem Herabstürzen aus der Höhe. Oefters sondert sich aus einer Gesellschaft, die sich überhaupt abwechselnd zerstreut und zusammenfindet, ein Pärchen ab, um spielend in die Luft emporzusteigen. 110 Trrirrrrrrtetetete tirırırtt ....... ni) } nah ' Es ist schwer, einen Ton ganz deutlich wieder zugebeny' ‚der einem doch in ään Ohren klingt und den man so oft YErBOM men hat. j Felsensegler, Cypselus Melba. 67 In der heissen Mittagsstunde ruhen unsere Segler. Man sieht sie dann nicht, wohl aber wieder etwa von drei Uhr an: Bis in die tiefe Abenddämmerung hinein sind sie in Bewegung; sie wechseln ‚jedoch dann den Platz und die Beschäftigung. Ueber allen. Masserien, den so mannigfaltig und reizend gemischten Kul- turen des der Küste nicht zu fern gelegenen Landes, namentlich über den Wein- und Obstgärten, sieht man sie jetzt ruhigen, schwim- menden Fluges und nie«rig, wie Schwalben, hingleiten; jeden Vogel für sich, lautlos, nicht mehr tändelnd mit seines Gleichen, sondern eifrig mit dem Aufsuchen von Insektennahrung beschäftigt. Um Sonnenuntergang sind sie bereits vollständig dieser Thätigkeit an- heimgegeben, die auf eine besondere Vorliebe für nächtliche Kerfe “ hindeutet. Wie ganz anders doch der Mauersegler, der gerade - um diese Stunde truppweis am lautesten lärmt. Wäre nicht die Grösse und wären nicht die langen, spitzen Schwingen, nebst. der dunklen Oberbrust, man könnte den Felsensegler dann, der leicht und deutlich sichtbaren Unterseite halber, fast für, eine Hausschwalbe (Hirundo urbica L.) ansehen. Er gaukelt förmlich in der Luft. Man gewahrt wie er inne hält, um nach einer Beute zu schnap- pen; manchmal rüttelt er auch. Die Farbe ist um diese Zeit klar erkennbar. Wie unedel erscheint doch neben dem Vogel die ihm zur Seite fatternde kleine Fledermaus, welche hier und in den Str assen Neapels so häufig ist und Nachmittags oft schon bei hellem Tageslicht fliegt. | Bei der Wuth auf Vögel schiesst man übrigens auch die Felsensegler, wo man ihnen beikommen kann; nur dürfte es für gewöhnlich etwas schwer halten, ihner Salz auf den Schwanz zu streuen. Ihr reissend schneller Flug und die Beschaffenheit ihrer Wohnplätze entzieht sie wohl zumeist der Verfolgung. Wie könnten ‚sie, sonst auch auf der vogelärmsten aller Inseln so zahlreich ver- treten sein! ‚Do, weit von dem Felsensegler in Ischia, Lebewohl! , Dein Carl Bolle. NB. Die Girlitze sitzen in Isehia zur Mittagsstunde gern in den Vignen auf der Spitze-von Pfählen und locken einander von da aus, Ein Vogel, der die Wärme recht liebt. ‚In Capri habe ich euch wiedergefunden, ihr Segler der Lüfte, 68 C. Bolle: Briefliches über den und euch als alte Freunde begrüsst; in manch’ einsamer Stunde des Naturgenusses seid ihr dort meine alleinige Gesellschaft ge- wesen. Da diese Insel, im Gegensatz zu dem mehr allmälig sich aufgipfelnden Ischia, als ein einziger ungeheurer Fels mit riesigen Steilabstürzen aus dem Meere aufsteigt, da ferner ihr Kalkgestein von ausserordentlich vielen Grotten und sonstigen Höhlungen durch- löchert ist, so bietet sie der Gattung Cypselus noch viel mehr passende Wohnstätten als jene dar und ist demgemäss von einer in der That sehr grossen Anzahl derselben bevölkert. Auch hier treten beide Species, Cypselus Melba und apus, nebeneinander auf. Letzterer heisst im Volksmunde Rondinone, ersterer Petto bianco und ist der häufigere. Ueberall, wo man an den schwindelnden Rand der Felskolosse tritt oder unten im Boote an ihrem vom Meere umspülten Fusse entlang fährt, sieht man sich von den lauten Schwärmen dieser Vögel ERTERILN Eine Kolonie derselben reiht sich an die andere, wie ein ununterbrochener, das Eiland umschlingender Gürtel. Oft habe ich auf der Ostklippe, die durch die Ruinen ihres Kaiserpalastes das Andenken an die düstere und einsiedlerische Imperatorengestalt des Tiberius in die Gegenwart | hinüberträgt, stundenlang gesessen. Wenn dann das Auge zurück- kehrte aus den lichten Fernen der gegenüber sich ausbreitenden Landschaftsbilder, vom Vesuv und vom Somma, vom Vorgebirge der Minerva oder, jenseits der Inseln der Sirenen, von den ver- schwindenden Meereshorizonten des Salernobusens und ich, über die Böschung gelehnt, voll wollüstigen Schauders den Grund der ungeheuren Tiefe mit dem Auge suchte, ohne ihn anders als in dem Schimmern der Meeresfläche zu finden, über welche wohl, wie ein weisser Punkt auf himmelblau marmorirtem Grunde, ganz langsam eine Möve hinglitt, da waren es unwandelbar die Felsen- segler, die den Luftocean unter mir belebten. Unter der 1100 Fuss hohen Klippe Salto di Tiberio schienen sie mir des Gesetzes der Schwere zu spotten, das dort einst zum Untergang jener Opfer gemissbraucht ward, welche, der Sage nach, die Laune des Ty- rannen in den Abgrund zu schleudern pflegte. Schon damals wird derselbe Vogel ungefährdet geschwebt haben, wo der Mensch stürzte und zerschellte. O ihr glückseligen Luftmeerbürger! AM Wer erinnerte sich an solcher Stätte, beim Anblicke so ele- mentarer Flugwollust, nicht der schön und tief empfundenen Worte unseres Gregorovius, der von einer ähnlichen Klippe des nachbar- lichen Festlandes kedenat in die Worte ausbricht: „Ich glaube Felsensegler, Cypselus Melba. 69: Dädalus und Ikarus sassen einst in seliger Abendruhe auf einem solchen Felsenvorsprung über dem kretensischen Meere, da er- fasste sie die Sehnsucht zu fliegen, und sie standen auf und mach- ten sich Schwanenflügel.“ | Niemand wird den Einwohnern Capris den uralten Glauben nehmen, der die Rondinoni und die Pettibianchi, statt über’s Meer, wie andere Vögel ziehen, in den Klüften der Insel selbst über- wintern lässt. Diese guten Leute sind in der Zoologie so stark wie Aristoteles. Warum, fragen sie pfiffig, fangen denn die Segler den Tag über so viele Fliegen, die sie in ihre Löcher tragen, auch ohne Junge darin zu haben? Wahr ist, dass die Vögel einen Theil der heissen Mittags- stunden und die Nacht innerhalb der Höhlungen zubringen. Wenn man Abends fast schon im Dunkeln an den Klippen vorbeifährt, hört man ‚sie in ihren Löchern noch fürchterlich schreien. Sie scheinen daher erst viel später, als sie zur Ruhe gehen, einzu- schlafen. ' Die Felsensegler haben wenig Feinde. Der Wanderfalk, auf Capri nicht selten ihr Nachbar, vermag schwerlich ihnen etwas anzuhaben. Auch der Mensch stellt ihnen hier kaum jemals: mit der Flinte nach. Dafür hat er eine andere Methode, sich ihrer zu bemächtigen, ausgeklügelt, die zu seltsam ist, als dass wir sie mit Stillschweigen übergehen sollten. Wie man bei uns wohl bisweilen Fische schiesst, angelt man in Capri und Ponza Mauersegler. So kurios das klingen mag, ebenso wahr ist es. Ein Knabe liegt am steilen Klippenrand oder auf dem Terassendache eines Hauses ausgestreckt und so gut als - möglich verborgen. Ein langes Rohr dient ihm zur Angelruthe - bei seiner Luftfischerei. Himmelblau muss der feine Seidenfaden sein der daran befestigt ist und an seinem äussersten Ende das zwischen Federn oder Baumwolle versteckte Häkchen trägt. Es flattert im Winde zwischen andern gelegentlich umhergestreuten Federn. Beim Schnappen danach, um sie zum Nestbau zu ver- - wenden, wird der Vogel gefangen. | Dieser Fang wird fast nur im Frühling zur Nistperiode be- trieben und erstreckt sich auch auf andere Schwalbenarten; in - Capri gilt er jedoch vorzugsweis dem grossen Segler, weil das Fleisch desselben, obwohl es von alten Vögeln hart sein soll, am liebsten genossen wird. Weit hinaus aufs Meer wagen sich, ausser der Zugzeit, die 70 R. Collett: Notiz über Alea impennis. Felsensegler nicht. Ich bin mehrmals zu Schiff an der grossen Felsenhalbinsel des Monte Argentaro im südlichen Toscana ziem- lich nah vorübergekommen, ohne sie, obwohl sie dort En BnBR' sind, das Fahrzeug umkreisen zu sehen. Die Namen, welche der Vogel in Toscana trägt, sind: Ron- done di padule, Rondone bianco, Rondone marino. Letztere Be- nennung verdient er, weil er felsige Meeresufer jedem anderen Aufenthalte vorzieht. Schon Savi bemerkt mit vollem Recht, dass Cypselus Melba in Italien niemals ein Städtebewohner wird, wie er das in der Schweiz z. B. in Bern und Freiburg: ist. Ausser den beiden Seglern besitzt Capri nur noch eine andere Schwalbenart als Brutvogel. Es ist dies die Hauschwalbe (Hirundo urbica). In der unmittelbaren Nähe der hochgelegenen, wenig- stens auf einer Seite von Abgründen umgebenen Stadt, sah ich im Juli diesen von den Italienern Balestruceio genannten Vogel ziemlich häufig fliegen. Er baut daselbst jedoch, so viel bekannt, nicht au Häusern, sondern ausschliesslich an den Felsen, wie er dies in Italien überhaupt oft thut; vielleicht der Ungastlichkeit des Menschen wegen, obwohl man auch hier die Rauchschwalbe (Hirundo rustica L.), die eigentliche Rondine der lialiener nur in Gebäuden nistend antrifit. Briefliches Be | f "über Alca impennis in Norwegen. | Von And Robert Collett. ai An den Herausgeber. | Im „Journal für Ornithologie“, X. Jahrg., 1862, p. 71. findet | sich ein Verzeichniss aller bisher bekannten aufbewahrten Bxeng- | plare von Alca impennis Lin. | Da ebendaselbst der Wunsch einer Supplirung dieses Yon ı 2 zeichnisses ausgesprochen ist, fühle ich mich veranlasst, darauf aufmerksam zu machen, dass hier in Norwegen in der Pam RRIN des Herrn Nicolai Aall, Besitzer der Eisenwerke bei Twedestrand, ein schönes Exemplar von Island, ursprünglich über Kopenhagen gekommen, sich befindet, welches ich selbst gesehen habe. Dies } ist das einzige ielundienke Exemplar jenes Vogels. E Laut der eitirten Abhandlung ebendaselbst, des Herr Professor Steenstrup in Kopenhagen, wird die Richtigkeit aller Angaben Alex. v. Homeyer: Lan. collurio als Mäusefänger. jel über das frühere Vorkommen dieses Vogels hier im Lande über- ‚haupt geläugnet. Ich werde mich hier nicht darauf einlassen, die Richtigkeit, so weit es die Angaben vom vorigen und Anfangs dieses Jahr- hunderts anbetrifft, zu untersuchen; nur werde ich erwähnen, dass die letzten Individuen der Alca impennis, welche möglicherweise existirt haben, gerade in Norwegen erlegt worden sind, das eine bei Frederikstad auf der Südküste des Landes im Jahre 1837 (Prof. Rasch: Forteguelie over de i Norge forekommende Fügle i Nyt Magazin for Naturvidenskaberne, IB. p. 386, Christiania 1838), das andere 1848 bei Wardö, an der Küste des Eismeeres (Chr. Sommerfelt, Forteguelie over de i Ostfinmarken iagttagne Fügle, i Svenska Vetenskaps Akademiens Förhandlingar, 1862). Homansby, Christiania 29. September 1869. Lanius collurio als Mäusefänger. Mit Bezug auf die in der Naumannia, 1857 p. 184, gemachte Notiz des Herrn Pastor Dr. Baldamus zur Mittheilung, dass L. collurio mir zwei Mal als Mäusefänger vorgekommen ist: 1: In Mariathal bei Trier an der Mosel fand ich im Juni 1853 mehrere ganz junge (nackte) Mäuse auf Dornen gespiesst. Es ist woht kein Zweifel, dass unser Vogel der Thäter war, um so mehr, als derselbe ebenda in mehreren Paaren vertreten war. Sämmtliche (4 oder 5) Mäuse stachen an ein und demselben Strauch dicht beisammen, so dass anzunehmen ist, dass alle von demselben Vogel aufgespiesst waren. 2. In Posen beobachtete ich am 22. Juli 1864 einen alten Lanius collurio (J'), wie er von einem 15 Fuss hohen, frei über einer Wiese hängenden Zweige hinab in das Gras schoss, um da- - selbst eine halbwüchsige Maus zu erhaschen. Bei meinem Dazu- springen entfloh der Vogel; — der Maus war die Hirnschale durehbissen, sie lag in den letzten Zügen und verschied in meiner Hand. 2 Glogau, den 15. April 1865. N Alexander von Homeyer. 12 593. 594. 595. 596. 597. 598. 599. 600. 601. 602. 603. 604. 605. 606. 607. Eingegangene Schriften. | Nachrichten. An die Bedaection eingegangene Schriften. (Siehe September-Heft 1865, S. 368.) The Ibis. A Quaterly Journal of Ornithology. New Series, Vol. I. No. 3, Juli 1865, No. 4, October 1865. Edited by Alfred Newton. — Vom Herausgeber. hi 1£8 Aug. v. Pelzeln. Ueber Farbenabändernngen bei Vögeln. (Separat- Abdruck a.d. Verhandl. d. k. k. zoolog.-botan. Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1865. — Vom Verfasser. Aug. v. Pelzeln. Ueber zwei neue Caprimulgiden. (Separat-Abdruck a. d. Verhandl. der k. k. zoolog.-botan. Gesellsch. in Wien, Jahrg. MEER Von Demselben. Geo. N. Lawrence. Deecriptions of four new Species of Birds from Ye Isthmus of Panama, New-Granada. (Proc. Acad Nat. Seienc. ‚of Phila- delphia, June 1865, pag. 106—108. — Vom Verfasser. Report ofthe Committee read at the fortieth annual meeting of the Sub- seribers to the Norfolk and Norwich Museum, held November 23rd, 1864. Norwich. — Vom Vorstande. Erster Jahresbericht über die Wirksamkeit der beiden Comite’s für die naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen, im Jahre 1864. Prag | 1865. — Von Dr. A. Fritsch. Storia naturale degli Uccelli che Nidificano in Lombardia od illnstrazione della ruccolta ornitliologica dei Fratelli Ercole ed Ernesto Turati seritta da Eugenio Bettoni, con Tavole lithografate e colorate prese dal vero da O. Dressler. Vol. I. Fasc. II. III. fol. Milano 1865. — Von den Grafen Turati. Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren | 1857, 1858, 1859. Zoologischer Theil. Erster Band, Vögel, von August v. Pelzeln. Mit VI. Tafeln. Wien. 1865. 4°. — Vom Verfasser. Robert Collett. Oversigt af Christiania Omegns ormithologiske Fauna. Christiania 1864. — Vom Verfasser. Robert Collett. Zoologisk-Botaniske Observationer fra Gndhrendeneii og Dovre. Christiania 1865. — Von Demselben. Taxidermi. Veiledning for dem, som ville paatage sig Irdsamling af H naturvidenskabelige Gjenstande for Universitetet og dets ee Ohri- & stiania 1863. — Von Demselben. li Tillaegsblad til Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. — Von Demselben, Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution, for 1863. Washington 1864. — Von ‚Smithsonian, Institution. : Proceedings ofthe Academy of Natural Sciences of Philadelphia. No. 1—5. January — December 1864. — Von der Akademie. Proceedings of the Boston Society of Natural History Vol. IX. pag. 4 321—386. — Von der Akademie. Gedruckt bei Albert Lewent in Berlin. Sa > % A w I R JOURNAL für RNITEOLOGIEM. Vierzehnter J ahrgang. 3 ee ee Kritische Bemerkungen über Lariden, Von Prof. Dr. J. H. Blasius. (Schluss; s. November-Heft 1865, S. 369 u. ff.) Bemerkung. Nach No. 28. ist noch einzufügen: Larus ceitrirostris Schimper. Nach einem durch die Freundlichkeit des Conservators Herrn Finsch zur Vergleichung erhaltenen Exemplar aus Kamtschatka, welches mit der Beschreibung von Bruch vollkommen überein- » stimmt, ist an der Selbstständigkeit dieser Art gar nicht zu zwei- feln. Sie schliesst sich zunächst an Larus canus L. an. B. STERNAE. 40. Gygis alba Sparrm. Schon Gmelin vermuthet die Uebereinstimmung mit der Sterna candida, White Tern Lath. Die Selbstständigkeit von Gygis Na- poleonis Bp. ist nicht nachgewiesen. Al. Seena aurantia Hardw. Sterna Seena Sykes. St. brevirostris Gr. 42. Phaetusa Trudeaui Aud. Den Maassen und der Beschreibung nach ist St. Havellii Aud. der junge Vogel von St. Trudeaur Aud., Auch gehört St. Sellowii des Berliner Museums hierher und wahrscheinlich Sterna chloro- poda Vieill. Diet. XXI. p. 171. Die Art scheint nur mit weissem Scheitel, dunklem Zügel und dunkler Ohrgegend bekannt. Ein Journ, f. Ornith,, XIV, Jahrg,, Nr, 80, März 1866. 6 74 Prof. Dr. J. H. Blasius: Exemplar des Berliner Museums zeichnet sich durch dunklen Hinter- kopf aus. | 43. Sternula melanogastra Temm. Sterna acuticauda Gr. und javanica Blyth. 44. St. melanauchen Temm. Man hat St. sinensis Gm. hierher gezogen. Von der Färbung des Schnabels abgesehen, deutet die Diagnose: rostro et fascia verticis ad nucham usque producta uigris nicht darauf hin. 45. St. superciliaris Vieill. nl Sterna minuta Wilson, St. argentea Wied., St. frenata Gourd. Als junger Vogel vielleicht noch $t. maoninter Vieille+mdseiue 46. St. minuta L. St. metapoleucos, australis und sinensis Gm., St. orientalis Licht, St. sumatrana Raffl., St. parva Penn., St. javanica Horsf.? St. Kr arctica Forst., St. Werde Gould, St. antillarum Less., St. lorata Phil. & Landb. x \ Niger ?St. exilis Tschudi. 47. St. balaenarum Strickl. Eine schwarzköpfige kleine Seeschwalbe aus dem Dee | 48. Sterna meridionalis Peale. St. Cassini Sclater. In Südamerika. 49. St. vittata Gmel. Vertritt am Cap, in Neuholland und auf den zwischen beiden . liegenden Inseln die vorige Art. 50. St. paradisea Brünnich. St. macrura Naum., St. arctica Temm., St. Nitzachii ER St. brachytarsa Graba., st. brachypus Sw., st. coccimirostris Rehb. Die nordamerikanische Form ist ice zu unterscheiden. 5l. St. senegalensis Sw. Nur durch etwas längere Läufe, wenig abweichende Färbung des Schnabels und der Füsse und kürzeren Schwanz von der nor- dischen Art abweichend. 52. St. Hirundo L. St. fuviatilis Naum., St. nilotica Hasselg. juv., St. Wilsoni ;Bp. aus Nordamerika. Die nordamerikanische Form ist nicht zu unterscheiden. wa) 53. St. Forsteri Nutt. St. Hirundo Forst. Durch abweichende Schwansfederzeich- | nung auffallend verschieden. u ee u et Kritische Bemerkungen über Lariden. 75 94. St. albigena Licht. Dahin ist auch St. senegalensis Heugl. und König-Warthausen - zu zählen. Ibis I. p. 351 und II. p. 432. ) 55. St. gracilis Gould. Bis jezt blos in Australien gefunden. 56. Sterna macrodactyla nov. spec. © Aus dem Museum Godeffroy in Hamburg erhielt ich eine zur _ Untergattung Sterna gehörige langzehige Seeschwalbe vom Cap, - die ich keiner der mir bekannten, bisher beschriebenen See- ' schwalben einzureihen vermag. Sie steht in einem nicht ganz rein ' ausgefärbten, weissstirnigen, bei uns sogenannten Winterkleide, hat - die nächsten Beziehungen zu der europäischen St. Hirundo auct., - der nordamerikanischen St. Forsteri Nutt. und der in allen Welt- theilen vorgekommenen St. Dowglasi Montag., ohne in irgend wel- chen constanten Eigenthümlichkeiten mit diesen genannten oder ‚irgend anderen Arten vollkommen übereinzustimmen. ‚Der Schnabel ist schwarz; der Unterkiefer am Kiel röthlich - durchscheinend, an der Basis des Kieferrandes sehr schwach röth- "lich durchscheinend; beide Kiefer mit hellerer, lichtbräunlicher, - durchscheinender Spitze. Füsse, Zehen und Schwimmhäute grau- braun, dunkler, wie bei irgend einer andern gattungsverwandten Art. Der Schnabel gleicht dem der Sterna Hirundo in Form und Grösse. Die Füsse sind auffallend stark und plump, die Zehen verhältnissmässig: lang, wie bei St. meridionalis Peale und St. For- sterv Nutt., ohne Kralle etwas länger als der Lauf. Schon allein an dem plumpen, langzehigen Fusse würde man die Art von allen übrigen der Gattung unterscheiden müssen. Scheitel und Hinterhals schwarz. Die Oberseite auf Nacken, Rücken, Bürzel und dem Oberflügel gleichmässig graublau, wie bei St. Hirundo. Die oberen Schwanzdeckfedern weiss. Die ganze Unterseite, die unteren Schwanzdeckfedern, die Halsseiten und die Stirn weiss. Unterflügel weiss. Von den Schwanzfedern ist die erste auf der Aussenfahne grau, in der Endhälfte dunkler, schwarzgrau, die Innenfahne weiss, im grössten Theil der End- hälfte grau, an der Spitze auf beiden Fahnen heller, grauweiss- lich; die Aussenfahne der zweiten grau, der dritten und vierten blasser grau, der fünften grauweisslich; die Innenfahne der zweiten bis fünften und die sechste Schwanzfeder weiss. - St. Hürundo weicht in der Schwanzzeichnung auffallend durch die weisse Innen- fahne der ersten Schwanzfeder ab. Die Schafte der grossen 6* 76 Prof. Dr. J. H. Blasius: Schwungfedern weiss. Die Färbung und Zeichnung der Schwung- federn ungefähr wie bei St. Hirundo. Die erste auf der Aussen- fahne dunkelgraubraun, auf der Innenfahne längs dem Schaft grau, die Spitze auf beiden Fahnen graubraun. Die zweite bis sechste auf der Aussenfahne und längs dem Schaft auf der Tänenfahne, sowie an der Spitze grau; die Innenkante ist von der Basis an weiss; diese weisse Zeichnung von der grauen Spitze an aber gegen die Mitte der Feder hin mit einem grauen Saum umzogen. Von der siebenten Feder an beide Fahnen grau, die Innenfahne mit einem breiten, nach der Spitze abnehmenden weissen Innen- saum umgränzt. Von den Mittelschwingen sind die vordern blau- grau, mit weisser Endkante und breiter weisser Innenkante; die folgenden fast rein weiss, nur auf der Aussenfahne gegen die Mitte blassgrau. Die grossen Flügelfedern am Ellbogen auf beiden Fahnen blassgrau, mit weiss abschattirten Enden und Innenkanten. Bei St. Hirundo, Forsteri und fast allen verwandten Arten sind die mittleren Schwungfedern auch auf der Innenfahne vorwiegend za gefärbt. Totallänge ungefähr 13; Flügellänge 9; die Flügelspitze zwischen dem Ende der ersten Schwungfeder und den langen Hinterschwingen 4“; die erste Schwanzfeder 5" 2, die sechste 2” 9°; der Schnabel vom Mundwinkel an 24“, von der Stirn an 17’, vom Vorderraude des Nasenlochs an 12°“ lang, an der Stirn 4° hoch und 3° breit; der Lauf 9°‘, die Mittelzehe 9,5“ und ; deren Kralle 4 lang. Bei angelegten Flügeln ragt die Schwanz- spitze ungefähr einen halben bis ein Zoll über die Pingelpitzenr hinaus. 57. Sterna macroptera noY. Sp. Vom Cap erhielt ich eine kurzzehige Seeschwalbe der Unter- gaitung Sterna, die ich keiner der mir bekannten bisher beschrie- benen Arten unterordnen kann und die ihre nächsten Beziehungen & zu St. longipennis Licht. hat. Sie steht im weissstirnigen, bei uns } sogenannten Winterkleide und zeichnet sich auf den ersten Blick durch ihre auffallend langen über die Schwanzspitze weit Be ragenden Flügel aus. EN Der Schnabel ist schwarz, der Oberkiefer nach dem ande winkel hin und der Unterkiefer an der Basis etwas heller, horn- braun, die Kieferspitzen durchscheinend weissbräunlich. Füsse, . Zehen und Schwimmhäute hellfarbig, gelbröthlich; die Zehen ohne Kralle kürzer als der Lauf. LEO PER SIEE NEIN BR HE BEER EL TE Kritische Bemerkungen über Lariden. 77 Scheitel und Hinterhals schwarz. Die Oberseite auf Nacken, Rücken, dem Bürzel und den oberen Schwanzdeckfedern und auf dem Oberflügel blaugrau, auf dem Bürzel und den oberen Schwanz- deekfedern kaum merklich heller als auf dem Rücken, während bei St. longipennis die oberen Schwanzdeckfedern rein weiss sind. Die ganze Unterseite, die unteren Schwanzdeckfedern, die Hals- seiten, die Stirn und der Unterflügel weiss. Der Schwanz oben grau. Die erste Schwanzfeder auf der Aussenfahne dunkelgrau, im Enddrittel der Innenfahne heller grau, auf der übrigen Innen- fahne weiss. Die folgenden sämmtlich auf der Aussenfahne grau, auf der Endhälfte der Innenfahne blasser, weissgrau, auf der Basis _ der Innenfahne weiss. Bei St. longipennis sind die vier mittleren Schwanzfedern und die Innenfahne sämmtlicher Schwanzfedern rein weiss. Die Schafte der grossen Schwungfedern weiss. Die erste- grosse Flügelfeder auf der Aussenfahne schwarzgrau, auf der Innenfahne längs dem Schaft grau, die Innenkante weiss, mit Ausnahme der grauen Federspitze. Die zweite bis siebente auf der Aussenfahne und längs dem Schaft auf der Innenfahne grau; die Innenkante derselben weiss, die Spitzen grau; von der grauen Spitze zieht sich ein grauer Innensaum längs dem nach vorn im Innern der Innenfahne spitz zulaufenden Weiss der Innenfahne nach der Federmitte hin, ähnlich wie bei St. Hirundo und longr- pennis, abweichend von St. Douglasi Mont. Die achte und die folgenden grau, mit weissem, nach der Federspitze hin verschmä- lertem Innensaum. Die Mittelschwingen sämmtlich grau, mit weissem Endsaum und breiterem Innensaum der Innenkante. Die jangen Federn am Ellbogen grau, mit weisslich abschattirten Enden. Totallänge 12” 6; Flügellänge 10“; die Flügelspitze zwi- schen den langen Hinterschwingen und der Spitze der ersten - Schwungfeder 4 9; die erste Schwanzfeder 4 9‘, die sechste 2. 94; der Schnabel vom Mundwinkel an 22‘, von der Stirn an 16,5“ und vom Vorderrande des Nasenlochs an 11,9“, an der - Stirn 3,5“ hoch und 3 breit; der Lauf 9 lang; die Mittelzehe _ ohne Kralle 7,5“ und deren Kralle 3“ lang. Die angelegten Flügel ragen ungefähr 2 Zoll über die Schnabelspitze hinaus. [Zur sicheren Unterscheidung dieser artenreichen Gattung der - Seeschwalben, will ich die auffallendsten Unterschiede andeuten. 1. St. meridionalis Peale. Scheitel schwarz. Rücken licht- 718 . Prof. Dr. J. H. Blasius: grau. Obere Schwanzdeckfedern weiss. Unterseite weissgrau. Schwanzfedern auf der Aussenfahne blassgrau. Grosse Schwung- federn mit weisser Innenkante. Schnabel und Füsse roth. Flügel 11” bis 11” 6°; Schwanz 6° 8° bis 6‘ 10‘; die Mittelfedern ai a Mürdepalte 28“; Firste 19;"der bauf’9,9"; > Mittel- zehe gu und deren Kralle 3,5‘. 2. St. vittata Gmel. Scheitel schwarz. Rücken fichtghhti. Obere Schwanzdeckfedern weissgrau. Unterseite blassgrau. Die erste Schwanzfeder auf der Aussenfahne grau, die folgenden weiss. Grosse Schwungfedern mit weisser Innenkante. Schnabel roth. Füsse gelbroth. Flügel 10 bis 10“ 6°; Schwanz 6 9 bis 8, die Mittelfedern 3°; Mundspalte 24‘; Firste 17‘; der Lauf 8,5“; die Mittelzehe 8,5 und deren Kralle 3°, 3. St. paradisea Brünnich. Scheitel schwarz. Rücken licht- grau. Obere Schwanzdeckfedern weiss. Unterseite blassgrau. Die erste und zweite Schwanzfeder auf der Aussenfahne grau, die fol- genden weiss. Die erste grosse Schwungfeder auf der Innenkante weiss, die folgenden von der Spitze aus grau gesäumt. Schnabel und Füsse roth. Flügel 10“ 2’ bis 10 8; Schwanz 7 bis 7° 6‘, die Mittelfedern 2 11‘; Mundspalte ag. Firste 15°; der Lauf 6,5‘; die Mittelzehe zu und deren Kralle 3,9%. 4. St. sah efaldnäth Sw. Scheitel schwarz. Rücken licht- grau. Obere Schwanzdeckfedern weiss. Unterseite weissgrau. Die 2 bis 3 äusseren Schwanzfedern jederseits auf der Aussen- fahne grau, die folgenden weiss. Die grossen Schwungfedern an der Innenkante weiss. Schnabel und Füsse roth. Flügel 9" 4, ' Schwanz 5” 8“, die Mittelfedern 2” 9°; die Mundspalte 23; Firste 16°; der Lauf 7°; die Mittelzehe 7,5 und deren \ Kralle 3,5°. | 5. St. Hirundo L. Scheitel schwarz. Rücken lichtgrau. Obere Schwanzdeckfedern weiss. Unterseite grauweiss. Die vier weissen Schwanzfedern jederseits auf der Aussenfahne grau, die | mittleren weiss. Die erste grosse Schwungfeder auf der Innen- kante weiss, die folgenden von der Spitze aus grau gesäumt. Schnabel roth mit schwarzer Endhälfte. Füsse roth. Flügel 94 9 bis 10% 6“; Schwanz 5" 3 bis 5“ 9, die Mittelfedern 2 9"; Mundspalte PYEZ Firste 17°; Lauf 9°; Mittelzehe 7,5“ und asien 4 Kralle 3,5‘. ka 6. St. Forsteri Nutt. Scheitel schwarz. Rücken lichtgrau. Obere Schwanzdeckfedern weisslich. Unterseite weiss. Die erste "Kritische Bemerkungen über Lariden. 19 Schwanzfeder auf der Aussenfahne weiss, auf der Innenfahne grau; die folgenden lichtgrau. Die erste Schwungfeder auf der Innenkante weiss, die folgenden von der Spitze aus grau gesäumt. Schnabel roth, mit schwarzer Endhälfte; Füsse roth. Flügel 9“ 3 bis 10”; Schwanz 6° 6° bis 7°, die Mittelfedern 2° 7°; Mund- spalte 25“; Firste 18“; der Lauf 10,5“; die Mittelzehe 9,5“ und deren Kralle 3,5‘. 7. St. albigena Licht. Scheitel schwarz. Rücken dunkel- grau. Obere Schwanzdeckfedern dunkelgrau. Unterseite licht- grau. Die erste Schwanzfeder auf der Aussenfahne schwarzgrau, die folgenden grau. Die erste grosse Schwungfeder auf der Innen- kante weiss, die folgenden von der Spitze aus grau gesäumt. Schnabel dunkelroth, in der Endhälfte schwarz. Füsse roth. Flügel 9 1; Schwanz 5 4°, die Mittelfedern 2” 5“; Mund- spalte 23“; Firste 16°; der Lauf 8,2“; die Mittelzehe 7‘ und deren Kralle 3. 8. St. gracilis Gld. Scheitel schwarz. Rücken lichtgrau. Obere Schwanzdeckfedern weissgrau. Unterseite weiss. Die erste Schwanzfeder auf der Aussenfahne blass weissgrau, die folgenden weiss, nach der Basis etwas grau getrübt. Die grossen Schwung- federn mit weisser Innenkante. Schnabel dunkelroth, in der End- hälfte schwarz. Füsse roth. Flügel 8“; Schwanz 4‘ 6‘, die Mittel- federn 2“ 6; Mundspalte 24°; Firste 17‘; der Lauf 8,5“; die Mittelzehe 7,5” und deren Kralle 3°. 9. St. macrodactyla Blas. Scheitel schwarz. Rücken licht- grau. Obere Schwanzdeckfedern weiss. Unterseite weiss. Die erste und zweite Schwungfeder auf der Aussenfahne grau, die folgenden weiss. Die erste Schwungfeder mit weisser Innenkante, die folgenden von der Spitze aus grau gesäumt. Schnabel an der Basis rothbraun, in der Endhälfte schwarz. Füsse bräunlich. Flügel . 9“, Schwanz 5“ 2“, die Mittelfedern 2 9°; Mundspalte 24‘; Firste 17; Lauf 9“; die Mittelzehe 9,5 und deren Kralle 4. 10. St. macroptera Blas. Scheitel schwarz. Rücken licht- grau. Obere Schwanzdeckfedern weissgrau. Unterseite weiss. Die 3 äusseren Schwanzfedern jederseits auf der Aussenfahne grau, die folgenden weiss. Die erste Schwungfeder auf der Innenkante weiss, die folgenden von der Spitze aus grau gesäumt. Schnabel an der Basis dunkelbraun, in der Endhälfte schwarz. Füsse gelbroth, Flügel 10“; Schwanz 4‘ 9", die Mittelfedern 2° 9‘; Mundspalte 80 Prof. Dr. J. H. Blasius: 22’; Firste 15,5; Lauf 9“; die Mittelzehe 7,5‘ und AOHER Kralle 3,5‘. 11. St. Douglasi Mont. Scheitel schwarz. Rücken licht: grau. Obere Schwanzdeckfedern noch heller, grauweiss. Unter- seite röthlichweiss. Schwanzfedern weiss. Die grossen Schwung- federn mit weisser Innenkante. Schnabel schwarz, an der Basis. bräunlich. Die Füsse rothgelb. Flügel 8” 6; Schwanz 6“ 3%, die Mittelfedern 2“ 6; Mundspalte 24“; Firste 17; = Lauf 9,5; die Mittelzehe 7,4 und deren Kralle 3°. 12. St.longipennis Licht. Scheitel schwarz. Rücken dunkel. grau. Obere Schwanzdeckfedern weiss. Unterseite grauweiss. Die 3 ersten Schwanzfedern jederseits auf der Aussenfahne grau, die folgenden weiss. Die erste grosse Schwungfeder auf der Innen- kante weiss, die folgenden von der Spitze aus grau gesäumt. Schnabel schwarz, an der Basis braun. Füsse roth. Flügel 10“ 4“; Schwanz 5 7°, die Mittelfedern 2 10°; Mundspalte 21°; die Firste 14°; der Lauf 8,8°; die Mittelzehe 8,2‘ und deren Kralle 3] | 58. St. Douglasıi Montagu. IE St. Dougalli Temm., St. paradisea K. & Bs., St. bieuspis Leht. St. tenuirostris Leht. a 59. St. longipennis Licht. Erm. Diese Art scheint an allen Küsten der Südsee, von der Breite von Kamtschatka an längs der Westküste von Amerika bis Chili, längs der Ostküste von Asien bis Australien, vorzukommen. Dahin gehört: St. Pikei Lawr., St. albifrons Peale, wahrscheinlich ‚St. Hro- benii Phil. & Ldb., ausserdem St. melanorkyncha Gld., St. velox Gld. und wahrscheinlich St. frontalis Gr. und St. A Penn. Philippi und Landbeck beschrieben den chilesischen Vogel mit weisser Unterseite; er ist jedoch nicht im Hochzeitskleide. 60. Haliplana lunata Peale. weine Durch die helle Färbung der Rückseite schliesst sich dieil Art der vorhergehenden Gruppe am meisten an. 30 ee 61. H. panayensis Gm. ir.e“ Es ist viel über die Bedeutung der Gmelin’schen Namen pa- nayensis und fuliginosa gestritten und beide sind häufig in’ ent- gegengesetztem Sinne angewandt worden. Die Bezeichnung in der Diagnose von panayensis: „vertice nigro maculato, alis caudaque supra ex atro fuseis“ deutet ebenso wie der Fundort darauf hin, Kritische Bemerkungen über Lariden. & dass die kleinere, oben zweifarbige Art gemeint ist; so wie die einfache Bezeichnung in der Diagnose von fuliginosa: „nigra, sub- tus albo“ sich nur auf die grössere beziehen kann. Zu der kleinern gehört: St. panaya Lath., St. fuliginosa Licht,, St. fuligula Leht. Forster, St. infuscata Rüpp., St. antaretica Cuv., St. oahuensis Bloxh. und St. discolor Coues. 62. H. fuliginosa Gmel. St. serrata Forst., St. infuscata Licht., St. melanoptera Sw., St. guttata Forst. juv. 4 Heuglin hat vom rothen Meere junge Vögel dieser Gruppe mitgebracht, die stärker sind als die erwachsenen panayensis und die wohl dieser grösseren fuliginosa zugehören könnten. „Leider $ “ fehlen die alten Vögel von dort. 63. Thalasseus cantiacus Gmel. St. striata Gm., St Boysü Lath., St. columbina Schrk., St. ca- nescens Meyr., St. nubilosa Sparım., St. africana Gm., St. acuflavida Cabot, St. simplex Gm. part. Die amerikanischen Exemplare sind von denen der alten Welt nicht zu unterscheiden. Nicht einmal die häufig geringere Grösse der amerikanischen ist constant. 64. Th. Bergiv Licht. St. veloa Rüpp. An den Küsten des östlichen und südlichen Afrikas. In der Färbung. vollkommen übereinstimmend, in Grösse in der Regel etwas geringer, schliesst sich an die vorhergehende, meist als selbstständige Art behandelt, die Localforn des indischen Archipels an, bezeichnet mit den Namen: St. pelecanordes King, St. ressa Müller, St. migripennis Bonap., St. eristata Steph., St. rectı- rostrıs Peale. Noch eine dritte Localform aus Australien, an Grösse von der vorhergehenden nicht wesentlich verschieden, ist als 7halas- seus polycercus Gould specifisch zu unterscheiden versucht. Ohne die Heimath dieser Localformen zu kennen, wird es fast unmöglich sein, sie naturhistorisch sicher auseinander halten zu können. 65. Th. Bernsteiniv Schleg. Mus. P. B. Schlegel hat diese Art auf ein mit der Mittelgrösse der vorher- gehenden übereinstimmendes Exemplar mit lebhaft gelbem, nach der Spitze ins Schwarze übergehendem Schnabel mit weisser Spitze von Halmahera gegründet. 32 Prof. Dr. J. H. Blasius: 66. Th. affinis Rüpp. St. media Horsf., St. Torresü Gould, St. mazuriensis Ehrenb., 1 St. arabica Ehrenb.?, St. bengalensis Dess.? Dr 67. Th. cayennensis Gmel. St. cayana Lath., St. simplex Gm. part. Die kleinere der Dal b den amerikanischen Arten! - 68. Th. galericulatus Lcht. St. elegans Gamb., St. regia Gamb., eine auffallend grosse Borm. St. comata Phil. & Landb., als neu aus Chili beschrieben. Die afrikanischen Individuen sinn nicht von den amerikanischen unterscheiden und als $t. eristata Sw. und St. Bergi Hartl. be- a worden. = 69. Sylochelidon Caspia Pall. 17 Sterna strenua Gould, St. megarhyncha Meyer, St. Tschegrava Lepechin, Thalassites melanotis Swains. 70. 8. magnirostris Leht. St. magnirostris Lcht. Schlegel stellt auch st. Vieill. fraglich zu dieser Art: 71. Gelochelidon anglica Mont. St. affinis Horsf., St. macrotarsa Gould. Die are St. aranea Wils. ist fickt von der der alten Welt unterscheidbar. 72. Hydrochelidon hybrida Pall. Eine vielfach verkannte, aus Indien, Neuholland und Süd- Afrika wiederholt als neu aufgeführte Art. St. leucopareia Natt., St. grisea Horsf., St. indica Steph., St. Delamottei Vieill., St. albi- striata, similis Gray, St. fluviatilis Gould, St. Delalandü Bere HN 73. H. nigra L. St. fissipes Pall., St. leucoptera Temm., St. naevia L. Pe ie 74. H. fissipes L. St. nigra Briss., St. naevia Briss. juv. Die nicht im gering- sten abweichenden sinken bezeichnet mit 8t. plumbea ans St. surinamensis Gm.? 75. Anous cinereus Gould. e Anous parvulus Gould, Procelsterna albivitta Bonap., Anous plumbeus Peale, Anous gracilis Gray. Die kleinste Art der FREE 76. 4A. leucocapillus Gould. | Anous tenuirostris Peale? he er 11. A. tenuirostris Temm. ea Anous minor Less., 4. melanogenys Gr.?, A. melanops Gonlat, St. senex Cranch.? kahl Kritische Bemerkungen über Lariden. 83 78. A. stolidus L. ‚Sterna pileata Scop., St. philippina Lath., St. fusca Briss. juv., St. leucoceps Swains., A. Rousseaui Hartl., A. unicolor Erm. juv., St. tenwirostris Blyth, A. niger Steph. Die einzige Art, welche in allen Tropenmeeren vorkommt. 79, 4. Inca Less. Inca mysticalis Jard. Peru und Chili. 80. Rhynchops nigra L. Rh. fulva Gmel., Rh. einerascens, brevirostris Spix., Rh. me- lanura Boie, Rh. Books Swains. Im tropischen Amerika. 81. Rh. flavirostris Vieill. Rh. albirostris Licht., Rh. orientalis Rüpp. An den Be "Afrikas. ” 82. Rh. albicollis Sw. F An den Küsten Ostindiens. Viele der hier nicht als begründet, nicht als selbstständig aufgefasste, aber als neu beschriebene Formen beruhen auf Ver- schiedenheit der Kleider ein und derselben Art. Ueber solche Nominalspecies lässt sich am leichtesten Aufschluss geben. Viele andere beruhen auf individuellen Abweichungen in den Maassen; liegen dieselben aber innerhalb der Grenzen einer Art, oder sind sie unmittelbar mit andern Individuen der Art durch Uebergänge ver- bunden, so kann eine ernste Auffassung der Art auch nicht zweifel- haft sein. Noch andere der hier nicht anerkannten Arten beruhen auf der als selbstverständlich vorausgesetzten Annahme, dass jedes zoologisch selbstständige geographische Gebiet von den andern abweichende Arten besitzen müsse. Es gehört aber im Allge- meinen doch nur ein vorurtheilsfreier Sinn dazu, um einzusehen, dass erst eine Art naturhistorisch festgestellt werden muss, ehe man die Gesetze ihrer geographischen Verbreitung erörtern kann. Sind die Formen verschiedener Länder nicht zu unterscheiden, so gehören sie ein und derselben Art an, und dann gewinnt die geo- graphische Verbreitung einer solchen Art ein grösseres Interesse, als die Aufstellung von unhaltbaren, gänzlich bedeutungslosen Nominal-Species. Dahin sind zu zählen die Sonderungen von Ster- corarius catarrhactes und antarcticus, Larus cirrhocephalus und poiocephalus ete., Larus dominicanus, vetula, pelagicus ete., Larus glaueus und glaucescens etc., Larus leucopterus und chalcopterus, 8 Prof. Dr. J. H. Blasius: Larus argentatus und argentatoides etc... Sternula minuta und antil- larum, Sterna Hirundo und Wilsoni, Sterna longipennis, Pikei und melanorhyncha, Thalasseus cantiacus und acuflavidus, Thalasseus Bergii, pelecanoides und polycercus, Thalasseus affınis, medius und Torresü, Sylochelidon Caspia, melanotis und strenua, Gelochelidon anglıca und aranea, Hydrochelidon hybrida, Delalandü, fluviatilis ete., Hydrochelidon fissipes und plumbea. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese und noch viele andere Nominalspecies noch lange in den ornithologischen Uebersichten mit fortgeschleppt werden, bis endlich der inhaltlose Ballast grösser ist als die sachliche Ladung. Wer sich angesichts der Dinge selber fragt, auf welcher Basis diese Namen beruhen, wird bald dahin kommen,„den Ballast über Bord zu weıfen. Für den stellen sich dann abwef&hende Gesetze der geographischen Verbreitung heraus, als sie nach Voraussetzungen a priori gewonnen werden. Die thatsächlichen Verhältnisse und die auffallenden, regel- mässigen Gegensätze in der Verbreitung der einzelnen Arten lassen sich am leichtesten in einer übersichtlichen vergleichen- den Tabelle anschaulich machen. elek at ar 1 > 2 ie ern Kritische Bemerkungen über Lariden. 85 Uebersicht der geographischen Verbreitung der Arten. 0. bedeutet, dass die Art der östlichen, W. der westlichen, C. beiden Hemisphären angehört. Das Zeichen * bedeutet, dass die Art in demGebiete brütet oder doch regelmässig vorkommt; © dagegen, dass sie nur zufällig in demselben beobachtet ist. | un | B| 2 >| EB = ä Ü = ! u > A. LARI. See | 2le|53|/51|12|8 |. 2,2 ul Ste ) Stercorarius catarractes U. (0 Ne KO N a Coprotheres pomarinus T. ae a Lestris parasitica L. . ER Adele Be Cephus Brünnich. ei ae ae Rhodosthetia Rossi Sab.. were | | ee | Xema Sabini Leach. (BE BON a ee Een Creagrus furcatus Neb. WI. 2; Se a un Gavia Ichthyaetus Pall. 0. 358:11@! 163 » minuta Pall.. OT Fre » . melanocephala Natt. 9: Eee » Bonapartiü Rich. We rn 2 @8 » . Franklini Rich. Wi | et er » personata Natt. wi—-|—-|-|1-|-|-|* „ brunnicephala Jerd. Of ee » ridibunda -Lı. r O1 Fr BE au » glaucotis Meyen. W led) a | ® » maculipennis Licht. ee „» eirrhocephala Vieill. . (BR RE N RN hr Airicilla L. R 3 W.E@ ee > Adelarüs leucophthalmus Licht. . O.1O.- 3 aaa 5 Hemprichü Bp. . een) Leucophaeus Scoresbyi Tr. VE ee ee Blasipus Belcheri Vig. WR] Dr Es crassirostris Vieill. 0.|—- | * —-|9|1-|— | — Gabianus pacificus Lath. er Larus dominicanus Licht. (EN N un le ea „ marinus L. EI x ey re ee » Juseus L. N 0.|* | 0!0)0|- | — — ; ?oceidentalis Aud. . EL ae ee „ glaucus Brünnich. [68 WER A E „ leucopterus Fab. eClorac a. » argentatus Brünnich. . eemoiaı |: © „ Audouini Payı.. . O0: ee „. zonorhynchus Rich. Wil NEO Re conus in... . 0.1*| *|o!'0|— | —- | — » 2? Sukleyi Lawr.. Gare eitrirostris Schimp. O4 Et — Gelastes Lambruschini Bp. O.1 7 | | wi Eulen fg scopulinus Forst. (a ae a ee Pagophila eburnea L. Ei a ee SE a Rissa tridactyla L. Be Ss Prof. Dr. J. H. Blasius: ü > B. STERNAE. LOuyN| vaouy-s | ‚uotfeusay Gygis alba Sparrm. Seena aurantia Hardw. Phaetusa Trudeaui Aud. . Sternula melanogastra T. . * melanauchen T.. » superciliaris Vieill.. » balaenarum Strkl. st me Wis. =. | Sterna meridionalis Peale. „ vittata Gmel. ! » paradisea Brünnich. . „» senegalensis Sw. „» Hirundo L. : » Forsteri Nutt. . „» albigena Licht.. » graeilis Gould.. » maerodactyla Bs. . » macroptera Bs.. » Douglasi Montag. . longipennis Licht. . Haliplana lunata Peale. & panayensis Gmel. . ® Juliginosa Gmel. Il #Iiı®*| »** Sn 2 | | IERREEIEZERZERTT ERIIERZIERBERIEIE SEE ER re | Io ®*] ®”*| * werk IQ**| * | 8%] | #8] I] | Bi “re :O*# 1,03 | a 12 | *; | a ee WEIIEZEErTERFEE Te ee ai * iR * * © er ı* — + * * Thalasseus cantiacus Gmel. . 167. mr ® R Bergii Licht. —_ uf 2 3 % Bernsteini Schleg, 22 Gera Foanı? San & » affinis Rüpp. . Fr SC Barack Fam % 3 cayennensis Gmel. ri met galericulata Licht. RZ ee Sylochelidon Caspia Pall. 2 ”# ı—,. Mm magnirostris Licht, sarah u Vase Bde Re Gelochelidon anglica Montag. j6 te Hydrochelidon hybrida Pall.. F Full s- nigra L. . ® mer Te n fissipes L. . 0) N Anous cinereus Gould. — # lo ! » Teucocapillus Gould. 5 Me a » tenuirostris T. —_ *|—| — „» stolidus L. — Bet? 6 2 6 229 „ Inca Less. mm TT TEE + 65 Rhynchops nigra L.. . . » 2 2 .2..]W4-1- 1-11 sam. = r SEP ‚Navirostris Vieill. albicollis Sw. ” ” a EEEEEEEREEEEE E; m Tau rs i Kritische Bemerkungen über Lariden. 37 In die erste Rubrik, Europa, gehört zoologisch auch Nord- Afrika nördlich vom Atlas. Sie ist selbstverständlich wesentlich identisch mit der zweiten, Nordasien nördlich vom Himalaya. Zu Afrika ist auch das rothe Meer und Arabien gerechnet. Zu In- dien das Festland südlich vom Himalaya mit den Inseln. Süd- Amerika ist bis zu den Antillen und Südmexiko ausgedehnt. Auffallend ist zunächst der grosse Gegensatz in der Verbrei- tung der Möven und Seeschwalben. Afrika, Indien und Australien haben ein Minimum von Möven und ein Maximum von Seeschwalben. In der nördlichen Erdhälfte giebt es mehrere ceircumpolare Arten: alle 4 Raubmöven, Xema Sabini, Larus glaucus, leucopterus, argentatus, Pagophila eburnea und Rissa tridactyla; in der südlichen Erdhälfte nur eine: Larus dominicanus. Von Seeschwalben, die weniger den polaren Regionen ange- hören, kommen mehrere ganz, oder fast ganz um den Erdkreis vor, wie Sternula minuta, Sterna paradisea und Hirundo, Haliplana Fuliginosa, Thalasseus cantiacus, Sylochelidon Caspia, Gelochehidon anglica und Anous stolidus. Die meisten Arten sind an zwei oder drei zoologisch selbst- ständige geographische Gebiete gebunden. Dies tritt am häufig- sten in der nördlichen Erdhälfte ein, zwischen Europa und Nord- amerika, oder zwischen Ostasien und Nordwest-Amerika. Sogar Afrika und Südamerika haben zwei Arten gemeinschaftlich: T’ha- lasseus galericulatus und Gavia cirrhocephala. Auch Südafrika und Australien haben gemeinschaftliche Arten, wie Sterna vittata. Sehr viele Arten sind auf ein einziges zoologisch selbststän- diges Gebiet beschränkt und finden sich ausserdem höchstens noch verirrt in einem andern: wie Rhodosthetia Rossi, Creagus furcatus, Gavia personata, Bonapartü, glaucotis, maculipennis, brunnicephala, Leucophaeus Scoresbyi, Gabianus pacificus, Larus zonorhynchus und Gelastes scopulinus, Sterna meridionalis, Forsteri, gracilis, Thalas- seus cayennensis, Sylochelidon magnirostris, Anous cinereus, Rhyn- chops flavirostris und albicollis. Unter diesen haben einige Arten einen auffallend kleinen Ver- breitungsbezirk, wie Blasipus crassirostris in Japan, Adelarus leu- cophthalmus und Hemprichii am rothen Meere, Larus Audouini im Mittelmeere, Seena aurantia und Sternula melanogastra in Indien, Sterna senegalensis in Westafrika nnd Sterna albigena am rothen Meere. 88 Prof. Dr. H. Burmeister: Schon aus diesen für die einzelnen Arten sehr abweichenden und dessenungeachtet zum grössten Theil feststehenden Thatsachen geht die Misslichkeit hervor, aus geographischen Rücksichten über den Werth einer Art älleih entscheiden zu wollen. 7; Braunschweig im Januar 1866. ER NA ri» - Veber die von Azara beschriebenen KolibriArtens far Nachtrase. Von H. Burmeister, in Buenos-Aires. (S. dies, Journ. Jahrg. 1865. S. 225—229.) Wir haben die interessante Entdeckung gemacht, dass die Kolibris, wenigstens einige, doppelte Mauser besitzen, und das ändert einige Angaben in meinem Bericht über die Kolibris Azaras, welchen ich in meiner letzten Sendung für das Journal gemacht habe. Dieser Bericht war geschrieben und das spanische Original bereits gedruckt, als ich in der mir zugekommenen Nummer des Journals (Jahrgang 1863, S. 173 u. s. f.) die Mittheilungen von F. Heine über die Kolibris bemerkte und daraus ersah, dass der hiesige Kolibri nicht mein Troch. (Hylocharis) bicolor, sondern eine ganz andere ihm ähnliche Art ist. Statt Hylocharis bicolor ist am Ende meines Berichtes in der Aufzählung Chlorostilbon phaethon einzutragen. Dies veranlasst mich zu folgender Nachschrift, welche ich in Bezug auf die betreffende Stelle zu berücksichtigen bitte. No. 292. Cola azul con seno, at No. 293. Mas bello; y ick No. 294. Ceniciento obseuro abajo. Diese 3 Kolibris gehören zu derselben Art, No. 292. a das Weibchen, No. 293. das Männchen und No. 294. der junge Vogel, wie ich schon in meiner Reise durch die Argent. Prov. II. 448. No. 44. angab. Ich hielt damals diese Art für den von mir als Hylocharis bicolor in meiner System. Uebersicht II. 8. 348. No. 4. beschriebenen Vogel, habe aber seitdem durch Einsicht der Be- merkungen von Herrn F. Heine über das Gould’sche Werk in diesem Journal 1863 8. 197. 2. erkannt, dass sie davon verschieden ist und den systematischen Namen Chlorostilbon phaöthon. führen muss, unter welchem sie von Gould in seinem berühmten Werke - Ueber Azara’s Kolibri-Arten. 89 V. pl. 354. beschrieben worden ist. Die ausführliche Synonymie ist a. a. 0. von Herrn F. Heine gegeben. Vieillot hat auf No. 292. seinen Trochilus eyanurus, auf No. 293. seinen Trochilus splenchdus und auf No. 294. seinen Trochilus cinerevcollis gegründet, und Herr Dr. Hartlaub, dem ich gefolgt bin, hat No. 293. für Troch. bicolor Linn. Gmel. genommen, der, wie Herr F. Heine a. a. ©. gezeigt hat, weder zu dieser Art, noch zu meiner Ayloch. bicolor gehört. Der von Azara zuerst beschriebene Kolibri ist übrigens der ge- meinste von allen des Argentiner Landes und durch alle Provinzen desselben verbreitet. Ich fand ihn bei Buenos-Aires, Paranä, Men- doza und Tucuman gleich häufie. No. 297. Blanco debajo; y No. 299. Cola de tixera. Auch diese beiden Kolibris gehören zu derselben Art und zwar zu Troch. Angelae Less. Ilustr. d. Zool. pl. 5. et addit. pl. 46, einer der schönsten, welche nicht bloss in Chile, wo Lesson sie auffand, sondern ebensowohl in der Argentinischen Republik sich findet, woselbst sie hier bei Buenos-Aires, gleichwie bei Parana und Tucuman, aber nicht bei Mendoza mir vorgekommen ist. Azara beschrieb unter No. 297. das Weibchen und darauf gründete Vieillot seinen Troch. Azarae (Encyel. p. 549). Dieser Form mit weisser Kehle, grauem Bauch und weissen Spitzen an den äusseren Schwanz- federn gleicht auch der junge Vogel, aber er hat einen etwas kürzeren Schwanz, gelbliche Ränder an allen Rückenfedern und einen weissgescheckten Unterrücken. Azara giebt nur bei der äussersten Schwanzfeder eine weisse Spitze an, aber auch die zweite zeigt noch eine solche nur kleinere, und selbst die dritte von aussen einen weissen Rand. Diese Form ist der von mir als Campylopterus inornatus in meiner Reise (U. Bd. p. 447. No. 40) aufgeführte Kolibri, den ich damals nicht selbst erlegen konnte und darum nicht genau genug erkannt hatte; jetzt, wo er in meh- reren Exemplaren vorliegt, kann ich ihn sicher deuten. Der weisse Fleck hinter dem Auge ist sehr deutlich, aber der schwarze Streif darunter, den ich angegeben habe, entsteht nur durch die Feder- stellung und verschwindet bei näherer Betrachtung. Was ich in meiner Reise a. a. O. als Weibchen von H. Angelae beschrieben "habe, ist das Männchen im Winterkleide. Eben dieses Kleid be- schrieb auch Azara unter No. 299. und darauf gründete Vieillot seinen Trochilus caudatus (Encyel. 549). Das prachtvolle Hoch- zeitskleid, mit dem der männliche Vogel im Frühling und Anfang Journ, f. Ornith,, XIV, Jahrg,, Nr, 80, März 1866, 7 90 H. Burm ei En des Sommers (von October bis Januar) auftritt, hat Azara nicht gekannt. Ein solches Kleid stellt Lesson’s Figur pl. 6. gut dar. Beide sind copirt in E. Mouat Hist. nat. des Oiseaux pag. er pl. 6 et 7. Paris 1853. $.) Dieser schöne Kolibri ist nun bei Buenos- Aires nicht eben selten, wie schon Reichenbach in seiner Liste (Cabanis’ Journal I. Suppl.) bemerkt. Wir finden ihn aber nur in einer Gegend nach Norden von der Stadt, bei Palermo, wo er um die am Ufer des Flusses blühenden Gewächse herumschwirrt und aus den Blu- men seine Nahrung sucht. Wie gesagt, im October, November, December und noch im Januar hat er das schöne Kleid mit der rubinfarbenen Kehle und den langen stahlblauen abstehenden Hals- federn, aber gegen Ende Januar fallen beide aus und an ihre Stelle treten runde weisse Federn mit einem schwarzen Fleck am Grunde und diese bedecken allmälig die ganze Kehle und den Vorderhals. Wir haben im Museum Exemplare aufgestellt, welche diesen Uebergang beweisen, so eins, wo nur die Mitte der Kehle weiss ist, die Seiten noch rubinroth, mit Anwesenheit der langen stahlblauen Seitenfedern und ein anderes mit ganz weisser Kehle bis zum Halse, wo unten am Rande der weissen Stelle nur noch eine rubinrothe Feder sich erhalten hat. Auch das Rumpfgefieder wird matter am Bauch und geht aus Stahlblau in Blaugrün über; nur der blaugrüne Schwanz, der keinen Federnwechsel erleidet, bleibt dem Winterkleide ungeändert. Dieser Schwanz des Männ- chens ist ganz verschieden in der Form seiner Federn von dem des Weibchens und jungen Vogels; viel länger, die Federn schärfer zugespitzt und die äusseren nach Verhältniss schmäler. In dieser Hinsicht sehen beide Geschlechter sich so unähnlich, wie viel- leicht bei keiner anderen Kolibri-Art. Hiermit ist also bewiesen, dass Trochilus Angelae im männ- lichen Geschlecht sein Rumpfgefieder zwei Mal im Jahre anlegt, das eine Mal prachtvoller als Hochzeitskleid, vom September bis Januar, und demnächst ein zweites schlechteres, das vom Februar bis September stehen bleibt. Es ist mir nicht bekannt, dass eine ähnliche Beobachtung bisher bei irgend einem Kolibri gemacht worden. Die Art nistet hier bei Palermo jährlich, ist aber nieht Se gemein; wir haben dies Jahr nur ein Dutzend Individuen erlegen können. Buenos-Aires, den 12. Februar 1865. ’ DB Dh a a ER W. Hintz: Jahresbericht über Vögel in Pommern. 9 Ornithologischer Jahresbericht i über die Ankunft und den Herbstzug der Vögel, nebst Bemerkungen ’ über ihre Brütezeit im Jahre 1865 in der Umgegend von Schloss- kämpen bei Cöslin in Pommern. Von W. Hintz I., Königl. Förster. Die ersten Tage des Januar waren kalt, auch in dem letzten - Drittel des Monats waren kalte Tage, jedoch war die Kälte nicht stark und anhaltend. Der kälteste Tag den 2. (Morgens 6 Uhr - — 9, Mittags 12 Uhr — 5, Abends 9 Uhr — 11), der gelindeste den 15. (+ 3+4 +3). Im ganzen Monat nur 6 helle und 16 trübe Tage, die andern abwechselnd bald mehr hell und bald _ mehr trübe. Schnee gab es wenig und nur an einigen Tagen - Spurschnee, so den 2., 29. und 31., mehrere Tage mit Regen, - überhaupt war die Witterung schön und nur an 14 Tagen stand - das T'hermometer unter 0. Der Februar war im ganzen kalt, Schnee gab es nicht viel, doch war den ganzen Monat bei uns Schlittenbahn, aber nicht an allen Orten, z. B. bei Cöslin. Nach dem 18. wenig Bahn. Der kälteste Tag den 13. (— 16 — 84 — 19), der gelindeste den 20. -@+2+2.0) 20 Tage waren hell und nur 7 Tage trübe. Im - letzten Drittel zeigte das Thermometer an 8 Tagen entweder Mor- - gens, Mittags oder Abends +, jedoch nicht über 3. Der März war nicht zu kalt und den ganzen Monat war Schlittenbahn, indem sehr oft etwas Schnee fiel, jedoch nicht zu - viel. Der kälteste Tag den 20. (— 11 — 3 — 10). Den 18. bis 24. die kältesten Tage, wo das Thermometer stets unter O stand, an den andern Tagen bald über, bald unter Null, jedoch nicht | über 34° Wärme. Der gelindeste Tag den 30. (+ 1+3+1). Vom 30. an grosse, von Schnee entblösste Stellen auf den Wiesen und kleine blosse Stellen auf dem Felde, überhaupt thaute es beinahe - alle Tage und wurde die Schlittenbahn nur dadurch erhalten, dass oft etwas Schnee fiel. 12 Tage waren hell, die anderen meisten- - theils trübe. Am 16. flogen schon die Bienen, jedoch blieben sehr - viele auf dem Schnee todt liegen. Viele Vögel kehrten schon zu- _ rück, aber nur einzeln, und liessen nicht oft ihre Stimme hören. Der April war warm und zeigte das Thermometer nur den - 6. Abends — 1 und den 30. Abends — 3, sonst stets +, jedoch _ waren viele Tage unfreundlich mit kaltem Wind. Den I. und 2, ii 9 W. Hintz: war noch Schlittenbahn; am 2. war der Schnee beinahe fort und lag nur noch einige Tage in Wegen und an den nördlichen Ab- hängen. Schöne Tage waren den 9., 12., 21. bis 25. Der wärmste Tag den 9. (+6 +14 +6), der kälteste Tag den2.(H1+4+1). 21 Tage waren hell, die andern bald mehr hell, bald mehr trübe. In mehreren Nächten Reif und gelinder Frost. Da 12. Goldammer und Grünfinke sehr laut. Den 7. flogen die Bienen, den 9. sehr mit gelben Beinen, den 9. auch die Eidechsen heraus. Den 3. - Staar, Lerche, Haidelerche, Rohr und Goldammer, Kiebitz sehr lebendig und laut, ebenso am 5. alle Vögel, sowohl Stand- als Zugvögel sehr laut. Am 6. viel Wasser, auch kamen an diesem Tage die Ameisen heraus. Den 9. alles lebendig und sehr laut, ein herrlicher Tag, jedoch Lerchen und Beccasinen wenig. Den 9. einzelne Frösche, den 10. eine Kreuzotter, den 13. Frösche sehr laut, Mistkäfer zen, Den 5. begatteten sich die Krähen, den 10. Bhplih rhamni und urticae. Der Mai war schön warm und nur am. ne das Thermo- meter O+ 8 — I, die andern Tage zu jeder Tageszeit +. Der wärmste Tag den 21. (+ 16 + 264 + 16). Der niedrigste Thermo- meterstand am 1. (0+8--1). Bis zur Mitte des Monats kalter ° Wind und unfreundliche Tage, von da ab schön warm. Den 1., 2., 13., 14. und 31. Nachts Reif. Den 5., 11., 12., 15., 24. und 25. leichte Gewitter, oder nur Donner und fernes Blitzen. Den 5. Papilio aurora täglich, bis zum 18. häufig, am 11. die ersten Maikäfer, jedoch nur sehr wenig, kaum 30 Stück die ganze Flug- | zeit gesehen. Den 18. Papilio machaon hier selten. Der Juni war schön und warm; der höchste Thermometer- stand den 24. (+ 10 +19+ 13), der niedrigste den 1. + 5+ 12 +2). In der Nacht vom I. zum 2. Reif und etwas Frost, waren Kartoffel, Gurken und Bohnen abgefroren; ebenso die Nacht vom 2. zum 3. und 8. zum 9. wenig Reif. Vom 13. zum 14., 14. zum 15. stark gereift; Wallnussbäume uud Kartoffeln erfroren. Vom 15. zum 16. gereift, 23. zum 24. stellenweise gereift. ebenso den 24. zum 25. Den ganzen Juni, ausser dem höchsten und niedrig- sten Thermometerstand, wechselten die Grade von 22 bis 34 und i war beinahe immer gleiches Wetter. Helle Tage waren den 13, ganz trübe den 4.; die andern waren bald mehr hell, bald mehr trübe. Den 14. Na ferner Donner, sonst kein te, Regen gab es an den meisten Tagen und war dies für die Feld- früchte und Saaten sehr vortheilhaft. Ö) ar2 w Jahresbericht über Vögel in Pommern. 95 Der Juli war schön hell und sehr warm, die Hitze wurde durch die Winde etwas gemässigt. Der höchste Thermometerstand den 20. (+ 18 + 28 + 21), der niedrigste den 31.(+ 9+15+ 9). Vom 4. bis 30. war grosse Hitze, mit Ausnahme einiger Tage und zeigte das Thermometer Morgens 8 Uhr gewöhnlich + 18°. Ganz trübe Tage waren nicht, nur an einigen Tagen des Nachmittags etwas bewölkt. Den 1., 7., die Nacht vom 8. zum 9., 11., 23., 24., 25., 26. und 28. schwache Gewitter. Den 1., 9., 10., 12., 13., 25., 26., 23. und 30. wenig Regen. Der August war mehr hell und warm und waren der 95., 6., 7.,8. und 24. trübe Tage. Der höchste Thermometerstand den 13. (+ 144 22 + 18), der niedrigste den 26. (+ 5+ 15 +73). Ge- - witter die Nacht vom 1. zum 2., 13. zum 14. und 22. Kleine Regenschauer an vielen Tagen, meistens des Nachmittags und in den Nächten. Der September war schön hell und warm, nur der 1., 2., 3., 11. und 18. waren ganz trübe und an einigen Tagen die Nach- - mittage. Der höchste Thermometerstand den 8. (+ 11 + 20 -- 13,) - der niedrigste den 24. (+ 1+15-+ 4). Die Nacht vom 16. zum 17. wenig Reif; an mehreren Tagen des Nachmittags und des - Nachts Regenschauer, vorzüglich in dem ersten Drittel des Monats. Der ganze Monat mit wenigen Ausnahmen des Nachts starke Nebel. Am 17. zeigte sich Pap. Jo. | Der Oetober war hell und warm, vorzüglich im letzten Drittel; ‘ der höchste Thermometerstand den 13. (+ 7 + 13 + 9), der nied- rigste den 15. (- 1. 72 —1). Den 1., 4., 5., 6., 15. und 16. zeigte das Thermometer Morgens und Abends unter Null und hatte ‚es ausser diesen am 3., 6. und 16. des Nachts gereift. Am 14., 17., 20., 25., 26., 27., 28., 29. und 30. gab es etwas Regen, überhaupt waren der 7., 8., 9., 11., 12., 14., 17., 18., 23., 27. und 28. trübe Tage. Nebel nur an einigen Tagen in der ersten Hälfte des Monats. | Der November war schön und hell; der höchste Thermo- meterstand den 4. (1 6.1. 12.4 6), der niedrigste den 15. (— 2 - +4.0). In diesem Monat war das erste und letzte Drittel warm _ und schön. Den 11. bis 15. und 28. wenig Frost und Reif, den - 10. und 11. wenig Schneeflocken und Hagel. Den 2., 4., 14., 16., - 17., 19., 29. und 30. trübe, die andern Tage meistentheils schön _ hell. Den 3. bis 6., 11., 12., 16., 17., 23., 29. und 30. ab und zu Regenschauer. Nebel war auch in diesem Monat nur in wenig 94 W. Hintz: Nächten und an einigen Tagen des Vormittags; vorzugsweise war das letzte Drittel sehr schön. Den 20. flogen Abends noch Dung- Käfer. Der December war gelinde und schön, doch waren nur der | 11., 13., 26., 27., 30. und 31. hell, die andern meistens trübe. Der höchste Thermometerstand den 17. (+ 4+5+ 4%), der niedrigte den 7. (—3—4-—-5). Den #., 15., 26., 28. und 30. Morgens oder Abends, den 6. bis 9. und 23. den ganzen Tag das Thermo- meter unter Null und waren 5° die grösste Kälte. Den 15. und 16. wenig Schnee, sehr oft nebelig und an einigen Tagen starker Rauhreif. Der Zug- und Wiederstrich der Vögel war ein geringer und ging bei den meisten Arten schnell vorüber; auch die Brutvögel waren mit wenig Ausnahmen wenig vertreten und war dies Jahr noch schlechter wie 1864. Aguila fulva (Stand- und Strichvogel). Auch in diesem Winter zeigten sich die beiden Adler öfter und bereiteten auch einen von ihren Horsten wieder auf. Da ich bei dieser unfreundlichen und kalten Witterung im Frühjahre nicht glaubte, dass der Adler so früh legen würde, so liess ich am 1. Mai den Horst besteigen und fand leider schon ein, einige Tage altes Junge darin, welches ich ihm auch nicht nahm. Den ganzen Sommer und Herbst haben sie sich hier aufgehalten; jedoch müssen sie auch weitere Wande- rungen vorgenommen haben, weil oft in 14 Tagen und noch länger nichts von ihnen gesehen worden ist. Im Herbst bauten sie schon wieder an einem ihrer alten Horste. In dem letzten Drittel des Octobers täglich über der Radü nach Enten. Agula naevia (Zugv.) Den 17. April (NW. +1 +13 +6) ein Pärchen in der Nähe des Horstes. Den 7. Mai erstes Gelege mit. 2 Eiern, I ca. 5 Tage, I wenig angebrütet. Da ich ihm Vor- mittags die Eier nahm, sass er doch schon wieder Nachmittags auf dem Horste, legte jedoch nicht wieder. Ich habe diesem Pärchen nun schon 7 Jahre die Eier genommen und es kehrt regelmässig wieder, horstet jedoch nicht in demselben, sondern bezieht jedes Jahr einen andern und zwar einen alten Buteo-Horst. Den 22. Mai letztes Gelege mit 2 ca. 6 Tage bebrüteten Eiern. Den 15. re (NO. + 3, 13.44) zuletzt gesehen. ige lagopus (Zugv.) den 19. Januar (S0.0 +1. 0). 3 Stück hielten sich bis Ende Februar auf dem Manower Felde auf, Im Herbst zeigte sich am 22. November (008. +4 +3+2) und iu : . f « F L X \ # 2 k F Jahresbericht über Vögel in Pommern. 95 den 13. December ein einzelner. Nach schriftlicher Mittheilung soll ein Pärchen im Greifswalder Forst gebrütet haben. Buteo vulgaris (Zug-, auch wohl öfter Strichvogel), den 28. Febr. (W.-+1-+1— 1) ein einzelner im Walde. Am 7. März kreiseten einzelne über dem Walde, den 9. März 4 Stück zusammen. Den 11. März ein Pärchen unter grossem Geschrei über den Horsten; von jetzt ab täglich einen oder einige gesehen. Den 23. April erstes Gelege mit 2 frischen und I ca. 3 Tage bebrüteten Eiern. Den 11. Mai letztes Gelege mit einem frischen Ei in dem Horste, wo ich am 23. April ausnahm. Im Herbst auf den Feldern keinen gesehen, im Walde aber bis zu 3 Stück. Am 14. Octbr. (0. +7 +81 +2) die letzten. Pandion haliaötus (Z.) hier im Sommer nicht bemerkt; in der Bütower Gegend sind einige Horste besetzt gewesen. Den 17. Nov. (S.+2 +3 + 2) hielten sich zwei Stück einige Tage hier auf und kreiseten Morgens und Abends über der Radü. Pernis apivorus (Z.) hier keine bemerkt. 2 Meilen von hier sind 2 Nester gefunden, die Eier jedoch zerbrochen worden. Milwus vegalis (Z.) den 7. April (8. +3 + 8-+ 1) ein Pärchen. Den 8. März Gelege mit 2 frischen Eiern, den 4. April schon bei Manow gesehen. Milvus ater (Z.) den 20. April (S0.-+3-+13 +5) ein ein- zelnes Exemplar, hier sehr selten; in der Bütower Gegend kommt derselbe öfter brütend vor. ‚Falco peregrinus (Zug-, auch Strichvogel). Der Horst war im vorigen Jahre nicht besetzt und habe ich auch keinen Vogel dieser Art bemerkt. Falco subbuteo (Z.) den 18. April (S. + 6 + 12 + 6) revierte über einer 6 bis lOjährigen Kieferschonung; hier nur selten be- merkt und noch keinen Horst mit Bier gefunden; nur einmal einen Horst mit Junge. Wenngleich ich seitdem jährlich die Umgegend genau absuchte, so habe ich doch keinen mehr gefunden. - Falco tinnunculus (Z.) den 19. April (SO. +5 +11 + 6), den 15. April schon bei Manow. Nicht häufig hier vorkommend. Den 3. Mai ein frisches Ei in dem Buchwalde bei Zeblin, den 8. Mai 1 frisches Ei auf der alten Brutstelle bei Dübbertech, auch sollen dort später mehrere Gelege genommen sein. Astur palumbarius (Zug-, auch Strichvogel) nicht häufig, je- doch thut er das ganze Jahr hindurch den Enten, Hühnern und Tauben in der Umgegend vielen Schaden. Den 23, April 3 frische 96 © W. Hintz: Eier (den 16. lag schon ein Ei im Horst). Ein Pärchen horstet in meinem Revier in einem Aguwla naevia oder Buteo vulgaris- Horste. Diese wechseln die Horste, so dass ein Jahr Astwr pa’ lumbarius, das andere Jahr Buteo vulgaris und dann wieder Agwla naevia von demselben Besitz nimmt. In diesem Reviertheile sind 10 Horste und seit 7 Jahren immer 3 bis 5 besetzt. Den 22. Mai letztes Gelege mit 3 über 3 bebrüteten Eiern. Acecipiter nisus (wohl Stand- und Strichvogel) war dies Jahr in wenig Exemplaren vertreten und habe ich die Ankunft und den i Wegzug nicht bemerkt; auch keinen Horst gefunden. Syrnium aluco (wohl Stand- und Strichvogel) scheint von Jahr zu Jahr abzunehmen; ich habe früher jährlich 5 bis 6 Nester ge- funden, seit einigen Jahren nur spärlich. Dies Jahr nur ein Ge- lege, den 23. April mit 2 frischen und I ca. 14 Tage bebrüteten ° Eiern. Früher legten die Pärchen, denen ich die Eier genommen, stets noch einmal, oft in dieselben Höhlen; die letzten Jahre auch nicht mehr. In meinem Reviere sind nur 8 Nestorte und brauche ich diese nur zu untersuchen. Im Frühjahr des Abends wenig laut, im Herbst vom 17. Novbr. bis Ende des Monats oft und viel laut. Bubo mazximus (St.-, auch Strichv.) hier keinen Horst gefun- den, obgleich der Vogel im Frühjahr sich oft hören liess. Vom il. October bis 23. November des Abends viel gerufen. Den 26. März 1 Ei bei Manow, lag schon am 23. März im Horst, der- selbe war auf der Erde und wurde verlassen. Den 12. April. 1 frisches Ei, zweites Gelege auch auf der Erde in der Nähe des ersten Horstes. Der Vogel sass auf dem Horste und überfiel den Hühnerhund, der in die Nähe des Horstes kam. | Lanius excubitor (Str.) hier sehr selten Brutvogel; im Früh- jahr und Sommer keinen bemerkt. Den 2. October (0.4+6-+ 12 + 73) einen einzelnen. Den 7 Novbr. do., den 13. und 14. Novbr. einen, jedoch an verschiedenen Stellen. Den 3,, 11. und 12, Decbr. desgleichen, sass sehr gerne auf den Bäumen an Wegen und auf einzelnen, nicht zu hohen Bäumen in den Aeckeırn. Lanius minor (Zugv.) Den 21. April (8.43 +13 + 4) ein einzelner auf den Alleebäumen, vom 2. Maı ab in Übedel. Dies Jahr nur in einzelnen Dörfern vertreten. Kein Gelege erhalten. Lanius collurio (Z.) den 16. Mai (8. nach SW. +13 +20 49; bei Neustadt a. W. den 24. Mai. Erstes Gelege den 25. Mai mit 3 Eiern, 3 frisch, 2 wenig angebrütet. Den 16. Juni letztes Ge- lege mit 4 ca. 4 Tage bebrüteten Eiern. Dies Jahr unter den Fr R WE Jahresbericht über Vögel in Pommern. 97 Gelesen sehr schöne erhalten, welche sich durch ihre röthliche Färbung auszeichneten. Am 18. Mai beobachtete ich ein Männ- chen und Weibchen in meinem Garten auf den dort gelegten Bohnenstangen; es war sehr interessant, ihrem Spielen zuzusehen. Das Männchen flog in einer Stunde wohl 50 Mal um das Weib- chen herum, futterte es in dieser Zeit 3 Mal und machte sich viel zu thun, setzte sich neben das Weibchen, putzte sich und that sehr zärtlich. In dem am 25. Juni gefundenen Neste lagen 6 graue Eier. Den 27. August (ON. + 9 + 174 + 9) zuletzt. . Corvus cornia (St., Str., auch Z.) Im Frühjahr wenig Zug- krähen bemerkt. Den 5. April (S. +3 -+ 8-+ 2) mehrere Züge und ca. 36 und 60 zogen gegen O. Im Herbst keine Züge be- merkt, jedoch viele Standkrähen, so dass oft 60 bis 100 zusam- men waren. Den 17. April erstes Gelege mit 2 frischen Eiern, das Nest war schon am 11. April ganz fertig, letztes Gelege den 13. Mai mit 3 frischen Eiern. Gerne und oft baut die Krähe ihr Nest an den Landstrassen auf nicht zu hohe und oft auf einzeln stehende Bäume. Corvus monedula (St. u. Str.) Den ganzen Winter hier 10 Stück als Standvögel, welche täglich mit den Krähen schreiend umher- zogen. Den 1. April ca. 60 Stück, Nachmittags 3 Uhr unter wenig Geschrei von W. nach O. hoch in der Luft. Den 7. April (S. +3 +8-+1) den ganzen Tag viele, den 2. October mehrere Flüge ‚auf dem Zuge, den 8. November über 60 Abends gegen W., den 14. November einzelne Nachmittags gegen W., den 24. November (S. +4 -+ 9 + 6#) viele, zuletzt. Den 7. Mai erstes Gelege mit 4 ca. 3 Tage bebrüteten Eiern, letztes Gelege den 9. Mai mit 4 frischen Eiern. Pica vulgaris (St. u. Str.) in der Umgegent nur in einzelnen Paaren. Den 4. April (SW. +2 + 7 + 2) häufig, den ganzen Tag zu 3 und 7 Stück auf dem Zuge. Im Herbst auf dem a keinen bemerkt; auch kein Nest gefunden. Birstilus glandarius (St., doch auch Str.) den ganzen Winter häufiger wie seit mehreren Jahren. Den 4. April zogen 15 Stück ganz niedrig hintereinander über das Schlosskämper Feld. Den 30. April erstes Gelege mit 5 frischen, den 18. Juni letztes Ge- lege mit 5 Eiern, 3 ca. 6 Tage, 1 ca. 2 Tage bebrütet, 1 frisch. Sturnus vulgaris (Z.) Den 3. März (S.— 1 + 1.0) bei Schnee 7 Stück, Nachmittags mehrere. Den 19. Febr. bei Manow einige gesehen (d. 5. März bei Neustadt-Ebersw.), d. 4. März ca. 30 Stück 98 W. Hintz: im Walde. Den 9. März häufig im Walde, den 10. März 5 Stück auf der Wiese, die stellenweise von Schnee entblösst war, den 17. wenige, den 20. 8 Stück laut pfeifend auf der grossen Eiche in meinem Acker, nicht 4 Fuss von einem sitzenden Bussard ent- feınt. Den 25. mehrere an verschiedenen Stellen, den 26. viele. Den 2. April ca. 80 Stück, den 3. allenthalben viel laut, den #. viele kleine Flüge bis höchstens 12 Stück, den 6. Flüge zu 10 und 30 Stück, den 13. wenige und nicht alle Tage gesehen. Von jetzt ab täglich einzelne und paarweise. Den 17. April 2 Flüge von 18 und 30 Stück, den 18. Flüge von 10, den 19. von 25 und 23. ein Flug von 10. Ein einzelner setzte sich auf das Flugbrett des Taubenschlags in meiner Wohnung und ging mehrere Male in denselben hinein. Den 24. und 25. April einzelne Paare auf den Wiesen und kleine Flüge bis 15 Stück, den 27. ab und zu Flüge von 10 und 15 Stück vorzüglich gegen Abend. Den 16. Mai noch ein Flug von 12 Stück. Erstes Gelege den 16. Mai mit 6 ca. 4 Tage bebrüteten Eiern. 3 Der Staar wählt sehr oft ganz besondere Brutstellen, so z. sB. bei Barzwitz bei. Rügenwalde, welches I Meile vom Walde ent- fernt liegt, hatte ein Pärchen sein Nest in der Bockwindmühle, da, wo der Balken, worauf das Dach ruht, ausgefault war, und fand er doch, wenn die Mühle auch mehrere Male des Tags ge- dreht wurde, jedesmal sein Eingangsloch. Im Storchnest in Schloss- kämpen hat ein Pärchen schon seit 2 Jahren sein Wochenbett unter. vielen Sperlingen aufgeschlagen. Im vorigen Jahre brütete ein Pärchen in einem Loche der Scheunenwand, da nun das Loch zu- gelehmt war, so traf ich dies Jahr ein Pärchen auf dem Giebel- ende eines Anbaues des Wohnhauses unter einer Latte; war es vielleicht dasselbe Pärchen, was früher in der Scheune nistete? Den 2. Juni gegen 20 junge Staare in den Elsen bei meiner Wohnung, den 3. gegen 100, den 5. bis 8. hatten sie sich zu meh- reren Hunderten angesammelt und'hielten sich bis’ zum 11. auf, den 12. und 13. keine, 18. Abends gegen 50, 19. ca. 30, 30. 23; einzelne, geheckweise und waren von nun ab verzogen. st Den 41. August ein Flug von 16 und 30; vom 18. ab täglich allenthalben, jedoch nur in kleinen Flügen von höchstens 30 Stück und gegen andere Jahre in bedeutender Minderzahl. Den 1. Octbr. 17 Stück, den 4. 9 Stück, bis zum 21. noch in kleinen Flügen bis höchstens 20 Stück, den 26. 15 Stück. Den 2. November (&.+4 +9 +7) 17 Stück, die letzten. Da das Rohr an der Radü schon EN Zn De rn ee ER Jahresbericht über Vögel in Pommern. 99 früh gemäht war, so konnten sie dort keine Nachtruhe halten; ob- gleich aber der Rohrplan bei meiner Wohnung nicht gemäht war, so hielten sie doch sich auch hier nicht des Nachts auf, da früher derselbe doch Hunderten zur Nachtruhe diente. Bombyeilla garrula (Z.) den 12. Dechr. (SW.+3+5+ 2) nur 18 Stück auf den Erlen bei meiner Wohnung, weiter keine gesehen; auch habe ich nicht erfahren, dass in der Umgegend in den Dohnen welche gefangen oder gesehen worden. Nucifraga caryocatactes hat sich meinen Erkundigungen nach nicht gezeigt. Oriolus galbula (Z.) den 2. Mai (SSW. +6 -+-10 + 3), (den 22. April bei Neustadt-Ebersw.) Vom 14. Mai ab viel laut; ich habe nur ein Nest gefunden und als ich den Baum (Kiefer) er- steigen liess, war das Nest leer, weil durch den starken Wind das Nest auf den schwachen Zweigen so erschüttert worden, dass bei genauer Nachsicht die Eier zerbrochen auf der Erde lagen. Den 20. bis 29. Juli viel und laut im Garten seine krächzende Stimme hören lassend. Den 23. August (8. + 9 + 16 + 113) zuletzt. Coracias garrula habe ich nicht bemerkt, auch im Bublitzer Stadtwalde, wo sich 10 bis 12 Paare aufhielten, waren nur einige Paare, weil von den dort befindlichen alten Eichen jährlich 5 bis 600 Stück zum Hiebe kommen und dadurch ihre Bruthöhlen zer- stört werden. Ouculus canorus (4) den 1. Mai (NW.0 +8 -+ 1) gleich laut, (den 26. April bei Neustadt-Ebersw.) War dies Jahr in geringer Zahl vorhanden und liessen sich wenig hören. Den 20. Juni 2 Eier in dem Neste bei 6 Troglodytes europaeus, 1 Cueulus frisch, 1 ca. 5 Tage bebrütet. Den 12. und 16. Juni, 22. bis 24. Juni; den 1. Juli, 3 und 8. Juli noch einmal gerufen, zuletzt. Upupa epops (Z.) den 14. April (SO. +3 + 144 + 5) gesehen, gleich laut; bis zum 20. April täglich gesehen, aber nicht laut; waren nur wenige Paare hier und liessen sich wenig hören. Kein Nest gefunden. Vom 13. Juni bis 2. Juli alle Tage 2 Stück bei meiner Wohnung; den 7., 21. und 22. Juli zwei Stück auf meinen Wiesen, aber nicht laut. Den 25. Juli (0. + 15 + 23 + 17) zuletzt. Museicapa grisola (Z.) den 4. Mai (W. + 73 +23 + 11) erstes Gelege mit 5 frischen Eiern, den 25. Juni letztes Gelege mit 5 frischen Eiern. Den 8. d ember (S—+11 er 20 + 13) zuletzt gesehen. Muscicapa luctuosa (Z.) den 24. April (0. +3 +14 +5) 100 W. Hintz: (den 17. April bei Neustadt-Ebersw.) zeigte sich dies Jahr nicht bei-den Brutkasten. Erstes Gelege den 14. Mai mit 2 frischen, den 27. Mai letztes Gelege mit 7 frischen Eiern. War dies Jahr nicht so häufig wie in früheren Jahren. Sazxicola oenanthe (Z.) den 19. April (SO.+5 +11+ 6), den 15. April bei Manow auf der Chaussee; den 13. April bei Neu- stadt-Ebersw. War hier sehr wenig vertreten; häufiger auf der Chausseestrecke. Den 12. Mai erstes Gelege mit 4 frischen, den 10. Juni letztes Gelege mit 2 frischen Eiern in einem Torfhaufen. Den 28. September (0.+5-+- 17 + 6) zuletzt. Pratincola rubetra (Z.) den 23. April (SW. +3 +18 +3) gleich laut, den 13. April bei Neustadt-Ebersw. Den 20. Mai erstes Gelege mit 2 frischen Eiern, den }. Juli letztes Gelege mit 6 ca. 5 Tage bebrüteten Eiern; jo in der Regel stets 6 a Den 28. August (S. +7 +18 H 11) zuletzt. Rutieilla tithys, hier ein sehr seltener Vogel. Den 28. März bei Neustadt-Ebersw. Den 29. April dort ein Nest mit 4 wenig bebrüteten Eiern in einer alten, früher zur Aufbewahrung der Eicheln angelegten Hütte. Ruticilla phoenicura (Z.) den 1. Mai (NW.O +8 —1) sehr wenig vertreten. Den 28. Mai ein Gelege mit 6 frischen Biene Den 2. October (0. +6 + 12 + 74) zuletzt. Turdus merula (St. u. Str.) in hiesiger Gegend nicht hanker Brutvogel. Erstes Gelege den 30. April mit 4 frischen, letztes Gelege den 25. Mai mit 5 frischen Eiern. Macht in der Regel zwei Bruten. | Turdus viscivorus (St. u. Str.) einzeln oft im Winter und habe sie.auf dem Eise der Radü an den offenen Stellen trinken sehen. Den 4. März gesungen. Den 30. April erstes Gelege mit 4 circa 3 Tage bebrüteten Eiern, den 2. Juli letztes Gelege mit 3 Eee Eiern. Macht zwei Bruten. Turdus musicus (Z.) den 5. April (5.431812) oleiaf ge- sungen, den 7. 'April viel laut im Bublitzer Stadtwalde. Den 14. April überaus häufig auf dem Zuge, den 9. März bei Neustadt- Ebersw. Dies Jahr häufiger Brutvogel. Erstes Gelege den 30. April mit 5 frischen, letztes Gelege den 28. Juni mit 5 Eiern, wovon 4 ca. 5 Tage bebrütet und I rein war. Auf dem Zuge erschienen die ersten den 28. Septbr. und den Schluss machte der 27. Octbr. Der Vogelfang gehörte in diesem Jahre zu den mittelmässigen, in einigen Revieren in der Nähe des Ostseestrandes war derselbe N i 2 x f 2 ‘ h Br, Jahresbericht über Vögel in Pommern. 101 sehr gut. Die besten Fangtage waren der 21., 23. und 26. Septbr. Turdus musicus war der Hauptfang, dann Turdus iliacus, Turdus merula und nur wenig Turdus viscivorus. Turdus piaris (St., Str. u. Z.) vom 2. Januar ab an vielen Tagen einzeln, den 31. Jan. Zugvögel über 40 Stück, den 26. Febr. über 90 Stück; vom 7. April ab paarweise. Den 14. April ein von 30 Stück, den 25. April ein Flug von 15 Stück auf den Riesel- wiesen. Dies Jahr kein Nest gefunden. Den 22. Novbr. zeigt sich auf dem Zuge ein Flug von 15, den 12. December über 50, den 13. December circa 60 Stück. Den 16. und 26. December mehrere starke Flüge über 50 auf den Rieselwiesen und im Walde. Turdus ihacus (Z.) den 19. April (SO.+ 5 -+ 11 + 6) mehrere tausend in einem 30jährigen Stangenholze (Kiefern), den 14. April sollen schon einige gesehen sein (den 15. März in Neustadt-Ebersw.), den 21. April sehr viele am Gotzelufer im Gesträuch. Den 4. Oct. die ersten in den Dohnen gefangen; der Fang war sehr mittel- mässig. Den 17., 19., 22., 25. und 27. October die grösste Aus- beute, den 31. October (S. +7 +11 --5) die letzten. Oyanecula suecica (Z.) den 10. April (SW. +2 + 10 +4), den 19. April gesungen, war dies Jahr ebenso wie im vorigen Jahre sehr sparsam vertreten. Den 10. Mai ein Nest mit 3 frischen Biern. Den 15. September (NO. + 3-+ 13 4.44) zuletzt geschen. Luscinia vera. Dies Jahr hier nicht bemerkt. Bei Neustadt- Eberw. erschienen sie den 19. April. Rubecula familiaris (Z.) sehr selten einzeln, den Winter über hier. Den 10. April (SW. + 2+ 10 + 4) gleich laut (den 14. März bei Neustadt-Ebersw.), den 1. und 12. April sehr viel gesungen; dies Jahr häufiger wie in den letzten Jahren. Den 30. Juni erstes Gelege mit 6 frischen Eiern im Klafterholz, den 10. Juli letztes Gelege mit 4 frischen Eiern. Im Herbst nur wenige gesehen und nur 9 Stück in den Dohnen gefangen. Am Rhein hingegen sind nach einer brieflichen Mittheilung in einem Reviere über 100, wo sonst nur einzeln, gefangen. Den 27. October (SW.+4+7+8) zuletzt. i Sylvia einerea (Z.) den 20. April (SO.-+3 + 13 + 5) 20 Stück. Diese, sowie Sylvia hortensis, sind hier die am stärksten vertretenen Grasmücken. Den 9. Juni erstes Gelege mit 6 beinahe zugebrü- teten Eiern, den 12. Juli letztes Gelege mit 2 ca. 5 Tage bebrü- teten Eiern; lagen schon den 8. Juni im Neste und hatte nicht mehr zugelegt. Den 23. September (0. +2 +15 +5) zuletzt. 102 W. Hintz: Sylvia curruca (Z.) den 30. April (NO.+5-+5— 5) liess gleich ihre Stimme hören. Den 24. Mai erstes Gelege mit 5 fri- schen, den 11. Juni letztes mit 5 ca. 3 Tage bebrüteten Eiern. Hält sich hier nur in einzelnen Paaren auf. # Meile von hier bei einigen einzelnen Gebäuden an der Chaussee bauten jährlich 5 bis 8 Pärchen. | Sylvia hortensis (Z.) den 20. April (SO. + 3 + 13 + 5) zuerst bemerkt; den 8. Mai mehrere viel gesungen; waren dies Jahr in bedeutender Zahl vorhanden. Den 31. Mai erstes Gelege mit 4 fri- schen, den 10. Juli letztes Gelege mit 4 frischen Eiern. In einem vor 3 Jahren durchforsteten Eichenbestande von 3 bis 6 Fuss hohem Stockausschlage, hielten sich auf einer Fläche von circa 8 Morgen mindestens einige 20 Pärchen auf. Den 1. October (S.—1+12+ N zuletzt. Sylvia atricapilla (Z.) den 1. Mai (NW.O +8 — ]) nur immer in wenigen Exemplaren vertreten. Den 2. Juli ein Gelege mit 3 ca. 2 Tage bebrüteten Eiern. Phyllopneuste fitis (Z.) den 32. April (W.+ 2+8+2) gleich laut (den 9. April bei Neustadt-Ebersw.) Den 26. Mai erstes Ge- lege mit 7 ca. 2 Tage bebrüteten, den 4. Juni letztes Gelege mit 5 ca. 2 Tage bebrüteten Eiern. Vom 16. September ab zeigte er sich wieder in den Gärten und blieb bis zum 1. Octbr. (S.—1 + 12 + 7) und liessen oft ihre Stimme hören. Phyllopneuste rufa (Z.) den 19. April (SO. +5 +11+ 6). Den 9. April bei Neustadt-Ebersw. War dies Jahr allenthalben häufig. Den 16. Mai erstes Gelege mit 6 frischen, den 26. Juni letztes Gelege mit 4 frischen Eiern. Vom August an, ab und zu in den Gärten. Den 25. September (O. + 24 + 144 + 6) zuletzt. Phyllopneuste sibilatrie (Z.) den 21. April (8.+3+13+ 4) (den 17. April bei Neustadt-Ebersw.) Vom 16. Mai an sehr vielen Stellen, wohl 50 Pärchen als Brutvogel, jedoch kein Nest gefunden. Den 24. September (O.+1+ 15 + 4) zuletzt. Hypolais vulgaris (Z.) den 8. Mai (WN.+57r15+ 4) sang wohl eine Stunde bei meiner Wohnung und flog dann singend am Rande des Waldes entlang. Den 11. Mai allenthalben. Den 2. Juni ein Gelege mit 5 frischen Eiern. Den 17. September (SW. +4 + 144 + 9) zuletzt. Calamoherpe turdina (Z.) den 11. Mai (S.+10+17+11) Abends laut, liess sich besonders wenig hören. Da das Rohr ab- gefroren und sehr kurz war, so hielt sich das eine Pärchen, welches Pk a DE u Are e Jahresbericht über Vögel in Pommern. 103 hier war — wenigstens das Männchen — am 7. Juni in dem mit Binsen bewachsenen Inselchen in der Radü bei meiner Wohnung auf und. war bis zum 16. Juni, bei Tage, auch des Nachts öfters sehr laut. Den 17. und 18. Juni liess es sich wenig hören und von da ab zog es wieder in den einen kleinen Rohrplan, wo das Rohr im vorigen Jahre nicht gemäht war und war bis zum 23. Juni noch öfter laut; von da ab still. Nach dem 8. Juli, wo ich mit Hunden den Rohrplan nach Enten absuchte, nicht wieder gehört. Das Nest nicht gefunden. ‚Troglodytes parvulus (St. u. Str.) zeigten sich dies Jahr nicht bei meiner Wohnung. Im Walde ziemlich häufig. Den 14. Mai erstes Gelege mit 6 ca. 6 Tage bebrüteten, den 2. Juli letztes Gelege mit 4 circa 2 Tage bebrüteten Eiern. Den 20. Juni ein _ Nest mit 6 ca. 6 Tage bebrüteten Riern und 1 ebenso bebrütetes und 1 frisches Kuckuksei. Auch aus Neustadt-Ebersw. und aus Baiern habe ich Kuckuks- mit Trroglodytes-Biern erhalten. Regulus, beide Arten sehr sparsam auf dem Zuge und nur im Februar, October und December einigemal kleine Flüge gesehen. Parus caudatus (St. u. Str.) nicht häufig dies Jahr im Walde bemerkt; auch kein Nest gefunden. Die Meisenzüge dies Jahr sehr gering und nur den 20. Februar sah ich einige grosse Züge von Parus major und ater gemischt. Parus eristatus (St. u. Str.) in diesem Jahr häufiger Brutvogel. Den 30. April erstes Gelege mit 6 frischen Eiern, den 14. Juni letztes Gelege mit 5 ca. 3 Tage bebrüteten Eiern. Parus coeruleus (St. u. Str.) seit einigen Jahren nur sehr selten, früher 4 bis 5 Pärchen in meinem Revier, jetzt nur 1 bis2. Kein Nest gefunden. Parus major (St. u. Str.), auch diese Meise war in diesem Jahre wenig vertreten und nur einzelne Brutpärchen in meinem Revier. Den 21. Mai ein Gelege mit 11 frischen Eiern. | Parus ater (St. u. Str.) auch nur einzelne Brutpärchen hier. Kein Nest gefunden. Parus palustris (Str, u. Str.) auch von diesen nur einzelne - Pärchen. Den 29. Mai ein Gelege mit 9 Biern. Den 21. ein starker Zug von ca. 40 Stück in meinem Garten. Motaceilla alba (Z.) Den 10. April trieben sich schon einzelne Paare. Immer noch ist die Bachstelze hier gegen frühere Jahre - gering vertreten und giebt es nur einzelne Brutpärchen. Den 23. Juli, ' wohl zweites Gelege, mit 5 frischen Eiern in einem Torfhaufen. .# 104 W. Hintz: Jahresbericht über Vögel in Pommern. Vom 2. September an den ganzen Monat hindurch täglich und zu 2 und 3 auf dem Zuge; früher sammelten sie sich in dem Rohr- plan bei meiner Wohnung, wo oft 100 ihre Nachtruhe hielten, jedoch seit einigen Jahren nicht mehr. Auch im October bis zum 14. (WWN. + 7 +84 + 2) noch täglich welche gesehen. Budytes flava (Z.) den 28. April (W. +5 -+ 7 +3) hier sonst nur selten, dies Jahr 4 Brutpärchen in der Gegend. Den 25. Mai erstes Gelege mit 6 zur Hälfte bebrüteten, den 5. Juni noch ein Gelege mit 5 frischen Eiern. Anthus campestris (Z. ) den 10. Mai (OS. +8+15+3). Dies Jahr häufiger wie früher. Den 31. Mai erstes Gelege mit 4 fri- schen, den 2. Juni noch einige Gelege mit 4 gegen $ bebrüteten Eiern. Anthus pratensis (Z.) den 10. April (SW.-+2+ 10 + 4) gleich laut und allenthalben. Den 30. April erstes Gelege mit 5 circa 2 Tage bebrüteten Eiern, den 24. Juni letztes Gelege mit 4 fri- schen Eiern. Sammelt sich im Herbst gerne in den Kartoffel-, sowie in den Lupinenfeldern. Den 3. Octbr. (OS. +3 1 10 + 4) zuletzt gesehen. Anthus arboreus (Z.) die Ankunft nicht bene häufig in diesem Jahre. Den 14. Mai erstes Gelege mit 4 Fir den ‚4. Juli letztes Gelege mit 4 ca. 2 Tage bebrüteten Eiern. Die meisten Gelege hatten dies Jahr eine graue Färbung. Den 24. Sept. (0.-+1+ 15-4) zuletzt. Alauda arborea (Z.) den 31. März (0. +1 + 4 — 3) gleich laut. Den 11. März bei Neustadt-Ebersw., wo sie schon seit dem 6. März gehört sein soll. Den 3. April viele laut, den 4. April allenthalben. Vom 6. bis 24. April in Flügen zu 5 bis 8 im Walde und den Feldern am Walde. Im Ganzen sehr häufig. Den 21. April erstes Gelege mit 3 frischen, den 6. Juli letztes Gelege mit 2 frischen Eiern. Ich habe noch nie so viel Nester gefunden, wie in diesem Jahre, was wohl daher kommt, dass eine Schonung von 2 bis Sjährigen Kiefern, ca. 100 Morgen gross, mit Kiefern- pflanzen nachgebessert wurde und bei dieser Gelegenheit die Nester gefunden. Den ganzen September gesungen und schon schein Rande des Waldes, auf Feldern und jungen Kiefernkulturen, ebenso bis zum 10, October noch gehört und geheckweise Dein FE (Schluss folgt.) RE ne ERTNTE Dr. Altum: Auf Borkum, im September 1869. 105 * Auf Borkum, im September 18659. Von Dr. B. Altum. \ Fast befürchte ich, den Lesern dieses Journals keinen Ge- fallen zu erzeigen, wenn wiederum von Borkum die Rede sein - soll. Doch möchten vielleicht einzelne Notizen interessiren, und - ausserdem kann ich mich glücklicher Weise sehr kurz fassen, da sich für meinen diesjährigen Aufenthalt daselbst eigentlich nicht viel notiren lässt. Wir sind von früheren Jahren her ein wenig verwöhnt, früher Interessantes ist zur Alltagserscheinung herab- gedrückt, Neues bietet sich kaum mehr, ja die bedeutend ver- - mehrte Frequenz der Badegäste, sowie‘ die Austrocknung der - Aussenweide hatte das Vogelleben in der Nähe des Dorfes ganz - erheblich vermindert. Vergebens suchte ich nach meinen Mori- nellen, vergebens nach den Schwärmen von Tringa minuta, ich gewahrte keinen Numenius phaeopus, von Squatarola nur sehr wenige, Totanus glareola war bei meiner Ankunft (am 2. Septbr.) bereits verschwunden, die dot brütenden Kampfläufer hatten sich geschaart und waren abgezogen, kurz, in früheren Jahren waren mir mehr, Arten, sowie eine grössere Individuenmenge aufgestossen. Doch ein Vogel machte eine rühmliche Ausnahme, der isländische Strandläufer. Ihn trafen wir am Strande des Ostlandes, an ein- zelnen Tagen sehr häufig in Schaaren von 5, 20 bis 60 und 80, - und zwar, was mir auffallend war, in allen Kleidern, die rothen Prachtkleider mit den grauen Winterkleidern, mit Uebergangs- kleidern auf allen Stufen, mit Jugendkleidern gemischt; die bei weitem überwiegend grösste Zahl bildeten jedoch die Jungen. Ebenfalls kam schon in der ersten Woche des September Tringa cinclus im reinen Winterkleid neben prächtigen Sommerkleidern vor; doch die meisten waren auch bei diesen Strandläufern Junge. Auch schoss ich um die Zeit einzelne Sanderlinge im neu ange- legten Winterkostüm. Charadrius pluvialis war anfangs nurin einem oder anderen Tıupp von 5—6 Stück anzutreffen, gegen den 10. jedoch erschien er zahlreicher, und bald hatten wir es mit Schwär- men von 50, 60, 80 zu thun, die uns gar oft den delikaten Braten zur Mittagstafel lieferten, wenn wir vorher keine wissenschaftliche Excursion hatten anstellen können. Tringa Temminckü traf ich nur sehr spärlich, und zwar im Jugendkleide an; Freund Bolsmann, der mehrere Wochen früher unsere ostfriesische Insel besucht Journ, f. Ornith, XIV. Jahrg., Nr, 80, März 1866. 8 106 Dr. Altum: Auf Borkum, im September 1865. hatte, schoss im Juli ein altes Männchen. Von Raubvögeln war die unvermeidliche Rohrweihe häufig genug. Sie übernachtet in dem einen grossen mit Hippophae rhamnoides dicht bewachsenen Dünenthale, die Dodemanns-Delle genannt, woselbst eines Abends Herrn v. Droste 8 Stück zugleich vor den Beinen heraus flogen. Trotz der Dunkelheit machte der ungemein fertige Schütz auf diese eine Doublette. Sonst durchstreiften mit mörderischer Ab- sicht der Baum- und Zwergfalk die weiten Ebenen. Auch in be- deutenderer Ferne lässt sich aesalon an seiner mehr sperberähn- lichen Gestalt (kürzeren Flügeln und relativ längerem Schwanz) unschwer vom subbuteo unterscheiden. Man nennt den Zwergfalken gewöhnlich den schnellsten einheimischen Falken, allerdings ist er ein rapider Luftsegler, allein der Baumfalk möchte ihn noch über- treffen. Falco tinnunculus und Astur nisus waren selten. — Ein junger Kuckuk schien fast zum zahmen Hausgeflügel zu gehören, da er sich fortwährend ganz zutraulich zwischen den Häusern umhertrieb. Dort aber gab es auch herrlichen Schmaus. Die bürstig- haarigen Raupen von Arctia lubrieipeda hielten einzelne Hollunder- büsche und andere Pflanzen derartig besetzt, wie ich es nie ge- sehen. Diese fand er vom frühen Morgen an ausserordentlich wohlschmeckend. Es gewährte uns höchst anziehende Unter- haltung, wenn wir den fuchsbraunen Fresser von unserm Fenster aus in allernächster Nähe in seinem Treiben belauschen konnten. Am 14. September war der liebe Vogel verschwunden. — Eine für uns neue Erscheinung war Lestris longicauda, welche wir in zwei Exemplaren erst beobachteten und dann, gewiss ein seltener Fall, auch beide sehr bald erlegten. Es war ein ganz alter ung ein ihrer Vogel. Um die übrigen Vögel, welche wir antrafen, schliesslich Hoch zu nennen, $0 waren es: T urdus merula (ganz einzeln), Sawicola oenanthe, Mot. alba, Bud. flava, Anth. pratensis, A. arvensis (ein- zelne röthlich gefärbte unter vielen normalen Kleidern), Fr. can- nabina, Pas. domesticus, montanus, Sturnus vulgaris (am 8. Septbr. fast vermausert), Vanellus eristatus, Aeg. hiaticula, cantianus, Streps. interpres, Haem. ostralegus (zuweilen grosse Schaaren), Totanus glottis, calidris, ochropus, det. hypoleucus, Limosa rufa (nur Junge), Telm. gallinago, Numen. arquata, Ardea cinerea, Anas erecca, boscas, penelope, tadorna, nigra (der eigentliche Entenzug beginnt dort erst gegen Ende September; ich verliess Borkum schon am 19.), Sterna cantiaca, hirundo, maerourus, minuta, Larus argentatus (von en Dr. Altum: Ueber späte Bruten. 107 dem wir ein Exemplar von der Grösse eines glaucus erlegten), marinus (ich sah nur junge Vögel), canus und ridibundus. Als 8 Tage nach meiner Abreise Baron von Droste zum Abschiede aufbrach, waren gerade die Ringelgänse erschienen, welche sich dort alljährlich in vrosser Menge fast den ganzen Winter hin- durch umhertreiben. Münster, den 16. December 1869. Ueber späte Bruten. Von Dr. Altum. Zum wahren Verständniss eines der grössten Hirngespinnste unserer Zeit, der viel gehätschelten sogenannten „Thierseele“, liefern die späten Bruten der Vögel in dem dabei auftreten- den Verhalten der alten Vögel bemerkenswerthe Winke. Sie sind aber auch vom rein zoologeisch wissenschaftlichen Standpunkte, namentlich für die richtige Beurtheilung mancher Verschieden- heiten innerhalb der Grenzen der Species von erheblicher Wichtig- keit. Zur Feststellung mancher einschlägigen Resultate ist freilich eine eben so genaue als beharrliche, zeitraubende Beobachtung und Untersuchung nothwendig, und ich kann sämmtlichen Herren Ornithologen die Versicherung geben, dass Cabinetstücke unter- suchen, sie nach irgend welchen Abweichungen als neue Arten benamsen und beschreiben, unvergleichlich einfacher und bequemer ist. Sollte sich irgend Jemand, der in der Lage ist, die Vögel in der freien Natur scharf und anhaltend auf die folgenden Re- sultate meiner Bemühungen hin gleichfalls zu beobachten und so die darin gewaltig klaffenden Lücken in etwas auszufüllen, für diesen beregten Gegenstand interessiren, so würde er sicher un- serer Wissenschaft einen wesentlichen Dienst erweisen. Das Leben des Vogels bewegt sich, wie bekannt, in einem jährlichen Kreislaufe, die einzelnen Stellen dieses Kreises haben für das Bestehen des Einzelwesens oder der Art, wozu es ge- hört, ihre ganz bestimmte Bedeutung, jedoch so, dass das Thier, dem starren Mechanismus gegenüber, stets ein in etwa den äusseren Agentien accomodationsfähiger Organismus bleibt. Ist eine solche . Stelle im kreisenden Rade der Zeit abgelaufen, dann steht der 8* 108 Dr. Altum: Vogel solchen Lebensäusserungen, welche ihn vorher mit ganz ausserordentlicher. Macht beherrschten und ihn nach einer be- stimmten Frist wiederum mit derselben Gewalt ergreifen werden, völlig fremd gegenüber. Alle thierischen Actionen werden, da- gegen um so vollkommener ausgeführt, je mehr sie so recht eigent- lich in den Kern einer solchen Lebensperiode fallen; treten sie dagegen kaum in dieselbe hinein, oder beinahe wieder aus; der- selben heraus, so stümpern unsere Virtuosen. Dem vorurtheils- freien Nachdenken unserer kundigen Leser überlasse ich die von diesem Gesichtspunkte aus tausendfach sich aufdrängenden Bei- spiele zur Erwägung und gehe zur Sache selbst. ’ Die späten Bruten gehören unstreitig zu solchen dem Bien punkt der eigentlichen Fortpflanzungszeit schon recht fernstehen- den, die Erhaltung der Art bezweckenden Lebenäusserungen der Vögel. Ist der vorstehende Gesichtspunkt wahr, so werden wir hier Stümpereien begegnen. Die Thatsachen, welche ich darüber in Erfahrung gebracht habe, sind folgende: vr I. Der Gesang der alten Männchen, der jedes Forspflenzmugii geschäft einleitet und einige Zeit as a der sogar, wie an manchen Beispielen bewiesen werden kann, ein integrirender Theil des Fortpflanzungsgeschäftes selbst ist, dieser Gesang erscheint für die späten Bruten sowohl weniger vollkommen, als auch TERBOR anhaltend. | 2. Die Eierzahl bei den späten Bruten ist fast stets geringer als die bei der ersten, eine übrigens ganz allgemein bekannte Thatsache. Legt das Weibchen zuerst 5 oder 6 Eier, so enthält das letzte Nest etwa 3 oder 4, oder gar 2, selten nur 1LEi. 3. Das Nest der späteren Bruten ist schlechter gebaut als das der ersten. Unter den insektenfressenden Vögeln ist mir das namentlich bei S. atricapilla und hortiensis aufgefallen. Die letzte baut freilich stets ein lockeres schlechtes Nest, so dass es mir häufig leichter ist, die Nester als die Eier dieser beiden Arten zu unterscheiden; allein für die letzte Brut ist es nicht selten ein so Jämmerliches Machwerk, dass es nicht einmal zum Aufbringen der Jungen Stand hält und diese durch den Boden fallend elendig- lich umkommen. Auch das Nest der atricapilla überdauert in ein- zelnen Fällen bei der letzten Brut das Flüggewerden der TU gen nicht. RR. 4. Die „Liebe“ der alten Vögel zu ihrer letzten Brut ist auf- fallend geringer als zu ihren früheren. Nicht selten findet man a" Zuteher a ie Ueber späte Bruten. 109 dann nur einen einzigen fütternden Vogel beim Neste. Solches ist mir vorgekommen bei Flcedula hypolais, Sylvia atricapilla, hor- tensis, Troglodytes parvulus, Linota cannabina und Emberiza citri- nella. Bekanntlich füttert das Männchen bei solchen Arten stets eifriger, nähert sich mit grösserer Keckheit einem Störenfried, vertheidigt seine Jungen eifriger und muthvoller als das Weibchen. Jeder Vogelsteller weiss, dass er bei den Nestern eher 10 un- vorsichtige Männchen als ein Weibchen berücken kann. Es wird daher wegen der grösseren Anhänglichkeit an die Brut der event. einzig fütternde Vogel in der Regel das Männchens sein; be- haupten kann ich das nur von zwei der eben aufgeführten Fälle, nämlich von $. hortensis und Emberiza citrinella, wogegen freilich bei dem späten Aypolais-Nest das Weibchen allein fütterte. ». Die Alten füttern die Jungen der letzten Brut viel nach- lässiger, sparsamer, als die der ersten. Die Jungen schreien mit Gewalt nach Nahrung, alleın jene sind hart und unbarmherzig gegen ihr Flehen geworden, sie sind dann wahre Stief-, wahre Rabeneltern. Sie wollen ihre Jungen kaum noch kennen, zumal wenn sie über halb erwachsen sind und lassen sie schliesslich wohl mal ganz verhungern. Die oben erwähnte Goldammer, sowie der Spottvogel kehrten nach leichter Beunruhigung nie wieder zurück, die Jungen, oder beim letzten das einzige Junge, lag kurz nachher todt im Neste. Wie pure Ironie für die Thier- psychologen nimmt es sich aus, wenn solchen Thatsachen gegen- über ein beliebig ausgesetzter junger Kuckuk sofort von einer Schaar Bachstelzen und hier bei uns namentlich Braunellen um- schwärmt wird, um den schreienden Nimmersatt zu stopfen. Ich habe sogar eine junge Bachstelze vor dem ersten Herbstkleide füttern sehen. 6. Die Alten füttern dann selbstredend mit anderer Nahrung als bei den ersten Bruten, da diese ja fortwährend wechselt. Die Räupchen, womit der Buchfink seine ersten Jungen füttert, sind längst Schmetterlinge geworden, wenn seine letzten ihren Schnabel nach Nahrung ihm hungrig aufthun. Es folgt aber aus dem Ge- sagten, dass 7. Die Jungen der späteren Bruten in mehrfacher Hinsicht sichtlich als Schwächlinge auftreten und zwar in Grösse, Fär-_ bung, Gesang. Jeder erfahrene Vogelsteller wählt daher zum Auffüttern, wenn ihm überhaupt eine Auswahl zu Gebote steht, stets die ersten, nicht die letzten Bruten. Erzieht er jedoch beide 110 Dr. Altum: unter ganz gleichen Verhältnissen und mit derselben Sorgfalt, so erhält er trotzdem in den letzten kleinere Individuen und schlech- tere Sänger. Das ist eine durehgreifende Eıfahrung, welche sich freilich in der freien Natur schwerlich wird machen lassen, da kein Vögelchen im nächsten Jahre einen Geburtsschein bei sich führt. Doch wird wohl Niemand die Thatsache bezweifeln, welche sich in ähnlicher Weise auch bei anderen Thieren findet. Jede Hausfrau weiss z. B., dass „die Herbstkatzen nichts werth sind.“ Was aber die Färbung der ersten und letzten Jungen angeht, so lässt sich deren Verhältniss bei manchen, z. B. beim gemeinen Hänfling, der sich wegen seiner Häufigkeit wie seines wechsel- vollen Kleides vorzüglich gut zu solchen Beobachtungen und Untersuchungen eignet, herrlich nachweisen. Von dieser Art, welche iu der Regel dreimal im Somner brütet, sind für den Kenner diese drei Bruten im Spätsommer stets noch nachzu- weisen, freilich nicht ohne vielfäche und scharfe Untersuchung, dann aber mit zweifelloser Bestimmtheit. Alle zusammen mausern freilich in nicht sehr langer Frist. Innerhalb ungefähr 6 Wochen haben sämmtliche Individuen ihr erstes Herbstkleid angelegt; allein innerhalb dieses Zeitraumes kann der Kundige sie scharf auseinander halten, zumal wenn an derselben Oertlichkeit viele Paare genistet haben. Die neugesprossten betreffenden Brust- federn der ersten Brut sind lebhaft roth. (Der diese Farbe be- deckenden grauen Federkanten brauche ich wohl nicht zu er- wähnen.) Bei den Individuen der zweiten Brut ist dieses Roth bedeutend matter, violett gedämpft, hei denen der dritten aber ist diese Bruststelle kaum farbig ausgezeichnet. Die bez, Feder- stellen sind matt bräunlich mit kaum violettem Anhauche und viel beschränkter, ja es fehlt wohl mal alle und jede das Männchen auszeichnende Färbung, so dass man ohne das anatomische Messer bei einzelnen Individuen über ihr Geschlecht zweifelhaft bleiben könnte. Die Wahrheit dieser meiner Behauptung ist hier durch eine Menge von Fällen hinreichend festgestellt, Mauserexemplare waren stets eine äusserst willkommene Beute. Wie viele „Sub- species“, die einst Jemand zum Beweise für die Richtigkeit der Darwinschen Zufallstheorie als Uebergänge von einer Species in eine andere in Dienst zu nehmen sich veranlasst fand, mögen auf solche und ähnliche Weise entstanden sein. Sicher beschränkt sich eine solche in ihrer Begründung hier näher bezeichnete Ver- schiedenheit innerhalb der Grenzen einer Art nicht auf den Hänf- N | SIR dr VE Ueber späte Bruten. 11i ling allein. Ich selbst kann wenigstens noch mit dem Stieglitz aufwarten, mögen Andere ihre Beobachtungen weiter auszudehnen suchen. Derselbe erzieht gleichfalls kümmerliche Spätjungen. Sie sind nicht bloss, wie das’ ja überhaupt der‘ Fall ist,- kleiner, schwächer als ihre älteren Geschwister, sondern unter shäre sich auch farbig auffallend genug von diesen, welcher Unterschied zur Aufstellung von Rassen, von halben Species (!) Veranlassung ward. Das Roth um den Schnabel tritt beschränkter und nicht so dunkel auf, das Weiss am Kopfe ist mit schmutzigem Grau untermischt und die schönen Schwanzschildchen zeigen sich schmaler und etwas kürzer. — Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die seltenen braunscheiteligen Männchen des Schwarzplättchens, die Nominal- species Sylvia rubricapilla, als Kummerindividuen ihre Hemmungs- bildung einer späten Brut verdanken. Es fehlen mir darüber alle Erfahrungen, allein ich möchte ein oft gesehenes Factum, das gerade diese männliche Scheitelfärbung betrifft, hier nicht ver- schweigen. Wenn man nämlich jungen Schwarzplättchen eine Partie der Scheitelfedern auszupft, damit die nachkeimenden, wie beim Dompfaff, das Geschlecht der einzelnen kennzeichnen sollen, um das Füttern der gesanglosen Weibchen nicht bis zur eintre- tenden Herbstmauser fortsetzen zu müssen, so spottet atmicapilla stets, ohne Ausnahme, dieses Kunstgriffes. Bei diesem Vogel Sprossen nie schwarze, sondern neue braune Federn hervor, mag es Männchen oder Weibchen sein. Bei der nächsten Mauser wird der übrige Scheitel beim Männchen schwarz, die gerupfte Stelle bleibt braun; noch mehr, sie bleibt braun bei jeder folgenden Mauser, so dass es in der Hand eines Jeden ein leichtes ist, sich künstlich Sylvia rubricapilla zu verschaffen. 8. Zuletzt sei noch die physiologisch im schönsten Einklange mit allen vorstehenden Bemerkungen stehende 'Thatsache hinzu- sefügt, dass, so weit meine Erfahrungen reichen, bei den ersten Bruten in der Regel mehr Männchen, bei den letzten mehr Weib- chen entstehen. Ihr Verhältniss ist für die ersten wie 3:2 (wohl nie umgekehrt) oder wie 4:2, oft sogar wie 4 : 1, selten wie 5:0. Umgekehrt (im Verhältniss der geringeren Eierzahl) ist es bei den letzten, dort ist oft nur 1 Männchen oder gar keins vor- handen. Diese Thatsache erklärt es ferner vollständig, warum man beim vorhin genannten Hänflinge fast nur rothbrüstige, selten weissbrüstige Männchen antrifft. 112 Orazio Antinori: Beschreibung einer iii Literarische Berichte. j air Orazio Antinori: Beschreibung und Verzeichniss einer von Mai 1859 bis Juli 1861 in Nord- Central-Afrika, an- gelegten Vögelsammilung. Aus dem Italienischen auszugsweise übersetzt und mit einigen Anmerkun geh versehen in " von Dr. R. Hartmann. ins (Fortsetzung; s. Januar-Heft 1865, 8. 67-77.) Subelassıs 1° Lahr ALTRICES. Ordo I — Psittaci. TUE Familia I— PSITTACIDAE. 1. Psittacinae. Psittacus cubicularis Briss. | Dieser vorzüglich gesellige Papagei lebt in Schaaren bis zu je 190 und 150 Stück. Kommt ein solcher Schwarm zur Mittags- zeit an den Rastplatz eines Reisenden, so fühlt sich letzterer wohl veranlasst, die Thiere, ihres unerträglichen, scharfen Geschreies wegen, mit sn davon zu jagen. Ist gemein vom 14° Br. an gegen den Aequator zu, in Sennaar, Kordofan, sowie in den verschiedenen Gegenden am weissen. Flusse. Verfasser traf im Mai 1861 eines Abends, gegenüber den Schilluk-- Inseln, mehr als 500 auf zwei Schwärme vertheilte Papageien dieser Art, die massenweise die Gipfel diehtstehender Gewächse besetzt hielten. Nistet später als Pionus Meyeri; Nestlinge zeigten sich immer im September und Oktober. Das Gefieder der Erwachsenen ent- wickelt seine volle Schönheit im August; alsdann haben manche Männchen einen gegen 9 langen an Antinori sammelte Vögel der Art zu Deberki und Roseres im August und September, BOnERT TEN 20781. *), Uebersetzer bittet die Leser des „Journals für ‚Ornithologie“, die ver- spätete Fortsetzung der deutschen Bearbeitung; ven Antinori's „Catalogo, de- scrittivo“ gütigst entschuldigen zu wollen. Eine'Berufung als Lehrer an die k. landwirthschaftliche Akademie Proskau in Schlesien hat dem Unterzeich- neten so mannigfaltige amtliche Verpflichtungen, wie z. B. die Begründung eines zoophysiologischen Laboratoriums, auferlegt, dass es ihm Monate lang unmöglich gewesen, an eine weitere Fortsetzung. der Arbeit zu gehen. Im Laufe des Jahres 1866 aber soll die Vollendung des Ganzen erfolgen. Dr. Hartmann. Sell 2 ee RE a“ ae 27 nn A u We ei nn eh wa N Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 113 sowie andere Exemplare im Mai in Kordofan, unfern dem weissen Flusse. Pionus Meyeri Ruepp. Antinori fand dies Thier nirgend unter dem Breitengrade von nie wohl aber vom 11° Br. an südwärts, längs der Flüsse und in mit Srossen Buschmassen bewachsenen Localitäten, häu- tiger Ostwärts als westwärts vom weissen Flusse.*) Ist sehr scheu; jeder kleine, immer von 6—8 Individuen gebildete Schwarm er- hebt sich beim geringsten Schrei eines Thieres in die Lüfte. Verf. erhielt gegen Ende Mai etliche Nestlinge durch Beduinen- knaben von der Stadt Sennaar und verschaffte sich die in seiner Sammlung befindlichen (erwachsenen) Exemplare im März und April 1860, in dem grossen, unfern Roseres sich ausdehnenden Walde von Dompalmen (Cuerfera Thebaica). Ordo 11 — Acecipitres. Fam. II — VULTURIDAE. 2. Cathartinae. ‚Neophron pileatus Bon. Ist gemein in ganz Nord-Centralafrika, von Nubien gegen den Aequator hin. Ersetzt hier N. perenopterus, der sehr häufig in Mittel- und in Unteregypten ist und mehr und mehr gegen er- steren zurücktritt.**) Man findet den N. pileatus in Sennaar, Abys- sinien, Kordofan und in den zum Gebiete des weissen Flusses gehörenden Landschaften. Der Vogel pflegt sich in Nähe der be- wohnten Orte zu halten; Abends flattert er. auf die um die Dörfer herumwachsenden Bäume, spaziert den Tag über unverdrossen um- her und erspäht bei den Hütten, ja selbst innerhalb der Zeribahs (die mit Dornzweigen, Strohbündeln, Röhren und Pallisaden um- Ssebenen Wohnplätze) befindlichen, ihm zur Nahrung dienenden Dinge. Wird nun ein Ochse oder ein anderes Thier geschlachtet, so wartet der Geier in geringer Entfernung und kaum begeben sich die Leute vom Schlachtplatze, so eilt er herbei, die geron- a) [Ist z.B. nicht so selten in den um die Fungi-Berge von Inner-Sennaar sich ausdehnenden, meist von Akazien,. Combreten, Christdorn und Grewien gebildeten. Wäldern. H.] ‚ ”*) |Ich selbst begegnete beiden Arten nebeneinander bis gegen F'asoglo hin; südlich vom 13° Br. schien aber auch mir N. pileatus weit häufiger zu werden als N. ER H.| 114 Orazio Antinori: Beschreibung einer nenen Blutmassen, sowie den Rest der Eingeweide zu verschlin- gen, welche Dinge er häufig den Raben und Hunden streitig macht. Sehen ihn die Sudanesen über wüsten, wald- und graslosen Gegen- den (Akaba’s) kreisen, so ist dies jenen oft ein Zeichen, dass da irgend ein verendetes Thier befindlich sein müsse. Verfasser fand sich in solchen Fällen mehrmals von seinen Begleitern verlassen, sah diese weit abeilen und Reste einer Gazelle oder Antilope mit sich zurückbringen. Das zutrauliche Naturell dieses Vogels äussert sich auch dadurch, dass er in der Hitze des Tages’ auf denselben Bäumen Rast hält, auf welchen Störche, Coromandelreiher und verschiedene Arten von Conirostres nisten und Junge ziehen. 3. Vulturinae. Gyps Rueppellü Heugl. & Natt. Verfasser zieht vor, den hierfolgend aufgeführten Geier MER . dem Namen @. Ruopppelii zu belegen, um die zwiefache Anwen- dung des Namens V. Kolbü zu vermeiden, welcher letztere von Daudin der Chasse-fiente Levaillant’s, von Rueppell dagegen einer Art beigelegt worden, die von ihm in Abyssinien aufgefunden und auf Taf. 32 seines Atlas abgebildet worden. Dass die Chasse-fiente Levaillant's mit dem Rueppell’schen Vogel nichts zu thun habe, das beweisen, ausser der Beschreibung des französischen‘ For- schers, noch gewisse, dieser zweiten Species in jedem Alter eigen- thümliche Charaktere, Charaktere, die niemals bei der anderen Art auftreten. Zu diesen Charakteren gehört ganz hauptsächlich die allgemeine Färbung des Getieders, ein Dunkel- oder Hell- schieferfarben, ein Dunkel- oder Hellumber, oder vielmehr, wie Schlegel behauptet, ein mehr oder minder intensives Schwarzbraun und niemals Isabellgelb oder Cafe au lait, wie dies Levaillant für seine Species in Anspruch nimmt. Ferner sind die Federspitzen mehrerer Körpertheile von G@yps Rueppellü reinweiss oder isabell- gelb gefärbt. M jmd Cretzschmar stellt, indem er die verschiedenen Färbungen des Thieres beschreibt, folgende Charaktere seiner Avis hornotina auf: Regio prolubi et interscapulii ex umbrino-nigricantes, plumis teg- minum pectoris, abdominis, et braccarum margine apicali albo- limbatis; des jungen Vogels: Differt ab hornotino indumento pal- lide- mbrino, interscapulio lurido, tegminibus peetore, abdomine et braceis, sordide isabellinis. Endlich beim alten Vogel, welchen er, wie es scheint im Gegensatze zu Rueppell selbst, durchaus zu a ee a Sur EDS ra an Sr a ee" te nn | Da ec u y 3 ur a u Er ne tun zur 5 1a he 4 Tai anne 1 a 2 a a a a Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 115 Levaillant’s Chasse-fiente machen will, findet er keinen weiteren Unterschied, als dass sein Schnabel schwarz sei, während er sich bei Jungen gelblich und horngelb zeigen würde. Dies beweist am besten den Irrthum Oretzschmar’s und Derer, welche diesem For- ‚scher gefolgt sind. Bonaparte theilt in seinem Conspectus dem Vultur Kolbü Cretzschmar’s folgenden Speciescharakter zu: rostrum favum, dem _V. Kolbiüi Daud. und der Chasse-fiente Levaill. dagegen eir rostrum nigrum, Heuglin sagt in seinem System. Verzeichnisse S. 4 (256) von Gyps Rueppellü (Herzog P. W. v. Würtemberg): „Hat immer einen horngelben Schnabel im Alter, ist dunkel gefärbt und ist die schuppenförmige Zeichnung auf den Federrändern immer vor- herrschend und mehr oder weniger deutlich ausgesprochen.“ Schlegel giebt in seiner staunenerregenden, in Publication begriffenen Arbeit: Museum d’histoire naturelle des Pays-Bas, seinem V. fulvus Ruepp. als constanten Charakter: Bee jaunätre, seinem V. fulvus Kolbei dagegen Bec noirätre dans les adultes, tirant au jaunätre dans le jeune äge. Endlich hat Heuglin im - Cabanis Journal die Mittheilung gemacht, er seiim Juli 1861, bei der Durchreise durch Abyssinien, auf etwa 10 junge Individuen des Gyps Rüppellü gestossen, deren Federn mit Grau, Braun und Weiss gesprenkelt gewesen. Dies passt gut zu dem Namen V. mar- moratus, den Brehm jungen Individuen gedachter Art verliehen. Allen diesen, von den vorzüglichsten Ornithologen gegebenen Nach- richten zufolge, welche mit d’Antinori’s an lebenden Individuen angestellten Beobachtungen übereinstimmen, ist @yps Rueppellü eine Afrika eigenthümliche, in Europa nicht vorkommende Art, welche gar nichts mit Levaillant’s Chasse-fiente zu thun hat. Ihre Hauptfarbe ist dunkelschwarz oder dunkelbraun, die Federn haben in Jedem Alter weisse Spitzen; diese Farben und die Art ihrer Zeichnung kommen bei keiner europäischen Art vor, weshalb denn auch. F. Rueppellii von ihnen allen zu trennen, wahrscheinlich auch von Gyps vulgaris Sav., trotzdem Bonaparte den V. KolbüCretzschm. mit diesem Namen balkal hat. ‚Die von Antinori aus dem Sudän gebr sohn Individuen stin- men völlig mit Cretzschmar’s Beschreibung und mit der durch Chenu reprodueirten Tafel Rueppell’s überein. Verfasser hält es daher für überflüssig, jene noch ferner zu beschreiben. Sie wur- den unfern-Antub am blauen Flusse am 16. September 1859 an einem Nachts von den Hyänen zerfleischten Esel getödtet. Unter 116 Orazio Antinori: Beschreibung einer dem Schutze des Waldes vermochte unser Gewährsmann den Muth und die Kraft dieser Raubvögel kennen zu lernen. Beide stürzten sich, aus der Höhe mit grossem Geräusch herabfallend, von dem Gebüsch, in welchem sich d’Autinori wenige Schritte weit von dem Belködoker hielt, über seinen Kopf hinweg. An: die zehn kleine Geier waren um das Luder der. Bei Ankunft der neuen Gäste, welche die ungeheuren Fittige ausbreiteten, die Erde mit den Füssen stampften, den Kopf vorreckten und ein drohendes Gezisch ausstiessen, entfernten sich die auf dem Ase Sitzenden, vom ’hef- tigsten Schrecken ergriffen. Da fielen bald hernach drei andere grosse Geier, ein V. occipitahis und zwei V. auricularis unter die Ankömmlinge und die anfangs augenblicklich bei Seite Gescho- benen ein. Nun entstand der sonderbarste, wüthendste Kampf, wie ihn nur Wenige gesehen haben können. Das gab ein unauf- hörliches Stossen mit Schnäbeln, Füssen und Flügeln, da wurden dieser und jener, auch alle in einer Menge gepackt und bald'zur Rechten, bald zur Linken gedrückt, je nachdem der Eine oder der Andere die Oberhand erhielt. Der Kampf neigte sich zu Ende und die beiden @yps wären wohl Sieger geblieben, wenn nicht Antinori in der Furcht, so reiche Beute einbüssen zu können, da- zwischen gefeuert hätte, wobei zwei der Thiere todt auf dem Piaise' blieben. Vier schwer Wereränklere fand der Diener Mohammed noch selbigen Tags, als er mit einigen Dorfleuten zur Suche ging. Seitdem bemerkte Antinori diese Geierart nur in Kordofan, wo es ihm nicht gelang, dergleichen zu tödten. Gyps tenwirostris Gray. [Vultur tenwirostris Hodgson repräsentirt vielleicht nur einen Alterszustand von Gyps bengalensis Lath.]*) | In127 7 Mittlerer Grösse, vorzugsweise an seinem ganz schwarzen und in seiner Länge nur wenig aufgetriebenen Schnabel erkennbar, woher er denn auch seinen, von Hodgson stammenden Namen „tenwirostris“ trägt. — Kopf klein, besonders oberwärts mit weiss- lichem Gefieder bedeckt; Seiten des Kopfes, Wangen, Unterkiefer, Umgebung der Augen, Kinn und Hals nackt; letzterer mit kleinen Parthien weisslicher Federn besetzt: Halsfedern kurz, schmal, im *) Herr d’Antinori hat die grosse Güte gehabt, mir brieflich eig kon, rungen und Zusätze zu seinem „Catalogo deserittivo“, dat. 'Turin den 14. Mai 1865, mitzutheilen und hat das Ersuchen beigefügt, ich möge diese Erläute- rungen in meiner Uebersetzung berücksichtigen. Dieselben werden zwischen eckigen Parenthesen [ ] ihren Platz erhalten. Le E77 3} ze Ze De en LTR De Ye D ce N . Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 117 Centrum weisslich, an den Rändern röthlich-falb. Rücken, Bürzel, Schwanzdecken, kleine und grosse Flügeldecken dunkel mit einem leichten violetten Schiller, die Ränder fast aller die genannten Theile bedeckenden Federn sind röthlich überflogen. Die Unter- seite des Körpers ist dunkelrothfahl, längs der Federkiele zeigt sich zuweilen eine hellere Färbung. Steuer- und Schwungfedern schwarz; Füsse und Schnabel gleichfalls schwarz. Maasse: Von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze. 1 Met. Von der Schulterspitze bis Ende der längsten Sohwamotedlers 3.2 8. 2 BR IRRE 2006 RE EL ED Te ENOTE are ehnabeim ı alten din gan, ne eg Bere Schnabeldicke . . . . i er E00 Zwischen Mundwinkel und Sch: Eee lo Innere Schnabelkrümmung zwischen der oberen Insersion bis zur Spitzer „en. EINER ANONTE Masloch „ron. ft A Länge des Tarsus Like Kent una Dablen 0,8: Daumen bis zur Insertion der Kralle . . .. . 0,34 NIT ENDEINE on 1 55 SL OL a ee Innenwene '* ‚1.7; KIEL, #00: Ausgewachsene 13 &nililäke zeigen sn Karen jüngere sind häufig in Sennaar, in Kordofan, sowie überall in den Wäldern des weissen und des Gazellenflusses. Hält sich gern lange in grossen, laubleeren Bäumen, namentlich auf Adansonta digitata, auf. Kommt an die Niederlassungen und künmert sich wenig um die Nähe des Menschen. In Folge seiner Ernährungsweise von faulenden Thieren sind seine Federn denn auch stets voller Unflath und stinkend. Dieser Geier theilt mit Phal. africanus die sonderbare Gewohnheit, bei Sonnenaufgang mit gesperrten Fittigen auf einem Baumwipfel zu sitzen und sich so mit Musse vom nächtlichen Thaue zu trocknen. In Roseres hat Verfasser auf den riesigen Adan- sonien oft gegen 4—6 Stück auf cinmal bemerkt. V. occipitalis Burch. Selten. D’Antinori beobachtete diesen prächtigen Geier nur zwei Mal. Er machte sich durch kurzen Hals, grossen Kopf, seinem weissen Nackenflaum, durch rosenfarbenen Schnabel und solche Haut bemerkbar. Im Mai 1861 schoss einer von des Verfassers 118 Orazio Antinori: Beschreibung einer Dienern einen dieser Vögel bei den Schilluk-Inseln, zerschmetterte ihm aber dergestalt den Kopf, dass es unnütz erschien, den Balg zu präpariren. Zuweilen lässt er sich auch am blauen Flüsse sehen. *) ERNER Vultur auricularıs Daud. Nicht selten in Egypten, wo er häufig mit V. cinereus ver- wechselt wird.**) Ist weit häufiger in Nubien, in Kordofan und *) [Auch P. cinereus Gmel., V. monachus Linn. kommt hier, sowie in Algerien und Abyssinien, vor, Werasfeich bei weitem nicht so häufig als 010g. auricularis. H.] **) Unter der Bezeichnung P. auricularis Daud. vereinigt Schlegel in seinem Museum d’hist. natur. des Pays-Bas S. 9 (Vultures) den Pultur imperialis Temm (adult.), V. aegypius Temm. (juv.), V. nubicus Ham. Smith, sowie Otogyps auri- cularis G. R. Gray in einer Species. Ausser den anderen beliebten Unter- scheidungsmerkmalen wird der nackte Hals, mit mehr oder minder deutlichen Falten, hervorgehoben. Bonaparte giebt als Synonym für V. auricularis Daud. nur dem Otogyps auricularis Swains. Anerkennung. Als einzigen (wichtigen) Charakter theilt er diesem die Plicae auriculares zu und trennt von ihm als gesonderte Art den P. nubicus Ham. Smith (Griff. An. Kingdom, p. 64, Otogyps nubicus Ch. Bon. Rey. et Mag. de Zool. p. 530. H.) ab, Temminck’s Species imperialis und Jegypius für synonym erklärend. Als einzigen spe- eifischen Charakter stellt Bonaparte „Plicae aurieulares nullae“ auf. Die Ent- scheidung der Frage, ob die von beiden berühmten Autoren cifirten Synonyme einer Species oder ob sie zweien verschiedenen zugeschrieben werden müssen, gilt nichts. Wichtig erscheint, dass Beide darin übereinstimmen, dem F. auri- cularis Halsfalten oder, wie es der Eine will, Ohrfalten zuzuschreiben und dass sie sich Beide auf Tafel 9 von Levaillant's Ois. d’Afr., d. h. auf den Oricou des letzteren Autors, beziehen. Degland sagt in der Diagnose dieses Vogels, die Hautfalten erwachsener Thiere reichten bis zur Ohröffnung hinauf. Dämit wäre denn die unbezweifelbare Existenz von Halsfalten beim P. aurieularis das sicherste, wo nicht einzige Merkmal (in Rücksicht auf die geringe Wichtig- keit der anderen, von den Autoren aufgeführten Charaktere), diese Species von V. cinereus zu unterscheiden, welcher letztere in jedem Lebensalter dieser Furchen oder Falten entbehrt. Die von Antinori in Egypten gesenenen Exem- plare von V. aurieularis sind identisch mit den von Dr. Salvadori und vom Verfasser selbst im Frühjahr 1364 auf Sardinien gesammelten. Antinori bleibt nun unsicher, ob auf Sardinien der echte V. einereus vorkommt, der darauf hinzielenden Behsuplack Cara’s nämlich kann er keinen Werth beilegen, da die von Letzterem gesammelten und im Museum zu Cagliari aufbewahrten Exem- plare bei der Präparation dergestalt verstimmelt worden sind, dass es schwer halten möchte, an ihnen eine sichere Bestimmung vorzunehmen. Verf. ver- sichert aber, dass die ihm in die Hände gerathenen Exemplare, der Hauffalteı wegen, zu V. auricularis gehören und mehr noch, dass die zugleich mit Hhndh erhaltenen Eier in Form und Färbung von denen des V. einereus abweichen. Eine von mir vorgenommene Vergleichung zwischen dem Schädel eines euro- Vögelsammlung Nord-Oentral-Afrika’s. 119 Sennaar, als in den vom weissen Flusse bespülten Landschaften; zu Abu-Haras, südwestlich von El-Obed, zeigte sich im Oktober 1860 ein Schwarm von mehr als 20 Stück, von denen Verfasser ein mit sehr deutlichen Hautfalten versehenes Männchen tödtete; ebenso wurde ein anderes Männchen am Gebel-Haudun, einem Gebirge ebenfalls in Kordofan, erlegt. Die Nubier verzehren den Vogel. Ein Exemplar, welches Verfasser in der Bajuda-Steppe tödtete, welches viele Stunden lang mitten in der Sonne auf dem durchglühten Sande in Nähe eines Brunnens gelegen, wurde von anwesenden Nubiern mit Federn und Eingeweiden ins Feuer ge- worfen und von den Leuten so roh, noch stinkend, aufgespeist. Fam. II — GYPAETIDAE. Gypaetus barbatus G. Cuv.*) Antinori erlegte ein prachtvolles Männchen im März 1859 am Fusse des Mokattam-Gebirges, bei Gelegenheit eines Ausfluges in den sogenannten ‚„versteinerten Wald.“ Verfasser konnte an dem Thiere keinen jener Charaktere wiederfinden, nach denen Blasius und Keyserling ihren @. meridionalis und wonach Brehm seinen mit demselben identischen @. nudipes aufgestellt. @. barbatus nistet fast alle Jahre auf den erhabensten Spitzen des Mokattam. Je weiter man den Nil stromaufwärts verfolgt, desto seltener wird der Vogel und im Innern von Nord-Afrika ist er vom Verfasser‘ nirsend bemerkt worden. D’Antinori glaubt daher annehmen zu müssen, dass @. meridionalis dem südlichen Afrika angehöre, dass dagegen die von ihm am rothen Meere beobachtete Art mit der päischen V. cinereus und demjenigen eines nubischen V. auricularis ergab sehr auffällige Unterschiede, worüber ein,andermal Näheres. Es handelte sich übrigens um ausgewachsene T'hiere.. H.] *) Verf. glaubt, dass Bonaparte’s Gypaelos oceidentaäs, weichen sich von der europäischen Art nur durch etwas kleinere Statur und durch etwas leb- haftere Färbung unterscheide, sich nicht mehr davon entferne, als eine Sardi- nien, der Ostküste von Anatolien, Syrien und Egypten eigenthümliche Varietät. Ersterer macht (wohl mit allem Recht) darauf aufmerksam, dass das Clima viele dem Norden und Süden gleichzeitig angehörende Thiere und dass es bei diesem Raubvogel nicht allein die Statur und das Oolorirt, sondern auch die Sitten verändere, denn die vom Verf. in den beschriebenen Gegenden beobach- teten Individuen zeigten ein sehr mildes Naturell, ja, die von ihm lebend ge- haltenen gewöhnten sich mit grössester Leichtigkeit ein. 120 Orazio Antinori: Beschreibung einer in Egypten, in ganz Syrien hl im Per Arabien zer 4 menden zusammenfalle. £. | | «Hatkik j A Al Fam. IV — FALCONIDAE. Aqua heliaca Sav. Sehr häufig-in Egypten, wogegen er von A. in Abyssinien, Sennaar und am weissen Flusse nicht gefunden wurde. Die Be- duinen der cairiner Umgegend erlegen ihn oftmals von den hohen Palmen, die er zur nächtlichen Rast besucht. Verfasser kaufte in Cairo im April 1859 cin altes Männchen mit ganz weissen Schulterdecken und sandte dasselbe an Herrn Gonzenbach nach Smyrna. A. naevioides Kaup. Unterscheidet sich von A. naevia durch grössere Statur, durch Mangel der Flügelbinden und der Tüpfel, welche letztere verschie- dene Theile des Federkleides älterer Individuen der anderen Aıt schmücken. Die Tarsenbefiederung dieses T'hieres ist stets hellfarbig und ungefleekt. Die allgemeine Körperfärbung ist fahlgelblich, theils in Röthlich, iheils in Grau spielend, je nach der Lok salität, die der Vogel innehält. Nach Schlegel bilden die ziemlich weiten, länglich-elliptischen Naslöcher den hervorstechendsten Charakter des Thieres, während diese Theile bei A. naevia enge und bei- nahe kreisförmig sich zeigen. he a0 Ist vor are leicht zu erlegen, indem er Rt, län- gere Zeit hindurch unbeweglich auf den höchsten Baumwipfeln hälf. Geht manchmal Cadaver an; A. sah im December 1869 zu Gedaref ein Weibchen vom Ase cines jungen Kameeles fressen. Ist häufig in Galabat und an der abyssinischen Grenze, von wo- her dieser Aar an die Flüsse Rahat, Dinder und Asrek zieht. A. erlegte ein Exemplar in der Umgegend von Doka, ein anderes zu Roseres. on Er A. minuta Brehm. | Der kleinste Adler Nord-Central- Afrikas hat die Fo des F. lagopus, mit der cr zusammengeworfen werden könnte. Verf. weiss die Grenzen seines Vorkommens in Afrika nicht genau PREETRERIEL (TG „11 ac ra *) [Noch immer ist die Artselbstständigkeit des @. meridionalis nicht sichergestellt. Man vergleiche hierüber Dasjenige, was ich auf in 305, Tab 3 1865, dieser Zeitschrift bemerkt habe. H.] | Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 121 zugeben, glaubt aber doch, er sei viel häufiger am egyptischen Littoral und in Unteregypten, als weiter stromauf. A. schoss ein schönes Männchen im März in Nachbarschaft des Menzaleh-Sees, ein anderes verschaffte er sich unfern der Stadt Sennaar, im November 1859. 4A. Bonellü Temm. Selten in Nord-Central-Afrika jenseit des Wendekreises, häufig aber in ganz Egypten und in Unter-Nubien. Im März 1859 sah Antinori in Cairo zwei von FE. Wilcke im Fajjum erbeutete Exem- plare und erlegte selbst ein solches zu Antub am blauen Flusse, im September 1859. Helotarsus ecaudatus Bon. ex Daud. Dieser durch Kürze des Schwanzes, sein kanneelröthliches Ge- fieder und durch seine langen, spitzen Flügel ausgezeichnete Adler erhebt sich in gewaltigen Kreisen bis in die höchsten Regionen der Atmosphäre, wo er gewissermassen stundenlang auf seinen Fittigen ruht, wie ein Brett auf dem Spiegel eines Sees. Jemehr die Sonnenstrahlen die Erdfläche erhitzen, desto höher steigt er empor. In jeder Höhendistanz ist er aber unter Tausenden wohl zu erkennen, sowohl am Reinweiss seiner hinteren Flügeldecken, als auch am tiefen, am gesättigten Schwarz seiner Schwungfedern und der ganzen unteren Körperparthie. Wenn er aus der Höhe sich niederstürzt, so stützt er sich, den Körper auf eine Seite biesend, mit einem Flügel und mit dem anderen durchschneidet er die Luftschichten. Levaillant meint, diese Bewegung mache den Eindruck, als gehe sie mit zerbrochenem Fittig von statten. Er lässt sich nur schwer im Walde überraschen, man müsste denn sein weisses Gefieder auf einem grossen Baume, auf dem er gerade den Sonnenaufgang abwartet, bemerken. Man schiesst ihn am. besten mit der Kugel herunter, denn Schrot tödtet ihn nicht leicht. A. fand im Magen eines zu Maden am weissen Flusse eriegten Weibehens Reste einer Ente, in dem eines am 1. Oktober 1860. in Kordofan erbeuteten Männchens fanden sich einige völlig zer- setzte Reste eines am Abend verzehrten Thieres. Sehr schön sind das Orangeroth der Füsse und der Wachshaut am Schnabel von 8 und 2. Ausser an den von Heuglin erwähnten, häufiger von diesem Vogel besuchten Lokalitäten*) findet er sich noch im *) [Ziemlich gemein in Kordofan, Sennaar und Abyssinien, häufig aber in den Steppen und Gebirgen von Ost-Sennaar, z. B. auf Gebel-Atesch.“ System. Verzeichn. 3. .8. des Separatabdruckes. H.] Journ, f. Ornith., XIV, Jahrg., Nr. 80, März 1866. i 9 122 Orazio Antinori: Beschreibung einer Lande der Djenge im Gebiet des Bahhr-Ghazal, namentlich un- fern der Tek- und Rek-Dörfer und in den Wäldern der Djur, hauptsächlich am Khor-Momul. Haliaetos vocifer Vieill. Dies schöne Thier ist gemein längs den Flussufern Sudans, vom 14° N. B. an südwärts.*) In Kharthum wird es auf arabisch Faki genannt, indem nämlich seine lebhaftweissen und röthlich- kastanienfarbenen Tinten an die Kutten der römisch-katholischen Mönche erinnern. Der Species-Name vocifer ist dem von diesem Vogel häufig ausgestossenen Schrei entnommen; dieser ist sehr monoton und lässt sich nur schwer durch Silben wiedergeben. Verf. ist un- sicher, ob das Weibchen das Jahr über mit einem und demselben Männchen lebe, obwohl er doch das Thier sehr häufig gepaart ge- sehen. Das Weibchen treibt mit dem begehrlichen Männchen über und an dem Wasser mit Zischen, Kopfdrehen, Halsrecken und Federsträuben gar absonderliches Liebesspiel. A. sah auch am Dinder die Copulation in freier Luft stattfinden und das Paar als- dann auf die Erde niedergleiten. Der Begattungsakt dauerte nur sehr kurze Zeit und fand in umgekehrter \Veise von derjenigen statt, in welcher, rach Nordmann, die Copulation bei Aguila heliaca geschieht. Das Thier ist nicht misstrauisch und lässt sich, trotz Levaillant's gegentheiligem Ausspruch, fast immer auf Schussnähe beikommen. Ein verwundeter und wieder geheilter, lebendig be- haltener H. vocifer, gewöhnt sich sehr leicht an die Gefangenschaft. Wenig fehlte und es hätte dem Verfasser das Aufbringen eines Individuums sein Leben gekostet. Das Thier fiel verwundet in hohes Gras, worinnen eine ganze Löwenfamilie Mittagsrast hielt. Antinori bemerkte dieselbe erst an dem furchtbaren Gebrülle, welches das Männchen beim Herannahen der fremden Fusstritte erhob, sowie an dem Zuruf der Italiener, Gebrüder Poncet, von deren Barke aus man die Erwerbung des Vogels versuchte. *) [Antinori traf den Vogel niemals unterhalb Kharthum, was Degland’s Ansicht über den im Mainzer Museum aufbewahrten Kulco vocifer Lath. be- stätigen könnte, von dem Schlegel behauptet, er sei in Griechenland getödtet worden. Degl. Ornith. Eur. tab. I, p. 37. [Und doch findet sich dies Thier, die Herren Natterer, Fr. Binder, v. Harnier und der Bearbeiter sind Zeugen wenn auch eben nicht häufig und vielleicht nur zur Zeit der Nilschwelle, auch in den Provinzen Schendi, Djaal, Berber, ja selbst bis Robathät. H.] Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 123 Circaetus gallicus Bp. ex Gm. Zu Roseres im Februar 1860 vom Verf. erlegt, wurde übri- gens von selbigem in Kordofan und am weissen Nil beobachtet. Erscheint selten im östlichen Sennaar, kommt dorthin wohl von der arabischen Küste. In Palästina wurde dieser Vogel von A. mehrmals getödtet. Das erwachsene weibliche Exemplar (von Ro- seres) unterscheidet sich in nichts von einem europäischen. Circaetus funereus Ruepp.*) Hat grösseren Wuchs, sowie verhältnissmässig längere und stärkere Tarsen als ©. gallicus; sein Gefieder ist einförmig braun- graulich und dunkelrussfarben. Heuglin traf diesen Vogel ‚einmal in der Kolla von W.-Abyssinien und am blauen Flusse in Sennaar an. Beide Individuen weichen von der Rueppell’schen Beschrei- bung aber darin ab, dass die Schwanzbinden vom reinsten Weiss und nicht rothgrau gefärbt sind. (System. Uebers. p. 7).“ — Antinori erlegte ein Weibchen im Januar 1860 in Doka, in der Richtung nach Denab-el-Kelb. 6. Buteoninae. Buteo rufinus Ruepp. Im Januar 1860 in Doka erlegt. Findet sich vom südlichen Russland an durch die Türkei, durch Griechenland, auf Cypern, in Syrien und dringt von der rothen Meeresküste tief nach Nord- Central-Afrika hinein vor. Verf. sah zu Karthum im Verein mit anderen Vögeln ein männliches Thier dieser Art vom Kitschlande am weissen Nil, 7° nördl. Breite. Buteo Desertorum Vieill. Verf. erlegte ein einziges Exemplar am Gebel-Haudun in der libyschen Wüste. Poliornis rufipennis Bon. ex Strickl. Verf. schoss zwei Exemplare am Gebel-Haudun im September 1860; ein anderes erhielt er zu Woled-Medineh am blauen Flusse. Lebt in kräftig begrünten, feuchten Gegenden, in denen kein Mangel an Insekten. Er hält sich in den die weiten Durrah- Pflanzungen (Sorghum sp.) begrenzenden Bäumen, von denen aus er die Jagd auf Heuschrecken betreibt. Scheint öfters die Feld- mäuse und Feldratten zu überfallen, denn Verf. fand im Magen des Thieres Reste solcher kleinen Säuger. *) [Ist nach Verreaux und Des Murs der junge (einjährige) Cire. thoracicus. Vergl. Ibis 1862, S. 209. H.] g* 124 Orazio Antinori: Beschreibung einer 7. Milvinae. Milvus aegyptius G. R. Gray. A. hält M. aegyptius und M. parasiticus, die in Bonaparte’s Conspectus als zwei gesonderte Arten (entgegen der Autorität Schlegel’s und Anderer) aufgeführt werden, für einer Species an- gehörig und stützt sich auf die von ihm vorgenommene Exami- nirung vieler griechischer, kleinasiatischer, syrischer und egyp- tischer Exemplare. Der Keckheit dieses Vogels gedenken mehr oder weniger alle Reisebeschreiber. Verf. sah ihn in Constantinopel, mitten zwischen einer Menge von Leuten, den Verkäufern auf offenem Markte Fische stehlen. Eines Tages ass A. ausserhalb seiner Hütte in Gesellschaft eines Freundes einen Frankolin und war eben im Begriff, -eine Keule des Thieres zu Munde zu führen, als ein Milan ihm das Fleisch aus der rechten Haud riss, wobei ihm derselbe die Oberlippe und den rechten Zeigefinger leicht verletzte. Das gewöhnliche, monotone Geschrei dieses Vogels wird von Zeit zu Zeit durch eine Art Pfeifen unterbrochen, was sich stets hören lässt, sobald der Milan von obenher irgend Etwas auf der Erde liegen sieht, z. B. ein Stück Fleisch, einen Knochen, eine Fruchtschale (besonders eine rothe) u. s. w. Um dergleichen streiten auch leicht je zwei oder drei Individuen und nicht selten geschieht es, dass wenn zwei dieser Vögel sich zanken, der dritte sich das zu Nutzen macht und mit dem Gegenstaude des Streites davonfliegt. Ein Präparator muss sehr aufpassen, sobald er kleine Thiere im Freien zubereitet, deun gar nicht selten stiehlt der Milan sie ihm unter den Augen weg. *) Gemein in ganz Nordafrika; einige nicht eben gewissenhafte Reisende verwechseln ihn mit M. niger Briss., welcher ebenfalls in vielen Theilen Nordafrikas lebt. Elanus melanopterus Leach. Gemein in Unter- und Mittelegypten, woselbst ihn Verfasser öfters in den Dickichten der in Nähe der Dörfer befindlichen Bäume bemerkte; er vermochte jedoch nicht, ihn im Innern zu treffen, obwohl die Ornithologen auch alles Land von Abyssinien bis zum Cap, den Senegal und die Küsten der Berberei**), als Standorte angeben. *) [Ich erinnere hier an das von mir früher, Jahrg. 1863, p. 233 dieser Zeitschrift über den Schmarotzermilan Mitgetheilte. H.] **) [Vergl. z. B. Capit. Loche Catalogue des mammiferes et; des oiseaux observes en Algerie, p. 45. H,] Vögelsammlung Nord-ÜOentral-Afrika’s. 125 8. Falconinae. Falco peregrinoides Temm. *) Die von Bonaparte aufgestellten Charaktere, nucha rufescente subtus flavo rufescens, werden von Schlegel bestätigt, welcher an- giebt, dass dies Thier sich im Colorit vom Falco lanarius graecus dadurch unterscheide, dass die Grundfarbe seiner Tinten stark in Roth spiele und dass der Kopf roth sei; überdiess neige der Scheitel von F. peregrinordes mehr oder minder zum Schwarzen, der Nacken sei rotlı und die Unterseite des Kopfes in jedem Alter mit Roth überflogen. A. wendet, unter Berücksichtigung dieser Charaktere, auch bei seinen Exemplaren den Namen F. peregrinordes an, welchen Namen schon Heuglin in seinem Ka- taloge [S. 9, No. 42] adoptirt hat. Schlegel giebt folgende Maasse an: Flügel 104”, Schwanz von 41 pis 5% zu, Verfasser erlegte einen Vogel in Dongolah, einen anderen im ‘Juni 1859 von einer Dattelpalme zu Philae herab. F. cervicalis Licht. **) A. schoss ein prächtiges, altes Männchen unfern Kafr-Zajät am Nile im April 1859 und begegnete dem Vogel in Nubien und Kordofan, wenngleich hier nicht so häufig als in Egypten. F. cervicalis (bis). Unterscheidet sich wegen seines jugendlichen Alters von dem im Turiner Museum unter dem Namen F. biarmicus aufbewahrten Individuum, indem Antinori's Exemplar in allen Tinten weit leb- hafter ist, die Flecke seiner Brust, seiner Flanken und seines Bauches auch viel dichter stehen und deutlicher sind. Wurde vom Verf. zu Lau, einem Dorfe der Djenge, unter 7° Br., im December 1860 geschossen. F. lanarius graecus Schleg. F. peregrinoides Fritsch. Antinori erhielt während seines Aufenthaltes zu Cairo im März und April 1859 von Beduinen der Pyramiden verschiedene, dieser Art angehörende Exemplare, welche präparirt und nach Smyrna *) [Der Gagr-djebeli, d. h. Falco peregrinoides Temm., ist Falco tanypterus Licht. H.] **) IS. König v. Warthausen in Ibis, 1860, S. 122. Ist Falco tanypterus Licht. F. cervicalis Licht. (F. biarmicus Temm.) dagegen ist südafrikanisch. In der berliner ornithologischen Sammlung befindet sich z. B. ein vom Zon- dagsrevier herstammendes Exemplar des letzteren. H.] 126 Orazio Antinori: Beschreibung einer gesandt wurden. Auch sah Verfasser zwei Bälge derselben beim Naturalienhändler Odescalchi unter dem von letzterem willkürlich beigelegten Namen F. Horus Heugl. Zerstreut in ganz Egypten, einer der gemeineren hiesigen Falken, besonders aber häufig im Fajjüm. Chiquera ruficollis Bon. Im März und April häufig um Roseres*). Hält sich während der heissen Tagesstunden zwischen dem Blattwerk der Dompalmen verborgen. Morgens und Abends sieht man ihn oftmals auf den höchsten Spitzen der Adansonien, um von da aus seine Jagd zu betreiben. Verfasser beobachtete den Vogel auch in Fazoglo und im Sennaar; selten geht er aber bis Karthum hinab. Hypotriorchis ardesiacus Bon. ex Vieill. consp. Dieser Species, welche von vielen Autoren mit F. concolor Temm. zusammengeworfen worden, gab zunächst Bonaparte den ihr von Vieillot zuerkannten Namen wieder und hierin folgte ihm denn Schlegel in seiner Schrift über das niederländische Museum. Schlegel sagt, der Vogel unterscheide sich von F. concolor durch seine helleren Farben, seine kürzeren und abgerundeteren Flügel, durch die schärfer schwarz gezeichneten bacchette? am ganzen Körper. A. erlegste den Vogel im November 1859 im Sennaar. Die im Turiner Museum befindliche Art ist der echte F. concolor und daselbst unter diesem Namen aufgeführt worden. [Tinnuneulus alopex: Heugl.] Die uniforme Färbung des Vogels auf dem Rücken und den Schultern ist rosenroth und ist jede Feder längs des Kieles mit einem schmalen Striche gezeichnet, welcher sich an der Spitze spatelförmig erweitert. Die grossen und mittleren Schwungfedern sind vornher schwarzbraun, hintenher röthlichweiss; der Fahnen- bart zeigt sich zu zwei Dritteln seiner Länge durch helle, ziegel- roth überflogene Federn getheilt. Heuglin giebt in Cabanis Journal, Jahrgang 1861, S. 427, folgende Diagnose des Thieres: Major, ferrugineus, subalaribus paullo pallidioribus, totus distinete nigro- striatus, cauda fascis 18—20 subaequalibus, et fascia apicali ceteris latitudine vix aequali. Verfasser erlegte den Vogel im September 1860 am Djebel- . Haräs.**) *) [Findet sich bis zum Senegal und bis nach Mogambique hin verbreitet. H. **) [Kommt nach Heuglin auch in Taka und am Djebel-Roro und Djebel- Ghule m Sennaar vor. (Ibis 1861 p. 71). Letzteres glaube ich bestätigen zu können, H.] Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 127 9. Accipitrinae. Spizaetos occipitalis. Antinori sah diesen Vogel zum ersten Male auf einer Insel des blauen Flusses im Angesicht von Sennaar. Er erkannte das Thier schon aus weiter Entfernung an den langen, einen präch- tigen Schopf bildenden Nackenfedern. Ein Diener des Verfassers schoss das Weibchen des Paares, das Männchen fiel in der Suche nach ersterem durch einen von A. selbst abgefeuerten Schuss: Der Federschopf des Männchens ist stets länger und reichlicher, als derjenige des Weibchens, auch sind die Farben des ersteren weit dunkler und hervorstechender. Ist gemein in Galabat, wo- selbst Verf. im December 1859 verschiedene Exemplare tödtete. Dort hielt er sich in den, längs der Wasserfläche wachsenden Kakamutbäumen.*) Ist keineswegs scheu und lässt sich leicht nahebei kommen. In Kordofan begegnete ihm Verfasser niemals, der Vogel scheint doch die bebuschten, in Nähe von Gebirgen sich erstreckenden Hüselparthien den Ebenen vorzuziehen. Melieraw polyzonus Bon. ex Ruepp. Geht von Nubien bis gegen den Aequator, aber doch nicht nordwärts vom 15° Br., ist von da an südwärts sehr gemein, zieht sich auch nach Südosten und nach Südwesten. Hält sich stets auf hohen Baumwipfeln, aber auch auf vorstrebenden, blattlosen Zweigen, manchmal rastet er sogar auf den Termitenhaufen. Das Männchen ist stets mehr gefärbt, auch merklich kleiner als das Weibchen. A. beobachtete unfern Djebel-Attasch, inmitten eines Forstes von Gummiakazien, wie einer dieser Habichte wiederholt von einem Baume sich erhob, um eine grosse Schlange anzugreifen. Der Vogel schwebte dabei nicht weit von dem Reptil mit Hülfe seiner Fittige umher und suchte ihm Krallenhiehe zu versetzen. Er war so grimmig in seinen Angriffen, dass er gar nicht bemerkte, wie Kameele und Menschen dicht an ihm vorbeizogen. Dem Rep- tile gelang es, eine Felsspalte zu gewinnen und mit klagendem Gepfeife zog sich der betrogene Habicht auf einen Baum zurück. Männchen und Weibchen finden sich häufig beieinander und an manchen durch ihre Bewachsung sehr frischen Oertlichkeiten sieht man auf kurze Zwischenräume die einen die anderen jagen. Ist unter den Raubvögeln einer der am wenigsten miss- trauischen und lässt sich daher leicht beikommen. Verwundet *) [dcacia campylacantha Hochst. H.] 128 O0. Antinori: Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. duckt er sich und kann man ihn alsdann wohl anfassen, ohne dass er sich auf den Rücken zu werfen und sich mit den Fängen zu wehren pflegte. Nährt sich von kleinen Säugethieren, Vögeln und Reptilien. Findet sich in allen Jahreszeiten. A. erhielt die meisten Exemplare des Thieres zu Abu-Haräs, Antub, Omm-Sugra, Roseres und Deberki. Zu seinem Bedauern sieht sich Verf. nicht in der Lage zu entscheiden, ob unter zweien von ihm mitgebrach- ten, vom weissen Flusse herstammenden Exemplaren nicht Heuglin’s Melieraw metabates sei, den er erst seit wenig Tagen kenne.*) Micronisus sphoenurus Bon. Mieronisi badii paullo minor, fasciis caudalium angustioribus, tarsis gracilioribus, iride flava. Diese Ahyssinien und Sennaar angehörende Art ist vom Verf. auch im Innern des Gazellenflussgebietes aufgefunden worden. Der Verf. will sie aber, im Gegensatz zu Schlegel, nicht mit dem Nisus badius des Letzteren aus Kleinasien und Ceylon vereinigen. Der sphoenurus, trotz mancher Aehnlichkeit mit badius, unterscheidet sich nämlich vom selbigen durch seine etwas kleinere Statur, durch die über Brust und Bauch ziehenden Binden, welche weniger breit, einander nicht so nahestehend und von weniger dunkelröthlicher Farbe sind, ferner durch den Mangel eines gewissen dunklen, wenig deutlichen Längsfleckes, welchen Verf. an der Kehle der jurigen badius fand; endlich durch die verschiedenartige Disposition der Schwanzbinden, die beim sphoenurus in grösserer Zahl auf- treten, hier schmäler sind und so ziehen, dass sie nur den ein- zigen inneren Fahnenbart der acht Steuerfedern kreuzen, die bei- den äusseren und mittleren aber ganz und gar nicht berühren. Rueppell, welcher diese Art vortrefflich beschrieben, sagt in seiner charakteristischen Phrase: rectrieibus binis medianis, et duabus lateralibus concoloribus, octo intermediis vexillo interno fasciis nigricantibus. Die Art, welche wirklich mit dem sphoenurus zusammen- geworfen werden kann (in Bonap. Consp. auch als Synonym der- selben), ist Swainson’s Accipiter brachydactylus, obwohl Hartlaub diesen davon trennt, theils aus Gründen der geographischen Ver- breitung, theils weil die über den Schwanz des brachydactylus *) Sclater machte uns neuerlich im Ibis mit einer Art vom oberen weissen Flusse bekannt, welche M. polyzonus nahe steht und von Heuglin unter dem Namen M. metabates veröffentlicht worden ist. . C. J. Sundevall’s Svenska Foglarna. 129 ziehenden Binden die ganze Breite der Federn desselben ein- nehmen. Die oben beschriebenen Exemplare wurden von Antinori ‚im December 1859 in Galabat und im Februar 1860 zu Roseres getödtet.*) (Fortsetzung folst.) Svenska Foglarna. Med Text af Prof. Carl J. Sundevall, tecknade och lithographierade af Peter Akerlund. Querfolio. Sundevall's verdienstliches Werk über die Vögel Schwedens, mit Abbildungen von Akerlund, ist schon früher in diesem Journal (1861, S. 350 u. fi., 1862, S. 307 u. ff.) besprochen worden und hoffen wir in der Folge ausführlichere Auszüge und Mittheilungen bringen zu können, sobald ein der schwedischen Sprache vollkom- men mächtiger Berichterstatter sich gefunden haben wird. Für Jetzt soll hier nur bemerkt werden, dass das Werk seinen guten Fortgang nimmt und bis zur 17. Lieferung ausgegeben ist. Mit der 16. Lieferung sind alle wirklich schwedischen Vögel abge- bildet und mit der 17. Lieferung hat eine Serie (auf 5 Lieferungen mit 16 Tafeln berechnet) begonnen, welche diejenigen Vögel brin- gen wird, die nicht jährlich zu bestimmter Zeit, sondern nur ac- cessorisch in Schweden vorkommen. Es sind dies mit Einschluss der Hausvögel etwa 80 Arten. Die Absicht der Herausgeber war, eine wohlfeile Ausgabe der schwedischen Vögel zu veranstalten und machen wir um so mehr auf den Preis der Lieferung (a 2 Rthlr. schwed. Papier oder so- genannte Reichsmünze — 22 Sgr. preuss.) aufmerksam, als der Preis der Lieferungen in deutschen antiquarischen Verzeichnissen &2 Thlr. preuss., mithin fast um das Dreifache höher notirt wird. D. Herausg. *) In der ausgezeichneten, reichhaltigen Sammlung des Grafen Hercules von Turati in Mailand, die grossentheils von dem gelehrten und thätigen Ver- reaux geordnet worden, finden sich nicht seine drei Arten von Micronisus eti- kettirt, die grösste, d. h. der wahre badius, als sphoenurus, die mittlere, mit A.s Exemplaren von sphoenurus übereinstimmende, als brachydactiylus, die kleinste, d. h. des Verf. Varietät von sphoenurus, als Gabar. Wie nun auch die Ansichten der Ornithologen über sphoenurus und badius sich gestalten mögen, so ist doch die letztere Etikette unrichtig. 130 Otto Finsch und Ed. v. Martens: Briefliche Mittheilungen, BOeconomisches und Feuilleton. Zur Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. Eine wiederholte Aufforderung des Herausgebers dieses Jour- nales überträgt mir die schmerzliche Pflicht, einem dahingeschie- denen uns allen wohlbekannten Fachgenossen einige Blätter ehrenden Andenkens zu widmen. Obwohl Andere, die mit dem theuren Verstorbenen persönlich bekannt und befreundet, viel besser als ich diese Aufgabe lösen könnten, so will ich mich der- selben dennoch nicht entziehen, da es einem Forscher gilt, für welchen ich von jeher in persönlicher Hochachtung erglühte, näm- lich Dr. H. A. Bernstein. Es erscheint um so mehr als heilige Pflicht, ihm in einer deutschen wissenschaftlichen Zeitschrift, deren thätiger Mitarbeiter er war, einige Blätter der Erinnerung zu wid- men, als er, obwohl in fremden Dienst, sich stets als ein Deutscher bewährte, und ihm in den Ländern, welchen er seine Kräfte ge- weiht hatte, so weit mir bis jetzt bekannt ist, sonderbarer Weise noch kein Wort des Andenkens gespendet wurde. Ueber die Lebensgeschichte dieses Naturforschers sind mir leider nur wenige Daten bekannt; desto besser bin ich aber von seinem wissenschaftlichen Wirken, seinen Leistungen und seinen Reisen unterrichtet, besonders desshalb, weil ich den Erfolgen, welche sich Dr. B. in seiner theilweisen Eigenschaft als Reisender für das königl. niederländische Reichsmuseum zu Leiden erworben, während meines Wirkens an jener Anstalt beinahe vom Beginn bis zum Ende folgen konnte. Unvergesslich wird mir die frohe Aufregung und Erwartung bleiben, die sich stets auf dem Museum bei der Nachricht verbreitete: „eine Sendung von Bernstein wird morgen ausgepackt“, denn dann gab es des Neuen und Inter- essanten viel zu sehen, und manchmal wurde der stille Wunsch in mir rege, „könntest Du doch auch in jenen fernen Inselwelten thätig sein.“ H. A. Bernstein, Sohn des bekannten und hochgeachteten Professors an der Universität Breslau, wurde im Jahre 1828 ebendaselbst geboren. Nachdem er seine academischen Studien Zur Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. 151 beendet und durch hervorragenden Fleiss und Kenntnisse sich schon sehr früh den Grad eines Doctors der Medicin erworben hatte, siedelte er im Jahre 1854 nach Java über, welche reiche Tropeninsel von jeher das Ziel seiner Wünsche gewesen zu sein scheint. Da die Verhältnisse einer sofortigen Anstellung als niederl.-ind. Beamteten damals nicht günstig waren, so liess sich Dr. B. als Privatarzt in Gadok nieder, einem kleinen Flecken und Militairposten in der Regentschaft Bnitenzorg, an der grossen Poststrasse von Batavia nach Badong in den Preanger Regent- schaften gelegen. Hier im Angesicht des herrlichen Gedehgebirges, dem thatenreichen Schauplatze eines Kuhl und van Hasselt, eines Boie und Müller, inmitten einer üppigen Tropennatur bot sich dem mit resem Eifer erfüllten Ornithologen ein reiches Feld zu interessanten und neuen Forschungen. Wie sehr er dasselbe aus- beutete, davon geben die Publikationen „Ueber Nester und Eier javascher Vögel“ (siehe dieses Journal 1859 p. 180 und 261, 1860 p- 268 und 417 und 1861 p. 113 und 177) das beste Zeugniss Wir lernen hieraus B. nicht blos als einen durch und durch kennt- nissreichen „Nestflüchter“ kennen, dem weder Gebirge zu hoch, noch Wälder zu dicht sind, um seine gefiederten Lieblinge in ihren verborgensten Schlupfwinkeln zu belauschen, sondern auch als einen Beobachter, dessen Aufmerksamkeit nicht das Geringste entgeht und welcher dabei die Gabe besitzt, diese Beobachtuugen in einfacher, aber anziehender Weise mitzutheilen. Jene Berichte, denen ein früherer „Ueher die Nester der Salanganen“ (Journal für Orn. 1859 p. 111) würdig vorangeht, können den vorzüglich- lichsten Leistungen eines Naumann, Brehm, Prinz von Wied, Audubon, Wilson u. A. ebenbürtig zur Seite gestellt werden. Da- bei verräth sich überall der gründlich wissenschaftlich gebildete Mann, der da, wo es nöthig ist, auch mit dem anatomischen Messer in der Hand seine Forschungen tiefer zu begründen versteht, wie die trefilichen Untersuchungen über die Speicheldrüsen der Sa- langanen (Acta acad. Leopold. vol. XXVL), über die Anatomie von Centropus affınis u. A. deutlich lehren. Wie schwierig übri- gens in jenen Gegenden derartige Beobachtungen, wie wir sie durch B. erhielten, zu machen sind, ist aus den beinahe, zu be- scheidenen Worten ersichtlich, die er seinem ersten Berichte vorangehen lässt. Indem er nämlich darauf hinweist, dass ihm seine ärztliche Stellung nicht erlaube in der Weise sich der Orni- thologie zu widmen, wie er es wohl wünsche, fügt er hinzu: 132 Otto Finsch und Ed. Martens: „Dies, so wie der Umstand, dass die Vögel in den ausgedehnten, dichten Waldungen der hiesigen Gegend weite, grosse Nistreviere haben und ihre Nester mithin viel schwieriger zu suchen und zu finden sind, ist die Ursache, dass die gemachten Beobachtungen weniger reichhaltig sind, als man nach der Länge der auf sie ver- wendeten Zeit erwarten sollte.“ Diese Beobachtungen, welche der bescheidene Mann selbst einen | „kleinen Beitrag“ nennt, machten uns in der That mit der Lebens- weise von nicht weniger als ca. 70*) Vögeln auf das genaueste bekannt, und zwar theilweis von Arten, deren Oekonomie und Nistweise eine sehr verborgene ist und bei denen es daher der ganzen Regsamkeit eines schon früh praktisch eingeweihten Or- nithologen bedurfte, wie wir solchen leider in neuerer Zeit immer seltener begegnen. Dabei beschränkte sich B. nicht blos auf das Niederschreiben seiner Notizen, sondern machte auch grossartige Sammlungen, die er in uneigennützigster Weise wissenschaftlichen Anstalten zu- kommen liess. So erhielt das niederl. Reichsmuseum zu Leiden neben einer zahlreichen Collection Vogelbälge eine kostbare Samm- lung javascher Eier und Nester. Eine nicht minder werthvolle Sen- *) Da es vielleicht Vielen von Interesse ist, die Arten, über welche B. be- richtete, zu erfahren, so gebe ich ein Verzeichniss derselben. Jahrg. 1859. p. 180 u. f. Scops Lempeyi, Caprimulgus macrourus, Den- drochelidon Klecho, Centropus affinis, Palaeornis pondicerianus, Picus moluc- censis, Todiramphus chlorocephalus, Halcyon omnicolor, Timalia pileata, Pomatorhinus montanus, Parus atriceps, Mirafra javanica, Eniceurus Le- schenaulti, Myiophonus jlavirostris, Ixos chrysorrhoeus, Copsychus minda- nensis, Geocichla citrina. p- 261. Megalurus palustris, M. polychrous, Prinia familiaris, Ortho- tomus sepium, Leucocerca javanica, Hirundo javanica, Artamus leucogaster, Oriolus indicus, Dicrourus cineraceus, D. longus, Tephrodornis hirundinaceus, Lanius schah, Corvus macrorhynchus, C. enca, Jora scapularis, Dicaeum rubrocanum, Cinnyris pectoralis, C. aspasia, Arachnothera longirostra. Jahrg. 1860. p. 268. Zusätze. p. 417.u.f. Haliastur pondicerianus, Falco limnaetus, F. niveus, Spilornis bacha, Ketupa javanica, Batrachostomus ja- vensis, Cypselus palmarum? 2 1861. p. 113. Buceros plicatus, Centropus bubutus, Picus molue- censis, Bucco armillaris, Dendrophila frontalis, Anthus rufulus, Pitta eya- nura, Hypothymis indigo, Acridotheres griseus, Sturnopastor jalla. p- 177. Ploceus baja, Pl. hypoxanthus, Munia oryzivora, M. malacca, M. ferruginea, M. punctularia, Estrelda punicea, Passer montanus, Gallus furcatus, Coturnix chinensis, Turnix pugnax, Rallus gularis, R. rubiginosus. Zur Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. 133 dung wurde dem Königl. Museum in Berlin zu Theil und wenn ieh recht unterrichtet bin, wendete er auch dem zoologischen Mu- seum seiner Vaterstadt Breslau bedeutende Sammlungen zu. Für alle diese rastlosen Bemühungen wurde B. ausser den Diplomen verschiedener gelehrten Gesellschaften und der Ernen- nung zum Ritter des Rothen Adlerordens Seitens der Königl. Preuss. Regierung kein anderer Lohn zu Theil, als die Anerkennung seiner Fachgenossen und das schöne Bewusstsein, einem edlen Streben seine Kräfte geweiht zu haben. Im Jahre 1859 fasste die niederländisch-indische Regierung, nachdem die frühere permanente „Natuurkundige Commissie“ längst eingegangen war, den Plan auf, ihre weiten Besitzungen aufs Neue wissenschaftlich durchforschen zu lassen. Dass diese Pläne so schnell zur Ausführung gelangten, ist ohne Zweifel dem warmen Interesse, welches der damalige neuernannte Gouverneur-General, Sr. Excellenz Baron Sloet van de Beele, für die Wissenschaft be- kundete, zuzuschreiben, welcher die früher erfolglosen Vorschläge Prof. Schlegels nun mit seltenem Eifer berücksichtigte. Nicht ver- kennen darf‘ man hierbei, dass Prof. Schlegel mit seiner üxcellenz in freundschaftlichen Beziehungen stand und dass es hauptsäch- lich auf Rechnung dieser besonderen Verhältnisse kommt, wenn man zunächst Dr. Bernstein mit einer ehrenvollen wissenschaftlichen Mission betraute. | Und wie hätte man in dem weiten Indien eine glücklichere Wahl treffen können? N Neben seinen umfassenden naturwissenschaftlichen und ärzt- lichen Kenntnissen hatte sich B. auch nicht allein mit dem für Ostdeutsche sehr schwierigen Holländischen, sondern was für die Reisen noch wichtiger war, mit dem Malayischen vollkommen ver- traut gemacht, besass also somit Bigenschalten, wie sie sich selten in einer Person vereinigen. In der That war aber auch die Auf- gabe, welche man dem Reisenden stellte, nicht leicht. Es handelte sich nämlich nicht lediglich um eine ornitho- logische Durchforschung, wie Viele irriger Weise glauben, son- dern der Reisende sollte neben allen möglichen wissenschaftlichen Forschungen und Sammlungen aus den drei Reichen der Natur sein Augenmerk auch hauptsächlich auf das Land selbst, auf die Bewohner desselben etc. richten. Es bedurfte daher der ganzen Entschlossenheit und des Selbst- vertrauens eines Mannes, der sich seines eigenen Werthes und 134 Otto Finsch und Ed. v. Martens: seiner Befähigung wohl bewusst ist. Ausserdem gehörte auch ein nicht geringer Grad persönlichen Muthes dazu, sich aus einer sorgenfreien und sicheren Existenz loszureissen und in die wechsel- vollen Verhältnisse überzutreten, wie sie das abenteuerliche Leben eines reisenden Naturforschers stets mehr oder weniger begleiten. Es galt, sich mit oftmals durchaus unzuverlässigen Leuten in zum Theil gänzlich unbekannte Gegenden zu wagen, die dabei als Sitz gefürchteter Seeräuberhorden, obwohl mit Unrecht, berüchtigt waren; es kam darauf an, sich in gebrechlichen, elenden Fahr- zeugen einem tückischen Meere anzuvertrauen, Hunger und Durst zu ertragen, sich schreckliche Fieber und andere Krankheiten, die in Tropengegenden den Fremden stets erwarten, zuzuziehen und wie der Mühseliekeiten und Beschwerden mehr sind. Ausserdem zeigte es sich auch später, dass B., obwohl auf Kosten und mit Empfehlungen des Gouvernements reisend, in den abgelegenen Theilen der Besitzungen keineswegs die Unterstützung und Bereitwilligkeit fand, wie man sich dieselbe als selbstverständ- lich vorstellt. Er stiess vielmehr meistens auf solche Theilnahm- losigkeit, zum Theil direetes Entgegenarbeiten seiner Pläne, wie es sich nur erklären lässt, wenn man mit den besonderen Ver- hältnissen in Indien näher vertraut ist. B. war daher öfterer auf dem Punkte, sich als ganz unabhängig vom Gouvernement darzu- stellen, wohl wissend, dass einem fremden Reisenden Seitens der Beamtenwelt stets bereitwilligst Hülfe zu Theil wird, denn durch Vermittelung eines solchen lassen sich eher Decorationen erwar- ten, nach welchen man in Indien, mehr als nöthig, gierig ist. Wie wenig B. aber allen solchen Bedenken Raum gab und wie muthig er die Hindernisse zu überschreiten wusste, davon giebt der vorläufige zwar kurze, aber gehaltvolle Bericht*) seiner Reise das beste Zeugniss. Ein näheres Eingehen auf dieselbe muss selbstverständlich ausserhalb des Bereiches dieser Erinne- rungsschrift liegen; ich kann mich daher nur darauf beschränken, eine kurze Reiseskizze zu entwerfen. Dr. B. verliess am 7. November 1860 Batavia und ging über *) Derselbe erschien zuerst unter dem Titel: „Voorloopige mededeelingen noopens reizen in den Molukkschen Archipel door Dr. H. A. Bernstein“ in den Schriften der Bataviaasch Genootschap, später in Nederlandsch Tijdschrift voor de Dierkunde. 1865 p. 328—375. Verfasser dieses gab einen Auszug darnach im Deutschen, Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Neue Folge. Band XIX. 1865 p. 12-31. Zu Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. 155 Ternate nach der Insel Batjan, wo er das 4366 hohe Sabellah- Gebirge erstieg. Hier wurde er durch die wichtige Entdeckung eines neuen, durch besonders grosse Früchte ausgezeichneten Mus- katnussbaumes erfreut. Eintretendes . Regenwetter verhinderte nach fast zweimonatlichem Aufenthalte eine weitere Exploration der Insel und nöthigte B. vorläufig einige nahegelegene kleinere Inseln, wie Nusserat, Nussadekat, Mandioli, Sajoang u. a. zu be- suchen. Auf letzter Insel entdeckte der Reisende, um dies bei- läufig zu erwähnen, eine Geyserquelle. Wieder nach Ternate, seinem Hauptquartiere, zurückgekehrt, wurde Ende Juni 1861 mit der Durchforschung Halmaheras (un- richtig auch Gilolo genannt), der grössten Insel der östlichen Molucken, begonnen. Hier betieg der Reisende den 3000’ *) hohen Vulkan Gunong Api, auf dem’er 4 Tage verweilte und reiche Ausbeute (z. B. an Semioptera Wallacei) machte. Von Halmahera aus besuchte B. das nahegelegene Morotai und die einsame kleine Insel Rau und begab sich dann um Lebensmittel und Munition zu erneuern, wieder nach Ternate zurück, wo er nach 18tägiger ungünstiger Fahrt am 21. October anlangte. Wenige Tage später sehen wir ihn indess, neu ausgerüstet, abermals nach Halmahera unterwegs, wo er die Umgebung Dodingas, also das Centrum der Insel, durchforschte, die ihm reiche Ausbeute lieferte. Nicht min- der ergiebig war ein zweiter längerer Besuch auf Morotai. Die Rückreise von dieser Insel nach 'Ternate hätte unserem Reisenden beinahe ein plötzliches Ende bereitet, denn als man bei Nacht- zeit das Cap Bissoa, die Nordspitze Halmaheras umsegeln wollte, erhob sich ein so heftiger Orkan, dass der Untergang des ohne- hin baufälligen Fahrzeuges gewiss schien. Nur die Entschlossen- heit B.’s, der selbst überall Hand anlegte und die durchaus muth- losen, dabei gänzlich unwissenden Matrosen anfeuerte, rettete Alle vor dem Verderben. Nachdem somit die Explorirung der Nord- und Ostküste Halmaheras beendet, unternahm B. Mitte Juli 1862 die längste beabsichtigte Reise nach dem südlichen Theile dieser Insel und besuchte bei dieser Gelegenheit gleichzeitig die Obi-Inseln (Obi-Lattu und Obi-major) und die kleinen unbewohnten Eilande Pulu Telor und Belang. Auch auf dieser Fahrt stand *) Neben meteorologischen Beobachtungen hat B. auch wichtige Baro- metermessungen angestellt. Die genaue Berechnung derselben konnte indess bis jetzt nicht erfolgen. 136 Otto Finsch und Rd. v. Martens: das Leben des Reisenden während eines Sturmes in der grössten Gefahr, besonders desshalb, weil er, durch die Unlust des Sultans von Tidore, statt Seeleuten, Gartenarbeiter zur Bemannung er- halten hatte, die sämmtlich der Seekrankheit erlagen, so dass die Prauwe gänzlich ohne Leitung, ein Spielwerk der Wellen, außgut Glück dahin trieb. Eine gründliche Reparatur semer Prauwen nöthigte B. im September nach Kajoa zu gehen. Da er hier aber, gegen sein Erwarten, keinen tüchtigen Zimmermann antraf, blieb ihm nichts anderes übrig, als abermals die Rückreise nach Ter- nate anzutreten. Mit allen diesen Widerwärtigkeiten verstrichen über 3 Monate, die unserem Reisenden, der sich nach neuen Thaten - sehnte, wie Jahre vorkamen. Endlich am Neujahrstage des Jahres 1863 konnte er die Reise nach den Papu-Inseln antreten. Er wählte den Weg über Halmahera, welche Insel er zu Fuss von Pajahehbis nach Weda an der Ostküste durchschnitt, während die Prauwen um die Südspitze des Cap Libobo dirigirt wurden. Die- selben langten daher erst am 14. Januar zu Weda an. Ueber Moor, Gebeh, wo er sich länger als einen Monat aufbielt, und Gagie wurde nun die Reise nach Waigiu fortgesetzt und hier am 11. März vor Umka. einem kleinen Dorfe an der östlichen Spitze der Strasse Gemien vor Anker gegangen. Der beinah zweimonatliche Aufenthalt B.'s auf Waigiu war ein für die Wissenschaft äusserst erfolgreicher. Nicht allein, dass reiche zoologische Ausbeute gemacht wurde, sondern auch über die Bewohner sammelte B. werthvolle Notizen, die die Mitthei- lungen eines früheren Reisenden (von Rosenberg) theilweis wieder- legten. Weniger vortheilhaft für den Gesundheitszustand seiner Leute erwies sich dagegen das längere Verweilen in den fieber- schwangeren Gegenden; einige derselben starben. Auch B. erlag den anhaltenden Anstrengungen, die er sich namentlich bei dem zu eifrigen Nachspüren der prachtvollen Paradisea Wilsoni Cass. (Schlegelia calva Bernst.) zugezogen hatte, und wurde auf das Krankenbett geworfen. Alle diese Umstände zwangen unseren Reisenden, dem inzwischen auch die Medicamente ausgegangen waren, zur Rückkehr, die am 6. Mai angetreten wurde und wie die Hinfahrt über Gagie, Gebeh u. Moor erfolgte. Vorher besuchte B. indess noch die Insel Gemien und Mesmesara oder Koning Willems-Eiland. die Rückreise war übrigens durch wiedrige Winde, Windstille und Krankheiten eine keineswegs glückliche, desto wichtiger aber für die Wissenschaft, indem B. auch die an der Zur Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. 157 Südspitze Halmaheras gelegenen Inseln Dammar und Pulu Babi besuchte. Am 18. Juli langte der Reisende, nach fast siebenmonatlicher Abwesenheit, wieder auf Ternate an. Leider hatte seine Gesund- heit so gelitten, dass er anf längere Zeit zu jeder geistigen Arbeit unfähig war und erst im September nach und nach seine Kräfte wieder erlangte. Die drei ersten Jahre, auf welche B. vom Gouvernement als zeitweiliger Beamter engagirt war, da ihm eine feste Anstellung, als Fremder, nicht gegeben werden konnte, waren somit ver- strichen. Die niederländisch-indische Regierung hatte inzwischen längst eingesehen, wie gewissenhaft B. seine Mission ausgeführt, und bewilliste das Gesuch des Letzteren um abermalige drei- Jährige. Verlängerung seines Mandats mit Freuden. B. reiste daher zunächst nach Batavia zurück, um die weiteren Pläne mit der Regierung zu besprechen, namentlich auch, um dieselbe für eine Reise nach Neu-Guinea zu gewinnen, dem heissersehnten Ziele seiner Wünsche. Auch diese Vorschläge wurden von der Regierung bereitwillig angenommen. B. wollte versuchen, diesmal vom Westen aus durch die Bai Mac Cluer, einem gänzlich neuen Wege, in das Innere ‘jener unbekannten Insel einzudringen, ein Unternehmen, welches für die Wissenschaft von unberechenbaren Folgen sein musste. Im Geiste sahen daher seine Fachgenossen B. zu den noch un- bekannten Wohnplätzen der prachtvollen Paradiesvögel und Epi- machen vordringen, mit reicher Beute beladen und mit noch wichtigeren Beobachtungen zurückkehren. Die innigsten Glück- wünsche begleiteten ihn auf dieser neuen, wie man sich nicht ver- hehlen durfte, gefahrvollen Reise. Schon glaubte man unseren Reisenden glücklich auf dem Schauplatze seiner Thaten angelangt, als, wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel, die Nachricht seines plötzlichen Todes in Europa eintraf. Nicht dem verrätherischen Pfeile eines Bayus, nicht der fieberschwangeren Luft Neu-Guinea’s war Bernstein erlegen, der Tod ereilte ihn am 18. April 1865, durchaus unerwartet, auf dem Dampfer, der ihn von Batavia nach Ternate überführen sollte, in der Blüthe seines Mannesalters, kaum 56 Jahre alt. Dasselbe unglückliche Geschick, welches sonderbarer Weise die meisten deutschen Naturforscher in Diensten der niederländi- schen Regierung in Indien traf, wiederholte sich auch an B. Wie Journ, £, Ornith,. XIV. Jahrg., Nr, 80, März 1866, 10 138 Otto Finsch und Ed. v. Martens: einem Kuhl, Boie, Macklot, Schwaner u. A. war es ihm nicht ver- gönnt die Früchte seiner rastlosen Bemühungen selbst zu ernten, seine umfassenden Beobachtungen selbst zu veröffentlichen. Dieser Gedanke hat in der That für Alle, welche den Dahingeschiedenen kannten oder verehrten, etwas sehr Bitteres und Schmerzliches, Wir dürfen aber hoffen, dass Professor Schlegel, der ja so sehr von den, zum Theil engherzigen, Gesinnungen seines Vorgängers Temminck abweicht, in anderer Weise als durch eine schwarze Marmortafel, in dem Portale des Leidener Museums, das Andenken Bernsteins ehren wird, indem er die Verdienste desselben, durch ungekürzte Veröfientlichung des literarischen Nachlasses zur all- gemeinen Geltung und Anerkennung bringt. Bisher sind die Leistungen B.'s, der gelehrten Welt gegen- über sehr im Verborgenen geblieben und fast scheint es, als wäre dies mit Absicht geschehen. Während seinen Reisen unterliess es B. leider, zeitweilige Berichte über sich und den Fortgang seiner Unternehmungen zu geben, und somit konnten ihm seine Fachgenossen nicht in der Weise folgen, wie es z. B. bei Wallace möglich war, von dem englische wissenschaftliche Blätter ohne Rückhalt wichtige Notizen und Entdeckungen brachten. Allen diesen besonderen Verhältnissen ist es daher zuzuschrei- ben, wenn B.'s literarische Thätigkeit eine ziemlich eingeschränkte blieb. Selbst die Resultate seiner Forschungen wurden bisher nicht in der Weise veröffentlicht, wie es wohl zu wünschen wäre. So besitzen wir noch immer kein Verzeichniss der von B. ge- sammelten Säugethiere, Vögel und Reptilien und nur dem regen Eifer Dr. Bleekers verdanken wir ein solches über B.'s ichthyolo- gische Ausbeute, die einiges Neue enthält (z. B. Muraenopsis Bern- steini, Muraena halmaherensis, Myripristis melanostietus, Chilosceyllium margaritiferum, Lutjanus melanotaenia u. Ss. w.) Dr. Snellen van Vollenhofen beschrieb zwar ein Paar neue von B, entdeckte In- sekten, lieferte aber ebensowenig eine Liste der Gesammtsamm- lungen, als Dr. Herklots über die Mollusken und Crustaceen. Wenn Dr. B.!s Ausbeute weniger reich an neuen Arten war, so ist dies lediglich dem Umstande zuzuschreiben, dass kurze Zeit vorher der englische Reisende und Sammler B. A. Wallace jene Gegenden besucht hatte, so dass B. nur da eine Nachlese halten konnte, wo Jener reich geerntet hatte. Immerhin verdanken wir aber B. manche interessante Novität, namentlich als er den glück- lichen Gedanken ausführte, zwei seiner geübtesten Jäger auf die Zur Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. 189 Sula-Inseln nach Salawatti und der Nordwestspitze Neu-Guineas zu senden. Ausser einem neuen Säugethiere (Phascogale T’hor- beckiana Schl.) machte Professor Schlegel nach und nach folgende Vögel bekannt: Zycocoraz morotensis, L. obiensis, Carpophaga ro- seinucha, Sterna Bernsteini, Megapodius Bernsteini, Centropus.Bern- stein, Psittacula Gulielmi III, Campephaga sloeti, Scolopax Bochnus- seni, Noctua Fransenii, Charitornis Albertinae. Dem Entdecker selbst blieb nur die Publikation zweier Arten*) übrig: Arachno- thera vagans und Zosterops fusca. Unendlich wichtiger als die Entdeckung neuer Arten, sind Jedoch die Resultate, welche sich aus kritischer Bearbeitung der enormen Serien, dieDr. B. einsandte, ergeben werden und theilweise ergeben haben. Schon jetzt erhielten wir durch Professor Schlegel Aufschlüsse über die Ornis der östlichen Molucken, die manche der mehr flüchtig gesammelten Notizen Wallaces anders erscheinen ‚lassen und namentlich auch höchst interessante neue Belage für die geographische Verbreitung der Thiere liefern. Von den riesen- haften Sammlungen B.’s giebt das Reichs-Museum zu Leiden übri- gens die schlagendsten Beweise. Für diejenigen, welche jene grossartige Anstalt nicht uns eigener Anschauung kennen, will ich ein Verzeichniss der von B. gesammelten Naturalien beifügen. welches indess bei weitem noch nicht Ansprüche auf Vollständig- keit macht. B. sandte an das Leidener Museum ein: 181 Säuge- tbiere, an 2000 Vögel, 212 Reptilien, 211 Fische, 588 Conchilien, 10215 Insecten, und 42 niedere Thiere. | Als Schluss folge hier eine Mittheilung des Herrn Dr. Eduard von Martens, welcher so glücklich war, im fernsten Indien selbst mit B. bekannt zu werden und somit manche Verhältnisse besser als ich zu schildern vermag. | Otto Finsch. „Als ich im Juli 1862 nach Ternate kam, rechnete ich mit grosser Freude auf den persönlichen Umgang mit Dr. Bernstein, dessen Name durch seine wissenschaftlichen Leistungen mir lange bekannt war; ich wusste, dass er seit Kurzem von der Regierung *) Neben anderen schon früher beschriebenen publieirt in diesem Journal Jahrgang 1864 p. 401. — Eine noch wichtigere Arbeit B.s sind die „Betrach- tungen und Bemerkungen über H. von Rosenbergs Uebersicht der Papageien des indischen Archipels“ (Nederl. Tijschr. 1864), in welcher die theilweis durch- aus falschen Angaben jenes Sammlers streng kritisch beleuchtet und berich- tigt werden. 10* 140 Otto Finsch uud Ed. v. Martens: zu zoologischen Sammlungen auf den Molukken und Neu-Guinea beauftragt, sein Standquartier auf der Insel Ternate genommen hatte. Um so grösser war mein Bedauern, als ich ihn hier nicht vorfand, sondern hörte, dass er vor Kurzem eine grössere Forschungsreise nach den Obi-Inseln im Süden von Halmahera angetreten habe. Ich versah mich nun selbst mit einem Boote und machte eine Reise längs der eigentlichen Molukken bis zur Insel Batjan; der Mensch, den ich als Diener und Koch angenommen, war früher in Bernsteins Diensten gewesen. Dieser meldete mir nun auf Batjan eines schönen Morgens (5. September), dass zwei Boote in Sicht seien, er glaube, es seien diejenigen seines früheren Herrn. Kurze Zeit darauf begrüsste ich am Strande einen hohen hagern bärtigen Europäer, Keiner hatte den Andern früher ge- sehen, aber es bedurfte nicht einer gegenseitigen Vorstellung, als Landsleute in der Fremde und als Fachgenossen fühlten wir uns von der ersten Begegnung an wie alte Freunde. Er kam von den Obi-Inseln, wo er durch die Schuld seiner Leute, die sich vorher nicht gehörig mit Lebensmitteln versehen, in viele Noth gekommen war und endlich dadurch zur Rückreise gezwungen noch auf der See einen Sturm bestanden hatte, der sein bereits leckes Boot in augenscheinliche Gefahr brachte Seine Leute verzagten, Bern- stein selbst war auf das Schlimmste gefasst; da sagte sein Steuer- mann mitten im Unwetter: so lange er am Leben, möge sein Herr nicht um das eigene besorgt sein, ein Beweis, wie sehr Bernstein die Achtung und Zuneigung der bessern unter seinen Leuten ge- wonnen, obwohl er dieselbe im Allgemeinen mit Strenge nn zu müssen glaubte. Wir hatten bald das „Gouvernementshaus“, das ich bis dahin allein bewohnt, unter uns vertheilt, ich bewunderte die vielen Vogelbälge und andere Naturalien, die er mitgebracht und nun zum Trocknen ausbreitete; wir halfen einander gegenseitig brüder- lich mit den Resten unserer Mundvorräthe aus und brachten manche Abendstunde unter dem klaren Tropenhimmel vor unserer Woh- nung sitzend zu, in eifrigem Gespräch über naturhistorische und andere, indische und europäische Fragen. Er, der schon viel län- ger in Indien gewesen, wusste mir viele interessante Aufklärungen über die natürlichen Verhältnisse, sowie die Sprachen und Völker- stämme des Archipels, vom Standpunkt des Naturforschers aus, zu geben und ich erzählte ihm wieder von den seitherigen Er- eignissen in der wissenschaftlichen Welt Europas und von einigen Zur Erinnerung an Dr. H. A. Bernstein. 141 ihm persönlich bekannten Männern. Wir machten zusammen Ex- cursionen und Fischzüge, wozu er mit einem grossen Zugnetze versehen war, theilten und besprachen die Beute zusammen. Ein- mal wurden mehrere Fische der Gattung Balistes gefangen; unsere Leute wollten sie wegwerfen, weil sie giftig seien. Da regte sich der Naturforscher in Bernstein, darüber sollte man doch Versuche machen, meinte er; wir besahen die Fische näher und er kam bald darauf, nur die feinstachlige Haut derselben werde mecha- nisch schädlich sein. Wir liessen nun die Fische sieden, zogen sorgfältig die Haut ab und assen nun zusammen, die ersten Bissen gleichzeitig und aufmerksam prüfend, dann immer sorgloser und unter heiteren Witzen, zum Erstaunen unserer Leute, welche nun die Ueberzeugung gewannen, diese „Holländer“ seien im Besitz eines kräftigen Zaubers gegen alles Gift. Bernstein hatte nach dem Beispiel,von Müller und Forsten die Fähigeren seiner Mannschaft zu Jägern herangebildet, ihnen auch das regelrechte Abbalgen der Vögel beigebracht und durch diesen Zuwuchs von Arbeitskräften seine Ausbeute sehr wesentlich ver- mehrt, sowie selbst Zeit zu anderen Beobachtungen gewonnen. Aber er versäumte dabei nicht seine Leute unter strenger Controle zu halten und ihre Angaben über das Vorkommen etc. der Vögel nur nach eigener Prüfung aufzunehmen, wohlwissend, wie ungenau die Leute dort und anderwärts es mit der Wahrheit nehmen. Trotz allen Jagdeifers wurde aber durch stillschweigende Ueber- einkunft ein Vögelchen verschont, das in der Nähe nistend oft auf unsern Hof geflogen kam und durch seine komischen Stellungen und Bewegungen mit ausgebreitetem Schwanze uns viel Vergnügen machte. Es war ein schwarz- und weissschäckiger Fliegenschnäpper, Rhipidura trieolor. Bernstein hatte ausdrücklich allen seinen Leu- ten befohlen, den zutraulichen Vogel nicht zu stören. Die Tage, die ich so mit ihm, ich möchte sagen, in idylli- scher Naturforschung verlebte, rechne ich zu den schönsten iıneiner ganzen Reise ; doch auch hier kam die Trennung nur zu bald. Ich wollte noch nach der grössern Insel Halmahera hinüber, er auf Kajoa sein Boot ausbessern lassen und so trennten wir uns, in der festen Hoffnung, uns in Europa wiederzusehen. Aber es kam in doppelter Hinsicht anders: in Kajoa fand er nicht die nöthigen Arbeitskräfte zur Reparatur seines Fahrzeuges und musste daher bis Ternate zurück, wo wir nun noch einige Tage zusam- men in seiner Wohnung verbrachten, bis das Dampfschiff kam, 142 O. Finsch u. Ed. v. Martens: Erinnerung an Bernstein. das mich nach Amboina führte. Und in Europa musste ich statt einer Antwort auf eine Zusendung an ihn, die Zeitung von seinem Tode erfahren. Während meines Aufenthaltes in Ostasien habe ich viele Männer kennen gelernt, welche sich mit Sammeln von Naturalien beschäftigten und Manche, die als Naturforscher gelten; aber Bern- stein war der einzige, derseine tiefere naturwissenschaftliche Bil- dung besass und von dem ich gewiss bin, dass er es aus Liebe zur Wissenschaft, nicht aus persönlichem Ehrgeiz oder Spekulation that. Seine veröffentlichten Arbeiten, leider nur zu wenige, haupt- lich über Anatomie und Lebensweise, namentlich Nestbau, ein- zelner indischer Vögel, tragen daher auch alle den ernsten, ich möchte sagen, keuschen Stempel der Wissenschaftlichkeit, kurz und einfach das Beobachtete darstellend, ohne prahlerische Namens- verzeichnisse und persönliche Abschweifungen; sie sind, wie sie sind, ein bleibendes Stück ‘der Wissenschaft, fähig in jedes Lehr- buch eingereiht zu werden. Bei diesem ernsten Streben fühlte er denn auch, dass er damit allein stand, er verachtete die gewöhn- lichen flachen Unterhaltungen der indischen offiziellen und halb- offiziellen Abendgesellschaften und es kam ihn schwer an, um etwas zu bitten bei Beamten, denen er sich doch geistig über- legen und durch seine vom Generalgouverneur selbst erhaltenen Instruktionen aueh formell gleichstehend fühlte. Dieses Selbst- gefühl, in sich gerechtfertigt, aber unter den gegebenen Umstän- den nicht immer klug, wurde denn auch zur Quelle mancher Schwierigkeiten für seine Reiseunternehmungen, wodurch er aber wiederum Gelegenheit erhielt, Energie, Beharrlichkeit und Auf- opferung für seine Zwecke zu bethätigen. Ein solcher Charakter konnte keine grosse Zahl von Freunden haben, aber um so mehr die Achtung und Liebe der wenigen, die ihm näher gekommen, fesseln, Auf Ternate hatte er zur Zeit meiner Anwesenheit einen treuen, liebreichen Freund an dem dortigen Militairarzt Dr. Huseman, der während Bernsteins Abwesenheit auf Reisen für seine Ange- legenheiten sorgte und dem auch ich zu vielem Danke verpflichtet bin. Auf Java war es namentlich der Sprachkundige Friedrich, mit dem er in enger herzlicher Verbindung und Gedankenaustausch gestanden hatte. - Sein Leben war der Wissenschaft geweiht und wie er kein Bedenken trug, es für dieselbe einzusetzen, so war sie auch Ersatz und Zuflucht für ihn bei den mancherlei Widerwärtig- keiten, unverdienten Demüthigungen und tiefgefühlten Entbehrun- Dr. Quistorp: Briefliches aus Neu-Vorpommern. 143 gen, welche die Standhaftigkeit des Menschen mehr in Anspruch nehmen, als die Aufregung grosser vorübergehender Gefahren. Und die Wissenschaft belohnte ihn in ihrer Weise, sie konnte ihm keine glänzende Lebensstellung verschaffen, aber sie sichert ihm ein ehrenvolles Andenken.“ Ed. v. Martens. Briefliches aus Neu-Vorpommern. Der Winter 1865/66 hat auch in der Provinz Neu-Vorpommern einen ungewöhnlich milden Verlauf gehabt, wie man dies seit dem Winter 1823/24 wohl hier nicht wieder erlebt hatte. Die vor- herrschende Windrichtung war Süd und West, während Ost- und Nordwinde zu den Seltenheiten gehörten. Die westlichen Winde erreichten namentlich im Monate Januar sehr häufig die Höhe des Sturmes und zwar des äusserst heftigen. Schneefall hat bis heute noch absolut gar nicht stattgefunden und den Gefrierpunkt hat das Termometer nur an verhältnissmässig sehr wenigen Tagen erreicht. Die Temperatur war meistens einige Grade über Null, selbst bis zu 7—8° hinauf und sogar drüber. Dennoch sind in den letzten 2 Monaten bereits 5 Schneeeulen (Strix nyetea) in der Nähe von Greifswald geschossen worden. Als im November 1858 die Schneeeulen in so grosser Menge in unsern Ostsee- Provinzen erschienen, wie es seit dem December 1832 und Januar 1833 nicht wieder der Fall gewesen war, hatte kurz zuvor ein heftiger Nordwind fast acht Tage lang geweht und durch diesen, so konnte man damals glauben, seien jene schönen nordischen Eulen über die Ostsee zu uns herüber getrieben und verschlagen worden. In diesem Winter ist dies nicht der Fall gewesen, es haben ja meistens gerade conträre Winde geweht und auch in den scandinavischen Ländern hat die Kälte nach den Berichten von dort stets nur auf kurze Zeit einen hohen Grad erreicht. Sollte einfach Mangel an Nahrung diese Vögel aus ihrer Heimath ver- trieben haben? Den Raubvögeln sind die Zustände auch in unserer Provinz in diesem Winter entschieden sehr ungünstig. Mäuse giebt es zum Segen der Landwirthschaft nur äusserst wenige; und bei dem gänzlichen Mangel an Schnee ist es den kleinern Vögeln auf dem grauen Erdboden ein Leichtes, sich vor dem scharfen Auge der Raubvögel genügend verborgen zu halten. Somit würden die nordischen Eulen auch bei uns nicht im Ueberflusse schwelgen können, denn auch die Hasen haben durch den letzten sehr un- günstigen Frühling so sehr gelitten, dass ihre Zahl eine nur ge- 144 | Eingegangene Schriften. ringe ist. Von Interesse wird es sein zu erfahren, ob die Schnee- Eulen wieder wie 1858 die an die Ostsee gränzenden Provinzen in einer grossen Ausdehnung und zahlreich besucht haben, oder ob unser Neu-Vorpommern sich allein eines solches Glückes zu erfreuen hat, Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen, mich gegen Herrn Dr. Altum zu rechtfertigen in Betreff seiner Aeusserung in einem der vorhergehenden Hefte dieser Zeitschrift, als habe ich nämlich von Syrrhaptes paradowus behauptet, es lebe in Polygamie. Es beruht dies jedenfalls auf-einem Irrthum und einer Verwechse- lung von Seite des Herrn Dr. Altum, denn so viel ich mich ent- sinne, habe ich niemals über das Brutgeschäft und das eheliche Leben des Fausthbuhns eine positive Ansicht ausgesprochen, da ich niemals Gelegenheit gehabt, Beobachtungen darüber zu machen oder sichere Nachrichten darüber zu erhalten. Greifswald, d. 4. Febr. 1866. Dr. Quistorp. Nachrichten. An die Bedaction eingegangene Schriften. (Siehe Januar-Heft, S. 72.) 608. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. Edited by Alfred Newton. New Series, Vol. II. No. 5, January 1866. — Vom Herausg. 609. Spencer F. Baird. The Distribution and Migrations of North American Birds. (From Amer. Journ. of Sc. and Arts, Vol. XLI, Jan. 1866.) — Vom Verfasser. 610. P. L. Sclater. Description of a New Aceipitrine Bird (Leucopternis princeps) from Costa Rica. (From Proc. Zool. Soc. London 1865, pag. 429—30.) Vom Verfasser. 611. Spencer F. Baird. The Distribution aud Migrations of North American Birds. (From. Amer. Journ. of Se. and Arts, Vol. XLI, March 1866.) — Vom Verfasser. 612. D. G@. Elliot. A Monograph of the Z’etraoninae or Family of the Grouse. Introduction. 4 Bog. fol. — Vom Verfasser, r 613. Storia naturale degli Uccelli che Nidificano in Lombardia od illustrazione della ruccolta. ornithologica dei Fratelli Ercole ed Ernesto Turati, seritta da Eugenio Bettoni, con 'Tavole lithografate e colorate prese dal vero da O. Dressler. Vol. I. Fasc. IV. fol. Milano, 1866. — Von den Grafen Turati. Pr B 614. Geo.N.Lawrence. Descriptions of Six New Species of Birds from Central America. — List of Birds from near David, Ohiriqui, New Granada, col- lected for the Smithsonian Institution, Washington, by Mr. Fred. Hicks, with Deseriptions of New Species. — Catalogue of a Öolleetion of Birds in the Museum of the Smithsonian Institution, made by Mr. H. E. Hol- land at Greytown, Nicaragua, with Description of New Species. (Reprint. from the Annals of the Lyceum of Nat. Hist. in N. York, Vol. VIII, Nov. 1865.) — Vom Verfasser. 615. Dr. L. Buvry. Zeitschrift für Akklimatisation. Organ des Acelimati- sations-Vereins in Berlin. 1865. III. Jahrg. Neue Folge. No. VIII bis XI. 1866. IV. Jahrg. Neue Folge. No. 1 bis III. — Vom Acelimati- sations- Verein. Druck von Albert Lewent io Berlin, JOURNAL für ORNITHOLOGIE. Vierzehnter Jahrgang. = See 1866, Ornithologischer Jahresbericht über die Ankunft und den Herbstzug der Vögel, nebst Bemerkungen über ihre Brütezeit im Jahre 1865 in der Umgegend von Schloss- kämpen bei Cöslin in Pommern. Von W. Hintz I., Königl. Förster. (Schluss.) Alauda eristata (St. u. Str.) im Frühjahr keine Zuglerche ge- sehen, auch kein Nest gefunden. Den 16. October mehrere auf dem Zuge; eine sass über I Stunde auf meinem Scheunendache, wo sie schön sang. Alauda arvensis (Z.), den 2. März (S. —1 +3 -+ 1) Nach- mittags mehrere unter Gezwitscher gegen O. ziehend. Den 25. Febr. schon bei Manow (den I. März bei Neustadt-Eberswalde in ziem- licher Menge.) Den 1. März bei schönem Wetter den ganzen Tag gezogen, den 7. einzelne gesungen, den 8. bis 10. desgleichen, nur an wenigen Stellen, wo die Felder von Schnee entblösst waren, den 11. viel gesungen; die Wiesen waren vom Schnee befreit, auf den Feldern lag stellenweise noch viel Schnee; den 13. viel gesungen, den 16. zogen sehr viele unter Gezwitzcher, den 17. bis 21. wenig; den 22. häufig, den 23. schön gesungen, den 24. bis 26. viele auch laut gesungen, den 27. und 28. wenig, den 29. und 30. viele gesungen. Den I. April viele Abends in der Dämmerung noch gesungen, den 2. viele sehr früh laut, überhaupt den ganzen Tag sehr lebendig und laut, den 3. viele gesungen, den 4. zogen sehr viele, ebenso den d., dabei viel gesungen; von jetzt ab allent- halben häufig. Den 25. April erstes Gelege mit 5 zur Hälfte be- Journ, f. Ornith,, XIV. Jahrg., Nr. 81, Mai 1866. 11 146 W. Hintz: brüteten, den 29. Juli letztes Gelege mit 4 ca. 2 Tage bebrüteten Eiern. Waren schr häufig und daher viele Nester gefunden. Den 7. September zeigten sich die ersten Zuglerchen, doch war hier der Herbstzug sehr schwach. Den 15. Octbr. (O.+1+71— 14 die letzten. Uynchramus schoemiclus (Z.) den 2. April (SW.+1-+4+1) Nachmittag leise gesungen; den 3. April an mehreren Stellen; den 7. April allenthalben. Den 13. Mai erstes Gelege mit 3 fri- schen, den 28. Juni letztes Gelege mit 5 ca. 3 Tage bebrüteten Eiern. ° Den 1. October (S. — 1 + 12 + 7) zuletzt bemerkt. Emberiza hortulana (Z.) hier noch nicht bemerkt. Bei-Gust am 12. Mai ein Gelege mit 4 frischen Eiern. Emberiza citrinella (St. u. Str.) sehr häufig und viele Nester gefunden. Den 25. April erstes Gelege mit 4 frischen, den 10. Juli letztes Gelege mit 4 frischen Eiern. Die Eier dieses Ammers va- riiren sehr und habe ich in diesem Jahre noch ausnahmsweise sehr schöne Varietäten gefunden. Emberiza miliaria (Z. u. Str.) dies Jahr hier nicht bemerkt und kein Nest gefunden. Den 7. April bei Neustadt-Eberswalde, bei Bublitz und Gust im Sommer mehrere gesehen. Fringilla coelebs (Z., auch wohl Str. u. St.) den 13. Februar gegen 50 Stück mit ebenso viel Fringilla carduehs zusammen in einem Fluge. Den 5. April (S. + 3 + 8 + 2) im Garten geschlagen, den 13. März bei Neustadt-Eberswalde geschlagen. Den 7. April allenthalben im Garten und Walde geschlagen, den 9. sehr viele an allen Orten. Den 30. April erstes Gelege mit einem frischen, den 18. Juni letztes Gelege mit 4 frischen Eiern. Den ganzen August geheckweise, im September ab und zu Flüge von 30 Stück. Den 11. October (0.+2 +4 -+ 33) ein Flug von ca. 50 Stück zuletzt. Fringilla domestica (häufiger St. auch Str.) den 5. April be- gatteten sich zuerst. Den 16. März erstes Gelege mit 2 frischen, letztes Gelege den 6. Juli mit 5 frischen Eiern. Fringilla campestris (häufiger St.) Den 4. Mai erstes Gelege mit 5 frischen, den 22. Juli letztes Gelege mit 5 Eiern ea. 6 Tage bebrütet. Nimmt sehr gerne die Brutkasten in Besitz, doch nur selten die Schwalbennester. Fringilla chloris (St. und Str.), einzelne an mehreren Stellen. Den 8. und 9. Januar Flüge gegen 30 Stück, den 15. Januar über 60 Stück, mit Goldammer gemischt auf den Bäumen bei meiner Jahresbericht über Vögel in Pommern. 147 Wohnung, den 24. Januar einzelne. Vom 31. März ab täglich, im Ganzen nur wenig; vom 20. April ab nur paarweise. Den 3. Mai erstes Gelege mit 5 frischen, den 25. Juli letztes Gelege mit 4 frischen Eiern. Den ganzen Juli ab und zu geheckweise im Garten, ebenso im August und September. Den 9. November (SSW. + 21 + 2 + 1) ein einzelner seinen Lockton hören lassend; hoch in der Luft gegen SW. Fringilla cannabina den 30. März (O0 +1 +3 +1) (Z.) 5 Stück, bis zum 20. April nur ab und zu kleine Flüge bis 10 Stück; von da ab nur paarweise. Waren dies Jahr ii häufig und briteien häufig in den 6— —10jährigen Kieferkulturen, oft beinahe an der Erde. Den 28. Mai erstes Gelege mit 5 frischen, den 95. Juli letztes Gelege mit 6 frischen Eiern. Im August und September geheckweise, den 29. September 15 Stück in einem Fluge auf dem Zuge. Den 7. October (W.+5+9 +5) zuletzt. Fringilla carduelis (Z. auch Str.) den 13. Febr. ca. 50 Stück in einem Fluge mit ebenso viel Fring. coelebs zusammen; hier nur sehr selten, noch seltener brütend; mehrere im Billa, Herbst und Winter auf u Zuge. Den 6. Octbr. (SW. = 23 +12 +2) ein Geheck von 5 Stück zuletzt. Fringilla spinus (Z.) den 21. November (SSW. —5.0 — )) ca. 50 Stück auf den Elsen bei meiner Wohnung; den 5. März ca. 40, den 6. 3 Flüge über 40 zogen von W. nach S., den 30. 3 Stück. Den 28. Febr. und 5. März viele bei Nenn Eee Den 3. November 9 Stück, den 16. December 15 Stück. Fringilla linarıa (Z.) hier seit einigen Jahren sich selten ge- zeigt; dies Jahr keine gesehen. Den 5. März bei Neustadt-Ebersw. Lozia eoccothraustes (2.) Keine im Frühjahr bemerkt. Den 20. Mai ein Gelege mit 5 frischen Eiern 14 Meile von hier von Oberfier erhalten. Da es hier gar keine Kirschen gab, so zeigten sich den 30. Juli nur 3 Stück auf den Elsen bei meiner Wohnung, sonst keine bemerkt. Pyrrhula vulgaris (Z.), den 22. Januar (. — 1+4-—1) ein Weibchen bei meiner Wohnung auf den Ebereschen, den 22. und 23. März 2 Männchen und I Weibchen auf den Ebereschenbäumen, den 27. ein Männchen im Garten. Bei Greifswald ist ein Nest gefunden; hier noch nicht brütend vorgekommen. Scheint sich seit einigen Jahren sehr zu vermindern und habe ich den ganzen Herbst keine bemerkt. Caprimulgus europaeus (Z.) den 4. Mai (W. + 11 +22 + 13) 11* 148 W. Hintz: in geringerer Anzahl wie seit mehreren Jahren. Den 19. April bei Neustadt-Ebersw. Den 28. Mai erstes Gelege mit 2 frischen, den 29. Juni letztes Gelege mit 2 einige Tage bebrüteten Eiern. Den 30. August (WN. + 104 + 13 + 9) zuletzt. Hirundo riparia (Z.) den 3. Mai (W. +8 +17 +7) sehr wenig vertreten, die grossen Kolonien am Radü-Ufer nicht be- setzt; häufig in den Mergelgruben auf dem UÜbedeler Felde. Den 17. August (W. + 10 + 14 + 10) zuletzt. Birundo rustica (Z.) den 12. April (W.+-3-+10-+-1) eine einzelne (den 14. bei Neustadt-Eberswalde), den 15. eine einzelne flog schon in den Stall zu den Nestern; den 17. 2, den 20. 2 Paare im Stalle bei den Nestern; den 31. 5 Paare; von da ab allent- halben. Den 20. Mai erstes Gelege mit 5 frischen, den 27. letztes Gelege mit 5 frischen Eiern. Die Rauchschwalben haben sich seit einigen Jahren sehr vermehrt; früher brüteten nur 1 Pärchen hier, dies Jahr 12 Pärchen; dahingegen hat Hirundo urbica sich be- deutend verringert; ich habe früher schon einige SO Paare bei meiner Wohnung gehabt, dies Jahr jedoch nur 8 Pärchen. Den 6. Juli ca. 50 Rauchschwalben schon ihre. Nachtruhe in einem kleinen Rohrplan, wo vorigen Herbst das Rohr nicht geworben war. Den 6. und 7. August, wo anhaltend starker Regen war, verhungerten in 2 Nestern die Jungen. Den 9. August schwärm- ten über 100 Stück bei meiner Wohnung über der Radü, den 12. August Abends desgleichen, den 28. die letzten Schwärme. Den 5. September noch 6 Stück, den 16. bis 19. einzelne, den 29. (W.+9 + 144 + 64) die letzten. Hirundo urbica (Z.), den 9. Mai (O0S. +2 + 15 +7) eine einzelne, den 8. schon in Griebnitz, den 13. einige unter Hirundo rustica, den 14. ein Paar am Neste. Hatte in diesem Sommer nur 8 Pärchen hier und nahm deshalb keine Eier. Den 28. August (S.+7+18+ 11) die letzten. Cypselus apus (2.) Die Ankunft nicht bemerkt, zeigt sich hier nur selten. Den 19. Juni gegen Abend bei meiner Wohnung 2 Stück, den 23. und 24. mehrere oberhalb der Radü und im Walde. Alcedo ispida (St. u. Str.), den 5. Mai ein Gelege mit 5 frischen Eiern. Den 17. Mai bei Neustadt-Ebersw. ein Nest mit 7 frischen Eiern ca. 20 Schritte vom fliessenden Wasser entfernt; Nestöffnung nach W. Die Nesthöhle wurde schon 14 Tage vorher bemerkt Jahresbericht über Vögel in Pommern. 149 und 2 Mal untersucht und erweitert, trotzdem legte der Vogel hier. Die Zahl der Eier in einem Gelege scheint immer 7 zu sein. Sitta europaea (St. und Str.) ziemlich häufig. Den 17. und 21. Mai Gelege mit 8 frischen Eiern. Jynz torguilla (Z.), den 29. April (N. +4 +8 --3), vermin- dert sich hier von Jahr zu Jahr. Den 17. April bei Neustadt- Eberswalde. Den 10. Juni ein Gelege mit 10 frischen Eiern, den 22. August (NO. + 10 + 14 + 9) zuletzt. Picus viridis (St.) nur einzeln in den grossen Revieren und hat ein Pärchen einen grossen Bezirk inne, wo er kein anderes Pärchen duldet. Kein Nest gefunden. Picus Martius (St.) Auch dieser Specht ist selten und hat er noch grössere Bezirke inne, wo er kein anderes Pärchen duldet. Den 8. Mai ein Gelege mit 4 ca. 3 Tage bebrüteten Eiern. Picus major (St. und Str.) der häufigste unter den hiesigen Spechten. Den 8. Mai erstes Gelege mit 3 frischen, den 21. Mai letztes Gelege mit 4 frischen und 1 Spulei. Habe dies Jahr aus 3 Nestern Spuleier erhalten. Picus minor (St. u. Str.) Obgleich 2 Paare in einem Theile meines Reviers (ca. 400 Morgen Eichen) Stand halten, habe ich das Nest nicht gefunden. Certhio fannliarıs (St. u. Str.) häufig. Den 9. Mai erstes Ge- lege mit 7 ca. 3 Tage bebrüteten, den 26. Juni letztes Gelege mit 4 ca. 5 Tage bebrüteten Eiern. Columba oenas (Z.) den 31. März (O.+1-+4 — 3) gleich ge- rufen. Den 29. April erstes Gelege mit 2 frischen, den 14. Mai letztes Gelege mit einem frischen Ei; machen in der Regel zwei Bruten und legen, wenn ihnen die Eier genommen werden, auch wohl 3 Mal. Bis zum 24. Juli noch öfter laut, jedoch liessen sie sich nicht so oft wie in anderen Jahren hören. Den 7. Septbr. (S.+ 10 + 184 + 10) zuletzt. Columba palumbus (Z.) den 5. April (S.+3+8+2). Den 2. April bei Neustadt-Ebersw. Den 13. April gerufen, den 17. allenthalben laut; dies Jahr weniger wie in früheren Jahren. Den 29. Mai erstes Gelege mit 2 ca. 2 Tage, den 25. Juni letztes Ge- lege mit 1 ca. 6 Tage bebrüteten Biern. Dies Jahr sehr wenig gerufen. Den 11. Septbr. (W.+ 14 + 15 + 16) zuletzt gesehen. Columba turtur (Z.) den 21. (S.+3+13-+4) gleich laut; häufiger wie seit einigen Jahren. Den 10. Mai erstes Gelege mit 2 ca. 5 Tage bebrüteten Eiern; den 3. August letztes Gelege mit 150 W. Hintz: ı Ei. Den 23. und 27. August noch laut. Den 4. September (W.+8+ 12+ 7) zuletzt. Perdix cinerea (St. auch Str.) Nicht so häufig wie im vorigen Jahre. Vom 1. März ab Abends oft und viel laut; vom 7. April ab paärweise. Den 13. Juli ein Gelege mit 13 frischen Eiern. Die Völker waren dies Jahr sehr schwach, nur an 10 bis 15 Stück, hielten jedoch gut aus und war die Jagd eine mittelmässig gute zu nennen. | Charadrius minor (Z.) den 6. April (W. -+ 3 + 8 + 2) ein ein- zelner laut. Den 16. Mai ein Gelege mit 2 frischen Eiern, den 4. Juni letztes Gelege mit 4 frischen Eiern. Charadrius pluvialis (Z.) auf dem Frühjahrszuge nicht bemerkt. Im Herbst bemerkte ich die ersten den 16. September, jedoch sind dieselben gewiss schon früher hier gewesen; sie zeigten sich - noch den 20. Septbr. häufig und war der Zug mit dem 27. Oct. (SW. +4 + 7 +9) beendet. Vanellus cristatus (Z.) den 6. März (SSW. —3+ 14 r ]) gleich laut an zwei verschiedenen Stellen; einzelne den 3. März bei Manow, den 29. bei Neustadt-Ebersw. Den 22. und 24. März ein einzelner laut, den 30. 2 Stück; den 1. April 4 laut auf der Brut- stelle, den 4. viele, den 5. wenig laut, den 7. viel und spät laut, 3 Paare auf dem alten Brutplatz; den 14. 4 Paare trieben sich sehr. Der Kiebitz ist beinahe die ganze Nacht laut, und wenn sich in der Nähe irgend etwas regt, z. B. ein Wagen fährt oder ein Hund bellt, so lässt er sich hören, vorzüglich bis Mitternacht. Dies Jahr waren sie wenig laut; ich habe in mehreren Tagen keine gehört und waren den 27. April nur 2 Paare auf dem Brutplatze. Den 27. April ein Gelege mit 4 ca. 8 Trage bebrüteten Eiern. Mit dem 1. Juli waren die Kiebitze hier fort und war den 4., 17. und 22. Juli ein einzeiner laut auf der Seradella nahe an einem Meere. Den 17. und 19. August desgleichen ein einzelner viel laut. Den 21. August (S.+ 16+ 16 + 9) ein einzelner zuletzt. Actitis hypoleucos (Z.) den 26. April (W. + 7 +53 +5). Dies Jahr nur in einem einzelnen Paare vertreten. Kein Gelege erhalten. Totanus glareola (Z.) hat seine Brutstelle 14 Meile von hier, daher die Ankunft nicht bemerkt. Den 6. Juni erstes Gelege mit 4 frischen, den 6. Juli letztes Gelege mit 3 frischen Eiern. Brütet jetzt lange nicht so häufig wie vor 10 Jahren, wo ich wenigstens einige 20 Gelege erhielt. Fotanus ochropus (Z.) den 3. April ($.+1+5 + 2), einige Jahresbericht über Vögel in Pommern. 151 sollen schon den 31. März hier gewesen sein. Den 5. April mehrere bei Tage und Abends laut auf dem Zuge; den 7. bei Tage ein- zelne auf-dem Zuge, den 11. desgleichen. Den 30. April erstes Gelege mit 4 ca. 3 Tage bebrüteten Eiern, den 8. Juni letztes Gelege mit 4 Biern, 3 ca. 10 Tage bebrütet, 1 rein. Legt, wenn ihm die Eier genommen werden, stets zum 2. Mal. Den 10. Juli (WS. +12 143 + 11) ein einzelner laut rufend gegen W. ziehend, zuletzt. Scolopaz rusticola (Z.) den 9. April (S.+6-+ 14 + 6) zuerst auf dem Zuge. Den 4. April bei Neustaat-Ebersw. Der Zug war sehr gering und beinahe nicht zu rechnen. Kein Nest gefunden. Der Herbstzug war eiwas besser, doch auch nur schlecht. Den 20. September die ersten auf dem Zuge. Den 4. November (S. + 6 + 12 + 6) die letzten. | Scolopaz gallinago (Z.) den 17. März (0. — 2 + 14 — 2) liess ihr stick up hören. Den 3. März bei Manow schon gesehen. Ab und zu im März. Den 4. April bei Tage zuerst gemeckert, den 4. Abends etsch und gemeckert, den 5. zogen 3 Stück bei Tage zusammen, Abends nur I etsch, den 6. mehrere alle Stimmen hören lassend, noch 8 Uhr Abends einige stick up und etsch, den 7. viele laut, zogen Nachmittags zu 3 und 6 auch einzeln, Abends sehr viele etsch, wenig gemeckert, Abends ihr stick up und jack, jack, viele etsch his gegen Il Uhr Nachts, den 9. nur eine etsch, einige stick up, auch gemeckert, den 10. viele laut, Nachmittag oft 3 bis 4, welche sich trieben und ihr stick up hören liessen; oft auch 20 Schritte von mir entfernt mit angelegten Flügeln herunterschiessend, ohne den meckernden Ton von sich zu geben. Dies schon den 7. April Abends auf 8 bis 10 Schritt mehrere Mal bemerkt. Den 11. April den ganzen Tag und noch um 10 Uhr Abends laut, im Sitzen oft stick up, bis 12 Uhr Abends noch einige etsch. Bis jetzt viele Beccasinen oft bei Tage 3 bis 5 Stück gesehen, die sich trieben oder jagten. Abends nur wenig ge- meckert, doch oft sehr spät Abends und in der Nacht gehört, den 14. bei Tage oft und viel laut, den 15. und 17. Abends noch wohl 10 Stück etsch; daher noch auf dem Zuge; auch viele gemeckert, dies wohl Bretschnepfe; den 18. mehrere bei Tage gemeckert und stick up, den 19. einige ihre Stimme hören lassend, wenngleich sehr kalte Lult, sonst schön Wetter, den 20. und 25. bei Wind und kaltem Wetter bei Tage wenige laut, Abends nnr einzelne, Morgens mehrere gehört; den 28. Abends nach 7 Uhr viele laut 152 W. Hintz: und gemeckert, von jetzt ab täglich in allen Stimmen. Den 17. Mai Abends einige „etsch“, daher wohl noch auf dem Zuge, den 18. sehr viele gemeckert, bis zum 25. Juli täglich gemeckert, oft auch noch ihr stick up und jack, jack. Den 22. Juli schon 42 Uhr Morgens viele laut, dies Jahr mehrere Male so früh bemerkt. Den 3. Mai erstes Gelege mit 4 ca. 3 Tage bebrüteten, den 10. Juli letztes Gelege mit 4 ca. 6 Tage bebrüteten Eiern. Den 31. Juli Abends nach 9 Uhr einige „etsch“, wohl schon auf dem Zuge; den 5. August Morgens 4 Uhr mehrere ‚„etsch“, den 9. 2 Stück bei Tage etsch, den 11. Morgens und Abends desgleichen, den 18. bis 22. Abends viele, am letzteren Tage 2 Stück gemeckert, den 20. Nachmittags 16 Stück zusammen; schon mehrere Male früher bei Tage zu 2 und 4 beisammen. Den 23. August Abends eine mehrere Mäl gemeckert, den 24. bis 29. Abends und Mor- gens viele, ca. 30 Stück, den 24. bis 26. einige Abends gemeckert, den 24. eine Morgens mehrere Male gemeckert. Den ganzen September Abends häufig auf dem Zuge, oft 20 bis 30 Stück. Im October wenige gehört, den 3. 4, 4. 3, 9. 8, 6. 5, 7. 8, 8. 5; von jetzt ab einige wie mit heiserer Stimme; bis zum 28. täglich Abends 10 bis 20 Stück auf dem Zuge. Den 1. November über 30; den 3. über 50, oft 4 zusammen; den 8. 10, 9. 20, il. und 12. bei starkem Winde keine gehört; den 13. und 14. keine gezogen, den 15. 3 Stück (W. — 2+4.0) zuletzt. Ardea cinerea (Z.) Den 10. März (W. + 1 + 24 — I) lag noch Schnee, 5 Stück. Bei Neustadt-Ebersw. den ganzen Winter ein- zeln. Waren hier nur geringe vertreten; auch auf dem Reiher- stande bei Manow in geringerer Anzahl wie in früheren Jahren und habe daher in diesem Jahre keine Eier genommen. In meinem Reviere siedelte sich wieder ein Pärchen in einem 40jährigen Stangenholze an und diente ihm ein altes Krähennest als Unter- lage seines Baues; er zog 3 Junge gross. Während der Brüte- zeit waren stets 5 auch 6 alte Reiher in diesem Stangenholze zu- sammen, die des Abends ein grosses Geschrei machten; dies eine Nest habe jedoch nur gefunden. Im August bis zum 16. Septbr. täglich einige gesehen, daun kamen sie nicht wieder. Den 22. Sept. bei Bublitz spät in der Nacht einen auf dem Zuge gehört. Den 28. October (8. + 4 + 10 +6) einen einzelnen zuletzt. Ciconia nigra (Z.) den 21. April (S.+3-+ 13 +4) hier, den 5. schon bei Manow. Im Laufe des Sommers hier ein Pärchen bemerkt. Keine Eier erhalten. Jahresbericht über Vögel in Pommern. 153 Ciconia alba (Z.) den 3. April (S.+1-+5 12) bei der Cu- rower Mühle, woselbst derselbe stets 8 Tage früher ankommt als an den anderen Orten. Merkwürdig war es, dass dies Pärchen, obgleich es sich begattete und sein Nest inne hielt, dies Jahr nicht legte. Den 2. April bei Manow, den 9. bei Neustadt-Ebersw. Den 4. April erschien hier ein einzelner, den 5. einer auf meinem Scheunendache, den 11. 10 Stück in Schlosskämpen, den 19. 5, den 18. Mai noch 5 über einem Stangenholz in der Luft und krei- seten dort von 3 bis5 Uhr Nachmittags; den 20. Mai desgleichen und sassen über eine Stunde auf meinem Scheunendache. Den sanzen Sommer über waren einige 20 täglich auf den Curower Wiesen zusammen. Der Storch in Schlosskämpen hatte am 2. Mai 4 ca. 6 Tage bebrütete Hier, ich nahm ihm 2 und brütete er die andern ruhig aus. Den 2. August flogen die jungen Störche zuerst aus, zogen den 25. August fort und folgten die alten den 28. August. Grus cinerea (Z.) den 31. März (0 +1-+4—3) 2 Stück, Nachmittags 3. Den 23. März bei Manow, den 29. bei Neustadt- Ebersw. Den 1. und 2. April viel laut, den 3. 3. Stück zusam- men, viel laut und ihren Begattungsruf hören lassend, vom 7. ab nur 2 Stück, Den 16. Juni viel laut, zogen auch mehrere einzeln hoch in der Luft gegen O. Den 19. bis 21., 24., 30., den 1., 3., 6., 7. Mai zogen einzelne, den 8., 10., 16. viel laut, den 19., 20. bis 25. wieder 3 Stück, den 27. bis 31. dito. Den 20. April erstes Gelege mit 2 frischen Eiern, den 11. Mai letztes Gelege mit 2, eins wenig und eins nicht bebrüteten Eiern. Den 5. April begatteten (traten) sich die Kraniche bei Tage auf meinem Acker, kaum 200 Schritt von meinem Wohnhause. Dies sah sehr hübsch aus, die Posituren, die sie dabei machten und ihre Stellungen waren wirklich schön; das Männchen ging mit gehobenen Flügeln gegen das Weibchen, umtanzte es einigemal; das Weibchen wich immer aus; das Männchen fing seine Posituren und Tanz unter Geschrei immer wieder an, so wohl 10 bis 15 Mal; da mit einem Male springt das Männchen auf das Weibchen und vollzieht den Begattungsakt, was in einer Stunde wohl 10 Mal wiederholt wurde; ebenso am 7. April, jedoch wurde der Begat- tungsakt nur 6 Mal wiederholt. Den 24. September (O. + 1 + 15 +4) 6 Stück auf dem Zuge, hier die letzten. Orex pratensis (Z.) den 19. Mai (OOS. -+ 11 + 183 + 10) einer laut, den 22. Abends viele laut, auf allen Wiesen häufig, den 31. 154 W. Hintz: nur an 3 Stellen gehört; es blieben nur 3 Brutpaare hier, die andern verzogen. Den 3. Juli erstes Gelege mit 10 frischen, den 10. Juli letztes Gelege mit 10 frischen Eiern. Am 25. Juni still, den 2. Juli nur noch einmal gehört. Sobald die Wiesen gemäht waren, liess er sich nicht mehr hören. Rallus aquaticus (Z., zuweilen auch St.) Die Ankunft nicht bemerkt, auch kein Nest gefunden; jedoch zeigten sich später auf dem Bewerhuser Teiche 2 Paare mit ihren Jungen. Gallinula porzana (Z.) d. 21. April (S.+3 + 13 + 4) Abends laut; dies Jahr häufig. Den 30. Mai erstes Gelege mit 5 frischen, den 17. Juli letztes Gelege mit 7 frischen Eiern. Den 8. August (W. +10 + 11 + 10) zuletzt laut; den Abzug nicht bemerkt. Stagnicola chloropus (Z.) den 19. April (SO.+5+11-+6) Abends laut; war nur in der ganzen Gegend in 2 Pärchen ver- treten. Kein Nest gefunden. Den 23. August (S. +9 + 16+ 114) zuletzt gesehen; war sehr wenig laut und nur an einigen Abenden gehört. Sterna fluviatilis (Z.) den 6. Mai (W. + 12 + 20 + 10). Nur in einem Pärchen auf dem Bewerhuser Teiche vertreten; baute nicht. 2 Meilen von hier bei Porst bauten sie, jedoch nicht so häufig wie am ÖOstseestrande. Den 28. Mai erstes Gelege mit 1 frischen, den 4. Juni letztes Gelege mit 3 frischen Eiere; am letztern Tage 6 Nester gefunden. Anser .... Den 23. März (0. — 14.0 — 6) ein Zug von 40, den 4. April Nachmittags 42, den 8. 25, den 24. und 25. Züge zu 12 und 30, den 27. 50. Den 10. October 2 einzelne circa 800 Schritt von einander unter lautem Geschrei gegen W., den 16. November (8.0 +2 - 2) gegen W., zuletzt. Den 21. Octbr. 20, den 3. November starke Züge bei Neustadt-Ebersw. Der Zug der Gänse war dies Jahr nur gering. Cygnus musicus (Z.) den 3. Januar (S. — 7 — 7 — 10) 6 und 3, den 4. 3, 5., 6., 7., den 1. Februar mehrere, zogen sehr laut früh des Morgens, den 3. 7, 11. 8, 14. 9, 21. 7, 25. u. 26. Nachts sehr laut, 27. 8; den 6. März 12, 24. 8, 25. 8, 29. 5, 1., 2.,35 5. April 8, wohl dieselben. Den 21. October ein einzelner unter lautem Ruf niedrig ziehend gegen NV. Das früheste, wo der Singschwan hier erschien, war am 20. November, 5 Stück, sonst keine bemerkt. ‚Anas boschas (Z., St. u. Str.) Im Januar gab es nur ab und zu Zugenten. Im Februar wenig, ausser im letzten Drittel, wo u Jahresbericht über Vögel in Pommern. 155 sie auch häufig bei Tage zogen. Im März häufig, vorzüglich am 3., 7., 12., 13., 14., 28., 29., 30. und 31.; auch zogen sie häufig bei Tage, jedoch waren die Flüge nicht stark und waren ca. 20 Stück die ‚grössten. Im April der Zug sehr schlecht; vom I. April ab meistens paarweise oder zu 4 bis 6, wobei dann ein Weibchen war. Auch junge Enten gab es nur wenige Schofe; den 8. Juli die ersten flugbaren Enten. Vom 19. September ab nur des Abends Zug- enten; den 28. und 29. sehr häufig. Die andern Monate, bis zum Schlusse des Jahres so wenig Enten, wie noch nie; nur im No- vember in der ersten Hälfte häufig und den 21. und 22.. sonst nur gering. Anas querquedula den 10. März (W. + 1+24+ 1) ein Pär- chen, weiter keine bemerkt. Platypus clangulus den 23. Febr. (S. — 14 + 1 — 12) mehrere auf der Radü. Mergus merganser den 28, Febr. (W.1+1+1-—-.1) 2 Stück unter Anas boschas, den 12. März 5 und 7, den 27, 30, den 5. April 9 Stück. Mergus cucullatus den 23. Februar ein einzelnes Exemplar. Podiceps minor den 16. October Abends ein einzelner auf dem Zuge. Colymbus arcticus, dies Jahr häufig auf seinen Brutstellen. Den 25. Mai erstes Gelege mit 2 ca. 5 Tage bebrüteten Eiern; ausser- dem noch 4 Gelege ohne Datum des Findens erhalten. Den 23. Febr. sassen ca. 5 Stück den Goldammern ähnliche Vögel auf den hohen Elsen bei meiner Wohnung; als ich mir ein Gewehr holte, um einige zu erlegen, flogen sie dem nahen Walde zu. Ich kannte sie nicht und glaube sie hier noch nicht gesehen zu haben. Den 16. November Abends um 6 Uhr flog ein Vogel an der Radü, welcher eine ähnliche Stimme wie Actitis hypoleucos hatte; da dieser aber schon lange fort war, so weiss ich nicht, was für ein Vogel es gewesen ist. Den andern Tag suchte ich das Ufer der Radü auf + Meile ab, ohne jedoch etwas zu finden. Im Ganzen waren die Brutvögel, mit Ausnahme von wenig Arten, sehr schwach vertreten und habe ich noch nie so wenig Nester gefunden. Auch in diesem Jahre habe ich keine Ausflüge nach den benachbarten Revieren und dem Ostseestrande machen können und fehlen daher in der Nachweisung die dort brütenden Vögel. 156 W. Hintz: Viele Vögel hatten mitunter kleine Gelege, z. B. Kranich I Ei, Turdus merula 1, Turdus musicus 3, Fringilla cannabina 3, Fringilla montana 2, Muscicapa luctuosa 3, Fringilla chloris u. s. w. und brüteten auf diesen wenigen Eiern. Da ich meine Eiersammlung so eingerichtet habe, dass ich aus jeder Provinz oder Lande, wo der Vogel brütet, ein Gelege (oder von den sehr seltenen Arten nur 1 oder 2 Eier) in meine Sammlung aufnehmen will, so biete ich den Herren, die hierauf reflectiren, den Tausch gegen hiesige Gelege oder auch andere nordische Eier an. Die Eier meiner Sammlung sind bis auf ein- zelne der hochnordischen alle seitlich durch ein oder zwei Löcher entleert und gut präparirt und besteht die Sammlung aus circa 480 Arten incl. 30 Subspecies in 18000 Exemplaren. Auch bin ich geneigt, Exemplare oder ganze Sammlungen von ein bis 300 Arten abzulassen. Schlosskämpen bei Brückenkrug (Regierungsbezirk Coeslin) in Pommern, den 1. Januar 1866. 157 Jahresbericht über Vögel in Pommern. oT - 7981 . RS NENP AUT Ne ri GIBT " sDU90 nqumoy " sumyrumf 002.49) O "201809 DANS s2u3s9dums ® "2993s9uop »ypbund,] ® DUDNFLOY DZWUIgUT sısuogn.d snyzup "0070 DILODJOT "2 olmus SNADT sıpf agsnaudoyphuyg " oon.ıma Diayhs‘ "samyumf Dpnaagny na1ans njn9aunk) SNLOMISIA SMPANL n.m9auaoyd mppaoagnay . ayJumu90 DJosumngı "Dsongon]) vdoarosnyir . 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Hiutz € L . . 0% FI > L I ; 8 G . . :— |% 9 | Sen E23 Fe 9m vum) |8 | II obpunmb andopns | — | % somajodhy syıpp |4 | OL SNIDFS1ID SNJJaUD y L LJOUnU SNIUPDADY) ji v “ unzAun? DqunJo) see vasT 0981 "1951U0 AM Zi "8992940 snquıhjo) "" opunay Dudos " »unz4od DynuypH . . sısuagn.d x) " DAL2UD SNLH sndo«yao "702.476 snunjoL DAHUD PLOT "0.130 DIYNT madhp “ opnpanbuonb “ 20 "8949809 SDUF "SNPUNgIPAL SAADT opnwwm "DJ09YSn.4 andozoagı 'S2.1P109 SnunJoL "woußnd sa73y00AL ud DupJad 'SnUDLJuDd u opnagpıy soyjıbap "supz2da.19 SNWIUDPIO "STUNWUOI AIULNIOT eu) snpboun 'DISDU0Q OD4AL, oumu enipaw U EROHT "DIAqUn = ‚pıımdıı opunapf 'sndv snjasdhy "SYonpAnD Dypbundg DADYUU DZIOQUN "DIDISWI DPNDIF am « "SNITN.LI0I SNMADT nabru Dudags| 077278n90j S :sndo..07y9 DJosmbnzS| -13992.103 "senoyonb» snymy| "sermubo.ıyd x "o.bru Dıu09r) "purpınz a 'opnunppb xudojosg|-naonurpun.n adıayown7o) yo "u9punJ93 ISoN UM "uopunj93 I80N mOyM Tr J. Cabanis: Neue oder weniger bekannte Vögel. 159 Ueber | ‚nene oder weniger bekannte exotische Vögel.— ‘Vom Herausgeber. (Fortsetzung; s. November-Heft 1865, S. 406—414.) + Chlorestes mentalis n. sp. Mr. Gould hebt in seiner Monogr. Trochilid. V. tab. 335 und Introduction to the Trochilidae, p. 167, no. 375 bei Eucephala coerulea einige Abweichungen zwischen den Individuen der ver- schiedenen Länder (Brasilien bis Trinidad) hervor, ohne sich je- doch für eine specifische Sonderung entscheiden zu können. Eine grössere Anzahl mir zu Gesicht gekommener Exemplare von Porto Cabello, in verschiedenen Alters- und Geschlechtsunter- schieden, weichen durch merklich längern Schnabel und in der Färbung durch geringere Ausdehnung der schön blauen Farbe des Kinns ab. Das Blau am Kinn ist bei mehreren ausgefarbten Individuen auf ein Minimum beschränkt und ausserdem sind die daran grenzende Kehle und die Seiten des Halses entschieden, grünglänzend wie die übrige Unterseite, während bei alten bra- silischen Männchen das Blau des Kinns durch einen bläulichen Schiller der Kehle und der Halsseiten allmählich in das reine Grün der Unterseite übergeführt wird. Der Oberschnabel und die Spitze des Unterschnabels sind dunkler als beim brasilischen Vogel. Aus,, gefärbte Vögel von Guiana, auf welche Vieillovs und Lesson’s Namen basiren, kenne ich nicht; die hier aufgestellte Art möchte daher zunächst als climatische Abart der Küstengegend Neu-Gra- nada’s zu betrachten sein. Zu Chlorostes Rehb. in engeren Sinne mit dem Typus eyano- genys (Pr. Max Neuw.) gehören ausser den uns bekannten coeru- leus und mentalis, nach Gould’s Abbildungen zu urtheilen, von dessen Hucephala-Arten wohl keine weiter hierher; denn Zucephala hypocyanea Gould lässt nach der Abbildung zweifelhaft, ob der Schwanz noch gerade, oder ob er nicht schon ausgerandet sei, bei E. coeruleo-lavata ist letzteres schon entschieden wahrzunehmen und Gould’s übrige Arten sind nach einem andern Typus gebildet. Agyrtria mellisuga Cab. Hein., Mus. Heineanum IT, p. 34, no. 71 und die später hierauf basirte Agyrtria comps: ieine, Journ. für Orn. 1863, p. 185, no. I9 sind als Art zu streichen und als Weibchen oder jüngerer Vogel von coeruleus zu betrachten. Die 160 J. Cabanis: Neue oder metallisch schillernden unteren Schwanzdecken des geraden, seit- lich abgerundeten Schwanzes bekunden entschieden die sehe ‚ keit zu Chlorestes. + x * Chrysomitris hypozantha n. sp. Ch. simillima spinescenti sed differt statura paullo minore, rostro parum robustiore, coloribusque omnino vegetioribus, speeulo alare minus extenso. Bahia. Mit schwarzem Scheitel und sonstigen Abzeichen des spine- scens von Bogota ist hypoxantha als brasilische Abart desselben zu betrachten und durch etwas geringere Körperverhältnisse und Grösse, sowie durch den gedrungeneren weniger spitzigen Schnabel ‚und durch eine viel lebhaftere Färbung merklich abweichend. Die Seiten des Kopfes und Halses, sowie die ganze Unterseite, sind lebhaft hochgelb gefärbt, beim Weibchen weniger lebhaft und mit grünlichem Anfluge, aber noch fast so lebhaft, als diess nur die Männchen von spinescens zeigen. Auch der Anflug der Oberseite, namentlich am Bürzel, ist gelblicher als bei spinescens. Bei dieser lebhafteren Ausfärbung ist auffallend, dass der gelbe Spiegel auf den schwärzlichen Flügeln in geringerer Ausdehnung als bei spine- scens auftritt, ebenso das Gelb an der Wurzel der Steuerfedern. Das Berliner Museum besitzt Männchen und Weibchen von Bahia, das Hamburger Museum ein schönes männliches Exemplar mit dem speciellen Fundorte: Leopoldina. L- + Chrysomitris capitalis n. sp. Ch. ictericae e Brasilia simillima, differt capite toto solum (cum gula nec jugulo) nigris; ventre grisescente; coloribus obsoletiori- bus. Equador. Von der brasilischen veterica als westliche Abart zu unter- scheiden. Durch weniger lebhafte Färbung abweichend, ist der Hauptunterschied in der vorn an der Kehle hervortretenden ge- ringeren Ausdehnung der schwarzen Kopffärbung. Bei ieterica (Licht.) ist die schwarze Färbung vorn weiter nach unten ver- längert als an den Seiten des Kopfes, während sie bei capitalıs nur den ganzen Kopf einnimmt und nur den oberen Theil der Kehle (gula) und fast in gleicher Höhe mit den Kopfseiten ab- schneidet. Der untere Theil der Kehle (jugulum) ist daher nicht mehr schwarz, sondern schon gelb wie die Brust. Der hintere Theil der Bauchmitte bis zum After und die Schienen sind bei unserm Exemplar nicht gelb, sondern fahlgrau; die unteren Schwanzdecken dagegen sind gelb, ebenso die Wurzeln der Steuerfedern, jedoch weniger bekannte exotische Vögel. 161 anscheinend in geringerer Ausdehnung als bei vcterica. Im Ganzen erscheint die Unterseite viel weniger lebhaft gelb gefärbt. Die Maasse sind kaum merklich grösser. Der in Peru vorkommende Vogel wird wahrscheinlich hierher und nicht zu ceterica gehören. Ich habe augenblicklich nicht Ge- legenheit peruanische Exemplare zu vergleichen, entsinne mich aber, dass ein solches, in der Heine’schen Sammlung; befindliches, von Warscewicz gesammeltes Exemplar durch merklich dickern Schnabel vom brasilischen Vogel abwich. + Chrysomitris magellanica Vieill. Sp. Vieillot publieirte seine Fringilla magellanica schon im Jahre 1805, Viseaux chanteurs tab. 30, und wird daselbst l’Olivarez Buffon eitirt und angegeben, dass der Vogel im südlichsten Amerika bis zur Magellan’s-Strasse vorkomme. Vieillot hat also den Vogel selbst gesehen. Später, im Nouv. Dict. XII, p. 168, und in Eneyel. - meth. p. 983, bezieht Vieillot den Vogel auf den Gafarron Azar. no. 134, und giebt Buenos-Ayres als Vaterland an. Die typische Fringilla magellanica Vieill. ist also entschieden der in den Land- strichen südlich von Brasilien vorkommende Vogel. Die Exemplare des Berliner Museums von Montevideo und Buenos-Ayres sind sämmtlich durch merklich längere Flügel und sonstige Maasse bei anscheinend kleinerm, spitzerm Schnabel vom brasilischen (tropischen) Vogel zu unterscheiden*) und erscheinen daher, wie dies so häufig der Fall ist, als grössere südliche cli- matische Abart. Will man diese gelten lassen, so muss für sie der Name magellanica reservirt bleiben. Will man dagegen die in Brasilien und in den westlichen Ländern Südamerika’s (Equador! Peru?) vorkommenden Abweichungen nicht auseinander halten, so "müssen vcterica und capıtalıs als Synonyme zu der sodann als über den grössten Theil Südamerikas verbreitet zu betrachtenden magel- lanica Vieill. gezogen werden, wie ich dies*früher in v. Tschudi’s Fauna peruana und im Museum Heineanum, Pars I, p. 160, ge- than habe, da mir damals Exemplare weder von Equador noch von os -Ayres bekannt waren. Dr. Sclater setzt in seinem bekannten datalac, Amer. Birds zur brasilischen icterica als Synonym die Frring. magellanica Vieill. Nouy. Diet. und Eneyclop., eitirt aber Vieillot’s ursprüngliche Ab- *) Einige im frisch gemauserten Kleide befindliche Männchen, welche im Juni bei Buenos-Ayres erlegt wurden, zeigen die Bauchmitte nicht gelb, son- dern weisslich gefärbt. - Journ, f, Ornith., XIV. Jahrg., Nr, 81, Mai 1866. 12 162 J. Cabanis: Neue oder bildung und Beschreibung vom Jahre 1805 daselbst gar nicht. Hieraus, sowie aus dem Umstande, dass er den neueren Namen icterica als Hauptnamen annimmt, geht hervor, dass er die ursprüng- liche magellanica, (welche sich noch nicht in seiner reichen Samm- lung befindet und die er daher nicht aus eigner Anschauung kennt,) bis auf Weiteres nicht mit vcterzca identificiren mochte. Für letztere führt Dr. Sclater jedoch Brasilien und Equador als Vaterland auf, begreift also unsere capitalis in seine öeterica mit ein. Eine vierte, nach demselben Urtypus gebildete, jedoch durch längern, spitzern Schnabel und höhere Ausfärbung gut unterschie- dene Art, ist Ch. notata (Du Bus) Bp. Sie ersetzt die vorher- gehenden in Central-Amerika und Mexico. Chlorospingus ophthalmicus (Du Bus). Arremon ophthalmicus Du Bus, Bulletin de l’Acad. Royale de Belge, XIV, II, 1847, p. 106 no. 12. — Tachyphonus albitempora Lafr. Rev. Zool. 1848, p. 12. maxima ex parte. — Ohlorospingus leucophrys Cab. Mus. Hein. I, p. 139. — Chlorospingus ophthalmicus Sclat. Catal. Amer. Birds, p. 88. Die von mir als leucophrys beschriebene Art ist identisch mit ophthalmicus (Du Bus), welche letztere ich als eigne Art betrachtete, verleitet durch die von Bonaparte im Consp. 1. p. 485 gegebene Diagnose, welche auf meinen Vogel nicht passte, während die Be- schreibungen vom Vicomte Du Bus und von Lafresnaye damals mir nicht zur Hand waren. Nach Vergleichung der Originalbeschreibung des ophthalmzcus mit meinen Exemplaren von lewcophrys bleibt kein Zweifel, dass beide identisch sind; der Vicomte Du Bus giebt das richtige Vater- land: „Mexico“ und sagt in der Diagnose ausdrücklich: „palpe- bris et macula postoculari albis; macula parva JjJuxta nares.... cinerascenti-albis.“ Dies genügt, um die Species vor den nahe verwandten Arten zu ‘charakterisiren. Auch Lafresnaye’s Tachyphonus albitempora gehört (wenigstens zum grössten Theile!) als Synonym hierher; denn auch in dessen Diagnose heisst es: „oculorum ambitu, vittaque postoculari lata niveis.“ Lafresnaye selbst hat seinen albitempora ausdrücklich mit ophthalmicus identificirt, scheint aber bei der Beschreibung, ausser den richtigen Exemplaren, noch ein nicht dazu gehöriges süd- amerikanisches (columbisches) Individuum in Betracht gezogen zu haben; denn er sagt von einem solchen: „le blanc postoculaire, au lieu de former une large bande, n’y opparait que comme une weniger bekannte exotische Vögel. 163 petite tache triangulaire, enveloppant neanmoins toute la moitie posterieure de l’oeil.“ Ausserdem führt Lafresnaye ausser Mexico aber auch Columbien als Vaterland an. -+Chlorospingus postocularis n. Sp. Ch. valde similis ophthalmico, sed differt pileo toto et capitis lateribus nigrescentibus, macula postoculari solum alba. Guatimala. Dem mexicanischen ophthalmicus sehr ähnlich und denselben in Guatimala ersetzend, wird diese neue Art am besten durch An- gabe der Unterschiede von ophthalmicus zu charakterisiren sein: Sie ist etwas grösser, aber kleiner als flavipectus. Die ganze Haube ist schwarzbraun oder schwärzlich, ebenso die Kopfseiten, welche nach hinten in Grau übergehen, bei ophthalmicus ist die Haube viel heller braun gefärbt und nur über dem weissen Augenstreif und an den Wangen tritt etwas Schwärzliches auf. Der Augenring ist schwärzlich (nicht weiss) und nur am oberen hinteren Viertel seines Umkreises weiss gefärbt, indem sich hier ein weisser, nach hinten zugespitzter, mithin dreieckiger Fleck ansetzt. Bei ophthalmicus hat das Weiss bekanntlich eine viel grössere Aus- dehnung. Die Zügelgegend ist etwas heller als die Kopfseiten, aber nicht weiss wie bei.ophthalmicus. Das Grün der Oberseite ist lebhafter und an den Ober- und Unterschwanzdecken und den Rändern der Steuerfedern schwach rothbraun angeflogen. Die weisse Kehle ist mehr als bei opAhthalmicus mit feinen schwarzen Schmitzchen versehen, die Bauchmitte ist weniger weiss und eni- schiedener hellgrau gefärbt; Brust und Weichen gelbgrün wie bei ophthalmicus. Diese durch die dunkle Kopffärbung und den dreieckigen weissen Fleck hinterm Auge schon genügend unterschiedene Art dürfte bisher hin und wieder für ophthalmicus gehalten und mit dieser Art verwechselt sein. Dass die columbische albitempora Lafr. part. wegen des charakteristischen weissen Augenflecks auf den Guatimala-Vogel zu deuten sei, ist nicht anzunehmen, da Dr. Scelater in der That columbische Exemplare (von Bolivien und Equador) besitzt, deren Diagnose zum Theil („loris subobsolete fulvescentibus;“ „gutture pallide fulvescenti-albido;“ „pectore aureo fulvo tineto;“) entschieden nicht auf den Guatimala-Vogel passt. Calliste s. Callispiza Sclateri n. Sp. €. nigro-thalassina; fronte, loris et mento anguste nigris; pileo eoerulescente; interscapulii plumis in fundo nigris late flavo-viride marginatis; tergo uropygioque thalassinis; alis caudaque nigris, 12* 164 J. Cabanis: Neue oder thalassino marginatis; tectrieibus alarum minoribus argentescente- thalassinis in coeruleum vergentibus; gutturis pectorisque pluma- rum basibus nigris, apicibus pallide virescente-argenteis; ventre 'medio albo, lateribus ohsolete albo-thalassinis. Guatimala. Das einzige mir, „a Gesicht gekommene Exemplar dieser Art stammt von Guatim: sa (Costa Cuca) und vermag ich dasselbe auf keine der bekannten Arten Oentral-Amerika’s zu deuten. Die Auf- stellung einer neuen Calliste-Art ist bedenklich, da kaum anzu- nehmen ist, dass Dr. Sclater, dem excellenten Bearbeiter dieser Gruppe, eine hierher gehörige Species entgangen sein könnte. Sollte die Art, wie ich annehmen muss, sich als neu bewähren, so kann dieselbe nicht besser als zu Ehren desjenigen Ornithologen benannt werden, der sich fortgesetzt am meisten um die gründ- liche Kenntniss der Gruppe Calliste s. Callispiza verdient gemacht hat. Calliste Selaterı gehört zu den grössern Arten der ganzen Gruppe und wird in der Grösse nur von wenigen übertroffen. Grosse Aehn- lichkeit und entschiedene enge Beziehungen zeigt sie zu keiner Art. In der Schnabelform stimmt sie mit den diesen Körpertheil am entwickeltsten zeigenden Arten (z. B. vitriolina und Verwandte) überein. Der Unterkiefer ist hoch und stark und der Schnabel stärker als bei brasiliensis, obgleich letztere Art sonst grösser ist. In der Färbung der Oberseite zeigt sie Aehnlichkeit mit cyanescens und in der Form des kleinen etwas zerschlissenen Gefieders an Oberrücken und Brust mit cyanoptera und atricapilla. Ob sie mit den letzteren, durch kleinen kürzern Schnabel abweichenden Arten, etwa die Verschiedenheit in der Färbung der Geschlechter (grün beim Weibchen und blau beim Männchen) gemein hat, bleibt dahin- gestellt, da weder Alterszustand noch Geschlecht des mir vor- liegenden Exemplars angegeben ist. Den Eindruck eines ent- ‘schieden jungen Vogels macht dasselbe übrigens nicht, der alte Vogel könnte indess vielleicht entschiedener blau gezeichnet sein. Ein schmaler Stirnrand, Zügel und Kinnfleck sind schwarz; der Oberkopf ist (auf schwärzlichem Grunde der Federn) bläulich gefärbt; der Oberrücken ist glänzend gelblichgrün, die einzelnen Federn sind in der Mitte schwarz, welche Färbung beim Ver- schieben der Federn als schwarze Flecke erscheint; Unterrücken, Bürzel und obere Schwanzdecken lebhaft meergrün; Flügel und Schwanz schwarz, die Ränder der grossen Flügeldecken, sowie der Schwung- und Steuerfedern sind blaugrün gerandet, die klei- nen Flügeldecken sind heller und bläulicher als die Ränder der weniger bekannte exotische Vögel. 165 Schwingen gefärbt. Die Federn der Kehle und Brust sind wie der Oberrücken im Grunde schwarz gefärbt, die etwas zerschlissenen breiten Ränder, welche diese schwarze Färbung mehr oder weniger verdecken, sind hell glänzend fahl weissrün gefärbt; ebenso die Seiten des Kopfes; die Mitte des Bauchs ist’&eiss, die Seiten sind schwach hell meergrün angeflogen; Schnabel schwarz, der Unter- kiefer an den Seiten mit hellerem Fleck. Ganze Länge etwa: 53“; Schnabel vom Mundwinkel 63; Flügel 34”; Schwanz 21°; Lauf 84‘. -+Poecilothraupis atrierissa n. sp. P. simillima lunulatae sed erisso toto unicolore atro distincta. Bei den häufig von Bogota kommenden Individuen der lunu- lata sind der After und die unteren Schwanzdecken mit der rothen Bauchfärbung untermischt, bei peruanischen Exemplaren scheint die rothe Färbung sogar die schwarze zu überwiegen. Die Vögel von Equador kennzeichnen sich dagegen als Abart durch rein schwarz gefärbten After und Unterschwanzdecken. (Fortsetzung folgt.) Warum brütet der Kuckuk nicht selbst? Von Dr. Altum. Es ist über den Kuckuk und sein von dem der übrigen hie- sigen Vögel abweichendes Fortpflanzungsgeschäft viel, sehr viel geschrieben. Seine Eier und die Eigenthümlichkeiten derselben bildeten damals, als die oologischen Sturmfluthen sehr hoch gingen, ein nicht zu erschöpfendes Capitel. Niemand scheint jetzt mehr über Eier schreiben zu wollen und nach hingeworfenem Hand- schuh scheint man sich zehnmal zu bedenken, ehe man es unter- nimmt, einen ferneren Schritt zu wagen, der schliesslich zum Ziele, zur durchschlagenden Diagnose derselben führen müsste oder die Möglichkeit einer solchen vor der Hand ernstlich in Frage stellte. Ich gestehe offen, dass ich trotz aller Erörterungen das Kukucksei noch nicht kenne. In meiner nicht unbedeutenden Collection Kukuckseier befinden sich mehrere, welche nur eben deshalb als Kukuckseier angesprochen werden müssen, weil sie schliesslich richts anderes sein können. Das ist eine traurige Diagnose! Und über den übrigen Theil seines Fortpflanzungs- 166 Dr. Altum: geschäftes sind gleichfalls nicht wenige schreibselige Federn her- gefallen, um alle Facta genau zu berichten und alle Erscheinungen in ihrem Causalnexus zu erörtern. Wir wissen Allen Dank, Alle haben unsere Kenntniss gefördert, wenngleich manches trotz aller Erörterungen und Erklärungen noch unerörtert und unerklärt scheint. Dass die Natur nie spielt, dass sie mehr ist als eine bunte Masse zusammengewürfelter Formen, dass sich namentlich in den Lebenäusserungen der Thiere eine weise Ordnung, scharfe Be- rechnung, ein wohlerwogener Plan kund giebt, ein Plan, bei dem das Thier selbst sich nur zu oft passiv verhält, ja der häufig genug über den engen Kreis des eignen Lebens weit hinaus in fremde Lebenskreise reicht und hier erst sein Verständniss, seine wahre Bedeutung findet, dass mit einem Worte die teleologische Auffassung der Natur eine unwiderstreitlich berechtigte ist, dass eine solche dem Naturstudium erst ein höheres, ja das höchste Interesse verleiht, kann schwerlich bei vorurtheilsfreiem Stand- punkte bezweifelt werden. Manche thierische Lebenserscheinungen stellen sich unserem Blicke als Curiosa, als absonderliche Spiele- reien der Natur dar, aber nur so lange, als wir den Zusammen- hang, worin sie mit der umgebenden Natur stehen, noch nicht erfasst haben; hat aber eine eingehende Lebensbeobachtung uns diese Zusammengehörigkeit nachgewiesen, so verschwindet sofort der abenteuerliche Charakter derselben und sie reihen sich ohne Schwierigkeit in die Masse der übrigen Erscheinungen als ein nothwendiges Glied des freilich vielgestaltigen, aber schön ge- ordneten, harmonischen Lebens um uns her. Auf den ersten flüchtigen Blick ist das dem Brütkeskäfte unserer übrigen einheimischen Vögel als räthselhaftes Ouriosum gegenüberstehende Verhalten des Kuckuks in seiner Fortpflanzungs- weise ein solehes absonderliches Naturspiel. Solchen Forschern aber, welche von einem müssigen Spielen der Natur nichts wissen wollten, gab es Veranlassung, über den tieferen Grund der That- sachen nachzudenken. Der bald aufgestellte Erklärungsversuch ist bekannt. Der Kuckuk, hiess es, ist vorzugsweise auf die haarigen, diekpelzigen Raupen als Nähräng angewiesen; dieselben enthalten aber viele nahrungslose, unverdauliche Stoffe, eben die Haare, und verhältnissmässig wenig Nahrung, viel Stroh und nur wenige nahrhafte Körner; daher muss bei diesem fressgierigen Vogel der Magen ungewöhnlich gross sein, so dass alle übrigen Organe des Bauches, namentlich der Eierstock mit den Eiern nur Warum brütet der Kuckuk nicht selbst? 167 einen sehr beschränkten Raum einnehmen können. Und factisch entwickelt sich demgemässig in ungefähr je 8 Tagen ein, noch obendrein für die Grösse des Vogels sehr kleines Ei. Müsste der Kuckuk selbst brüten, so würde, falls er gleich nach dem ‚Legen des ersten Eies beginnen wollte, dieses bereits ausgefallen, das zweitgelegte stark bebrütet sein, bevor noch das dritte, vierte gelegt wäre. Da er aber 6—8 Eier legt, so stände die junge Brut schliesslich in allen möglichen Entwickelungsstadien, wenn über- haupt ein gleichzeitiges Füttern der älteren und jüngeren Vögel- chen und ein gleichzeitiges Brüten der noch im Neste befindlichen Eier denkbar wäre. Wollte er aber das Brutgeschäft erst am Schlusse des Eierlegens beginnen, so wäre der Embryo in den ersten Eiern längst erstorben. Also, so schloss man, muss er jedes einzelne Ei den frischen Eiern fremder Vögel zugesellen. — Diese Argumentation als Erklärung genügt nicht. Man kann zu- nächst dagegen fragend einwenden, warum denn nicht die Bauch- höhle des Vogels um ein beträchtliches erweitert sein dürfte, so dass neben dem Strohmagazin auch noch der Eierstock und die Eier in normaler Ausbildung Raum hätten; das dadurch vermehrte Körpergewicht ist ja unmöglich so bedeutend, dass er irgend empfindliche Behinderungen in seinen Bewegungen erlitte. Also, warum nicht lieber ein geräumigerer Körper, als ein solches für andere Vögel verderbliches Fortpflanzungsgeschäft? Wie viele Vögel nehmen nebst nahrhaften „Körnern eine Menge Stroh“ als Beute auf, ohne dass sie dadurch ausser Stande gesetzt wären, selbst zu brüten; ich erinnere z. B. an die Eulen, welche Haare, Federn, Inseetenpanzer, oft sogar eineMenge Sand mit verschlucken, welche unverdauliche Stoffe sie dann bekanntlich als längliche Ballen wieder auswerfen. Wie viele Vögel verhalten sich nicht auf ähnliche Weise? Falls daher die Leibeshöhle des Kuckuks auch nicht um ein erhebliches erweitert wäre, braucht doch der Magen nicht als ungeheurer Strohsack zu fungiren. Allein die obige Behauptung über die Eigenthümlichkeit seiner Nahrung ist überdies auch nicht einmal vollständig wahr. Sehen wir uns die- selbe genauer an, so verzehrt er ausser vielen, sehr vielen glatten Räupchen, wie mir noch im verflossenen Frühling die Untersuchung bestätigt hat, allerdings haarige Raupen und zwar diese. stellen- und zeitweise in staunenerregender Menge, er ist unter allen in- ländischen Vögeln der einzige, welcher auf dieselben angewiesen ist. Allein solche Haarraupen sind doch durchaus nicht immer 168 Dr. Altum: dicht- und dickpelzig. Wer möchte die Raupen des Kiefern-, Weiden-, Grosskopf- und Prozessionsspinners, der Nonne, des Schildträgers und vieler anderer so nennen! Die Bärenraupen und mehrere der Gattung Gastropacha u. a. verdienen allerdings eine solche Bezeichnung; aber ich weiss nicht, ob der Kuckuk von diesen so arg viele erbeutet. Die mit dem stärksten: Pelze ver- sehenen Raupen leben niedrig auf Kräutern und durchaus nicht in den höheren Baumparthieen. Es leben hier bei uns Aretia cata, purpurea, menthastri, lubricipeda, Gastropacha rubi, trifoli, potatoria, quercus, Orgyia ericae, antiqua, gonostigma, pudibunda, fascelina, Acronycta leporina ete. etc. niedrig, ja meist ganz niedrig am Boden. Der Kuckuk durchmustert nun freilich auch die niedri-- gen Stellen, sucht sogar wohl auf dem Erdboden seine Nahrung; ich habe sogar wiederholt Reste von Maulwurfsgrillen, ja sogar einmal von Dytiscus-Larven in seinem Magen gefunden. Allein ein so niedriger Aufenthalt ist für unseren Vogel doch mehr als Aus- nahme zu betrachten; die Region, in welcher er vorzüglich wirkt, ist die Kronenparthie unserer Waldbäume, hier treibt er sich fast den ganzen Tag umher, hier hat er seine eigentliche Aufgabe zu lösen, hier aber finden sich, wie gesagt, wohl haarige Raupen, ja - diese stellenweise in grosser verheerender Menge, aber keine lang- und dichtpelzigen. Mit der unverhältnissmässig grossen Menge „Stroh“, das er mit nur weniger wirklicher Nahrung einnehmen muss, hat's also gar so viel nicht auf sich. Alle meine Sectionen haben das bestätigt. Obige Behauptung ist also kaum halb wahr. Und gesetzt auch, der Kuckuk hätte keinen anderen anatomi- schen Bau erleiden dürfen, sein Magen müsste so geräumig sein, dass die Entwickelung der winzigen Eier nur ganz allmälig statt- finden könnte, so folgt doch noch keineswegs die Unmöglichkeit für ihn daraus, das Brutgeschäft selbst vorzunehmen. Wenigstens hat.man in den Nestern zweier amerikanischer Kuckuke (Coceygus erythrophthalmus und americanus) mehr und weniger bebrütete Eier und kleine und grosse Junge zusammen in einem und demselben Neste angetroffen. Die vorhin angedeutete Eventualität ist also bei diesen beiden Arten Thatsache, und was Thatsache ist, das ist auch möglich. Fragen und Zweifel über die Möglichkeit einer Sache sind sehr häufig nicht a priori zu beantworten und zu lösen Hat die auffallende Fortpflanzungsweise des Kuckuks einen tieferen Grund, so muss derselbe anderweitig aufgefunden werden Warum brütet der Kuckuk nicht selbst? 169 können. Wir wollen die Aufstellung eines neuen, höchst einfachen versuchen. Die hauptsächlichste Nahrung des Kuckuks sind solche be- haarte Baumraupen, welche in einzelnen Jahren stellenweise in einer bedrohlich verheerenden, in einer für den Wald verderb- lichen Menge auftreten und dann einen vom Forstmann so ge- fürchteten „Frass“ erzeugen. Da diese Oalamität jedoch nicht regelmässig auftritt, sondern in den meisten Jahren und an den meisten Stellen solche Raupen nur mehr minder vereinzelt vor- kommen, so ist, wenn der Kuckuk überhaupt als Gegengewicht gegen diese Verderber geschaffen ist, für ihn ein Doppeltes noth- wendig. Er muss als starker Fresser erstens für die meiste Zeit und an den meisten Stellen in einzelne Individuen vertheilt auftreten. Dieselben Gründe, welche das Innehalten eines bestimmten Brutreviers für so viele Vögel mit Nothwendig- keit bedingen, lassen auch ihn nur sporadisch, ziemlich dünn ge- säet, durchaus ungesellig gegen seines Gleichen auftreten. In solcher Vertheilung nutzt er in den meisten Sommern hinreichend. Tritt aber ein Raupenfrass an einzelnen Waldstellen oder in ein- zelnen Wäldern, Wäldchen und Baumgruppen ein, so ist ein ver- einzelter Vogel durchaus unvermögend gegen ein solches, oft nach Millionen zählendes Heer mit auch nur etwas sichtbarem Erfolge anzukämpfen. Deshalb muss ihm zweitens für solche Fälle der Trieb eigen sein, dass sich die einzelnen Indivi- duen aus der ganzen Umgegend in weitem Kreise nach der bedrohten Stelle zusammenziehen. Durch meine viel- jährigen Beobachtungen, welche ich hier in unseren münsterländi- schen Eichenwäldern an diesem Vogel dann machte, wenn die Prozessionsraupe in grosser Gefahr drohender Menge aufgetreten war, bin ich vollkommen davon überzeugt, dass sich die Kuckuke jedesmal an den betreffenden Waldstellen aus der ganzen Um- gebung zusammenfinden und so lange dort, verweilen, bis die schäd- liche Giftraupe so vermindert ist, das jene zusammengezogenen Vögel zu darben beginnen. Erst dann zerstreuen sie sich wieder in normaler Vertheilung. Aehnliche Beobachtungen machten be- reits vor Jahren Andere, welche eine ganz ungewöhnlich grosse Anzahl Kuckuke im Juli in einem Kiefernwäldchen, woselbst un- zählige Raupen des Nonnenspinners ihre Verheerungen begonnen hatten, oder im Juni in einer Pappelallee, deren Bäume von den Raupen des Weidenspinners wimmelten, antrafen und ähnliches. 170 | Dr. Altum: Die Zugzeit des Vogels ist dann (im Juli und Juni) bereits be- endet, und meine eigenen Beobachtungen beginnen ebenfalls stets von 3—4 Wochen nach der Ankunft des Kuckuks an, so dass die Erklärung seines zahlreichen Vorkommens an den genannten Stellen, als haben seine aus dem wärmeren Süden heranziehenden Indivi- duen diese passirt und sich dort bei der überaus reich besetzten Tafel einige Zeit aufgehalten, nicht zutrifft. Es waren vielmehr ohne allen Zweifel die in der Umgegend bereits postirten Vögel, welche sich dorthin zu dem besagten Zwecke versammelten. Diese Raupenmonate, letzte Hälfte des Mai, Juni und Juli, sind nun aber gerade die Zeit, wann der Kuckuk, falls er sich in seinem Fort- pflanzungsgeschäfte von unseren übrigen Vögeln nicht unterschiede, brüten und seine Jungen füttern müsste. Hiermit aber wäre ein tage-, ja wochenlanger Aufenthalt an fremden Stellen ‚durchaus unvereinbar. ‚Soll also der Kuckuk nicht bloss in normalen Jahren ver- einzelt wirken, sondern auch die zweite, höchst wichtige Aufgabe, den vom Raupenfrasse befallenen Waldesstellen erfolgreich zu Hülfe zu kommen, im Haushalte der Natur zu lösen im Stande sein, so muss er ein für allemal entbunden sein von der Sorge für Eier und Junge, er muss gerade zur Fortpflanzungszeit frei dorthin wandern können, wohin die Gefahr ihn ruft, und muss dort frei verweilen können, bis seine Aufgabe nach Kräften ge- löst ist. Er kann deshalb nicht selbst brüten. Dass seine anatomische Beschaffenheit damit so auffallend Hand in Hand geht, kann uns nicht Wunder nehmen. Ob dieser oder ein ähnlicher Grund auch bei den exotischen Vögeln, welche gleich unserem Kuckuke ihre Eier und Jungen fremden Vögeln anvertrauen, beim nordamerikanischen Kuhvogel und bei den etwa 16 zu den Cuculiden gehörenden Arten, welche als solche aufgeführt werden, diese abweichende Fortpflanzungs- weise bedingt, ist mir unbekannt. jedoch sehr wahrscheinlich. Es läge nahe, über Molothrus pecoris und seine Wirkungsweise im Haushalte der Natur einen ähnlichen Grund zu vermuthen, allein mit puren Hypothesen möchte ich ungern operiren.*)' Zum Schlusse möchte ich diejenigen Ornithologen, welche Weit *) Für die Gattung Molothrus werden die nomadisirenden Rinderheerden u. dgl. den Grund abgeben. Die Zahl der nicht brütenden Kuckuke wird sicher eine viel, viel grössere sein. Vergl. Museum Heineanum IV, 1, pag. 8 nota. Der Herausgeber. "Warum brütet der Kuckuk nicht selbst? 171 und Gelegenheit haben, im offenen Buche der lebenden Natur zu lesen, ersuchen, auf den im Vorstehenden beregten Gegenstand ein wachsames Auge haben und ihre Beobachtungen mittheilen zu wollen. Mit den meinigen bin ich hier so weit gediehen, dass ich den Satz, wo die Prozessionsraupe in unsern Eichenbeständen in Masse aufzutreten beginnt oder aufgetreten ist, dahin ziehen sich die Kuckuke zusammen, umdrehen kann: wo ich eine ungewöhn- liche Menge Kuckuke sehe und höre, da finde ich auch eine Menge Prozessionsraupen. Man wolle aber nicht meinen, dass an solchen Stellen stets alles voll von Kuckuken sei. Es gehört immerhin schon eine schärfere und mehrere Jahre hindurch fortgesetzte Beobachtung dazu, um bei leichterem oder lokal beschränkterem Frasse zu merken, dass sich an diesen Waldstellen die Zahl der Kuckuke etwa verdoppelt hat. Oft ist die vermehrte Anzahl dieser Vögel eine noch geringere. Es richtet sich das nach der Stärke des Frasses, nur dann, wenn letzterer ungewöhnlich stark ist, tritt auch der geflügelte Feind so zahlreich auf, dass seine Menge auch dem flüchtigsten Beobachter auffällig sein muss. — Wenn ich hier nur von den Prozessionsraupen sprach, so muss ich bemerken, dass ausser dieser Raupe keine andere hier einen Frass in un- seren Forsten erzeugt, worauf der Kuckuk angewiesen ist. Raupen vom Nonnen- und Kiefernspinner sind hier stets selten. Freilich giebt es auch hier noch andere Waldverderber unter den Raupen und zwar. Wickler, namentlich Tortriz viridana; diese aber sind für den Kuckuk zu winzig und leben zu versteckt; und ausserdem vor allen Acidalia brumata, der Frostspinner, und sein böser Ver- wandter defoliaria. Die letzten leben aber ausser in den Obst- bäumen und Gartenhecken, fast nur an den Waldrändern und für den Kuckuk zu niedrig. Die Weibchen derselben sind nämlich flugunfähig; sie erklettern die Baumstämme und begeben sich den untersten Zweig entlang zu den Knospen der Reiser, um dort ihre Eierchen einzuimpfen. Bei diesem Geschäfte steigen sie in der Regel kaum höher als 20 Fuss. Der Kuckuk verzehrt ihre Raupen freilich, ich habe dieselben oft genug bei ihm gefunden; allein nach den von ihnen bedrohten Stellen ziehen sich bei uns nie oder doch nur unmerklich die Kuckuke zusammen, und das muss seinen Grund, wie gesagt, darin haben, dass sie für diese Vögel in zu niedriger Region und nicht den ganzen Wald hindurch, son- dern nur an den Rändern leben. 172 G. D. Rowley: Ueber gewisse Thatsachen Literarische Berichte. Rowley: Thatsachen in der Haushaltung des Kuckuks. — (On certain Facts inthe Economy of the Cuckoo (Cuculus canorus). By George Dawton Rowley. From The Ibis, 1865, p. 178—186.) Vor Kurzem habe ich einen Auszug aus der Naturgeschichte des Kuckuks (Cuculus canorus L.) gegeben nach der Darstellung von verschiedenen britischen Autoren, nämlich Yarrell, Morris, Gould und Wood und endlich nach einem Artikel des Dr. E. Baldamus in der „Naumannia“ (1853 p. 307). Der letztere schien so inter- essante Angaben zu enthalten, dass ich die Hülfe eines Freundes in Anspruch nahm und ihn übersetzte. Während des vergangenen Jahres (1864) erhielt ich neunzehn Kuckukseier, von denen ich die meisten in situ sah. Im Jahre 1863 erhielt ich gerade nicht sehr viele, aber in den früheren Jahren habe ich für mich sehr günstige Gelegenheiten nicht vernachlässigt. Mit diesem Material und nach vielen mühevollen Beobachtungen, die mehrere Jahre hindurch an einem passenden Orte gesammelt wurden, wage ich einige wenige Worte über das Brüten des Kuckuks hier folgen zu lassen. Yarrell sagt, dass „das erste Ei nicht vor Mitte Mai gelegt zu werden scheint“, und Herr Morris folgt ihm in dieser Angabe. Nun berichtete ich in der Ibis für 1862 (p. 384) die Thatsache, dass ein frisches Kuckuksei am 5. Mai dieses Jahres in einem sonst leeren Nest von Fringilla chloris von einem meiner Freunde gefunden wurde, während er in meiner Begleitung nach Nestern suchte; und ich besitze in meiner Sammlung eine Reihe von Exem- plaren mit den Nestern, in die sie gelegt wurden, vom oben- erwähnten Datum abwärts bis zum 19. Juli 1864, an welchem Tage das Nest eines Wiesenpiepers (Anthus pratensis) von Stanmer bei Brighton durch eine Person erbeutet wurde, auf die ich mich ver- lassen kann, es enthielt 5 Eier dieses Vogels und ein Kuckuksei, so klein, dass es jene kaum um ein Merkliches in der Grösse über- traf. Ich selbst habe Kuckukseier im Juli ausgenommen, aber der 19. ist das späteste mir bekannte Datum. Ich kann daher mit Bestimmtheit sagen, dass die Legezeit bei diesem Vogel sich vom Beginn des Mai bis zur Mitte Juli erstreckt mit Berufung auf That- sachen, die zu meiner eigenen Beobachtung gelangten. Herr Moris geht mehr in’s Detail als irgend ein anderer Autor, dessen Werke mir bekannt sind, und ich finde, dass viele meiner Beobachtungen seine Bemerkungen bestätigen. Herr Gould bietet in der Haushaltung des Kuckuks. 173 uns in seinem prachtvollen Werk über die Vögel Grossbritaniens viel Belehrung über den Gegenstand. Er lenkt die Aufmerksam- keit auf den von mir eben erwähnten Artikel in der Naumannia, aber ohne eine Meinung über die in ihm enthaltene Theorie zu äussern. Bevor der Theil seines Werkes, der den Kuckuk be- handelt, mir zukam, hatte ich diesen Artikel, über den ich jetzt einige Bemerkungen mir erlauben will, schon einigermassen be- rücksichtigt (siehe Ibis 1862, pag. 384, 385.) Herr Wood scheint auch auf denselben anzuspielen, wenn er sagt, dass „die Farbe der Eier [bei Cuwculus canorus] nach der Species varürt, in deren Nest sie gelegt werden.“ Die Uebersetzung von Dr. Baldamus Artikel ist zu lang, um hier Platz zu finden, obgleich es für englische Leser angenehmer wäre, wenn sie die Möglichkeit hätten, ihn in ihrer Muttersprache zu studiren. Ich muss mich desshalb damit begnügen, eine oder zwei von den Hauptbeobachtungen und einen Ueberblick über die Endergebnisse mitzutheilen. Aber ich muss hier gestehen, dass ich, ohgleich bis jetzt von seinen Argumenten, die zu einem von meinen Erfahrungen ganz abweichenden Schluss führen, noch nicht überzeugt, dennoch mich nicht enthalten kann, meine Bewunderung über seine Untersuchungen auszudrücken, welche für sich selbst seinen Ruf als Ornithologe rechtfertigen. Die Theorie ist so schön als neu und ich wünsche nur, es möchten neue Belege von so schlagender Natur beigebracht werden, dass sie zu einer aus- gemachten Thatsache wird. Indess bis dies der Fall ist, sehe ich mich verhindert, ihr Anhänger zu werden. Nach Erwähnung seiner Bemühungen, zu entdecken, ob der Kuckuk nur in Polygamie lebt, giebt der Autor nach Thienemann folgende Liste der verschie- denen Species, in deren Nester seine Eier gefunden worden sind: Sylvia hortensis. Sylvia trochslus. „N cinerea. Accentor modularıs. „ atricapilla? Troglodytes vulgaris. „.. . Curruca. Sawicola rubetra. „ tithys. Motacilla alba. „ phoenicurus. „. N flava. „ rubecula. Anthus campestris. | „ arundinacea. „». Pratensıs. „. Palustris. Alauda arvensis. cariceti. Emberiza citrinella. „ locustella. 174 G. D. Rowley: Ueber gewisse Thatsachen Zu diesen ist Dr. Baldamus im Stande, aus anderen Quellen hinzuzufügen: Lanius collurio. Anthus arboreus. Sylvia nisoria. Alauda cristata. Luscinia luscinva. „ arborea. Hypolais vulgaris. Emberiza miliaria. Phyllopneuste rufa. h; schoeniclus. Calamoherpe turdina. Lozta chloris. 5 phragmitis. Linota cannabina. Regulus flavicapillus. Sawicola stapazina. Als Zugabe zu dieser Liste will ich eines von Archangel er- haltenen Bergfinken-Nestes (Fringilla montifringilla) gedenken, welches 5 Eier dieses Vogels und eins von einem Kuckuk ent- hielt. *) Aus Nestern der oben angeführten 37 Species hat Dr. Baldamus seiner Angabe nach etwa 100 Eier erhalten, die von ihm und seinen Freunden gesammelt wurden, so dass er „reiches Material“ hat. Er fährt dann fort Beschreibungen dieser Exemplare zu geben; das erstaunenswertheste darunter ist ein Kuckuksei, welches im Nest von Accentor modularis gefunden wurde, ohne die gewöhn- lichen Flecken des ersteren, sondern von einer „schön blau- grünen“ Farbe. Welcher andere Beweis existirt nun oder kann, er- laube ich mir zu fragen, ausser der Entwickelung (hatching) des Eis existiren, um einen Oologen zu überzeugen, dass er ein wirkliches Kuckuksei vor sich habe? War es nicht eher eine monströse Va- rietät von dem eines Accentor? Ich habe augenblicklich ein Ge- *) Die Liste der Species, welche den Kuckuk aufziehen, kann, wie wir glauben, noch viel weiter ausgedehnt werden. Ohne zu behaupten, dass wir eine „erschöpfende“ Liste geben, können wir den oben aufgezählten nach einem guten Gewährsmann hinzufügen Passer domesticus. Pallas (Zoogr. R.-Asiat. Vol. I. p. 481) erwähnt Cyanecula suecica; Yarrell Anthus obscurus, Fringilla coelebs und Turdus merula; Herr Hewitson in seiner letzten Ausgabe Zocustella naevia (Bodd.); während Mr. des Murs in seinem grossen Werk (Oologie Or- nithologique, p. 219) aufnimmt: Parus maior, Anthus cervinus (augenscheinlich so, da er ihn „Pipit Rousseline“ nennt; aus Versehen anstatt A. rufescens sive campestris, der schon von Thienemann erwähnt wird), Acanthis linaria, Pyr- rhula rubicilla, Garrulus glandarius, Turdus musicus, eine Pica, ein Turtur und ein Palumbus, alle zu den Vögeln gehörig, denen die #rziehung des jungen Kuckuks gelegentlich anvertraut ward. Wir können Herrn Rowley’s Angabe, dass Kuckuckseier in Nestern von Fringilla montifringilla sich finden, völlig . bestätigen, indem ein halbes Dutzend Beispiele solchen Vorkommens uns be- bekannt sind. Editor d. Ibis. in der Haushaltung des Kuckuks. 175 lege von frischen Eiern der Salicaria arundinacea vor mir, die nahe vom Ouse-Fluss in Huntingdonshire am 10. Juni 1864 von meines Vaters Jäger, einem betreffs seiner Sorgfalt seit lange er- probten Manne, ausgenommen wurden. Das fünfte genau gleich den anderen in Farbe und Zeichnung ist so gross wie ein kleines Kuckuksei in meiner Sammlung; aber habe ich desswegen den geringsten Zweifel über seinen Ursprung? Gewiss nicht. Es ist ohne Frage ein Ei von S. arundinacea. Ich kann wirklich nicht sagen, wie viel Bier vom Kuckuk ich während meiner jahrelangen Praxis in den Nestern dieses Vogels gefunden habe, aber in kei- nem Falle kann ich die kleinste Aehnlichkeit oder Hinneigung zur Aehnlichkeit zwischen Eiern der beiden Species entdecken. Das- selbe ist mit den Eiern der Fall, die in den Nesteru von Accentor modularıs und Salicaria phragmitis gefunden wurden, von denen ich selbst genug entdeckt habe. In einem Falle, am 30. Juni 1862, fand ich ein auffallendes Kuckuksei in einem Nest von 8. ne mitis in dem Thale der Ouse in Huntingdonshire um St. Neots herum; aber anstatt dass die Abweichung in Farbe und Zeichnung sich der von S. phragmitis näherte, resultirte vielmehr ein noch grösserer und deutlicherer Unterschied. Unter den von Dr. Baldamus angeführten Fällem betrifft der, welcher am meisten Evidenz für sich hat, ein Kuckuksei aus dem Nest von Hypolais vulgaris, denen dieses Vogels gleichend. Herr Braune schoss den Kuckuk als er das Nest verliess und nahm aus ihm ein zweites Ei hervor, das zum Legen reif und dem ge- legten in Farbe ähnlich war. Dieses Zeugniss scheint sehr be- weiskräftig zu sein und ich citire es desshalb hier; indess glaube ich, dass aus dem Körper geschnittene Eier nicht beweisend sind für die schliessliche Färbung. Ich will jedoch den Werth dieses Falles nicht unterschätzen. Ein anderes vom Dr. Dehne (Naumannia 1853 p- 203) be- schriebenes Ei wurde von einem Kuckuk in einen Käfig gelegt _ und war, wie Dr. Baldamus meint, „wahrscheinlich“ für das Nest ' von Rutieilla tithys bestimmt. Nun wissen wir alle, dass man sich auf Eier, die in der Gefangenschaft gelegt werden, nicht im Ge- ringsten verlassen kann. Ich habe mehrere nerkwürdige Exem- ' plare, welche dies veranschaulichen. Dr. Baldamus sagt, es sei eine zweifellose Thatsuche, dass es Kuckukseier gebe, die in Farbe und Zeichnung den Eiern der- Jenigen Sylviden, in deren Nestern sie gelegt werden, gleich sind, 176 G. D. Rowley: Ueber gewisse Thatsachen dass die Natur diese Einrichtung getroffen, um die Existenz der Species zu erleichtern, und dass die Sylviden dann betrefis der Kuckukseier blind würden. Man kann kaum glauben, dass die Natur nöthig hat dies zu thun, da es wohl bekannt ist, dass die meisten Vögel auch Eier anderer Species zu brüten pflegen, die in ihr Nest gelegt werden und häufig auf einem runden Stein, von den Marmorkugeln der Kinder nicht zu reden; ja ich habe eine Muscicapa grisola beobachtet, die ihre Eier verloren hatte, wie sie zwei Tage unablässig auf dem leeren Neste sass. Der Trieb zum Sitzen ist so stark, dass ihm kaum widerstanden werden kann. Ich habe häufig und (so weit es das Brüten angeht) mit Erfolg die Vogeleier umgetauscht. Nicht lange ist es her, dass ich 3 Eier von Fringilla coelebs für die gleiche Zahl von einem Öoccothraustes vulgaris unterschob, zu welchen der letztere ganz unbekümmert noch zwei Eier hinzulegte. Aber ich brauche nicht mehr Beispiele anzuführen, denn ähnliche Fälle sind wahrscheinlich den meisten Oologen vorgekommen. Wenn nun Cuculus canorus diese seltsame und (wie ich glaube) unnöthige Eigenthümlichkeit besitzt, erstreckt sich dieselbe Gabe bei einer gleichen Nothwendigkeit auch auf den gleichfalls para- sitischen C. glandarius? Leider habe ich nur ein Exemplar von dem Ei dieser Species, welches mir mit drei Gefährten, dem Eigen- thum von Corvus corniz, zugesandt wurde. Ein Exemplar kann uns allerdings nicht viel zeigen, aber ich sehe an ihm Nichts zu Gunsten der aufgestellten Behauptung. Legt ferner der austra- lische Seythrops novae-hollandiae ein Ei, das an Farbe dem der Gymnorhina tibicen*) gleicht, die ihn nach Herrn Gould manchmal aufzieht? Das sehr anständige Benehmen der Kuckuke der neuen Welt hindert uns bei ihnen Hülfe zu suchen. Die geistreiche vom Dr. Baldamus*") ausgesprochene und be- treffs des Gebärens der Thiere überhaupt schon sehr lange im Umlauf befindliche Idee, dass starke und anhaltende Eindrücke- auf die Sinne des weiblichen Vogels, was die Farbe der Bier an- betrifft, zu beeinflussen im Stande sind, kann, meine ich, schwer- lich aufrecht erhalten werden. Mag immerhin die Färbung das *) Dr. George Bennett giebt an (P. Z. S. 1861. p. 183), dass die Eier dieser Species untereinander sehr auffallend varliren. Herausgeber der Ibis. **) Die Hypothese rührt vielmehr von H. Kunz her und findet Dr. Baldamus Beifall gerade nicht. Vergl. Naumannia p. 318 u. f. Anm. des Uebers. a m men in der Haushaltung des Kuckuks. 177 letzte Stadium in der Eibildung sein, wie kann aber der Kuckuk wissen, welche Schattirung am Vortheilhaftesten ist, wenn er sein Ei in ein leeres Nest legt? Dass dies mitunter vorkommt, davon bin ich völlig überzeugt. Ich beziehe mich hier wieder auf mein (bereits erwähntes) Nest vom 5. Mai 1862. Aber es kann gesagt werden, dass der Kuckuk in diesem Falle alle Eier des Accentor hinauswarf und nur sein eignes zurückliess. Nun habe ich aller- dings den Kuckuk öfter einige Eier hinauswerfen sehen, nie je- doch wurden nach meinen Erfahrungen alle entfernt. Ein so bru- tales Verfahren dürfte seinen Zweck verfehlen, indem es den Eigen- thümer zur Auswanderung veranlassen würde. Ich habe mehrere Fälle notirt, wo ich guten Grund zu glau- ben habe, dass der Kuckuk ein Ei mit dem Vorsatz zu legen hinaus- warf und dann schliesslich aus der oder jener Ursache sein eignes nicht legte, — kurz, ein Nest vorbereitete, ohne zur Zeit vielleicht ein legereifes Ei zu haben. Lange Zeit wusste ich nicht, was ich davon denken sollte. Es ist mir derartiges oft vorgekommen, ja, ich beobachte es jedes Jahr. Im letzten Sommer bewachte ich ein Kuckuksweibchen so sorgfältig, dass ich sicher war, es müsse in der Nähe legen. Ich hatte ferner so viel herumgespürt, dass ich genau wusste, es sei kein Nest zur Verfügung, als das eines Rohrsperlings (Zmberiza schoeniclus). Diesem widmete ich mich, da ich seit Jahren gewünscht habe, ein Kuckuksei in dem Nest dieser Species zu finden, von der ich jährlich vielleicht 25 Nester unter- suche und das in einer von Kuckuken frequentirten Gegend. End- lich dachte ich des gewünschten Exemplars sicher zu sein, als der Kuckuk sich an dem zur Falle bestimmten Neste zu schaffen machte. Drei Rohrsperlingseier waren gelegt — am nächsten Mor- sen waren nur zwei zu finden. Der Kuckuk hatte ein oder zwei hinausgeworfen, wollte aber selbst nicht legen, weil er, wie ich vermuthe, die Species nicht liebte. Das Nest dieses Vogels, das ich für sehr geeignet gehalten haben würde, ist nach meiner Er- fahrung das vom Kuckuk am wenigsten benutzte. Dr. Baldamus nimmt die Species in seine Liste auf, ich glaube aber, dass die Fälle sehr selten sind. Wenn ich Dr. Baldamus recht verstehe, so sagt er, dass alle Eier eines Kuckuks dieselbe Farbe besitzen und alle für Nester einer und derselben Species bestimmt sind, dass aber diese nicht immer zur Hand sind und der Vogel so gezwungen ist, sie, wie es gerade geht, unterzubringen, und folglich in nachtheiliger Weise. Journ, f. Ornith,, XIV. Jahrg, Nr. 81, Mai 1866.. 13 178 G. D. Rowley: Ueber gewisse Thatsachen In dem Thale der Ouse, das ich mit grosser Sorgfalt bewache, legt, wie ich weiss, der Kuckuk gewöhnlich in die Nester von Salicaria arundinacea, aber nahezu eben so oft in die von Sal- caria phragmitis, deren beider Inhalt, wie alle Oologen wissen, sehr verschieden ist. Ich habe zwei Iypen von Kuckukseiern ge- funden, von denen ich beinahe absolut sicher bin, dass sie von demselben Vogel herstammen. Dr. Baldamus hält dafür, dass die nicht mit seiner Theorie übereinstimmenden Eier Ausnahmen sind. Ich vermuthe indessen (und die vielen von mir gesammelten Bei- spiele bestätigen die Ansicht), dass diejenigen Kuckukseier, welche in Farbe und Zeichnung von denen des Bigenthümers, in deren Nest sie gefunden werden, abweichen, die normalen sind, während seine Exemplare zufällig sind — kurz, das Gegenthail von seiner Ansicht. Einige von den Figuren, die er auf seiner Tafel giebt, halte ich einfach für monströse Eier der verschiedenen Vögel, in deren Nestern sie angetroffen wurden. Der Autor bemerkt richtig, dass Zahlen beweisen und fusst auf seine 1U0 Exemplare. Ich kann ihm jetzt nicht so viel vorweisen, aber könnte ihm wohl gleichkommen in der Zahl derer, die wir mit eignen Händen in situ sammelten. Dr. Baldamus giebt zu, dass die zwei Färbungstypen der Eier, der rothe und der graue, in den meisten Lokalitäten gefunden werden; und ich kann ausser einer geringen Abänderung (viel- leicht durch Erschöpfung oder eine ähnlich physische Ursache herbeigeführt) mich keiner anderen Art von Färbung erinnern. Aber wenn sich ein solcher Polymorphismus bei den Eiern des Kuckuks finden sollte, so kann er kaum an Variabilität die Eier _ von Anthus arboreus übertreffen. Zu welchem Zwecke, kann man fragen, wurde diese ganz ausserordentliche Variabilität dem Baum- Pieper gegeben, der sicherlich keine parasitische Species ist? Der Autor schliesst seine höchst gediegene und anziehende Abhandlung mit der Aufstellung von 14 Sätzen, die ich hier wieder- gebe, indem ich jedem einzelnen meinen Commentar folgen lasse. 1. „Der Kuckuk übergiebt seine Bier einer grossen Anzahl von Singvögelarten zum Ausbrüten.“ — Richtig. 2. „Es kommen Kuckukseier von so verschiedener Färbung und Zeichnung vor, wie bei keinem andern Vogel (so viel man zur Zeit weiss).‘‘ — Dem stimme ich nicht bei. 3. „Alle, selbst die verschiedensten Färbungen seiner Bier, finden analoge, selbst bis zum Verwechseln ähnlich gefärbte und ae re Pa TE el A A ee in der Haushaltung des Kuckuks. 179 gezeichnete Bier unter den Pflegeeltern.“ — Ich stimme damit nicht überein. 4. „Je nach den verschiedenen Lokalitäten treten verschiedene Färbungen als vorherrschend auf.“ — Richtig. d. „Jedes Weibchen legt nur ein Ei in dasselbe Nest.“ — Richtig. 6. „Es legt (der Regel nach) nur in solche Nester, in welchen sich bereits Eier des Pflegers befinden.“ — In der Regel der Fall, aber durchaus nicht immer, wie ich glaube. 7. „Dasselbe Weibchen legt Bier von gleicher Färbung (der Regel nach) in Nester derselben Art.“ — Nicht immer der Fall. 8. „Die Ausnahmen von 4, 5, 6, 7 sind verhältnissmässig selten.“ 9. „Die meisten Sinvögel verlassen leicht bei der geringsten Störung ihre Nester.“ — Richtig. 10. „Sie verfolgen und vertreiben den Kuckuk, wenn er in die Nähe derselben kommt.“ — Dies führt zu einem Kampf, bei dem die Eier öfter zerbrochen werden. 1l. „Dieser benutzt .die Abwesenheit der Eltern. um sein Ei in das Nest zu legen.“ — Ganz richtig. 12. „Er legt sein Ei an die Erde und bringt es mit dem Schnabel in sonst nicht zugängliche Nester, selbst da, wo er Ge- legenheit hat, es in leicht zugängliche zu legen.“ — Das glaube ich wohl, habe indess keine eignen Erfahrungen darüber. 13. „Er legt dabei selbst seine sonstige Scheu vor Gebäuden ab.“ — Das kann ich bestätigen; ich weiss von einem jungen Kuckuk, der vor einigen Jahren in einer Wagenremise auskam. 14. „Man findet zwei Kuckukseier von verschiedener Färbung in demselben Neste. Wir folgern daraus: 1. Die Natur muss bei so vielen zusammenstimmenden und eigenthümlichen Verhältnissen einen besonderen Zweck haben.“ 2. „Dieser Zweck ist leicht zu erkennen: sie will unter den ursprünglich von ihr getroffenen Einrichtungen die Erhaltung der sonst vielfach gefährdeten Art sichern und erleichtern.“ 3. „Sie erreicht diesen Zweck auf sehr einfache Weise da- durch, dass sie jedem Weibchen die Fähigkeit verlieh, den Eiern des Vogels ähnlich gefärbte Eier zu legen, dessen Nest es je- nach den Lokalitäten vorzugsweise benutzt, oder mit anderen Worten: jedes Kuckuksweibchen lest nur Eier von hestimmter 13* 180 G. D. Rowley: Haushaltung des Kuckuks. den Eiern irgend einer Sängerart entsprechender Färbung der Regel nach in deren Nester, und nur in andere, wenn zur Zeit der Legereife ein in jeder Beziehung passendes, der ihm so zu sagen typischen Art nicht vorhanden ist.“ Den Folgerungen aus diesem vierzehnten und Schluss-Satze stimme ich natürlich nicht bei, mit Ausnahme des Faktums, dass zwei Eier von verschiedener Färbung in demselben Neste gefun- den werden. Ich füge nach meiner eigenen Erfahrung die folgenden Re- sultate hinzu: I. Die Legezeit des Kuckuks erstreckt sich vom 9. Mai bis 19. Juli, oder nahezu. II. Spuren von Kämpfen und Raufereien zwischen dem Kuckuk und dem Besitzer des Nestes sind zur Legezeit häufig zu bemerken. Ill. Es ist nicht gewöhnlich, dass man die Vollzahl der Eier des Besitzers in dem Neste antrifft, nachdem der Kuckuk die sei- nigen hineingebracht. Aber öfter findet das Gegentheil statt. Zur Erläuterung des Obigen gebe ich folgende Liste von 19 Kuckukseier enthaltenden Nestern, welche ich während des vergangenen Jahres (1864) kannte: Zahl Datum. | Name des Besitzers. |derEierd. Bemerkungen. Besitzers. Mai 22. |dccentor modularis. 3 Am 21. waren 3 Eier vorhan- den. Am folgenden Tage legte | der Kuckuk; nur noch 3 Eier des Besitzers. Fr Re ah Enthielt ein zerschlagenes nicht | ausgesogenes Ei des Besitzers; das Moos war zerrissen, aber das 'IKuckuksei gesund und frisch. „ 30. |Salicaria arundinacea. 2 Bebrütet. Dur A » 2 Juni 1. |Motacilla Yarrelli. 4 | Ich beobachtete dies vom 1 an. Es enthielt 4 Eier des Eigen- thümers. Das 5. wurde hinaus- geworfen und in den Baum gelegt, in dem Nest das gebaut war, „ 3. |Anthus pratensis. 5 „ 4. |Salicaria arundinacea: 2 | „ 6. E}) ” 1 „8. |decentor modularis. 0 » 9. |Salicaria arundinacea. 3 „ 11. ” ”» 0 H. Bryant: Vögel von Porto Rico. 181 Zahl ° Datum. | Name des Besitzers. |der Eierd. Bemerkungen. Besitzers. Juni 13. |Salicaria arundinacea? 1 Am 12. enthielt es 2 Eier des Besitzers. Am 13. hatte es nur eins mit einem Kuckuksei dazu. da, ir | 0 | An dem Kuckuksei klebte ein Theil eines anderen Kuckukseies genau von derselben Farbe und Zeichnung, woraus ich auf einen Kampf zwischen den beiden Vö- geln schliesse, wobei alle Eier zer- broehen wurden mit Ausnahme eines Kuckukseies, vielleicht dem des Siegers. Pr} 6} ] » 283. |Aeccentor modularis. „ 23. |Salcaria arundinacea. Bebrütet. Das Nest in einem Holzstoss gebaut, enthielt 2 Kuckukseier, ein rothes und ein graues. oc „ ” „ Juli 19. |Anthus pratensis. — Motaeilla Yarrell. H. Eryant, Vögel von Porto Rico.- (A List of Birds from Porto Rico presented to the Smithsonian Institution by Robert Swift aud George Latimer, with descrip- tions of new Species or Varieties. By Henry Bryant M.D. QCurator of Ornithology, Boston Society of Natural History. — From the Proceedings of the Boston Society of Nat. Hist., Jan. 1866.) Die von den Herren Swift und Latimer geschenkten Vögel- sammlungen sind sehr interessante, da sie einen Beweis mehr zu dem Factum liefern, dass die meisten der westindischen Inseln eigenthümliche Formen besitzen, welche gewöhnlich von den Or- nithologen als Species angesehen werden, welche aber, wie es scheint, in mehreren Fällen natürlicher als lokale Formen oder Varietäten zu betrachten sind, deren Gränzen schärfer gezogen sind als bei den continentalen, gerade deswegen, weil die Grän- zen der Gegend, die sie bewohnen, schärfer umschrieben sind. Falco. Tinnunculus. + Falco dominicensis Gmel. Mehrere Exemplare eines kleinen Falken, die keinen greifbaren Charakter bieten, .der sie von dieser Species unterscheiden liesse. Einer der Hauptcharaktere des 182 H. Bryant: Linne’schen Genus Falco ist die Variabilität im Gefieder, welche verschiedene Individuen derselben Species zeigen, und bei keiner von allen, mit denen ich bekannt bin, ist dies extremer ausge- bildet, als bei der in Rede stehenden. Während eines kurzen Aufenthalts auf Cuba im Frühling 1863 untersuchte ich eine grosse Anzahl Individuen und war nicht im Stande, mir eine Ansicht zu bilden, was als normaler Typus der Färbung anzusehen sei, so un- gleich waren die zahlreichen Exemplare, die mir zu Gebote standen. Tyrannus. Tyrannus. + Tyrannus dominicensis Gmel. Mehrere Exemplare. Pitangus. + Tyrannus Taylori Sclater. Mehrere Exemplare. Miyiarchus. +-Tyrannus antillarum. Mehrere Exemplare. Diese Species? gleicht keiner anderen mir bekannten besonders. Ich vermuthe, dass es die nämliche ist, die in Taylors Liste aufgeführt ist und wahrscheinlich dieselbe mit dem „Tobago Bird“ in Jardine’s Ca- talog der Vögel dieser Insel. Sein auffallendster Charakter besteht in der fast vollständigen Abwesenheit von Braunroth im Schwanz. No. 36,459. Länge des Balgs 170 Mill.,*) Flügel vom Bug ab 8641, Schwanz 86, Tarsus 21, Mittelzehe mit Kralle 19, Kralle allein 7, Schnabel längs der Firste 21, 4. Schwungfeder erster Ordnung die längste, 1., 7., 2. ein wenig kürzer als die 4. Kopf oben russig-braun; Nacken, Rücken und Schulterfittige dunkel, schmutzig olivenbraun, auf dem Rumpf blasser und auf der Schwanzdecke etwas röthlich werdend. Flügel dunkelbraun, die mittleren und grossen Deckfedern mit einem breiten schmutzig- weisslichen Rand, der schwach ins Röthlich-Olivengrün spielt und alle Schwungfedern, ausgenommen vielleicht die erste, aussen blasser gerandet, am hervortretendsten an den inneren der zweiten Ordnung, wo die Farbe der Randfarbe der grossen Deckfedern nahe kommt: diese Farbe geht allmählich über in ein sehr ent- schiedenes Braunroth an den Schwungfedern der ersten Reihe, am reinsten ist es nahe an ihrer Basis. Schwanz dunkelbraun, alle Federn mit undeutlich blasser Spitze, die äussere Fahne der äusseren Federn viel heller und weisslich gerandet, wie verschossen, am deutlichsten an der Basis. Unten weisslich, schwach aschgrau an der Kehle, deutlicher an der Brust und den Weichen und mit *) Maasse in Millimetern. Vögel von Porto Rico. 183 einer leichten Färbung von Gelb an dem Bauch und After, Unter- fläche der Flügel einen schönen breiten Rand von hellem Braun- roth auf der Innenseite der Schwingen erster Reihe zeigend; Achsel- federn und untere Flügeldeckfedern blassgelb, viel lebhafter als der Bauch. Unterseite des Schwanzes weisslichbraun, die Innen- fahne der meisten Federn mit einem kleinen blassen braunröth- lichen Fleck nahe dem Ende; Schnabel, Tarsen und Zehen dunkel schwarzbraun. Todus. $Todus hypochondriacus. Mehrere Exemplare. Dieser Vogel ent- spricht ziemlich gut der Beschreibung Lesson’s von dem T. mexi- canus, hat aber nicht den gelben Rand an dem Scharlachfleck der Kehle. Er kann leicht von jeder anderen aus Westindien beschrie- benen Art durch die goldgelben Weichen unterschieden werden; ein Charakter, den ich für ein Zeichen des Jugendalters gehalten haben würde, wenn ich nicht eine so grosse Zahl von der cuba- nischen und jamaicensischen Varietät zu derselben Jahreszeit, wo diese Exemplare erhalten wurden, beobachtet hätte, von denen kein Stück je so aussah. No. 36,450. Länge des Balgs 90, Flügel vom Bug an 42, Schwanz 28, Tarsus 101, Mittelzehe mit Kralle 12, Kralle allein 3, Schnabel längs der Firste 20; 3., 4. und 5. Schwinge erster Reihe nahezu gleich und am längsten, die erste kürzer als die der zweiten Reihe, die 2. ihnen etwa gleich. Die ganze Oberseite bei geschlossenen Flügeln und Schwanz lebhaft grün mit: einer leichten gelblichen Schattirung an den Nasenlöchern. Schwanzspitze und Basis der äusseren Schwingen erster Reihe schwach bläulich, Aussenkante der äusseren Schwanz- federn aschgrau. Unten die Kehle lebhaft Scharlach, auf jeder Seite von einer weissen Linie begränzt, welche an der Basis der Mundborsten beginnt und allmählich in das Perlgrau des Vorder- nackens und der Brust übergeht. Mitte des Unterleibs fast rein- weiss, vorn in das Perlgrau der Brust übergehend und hinten und seitlich in das Gelb des Afters und das Goldgelb der Weichen. Oberkiefer dunkelbraun, Unterkiefer gelblich. Tarsen und Zehen gelblichbraun. Das Genus Todus ist abwechselnd zu den Eis-. vögeln und den Fliesenschnäppern gestellt worden und schliess- lich zu den Motmots. Es hat im Bau keinerlei Verwandtschaft mit den ersteren und seine Lebensweise ist völlig abweichend. Sein Gefieder ist locker, die Flügel schwach und die Beine lang. 184 H. Bryant: Es gleicht den Motmots in der Zähnelung der Kieferränder, aber die Zehen sind nicht theilweise verbunden wie bei diesen Vögeln; der Schnabel ist ausserordentlich niedergedrückt und der Schwanz kurz und viereckig, während seine Lebensart gänzlich unähnlich ist. Einige von den plattschnäbeligen Tyrannus haben vielleicht mehr Analogie damit, zumal in ihrer Lebensweise, aber es unter- scheidet sich von ihnen sowohl in dem Aussehen der Eier und dem Modus des Brütens, als auch in mehreren anderen wichtigen Einzelnheiten. Es scheint mir eine gänzlich verschiedene Familie Todidae zu bilden, welche in keine andere hineinpasst. Sylvicola. Parula. +Sylvicola americana Linne. Dendroeca. Sylocola coronata Linne. Die Wanderung dieses Vogels nach Süden erstreckt sich weiter, als ich voraussetzte. Er war äusserst zahlreich in dem Innern von Jamaia während des Winters 1864 —65. Sylvicola discelor Vieill. Sylvicola Adelaidae Baird. Diese neue Species wurde vom Professor Baird in seiner Review of North American Birds be- schrieben. Setophaga. Setophaga ruticilla Linne. Turdus. Mimoecichla. +Turdus ardosiaceus Vieill. Häufig. Mimus. =} Mimus polyglottus. Var. portoricensis. Mehrere Exemplare. Eine Variation in den weissen Flecken ist der unbestimmteste Charakter, und ich bin geneigt anzunehmen, dass dieser Vogel mit Orpheus, dominicensis und cubanensis*) ete. als Varietät von polyglottus betrachtet werden sollte. Ich habe niemals ein Exem- plar von dominicensis gesehen, da aber Herr Sclater ihn mit Orpheus vergleichend von ihm sagt „forsan ab illo vix distinetus“, so glaube ich, es kann nicht derselbe wie der in Rede stehende Vogel sein, da dieser sich sehr gut von Orpheus unterscheiden lässt. Beim typischen polyglottus ist die ganze äussere Schwanzfeder weiss wie die zweite, mit Ausnahme eines Theils der Aussenfahne und eines *) Der cubanische Spottvogel ist leicht vom polyglottus zu unterscheiden. A ee u a u u a Vögel von Porto Rico. 185 kaum bemerkbaren Fleckes auf der Innenfahne, aber das Weiss nimmt bloss einen kleinen Theil der 3. und die äusserste Spitze der 4. ein. In dem vorliegenden Vogel beherrscht das Weiss die ganze 1. und 2. äussere Steuerfeder und die Innenfahne uud die Basalhälfte der Aussenfahne an der 3., das Basalfünftel der Aussen- _fahne und die Spitze an der 4. und einen kaum bemerkbaren Fleck an der Spitze der 5. In Orpheus nimmt das Weiss alle drei äusseren Schwanzfedern ein, mit Ausnahme eines kleinen Flecks der Aussen- fahne nahe der Spitze auf der 3., das Basaldrittel und einen ziem- lich grossen Fleck, mehr als einen Zoll lang, nahe der Spitze der 4. und einen sehr deutlichen Fleck auf der Spitze der 5, No. 33,476. Länge des Balgs 205, Flügel vom Bug an 100; 1. Schwinge mehr als 4 der 2.; 3.. 4. und 5. beinahe gleich und am längsten; 2. länger als die 8.; Schwanz 110, Tarsus 31, Mittel- zehe mit Kralle 284, Kralle allein 82, Schnabel längs der Firste 21. Oben aschgrau, Kopffedern mit dunklerer Mitte, Zügel dunkel, eine weissliche Supraocularlinie bei den Nasenlöchern beginnend, allmählich hinter dem Auge verschwindend. Flügel schwarzlich- braun, die mittleren und inneren grossen Deckfedern mit weissen Spitzen und mit schmalen abgeblassten Randsäumen, die äusseren grossen Deckfedern weiss mit einem spatelförmigen dunkelbraunen Fleck nahe der Spitze an dem Schafte entlang ziehend; die kleinen Deckfedern mit dem Aschgrau des Rückens gesäumt, Basis aller Schwingen erster Reihe weiss, weiter auf der Innen- als auf der Aussenfahne, das Weiss ungefähr 4 der 1. und £ der 10. Schwinge einnehmend. Schwingen der zweiten Reihe mit weissen Spitzen und mit schmalem blassem Saum. Schwanz schwärzlichbraun, weiss ge- zeichnet, wie oben beschrieben; unten weiss, die borstenartigen Enden der Kinnfedern schwarz und ein sehr unbestimmter schwar- zer Streifen gebildet von den schwärzlichen Spitzen der Federn; Schnabel schwarz, Tarsen und Zehen dunkel bläulich-hornfarben, Krallen schwarz. Hirundo. Progne. Hirundo dominicensis Gmel. Petrochelidon. Hirundo fulva Vieill. Certhvola. Certhiola flaveola, Var. portoricensis. Mehre Exemplare. Leicht unterscheidbar von dem Vogel Jamaicas durch geringere Grösse, 186 H. Bryant: hellere Farbe des Rückens und der Kehle und völlige Abwesen- heit rother Nüancen in dem Gelb der Brust. Vireo. Vireo Latimeri Baird. Diese Species wird vom Herrn Prof. Baird in seinem ‚Review‘ beschrieben werden. Tanagra. Spindalıs. Tanagra portoricensis. Mehrere Exemplare. No. 36,502. J' Länge des Balgs 150, Länge des Flügels $1, Länge des Schwanzes 60, Länge des Schnabels längs der Firste 9; Tarsus 20%, Mittelzehe mit Kralle 23, Kralle allein 64. Kopf schwarz, mit zwei weissen Streifen auf jeder Seite, einer. über dem Auge in geringer Entfernung vom Nasenloch beginnend und einer unter dem Auge am Unterkiefer beginnend. Nacken lebhaft goldig-orange, ein sehr hervortretendes Nackenband bil- dend. Rücken, Schulterfittige, Rumpf und obere Schwanzdeckfedern olivengrünlich, am lebhaftesten gegen den Schwanz zu und mit einem dunkelen Streifen längs dem Schaft der dem Nackenband benachbarten Federn. Flügel dunkelbraun, die kleinen Deckfedern nahe dem Körper von derselben Farbe wie der Rücken, die nahe der Flügelbeuge ein mehr oder weniger lebhaftes Rostroth zeigend. Mittlere Deckfedern mit olivengrünem, an der Spitze blasserem und von aussen ins Weissliche spielendem Rande. Grosse Deck- federn aussen mit weissem an der Basis ins Olivengrüne ziehen- den Rande, alle Schwungfedern mit Ausnahme der ersten heller gesäumt, besonders deutlich auf den inneren der zweiten Ordnung und allmählich sich verwandelnd durch Schmutzigweiss zu Oliven- grün auf den äusseren der zweiten Reihe. Schwanz dunkelbraun, äusserer Rand der Federn etwas grünlich gegen die Basis und die innere Fahne der Aussenfeder mit einem kaum bemerkbaren weissen Rande an der Spitze. Farbe des Kinns weiss zusammenhängend mit den Infraocularstreifen und gleich ihm mit schwarzen Feder- spitzen. Die Mitte der Kehle oben lebhaft gelb, allmählich auf dem Hals zu einem tiefen Orange werdend und auf beiden Seiten von deutlichen schwarzen Linien begränzt, welche gegenüber der Schädelbasis beinahe zusammentreffen und darauf wieder zurück- weichen. Brust gelb, plötzlich in das Orange des Halses übergehend. Mitte des Unterleibs weiss, Seiten und Weichen graulich-oliven- grün mit undeutlichen dunklen Streifen; Schwanz und Steiss weiss- lichbraun, die Federn des letzteren mit breitem weissen Rand. Vögel von Porto Rico. | 187 Oberkiefer schwarz, Unterkiefer bläulich-hornfarben, wie die Tar- sen und Zehen. | 9. Verhältnisse nahezu wie beim &. Oben grünlich-oliven- farbig, gelblich gegen den Schwanz zu und mit Kopffedern, deren ‘ Mitte bläunlich-aschgrau ist. Flügel ohne jedes Rostroth an der Flügelbeuge und mit mehr Olivengrün an den hellen Federsäumen als beim Männchen. Schwanz wie beim Männchen. Unten blass dunkelgelb mit dunklen Streifen längs der Mitte der Federn, sehr ähnlich wie bei Dulus dominicus. Junge Männchen wie die Weib- chen, aber mit Spuren von Kastanienbraun an der Flügelbeuge. Die Species von Tanagra, welche gewöhnlich unter dem Na- men Spindalis vereinigt werden, bilden zwei bestimmte Gruppen; in der ersten ist das Gefieder der Weibchen etwas dem der Männ- chen ähnlich und der Schnabel ist viel stärker als bei der zweiten. Das ist der Typus von Spindalis und enthält die Speeies T. nigri- cephala. In der zweiten ähnelt das Gefieder dem der Männchen nicht und der Schnabel ist schwächer. Wenn man das unsinnige System auf jeden kleinen Unterschied Genera zu gründen annimmt, so mag diese Spizampelis genannt werden — sie enthält drei Species, T. Pretrei, T. zena» und den in Rede stehenden Vogel. Fringilla. Phonipara: Fringilla zena*) Linne 1758, Var. portoricensis. Mehrere Exem- plare. Die Aehnlichkeit dieses Vogels mit Exemplaren von F\. zena von den Bahama-Inseln ist sehr gross; der einzige Unterschied, den: ich aufzufinden im Stande gewesen bin, ist eine schwächere Färbung von Olivengrün und vielleicht eine geringere Ausdehnung von Schwarz unten; es scheint, dass er in der Mitte steht zwi- schen zena und omissa in Jardine’s Catalogue of Birds of Tobago. Coturniculus. Fringilla passerina Wils. Exemplare, welche die F. tisvcrus Gosse von Jamaica repräsentiren und nicht von dem Vogel der Vereinigten Staaten zu unterscheiden sind. Lowia. Spermestes. Lozia. cucullata Swains. Mehrere Exemplare dieses wohl- *) Linne beschreibt zwei Vögel unter dem Namen Fringilla zena in der Ausgabe von 1758, von denen der erste jetzt Tanagra zena genannt wird und der' zweite allgemein unter dem Namen Fringilla oder Phonipara bicolor be- kannt ist, welcher aber Fringilla oder Phonipera zena Linne heissen sollte, 188 H. Bryant: bekannten afrikanischen Vogels. Er hat sich wahrscheinlich auf der Insel angesiedelt wie der gemeine europäische Spatz in Havana. Pyrrhulagra. Lowia portoricensis Daud. Mehrere Exemplare, aber keines im Kleide des erwachsenen Männchens. Das Subgenus Zozigilla Lesson wurde auf Fringilla noctis gegründet. Der Typus von Bonapartes Subgenus Pyrrkulagra ist unser Vogel und schliesst ein vwiolacea von den Bahama-Inseln ete., aber nicht anowantha, das den Typus eines dritten Subgenus Zozipasser bilden mag, eng verwandt mit Spermophila und Phonipara. Diese drei Vögel zei- gen recht die 'Thorheit der jetzigen Genuseintheilungen, indem Jeder von ihnen älteren Gattungen näher verwandt ist, als sie es untereinander sind. | Icterus. Icterus xanthomus Sclater. Mehrere Exemplare. leterus dominicensis,*) Var. portoricensis. Dieser Vogel lässt sich in ausgefärbtem Gefieder leicht von dem Vogel aus St. Do- mingo unterscheiden an der Abwesenheit des Gelb an den Weichen und der grösseren Ausdehnung des Schwarz an den oberen Schwanz- decken und am After. Das Gefieder des jungen Vogels ist oben röthlich-olivengrün, am tiefsten auf dem Kopf und wird zu Gelb auf dem Rumpf; unten röthlich-olivengrün mit gelbem Grund, das Röthliche am tiefsten an der Brust und mit dem oberen Theil der Kehle fast gelb. Quiscalus. Quiscalus crassirostris Swains.? Nahezu dem Vogel Jamaicas gleichend, aber kleiner und das Purpurroth des Rückens dehnt sich bis zum Ende der oberen Schwanzdecke aus, anstatt auf dem Rumpf grünlich zu werden. Alcedo. Megaceryle. +-Alcedo aleyon Linne. *) Ieterus dominicensis, Var. hypomelas Dubus, Bonap. Consp. Vol. I. p- 433, von Cuba. Erwachsen in der Zeichnung sehr dem portoricensis glei- chend, aber mit weniger Gelb auf dem unteren Theil des Abdomen. Jung olivengrünlich mit schwärzlicher Kehle, sehr ähnlich dem dominicensis von St. Domingo. Diese Varietät gleicht im Alterskleide sehr nahe dem portori- censis, aber unterscheidet sich völlig von ihm im Jugendkleide. Die Zahl der Exemplare ist zu gross, um irgend eine Wahrscheinlichkeit zu bieten, dass dieser Unterschied nicht constant sei. Vögel von Porto Rico. 189 Cocceyzus. 7 Coceyzus minor Linne. Mehrere Exemplare dieses Vogels aus Portorico lassen sich von anderen der Smithsonian Institution aus Jamaica, St. Thomas, Santa Cruz, Cuba, Central-America und Flo- rida? nicht unterscheiden. Die Durchschnittsgrösse ist eher be- deutender anstatt geringer, wie es Herr Taylor angiebt, obgleich ich auf diesen Unterschied keinen Werth lege, da man bei Exem- plaren unseres gewöhnlichen gelbschnäbligen Kuckuks leicht eine Variation um einen Zoll in der Länge finden kann. Ein Exem- plar von Herrn Newton in Santa Cruz gesammelt, ist von Herrn Selater mit nesiotes Oab. identifieirt worden. Dieser Vogel gleicht genau den anderen Exemplaren der Sammlung. In Cabanis’s Be- schreibung von nesiotes ist der einzige specifische Charakter in dem gänzlichen Mangel an Weiss auf der Aussenfahne der äusseren Schwanzfeder gegeben. Ich habe nie einen erwachsenen gelb- schnäblisen Kuckuk, der diesen Charakter besass, gesehen, und sicher zeigtihn auch das Exemplar nicht, welches von Herrn Sclater als nesiotes bestimmt ist. Junge Vögel der in Rede stehenden Species und vielleicht aller gelbschnäbligen Kuckuke, haben den Schwanz auf dieselbe Weise gezeichnet wie bei den schwarz- schnäbligen. Mehrere Exemplare in der Sammlung der Academy of Natural Sciences zeigen dies deutlich. Es scheint einige Ver- wirrung in der Feststellung der westindischen Species des Sub- genus Cocceyzus zu bestehen, welche von Herın Sclater in seiner Monographie dieser Gruppe nicht verringert worden zu sein scheint, worin der vom Prof. Baird als Dominicus bestimmte Vogel als eine neue Species unter dem Namen Bairdii beschrieben ist. Da ich nie ein Exemplar von St. Domingo gesehen habe, so kann ich nicht entscheiden, ob Prof. Baird bei der Identificirung des Vogels von Jamaica mit jener Species das Rechte traf, aber Herr Selater irrt sicherlich, wenn er ihn mit Americanus vergleicht; denn die spe- cifischen Oharaktere von Prof. Baird’s Art bestehen in den braun- rothen Kanten der Schwungfedern, welche sich bei letzterem Vo- gel nicht finden, und in dem erythrophthalmus-artig gezeichneten Schwanz anstatt des deutlichen Schwarz mit weissen Spitzen beim Americanus. Ungeachtet der Autorität des Herrn March, welcher positiv versichert, dass dieser Vogel in Jamaica brütet, halte ich ihn für nichts als ein junges Exemplar von einer der schon be- kannten Species. Die Lokalität des Exemplars, das mit Florida bezeichnet ist, ehemals im Besitz des Herrn Audubon, betrachte 190 H. Bryant: ich als höchst zweifelhaft, obgleich kein Grund vorhanden ist, warum nicht irgend ein cubanischer Vogel mit der gewöhnlichen Flugkraft ausgerüstet die enge Strasse passiren sollte, welche jene Insel von Tortugas trennt. Saurothera. +-Saurothera Vieilloti, Var. rufescens. Drei Exempare. No. 36,440. Länge des Balgs 270, Flügel vom Bug an 130, Schwanz 226, Schnabel längs der Firste 45, vom Nasenloch 30, längs der Spalte 51, Tarsus 35, Mittelzehe mit Kralle 55, Kralle allein 94, Tiefe des Schnabels am Nasenloch 9%, Breite des Schna- bels am Nasenloch 84. Oben broncegrün mit Braunroth angeflogen, welches nach dem Vorderkopf zu, wo das Grün verschwindet, tiefer wird. Flügel wie der Rücken, aber mit entschieden rother Kante an den Schwin- gen erster Reihe, am Lebhaftesten nach der Basis zu. Schwanz broncegrün mit einem breiten schwarzen Querband vor dem Ende, das sich vorn auf der Aussenfahne aller Federn mit Ausnahme der Innenfeder ein wenig weiter ausdehnt und mit einem schma- leren, aber sehr deutlichen queren terminalen Band in Weiss; beide am Schmalsten auf den mittleren Federn. Unten die Kehle schmutzig-weiss, Hals und Brust bleich-aschfarbig, allmählich an den Seiten in die Farbe der oberen Theile übergehend. Bauch, Schienen und After braunroth. Unterseite des Flügels blass-braun- roth, ausgenommen die hervorragenden Spitzen der Schwungfedern erster Reihe, welche oliven-grünlich nüancirt sind. Unterseite des Schwanzes weisslich-olivenbraun mit Querbändern wie oben. Crotophaga. + Crotophaga ami Linne. Mehrere Exemplare, etwas grösser als die von Cuba und Jamaica. | Picus. Melanerpes. + Picus portoricensis Daud. Mehrere Exemplare. Psittacus. Chrysotes. + Chrysotes ..... ; eine noch nicht bestimmte Species. *) [*) Zweifelsohne Chrysotis vittata Sclater. Letzterer hat (Proc. Zool. Soc. 1857) nachgewiesen, dass jede der grossen Antillen eine eigne Chrysotis- Art besitzt. Cabanis.] Vögel von Porto Rico. 191 Columba. Geotrygon. —+Columba montana Linne. Nahezu, wenn nicht ganz überein- stimmend mit den Exemplaren von Jamaica. Zenauda. -—+Columba zenaida Bon. Chamaepelia. -+Columba passerina Linne. Ardea. »+Ardea egretta Gmel. —+ Ardea coerulea Linne. ö — Ardea exilis Gmel. S Aramus. “+ Aramus giganteus Bon. Tringa. Tringoides. -+-Tringa macularia. Mehrere Exemplare. Gallinula. - Gallinula galeata Licht. .r. Gallinula martinica Linne. Rallus. ) Rallus carolınus Linne. @razio Antinori: Beschreibung und Verzeichniss einer von Mai 21859 bis Juli 5862 in Nord-Central-Afrika an- - gelegten Vögelsammlung. Aus dem Italienischen auszugsweise übersetzt und mit einigen Anmerkungen versehen von Dr. R. Hartmann. (Fortsetzung; s. März-Heft 1866, S. 112 u. £.) Miecronisus sphoenurus? Ruepp. Varietas minor, et subtus pallidior quam in Microniso sphoe- nuro, pedibus gracilioribus, iride rubra. Unterscheidet sich vom vorigen durch seine kleinere Statur, seine gracileren Glieder und durch seine hellere Färbung. Oben- her ist er mit schönem Schieferigaschgrau, untenher ist er zart weisslichroth, mit sehr feinen, queren Strichelehen oder Bänder- chen von sehr blasser, roströthlicher Farbe, gezeiclinet,. Die Kehle ist weisslich, die Arme sind röthlichweiss, mit mehr und mehr 192 Orazio Antinori: Beschreibung einer hervorstechenden Bändern. Der Schnabel ist himmelblau, die nur die Schnabelbase bedeckende Wachshaut aber und die Füsse sind eitronengelb, die Iris ist roth.*) Ant. erlegte zwei erwachsene g' im Februar 1860 zu Rosseres. Schien auf dem Durchzuge, denn er wurde weder vor, noch nach dieser Zeit gesehen, die sich übri- gens nur auf 7—8 Tage belief. Ist lebhaften Charakters. Setzt sich Morgens und Abends auf die Wipfel des Baobab und späht nach Beute. In der heissen Tageszeit hält er sich unbeweglich zwischen den Blättern der Dompalmen verborgen. Im Magen des einen fanden sich Insekten, in dem eines anderen Reste eines kleinen, unbestimmbaren Waldvogels. M. gabar ? Bon. ex Daud. — Accipiter erythrorhynchus Sw. Dilute einerascens, pectore pallidiore, abdomine toto et hypo- condriis albo-cinerascenti-fasciolatis alarum tectricibus majoribus albo terminatis; cera, pedibusque rubris, iride rubinea. Der gauze Mantel ist oberhalb gleichmässig rein aschfarben; die Färbung des Kopfes und Halses ist ein wenig dunkler, die- jenige der Brust ist heller. Die ganze Unterseite des Körpers ist weiss und von feinen, dunkelaschgrauen Linien gekreuzt; letztere sind dichter und deutlicher an Bauch und Flanken, schwächer an den Schenkeln, fast verlöscht in Nähe des Afters. Ober- und Unterschwanz sind weiss; die Basis des Unterschwanzes bedecken dunkelaschfarbene, in Weiss endigende Federn. Die Schwung- federn sind düsteraschfarben und mit dunklen Flecken gebändert. Die grossen Deckfedern, von derselben Farbe wie der Rücken, endigen mit weisser Spitze und bilden so, wenn sie eine über der andern liegen und wenn sie über dem Körper geschlossen sind, zwei grosse weisse Flecken. Die Steuerfedern werden von vier dunkelschwarzen Binden gekreuzt. Der Grund der zwei seitlichen äusseren ist weiss, grau ist der beider inneren; dieser weisse Grund verschwindet allmählich bei den anderen und wird hier durch Asch- grau ersetzt; an der Spitze sind alle unbestimmt weiss geendigt. Wachshaut und Füsse orange-, Iris rubinroth. *) Die Verschiedenheit der Iris, von Gelb in Roth, ein schon von Heuglin bemerkter Unterschied [Syst. Uebers. S. 12], welcher, unabhängig vom Alter des Thieres, mit der Zeit wohl diesen Falken zu einer besonderen, guten Species stempeln wird. [Dieser kleine M. sphoenurus? mit feuerrother Iris scheint nach des Verf. brieflicher Notiz einer von Rueppell's Visus sphoenurus (Micro- nisus sphoenurus Bon.) verschiedenen Art anzugehören. Vergl. Cattalogo S. 17 und $. 128 dies. Uebersetzung.] Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 193 Das erste Exemplar wurde von Antinori im Juni 1859 in Dongola gefunden; es war ein junges 2. Die anderen wurden zum grösseren Theile am blauen Flusse gesammelt, woselbst das Thier vom 14° Br. an häufig vorkommt. Ein anderes junges 2 wurde im August 1860 in einem Garten zu Karthum getödtet. Verfasser beobachtete den Vogel ferner noch in Kordofan und am weissen Fluss, hier jedoch nur wenig oberhalb Karthum. Das Thier liebt feuchte, vegetationsreiche Stätten. Während die Wachshaut des Schnabels und die Füsse der Alten orangeroth sind, erscheinen diese Theile bei Jungen orangegelb. Iris der Jungen lebhaft gelb, die der Alten in Roth übergehend. Dimensionen der vom Verfasser mitgebrachten Exemplare: 12° Länge; Flügel 72/, ,‘; Schwanz 64‘; Tarsen 13/, ,“ lang. Hartlaub’s Dimensionen von M. gabar: 12“ Länge; Flügel 61/,,.; Schwanz 53“, Tarsen 1°/,„“ lang. M. niger Vieill. — Nisus gabar Schleg. Varietät mit constant einförmig schwarzer Färbung und wit hellen Schwanzbinden. Nitide niger, rostro et ceromate corneo-nigris, partibus nudis lori, et basis mandibulae pallide sulphureis, pedibus pallide flavis, acrotarsis et acrodactylis ex parte nigro-scutatis; rectricibus duabus intermediis, 4 indistincte, griseis; reliquis fasciis albidis non inter- ruptis; fascia nn keines minore et obsoletiore; iride brunnea. Heugl. dies Journal IX. 1861. Nach Ant. ist die Iris aber nicht braun, sondern citronen- gelb, mit schwarzem Ringe umgeben; dies zeigt sich bei J’ und 9. Verf. verzichtet darauf zu entscheiden, ob der schwarze Sper- ber eine besondere Species repräsentire, wie einige Ornithologen glauben, oder aber ob er einfache Varietät des M. gabar sei. That- sächlich nun ist dieser Vogel im Sudan sehr selten. Ant. sah ihn bei seinem hinglänglichen Aufenthalt im Lande nur vier Mal; er tödtete zu Amgher in Kordofan, 27. September 1860, ein 9, an der Meschra-Ali-Amuri 8° Br. ein g', und sah diese 'Thiere zwei ‚ Abende hintereinander an einem Walde in der Nähe des Dorfes Rek, im Innern des Gazalgebietes, ohne sie schiessen zu können. Zur heissen Tageszeit verbirgt sich der Vogel in den Tama- rinden und Sykomoren, mit denen die Negerdörfer gewöhnlich umpflanzt sind. Geht gern an Mäuse, die in Nähe der Hütten zahl- reich. Ant. fand im Kropfe eines Bella 2 die wohl erkenn- baren Reste einer Mus barbarus. Journ, f. Ornith,, XIV. Jahrg., Nr. 81, Mai 1866. 14 194 Orazio Antinori: Beschreibung einer 10. ‚Circinae. Strigiceps cineraceus Bon. & Montag. Sehr gemein in Sennaar nach Aufhören der tropischen Regen. Verf. erlegte ein junges f' im November 1859 an den nahe der Stadt Sennaar befindlichen Lachen. Fam. V — STRIGIDAE. Athene perlata Bon. ex Vieill. Diese auf Taf. 244 des Levaillant'schen Werkes abgebildete und in Heuglin’s system. Verzeichniss als „Athene oceipitalis Temm.“ aufgeführte, sehr niedliche Art geht nur höchst selten bis zum 15°. Antinori traf sie am blauen Flusse oberhalb Roseres unter 11°, am weissen Flusse erst unter 10°, an. Lässt sich nur Morgens zu sehr früher Stunde sehen, viel seltener Abends, nach Sonnenunter- gang. Die Farben des ' sind lebhafter, seine perlähnlichen Flecke sind schärfer umschrieben. Ephialtes leueotis Bon. & Temm. Verf. erhielt 1 J und 1 2 durch eine vom weissen Flusse herabkommende Barke. Sie stammten beide aus dem Lande der Jambara, westlich von Gondokoro, unter 5° N. Br. Antinori sah den Vogel im Juni 1861, bei der Reise aus dem Innern des Djur- Landes nach dem Gazellenfiusse, aus dem Spalte cines alten in- mitten eines Sumpfes befindlichen Baumes auffiegen und fand in dem Loche ein Ei mit reifem Jungen. Das Ei war fast sphärisch, von Grösse eines W'aubeneies, weiss, mit sehr grober Körnelung. Ascalaphia Savignyi Geoffr. Nicht selten in der Umgegend Cairos, nistet im Mai auf et- lichen Pyramiden. Verf. erhielt im April 1859 drei prächtige Exem- plare, zwei d und ein ?, von den Sakkarah-Beduinen und fand in einem nubischen Tumulus oberhalb Dongola am 15. Juni des- selben Jahres ein 2. Ant. glaubt nicht, dass diese Art den air überschreite.*) Bubo lactea Bon. ex Temm. Dieser über einen grossen Theil des afrikanischen Contincntes . zerstreuten Art, welche Schlegel als einzeine betrachtet, sind von Bonaparte und Anderen verschiedene Namen zuertheilt worden und zwar mit Rücksicht auf die Veränderungen, die Proportionen und COolorit derselben erleiden. So hat Bonaparte die grosse Va- *) [Dies stimmt auch mit meinen Beobachtungen überein. H.] Vögelsammlung Nord-Oentral-Afrika’s. 195 rietät mit hellerem Mantel aus Südafrika Bubo Verrauxü genannt; derjenigen vom Senegal, die gleich gross, aber dunkler, hat er den Cuvier'schen Numen Bubo lacteus gelassen und endlich hat er für die kleinere abyssinische den von Guerin-Meneville ge- gebenen Namen Bubo cinerascens acceptirt. Verf. fühlt sich un- sicher in Bezug auf die Strenge und Constanz gewisser Charak- tere; er hat übrigens beobachtet, dass in Sennaar, Galabat und in etlichen Gegenden sowohl von Kordofan, wie auch vom weissen Flusse, die zu dieser Art gehörigen Individuen ausserordentlich varüren; er selbst hat grosse und kleine Exemplare, solche mit hellem nd dunklem Mantel, geschossen. Gewöhnlich schlägt das Thier seine Wohnung in der höhlen- reichen Adansonia digitata auf. Es bringt hier den grössten Theil des Tages zu und baut da, wie Beduinen des blauen Flusses ver- sichern, sein Nest. Wahrscheinlich bedingt die Gegenwart dieser, ‘dem Schuhu Zuflucht bietenden Pflanze dessen Häufigkeit an ge- wissen Lokalitäten, so z. B. auf den Hügeln von Roseres und in anderen Gegenden, an denen der Baum häufig. Im Juni, zur Zeit der Paarung, ruft das J' das 2 den Tag über mit tiefem, ein- sylbigem Schrei, der auf weite Distanzen vernehmbar. Abends bei Sonnenuntergang setzt sich der Vogel frei auf Bäume, um die Stunde der Jagd abzuwarten. Merkt er sich aufs Korn genommen, so flieht er sehr weit, ist er aber verwundet, so wehrt er sich mit grossem Muthe nnd stirbt nur schwer. Das Thier jagt sowohl Vierfüsser, als auch Vögel und eines Abends ward Ant. selbst Zeuge, wie ein Schuhu dieser Art von einer hohen Dompalme herabflog, ein Pharaoshuhn zwischen den Fängen tragend. Von den zwei im Turiner Museum aufbewahrten Exemplaren (aufgeführt als Bubo lacteus Gray) ist das abyssinische dunkler, das vom Senegal stammende dagegen heller; Ant. Exemplare endlich Base sämmtlich ein helleres Aschgrau. Ordo II — Passeres. I. FISSIROSTRES. Familia VI — CAPRIMULGIDAE. 12. Caprimulginae. Scotornis chimacurus Sw. ex Vieill. Alle Farben der Männchen lebhafter als die der Weibchen, spielen auch in’s Röthliche, color d’anchenne pallido? wogegen 14* 196 Orazio Antinori: Beschreibung einer sie bei letzteren ins blass Aschfarbene stechen. Die Flügelspiegel der Z', der äussere Federbart der zwei ersten Steuerfedern und seine Spitze, ferner noch Theile des Federbartes und der Spitze der folgenden sind glänzend weiss, beim 2 dagegen matter. Die beiden mittleren Steuerfedern der & sind gewöhnlich um ein Drittel, zuweilen um die Hälfte länger als dieselben der 2. Häufig in Kordofan, wo sich das Thier gegen Abend mit einem öfters und auf sehr deutliche Weise wiederholten rru—rru—rru—rru hören lässt. Aehnlich dem europäischen, begiebt sich auch dieses afrikanische an Wegen, welche von Ochsen, Pferden und Kameelen betreten ‚werden, auf den Insektenfang. In Durrahfeldern macht es grosse Jagd auf einen daselbst sehr gemeinen Spinner. Bei Tage zieht es sich in den dichtesten, für die Sonne undurchdring- lichen Forst zurück. Männchen und Weibchen leben beisammen und an manchen schattigen Stellen finden sich wohl zwei oder drei Pärchen vor. Verf. beobachtete den Vogel am blauen Flusse oberhalb Sennaar und im innern Lande des Gazellenflusses, wo- selbst jener zu allen Jahreszeiten Stand hält. Macrodipteryz longipennis Bon. ex Lath. Dieser von den Arabern „Abu-gennahh-arbä, Vater der vier Flügel“, genannte Vogel, kommt nur zur Regenzeit von den Aequa- torialgegenden herbei; im März und April kommt er alsdann am blauen Flusse bis etwas unterhalb Roseres vor, etwa unter 12°. Auch lässt er sich in Theilen Kordofans sehen, welche mit dem Gebiet der Baggara Schilluk zusammengrenzen (10°). Immer in den Binnenregionen des weissen Flussgebietes und in den Zu- flüssen. So sah ihn Verf. am 17. März 1861 im Djurlande, nach einem ausserordentlich schweren Unwetter, im Verein mit Colaris afra, Platystira senegalensis, Cecropis melanocrissus U. V. 4. Ein- ziehen. Die beiden sehr langen, originellen Schwungfedern geben den Anblick, als ob ein Nachtvogel, von jenen kleinen Vögeln gefolgt, dahinflöge. Solchen Eindruck brachte die Sache auf den Verfasser und seinen Freund hervor, als das Thier beim Einbruch der Nacht vorüber zog. Der Flug dieser Nachtschwalbe ist un- regelmässiger als derjenige ihrer Verwandten; wenn sie jagt, so macht sie so viele verschiedene Manöver, dass man sie in inner- halb einer Minute drei, ja vier Mal zu Gesicht bekommen und wieder aus den Augen verlieren kann. Sie erhebt sich, stösst nieder und berührt dabei fast die Erde, flattert um Pflanzen herum, schweift auch mit solcher Leichtigkeit und Schnelligkeit durch die Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 197 Luft, dass es sehr schwer fällt, sie zu treffen. Bei Tage duckt sie sich an die Erde, unter die grossen, von dichten Geschlingen der Kletterpflanzen strotzenden Bäume oder zwischen die Sumpf- binsen. Gilt auch den Eingebornen als sonderbarer Vogel, und darf man nicht einige Zeit lang in ihrem Lande gelebt haben, ohne von ihnen gefragt zu werden, ob man denn auch den „Vater der vier Flügel‘ zu Gesicht bekommen und erlegt habe.*) Familia VIT— HIRUNDINIDAE. 13. Cypselinae. Cypselus galilejensis Ant., Naumannia, Heft 4, S. 307 des Ill. Vierteljahrsheftes. Cauda brevissima subfurcata, corpore nigro-virescente nitore metallico perlucido; fronte et superciliis dilute albis, mento, gula, et regione supercaudali, albis, pagonio externo primae remigis, albo limbato. ‚Unterscheidet sich von Lichtensteins C. abyssinicus (S. Hartl. Syst. der Ornith. Westafrikas S. 24, S. 61) durch die russige, metallisch glänzende Färbung, durch ihr Schwarzgrün mit metal- lischem Glanz, durch den Mangel an schwarzer Färbung der Kiele der Federn an der weissen Binde über dem Bürzel und vorzüglich dadurch, dass am Aussenrande der ersten Schwungfeder (bei C. ga- Ilejensis) Weiss auftritt. Antinori fand diesen Vogel das erste Mal in Palästina am Galilaea-See. Dort hatte sich das Thier in einem alten, noch vor der Zeit der Kreuzzüge erbaueten Thurme eingenistet. Neun Jahre später fand Verfasser das Thier im September in Sennaar am blauen Flusse. Es waren etwa 20 Stück, welche auf dem Ab- hange eines vom Flusse zerbröckelten Erdhügels nisteten. Trotz aller Mühe gelang es doch nur zweier Individuen habhaft zu wer- den. Scheint in Nord-Centralafiika sehr selten zu sein, von wo er wohl zuweilen nach Arabien und Palästina zieht. C. ambrosiacus Bufl. Im Juli und August sehr gemein in Karthum und Umgegend, ferner aufwärts in Woled-Medina, Abu-Haras u. s. w. Ist die kleinste, graurückige Mauerschwalbe Sudans. Zieht nach Nubien und selbst nach Egypten. So traf Verf. *) [Sehr richtig. H.] 198 Orazio Antinori: Beschreibung einer das Thier auf der Rückreise nach Cairo im September 1861 in dem grossen, unter etwa 22° Br. gelegenen Dorfe Dendera am Nile. C. dubius Ant. Cypselus murario valde affinis, supra et subtus nigro-fuliginoso, nitescente; plumis omnibus vix albescente-marginatis, gula alba, fronte einerea; scapularibus et cubitalibus late albescente-limbatis; remigibus acutissimis, marginibus externis subtilissime albo, lim- batis. Statura C. murario peraequante, sed cauda magis furcata, iride obscura, rostro pedibusque nigris. Diese Mauerschwalbe fand sich am 27. August 1860 in Folge eines entsetzlichen nächtlichen Regensturmes, der ein gutes Theil Land unter Wasser setzte, reichlich zu Berber am Nile vor, etwa unter 17° Br. Verf. tödtete viele Exemplare, die alle eines dem anderen glichen, indessen hinderte ihn doch das Austreten des Flusses, welcher letztere den Weg abzuschneiden drohte, die Prä- paration auch nur eines einzigen Exemplares vorzunehmen. Die hier angeführten Worte sind aus des Verfassers ornitho- logischen Notizen reproducirt, Notizen, die unmittelbar nach. Er- legung der gedachten Vögel aufgezeichnet wurden. Dass diese Mauerschwalbe von der gemeinen verschieden sei, auch von deren Jungen, mit denen man sie auf den ersten An- blick noch verwechseln könnte, lehren nicht nur die weisslichen Ränder aller Körperfedern, während diese Ränder sich bei C. mu- rarius nur an der Stirn und an den Flügeln zeigen, sondern noch weit mehr die Form und die Proportionen der Schwungfedern, welche in Antinori’s Art viel schmäler und zugespitzter sind; das- selbe ist mit den Schwungfedern der Fall, die ebenfalls viel schmäler und schräger zugespitzt erscheinen. Gleicht im Kleide theilweise Heuglin’s ©. Rueppellü, ist jedoch weit kleiner als diese und zeigt nur einige Analogien mit einer unbestimmten Species, welche ge- nannter berühmter Ornitholog. unter No. 11 seiner Notizen über die Mauerschwalben Nordafrikas in Jahrgang 1861 des Journals f. Ornith., 3. 42, aufgeführt hat. 14. Hirundininae. Cecropis melanocrissus Ruepp. Kommt gegen Mitte März im Djurlande an, hält sich hier aber nur bis zu den ersten Tagen des April auf. Danach verschwindet sie und geht theils nach Ost, theils nach West in die bergigen Gegenden des weissen Flusses. Vereinigt sich mit Colaris afer, welcher mit ihr dieselben wasserreichen Lokalitäten einhält. Bei Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 199 Sonnenaufgang setzte sie sich, wie Ant. bemerkte, nach kurzem Umherkreisen auf die höchsten Baumwipfel und blieb daselbst einige Zeit lang unbeweglich; kamen nun neue hinzu, so machten diese den Posten streitig und da sie die Gewohnheit haben, sich .alle eine neben die andere in Linie auf denselben Zweig zu setzen, so kam es, dass, sobald der Platz zu eng war, zwischen ihnen Zank entstand und diejenigen, welche vertrieben wurden, sich einen anderen Platz suchen mussten. Von den Bäumen schiessen sie auf die Wasserfläohe hinab, welche sie hastig überfliegen, um Insekten zu verfolgen. Nachdem sie etwa eine Stunde lang in der Luft sich ergangen, verschwinden sie, um erst den nächsten Morgen auf ihren Platz zurückzukehren. — Nach Heuglin erhebt sich diese Schwalbe in Abyssinien, wo sie gewöhnlich einzeln oder vereint mit dem Q beobachtet wird, bis 12000 oder 15000 Fuss über dem Meerespiegel. Cecropis filicaudata Lath. Antinori sah diese sehr zierliche Schwalbe mehr wie einmal am blauen Flusse, ohne sie jedoch erlegen zu können. Ein Exem- plar wurde ihm in Karthum zum Geschenk gemacht, befand sich jedoch im allerschlechtesten Zustande. Dasselbe stammte aus einer kleinen, am weissen Flusse von Baron Pruyssenaere angelegten Sammlung. Hirundo cahirica Licht. Gemein in Unter- und Mittelegypten. Cotyle riparia Boie ex L. Wie vorige in den von jener bewohnten Landschaften. Afrikanische Exemplare, welche vom Verf. mit kleinasiatischen verglichen worden, zeigen, besonders diejenigen, welche die Seen des Innern bewohnen, im Gegensatz zu den asiatischen, eine viel hellere Färbung. Familia. VII — CORACIDAE. 15. Coracinae. Coracias abyssinica Gmel. Einer‘ der schönsten und. häufigsten Vögel von: Nord-Central- Afrika, vom 15° Br. an gegen den Aequator hin. Die im September getödteten Exemplare sind hinsichtlich der Länge der Schwanz- federn am vollkommensten entwickelt. 200 Orazio Antinori: Beschreibung einer C. pilosa Lath. — C. Levaillantii Ruepp. Selten.*) Ant. trafim März 1860 ein Pärchen zu Roseres und schoss das Weibchen davon. Ein anderes fand er in der Nähe von Fazoglo, konnte es jedoch nicht erreichen; der Vogel ist näm- lich sehr misstrauisch und hat ein sehr scharfes Gesicht. Ein im Juli 1861 unfern Karthum getödtetes junges J' verdankt Verf. dem Dr. Ori, damaligem Chefarzte des Sudan. Eurystomus afra Bp. ex Lath. Die Djurneger nennen diesen Vogel Kongo. Er erscheint in den Wäldern dieser Eingebornen nach dem 15. März und hält sich hier etwa bis Mitte April. Seine rauhe Stimme und seine Sitten ähneln denen anderer Coraciden. Setzt sich stets auf den höchsten Theil der Bäume, besonders derjenigen, welche an einem Flusse oder einem Sumpfe sich befinden. Zwischen 9—10 Uhr Morgens erscheint er hier zum Trinken; den Rest des Tages über hält er sich innerhalb der grossen Forsten, um auf Insekten zu jagen, zur Mittagszeit aber birgt er sich unbeweglich zwischen dem Laube. In der Jahreszeit, in welcher Ant. den Vogel antraf, waren alle d und 9 gepaart; im Federkleide unterscheiden sich beide nicht‘ von einander, doch ist das Kastanienbraun der Iris beim d ein wenig dunkler als beim 9. Dies ist ein sehr dummer Vogel. Schiesst man einen oder zwei derselben nieder, so fliegt wohl ein dritter kreischend auf, setzt sich jedoch nach kurzem Umherkreisen wieder auf dieselbe Stelle nieder. Sein Fleisch ist wenig schmack- haft. Findet sich in Abyssinien und, nach Heuglin, auch im Sen- naar und in Kordofan. Verfasser dagegen traf ihn nur im Innern des Gazalgebietes. Familia IX — ALCEDINIDAE. 16. Daceloninae. Halcyon pygmaea Bon. ex Cretschm. Innerhalb der Wälder. Lebt einsam und zeichnet sich durch seine Gewohnheiten aus, sich auf nackte Baumruthen zu setzen, *) Im Turiner Museum befinden sich zwei abyssinische Exemplare, ein altes & und ein junges; sie gleichen den von Antinori mitgebrachten Indivi- duen (l junges d, 1 9). Der einzige Unterschied besteht etwa darin, dass der Schwanz des alten £ von einem dunkleren Blau als derjenige von Ant. 9 und dass die superciliären und nuchalen Flecke von einem lebhafteren Weiss- blau. Jene Exemplare sind mit Coracias indica L. bezeichnet. Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 201 ohne aber im Geringsten seine Gegenwart zu verrathen. So hält er sich ruhig volle halbe Stunden und sieht man ihn nur Ast um Ast zur Erde steigen und sogleich wieder aufbäumen. Ist ge- mein in den Forsten der Bassia Parkiüi im Territorium der Djur und Dor, im Innern des Gazalgebietes. Weniger häufig fand Verf. den Vogel im Sennaar und in Kordofan. Halcyon semicoerulea Bon. ex Kaup. Verf. erwähnt unter seinen sieben in verschiedenen Epochen und zu verschiedenen Jahreszeiten gefangenen Exemplaren eines alten Männchens im Frühlingskleide (No. 179 seiner Sammlung), dessen Färbung glänzender als die der anderen 3 3, welches sich ferner auch durch ein recht deutliches, zimmetröthliches Mittel- halsband auszeichnet. Durch letzteres wird das Aschfarbene des - Oberhalses vom intensiven Schwarz des Rückens ahgegrenzt; das- selbe erweitert sich und erstreckt sich bis gegen die Brust hin. Ein Weibchen (No. 79 das.) zeigt fast vollkommen weissen Hals und Brust, den ganzen Rücken aber mit Weiss und Röthlich ge- mischt. Diese Species gleicht sehr dem Halcyon rufiventris Swains,, welchen Bonaparte im Conspectus p. 155, S. 18, durch die Phrase: Abdomine tantum intense rufo unterschieden hat. Bewohnt so- wohl den blauen, als auch den weissen Fluss, hält sich aber mehr im Innern des Landes als an den Ufern der Flüsse auf. In den wasserarmen Wäldern jagt er Insekten, sen Verfasser häufig im Magen des Vogels fand.*) Halcyon senegalensis Sw. ex L. Aehnelt in seinen Sitten dem Vorhergehenden, ist aber sel- tener. Im Sennaar und in Kordofan hat ihn Verf. nicht beob- achtet, wohl aber am weissen Flusse, jenseits des I1° Br. in einem kleinen, unfern eines Schilluk-Dorfes belegenen Gebüsche. Verf. erlegte ferner verschiedene Individuen am Gazellenflusse unfern der Meschra. Dieser Vogel hält sich beständig an gewissen Lo- kalitäten, von denen er sich nur ungern trennt. 17. Alcedinue. Alcedo coerulea Kuhl. Verf. erhielt nur zwei Exemplare, eines vom weissen, das an- *) [Halcyon rufiventris Sw., mit welchem ich obigen Vogel für identisch halte, traf ich in Sennaar, namentlich zwischen Serü und Fazoglo, stets mitten im Walde, auf Combdretum, Acaciae sp. und Stereulia. H.] 202 Orazio Antinori: Beschreibung einer dere vom Gazellenflusse. Geht weniger weit und in geringerer Zahl nach Norden, als der Folgende. A. cyanostigma Ruepp.*) Sehr zierliches Vögelchen, erscheint am blauen Flusse jen- seits des 14° Br., ebenso am weissen Flusse. Fängt mit ganz be- sonderer Lebhaftigkeit kleine Fische, schiesst wie ein Pfeil ins Wasser und erscheint, gleich darauf, die Beute im Schnabel. Stösst ein. scharfes Geschrei aus, welches man mit den öfters und ener- gisch wiederholten Sylben chiu—chiu wiedergeben könnte. Ent- fernt sich niemals weit von Flussufern und Wasserläuften. Familia X — MEROPIDAE. Merops aegyptius Forsk. Diese von Swainson’s M. Savignyi aus Südafrika zu unter- scheidende Art, welche mit ersterer von Einigen confundirt wor- den, gehört Asien, Nordafrika und Europa an. Sie geht: nieht über Oberegypten hinaus. Kommt im April in sehr grossen Mengen in. das Delta**); längs der Eisenbahn sieht man dann wohl fünfzig auf einmal auf den Telegraphendrähten sitzen, Ant. tödtete zwei Männchen zu Damiette. M. albicollis Vieill. Häufig, ebensowohl am blauen, als auch am weissen Flusse. Man kann ihn in den Karthumer Gärten tödten, woselbst Verf. zu Anfang August 1861 die schönsten Männchen im Hochzeits-. kleide hatte. Nistet im September an den Flussufern. Seine Eier sind, wie diejenigen von M. nubicus, wachsfarben und ungefleckt. Messen im grössten Durchmesser 21, im kleineren 15 Mill. M. viridissimus Swains. Antinori erlegte, um Mitte Mai den Nil hinaufgehend, einige Individuen bei Djirgeh unter 26,25° N. Br. Dieselben zeigten noch nicht das Frühlingskleid. Dann tödtete Verf. im September desselben Jahres (1859) verschiedene Exemplare zu Antub am blauen Flusse im vollständigen Hochzeitskleide. Heuglin lässt den Vogel: bis, zum 28° gehen*). Männchen und Weibchen leben vereint. M. nubicus Gm. Eine der häufigsten, schönsten und grössten Arten dieser *).[Ist,das. Junge von Corythornis cyanocephala Cab. H.] **) [Woselbst diese Art, nach Allen, nistet. H.] Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 203 Regionen.*) Beginnt in Nubien vom 16° an zu erscheinen, er- streckt sich nach Kordofan, Sennaar, am weissen Flusse hin und geht bis zum Aequator. Lebt das ganze Jahr hindurch in grossen Schwärmen, welche noch zahlreicher zur Zeit des Nestbaues wer- den. Verf. begegnete am 9. März 1861, als er den Fluss Amolmul im Südosten des Djurlandes passirte, einem Fluge von etwa Tau- send Stück, welcher die Flussufer verliess, an denen die Thiere ihre Nester hatten, sich in der Luft: umhertummelte und nach kurzem Umherkreisen an die senkrecht abschüssigen Ufer zurück- kehrte. Diese letzteren waren dadurch buchstäblich mit Roth, Grün und Blau tapezirt. Das gab ein unbeschreibliches, höchst interessantes Schauspiel. Ant. dachte sogleich an Erlangung der Eier, aber leider waren die unzähligen Nisthöhlen in den perpen- dikulären Uferwänden angebracht, hoch über dem Flussufer er- haben **) und so tief eingegraben, dass die zwei Meter lange Lanze eines Negers auf zwei Drittel ihrer Länge hineindrang. Es ge- lang dem Verf. alsdann nach vieler Mühe, von obenher grabend in zwei dieser Nester einzudringen; eines derselben enthielt 3, .das andere enthielt 4 wachsgelbe, ungefleckte Eier. Dieselben waren auf wenige Strohhalme und einige Federn kunstlos gelegt. Sie massen im grösseren Durchmesser je 23, im kleineren je 17 Mil. Das Federkleid dieser Art bleibt das ganze Jahr hindurch schön gefärbt; indessen unterscheiden sich die im September und im October gesammelten Exemplare von den im Mai gesammelten durch die Länge ihrer mittleren Steuerfedern. Melittophagus erythropterus Bp. ex Gmel. Ist um einen Zoll kleiner‘als M. Lafresnayi Guerin, mit wel- *) [Die bezügliche Stelle in Heuglin’s System. Uebers. S. 19, No. 140, lautet: „Häufig als Standvogel in ganz N.-O.-Afrika südlich vom 28° N. Br.“ Ich selbst traf M. superciliosus in Gegenwart von M. viridissimus bereits unfern Qalo’ganeh im Monat Januar 1860. M. viridissimus ist jedenfalls der gemeinste Bienen- fresser des Nilthales in Egypten und in Nubien. H.] *) [Vergl. eine ähnliche Notiz von mir im Maiheft 1864, S. 318, dies. Journ. Brehm glaubt, ich habe etwas zu hohe Zahlen gebraucht, indem ich von vielen, vielen Tausend Nesthöhlen des M. nubicus an steilen Lehmufern des Bahhr- el-azroq und von ganzen Wolken dieser Vögel gesprochen (Illustr. Thierleben, 57. Heft, S. 141). Allerdings können solche Zahlenangaben, wie die von mir gebrauchten, immer nur als hypothetische betrachtet werden, indessen darf ich versichern, dass dieselben im Allgemeinen den richtigen Sachverhalt wieder- geben. Das Schauspiel, welches sich mir damals bot, war eines der über- raschendsten, das ich je erlebt. Im Innern des Landes habe auch ich den M. nubicus immer nur in kleineren Gesellschaften beobachtet. H.] 204 Orazio Antinori: Beschreibung einer chem er von einigen Ornithologen zusammengeworfen worden. Der schwarze Fleck, der die Auriculargegend beider ziert, ist breiter bei Lafresnay’s Art als beim erythropterus; die azurne Farbe der Oberaugenlidgegend von ersterer, welche breit und verlängert, er- streckt sich auch gegen die Stirn, wogegen diese Färbung an der Stirn bei erythropterus mangelt. Letztere Art hat feine, kurze, hellblaue Cilien. Melitthophagus hirundinaceus Bon. ex Vieill. Ant. befindet sich im Unklaren darüber, ob diese Südafrika eigenthümliche Art vor ihm auch von Anderen in Nord-Central- Afrika aufgefunden worden sei. Dieselbe fehlt in dem öfter er- wähnten Verzeichnisse Heuglin’s.*) Kommt in den ersten Tagen des Februars in das Djurland, woselbst sie unter dem Namen Adid bekannt und verharrt hier, obwohl stets nur in geringer Zahl, bis zu den ersten Tagen des April; sind diese aber verstrichen, so verschwindet der Vogel vollständig. Zur Paarungszeit befindet er sich im ausgebildeten Hochzeitskleide, welches er übrigens als- bald wieder verliert, denn Pärchen, denen Verf. am 19. April in den Wäldern der Dor begegnete, zeigten weder die Lebhaftigkeit der Färbung, noch den frischen Glanz in ihren Federn solcher, wie sie ihm einen Monat früher vorgekommen. Diese Art hält sich gern auf Gewächsen und jagt oftmals längs den Rändern hoch- stämmiger Wälder, besonders wenn solche sich in Nähe der Neger- hütten zeigen, woselbst dann immer grösserer Reichthum an In- secten. Ist sehr lüstern nach Honig und selten genug kommt es vor, dass sein Schnabel nicht mit diesem delicaten Erzeugnisse bekleistert wäre. Ant. sah nie grössere, als von 8—10 Stück ge- bildete Schärme. Melitthophagus Bullockü Bon. ex Vieill. Sehr zierliche Art, eine der schönsten von ganz Nordafrika. Im Oktober 1859, als Verf. in Begleitung des verstorbenen Dr. Peney den blauen Fluss hinaufging, erlegte dieser Gefährte in der Höhe von Sennaar zwei Stück auf einen Schuss, von einer Acacıa ni- lotica herab. Es waren die letzten, die Verf. im genannten Jahre antraf; denn um diese Zeit ziehen sie weiter dem Aegnator zu. Im März 1860, als Verf. ein Standquartier zu Roseres genommen, traf derselbe bei wiederholten Malen viele kleine Schwärme, die *) [Heuglin aber hat den M. hirundinaceus neuerlich in Hochwäldern, auch fern vom Wasser, jenseits des Djur-Flusses bis zum Kosanga bemerkt. H.] Bi In a Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 205 sich bis gegen die letzten Tage Aprils in dortiger Gegend hielten. Morgens und Abends, vor Sonnenuntergang, jagten die Thiere mit grösster Emsigkeit Insekten von der Erde auf, aber in der heissen Tageszeit, wenn alsdann auch manche Pärchen sich zurückzogen, um auf den grossen Fächern der Dompalmen Mittagsrast zu halten, so begaben sich doch die meissten an die höheren, oberhalb Ro- seres gelegenen Stellen, um hier zwischen den reichlich wachsen- den Gummibäumen*)zujagen. Verfasser fand in den Mägen dieser Vögel honigsammelnde Insecten. Die Färbung dieses Bienenfresser, besonders aber diejenige seines rothen Halsfleckes, ist im März und April weit lebhafter als im October, seine Federn sind zu jener Zeit auch alle weit frischer und weit besser conservirt. Il. TENUIROSTRES. Familia XI — UPUPIDAE, 19. Irrisorinae. Irrisor erythrorhynchus Bon. ex Lath. Gemein an vielen Orten von Sennaar, Kordofan und des weissen Flusses. Liebt sowohl Hügelland als auch Ebene, wenn nur hohe Bäume vorhanden sind, an welchen der Vogel sich anklammert, um Insecten herauszutreiben. Die Jungen haben schwarze Schnäbel und Füsse, die sie bis zum dritten Jahre behalten, in welchem sich die dunkle Farbe in ein schönes Korallenroth umwandelt. Es sind sehr laute Vögel. Rhinopomastes pusillus Bon. Aehnelt in seinen Sitten der vorigen Art, ist aber viel seltener. Verf. schoss ein d' im September 1860 zu Antub. Familia XII — PROMEROPIDAE. 20. Nectarininae. a. Cauda aequalı. [Nectarimia Acik Ant. — Nect. natalensis Jard. des Orig. Viel kleiner als N. natalensis, von derselben Färbung, mit Ausnahme des schönen azurblauen Fleckes an den Schultern **), ähnelt hinsichtlich ihrer Grösse der N. senegalensis, hat aber helle Schwung- und Steuerfedern, mit glänzenden, in Blau, nicht in Grün *) [dcacia campylacantha, A. ferruginea, A. nilotica, A. pierygocarpa 4. mellifera. H.) **) [Fehlt auf der Jardine’schen Tafel bei MV, natalensis Jard. H.] #4 206 Orazio Antinori: Beschreibung einer spiegelnden Binden der purpurrothen Brust, mit im Allgemeinen lebhafter Körperfarbe. Der Neet. Acıik fehlt jene sehr feine blaue Linie, welche sich seitlich von dem metallisch grünen Flecke des Kinnes und der Kehle von N. senegalensis zeigt]. Nectariniae senegalensi valde affınis, remigibus rectrieibusque intense fuseis. . Adult. Capite supra, mento et gula viridi-smaragdino splen- didissimo; macula brevi maxillari utrinque smaragdinea; cervice, lateribus colli, dorsoque vero nigro-fuscis holosericeis; pectore purpureo, lineis transversis splendide coeruleo-zaphyrino undulato; ventre molli nigro-holosericeo; alis et cauda fusco-cuprescentibus; rostro pedibusque nigris. Foem. Supra obscure olivacea, subtus magis viridescente, plumis abdominis viridi-lutescente terminatis; remigibus et rectri- cibus fuseis. Juv. Corpore superius et inferius foeminae similiter; plumis abdominis laete luteo-viridescente terminatis; plumis pectoris in- terne nigrescentibus, extremitate purpurescentibus, incerte hic inde coeruleo-cyaneo transverse lineolatis. Ein Mantel von schuppenartigen, hellglänzenden, smaragdenen Federn bedeckt den Obertheil des Kopfes und die Seiten des Unter- kiefers. Die Federn des Kinnes und der Kehle sind glänzend goldiggrün. Der Raum zwischen Auge und Schnabel, die Nacken- und Ohrgegend, der Obertheil und die Seiten des Halses, der Rücken, der Oberschwanz und die Flügeldecken sind sehr dunkel- schwärzlich (fosco oscurissimo) beim: ersten Anschein in Tief- schwarz spiegelnd, während die Färbung bei Licht ein schönes, sammetartiges Purpurschwärzlich annimmt. Eine Art Ringkragen (corazza) von purpurrother Farbe nimmt Kopf und Brust ein; der- selbe wird von Federn gebildet, die an ihrer Basis dunkel, an der Spitze roth sind und sobald sie sich ein wenig sträuben oder sich von einander schieben, kleine, krumme, sehr glänzend saphirne Bin- den sehen lassen. Bauch und Unterseite des Schwanzes sind schön seidenartig schwarz. Schwung- und sSteuerfedern zeigen Innen sowohl wie Aussen dieselbe Farbe wie der Rücken, spielen jedoch in Zimmetfarben, wie man dies an allen diesen ähnelnden Arten bemerkt, die am Lichte eine dunkel purpur-kupfrige Färbung zeigen. Unter den acht ausgewachsenen Exemplaren der Sammlung zeigt sich keine Farbendifferenz. Vögelsammlung, Nord-Central-Afrika’s 207 Dies überaus zierliche Vögelchen gelangt vom Aequator her gegen die erste Hälfte des Februar in das Territorium der Djur. ‚Um diese Zeit sieht man dann und wann ein Pärchen über den meisten würzigen Blüthen des Babanus oder sudanesischen Eben- holzstrauches. Zeigt sich auch über anderen Blüthen, wie z. B. denjenigen verschiedener Euphorbien und der Cassia pendula. Die Djurneger nennen den Vogel Acik und glauben, dass seine An- kunft sehr Gutes, nämlich bedeutende Regen, vorherverkünde. Die jungen Vögel kommen viele Tage später als die alten, zeigen sich auch weit weniger zahlreich, als jene. Nach dem 15. April verschwinden Alle, Verf. weiss nicht wohin, hat sie aber seit der Zeit nie mehr gesehen. Wenn dieser Vogel fliegt, so lässt er ein helles Gezwitscher vernehmen, welches man mit den öfters wieder- holten Labiallauten svit--svit—svit wiedergeben könnte und wel- ches demjenigen unseres gemeinen Finken gleicht. Körperlänge der Erwachsenen von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze 4, 6°, Flügellänge 2, 6°, Schwanzlänge 1, 10%, Tarsenlänge 64”. Nectarinia Longuemari Gray. Mas adult. Toto corpore supra, capite jugulo colloque su- perius et lateraliter purpurino-violaceo fulgescentibus, supracau- dalibus purpurino-violaceis, fascia smaragdina transversa; corpore inferiori albescente; plumis axillaribus sulphureo-luteis, alis nigro- fuscis, superius pogonlis externis laeviter zaphyrino-violaceo tinctis; iride castanea; pedibus rostroque nigris. Foem. Corpore superius ceinereo-fusco, subtus sordide albo, abdomine pallide-Havescente lavato,; supracaudalibus nec non re- ctricum marginibus externis, purpurino-violaceo nitescentibus, re- migibus rectricibusque fuscis; rostro et pedibus corneis. Von diesem sehr niedlichen Vögelchen gewann Verf. d' und 9 und hält er es für gut, die lateinische Diagnose desselben zu geben, zumal diese Art in Heuglin’s Verzeichniss nicht mit aufgeführt ist. Verf. fand den Vogel unter 5° N. Br. in einem von den ver- schiedenartigsten Pflanzen gebildeten Walde, welcher das Gebiet der Djur von demjenigen der Dor trennt. Er erschien hier im Februar und hielt sich nur sehr wenige Tage am Platze. Ant. erlegte bei aller Mühe nur 2 d und } 2. In Nord-Centralafrica ist das Thier durchaus selten. Volle Länge von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze 208 Alexander v. Homeyer: 44“, Flügellänge 2,9, Schwanzlänge 2,3, Schnabellänge 8, Tarsen- länge 8. N. pulchella Gray \ findet sich in Nubien südwärts vom 16° N. Br. Im Said sieht man das Thier häufig auf blühender Calotropis procera. Ant. traf es nur in Kordofan. Auch ist es im Juli sehr gemein in den karthumer Gärten, sobald die prachtvollen, an vielen Stellen die Häuser beschattenden Tamarinden in voller Blüthe stehen. Sein Federkleid ist alsdann vollkommen. (Fortsetzung folgt.) Briefliche Mittheilungen, ®Qeconomisches und Feuilleton. Briefliches aus Neu-Vorpommern. Winter 1864—65. Von Alexander von Homeyer. An Herrn Dr. ©. Bolle. Diesen Winter sah es zur Weihnachtszeit auf dem „Vogel- sang und der Grabow“ ganz anders aus wie sonst. Der Katharinen-See, die Barthe und der Bodden, so weit wie das Auge sehen konnte, waren zugefroren; alle Enten, die sonst zur Herbst- und Winterszeit auf diesen Wassern liegen, waren weiter see- wärts oder nach Süden gezogen. Nur selten sah man einen Zug Brand-, Schell- oder Eisenten (A. tadorna, celangula, glacialıs); um so thätiger aber waren die wilden Gänse (Anser segetum), sie schrieen und lärmten den ganzen Tag; auch Cygnus musicus liess namentlich zur Abendzeit vom offenen Wasser her seine sonoren Töne hören, um zu zeigen, wie stark und wie weit hörbar die- selben seien. Wir hatten es hier mit einer direeten Entfernung von 3 Meilen zn thun; vielleicht ist Mancher- ungläubig, aber ich bürge dafür mit dem Bemerken, dass die Töne bei leichtem gün- stigen (zustehendem) Winde # Meilen weit über die glatte Eis- fläche der Art getragen werden, dass wir die läutenden Stimmen ganz deutlich vernehmen. Die Gänse hatten ihren Schlafplatz mitten auf der zugefrornen Grabow (Boddenwasser), also 3 Stunden von allen Ufern entfernt. 7% ji } Briefliches aus Neu-Vorpommern. 209 . Hierher kamen sie zu Hunderten aus der ganzen Gegend d.h. meilenweit. Dieser gemeinschaftliche Schlafplatz entstand erst . mit dem völligen Zufrieren der Grabow, bis dahin gab es deren _ mehrere. Die Gänse liegen nämlich mit Beginn des Winters trupp- weise während der Nachtzeit auf dem Wasser ca. 2—300 Schritt vom Ufer entfernt; friert es nun und bildet sich das Eis see- _ einwärts, so weichen die Gänse dem anfänglich schwachen Eise aus und gehen ebenfalls weiter in die See; dann aber setzen sie sich gern auf das Eis, aber immer möglichst weit vom Ufer ab. Mit dem Weiterfrieren des Eises geht das Nachtquartier Hand in Hand, d. h. immer mehr und mehr vom Ufer entfernt, so dass endlich die sämmtlich auf der Grabow übernachtenden Gänse, ‚wenn dieselbe vollständig zugefroren ist, an einem gemeinschaft- lichen Schiafplatz zusammenkommen. Der während der Nachtzeit ‚stark abgesetzte Koth giebt betreffs des immer weiteren‘; Vor- rückens und Verlegens des Schlafplatzes, wie endlich der allge- meinen Vereinigung die beste und sicherste Controle. Morgens verlassen einige kleine Flüge bereits sehr früh das Nachtquartier und setzen sich auf die dicht benachbarten Saaten, während der grössere Theil der Gänse auf dem Eise bis zum völligen Tag- werden verbleibt. Der Aufbruch geschieht dann gewöhnlich zu gleicher Zeit. — Werden früh Morgens noch bei der Dunkelheit die bereits auf der Küstensaat sitzenden Gänse aufgescheucht, so entsteht bei den weit entfernten Eisgänsen eine grosse lärmende Unruhe, welche in der Regel einen sofortigen:allgemeinen Auf- bruch zur Folge hat. Schleicht man sich früh Morgens, d. h. im Dunkeln (zur Weihnachtszeit ist 7 Uhr früh genug), an die Küste und stellö sich in einen Rohrhaufen verdeckt auf, 30 überrascht es zu beobachten, dass die auf dem Eise sitzenden Gänse zeit- weise starken Lärm machen und dann plötzlich einige Minuten lang ganz stille sind, oder auch, dass sie während der ganzen Morgenzeit sich so ruhig verhalten, dass man glauben muss, die- selben seien schon in aller Frühe dem Inlande, „den Weideplätzen“ zugeflogen. Tritt man im letzteren Falle also getäuscht mit Tages- anbruch aus seinem Versteck hervor, so sieht man Jdie Gänse den- noch auf dem Eise und es erfolgt ein sofortiger lärmender Auf- bruch. — Da die Gänse zugweise zu 20—30 in Knäueln zusammen- sitzen, sämmtliche Flüge aber nicht auf einen Haufen zusammen - _ rücken, sondern „en ligne“ sich anreihen, so ist auch die Form "beim Aufbruch die einer Linie. Journ. f. Ornith., XIV. Jahrg., Nr. Si, Mai 1866. 15 210 Alexander v. Homeyer: Mögen die Gänse vom Lande her gestört sein oder nicht, mit Tagesanbruch fliegen sie stets dem Lande zu. Im ersteren Falle, selbst wenn sie den Störenfried nicht sehen, sehr hoch, im letzteren Falle niedriger. Dies Hoch oder Niedrig wird auch durch die Witterung bedingt. Bei klarem Wetter ist der Flug sehr hoch und und sind die Vögel nicht sehr laut, bei trübem Wetter niedrig und schreiend; weshalb es denn auch eine vergebliche Mühe ist, bei klarem Wetter die von oder nach dem Nachtquartier ziehenden Gänse auf dem Anstande schiessen zu wollen, es sei denn, dass der Zufall mitspielt. Dies gilt auch von der Jagd am Tage, nur bei Nebelwetter kann man sich Erfolg versprechen. Wenn also die Gänse Morgens vom Eise aufbrechen und in langer Linie dem Lande zufliegen, so sind sie alle zu 12--30 Stück in sich flugweise vereint und durch kleine Interwallen getrennt, welche Abstände — je weiter vom Schlafplatz entfernt — immer grösser werden, bis endlich — mehr iandeinwärts — jegliche Ver- bindung aufhört und jeder Zug seinem Pührer folgt, um auf diesem oder jenem oft 3 Meilen entfernten Saatielde einzufallen. — Bei sehr starker Kälte gehen sie nicht so weit landeinwärts, sondern bleiben auf den nahe liegenden Saatfeldern. Wenn sich so ein Zug niederlässt, so bildet sich, nämlich fressend immer fortschrei- tend, eine Linie, ähnlich wie im Fluge, jedoch nicht mit der Regel- mässigkeit. Die Gänse bleiben nicht auf einer Stelle fest sitzen, sondern gehen „en ligne‘ äsend vor. Zuweilen bemerkte ich hier, dass sich 2—3 Gänse abtrennten, sich seitwärts setzten und bei meinem Näherkommen zuerst aufflogen. Jetzt frass keine Gans des Haupttrupps mehr, alle machten lange Hälse, diese oder jene breitete die Flügel aus und endlich ging die Schaar auf. Jene ersten Gänse waren wohl Wachtgänse! Abends kommen die Gänse nicht so pünktlich zurück, doch fällt die Zeit mit dem Dunkelwerden zusammen; einzelne Züge kommen bereits mit dem Dunkeln, der grössere Theil aber, wenn es wirklich schon dunkel ist. Der Sammelplatz ist dann wieder vorzugsweise die Grabow, mag sie offen oder zugefroren sein. Die Art und Weise des Ziehens richtet sich wieder ganz nach dem Wetter. Ist dieses schön, so fliegen die Gänse hoch und lockt das commandirende Männchen dann und wann „beiran“, worauf einzelne der Schaar mit „darr, darr“ antworten; ist es dabei kalt, so ist der Flug sehr schnell. Ist es trübe, so fliegen die Gänse sehr niedrig, bei nebligem Wetter und schon vorge- 2 u Brieflliches aus Neu-Vorpommern. 211 rückter Dunkelheit oft nur 5--8 Fuss hoch, das Rufen und Ant- worten ist dann immerfort. Ist es endlich ein Unwetter mit Schnee und dergleichen, so macht die Schaar einen entsetzlichen Lärm, um auf diese Weise zusammen zu bleiben, hierbei hält die Gans dann ganz genau ihren Strich ein, sie orientirt sich von Gehöft zu Gehöft, von Baum zu Baum, von Strauch zu Strauch, — was der freien Aussicht halber bei schönem Wetter nicht nöthig ist. Ich beobachtete einen mir durch seinen Anführer mit abnormem Ruf bekannten Zug, der bei schönem klaren Wetter allabendlich ca. 300 Schritt von unserer Gartenecke vorbeikam, bei Nebel aber die Gartenecke fast, berührte. Sehen die Gänse Gefahr, so steigen sie plötzlich sehr viel höher, ohne dabei aus der Ordnung zu kommen; diese verlieren sie auch bei plötzlichem Schreck kaum oder nur auf einige Augen- blicke, dann arbeiten sie aber mit den Flügeln so stark, dass man das Klatschen deutlich hört. Bei hellem lichten Sonnenschein sah ich die Gänse oft ein- zeln oder paarweise sich fliegend belustigen, bald schossen sie schnell dahin, bald flogen sie ganz langsam, bald hielten sie die Schwungfedern spitz zusammen, bald breiteten sie die Flügel aus; sie beschrieben weite Bogen, waren bald hoch, bald niedrig, je- doch immer über demselben Felde verbleibend. Andere Gänse sassen auf der Saat unter ihnen und ruheten. Die Grausans (4A. cinereus) ist im Winter nicht in Neu-Vor- pommern; sie erschien, nach meinem Bruder Ernst, im September zu 30 Stück, hielt ah auf der Saat einige Zeit auf und zog dann dem Süden zu. Nun kam der erste Flug der Anser segetum; bei ihm war eine „schneeweisse“ Gans, welche jedoch bald ver- schwand, ohne dass bekannt wurde, ob sie geschossen worden wäre. Bei gleicher Grösse, den gleichen Flugbewegungen und dem intimen Anschluss an die Saatgänse liegt meines Bruders Ver- muthung nahe, dass wir es hier mit einer Farbenvarietät der Anser segetum zu thun hatten. Ist dies interessante Stück vielleicht irgendwo geschossen worden ? Mein Bruder überraschte mich auch mit 5 jungen Een, welche auf dem Hofe herumliefen. Es waren 3 Männchen und 2 Weibchen. Dieselben wurden von ihm im Sommer mit den Händen ergriffen, gerade als die alte Ente mit der jungen Brut vom Walde her, woselbst sie im Fuchsbau genistet hatte, dem Seestrande zumarschirte. Diese schöne Ente nistet an der Grabow 15* 212 A.v.Homeyer: Briefl.a.Neu-Vorpommern. — v.Tschusi: hier und da; sie hält sich dabei jedoch nicht immer dicht am Seeufer auf, sondern geht gern 2—3000 Schritt landeinwärts und nistet alsda nicht blos in den kahlen Dünen, sondern geht auch 2—300 Schritt weit in den Wald, um im Fuchs- resp. Dachsbau das Wochenbett aufzuschlagen. So wenigstens geschieht es in Bartelshagen bei meinem Bruder. Es ist jedoch immer noch nicht ganz erwiesen, ob Fuchs und Ente zu gleicher Zeit den Bau be- wohnen. Mein Bruder hat Anfangs Mai einen Dachs aus dem Rohr heraus und zur selben Zeit eine Brandente hinein gespürt, wer jedoch zuerst ging, ist dabei nicht erwiesen. Mein Bruder ist der Meinung, dass der Fuchs wie der Dachs mit der Ente in Eintracht leben. Es wäre mir sehr lieb, wenn ein Fachgenosse, der die Sache praktisch erforscht hat, hierauf im Journal ganz kurz zurückkäme, aber „Facta!!“ — Die vorhin erwähnten nunmehr herangewachsenen fünf jungen Brandenten lebten bei vorzüglicher Gesundheit auf dem grossen Hof- teich und verspürten bei abgeschnittenen Schwungfedern (1 Flügel) durchaus keine Lust zu entfliehen, sondern gingen Abends mit den zahmen Enten in den Stall. — Als aber der Teich vollständig im November zufror, wurden sie sehr unruhig und wanderten dem Seestrande zu, ohne denselben jedoch zu erreichen. Jetzt im Winter war der Wandertrjeb wieder vollständig eingeschlummert. Der Nussheher (N. caryocatactes) war in Neu-Vorpommern diesen Herbst ziemlich häufig und wurde mehrmals, wie auch in Mecklenburg, mit Turdus iliacus in den Dohnen gefangen. Von der Weindrossel sah ich Ende December im Bartelshager Holz wie bei Rostock (Wendfeld) mehrere Vögel, welche nach mei- nem Bruder seit 1858 in geringerer oder grosser Zahl alljährlich bei ihm überwintern. | Columba oenas wurde Ende December von mir zu wiederholten Malen beoabachtet und ein Exemplar (2) davon geschossen. Barth, den 31. December 1864. s Auch ein Eanius collurio als Mäusefänger- Herr Alexander von Homeyer erwähnt in diesem Journal, XIV. Jahrgang, 1866, S. 71, dass er zweimal Lanius collunio als Mäusefänger beobachtete. Im Jahre 1859 erlebte ich einen ähnlichen Fall auf meinem in der Nähe von Prag gelegenen Gute. Lanius collurio alsMäusefänger. — Dr. Rohnert: Briefliches. 213 Eine noch nicht ausgewachsene Hausmaus lief mit sichtlicher Anstrengung über ein frisch aufgestochenes Beet der nahen Garten- mauer zu. Sie erreichte aber nicht die schützende Stelle, denn von der nahen Mauer herab stürzte sich ein Zanius collurio, mas, auf die kränklich scheinende Maus, ergriff dieselbe und flog mit bedeu- tender Anstrengung über die Mauer zur nächsten Dornhecke. Ich war gleich zur Stelle, aber L. collurio strich leer von dem Gebüsche ab. Nach einigen Tagen fand ich die letzten Reste der aufge- spiesten Maus. Wien, 15. März 1866. Vietor Ritter v. Tschusi. Briefliches aus Vorpommern und Mecklenburg. Am 21. Juni machte ich eine Excursion nach einem Bruch, welcher sonst fast unzugänglich ist, dies Jahr aber bei der herr- schenden Trockenheit fast überall untersucht werden konnte. Ich hoffte Rohrsänger-, vielleicht auch Crex-Gallinula- und Rallus- Nester zu finden. Nach unendlich mühsamem Suchen in dem Diekicht, welches aus Weiden, Erlen, Hopfen, Phragmitis-Rohr, vor Allem aber aus äusserst hohen Carex-Arten bestand und mit Wasser- stellen abwechselte, welche mit Schachtelhalm, Binsen u. dergl. bedeckt waren, fand ich mehrere leider leere Calamoherpe-Nester, wahrscheinlich der C. palustris angehörig, denn sie stimmten genau mit anderen bereits in diesem Jahre gefundenen überein. Endlich nähere ich mich einem Erlenwurzelstock, der mehrere Fuss über dem Sumpfboden hervorstand und mit jungen Schöss- lingen von Erlen und Evonymus und hohen Gräsern bedeckt war. Schon aus 15 Schritt Entfernung erblicke ich ein zierliches Nest, aufgehängt zwischen Grashalmen und Zweigen; es enthielt 4 Eier, welche höchst eigenthümlich waren. Grundfarbe und Zeichnung erinnerten an Calamoherpe palustris, aber die Grundfarbe war weniger bläulich, zog vielmehr in’s Graulichgrüne; die Flecke weniger scharf begränzt, verwischter, fast wie bei Sylvia hortensis ; die Eier fühlten sich rauhschaliger an als die von (. palustris; sie waren ferner ein wenig grösser und bedeutend gestreckter und haben fast die Form von Eiern von R. phoenicurus. Eines der Eier war besonders gestreckt und hatte nach dem unteren Ende zu eine deutliche Einschnürung — leider war es so weich- 214 Dr. Rohnert: schalig, dass es beim Ausblasen zerbrach. Ein zweites ist beson- ders auffallend — es ist nämlich schneeweiss mit wenigen feinen schwarzen Kritzeln und einem grösseren unregelmässigen schwar- zen Fleck; beim Ausblasen erwies es sich als nur halb gefüllt. Es war ein höchst merkwürdiger Anblick, in dem tiefen, sauber gearbeiteten Nestnapf zwischen den grünlichen Eiern das eine schneeweisse liegen zu sehen. Das Nest war äusserst sorgfältig gebaut und bestand inwendig aus feinen Grashalmen, äusserlich aus breiteren Grasblättern; es war anfgehängt nach Art der Rohrsäugernester, unterschied sich aber wesentlich von denen der €. palustris, die mir dies Jahr zu Gesicht gekommen, dadurch, dass es äusserlich mit Pflanzen- wolle bekleidet war, während die anderen dieses Bestandtheiles entbehren; auch stand es auffallend frei im Gegensatz zu dem versteckten Standort der Sumpfrohrsänger. Sorgfältig nahm ich das Nest und die drei heilgebliebenen Eier mit und verglich sie zu Hause mit dem geringen Material, das ich besass. Die Eier erinnerten nicht im Entfernsten an die von C. phragmitis und arundinacea, sondern nur an palustris, waren aber, wie bereits oben bemerkt, ein wenig grösser, gestreckter, grünlicher und hatten verwaschenere Flecke; das Nest unterschied sich durch seinen freieren und höheren Standort und durch die reichliche Einwebung von Pflanzenwolle in die äussere Wand von den Nestern der C. palustris. Das weisse Ei ist sicherlich nur ein (allerdings sehr weit gehender) Albinismus; dafür spricht auch, dass das Ei nur halb gefüllt war. — Ich erlaube mir nun die be- scheidene Anfrage: welchem Vogel können wohl Nest und Eier gehören? Vielleicht ©. arbustorum?, welche ich allerdings nicht kenne. In diesem Jahre erhielt ich durch meinen Sohn 1 Ei von C. locustella. Ein Hirtenknabe hatte das Nest mit 3 Eiern gefun- den; es stand auf einer feuchten Torfwiese, gedeckt durch ein breites Blatt von Caltha palustris; die Eier stimmen mit No. IV. der auf der Tafel I, Jahrgang 1852 der Naumannia abgebildeten Salicaria-Eier genau überein. Im Frühling 1864 hatte ich mehrere Tage lang das Vergnügen, auf einem mit vielen Fliederbüschen bewachsenen Kirchhof ein Exemplar von Sylvia rubricapilla ganz in der Nähe zu beobachten. Das Thier blieb leider allein und verschwand nachher aus der Gegend; es schien grösser als Sylvia atricapilla. Briefliches: aus Vorpommern und Mecklenburg. 215 Vor wenigen Tagen machte ich mit meiner Familie eine Ver- gnügungsfahrt nach dem Schloss und Park Ivenack in Mecklen- burg-Schwerin, 34 Meile von Demmin. Das Schloss liegt an einem 'See mit vielen Rohrplänen, in welchen letzteren ausser dem ge- wöhnlichen Wasser- und Sumpfgeflügel auch eine Menge wilder Gänse (wahrscheinlich A. cinereus), sowie mehrere Schwanen-Paare (wohl nur verwilderte) brüten; Seeschwalben (die Species konnte ich nicht erkennen) und Circus rufus schwärmten über dem Wasser- spiegel, Taucher und Enten wiegten sich auf den Wellen, Rohr- sänger zwitscherten in Menge in den Schilfwäldern — aber das ornithologische Paradies steht unter dem strengsten Jagdbann und wehe dem unberufenen Eindringlinge, der diesen Bann brechen wollte. Kin Zierpark, der Schloss Ivenack umgiebt und sich längs des gedachten Sees hinzieht, ist reich an alten Bäumen und durch diese an Brutgelegenheiten für Höhlenbrüter, reicher aber noch der Wildpark, der circa 800 Magdeburger Morgen umfasst und mit den prachtvollsten Buchen und Eichen bestanden ist. Von Eichen existirt daselbst eine weitberühmte Gruppe uralter Vete- ranen, von denen zwei in Brusthöhe 35 Fuss im Umfang haben; auch Buchen giebt es daselbst von solcher Höhe und Stärke, dass sie den bekannten Exemplaren im Thiergarten bei Kopenhagen sicherlich nicht nachstehen. Diese alten Bäume beherbergen natür- lich Alles, was an Höhlenbrütern in hiesiger Gegend vorkommt, namentlich fielen mir die vielen Spechte, vor Allem aber die Masse von Muscicapa luctuosa auf; vergebens aber sah ich mich nach M. albicollis um, den ich an einer ähnlichen Stelle in Neu-Vor- pommern einmal gesehen. In einer Ecke des Wildparks befindet sich ein Reiherstand; die Nester befinden sich auf den höchsten Buchen, 3—4 auf einem Baume und zwar möglichst hoch auf den dünnsten Zweigen und auf den unersteiglichsten Stämmen. Dass auch der Wildpark unter dem strengsten Jagdbann steht, lässt sich nicht anders erwarten und so sieht sich denn der Naturfreund umgeben von den reich- sten Schätzen: dennoch in der Lage des hungernden und dürsten- den Tantalus. Demmin in Vorpommern, den 28. Juni 1869. Dr. Rolnert. 216 616. 617. 618. 619. 620. 621. 622. 623. 624. 625. 626. 627. 628. 629. 630. Eingegangene Schriften. Nachrichten. An die Bedaction eingegangene Schriften. (Siehe März- -Heft, S. Öonspectus Avium Pieinarum, edidit Carolus H .Sundevall. Stockholmiae 1866, Samson & Wallis. — Vom Verfasser. Svenska Foglarna. Med Text af Professor Carl J. Sundevall. Tecknade och lithographierade af Peter Akerlund. ‚Stockholm, Querfol. XVI. und XVII. Lief. Taf. LXI-LXVII. Text, Bog. 45.52. pag. 177-—208. — Von Prof. Sundevall. Dr. Ph. L. Selater. Notes on Krüper’s Nuthatch and on the other known Species ofthe Genus Sitta. [From 'T'he Ibis, August 1865.] — Vom Verf. Ph. L. Scelater. Description of a new Species of Tanager of the Genus Iridornis. Cum Tabula. |From The Ibis, October 1865.] — Vom Dems. Ph. L. Selater. On the Structure of Leptosoma discolor. [From the Proceedings of the Zoological Soc. of London, Novbr. 28, 1865.] — Von Demselben. Memoires scientifiques par Frangois Pollen, Voyageur a ee Saint-Denis (Reunion) 1866. — Vom Verfasser. Thelbis. A Quarterly Journal of Ornithology. Edited by Alfred Newton. New Series. Vol. II. No. 6., April 1866. — Vom Herausgeber. Spencer F. Baird. The Distribution and Migrations of North American Birds. (From the American Journ. of Science and Arts, Vol. XLI, May 1866.) — Vom Verfasser. A List of Birds from Porto Rico presented to the Smithsonian Institution by Robert Swift, Esq. and George Latimer, Esq., with Descriptions of new Specis or Varieties. By Henry Bryant. (From the Proceedings of Boston Society of Natural History, Jan. 4, 1866. — Vom Verfasser. Elliott Coues. Prodrome of a Work on the Ornithology of Arizona Territory. Philadelphia 1866. [Reprinted from the Proceed. Acad. Nat. Science. of Philadelphia, Jan. 1866.] — Vom Verf. A critical Review of the Family Procellarüdae. — Part II; embra- eing the Fulmareae. By Elliot Goues. (From Proceedings Academy Nat. Seienc. of Philadelphia, March 1866. — Von Demselben. John Gassin. Fasti Ormithologiae. No. 2. — A Study ofthe Zeteridae. — (From the Proc. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, March, 1866.) — Vom Verf. J. P. van Wickevoort Grommelin. Notice sur les canards observes en Hollande. Harlem, Feyr. 1863. — Observations sur Syrrhaptes para- dozus. Septbr. 1863. — Addition & l’article de Syrrhaptes paradozus. Novbr. 1865. — Notes sur les Busards indigenes. Avril 1864. — Addition a l’article des Busards indigenes. Octoore 1865. — Bijdrage tot de Vogel- Fauna van Nederland. Harlem, December 1865. — (Extraabdrucke aus Nederlandsch Tydschrift voor de Dierkunde.) — Vom Verfasser. % D.G. Elliot. A Monograph of the Tetraoninae or Family of the Grouse. Prospectus und Introduction. 4 Bog. Fol. New-York. — Vom Verf. Sp. F. Baird. Review of American Birds, in the Museum of the Smith- sonian Institution. Part I. North and Middle America. Pag. 321—450. — Vom Verfasser. Druck von Albert Lewent in Berlin, 1 JOURNAL ORNITHOLOGIR. Vierzehnter Jahrgang. No- 9. Sa _ A BRaRLLLITN Eee ER Die | Raubvögel der deutschen Thiergärten. Von Dr. A. E. Brehm. Es’ist nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass kein Vogel die Gefangenschaft leichter erträgt, als ein Raubvogel. Jeder Körnerfresser, jedes Huhn, jeder — Sperling verlangt sorg- fältigere Pflege, als der Raubvogel; jeder andere unterliegt den Leiden der Gefangenschaft eher als dieser. Er verträgt beinahe Alles, was ihm angethan werden kann: Misshandlung beim Ein- fangen, Misshandlung auf der Reise, Misshandlung am Orte seiner endlichen Bestimmung, Hunger und Durst, Hitze und Kälte, Nässe und Unreinlichkeit; er ist geradezu unverwüstlich. Dies ist denn auch wohl die Ursache, dass in den meisten Thiergärten gerade die Ordnung der Raubvögel durch verhältnissmässig viele Stücke ver- treten wird, dass die für Raubvögel bestimmten Gebauer regel- mässig gefüllt, oft überfüllt sind. Jeder einzelne Thiergarten kann sich, wenn auch nur nach und nach, so doch mit Leichtigkeit, einen guten Bestand von diesen ausdauernden und anspruchslosen . Geschöpfen erwerben, und jeder würde eine noch viel zahlreichere Sammlung von Raubvögeln besitzen, wenn es überall wäre, wie in London und Amsterdam, wo die Wissenschaftlichkeit, nicht aber die Frage, ob ein Thier ein sogenanntes Schaustück ist oder nicht, bestimmend sein darf. In den meisten übrigen Thiergärten handelt es sich gewöhnlich um die Gegensätze „Gross, Bunt oder Auf- fallend“ und „Klein, Einfarbig oder Gewöhnlich.“ Demgemäss kann der Geierfalk nicht mit dem Kondor, der Zwergkauz nicht mit. dem Uhu wetteifern; ein Zwergedelfalk wird un- zweifelhaft von jeden Wanderfalken, ein Rabenecier vom Journ, f. Ornith., XIV. Jahrg., Nr. 82, Juli 1866. 16 218. Dr. A. E. Brehm: Königsgeier in Schatten gestellt werden. Das Schlimmste bei der Sache ist, dass die Freunde, welche jeder Thiergarten im Auslande besitzt, genau ebenso denken wie die Gründer oder Unternehmer desselben, dass auch sie das Grosse, Bunte, Auf- fallende dem Kleinen, Einfarbigen, Gewöhnlichen vorziehen! Es ist leichter, zehn Kondoren zu erhalten, als einen Geierfalken, trotz- dem dieser in den Strassen der Küstenstädten herumläuft und jener von der Cordillera herabgeholt werden muss: es ist mir noch nicht möglich gewesen, einen Urubu oder Gallinazo zu erlangen, während ich in den drei Jahren des Bestehens des Hamburger Thiergartens doch mindestens zehn Königsgeier hätte kaufen können. Diese, wie es scheint allseitig eingewurzelte Verkennung des Werthes auch der nicht grossen, nicht bunten, nicht auffallenden Raubvögel (und Thiere überhaupt!) ist unser Hemmschuh; denn ' andere Hindernisse giebt es nicht. Dass auch die Raubvögel nicht ewig leben, dass man auch sie zu Tode behandeln kann, ja, dass sie selbst Krankheiten unterliegen oder aus Mangel an passen- der Nahrung verenden, ist selbstverständlich: wer aber erfahren hat, wie der Tod unter gefangenen Affen, Wiederkäuern, Nagern, Beutelthieren, Ein- und Vielhufern oder unter den Vögeln im All- gemeinen wüthen kann, wird sich sagen müssen, dass die Sterb- lichkeit der gefangenen Raubvögel gar nicht der Rede werth ist, von eigentlichen Hindernissen rücksichtlich ihrer Gefangenhaltung also kaum gesprochen werden darf. Das Raubvogelgebauer des Hamburger Thiergartens ist über- füllt und an eine Vergrösserung desselben einstweilen nicht zu denken. Damit ist gesagt, dass diese Raubvögelsammlung weit weniger Arten enthält, als sie enthalten könnte und enthalten müsste, und ferner, dass sie zunächst nicht vermehrt werden wird. ‘ Gleichwohl ist sie noch immer eine der reichhaltigeren dieser Art und enthält einzelne Mitglieder, welche allerorten als selten und werthvoll angesehen werden. Sie sind es, welche mich zur Nieder- schrift dieser Zeilen veranlasst haben. Ich verkenne nicht, dass ein Versuch, über gefangene Raub- vögel zu schreiben, von vorn herein das Gepräge der Einseitigkeit an sich tragen muss. So anziehend das Treiben des freilebenden Falken oder Adlers ist, so langweilig erscheint uns das Leben des gefangenen. Die Enge des Käfigs verwehrt ihm, sein eigent- liches Wesen kundzugeben. Der gefangene Raubvogel ist uns Die Raubvögel der deutschen Thiergärten.. 219 immer nur ein Bild der Ruhe, und zwar einer erzwungenen Ruhe; denn jede seiner Bewegungen bringt die gewaltigen Fittige mit dem Gitterwerk in Berührung, und jede dieser Berührungen ist für den Vogel selbst eine Warnung zu ferneren Versuchen, sich nach seiner Art zu bewegen. Kein anderer Vogel im Käfige macht in gleichem Grade, wie der Raubvogel, den Eindruck eines Ge- fangenen; kein anderer scheint sich seiner Lage mehr bewusst zu sein, als er. Er erträgt diese Lage mit bewunderungswürdiger Zähigkeit; aber er söhnt sich niemals mit ihr aus. Den Beweis für diese Behauptung glaube ich führen zu können. Wir nehmen an, dass ein Thier, welches sich im Käfige fortpflanzt, mit seiner Lage zufrieden ist, weil wir erfahren haben, dass die- Jenigen, deren Bedürfnisse wir befriedigen konnten, regelmässig zur Fortpflanzung schreiten. Seitdem wir in unseren Thiergärten Nilpferde und Straussen züchten, sind unsere Erwartungen von dem noch zu Erreichenden sehr hoch gestiegen; die Raubvögel aber erwecken in dieser Hinsicht kaum Hoffnungen, obgleich wir bereits erfahren haben, dass auch sie in der Gefangenschaft sich fortpflanzen. Wir wissen, dass ihnen zum Wohlbefinden noch Etwas fehlt und dass dieses Etwas die Freiheit der Bewegung ist. Für die Beobachtung des Lebens der in Rede stehenden Thiere sind die Thiergärten also durchaus nicht geeignet. Dem ungeachtet wird die Wissenschaft ihnen gewiss noch wichtige Auf- schlüsse auch über das Leben derartiger Vögel zu danken haben. Ein Lebenshergang wird nur in ihnen aufgeklärt werden können, so weit Dies noch nicht bereits geschehen: die Art und Weise der Veränderung, welche das Kleid des Vogel zu erleiden hat. Schlegels vielbesprochener und vielbestrittener Lehrsätz von der Verfärbung der Federn dankt einem der ausgezeichnetsten aller Thiergärten seine Entstehung und Begründung. Denn be- gründet, durch thatsächliche Beobachtung festgestellt, ist dieser Lehrsatz, mögen ihn auch „Nestflüchter“ und „Nesthocker“ im Verein bezweifeln und bestreiten. Es mag sein, dass Schlegei in gewissen Einzelheiten zu. weit gegangen ist: im Grunde aber hat er Thatsächliches behauptet. Es ist wahr, dass junge Vögel durch die Verfärbung das Alterskleid anlegen; es ist begründet, dass der „vollendeten“ Feder so viel Leben innewohnt, dass sie sich verändern kann in ihrer Färbung, ja, wahrscheinlich auch in ihrer Bildung; es steht Dies fest, unzweifelhaft fest, trotz aller Annahmen und Schlussfolgerungen der Gelehrten. 16% 220 Dr. A. E. Brehm: Derartige Beobachtungen können und werden nur in Thier- gärten gemacht werden, und weil Dies der Fall, glaube ich ent- schuldigt zu sein, dass ich das Wenige, welches ich bis jetzt wahr- nahm, an dieser Stelle niederlege. Ich beabsichtige unsere gefangenen Raubvögel gruppenweise, der Reihe nach vorzuführen und auch die gemeinsten nicht aus- zulassen. Hier und da werde ich vielleicht etwas bereits in mei- nem „Thierleben“ Angegebenes wiederholen und Dies wohl auch thun dürfen, da ich zu der Annahme berechtigt zu sein glaube, dass dieses volksthümliche Buch, einige gut- und einzelne bös- willige Beurtheiler abgerechnet, den Fachgenossen unbekannt ge- blieben ist und vielleicht auch bleiben wird. I. Die Falken. Unter dem allgemeinen Vorurtheile, dessen ich gedachte, lei- den zu meinem grössten Bedauern auch Lieblinge von mir, die Falken. Man hält sie für zu klein, zu wenig in die Angen fallend, und sendet sie uns deshalb so selten zu, dass wir oft nicht einmal die gewöhnlichen deutschen Arten besitzen. Aussereuropäische Arten erhalten wir nur durch Zufall, die süd- und nordeuropäischen blos durch Vermittlung von Vogelkundigen oder doch Freunden der Wissenschaft. Dies gilt nicht für den Hamburger Garten allein, sondern für alle übrigen auch; selbst die thierreichen „Zoological Gardens‘ zu London und der Thiergarten zu Amster- dam machen hiervon keine Ausnahme. In Hamburg haben wir bis jetzt nur die nachstehend verzeichneten Arten erwerben können. 1. Falco islandicus. Die alten guten Zeiten, in denen man von Dänemark aus all- jährlich ein Schiff nach Island sandte, um Jagdfalken zu holen, sind vorüber; die Erinnerung an jene Zeiten ist den Dänen wie den Isländern jedoch geblieben. Zwischen Kopenhagen und Reykiavik fahren keine „Falkenschiffe“ mehr; aber fast jedes Schiff, welches rechtzeitig von hier aus dorthin abgeht, bringt lebende Jagdedel- falken nach Kopenhagen, nimmt solche wenigstens mit. Uns sind jedes Jahr junge Vögel dieser Art angeboten worden; wir haben sie auch regelmässig gekauft, jedoch erst die letztempfangenen durchbringen können. Die Falken kamen, wie immer, mit förmlich Die Raubvögel der deutschen Thiergärten. 221 zerfetzten Schwung- und Steuerfedern an, schienen jedoch sonst bei guter Gesundheit zu sein, frassen anfangs vortrefflich, liessen später auch das beste Futter liegen, wurden traurig, matt, elend und verendeten. Ein junges Paar, welches wir am 24. September 1863 er- hielten, lebte his zum 14. November und bez. 10. December des- selben Jahres, ein Männchen, welches am 21. September 1864 hier eintraf, verendete schon am 14. Oktober. Die Untersuchung er- gab bei allen dieselbe Krankheit: Lungen und Leber waren von Tuberkeln überfüllt und die inneren Wandungen des Kropfes und der Speiseröhre derart entzündet, dass sie einem Käsestoff ab- sondernden Taubenkropfe täuschend ähnlich sahen. Alle diese Falken zeigten gleichzeitig auch äusserlich Krankheitserschei- nungen: ihre Zehenballen waren bedeckt mit warzenähnlichen Gebilden. | Ich hege die Vermuthung, dass schlechte Fütterung auf der Reise die Ursache dieser Falkenkrankheit ist und werde in meiner Meinung unterstützt durch Beobachtungen meines Freundes und Berufsgenossen Dr. Bodinus in Köln, des ausgezeichnetsten und erfahrensten Thierzüchters, welchen ich kenne. Höchst wahrschein- - lich werden unsere Jagdedelfalken während der Seereise nur mit Fischen gefüttert und möglicher Weise nicht einmal mit aufge- weichtem Stockfisch allein, sondern auch mit sogenannten Klipp- fisch, welcher bekanntlich vor dem Dörren gesalzen wird: dass diese Nahrung aber allen edleren Raubvögeln schädlich, ja, ver- derblich ist, unterliegt keinem Zweifel. Am 27. September vorigen Jahres erhielt ich endlich drei Jagdfalken, welche vom ersten Tage ihres Hierseins an sich an- ders als alle früheren benahmen und zu den besten Hoffnungen berechtigten. Sie leben noch, zwei von ihnen hier, der dritte im Tbiergarten zu Köln. Da die Witterung mild war, durfte ich es wagen, durch Ausziehen der Steuerfedern eine Mauserung einzu- leiten. Selbstverständlich wurden die ausgezogenen Federn in entsprechender Zeit wieder ersetzt; es begann auch eine Neu- bildung des Kleingefieders; der Hergang gerieth jedoch mit Ein- tritt der Kälte gänzlich ins Stocken und nahm erst mit Beginn des Frühlings seinen weiteren Verlauf. Von dieser Zeit an bis zum Herbste haben uusere Falken ununterbrochen gemausert, so- gar die vorjährigen Steuerfedern wieder erneuert und nun endlich das zweite Kleid angelegt. 222 Dr. A. E. Brehm: Auf S. 47, Jahrgang 1854 der Naumannia, sagt mein Vater Folgendes: „Die eigentlichen, grossen Falken haben kein mitt- leres Kleid, sondern bekommen nach der ersten vollständigen Mauser, welche im zweiten Herbste des Lebens vollendet wird, ihr ausgefärbtes Kleid, sind auch im dritten Jahre zeugungs- fähig, werden nur mit zunehmendem Alter merklich schöner, ver- ändern sich aber nicht wesentlich.“ Bezieht man diese Angabe auch auf die Jagdfalken ah nimmt man an, dass die Gefangenschaft einen hindernden Einfluss nicht auszuüben vermöge, so erweist sie sich als unrichtig. Denn diese Falken, zum mindesten diejenigen, welche im Alter weiss werden, erhalten allerdings ein mittleres Kleid und tragen das- selbe mehrere Jahre. In dem Thiergarten zu Kopenhagen, wel- cher der Thätigkeit unseres Kjärbölling sein Entstehen ver- dankt und bis auf den Grund und Boden sein Eigenthum ist, sah ich im vorigen Herbste zu meiner grossen Freude einen isländi- schen Jagdfalken im ausgefärbten Kleide und erfuhr auf Befragen, dass derselbe mit Beginn des fünften Lebensjahres dieses Kleid angelegt habe. Die bisher üblichen Anschauungen über das be- zügliche Alter solcher Falken werden also höchst wahrscheinlich noch wesentliche Berichtigungen erleiden müssen. Unsere beiden Gefangenen tragen gegenwärtig ein Kleid, welches sich zwar er- sichtlich, keineswegs aber so auffallend von dem des Jungen unterscheidet. Das ganze Gefieder erscheint lichter, bläulicher; die dunklen Schaftstreifen auf dem lichtgrauen Kopfe sind schmäler, die End- und Seitensäume des oberen Kleingefieders breiter ge- worden;' die dunkle Längsstreifung der Unterseite hat den 'herz- förmigen Flecken am Ende der Federn Platz gemacht; auf den grossen Flügeldeckfedern sind Querbinden zum Vorschein gekom- men. So stimmt das Kleid im Wesentlichen mit dem auf Taf. 390 des Naumann’schen Werkes unter No. 2 dargestellten des jungen Polarfalken überein. Die meisterhafte Abbildung des isländischen Falken, welche Wolf in den „Zoological Sketches“ gegeben: hat, scheint mir von einem ein Jahr älteren Jagdfalken entnommen zu sein; eg entspricht wenigstens den von Kjärbölling gesam- melten Beobachtungen, dass das Lichterwerden des Gefieders sehr allmählich vor sich geht. Ob man auf die Längs- oder Quer- fleckung der Federn älterer Vögel dieser Falken ein so grosses Gewicht zu legen hat, als bisher geschehen, wage‘ ich nicht zu entscheiden, muss es aber, indem ich von dem an anderen Edel- Die Raubvögel der deutschen Thiergärten. 223 falken Beobachteten auf die Jagfalken schliesse, bezweifeln. Hieraus geht für mich hervor, dass. die zur Unterscheidung von Hierofalco islandicus, groenlandicus und arcticus aufgestellten Merkmale nicht stichhaltig sind, ich also nur den dunklen Zherofalco Gyrfalco und den Hierofalco islandicus — oder wie man ihn sonst nennen will — als wirklich, d. h. nach Artbegriff von einander verschieden an- sehen kann. Uebrigens will ich noch bemerken, dass das Jugendkleid des lebenden Jagdfalken niemals so abgerieben aussieht, wie es Nau- ‚mann auf Taf. 22 darstellte; der bläuliche Federstaub, welcher das Gefieder auch dieses Falken überdeckt, verleiht ihm stets einen bläulichen Schimmer, welcher das Dunkelbraun der Federn wenig zum Vorschein kommen lässt. Nach meinen Erfahrungen halten sich alle Edelfalken — wie die meisten Raubvögel überhaupt — in einem Gebauer, welches . oben offen ist, besser, als in einem überdeckten Raume. Sie ver- langen Sonnenschein zu ihrem Gedeihen und verkümmern, wenn dieser ihnen gänzlich fehlt. Wind und Regen ficht sie übrigens wenig. an; denn sie ziehen sich, auch bei starkem Regen, oft gar nicht nach dem überdeckten Raume zurück, sondern lassen sich ruhig einwässern. Auf Rasenstücken oder Steinen sitzen sie lieber als auf Holzstangen, wie es ihnen überhaupt unangenehm zu sein scheint, zu bäumen. Zum Boden herab kommen sie selten, es sei denn, dass der ihnen wohlbekannte Wärter sich zeigt oder Sper- linge in ihrem Nachbargehege umherlaufen. Zu ihrem Pfleger haben sie eine warme Zuneigung gefasst: sie begrüssen ihn durch freudige Bewegungen, auch wohl durch Geschrei. Einer ist, ohne dass sich der Mann besondere Mühe gegeben, sehr zahm ge- worden, lässt sich streicheln, auf die Hand nehmen etc. Für klei- nere Säugethiere zeigen sie keine Theilnahme, Sperlinge aber, wie überhaupt, lebendes Kleingeflügel, erregen sie auf das Lebhafteste. Wenn sich die frechen Spatzen, das sie schützende Gitter voll- ständig würdigend, dicht neben dem Falkenkäfige umhertreiben, sieht man die Jagdfalken zum Boden herabkommen und hier mit täppisch erscheinenden, jedoch immerhin sehr raschen Sprüngen, jene verfolgen. Dass ihnen nicht zu trauen, dass es ihnen mög- lich sein könnte, laufend einen kleinen Vogel zu ergreifen, be- weisen die Spatzen selbst deutlich genug; denn während sie sich ohne Besorgniss in den Käfig der Geier und Adler verfügen, hüten 224 Dr. A. E. Brehm: sie sich sehr wohl, einen Besuch in dem Gebauer der Jagdfalken zu machen. Die Stimme unserer Raubvögel unksrächeilleh sich durch ihre Tiefe von der des Wanderfalken, welcher sie im Ganzen ähnelt, so wesentlich, dass man sie mit Mäser gewiss nicht verwechseln kann. Sie klingt eigenthümlich dumpf und rauh, nach memem Gefühl etwa wie „kroah, kroah“ (o und a ver Schilde ich une. sie aber nur ein oder zwei Mal vernommen. Unsere Jagdfalken fressen verhältnissmässig wenig: ein halbes Pfund Fleisch täglich für jeden ist mehr als genügend. Wohl oder übel müssen sie sich meist mit Pferdefleisch ernähren, und nur ab und zu können sie sich an einer Taube oder einigen Sperlingen erlaben. Vögel aller Art ziehen sie auch in der Gefangenschaft entschieden den Säugethäuren vor. — Sie trinken, zwar wenig, aber doch regelmässig. Liebhaber, welche diese schönen und seltenen Vögel zu be- sitzen wünschen, mögen sich an Herrn Dr. Kjärbölling in Kopenhagen oder an Herrn Ch. Bryde daselbst wenden. Der Preis schwankt zwischen 25 und 30 dänischen Thalern ea das Stück. | 2. Falco peregrinus. Der Wanderfalk gehört keineswegs zu den Vögeln, welche man jederzeit lebend erhalten kann. Zuweilen vergehen, in Ham- burg wenigstens, Jahre, bevor ein einziger eingeliefert wird. Dieser Falk ist nicht selten, durchfliegt tagtäglich das Stadtgebiet, fängt sich ebenso beinah an jedem Tage eine Taube und verspeist sie sodann, ungescheut durch die unter ihm wogende Menge, auf einem der Kirchthürme: aber er lässt sich eben nicht so leicht fangen. Seit Bestehen des Thiergartens wurden nur vier Stück seiner Art eingeliefert und darunter blos drei aus hiesiger Gegend stammende. Der letzteingegangene ist uns auf ungewöhnlichem Wege zugekommen. Er flog im Meerbusen von Mexico auf ein Hamburger Schiff, wurde ergriffen und glücklich herübergefüttert. Bei seiner Ankunft trug er das Jugendkleid; im nächsten Früh- Jahre mauserte er. Jetzt sieht er dem europäischen Wander- falken so ähnlich, dass ich keinen Unterschied zwischen diesem und ihm zu erkennen vermag, welcher mir zur artlichen Trennung der beiden genügend erscheint. Soll er als Art gelten, so ver- dient der Falco cornicum meines Vaters gewiss auch, als solche aufgefasst zu werden, Die Raubvögel der deutschen Thiergärten. 225 3. Falco lanarius. Ehe der Thiergarten zu Wien gegründet wurde, war es kaum denkbar, dass die Thiersammlungen der verschiedenen Gärten mit Würgfalken versorgt werden würden; denn Osteuropa war uns cbenso unzugänglich, wie Afrika und Australien. Der Wiener Thiergarten ist nun zwar zu Grunde gegangen, dafür aber der viel versprechende zu Pest und noch vor ihm auch ein „Jardin d’Acclimatisation“ zu Moskau gegründet worden, so dass es gegen- wärtig nicht eben schwer hält, Würgfalken zu erwerben. Der Hamburger Thiergarten besitzt zwei Stück dieser Vögel seit dem 25. Juli vorigen Jahres; er erhielt sie eben durch Ver- mittlung des damals noch bestehenden Wiener Thiergartens. Sie trugen damals das Nestkleid; jetzt sind sie vermausert und sehen alten Vögeln sehr ähnlich, scheinen mir aber doch das wirkliche Alterskleid noch nicht angelegt zu haben. Das Obergefieder ist braun, lichtröthlich gestreift, weil alle Federn derartige Säume tragen, die Unterseite auf lichtem Grunde braun in der Länge gestreift und zwar beim Männchen durch herzförmige Spitzen- flecken, beim Weibchen durch bedeutend längere, überhaupt grössere braune Streifenflecken. Wachshaut und Füsse sehen bleigrau aus. Ueber das Betragen der Würgfalken vermag ich Nichts mit- zutheilen. Sie gleichen hierin in jeder Hinsicht den verwandten Wanderfalken, geben in ihrem engen Käfige dem Beobachter min- destens keine Gelegenheit, etwaige Unterschiede wahrzunehmen. Der Kaufpreis lebender Würgfalken schwankt zwischen 10 bis 15 Thalern; eine sichere Bezugsquelle ist der Thiergarten zu Pest. 4. Falco subbuteo. Der Baumfalk fehlt in den meisten Thiergärten, nicht weil er schwer zu bekommen wäre, sondern weil er die grobe Behand- lung und schablonenmässige Fütterung, welche leider noch in vielen Anstalten dieser Art üblich ist, nicht verträgt. Der Leiter eines Thiergartens, mit Arbeiten der verschiedensten Art — welche übrigens’ gewöhnlich nicht gewürdigt werden — überhäuft, hat es nicht in seiner Hand, vollständig dem Unfuge zu steuern, welchen die sogenannten Inspectoren, mehr noch als die Wärter, anrichten. Es nutzt Nichts, wenn der Sachverständige dem Halbgebildeten auseinandersetzt, vielleicht auch befiehlt, einem Baumfalken Kerb- thierfutter zu reichen; der zierliche Räuber muss eben so gut, wie - 226 Dr. A. E. Brehm: ein Geier, Pferdefleisch hinabwürgen. Der Hamburger Thiergarten hat ebenfalls Baumfalken besessen; sie sind aber nach und nach sämmtlich gestorben. Zwei von ihnen haben ‘etwas über ein Jahr ausgehalten. > 9. Falco aesalon. Seltener als alle übrigen deutschen Falken gelangt einmal ein Merlin in den Thiergarten. Auf seinen Durchzügen durch Deutsch- land wird er sehr einzeln gefangen und vom Norden her nicht ein- gesendet. Der Hamburger Garten besass, Dank dem Sammeleifer des Dr. Bodinus in Köln, den niedlichen Vogel einmal, vom 24. Oktbr. 1864 an bis zum 22. Febr. 1866. Er erhielt Drossel- futter mit reichlichem Fleischzusatze, und schien sich bei dieser Nahrung sehr wohl zu befinden, wurde aber eines Morgens todt gefunden, ohne dass vorher Krankheitszeichen beobachtet worden wären. j Der Merlin ist eine höchst anziehende Erscheinung im Käfige. Als ächter Edelfalk trägt er sich stets hoch aufgerichtet und hält sich immer nett und sauber. Seine Bewegungen sind ebenso zier- lich als gewandt: er weiss sich, auch in kleinerem Raume, fliegend so zu benehmen, dass er sich selten seine Schwingen abnutzt. Mit dem Wärter befreundet er sich bald recht innig, und wenn man sich mehr mit ihm abgiebt, wird er so zahm, wie irgend ein Mitglied seiner Familie. Erst vor wenigen Tagen schrieb mir der Gastwirth Herr Meyer in Travemünde, dass er einen dieser Fal- ken besitze, welcher so zahm sei, dass er wie ein Papagei be- handelt werden könne, ruhig auf seinem Stocke sitze und den ihm vorgehaltenen Sperling oder die ihm gereichte Maus aus den Händen nähme. 6. Tinnunculus sparverius. Am 12. April 1863 traf dieser in seinem heimathlichen Erd- theile so häufige, in unseren Thiergärten sehr seltene Edelfalk zu meiner grossen Freude einmal lebend hier in Hamburg ein und wurde selbstverständlich erworben; am 16. Juli desselben Jahres entfloh er (und zwar 'zum zweiten Male) seinem Käfige — auf Nimmerwiedersehn. Hoffentlich hat ihn auch keiner der euro- päischen Vogelkundigen vor's Rohr bekommen und sich zu fal- schen Schlüssen verleiten lassen. | Der „Sperlingsfalk“ (um mit den Nordamerikanern zu Die Ranbvögel der deutschen Thiergärten. 227 reden) ist allerdings ein Thurmfalk, meiner Ansicht nach aber der edelste und fluggewandteste von allen. So lange der Vogel ruhig in seinem Käfige sass, machte er durchaus den Eindruck seiner Verwandten; als er aber, dem engen Behälter entronnen, seine unbeschädigten Fittige gebrauchen konnte, offenbarte er sich als einen allen Thurmfalken weit überlegenen Raubvogel. Es fehlen mir die Worte, das Bezeichnende des Fluges richtig wiederzugeben; denn ich vermag nur zu: sagen, dass er sich durch ausserordent- liche Leichtigkeit und Gewandtheit in der Bewegung von dem des Thurm- oder Röthelfalken unterschied. Diese beiden kann man, wenn sie fliegen, selbst nach längerer sorgfältiger Beobachtung ihrer Bewegungen, leicht verwechseln; den Sperlingsfalken muss man auf den ersten Blick hin als von jenem verschieden erkennen. Er vereinigt gewissermassen die Flugfähigkeit der bisher genannten Edel- und der Röthelfalken in sich; denn sein Flug besitzt die jähe Schnelle der ersteren und das weiche Gleiten der letzt- genannten. Als unser Sperlingsfalk zum ersten Male seinem Käfige ent- kam, flog er zunächst auf den Wipfel einer ziemlich hohen Ulme, setzte sich nach mehrfachem Wechsel auf einem Wipfelzweige zu- reeht, reckte, dehnte und breitete die Flügel und überlegte. Nach längerer Ruhe erhob er sich, stieg in die Luft empor — und nunmehr sah ich ihn fliegen! Aber die ungewohnte Bewegung schien ihn doch bald zu ermüden; er kehrte zu dem letztgewählten Ruhesitze zurück, flog, wieder aufgescheucht, einem niedrigeren Baume des Gartens zu, wurde hier nochmals vertrieben und — kehrte zum Raubvogelgebauer zurück. Ohne auch nur einen Augen- blick zu zögern oder sich im Fluge irre machen zu lassen, flog er-zwischen den etwa drei und ein halb Zoll: von einander ent- fernten Stäben des Mittelkäfigs durch, erregte alle hier hausenden Adler und Geier, wurde von ersteren sofort verfolgt, dadurch ver- wirrt und mit einem geschickten Griffe des herbeigeeilten. Wärters gefangen. Ob: er sich diesen Misserfolg gemerkt, und beim zweiten Fluchtversuche absichtlich klüger gehandelt oder nur mehr vom Glück; begünstigt worden, lasse ich. wie billig dahingestellt sein. 7. Tinnunculus alaudarius. S, Tinnunculus cenchris. . Ein junges Männchen desBRöthelfalken sass vor drei Jahren einsam, verkannt und gering geachtet in einem Käfige des Raub- 238 Dr. A. E. Brehm: vogelgebauers im Thiergarten zu Antwerpen und wurde durch mich aus der ihm unwürdigen Lage erlöst. Es folgte nach längerer Gefangenschaft dem Beispiele seines amerikanischen Verwandten und entfloh. Erst vor Kurzem erhielt der Hamburger Thiergarten Ersatz durch zwei andere Männchen, welche beide flügellahm ge- schossen, aber geheilt worden waren. Sie stammen aus der Gegend von Agram; wir verdanken sie der Güte des dortigen Buchhändlers Herrn H. Fiedler, einem Liebhaber in des Wortes umfassend- ster und edelster Bedeutung. | Der Röthelfalk unterscheidet sich auch im Käfige wenig von seinem nordischen Verwandten. Sein Betragen und Gebahren sind im Wesentlichen genau dieselben; seine Schönheit aber empfiehlt ihn doch sehr und zieht auch die Aufmerksamkeit des Unkun- digen bald auf sich. Immer sieht dieser allerliebste Vogel schmuck und nett aus; stets hält er sein Gefieder in bester Ordnung, und stets ist seine Haltung, welcher man ein gewisses Selbstbewusst- sein anmerken möchte, eine so ansprechende, dass man ihn rasch sehr lieb gewinnt. Er gewöhnt sich bald an seinen Pfleger, ver- trägt sich vortrefflich mit anderen Seinesgleichen und beansprucht blos ein klein wenig Sorgfalt mehr als andere Falken, soll er im Käfige sich wohl fühlen, gedeihen und ausdauern. Diese Sorg- falt muss sich zunächst auf die Wahl der Nahrung richten; denn alle kleinen Falken, welche Kerbthiere jagen, müssen auch wie Kerbthierfresser behandelt werden. Rohes Fleisch ohne jegliche Zuthat bringt sie sicher um; Vögel mit Federn und kleine Säuge- thiere mit Haaren reichen, schon weil man sie nicht tagtäglich zur Verfügung hat, ebenfalls noch nicht aus: es muss also ein ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechendes Ersatzfüttern geschafft werden. Freund Bodinus und ich reichen allen diesen Falken und ebenso den kleinen Eulen feingehacktes Fleisch, welches mit geriebener Semmel, frischem, aber stark gepresstem Quark und getrockneten Ameisenpuppen gemischt wird; dabei befinden sich die verhältnissmässig doch sehr zarten Geschöpfe anscheinend so wohl, als man nur wünschen kann. Nächstdem hat man die Röthel- falken und ihre Verwandten vor Kälte vorsichtig in Acht zu neh- men; denn schon die Kühle der Herbsttage fällt ihnen beschwer- lich, wirkliches Frostwetter tödtet sie. Sobald kältere Witterung eintritt, werden sie verdriesslich, sträuben das Gefieder („lauchen sich auf,“ wie die Thüringer Vogelfänger sagen), verlieren die Lust zu fressen und sich zu baden, siechen dahin und fallen Die Raubvögel der deutschen Thiergärten. 229 schliesslich nach einigen Zuckungen todt von der Stange herab. Bei warmem Wetter dagegen und namentlich dann, wenn sie in ‚den Morgenstunden die Wohlthat der unmittelbaren Einwirkung des Sonnenlichtes genossen haben, sind sie stets munter und ihre Augen so freundlich klar, dass man sich über ihren Zustand gar nicht täuschen kann. Sie schreien viel und oft im Käfige, lassen aber gewöhnlich nur das gedehnte und langsam ausgestossene „grih grih grih“‘, nicht aber das hellere, kräftigere „kli kli kli‘ — welches übrigens dem Rufe des Thurmfalken täuschend ähnelt — vernehmen. Seine Bekannten begrüsst der Röthelfalk regelmässig durch jene Laute. 9. Tinnunculus (Erythropus) vespertinus. Schon im ersten Jahre nach der Gründung des Wiener 'Thier- gartens wurden uns von dort aus zu sehr niedrigen Preisen (4 Thlr. für das Stück) Rothfussfalken angeboten, und seitdem sind dieselben in jedem Frühlinge auf den Wiener Thiermarkt gekom- men; es muss also sehr leicht sein, in Unterungarn so viele Nest- vögel dieser Falkenart zu erlangen, als man eben will. Das erste Pärchen Rothfussfalken, welches der Hamburger Thiergarten erwarb, traf in ihm am 21. September 1864 ein. Ein altes Paar hatte ich früher im Thiergarten zu Dresden, andere Gefangene aber anderswo nicht gesehen. Im folgenden Jahre wurden (am. 25. Juli) wiederum fünf junge Rothfussfalken erwor- ben, und nunmehr hatte ich, da keiner von allen zu Grunde ging, einen reichhaltigen Beobachtungsstof zur Verfügung. Als das erste Pärchen sein Alterskleid anlegte, fiel mir die Art und Weise des Wechsels auf; ich konnte jedoch mit meinem Urtheile noch nicht schlüssig werden. Denn einestheils schien mir ein Pärchen, bezüglich ein einziges Männchen, zur Begrün- dung einer bestimmten Ansicht nicht hinreichend, und anderer- seits konnte ich ihm allein nicht so viele Zeit widmen, als ich es wohl gewünscht hätte. Beobachtungen, welche ich später an an- deren Raubvögeln machte, bestimmten mich, im nächsten Frühjahre sorgfältig auf den Kleidwechsel der Falken zu achten. Im April dieses Jahres (1866) bemerkte ich, dass dieser Wechsel begann. Bei allen Männchen bildeten sich neue Federn, und zwar wurden zunächst diejenigen ersetzt, welche mehr als alle übrigen abgestossen waren. In ihrer Bildung waren diese Federn von den früheren verschieden; sie zeichneten sich namentlich durch ihre 230 Dr. A. E. Brehm: eigenthümliche Weiche aus und erschienen wie zerschlissen. Ich glaubte überzeugt sein zu dürfen, dass eine wirkliche Mauserung eingetreten wäre. Ich hatte mich doch geirrt! Die Mauser trat nicht ein und gleichwohl ging eines der jungen Männchen nach dem andern in Farbe über. Der Wärter wurde beauftragt, so oft er könne, nach ausgefallenen Federn zu suchen oder wenigstens zu sehen; er brachte mir mehrere gänzlich unbrauchbar gewordene Schwung- federn, jedoch keine einzige desKleingefieders. Gerade dieses aber veränderte sich fortwährend, gleichmässig und stetig. Die Um- färbung begann an den Rändern ‘sich zu zeigen und rückte von hier aus nach der Mitte zu vor; der Hergang geschah fast un- merklich; seine Fortschritte waren aber doch nicht zu verkennen. In eben demselben Masse, in welchem die Federränder ihre Fär- bung erhöhten, verblassten die Schaftstreifen; man konnte sie aber auch dann noch immer sehen, wenn der schieferfarbene Ton bereits allseitig zur Geltung gekommen war. Einige Federn waren bereits umgefärbt, während die übrigen noch in ihrer scheinbaren Leblosigkeit verharrten; der Farbenwechsel erstreckte sich aber über das ganze Gefieder und schritt auf allen Theilen desselben gleichzeitig vor. Mit ihm ging eine gänzliche Neubildung der abgenutzten Federn gleichen Schritt; aber nur sie wurden erneuert, nicht die übrigen. Inwiefern sich auch das Ge- füge der Fahnenstrahlen der sich verfärbenden Federn änderte, kann ich nicht angeben, weil ich die Vögel nicht durch oft wieder- holtes Ausziehen der Federn ängstigen wollte, ohne diese Vor- nahme aber doch kein befriedigendes Ergebniss hätte gewinnen können. Es ist diese Beobachtung nicht die einzige, welche für eine Verfärbung der Federn spricht; sie wird im Gegentheile durch andere, später zu erwähnende, wesentlich unterstützt. Ich stelle sie auch noch keineswegs als abgeschlossen hin; denn ich habe gerade durch sie erkennen gelernt, dass zum Schlüssigwerden sehr viel Zeit gehört, viel mehr, als ich, aus gewissen Gründen, ver- wenden konnte. Von Einem aber hat sie mich überzeugt: unsere grössten Vogelkundigen, meinen Vater nicht ausgeschlossen, haben Schlegel Unrecht gethan, indem sie seinem Lehrsatz die Begrün- dung absprachen, welche er thatsächlich besitzt. Der Scharfblick des genannten ausgezeichneten Forschers hat sieb auch in dieser Hinsicht glänzend bewährt. Aber der Irrthum seiner Gegner wird Die Raubvögel der deutschen Thiergärten. 231 begreiflich, wenn man annimmt, dass auch bei freilebenden Vöo- geln die Ersetzung der so zu sagen abgestorbenen Federn gleich- zeitig mit der Verfärbung der übrigen stattfindet. Jedenfalls ver- dient diese Angelegenheit, der sorgfältigsten Prüfung anheimgegeben zu werden. Das Betragen der Rothfussfalken im Käfige weicht wenig ab von dem des Röthelfalken. Sie zeigen in allem Wesentlichen das- selbe Gebahren. Ihre Haltung ist zierlich, ihr Wesen friedlich, verträglich, ihre Raubsucht, der Kerbthiernahrung entsprechend, verhältnissmässig gering. Ihnen gewidmete Aufmerksamkeit und Pflege erkennen sie sehr dankbar an; ihre Bekannten begrüssen sie stets mit freudigem Zuruf. Ohne jegliches Bedenken darf man sie gesellschaftsweise zusammenhalten oder ebenso mit Röthel- falken zusammenbringen: sie würden sich wohl auch mit schwä- cheren Eulen vertragen. Es verursacht ihnen anscheinend grosse Mühe, einen kleinen Vogel abzuwürgen, obgleich sie selbstverständ- lieh einen solchen sofort angreifen. In einem grösseren Gebauer werden sie sich wahrscheinlich fortpflanzen; ja, ich sage wohl kaum zu viel, wenn ich behaupte, dass dies unter der glücklichen Hand des Dr. Bodinus in Köln gewiss, vielleicht schon im näch- sten Jahre geschehen wird. Ihr Futter ist dasselbe, welches die Röthelfalken erhalten. Gegen die Einwirkungen der Kälte hat man sie mehr noch als andere südländische Raubvögel zu schützen.*) (Fortsetzung folgt.) Ueber nene oder weniger bekannte exotische Vögel. Vom Herausgeber. (Fortsetzung; s. S. 159—165.) | Gen. Thlypopsis Cab. 1851. Das Berliner Museum erhielt neuerdings, leider ohne Angabe des Vaterlandes, eine Art dieser Gattung, welche wesentlich an- *), Brehm beabsichtigte zuerst, nur die Raubvögel des Hamburger 'Thier- gartens abzuhandeln, wird aber nunmehr, nach Aufgabe seiner Stellung als Direetor des genannten Gartens, die Raubvögel aller ihm bekannten deutschen Gärten in ähnlicher Weise bearbeiten. Der Herausg. 232 J. Cabanis: Neue oder ders gefärbt ist als die mir bisher aus Autopsie bekannten Arten. Der Vogel kann nach Beschreibung und Abbildung kein anderer als die bolivische Nemosia sordida Lafr. Orb. sein. Hieraus er- giebt sich, dass Dr. Sclater, welcher den bolivischen Vogel nicht selbst besitzt, denselben in seinen verdienstlichen Schriften bisher irrthümlich mit fulvescens identificirt hat. Aus eigener Anschauung kann ich nunmehr die wesentlichen Unterschiede beider Arten hervorheben und zugleich die Synonymie sämmtlicher Arten in einigen Punkten berichtigen. Durch specifische Absonderung des bolivischen Vogels besteht die Gattung jetzt aus vier südamerikani- schen Arten, deren jede ihren besonderen Ben grap IS Ver- breitungsbezirk inne hat. 1, Th. fulvescens Cab. Mus. Hein. I, p. 138, no. 715. — Nemosia fulvescens Strickl. Ann. Mag. Nat. Hist. Vol. XIV (1844) p. 420. — Nemosia sordida Selat. (nec Lafr. d’Orb.) Synopsis Tanagrinarum in Proc. Zocl. Soc. 1856, p-. 112. — Id. Catal. Collection Amer. Birds, p. 88, no. 512. — Nemosia fulviceps Burm. (nec Lafr. d’Ork.) Thiere Brasiliens IIL, p. 159 no. 2. — Tanagra icterocephala Langs- dorf. — Sylvia blanda Licht. in Mus. Berol. 1 Vaterland: Brasilien. Venezuela. Stirn, Seiten des Kopfes und Kehle gelb; Oberseite des Kopfes bis zum Nacken rostgelb; die ganze übrige Ober- seite vorherrschend grau. Burmeisters Nemosia fulviceps gehört entschieden hieran nicht aber die von ihm als Synonym angegebene Emberiza fulviceps d’Ork., welche füglicher zur Gattung Pyrrhocoma gehört. Nemosia he Selat. gehört zur brasilischen, nicht aber zu der gleichnamigen Art d’Orbigny’s. Das Berliner Museum besitzt zwei Exemplare. Das eine vom südöstlichen Brasilien (Sello), das andere von Venezuela (Moritz). Letzteres ist in den Maassen kleiner als der brasilische Vogel, unterscheidet sich aber in der Färbung durchaus nicht. Ob dieser Grössenunterschied constant ist, möchte, nach Analogien zu schliessen, wohl zu vermuthen sein, wird indess erst durch wei- tere Exemplare festgestellt werden können. —2. Th. sordida. Nemosia sordida Lafr. d’Orb. Synops. p. 28; Voyage Amer. Ois. p. 261, tab. 18, fig. 2. Vaterland: Bolivien. weniger bekannte exotische Vögel. 238 Stirn, Seiten des Kopfs, Kehle und Brust gelb; Oberseite desKopfs gelblichgrün; die ganze übrige Oberseite grünlich. Jedenfalls die seltenste der vier Arten und von d’Orbigny kenntlich beschrieben und abgebildet. Hat man Gelegenheit, die- selbe mit der vorhergehenden Art nebeneinander zu stellen und zu vergleichen, so wird die Identificirung beider unmöglich. Th. uni- ‚color hat, vergleichsweise, in der Färbung der Oberseite Achnlich- keit mit dem Weibchen von Sylvia mitrata Lath., während fulve- scens eher entfernt an das Männchen von protonotaria erinnern könnte. 3. Th. ruficeps. Tachyphonus ruficeps Lafr. Rev. Zool. 1848, p. 173. — Thly- popsis fulviceps Cab. Mus. Hein. I, p. 138 no. 2. — Nemosia rufi- ceps Sclat. Synopsis Tanagr. Proc. Zool. Soc. 1856, p. 112. no. 11. — Id. Catal. Collect. Amer. Birds p. 88, no. 513. ‚Vaterland: Caracas. Kleiner als fulvescens, ähnlich gefärbt, aber der ganze Kopf hell rostroth oder braunroth. Burmeisters Nemosia ruficeps, 1. c. no. 3:, welche von Dr. Selater hierher gezogen wird, gehört zu Pyrrhocoma Zuneops: ' —4. Th. ornata. Nemosia. ornata Selat. Proc. Zool. Soc. 1859, p. 138, no. 22. — Id. Catal. Coll. Am. Birds, p. 88, no. 514. Vaterland: Equador. Der Kopf und die Unterseite braunroth ‚gefärbt. t=Melozone biarcuata. Cab. Journ. f. Orn. 1860, p. 412. — Pyrgita biarcuata Prev. Voy. de la Venus, Oiseaux, pl. 6, fen. (descriptio nulla). — Arremon (Pyrgisoma) biarcuatus (fem.?) et Pyrgisoma Kieneri (mas?) Bp. Consp. I, p. 486, sp. 1 et 2. — Pyrgisoma biareuatum Selat. et Salv. Ibis, 1859, p. 18. — Selat. Catal. Collect. Amer. Birds, p- 120, no. 728. ; Vaterland: Guatimala. Costa Rica. Diese Art basirt auf Pyrgita biarcuata Prev. und zwar bloss auf der oben citirten Abbildung ohne Beschreibung. Die Bestim- mung nach einer Abbildung allein bleibt in vielen Fällen misslich' namentlich wenn dieselbe nicht sorgfältig, wie hier der Fall, co- lorirt ist. Das Fehlen des schwarzen Bartstreifens und der schwar- zen Brustbinde, welche Charaktere der alte (männliche ?) Vogel zeigt, lässt vermuthen, dass die Abbildung nach einem Weibchen Journ. f. Ornith., XIV, Jahrg., Nr, 32, Juli 1866. 7 234 J. Cabanis: Neue oder genommen ist oder, wohl eher noch, nach einem Jugendzustande, worauf die hellen Ränder der kleinen Flügeldecken deuten. Wahrscheinlich gehören beide von Bonaparte im Consp. ], p- 486 "diagnostieirte Arten hierher, indem es scheint, als habe der Prinz die Diagnose der biarcuata nach der Originalabbildung gefertigt und hinterher den alten männlichen Vogel, nach einem ihm vorliegenden Individuum, als Kieneri beschrieben. Charakteristisch für die Art ist die weisse Färbung der Gegend rings um die Augen und von der Basis des Schnabels an mit Ein- schluss der Zügel und des breiten Maxillarstreifens; Mitte der Stirn und Vorderkopf schwarz; Hinterkopf bis zum Nacken und die Ohrgegend gleichmässig lebhaft braunroth. letztere nach vorn schwarz begränzt; ein von der Schnabelwurzel entspringender markirter schwarzer Bartstreifen; ein schwarzer bindenartiger Fleck auf der Brustmitte; die unteren Schwanzdecken schwach graugelb- lich angeflogen. + Melozone rubricata. Atlapetes rubricatus Cab. Mus. Hein. I, p. 140. nota. — Id. Journ. f. Orn. 1860, p. 413. Vaterland: Mexico. Ein neucrdings von der Hochebene von Mexico erhaltenes Exemplar stimmt mit dem von mir früher als Weibchen be- schriebenen Exemplar vollständig überein, nur dass wie bei der vorhergehenden Art ein schwarzer, wohl das Männchen aus- zeichnender Brustfleck hinzutritt. Nachdem ich somit anscheinend beide Geschlechter vor mir habe, schwindet die Vermuthung der etwaigen Identität mit der vorhergehenden Species und stellt der mexicanische Vogel sich vielmehr als nächstverwandte Art der central-amerikanischen biarcuata heraus. Die für die Unterscheidungskennzeichen der Arten von Me- lozone charakteristische Kopfzeichnung ist bei rubricata folgende: Nur der Augenring und ein Superciliarfleck vom Nasenloch bis zum Auge sind weiss; der Vorderkopf ist nicht schwarz, sondern dunkelbraun; ebenso dunkelbraun ist die Ohrgegend, welche bei arcuata braunroth wie der Scheitel ist; Hinterkopf bis zum Nacken ähnlich braunroth wie bei arcuata; Maxillarstreif schwarzbraun, nach hinten zu (an den Halsseiten) mit einem braunrothen Fleck endigend; ein schwarzer Bartstreif ist auch bei dem Männchen kaum bemerkbar; die unteren Schwanzdecken sind, von der weniger bekannte exotische Vögel. 235 olivenbraunen Färbung der Bauchseiten abweichend, lebhaft hell rostroth gefärbt. —+lompsocoma cyanopteran. Sp. C. simillima sumptuosae sed differt remigum rectricumgue mar- ginibus coeruleis nec thalassinis. Equador. Ein von Verreaux als „CO. sumptuosa, Equateur, d“ bezeich- netes Exemplar berechtigt zu der Annahme, dass in Equador eine eisne, von sumptuosa zu unterscheidende Abart vorkomme. Sie hat mit den andern schr ähnlichen Arten die azurblaue Färbung der Schultern oder Flügeldecken gemein, dagegen sind bei sumptuosa, elegans und Veectorini die Ränder der Schwung- und Steuerfedern blaugrün (thalassinus) gefärbt. Bei der bolivischen favinucha sind die Steuerfedern blau (coeruleus), während die Schwungfedern blau- grün gerandet sind. Der Vogel von Equador hat jedoch überall dasselbe Blau, so dass die Ränder der Schwung- und Steuerfedern kaum von dem reinen Cyanblau der Schultern oder Flügeldecken in der Färbung abweichen und durchaus keine Beimischung von Meergrün zeigen. Der Unterrücken und Bürzel sind weniger ent- schieden olivenfarben, sondern dunkier und namentlich sind die Oberschwanzdecken schwärzlicher als bei den naheverwandten Arten gefärbt. (Fortsetzung folgt.) Literarische Berichte. OrazioAntinort: Beschreibung und Verzeichniss einer von Mai 1859 bis Juli 1861 in Nord- Central -Afrika an- gelegten Vögelsammlung. Aus dem Italienischen auszugsweise übersetzt und mit einigen Anmerkungen versehen von Dr. R. Hartmann. (Fortsetzung; s. S. 191—208.)*) Nectarinia Gonzenbachw Ant. Nectariniae Jardinei (J. Verreaux) ab Hartlaubo descriptae valde affınis, sed tectrieibus caudae superioribus violaceo-chaly- baeis, rectrieibus mediis elongatis. —_—— ZZ *) [Mit Bezugnahme auf Anm. 2 zu S. 203 dieses Jahrgangs erwähne ich hier einer Notiz Dav. Livingstones vom Liambye: Die geraden Ufer (des Stromes) Kur 236 Orazio Antinori: Beschreibung einer Mas adult. Capite, collo, tergo, tectricibus superioribus vi- ride-nitentibus, fascia suprapectorali et tectrieibus caudae supe- rioribus violaceo-chalybaeis; fascia suprapectorali obscure-coccinea; abdomine toto, remigibus, rectrieibusque obscure fuliginosis, rectri- cibus mediis elongatis. Maculis axillaribus flavis nullis. Kopf, Hals, Rücken, Schulterdecken, Kinn und Kehle glän- zend smaragdgrün; das Grün des Kropfes wird weiter abwärts allmählich leicht azurviolett; dies färbt braun und leuchtend den Oberschwanz. Eine ebenfalls glänzend violett-azurne, kleine Binde geht über die Höhe der Brust, eine andere, dunkel purpurblut- rothe Binde kreuzt die Brust; die diese selbige bildenden Feder- chen sind schwärzlich an der Basis und werden von einer sehr feinen, azurvioletten Binde gekreuzt, die nur dann sichtbar wird, sobald man jene emporhebt. Bauch, Flanken und Unterschwanz sind schwarz, die Schwungfedern sind düsterbraun, Steuerfedern obenher dunkel, gleichsam mit einer leichten ins Azurne streifen- den Färbung überflogen, die beiden mittleren längeren sind dunkel- grünlichbroncen: alle diese Schwanzfedern zeigen sich oberhalb mit feinen, schwärzlichen, wenig deutlichen Binden gekreuzt; Schnabel und Füsse tiefschwarz. Maasse: Von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze 4,11“, Schnabel 7, Tarse 7, Flügel vom Schulterwinkel bis zur Spitze der Schwungfedern 2,3, Schwanz 1,10, die beiden mittleren Steuer- federn 2,7. Verf. fand ein einziges Exemplar im Binnenlande des weissen Flussgebietes unter 8 Gr. N. Br. N. metallica Licht. Dieses sehr niedliche Vögelchen geht nach Heuglin in Nu- bien bis zum 24. Gr. N. Br.; Ant. fand es nicht weiter stromab als 22 Gr., d. h. etwa eine Tagereise von Wadi-Halfah; südlich von Karthum kommt es nicht über den 12. Gr. hinaus vor.*) Im sind der Wohnort der Bienenfresser, die in Gesellschaft leben. Das Ufer ist mit hunderten von Löchern durchbohrt, die nach ihren Nestern führen, die etwa 1 Fuss weit von einander entfernt sind. Wenn wir vorbei- fuhren, eilten sie aus ihren Verstecken hervor und flogen davon. Livingstone bezeichnet die Arten als MM. apiaster und M. bullockoides. Missionsreisen und und Forschungen in Südafrika u. s. w. Deutsch von H. Lotze. Leipzig. 1. Bd, S. 288. H.] *) [Ich fand das Thier zuerst noch unterhalb Derr in Akazienbüschen. H.] Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 237 Sommer ist es häufig längs der Nilufer. Sein sehr feines Ge- piepse zi-zi-zi lässt das Thierchen hauptsächlich dann hören, wenn es von einem Baum zum anderen flattert. Die schönsten Exem- plare im Hochzeitskleide erlegte Verf. in den ersten Julitagen 1859 in Nubien. Im August desselben Jahres erhielt Ant. zu Antub zwei Nester des Thierchens, sie waren grau von Farbe, sackartig in der Form, rundum geschlossen und mit der Oefinung nach oben, zusammengewoben aus Wolle*), aus Federchen und aus Baum- wolle. In einem derselben befanden sich drei, im anderen aber vier Eier von verschiedenartigem Colorit: denn einige, blass- oder dunkelgrau, spielen ins Helle, andere dagegen von Graulichgrün in Blassröthlich. Alle waren braungefleckt; manche von ihnen waren unten mit einer Menge wenig deutlicher, dunkler Flecke getüpfelt, über denen eine andere Reihe kleiner, rundlicher, dunklerer Flecke zu sehen. Die Form dieser Eier ist ganz pyra- midal. Grösserer Durchmesser 16,6, kleinerer 11 Millim. In der Folge fand Verf. viele solcher Nester, welche aber, nebst anderen naturgeschichtlichen Objecten aus dem Sennaar, durch die Dumm- heit und Nachlässigkeit des Hakim-Tyran, Pharmaceuten am Kar- thumer Militairspital, zu Grunde gerichtet wurden. Dieser Mensch packte nämlich, während Antinori’s Reise nach dem weissen Flusse, auf eine jene Gegenstände enthaltende Kiste schweres Getreide, welches, sich erwärmend, Schaben herbeilockte.“*) Letztere dran- gen in’s Innere der Kiste und zerstörten viele Dinge, darunter mehr als 50 kostbare Vogelbälge. Habeas in malam rem malum- que cruciatum! N. platura Gray. Mas ad. Magnitudo Nectariniae metallicae; capite, tergo, scapu- laribus et tectricibus alarum aeneo-viridibus; pectore et abdomine flavissimis; uropygio, teciricibus caudae superioribus chalybaeo- violaceis; remigibus fuscis; rectricibus nigris, extus in chalybaeum vergentibus, duabus intermediis spatuliformis duplo elongatis; rostro nigro, pedibus obscuris. Ant. beobachtete diese Art weder im Sennaar noch in Kor- dofan, tödtete jedoch im Monat April im Innern des Gazellen- *) [Sollte besser heissen: Samenwolle, z. B. von Calotropis procera. H.] *) [Die Schaben wären freilich wohl ohnedies hineingekommen. Als beste Mittel dagegen dürften, auch in Afrika, Naphthalin, Petroleum oder Karbol- säure, letztere zu 10 Procent in Aether gelöst, zu empfehlen sein. H.] 238 Orazio Antinori: Beschreibung einer Flussgebietes verschiedene Individuen zwischen den üppigen Hänge. blüthen der Cassien. Giebt dasselbe schwache Piepsen von sich wie die anderen Arten, unter denen sie übrigens seltener und nur auf sehr wenige Localitäten beschränkt, vorkommt. III. DENTIROSTRES. Familia XIIT — SYLVIDAE. 21. Malurinae. Cisticola schoenicola Bon. Häufig in Egypten, Nubien und an den Küsten des rothen Meeres. Verf. schoss im Mai 1859 ein dJ‘ zu Denderah. Drymoica ....? Major. Supra unicolore rufo-fuliginosa, subtus snohlt, hypo- condriis et subcaudalibus isabellino-rufescentibus; rectrieibus fusco- rubescentibus, lineis minutissimis indistincte transversim striatis; pogonio interno atque partim externo apicem versus, macula nigra notato. Remigibus obscuris, rufo marginatis: rostro corneo, rO- busto, incurvato, iride fusca. Ant. beschreibt diesen Vogel und dessen Maasse nicht näher, indem er in dem Augenblicke, in welchem er Dies verfasst, über das von ihm getödtete Exemplar nicht verfügen gekonnt. Er er- legte am 10. April 1861 ein & in den Gebüschen, welche um einen kleinen See des Aluaschlandes unter 7-6 Gr.N. B. im In- nern des Gazellenflussgebietes herstanden. Drymoica gracilis Ruepp. Gemein in Egypten, namentlich auf einigen kleinen, unbe- wohnten Inseln des Menzaleh-Sees. Geht im Nilthal auch bis Ober- Nubien, von wo Ant. ein & erhielt. IE mistacea Ruepp.] (2) troglodytes Ant. ler supra laete cinnamomeo-rufescens, gula et Ridh:in di- lute isabellinis pallidis, lateribus einnamomeis, abdomine serico- albido; cauda rotundata; rectricibus pogonio interno cinerascente, externo Cinnamomeo, apicem versus nigro; duo medianis unicolore- rufescentibus, rostro pedibusque corticineis. Alle Federn der Oberseite sind von schöner zimmetröthlicher Färbung; diese hellt sich an den Seiten des Kopfes und Halses auf und geht an der Kehle in Isabell-Weisslich über. Von letzterer Färbung sind auch Brust und Untertheil des Körpers, nur ist sie Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 239 hier an den Flanken dunkler; die Bauch- und Afterregion ist seidenartig weiss; die beiden mittleren Schwanzfedern sind von der Farbe des Rückens und ohne Flecke, die anderen sind sämmt- lich am inneren Federkielbart dunkelaschfarbig, an der Spitze und auswärts aber zimmetröthlich und haben endlich in Nähe der Spitze einen dunklen Fleck. Die ziemlich dunklen Schwungfedern sind ausserhalb mit Roth gesäumt. Maasse: Von der Schnabel- zur Schwanzspitze 3,54‘, Schnabel- ößnung 5, Schwanz 1,6, Tarse 73, Flügel 1,92. Verf. hat diesem Vogel den Namen Drymoica troglodytes ge- geben, weil seine Formen und Sitten an diejenigen einer Drymoica erinnern. [Indess ist Ant. doch noch nicht sicher, ob er das Thier bei dieser Gattung belassen dürfe; er wird eine Abbildung des- selben veröffentlichen, an der man die Charaktere taxiren können. Hält sich immer abwärts von den grossen Bäumen und anderen Pflanzen und macht emsig auf Insecten Jagd. Ist lebhafter als andere und trägt den Schwanz, welcher proportional dem Körper, kürzer als sonst bei den Drymoicae, stets in die Höhe gerichtet. Ist am häufigsten am Rande der Gebüsche, die den Djurhütten nahestehen. Verf. erhielt hier 1 d und 19. 22. Sylvinae. Calamoherpe pallida Bon. ‘ hält sich im Nilthale auf. Ein Z wurde im Mai 1859 an den Assuaner Katarakten getödtet. Eremomela (?) canescens Ant. Annulo niveo periophthalmico nullo. Mas ad. Parvus, supra virente-flavus, capite colloque supe- riore pallide cinerascentibus, loris, regione ophthalmica et auri- culari obsceuris, gula collique lateribus albis; toto corpore subtus laete flavo-citrino; rectricibus olivaceis, viridi-flavo marginatis, re- migibus laeviter obscuris, externe subtiliter ffavo limbatis, extremis obscuris, rostro nigro, Bat fuscis. Oberseite des Körpers schmutzig aschfarben; Zügel dunkel; diese Farbe umgiebt das Auge und verbreitert sich, wenn auch nur schwach, oberhalb der Ohröffnung. Der ganze Rest des Kör- pers ist obenher gelb-olivenfarben. Das Weisse derKehle erstreckt sich seitwärts bis zu den Unterkiefern und steigt gegen die Brust hinab. Brust, Bauch, Flanken und untere Schwanzdecken und die Federn, welche die citrongelben Schenkel bedecken, sind ein- farbig. Die Schwungfedern, dunkel umberfarben, zeigen einen \ 240 Orazio Antinori: Beschreibung einer äusseren, fast bis zur Spitze grünlichgelb gerandeten Federbart. Steuerfedern ein wenig heller als Schwungfedern und im Innern wie Aeussern gelblich überflogen. Schnabel schwarz, Iris dunkel, Tarsen und Füsse von Farbe des trocknen Holzes. Maasse: Von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze 3,63“, Schnabelweite 6, Schwanz 1,7, Tarse 8, Flügel 1,114. [Dürfte bei ihrer grossen Aehnlichkeit mit Zosterops dieser letzteren Gattung sarsarle sein, obwohl jener doch der wei sse Ring um das Auge fehlt.] Häufig in den Monaten März und April im Djur-Lande auf Bäumen, besonders auf Bassia Parkiü, in deren Laubwerk das Thier umherhüpft und nach Insecten hascht. 23. Saxicolinae. Sazicola lugens Licht. — Saxicola leucomela Temm. Sitten wie die ihrer Verwandten. Ant. sammelte im April 1859 zu Cairo Exemplare der Egypten, Nubien und Syrien eigen- thümlichen Varietät, welche etwas grösser als die zu 8. leucomela des östlichen Russland gehörigen. S. isabellina Ruepp. Ward einmal in Galabat, ein andermal in Kordofan beob- achtet. Bewohnt wüste, sandige und felsige Localitäten. Dromolaea leucurus Bon. ex Cab. — Sawicola leucura Ruepp. & Blas. Zeigt sich in Egypten an einigen Stellen des Mokattam, sowie auch in den beiden, den Nil begränzenden, libyschen und arabi- schen Bergketten. Ein erwachsenes & mit ee Kopf (S. leuco- capilla Aliq.) wurde vom Verf. zu Assuan getödtet.*) Thamnolaea albiscapulata Bon. ex Cab. Von Rüppell als abyssinisch aufgeführt, ward dieser Vogel vom Verfasser am 3. April 1861 in zwei g' Tre ipihe in einem Forste des Djurlandes gefunden, wie sie gerade gewisse Larven frassen, durch welche die Knospen des Butterbaumes verzehrt werden. Weder vor noch nach dieser Epoche hatte Verfasser diesen Vogelwiedergesehen, welcher demnach selten zu sein scheint. 24. Parinae. 7 Melaniparus leucopterus Bon. Iris citrongelb. Dies Vögelchen beginnt in den ersten Tagen des April aus höheren Breiten, aus den vom Khor Amolmul und *) |D. leucocephala Brehm. H.] a u nn Vögelsammlung Nord-Central-Afrika’s. 241 vom Djurflusse durchströmten Gebieten herabzusteigen und zwar mit Beginn der Regen, ohne jedoch nördlicher als 12 Gr. Br. zu gehen. Vernichtet viele Baumknospen, nach denen es sehr lüstern. Verfasser hat das Thier nur in Paaren, d& und 2, nie aber in Flügen von 8—10, wie andere Meisen, gefunden. Findet sich in Abyssinien, Sennaar, allwo es Ant. gesehen und am weissen Flusse, ob auch in Kordofan, ist dem Verfasser nicht bekannt geworden. Familia XIV — ALAUDIDAE.. 25. Alaudinae. Galerida isabellina Bon. Gemein auf den niedrigen, sandigen Hügeln der Umgegenden von Cairo, in Nähe der Pyramiden und weiter oben in Nubien bis über Assuan hinweg. Läuft schnell, wenn sie aber anhält, so unterscheidet sie sich wegen ihrer isabellfarbenen Tinte nicht ' leicht vom Sande der Wüste. Certhialauda desertorum Bon. Bewohnt dieselben Oertlichkeiten wie die vorige Species, ist aber seltener und mehr auf die Wüste beschränkt. | A. prestigiatrix Levaill. Kommt an verschiedenen Localitäten von Sennaar, Kordofan und im Binnenlande des weissen Flussgebietes vor. Ant. hat den Vogel zweimal erlegt, im September 1859 zu Woad-Essibenabi, am rechten Ufer des blauen Flusses und in den oberen Sümpfen des Gazellenflusses. Diese Lerche erhebt sich so hoch in die Luft, dass man sie ausser Augen verliert, man kann sie dann wohl hören, aber nicht sehen. Von einer nicht wahrnehmbaren Stelle in der Luft aus vernimmt man ein Getön wie von einer Winden- rolle (carrucola). Beim Auffliegen in die Luft macht sie selbst eine vertikale, zitternde Bewegung, indem sie heftig mit den Flü- geln schlägt. Macronyz capensis Bon. Ant. fand nur ein Männchen dieser Art in den Sümpfen der Nuwer und besonders in Nachbarschaft des kleinen Sees Kyt unter 7 Gr. Br. Der Elephantenjäger Vayssiere erzählte dem Verfasser, dass dieser Vogel in genannten Localitäten beim Beginn der ersten Regen, etwa im April, erscheine und erst gegen den August hin wieder verschwinde. Sicherlich baut er hier sein Nest. Wenn er fliegt, so setzt er sich selten auf den Boden nieder, desto 242 Orazio Antinori: Beschreibung einer öfter aber auf kleine Gesträuche, von wo, aus er ein demjenigen der Emberiza melanocephala ähnelndes Gezwitscher hören lässt, [M. flaviventris Bon. ex Swains. von Ant. an denselben Lo- ealitäten gefunden.] 26. Motacillinae. Motacilla Lichtenstein Cab. Bonaparte trennt die nordafrikanische Bachstelze von der südafrikanischen durch Lichtenstein und Andere beobachteten M. capensis L. und lässt der ersteren den ihr von Cabanis ver- liehenen Namen Lichtensteinü, der letzteren aber den Linne’schen, mit Afra und mit M. capitis Bonae Spei. Briss. synonymen (Bon. Not. Orn. sur la Coll. Delattre p. 47. Anm.) Findet sich in Nu- bien*) und längs des blauen und weissen Flusses. Ant. bekam 2 0‘ im März 1860 zu Ros£res. Familia XV — TURDIDAE. 27. Turdinae. Turdus ieterorhynchus Herzog Paul v. Würtemberg. — T. pelios Bon. Nach Antinori’s Ansicht sollte der Name T. ieterorhynchus für die nord-, der Name T. pelios für die südafrikanische Drossel angewendet werden, dürfte aber doch mehr nur eine geographische, als eine specifische Verschiedenheit anzeigen. Swainson’s 7. libonianus, welcher von einigen Autoren wegen seiner grossen Aehnlichkeit mit vieterorhynchus für synonym mit letzterem erklärt worden, bildet aber absolut eine eigene, nach Bonaparte Centralasien angehörende Art. Unterscheidet sich durch abweichende Stellung der Kehlflecke; die Kehle ist in der Mitte weissgelblich, mit einer Menge von braunschwarzen Fleckchen um- geben, wogegen diejenige von T. icterorhynchus oder T. pelios mit Schwärzlich gestrichelt ist. (Hartl. Syst. Orn. Westafr. S. 75). In Nubien, Abyssinien, Kordofan, von wo aus das Thier den weissen Fluss und das innere Gebiet des Gazellenflusses besuchen soll. Verf. verlor verschiedene Bälge dieses Vogels mit anderen in einer Barke, die Wasser sog. Petrocincla saxatilis Vigors. Verf. schoss ein Jim Jugendkleide am 21. Febr. 1861 inner- *) [Die M. Lichtensteinii ist nach meiner Erfahrung die häufigste Bach- stelze des oberen Nilthales und, nächst Aetitis hypoleucos Boie, der gemeinste Ufervogel Nubiens. H.] Vögelsammlung Nord-Oentral-Afrika’s. 243 halb des Gebietes der Amuok, eines östlich von den Djur wohnen- den Negerstammes. Bessornis Monacha Heugl. Bewohnt nach Heuglin, welcher diesen Vogel entdeckte, Ro- seres und Fazoglo. Verf. bemerkte ihn im März 1860 in einem Walde unfern Roseres und schoss ein d. Ein Jahr darauf erlegte derselbe ein 3' und 2 im Djurlande. Gleicht in seinen Sitten so recht den wahren Drosseln; hält 'sich viel auf der Erde im diehten Schatten, namentlich an feuchten, mit trocknen Blättern bedeck- ten Stellen, sucht da nach Inseeten und besonders nach Larven, davon er ganze Massen vertilgt. Ixos arsinoe Licht. Häufig in Palmengebüsch, in Gärten und an pflanzenreichen, eultivirten Orten Egyptens und Nubiens. Lebt in kleinen Schwär- men von 4—6 Stück, die fortwährend zwitschern und einander rufen, besonders sobald eins von ihnen etwas Neues entdeckt. Lässt sich leicht domesticiren und frisst dann alles Mögliche. I. aurigaster Bon. Kaum von Ehrenbergs I. zanthopygius zu unterscheiden. Bei den Arabern Syriens unter dem Namen Bulbul sehr wohl bekannt. Verf. begegnete dem Vogel niemals in Sennaar und Kordofan, obwohl er sich doch, in kleiner Zahl, in den Wäldern des Ga- zellenflusses westlich von der Gegend fand, in welcher letzterer den Namen Djurfluss annimmt. 28. Timalinae. Crateropus leucocephalus Ruepp. Häufig in Nachbarschaft von Dörfern, die keinen Mangel an Gebüsch leiden, am blauen Flusse vom. 16. Gr. an stromaufwärts, am Dinder, in vielen Theilen von Sennaar und von Kordofan. Lebt in kleinen Schwärmen von 6—8 Stück, welche sich, in kurzer Distanz von der Erde, zwischen dem Dickicht halten, eins die anderen benachrichtigend, sich wechselsweise einander mit lautem und wiederholtem Geschrei rufend. Liebt Akazien, Rhamnus und andere Dornpflanzen. Verf. schoss mehrere zu Omm-Sugra im October 1859. C. plepeyus Gray ex Ruepp. Sitten ähneln denen des vorigen. Gehört Kordofan und dem Binnengebiet des weissen Flusses an. Verf. sah ihn nie im Sennaar, bekam aber 1 Z' und 1 2 in der Umgegend des Dorfes Nguri, Djur- 244 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung land, woselbst das Thier häufig ist. Mehrmals zeigten Vögel dieser Art dem Verf. eine Kette Perlhühner (Numida ptilorhyncha) an, welche unter dem Baume Nahrung suchten, der von jenen occu- pirt war. Sphenura acaciae Licht. Gehört Oberegypten und Nubien an. Verf. traf ihn häufig i in dichtbewachsenen und schönen Oasen der Bajudawüste.*) Aehnelt im Federkleid und Sitten dem Orat. sguamiceps von Arabia petraea, den Rueppell auf Tafel 12 seines Atlas dargestellt. Fürchtet keineswegs die Nähe des Menschen. Ist eins dieser Thiere ge- schossen worden, so bleiben seine Gefährten entweder ruhig auf demselben Baume sitzen, oder sie fliegen auf, um sich sogleich wieder niederzusetzen. (Fortsetzung folgt.) Prof. Spencer F. Baird. Die Verbreitung und Wande- rungen der Vögel Nord-Amerika’s. [The Distribution and Migrations of North American Birds. By Spencer F. Baird. Assist. Seer. Smithsonian Institution. Aus dem American Journal of Science and Arts, Vol. XLI, 1866, übersetzt.] Es ist Jedem, der sich mit Naturgeschichte befasst hat, wohl- bekannt, dass die Thierbevölkerung Amerika’s oder der neuen Welt sehr verschieden von der der alten ist, und dass ausser diesen zwei Hauptabtheilungen in jeder sich verschiedene Unter- abtheilungen von grösserer oder geringerer Bedeutung aufstellen lassen. Dem Dr. Sclater**) schuldet man vielleicht das Verdienst der erste gewesen zu sein, der die „Regionen“ aufstellte, in die das thierische Leben des Erdballs, insbesondere was die Vögel betrifft, einzutheilen ist, der erste, der annähernd ihre relative Grösse und ihre Gränzen ebenso wie ihren verhältnissmässigen Reichthum an Vogelarten feststellte. In einigen Einzelnheiten ist er vom Herrn Wallace ***) ergänzt und verbessert worden, aber die Schlussfolgerungen des Dr. Sclater sind in der Hauptsache *) [Oase ist aber eine keineswegs zutreffende Bezeichnung der urwaldähn- lichen Diekungen der gras- und baumreichen Bajuda-Steppe (nicht Wüste). H.] **) Journal of proceedings of the Linnean Society, Zoology II, 1858. 130. Read June 16. 1857. **«) Ibis 1859. RD u RE NEE und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 245 dieselben, welche sich heut zu Tage der Unterstützung der meisten Naturforscher erfreuen, und seine Detailsforschungen werden immer eine Epoche in der Wissenschaft der Zoogeographie bilden. Dr. Sclater schlägt in der oben berührten Arbeit das folgende Schema einer Anordnung der „Regionen“ als das ihre Verwandt- schaft am Besten darstellende vor: Neogene oder neu- Paläogene oder altweltliche Schöpfung. weltliche Schöpfung. 18 IN = | Paläarktische | Nearktische od.nördl.altwelt- ‚oder nordameri- . | liche Region. |kanische Region. I. III. IV. i VI Westl. paläotro-- | Mittlere paläo- | |[Oestl. paläotro-- | Neotropische pische od. äthio-- tropische od. in- pische od. austra- oder südameri- pische Region. ‚dische Region. ‚lische Region. kanische Region. Die Gränzen dieser Regionen, wie sie von Sclater aufgestellt wurden, umfassen mit Berücksichtigung der Wallace’schen Ver- besserungen folgende Länder: ! I. Paläarktische Region. Ganz Europa und Afrika nördlich der Sahara und das ganze continentale Asien im Norden vom 30° N. Br. ungefähr mit Einschluss der ganzen Gebirgsländer und Plateau’s von Centralasien, ebenso Japan und die Kurilen. Die Aleuten, von Dr. Scelater dieser Region zugerechnet, scheinen eher zu Nordamerika zn gehören. I. Aethiopische Region. Diese umfasst ganz Südafrika süd- lich der Sahara und auf der Ostseite etwa vom 30° N. B. an süd- lich; ebenso den grössten Theil Arabiens mit Ausnahme der Strecken am indischen Ocean und persischen Meerbusen. Es um- schliesst auch Madagascar und die benachbarten Inseln, Mauritius, Bourbon etc. Die Sahara gehört nach Herrn Wallace’s Ansicht weder zur paläarktischen noch zur afrikanischen Region, sondern spielt die Rolle eines Meeres, indem sie von Landspecies fast ent- blösst ist. | III. Indische Region. Sie begreift die Tiefländer des asiati- schen Festlandes ungefähr südlich vom 30° N. B. und den von der äthiopischen Region ausgeschlossenen Theil Arabiens, ferner Ceylon, Sumatra, Java, Borneo und die Philippinen. Es ist die Gegend die von der arabischen See, dem persischen Meerbusen und der chinesischen See bespült wird und hat ihre Südgränze zwi- schen den Inseln Bali und Lombok, zwischen Borneo und Celebes und zwischen den Philippinen und Molukken. 246 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung IV. Australische Region. Diese enthält Australien, Neu- Guinea, Tasmanien, Vandiemensland, Neuseeland und Polynesien; ferner Lombok, Celebes, die Molukken und die Sandwichsinseln. Herr Wallace macht auf die Verschiedenheit der Faunen von Bali und Lombok, wie von Borneo und Celebes aufmerksam, die doch geographisch sehr nahe gelegen, während sowohl Inseln der in- dischen Region, als auch von der australischen bezüglich sehr nahe verwandt sind, obgleich sie weit entfernter von einander liegen als die eben gegenüber gestellten Inseln. Die Erklärung dieses Unterschiedes findet er in der verhältnissmässig geringen Tiefe des Wassers zwischen den Inseln derselben Region, während der Canal, welcher die der verschiedenen Regionen trennt, fast uner- gründlich ist. Bei einer Erhebung um 50 Faden würden alle In- seln einer Region fast mit dem, ihrer Region zugehörenden Con- tinent verbunden werden, während der Canal, welcher die letzteren scheidet, noch immer eine physikalische Schranke bilden würde. Er schliesst daher, dass nachdem die ursprüngliche Bevölkerung der indischen und australischen Regionen vor sich gegangen war, ein Untersinken in das Meer und eine Bildung von Inseln statt- fand, wobei zuletzt die geringeren Charaktere der Fauna sich än- derten, während die gröbern Umrisse dieselben blieben. V. Nordamerikanische Region: Dr. Sclater verlegt ihre Gränze nach Mexico, wo sie an den Küsten mehr nach Norden und in der centralen Gebirgsgegend mehr nach Süden reicht. Wallace be- trachtet als ungefähre Gränze den 22° N. B. oder nahezu den Wendekreis des Krebses. Im Norden schliesst sie Grönland ein. VI. Südamerikanische Region. Diese umfasst nach Sclater und Wallace den Rest des continentalen Amerika’s, Westindien, die Galapagos-, die Falklandsinseln etc., ja, Wallace schliesst (in- dess sehr irrthümlich) die Sandwichsinseln mit ein. Von den so im Umriss begränzten Regionen gedenke ich mich auf die beiden letzten zu beschränken, auf die der neuen Welt und noch specieller auf den Theil, der von den Vereinigten Staaten und den im Norden davon gelegenen Ländern eingenommen wird und die kleineren Uuterabtheilungen und die Eigenthümlichkeiten ihrer Vogelfauna vorzuführen. Bevor ich jedoch zu diesem Gegen- stand gelange, will ich vorausschicken, dass ich nicht ganz mit Dr. Sclater übereinstimmen kann, wenn er Westindien zur süd- amerikanischen Region bringt, sondern vorziehe, es diesem im Range gleichzustellen und zu betrachten als: und Wanderungen der Vögel Nordamerika’s. 247 Vil. Westindische Region. — Im Winter besteht ein grosser Theil der Bevölkerung dieser Inseln aus nordamerikanischen Ein- wanderern, aber die Sommerfauna ist sehr verschieden. Die am nächsten gegen Nord- und Südamerika gelegenen Inseln zeigen natürlich den Stempel der bezüglichen Continente, im Allgemeinen aber kann man das Gesetz aufstellen, dass, mit Ausnahme der Tagraubvögel uud Tauben, ein grosser Theil der Westindien eigen- thümlichen Arten von Landvögeln zu Gattungen gehört, welche gleicherweise in Nord- und Südamerika gefunden werden, als Vireo, Turdus, Mimus, Polioptila, Dendroica, Tyrannus, Myiarchus, Con- topus, Muyiadestes, Progne, Petrochelidon, Ieterus, Sturnella, Co- laptes ete.; ein fast gleich grosser Theil gehört zu Gattungen, die Westindien eigenthümlich sind und mehrere Inseln charakterisiren, als Gymnoglauw, Mimocichla, Spindalis, Phonipara, Tachornis, Lowi- gilla, Saurothera, Blacicus, Todus*) ete., oder auch für eine Insel mehr oder weniger eigenthümlich sind, wie Teretistris, Melo- Pyrrha ete., für Cuba; Siphonorhis, Polytmus, Glossiptila, Hyetornis, Daletes etc., für Jamaica; Dulus ete., für Haiti: Wenn die Species zu continentalen Gattungen gehören, die nicht in Nordamerika vorkommen, so sind sie gewöhnlicher mexicanische und central- amerikanische Formen und selten rein südamerikanische. Die nachfolgende Tabelle von Landvögel, die auf Cuba und Jamaica ihren Wohnsitz haben (die Tagraubvögel und Tauben sind nicht mit eingeschlossen), mag, obgleich nur annähernd vollständig, dazu dienen, die vorhergehenden Bemerkungen einigermassen zu erläutern. Cuba Jamaica Südamerikanische Genera . . ... — 1) Centralamerikanische und abs eahbh — >) Süd- und centralamerikanische 2 3 Nord- und centralamerikanische . 5 2 Nord-Central- und südamerikanische . 16 10 Westindische 8 6 Figenthümlich für jede Inserl. 3 6 Zusammen 34 29 Die ausschliesslich westindischen Vogelarten sind wegen ihrer *) Lesson’s Todus mexicanus ist eine Species von Porto Rico. **) Nyetibius. ***), Phonipara. 248 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung lokalen Verbreitung bemerkenswerth, indem verhältnissmässig we- nige auf mehr als einer von den grösseren Inseln gefunden wer- den und, was noch merkwürdiger ist, wenn das Gegentheil statt- findet, so kann eine zwischenliegende Insel der Species ermangeln. So fehlen auf Cuba mehrere Arten, die auf den Bahama-Inseln und auf Jamaica gewöhnlich sind. Professor Agassiz (Types of Mankind, 1854) hat sehr viel Werth auf die Abscheidung einer arktischen und antarktischen Region oder Reichs (,realm‘‘) gelegt, ein Punkt, zu dessen Gun- sten vieles anzuführen wäre, der aber in vorliegendem Artikel nicht diseutirt werden kann. Er geht dem Dr. Sclater betreffs einiger Ideen voraus, aber die ihm damals zu Gebote stehenden Facten gestatteten ihm noch nicht die Gränzlinien der Regionen mit derselben Genauigkeit zn ziehen. In noch jüngerer Zeit tritt Dr. Pelzeln (Reise der Novara 1865) gleichfalls für die antark- tische Region ein. Indem wir nun zu dem eigentlichen Gegenstand des vorliegen- den Artikels übergehen, zur Entwerfung einer Karte Nordamerikas in Bezug auf Vertheilung und Wanderung nordamerikanischer Vögel, mag noch vorausgeschickt werden, dass man in dem oben erwähnten Artikel des Prof. Agassiz, in Nott & Gliddon’s Types of Mankind, den ersten Versuch findet, die zoologischen Provinzen der neuen Welt abzugränzen, und zwar einen sehr gelungenen, wenn man die damals sehr unzureichend zugänglichen Data be- rücksichtigt. Im Jahre 1859*) skizzirte Dr. Leconte die Gränzen für Nordamerika mit grösserer Genauigkeit, wobei er die Verthei- lung der Käfer besonders berücksichtigte. Die Unterabtheilungen dieser Provinzen, wie sie Dr. Leconte auf Grund coleopterologischer Studien aufstellte, stimmen nicht genau mit denen der ornithologischen Fauna, zumal in der be- trächtlichen Anzahl von Lokalgebieten, die er annimmt. Indess ist diese Abweichung leicht erklärlich, wenn man die weit grössere Flugkraft und die angeborne Wanderlust der Vögel den Insekten gegenüber berücksichtigt; die Verbreitung der Reptilien stimmt dagegen weit besser mit seiner Eintheilung als die der Vöge | ao er *) Coleoptera of Kansas und Neumexico. December 1859, Smithsontan Contributions, vol. XI. Ich möchte hier auf eine beiläufige Erwähnung des- selben Gesetzes in einer Abhandlung von mir selbst über die Vögel des Caps St. Lucas aufmerksam machen; in den Proceed. of the Philadelph. Acad. 8. Nov. 1859 p. 299. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 249 Um im Grossen und Ganzen die Grundzüge der Verbreitung anzudeuten, zu denen ich durch das Studium der reichen Samm- Jung im Museum der Smithsonian Institution gelangt bin, mag Folgendes genügen. Soweit die Ornithologie und grossen Theils auch die Zoologie der übrigen Vertebraten in Betracht kommt, erscheint Nordamerika in zwei grosse Regionen getheilt, eine öst- liche und eine westliche, welche in den Vereinigten Staaten fast von gleicher Ausdehnung sind, aber sehr ungleich weiter nord- wärts. Die östliche Abtheilung erstreckt sich von der atlantischen Seeküste westwärts über das Alleshany-Gebirge (das in die Ver- theilung der Species nur wenig störend eingreift) und über das ‘Missisippithal und seine fruchtbaren Prairien bis ungefähr zum hundertsten Grad Länge*) oder bis zum Anfang der unfruchtbaren Ebenen. Ihre westliche Gränze ist nicht scharf abgeschnitten, auch fällt sie nicht mit einem Meridian zusammen, sondern ver- läuft etwas schräg und sendet Ausläufer in die westliche Abthei- lung hinein, indem sie sich westwärts die Flussthäler entlang zieht. So gehen einige Species wie @aleoscoptes Carolinensis, Vireo olivaceus etc. westlich bis zum Fort Benton oder sogar Fort Colville. Die westliche Abtheilung beginnt am Westrande der östlichen oder längs den unfruchtbaren Ebenen der jenseits des Missisippi gelegenen Gegend und reicht quer hindurch bis zum Stillen Ocean. Der Charakter der ornithologischen Fauna dieser Abtheilung ist fast der nämliche durch die Rocky Mountains hindurch und jen- seits derselben bis zum östlichen Abhang der Sierra Nevada und der Cascade Mountains, Californiens und des Oregongebiets, aber ändert sich etwas am Westabhange und nach dem Stillen Meer hin. Er bietet, obgleich in beträchtlichem Grade gleichförmig, doch Modificationen dar, die eine Trennung in eine westliche und mittlere Abtheilung rechtfertigen mögen, so dass deren im ganzen drei bestehen, die wir Provinzen heissen wollen; sie sind von sehr ungleicher Ausdehnung und zeigen weitere Modificationen oder Unterabtheilungen nach der Breite, wie ich jetzt weiter ausein- andersetzen werde, indem ich den ganzen Continent nördlich von Mexico in Betracht ziehe. Wie schon vorher bemerkt, dehnt sich die östliche Provinz *, Von Greenwich; etwa = 85 Gr. w. Ferro oder 275 östl. Ferro. Journ. f. Ornith., XIV. Jahrg., Nr. 82. Juli 1866; 18 250 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung oder Abtheilung vom atlantischen Ocean bis etwa zum hundertsten Grad westlich von Greewich, oder zum 23. westlich von Washing- ton aus. Die Theilungslinie beginnt am Golf von Mexico nahe der östlichen Gränze von Texas, etwa zwischen dem Brazos und Sabine und geht in der Richtung des ersteren Flusses aufwärts bis in die Nähe der grossen Wüste, fast bis zum genannten Me- ridiane; dann nordwärts, mitunter mehr oder weniger nach Westen, besonders längs des Plattefluss, mitunter ostwärts abweichend. Sie kreuzt den Plattefluss zwischen Fort Kearney und Laramie und schneidet den Missouri zwischen Fort Randall und Fort Pierre, etwa bei Fort Lookout, da man zwischen den beiden ersterwähn- ten Punkten den Fluss hinaufgehend die Aenderung in der or- nithologischen Beschaffenheit der Gegend Platz greifen sieht. Bald nachdem die Linie die Nordgränze der Vereinigten Staaten über- schritten und die Westseite des Lake Winnipeg berührt hat, biegt sie schnell nach Westen, besonders jenseits Saskatchewan, und begiebt sich, die Thäler des Athabasca und des grossen Sklaven- Sees, wie beide Ufer des Mackenzieflusses, nördlich bis zum Eis- meer einschliessend und selbt die Rocky Mountains schneidend zum Porcupine-Fluss und ins russische Amerika, wenigstens bis zum 145.*) Grad, oder über die Gabelungen des Yukon hinaus, wo Herr Kennicott fand, dass mehrere der charakteristischen Sommer- landvögel mit denen des Slave Lake, Lake Winnipeg und des nördlichen Canada identisch waren. eg Die westliche Provinz nimmt in den Vereinigten Staaten den westlichen Abhang der Cascade- und Sierra Nevada-Bergkette ein; doch ist ihre Ausdehnung südwärts auf der Halbinsel Nieder- Californien nicht recht bestimmt. Gegen Nordwesten dehnt sie sich wenigstens bis zum 140.**) Meridian aus, über diesen hinaus wahrscheinlich durch eine mehr arktische Fauna vertreten. Wir sind nicht genügend damit vertraut, was für Vögel zwischen den nördlichen Rocky Mountains und der Küste vorkommen, um sagen zu können, wie weit landeinwärts die Küstenfauna sich im Stickin Territory oder selbst im britischen Nordamerika erstreckt; viel- leicht nicht weiter als in Californien oder in Oregon, obgleich es möglich ist, dass in Folge der Abwesenheit einer continuirlichen Längskette von bedeutender Höhe dort die westliche und mittlere Region vollständiger zu einer verschmelzen. *) 128 Gr. westlich; 232 Gr. östlich Ferro. "a aa .Gr. w. FE. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 251 Die mittlere Provinz, oder die des grossen Plateaus, nimmt den zwischen den beiden eben erwähnten befindlichen Raum ein, wahrscheinlich in ihrer Eigenthümlichkeit als eigne Provinz nicht über das T'hal des Saskatchewan hinausgehend, und ist so zwischen den beiden anderen eingekeilt. Wie schon angegeben, dehnt sie sich längs des Ostabhangs des Cascade- oder Sierra Neyada- Gebirges und anscheinend längs der Ostküste Nieder-Öaliforniens bis zum Cap Lucas aus, wenigstens gehören die Vögel des Caps, wie später gezeigt werden soll, entschiedener mehr zu ihr als zur westlichen Provinz. Ein Durchbruch im Gebirge gegenüber San Diego erklärt das Vorkommen einiger wenigen Species an dieser Stelle, nämlich des Tyrannus vociferans, Sialia arctica, Polioptila melanura ete., die für die mittlere Provinz so charakteristisch sind. Als südlichste Gränze dieser Provinz während des Sommers kann man die Thälor des Rio-Grande und Gila betrachten, aber längs dieser Linie findet eine starke Vermischung mit der dem nörd- liehen Mexico eigenthünlichen Fauna statt, welches, so weit die Sommervögel erkennen lassen, fast berechtigt ist, als eine vierte Hauptprovinz zu gelten. Die Ostprovinz geht nordwärts in die arktische über und zeigt im Süden eine wichtige Unterabtheilung in der warmen Region der südatlantischen und der Golfstaaten, welche nördlich von der Isotherme 80 Gr. begränzt wird, indessen an der Küste bis zu dem Dismal Swamp von Virginien, oder sogar bis zum James River hinauf reicht. Im Westen geht sie längs der Isotherme von 83 Gr. oder 85 Gr., ihr nach NNW. längs den Thälern des Bra- zos, Red River, Washita und Canadian folgend. Die meisten zu dieser Unterabtheilung gehörenden Arten reichen das Mississippi- thal hinauf bis zu einem Punkte weit nördlich von ihrer Gränze am atlantischen Abhang; die schwalbenschwänzige Weihe, der Pa- rakeet und andere charakteristische Arten sind bekannte Besucher von Cairo, St. Louis und selbst nördlich bis Wisconsin. Diese Unter- abtheilung der Ostprovinz erleidet noch eine weitere Veränderung im südlichen Theile Florida’s in Folge der Nachbarschaft der Bahama-Inseln und Cubas, welche veranlasst, dass Ueberläufer (straggler) der westindischen Fauna in ihre Gränzen eindringen, besonders längs der Südostküste. Einige von diesen sind Cer- thiola Bahamensis, Progne eryptoleuca?, Vireo barbatula, Quiscalus aglaeus (Q. baritus Baird, B. N. A. 556) ete. Der einzige wirk- lich = uamhche ee Landvogel Florida’s ist der Flo- 18* 252 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung ridanische Häher (Cyanocitta Floridana), der selten, wenn über- haupt, ausserhalb dieses Staates gefunden wird. So weit bekannt ist, giebt es an der Westküste in der Westprovinz keine ent- sprechende südliche Unterabtheilung, obgleich Californien und Washington Territory einige eigenthümliche Species haben. Wie in der Ostprovinz, so findet sich in der mittleren eine Unterabtheilung längs der Südgränze, welche von Arten bewohnt wird, die eigentlich zu Nordmexico gehören. Von den Thälern des Rio Grande und Gila gehen sie nordwärts den Rio Grande und Colorado entlang weit in die Vereinigten Staaten hinein. Es sind die Species dieser. Unterabtheilung, welche in Verbindung mit den dem Cap St. Lucas eigenthümlichen die Sommerfauna der letzteren Region charakterisiren. Im Winter vermischen sich dort und längs der mexicanischen Gränzlinie diese Species mit anderen, die aus den nördlicheren Theilen der Mittelprovinz kommen. Ausser dem Besitz gewisser Arten von der Fauna der Gränz- linie zeigt Cap St. Lucas noch andere eigenthümliche, welche es besonderer Beachtung würdig machen.*) Es bildet eine entschie- dene Unterabtheilung von der Unterprovinz des Gränzgebiets, die in ihrem Verhältniss eigenthümlicher ist als Florida, wo mit Aus- nahme des Floridanischen Hähers die charakteristischen Arten Ein- dringlinge des westindischen Typus von den Bahama-Inseln sind, während, wie es der unermüdliche Eifer des Herrn Xantus**) ge- zeigt hat, am Cap St. Lucas wenigstens 20 sonst nirgends vor- kommende Arten gefunden werden. Sehr wenige von den Vögeln der californischen Küste oder der Westprovinz überwintern am Cap St. Lucas; die Species ge- hören fast sämmtlich der Mittelprovinz an. Die neuen und eigen- thümlichen Arten gehören in allen Fällen zu Gattungen der Mittel- Provinz, besonders der Gränz- Unterabtheilung; eigenthümliche Genera kommen nicht vor. Wir finden ferner kein Beispiel von Arten der mexicanischen Terra caliente, die nicht der Fauna der Vereinigten Staaten angehören,noch von irgend einer mexicanischen Gattung, die nicht Repräsentanten in den Vereinigten Staaten hätte. Der Unterschied zwischen den Vogel-Species des Cap St. Lucas und denen von Mazatlan ist sehr gross, obgleich nur der Golf von Californien dazwischen liegt. *) Siehe Baird, Pr. Acad. Nat. Sc., 8. November 1859. **) Siehe Xantus, Pr. A. N. S. November 1859. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s 253 Alle diese Anführungen berechtigen uns vollständig, Nieder- Californien oder wenigstens seine Südspitze, als einen Zubehör des gemässigten Nordamerikas zu betrachten, mit mehr Recht sogar als selbst Florida. Eigenthümlichkeiten betreffs der Grösse der Vögel vom Cap St. Lucas werden weiter unten erwähnt werden. Wir finden natürlich eine arktische Provinz, die allmählich mit jenen grossen Provinzen verschmilzt und längs der Bergkette weit nach Süden sich erstreckt, in der That fast bis nach Mexico hinein, wie das Sommer-Vorkommen von Lagopus leucurus, Pinicola canadensis, Curvirostra americana, Hesperiphona vespertina etc. im Cantonnement Burgwyn (37 Gr. N. B.) zeigt, während die beiden letzterwähnten Species nebst Carpodacus Cassini im Sommer selbst auf dem Hochland um Orizaba herum gefunden werden, wie die Exemplare beweisen, die vom Dr. Sartorius der Smithsonian In- stitution übersandt wurden. Ein ähnliches Vordringen von Speeies, die zu der nordamerikanischen Fauna gehören, findet statt die Thäler des Colorado und Rio Grande hinauf und von solchen der Ostprovinz westlich längs des Missouri und längs des Canadian etc., aber dies stört den allgemeinen Plan nicht. Obgleich charakte- ristisch für die Ostprovinz, wie bereits angegeben, findet sich doch der Oatbird (Galeoscoptes Carolinensis), der rothäugige Vereo (Vireo olivaceus) und die Wandertaube (Ectopistes migratoria) längs der Nordgränze der Vereinigten Staaten bis zu den Cascade Mountains, während man Exemplare von Dendroica coronata, selbst von Fort Steilacoom am Puget Sound bekommen hat. Andererseits ist Turdus naevius*) auf Long Island und in New Jersey geschossen worden; Helminthophaga celata in den atlantischen Staaten und Zonotrichia Gambellhi und Spizella pallida sind wohlbekannte und regelmässige Gäste der Gegend des Great Slave Lake. Mehrere Arten Wasservögel, die zu der Winter-Fauna der Küste des Stillen Oceans gehören, gelen in die Gegend des Slave Lake und nördlich davon um zu brüten und kreuzen zu dem Ende *) Dr. Cabot hat mir mitgetheilt, dass ein drittes Exemplar neuerdings (December 1864) nahe bei Boston geschossen und der Natural History Society übersandt worden ist. Da man den Vogel bis nach Fort Franklin hin getroffen hat, so reicht er sehr wahrscheinlich an unsere östliche Küste in Gesellschaft mit einigen andern Species die im Mackenzie-River-Thale brüten und südwärts zum atlantischen Meere ziehen. 254 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung die Rocky Mountains. Von ihnen mögen erwähnt sein: Larus californieus und brachyrhynchus, Colymbus pacificus, Bernicla nigri- cans, Anser Rossü etc. Dies mag indessen eine Folge davon sein, dass die Wanderungen längs des Meridians gegen Nord und Süd stattfinden, indem der Meridian von Californien und selbst von Vancouvers Island östlich von der Mündung des Mäckenzie River ziehen. Bei einer Untersuchung über die Gründe wesshalb die Ost- provinz eine so viel grössere Ausdehnung besitzt als die anderen und im britischen Amerika so stark nach Westen hinüberzieht, dass sie die Rocky Mountains erreicht und sogar darüber fort- geht, wird uns die Betrachtung von Prof. Guyot's Wandkante von Nordamerika gute Dienste leisten. Auf dieser Karte ist das Land, welches nicht 80C Fuss Höhe übersteigt, grün colorirt, und dieser Theil fällt beinahe genau mit den eben angegebenen Gränzen der Ostprovinz zusammen, indem er westlich vom Mississippi fast bis zum Rande der fruchtbaren Ebenen (der wahren zoologischen Gränze) geht und den Mississippi aufwärts über St. Paul zum Win- nipeg-Thale geht, die ganzen Ufer der Hudsonsbay einschliessend, dann in nordwestlicher Richtung ein Wenig südlich vom Slave Lake zum Fuss der Rocky Mountains und nördlich auf beiden Seiten des Mackenzie bis zum Eismeer. Innerhalb dieses aus- gedehnten Landes sieht man Inseln von höherem Land: der ganze AppalachischeHöhenzug, von Neu-Brunswick nach Central-Georgien und Alabama gehend; die Erhöhung zwischen der Hudsonsbay und dem St. Lorenzstrome (beinahe dem letzteren parallel); das Pla- teau von Jowa und dem nördlichen Wisconsin, und im Osten das des Slave Lake,**) die mehr oder wenig vollständig von dem er- wähnten tieferen Lande eingeschlossen werden. Die Hochländer innerhalb dieser Region haben bis zu einem gewissen Grade eine eigenthümliche Fauna, die durch die grossentheils selbst während des Sommeıs stattfindende Anwesenheit von Species, wie Junco hyemalis, Perisoreus Canadensis, Chrysomitris pinus, Curvirostra Ame- *) Diese Gegend im Westen vom Coppermine-River, dem Slave-, Atha- basca- und Wollaston-Lake und im Süden vom Churchill-River begränzt, ist als „Barren Grounds“ (ödes Land) das arktische Amerika bekannt und bildet eine grosse granitische oder azoische Region, die mehr oder weniger kalıl an Vegetation, entblösst von Bäumen und spärlich von Thieren bewohnt ist: sie ist indessen die eigentliche Heimath des Moschusochsen, des Barren-Ground- oder kleinen Rennthieres, des Barren-Ground-Bären, des Polarhasen und anderer Species. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 255 ricana (seltener leucoptera), Pinicola Canadensis etc. charakterisirt wird; von den meisten von diesen weiss man, dass sie in der ‚hohen Berggegend Georgiens brüten. Diese Hochlande ändern indessen die Sommervertheilung unserer Vögel nicht wesentlich, vorzüglich im Innern; es findet sich kein physikalisches Hinder- niss, selbst nicht betreffs der Temperatur, um ihre Wanderung über Ruperts Land bis nach den Küsten des Eismeeres zu unter- brechen oder zu stören. *) Die südliche Abtheilung der Ostprovinz wird gleichfalls recht gut durch Prof. Guyot’s Gränzen der Baumwoll-Cultur- -Region aus- gedrückt, obgleich sie in Arkansas und im Indian Territory a: weiter nach Nordwesten geht, als dort angegeben. Die grössere Neigung der südlichen Vögel, oder der zur Baum- wollregion gehörigen, im Mississippithal weiter nach Norden hin- aufzugehen als am atlantischen Abhange, erklärt sich nicht nur durch das dort stattiindende Ansteigen der Isothermen, sondern auch durch die Abwesenheit eines solchen Hindernisses, wie es die Appalachische Kette der Wanderung entgegensetzt. Die grosse centrale Plateau-Region auf Prof. Guyot's Karte *) Die Appalachische Region wird gegen Nord- und Nordost zu einer wohlgetrennten Unterabtheilung, welche Professor Verrill in seiner Abhandlung über die Vögel von Norway (Maine) die „ÜUanadische“ genannt hat. Diese charakterisirt er richtig durch die Anwesenheit gewisser Species während der Brütezeit, welche gewisse nahverwandte der, wie wir mit Professor Agassiz sagen können, „Alleshanischen“ Unterabtheilung vertreten. Als einige der charakteristischen und mehr oder weniger in diesen zwei Unterabtheilungen parallelgehenden Vogelarten betrachtet er die folgenden: Alleghanisch. Canadisch. Dendroica discolor. Dendroica striata. Pipilo erythrophthalmus. Chrysomitris pinus. Spizella socialis. Curvirostra leucoptera. Junco hyemalis. Perisoreus Canadensis. Picoides arcticus. Tetrao Canadensis. Die canadische Unterprovinz begreift hauptsächlich die Hochländer zwi- schen der Hudsonsbay und dem St. Lorenzstrom und zuvor hindurch in Nord- Wisconsin die höheren Theile der Adirondack-, Green- und Withe Mountains, das nördliche Maine und nach Prof. Verrill die Küste von Mt. Desert bis zum südöstlichen Theile von New Brunswick mit Einschluss der Inseln in der Bay ofFundy. Selbst weit nach Süden haben die hohen Bergregionen der Alleghanies in Georgia dieselbe Fauna, ihre charakteristische Vogelart ist der gewöhnliche blaue Schneevogel, Zunco hyemalis. 256 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung entspricht ziemlich genau der mittleren ornithologischen Provinz; sie reicht nördlich bis zum Saskatchewan und westlich bis zum pacifischen Abhang. Die nahe Verwandtschaft der Westprovinz zu der mittleren erhält Licht aus der Thatsache, dass die Region des 800° Höhe übersteigenden Landes an den meisten Stellen bis dicht an den Stillen Ocean hinangeht, indem nur einige schmale Säume und vielleicht das Thal des San Joaquin und der Tulare- Seen unter dies Niveau herabgehen. Es ist ein keineswegs bedeutungsloses Factum, dass sich das niedrigere Tiefland von Ostamerika durch das Vorkommen ge. wisser Fisch- und Reptilien-Gattungen charakterisirt, welche nicht in seinen Appalachischen „Inseln“ gefunden werden. So trifft man Amia, Lepidosteus, Micropterus (@rystes) und verschiedene andere Fischformen durch das Mississippithal nördlich bis zu den grossen Seen, während sie am atlantischen Abhange nicht den James oder Lower Potomac überschreiten, ausgenommen als Gäste. Die weich- schaligen Schildkröten und die grosse Masse der Emydidae ge- hören ebenfalls derselben niedrigen Region an, ferner die meisten der amerikanischen Amphibia perennibranchiata, indem Menopoma (seltener Menobranchus) allein in die Appalachische Region vor- dringt, während Siredon ausschliesslich dem hohen centralen Pla- teau angehört, sich findend von den Ebenen des Missouri bis zu den Cascade Mountains des Oregongebiets und südlich bis zur Stadt Mexico. Die Unioniden und Melaniden scheinen gleichfalls mehr dem niederen Theile des östlichen Nordamerika anzugehören. Ich will hierbei auch erwähnen, dass, wie sich erwarten lässt, die ganze östliche Provinz durch den Reichthum an Cheloniern und Amphibien, die mittlere und westliche durch ihre Saurier charakterisirt ist. Unter den Fischen sind die Etheostomiden, Hechte, Welse, die Süsswasser-Ganoiden (Amia, Lepidosteus etc.), die Süsswasser-Barsche etc., der östlichen Provinz eigenthümlich, während die grosse Menge der ungewöhnlichen Formen von Cy- priniden ebenso bezeichnend für die mittlere und westliche’ ist. Betrefis der Fische verändern sich indessen die Gränzen der Pro- vinzen beträchtlich, indem die östliche alle dem Missouri und dem . Golf von Mexico zuströmenden Gewässer umfasst, die mittlere die Gegend des Great Basin und das Wassergebiet des Colorado-River und die westliche die in das Stille Meer sich ergiessenden Ge- wässer einnimmt. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 257 Die folgende Tafel giebt die für jede Provinz charakteristisch- sten Vogelarten an; die Auswahl ist hauptsächlich auf die Formen beschränkt worden, welche als vicariirende Species angesehen wer- den können oder früher als identisch betrachtet worden sind. Die isolirten Species einer jeden Provinz sind nicht aufgenommen worden. - Westen Mitte Osten Buteo montanus montanus borealis. „ elegans elegans lineatus. Athene cunicularia hypogaea Picus Harrisii Harrisiü villosus. „» Gairdneri Gairdneri pubescens. „»„ Nuttalli scalaris borealıs? Sphyropieus nuchalıs nuchalis varius. Colaptes mexicanus mexicanus auratus. Trochilus Alezandri colubris. Chaetura Vauxü Vaumi? pelasgra. Chordeiles popetue Henryi popetue. Myiarchus cinerascens cinerascens crinitus. Contopus Richardsoniü Richardsonü virens. Empidonax pusillus pusillus Trailli. in diffieilis difneilis? Hlaviventris. Turdus nanus nanus Pallasü. » ustulatus - ustulatus Juscescens. Stalia mexicana. arctica sials. Geothlypis Macgillivrayi Maegillivrayi Philadelphia. Icteria longicauda longicauda viridis. Dendroica Auduboniı Audubonii coronata. Collyrio excubitoroides excubitoroides ludovicianus. Vireo Swainsonv Swainsoni gilvus. Mimus var. caudatus caudatus polyglottus. Harporhynchus redivivus _crissalis H. longirostrüs rufus. Thryothorus Berlandieri ludovicianus. Thryothorus spilurus leucogaster Bewicküi. Troglodytes Parkmanni Parkmanni aedon. Sitta aculeata aculeata carolinensis. atrieristatus bicolor. Lophophanes inornatus”) *) Wird auch in der mittleren Provinz gefunden. 258 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung Westen Mitte Osten Parus occidentalis septentrionalis atricapillus. Psaltriparus minimus plumbeus Carpodacus californieus Cassini purpureus. Zonotrichia Gambeliüi leucophrys. Junco Oregonus Öregonus hyemalıs. Spizella Breweri”) pallida pusilla. Melospiza Heermannı Fallax melodia. Peucaea ruficeps Cassini aestivalıs. Passerella Townsendü schistacea ”“*) tliaca. Pipilo Oregonus arcticus erythrophthalmus. „» Fuscus mesoleucus Agelaeus gubernator phoeniceus phoeniceus. Sturnella neglecta neglecta magna. Scolecophagus eyanocephalus cyanocephalus Ferrugineus. Oyanura Stelleri macrolophus Cyanocitta californica Woodhousü Floridana. Meleagris mezicana gallopavo, Callipepla californica Gambelüi ' Ortyw tewensis virginianus. Tetrao obscurus Richardson Franklinü canadensis. „.. Sabins umbelloides umbellus. Ibis guaruana guaruana Ordü.*”**) Bernicla nigricans brenta. ir leucopareia Hutchinsi Querguedula cyanoptera cyanoptera discors. Pelionetta Trowbridgi perspieillata. Larus occidentalis Smithsonianus. Chroicocephalus Franklini atrieilla. Sterna elegans regia. Uria columba grylie. Um in Kurzem die aus dem Obigen gezogenen Schlussfolge- rungen zusammenzufassen, bestehen also die ornithologischen Pro- vinzen Nordamerikas in den Vereinigten Staaten aus zwei fast gleich grossen Abtheilungen, die in der Nähe des 100. Meridians zusammengränzen; dass die westliche Hälfte sich wieder in zwei *) Geht auch bis zu den Rocky Mountains. **) Wird auch bei Fort Trejon gefunden. ***) Findet sich ganz hindurch bis zum Stillen ‘Ocean. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 259 Theile zerlegen lässt, die untereinander näher als mit der Ost- provinz verwändt sind, obgleich jede einen eignen Charakter be- wahrt. Diese drei Theile bilden drei grosse Provinzen, nämlich die westliche, mittlere und östliche, oder die des pacifischen Ab- hangs, die des grossen Beckens, der Rocky Mountains und der benachbarten Ebenen; und die der fruchtbaren Ebenen und der Gegend östlich vom: Missouri. Eine nördliche oder subarktische Fauna mischt sich mit und geht über in diese drei, längs der Rocky Mountains sich weit nach Süden (selbst bis nach Mexico) ausdehnend. Die mittlere und östliche Provinz haben jede eine südliche Unterabtheilung, die eine an der mexicanischen Gränze, die andere am Golf und atlantischen Meer, und jede von diesen hat wieder eine Gliederung, indem die erstere am Cap Lucas eine eigene Abtheilung bildet, die andere in Florida. Im Norden dehnt sich die Ostprovinz immer mehr nach Westen aus, indem sie die Rocky Mountains und selbst den Yukon westlich von diesen erreicht. Die Südgränze der Mittelprovinz Nordamerikas kann man will- kürlich als eine gerade Linie darstellen, die von der Mündung des Rio Grande nach der des Yaqui unweit Guaymas am Golf von Californien geht, indem man so ganz Florida und Untercalifornien zu Nordamerika schlägt. Es ist bereits darauf aufmerksam gemacht worden, dass ge- wisse, die Ostprovinz charakterisirende Species die Rocky Moun- tains besuchen. Die folgende Tabelle enthält die vom Dr. Drexler bei Fort Bridger (ungefähr 41 Gr. Br. und 110 Gr. Länge) mitten ‘im Felsengebirge gesammelten, von denen fast alle noch weiter nach Nordwesten gegen Puget Sound zu gefunden worden sind. Die beim Fort Bridger gefundenen Vögel kamen dorthin, wahr- scheinlich den Platte-Fluss verfolgend, die des Washington Terri- tory längs des Platte und oberen Missouri. Obgleich sie sich so längs der Nordgränze fast, wenn nicht ganz, bis zum Stillen Ocean westwärts erstrecken, so scheinen sie doch immer auf demselben Wege, auf dem sie kamen, zurückzu- kehren, da noch keine von diesen Species in Oalifornien angetrolien worden ist. Ich habe bei jeder Species die Localität am Missouri hinzu- gefügt, bis zu welcher hinauf sie von Dr. Hayden in einer seiner neuesten Forschungsreisen beobachtet worden ist. 260 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung Arten von östlichen Vögeln, die zu Fort Bridger gefunden. Tyrannus Carolinensis, Fort Union und Yellowstone. Turdus fuscescens, Turdus Swainsomi, Seiurus Noveboracensis, Dendroica coronata, *) Setophaga ruticilla, Fort Pierre. Vireo olivaceus, Fort Union (Mr. Audubon.) Mimus Carolinensis, Fort Lookout. Zonotrichia leucophrys (nicht weiter westwärts gefunden). Quiscalus versicolor, Fort Benton (Pearsall). Es liegt klar genug zu Tage, dass wir ohne genaue Aufmerk- samkeit auf die Vertheilung der Vögel während der Brütezeit nicht im Stande sein werden, ihre Gränzen mit Schärfe zu fixiren, da die meisten Vögel ihren Aufenthaltsort von Winter zu Sommer und vice versa wechseln. Species, welche nordwärts an den Polar- kreis gehen um zu nisten, kehren zurück, um sich in Mexico, Guate- mala oder Westindien mit Bewohnern jener Gegenden oder mit Species von kurzem Wanderfluge zu mischen und werden in ihrem Zuge nach Süden auf einem Theil ihres Weges von arktischen Vögeln begleitet, die von noch weiter nordwärts gelegenen Orten aufbrechen. Ganz anders verhält es sich mit den Reptilien und den meisten Insekten und Säugethieren, von denen nur einige wenige Species ihren Wohnort ändern oder die Stelle, auf der sie geboren, verlassen, und dies nicht auf Anregung des Instinetes für die Reproduction, sondern aus Noth bei Uebervölkerung oder um geeignete Nahrung aufzusuchen etc. Eine wirkliche Parallele indessen hat man in den Wanderungen der Fische, um einen ge- eigneten Platz zur Ablegung ihres Roggens zu suchen, wobei die- selbe Regelmässigkeit betreffs der Zeit und des Wegs stattfindet wie bei den Vögeln. Erst in den letzten Jahren ist es uns gelungen, auch nur mit annähernder Genauigkeit die Winterquartiere unserer nordameri- kanischen Vögel zu bestimmen. Manchen von den Species der Östprovinz wird durch die Gewässer des atlantischen Meeres oder des Golfs eine Schranke gesetzt, sie sammeln sich in Florida, Georgien und anderen südlichen Staaten. Verhältnissmässig wenige besuchen Westindien; ein viel grösserer Theil geht nach Mexico und Guatemala und die Zahl der weiter südwärts ziehenden ver- *) Vom Dr. Suckley am Puget Sound gefunden. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 261 mindert sich mit der Breite. Sehr wenige von den Landvögeln gehen nach Südamerika; die folgende Liste giebt die hauptsäch- lichsten Species (und ihre südlichste aufgeführte Gränze), von denen berichtet wird, dass sie in jenem Theile des Continents angetroffen worden sind, meistens als Wintergäste, obgleich einige wenige dort wohnhaft sind. Cathartes aura, Südamerika. Helminthophaga chrysoptera, Bo- 5 atratus, Südamerika. gota. Falco columbarius, Ecuador. Seiurus Noveboracensis. N femoralis, Südamerika. Dendroica Blackburniae, Ecuador. „ sparverius, Südamerika. „ coerulea, Bogota. Buteo pennsylvanicus, Ecuador. K striata Bogota. Asturina nitida, Ecuador. % aestiva Bogota. Nauelerus furcatus, Brasilien. Mwyiodiootes canadensis Ecuador. Rostrhamus sociabilis, Beuadorbis Setophaga ruticilla, Heuador. La Plata. Pyranga rubra, Beuador. Coccygus erythrophthalmus, Bo- aestiva, Beuador. gota. Dolichonyz oryzivorus, Gallapagos Turdus Swainsoni, Ecuador. Hirundo bicolor, Bolivia. Mniotilta varıa, Bogota. Vireo olivaceus, Bogota. 25 Species. Die folgenden Arten werden erwähnt als auf dem Isthmus von Panama und Darien vorkommend, daneben an den meisten der eben erwähnten Orte. | Antrostomus Carolinensis. Hirundo lunifrons. Ceryle aleyon. Turdus fuscescens. Tyrannus Carolinensis. Protonotaria citrea. K Dominicensis. Geothlypis Philadelphia. Myiarchus erimitus. Oporornis formosus. Empidonax Traill. Helminthophaga peregrina. 5 Hlaviventris. Dendroica virens. Dendrovica coronata. Chrysomitris Mezicanus. ER castanea. Euspiza Americana. 3; Pennsylvanica. Guiraca Ludovieiana. “ maculosa. Ieterus spurvus. Myiodioctes mitratus. „» Baltimore. Hirundo horreorum. Quiscalus macrourus. 27 Species. Ueberblicken wir diese Listen von nordamerikanischen Vögeln, welche den Isthmus von Panama erreichen oder über ihn fort 262° Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung nach Bogota und Ecuador gehen, so erregt ein Umstand beson- ders unsere Aufmerksamkeit, nämlich der, dass sie durchaus keine von den Species, welche für die Mittelprovinz charakteristisch sind, . enthalten. Es scheint, dass die Wandervögel aus der Region der Rocky Mountains nur eine verhältnissmässig kurze Strecke süd- wärts nach Mexico ziehen, indem wenige von ihnen auch Guate- mala erreichen, indess vorwiegend auf der Westküste. Es ist schon bemerkt worden, dass die für die pacifische Region der Vereinigten Staaten wirklich charakteristischen Vögel überhaupt schwerlich nach Mexico zu gehen scheinen. s Während die Zahl der die Thore Südamerikas erreichenden und sie (hauptsächlich längs der Anden nach dem centralen Neu- Granada und Ecuador) passirenden Landvögel so klein ist, ver- hält es sich mit den Sumpfvögeln ganz anders; von ihnen verbreitet sich während des Winters ein grosser Theil über den ganzen Con- tinent fast bis nach Patagonien. Von den Schwimmvögeln folgen ihnen indessen verhältnissmässig wenige auf dieser Reise. Die nachfolgende Liste enthält die hauptsächlichsten Angaben über Vögel der Vereinigten Staaten, welche während des Winters Westindien besuchen. Alle mit Ausnahme von Nephocaetes niger gehören zu der Ostfauna. „u Be ® 3 Cuba. Andere Inseln. 5 = RBOIIBWBL Cathartes aura . - 2... a + TOIUBG u 25 ui — Falco ananım . 2 an. | : „ columbarus » .» 1 — |» | el Tobago. Buteo borealis -. . .».. BET. a ». Pennsywanieus „1... — | # Do Rostrhamus sociabihs . . . BT u Circus Hudsonväis. .. .... „2 =, | Pandion Carolinensis . . . a ir “= Trinidad. BENUENE N 2 Nauclerus furcatus. .'. "|| — Brachyotus Cassimi. . . . | — _ Otus Wilsonianus. 2... Il — Ir Coceygus (unsicher) . . . 1 — | —|— Sphyropicus varius . N . Trockhus colubns . . . „|| = | — Nephocaeteelniger nn ee Antrostomus Carolinensis. . \— | * | — Tobago. St. Croix. und Wanderungen der Vögel Nordamerika’s. 263 Andere Inseln. ajosuf -euegeg Q Ss 2 {o) eorgwep Chordevles popetue . -. - - RD N Gone aloyon ,.. 2... * | |: |St„Grae Tobago, Tyrannus Carolinensis . - |—ı * ı — h Dominicensis . . *. |. * | = |St.Cxun,St.Nhomas. Menoschus ernitus . - -s. .— |” ı® Contopus viren... .. | — | | — Empidonaa Acadieus . . . || * | — Turdus mustelmus . .. ..*. 1 — | * ir a guscescens . „ „=... |." I — m Swansom,.,.. ....|v— |. | — eineme. 2.0... lo | Bilmagratomus‘ * .*. || Stialia sialıs N N Mnvotilta varıa \ * * = St. Cruz. Parula Americana . 5 a St. Thomas. Geothlypis trichas 2 a Genom jormosus. . .s.. | 2 | * | Helmitherus vermworus . . \— | * | * Eaotanotamia eitrea....... \e- | * | Helminthophaga Bachmanni. | — | # | — N chrysoptera . Lues | = Ri peregrina . — | + | — Seiurus aurocapillus Sa 0 MNoerbomacensis‘ „2. .|= | * | ® Mi ladoncanus.. .*. \. | 2, | * Dondnoia viren . . .%. \— ı* | — ? Canadensis. . . SE u r Corona u. =. Fl“ St. Domingo. ” Blackburniae . . = | H Pennsylvanica . * | — | — ; striata . . N ulsce ss maculosa . . BE Y homına, . .... N ANNE St. Cruz. h palmarum . . El PU re St. Dominuo. I superciliosa — | * ” „ N descoler®. . .\. ER St. Cruz. N coerulea. » » . | — | * I — Myiodioctes mitratus . .». . |— |* | — Setophaga ruticilla. . . . * | * |.* |St.Domingo, St.Cruz. Hana mubran.. : ul | 01% aossea wa. | ln 00 Hirundo horreerum . . . | — |! * | — St. Oruz. h Bicplorıan .nnselı ah 1 [ie 264 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung REn«- — u 5 & 2 |Cuba.| 5 Andere Inseln. =B5 S Cotyle riparian N. | — Ampelis cedrorum . . . . | — Vereo olensena 2... unbatanar N . . = » Noveboracensis . . . | — sökturas vi "u 5. „ favifrons‘. . | Galeoscoptes Carolinensis. . | — Polioptila coerulea . .. . | — Br Certhiola Bahamensis . . . S — Passerculus savanna _ Coturniculus passerinus ._ Spizella socialis . _ Guiraca Ludoviciana . _ u; BoEmBO., rn Cyanospiza eyanea. . . . | — * * KERN EN 8 ns ciris . Dolichony& oryzivorus . Agelaeus phoemiceus . . zu Xanthocephalus vcter ocephalus | “a — Icterus cucullatus „» Baltimore » spurius Ä Columba leucocephala . Ectopistes migratoria Zenaidura Carolinensis Melopelia leucoptera = Chamaepelia passerina. . . *| 87 Species. | | seen * 'St.Cruz, Porto Rico. je | * } * Bei einer Betrachtuug dieser Liste sieht man, das mit nur wenigen Ausnahmen diejenigen Arten, welche Panama erreichen und nach Südamerika hineingehen, als Wintergäste auch in Cuba angetroffen werden; die hauptsächlichsten Ausnahmen sind: Empi- donaz Trailli und flaviventris, Geothlypis Philadelphia, Dendroica castanea und aestiva, Myiodioctes Canadensis, Euspiza Americana und eine oder zwei der Mittelprovinz angehörige Arten. Man wird ferner bemerken, wie viel mehr von unseren Species den Angaben nach Cuba als Jamaica besuchen, 80 Arten gegen 36, welche Zahl sich um so mehr verringert, je weiter wir in der Gruppe gegen Osten hin vorschreiten. Die Winter-Fauna der Bahama-Inseln und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 265 wird wahrscheinlich eben so viel aufzuweisen haben als Cuba, wenn wir damit erst besser bekannt sein werden. Das verhältniss- mässige Uebergewicht der Zahlen für Cuba ist wohl dem Um- stande-zu verdanken, dass diese Insel, insbesondere das West- ende mit den Tortugasinseln, ein Haltepunkt und Ruheplatz für unsere von Florida nach Yukatan und Guatemala ziehenden Arten ist. Dies ist wahrscheinlich der Weg, auf welchem die meisten . Species der Ostprovinz Mittelamerika erreichen, wahrscheinlicher als längs der Küste von Texas und Mexico, da viele Species, die von Guatemala und Honduras erwähnt werden, in Mexico nördlich von Yukatan nicht gekannt sind. Die Species der Mittel- Provinz sind es vorzüglich, welche die Winter-Fauna von Central- Mexico charakterisiren, hauptsächlich den Westabhang und das Cap St. Lucas, und es ist ein interessantes Factum, dass man sehr wenige von den der Westprovinz eigenthümlichen Vögeln in Mexico angetrofien hat. Die nordamerikanischen Wintervögel des west- lichen Mexico gehören, wie bemerkt, fast ausschliesslich der Mittel- Fauna an; als Hauptausnahmen sind anzuführen das Vorkommen von Dendroica supereilosa, Sterna Antillarum und Chroiocephala atrieilla bei Oolima und Manzanillo, und von D. superciliosa, Mnzo- telta varıa und Seiurus aurocapillus bei Mazatlan, von denen keiner in Californien gefunden wird. Die Vögel des östlichen Mexicos sind ebenfalls zum grossen Theile aus der OÖstprovinz Nordamerikas. Es mag vielleicht an der Stelle sein, die Aufmerksamkeit darauf zurückzulenken, dass ich bei Abgränzung der Mittelprovinz und gleichzeitig Nordamerikas als einer zoologischen Region nach Süden hin die Linie von der Mündung des Rio Grande in Texas nach der des Yaqui River bei Guaymas am Golf von Californien z0g. Den Raum zwischen dieser Linie urd dem continentalen Südamerika, welcher Mexico, Centralamerika, den Isthmus von Panama und Darien und das ganze Westindien begreift, nenne ich Mittelamerika; Alles südlich daron — Südamerika. Nur Tri- 'nidad gehört von den westindischen Inseln eher zu Südamerika, indem die meisten seiner Arten ihm mit dem anliegenden Haupt- lande gemeinsam sind, obgkich es vielleicht einige ihm eigen- thümliche besitzt. Tobago, weiter nördlich, hat, obgleich einige südamerikanische Species aufweisend, doch eine beträchtliche Zahl ihm eigenthümlicher. Beim Schluss dieses Theils meiner Mittheilungen will ich hervorheben, dass die vorliegenden Listen und Verallgemeine: Journ, f, Ornith,, XIV, Jahrg., Nr, 82, Juli 1866. 19 266 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung rungen betreffs der Vertheilung unserer Vögel nur als vorläufig anzusehen sind, und dass die von mir und anderen fortgeführten Nachforschungen hoffentlich der Erkenntniss dieses Gegenstandes eine grössere Präcision verleihen werden. In mehreren. Fällen habe ich Species, welchen ein Platz in dieser oder jener Liste hatte zugesprochen werden können, ausgelassen; dies ist aber in den meisten Fällen ein Resultat neuerer Bestimmungen und von anderen Autoren abweichenden Identifieirungen. Nachdem ich so in Kürze die Gränzen der hauptsächlichsten Provinzen der nordamerikanischen Vogelfauna bezeichnet, möchte ich auf einige allgemeinere Beobachtungen aufmerksam machen, die sich betreffs gewisser Einflüsse aufdrängten, welche auf die Arten nach ihrer Vertheilung in Breite, Länge und Höhe und nach ihrem Zusammenvorkommen mit einander einwirken. Die wich- tigste von diesen ist das Gesetz, dass nordamerikanische Vögel, die sich weit von Norden nach Süden ausdehnen, ob Wander- oder Standvögel, um so grösser gefunden werden, je höher die Breite ihres Brüteplatzes ist. | Es ist den Zoologen wohl bekannt, dass von allen Thieren die Vögel am meisten in ihrer Grösse constant sind, in dem Grade, dass die Grösse gewöhnlich als ein sehr wichtiger specifischer Charakter angesehen wird. Die Vergleichung von vielen Exem- plaren derselben Species aus weit entfernten Lokalitäten hat mir indessen gezeigt, dass eine gewisse Variation in der Grösse exi- stirt, abhängig von der Erstreckung ihres Verbreitungsbezirks während der Brütezeit nord- und südwärts, indem die nördlicheren Exemplare die grösseren, die südlicheren die kleineren sind. Auch hängt dies nicht von einer stärkeren Körperentwickelung durch anhaltenderen Gebrauch des Muskelsystems beim Fluge ab, wie Gloger annimmt, der üssselbe Factum in Buropa beobachtete (er beschränkte es indessen anf die Verlängerung der Flügel und des Schwanzes), noch von einer grösseren Mannichfaltigkeit oder Menge der Nahrung, da der Unterschied bei Species von constantem Wohnsitz ebenso markirt ist, als bei denen, welche über weite Strecken wandern; und die Vergrösserung erstreekt sieh auf Schnabel, Füsse und alle 'Theile des Körpers. Und in der That Vögel, die eine auffallende Verbreitung besitzen, zeigen geringe Veränderlichkeit in der Grösse, während die Variation sehr in die Augen fallend ist bei gewissen Spechtarten, z. B. Pieus villosus und Hylotomus pileatus, die eine schr grosse Erstreckung der und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 267 Breite nach besitzen, ohne irgend eine eigentliche Wanderung zu unternehmen. Bei diesen Spechten ist der Unterschied zwischen Exemplaren von Florida und von Canada so gross, dass sie den Eindruck veranlasst haben, als existirten mehrere Species von Jedem, die in Grösse verschieden wären. In fast allen Fällen, wo ich Sommer-Exemplare aus Gegenden, die der Breite nach weit entfernt sind, verglichen habe, habe ich den angegebenen Unterschied gefunden. Ein ähnliches Gesetz herrscht bei den Säugethieren, wie es sich klar an dem amerika- nischen Hirsche Cervus Virginianus erweist und an dem grauen Eichhörnchen Sciurus Carolinensis, welche im Norden viel grösser als im Süden sind und grösser in den Gebirgen als im Tiefland. Bei Säugethieren, wenn nicht auch bei Vögeln, kommt noch ein zweites Gesetz hinzu, dass unter denselben Breiten in Nordamerika die Exemplare von grösseren Höhen entwickelter sind, ein Gesetz, das sich selbst auf den Menschen auszudehnen scheint, wie sich an dem grösseren Wuchs der Bewohner der Appalachischen Gegend im Vergleich mit denen der Tiefländer zeigt. Wenn wir die Parallele von 40 Gr. als Durchschnittslinie be- trachten, so sind, während die weiter nordwärts geborenen Fxem- plare grösser sind, die in den am meisten südlich gelegenen Lo- kalitäten sogar unverhältnissmässig viel kleiner. Das ist sehr . augenscheinlich bei Arten vom Cap St. Lucas, dem südlichsten Extrem der Mittelprovinz, wo beinahe ohne Ausnahme die dort geborenen Vogel so viel kleiner als Exemplare derselben Species aus den Vereinigten Staaten sind, dass sie leicht den Eindruck verschiedener neuer Arten machen. Derselbe Fall findet, obgleich in geringerem Grade, in Florida statt, wo eine Hinneigung in ge- wissem Grade auch am Cap St. Lucas bemerkbar zu einer ab- soluten Vergrösserung des Schnabels selbst bei Verringerung des Wuchses im Allgemeinen aufzutreten scheint, wie man es beson- ders an Corvus americanus und Ortya Virginianus sieht.*) Während so einige Vögel Floridas vor ihren nördlicheren Brüdern durch längere Schnäbel sich auszeichnen, haben mehrere Vögel der Mittel- und Westprovinz ein Wachsthum in der Länge des Schwanzes im Vergleich mit denselben oder verwandten *) Dieser unverhältnissmässige Grössenunterschied am Cap St. Lucas und in Südflorida hängt wahrscheinlich mit dem beschränkten Gebiete der Species in diesen Gegenden zusammen, welche so eher insulare als continentale Ver- hältnisse bieten. 19* 268 Prof. Spencer F. Baird: Verbreitung u. Wanderungen der Species des Ostens aufzuweisen. So unterscheidet sich Ieteria longieauda aus der West- und Mittelprovinz von I. viridis der Ost- Provinz allein durch den längeren Schwanz, während Mimus poly- glottus und Harporhynchus rufus jeder eine langschwänzige Varietät im Westen besitzen. f Diese zwei allgemeineren Gesichtspunkte betreffs der Varia- bilität in Grösse und in den Verhältnissen sind mit Vortheil an- gewandt worden bei der Untersuchung der Ansprüche zweifel- hafter Species auf diesen Rang und haben dazu beigetragen, die angenommene Zahl der Arten sowohl von Säugethieren, als auch von Vögeln wesentlich zu vermindern. Eine andere Thatsache, die in Bezug auf die Vögel der ver- schiedenen Provinzen Erwähnung verdient, ist, dass Exemplare von der Küste des Stillen Oceans denen aus dem Inneren gegen- über zu dunkleren Farben hinneigen, indem die letzteren häufig ein gebleichtes oder verwittertes Aussehen zeigen, vielleicht in Folge dessen, dass sie den Elementen mehr ausgesetzt und weniger durch dichte Wälder geschützt sind. Bei einem sorgfältigen Studium einer grossen Reihe von Vögeln von irgend zwei vicariirenden Species, die nahe der Verbindungs- linie der betreffenden Provinzen gesammelt worden ist, wird man oft eine Combination der Charaktere der beiden Arten antreffen, die sich nur unter Voraussetzung der Bastardzeugung zwischen beiden erklären lässt. Ob solche Bastarde selbst fruchtbar sind, oder ob die Kreuzungsform durch constant wiederkehrende Ver- mischung von Vollblut-Individuen beider Arten sich erhält, bin ich nicht im Stande zu sagen; doch die allgemeinen Verhältnisse scheinen dem Angegebenen zu entsprechen. Ein bekanntes Bei- spiel hiervon sieht man in den beiden nördlichen Arten von Colaptes, von denen die eine, Mezicanus, die West- und Mittelprovinz charak- terisirt, die andere, auratus, die Ostprovinz. Die Gränzlinien der Verbreitung der beiden berühren sich am oberen Missouri in der Gegend der Mündung des Yellowstone River, und längs dieser ganzen Strecke seines Laufes finden wir Colaptes von allen Ueber- gangsstufen oder Combinationen der verschiedenen Charaktere beider Species; kaum irgend zwei einander genau gleichend und selbst dasselbe Individuum nicht einmal in der Färbung der beiden Seiten übereinstimmend.*) Bine ähnliche Combination der Cha- *) Siehe Baird Birds of North America 1858, p. 122. Vögel N.-Amerika’s. — Wallace: Tauben d. mal. Archip. 269 raktere von COyanura Stelleri und macrolopha trifft man an den Quellen des Columbia und am Yukon von Junco hyemalis und Ore- gonus und von Helminthophaga celata und peregrina. Es könnten noch andere Beispiele aufgeführt werden, doch diese werden ge- nügen, die Verhältnisse zu veranschaulichen. Die Möglichkeit der erwähnten Bastardzeugung ist ein zweites Moment, das man bei Beurtheilung der Ansprüche einer zweifel- haften neuen Species auf diesen Rang ins Auge fassen muss. Nachdem ich so die Gesetze der Vertheilung und Wanderung der nordamerikanischen Vögel auf dem Continent selbst behandelt habe und den Einfluss der Gegend auf die Entwickelung des In- dividuums, werde ich dann ihre Wanderungen ostwärts nach Grön- land und Europa, die der europäischen Vögel nach Nordamerika und die verschiedenen Ursachen, welche solche Wanderungen zu beeinflussen scheinen, betrachten und mehrere auf die zu behan- handelnde Frage bezügliche Tabellen über geographische Ver- theilung geben. (Schluss folgt.) Ueber die Tauben des malayischen Archipels. Von Alfred R. Wallace. Aus dem „Ibis“, Neue Reihe, Band I. No. 4. Oct. 1865, auszugsweise übersetzt von Dr. Eduard von Martens. Die zwei hervorragendsten und isolirtesten Gruppen frucht- fressender Vögel, die Papageien und Tauben, erreichen das Maxi- mum ihrer Ausbildung in Schönheit, Mannichfaltigkeit und Artenzahl in einem und demselben geographischen Gebiet, dessen Mittel- punkt Neu-Guinea bietet und welches ich die austro-malayische Unterregion zu nennen vorgeschlagen. Es erstreckt sich von Ce- lebes im Westen bis zu den Salomonsinseln im Osten, die Gruppe der Molukken und Timor in sich begreifend. Seine wirkliche Land- fläche ist nur ein Sechstel derjenigen von Europa und doch ent- hält es mehr als ein Viertel aller bis jetzt bekannten Tauben- Arten. Die Inseln im Westen von Celebes bis zu den Nikobaren und Malakka, nebst den Philippinen, sind ebenfalls reich an Arten dieser Familie, sie bilden die indo-malayische Unterregion, und in beiden zusammen, dem malayischen Archipel, lebt mehr als ein Drittel aller Taubenarten. Die Gründe dieser eigenthüm- lichen Vertheilung lassen sich nicht bestimmt angeben. Es könnte scheinen, als ob die Wälder von Afrika, Indien und Südamerika 270 Altıed R. Wallaee: ebenso geeignet wären zur Entwickelung und Erhaltung dieser schöden Vögel, und die Thatsache, dass fruchtfressende Vögel im Allgemeinen in Südamerika zahlreicher sind, als auf den ge-. nannten Inseln, zeigt, dass die verhältnissmässig geringe Anzahl der Tauben daselbst nicht einem Mangel an passender Nahrung zuzuschreiben ist. Hierbei fällt aber ins Gewicht, dass der über- wiegende Reichthum an Tauben und Papageien auf die austro- malayische Unterabtheilung beschränkt ist, wo trotz der nirgends fehlenden üppigsten Bewaldung und einer grossen Menge frucht- tragender Bäume, namentlich aus der Gattung der Feigen, dennoch alle waldbewohnenden fruchtfressenden Säugethiere, wie Eichhörn- chen und Affen, vollständig fehlen. Die Affen aber, ausserdem dass sie grosse Mengen von Früchten verzehren, sind den Eiern und jungen Vögela äusserst schädlich, und gerade die Tauben müssten von ihnen besonders zu leiden haben, da sie rohe offene Nester bauen und ihre Jungen lange Zeit hülflos bleiben. Ohne Zweifel ist dieses der Grund, wesshalb in den dichten Waldungen am Amazonenstrom, wo die Affen sehr zahlreich sind, Tauben fast oder ganz fehlen, und so findet man in Südamerika überhaupt die grössere Anzahl der Tauben gerade in denjenigen Gegenden, wo die Affen nahezu oder gänzlich fehlen, wie in den Bergen von Chile und Mexico, in den offenen Ebenen des Orinoko und La Plata und in den Savannen Brasiliens; zugleich sind die südamerikanischen Tauben meist Arten, welche ihre Nahrung am Erdboden finden und in niedrigem Gebüsch bauen, wohin Affen selten herabkommen. In Indien und Afrika aber, wo Affen, namentlich kleinere Arten derselben, weniger zahlreich sind, begegnen uns die ächten früchte- fressenden Tauben, auf hohen Bäumen ihre Nahrung findend: und nistend und: bis zu einem gewissen Maasse durch die grüne Farbe ihres Gefieders geschützt; diese bilden jedoch in jenen Ländern (dem Festland von Indien und Afrika) nur einen kleinen Theil der dortigen Tauben, während mehr als zwei Drittel der Tauben der malayischen Inseln Fruchtfresser sind aus den Gattungen: Treron, Ptilonopus und Carpophaga, welche nie auf den Erdboden herab- kommen und ächte Bürger der dichten Urwälder sind. Auch fehlen, in diesen Gegenden die grösseren Familien fruchtfressender Sper- lingsvögel, wie die der Tanagra und Ampelis des tropischen Ame- rika, so dass man annehmen kann, sie seien gewissermaassen er- setzt durch die Fruchttauben, welche im Allgemeinen grösser sind und daher eine bedeutende Menge von Früchten aufbrauchen. Ihre Ueber die Tauben des mälayischen Archipels. 271 reiche und rasche Vermehrung, der weder die Concurrenz obst- fressender Säugethiere, noch die Angriffe baumbewohnender Raub- thiere Schranken setzen, dürfte wohl in dem Kampf ums Dasein, welcher ja immer zwischen Geschöpfen ähnlicher Lebensart am heftigsten ist, das Aufkommen kleinerer Fruchifresser verhindern. So können wir begreifen, wie auf vielen dieser Inseln Papageien und Tauben einen so grossen Theil der Vogelfauna bilden und bei weitem die hervorragendsten und charakteristischsten ihrer leben- den Geschöpfe sind. ‘Die Classification der Tauben ist recht schwierig und kann vielleicht erst durch anatomische Untersuchung aller Gattungen zu einem befriedigenden Resultate kommen. Doch kann man sie pas- send in drei grosse Familien gruppiren: 1. Treronidae oder Fruchttauben, mit kurzen Beinen und breit- sohligen zum Umklammern geeigneten Füssen; sie leben ganz von Früchten und kommen nie auf den Boden herab. 2. Columbidoe, ächte Tauben und Turteltauben, mit grösseren Beinen und schlanken Zehen; sie leben theils auf Bäumen, theils am Boden. 3. Gowidae oder Erdtauben, im Allgemeinen mit längeren Beinen; sie suchen ihre Nahrung immer auf dem Erdboden, laufen rasch und kommen nur um zu rnhen auf Bäume. Die Treroniden sind ganz aufdie östliche Halbkugel beschränkt, einige wenige Arten der. Gattung Treron*) finden sich in Afrika, die Mehrzahl in Indien und auf den westlicheren der malayischen Inseln. Es sind schöne Vögel, fast immer gelblich- oder grau- grün gefärbt und geschmückt mit schön gelben, purpurrothen oder kastanienbraunen Flecken, welche bei den Weibchen weniger leb- haft sind oder ganz fehlen. 14 Arten finden sich in Indien, 10 auf Java, Sumatra und Borneo, 3 auf den Philippinen ; gegen Australien hin nehmen sie rasch ab, nur zwei und diese kaum verschieden von denen der andern Inseln, kommen auf Oelebes vor, eine auf den Molukken und zwei auf den Inseln zwischen Java und Timor. Bei der nächsten Gattung Philonopus ist die Vertheilung umgekehrt, indem Neu-Guinea ihr Hauptsitz ist; von da nehmen sie nach jeder Richtung hin ab, nur eine Art findet sich auf Borneo und Sumatra, ‘ und die Gattung findet ihre Gränze im südlichen Theil der Halb- insel von Malakka; auf den Molukken und den Insein der Südsee *) Pune der Malayen. Anmerkung des Uebersetzers. 272 Alfred R. Wallace: sind sie häufig, ja viele sehr kleine Inseln haben ihre eigene Art, Es sind die kleinsten und schönsten Fruchttauben; ihre Grund- farbe ist meist ein reiches Grasgrün und dazu kommen Bänder und Flecken, namentlich auf dem Scheitel und an den Schultern, von den lebhaftesten Farben, wie Karmin oder Purpurroth, Weiss oder Gelb in endloser Mannichfaltigkeit. Die Gattung Carpophaga*) dagegen umfasst die Riesen dieser Familie; auch sie hat ihren Hauptsitz in Neu-Guinea, aber erstreckt sich weiter nach Westen, indem zwei Arten noch im eigentlichen Indien leben. Einige unter ihnen haben eine tiefe brummende Stimme, welche man beinahe für die eines wilden vierfüssigen Thieres halten könnte. Ihr Rachen und Schlund ist so ausdehnbar, dass sie sehr grosse Früchte ver- schlucken können; auf den Molukken verzehren sie die Muskat- Nüsse, sobald die Frucht sich öffnet, der sogenannten Muskat- blüthe (Maeis) wegen, welche verdaut wird, während sie den gan- zen Samen wieder auswürgen. Was die ganze Familie der Fruchttauben betrifft, so. finden wir 54 Arten auf das austro-malayische Gebiet beschränkt und 28 in’dem indo-malayischen, aber nur drei Arten, eine von jeder Gat- tung, beiden gemeinsam. Ausserhalb des malayischen Archipels leben 14 Arten, alle zur Gattung Treron gehörig, in Indien und 6 derselben in Afrika; 30 aus den Gattungen Carpophaga und Ptilonopus, auf den verschiedenen Inseln der Südsee, 8 in Austra- lien und Neuseeland. Selbst bei unserer unvollkommenen Kennt- niss von Neu-Guinea haben wir doch 14 Arten von dieser Insel, mehr als von irgend einem andern einzelnen Landstrich; unter den übrigen Inseln ist Celebes am reichsten, 10 Arten, wovon 7 eigen- thümlich. Die Familie der Columbiden ist im Archipel hauptsächlich durch die Gattung Macropygia vertreten, welche vom Himalaya bis nach Australien und den Südsee-Inseln verbreitet ist; selten findet sich mehr als eine Art auf derselben Insel, mit Ausnahme von Java, welches drei, wenn nicht vier Arten besitzt und daher als Hauptgnartier der Gattung betrachtet werden mag. Diese Vögel leben am Boden oder auf niedrigem Gebüsch, sind alle mehr oder weniger kastanienbraun und haben einen langen Staffel- schwanz; sie sind schwach und machen selten einen langen Flug. Turacoena ist nahe mit Macropygia verwandt, jedoch durch kür- *) Pergam der Malayen. Anmerkung des Uebersetzers. Ueber die Tauben des malayischen Archipels. 273 zeren Schwanz, nackte Augenkreise und schwarze Färbung‘ des Gefieders charakterisirt; man kennt von ihr nur drei Arten, weit zerstreut über das austro-malayische Gebiet, aber jede einzelne sehr lokal: eine nur auf Oelebes, eine auf Timor und die dritte auf den Salomons-Inseln.. Auf den Molukken, welche zwischen diese Fundorte fallen, findet sich die einzige Art von Reinwardt- oena, einer ebenfalls mit Macropygia nahe verwandten Gattung, aber mit stärkerem Schnabel und längerem Schwanz, oben lebhaft braun, unten ganz weiss. Dass diese so nahe mit Macropygia ver- wandten Vögel nur in der austro-malayischen Unterabtheilung des Archipels vorkommen, möchte zu der Annahme leiten, dass diese Taubenform in der That für dieses Gebiet charakteristisch sei und das Uebergewicht der Macropygiae auf Java nur irgend welchen günstlichen Lokalbedingungen zuzuschreiben sei. Die schönen me- tallisch gefärbten Tauben der Gattung Ianthoenas, einen Ueber- gang von den Macropygiae zu den ächten Tauben bildend, finden sich auf den Molukken, Neu-Guinea, Timor und bis zu den Südsee- Inseln, eine Art auf Japan. .Die altweltliche Gattung Turtur*) hat einige wenige Repräsentanten auf den indo-malayischen In- seln, aber erstreckt sich eigentlich nicht in die australische Re- gion, da nur vereinzelte längs der Inselreihe von Java nach Timor sekommen sind und die auf den Molukken vorkommenden wahr- scheinlich eingeführt sind; denn auf Neu-Guinea und auf den öst- licheren Inseln fehlen sie. Die Gouriden oder Erdtauben sind besonders zahlreich in Australien und Amerika; 7 Gattungen finden sich im malayischen Archipel und davon erstrecken sich nur zwei bis auf das asiatische Festland, jede nur mit einer Art; fünf sind auf die austro-malayische Unterabtheilung, drei auf Neu-Guinea allein beschränkt; einige andere eigenthümliche Gattungen bewohnen Australien und die Südsee-Inseln. Von den 17 oder 18 Arten des Archipels gehören nicht weniger als 14 der austro-malayischen Unterabtheilung an, 7 Neu-Guinea, so wenig man auch noch von diesem Land kennt. Einige derselben sind sehr merkwürdige Tauben. Trugon terrestris nähert sich in dem kräftigen Hakenschnabel und den starken Bei- nen einigermassen dem merkwürdigen Didunculus, einem überleben- den Repräsentanten des Dodo. Henicophaps hat einen langen, geraden, kräftigen Schnabel, ähnlich dem einiger grösserer Regen- *) Perkutut oder tekukur der Malayen. | Anm. d. Uebers. 2714 Alfred R. Wallace: pfeifer, die sogenannte nikobarische Taube, Caloenas,*) hat sich meiner Ansicht nach von Neu-Guinea aus westwärts bis zu den Inseln verbreitet, deren Namen sie trägt, weil sie daselbst zuerst gefunden wurde; sie hat einen massiven Körper, mit ungeheuern Brustmuskeln, steifen und grossen Flügeln, so dass sie fähig ist, von einer Insel zur andern zu fliegen; und es ist eine bemerkens- werthe Thatsache, dass man sie fast nur auf kleinen unbewohnten Inseln findet auf der weiten Meeresstrecke von 4000 (engl.) Meilen zwischen den Nikobaren und Neu-Irland. In dieser weiten Aus- dehnung zeigt sie keinen merkbaren Unterschied in Form oder Färbung, woraus man schliessen möchte, dass sie auch gegenwärtig noch hie und da solche Wanderungen macht und die von verschie- denen Inseln Stammenden sich kreuzen, so dass keine Lokalrassen sich bilden können. Phlegoenas ist eine weitere schöne, über ein grosses Gebiet verbreitete Gattung; aber hier hat jede Insel ihre bestimmte Art, woraus sich ergiebt, dass die Ursachen, welche einst die Verbreitung dieser Form begünstigt haben, nicht mehr fortwirken, und in der That sind diese Tauben viel schwächer und ihr Flugvermögen mehr beschränkt. Die prächtigen Kron- tauben, die grössten und majestätischsten der Ordnung, sind auf die Papu-Inseln beschränkt [Neu-Guinea und die nächst anliegen- den], wo sie die Stelle der südamerikanischen Hokko-Hühner ein- nehmen. Ich sah oft diese schönen Vögel einhergehen auf den engen Waldfusswegen in Neu-Guinea, wo die Abwesenheit von Raubsäugethieren und die Seltenheit grosser Reptilien und Raub- vögel ihrer Vermehrung freien Spielraum giebt. Gestört fliegen sie auf die untersten Aeste des nächsten Baumes und bleiben da- selbst ruhen, aber den grössten Theil des Tages verbringen sie auf dem Erdboden, wo sie die abgefallenen Früchte auflesen. Geopelia umfasst kleine langschwänzige Erdtauben, welche dem äussern Anschein nach den Turteltauben sehr ähneln, aber ihre nächsten Verwandten in einigen australischen Arten haben; sie sind wahrscheinlich von Australien nach Timor herübergekommen und von da längs der Inselreihe nach Java, da sie in keinem an- dern Theil des Archipels gefunden werden. Die grünen Erd- tauben der Gattung Chalcophaps dagegen sind die einzigen, welche eine allgemeinere Verbreitung haben; alle Arten derselben: sind übrigens eng unter sich verwandt und diejenige, welche sich in Indien findet, so sehr ähnlich derjenigen der westmalayischen In- ne Btirong-mas, Goldvogel der Malayen. Anm. des Uebers. Ueber die Tauben des malayischen Archipels. 275 seln, dass ihre Erstreckung auf das Festland wahrscheinlich erst . von neuerem Datum ist. In der That giebt es so viele Beispiele, ‚dass grössere Thiere sich rasch vermehren und völlig acclimati- siren in Ländern, welche weit entfernt von ihrer eigentlichen Hei- ‚ math und ofi sehr verschieden davon in den physikalischen Be- dingungen sind, dass ich in diesem Fall wie bei manchen andern der Einwirkung des Menschen die Ausdehnung des Vorkommens zuzuschreiben geneigt bin. Seit sehr alter Zeit muss eine Ver- bindung zwischen Java und Indien stattgefunden haben, da die Hindureligion in Java eine unbekannte Zeit hindurch geherrscht hat bis zu ihrem Sturz durch den Muhamedanismus im fünfzehnten Jahrhundert. Ein Vogel, so schön und so leicht zu fangen und zu erhalten wie Chalcophaps javanica, mochte aller Wahrscheinlich- keit nach oft nach dem Festland gebracht werden, und wenn da- selbst einige wenige entkamen, so konnten sie bald eine weite Landstrecke bevölkern. Die Thatsache, dass Chalcophaps die ein- zıge Erdtaube in ganz Indien ist und ihre grosse Aehnlichkeit: mit der javanischen, so dass ihre specifische Verschiedenheit grossem Zweifel unterliegt, spricht sehr für diese Vermuthung einer Ein- führung: in neueren Zeiten, um so mehr, als in den meisten an- dern Fällen javanische und indische Arten wohl ausgeprägte Ver- schiedenheiten gegeneinander aufweisen. | Die Gesammtzahl aller bis jetzt bekannten Taubenarten über- haupt ist ungefähr 300 oder vielleicht etwas mehr, davon besitzt der malayische Archipel nicht weniger als 118, Indien ausschliess- lich Ceylons und der Länder östlich des bengalischen Meerbusens, nach Jerdon nur. 28, Australien 23, Afrika weniger als 40 und ganz Amerika nicht mehr als SO. Hieraus ergiebt sich, dass der malayische Archipel der Hauptsitz (Metropolis) der Tauben ist. Bekanntlich gehört derselbe aber zwei unter sich verschiedenen zoologischen Regionen an, der indischen und der australischen, und die Tauben vertheilen sich sehr ungleich in dieselben; denn der grössere westliche Theil, die indo-malayische Unterregion hat davon 9 Gattungen und 43 Arten, der kleinere östliche Theil, die austro-malayische Unterregion 15 Gattungen und 84 Arten. Hier also sind die Taubenarten dichter und mannichfaltiger beisammen als in irgend einem andern Theil der Erde und hier wahrschein- licherweise der Ausgangspunkt für die Zerstreuung und Verände- rung, welche im Laufe der Zeiten mit dieser Ordnung. vor sich ging. Am höchsten steigt diese Dichtigkeit auf Neu-Guinea, von wo 276 Alfred R. Wallace: trotz der geringen Anzahl besuchter Küstenplätze bereits 25 Arten bekannt sind. Somit bestätigt die Verbreitung der Tauben im malayischen Archipel vollständig die Resultate, zu welchen ich schon durch das Studium anderer Gruppen von Vögeln, Säugethieren und In- sekten gelangt war: nämlich dass die eine Hälfte des malayischen Archipels zur indischen Region, die andere zu Australien gehört; dass das ganze Gebiet ferner in Inselgruppen getheilt werden muss, deren Erzeugnisse eng zu einander gehören, z. B. die Mo- lukken als Nebenprovinz zu Neu-Guinea, Timor aber näher zu Australien; dass Celebes eine sehr isolirte merkwürdige Fauna hat und das Ueberbleibsel eines in der Vorzeit weiter ausgedehn- ten Landes sein dürfte, namentlich Neu-Guinea aber als Rest eines grossen, nun unter- den Meeresspiegel der Südsee versunkenen Festlandes zu betrachten sei.. Ebenso finden wir, dass von den indo-malayischen Inseln Sumatra, Java und Borneo, Java bei weitem am meisten isolirt ist. mit einer beträchtlichen Anzahl eigenthüm- licher Arten, während Sumatra und Borneo fast alle die ihrigen mit einander gemeinsam haben. Trotz der javanischen Tradition von einer verhältnissmässig frischen Trennung Javas von Sumatra lehrt uns die Vertheilung der Pittidae, Papageien und Tauben, sowie der Eichhörnchen unter den Säugethieren und der Papilionidae unter den Insekten, dass zwar in einer nicht sehr fernen geo- logischen Epoche all diese drei Inseln zusammen ein Festland’ bildeten, aber unter ihnen Java sich am frühesten getrennt hat und Sumatra lange Zeit nachher noch mit Borneo zusammenhing, wenn auch heut zu Tage eine weit breitere Meeresstrecke diese Inseln trennt, als Sumatra von Java. Ordnung Columbae. Familie TRERONIDAE — Fruchttauben. Treron Vieill. a) Sphenocercus Gray. l. Treron owyurus Reinw. Malacca, Java, Borneo (Bp.) Ich habe nie ein Exemplar erhalten. 2. Treron Korthalsi Bp. Malacca, Sumatra (Bp.) Java, im westlichen Theil, 8000‘ hoch (Wallace). Drei weitere Species finden sich in Ostindien: 7. apicauda Hodgs., sphenurus Vig. und phasianellus Blyth., zwei auf den Inseln jenseits des Archipels, T. Formosae Swinh. auf Formosa und 7. Sieboldi Temm. auf Japan. Ueber die Tauben des malayischen Archipels. 277 b) Osmotreron Bp. 3. Treron viridis Scopoli = »ernans Gmel. Philippinen (Brit. ' Mus.); Penang (Wallace, mit dunklerem Kopf); Sumatra (Wall.); Borneo (Wallace, mit blässerem Kopf); Makassar auf Celebes (Wallace, Stirn und Kehle grünlich). 4. Treron azillarıs Bp. Philippinen. 9. Treron aromaticus Gmel. = Columba viridis Amboinensis Brisson. Buru und Amboina (Wallace). Vergl. Proc. Zool. 2% 1863 p. 33. 6. Treron fulvieollis Wagl. = cinnamomeus Temm. = tenuirostris Eydoux. Borneo, Malacca (Brit. Mus.); Philippinen (Bp.); Borneo (Motley); Sumatra (Wall.) 7. Treron olau Temm. Java (Bp.); Sumatra, Malacca (Wall.) Die übrigen zu dieser Gruppe gehörigen Arten sind folgende: T. bieinctus Jerdon, Vorderindien, Ceylon und Tenasserim; 7. ma- labaricus Jerdon, vorderindische Halbinsel; 7. Playrei Blyth, Assam und En T. flavigularis Blyth, Cohn und südliches Vorder- indien; T. chloropterus Blyth, Nikobaren und 7. pompadora Gmel., Ceylon, Zu der auf dem malayischen Archipel gar nicht anne Gruppe Crocopus Bp. gehören T. phoenicopterus Lath., nördliches Indien und China; T. viridifrons Blyth, Birma und Tenasserim; T. chlorogaster Blyth, Ceylon und vorderindische Halbinsel. c) Treron im engern Sinn. 8. Treron psittaceus Temm. 'Timor (Wall.) Die dritte Schwung-. feder ganz ebenso ausgeschnitten wie bei den andern Arten. 9. Treron Floris Wallace Proc. Zool. Soc. 1863 p. 406. Flores und die anliegende Insel Solor. 10. Treron griseicauda Wallace Proc. Zool. Soc. 1862 p. 344 — C, curvirostra Vieill. Sulla (Xula) und Celebes (Wall.) 11. Treron pulverulentus Wallace Ibis 1863 p. 319. Java (Wall.) d) Toria Hodes. 12, Treron Nepalensis Hodgs. Sumatra (Wall): Nepal, Assam; Tenasserim, malayische Halbinsel. Die nordindischen Exemplare haben einen stärkern Schnabel und dessen hintern Theil roth. 13. Treron nasica Schleg. Ned. Tydschrift 1863 p. 67. Sumatra (Wall.) Dieses ist wahrscheinlich Columba curvirostris Gmel. e) Butreron Bp. 14. Treron Capellei Temm. Malayische Halbinsel und Sumatra (Wall); Java (Bp.) EN 278 Alfred R. Wallace: ” Ptilonopus Swains. A) Erste Schwinge am Ende plötzlich verschmälert, a) Schwanz lang u. gerade; Grösse beträchtlich. 14 Steuer- federn (nicht 12, wie Bonaparte angiebt.) 15. Ptilonopus cinctus Temm. Timor (Wall.) 16. Ptilonopus albocinctus Wall. Proc. Zool. Soc. 1863 P- 496 pl. 39. Flores (Wall.) 17. Ptilonopus gularis Quoy & Gaimard.. Manado im nörd- lichen Celebes (Wall.) 18. Ptilonopus Lechlancheri Bp. New Guinea. b) Grösse mässig, Schwanz kürzer. (Ebenfalls 14 Steuer- federn.) aa) Schwanz gerundet: Rhamphiculus Bp. 19. Ptilonopus oceipitalis Gray. Philippinen. 20. Ptilonopus Hugonianus Schlegel, Nederlandsch Tydschrift voor Dierkonde 1863 p. 60. Philippinen. 21. Ptilonopus jambu Gmel. Malacca (Wall.); Borneo (Metley); Sumatra (Bp.) bb) Schwanz viereckig. 22. Ptilonopus iozonus G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. 1858 p. 186. Aru-Inseln (Wall.) 23. Ptilonopus humeralis Wallace, Proc. Zool. Soc. 1863 p. 166 pl. 31. Salwatti und Neu-Guinea (Wall.) cc) Klein, Schwanz etwas gerundet; Schnabel Mein: daten Bp. 24. Ptilonopus coronulatus G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. 1858 p- 185 pl. 138. Aru-Inseln und Neu-Guinea (Wall.) Die Exem- plare von Neu-Guinea haben ein blasseres Violett auf dem Scheitel. 25. Ptilonopus pulchellus Temm. Waigiu, Misol und Neu- Guinea (Wall.) 26. Ptilonopus monachus Reinw. Batjan, Kajoa, Ternate, Djilolo und Morti (Wall.) e) Brustfedern zweifach oder mehrfach getheilt: Lampro- treron und Ptilopus bei Bp. 27. Ptilonopus superbus Temm. Amboina, Ceram, Batjan, Djilolo, Waigiu, Misol, Aru-Inseln und Neu-Guinea (Wall.) Columba cyanovirens Less. ist wahrscheinlich das Weibchen dieser Art. 28. Ptilonopus formosus G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. 1860 p. 360. Aehnlich dem vorigen, aber das purpurschwarze Brust- Ueber die Tauben des malayischen Archipels. 279 band breiter und vorn heller, der grüne Flecken hinter dem Auge von geringerer Ausdehnung, der Schnabel etwas kleiner. Makassar und Manado auf Celebes (Wall.) 29. Ptilonopus porphyreus Reinw. = roseicollis Wagl. Java, in Höhen von 6—8000° (Wall.) 30. Ptilonopus flavicollis G. R. Gray. Timor (Wall.) 31. Piilonopus diadematus Temm. Banda (Wall.) B) Erste Schwinge am Ende nur schwach und allmählich ver- schmälert. d) Sylphitreron Verreaux. 32. Piilonopus perlatus Temm. Aru-Inseln (Wall.); Neu-Guinea ' (Temm.) 33. Ptilonopus Wallacei G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. 1858 p- 185 pl. 136. Aru-Inseln (Wall.) 34. Ptilonopus aurantüfrons G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. 1858 p- 185 pl. 137. Aru-Inseln, Misol, Salwatti u. Neu-Guinea (Wall.) e) Jotreron Bp. 35. Ptilonopus vogaster Reinw. Batjan und Djilolo (Wall.) 36. Ptilonopus melanocephalus Gmel. Java, Lombock, Celebes, Sulla (Wall.) 37. Ptilonopus prasinorrhous G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. 1858 p. 185. Buru, Goram, Matabello, Ke-Insel, Misol u. Waigiu (Wall.) 38. Ptilonopus Rivolı Prevost. Luisiaden. 39. Ptilonopus viridis Linne. Buru, Amboina, Ceram u. Goram 40. Ptilonopus Eugeniae Gould, Proc. Zool. Soc. 1856 p. 137. Salomons-Inseln. 41. Ptilonopus roseipectus G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. 1861 p- 432. Waigiu, Gagy-Insel und Misol (Wall.) 42. Ptilonopus nanus Temm. Neu-Guinea. f) Osmotreron Bp. 43. Ptilonopus Batilda Bp. Philippinen. 44. Ptilonopus virens Less. Neu-Guinea. 8) Phapitreron Bp. 45. Ptilonopus leucotis Temm. Philippinen. 46. Ptilonopus amethystina Bp. Philippinen. Carpophaga Selby. a) Globicera Bp. 47. Carpophaga tumida Wallace = €. Sundevallı Bonaparte 2: Alfred R. Wallace: in dem Kataloge des britischen Museum, aber nicht im consp. av. — C. pacifica Bp. (Columba pacifica Gmel. ist unbestimmbar). Bronce- grün, goldglänzend, Flügel und Schwanz purpurn, Kopf, Hals, Oberrücken und Brust blass aschgrau, Nacken und Unterleib wein- röthlich-grau; Stirn und Kinn weiss; untere Schwanzdeckfedern kastanienbraun, Flügel unten bräunlich; Schnabel klein, schwärz- lich-bleigrau, Wachshaut gross und angeschwollen (bei beiden Ge- schlechtern beinahe gleich während der drei Monate, in welchen ich sie beobachtet); Füsse und Iris roth. Totallänge 17“ (engl.), Flügel 34”; Schwanz 63°; Schnabel von den Federn im Mund- winkel an 1a Waigiu, Misul und Neu-Guinea (Wall.) 48. Carpophaga Sundevalli Bp. consp. und icon. pig. pl. 40. Karolinen (Pariser Museum), Luisiaden (Brit. Mus.) 49. Carpophaga rubricera Bp.. Neu-Irland (Pariser Museum). b) Carpophaga in engerem Sinn. 50. Carpophaga aenea Linne. Java, Sumatra, Bornanl Lom- bock, Flores (Wall.); malayische Halbinsel. Die Eresphe von Borneo sind etwas dunkler und reicher gefärbt. Diese Art lebt von Früchten verschiedener Fieus-Arten und Palmen bis zum Durch- messer eines (engl.) Zolls. Verwandt mit ihr sind ©. sylvatica Tickell von Vorderindien und C. insularis Blyth von den Ni- kobaren. 51. Carpophaga chalybura Bp. Philippinen. 52. Carpophaga concinna n. sp. = CE. chalybura Gould Proc. Zool. Soc. 1858 p. 186 non Bp. Grauweiss, Kopf grau, Stirn mit weissem Rande, Nacken weinröthlich, Rücken und Flügeldeck- federn grün, purpurn und gold-glänzend, Schwung- und Steuer- federn dunkler purpurn, unten schwärzlich, untere Flügeldeck- federn erz- und bleifarbig, untere Schwanzdeckfedern kastanien- braun. Totallänge 20° (engl.), Flügel 104“, Schwanz 7. Inseln Matubella, Sanguir und eine kleine im Westen der Aru-Inseln (Wall.) Auf den Banda- und Ke-Inseln gesehen, aber nicht er- halten. Im Brit. Mus. wahrscheinlich von Mindanao. Lässt einen auffällig lauten, rauhen, knurrenden Ton hören. x 53. Carpophaga perspieilata Temm. Ceram und Amboina. 94. Carpophaga Temmincki n. sp. = perspieillata Bp. icon. pig. pl. 45. Aehnlich der perspieillate, aber Rücken und Flügel mehr blau, Kopf, Hals und Brust schiefergrau, Schwungfedern kaum bestäubt. Totallänge 18 (engl.) Zoll. Buru, Batjan, Djilolo und Waigiu. Ueber die Tauben des malayischen Archipels. 281 c) Piilocolpa Bp. 95. Carpophaga Carola Bp. Philippinen. 36. Carpophaga griseipectus Gray. Philippinen. d) Ducula Hodgs. 97. Carpophaga badia Rafil. Java und Sumatra. 98. Carpophaga lacernulata Temm. Java (Wall.) 39. Carpophaga basılica Bp. Batjan, Djilolo und Morti (Wall.) 60. Carpophaga Paulina Temm. Makassar und Manado auf Celebes und Sulla-Insel (Wall.) 61. Carpophaga cıneracea Tem. Timor. Verwandt mitlacernulata. 62. Oarpophaga rosacea Tem. Flores, Timor u. Makassar(Wall.) 63. Carpophaga pistrinaria Bp. Salomons-Inseln. Vorder- Indien besitzt nur eine Art dieser Gruppe, Ducula insignis Hodgs. e) Myristicivora Reich. 64. Carpophaga grisea Bp. Borneo. 65. Carpophaga luctuosa Reinw. Manado und Makassar auf Celebes und Sulla-Insel (Wall.) Unterscheidet sich von der fol- senden durch die volle rahmartige Färbung des Gefieders, die puderartig weisse Aussenseite aller Kiele und ‚die weisse Farbe beinahe aller äussern Schwanzfedern. 66. Carpophaga melanura G. R. Gray. Buru, Ceram, Amboina, Batjan, Djilolo und Goram (Wall.) 67. Carpophaga spilorrhoa G. R. Gray Proc. Zool. Soc. 1858 p- 186. Aru-Inseln (Wall.) 68. Carpophaga bicolor Scop. Misol und Neu-Guinea (Wall.) Schenkel und untere Schwanzdecken ganz weiss, Schnabel kürzer als bei den andern. f) Zonoenas Reich. 69. Carpophaga Mülleri Tem. Aru- Inseln (W.) Neu-Guinea (T.) 10. Carpophaga pinon Quoy & Gaimard. Aru-Inseln, Neu- Guinea, Waigiu und Misol (Wall.) 71. Carpophaga radıata Quoy & Gaimard. Manado und Ma- kassar auf Celebes (Wall.) 72. Oarpophaga zoea Less. Aru-Inseln und Neu-Guinea (Wall.) 713. Carpophaga rufigastra Quoy & Gaimard. Neu- Guinea Misol und Waigiu (Wall.) g) Hemiphaga Bp. 74. Carpophaga poliocephala Gray. Philippinen. 75. Carpophaga Forsterr Temm. Nur in den Berggegenden der Minahassa im nördlichen Oelebes (Wall.) Journ, f. Ornith., XIV. Jahrg., Nr, 82, Juli 1866. 20 282 Alfred R. Wallace: h) Megaloprepia Reich. , 76. Carpophaga puella Less. Neu-Guinea, Waigiu und Misol (Wall.) 77. Carpophaga Bernsteini Schlegel (Ptilopus) Nederlandsch Tydschrift 1663 p. 59 = Carpophaga formosa G. R. Gray Proc. Zool. Soc. 1860 p. 360, (nicht dessen Piilonopus formosus ebenda) = P. ochrogaster Bernstein Ned. Tydschr. 1865 p. 324. Djilolo (Wall.), Batjan (Bernstein). Familie COLUMBIDAE — Wald- und Turteltauben. Janthoenas Reich. 78. Janthoenas metallica Temm. Timor (Wall.) 79. Ianthoenas Halmaherae Bp. Djilolo (auch Halmahera se nannt), Waigiu und Misol (Wall.) 80. Ianthoenas albogularis Bp. Ceram (Leidner Mus.) Macropygia Swains. 81. Macropygia phasianella Temm. Aru- u. Ke-Inseln (Wall.); Australien. 82. Macropygia magna Wallace, Proc. Zool. Soc. 1863 p. 497. Timor (Wall.) Länge 17 (engl.) Zoll. 83. Macropygia rufipennis Blyth. Nikobaren. 84. Macropygia Amboinensis Linne. Buru, Amboina und Ceram (Wall.) Var. Batjanensis = M. albicapilla G. R. Gray Proc. Zool. Soc. 1860 p. 361. Brust ungefleckt, violett-braun, Federn des Nackens grün gerändert. Achnlich M. ruficeps, aber grösser. Batjan (Wall.) Var. Macassariensis: Zeichnung erdbraun, weniger bestimmt, ähnlich der M. magna, aber die Zeichnung ass Schwanzes stimmt mit Amboinensis überein. Makassar (Wall.) 85. Macropygia albicapilla Bp. Makassar und Tondano auf Celebes; Sulla-Insel (Wall.) 86. Macropygia tenwrostris Gray catal. columb. Brit. Mus. p- 39; Pl. Col. 100 (phasianella). Philippinen (Brit. Mus.) 87. Macropygia DoreyaBp. Neu-Guinea, Misolu. Waigiu(Wall.) 88. Macropygia Carteretia Bp. Neu-Irland. 89. Macropygia Emiliana Bp. Java und Lombock (Wall.) 90. Macropygia ruficeps Temm. Westliches Java (Wall.) 91. Macropygia leptogrammicaTemm. WestlichesJava in 7000° Höhe (Wall) Das Weibchen ist auf der ganzen Unterseite ge- bändert, das Männchen leicht auf der Brust. Ueber die Tauben des malayischen Archipels. 283 92. Macropygia Wahlicmera Beichenb. Java. Die einzigen andern Arten der Gattung sind M. tusalia Hodes. - vom nördlichen Indien und M. macroura Gmel. von Ceylon. | Turacoena Bp. 93. Turacoena Manadensis Quoy und Gaimard. Makassar und Manado auf Celebes; Sulla-Insel (Wall.) 94. Turacoena modesta Temm. Timor (Wall.) . 95. Turacoena erassirostris Gould Proc. Zool. Soc. 1856 p. 136. Salomons-Inseln. Reinwardtoena Bp. 96. Reinwardtoena Reinwardti Temm. Batjan, Djilolo, Amboina, Ceram, Waigiu und Neu-Guinea (Wall) Turtur Selby. a) Turtur in engerm Sinn. 97. Turtur tigrinus Temm. = T.chinensisBp. consp. Malayische Halbinsel, Java, Lombock, Celebes, Flores, Timor und Ternate (Wall.) Unterscheidet sich von T. chinensis durch die viel hellere Unterseite, die dunkeln Flecken auf Rücken und Flügeldecken, weisse Schulter und Rand der grossen Flügeldeckfedern, von T. Suratensis durch den gänzlichen Mangel der violett-röthlichen Flecken auf Rücken und Flügeln. b) Streptopelia Bp. 98. Turtur bitorguatus Temm. Java, omiomele Flores, Timor (Wall.) 99. Turtur Dussumieri Temm. Philippinen (Brit. Mus.), Java, Sumatra, Borneo (Bp.) Ob richtig? 100. Turtur humilis Temm. Philippinen (Bp.), Malacca (Wall.) 101. Turtur cinereus Scopoli. Philippinen. Familie GOURIDAE — Erdtauben. Trugon Hombr. & Jacg. 102. Trugon terrestris Hombr. & Jacg. Nördwestende von Neu-Guinea (Wall.) | Henicophaps G. R. Gray. 103. Henicophaps albifrons G. R. Gray Proc, Zool. Soc. 1861 p- 432 pl. 44. Neu-Guinea und Waigiu (Wall.), sucht ihre Nah- rung auf niedrigen Bäumen und Gesträuch, nicht eigentlich am Boden. Phlegoenas Reinh. 104. a Luzonica Scopoli — eruenta Gmel. Philippinen, 20° 284 Wallace: Ueber die Tauben des malayischen Archipels. 105. Phlegeonas erinigera Hombr. & Jacq. = Phl. Bartletti Sel. Proc. Zool. Soc. 1863 p. 377 pl. 34 und 1865 p. 238. Sulu-Inseln (bei Mindanao). 106. Phlegoenas tristigmata Bp., Wall. Ipis 1865 pl. 10. Ma- kassar und Manado auf Celebes (Wall.) Lebt auf dem Boden in den trockneren Wäldern, selten. 107. Phlegoenas rufigula Pucheran. Neu-Guinea (Hombron und Jacquinot). Chalcophaps Gould. ‚108. Chalcophaps Javanica Gmel. Borneo, Java, Lombock, Flores (Wall.); Sumatra (Leidner Museum). 109. Chalcophaps Moluccensis G. R. Gray Proc. Zool. Soc. 1860 p. 361, Weibchen; Wallace Proc. Zool. Soc. 1862 p. 345. Buru, Batjan, T’ernate, Djilolo, Ceram, Amboina und Sulla (Wall.) 110. Chalcophaps Borneensis Bp. comptes rendus XLIL. p. 948. Borneo. 111. Chalcophaps Timoriensis Bp. ibid. Timor (Wall.) 112. Chalcophaps Stephani Homhr. & Jacq. Nör dliches Celebes (Wall.) 113. Chalcophaps Hombroni n. sp. Aehnlich der vorigen, aber kleiner, Stirn blaugrau, Hals und Rücken röthlich statt violett. Länge 9, Flügel 5% (engl.) Zoll. Neu-Guinea, Waigiu und Misol (Wall.) Geopelia Swains. 114. Geopelia Maugeii Temm. Timor und Flores (Wall.) 115. Geopeha striat« L. Lombock (Wall.), Java und China (Brit. Mus.) [Anmerkung des Uebersetzers: Diese letzte Varerlendku Re dürfte auf einem Irrthum beruhen. Geopelia striata wird wie Turtur tigrinus auf Java sehr häufig zahm gehalten und in der Sunda- Strasse allen vorbeipassirenden Schiffen zum Kauf angeboten. So mag sie selbst in Käfigen nach China gekommen oder auch von aus China zurückkehrenden Schiffen unterwegs mitgenommen und nach England gebracht worden sein, ohne desshalb in China wild vorzukommen.] Caloenas Gray. 116. Caloenas Nicobarica Linne. Batjan und Neu-Guinea (Wall.), weit über den Archipel verbreitet, hauptsächlich auf den kleinen Küsten-Inseln, wo sie vor den Angriffen der fleischfressen- En nl ne mn Dr. Gloger: Colymbus ceristatus var. 285 den Säugethiere sicher ist, aber in Neu-Guinea, wo keine solche sind, auch auf dem Hauptland. Ihr Flug ist schwer, aber kräftig. ‚Ich habe bestimmte Nachricht, dass sie auf dem Meere getroffen wurde, unterwegs nach einer kleinen Insel 100 (engl.) Meilen nörd- lich von Neu-Guinea. Goura Flem. 117. Goura coronata Linne. Waigiu, Misol und Neu-Guinea (Wall.) Lebt am Boden; in ihrem Magen findet man grosse Steine. 118. Goura Vietoriae Fraser. Jobie-Insel nördlich von Neu- Guinea, von wo sie durch Händler oft lebend nach den Molukken gebracht wird. Briefliche Mittheilungen, BQeconomisches und — Feuilleton. Der grosse gehäubte Steissfuss, (Colymbus cristatus,) in Weiss ausgeartet.*) Gestern am 7. November überbrachte ein Mann aus der wasser- reichen Umgegend von Potsdam dem hiesigen zoologischen Museum einen, von ihm den Tag; vorher daselbst geschossenen „grossen Haubentaucher‘“, dessen Federkleid einen beinahe vollständigen Albino-Zustand darstellt, indem es, mit Ausnahme einiger wenigen Stellen von geringem Umfange, sonst überall rein weiss erscheint. Am Kopfe nämlich zeigen bloss die beiden oberen, hörnerartig aufrichtbaren Federbüschel an den Spitzen eine leichte gelblichbraune Färbung; desgleichen bildet sich hinter den verlängerten Backenfedern an jeder Seite des obersten Hals- theiles durch schwarz und gelbbraun gefärbte Federspitzen je ein matt schwärzlicher Fleck. An den Flügeln haben bloss die eigent- lichen Vorderschwingen mit ihren grossen Deckfedern und von den andern Schwingen nur ein Theil der Innenfahne ihre gewöhn- liche Färbung in so weit behalten, dass sie graulichbraun erschei- nen, da sie die sonst in dieser Farbe liegende Beimischung von röthlichem Braun oder Rostgelb verloren haben. Dagegen hat sich _ letzteres auf dem rechten Flügel an den Spitzen von zwei der hinteren Schwingen allein (ohne Beigabe von Grau) erhalten, so dass nun hier zwei grosse, trüb rostgelbe Flecke stehen. Die *) Aus Dr. Gloger’s hinterlassenen Papieren. 286 Dr. Altum: Rohrsänger und Kreuzschnabelzug Füsse und Schwimmhäute waren bedeutend lichter und blässer als gewöhnlich, der Schnabel desgleichen, matt gelbröthlich. An der Iris der Augen liess die gewöhnliche, lebhaft rothe Färbung sich noch deutlich genug als wenig oder kaum verändert erkennen. Berlin, den 8. November 1853. Dr. Gloger. Notiz über unsere Bohrsänger, An Rohrsängern sind wir im Münsterlande sehr arm. Nur arundinacea und palustris sind häufig, auch nur sie Brutvögel. Erstere kommt an unsern Stadtgräben und sonstigen grösseren Teichen, sowie an allen Flüssen vor, sogar mitten in der Stadt, wo mit Lustgebüsch theilweise besetzte Gärten hart an das Bett unserer Aa stossen. Dort fehlt Arundo phragmitis und er baut dann in beliebige Laubstauden, in Schneeball, Syringen und ähn- liche. Die zweite Art, palustris, scheint mit jedem Jahre häufiger zu werden; in diesem Sommer (1866) war sie sehr gemein. Sie verlangt niedrige Lagen, womöglich irgend einen Wassergraben oder Grube in der Nähe, dichtbewachsene Wallhecken (meidet je- doch ängstlich Brombeerranken, sowie jegliches andere Dornen- gestrüpp) und anstossende Kornfelder und zwar vor allem anderen Roggenfelder, selten Weizen, ebenfalls sehr gern Rapsstücke und ausserdem fetten, fruchtbaren Boden. Sie wechselt dann fortwäh- rend von dem Wallheckengestrüpp ins Korn und von diesem in jenes. Turdoides ist sehr selten; phragmitis zieht einzeln durch; aquatica ist nach den Erfahrungen meines Freundes, Pfarrer Bols- mann zu Gimbte, der scrupulös gewissenhafteste Zugvogel von allen, denn genau am 9. August stellt sie sich in jedem Jahre dort ein, und wenn sie, wie 1856, mal um einen Tag differirte, so war das ein Schaltjahr. Ein einzigesMal ist locustella hier beobachtet und erlegt. Münster. Dr. Altum. Kreuzschnäbelzug in Westphalen, Meines Wissens kommt von den Kreuzschnäbeln nur curw- röstra hier vor und zwar war es entweder die Mitte Juni oder die Mitte November, wenn er in kleinen Trupps, 5, 8, 10, 2, 22, ein- mal 50 Stück unsere Gegend besucht. In diesem Sommer waren Ende Juni plötzlich alle Gärten um Münster von ihm belebt; er hatte namentlich die Pflaumenbäume besetzt und nährte sich, was wir auch bereits früher festgestellt hatten, fast ausschliesslich von Blattläusen. Es waren verhältnissmässig wenige rothe Individuen in Westphalen. — Eingegangene Schriften. 287 unter ihnen, viele waren rothfleckig, die bei weitem meisten gelb und graugrüne Vögel; also alle möglichen Verschiedenheiten bunt durcheinander. Sie blieben in einzelnen Exemplaren 2—3 Wochen, die Hauptmasse mehrere Tage. Dass auch beim Hause Hülshoff, etwa 2 Stunden von der Stadt entfernt, diese Vögel bemerkt wur- den, war mir weniger auffallend, als dass ich zu derselben Zeit aus unserem südlichen Westphalen, von Brilon, über ein gleichmassen- haftes Erscheinen dieses Vogels daselbst benachrichtigt wurde. — Es wäre anziehend, wenn von möglichst vielen Seiten über diese Erscheinung, welche schwerlich auf Westphalen sich wird be- schränkt haben, Nachrichten einliefen. Man würde so über den Weg, den diese Zigeuner eingeschlagen haben, unterrichtet. Münster. Dr. Altum. Nachrichten. An die Bedaction eingegangene Schriften. (Siehe Mai-Heft, S. 216.) 631. Geo. N. Lawrence. Catalogue of Birds observed on New York, Long and Staten Islands, and the adjacent parts of New Jersey. (Reprinted from Ann. of Lyceum of Nat. Hist. of New York, Vol. VI, April 1866.) — Vom Verfasser. 632. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. New Shake. Edited by Alfred Newton. Vol. II. No. 7, July 1866. — Von der British Or- nithologist’s Union. 633. Dr. L. Buvry. Zeitschrift für Akklimatisation. Organ des Acelimati- sations-Vereins in Berlin. Neue Folge. IV. Jahrg. 1866, No. IV—VI. — Vom Acclimatisations- Verein. 634. Edward Newton. ÖOrnithological Notes from Mauritius. (From The Ibis, April 1861.) — Von Mr. Alfred Newton. 635. Notes on Birds observed in Madagascar. By S. Roch and Edw. Newton. Part. 1I& I. (From The Ibis, July 1862 & April 1863. — Von Dems. 636. Edward Newton. Notes on a second Visit to Madagascar. Cum Tabula. (From The Ibis 1863.) — Von Demselben. 637. Edward Newton. Notes on a Visit to the Island of Rodriguez. (From The Ibis, April 1865.) — Von Demselben. 638. Alfred Newton. On a new Bird from the Island of Madagascar. Cum Tabula. (From Proc. Z. S. of London, Febr. 1863.) — Vom Verfasser. 639. Alfred Newton. Two Days at Madeira. (From 'The Ibis, April 1363). — Von Demselben. 640. Alfred Newton. On an Illustration of the Manner lin wich Birds may occasionally aid in the Dispersion of Seeds. (From Proc. Z. S. London, April 1863.) — Von Demselben. Eingegangene Schriften. . Alfred Newton. On two new Birds from Madagascar. (Proc. Z. S. Lond., May 1863.) — Von Demselben. . Alfred Newton. Notes on the Ornithology of Iceland. (Extract from „Iceland its Notes and Sagas.“ By Sabine Baring-Gould. London 1863.) — Von Demselben. . Alfred Newton. Remarks on the Exhibition of a Natural Mummy of Alca impennis. (From Proc. Z. S. London, Novbr. 1863.) — Von Dems. . Alfred Newton. On the Breeding of the Green Sandpiper (Helodromas ochropus). |From Proc. Z. Soc. London, Decbr. 1863.| — Von Dems. . Alfred Newton. List of the Birds of Europa by Prof. J. H. Blasius. Reprinted from the German, with the Authors correetions. — Von Dems, . Alfred Newton. On a hybrid Duck. (Proc. Z. Soc. London, December 1861.) — Von Demselben. . Alfred Newton. On some new or rare Birds's Eggs. Cum Tabula. (From Proe. Z. Soc. London, December 1861.) — Von Demselben. . Alfred Newton. Remarks on Pallas’s Sand-Grouse (Syrrhaptes para- doxzus). [From Proc. Z. Soc. London, May 1861.] — Von Demselben. . Alfred Newton. On the Breeding of the Nutcracker (Mueifraga caryo- catactes). |Proc. Z. Soc. London, June 1862.] — Von Demselben. . Alfred Newton. Remarks on the Fringilla incerta of Risso. (From Proc. Z. Soc. London, April 1862.) — Von Demselben. . Alfred Newton. On the Possibility of taking a zoological Oonzuk [From Journ. of the Proc. of the Linnean Society for 1861.] — Von Demselben. . Alfred Newton. Abstract of Mr. J. Wolley’s Researcher in Iceland respecting the Gare-Fowl or Great Auk (Alca impennis Lin.) |From The Ibis, October 1861.] — Von Demselben. . Alfred Newton. On the Irruption of Pallas’s Sand-Grouse (Syrrhuptes paradozus) in 1863. With a Sketch-Map. [From The Ibis, April 1864.] — Von Demselben. . Alfred Newton. Notes on the Zoology of Spitzbergen. |From Proc. Zool. Soc. London, November 1864.] — Von Demselben. . Alfred Newton. On two new Birds from the Island of Rodriguez. Cum Tabula. [From Proc. Zool. Soc. London, January 1865.] — Von Dems. . Alfred Newton. On some recently discovered Bones of the largest know Species of Dodo (Didus nazarenus Bartlett). |From Proc. Zoo]. Soc. London, Febr. 1865.] — Von Demselben. . Alfred Newton. The Gare-Fowl and its Historians. Reprinted from the Natural History Review, Octbr. 1865. — Von Demselben. . Alfred Newton. Notes on the Birds of Spitzbergen. Cum Tabula. (From 'The Ibis, April & October 1865.) — Von Demselben. . Alfred Newton. On an apparently undescribed Bird from the Seychelle Islands. Cum Tabula. |From The Ibis, August 1865 | — Von Dems. . Alfred Newton. On a remarkable Discovery of Didine Bones in Rodri- guez. (From Proc. Zool. Soc. London, Novbr. 1865.) — Von Demselben. . Alfred Newton. List of Animals colleeted at Mohambo, Madagascar, by Mr. Gerrard. (From Proc. Zool. Soc. London, December 1865.) — Von Demselben. Druck von Albert Lewent in Berlin, JOURNAL ORNITHOLOGIE. Vierzehnter Jahrgang. ı" Fe er Run Brutvögel der Insel Gottland. *) Von Ludwig Holtz. Mein Wunsch, die Insel Gottland, sowie die Gruppe der Alands-Inseln, in ornithologischer Beziehung und zwar zur Brut- zeit, bereisen zu können, wurde im Frühling des Jahres nur zur "Hälfte erfüllt. Wenngleich dieser Wunsch noch vollkommen lebendig in mir war, als ich in dem Hafen der alten, ehrwürdigen Ruinenstadt Wisby ans Land stieg, so war ich doch nach achttägigem Aufent- halte auf der Insel eines Anderes belehrt. Diese 8 Tage stellten mir die Alternative: entweder im Fluge beide Ländergebiete oberflächlich, oder eines derselben gewissenhaft zu durchforschen. Die Wahl wurde mir nicht schwer, ich wählte das Letzte. Ich bin nicht Willens, eine vollständige Charakterschilderung der Insel zu geben, da dieselbe — Naumannia, Jahrgang 1853, pag. 78 etc. „Die Vögel Gottlands von H. D. J. Wallengren“ — den Ornithologen bekannt sein wird; werde aber, zur Begründung des Obigen und zum Verständniss des Folgenden, einzelne Local- Charakteristiken nicht vermeiden können. ' @ottland hat einen Flächenraum von 42 Quadrat-Meilen. ‘ *) Systematische Eintheilung nach Zander — Archiv d. V. d.F. der Natur- geschichte in Mecklenburg, p. 44 ete. Neststands-Höhenmessungen nach preussi- schem Maasse, Eier- und Nestmessungen nach dem Meter-Maasse, Gewichts- angaben nach deutschem Apotheker-Gewichte. Die Namen der von mir selbst beobachteten Vögel sind mit Zahlen versehen. Journ. f. Ornith., XIV. Jahrg., Nr, 83, September 4866. 21 290 Ludwig Holtz: Selbstverständlich nimmt eine, die Brutzeit umfassende, wenn auch nur, nach Kräften gewissenhaft ausgeführte, theilweise Unter- suchung eines so bedeutenden Areals die Zeit des Ornithologen sehr in Anspruch. Sie wird aber noch mehr absorbirt durch Terrain-Schwierig- keiten und Schwierigkeiten anderer Art. Terrain-Schwierigkeiten auf einer meist ebenen Fläche? wird man fragen. Und dennoch sind sie da. Während über zwei Drittel des ganzen Flächenraumes für Wälder, Moore, wüste Stellen und Unland zu berechnen ist, wird der andere Theil zum Ackerbau benutzt. Die Wälder bestehen ‘aus alten und jungen Beständen von Pinus silvestris- und Pinus Abies-Bäumen, mit theilweise einge- sprengten Stämmen der Gattungen Quercus, Ulmus, Frazinus, Betula, Sorbus u. a. Von den Nadelhölzern ist nun bald P. silvestris alleiniger Re- präsentant des Waldraums, bald P. Abies, zuweilen sind’s beide zur Hälfte, zuweilen ist die eine oder die andere Species vor- herrschend. In den alten Beständen dieser Wälder wird das schnelle Fort- kommen nun oft gar sehr verhindert durch die von den Winden nmgebrochenen, dort oft schon Jahre lang ruhenden alten Stämme und durch die liegen gebliebenen Spitzen und Aeste der ausgefor- steten Bäume; in den jungen Beständen durch die abgestorbenen unteren Zweige der gedrängt stehenden Bäumchen; in beiden end- lich durch die vielfach in denselben zu Tage tretenden Kalkstein- felsen, welche oftmals Terrassen von 10 Fuss Höhe und darüber bilden. Den Nadelwäldern schliessen sich hier und da, auf feuch- terem und humusreicheren Boden, die sogenannten Aeggen an, — mit Bäumen der Gattungen Quercus, Ulmus, Frazxinus, Betula, Pyrus, Sorbus und Unterholzsträuchern der Gattungen Corylus, Crataegus, Rosa u. a. bestandene, hier und da von Bächen durch- rieselte Flächen, welche zum Theile dicht, zum grösseren Theile aber weitläufig bestanden, bald kleinere, bald grössere, mit üp- piger Planzendecke — aus Gräsern und anderen Pflanzen be- stehend — versehene Plätze einschliessen. Auch Nadelhölzer habens nicht verschmähet, sich hier auf dem Laubholz-Territorium einzunisten, und es streckten oft recht Brutvögel der Insel Gottland. 291 alte, ehrwürdige Repräsentanten derselben ihre krausen Häupter über die Laubholzdecke hinaus. Diese Aeggen werden von dem Gottländer zur Weide und Heuwerbung benutzt. Sind sie auch leicht zu durchforschen, so sind’s aber aüch wieder die Moore, welche Schwierigkeiten bereiten. Diese, zum Theil den Wäldern, resp. Aeggen, zum Theil dem Ackerlande angränzenden, sehr häufig auch von denselben um- schlossenen, bald kleinen, bald sehr ausgedehnten, ja meilenlangen Flächen — ob feucht, ob trocken ist gleich — legen dem Or- nithologen oft die stärksten Fesseln an und können zeitweise den Geist desselben zur Verzweiflung bringen. Bei Untersuchung einzelner Theile derselben muss er in den feuchten durch die, auf Moder ruhende, hier und da mit Gras- kaupen bewachsene, nicht tragende Pflanzendecke; in dentrocken- gelegten durch die poröse Humusschicht zuweilen fusstief stunden- lang waten. Hier ist noch der sogenannten Träsken — zum Theil kleine, zum Theil grosse Wasserbecken, inmitten der Moore — Erwäh- nung zu thun. Noch andere Terrain-Schwierigkeiten bieten sich beim Hinab- und Hinaufsteigen, beim Durchklimmen der oft ziemlich hohen, steilen, scharfen, theils kahlen, theils mit Pinus silvestris- und P. Abies-Bäumen bewachsenen Strandklippen. Aber auch Schwierigkeiten anderer Art giebt’s genug. Der Ornithologe hat eine Träsk erreicht. Inmitten derselben liegen hier und dort, zum Theil feste, zum Theil von Juncaceen, Seirpeen, Caricineen und anderen Wasserpflanzen gebildete schwim- mende Inseln. Repräsentanten der Gattungen Larus;und Sterna schweben darüber hin, Fuligula eristata und Podiceps auritus schwim- men bei denselben umher. Da giebt’s Nester! — aber wo ein Kahn? Er schaut umher, er umsäumt die Träsk, aber ‚nirgends ist ein Kahn zu sehen. Er versucht durchzuwaten; aber vergebens, es:ist zu tief. So nahe dem Elysium und er kann’sfnicht erreichen. Er schaut sehnsüchtig noch eine Weile den seltenen, schönen, sich in Sicherheit wissenden und lustig dahinschwimmenden Vö-' geln nach und scheidet dann. Doch ein anderer Gedanke überkommt ihn noch. Er eilt zum 2L* 292 Ludwig Holtz: nächsten Dorfe und sucht sich mit grosser Mühe und vielen Kosten einen leichten, sehr flachgehenden Kahn zu verschaffen. Glückt’s ihm, ist es gut; aber Geld kostet’s und Zeit. Die Tantalusqualen eines auf Gottland herumstreifenden Or- nithologen! Dasselbe Schicksal trifft ihn oft in den Hafendörfern, wenn er zu den, vor denselben gelegenen Eilanden will, zu deren Be- such er die Erlaubniss der Besitzer haben muss. Da ist oft kein Kahn zu bekommmen, da stört ihn oft Wind und Wetter; da findet er oft kein Gasthaus vor. Gasthäuser, in welchen man zur Nacht bleiben kann, finden sich überhaupt sehr sparsam auf der ganzen Insel. Weitere Schwierigkeiten hat der nun gar zu überwinden, der der Landessprache nicht mächtig. Durch die hier aufgezählten Schwierigkeiten will ich aber durchaus den Ornithologen nicht abschrecken, die interessante Insel zu besuchen. Ich will sogleich auch das Mittel angeben, wodurch manche derselben — natürlich die des Terrains ausgenommen — zu heben sind. Bei meiner Ankunft in Wisby wurde ich durch meinen Schwa- ger, der seit kurzer Zeit auf Gottland wohnt, mit einem dortigen Kaufmann, Herrn A. Engbom, bekannt »gemacht. Derselbe spricht fertig die deutsche Sprache. Ich klagte demselben mein Leid, dass ich der schwedischen Sprache nicht mächtig sei, dass ich aber gerne die ganze Insel durchforschen wolle, und bat ihn um einen Plan. Wir heckten zusammen einen aus, und er gab mir Empfeh- lungsschreiben nach allen Hafenorten an dort wohnende Kauf- leute mit, welche theils deutsch sprachen, theils radebrachen; und auch an einige Besitzer der Inseln. | Kam ich in dem Orte an, übergab ich mein Schreiben, wurde sehr höflich und freundlich empfangen; und nach einer halben oder ganzen Stunde konnte ich nach meinem Privatnachtquartier gehen, was mir während der Zeit verschafft war. Ich muss sagen, dass mir immer ganz vorzügliche Quartiere mit guter Beköstigung angewiesen worden, wofür ich denen, welche mir dieselben verschafften, sowie den Inhabern noch dank- bar bin. Dem Herrn Kaufmann A, Engbom in Wisby aber bin ich be- Brutvögel der Insel Gottland. 295 sonders zum Dank verpflichtet, welchen ich hier demselben öffent- lich ausspreche. 0 | Denjenigen Ornithologen aber, welche Gottland bereisen wollen, empfehle ich denselben als einen sehr artigen, gefälligen, gemüth- lichen Mann, der allenthalben auf Gottland bekannt ist und die dortigen Verhältnisse ganz vorzüglich kennt. Ich publieire dies hier zum Nutzen der Ornithologen ; möge man nicht zürnen, wenn ich mich vielleicht zu lange damit auf- gehalten. Meine Beobachtungen nun erstrecken sich auf einen Zeitraum von zwei Monaten und zwar vom 6. Mai bis 6. Juli. Ich war während dieser Zeit, mit Ausnahme des nordöstlichen Theiles, der Insel Farö und einiger in der Nähe dieses Gebietes liegenden Eilande — welchen Theil ich während der Brutzeit nicht mehr bewältigen konnte — in und auf, im Norden, Westen, Sü- den, Osten und im Inneren der Insel belegenen Wäldern und Mooren. Ferner besuchte ich folgeude 15, in der Nähe Gottlands be- legene, kleinere und grössere Eilande: a. im Westen: Westergarnsholm, Lilla und Stora Karlsö; b. im Süden: Heligholm; c. im Osten: Ytterholmen mit den beiden Kagen vor Ronehamn, die Lans Holmar-Gruppe mit dem Storholm, Gräsholm, Skarp- holm vor dem Hafenorte Ljugarn, feruer Oestergarnsholm und Asund, Carlstens-Fästning, Grundet, Maigö und Slitehamn. 1. Haliaötus albieilla Bp. Im Norden der Insel einige Male, sowie auch auf der Insel St. Karlsö einmal bemerkt; hier oberhalb der Insel wegziehend, dem 1 Meile entfernten Festlande zusteuernd, von Möven verfolgt. Am 12. und 15. Mai im Norden zwei Horste gefunden, — der eine seines Inhalts entledigt, der andere nicht belegt. Beide stan- den auf P. silvestris-Bäumen, in einer Höhe von 40 und 60 Fuss, in der Stammgabel. i ‚Der Adler streicht gerne am Strande entlang. Aquila fulva Meyer & Wolf. Als Brutvogel — Naumannia, Jahrg. 1853, pag. 83 — von H. D. J. Wallengren angegeben, in keinem Exemplare bemerkt. Pandion Haliaetus Ouv. ' Desgleichen, wie bei Aquila Julva. 294 Ludwig Holtz: Astur palumbarius Bechst. Als Brutvogel und „gemein“ — Naumannia, Jahrgang 1853, pag. 83 — von H.D. J. Wallengren angeführt, in keinem Exem- plare beobachtet. 2. Nisus communis Boie. Vielfach beobachtet, aber keinen Horst gefunden. 3. Cerchneis tinnuncula Boie. Einige Male beobachtet. Gerne horstend auf den Vorsprün- gen der steilen Strandklippen. 4. Falco peregrinus Gmel. Zweimal bemerkt. Am 8. Juni sah ich ein einzelnes Exem- plar auf dem vom Festlande ca. 4 Meile entfernten, baum- und strauchlosen Gräsholm, am 6. Juni bei Hoburg, der Südspitze Gottlands, ein Pärchen. Dasselbe hatte auf einem Vorsprunge der steilen Felswand des Vorgebirges, in 60—70 Fuss Höhe vom Fusse, und in einer Tiefe von wohl eben so viel Fuss, von dem Scheitel an gerechnet, gedeckt von überhängenden Felsen, seinen Horst angelegt. Es waren in demselben Junge, und kreiseten die Alten in grosser Höhe und ängstlich schreiend, oberhalb des Horstes umher. Ein unter dem Horste liegendes, etwas zertrümmertes aber noch zum Messen sich eignendes Ei, hatte 53 Mm. Länge und 41 Mm. Breite. Es ist anzunehmen, dass es die — Naumannia, Jahrgang 1858, pag. 111 ete. — von W. Mewes schon angeführte Horststelle ist. Ein zweiter Horst wurde, in der Hälfte des Juni, gleichfalls in den Strandklippen der Insel St. Karlsö gefunden. Er enthielt einen jungen Vogel und 2 Eier mit zum Auskrie- chen reifen Embryonen. 9. Milvus regalıs Briss. Sollte Mitte April schon angekommen sein. Von mir nur zwei Mal in einzelnen Exemplaren beobachtet. Keinen Horst gefunden.*) *) Man wundert sich gewiss über die geringe Anzahl der von mir beob- achteten Raubvögel. Wenn ich auch glaube, Falco aesalon Gmel. und Falco subbuteo Lin. gesehen zu haben, so musste ich dieselben doch hier fortlassen, weil ich es nicht mit Gewissheit behaupten kann. Ich habe auch wenig alte Raubvögelhorste gefunden. Diese beideu Facta veranlassen mich zu der Be- hauptung: dass auf der Insel Gottland die Raubvögel als Brut- vögel spärlicher auftreten, als man nach der Beschaffenheit des Lardes vermuthen sollte. Es giebt aber auch einen triftigen Grund da- für. Nach dem alten schwedischen Jagdgesetze wurden nämlich für jeden Raub- Brutvögel der Insel Gottland. 295 6. Caprimulgus europaeus Lin. In grosser Anzahl auf der Insel. Sehr zeitig am Abende . schon fliegend und schnurrend. Zwei Exemplare auf den Kagen, zwei sehr kleinen, nördlich von Ytterholm und eirca 3 deutsche Meile vom Festlande belegenen, baum- und strauchlosen Eilanden, am 4. Juni bemerkt. Er hält sich am Abende gern auf den durch Waldungen führenden Landstrassen auf, wo er aus den dort liegen- den Pferdedunghaufen seine Nahrung sucht. Ein geschossenes Z hatte drei grosse Exemplare des gemeinen Rosskäfers im Magen. 7. Cypselus apus 11. In einzelnen Paaren sowohl wie kolonienweise über die ganze Insel verbreitet. Er nistet theils in den Kirchthürmen, theils in den Ruinen und der alten Stadtmauer Wisbys, auch in den Wäl- dern, sowie in den an oder auf den Häfen stehenden Bäumen. Er benutzt dazu die Löcher verkrüppelter Bäume, auch die in den letzteren vielfach angebrachten Staarkästen, welche er dann zu bewohnen anfängt, wenn dieselben von den Jungen der Staare verlassen sind. Es wird ihm oft sehr schwer, in die kleine Oeff- nung der Staarkästen hineinzuschlüpfen, und habe ich ihn zuweilen zehnmal und darüber dasselbe fehlen sehen. Die Baumaterialien eines am 13. Juni in einem Astloche auf- gefundenen Nestes bestanden aus Baumbast und Holzfasern. Der Vogel sass so fest, daas er erst, nachdem viele Axt- hiebe am Loche gethan waren, aus demselben entfloh. Auf einem zweiten, in einem Staarkasten befindlichen, am 23. Juni Abends untersuchten Neste wurden beide Vögel auf dem- selben ergriffen. Die Löcher, welche hier die Segler zum Nestbau benutzen, befinden sich in einer Höhe von 6 bis 25 Fuss und darüber. Maass- und Gewichtsbestimmungen. 1. Gelege, 2 Eier, klar. Länge: Durchschnitt 23 Mm., Mi- vogel Staatsprämien bezahlt. Nach dem vielleicht 2 Jahre bestehenden neuen ist nun freillch, wie mir der Conservator des Stockholmer Reichsmuseums, Herr W. Mewes, gesagt, ein Unterschied zwischen schädlichen und nützlichen Raub- vögeln gemacht, und werden, wenn ich nicht irre, für die schädlichen nur noch Staatsprämien gezahlt. Wie lange aber dauert’s, dass ein neues Gesetz erst ins Fleisch und Blut des Volkes übergeht, und nun gar erst beim Gottländer, der eine freiere Stellung beansprucht als der Nationalschwede! Es wurde mir. übrigens erzählt, dass in der Zugzeit viele Raubvögel auf der Insel ge- sehen werden. 296 | Ludwig Holtz: nimail = Maximal 23 Mm. Breite: Durchschnitt 15 Mm., Mi- .nimal — Maximal 15 Mm. | Gewicht gefüllt: Durchschnitt 51 Gran, Minimal 50 Gr., Maximal 52 Gr.; entleert: Durchschnitt 3% Gr., Minimal 3$ Gr.. Maximal 33 Gr. 2. Gelege, 1 Ei, klar. Länge: 24 Mm., Breite: 15 Mm. Gewicht gefüllt: 57 Gr., entleert: 4 Gr. 8. Hirundo urbica Lin. Gesellschaftlich bauend an den Wänden der am Meere be- findlichen steilen Kalksteinfelsen, in Höhe von 10 bis 50 Fuss vom Fusse derselben. So bei Hästingsklint im Norden, Hoburg im Süden und auf Lilla Karlsö. 9. Hirundo rustica Lin. Nicht so häufig wie in Pommern. Hirundo riparia Lin. Nicht bemerkt. 10. Ruticilla phoenicura Bp. Nur in wenigen Paaren beobachtet. ll. Luscinia philomela Brehm. | Wie — Naumannia, Jahrg. 1858, pag. 114 und 115 — von W. Mewes nur im Oeja Socken (Kirchspiel) im Süden der Insel vorkommend angegeben, auch vur dort von mir am 5., 6. u. 7. Juni gehört. 12. Dandalus rubecula Boie. Hier und dort bemerkt, aber nicht häufig. 13. Merula vulgaris Bp. Sehr häufig beobachtet in den Wäldern, wo sie mich oft durch ihren wohlbekannten schrillen Warnruf geärgert hat, den sie bei meinem Nahen den Vögeln der Umgegend zukommen liess. Die Schwarzamsel ist auch hier ebenso schlau wie in Neu- Vorpommern. Sie bewohnt gerne die hier und da durchbrochenen Kiefern- schonungen. 14. Turdus viscivorus Lin. Auf drei oder vier Stellen nur ein einzelnes Pärchen beob- achtet, dessen Warnruf vermuthen liess, dass das Nest in der Nähe. Nur ein Nest gefunden, welches am 24. Mai vier grosse fast flügge Junge enthielt. Brutvögel der Insel Gottland. 20 Die Alten verriethen den Nistplatz, indem sie, von Zeit zu Zeit einen leise schnarrenden Ton ausstossend, in der Gegend ängstlich umherflogen. Es wurde nach vielem Suchen endlich in dem Gipfel eines Jungen Pinus Abies-Baumes entdeckt, in einer Höhe von ca. 40 Fuss. Es sass so auf der Spitze, dass der Gipfel sich überzubiegen drohete, als mein Steiger das Nest erfassen wollte. Die von dem Vogel ringsum das Nest geflochtenen Lichenen (Usnea barbata), welche massenhaft die Bäume hier bewohnen, verbergen es leicht dem menschlichen Auge. Diese Lichenen geben den Aussenseiten des Nestes ein weiss- lichgraues Ansehen. Die Maasse des Nestes sind folgende. Unregelmässiger Bau. Innere Weite: 100 und 120 Mm. Innere Tiefe: 70 Mm. Aeussere Weite: 170 und 180 Mm. Aeussere Tiefe: 100 Mm. Aeusserster Nestumfang oben beim Rande: 570 Mm. Die Misteldrossel ist auch hier scheu. Das beim Neste erlegte Q zeigt ein viel fahleres Kleid als diejenigen, welche ich früher hier, in Neu-Vorpommern, geschossen. Wie auch schon — ne, Jahrgang 1853, pag. 86 — H. D. J. Wallengren angegeben, eh der Vogel auch jetzt „nicht gemein‘ zu sein. Turdus ilacus Lin. Obgleich die Weindrossel — Naumannia, Jahrg. 1853, p. 86 — von H. D. J. Wallengren als „heckend“ und „gemein“ angeführt ist, so ist es mir dennoch nicht gelungen, trotz sehr eifrigen For- schens nach dieser Drossel während meines zweimonatlichen Auf- enthalts auch nur einen Vogel oder ein Nest desselben zu ent- decken. Sollte sie ihre Brutplätze hier aufgegeben haben? 15. Turdus musicus Lin. Die Singdrossel bewohnt hier gerne das lichte, steinige Wald- terrain, in welchem grosse und kleine Pinus silvestris- und Pinus Abies-Bäume mit einander abwechseln und hier und da mit Juni- perus communis bewachsene Waldblössen umgeben. Nestbäume: theils kleine Pinus silvestris- und Pinus Abies- Bäumchen, theils Juniperus communis-Sträucher. Neststellung: Stammgabel und Nebenzweig. Neststandshöhe: gewöhnlich von nur 14 bis 3 Fuss, zu- weilen etwas darüber. 298 Ludwig Holtz: Brutzeit: Anfangs Mai. Maass- und Gewichtsbestimmungen der Eier sind bei Länge, Breite und entleertem Gewichte von 3 Gelegen zu je 4, 5, 5 Eiern, bei gefülltem Gewichte nur von 2 Gelegen zu je 4 und 5 Eiern genommen, da das dritte Gelege sehr stark angebrütet, hier nicht in Betracht gezogen werden durfte. 14 Eier. Länge: Durchschnitt 26 Mm., Minimal 24 Mm., Maximal 28 Mm. Breite: Durchschnitt 20 Mm., Minimal = Maximal 20 Mm. Gewicht entleert: Durchschnitt 54 Gr., Minimal 5 Gr., Maximal 6% Gr. 9 Eier. Gewicht gefüllt: Durchschnitt 1 Quentchen 37 Gr., Minimal 1 Q. 33 Gr., Maximal 1 Q. 44 Gr. ‚ x Die Singdrossel ist gerade nicht scheu zu nennen. Ein beim Neste geschossenes 2 zeigte ebenso, wie bei Turdus viscivorus, ein viel fahleres Kleid wie diejenigen, welche ich hier, in Neu-Vorpommern, erlegt. ? 16. Turdus pilaris Lin. Die Wachholderdrossel ist ein über die ganze Insel verbrei- teter Brutvogel. Sie nistet gewöhnlich in Kolonien von 6, 8, 10 Paaren, zu- weilen aber auch einzeln. Die Nistplätze befinden sich fast immer an den Säumen grösserer Wälder, Aeggen oder kleiner Feldholzungen, an öffent- lichen Wegen, in der Nähe von Dörfern und einzelnen Häusern, ja, oft ganz nahe denselben. Die einzelnen Pärchen halten sich etwas zurückgezogener. Auf diesen Plätzen benutzen die Wachholderdrosseln gewöhn- lich die vielleicht 10, 20, 30 Fuss und darüber von einander ent- fernt stehenden Pinus silvestris-Bäume zum Aufstellen ihrer Nester, zuweilen aber auch Quercus, Betula, Fraxinus, Pinus Abies, ja ich habe sogar in einem Crataegus-Strauche ein Nest gefunden. Neststellung: ziemlich gleichmässig vertheilt zwischen der Stammgabel und den einige Fuss vom Hauptstamme entfernten Nebenzweigen. Neststandshöhe: zwischen 2 bis 60 Fuss, und zwar 2, 4, 6, 8, 10, 15, 20, 30, 50, 55, 60 Fuss; der erste ein gewiss sehr niedriger Standort; doch hat ihn schon Schrader — Journ. f. Orn., Jahrg. 1853, Heft IV, pag. 250 — noch niedriger angegeben. Als besondere Ausnahmen müssen nun wohl gelten die 2 Fuss 4 Brutvögel der Insel Gottland. 299 hoch in einem Crataegus-Strauche und 4 Fuss hoch in einem jungen ca. 6 Fuss hohen Pinus Abies-Bäumchen gestellten Nester zweier einzelner Pärchen. In Betreff der Höhe gleichfalls die in einer Höhe von 50 bis 60 Fuss, auf vom Hauptstamme 6 bis 8 Fuss entfernten Neben- zweigen von P. silvestris-Bäumen stehenden Nester einer Kolonie von 6 bis 8 Paaren. Diese befand sich in den hohen Bäumen eines vorspringenden Waldwinkels, ganz nahe einem grossen Dorfe. Die so weit vom Hauptstamme entfernten, auf den schwanken Nebenzweigen stehenden Nester waren gar nicht zu erreichen, bis auf eines, dessen mein Steiger nur mit der grössten Mühe hab- haft werden konnte. Die Nähe des Dorfes mochte vielleicht die Wachholderdros- seln bewogen haben, so schwer erreichbare Nesterstände zu wäh- len; möglicher Weise mochte aber auch ein Paar einen solchen 'Nesterstand ohne alle Absicht gewählt haben und diesem dann von den übrigen Paaren gefolst sein. Eigenthümlich ist es, dass die Nesterstände in einer und derselben Kolonie fast ziemlich gleiche, wenigstens an- nähernde Höhe haben. Möglich wäre es, dass diese Erscheinung durch das gleiche Alter der Bäume und die daraus leicht sich ergebende ziemlich gleichmässige, für Nesterstände dieser Drosseln sich möglicher Weise gut eignende Verästelung und Verzweigung bedingt würde. Das könnte aber nur für Bestände, von gleichen Holzarten be- wachsen, gelten. Aber auch in einem von Pinus silvestris und Pinus Abies, Quercus, Betula und anderen gemischtem Bestande habe ich be- merkt, dass auf den drei zuerst genannten, im Wachsthume so verschiedenen Baumarten, die Nester in sehr annähernder Höhe, nämlich 6, 8, 10 Fuss standen. Hieraus, verbunden mit jenen obigen allgemeinen Beobach- tungen, geht für mich die feste Ansicht hervor, dass die gleich hohen, resp. wenigstens annähernd gleich hohen Nester- stände der Wachholderdrossel nicht vom Zufall her- rühen, sondern der Eigenthümlichkeit derselben zuzuschreiben sind. Zu der Wahl der Nistplätze „in der Nähe menschlicher Wohnungen, kleiner Feldhölzer, öffentlicher Strassen“ mag die Wachholderdrossel wohl bewogen werden durch die an- 300 Ludwig Holtz: gränzenden, urbargemachten Flächen, wo sie sich aus dem dahin gebrachten und hier und da verloren gegangenem Dunge ihre Nah- rung theilweise aufliest. Als Brutvogel hat sie auch hier, wie bisher beobachtet, ihre Scheuheit abgelegt. Dass man den Drosseln hier gar nicht nachstellt, trägt ge- wiss viel dazu bei. Kommt man in die Nähe des Nistplatzes, so fliegen die Dros- seln unruhig hin und her, hin und wieder einen quitschenden Warnruf austheilend. Kommen Raubvögel oder auch Krähen dem Nistrevier nahe, sind sie gleich zum Verfolgen bereit und verfolgen den Stören- fried, bei ihm von Zeit zu Zeit nahe vorbeischiessend, nachdrück- lich eine ganze Strecke, bis er dem Revier ferne ist, worauf sie sich zu ihren Nestern wieder zurückbegeben. Die Wachholderdrossel sitzt sehr fest auf ihrem Neste und verlässt es gewöhnlich erst, wenn man demselben ganz nahe. Brutzeit: April, Mai. Ich fand am 24. Mai in einer Kolonie übrigens Nester mit klei- nen und ziemlich grossen Jungen, mit Eiern, ja, Nester, welche gerade meist fertig geworden, zum Belegen bereit waren. Am 7. Juni schon wurde mit grosser Mühe von mir eine völlig flügge Wachholderdrossel ergriffen. Es geht daraus hervor, das die Brutzeit dieser Drossel eine ziemlich uneingeschränkte ist. Nestbau. Was den Hauptcharakter des Nestes anbelangt, unter anderem auch das Glattschmieren der inneren Nesterwände, sowie die Erscheinung, dass bei frischbelegten, resp. mit kleinen Jungen besetzten Nestern, sich eine gute, hingegen bei Nestern, welche die Jungen verlassen haben, sich gewöhnlich gar keine Seitenausfütterung zeigt, so stimme ich den von Alexander v. Homeyer in seinem trefflichen Aufsatze über Turdus pilaris — Journ. f. Orn., Jahrg. 1864, Heft IV, p. 289 etc. — entwickelten Ansichten bis auf eine vollkommen bei. Diese betrifft den Seitenbau des Nestes. Während Freund Alexander v. Homeyer der Ansicht ist, dass die Drossel beim Aufbau der Seitenwände sich des feuchten Lehms zum Verschmieren nur dann erst bedient, nach- dem sie vorher einen Theil der Seitenwände von vegetabili- schen Stoffen aufgebauet, so bin ich der Meinung, dass sie f Brutvögel der Insel Gottland. 301 beide Stoffe, aufeinander legend, wechselsweise ver- bauet. Nur durch eine solche Manipulation kann, meiner Meinung nach, ein so fester Bau hervorgebracht werden, wie er sich eben bei den Seitenwänden zeigt. Während seiner neulichen Anwesenheit bei mir sprach Alex. v. Homeyer bei Besichtigung einiger von mir von Gottland mit- gebrachter Nester die Ansicht aus, dass, verglichen mit den von ihm untersuchten schlesischen Nestern, die Nestwandungen jener compacter, die Ausfütterung reichhaltiger sei, das Nest also wär- mer, der nördlichen Lage entsprechend. Die Nester sind gewöhnlich rund, mit, seltenen Ausnahmen, wo die unregelmässige Form durch Zweige bedingt ist, zwischen welchen sie erbauet. Ein von mir untersuchtes Nest war auf dem noch Eierschale enthaltenden Grundbau eines anderen aufgeführt. Die Maasse von 5 Nestern sind in folgender Tabelle ent- halten, von welchen die ersten 4 mit Eiern belegt waren, während aus dem 9. die Jungen ausgeflogen. Die 4 ersten von regelmässi- gem, das 5. von unregelmässigem Bau. [4 No. Innere Aeussere Aus der Mitte. der Nest- Nest- d. Nestes gem. Nester.| Weite. | Tiefe. Weite. | Tiefe. ! Nestumfang. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. i 100 60 . 160 120 500 2 90 0 140 100 . 480 3 - 100 60 150 110 480 4 100 79 190 110 460 h) 100 |. 50 140 100 . 900 120 160 Maass- und Gewichtsbestimmungen der Bier betref- fend, so sind dieselben bei Länge, Breite und entleertem Ge- wichie von 7 Gelegen mit je 4, 1, 5, 4, 5, 5, !, bei gefülltem Gewichte von 6 Gelegen mit je 4, 1, 5. 4, 5, 5 Eiern genommen. 25 Eier, klar. Läuge: Durchschnitt 28 Mm., Miniinal 25 Mm., Maximal 30 Mm. Breite: Durchschn. 20 Mm., Minimal 19 Mm., Maximal 2! Mm. 302 Ludwig Holtz: Gewicht, entleert: Durchschnitt 533 Gr., Minimal 53 Gr., Maximal 7$ Gr. 24 Eier, klar. Gewicht, gefüllt: Durchschnitt 1 Q. 42 Gr., Minimal 1 Q. 29 Gr., Maximal 2 Q. 2 Gr. In dem einen Gelege war noch ein 6. Ei, was aber seiner abnormen Grösse wegen nicht zur Berechnung gestellt worden ist. Grösse desselben: Länge 33 Mm. Breite 23 Mm. Gewicht, gefüllt 2 Q. 23 Gr., entleert 7$ Gr. 17. Vitiflora oenanthe Boie. Den graurückigen Steinschmätzer kann man als Charakter- vogel der Insel mit vollem Rechte betrachten. Er hält sich nicht allein auf den inmitten der Felder und in der Nähe der Höfe sich befindenden zusammengeworfenen Stein- haufen auf, sondern auch am Meeresstrande und auf den lichten Waldblössen, wo der Kalkstein zu Tage tretend, hier und dort Spalten gebildet hat. Ebenso findet man ihn auch auf den kleinen, niedrigen, die Insel Gottland umgebenden Eilanden, wo nur irgend Stein oder Fels sich darbieten, und ebenso auch auf den hohen Plateau’s der Felseninseln Lilla und Stora Karlsö. Auf den beiden letzten Inseln aber lebt er in geringerer Anzahl. | Nistplatz: Steinmauern, Steinhaufen, Felsenspalten. Nest: Grundbaumaterial — grobe. Wurzeln; weiteres Rohbaumaterial * feinere Wurzeln und Halme; Ausfüt- terungsmaterial — Wolle. Nestmaasse: Weite, innere 70 Mm., äussere 140 Mm. Tiefe, innere 30 Mm., äussere 60 Mm. Brutzeit: Anfangs Juni. Eierzahl: 6—7. Maassbestimmungen von 3 Eiern eines Geleges. Länge: Durchschn. 203 Mm., Minimal 20 Mm., Maximal 21 Mm. Breite: Durchschnitt 15 Mm., Minimal = Maximal 15 Mm. Keine Gewichtsbestimmungen gemacht, da die Eier sehr stark angebrütet. | 18. Saxicola rubetra Bechst. Wenn auch gerade nicht selten, so ist der braunkehlige Wiesenschmätzer doch lange nicht so vielfach vertreten, wie der vorige. Sein Aufenthaltsort ist das mit niedrigen Sträuchern, als Juniperus communis und Salieineen, sowie jungen Repräsentanten Brutvögel der Insel Gottland. 305 der Coniferen, Betulineen und verkrüppelten Frazinus-Bäumchen bewachsene, den Mooren angränzende, theils trockene, theils feuchte Wald- und Aeggenterrain. Hier auf dem Rasen, in einer kleinen Vertiefung unter den Zweigen eines kleinen Strauches, oder an dem Stamme irgend eines Baumes stellt er sehr verborgen sein Nest auf. Der Vogel ist beim Brutgeschäft sehr still. Er ist ziemlich scheu, verlässt gestört schon sehr zeitig das Nest und fliegt auf die Zweige der umliegenden Bäume, wo er, gewöhnlich lautlos, das Treiben des Störenfrieds betrachtet. Das Nestbaumaterial zum Rohbau besteht aus Graswurzeln, zur Ausfütterung aus feinen Grashalmen. Nestmaasse: Weite, innere 50 Mm., äussere 110 Mm.; Tiefe, innere 30 Mm,, äussere 60 Mm. Brutzeit: Mitte Juni. Eierzahl: 6—7. Maass- und Gewichtsbestimmungen von 7 Eiern eines Geleges. Länge: Durchschn. 184 Mm., Minimal 18 Mm., Maximal 19 Mm. Breite: Durchschnitt 14 Mm., Minimal = Maximal 14 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschnitt 31 Gr., Minimal 294 Gr., Maximal 33 Gr. Gewicht, entleert: Durchschnitt 2 Gr., Minimal 1% Gr., Maximal 24 Gr. - 19. Phyllopneuste trochilus Meyer. Am 26. Mai schoss ich ein Exemplar des Fitislaubsängers auf dem baum- und strauchlosen Eilande Maigö, ca. 1 deutsche Meile von Slitehamn entfernt. Das Vögelchen war sehr lebhaft. Aufgescheucht flog es eine geringe Strecke weiter und setzte sich auf Steine, welche aus dem kurzrasigen Terrain ein wenig hervorguckten, wo es dann lustig zu singen begann. Es war wohl auf dem Zuge begriffen und hatte seinen Ruhe- punkt hier genommen. Er liebt dasselbe Terrain wie der vorige. 20. Troglodytes parvulus Koch. Am $. Mai zuerst bemerkt; auf der Insel nur sehr spärlich vorkommend. Regulus cristatus Koch. Von H.D. J. Walilengren — Naumannia, Jahrg. 1853, p. S6 — als „nistend‘“ und „gemein“ aufgeführt, von mir nicht beobachtet. 304 Ludwig Holtz: Brutvögel der Insel Gottland. 21. Motacilla alba Lin. Am 7. Mai zuerst bemerkt. Ziemlich häufig auf der Insel. 22. Budytes flavus Cuv. Am 7. Mai zuerst bemerkt, sollte schon, wie man mir er- zählte, Mitte April angekommen sein. Am 18. Mai einen Flug von ca. 20 Stück auf der Westküste der Insel bemerkt. Obgleich sehr genau mit dem Fernrohr beobachtet, doch in der Färbung des Kopfes keine Unterschiede bemerkt. Späterhin ist mir die gelbe Schafstelze gerade nicht sehr oft zu Gesichte gekommen. 23. Anthus rupestris Nils. Nur auf Lilla und Stora Karlsö je ein Pärchen beobachtet. Die Vögel hielten sich zwischen den in der Nähe des Stran- des liegenden kleinen und grossen Felsblöcken auf und waren sehr scheu. In ziemlicher Entfernung vom Herannahenden ergriffen sie schon, einen hellen Warnruf ausstossend, die Flucht, flogen zu einem anderen Eelsstücke und lugten, behutsam den Körper immer gedeckt haltend, neugierig mit langvorgestreckten Hälsen hinter demselben hervor. 24. Anthus arboreus Bechst. Am 22. Juni ein Gelege des Baumpiepers gefunden mit 6 klaren Eiern, von welchen eines nach Alöxander v. Homeyer und meiner Meinung ein Kuckuksei, von Herrn Grafen v. Redern zu Breslau aber nicht für ein solches anerkannt. Nistplatz: Lichtes, mit kleinen Sträuchern und einigen jun- gen Bäumchen bewachsenes Aeggenterrain, am Moore gelegen. Nesthaumaterial: zum Rohbau — Wurzeln und Halme; zur Ausfütterung — feinere Halme. Nestmaasse: Weite, innere 60 Mm., äussere 120 Mm.; Tiefe, innere 30 Mm., äussere 60 Mm. Maass- u. Gewichtsbestimmungen vonöBiern des Geleges. Länge: Durchschn. 20% Mm., Minim. 20 Mm., Maxim. 21 Mm. Breite: Durchschn. 15 Mm., Minimal = Maximal 15 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 43 Gr., Min. 41 Gr., Max. 45 Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 2$ Gr., Min. = Maxim. 28 Gr. Das streitige Kuckuksei ist ganz unberücksichtigt geblieben. (Schluss folgt.) Cabanis: Neue od. weniger bekannte exotische Vögel. 305 Ueber neue oder weniger bekannte exotische Vögel. Vom Herausgeber. (Schluss; s. S. 331—335.) Thraupis s. Tanagra sayaca Lin. Die echte sayaca Lin. wird immer noch nicht richtig gedeutet und vielfach mit eyanoptera confundirt, obgleich ich schon im Jahre 1850 (Mus. Hein. I. p. 28, 29) die Synonymie beider Arten ge- sichtet habe. So finden wir beide (sayaca und cyanoptera) vom Prinzen Max von Neuwied, Beitr. III. p. 484, unter dem Namen sayaca zusammengefasste Arten, später von Burmeister, Thiere Bras. III, p. 176, wiedergegeben, während Sclater diese Arten unter dem Namen cyanoptera zusammenfasst. Beide kommen nebeneinander vor und haben anscheinend denselben Verbreitungsbezirk, vielleicht mit dem Unterschiede, dass sayaca in den nördlicheren, cyanoptera dagegen in den süd- lieheren Strichen häufiger angetroffen wird. T. sayaca erreicht nie die hohe Ausfärbung wie cyanoptera, und da die Jugendkleider beider sehr ähnlich sind, so hat man sayaca für eine unausgefärbte cyanoptera genommen. Wir finden daher immer cyanoptera als den alten Vogel beschrieben und sayaca als Alters- oder Geschlechts- unterschied betrachtet. Die echte T. sayaca Linne’s basirt auf dem Sayacu Marcgraf’s. Brisson hat den Vogel selbst nicht gesehen, seine Tanagra bra- siliensis varıa, Orn. Ill, p. 18, welche also auch nur auf Marcgraf beruhen kann, charakterisirt den Vogel ganz kenntlich; hierzu kommt, dass sayaca in Brasilien die gemeinste Art der Gattung ist. Sie ist die einförmigst gefärbte Art der Gruppe und zwar örherrschend grau, wie Brisson sie beschreibt, an der Oberseite dunkler, an der Unterseite heller, die Bauchmitte ins Weissliche ziehend, die Weichen kaum merklich grün angehaucht; nur der ganze Rücken mit den oberen Schwanzdecken, die Flügel und der Schwanz sind meergrün angeflogen; die kleinen Flügeldecken sind kaum etwas lebhafter grün als die Ränder der Schwung- und Steuerfedern, wodurch der ganze Flügel eine ziemlich einför- mige Färbung aufweist, während bei den anderen Arten das leb- hafte Blau, Weiss oder Violett der kleinen Flügeldecken eine ab- Journ, f. Ornith,, XIV. Jahrg., Nr. 83, September 1866. 22 & 306 - J. Cabanis: Neue oder stechende Zierde bildet. Die von Swainson, Birds Brazil tab. 41, abgebildete coelestis stellt den alten ausgefärbten V ogel dar, wie ich ihn in vielen Exemplaren kennen gelernt habe. Die Annahme, dass derselbe eine cyanoptera im unfertigen Kleide sein könne, wird schon durch den grossen Unterschied in der Schnabelform entschieden widerlegt. Vergleicht man die Schnäbel beider Arten, so muss man auf den ersten Blick finden, dass sayaca den typischen, längern, seitlich zusammengedrückten Schnabel mit den andern Arten gemein hat, während 7. cyanoptera durch kürzeren, breiteren, dickeren, mithin nicht gestreckten Schna- bel auffallend nicht bloss von sayaca, sondern von allen ähn- lichen Arten abweicht. Bei T. cyanoptera ist die gauze Oberseite von der Stirn an meergrün angeflogen, ebenso die Unterseite von der Brust an; die Ränder der Schwingen sind lebhafter und etwas in’s Bläuliche ‚ziehend gerandet, die kleinen Flügeldecken lebhaft glänzend blau gefärbt; nur die Kehle und die Mitte des Bauchs sind grau. Gen. Amaurospiza Cab. Zu der in diesem Journal, Jahrg. 1861, S. 3, beschriebenen A. concolor von Costa Rica, kommen noch 2 andere, zu obiger Gattung zu stellende Arten hinzu: 1. A. coerulatra n. sp. Mit stark entwickeltem, kurzem, an der Basis sehr breitem, in seinem Verlaufe schnell verengtem, zu- gespitztem Schnabel. Die Bildung des Unterschnabels ist an- nähernd die von Oryzoborus, wogegen der Oberschnabel mehr an Volatinia und Oyanospiza erinnert. Die Gesammtfärbung ist schwärz- lich mit dunkelbläulichem Anfluge des kleinen Gefieders. Gesicht, Kehle und Brust sind schwarz, ebenso die Mittellinie des Bauchs und die unteren Schwanzdecken, letztere jedoch schon, mehr gleich der Oberseite und den Seiten des Bauchs, bläulich angeflogen. Die kleinen Flügeldecken sind lebhafter bläulich gefärbt als die an- dern mit bläulichem Anfluge versehenen Körpertheile.. Schwanz schwärzlich; Schnabel und Füsse dunkelbraun. Die Art ist bedeutend grösser als concolor und mithin die grösste der bis jetzt bekannten Arten der Gattung. Ganze Länge eirca 5°; Flügel 2” 5; Schwanz 2” 4“; Lauf 5%, Das hier beschriebene Exemplar scheint ein altes Männchen zu sein. Es stammt von Rio in Brasilien und befindet sich im Museum zu Zürich. weniger bekannte exotische Vögel. 307 72, A. unicolor. — Oryzoborus umicolor (Licht.) Burmeister, Thiere Brasiliens II, S. 340. Diese zuerst von Lichtenstein be- nannte, von Burmeister als nicht zu Sporophila passend erkannte und als Oryzoborus kurz beschriebene brasilische Art, findet ihre definitive Stellung besser hier bei Amaurospiza, deren Arten sich durch düstere Färbung kennzeichnen. Die Gesammtfärbung dieser Art ist schwarzbraun, etwas ins Olivenfarbene ziehend. Der alte Vogel zeigt, gleich der vorigen Art, an der Vorderseite, nament- lich an der Kehle und Brust, eine ins Schwarze ziehende Fär- bung, wahrscheinlich als höhere Ausfärbung und Unterschied des Männchens. — —+Synallaxis poliophrys n. sp. S. simillima rujicapillae sed differt fronte anguste olivaceo, plumarum apieibus vix rufescente indutis; striga supereiliari ei- nerea; loris macula albescente instructis; gutture albo nigroque variegata, plumis singulis nigris albo terminatis. Cayana. Lichtenstein hat (Doubl. p. 42) die ähnliche Art von Cayenne als jüngeren Vogel zu seiner Sphenura ruficeps = Synallasxis ruf- capilla Vieill. betrachtet, indem er in der Diagnose sagt: „Juniores gutture nigro albo-punetato, medio ventre albicante.“ Das so als Sphenura ruficeps Licht. junior bezeichnete Exemplar von Cayenne unterscheidet sich von den brasilischen Exemplaren nicht nur durch etwas geringere Grösse, sondern auch durch Abweichungen in der Färbung, welche einen specifischen Unterschied begründen. Bei der brasilischen rwicapilla ist die Stirn gleich der ganzen Haube braunroth, während der Vogel von Cayenne die Stirn oliven- braun hat und nur einige Spitzen der Federn kaum merklich braun- roth gefärbt sind; der Strich übers Auge, welcher bei ruficapilla, namentlich hinter dem Auge schr markirt rostgelb gefärbt er- scheint, ist hier grau; vor dem Auge, an der Zügelgegend, zeigt poliophrys einen deutlichen weisslichen Fleck; die ganze Kehle ist bei poliophrys am Grunde schwarz gefärbt, mit weissen Spitzen der einzelnen Federn, am Kinn und dem oberen Theile der Kehle ist das Weiss, am unteren Theile dagegen die schwarze Färbung vorwiegend, während bei »wjicapilla die ganze Kehle weiss, mit feinen verloschenen grauen Stricheln erscheint. Die übrige Unter- seite ist heller als bei rwficapilla; im Webrigen sind beide roth- schwänzige Arten ziemlich gleich gefärbt. — Calandritis ruficeps. Alauda ruficeps Rüpp. Neue Wirbelth. Abyss. Taf. 38, Fig. 1. — 22° 308 J. Cabanis: Neue oder Megalophonus ruficeps Rüpp. Syst. Uebers. S. 79, no. 311. — Bonap. Consp. p. 243, no. 5. — Heuglin, Syst. Uebers. S. 44, no. 447. Es ist auffallend, dass diese abyssinische Art bisher von allen Beobachtern zu Megalophonus gestellt worden ist, während ihr die 1. kurze Schwinge gänglich fehlt und sie daher in die von mir (Mus. Hein. I, 1851) gebildete Unterfamilie der Calandritinae ge- hört. Das Uebersehen dieses wichtigen systematischen Charakters ist um so auffälliger, da der abyssinische Vogel die grösste Aehn- lichkeit mit der südafrikanischen Calandritis (Calandrella!) cinerea (Gm.) hat und in gewissem Sinne nur als cisaequatoriale Abart von dieser zu betrachten wäre. Sieist kleiner als cinerea, und hat, wie schon Rüppell’s Abbildung kenntlich zeigt, die ganze Brust mehr oder weniger rothbraun gefärbt, während cinerea nur an den Seiten der Brust einen so gefärbten grossen Fleck hat und auch im Uebrigen an der Unterseite vorherrschender weiss gefärbt ist. Bei der abyssinischen rwficeps ist die Unterseite, namentlich die Bauchseiten, mehr oder weniger rothbraun angeflogen und ver- loschen gestreift. Die äusserste Steuerfeder zeigt bei rwuficeps einen schmalen weissen Saum, welcher bei der nächstfolgenden Steuerfeder schon sehr unbedeutend auftritt, bei cinerea dagegen ist die äusserste Steuerfeder breiter weiss gesäumt und erstreckt sich die weisse Färbung auch über die ganze Spitze der Feder. ' Gen. Platylophus Sws. 1831. (Lophocitta Gray 1841.) Während einerseits die geringen Unterschiede der Arten dieser Gattung die Annahme zu berechtigen scheinen, dass über- haupt nur eine Art der Gattung Platylophus existire, namentlich wenn man die Färbungsabweichungen für Alters- oder Geschlechts- unterschiede hält, dürfte andererseits die Annahme ihre Begrün- dung finden und in der Folgezeit sich herausstellen, dass je nach der geographischen Verbreitung die eine oder andere Abweichung nur in bestimmter und begrenzter Lokalität auftrete und diese mehr oder weniger ausschliesslich für sich in Anspruch nehme. Der ersteren Ansicht, dass alle Abweichungen auf eine ein- zige Art sich beziehen, wird in neuerer Zeit von Moore Ausdruck gegeben, welcher im Catal. East-India Museum, I, p. 574, 375, nur eine Art, Platylophus galerieulatus Sws., annimmt. Die Syno- nymie der 3 Arten unsers Museum Heineanum (I, p. 218, 219) und weniger bekannte exotische Vögel. 309 Bonaparte’s Consp. (I, p. 374,.375) wird hier vollständig vereinigt. Die rothbraune Färbung wird als 2 und die graue als mas juv. betrachtet. Da mir indess von Java nur die schwarze Färbung bekannt ist, die rothbraune dagegen mit Sicherheit nur von Sumatra, und unter den vielen Exemplaren, alt und jung, welche ich von Ma- lacca untersuchen konnte, sich weder schwarze noch rothbraune Färbungen befinden, so scheint mir die Annahme mehrerer Arten nach wie vor geboten zu sein. Bei der auf die Sunda-Inseln und Malacca beschränkten Ver- breitung der Gattung dürfte jede dieser Lokalitäten vielleicht oder doch vorherrschend nur einen bestimmten Färbungstypus aufzu- weisen haben. Für jetzt vermag ich indess, aus Autopsie, nur Fol- sendes festzustellen: 1. Platylophus galericulatus SWS. Corvus galericulatus Cuv. — Lophocitta galericulata Gray. — Cab. Mus. Hein. I, p. 218. — Bp. Consp. I, p. 374, sp. 1. Rücken und Unterseite fast schwarz, oder schwärzlich. Vaterland: Java. 2. Platylophus coronatus. Lanius coronatus Rafll. — Lophocitta coronata Cabanis |. c. p- 219. — Lophocitta histrionica Bp. Consp. p. 374, sp. 2. Der ganze Rücken und die Unterseite rothbraun. Vaterland: Sumatra und Borneo. Das Exemplar des Berliner Museums ist von Sumatra, ebenso bezieht sich die erste Beschreibung von Raffles auf ein Exem- plar dieser Insel. Bonaparte giebt auch Borneo als Fundort an, ebenso soll das Exemplar der Heine’schen Sammlung von Borneo sein. 3. Platylophus ardesiacus. Lophocitta ardesiaca Cab. Mss. et Mus. Hein. I, p. 219. — Bonap. Consp. I, p. 374, sp. 3. Rücken vorherrschend grau, Unterseite rein schiefergrau. Vaterland: Vermuthlich eine der Sunda-Inseln. Das Vaterland des einzigen, in der Heine’schen Sammlung befindlichen Exemplares, war nicht authentisch bezeichnet, die Angaben von Java oder Su- matra sind fraglich. Ebenso bleibt die Artbeständigkeit fraglich, bis weitere Exem- plare aufgefunden werden und zwar um so mehr, da das einzige Exemplar mit der folgenden Art grosse Aehnlichkeit zeigt. 310 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen 4. Platylophus malaccensis n. Sp. Kopfseiten, Hals und Nacken schwärzlich; Fleck hinter dem Auge und Halsseiten weis; Flügel und Rücken bis zum Bürzel dunkelbraun. Unterseite von der Brust abwärts bräunlichgrau; die Brust, dunkler, mehr schwärzlichbraun. Diese Art steht in der Färbung in der Mitte zwischen dem schwärzlicheren galericulatus und dem vorherrschend graueren ar- desiacus, ist aber dem letzteren annähernd ähnlicher. Vaterland: Malacca. Von dieser Art habe ich Gelegenheit gehabt, viele Exemplare zu untersuchen. Einige (jüngere) Individuen sind durch mehr vor- herrschend graue Unterseite, der vorigen Art annähernd ähnlicher. giterarische Berichte. Auszug aus Kerrn 3. Weilley’s Untersuchungen in H#siand betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk (Alca impennis L). Von Alfred Newton, M. A., F. L. S. [Abstract of Mr. J. Wolley’s Researches in Iceland re- specting the Gare-Fowl or Great Alk (Alca impennes L.) by Alfred Newton, M.A. F.L.S.] Uebersetzt, aus „The Ibis“. October 1861. Da wegen verschiedener Ursachen noch einige Zeit hingehen wird, ehe ich hoffen kann, zur Anordnung der Masse wissenschaft- lichen Materials Musse zu finden, das Herr John Wolley über dem Geier-Vogel oder den grossen Alk (Alca impennis L.) gesammelt hat, und die von ihm begonnenen Forschungen über diesen Gegen- stand so weit fortzusetzen, dass: es möglich sein wird, die Details in passender Weise zu veröffentlichen, so haben mich mehrere meiner Freunde gedrängt, die Resultate der Untersuchungen jenes Herrn auf Island, Untersuchungen, bei denen in geringem Grade ich das Vergnügen hatte ihn zu unterstützen, vollständiger zu ver- öffentlichen, als bislang geschehen ist. Unabhängig von diesen Aufforderungen machte der Gedanke seinen Einfluss auf mich. gel- tend, dass ich den Naturforschern etwas nicht vorenthalten dürfe, was für einige von ihnen wahrscheinlich interessant sein würde, und mehr noch, dass ich, wenn ich länger zögern würde, Gefahr liefe, den Glauben an den Ruf meines seligen Freundes wankend in Island. betreffend ‚den Geier-Vogel oder grossen Alk. 311: zu machen, der ihm. seiner Arbeiten wegen mit Recht, gebührt. Doch hoffe ich, man wird einsehen, dass ich in dieser Abhand- ‚lung keinen Anspruch darauf mache, eine Art von vollständiger Geschichte des Vogels zu geben; denn das ist eine Aufgabe, der ich in diesem Augenblicke sicherlich nicht gewachsen bin; in- dessen glaube ich wohl hoffen zu dürfen, dass ich sie später ein- mal vollenden werde. Ich wünsche nur einige Thatsachen vorzu- führen, über die Herr Wolley sich instruiren konnte. Bis zum Jahre 1847 zurück war Herrn Wolley’s Aufmerksam- keit in besonderer Weise auf den grossen Alk gerichtet, und wäh- rend der Jahre 1851 und 1852 verwandte er viele Mühe darauf, seiner Geschichte in den Werken alter Naturforscher und Reisen- den nachzuspüren. Als ich mit ihm im Jahre 1855 in Lappland war, besprachen wir oft die Möglichkeit seines Fortlebens und verpflichteten uns darauf gegenseitig, sobald es sich passend aus- führen liesse, eine gemeinschaftliche Expedition nach Island zu unternehmen. Dabei will ich nicht den Anstoss unterschätzen, den meines Freundes Enthusiasmus, und durch den seinen der mei- nige, während seines Aufenthaltes in Christiania und Copenhagen im folgenden Jahre erhielt, als er zuerst von den Entdecküngen des verstorbenen Herrn Peter Stuvitz und des Professor Steen- strup hörte und ausserdem die Bekanntschaft des letztgenannten berühmten Naturforschers machte, der bald darauf einen so schätzenswerthen Beitrag zu der Naturgeschichte dieses Vogels veröffentlichte. *) In dieser Abhandlung gedenke ich also nicht besonders das Erscheinen des Vogels an anderen Lokalitäten zu berühren, aus- senommen in einem Falle, um ein Missverständniss, das einen wichtigen Punkt betrifft, aufzuhellen. Aber andererseits bean- spruche ich auch nicht völlige Neuheit für die hier zu machenden Angaben. Einige davon haben schon in dieses oder jenes Buch ihren Weg gefunden, manchmal richtig, manchmal unrichtig dar- gestellt. Auch behaupte ich nicht sicher zu sein, dass der Be- richt, den ich zu erstatten habe, in allen Fällen der Wahrheit eutspricht. Es muss in Erinnerung gebracht werden, dass die . hier gegebenen Resultate die aus den Angaben vieler Autoritäten und den Aussagen von nahe hundert lebenden Zeugen hergelei- *) Videnskahelige Meddelser for Aaret 1855. Kjöbenhavn. 1856 - 1857, p. 33-116. 312 Alfv. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen teten Hauptergebnisse sind, und obgleich ich nicht zweifele, dass die grösste Zahl der Letzteren Personen von ausserordentlicher Wahrheitsliebe sind (denn das ist der National-Charakter der Is- länder), so mögen sich doch darunter einige finden, die absichtlich Falsches gesagt haben. Auch sollte man nicht vergessen, dass es für Menschen unmöglich ist, dass irgend zwei Personen, wie recht- schaffen sie auch sein mögen, von demselben Ereigniss genau den- selben Bericht geben, obgleich gewöhnlich in solchen Fällen die Abweichungen unerheblich sein werden. Ferner bedenke man, dass viele Zeugnisse, obgleich von Herrn Wolley (dessen Notiz- bücher ich sorgfältig zu Rathe gezogen habe) mit grösster Ge- nauigkeit niedergeschrieben, doch durch einen Dolmetscher gehen mussten; und es wird, da fast Alles sich auf eine viele Jahre zu- rückliegende Periode bezog, nicht in Erstaunen setzen dürfen, wenn einige Ungenauigkeiten untergelaufen sind. Das hauptsächlichste Missverständniss, auf das ich besonders die Aufmerksamkeit lenken möchte, ist, dass der grosse Alk ein Vogel des hohen Nordens, ja der Polargegenden sei oder ge- wesen sei. Dass diese Meinung die herrschende ist, dafür kann man Autoritäten citiren, die von den Ornithologen aller Länder allgemein anerkannt sind. Professor Steenstrup hat in seiner von mir berührten Abhandlung entscheidend nachgewiesen, dass sie unbegründet war, ohne indess im Stande gewesen zu Sein, den Irrthum in befriedigender Weise auf seine Quelle zurückzuführen. Ich meinerseits glaube, dass er seinen Grund in der Unachtsam- keit der Naturforscher hat, welche sich verleiten liessen, wenn es sich um nördliche Gegenden handelt, an Spitzbergen, Grönland und Labrador zu denken, als ob das synonym oder wenigstens aequivalant wäre. Die Sache in diesem Lichte betrachtend, war Herr Wolley und ich, lang bevor wir von Professor Steenstrups Ergebnisse gehört, darüber einig, dass Angaben, wie die von Tem- minck, dass der grosse Alk „vit et se trouve habituellement sur les glaces flottantes du pöle arctique. dont il ne s’eloigne qu’acci- dellement“ (Man. d’Orn. II. 940), gänzlich mit der Wirklichkeit in Widerspruch ständen. Es giebt, glaube ich, nur ein verläss- liches Beispiel davon, dass der Geier-Vogel*) innerhalb der Grän- *) Es mag etwas pedantisch scheinen den alten und fast vergessenen Na- men wieder aufzuwärmen. Ich bin zu seinem Gebrauch hauptsächlich dadurch veranlasst worden, dass Herr Wolley beabsichtigte ihn in Anwendung zu bringen. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 313 zen des Polarkreises vorgekommen ist. Dies ist das Exemplar das ım Jahre 1821 auf Disco getödtet worden sein soll und das, nach- dem es mehrere Male den Besitzer gewechselt; sich jetzt in dem Museum der Universät zu Copenhagen befindet. Das Faktum ist zum ersten Mal in diesem Bande (,„Ibis‘“ 1861, p. 15) berichtet worden, und mein Freund Professor Reinhardt drückt dort seine Ueberzeugung aus, dass „die Nachrichten von anderen Fällen, in denen man den Vogel aus Grönland bekommen haben soll, schwer- lich glaubwürdig sein dürften.“*) Nichts, glaube ich, kann uns verbürgen, dass der grosse Alk jemals Spitzbergen besucht habe.**) Der erste englische Schrift- steller, auf den ich die Nachricht zurückführen kann, ist Herr Selby (Brit. Orn. II. p. 433), und dieser ausgezeichnete Ornithologe hat mir jüngst freundlichst mitgetheilt, dass die Erwähnung jener Lo- calität ein Irrthum war, der, im Fall eine zweite Ausgabe seines Werkes nöthig geworden wäre, seine Verbesserung gefunden haben würde. Was Norwegen betrifit, so ist der einzige angebliche Fall seines Vorkommens innerhalb des Polarkreises, der vom Professor Steenstrup (l. c. p. 95) erwähnte und dieser ist zweifelhaft genug. Herr Lorenz Brodtkorb von Wardoe erzählte 1855 Herrn Wolley und wiederholte die Erzählung später in meiner Gegenwart, dass er 1848 einen grossen Tauchervogel, dessen Namen er nicht kannte, auf einer flachen felsigen Klippe (skerry) bei Reenoe geschossen habe. Er glaubte ganz sicher zu sein, dass es nicht der grosse nordische Taucher (Colymbus glacialis) war, sondern er versicherte, dass der Schnabel wie der einer Uria (Guillemot) aussah, d.h. schmal und spitz und nicht wie der einer Alca (Razor-bill) dick und abgestutzt. Er war ebenfalls sicher, dass noch ein oder zwei Paare von der Species unter den Lummen, welche auf diesem Orte brüteten, zu finden wären. Herr Wolley bemerkt naiv in einem *) Ich habe von dem obigen als von einem „verlässlichen Beispiel“ eines arktischen grossen Alks gesprochen; aber ich bin nicht sicher, dass selbst dies über allen Zweifel erhaben ist, denn Professor Reinhardt theilt mir in einem Briefe mit, dass er „einigen Verdacht hege,“ ob nicht das angebliche Exemplar von Disco aus dem Jahre 1821 mit einem andern verwechselt wurde, von dem der jüngst verstorbene Gouverneur Holböll (Kroyer’s Tidsskrift, IV. p. 457) versichert, dass es im Jahre 1815 bei Fiskernaes (Südgrönland) er- beutet worden sei. Wenn dieser Verdacht gerechtfertigt ist, so ist wahrscheinlich der Geier-Vogel nicht ein einziges Mal innerhalb des Polarkreises vorgekommen. *) Of. Ibis 1859, p. 173, 174. 314 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen Briefe, den ich von ihm um diese Zeit erhielt (1855), „ich konnte keinen sehen, aber einige von den Vögeln waren .nicht bei ihren Eiern;“ und ich muss gestehen, dass ich, obgleich Herr Brodtkorb ein praktisches Verständniss für Ornithologie hat, ich seiner Mei- nung nicht beipflichten kann, dass der von ihm geschossene Vogel ein grosser Alk war.*) Wenn ich beabsichtigte, einen vollständigen und ins Einzelne gehenden Bericht über den Geier-Vogel zu geben, so würde.ich es für das Beste halten, die gesammelten Zeugnisse in zwei Klassen zu theilen: I. solche, welche in Dokumenten bestehen und II. solche, welche rein mündlich sind, diese letzteren wieder theilend in 1. solche, die nur auf Ueberlieferung beruhten und 2. solche, die wirklich zur Wahrnehmung meines Gewährsmanns gekommen wären. In dem vorliegenden Falle indessen halte ich es für das Pas- sendste, das verschiedene Material so weit als thunlich nach der Zeit zu ordnen, auf die es sich bezieht. Zuerst aber muss ich auf eine kurze Beschreibung der Localitäten, von denen ich zu sprechen haben werde, eingehen. Nimmt man die schöne Karte von Island zur Hand, die vom Herrn O. N. Olsen nach den Vermessungen des eu Björn Gunnlaugsson ausgeführt und 1844 unter den Auspicien der islän- dischen literarischen Gesellschaft**) veröffentlicht wurde, so wird man den Namen „Geirfuglasker“ (Geier-Vogel-Klippe) an drei ver- schiedenen Stellen auffinden. Die östlichste Insel ist einige dreissig Meilen von der Küste entfernt auf der Höhe der Insel Papey und: des Eingangs vom Berufjordr, ungefähr 60° 35° N. B. und 25 W.L. (von Greenwich) und ist den dänischen Seeleuten gemeiniglich als Hvalsbak (Walfischrücken) bekannt. Die südlichste gehört zu den Vestmannaeyjar (Westmann-Inseln) unter ungefähr 63° 20° N. B. und 33° 5° W. L. Die westlichste liegt auf der Höhe von Cap *) Ich will hinzufügen, dass in der Nähe von Wardoehuus, zwischen der Festung und dem Ufer der Einfahrt (Vest-Vaagen), auf dem erhabenen Strande, sich eine grosse Ablagerung von Knochen befindet, hauptsächlich von Vögeln und zwischen ihnen auch wohl einige von Seehunden. Wir nahmen eine an- sehnliche Menge Exemplare mit, und bei einer anderen Gelegenheit werde ich wahrscheinlich darüber einen Bericht erstatten, indess bin ich sicher, dass sie nicht ein einziges Stück enthielten, das möglicherweise von einem Geier-Vogel herrühren könnte. *) Uppdräth Islands, ä fjorum blödum gjödr ad fyrirsögn O. N. Olsens, gefinn üt af Enu Islenzka Bökmentafelagi. Reykiavik og Kaupmannahöfn, 1844, in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 515 Raykjanes unter ungefähr 63° 40° N. B. und 35° 59° W. L. Es war natürlich unsere erste Aufgabe, uns zu vergewissern, wie weit diese Orte den Namen, den sie erhielten, jetzt noch verdienen. Als wir bei unserer Ankunft zu Reykjavik alle uns möglichen Nachforschungen anstellten, gelang es uns nicht betrefis der öst- liehen Klippe, auf die wir bei unserer Abfahrt die meiste Hoff- nung gesetzt hatten, Neues zu erfahren. Es zeigte sich auch, dass von allen den Reisenden, welche im letzten Jahrhundert Berichte über ihre Reisen in Island mittheilten, nur Olafsen und Olavius den isolirten Felsen als Aufenthaltsort des Vogels*) bezeichnet hatten, obgleich ein anderer von ihnen, Mohr von Faeröe, im Jahre 1781 nicht weniger als zwei Monate in Djupivogr, auf dem gegenüber- liegenden Punkte des Hauptlandes, sich mit naturgeschichtlichen Studien beschäftigte.**) Wir beschlossen also, dorthin eine Expe- dition nicht zu unternehmen, um nicht eine bessere Chance verloren sehen zu lassen, die, das Object unseres Suchens in der Nähe der’ westlichen Localität zu finden, wo, wie man wusste, Exem- plare des Vogels zuletzt erlegt worden waren. Gleichzeitig schien es uns höchst wünschenswerth, das jener östliche Geirfuglasker besucht würde, und durch die Vermittelung mehrerer zuvorkom- menden Freunde trafen wir zuletzt einen Herrn, der gegen eine angemessene Belohnung bereit war, die mühselige, wenn nicht ge- fährliche Expedition zu unternehmen. Um diesen Theil unseres Gegenstandes hier gleich zu erledigen, so sei gesagt, dass unser Abgesandter, Herr Candidatus Theologiae Eirikur Magnusson, ein Eingeborener jenes Distrikts, im Monat Juni nach Berufjordr ge- lanste und dort mit einem Boote nach der Insel übersetzte, um die er rings herumruderte, nahe genug, um sich zu überzeugen, : dass kein Geier-Vogel sich darauf befand; doch hinderte ihn der ungünstige Zustand des Wetters, zu landen. Bei seiner Rückkehr nach Reykiavik im nächsten Monat theilte er uns mit, dass in jenem Theile der Gegend keine Ueberlieferungen beständen, dass der Vogel jemals dort gewesen sei. Bezüglich des zweiten Geirfugl- asker, den ich erwähnt habe, dessen, der einen der Vestmannaeyjar bildet, hörten wir überall, dass ihn jährlich Leute von den be- *) Reise igiennem Island ete., af Eggert Olafsen. Soröe, 1772, p. 750. Oeconomisk Reyse igiennem de nordvestlige, nordlige, og nordostlige Kanter af Island ved Olaus Olavius: ete. Kjöbenhavn 1780, II. p. 547. **), Forsög til en Islandsk Naturhistorie ete., ved N. Mohr. Kjöbenhavn, 1786, p. 383. 316 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen nachbarten Inseln besuchten, und obgleich man uns erzählte, dass etwa vor 15 Jahren ein junger Vogel dort erlegt worden sei,*) so sei es doch ganz sicher, dass jetzt kein grosser Alk dort vorkäme. Es bleibt jetzt von der dritten Localität zu sprechen. Auf der Höhe des Cap Reykjanes, der Südwestspitze Islands, liegt eine kleine Kette von vulkanischen Inseln, die allgemein als die Fugla- sker bekannt sind; zwischen ihnen und dem Ufer läuft, obwohl das Wasser tief ist, ein Röst (Strömung), fast stets heftig und unter gewissen Verhältnissen von Wind und Fluth so stark, dass kein Boot See halten kann. Diejenige, welche dem Lande am nächsten liegt, ungefähr in einer Entfernung von 13 englischen Meilen, heisst bei den Isländern Eldey (Feuerinsel) und bei den dänischen Seeleuten Meel-saekken (der Mehlsack), ein Name, der wirklich passend gewählt ist; denn, wenigstens von einer gewissen Richtung aus gesehen, gleicht das Bild, das er bietet, dem eines grotesken halbgefüllten Mehlsacks, eine Aehnlichkeit, welche durch seine vorherrschend weisse Farbe noch erhöht wird. Nicht weit von Eldey liegt ein kleiner niedriger Fels, über den die See mit- unter fortzugehen scheint. Dieser ist als Eldey jardrängr (Eldeys Adjutant) bekannt. Einige 10 oder 15 Meilen weiter hinaus be- finden sich die Reste des Felsens, der den Isländern ehemals als der eigentliche Geirfuglasker bekannt war und den Dänen als Ladegaarden (Scheune), in früherer Zeit der ansehnlichste der Kette, der aber nach einer Reihe von untermeerischen Erschüt- terungen, die am 6. oder 7. März 1830 begannen und mit Zwischen- pausen an die 12 Monate fortdauerten, verschwand er vollständig unter der Meeresfläche, so dass jetzt nichts mehr von ihm sicht- bar ist, obgleich gelegentlich seine Lage durch gebrochene Wellen sich kund geben solle Wieder weiter hinaus, etwa 26 englische Meilen von Reykjanes, erhebt sich ein anderer grosser Buckel, von den Isländern Geirfugladrängr und von den dänischen See- *) Natürlich folgt daraus nicht, selbst wenn die Erzählung richtig ist, dass der Vogel dort ausgebrütet wurde. Faber giebt an (Prodromus der isländi- schen Ornithologie, Kopenhagen 1822, p. 49), dass er auf der Westmann-Insel war im Juli und August 1821, und dass ihm dort ein Bauer mittheilte, es seien zwanzig Jahr her, dass dort ein grosser Alk (und zwar der einzige der Art, den er je gesehen) vorgekommen wäre. Er fügt hinzu, dass dieser Vogel und das Ei, über dem er gefangen wurde, lange in einem Speicher auf einer der Inseln geblieben, aber vor seiner Ankunft verschwunden gewesen sei. Wir können daraus mit Professor Steenstrup schliessen, dass um das Jahr 1800 der Geier-Vogel in der Umgegend eine grosse Seltenheit war. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 317 leuten Greenadurhuen (Grenadiermütze) genannt. Alle diese Felsen sind seit lange wegen der wüthenden Brandung, die rings um sie 'herum, ausgenommen beim schönsten Wetter, tost, berüchtigt ge- wesen. Noch weiter entfernt ist ein Felsen, auf den die Isländer den Namen Eldeyjabodi oder Blinde-Fuglasker angewandt haben. Von diesem glaubt man, dass er im Jahre 1783 sich aus der See - erhoben habe, dem Jahre des schrecklichen vulkanischen Aus- bruchs in Skaptafells-sysla, und bald darauf wieder unter die Wogen gesunken sei.*) Isländische Nachrichten melden, dass im Beginn des drei- zehnten Jahrhunderts mannichfache Aenderungen unter den eben aufgezählten Inseln gegenüber von Reykjanes Platz griffen. Es ‚steht fest, dass ein Felsen, der damals als Eldey bekannt war, verschwand; doch ein anderer, der nahe dabei hervorgehoben wurde, erhielt den Namen des verschwundenen und hat ihn bis heute behalten. Es findet sich in den Manuscripten jener fernen Zeit keine Notiz davon, dass der Vogel sich auf diesen Inseln - fand, und doch wurden sie zweifelsohne schon damals bei gün- stigem Wetter von den Bewohnern der benachbarten Küste be- sucht. Wirklich wird in Wilchin’s „Mäldaga-bök“ (welches von 1397 datirt, und, wie ich glaube, nicht gedruckt worden ist) mit- getheilt, dass der halbe Geirfuglasker der Marienkirche zu Vogr gehörte, dem jetzigen Kyrkjuvogr, und ein Viertel der St. Peters- Kirche zu Kyrkjuboln, wovon die Kirche zu Utskäla das moderne Aequivalent ist — Ansprüche, die noch aufrecht erhalten wurden, bis die Versenkung der Klippe ihnen ein Ende machte. Man hat vermuthet, dass das letzte Viertel der Kirche von Stadr in Grin- davik zugetheilt gewesen sei, aber höchst wahrscheinlich wurde es den kühnen Abenteurern zur Belohnung überlassen, welche sich dorthin wagten. Im Jahre 1628 ertranken am Geirfuglasker zwölf Menschen, ohne Zweifel bei einer Expedition zum Vogelfang; und im Jahre 1639**) gingen vier grosse Boote (drei von Sudrnes, dem *) Ich hätte gern zur Erläuterung der obigen Beschreibung eine Karten- skizze von der Localität gegeben, aber ich bin nicht im Stande, eine genauere auszuführen. Aus unseren eigenen Beobachtungen schöpften Herr Wolley und ich gegründeten Zweifel, ob die Lage dieser Inseln in Gunnlangssons Karte so- wohl, wie in der dänischen Admiralitätskarte richtig angegeben ist. **) In Professor Steenstrups Bericht (l. c. p. 83, Anmerk.) liest man, augen- scheinlich ein Druckfehler, „1439“, statt des obigen Datums. Die im Text gegebenen Einzelrheiten wurden uns von Sera S. B. Sivertsen, dem Geistlichen 318 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen Distrikt zwischen Skagen und Osar, und eins von Grindavik) dort- hin, von denen zwei, von Stafnes und Marsbudum, an der Klippe zu Grunde gingen, während die beiden anderen, von Hvalsnes und Stadr, nur mit Mühe zurückkehrten. Ein ähnliches Unglück mag es gewesen sein, das einen metrischen Erguss von Sera Hallkiell Stephansson, dem Geistlichen von Hvalsnes (ungefähr zwischen 1655 und 1697 lebend) hervorrief, von dem leider wohl nur zwei Zeilen der Nachwelt erhalten geblieben sind. In diesen meldet der Poet, dass er sich nie nach dem Geirfuglasker zu gehen ge- traut hätte, da wegen der heftigen Brandung dort Boote zertrüm- mert worden seien. Im Jahre 1694 scheiterte ein französisches Schiff an der Insel, aber die Mannschaft landete in ihren Booten bei Midnes. Bald nach unserer Ankunft in Reykiavik erfuhren wir zu un-' serem Vergnügen, dass die dortige Bibliothek einen kurzen aber schön geschriebenen handschriftlichen Bericht von dem Reykjanes Geirfuglasker enthielt. Die Kunde seiner Existenz verdanken wir der Freundlichkeit des Professor Konrad Maurer zu München, der als einer der ausgezeichnetsten Gelehrten der isländischen Literatur bekannt ist und den während unserer Reise gen Norden und theil- weise während unseres Aufenthalts in der Hauptstadt in unser Gesellschaft zu haben wir das Vergnügen hatten. Auch die Libe- ralität des Bibliothekers, der uns freien Gebrauch des merkwür- digen Dokuments gestattete und Erlaubniss zum Copiren desselben gab, darf hier nicht unerwähnt bleiben. Der Schrift und dem Papier nach, auf dem es geschrieben ist, wird es von competenten Beurthei- lern, die wir danach fragten, mit Wahrscheinlichkeit für eine Copie erklärt. Aus inneren Gründen, welche jetzt nicht auseinander ge- setzt werden brauchen, wage ich die Meinung auszusprechen, dass die Zeit der Abfassung des Originals innerhalb weniger Jahre um das Jahr 1760 herum liegen muss. Es fängt ohne weitere Ein- leitung damit an, eine etwas genauere Beschreibung des Felsens und seines unzweifelhaft vulkanischen Ursprungs zu geben, ohne indessen der benachbarten Inseln zu gedenken. Er fährt dann fort, die wunderbare Zahl von Vögeln, die sich auf dem Felsen finden, zu erwähnen, hinzufügend, dass der „Geier-Vogel dort gar nicht so häufig ist, als die Leute sich einbilden;“ dass der Raum, den er bewohnt, „auf nicht mehr, als auf den sechszehnten Theil der zu Utskäla, mitgetheilt, dem wir für manche ähnliche Bethätigung seiner Güte zu danken haben. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 319 Klippe veranschlagt werden kann“ und sich auf die beiden Lan- dungsplätze beschränke; „weiter hinauf begiebt er sich nicht wegen seiner Fluglosigkeit.“ Der Schreiber spricht dann weiter von der ausserordentlichen Gefahr durch” die Brandung dort zu landen, indem er sagt, dass dorthin zu gehen dem Leben und dem Tod mit gleicher Wahrschemlichkeit entgegensehen heisse; und nachdem er das noch jetzt im Umlauf befindliche Gerücht er- wähnt, wonach eine glückliche Expedition nach der Klippe ebenso lohnend gewesen sei, wie ein Vermiethen auf Sommerszeit in der Nordgegend für zweihundert Fische, und nachdem er die Angabe aus dem Maldaga, von dem wir oben sprachen, citirt, schliesst er mit Herrn Hallkiells oben erwähnten Versen. Ausserdem sind unten noch zwei Noten beigegeben. In der ersten erzählt der Schreiber, dass im Jahre 1732 nach einer Zwischenzeit von 75 Jahren die Klippe besucht wurde und zwei Hütten, drei birkene Stöcke, etwa zwei Ellen lang und einige verwitterte menschliche Gebeine darauf vorgefunden worden seien, indem er commentirend hinzufügt, man wisse, dass drei Männer auf dem Felsen einen halben Monat lang von an der Sonne gedörrten Vögeln und faulen Eiern gelebt hätten, bis sie erlöst worden seien. Die zweite Note giebt eine sehr ge- naue Beschreibung von dem Geier-Vogel und seinen Eigenthüm- lichkeiten mit Einschluss der Eier, die der Schreiber so genau schildert, als ob er enthusiastischer Oologe gewesen wäre, ob- gleich er es der Bemerkung werth achtet, er wisse, dass Dänen acht bis zehn Fische*) für ein leeres, ausgeblasenes Ei gegeben hätten, und sich zu dem Ausspruch erhebt: „Rara avis in terris!“ Der nicht am Wenigsten interessante Theil des Manuscripts ist ein eingelegtes Blatt, auf dem eine recht artige Skizze der Klippe gezeichnet ist. Man sieht zwei Boote, welche nach der noch auf Island herrschenden Sitte mit grossen Steinen festgeankert sind. In dem einen sitzen drei und in dem anderen zwei Männer, auf die Rückkehr ihrer Kameraden wartend, welche auf dem Felsen mit der Jagd auf, wie es scheint, Geier-Vögel beschäftigt sind, von denen mehr als sechzig dargestellt sind. *) Es thut mir sehr leid, dass ich nicht im Stande bin zur Erklärung dieser und der früheren Stelle den Werth eines Fisches zu der Zeit, in der meiner Ansicht nach das Manuscript geschrieben ist, angeben zu können. Dies war und ist in den abgelegenen 'Theilen des Landes noch die Einlieit des isländi- schen Handelsverkehrs, aber natürlich eine Einheit von sehr wechselndem Werth, \ 320 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen Nun ist oben angegeben worden, dass im Jahre 1732 Ex- peditionen nach der Klippe nach einer langen Pause ausgeführt wurden, und es mag nicht unangebracht sein, in Verbindung mit diesem Factum zu bemerken, dass Anderson, eine Zeit lang Bürger- meister von Hamburg, in seiner Schilderung von Island*) das Vorkommen vieler grosser Alken das Jahr vor dem Tode König Friedrich IV. (von Dänemark) erwähnt, welcher in das Jahr 1730 fällt. Später bespöttelt Niels Horrebow,”*) dessen Hauptaufgabe darin bestand, allen Aussagen Andersons entgegenzutreten, mit einigem Recht, dass sein Vorgänger diese Bemerkung so sehr hervorhebt und versichert, dass in jenem Jahre nicht mehr Vögel gesehen worden seien, als früher. Es scheint mir indessen: un- wahrscheinlich, dass Anderson keinen Grund zu seiner Angabe gehabt haben sollte, obgleich ich natürlich die unheilverkündende Bedeutung nicht acceptire, und wenn dies so ist, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Erneuerung der Besuche nach dem Geir- fuglasker im Jahre 1732 durch das vom letztgenannten Schrift- steller aufgenommene Gerücht, es seien drei Jahre vorher die Vögel sehr häufig gewesen, hervorgerufen wurde. Andererseits bin ich nicht im Stande, diese uns gemeldete Häufigkeit mit irgend einem anderen physischen Phänomen in Beziehung zu bringen. Ich finde nicht, dass die Periode unmittelbar von 1729 durch einen vulkanischen Ausbruch oder durch eine ausserordentliche Menge Treibeis oder durch sonst etwas, dem man einen Einfluss auf die Bewegung der Vögel zuschreiben könnte, ausgezeichnet ge- wesen sei. Im Jahre 1755 erforschten Eggert Olafsen und Bjarne Po- velsen, deren genaue Schilderung Islands bereits von mir erwähnt wurde, Gulbringu Sysla, welches die Südwestecke der Insel um- fasst, und brachten den folgenden Winter in Videy zu (op. eit. p. 848, 849), während welcher Zeit sie nach ihrem Bericht den Vogel sowohl, wie sein Ei zu sehen bekamen, welche von einigen Sudnes’ischen Booten auf der Reykjanes-Klippe erbeutet worden waren (p. 983). Einige Jahre später, sagt Mohr in seinem Werk, . dessen ich ebenfalls vorher Erwähnung gethan (op. eit. p. 28), die Bauern hätten ihm versichert, dass der Vogel auf dem Lande blind sei, eine Meinung, die nicht von dem Faeröesen getheilt = *) „Herrn John Anderson ete., Nachrichten von Island, Grönland und der Strasse Davis ete.“ Frankfurt und Leipzig 1747, p. 52. **) „Titforladelige Efterretninger om Island ete.“ Kjöbenhavn 1752, p.175,176. = in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 321 wird, die aber noch in Island herrschend ist. Es wurde ihm auch ‘erzählt, dass in früherer Zeit die Leute ihre Boote mit Biern von der Reykjanes-Station gefüllt hätten, und obgleich es nicht eigens ausgesprochen wird, so glaube ich doch, man kann aus diesen Schriftstellen ersehen, dass in der Mitte oder gegen das Ende des letzten Jahrhunderts nach diesem Geirfuglasker der Vögel wegen beständig Expeditionen unternommen wurden. Locale Ueberliefe- rungen bestätigen diese Angaben, indem sie die Führerschaft dieser abenteuerlichen Züge einem Svenbjorn Egilsson, geboren 1700 und Hannes Erlendsson, geboren 1705, vindieiren; später wurde ihre Stelle von einem Hreidar Jonsson eingenommen, dessen sich jetzt lebende Leute noch als eines armen Blinden im Alter von einigen achtzig Jahren, mit einem langen Barte, erinnern können. Dieser Held wurde, wie es scheint, 1719 geboren und pflegte jähr- lich auf Rechnung des Kort Jonsson, eines reichen Farmers zu Kyrkjubol, der zwischen 1710 und 1760 lebte, nach der Klippe zu gehen. Man berichtet, dass Hreidar während eines Sommers sogar drei Expeditionen unternommen habe, in denen er als An- führer fungirte. Nach seiner Zeit scheinen diese Fahrten ausser Mode gekommen zu sein; doch theilt uns ein Zeuge mit, dass nach allem, was er sich erinnern könne, zwischen 1784 und 1800 Ex- peditionen unternommen worden seien. Faber, der 1821 in Island war und damals zu der Klippe zu gelangen versuchte (ein Unter- nehmen, das ich gleich besprechen werde), sagt uns (op. cit. p. 48), dass während eines langen Zeitraums diese gefährlichen Züge nicht unternommen worden wären — wahrscheinlich, weil die Resultate wegen der wiederholten Ausführungen mit den Wagnissen nicht mehr im Verhältniss standen. Aber vollständig verscheucht waren die Vögel nicht, denn Thorwalder Oddsson, geboren ca. 1793, sagte uns, dass er als Knabe, etwa 9 bis 11 Jahre alt, einen an dem Ufer bei Selvogr fand, und dass einige wenige Jahre später, wahrschein- lich zwischen 1808 und 1810, zwei Exemplare bei Hellirknipa zwi- schen Skagen und Keblavik getödtet wurden. Erlendur Gudmunds- son, ein alter Mann mit einem ausgezeichneten Gedächtniss, zeigte uns das Gewehr, mit dem er einen davon schoss. Er befand sich in einem Boot mit seinem Schwager, Asgrimur Saemonsson, wel- cher 1847 starb, und das Ereigniss fand im Monat September statt. Die Geier-Vögel sassen auf einem Felsen: Asgrimur feuerte zuerst und erlegte einen; der andere ging in das Wasser und wurde von Erlendur geschossen. Jeder ass seinen eigenen Vogel Journ, f. Ornith., XIV. Jahrg., Nr. 83, September 1866. 23 322 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen und sie fanden das Fleisch vorzüglich. Ein dritter soll einige wenige Jahre später in der Nähe desselben Orts von einem Jacob Jonsson, der jetzt todt ist, geschossen worden sein; dieser wurde gleichfalls verspeist. Ps Die Ursache für die massenweise Ausrottung des grossen Alks während der neueren Zeit muss indess anderweitig gesucht werden. Im Jahre 1807 begannen Feindseligkeiten zwischen Eng- land und Dänemark. Im folgenden Jahre erschien die „Salamine“, ein Caperschifi von 22 Kanonen unter britischen Farben und be- fehligt von einem gewissen John Gilpin, aber wahrscheinlich dem Baron Hompesch, welcher sich auch an Bord befand, gehörig, vor Thorshavn, der Hauptstadt der Faeröe-Inseln, die von der Mannschaft fast völlig ausgeplündert wurde, wobei schliesslich ein gewisser Peter Hansen davon geführt wurde, den man zwang, nach Island hin Pilotendienste zu thun. In Reykiavik am 24. Juli 1808 angekommen, wiederholten sie ihre Feindseligkeiten, und bevor sie die Insel definitiv verliessen, statteten sie dem Geir- fuglasker einen Besuch ab, wo sie einen vollen Tag blieben, viele Vögel tödtend und Eier und Junge niedertretend. Danach segelten sie am 8. August weiter und setzten Hansen wieder auf den Faeröe- Inseln ab. Am 7. Febr. 1810 wurde auf Anregung von Sir Joseph Banks von der britischen Regierung eine Cabinets-Ordre erlassen, welche die nördlichen Besitzungen der dänischen Krone einer Jeden Belästigung von Seiten der englischen Kreuzer entrückte ‚ und den Einwohnern derselben gestattete, entweder mit London oder Leith, jedoch nicht mit dem Mutterlande in Handelsbeziehun- gen zu treten. Der Hof von Kopenhagen erwiederte diesen Act blosser Humanität mit dem Erlass eines Dekrets, welches streng, bei Todesstrafe, jeden Verkehr mit den Britten untersagte.*) Der Erfolg war, dass die unglücklichen Bewohner der Faeröe-Inseln fast in eine Hungersnoth geriethen, und im Jahre 1813 beschloss ihr Gouverneur, Major Löbner, als letztes Zufluchtsmittel ein Schiff nach Island zu senden, um einige Lebensbedürfnisse zu holen. Dieses Schiff, den Schooner „Faeröe“ von 12 Geschützen, stellte er unter den Befehl von Hansen, als einem mit der Küste schon vertrauten Seemann. Als sie auf die Höhe von Cap Reykjanes kamen, wurden sie von einer Windstille überfallen; nachdem nun *) Journal of a Tour in Iceland in the Summer of 1809. By William Jackson Hooker, F. L. S., etc. 2rd ed. London 1813, vol. II. p. 57 et segg. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 323 ein Boot niedergelassen worden, fuhr eine Partie nach einer der Klippen ab, auf der sie, wie der Capitain gehofft, eine grosse Menge Vögel und darunter viele grosse Alken fanden. Sie tödteten so viel sie vermochten und liessen, nachdem sie das Boot ganz voll gepackt, doch noch viele getödteten auf dem Felsen zurück in der Absicht, noch einmal zurückzukehren; doch da der Wind sich wieder erhob, so segelte Hansen nach Reykiavik, wo sie nach. etwa einer Woche am 29. Juli ankamen, unter ihrer Beute nicht weniger als 24 Geiervögel, ungerechnet die anderen, welche schon eingesalzen waren. Einer von diesen soll dem Bischof (Vidalin) gegeben und durch diesen nach England an einen Freund gesandt worden sein. Mr. Wolley unterhielt sich mit einem von den zwei noch lebenden Theilnehmern der Reise, Daniel Joensen, im Jahre 1849*), und am 25. Juli 19858 hatten wir durch die zu- vorkommende Vermittelung des Herrn Sysselmand H. Müller eine Unterredung mit dem anderen, einem alten Manne mit klarem Kopf, Paul Medjord mit Namen. Die Aussagen dieser zwei Augen- zeugen weichen in keinem wesentlichen Punkte von einander ab, aber es scheint nicht recht klar zu sein, ob der Fels, an dem sie landeten, der Geirfugladrängr, oder der eigentliche Geirfuglasker war. Viele der obigen Einzelnheiten mit Einschluss der genauen Daten, welche, wie ich glaube, nie vorher veröffentlicht worden sind, wurden uns in sehr verbindlicher Weise vom Herrn Dahlerup, dem Gouverneur der Faeröer, und vom Herrn V. Finsen, dem By- fogden von Reykiavik, mitgetheilt; doch erwähnt schon im Jahre 1822 Faber in Kürze dieses Gemetzels und im Jahre 1839 fügte der verstorbene Etatsrath Reinhardt**) einige weitere Mittheilun- gen hinzu, Notizen, welche in verschiedenen anderen Werken Auf- nahme gefunden haben. Im Jahre 1814 wurden nach Fabers Aussage (loc. cit.) 7 grosse Alken auf der kleinen Klippe bei Lätrabjarg auf dem Nordufer der Breidifjordr getödtet. Ich weiss von keiner Erwähnung eines zweiten Falles, wo sie dort, oder so weit nach Norden vorgekom- men wären. Olafsen (op. eit. p. 562) giebt eine breite Beschrei- bung der Localität und der Vögel die sie besuchen, aber erwähnt Alca impennis nicht. Die einzige Notiz über diesen Platz, die ich *) Contributions to Ornitholoey, 1850, „ledited] by ‚Bir William Jardine, Bart., ete. Edinburgh 1850. p. 116. P **) Kroyers Naturhistorisk Tidsskrift, I. p. 533. 23* 324 Alfr. Newton: Auszug a. Herın Wolley’s Untersuchungen ausserdem finden kann, steht in Mr. Metcalfe’s unterhaltendem Büchlein, das soeben veröffentlicht worden ist.*) Dieser Herr er- zählt eine Geschichte von tückischen Geistern, die in einigen Theilen der Klippe hausen sollen, aber er sagt uns nicht, dass es die Geister verstorbener Geier-Vögel seien. Faber belehrt uns ferner (op. cit. pag. 48), wie er sich am 25. Juni 1821 zu einer Expedition nach den Reykjanes -Klippen anschickte. Er war in Begleitung von einem dänischen Kaufmann, von einem schwedischen Grafen und von des Letzteren Diener. **) Von den Isländern, welche mit an Bord des Schiffs, des ‚, Villingar“, eines dem Jon Danielsson gehörigen Kutters waren, lebt nur noch ein einziger. Dieser, Namens Olafı Palsson, gab uns eine Be- schreibung der Reise, die nahezu mit der Faber’schen, welche er nie gelesen hatte, übereinstimmte. Sie kamen zuerst nach dem Geirfuglasker und segelten von ilim nach dem „Drängr“, wo der Graf, dessen Namen ich festzustellen nicht im Stande war, lan- dete und einige Meeralgen sammelte. Darauf wurde das Wetter schön und sie drangen zur Klippe selbst vor, wo sie am Abend ankamen. Faber blieb an Bord, aber der Graf ging wieder ans Land und tiel gleich in's Wasser. Man half ihm heraus und sein Diener. schoss eine ansehnliche Menge von Tölpeln (Sula bassana). Später des Abends kehrten sie zurück und einige von ihnen kamen bis zum Ufer, konnten aber keinen Weg hinauf finden. Jon Da- nielsson erklärte, dass er bereit sei, eine Woche lang dazubleiben‘; indessen der Graf schien genug zu haben und der „Fugle-Faber dachte wie der Graf.“ Sie waren zwei Tage und zwei Nächte draussen am Felsen. In die Nähe von Eldey kamen sie nicht, sahen auch keine Geier-Vögel, und acceptirten die Ansicht, dass sie alle von den französischen Seeleuten getödtet worden sein müssten, da sie gehört hatten, dass ein Schiff dieser Nationalität *) The De in Iceland etc. By the Rev. Frederick Metcalfe, M. A. etc. London, 1861, p. 260. **) Ich bin nicht in der glücklichen Lage, eine Copie von Fabers anderem Werke: „Ueber das Leben der hochnordischen Vögel“ (Leipzig, 1825) zu be- sitzen, noch habe ich die Abhandlung in der „Isis“ für 1827 (p. 633) gesehen, in welcher letzteren er, wie ich gehört, die genauesten Details über seine Expedition giebt; ich muss mich desshalb mit dem übersetzten Auszuge daraus begnügen, der enthalten ist in einer Abhandlung „On the Great Aulk“, von Dr. Edward Charlton dem Tyneride Naturalists’ Field Aub im Mai 1859 mit- getheilt und in dessen ‚Transactions“ vol. IV. p 113 sqg. veröffentlicht. Diese Abhandlung ist auch im „Zoologist“ für 1860, p. 6883, abgedruckt. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 325 zwei Sommer zuvor dort gewesen sei. Jon Jonsson, der Sohn von dem Eigenthümer des „Villingar“, damals ein Bube von etwa zwölf Jahren, welcher die Fremden an Bord des Schiffes bringen half und oft seinen Vater und älteren Bruder von der Expedition sprechen gehört hatte, bestätigte ebenfalls die Erzählung Olafr Palssons. Es ist indessen sicher, dass zu derselben Zeit grosse Alken in der Nachbarschaft sich befanden, denn einige Tage später sah man zwei Vögel auf einem niedrigen Felsen sitzen, nahe der Stelle, von der wir vorher berichteten, dass dort zwei oder drei ge- schossen und mit einer Segelstange oder dergleichen (sprit or gaffl) von einem anderen (jetzt gestorbenen) Jon Jonsson und sei- nem Sohne Sigurdr, der uns das Nähere mittheilte, getödtet wor- den seien. Der Zeuge ist sicher, dass es ungefähr Anfangs Juli in demselben Jahre war, wo Fabers Besuch stattfand. Sie ver- kauften die Bälge, die unser Berichterstatter selbst abzog, indem er die Operation damit begann. dass er ein Loch quer durch die Beine stach, wie er es bei einem Säugethier gemacht haben würde. Nachher assen sie den Körper und verkauften die Häute an den zuvor erwähnten Asgrimur.*) Das Vorkommen so vieler Exem- plare dieses Vogels an derselben Stelle wird vielleicht durch das Factum erklärt, dass um Skagen herum das Fluthwasser sehr heftig heranströmt und längs Holmsbergs hinzieht.**) Die Alken mögen, *) Die isländischen Fuchspelze (von Canis lagopus) werden alle in der obigen Weise abgezogen. Ich kann nicht umhin anzunehmen, dass diese die zwei grossen Alken gewesen sein werden, von denen der verstorbene Etats- . rath Reinhardt (loc. eit.) angiebt, sie seien 1823 von Oerehakke (Eyararbakki) gekommen, obgleich sie angeblich in jenem Jahre hier von einem Knaben mit einem Stock erschlagen worden sein sollten. Als Faber sich in jenem Distrikt befand, wohnte er mehrere Wochen in Agrimurs Hause, der wahrscheinlich auf diese Weise wusste, dass er sie gern gehabt hätte. Von da ging er in der Richung nach 'Eyararbakki und war am 9. Juli fünf Meilen östlich von. Keblavik, und während der letzten Zeit dieses Monats und im folgenden auf den Westman-Inseln (Prodr. p. 38 u. 49). Einige Personen, die wir sprachen, sagten, dass er drei Exemplare gehabt habe, aber er selbst sagt irgendwo (ich glaube in der „Isis‘“), dass er sich nie eins verschaffen konnte. Möglicherweise wurden sie ihm also nach Eyararbakki nachgesendet und kamen von dort zwei Jahre später in das Museum zu Kopenhagen. **) Wir belehrten uns betrefts der Strömungen aus einer schriftlichen Schil- derung von Gulbringesysla, ungefähr 1784 abgefasst von dem damaligen Land- vogt Skule Magnusen, das Herr Wolley freundlichst geliehen erhielt, und be- stätigt wurde uns dieser Bericht durch die Angaben, welche uns- die Fischer machten. 326 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen nachdem 'sie auf jener Seite des Vorgebirges gefischt hatten, ge- funden haben, dass sie nicht im Stande seien, dem Strome Wider- stand zu leisten und sich so an das Ufer begeben haben. Es mag hier bemerkt sein, dass wir es unterliessen, weitere Details über einen Vogel zu sammeln, der nach Dr. Kjärbölling (Danmarks Fugle, p. 415) im Jahre 1818 an einer Localität Süd- Islands getödtet worden sein soll, wo viele beobachtet worden waren; Etatsrath Reinhardt erwähnt (loc. cit.) den Tod eines sol- chen im Jahre 1828, und ich glaube der Doctor irrt sich ganz und gar bei der Angabe, dass „der Apotheker Mechlenburg zu Flensburg ein Paar besitze, die 1929 auf den Geier-Vogel-Klippen getödtet worden wären, wo sie muthig ihre beiden Eier verthei- digten.‘“ Doch von diesem letzten angeblichen Fang werde ich sogleich mehr sagen. - Wir kommen jetzt zu der neuesten Periode in der Geschichte des grossen Alks. 1830 verschwand, wie ich oben sagte, der Geirfuglasker unter den Wellen. Was auch für eine Anregung zu Grunde liegen mochte, so ist doch sicher, dass in jenem Jahre ein gewisser Brandur Gudmundsson, ein Bewohner von Kyrkjuvogr, der 1845 starb, eine Expedition nach Eldey, oder dem Mehlsack, unternahm, dem hohen Felsen, der zwischen der gesunkenen Insel und dem Cap liegt. Alle Einwohner jenes Distrikts stimmen in ihrer Aussage überein, es sei vor jener Zeit kein Gerücht, dass die Vögel dort brüteten, zu ihnen gelangt. Es scheint, dass er in jenem Jahre zwei Züge nach dem neu aufgefundenen Orte an- führte, wobei auf dem einen zwölf oder dreizehn, auf dem anderen acht Exemplare gefunden wurden. Sechs davon wurden von Adnor Gunnarsson und eben so viele noch von Holgeir Jacobaeus, zwei zu Keblavik lebenden Händlern, erstanden, während man von dem Rest nichts weiss. Das erste Mal war das Wetter schön und die sanze Gesellschaft, mit Ausnahme von zwei Personen, landete. Abgesehen von den Geier-Vögeln, bekamen sie noch eine grosse Menge anderer Vögel, Lummen und Tord-Alken. Das zweite Mal war das Wetter schlecht und nur 4 Mann gingen hinauf. Sie mussten sehr schnell machen, dass. sie wieder fort kamen. Diese und manche anderen Einzelnheiten von Interesse, die ich mit- theilen könnte, wenn ich nicht befürchten müsste, diese Bemer- kungen zu einer unverhältnissmässigen Länge auszudehnen, wurden uns von zwei Männern (zwei Brüdern), Stephan und Jon Gunnars- in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 327 son, geliefert, den einzigen Ueberlebenden, welche anwesend waren. Im folgenden Jahre wurde unter demselben Führer wieder eine Fahrt unternommen, und sei es, dass die Vögel zahlreicher waren, oder dass ihre Verfolger in der Praxis sich vervollkommnet hatten (denn bei der vorigen Parthie waren mehrere entwischt), es wurden 24 gefangen, von denen einer lebend heimgebracht und zu Keblavik gehalten wurde, wo er indessen getödtet wurde oder wenigstens starb. Diese zwei Dutzend Geier-Vögel wurden alle von einer und derselben Person abgezogen, einer Frau, Sigrida Thorlaksdotter, welche uns mittheilte, dass sie die Operation in ihrer gewohnten Weise vollzog, indem sie sie unter dem rechten Flügel aufschnitt und die Häute mit feinem Heu ausstopfte. Die- selben Händler wie früher und ausserdem noch ein gewisser Dethlef Thomsen, kauften sie. Es ist für mich nicht gerade leicht, die verschiedenen, sich wiederstreitenden Angaben über den Fang in den nächsten beiden Jahren festzustellen, doch wurden 1833 wahrscheinlich dreizehn Vögel erlegt, und 1834 scheinen neun Vögel mit acht Eiern gefangen worden zu sein, von denen einer dem Kronprinzen (dem jetzigen Könige von Dänemark), der sich damals gerade in Island befand, übergeben wurde und später in dem Besitz des verstorbenen Herrn Mechlenburg überging. Die übrigen acht Stück wurden von dem eben erwähnten Herrn Thomsen gekauft, dessen Sohn dem Herrn Wolley in sehr verbindlicher Weise den Geschäftsbericht in seines Vaters Büchern zeigte. Sie wurden von Madame Thomsen und ihrer Schwester, Jomfrue A. C. Lewer, abgehäutet, welche uns mittheilte, dass sie unter dem Flügel aufgeschnitten worden seien, die Bälge mit Heu aus- gestopft und die Knochen mit Hanf umwickelt. Die Eier waren ganz frisch und wurden von den beiden Damen ausgeblasen. Alle diese Eyemplare wurden an Herrn De Liagre, einen Händler zu Hamburg, abgesetzt; und wie hinzugefügt werden mag, ich glaube, dass eins der in meiner Sammlung befindlichen Eier zu dieser Parthie gehört. Im August des Jahres 1840 oder 1841 wurden drei Häute, sowie eine Zahl Eier, und der Körper eines Vogels in Spiritus von!dem Factor Chr. Thaae, der jetzt in Kopenhagen lebt, an den Herrn S. Jacobsen verkauft, der uns sagte, dass er _ sie entweder dem Herrn Selning (Salmin?), einem Hamburger Naturforscher, oder dem Herrn Jamrach, dem wohlbekannten Händler, überlassen hätte. Zwei von diesen Vögeln, oder aber 328 Alfr. Newton: Auszug a. Hefrn Wolley’s Untersuchungen. zwei aus einem anderen Jahre, erlegte ein gewisser Stephan Sveins- son von Kalmantsjorn, dem die guten Leute von Kyrkjuvogr der Wilddieberei auf einem Boden zu beschuldigen scheinen, den sie für ihre rechtmässige Domäne betrachten. Sicher ist es, dass Herr Thaae bei einer Gelegenheit von diesem Stephan zwei Vögel kaufte, wie der Letztere uns mittheilte, doch das Datum ist nicht genau zu ermitteln. Die letzten Geier-Vögel, von deren Vorkommen in Island man weiss, waren zwei an Zahl, 1844 von einer Gesellschaft gefangen und getödtet, deren Führer unser vortrefflicher Wirth zu Kyr- kjuvogr, Vilhjalmur Häkonarsson, war. Sie wurden, ein recht seltsames Zusammentreffen, von Herrn Christian Hansen gekauft, dem Sohn des Hansen, von dem ich vorher mittheilte, dass er (obgleich in dem ersten Falle gegen seinen Willen) für die Rasse eine so furchtbare Geissel gewesen sei. Von ihm kamen sie an Herrn Müller, damals Apotheker zu Reykiavik, welcher einen französisehen Künstler, M. Vivien, vermochte, bevor sie abge- zogen wurden, ein Gemälde von einem der todten Vögel anzu- fertigen, ein Bild, das jetzt in dem Hause seines Nachfolgers, des Herrn Randrup, des jetzigen Apothekers der Hauptstadt Islands, sich befindet. Da wohl Mancher diese Vögel als die letzten Re- präsentanten ihrer Species betrachten dürfte, so wird man mich vielleicht entschuldigen, wenn ich mit einiger Ausführlichkeit die Kinzelnheiten über seinen Fang berichte, um so mehr, da dies eine Idee davon geben wird, wie bei früheren Gelegenheiten ver- fahren wurde. N Die Gesellschaft bestand aus 14 Mann; davon sind zwei todt, aber mit allen übrigen zwölf lebenden sprachen wir. Sie wurden, wie ich dies oben gesagt habe, von Vilhjälmur befehligt und bra- chen in einem achtrudrigen Boote von Kyrkjurvogr aus auf an dem Abend zwischen dem 2. und 5. Juni 1844. Früh am nächsten Morgen kamen sie vor Eldey an. Ihrer Gestalt nach ist die Insel ein abschüssiger Schober, fast ringsherum mit senkrechtem Ab- fall. Die am höchsten hinaufragenden Theile sind verschieden ge- schätzt worden, von 50 bis 70 Faden Höhe, aber auf der gegen- überliegenden Seite zieht sich eine Fläche (allgemein als das „Unterland“ bekannt) von der See zu einer beträchtlichen Höhe hinauf, bis sie plötzlich von der steilen Wand des höheren Theils unterbrochen wird. Am Fuss dieser geneigten Fläche ist der ein- zige Landungsplatz; und weiter hinauf, ausserhalb des Bereichs in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 329 der Wellen, ist die Stelle, wo die Geier-Vögel ihr Domicil hatten. Bei dieser Expedition stiegen nur drei Mann aus, Jön Brandsson, ein Sohn des vormaligen Führers (der auch früher schon mehrere Male den Felsen besucht hatte) mit Sigurdr Islefsson und Ketil Ketilsson. Ein vierter, den man aufgefordert hatte Hülfe zu lei- sten, lehnte ab, so gefährlich schien die Landung zu sein. Als die Männer, die ich genannt habe, hinaufkletterten, sahen sie zwei Geier-Vögel unter den zahllosen anderen Felsen-Vögeln (Uria trorle und Alca torda) sitzen, und hoben plötzlich mit der Jagd an. Die Geier-Vögel zeigten nicht die geringste Neigung, den Angreifenden Widerstand zu leisten, sondern liefen sofort unter der steilen Klippe entlang, ihre Köpfe vorstreckend und ihre Flügel etwas ausbreitend. Sie stiessen keinen Schrei des Schreckens aus und bewegten sich mit ihrem kurzen Schritt ungefähr so schnell vorwärts als ein Mann gehen konnte. Jon trieb mit ausgestreckten Armen einen in eine Ecke, wo er ihn bald fest gepackt hatte. Sigurdr und Ketil verfolgten den zweiten, und der Erstere ererifl ihn dicht an dem Rande des Felsens, der sich hier zu einem einige Faden hohen Abhange erhebt, unter dem sich unmittelbar das Wasser befindet. Ketil kehrte darauf zu der Abdachung zurück, von wo die Vögel aufgestört worden waren und sah ein Ei auf einem Lavablock liegen, das er als ein Geier-Vogel-Ei erkannte. Er nahm es auf, aber da er es zerbrochen fand, so warf er es wieder fort. Ob nicht noch ein zweites Ei vorhanden war, ist unsicher. Alles dies ereignete sich in weit weniger Zeit, als zur Erzählung nöthig ist. Sie eilten wieder hinab, denn der Wind fing eben an sich zu erheben. Die Vögel wurden erwürgt und ins Boot geworfen und die beiden jüngeren Leute folgten nach. Der alte Jön indessen zögerte mit dem Einsteigen, bis sein Vorder- drohte, ihn mit dem Bootshaken zu fassen; endlich warf man ihm ein Seil zu und er wurde durch die Brandung zum Boote gezogen. Es war „ein solches Satanswetter“ äusserten sie sich; aber als sie einmal aus der Region der Brandung hinaus waren, waren sie alle guter Dinge und erreichten glücklich die Heimath. Am näch- sten Tage brach Vilhjälmur mit den Vögeln nach Reykiavik auf, um sie dem Herrn Carl F. Siemson zu bringen, auf dessen Drän- gen diese besondere Expedition unternommen worden war; unter- wegs aber traf er Hansen, dem er sie für 80 Reichsbankthaler (ungefälr 9 Pfund Sterling) verkaufte. Nach Prof. Steenstrups Mittheilungen werden jetzt die Körper im Museum der Universität 330 Alfv. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen zu Kopenhagen in Spiritus aufbewahrt, aber betreffs des end- lichen Geschicks der Bälge bin ich nicht ganz im Klaren. Ohne Zweifel fanden zwischen den Jahren 1830 und 1844 noch mehrere andere Expeditionen ausser denen statt, auf welche ich hier aufmerksam gemacht habe, aber ich bin zur Zeit weder im Stande die Daten noch die Resultate mitzutheilen. Herr Siemsen erzählte Herrn Wolley, dass 21 Vögel und 9 Eier durch seine Hände gegangen seien, aber dieser Bericht enthält andere Details, welche ohne Zweifel ungenau sind. Wenn alle Nachrichten, die uns mitgetheilt wurden, glaubhaft sind, so würde die Gesammt- zahl 87 erreichen. Von diesen kamen eine grosse Anzahl an das königliche Museum zu Kopenhagen, wie durch den verstorbeneu Etatsrath Reinhardt (loc. cit.) festgestellt ist; eine grosse Anzahl ferner ging in die Hände des Herrn Brandt über, dessen Sohn Herrn Wolley mittheilte, dass sein Vater in oder nach dem Jahre 1835 9 Eier gehabt habe, und ich vermuthe Vögel in verhältniss- mässiger Zahl. Zwei Eier wurden auch von einem gewissen Snorri Saemonasson, der damals zu Keblavik lebte, gekauft, aber was aus ihnen geworden ist, weiss ich nicht. Ich habe auch in Er- fahrung gebracht, auf eine zweifellose Autorität hin, dass der ver- storbene Herr Mechlenburg im Ganzen 8 Vögel und 3 Eier be- sass.*) Von diesem Naturforscher erhielt im April 1844 Herr John Hancock durch Vermittelung des Herrn John Sewell von Newcastle einen Vogel und ein Ei, die sich jetzt in seiner Samın- lung befinden, mit dem Bemerken, dass sie mit einem anderen Vogel und einem anderen Ei ein oder zwei Jahre vorher auf einer Insel „auf der Nordostseite Islands“ gefunden worden seien. Wahr- scheinlich wurde eine falsche Localität angegeben, in der Absicht, Herrn Mechlenburg irre zu leiten; aber das Factum, dass er nie mehr als drei Eier besass, von denen zwei in oder kurz vor dem Jahre 1844 in seinen Besitz gelangten, nimmt der Angabe von Dr. Kjärbölling, die ich vorher erwähnte, allen Werth.**) So ist es sehr wahrscheinlich, dass die meisten Exemplare des grossen Alks und seiner Eier, welche jetzt in Sammlungen existiren, von *) Herr Pastor W. Pässler giebt einige Bemerkungen darüber in dem „Journal für Ornithologie“ 1860, p. 59. **) Die Zusätze, die Herr Yarell seiner Beschreibung dieses Vogels in der letzten Ausgabe seines Werks (B. B. 3rd ed. vol. III. p. 49697) hinzu- gefügt, sind aus Herrn Lloyd’s „Scandinavian Adventures“ copirt, sie stammen { ursprünglich aus Dr. Kjärböllings Werk und sind sehr ungenau. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 3ol Eldey, und zwar zwischen den Jahren 1830 und 1844, zu uns gekommen sind.*) Aus dem was bereits mitgetheilt worden, ist wohl zu ersehen, einen wie grossen Eifer Herr Wolley bei dem Einsammeln von Nachrichten aufwandte; doch muss ich noch einige weitere Worte hinzufügen. In früheren Zeiten wurden die Geier-Vögel während der Sommerzeit so regelmässig von den Fischern auf der See beobachtet, dass man von ihrem Erscheinen nur wenig Notiz nahm. Die Einwohner von Kyrkjuvogr und Sudrnes pflegten ihrer zuerst ansichtig zu werden, wenn dieselben auf der Höhe des Hafnaberg erschienen und von dort nach der Strömung bei Reykjanes ge- langten. Es wurde uns von vielen Leuten berichtet, dass sie mit hoch erhobenem Kopfe, aber mit eingezogenem Nacken zu schwim- men pflesten; sie versuchten niemals über das Wasser hinzuflat- tern, sondern tauchten unter, sobald sie sich beunruhigt fühlten. Auf den Felsen sassen sie gerader aufgerichtet als die Lumen und Nord-Alken und hatten ihre Station in grösserer Entfernung von der See. Durch ein Geräusch wnrden sie leicht erschreckt, aber nicht durch das, was sie sahen. Mitunter liessen sie ein schwaches Krächzen (croack) hören. Man hat niemals bemerkt, dass sie ihre Eier vertheidigt hätten, aber sie pflegten wohl heftig zu beissen, wenn sie in der Gefangenschaft dazu kommen konnten. Sie gehen oder laufen mit kleinen kurzen Schritten und schreiten aufrecht einher wie ein Mensch. Man weiss von einem, der von einem Felsen über zwei Faden hoch sich ins Wasser stürzte. Schliess- lich will ich noch hinzufügen, dass die Farbe der Innenseite ihres Mundes gelb gewesen sein soll, wie es bei den verwandten Arten der Fall ist. Im Jahre 1846 wurde Eldey von Vilhjälmur und einer Gesell- schaft besucht, und man vermochte keine Geier-Vögel aufzufinden. Im Jahre 1858 blieben Herr Wolley und ich mit zwei kurzen Unterbrechungen vom 21. März bis zum 14. Juli zu Kyrkjuvogr. Unser Project war nicht nur Eldey, sondern auch den noch weiter hinausliegenden Geirfugladrängr zu erreichen, auf den wahrschein- lich Niemand seinen Fuss gesetzt hatte. seit dem im Jahre 182i der schwedische Graf unter so grossen Mühsalen dort landete. *) Listen derselben, welche in der Hauptsache correkt sind, obgleich einige meines Wissens ausgelassen blieben, sind: jüngst in dem „Zoologist‘“ für dieses Jahr (p. 7353 u. 7386) ersehienen, und gleichzeitig fast in der „Field- Zeitung“ (No. 423 u. 424, p. 93, 114). Weitere Bemerkungen darüber wird ınan in ersterem Journal finden (p. 7378 u. 7438). 332 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen Boote und Leute wurden gemiethet und Mundvorrath für die Fahrt eingepackt; indess erschien nicht ein einziges Mal ein günstiger Moment, wo die Landung ausführbar geschienen hätte. Ich darf wohl sagen, dass wir mit schwerem Herzen die günstige Jahres- zeit vorübergehen sahen, ohne dass uns die ersehnte Gelegenheit zu Theil wurde. Der folgende Sommer war ebenso stürmisch, und es liess sich keine Expedition ins Werk setzen. Im»vorigen Jahre (1860) landete Vilhjalmur am 13. Juni glücklich auf Eldey, doch fand er keine Spur eines grossen Alks und das Wetter verhin- derte ihn nach dem weiter hinausgelegenen Eiland vorzudringen, Später im Jahre gelangte ein Bericht nach Kopenhagen, welcher darauf in der Zeitung „Flyveposten“ (No. 273) publicirt wurde, mit der Angabe, dass zwei Eier unseres Vogels auf einer der Klippen gefunden und für fabelhafte Preise nach England verkauft worden seien. Die gütige Theilnahme mehrerer Freunde setzt mich, wie ich glaube, in den Stand zu versichern, dass diese An- gabe völlig unrichtig ist. Die letzten Nachrichten, die ich vom 20. Juni des laufenden Jahres (1861) datirt aus Island erhalten habe, thun keiner Expedition während des Sommers Erwähnung. Meine Hoffnung auf ein glückliches Resultat ist nicht gerade san- guinisch, aber ich glaube, dass es noch möglich sein wird, dar- über sichere Nachrichten einzuziehen, ob beim Untersinken des ersten Geirfuglasker einige Mitglieder der Colonie ihrer gewohnten Zufluchtsstelle beraubt, ihr Quartier nach dem Geirfugladrängr ver- legt haben mögen, wie andere meiner Vermuthung nach Eldey auf- suchten, und zu diesem Zwecke habe ich die nöthigen DCHEEUIE gethan und werde damit fortfahren. Aber beenden wir den Bericht über Herrn Wolley’s persön- liche Untersuchungen. Den nächten Tag gleich nach unserer An- kunft zu Kyrkjuvogr las er aus einem Haufen angewehten Sandes zwei oder drei Flügelknochen (humerus) eines Vogels auf.*) Es fiel ihm sogleich die Aehnlichkeit mit der in den Abbildungen zu Professor Steenstrups Abhandlung gegebenen Figur auf — jener Abhandlung, auf die ich vor allen anderen hinwies, und die mir stetig bei der Abfassung dieses Auszuges aus Herrn Wolley’s Noten zur Hand gewesen ist. Eine oberflächliche Vergleichung nicht nur mit der Zeichnung, sondern auch mit den entsprechen- den Knochen von anderen Arten, wovon man sich eine gute An- iR *) Sie stammten von dem Ufer eines Kanals und waren vom Winde aus einem früher dort angeschwemmten Haufen herausgeweht worden, wie man ihn in den östlichen Grafschaften Englands als „Sand-gall“ bezeichnen würde. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 333 zahl ohne Schwierigkeit verschaffen konnte, zeigte bald, dass er sich nicht getäuscht hatte und in Folge dessen wurde das Knochen- suchen auf das Programm unserer Beschäftigungen gesetzt. Doch kann ich nicht sagen, dass wir selbst hierbei von grossen Erfolgen belohnt worden seien; seltsam genug, wo die Gelegenheit am Gün- stigsten zu sein schien, da fanden wir nie die geringste Kleinig- keit. So glaubten wir, da der alte Geirfuglasker früher zum Theil der Kirche von Kyrkjubol, zum Theil der von Mari-Kyrkja-i-Vogi gehört hatte, so würden uns natürlich die „Kjökken -möddinger“ (Küchenabfälle) an diesen Plätzen die beste Ausbeute liefern; doch an dem Orte, wo den uns gemachten Angaben zufolge die der letzteren Localität sich befinden mussten, war auch nicht eine Spur von Knochen zu entdecken. Der Boden war völlig mit grossen Steinen bedeckt und das Bischen Erde zwischen ihnen sah aus, als ob es in seine gegenwärtige Lage hineingespült (drifted) worden wäre, während die See die Kerichthaufen vollständig fortge- schwemmt haben mochte, wenn überhaupt jemals Häuser dort ge- standen haben. An dem ersteren Platze — Gammal Kyrkjubol — vermochten wir, obgleich sich dort ein sehr grosser, mit Gras bewachsener, ganz aus alten Abfällen zusammengesetzter Hügel befand, in den wir cine tiefe Aushöhlung gruben, doch kein ein- ziges Bruchstück von einem grossen Alk zu entdecken, vielleicht nicht einmal, wie ich glaube, von einem Vogel überhaupt. Auch bei Stafnes hatten wir nicht mehr Glück, wo wir durch einen an- sehnlichen Hügel hindurcharbeiteten und Fischgräten in grosser Anzahl fanden, aber sonst nichts von Interesse, mit Ausnahme einer Lage von zerbrochenen Eierschalen, anscheinend von Lu- men (Guillemots) und Alken (Razorbills), vielleicht mit einigen von Eiderenten, obgleich ich sie nicht allzugenau untersucht habe. Es war auffällig, dass solche Bruchstücke, die irgend welche Zeich- nungen trugen, nach einem so langen Vergrabensein sie noch be- wahrten, eben so schön, wie ich oft Exemplare in Cabineten beob- achtete, wo der Sammler nicht ganz sorgsam für den Abschluss des Lichts und der Luft Maassregeln getroffen. Zu Kyrkjuvogr waren wir mehr vom Glück begünstigt; in der Mauer des Kirch- hofs fanden wir zwei oder drei Gciervogelknochen zwischen dem Rasen stecken, welcher an Stelle des Mörtels zur Festlagerung der Steine benutzt war. Auf unser Nachfragen erfuhren wir, dass der Rasen von einem kleinen Hügel nahe dabei entnommen wor- den sei. Diesen durchsuchten wir ziemlich genau und fanden 334 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley’s Untersuchungen zwischen einer grossen Zahl von Knochen anderer Alken auch mehrere von der grossen Species. Am Gewinnbringendsten aber war unser Graben zu Baejasker. Eines Tags, als Herr Wolley des Weges ritt, rief er mir zu, dass er zwei Geiervögelknochen auf dem Boden liegen sähe. Von sei- nem Pferde hinabgestiegen, fand er, dass es Endstficke von Ober- armknochen waren, die offenbar zu einem Paar gehörten. Indem ich mich zur Stelle begab, las ich einen radius ebenfalls von einem Geier-Vogel auf, den ersten, den wir bisher irgendwo gefunden hatten. Bei anderen Gelegenheiten untersuchten wir den Ort noch zweimal sorgfältig und fanden Reste, die wenigstens acht ver- schiedenen Vogel-Individuen angehört hatten. Manche von ihnen zeigten Spuren eines Messers und fast alle waren schön erhalten. Hauptsächlich lagen sie unter Steinen, welche einst eine alte Gränzmauer gebildet zu haben schienen, und waren wahrschein- lich in dem Rasen eines noch älteren Kehrichthaufens enthalten gewesen, mit dem die Mauer aufgebaut worden war. Gerade gegen diese Stelle schien die See ihre Thätigkeit gerichtet und die Knochen blosgelegt zu haben, deren Entdeckung zur Auffindung der übrigen Anlass gab. Unter den dort gesammelten Exemplaren befanden sich mehrere, welche gewisse Unterschiede erkennen liessen, die wahrscheinlich auf Alters- und Geschlechtsdifferenzen zurückzuführen sind. Ich beabsichtige nicht, sie jetzt zu be- schreiben. Ich will nur bemerken, dass der grosse Alk durch eine Moditication allein der Endstücke seines Flügels unfähig zum Flug gemacht wird. Während sein humerus mit der Grösse des Körpers im Verhältniss steht und vollständig die doppelte Länge des entsprechenden Knochens vom Tord-Alk (Razor-bill) erreicht, sind ulna, radius und metacarpus in beiden Species fast von gleicher Länge und beim Geiervogel nur schr verdickt.*) Man kann aus dem, was oben mitgetheilt worden ist, ersehen, dass meiner Meinung nach noch einige Hoffnung übrig bleibt, dass der grosse Alk in Island fortlebt. Auf jeden Fall darf man, daran *) Herr Edward Blyth giebt über einige Knochen von Alca imjennis mehrere interessante Details in den „Proceedings“ der Zoological Society von 1837 (p. 122). Ich glaube, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Stücke, welche er untersuchte, aus den von der Jomfrue Lewer 1834 präparirten Häuten stammen, deren ich Erwähnung that. Jedenfalls scheint diese Dame mehr von dem Skelett in den Häuten, die sie präparirte, gelassen zu haben, als es sonst die Gewohnheit anderer sich auf Island damit befassender Leute ist. in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 335 glaube ich, nicht verzweifeln, bis nicht festgestellt ist, dass er auf dem Geirfugladrängr nicht mehr vorkommt, eine andere Localität aber wüsste ich nicht, wo man ihn mit Wahrscheinliehkeit erwarten dürfte. Die zahlreichen Inseln im Breida-Fjordr, von denen man vermuthete, dass sie ihm möglicherweise einen letzten Zufluchts- ort bieten könnten, werden, so viel mir bekannt ist, alljährlich von der Bevölkerung der Nachbarschaft aufgesucht. Diejenigen, welche sich einbilden, er möchte auf der gegenüberliegenden Küste von Grönland zu finden sein, haben, dessen bin ich sicher, eine Enttäuschung zu gewärtigen. Jene Küste ist fast immer mit Eis belegt, und wie bewunderungswürdig der Vogel auch im Tau- chen sein mag, so müsste denn doch erst noch nachgewiesen wer- den, dass er so lange wie ein Seehund oder Wallross unter Wasser bleiben kann. Eine armselige Existenz würde ihm dann zu Theil werden unter dichtgedrängte Eisschollen (floes) und krachenden Eisbergen. Längs der Küste von Labrador ist neuerdings meines Wissens keine Kunde von ihm eingelaufen, und doch wird sie, wenn ich recht unterrichtet bin, so ziemlich jedes Jahr von Fischern verschiedener Nationen besucht. Die ehemaligen Brüte- plätze im’ Golf St. Lorenz und gegenüber der Küste von Neufund- land, sind bekanntermaassen verlassen, und das ist nicht gerade wunderbar, wenn wir uns der jährlichen Metzeleien erinnern, die dort vollbracht zu werden pflegten.*) Doch mag es noch „irgend ein glücklicheres Eiland in der Wasserwüste‘“ geben, auf das sich die Pinguine des westlichen Meeres zurückgezogen haben; aber auch dann, darauf können wir gefasst sein, wird nur noch eine schwache Nachkommenschaft übrig sein. Es ist mir von meinem guten Freunde, dem Colonel Drum- mond-Hay, mitgetheilt worden, dass er, als er im December des *), Ich sehe mich genöthigt von der Ansicht abzuweichen, die Prof. Owen in einem Vortrag in der Royal Institution den 22. April 1859 aufstellte und in seinem Artikel über „Palaeontology‘ aus der „Encyclopaedia Britanica“, p. 400 (auch in einem Separatabdruck veröffentlicht) wiederholte. Man muss, wie ich überzeugt bin, der Verminderung, welche der grosse Alk durch die Hand des Menschen erlitt, seine allmählich zunehmende Seltenheit Schuld geben. Zu- gestanden, dass er ganz besonderer Brutplätze bedarf, um für ihn günstig und geeignet zu sein, so ist mir doch der Untergang nur eines einzigen bekannt in der ganzen Ausdehnung seines Verbreitungsbezirks, der in verhältnissmässig neuer Zeit sich vom Gap Cod bis nach Papa Westra erstreckte, während er auf jedem anderen bekannten Brutplatz. seit älterer Zeit, ein besonderes Ob- ject der Verfolgung war. 336 Alfr. Newton: Auszug a. Herrn Wolley's Untersuchungen Jahres 1852 über den Ausläufer der Newfoundlandsbank kam, ein Thier sah, von dem er sicher glaubt, es sei ein grosser Alk ge- wesen. Zuerst meinte er, es sei ein Colymbus glacialis (Northern Diver); aber er vermochte den hohen Schnabel und die weissen Flecken zu erkennen, welche ihm jeden Zweifel benahmen. Der Vogel tauchte in einer Entfernung von 30 oder 40 Ellen vom Dampfschiff. Derselbe Herr übersandte mir auch einen Brief, den er 1854 von dem verstorbenen Herrn J. Mac Gregor aus St. John’s auf Neufundland erhielt, worin er einen gedrängten Bericht von der früheren muthwilligen Vernichtung dieser Vögel durch die Fischer giebt (er erwähnt die Haufen von Knochen und Steineinhägungen [,pounds“], die jetzt auf einigen von den alten Brüteplätzen noch zu sehen sind) und mittheilt, dass im vergangenen Jahre (1853) ein todter Vogel in der Trinity Bay aufgefischt wurde. Meine Nachforschungen nach diesem Exemplar haben noch zu keiner weiteren Auskunft darüber geführt. *) *) Da ich gerade von dem Vorkommen des Vogels in jenem Erdtheil spreche, so mag hier eine Bemerkung Platz finden über Herrn Cassin’s An- gabe in Professor Baird’s „Birds of America“ (p. 901) betrefis des grossen Alks, „der von Herrn Audubon abgebildet und ihm von der Bank von Neufundland zugekommeu ist“ etc. Jetzt im Jahre 1857 erfuhr ich von Herrn Bell, dem bekannten Uonservator zu New-York, der den Herrn Audubon genau kannte, dass er nie ein einziges Exemplar eines solchen Vogels be- sass, und wenn wir Prof. Mac Gillivray’s „History of British Birds“ (Vol. V. p- 359) zur Hand nehmen, so finden wir, dass er von sich sagt, er habe nur zwei Exemplare dieses Vogels gesehen, eins im British Museum und „das andere, das dem Herrn Audubon gehörte und von ihm in London gekauft worden war“. Ich habe ebenfalls einen Irrthum zu berichtigen, der dies- seits des Meeres vorgekommen ist. In ihrer Aufzählung der Vögel von Nor- folk und Suffolk, gedruckt in der „Linnean Transactions“ (XV. p. 61), sagen- die Herren Shepherd und Whitear, Herr William Hooker habe ihnen mit- getheilt, dass ein grosser Alk in letzterer Grafschaft „bei Southwold getödtet worden sei.“ Der berühmte Botaniker hat mir indessen freundlichst erzählt dass er nicht nur von diesem Vorkommen nichts wisse, sondern dass er auch, nachdem er sich einige Mühe gegeben darüber nachzuforschen, ganz sicher sei, dass die Angabe auf einem Irrthum beruhe. Ich muss ferner hinzufügen, dass das Beispiel von einem Vogel, der bei Marlow in Buckinghamshire auf der Besitzung des Herrn William Clayton erlegt worden sein sollte, zuerst glaube ich von Dr. Fleming (Brit. Anim. p. 130) auf Herrn Bullock’s Autorität hin publicirt, mir ebenfalls sehr unwahrscheinlich vorkommt. Andererseits will ich erwähnen, dass Herr Williaın Milner mir mittheilt, dass er innerhalb der letzten Jahre in den Besitz eines schönen grossen Alks gelangte, von dem er Grund habe zu glauben, er sei auf den Hebriden erlegt worden. Man fand, höre ich, dass dieser Vogel mit Torf ausgestopft war, in Island betreffend den Geier-Vogel oder grossen Alk. 337 Ich bin mir wohl bewusst, dass nur das ausserordentliche Interesse, das sich an diesen Vogel heftet, mich entschuldigt, wenn ich einen so grossen Raum in Anspruch nehme. Man muss be- denken, dass das ein Gegenstand ist, der nicht nur die Ornitho- logen angeht, sondern eine grössere und allgemeinere Wichtig- keit haben dürfte. „Eine Betrachtung solcher Beispiele von theil- weiser oder völliger Vernichtung in unserer Zeit,“ sagt Professor Owen (loc. cit.) in Hinsicht auf unseren Gegenstand, „wird am ehesten Licht auf den Untergang ehemaliger Thiere und die wahre Bedeutung und die Gründe desselben werfen.“ Wenn dies keine genügende Entschuldigung für mich ist, so muss ich auf die grosse Schwierigkeit hinweisen, die es für mich hatte, die zahlreichen Details, welche Herr Wolley’s Arbeiten mir zugänglich gemacht haben, in Kürze zusammenzufassen. Es würde für mich leichter sewesen sein, wenn ich hätte weitschweifiger werden wollen. In Island waren Alle, mit nur einer Ausnahme, äusserst dienstfertig uns Alles, was sie wussten, mitzutheilen und zwar in der ausführ- lichsten Weise. Ich habe bereits mehrere Personen namhaft ge- macht, von denen wir schätzenswerthe Erkundigungen einzogen, und so ungerecht es erscheinen mag, so muss ich doch davon Abstand nehmen, deren noch mehr aufzuzählen. Die Hauptbehör- den von Staat und Kirche leisteten uns jegliche Unterstützung und alle Stände und Klassen von Männern und Frauen folgten ihrem Beispiel. Vom Gouverneur an, der sich im Genuss des Comforts moderner Civilisation befindet, bis hinab zu der untersten Klasse, bis zu dem unglücklichen Verkommenen (,leper“, Aussätzige), der, wie seine Vorfahren es gethan haben mögen, in Schmutz und . Kärglichkeit dahin lebt, von Allen wurden wir mit solcher Auf- merksamkeit bedient, dass es schwer ist, sie richtig zu würdigen, ohne dem Anschein der Uebertreibung sich auszusetzen. Es thut mir herzlich leid, dass ich mich auf diesen Ausspruch beschrän- ken muss. So möge denn allen denen, die hier gemeint sind, unsere Anerkennung ausgedrückt sein; besonders unserem ehren- _ werthen und intelligenten Führer und Dolmetscher Geir Zoega von Reykiavik, der länger als zwei Monate unser besiliget und williger Begleiter war. Ob nun der Geier-Vogel bereits vernichtet sein, oder ob er noch an irgend einem unbekannten Orte existiren mag, so viel scheint klar, dass sein Untergang, wenn er nicht bereits eine Journ, f. Ornith., XIV, Jahrg., Nr, 83, September 1866, 24 338 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung Thatsache ist, seiner Wiederauffindung auf dem Fusse folgen muss. Ich möchte deshalb an alle diejenigen, die etwa mit dem Gegen- stand unserer Abhandlung zusammentreffen sollten, die dringende Aufforderung richten, ihr Möglichstes zu thun, eine solche Wieder- entdeckung aufs Beste zu verwerthen. Wenn wir in dieser Be-. ziehung eine gute Gelegenheit unbenutzt vorübergehen liessen, so würden künftige Naturforscher uns mit Recht Vorwürfe darüber machen dürfen. Der blosse Besitz von einigen Eiern oder Bälgen mehr oder weniger ist ohne wesentliche Bedeutung. Ich muss, durchaus nicht im Geiste der Parteilichkeit, sondern rein im Inter- esse der Wissenschaft, die Ansprüche herverheben, die unser Vaterland in dieser Beziehung machen darf. Unsere Hauptstadt besitzt den besten zoologischen Garten von der Welt. Ein Künst- ler, der unter uns weilt, ist ohne Frage der gewandteste Thier- zeichner der jetzigen oder jeder andern Epoche. Anerkannter- massen ist es der bedeutenste vergleichende Anatom unserer Zeit, der dem zoologischen Nationalmuseum vorsteht. Es kann sicher- lich kein passenderer Aufenthalt für den letzten der grossen Alken ermittelt werden, als der Garten der Zoological Society zu London, wo er lebend durch Herrn Wolfs Pinsel verewigt und gestorben durch eine Gedenkschrift aus Professor Owen’s Feder verherrlicht werden würde. Prof. Spencer F. Baird. Die Verbreitung und Wande- rungen der Vögel Nord-Amerika’s. [The Distribution and Migrations of North American Birds. By Spencer F. Baird. Assist. Secr. Smithsonian Institution. Aus dem American Journal of Science and Arts, Vol. XLI, 1866, übersetzt.] - \ (Schluss; s. S. 244—269.) Eine Vergleichung der sorgfältig ausgeführten Listen grön- ländischer Vögel von Reinhardt in ‚the Ibis 1861“ und isländi- scher Vögel von Newton publicirt in „Iceland, its Scenes and Sagar“ von Sabine Baring-Gould vom Jahre 1863 zeigt, dass alle in Island als häufig vorkommend erwähnten Landvogel mit ge- ringen Ausnahmen in Grönland mehr oder weniger gemein sind, und es ist desshalb sehr wahrscheinlich, dass die den Listen in Grönland vorkommender europäischer Vögel später noch hinzuzu- und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 339 fügenden unter dem Rest der isländischen Arten zu suchen sind. Die folgende aus den obengenannten Quellen ausgezogene Tabelle aller isländischen und der in Grönland gefundenen europäischen Landvögel, mag die in dieser Beziehung stattfindende Verwandt- schaft erläutern. Europäische in Island und Grönland gefundene Landvögel. Island. | Grönland. |Nord-Amer. Haliaetus albieilla L.. Gemein. | Sehr gem. |?Sehr selt. Falco Canadensis Gmel.. Zieml. selt.| Gemein. |Zieml. gem. „ Islandicus Gmel. . Sehr sem. | Selten. Selten. „ peregrinus L. Zweifelhaft. Niehtgewöhnl. Sehr selten. „ aesalon L. Sehr gem. Nyctea nivea H. Zieml. selt.| Sehr gem. | Sehr gem. Ötus brachyotus Selten. |Sehr selten. H „ vulgaris 1 Exemplar. Chelidon urbica 1. Selten. Elrundo rustica L. en Troglodytes borealis Becher „ Turdus merula L.. 2mal beobach. % diacus L. . Gemein. |2Exmp.getödt. se pllaris) 1... Rutieilla tithys Scop. Imal geseh. Sazicola oenanthe L. . Gemein. Gemein. Selten. Motacilla alba L. \) 2 Exempl.| Anthus pratensis „ 1 Exempl. Plectrophanes Barmen L. |Sehr selten] Gemein. | Sehr gem. e% nivalıs L.. Sehr gem. Sehr gem. B; degiothus linaria L. Selten. Gemein. | @emein. Bi canescens Gld. „ Sturnus vulgaris L. Selten. | 1 Exempl. Corvus coraz L. Gemein. e nr eormz 2 Selten. Lagopus Islandorum Habr. . | Gemein. | Gemein. | Gemein. Eine Durchsicht der gegebenen Tafel zeigt, dass der einzige in Island häufige und von Grönland nicht aufgeführte Landvogel Falco aesalon ist. Europäische Arten, die man wegen ihres Vor- kommens auf Island in Grönland erwarten dürfte, wären nur Falco aesalon, Chelidon urbica, Hirundo rustica, Troglodytes borealis, Tur- 24* 340 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung dus merula, Ruticilla tithys, Corvus corax? und Corvus corniz. Auch ist zu ersehen, dass alle als in Grönland gemein bezeichneten Landvögel auch in Nordamerika gefunden worden sind.*) Die Schneehühner der drei Gegenden werden sehr wahrscheinlich als identisch befunden werden. Aus der folgenden Tabelle von grönländischen und isländi- schen zur europäischen Fauna gehörigen Wasservögeln ersieht man, dass zwei Species, Crex pratensis und Ortygometra porzana, in Grönland gefunden, aber noch nicht von Island erwähnt wor- den sind; elf oder zwölf Species von Island, aber nicht von Grön- land; eine (Scolopax rusticola) von Neufundland, aber weder von Grönland noch von Island. Es giebt in Grönland von Vögeln der europäischen Fauna verhältnissmässig weniger Wasservögel als Landvögel, welche im continentalen Nordamerika vorkommen. | Island. | Grönland. |Nord-Amer. Gelegentl. ‚2 Exemp!. |Nichtselten. Nichtselten. | Sehr gem. | Gemein. |3 Exempl. Gelegentl. | 2 Exempl. Vanellus eristatus Meyer Charadrius hiaticula L. . a plwialis L. . Haematopus ostralegus L. Ardea cinerea L. Falcinellus igneus . ‚Sehr selten. Numenius phaeopus L. Sehr gem. |Nichtselten. e5 arquatus L. Selten. Philomachus pugnaz L. . 1 Exemplar. Limosa aegocephala L. Gemein. |I Exemplar. Gallinago media Leach. „ Gemein. | Bermudas. Scolopaz rusticola L. Neufundl. Fulica atra L. . ‘ Selten. Crex pratensis Bechst. Sehr selten.| Gelegentl. Ortygometra porzana L. ? Rallus aquaticus L. Selten. Bernicla leucopsis 'Tremm. Gemein. | Gemein? \Zweifelhaft. Anser ferus L. . Selten. „ segetum Bechst. „ *), Haliaetus albicilla wurde von Sclater als in Neufundland und Neu- Schottland vorgekommen aufgeführt, obgleich er jetzt die Sicherheit der An- gabe anzweifelt. Die Smithsonian Institution besitzt Exemplare vom echten Falco peregrinus (unterschieden vom anatum) von Moose Factory an der Hudsonsbay. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 341 Island. | Grönland. [Nord-Amer. Anser brachyrhynchus Baill. Selten. Cygnus ferus Leach. . . . Gemein. |Nichtselten. Nettion crecca L.. . . . | Sehr gem.| Gemein. |Nichtselten. Mareca penelope 1; Zieml. gem.|Nichtselten. Querquedula querquedula . Zweifelhaft. ” Fuligula ferina L. . - . |1 Exemplar. Ordemwa nigra I. . . - - Selten. Larus canus L.. .: . . . |Sehr selten. Die folgende Liste giebt die specifisch nordamerikanischen Vögel, welche von Reinhardt als in Grönland vorkommend er- wähnt werden. Falco candicans. Eremophila cornuta? Hirundo horreorum. Sphyropicus varius. Cistothorus palustris. Colaptes auratus. Regulus calendula. Charadrius Virginieus. Dendroica coronata. Numenius Hudsonieus. 5 virens. ” borealis. n striata. Actodromas maculata. Parula Americana. Gambetta jlavipes. Helminthophaga ruficapilla. Macrorhamphus griseus. Geothlypis Philadelphia. Porzana Carolina, Anthus Ludowieianus (nistet). Fulica Americana. Turdus minor.*) Nettion Carolinensıis. Tyrannula pusilla.**) Bucephala albeola. Contopus borealis. Pelionetta perspieillata. Vireo olivaceus. Podiceps Holböll:. Xanthocephalus icterocephalus. Rhodostethia rosea. Zonotrichia leucophrys.***) Xema Sabimi. Lozia leucoptera. Während also Island aller Wahrscheinlichkeit nach eine be- trächtliche Zahl europäischer Vögel für Grönland liefert, giebt Letzteres ihm dafür sehr wenige amerikanische Vögel zum Aus- tausch. Dies mag daher kommen, dass Island östlich von der Süd- westspitze Grönlands und zum Theil südlicher als dessen Ostküste *) Es ist schwer zu sagen, welche von den drei benachbarten Species der nordamerikanischen Drosseln hier gemeint ist. **) Diese Species ist ebenfalls unbestimmbar. ***) Möglicherweise Z. Gambelü. 342 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung liegt, so dass die Vögel Nordamerikas in ihrem nordwärts oder nordostwärts gerichteten Zuge und dem entsprechenden Rückzuge Island in keiner Weise berühren würden, während andererseits eine Wanderung von Island nach Norden und Nordwesten bald in einer Entfernung von nur einigen wenigen 100 Meilen auf Gön- land treffen würde, zumal mit Unterstützung des herrschenden Luftstromes, dessen später Erwähnung geschehen wird. Folgen- des sind die einzigen specifisch nordamerikanischen oder grön- ländischen Arten, welche in Herrn Newtons Liste aufgeführt sind: Falco candicans Gmel., Numenius Hudsonicus Lath., Histrionicus torquatus Bon. Es ist schwer zu sagen, ob das isländische Goldauge (Clan- gula Islandica) von Island an Grönland und Nordamerika abge- geben worden ist, oder umgekehrt. Während es in Island häufig ist, findet es sich in Nordamerika keineswegs selten, indem es manche Jahre südlich bis zum St. Croix River gemein ist. Die britische Insel Helgoland in der Nordsee, gegenüber von Dänemark, ist in ornithologischer Beziehung von besonderem Interesse, da es mehr Arten europäischer Vögel liefert als irgend eine andere Localität von gleicher Ausdehnung (400 von den 500 nach Blasius anzunehmenden Arten), sowie mehrere asiatische und nordamerikanische Arten, deren Vorkommen von keinem andern Punkte Europas erwähnt wird. Den mehr als 20 Jahre lang fort- gesetzten Bemühungen des Herrn Gätke, eines Bewohners der Insel, verdanken wir die in der Naumannia, 1858, 419 erwähnten merkwürdigen Thatsachen. Die von ihm beobachteten nordamerika- nischen Vögel sind: Anthus Ludovicianus, 6. Novbr. 1851. Dendroica virens, 19. October 1858. Harporhynchus rufus, — October 1857. Galeoscoptes Carolinensis, 28. October 1840. Charadrius Virginicus, 20. Dechr. 1847. Tryngites rufescens, 9. Mai 1847. Pelionetta perspicillata, 9. October 1851. Xema Sabimi, 25. October 1847. Rhodostethia rosea, 9. Februar 1858. Die nachfolgenden nordamerikanischen Vögel werden in Prof. Blasius „List of the Birds of Europe, 1862“, herausgegeben von Newton, in. dem British Museum Catalogue of British Birds und in anderen Werken, als in Europa vorkommend erwähnt: und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. Falco candicans. Nauclerus furcatus (England). Nyctale acadıca Scops asio Colaptes auratus Picus villosus „ pubescens Coccygus americamus 5 „ erythrophthalmus(Luccea). Ceryle aleyon (Irland). Progne purpurea (England). Hürundo bicolor : Dendroica virens (Helgoland). Harporhynchus rufus , Galeoscoptes Carolinensis (Helg.). Lanius excubitoroides (England). Turdus Pallasiü (Deutschland). „ Swainsomi (Belgien, Ital.) „»„ Mägratorius (Deutschl.) Anthus Ludovicianus (Helgol.) Vireo olivaceus*) (Chillaston bei Derby, England; Mai 1859). Regulus Calendula (England). Ampelis cedrorum Loxia americana » leucoptera A 2? Aegiothus canescens (Belgien). Spiza ciris (England; im Käfig?) Agelaeus phoeniceus”*) (England). Sturnella magna (England; März und October). Ectopistes migratoria (England). Charadrius Virginicus (Helgol.) 5 vociferus (England). Gambetta flavipes Symphemia semipalmata (Schwed. ) Actiturus Bartramius (Deutschl., England). ” ” „ 345 Tringoides macularius (England, Deutschland). Tryngites rufescens (Engl., Helg.) Macrorhamphus griseus (England). Actodromas maculata 5, H mumutilla a ii Bonapartü (England, Frankreich). Numenius Hudsonicus (Island). h borealıs (Schottland). Porphyrio martinica (England). Porzana Carolina (England: New- burg, Oct. 1864, Zoolog. 9540). Botaurus lentiginosus (England). Nyeticorax violaceus S; Anser hyperboreus (Deutschland). Bernicla canadensis (England). Querguedula discors (Nordfrankr.) Mareca Americana (England). Cygnus Americanus Fulix affınıs „ ecollaris Bucephala albeola „ Pelionetta perspicillata (Helgol.) Lophodytes cucullatus. ae Plotus anhinga Tachypetes aguilus Omen. Sterna fuliginosa (Engl., Magdeb.) Anous stolida (Engl., Frankreich). Rhodostethia rosea (Helgol., Engl.) Xema Sabini (Helgol., Engl.) Chroicocephalus atrieilla (Engl.) i, Philadelphia (Irl.) Oceanites oceanica (England). Puffinus fuliginosus (Frankreich, England). Puffinus obscurus (England). Podiceps Holbölli (Holland). ” Von den 69 Arten der obigen Liste kamen alle bis auf 19 in Grossbritanien und Irland vor. *) Ibis, 1864, 394. **) Ibis, 1861, 177. 344 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung Liste der Vögel, welche in Europa und Nordamerika für identisch gehalten werden, oder nicht hinreichend getrennt worden sind. Archibuteo lagopus. Aquila chrysaetos. Pandion haliaetus. Brachyotus vulgaris. Nyctea nivea. Surnia ulula. Cotyle riparia. Ampelis garrulus. ? Pinicola enucleator. Aegiothus linaria. Plectrophanes Lapponicus. „ nivalıs. ?Corvus coraz. ? Lagopus albus. en mutus. Squatarola Helvetica. Strepsilas interpres. Phalaropus hyperboreus. + Fulicarius. Tringa canutus. maritima. „ „» subarquata. Calidris arenaria. Bernicla brenta. Anas boschas. Dafila acuta. Spatula clypeata. Chaulelasmus streperus. Fulix marila. Histrionicus torquatus. Bucephala clangula. 7 Islandica. Harelda glacialıs. Polysticta Stelleri. Somateria mollissima? “ spectabilis ? Mergus serrator. Sula bassana. Graculus carbo. Stercorarius (alle Arten). Larus glaucus. „ leucopterus, „ marinus. Rissa tridactyla. Pagophila eburnea. Rhodostethia rosea. Sterna Anglica. „ Caspia. „»„ Zirundo. „» Macrura. » Paradisea. Hydrochelidon fissipes. Colymbus torquatus. 5 septentrionalis. Podiceps cristatus. Ich habe die eigentlichen pelagischen oder Meerwandervögel und die den beiden Küsten des nördlichen atlantischen Meeres angehörigen ausgelassen. Keine nordamerikanischen Vögel sind bis jetzt in Spitzbergen gefunden worden — es giebt dort nach Malmgren überhaupt nur 26 Arten. Die einzigen aufgeführten Landvögel sind: Falco gyro- Falco, Nyctea nivea, Plectrophanes nivalis und Lagopus var. hyber- boreus. Ueber die Vögel von Jan Mayens Land, welches auf der und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s 345 geraden Linie zwischen Island und Spitzbergen und näher an Grön- land als an jedem von beiden liegt, habe ich keinen Katalog ge- sehen; aber sie haben wahrscheinlich einige Verwandtschaft mit grönländischen Arten. Die Insel Bermuda*) unter 32° 15‘ Breite und 64° 51’ Länge ist ungefähr 700 Meilen (engl.) von der Küste Carolinas entfernt; Cap Hatteras ist der nächste Punkt des festen Landes. Sie det ungefähr auf demselben Parallelkreis mit Charleston und ungefähr 900 Meilen südlich von Neuschottland, fast auf halbem Wege zwi- schen diesem und den virginischen Inseln Westindiens. Die ganze Gruppe, wozu sie gehört, ist ungefähr 14 Meilen lang und un- gefähr 3 oder 4 Meilen breit. Es giebt dort mit Ausnahme einer Eidechse (Plestiodon longirostris Cope, Pr. Acad. Nat. Sc., 1861, 315) keine einheimischen Wirbelthiere, und die Vögel sind in ihrem Charakter ganz nordamerikanisch, sehr ähnlich denen der mittleren Vereinigten Staaten. Der Charakter der Fauna zeigt sich hauptsächlich in dem das ganze Jahr hindurch währenden Vorkommen der folgenden Vögel und durch ihr Brüten daselbst: Vireo Noveboracensis, Galeoscoptes Carolinensis, Sialia sialis, Car- dinalis virginianus, Corvus Americanus (soll eingeführt worden sein), Chamaepelia passerina, ? Gallinula galeata. Ausser diesen sollen die folgenden Species gelegentlich auf den Inseln brüten: Sphyropicus varius, Ardea herodias. Alle übrigen Arten scheinen zufällige Gäste zu sein, die in einem Jahre auf ein oder zwei Tage bemerkt wurden und dann vielleicht auf mehrere Jahre nicht wieder erscheinen. Bei Weitem die grösste Zahl stattet ihren Besuch nur im Herbst ab, sehr wenige kommen im Frühling vor. Es giebt auf den Bermudasinseln keine eigentlichen west- indischen Vögel; und das Vorkommen von Milvulus tyrannus, einer südamerikanischen Art, ist sehr fraglich. Einige wenige Arten europäischer Vögel sind auf den Ber- mudasinseln bemerkt worden, nämlich: Sawicola oenanthe, dlauda arvensis und Gallinago media. Es ist zu beachten, dass der erste und letzte von ihnen in Grönland, die Sazicola nur auf dem Continent gefunden worden ist. *) Siehe „Ornithology of the Bermudas“, „Jardine’s Contributions to Or- nithology“, 1849 u. 1850, und „The au in Bermuda“, von J. M. Jones, London 1859. 346 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung Da die Bermudas-Inseln ausserhalb der Wanderstrasse un- serer Landvögel liegen, so ist es nicht wahrscheinlich, dass es regelmässige, auf dem Wege nach anderen Gegenden befindliche Besucher derselben giebt, indem die grosse Mehrzahl der dort entdeckten Vögel wahrscheinlich durch Stürme von ihrem Curse abgelenkt worden sind. Sicherlich gehören sie nicht alle zu sol- chen, die auf ihrem Zuge nach Westindien hier anhalten, da viele der Arten auf diesen letzteren Inseln nicht gefunden werden. Die Wasservögel scheinen regelmässiger zu erscheinen, Dank dem Umstande, dass augenscheinlich viele Arten ihren Flug süd- wärts von Neuschottland und Neufundland geraden Wegs nach Westindien nehmen und direct über die Bermudas-Inseln ziehen. Aus der folgenden Liste von Vögeln, die als Vorkommnisse der Bermudas-Inseln erwähnt werden, wird man ersehen, dass der grössere Theil der insektivoren Vögel und viele von den Raub- vögeln auch in Westindien vorkommen; etwas über die Hälfte der Anzahl besuchen die letztere Gruppe. Liste der Vögel, die von den Bermudas-Inseln aufgeführt werden.*) Cathartes aura (W.) Zahl der Exemplare 1; December. Falco anatum (W.) 2; Januar, Februar. „ columbarius (W.) Das Jahr hindurch, hauptsächlich im Septbr. „ sparverius. 1; December. Oireus Hudsonicus (W.) Gelegentlich im Herbst. Haliaetus leucocephalus. Gesehen. Pandion carolinensis (W.) Häufig. Otus Wilsonianus (W.) 3. Syrnium nebulosum. 1; April. Nyctale Acadica. 1; Januar. Nyctea nivea. 3; Herbst. Coceyzus Americanus. „Tausende“; October 1849; einige wenige im April. | Sphyropicus varius (W.) Brütet vielleicht; December bis April. Trochilus colubris (W.) Eine Zeit lang gemein; April. Chaetura pelasgia. Mehrere; September 1849. Chordeiles popetue (W.) Mitunter sehr gemein; April bis Sept. 1864. *) Arten mit einem (W.) werden auch in Westindien gefunden. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. BLU Ceryle aleyon (W.) Gemein; September bis April; regelmässiger ‚ Besucher. | Milvulus tyrannus.?? 1; März, 1847. Tyrannus Carolinensis (W.) Häufig; April. 5 Dominicensis (W.) März und April. Contopus virens (W.) 1 Exemplar; April. Turdus mustelinus (W.) Mehrere. „ Swainsoni (W.) 2; October. » mägratorius (W.) Mehrere; Februar und März. Sazicola oenanthe. Jedesmal eine; October und März. Sialia sialis (W.) Gemein; Standvogel. Anthus Ludovicianus. Einer; November. Mniotilta varıa (W.) 3; October. Parula Americana (W.) Eine; April. Geothlypis trichas (W.) Eine; October. Seiurus Noveboracensis (W.) Häufig im Herbst; regelmässiger Gast. Dendroica coronata (W.) Eine; Januar. Mehrere; April. 5 pinus. Gemein im Septbr.; zu mehreren Jahreszeiten. R, palmarum (W.) 2; December. \: discolor (W.) 1; October. Miyiodioctes mitratus (W.) 1; März. Pyranga rubra (W.) Mehrere; April. 55 aestiva (W.) Mehrere; April. Hirundo horreorum (W.) Selten im Frühjahr; gemein von August zu September; grosser Zug, September 1849. Hirundo bicolor (W.) September 1849. Cotyle riparia (W.) August und September. Progne purpurea. Grosser Zug, am 22. September 1849. Ampelis cedrorum (W.) Häufig; October bis December. Collyrio borealis. 1; März. Vireo Noveboracensis (W.) Gemein; Standvogel. Mimus Carolinensis (W.) Gemein; Standvogel. Eremophila cornuta. 3; October und Februar. (Alauda arvensis.) 1; 12. Juni. Chrysomitris tristis. Mehrere; März. \ Curvirostra Americana. Januar bis Mai. hr leucoptera. März bis Mai. Plectrophanes nivalis. Januar bis Februar. Passerculus savana (W.) 1; April. Pooecetes gramineus. 1; 25. October. 348 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung Coturnieulus Henslowi.. Kleiner Schwarm; December. Melospiza palustris. 1; December. Guiraca Ludoviciana (W) 2; October und aan: Cardinalis Wirginianus. Gemein: Standvogel. Dolichonyx oryzivorus (W.) Fast jeden Herbst; October. leterus Baltimore (W.) 2; October. Corvus Americanus. Einige jedes Jahr; brütet vielleicht. Zenaidura Carolinensis (W.) 1; März 1850. Chamaepelia passerina (W.) Gemein; Standvogel. Ebenso die meisten Sumpfvögel und eine beträchtliche Zahl der Schwimmvögel. Ergebnisse. Eine sorgsame Erwägung der oben erwähnten Fakten berechtigt uns, wie ich denke, zu folgenden allgemeineren Behauptungen betreffs des Verkehrs der Vögel zwischen Amerika und Europa. Europäische Vögel, insbesondere die Landspecies, erreichen Grönland und kehren nach dem Continent über Island zurück, in- dem die Faröe-Inseln für sie einen Ruhepunkt auf dem Wege von Grossbritanien und Scandinavien abgeben. In sehr seltenen Fällen scheinen Arten direct, ohne Island zu berühren, nach Grönland zu gehen, obgleich auch dies nur desswegen so scheinen mag, weil sie während ihres Aufenthalts auf Island noch nicht von irgend einem Naturforscher beobachtet worden sind. Die europäischen auf dem Continent von Nordamerika ge- fundenen Vögel gelangen dahin in einer herbstlichen Wanderung von Grönland in Begleitung von eigentlich nordamerikanischen Arten. Nordamerikanische Vögel erreichen England selten, wenn je- mals, von Grönland aus in freiwilliger Wanderung über Island, wie dies aus dem Factum erhellt, dass nur drei von den in Grön- land anzutreffenden Arten auf Island gefunden worden sind, und dass überhaupt nur wenige von den in Europa beobachteten ame- rikanischen Species in Grönland vorgekommen sind. Die meisten Exemplare von amerikanischen Vögeln, welche in Europa gefunden wurden, sind in England gefangen worden (ungefähr 50 von 69), einige davon auf Helgoland, sehr wenige auf dem Continent (Landvögel nur in fünf Fällen). In fast allen Fällen gehörten diese Exemplare zu Species, welche während des Sommers in Neu-England und den östlichen Provinzen des britischen Nordamerika in Ueberfluss zu finden sind. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 349 In der grossen Mehrzahl der Fälle sind die amerikanischen Vögel in England, auf Helgoland und auf den Bermudas-Inseln in den Herbstmonaten beobachtet worden. Der Leitfaden für diese Eigenthümlichkeiten betreffs des Aus- tausches von Arten zwischen den beiden Erdtheilen ist in dem Studium der Gesetze über die Luftströmungen der nördlichen Halbkugel zu finden, wie sie von Prof. Henry und Prof. Coffin entwickelt worden sind. Diese Herren haben gezeigt (siehe Prof. Henrys Artikel über Meteorologie „Report of Commissioner of Patents for 1856“ pag. 489), dass „die resultirende Bewegung der Atmosphäre an der Oberfläche zwischen 32° und 58° Breite in Nordamerika von Westen kommt; der Gürtel umfasst 20 Breiten- grade und hat die grösste Intensität unter 45°. Dies muss in- dess zu verschiedenen Jahreszeiten nach der wechselnden Decli- nation der Sonne nordwärts und südwärts schwanken. Südlich von diesem Gürtel, in Georgia, Louisiana ete. wird die Gegend zu gewissen Jahreszeiten vom Nordostpassat bestrichen, und nörd- lich von demselben Gürtel von den Polarwinden, welche wegen der Rotation der Erde eine westliche Richtung anzunehmen streben. Man muss sich erinnern, dass die westliche Richtung des hier be- sprochenen Gürtels hauptsächlich die Resultante der abwechselnd während des Jahres vorherrschenden Südwest- und Nordwest- winde ist.“ Aus diesen Betrachtungen und Thatsachen sind wir daher zu schliessen berechtigt, dass der Transport amerikanischer Vögel nach Europa hauptsächlich, wenn nicht gänzlich, eine Wirkung der ‘Winde ist, welche sie während ihrer Wanderzeit, indem sie längs der Küste hinziehen, oder deren Biegungen abschneiden, in einer beträchtlichen Entfernung vom Lande oder in einer grossen Höhe über demselben erfassen. Fortgeführt in die See hinaus, haupt- sächlich in der Nähe des 45. Grades der Breite (der Linie der srössesten Windesintensität), ist das erste Land, das sie zu er- reichen vermögen, England, woher es sich schreibt, dass die mei- sten Arten sowohl auf den britischen Inseln als auch auf Helgo- land vorgekommen sind, welche beide gleich geeignet sind, die Fortgetriebenen anzulocken und ihnen eine Ruhestelle zu ge- währen. Es ist wahrscheinlich, dass mit Ausnahme der wenigen permanenten Standvögel die Bermudas-Inseln auf dieselbe Weise versorgt werden. 350 Prof. Spencer F. Baird: Die Verbreitung Da Island in der Breite des entgegengesetzten von Ost nach West gerichteten Stromes sich befindet, so werden diejenigen seiner Arten, welche vom Wind ergriffen und davongeführt wer- den, bald das nur wenige 100 Meilen entfernte Grönland er- reichen. Dies mag wohl die Hauptursache für die Zufuhr von Europa nach Grönland sein, da die meisten europäischen Land- vögel nur in seltenen Intervallen dort getroffen werden, obgleich, da Grönland nördlich von Island liegt, auch bis zu einem ge- wissen Grade eine regelmässige Wanderung stattfinden mag. Wie bemerkt, geht die vorherrschende Windrichtung bei grösserer oder geringerer Intensität das ganze Jahr hindurch, so- wohl iu der Periode, wo unsere Vögel auf ihrer Frühlings- als auf ihrer Herbstwanderung begriffen sind, von Amerika nach Europa. Selbst wenn die Richtung die umgekehrte sein und die seltene Erscheinung eines sommerlichen „Nordosts“ stattfinden sollte, so würde dies nur den Erfolg haben, die Vögel nach un- serer eigenen Küste zurückzuführen oder ins Innere hinein, indem die Richtung des Sturmes ungefähr mit der östlichen Uferlinie der Vereinigten Staaten parallel gehen und seinen Einfluss nur auf eine geringe Entfernung von der Küste erstrecken, in keiner Weise aber die Nachbarschaft Europas in seinen Bereich ziehen würde. Dass solche Stürme die Bewegungen unserer Vögel be- einflussen, zeigt sich an dem Goldregenpfeifer. Es ist wohl be- kannt, dass diese Species in unendlicher Anzahl in den nördlichen Gegenden Amerikas brütet, und dass die Wanderung nach Süden während des Sommers und Herbstes nur die Küstengegend und deren Nachbarschaft berührt. Gewöhnlich scheinen die grossen Züge direct von Neufundland und Neuschottland nach Westindien zu ziehen, wo sie jeden Herbst zu treffen sind und noch nach Südamerika hinübergehen, selbst Patagonien beinahe erreichend. In der Regel ist es nur eine verhältnissmässig kleine Zahl, welche die atlantischen Staaten berührt und dort verbleibt, aber es ist den Jagdliebhabern Neuenglands wohl bekannt, dass man, wenn gegen Ende August ein heftiger Nordoststurm von der Küste her bläst, grosse Schaaren von Regenpfeifern und Brachvögeln er- warten kann.*) Dies war im Jahre 1863 der Fall, wo die Inseln *), Herr G. N. Lawrence erwähnt (Annals N. Y. Lyceum, VIII. 1864, 100), | dass der Goldregenpfeifer immer am Montack Point am 28. August zu finden ist, wenn ein Nordoststurm stattfindet. und Wanderungen der Vögel Nord-Amerika’s. 31 Nantucket, Marthas Vineyard und andere Localitäten längs der Küste von Massachusetts von unglaublichen Schwärmen dieser Vögel erfüllt waren. Bei ähnlichen Gelegenheiten wurden grosse Massen weit in das Innere der atlantischen Staaten fortgerissen und gaben Gelegenheit zu einer rechten Carnavalsfreude für Jagd- liebhaber [regular carnival for gunners], ganz wie bei den grossen Zügen der wilden Taube. Ein anderes Beispiel von dem Einfluss der Nordoststürme liefert das Vorkommen der Sturmvögel und anderer oceanischer Vögel weit in das Innere hinein und sogar über die Alleghanies fort während und nach solchen Stürmen. Die Sammlungen der Smithsonian Institution enthält Exemplare von Thalassidroma Leachü, die mit hunderten ihres Gleichen im August 1842 in der Umgegend von Washington getödtet wurden. Ich selbst erhielt zu Harrisburgh (Pennsylvanien)einen schönen, ausgewachsenen Cataractes pomarinus (Pomerine Jager), der am Susquehanna nahe jener Stadt im September 1839 getödtet wor- den war. Alte Exemplare der erwähnten Species werden über- haupt selten innerhalb der Gränzen der Vereinigten Staaten an- getroffen, und während des Sommers dürfte dieselbe schwerlich südlich von Neufundland vorkommen. Es ist hier nicht der Ort, die Natur des 'Triebes zu disku- tiren, die den Vogel oder Fisch veranlasst, im Frühjahr seinen Pfad wiederum so unfehlbar zurückzuwandern; das Factum ist wohl verbürgt und von grosser Wichtigkeit in Bezug auf die Ver- mehrung oder Verringerung der Arten. Eine Gegend, die durch Vernichtung ihrer Frühlingsvögel oder Fische verlustig gegangen ist, wird erst im Laufe eines grossen Zeitabschnitts sich wieder bevölkern. Der Erfolg kann indessen durch künstliche Züchtung in den verödeten Gegenden sehr beschleunigt werden. Es kann als festgestellt angenommen werden, dass die Wan- derungen der Vögel in der Regel mehr oder weniger in nörd- licher und südlicher Richtung stattfinden, wobei der Lauf der Flüsse, Bergketten, Wälder, Verhältnisse der Feuchtigkeit, mitt- leren Temperatur, Höhe etc. einen sehr wesentlichen Einfluss aus- üben. Middendorf (die Isepiptesen Russlands) nimmt an, dass die Vögel in der Richtung des magnetischen Pols wandern, eine Ver- muthung, die aus den Thatsachen in Nordamerika in keiner Weise sich folgern lässt. Es mag ferner bemerkt werden, dass, während Vögel im 352 Dr. Gundlach: Frühjahr gerade an den Ort ihrer Geburt und auf einem be- stimmten Wege zurückkehren, ihre Rückkehr im Herbst nicht nothwendig in dieselbe Linie fällt. Manche Vögel sind bekannte Gäste und massenhaft in gewissen Localitäten entweder im Früh- ling oder im Herbst, sind aber in .der anderen Jahreszeit dort nicht bekannt. Dies ist ein allen sorgsamen Sammlern wohl be- kanntes Factum, und ich bin geneigt zu glauben, dass in vielen Fällen Vögel nordwärts längs des Mississippi-Thales ziehen, um längs der Küste des atlantischen Oceans zurückzukehren. Gewöhn- lich wird die nordwärts gerichtete Frühjahrsbewegung schneller und mit weniger Anhaltspunkten auf dem Wege ausgeführt, als die im Herbst. Die Vögel erscheinen in einer bestimmten Localität im Früh- jahr gewöhnlich mit wunderbarer Regelmässigkeit, besonders die Sylvieolidae; so dass eine Differenz von einigen Tagen in auf- einanderfolgenden Jahren die Aufmerksamkeit sorgfältiger Beob- achter auf sich zieht; dieser Unterschied steht gewöhnlich mit der Witterung im Zusammenhange. Die Zeit der Rückkehr im Herbste ist-vielleicht weniger bestimmt. Briefliche Mittheilungen, Beconomisches und Feuilleton. | Briefliches von Cuba. Von Dr. Gundlach. su Aihkiie Mr. Cassin hat den cubanischen Picus principalis, welcher sich durch die Haube und durch die Ausdehnung des weissen Streifens an den Seiten des Kopfs unterscheidet, als Cam- vpephilus Bairdis beschrieben (Proc. Ac. Nat. Sc. Philad. Novbr. 1863, 322). Bei prineipalis finde ich nämlich, dass die rothe Färbung des Männchens am Hinterkopfe an den weissen Streifen unmittel- bar angrenzt, welcher von der Schnabewurzel längs den Seiten des Halses herunter sich erstreckt, während Bairdü einen schwar- zen Streif zwischen dem Roth und dem Weiss des Männchens hat. ‘Tachornis Iradü ist von phoenicobius verschieden. .... Ich weiss nicht, ob ich Ihnen schon schrieb, dass Sterna paradısea an der Küste der Insel geschossen wurde. Ebenso bei Briefliches von Cuba. 353 Habana Vireosyloia s. Phyllomanes olivaceus, und ein Vogel den ich nur für Helmitherus Swainsomiüi halten kann. Als ich zur Cienega kam, schrien Abends und Morgens die Antrostomus cubanensis. Ich musste ihren Standpunkt belauschen. Nun schoss ich ein Männchen in der Morgendämmerung, ein an- deres am Mitiage und ein drittes in der Abenddämmerung, also 3 Männchen an einem Tage. Sonderbar genug hörte ich von die- sem Tage an keinen mehr schreien. Weibchen erhielt ich nicht. In Bezug auf unsern Tinnunculus konnte ich noch 2 Nester mit Jungen finden. Die Eltern des einen waren beide hell und ebenso die 3 Jungen (2 12), die des anderen waren das Männ- chen hell, das Weibchen dunkel und ebenso die beiden Jungen. Ich wollte sie anfangs ausstopfen, doch da die Jungen noch un- reife Federn hatten, unterliess ich es und hoffe, Sie werden mir aufs Wort glauben, dass die schon oft geäusserte Behauptung, „dass helle und dunkele vermischt oder auch getrennt hecken können.“ Gerade dies giebt so verschieden gefärbte Spielarten; denn die Jungen von beiden dunkelen Eltern sind dunkler als die von gemischten Eltern, und diese geben nun mit rein hellen oder sehr dunklen wieder verschiedene Nüancen. Ich erhielt durch Prof. Baird sichere Nachricht von dem statt- gehabten Vorkommen des’ Turdus migratorius im westlichen Theile der Insel; auch stopfte ein Freund einen aus. Ich hatte die Art also nicht in meiner Sammlung. Ein Freund erlegte “Protonotaria eitrea. R Auch Turdus“Aliciae habe ich von hier; also: 1. mustelinus Gm., 2. Fuscescens Steph., 3. Swainsonü Cab., 4. “Aliciae Baird. Der Turdus Pallasi ist jedoch bis jetzt nicht cubanisch. In den Proc. Acad. Nat. Sc. Philad., Januar 1865, wurde der Polyborus von Nordamerika und Westindien als neue Art, P. Audu- boni, beschrieben. \ Zur Gattung Mimocichla ist neben rubripes eine zweite Art, 'schistaceus Baird, bes@hrieben, die mein Freund Wright im Re- gierungsbezirke Guatänomo präparirte und an Smiths. Institution sandte. Ich kenne sie noch nicht. Die ehemalige Sylvieola aestiva von Cuba, von Mr. Lawrence als albicollis Gm. bestimmt, nannte Baird’@undlachi, weil er meint, es sei entweder zweifelhaft ob sie diese Art oder doch nur ein junges in Mauser befindliches noch weisskehliges Bxemplar sei. Journ. £. Ornith., XIV. Jahrg., Nr. 83. September 1965, 25 354 Rimrod: Rückkehr Die bisher als Progne purpurea geführte Art ist nach Baird die neue‘P. eryptoleuca Baird....... Reihenfolge der Rückkehr des grössten Theils unserer Sommervögel im Frühling; nach zwanzigjähriger Beobachtung zu Quenstedt in der Graf- schaft Mansfeld, welcher Ort unter dem 51° 45° nördlicher Breite lieget. Von Pastor Rimrod. *) Jahr 1833. Jahr 1834. Vom 1. bis 7. März kamen Feld- Den 28. Januar Feldlerchen. lerchen, Staare, Anthus pra- ,„ 11.März Motacilla alba. tensis, Motacilla alba. „ 13. „ Sylvia thitys. Den20. März 2Stück Falco milvus. „ 7. April Hirundo rustica. „1. April Hirundo rustica. Jahr 1835. | Jahr 1836. Den 13. März Kraniche. Den 10. Febr. Feldlerchen. _ „19. ‚, Motacilla alba. „6. März Motacilla alba. „20. ,„ Falco milvus. „9%... Kranene „3. „ Sylvia rubecula, „ 417. „ Sylvia thitys. desgl. Sylvia modularis. „ 21: ,„ Falco milous. „ . 1. Apr. Sylvia thitys. „23. „ Sylvia rubecula. „ 27. ,„ Hirundo urbica. „ 25. ,„ Sylvia modularis. „. 29. „ Sylvia garrula. „ 41. Apr. Hirundo rustica. 29. „ 19StückStörche im ,„ 17. Mai Hirundo urbica. Zuge. „ 17. ,„ Oypselus murar. „ 13. Mai Sylvia atricapilla. „6. ,„ Oriolus galbula. Jahr 1837. Jahr 1838. Den 10. Febr. Feldlerchen. Den 10. Febr. Feldlerchen. „ 32. März Motacilla alba. „ 3. März Kraniche. „ 28. „ Falco milvus. „14 ,„ Falco milvus. „ 22. Apr. Hirundo rustica. „. 19. ,„ Motacilla alba. » 8. Mai Oriolus galbula. „ 9. Apr. Sylvia thitys. *) Zur Erinnerung an den würdigen Pastor emeritus, seiner Zeit eines der ältesten Mitglieder der deutschen Ornithologen-Gesellschaft, aus dessen nach- gelassenen Papieren abgedruckt. D. Herausg. 12 15. 30. unserer Sommervögel im Frühling. 355 (1838.) . Apr. Hirundo rustica. ” „ ” „ ” „ 2» Sazxicola oenanthe. Hirundo urbica. . Mai Iynx torquilla. Muscicapa atricap. Coturnix. Muscicapa grisola. Sylvia atricapilla. Ouculus canorus. Jahr 1839. . Febr. Feldlerchen. . März Kraniche. ” „ ” „ PR „ Motacilla alba. Sylvia thitys. . Apr. wieder Kraniche. Hirundo rustica. Sylvia jfs. . Mai Lanius minor. Lanius ruficeps. Upupa epops. Oriolus galbula. Muscicapa grisola. Jahr 1841. 15. Febr. Feldlerchen. . März Motacilla alba. ” „ Sylvia thitys. Ciconia alba. 13. Apr. Saxicola oenanthe. 13. 20. 22. 26. 27. 30. ” ” » 2) ”„ ” Falco fuscoater. Sylvia garrula. Hirundo rustica. Muscicapa atricap. Iynz torgulla. Upupa epops. 9. Mai Hirundo urbica. 6. 6. 2 ” Sylvia hypolais. Muscicapa grisola. Den Den „ Jahr 1840. 12, März Falco milvus. 12. „ Anthus pratensis. 18. ,„ Motacilla alba. . 3l. ,„ Kraniche. 1. Apr. Sylvia thitys. l. ,„ Sturnus varius. 14. „ Hirundo rustica. 15. ,„ Sylvia fitis. 21. „ Hirundo urbica. 2l. „ Sylvia garrula. 21. ,„ Sylvia phoenicurus. 21. „ Iynz torguilla. 23. ,„ Sazicola oenanthe. d. Mai Sylvia hypolais. 9. „ Sylvia atricapilla. 7. „ Muscicapa grisola. 11. „ Lamius ruficeps. 11. ,„ Oriolus galbula. 20. „ Upupa epops. Jahr 1842. 14. März Motacilla alba. 14. „ Sylvia thitys. 4. Apr. Cic. alba 100 Stück. 15. ,„ Sylvia rufa. 18. ,„_ Sylvia jitis. 18. ,„ Sawicola oenanthe. 18. ,„ Falco tinnunculus. 19. „ Sylvia garrula. 20. „ Hirundo rustica. 21. ,„ Sylvia phoemicurus. „ Hürundo urbica. 22. „ JIyna torquilla. 26. „ Lanius minor. » Cueulus canorus. 25° 356 Den „ „ Rimrod: Rückkehr (1841.) 7. Mai Lanius minor. 8. ,„ Oriolus galbula. 13. ,, sSazwicola rubetra. Jahr 1843. 21. Febr. Feldlerchen. 7. März Falco milvus. 14. ,„ Motacilla alba. 17. ,„. Kraniche. 18. ,„ Sylvia rubecula. 20. „ Sylvia thitys. 2. Apr. Sylvia modularis. ll. „ sSazicola oenanthe. 16. „ Hirundo rustica. 18. ,„ Sylvia phoenicurus. 18. „ Anthus pratensis. 18. „ JIynz torquilla. 18. „ Sylvia rufa. 18. ,„ Sylvia Atis. 19. „ Sylvia garrula. 25. ,„ Muscicapa atricap. 2. Mai Hirundo urbica. 8. ,„ Lanius minor. 11. „ Sylvia atricapilla. 16. „ Sylvia hypolais. 23. , Oriolus galbula. 30. ,„ Muscicapa grisola. Jahr 1845. 25. März Feldlerchen. 25. ,„ Falco milvus. 25. „ Kraniche. 26. „ Motacilla alba. 27. „ Sylvia thitys. 9. Apr. Sylvia rubecula. 8. ,„ Anthus pratensis. 8. „ Zmberiza arund. 8. ,„ Hirundo rustica. Den „ (1842.) 27. Apr. Syleia atricapilla. 6. Mai Muscicapa grisola. 10. „ Oriolus galbula. 1l. , Sylvia sibllatrie. Jahr 1844. 13. März Motacilla alba. 26. „ Sylvia thitys. 28. ,„ Sylvia rubeeula. 28. „ Kraniche. 28. ,„ Falco milvus. 28. „ Emberiza miliaria. 12. Apr. Sazicola oenanthe. 17. ,„ Hürundo rustica. 17. ,„ Anthus pratensis. 20. „ Sylvia rufa. 20. „ Sylvia fitis. | 23. „ Jynz torguilla. | 23. ,„ Sylvia garrula. 25. .„, Sylvia phoenicurus. 26. ,„ Sylvia sibllatrix. 26. „ Upupa epops. 26. ,„ Sazicola rubetra. 8. Mai Hirundo urbica. 9. „ Sylvia hypolais. 9. „ Sylvia atricapilla. 16. ,„ Muscicapa grisola. 16. „ Oriolus galbula. Jahr 1846. 4. Febr. Feldlerchen. 24. ,„ Motacıilla alba. 26. „ Anthus pratensis. 27. „ Losia chloris. 4. März Kraniche. 1l. ,„ Sylvia thitys. 16. u. 17. März viele Kran. 6. Apr. Sawicola oenanthe. 11. „ Hirundo rustica. unserer Sommervögel im Frühling. (1845.) 357 (1846.) Den 11. Apr. Sylvia phoenicurus. Den 12. Apr. Sylvia garrula. 20. 21. 22. 22. 23. 28. 28. 30. 12. Sylvia garrula, Saxicola oenanthe. Sylvia fitis. Iynz torguila. Sylvia atricapılla. Cuculus canorus. Sylvia luscinia. Upupa epops. Anthus arboreus. Hirundo urbica. Motacılla flava. Lanius minor. Oriolus galbula. Sylvia hypolaıs. Muscicapa grisola. Jahr 1847. 6. Febr. Feldlerchen. ” viele Feldlerchen. 17. März Motacilla alba. 21. 29. ” Sylvia thitys. Sylvia rubecula. Sazvcola oenanthe. Ciconia alba. . Sylvia rufa. Sylvia modularıs. Sylva fitis. Sylvia phoenicurus. Hirundo rustica. Anthus arboreus. Sylvia garrula. Falco fuscoater. Iyn& torguilla. Birundo urbica. 13. 13. 14. 15. 17. Sylvia fitis. Sylvia phoenicurus. Iynz torquilla. Falco milvus. Falco cyaneus. Sylvia atricapilla. Sylvia luscinia. Cuculus canorus. Hirundo urbica. Muscicapa grisola. Lanius ruficeps. Sazicola rubetra. Oriolus galbula. Upupa epops. P. coturnie. Sylvia hypolaıs. Oypselus murarius. Sylvia sibilatriw. Lanius minor. Jahr 1848. 11. Febr. Alauda arvensis. 2 Sturnus varius. 13. März Motacilla alba. 29. 29. 29. „ 2” 2 ” ” Sylvia thitys. Kraniche. Falco tinnunculus. Sylvia rufa. ein bedeutend star- ker Zug Weibchen von Fring. coelebs. 1. April Sylvia ignicapillus mit dem weissen Strich über den Augen. 2) 8. Apr. 11. 12. 12. ” ” Hirundo rustica. Sylvia phoenieurus. Saxicola oenanthe. Sylvia fitis. 358 Rimrod: Rückkehr (1847.) ..(1848.) Den 29. Apr. Sazicola rubetra. Den 20. Apr. Motacilla flava. 5. Mai Sylvia cinerea. 21. „ JIynz torquilla. 6. ,„ Sylvia sibilatriw. „ 24. ,„ Ouculus canorus. 10. ,, Muscicapa atricap. ,„ 26. „ Hirundo urbica. „ 10. „ Muscicapa grisola. , 27. ,„ Sylvia atricapilla. ” „ 10. ,„ Lanius ruficeps. » 2. Mai Muscicapa atricap. „ 10. „ Lamius minor. »„ 2. „ Upupa epops. „ 10. „ Oriolus galbula. » 3 „ Anthus arboreus. „ 10. „ P. coturnie. „ 4. „ Lanius minor. „ N. ,„ Upupa epops. „ 16. ,„ Muscicapa grisola. „ 15. ,„ Sylvia hypolais. »„ 20. „ Sylvia hypolas. „17. „ COypselus murarius. , 1. Juni Oriolus galbula. „9 , Oypselus murarius. Jahr 1849. Jahr 1850. Den 16. Febr. Alauda arvensis. Den 13. Febr. Alauda arvensis. | „ 10. März Motacilla alba. „» 1. März Motacilla alba. | „ 29. ,„ Sylvia thitys. „ 4 ,„ Sylvia thitys. „2. Apr. Sylvia rubecula. „ 10. „ JIynz torquilla. „3 „ Sylvia rufa. „ 12. „ Sylvia phoemcurus. „. 4 „ Sylvia fitis. „ 12. „ Hirundo rustica. » 9 „ Sylvia cyanecula. „ 1. „ Upupa epops. „ 23. „ Sylvia its. „ 30. „ Sazwicola oenanthe. „ 20. ,„ Sawicola oenanthe. 1. Mai Hirundo urbica. „ 24. , Sylvia garrula. 6. ,„ Oypselus murarius. „ 24. ,„ Sylvia phoenicurus. ,„ 8. „ Muscicapa atricap. „ 26. ,„ Iynz torquilla. 8. „ Sazicola rubetra. 3 Birny Motacilla flava. r BNn, Upupa epops. » 28. „ Hirundo urbica. „ 10. „ Sylvia atricapilla. » 28. „ Sylvia atricapilla ,„, 13. „ Sylvia hypolais. » 30. ,„ Muscicapa atricap. , 13. , Muscicapa grisola. „ 3. Mai COuculus canorus. 14. „ Oriolus galbula. „ 6. ,„ Sylvia luscinia. „ 13. „ Oriolus galbula. „ 14 „ Sylvia hypolaıs. „ 14. ,„ Sylvia sibilatriw. „ 14. „ Muscicapa grisola. la, WER coturnie. „ 18. „ Oypselus murarius. „ 14 ,„ Cuculus canorus. unserer Sommervögel im Frühling. 359 Jahr 1851. Jahr 1852. Den 14. März Motacilla alba. Den 5.Febr. Alauda arvensıs. ', 15. „ Char. vanellus. „ 20. März Motacilla alba. ala ua Kraniche. „ 23. „ Motacilla lugubris. maus. ı,..desel. „2. „ Nyloia thitys. 23. „ Sylvia thitys. 25. ,„ Sylvia rubecula. „ 30. „ Anthus pratensis. 29. „ Sylvia modularis. „6. Apr. Hirundo rustica. „ 12. Apr. Sylvia jitis. „ 1. „ Sylvia fitis. 12. ,„ Hirundo rustica. 22. ,„ Iynz torquilla. 14. ,„ Falco milvus. 22. „ Upupa epops. 14. „ JIyna torquilla. „ 2%. „ Sylvia phoenicurus. 16. „ Sylvia phoenicurus. ,„ 29. „ Motacilla flava. 19. „ Museicapa atricap. ,„ 30. „ Sylvia atricapılla. „ 22. „ Hirundo urbica. 3 Mai (uculus canorus. „ Sylvia rubecula. „ 23. „ Danius ruficeps. „ 4. , Muscicapa atrıcap. „2. , Samicola,oenanthe. „ 7. „Sylvia garrula. „ 29. „ Upupa epops. 47. „ Oriolus galbula. „ 1. Mai Cuculus canorus. „ 10. „ Hirundo urbica. „ 10. „ Oriolus galbula. „ 1. „ Damius ruficeps. „ 8. u. 12. Mai S. Aypolais. „ 11. „ Muscicapa grisola. „ 1. „ Saxicola oenanthe. „ 18. „ Sylvia hypolais. In diesen 20 Jahren traten einige Male späte Schneestürme ein, als 1847 den 15., 16., 17. und 18. März, so dass sich 8, fitis, M. alba, S. thitys, S. phoenicurus, 8. rubecula und A. arvensis auf meinem Hofe Nahrung suchten. Desgleichen traten solche späten Schneestürme 1850 und 1851 ein und im Jahre 1852 waren der- gleichen Schneestürme besonders im südlichen Europa gewesen, wodurch viele der kleinen Sommervögel umkamen oder wenig- stens ihr regelmässiger Zug unterbrochen wurde und die also nicht an den früher beobachteten Tagen eintrafen. Nach der in vorstehender Tabelle über einen Zeitraum von 30 Jahren beobachteten und verzeichneten Reihe der Ankunfts- tage der verschiedenen Arten hiesiger Sommervögel, wozu mir mein Garten und die daran stossenden Gärten und Baumpflanzungen des Dorfes Gelegenheit gaben, ergiebt sich folgende jährlich sich wiederholende Ordnung in ihrer Rückkehr. Die in einzelnen Jahren fehlenden Arten haben von mir nicht genau beobachtet werden ‘ können und sind daher lieber ausgelassen. 360 Rimrod: Rückkehr d. Sommervögel. — Eingeg. Schriften. Die in Reihenfolge wirklich beobachteten Sommervögel sind folgende 36 Arten, als: 1. Alauda arvensis. 19. Anthus arboreus. 2. Ardea Grus. 20. Anthus pratensis. 3. Falco milvus. 21. Iynz torquilla. 4. Motacilla alba. 22. Muscicapa atricapilla. d. Sylvia thitys. 23. Hirundo urbica. 6. Sturnus varius. 24. Lanius minor. 7. Sylvia rufa. 25. Lanius ruficeps. 8. Sylvia fitis. 26. Sylvia atricapilla. 9. Ciconia alba. 27. Sylvia hypolais. 10. Sazicola oenanthe. 28. Uuculus canorus. 11. Falco fuscoater. 29. Upupa epops. 12. Falco tinnunculus. 30. Sylvia luscinia. 13. Sylvia rubecula. 31. Sylvia sibllatriw. 14. Sylvia modularis. 32. Muscicapa grisola. 15. Sylvia eyanecula. 33. Oriolus galbula. 16. Sylvia garrula. 34. Saxicola rubetra. 17. Hirundo rustica. 35. Motacilla flava. 18. Sylvia phoenicurus. 36. Uypselus murarius. Nachrichten. An die Bedaction eingegangene Schriften. (Siehe Juli-Heft, S. 287—288.) 662. Geo. N. Lawrence. Üharacters of seven New Species of Birds from Central and South America, with a Note on T’haumatias chionurus Gld. (Reprinted from the Annals of the Lyceum of Nat. Hist. of New York, Vol. VII. June, 1866.) — Vom Verfasser. 663. Victor Fatio. Des diverses modifications dans les formes et la Sole des plumes. (Tire des M&moires de la Soeiete de Physique et d’Histoire naturelle de Geneve, tome X VIII, 2me partie, Fevrier 1866.) Geneve et Bale, 1866, chez H. Georg. — Vom Verfasser. 664. Proceedings of the Chicago Academy of Sciences. Vol. L. Pag. 1—48, L—LXIH. March 1866. — Von der Academie. 665. Proceedings of the Boston Society of Natural History. Taken from the Society’s Records. Vol. X, pag. nein October 1865 bis April 1866. — Von der Gesellschaft. 666. Condition and Doings of the Boston Society of Natural History as ex- hibited by the Annual Reports of the Custodian, Treasurer, Librarian and Öurators. May, 1865. Boston. — Von Derselben. Druck von Albert Lewent in Berlin. JOURNAL für ORNITHOLOGIE. Vierzehnter Jahrgang. N 84. November. 2. =2L& 1866. Brutvögel der Insel Gottland. | Von Ludwig Holtz. (Schluss; s. S. 289—304.) 25. Butalis grisola Boie. Am 13. Juni ein Gelege des gefleckten Fliegenfängers gefunden. Nistplatz: Lichtes, mit Pinus silvestris- und Pinus Abies- Bäumen und dazwischen sich befindenden Juniperus communis- Sträuchern bestandenes Waldterrain; nicht sehr weit vom Saume. Neststand: In der durch Vermoderung entstandenen, nach einer Seite offenen Vertiefung eines circa 14 Fuss hohen Pinus silvestris-Stammes. Nestbaumaterial: Als Unterlage und äussere Schicht einige Reiser, Bast, Baumrinde; als zweite Rohbauschicht, etwas Wolle, Moos, Rinde; als Ausfütterung einige dünne, trockene Grashalme. Nestmaasse: Weite, innere 60 Mm., äussere 120 Mm.; Tiefe, innere 20 Mm., äussere 50 Mm. Eierzahl: 5. Maass- und Gewichtsbestimmungen derselben: Länge: Durchschn. 16 Mm., Minimal — Maximal 16 Mm. Breite: Durchschn. 13 Mm., Minimal = Maximal 13 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 264 Gr., Minim. 26 Gr., Maxim. 264 Gr. Gewicht, entleert: Durchschn, 1% Gr., Minimal 1% Gr., Maximal 13% Gr. Der Vogel sass sehr fest, war während des Brutgeschäftes sehr still. Journ, f, Ornith,, XIV, Jahrg., Nr, 84, November 1866. 36 362 Ludwig Holtz: 26. Muscicapa albicollis Tremm. Am 13. Juni ein Gelege des Halsbandfliegenfängers gefunden. Nistplatz. Lichtes Wald- und Aeggen-Terrain, vorzüglich das letzte. r Der Vogel wählt dies Terrain, weil hier Quercus, Frazxinus, Betula, Ulmus wachsen, Bäume, bei welchen er die Beschaffenheit vorfindet, welche zur Aufstellung seines Nestes nothwendig. Die Eiche, durch das theils höher, theils tiefer im Unter- grunde lagernde Gestein im Wachsthum gestört, wird, wenn auch ihr Stamm stärker wird und ihre Aeste sich mehr ausbreiten, doch früher oder später krank; die Rüstern, Eschen und Birken, all- jährlich ihrer jungen Zweige und ihres Blätterschmucks beraubt, um als Schaf- und Ziegenfutter für den Winter zu dienen, krän- keln gleichfalls.- Dies Kränkeln befördert die Lochbildung und schafft eben die für den Vogel zum Bau seines Nestes unentbehr- _ lichen Löcher. Das Nest, aus welchem das am 13. Juni gefundene Gelege genommen, befand sich in einem Loche einer Eiche, in Höhe von 9 Fuss. Nestbaumaterial: Als Unterlage und zum weiteren Rohbau feine Kiefernrinde, Moos, Baumbast, Wurzeln; zur Aus- fütterung einige feine, trockene Grashalme. 5 Nestmaasse: Weite, innere 60 Mm., äussere 120 Mm.; Tiefe, innere 30 Mm., äussere 60 Mm. Bierzahl: 6. Maass- und Gewichtsbestimmungen der 6 ein wenig an- gebrüteten Eier: _ Länge: Durchschn. 18 Mm., Minimal 17 Mm., Maximal 19 Mm. Breite: Durchschn. 132 Mm., Minimal 13 Mm., Maximal 14 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 28 Gr., Min. 26 Gr., Max. 31Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 1$ Gr., Min. = Max. 1$ Gr. Der brütende Vogel sass sehr fest, er verliess das Nest nicht, obgleich zahlreiche Hiebe am Stamme geschahen. Erst als das Loch zur Hälfte aufgehauen war, entfloh er, verhielt sich aber still in den Gipfeln der umherstehenden Bäume, welche er zu- weilen wechselte. Nachdem auch das Männchen herzugekommen war, wurden beide erlegt. Der Halsbandfliegenfänger ist, meinen Beobachtungen nach, hier nicht scheu; verhält sich aber ziemlich still, besonders beim Brutgeschäft. Da er sich möglicherweise in anderen Gegenden auch so verhält und gar leicht eine Verwechselung mit dem schwarz- Brutvögel der Insel Gottland. 363 rückigen Fliegenfänger stattfinden kann, so ist vielleicht oft seine Erkennung unterblieben. Was seine Verbreitung auf der Insel anbelangt, so kann m dem, was H. D. J. Wallengren — Naumannia, Jahrg. 1853, p. 87 — und W. Mewes — Naumannia, Jahrg. 1858, p. 113 — darüber be- richten, vollkommen beistimmen. Ich habe ihn nicht allein auf dem von W. Mewes angeführten Brutplatze bei Tingstäde beob- achtet, sondern auch im Süden und Westen der Insel. Er ist demnach nicht selten. 27. Muscicapa atricapilla Lin. Am 17. Mai im Klinte-Socken ein Exemplar erlegt und mehrere beobachtet. 28. Lanius collurio L. Am 16. Mai zuerst bemerkt, am 26. Mai auf dem baum- und strauchlosen Eilande Maigö ein krankes Exemplar geschossen, das vielleicht dort Schutz gesucht hatte vor einem verfolgenden Raub- vogel. Am 28. Juni ein Pärchen mit völlig flüggen Jungen umher- ziehend beobachtet. Am 6. Juli ein Nest mit 3 Eiern erhalten, das wohl schon 8 Tage verlassen worden war. Das Nest sass auf den Neben- zweigen einer Esche von einer Haselstaude gestützt. Nestplatz: Aeggen-Terrain. Neststandshöhe: 4 Fuss, Nestbaumaterial: Zum Rohbau: viel Moos (Hypnum), Stücke von breiten Grasblättern (Cladium), dünne Rinde, ringsum mit Wolle umpolstert; zur Ausfütterung: feine Halme von Grä- sern (Corynephorus, Agrostis). Am Nestrande ziemlich breite Schilf- blätter hübsch eingewoben. Die Aussenseite zeigt fast nur Moos. Es ist ein durch die stützenden Zweige etwas oval gewordener schöner Bau. Dies verglichen mit denen aus Vorpommern, so scheint mir jenes fester und compacter gebaut. Nestmaasse: ers I innere 60 und 100 Mm., äussere 130 = 180 Mm.; Tiefe, inneref40 Mm., äussere 80 Ni, en. und ae re der 3 klaren Eier. Länge: Durchschn. 21 Mm., Minimal = Maximal 21 Mm. Breite: Durchschn. 16 Mm., Minimal — Maximal 16 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 444 Gr., Min.42Gr., Max. 48 Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 34 Gr., Min. 33 Gr., Max. 34 Gr. 26* 364 Ludwig Holtz: Betragen des Vogels: scheu; Verbreitung: nicht ganz gemein; hält sich auch hier gerne auf den mit Dorngestrüpp be- wachsenen Flächen auf. Die Eier mit grauen Flecken. 29. Lozxia pityopsittacus Bechst. Vielfach auf der ganzen Insel beobachtet. Immer beschäftigt, die Samenkörner aus den Pinus silvestris-Zaplen zu entfernen und zu verspeisen. Am 12. Mai mit einem Schusse 2 und d” erlegt, weiche, in Gesellschaft von noch mehreren, sich doch immer so zusammen- hielten, als wären beide ein Pärchen. Nicht scheu. 30. Pyrrhula vu’garis Temm. Nur zweimal, je ein Pärchen, beobachtet. Sich still verhaltend. 31. Ghloris flavicoptera Landbeck. Vielfach auf der Insel beobachtet. Am 22. Juni ein Gelege mit 5 Eiern gefunden. Nistplatz: Kleine, mit einigen jungen Pinus Albsies- BumieBet mit verkrüppelten Exemplaren von Betula, Salicineen, P. dies und einzelnen jungen und alten, starken Juniperus comme chern bewachsene Fläche von weiter, trockengelegter Moorfläche umgeben. Neststand:In einem Pinus Abies-Bäumchen, auf einem Neben- zweige, sich am Stamme anlehnend. Nestandshöhe: 5 Fuss. Nestbaumaterial: Aussen- und Rohbau: kurze Stücken von dünnen, trocknen Kieferreisern, grobe Halme und Moos; Aus- fütterung: sehr feine Wurzeln und einige Federn. Maass- und Gewichtsbestimmungen der 5 klaren Eier. Länge: Durchschn. 19% Mm., Minim. 19 Mm., Maxim. 21 Mm. Breite: Durchschn. 14% Mm., Minim. 14 Mm., Maxim. 15 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 37 Gr., Minim. 34 Gr., Maxim, 39 Gran. Gewicht, entleert: Durchschn. 24 Gr., Minim. 2 Gr., Maxim. 22 Gran. Das Grünlingspaar war sehr besorgt. Auch nistend in den Ostbäumen der Gärten angetroffen. Nicht scheu. 32. Fringilla coelebs Lin. In lichten, nicht zu grossen Waldcomplexen sich aufhaltend. Am 15. Juni mit flüggen Jungen umherstreifend. Der Lockton des dieselben begleitenden J' dem von Loxia pityopsittacus täuschend ähnlich. Brutvögel der Insel Gottland. 365 33. Fringilla montifringilla Lin. ' Am 2. Juni auf Stora Karlsö 2 Exemplare beisammen beob- achtet. Sie hielten sich auf einem Absatze der nach Süden be- legenen steilen Felswand auf, aus deren Spalten nur einige Bäum- chen von Sorbus ıscandica und einige Pflanzen der Gattung Rosa hervorgewachsen waren. Möglich, dass es ein Pärchen, welches dort sein Nest hatte; was nicht zu ermitteln, da der Absatz nicht zu erklimmen war und wegen der Höhe desselben die Vögel nicht erlegt werden konnten. 34. Cannabina sanguinea Landbeck. Am 8. Juni ein Gelege mit 5 Eiern gefunden. Nistplatz: Ziemlich öde, hier und da mit meistens krüppe- ligen Exemplaren von Juniperus communis auf kurzrasiger Fläche bewachsene Halbinsel. Nestbaum: Juniperus communis-Strauch;Neststand: Stamm- gabel; Neststandshöhe: 2 Fuss. Nestbaumaterial: Aussen- und Rohbau — trockene Grashalme; Ausfütterung — Wolle. Maass- und Gewichtsbestimmungen der 5 etwas ange- brüteten Eier. Länge: Durchschn. 16% Mm., Minim. 16 Mm., Maxim. 18 Mm. Breite: Durchschn. 13 Mm., Minim. = Maxim. 13 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 24 Gr., Min. 22 Gr., Max. 27Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 1% Gr., Min. — Max. 1$ Gr. Nieht häufig angetroffen. 35. Carduelis elegans Stephens. Nur einige Male angetroffen. 36. Alauda arvensis Lin. Allgemein auf der ganzen Insel, sowie auf fast allen kleinen umliegenden Eilanden angetroffen. An stillen Abenden, kurz vor dem Untergange der Sonne, an dem Rande einer weiten, ebenen, trockengelegten Moorfläche stehend, hat mich der, oft im hundert- und mehrfachen Chore aus- geführte Gesang der über dieser Fläche im Aether schwirrenden Lerchen wunderbar ergötzt; bis nach und nach, noch längere Zeit nach dem Untergange, der Stimmen im Chore immer weniger wur- den und endlich auch die letzten Töne des letzten Sängers leise erstarben. 37. Parus coeruleus Lin. Begann am 18. Mai zu bauen. 366 Ludwig Holtz: 38. Parus ater Lin. $ Sehr vielfach auf allen mit Bäumen bewachsenen Flächen vor- kommend, am meisten aber in den Nadelwäldern sich aufhaltend. Parus palustris Lin. Obgleich ich mir die grösstmöglichste Mühe gegeben habe, ein Exemplar der Sumpfmeise zu entdecken und, ich kann wohl sagen, jeden Meisenzug und jeden einzeln sich mir zeigenden Vogel dieser Gattung durch das Fernrohr beobachtet, so ist es mir den- noch nicht gelungen. Ich glaube das Fehlen dieser Species in dem gänzlichen Fehlen der Elsenbrücher auf der Insel zu finden. 39. Sitta ewropaea Lin. Am 17. Mai ein Gelege mit 7 Eiern gefunden, in welchem sich fast zum Ausschlüpfen reife Jungen befanden. Bei der Aus- nahme wurden 3 zernichtet. Nistplatz: Aeggen-Terrain, auf welchem hin und wieder Pinus silvestris-‚- Quercus-, Betula-Bäume standen. Neststand: In einem kleinen Loch eeiner nicht starken, ver- krüppelten Eiche. Neststandshöhe: 25 Fuss. Nestbaumaterial: Dünne Rinde von Pinus silvestris. Maassbestimmungen von 4 aus dem Gelege genommenen Eiern: *) Länge: Durchschn. 184 Mm., Minim. 18 Mm., Maxim. 19 Mm,, Breite: Durchschn. 15 Mm., Minim. = Maxim. 15 Mm. Das Nest wurde entdeckt, indem der eine Vogel, eine Raupe im Schnabel haltend, in der Nähe des Loches sass. Der brütende Vogel sass sehr fest. Er liess sich weder durch Axthiebe, welche am Stamme des Nistbaums geschahen, noch durch die zum Auf- hauen des Loches nothwendigen vielen Hiebe verscheuchen. Er wurde auf dem Neste ergriffen, und präparirt. Der Kleiber ist über die ganze Insel verbreitet. Ich glaube, dass er in der Wahl des Nistplatzes nicht schwierig ist; er bauet da, wo er gerade eine taugliche Oeffnung findet. Anfangs Juni habe ich schon ein Pärchen mit grossen Jungen umherziehen sehen. Nach meinen Beobachtungen unterscheidet er sich weder im. Lockton noch Betragen von Sitta caesia Wolf. Nucifraga caryocatactes Briss. Angetrieben durch die Bemerkungen H. D. J. Wallengrens — *) Die Gewichtsbestimmungen sind hier unterblieben, weil die Eier zu stark angebrütet. Fehlt in folgenden Nummern die Gewichtsbestimmung der gefüllten Eier, so ist sie aus gleichem Grunde unterblieben. Brutvögel der Insel Gottland. 367 Naumannia, Jahrg. 1853, p. 85 — dass der gemeine Nussknacker „heckend“, wenn auch „selten“ auf der Insel vorkomme, habe ich viel auf denselben vigilirt, auch Nachrichten darüber von Vogel- kennern, so viel ich konnte, eingezogen. Gleichfalls bin ich zu diesem Zwecke in den Gegenden gewesen, an welchen nach W. Mewes — Naumannia, Jahrg. 1858, p. 112 — dieser Vogel im Sommer gesehen und auch ein Exemplar geschossen ist. Doch ist es mir weder geglückt, ein Exemplar des Vogels zu erblicken, noch irgend eine Bestätigung zu erhalten, dass man sein Nest ge- funden habe. Dagegen hörte ich, dass er während der Zugzeit stets gesehen werde. 40. Sturnus vulgaris Lin. Allgemein über die ganze Insel verbreitet, gleichfalls auf den benachbarten Eilanden sich hin und wieder aufhaltend. Er brütet sowohl auf jener, wie auch auf diesen, wenn sich ihm nur mit Oeffnungen versehene Bäume darbieten. Auf der Insel indess die Tiefe der Waldungen meidend, die mit kleineren oder grösseren, am liebsten verkrüppelten Bäumen bewachsenen Aeggen und Land- strassen sich aussuchend, wo ihm Rasen und Acker Nahrung bieten; liebt er besonders vorbenannte Oertlichkeiten, wenn die- selben sich in der Nähe menschlicher Wohnungen befinden. Er ist desshalb auch der Lieblingsvogel des Gottländers und geniesst nicht von ihm dieselbe Schonung allein, welche man in Neuvor- pommern dem weissen Storche angedeihen lässt, sondern es ist auch derselbe — wie man in Neu-Vorpommern diesem Baumaterial auf die Firsten der Dächer und alte abgesägte Baumstämme lest, um ihn zum Bauen zu bewegen — gleichfalls auf möglichste Weise bemühet, jenem, seinem Lieblinge, das Brutgeschäft zu erleich- tern und seine Vermehrung zu fördern. Fast in allen Bäumen auf den Höfen, ganz nahe den Wohn- häusern und den Thüren, wo man stündlich vorbei, aus und ein seht, sieht man Staarkästen aufgehängt; ja sogar in den Gärten kleiner Häusler, an den Ställen derselben, sind Stöcke von der Höhe von Bohnenstangen aufgestellt, an welchen Staarkästen be- findlich sind. Ebenso oben an den Giebelenden, den Seitenwänden der Gebäude — wo man nur hinschauet — hat der Gottländer seinem Schützlinge Wohnungen bereitet. Ohne Scheu polstert er seine Wohnung aus, ohne Scheu spa- ziert er in der Nähe der Häuser und Feldarbeiter und sucht sich Nahrung; und hat er für sich und den brütenden Vogel Nahrung 368 Ludwig Holtz: genug gesammelt und dem letzteren sie gebracht, so setzt er sich dann auch wohl zufrieden auf einen Zweig in der Nähe seines Nestes, sucht das Geschrei des Spatzen oder anderer Vögel nach- zuahmen oder flötet seiner Gefährtin oder seinem unter ihm sitzen- den Beschützer ein Lied der Freude, der Dankbarkeit vor. Ende März sollte der Staar auf der Insel angekommen sein. Anfang Mai hatte er sein Haus bereitet und fing an zu brüten. Am 20. Juni hatte in demselben Neste schon Cypselus apus seine Eier geleest. Höhe der Neststände: 14 bis 30 Fuss. Das so niedrig gestellte Nest war in dem circa 14 Fuss hoch von der Rasenfläche sich befindenden Loche einer verkrüppelten Birke in einem Aeggen-Terrain. Nestbaumaterial: Wurzeln und Stroh. Maass- und Gewichtsbestimmungen der 4 etwas an- gebrüteten Eier eines am 17. Mai aufgefundenen Geleges. Länge: Durchschn. 264 Mm., Minim. 26 Mm,, Maxim. 27 Mm. Breite: Durchschn. 20% Mm., Minim. 20 Mm., Maxim. 21 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 1 Q@. 491 Gr., Minim. 10. 46 Gr., Maxim. 1 Q. 50 Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 8 Gr., Min. = Max. 8 Gr. 41. Corvus cornix Lin. Gemein auf der ganzen ge und auch die umliegenden Eilande besuchend. Sie stellt ihren Horst theils in Höhe von 30 und 40 Fuss auf junge Pinus silvestris- und andere Bäume, theils aber auch in Höhe von 6, 8, 10 Fuss auf Repräsentanten von Salix, Betula und Pinus; wenn dieselben mit wenigen Bäumen in umfangreichen Mooren stehend, von umfangreichem, kahlem Moorterrain umgeben, des Be- suches der Menschen wenig gewärtig sein können. 42. Corvus coraz Lin. In einzelnen Paaren über die ganze Insel Terbreiiek und auch die umliegenden Eilande besuchend, von diesen als Brutvogel auch die Insel Lilla Karlsö bewohnend. Der Rabe stellt auf Gottland seinen Horst theils in Wäldern auf, theils auf überdeckten Vorsprüngen und in Spalten der steilen Kalksteinwände. Er ist auch hier ein sehr scheuer Vogel und als grosser Räuber bekannt, wie ich selber zu erfahren Gelegenheit gehabt habe. Es horstet nämlich schon seit Jahren ein Rabenpaar auf der Brutvögel der Insel Gottland. _ 369 Insel Lilla Karlsö. Der Horst ist in einer unzugänglichen Spalte der nach Westen belegenen Kalksteinfelsen in einer Höhe von 100 bis 120 Fuss belegen. Bei meiner Anwesenheit auf dieser Insel fand ich auf einer Felsplatte Eierschalen von ca. 20 Eiern, welche Anas mollissima, Larus argentatus, fuscus, canus, Mergus merganser und anderen Wasservögeln angehört hatten, die theils mehr, theils weniger zerstossen und zerbrochen waren. Ich wunderte mich und glaubte, dass Fischer auf der Stelle die Eier verspeist hätten. Indess mein Reisebegleiter, den ich immer bei mir hatte und mit dem ich mich schon etwas verstän- digen konnte, erzählte mir, nachdem er mit den anderen beiden Leuten, die mich zur Insel gebracht hatten, über den Gegenstand gesprochen, dass diese ihm gesagt, der Rabe entwende die Eier aus den Nestern und verspeise sie. Nach dieser Belehrung wurde es mir denn auch nicht schwer, den Bruch der Schaalen als von einem Schnabel herrührend zu recognosciren. Ich fand später noch einige Stellen, mit freilich weniger Kierschaalen, auf dieser Insel, sowie auch auf der eine Meile davon entfernt liegenden Insel Stora Karlsö, wo ich das Rabenpaar auch später antraf und wo kein Horst ist. Das Rabenpaar zerstört so jährlich eine Masse Bruten der auf den beiden Inseln zahlreich vorkommenden Wasservögel. 43. Pica varia Gesner. In der Nähe der Dörfer an Landstrassen; in Gärten stellt sie theils in Alleebäume, theils Obstbäume, gewöhnlich in Höhe von 20 Fuss, ihren Horst auf. Da ihr weniger auf der Insel nach- gestellt wird, so ist sie hier nicht so scheu, wie man sie wohl gewöhnlich in Deutschland findet. 44. Cuculus canorus Lin. Ueber die ganze Insel sehr zahlreich verbreitet; vom frühen Morgen bis zum späten Abend, ja noch um Mitternacht — wie ich selbst gehört, als Kuckuk und Eule abwechselnd riefen — sein „Kuckuk“ schreiend. Am 10. Mai zuerst gehört. Am 15. Mai ein Exemplar von meinem Begleiter, auf dessen Lockton sich ihm derselbe näherte, geschossen. Er ist auch hier sehr scheu. 45. Picus martius L. Gerade nicht gewöhnlich, aber auch nicht selten. Am 12. Mai ein altes d geschossen von meinem Begleiter, von dessen Lockton angelockt. Am 12. Juni ein völlig ausge- 370 Ludwig Holtz: wachsenes Männchen geschossen. Der Schwarzspecht ist auch hier sehr scheu. 46. Picus minor L. Nicht gewöhnlich, aber auch nicht selten. Am 12. Mai ein Weibchen geschossen, welches gerade beschäftigt war, in dem mor- schen Aste einer Betula alba ein Nestloch zu zimmern. Am 27. Juni ein Pärchen, mit seinen Jungen den Wald durch- ziehend, beobachtet. Der kleine Buntspecht ist nicht besonders scheu. 47. Columba oenas L. Ueber die ganze Insel zahlreich verbreitet. Da sie in Löchern nistet, so kann sie nicht wählerisch in Be- treff des Nistplatzes sein. Derselbe ist theils inmitten der Wäl- der, theils an den Säumen derselben, ebenso oft in den Aeggen. Am 8. Mai fand ich ein Nest in dem hohlen Nebenzweige einer Eiche, in Höhe von 6 Fuss, am Saume eines lichten Waldes, nicht weit von den Häusern eines Hofes. Am 15. Mai fand ich ein zweites Nest in dem hohlen Stamme eines Pinus silvestris- . Baumes, inmitten eines ziemlich bedeutenden, von Pinus silvestris- und Pinus Abies-Bäumen bestehenden Waldes. Der .Anfang der Höhlung befand sich in Höhe von 4 Fuss, das Nest 2 Fuss tief in die Höhlung hineingebauet, stand also in Höhe von 2 Fuss. Später fand ich noch ein Nest in dem hohlen Nebenzweige einer sehr alten Eiche in Höhe von 50 Fuss. Es differiren also die Nesterstände von 2 bis 50 Fuss. Bei dem am 15. Mai gefundenen verliess die Taube erst das Nest mit geräuschvollem Flügelschlage, nachdem am Stamme ge- klopft war. Das Nest enthielt 2 klare Eier. Maass- und Gewichtsbestimmungen derselben: Länge: Durchschn. 37 Mm., Minim. — Maxim. 37 Mm. Breite: Durchschn. 274 Mm., Min. 27 Mm., Max. 28 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 4 Q. 29 Gr., Min. 4 Q. 27 Gr., Max. 4 Q. 31 Gr. ; Gewicht, entleert: Durchschn. 19 Gr., Min. = Max. 19 Gr. 48. Charadrius plwvialis L. Der Goldregenpfeifer ist von H. D. J. Wallengren — Naum., Jahrg. 1853, pag. 87 — als „Brutvogel“ nicht angeführt. Indess das Treiben von 4 Exemplaren, von welchen je 2 und 2 ein Pär- chen zu sein schienen, von welchen ich eines auf einer weiten, öden, nur mit einzelnen Jumiperus communis-Sträuchern und ver- Brutvögel der Insel Gottland. hyul krüppelten Pinus silvestris--Bäumen bewachsenen, steinigen Fläche am 6. Juni im Süden, das zweite auf einer weiten, trockengelegten Moorfläche am 15. Juni im Norden zu beobachten Gelegenheit hatte, stellen es wohl ausser Zweifel, dass dieser Vogel auch „Brutvogel“ der Insel Gottland ist. 49. Aegialitis hiaticula Boie. Allgemein verbreitet über die ganze Insel und die sie um- gebenden Eilande. Nistplätze verschieden. 1. am Meeresstrande der Insel; 2. im Inneren der Insel, auf am Rande von Mooren, wenn auch niedrig, so doch auf festem Grunde belegenem, theils halb, theils ganz von Wasser umflossenem, mit kleinen Kau- pen versehenem Weideterrain, circa je 4 Meile vom West- und Oststrande entfernt; i 3. auf den kleineren Eilanden auf höher gelegenen kurz- rasigen Plätzen. Nestbau: verschieden nach :den Nistplätzen. ad 1. kleine Vertiefung in, zwischen Fucus vesiculosus belegenen Steinchen, ohne jegliche Unterlage; ad 2. kleine Vertiefung auf einer Kaupe, mit etwas Unterlage von kurzen, dicken Halmstücken; ad 3. kleine Vertiefung, gescharrt in einem trockenen Kuh- schmutzhaufen, ohne jegliche Unterlage. Brutzeit: Ende Mai, Anfang Juni. Betragen der Vögelam Brutplatze: Nicht gerade scheu, aber unruhig, schreiend in der Nähe der Nester, bald stehend, laufend, bald darüber hinwegfliegend. Maass- und Gewichtsbestimmungen: Bei den Maassen von 5 Gelegen zu je 2, 2, 1, 4, 4 Eiern; bei dem gefüllten Gewichte von 4 Gelegen zu je 2, 2, I, 4 klaren Eiern; bei dem entleerten Gewichte von je 5 Gelegen zu je 2, 2, 1,4, 3 Eiern. 13 Eier; Länge: Durchschn. 33 Min. 30 Mm., Max. 36 Mm. 13 Eier; Breite: Durchschn. 24,5, "Mm, Min. 23 Mm., Max. 25 Mm. 9 Eier; Gewicht, gefüllt: Durchschn. 2 Q. 54 Gr., Min. 20. 50 Gr., Max. 3 Q. 2 Gr. 12 Eier: Gewicht, entleert: Durchschn. 102; Gr., Minim. 88 Gr., Maxim. 13 Gr. 372 Ludwig Holtz: 50: Vanellus ceristatus Meyer & Wolf. Allgemein und sehr zahlreich verbreitet über die ganze Insel, wo ihm die hier und da mit kleinen Gewässern und Kaupen ver- sehenen, ausgedehnten Moorflächen und das angränzende Weide- und Ackerterrain theils reichliche Nahrung, theils gute Nistplätze darbieten. Gleichfalls bevölkert er auch die grösseren umliegenden Eilande, wenn diese ihm niedrig gelegenes Terrain bieten können. Man kann den Kiebitz auch als Charaktervogel der Insel be- trachten; denn sowie Sazwicola oenanthe das steinige Terrain inne hat, es mag sich finden wo es wolle, so gleicherweise bevölkert der Kiebitz die Moorflächen und die niedrig, ja sehr häufig auch die höher gelegenen Ackerflächen. Nestbau: eine kleine ausgescharrte Vertiefung und zwar auf den Mooren und niedrig gelegenen Stellen auf Kaupen, auf dem höher gelegenen Terrain auf kurzrasigen Stellen. Zur Unter- lage dienen einige trockene Blätter von Gräsern. Brutzeit: Anfang Mai. » Maass- und Gewichtsbestimmungen: Bei den Maassen von 7 Gelegen zu je 4,4, 2, 2, 4,4, 4 Eiern, bei dem gefüllten Gewichte von 3 Gelegen zu je 4, 4, 2, bei dem entleerten Gewichte von 7 Gelegen zu je 4, 4, 2, 2, 4, 4, 4 Eiern genommen. 24 Eier; Länge: Durchschn. 4313 Mm., Min. 40 Mm., Max. 46 Mm. 24 Eier; Breite: Durchschn. 32} Mm., Min. 31 Mm., Max. 33 Min. 10 Eier; Gewicht, gefüllt: Durchschn. 6 Q. 39 Gr., Min. 6 Q. 12 Gr., Max. 6 Q. 54 Gr. 24 Eier; Gewicht, entleert: Durchschn. 26 Gr., Min. 23 Gr., Max. 30 Gr. | öl. Haematopus ostralegus L. Ziemlich allgemein auf der Insel und den umliegenden Eilanden. Nistplätze: verschieden. l. am Strande der Halbinseln und der umliegenden Eilande; 2. im Inneren der Insel auf, am Rande von Mooren, wenn auch niedrig, so doch auf festem Grunde belegenem, theils halb, theils ganz von Wasser umflossenem, mit kleinen Kaupen versehenem Weideterrain, ca. je $ Meile vom West- und Ost- strande entfernt. Brutvögel der Insel Gottland. 373 Nestbau: verschieden nach den Nistplätzen. ad 1. kleine Vertiefung in von den Wellen herausgeworfenem Kiese, nahe dem beraseten Ufer, ohne jegliche Unterlage. ad 2. kleine Vertiefung in kurzrasigem, moorigem Waldterrain, miteinergeringen Unterlage von groben, trocke- nen Grashalmen. Brutzeit: Mitte Mai. Maassbestimmungen der 3 fast zum Ausschlüpfen reife Embryonen enthaltenden Eier eines am 6. Juni gefundenen Geleges: Länge: Durchschn. 54} Mm., Min. 5l Mm., Max. 57 Mm. Breite: Durchschn. 37 Mm., Min. = Max. 37 Mm. Betragen: Der Austernfischer ist sehr scheu. Er fliegt schon dem Herannahenden entgegen, und unruhig schreiend, an dem- selben vorüber oder über demselben im schnellen Fluge vorbei- schiessend, begleitet er ihn eine Weile; lässt sich in gehöriger Entfernung dann auf kurze Zeit nieder, eilt einige Schritte vor- wärts, bis er sich wieder aufnimmt. Am 2. Juni auf Lilla Karlsö schon circa 3 Tage alte Junge gefunden. 92, Recurvirostra avocetia L. Trotz sorgfältiger Beobachtung und eingezogener Erkundi- gungen, ist es mir nicht gelungen, über den Aufenthalt des Vogels auf Gottland etwas Bestimmtes zu ermitteln. Von dem Herrn Probste Lüth zu Burs, einem sehr liebens- würdigen Manne, in dessen Hause ich, nach vorhergegangener Einladung, einen Tag im Kreise angenehmer Freunde zubrachte, wurde mir erzählt, „dass der gemeine Säbelschnäbler auf der nicht fernen Halbinsel Närsholm brüten solle.“ Um Gewissheit darüber zu erlangen, besuchte ich am folgenden Tage dieselbe, umsäumte den ganzen Strand derselben, sowie ich gleichfalls anch das Mitten- terrain besichtigte; fand aber nicht die geringste Spur von dem Vogel, obgleich der Strand sehr von Vögeln belebt war und die ganze Localität zum Brutplatze sehr passend schien. Kein Exemplar beobachtet. 53. Totanus glottis Bechst. Auf einer im Kiefernwalde belegenen, hin und wieder mit Kau- pen bewachsenen, feuchten Moorfläche ein altes 2 geschossen; sowie auch einen circa 3 Tage alten im Dunenkleide befindlichen jungen Vogel ergriffen. Es befanden sich daselbst zwei Pärchen. Die Vögel waren sehr besorgt. Fortwährend schreiend, strichen 374 Ludwig Holtz: sie im schnellen und hohen Fluge oberhalb der Moorfläche hin, sich nur zuweilen auf kurze Zeit auf die Zweige der das Moor umgebenden und einzelner im Moore selbst befindlichen Bäume niederlassend. Ebenso W. Mewes, Naum., Jahrg. 1858, p. 116. 54. Totanus calidris Bechst. Verbreitet über die ganze Insel und die sie umgebenden Eilande. Nistplätze: In den Mooren auf der Insel, auf grasreichen Flächen auf den Eilanden. Nestbau: Ziemliche Vertiefung in ziemlich hohem Grase, sehr versteckt. Unterlage: Trockene Blätter von Caricineen und anderen Gräsern. Betragen der Vögel: sehr scheu. Am 22. Mai ein Gelege mit weit entwickelten Enm- bryonen; dagegen am 31. Mai ein Gelege von völlig klaren Eiern gefunden. Maassbestimmungen von 3 Gelegen mit je 4 Eiern. Länge: Durchschn. 42,5, Mm., Min. 41 Mm., Max. 44 Mm. Breite: Durchschn. 29.:, Mm., Min. 28 Mm., Max. 30 Mm. 595. Machetes pugnax Ge e Brutplätze nur auf weitflächigen Mooren. 56. Telmatias major Boie. Am 20. Juni ein Gelege von 4 Eiern erhalten, in welchen sich grosse Embryonen befanden. Maass- und Gewichtsbestimmungen nur von 2 Eiern desselben gegeben, da 2 beim Ausblasen zernichtet. Länge: Durchschn. 44% Mm., Min. 44 Mm., Max. 45 Mm. Breite: Durchschn. 32 Mm., Min. = Max. 32 Mm. Gewicht, entleert: Durchschn. 194 Gran, Min. 19 Gran, Max. 20 Gran. 57. Scolopax rusticola L. Sehr zahlreich auf der Insel vorhanden und an den Abenden und Morgen während des Frühlings und Sommers sehr zahlreich von einem Walde zum anderen streichend. Am 12. Mai fand ich 3, vielleicht 8 Tage alte Junge eines -Geleges, zusammenhockend. Die Alte, welche bei denselben war, umflog mich fortwährend und suchte mich, dann und wann ein- fallend, zur Folge auffordernd, von ihren Jungen abzubringen. Diese, wenn sie sich unbeachtet glaubten, trippelten schnell weiter Brutvögel der Insel Gottland. 375 und suchten sich unter Pflanzen von Vaceinium zu verbergen. Am 22. Mai fand ich gleichfalls 3 Junge in Gesellschaft einer der Alten beisammen. Zwei derselben waren indess schon flügge, so dass ich nur des Dritten noch habhaft werden konnte, welcher auch schon hin und wieder zu fliegen versuchte. Die Bewegungen des alten Vogels, der mich gleichfalls von dem Verfolgen der Jun- gen abzubringen suchte, waren sehr possirlich. Zuerst im langen Zuge eine ganze Strecke nach der Richtung fortstreichend, welche derjenigen entgegengesetzt, welche die flüg- gen Jungen zur Flucht benutzt, suchte er, nachdem ich einige Schritte gefolgt war, mich zu verlocken, ihm immer weiter zu fol- gen. Bald sich hinkend, bald mit einem, bald mit beiden Flü- geln flügellahm stellend, zuweilen den Hals verrenkend, lief und flatterte er vor. mir auf, von Zeit zu Zeit sich auf dem freien Ter- rain meinen Augen zeigend, sich aber vorsichtig sogleich zwischen den Gesträuchen wieder verbergend, wenn: ich gerade die Flinte angelegt, um zu schiessen. Dann, eine ziemliche Zeit ganz ver- schwunden, erschien er plötzlich von der Seite flatternd, woher ich ihn gar nicht erwartet, um wieder dasselbe Spiel mit mir zu spielen, So wurde ich wirklich eine ganze Strecke fortgelockt, ohne zu Schusse gekommen zu sein, bis ich von der Verfolgung abstand. Als Nistplätze benutzt die gemeine Waldschnepfe wenig be- suchte und niedrig gelegene lichte Waldungen, in welchen hohe, alte, ziemlich auseinander stehende Pinus sülvestris und Pinus Abies- Bäume, einzelnen niedrigen, jungen Bäumchen dieser Gattung und Unterholzsträuchern, wie Corylus und Juniperus und anderen Moor- gewächsen, wie Vaccinium, Sedum etc. genug Raum zum Wachsen gestatten. Der Lockton, welchen die Waldschnepfe zum Anlocken der Jungen, sowie auf dem Zuge ausstösst und welcher als Lockton den Jungen eigen, ist ein von Zeit zu Zeit sich wiederholender, leiser, kurzer, pfeifender Laut. ‚ Aus dem Obigen geht zur Genüge hervor, dass die Brutzeit der Waldschnepfe hier sehr zeitig fällt. Ciconia alba Briss. Der weisse Storch lässt sich zuweilen, wenn auch nur in wenigen Exemplaren, auf Gottland sehen; doch ist er bis jetzt brü- tend noch nicht beobachtet worden. Auch sollen sich in diesem Jahre 5 dort eine Zeit lang aufgehalten haben. 376 Ludwig Holtz: Dass er auf Gottland nicht brütet, ist wohl eine Folge des fast gänzlichen Fehlens natürlicher Wiesen und des wieder hieraus sich ergebenden Mangels an Fröschen, seiner pe 58. Uria grylle Lath. Brütend auf den Felseninseln Lilla und Stora Karlsö, sowie auf dem im Süden Gottlands belegenen, mit vielen am Uferstrande lagernden, bis 20 Fuss hohen, hier und da vom Meere ausge- waschenen, vielgestaltigen Felsblöcken versehenem Felseneilande Heligholm. Die Gryllumme bauet ihr Nest theils in den Spalten, theils unter den überhängenden Klippen der steilen Felswände und Felsblöcke. Das am 7. Juni auf Heligholm gefundene Gelege mit I Ei wurde in der Spaite eines der grossen Felsblöcke gefunden, woraus es ziemlich leicht hervorgeholt werden konnte. Dagegen mussten die beiden Eier des am 3. Juni auf Lilla Karlsö gefundenen Ge- leges aus der in Höhe von ca. 12 Fuss befindlichen, ca. 6 Fuss tief in den Felsen hineingehenden, schmalen Spalte vermittelst eines mit einem Haken versehenen Stockes mühsam a werden. Die Eier liegen ohne Unterlage auf dem Gestein oder der Erde. Die Vögel sind sehr scheu. Maass- und Gewichtsbestimmungen der 3 klaren Eier sind folgende: Länge: Durchschn. 572 Mm., Min. 57 Mm., Max. 58 Mm. Breite: Durchschn. 39 Mm., Min. = Max. 39 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 13 Q. 41 Gr., Min. 13 Q. 26 Gr., Max. 13 Q. 54 Gr. Borssche entleert: Durchschn. 1 Q@. 9 Gr., Min. 1Q.7:Gr; Max. 1 Q. 11 Gr. 59. Larus fuscus L. Brütet auf den Eilanden Lilla und Stora Karlsö, Heligholm, Oestergarnsholm, Maigö und Grundet. Nistplätze: verschieden. 4. Lilla und Stora Karlsö. Auf den hohen Plateaus. 2. Heligholm. Auf den am Strande liegenden Fels- blöcken. 3. Oestergarnsholm. Inzwischen der Felsplatten, welche in Meer an der östlichen Küste von freiliegenden Kalkstein- geschieben abgerissen und theils an-, theils übereinander Brutvögel der Insel Gottland. 377 seworfen, sowie zwischen den grösseren Felsblöcken und ‚ Geschiebeplatten des nördlichen Strandes. 4. Maigö und Grundet. Auf den Ablagerungen grosser und kleiner Kiesel, welche vom Meere früher ausgeworfen, aber ‚von der Brandung jetzt nicht mehr erreicht werden. Neststand: verschieden nach den Nistplätzen. ad 1. kleine natürliche Vertiefung auf der kurzrasigen Fläche an einem nicht sehr hoch aus derselben hervorragenden Fels- stücke, oder zwischen zwei fast mit der kurzrasigen Fläche in gleicher Höhe befindlichen Platten des zu Tage getretenen Kalkstemgeschiebes; ad 2. theils in den nicht tief einschneidenden Spalten, theils in den geringen Vertiefungen in der Steinoberfläche; ad 3. zwischen 2 oder mehr Felsplatten von theils geringer, theils grösserer Stärke; ad 4. in einer theils schon vorhanden gewesenen, theils neu ge- scharrten Vertiefung. Nestbau: ziemlich breit und elatt. Nestbaumaterialien: Die Unterlage besteht in den auf den hohen Plateaus befindlichen Nestern aus Moos, in den auf den Felsen der niedrig gelegenen Eilande aus Fucus vesiculosus. Zur Ausfütterung werden Wuırzelfasern und einige trockene Grashalme und Federn benutzt. Brutzeit: Letzte Hälfte des Mai. Eierzahl: meistens 3. Betragen beim Brutplatz: Die Heringsmöve nistet ge- sellschaftlich, ist scheu. Sie verräth leicht ihren Nistplatz, indem sie, je näher man demselben kommt, in grosser Höhe über denselben fortstreichend, von Zeit zu Zeit einen kurzen, ziemlich unterdrückten, monotonen Warnruf ausstösst. Ist man beim Neste angekommen und macht sich dabei zu schaffen, lässt sie sich gewöhnlich in ziemlicher Entfernung auf höher gelegene Plätze oder überhaupt auf Plätze, von welchen sie alles genau übersehen kann, was auf ihrem Nistplatze geschieht, nieder. Von dort beobachten sie dann, ganz still, paarweise stehend, jede Bewegung des Suchers. Maass- und Gewichtsbestimmungen von 4 Gelegen mit je»2, 1,1, 3 Eiern. Länge: Durchschn. 69% Mm., Min. 66 Mm., Max. 73 Mm. Breite: Durchschn. 45% Mm., Min. 44 Mm,, Max. 48 Mm. Journ. f. Ornith,, XIV. Jahrg., Nr, 84, November 1866. 37 378 Ludwig Holtz: Gewicht, gefüllt: Durchschn. 22 Q. 28 Gr., Min. 20 Q. 56 Gr., Max. 23 Q. 42 Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 1 Q. 28 Gr., Min. 1Q. 20 Gr., Max. 1 Q. 44 Gr. 60. Larus argentatus Brünnich. Seltener überhaupt auf der Insel wie die vorige, weiss ich auch nur die schon von H.D. J. Wallengren — Naumannia, Jahrg. 1853, p. 92 — genannten Brutplätze, nämlich die Eilande Lilla und Stora Karlsö und das im Süden der Insel belegene Vor- gebirge Hoburg anzugeben. Es war freilich in diesem Jahre bei Hoburg nur ein Pärchen und es ist wohl anzunehmeu, dass sich die Silbermöve von da ganz fortzieht. Dagegen hat sie auf Lilla Karlsö ihren Brutplatz schr aus- gedehnt, da derselbe nicht mehr die westliche Seite allein umfasst, sondern sich auch auf die nördliche und nordöstliche Seite jezt erstreckt. Auf den theils sehr schwer, theils gar nicht zugänglichen Vor- sprüngen und Absätzen der steilen Felswände dieser oben ange- gebenen Seiten legt sie gewöhnlich ihr Nest an; doch habe ich sogar einige am Fusse der Felswand, auf fast vom Meere be- spülten Felsen, überdacht von anderen Felsen, gefunden. Neststand: theils in einer natürlichen Vertiefung, theils ohne diese, und bald auf den kahlen Felsen, bald auf der, den Fels gewöhnlich nur schwach bedeckenden, kurzrasigen Erdschicht. Nestban: ziemlich breit und glatt. Nestbaumaterialien: Die Unterlage besteht gewöhnlich aus Moos, seltener aus Fucaceen; die Ausfütterung aus Wur- zeln und Halmen in geringer Quantität, denen zuweilen einige wenige Federn beigemengt sind. Brutzeit: Mitte des Mai. Eierzahl: 2—3. Am 2. Juni fand ich schon eirca 8 Tage alte Junge, die von den Felsen herabgestürzt, am Fusse derselben lagen. Betragen beim Brutplatz: Sie nistet gesellschaftlich, ist sehr scheu und aufmerksam, bald schreiend oberhalb des Brut- platzes kreisend, bald sich auf die Felsenabsätze niederlassend und von dort, paarweise stehend, jede Bewegung des Ankömm- lings beobachtend. Maass- und Gewichtsbestimmungen bei den Maassen und entleertem Gewichte von 3 Gelegen zu je 1, 2, 3 Eiern, bei ne Sr Die Brutvögel der Insel Gottland. 379 dem gefüllten Gewichte, weil das eine Gelege zu 3 Eiern stark angebrütet, nur von 2 Gelegen zu je 1 und 2 Eiern gegeben. 6 Eier. Länge: Durchschn. 712 Mm., Min. 70 Mm., 74 Mm. 6 Bier. Breite: Durchschn. 49 Mm., Min. 48 Mm., Max. 51 Mm, 6 Eier. Gewicht, entleert: Durchschn. 1 Q. 48 Gr., Min. 1 Q. 43 Gr., Max. 1 Q. 52 Gr. 3 Eier. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 26 Q. 11 Gr., Min. 25 Q. 55 Gr., Max. 26 Q. 32 Gr. 6i. Larus canus L. Allgemein verbreitet über die ganze Insel und die sie um- gebenden Eilande, hält sich die Sturmmöve meistens am Strande, theils aber auch auf den Träsken auf. Wenngleich ich sie brütend nur am Strande bemerkt habe, mit Ausnahme eines Pärckens, welches auf der Tingstäder Träsk, auf einem aus derselben hervorschauenden Kalksteinfelsen sein Nest gebauct, so glaube ich doch sicher, dass sie auch auf den Inselchen der in den Mooren befindlichen Träsken brütet, ‘wo ich sie paarweise, ganz die Manieren brütender Vögel zeigend, öfters beobachtet habe. Neststand: Auf den Brutplätzen am Strande der Inseln und der grösseren Felseneilande, gewöhnlich auf und zwischen theils kleinen, theils grossen Steinen; auf denen der kleineren Eilande, theilsin Vertiefungen, theils auf kleinen Anhöhen mit kurzberaseten Flächen. Nestbau: Gewöhnlich mit grosser Sorgfalt vollendeter Bau. Nestbaumaterialien: Zur Unterlage bedient sie sich hier meistens der Fucaceen und anderer Algen, zuweilen auch des Mooses; zur Ausfütterung trockener Graswurzeln und Halme. Brutzeit: Hälfte des Mai. Eierzahl: 3. Am Strande der Insel Gottland nistet sie meistens einzeln, auch zwei Paare zusammen; auf den kleineren Eilanden aber, wo sie sich ungestörter fühlt, gesellschaftlich. Maass- und Gewichtsbestimmungen sind bei Länge, Breite und entleertem Gewichte von 12 Gelegen zu je 2, 2, 2, 3, 1, 2, 2, 3, 3, 3, 2, 3 Eiern, bei gefülltem Gewichte aus oben an- geführten Gründen von 6 Gelegen zu je 2, 3, 2, 3, 1, 2 Eiern genommen. 28 Eier. Länge: Durchschn. 5648 Mm., Min. 53 Mm., Max. 60 Mm. 27* 380 Ludwig Holtz: 28 Eier. Breite: Durchschn. 40% Mm., Min. 39 Mm., Max. 42 Mm. 28 Eier. Gewicht, entleert: Durchschn. 55 Gr., Min. 50 Gr., | Max. 1 Q. 1 Gr. 13 Eier. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 14 Q. 32 Gr., Min. 13 Q. 34 Gr., Max. 15 Q. 44 Gr. 62. Chroicocephalus ridibundus Eyt. Da ich als Brutplätze der Lachkappenmöve in Pommern und Mecklenburg bisher nur auf Moder stehende Seggenkaupen mit dazwischen wachsenden Pflanzen von Seirpeen, Juncaceen, Cicuta | und anderen, in Süsswasserteichen und Mooren belegen, kannte | und auch an denselben Localitäten der Moore hier solche Kolo- nien zuerst antraf, so war ich sehr erstaunt, am $. Juni auf dem Storholm einen Brutplatz, ganz verschieden von obigen, anzutreffen. Wie viele der kleinen um Gottland belegenen Eilande, hat sich auch der Storholm nach und nach zum Eilande gebildet, in- dem die Wellen auf ein vielleicht gar nicht, vielleicht nur ein wenig über dem Wasserspiegel sich erhebendes Felsenriff von Jahr zu Jahr bald Sand und Kiesel, bald Fucaceen geworfen haben. Auf diesem Grunde haben sich dann salzliebende Pflanzen, unter diesen auch Gräser, angesiedelt, und so ist denn nach und nach Storholm entstanden, der stellenweise jetzt einen recht reichen Graswuchs aufzuweisen hat. Da starke Oststürme hier am thätigsten haben sein können, so kann man auch auf der nicht sehr hoch über dem Wasser- spiegel sich erhebenden Fläche sehr gut etwas höher gelegene, in einem Halbkreise von Nordost nach Südost parallel laufende schmale Steingerölldünen unterscheiden. Während diese nun mit kurzem Rasen bewachsen, ist in den zwischen di®sen befindlichen, theils schmalen, theils breiteren, muldenförmigen Vertiefungen, ein reicherer Graswuchs. Auf jenen kurzrasigen Dünen haben Larus canus, Vanellus eristatus, Sterna ihre Brutplätze, inmitten dieser Chrovcocephalus ridibundus. Neststand: Geringe Vertiefung im Rasen, ziemlich VOrdaBiEt durch die Halme der umherstehenden Graspflanzen. Nestbau: ein platter, aber mit Sorgfalt ausgeführter Bau. Nestbaumaterialien: Zur Unterlage dienen Fucaceen und andere Algen; zur Ausfütterung Moos und Halme. | Die Nester waren ca. 9, 10, 20 Fuss von einander entfernt. Brutvögel der Insel Gottland. 381 Betragen beim Brutplatze: Scheu, bei Annäherung in ziemlicher Höhe schreiend oberhalb des Brutplatzes kreisend, zu- weilen in angemessener Entfernung sich niederlassend. So, wenn man den Brutplaiz verlässt. Brutzeit: Mitte Mai. Eierzahl: 2—3. Maass- und Gewichtsbestimmungen bei Länge, Breite und entleertem Gewichte von 6 Gelegen zu 2, 2, 3, 1, 3, 1 Eiern gegeben. 12 Eier. Länge: Durchschn. 513 Mm., Min. 49 Mm., Max. 55 Mm. 12 Eier. Breite: Durchschn. 3514 Mm., Min. 35 Mm., Max. 38 Mm. 12 Eier. Gewicht, entleert: Durchschn. 34 Gran, Min. 30 Gran, Max. 40 Gran. 63. Hydrochelidon nigra Boie. Hin und wieder auf den Mooren. Brutplätze: Zum Theil mit dem Wasserspiegel gleich, zum Theil bald ein wenig niedriger, bald ein wenig höher gelegene, hier und da mit Seirpeen, Juncaceen, Menyanthes und etwas Phragmites bewachsene, vom Wasser umgebene Moderflächen in den Träsken. Nesterstand: auf der feuchten Moderfläche. Nestbaumaterial: Stücke von vertrockneten Pflanzen bilden die Unterlage; Ausfütterung: 0. Brutzeit: Letzte Hälfte des Mai, Anfang Juni. Eierzahl: 3. Die Brutzeit ungleich mit der in Neuvorpommern. Während die Eier von 6, am 12. Juni 1865 in Pommern einer Kolonie ent- nommenen Gelegen, alle mit grossen, bis zum Ausschlüpfen reifen Embryonen versehen waren, fand ich unter 7, am 20. Juni auf der Insel Gottland einer Kolonie entnommenen Gelesen, die Eier von 4 Gelegen völlig klar, von einem mit kleinen und von 2 mit zum Ausschlüpfen reifen Embryonen. Entfernung der Nester von einander: 4—6 Fuss. Betragen am Brutplatz: Die schwarze Seeschwalbe ist hier nicht scheu. Erst wenn man ziemlich nahe, erheben sich die brüten- den von den Nestern, fliegen, von Zeit zu Zeit einen quitschen- den Ton ausstossend, zuerst niedrig darüber hin, sodann etwas höher, wenn man näher kommt, bleiben aber fast immer in Schuss- weite. Entfernt man sich, ohne die Eier genommen zu haben, lassen sie sich gleich wieder auf ihre Nester nieder. 382 Ludwig Holtz: Maass- und Gewichtsbestimmungen bei Länge, Breite und entleertem Gewichte von 8 Gelegen zu je 3, 1, 2, 1, 3, 3, 3, 3 Eiern, bei gefülltem Gewichte von 4 Gelegen zu je 3, I, 2 1 Eiern gegeben. 19 Eier. Länge: Durchschn. 34, Mm., Min. 32 Mm., Max. 36 Mm. 19 Eier. Breite: Durchschn. 24,5; Mm., Min. 23 Mm., Max. 26 Mm. 19 Eier. Gewicht, entleert: Durchschn. 882 Gr., Min. 8 Gr., Max. 10 Gr. 7 Eier. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 2 @. 51 Gr., Min. 2 Q. 44 Gr., Max. 3 Q. 9 Gr. Stern«_minuta L. Die Zwergseeschwalbe, von H. D. J. Wallengren — Naum., Jahrg. 1853, p. 92 — als „heckend, selten, nur bei Lau bemerkt“ angegeben, habe ich weder auf der Laus Holmar-Gruppe, noch überhaupt am Strande der Insel und umliegenden Eilande bemerkt. 64. Mergus merganser L. Auf Lilla Karlsö zwei Nester des Gänsesägers gefunden. Brutplatz: Auf der sich vom Fusse der steilen Felswand nach Süden absenkenden, mit vielen, theils kleinen, theils grossen, übereinander liegenden Felsblöcken bedeckten Fläche, Inmitten dieser und mehr nach dem Scheitelpunkte derselben zu wachsen alte Repräsentanten der Gattungen Frawinus und Ulmus. Infolge des Alters sind diese vielfach mit hohlen Stämmen versehen. Neststand: In den hohlen Stämmen in Höhe von I und 2 Fuss. Die Eier liegen auf dem in. den Löchern befindlichen vermoder- ten Holze, ohne weitere Unterlage. Der Vogel ist sehr scheu. Maass- und Gewichtsbestimmungen von den beiden Ge- legen zu je 1 und 3 Eiern. Länge: Durchschn. 65 Mm., Min. 64 Mm., Max. 67 Mm. Breite: Durchschn. 453 Mm., Min. 45 Mm., Max. 47 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 22 Q. 13 Gr., Minim. 21 Q. 7 Gr., Maxim. 23 Q. 58 Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 2 Q. 15 Gr., Minim. 2 Q. 8 Gr., Maxim. 2 Q. 19 Gr. Der Dotter ist orangefarben. 65. Anas tadorna L. Zahlreich brütend auf der Insel, sowie auf denjenigen um- en ee Bi a et a Ar > Bat rn 2 9 Brutvögel der Insel Gottland. 383 liesenden Felseneilanden, deren Strand mit vielen kleinen und grossen Felsblöcken versehen ist. Die übereinander gestürzten Felsen, die Spalten und Höhlun- gen in den steilen Felswänden und unter den Vorsprüngen in den Höhlen derselben bieten hier der gemeinen Höhlenente ganz vor- zügliche Brutplätze. Die Gelege sind freilich theils sehr schwer zu finden und die Bier oft sehr mühsam aus den tiefen Spalten hervorzuziehen. Die 6 klaren Eier eines auf der Insel Lilla Karlsö am 1. Juni aufgefundenen Geleges mussten aus einer 8 Fuss in den Felsen hineingehenden, innerhalb einer Höhle befindlichen Spalte, ver- mittelst eines mit einer Krücke versehenen Stockes, einzeln hervor- gezogen werden. : Die Höhlenente ist sehr scheu und sehr besorgt um ihr Nest. Gelangt man in die Nähe des Brutplatzes, fliegen gewöhnlich g und ® unruhig hin und her; aber immer ausser Schussweite. Nach Aussage der Fischer soll Anas tadorna gar nicht un- gewöhnlich mit Mergus merganser in einem Neste legen. Maass- und Gewichtsbestimmungen der 6 Eier des Geleges. Länge: Durchschn. 621 Mm., Min. 60 Mm., Max. 65 Mm. Breite: Durchschn. 454 Mm., Min. 43 Mm., Max. 48 Mm. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 20 Q. 9 Gr., Min. 17 Q. 55. Gr., Max. 22 Q. 39 Gr. Gewicht, entleert: Durchschn. 1 Q. 53 Gr., Min. 1 Q@. 37 Gr., Max. 20. 66. Anas mollissima L. | Die gemeine Eiderente hält sich an den Küsten der um Gott- land liegenden Felseneilande auf, deren Strand mit vielen theils kleinen, theils grossen Felsblöcken versehen ist. Brütend habe ich sie auf den im Westen der Insel befind- lichen Eilanden Lilla und Stora Karlsö, sowie auf Asund, im Osten belegen, angetroffen. Brutplätze verschieden. 1. auf den mit Einsenkungen und Hügeln versehenen hohen Pla- teaus, wo kurzberasete Flächen mit kahlen, zu Tage liegen- _ den Felsgeschiebeplatten wechseln; 2. am Fusse überhängender Felswände, unter Steinplatten in Höhlen derselben, sowie unter und zwischen in der Nähe des Strandes liegenden kleinen und grossen Felsblöcken; 384 Ludwig Holtz: 3. auf zwischen dem Strande und dem höher belegenen Terrain befindlichem, mit Kaupen versehenem, trockenem Niederungs- boden. Neststand: verschieden nach den Nistplätzen. ad 1. natürliche Vertiefung zwischen 2 Felsgeschiebeplatten, auf theils kahlen, theils mit kurzberaseter Erdschicht bedeckten Felsen; ad 2. theils auf Kieseln, theils auf einer kahlen Felsenplatte, theils auf der die Felsen bedeckenden geringen Erdschicht; ad 3. in natürlichen Vertiefungen zwischen den mit niedrigen Graspflanzen, Flechten und Moosen bewachsenen Kaupen, gewöhnlich an einem in Höhe der Kaupen oder über die- selben hinweg aus der Erde hervorschauenden Steine. Nestbaumaterial: Zur Unterlage dienen den auf Fels- terrain, in der Nähe des Strandes stehenden Nestern, Fucaceen; den auf den hohen Plateaus und dem trockenen Niederungsboden sich befindenden: Moos. Zum Weiterbau der Wände und zur Aus- fütterung nimmt die Eiderente die bekannten schönen Dunen. Nestmaasse: Weite, äussere 300 Mm., innere 160 Mm. Tiefe, äussere 100 Mm., innere 60 Mm. Es ist gewöhnlich ein sorgfältig ausgearbeiteter schöner Bau. Brutzeit: Letzte Hälfte des Mai. Am 25. Mai, sowie am 2. Juni sowohl klare als etwas angebrütete Eier gefunden. Normaleierzahl: 5; aber gewöhnlich weniger, da die Eier, welche während der Dauer der Legezeit von der Eiderente nicht bedeckt werden, durch ihre Grösse leicht in die Augen fallend, theils von Menschen fortgenommen, von Raben und Krähen aus- gefressen, theils aber auch von den auf den Inseln ahnen Schaafen zertreten werden. Betragen: Ausser der Brutzeit sehr scheu, und in Schaaren von 5, 7, 10 und mehr, theils in eigener, theils in Gesellschaft anderer Wasservögel, als Anas tadorna, sich befindend. Gewöhn- lich halten sie sich dann ausser Schussweite in den die Bilande umgebenden Gewässern auf. Brütet die Eiderente, sitzt sie aber ausserordentlich fest und stimmen meine Beobachtungen darüber vollkommen mit denen, welche Dr. A. J. Malmgren — Journ. f. Orn., Jahr 1865, p. 214 — in Bezug hierauf im hohen Norden gemacht hat, weichen aber von denen Schraders — Journ. f. Orn., Jahr 1853, p. 322 — für Lappland ab. Brutvögel der Insel Gottland. 385 So bin ich auf ebenem Niederungsboden einem Neste auf 20 Fuss nahe gekommen, ehe das brütende Weibchen es verliess; mit meinen 3 Begleitern auf ziemlich ebenen Hochplauteau-Flächen in zwei Fällen auf 10 Fuss; in einer Höhle so nahe, dass einer meiner Begleiter, der den aufsitzenden Vogel unter einer über- stehenden Felsplatte bemerkte, sich auf die Knie warf, um ihn zu ergreifen und denselben auch fast ergriffen hätte. In einem Falle aber, auf einem Hochplateau, wo ich schon aus der Ferne den brütenden Vogel bemerkte, ging ich, um ihn zu täuschen, nach der anderen Seite sehend, so nahe, dass ich, an der Seite des Nestes angekommen, rasch hinübergreifend, den Vogel wirklich erhaschte, ihn einige Minuten in den Händen hielt und ihm dann wieder die Freiheit gab. Beim Abfluge beschmutzt die Eiderente fast stets mit ihren übelriechenden Excrementen die Eier, was auch Schrader — Naum., Jahrg. 1853, p. 322 — erwähnt. Auf den Nestern habe ich nur brütende Weibchen angetroffen. Beim Abfluge begiebt sich das Weibchen stets direct nach dem Meere, ohne sich augenblieklich weiter um das Nest zu kümmern; findet sich zum Brüten aber später wieder ein. Maass- und Gewichtsbestimmungen sind bei Länge, Breite und entleertem Gewichte von 9 Gelegen zu je 2, 1,1, 1, 2, 1, 5, 5, 3 Eiern, bei gefülltem Gewichte von 6 Gelegen zu je 2, 1, 1, 1, 2, 1 Eiern genommen. 21 Eier. Länge: Durchschn. 75 Mm., Minim. 72 Mm., Max. 78 Mm. 21 Eier. Breite: Durchschn. 50 Mm., Minim. 48 Mm., Max. 52 Mm. 21 Eier. Gewicht, entleert: Durchschn. 2 Q. 33 Gr., Min. 2 Q. 4 Gr., Max. 3 Q. 4 Gr. 8 Bier. Gewicht, gefüllt: Durchschn. 28 Q. 59 Gr., Min. 26 Q. 55 Gr., Max. 30 Q. 44 Gı. Barth, den 8. December 1866. 386 A. E. Brehm: Zur Naturgeschichte Zur Naturgeschichte des weissschwänzigen Kiebitzes, (Chaetusia leucura). Von A. E. Brehm. Durch eine Mittheilung im „Ibis“ haben wir erfabren, dass der weissschwänzige Kiebitz neuerdings auf Malta erlegt und dem- nach die Anzahl der Vögel Europas um einen vermehrt worden ist. Es hat mich Dies nicht im Geringsten verwundert, da ich schon früher die Ansicht ausgesprochen habe, dass alle Vögel Egyptens, vielleicht mit einziger Ausnahme der schlag fliegenden Goldschnepfe, oder richtiger Goldralle (Rhynchaea capensis), sich zuweilen nach Europa verfliegen werden. Im Norden Egyp- tens aber gehört dieser Kiebitz, von welchem das britische Mu- seum nur ein einziges und noch dazu ein schlechtes Stück be- sitzen soll, keineswegs zu den Seltenheiten, an geeigneten Orten vielmehr zu den regelmässigen Erscheinungen, ist hier auch zweifelsohne Brutvogel. Von Egypten aus verbreitet er sich über ganz Nordostafrika, besucht wenigstens gelegentlich die südlichen Nilländer; denn ich habe ihn in allen Ländern, welche ich be: suchte, gefunden, wenn auch selbstverständlich nur auf Oertlich- keiten, welche seinen Lebensanforderungen entsprechen. Durch Jerdon wissen wir, dass derselbe Vogel auch in Indien vor- kommt: sein Verbreitungsgebiet kann also bereits annähernd be- grenzt werden. Ich vermag nicht zu sagen, inwiefern die Lebensweise unseres Vogels der seines Verwandten (Chaetusia gregaria) ähnelt, wohl aber, dass sie sich von der des gemeinen Kiebitzes und ebenso des Sporen- und Lappenkiebitzes (Hoplopterus spinosus, Sar- ciophorus pileatus) wesentlich unterscheidet. Der weissschwänzige Kiebitz ist Sumpfvogel im eigentlichen Sinne des Wortes, ein Kiebitz, welcher sich stets nur inmitten der Sümpfe, nicht an deren Rande aufhält. Seen, deren Ufer kahl sind, scheinen ihm nicht zuzusagen; er verlangt Brüche, in denen Gras und Ried üppig wuchern, welche aber dazwischen freie Wasserflächen haben. Schon am Mareotis-See bei Alexandrien trifft man ihn zuweilen an, wie es mir scheinen wollte, jedoch nur als Versprengten, da dieser See jene Bedingung nicht erfüllt. Viel öfter dagegen bemerkt man ihn am Mensaleh-, Brurlos- und am Möris-See, welche nach drei Seiten hin in Sümpfe oder Brüche übergehen, und ebenso gehört er des weissschwänzigen Kiebitzes (Chaetusia leucura). 387 in den Regenteichen Ostsudahns zu den oft vorkommenden Vögeln. In der Regel sieht man ihn paarweise, seltener in kleinen Gesell- schaften von vier bis zehn Stücken; grössere Flüge glaube ich nicht beobachtet zu haben. Wahrscheinlich schlagen sich solche Trupps auch nur zufällis zusammen, indem sich mehrere Paare vereinigen; denn man bemerkt sehr bald, dass innerhalb der Gesellschaften je Zwei und Zwei, also die Paare sich zusammenhalten. Trifft man nur ein einzelnes Pärchen an, so wird man gewahr werden müssen, dass dieses treu zusammenhält und dass der eine der Gatten genau Dasselbe thut wie der andere, gleichzeitig mit ihm sich erhebt, an demselben Orte niederfällt, gleichzeitig Nahrung sucht, kurz alle Geschäfte mit jenem gemeinschaftlich verrichtet. Unter allen Umständen hält sich das Pärchen vom Rande des Sees entfernt, auf schlammigen, nur seicht vom Wasser über- futheten Stellen, hier nach Regenpfeiferart emsig umherlaufend und beständig Nahrung aufnehmend. Der Lauf ist, den hohen Beinen entsprechend, sehr gut, obgleich nicht so schussweise wie bei den Regenpfeifern und Kiebitzen, sondern mehr gemes- sen und schreitend; der Flug leicht und gewandt, dem der Regen- pfeifer ähnlicher, als dem des Kiebitzes, dessen Schwenkungen und Gaukeleien unser Vogel, soviel ich mich erinnere, nicht nach- ahmt. Die Stimme hingegen ähnelt der des Kiebitzes sehr; ich vermag aber nicht mehr zu sagen, worin der Unterschied, welcher bemerkt wird, besteht, da meine Anmerkungen zu kurz sind. Um andere Vögel scheint sich der weissschwänzige Kiebitz nicht zu bekümmern; er lebt höchst selten und dann auch nur zeit- weise in Gesellschaft des Sporenkiebitzes, welcher gleich ihm zuweilen in die tieferen Sümpfe sich begiebt, um dort nach Nah- rung zu suchen. Obgleich jener ebenfalls sehr wachsam und vor- sichtig ist, schwingt er sich doch niemals zum Warner und Wächter des übrigen Strandgeflügels auf, sondern versucht lieber aus der Wachsamkeit des Kiebitzes oder unter Umständen der Limosen Vortheil zu ziehen, indem er auf deren Warnung achtet. Dem Menschen gegenüber zeigt er sich unter allen Umständen scheu, am scheuesten immer da, wo er am wenigsten mit ihm in Berüh- rung kommt. Ich habe am Mensaleh-See mehr als einmal beide Gatten eines Pärchens mit einem Doppelschusse erlegt, mich aber vergeblich bemüht, im Sudahn Dasselbe zu erreichen. An jenen Regenteichen, von denen ich in früheren Jahrgängen des Journals wiederholt gesprochen habe, lassen die meisten der dort versam- 388 A. E. Brehm: Diduneulus strigirostris. melten Vögel den Schützen sich nähern, und mit wenigen Ausnah- men verursacht ihre Jagd kaum nennenswerthe Schwierigkeiten. Der weissschwänzige Kiebitz aber gehört zu diesen Ausnahmen und zeigt sich verhältnissmässig ebenso scheu wie der Sattelstorch (Myeteria senegalensis) oder der Riesenreiher (Ardea Goliath), welche ich zu den vorsichtigsten aller innerafrikanischen Vögel zählen muss. Ueber die Nahrung habe ich keine besonderen Be- merkungen niedergeschrieben und über die Fortpflanzung leider keine Beobachtungen sammeln können, dagegen bin ich im Stande, genaue Maasse anzugeben. Es beträgt beim Männchen: Die: bänge .ı 0 Zoll 11 iimien yaBreite REINE „ Fittiglänge a Eh Schwänzlänge "N. 2 BERN „ Höhe der Fusswurzel 27 U ADRRE „. Länge der Mittelzehe .. = ,.014.5, ‚; AR „ inneren Zehe — „104, ”„ ” „ dusseren „ Re) 123 ”„ ” ” ” hinteren ” BRACH li» „ Schnabellänge v. Munde bis zur Spitze, #7, 16 ,„ Das Auge ist rothbraun, der Schnabel schwarzbraun, der Fuss schön hellgelb; unter den Schwingen ist die zweite die längste, auf sie folgen die erste, dritte, vierte u. Ss. w. Zur Lebensweise des Didunculus strigirostris. Durch Vermittelung des Herrn Schmeltz, Kustos am Mu- seum Godefiroy, empfing ich nachstehenden interessanten Bericht über die Lebensweise der Zahntaube, welcher die zuerst von Finsch ausgesprochene Ansicht, dass dieselbe sich am nächsten den Baumtauben anschliesst, bestätigt. „Ueber die Lebensweise der Manum ea,“ schreibt Dr. Graefe, „habe ich jetzt ganz andere Berichte von den Eingebornen ver- nommen. Dieselbe soll durchaus nicht am Boden leben, sondern im Gegentheil die kolossalen Banjambäume, eine parasitische Ficus- art, in Gesellschaft mit Ptilinopus Mariae und Caesarinus bewohnen- In dem Kropfe des von mir abgezogenen Vogels fand ich eine rothe Frucht, die ebenfalls nur auf einem hohen Waldbaume Sa- a Aut a eine u a ann at Dr ee RB N SO NEST REFERAT DE N VORN RR 2 A RO Ve F. v. Droste: Ergänzungen der Vögel Borkum’s.. 389 moas vorkommt, in solcher Menge und zwar ganz frisch, dass sie gewiss nur vom Baume und nicht von herabgefallenen Früchten stammen. Die Eingebornen sind selten im Walde des Innern der Insel für längere Zeit und sehr indolent, so dass leider ihre Aus- sagen nur bei vielfacher Uebereinstimmung aufzunehmen sind.“ A. E. Brehm. Ergänzungen der Vögel Borkum's. Von Ferd. Freiherrn von Droste. (Siehe Jahrg. 1864; S. 416 u. ff.) Seitdem ich im 6. Hefte 1864 d. Zeitschr. die erste Liste der Vögel Borkum’s aufstellte, haben wir sowohl eine ziemlich bedeu- tende Anzahl neuer Gäste beobachtet, als auch habe ich mich von der Ungenauigkeit der Liste in einzelnen Punkten überzeugt. Darum in Nachfolgendem meine Vervollständigungen. I. Brutvögel. 35. Anas querquedula. 1866 nistete ein Pärchen in der Kie- vitsdäle. Leider wurde das Nest zerstört. Carduelis elegans ist seit jenem vereinzelt gebliebenen Falle im Jahre 1864 nicht wieder nistend vorgekommen. Sterna macroura ist die seltenere Art. Die Kolonien Ost- lands bestehen grösstentheils als hirundo. Ebenso besteht die grosse Kolonie Rottum’s entweder nur oder meist aus hirundo. Ehemals war ich hauptsächlich durch ein Paar mir dicht um den Kopf flatternde Alten mit durchaus korallenrothem Schnabel zur Annahme verleitet, die Rottumer Kolonie bestände aus macroura, da auch die meisten, welche ich in jenem Jahre auf Borkum er- legte, dieser Art angehörten. Die Tödtung eines Vogels auf Rot- tum wird indessen streng geahndet, wesshalb mir dort nichts übrig blieb, als mich auf meine guten Augen zu verlassen, welche in Bezug auf die Unterscheidungsmale von Airundo und macroura in freier Natur ein höchst trügerisches Kriterium abgeben. Die Eier in sämmtlichen Nestern waren zudem genau so gezeichnet, wie ich es als charakteristisch für macroura angenommen hatte. Später erhielt ich von Rottum zu meinem Erstaunen lauter junge hirundo 390 Ferd. v. Droste: und überzeugte mich bei einem nachherigen Besuche jener Insel, dass wohl die grösste Mehrzahl der Kolonie aus Ahirundo besteht. Il. Zug- und Strichvögel. Buteo vulgaris, Herbst nicht allzuselten. Circus cineraceus, ebenso.- 140. Astur palumbarius, October 1866. 141. Aegolius otus, einzeln im Herbst. 142. Picus major. „De Holtfreter‘“ der häufigste Specht, im October 1866 gar nicht selten. 143. Gecinus viridis (?), October 1866. Upupa epops, zieht regelmässig durch. Cypselus apus, noch am 10. October 1866 trieb sich ein ver- einzelter den ganzen Tag lang am Dorfe herum. Ootyle riparia, zieht regelmässig durch. Lanius ewcubitor, October 1866 mehrere gesehen. 144. Regulus ignicapillus, im October 1866 zufällig eines in den Dünen erlegt, durch einen auf ein Kanin abgefeuerten Schuss. Troglodytes parvulus. Nichts weniger als selten. Im October 1866 in allen Dünen und Dornen anzutreffen. Einer fing sich so- gar in einer Dohnenschlinge. 145. Accentor modularis, zieht regelmässig durch. 146. Emberiza schoeniclus, ebenso. 147. Carduelis elegans, Wintergast. 148. Garrulus glandarius. Im October 1866 circa 20 Stück, wahrscheinlich dorthin verschlagen. Sie schienen sich nichts we- niger als heimisch zu fühlen, denn sie flogen rastlos auf und ab und zeigten vor dem Wasser grossen Respect, sodass sie sofort Kehrt machten, wenn sie es in Sicht bekamen. 149. Nucifraga caryocatactes. Im Jahre 1865, wo über West- phalen eine Menge Nussknacker verbreitet waren, erschienen auch einzelne auf Borkum. Der erste fing sich in einer Dohnenschlinge, über welchen Fang der glückliche Besitzer nicht wenig verwundert war, besonders, dass es so einen dicken „Holtfreeter“ (Specht) gäbe. 150. Columba livia, 12. October 1866 auf Ostland. 151. Rallus aquaticus. Zieht einzeln durch. Den. April 1865 fing Ahrens einen solchen in den Dünen mit der Hand. 152. Fulica atra, Januar 1865, 1 Exemplar erlegt. 153. Pluvialis minor, 1865, 2 Stück in der Kievitsdäle. Phalaropus cinereus, im September 1866 1 erlegt. = el ee Te Be A en in Ergänzungen der Vögel Borkum’s. 391 Anser cinereus und segetum ziehen auch im October in Masse durch. Es lassen sich indessen gewöhnlich nur einzelne (2—6) Individuen auf die Insel nieder und ziehen dann nach einigen Tagen Aufenthalt weiter. Sie sitzen dann auf dem Grünen, am liebsten in den Wiesen. Bernicla brenta, findet sich zu Tausenden auf den Watten; zu jeder Tages- und Nachtzeit kann man schon in enormer Entfer- nung ihr ununterbrochenes monotones Geschrei vernehmen. Im Herbste kommen sie nie auf’s Grünland, verweilen vielmehr zur Hochwasserszeit schwimmend über den Sandbänken. Ende Win- ters dagegen streichen sie vor dem Hochwasser auf’s Grünland. 155. Fuligula ferina, im October 1866 auf einem der Deich- kolken erlegt. 156. Oedemia fusca, wie nigra in Schwärmen auf dem Meere und im Winter einzeln im Hopp und auf den Deichkolken. 157. Mergus serrator. In früheren Jahren mal im Hopp er- legt und ausgestopft. 158. Sula alba. Ein sehr schönes altes Exemplar im Winter 1865/66 auf dem Strande ermattet gefangen. 159. Lestris crepidata, im September 1865 auf Ostland erlegt. 160. Procellaria glacialis, im December 1865 ermattet auf dem Strande gefangen. Ueber eine neue Siphia sive Menetica des Berliner Museums. Vom Herausgeber. Siphia hyperythra n. sp. Durch unsern geschätzten Landsmann, Herrn Nietner, wel- cher seit Jahren auf Ueylon als Botaniker wirkt und das Berliner Museum bereits mehrfach durch ornithologische Gegenstände be- reicherte, erhielten wir kürzlich einen kleinen Fliegenschnäpper, der auf keine der beschriebenen verwandten Arten Indiens passt und den ich daher als neu und der Insel Ceylon eigenthümlich betrachte. Alters- und Geschlechtsangaben fehlen, ein jugend- liches Individuum ist es indess nicht, ob aber ganz ausgefärbt, ob gd' oder 9, muss für jetzt dahingestellt bleiben. 392 J. Cabanis: Eine neue Siphia des Berliner Museums. Die Oberseite ist bräunlichgrau, am Bürzel und den oberen Schwanzdecken in reineres Grau übergehend; der Schwanz ist schwarz, mit weisser Basalhälfte der seitlichen Steuerfedern; die oberen Schwanzdecken, namentlich die längeren, sind zum Theil und besonders an der Aussenfahne ins Schwärzliche ziehend. Die Unterseite ist lebhaft rothbraun oder rostroth gefärbt, mit Aus- nahme der Bauchmitte, welche rein weiss ist. Die rothbraune Fär- bung ist am intensivsten an Kehle und Brust, heller dagegen und weisslich untermischt an den Bauchseiten und unteren Schwanz- decken; die Schienen sind vorherrschend grau gefärbt; die Zügel- gegend ist etwas weiss getüpfelt. Die Seiten des Kopfes und Halses stechen von der Oberseite durch ein reines, nicht bräun- liches Grau ab, welches von dem Rothbraun der Kehle und Brust durch eine unregelmässige schwärzliche Einfassung abgegränzt wird. Die unteren Flügeldecken sind rostgelb angeflogen. Oberschnabel und Füsse braun; Unterschnabel gelb. Ein weisses Abzeichen an der Stirn oder Superciliargegend _ fehlt der Art und weicht dieselbe hierin von strophiata, dem Typus generis, ab, stimmt mit demselben aber in der charakteristischen Färbung und Zeichnung des Schwanzes. Letzterer ist nicht ganz vollständig bei dem vorliegenden einzigen Exemplare; es lässt sich indess l[eststellen, dass die mittleren 4 Steuerfedern gar kein Weiss zeigen und die jederseits darauf folgende Feder nur an der Aussen- fahne entsprechend weiss gefärbt ist. Die 4. Schwinge ist die längste, die 5. länger als die 3., die 2. etwa gleich der 8. Ganze Länge des Vogels etwa 43°; Flügel 23°; Schwanz 24”; Lauf 44”, \ Der barbarischen Gattungsnamen Siphia (Hodgs. 1837) hat Hodgson selbst in Dimorpha (1841) umgeändert. Da diese Benen- nung aber schon früher anderweitig vergeben ist, könnte die Gruppe für die Folge Menetica (von weveuxos, zum Bleiben geneigt, Stand haltend) genannt werden. Von Erythrosterna, welche einen viel kräftigeren, spitzeren (zum Wandern geeigneten) Flügel hat, unterscheidet sich Menetica durch abgerundetere Flügel mit längerer 1. und kür- | zerer 2. Schwinge. Die Arten von Menetica haben nicht nöthig zu wandern; sie ersetzen Krythrosterna in den wärmeren Ländern. Es gehören hierher: £ In un mn u nun Qu nn un ia nn Dun nn Lu Öl u 2 ln 2 nn an m ei en NE BER: RE B. Altum: Winke für Lehrer. 39 1. Menetica strophiata (Hodgs.) 2. Menetica hyperythra n. sp. vide supra. 3. Menetica superciliaris. — Siphia superciliaris Blyth. Die letztgenannte Art erscheint mir weniger typisch; die an- dern zu Siphia gezogenen Arten kenne ich theils nicht aus eigener Anschauung, theils gehören sie füglicher zu anderen Gruppen. NLiterarische Berichte. Dr, B. Altum. Winke für Bbehrer zur Hebung des zoolo- gischen Unterrichts an höheren Bildungs- Anstalten. Münster 1863. Bei der unverkennbaren Ebbe, in weleher die vaterländische Zoologie jetzt, wenn auch hoffentlich nicht für immer, befangen ist, muss jedes literarische oder praktische Lebenszeichen der- selben mit doppelter Anerkennung begrüsst werden. Das vor- liegende Werkchen hat sich auf seinen 92 Seiten den Zweck ge- stellt, dem zoologischen Unterricht an höheren Bildungsanstalten Förderung angedeihen zu lassen und zum Theil eine sachgemässe Umgestaltung desselben anzubahnen, wobei es eine vom Verfasser an der k. Akademie zu Münster seit mehreren Semestern gehal- tene Vorlesung zu Grunde legt. Die darin ertheilten Rathschläge bekunden nicht minder den denkenden Pädagogen, als den durch vielfache selbstständige Studien gereiften Naturforscher, als welchen letzteren die Leser unserer Zeitschrift Herrn Dr. Altum hinlänglich kennen und ver- ehren gelernt haben. Es leuchtet aus jeder Seite des Büchleins das Streben hervor, mit möglichster Beseitigung der Pedanterie ‚den Funken des heiligen Feuers pflegend in jugendliche Gemüther hinüberzuleiten und ihnen dergestalt einen Theil der Genüsse zu- gänglich zu machen, welche dem Naturstudium für alle Zeiten einen so zauberischen Reiz verleihen. ; Auf der Grenze zweier einander sonst fremderer Gebiete ‚stehend, leisten die „Winke für Lehrer“ durch das Praktische ihrer Ideen einerseits, durch lichtvolle Darstellung ihrer leitenden Grundsätze andererseits, höchst Anerkennenswerthes und können als eine eminent nützliche und verständige Gabe des Beifalls der Kreise, für die sie bestimmt sind, im Voraus gewiss sein. Berlin im November 1866. Carl Bolle. Journ, f. Ornith,, XIV. Jahrg,, Nr. 84, November 1866.) 238 394 Der Geiervogel (Alca impennis) Der Geiervogel und seine Geschichtsschreiber. (The Gare- Fowl and its Historians.) Uebersetzt aus der Natural History Review. Oct. 1865.*) 1. Et Bidrag til Geirfuglens Naturbistorie og saerligt til Kunds- kaben om dens tidligere Udbredningskreds. AfJ. Jap. Sm. Steenstrup. Kjöbenhavn 1857. (Naturhist. Foren. Vidensk. Meddelelser. 1855. Nos. 3—7. 2. Abstract of Mr. J. Wolley’s Researches in Iceland respeceting the Gare-Fowl, or Great Auk (Alca impennis Lin.) By Alfred Newton. The Ibis, 1861, p. 374—399. 3. Ueber Plautus impennis Brünn. Von William Preyer. Journal für Ornithologie, 1862, p. 119—124, 337 —356. 4. Ueber das Aussterben der Thierarten in physiologischer und nicht physiologischer Hinsicht ete. Von K. E. von Baer. Bulletin de l’Academie Imperiale de St. Petersbourg. Tome VI. p- 513—576. 5. Description of the Skeleton of the Great Auk or Gar-Fowl (Alca impennis L.) by Professor Owen. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. V. p. 317-335. Vor einigen 20 Jahren würde Niemand, es müsste denn in einem ausgewählten Kreise von Ornithologen gewesen sein, den Muth gehabt haben, den Namen des grossen Alken zu nennen. Ks ist zehn gegen eins zu wetten, dass jeder, der in einer allgemeinen Gesellschaft einen solchen Vogel erwähnt hatte, für einen „aspirate- murdering cockney‘“ gehalten worden wäre, und in dem Gegen- stand seiner Bemerkung würde man irgend ein grosses adlerartiges Thier vermuthet haben. Heut zu Tage ist dies ganz anders. Die Alca impennis hat ihren Weg in die Werke der Dichtung, wie in die Water Babies und die Travels of Umbra gefunden und ist selbst bis in die Spalten des Punch und der Times gedrungen, so dass es nur wenige Personen von gewöhnlicher Bildung giebt, die nicht einige Kenntnisse von ihrer Natur und ihren Eigenthüm- lichkeiten hätte. Und doch ist, wie wir jetzt unseren Lesern zu zeigen versuchen werden, die allgemeine Kenntniss betrefis dieses merkwürdigen Vogels ausserordentlich mangelhaft, und wir finden selbst Zoologen vom höchsten Rufe, die eine seltsame Reihe von *) Der ungenannte Verfasser des Originals ist zweifelsohne Mr. Alfred Newton, der sich um die Veröffentlichung der hinterlassenen Papiere John Wolley’s schon so vielfach verdient gemacht hat. und seine Geschichtsschreiber. 395 Schnitzern sich zu Schulden kommen lassen, wenn sie ihre Ge- schichte behandeln. In Herr Yarrell’s Bericht über diese Species (zuerst im De- cember 1842 publicirt) wird sie treffend genug ‚ein sehr seltener britischer Vogel“ genannt, aber keine Andeutung über ihr wahr- scheinliches Schicksal wird dem Leser gegeben, worüber man sich in der That nicht wundern darf, denn der Vernichtungsprozess erregt in der Regel wenig oder keine Aufmerksamkeit, bis das Loos des Opfers besiegelt ist. Da ferner die Naturforscher fast ohne Ausnahme beliebten, die Alca impennis ohne den mindesten vernünftigen Grund für einen Bewohner der allerhöchsten nörd- liehen Breiten und der Gegenden des dicken Eises auszugeben, so schien es nicht auffallend, dass bei der damaligen Ungewöhn- lichkeit arktischer Entdeckungsreisen kein Reisender sie in letzter Zeit beobachtet hatte. Ausserdem fand auch, wie wir jetzt sehen werden, zu jener Zeit ein fortwährender, wenn auch sehr be- schränkter Zugang von Exemplaren statt, welche nach und nach auf den Markt kamen, so dass es jetzt gar nicht leicht zu sagen ist, wenn man von der Thatsache Ahnung bekam, dass der Vogel, wenn nicht bereits erloschen, sich doch Schritt für Schritt dem Abgrunde völliger Vernichtung nähere. Vielleicht verbreitete sich der Alarm unter unseren eigenen Landsleuten zuerst, als im Jahre 1846 ein der anziehenden Jagd auf Vogelnestern mit Leidenschaft huldigender Herr nach Island ging und dort den Glauben festgewurzelt fand. dass die ganze Race ein Ende genommen habe. In der That, wir wissen zufällig, dass nur einige wenige Jahre vor dieser Periode der Preis weniger als 30 Schilling betrug, um den ein Exemplar des Eies von einem Londoner Ornithologen verkauft wurde, der niemals in dem Rufe eines schlechten Händlers stand, während wir wenige Jahre später selbst sahen, wie ein anderes in einer öffentlichen Auktion für ebenso viel Pfund losgeschlagen wurde.*) Es scheint jetzt die vorherrschende Meinung zu sein, dass Alca impennis völlig ausgestorben sei. Ob diese Meinung ge- nügend begründet ist oder nicht, ist ein Gegenstand, den wir *) Es mag bemerkt werden, dass bei einem so unterrichteten Ornithologen wie Hugh Strickland das bevorstehende Schicksal der 4lca impennis keine Er- wähnung findet, obgleich er in seinem „Dodo and its Kindred“ (1848 publicirt) das irische Elen und den nördlichen Manati als Beispiele von Species, die während der menschlichen Epoche verschwanden, aufführt. 28* 396 Der Geiervogel (Alca impennis) näher in Betracht ziehen wollen, indem wir beabsichtigen, einige monographische Arbeiten, die in letzter Zeit in unserem Vater- lande und auswärts erschienen sind, besprechend, einen allgemeinen Ueberblick über ihre Naturgeschichte zu geben. Die erste Abhandlung in unserer Liste, die so bescheiden ein „Beitrag“ zur Naturgeschichte dieses Vogels genannt wird und den geehrten Namen des Professor Steenstrup trägt, ist, wie wir glauben, die einzige umfassende Arbeit über unser Thema, auf die man sich verlassen kann, und es ist sehr zu bedauern, dass in England niemals eine Uebersetzung davon erschienen ist. Herr Preyer’s Arbeiten, die sich über dasselbe Gebiet erstrecken, sind leider nicht so glaubwürdig. Professor von Baer’s Abhandlung ist einfach eine deutsche Uebersetzung des grössern und inter- essanteren Theiles von dem Werke des dänischen Naturforschers mit Hinzufügung von nur zwei oder drei jedoch unwichtigen Be- merkungen; die Thatsache indessen, dass die kaiserliche Akademie von St. Petersburg eine Uebersetzung in ihr Bulletin aufnahm, zeigt, einen wie hohen Werth man Professor Steenstrups Unter- suchungen beizulegen hat. Die beiden anderen von uns genannten Abhandlungen verfolgen, wie ihr Titel anzeigt, einen mehr spe- ciellen Zweck. Es ist bereits von Herrn John Lubbock in den Blättern dieser „Review“ (1861, p. 497) mitgetheilt worden, wie jene Ueberbleibsel von Alca impennis in den Küchenabfällen Dänemarks gefunden worden sind. Diese Entdeckung lenkte Professor Steenstrups Auf- merksamkeit auf den Gegenstand, und indem er sich mit grossem Eifer an die Arbeit machte, brachte er nach langer und sorg- fältiger Untersuchung die bewundernswerthe Geschichte des Vogels zu Stande, von der wir gesprochen haben. Von der so gebotenen Belehrung beabsichtigen wir einen so kurzen Auszug zu geben, als uns möglich ist, um ihn durch das, was wir aus anderen Quellen entlehnen können, zu vervollständigen, wobei wir indess etwas in der Anordnung des Materials vom Herrn Professor abweichen werden. Wir nehmen an, dass unseren Lesern nichts daran liegt, genaue Details über jedes einzelne in der Literatur erwähnte Vor- kommen des Vogels kennen zu lernen, ausgenommen bei britischen Exemplaren, obgleich es keine leere Prahlerei von unserer Seite ist, wenn wir sagen, dass wir fast Alles haarklein aufzählen könnten, [„chapter and verse“]; und da wir an die Spitze dieses Artikels die Titel der fünf Abhandlungen gestellt haben, von denen wir und seine Geschichtsschreiber. 397 die meisten Angaben entlehnen, so werden wir der Kürze wegen nur von solchen Autoritäten Citate geben, die dort nicht er- wähnt sind. Dass die Alca impennis in vorhistorischen Zeiten die seichten Buchten und Strassen besuchte, welche damals noch mehr als jetzt Dänemark zerfetzten, ist durch die schon oben beregte Entdeckung von Knochen zweier Individuen zu Mailsaard in Jütland und von eines dritten zu Havelse auf Seeland erwiesen. Wenn wir in Betracht ziehen, wie gering im Verhältniss die Zahl der erhaltenen und gar erst der aufgefundenen Reste zu der der verloren gegangenen sein muss, so genügen diese Facten, um den Schluss zu rechtfertigen, dass der Vogel zu jenen Tagen keine Seltenheit war. Aber wir brauchen es kaum zu sagen, dass wir innerhalb der Periode von Sage sowohl wie schriftlicher Mitthei- lung keinerlei Berichte über seine Verbreitung in diesem Distrikte finden; und das einzige Beispiel von seinem Vorkommen dort, ist das von Benicken erwähnte, welcher sagt, dass einer im Jahre 1790 im Kieler Hafen geschossen wurde. Auf der anderen Seite vom Kattagat indessen hat man mehrere Beispiele. In Bohuslän versicherte ein alter Fischer dem Prof. Nilsson, dass er in seiner Jugend den Geiervogel auf Tistlarna gesehen habe, während der Dr. Oedman (der Correspondent unseres Pennant) demselben Natur- forscher schrieb, dass gegen das Ende des letzten Jahrhunderts einer auf der Höhe von Marstrand getödtet und ein anderer noch im Winter 1838 nahe Frederiksstad in Norwegen todt gefunden worden sei. Sonst ist in jener Gegend kein sicheres Zeugniss für sein Vorkemmen vorhanden; denn obgleich Hans Ström den „Angle mager“ (Angelmacher) der Sondmör-Fischer mit der Linne- schen Beschreibung der Alca impennis positiv für identisch hält, so scheint es doch mehr als wahrscheinlich, dass er jenen Vogel mit der Hurelda glacialis der jetzigen Naturforscher verwechselt hat, und die anderen Zeugnisse, welche das Auftreten des Geier- Vogels weiter nach Norden hin anzudeuten scheinen, müssen als nicht stichhaltig verworfen werden, und erscheinen unseren sicher constatirten Kenntnissen gegenüber als höchst unwahrscheinlich. Indem wir jetzt zu unserer eignen Insel zurückkehren, haben wir ein Beispiel von einer Sache, die neuerdings mehrmals vor- gekommen ist; nämlich, dass hier das Gleiche entdeckt wurde, was früher schon in anderen Ländern gefunden worden. Im vorigen Jahre (1864) fand man auf der Küste von Caithness in Küchen- 398 Der Geiervogel (Alca impennis) Abfällen Ueberbleibsel von wenigstens zwei Geiervögeln, und es lässt sich, wie in dem Vorkommen bei Dänemark, daraus schliessen, dass in den damaligen Tagen der Vogel nicht selten an unseren Küsten zu treffen war, während sein mangelndes Flugvermögen, seine Grösse und sein guter Geschmack ihn natürlich zu einem ge- suchten Fang für den Menschen der Steivperiode machen musste. Historische Erinnerungen an sein Vorkommen auf den briti- schen Inseln datiren indessen nicht gar weit zurück. In Pinker- ton’s Collection of Voyages and Travels (Vol. III. p. 730) sagt in einer Beschreibung von Hirta (jetzt besser als St. Kilda bekannt) und Rana ete. vom Lord Register, George M’Kenzie of Tarbert, der Schreiber über die erstere Insel, Folgendes: „Es ist unglaub- lich, welch eine Menge von essbaren Vögeln [feed fowls] die Felsen dort besuchen...... Es sind viele Arten von Vögeln; einige davon von sonderbarer Gestalt, von denen einer Geiervogel genannt wird, welcher grösser als eine Gans ist und Eier hat fast so dick wie die eines Straussen.‘“*) Dass Jemand seine eignen Gänse für Schwäne hält, ist weiter nichts Auffallendes, dass aber seine Geiervögel Eier fasst so gross als die Straussen legen, ist in der That ein Streich, den die Fan- tasie dem würdigen Ritter von Tarbert gespielt hat. Indessen sein Freund und Mitritter, Herr Robert Sibbald, dem er seine Beschrei- bung gab, kürzt sie in lakonischer Weise ab und begnügt sich in seiner „Scotia illustrata“ vom Jahre 1684 unter den Vögeln Nord- britanniens aufzuzählen: Avis Gare dicta, Corvo marino similis, Ovo maximo. Am 1. Juni 1697 landete ‚„M. Martin, Gent.“ auf St. Kilda, wo er drei Wochen blieb, und in seiner naiven Beschreibung der Inselbewohner, der gefiederten und federlosen, bemerkt er: „Die Seevögel sind: erstens der Gairfowl, die stattlichste und grösste Art und über die Grösse einer schottischen Gans (Solan-Goose); von schwarzer Farbe, rot um die Augen, ein grosser weisser Fleck unter jedem derselben, ein langer breiter Schnabel; er steht stattlich, seinen ganzen Körper aufgerichtet, seine Flügel kurz, fliegt gar nicht; legt sein Ei auf den blossen Felsen, wenn dies fortgenommen wird, so legt er dies Jahr nicht mehr; er hat ganze *) Pinkerton giebt uns keine Andeutung über das Datum der Mittheilung oder über die Quelle, von der er es abdruckte. Indess war sie sicherlich vor der nächsten Stelle, welche wir besprechen, geschrieben. und seine Geschichtsschreiber. 399 Schwimmhäute [is whole-footed] und hat den Brutfleck auf der Brust, d. h. einen kahlen Fleck, von dem die Federn während des Brütens vor Hitze ausgefallen sind; sein Ei ist zweimal so gross als das einer schottischen Gans und ist verschieden ge- sprenkelt, schwarz, grün und dunkel; er kommt, ohne sich an einen Wind zu kehren, erscheint den ersten Mai und geht unge- fähr um Mitte Juni fort.“ Professor Steenstrup glaubt, dass diese Beschreibung Martins den Stempel an sich trägt, dass sie von einem Augenzeugen her- rühre. Dies scheint uns aber nicht so sicher. Wenn er selbst den Geiervogel sah, sa fand dies wahrscheinlich von einiger Ent- fernung aus statt, oder er würde sicher sich nicht eingebildet haben, dass der Vogel „roth um die Augen sei.‘ Indess dieser Umstand ist wohl von geringer Wichtigkeit. Er lebte lange genug au[ der Insel, um sich eine gute Beschreibung über ihn von den Eingeborenen machen zu lassen und sein Zeugniss ist betreffs der meisten anderen Punkte, für die wir eines Zeugen zu bedürfen noch in der Lage sein werden, ausserordentlich glaubhaft, in weit höherem Grade als das demnächst zu besprechende. Dies stammt aus der „History of St. Kilda“ von Kenneth Macaulay, welcher auf Veranlassung der Ohristian Knowledge Society den Monat Juni des Jahres 1758 auf der Insel zubrachte. Sicherlich bekam er keinen Geiervogel zu Gesicht, aber er erwähnt ihn mit den Worten: „ein vollständiger Fremdling in jedem anderen Theile Schottlands, wie ich geneigt bin zu glauben“ und sagt dann weiter: „Die St. Kildfaner erfreuen sich nicht eines jährlichen Besuchs von diesem seltsamen Vogel wie von allen andern. Eine Folge von Jahren hält er sich in der Ferne auf, wo? wissen sie nicht. Von welchem Land oder Ocean aus er seine unregelmässigen Reisen nach ihrer Insel unternimmt, ist vielleicht ein Geheimuiss der Naturgeschichte. Ein Herr, der in Westindien®) gelebt hatte, theilte mir mit, dass nach der davon gegebenen Beschreibung es der Pinguin jener Zone sein müsse, ein Vogel, der den Seefahrern die geeigneten Tiefen anzeigt“ [points out the proper soundings to seafaring people‘). Ob der Vogel gerade damals anfing, prophetische Symptome *, Man muss sich natürlich .daran erinnern, dass vor 100 Jahren der Ge- ‘ brauch des Wortes „Westindien‘ nicht auf die grossen und kleinen Antillen beschränkt war. 400 Der Geiervogel (Alca impennis) seines späteren Verschwindens zu zeigen, oder ob diese (von den Martin’schen 60 Jahre vorher gegebenen so abweichenden) Angaben auf Rechnung der ungenaueren Kenntniss seitens Macaulay’s zu setzen sind, werden wir nie erfahren. Im Jahre 1821 oder 1822*) begleitete Fleming den Herrn Robert Stevenson auf seiner jährlichen Reise zur Inspicirung der nördlichen Leuchtthürme. Der Erstere schreibt: „Als wir [am 18. August] im Begriff standen, diese Insel (Glass, bekannter als Scalpa) zu- verlassen, wurde uns ein lebendes Exemplar des grossen Alken (Alca impennis) an Bord gebracht, welches Herr Maclellan, der Pächter von Glass, vor einiger Zeit auf der See von St. Kilda gefangen hatte. Er war abgemagert und hatte ein kränkliches Aussehen; doch ım Laufe einiger Tage wurde er munter, nachdem man ihn reichlich mit frischen Fischen versehen und ihm erlaubt hatte, gelegentlich im Wasser sich zu tummeln [!]J, wobei ihm an das eine Bein eine Leine gebunden wurde, um sein Entkommen zu verhindern. Selbst in so behindertem Zustande führte er die Bewegungen des Tauchens und Schwimmens unter Wasser mit einer Schnelligkeit aus, die jeder Verfolgung mit einem Boote spottete. Einige wenige weisse Federn erschienen während dieser Zeit an den Seiten von Nacken und Kehle, welche sich während der folgenden Woche ansehnlich vergrösserten und keinen Zweifel darüber gestatteten, dass er wie seine Gattungsgenossen während der Winterzeit die schwarzen Sommer-Halsfedern gegen weisse wechselte (Edinb. Phil. Journ. vol. X. p. 96, 97). Und in seiner ‚History of British animals“ fügt er hinzu: „Wenn in der Ge- fangenschaft gefüttert, reckt er seinen Kopf in die Höhe, indem er seine Angst durch Schütteln des Kopfes und Halses ausdrückt und ein gurgelndes Geräusch hören lässt.“ Dieses Exemplar soll nach Angabe verschiedener neuerer Autoren entwischt sein, aber es war uns unmöglich, die Quelle dieser Angabe ausfindig zu machen. Prof. William M’Gillivray äussert sich, nachdem er seine Gefangennahme bei St. Kilda erwähnt hat: „Ein anderes bekam man dort im Jahre 1829 durch Herrn Murdoch M’Lellan; es wurde dem jüngern Herrn Stephenson (ob Stevenson?) gegeben, der es *) In der Serie von Abhandlungen des „Edinburgh Philosophical Journal“, in welcher Fleming die Reise beschreibt, ist das Datum 1821 gegeben, aber in der „History of British animals“ desselben Autors ist das folgende Jahr an- gegeben. Wir können nicht entscheiden, welche Angabe die richtige ist, auch thut dies nichts zur Sache. und seine Geschichtschreiber. 401 für das Edinburgher Museum bestimmte; aber es entfloh nachher.“ Wir sind geneigt zu glauben, dass da einige Confusion unter- gelaufen ist und möglicherweise das in Rede stehende Exemplar von 1829 in Wirklichkeit nur das von 1821 oder 1822*) war. An dieser Localität bleibt uns nichts mehr von dem Geiervogel. Herr John M’Gillivray, der die äusseren Hebriden im Jahre 1840 be- suchte, erfuhr, dass der Vogel in der Umgegend von St. Kilda durchaus nicht selten vorgekommen sei, aber dass man sich nicht erinnere, dass einer seit Jahren dort gebrütet hätte, und dass die „ältesten Leute‘ sich nur des Fangs von 3 oder 4 Exemplaren erinnerten. Im Jahre 1812 kam der unternehmende Herr Bullock auf einer Sammelreise nach den Orkney-Inseln und zufolge einer im nächsten Jahre von Montagu veröffentlichten Angabe erzählten ihm die Eingeborenen, dass „ein Männchen lange Zeit zu sehen ge- wesen sei, welches regelmässig mehrere Jahre lang Papa Westra besucht habe. Das Weibchen (welches die Eingeborenen die Königin der Alken nennen) war gerade vor Herr Bullocks An- kunft getödtet worden. Herr Bullock hatte das Vergnügen, auf den König; oder das Männchen mehrere Stunden lang mit einem sechsrudrigen Boot Jagd zu machen, ohne es bekommen zu kön- nen; denn obgleich er ihm mehrmals nahe kam, so war der Vogel doch in seinem natürlichen Elemente so behende, dass es unmög- lich schien, ihn zu schiessen. Die Geschwindigkeit, mit der er seinen Curs unter Wasser verfolgte, war fast unglaublich (Orn. Diet. Appendix). Latham fügt zu der Geschichte hinzu, dass der Vogel gegenüber den Schiffern der Gegend ziemlich vertraulich war, aber nicht dulden wollte, dass er (Bullock) als ein Fremder, obgleich in ihrer Gesellschaft, sich ihm auf Schussweite nähere, aber nachher die Bootsleute allein sich so nahe kommen liess, dass sie ihn mit einem Ruder erschlagen konnten“ (Gen. Hist. Birds, . *) Die Angabe betreffs des beregten Vogels von St. Kilda aus dem Jahre 1829 mag ihren Ursprung in dem Missverständniss einer von Dr. Edward Moore gemachten Angabe haben, welcher von einem 1829 erbeuteten Exemplar, von dem wir sogleich hören werden, sprechend (Charlesworth’s Mag. N. H., I. p. 362) sagt: Professor Jameson vermuthet, dass es eins gewesen sein mag, welches Herr Stevenson in St. Kilda erhielt und das dem Feuerwächter von Pladda um diese Zeit auf dem Wege nach Edinburgh entwischte (S. Edinburgh New _Philosophiecal Journal, Oct. 1831).“ Wir können nicht entdecken, dass Professor Jameson jemals eine Zeile über diesen Gegenstand veröffentlicht hätte, wenig- stens sicher nicht in einer Nummer des citirten Journals. z 402 Der Geiervogel (Alca impennis) vol. X. p. 56, 57). Nachdem Bullock die Insel verlassen, wurde ihm das Exemplar nachgeschickt und beim Verkauf seiner Samm- lung wurde es von Dr. Leach um die Summe von 15 L. 53. 6.d. erstanden und in der Nationalsammlung aufgestellt.*) Ein anderer Bericht, der von einem Verwandten der Dame, die den Vogel an Herrn Bullock übersandte, herrührt, giebt an, dass der eine von den beiden Alken, welche um diese Zeit den „Auk Craig‘ bei Papa Westra besuchten, von einigen Knaben oder Burschen mit Steinen getödtet worden sei, dass man ihn aber nicht sofort bekommen habe, sondern dass er erst einige Zeit darauf ans Ufer getrieben worden sei. Die ausgezeichnete Erhaltung des Exemplars, das sich jetzt in der „British Gallery“ des British Museum befindet, führt uns, abgesehen von Lathams Zeugniss, zu der Annahme, dass, wenn diese Erzählung der Wahrheit entspricht, sie sich auf das Weibchen bezieht. Ein Beispiel davon, wie wenig beweisend die Beobachtung des Negativen oftmals ist, haben wir darin, dass Low, der im Jahre 1795 starb, in seiner „Fauna Orcadensis“ (p. 107) die Angabe macht, dass er „oft ganz besonders wegen des grossen Alken Erkundigungen eingezogen habe, aber er könne nicht finden, dass er jemals beobachtet worden sei.“ Wir wollen an dieser Stelle ebenfalls kurz anführen, dass wir von noch anderen Fällen kennen, wo der Vogel an den Küsten der See, welche die britischen In- seln umgiebt, gefangen wurde. Die von Shepherd und Whitear in den „Linnean Tr ar (Vol. XV. p. 61) gemachte Angabe, die anf einer Mittheilung von Seiten des verstorbenen Sir William Hooker beruhen sollte, dass einer in der Nahe von Southwold getödtet worden sei, ist, wie dies Herr William selbst erklärt hat (lbis, 1861, p. 398, Note), aus einem Irrthum hervorgegangen, und es ist beinahe sicher, dass der angebliche Fang an einer so auffallenden Localität wie Buckinghamshire, der von Fleming (Brit. Animals. p. 130) er- wähnt wird, ebenfalls ein Irrthum gewesen sein muss. Wahrschein- licher, aber doch noch weiterer Bestätigung bedürftig, ist die (bereits berührte) Erzählung, die der Dr. Edward Moore (Clarles- worth’s Mag. Nat. Hist. I. p. 361) nach den Angaben eines ge- *) Das British Museum erhielt im Jahre 1856 aus der Sammlung des Prof. Van Lidth aus Jeude ein zweites Exemplar. Dieses stammte, obgleich auf seinem Postament „Labrador“ vermerkt war, vom königl. Museum zu Copen- hagen, wohin es bald nach 1830 aus Island gesandt worden war. und seine Geschichtsschreiber. 403 wissen Herrn Gosling von Leigham liefert, dass ein Exemplar „todt an der Lundy-Insel aufgefischt worden sei.“ Die am Besten be- gründete Angabe aber ist diejenige, welche sich auf das Vorkom- men eines Geiervogels in dem Eingange zum Waterford Harbour im Mai des Jahres 1834 bezieht, so sonderbar einige der Neben- umstände sein mögen (die Erzählung stammt von Herrn Thompson und gründet sich auf die Autorität des Dr. Burkitt): „Nach der Angabe des Fängers war der Vogel augenscheinlich beinahe ver- hungert. Als er sich in seiner Jolle in einiger Entfernung von der Küste befand, sah er in seiner Nähe den Alk herumschwim- men und hielt ihm einige Sprotten (sprat) hin, derentwegen jener sich dem Boote näherte, worauf er mit geringer Mühe ergriffen wurde. Er behielt ihn einige Tage lang, ihm hauptsächlich Kar- toffeln, die mit Milch gemischt wurden, als Nahrungsmittel reichend, ein Futter, das gierig verschlungen wurde. Nachdem er den Vogel 10 Tage gehabt, verkaufte er ihn an Herrn Davis, von dem er an Herrn Gough nach Horetown, Grafschaft Wexford, gesandt wurde, wo er ungefähr 4 Monate lang am Leben blieb. Eine be- trächtliche Zeit lang, etwa 3 Wochen, weiss man nicht, dass er an seinem neuen Aufenthaltsort von irgend etwas gefressen hätte; es wurden ihn aber Kartoffeln mit Milch in die Kehle gestopft und von dieser Zeit an frass er gierig bis ein oder zwei Tage vor seinem Tode. Dieser Alk stand sehr aufrecht und strich häufig seinen Kopf mit dem Fusse, besonders wenn ihm irgend eine Lieb- linesnahrung gewährt wurde. So lange er in Herrn Goughs Be- sitz war, wurde er hauptsächlich mit Fischen gefüttert, von denen er Süsswasserfische (Forellen etc.) den Seefischen vorzog; sie wur- den ganz hinabgeschluckt. Er war ziemlich wild.“ (Birds of Ire- land, vol. III, p. 238.) Dies Exemplar kam nach seinem Tode in Dr. Burkitts Besitz und wurde von ihm in freigebiger Weise dem Museum des Trinity College zu Dublin geschenkt, wo es, wir sahen es in letzter Zeit, sorgfältig in dem professorial sanctum ver- schlossen mit Brian Borus Harfe und einigen anderen Palladien der Schwesterinsel aufbewahrt wird. Wie Thompson uns mittheilt, wurde später behauptet, dass ‚man noch eine zweite Alca impennis an derselben Küste um die- selbe Zeit, wie die eben angeführte, bekommen habe, aber da sie in die Hände ungebildeter Leute fiel, so wurde sie nicht auf- bewahrt; und er fügt hinzu, dass er wenig Zweifel daran hat, dass noch zwei im Jahre 1845 in der Belfast-Bay von einem dortigen 404 Der Geiervogel (Alca impennis) Vogelfänger (fowler) gesehen worden seien, zu dessen Genauig- keit in der Beobachtung der schwer ersetzliche Naturforscher viel Zutrauen hatte; das Datum ist, wie wir später sehen werden, nicht ohne Wichtigkeit. Wenn wir mit all diesen Details einen schonungslosen Angriff auf die Geduld unserer Leser unternommen haben, so müssen wir zu unserer Entschuldigung citiren, dass die Arbeit, welche von den an der Spitze unser Abhandlung genannten Arbeiten zuletzt publi- cirt wurde, mit den Worten schliesst: „Die neueren Mittheilungen über den Geiervogel an der Nordwestküste Schottlands mögen nachgelesen werden in Macaulay „,„History of Kilda““ 1764 und in Sibbald „,Scotia illustrata““ 1684.“ 1! Bevor wir uns zu den nördlichen und westlichen Localitäten der Alca impennis wenden, wollen wir hier erwähnen, dass sie in neueren Zeiten nicht selten auf der französischen Seite des englischen Kanals beobachtet worden zu sein scheint. Degland, der in und nach dem Jahre 1849 schreibt, macht, beiläufig be- merkt, die sonderbare Angabe, dass ‚il se trouvait en assez grand nombre il y a une quinzaine d’aundes aux Orcades; mais le mi- nistre presbyterien dans le Mainland, en offrant une forte prime aux personnes qui lui apportaient cet oiseau, a ei& la cause de sa destruction sur ces iles“ (Orn. Eur. II. p. 529), und fährt dann fort zu berichten, dass vor 40 oder 50 Jahren drei Exemplare bei Cherbourg getödtet worden seien*) und entnimmt aus Herr Hardy’s „Catalogue des Oiseaux de la Seine-Inferieure“, dass zwei Stück im April zweier verschiedener Jahre in der Nähe von Dieppe vor- gekommen seien, das eine wurde getödtet, das andere todt gefunden. An den Faeroe-Inseln war der ‚„Gorfuglir‘ — wie er genannt wurde — früher häufig. Sysselmand Müller, dessen Schrift vom Jahre 1862 datirt, glaubt, dass es 60 Jahre her seien, seit der letzte dort erlegt wurde (Vid. Meddel. Nat. For. 2. ser. vol. IV. p- 58), aber wir sind der Ansicht, dass einer oder mehrere noch später beobachtet worden sind, obgleich das Jahr sich mit Ge- nauigkeit nicht feststellen lässt. Olaf Worm schreibt im Jahre 1655, dass er drei Exemplare von dem Vogel besass, von denen er einen in Copenhagen einige Monate lang am Leben erhielt: *) Eins von diesen, sagt Degland, befand sich in De Lamotte’s Sammlung. Das ist sehr unwahrscheinlich, denn das Exemplar jener Sammlung, die jetzt der Stadt Abbeville gehört, kam, wie die meisten der jetzt in Sammlungen existirenden, aus Copenhagen. ee en ei ee / und seine Geschichtsschreiber. 405 „Ex Feröensibus Insulis delata ad me erat avis, quam vivam domi per aliquot menses alui; junior erat, quam qui ad eam non per- venit magnitudinem, ut anserem communem mole superaret. Ha- lecem integrum unä vice deglutire valuit, et quandoque succesive tres, antequam ingluviem expleret. Dorsi plumae adeo molles et aequales, ut holosericeum nigrum aemularetur, venter eximio erat candore. Supra oculos aream rotundam, candidam, Daleri magni- tudine habuit, et perspicillis dotatam jurares (quod non animad- vertit Clusius). Nec alae eam obtinuere figuram, quam idem cex- primit, latiores enim paullo erant, cum limbo albo. Quocirca meam avem ad vivum depingi curavi, ut Icon esset accuratior“ (Mus. Worm. p. 300). Die Abbildung ist in der That recht genau, ausgenommen, dass der Künstler die Kehle mit einem schmalen weissen Quer- band verschönert hat.*) _ _ Debes, dessen Werk „Faeroa Reserata“ im Jahre 1673 ver- öffentlicht wurde, erwähnt den „Garfogel“ einfach als an den In- 'seln vorkommend und fügt hinzu, dass er mehrmals welche gehabt habe, dass sie sich leicht zähmen liessen, aber auf dem Lande nicht lange am Leben blieben. Mohr, ein geborener Faeroese, spricht 1786 davon, dass einige in den meisten Sommern gefangen wur- _ den (Forsoeg Isl. Naturhist. p. 28). Landt giebt in seinem „Beskri- velse over Faeroerne“ vom Jahre 1800 an, dass der „Gaarfugler“ damals anfıng, dort selten zu werden (p. 254). Graba, welcher im Jahre 1828 dorthin eine Reise machte, glaubte etwas vorzeitig, er wäre ausgestorben und erklärte, dass die Mehrzahl der Ein- geborenen ihn nicht einmal dem Namen nach kennten, obgleich einige alte Leute ihn früher am Westmannshavn gesehen zu haben elaubten, und ein jüngst verstorbener Mann ihm mitgetheilt hätte, dass er einen alten Vogel dort mit einem Stock erschlagen habe, wie er auf seinem Ei sass (Reise nach Faeroe, p. 198, 199). Als Professor Steenstrup die Inseln besuchte, sah er, wie er uns jetzt *) Es mag erwähnt werden, dass Worm, der ganz richtig die Species mit dem Anser Magellanicus von Clusius identificirt, den Fehler begeht, den Namen „Geirfugl Islandorum“ auf den „Merganser“ Gessners zu beziehen, der, wie Gessners Beschreibung und Figur zeigen, der Mergus merganser der neueren Autoren ist. Eines besonderen Tadels macht sich Olusius nicht schuldig, wenn er Alca impennis mit den Spheniscidae verwechselt, da einige Naturforscher "noch heut zu Tage den Letzteren die Berechtigung, eine Familie zu bilden, ab- sprechen. 406 Der Geiervogel (Alea impennis) mittheilt, den Kopf eines Vogels auf einer derselben aufbewahrt, Im Jahre 1849 erfuhr Wolley (Contrib. Orn. 1850, p. 115) von einem altem Manne, dass derselbe vor 50 Jahren einen auf den niedrigen Klippen sitzen gesehen habe, zu welcher Zeit er ohne Zweifel sehr selten war. Was Island anbetrifft, so brauchen wir nicht so weit ins Detail einzugehen, als wir es bisher gethan haben, denn die Untersuchungen, die Wolley auf dieser Insel betreffs des Geiervogels ausgeführt hat, sind den englischen Lesern erst vor ganz Kurzem in einer der an der Spitze dieses Artikels genannten Abhandlungen vorgelegt wor- den. Aber es wird gut sein, auf einige Abweichungen hinzuweisen zwischen den dort gemachten Angaben und den in Herrn Preyer’s Abhandlung enthaltenen; denn 'da dieser Herr nach Wolley sich in Island aufhielt, so könnte man sonst vielleicht annehmen, dass die von ihm gelieferten Mittheilungen auf besserem Fundament ruhen, da sie späteren Datums sind. Herr Preyer’s Zeit scheint während seines Aufenthalts auf Island von anderen Angelegen- heiten völlig in Anspruch genommen gewesen zu sein, während Wolley’s Reise einzig in der Absicht unternommen wurde, das Schicksal dieser Species zu erforschen und darauf sich beziehende Traditionen aufzutreiben, so dass, während der Erstere, wie es scheint, sich begnügte, solche Mittheilungen zu sammeln, die er in Reykiavik von Personen erhalten konnte, welche niemals seine (des Vogels) Zufluchtsorte besucht hatten, der Letztere zwei Mo- nate hindurch in dem elenden Fischerdorfe wohnte, von dem aus die neueren Expeditionen auf Geiervögel sämmtlich unternommen worden sind und jeden noch Lebenden, der an denselben Theil genommen hatte, mit unermüdlichem Eifer examinirte, kreuz und quer ausfragte und wieder examinirte. Es steht ebenfalls fest, dass Herr Preyer’s Hauptquelle der nämliche Kaufmann war, der dem Herrn Wolley einen Bericht lieferte, der einige „Details, welche sicherlich ungenau sind,“ enthielt. So sollte denn der An- gabe, dass die Karlsklippe früher ein Aufenthaltsort der Geier- Vögel gewesen sei, nicht den mindesten Glauben geschenkt wer- den. Es ist eine kleine Felsenmasse, nach allen Seiten fast per- pendikulär abfallend, kaum weiter als ein Steinwurf vom Cap Reykjanes gelegen, anse: wenn nicht die Krämer von Reykiavik mit der genaueren Topographie ihrer Küsten ebenso unbekannt wären, wie die Bürger Londons mit der „of the Nore“, so würde man es kaum für möglich halten, dass irgend jemand mit gesundem und seine Geschichtsschreiber. AOT Verstande dem Vogel einen solchen Aufenthalt zuschreiben könnte. Auch zeigt Herr Preyer wenig Bekanntschaft mit den grossen Klippen, welche von Cap Reykjanes auslaufen. Der als Kerling, oder eigentlicher als Kelling bekannte Felsen bildet einen Theil des Hauptlandes und durchaus nicht eine Insel. Karl ist, wie wir es schon oben hervorgehoben haben, nur eben gerade vom Lande getrennt und wird nie von seefahrenden Isländern als eine der Voselklippen betrachtet, während es der Geirfugladrängr und nicht der Eldeyjardrängr (ein kleines unbedeutendes Iuselchen, über das die Wellen fortspielen) ist, der am Weitesten in die See hinein liegt. Ausser diesen handgreiflichen Ungenauigkeiten hegen wir auch sehr grosse Zweifel betreffs der Existenz von Herr Preyer’s „Geirfuglasker IV“ — gegenüber dem Breidamerkursandr — der auf keiner Karte, die wir zu Gesicht bekamen, angegeben ist, und wir werden in unserem Verdacht durch Professor Steenstrups Vermuthung (p. 115, 116) bestärkt, die von Herrn Preyer über- sehen worden ist, dass die Angabe von Olafsen — der ihn allein erwähnt — seinen Grund hat in einer falsch aufgefassten Mei- nung über die wahre Lage der Klippe gegenüber Breiddalsvik, des „Geirfuglasker III‘ des Herrn Preyer. Diese letztere Localität, über deren Existenz Professor Steenstrup als er schrieb keine Auskunft sich verschaffen konnte, wurde 1858 von einem jungen Isländer umfahren, den Wolley zu diesem Zwecke abgeschickt hatte. Das Resultat der über die Geiervögel Islands erforschten De- tails ist folgendes: Gegenüber den Küsten dieser Insel waren drei Klippen, alle drei bekannt unter dem Namen des „Geir- fuglasker“, die wir wohl sämmtlich als frühere Brüteplätze des Vogels betrachten dürfen. Die erste von diesen, gegen Südosten gelegen, wurde wahrscheinlich schon vor langen Jahren verlassen, da keine Kunde unter den Eingeborenen des gegenüber liegenden Ufers mehr darüber existirt, dass der Vogel dort gehaust habe. Von der zweiten, einer der Vestmanneyjar, ist der Vogel allem Anschein nach schon lange vertrieben. Obgleich Traditionen von dem Vogel sich in der vorigen Generation noch fanden, so darf man doch mit Sicherheit annehmen, dass er schon um das Jahr 1800 dort sehr selten geworden war. Die letzte und am Besten bekannte Geier-Vogel-Klippe, welche Reykjanes gegenüber liegt, brachte augenscheinlich in einem Theil des letzten Jahrhunderts diese Vögel ausserordentlich reichlich hervor. Im Jahre 1732 wur- den Expeditionen nach diesem Eilande, welche 25 Jahre lang aus- - 408 Der Geiervogel (Alca impennis) gesetzt worden waren, wieder aufgenommen und mehrere Jahre hindurch betrieben, bis sie aus dem einen oder dem anderen Grunde gegen 1760 wieder in Abnahme kamen. Im Jahre 1813 machte die Mannschaft eines Schiffes von den Faeroe-Inseln, wel- ches in der Nähe der Klippe von einer Windstille überfallen wurde, einen Abstecher nach derselben und erschlug eine grosse Zahl von Geiervögeln. Am Ende Juni des Jahres 1821 brach Faber, der bekannte Faunist Islands, mit 6 Begleitern nach diesem Felsen hin auf, von denen einer, Graf F. C. Raben, ein Däne, auf dem- selben landete, aber sei es, dass die Vögel bereits mit ihrem Ge- schäft für dieses Jahr fertig waren oder sonst etwas, es ist sicher, dass keine Exemplare von Alca impennis gesehen wurden. Doch wurden in demselben Jahre zwei Vögel an der Küste der Haupt- insel geschossen (wie dies schon vorher ofter der Fall gewesen war), nicht sehr weit ent[ernt von dem Geirfuglasker, so dass also das Brüten auf dieser Station noch seinen Fortgang hatte. Im Frühling des Jahres 1830 fand gegenüber Reykjanes ein unter- meerischer Ausbruch statt, während welcher die Klippe völlig unter das Wasser versank und unmittelbar darauf wurde eine Colonie von Geiervögeln auf einem anderen, der Küste näher liegenden und als Eldey bekannten Felsen entdeckt. Im Laufe der nächsten 14 Jahre wurden von dieser neuen erwählten Localität bei stetig von Jahr zu Jahr abnehmender Zahl wahrscheinlich nicht weniger als 60 dieser Vögel getödtet, und von dieser Quelle stammen wahr- scheinlich alle Exemplare an Häuten und Eiern dieser Species, welche sich jetzt in verschiedenen Sammlungen befinden.*) Die allerletzten beiden, die man bekam, wurden lebend gefangen im Anfang Juni des Jahres 1844. Sie wurden an das königl. Museum zu’ Copenhagen gesandt, und das Präparat von dem Körper in Spiritus aufbewahrt ist in jener Stadt zu sehen. Von anderen Localitäten der Insel, an denen der Vogel ge- legentlich vorgekommen ist, wollen wir Lätrabjarg erwähnen, wo im Jahre 1814 sieben getödtet wurden, nnd nach Herrn Preyer wurden zur Zeit, wo die von uns besprochene Eruption in der See am Cap Reykjanes stattfand, bei Grimsey, einer Insel im Norden Islands, welche gerade vom Polarkreis durchschnitten wird, *) Mit nur wenigen Ausnahmen wurden sie von den isländischen Kauf- leuten, welche die Expedition veranlassten, entweder nach Copenhagen oder “nach Hamburg geschickt und von da in dem gewöhnlichen Wege des Handels weiter verbreitet. und seine Geschichtsschreiber. 409 ‚einige 20 getödtet. Weitere Erkundigungen betreffs dieses Falls würden sehr wünschenswerth erscheinen, da eine durchaus glaub- würdige Autorität, Herr Proctor, der im Jahre 1837 durch das Wetter mehrere Wochen lang an diesem elenden Orte zurück- gehalten wurde und der während seines dortigen Aufenthalts natür- lich viele noch lebenden Augenzeugen eines solchen Vorfalls dort angetroffen haben würde, niemals etwas davon gehört zu haben scheint. Es ist indessen nicht im Entferntesten unwahrscheinlich, dass die Vögel, welche ehedem auf dem versunkenen Reykjanes Geirfuglasker ihren Wohnsitz hatten, bei dem Untergange des- selben sich nach anderen Gegenden begaben, und es nicht wohl anzunehmen, dass sie sämmtlich nach Eldey übersiedelten. Einige waghalsige Individuen mögen, als sie eine neue Heimath aufsuchten, nach einem so entfernten Platze, wie Grimsey ist, gekommen sein, wahrscheinlicher aber ist es offenbar, dass der grosse Haufen nach dem Geirfugladrängr — ungefähr in derselben Entfernung vom ver- sunkenen Felsen gelegen, wie Eldey — hinüberging, und dort, “wenn irgendwo in dem nördlichen Meere, glauben wir, mögen ihre Nachkommen noch ein ruhiges Leben führen, denn die ge- fahrvolle Brandung, welche an dieser einsamen Insel wüthet, ver- bunden mit der Entfernung von der Hauptinsel, hat bisher ver- hindert, dass irgend ein Isländer seinen Fuss auf das Eiland setzte. Mehr als einmal sind Berichte von der Entdeckung irgend eines neuen Aufenthalts des Geiervogels nach Europa gedrungen — einen solehen erwähnt die fast einzige Originalbemerkung, welche Prof. von Baer in seiner Abhandlung giebt — aber bis jetzt hat noch keiner sich bestätigt. Darüber, dass das Eiland, auf das wir hin- gewiesen, endlich einmal betreten werden wird, kann kein Zweifel bestehen, und dann — werden wir sehen, was wir sehen werden. Grönland ist das nächste Land, dem wir die Aufmerksamkeit unserer Leser zuzuwenden haben, hier aber dürfen wir ihnen ver- sichern, obgleich die Hoffnung sie oft getrieben haben mag, es sich anders vorzustellen, werden sie kein gelobtes Land finden. Seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts, wo, wie man annimmt, die dänischen Colonien auf der Ostküste von Grönland durch eine merkwürdige Umgestaltung in der Verbreitung des Polareises (Scoresby, Artic regions, I. p. 262, 263) von ihrem Mutterlande abgeschnitten wurden, ist diese Gegend selten besucht worden, aber stets mit Ausnahme eines Falls in dem ungewöhnlichen Jahre, wo Scoresby seine berühmten Vermessungen des Theils, der nord- Journ. f, Ornith., XIV. Jahrg., Nr, 84, November 1866, 39 410 Der Geiervogel (Alca impennis) wärts des 69 Gr. N. B. liegt, ausführte, wurde die Küste mit Eis belegt gefunden, so dass selbst jetzt noch zwischen dem 65 Gr. N. Br. und den Südgränzen der Aufnahmen Booresbfl s unsere Kar- ten ein vollständiges Weiss zeigen. Herr Preyer hat aus der im Jahre 1838 veröffentlichten Samm- lung von Ueberlieferungen, die unter dem Namen „Grönlands Hi- storiske Mindesmaerker‘‘ bekannt sind (vol. I. p. 123—134), das interessante Factum an’s Licht gezogen, dass etwa um das Jahr 1574 herum ein Isländer, Lätra Olemens geheissen, gewisse, da- mals Gunnbjörnsskjaerene genannte Inseln besuchte, die später Danell’s- oder Graah’s-Inseln genannt worden sind, unter 65°,20, N. Br. gelegen, auf denen er so viele Geiervögel antraf, dass er eins seiner Boote damit belud. Das ist unseres Wissens die ein- zige aufzufindende Angabe darüber, dass der Vogel jemals an der Ostküste von Grönland vorkam. An der Westküste ist er sicher- lich nie anders, denn als gelegentlicher Gast bekannt gewesen. Brünnich thut (im Jahre 1780) dessen nicht Erwähnung, dass er in Grönland gefunden werde, und Fabrieius (1780), der uns seinen Namen bei den Eskimos „Isarokitsok“ (kleine Flügel) übermittelt, giebt an, dass er ist „raro ad insulas entremas visa, et quidem tempore brumali‘, hinzufügend „veteres rarissimi.“ Während des jetzigen Jahrhunderts soll einer, der sich jetzt zu Copenhagen im Universitätsmuseum befindet, im Jahre 1821 bei Diskö getödtet worden sein, aber es ist möglich, dass er einige Jahre früher bei Fiskernaes gefangen wurde, und, bemerkt Professor Reinhardt (Ibis, 1861, p. 15), „the accounts of other instances, in which the bird is said to have been obtained in Greenland, are hardly to be con- fided in.“ (... die Nachrichten von anderen Fällen, in denen der Vogel in Grönland erlegt worden sein soll, verdienen schwerlich Glauben.) Doch eine weitere Localität für Alca impennis bleibt noch zu erwähnen übrig. Und zwar ist diese eine der wichtigsten für unsere Betrachtungen; nicht nur weil wir über sie in den Erzäh- lungen der alten Seefahrer, welche sie besuchten, zahlreiche No- tizen finden, sondern auch deswegen, weil wir nach diesen No- tizen uns ein sehr gutes Bild von den Verhältnissen entwerfen können, unter denen die Geiervögel in unsern eignen und in den Nachbarländern in vorhistorischen Zeiten lebten. Prof. Steenstrup 3 hat das Verdienst, der erste Naturforscher gewesen zu sein, der ° diese alten und interessanten Nachrichten über die, wunderbare wg. und seine Geschichtsschreiber. 411 Menge der „Pinguine“ (welchen Namen unser Vogel immer an der Westküste des atlantischen Oceans getragen zu haben scheint) in ‚dem Meere bei Neufundland gesammelt hat. Unser Raum ge- stattet uns hier nur einige wenige der wichtigsten Notizen zu eitiren. Sebastian Cabot, der gewöhnlich als der erste Entdecker Nordamerikas betrachtet wird, bekam das Land, das er „Prima vista‘ nannte, am St. Johannistage des Jahres 1497 in Sicht. Dieses Land war, wie es scheint, ein Theil Neufundlands, indessen finden wir vor den nächsten 40 Jahren keine Erwähnung betreffs des speciellen Gegenstandes unserer Forschungen. Da findet sich, wie wir aus dem Bericht lernen, den Hakluyt (Vol. III. p. 168) von „Ihe Voyage of M. Hore and diuers other gentlemen, to New- foundland and Cape Briton, in the yeere 1536“ (die Reise des Herrn Hore und verschiedener anderer Herren nach Neufundland und Cap Briton, im Jahre 1536) giebt, die Angabe: „Von der Zeit ihrer Abfahrt von Gravensend an waren sie sehr lange auf See, nämlich über 2 Monate, und trafen kein Land, bis sie in der Gegend des Cap Briton auf einen Theil Westindiens stiessen; von dort nahmen sie ihren Ours nach Nordosten, bis sie zu der Pin- guin-Insel gelangten, welche von Felsen und Steinen bedeckt ist und die sie beim Betreten voller grosser Vögel fanden, weiss und grau, so gross als eine Gans; auch sahen sie eine unendliche Zahl von den Biern. Sie trieben eine grosse Menge von den Vögeln in die Boote auf die Seegel („upon their sayles) und lasen viele Bier auf; die Vögel rupften sie („they flead‘‘) und die Häute sahen wie Honigscheiben aus voll von Höhlungen, nachdem sie gerupft worden waren: sie richteten sie zum Essen zu und fanden, dass das Fleisch gut und nabrhaft war.“ Aus einer Zeit nach wiederum 40 Jahren überliefert uns der- selbe Schriftsteller „A letter written to M. Richard Hakluyt of the middle Temple, containing a report of the true state and commodities of Newfoundland, by M. Anthonie Parkhurst Gentle- man,“ datirt „From Bristow, the 13'% of November, 1578“. (Ein Brief an Herrn Richard Hakluyt of the middle Temple, enthal- tend einen Bericht über den wahren Zustand und die Produkte _ Neufundlands, von Herrn Antonius Parkhurst), in dem sich folgende Stelle findet: „Dort giebt es Seemöven (See-Guls) Alken (Murres), Enten, wilde Gänse und vielerlei anderen Proviant an Vögeln, zu lang zu schreiben, zumal auf einer Insel, die Pinguin-Insel genannt, wo wir sie auf einer Planke in unser Schiff treiben können, so Zu 412 Der Geiervogel (Alca impennis) viel als es tragen kann. Diese Vögel werden auch Pinguine ge- nannt und können nicht fliegen, einer enthält mehr Fleisch als eine Gans. Die Franzosen, welche in der grossen Bai fischen, nehmen geringe Fleischvorräthe mit und nähren sich immer von diesen Vögeln.“ Weiter haben wir vom Hakluyt (vol. III. p. 191): „A report of the voyage and successe thereof, attempted in the yeere of our Lord 1583 by Sir Humfrey Gilbert knight ete., written by M. Edward Haies gentleman etc. (Berieht über die Reise und den Erfolg derselben, unternommen im Jahre des Herrn 1583 von Herrn Humfrey Gilbert, Ritter ete., verfasst von Edward Haies ete.), worin es heisst: „Wir bekamen eine Insel in Sicht, genannt die Pinguin-Insel, von einem Vogel, der dort in fast unglaublicher Menge brütet, und der nicht zu fliegen vermag, da die Flügel nicht im Stande sind, den Körper zu heben, und der sehr gross (nicht kleiner als eine Gaus) und ausserordentlich fett ist; die Fran- zosen pflegen die Vögel auf dieser Insel ohne Schwierigkeit zu fangen und sie mit Salz einzulegen. Wenn wir nur Zeit genug gehabt hätten, so würden wir uns denselben Proviant dort ver- schafft haben.“ Diese Angabe über die eben erwähnte Sitte der Franzosen wird in eigenthümlicher Weise durch verschiedene andere Berichte bestätigt, die Professor Steenstrup eitirt, unter anderm durch die Schilderung in Jacques Cartier’s Third Voyage, in 1540. Die Be- schreibung ist auch abgedruckt in Ternaux-Compans’ „Archives“ (vol. I. p. 125, 126); es scheint uns indessen nicht ganz sicher, ob der „Apponath“*) nicht irgend eine andere Species der Alcidae gewesen sein mag. Nachdem der Schreiber von der unglaublichen Fülle von Geflügel auf der sogenannten ‚Isle de Oyseaux“ bei Cap Bonavista gesprochen, fährt er fort: „neant moins il y en a cent fois plus & l’entour dicelle [für de celle-ci], et en l’air que dedans, desquels les vns sont grands comme pies, noirs et blancs, ayans le bec de corbeau: ilz sont tousiours en mer, et ne peuvent voler haut, d’autant que leurs ailes sont petites, points plus grandes que la moitie de la main, avec lesquelles toutefois ilz volent avec telle vistesse ä fleur d’eau, que le autres oiseaux en l’air. Ilz sont excessivement gras, et estoient appellez [etaient appelles] par *) Dies Wort wird auch „Aponars“ geschrieben und Professor Steenstrup vermuthet, dass es eine französische Corruption von „Harpooner“ (Harpunirer) ist. Br ran Aeeee DE ereNeniie es Ne deine iin erde ee ee ee Kr e Yar ehe und seine Geschichtschreiber. 413 c’eux du pais Apponath, desquels noz deux barques se char- ‚gerent en moins de demiheure, comme l’on auroit peu faire de cailloux, de sorte qu’en chasque navire nous en fismes saler quatre ou cing tonneaux, sans ceux que nous mangeasmes frais.“ Es würde leicht sein, die Reihe ähnlicher Schilderungen fort- zuführen, welche, wie wir bemerkt haben, Professor Steenstrup mit grösster Sorgfalt gesammelt hat. Einer von ihnen sagt von den Vögeln sprechend, es „n’estoit question que d’entrer en terre, et les toucher deuant soy aux basteaux, ainsi que moustons ä la boucherie [Schlachtbank|, pour les faire entrer;“ ein anderer „il y en a de certaines especes, qui ne peuuent presque voler, et qu’on peut aisement assommer ä coups de bastons, comme auoient faiet les Mattelots d’un autre navire, quis ayant nous en auaient emply [empli] leur chalouppe, plusieurs tonneaux des oeufs, quils touverent aux nids.“ Wir glauben genug angeführt zu haben, um zu zeigen, dass keine Species lange einer so mörderischen, fort- gesetzten Verfolgung Widerstand leisten konnte, zumal immer wäh- rend der Zeit der Fortpflanzung ausgeführten Verfolgung. Es ist deshalb nicht im Mindesten befremdend, wenn Anspach, der im Jahre 1819 schreibt (Hist. Newfoundland, p. 393), ebenso wie alle Schriftsteller, die nach ihm dasselbe Thema berührten, von dem Pinguin als einem in jener Gegend ausgestorbenen Vogel spricht. Herr Richard Bonnycastle (Newfoundland in 1842, vol. I. p. 232, note) theilt eine interessante Stelle aus dem „English Pilot“, Jahrg. 1794 mit, eine Quelle, die wir selbst nachzulesen ausser Stande waren. Unsere Leser werden wohl über den beschriebenen An- homochroismus der Augenflecken des Vogels ein Lächeln nicht unterdrücken können. Es ist noch etwas Anderes bei der Beschreibung dieser Küste zu erwähnen, dass man die Bank an der grossen Menge der Vögel erkennen könne, die sich über ihr befinden, nämlich Puffinen („shearwaters), —? („willocks“), Anoüs? („noddies“), Möven („gulls“), Pinguine („penguins“) ete., ohne jeglichen Unter- schied; dies ist ein Irrthum, denn ich habe alle diese Vögel in einer Entfernung von 100 Meilen (leagues) von der Bank beob- achtet, mit Ausnahme der Pinguine.“ [Diese Eigenthümlichkeit der Alca impennis wird stets von den Schriftstellern des letzten Jahrhunderts erwähnt, so z. B. von Macaulay in der schon oben angeführten Abhandlung, von Edwards und Pennant.] „Zwar sind alle diese Vögel dort in grossen Mengen zu erblicken, aber keiner 414 Der Geiervogel (Alca ımpennis) verdient unsere Aufmerksamkeit in höherem Grade, als der Pin- guin, denn dieser entfernt sich niemals von der Bank, wie es bei den anderen der Fall ist, denn er befindet sich stets auf oder innerhalb derselben, mehrere Exemplare zusammen; mitunter mehr, mitunter weniger, aber niemals weniger als zwei miteinander. Es sind grosse Vögel, ungefähr von der Grösse einer Gans, mit kohl- schwarzem Haupt und Rücken, mit weissem Bauch und einem milchweissen Flecken unter einem von beiden Augen, wie die Natur es gewollt hat, unter dem rechten Auge — ein recht merk- würdiges Kennzeichen, Ich meines Theils habe nie ein Exemplar mit einem solchen Flecken unter dem linken Auge gesehen. Diese Vögel fliegen niemals, denn ihre Flügel sind sehr kurz und den Flossen der Fische sehr ähnlich, sie haben keine Bedeckung, als eine Art Daunen und kurze Federn.“ Es ist bemerkenswerth, dass Herr Richard die Ausrottung des „Pinguins“ von Neufundland „dem rücksichtslosen (ruthless) Handel mit seinen Eiern und Häuten‘‘ zuschreibt.*) Ein treffliches Zeugniss für die Wahrheit der über die jähr- lichen Niedermetzeleien dieses Vogels zu früherer Zeit hier mit- getheilten Auszüge findet sich in Folgendem. Im Jahre 1841 wurde ein junger norwegischer Naturforscher, Peter Struvitz mit Namen, von seiner Regierung abgesandt, um sich über die Verhältnisse des Stockfischfangs jener Gegenden zu informiren, indem man be- absichtigte, sich Belehrung zu verschaffen, die für den wichtigen, damals in Norwegen eingeführten Industriezweig von Nutzen sein könnte. Im Laufe seiner Forschungen hörte er oft diejenigen, die *) Wir vermuthen, dass aus dieser Gegend die unvergleichliche Reihe von zehn Eiern herstammt, welche vor wenigen Jahren von Herrn A. Newton in dem Museum des Royal College of Surgeons erkannt (recognised) wurde. Alles, was man von ihnen weiss, ist, dass sie kurze Zeit vor ihrer richtigen Bestim- mung von dem verstorbenen Curator, Herrn Stewart, in einer Büchse vorgefun- den wurden, welche die Worte trug „Penguins’ eggs — Dr. Dick“. Darüber, wann und wie sie in den Besitz der Anstalt kamen, weiss man nichts. Dass sie aber als „Pinguin“-Eier bezeichnet sind, genügt, um ihren transatlantischen Ursprung muthmassen zu lassen, denn diesseits scheint dieser Ausdruck nicht zur Bezeichnung der Alca impennis in Anwendung gewesen zu sein. Viel- leicht ist einer der Leser im Stande, die Sache aufzuklären, dadurch, dass er uns mittheilt, wer dieser Dr. Dick gewesen und um welche Zeit er gelebt. Wir können nicht umhin, hier unser Bedauern darüber auszusprechen, dass die Autoritäten der Royal College es neuerdings für gut befunden haben, diese ein- zige Sammlung zu zersplittern, ohne vorher Modelle oder Photographien davon anfertigen zu lassen.- und seine Geschichtsschreiber. 415 er ausfragte, die ehemalige Existenz einer unzähligen Menge von einem Vogel erwähnen, den sie „Pinguin“ benannten und in sei- nem Bericht sprach er beiläufiz von diesem Factum. Die Autori- täten in seiner Heimatlı wurden über diese Angabe stutzig, da sie glaubten, dass Pinguine nur auf der südlichen Halbkugel vor- kämen und sprachen sich in dieser Art aus. Stuvitz, der seine Glaubwürdigkeit betreffs dieser Angabe angegriffen sah, entschloss sich, die Funk-Inseln zu besuchen, die aus einem kleinen Haufen von Felsen bestehen und vor dem Eingang der Bonavista-Bay liegen, und dort fand er, wie man ihm vorausgesagt, dass er es finden würde, die Ueberreste von rohen Steineinhägungen, „pounds“ (to pound, einsperren), wie die Fischer sie nannten, in die vor Zeiten die unglücklichen Opfer von ihren Verfolgern getrieben worden waren, und Haufen von sogenannten „Pinguin“-Knochen. Einige der letzteren sandte er nach Christiania, wo sie alsbald für Knochen von Alca impennis erkannt wurden, und so war das Wunder erklärt. Im Jahre 1863 erhielt ein Yankee-Spekulant von der Colonialregierung die Erlaubniss, die Erde von den Felsen fortzuführen, die er nach Boston als Dungmittel für Agrikultur- zwecke senden wollte, und wir lesen (P. Z. S., 1863, p. 437), dass dies Projekt jetzt wirklich ausgeführt worden ist. Bei der Weg- nahme des halbgefrorenen Erdbodens wurden nicht nur viele Kno- chen der Species aufgedeckt, sondern in einiger Tiefe unter der, Oberfläche fanden sich auch mehrere natürliche Mumien des Vogels, die theils durch die antiseptische Eigenschaft des Torfs, theils wegen des eisigen Untergrundes sich erhalten hatten. Zwei dieser Mumien erhielt glücklicherweise der Bischof von Neufundland, der von einem dortigen Herrn darauf aufmerksam gemacht worden war, welches Interesse solche Exemplare böten, und sie sind dann nach England hinübergeschickt worden. Der erste, der ankam, bildete das Material zu Professor Owen’s Abhandlung, deren Titel wir in der Ueberschrift zu unserem Artikel angeführt haben. Der zweite, als Skelett aufgestellt, ist jetzt in der Nationalsammlung aufbewahrt, und ist mit Ausnahme eines Exemplars in der osteo- logischen Gallerie des Jardin des Plantes das einzige, das in einem öffentlichen Museum Europas zu finden ist. Wir haben nicht Raum, in Einzelheiten betreffs des Knochen- baues von diesem Vogel einzugehen. Unsere Leser werden ihn ausgezeichnet in Prof. Owen’s Abhandlung beschrieben finden, und nur, wo der berühmte Osteologe einen Vergleich des Skeletts der 416 Der Geiervogel (Alca impennis) Alca impennis mit den ihrer wirklichen oder angenommenen Ver- wandten anstellt, fühlen wir uns berufen, dagegen zu protestiren, dass es (wie es dem Autor geschienen hat) nöthig sei, lang und breit auseinander zu setzen, dass die Alken durchaus mit den Spheniscidae nicht in naher Verbindung stehen. Diese Annahme ist, wenn wir nicht irren, seit mehreren Jahren von allen Ornitho- logen aufgegeben mit Ausnahme einiger wenigen, die noch ver- alteten Ideen über Classification anhängen und deren Ansichten sicherlich keine neuen Vertreter finden werden. Es scheint uns in der That, dass die Aehnlichkeit zwischen den Alken und den wahren Pinguinen nur eine Aehnlichkeit der Analogie ist, gerade so wie sie zwischen den Schwalben und den Seglern (swift Stein- schwalbe) bestekt, zwei Gruppen, die, abgesehen von gewissen Verhältnissen der Lebensweise, wenig miteinander gemein haben, und die im äusseren und inneren Bau gleich verschieden sind, Nichtsdestoweniger ist es, wie wir anerkennen müssen, höchst be- friedigend, diese Auffassung der Sache von einer so hohen Auto- rität, wie die des Prof. Owen, unterstützt zu schen. Auch möchten wir unser Bedauern darüber aussprechen, dass die Tafeln, welche zur Erläuterung dieser schätzbaren Arbeit beigegeben sind, so ausserordentlich mager und unkünstlerisch sind, wenn wir diesen Ausdruck gebrauchen dürfen, um auszudrücken, dass die auf- gewandte Kunst uns verhindert, uns eine genaue Idee von den Originalstücken zu bilden. Sie erregen in uns Verlangen nach dem Zeitpunkt, wo Herrn Ford’s Hand den Osteologen wieder zur Verfügung stehen wird, oder darnach, dass diesem unübertroffenen Knochenzeichner ein würdiger Nebenbuhler erstehen möge. Eine Skizze, die ein falsches Bild giebt, wie die in Fig. 3, Taf. 52, ist schlechter als gar keine Abbildung, und wir hoffen, es wird dem Zeichner nie wieder Gelegenheit gegeben werden, dem wohlver- dienten Rufe, dessen sich die Tafeln in den Transactions der Zoological Society immer erfreut haben, Abbruch zu thun. Weiter mag es uns, wir hoffen dadurch nicht in den Anschein der Tadel- sucht zu gerathen, gestattet sein, auszusprechen, dass wir nicht zu entdecken im Stande sind, nach welchem Prinzip bei der Aus- wahl der verschiedenen, zu portraitirenden Objekte verfahren wurde. Wir verstehen nicht (und auch Professor Owen’s Text giebt uns in dieser Beziehung keinen freundlichen Wink), warum die Osteologie einer so abnormen Alkenform, wie die der Uria grylie, allein aus- gewählt sein mag, um den Knochenbau der Alca impennis zu er- und seine Geschichtsschreiber. 417 . läutern. Wenn wir ausserdem bedenken, dass der hervorstechendste Zug der letzteren in dem Mangel der Flugkraft besteht, so würden wir sicher erwarten, detailirte Figuren der Flügelextremitäten zu finden, für deren Studium wir auf die allgemeine und confuse An- sicht des ganzen Skeletts verwiesen sind, das in einer Stellung dargestellt ist, die der Vogel, so lange er lebte, nie eingenommen haben kann. Betrachten wir nun aber die Möglichkeit des Fortlebens des Vogels in der Gegenwart. Wir haben bereits unsere Ansicht mit- getheilt, dass der Geirfugladrängr an der Küste Islands noch die Nachkommen eines Theils von dem alten Stamm des Geirfuglasker beherbergen mag, und wenn man uns nicht Irrthümliches berichtet hat, so existiren Gerüchte, die nicht gerade vag genannt werden können, darüber, dass der Geiervogel in jenen Gewässern noch nach dem Jahre 1844 gesehen worden sein soll, dem Jahre, in dem die letzten beiden, über deren Tod man sichere Kunde hat, auf Eldey ihren Untergang fanden. Man hat ferner die Angabe über Erscheinen des Vogels in Irland vom Jahre 1845, worauf Herr Thompson von Belfast viel Vertrauen setzte, und eine andere Beobachtung aus dem Jahre 1852 auf der Bank von Neufundland (Ibis, 1861, pag. 397) vom Col. Drummund-Hay, also von einem gewiss nicht unerfahrenen und phantasieliebenden, sondern prak- tischen und ergrauten Ornithologen und ausserdem einen bestimmten Bericht, dass ein todtes Exemplar im folgenden Jahre in der Trinity- Bay aufgefischt wurde. Diese Angaben würden auf einen Aufent- haltsorts unserer Species in den nach Westen belegenen Gewäs- sern (unabhängig von einer etwaigen isländischen Colonie) hin- weisen, und zu einer solchen Localität werden wir auch durch eine Bemerkung Audubon’s geführt: „Als ich mich auf Labrador be- fand, versicherten mir viele Fischer, dass der „Pinguin“, wie sie den Vogel nennen, auf einer niedrigen felsigen Insel im Südosten Neufundlands baut, wo sie eine grosse Zahl Junger als Erfrischung auf der Reise vertilgen; da ich aber davon Anzeige erhielt, als die Jahreszeit schon zn weit vorgerückt war, so hatte ich keine Gelegenheit, von ihrer Richtigkeit mich zu überzeugen. Indessen erhielt ich auch auf Neufundland von mehreren Personen ähnliche Nachrichten.“ (Orn. Biogr. vol. IV. p. 316.) Wir geben zu, dass Audubon eine sehr wenig glaubwürdige Autorität ist, aber ein Freund, der neuerdings Neufundland be- suchte, versicherte uns, dass der Glaube noch heut wie im Jahre 418 Der Geiervogel (Alca impennis) 1833 existirt, wo Audubon dort war, und es unterliegt nur ge- ringem Zweifel, dass er sich auf die Virgin Rocks bezieht, welche nahe am Rande und ungefähr in der Mitte von der Nordwestseite der grossen Bank liegen. Diese Felsen werden von den trans- atlantischen Dampfern sorgfältig vermieden, welche gewöhnlich bei Cape Race vorbeisegeln, eigens in der Absicht, um nicht in ihre Nähe zu kommen. Doch es würde leicht sein, die Wahrheit der Angaben zu prüfen, und wir hoffen, es wird in nicht langer Zeit sich irgend Jemand zur Ausführung entschliessen. Wir müssen es hervorheben, die Thatsache, dass der Vogel in Wirklichkeit nicht öfter beobachtet wird, kann nicht als ein gewichtiger Einwurf gegen unsere Theorie, dass er noch existirt, erscheinen, wenn wir bedenken, dass von den Millionen Vögeln der verwandten Arten, welche jeden Sommer nach den nördlichen Vogelklippen ziehen, um dort zu brüten, nur ein fast unendlich kleiner Theil zu jeder beliebigen anderen Jahreszeit selbst von denjenigen beobachtet wird, die ihr Geschäft auf hoher See betreiben. Wir versuchen nicht über das Warum und Weshalb Rechenschaft zu geben — vielleicht werden wir mit dem Wachsen unserer Kenntniss über die Eigenthümlichkeiten des mittel-atlantischen Meeres besser im Stande sein, eine befriedigendere Erklärung dieser Thatsache zu liefern — aber es ist so. In früheren Tagen, als die „Pinguine“ noch um Neufundland herum in Menge zu finden waren, scheinen sie zum Winter längs der Küste südwärts gezogen zu sein, und so sehen wir, dass Catesby im Anfange des verflossenen Jahr- hunderts (Hist. Carol. App. p. XXXVI.) die Species als einen gelegentlichen Besucher der Küsten Carolinas zu jener Jahreszeit aufführt, und wir können uns wohl denken, dass Ansiedelungen von höchstens einigen Hunderten Jahre lang an solchen Orten, wie der Geirfugladrangr oder die Virgin Rocks, existiren, ohne dass gerade ein herumschweifendes Exemplar den wenigen Seefahrern, welche den Werth einer solchen Begegnung zu schätzen im Stande wären, in den Weg kommen müsste. Wir können uns noch nicht dazu verstehen, unsern alten Freund, den grossen Alk, mit den Bohünen Worten Miltons anzureden: „Aye me! whilst thee the shores and sounding seas Wash far away, where’er thy bones are hurl’d, Whether beyond the stormy Hebrides, Where thou perhaps, under the whelming tide, Visit’st the bottom of the monstrous world.“ und seine Geschichtsschreiber. 419 Ob nun aber die Species ausgestorben sein mag, ob nicht, das Geschick des Geiervogels hat jedenfalls vieles Interesse. Wenn er noch existirt, so wird sein Untergang wahrscheinlich durch seine Wiederentdeckung besiegelt sein. Für alle praktischen Beziehungen dürfen wir daher von ihm als einem Ding der Vergangenheit reden, und in diesem Lichte betrachtet, wird der Gegenstand mehr als interessant, da wir wegen des neuen Datums, in das die Vernich- tung des Vogel fällt (mag sie vollendet sein oder nicht), weit mehr Material für unsere Belehrung über den Vernichtungsprozess be- sitzen, als dies bei irgend einer anderen ausgestorbenen Species - der Fall ist. Ohne irgend welche zu weit gehende Folgerungen zu ziehen, so schen wir, wie die grausame Hand des Menschen, vielleicht nur mit den allerrohesten Waffen ausgerüstet, den Geier- vogel zuerst von den Ufern Dänemarks und darauf von denen Schottlands verscheuchte. In einer späteren Periode wurde er nach und nach von den Orkney-Inseln, den Faeroe-Inseln und St. Kilda vertrieben. Dann hat noch obenein ein zufälliges, aber natürliches Ereigniss sein Geschick beschleunigt. ‚Die Eruption eines submarinen Vulkans der Insel Island hat durch Versenkung einer seiner Hauptzufluchtsstätten in wirksamer Weise zu seiner Vernichtung beigetragen. Aber verderblicher als alles dies war der Schlag, der nach der Entdeckung Amerika’s den die Neu- fundlands Inseln bewohnenden Theil der Rasse traf, als er plötz- lich einem mächtigen bisher unbekannten Feinde sich gegenüber- gestellt sah und wobei das Resultat dasjenige war, das stets er- folet, wenn ein einfacher Stamm Wilder mit den uralten Sitten ihrer Vorväter ausgestattet plötzlich mit Rindringlingen der höch- sten Qulturstufe zusammengeräth — „die Stätte sieht sie länger nicht.“ Zum Schluss müssen wir bemerken, dass wir mehrere neben- sächliche Seiten unseres Themas — „der Geiervogel und seine Geschichtsschreiber‘“ — gänzlich unberücksichtigt gelassen haben. Einige davon wären sehr interessante, hauptsächlich die Etymologie der verschiedenen für die Alca impennis angewandten Namen, die vielleicht mehr Wichtigkeit für die Biologie hat, als unsere Leser anfänglich glauben mögen — doch wir fühlen, dass wir für dies- mal genug gesagt haben. Daher nur noch die Versicherung, dass ‚wir unser Thema bei Weitem nicht erschöpft zu haben glauben. 420 Wiese: Staarkolonien oder die Zucht Briefliche Mittheilungen, Beconomisches un Heuilleton. Staarkolonien oder die Zucht der Staare in Brutkästen. Von Universitäts-Forstmeister Wiese. i Je mehr die reinen Wissenschaften auf das wirthschaftliche‘ Leben in Anwendung kommen, je grösser werden nicht nur m Erfolge in demselben sein, en je wohlthuender und der wird diese Anwendung auf die Wissenschaft selbst zurück wirken. Die Spalten dieses Journals sind nun aber der reinen, wie der angewandten Ornithologie geöffnet, daher darf ich wohl voraussetzen, dass es für die Leser dieser Blätter nicht ganz ohne Interesse sein wird, wenn ich eine kurze Mittheilung über den glücklichen Fortgang der, von dem für die reine wie für die” angewandte Ornithologie leider zu früh verstorbenen Dr. Gloger, angeregten Zucht der Höhlenbrüter und insbesondere der Staare” in künstlichen Höhlen in hiesiger Gegend gebe, und daran einige” { Bemerkungen knüpfe. N Die erste Anregung zur Anlage einer künstlichen Staarzucht in hiesiger Gegend ging von einem Schlesier, in dessen Heimath die künstliche Staarzucht schon vor Dr. Glogers Empfehlung Ge- meindeangelegenheit war, Namens Richter aus, welchem in dem Elisenhain, einem zum Universitätsforste Eldena gehörigen und zu einem öffentlichen Vergnügungsorte eingerichteten Forsttheile, die Verabreichung von Erfrischungen übertragen ist. Vor einigen Jahren kam nämlich dieser Richter meinem längst gehegten Wunsche mit dem Antrage entgegen,'ob er in die um den Sammelplatz der Gesellschaft stehenden alten Eichen und Buchen Staarkästen auf- hängen dürfe. Bereitwillig gab ich hierzu meine Erlaubniss und nach wenigen Tagen waren 12 Brutkästen aufgehängt, welche auch sehr bald von Staarpärchen besetzt waren. Diese günstigen Er- folge veranlassten mich nun im nächsten Winter, zwei Kiefern von Mittelbauholzstärke aus meinem Kulturfonds anzukaufen und in #4 Zoll starke Bretter schneiden zu lassen, aus welchen der p- Richter im Laufe des Winters etwa 150 Kästen anfertigte, die zum Theil im Elisenhain, zum Theil auf den Förstereien aus- gehängt, im nächsten*Frühjahre fast sämmtlich auch vom Staare bezogen wurden. Im folgenden Jahre wurden die Brutkästen aber- mals vermehrt. | der Staare in Brutkästen. 421 Wenige Jahre nachdem die Staarzucht hier mit günstigem Er- folge begründet war, fand sich auch bei den benachbarten Grund- besitzern und Pächtern die Neigung ein, Staarkästen auszuhängen und nach den verschiedensten Richtungen wurden Probekästen abgegeben. Viele Staarkolonien sind jetzt um Greifswald ent- standen, inbesondere nennenswerth aber ist eine solche Anlage in dem Garten des Pastors Wollenberg in Hanshagen unweit Greifs- wald. Hier in diesem schönen Garten sind nun nicht nur in den Bäumen Kästen ausgehängt, sondern auch an beiden Giebeln des Hauses sind, ähnlich wie man einen Taubenschlag einzurichten pflegt, 9 Brutkästen nebeneinander angelegt. In einem 1 Fuss hohen Brette waren in genügender Entfernung 9 Einflugslöcher & 2 Zoll weit gebohrt und vor jedem Loche ein Trittholz; im In- nern ein leichtes Brett zwischen jedes Flugloch eingesetzt, bildete die Scheidewand. Die Seitenwände bis auf die Rückwand mit Brettern geschlossen; der Boden zum Aufklappen eingerichtet, um ihn alljährlich leicht reinigen zu können. Im vorigen Jahre waren schon 3 Paare eingezogen, in diesem Jahre sind sie auf dem süd- lichen Giebel beinahe sämmtlich besetzt, ebenso auch eine gleiche Anlage in einem Baume. Die Theuerung der Brettkästen steht nun vorzugsweise der raschen Ausbreitung dieser Anlage entgegen, wesshalb auch die von Dr. Gloger empfohlenen Modelle keinen rechten Anklang ge- funden haben, und aus den in den Forsten ausgehängten Kästen verdrängen die Eichhörnchen manchen Staar, und mancher Staar wird eine Beute des Wiesels. Es sind daher gelungene Versuche gemacht worden, diese Brutkästen aus Thon anfertigen zu lassen, welche nicht nur viel wohlfeiler als die Brettkästen sind, sondern auch die gerügten Mängel — das Eindringen des Bichhörnchens und des Wiesels — zu vermeiden in Aussicht stellen, weil jenen Kletterern der Thon keinen Halt giebt, und namentlich dem Eich- hörnchen eine Erweiterung des Eingangs nicht gestattet. Der vor einiger Zeit dem landwirthschaftlichen Vereine zu Potsdam gemachte Vorschlag, Staarkästen aus Kokusnüssen machen zu lassen, findet wohl seine Widerlegung in sich selbst, und wenn auch das nicht, so kann dieser Vorschlag die Wohlfeilheit und Zweckmässigkeit der Thongefässe niemals ersetzen. Sollen in- dessen solche Anlagen im Grossen Fortgang haben, so müssen die Kosten so klein wie möglich sein, selbst die hiesigen ganz einfach aus Brettern angefertigten Kästen sind noch zu theuer — ’ 422 Wiese: Staarkolonien oder die Zucht das Stück ist unter 74 bis 10 Sgr. kaum herzustellen — um grosse) Anlagen zu machen, und kleine Anlagen werden stets eine Spielerei bleiben. Die Staarkästen aus Thon sind wohlfeiler als die aus Holz — das Stück kostet hier nur 3 Sgr. — und auch um dess willen zweckmässiger, weil sie den Feiden des Staars das Ein dringen erschweren, wenn nicht gar ganz unmöglich machen. 7 Vom Töpfer lässt man ein 12 bis 15 Zoll tiefes, 5 bis 6 Zoll mindestens weites blumentopfartiges Gefäss machen; die Weite! muss der Länge des Vogels angemessen sein, daher sich wohl ein grösserer, aber kein zu kleiner Durchmesser empfehlen dürfte. Unters dem Oberrande des Gefässes — etwa 2 Zoll — wird ein 2 Zoll? weites Flugloch gemacht, dessen Ränder aber glatt abgerundet werden müssen, damit die scharfen Unebenheiten dem Staar das. Eindringen nicht verleiden. Etwa 14 bis 2 Zoll unter dem Flug- loche wird ein kleines Loch durch die Vorder- und Rückwand an- gebracht, um darin ein Trittholz anbringen zu können, indessen kann das Trittholz auch wegbleiben, indem dies mehr eine An-) nehmlichkeit für den Beobachter, als eine Nothwendigkeit für den Vogel ist; das Männchen benutzt dies Trittholz gar zu gern, um dem brütenden Weibchen einige Melodien vorzuflöten. Die obere Oeffnung des Gefässes wird mit einem leichten Holzdeckel, der dachartig ein wenig über das Flugloch hervorragt, geschlossen, indessen kann man auch einen Thonnapf nach Art eines Blumen- topfuntersatzes nehmen, der ein wenig übergreift und mit Lehm festgekittet wird. Zum sichern Aufhängen legt man einen starken Draht um das Gefäss und lässt denselben in ein Hängsel aus- laufen, um daran das Aufhängen zu bewerkstelligen. Diese Thon- Bariaa können beliebig in den Zweigen wie am Stamme aufge- hängt werden, während die Befestigung der Holzkästen sicher nur am Stamme geschehen kann. Die schwebenden Brutkästen er- schweren den vierfüssigen Eindringlingen entschieden den Eintritt. Auch diese Brutkästen aus Thon wurden sogleich nach ihrem Aust hängen vom Staare bezogen, Sind nun auch diese Staarkästen meistentheils mehr um des. Vergnügens, als um des Nutzens willen hier ausgehängt er. so haben sie dennoch ihren Nutzen gestiftet und würde diese An- gelegenheit, insbesondere von den landwirthschaftlichen Vereinen, sachgemäss in die Hand genommen, so würde dadurch Viel, schr Viel erreicht werden können, und weder Feld noch Wald würde leer ausgehen, wenn auch das Feld grösseren Vortheil haben würde, E D Be - _ ee EEE NIE der Staare in Brutkästen. 423 indem der Staar zwar Waldvogel, dennoch vorzugsweise die Felder zu seiner Atzung besucht. Zunächst haben diese Versuche unzweifelhaft dargethan, dass man den Staar, ich möchte sagen, überall ansiedeln kann, wo man nur will, auf Höfen und selbst an den besuchtesten Orten; im Elisenhain störte ihn selbst die rauschendste Musik nicht, um ruhig zu brüten und um seine Brut sorgsam zu pflegen. Der Staar be- lebt nicht nur diese Oertlichkeiten, sondern er hält sie auch mög- lichst rein von Ungeziefer, sobald solches nur zu seiner Nahrung gehört. In den hiesigen Forsten, deren Hauptbestand die Eiche bildet, frisst schon seit längerer Zeit der Kahneichenwickler (Tortri« viridana) und zerstört durch seinen Frass stets die Eicheln, welche jetzt zur Wiederergänzung der Bestände unentbehrlich sind. So lange nun die Staarkolonie im Elisenhain ist, so lange wird von dem Frass des Wicklers nichts mehr bemerkt, und wenn es über- haupt Eicheln giebt, so pflegen hier die meisten zu wachsen. Gern schreibe ich dem Staare diese Thatsache zu gute. Wie mit diesem Wickler, dessen Vertilgung durch Menschenhände fast unmöglich ist, könnte es sich nach und nach auch mit dem Maikäfer gestal- ten, der jetzt in den Kiefernforsten eine arge Plage ist und dessen Larven in einem Jahre mehr vernichten, als Hunderte solcher Staarkolonien kosten würden. Greifswald. Einige diesjährige Spätherbstgäste im Münsterlande. Von Dr. Altum. Der Drosselzug war in unserem offenen Flachlande in diesem Herbste so stark, wie seit vielen Jahren nicht. Namentlich war es die Rothdrossel, welche in ungemein grossen Schwärmen das oldenburgische und hannöversche Gebiet durchschwärmte und in grosser Menge gefangen wurde. Dieser starke nach unserer Gegend dirigirte Wanderzug brachte uns aber auch einen sehr seltenen Gast, durch dessen Erscheinen unsere Vogelfauna um eine Art bereichert ist. Am 10. November erblickte ich nämlich auf unserem Markte unter vielen Rothdrosseln eine schwarzkehlige Drossel (Tur- dus atrigularis Natt. s. Bechsteini Naum. U. Bd.) Es war, wie die Section ergab, ein Weibchen und zwar nach Naumanns Abbildung 424 ‘ Dr. Altum: (13. Bd.) zu schliessen, welche ein zweijähriges Weibchen darstellt, ein junger Vogel im ersten Herbstkleide. Die Benennung atm- gularis, schwarzkehlig, passt schlecht genug; die Kehle ist weiss, schwach rostgelblich angeflogen, an den Seiten mit scharfen und ziemlich breiten Schaftflecken, die Oberbrust verloschen schmutzig hell aschgrau mit ebenfalls dunkleren, in der Mitte kürzeren, an den Seiten und nach dem Bauche hin längeren schwachen Schaft- flecken. Ebenso sind die Weichen gezeichnet und nur die Mitte des schmutzigweissen Bauches ist frei von den verloschenen Schaft- flecken oder vielmehr Schaftwischen. Die Oberseite und die Flügel stehen in der Färbung dem der Misteldrossel am nächsten, doch lässt sich ein abweichender schwach aschfarbener Ton in dem Olivenbräunlich nicht verkennen. Die unteren Flügeldeckfedern zeichnen sich durch ein sehr gedämpftes zartes Rostbraun aus, welches sich eben so sehr von dem Gelb der entsprechenden Partie bei der Singdrossel, wie von dem brennenden Rostbraun bei der Rothdrossel unterscheidet, und es war gerade diese Eigenthüm- lichkeit, welche meine Aufmerksamkeit auf den unschönen und durchaus nicht auffälligen Vogel lenkte. Die 3. und 4. Hand- schwinge bilden die Flügelspitze, dann folgt die 2., 5., 6. u. s. w.; die Aussenfahne der 3., 4. und 5. sind deutlich und scharf, die Innenfahne der 2. sehr schwach und der 3. noch schwächer, kaum merklich eingebuchtet. Die Steuerfedern schillern auf ihrer Unter- seite schön bräurlich gelb. Tarsus und Zehen waren hellbraun, Basaltheil des Unterschnabels gelblich, der Schnabel sonst dunkel hornschwärzlich. — In der Speiseröhre und im Magen befanden sich Beeren und Beerenkerne des Ebereschenbaumes (Sorbus aucu- paria), Beerenkerne des Faulbaumes (Rhamnus frangula) und die Zangenstücke und sonstige Reste vom Ohrwurm (Forficula auri- cularia). Acht Tage später hing auf unserem Markte ein anderer sel- tener münsterländischer Gast, „ein Vogel zum Ausstopfen,‘‘ wie der Bauer sagte, welcher ihn nebst Schnepfen, Krammetsvögeln, Rephühnern u. s. w. feil bot. Derselbe sei, setzte er hinzu, etwas Extraes und solle 3 Sgr. kosten. Der Preis war freilich um 1 Sgr. höher als der des Turdus atrigularis, nichtsdestoweniger hielt ich den kleinen schwarzen Sonderling immerhin noch für preiswürdig und war froh, ein hübsches weibliches Exemplar des gabel- schwänzigenSchwalbensturmvogels(Thalassidroma Leachi) in sicheren Gewahrsam gebracht zu haben. Meines Wissens ist [4 Binige diesjährige Spätherbstgäste im Münsterlande. 425 dies das zweite Individuum dieser Art, welches hier in unserer Gegend erbeutet wurde. Sein Magen war leer. Um dieselbe Zeit stellte sich auch der Seidenschwanz (Bombyeilla garrula) hier ein und scheint jetzt nach etwa 3 Wochen unsere Gegend noch zu bewohnen. Auch diesen Vogel müssen wir hier zu den selteneren rechnen; denn er kommt nur in wenigen Jahren, dann aber freilich wohl in beträchtlicher Anzahl zu uns. Er scheint das östliche Norddeutschland regelmässiger zu besuchen als unsern Westen; ich erinnere mich wenigstens, dass ich ihn während der 3 Jahre meines Aufenthaltes in Berlin von 1853 bis 1856 in jedem Winter auf dem Gensd’armen-Markte bei den Wild- händlern gefunden habe. Es wäre interessant, wenn das Zahlen- verhältniss seines Erscheinens im Osten und Westen Deutschlands aufgestellt würde. Dass die Volksmeinung, er käme alle 7 Jahr, jeden Grundes entbehrt, ist selbstverständlich; nichtsdestoweniger aber ist er hier seit einigen Decennien ungefähr in diesen Fristen erschienen. Gegen den 15. November kam auch der Birkenzeisig (Aecanthis linaria) zu uns, dessen Anwesenheit hier im Münster- lande gleichfalls zu den ungewöhnlichen Wintererscheinungen ge- rechnet werden muss. Es kann eine Reihe von Jahren vergehen, bevor sich dieser niedliche Vogel mal wieder bei uns blicken lässt. Er pflegt freilich in viel stärkeren Flügen hier einzutreten, als der Seidenschwanz, allein durchaus nicht in jedem Winter, sondern im Durchschnitt kaum etwa alle 4--5 Jahre. Gegen den 20. November stellte sich auch schon Mergus castor ein. Auf unserm Markte wurde nämlich ein Paar, ein altes Männchen im Prachtkleide, das jedoch noch einige Spuren des vorhergehenden unschönen Kleides an Kopf, Schultern und Rücken zeigte, und ein Weibchen ausgeboten. Anthus aquaticus ist, so viel ich auch auf ihn vigilirt habe, noch nicht eingetroffen. Schliesslich seien noch starke Züge von wilden Gänsen er- wähnt, welche ich am 23. und 27. Novbr. hier beobachtete. Bei der grossen Entfernung derselben von mir konnte ich die Art auch ‚nieht muthmasslich bestimmen, sondern musste nur froh sein, in den Wanderern überhaupt Gänse zu erkennen. Es ist nicht zu bezweifeln, dass die einzelnen Arten in ihren Flügen charakte- ristische Besonderheiten zeigen, ähnlich wie die kleineren Sumpf- vögel. Durch lange scharfe Beobachtung auf der ostfriesischen Journ. f, Ornith,, XIV, Jahrg, Nr, 84, November 1866. 30 426 Alex. v. Homeyer: Notizen. Insel Borkum war es uns endlich möglich, ‚die fernschwebenden Vogelwolken mit Sicherkeit als Tringa cinelus, als Totanus calidris, als Haematopus ostralegus zu bestimmen. Ich möchte deshalb die- jenigen Ornithologen, denen für Beobachtung der wilden Gänse Gelegenheit geboten wird, hiermit um Mittheilung solcher etwaiger Eigenthümlichkeiten ersuchen, damit man nämlich im Stande wäre, sich über die Species dieser ziehenden Schwimmvögel Rechen- schaft zu geben.*) Münster, den 30. November 1866. Zwei Notizen über Falco peregrinus. Von Alexander von Homeyer. { . | 3 j 1. Es ist durch meinen Bruder Ernst mehrmals one | worden, dass Falco peregrinus die Beute verlässt, wenn Duteo vul- garis darauf Anspruch macht. So nahm erst neulich ein Wander- falk eine eben geschossene Anas boschas d mit der grössten Keck- heit vor den Augen des Bruders und den schon ganz nahe schwim- menden Hühnerhunden von der Wasserfläche auf, trug sie an die andere Seite des Teichs, um sie zu kröpfen; verliess sie dann aber augenblicklich, als ein Duteo vulgaris nach einigem Kreisen sich bei ihm niederliess und sich ihm schrittweise näherte. Der Bussard fing dann ruhig zu kröpfen an. 2. Dass Falco peregrinus nicht nur auf ganz gesunde wilde Gänse (Anser segetum) stösst, sondern dieselben auch. wirklich schlägt, ist eine Thatsache. "Notiz über Aquila albicilla und Grus cinerea. Von Alexander von Homeyer. Mein Bruder Ernst beobachtete einen eigenthümlichen Kampf | zwischen Seeadler und Kranich. Anfänglich wurde derselbe hoch oben in der Luft geführt; dann sausten beide Vögel mit grosser Schnelligkeit in schräger Richtung herab, setzten sich kaum 20 Schritt auseinander auf die Erde und beobachteten sich in ruhiger Haltung. Die Affaire passirte dicht am Hofe des Bruders. Dieser lief ins Haus, um ein Gewehr zu holen, doch war bei seiner Rückkehr Adler und Kranich verschwunden. *) Ebenso möchte der Verfasser ersucht sein, eine Diagnose fliegender. Vögel einer oder anderen Gruppe, welche er festzustellen Gelegenheit hatte, in diesem Journale zu veröffentlichen. D. Herausg. Druck von Albert Lewent in Berlin, 18. i ei See ae Januar 1866. ! Verzeichniss von Vögel-Eiern, ; welche in Gelegen und einzelnen Exemplaren zu beziehen sind von Friedr. Schlüter Söhne ı Halle .. u. saue. - Mit Beginn des Jahres erlauben wir uns wiederum den geehrten Oologen unsere neu regulirte Preisliste über Vögeleier zu überreichen. Durch Zusendungen aus Lappland, Smyrna und Algier, sowie durch die auf unseren vorjährigen Reisen in der Militairgrenze eingesammelten zahlreichen Arten ist unser Lager complettirt und sind wir in den Stand gesetzt, die Preise fast durchgängig zu erniedrigen. Unsere früher gemachte Proposition, Eier zur Auswahl zu versenden, wenn das Porto vom Empfänger getragen wird, erhalten wir auch für die Folge aufrecht, da solche überall Anklang gefunden hat. Alle Exemplare sind frisch, gut präparirt, mit Angabe des Datum und Fundortes versehen ; mittelmässige Stücke sind indessen duch vornanden, die wir zu den halben Preisen dieser Liste abgeben. Unsere Con- ditionen verstehen sich gegen Baarzahlung inclusive Emballage, Briefe franeo und Alles ohne Verbindlichkeit. Die mit einem Stern bezeichneten Arten sind in Gelegen vorräthig. Gerede = N Gypaetus barbatus 17300 Falco aesalon 15 Cathartes perenopterus 85 | tinnuneulus 2 * Yultur fulvus 35 | cenchris 6 x Aquila fulva | 110 rufipes 12 ' imperlalis 110, rufus 6 % Bonellii 200 cyaneus 10 naevia 40 cineraceus 10 clanga 45 pallidus 12 pennata ; 200 Strix aluco Bach albieilla 29 nivea 75 haliaätus 40 & noctua 10 Falco milvus 6 ES Tengmalmii 40 ater Un palustris 10 parasiticus 30 Bubo 55 buteo 4 otus DaF leueurus 20 meridionalis 30 lagopus 8 = Corvus corax le * apivorus u | cornix 11), -. palumbarius ul © corone nisus 3 “ frugilegus 1 . islandieus 140 | monedula 1 * . laniarius 35 . glandarius 1 . peregrinus 3D u melanocephalus 15 peregrinoides 45 infaustus 110 ’r Corvus pica mauritanicus Bombicilla garrula Coracias garrula Lanius exeubitor meridionalis minor rufus cucullatus cöllurio personatus Museicapa grisola albicollis luctuosa parva Sturnus varius Pastor roseus Turdus viscivorus pilaris musicus 1liacus merula migratorius Cinclus aquaticus Saxicola oenanthe stapazina aurita leucomela rubetra rubicola Sylvia turdoides arundinacea palustris phragmitis luseinia orphea nisoria atricapilla rubiginosa Rueppellii hortensis einerea eurruca leucopogon Tithys Mousierii phoenicurus Suecica rubecula Nattereri hippolais elaica sibillatrix trochilus rufa olivetorum Accentor modularis Motacilla alba boarula flava Gr a 1 1 1 Anthus aquatieus 30 rupestris 150 | pratensis 5 * ludovieianus 121%, arboreus 15 cervinus 2 + Regulus flavicapillus 3 * ignicapillus ı 830 Troglodytes vulgaris 1, * Alauda sibirica 25 ealandra 1 * eristata 8 alpestris 4 * brachydactyla 20 pispoletta 1 * arvensis 221], Parus major 21 * ater 3 I * eoeruleus 1 * eristatus 74a palustris b) % borealis 4 caudatus 8 pendulinus 1 * sibiricus s Emberiza melanocephala 8 eitrinella 5 12 schoeniclus 11,1 * hortulana 74a eirlus 11 * eia 2 h aureola 3 Plectrophanes nivalis 4 calcaratus 5 Curvirostra pinetarum 6 * Pyrrhula vulgaris 2 Fringilla chloris 1 Lineolnii 12%%| * domestica 25 Savannah 1 * campestris 1), * iliaca 1 hispaniolensis 20 canadensis 2 coelebs 25 montifringilla 1), * leucophris 12 carduelis 1 Be cannabina 10 canaria gu serinus 20 eitrinella 3 + linaria 2 ir borealis 3 “Hirundo rustica 20 * urbica 21, riparia 1 Cypselus alpinus 3 murarius 2 ” Caprimulgus punctatus nn ni Stück | Gelege. Igr 5 2 Ze Tel rn £ Su ae EI LA Fa 3 24 f fl: * 35.| * 8 8 2 * 12 . 94 en 9 v 10 ” 15° » ik * 2 2 2 3 2 * 10 * 2 N 7a 25 . 5 + ı * Ey, Mh Ta 8 8 39 8 15 29° 5 | 1 + 3 1), * 12 ut 7 a: 4 5 *. 12 1 + 15 A 3 3 1 x ı 8 10 5 15 ı# T nn 1 AK % a 15 Ki 2 * 6 Cuculus canorus ' Pieus martius viridis eanus major tridactylus Iynx torquilla Sitta eaesia uralensis Certhia familiaris brachydactyla ' Upupa epops Merops apiaster ' Alcedo ispida Columba palumhus excelsa oenas gymnoeiela livia risoria turtur ‘ turricola Phasianus colchicus nychthemerus pictus versicolor Tetrao urogallus tetrix bonasia seoticus alpinus saliceti canadensis Pterocles setarius Meleagris gallopavo Numida meleagris - Gallus pygmaeus ehinensis sericata Casuarius nova hollandiae ‚Struthio camelus "Rhea americana Perdix saxatilis chucar ‘ rubra Rn petrosa cinerea virginiana ealifornica | coturnix "Turnix andalusicus ‚Glareola torquata melanoptera ‚Otis tarda . tetrax "Oedienemus cerepidans Haematopus ostralegus Himantopus rufipes 'Charadrius auratus hiatieula # l Ss x (0) POVrQuverr sp non er LC} * Charadrius minor albifrons semipalmatus Vanellus eristatus gregarius Strepsilas collaris Grus einereus virgo Ardea cinerea purpurea egretia garzetia russata nyetycoraX ralloides minuta Ciconia alba nigra Platalea leucorodius Ibis faleinellus comata Recurvirostra avocetta Numenius phaeopus arcuatus Tringa alpina Bonepartei Schinzü Temminki pugnax platyrrhyncha Totanus calidris fuscus stagnatilis slareola ochropus macularius hypoleucus Limosa melanura Terek Scolopax rusticola major sallinago Phalaropus angustirostris Rallus aquaticus Gallinula erex chloropus porzana pusilla Fulica atra Podicipes cristatus suberistatus auritus minor Colymbus aretieus glacialis septentrionalis Uria troile Brünnichi _ srylle Mormon fratereula = Alca torda Pelecanus erispus Carbo cormoranus graculus pygmaeus Sula alba Sterna caspia cantiaca hirundo arctica anglica leucopareja leucoptera nigra minuta Larus glaucus marinus ‚argentatus ridibundus fuseus canus tridactylus Lestris catharraclies parasitica Procellaria glacialis Thalassidroma pelagica Cygnus musieus Bewickii olor RKERK Cygnus atratus Anser ceinereus arvensis albifrons segetum canadensis domestieus eygnoides ‚Anas rutila tadorna boscas domestica moschatus acuta Penelope elypeata querquedula erecca mollissima nigra fusca leucocephala clangula islandica ferina fuligula leucophthalmus Mergus merganser serrator Gebauer - Sehwetschke'sche Buchdruckerei in Halle. ä “3 A % i BR. 34 es Br ur BIN CENTRALORAN ‚für En RN Zugleich” u “ ne Fortsetzung der Zeitschrift Naumannia. . = N In Verbindung: mit. all. F. W. "Baedeker, Brok ‘Dr. IH. Blaslus, Hists-Rath F. Bois, Dr, 1 Bolle, St.-Rath Academ. Prof, ‘Dr. Brandt in Petersburg, Pastor Dr. h. L. Brehm, Prof. Dr. H. Burmeister in Buenos-Ayres, Rittergutsbesitzer N Eugen von Homeyer, Pr.-Lieut. Alexandar. von Homeyer, Dr. €. Hartlaub, "Professor Dr. J. Käup, Kammerherr Baron R. v. ‚König-Warthausen, farrer W. Paessler, Hof-Rath Prof. Dr. L. Reichenbach, Pröf. Dr. „Schlegel in Leiden, Prof, 0. J, Sundevall in Stockhohn,. Prinz. . Max von. Wied. zu Neuwied und andern. eh des Br ERLE ‚ Inlandes und Auslandes: ax RE SM Ah er: a u: 5 ge 2 bon von. Mr. en Cabanis, 'stem Oustos am u König, Bas. Müseun: der ‚Friedrich- Wilhelms-Universität zu Berlin, er ne ı Bi. llamıs Osternienburg. bei. Göthen, Seerctnirder deutschen Ornitholagen. Gesellschaft, r 5 = antun en debnar 1866. | aaseı 1566. Verlag ‚von I Fischer. PARIS, NEW- -YoRK, Williams & Morgate, 14, re Ana, roe Biden, 6. 8. Weflermann &/Eo, En Henriettn Sur eanentane ne RE ER BAUER Ka N a des ihnen Ial-Aufeätze: ne Biographie des Caryocatactes guttatus. Nils, Von F. Bae. A r Z Ra ssplang ran PERDEIDERRSU N DEN, Von ne RE “il .® ” « E} . * ® ® . . ) » . . . ” * as Vorkommen einiger, zum Theil seltener Vögel, bei ei Glogau Nieder-Schlesien. Von Alex. von Homeyarı. ul, ‚wei neue afrikanische Vögel. Von Dr. G. Bartlaub . . .... Jeber das und die en Kennzeichen. des Mann- « « we « . . . Par \ . . w...® “ “ “ . . . ‚Bericht von Dr. ©. Bolle. at * Re Sie . . - Da an s collurio als Mänsotänger. ‚Von u a7 .Homeyer. en Ye um . a | nie E . a Ernesto Turati,, Storia sterne degli. Veen ehe Nidi RE Zwei neue Ouprimulgiden. Lyerpmak Be zoolog. x ;es sch. in. ‚Wien, te 1865) NL LU RT TR ONN . . “ . “le Eu . Brehm’ 8 ee Thierleben. Abtheil, Vögel. Bericht a 43: 6 N 9 70 u r% 2 re BES ß ; | et Im Verlage von E. | Kae. Jahr Be er RT N In. jeder Namen Hefers. 28 er ass “ü 1200 Be nr 38 Ä LER br. an. ‚des En h 2 "der wichtigern Werke der: ausländischen. ) andern. Zeitschriften. ‚erschienen ‚ausführlicher & ; 4 a deren Beantwortung, a Be ae en a JOURNAL ..ı8 AnTBIoLOGIE Bin CRNTRALORGAN a für die. N u sesammte Ornitho logie En : Zugleich | ö | “als Fortsetzung der ‚Zeitschrift Naumannla. In BR mit = B. Alan. Prof. Dr..J..H. Blasius, Etats-Rath F. u; Dr. 6. Bolle us E Rath Academ. Professor. DE Brändt in Petersburg, Direetor Dr. Alfr: » Edm. Brehm, Prof. Dr, H. Burmeister in Buenos-Ayres, Rittergutsbesitzer a um ‚von Homeyer, Pr,-Lieut, Alexander von Homeyer, Dr. 6. Hartlaub, ‚Professor Dr, J. Kaup, Kammerherr Baron R. v. König-Warthausen, Ir W. Paessler, Hof-Rath Prof. Dr. L. Reichenbach, Prof. Dr. H. Schlegel in Leiden, Prof. 0, J. Sundevall in. Stockholm, Prinz Max von Wied zu Neuwied und andern. ee des Inlandes und "Auslandes hernusgegeben = ‚von -Dr. ‚Jean ‚Cabanis, sto am Kon, Zooios: ‚Museum, der. Priedtioh- Wilhelms- Universität zu Berlin. und Mr. MH. Baldamns, T zu Ostornienburg bei Cöthen, Seeretair der deutschen Öraitboldgen- „Gesellschaft, am, Buy: ei a n amel 1866. en von Tender ee u » PARIS, | NEW-YoRK, Williams & Worgate, sen A randı, rue Nigel, 67. 8, Weflermann & 6o, Kielta Euab GR are en, Ms ai : r 3: er B % T 2 ee : Fon Prof. Dr. 3. H. Blasius Ra -B eg die von Azara beschriebenen Kolibei-Anten. N 5. Ueber. späte Braten, Von Demseiben: Er Literarische Berichte: 1865, 8, a. a er er 7. 0: J: Sundevali’s Sreuska na - 8. Zur Erinnerung an 1 Dr. H. = Berne, Martens... 3 kr 9. Briefliches aus Neu-Vorpommen. Von Dr. Quer Nachrichten: ‚10. 'An’die Reduction Hogogagen Schriien. ERTTEOLOaR | BIN ENTRALORGAN BERNIE für die. 2 5 gosamm e Ornitho logie ae : a Zugleich RN - “ als Kortsetzung der Zeitschrift Naumannia.. 5 In Verbindung mit Er Altum, "Prof. Dr. J. H. Blasius, Etats-Rath. F. Böie,. Dr.:C. Bolle, = En Rath Aoadem. Professor Dr. Brandt in Petersburg, Direetor Dr. Alfr. y -Edm.. Brehm, Prof. Dr. H. Burmeister in Buenos-Ayres, Rittergutsbesitzer iR; Eugen von Homeyer, Pr,-Lieut, Alexander von Homeyer, Dr. 6. Hartlaub, en ‘Dr. J, Kaup, Kammerherr Baron R. v.. Rönig-Warthausen, ; Pfarrer MW. Paessler, Hof-Rath Prof. Dr. L. Reichenbach, Prof. Dr. en a eat in Leiden, Prof. 0. J. Sundeyall in Stockholm, Prinz a ‚von Wied ‚zu Neuwied und andern; analogen des Bear ‚Inlandes ‚und Auslandes. a h © ra us & © ® € be u \ von Sr an Can erstem. Chstos dm. Sonsst, Be ‘Museum.der Friedrich- Wilhelms-Univer sität zu Berlin. # und hr 3 Tolles Pfarren, zu Osternienburs bei: Göthen, ‚Secxefair den deutschen Orniinologen- -Geseilschatt, a, Babrgang: o Mai 1866 "Onanel 1866. eds von Theodor Fischer, "LONDON, SS BARIS, = n NEW-YORK, "Williams & Maraater 14 X. Srank, rue Niheien, 6% 2. Weflermann. E60, enrieltn, Ave, a Bi. Be AR ” ’ Inhalt des IH. Heftes. a ee es “dor Vögel, nebst RER. über ihre Brütezeit im Jahre 1865 in. & der Umgegend v. Schlosskämpen in Pommern. (Schluss; 8: 91-104) Be Von Wi HEiDta a a BR “ch 2. Ueber neue oder weniger bekannte’ exotische Vögel. ' (Fortsetzung: s. Novemberheft 1865, S. 406-414.) Vom Herausgeber. . | 3...Warum brütet der Kuckuk nicht selbst? Von Dr. DT 2 Literarische Berichte: | 2 4. G. D. Rowley. Ueber gewisse 'Thatsachen in der Hanchatung, des De 5. H. Bryant. .Vögel von Porto Rico. ,.., ,, } at 6..Orazio Antinori, Beschreibung u. Verzeichniss einer vom Mai 1869 = bis Juli:1861 in Nord-Gentral-Afrika angelegten Vögelsammlung. Aus. dem Italienischen von Dr. R. Hartmann. ea 8; Br 12-120) T. Brießiches aus Neu-Vorpömmern,. Von Alexander % Homeyer RER 8. Auch ein Zanius Collurio als Mäusefänger. ‘Von Victor. v, 9. Briefliches aus Vorpommern und: chen ER DR: ROiE 137 Nachrichten: Err | RE NAT 10. An.die Redaction eingeßmgone Sehriften EHRE Es ir u ‚Berlin, Druck von ‚Albert Lewent, BR Dee N . Weller mann &€ Inhalt des IV. Heftes, Original-Aufsätze: 2. Ueber neue oder weniger bekannte exotische Vögel: (Fortsetzung Literarische Berichte: 1. Die Raubvögel der deutschen Thiergärten. . Von Dr. A. E. Brehm, "21T h v. S. 159-165.) Vom Herausgeber . .. . 4... 08 20 „381: 3. Orazio Antin ori, Beschreibung u. Verzeichniss einer vom Mai 1859 Y bis Juli 1861 in Nord-Central-Afrika angelegten Vögelsammlung. Aus dem Italienischen von Dr. R. Hartmann, (Fortsetz. v. 8. 191-208.) 4. Sp. F. Baird. Die Verbreitung und Wanderungen der Vögel Nord- Amerika’s. Aus American. Journ. of Seience and Arts, 1866, übers.” 5. Alfr. R. Wallace. Ueber die Tauben des malayischen Arechipels, ‘ Aus dem „Ibis“ 1865, auszugsw. übersetzt v.Dr.Ed.v. Martens al 2 244 209 #riefliche Mittheilungen, Oeconomisches und Feuilleton i 6. Der grosse gehäubte Steissfuss, (Colymbus eristatus,) in Weiss aus- geartet. Hinterlassene Notiz. von Dr, Gloger . » .. u = = 7, Notiz über: unsere Rohrsänger. Von Dr. Altum „ . ec w. eos 8. Kreuzschnäbelzug in Westphalen, . Von Demselben „7. 286 Nachrichten: ; Si 5 287 9. An die Redaction eingegangene Schriften . . » 2.» ae Berlin; Druck vou Albert Lewent. ‘% 285 a Ina R ; IE z I a JOURNAL ORNITHOLOGIE. EIN CENTRALORGAN für die®. 0 gsesammie Ornithologsie | Zugleich als Fortsetzung der Zeitschrift Naumannia. In Verbindung mit -Dr. B. Altum, Prof. Dr. J. H. ‚Blasius, Etats-Rath F. Boie, Dr. 6. Bolle, St.-Rath Academ. Professor Dr. Brandt in Petersburg, Director Dr. Alfr. © Edm. Brehm, Prof. Dr. H. Burmeister in Buenos-Ayres, Rittergutsbesitzer Eugen von Homeyer, Hauptm. Alexander von Homeyer, Dr. 6. Hartlaub, Professor Dr. J. Kaup, Kammerherr Baron R. v. König-Warthausen, ‘ Pfarrer W. Paessler, Hof-Rath Prof. Dr. L. Reichenbach, Prof. Dr. MH. Schlegel in Leiden, Prof. 6. J. Sundevall in Stockholm, Prinz ‘Max von Wied zu Neuwied und andern Ornithologen des i BR ah Inlandes und Auslandes herausgegeben von Dr. Jean Gabanis, erstem Custos am Königl. Zoolog. Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und Br "Pfarrer zn "Osternienburg bei Cöthen, Seeretair der deutschen Ornithologen-Gesellschaft, 5 Heft V. XIV. Sahrgang;: September 1866. | Cassel 1566. NE Verlag von Theodor Fischer. en ll ronon, PARIS, NEW-YORK, x A Nenriette Street, Gonentgarden. Willioms & Norgate, 1, X. Frank, ne Bihelien, 67, 8. Weflermann & Co. ER IHR URAN N (7 REN REN, ER REN LER Er Be N & # Re I h a 2a { RM Ab e bi Dass von. Da 6. a der Rückkehr des "schaft Mansteld, "Von Pasfor Rimrod. ur : N achrichten: . VALy n di —— a nn Er JOURNAL ? ORNITHOLOGIE I BIN CENTRALORGAN für die N I © gesammite ®rnithologie. Zugleich als Fortsetzung der Zeitschrift Naumannia. In Verbindung mit Dr. B. Altum, Prof. Dr. J. H. Blasius, Etats-Rath F. Boie, Dr. €. Bolle, St.-Räth Academ. Professor Dr. Brandt in Petersburg, Director Dr. Alfr. Edm. Brehm, Prof. Dr. H. Burmeister in Buenos-Ayres, Rittergutsbesitzer Eugen von Homeyer, Hauptm. Alexander von Homeyer, Dr. 6. Hartlaub, Professor Dr. J. Kaup, Kammerherr Baron R. v. König-Warthausen, Pfarrer W. Paessler, Hof-Rath Prof. Dr. L. Reichenbach, Prof. Dr. H. Schlegel in Leiden, Prof. G, J. Sundevall in Stockholm, Prinz Max von Wied zu Neuwied und andern Ornithologen des er Inlandes und Auslandes oherauseonehbeu von Dr. Jean Gabanis, i erstem Custos am Konigl. Zoolog. Museum der Friedrieh-Wilhelms-Uniyersität zu Berlin u | SUN Dr. Ed. Baldamus, \ Pfarrer zu Osternienburg bei Cöthen, Secretair der-deutschen Ornithologen-Gesellschatt, XIV. Sahtgang: November 1866. Bet VL .....Cassel 1866. Verlag von Theodor Fischer. LONDON, ‚PARIS, NEW-YORK, Williams & Worgate, 14 X, Stan, rne Rinelien,. 67. 8. Weftermann & Co. Henrietta Street, Covenkgarden Re & ; et RR .ı1 HN | 3 9088 0093