PR er uni ch TORTE UT) wine rich ya ihin. in N ER EHE a N F ra nr r 4 Yin “ Haan hakın Br “ De WRIS Big" 14 \ AR yo il vis Henn RN UNE eh eg ae IR; a, ana KR KING Ne DR U SUNG) “ Yu una I \ u j WR TER BER RN NN un N hlalr wu Re DRENEN ur wand haha v4 BR Ru mr I ie Ne Ya j" [3 Aa: ayaaln a ah hn“ RR RR KELHR ya RAR NE WER IE Rus FEN EU FEN AR AR hu N . N EN, VON KR N on Pant EBENEN RN) DENN a “ N ER A Nor ir ug “r di N I} ich aa he a hm N fi 1 Ai nu Y En A DATE RTELN| AL RR. er Eu FR R REDEN, Ä b x Y1 Wr EUR) RENT Dt IEHMEN, RR) NICK BALD RLTGE NG FA Ara DIR" AL N DEREN hi { ER T ENE M Ba DIE RIES FUN ALE ) ri, 4%, IM RN mn Be von ii SUCHE RRRTL REST KEN iR Hi NN ir) RK u N Be AR age Wan N der EIN Br A CHA) ‚f hen Y UHTOSENEH EIRIERICHL abe I PHRTRILRND ai: h BETEENEENH nn r Rn ey ANESRN Au D ! Ö “ AN “ Dura ji N y 1% a 1a allen HEN “ 1 N Ä a Bu 2a un Mila as rd Ei { hi R NEN Y. A 1 ” S Rn. NuyR) u CN En RER vr Y En FILE EUR) Y N Verne REN DATEN LA NEE CA ER + ae ri f Ka fe; ) SR 1 Ya Ai R SE ER A Ze 3 JOURNAL ll für ORNITHOLOGIE. DEUTSCHES CENTRALORGAN für die sesammte Ornithologie. In Verbindung mit der dentachen aruithulugischen Grgellschnft zu Berlin, mit Beiträgen von Eug. FE. v. Homeyer, Dr. A. E. Brehm, Dr. A. Hansmann, Aug. v. Pelzeln, Hauptm. Alex. v. Homeyer, Hof-Rath M. Th. v. Heuglin, Dr. O0. Finsch, Vietor v. Tschusi-Schmidhofen, Dr. H. Golz, Forstmeister H. Goebel, Dr. Ant. Reichenow, Dr. Dybowski, L. Taczanowski, & v. Koch, Leonh. Stejneger, Dr.E. Rey, W.v. Nathusius, Graf v. Berlepsch, Dr. N.Severzow, Dr. A.B Meyer, 0. v. Krieger, H. Thiele, Prof. Dr. Th. Liebe, Dr. Jean Gundlach und janderen Ornithologen des In- und Auslandes, herausgegeben von Prof. Dr. Jean Cabanis, erstem Custos am Königl. Zoolog. Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin; Secr. d. deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. XXI. Jahrgang. Vierte Folge, 2. Band. Mit 4 Tafeln in Buntdruck. Leipzig, 1874. Verlag von L. A, Kittler. LONDON, PARIS, NEW-YORK, Williams & Norgate, 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co. Henrietta Street, Coventgarden. 440 Broadway. Preis des Jahrgangee (4 Hefte mit Abbildungen) 6?/, Thlr. praen. Inhalt des XXI. Jahrganges. Vierte Folge, 2. Band. I..-Heft, No. 125. Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.: 1. Nachweis des Speciesunterschiedes von Corvus corone und Corvus corniz, und ihrer häufigen Verbastardirung, an den Eischalen. Von WvNathusius‘ . ... . . 2. Unsere Bodenwirthschaft und ste Vogel, Yon De A R. Br cken B 3. Notiz über die Ostsibirischen Pyrrhula-Arten. Von Dr. B. 2 bowskı. (Hierzu Taf. I.) A 4. A handbook of the Birds of Egypt by 6. E. Enaley Bericht von M.Th. v. Heuslin. .. AAO 2 : 5. Berichtigung (Drepanornis Alben. Be Sel.). Ton Dr 0. Fansch 6. Ueber Drepanornis Albertisi Scl., Trichoglossus Josefinae Finsch und Trichoglossus Wilhelminae nov. sp. Von Dr. A. B. Meyer. 7. Nachruf. Von Zittwitz f. Von Alex. v. Homeyer . .. . 8. Einige Notizen über das Rabenhüttenwesen im nördlichen en VowO y. Kriesen..iv..o ee ee 9. Ueber Psitiacella Brehmü u. iidddesth Rosenh. ‚Yon Di A.B. Messer 10. Literarischer Bericht. Von Dr. OÖ. Finsch . .... elkegie 11. Drei Kuckuks-Eier in einem Nest aufgefunden. Von H. Thiele 12. Uebersicht der von Herrn C. Euler im Distriet Cantagallo, Provinz Rio de Janeiro, gesammelten Vögel. Vom Herausgeber . . . Deutsche ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 13. Protokoll der LVII. Monats-Sitzung. Verhandelt, Berlin den 6. Oc- tober 1803 . . . STR OR VE EHER 14. Protokoll der VI. Tan e versa ling le ae on Erster Tag: Dienstag den 7. October. Im Zoolosschen Garten. Abends im Sitzungs-Local. (A. Brehm: Ueber Vogelschutz.) Zweiter Tag: Mittwoch den 8. October. Im Zoologischen Mu- seum. (Cabanis: Neue peruanische a des Herrn Jelski.) Abends im Sitzungs-Local . . Dritter Tag: Donnerstag den 9. Ocier Im alle Museo, . Protokoll der LVIII. Monats-Sitzung. Verhandelt, Berlin den 1. De- cember 1873, (Reichenow: Neue westafrikanische Vogelarten. — E. v. Homeyer: Aqguila Boeckü, vorläufige Notiz. — Cabanis: URnaspts canipallatasn..sp.) ev... une Seite 101 IV INHALT. 16. Protokoll der LIX. Monats-Sitzung. Verhandelt, Berlin den 5. Ja- nuar 1874. (Brehm: Ueber Aegithalus pendulinus in Nord-Deutsch- land. — Reichenow: Terpsiphone nigromitrata n. sp.) . Nachrichten: 17. An die Redaction eingegangene Schriften . 1I. Heft, No. 126. Aufsätze, Berichte, Briefliches etec.: 1. Neue Beiträge zur Ornithologie Cuba’s. Nach eigenen 30jährigen Beobachtungen zusammengestellt von Dr. Jean Gundlach. (Fort- setzung; s. Jahrg. 1872, $. 401—432.) . . . Eee 2. Zusätze und Berichtigungen zur Revision der Vögel Neukeleniet Von Dr. O. Finsch, in Bremen . . : N 3, Uebersicht der von Herrn Carl Euler im en Con Bis vinz Rio de Janeiro, gesammelten Vögel. (Schluss; s. $. 81—90.) Vom Herausgeber . .. Deutsche ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 4. Protokoll der LX. Monats-Sitzung. Verhandelt, Berlin, den 2. Fe- bruar 1874. (Cabanis: Amydrus Reichenowi n. sp.) . . 5, Protokoll der LXI. Monats-Sitzung. Verhandelt, Berlin, den 2. März 1874, (Cabanis: Bericht über Giebel’s Thesaurus Ornithologiae! — Ueber Lanius excubitor und verwandte Arten und über „Ab- arten“ im Allgemeinen. — Wagenführ: Phyllornis auröfrons in der Gefangenschaft.) . > & Nachrichten: - 6. An die Redaction eingegangene Schriften . . . .» ... 7. Naturalien-Verkauf 2» Ill. Heft, No. 127. Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.: 1, Zur Ormithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. Von Hans Graf v. Berlepsch. (Schluss; s. Jahrg. 1873, S, 225—293.) 2. Aqwila pennata und minuta. VonH. Goebel 1 N 3. Neue Beiträge zur Ormithologie Cuba’s. Nach eigenen 30jährigen Beobachtungen zusammengestellt von Dr. Jean Gundlach: (Fortsetz.; s. S. 113—168.) . . . . . . . . . . DEE Toner Seite 107 17: 113 167 225 232 . 233 238 240 INHALT. Beitrag zur Örnithologie der u Fan Von Dr. Jean Gundlach Zweiter Nachtrag zum Bericht über die ornitholdeischen Untersu: chungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. Von L. Taezanowski Zur Frage über den Erfolg von Nistkästen. Von Prof. Dr. Th. Liebe, in Gera ; Ornithologische Mittheilungen aus De sehen (1873 Mon Yıleaas Ritter v. Tschusi-Schmidhofen. hs Deutsche ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 8 ch 10. Protokoll der LXII. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, d. 13. April 1874. (Golz: Notiz über die Guanolager Peru’s. — Cabanis: Hermaphroditismus bei Vögeln. — Reichenow: Campephaga fulgida ». sp, Pytelia Reichenowi Harti. n. sp. — Ueber Hux- ley's System. — Wagenführ: Hochzeitskleid der Ardea go- liath) . Protokoll der LXUN. Monats- ae Verhandelt Berlin, d. 4. Mai 1874. (Cabanis: Chrysotis panamensis n. sp.) . . Protokoll der LXIV. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin den! 1 Juni’ 1874. (Cabanis: Identität von Turdus apicalis Hartl. und. Moargarops montanus (Lafr.) Nachrichten: 11. An die Redaction eingegangene Schriften IV. Heft, No. 128. Aufsätze, Berichte, Briefliches etc.: 1a 6. 7, Zur Vogelfauna Westafrika’s. Ergebnisse einer Reise nach Guinea. Ber Aantonskeichenow.. 2.0.00... ern Notizen über einige Vögel Pommerns. Von Dr. A. Hansmann Briefliches über Nistkästen. Von G.v. Koch . . ..... Verzeichniss der in China beobachteten europäischen en Nach R. Swinhoe. Von M. Th. v. Heuglin . . Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Omas in land. horizontalen und verticalen Verbreitung. Von Dr. N, Sever- zow. Aus dem Russischen mit Originalzusätzen und Berichtigungen des Verfassers. (Forts.; s. Jahrg. 1873, S. 321—389,) . 5 Ornithologische Notizen aus der Krim. Von H. Goebel. , Briefliche Notiz aus Norwegen. Von Robert Collett Deutsche ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 8, Protokoll der LXV. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. Sep- Seite 304 315 337 . 340 350 447 455 INHALT. Seite tember 1874. (Cabanis: Bemerkungen über Centropsar mirus Selat. -— Reichenow: Criniger Falkensteini n. SP.) » x x» . 456 9. Cireular an die Mitglieder der Gesellschaft . . 2»... ..459 Nachrichten: 10. An die Redaction eingegangene Schriften . . . . 460 Index der systematischen Namen des XXII, Jahrganges, 1874. Vierte Folge, :2,-Band'.;. „a ml EST N Bi AB Tafeln des Jahrganges. Pyrrhula cineracea Cab. Siehe Seite 39. Fig. 1. Iridornis Jelskii Cab. Siehe Jahrg. 1873, Seite 316. Fig. 2. Synallaxis (Schizoeaca) palpebralis (Jelski). Siehe Jahrg. 1873, Seite 319. Aquila Boeckii E. F. v. Homeyer. Siehe Seite 105. Fig. 1. 2. Aquwila clanga Pall. juv. Siehe Jahrg. 1873, Seite 455—457. Fig. 3. Aquila orientalis Cab. juv. Siehe ebendaselbst und Jahrg. 1874, Seite 93, a u Aura JOURNAL für ORNITHOLOGIE. Zweiundzwanzigstier Jahrgang. Nachweis des Speeiesunterschiedes von Corvus corone und Corvus cornic, und ihrer häufigen Verbastardirung an den Eischalen. Von W. v. Nathusius (Königsborn). In No. 112 von 1871 dieses Journals habe ich Seite 253 u. fl. des Verfahrens, um aus den Dimensionen der Mammillen der Ei- schale in gewissen Fällen Speciesunterschiede bestimmt nachzu- weisen, schon kurze Erwähnung gethan und glaube gezeigt zu haben, dass hier ein wirklich speeifisches, der Variation nicht unterworfe- nes Kriterium vorliegt. Auch in No. 119 d. Journ. v. 1872 sind hierzu noch einige Nachträge geliefert. Die in dieser Richtung mit Corvus corone und (. cornix ange- stellten Untersuchungen haben in Folge der grossen Complication der Verhältnisse bei diesen einen solchen Umfang erreicht und theils so schwierig zu deutende Resultate ergeben, dass es ange- messen erscheint, näher als bisher auf die Methode der Unter- suchung einzugehen, um den Grad ihrer Zuverlässigkeit deutlich zu "machen, aber auch um jeden Ornithologen durch nähere Be- schreibung der Ausführung zu ihrem Gebrauch in Stand zu setzen. Die Herstellung der erforderlichen Präparate ist so einfach und leicht, dass Jeder, der überhaupt diejenige manuelle Geschicklich- keit besitzt, die freilich für jede Art der Naturforschung erforder- lich ist, keine Schwierigkeit dabei finden wird. Wie früher ausgeführt, ist die innere Fläche der Eischale mit zitzenförmigen Fortsätzen besetzt, deren Spitzen in die Fasernetze der Schalenhaut inserirt sind. Die Dimensionen dieser zitzenför- migen Fortsätze — der Mammillen der Schale, wie ich dieselben Cab Journ. f. Ornith. XX1I. Jahrg. No. 125. Januar 1874. 1 s 2 W. v. Nathusius: bezeichnet habe —, sind bei verschiedenen Species häufig sehr verschieden, und es handelt sich bei Herstellung der Präparate darum, diese Dimensionen unter Beihülfe des Mikroskops bequem und sicher messen und feststellen zu können. Für alle solehe Untersuchungen ist es von grosser Wichtigkeit, die Präparate dauernd zu conserviren, was in diesem Falle so leicht auszuführen ist, dass es mir wohl gestattet ist, das Verfahren so zu beschreiben, dass es auch diesen Zweck im Auge behält, und dabei auch auf solche Einzelnheiten einzugehen, die für Mikrosko- piker von Fach keiner Erwähnung bedürfen würden. Ich werde ierner, da es sich hier um Krähen-Eier handelt, von der Behandlung der Eier von ähnlicher Grösse und Beschafienheit ausgehen. Die Nutzanwendung für grössere und kleinere Eier wird leicht zu machen sein. : Aus der Eischale wird mittelst einer dreieckigen Feile ein viereckiges Stück von 8 Mm. Länge und Breite ausgeschnitten, und zwar vom Aequator des Eies. Zwar sind die Dimensionen der Mammillen an den verschiedenen Stellen der Schale nicht nach- weisbar verschieden , aber dort ist die Wölbung am flachsten und regelmässigsten, und da es sich ferner, wie weiterhin erläutert wer- den wird, um die immer schwierige Aufgabe handelt, irrationale Durchschnittszahlen zu berechnen, so muss Alles vermieden wer- den, was Unregelmässigkeiten in die Grundlagen dieser Durch- schnitte bringt. Ist das Ei schon beschädigt oder zerbricht es bei dieser Be- handlung, so kann man auch unregelmässig geformte, grössere Schalenstücke verwenden. Es ist räthlich, diese Stücke auf der äusseren Fläche durch eine Zahl oder einen Buchstaben mit Tinte so zu bezeichnen, dass keine Verwechselungen stattfinden können. Bei grösseren Untersuchungsreihen, wie z. B. der vorliegenden, wo über 40 Präparate von Krähen-Eiern angefertigt sind, ist dies durchaus nothwendig. | Auf einem Glasplättchen, das als Objectträger dienen soll *), ist ein Tropfen Kanadabalsam, wie er in jeder Apotheke zu haben sein wird, über einer kleinen Spirituslampe so lange vorsichtig *) Diese Objectträger in den üblichenn Grösse, so wie die später zu er- wähnenden dünnen Deckgläschen und Schutzleisten, liefert für einen grossen Theil der deutschen Mikroskopiker der Glasermeister Heinrich Vogelin Giessen. Ich ziehe das alte Giessener Vereinsformat — 48 Mm. Länge bei :8 Mm. Breite — dem längeren englischen — 76:26 — in jeder Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus corniz. 3 erhitzt, bis er sich beim Erkalten so erhärtet zeigt, dass mit dem Fingernagel kein Eindruck mehr in denselben zu machen ist. Dies ist wesentlich, denn das spätere Abschleifen ist bei noch etwas weichem Balsam eine widerwärtige Operation. Der Objectträger wird nun wieder so weit erwärmt, dass der Balsam erweicht und das Schalenstück mit seiner äusseren Fläche in denselben so eingedrückt werden kann, dass es in seinem Mit- telpunkte das Glas berührt. Es wird zweckmässig sein, hierbei einen überflüssigen Hitzegrad zu vermeiden. Bei den feinen Scha- len wenigstens scheint die Structur der inneren Schalenfläche durch zu starke Erhitzung etwas alterirt zu werden. Nach vollständigem Erkalten wird die Oberfläche mit einer in Wasser getauchten feinen Feile geebnet und so weit abgefeilt, dass die innere Schalenfläche noch auf 3—4 Mm. unberührt ist, was man an den vorhandenen Resten des Schalenhäutchens leicht erkennen kann. Das weitere Abschleifen geschieht auf einer mattgeschliffenen Glasplatte mit feinem, geschlemmten Schmirgel und etwas Wasser. Selten wird Schmirgel von genügender Feinheit käuflich zu er- langen sein. Man wird ihn selbst abschlemmen müssen, was in- dess bei den erforderlichen geringen Mengen eine leicht auszufüh- rende Operation ist, die wohl keiner weiteren Beschreibung bedarf. Je feiner und gleichmässiger der Schmirgel, desto schöner werden die Präparate, desto langwieriger ist aber auch die Operation, so dass man bei grösseren Stücken, z. B. Strauss, mit gröberen Sor- ten beginnt und mit den feinen Sorten den Beschluss macht — beim fractionirten Abschlemmen erhält man die verschiedenen Fein- heitsgrade ohnehin getrennt. Beim Krähen-Ei wäre dergleichen unnütze Weitläuftigkeit. Ist das Präparat mit der Feile, wie an- gegeben, vorbereitet, so genügen wenige Minuten, um mit einer Messerspitze feineren Schmirgels ein befriedigendes Resultat zu er- langen. Würde man das Schleifen so lange fortsetzen, dass das Scha- lenhäutchen gänzlich entfernt ist, was bei grösseren Eiern richtig ist, so würde das Präparat bei kleineren zu wenig Mammillenquer- schnitte enthalten, um befriedigende Durchschnittsresultate entneh- Beziehung vor; besonders aber hier, wo schon die kürzeren Glasplatten bei der starken Erhitzung leichter springen, als angenehm ist. Uebrigens kann man die billigsten grünlichen Sorten um so unbedenklicher anwen- den, als diese Präparate nur bei direeter Beleuchtung beobachtet werden, die Qualität des Glases also ganz gleichgültig ist. 2 4 W.v. Nathusius: men zu können. Beim Krähen-Ei wird man etwa dann mit dem Schleifen aufhören müssen, wenn noch 2—2,5 []Mm. Reste des Schalenhäutchens sich zeigen. Ein möglichst gleichmässiges Ver- fahren in dieser Beziehung bei denjenigen Präparaten, die unter einander verglichen werden sollen, ist, wie schon angedeutet, noth- wendig. Das Präparat, das nun, je nach der länglicheren oder runderen Form des Eies, ein mehr oder weniger oblonges, in den Kanada- balsam eingebettetes Scheibchen zeigt, dessen Durchmesser beim Krähen-Ei durchschnittlich 6 und 4 Mm. betragen, wird rein ge- waschen und getrocknet und auf seiner abgeschliffenen Fläche ein Portiönchen des ganz feinen rothen Eisenoxyds oder Colcothars, wie man es als feinstes Polirpulver käuflich erhält, und wie es an der mit etwas Speichel befeuchteten Fingerspitze hängen bleibt, mit dieser gründlich eingerieben, bis es ziemlich trocken ist. Nach- dem dann die gröberen Reste des Eisenoxyds abgewischt sind, wird es mit einem weichen Handschuhleder so lange abgerieben, bis die Oberfläche ziemlich glänzend ist. Es zeigt nun in der Mitte einen tief braunrotben Fleck, wo das Eisenoxyd in den Ver- tiefungen hängen geblieben ist, und bei mässiger Vergrösserung und directer Beleuchtung unter dem Mikroskop betrachtet, in der Mitte dieses Flecks, der Wölbung der Schale entsprechend, ein, ziemlich undeutliches Bild derjenigen Mammillenendungen, die durch das Schleifen nicht betroffen sind, weiter nach der Peripherie hin zahlreiche, mehr oder weniger tief abgeschliffene Mammillen, die sich in mehr oder weniger reinem Weiss von dem in die Fu- gen eingeriebenen Eisenoxyd abheben; endlich am Rande desselben unregelmässige Figuren aus Verschmelzung mehrerer Mammillen entstanden und halbinselartig mit der verwachsenen Schalenmasse zusammenhängend. Die eigentliche Schalenmasse ist übrigens nicht homogen oder structurlos und röthet sich deshalb mehr oder we- niger durch anhaftendes und eindringendes Eisenoxyd. Das Präparat ist nun zur Beobachtung fertig; um es aber dauernd für die Sammlung zu conserviren, muss es mit einem Deck- gläschen versehen und durch festen Verschluss des Randes des letzteren geschützt werden. Ein solcher Verschluss für trockene. Präparate ist auf verschiedenen Wegen leicht herzustellen. Erst wenn es sich um in Flüssigkeiten liegende Präparate handelt, na- mentlich wenn erstere leicht verdunstende sind, beginnen die Schwierigkeiten eines solchen Verschlusses; um aber doch eine Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus corniz. 5 und zwar leicht auszuführende und zweckmässige Methode zu geben, will ich diejenige anführen, die ich stets angewendet habe, und die im Wesentlichen auf den Welcker’schen Wachsverschluss hinaus- kommt. Nachdem ein Deckgläschen von passender Grösse, hier ein quadratisches Plättchen von 12 oder höchstens 15 Mm. Seitenlänge, auf die Schlifffläche gelest ist, werden dessen Kanten mit dem er- hitzten, aber nicht angebrannten Docht eines Wachsstocks so um- fahren, dass ein Wachsrähmchen von circa 3 Mm. Breite entsteht, das um etwas über die Glasplatte überfasst. An den meisten Stel- len wird die Schicht von Kanadabalsam, in welcher der Schalen- schliff liegt, über den Wachsrahmen herausreichen. Dieses Ueber- stehende und so viel von dem Wachsrahmen, dass dieser nur noch 2,5 Mm. Breite behält, wird mit einer erhitzten Federmesserklinge abgeschnitten, der Objectträger bis an diesen Schnitt vollständig gereinist, und nun der Wachsrahmen mit dem von Schacht für solche Präparate mit Recht empfohlenen Maskenlack No. 3 von Beseler in Berlin (Schützenstrasse 66) so überzogen, dass der Lack nach innen und aussen den Wachsrahmen um etwa 1 Mm. über- ragt. Dieses geschieht durch successives Auftragen einiger Schich- ten mittelst eines kleinen Pinsels. Nachdem der Lack einiger- massen erhärtet, werden auf,den freien Enden des Objeetträgers 2 sogenannte Schutzleisten, .d. h. Glasstreifen von 10 Mm. Breite, deren Länge der Breite des Objectträgers entspricht, mit Wasser- glas aufgekittet. Streifen von gummirtem Papier, die auf diese Schutzleisten aufgeklebt werden, bieten genügenden Raum, um das Präparat zu etikettiren und alle wesentlichen Notizen, zu welchen auch das Datum der Anfertigung gehört, darauf zu verzeichnen. Sind auf diese Weise dauerhafte und zierliche Präparate ohne Mühe zu erhalten, so treten wesentliche Schwierigkeiten bei ihrem Studium ein. Das mikroskopische Sehen hat die Eigenthümlich- keit, dass beim Mangel von vergleichbaren Gegenständen, deren bekannte Grösse auch unbewusster Weise als Maassstab dient, eine Schätzung der Dimensionen für das Auge unthunlich ist. Einzelne Messungen können nicht zum Zweck führen, da man nirgends regel- mässige Formen und Dimensionen vor sich hat. Mikroskopische _ Bilder lassen sich in sehr befriedigender Weise photographiren und wäre dieses ohne Zweifel das beste Verfahren; da es mir aber nicht zu Gebote stand, habe ich mich mit Zeichnungen begnügen. müssen, für welche in diesem Falle das Zeichenprisma oder die 6 W. v. Nathusius: Camera lucida ein kaum entbehrliches Hülfsmittel ist. Es würde ru weit führen, wollte ich Apparat und Verfahren hier beschreiben; das aber will ich doch erwähnen, dass eine solche Zeichnung die genaueste Bestimmung der Dimensionen in sich schliesst, da man nur einen Objectivmikrometer, d. h. ein in eine Glasplatte einge- ritztes ganz feines Maassstäbchen genau in derselben Art und unter derselben Vergrösserung zu zeichnen braucht, um den Grad der Vergrösserung zu bestimmen. Leider kann aber eine solche Zeichnung immer nur einen Theil des Bildes umfassen. Als ich bei der Untersuchung des Spe- ciesunterschiedes von Anser domesticus, cinereus und segetum aus solchen Zeichnungen bestimmte Zahlen über diese Verhältnisse ent- nehmen wollte, stiess ich auf die grössten Schwierigkeiten. Die Unterschiede von segetum traten allerdings immer deutlich hervor, wenn ich z. B. in einer gemessenen Fläche der Zeichnung die deut- lich gesonderten Mammillenquerschnitte zählte; aber um eine Ueber- einstimmung der Hausgans mit der Graugans oder verschiedener In- dividuen derselben Form unter sich nachweisen zu können, dazu waren die Zahlen, der Unregelmässigkeit der Bildung entsprechend, zu schwankend. Endlich stellte sich jedoch heraus, dass, wenn ich aus den deutlich gesonderten und regelmässiger geformten Querschnitten, welche eine Uebersicht des Präparats’ zeigte, die grössten in einer bestimmten Zahl heraussuchte, für sich zeichnete und dann die Zeichnungen in einer gleichmässigen Reihe ordnete und nebenein- ander stellte, sehr befriedigende und constante Resultate erreicht wurden, die um so besser ausfielen, je sorgfältiger und consequen- ter beim Aussuchen der Querschnitte verfahren wurde. Die Proce- dur ist bei einiger Uebung gar nicht so schwierig und zeitraubend. Man muss nur nicht scheuen, eine etwas grössere Zahl von Mam- millenquerschnitten zu zeichnen, was ja mit dem Zeichenprisma sehr schnell geht. Ist man nur sicher, keine der grösseren über- gangen zu haben, so scheidet man die kleinsten der gezeichneten nachträglich leicht aus. Meistens habe ich definitiv eine Reihe von 12 Querschnitten zusammengestellt und zu diesem Behuf 15 oder 16 vorläufig gezeichnet. Die Zahl 12 liegt nun einmal nah, ich glaube aber, dass bei den Schliffen von Krähen-Eiern die Zahl 10 vielleicht noch bessere und gleichmässigere Resultate gäbe. Es muss dies davon abhängen, wie viele dem normalen sich nähernde Querschnitte überhaupt in den Präparaten vorhanden sind, und die Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus cornie. 7 Zahl derselben ist in dem Präparat von einer grösseren, also flacher gewölbten Schale nothwendig grösser. Es finden sich häufig auch einzelne sehr grosse Querschnitte, die sich oft schon durch ihre unregelmässige Form gewissermassen als zufällige Inseln von Schalensubstanz herausstellen, aber auch bei regelmässigerer Form durch ihre von den übrigen wesentlich abweichende Grösse aussondern. Diese setze ich bei der Zusam- menstellung ante lineam und lasse sie bei der Berechnung der Durchschnitte fort. Wenn man aus einer doch nicht sehr grossen Zahl von Objecten Durchschnitte berechnen will, muss man solche, die sich unzweideutig als abnorm herausstellen, ausscheiden. Stossen einzelne Querschnitte auf, bei welchen man darüber zweifelhaft wird, ob sie als vollständig isolirt zu betrachten sind, oder ob sie wegen ‘zu unregelmässiger Form nicht auszuschliessen sind, so zeichnet man sie einstweilen und versieht sie mit einem Fragezeichen. Man wird dann meistens sich leicht überzeugen, dass ihre Aufnahme oder Hinweglassung wenig am Schlussresultat ändert, übrigens beim Vergleich mit der Gesammtheit den Grund zu einem von bei- den finden. Bei den früheren Untersuchungen hatte ich die zu vergleichen- den Reihen, nach der Grösse geordnet, so neben einander gezeich- net, dass sie in gleichen Entfernungen über und neben einander standen. Dann werden auch geringere Unterschiöde eben so merk- lich, als Uebereinstimmungen deutlich hervortreten. Die damals mitgetheilten Zahlen beruhten, -wie auch nicht verschwiegen wurde, auf einer nur sehr oberflächlichen Messung der Querschnitte aus der Mitte der Reihen. So frappant auch beim Vergleich einer mässigen Anzahl von Reihen die Prüfung dieser Zeichnungen ist, so bleibt hierbei der Uebelstand, dass zu einer vollständigen Mittheilung der Versuchs- resultate zahlreiche Tafeln von Abbildungen gehören würden, und bei der Menge, zu der sich das Material bei der hier mitzutheilen- den Untersuchung häufte, geht auch beim wiederholten Vergleich der Zeichnungen der Ueberblick verloren. Es bedurfte der klaren, präeisen Zahlenausdrücke, um die Resultate zu entwirren; ich musste mich also entschliessen, zum Messen der einzelnen Quer- schnitte zu schreiten, und die Schwierigkeiten, die ihre ganz unregel- mässige Form darbietet, zu überwinden suchen. Schon früher war auf das Ausschneiden und Wiegen der Zeich- nungen, nachdem sie auf starkes gleichmässiges Papier aufgetragen, 8 W. v. Nathusius: und dieses vorher gemessen und gewogen ist, hingedeutet. Ein Theil der Messungen, welche die zum Schluss angehängte Tabelle enthält, sind so ausgeführt; leider war aber dieses Verfahren um deshalb zu zeitraubend, weil der Maassstab der Zeichnungen ein zu kleiner ist, um dasselbe direct anwenden zu können. | Man wird sehen, dass die durchschnittliche Grösse der Mam- millenquerschnitte bei den Krähen etwa zwischen 0,01 und 0,005 [_)Mm. liest. Es wurde eine Vergrösserung angewendet, welche die linearen Dimensionen der Zeichnungen auf das 91,öfache, also die Flächenvergrösserung auf das 8372fache brachte. Weiter zu gehen ist nicht ohne Schwierigkeit. Man würde zu directer Son- nenbeleuchtung oder zu Beleuchtungslinsen greifen müssen, aber auch dann noch die Uebersicht über das Präparat verlieren u. s. w. Die oben gegebenen wirklichen Dimensionen ergeben bei jener Ver-. grösserung immer nur Figuren von 34—42 []Mm., Fläche, was eben zu gering erscheint, um der Bestimmung durch Wägung befriedi- gende Genauigkeit zu geben, ohne dass die zeitraubende Vergrösse- rung derselben vorhergehen muss. Ich habe dann einige Messungen in der Art vorgenommen, dass ich ein durchsichtig gemachtes Papier, welches durch feine rothe Linien in Quadrate von 4L[JMm., die durch eben solche blaue Linien wieder in 4 Theile zerfielen, getheilt war, über die Zeich- nungen legte. Man kann so die vollen Vierecke, welche innerhalb des Umrisses der Figur liegen, ziemlich leicht zählen und bei den- jenigen, welche durch den Umriss geschnitten werden, den Bruch ziemlich genau schätzen; aber das Verfahren ist doch auch viel mühsamer und zeitraubender als man denken sollte, dabei sehr augen- und nervenangreifend. Glücklicher Weise wurde ich zufällig auf den Polarplanimeter von Amsler-Lafond aufmerksam und konnte den grössten Theil der Messungen mit diesem ausführen. Auf Erklärung und Beschreibung dieses merkwürdigen Instruments näher einzugehen, würde hier viel zu weit führen. Es muss die Anführung genügen, dass es wirklich die scheinbar ganz irrationelle Aufgabe löst, den Flächen- inhalt einer beliebigen Figur, nachdem man ihren Umriss mit einem Stift, der sich an dem einen der Schenkel des Instruments befin- det, umfahren hat, direct an einem Nonius abzulesen. Es be- stehen gewisse nicht leicht zu vermeidende Fehlerquellen, es bedarf also immer einiger im Wesentlichen übereinstimmender Messungen, um sich vor ihrem Einfluss zu schützen, und diese Wiederholungen Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus corniw. 9 sind bei den kleinen Figuren schon deshalb erforderlich, weil die Noniuseinheit für diese eine etwas zu beträchtliche Grösse ist; aber wenigstens für den vorliegenden Zweck tritt dieses gegen die ausser- ordentliche Erleichterung und Zeitersparung, welche das Instrument gewährt, in den Hintergrund. Ich habe mich begnügt, die Flächen der einzelnen Querschnitts- zeichnungen bis auf einen möglichen Fehler von 0,5 [JMm. bei den kleineren und 3 []Mm. bei den grösseren zu bestimmen. Dies be- trüge nicht ganz 4%,. Nun sind aber die zu betrachtenden Durch- sehnittszahlen immer erst aus 12 solchen Messungen berechnet, so dass sich kleine Messungsfehler in der Durchschnittszahl gegen- seitig ausgleichen, und diese Flächenbestimmungen jedenfalls aus- reiehend genaue sind; denn leider liegt in dem ganzen Verfahren, indem aus unregelmässig auftretenden Erscheinungen durch grössere Durchschnitte bestimmte Zahlen gezogen werden müssen, eine weit beträchtlichere Fehlerquelle. Wir werden einer solchen allerdings nie entgehen, so bald wir die Maasse von Organismen kategorienweise bestimmen wollen, und werden uns dadurch nicht abhalten lassen, Relationen zwischen mathematisch betrachtet so unbestimmten Grössen zu suchen; aber wir werden uns allerdings die Fehlergrenzen klar machen müssen, innerhalb deren wir uns in den gegebenen Verhältnissen bewegen. Hierzu bietet die vorliegende Untersuchungsreihe einiges Ma- terial. Sie enthält 7 Fälle, in welchen von demselben Ei-Indivi- duum mehrere Präparate gemacht und bestimmt sind. Diese Mes- sungsresultate folgen in allen Einzelheiten auf der angehängten Tabelle A. Die einzelnen Querschnitte sind nach ihrer Fläche geordnet und die Dimension der linear 91,5fach vergrösserten Zeichnungen in Quadratmillimetern angegeben. Nur die gezogene Durchschnitts- zahl ist auf die wirkliche Grösse, aber ebenfalls in Quadratmilli- "meter reducirt. Zur Erläuterung der 2. und 3. Colonne bei Ei No.2 diene die Bemerkung, dass hier versucht war, dasselbe Schalenstück, nach- dem das Ergebniss des Anschliffs gezeichnet war, nochmals abzu- schleifen, so dass neue Querschnitte entstanden. Man wird den Durchschnitt beider Colonnen, also 0,0078, mit dem ersten Präparat zu vergleichen haben. Dann ergeben die Resultate dieser Tabelle, übersichtlich zusammengestellt, Folgendes: 10 W. v. Nathusius: 1. Präp. 2. Präp. „ Durchschn. 1 A St. 0,0078. 0,0084. N I RR TR ROTE 0,0080. . 0,0079. 0 TR 0,0076. 0,00725. alte 0,0071. 0,0072. RE NEINIT: 0,0081. 0,0059. Ihe 0,0072. 0,00715. Bastard-Ei . . . 0,0085. 0,0090. 0,00875. Also bei den Eiern No. 8, 11, 16, 17 und beim Bastard-Ei eine sehr befriedigende, theils geradezu überraschende Ueberein- stimmung, bei No. 2 und 10 allerdings merkliche Differenzen. Diese betragen auf Hundert berechnet fast 15°, bei No.2 und über 13% bei No. 10. Sie werden, wenn man den Durchschnitt annimmt, schon auf die Hälfte reducirt. Handelte es sich um besonders wich- tige Fälle, so würden sie durch Anfertigung noch einiger Präparate noch weiter reducirt werden können. Vergegenwärtigt man sich jedoch, dass eine Differenz in der Fläche von 15%,, also Y/,— !/,;, nur einer linearen Differenz von etwas über 7%, oder !); — !ı, entspricht, und dass diese schon sehr gering erscheint, wenn man bedenkt, auf wie unregelmässigen Grundlagen diese Durchschnitte beruhen, so wird man sich vor zu grossen Künsteleien damit hüten und sieh dess bescheiden, dass Differenzen bis 15°, innerhalb der Fehlergrenze der Methode liegen können, wenn nur ein Präparat angefertigt ist, wenn schon diese Fehlergrenze sich durch Anfertigung mehrerer Präparate von dem- selben Ei zweifelsohne verengern lässt. Hierzu würde man also bei besonders interessanten Individuen oder auch dann zu schreiten haben, wenn das erste Präparat auffallende und bedenkliche Re- sultate ergiebt. In No. 12 von 1871 d. Journals hatte ich einen Zweifel dar- über nicht verhehlt, ob die Methode bei Oscinen und sonstigen zar- ten Eischalen anwendbar sei. Richtig bleibt allerdings, dass sie bei kleineren Eiern und solehen, deren Mammillen stumpfere Ke- gel bilden, weniger präeise Resultate, als bei Struthioniden, Galh- naceen und Lamellirostren geben muss. Wenn z. B. bei Oygnus musicus der erste und letzte Querschnitt einer solchen Zwölferreihe 193 und 139,2 DMm., bei Casuarius galeatus 155,25 und 103,5 UMm. haben, so zeigt die Tabelle A. hierin weit grössere Diffe- renzen. Man wird eben specifische Unterschiede in den Dimensio- nen der Mammillen nur dann sicher nachweisen können, wenn diese Serach Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus cornix. 11 Unterschiede weit über die Fehlergrenze der Methode hinausgehen, und dieses ist, wie sich zeigen wird, bei Corvus corone und corniz der Fall. Im Allgemeinen hat sich die Befürchtung, dass die Methode auf Oscinen und überhaupt auf zartere Eier nicht anwendbar sei, glücklicher Weise nicht bestätigt. Die Untersuchung einer Reihe von Oscinen, COlamatoren und Scansoren in anderen Richtungen, die zu dem sehr erfreulichen Re- sultat geführt hat, dass Oscinen von Clamatoren in einigen Be- ziehungen auch durch die Schalenstructur ziemlich sicher zu tren- nen sind, worüber hoffentlich bald das Nähere berichtet, werden kann, hat die Gelegenheit geboten, von den bearbeiteten Eiern zu- gleich solche mit Eisenoxyd eingeriebene Anschliffe herzustellen. Sie liegen mir vor: von Upupa epops, Merops apiaster, Alcedo ispida, Caprimulgus europaeus, Coracias garrula unter den Clamaioren; von Picus viridis, Iynx torquilla unter den Scansoren; von Sturnus vulgaris, Lanius collurio, Turdus viscivorus, ER- rundo riparia unter den Oscinen. Bei keinem ist die Aussicht verschlossen, erforderlichen Falles solche specifische Vergleichungen vornehmen zu können. Nament- lich bei den Clamatoren und den Scansoren erscheinen die Quer- schliffe sehr präeis und klar. So zarte kleine Eier als Hirundo ‚werden freilich immer gewisse Schwierigkeiten bieten, und ist eben die Frage die: ob die Speciesunterschiede, nach denen man suchen würde, auch in diesem Schalencharakter bestimmt genug ausge- sprochen sind. Es ist sogar ein zweiter Anschliff von Motacilla flava hergestellt, der unter letzterer Voraussetzung nicht ganz un- brauchbar erscheint. Doch es ist wohl Zeit, dass ich endlich nach dieser etwas langen, aber, wie ich glaube, nothwendigen, allgemeinen Einleitung zu den speciellen Verhältnissen der Krähen komme. Diese werden am deutlichsten hervortreten, wenn ich zunächst den historischen Gang der Untersuchung verfolge. Eine Zusammenstellung der Zah- . lenresultate- giebt dann die angehängte Tabelle B. Die zuerst von Keitel in Berlin entnommenen Eier von cornix und corone, von jeder ein Stück, zeigten eine sehr bestimmte Ver- schiedenheit, corone — No. 3 der Tab. B. — einen Mammillen- querschnitt von 0,0105, corniz — No. 29 d. Tab. B. — nur 0,0050 E[lMm. Sonach stand ein positiver Erfolg der Untersuchung in 12 W. v. Nathusius: Aussicht, es bedurfte aber natürlich der Bestätigung dieses Resul- tats an mehreren Individuen. Für corniz war diese leicht zu er- halten. 2 Eier von Schlüter aus Halle bezogen — No. 23 und 28 d. Tab. B. — und als aus Süd-Russland bezeichnet, gaben 0,0052 und 0,0058, eine wenigstens befriedigende Uebereinstimmung. Anders mit corone. Schlüter hatte sie augenblicklich nicht vor- räthig. Vier von Keitel bezogene Individuen gaben folgende Re- sultate.e Das eine — No. 2 d. Tab. A. und No. 14 d. Tab. B. — gab beim 1. Präparat 0,0091 DMm., nach dem Durchschnitt meh- rerer Präparate nur 0,0084. Dies stimmte wenigstens noch eini- | germassen mit der No. 1. No. 25 d. Tab. B., ebenfalls aus Wit- tenberg, nur 0,0055, also ganz mit den eorniw-Eiern stimmend. Nr. 4 d. Tab. B., aus Schweden, 0,0104, ganz mit corone — No. 3 d. Tab. Be — stimmend. No. 26 d. Tab. B., aus Braunschweig, 0,0054, wieder mit cornie stimmend. Unterdess hatte Schlüter in sehr gefälliger Weise aus einer Privatsammlung 2 Eier für mich beschafft, die dort als corone, aus Anhalt stammend, bezeichnet waren. Das eine war unbrauchbar, weil die innere Schalenfläche, wie dies bei gefaulten oder auch schlecht ausgeblasenen Eiern öfter der Fall ist, gelitten hatte. Das andere — No. 27 d. Tab. B. — ergab 0,0053, stimmte also wieder mit cornix. Der Gedanke, dass No. 25, 26 und 27 wirklich cornix und nur falsch bezeichnet waren, lag wohl nahe. Auch der gewissenhafteste Naturalienhändler kann bei solchen Eiern, die, wie hier, äusserlich gar nicht unterscheidbar sind, getäuscht werden, und das möchte auch vielen Sammlern passiren können; es galt also nunmehr, corone- Eier aus ganz sicheren Quellen zu erhalten und zwar, wenn mög- lich, aus Gegenden, wo cornix gar nicht oder nur selten vorkommt. Es musste deshalb die schon im Frühjahr 1872 begonnene Unter- suchung bis zur Legezeit der Krähen im Jahre 1873 ruhen. Ich hatte mich unter Mittheilung des Zwecks an zwei Herren gewandt, die auch mit grosser Freundlichkeit meiner Bitte durch Uebersen- dung von Eiern und Notizen entsprachen und gewiss die Garantie competenter Beobachter boten. Herr v. Tchusi-Schmidthofen zu Tännenhof bei Salzburg, als Ornithologe genügend bekannt, der die wechselnde Verbreitung von corone und cornix in Oesterreich spe- ciell verfolgt hat, und Herr Oberförster Müller zu Gladenbach bei Marburg, ebenfalls als Naturforscher und Autor bekannt. Durch Beide erhielt ich Gelege von je 2 Eiern, und zwar von Krähenpaa- Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus cornize. 13 ‘ren, welche sie selbst als einfarbig schwarze Krähen beobachtet und erkannt haben; überdem kommt, nach beider Herren Mitthei- Jungen, cornız dort nur ganz ausnahmsweise vor. Ferner erhielt ‚ich von meinem Schwager, Herrn Oberförster v. Meibom aus Kroff- dorf bei Giessen, ein Gelege von 3 Eiern. Auch dort ist ein Vor- kommen von corniz nicht beobachtet und das Krähenpaar, von dem diese Eier stammen, durch einen Förster als schwarze Krähen be- - obachtet. Endlich hatte Herr v. Tschusi die grosse Güte, von einem | Gelege seiner Sammlung, das als Bastard-Gelege Besen ist, indem er die Eltern, corone & und corniw 9 im Uebergangskleide zu corone, beim Zufliegen zum Neste erlegen konnte. Dieses war - 1868 ‘auf dem Jauerling 5000’ ü. M. bei Krems in Nieder-Oester- ‚reich. Diese Bastard-Eier haben eine ganz eigenthümliche dunkel - olivengrüne Färbung. | Folgendes ist nun das überraschende Resultat der Unter- suchung dieser Eier: eorone Nr. 7, aus Kroffdorf — No. 9 d. Tab. | B — . 4 2.8::0,0097: EIMm: n » 8% daher — No. 3 di Tab. B. — (Mittel zweier Präparate, ver- gleiche Tab. A.) . . VOOTSSE ” „ 9, daher — No. 12 d. Tab. B. — 0,0089 ,„ E.; „ 10, aus Gladenbach — No. 18 d. Tab. B. — (Mittel von 2 Prä- par, verel» Tab. Aa... 0,007157 7, ; 2 „ 11, daher — No. 16 d. Tab. B. — | (ebenso) . . RO UONZEE =: , „ 16, aus Salzburg — No. 92 d Tab, 3 B. — (ebenso) . . 000997 5, 8, 1%, dater < Not a Tat — 4 (ebenso) 2. 0,0072 5 _ Bastard-Ei von Jauerling — No. 1alder ab. B. — (ebenso) . . . 0,0087 =, Hiermit wäre die Untersuchung so em in eine Sackgasse gerathen gewesen, denn so unzweifelhaft es mir auch schien, dass alle diese Eier Bastard-Eier waren, so war dieses doch schwer het zu begründen, so lange es an einer Suite typisch überein- - stimmender corone-Eier fehlte. | Diese erlangte ich endlich aus der Naturalienhandlung von "Möschler in Herrenhuth, und zwar aus einer soeben empfangenen 14 .W. v. Nathusius: grösseren Sendung, von Dr. StöJker in St. Fiden bei St. Gallen ge- sammelt, also aus der nordöstlichen Schweiz. Ich bezog 8 Eier, von denen No. 12—15 ein zusammengehörendes Gelege bilden, No. 18—21 einzelne Eier sind, also wahrscheinlich aus verschiede- nen Gelegen stammen. Es ergeben diese Eier: corone No. 12 — No.1.d. Tab.B. — . . 0,0109 [IMm. ug No. 13 — No. 6d.Tab.B. — . . 00108 ,„ u No. 14 — No.8d.Tab.B. — . . 0,0100 ,„ M No. 15 — No. 11 d. Tab. B. — . . 0,0094 „ No. 183 — No.5 .d. Tab.B. — . . 00103 „ n No. 19 — No. 7 d. Tab.B. — . . 0,0102 ,„ u No. 20 — . No. 2d. Tab.B. — . . 00108 „ n No. 21 — No.9d.Tab.B. — . 0,0097 Die Differenzen, die hier bestehen, liegen vollständig innerhalb der unvermeidlichen Fehlergrenze, und haben wir somit, einschliess- lich der früher erwähnten No.’ 1 und 4, eine Reihe von 10 typisch übereinstimmenden Eiern, die als die reinen eorone zu betrach- ten sind. Sie ergeben einen Durchschnitt von 0,0102 oder 103; der von cornie wird etwa bei 0,0053 liegen. Das nachgewiesene Bastard- Ei, nach der Färbung der Eltern zu ®/, corone und !/, cornie an- zunehmen, hat 0,0087. 91%. 0,0102 DE ergiebt 0,0090; 4 dieses stimmte also ganz gut. Aber was sollen wir nun von den Gelegen aus Gladenbach und Salzburg denken, deren Eltern doch von zuverlässigen und com- petenten Beobachtern für corone gehalten worden sind, und die doch Abweichungen zeigen, die ich mit dieser Annahme für gänz- lich unvereinbar erklären muss; was von dem Kroffdorfer Gelege, bei welchem No. 7 allerdings rein sein könnte, No. 8 aber doch, und zwar in zwei vollständig stimmenden Präparaten, eine Abwei- chung zeigt, die ebenfalls dem entgegensteht, das Gelege als reine corone zu betrachten. Auch von den Salzburger und den Gladen- bacher Eiern sind je zwei Präparate gefertigt, die mit Ausnahme von No. 10 aus Gladenbach ganz vortrefflich unter einander stim- men. Bei No. 10 ist die Uebereinstimmung der beiden Präparate allerdings eine geringe, aber doch in beiden eine beträchtliche Ab- weichung von dem reinen corone-Typus constatirt. Herr v. Tschusi, welchem ich diese Resultate theilweise brief- ai a Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus cornixw. 15 lich mittheilen durfte, macht mich mit Recht darauf aufmerksam, - dass aus der Bastardirung auch rein schwarze Exemplare her- - vorgehen können und dass ein solches in eine corone-Bevölkerung aus einer andern Gegend eingewandert, solche Unregelmässigkeiten _ veranlasst haben könnte. Gewiss wäre dieses die einfachste und naheliegendste Erklä- - rung, wenn ein einzelner solcher Fall hier vorläge; aber auch die - beiden Gelege aus der Umgegend von Giessen zeigen sich ver- - bastardirt, und es müsste doch ein sehr merkwürdiger Zufall sein, - welcher bewirkt hätte, dass gerade die drei Gelege, die, von rein _ schwarzen Krähen abstammend, aus Gegenden erhalten wurden, - wo graue Krähen so gut als unbekannt sind, sämmtlich einer so zufälligen Beimischung unterlegen hätten. Diesem Verhältniss gegenüber möchte ich wenigstens zunächst vermuthen, dass die schwarzen Krähen dieser Gegenden überhaupt keine reine corone-Bevölkerung sind. Unter sehr dankenswerthen - Notizen über die Verbreitung der beiden Arten in Oesterreich, die mir Herr v. Tschusi mittheilte, finde ich eine Bemerkung über diese Verhältnisse, die mich sehr frappirt hat, und deren wör liche Mit- theilung ich mir eriaube, Sie lautet: „Bei Arnsdorf a. d. Donau (oberhalb Krems) ‚wo ich viele Sommer zubrachte, fand ich unter den zahlreichen Corvus corone 1863 und 1864 noch viele reine cornix; von Jahr zu Jahr vermin- derte sich jedoch ihre Zahl und gegenwärtig (1868) kommt dort cornıx nur mehr im Uebergangskleide vor. Man findet dort beinah in der Regel nur solche gemischte Paare gepaart. Sie kamen regelmässig um die bestimmte Zeit an das Wasser zum Trinken, so dass ich sie genau beobachten konnte. Lebensweise, Stimme und Betragen fand ich bei keiden vollkommen übereinstimmend. Ein Paar (©. corone ?, C. cormx» &) brütete im Park; 3 Junge waren (C. corniz im Uebergang, 1 Stück C. corone (rein schwarz).“ Genügte so kurze Zeit, um die typische cornix-Färbung ver- schwinden und nur noch Uebergangsfärbungen vorhanden sein zu lassen, womit es ganz übereinstimmen würde, wenn öiter der Fall einträfe, dass gemischte Paarungen wohl rein schwarze, aber keine typisch grau gefärbte Nachkommen ergäben, so wäre wohl denk- bar, dass im Laufe der Zeit die graue Färbung zur grossen Selten- heit würde, obgleich die Krähenbevölkerung eine gemischte wäre, und als solche an der Eischalenstruetur nachgewiesen werden könnte. Man kennt ja Fälle, wo eine einwandernde Species die 16 W.v. Nathusius: heimische gänzlich vernichtet hat, wie z.B. bei Mus decumanus und M. rattus; aber dann ist sie feindlich aufgetreten und hat sich nicht so friedlich mit ihr vermischt, als dieses offenbar bei diesen Krähen- arten stattfindet. Wie bei diesen der Vorgang stattfindet, ist offenbar gar kein Grund abzusehen, welcher das eingemischte Blut wieder gänzlich verschwinden machen sollte. Diese Ansicht setzt also voraus, dass verschiedene Species- charaktere von verschiedener Potenz bei der Vererbung sind, oder dass eine Species einen gewissen Charakter (hier die Färbung) schwächer vererbt als die andere, wodurch dann die graue cornix- Färbung verschwände, während in den Mammillendimensionen der Einfluss der Bastardirung bliebe. Etwas sehr Befremdliches läge hierin wohl nicht, aber das muss zugegeben werden, dass es der Untersuchung einer grösseren Zahl von Gelegen bedürfen wird, um es als bewiesen zu betrachten. Dürfte indess, wie mir scheint, die ' Wahl nur zwischen dieser Annahme und derjenigen stehen, dass die Krähenbevölkerung des Salzburgischen und des Oberhessischen zwar bis auf zufällige Ausnahmen reine corone sei, aber in allen drei Fällen solche zufällige Ausnahmen mir vorgelegen hätten, so halte ich es für wahrscheinlicher , dass die erstere zutreffend ist. Zeigten sich Einflüsse’ der Bastardirung in so überräschendem Umfange bei den schwarzen Krähen, so war es erforderlich, auch noch einige graue zu untersuchen. Ich bezog noch eine Suite von 4 corniz, wahrscheinlich aus verschiedenen Gelegen und ohne speciellere Angabe des Fundorts als Deutschland, von Möschler. Sie ergaben bei der Untersuchung: cornie No. 4 — No. 24 d. Tab. B. — 0,0055 [Mm. . No. 5 — No. 20 d. Tab. B. — 0,0061 5 No. 6 — No. 19 d. Tab. B. — 0,0071 = No. 7 — No. 21 d. Tab. B. — 0,0060 „ Von No. 6 sind, seiner starken Abweichung wegen, 2 Präpa- rate gefertigt. Das erste ergab 0,72, das zweite 0,69, also eine vollkommen befriedigende Uebereinstimmung. Oben ist der Durch- schnitt beider Bestimmungen angegeben. Es dürfte unzweifelhaft erscheinen, dass No. 6 bastardirt ist. Für No. 5 und 7 ist mir dies nur wahrscheinlich, aber doch noch zweifelhaft, denn etwas weiter möchten die Fehlergrenzen in Procenten bei den cornix- Eiern doch noch liegen, als bei denen von corone. Für so kleine Mammillenquerschnitte ist die 91,5fache Vergrösserung der Zeich- „ „ SEILER Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus corniz. 17 nungen schon eine etwas zu geringe. Jedenfalls würde die Unter- suchung einer grösseren Suite von cornix-Eiern, aus einer Gegend, wo sie als ungemischt zu betrachten sind, zur genaueren Bestim- mung derjenigen Mammillengrösse, die man als die typische noch anzunehmen hat, nothwendig sein. Einige Bedeutung wird man - indess in dieser Beziehung auch den unter der Bezeichnung von - corone erhaltenen Eiern No. 3, 5 und 6 — No. 25, 26 und 27 d. Tab. B. —, deren Mammillendimensionen, wie schon angeführt, 0,0055, 0,0054 und 0,0053 sind, nicht absprechen können, so wie dem Umstand, dass das Bastard-Ei No. 16 aus Salzburg bis auf 0,0059 heruntergeht. Mögen die als corone bezeichneten Eier No. 3, 5 und 6 wirk- lieh cornix und nur irrthümlich als corone bezeichnet, oder auch Bastarde sein, so machen sie es wenigstens wahrscheinlicher, dass cornix No. 5 und 7 bastardirt sind. Das wesentliche Ziel dieser Untersuchungen: die Frage, ob corone und cornix wirkliche Species oder nur Varietäten sind, dürfte erreicht und mit Bestimmtheit nachgewiesen sein, dass es Spe- cies im strengsten Sinne des Wortes sind. Fasst man allerdings nur das hier Mitgetheilte in’s Auge, so wird man vielleicht geneigt sein, Zweifel zu erheben und in den Zahlenreihen nur eine chaotische Verwirrung zu sehen. Dass die Dimensionen der Mammillenquerschnitte ein der Variation nicht _ unterliegender specifischer Charakter sind, wird man allerdings aus seinem Auftreten bei den hier vorliegenden Krähen-Eiern nicht ent- nehmen können, weil die Bastardirung zahlreiche Uebergänge er- scheinen lässt. In dieser Beziehung muss ich mich auf die Ein- - gangs angeführten Arbeiten beziehen, und weise in der Kürze nur auf den in denselben geführten Nachweis hin, dass die starken Variationen der Haustauben, der Haushühner, der Gänse und der Enten in keinem Falle eine wesentliche Abweichung unter ihren verschiedenen Varietäten oder von den wilden Stammformen in den Mammillendimensionen herbeigeführt haben. Sogar die Abnormi- täten, — Doppel-Eier bei Gans und Huhn und Spur-Ei bei letz- terem, — behalten den specifischen Typus. Auch bei mehreren wilden Species ist die Constanz dieses Charakters nachgewiesen. Nach diesen früher erhaltenen Resultaten erscheint es ganz undenkbar, dass Differenzen, wie sie die Tabelle B. zwischen den Cab. Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 125. Januar 1874. 2 , 18 W. v. Nathusius: ersten 10 und den letzten 7 Nummern zeigt, innerhalb derselben Species vorkommen können. Ebenso wird als nachgewiesen anzusehen sein, dass die da- zwischen stehenden Nummern, mindestens der bei Weitem grösste Theil derselben, Bastarde dieser beiden Species sind. Die Frage: wie im Speciellen die Einwirkung der Bastardirung auf diesen Charakter der Eischale ist, kann diese Untersuchungs- reihe nicht lösen. Dass unter verschiedenen Individuen desselben Bastardgeleges beträchtliche Verschiedenheiten obwalten können, ergiebt sich, wenn man z. B. No. 17 und No. 22 mit den Zahlen 72 und 59 vergleicht. Diese Differenz von über 18%, geht ohnehin schon über die wahrscheinliche Grenze der Beobachtungsfehler hinaus und gewinnt noch grössere Bedeutung dadurch, dass diese Zahlen auf mehreren im Wesentlichen übereinstimmenden Präpara- tionen beruhen, wie No. 16 und 17 der Tabelle A. ergeben. Die Möglichkeit eines solchen Resultats war übrigens wohl zu erwarten, und würde es danach um so schwieriger sein, solche Fragen als die: ob ein verschiedener Einfluss sich danach geltend macht, dass das Männchen corone und das Weibchen corniz oder umgekehrt ist, dass die Eier direetes Product einer Vermischung der beiden reinen Species*) sind, oder von schon bastardirten Eltern herstammen u. dgl., zu entscheiden. Es wird sogar der Fall vorausgesetzt wer- den müssen, dass einzelne Eier, obgleich sie aus Bastardpaarungen hervorgegangen, in den Mammillendimensionen von reinen Indivi- duen nicht zu unterscheiden sind. Ein solcher Fall liegt bei No. 9 der Tabelle B. vor. Das Gelege, zu welchem sie gehört, ist nur durch die dazu gehörigen anderen Eier, namentlich durch No. 15, von welcher unter No. 3 der Tabelle A. auch zwei übereinstim- mende Präparate vorliegen, als bastardirt nachzuweisen. Soll der abändernde Einfluss der verschiedenen Fälle der Ba- stardirung auf die specifischen Mammillendimensionen bestimmter ermittelt werden, so wird dies nur an längeren Reihen von solchen Eiern geschehen können, deren beiderseitige Eltern auch nach Ab- stammung genau bekannt sind. Nur aus der Gefangenschaft oder aus der Domestieität werden solche Eier zu erlangen sein, und man *) Dass sogar schon bei blossen Kreuzungen, d. h. Paarung verschie- dener Varietäten, das Männchen einen Einfluss auf gewisse Charaktere der Eischale, z. B. ihre Färbung hat, habe ich früher an der gelben Färbung, welche die Paarung des Cochinchinahahnes mit gewöhnlichen Hennen, de- ren Eier sonst rein weiss sind, diesen ertheilt, nachgewiesen. Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus corniz. 19 wird sich wohl zu hüten haben, dasjenige, was sich für gewisse Species oder Genera ergiebt, ohne Weiteres auch für andere Species oder Genera anzunehmen, "Ich habe in der früheren Arbeit (d. Journ. No. 112 v. 1871) der ganz auffallenden Resultate bei den Gänsen gedacht, die ich nicht anders deuten kann, als dass bei Bastarden von Anser dome- sticus mit Anser cygnoides die Mammillendimensionen noch beträcht- licher sind, als bei der reinen Hausgans, obgleich sie bei der reinen eygnoides erheblich geringer sind; Resultate, die allerdings auf zu vereinzelten- Beobachtungen und auf einem zu unsichern Unter- suchungsmaterial beruhen, als dass ich sie für entscheidend erklä- ren kann. Bei den Krähen-Eiern dagegen ist wohl an nichts Der- artiges zu denken und erscheinen die Dimensionen bei den Bastar- den als zwischen denen der reinen Species liegend. Allerdings habe ich die Eier corone No. 9, 12, 15, 16 und 18 der Tabelle B. aus dem westlichen Deutschland und No.17 und 22 aus Salzburg ebensowohl unter der Voraussetzung, dass sie reine corone Seien, erhalten, als die No. 1, 2, 5, 6, 7, 8, 10 und 11 aus der Schweiz, und es liesse sich der Zweifel erheben, ob erstere oder letztere die Bastarde seien. Ein soleher Zweifel müsste aber zurückgewiesen werden, nicht nur deshalb, weil das als Bastard nachgewiesene Ei vom Jauerling innerhalb der Reihe der ersteren liegt, sondern auch weil diese unter sich so sehr verschieden sind, während die letzteren eine viel gleichmässigere Reihe bilden, deren Abweichungen innerhalb der nachgewiesenen Fehlergrenze liegen. No. 11 der Tabelle B. hat nur um 13,5 %, geringere Dimen- sionen, als No. 1 derselben, während von No. 9 bis auf No. 22 die Differenz 39%, beträgt, also weit über die Grenze der Beobach- tungsfehler hinausgeht. Gewiss dürfen wir also die letzteren als die Bastarde und die ersteren als die reine Species betrachten. Einige allgemeinere Bemerkungen dürfen hier wohl noch Platz finden. Wenn auf ein Structurverhältniss ein so bedeutender Werth gelegt werden muss, wie hier auf die Dimensionen der Mammillen, so ist es wichtig zu versuchen, sich die ursächlichen Momente, aus denen es hervorgeht, klarer zu machen. Bevor ich die Präparate in der Anfangs beschriebenen Weise herstellte, hatte ich ein anderes Verfahren angewandt. Nachdem nämlich die Faserhaut der Schale möglichst entfernt war, überzog DE 50 W. v. Nathusius: ich die innere Seite der letzteren mit dem schon erwähnten schwar- zen Maskenlack und schliff sie ab, nachdem der Lack durch Er- wärmen vollständig getrocknet war. Die Mammillenquerschnitte heben sich dann sehr deutlich ab, wo der Lack in ihre Zwischen- räume eingedrungen ist. Dieses Eindringen schien aber doch in die feinsten Fugen nur unvollständig zu geschehen, wodurch die Resultate unsicher blieben, so dass ich das andere Verfahren, das übrigens weit einfacher ist, vorzog. + Durch das Ueberziehen mit Maskenlack kann man jedoch da, wo der Schliff eben dureh die äussersten Endungen der Mammillen in der Sehalenhaut geht, das erreichen, dass man eine Uebersicht über ihre Vertheilung in derselben und ihre ungefähre Zahl erlangt. Solche Präparate von Dromaeus und Casuarius, bei denen die Mam- millendimensionen auffallend verschieden sind, nämlich bei ersterem etwa 0,0078, bei letzterem etwa 0,021 L]Mm., zeigen, dass dies mit einer entsprechenden Verschiedenheit in der Dichtigkeit des Stan- . des der Mammillenendungen in der Faserhaut zusammenhängt. Bei Dromaeus zähle ich nach einer zu diesem Zweck mit dem Zeichen- prisma angefertigten Skizze auf einer gemessenen Fläche von 0,1797 DIMm. 35 Endungen, entsprechend 0,0051 [Mm. pro En- dung. Bei Casuarius auf0,4664[1Mm. 25!/, Endung = 0,0183 []Mm. pro Endung. In beiden Beziehungen findet also, wenn auch nicht ganz, dieselbe Relation statt. Früher habe ich namentlich an den Schlangen-Eiern gezeigt, dass die Bildung der Schale in der Art vor sich geht, dass zellen- ähnliche Verdickungen von Fasern der, Schalenhaut die Basis bil- den, auf welcher die Mammillen entstehen, bis sie, nach aussen fortwachsend, allmälig zu einer Platte verschmelzen, welche die äussere Fläche der Schale bildet. Je weitläuftiger also diese Bil- dungsanfänge der Schale auf der Faserhaut vertheilt sind, desto später findet die Verwachsung statt und desto grössere Dicke kann vorher die Basis der Mammillen erreichen. Wir finden also in die- sen Dimensionen einen, wenn auch vielleicht durch Nebenumstände modifieirten Ausdruck der Textur der Schalenhaut, d. h. eines Theils der ursprünglichen Membran derEizelle. Aus dieser tiefern ursächlichen Begründung dürfte es erklärlicher sein, dass die Mammillendimensionen prineipiell ein so fester specifischer Charakter sind, dass er auch durch die unleugbaren Unsicherhei- ten der Beobachtungsmethode hervortritt. Wenn die Frage nahe liegt, warum es nicht vorgezogen sei, Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus cormie. 21 - direct an solchen Präparaten, wie den oben von Dromaeus und Ca- suarius erwähnten, Zählungen der Mammillenendungen vorzunehmen, so geht die Antwort dahin, dass dieses zu grossen praktischen Schwierigkeiten um deshalb unterliegt, weil es erstens wegen der Wölbung der Schale unmöglich ist, Schlifie zu fertigen, welche der- selben parallel liegen; zweitens auch die Endungen der Mammil- len nicht ganz gleichmässige Abstände von der Schalenoberfläche haben und drittens diese Endungen auch in ihrer Vertheilung keine mathematische Regelmässigkeit zeigen. So werden nahe zusam- menliegende früher verwachsen, als andere, und nach der Mitte des Präparats werden sie scheinbar weitläufiger stehen, weil dort die Schliffebene schon unter denjenigen hindurchgeht, welche am flach- sten in der Schalenhaut inserirt sind, oder überhaupt der Ober- fläche näher stehen. Es wird also die Auswahl desjenigen Segments des Präparats, das man der Zählung zu Grunde legen will, immer eine Willkür einschliessen, und wenn auch zwischen so extremen Differenzen wie bei Dromaeus und Casuarius dieselben bei der Zäh- lung deutlich und unzweifelhaft hervortreten, so würde doch eine Uebereinstimmung bei verschiedenen Präparaten desselben Eies durch solche Zählungen noch schwieriger zu erreichen sein, als bei der Methode, die Dimensionen einer gewissen Anzahl ausgesuchter Mammillenquerschnitte durchschnittlich zu bestimmen. Bei dieser Gelegenheit halte ich es für Pflicht zu erwähnen, dass Blasius meines Wissens der Erste ist, der den Versuch ge- macht hat, durch Zählung der Mammillenendungen Kriterien für die Artbegrenzung zu finden (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie Bd. XVH. 1867, p. 480). Der Versuch ist indess misslungen, haupt- sächlich wohl, weil er nur mit den nach Zerstörung der Schalen dureh Säurebehandlung überbleibenden Resten gearbeitet hat. Bla- sius war in dieser Anwendung der Säuren den Landois’schen Un- tersuchungen (Zeitschr. f. w. Zoolog. Bd. XV. 1865, p. 1) gefolgt, obgleich er einen Theil von dessen Irrthümern beseitigt hatte, und konnte aus einer so unvollkommenen Methode nur das Resultat hervorgehen, dass die Schwankungen bei verschiedenen Präparaten von demselben Individuum und derselben Species zu gross waren, um speeifische Unterschiede erkennen zu können. Dass corone und cornix wirklich verschiedene Species-sind, scheint von den meisten Ornithologen angenommen zu werden, obgleich dabei zugegeben wird, dass ihr Unterschied nur auf die Färbung zu be- 22 W. v. Nathusius: gründen ist. Man begegnet dem Ausspruch: „eine gerupfte cornie sei von einer gerupften corone absolut nicht zu unterscheiden“. Wie ernstlich der Versuch gemacht ist, im Knochenbau u. S. w. Unter- schiede zu finden, kann ich nicht beurtheilen, muss doch aber dar- auf aufmerksam machen, dass, wenn, wie es scheint, die Fälle häu- fig sind, wo auch schwarze Krähen Bastarde sind, es mit hierin gelegen haben kann, wenn solche Versuche kein bestimmtes Resul- tat gaben. Uebrigens soll keineswegs in Abrede gestellt werden, dass bei den Vögeln manche Fälle vorkommen mögen, wo nach den gebräuchlichen Methoden andere Unterschiede, als in der Färbung, auch bei guten Species nicht nachzuweisen sind. Eine so häufige und so weit gehende Bastardirung zweier Spe- cies, als sie die vorstehenden Untersuchungen für diese Krähen zu ergeben scheinen, — denn danach könnte die Zahl der bastardir- ten Individuen in Deutschland fast an die Zahl der reinen Indivi- duen jeder Species heranreichen —, ist jedenfalls etwas sehr Auffallendes; aber im Sinne derjenigen Darwinisten, welche für die Entstehung der jetzigen Arten den Bastardirungen früherer Arten einen wichtigen Antheil zuschreiben, dürfte sie nicht zu verwerthen sein. Gerade das, dass eine so massenhafte Bastardirung vor sich geht, ohne dass auch nur die entfernteste Andeutung dessen vorliegt, dass eine constante neue Form aus derselben hervorgehen könnte; dass sogar die Bastarde nach den ursprünglichen Stamm- formen zurückzuneigen scheinen, spricht gegen eine solche Auf- fassung. ß Aber auch nicht einmal den Schluss wird man daraus ziehen dürfen, dass Bastardirung überhaupt und auch im wilden Zustande so leicht vorkommt. Diejenigen, die sich mit dieser schwierigen Frage eingehend und unbefangen beschäftigt haben, stimmen darin überein, dass es von gewissen schwer zu ergründenden Nebenum- ständen abhängt, ob und in welcher Art Bastardirung möglich sei, und dass sie überall kein massgebendes Kriterium für die sonstigen gegenseitigen Beziehungen derjenigen Formen, zwischen denen sie vorkommt, bildet. Und dies begründet sich wohl grösstentheils darin, dass Speciesunterschied kein bestimmtes Maass bezeichnet; dass der Speciesbegriff überhaupt nicht anders als historisch zu definiren ist. Wir Nicht-Darwinisten kommen heut noch immer nicht über die von Linne gegebenen Definitionen: „Art, Species ist die von Gott im Anfang geschaffene Form“ oder „die in principio ge- Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus corniw. 23 schaffene Form“ hinaus, und für den Darwinisten hat ja der Begriff jeden Inhalt verloren, so dass es einfach eine Inconsequenz ist, wenn er von ihm noch in irgend einer Weise angewendet wird. Ausenfällig ist das systema naturae nicht so in bestimmte Gliederungen getheilt, als z. B. ein Regiment Soldaten in Bataillone, Compagnien, Züge, Sectionen und Rotten. Die Species verschiede- ner Geschlechter, ja die verschiedenen Species desselben Geschlech- tes stehen in ganz verschiedenen Beziehungen zu einander, ihre Unterschiede sind nicht gleichwerthig. So wird die weitgehende Bastardirung zwischen corone und cor- niw als ein. sehr interessantes Verhältniss anerkannt werden müs- sen, als ein Verhältniss, das verdiente in Vogelhäusern und zoo- logischen Gärten, welche doch nicht blos der Schaulust der Menge und der Actienverzinsung zu dienen haben, eingehender studirt zu werden; aber man wird aus diesem Verhältniss keinerlei Rück- schlüsse für andere Species ziehen dürfen. Es wird als ein Aus- nahmeverhältniss zu betrachten sein. ‘ Zum Schluss will ich noch die Notiz hinzufügen, dass ich zur grösseren Vollständigkeit auch einige andere Krähenspecies auf die . Dimensionen der Mammillen der Eischale untersucht habe. Zwei von Schlüter bezogene Eier von Corvus fruglegus ergeben nach Messung mit dem Planimeter das eine 0,0076, das andere 0,0075 [IMm. als Durchmesser von 12 Mammillenquerschnitten. Ein Ei von Corvus monedula, von demselben bezogen, ebenso 0,0077 []Mm. Sie würden also beide sowohl von der typischen corone, als von der typischen cornıx bestimmt zu unterscheiden sein, was indess, da ihre specifische Eigenthümlichkeit wohl nicht in Frage steht, keine grössere Bedeutung hat. Corvus frugilegus und monedula würden danach in dieser Beziehung unter sich nicht zu unterscheiden sein, wie ich schon früher ähnlicher Fälle erwähnt habe. Man wird nie vergessen dürfen, dass die Mammillendimensionen ein Speciescha- rakter sein können, aber nicht immer sind, d.h. dass, wo sie ver- schieden sind, auch speecifische Verschiedenheit angenommen werden muss, dass aber auch verschiedene Species gleiche Mammillendimen- sionen besitzen können. Tabelle A. Messungen verschiedener Präparate von 7 Krähen-Eiern. Zu Seite 9. Die Zahlen sind [7JMillimeter. Als corone Als corone Als corone Als corone Als corone Basterd.Ei Als corone No. 2 von| No.8 aus | No.10 aus No. 11 aus No. 16 aus |! No.17 aus BETARA-AU Keitel erhalten aus) Kroffdorf er- |Gladenbach | Gladenbach |Salzburg er-| Salzburg er-| Ya Jauer- Wittenberg. halten. erhalten. erhalten. halten. halten. ling. No. 14 d. Tab, B. No. 15 der | No.18 der No. 16 der | No. 22 der || No. 17 der | No. 13 der Teb.B. | Tab. B. Tab. B. Tab. B. Tab. B. Tab. B. „aan 9, Präparat B, | BE 2 D 2 Br Fa) | D 3: D = D kenn Er 5 eng äR|EE Sr | Smarıaylar anlay| an Ross En | En Bor SE] © > Bun BEHRI © SS S 53 os S e BEmelRE Be IB | B| 88 a 3| | | | 8| 8 B Bu in | 0 a En n 8: 2 | N en u (u en E EN$° mit d. Plani-| 828 | 33 ®mit d. Plani-) 222 858 mit a, Plani-mit d, Plani-Imit d, Plani- ” & Se 2'| meter ge- "BI" 85] meter ge- Ra 55 meter ge- || meter ge- meter ge- oa > 58 S ZUR er En ma 03 = Er a. wir und 5 ! ” {1 bar > ale 222 1288 81,01 94,51 81,6] 96,0] 18,75 | 8TOO TE, U@&, |102,75| 58,50 | 81,00] 75,00 | 70,50] 113,5) 102,00 2 Re. FIRE a SB 5u| 780) 9121 76,8 87,0] 76,50 | 75,60 E55 _ 83,251 58,50 | 63,00 67,50 69,75 92,0| 88,50 e Sen ers 714 73,51 7462| 84,01 65,95 | 72,00 Ira +3 82,50] 56,25 | 58,501 66,60 | 69,001 85,5 87,00 i En nee, | 690) 72301 73,2| 73,8) 63,00| 69,75 15°8 E58 | 73,501 53,25 54,75 62,25 65,251 76,4 83,25 z 20958 = 8 r eSE| 645 6961 70,2) 72,0 60,75| 63,0015. =.5 5 59,251 49,20 52,50 61,50, 63,601 71,2] 76,20 BETHESEIESEE 642 69,01 66,4 66,0 53.25 F 61.50 Sa55 | 5950| 46,50) 47,25 | 60.90, 62.25 65,0) 72,90 SONSSEFE|ISSEE| 630 63,01 63,2) 64,51 51,00| 60,518” Si) 48,001 43,50| 44,25| 58,50| 61,801 63.1 68,25 ESE&,5|2mB S.| 60,0 5701 60,4] 54,0] 50,25| 60,001” _ »8:” | 47,25| 41,10| 48,50 | 57,90| 58,501 61,8) 67,50 EEio8, |2830| 600) 55,51 58,4 52,81 48,00| 56,25 SB, &os | 45,751 40,95| 42,90 54,90 | 56,101 60,3] 66,75 SEBEFS|ICEnn| 576 5551 570| 59%,5| 44,70| 56,851 8 TE $| 44,25 40,80 | 41,40 | 53,25 | 51,75] 55,1] 66,30 ana |ER3E| 5401 5251 56,0) 525 42,30| 51,00 5 0.0.8.) 40,50 40,50 | 41,25 50,25 | 50,701 58,4] 62,25 Bsseer|seos| Asa 510l 558| 4985| 42.00 4,5] 858 F| 38,25] 38,70 | 38,25 | 49,50 | 45,75 58,3] 59,25 Summa . | | 765,9] 804,3] 792,2] 804,9 j675,75 |760,35 | | 717,75567,75 1608,55 |718,05 [724,95 | 850,6] 900,15 Durchschnitt | | 63,8] 67,01 66,0| 67.11 56,3 | 63,4 | | 59,8 || 47,3 ] 50,7 || 59,8 | 60,4 || 70,9] 75,0 Durchschnitt auf d. wirkliche | N _ Grösseredueirt | 0,0091 | 0,0076] 0,0080) 0,0079 | 0,0080 0,0067 |0,0076 0,0073 0,0071|0,0057 0,0061 |0,0071 |0,0072 | 0,0085] 0,0090 Speciesunterschiede von Corvus corone und Corvus cornir. 25 Tabelle BB Zusammenstellung sämmtlicher Messungs- | resultate in der Reihenfolge der Dimensionen. Bezeichnung, unter wel- _ Laufende| cher das Ei erhalten ist No. 1 [SS] 10 11 12 13 14 und seiner No. in der Sammlung. corone No. 12, St. Gal- len, v. Möschler, dass. Gelege als No. 13, 14 u. 15 No. 20, ebendaher No. 1, v. Keitel No. 4, v. dems., a. Schweden No. 18, St. Gallen, v. Möschler No.13, ebendaher, ein Gelege mit No. 12, 14 u. 15 No. 19, ebendaher No. 14, ebendaher, ein Gelege m. No. 12, 13 u.15 ° No. 7, a. Kroffdorf, ein Gelege m. No. 8 u. 9 No. 21, St. Gallen, v. Möschler No. 15, ebendaher, ein Gelege m. No. 12, 13 u. 14 No. 9, a. Kroffdorf, ein Gelege m. N. 7 u. 8 Bastard-Ei, v. Jauerling corone No. 2, v. Keitel, a. Wittenberg — No. 8, a. Kroffdorf, ein Gelege m. No. 7 u.9 109 108 105 104 103 103 102 100 97 97 94 89 87 719,5 Eiern desselben Ge- Bemerkungen. nn Reine corone, mit Ausnahme von No. 9. Durchschnitt der übrigen ist Bastard, wie aber nur aus den anderen leges hervorgeht. Te. Bastard. e Durchschnitt v. 2 Präpa- raten. S Durchschnitt v. 2 Präpa- raten, 102,5. 10 26 W.v.Nathusius:Speeiesunterschiede v, Corv. corone u. C.cornix. I} Bezeichnung, unter wel- | Laufende|cher das Ei erhalten ist Bemerkungen. No. |und seiner No. in der Sammlung. | 16 |corone No.11, a. Gladen- 72 Bastard. Durchschnitt bach, ein Gelege m. von 2 Präpa- No. 10 raten. 17 |— No. 17, a. Salzburg 72 ’ desgl. 18 |— No. 10, a. Gladen- 71,5 5 desgl. bach, ein Gelege m. No. 11 19 Icornix No. 6, v. Mösch-| 71 »„ desgl. ler 20 |— No. 5, v. dems. 61 A 21 |— No. 7, v. dems: 60 =” 22 |corone No. 16, a. Salz- 59 burg, ein Gelege mit No. 17 23 lcornix ft., No. 3, von 58 Schlüter, aus Süd- Russland 24 |— No. 4, v. Möschler 55 25 |corone? Nr. 3, v. Keitel,| 55 a. Wittenberg 26 Icorone? No.5, v.Keitel, | 54 a. Braunschweig 27 |corone? No. 6, v. Schlü- 53 ter, a. Anhalt 28 |cornix No. 2, v. Schlü- 52 ter, a. Süd-Russland 29 |— No. 1, v. Keitel 50 scheinlich nur durch Verwechslung der 7 Stück = 54. als corone bezeichnet. Durchschnitt Die No. 25, 26 u. 27 sind wahr- Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. Vortrag, gehalten am 19. September 1873 im internationalen Congresse der Land- und Forstwirthe zu Wien. Von Dr. A. E. Brehm, „In den gesammten ursprünglichen Einrichtungen der Natur, wie sie aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen sind,“ so. lässt sich Gloger vernehmen, „ist oder war Alles nur zweckmässig; denn jedes Einzelne hatte eine höchst wohlberechnete Bestimmung in dem grossen Ganzen und zum Vortheile des Ganzen, oder we- nigstens ohne Nachtheil für das Ganze. Es gab da nichts Ueber- flüssiges und noch weniger an und für sich Schädliches. Ja, eben Dr. A. E. Brehm: Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. 27 "weil Jedes einen bestimmten Zweck zu erfüllen hatte, so diente "Alles zur Erhaltung des Gleichgewichtes und mithin zur ungestörten - Forterhaltung des Ganzen. In menschenarmen, daher nur wenig “oder nicht cultivirten Gegenden, wo also jener „ursprüngliche“ Ge- - sammtzustand noch jetzt fast oder ganz ebenso fortbesteht, wie er "früher war, in solchen Ländern findet ebenso auch jetzt noch keine ‚Störung der allerseits wohl abgemessenen Verhältnisse der Thier- zur Pflanzenwelt statt. Wenigstens treten solche Uebel dort nie dauernd - ein, sondern Alles gleicht sich da, sobald irgend ein Missverhältniss zu ‚entstehen beginnt, sehr leicht und rasch wieder aus. Denn hierzu i ‚sind von der Natur die umsichtigsten Vorkehrungen getroffen. Ge- "rade da, wo z.B. Niemand einen Baum abraupt, weil es entweder ‚keine Menschen giebt, oder weil unter den wenigen vorhandenen "Keiner es thun kann oder thun möchte, da gerade werden über- haupt keine Bäume und noch weniger ganze Wälder von Raupen kahlgefressen, weil diesen stets eine hinreichende Anzahl insecten- - fressender Thiere zur Seite steht, die ihnen gar nicht gestattet, sich je so stark zu vermehren, dass sie im Stande wären, eine solche Verheerung der Pflanzenwelt zu verüben. Ebenso geht es mit Käfern, Schnecken, Würmern, Mäusen und anderen kleinen " Pflanzenfressern. Den grösseren Arten aber stellen die grossen _ Raubthiere nach und halten so ihre Vermehrung in Schranken.“ h An diese Auseinandersetzung fügt Gloger eine Mahnung zum Schutze der nützlichen Thiere, von denen er behauptet, dass sie mit den schädlichen bald und viel besser fertig werden, als dies "alle menschliche Kraft und menschliche Weisheit jemals im Stande "sein dürfte. ; Man kann sich der Mahnung Gloger’s anschliessen, ohne "sich mit den Eingangsworten einverstanden zu erklären. Ein Gleich- ‚gewicht der Natur, wie Gloger es ausmalt, hat es nie gegeben und giebt es Haack eine blinde Berremkange der weisen Ein- richtungen der Natur betreffs des Schutzes der Menschen und der "im voraus berechneten und bestimmten Mittel zur Tilgung der ‚durch den Menschen herbeigeführten Störungen besagten Gleich- gewichtes mag den Anforderungen der Zweckmässigkeitslehrer ge- ‚nügen, entspricht aber durchaus nicht den Aufgaben der Na- 'turforschung und erscheint demgemäss unwürdig des Natur- _ forschers. | Wer von dem ungestörten Gleichgewichte einer jungfräulichen "Natur mit stillem Tadel der Thätigkeit des in besagtes Gleich- 28 Dr. A. E. Brehm: gewicht eingreifenden Menschen spricht, hat eine jungfräuliche Natur niemals kennen gelernt und ist demnach ausser Stande, sie mit der vom Menschen beherrschten zu vergleichen; wer behaup- tet, dass da, wo Niemand den Baum abraupt, es auch keine Rau- pen gäbe, wird eines Besseren belehrt werden, wenn er sich in menschenleeren Wäldern längere Zeit bewegt und wenn auch nicht Raupen, so vielleicht einmal Wanderheuschrecken kennen gelernt hat, deren Schwärme Wolken bilden, wenn sie fliegen, deren My- riaden auf Meilen hin scheinbar selbst zu Blättern der Bäume wer- den‘, welche sie vollständig entlaubten, trotzdem Hunderte und Tausende von Kerfräubern der verschiedensten Arten, herbeige- zogen durch die ihnen sich bietende reichliche Nahrung, ununter- brochen, vom grauenden Morgen bis zur sinkenden Nacht und vom Beginn der Dämmerung bis zu der im Osten aufflammenden Mor- genröthe, sich bestreben, dem gefrässigen Heere Einhalt zu thun. Was will ein Raupenfrass in unseren Laubwaldungen, was eine. Mäusepest besagen gegen solche Verheerungen? Wie verschwin- dend klein erscheinen alle Verluste, wie unser Ungeziefer uns sie kennen lehrte, den durch dieses eine schädliche Thier verursachten Verwüstungen gegenüber! Nicht mit Unrecht werden gerade diese’ Schadenthiere aufgezählt unter den Plagen Egyptens; denn der vollsten Thatsächlichkeit und Wahrheit entspricht die Schilderung der Bibel. Und die Natur, die vorsorgende, vorherbestimmende, lässt es ruhig und widerstandslos geschehen, dass die Plage sich erfülle, dass nichts Grünes mehr übrig bleibt, da wo das gefrässige Heer eingefallen ‚ zur Qual der Menschen und Thiere. Warum? Weil sie unendlich viel grossartiger ist, schaflt und wirkt, als der, kleinliche, engbegrenzte Minschäirritend bei seinem Abwäßkh von Schädlich und Nützlich zu begreifen vermag; weil sie, um mich so auszudrücken, mit gleicher Liebe das in unseren Augen erbärm- lichste Gewürm wie den Herrn der Erde umfasst; weil Entstehen und Vergehen, Werden und Vernichten Gesetze sind, welche als getrennt nicht gedacht werden können. Nur ein kleinlich ange- legter, im unreifen Kindesalter verharrender Mensch kann wähnen, dass die Natur auf seine Wünsche irgend welche Rücksicht neh- men, seine eigene Ungeschicklichkeit wieder gut machen wolle; nur eine beschränkte Anschauung kann es für denkbar halten, dass die schöpferische Kraft einzig und allein in Voraussicht des kommen- den Menschen gewirkt habe und zu seinen Gunsten noch fortdauernd wirke und schaffe. Wäre letzteres der Fall, so würde gerade hier- Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. 29 durch das geträumte Gleichgewicht auf das empfindlichste beein- trächtigt und gestört werden. Der Mensch selbst brauchte dann aber auch, um „Strafen“ zu entgehen, weiter nichts zu thun, als ‚die Natur gewähren zu lassen oder, mit anderen Worten, zum Ur- zustande zurückzukehren. Als vernünftige Menschen haben wir die Verhältnisse zu be- urtheilen, wie sie sind; denn nur hierdurch werden wir in den "Stand gesetzt werden können, zu helfen, so weit wir Hülfe zu lei- ‚sten vermögen. Verkennen lässt sich nicht, dass die ursprünglichen Verhält- ‚nisse in Folge unserer Eingriffe wesentlich sich geändert haben. ‚ Stetige Abnahme der grossen und kleinen, behaarten und gefieder- ten, beschuppten und nackthäutigen Vertilger des Ungeziefers und ‚eben so stetige Zunahme des letzteren kann nicht in Abrede ge- stellt werden. Eines wie das Andere ist die einfache Folge un- ‚serer Bewirthschaftung des Bodens. Hierdurch haben wir das so- ‚genannte Gleichgewicht allerdings gestört, d. h. jene Veränderung ‘der Verhältnisse herbeigeführt, damit aber keineswegs Unthaten begangen, welche Strafen verdienen. Unsere Feld- und Waldwirth- ‚schaft verireibt nothgedrungen einen grossen Theil der Vertilger des Ungeziefers und bereitet diesem einen seiner Vermehrung über- aus günstigen Boden. Um den höchsten Ertrag zu erzielen, klä- ren, reinigen und lockern wir das zu bewirthschaftende Erdreich, bestellen es mit geselligen Pfianzen, von denen jede einzelne wie für uns so auch für verschiedenes Ungeziefer Nahrung und Unter- ‚halt giebt, bereiten den uns schädigenden Thieren also eine Stätte des Wohlbehagens und des Ueberilusses, wie die Natur eine ähn- liche nur ausnahmsweise zu schaffen vermochte. Kein Wunder _ daher, dass unter Zusammenwirken günstiger Umstände eine Ver- mehrung des Ungeziefers eintreten kann, welche an die egyptischen Plagen erinnert. Andererseits vertreiben wir, wiederum zumeist, in vielen Fällen ausschliesslich, durch unsere Bodenwirthschaft die natürlichen Feinde des Ungeziefers, indem wir ihnen, wenn auch nicht das Leben, so doch die Wohnungen, d.h. die Nist- und Brut- plätze entziehen. Unmittelbar befassen wir uns in den wenigsten Fällen mit der Hegung der Schadenthiere wie mit der Ausrottung der Nutzthiere; mittelbar aber fördern wir jene und schädigen wir diese, ohne dass man deshalb eigentlich berechtigt ist, uns des _ Leichtsinns oder vollends des Muthwillens zu beschuldigen. Wir fassen ein Ziel ausschliesslich in’s Auge und vergessen darüber 30 Dr. A. E. Brehm: andere wichtige Maassnahmen. Dies beruht auf Mangel an Einsicht, nicht aber auf absichtlichem Verkennen der bestehenden Verhält- | nisse und verdient, wenn auch nicht vertheidigt, so doch entschul- digt zu werden. Wohlgemeinte, ernste Belehrung dürfte also eher f am Platze sein als ein Vorwurf, wie Gloger ihn sämmtlichen | Land- und Forstwirthen macht. | ' Beklagenswerth bleibt es freilich immer, dass viele Bewirth- schafter unserer Felder, manche Hüter unserer Waldungen die überwiegend nützlichen wie die überwiegend schädlichen Thiere so wenig kennen, insbesondere nicht im Stande zu sein scheinen, ihr Wirken vorurtheilsfrei zu beurtheilen, den Nutzen, welchen ein f Thier bringt, gegen den Schaden, welchen es verursacht, abzuwägen | und daraus entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen. So lange # man, um ein Beispiel anzuführen, Fuchs und Iltis, Hermelin und $ Wiesel zu den schädlichen, den Hasen dagegen zu den nützlichen $ Thieren zählt, kann man vielleicht den Anschauungen des Jägers, # wird aber gewiss nicht den Anforderungen des Forst- oder Land- f wirthes gerecht werden. Diese werden es bedauern müssen, dass der Fuchs während der Brutzeit auch Vogelnester plündert; der Landwirth wird sieh vielleicht genöthigt sehen, seinen Geflügel- | stall vor nächtlichen Besuchen des erfindungsreichen und raub- | süchtigen Strauchritters zu sichern; niemals aber wird der Eine wie # der Andere es dem Fuchse als unsühnbares Vergehen anrechnen dürfen, wenn er auch einmal an einem Hasen oder selbst an einem Rebe sich vergreift. Denn jedes Reh, jeder Hase schadet unserem Walde, unseren Feldern mehr, als der durch beide zu erzielende Nutzen beträgt; der Fuchs aber fängt nicht allein schädliche Rehe und Hasen, sondern auch und hauptsächlich, zeitweilig so gut als ausschliesslich, Mäuse und macht sich hierdurch allein so hoch- verdient um unsere Fluren, dass man ihm seine übrigen, uns lästigen Räubereien wohl oder übel ungestraft hingehen lassen, nein, sogar entschieden danken sollte. - Aber die Hasen zählt man ihm nach, überschätzt sie wohl noch; wegen jedes von ihm ge- tödteten Rehes, jedes Huhnes, jeder Gans erhebt man ein Rache- geschrei; die Mäuse hingegen, welche er fängt und verzehrt oder tödtet, ohne sie zu fressen, streicht man in der Regel einfach aus der Rechnung, als ob es irgend ein anderes Thier gäbe, welches in dieser Hinsicht auch nur entfernt dasselbe leisten könne, wie er. Wie dem Fuchse, dem Iltisse, dem Hermeline und Wiesel ergeht es den nützlichen Raubvögeln, den Krähen und anderen Mäuse- | ) J | I | | | 1 | | | | | a nn han ca u nn PIDER Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. 31 vertilgern. Man sieht in ihnen einzig und allein Raubzeug, wel- ches so schleunig und so umfassend als möglich verfolgt werden muss; fragt nicht nach dem Nutzen, welchen sie bringen, und bauscht den Schaden, welchen sie verursachen, zu einem unge- heuerlichen auf, gleichsam als wolle man sich vor sich selbst zu ‚entschuldigen und zu rechtfertigen suchen. In dieser Beziehung verdienen unsere Land- und Forstwirthe Gloger’s Vorwürfe; denn wenn auch nicht alle, so doch viele handeln gegen ihr eigenes besseres Wissen; andere mindestens gegen die Ergebnisse vorur- theilsfreier Forschung, welche ihnen bekannt sein müssten, weil es ‚ keinem von ihnen an Gelegenheit mangelt, solche Kenntnisse sich _ ' zu verschaffen. Demungeachtet muss ich die Behauptung aufstellen, dass die ‚auf Verkennung ihrer Thätigkeit und Wirksamkeit beruhende un- mittelbare Verfolgung unserer Ungeziefervertilger diesen weit weni- ger schadet, als der mit der bei uns üblichen Bewirthschaftung des ‚ Bodens im innigsten Zusammenhange stehende Wegfall geeigneter Ruhe- und Brutplätze. Ueber meilenweite Flächen des üppigsten, zu reichen Feldern umgewandelten Bodens 'schweift das Auge, ohne einen Baum, einen Busch zu sehen; von Hecken und Hainen gar nicht zu reden. Jeder Fussbreit Erde ist dem Ackerbau dienstbar - seworden, selbst den Schatten der wie verloren in einer Strasse stehenden Bäume betrachtet man mit missgünstigen Blicken. In unseren gepflegten Waldungen, zumeist in jenen, auf denen des Fortsmanns Auge mit Wohlgefallen ruht, ist es nicht viel anders. Kein Ueberständer stört das Gleichmaass der aufstrebenden Diekung;; kein knorriger, halbmorscher, an Höhlen und Schlupfwinkeln reicher Altbaum wird in dem Bestande des Stangen- oder schlagbaren Holzes geduldet. Man rechnet hier wie dort und verrechnet sich. Der alte Feldbaum trägt freilich nicht so viel Obst, um den Aus- fall an Körnern des im Bereiche seines Schattens stehenden Getrei- des zu decken; die Hecke, früher höchstens als Remise für Reb- hühner geduldet, bringt keinen durch zu verwerthendes Reisig nachzuweisenden Ertrag; der Hain inmitten der Felder stört viel- leicht sogar die Bewirthschaftung des zunächst liegenden Feldes, der halbvermorschte Ueberständer im Walde geht der Forstkasse verloren; aber der Baum wie die Hecke oder das Feldgehölz dien- ‘ten verschiedenen Vögeln zur Wohnung und Herberge, zum Nist- und Brutplatze, und machten dadurch reichlich sich bezahlt, liefer- ten einen Ertrag von weit höherer Bedeutung, als viele Forst- und 32 Dr. A.E. Brehm: Landwirthe für möglich zu halten scheinen. Alle Vögel hängen an ihren Ruhe- und noch weit mehr an ihren Nistplätzen mit grosser Zähigkeit und lassen sich nur schwer von ihnen vertreiben; kehren | auch, sobald die Störung vorüber, bald wieder zu ihnen zurück; nimmt man ihnen aber diese Plätze gänzlich, so verlassen sie das ungastliche Land und wandern aus. In dieser auf vielfache Beob- achtung gegründeten Thatsache muss ich die Hauptursache der Ver- | minderung unserer nützlichen Vögel erkennen. Unsere Wälder und Fluren werden von Jahr zu Jahr ärmer an passenden Niststellen der Vögel, und damit nehmen diese selber stetig ab. Verfolgt und gefangen hat man sie früher auch, ohne eine so rasch sich stei- | gernde Abnahme zu verspüren; aber man hat sie früher wenigstens ungestört brüten lassen und sie nicht, wie es heutzutage geschieht, vor die Thür gesetzt, indem man ihnen ihre Wohnungen zerstörte. Meiner Ansicht nach hat man auf die unmittelbaren Verfol- gungen, welche die Vögel insgemein von Seiten des Menschen zu | erleiden haben, ein viel zu grosses Gewicht gelegt. Nicht dass ich die Schäden und Nachtheile einer ungerechtfertigten Verfolgung unterschätzen sollte, ich möchte sie nur nicht als die Hauptursache | der Abnahme betrachtet wissen. Die unsinnige Fangwuth der Italiener, Griechen, Südfranzosen und Spanier verdamme und brand- marke ich eben so gut, wie das abscheuliche Nesterplündern unse- rer muthwilligen, oder unter dem Vorwande wissenschaftlicher Be- strebungen, Eier sammelnden Jugend, schreibe dem einen wie dem | andern Frevel jedoch keineswegs in erster Reihe die jetzt in be- klagenswerther Weise sich fühlbar machende Vogelarmuth zu. Ne- sterplünderer werden eben so wenig wie Vogelfänger eine an und für sich die Vermehrung unserer Stand- und Zugvögel begünsti- gende Gegend verarmen machen können; denn glücklicher Weise | wird nur ein unbedeutender Bruchtheil von Nestern gefunden, nur ein Bruchtheil der Vögel selbst gefangen. Von seltener Ausnahme abgesehen, sorgt die Natur in ausgiebiger Weise für Ersatz aller _ auf solche Weise entstandenen Verluste. Ein Sperberpaar fängt im Jahre mehr kleine nützliche Singvögel als der beste deutsche Vogelsteller; eine Heherfamilie plündert unzweifelhaft mehr Nester aus als alle unnützen Buben einer Gegend zusammengenommen. Deshalb aber geht der Vogelbestand eines Gaues noch nicht zu- rück, mindestens nicht in ersichtlicher oder fühlbarer Weise; der Rückgang macht sich erst bemerklich, wenn andere Ursachen, und. vor Allem die hervorgehobenen, hinzutreten, Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. 33 Nach diesen Ausführungen, deren Richtigkeit schwerlich wi- derlegt werden dürfte, ergeben sich die von uns zu ergreifenden Maassregeln zum Schutze der für unsere Bodenwirthschaft nütz- lichen Thiere so zu sagen von selbst. Das vielberegte Gleichge- wicht herzustellen, ist unmöglich; denn zum Urzustande können wir, die wir angewiesen sind, dem Lande den höchsten Ertrag ab- zuringen, nicht zurückkehren. Mäuse- und Raupenfrass, sowie son- stise Ungezieferplagen werden wir eben so wenig verhindern kön- nen, so lange wir fortfahren, Getreide- und anderweitige Nutzpflan- zen, welche nicht allein uns, sondern auch dem Ungeziefer zur Nah- rung dienen, oder durch uns überhaupt Verwendung finden und dem gefrässigen Zahne ihrer Feinde zum Opfer fallen, in der durch unsere Verhältnisse gebotenen Weise auzubauen; denn die Be- dingungen für eine Ungezieferplage sind gerade durch unsere Bo- denwirthschaft so überaus günstige geworden, dass bei einem Zu- sammentreffen fördernder Umstände die Plage uns heimsuchen muss und wird. Aber ihr entgegenwirken, sie mildern, verlangsamen, dies vermögen wir wohl. Unsere eigene Kraft und Thätigkeit, un- sere Hülfs- und Zerstörungsmittel erweisen sich dem massenhaft auftretenden Ungeziefer gegenüber als fruchtlos, und auch die Wirk- samkeit unserer besten Gehülfen schafft, wenn die Plage einmal eingetreten, keine Abhülfe; wohl aber vermag die stille, niemals _ erlahmende Arbeit der Ungezieferverfolger Grosses dadurch zu lei- sten, dass sie die Massenvermehrung der Schadenthiere, wenn auch nicht in jedem Jahre, so doch oft im Keime erstickt. Daher freies Geleit, Schutz und Schirm allen Feinden des unsere Fluren, Felder und Waldungen verwüstenden Kleingethiers, den gefiederten wie den behaarten, den wandernden hier wie in der Fremde. Für un- - sere mehr oder weniger an die Scholle gebundenen Säugethiere wie - für die Standvögel können wir selbst sorgen, für unsere Zugvögel müssen wir uns die Mithülfe unserer südlichen Nachbarn erbitten. Welche Maassregeln nun sind zum Schutze der für die Boden- cultur nützlichen Vögel zu ergreifen ? Die Antwort lautet: Nur solche, welche wirklich Erfolg ver- sprechen. i Obenan unter allen mir denkbaren Maassregeln stelle ich: All- - gemeine Belehrung über das Wesen und Treiben unserer heimischen Thiere und der Vögel insbesondere; Hebung und Förderung des Unterrichtes, namentlich auch in Bezug auf Naturwissenschaften; Aufnahme einer mehr oder minder ausführlichen Lehre der Thier- Cab. Journ f. Ornith. Jahrg. XXU. No. 125 Junuar 1874 3 34 Dr. A. E. Brehm: und Pflanzenkunde, zunächst vom Standpunkte der Nützlichkeit, in die Lehrpläne sämmtlicher Volks- und Gelehrtenschulen; Beförde- rung und Belebung aller vernünftigen Bestrebungen von Thier- schutzvereinen; Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in dieser Richtung durch unentgeltliche Vertheilung von guten Büchern sei- tens der Regierungen und aller der allgemeinen Wohlfahrt dienen- den Vereine, namentlich Vertheilung eines fasslich geschriebenen, mit wirklich guten Abbildungen ausgestatteten Lehr- und Hand- buchs der einheimischen Thiere und Pflanzen an sämmtliche Forst- beamte, Dorfschullehrer, Landgeistliche, Schulzen oder Ortsrichter und sonstige geeignete Persönlichkeiten; endlich Aufstellung klei- ner Sammlungen in Schulen zur Ermöglichung des Anschauungs- unterrichtes. Wer wie ich seit Jahren gewirkt hat für Verbreitung der Thier- kunde, weiss zu beurtheilen, wie gross die Unkenntniss unserer einheimischen Thiere in allen Schichten der Bevölkerung ist und wie dringend es geboten erscheint, in dieser Beziehung Abhülfe zu schaffen. Man kennt die gewöhnlichsten ‚und gemeinsten Thiere nicht, und verkennt nicht selten diejenigen, welche man zu kennen meint. Ohne eine genügende Kenntniss des Thieres und seines Wesens und Treibens, seines Wirkens zu unseren Gunsten oder zu unserem Nachtheile, aber wird jede Mahnung zum Schutze derer, welche uns Nutzen bringen, so gut als vergeblich sein, weil der Mensch viel mehr geneigt ist, zu vertilgen, als zu erhalten. Mit der sich mehrenden Kenntniss wächst stetig die Theilnahme für das Thier, mit der Theilnahme die Zuneigung und das Bestreben, zu schützen, wo man schützen soll und darf, oder einzugreifen, wo dies, um die nützlichen Thiere zu sichern, geschehen muss. Kemnt- niss des Vogels nach seinen Aeusserlichkeiten reicht nicht aus; man muss auch über sein Verhalten zu anderen Thieren, über sein Ab- hängigkeitsverhältniss zu den Pflanzen unterriehtet sein, um sein Wirken beurtheilen und würdigen zu können. Nicht immer ist es leicht, zu bestimmen, ob man den einen zu den vorwiegend nütz- lichen, den andern zu den vorwaltend schädlichen Geschöpfen zu zählen hat; denn das Abwägen des Nutzens gegen den nebenbei verursachten Schaden erfordert nicht allein eine eingehende Kennt- niss der betreffenden Art selbst, sondern auch eine solche der Thiere oder Pflanzenstoffe, welche ihr zur Nahrung dienen, und nebenbei grössere Vorurtheilslosigkeit, als sie in den meisten Fällen gefunden wird. Deshalb verlange ich nicht allein allgemeine Ver- Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. 35 - breitung der Vogelkunde, sondern allgemeinen Unterricht in der Thier- und Pflanzenkunde überhaupt. Hierzu kann die Schule im weitesten Sinne des Wortes unendlich viel beitragen, sobald sie nur dazu in den Stand gesetzt, das heisst ermächtigt oder angehalten und durch geeignete Hülfsmittel unterstützt wird. Das lernbegierige Kind ist der wärmste Freund der Thiere und braucht nur auf den richtigen Weg geleitet zu werden, um ihn später zu wandeln. Von den Thierschutzvereinen, wie sie heutigen Tages zumeist ihre Auf- gabe auffassen, erwarte ich weit weniger als von der Schule, wel- che jene ohnehin mehr als zu ersetzen vermag. In besagten Ver- einen gefällt man sich vor Allem in gegenseitiger Stärkung einer Gefühlsseligkeit und Gefühlsüberschwänglichkeit, welche sehr oft recht übel angebracht erscheint und ruhig überlesenden, kundigen Leuten höchstens ein mitleidiges Lächeln abnöthigen kann. Ver- - kennung der nun einmal bestehenden Verhältnisse scheint hier die Regel zu sein; von wirklich nutzenbringender Belehrung -der Ver- einsmitglieder ist wenig zu bemerken, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil denen, welche für jede Anstrengung eines arbeitenden Hausthieres Tadel haben, für Rettung in’s Wasser gefallener Hunde Belohnungen gewähren, zu Gunsten der Pferde ganze Städte um- gepflastert haben wollen, oder höchstens für Sperlinge, nicht aber für Höhlenbrüter Brutkasten aushängen, jedes tiefere Verständniss für Thierschutz überhaupt abgeht. Ich spreche hier nicht von ge- träumten Uebelständen, sondern beziehe mich auf Thatsachen. Daher auch für die Thierschutzvereine ein Lehr- und Handbuch der Thierkunde! s An solchen Lehr- und Handbüchern fehlt es nun zwar eben so -_ wenig, wie an kleinen Schriften über Vogelschutz; die einen aber ” eignen sich, meiner Ansicht nach, ihres noch immer ziemlich hohen - Preises halber nicht für eine so allgemeine Verbreitung, und die - anderen, unter denen ich Gloger’s „Kleine Ermahnungen“, Stöl- ker’s „Gutachten über den Vogelschutz‘“, Giebel’s „Vogelschutz- _ buch“ und vor Allem der Gebrüder Müller geist- und maassvolles, auf tiefes Verständniss der Verhältnisse gegründetes Werkchen: „Die einheimischen Säugethiere und Vögel nach ihrem Nutzen und Schaden in der Land- und Forstwirthschaft“ rühmend hervorhebe, _ erreichen das mir vorschwebende Ideal eines solchen Büchleins noch immer nicht; denn die einen sind nicht ausführlich genug, den an- deren fehlen alle oder mindestens nutzbare Abbildungen. Für den Unterricht des uns nachfolgenden Geschlechtes ist das Allerbeste 58 36 Dr. A. E. Brehm: eben gut genug; eine kurzgefasste, allgemein verständliche und wirklich gemeinnützige Naturgeschichte unserer Thiere und Pflan- zen aber, welche gedachter Anforderung entsprechen sollte, fehlt auf unserm Büchermarkte noch gänzlich, kann auch ohne vollste Unterstützung der Regierungen nicht verfasst werden. Sachkundige ersten Ranges für jeden Zweig müssten eine solche Schulnatur- geschiehte der heimischen Thiere und Pflanzen schreiben, Künstler von höchster Befähigung sie mit Abbildungen ausstatten; Hundert- tausende von Exemplaren müssten verbreitet, Millionen gleichsam gezwungen werden, die Ergebnisse vorurtheilsfreier Forschung ken- nen zu lernen; jedes einzelne Land müsste eine seinen Verhältnis- sen entsprechende Be- oder Umarbeitung eines derartigen Buches veranstalten. Käme dazu in allen Schulen, deren Mittel es erlau- ben, noch eine kleine Sammlung der wichtigsten Thiere, so würde mit der Zeit unzweifelhaft mehr und Grösseres erreicht werden, als gegenwärtig auch die kühnste Erwartung sich träumen lässt. Erst nach allgemein erlangter Kenntniss der Thiere und ihres Treibens wird es möglich sein, unmittelbare Maassregeln zum Schutze der nützlichen Arten, insbesondere der unseren Fluren nützlichen Vögel zu treffen. In dieser Beziehung dürfte sich die Anlage von Niststätten wirksamer als jede andere Maassnahme er- weisen. Man schaffe den Vögeln Wohnungen, an Miethern wird es nicht fehlen. Solche Wohnungen oder Niststätten sind alle hohlen Bäume ohne jegliche Ausnahme, alle Gehölze mit dichtem Unter- wuchse, alle dichtverschlungenen Gebüsche und Hecken; solche Wohn- ‚und Sammelorte der Vögel müssen da, wo sie sich noch finden, erhalten, da, wo sie fehlen, geschaffen werden. Im Walde schone, hege und pflege man alle Ueberständer, von denen man nicht zu fürchten braucht, dass sie zu Hegeorten und Brutstätten des Borkenkäfers oder dem Walde sonst gefährlich werden, zumal diejenigen, welche Höhlungen haben, lasse beim Holzfällen kein hohles Ast- oder Stammstück zum Brennholz klaftern, vielmehr einen Brutkasten mit verschieden weiten Eingangsloche daraus fer- tigen und hänge diesen möglichst weit von den menchlichen Woh- nungen in verschiedener Höhe an den Bäumen auf; im Garten sorge man durch geräumige Brutkasten mit mindestens 5 Centimeter weitem Eingangsloche, welches durch seine Weite den sonst alle Brutkästen in Besitz nehmenden Sperlingen die Brutkästen unbe- haglich erscheinen lässt, für die Bedürfnisse des ungemein nütz- lichen Staares; mitten in den Feldern lege man gegen jeden Frevel Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. 37 sefeite Bruthaine für unsere Krähenarten und Hecken für unsere Singvögel an; alle Feld- und Verbindungswege endlich bepflanze man an Stelle der wenigen Vögeln zusagenden, ungezieferreichen Pappeln mit Linden, Kastanien, Ahornen, Ulmen, Weiden, Buchen, Eichen, Ebereschen oder Apfel- und Birnbäumen. Die Wirkung wird nicht ausbleiben. Allerlei nützliche Vögel werden sich ein- finden, ansiedeln, nisten und sich vermehren, und jeder einzelne wird sich bestreben, das Ungeziefer in Schranken zu halten. Zu - Gunsten der überwiegend nützlichen Bussarde und Thurmfalken bringe man ausserdem auf weiten Feldflächen Ruheplätze und War- ten an: hohe Stangen mit einem oben aufgenagelten Querholze - nämlich. Auf diesen ruhen diese jagdeifrigen Vögel, um zu ver- dauen, und von ihnen aus halten sie Umschau nach Mäusen und anderem Ungeziefer. Weiteren Schutz gewähre man den nützlichen Vögeln durch Regelung und Verschärfung der Jagdgesetze. Aasser den Jagd- vögeln im engsten Sinne des Wortes, unseren Wildhühnerarten, _ Fasanen, Trappen, Wald- und Sumpfschnepfen, Brachvögeln und Limosen, Gänsen und Enten etwa, sollten einzig und allein über- wiegend schädliche Vögel in grösserer Menge geschossen und ge- fangen werden dürfen. Die Anzahl der letzteren ist gering; ich zähle sie erschöpfend auf, wenn ich folgende nenne: Bartgeier, Lerchen-, Tauben- oder Wander-, Würg- oder Blaufalke (Merlin), Fisch- oder Flussadler (Weissbauch), Zwerg-, Habichts-, Schrei-, Kaiser-, Stein- und Seeadler, Königs- und Schwarzmilan, Habicht und Sperber, Rohr-, Korn-, Wiesen und Steppenweih, Uhu, Kolk- rabe, Elster, Heher und Tannenheher, Raubwürger, Wald- oder schwarzer Storch, Fisch-, Purpur-, Silber- und Nachtreiher, Gänse-, Enten- und Zwergsäger, Pelikane und Scharben, so wie endlich die - grossen Möven und mehrere für uns nicht in Betracht kommende Seevögel. Alle übrigen mittel- und südeuropäischen Vögel sind entweder überwiegend nützlich oder bringen doch keinen merk- lichen Schaden, verdienen also unsere vollste Schonung. Demge- mäss müssten sie durch internationale Gesetze wenigstens vor allen Massenschlächtereien geschützt und ihre Jagd wie ihr Massenfang oder das Ausplündern ihrer Nester verboten werden. Der Fang _ mit Schlaggarn, Stecknetz und Leimruthe, welcher einzig und allein * darauf ausgeht, dem Liebhaber einen Stubenvogel zu verschaffen, oder Jagden zu wissenschaftlichen Zwecken darf man, meiner An- sicht nach, ohne Bedenken gestatten; denn aus jedem Liebhaber 38 Dr. A. E. Brehm: wird früher oder später das, was der Naturforscher bereits ist: ein Heger und Pfleger, ein Schützer und beredter Anwalt der Vö- gel. Verderblich wird diesen nur die Begierde des Magens, nicht aber die Lust des Auges oder Ohres. Deshalb verbiete man uner- bittlieh Vogelherd und Meisenhütte, so glückliche Stunden so man- cher Mensch beiden Anstalten auch danken mag, verbiete ebenso auch Dohnensteg und Lerchenstrich, und verbiete sie insgesammt nicht allein in Oesterreich und Deutschland, sondern auch in Süd-, Nord- und West-Europa, oder strebe mindestens hier Vogelschutz- gesetze an. Aber man sei vorsichtig in der Abfassung solcher Ge- setze, verbiete z. B. nicht alle und jegliche Vogelstellerei, um nicht einen Widerstand heraufzubeschwören, welcher nicht gebrochen werden kann. Vogelschutzgesetze, welche nicht im Bewusstsein des Volkes wurzeln, Verbote, für deren Begründung dasselbe kein Verständniss hat, erscheinen mir namentlich aus dem Grunde höchst bedenklich, weil genügende Mittel fehlen, sie zu überwachen. Je bestimmter man sich auf das zunächst Nothwendige beschränkt, um so sicherer wird man das vorschwebende Ziel erreichen. Hinsichtlich der Ausrottung der Raubthiere ist eine solche weise Beschränkung dringend anzurathen. Alle Mäusevertilger ohne Ausnahme verzehren auch kleine nützliche Vögel, zumal Nest- linge, falls sie solche erlangen können, und gleichfalls würde es verkehrt sein, sie deshalb unnachsichtlich zu verfolgen, denn sie leisten durch ihre unermüdliche Mäusejagd uns unzweifelhaft grös- sere Dienste als die von ihnen bedrohten Vögel, und wenn es die nützlichsten wären. Aus diesem Grunde würde ich beispielsweise niemals einer Vertilgung der Füchse, Iltisse, Hermeline und Wiesel das Wort reden können. Dass sich ausser den hervorgehobenen noch andere Mittel und Wege zur Erhaltung und Vermehrung der uns nützlichen Vögel werden finden, noch anderweitige Maassregeln zu ihrem Schutze werden ergreifen lassen, beziehentlich bewähren werden, lässt sich kaum annehmen. Einzelne von den Maassnahmen, welche man vor- geschlagen hat, beispielsweise Fütterung der ständigen Kerbthier- fresser im Winter oder der Zugvögel in sie bedrohenden Nachwin- tern, erweisen sich als unausführbar, weil sie sich nicht verallge- meinern lassen, andere, namentlich Einbürgerung besonders nütz- licher Arten in von ihnen nicht von vornherein bewohnten Gegen- den, als erfolglos. ‚Das Beste, was man fhun kann, wird immer sein und bleiben, sie unter den Schutz des Wissens Aller zu Unsere Bodenwirthschaft und die Vögel. 39 stellen. Wer sie und ihr Leben, Wesen, Treiben und Arbeiten wirk- lich kennen gelernt hat, wird im Stande sein, für ihre Hegung und Pflege im gegebenen Falle das Rechte zu leisten; wer sie nicht kennt, wird ihnen vielleicht ein freundliches Wohlwollen bekunden, nur in Ausnahmsfällen aber die rechte Hülfe und. Unterstützung leisten. Deshalb stelle ich Verbreitung der Vogelkunde über jede anderweitige Maassnahme. Notiz über die Ostsibirischen Pyrrhula-Arten.*) Von Dr. B, Dybowski. (Hierzu Taf. I.) Zur Beseitigung der Zweifel, wie man die Arten der Gimpel , in.Ostsibirien betrachten solle, habe ich während meines Aufent- halts in der Gegend von Akscha meine ganze Aufmerksamkeit auf dieselben gerichtet und mich überzeust, dass wir es dort mit zwei und nicht mit drei Arten zu thun haben. Als ein Hauptmerkmal, welches Pyrrhula Cassini Baird von Pyrrhula coccinea Selys. unterscheidet, betrachtet Dr. Cabanis das Dasein eines weissen länglichen Fleckes auf den äussersten Steuer- federn, und darauf gestützt hielt er das aus Kultuk geschickte Exemplar für P. Cassini. Aber auf 50 rothbauchige Gimpel haben wir nur 2Männchen und 11 Weibchen mit solchen weissen Flecken, bei den übrigen 19 Männchen und 18 Weibchen aber findet man sar keine Spur von weissem Fleck. Dagegen unter 50 Exempla- ren aschgraubäuchiger Gimpel haben 18 Männchen und 20 Weib- chen Flecken auf den Schwänzen, 12 Männchen aber und 10 Weib- chen sind ohne Fleckehen. Beim Dasein oder Fehlen der Fleck- chen sind keine anderen Merkmale vorhanden, aus denen wir im Stande wären, die gefleckten von den ungefleckten Exemplaren zu - unterscheiden; ferner bemerken wir ziemlich häufig ein nur auf einer Seite des Schwanzes geformtes Fleckchen; endlich sind die Grösse und der Ausdruck der Fleckchen ausserordentlich veränder- - lich, so dass dieses Merkmal zur Bestimmung der Art gar nicht an- genommen werden kann; im Gegentheil muss man es als ein *) Unsere letzten Erläuterungen über diesen Gegenstand (Journ. 1873, - Seite 314) waren dem Herın Dr. Dybowski bei Abfassung seiner hier fol- genden dankenswerthen Notizen noch nicht bekannt. Als willkommene Ergänzung bringt das Journal jetzt die Abbildung der Pyrrhula cineracea, Tafel I. Der Herausgeber, 40 Dr. B. Dybowski: entweder aus dem Einflusse des Klimas, oder auf Grund des Erb- oder Bastardgesetzes mit derselben Art, deren äussere Steuerfedern beständig mit weissen Fleckchen versehen sind, entstandenes zu- fälliges Merkmal betrachten. Aus der Vergleichung der von uns gesammelten Exemplare gelangten wir zur Ueberzeugung, dass wir nur zwei Formen vor uns haben. Da ich weder eine genaue Beschreibung der P. Cassini Baird, noch die Möglichkeit zur Vergleichung mit den typischen Exem- plaren dieses Autors besitze, so kann ich nicht bestimmen, ob eine der obigen Formen sich auf die von diesem Autor aufgestellte Art beziehen lässt (wiewohl ich glaube, dass Baird die Weibchen einer von diesen Arten vor sich hatte*). Den rothbauchigen Gimpel betrachte ich als eine mit ?. coccinea Selys. identische Form, wie- wohl der Vogel die weissen Flecken auf den Steuerfedern anzu- nehmen geneigt ist, denn ich finde gar keinen Unterschied von europäischen Vögeln. Die andere Art ist P. cineracea Cab. Jetzt will ich die Merkmale beider hiesigen Formen verglei- chend beschreiben: 1. Der Oberkopf, das Kinn und der Rand an der Schnabel- wurzel sind schwarz, gleich bei beiden Arten, so beim Männchen wie beim Weibchen. 2. Der Mantel beim Männchen immer hell aschgrau, ohne schmutzig röthliche Mischung; obgleich die Farbe bei beiden Arten gleichförmig ist, so findet sich doch bei den Männchen der P. coe- cinea oft eine leicht röthliche Schattirung. Bei den Weibchen ist sie gewöhnlich schmutzig röthlich grau, gegen den Hintertheil dunkler, wo sie besonders bei P. coceinea eine schmutzig bräunliche Schattirung annimmt; bei beiden Arten ist die Reinheit verdunkelt, doch bei P. coccinea ist dieser schmutzige Anstrich weit deutlicher und stärker, bei den Weibchen der ?. eineracea aber ist er schwach sichtbar, doch immer ziemlich deutlich, um beim ersten An- blicke das Männchen vom Weibchen zu unterscheiden. 3. Der Bürzel ist bei beiden Arten weiss, die Oberfläche des- selben bei beiden Geschlechtern gleichförmig; bei den Exemplaren der P. coceinea ist sie kleiner, im Durchschnitte 22 Mm. während sie bei P. cineracea im Durchschnitte 34 Mm. beträgt. 4. Der Unterleib ist bei den Männchen der P. coccinea roth, *) Wir theilen diese Vermuthung entschieden, obgleich das Unicum, auf welches Baird’s Art basirt, als altes Männchen aufgeführt wird. Der Herausgeber. Notiz über die Ostsibirischen Pyrrhula-Arten. 41 bei P. eineracea hell aschgrau. Bei den Weibchen der P. coccinea ist er röthlich aschgrau, bei ?. cineracea blass, nur ausnahmsweise trifft man Exemplare mit einem stärker gefärbten Unterleibe, doch niemals gelangt die Farbe zu solchem Grade von Stärke wie bei P. coccinea. 5. Der Unterbauch und die Unterschwanzdecken sind bei bei- den Arten weiss. 6. Die Schwingen und die Steuerfedern sind bei beiden Arten schwarz, und der ganze Rand der 1. Schwinge sowie das Spitzen- drittel der 3 oder 4 folgenden ist weiss; dieses Weiss. trifft man selten hei ?. cineracea. a) Die letzte Armschwinge bei ?. coccinea hat standhaft auf der aschgrauen Oberfläche der äusseren Fahne einen ziegelfarbigen rothen Fleck; von 30 Weibchen fanden wir kaum eins ohne dieses Fleckehen. Diese Armschwinge bei P. cineracea aber hat niemals dies ziegelfarbige Fleckchen. b) Die äusserste Steuerfeder bei beiden Arten hat zuweilen einen weissen länglichen Fleck, bei den Männchen seltener wie bei den Weibchen; bei P. coceinea hat kaum das zehnte Männchen ‚einen weissen Fleck, bei P. cineracea aber ist die grössere Hälfte der Männchen mit Flecken. Bei den Weibchen von P. coccinea hat beinahe jedes dritte Exemplar weisse Flecken, bei den Weibchen von F. cineracea hat nur jedes dritte Exemplar keine weissen - Fleeken. Die Grösse und die Gestalt dieser Flecken sind sehr veränderlich, bei einigen Exemplaren nehmen sie beinahe die Hälfte der Breite der inneren Fahne und die grössere Hälfte ihrer Länge ein, und gelangen nie zur Spitze der Feder; der Fleck liegt mei- stens auf der inneren Seite der Feder und färbt meistens auch die Schäfte derselben. Die gewöhnliche Gestalt ist schmal keilförmig mit einer schwachen Ausdehnung gegen die Spitze zu, in anderen Fällen ist der Fleck nur in der Gestalt eines kleinen, die Feder dicht am Schafte färbenden Streifchens oder in Gestalt eines klei- nen unregelmässigen Merkmals sichtbar. c) Die Enden der längsten Flügeldecken sind bei ?. coccinea weiss, bei P. cineracea in’s Aschgraue ziehend; ausnahmsweise fin- det man Weiss wie bei den vorigen. d) Die 1. Schwinge bei P. coccinea ist länger als die 5., bei P. cineracea ist sie kürzer als die 5. Ausnahmen sind selten, doch trifft man sie an. 42 Dr. B. Dybowski: 7. Das Gewicht im Durchschnitte der 50 Exemplare der P. eocemea == 35290,31 Milligr. 50 Exemplare der P. cineracea = 30512,29 ,„ 21 88 P. coccinea = 3556524 , 29.99 P. cocenea —= 35015,38 » 25 dd P. eineracea = 31015,71 , 25 22 P. eineracea = 3000883 Milligr. Das grösste Gewicht eines & der P. coccinea = 39118,98 ® Q P. coccinea = 38188,36 Das kleinste Gewicht eines & . coccinea == 32347,66 P 92 P. coccinea == 27631,35 Das grösste Gewicht eines & P. cineracea —= 34462,67 Q P. cineracea = 3259,66 Das kleinste Gewicht eines & P. cineracea — 28002,00 Q P. eineracea = 26390,45 8. Die Maasse: P. cocinea Mm. P.cineracea Mm. Totallänge im Durchschnitte - 50 182 50 184 21 dd 182 25 88 184 29 22 183 25 22 184 Grösste Totallänge 6) 183 ) „HdR ? 191 ? 189 Kleinste Totallänge . . . & 177 gs 176 ö 170 ? ‚175 Länge des Flügels im Durch- schnitte DET.T: 91 dd 89 ?7 90 3 87 Grösste Länge der Flügel d 95 d 95 2 95 2 91 Kleinste Länge des Flügels 3 83 6} 86 ? 86 ? 85 Länge des Schwanzes im Durehschnitte . . ..20..8d& 74 dd 76 12 23 76 Den Rest der Maasse werde ich in der Tabelle am Ende dieser Schrift angeben; jetzt gehe ich zur Ausführung einiger sehr selten vorkommender Sonderlichkeiten über, die man jedoch mit Bulk schweigen nicht übergehen Kann. 1. Unter 25 männlichen Exemplaren der P. cineraeea befindet Notiz über die Ostsibirischen Pyrrhula-Arten. 43 sich eins mit in’s Rosenfarbige ziehenden Wangen und Brust; diese Farbe bemerkt man nur dann, wenn man den Vogel an’s Licht bringt, oder wenn man ihn mit einem andern, der solche Rosen- färbung nicht hat, vergleicht. Diese Färbung an der Brust ist nicht gleichförmig, denn es giebt stärker bemerkbare Stellen. Im übrigen Detail stimmte dieser Vogel ganz mit den Männchen der P. cineracea überein, nämlich: die 1. Schwinge hat er etwas kürzer als die 5,, besitzt gar keinen rothen Fleck an der hintersten Schwinge, das Weisse am Bürzel ist merkbarer als beim P. coceı- nea und er wiegt nur 31,357 Millier.*) Ohne mich in Betrach- tungen über die Tragweite dieser absonderlichen Färbung einzu- lassen, führe ich hier nur das Factum an. — 2. Etliche Weibchen von ?. cineracea haben einen weit helle- ren Obertheil als andere, aber wenn man zur Vergleichung ein sol- ches Männchen und Weibchen nimmt, sieht man doch gleich beim Weibchen einen Schatten von unreiner Farbe, besonders ausdrück- lich gegen den Hinterleib; selbst in diesen wenigen Fällen kann man immer das Männchen vom Weibchen unterscheiden, auch an der Farbe des Obertheils, ein Irrthum aber in der Bestimmung des Geschlechts kann nicht stattfinden, wenn man zur Hülfe die Fär- bung des Unterleibes nimmt; der weinröthliche Anstrich bezeichnet immer. das Weibchen, bis jetzt haben wir es niemals an Männchen gesehen. ö. Bei einigen Männchen der ?. coccinea sind die Enden der Flügeldecken gelblich gefärbt. — Was die Lebensart betrifft, so unterscheiden sich beide Arten von einander wesentlich, sie leben gewöhnlich ganz abgesondert, sogar in Gegenden, wo beide gewöhnlich sind, wie z. B. in den Gegenden von Akscha am Ononflusse. P. coccinea hält sich bestän- dig bei Dörfern, sucht seine Nahrung entweder in Scheuern oder auf Ononinseln, oder in den mit Birken spärlich bewachsenen Hai- *) Im Warschauer Museum befindet sich ein vor etlichen Jahren in der Gegend von Warschau gefangener männlicher Gimpel, welcher eben- so, wie der citirte Vogel, am aschgrauen Grunde, doch weit blässeren als bei der daurischen Pyrrhula eineracea an den Wangen, am Halse und an der Brust rosenfarbige Schattirung hat; doch ist sie etwas stärker als beim, daurischen Vogel; diese Färbung bildet ebenso an der Brust einen un- regelmässigen Flecken. Dieser Vogel hat an der hintern Schwinge keine Spur eines ziegelrothen Fleckens. Nach der Grösse, Gestalt und anderen Merkmalen unterliegt es keinem Zweifel, dass dies Exemplar eine zufällige Abränderung unseres gewöhnlichen Gimpels ist. L, Taczanowski, 44 Dr. B. Dybowski: nen; in der Gegend von Irkutsk am Wege zu der Telminskischen Fabrik. Im Gegentheile aber pflegen die P. cineracea sich bei dunklen, mit daurischen Rhododendrongebüschen bewachsenen Waldpartien oder mit hohem Grase bedeckten Waldfeldern aufzu- halten. Ausnahmsweise, und dieses nur im jetzigen Winter, da eine ungewöhnliche Zahl derselben von den Gebirgsflächen durch sehr stark gefallenen Schnee vertrieben worden, trafen wir sie mit P. coceinea. In den gebirgigen Lärchenbaumwäldern trafen wir letztere niemals an, wohl aber die P, cineracea. P. coccinea nährt sich mit verschiedenen Getreidesamen; vor- züglich Haidekörnern, deswegen fliegen ganze Schaaren auf die Schobern oder auf ausgedroschenes Stroh; selten fanden wir in ihrem Magen Hagensamen oder Körner anderer in der Nähe der Dörfer wachsender Gräser. P, cineracea nährt sich vorzüglich mit Rhododendronsamen, in hiesiger Gegend mit dem Samen des dau- rischen Rhododendrons. Die Stimme der ?. coccinea ist etwas rauher und der Ton niedriger, die Stimme der P. cineracea dagegen dünner und höher, doch ich will aufrichtig gestehen, dass mein unmusikalisches Ohr diese Unterschiede nicht erkennen kann; dagegen aber erkennt . mein College Herr Michael Jankowski beide Arten an der Stimme und lockt sie vortrefflich. Vom Nisten beider Arten haben wir nur unvollkommene Kennt- nisse. P. cineracea nistet in den 5—6000 Fuss über dem Meere erhobenen Gebirgen. Bei unseren Ausflügen, die wir in die Baikal- gebirge machten, trafen wir P. cineracea paarweise fliegen; so z.B. auf den Chamardabanfeldern (Naseberg) begleitete uns ein Paar lange Zeit, indem sie die gewöhnlichen Vogelmanöver anwendeten, um uns vom Neste abzuführen; doch weder in dieser, noch in an- deren Oertlichkeiten, wo wir sie im Sommer sahen, konnten wir ihre Nester finden. Die aus Tunka geschiekten Eier gehören wahrscheinlich zu dieser Art, doch können wir für ihr authentisches Herkommen nicht einstehen. P. coccinea nistet im Norden; so traf sie Herr Michael Jankowski im Sommer in den Wäldern am Ölokmaflusse, welcher in die Lena unter 60° Nordbreite fällt. Ob sie hier auch den Sommer über verbleiben, wissen wir nicht. In Kultuk am Baikalsee wurde nur einmal das Nest eines rothen Gim- pels im dunklen Walde in der Pachabicha-Ebene gefunden; Ende Juni waren die Jungen noch nicht flugbar. Notiz über die Ostsibirischen Pyrrhkula-Arten. 45 Indem wir die Merkmale für beide Arten in kurzen Worten recapituliren, können wir sie in folgenden Ausdrücken abfassen: P. coccinea Selys. &. Die Oberseite aschgrau, die Unterseite roth. 9. Der Oberleib von vorne schmutzig aschgrau, nach hinten bräunlich grau, die Unterseite röthlich grau. Die 1. Schwinge länger als die 5., die kleinste Armschwinge mit ziegelfarbigem Flecke geziert; das Weisse des Bürzels nimmt eine Fläche von 22 Mm. ein; Gewicht: 13 Unzen 15 Drachm.; die ganze Länge 182 Mm., des Schwanzes 74, der Flügel 95 Mm. — Im Winter hält er sich in der Nähe von Dörfern auf, nährt sich von Getreidekörnern, zur Brutzeit zieht er gegen Norden ab, bewohnt hauptsächlich die Thäler. P. cineracea Cab. &. Die Oberseite hell aschgrau, die Unter- seite aschgrau, die Wangen und der Hals weisslich aschgrau. 9. Die Oberseite aschgrau, nach hinten schmutzig aschgrau, zuweilen mit einem bräunlichen Anflug. 1. Schwinge kürzer als die 5. oder gleich (ausnahmsweise 1. länger als die 5.). Die hinterste Armschwinge immer ohne rothen Fleck. Das Weisse des Bürzels nimmt eine Fläche von 34 Mm. ein; Gewicht: 13 Unzen iO Gran. Die ganze Länge 134 Mm., des Schwanzes 97 Mm., der Flügel 89 Mm. } Im Winter halten sie sich bei den mit Rhododendronsträuchern untermischten Wäldern auf, von deren Samen sie sich hauptsäch- lich nähren. Zur Brutzeit fand man sie in den Regionen des Pichta- Zirbelbaums und des Rhododendron chrysanthum. Sie bewohnen meistens die Gebirge. Beide Arten pflegen auf den äusseren Steuerfedern weisse- Flecken zu haben. Von dem Nestkleid wissen wir nichts; doch ist es uns mit Sicherheit bekannt, dass man gleich nach der ersten Mauser die Jungen von den Alten nicht unterscheiden kann, dass die im Win- ter erlegten Exemplare uns keine Gelegenheit darboten, um irgend welche Bemerkungen hinsichtlich des Altersunterschiedes zu machen. Pyrrhula coccinea. — = 3 Se een een 8 s ® Eee ce ro: = ee = = Ste S . o08 on ı 22 |: ll: laser © [e Ss OO |no > = an! 5) Su 28 & 2) \ = un > S [0 2} | a) da | 8/XI. |Darasun || 185 | 78 ı1 10 10 9% ZU De di 8./X. |desgl. 175 | 71 ii 8 10 83 21 = & || 9./XI. |Kultuk 181 || 75 13 10 10 90 21 = 5 46 M. Th. v. Heuglin: Pyrrhula eineracea. Zr af Pa a HE — . Pe & N © e = oo Sr in SI 5 8 18 |8 1238| = 102 | °3 178 = 3 | 8 = ee lsaä=|ls.| v8 | Hair | 2 | 3 |8|35|887| 8° |25| 82 52 & = \8 1% ]j%8° j@8 [33 1385 “7 | 18./IX. [Darasun | 185 | 78] ıl 10 10 90 | 20 ä f' 29,1. |Kultuk 187 | 78 11 10 10 88 20 =8 9 | 29.1. |desgl. 183 | 77 | 11 9 9 | 87 | 20. | 2 | 29,1. ‚desgl. 115 |w| 1 10 | 10 | 90 | 21 = { A handbook to the Birds of Egypt by 6. E. Shelley (Lon- don, J. van Voorst, 1872). Bericht von M. Th. v. Heuglin. Die ornithologische Literatur ist wiederum durch ein sehr empfehlenswerthes Buch gefördert und bereichert worden. Shelley’s Werk enthält eine kurz gefasste Darstellung der Art und Weise, wie Touristen gewöhnlich Unteregypten mit seinen Sehenswürdigkeiten, den Nil bis Asuan und Wadi Halfa, sowie das Fajum zu bereisen pflegen. Ein weiteres Capitel giebt eine populäre Abhandlung di Geologie des unteren Nilgebietes. Dann folgt die Aufzählung der vom Verfasser und seinen Freunden in Egypten und Nord-Nubien beobachteten Vögel, ein- schliesslich mehrerer von anderen Reisenden erwähnter Arten, nebst kurzer Beschreibung derselben und endlich leider nur zu spar- samen Wahrnehmungen über Lebensweise, Zugverhältnisse u. s. w. Capitain Shelley kennt 352 Arten; einige derselben sind bis- her noch nicht als in N.O. Afrika vorkommend nachgewiesen wor- den. Mehrere andere werden unter verschiedenen Namen zwei- mal im Verzeichniss aufgenommen. Die Ausstattung des Buches lässt hielt zu wünschen übrig und enthält dasselbe auf 14 Tafeln von Keuleman’s Meisterhand die sehr gelungene bildliche Darstellung von 17 Arten. Der Verfasser hat, wie es scheint, keine Gelegenheit gehabt, die wissenschaftlich noch gar nicht erforsehten Oasen westlich vom Nil zu besuchen, welche wohl jedenfalls für den Ornithologen manches Neue bieten werden. Auch dürfte Capitain Shelley seine Bereisung der unteren Nil-Länder nur im Winter und Frühjahr ausgeführt haben, und nimmt derselbe theils gar keine, theils nicht die nöthige Rücksicht auf die zahlreichen von Hasselquist, der französischen Expedition u. s. w., bis auf die neueste Zeit ge- Bericht über „A handbook to the Birds of Egypt“. 47 machten Erfahrungen über die Avifauna von Esypten und Nord- Nubien. Aus der Familie der Drosseln führt Shelley 10 Arten an, dar- unter Pycnonotus zanthopygius, den er für verschieden von P. nigri- cans erklärt; auch Sharpe (Ibis 1870, p. 432) ist derselben Ansicht und behauptet überdies noch, er habe Vögel letztgenannter Art aus ‚Abessinien mit südafrikanischen verglichen. Abgesehen davon, dass überhaupt kein geibsteissiger Grauvogel in Habesch vorkommt (also auch nicht P.nigricans), beziehe ich mich auf meine Angaben in der Ornithologie Nordost-Afrika’s I. 1. p. 397—39. Zwischen Grauvögeln aus der Gegend von Jafia (P. Valom- dbrosae), Agabah und Wadi Feran (P. wanthopygos, Hempr. u. Ehr.) und solchen aus Süd-Afrika habe ich keinen namhalten Unter- schied finden können*); dagegen schien mir die am Kir und Gazel- lenfluss vorkommende Form abweichend. Reich ist die Zahl der von Shelley aufgeführten Sylviiden (57 Arten). Manchen Aufschluss erhalten wir in erster Linie über die eben so artenreichen, als theilweise schwierig artlich unterscheid- baren Saxicolinen Egyptens. Die echte Saxicola rufescens (8. au- rita) und Sazxicola stapazina führt der Verfasser nicht an. sSazieola lugens hält er für untrennbar von Sawicola leucomela. Sasicola mo- nacha wird auf t. 2 abgebildet (? u. 8). Unrichtig ist die Be- hauptung, dass ich 8. phrlothamna mit S. erythropygia vereinige; ich habe im Gegentheil erklärt, letztere scheine der S. moesta zu- nächst zu stehen. Aeccentor modularis wird auf meine Autorität hin als egyptisch aufgeführt. Ich kenne nur ein Beispiel seines Vorkommens im pe- träischen Arabien. Neu für die Ornis Egyptens ist Öalamodyte melanopogon (Shel- - Jey, p. 9. t. 3. ££1). Hübsche Nachrichten über die Lebensweise. Shelley fand diese Art sehr häufig im Röhricht bei Damiette. ! Weiter wird als neu eingeführt die auch von Jesse im Sam- har gefundene Hypolais olivetorum. Ein Exemplar wurde (zu wel- cher Jahreszeit?) bei Alexandrien eingesammelt. Hwypolais elaica wirft Shelley mit ZH. pallida Hempr. u. Ehr. (mec. Gerbe) zusammen. Auch A. langwida will der Verfasser, wie - es scheint, nicht als besondere Art anerkennen! *) Bei Pycnonotus nigricans von Süd-Afrika soll die nackte Stelle über dem Auge roth gefärbt sein, bei P. wanthopygius ist dieselbe immer bläulich-bleigrau. 48 M. Th. v. Heuglin: Nach Gray soll Phyllopneuste Eversmanni Bp. in Egypten ge- funden worden sein. Die kleinere Rage (oder besondere Art, Curruca momus Hempr. u. Ehr. — Melizophilus nigricapillus Cab.) der schwarzköpfigen Grasmücke (Curruca melanocephala) kennt Shelley nicht; ich habe nur erstere, dieser letztere Form in N.O. Afrika beobachtet. Ferner wird nach Tristram in die Reihe der egyptischen Vö- gel aufgenommen Sylvia conspieillata. Die Aufzählung der Nectariniiden und Certhiiden enthält nichts Neues, als eine ziemlich gute Abbildung von Neetarinia metallica. Aus der Familie der Würger sind 6 Arten angeführt, darunter als zweifelhaft Zanius excubitor. Lanius dealbatus und leucopygos sollen gleichartig sein mit L. Lahtora. Nach meinen Untersuchungen würde sich letzterer durch Abwesenheit der weissen Farbe des Bürzels von den genannten Formen constant unterscheiden. Die Reihe der Fliegenfänger enthält nichts besonders Bemer- kenswerthes. a; Hirundo Riocourii wird specifisch von ZH. rustica getrennt. Hk- rundo rupestris in März bei Damiette erlegt. Cotyle minor Cab. als selbstständige Art verdächtig! Unter den Motaeilliden erwähnt Shelley Budytes flava, cinereo- capilla und melanocephala als besondere Specien; ferner den südafri- kanischen Anthus Raalteni als im Fajum eingesammelt! Als Subspecies von Alauda arvensis higurirt A. intermedia Swinh. Eimberiza intermedia ist auf t. 3. f. 2 hübsch abgebildet. Unter den Fringilliden werden Passer domesticus, Italiae und salicicola als besondere Arten erwähnt. Neu ist eine Nachricht über das Vorkommen des Kirschkernbeissers (Coccothraustes vulga- ris). Ein Exemplar soll im Jahr 1859 bei Alexandrien erlangt worden sein. Erythrospiza gühaginea wird auf t.5 gut dargestellt. Die Reihe der Orioliden, Sturniden und rabenartigen Vögel bietet nichts Erwähnenswerthes, ebenso die Familie der Piearien. Auf F. Heine’s Autorität figurirt (allerdings sehr zweifelhaft) Chrysococcy® cupreus als egyptischer Vogel!! Auf p. 146 unterschiebt mir Capitain Shelley die Ansicht, ich betrachte Centropus aegyptius für gleichartig mit Centropus senega- lensis, während ich im Gegentheil (Orn. N.O.Afr. I. 2. p. 796) er- # klärte, dass es mir nicht möglich gewesen sei, die egyptische und die senegambische Forın mit einander zu vergleichen und dass, falls Bericht über „A handbook to the Birds of Egypt“. 49 beide wirklich specifisch verschieden sein sollten, erstere als Cen- iropus aegyptius im System aufzunehmen sei. Nun sollen nach Shelley beide wirklich artlich abweichen, leider sind in den Birds of Egypt jedoch die unterscheidenden Merkmale nicht verzeichnet; dagegen wird ©. aegyptius recht hübsch abgebildet. | Die Familien Upupidae, Alcedinidae, Coraciadae und Meropidae - bieten nichts von Belang, als die gelungene Abbildung von Merops viridissimus (Ss. n. M. viridis L.) und M. swperciliosus (s. n. M. ae- gyptius Forsk). | Die Cypselidae sind durch eine neue Art, Oypselus pallidus Shelley vermehrt. Wahrscheinlich fällt diese Form zusammen mit Cypselus murinus, Brehm Vogelf. p. 46. — C. dubius Antin. Cat. p. El apus var. murina, Hgl. Orn. N.O.Afr. p. 142 u. s. w. i Aus der Familie der Caprimulgidae sind genannt Caprimulgus europaeus und Caprimulgus aegyptius ; letzterer schön abgebildet (t. 8). Aus der Ordnung der Rapaces erwähne ich der Angabe, dass Nyetala Tengmalmi noch als egyptischer Vogel aufgeführt wird. Ein Exemplar von Astur palumbarius wurde bei Beni Suef er- ‚ legt. Aceipiter gabar soll in Oberegypten vorgekommen sein, was sehr glaublich ist. Von Lannerfalken erwähnt Shelley des Falco lanarius und Falco babylonicus als zwei verschiedener Arten. Buteo ferox wird auf t. 9 abgebildet. Diese Art soll im April in Egypten brüten. Ich kannte sie bisher nur als Zugvogel. | Oolumbidae. Neben Columba lvia wird C. Schimperi als be- sondere Art behandelt. Turtur isabellinus Bp. (conf. Heugl. Cab. Journ. 1873, p: 151) - figurirt zweimal, erstens unter der Bonapart’schen Benennung und _ dann als 7. Sharpe: Shelley, mit guter Abbildung. Turtur albiventris dürfte schwerlich in Egypten und im nörd- lichen Nubien heimathen (conf. Heugl. Orn. N.O.Afr. I. 2. p. 835). Unter den hühnerartigen Vögeln geschieht noch Erwähnung des von Rüppell wohl irriger Weise aufgeführten Francolinus vulgaris. Grallae. Otis houbara soll auf dem Markt von Alexandrien - nicht unbekannt sein und in Esypten und Nubien allgemein vor- kommen; Chettusia Villotaei ( Vanellus favipes) sei Standvogel in Egypten und Nubien! Aegialitis intermedius figurirt als eigene Art. Gallinago major überwintert im Delta. Zudromias asiatieus Shelley ist wohl = E. damarensis Strickl. Cab, Journ. f. Orith, Jahrg. XXII. No. 125. Januar 1874. 4 50 M. Th. v. Heuglin: Rhynchaea capensis wird auft. 11 abgebildet und Shelley lässt sie in Egypten, im Fajum und in Nubien vorkommen. Totanus fuscus am 7. April bei Sagarah erlegt. Erster sicherer Nachweis über sein Vorkommen in Egypten. Recurvirostra avocetta wird nur als Wintergast daselbst behan- delt, während sie brütet. Bezüglich des Vorkommens von Ibis aethiopica (I. religiosa) in Egypten kennt Shelley keine authentischen Angaben. (Conf. Sa- vigny, Deser. de l’Eg. Vol. 23. p. 400. — Hartm. Cab. Journ. 1863, p- 309 u. 463. — 1864, p. 145 u. 455. — 1865, p. 69. — Heugl. Cab. Journ. 1865, p. 100.) Die Familie der Ardeiden bietet nichts Neues. Unter den Ralliden Egyptens werden aufgeführt: Porphyrio Alleni, Porphyrio hyacinthinus und Fulica ersitata, welche mir dort niemals vorgekommen sind, dagegen fehlt Porphyrio smaragdonotus. Anseridae.- Erismatura leucocephala ist auf t. 12 abgebildet. Pelecanidae. Shelley führt Pelecanus minor als besondere Art auf und lässt Sula cyanops nach Mittheilung E.C. Taylor’s bei Sues vorkommen, während der Sula fiber nicht Erwähnung gethan wird. ' Von Phalacrocorax: carbo vermuthet der Verfasser der Birds of Egypt, dass er Brutvogel in seinem Beobachtungsgebiet sei. Sterna media soll häufiger Standvogel in Unteregypten, Sterna Bergii ebendaselbst nicht selten sein. Von Rhynchops flavirostris enthält das Buch eine recht gute bildliche Darstellung. Neben Zarus leucophaeus wird des Z. argentatus Erwähnung gethan; Larus cachinnans für identisch mit Z. leucophaeus erklärt!! Larus ichthyaötus wird auf t. 13 hübsch abgebildet. Zarus leucophthalmus soll an der egyptischen Küste vorkommen und wird demselben fälschlieher Weise eine weisse Iris zugeschrieben. Die Familie der Taucher und Ordvung der Strausse bietet nichts von Bedeutung. Oapitain Shelley bezeichnet nicht speciell die Grenzen seines Beobachtungsgebietes, nimmt jedoch ornithologische Vorkommnisse des Golf von Sues und des nördlichen Nubiens in sein Verzeichniss auf. Auch sind verschiedene Arten, welche nach älteren Autoren dort vorkommen, nicht angeführt, wie z. B. Sylvia nisoria, Strepsi- las collaris, Limicola pygmaea, Larus tridactylus, glaucus und Audou- nini, Pelecanus rufescens, Carbo africanus, verschiedene Enten u.S. w.; endlich einige speeifisch afrikanische Formen, welche vom centra- Bericht über „A handbook to the Birds of Egypt“. 51 len Nubien her bis zur Provinz Wadi Halfa vordringen, wie Eu- plectes ignicolor, wahrscheinlich auch Hypochera nitens, Lagonosticta minima, Oena capensis, Ciconia Abdimu u. s. w. Es sei mir bei dieser Gelegenheit gestattet, ein möglichst voll- ständiges Verzeichniss der aus Europa und von West-Asien her das nordöstliche Afrika besuchenden Zugvögel beizufügen. Die nur zufällig ein oder das andere Mal beobachteten Arten bezeichne ieh mit einem Sternchen. Vultur monachus, in einzelnen Jahren häufig, namentlich zur ' Winterzeit, in anderen gar nicht in Egypten erscheinend. Buteo vulgaris, nicht regelmässig; ebenso B. desertorum. Bu- teo ferox, häufig, soll nach Shelley auch in Egypten nisten. * Aquila chrysaötos, A. imperialis, *A. naevioides (in Abessi- nien, Senar u. s. w. Standvogel), A. naevia, A. pennata (theils durehziehend, theils brütend, jedoch im Winter südwärts wandernd). *Aquila Bonelli. Circaetus gallicus. Pandion halvaötos (am Rothen Meer brütend)..— Haliaetus albieilla (zum Theil im Delta nistend). Falco peregrinus (könnte möglicher Weise hin und wieder - auch in Egypten- brüten). | Falco sager, F. subbuteo, F. aesalon, Falco lanarius Schleg. und F. barbarus (beide wohl sedentär), F. innuneulus (zum Theil nistend), F. cenchris (soll ebenfalls zuweilen in Unteregypten brüten), f. vesper- tinus. *Pernis apivorus. *Milvus regalis und M.migrans. *Astur pa- _ lumbarius. Aceipiter nisus. Circus aeruginosus, O0. eyaneus, Ü. cine- rascens und C. pallidus (möglicher Weise alle Weihen auch nistend). h *Bubo maxımus. Scops zorca. *Otus vulgaris, O. brachyotus. (*Nyetale funerea?) — Strie flammea (theils sedentär). h Caprimulgus europaeus, *Ü. tamaricıs. Cypselus apus (theils sedentär), ©. melba. | Hirundo rustica (nistet wahrscheinlich am Rothen Meer, nicht _ aber in Egypten, wo sie nur als Zugvogel erscheint), *H. dauri- ca, Cotyle riparia, *C. rupestris. Chelidon ürbiea. a Öoracias garrula. Alcedo ispida und A. bengalensis. *Haleyon smyrnensis (Ara- _ bia petraea). A. rudis ist Standvogel. = Merops apiaster und M. superciliosus (beide hin und wieder “ nistend). - . Upupa epops (zum Theil Standvogel). * Tychodroma muraria, nach Rüppell. Cisticola Schoenicola (jedenfalls zumeist sedentär). 4* 52 M. Th. v. Heuglin: Calamodyta arundinacea (turdoides), ?C. palustris, Calamo- herpe arundinacea, Pseudoluscinia lusciniorides, Cettia sericea, Ca- lamodus schoenobaenus und C. aquaticus, Luseiniola melanopogon. ?Potamodus fluviatilis, ?P. locustella. Aedon galactodes (nördlicher brütende Vögel sicherlich durehziehend). Sylvia melanocephala, S. undata (provincialis), 8. nigricapilla Cab. (S. melanocephala minor Hgl.), $. subalpina, 8. conspieillata, S. cinerea, $. curruca, S. atricapilla, 5. Rüppellii, 8. orphea, 8. ni- soria, 8. hortensis. *Chloropeta olivetorum, Chl. elaica, Phyllopneu- ste sylvicola, Ph. trochilus, Ph. Bonellii, Ph. rufa, *Ph. Eversman- ni, Ph. hypolais. | Lusecinia vera und L. philomela. Rutieilla phoenicurus und R. tithys. Erythacus rubeeula. Cyanecula suecica, Saxicola oenanthe, S. albieollis (aurita), S. stapazina, 8. leu- comela, 8, isabellina (theils brütend), Pratincola rubicolaund P.rubetra. * Accentor alpinus (einmal im peträischen Arabien beobachtet). Motacilla alba, Budytes flava, Calobates boarula. Anthus spinoletta, A. campestris, A. pratensis, A. cervinus (zum grossen Theil sedentär*), A. plumatus (arboreus ). Turdus musicus, T. merula, *T. torguatus, *T. atrogularis (Arab. petraea), *7T. viscivorus, *T. pilaris. Monticola sawatilis und Pterocossyphus cyanus. Oriolus galbula. Museicapa grisola, M. atricapilla, M. collaris, ?M. parva (Lais, H. u. Ehrenb.). Lanius collurio, L. minor, L. senator (rufus), *L. excubitor, L. nubicus (zum Theil durchziehend). ? Pica caudata, ? Corvus monedula, ©. frugilegus. — Corvus cor- ni» ist Standvogel in Egypten. Sturnus. vulgaris. *Pastor roseus. Fringella eoelebs, Fr. carduelis, Serinus hortulanus, *Passer montanus (P.domesticus, P. Italiae und P. salicicolus, Standvögel). *Coccothraustes vulgaris, Linaria cannabina, ? Aegiothus linaria. ' Emberiza hortulana, E. milliaria, E. intermedia (?schoenicla var.), E. caesia (theils brütend), *E. einerea, *E. cia (Arabien). Otocorys bilopha (wohl Zugvogel im peträischen Arabien). Alauda arvensis, *A. arborea, A. cristata (zumeist Standvogel), A. brachydactyla, A. macroptera, A. pispoletta (= A. minor Cab. ?). — *) Vielleicht artlich von der nordöstlichen Form zu trennen. Bericht über „A handbook to the Birds of Egypt“. 53 Melanocorypha calandra und M. albo-terminata. — Ammomanes lu- sitania und Alaemon desertorum sind Standvögel. Iyn» torquila. Cuculus canorus. (Oxylophus glandarvus ist sedentär.) 2*Columba oenas. — ©. livia, mit ihren Varietäten wohl immer sedentär. — Turtur auritus. 22 Francolinus europaeus. Coturnix communis (2. Th. nistend). *Otis tetram. Oedicnemus crepitans (theils sedentär). Glareola pratincola (wohl auch z. Th. brütend), G/. melanoptera. Chettusia gregaria, Ch. Vellotaei (soll in Egypten nisten?), Squatarola helvetica. Vanellus cristatus. Charadrius apricarius. Aegialitis cantianus, Ae. u.minor Ae. hiaticula (vielleicht alle brütend). Charadrius Geofroye (z. Th. Standvogel), Ch. mongolicus, 2Ch. asiaticus. (Ch. damarensis dürfte Standvogel sein.) Eudromias morinellus. Cinclus interpres, Haematopus ostralegus. Ardea purpurea, A. cinerea, A. alba, A. garzetta, A. comata, A. minuta, A. stellaris, A. nycticorax (die meisten Reiher wohl auch nistend). Ciconia alba und C. nigra. Platalea leucordia (wahrscheinlich auch brütend, wie auf der Südhälfte des Rothen Meeres). Ibis faleinellus. Numenius arguata, N. phaeopus und N. tenuirostris. Limosa aegocephala und L. rufa. *Terekia cinerea. Totanus stagnalis, T. ochropus, T. glareola, T. calidris, *T. fuscus, T. glot- tis. Tringoides hypoleucus. Recurvirostra avocetta (nistet). Himan- topus autumnalis (wohl auch z. Th. brütend). Phrlomachus pugnax. ?Tringa canutus, *Ir. platyrhyncha, Tr. cinclus, Tr. minuta, Tr. Temminckiü, Tr. subarquata, Calidris arenaria. Gallinago major, @. scolopacina und @. gallinula. *Scolopax rusticula. T Fulica atra. Gallinula chloropus (theils sedentär). ?Porphyrio veterum. Ortygometra pygmaea, O. porzana, O.crex. Ballus aquaticus. Grus cinerea und Gr. virgo. . Phoenicopterus antiquorum (auch brütend). Anser albifrons. Bernicla branta. Oygnus olor und C. musieus. Tadorna cornuta, Casarca rutila. (Möglicher Weise beide zuwei- len brütend.) Anas penelope, A. acuta, A. boschas, (Querquedula circia, Q. 54 Dr. 0. Finsch: Berichtigung. erecca, Chaulelasmus streperus und Ch. angustirostris. Spatula clypeata (sicherlich auch nistend). Fuligula rufina, F. eristata, F. marila, F. ferina, F. nyroca, *F. clangula. *Oidemia fusca, Eris- matura leucocephala. *Mergus serrator. *Colymbus septentrionalis. Podiceps cristatus, P. nigrecollis, | *P, griseigena, P. minor. | Puffinus Kuhlii und P. Anglorum (im Mittelmeer brütend und gelegentlich die egypt. Küsten besuchend). *Procellarea pelagica?. ‚ a or R h *Larus canus, L. marinus, L. fuscus, *L. glaueus, *L. Audou- nini, L. argentatus (var. leucophaea), L. cachinnans, I. ichthyaetus, L. ridibundus, L. melanocephalus, IL. minutus, L. gelastes. *Rissa tridactyla. (I. gelastes, wohl auch L. ridibundus, melanocephalus | und minutus brütend.) 1 *Sterna hirundo, St. fluviatilis, St. anglica, St. cantiaca, St. ca- spia, St. minuta. Hydrochelidon fissipes, H. nigra, H. hybrida (die Seeschwalben theils nistend). Graculus carbo und Gr. pygmaeus. Pelecanus onocrotalus (mit P. minor) und P. eröspus. Stuttgart, 2. October 1873. | Berichtigung. In der Octobernummer dieses Journals (Jahrg. 1873), welche mir zufällig früher als gewöhnlich zu Gesicht kam*), beschreibt Herr Dr. A. B. Meyer einen Paradiesvogel: Epimachus Wühelmi- nae von Neu Guinea als neu, der indessen schon durch Dr. Sclater in die Wissenschaft eingeführt wurde und zwar als .Drepanornis Al- N bertisi. Dr. Sclater erhielt diese prachtvolle neue Form, nebst an- deren Novitäten (darunter ein neuer wahrer Paradiesvogel: Para- disea Rgggiana Scl.), durch den Entdecker, den italienischen Rei- senden Luigi Maria D’Albertis und berichtete zuerst über dieselbe in der Sitzung der zoologischen Gesellschaft zu London am 17. Juni 1873. In der Zeitschrift „Nature“ vom 14. August 1873 (pp. 305, 306) wird der neue interessante Vogel ausführlich von Dr. Selater beschrieben und eine Abbildung von Männchen und Weibehen (in Holzschnitt) gegeben. Eine colorirte Darstellung wird die 47. Ta- ° fel der „Proceedings“ für 1373 bringen. Bremen, 17. December 1873. Dr. 0. Finsch. *) Herr Dr. Finsch hatte während des Druckes des Heftes, eines von h ihm verfassten Artikels wegen, den betreffenden Correcturbogen zur Ein- sicht erhalten. Der Herausg. Dr. A. B. Meyer: Drepanornis Albertisi Sel., Trichogl. Josef. F. 55 | Ueber Drepanornis Albertisi Sel., Trichoglossus Josefi- nae Finsch und Trichoglossus Wühelminae nov. Sp. Von Dr. Adolf Bernhard Meyer. Da ich mich, bald nachdem ich in diesem Journal, Jahrg. 1873, S. 405, meinen Apimachus Wilhelminae als neue Art von Neu- Guinea publieirt hatte, überzeugte, dass dieselbe identisch sei mit der wenige Monate vorher in der englischen Zeitschrift „Nature“, 1875, p. 305, von Herrn Dr. Scelater beschriebenen Drepanornis Albertisi, so ziehe ich hiermit meine Benennung dieses auch von mir entdeckten neuen Paradiesvogels ein und übertrage den Spe- ciesnamen „Welhelmina“ auf eine ebenfalls von mir entdeckte neue Trichoglossus-Art, von der ich eine kurze Beschreibung als vor- läufige unten anschliesse. *) Ueber Trichoglossus Josefinae Finsch (Atti Soc. It. Sc. Nat. Vol. XV., 1873, Tav. 7) bin ich in der Lage, die folgende Ergänzung beizubringen: Das Herrn Dr. Finsch bei seiner Beschreibung vorliegende Exemplar war nur das @ dieser neuen Art. Ich selbst entdeckte dieselbe im Juni 1873 in Passim auf Neu-Guinea, d. i. an der Westküste der Geelvinksbai, und erkannte sie sofort als eine dem Trichoglossus papuensis nahestehende, aber doch entschieden difte- rente neue Art. Während aber Tr. papuensis bis jetzt nur im Gebirge gefunden worden ist, d. h. meist vermuthet wurde, da er in von Naturfor- schern präparirten Bälgen überhaupt kaum oder höchstens sehr selten nach Europa gelangte, sondern meist in von Papüas ver- stümmelten Häuten, — ich selbst fand ihn nur auf dem Arfak- gebirge in einer Höhe zwischen 3—6000° — schoss ich diese klei- nere Art am Strande, jedoch erbeutete ich sie lediglich in der Nähe *) Herrn Dr. Finsch’s vorstehende „Berichtigung“ wird also mit der schon von mir selbst, wie wohl von jedem Ornithologen, sofort erkannten Uebereinstimmung der Sclater’schen und meiner Beschreibung, trotzdem die letztere nur eine oberfläehliche, meinem an Ort und Stelle geschriebe- nen Tagebuche entnommene war, und durch die von mir in diesen Zeilen vorgenommene Einziehung und Uebertragung des Speeiesnamens gegen- standslos. 56 Dr. A. B. Meyer: des genannten Ortes, den ich s. Z. noch genauer beschreiben wer- de, und nirgends sonst. Ich will in dieser kurzen Mittheilung nur erwähnen, dass das von Herrn Dr. Finsch abgebildete Exemplar dem 2 meines Vogels vollkommen entspricht, abgesehen von einer Grellheit im Blau des Hinterkopfes und Bürzels, welche vielleicht nicht in der Intention des Autors gelegen; — meine Vögel, sowohl 48 als 22, haben diese Partien nur matt blau oder lila, die 2? oft nur grau mit leichtem bläulichen Schimmer, und das Blau des Bürzels ist meist schöner als das des Hinterkopfes —, und abgesehen von einer ge- wissen zu starken Abgrenzung der verschiedenen Farbentöne, be- sonders des Schwarz des Bauches, gegeneinander, sowie des Man- gels einiger grüner Federn bei vielen Exemplaren seitlich von diesem Schwarz; dass dagegen das & sich im Wesentlichen vom 2? nur dadurch unterscheidet, dass ihm das Gelb sowohl an der Ober- als auch an der Unterseite des Körpers fehlt. Es ist nur noch eine sehr geringe Andeutung davon in ein paar seitlichen Federn vorhanden, dieselbe fehlt jedoch an einem Exemplar auch gänzlich, und diese beim 2 von Gelb eingenommenen Partien sind beim & mit demselben schönen Roth wie die Brust versehen. Junge Vögel haben die Brust etwas schwärzlich und grünlich gewellt, und bei einigen 22 ist das Schwarz des Bauches, das übri- gens nie so tief schwarz ist wie das des Hinterkopfes, stark mit Olivengrün untermischt. Allein ich werde auf diese feineren Far- bennüancen später zurückzukommen haben. Im Leben sind Schna- bel, Wachshaut, Iris und Füsse tief orangeroth (in der Finsch’- schen Abb. ist die Farbe etwas zu wenig gesättigt), Krallen und nackter Augenkreis grauschwarz. Bei einigen && finden sich die mittleren Schwanzfedern so stark verlängert, dass die Totallänge des Vogels 260 Mm. erreicht. Im Magen fand ich nur Pflanzen- säfte. Zunge bürstenföürmig. Da ich auch ein Exemplar in Spixi- tus mitgebracht habe, so werde ich später nähere Mittheilungen über das Skelett und den inneren Bau dieses Vogels machen können. Trichoglossus Wilhelminae n. sp. Trotzdem es ursprünglich nieht in meiner Absicht gelegen hatte, einzelne neue Arten aus meiner reichen ornithologischen Sammlung von Neu-Guinea vorläufig bekannt zu machen, sondern die Absicht hegte, das ganze Material zusammengefasst zu bear- beiten, so schliesst sich an obige Notiz zu sehr naturgemäss die Trichoglossus Wühelminae n. sp. 57 Mittheilung einer zweiten neuen kleinen Trichoglossus-Art von Neu- Guinea, eines wahren Zwerg-Trichoglossus, an, als dass ich es mir versagen könnte, wenigstens einen Tagebuchauszug dieser aus- gezeichneten Art bei dieser Gelegenheit zu publieiren. Doch da ich meine ornithologische Sammlung überhaupt noch nicht ausgepackt und gesichtet habe, nachdem ich dieselbe erst vor wenigen Wochen erhalten, und da mir augenblicklich die Musse zu dieser Bearbei- tung im Ganzen nicht geboten ist, so werde ich auch diese neue Trichoglossus-Art erst später genauer beschreiben und abbilden können, Ich bemerke noch, dass ich den Artnamen „ Welhelmina‘“, welchen ich einem neuen Paradiesvogel zugedacht hatte (s. J. £. 0. 1873, p. 405 und oben), nun auf diesen kleinen Trechoglossus übertrage. Rücken und Flügel dunkelgrün; Brust, Bauch, untere Schwanz- decken, Backen, Kinn und Kehle hellgrün, auf der Brust zwischen 20 und 30 schön gelbe Schaftstriche, die von Schwarzgrau einge- fasst werden. Hinterkopf rothbraun, in bläuliche Tinte übergehend, darauf folgend etwa 15 schön blaue Schaftstriche, Nacken gelblich braunroth. Bürzel und obere Schwanzdeckfedern violett mit einem Schimmer in’s Rothbraune, mittlere verlängerte Schwanzfedern oben grün, in der Mitte in’s Violette ziehend und etwas gelblich endend. Unterrücken hochroth, nach den Weichen zu in einen kleinen gel- ben Fleck auslaufend; untere Flügeldecken und Basalhälfte der In- nenfahne der Schwingen, sowie die Basis der Steuerfedern gleich- falls roth, aber etwas heller. Vorderer Flügelrand gelb. Beim 2 fehlt das schöne Roth am Unterrücken und unter den Flügeln gänzlich, dagegen ist es an der Basis der Steuerfedern vorhanden; auch sind die anderen Farben zum Theil etwas matter. Zunge bürstenförmig. Totallänge von der Schnabelspitze über den Rücken gemessen bis an die Schwanzspitze 130—145 Mm.; Flügel 70 Mm.; Schwanz 52 Mm.; Schnabel von der Stirn 14 Mm.; Schnabelhöhe 8 Mm. Im Leben Schnabel und Wachshaut rothgelb, Iris gelb, Füsse schwarz, Krallen grau. Im Magen fand ich nur etwas Flüssigkeit. Fundort: Passim, Westküste der Geelvinskbai, Neu-Guinea und Andai, am Fusse des Arfakgebirges im Nordwesten Neu- Guinea’s, im Juni und Juli 1873. Typen in meiner Privatsammlung und in der Sammlung des Grafen Turati in Mailand. Berlin, 15. Januar 1874. 58 A. v. Homeyer: Von Zittwitz +. Nachruf. Von Zittwitz ist todt! — Nach kurzem Kränkeln am Ma- genkatarrh und schon auf dem Wege der Besserung, machte ein Schlaganfall’ dem edlen Leben plötzlich ein Ende. — Görlitz war tief bewegt, denn ein Jeder fühlte den grossen Verlust. Die Stadt hatte den Vater seines geliebten Kindes, den ersten Präsidenten der Naturforschenden Gesellschaft verloren. Die Leiche wurde andern Nachmittags nach dem grossen Sitzungssaal der Naturforschenden Gesellschaft übergeführt, also nach dem Raum, in welchem der Verblichene so erfolgreich und mit so sichtbarem Vergnügen gewirkt hatte. Der Saal war zu dem traurigen Zweck vom Parkinspector Herrn Sperling passend decorirt worden. Zahlreiche Palmenzweige und Blumenkränze deckten den Sarg. Am 29. December Nachmittags versammelten sich Mitglieder und Nichtmitglieder ausserordentlich zahlreich im Museum, und ein früherer Präsident der Gesellschaft, Herr Diakonus Hergesell, hielt die Leichenrede. Unter Vorangang der beiden Militärcapellen be- wegte sich dann der lange Zug nach dem Kirchhof, woselbst die Leiche dem Wunsche des Verstorbenen gemäss und wie dieser bei Lebzeiten so oft zu sagen pflegte: „in Reih und Glied“ beigesetzt wurde. | Die Naturforschende Gesellschaft wird ihm einen würdigen Leichenstein setzen. Bald ging die Todesbotschaft weiter, und in ganz Deutschland trauern jetzt die Ornithologen des herben Verlustes, des vielmali- gen ersten Präsidenten ihrer Hauptversammlungen in Berlin. Herr v. Zittwitz, Obrist a. D., ist 66 Jahre alt geworden; er wurde am 23. December 1807 geboren und starb am 25. De- cember 1873. — Von Kind an bis zu seinem Tode hat er der Or- nithologie angehört und ist er dieser schönen Wissenschaft stets treu ergeben geblieben. . Schon als junger Officier sammelte er Vögel in Thüringen, ferner als Divisions-Adjutant bei Magdeburg und später im Münsterlande. Er brachte eine vorzügliche Samm- lung inländischer Vögel zusammen, die er dann an das Museum zu Leyden verkaufte. Freilich wurde ihm die Trennung von sei- nen Lieblingen schwer, aber die grosse Sammlung vertrug sich nicht mit den vielen Versetzungen des Officiers. Nachdem v. Zittwitz seinen Abschied genommen, um ganz den Wissenschaften zu leben, siedelte er nach Görlitz über. Hier Von Zittwitz +. Nachruf. 59 blühte schon damals die Naturwissenschaft. Jetzt kann Görlitz stolz sein auf seine Naturforschende Gesellschaft und sein Museum. Fast jeder gebildete Bürger ist Mitglied, und es ist für die Ssamm- lung eine solche Opferfreudigkeit vorhanden, wie wohl kaum an einem zweiten Platze. Es darf demnach nicht überraschen, dass die Sammlung vorzüglich und derartig ist, dass sie nicht allein den meisten Universitätssammlungen gleichkommt, sondern sogar viele überragt. Die ornithologische Collection thut dies jedenfalls, aber auch die Abtheilungen der Mineralogie, der Botanik und der Conchyliologie suchen ihres Gleichen, während die Quadrupeden wegen Mangel an Raum bis jetzt nicht recht vollzählig sind. — Von Zittwitz hat hier hervorragend erstes Verdienst. Seit 1861 war er erster Präsident der Gesellschaft und blieb es bis October 1867. Unterbrochen wurde die naturwissenschaftliche Thätigkeit durch den Krieg 1866. Obrist v. Zittwitz erhielt durch die Mobilmachungsordre das ehrende Commando eines stellvertreten- den Brigade-Commandeurs in Breslau. — Bis zum October 1867 wurde in Görlitz die Stelle des ersten Präsidenten nicht besetzt, dann aber speeiell auf v. Zittwitz’s Wunsch ein neuer Präsi- dent gewählt. Familienverhältnisse zwangen unsern Freund um diese Zeit in Breslau zu verbleiben. Wenn auch von Görlitz ge- trennt, so war er doch thätig für seine alte Heimath, — er stopfte aus und malte Vögel und schickte das Fertige an das Museum, resp. dessen Bibliothek. Aber die Görlitzer waren hiermit nicht zufrieden, sie wollten ihren alten Präsidenten wieder bei sich haben. Mitglieder über Mitglieder erschienen und baten um Rückkehr; — und so konnte der gute Obrist nicht anders, als alle Hindernisse zu beseitigen und schon im Sommer 1869 unter dem Jubel seiner vie- len Freunde wieder in Görlitz einzuziehen, um im October abermals zum ersten Präsidenten gewählt zu werden. Diese Stellung hat er bis zu seinem Tode beibehalten. Die der Sache Fernstehenden fragen gewiss: „Was hat es denn für eine Bewandtniss mit dieser innigen Liebe der Görlitzer zu ih- rem Präsidenten?“ und sie haben Recht mit dieser Frage, aber es bleibt die Antwort gewissermassen schwer, eben weil die Verdienste des Verstorbenen so vielseitig sind. Das Hauptverdienst ist wohl die eigene Gabe des Obrist v. Zittwitz, die Görlitzer für die Gesellschaft und deren Museum zu interessiren. Derselbe brauchte nur ein Wort zu sagen, und so und so viel hundert Thaler standen ihm zum Ankauf interessanter 60 A. v. Homeyer: Naturalien zur Verfügung. Viele wohlhabende Bürger sahen es als eine grosse Ehre an, etwas für das Institut zu thun. Doch auch der weniger Bemittelte blieb nicht gern zurück, und Alle sahen bei den ausgestellten Naturalien der Hauptversammlungen gern ihren Namen als Geber- vertreten. Dies „Geben“ gehört wirklich zum guten Ton in Görlitz. — v. Zittwitz verstand aber auch die Mitglieder zusammen zu halten. Nach den wissenschaftlichen Abendsitzungen fand immer noch in einfach gemüthlicher Weise ein Zusammensein der Mit- glieder statt. Hier sassen Leute der verschiedensten politischen Färbungen als liebe Freunde um denselben Tisch, und konnte dies nur durch v. Zittwitz’s Arrangement geschehen, welches Politik und Religion ein für alle Mal ausschloss. So war unser Präsident auch nie wegen Besetzung der all- wöchentlich am Freitag Abend stattfindenden allgemeinen natur- wissenschaftlichen Vorträge in Verlegenheit. Der wissenschaftliche Trieb der Mitglieder war derartig, dass diese Abende immer weit im Voraus besetzt waren. Fehlte es aber zufällig an einem, so wusste v. Zittwitz gleich den richtigen Mann zu finden, und dieser schlug dem lieben Präsidenten die Bitte gewiss nicht ab. Ich erinnere hierbei an das alte Factotum der Gesellschaft, an den 78jährigen Castellan Fischer, der im Auftrage kam, und dann meinte: Sie werden uns doch nicht in Verlegenheit bringen. — Unter v. Zittwitz’s Regie war wirklich hübsches Streben in der Gesellschaft, und wird sein Geist fortleben. Um nur noch einen Beweis für dies Leben zu geben, sei erwähnt, dass fast sämmtliche Abende mit wissenschaftlichen Sitzungen ausgefüllt wa- ren, so wechselte ab die Section für Zoologie, für Mineralogie, für Landwirthschaft, Anatomie, Geographie. v. Zittwitz fehlte nie. Hier war er den ganzen Abend anwesend, dort sah er nur fünf Minuten ein. Aus all’ diesem sieht man die grosse Thätigkeit und Be- gabung, und beides machte ihn beliebt und gross. Er selbst war auch persönlich ausserordentlich fleissig. Für | das Museum hat er im Ganzen 1500—1600 Vögel ausgestopft und 820 grosse Foliotafeln mit circa 1000 Vögeln gemalt. Im Museum sind seine Lieblinge, die Raubvögel, die Enten und die Möven, ausserordentlich reichhaltig und schön vertreten. v. Zittwitz sammelte ausser alten ausgefärbten Stücken (3 und 2) namentlich Uebergangs- und Dunenkleider. Hieraus ergiebt sich v. Zittwitz’s Von Zittwitz +. Nachruf. - \ 6l wissenschaftliche Richtung und auch der Charakter des von ihm Gesammelten und Aufgestellten. — Neuerdings war v. Zittwitz mit der Completirung der Papageien und der sibirischen Vögel be- schäftist. Er stopfte sehr fleissig aus und mit so grosser Sorgfalt und Geschicklichkeit, dass er aus sehr schlechten und deshalb oft sehr billigen Bälgen noch überraschend gute Exemplare herzurich- ten verstand. Der erste Custos des Museums, Herr Dr. Peck, schreibt mir, dass v. Zittwitz im Jahre 1873 circa 300 Vögel ausgestopft und dem Museum übergeben habe. — v. Zittwitz ge- . hörte eben ganz der Gesellschaft und deren Museum an. Gerade im letzten Jahre wurde ihm noch eine grosse Freude zu Theil. Herr Apotheker A. Struve schenkte in anonymer Weise der Gesell- schaft bei ihrem 50jährigen Jubiläum 2000 Thaler zum Ankauf von Naturalien derartig, dass er diesen Betrag dem ersten Präsi- denten zur freien Verfügung stellte. Also konnte v. Zittwitz so recht nach Herzenslust kaufen. Seine ausgezeichneten Verbindun- gen allerwärts und die gerade im vergangenen Sommer für die Na- turalienhändler ungünstigen Conjuncturen wusste er vortrefflich zu benutzen, und es hat ihm im ganzen Leben wohl nichts mehr Freude gemacht, als der Ankauf von Goura Vietoriae, Balaeniceps ‚rex und Strigops habroptilus. Ich darf nicht verschweigen, dass, um das Unglück der Natur- forschenden Gesellschaft ganz voli zu machen, der Geber Struve, der der erste Secretär der Gesellschaft war, ebenfalls, und zwar nur einen Tag später als v. Zittwitz, am 26. December entschlief. Man kann sich die Trauer denken, die beiden ersten und zugleich so hochverdienten Beamten gleichzeitig auf der Todtenbahre liegen zu sehen und dieselben an zwei auf einander folgenden Tagen zur Gruft geleiten zu müssen. Zurück zu v. Zittwitz’s Thätigkeit! Mit dem Ausstopfen hielt das Malen der Vögel gleichen Schritt. Seine Absicht war, alle höchst seltenen und in kostspieligen, wenig zugänglichen Wer- ken zerstreut dargestellten Vögel zu malen und in einer Riesen- mappe zu vereinigen. — Wer diese Bilder sieht, der staunt, und Künstler und Naturforscher fühlen sich gleich befriedigt. — Zu dieser Leistungsfähigkeit und Thätigkeit gesellte sich nun eine hervorragende persönliche Liebenswürdigkeit, Heiterkeit und Humor in dem täglichen Verkehr mit meist jüngeren Männern. — Ich kann den Vers eines Liedes nicht verschweigen, welches im Mai 1873 beim 50jährigen Jubiläum der Gesellschaft während der 62 A. v. Homeyer: Nachruf. Festtafel gesungen wurde. Das Lied handelte nämlich die Thätig- keit und Eigenthümlichkeit all’ ihrer Präsidenten ab, und da hiess es von unserm v. Zittwitz: Für sie (die Gesellschaft) sorgt er, für sie denkt er, Sie berathet, sie beschenkt er, Für sie stopft er, für sie malt er, Sie mit seinem Glanz bestrahlt er, Sie ist seine Flamme! Diese Worte kennzeichnen den Verstorbenen vollständig. Man muss aber dabei gewesen sein, um ein Urtheil zu haben, mit wel- cher Freude diese Worte entgegen genommen und an der Festtafel gesungen wurden. Trotz der vielfach anstrengenden Beschäftigungen in Görlitz machte es in den letzteren Jahren v. Zittwitz doch immer mög- lieh, zu den Hauptversammlungen der Deutschen ornithologischen Gesellschaft, als eifriges Mitglied derselben, nach Berlin zu kom- men. Man wusste den Besuch sehr zu schätzen und dadurch zu ehren, dass man Herrn v. Zittwitz wiederholt zum ersten Präsi- denten oder Vicepräsidenten der Jahresversammlungen erwählte. Die Art und Weise seines Dirigirens bei wissenschaftlichen Dis- cussionen war hier so vortrefflich, dass v. Zittwitz sich im Fluge die Herzen Aller gewann. Es wurde ihm denn auch noch und seiner Gesellschaft die Ehre zu Theil, die deutschen Ornithologen bei einer Früblingswanderversammlung 1870 in Görlitz begrüssen, resp. auf der Landskrone bewirthen zu können. Die interessanten Sitzungen im Museum und die Ausflüge auf den Rothstein, den Löbauer-Berg und in’s Riesengebirge bis auf die Koppenplane sind noch allen anwesenden Ornithologen frisch im Gedächtniss, und noch heutigen Tages betrachtet die Gesellschaft diese Zusammen- kunft in Görlitz als einen hervorragenden Glanzpunkt in ihrer Geschichte. Öbrist v. Zittwitz hat wenig publicirt, aber doch hat er mit seinem tiefen Wissen manchem hervorragenden Gelehrten ge- nügend Auskunft gegeben. Es zeigte sich namentlich auf den Versammlungen, wie umfangreich er in der Ornithologie orientirt war. Er erinnerte mich immer an den alten Entomologen, den Frankfurter Oberbürgermeister Herrn v. Heyden, der selten grosse Vorträge hielt, aber einem Lexikon gleich überall Auskunft „eben konnte. Auch war v. Zittwitz kein grosser Redner; sprach er aber, - -©.v. Krieger: Rabenhüttenwesen im nördlichen Thüringen. 63 so geschah dies kurz von der Leber weg, und traf er dabei den Nagel auf den Kopf. Die lange, stets strebsame und erfolgreiche Wirksamkeit im Gebiete der Ornithologie, die stets gleiche Liebe für die Natur und der gleiche Eifer für die Sache bis zur Todesstunde sichern dem Verblichenen ein ehrendes Andenken. Friede seiner Asche! Alexander v. Homeyer. Einige Notizen über das Rabenhüttenwesen im nördlichen Thüringen. Von 0. v. Krieger. Ich habe dem Journal für Ornithologie vor einiger Zeit einige Mittheilungen über die Rabenhüttenjagd unserer Gegend zugesichert. Indem ich diesem Versprechen hiermit nachkomme, willich aus meinem an Erfahrungen ziemlich reich gewordenen Jägerleben, dem ich all- jährlich in der Zugzeit den regelmässigen und fast täglichen Be- such einer Rabenhütte gewidmet habe, eine kurze Schilderung die- ser Jagdart versuchen, und zunächst die Lage meiner besten Hüt- te, — denn ich besitze deren einige, — näher beschreiben. Sie ist auf dem höchsten Berggipfel des Frauenberges bei Sonders- hausen erbaut, unstreitig die geeignetste und vortheilhafteste Stelle der weitesten Umgegend. Nebenbei aber für Jedermann, welcher für die herrliche Natur und deren Schönheiten einiges Gefühl be- sitzt, ein so schöner Punkt, dass dem vor Entzücken schlagenden Herzen eines fremden Touristen, welcher plötzlich an die Kippe der Nordseite geführt wird, hier voll des Erstaunens und voll von Bewunderung über das grossartige Panorama, welches sich vor seinem Blicke entfaltet, momentan ein halbersticktes „Ah!“ ent- lockt wird. Dieser weit in das Thal hinein springende Berg ist gänzlich von Holz entblösst, dagegen aber reich an Felsgeklüften und von den herrlichsten und malerischsten Wald- und Thalpar- tien umgeben und gewährt, wie oben schon angeführt, eine weite Fernsicht, die den Harz und Thüringer Wald mit seinen Städten. und Dörfern in seiner vollen Pracht erscheinen lässt. Dieser rei- zend schön gelegene Berg, mit seiner wahrhaft grossartigen Aus- sicht gehört zu dem Hainleiter Gebirge, das ‘sich an manchen Stel- len mehr ausbreitet und aus vielen nebeneinander laufenden Höhen- zügen besteht. Es lag vor nicht mehr zu bestimmenden Zeiten 64 0. v. Krieger: eine grosse Kapelle auf dem Plateau des Berges, von deren ein- stigem Dasein man kaum einige Gewissheit hatte. Ihre lückenhaft vorhandenen Grundmauern, unter tiefer Erde versteckt und ver- graben, sind kürzlich theilweise wieder zu Tage gelegt worden. Dieser Umstand, so wie der fleissige Besuch der Einheimischen, insbesondere aber der fremden Touristen, welche diesen kleinen Bergriesen, der ihnen beim Betreten des Wipperthales vor allen anderen ihn begrüssenden Bergkuppen aus weiter Ferne schon ent- gegen leuchtet, näher kennen lernen und in der hier frei waltenden herrlichen Natur Erholung und Stärkung suchen wollen, stört an manchen Tagen die Hüttenjagd sehr, und kann ein so häufiger Besuch den Jäger in Verzweiflung bringen, wenn Uhu in ewige Unruhe versetzt und gute Raubvögel verscheucht werden. Es kom- men aber auch Tage, wo ich jedem Besucher den Genuss, den ich mit ihm in gleichen Gefühlen theile, von ganzem Herzen gern gönne und mich mit ihm freue. Nachdem ich eine kurze, aber treue Beschreibung des Frauen- bergs vorausgeschickt habe, will ich zu dem eigentlichen Thema übergehen und zu schildern versuchen, wie und wo die Anlage einer Rabenhütte am zweckmässigsten herzustellen ist, wie die Anschaf- fung eines Uhus zu ermöglichen, insbesondere aber, wie seine Be- handlung und Erhaltung sein muss. Zuletzt soll eine Aufzählung der bei uns hauptsächlich vor- kommenden und in ihrer eigenthümlichen Weise auf den Uhu at- taquirenden Raubvögel folgen, ohne mich auf deren Naturgeschichte, die ja allenthalben nachgelesen werden kann, speciell einzulassen. Wollte ich das Thema ganz erschöpfend behandeln, so würde ich ein Buch schreiben müssen; da aber der Raum unseres Journals dies nicht gestatten wird, so will ich nur das Nöthige erwähnen, und dem Jagdliebhaber und dem sich dafür interessirenden Orni- thologen ein kleines Bild und einen Anhaltepunkt bei Anlagen von Krähenhütten und bei Ausübung deren Jagd geben. Wie alt der Gebrauch des Uhus zur Rabenhütte ist, wird Nie- mand mit Sicherheit sagen können, jedenfalls fällt die Erfindung dieser Jagdart nach der Glanzzeit der Falkenierkunst und in die Zeit der Einführung verbesserter Jagdgewehre. Wohl nirgends konnte die praktische Ausübung der Rabenhüttenjagd eine höhere Stufe erreicht haben, als unter der Regierung des zuletzt verstor- benen Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen. Ein jeder irgend zur Anlage einer Hütte sich eignende Berg des Fürstenthums war . Rabenhüttenwesen im nördlichen Thüringen. 65 mit einer solchen geziert, und jeder im Dienst stehende Cavalier hatte gewissermassen die dienstliche Verpflichtung, die ihm ange- - wiesene Hütte mit einem ihm zugewiesenen Jäger täglich, wenn keine andere Jagd befohlen war, zu begehen und von dem täg- lichen Ergebniss an Höchster Stelle Bericht zu erstatten. Im Jä- gerhofe wurden zu diesem Behuf oft 15—20 Stück Uhus unterhal- ten, und die besten für Seine Durchlaucht den Fürsten selbst re- servirt. Dass bei so fleissigem Besuch der Hütten und bei der hervorragenden Passion des Fürsten gerade für diese Jagdart das ganze Institut die möglichst vollkommenste Ausbildung erlangen und auch ausgezeichnete Flugschützen ausbilden musste, liegt auf der Hand. Hierzu kam noch als Sporn und ganz besondere Trieb- feder die hohe Auslösung für das erlegte Raubzeug, denn es wurde | an die Jägerei jeder erlegte Adler mit einem Dukaten, Corvus coras, Falco palumbarius, peregrinus, eyaneus, cineraceus und rufus - mit 20 Sgr., alle anderen Raubvögel mit 4 Sgr., Raben und Elster mit 1?/, Sgr. Auslösung bezahlt. Es war damals bei diesen hohen - Prämiensätzen für alles eingelieferte Raubzeug jeder Revierjäger von Fach hinter die Verfolgung desselben her, um möglichst viel zu verdienen. Dass eine solche Massenvertilgung der der Jagd schädlichen Thiere auf die Conservirung der Jagd von grösstem Einfluss sein musste, zeigte sich am deutlichsten durch den dama- - ligen vortrefflichen, zur Berühmtheit gewordenen Wildstand des " ganzen Fürstenthums. Von der Masse Hasen und Hühner, welche noch in den dreissiger Jahren hier vorhanden waren, kann sich - nur der eine richtige Vorstellung machen, welcher den hiesigen - Jagden in damaliger Zeit mit beigewohnt hat. Nur so viel will ich noch darüber sagen, dass 1835 in einem einzigen Feldtreiben zwi- schen den Dörfern Thalebra, Schernberg und Gundersleben bei _ aufgestellten Hasengarnen 1065 Stück Hasen erlegt wurden, ohne diejenigen hinzuzurechnen, welche den andern Tag nach verendet gefunden oder gehetzt worden sind. Wenn man bei dem Begehen einer Rabenhütte den gewünsch- ten Genuss haben will, kommt fast Alles auf eine geeignete Lage auf einem Berge, der so “wenig wie möglich durch Menschen be- unruhigt wird, und auf eine regelrechte Anlage derselben an; da- her kann in ganz flachen Gegenden, wo der Zug sich in den Ebe- nen verzettelt, von einem Hüttenvergnügen kaum die Rede sein. Wenn man in der Hüttensaison, d. h. die Zeit im Herbst vom 15. August bis 8. November, und die kurze Zeit im Monat März und Cab. Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 125. Januar 1874. 5 66 0. v. Krieger: halben April des Frühjahres einen guten Hüttentag erwarten darf, so ist eine Hauptbedingung des Erfolges, dass ziemlich starker Wind geht, denn nur bei windigem, aber hellem Wetter auf Berg- hütten, bei trüber-und regnerischer Witterung, mit sehr starkem Winde bei Feldhütten ist auf eine gute Hüttenjagd zu rech- nen. Die Raubvögel nehmen bei ihrem Zuge in wärmere Gegen- den, ja selbst bei ihren periodischen Wanderungen aus einer in die andere Gegend die Gebirgsketten am liebsten an, und hier machen sie gewöhnlich an .hervorspringenden Bergen, und an den- jenigen Kuppen und Wänden Halt, um sich durch Kesseln zu be- lustigen, welche vom jedesmaligen herrschenden Winde bestrichen werden, daher man, wenn man es haben kann, von den auf ver- schiedenen Höhen gelegenen Hütten diejenige zu besuchen pflegt, deren Hang oder Wand der Wind bestreicht. Weil nun in der Herbstzeit der West- oder Südwestwind der vorherrschendste ist, so thut man wohl, jede Hütte an einer nach dieser Himmelsrich- tung gekehrten Berglehne aufzubauen und den Pfahl, worauf der Uhu angefesselt wird, stets nach Norden zu stellen, um nicht von der Sonne beim Schiessen belästigt zu werden. | Man hat Hütten verschiedener Art, und zwar solche, deren Mauerwerk ganz in der Erde liegt, solche, die, aus Brettern gezim- mert, zwar in der Erde, aber so angelegt sind, dass man zwischen Erdwand und Bretterwand einen Raum zur Ableitung der Feuch- tigkeit und Durchführung der Luft lässt, und endlich solche, die als transportable, sogenannte fliegende Hütten aus vier mit grüner Oelfarbe angestriehenen Bretterwänden und ebem solchem Dach bestehen, und ganz über der Erde aufgestellt werden. Die vier a Wände, welche, mittelst Haken verbunden, eben so schnell ausein- andergenommen wie zusammengesetzt werden können, bilden jede für sich ein Ganzes. Die beiden ersten Arten sind-die besten und jeder andern vorzuziehen, weil sie mit ihrem sehr flachen Dache, welches mit Rasen gedeckt wird, einem unbedeutenden Erdhügel gleichen und vom Vogel am wenigsten gescheut werden. An der vorderen, aus eichenen Bohlen bestehenden Giebelseite ist ein Schiessloch in einer dreizölligen eichenen Bohle anzubringen, wel- ches im Lichten 8 Zoll breit und 10 Zoll hoch, und nach auswärts an den beiden Seiten, und vor Allem, nach oben abgeböscht sein muss, um das Gewehr nach allen Richtungen hin ungehindert hand- haben zu können. Die so beschriebene Giebelseite mit dem aus- geflügelten Schiessloch muss eine schräge Richtung haben, so dass mi, SugE ECM En > Ar ee Rabenhüttenwesen im nördlichen Thüringen. 67 die Abdachung des Schiessfensters allein 2 Zoll beträgt. Letzte- res wird mittelst eines sehr gut schliessenden Deckels von aussen versetzt, und dasselbe von innen mit Riegeln verschlossen. Die anderen drei Seiten der Hütte enthalten drei kleine Gucklöcher, welche in der Grösse eines Thalers in Eisenblech, mit Drehlid- chen versehen, so angebracht sind, dass eins mit dem andern auf 100 Schritt Entfernung zusammen sehen kann. Diese viereckigen, circa 5 Zoll im Quadrat grossen Eisenbleche werden von innen auf die zum Behuf der Aussicht eingeschnittenen, nach zwei Seiten ausgeflügelten Tragbalken genagelt, welche das aus eichenen Schwar- tenbohlen bestehende Dach und Sparren zu tragen bestimmt sind. Der Fussboden muss mit Eichenbrettern gedielt sein und ein Ka- nonenofen zum Erwärmen der Hütte nicht fehlen, denn Reinlichkeit neben zweekmässiger Einrichtung, mit dem möglichsten Comfort verbunden, trägt viel zu einem gemüthlichen Aufenthalt und zur Ausdauer bei schlechteren Hüttentagen bei. Die Ausmöbelirung bleibt jedem Liebhaber überlassen, nur darf ein Stuhl nicht fehlen, von dessen bequemem hohen Sitz aus man den Uhu fortwährend im Auge haben kann. Das Innere der Hütte streiche man mit schwarzer Hottenfarbe durchgehends an, damit der durch die Be- wegungen des Jägers entstehende Schatten vermindert werde. Ueberhaupt suche man den innern Raum einer Hütte thunlichst dunkel zu halten, und damit die über dem Schliessloche schweben- den Vögel möglichst wenig wahrnelimen können, bringe man ober- halb des Schliessfensters von innen noch einen kleinen Schirm von dunkelm Zeuge an, der mittelst Draht festgehalten wird. Ich will nun, nachdem die Hütte in ihren wesentlichen Be- standtheilen fertig ist, zur Beschreibung des Pfahles übergehen, auf dem der Uhu aufgestellt wird, und auf dessen richtige Construc- tion und richtige Aufstellung sehr viel ankommt. Dieser Pfahl, wel- cher, 25 Schritt von dem Schiessloche entfernt, womöglich auf einem höheren Punkte aufgestellt werden muss, als die Hütte selbst gelegen ist, kann aus einer abgelegten, 8 Fuss langen Brunnen- röhre bestehen. Von oben in 1'/, Fuss Entfernung wird ein läng- liches, 1 Zoll breites und 3 Zoll langes Loch gemeisselt, worin eine gut passende Holzrolle auf einem gedrehten Holzstöckel läuft. 3Fuss vom unteren Ende der Röhre wird eine sogenannte Knacke von aussen angenagelt, worin eine gleich grosse Rolle wie oben sich bewegt. Das, 3 Fuss lange Stück Röhre unterhalb der Knacke kommt in die Erde zu stehen, so dass der Pfahl 5 Fuss hoch aus 5* 68 0. v. Krieger: der Erde herausragt, sehr fest steht, und die unterste Rolle un- mittelbar auf der Erde aufsitzt. In den Cylinder dieser Röhre wird eine dünne, "/, Zoll starke fichtene, ganz glatte Stange mit gehöriger Spielung eingepasst, auf deren oben aufsitzendem ®/, Fuss grossem runden Teller von schwachem Brett ein Kreuz in der Form eines lateinischen T sich befindet. Eine sehr dünne Hanfleine geht nun vom unteren Ende dieser fichtenen Stange im Innern des Röhreneylinders nach auf- wärts über die obere Rolle, an der äusseren Röhre herab, unter der untersten Rolle der Knacke durch, und verbindet sich einige Fuss vom Pfahle entfernt, vermittelst einer zu machenden Schleife, mit der aus dem unterhalb des Schiessloches befindlichen kleinen Oeffnung herausgeleiteten, einen Gänsekiel starken längeren Hanf- leine. Wenn man jetzt, von dem Innern der Hütte aus, die Leine zieht, so wird sich die schwache Stange mit ihrem Teller aus dem Cylinder erheben und wieder zurückfallen, wodurch der Uhu in Be- wegung gesetzt und gezwungen wird, mit den Flügeln zu flattern. An dem Kreuz dieses Sitztellers befestigt man mittelst einer Schnalle die 1 Fuss lange Fessel, welche aus einem gut gearbei- teten, leicht drehbaren eisernen Wirbel besteht, an dessen beiden ringartigen Enden sich sehr fest und dauerhaft genähte Lederrie- men mit Schnallen an den Enden befinden, deren eine Schlinge den Uhu an dem rechten Fange festhält und die andere um den Hals des Sitztellers geschnallt wird. Wie in vielen Gegenden gebräuchlich, so haben wir hier keine aufgestellten Krakeln bei den Hütten, sondern schiessen alle Vö- gel über dem Uhu im Fluge. Ich werde später bei der Beschrei- bung der Manieren einiger Vögel beim Attaquiren anführen, welche Vögel bisweilen aufkrakeln, deren Zahl aber sehr gering ist. Die Anschaffung eines Uhus ist heutigen Tages das schwierig- ste und auch wohl mit das kostspieligste Bedürfniss bei Anlage einer Hütte geworden. Im nördlichen Deutsehland ist seit 1848 der Adler unter den Nachtvögeln immer seltener geworden, und er wird bei uns mit der Zeit ganz verschwinden. Dass jeder Jagd- berechtigte ihm eifrig nachstellt, ist erklärlich, wenn man weiss, dass der Schaden, welehen er der Jagd zugefügt, ganz kolossal ist, denn ein Rehkitzchen, ja selbst ein schwaches Schmalrehehen nimmt er mit derselben Leichtigkeit und Gewandtheit weg, wie ein Bus- sard oder andere grössere Raubvögel einen jungen Hasen, und man muss den Horst eines solchen blutdürstigen Räubers untersucht Rabenhüttenwesen im nördlichen Thüringen. 69 haben, obgleich er sorgfältig alle Spuren seiner Mordthaten dort zu verwischen sucht, um einen Begriff zu bekommen, wie gefähr- lich dieser Raubvogel für alle warmblütigen grossen und kleinen Geschöpfe werden kann, wenn sie in den Bereich seiner Krallen serathen. Die einzige Bezugsquelle wird wohl jetzt schon der Süden Deutschlands geworden sein, woher ich schon viele Uhus für mich und Freunde bekommen habe. Bei der Wahl eines Uhus zur Hüttenjagd ziehe ich die klei- neren Männchen den grösseren Weibchen bei Weitem vor, weil er- stere viel lebhafter und aufmerksamer marquiren; ingleichen sind die jungen Vögel unbedingt weit mehr werth, als die alten. Junge Vögel, welche an die heftigen Attaquen der Raubvögel noch nicht gewöhnt, und deshalb noch viel furchtsamer und ängstlicher sind, marquiren oft so vortrefilich, dass das menschliche Auge den am hohen Himmelszelte, gleich einem Punkte, in den höchsten Lüften schwebenden Vogel kaum zu entdecken im Stande sein würde, wenn ihn nicht des Uhus unglaublich scharfes Auge in den diesem Vogel eigenthümlichen Manieren zuvor angezeigt hätte. Solche junge Vögel schlagen bei der Annäherung eines Raub- wogels gewöhnlich ein Rad, d. h. sie blasen sich mit gesträubtem Gefieder zu einer unförmigen Grösse auf, und knacken dabei oft mit dem Schnabel, während alte Vögel schon so abgestumpft und gegen die sie drohende Gefahr gleichgültig geworden sind, dass sie kaum noch die ganz in die Nähe der Hütte gekommenen Vögeı anzeigen. Als Haupttugend eines Uhus schätzt man, wenn er von seinem Stande oft von selbst abstreicht oder dann abflattert, wenn er mittelst der Leine angeregt wird. Durch Dreistigkeit im Um- gange wird der Uhu möglichst zahm erhalten werden. Man wende daher beim Greifen desselben nur die rechte Hand an, und fasse mit sicherer Hand stets beide Fänge zu gleicher Zeit, nehme ihn sodann unter den linken Arm und fessele ihn vermittelst der rech- ten Hand, immer nur jagdgerecht, am rechten Fange. Meine jun- sen aufgezogenen Uhus sind beim Anlernen zum Stehen auf dem Teller bei richtiger Behandlung so zahm geblieben, dass ich mit ihnen gleich einem zahmen Papagei umzugehen vermochte. Man darf sich die Mühe nicht verdriessen lassen, den im An- fang oft am Pfahl hängenbleibenden, noch unerfahrenen jungen Uhu mit aller Ruhe und Geduld mittelst beider Hände wieder auf sei- nen Sitz zu heben, was im Anfang oft wiederholt werden muss, bis er von selbst sich an das Wiederaufstreichen gewöhnt haben wird. 70 O. v. Krieger: Ein Uhu kann lange Zeit Hunger ertragen; man vermeide aber, ihn unnöthig Noth leiden zu lassen, und gebe ihm nur im Nothfall Rindslunge und dergleichen als Aushülfemittel, womöglich aber versehe man ihn sehr oft mit Fleisch, was behaart oder be- fiedert ist, denn seine Natur verlangt zu ihrer Reinigung, dass er von Zeit zu Zeit das Gewölle von sich speit. Seinen Käfig richte man so gross wie möglich ein, und bringe ihn am zweekmässigsten in einem grösseren Raum unter, damit er seine Flügel ausrecken und nicht verstossen kann. Ich gehe nun zu dem letzten Theile meiner Schilderung über, und will darin einige Vögel und deren besondere Manier beim At- taquiren auf den Uhu erwähnen. In früheren Zeiten mäg wohl auf dem Frauenberge mancher gute, sehr seltene Vogel von Jägern erlegt worden sein, die ihn aus Unwissenheit nicht erkannt und deshalb die Fänge, gleich den anderen gewöhnlichen Vögeln, zur Empfangnahme der Prämie ab- geschnitten haben; denn wie mir erzählt worden ist, so sind der erhaltenen Beschreibung gemäss in früheren Zeiten auch Falco can- dicans und andere Fremdlinge verschiedene Mal zu diesem Schicksal verurtheilt gewesen. Von den seltensten Vögeln, welche auf er wähntem Frauenberge in früheren Jahren geschossen worden sind, gehören einige Stein- und Seeadler. Eine Aquila leucocephala, die 1822 von einem Fürstlichen Jäger dort erlegt und für das Fürst- liche Naturaliencabinet ausgestopft wurde, fand erst vor einigen Jahren durch Mottenfrass leider ihren Untergang. Ich habe in einer Reihe von 25 Jahren dort an seltenen Vö- geln nachstehend verzeichnete erlegt: 3 Stück Müvus ater, eine Aguila albieilla, 3 Aquila haliaetos, eine Aquila brachydactyla, einige hübsche Varietäten des Pernis apiworus und einige ganz besonders bemerkenswerthe Spielarten von Buteo vulgaris (siehe Journal Jahr- gang 1871, Seite 154), einmal Circus pallidus & u. 2, und in drei auf einander folgenden Herbsten 3 Stück Buteo disertorum (s. Journ. Jahrg. 1870, S. 176 u. S. 462, und Jahrg. 1873, S. 293). Uner- klärlich bleibt mir, dass ich selbst diese letzten drei seltenen, haupt- sächlich in Afrika und ebenso im südlichen Russland einheimi- schen Vögel erlegt habe, die erst neuerdings in die deutsche Vo- gelfauna als Besuchsvögel aufgenommen worden sind, und von de- ren Vorkommen bei uns wohl kein Ornithologe eine Ahnung hatte, und dass mir dagegen bis jetzt noch kein Falco egnchris oder Falco rufipes, die in ihrer eigentlichen Heimath, selbst schon in Böhmen ” Rabenhüttenwesen im nördlichen Thüringen. 71 und Ungarn ziemlich gemein sein sollen, auf hiesigen Rabenhütten vorgekommen ist, obgleich ru/ipes in Thüringen schon wiederholt geschossen wurde. Wie das gute und sichere Schiessen nur iu er- langter Fertigkeit durch Uebung besteht, die man sich allein durch -fortwährende Gelegenheit in Ausübung der Jagd aneignen kann, so gehört auch eine längere Praxis dazu, ehe man das Rabenhütten- wesen gründlich kennen und bei einer so sehr kleinen Schiessöff- nung einen mit grösster Schnelligkeit hin und her, hinauf und her- unter stossenden Vogel, der oft pfeilschnell aus dem Gesichtskreise des Schützen verschwunden ist, sicher herunterschiessen lernt, und da jeder Vogel seine besonderen, nur ihm eigenthümlichen Bewe- gungen beim Attaquiren hat, die theils im raschen Stoss auf den Uhu, im Umkreisen desselben und in eulenartigen Flugbewegungen, oft sogar im momentanen Stillstehen über ihrem gehassten Feinde bestehen, so ist es selbstredend, dass der eine Vogel leichter, der. andere schwerer zu schiessen sein wird. Zu den am schnellsten und am unstätesten attaquirenden Vö- geln gehören unstreitig Agula haliaetos, Buteo lagopus, Buteo deser- torum, Falco peregrinus, Falco subbuteo und Falco aesalon. Regel- mässig nach dem Uhu herabstossend und oben sich drehend, daher viel leichter zu schiessen, ist Falco tinnunculus, auch bisweilen Falco subbuteo. Ein Falco palumbarius attaquirt sehr heftig und anhal- tend, und steht, mit den Flügeln flatternd, oft dem Uhu so nahe, entweder dicht neben oder dicht über ihm, dass man verhindert wird zu schiessen, ohne den Uhu zu gefährden. Der Habicht ist auch, ausser dem gemeinen Raben, der einzige Vogel, welcher gern aufzukrakeln pflegt. Einige Vögel, aber auch nur die grosse Min- derzahl, pflegen beim Attaquiren zu schreien, die anderen aber geben nie einen Laut von sich. Zu diesen ersteren gehören in erster Reihe die Raben, die, wenn sie in Zügen kommen, oft einen wah- ren Höllenlärm machen, dann der Falco palumbarius, lagopus, tachar- dus und tinnunculus, seltener Buteo vulgaris. Nicht jeder Vogel verträgt das Regen des Uhus mit der Zug- leine. Viele, besonders wenn sie den Uhu schon bemerkt haben, sind sofort verscheucht, wenn man den Uhu regt oder gar ab- streichen lässt, Zu diesen gehören besonders die Korn-, Wiesen- und Rostweihe. Andere Vögel hingegen, wozu die Bussarde, grossen Habichte, Milanen und ein Theil der kleinen Falken zu rechnen sind, wollen besonders gern gereizt sein, und stossen in Folge dieses angewen- 72 0. v. Krieger: deten Mittels oft sofort mit dicht an den Körper gelegten Flügeln und mit herabhängenden Fängen aus höchster Höhe so heftig auf den Uhu herab, dass dieser mit gespreiztem Gefieder, wie ein grosser Korb auf seinem Pfahle steht und fortwährend mit dem Schnabel knackt. Man prüfe überhaupt zuvor, wenn der Uhu einen Vogel markirt hat, welcher Gattung er angehört und ob er von selbst Reiz zum Attaquiren zeigt, und hiernach richte man erst seine An- lockungsversuche ein; jedenfalls rege man, wenn thunlich, nur dann, wenn der kesselnde Raubvogel seinen Kopf dem Uhu zuge- kehrt hat. Durch zu vieles sogenanntes Tanzenlassen verdirbt man oft mehr, als man nützt. Wenn man einen Vogel aus einem der Seitenlöcher schwebend sieht, und man bemerkt aus seinen Bewe- _ gungen, dass er heranziehen will, so stehe man, das Gesicht, ins- besondere die Augen durch den Mützenschirm gedeckt, in geduck- ter, ganz unbeweglicher Stellung am Schiessloche, nur den Uhu und seine Stellung beobachtend. Man behalte ihn durch das unter dem Schiessloche befindliche kleine Leinenloch, welches zu diesem Behufe gross genug sein muss, aufmerksam im Auge, und man wird an des Uhus Kopfe, der immer steiler sich nach oben erhebt, je nach der zu nehmenden Richtung des über ihm schwebenden ee Vogels, den er nun unverwandt und mit sichtbarer Angst mit sei- nen mächtig grossen und scharfen Augen verfolgt, bald bemerken, ob der Vogel auf Schussweite sich jetzt über ihm befindet. Ist dieser Moment der Erwartung gekommen, so versäume man nicht möglichst schnell Feuer zu geben. Beim Herankommen eines Raub- vogels hat derselbe zugleich Uhu wie Schiessloch, letzteres als etwas Auffallendes, im Gesicht, und wird erst dann sicherer wer- den und ordentlich attaquiren, wenn er nichts Ungewöhnliches am Loche wahrnimmt; dann erst, wenn er sicher geworden ist, kann man auch Gesicht und Gewehr schon etwas unvorsichtiger hand- haben. Hat man gerade einen Hüttentag getroffen, wo die Vögel gern attaquiren, dessen Grund man sich heute noch nicht recht erklären kann, es müssten denn die sich ändernden Witterungs- verhältnisse die Ursache sein, so kehren sie sich selbst dann nicht daran, wenn herabgeschossene Vögel um die Hütte herum liegen, die man nicht aufnehmen konnte, weil noch andere Vögel in der Nähe waren. Es giebt Vögel, wozu die kleineren Weihen und der Falco nisus zu zäblen sind, welche oft nur ein einziges Mal über den Uhu wegstossen, und dann nicht wieder zurückkommen; hier muss schnell, und gleich bei der ersten Attaque, Feuer gegeben ge Rabenhüttenwesen im nördlichen Thüringen. 13 werden, wie überhaupt zu rathen ist, so schnell wie möglich seinen Schuss abzugeben. Es kommen aber auch Fälle vor, wo man Vö- gel, wie den Falco lagopus, Falco tinnunculus, ja selbst den Falco palumbarius gefehlt hat, dieselben aber trotzdem weiter attaquiren - und dann ihrem Schicksal gewöhnlich nicht mehr entgehen. Die Hauptkunst beim Schiessen auf einer Rabenhütte besteht haupt- sächlich darin, dass man in ruhiger Stimmung sich befindet, fest und sicher mit seinem Schiessgewehre hinhält, eines jeden Vogels Schwächen beim Attaquiren abzulauschen sucht, die Distanzen gut abzuschätzen versteht und die Lage seines Gewehres genau kennt, was natürlich alles erst durch fortgesetzte Uebung und gemachte Erfahrungen gelernt sein will. ' Ich würde noch Vieles zur möglichsten Vervollständigung die- ser Notizen anzuführen haben, wenn ich nicht befürchten müsste, dass das an sich sehr trockene Thema zuletzt Langeweile erzeugen würde. ‘Darauf will ich noch den angehenden Hüttenjäger auf- merksam machen, dass er im August und September, wo kleinere Falken und Weihen mit kleinem Körper, auch die gern auf den Uhu attaquirenden ZLanius excubior wandern und ziehen, in dem einen Rohre des Doppelgewehres schwache Schroten und in dem andern eine gröbere Nummer. laden muss. Von den zu schwachen Schroten auf der Hütte, wie sie jetzt zur Erzielung einer grösseren Flächendeckung aus dem Stücklader geschossen werden, halte ich überhaupt nicht viel, denn manche Vögel, wie Milane und Rauch- fussbussarde, verlangen zu ihrer Erlegung einen scharfen Schuss mit ziemlich grobem Hagel. Die Mehrzahl der eifrigsten und Alles selbst prüfenden Natur- forscher sind in neuerer Zeit wieder davon zurückgekommen, eini- sen Raubvögelarten, wozu auch der Buteo vulgaris wegen seiner SO sehr angepriesenen vermeintlichen Mäusevertilgung, die sich aber in der That auf ein Minimum gegen andere mäusefressende Ge- schöpfe redueirt, gehört, Schutz angedeihen zu lassen. Ein jeder praktische Jäger, Jagdbesitzer und vernünftig denkende Bauer auf dem Lande, welcher die Erhaltung des jagdbaren Wildes zum Nutzen der Menschen als nothwendig erachtet, kann sich nur darüber freuen, wenn endlich die Gefährlichkeit der Bussarde, die in der That nicht den in die Welt künstlich ausposaunten Nutzen bringen, erkannt worden ist. Ich verweise deshalb auf meinen Aufsatz im ornithologischen Journal, Jahrg. 1873, Heft 3, S. 293, ‚in Folge dessen ich von nah und fern mit Zuschriften von mir ganz unbe- 74 Dr. A. B. Meyer: kannten Personen beehrt wurde, die aber praktische Jäger und gründliche Forscher zu sein scheinen, um mir ihre Sympathien und ganz gleichen Gesinnungen in Bezug auf die Schädlichkeit des Bussards auszudrücken. Sondershausen, im December 1873. Ueber Psittacella Brehmii und modesta Rosenb. Von . Dr. Adolf Bernhard Meyer. Herr Prof. Schlegel hat bekanntlich in der Ned. Tijdschr. v. d. Dierkunde 1872, IV., S. 35 fg. (in seinen Observations zoolo- giques V.) zwei neue, von Herrn v. Rosenberg im Jahre 1870 auf Neu-Guinea entdeckte Papageienarten beschrieben, für welche die neue Gattung „Psitacella“ etablirt werden musste. Es gelang mir im Juli 1873 auf dem Arfakgebirge im Nord- westen von Neu-Guinea auf einer Höhe von circa 3500‘ über dem Meeresspiegel mehre Exemplare dieser merkwürdigen zwei Arten zu erlegen, und es wurde mir bei näherer Vergleichung derselben mit der Beschreibung des Herrn Prof. Schlegel klar, dass es mir vergönnt geblieben ist, das ausgefärbte 3 von Ps. Brehmii und das 2 Ps. modesta zu entdecken. Es stellte sich fer- ner bei dieser Vergleichung heraus, dass die Geschlechter bei die- sen zwei Arten recht beträchtliche und interessante Farbenunter- schiede aufweisen, wie sie sonst eigentlich nirgends in der. Papa- geienwelt bis heute bekannt gewesen sind, und ich halte es daher nicht für überflüssig, auf diese Differenzen besonders aufmerksam zu machen, *) 1. Psittacella Brehmii Rosenb. Zwar sagt Prof. Schlegel (l. e. S. 35), dass v. R. ein „mäle adulte“ dieser Art eingesendet habe, aber ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich behaupte, dass das betreffende Exemplar ein ausgefärbtes & nicht gewesen sein kann. Ich erlegte nämlich an ein und derselben Localität innerhalb weniger Tage fünf Exemplare, von denen sich zwei als Männchen, drei als Weibchen auswiesen; die drei Weibehen stimmen mit einander überein und die zwei Männchen, welche sich wesentlich von den Weibehen unterscheiden, ebenfalls. Die drei Weibchen *) Ich gedenke dieser Mittheilung sehr bald diejenige über eine an- dere, noch merkwürdigere, aber bis heute verkannte Geschlechtsdifferenz in der Gattung Eelectus folgen zu lassen. Ueber Psittacella Brehmü und todesta Rosenb. 75 aber entsprechen der Beschreibung, welche Prof. Schlegel von dem angeblichen „mäle adulte“ gegeben hat, nur mit dem kleinen Un- terschiede, dass der Flügelrand meiner Exemplare nicht asch- grün(?) („vert de cendre“), sondern hellblau gefärbt ist, und dass bei zweien von den mir vorliegenden Weibehen die gelb und schwarze Streifung der Unterseite sich über die ganze Brust fort- setzt, während sie bei einem Exemplar nur die Gurgel (‚‚jabot“) bekleidet, wie bei dem in der Tijd. v. D., S. 36, beschriebenen Exemplare. Während nun aber bei den von mir erlegten zwei Männchen die Oberseite vollständig derjenigen der Weibchen gleicht, hat bei ihnen die Gurgelgegend und die Brust nicht die geringste Zeich- nung aufzuweisen, sondern ist einfarbig grün vom Halse bis zu den unteren Schwanzdeckfedern, welche schön roth sind wie beim 9. Statt der fehlenden Streifung der Unterseite hat jedoch das & eine gelbe Halskrause, welche die dunkle Kopffärbung gegen das Grün des Körpers scharf abschneidet, welche zwar auf dem Nacken fehlt, aber dafür an den Seiten des Halses breiter ist als vorn. Bei dem einen, wohl noch nicht ganz ausgefärbten 3, welches mir vor- liegt, fehlt das Gelb auch vorn am Halse und beschränkt sich also auf zwei grössere gelbe Flecke an den Seiten desselben. Ich bemerke noch, dass die Schnäbel meiner Exemplare so- wohl im Leben, als auch nach dem Tode blaugrau sind mit horn- farbenen Spitzen und Kieferrändern. 2. Psittacella modesta Rosenb. Von dieser kleineren Art erlegte ich zwei Weibchen, aber kein Männchen, und Prof. Schlegel beschrieb (Il. c. S. 36) ein von v. R. entdecktes &. Meine Weibehen zeigen nun auf der Oberseite ganz dieselbe Färbung wie das von Prof. Schlegel beschriebene 4, - entsprechend der gleichen Färbung der Oberseiten in den beiden Geschlechtern von Ps. Brehmü, auf der Unterseite aber unterschei- den sie sich wesentlich von demselben dadurch, dass die Gurgel- gegend, die Brust und die Körperseiten gestreift sind, wie das 2 von Ps. Brehmäü, nur nicht gelb und schwarz wie bei diesem, son- - dern rosa mit einem Anfluge von Gelb und Grauschwarz auf der Gurgel und Brust, und grau und gelb an den Körperseiten. Ausserdem sind bei meinen Exemplaren auch dieser Art die - Flügelränder hellblau, nicht graugrün (?)-— („verdigris“) — wie bei demjenigen, welches Herrn Prof. Schlegel vorgelegen hat. Falls nicht ebenfalls bei dem ? von Zs. modesta, welche Art 76 Dr. O. Finseh: mit Ps. Brehmii nahe verwandt ist, auch die Unterseite eine Strei- fung gezeigt hätte, analog derjenigen des 2 der grösseren Art, und falls nicht dadureh ein vollkommenes Analogon zu jenem Ge- schlechtsunterschiede sich darböte, so würde ich, auf die Rosen- berg’sche Angabe, dass sein gestreiftes Exemplar ein ausgewach- senes & gewesen sei, mich stützend, gezwungen gewesen sein, in meinen ungestreiften Männchen eine andere Art zu sehen, woran jedoch nicht im Entferntesten gedacht werden kann. Es ist jenes Exemplar des Leidener Museums entweder ein junges & oder, was mir wahrscheinlicher ist, ein 2, welches nur irrthümlicherweise die Bezeichnung: „mäle adulte“ erhalten hat. Ich glaube ferner, dass das ausgefärbte 3 von Ps. modesta über- haupt noch nicht gefunden worden ist, sondern dass das Exemplar des Leidener Museums ein & ist, welches noch nicht seinen vollen Schmuck besitzt, da es kein der gelben Halskrause von Ps. Breh- mi analoges Aequivalent für die schöne Streifung der Unterseite des 2 aufzuweisen hat. ' Dieses, wie noch so viel Anderes, bleibt anderen Naturforschern auf Neu-Guinea zu entdecken übrig. Wien, im Januar 1874. Literarischer Bericht. Von Dr. Otto Finsch, in Bremen. „A History of NorthAmerican Birds, by 8.F. Baird, T.M.Brewerand R.Ridgway. Land Birds, illustrated by 64 plates and 593 woodceuts. Volume L, I. and IM. (Gross-Lexicon-4). Boston: Little, Brown, and Company. 1874.“ Das ornithologische Publikum ist bei grösseren Werken so sehr an den schleppenden Gang lieferungsweiser Herausgabe gewöhnt, dass das gleichzeitige Erscheinen ‚von drei respectablen Bänden, deren jeder etliche 70 Bogen Text umfasst, an und für sich schon als ein besonderes Ereigniss gelten darf, verdiente dasselbe in dem vorliegenden Falle nicht au@h thatsächlich diese Bezeichnung und zwar in vollstem Maasse. Eine „Naturgeschichte der nordamerikanischen Vögel“ gehörte so recht eigentlich zu den Desideraten, denn unsere ganze biolo- gische Kenntniss war bis jetzt fast einzig und allein auf die Werke von Wilson (1814—1827), Audubon (1834 und 1844) und Nuttall (1832 und 1840) beschränkt, reicht also fast ein Drittel Jahr- Literarischer Bericht. 77 hundert zurück. Und in diesem Zeitraume ist unendlich viel zur Erforschung des Vereinigten Staaten-Gebietes geschehen. Alle die zahlreichen Expeditionen, welche zu rein wissenschaftlichen Zwecken oder zur Sicherung und Ausbreitung der territorialen Grenzen aus- gerüstet, wurden, erwiesen sich auch für die Ornithologie als frucht- bringend.. Während wir noch bis zu Audubon’s Zeiten über das ungeheure Gebiet westlich vom Missouri nur dureh die Reise von Lewis und Clarke spärliche Kunde erhielten, darf der ganze Westen jetzt als erschlossen betrachtet werden. Kansas, Colorado, die al- pinen Gebiete der Rocky-Mountains und Sierra Nevada, mit ihren - Zwischenländern, New-Mexico, Arizona, Texas, Californien, und endlich die früheren russischen Besitzungen im äussersten Nord- westen, einschliesslich British-Columbia und des Archipels der Alöuten, wurden mehr oder weniger gründlich durchforscht und zwar nicht blos von kürzere Zeit verweilenden Sammlern, sondern zum Theil von Forschern, die für längere Zeit ihre Aufmerksam- keit gewissenhafter Beobachtung widmen konnten. John Xantus, Möllhausen, Robert Kennicott, W.H. Dall, Elliott, Lawrence, Olark, Me. Farlane, Bischoff, Bryant, Woodhouse, Cooper, Coues und viele andere bewährte Naturforscher, deren Namen theilweis zu den in den weitesten Kreisen bekannten zählen, legten in der Smithsonian- Institution ihre mühevoll und nicht immer gefahrlos gewonnenen Schätze an Sammlungen und Beobachtungen nieder, und stapelten somit Materialien auf, wie sie umfassender und grossartiger sich wohl selten vereinigten. Mit Baird, dem ausgezeichneten Kenner nordamerikanischer Ornithologie, theilte sich Robert Ridgway, ein jüngerer Forscher, dessen Befähigung sich wiederholt erprobte, in die Bearbeitung des wissenschaftlichen Theiles, während Dr. Brewer, unter den Oologen Amerika’s wohl anerkannt der bedeutendste, die Darstellung der Lebensweise und des Brutgeschäftes übernahm. Die wohlthätigen Folgen einer so glücklichen Vereinigung hervor- ragender Kräfte sprechen sich denn auch in dem Werke in der erfreulichsten Weise aus. Die Verfasser haben sich mit ihrer Auf- gabe so vortrefflich abgefunden, dass ihnen Jeder gern aufrichtige Anerkennung zollen wird, selbst wenn die Meinungen über Species- und Gattungswerth weit auseinander gehende sein sollten. Nach dem Vorgange Schlegel’s u. A. ist nämlich die Annahme von Con- _ species oder Varietäten in solchen Fällen acceptirt worden, wo die _ Aufrechterhaltung gewisser Formen als eigene Arten, durch nach- _ weisbare Zwischenstufen unzulässig erschien. So wird z. B. Falco 78 Dr. ©. Finsch: columbarius nur als Varietät unseres F. lithofaleo, F. anatum als solehe von F. communis, Astur atricapülus als Varietät von A. pa- lumbarius aufgenommen, aber auch Hand an solche Arten gelegt, die wir bisher als sogenannte „gute“ zu bezeichnen gewohnt waren, wie z. B. Agelaius gubernator (Var. von phoeniceus), Turdus nanus und Auduboni (als Var. von T. Pallasi) u. s. w. Dieses Verfah- ren, gegen welches wahrscheinlich sehr viele Ornithologen Ein- spruch erheben werden, unbedingt zu tadeln, würde indess vor- eilig sein. Man muss in der That das umfassende Material selbst kennen und gesehen haben, um sich mit den Ansichten der Ver- fasser in den meisten Fällen einverstanden zu erklären. Hier und da haben die Verfasser indess die Grenzen offenbar überschritten, z. B. wenn sie Pica Nuttalli, welche schon im Nest und constant sich durch ihren gelben Schnabel auszeichnet, mit P. hudsonica, als Varietät von P. caudata erklären, oder Strix delicatula, javanica und furcata mit St. fammea vereinigen. Aber auch in solchen Fällen wird man der Thatsache gegenüber, dass die Begriffe, Art, Unter- art, Rasse u. s. w. immer noch keine feststehenden , sondern wan- delbare sind, nicht zu rechten brauchen, und zwar um so weniger, als jede Varietät gesondert behandelt wird, so dass es Jedem selbst überlassen bleibt, sie im Sinne der Verfasser oder als Art auf- zufassen. Bei dem Umfange des Werkes können wir selbstverständlich nicht daran denken, auf den Inhalt selbst einzugehen, sondern ‘ müssen uns auf Eis Bemerkungen über die Art und Weise der Behandlung und Eintheilung beschränken. | In der Einleitung giebt Professor Gill zunächst eine interes- sante Vergleichung der Classe Vögel mit den der übrigen Wirbel- thiere, an welehe sich eine Classification und Charakterisirung der Ordnungen, und so weit es Amerika betrifft, auch der Familien an- schliesst, die unter Benutzung aller neueren Forschungen, sowohl nach ihren äusseren als inneren Kennzeichen sorgfältig und in ; scharfen Zügen dargestellt werden. | Im speciellen Theile, der, den neueren Auffassungen folgend, j mit den Oscines (Turdidae) hakont, erfährt jede Familie und Sub- | familie, jede Gattung und Untergattung, eine ausführliche und gründliche Behandlung, die durch die beigegebenen Holzschnitte E (von Schönborn), welche Schnabel (von oben und seitlich), Schwin- gen, Schwanz und Fuss jeder einzelnen Gattung, in correcten Um- risslinien illustriren, noch mehr an übersichtlichem Werthe gewinnt. Literarischer Bericht. 79 In Fällen, wo es darauf ankommt, osteologische Eigenthümlich- keiten zu veranschaulichen, sind auch Darstellungen von Schädeln, Brustbeinen, Zehengliedern u. s. w. gegeben. Eine eben so in- structive als reizende Beigabe sind endlich die fast durchgehends gelungenen Abbildungen einer typischen Art jeder Gattung, in trefi- lichen Holzschnitten, meist von Sheppard ausgeführt, die zum Theil dem schönen Werke Cooper’s „Ornithology of California“ in Whit- ney’s „Geological survey of California“ entlehnt sind. Mit dieser musterhaften Behandlung der Gattungen steht die der einzelnen Arten in vollem Einklange. Die Zusammenstellung der Synonymie ist, wie sich dies von Baird voraussehen liess, eben so exact, wie die ausführlichen Beschreibungen, welche auf die Färbungsverschiedenheiten nach Alter und Geschlecht alle Rück- sicht nehmen. Eine nicht zu unterschätzende Hülfe beim Erken- nen und Bestimmen der Arten gewähren die auf den Tafeln am Ende jedes Bandes, meist in natürlicher Grösse, von Elliott und Ridgway, abgebildeten Köpfe, und wir bedauern nur, dass dieselben nicht auch colorirt gegeben werden konnten, um ihrem Zwecke noch mehr zu entsprechen. Unter gewissenhafter Angabe der Quellen finden die geogra- phische Verbreitung, Lebensweise und das Brutgeschäft eingehende Darstellung und namentlich auf diesen Gebieten wird die Fülle neuer Beobachtungen, unter denen Brewer’s und Ridgway’s eigenen nicht den letzten Platz einnehmen, überraschen, wie wir nur durch ein Beispiel zeigen wollen. Zu- Audubon’s Zeiten waren über Sayornis sayus nur die spärlichen Notizen von Peale, Richardson und Nuttall bekannt, das vorliegende Werk hat ausser den genann- ten Forschern noch Sumichrast, Clark, Cooper, Dresser, Woodhouse, Kennerly, Heermann, Coues, Allen, Ridgway und Hoy namhaft zu machen, deren Beobachtungen uns über Verbreitung, Zugzeit, Nah- rung, Brutgeschäft, Nest und Eier belehren und ein vollständiges Lebensbild liefern. Bei aller Pietät für Audubon und Wilson, die durchaus anerkannt und gewürdigt werden, können die Verfasser doch nicht umhin, nützliche Berichtigungen zu den Angaben dieser und anderer älterer Autoren zu geben; so wird z. B. Haliaötus Washingtoni, als ein von Audubon’s Phantasie ausgeschmückter und unrichtig beschriebener Z. leucocephalus ein- für allemal beseitigt. Die Irrgäste der Vereinigten Staaten, wie z. B. Crotophaga anti, finden nur auf Grund unzweifelhafter Belege Aufnahme. Ebenso erhalten wir über die eingeführten Vögel, unter denen unser Haus- 80 H. Thiele: sperling sich bereits volles Bürgerrecht erworben hat, interessante Kunde. Der 3. Band, welcher die Raubvögel (ausschliessend eine Ar- beit Ridgway’s), die Tauben und Hühner enthält, bringt zugleich beachtenswerthe „Zusätze und Berichtigungen“, eine nützliche, kurzgefasste Terminologie des Vogelkörpers, nach Sundevall’schen Grundsätzen von Baird bearbeitet, und ein nicht minder nützliches Glossarium der wichtigsten in beschreibender Ornithologie vor- kommenden wissenschaftlichen Bezeichnungen, aus der Feder von «Coues, und schliesslich einen genauen Index zu den 3 Bänden. Haben die Verfasser sich somit, unter Aufwendung aller Kräfte und Hülfsmittel, redlich bemüht, das Werk auf eine möglichst hohe Stufe der Vollendung zu bringen, so sind die Verleger nicht zu- rückgeblieben, um durch eine in jeder Beziehung mustergültige Ausstattung glänzendes Zeugniss für die Leistungsfähigkeit und den Unternehmungsgeist des amerikanischen Verlagshandels abzu- legen. Der 4. Band, die Wader und Schwimmvögel umfassend, ist bereits in Angriff genommen und soll in kürzester Zeit erscheinen. Mit ihm gelangt ein Werk zum Abschluss, welches für immer eine Hauptquelle unseres Wissens über nordamerikanische Ornithologie bleiben wird und dem auch in Deutschland Freunde und Verehrer nicht fehlen werden, wie wir zuversichtlich hoffen und aufrichtig wünschen. Drei Kuckuks-Eier in einem Nest aufgefunden. Mittheilung von H. Thiele in Cöpenick. Ende November vor. Jahres erhielt ich ein von meinem Bruder am 26. November in dem Reitzensteiner Forst bei Landsberg a./W. in einer Klafter Holz aufgefundenes Nest der weissen Bachstelze (Motaeila alba) mit 2 Eiern, worin sich ausserdem noch 3 Kuckuks- Eier befanden. Ich erhielt Alles so wie es gefunden wurde, die Eier also unausgeblasen. Beim Präpariren derselben fand ich, dass das Nest (was auch schon aus der späten Jahreszeit zu folgern ist) lange verlassen gewesen sein musste, da der Inhalt der Eier theil- weise an der Schaale schon angetrocknet war, doch nicht so viel, dass ich dieselben meiner Sammlung nicht hätte einverleiben können. Es ist wohl schwer zu bestimmen, ob diese Kuckuks-Eier von ee re er Dre ae: Drei Kuckuks-Eier in einem Nest aufgefunden. 8 einem Kuckuks-Weibchen, von zwei verschiedenen, oder wohl gar von drei verschiedenen Kuckuks-Weibchen herrühren, da sänmmt- liche Eier, obwohl in der Grundfarbe und Zeichnung ähnlich, doch bei genauerer Betrachtung auch wieder verschieden sind. Zwei da- von haben nämlich eine gleiche Form, sind 24 Mm. lang, 16 Mm. breit, an einem Ende zugespitzter, beide haben eine grünliche Grund- farbe, verwaschene dunklere Flecken und eins davon auch kleine scharfbegrenzte, grösstentheils runde Flecken, sowie auch ebenso dunkle kleine Strichelchen, welche letztere dunkle Flecken bei dem andern ganz fehlen. Das dritte Ei ist 22 Mm. lang, 17 Mm. breit, nicht so spitzig an dem einen Ende, sondern mehr abgestumpft, hat eine hellere, fast gelbliche Grundfarbe, dunkle verwaschene Flecken und scharf begrenzte kleine runde Flecken. Es ist dies jedenfalls ein interessanter Fall und gebe ich den- selben als Beitrag zu dem wohl noch immer nicht ganz aufgeklär- ten Leben und Treiben des Kuckuks. Uebersicht der von Herrn Carl Euler im Distriet Cantagallo, Provinz Rio de Janeiro, gesammelten Vögel. Vom Herausgeber. Verzeichnisse der Vögel irgend einer Local-Fauna haben stets ihren Werth. Letzterer erhöht sich aber um so mehr, wenn das Re- sultat nicht auf einem flüchtigen, kurzen Besuche, sondern auf jahrelangen, eifrigen Bemühungen beruht. Die umfassenden Beobachtungen des Herrn Euler über die Lebensweise der Vögel Cantagallo’s, welche derselbe in diesem Journal, Jahrg. 1867 u. f., veröffentlichte, sind allseitig in ihrer Vorzüglichkeit anerkannt worden. Das hier folgende Verzeichniss aller von Herrn Euler gesammelten Vögel soll zur Ergänzung sel- ner Beobachtungen dienen. Herrn Euler, dem ernsten Forscher, dem die literarischen Hültsmittel in Brasilien nur in beschränktem Maasse zu Gebote standen, war besonders daran gelegen, die Be- Stimmungen seiner Vögel zweifellos festgestellt zu sehen. Als Herr Euler für längere Zeit nach Europa kam, übersandte derselbe uns seine ganze Sammlung nicht nur zur genauen Durchsicht, son- dern gestattete uns auch in liberalster Weise eine beliebige Aus- wahl erwünschter Stücke. Hierdurch wurden wir in den Stand ge- setzt, die Typen zu Herrn Euler’s Beobachtungen zu dauerndem dankbarlichen Andenken an den Geber dem Berliner Museum ein- zuverleiben. Bei Aufstellung des hier folgenden Verzeichnisses haben wir die grösste Sorgfalt, aber auch, zur bessern Uebersicht, eine an- Cab. Journ. f. Ornith. XXI. Jahrg. No. 125. Januar 1874, 6 82 Dr. J. Cabanis: gemessene Kürze, ‚für geboten erachtet. Von ausführlicher Syn- onymik wurde daher Abstand genommen. Ueberall aber ist der- jenige Name hinzugefügt worden, unter welchem Herr Euler den Vogel in Brasilien führte, um einen sichern Anhalt für die frühe- ren Beobachtungen zu gewähren. Wir hoffen und wünschen, dass der bewährte Beobachter, welcher demnächst nach Brasilien zu- rückzukehren gedenkt, auch in der Folge Gelegenheit und Musse finden möge, die Ornithologie durch fernere, so schätzenswerthe als willkommene Beiträge zu bereichern. Ord. Cantatores. FAM RHACNEMIDAE. Turdus albicollis Vieill. Cab. — Turdus erotopezus (nec / Illig.) Euler No. 34. 23. Turdus amaurochalinus Cab. — Turdus albieollis (nec Spix) Euler No. 224. — Im Museum Heineanum 1. (1850) haben wir zuerst die verwirrte Synonymie der meisten südamerikanischen Drosseln gesichtet. Später haben die Herren Slater und Sal- vin (Exotic Ornithology, 1869) unsere Ansicht in fast allen Punk- ten bestätigt und durch gute Abbildungen erläutert. Unsere vor- stehende Art glaubt Dr. Sclater auf den ungenügend beschriebenen Turdus leucomelas Vieill. und zwar, auf Grund der geographischen Verbreitung desselben, mit Wahrscheinlichkeit deuten zu müssen. Turdus rufiventris N. Vieill.e. — Euler No. 40. &. FAM SYLVICOLIDAE. SUBFAM. SYLVICOLINAE. Geothlypis velata (Vieill.) Cab. — Sylvia canicapilla Pr. Max., Euler No. 208. 2. Geothlypis stragulata (Licht.) Cab. — Basleuterus stra- | gulatus Sclat. — Muscicapa spec. Euler No. 201. 8. 2. — Die Art ist weder für Geothlypis, noch für Basileuterus typisch. Basileuterus vermivorus (Vieill.) Cab. — Myiothera sp. Euler No. 151. 2. Compsothlypsis pitiayumi (Vieill.).Cab. — Sylvia venusta. Temm., Euler No. 79. & | SUBFAM. THRAUPINAE Hemithraupis ruficapilla (Vieill.) Cab. Journ. f. Orn. 1860, S. 327, No.5. — Hem. ruficeps (Neuw.) Cab. — Aylophilus ruficeps Pr. Max., Euler No. 182. 3. 9. Hemithraupis flavicollis (Vieill.). — Hem. melanozwantha (Licht.) Cab. — Hylophilus melanoxanthus Pr. Max., Euler No.80. &. Tachyphonus coronatus (Vieill.) Cab. — Tanagra niger- rima (nec Lin.) Euler No. 46. &. 2. Tachyphonus eristatus (Gm.) Vieill. — Tanagra cristata Gm., Euler No. 2. &. 2 Trichothraupis "quadrieolor (Vieill.) Cab. — Tanagra auricapila Pr. Max., Euler No. 32. &. 9. Uebersicht der von C. Euler in Cantagallo gesammelten Vögel. 83 Phoenicothraupis rubica (Vieill.) Cab. — Tanagra flam- miceps Max., Euler No. 117. &. 2. Rhamphocelus brasilius (Lin.) Cab. — Tanagra brasilia Lin., Euler No. 58. 3 juv. Callispiza tricolor (Gm.) Gray. — Tanagra Tatao Pr. Max. (nec Lin.!) Euler No. 7. @. 2. Callispiza festiva (Shaw) Cab. — Tanagra rubricollis „Lemm.“ Pr. Max., Euler No. 87. &. 2. Thraupis ornata (Sparrm.) Cab. — Tanagra archiepiscopus Desm., Euler No. 166. &. 9. Thraupis palmarum (Neuw.). — Thraupis olivascens (Licht.) Cab. — Tanagra palmarum Max., Euler No. 81. Ö. Thraupis sayaca (Lin.) Cab., Journ. f. Orn. 1866, S. 305. — Tanagra sayaca Lin., Euler No. 18. @. Durchaus nicht mit cyanoptera Vieill. zu confundiren! — Pipridea melanonota (Vieill.). — Procnopsis melanonota (Vieill.) Cab. — Euphone vittata Temm., Euler No. 11. g. - SUBFAM. ZUPHONINAE. Procnias ventralis Illig. — Euler No. 33. &. 2. Triglyphidia viridis (Vieil.). — Euphone viridis Temm. Euler No. 55. £&. Euphonanigricollis (Vieil.) Lafr. — Euphone musica (nee Lin.) Euler No. 208. 2. Acroleptes violaceicollis Cab., Journ. f. Orn. 1865, 8. 409. — Euphone sp. Euler No. 213. & jun. Phonasca violacea (Lin.) Cab., Journ. f. Orn. 1861, S. 90. — Euphone violacea Licht., Euler No. 41. d. 9. Iliolopha pectoralis (Lath.) Gr. — Euphone rufiventris Licht. (nee Vieill.), Euler No. 89. Ö. FAM. HIRUNDINIDAE. Neochelidon tibialis (Cass.) Sclat. Proc. Acad. Philad. 1853, p- 370. — Hirundo sp. Euler No. 212. 2. Interessant für die geographische Verbreitung. Herr Euler beobachtete diese Art nur ein Mal, eines Abends. Er sah einen Schwarm in schnellem Fluge ankommen und sich in die Löcher einer schroffen Erdwand begeben. FAM. LANIIDAE. SUBFAM. VIREONINAE. Phylomanes chivi (Vieill.) Cab. — Muscicapa agilis Max., Euler No. 239. Cyclorhis viridis (Vieill.) Cab. Mus. Hein. I., p. 64. — Cyelorhis ochrocephala Tschudi. — Thamnophilus guianensis (nec Pr. Max.) Euler No. 32. d. 2. FAM. LIOTRICHIDAE. SUBFAM. TROGLODYTINAE. Donacobius atricapillus (Lin.) Gr. — Mimus brasiiensis Pr. Max., Euler No. 56. 8. 6% 84 Dr. J. Cabanis: FAM. DACNIDIDAE. Dacnis cayana (Lin.) Striekl. — COoereba coerulea Pr. Max. (nee Vieill.), Euler No. 45. d. 9. Chlorophanes atricapilla (Vieill.) — Coereba Spiza Pr. Max., Euler No. 111. &. 9. Certhiola chloropyga Cab. — Coereba flaveola Pr. Max. (nec Lin.), Euler No. 131. d. & juv. FAM. FRINGILLIDAE. SUBFAM. PASSERELLINAE Zonotrichia pileata (Bodd.). — Fringila matutina Licht, Euler No. 99. 9. SUBFAM. PITYLINAE. Thlypopsis fulvescens (Strickl.) Cab. — Hylophilus spec. Euler No. 225. &. Arremon semitorquatus Sws. — Tanagra silens Max. (nee Lath.), Euler No. 125. d. 2. u EEE: TE Saltator similis d’Orb. — Tanagra magna (nec Lin.), Euler No. 66. d. Pitylus fuliginosus (Daud.). — Coccothraustes coerulescens Vieill. — Fringila Gnatho Licht., Euler No. 67. d. Caryothraustes brasiliensis Cab. — Fringiüla viridis Pr. Max. (nee Vieill.), Euler No. 116. Ö. C'issopis major Cab. Mus. Hein. I, p. 144. — Bethylus pi- ‚catus Pr. Max., Euler No. 56. d. 9. Sycalis brasiliensis (Gm.) Cab. — Fringila brasiliensis Pr. Max., Euler No. 158. 4. 3 juv. Stephanophorus coeruleus (Vieill.) Strickl. — Euphone f diademata Temm., Euler No. 88. d. Sporophila ornata (Licht.). — Fringila leucopogon Max., Euler No. 132. g. x Sporophila Euleri Cab.n. spec. — Fringilla faleirostris (nec Pr. Max.) Euler No. 45. &. — Besonders grosse, neue Art. Der ö Sp. faleirostris Temm.*) durch Färbung und Schnabelbildung wie durch den geraden Schwanz am nächsten stehend, aber bedeutend grösser und mit zwei fahlgelblichen Flügelbinden. Oberseite oliven- braun, mit grünem Anflug. Unterseite olivengrau, mit fahlgelbem Anflug. Strich über den Augen und die Spitzen der mittleren und grossen Flügeldecken fahlgelblich. Kehle und Bauchmitte heller, weisslich fahlgelb. Oberschnabel braun, Unterkiefer heller. Ganze Länge etwa 5'/,'; Schnabel v. d. Stirn 11 Mm., vom Mundwinkel 12 Mm.; Flügel 67 Mm.; Schwanz 50 Mm.; Lauf 17 Mm. Zwei Exemplare, ob ausgefärbt bleibt dahingestellt. *) Das Berliner Museum besitzt 3 Exemplare dieser wenig bekannten Art aus Bahia. Da die Weibehen vieler Arten der Gruppe ein ähnliches olivenfarbenes Kleid tragen, so ist faleirostris bisher wohl öfters verkannt und als Weibchen einer andern Art gedeutet worden. Das eine Exemplar zieht merklich in’s Graue und deutet vielleicht die Färbung des männ- lichen Vogels an. 1 | Uebersicht der von C. Euler in Cantagallo gesammelten Vögel. 85 +Amaurospiza fuliginosa (Pr. Max.). — Amaurospiza umicolor Cab., Journ. f. Orn. 1866, 8. 307. — Fringilla fuliginosa Max., Euler No. 162. &. — Der Benennung des Prinzen Max ge- bührt die Priorität vor unzcolor Licht. Herr Euler hat das Ver- dienst, die älteste Beschreibung dieser Art, welche bisher über- sehen wurde, richtig gedeutet zu haben. Oryzoborus torridus(Gm.) Cab. — Fringilla torrida Max., Euler No. 28. &. 2. Oyanocompsa cyanea (Lin.) Cab. — Fringilla Brissonü Licht.,' Euler No. 73. & juv. FAM. ICTERIDAE. SUBFAM. ICOTERINAE. Cassicus haemorrhous (Lin.) Daud. — C. haemorrhous Licht., Euler No. 22. &. 2. Ostinops cristata (Gm.) Cab. — Cassicus cristatus Licht., Euler No. 1. &. 2°. SUBFAM. SCAPHIDURINAE. Molothrus (Molobrus) bonariensis (Gm.) Gr. — Iecterus violaceus Pr. Max., Euler No. 98. 2. Aphobus chopi (Vieill.) Cab. — Icterus unicolor Pr. Max., Euler ohne No. Ord. Clamatores. FAM. HYPOCNEMIDIDAE. SUBFAM. MYIOTHERINAE. Myiotrichas imperatriw (Natt.) Cab. — Myioturdus rex Pr. Max., Euler No. 48. &. Chamaezosa brevicauda (Vieill.). Cab. — Moyioturdus marginatus Max., Euler No. 110. @. 2. Myrmornis ruficeps (Spix). — Myioturdus Tetema Pr. Max. (nee Auct.), Euler No. 72. &. 2. — Beide Geschlechter sind sleichgefärbt; die ganze Haube, von der Stirn bis zum Nacken ist gleichmässig hell rothbraun gefärbt. Wir halten den brasilischen Vogel daher für verschieden von M. cayanensıs. SUBFAM. AYPOCNEMIDINAE. Conopophaga lineata (Max.) Cab. — Miyiagrus lineatus Pr. Max., Euler No. 157. 8.2. — ©onopophaga melanops (Vieill.) Sclat. — Myioturdus per- spieillatus Wied, Euler No. 8. @. 2. No. 171 8. Corythopis calcarata(Wied) Gray. — Myiothera calcarata Max., Euler No. 9. 2. | Myrmonazx loricatus (Licht.) Cab. — Myiothera sp. Euler Nr. 64.8. % Pyriglena leucoptera (Vieill.) Sc. — Myiothera domicella Max., Euler No. 118. 2. 2. FAM. ERIODORIDAE. SUBFAM. ERIODORINAE. Terenura maculata (Wied) Cab. — Myiothera maculata Max., Euler No. 153. &. 2. 86 Dr. J. Cabanis: Ellipura squamata (Licht.) Cab. — Myiothera squamata Lieht., Euler No. 144. &. 9. Ellipura ferruginea (Licht) Cab. — Myioth. ferruginea Temm., Euler No. 29. &. 2. Formicivora rufatra Orb. — Myiothera superciliaris Wied, Euler No. 130. 3. 9. Myrmophila melanogastra (Spix) Cab. — Myiothera Juliginosa Wied, Illig pt., Euler No. 145. &. 2. Myrmophila brevicauda (Sws.) Cab. — Myiothera sp. Euler No. 213. & juv. . SUBFAM. THAMNOPHILINAE. Dasycephala einerea (Gm.) Sws. — Muscicapa cinerea Gm., Euler No. 54. <&. Hoerpsilochmus rufimarginatus (Temm.) Cab. — Myio- ihera scapularis „Licht.“ Max, Euler No. 120. & juv. 2. Dysithamnus mentalis (Temm.) Cab. — Myiothera polio- cephala Max., Euler No. 121. &. 2. Dysithamnus guttulatus (Licht.) Cab. — Thamnophilus stietothorax Max., Euler No. 169. &. 9. Erionotus coerulescens (Vieill.) Cab. — Thamnophilus nigricans „Max“ Euler No. 119. &. 9. Erionotus ambiguus (Sws). Cab. — Thamnophilus nigricans Wied. — Thamnophilus spee. Euler, No. 90. &. Rhopochares torquatus (Sws.) Cab. — Thamnophilus sca- laris Wied. — Thamnophilus sp. Euler No. 114. 9. Thamnophilus palliatus (Licht.) Wied. — Euler No. 154. 9. Hypoedaleus guttatus (Vieill.) Cab. Hein. — Thamnophi- Zus guttatus Spix, Euler No. 65. 9. Lochites severus (Licht.) Cab. — T’hamnophilus sp. Euler No. 140. @. 2. FAM. ANABATIDAE. SUBFAM. FURNARIINAE. Lochmias nematura (Licht.) Cab. — Euler No. 228. Sclerurus caudacutus (Vieill.) Gray. — Tinactor fuscus Pr. Max., Euler No. 207. 4. Das eingesandte Männchen hat eine rostroth angeflogene Kehle; es sind also die Vögel mit weisslicher Kehle die Weibchen. Wir machen auf diesen Geschlechtsunter- schied aufmerksam, da er auch bei den neuerdings aufgestellten Abarten in Betracht zu ziehen sein wird. SUBFAM. SYNALLAXINAE. Synallazis ruficapilla Vieill. — Synallamis einereus Pr. Max., Euler No. 115. 3. & juv. Synallawis cinerascens Temm. — Synallaxis cinereus Euler No. 115. 2. Herr Euler hat die vorstehenden beiden Ar- ten nicht specifisch unterschieden (!?). S Philydor rufus (Vieill.) Cab. — Sphenura poliocephala Licht. adult. — Anabates sp. Euler No. 184. &. Philydor supereiliaris (Licht.) Spix. — Sphenura polio- | | | \ N Uebersicht der von C. Euler in Cantagallo gesammelten Vögel, 87 cephala Licht. jun. — Anabates atricapülus Pr. Max., Euler No. 51. Philydor Lichtensteini Cab. Hein. — Anabates sp. Euler No. 51 2 und $ ohne Nummer. Ipoborus sulphurascens (Licht.) Cab. Hein. — Anaba- tes leucophthalmus Pr. Max., Euler No. 49. 8. Ipoborus ferruginolentus (Wied) Cab. Hein. — Anu- bates leucophrys Jard. — Anabates sp. Euler No. 238. Xenicopsis fusca (Vieill.) Cab. Hein. — Sphenura albe- ecollvs Licht. — Xenops anabatoides Temm., Euler No. 49. 3. (bis.). 4+-Xenops rutilus Licht. — Xenops rutilans Pr. Max., Euler No. 159. &. SUBFAM. DENDROCOLAPTINAE. Sittasomus Erithacus (Licht.) Lafr. — Sittasomus oliva- ceus (nec Pr. Max.) Euler No. 17. 2. Dendrocinclaturdine (Licht.) Gray. — Dryocopus tur- dinus Pr. Max., Euler No. 237. 2. Xiphocolaptes albicollis (Vieill.) Sclat. — Dendroco- laptes decumanus Wlig. Licht. — Dendrocolaptes guttatus Wied (nee Licht.), Euler No. 21. &. 10 £. Dendrocolaptes picumnmus Licht. — Dendrocolaptes platyrostris Spix. — Dendrocolaptes sp. Euler No. 21 (bis) 2. Thripobrotus tenuirostris (Licht.) Cab. Hein. — Den- drocolaptes tenuirostris Licht., Euler No. 135. G. 2. Xriphorhynchus procurvus (Temm.) Sws. — Atpho- rhynchus trochilirostris Max., Euler No. 229. 2. FAM TYRANNIDAE. SUBFAM. FLUVICOLINAE. Copurus colonus (Vieill.) Hartl. — Copurus funebris Cab. Hein. = juv. — Muscicapa Monacha Pr. Max., Euler No. 12. Ö. & juv. Der von Herrn Euler eingesandte junge Vogel liefert den ' Beweis der Identität von funebris mit colonus. lIetiniscus vetulus (Licht.) Cab. Hein. — Milvulus vetula v. Olf., Euler No. 181. &. 2. SUBFAM. PLATYRHYNCHINAE. Platyrhynehus cancroma Temm. — Euler No. 15, d. 2. Trieeus poliocephalus (Wied) Burm. — Todus polio- cephalus Pr. Max., Euler No. 69. £d. Ceratotriceus furcatus. — Typus gen. nov. Todı- rostrum furcatum Lafr. Rev. zoolog. 1846, p. 362, No. 10. — Euscarthmus sp. Euler No. 136. &. $. — Eine ausgezeichnete Art, welche in Sclater und Salvin’s „Nomenclator Avium Neotropica- lium“, wie manche andere seltene Art, nicht aufgeführt ist. Die Gattungen Triecus ( Todirostrum!) und Euscarthmus gehen mehr- fach in einander über, oder besser gesagt, bergen mehrfach hete- rogene Typen, welche eine weitere subgenerische Sonderung er- heischen. Die vorstehende Art stimmt in der Schnabelform am besten mit granadensis und rujiceps Kaup., mit letzterer Art auch 88 Dr. J. Cabanis: in der Flügelbildung. Die Schwanzbildung deutet aber entschieden auf generische Verschiedenheit. Der mittelmässige Schwanz ist ausgerandet, die äussersten Steuerfedern sind nach der Spitze hin verbreitert und divergirend, gleichsam wie die Arme (Hörner) eines Ankers. Euscarthmus limbatus Cab. Hein. — Euscarthmus zo- sterops NV. Pelz.? — Euscarthmus orbitatus Pr. Max., Euler No. 160. d. Das Exemplar von Herrn Euler stimmt mit unsern Typen von limbatus durchaus überein. Herr Euler dürfte Recht haben, wenn er seinen Vogel auf orditatus Neuw. deutet. Ebenso möchte #. zosterops v. Pelz. zu der hier in Rede stehenden Art zu ziehen sein. Orchilus auricularis (Vieill.) Cab. Hein. — Euscarthmus cineretcollis Pr. Max., Euler No. 161. &. Serphophaga nigriceps (Vieill.) Gould. — Muscicapa sp. Euler No. 196. S. SUBFAM. ELAININAE. Pipromorpha rufiventris (Licht.) Cab. Hein. — Mio- nectes rufiventris Cab. — Muscicapa sp. Euler No. 83. + Capsiempis flaveola (Licht.) Cab. Hein. — Muscicapa sp. Euler No. 142. &. Rhynchocycelus sulphurescens Cab. Hein. — Platy- rhynchus sulphurescens mas. Spix. — Platyrhynchus olivaceus (nec Temm.) Euler No. 199. 2 Phyllomyias griseocapilla Scelat. — Muscicapa sp. Euler No. 212. 9. Phyllomyias brevirostris (Spix) Cab. Hein. — Musei- capa pusto Licht. — Muscicapa sp. Euler No. 19. £. Elainca caniceps (Sws.) — Tyrannula caniceps SwS. — Muscicapa sp. Euler No. 141. 2. Elainea pagana (Licht.) Gray. — Muscicapa brevirostris Pr. Max., Euler No. 167. &. > Legatus albicollis (Vieill.) Sclat. — Muscicapa citrina Pr. Max., Euler No. 133. 194. 9. Myiozetetes similis (Spix). Cab. Hein. — Muscicapa cayennensis (nec Lin.) Pr. Max., Euler No. 42. 4. Saurophagus Maximilian‘ Cab. Hein. — Muscicapa Pitangua (nec Lin.) Wied, Euler No. 97. &. Megarhynchus pitangua (Lin.) Thunb. — Scaphorhynchus sulphuratus Pr. Max., Euler No. 226. SUBFAM. TYRANNINAE. Muscivora Swainsoni v. Pelz. — Muscecapa regia (net Gm.) Pr. Max., Euler No. 210. Q. Myiobiuc zanthopygus (Spix) Cab. Hein. — Muscicapa barbata (nec Gm.) Pr. Max., Euler No. 168. 3. 2. Empidochanes Euleri Cab., Journ. f. Orn. 1868, S. 195. — Muscipa sp. Euler No. 139. Ö. Myiophobus naevius (Bodd.) Cab. Mus. Hein. II., p. 66. — Muscicapa chrysoceps Pr. Max., Euler No. 122. 2. - Uebersicht der von C. Euler in Cantagallo gesammelten Vögel. 89 Myiochanes cinereus (Spix) Cab. Hein. — Muscicapa sp. Euler No. 187. &. 2. Myiarchus Swainsoni Cab. Hein. — Muscicapa ferox (nec Lin) Euler No. 134. &. Sirystes sibilator (Vieill.) Cab. Hein. — Muscicapa Sp. Euler No. 16. 2. FAM. AMPELIDAE. SUBFAM. PSARINAE,. Exetastes inguisitor (Licht.) Cab. Hein. — Psaris bra- siliensis (nee Sws.!) Euler No. 190. Ö. Zetetes polychropterus (Vieill.) Cab. Hein. — Muscicapa aurantia (nee Gm.) Pr. Max., Euler No. 62. 4. — Wir waren der erste, welcher diese rothbraune Art, sowie alle anderen ähn- lich gefärbten cassirte und als Weibchen zu ihrem betreffenden Männchen brachte, Wir müssen auch heute noch aurantia Neuw. als Weibchen von splendens Neuw. betrachten. Zwar hat Dr. Sela- ter eine Zeit lang die Artselbstständigkeit des in Rede stehenden Vogels als Pachyrhamphus rufescens aufrecht erhalten, indem er die Hypothese aufstellte, dass diese Art als Ausnahme von der Regel in ihrer Entwicklung beim Kleide des Weibchens stehen geblieben sei, aber Dr. Sclater ist neuerdings zu unserer Ansicht zurückgekehrt. Herr Euler dagegen hat Männchen und Weibchen in gleich rothbrauner Färbung beim Neste beobachtet. Dies wäre ein durchschlagender Beweis, aber beide von Herrn Euler als Männchen eingesandte Exemplare zeigen die charakteristische zweite Schwinge, welche alle fortpflanzungsfähigen Männchen der Psarinen-Gruppe besitzen, nicht! Es müsste also die Natur bei dieser Art nicht nur vom Färbungsgesetz, sondern auch in Bezug auf die Flügelbildung vom Gesetz abgewichen sein. Also wiederum eine Hypothese. Die Art wäre aber dann eher als Typus einer eigenen Gattung zu betrachten, als dem unbeugsamen Naturgesetze durch Theorien Zwang anzuthun. Auch müsste noch eine weitere Hy pothese angenommen werden, nämlich die, dass polychropterus (splendens Neuw.) gar kein rothbraunes Weibchen habe u.s. w. u.s. w. SUBFAM. FZIPRINAE. Jodopleura pipra Less. — Pipra Taunaysü Deseotirt, Euler No. 152. 9. Calyptura cristata (Vieill.) Sws. — Pipra (Pardalotus) ‘cristatus Vieill., Euler No. 261. q. Machaeropterus regulus (Hahn) Cab. Hein. — Pipra strigilata Pr. Max., Euler No. 209. q. Ilieura militaris (Shaw) Bp. — Pipra militaris Shaw, Euler No. 227. &. Chiroxiphia caudata (Shaw) Cab. Pipra longicauda Vieill., Euler No. 68. &. juv. Chiromachaeris gutturosa (Desm.) Cab. Hein. — Pipra manacus (nec Lin.) Pr. Max., Euler No. 78. 2. 90 Deutsche ornithologische Gesellschaft: SUBFAM. AMPELINAE. Heteropelma virescens (Neuw.). — Heteropelma uni- eolor (Langsd.) Bp. — Muscieapa virescens Pr. Max., Euler No. 52. 2. 2. Lipaugus sömplex (Licht.) Hartl. — Muscicapa rustica (nee Licht.) Pr. Max., Euler No. 138. d. 2. Lathria Virussu (v. Pelz.) — Lipaugus Virussu v. Pelz. — Ampelis sp. Euler No. 235. 2. Chasmorhynchus nudicollis Temm. — Euler No. 223.29. Pyroderus scutatus (Shaw) Gray. — Euler No. 20. FAM. PRIONITIDAE. Baryphthengus ruficapillus (Vieill.) Cab. Hein. — Prionites ruficapillus Illig., Euler No. 5. &. 2. FAM. ALCEDINIDAE, SUBFAM. ALCEDININAE. "" Ohloroceryle americana (Gm.) Rechbch. — Alcedo americana Gm., Euler No. 170. &. 2. +-Ohlor ‘oceryle amazonia (Lath.) Rehbch. — Alcedo amazona Lath., Euler No. 230. 2. }Streptoceryle torquata (Lin) Bp. — Alcedo cyanea Vieill., Kurkı No. 231. &. (Schluss folgt.) Deutsche urnithulagische Gesellschaft zu Berlin. Protokoll der LVII. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 6.Octbr. 1875, Abends TLiUhr, Im Sitzungs-Loeal: „Zennig’s Restaurant“, Unter den Linden No. 13. Mit der Sitzung als Vorversammlung wird die VI. Jahresversammlung eröffnet. Anwesend aus Berlin die Herren: Cabanis, Schalow, d’Alton, Poll, Grunack, Thiele, Golz, Wagenführ, Stoltz, Bau, Brehm, Sy, Russ, Bodinus, Wohlgemuth, Fälliger, Bolle, Martin Ebers, Hauptmann Ebers und Reichenow. Von auswärtigen Mitgliedern die Herren: v. Zittwitz aus Görlitz, Graf Roedern aus Breslau, Jablonski aus Muschten, Ludwig Holtz aus Barth, v. Schlechtendal aus Merseburg, Graf v. Berlepsch aus Hessen, Holland aus Stolp, ©. v. Wulffen aus Pietspuhl, E. v. Homeyer aus Warbelow und F. Schneider aus Wittstock. Als Gäste die Herren: Dr. H. Müller, Rudolph Effeld, G. Mützel, sämmtlich aus Berlin, Reinecke aus Wittstock. Vorsitzender: Herr Eug. v. Homeyer. Protokellf.: Herr Schalow. Herr Golz begrüsst als zeitiger Vorsitzender der Gesellschaft die Versammlung und richtet insbesondere einige herzliche Bewill- kommnungsworte an die zugereisten auswärtigen Mitglieder und die NEE ee ae N Protokoll der LVIH. Monats-Sitzung. 91 _ anwesenden Gäste. Auf seinen Antrag werden die Herren FE. v. Homeyer zum Präsidenten und Oberst v. Zittwitz zum Vice- Präsidenten der Jahresversammlung erwählt. Herr Eug. v.Homeyer eröffnet darauf mit einleitenden Wor- ten die Sitzung. Er weist in seiner Rede zunächst auf den Zweck der Jahresversammlungen und alsdann auf die stetig zunehmende Betheilisung an denselben hin, die ja auch sichere Schlüsse auf das Wachsen und Gedeihen der ganzen Gesellschaft ziehen liesse. Auf seine Aufforderung legt der geschäftsführende Seeretär das vorläufig entworfene Programm vor, welches nach kurzer Be- sprechung einstimmig angenommen wird. Der Beschluss lautete: Erster Tag: 7. October, früh 9!, Uhr, Versammlung im zoologischen Garten und Besichtigung desselben unter Führung des Directors Bodinus. Um 2 Uhr Festessen daselbst. Abends Sitzung im Sitzungs-Locale. Zweiter Tag: 8. October, früh 9 Uhr, Versammlung im zoologischen Museum, Vorträge, Vergleichung mit- gebrachter zweifelhafter Exemplare, freie Discussionen. Um 2 Uhr gemeinschaftliches Mittagsessen und Abends, nach dem Besuch des Victoria-Theaters, Sitzung im Sitzungs-Locale. Dritter Tag: 9. October, früh 9 Uhr, wiederum Versammlung im zoologischen Museum und Fortsetzung der gestern begonnenen Arbeiten. Zum Schluss der Jahresver- sammlung gemeinsames Frühstück. Es werden ausserdem, im Anschluss an vorgenanntes Programm, von grösseren Vorträgen angemeldet: E. v. Homeyer: 1) Einiges über die Heerstrassen der Vögel. Brehm: 2) Ueber die Vogelschutzfrage. Cabanis: 3) Ueber eine Anzahl neuer peruanischer Vögel des königl. zoologischen Museums. Von einzelnen auswärtigen Mitgliedern, die zu ihrem Bedauern verhindert sind, an der Jahresversammlung Theil zu nehmen, sind Briefe eingelaufen, und der Geschäftsführer bringt diese Zuschriften zur Kenntniss der Gesellschaft. Es sind Gruss und Nachrichten von den Herren: Eug. Rey, v. Heuglin, Gust. Schneider, A. Hansmann, O. Finsch, A. Naumann, v. Gizycky und v. Tsehusi-Schmidhofen. Letzterer theilt in seinem Briefe einige interessante Notizen über das Vorkommen und Brüten von Linaria rufescens Savi im Salzburgischen, ziemlich hoch im Gebirge, mit. (Im Anschluss an Journ. f. Orn. 1872, S. 132, und 1873, 8. 150). Durch Herrn Grunack werden der Gesellschaft Grüsse vom Forstmeister Goebel in Uman übermittelt. Einige der vor- senannten Mitglieder hatten Aufsätze eingesandt, welche, wenn es . die Zeit irgendwie gestattet, zur Verlesung gelangen oder andern Falles im Journal veröffentlicht werden sollen. Allgemein bedauert man, dass es einigen, vor Kurzem in Ber- lin anwesenden Ornithologen, den Herren Dresser aus London, 92 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Blanford aus Calcutta, Mewes aus Stockholm, welche mit Herrn Eug. v. Homeyer und dem Secretär mehrere Tage im zoolog. Museum gearbeitet hatten, an Zeit gefehlt hätte, hier zu bleiben, um an der Jahresversammlung thätigen Antheil nehmen zu können. Eben so ungern vermisst auch die Gesellschaft das sonst regelmässig anwesende Vorstandsmitglied, Herrn Hauptmann A. v. Homeyer. Nachdem der Secretär die geschäftlichen Mittheilungen be- endet hatte, wurde der grösste Theil des Abends, ohne auf einen bestimmten Gegenstand näher einzugehen, der freien Discussion in geselliger Unterhaltung gewidmet. Hier wurden neue Bekannt- schaften angeknüpft und alte erneuert, dort Beobachtungen und Er- fahrungen gegenseitig ausgetauscht. In kleine Gruppen getheilt, sprachen die Oologen an dem unteren Ende der Tafel über ihre Schätze und Erwerbungen, während an dem oberen die Systema- tiker über die Selbstständigkeit dieser oder jener Art in’s Klare zu kommen suchten. Im lebhaftesten Gespräch waren die Mit- glieder beisammen, und erst spät nach Mitternacht wurde die Vor- versammlung durch den Präsidenten geschlossen. VI. Jahresversammlung. Erster Tag: Dienstag, den 7. October 1375, Morgens 91), Uhr. Begünstigt von dem herrlichsten klaren Herbstwetter versam- melt sich die Gesellschaft zur festgetzten Stunde im Restaurant des zoologischen Gartens, um von dort aus, unter Führung des Directors, Herrn Dr. Bodinus, den Rundgang durch den Garten anzutreten. Es ist schon wiederholt, auch in diesen Blättern, dar- auf hingewiesen worden, welchen Aufschwung der Berliner zoolo- gische Garten unter dem neuen Directorate genommen hat. Seit dem Jahre 1769, dem Eintritt des Herrn Bodinus, konnte sich der Garten überhaupt erst neben den auf dem Continente bestehenden Instituten dieser Art nennen, und seit jener Zeit ist es ihm ge- lungen, sowohl was die Anzahl der Individuen als auch den Werth der einzelnen Arten anbetrifit, sich den älteren zoologischen Gärten vollständig gleichzustellen, wenn sie nicht noch zu überragen. Es kann nicht in unserer Absicht liegen, aller der Novitäten Erwäh- nung zu thun, die seit der letzten Jahresversammlung angeschafft worden sind, sondern wir wollen nur einige der schönsten Erwer- bungen herausgreifen und mit wenigen Strichen das Interessanteste zu zeichnen versuchen. Man pflegt gewöhnlich in zoologischen Museen uud Privat- sammlungen darauf zu achten, dass eine oder die andere Gattung möglichst vollständig vertreten sei; und wenn dies in derartigen Instituten von grösster Bedeutung, so ist es vielleicht von nicht ge- _ ringerer in einem zoologischen Garten, wo man die Vögel lebend, freilich ohne die heimische Scenerie, zur Vergleichung und Beob- achtung neben einander hat. Und eine solche speciell reichhaltige Sammlung scheint unser Garten mit der Gruppe der Raubvögel anzubahnen. | Protokoll der VI. Jahresversammlung. 95 Neben einem interessanten, dem Spizaetos cirrhatus verwandten indischen Adler lenken mehrere Exemplare der kleineren amerika- nischen Arten Spizaötos ornatus (juv. u. ad.) und Sp. tyrannus die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Zu dem asiatischen Vogel bemerkt Herr Bodinus, dass die Mauser ungemein un- regelmässig eintrete und verlaufe, und dass wohl ein Decennium vorübergehen werde, ehe der Vogel sein vollständiges Kleid ange- legt habe. Ein anderer äusserst interessanter Raubvogel aus der Familie der Buteonen fesselte die Gesellschaft in noch weit höherem Grade, als die vorgenannten Arten, nämlich Duieo ferovx Thien. Durch J. F. Naumann 1853 unter dem Namen Buteo leucurus bekannt gemacht, hat man sich seit jener Zeit vielfach mit diesem Vogel beschäftigt. Der grösste, Theil der anwesenden Herren sah die seltenen, noch nie in der Gefangenschaft gehaltenen Bussarde zum ersten Male lebendig vor sich. Die beiden Exemplare, aus Sa- repta stammend, zeigen durchgängig die charakteristische hell- rost-röthliche Färbung und, da noch junge Vögel, auf dem blass- rostfarbenen Schwanze kenntliche Andeutungen von Binden, die erst im ausgefärbten Alterskleide verloren gehen. Es entwickelt sich eine lebhafte Discussion über diese interessanten Vögel. Herr Cabanis bespricht ihre systematische Stellung, ihre Uebergangs- kleider und ihre Identität mit Duteo rufinus Rüpp (vergl. Journ. f. Orn. 1854, S.261). Herr Brehm berichtet über ihr Freileben, welches er auf seinen Reisen in Afrika vielfach beobachtet hat, und Herr Bodinus fügt noch einige Bemerkungen über das Ge- fangenleben hinzu, so weit er es bis jetzt zu erkennen Gelegenheit gehabt hat. Wie vorhergehende, so wird auch zum ersten Male hier im Garten Gypaetos barbatus, wohl einer der schönsten Raubvögel der europäischen Ornis, lebendig gehalten. Es ist ein prächtiges Exem- plar aus den Alpen. Die Theorie, dass die Rostfarbe des alten Vogels vom Baden in eisenhaltigem Wasser herrühre, wird von den Anwesenden allgemein verworfen, indem man auf die verschiedene Färbung der afrikanischen, spanischen und Schweizer Geieradler hinweist, denen doch sämmtlich nicht die Gelegenheit fehle, in, eisenhaltigen Gebirgswässern sich zu baden. Unser Vogel ist von ganz heller, fast weisslicher Unterseite. Eine Anzahl von Aquila orientalis aus Sarepta kommt zunächst an die Reihe. Sechs schöne Exemplare geben den versammelten Ornithologen die beste Gelegenheit, die hier zum ersten Male gehaltenen Adler zu betrachten und das interessante Jugend- kleid, welches von Cabanis in der letzten September-Sitzung bekannt gemacht wurde, zu studiren (vergl. Journ. 1873, S. 455 u. fi.). In allen Verhältnissen grösser und stärker als Agwla nae- via, zeigen die Vögel durchgängig eine braune Färbung, die am Rücken etwas dunkler, an der Brust, nach dem Bauche hin, sich ' ein wenig abschwächt. Der Schwanz ist ebenfalls dunkelbraun, hell 94 Deutsche ornithologische Gesellschaft: gesäumt, mit deutlicher Bänderung. Auch die Bürzelfedern tragen eine helle Färbung. Sowohl die Seceundärschwingen als auch die grossen Flügeldeckfedern sind tiefdunkelbraun mit charakteristischen- gelbbraunen Spitzen, die im Alter vollständig verschwinden. Wachs- haut und Füsse gelb. Eine äusserst lebhafte Besprechung liess die Gesellschaft lange bei diesen interessanten östlichen Adlern verweilen, und Alle waren darüber einig, dass dieselben durch Beobachtung ihres Federwechsels das kürzlıch gewonnene Resultat, dass Agula bifasciata Gray mit Ag. orientalis Cab. identisch sei, durchaus bestätigen würden. Die folgenden Volieren geben den Anwesenden noch Gelegen- heit, ein schönes Exemplar von Aquila Bonellii aus Sardinien, die beiden Gauklerarten Helotarsus ecaudatus und leuconotus, Gypogera- nus serpentarius und verschiedene Raubvögel aus Brasilien zu be- trachten. Allgemeine Aufmerksamkeit und Freude erregt auch ein Käfig mit mehreren Paaren der allerliebsten unserer kleinen Fal- ken, der Erythropus vespertinus; allerliebst sowohl durch ihre schöne Färbung, als auch durch ihr zutrauliches, angenehmes Wesen. Bei weiterer Wanderung durch den Garten gelangt die Ge- sellschaft zu den Gehegen der Kraniche und somit zu einer Sammlung, wie sie kein anderes Institut des Continents in dieser Reichhaltigkeit und Schönheit aufweisen kann. Nicht weniger als elf Arten werden hier gehalten: Grus cinerea, Antigone, caruncu- A ne Tl lata, paradisea, mexicana, australasiana, canadensis, Anthropordes virgo und die beiden Kronkraniche, Balearica pavonina und regulorum. Diesen bekannteren Formen reiht sich noch eine neue, zum ersten Male hier gehaltene Art an, Grus torguata. Aus Cochinchina stam- mend, scheint er in seinem Vaterlande nicht zu den häufigen Er- scheinungen zu gehören, da er nur höchst selten auf dem europäi- schen Thiermarkt erscheint. Er ähnelt in seinem äusseren Habitus_ (als Abart) dem Grus Antigone Ost-Indiens, nur geht die rothe Halszeichnung bei ihm tiefer hinab als bei letztgenanntem, und ausserdem sind bei diesem die Flügeldeckfedern weiss, während sie beim Halsbandkranich grau gefärbt sind. Herr Brehm nimmt bei Betrachtung der betreffenden Arten Veranlassung über die systematische Trennung der Kronkraniche von den eigentlichen Kranichen zu sprechen und seine Ansicht dar- über hauptsächlich auf die Lebensweise zu begründen. Er hat die Kronkraniche auf den Bäumen beobachtet, er verweist auf ihren Flügelbau und auf ihren aufrechten Gang, alles Unterschiede, die nicht im entferntesten an das Wesen der eigentlichen Kraniche er- innern. Wie schon im vergangenen Jahre, so bewundert man auch dieses Mal wieder die herrlichen Thaumalea Amherstiae, jetzt in zwei Paaren vorhanden, und besichtigt zugleich, neben anderen Fasanen, den interessanten, eine eigene Sippe bildenden Orossoptilon auritum aus der Mandschurei. Ohauna Derbyana und Rhynchotus rufescens (letzterer hat in Protokoll der VI. Jahresversammlung. 95 diesem Jahre hier mehrere Junge ausgebracht), Ibis melanopis und Nyeticoraw violacea L. (N. cayanensis Gmel.) aus Süd- Amerika, Tichodroma muraria aus der Schweiz und die äusserst seltene Kron- wachtel, Cryptonyx coronatus von Malakka, zum ersten Male hier glücklich acclimatisirt, alle diese Arten dürften entschieden nur in wenigen Thiergärten des Continents zu finden sein und werden denn auch in lebhafter Discussion von den jversammelten Ornithologen erkannt und besprochen. Die reichbesetzten Weiher und Teiche bieten ungemein viel des Interessanten aus den Gruppen der Stelzvögel und Schwimmer. Neben der grossen Menge amerikanischer und afrikanischer Arten zieht besonders Cygnus Bewicki Yarr. die Aufmerksamkeit der Gesell- schaft auf sich, weil er wegen seines mehrmaligen Vorkommens an der Weser und Ems zur deutschen Ornis gerechnet werden muss. Auch der, wenn nicht gerade seltenen, so doch immer interessanten Cormo- rane, „jener echten Piratennaturen“, wie Hansmann sie so trefiend bezeichnet, sei bei dieser Gelegenheit noch Erwähnung gethan. . Beim Weitergehen erregt die reichhaltige Collection der Pfeffer- fresser und Hornvögel, der Stolz des Herrn Bodinus, die Be- wunderung der Anwesenden. Es werden gehalten: Ramphastos ca- rinatus Sw8., R. albogularis Cab., R. Temminckü Wagl., R. dieolorus Gmel., Pieroglossus maculirostris, sämmtlich aus Süd-Amerika, und der durch seine auffallende Erscheinung interessante Ducorax abys- siniceus L. aus Afrika. Ferner Buceros erythrorhynchus Temm. aus Afrika, B. convexus Temm. und D. bicornis Lath. aus Ost-Indien. Bei der Betrachtung des letzteren wurde auch des sonderbaren Brutgeschäftes Erwähnung gethan. Die Gesellschaft war mit dem Rundgange zu Ende. Man gruppirte sich, um dem harrenden Photographen Gelegenheit zur Aufnahme eines Bildes als Erinnerungsblatt an die Jahresversamm- lung zu geben. Durch den ornithologischen Reichthum des Gartens schon auf das höchste befriedigt, konnte es nicht fehlen, dass bei dem nun folgenden Festdiner bald die animirteste Stimmung herrschte. Dieselbe erreichte ihren Höhepunkt, als auf einen Wink des Herrn Bodinus ein Gericht aufgetragen wurde, welches nur wenigen der Anwesenden bisher zu essen vergönnt worden war, denn gleich den Negern Mittel-Afrika’s verzehrte die ornithologische Gesell- schaft — Eier des Strausses! — Der Abend sah den grösseren Theil der Versammlung im Sitzungs-Locale. Herr Brehm hielt den von ihm angekündigten Vortrag über die Vogelschutzfrage, der im Journal abgedruckt werden wird. ‘Redner wies hauptsächlich darauf hin, dass der Vogelschutz unter den Schutz des Wissens Aller zu stellen sei, und dass die Regie- zung dafür einzutreten hätte, dass in den Schulen mehr für die Kenntniss der Vogelwelt geschehe. Ebenso wünscht er auch die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Unkenntniss der Forst- 'beamten mit diesem für sie so wichtigen Zweige der Natur- 96 Deutsche ornithologische Gesellschaft: geschichte hinzulenken. Ein Hinweis für die Nothwendigkeit der Erhaltung von kleinen Wäldern in der Nähe von Feldern und der Anpflanzung von Hainen und Waldstreifen bilden den Schluss der | Rede. Da die Frage des Vogelschutzes ein beachtenswerthes Thema der ornithologischen Gesellschaft ist, so entspann sich nach dem Vortrag eine lebhafte Discussion, an welcher sich besonders die Herren E. v. Homeyer, Golz, Bolle, v. Zittwitz, Cabanis, v.Schlechtendal und Holtz betheiligten. In der Hauptsache mit den Ansichten des Herrn Brehm einverstanden, wollen Einige das Hauptgewicht auf die Wiederbewaldung legen und die Frage des Vogelschutzes mit der bildenden Gartenkunst auf das engste in Verbindung bringen. In den Gartenbauvereinen ist der Gegen- stand schon oft zur Sprache gekommen, doch: stets ohne Erfolg, weil gerade denen, die am ersten berufen sind, etwas zu schaffen, das Verständniss für die Wichtigkeit der Sache vollständig fehle. Was schliesslich noch die Gesetze für den Vogelschutz anbetrifft, so sei in dieser Beziehung noch immerhin etwas zu erwarten, da die bis jetzt bestehenden Verordnungen, überall verschieden, nur nach den Meinungen und dem Gutachten des betrefienden Decer- nenten oder Oberförsters abgefasst seien. Es ist schon so unend- lich viel über diesen Gegenstand gesprochen und geschrieben wor- den, und Alles ist ohne Resultat geblieben. Mit diesen Discussionen schloss der erste Tag der Jahresver- sammlung. Zweiter Tag: Mittwoch, den 8 October 1873, Mor- gens 9 Uhr. Die Gesellschaft versammelt sich zur bestimmten Stunde in den Räumen des königl. zoologischen Museums. Nachdem der Di- rector desselben, Herr Prof. Dr. Peters, die Anwesenden auf das liebenswürdigste begrüsst und dieselben durch die Sammlungen ge- führt hat, sie auf diese oder jene neue Acquisition aufmerksam machend, begiebt sich die Versammlung nach der ornithologischen Abtheilung des Museums, um sich der speciellen Besichtigung der- selben unter der Führung Cabanis’ zu widmen. Die von einigen auswärtigen Mitgliedern mitgebrachten zweifelhaften Exemplare wer- den besprochen und bestimmt und mit den hier befindlichen For- men verglichen. Herr v. Zittwitz legt einen interessanten Adler vor, den er vor kurzer Zeit für die Sammlung der naturforschen- den Gesellschaft zu Görlitz erworben und der sich durch eine un- gemein helle Kleidung auszeichnet. Die meisten der Anwesenden möchten ihn zu Aqua bifasciata Gray ziehen. Die Besichtigung der Bälge, die Herr Reichenow während seines einjährigen Aufenthaltes in West-Afrika zu sammeln Ge- legenheit gehabt hat, beschäftigt die Gesellschaft längere Zeit. Es befinden sich darunter interessante Stücke von Euplectes, Vidua, Hwyphantornis, Tschitrea, Merops und Eurystomus. Herr Rei- chenow, der anwesend ist, giebt einige Notizen über die von Ben ET N EINER Protokoll der VI. Jahresversammlung. | 97 ihm bereisten Gegenden und spricht besonders über seine Beob- achtungen des Brutgeschäftes der dortigen Vögel. Hierauf berichtet Herr Cabanis über mannichfache interes- sante Vögel der peruanischen Ornis, die von dem auswärtigen Mit- gliede der Gesellschaft, Herrn C. Jelski gesammelt wurden. Die- ser bewährte Reisende "hat im centralen Peru unerwartet viel neue Arten von Vögeln entdeckt. Da Herr Jelski für das Warschauer Museum sammelt, so konnten bisher nur die überzähligen Doublet- ten in das Berliner Museum gelangen. Aber schon diese Proben sind hinreichend, um Herrn Jelski die vollste Anerkennung seiner fortgesetzten erfolgreichen wissenschaftlichen Bestrebungen zu zol- len, was die Versammlung hiermit ausdrücklich zu Protokoll erklärt. Von neuen peruanischen Arten charakterisirt Herr Cabanis die folgenden: Turdus nigriceps Jelski n. sp. Oberseite schiefergrau, durch die dunkleren Ränder der Fe- dern des kleinen Gefieders matt lunulirt erscheinend; Schwingen und Schwanz schwärzlich. Haube und Seiten des Kopfes schwarz; Kehle weiss, schwärzlich gestreift. Brust und Weichen grau; Bauchmitte weiss; die unteren Schwanzdecken grau und weiss un- termischt. Schnabel und Füsse gelb. 3. — Ganze Länge etwa: 73)‘; Schnabel vom Mundwinkel: 26 Mm., von der Stirn: 18 Mm.; Flügel: 43/,''; Schwanz: 78 Mm.; Lauf: 30 Mm. — Ein zierlicher Vogel. Die Färbung des Weibchens ist abzu- warten und dürfte die” Bestätigung bringen, dass die Art subgene- risch wohl füglich in die Nähe von T. favipes Vieill. zu stellen sei, da sie für Planesticus zu zart gebaut ist. Urolampra eupogon n. Sp. In der Gestalt und in der (grünen) Gesammtfärbung stimmt diese Art fast vollkommen mit ihren Gattungsverwandten (sma- ragdinicollis, aeneicauda, etc.) überein, unterscheidet sich aber wesent- lich durch die schöne Färbung der Kehle und den anders getärbten Schwanz. Das Kinn und die Mitte der Kehle sind schön goldig- roth, ähnlich wie bei Oalliphlox rufa. Der Schwanz ist metallisch grün gefärbt, auf der Unterseite ziemlich gleichförmig, auf der Oberseite aber in gewissem Lichte in’s Hellblau schillernd. Ganze Länge etwa: 115 Mm.; Schnabel zur Stirn: 13 Mm.; Flügel: 67 Mm.; Schwanz: 43 Mm. — Hab. Maraynioc. — ; Die folgenden Arten sind bisher nur in Weingeist-Exemplaren hierher gelangt. Es war daher die Frage zu beantworten, inwie- weit der Weingeist die Farben ausgesogen oder verändert hatte. Herr Cabanis stellte fest, dass bei den Anabatiden die rostrothen Färbungen durch den Weingeist dunkler, intensiver würden, wäh- rend bei den Colopteriden die grünen Tinten in Grau und die gelblichen in’s Weissliche verschössen. (Ein im Museum befind- licher, aus Weingeist aufgestellter Triccus cinereus hat vollständig das Ansehen einer verschiedenen Species angenommen. Die zeisig- grüne Oberseite erscheint grau, die gelbe Unterseite ER weiss.) Cab, Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 125. Januar 1874. 98 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Bei den Colibri’s bewirkt der Weingeist keine wesentlichen Aen- derungen. Coprotretis Jelskii n. sp. Die Art charakterisirt sich als nächstverwandte oder Ab-Art der chilenischen ©. dumetoria (Geofir.). Sie ist im Ganzen kleiner als letztere, namentlich sind Flügel und Schwanz kürzer, der Schnabel und die Füsse aber sind entwickelter. Die Unterseite erscheint nicht so geschuppt, da die dunklen Federränder an Kehle und Brust kaum schwach angedeutet sind und sonst gänzlich feh- len. Ein Hauptunterschied liegt in der Schwanzzeichnung: Die roströthliche Färbung der Spitzen der seitlichen Steuerfedern ist weniger lebhaft und oberhalb nicht durch eine schwärzliche Fär- bung des übrigen Theiles der Steuerfeder scharf abgeschnitten und begrenzt, wie dies bei ©. dumetoria der Fall ist, wodurch letztere an die Schwanztärbung der Cillurus-Arten erinnert. Schnabel und Füsse schwarzbraun. Ganze Länge etwa: 7'/,''; Schuabel von der Stirn: 34 Mm., vom Mundwinkel: 37 Mm.; Flügel: 538‘; Schwanz: 27%"; Lauf: 27 Mm.; Mittelzehe mit Kralle: 28 Mm. — Hab. © Junin. — 4 Euscarthmus pyrrhops n. sp. } Gleicht in Grösse und Gestalt, sowie in Schnabel- und Flügel- bildung und auch in der Färbung, am meisten dem E. granadensis und ist daher als dessen nächster Verwandter zu betrachten. Der Schnabel ist etwas schmäler als bei granadensis. Die ersten 5 Hand- schwingen sind wie bei letzterem gebildet, etwas verschmälert und daher eine nähere Beziehung zu Colopterus andeutend, als dies bei anderen Arten von KEuscarthmus der Fall ist. In der Färbung ° stimmt der schwärzliche obere Theil der Kehle, der mittlere weisse Kehlfieck und die graue Brust ganz mit granadensis überein. Da- gegen fällt als charakteristischer Färbungsunterschied sofort in die ° Augen, dass die ganze Gegend von der Schnabelwurzel bis zum Auge nicht weiss, wie bei granadensis, sondern rothbraun ge- färbt ist. Ganze Länge etwa: 41/,''; Schnabel v. d. Stirn: 11 Mm., vom Mundwinkel: 14 Mm.; Flügel: 43 Mm,; Schwanz: 42 Mm.; Lauf: 18 Mm. — Mecocerculus taeniopterus n. Sp. Ist durch Schnabelform, sonstige Bildung und ähnliche Fär- ° bung durchaus als congenerisch nächster Verwandter des M. sticto- pterus Scl. zu betrachten, ist aber bedeutend grösser als letztere Art. Der graue Scheitel, der weisse Superciliarstreif und die bei- den breiten, weisslichen Flügelbinden, welche durch die darauf fol- gende schwärzliche Färbung lebhaft abgehoben werden, stimmen mit stietopterus ziemlich überein. Die übrige Oberseite zieht mehr in’s Graue, ebenso ist die Färbung der Kehle entschiedener hell- grau. Die Steuerfedern haben schwache weisse Spitzchen und die äusserste Steuerfeder jederseits ist weisslich gerandet. Obgleich der Vogel etwa die Grösse von M. setophagoides hat, ist der verhält- nissmässig kleine, schmale Schnabel kaum so gross als bei der viel kleineren Art M. stictopterus. Ganze Länge etwa: 53/,‘'; Schnabel Protokoll der VL Jahresversammlung. 99 v. d. Stirn: 10 Mm., vom Mundwinkel: 12 Mm.; Flügel: 71 Mm,; Schwanz: 71 Mm.; Lauf: 19 Mm. — Hemipipo Tsehudii n. sp. Oberseite in’s Graue ziehend, auf dem Scheitel, am Rücken und Bürzel, sowie auch an Flügeln und Schwanz mit grünlichem Anfluge. Oberschnabel dunkelbraun, Unterkiefer hell, gelblich. Stirn fahl bräunlichgelb; Zügel, Augenkreis und Kehle fahl-weisslich gelbgrau. Nur die Spitzen der grossen Flügeldecken sind weiss, ebenso die Spitzen der 3 letzten Armschwingen, von denen nur die kürzeste, oberste eine weisse Innenfahne zeigt. Nacken und Kopf- seiten grau. Die Unterseite zieht an den Seiten der Brust und an den Weichen in’s Graue. Bauchmitte, Aftergegend und untere Schwanzdecken sind gelblich weiss. Ganze Länge etwa: 51/,"; Schnabel v. d. Stirn: 12 Mm., vom Mundw.: 16 Mm.; Flügel: 70 Mm.; Schwanz: 54 Mm.; Lauf: 16 Mm. — Jedenfalls sind die Farben, namentlich die grünlichen und gelblichen, durch Weingeist verändert und abgeblichen. Tschudi beschreibt die von ihm zuerst in Peru aufgefundene HZemipipo-Art mit grünlich gelber Unterseite und identifieirt dieselbe mit der brasilischen chloris Natt., nicht mit chlorion. Der brasilische Vogel hat aber einen kleineren Schnabel und viel mehr weisse Abzeichen am Flügel, dürfte auch seine geo- graphische Verbreitung wohl nicht bis in’s centrale Peru erstrecken. Dagegen stimmt der peruanische Vogel in Bezug auf den stärkern Schnabel eher mit Z. chlorion überein. Letzterer hat aber, bei sonst grauer Unterseite, die Kehle ebenso lebhaft gelb gefärbt als die unteren Schwanzdecken, während bei dem vorliegenden perua- nischen Exemplare das Gelb am After und den unteren Schwanz- decken ziemlich lebhaft erhalten ist, an der Kehle aber nicht. Bei H. chlorion ist die 1. Schwinge so lang als die 6., die 2. ist kürzer als die 3. Bei A. Tschudü ist die 1. Schwinge kürzer als die 6., und die 2. Schwinge ist die längste, länger als die 3. — Metallura Jelskii n. sp. Dieser eigenthümliche, vorherrschend purpurschwärzlich ge- färbte Vogel steht zu keiner Gruppe der Colibris, ausser allein zum Trochilus opacus Licht. (cupreicaudus Gould) in subgenerisch über- einstimmender Beziehung. Im Museum Heineanum II., p. 69, ist die Gattung Metallura, nach Ausscheidung mehrerer Arten (Uro- lampra), auf den Typus opaca Licht. beschränkt worden. Die neue Art, M. Jelskü, ist in allen Dimensionen grösser als opaca, stimmt aber in Charakteren des Schnabels, der Flügel und des Schwanzes mit dem Typus der Gattung überein, und lässt als 2. typische Art die Sonderung von Urolampra als um so gerechtfertigter erscheinen. Metallura Jelskü zeigt das ganze kleine Gefieder schwärzlich. Flü- gel dunkelbraun. Federn der Aftergegend weiss. Kinn und Mitte der Kehle dunkel smaragderün. Unterseite des Schwanzes violett- roth, ähnlich wie bei U. Zyrianthinus. Die Oberseite des Schwanzes ist theilweise mit der schwärzlichen Rückenfärbung ängeflogen. Ganze Länge etwa: 130 Mm.; Schnabel zur Stirn: 20 Mm.; Flügel: 79 Mm.; Schwanz: 56 Mm. Ein jüngeres, kleineres Individuum ist TF 100 Deutsche ornithologische Gesellschaft: matter gefärbt und ’hat die Federn der Haube fahlbraun angeflogen. Bis jetzt erhielt das Berliner Museum nur die obigen 2 Exemplare in Weingeist, daher ohne specielle Angabe des Fundortes (Ma- raynioc ?). — Die Erörterung verschiedener Fragen vor den Schränken, be- sonders eingehende Discussionen über die Kleider und Altersstufen von Aquila naevia, orientalis und clanga beschäftigen die Anwesen- den derartig, dass man sich erst gegen halb Drei zum Mittagessen nach dem Sitzungs-Locale begiebt. Die darauf fulgenden Stunden . wurden der zwanglosen Unterhaltung und dem Vergnügen gewid- met. Nach dem Besuch eines der hiesigen Theater, dessen Director die Gesellschaft auf das zuvorkommendste mit Einladungen ver- sehen hatte, vereinigte man sich wieder im Sitzungs-Local, wo Herr Eug.v.Homeyer den von ihm angekündigten und später im Journal erscheinenden Vortrag über die Heerstrassen der Vögel hält. Mannigfache Besprechungen und gegenseitige Mittheilungen dehnen auch heute die Sitzung bis nach Mitternacht aus. Dritter Tag: Donnerstag, den 9.-October 1873. Die Vormittagsstunden des heutigen Tages sahen einen Theil der Versammlung im „Berliner Aquarium“, wo man die reichen Sammlungen dieses Institutes besichtigte, dessen neueste Erwer- bungen, lebende Merops apiaster, das meiste Interesse erregte. Ein anderer Theil der Gesellschaft beschäftigte sich inzwischen damit, die noch vorhandenen Kisten aus der Sammlung des Herrn Dr. Bernhard Meyer, hauptsächlich Vögel aus der Avifauna von Celebes, den Molukken und Philippinen enthaltend, durchzusehen. Einzel- nes wurde von den Beschauenden für Privatsammlungen erworben. Die eilfte Stunde des Vormittages fand die vereinigten Mitglieder wieder in den Räumen des Museums, wo man mit der gestern be- gonnenen Beschäftigung: Durchsicht und Vergleichung der Samm- lung und Erörterung specieller Fragen, fortfuhr. Gegen 12 Uhr schieden bereits einige Mitglieder unter herz- lichem Lebewohl von der Versammlung, um noch mit den Mittags- zügen Berlin zu verlassen. Die zurückbleibenden vereinigten sich später, für dieses Jahr zum letzten Male, in einem Restaurant zum gemeinsamen Frühstück, welches denn auch den offieiellen Schluss der heutigen Tagessitzung, sowie den Schluss der sechsten Jahres- versammlung der deutschen ornitholigischen Gesellschaft bildete. E. F. v. Homeyer. v. Zittwitz. Schalow. Cabanis, Secr. | | Protokoll der LVIII. Monats-Sitzung. 101 Protokoll der LVIII. Monats-Sitzung. _ Verhandelt Berlin, Montag den 1. December 18735, Abends 7%, Uhr, im Sitzungs-Locale, Unter den Lin- den No. 13. Anwesend die Herren: Schalow, Cabanis, Reichenow, Grunack, Wohlgemuth, Golz, Salzmann, Bau, Krichel- dorff, Stoltz, Wagenführ, Bolle und Michel. Von auswärtigen Mitgliedern: Herr Dr. Radde aus Tiflis. Als Gäste die Herren: R. Effeld und G. Mützel. Vorsitzender: Hr. Golz. Protokollf.: Hr. Schalow. Der Vorsitzende, Herr G olz, eröffnet die erste Sitzung nach der Jahresversammlung im October, da die November-Sitzung, we- sen baulicher Veränderungen im Local, ausgesetzt werden musste. Herr Golz spricht seine Freude darüber aus, den von seiner Forschungsreise aus West-Afrika glücklich zurückgekehrten Herrn Reiehenow in den alten Räumen wieder begrüssen zu können und heisst ihn im Namen aller Anwesenden auf das herzlichste willkommen. Leider werde die Freude des Wiedersehens durch die Erinnerung an den unglücklichen Dr. Lühder getrübt, dem es nicht vergönnt worden ist, in die Heimath zurückzukehren. Herr Reichenow giebt alsdann einige eingehendere Notizen über seine Reise. Von ca. 200 beobachteten Vogel-Species hat er 500 Bälge gesammelt, unter denen sich mehrere neue Arten befin- den, von denen er einige vorlegt und wie folgt erläutert: Laniarius Lühderi Rchw. n. sp. d pileo castaneo, vitta a naribus per oculos et capitis latera ducta, cervice, tergo, alis, cauda et supracaudalibus nigris; uropy- gio ceinerascente; mento, gutture pectoreque isabellinis; abdomine, fascia alari, subalaribus albis; rostro nigro; pedibus plumbeis; iride rufo brunnea. Long. 21,5; cap. c. rostr. 4,7; rostr. a fr. 2,1; al. 9,5; caud. 9,5; t. 3 Ctm. Ober- und Hinterkopf kastanienbraun, an der Stirn isabellfar- ben -gerandet. Von den Nasenlöchern zieht sich ein schwarzes Band über Zügel, Auge und Ohrgegend und Kopfseiten; Bürzel grau und weiss melirt, die einzelnen Federn mit grauer Basis und weisser Spitze; übrige Oberseite, Flügel und Schwanz schwarz; erste Reihe der oberen Flügeldeckfedern mit weissen Spitzen, die mittelsten Armdecken mit weissen Aussensäumen und Spitzen, wo- 102 Deutsche ornithologische Gesellschaft: durch eine schiefe Querbinde auf den Flügeln gebildet wird, welche in eine Längsbinde übergeht, verlängert durch die schmalen weissen Aussensäume der 5., 6. und 7. Armschwinge; alle Schwungfedern mit weissem Saum an der Innenfahne, bei der ersten nur an der Basis; Unterseite vom Kinn bis zur Brust, sowie Halsseiten isa- bellfarben; übrige Unterseite und Unterflügeldecken weiss. Iris dunkel rothbraun. | Von dieser neuen Würgerart habe ich nur ein Exemplar heim- gebracht, welches mein Reisegefährte Lühder im Camerundelta er- legte. Später sah ich die Art noch einmal am Wuri, wo sich ein Pärchen in den Baumkronen eines kleinen Gehölzes umhertrieb. Ich gebe dem Vogel den Namen seines Entdeckers, der zu früh für die Wissenschaft sein dieser ausschliesslich gewidmetes Leben, im Dienste derselben zum Opfer bringen musste. Myiagroides n. gen. Schnabel gerade, an der Basis breit, fliegenfängerartig, an der Spitze nicht zusammengedrückt, mit spitzem Haken; Mundspalte länger als Firste; von den Handschwingen 4. und 5. am längsten, 6. wenig kleiner, folgend 3., 7., 2., 8. u. s. w., 1. am kleinsten, aber grösser als die Hälfte der längsten; 9 Armschwingen, 4-+5, 5. gleich der 9. Handschwinge; Flügel länger als der Schwanz, decken angelegt mehr als die Hälfte desselben, wie auch die Schwanz- deckfedern; Lauf kaum ein Fünftel der Flügellänge; 2, Zehe mit einem, 4. mit zwei Gliedern verwachsen. Diese Gattung bildet einen Uebergang von den Fliegenfängern zu den Würgern, ist indessen unzweifelhaft der ersteren Familie einzuordnen, wie vornehmlich die langen Flügel, die schwachen Füsse, der kurze Tarsus, dessen Länge kaum ein Fünftel, bei Würgern dagegen ein Viertel bis ein Drittel der Flügellänge beträgt, be- weisen. Myiagroides conspicuus Rchw. n. sp. d supra niger nitore chalybaeo, uropygio einerascente; subtus pure albus, corporis lateribus cinereo-alboque variis; subalaribus nigris; iride coceinea; rostro nigro; pedibus cinereo-violaceis. Lg. 16; cap. e. rostr. 4; rostr. a fr. 1,7; rostr. a riet. 2,2; al. 8,6; c. 6,5; t. 1,6 Ctm. Oberseite schwarz mit stahlgrünem, auf dem Kopfe mehr stahl- blauem Scheine; Schwanzfedern ohne Metallschimmer; Schwung- federn, grosse Deckfedern und Unterflügeldecken mit stahlgrünen Säumen; Bürzelfedern an der Basis grau, die oberen schwarzgrau, er ne re A er 1 EA Yan m 2. 2 ER Protokoll der VIII. Monats-Sitzung. 103 mit weissen Spitzen; Unterseite weiss, Körperseiten weiss und grau melirt. Füsse im getrockneten Zustande röthlich-braun. Das beschriebene Exemplar ist ein junges & und zeigt an einigen der kleinen Flügeldecken und Schulterfedern hellroth-braune Spitzen. Letztere Färbung der Oberseite möchte daher, analog Bias musicus, dem Weibchen und Jungen zu vindiceiren sein. *) Der Vogel wurde im September in den Bergen von Aburi an der Goldküste gesammelt, ferner nicht beobachtet. In seinem Wesen scheint er sich nicht von den echten Fliegenfängern zu unterschei- den; ich sah ihn von einem hervorragenden Baumzweige aus, In- sekten nachjagend, in die Luft stossen und nach dem Fange auf seinen Standpunkt zurückkehren. Stiphrornis alboterminata Rchw. n. sp. & 2 supra brunnescente-cinereus; subtus albus, collo peetore- que brunneo lavatis, abdomine medio flavicante, hypochondrüs ci- nerascentibus; remigibus extus olivaceo limbatis; rectrieibus duobus mediis exceptis macula apicali alba notatis; fascia supramaxillari supra et infra oculos producta et subalaribus albis. Rostro et pe- dibus nigris; iride rufa. Lg. 11—11,8; cap. c. rostr. 3; rostr. a fr. 1,4—1,5; al. 5,5—5,8; c. 3,8—4,2; t. 1,5 Otm. Oberseite bräunlich grau, auf Schultern und Oberschwanzdecken mit schwach grünlichem Anfluge; Unterseite weiss, auf Hals und Brust graubraun verwaschen, Körperseiten grau, Mitte des Bauches gelblich angeflogen; Schwingen mit schwachem olivengrünen Aussen- saum und weissem Saum an der Basis der Innenfahne; Schwanz- federn, mit Ausnahme der beiden mittelsten, mit weissem Spitzen- fleck auf der Innenfahne; die Stirn begrenzt eine weisse Binde, welche um die obere Schnabelbasis über die Zügel geht und in zwei Linien oberhalb und unterhalb des Auges verläuft; Unter- flügeldecken weiss. Iris rothbraun. *) Sicherlich wird das Weibchen dieser Art, und mehr oder weniger auch das junge Männchen, auf der Oberseite vorherrschend rothbraun ge- färbt sein. In consequenter Anwendung dieses Färbungs- Gesetzes auf die mit Bias verwandte Gattung Megabias wird man ferner annehmen kön- nen, dass der von Verreaux als Megabias fliommulatus beschriebene Vogel nur das Weibchen dieser Art und dass das mehr oder weniger schwarze Männchen bisher noch unbekannt geblieben sei. Schliesslich dürfte unsere Vermuthung, dass der obige Myiagroides conspicuus das Männchen zu Me- gabias flammulatus sein könne, nicht ohne Wahrscheinlichkeit sein, worauf hiermit für die Folge aufmerksam gemacht sein soll. Der Herausgeber, 104 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Den Vogel fanden wir häufig im Camerundelta, immer am Wasser, auf den Büschen des Ufers sein Wesen treibend. Turdus bivittatus Rchw. n. sp. Weil wir von dieser Art nur ein junges, noch nicht vollstän- dig ausgefärbtes Exemplar besitzen, erscheint es unzweckmässig, sogar nicht recht thunlich, eine scharfe Diagnose zu geben, daher nur folgende eingehendere Beschreibung. i Oberseite dunkelbraun, Bürzel und Oberschwanzdecken rost- bräunlich; Kehle und Kopfseiten bräunlich weiss, hinter dem Auge zwei etwas verwaschene schwarze Querbinden über die Kopfseiten; Hals, Brust und Weichen hellbraun, intensiver die Brust; übrige Unterseite weiss; Schwingen dunkelbraun mit gelbbraunen Aussen- säumen und mit Ausnahme der drei ersten mit mehr oder weniger breiten weissen Säumen an den Basistheilen der Innenfahnen; die »etzten Armschwingen auf den Aussenfahnen gelbbraun angeflogen ; ‘ erste Reihe der Flügeldecken und Armdecken dunkelbraun mit weissen Spitzenflecken, wodurch zwei weisse Querbinden über den Flügel gebildet werden; übrige Flügeldecken rostbräunlich; Schwanz- federn oben dunkelrostbraun, unten graubraun, die beiden äusser- N sten mit weissen Spitzensäumen; Unterflügeldecken mit weisser E Spitze und grauer Basis. (Junges Männchen) Iris dunkel; Fuss blass fleischfarben; Schnabel schwarz, Unterschnabel unterseits weisslich. Lg. 22,6; Firste 2; Fl. 11,5; Schw. 7,7; L. 3,5 Ctm. Wir können diesen Vogel nicht als Jugendkleid zu einer der gleichfalls durch zwei weisse Flügelbinden ausgezeichneten Drosseln Gurneyi und ÜOrossleyi stellen. In der Rückenfärbung würde die Form mit Gurneyi übereinstimmen, während die Fiecke auf den Kopfseiten auf eine schwarze Färbung der Augengegend, ähnlich der Crossleyi, hinweisen dürften. Vorliegendes Exemplar wurde in den Bergen von Aburi an der Goldküste im September gesammelt. Ausserdem legt Herr Reichenow noch Turdirostris flaves- cens, Ixos ashanteus, Waldenia nigrita und andere westafrikanische Arten, Bälge, Nester und Eier vor und theilt zugleich über das Leben einiger dieser Vögel Beobachtungen mit, über welche der Reisende umfassendere Mittheilungen im Journal zu geben gedenkt. Nur einer interessanten biologischen Beobachtung sei hier Erwäh- S nung gethan. Herr Reichenow schoss einen Actitis hypoleucus, Protokoll der LVIH. Monats-Sitzung. 105 der auf einem im Camerunflusse treibenden Baumstamme sass. Der Vogel wurde jedoch nur geflügelt und suchte sich nun auf folgende Weise zu retten. Er stürzte sich in das Wasser, tauchte mehrere Male, schwamm mit Hülfe der Flügel eine Strecke unter der Ober- fläche des. Wassers fort, kam zum Athmen auf einen Augenblick hervor, tauchte blitzschnell wieder, kurzum wiederholte dieses Ma- növer mehrere Male, bis er endlich dem Verfolgenden aus den Augen entschwand. Es ist diese interessante Beobachtung wieder ein Bei- spiel mehr zu den wenigen bis jetzt bekannten, wo ein Vogel, um der Verfolgung zu entgehen, seiner ihm eigenthümlichen Natur völlig zuwiderhandelte. Eine Discussion über einen von Herrn E. v. Homeyer soeben eingesandten ungemein hellen, vorherrschend gelbbraun gefärbten Schreiadler (Aguila Boeckuü E. v. Hom., aus der Boeck’schen Samm- lung) führte zu keinem erschöpfenden Resultat, da das zur Ver- gleichung nothwendige Material augenblicklich fehlte Herr Ca- banis bemerkt, dass er in der Heine’schen Sammlung zu Hal- berstadt ein zweites sehr ähnliches, von Verreaux mit der Angabe . „Russie“ herstammendes Exemplar gesehen habe und dass dieser Vogel auf ihn sofort den Eindruck gemacht habe, als sei die Wahr- scheinlichkeit nicht ausgeschlossen, dass es sich hier um eine über- wuchernd helle Ausartung des Jugendkleides der sibirischen Aqusla clanga handele. Jedenfalls seien die Beziehungen zu dieser Art ‘ die intimsten. Herr E. v. Homeyer wird sein Exemplar später in diesen Blättern eingehend besprechen, und wird eine Abbildung des Adlers gebracht werden. Bezugnehmend auf eine im hiesigen zoologischen Garten lebend gehaltene neue, von Herrn Finsch aber (Proc. Zool. Soe. London - 1873, p. 569, tab. XLIX.) in England bekannt gemachte Art der Amazonenpapageien, Ohrysotis Bodini, legt Herr Cabanis eine an- dere, noch nicht unterschiedene neue Chrysotis-Art vor, die von einem englischen Sammler in dem längs des Caukastromes gelege- nen Theile Neu-Granada’s gesammelt und vor Kurzem in den Be- sitz des hiesigen königl. Museums gelangt ist. Zur besseren Ver- gleichung zeigte Herr Cabanis noch zwei verwandte Arten, Chry- . sotis mercenaria aus Peru und"Chr. auripalliata Bonap. aus Central- amerika. Letzterer namentlich steht die neue Art sehr nahe, die der Vortragende folgendermassen charakterisirt: —Chrysotis canipalliata n. Sp. In der Grösse wenig von auripalliata verschieden. Statt der 1066 Deutsche ornithologische Gesellschaft: gelben Nackenzeichnung, (welche, beiläufig bemerkt, dem jungen auripalliats noch fehlt,) hat canipalliata ein hellgraues Halsband. Dasselbe ist vorn, an der Unterseite nur schmal, im Nacken aber, an der Oberseite verbreitert und zieht sich nach dem Hinterkopf hinauf. Die Federn, welche das Halsband bilden, sind an der Ba- salhälfte gelbgrün und nur etwa am Spitzendrittel hellgrau ge- färbt; der äusserste Rand der Federn ist dunkel. Die Federchen der Gegend um das Nasenloch sind nicht schwarz, sondern grün. Vorderer Flügelrand gelb. Der rothe Flügelfleck fast so gut wie nicht vorhanden; nur an der Aussenfahne der beiden vordersten Armsehwingen befindet sich ein kleiner rother Längsfleck, welcher von den grossen Flügeldecken bedeckt wird. — Kleinere Mittheilungen bilden dann den Schluss der Sitzung. Herr Salzmann erwähnt eines Albinos von Carduelis elegans, der unter einem Schwarm normal gefärbter Vögel dieser Art bei Tor- gau gefangen worden ist und sich jetzt in der Sammlung eines dortigen Liebhabers befindet. Herr Radde tbeilte aus dem reichen Schatze seiner Erfah- rungen folgendes kuriose Factum der Gesellschaft mit, welches, wenn es nicht von einem so glaubwürdigen Forscher verbürgt würde, leicht in das Gebiet der Mährehen verwiesen werden könnte. Im Süden des Kaukasus, dort wo das Quellgebiet des Euphrat sich befindet, haust in den Bergen ein Stamm der Kurden, der noch jetzt die Niederjagd hauptsächlich mit Falken betreibt, und deren Häuptling besonders gut abgerichtete Aszur palumbarius, Nisus communis, sogar Aquila clanga als Baizvögel verwendet. Bei diesem Häuptling sah Herr Radde nun einen Raubvogel, der in seiner Färbung, in seinem Körperbau, überhaupt in seinem ganzen Habi- tus den Sperber nicht verleugnen konnte, der aber einen deutlichen Schwanz von Tinnunculus alaudarius trug. Da an eine Bastardart nicht zu denken war, so musste die Entstehung einer so sonder- baren Form auf eine natürliche Erklärung zurückzuführen sein, die sich denn auch folgendermassen ergab. Der Vogel hatte sich näm- lich den Schwanz, jedenfalls im Käfig, derartig zerstossen, dass er nicht mehr im Stande war, denselben bei der Jagd zu gebrauchen. Da kam denn der alte Kurdenhäuptling auf die schlaue Idee, dem Sperber einen Schwanz vom Thurmfalken künstlich einzusetzen. An ein wirkliches Einsetzen des neuen Schwanzes in den Körper des Sperbers, d. h. also eine vollständige Wiederbelebung der todten Federn vom Thurmfalken, davon konnte ja keine Rede sein, Die N eh Pe N REN u A TEE ET ee EN te et a Ar Protokoll der LIX. Monats-Sitzung. 107 alten zerstossenen Schwanzfedern des Sperbers wurden nicht ganz herausgezogen, sondern nur bis zur Basis der Spule ungefähr ab- geschnitten, die neuen Federn in die so entstandenen Hülsen hin- eingesteckt und alsdann die Operationsstellen mit einem Zucker- syrup, der in jener Gegend viel verwandt wird und der nach eini- ger Zeit eine ganz harte Consistenz erhält, verschmiert. Dieser künstliche Schwanz leistete dem Sperber später bei der Jagd durchaus alle nothwendigen Dienste. Gola. Schalow. Cabanis, Secr. Protokoll der LIX. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 5. Jan. 1874, Abend» 7 Uhr, im Sitzungs-Local. Anwesend die Herren: Reichenow, d’Alton, Schalow, Brehm, Salzmann, Cabanis, Grunak, Kricheldorff, v. Gizycki, Bau, Poll, Bolle, Effeldt, Wagenführ, Sy und Mützel. "Von auswärtigen Mitgliedern: Herr Dr. A. B. Meyer aus Hamburg. Als Gäste die Herren: Dr. Hermann und Hoppe. Vorsitzender: Hr. Brehm. Protokollf.: Hr. Schalow. Im Beginn der Sitzung erfüllt der Secretär die traurige Pflicht, das vor Kurzem erfolgte Ableben eines allseitig hochge- schätzten Mitgliedes der Gesellschaft den Anwesenden mitzutheilen. Herr Oberst v. Zittwitz ist am 25. December vergangenen Jah- res zu Görlitz plötzlich am Herzschlage gestorben. Wie er als einer der tüchtigsten Kenner, speciell europäischer Vögel, unter den Fachgenossen jeder Zeit ehrend genannt werden wird, so hat er sich auch in Görlitz, in seiner Eigenschaft als Präsident der dortigen naturforschenden Gesellschaft, ein so überaus grosses Ver- dienst erworben, dass sein Name mit dem des Görlitzer Museums stets auf das engste verknüpft sein wird. Zwölf Jahre hatte er diesem Institute vorgestanden und, demselben seine ganze Kraft widmend, rastlos und thatkräftig an der Vervollständigung der Sammlungen der genannten Gesellschaft gearbeitet. Was das dor- tige Museum ist, ist es zum grössern Theile erst durch ihn gewor- den. Als ihm im vergangenen Jahre bei dem fünfzigjährigen Stif- tungsfest der Gesellschaft durch die Liberalität eines reichen Man- nes eine bedeutende Summe zur speciellen Verwendung für die or- “ nithologische Abtheilung des Museums übergeben wurde, da fasste 108 Deutsche ornithologische Gesellschaft: re er noch die weitgreifendsten Pläne für die Vervollständigung seiner Lieblingssammlungen, Pläne, die er leider nicht verwirklichen sollte. Veröffentlicht hat der Verstorbene nichts, dagegen besitzt die genannte Gesellschaft mehrere Bände ganz vorzüglicher, von seiner Hand gemalter, künstlerischer Vogelabbildungen, theils Zeich- nungen nach der Natur, theils Copien aus seltenen und schwer zu- gänglichen Werken. Die Ornithologie verliert in ihm einen ihrer eifrigsten Anhänger, unsere Gesellschaft eines ihrer tüchtigsten Mitglieder und die Görlitzer Gesellschaft vor Allem ihren uneigen- nützigen Präsidenten und thatkräftigen Förderer ihrer Samm- ‚Jungen! — Ein Nekrolog, verfasst von Herrn Houpippann AS Homeyer, wird besonders abgedruckt werden. Der Seeretär macht alsdann einige geschäftliche Mitthei- lungen, speciell über das Austreten alter und Hinzutreten neuer Mitglieder und verliest einige darauf bezügliche eingelaufene Schreiben. Herr Brehm ergreift das Wort und regt eine lebhafte Dis- eussion an über das Vorkommen von Aegithalus pendulinus Vig. in Norddeutschland. Es sind bis jetzt nur so wenige Fälle bekannt, dass sich dieser seltene Gast aus seiner südöstlichen Heimath in das beregte Gebiet verflogen hat, dass es sich wohl lohnt, bei dem allgemeinen Interesse, welches dieses Vorkommen verdienen dürfte, besonders die wenigen Fälle zusammenzutragen, wo ein sicheres Brüten im Gebiete constatirt worden ist. „Sehen wir zunächst ab von der Angabe Bechstein’s (Ornith. Taschenb., $. 213), dass die Beutelmeise am Sieblebersee bei Gotha ziemlich häufig gesehen sein soll und von der, jedenfalls auf Grund dieser Mittheilung, gegebenen Notiz Hellmann’s in der Naumannia (Jahrg. 1853, S. 281), ferner von der Gloger’schen Angabe in sei- ner Wirbelthierfauna Schlesiens, dass die Beutelmeise in jener Pro- vinz „öfter vorgekommen und auch Nester gefunden sein sollen“, so finden wir zunächst. zwei Fälle für das Brutvorkommen dieser Art in Norddeutschland in der Litteratur verzeichnet, für deren Zuverlässigkeit die Namen der Männer, die sie mittheilen, auf das zweifelloseste bürgen. Den einen theilt Pässler mit und den an- deren Naumann, welcher Letzterer (Naturg. d. V. D., Bd. 4, 8. 121) sagt, dass Nitzsch ein Nest mit Eiern aus der Magdeburger Gegend erhalten hätte. „Die Bemerkung Vangerow’s (J. f. O0. 1855, S. 158), dass er ein Nest der Beutelmeise, welches bei Spandau gefunden sein soll, = a 4 :$ ” ET N > = > = N EFT SE rn TEE A Par Protokoll der LIX. Monats-Sitzung. 109 gesehen habe, ist bei der überaus grossen Unzuverlässigkeit des Genannten gar nicht in Betracht zu ziehen; ebenso dürfte auch die von demselben a. a. O. gegebene Notiz, dass Herr Dr. Kutter ein - Nest auf einer kleinen Insel im Thiergarten bei Berlin gefunden habe, so lange mit der äussersten Vorsicht aufzunehmen sein, bis sie von dem Finder des Nestes selbst bestätigt würde. „Alsdann erwähnen wir noch einer Angabe E. v. Homeyer’s (in dem Nachtrage zu seiner Uebersicht der Vögel Pommerns, S. 21), wonach sich ein bei Schwedt a./O. gefundenes Nest in der Sammlung des Herrn Regierungsrath Schmidt zu Stettin befindet, und bemerken zugleich noch, dass. ein Nest aus Tegel im königl. landwirthschaftlichen Museum zu Berlin aufgestellt ist, welches aus _ der fast nur aus märkischen Vögeln bestehenden Sammlung des verstorbenen Forstrath Passow stammt.“ Schliesslich theilt Herr Brehm noch mit, dass er von Herrn Kressner die Nachricht erhalten hätte, dass derselbe die Beutelmeise _ mehrere Jahre hindurch am Mansfeldersee bei Halle im Rohre - nistend gefunden haben will. Herr Dr. Rey dagegen, welcher die bereste Gegend ganz genau kennt, versichert in einem Briefe, den Vogel dort nie als Brutvogel gesehen zu haben. Fortgesetzter sorgfältiger Beobachtung bleibt es daher vorbehalten, festzustellen, ' ob Aegithalus pendulinus dort als Brutvogel vorkommt. Der während der Discussion über diesen Gegenstand auch gel- tend gemachten Meinung, dass, wie so viele andere Vögel, auch die Beutelmeise vielleicht bei Weitem häufiger sei, als man dies vermuthen möchte, dürfte nicht ganz beizupflichten sein, da ja diese Art nach den vortrefflichen Beobachtungen von Baldamus meistens in den äussersten Zweigspitzen der Weiden, ausnahmsweise nur versteckt im Rohr, nistet, sich viel auf den Bäumen herumtreibt -_ und sich bald durch ihr kurzes scharfes Locken dem Beobachter verrathen würde. Im Anschluss an seinen in der letzten Sitzung gehaltenen Vor- trag und im Hinblick auf die von ihm gesammelten und zur Ansicht ausgelesten Arten verliest Herr Reichenow einen längeren Auf- satz, in welchem er ein Bild des westafrikanischen Vogellebens zu entwerfen versuchte, wie er es während seiner Reise zu beobachten Gelegenheit gehabt hat. Der Vortragende besprach zuerst die geo- graphische Lage des von ihm bereisten Gebietes, gab dann einige vergleichende Notizen über die Artenzahl West-, Nordost- und Süd- . Afrika’s, in welcher Beziehung dem Süden in nicht zu vergleichender 110 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Weise der Vorzug gebührt, und entwarf schliesslich in lichten Farben einige Züge aus dem Leben westafrikanischer Vögel. Dem Vortrage, der in erweiterter Ausführung im Journal zum Abdruck gelangen wird, folgte eine längere lebhafte Discussion. Herr Reichenow nahm dann noch Veranlassung, eine von ihm eingesammelte neue Species vorzulegen, die er, wie folgt, charakterisirt: Terpsiphone nigromitrata Rehw. n. Sp. & pileo suberistato nigro; corpore supra, gutture pectoreque coerulescente-einereo; abdomine einerascente; remigibus et tectri- eibus alae fuseis, coerulescente limbatis; reetrieibus fuscescente- nigris; subalaribus albis. Iride fusca; pedibus plumbeis; rostro nigro. 2 corpore supra nigricante einereo, pileo suberistato nitore chalybaeo, subtus griseo. Lg. 15; cap. e. rostr. 3,1; rostr. a fr. 1,1; al. 6; cauda 6,6; t. 1,6 Ctm. Die beiden mitgebrachten Exemplare, Männchen und Weibchen, wurden im Camerungebiet zu verschiedenen Zeiten erlegt. Obwohl in der Färbung etwas abweichend, gehören beide unzweifelhaft der- selben Art an. Geschlechtliche Färbungsunterschiede finden sich ja auch bei anderen Arten der Gattung. Bei dem weiblichen Exem- plar zeigen die Spitzen der Oberkopffedern Metallglanz, während soleher dem männlichen fehlt; doch möchten bei letzterem Exem- plar die Spitzen abgerieben sein, da dasselbe zur Trockenzeit, also im sogenannten Winterkleide erlegt wurde, ersteres dagegen kurz nach der Mauser. Der Secretär legt zwei Schreiben der Herren G. v. Koch in Jena und Prof. Th. Liebe in Gera vor. Bezugnehmend auf die im Journal (Jahrg. 1873, 8. 312) gemachte Aufforderung, An- sichten und Beobachtungen über die Anwendung von Nistkästen mitzutheilen, geben die genannten Herren ihre darauf bezüglichen Erfahrungen, auf welche wir hier nur auszugsweise eingehen wol- len, da die brieflichen Mittheilungen selbst im Journal zur Ver- öffentlichung gelangen werden. An die von Herrn Dr. Hansmann a. a. O. angestellten Fragen anknüpfend, bemerkt Herr v. Koch für die Jenaer Gegend, dass fast sämmliche ausgehängten Nist- kästen bezogen würden, hauptsächlich von Staaren und, wenn diese das Logis verlassen, von Sperlingen, leer bleibt selten eines, Da- gegen schreibt Herr Prof. Liebe, dass der Erfolg in der Be- nutzung der Nistkästen für die Umgegend von Gera im Allgemei- Protokoll der LIX. Monats-Sitzung. 111 nen nicht so gross ist, wie man erwartete, vielfach sogar recht un- bedeutend sei. Sieht man ab von den Staaren, welche dort allent- halben Nistkästen finden, mehr als sie benutzen können, und welche fast ausschliesslich in Nistkäster brüten, so sind es nicht viel Pär- chen, welche die künstlichen Brutstätten benutzen; es bleibt von den kleineren Brutkästchen der weitaus grössere Theil unbenutzt. In Beantwortung der Hansmann’schen Frage, welche Vogelspecies besonders von den ausgehängten Nistkästen Gebrauch machen, führt Herr Prof. Liebe vierzehn von ihm beobachtete Arten an, darunter auch Troglodytes parvulus, Iynxz torguilla, Sıtta caesıa und als ziem- lich häufig COypselus apus. Letzterer Art erwähnt Herr v. Koch nur als seltenen Bewohner der Brutkästen. In dem kurzen Re- sume, womit Herr Liebe seine Mittheilung schliesst, hebt er vor- züglich hervor, dass die Vögel eben auch Gewohnheitsthiere seien und sich an die künstlichen Brutstätten gewöhnen müssen, was nicht mit einem Male geschehen könne, sondern eine längere Zeit in Anspruch nehme. Der Secretär theilt schliesslich noch mit, dass Herr Prof. Liebe in Gera allen denen, die sich für die Ornis Thüringens in- teressiren und ihn davon schriftlich in Kenntniss setzen, ein Exem- plar seiner „Brutvögel der Umgebung von Gera“ (Rudolstadt 1875) auf das bereitwilligste zur Verfügung stellt. ; Auf eine Einladung des Herrn A. B. Meyer hatte sich ein Theil der Versammlung am Sonntag den 11. Januar in der Woh- nung des Ersteren eingefunden, um die prachtvollen Suiten der Paradiesvögel durchzusehen, die Herr Dr. Meyer von seiner letzten Reise aus Neu-Guinea heimgebracht hat. Fast überall waren von den ausgelegten Vögeln Männchen und Weibchen in allen Alters- stufen vorhanden. Zugleich legte Herr Meyer auch noch einen von ihm neu entdeckten Papagei (Trichoglossus Wihelminae) vor und gab eine kurze Diagnose der Art. (Wird besonders ab- gedruckt. ) Brehm. Schalow. Cabanis, Seer. Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe October-Heft 1873, Seite 460462.) 1131. Finlands Foglar, hufvudsakligen till deras drägter beskrifna af Magnus von Wright. Senare afdelningen, utgifven af Johan Axel Palmen. — Vom Herausgeber. 112 1132. 1133. 1134. 1135. 1136. 1137. 1138. 1139. 1140. 1141. 1142. 1143. 1144. 1145. Nachrichten: Eingegangene Schriften. Dr. L. Buvry. Zeitschrift für Acclimatisation. Organ des Aceli- matisations-Vereins in Berlin. XI. Jahrg. 1873, No. VIL—-XU, — Vom Verein. P. L. Sclater and Osbert Salvin. Notes on the Range of se- verel American Limicolae. |From Proc. Zool. Soe. London, May 6, 1873.] — Von den Verfassern. Scelater and Salvin. On some Venezuelan Birds collected by Mr. James M. Spence. [From Proc. Zool. Soc. London, May 30, 1873.) — Von Denselben. P. L. Selater. Note on the Genus Ornithion of Hartlaub. [From Proe. Z. Soe. London, June 17, 1873.] — Vom Verfasser. M. OÖ. Finsch. Deseription d’une nouvelle espece de Perruche (Trichoglossus Josephinae) appartenant au sous-genre Charmosyna [Estratto dagli Atti della Soe. Ital. di scienze naturali, Vol. XV. fasc. V. 1873.] — Vom Grafen Turati und dem Verfasser. W. T. Blanford. Notes on the Synonymy of some indian and persian Birds, with descriptions of two new Species from Persia. [From The Ibis for January 1874.] — Vom Verfasser. Alfred Newton. On the great northern Faleons. [From. Ann. and Mag. of Nat. Hist. for Dee. 1873.] — Vom Verfasser. I. V. Barboza du Bocage. Museu Nacional de Lisboa. Secgäo zoologica. Catalogo das colleegoes ornithologieas. Columbae. Galli- nae. Lisboa 1873. — Vom Verfasser. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. Edited by Osbert Salvin. Third Series. Vol. Ill. Supplement 1873. Vol. IV. No 13. January 1874. — Von der British Ornith. Union. Catalogue de livres d’Histoire naturelle ete. de feu Mr. Coste et de feu J. Verreaux. Paris, Deyrolle Fils. — Von der Handlung. Der Zoologische Garten. Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Herausgegeben von Dr. F. C. Noll. XIV. Jahrg. 1873, No. 7—12. Juli— December. Von der Zoolog. Ge- sellschaft. Selater and Salvin. Nomenelator Avium neotropiealium. Schluss. — Von den Verfassern. A. E. Brehm. Gefangene Vögel. Ein Hand- und Lehrbuch für Liebhaber und Pfleger einheimischer und fremdländischer Käfig- vögel. Erster Theil. Zweiter Band, zweite— vierte Lieferung. Leip- zig. C. F. Winter’sche Verlagshandlung. — Vom Verfasser. C. G. Giebel. Thesaurus Ornithologiae. Repertorium der gesammten ornithologischen Literatur und Nomenelator sämmtlicher Gattungen und Arten der Vögel, nebst Synonymen und geographi- scher Verbreitung. Dritter Halbband, enthaltend Bogen i—25 des zweiten Bandes. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1874. — Vom Verfasser. Druck ven G. Pät« in Naumburg WR JOURNAL für ORNITHOLOGIE. - Zweiundzwanzigster Jahrgang. M 126. April, 1874. Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. Nach eigenen 30jährigen Beobachtungen zusammengestellt von Dr. Jean Gundlach. (Fortsetzung; siehe Journal 1872, Seite 401—432.) —-Petrochelidon fulva Vieill. Fortsetzung. — Ich habe diese Art in gewissen Städten, Pflanzungen und Bahnhöfen in Häusern nistend beobachtet, aber auch in den Ein- 'gängen von Höhlen. Ihr Gesang ist wohltönend, nicht immer gleich und man hört ihn oft aus hoher Luft. Ich habe sie nie auf Bäumen sitzend be- obachtet, wohl aber auf dem Erdboden, besonders um Schlamm für den Nestbau aufzunehmen. Sie bildet nämlich das Nest aus dürrem Grase, Haaren, Pflanzenwolle und mengt den Schlamm da- zwischen, wodurch die Wandung eine Festigkeit erhält und nur mit einiger Gewalt abgerissen werden kann. Das Nest steht auf einer Mauer, vorspringendem Balken oder Stein, wenn diese nahe über sich bedeckt sind, oder in Vertiefungen der Höhlenwände, selbst bis zu dunklen Stellen hin. Die Nistzeit ist vom März bis Juni. Die -4—5 Eier sind im Ganzen weiss, haben aber lilafarbige, mehr oder weniger dunkle röthlichbraune und olivengraue blasse Fleckchen. Die Maasse sind 0,020 + 0,015, auch 0,021 + 0,014 Mm. ° ‚(Ver- gleiche Journal IV., Seite 149 und 150.) aftung Tachycineta Cab. +Tachyeineta bicolor (Hirundo) Vieill. — Golondrina. “ Diese Art kommt jährlich und erst spät vom Norden, bleibt aber während des Winters auf der Insel Cuba. Gewöhnlich fliegt sie in unzählbaren Schaaren und man sieht sie zu gewissen Stun- den’ an denselben Orten. Zu anderen Stunden ist keine zu sehen. Cab. Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 126. April 1874. 8 114 Dr. Jean Gundlach: So sah ich sie früh beim Sonnenaufgang über Sümpfen, über Tei- chen, über den Stellen, wo man in Zuckerpflanzungen das ausge- mahlene Zuckerrohr (bagazo) trocknet, um als Brennmaterial zu dienen, und wo eine Menge Insekten fliegen; im Mittage flogen sie _ höher oder über Teichen, wo sie im schnellen Fluge mit dem Bau- che das Wasser berührten und sich so badeten. Im April ver- schwindet sie, also früher als die Zirundo horreorum zurückkehrt, wie sie denn auch später vom Norden ankam. Ich habe sie nie auf Bäumen oder Telegraphendrähten sitzend gesehen. Gattung Cotyle Boie. Cotyle riparia (Hirundo) Linn. — Golondrina. Nur im Jahre 1843 habe ich diese Art in Gesellschaft von Tachyeineta bicolor über einem Teiche fliegend beobachtet und einige Stücke erlegt. Bei Cardenas. Ich konnte nichts über ihre Lebens- weise beobachten. Diese ist übrigens hinlänglich bekannt, da die Art ja auch in Europa häufig vorkommt. XD. FAMILIE CYPSELIDAE. Obgleich man in Spanien die Art dieser Familie Vencejo nennt, so ist dieser Name dennoch nicht auf die cubanischen Arten über- tragen worden, und man nennt sie wie die Arten der vorhergehen- den Familie Golondrina. Gattung Nephocaetes Baird. -+Nephocaetes collaris (Oypselus) Pr. Max. — Golon-“ drina. Nie habe ich diese Art in dem westlichen Theile der Insel, obgleich er sehr hohe Gebirge hat, gesehen. Im September 1856 befand ich mich in Cienfuegos und sah über einer sumpfigen Gegend eine Menge solcher Segler fliegen und erkannte sehr gut das weisse Halsband, also die Art collarıs. Ich begab mich an den folgenden Tagen mit der Flinte dorthin, ohne auch nur ein einziges Exem- plar zu sehen. Später im November und December beobachtete ich sie im Gebirge von Trinidad und im Februar hinter der Stadt Trinidad auf der Warte (Vigia), aber nur auf kurze Zeit und in vereinzelten Fällen. Ich verliess diesen Bezirk mit dem Bedauern, diese Art nicht erlegt zu haben. Später (im Mai 1857) kam ich nach Bayamo und sah eines Tages, als ein starker Gewitterregen drohte, eine Anzahl solcher Segler über der bei der Stadt gelege- nen Steppe fliegen. Auch hier hatte ich Missgeschick, denn die Begierde, sie zu erlegen, liess mich die Schüsse verfehlen. Am 13. Juni reiste ich zur Kaffeepflanzung San Juan de Buenavista in Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 115 dem Gebirge gegen Südwest von der Stadt Bayamo. Schon hatte die Regenzeit begonnen, in welcher sich täglich Gewitter bilden. Da kam kurz vor dem Regen ein Schwarm von den höher liegen- den Bergspitzen und flog in allen Riehtungen über dem auf einer Bergkuppe gelegenen Hofraum der Pilanzung, um die dort fliegen- den Insekten zu haschen. Diesmal siegte ich, und nachdem ich einmal meine grosse Sehnsucht nach dem Besitze dieser Art er- füllt sah, erlegte ich an diesem und den folgenden Tagen noch viele Exemplare, denn täglich kamen viele Stücke von dieser und der folgenden Art zum Hofraume entweder vor dem Regen, oder wäh- rend oder nach demselben. Sie blieben aber jedesmal nur sehr kurze Zeit an einer Stelle, was wohl darin seinen Grund haben mag, dass der Wind die Insekten im Fluge weiter trieb. Später tödtete ich auch noch Stücke in den Bezirken von Santiago de Cuba, Guantanamo und Baracoa. Ich kann also behaupten, dass die Art die Gebirge zwischen Cienfuegos und Trinidad, und dann wieder die ganze Sierra maestra längs der südlichsten Küste bewohnt. Ob man sie auch in den anderen Gebirgen des östlichen Theiles der Insel an der Nordküste trifft, kann ich nicht sagen, da ich dort nur zu kurze Zeit lebte. Wenn diese Schwärme in einer Gegend erscheinen und in allen Richtungen fliegen, aber ohne eine gewisse Stelle zu verlas- sen, sieht man sie sich mehr und mehr erheben. Plötzlich ertönen einige Schreie, vermuthlich von den Anführern, und alle richten sich nun in gerader Richtung zu einer benachbarten Stelle, aber tiefer, von wo sie sich von Neuem erheben, dann wieder schreien und eine neue Stelle einnehmen. Ich habe sie nie sitzend gesehen, Ueber ihre Fortpflanzung weiss ich nichts anzugeben, aber ich glaube annehmen zu müssen, dass sie in Felsspalten auf den höch- sten Bergen nisten, dass sie Standvögel sind, aber auch noch an- dere Inseln bewohnen, denn Mr. Gosse führt sie unter den auf Ja- maica lebenden Arten an. Ich erlegte auch junge Vögel, welche die Stirnfedern mit einem schmalen weisslichen Saume und eine kurze schmale weisse Augen- braue hatten. Die Bauchfedern und die unteren Flügeldecken am Flügelrande selbst sind ebenfalls weiss gesäumt. Die Schwanz- federn haben den Schaft in Spitzen verlängert. +Nephocaetiesniger (Hirundo) Gmel. — Golondrina. 7 Ich halte den hier gegebenen Namen für richtig, auch be- stimmten so die nordamerikanischen Ornithologen. g% 116 Dr. Jean Gundlach: Als ich eines Morgens im Mai 1857 am Ufer des Bayamoflus- ses jagte, sah ich diese Art in einer gewissen Höhe herumfliegen und erkannte sogleich in ihr eine von der bei Cienfuegos und Tri- nidad gesehenen verschiedene Art. Ein Schuss setzte mich in den Besitz eines schönen Exemplares, und später schoss ich noch mehrere und unter ihnen einige Junge, welche, wie die der vorigen Art, die Stirnfedern weisslich gesäumt haben. Sie bildete keine so zahlreichen Schwärme als die vorstehende Art, auch veränderte sie nicht ihren Jagdbezirk mit Schreien. Nur schwache, einfache Töne habe ich gehört. Nach meiner Ueberzeugung lebt sie nurin der Sierra maestra, d.h. dem hohen Gebirge längs der südlichsten Küste der Insel, und steigt zuweilen bis in das flache Land. Im Juli sah ich viele über der Stadt Baracoa. Gattung Tachornis Gosse. +-Taehornis Iradii (Cypselus) Lemb. — Golondrina.” Diese Art scheint sehr der Tachornis phoenicobia Gosse von Jamaica zu gleichen, und daher wurde letzterer Name im Journal IV., Seite 5, für die Art angenommen. Aber nach brieflichen Nach- richten von Mr. Baird findet man Artunterschiede, und so nahm ich den Lembeyeischen Namen wieder an. Sie lebt über die ganze Insel verbreitet, jedoch nur an den passenden Orten, welche die Steppen (sabanas), namentlich die mit Palma cana (Saval umbraculifera) bewachsenen sind, von wo sie dann die bebauten Ebenen, die Huteplätze u. s. w. besuchen, mit unstetem Fluge nach allen Richtungen hin und bisweilen plötz- lich umbeugend nach Insekten jagen, welche, je nach der Witte- rung, bald hoch in der Luft, bald nahe am Boden sich befinden. Während dieser Jagden lässt sie oft ihren nicht unangenehmen Gesang oder Zwitschern hören. Nie setzt sie sich auf Zweige und lange Jahre hindurch blieb ich im Zweifel, ob sie des Tages zu- weilen ausruhen, bis ich endlich im Juni 1857 in einer Steppe eine Palma cana fand, zu deren herabhängenden Blättern eine Anzahl dieses kleinen Seglers flog, und andere sich aus ihnen entfernten, Nun war mir Alles klar. Ich beobachtete, dass sie durch die Ge- walt des Fluges zwischen den Falten des Palmblattes in der Ge- stalt eines Fächers verschwanden. Dort konnten sie sich mit ihren scharfen Krallen an die vorstehenden Rippen des Blattes halten und so ausruhen. Ich liess nun auch die Palme: besteigen, die hängenden dürren Blätter erst anbinden, dann abschneiden und herunterlassen. Nun fand ich in den zwischen den Falten des | Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 117 Fächers befindlichen Räumen an die glatten Blätter angeklebte Nester, aus Pflanzenwolle und einigen Federn gebildet. Ich kann nicht angeben, ob diese Stoffe mit Speichel oder mit einer Art Gummisaft angeklebt werden. Das Nest selbst ist dicht verwebt und von der Form einer flachen Uhrtasche. Ich fand mehrere Nester zwischen den Falten desselben Blattes, die einen leer, an- dere mit Eiern und noch andere mit Jungen. Die Eier sind rein weiss, länglich von 0,017 + 0,011 oder von 0,0161); + 0,011! Mm. Da weit mehr Vögel ein und aus flogen, als den vorhandenen Nestern angehörten, so kann man annehmen, dass mehrere nur um auszuruhen kamen. Zwischen dem Neste: und der gegenüber- stehenden Wand des Blattes ist nur so viel Raum, als nöthig ist, um den Vogel aufsteigen zu lassen. Ueber die Beschreibung der Färbung des Gefieders u. a. m. siehe Annals of the Lyceum of Nat. Hist., Febr. 1858, wo ich über die Cypselus-Arten schrieb, oder die Uebersetzung von R. Albrecht im Journale IX. XII. FAMILIE CAPRIMULGIDAE. Gattung Chordeiles Swains. —Chordeiles popetue (Caprimulgus) Vieill. — Crequete£, Caracatey. Diese Art scheint nur ein sehr seltner Zugvogel zu sein, und sie nistet wohl nicht auf der Insel Cuba. Als Lembeye sein Werk über die cubanischen Vögel herausgab, glaubten wir in der auf Cuba gemeinen Art den Chordeiles popetue (oder virginianus Br. Bon.) zu erkennen, später aber, als Dr. Cabanis die gemeine Art als minor Cab. trennte und auch Mr. Lawrence in New-York in demselben Jahre (1856) ihr den neuen Namen Chordeilis Gund- lachü Lawr. gegeben hatte, untersuchte ich meine ausgestopften Vögel und fand unter denselben ein grösseres ?, das dann von Mr. Lawrence untersucht und für die echte popetue erklärt wurde. Mein Freund Don Ramon Forns hatte in seiner Sammlung auch ein Exemplar, aber auch ohne zu wissen, wann es erlegt worden _ war. Wir wissen nur, dass beide Vögel von uns, der eine bei der Stadt Cardenar, der andere bei Habana, erlegt worden waren. “ Chordeiles minor Cab. — Crequet6, Caracatey. Im Monat April kommt diese Art als Zugvogel vom Süden her und ist dann auf allen Steppen der ganzen Insel gemein; am Ende des August oder am Anfange des September verschwindet sie un- merklich. Es scheint, dass sie während der Wintermonate auf der 118 Dr. Jean Gundlach: Insel Jamaica lebt, denn Mr. March — sagt man — fände sie fast in jedem Monate des Jahres, während popetue nur vom April bis October angetroffen würde. — Nachmittags und wenn der Himmel bewölkt ist, oder nach starken Regengüssen sieht man diesen Vo- gel in allen Richtungen fliegend, und man hört dann sehr oft seine, dem Namen Crequete gleichende Stimme. Zur Zeit der Liebe ver- folgen sich die Männchen, oder sie stossen aus der Höhe nach dem ‘Orte, wo das Weibchen sich befindet, und zwar mit halboffenen Flügeln, ändern aber kurz vor dem Boden die Richtung plötzlich nach oben, und diese plötzliche Bewegung verursacht durch die Schwingen einen summenden Ton. Er fängt die Insekten im Flu- ge, und bisweilen sieht man wie der leichtfertige Flug plötzlich die Richtung nach einem vorüberfliegenden Insekt ändert. In dunklen Nächten fliegt er nicht, aber in mondhellen und insbesondere wäh- rend der Morgendämmerung. Bei Tage schläft er der Länge nach über einem Aste oder über einem Steine oder Stamme, oder auf dem Boden selbst, oft ohne den geringsten Schatten, und fliegt nur dann auf, wenn eine Gefahr ihm in der Nähe droht, lässt sich aber in mehr oder weniger kurzer Entfernung: wieder nieder. Von Mitte Mai bis Juli legt er seine 2 Eier auf den Boden: in eine kleine schon vorhandene Vertiefung, oft ohne weiche Unter- lage. Sie sind grau mit sehr vielen violettgrauen und grünlich- braunen Punkten und Fleckchen. Die Maasse sind 0,029 -+ 0,022 Mm, Herr Dr. Cabanis gab keine Diagnose der Art, wohl aber Mr. Lawrence, als er sie unter dem Namen Chordeies Gundlachü be- schrieb. Da Herr Albrecht im IX. Jahrgange dieses Journals, Seite 204, die Beschreibung nicht übersetzt giebt, so will ich es hier thun. „Männehen. Das ganze obere Gefieder ist schwarzbraun, die Federn sind jedoch rothbraun gerandet und gefleckt, am deutlich- sten und schönsten auf dem Scheitel und den Schultern; die klei- nen Flügeldecken sind schön rothbraun gesäumt; die grösseren Flügeldecken und die der dritten Ordnung mit grau-weiss und hell rothbraun gesprenkelt; die Schwingen dunkel eschenbraun mit einem weissen Querbande, welches die Mitte der fünf ersten Haupt- schwingen kreuzt, die äusserste ausgenommen, wo es nur auf der inneren Fahne sich befindet, und auf der äusseren in einem Rand- flecke erscheint; Schwanz dunkelbraun, mit einer weissen Binde vor der Spitze, welche, die beiden mittleren Federn ausgenommen, alle Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 119 anderen durchkreuzt, jedoch auf einigen nicht den Saum der Aussen- fahne erreichend; er hat ausserdem noch schmale unregelmässige hlass-rothbraune Binden; Kehle mit einem dreieckigen weissen Fleck, unterhalb welches die Federn dunkelbraun mit rothbraunen Spitzen sind; Brust blass rothbräunlich weiss mit sehr deutlichen schwarz-braunen Binden; Bauch und untere Schwanzdecken mehr hell rothbraun, ebenfalls mit dunklen Querbinden; an einer jeden unteren Schwanzdecke ist ein rein weisser Fleck hinter dem schwar- zen Bande vor der Spitze; der äussere Saum der Schulter weiss; innere Flügeldecken abwechselnd mit hellrothbraun und braun ge- bändert; Schnabel schwärzlich; Tarsen und Zehen röthlichbraun an trockenen Exemplaren.“ \ „Weibchen. Das Gefieder unterscheidet sich von dem des Männchens durch blassrothbraunen Kehlfleck und durch den Man- gel der weissen Binde des Schwanzes. Das 2 ist grösser als das d.* „Junges Weibchen. Das Gefieder ist obenher dunkelbraun mit rothbraun gesprenkelt und ohne die graue Färbung; der Kehlfleck und die Schwanzbinde fehlen noch; die weisse Binde der Schwin- gen ist schmaler; die Unterseite und die unteren Schwanzdecken matt rothbraun, an der Kehle und Nacken mit braun vermengt; die Brust, der Bauch und unteren Schwanzdecken mit dunkelbraunen Binden, die viel schmäler und zahlreicher als am alten Vogel sind.“ „Länge des Männchens (nach einem Balge genommen): 8! Zoll; Flügel vom Buge an 67),‘';: Schwanz 37/3"; Tarsus Ya''; Schnabel von der Stirn an hs‘; Breite an seiner Wurzel *16“; Mittelzehe mit Klaue !3/,,“, äussere Zehe "ıs', hintere Zehe >16“ „Weibchen. Länge 8'/,“; Flügel vom Buge 62/,; Schwanz Salat Hier scheint ein Widerspruch zu sein, denn das 2 ist, wie eben angegeben, grösser als das d, und nach den gegebenen Maassen kleiner. Diese Maasse stehen aber bei der Beschreibung des Männ- chens und jungen Weibehens in Annals Lyc. Nat. Hist., Vol. VL, pag. 166 (1856), und die Beschreibung des alten Weibchens in Annals, May 1860, wo aber keine Maasse gegeben sind. — Auch im Journal 1856, Seite 5, ist die Länge des & grösser, als die des 9, jedoch haben mir spätere Messungen an alten gepaarten Exem- plaren die Länge als 0,222 Mm. beim 6, und 0,233 beim 2 gegeben. | 120 Dr. Jean Gundlach: Gattung Antrostomus Gould. } -+Antrostomus cubanensis Lawr. — Guabairo. L In allen Abhandlungen über die eubanische Ornithologie findet man den Namen vociferus Wils. Da ich aber bemerkte, dass der weisse Fleck an den äusseren Schwanzfedern viel kleiner war, als für vociferus angegeben ist, und dass seine Stimme nicht derjenigen des vociferus (welche Whip-poor-will lautet) gleicht, so schickte ich Exemplare an Mr. Lawrence in New-York, um sie zu untersuchen, und da dieser Herr die Unterschiede fand, so beschrieb er die Art mit dem Namen cubanensis Lawr. in den Ann. N. Y. Lyc. 1860. Siehe die Beschreibung in der von Herrn Albrecht gemachten Ueber- setzung Journal IX. Jahrg., Seite 203. Ich habe noch nicht beobachtet, ob diese Art während der Wintermonate bleibt oder wandert; ich glaube aber ersteres, weil man bis jetzt die Art nur auf der Insel Cuba gefunden hat. Sie lässt aber alsdann ihre Stimme nicht hören. Vom Ende März an hört man sie während der Abenddämmerung, auch während mond- heller Nächte und der Morgendämmerung, an baumlosen' Stellen des Waldes, an Waldrändern und auf den kleinen Inseln des Mee- res. Die Stimme ist im Trivialnamen nachgeahmt. Man sieht dann den Vogel auf einem Stamme oder freien Aste sitzend nach -_— ren Insekten spähen, und diese dann im Fluge haschen. Man hat seine 2 Eier, auf den Boden des Waldes gelegt, ge- funden, aber sie zerbrachen, ehe sie in meinen Besitz gelangten. Mr. Lawrence giebt das muthmassliche Maass an, weil die Exemplare ausgestopft waren. Ich will hier also noch die an frischen Vögeln genommenen Maasse angeben. Totallänge des & 0,288, des 2 0,290, Flugbreite beider Ge schlechter 0,5355, Schwanz 0,038 Mm. } Antrostomus carolinensis (Caprimulgus) Gmel. — Gua- bairo. Diese Art ist Zugvogel und man findet sie während der Win- termonate an Waldrändern, auf Holzschlägen, auf abgeernteten Zuckerrohrfeldern, auch in Hehfen Waldungen, bei Tage auf der Erde, in der Dämmerung auf Stämmen, Pfählen und dergleichen sitzend oder fliegend.. Nur selten habe ich seine Stimme 'ge- hört. | Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 121 "XIV. FAMILIE FRING@ILLIDAE, Gattung Passereulus Bon. Fön some savanna (Fringilla) Wils. — Ich kenne keinen N Trivialnamen für diese Art. Diese Art kommt‘ im Herbste von den Vereinsstaaten Nord- amerika’s zur Insel Cuba, wo man sie dann in grosser Zahl, ohne jedoch Schaaren zu bilden, antrifft und zwar an unbebauten Orten, welche kein Gebüsch haben, und besonders auf ausgetrockneten Brüchen. Sie weilt meistens auf dem Boden und sucht dort Gras- samen oder andere Pflanzensamen, Insekten und ihre Larven. Bis- weilen setzt sie sich auf Büsche oder in ihrer Abwesenheit auf die Binsen und: Rohrstengel. ‘Nur selten kommt sie zu den Reisfel- dern, wo sie, in Anzahl vorhanden, Schaden anrichten kann. Das Fleisch ist fett und wohlschmeckend. Ihr Flug ist unregelmässig, aber schnell. Ich habe nur eine einfache Lockstimme von derselben Era Sie nistet nicht auf der Insel Cuba. Gattung Coiurniculus Bon. T | Coturnieulus passerinus (Fringilla) Wils. — Sie scheint | keinen Trivialnamen zu haben. Im Herbste kommt sie jährlich von Nordamerika. Sie hält sich besonders gern auf Triften, Brachfeldern und mit nur niedri- sen Pflanzen bewachsenen Orten auf, ist keineswegs selten, lebt jedoch nicht in Schaaren, sondern vereinzelt. Gewöhnlich: ist sie auf dem Boden und läuft zwischen den Grasbüscheln , wodurch sie bei flüchtiger Beobachtung für eine Maus gehalten werden kann. Sie fliegt erst bei annähernder Gefahr auf, mit: schnellem, aber kur- zem Fluge und lässt sich wieder auf den Boden nieder, um sich hinter einer Erdscholle, Stein, Grasbüschel oder Busch zu bergen. Bisweilen setzt sie sich auch auf einen Busch und wohl nie auf einen Baum, ‘ich ‘erinnere mich wenigstens keines Falles. Die Stimme ist’ fein und einfach, eigentlich nur ein Lockton. Ihre Nahrung besteht in Samen, Insekten und ihren Larven. Zu den Reisfeldern kommt sie selten. "Sie nistet nicht auf Cuba. Gattung Spizella Bon. 1Spizella socialis (Fringilla) Wils. — Sie hat keinen Tri- vialnamen. '. Nur einmal habe ich diese Art und zwar in einer sumpfigen Gegend ohnweit des Meeres, jedoch mit süssem Wasser versehen, beobachtet. Das erlegte Exemplar war ‘ein 2 und war so schwie- rig.zu bestimmen, was auch Ursache war, dass ich sie für Embe- \ 122 Dr. Jean Gundlach: riza pallida Aud. hielt. Da ich jedoch an der Richtigkeit der Be- stimmung zweifelte, schickte ich das Exemplar an Mr. Lawrence in New-York zur Untersuchung und dieser Ornitholog erkannte in ihm die Spizella socialis. Da ich sie gleich nach dem Erblicken er- legte, so kann ich nichts über ihre Lebensweise sagen. Gattung Euethia Reich. ” Euethia lepida (Fringilla) Linn. — Sie hat viele Trivial- namen; im westlichen Theile der Insel Cuba heisst sie Tomeguin oder Tomeguin de la tierra, im südlichen Theile, z. B. bei Cienfuegos nennt man sie Chinchilita, aber mit Unrecht, denn dieser Name gehört den kleinen Sängern an; im östlichen Theile der Insel kennt man sie als Vieidita und im östlichsten, also Ba- racoa, Pechito (nicht zu verwechseln mit Pechero oder Tere- tistris Fornsi). Diese Art ist Standvogel und äusserst gemein im Felde und waldlosen Gegenden, weniger an Waldrändern und wohl nie tief in den Wäldern. Man hat sie auch auf anderen Antillen angetrofien, z. B. auf Jamaica und Sancto Domingo. Im Sommer oder zur Nist- zeit lebt sie mehr oder weniger in Paaren oder in Familien, in der trocknen oder kalten Jahreszeit vereinigt sie sich in grosser Zahl auf den Zuckerpflanzungen, wo sie Zucker auf den Trocken- plätzen frisst, auf den Kaffeepflanzungen und Zuchtpflanzungen, auf denen sie ebenfalls genug Nahrung findet. Ihre Nahrung be- steht im freien Zustande aus Sämereien, besonders Grassamen, und in der Gefangenschaft aus Canariensamen und Maismehl (das ist geschrotene Maiskörner). Sie frisst aber auch zarte Saftpflanzen, z. B. wilden Portulak und leckt den Honigsaft aus grösseren Blu- men. Nie thut sie dem Menschen Schaden. Man kann sie in Kä- figen leicht erhalten und sind diese gross, so kann man Zucht er- halten. Ihr Gesang hat keinen Werth und ist ausserdem schwach und gleicht einigermassen den Tönen, welche die Heuschrecken hervorbringen. Ausserdem hat sie einen Lockton. Dass sie, wie Mr. D’Orbigny im la Sagrai’schen Werke angiebt, zu singen lerne, glaube ich nicht, und beruht diese Angabe sicher wohl auf einem Irrthume. Einige nisten ausnahmsweise auch in den Wintermona- ten, die eigentliche Zeit zu nisten beginnt aber erst in der Regen- zeit des Frühlings. Das Nest steht fast immer in geringer Höhe vom Boden in Sträuchern, Kaffeebäumchen, jungen Orangenbäumen u.s. w. Das Nest ist im Verhältniss sehr gross, mehr oder we- niger kugelig gebaut, mit einem Seiteneingange, und besteht äusser- Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 123 lich aus trocknen Kräutern, Haaren, Wolle, Federn, Würzelchen, Baumwolle u. a. m., und innerlich aus einer Lage weicher Stoffe, z. B. Pflanzenwolle, Federn u. a. m. Ueber die Eier (2—3, höchst selten 4 in einem Neste,) siehe in diesem Journal das von Dr. Thienemann im Jahrgange 1857 oder V., Seite 150 Gesagte. Ich maass dieselben, 0,018 + 0,0121, oder 0,017 + 0,013, oder 0,015 + 0,013 Mm. Beschreibung des alten Männchens. Obenher olivenfarbig, vorderer Theil der Augenbraue, ein Fleckchen am untern Augen- lid und oberer Theil der Kehle saffrangelb; ein Streif oberhalb der Augenbraue, auf der Stirn, mit dem der anderen Seite vereinigt, ein Streif zwischen Schnabel und Auge längs der gelben Färbung bis zur Kehle und diese am unteren Theile selbst breit schwarz. Un- tertheile grau, mit olivenfarbigem Anfluge. Bauch weisslich. Un- tere Schwanzdecken grünlich, mit helleren Rändern. Schwingen und Schwanzfedern schwarzbraun, mit olivenfarben eingefasst. Schnabel schwarz, Augen dunkelbraun, Beine hell röthlich-braun. Länge 0,112 bis 0,115, Flugbreite 0,166, Schwanzlänge 0,040 bis 0,045 Mm. Altes Weibchen. Obenher mehr graulich-olivenfarben, die gel- ben Stellen sind blass, fast strohgelb, die schwarzen erscheinen nur schwärzlich und die Federn des unteren Theiles der Kehle sind nur an der Wurzel schwärzlich, an den Rändern breit grau, mit olivengrünem Anfluge, jedoch, so wie die Untertheile, weiss- licher als beim &. Länge 0,115, Flugbreite 0,158, Schwanzlänge 0,040. Die Flügelspitze reicht in der Ruhe bis fast an die Schwanz- spitzen. Das junge Männchen gleicht in Färbung dem Weibchen. Ich habe gelbe und auch weissgefleckte Abarten oder Albinos gesehen. Euethia canora (Lozia) Gmel. — Im östlichen Theile der Insel heisst sie Senserenico; im westlichen Tomeguin del pinar. Diese Art scheint nur auf der Insel Cuba vorzukommen, denn das von Gmelin angegebene Vaterland ist wohl eine falsche An- gabe, und dadurch mag Mr. Vigors die Art nicht erkannt haben, indem er ihr einen neuen Namen — Pyrrhula collaris — gab. Sie lebt vorzugsweise in den Steppen und ihnen nahe gelege- nen Orten. In gewissen Gegenden, obgleich man daselbst viele Per 124 Dr. Jean Gundlach: Euethia lepida sieht, kommt sie gar nicht vor, in anderen giebt es fast nur diese und wenige lepida. — Obgleich sie der Euethia lepida in vieler Hinsicht gleicht, so hat sie doch zum Theil andere Lebensweise, z. B. lebt sie stets in Paaren, und wo man einen Vogel dieser Art sieht, wird man auch ganz nahe den anderen sehen; sie setzen sich auch meistentheils unmittelbar neben einander und man könnte auf sie auch das Wort Inseparables anwenden; sodann nistet sie meistens auf fein- zweigigen Bäumen höher vom Boden als Zuethia lepida und baut ein grösseres Nest; ihr Gesang ist nicht, wie bei der vorhergehen- den Art, ein blosses Zwitschern, sondern ein kurzer, lauterer Ge- sang; dass sie aber wie ein Canarienvogel singen lerne, wie Don Esteban Pichardo in seinem Wörterbuche der auf Cuba eigenen Ausdrücke angiebt, ist sicher nicht der Fall. Man kann sie in Käfigen halten, und sind diese gross, so sieht man sie auch nisten. Sollte ein Stück sterben, so muss man es schnell aus dem Käfig entfernen, denn im andern Falle sterben bald mehrere andere, vielleicht aus Trauer. Die Nahrung ist dieselbe als bei der vorhergehenden Art. Die 2 oder 3 Eier sind kleiner, als bei vor- stehender Art. Vergleiche, was über sie Herr Dr. Thienemann im Journal 1857, V., Seite 150 sagte. Ich habe die Maasse als 0,0161], + 0,012 oder 0,015!/; ++ 0,012 oder 0,015 -+ 0,012 Mm. ange- merkt. Das Nest ist aus gleichen Stoffen wie bei Zuethis lepida erbaut, nur ist es umfangreicher und höher stehend, wie ich schon angab. Beschreibung des alten Männchens.. Obenher olivenfarbig; Stirn, Wangen, Kehle und Brust schwarz; Scheitel grau; oberhalb des Auges entspringt eine prächtig gelbe Linie, geht hinter dem Ohre weiter, erweitert sich dann und vereint sich fast unterhalb - der Kehle in einer Art Halsband. Die Federn dieses Halsbandes können sich etwas sträuben. Untertheile bräunlich grau, auf der Mitte des Bauches fast weiss. Schwingen und Schwanzfedern dun- kelbraun mit olivenfarbigen Rändern. Schnabel schwarzbraun, Iris dunkelbraun. Füsse hell röthlich braun. Altes Weibchen. Die Olivenfarbe ist weniger rein, die gelbe Farbe des Halsbandes ist bräunlich angeflogen und blass; der Kopf grau; der Brust fehlt die schwarze Farbe; die Wangen und Kehle sind grau, am Zügel mit rostbraun angeflogen und an der Kehle mit schwarz gescheckt. Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 125 Die jungen Männchen gleichen dem Weibchen, aber die Fär- bung ist unrein. Gattung Oyanospiza Baird. Oyanospiza cyanea (Tanagra) Linn. — Azulejo im west- lichen, Azulito im östlichen Theile. Diese Art kommt jährlich im Herbste als Zugvogel und ist ‚nicht selten, bis sie im April wieder abzieht. Ich habe sie im Ge- büsche, wo auch Bäume stehen, in Kaffeefeldern und an Waldrän- dern, aber nie im Walde selbst beobachtet. Sie ist scheu und ent- flieht mit schnellem Fluge. Man hält sie in Käfigen mehr der schönen Färbung des Männchens, als des Gesanges wegen. Sie hat 2 verschiedene Färbungen für das Männchen, denn während des Winters hat es die Färbung der des Weibchens ähnlich, aber im April erhält sie die schöne indigoblaue Färbung. Cyanospiza eiris (Emberiza) Linn. — Mariposa. In der Stadt Trinidad nannte man das Männchen Arco-iris, d. h. Re- genbogen, und das Weibchen Verdon, aber letzteren Namen giebt man dem von Europa gebrachten Grünling, Chlorospiza chlo- ris, er ist also unpassend für ciris. Vom Ende October an sieht man diese schöne nordamerikani- sche Art als Zugvogel in unserm Gebüsche, in Kaffeefeldern, an Bergrändern und zwar nicht selten, besonders da, wo viele Pflan- zen von Canutillo (Commelina), Bledo (Amaranthus), Millo (Pani- cum), Yerba de Guinea (Paniculum) u. a. m., deren Samen sie frisst, wachsen. Sie ist scheu, fliegt schnell, aber nicht weit weg. Man hält sie viel in Käfigen, besonders wegen des schönen Ge- fieders. Auch ist ihr Gesang gut, und sie singt sehr oft des Nachts. Zieht man junge Männchen in Käfigen auf, so erhalten sie durch die Mauser nicht das schöne Roth des Männchens im freien Zustande, sondern ein Gelb oder ein Orangegelb, und selbst die gefangenen schönen alten Männchen erhalten ein weniger schö- nes Gefieder. — Diese Art behält das bunte Gefieder, wenn sie es einmal erhalten hat, unterscheidet sich hierin von der vorigen Art. Gattung Melopyrrha Bon. Melopyrrha nigra (Lozia) Linn. — Negrito. »7 Linne gab für diese Art Südamerika, Brisson Mexiko an. Da man aber zu jener Zeit nicht so sehr das Vaterland anmerkte und da man dieselbe in neuerer Zeit nur auf Cuba gefunden hat, so kann man annehmen, dass jene Angabe irrig war. Sie ist auf Cuba überall in Wäldern oder am Walde gelegenen v 126 Dr. Jean Gundlach: hohem Gebüsche gemein. Man sieht sie ausser der Heckzeit in Familien vereint. Ihr feiner Gesang ist gut und bei den Ein- wohnern beliebt, weshalb sie diesen Vogel viel fangen und in Kä- figen halten, wo er sich mit Canariensamen und grobem Maismehl ernährt. Im wilden Zustande frisst er verschiedene Sämereien und Beeren (vielleicht auch zuweilen Insekten). Vom April bis Juli erbaut ‘sie zwischen Schlingpflanzen, auf Bäumen oder zwischen einem stark verästelten Zweige ein mehr oder weniger kugeliges Nest mit einem seitlichen Eingange, aus dürren Kräutern und Blättern, Haaren, Borsten, Federn und Wür- zelchen. Ueber die 3—4 Eier vergleiche man die Aussage des Herrn Dr. Thienemann im Journal Jahrgang V. (1857), Seite 150. Ich maass 0,021 + 0,015 Mm. Beschreibung des alten Männchens. Sehr tief glänzend schwarz. Der Afterflügel, die grossen Flügeldeckfedern, die Aussenfahne der 4. und 5. Schwinge bis zu 2); ihrer Länge, die äussere Wurzel der 6. bis 9. Schwinge und die innere fast aller übrigen und die unte- ren Flügeldeekfedern weiss. Einigemal befinden sich oberhalb des Auges weisse Federchen. Schnabel und Beine schwarz; Iris dun- kelbraun. Das Weibchen ist im Ganzen gleich, doch hat es weniger Glanz und das Schwarz nicht so tief. Der junge Vogel hat das Gefieder ohne Glanz und mehr dunkelgrau angeflogen. Ich habe auch einen Albino gesehen. Anstatt der schwarzen Farbe hatte er eine grauweisse. &. Länge 0,150 Mm.; Flugbreite 0,215 Mm.; Schwanz 0,062 Mm. 9. „» 0138 „ » 0,200 „ „0,055 Gattung Guiraca Swains. | Guiraca caerulea (Lowia) Linn. — Azulejo real.“ Diese Art ist auf der Insel Cuba sehr selten und erscheint auf ihr Anfangs April mit anderen Arten von Zugvögeln, die im Win- ter nicht vorhanden waren, z.B. den Pyranga-Arten, der folgenden Art, den Icterus-Arten u. a. m. Man trifft sie jedoch nicht jähr- lich an, sondern nur in gewissen Jahren. Man hält sie auch in Käfigen, doch sind diese Exemplare wohl von anderen Ländern gebrachte. | Gattung @oniaphea Baird. Goniaphea ludoviciana (Lowia) Linn. — Degollado.# Ich habe diese Art nicht allein im October, sondern auch, und mehr noch, im April beobachtet. Sie befand sich auf grösseren Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 127 Bäumen und suchte nach ihren Beeren oder Samen. In einigen Jahren sah ich mehrere im April, in anderen konnte ich keine an- treffen. Nie habe ich ihren Gesang, den Mr. Audubon so sehr lobt, gehört, wohl aber einzelne Locktöne. Je nach dem Alter. wechselt das Männchen seine Färbung, stets aber hat es den karminrothen Fleck auf der Brust und die unteren Flügeldecken von derselben, aber viel blasseren Farbe. Das Weibchen unterscheidet sich vom jungen Männchen schon durch den Mangel des Karminroth, denn die unteren Flügeldecken sind gelb. Diese Verschiedenheit führte mich irre, indem ich im Journal Jahrgang IV. (1856), Seite 9 die melanocephala anführte. Ich erkannte jedoch bald nachher den Irrthum und vermied ihn in meiner tabellarischen Uebersicht: Journal 1861, Seite 332. XV. FAMILIE. ICTERIDAE. Gattung Iceterus Briss. leterus baltimore (Oriolus) Linn. — Man nennt die in Kä- figen eingeführten Trupial. Ich habe diesen Vogel auf seinem Zuge im April mehrere- male sowohl bei Cardenas, als auch bei Habana, aber nie im voll- kommen gefärbten Gefieder beobachtet. Ich kann nichts über seine Sitten sagen, nur etwa, dass er die Blumen von Zikbiscus-Arten wohl nach Honig untersuchte. Iceterus spurius (Oriolus) Linn. — Ich glaube nicht, dass er einen Trivialnamen hat. . Das erste beobachtete Exemplar war ein junges Männchen und wurde von einem Freunde in der Steppe zwischen Matanzas und Cardenas erlegt. Die Aehnlichkeit des Gefieders des jungen Vo- gels mit dem von Ieterus costototl führte mich irre und so ist letz- tere Art von mir im Journal IV. (1856), Seite 10 angeführt. Ich sandte diesen Vogel später an Mr. Lawrence in New-York, welcher ihn für einen jungen spurius erklärte. Dann beobachteten wir auch den alten spurius und wir hatten keinen Zweifel mehr. Die Art war in 1861 bei Habana nicht selten, während ihres Durch- zuges, nach dem Norden im Monate April. Auch sie besuchte Blüthen. Iceterus cucullatus Swains. — Wegen der Seltenheit des Vor- kommens hat er keinen Trivialnamen. Mein Freund Don Ramon Forns ist der einzige, welcher diese Art und zwar nur in I Exemplare bei Habana tödtete. Es kam auf seiner Wanderung im April. Mein Freund schickte diesen e N w 128 Dr. Jean Gundlach: Vogel an Mr. Lawrence und dieser giebt über ihn in‘ Annals of the Lyceum of N. H. of N.-York 1860 unter obigem Namen Nach- richt. Er hält aber dabei jenen jungen Vogel von Jeterius TER für einen jungen cueullatus, was ich nicht billige. Gattung Xanthornus Briss. v Xanthornus hypomelas (Icterus) Bon. — Solibio; in Ba- racoa heisst er Guainua. (Viele nennen ihn Mayito, aber aus Irrthum, denn Mayito ist gänzlich verschieden, der Agelaius hume- ralis, von dem alsbald die Rede ist). In den verschiedenen Abhandlungen über die Vögel der Insel Cuba wird’ die Art stets als Xanthornus dominicensis angeführt; der junge Vogel wurde auch als besondere Art angesehen, z.B. flavi- gaster Vieill. oder als Weibchen des dominicensis ausgegeben. Dann trennte Mr. Dubus in Bonaparte’s Conspecetus die cubanische Art als Aypomelas (und Mr. Bryant die Art von Porto-rico als portori- censis Br.) von dominicensis. Die ceubanische Art unterscheidet sich durch dunklen Bauch. Ich will hier die Beschreibung, wen ich nach frischen Exemplaren machte, copiren. Alter Vogel. Schwarz, die kleinen Flügeldecken sowohl oben als unten, der Bürzel, die Schienen und die Ränder oder Spitzen der oberen und unteren Schwanzdecken schön gelb. Schnabel oben- her und an der Spitze schwarz, an der Wurzel des Unterschnabels bleifarben. Auge braun; Füsse bleifarben. Das Weibehen ist meistens nicht so schön gefärbt, als das Männchen. Junger Vogel. Olivenfarben, Stirn und Kehle schwarz. Kleine obere und untere Flügeldeckfedern, Bürzel und Schienen gelblich- olivenfarben. Schwingen, grosse Deckfedern des Flügels und Schwanzfedern schwarzbraun mit olivenfarbigem Saume. Totallänge: Flugbreite: Schwanzlänge: » &. 0,216, auch 0,215; 0,297, auch 0,295; 0,092 Mm. 9. 0,215, auch 0,213; 0,296, auch 0,295; 0,092 ,„ Das Vaterland ist nur die Insel Cuba. Die Art ist sehr ge- mein und lebt an den verschiedensten Orten, sowohl in Gärten bei den Häusern, als auch im hohen Walde. Man sieht sie fast immer in Familien und diese ziehen von einem blühenden Baum oder Strauch zum andern, jedoch bleiben sie stets in derselben Gegend; sie leeken dann den Honigsaft’aus den Blumen. Besonders gern besuchen sie die Aibiseus tiliaceus (Majagua genannt) und andere Hibiseus der Blumengärten, die Erythrina-Arten, die Agave, die verschiedenen Arten von Cirus (Orangen), die Musa-Arten, kurz, Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 129 honigreiche Blüthen, fressen aber auch zarte Früchte, z.B. reife Pisang (Musa), Früchte von Anona squamosa (Mango), Mangifera indica und wildwachsende Früchte und Beeren. Sie verschmähen die Insekten nicht, eben so wenig die Raupen. Ich sah, wie ein Solibio einen Schwärmer (Sphinz carolina), der "doch ziemlich gross ist, frass. Ihr Gesang ist fein und wohltönend, weshalb man sie in grösseren Vogelbauern hält und mit reifem Pisang ernährt. Der Flug ist schwerfällig und jeder Flügelschlag verursacht ein kleines Geräusch. Sie pflegen sich an die Spitzen oder Enden der neuen, noeh nicht geöfineten Blätter der Königspalmen (Areca oleracea) zu setzen, auch zwischen Schlingpflanzen zu klettern. Bisweilen sieht man ein Paar noch im Jugendkleide, oder einen der Eltern wenigstens so gefärbt, nisten. Dieses mag zum Irrthum Anlass gegeben haben, dass das Weibchen die beim jungen Vogel an- gegebene Färbung hat. Vom Ende Februar an bauen sie ihr sehr kunstreiches Nest. Es besteht aus den Fasern der Palmblätter, welche sehr kunstreich verwebt werden, und zwar zu einem beutel- förmigen Neste, welches unter den Schaft eines horizontal stehen- den Palmblattes, unter dem Fruchtbüschel der Pisang oder der Palmen, ja selbst dem der Mangos aufgehängt wird. Während dieses Baues sind beide Gatten beschäftigt. Ich konnte eine sol- che Arbeit genau beobachten, da sie vor meinem Zimmerfenster ausgeführt wurde. Der eine Gatte steht oberhalb des Blattes, der andere hängt sich unter dasselbe. Mit dem spitzen Schnabel durch- sticht er die Nebenblättchen der Palmblätter oder das nicht ge- spaltene Pisangblatt, schiebt durch das Loch das Ende der Faser, welches der andere Gatte ergreift und durch ein neues Loch wieder zurückgiebt. So wird also förmlich genäht, oder bei den Früchte- büscheln wird der Fruchtstiel umschlungen. Nachdem so die er- sten Fäden geordnet sind, wird das eigentliche Nest aus denselben Fasern erbaut oder verschlungen. Das Nest ist also meistentheils wie eine Hängematte unter einem Palmdache aufgehängt, leidet selten durch Erschütterung, denn das Blatt schaukelt sich, und ist wenig den Feinden ausgesetzt. — Vergleiche die Beschreibung der Eier von Herrn Dr. Thienemann im Journal V., Seite 150. — Ich notirte folgendes Maass: 0,024 + 0,017 Mm. Gattung Doliehonyx Swains, Dolichony& oryzivorus (Emberiza) Linn. — Chambergo. ” Diese Art kommt. jährlich Anfangs September von Nord- Cab. Journ. f. Ornith. XXIL Jahrg, No. 126. April 1974. 9 130 Dr. Jean G@undlaeh: amerika in sehr grossen Schwärmen zur Insel, bleibt aber nur eine kürzere Zeit, da sie wohl bis Südamerika ihre Reise fort- setzt, denn nach Mr. Gosse kommt sie im October auf Jamaica an und zieht im November ab. Ausserdem wird sie als in Paraguay vorkommend angegeben. Im Mai kommt sie nach der Insel Cuba zurück, bleibt aber dann nur wenige Tage. Sie besucht nur die zum Reisbau passenden Gegenden, das heisst nasse, sumpfige Orte. Sie thut grossen Schaden in den Reisfeldern, nicht allein weil sie den noch unreifen Reis frisst, sondern auch weil sie sich auf die Stengel des Reises niedersetzt, diese dann durch die Schwere des Vogels brechen und so die Aehre nicht gedeiht. Sie frisst auch andere Sämereien, Spinnen, Insekten und ihre Larven u. s. w. Ihr Fleisch ist geschätzt und fett. Sie befinden sich meistens auf dem Erdboden oder setzen sich auf die Rohrstengel oder auf Büsche. Ich habe sie nie in hohen Wäldern gesehen. Sie hat einen guten, weit hörbaren, zu- sammengesetzten Gesang, und er bildet, wenn viele Männchen zu gleicher Zeit singen, eine Art Concert. Beim Fliegen oder wenn sie ihre Gefährten rufen will, hat sie einen einfachen Lockton. — Diese Art hat die Eigenthümlichkeit, dass sie bei ihrem Frühlings- besuche in nach dem Geschlechte getrennten Schwärmen wandert ; denn man sieht dann Schwärme nur von dem einen oder dem an- dern Geschlechte, wiewohl einige Ausnahmen mit unterlaufen. Im Herbste wandern beide Geschlechter vermischt. Das so sehr verschiedene Sommerkleid des Männchens lässt dieses leicht beobachten. Gattung Agelaius Vieill. Agelaius humeralis Vigors. — Mayito auf dem grössten Theile der Insel, Maysito bei der Stadt Bayamo und Conguito bei Santiago de Cuba. Diese Art lebt, so weit die Beobachtungen reichen, nur auf der Insel Cuba, und ist daselbst sehr gemein. Sie lebt weniger tief im Walde, als vielmehr an den Waldrändern und mit Bäumen besetzten Stellen. Im Herbste vereinigt sie sich in Schwärmen, welche dann in den Hirse- und Reisfeldern Schaden anrichten; später im Winter begiebt sie sich zu den Pflanzungen, um in den Schweineställen Nahrung zu suchen oder Zucker auf den Trocken- schubladen zu fressen. Auch untersucht sie grössere Blumen der Bäume nach Honigsaft, jedoch nicht so häufig, als es Xanthornus hypomelas thut. Des Nachmittags vereinigt sie sich in grosser An- Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 131 zahl auf hohen Bäumen, in Baumgärten oder auf dem Bambus- rohre, um auszuruhen, und da jeder Vogel von Zeit zu Zeit seine eintönige werthlose Stimme ertönen lässt, so bildet sich durch die Menge dieser Töne ein nicht unangenehmer Lärm. Bei der ge- ringsten Gefahr schweigen sie plötzlich, ist jedoch keine solche vorhanden, so beginnen sie von Neuem ihren Lärm. Bisweilen sind sie mit anderen Arten dieser Familie vereinigt, und dann ist das von allen Arten begonnene Concert noch vollständiger. Sie nistet im April und Mai zwischen engverzweigten Stellen der Bäume oder auf den Blattstielen der Palmen, oder zwischen den grossen Blättern der auf Bäumen als Schmarotzer lebenden Bromelia. Das Nest besteht aus dürren Pflanzen, aus Guajaca ( TÜ- landsıa usneoides), aus Haaren, Federn u. s.w. Die 4 Eier sind - von Dr. Thienemann im Journal V. (1857), Mai, Seite 151 genau beschrieben-worden. Ich fand ihre Durchmesser 0,023 + 0,017%%, auch 0,021! + 0,016 Mm. Beschreibung des alten Männchens. Schwarz, glänzend; die kleinen Deckfedern des Flügels von einer Farbe zwischen lehmgelb, und orangenfarbig; die grösseren sind blasser, fast weisslich ; Schnabel und Füsse schwarz; Augen dunkelbraun. — In der ruhi- sen Stellung sieht man die Farbe der Flügeldecken nicht, weil sie durch die Rückenfedern verdeckt werden. Das alte Weibchen gleicht sehr dem Männchen, es ist jedoch kleiner, weniger glänzend und hat die grösseren Flügeldecken mit schwarz gemischt. Die Jungen haben eine matte Färbung mit einem graulichen Anfluge, die Farbe der kleinen Flügeldecken ist heller und unrein, die der grösseren noch mit schwarz gemischt. Die Maasse sind: Länge: Flugbreite: Schwanz: &. 0,200—0,205; 0,320—0,325; 0,078—0,086 Mm. 2. 0,188—0,193; 0,300—0,302; 0,072—0,077 $2] Agelaius assimilis Gundl. — Mayito de cienaga, Chir- — riador. Die ersten Exemplare dieser Art, welcheich beobachtete, waren junge. Männchen und befanden sich bei Cärdenas in Gesellschaft mit Dolichonyz in den ersten Tagen des April. Ich hielt sie also wie Dolichonyx für Zugvögel und für Agelaius phoeniceus. Im fol- genden Jahre kam die Art wieder in dieselbe Gegend und ich konnte alte Männchen und Weibchen tödten. Durch die einfarbige 9: 132 Dr. Jean Gundlach: schwarze Farbe des Weibchens erkannte ich in ihr eine neue Art und gab ihr den Namen als ähnliche Art. Bekanntlich hat das Weibchen von phoeniceus ein buntes Gefieder. Später habe ich sie nicht mehr bei Cärdenas und nur in der Cienaga de Zapata und dort in Menge das ganze Jahr hindurch angetroffen. Da man sie in keinem anderen Lande vorkommend angezeigt hat, kann man annehmen, dass sie nur auf der Insel Cuba und vielleicht nur im der so grossen Cienaga vorkommt. Im östlichen Theile der Insel habe ich sie weder beobachtet, noch Nachricht von ihr erhalten. Ihre Hauptnahrung besteht in Sämereien, und zur Zeit der Reis- ernte thut sie in den an die Cienaga grenzenden Feldern Schaden, der jedoch nur wenig Felder betrifft, denn die Art findet im Innern der Cienaga einen wilden Reis in Menge. In ihrer Lebensweise hat sie noch Mehreres mit der vorigen Art überein, so z. B. ver- eint sie sich in Menge, um auszuruhen und zu singen, aber ihr Gesang oder Zwitschern ist zusammengesetzter und wohllautender als bei Agelaius humeralis. Der Name Chirriador spielt auf das Zwitschern an. Sie hat ausserdem einen einfachen Lockton. Der Flug ist gleichsam unstet, denn sehr oft ändert er seine Richtung, ohne dass man den Grund dieser veränderten Richtung einsieht; auch schliessen sie für einen Augenblick die Flügel, was ein Nie- dersinken verursacht. Während sie singen, öffnen sie den’Schwanz, lassen die Flügel hängen, sträuben die Rückenfedern und ähneln hierin dem Seolecophagus und Chalcophanes , von denen alsbald die Rede ist. Sie fressen aber auch Insekten und selbst kleine Eidechsen. Das Nest steht nahe am Boden, zwischen Zweigen, zwischen Binsen und besteht aus trocknen Pflanzen, Haaren, Federn u. S. w., die schön verflochten sind. Die 4 Eier sind weiss mit einem bläu- lichen Scheine und mit lilafarbigen und schwarzbraunen Fleckchen. Ihre Maasse sind 0,023 + 0,017 Mm. Beschreibung des alten Männchens. Tief schwarz, die klei- neren Flügeldeckfedern mennigroth, die mittleren ockergelb. Die jungen Männchen haben diese Farbe nur an der Wurzel und am Schafte der Federn, deren Ränder und Spitze schwarz sind. Bei geschlossenem Flügel wird die rothe Farbe durch die überhängen- (den Rückenfedern bedeckt und der Vogel erscheint schwarz. — Das alte Weibchen ist überall schwarz; die jungen haben aber einige Flügeldeckfedern mit bräunlichem Saume. Die Maasse sind nach dem Zollmaasse: Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 133 8. Länge 9" 8"; Flugbreite 1’ 3” 3%‘; Schwanzlänge 4, 2. > gu ah 5 1’ 0% 104; H gu gu Man sehe das auf Seite 287 im XIX. Jahrgange dieses Jour- nals über Agelaius phoeniceus Gesagte. Gattung Xanthocephalus Bon. Xanthocephalus icterocephalus (Ieterus) Bon. — Man hat keinen besonderen Namen gegeben, weil die Art so sehr selten ist. Mein Freund Don Ramon Forns kaufte ein Exemplar auf dem Markte von Habana, wo kurz vorher noch einige Exemplare mehr vorhanden waren. Sie waren Anfangs April erlegt worden. — Ich kaun weiter nichts über die Art sagen. Gattung Sturnella Vieill. er” Sturnella hippocrepis (Sturnus) Wagl. — Sabanero. Man ist noch nicht einig, ob der eubanische Vogel specifisch von der nordamerikanischen Art, Sturnella ludoviciana, zu trennen ‚oder als kleinere Localrace anzusehen ist, denn in der Färbung findet man keine festen und deutlichen Unterschiede. Mr. Law- rence in New-York, an den ich einige Exemplare geschickt hatte, giebt als Unterschied an: das schwarze Halsband ist schmäler, der Schnabel an seiner Wurzel breiter und zugespitzter, die Schwung- tedern der dritten Ordnung sind ebenso lang als die grossen, d.h. die der ersten Ordnung (in Zudoviciana sind sie kürzer). Im Fall, dass der letztgenannte Unterschied constant ist, so würde er der einzige feste Charakter sein, denn die anderen sind nur durch Vergleichung sichtbar. Ich brauche wohl keine Beschreibungen zu geben, denn in allen allgemeinen ornithologischen Werken ist die Beschreibung von ludevieiana, also auch von hippoerepis. Die Maasse sind: Länge: Flugbreite: Schwanzlänge: de. 0,240—0,245; 0,350—0,358 ; 0,070 Mm. 2:1 0,220-0,225; 0,335; 0,057: 5; Diese Art scheint nur auf der Insel Cuba vorzukommen, denn man hat sie noch nicht auf anderen Antillen vorkommend ange- zeigt. Sie lebt auf Steppen, auf trocknen Stellen der Cienaga oder Sümpfe, auf Hüteplätzen und Brachfeldern. Die Nahrung besteht aus Sämereien, Beeren und Insekten. — Sie befindet sich meistens auf dem Boden und geht oder läuft da mit ausgespreiztem Schwanze und mit einer gewissen Zierde. Nachdem sie ihren Hunger gestilit 134 Dr. Jean Gundlach: hat, setzt sie sich auf eine Erdscholle, auf einen Stein ‘oder Stamm, oder auf die Spitze eines Busches oder Baumes, auch auf einen freien laublosen Ast und lässt das Männchen seinen wohl- tönenden, aber nicht veränderlichen, zarten Gesang hören, worauf dann das Weibchen mit einem Zwitschern antwortet. Ihr Flug ist kurz, schwerfällig und in gerader Richtung. Sie thut den Menschen keinen Schaden, im Gegentheil giebt sie, im jungen Vogel, einen guten Bissen. Man kann sie in Käfigen halten, man muss aber dann Sorge tragen, dass keine kleineren Vögel in demselben Käfige sind, weil sie dieselben tödtet. Im April und später erbaut sie ein verhältnissmässig sehr grosses Nest mit einer seitlichen Oeffnung am Fusse eines Busches oder Grashaufens aus trocknen Pflanzen, Würzelehen und anderen zarten Stoffen, und besetzt es ausserdem äusserlich noch mit trockenen Blättern und Grashalmen. Die 4—5 Eier sind von Dr. Thienemann im Journal V. (1857), Seite151 ausführlich beschrie- ben. Die Maasse sind 0,026 + 0,020, auch 0,024 + 0,020 Mm. Gattung Scolecophagus Swains. Scolecophagus atroviolaceus (Quiscalus) Orb. — Toti im westlichen Theile der Insel, Choncholi im östlichen Theile. Bis jetzt hat man diese Art nur auf der Insel Cuba gefunden, wo sie sehr gemein ist. Sie lebt an den verschiedensten Stellen, und bildet ausser der Nistezeit kleinere Schwärme oder Familien, die in der Zeit, wenn der Mais oder Reis noch unreif ist, durch ihre ungeheure Anzahl viel Schaden für den Landmann änrichten, da sie nicht allein fressen, sondern auch die Aehren knicken, die dadurch absterben und also keine Körner bilden. Später begeben sie sich zu den Hofräumen der Pflanzungen, wo sie die Abfälle vom Maismehl, welches als Nahrungsmittel der Neger dient, und vom Reise (an den Stellen, wo man ihm die Hülse durch Stampfen entnimmt und dann durch Schwingen reinigt,) aufsucht, auch Zucker .in den Zuckerpflanzungen von den Trockenschubladen stiehlt. Sie finden auch an vielen Stellen neben den Wohnungen Hirse an- gebaut, und fressen auch das um die Palmsamen befindliche Fleisch, reife Pisang und andere Früchte, Insekten aller Art, kleine Repti- lien u.s. w. Man sieht einzelne Vögel hinter dem Pfluge die aus- geackerten Insekten auflesen und sich auch auf Rindvieh setzen, um die Holzböcke abzunehmen; ja sie dringen sogar in die Wohn- häuser der Landleute ein, nicht allein um dort die aufgehängten Reisähren, sondern auch die Spinnen und Insekten aufzusuchen. ‚z Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 135 Honigreiche Blüthen werden ebenfalls besucht. Sie sind nicht scheu, und es kostet Mühe, sie da, wo sie schaden, zu verscheuchen. Hat man einen Vogel verwundet oder ahmt man sein Angstgeschrei nach, so kommen alle in der Nähe befindliche Vögel und folgen dem Menschen, der Katze, dem Raubvogel oder wer sonst den Vogel verwundet hat, mit einem Angstgeschrei nach, nähern sich auch sehr. Oft sieht man sie in Gesellschaft von anderen Arten der Fa- milie, z. B. von Agelaius, Chalcophanes u. Ss. w. Sie bilden keine solchen Concerte, obgleich sie häufig ihre Stimme , welche mehrere Weisen hat, von denen eine, wie ihr spanischer Name, Toti klinst, hören lässt. Sie besteht aber stets aus wenig Noten. Beim Sin- sen beugt der Vogel den Körper nach vorn nieder, sträubt die Rückenfedern, lässt die Flügel nieder und breitet den Schwanz aus. Der Flug ist leichtfertig, doch nicht schnell, und dadurch und weil der Schwanz horizontal wie bei anderen Vögeln ausgebreitet ist, kann man schon von Weitem diese Art von der folgenden unter- scheiden. Beim Fliegen schliesst er nach 2—3 Flügelschlägen für einen Augenblick die Flügel, wodurch der Flug nicht stetig ist. Im April fängt die Nistzeit an. Das Nest wird aus trockenen Kräutern, Haaren, Borsten und Pflanzenwolle auf Palmblattstielen, Palmfrüchtebüscheln oder zwischen denselben, zwischen. den Blät- tern von Dromelia-Arten, unter den Dachgiebeln der mit Palmblät- tern bedeekten Landhäuser u. s. w. erbaut., Die 3—4 Eier sind weiss mit einem graulichen Anfluge und haben graue, braune und ‚sehwarzbraune Fleckchen und Punkte, besonders um das dickere Ende herum. Sie messen 0,029 -+- 0,019 Mm. Beschreibung des alten Vogels. Schwarz, mit violettem Schei- ne, glänzend, die grossen Flügeldeckfedern und der Schwanz etwas srünlich glänzend. Schnabel und Beine schwarz; Augen dunkel- braun. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen nur durch etwas geringere Grösse und durch weniger Glanz; das Junge durch fast gänzlichen Mangel an Glanz. Maasse: Totallänge: _ Flugbreite: Schwanzlänge: d: 0,272-—0,280; 0,426— 0,430; 0,110 Mm. 2. 0,265 — 0,267; 0,405 —0,407 ; 0,1052 5 Gattung Chalcophanes Wagl. Chaleophanes Gundlachii (Quiscalus) Cassin. — Im west- lichen Theile der Insel heisst er Chichinguaco, im östlichen nannte man ihn in Bayamo Hachuela, d. h. Beil, wegen der Gestalt des Schwanzes, auch Quiebrahacha, Viele Leute ver- 136 Dr. Jean Gundlach: wechseln diese Art mit der vorhergehenden und nennen sie wohl Choncholi, aber mit Unrecht. Alle Schriftsteller, welche über die Ornithologie der Insel Cuba schrieben, glaubten, diese Art sei Gracula Barita L.; aber Mr. Cas- sin in Philadelphia trennt in seinen „Studien über die Icteridae“ in Proceedings of Acad. of N. S. of Phil. 1866, pag. 406, die cu- banische Art mit obigem Namen von der jamaikanischen Quiscalus barıtus, und behauptet, dass jede grössere Antille ihre eigene Art habe (auf Portorico Quiscalus brachypterus Cass. und auf St. Do- mingo Q. niger Bodd. u. s. w.). — Sie ist wohl die Art, welche nach dem Dolichonyx den meisten Schaden in den Reisfeldern an- stiftet. Sobald die Jungen fliegen können, vereinigen sie sich mit ihren Eltern und ‘den anderen Schwärmen derselben Art in unge- heurer Anzahl und wandern von einem Orte zum anderen, bis sie ein Feld mit reifendem Mais und Reis auffinden, und von nun an kommen sie täglich zu diesem Felde. So habe ich früh Morgens von dem Gebirge grosse Schaaren zu dem Flachlande herabfliegend und gegen Abend umgekehrt wieder auffliegend gesehen. — An der Stelle, wo sie schlafen, angelangt, lässt ein jedes Individuum von Zeit zu Zeit seine Stimme hören, und da Hunderte, ja Tausende bei einander sind, so entsteht eine Art von Concert, das nur in gewisser Hinsicht wohltönend ist, denn die Stimme besteht aus einigen Silben, die dem Trivialnamen Chichinguaco (sprich Tschi- tschinguako) gleichen, und diese Stimme ist gerade nicht übel- tönend. Zuweilen schweigen sie plötzlich, vielleicht weil sie etwas sahen, was ihnen Gefahr zu sein scheint; haben sie sich aber ge- irrt, so beginnen sie von Neuem diesen Lärm, bis die Nacht ein- getreten ist. Bei Tagesanbruch lassen sie wiederum ihre Stimme hören und brechen dann plötzlich auf, sich in Trupps oder Schwärme theilend, die dann jeder nach einer bestimmten Rich- tung fliegen. Auch sie sträubt, wenn sie singt, wie die ver- wandten Arten, die Rückenfedern, lässt die Flügel nieder und brei- tet den Schwanz aus, hier aber wegen der eigenthümlichen Ge- stalt des Schwanzes in vertikaler, nicht horizontaler Richtung. Diese Art gehört nämlich zu der Gattung, bei welcher der stufen- artig verlängerte Schwanz beide Hälften der Oberfläche in V-Form gegeneinander gewandt hat, sich also beim Ausbreiten in vertika- ler Richtung ausdehnt. Beim Fliegen ist der Schwanz sehr aus- gedehnt, und wenn man den Vogel zum ersten Male fliegen sieht, kann man glauben, er schleppe am Schwanze ein Anhängsel. Der Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 137 Flug ist schwerfällig und nicht schnell. Ihre Nahrung besteht in Körnern, Beeren, Früchten, Insekten, kleinen Reptilien u. a. m. Man schätzt ihr Fleisch nicht. Von Anfang April an nistet sie und fast in Gesellschaft, denn man kann auf einem Baume wohl mehrere Nester finden. Das Nest ist gewöhnlieh auf oder zwischen den Palmblätterstielen, oder den grossen Schmarotzerpflanzen der hohen Bäume, z. B. Bromelia, erbaut und besteht aus dürren Pflanzen, welche, mit nasser Erde oder Schlamm vermischt, eine gewisse Festigkeit erlangen. Inner- lich wird das Nest mit weichen Stoffen gefüttert. Das Gelege be- steht aus 4—5 Eiern, deren Beschreibung Dr. Thienemann im 9. Bande dieses Journals, Seite 151 gegeben hat. Die Maasse sind 0,030 -+ 0,021 Mm. Beschreibung des alten Vogels. Das Gefieder ist glänzend violett-schwarz; die Flügel und der Schwanz haben einen grün- lichen Schein, die kleinen Flügeldeckfedern erscheinen je nach dem Lichte purpurfarben oder grünlich; die Federn der Schienen und die unteren Schwanzdecken haben einen grünlichen Schein. Schna- bel und Beine schwarz, Auge gelblich weiss. — (Beigewissem Lichte kann man eine Andeutung von Querbinden auf den Rücken- und Schwanzfedern sehen.) Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch geringere Grösse. Der junge Vogel hat eine matte schwarze Farbe, ohne den Glanz. Das Nestjunge hat über den Kopf nur einen mit Federn besetzten Streif; einen anderen zur Seite des Kopfes und über die Wangen, und diese Streifen sind begrenzt durch einen graulich schwarzen Flaum. — Maasse: Totallänge: Flugbreite: Schwanzlänge: &.. 0,322, auch 0,325; 0,460, auch 0,465; 0,126 Mm. 9. 0,275, auch 0,283; 0,397, auch 0,408; 0,1107° , Ich habe einen vollkommen weissen Albino dieser Art ge- sehen, XVI. FAMILIE. CORVIDAE. Gattung Corvus Linn. +lorvusnasicus Temm. — Cao, im westlichsten Theile der In- sel Cao montero,.d. h. im Walde lebender Cao, als Unterschied von der folgenden Art. Diese Art ist, soweit die Beobachtungen reichen, nur auf der Insel Cuba zu finden, und ist nicht Corvus jamaicensis, wie Vigors, & 158 Dr. Jean Gundlach: D’Orbigny, Poey und Lembeye glaubten, auch nieht «americanus Aud., den Lembeye als Synonym ansieht. Ihr Unterscheidungscharakter besteht in den nach der Schna- belfirste gerichteten Nasenborsten, welche dadurch das Nasenloch unbedeckt lassen. Früher lebte die Art über die ganze Insel verbreitet, jetzt aber hat sie sich wegen des Fällens der Waldungen in die noch unbe- bauten Gegenden und Gebirge zurückgezogen. So habe ich in 1840 noch Exemplare bei Matanzas und 1844 noch bei Cardenas erlegt, jetzt aber trifft man sie erst weit entfernt, z. B. in den Ge- birgen des westlichen Theiles, in der Cienaga de Zapata (Sumpf), in den Gebirgen von Trinidad und von Guantanamo u. a. O. an. Sie ernährt sich vom Fleische der Palmensamen, Körnern, reifen Früchten, Insekten, kleinen Reptilien u. s. w. Sie thut vielen Schaden in den bebauten Gegenden, doch zuweilen kann sie auch nützlich werden durch die Vertilgung von schädlichen Thieren. So hatten sich einmal die grossen Nacktschnecken, Vaginulus, im west- lichen Theile so vermehrt, dass sie die cultivirten Pflanzen zerstör- ten. Das Aufsuchen durch Menschen konnte die Plage nicht über- winden. Da gelangte eine Menge dieser Raben an, und bald sah man wie die Schnecken sich täglich mehr und mehr verminderten und die Raben dann weiter zogen. | Ihre Stimme gleicht ihrem spanischen Namen, sie hat aber noch eine andere zusammengesetztere Stimme, die sie besonders zur Zeit der Liebe hören lässt, sie gleicht von Menschen ausge- sprochenen Worten einer unbekannten Sprache. Man sagt, der Cao lerne auch Worte nachahmen. Da oft viele Vögel zugleich diese Töne hören lassen, entsteht ein schreckliches Gerede und dieses mischt sich ausserdem zuweilen noch mit dem Lärme, den die Papageien verursachen. In mondhellen Nächten hört man zu- weilen ihre Stimme, ebenso bei der Morgendämmerung. Ihr Flug besteht aus regelmässigen, ein Geräusch verursachenden Flügel- schlägen. Beim Schreien schwillt die Kehle, die Rückenfedern spreitzen sich etwas und die Flügel senken sich. — Im gezähmten Zustande schadet sie durch Stehlen von glänzenden Gegenständen, die sie versteckt; auch zerbricht und frisst sie die Eier der Haus- vögel. Sie nistet im April und Mai, und bildet ihr Nest aus Reisern, trocknen Pflanzen, Federn und anderen weichen Stoffen, auf den horizontal stehenden Palmblattstielen oder auf Schmarotzerpflanzen. Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 159 Sie legt bis 4 Eier. Vergleiche die Beschreibung des Eies, welche Dr. Thienemann im V. Bande dieses Journals auf Seite 152 gab. Die Durchmesser sind 0,043 -+ 0,028; auch 0,044 + 0,029 Mm. Beschreibung des alten Vogels. Schwarz mit purpurblauem Anfluge, welcher an den Untertheilen weniger sichtbar ist, und dann mehr grünlich. Der Schnabel und die Füsse sind schwarz, die Augen dunkelkastanienbraun. Das Junge hat kaum den an- gegebenen Anflug.- Die Maasse sind: Totallänge: Flugbreite: Schwanzlänge: d. 0,485; 0,875; 0,168 Mm. 2. : 0,460; 0,825; 01697, Corvus minutus Gundl. — Guervo im westlichsten Theile der Insel, Cao pinalero, d. h. in Nadelholzwäldern lebender Oao. Diese Art ist ebenfalls bis jetzt nur auf der Insel Cuba beob- achtet worden. Sehr ähnlich ist die Lebensweise derselben der vorigen Art; jedoch ist die Stimme einfach und habe ich nur ein ra-ak von ihr gehört. Sie ist auch als grösserer Dieb als der Cao berüchtigt. Ich habe sie nur an einigen Orten beobachtet, nämlich in den Gebirgen des westlichen Theiles der Insel, beson- ders da, wo Nadelholz wächst, und bisweilen bis zum flachen Lande sich erstreckend; in der Nähe von Cienfuegos, wo sie nur flaches Land hat, und zuletzt in der Gegend zwischen Trinidad und Santo- Espiritu. >Sie unterscheidet sich körperlich von voriger Art durch geringere Grösse und durch strack nach vorn gerichtete Nasenbor- sten, wodurch das Nasenloch bedeckt wird. Ueber Nisten und Eier habe ich keine Beobachtungen machen können, Beschreibung des alten Vogels. Schwarz, mit purpurblauem Scheine an den Obertheilen und mit grünlichem an den Unterthei- len. Letztere sind auch matter. Schnabel und Beine schwarz; Augen dunkel kastanienbraun. Die Jungen haben kaum einen Schein auf dem Gefieder. Die Maasse sind: 3. Länge 0,415; Flugbreite 0,780; Schwanz- länge 0,155 Mm. XV. FAMILIE DACNIDIDAE. Gattung Arbelorhina Cab. N ceyanea (Certhia) Linn. — Azulito im öst-“ lichen Theile der Insel, z. B. in Santiago de Cuba, Aparceido de nr Diego im westlichen. Der spanische Name Aparceido, d. h. Erschienener, beruht auf 140 Dr. Jean Gundlach: a ee ee einem Irrthume, denn der Vogel war nicht allein schon im vorigen Jahrhunderte auf der Insel bekannt, denn Seba im Thesaurus na- turae, Tom. I., Seite 96, nennt ihn Avicula de Guit-guit ex insula Cuba, sondern er findet sich auch an verschiedenen Orten in den meisten Regierungsbezirken der Insel. Da man ihn in dem Bade- ort San Diego den Badegästen verkaufte und ihnen sagte, er sei erst seit Kurzem erschienen, da man ihn nicht vor anderen Arten nach Habana brachte, so zweifelte Niemand an der Wahrheit dieser Angabe. Ich fand ihn jedoch unmittelbar bei der Stadt Cardenas, als dort noch Waldungen vorhanden waren, in den Wäldern der sumpfigen Gegend von San Antonio (2 Stunden östlich von Carde- nas), in den trockenen Wäldern des Bezirkes Colon, in der Cienaga de Zapata; dann von Neuem südlich von Bayamo im östlichen Theile der Insel, in der Umgegend von Santiago de Cuba und in den Gebirgen von Guantanamo; -—- also an den verschiedensten Stellen, die jedoch alle Copeybäume (Clusea rosea) mit reifem Sa- men hatten. Er frisst jedoch ausserdem Beeren und saftige Früchte, und in der Gefangenschaft ernährt man ihn mit reifem Pisang (im Spanischen platanos maduros). Nun nennt man in Santiago de Cuba nicht allein diesen Vogel, sondern auch die schon besprochene Cyamospiza eyanea Azulito und man unterscheidet beide, so dass die Arbelorhina den Namen Azulito de platanos maduros und Oya- nospiza den Namen Azulito de alpiste, d. h. Canariensamen, er- hält. — Er hält sich gewöhnlich auf hohen Bäumen auf und er- scheint eher schwarz, als blau. Dieses mag der Grund sein, wes- halb er den Leuten in San Diego früher nicht bekannt war, und weshalb auch ich Stücke tödtete, wo man keine Kenntniss und keine Ahnung von einem so schönen Vogel hatte. — Das Männchen verliert im Herbste sein prachtvolles Sommerkleid und färbt sich wie das Weibchen. Die Stimme ist einfach, etwas heiser, und nie habe ich einen Gesang gehört. Beide Gatten fliegen und befinden sich meistens in Gesellschaft. Der Flug ist gerade und schnell. Im Mai fand ich das Nest zwischen dichtstehenden Schösslingen eines abgebrochenen Baumes. Es bestand aus Würzelchen und zarten Pflanzen. Es enthielt 2 Eier, ich glaube jedoch, dass die gewöhnliche Zahl 3 ist, denn ich fand Familien mit 3 Jungen. Die Beschreibung des Nestes und des Eies gab Dr. Thienemann in diesem Journal, Band V., Seite 152. Beschreibung des Männchens im Sommerkleide. Das Gefieder ist glänzend ultramarinblau; auf dem Kopfe befindet sich ein glän- Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 141 zender meergrüner Fleck. Ein schwarzer Streif geht über die Stirn und durch das Auge. Der Rücken, der Flügelrand, die Deckfedern des Flügels erster und zweiter Ordnung, die kleinen unteren Flü- geldecken, die Schwung- und Schwanzfedern so wie untere Schwanz- decken sind schwarz, dagegen die Innenfahne der Schwungfedern und der Schwanzfedern, erstere bis fast zur Spitze, letztere an der Wurzel, und die grösseren unteren Flügeldeckfedern gelb. Die Körperseiten sind grünlich. Der Schnabel ist schwarz, die Beine sind prächtig corallroth, die Augen dunkelbraun. Das Weibchen und das Männchen im Winterkleide sind oben- her graulich grün, die Schwung- und Schwanzfedern schwarzbraun mit grünlichen Rändern. Die Augenbraue ist weisslich, der Zügel schwarzbraun. Unten sind sie graulich weiss, an den Halsseiten, an der Brust, an den Körperseiten und den unteren Deckfedern der Flügel und des Schwanzes grünlich, am Bauche gelblich. Die grossen Flügeldeckfedern und der Saum der Innenfahne der Schwung- federn sind gelblich. Die Beine sind nicht prächtig roth, sondern bräunlich roth. Die Jungen im ersten Gefieder unterscheiden sich durch einen kürzeren Schnabel und durch eine unreine Färbung. Der grün- liche Rücken ist etwas gelblich scheinend. Die Beine sind röth- lich braun. Maasse: Länge: Flugbreite: Schwanzlänge: d. 0,130—0,132; 0,200; 0,035—0,036 Mm. 0. 0,132—0,135; 0,200; 0,035—0,038 ,, Es ist höchst sonderbar, dass diese Art vollkommen mit der in Brasilien und Guiana vorkommenden Art übereinstimmt, dass aber in den Zwischenländern, z. B. Columbia, andere Arten vor- handen sind. Man hat unsere Art noch auf keiner anderen Antille aufgefunden. xVIl. FAMILIE TROCHILIDAE. Gattung Trochtilus Linn. +Trochilus colubris Lion. — Der Gattungsname Zunzun oder Sun-sun wird auch auf diese Ärt angewandt. Der Name Co- libri ist nur von Wenigen und meistens nur von Ausländern ge- kannt. Ebenso wird selten der Name Picaflores gebraucht. Diese Art kommt nur als Zugvogel zur Insel Cuba, überfliegt das Meer bis zu den Vereintstaaten und zieht dort bis nach Ca- nada, obgleich die Kleinheit des Vogels solches nicht vermuthen lässt. Ich habe sie nur in den ersten Tagen des Monats April und 142 Dr. Jean Gundlach: nur im westlichen Theile der Insel beobachtet, und zwar nur im nördlichen Theile. Ich habe viele Monate April in der Cienaga de Zapata (also südlichere Theile) zugebracht und nie eine Spur von ihr gesehen, auch keine Kundschaft von ihr erhalten. Ebenso habe ich die Monate April von 1858 und 1859 in Santiago de Cuba verlebt, und gerade zu dieser Zeit besonders die zweitfolgende Art (Calypte Helenae) aufgesucht, aber ebenfalls ohne Spur von colubris. Es bleibt für mich ein Räthbsel, welchen Weg die Art im Herbste einschlagen mag, um südlich von Cuba zu gelangen, denn im April kommt sie vom Süden her und ist nicht sehr selten bei Habana und bei Cardenas. Bei Matanzas habe ich sie niemals beobachtet. In ihrer Lebensweise weicht sie in mehrfacher Hinsieht ab von der folgenden Art. So ist diese scheu, was wohl seinen Grund darin hat, dass die Männchen der folgenden Art sie stets verfolgen; ihr Flug ist stets gleichmässig vor einer Blume oder Vereinigung von Blumen, und nicht wie der in der folgenden Art zu beschrei- bende, in Stössen, und das verursachte Summen ist ebenfalls gleich- mässig. Die Stimme, welche man besonders hört, wenn die Art verfolgt wird, gleicht den Sylben cric-cric. Sie nistet nicht auf der Insel Cuba. Gattung C'hlorestes Reich. +Chlorestes Ricordii (Trochilus) Gerv. — Zunzun, Zum- bador, Picaflores. Pichardo glaubt, er habe bei den India- nern Guane& geheissen. Soweit die Beobachtungen reichen, kommt diese Art nur auf der Insel Cuba vor und ist da sehr gemein an jeder Art von Or- ten, d. h. sowohl im festen Urwalde, als auch in den Vorwäldern, Pflanzungen, Gärten und selbst in den Gärten der Städte, kurz — überall, wo Blumen vorhanden sind, deren Honigsaft sie einsaugt. Um dieses zu thun, fliegt sie bis vor die Blume und schwebt da mit rüttelnder Flügelbewegung, doch so, dass der Körper an der- selben Stelle bleibt, einen Augenblick vor einer Blume, schiebt die vorstreckbare lange Zunge in den Blumenkelch und saugt den Ho- nigsaft; sodann zieht sie sich mit einem Rucke zurück, bleibt einen Augenblick schwebend an derselben Stelle und mit einem neuen Ruck nähert sie sich einer anderen Blume u. s. f., und dadurch er- scheint der Flug stossweise und nicht gleichmässig, wie bei der vorhergehenden Art. Dieser ruckweise Flug wird noch durch be- ständiges Bewegen des ziemlich langen Schwanzes, der bald ge- schlossen, bald ausgespreizt wird, vermehrt. Nachdem der Vogel Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. _ 143 eine kurze Zeit so geschwebt hat, setzt er sich zum Ausruhen auf ein horizontales Zweischen. Von Strecke zu Strecke hat der Vo- gel seine gewohnten Ausruhezweischen und man kann, diese Sitte - benutzend, sich neben eine solche Stelle stellen und wird dann bald denselben bis zur Entfernung von 2 Ellen vor sich haben, denn er ist keineswegs scheu und ich habe ihn an Blumen eines Strausses, den ich in der Hand hielt, saugen gesehen, sobald ich unbeweg- lich blieb. Oft sieht man die Art unter oder zwischen Bäumen, da wo keine Blumen sind, gleichsam tanzen, eigentlich aber die dort fliegenden kleinen Insekten fangen. Beim Abbalgen eines ge- tödteten Exemplares wird man viele Insektchen in einer Art Kropf finden. Eine der Schwierigkeiten, diese Art in Käfigen zu halten, besteht wohl darin, dass man ihr nicht diese kleinen Insekten ver- schaffen kann; doch hält sie mehrere Wochen mit Honig oder Zuckersaft aus. | Man sieht viel mehr Männchen als Weibchen und erstere ver- folgen sich und kämpfen beständig, wobei sie einige Töne hören lassen. Oft steigen beide Männchen kämpfend in senkrechter Rich- tung, lassen sich alsdann plötzlich nieder, wobei ein jedes nach einer anderen Richtung sich begiebt. Beim Kämpfen breiten sie den Schwanz auf's Aeusserste aus und der Flug ist als ein dumpfes Schwirren hörbar. Andere Male bleibt ein Männchen sitzend und wehrt die Angriffe des Gegners durch Bewegungen des Schnabels ab. — Trotz seiner Kleinheit stösst es auf kleine Eulen (Grlauci- dium Sijuw). Dr. H. Saussure von Genf sagt in seinen „Observa- tions sur les moeurs de divers Oiseaux du Mexique, in der Biblio- theque Universelle de Geneve, Archives 1858“ dass in Mexico die Trochilidae mit den Schwärmern (Sphinges) streiten und ihnen Stücke der Flügel abreissen. So etwas habe ich nie beobachtet und ich würde an der Wahrheit der Angabe zweifeln, rührte sie nicht von einem so tüchtigen Beobachter her. Hier auf Cuba flie- gen die Schwärmer, wenn der Vogel sich sciion zur Ruhe begeben hat; auch ist der Schnabel nicht geeignet, um zu ergreifen und abzureissen. Die Stimme besteht aus einigen scharfen Tönen und nur einmal habe ich ein leises Singen vernommen. Das Weibchen erbaut das Nest an Orten, welche wenig von Männchen besucht werden und befestigt es auf die Verzweigung eines etwas herabhängen Zweiges an einer beschatteten Stelle, ge- meiniglich in geringer Höhe (3—5 Ellen) vom Boden. Es ist auf Seite 152 des V. Bandes dieses Journals von Dr. Thienemann be- 144 Dr. Jean Gundlach: schrieben worden. Auch ist daselbst die Beschreibung des Eies. Das Ei misst 0,013 + 0,009 Mm. Die eigentliche Zeit des Nistens beginnt mit der Regenzeit, doch findet man einzelne Nester in allen Monaten. Vergleiche auch das über die Fortpflanzung im Journal IV., Seite 99 Gesagte. Beschreibung des alten Männchens. Obenher dunkel metal- lisch grün, auf dem Kopfe mehr schwärzlich und ohne Metallglanz. Schwung- und Schwanzfedern schwarzbraun mit wenig Metallglanz, die beiden mittleren Schwanzfedern ausgenommen, welche türken- blau oder kupferfarbig glänzen. Die Kehle ist herrlich goldgrün- glänzend und in gewissem Lichte fast schwarz, die Brust eben so gefärbt, nur mit weniger Glanz. Bauch und untere Schwanz- (decken, ebenso ein Fleckchen hinter dem Auge weiss; der Saum, der äussersten Schwungfeder ist weisslich. Schnabel schwarz- braun, die Wurzel des Unterschnabels etwas rosenfarbig. Beine blass türkenblau-braun; Augen braun. Altes Weibehen. Obenher gleicht es dem Männchen, wiewohl es weniger Glanz hat; untenher hat es eine graue Farbe, wo das Männchen metallisch goldgrün ist. Die Brustseiten haben die Fär- bung des Rückens. Das junge Männchen im ersten Gefieder gleicht dem Weibchen, die Färbung ist aber weniger rein und weniger glänzend. Die Kehle und Brust sind dunkel, haben aber noch nicht die metallisch goldgrüne Farbe. d. Ganze Länge 103 Mm. Die mittlere Schwanzieder ist 22 Mm. lang, die äussere 44 Mm- Gattung Calypte Gould. +ÜUalypte Helenae (Orthorhynchus) Gundl. — Der a name Zunzun oder Sunsun dient auch für diese Art. Ich entdeckte diese Art in den mit Mangle (Khizophora ind Avicennia) und Majagua ( Hibiscus tiliaceus) u. a. bedeckten, dem Meere naheliegenden Orten bei Cardenas und fand nur 1 Exem- plar auf einer Pflanzung in einer Entfernung von 2 Stunden. Trotz genauer Beachtung konnte ich die Art nie weder bei Matan- zas, noch bei Habana sehen, eben so wenig an der Südküste bei Cienfuegos, bei Trinidad und am Cabo Cruz. Dagegen war sie bei Santiago de Cuba, im östlichen Theile der Insel, also einem von Cardenas so entfernten Orte wiederum vorhanden, und im Ganzen genommen, gemein. Auch fanden wir sie bis zu der eine Meile u u Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 145 entfernten Stadt Caney landeinwärts. — Ich habe beobachtet, dass sie gegen Ende April verschwindet, fand dann im Juli Exemplare bei Cardenas auf den Cayos, d. h. kleinen Inseln in der Nähe der Küste. Anfangs glaubte ich, sie verlasse die eigentliche Insel, um auf den Cayos zu nisten; doch musste ich diese Ansicht aufgeben, denn sie verschwand auch bei Santiago de Cuba, wo doch keine Cayos vorhanden sind. Es bleibt mir also unerklärlich, wohin sie zieht. — Alle Männchen, welche ich im December und Januar schoss, und viele noch im Februar und März, hatten ein dem des Weibchens ähnliches Gefieder, woraus ich schliesse, dass die Art wohl ein vom Winterkleide verschiedenes Sommerkleid habe, denn ich hätte doch wohl ein ausgefärbtes Männchen sehen müssen. - Sie ernährt sich ebenfalls vom Honigsafte der Blumen und von kleinen Insekten. Ihr Flug gleicht dem von Trochilus colubris, woran wohl die gleiche Gestalt des im Vergleiche kurzen Schwan- zes grossen Antheil hat, und der Flug bewirkt ein ebensolches gleichförmiges Summen. Auch diese Art wird vom Chlorestes stets verfolgt. Auch bei ihr kämpfen, ebenso wie bei Chlorestes, die Männchen, und auch sie hat bestimmte Zweige zum Ausruhen, und da habe ich sie ganz in der Nähe betrachtet und ihren zarten Ge- sang gehört, denn sie hat, was auch Mr. Gosse bei Mellisuga hu- milis von Jamaica beobachtete, einen zarten, einige Zeit fortdauern- den, für die Kleinheit des Vogels verhältnissmässig lauten Gesang. Beim Singen bewegen sich die langen Kehlfedern und schillern prächtig. Zuweilen sah ich ein Männchen singend vertikal in die Höhe steigen, dann den Flug in gewisser Höhe einhalten und, nach- dem es vielleicht das Weibchen erspäht hatte, sich plötzlich nieder- lassen. ‘ Ueber die Fortpflanzung habe ich nichts beobachten können. Die Maasse nach dem Meter sind: d. Länge 0,067; Flugbreite 0,078 Mm. = en OT; s 0,085 „ Die Beschreibungen des Gefieders gab ich Journal Band IV., Seite 99 und 100. XIX. FAMILIE ALCEDINIDAE. Gattung Ceryle Boie. "Ceryle aleyon (Alcedo) Linn. — Martin pescador, Mar- tin zabullidor. Einige Leute nennen ihn aber wuneigentlich Pitirre de manglar, Pitirre derio. Diese Art kommt jährlich im September zur Insel Cuba (Sie Cab. Journ, f, Ormith, XXU. Jahrg. No. 126. April 1874. 0) 146 Dr. Jean Gundlach: geht auch bis nach Jamaica) und entfernt sich im Frühjahre. Sie lebt überall, wo Wasser mit Fischen sich befindet, denn ihre Nah- rung besteht aus Fischchen, die sie von einem freien, über dem Was- serspiegel sich erstreckendem Aste oder von einem Pfahle aus er- späht und dann durch kopflings sich Niederstürzen mit dem Schna- bel erhascht. Die erhaschte Beute trägt sie zu einem ihrer ge- wohnten Späheplätze und verschlingt sie dann unzerstückelt, jedoch so, dass der Kopf des Fischehens zuerst eindringt. Sie ist sehr scheu und lässt den Jäger nicht leicht ankommen, welcher sie jedoch leicht während des Vorüberfliegens oder auf dem Anstande erlegen kann. Uebrigens schiesst man sie nicht für die Tafel. Be- finden sich 2 oder mehrere Exemplare an einem Orte, so verfolgen sie sich unaufhörlich mit einem lauten Geschreie, das ich mit Cherrrr... vergleiche. Ihr Flug ist schnell und gleichmässig, ge- wöhnlich gerade. — Sie scheint die Gräthen und Schuppen der Fischchen in Ballen, wie es die Raubvögel thun, auszubrechen. — Ich vermuthe, dass sie auch Wasserinsekten und deren Larven frisst. — Sie nistet nicht auf Cuba. | Gattung Todus Linn. -"Todus multicolor Gould. — Pedorrera im westlichen Theile, Cartacuba im östlichen Theile der Insel. Diese Art ist in den Büchern über die Ornithologie der Insel Cuba mit verschiedenen Namen aufgeführt worden. Mr. Vigors in 1827 hielt sie für Todus viridis Linn., d. h. für dieselbe Art als die von der Insel Jamaica. Mr. Orbigny nannte sie richtig 7. multi- color, und ihm folgte A. Poey. — Lembeye, dem Aufsatze über die Todus-Arten von Lesson folgend, nannte sie portoricensis Less. — In meinen Beiträgen Journal IV., Seite 101 führt sie den richtigen Namen multicolor, aber auch als Synonym den von portoricensis. In der tabellarischen Uebersicht IX., Seite 334 habe ich auch den richtigen Namen, dagegen im Repertorio (vergleiche Journal XIX., Seite 291) umgekehrt porzorieensis mit dem Synonym multicolor. Später erhielt ich den Vogel von Portorico und sah den Unterschied, erfuhr auch, dass die Art von Portorico von dem Akypochondriacus Bryant, die von St. Domingo von dem portoricensis Less. und dem cubanischen multicolor Gould verschieden sei. Unsere Art lebt in den Wäldern und im Gebüsche, besonders da, wo Abhänge vorhanden sind. Sie ist an diesen Orten sehr ge- mein. Wenn sie ruhig sitzt, ist sie schwierig zu sehen; man hört ihre Stimme, welche Anlass zu ihrem wissenschaftlichen Namen Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 147 Todus gab, denn sie lautet wie to-to-to, und kann sie so auffinden, oder wenigstens dann, wenn sie von einem Zweige zum anderen fliegt, wobei man ein Geräusch, was wohl durch den Flug hervor- gebracht wird, und das Aehnlichkeit mit einer Blähung (im spani- schen pedo, daher der Name Pedorrera) hat, hört. Sie hüpft nie- mals wie die Singvögel, sondern sitzt mit etwas aufgerichtetem Schnabel und späht nach Insekten, die sie dann im Fluge erhascht. Sie ist nieht scheu, und man kann sich ihr bis auf eine kurze Ent- fernung nähern und selbst mit dem Schmetterlingsnetze fangen. Sie ändert nie ihre Stellung und setzt sich stets auf ein horizontales Zweigchen oder Schlingpflanze, lässt die Seitenfedern, gleichsam als Stütze für die Flügel, hervortreten und nickt zuweilen mit dem Kopfe. In Käfigen kann man sie nicht halten, nur in grossen Vo- gelbauern, wohinein man grüne Bäumchen gebracht hat, und auch hier bleibt sie nur kurze Zeit lebend. In ihrem Baue bildet sie einen Uebergang vom Eisvogel zur Gattung Blacicus, und auch in der Lebensweise hat sie einige Ver- wandtschaften. So fängt sie die Insekten wie Blacieus; ihr Schna- bel ist eben so geplattet u. s. w., und andererseits hat sie die Fuss- bildung der der Eisvögel ähnlich, nistet wie diese in Erdlöchern und selbst in der schönen Färbung gleicht sie etwas. Im Frühjahre (ich beobachtete im Mai) fängt das Nisten an. Vergleiche im Journal IX. auf Seite 414 die Beschreibung, welche ich vom Neste gab. Die 3 oder 4 Eier sind rein weiss und messen 0,016 + 0,0131%,, auch 0,015 + 0,013 Mm. Beschreibung des alten Vogels. Die 4. und 5. Schwinge sind die längsten; der Schwanz ist etwas gerundet. Die Obertheile sind glänzend grün, der Scheitel etwas dunkel; die Zügel und die Stirn haben eine gelbliche Orangenfarbe. Das obere Augenlid hat einige orangenfarbige Federchen. Die Kehle hat einen karminrothen Fleck, dessen Federn einen sehr feinen weissen Saum haben. Beim Festanliegen der Kehlfedern erscheint der Fleck deshalb weniger schön, dagegen prachtvoll, wenn dieselben etwas gespreizt sind. Die Umgebung des Fleckes ist weiss. An den Halsseiten befindet ‘sich ein himmelblauer Fleck (welcher die cubanische Art von der jamaicanischen unterscheidet), und dieser geht an der Brust in ein Graulich-weiss über. Der Unterleib ist weiss, die Körperseiten sind rosenfarbig und die unteren Deckfedern des Schwanzes und der Flügel gelb. Der Schnabel ist obenher braun, unterher so wie 10* 148 Dr. Jean Gundlach: die Beine blass korallenroth. Augen graulich blau. Das Weibchen ist kaum vom Männchen zu unterscheiden. Junger Vogel im ersten Gefieder. Die Stirnfedern haben noch dieselbe Farbe als der Oberkopf; der Zügel ist hellgelblich; an den Seiten fehlt die Rosenfarbe, die Untertheile des Körpers sind grau- lich weiss, an der Brust etwas grün gefärbt. Nur einige Kehl- federn haben eine ockerfarbigrothe Spitze. Die himmelblaue Farbe der Halsseiten ist durch eine zwischen grün und bläulich-grau stehende ersetzt. Das Uebrige ist wie beim alten Vogel. Maasse. Länge: Flugbreite: Schwanzlänge: &. 0,105—0,108; 0,156—0,165; 0,028 Mm. 9. 0,108—0,112; 0,163—0,1665; 0,0380 „ Dritte Ordnung. Scansores. XX. FAMILIE. PICIDAE. Gattung Campephilus Gray. N 9 +Campephilus Bairdii Cass. — Carpintero real. | Bis zum Jahre 1863 hielt man die cubanische Art für dieselbe als principals Linn. von den Vereinsstaaten Nordamerika’s; als aber mein Freund und Gefährte Mr. Wright einige im Bezirke Guantanamo gemachte Bälge an das Smithson’sche Institut in Washington gesandt hatte, untersuchte dieselben Mr. Cassin im Vergleiche mit.nordamerikanischen Exemplaren, und erkannte in ihnen eine neue Art, die er dem berühmten Ornithologen des In- stitutes widmete. Mit jedem Jahre verringert sich die Anzahl der Individuen dieser Art, denn sowohl das Lichten der grossen Waldungen, als auch die Verfolgung, welche sie von den Jägern erleidet, die sie erlegen, um sie zu besehen und dann kaum benutzen, bewirkte, dass sie sich zurückzieht. In den Wintermonaten oder in der Zeit, wenn sie nicht nistet, kommt sie zuweilen zu den einzelnstehenden kranken oder schon abgestorbenen Bäumen, welche nach Fällen des Waldes und Abbrennen des dadurch entstandenen Genistes als Nutzhölzer verschont werden. Man hört von Weitem die Schnabel- hiebe an den Bäumen, und diese trennen Holzspähne, wie mit‘ einem Meisel gemacht. Ihre Stimme ist im Verhältnisse zur Grösse des Vogels schwach und fein, und gleicht den mit einer Kinder- trompete hervorgebrachten Tönen. Ich habe diese Art in den an die Savanna stossenden Wäldern des westlichsten Theiles der In- sel (z. B. Pan de Guajaibon, Pinar del Rio), des südlichen mitt- Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 149 leren Theiles (z. B. Ensenada de Cocherios), des östlichen Theiles (z. B. bei Cauto el Embarcadero) und in den Gebirgen mit Ur- wäldern des östlichsten Theiles der Insel (z. B. in Yateras, Be- zirk Guantanumo) angetroffen, an allen Orten ist sie aber schon selten. Sie ernährt sich von Insekten und deren Larven, welche sie an den kranken oder seit kurzer Zeit todten Bäumen unter der abgestorbenen Rinde oder im faulenden Holze selbst sucht. Da sie die lebenden Bäume verschont, so ist sie nicht schädlich, im Gegentheile vernichtet sie eine Menge -schädlicher, das Holz zer- störender Insekten. Man hat mir gesagt, dass sie auch die wil- den Trauben und andere Beeren fresse, ich habe es aber nicht selbst beobachtet. Der Flug ist wie bei anderen Spechten wellenförmig durch das Schliessen der Flügel in Abwechselung mit den Flügelschlä- gen. Verwundet, vertheidigt sie sich mit dem Schnabel und den Füssen, und ihr Angstgeschrei lockt die Gefährten herbei, denn ge- meiniglich lebt sie in Gesellschaft von Paaren oder Familie. Da ich genannte Fundorte im Winter besuchte, konnte ich die Fortpflanzung nicht beobachten. Sie ist aber wohl wie die der an- deren Spechte. Beschreibung des alten Männchens. Schwarz, mit schwachem, violettem Scheine; die Federn des mittleren und hinteren Theiles des Oberkopfes sind herrlich karminroth, mit weisser Wurzel und zu einem spitz auslaufenden Schopf verlängert. Eine weisse Längs- binde beginnt unter dem Auge, läuft längs des Halses und Rückens, und beide vereinigen sich mit den weissen kleinsten Schwingen. Die fünf ersten Schwungfedern sind schwarz, die folgenden Schwung- federn erster Ordnung sind auch schwarz, aber mit weisser Spitze; die der zweiten Ordnung sind gänzlich weiss. Die äusseren Schwanz- federn haben an jeder Seite nahe an der Spitze einen weissen Fleck.- Die Federn, welche die Nasenlöcher decken, sind weiss. Schnabel weiss, wie Elfenbein; Augen schön gelb; Beine blei- farben. 7 Das Weibchen unterscheidet sich nur durch den Mangel der Karminfarbe, an deren Stelle die schwarze Farbe steht. Mr. Cassin gründete die Artunterschiede von prineipalis auf die Gestalt und Farbe des rothen Schopfes und auf die Ausdeh- nung der weissen Binde, welche plötzlich beim Auge endigt. Mr. Bryant schickte mir ein Männchen von den Vereinsstaaten, und ich fand sogleich einen anderen Unterschied,. weiss aber nicht, ob Mr. 150 Dr. Jean Gundlach: Cassin ihn auch angezeigt hat, da ich seine Beschreibung nicht be- sitze. Er besteht darin, dass beim eubanischen Vogel die schwarze Farbe des Kopfes sich zwischen der rothen und weissen durch- zieht, beim nordamerikanischen aber letztere beiden Farben nicht getrennt sind. Die Maasse sind: | Länge: Flugbreite: Schwanzlänge: E 3. 0,485, 0,800; 0,160 Mm. | 9. 0,470, auch 0,475; 0,780, auch 0,790; 0,160 „ | Gattung Sphyrapicus Baird. ‚ii -Sphyrapieus varius (Picus) Linn. — Ich kenne keinen be- sonderen Trivialnamen für diese Art, nur den allgemeinen Gat- tungsnamen Carpintero. Im La Sagra’schen Werke steht Carpintero escapulario, aber diesen wendet man auf eine andere Art an, nämlich auf Colaptes chrysocaulosus Gundl., und im Lembeyeischen Werke liest man Car- pintero roan, welcher Name nur der folgenden Art gehören kann, da dieses Beiwort einen ihrer Locktöne ausmacht. | Diese Art kommt jährlich im October auf ihrem Zuge zur In- sel Cuba und zieht bis Jamaica. Ich habe sie sowohl in Wäldern, als auch in Baumgärten und in Parks beobachtet, selbst innerhalb Habana’s. Sie ist nicht scheu, aber sie zieht sich bei Annäherung des Menschen auf die entgegengesetzte Seite des Stammes oder Astes zurück, um nicht gesehen zu werden. Ich habe sie öfter dureh ihre Lockstimme, als durch den Anblick wahrgenommen. Diese Stimme gleicht dem Worte pi-i. Ihr Flug ist schnell, aber von kurzer Entfernung. Sie lebt, wie alle Spechte, von Insekten und Beeren oder Früchten. Sie nistet nicht auf der Insel. Ich habe Vögel in jedem Alterskleide getödtet. Obgleich schon der junge Vogel rothe Federn auf dem Kopfe hat, so habe ich dennoch 2 Weibchen mit vollkommenem Gefieder des alten Vogels, aber ohne rothe Scheitelfedern beobachtet. (Das eine Weibchen besitze ich, das andere schiekte ich dem Cassler Verein für Naturkunde. Wenn ich mich recht entsinne, so sah ich in Bona- parte’s Werk ein solches Weibchen abgebildet, und dieses be- wiese, dass solche Färbung nicht blosser Zufall ist.) Diese Art ist der einzige Specht, welcher auf Cuba Zugvogel ist; denn von den 3 Arten, die D’Orbigny als Zugvögel angiebt, sind 2 als verschieden von den nordamerikanischen erkannt. Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. ol h Gattung Ohloronerpes Swains. t#-Chloronerpes pereussus (Picus) Temm. — Carpintero verde, C.roan, C. taja. Diese Art ist bis Tetzt nur von dar Insel Cuba bekannt, we- nigstens habe ich sie in keiner anderen Localfauna angeführt ge- funden. Sie bewohnt die Wälder und die ihnen nahestehenden Bäume. Ich habe sie nicht auf Bäumen, welche weit vom Walde standen, oder in Obstgärten der Städte oder Pflanzungen beobach- tet. Man findet sie sehr häufig und sie ist einer der häufigsten Waldvögel. Sie sucht, wie die anderen eigentlichen Spechte, ihre Nahrung unter abgestorbener Rinde, in den Rauhigkeiten der Rinde und im faulenden Holze, aber nicht wie die Colaptes-Arten auf dem Boden. Die Nahrung besteht aus Insekten, deren Larven und Eiern, aber auch aus Beeren und reifen Früchten. Ihre Stimme ist bald dem Worte roan, bald dem taja und zwar 2 oder mehrmals wiederholt, ähnlich und hat ihr so die Trivialnamen gegeben. Im Walde erkennt man die Art leicht an der Art ihrer Schnabelhiebe, denn sie haut jedesmal 3 oder 4 mal schnell hintereinander, und .man hört diese Hiebe nur auf kurze Strecke, während die nun fol- genden 3 Arten eine Menge starker, äusserst schnell wiederholter Schläge geben. Sie pflegt die Scheitelfedern in einen Schopf aut- zurichten, so wie sie überhaupt ein weit lockereres längeres Gefie- der als die anderen Spechte hat. Vom Monate März an höhlt sie abgestorbene Aeste oder Stämme aus, und im April oder Mai legt sie in diese Höhle ohne weiteres Material 3 bis 4 weisse, glänzende Eier von der eigent- lichen Eiform und folgenden Maassen: 0,027 + 0,020 Mm. Beschreibung des alten Männchens. Stirn, Wangen und Hals- seiten weisslich; Scheitel, Nacken und ein Kehlfleck von glänzender ‚Karminfarbe. Vom Auge beginnt ein schwarzer Streif, der bis zur Schulter sich erstreekt. Die eigentliche Kehle ist schwarz. Der Rücken und die übrigen Obertheile sind graulich-grün, der Bürzel ist mehr gelblich. Die Brust und die Mitte des Bauches sind citron- gelb, die Brust dunkel oder schwarz gestreift. Die Körperseiten und die unteren Schwanzdecken sind grünlich-weiss, nach vorn mit schwärzlichen Streifen, nach hinten mit solchen Binden. Schwin- ‚gen schwarzbraun, an der Aussenfahne mit weisslichen oder grün- lichen Flecken, welchen weisse an der Innenfahne entsprechen. Schwanzfedern grau, mit sehr blassen dunklen Binden und einer Spur von Weiss an dem Saume. Schnabel schwarzbraun, Unter- 152 Dr. Jean Gundlach: schnabel mit bleifarbener Wurzel. Beine graulich-olivengrün; Augen röthlich-braun. Das Weibehen unterscheidet sich durch schwarze, weiss ge- streifte Stirnfedern. Den Jungen fehlt noch der rothe Brustfleck, und die Färbung ist unreiner. Ich habe auf einer der kleinen Inseln bei Cardenas eine Abart getödtet. Sie ist ein Weibchen und hat die Obertheile des Körpers sehr gelb angelaufen, und die gelbe Farbe der Untertheile ist eher orangefarben als citrongelb. Da ich nur 1 Exemplar beobachten konnte, glaube ich, dass sie keine eigene Art bildet. Gattung Centurus Swains. / "Centurus supereiliaris (Picus) Temm. — Carpintero jabado. Bis jetzt hat man diese Art nur auf der Insel Cuba angezeigt, denn die benachbarten Inseln haben verschiedene, wiewohl sehr ähnliche Arten. So heisst die Art von St. Domingo Centurus stria- tus, die von Jamaica Cent. radiolatus, und die von den nordameri- kanischen Vereinsstaaten Cent. carolinus. Die ceubanische Art un- terscheidet sich, was auch schon ihr Name angiebt, durch schwarze Augenbrauen. Sie ist die gemeinste Art an Waldrändern und an den mit Bäumen versehenen Stellen ausserhalb des Waldes, und sie kommt selbst bis zu den Hofräumen der Pflanzungen und deren Obstgärten, zu den Parks der Städte. Sie ernährt sich, ausser In- sekten und deren Larven, von Beeren und Früchten, und ist durch Letzteres bisweilen schädlich. Ihre Stimme ist aus vielen gleichen Tönen bestehend, welche wie in einem Triller wiederholt werden, und die man weit hört. Ihr Flug ist wellenförmig durch das öftere Schliessen der Flügel und das dadurch verursachte Sinken. Sie untersucht die Bäume nach Insekten durch eine Menge sehr schnell wiederholter Schnabelhiebe, die man in weiter Entfernung hört. Zur Zeit der Fortpflanzung sieht man Paare sich verfolgen, denn sie dulden keine anderen in ihrer Nähe. Im Monate März begin- nen sie den Nestbau durch Aushöhlen von faulen oder todten Stäm- men oder Aesten, von kranken Palmen, und gegen Ende April sieht man schon flügge Junge. Die Nesthöhle enthält keine weiteren weichen Stoffe, sondern die 5—6 Eier liegen auf dem blossen Holze. Sie sind weiss, glänzend, fast durchscheinend, und haben 0,028 Mm. Länge bei 0,022 Mm. Breite. Beschreibung des alten Männchens. Ein Fleckehen hinter P- Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 153 "jedem Nasenloche ist roth, die Stirn gelblich weiss, der Scheitel und der Hinterkopf sind schön karminroth. Die Rückenfedern haben weisse und schwarzbraune Querbinden und olivenfarbige Fe- derspitzen; die Federn des Bürzels sind mehr gelblich-weiss und die oberen Schwanzdecken haben ihre Binden mehr in Gestalt eines V. Die kleineren Flügeldecken sind gelblich weiss mit schwarzen Querbinden. Die Schwingen der ersten Ordnung sind schwarz, die innere Wurzel ist weiss und die äussere hat ein weisses Fleckchen und einen grösseren weissen Fleck, der sich am Saume bis zur weissen Spitze fortsetzt; die der zweiten Ordnung sind schwarz mit unterbrochenen weissen Binden und weissen Spitzen, und die der dritten Ordnung oder die Schulterfedern mit vollkommnen weissen Binden. Schwanzfedern schwarz, die äusserste mit gelblich- weissen Binden, welche auf der zweiten Feder nur gegen die Spitze hin vorhanden sind. Dritte und vierte Schwanzfeder mit gelb- licher Spitze und die fünfte oder mittelste mit einem weissen Streif längs des Schaftes auf der äusseren Fahne, und mit schwarzen und weissen Binden auf der inneren Fahne. Hinter dem Auge ist ein schwarzer Fleck. Gesicht und Kehle in dem Schnabelwinkel blass-, übrige Kehle und Brust dunkler gelblich-grau. Die Bauch- federn haben eine karminrothe Spitze, die Körperseiten und die unteren Schwanzdecken sind gelblich-weiss und schwarzbraun ge- bändert. Schnabel schwarz, Beine olivengrau, Augen roth. Das Weibchen unterscheidet sich dadurch, dass der rothe Schei- telfleck nur auf dem Hinterkopf ist, und dass die schwarzen Augen- brauen sich über den Kopf hinweg vereinigen. Die Jungen gleichen den Alten, nur sind die Farben unrein. Die Nestjungen haben den Unterschnabel länger, als den Ober- schnabel, und den Hintertheil des tarsus sehr rauh. Maasse. Totallänge: Flugbreite: Schwanzlänge: d. 0,320; 0,470; 0,110 Mm. 2. 0,315; 0,4685; 0104 „ Man hat mehrmals Albinos beohacktet, die zwar weiss waren, aber die rothe Farbe an den betreffenden Stellen besassen. Ein solcher Albino ist im la Sagra’schen Werk abgebildet. Gattung Colaptes Swains. E aallöpess chrysocaulosus Gundl. — Carpintero escapu- lario. Man hielt diese Art für die nordamerikanische und so findet man in den Werken über Cuba den Namen Col. auratus. Im Jour- 154 Dr. Jean Gundlach: nale IV., Seite 103 habe ich schon in 1856 angegeben, dass der- Bürzel schwarz und weissgebändert, und nicht weisslich, wieD’Or- bigny angiebt, noch schwarz, wie man in Wagler’s systema liest, ist. Im Jahre 1858 konnte ich erst ein nordamerikanisches Exem- plar vergleichen und so fand ich, dass unsere Art hinlänglich von auratus verschieden sei. Ich beschrieb sie nun in den Annals des New-York Lyceum’s 1858, Februar, mit obigem Namen, der, nach Aehnlichkeit mit auratus, auf die goldfarbigen Federschafte gegrün- det ist. Bis jetzt scheint die Art nur auf Cuba zu leben. Sie ist hier keineswegs selten und lebt besonders im Innern der: Wälder. Ihre Nahrung besteht aus-Insekten, ihren Larven und aus Beeren. Er- stere sucht sie bisweilen auf dem Boden, wie die folgende Art. Ihre Stimme ist verschieden. Dieselbe gleicht bisweilen der Silbe „pic“, mehrmals und laut wiederholt. Diese ist mehr Lockstimme. An- deremale gleicht sie dem Worte „fli-que“, ebenfalls mehrmals, doch ohne Stärke wiederholt. Der Flug ist, wie bei anderen Arten, wellenförmig. Sie nistet im April und Mai in von ihr ausgehöhlten Baum- oder Astlöchern und legt, ohne weiche Stoffe anzuwenden, 4—6 weisse, glänzende, fast durchscheinende Eier von 0,030 + 0,019 Mm. Beschreibung des alten Männchens. Oberkopf und Nacken bläulich-grau mit einer karminfarbigen Binde in der Gestalt eines offenen >. Rücken und Flügeldeckfedern hell-bräunlich-grau mit breiten, schwarzen Querbinden. Bürzel graulich-weiss mit schwar- zen Querbinden; Schwanzfedern schwarzbraun mit schwarzen Spitzen, die seitlichen an der Aussenfahne mit lehmgelblich-weissen Binden, der äussere Saum der anderen Schwanzfedern mit Flecken von derselben Farbe, die untere Fläche des Schwanzes goldgelb mit schwarzer Spitze; die oberen und unteren Schwanzdeckfedern weiss mit schwarzen Binden; die Schwungfedern erster Ordnung schwarzbraun, die der zweiten und dritten Ordnung dunkelbraun mit breiten bräunlich-grauen Flecken an den Rändern; die innere Fläche des Flügels ist schmutziggelb; die Federschafte sind schön goldgelb, die Schafte der Schwanzfedern ebenfalls, aber nur: bis nahe zur Spitze, welche selbst schwarz ist. Die Seiten des Kopfes und der Vordertheil des Halses ist von einer löwengelblichen Wein- farbe; ein schwarzer breiter Fleck in Gestalt eines Halbmondes steht vor der Brust; Brust und Körperseiten gelblich-braun, Bauch hell-gelblich-weiss; alle diese Theile mit kreisförmigen schwarzen Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 155 "Flecken; Schnabel schwarz, Unterschnabel an der Wurzel bläulich ; Beine olivenbräunlich-grau; Auge haselfarben. Ein langer schwar- zer Fleck auf der Unterkinnlade bildet eine Art von Schnurrbart und zeigt das Männchen an, denn dem Weibchen fehlt er stets. Maasse. Länge: Flugbreite: Schwanzlänge: d. 0,320; 0,480; 0,115 Mm. 2. 0,316; 0,466; 0,115 „ Der junge Vogel ist blasser in allen Theilen und die bräun- lich-graue Farbe des Alten ist mehr grau, die Bauchflecken sind kleiner, und die karminrothe Nackenbinde ist blass und nicht deutlich begrenzt, da nur die Federspitzen karminroth sind. Die Schäfte der Schwung- und Schwanzfedern sind gelblich-weiss. Mr. Lawrence, dem ich Exemplare geschickt hatte, sagt am Schlusse meines Artikels in den Annalen, „unterscheidet sich von auratus durch geringere Grösse, durch zahlreichere Flecken, durch längere Brustflecken, durch schmälere und stärker gelbe Schwanz- flecken, durch ‚verhältnissmässig kürzere Flügel, durch stärkere Beine, geraderen und weniger spitzen Schnabel, und endlich durch greller gefärbte Binde des Hinterkopfes.“ +Colaptes Fernandinae Vig. — Carpintero churroso. v Diese der Insel Cuba eigene Art lebt dort fast immer in sum- pfigen Gegenden und man findet sie nur in gewissen Gegenden, wo sie alsdann gemein ist. Sie sucht noch mehr als die vorige Art ihre Nahrung auf dem Boden, und da sie so wegen der kur- zen Beine durch den Thau benässt und den Staub beschmutzt wird und ausserdem die Erde mit dem Schnabel untersucht, so erhielt sie ihren Namen churroso, d. h. schmutzig. Vielleicht hat auch der gänzliche Mangel von Roth, was bei den anderen cubanischen Arten so schön ist, zum Beiwort „schmutzig“ beigetragen. Ihre Stimme gleicht weniger der vorigen Art (mit der sie, als zur selbi- gen Gattung gehörig, übereinstimmen sollte) als vielmehr der von Oenturus supereiliaris, nur ist sie rauher und stärker. Im März be- ginnt sie die Aushöhlung der Nesthöhle, worin man später die 4 bis 5 weissen Eier von 0,029 -+ 0,022, auch 0,026 + 0,0201/; Mm. findet. Beschreibung des alten Männchens. Scheitel und Nacken gelblich-lehmgelb, jede Feder mit einem ‘schwarzen Mittelstrich. Gesicht von derselben Grundfarbe, aber ohne schwarze Striche. Obertheile schwarzbraun mit strohgelben Binden, welche gegen die Schwanzspitze hin bräunlich werden; Untertheile hellgelb mit 156 Dr. Jean Gundlach: schwarzbraunen Binden. Die Schäfte der Schwanzfedern obenher schwarzbraun, untenher gelb; ihre Bärte untenher gelblich-grau mit hellgelben Binden. Die Kehle ist gelblich-weiss, jede Feder mit einer breiten schwarzen Linie. Schnabel schwarzbraun; Beine bleifarben, Augen dunkelbraun. Ein schwarzer langer Fleck auf der Unterkinnlade bildet beim Z eine Art Schnurrbart, beim 2 ist diese Stelle grau mit schwarzen Strichen. Die Maasse sind: d. Totallänge: 0,342; Flugbreite: 0,490; Schwanzlänge: 0,116 Mm. $. „ 0,325; „ 0,490; „ 0,110 „ XXI FAMILIE CUCULIDAE. Gattung Coccyzus Vieill. wi "Coccyzus americanus (Ouculus) Linn. — Primavera in Bayamo und Santiago de Cuba; Arriero chico im westlichen Theile der Insel. hen Im westlichen Theile der Insel habe ich diese Art nur einige- mal beobachtet, z.B. bei Habana, bei Cardenas, in der Cienaga de Zapata, auch im Distriete San Cristobal; im östlichen aber war sie häufig bei Bayamo und Santiago de Cuba, und hier beobachtete ich auch ihr Nest. Sie lebte im hohen Gebüsche, ihr Flug ist schnell und horizontal; ihre Stimme begann mit einigen Kehllauten und endigte mit der Silbe „cau“, 8-10mal schnell wiederholt. Sie ist scheu und ernährt sich von Insekten, von Schneckchen und frisst auch die Eier der kleineren Vogelarten. Man sagte mir, sie frässe auch Beeren, doch habe ich es nicht beobachtet. Das Nest stand auf einem Busche, etwa 9 Fuss vom Boden, und war aus dürren Reisern und Gräsern erbaut, also leicht und glich dem Neste einer Taube. Ich habe die Eier nicht beobachtet, denn schon waren Junge im Neste. Diese glichen den Alten in ihrer Färbung. Im Juni gab es völlig ausgefiederte Junge und ge- schossene Weibchen hatten fast reife Eier im Leibe. Die Fort- pflanzungszeit wird also vom Mai bis zum Juli dauern. Beschreibung des alten Vogels in beiden Geschlechtern. Ober- theile und die beiden mittleren Schwanzfedern braun, mit grün- lichem Metallglanze. Schwungfedern erster Ordnung an ibrer In- nenfahne lehmgelb. Die Schwanzfedern (die beiden mittleren aus- genommen) sind schwarz, die 3 äusseren haben eine weisse Spitze . und die äusserste ausserdem die Aussenfahne weiss. Die Unter- theile sind grauweiss; der Schnabel ist schwarzbraun, seine Rän- der und die Wurzel des Unterkiefers sind gelb, die Beine blei- Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 157 farben, die Augen braun, die Augenlider blass grünlich orange. Das Weibchen ist grösser als das Männchen. g. Totallänge: 0,293; Flugbreite: 0,395; Schwanzlänge: 0,183 Mm. 9. > 0,300; r 0,415; j 0,145 „ tCoceyzus erythrophthalmus (menu) Wils, — Sie hat ” wohl denselben Trivialnamen wie die vorstehende Art. Diese Art ist sehr selten und wir haben sie nur einigemal und zwar im April, also vermuthlich auf ihrem- Zuge, bei Habana und Cardenas beobachtet. Ein Exemplar wurde auch im Mai auf dem Cayo de Piedras, d. h. einem Küsteninselchen vor der nörd- lichsten Küste Cuba’s, nämlich Punta de Jicacos gefangen. Ueber ihre Lebensweise kann ich nichts angeben. Beschreibung. Obertheile und die beiden mittleren Schwanz- federn braun mit messingfarbigem Metallelanze. Wangen und Stirn bläulich-grau. Die Schwanzfedern (die beiden mittleren ab- gerechnet) mit weisser Spitze. Die Untertheile bräunlich-weiss. Schnabel schwarzbraun, die Wurzel des Unterschnabels bläulich; Beine dunkelbläulich; Augen braun; eine nackte Stelle um das Auge herum scharlachroth. +Coceyzus minor (Cuculus) Gmel. — Die bei ©. americanus | gegebenen Trivialnamen dienen auch wohl für diese Art. Nur dreimal habe ich diese Art beobachtet. Das erste Mal tödtete ich im März ein Exemplar bei Cardenas im Gebüsche von Rhizophora; das zweite Mal bei Santiago’de Cuba im April und das dritte Mal bei Nuevitas im August. Letzteres Vorkommen scheint zu beweisen, dass die Art wohl dort genistet habe. Besondere Beobachtungen über ihre Lebensweise habe ich nicht machen können. Beschreibung des alten Vogels. Obertheile und die beiden mittleren Schwanzfedern blassbraun mit messingfarbigem Metall- glanze. Der Kopf etwas grau. Eine schwarze Binde oder Fleck zieht vom Auge bis zum Ohre. Die Schwungfedern erster Ord- nung braun; die Schwanzfedern (die beiden mittleren abgerechnet) schwarzbraun mit weisser Spitze, welche au den äussersten sehr verlängert ist. Untertheile hell lehmgelb. Schnabel schwarz, Wur- zel des Unterschnabels gelb; Augen braun; Beine graulich oliven- farbig; Augenlider von einer Farbe zwischen olivengrün und orange- farben. Länge eines 2: 0,317; Flugbreite: 0,380; Schwanzlänge: 0,160 Mm. In ruhiger Stellung überragt die Schwanzspitze die Flügelspitze um 0,110 Mm. 158 Dr. Jean Gundlach: Gattung Sauwrothera Vieill. A "Saurothera Merlini Orb. — Im westlichen Theile der Insel Arriero, im östlichen Guacaica. Diese Art ist der Insel Cuba eigen, obgleich die Bahama- Inseln auch eine Saurothera-Art, die S. vetula, die Insel St. Do- mingo eine andere, die S. dominicensis und vielleicht noch eine, und die Insel Jamaica wiederum die S. vetula besitzen. Es möchte jedoch eine neue Untersuchung und Bestimmung dieser Arten ein anderes Resultat geben. Sie ist sehr gemein und Standvogel, und lebt nicht nur in dem Innern der Wälder, sondern selbst in hohem Gebüsche und in Kaffeefeldern, überhaupt wo höhere Vegetation ist, wenn sie nur nicht sehr weit von Waldungen sich befindet. Ihre Nahrung be- steht in Insekten und ihren Larven, in kleinen Reptilien, kleinen Mäusen und vermuthlich auch kleinen noch nackten Vögeln, selten aus kleinen Früchten oder Beeren, und sie sucht diese Nahrung sowohl auf Bäumen, als auch auf dem Boden. Ihr Fleisch hat den Ruf, dass es den Appetit der Genesenden befördere, es hat aber einen eigenthümlichen Geruch, und da ein wegen des lockeren Gefieders so gross scheinender Vogel nur wenig Fleisch hat (die Eingeweide nehmen ausserdem einen sehr grossen Theil des Ge- wichtes ein), so ist der Nutzen nicht bedeutend. Sie schadet dem Menschen in keiner Hinsicht. Die Bewegungen sind lebhaft und gewandt. Sie beginnt gewöhnlich ihr Suchen nach Nahrung von den unteren Aesten und steigt immer höher, oft längs der Aeste laufend, wobei ihr der lange Schwanz im Verein mit der Färbung beim ersten Blicke das Ansehen eines laufenden Eichhorns giebt; andere Male klettert sie zwischen Schlingpflanzen oder springt von Ast zu Ast, oft mit niedergebeugtem Körper. Einigemal lässt sie den Schwanz niederhängen, andere Male hebt sie ihn und lässt dann die Flügel hängen. Die Stimme ist, je nach ihren Leidenschaften, verschieden; so lässt sie die Töne „tac-o“ hören, um sich anderen erkennen zu geben. Da diese Töne denen gleichen, welche die Lastthiertreiber, um ihre Thiere anzutreiben, gebrauchen, so gab man der Art den Namen Arriero, d.h. Thiertreiber, und die Neger in den französischen Pflanzungen von Cuba und Guantanamo nen- nen sie täco. Eine andere Stimme besteht aus einem lauten, gur- gelnden andauernden Tone, den sie auch oft während der Nacht wiederholt und welcher ihr den Ruf gegeben hat, dass sie die Stunden des Nachts wie ein Nachtwächter absinge. Eine andere Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 159 Stimme oder vielmehr ein anhaltendes Geschrei lässt glauben, der Vogel sei gefangen oder verwundet. Ich finde in dem anderen Trivialnamen Guacaica eine kurze Nachahmung dieses Geschreies. Ihr Flug ist gerade und keineswegs schnell; aber schön, wegen des langen und ausgebreiteten Schwanzes. Sie nistet in verschie- dener Zeit, doch besonders im April und Mai, ausnahmsweise im October. Ihr Nest steht zuweilen tief, selbst auf Kaffeerbäumchen ‚und auf anderem Gebüsche; aber auch auf dichter Verzweigung grosser Bäume und auf Schmarotzerpflanzen. Es besteht aus dür- ren Reisern, aus dürren Pflanzen und Blättern und hat ein flaches Bett. Die 3 Eier sind weiss, etwas glänzend, aber nicht sehr glatt. (Siehe Journal V., Seite 153.) Ihre Durchmesser sind 0,042 + 0,031 Mm. Beschreibung des alten Vogels. Obertheile olivenfarbig-braun, mit einem Metallscheine. Schwungfedern an ihrer Aussenfahne zimmtfarbig roth; Kehle und Brust lehmgelblich-grau; Bauch und Schienen lehmgelb. Die beiden mittleren Schwanzfedern sind ein- farbig, die 4 äusseren jeder Seite mit breiter weisser Spitze, vor welcher ein grosser schwarzer Fleck steht. Die untere Fläche ist grau. Schnabel hornfarbig; Beine bleifarbig; Augen haselfarbig. Der Umkreis des Auges ist lebhaft roth. Das Weibehen ist grösser als das Männchen und daher schö- ner. Die Maasse sind: &. Totallänge: 0,542; Flugbreite: 0,497; Schwanzlänge: 0,298 Mm. ?. „ 0,574; ) 0,531; „ 0,322 „ Dem jungen Vogel fehlt der Metallschein und die Färbung ist unrein, die Flecken der Schwanzfedern sind nur angedeutet, d.h. die schwarze Farbe ist nur im Dunkelbraun, die weisse nur im Blassbraun. Ich erfuhr von einem Albino, er war aber getödtet und schon verdorben, als ich Mittheilung erhielt. Gattung Orotophaga Linn. +Crotophaga ani Linn. — Judio. 7 Alle Naturforscher, welche über Cuba’s Ornithologie schrieben, nannten die Art Or. ani, dann erschien der neunte Band von Pa- cifie Railroad Report und, hierdurch aufmerksam gemacht, schien mir die eubanische Art mit rugirostris übereinzustimmen. Ich schickte deshalb Exemplare an Mr. Lawrence und dieser erklärt in seinen Notes on some Cuban Birds in Annals of the Lyceum of N. H. 2 = 160 Dr. Jean Gundlach: 1860, dass die erhaltenen Bälge mit denen von Tobago überein- stimmten. Deshalb nahm ich in der tabellarischen Uebersicht der cubanischen Vögel im Journal 1861, No. 53, und im Catalogo in Poey’s Repertorio den Namen rugirostris an, doch erscheint jetzt wieder der alte Name, weil Mr. Baird mir schrieb, dass die Art rugirostris dem Festlande angehöre und dass die cubanischen Vögel zur Art Or. ani zu rechnen seien. Diese Art ist auf Cuba sehr gemein, aber weniger in Wäldern als im hohen Gebüsche, in Obstgärten, in Pisangfeldern, in Kaffee- pflanzungen u. s. w. Sie lebt familienweise und zieht von einer Stelle zur anderen, jedoch stets in einem kleinen Reviere bleibend. Die Neigung, gesellschaftlich zu leben, ist so gross, dass sie auf einem Aste dicht neben einander schlafen, und dass mehrere Weib- chen in einem gemeinsamen Neste brüten. Ich habe so Nester mit sehr vielen Eiern gefunden, auch Nester, wo eine oder einige Lagen Eier mit neuem Stoffe bedeckt waren, weil neue Weibchen, ihrem Iustinkte folgend, auch Material herbeitrugen. Da so viele Exemplare zusammenleben, so muss natürlicherweise eins eine an- nähernde Gefahr bemerken und das Alarmgeschrei geben. Ich glaube jedoch nicht an eine absichtlich gestellte Schildwache. Beim ersten Alarmgeschrei ahmen alle dieses nach und entfernen sich. — Diese Eigenschaft erbittert oft den Jäger, weil so die zu verfolgenden Vögel aufmerksam wurden; auch hat ihr Geschrei zuweilen das Versteck von entflohenen Negern angezeigt. Ihre gewöhnliche Stimme gleicht dem Worte ju-di-o (ihr Trivialname), aber zur Zeit der Liebe hört man andere Laute, die eine. Art Ge- sang bilden, besonders wenn mehrere zu gleicher Zeit singen. Diese Töne sind Kehllaute und man hört sie nur auf eine kurze Strecke. Wenn Leute zu Pferde sind, entfliehen sie entweder nicht oder doch nur erst bei zu grosser Annäherung oder wenn der Reiter an- hält; bei Fussgängern sind sie aber weit furchtsamer. Das Fleisch dieser Art hat, wie das der vorhergehenden, einen Ruf als appetit- anregend für Genesende und es hat auch, wie jenes, einen beson- deren Geruch. Der Körper ist ebenfalls im Verhältnisse zum ge- fiederten Vogel klein und die Eingeweide sind im Verhältnisse auch sehr gross. Die Bewegungen sind auch denen voriger Art ähnlich, nur etwas schwerfälliger, und der Vogel läuft nicht über die Aeste hinweg, doch sucht er auch seine Nahrnng zum Theil auf der Erde. Sie besteht aus Insekten, kleinen Reptilien und Gewürm. Ihr Flug ist schwerfällig, Jangsam und unregelmässig, denn nach meh- » Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. al reren Flügelschlägen schwebt er eine kurze Strecke mit nur aus- gebreiteten Flügeln und beginnt dann von Neuem den Flug. Von April bis October dauert der Nestbau. Das Nest wird an dicht verzweigte Stellen von Bäumen, oder auf Bambusrohr oder zwischen dicht verwachsene Schlingpflanzen gestellt, und besteht aus kleinen Zweigen und trockenen Pflanzen. Die Eier sind bläu- lieh-grün, aber mit einer weissen Kalkrinde so bedeckt, dass sie wie weisse Kier erscheinen. Nach einigen Tagen sieht man auf diesen Eiern Striehe von der Grundfarbe, weil die Klauen des Vo- sels die Kalkschicht gekratzt haben. Vergleiche Journal V., Seite 154. Die Maasse sind 0,035 + 0,027, auch 0,033"), + 0,026 Mm. Beschreibung des alten Vogels. Das ganze Gefieder ist ein schönes Schwarz; die Federn des Kopfes und des Halses haben grauliche, metallisch glänzende Ränder, und der Federschaft hat gegen die Spitze hin keinen Bart. Die Federn der Brust, des Rückens und die kleinen Flügeldeckfedern haben einen grün- lichen metallglänzenden Saum; die des Bürzels, der Schenkel und die unteren Schwanzdecken haben weiche Ränder, welche einem Flaume gleichen. Der Bauch hat weiche, glanzlose Federn. Schnabel schwarz oder hornfarben; Beine schwarz; Augen braun. Die Maasse sind: &. Totallänge: 0,045; Flugbreite: 0,070; Schwanzlänge: 0,016 Mm. 2. h, ONE 0,064; 5 0,014 „ Den Jungen fehlt noch der Glanz, und die Federn des Kopfes und des Halses haben ein wolliges Ansehen. Der Schnabel hat noch nicht die Firste. ‘ Ich besitze einen Albino und einen jungen Vogel mit weissen Stellen des Gefieders. XXU FAMILIE PSITTACIDAE, Gattung Chrysotis Swains. Chrysotis leucocephalus (Psitiacus) Linn. — Cotorra. i Im Repertorio I., 297, und früher in meiner tabellarischen Uebersicht im Journal IX., habe ich diese Art unter die Vögel ge- zählt, welche auf Cuba und anderen Antillen leben; ich habe aber jetzt einen Zweifel und betrachte vorläufig die Art als nur der In- sel Cuba angehörig, denn die Art von Jamaica scheint verschieden zu sein, weil sie in Mr. March’s Notes on the Birds of Jamaica den Namen Chr. collaria Linn. oder leucocephalus Gosse führt, also nicht Zeucocephalus Linn. Für die Bahamas ist dieselbe collaria und Cab. Journ. £. Ornith. XXI. Jahrg. No. 126. April 1874. 11 162 4. 4Dr, Jean Gundlach: für St. Domingo die Ohr. Sallaei angezeigt. Die Art von Portorico ist gänzlich verschieden. Auf der Insel Cuba hat sich diese Art wegen des Fällens der Waldungen zu den Urwäldern, unbebauten Gegenden und zu den Cienagas zurückgezogen, und ist dort noch häufig und Standvogel. Sie ernährt sich von allerlei Früchten, von Sämereien, von Baum- sprossen und Baumknospen, und sie frisst ihre Nahrung vollkom- men durch Hülfe des Schnabels zermalmt. Während des Fressens hält sie die Stücke mit einem Fusse vor den Schnabel und dreht die abgebissenen Stückchen mittelst der Zunge im Schnabel herum, um durch dessen Ränder und die Rauhigkeiten des Gaumens zer- malmt zu werden. Den Saft zarter Früchte leckt sie mit ihrer Zunge. Sie kann durch Zerstörung von Früchten und Baumspros- sen in Obstgärten und Pflanzungen Schaden verursachen. Der ein- zige Nutzen, den sie leistet, besteht in dem Fleische, welches jedoch meist hart ist. — Man zieht sie gern auf, weil sie leicht Worte und Sätze nachzusprechen erlernt, und weil ihr schönes Gefieder und ihre mannigfachen Bewegungen gefallen. Sie wird sehr zahm und zutraulich, lässt sich den Kopf kratzen, wobei sie die Federn, wohl aus Behagen, sträubt, giebt auf Befehl den Fuss und lernt überhaupt viel. Sonderbar ist es, dass sie im zahmen Zustande weniger ihr eigenes Geschrei hören lässt, sondern vielmehr die ein- mal erlernten Worte und Redensarten. Wenn im freien Zustande sich mehrere vereinigen, so bilden sie bald einen grossen Lärm, den man von Weitem hört. Andere Male, und besonders wenn sie im diehten Gebüsche ausruht, lässt sie einige leise, wie murmelnde Töne hören. Erst dadurch wird man aufmerksam auf ihre An- wesenheit. Zuweilen fliegen plötzlich viele Exemplare sehr nahe. vor den Zukommenden auf, ohne früher bemerkt worden zu sein. Sie halten sich gern paarweise, aber diese Paare in Gesellschaften auf. Auch fliegen sie paarweise. Der Flug ist in geraden Rich- tungen, im Ganzen genommen schnell, aber mit sehr vielen Flü- gelschlägen. Wenn man ein oder mehrere Exemplare niederschiesst, und mehr noch, wenn ein Exemplar verwundet ist und schreit, kommt eine Menge zur Stelle, um die Ursache dieser Angelegen- heit zu erforschen, und der Jäger benutzt es, um bessere Beute zu erhalten. Sie setzen oder hängen sich gern an die neuen, noch stangenförmig emporstehenden Palmblätter, auch an freie dürre oder blattlose Aeste, und klettern .an denselben. Im April suchen sie Baumlöcher und todte Palmen, welche hohl sind oder seitliche Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 163 Löcher haben, z. B. Löcher von früheren Nestern von Spechten, und legen in dieselben ihre 3 oder 4 weissen Eier. (Siehe Journal V., Seite 154.) Sie messen 0,035 + 0,027 Mm. Die Nistzeit dauert bis Juli. Ich habe wohl keine Beschreibung zu geben, da der Vogel allbekannt ist; doch gebe ich die Maasse: &.. Totallänge 0,340; Flugbreite 0,650; Schwanzlänge 0,110 Mm. ?- „ 0,320; „ 0,60; „ 0,105 , Man findet bisweilen Albinos oder vielmehr gelbe Exemplare, die aber die rothen Stellen der typischen Färbung behielten. Diese haben einen fabelhaften Preis. Ich sah eine solche, deren Preis 8 Unzen oder 136 Dollars war. Man hat mir oft von einer blauen Art von der ne) Pinor, d. h. Fiehteninsel, an der Südwestküste Cubas erzählt, und ich kann an der Glaubwürdigkeit dieser Personen nicht zweifeln. Ich aber habe noch kein Exemplar gesehen und kann auch nicht die mir gemachten Beschreibungen auf eine bekannte Art beziehen. Vielleicht kann sie sich auf eine Art beziehen, welche Linne Psi- tacus havanensis nannte. Sie hat die Gesichtfedern blau, die der Brust und des Bauches lilafarbig mit grünen Rändern; die Flügel sind indigoblau mit einigen rothen Federn. Alles Uebrige des Körpers ist grün, ausgenommen ein gelber Fleck am Unterbauche. Gattung Macrocereus Vieill. 4-Macrocercus tricolor (Ara) Vaill. — Guacamayo. Diese Art ist jetzt schon eine Seltenheit auf der Insel Cuba und man findet sie nur noch an wenigen Stellen. Ich selbst habe sie nur in der Sumpfgegend oder Cienaga de Zapata von Habana bis zur Ensenada de Cochinos' geschossen. In 1849 fand man noch oft Exemplare, seitdem aber ist die Zahl derselben sehr ver- ringert worden, weil die Bewohner jener Gegenden die Nester auf- suchen. Ihr Fleisch ist nicht gut und hat einen besonderen Ge- ruch. Die Nahrung derselben besteht in Früchten, Samen (beson- ders von Melia azedarach und Palmen) und aus zarten Baumspros- sen und Knospen. Da sie weit von Wohnungen entfernt lebt, thut sie keinen besonderen Schaden, doch leistet sie auch keinen Nutzen. Man zieht sie auf, aber sie ist dann, so lange sie nicht gut. aufbe- wahrt ist, lästig und schädlich, indem sie die Meubles und andere Sachen durch den starken Schnabel verletzt. Sie erlernt zuweilen Worte nachahmen, aber nicht so leicht und so deutlich wie die vorige Art. Sie lebt in Paaren oder in Familien. 11* N) —t. 164 Dr. Jean Gundlach: Ich habe die Fortpflanzung nicht beobachtet, weil ich unpas- sender Zeit in jener Gegend war. Man zeigte mir aber Löcher in Palmenstämmen als Brutstellen. Gattung Conurus Kuhl. - Pas Conurus evops (Sittace) Wagl. — Periquito im westlichen Theile der Insel und Catey im östlichen. Diese Art führt in den Büchern über cubanische Ornithologie, d. h. des la Sagra, A. Poey, Lembeye und im Journal IV., Seite 106, und IX., Seite 336, den Namen Conurus guyanensis L. Herr Dr. Cabanis bemerkte aber in der Anmerkung zu IV., $. 106, dass die cubanische Art wahrscheinlich zu einer von guyanensis getrenn- ten Art gehöre. Ich schiekte ihm später Exemplare, und so konnte er die Art als Conurus evops Wagl. erkennen, und von diesem Augenblicke an musste sie aus der Zahl der auf Cuba und in Süd- amerika lebenden Arten gestrichen und unter die der Insel Cuba eigenen Arten gesetzt werden. Im Repertorio setzte ich dann auch den obigen Namen in den dort gegebenen Katalog. Sie lebt jetzt. nur an gewissen Stellen der Insel, aber an solchen fand ich sie in grosser Anzahl, und zwar ausser der Nistzeit in Schwärmen. Ich fand sie in der Cienaga de Zapata, in der Ensenada de Cochinos, im Gebirge von Trinidad, bei der Stadt Bayamo im östlichen Theile der Insel, auf der Insel Pinor u. a. O. Sie lebt nicht in eigent- lichen Waldungen, sondern auf Savannen und an baumreichen Stel- len, besonders da, wo die Savannen mit Palmen der Gattungen Co- pernicia und Thrinax besetzt sind. Ihre Nahrung bilden Samen, z. B. von Hirse und anderen Grasarten, aber auch von Waldbäu- men, z. B. Ayua (Xanthoxylon), Jucaro (Terminalia) u. a. m., und auch kleinere Früchte, z. B. Mamoneillo (Melicocca) u. a. m. Ihr Flug ist schnell und in gerader Richtung, wenn sie auf weitere Stellen fliegt. Während dieses Fluges lässt sie ihre laute Stimme hören, sitzend und während sie Nahrung sucht, lässt sie leise mur- melnde Töne hören. Sie lässt sich leicht vom Neste an aufziehen, aber auch alt gefangen zähmen. Man fängt sie mit an lange dünne Stangen gebundenen Schlingen, welche man über ihren Kopf her- schiebt, denn sie ist, so lange der Mensch sich nicht stark bewegt, nicht scheu. In der Gefangenschaft lernt sie zuweilen einige Worte, ja selbst kurze Redensarten nachahmen, sich wie 'todt stel- len, Küsse geben und dergleichen, und ist so, da sie ausserdem keinen Schaden anrichtet, ein beliebter Vogel. Man pflegt sie des- Fleisches wegen nicht zu tödten. Ein verwundeter Vogel zieht u A Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 165 dureh sein Angstgeschrei eine Menge Gefährten an, welche dann auch leicht zu tödten oder zu fangen sind. Sie nisten in den ab- sestorbenen, von oben her hohlen Stämmen der kleinen Fächerpal- men und, wenn solche nicht vorhanden sind, in anderen Baum- löchern; ich habe aber die Bier nicht erhalten, auch nie ge- sehen. Beschreibung des alten Männchens. Das Gefieder ist glän- zend gelblich-grün, an der Unterseite heller. Die Schwung- und Schwanzfedern haben einen schwarzen Schaft und erstere mit etwas dunklerer Spitze und Aussenfahne. Die Unterfläche dieser Schwung- und Schwanzfedern ist schmutzig gelblich. Einige Federn auf dem Kopfe, dem Halse, aber ohne regelmässige Stellung, und die unteren kleinen Flügeldecken sind schön vermillon. Schnabel und Wachshaut, auch der Umkreis des Auges röthlichweiss. Beine bräunlichgrau. Augen roth, aber um die Pupille herum mit einem schmalen Ringe von gelber Farbe. Das alte Weibchen und das junge Männchen haben weniger lebhafte Färbung und nicht die zerstreuten rothen Federn des Kopfes und Halses. ' Nach der Aufzeichnung der Maasse zu urtheilen, giebt es eine grössere und eine kleinere Abart. Totallänge: Flugbreite: Schwanzlänge: d 0,292; 0,430; 0,140 Mm. & 0,290; 0,420; 0,140 ,„ d. 0,280; 0,415; 0,1380 ,„ ? 0,273; 0,402; 0,125 ,„ XXID. FAMILIE. TROGONIDAE. Gattung Priotelus Gray. +Priotelus temnurus (Trogon) Temm. — Tocororo (nicht Tocoloro). Nach Pichardo war der indische Name ' der Art Guatinıi. Eine der Insel Cuba allein eigne Art, und zwar sehr gemein in allen Waldungen. Nie sieht man sie im dichten Gebüsche, in Baumgärten oder Kaffeefeldern, und wenn man sie ja ausserhalb des Waldes sieht, so ist eg auf den neben dem hohen Walde nach Fällen eines Theiles stehen gebliebenen Bäumen. Sie ist echter Standvogel. Sie ist nicht scheu und man kann sich ihr sehr nähern, ° oder umgekehrt setzt sie sich oft neben stillstehende Personen. Ihre Stellung ist sich stets gleich, d. h. sehr aufrecht, mit einge- zogenem Halse, etwas nach vorn gerichtetem Schwanze, so dass _ 166 Dr. Jean Gundlach: Zur Ornithologie Cubas. eine vom Kopf über den Rücken zur Schwanzspitze gezogene Linie einen Kreisabschnitt bildet. Nie springt sie von einem Aste zu einem anderen, sondern sitzt ruhig auf einem horizontalen Zweige oder einer Schlingpflanze, und fliegt von da zu einer an- deren Stelle oder nach den Beeren oder Blüthen, welche, nebst Insekten, ihre Nahrung bilden. So ruhig sitzend, lässt sie ihre Stimme hören, welche den Silben to-co-ro, zwei- oder mehrmals wiederholt, gleicht und ihr den Trivialnamen gegeben hat. Der Schwanz ist während dieser Töne in einer zitternden Bewegung. Sie hat aber auch noch einen leisen, nicht weit hörbaren Ton, der etwa tui-u lautet. Man nimmt besonders zur Zeit ihrer Liebe einen Moschüsgeruch ihres Gefieders wahr. Ihr Flug ist schnell, aber nur kurz, und bewirkt ein schwaches Geräusch. Man hält sie fast nie in Käfigen, besonders weil sie daselbst nicht fressen will, weil sie nicht singt und weil sie keine lebhaften Bewegungen hat, auch weil sie schnell ihre Federn beschädigt und ihre Nahrung einige Mühe verursacht. Doch kann man sie leichter in grossen Vogel- bauern halten, wenn man daselbst Büsche mit Beeren aufhängt. — Ihr Gefieder ist so wenig fest in der Haut, dass es sehr leicht ausfällt, und um ein gutes Exemplar zum Ausstopfen zu haben, muss ich oft einige schiessen, weil sie beim Fallen stellenweise die Federn verlieren. Am Halse ist eine federlose Stelle und deshalb erscheint der Vogel mit sehr eingezogenem Halse, weil diese Stelle durch die nächsten Federn bedeckt werden muss. Um zu nisten, sucht der Vogel ein verlassenes Spechtnest und legt in diese Baumhöhle, ohne weiche Unterlage, 3—4 weisse Eier, welche einen bläulichen Schein haben. Sie sind sehr glatt und haben 0,029 + 0,023 Mm. im Durchmesser. Im la Sagra’schen Werke hat die Abbildung ein gelbes Auge, es ist aber schön vermillonroth. (Schluss folgt.) u u DZ ED A m ed U U | " Dr. O. Finsch: Zur Revision der Vögel Neuseelands. 167 Zusätze und Berichtigungen zur Revision der Vögel Neuseelands. Von Dr. Otto Finsch, in Bremen. Der ausgezeichneten Unterstützung meiner Freunde in Neu- seeland habe ich es zu verdanken, wenn ich zu meiner „Revision der Vögel Neuseelands“*) schon nach Verlauf von zwei Jahren „Zusätze und Berichtigungen“ geben kann. Dieselben sind das Resultat fortgesetzter Studien, die ich auf Grund einer neuen Sen- dung von Dr. Haast, theilweis an Reihen von Exemplaren, machen - konnte, und der sorgfältigen Vergleichung wichtiger Typen aus verschiedenen Museen Neuseelands, die mir durch Güte von Dr. Hector, Dr. Haast und Professor Hutton zugänglich wurden. So erhielt ich durch das New-Zealand Institute, Dank der liebenswür- digen Fürsorge Dr. Hector’s und Prof. Hutton’s, 28 Typen, darun- ter Unica, meist dem Colonial-Museum in Wellington zugehörend, zur wissenschaftlichem Benutzung leihweis zugesandt, ebenso durch Dr. Haast einzelne höchst seltene Belegstücke (z. B. Aptery« Hoasii) aus dem Canterbury-Museum zur Ansicht, eine Liberalität, wie sie erhöhter wohl kaum gedacht werden kann und für die ich schon hier meinen herzlichsten Dank ausspreche. Dieses reiche Material, welches mir auf’s Neue einige 70 Arten neuseeländischer Vögel, darunter manche bisher nicht gesehene, zuführte, setzt mich, im Verein mit meinen bisherigen umfangrei- chen Untersuchungen, in Stand, nunmehr ernstlich an die Heraus- gabe einer „Synopsis der Vögel Neuseelands“ zu denken. Als Vor- läufer derselben stelle ich in den „Zusätzen und Berichtigungen“ die Forschungsresultate der letzten zwei Jahre zusammen, welche unsere Kenntniss antipodischer Avifauna so wesentlich bereicher- ten. Dr. Buller’s schönes Werk „a history of the Birds of New- Zealand“ muss hierbei als wichtigster Beitrag in erster Linie ge- nannt werden. Dasselbe liegt, nunmehr vollendet, als ein statt- licher Band von 384 Seiten mit 36 fein colorirten Tafeln vor und rechtfertigt das günstige Urtheil, welches ich beim Erscheinen wie- derholt aussprach (Journ. f. Orn. 1872, p. 84, und 1873, p. 23), wenn man auch in manchen Punkten grössere „Genauigkeit erwar- ten konnte und sich hier und da eine gewisse Flüchtigkeit nicht *) Vergleiche: Journal für Ornithologie 1872, p. 81—112 (März), p. 162 —188 (Mai) und f 241-274 (Juli). 168 Dr. ©. Finsch: verkennen lässt. Prof. Hutton hat bereits (Ibis 1874, p. 34—45) beachtenswerthe Berichtigungen gegeben, die ich theilweis zu ver- mehren im Stande bin. — Eine Reihe werthvoller Beiträge liefern wiederum die zwei letzten Bände (IV. und V.) der von Dr. Hector in gewohnter Mei- sterschaft redigirten „Transactions and Proceedings of the New- Zealand-Institute“. — Vol. IV., 1871 (issued Mai 1872) enthält wichtige Notizen über Moa-Reste, Fussspuren u. s. w. von Dr. Hec- tor, Murison, Williams, Gillies und ganz besonders den höchst in- teressanten Artikel Haast’s „Moas and Moa Hunters“ (p. 66—107), sowie die Beschreibung der Reste eines riesigen, untergegange- nen Raubvogels: Harpagornis Moorei Haast (p. 192—196), und eines Riesen-Pinguins (Palaeeudyptes antarcticus Huxley; Hector p. 341-346), beides wohl die interessantesten Funde, welche in letz- ter Zeit auf paläontologischem Gebiete gemacht wurden, Hutton berichtet über die mikroskopische Beschaffenheit der Eischaale des Moa (p. 166, 167) und Moafedern (p. 172, 173). Potts zieht Be- schreibungen von Rallus pietus, Larus Bulleri und Apteryx Haastı, die schon im Ibis 1872, p. 35—-39, publieirt wurden. Von besonderem Interesse für die nachfolgende Arbeit ie die Berichte von W. T. L. Travers: pag. 63, 66. „Notes on the Chatham Islands“ u. s. w, und pag. 206—213. „Notes on the Habits of some of the birds of New-Zealand.“ — Beobachtungen über die Vögel am See Guyon in der Provinz Nelson; zählt zu den besten und gediegen- sten Arbeiten auf diesem Gebiete. | Bei Weitem reicher an ornithologischem Material ist: dasselbe Jahrbuch, 1872, Vol. V. (issued Mai 1873). Beson- ders hervorzuheben sind: pag. 171—205. F. H. Potts „On the birds of New-Zealand“, part. III, mit 1 Tafel. — Der ausgezeichnete Beobachter fährt fort, werthvolle Mittheilungen über Lebens- und Nistweise neuseeländi- scher Vögel zu geben. pag. 206-212. Finsch, „Remarks on some Birds of New- Zealand“. — Kurze Bemerkungen über 40 Arten. pag. 227— 256. Cpt. F. W. Hutton, „On the geographical Re- lations of the New-Zealand Fauna“. — Dieser interessante Artikel behandelt auf p. 231—239 die Vögel und die Hauptzüge ihrer geographischen Verbreitungsverhältnisse nach Darwin’ scher, An- schauung. = . Zur Revision der Vögel Neuseelands. 169 pag. 212—222. W. T. L. Travers: „On the birds of the Chatham-Islands“ ete. — Sehr werthvolle Mittheilungen über Le- bensweise und Brutgeschäft von H.H. Travers, dem verdienstvollen Durchforscher dieser Inselgruppe. Ausserdem enthält dieser Band noch einige weitere ornitholo- gische Mittheilungen, die bei den betreffenden Arten Berücksichti- gung finden, soweit sie für die nachfolgende Arbeit von Interesse sind. Dasselbe gilt in Bezug auf die verschiedenen Beiträge von Hutton, Buller und Potts im Ibis (1872, Aprilheft, bis 1874, Ja- nuarheft), unter denen Hutton’s interessanter Aufsatz „Notes on some Birds from the Chatham-Islands“ (1872, p. 243—250). be- sonders von Wichtigkeit ist. Durch die Freundschaft Hutton’s kann ich im Nachfolgenden endlich noch zwei, bisher übersehene Listen neuseeländischer Vögel aufnehmen, welche, als die ersten ornitho- logischen Publicationen auf Neuseeland selbst, immerhin erwäh- nenswerth erscheinen. Der offcielle Bericht über die grosse Aus- stellung *), welche 1856 in Dunedin abgehalten -wurde, enthält näm- lich Verzeichnisse der ornithologischen Sammlungen von Dr. Buller und Dr. Hector. Das über die erstere (p. 255) hat nur 30 Arten, ohne nähere Localitätsangaben, zu notiren, aber die 79 von Hector ausgestellten Arten (p. 275—278) repräsentiren fast alle in der Provinz Otago vorkommenden, und insofern ist ihr Verzeichniss, als das einer Localornis, von Werth, um so mehr, als ich durch Hut- ton’s Hülfe die zahlreichen in der Artbestimmung von Buller be- sangenen Irrthümer berichtigen kann. Nicht unwichtige durch meine neuseeländischen Freunde erhal- tene briefliche Mittheilungen habe ich dem nachfolgenden Auf- Satze eingefügt. Zur leichteren Uebersicht schicke ich meinen „Zusätzen und Berichtigungen“ eine revidirte Liste der Vögel Neuseelands voraus, welche zugleich über die in Bezug auf die systematische Stellung Sewisser Gattungen nothwendig gewordenen Aenderungen einen leichteren Ueberblick gestattet. Die Gesammtzahl der bis jetzt auf Neuseeland, den Chatham- und Auckland-Inseln nachgewiesenen Vögelarten beträgt 154 Arten, wovon 80 Arten, die nicht weniger als 22 Genera angehören, dem Gebiete eigenthümlich sind. Davon kommen auf die beiden Hauptinseln 57 Arten, wovon 24 der Süd- insel, aber nur 8 der Nordinsel eigenthümlich sind. Die letztere *) „New-Zealand Exhibition 1856. Reports and Awards of the Jurors, Dunedin 1866,“ 170 Dr. ©. Finsch: hat im Ganzen 105, die beträchtlich reichere Südinsel dagegen 125 Arten aufzuweisen; nur 4 Gattungen besitzen auf beiden Inseln sich gegenseitig vertretende Arten. Unter den 47 die Chatham-Inseln bewohnenden Arten sind 7, von den 13 der Aucklands-Inseln 2 eigenthümliche. Mit Australien besitzt Neuseeland 66 Arten ge- meinschaftlich, mit der polynesischen Inselwelt nur 6, mit Asien etwa 8, mit Europa ebensoviel. Von den 154 auf Neuseeland beobachteten Arten sind etwa 116 Brutvögel, 10 Wintergäste, der Rest mehr oder minder seltene zufällige Besucher. Ueber die”noch zweifelhaften Arten Neuseelands werde ich am Schluss dieses Aufsatzes berichten. In der nachfolgenden Liste sind die dem Gebiete eigenthüm- lichen Genera und Species durch gesperrten Druck ausgezeichnet. | | Neu- | | > seeland: - eis | z|nle5s|e2|$ 2 | &|Fsı°8l 8 = - z u 5 FALCONIDAE. | | 1.!Falco Novae- Zealan- | ae Norınl. =) BARRUR * *i —|# | — 2. Circus approximans Peale| #* | * | * | — | * Polynesien. STRIGIDAE. 3. | Athene Novae-Zealan- a diae Gml. . + = | — | — | — 4. Be A albifacies Gra * IE Deep, Balat) 9: PSITTACIDAE. 5.1Stringops habropti- lus Gray . - * * | — | — | — 6. | Platycercus Henas, Zealan- Maequaris. — Neu- diae Sp. . EN a > Caledonien. 7.|— auriceps Kubl. . .|* |» |» | * 8.|— alpinus Bull. . . .| — || * | — | — | — 9.|Nestor meridionalis Gnl. . 2 aller Su N HER ER re 10. notabilis Gould . .|— | * | | — CUCULIDAE. 11. |Eudynamis taitiensis Sp. .| * | * | — | — | — || Polynesien. 12. |Chrysocoeeyx lucidus Gml.| * A “ ALCEDINIDAE. 13.|Haleyon vagans Less. .| * I — | —-|— MELIPHAGIDAE. 14.\|Prosthemadera No- vae- Zealandiae Gml. . =» | “| * | * | _ 15. Pogonorniscincta Du ee | ig Neu- seeland: | _C ee = > e) n meınlaszeie zZ | n|eSı®2| oO e: |5 & BEI = | > | RA 16, |Anthornis melanoce- phala Gray . —- I— | *# | — | — 17.|— melanura Sparm. = Kein — 18. |Zosterops lateralis Lath. .| * \* | * | — || * TROGLODYTIDAE. 19. |Acanthisitta chloris Sparrm. . * ”" | — | — | — 20,|- 2eiirina Gml. . * | — | — | — 21.|Xenicus longipes En.) 2) = | 22. |— gilviventris Pelz. * | — | — | — MENURIDAE. 23. |Clitonyz ochrocepha- la Gml. . 5 ll el || PARIDAR. 24.|Phyllodytes albicilla less. .-. * | — | — | — || — 25.|— Novae- Zealandiae Gml. lie, * | — | — | — LUSCINIIDAE. 26. |Sphenoaecus punctatus Quoy . * * = — 27. |— fulvus Gray 0: —ı 28. |— rufescens Bull. ||| 29. |IMy®eoscopus u Les. . . S * | — || — || — 30, — @lbifrons Gnl. | 8 — |) — || — 3l. |@erygone flaviventris rar: BT RER Da 32.|— igata Quoy . . | | | | 3. |— sylvestris Potts — le N ua 34 albofrontata Gr. u | MOTACILLIDAE. 35. |Anthus Novae- Zealan- diae Gml. . . Sl * | * | — | — | ? Auckland-I. HIRUNDINIDAE. 36. |Hörundo nigricans Vieill. .| — | * | — | — || * MUSCICAPIDAE. a7. Myiomoira mMacroce- phala Gml. =, 0, Ge 38. |— toitoi Less. * | — | —- | — || — SRadersa Huttı » > | * > 40, | Rhipidura A Gml. . = | * | * | — | — 41.\— fuliginosa Sp. ll Rn | ie PACHYCEPHALIDAR. 42. |Graucalus parvirostris G.| — | * | — | — | * PTILONORHYNCHIDAE. 43. |Keropia en Gml. . . nl | # il ee 44. \— tanagra Schl. . “| lol >= ie Zur Revision der Vögel Neuseelands. = 171 172 Neu- seeland: ne in = BelEr & z|aleElen| oO. = |selse| & 2 | = Bl 2 8 Be | GLAUCOPDAE. |) | | 45. G@laucopis cinerea | I Gm]. ; Io _ Be a un BE Eu 46.1— Wilsoni Bp. . . ( ai en me 47.|Heteralocha acutiro- stris G. |. . | tt — | I | — 48.|Creadion caruncula- E tus Guml. = "| — | — | — STURNIDAE. 49.|Aplonis zealandicus Quoyı More - =” | le COLUMBIDAE. 90. |Carpophaga Novae-Zea- landiae Gm. . „|b® = 9 | — VaER L PERDICIDAE. 51. |Coturnix Novae-Zea- landiae Quoy. . * a ae Kin E D7 CHARADRIIDAE. 52. |Charadrius fulvus Gml. * I — 1, — — || N.-Asien. 53. |— obscurus Gml. . a * lo 54.|— bieinctus Jard. .. | * | # | — | * || Lord Howe’s lol. 55. |Thinornis Novae-Zea- landiae Gml. . 4 “1 FE %.|Anarhynchus fronta- lis Quoy } N * “+ || = I — u 57. |Strepsilas interpres E: | * | — || —j* 4Cosmopolit: 58. | Haematopus longirostris Vieill. ve > im - | * || Neu-Guinea. 59. — unicolor Forst. . ” “1 Zn f ARDEIDAE. . 6V. |Ardea egretita Gml. . Als * || — || — || * || Amerika. 61. |— Novae-Hollandiae Lath.| * * | | TE 62. |— sacra Gml. ”* 1 * (ehr Polynesien. — In- dien. 63. |— pusella Vieill. . . — ir I 3 64. |— poeciloptila Wag). * |\\*_|ı7 SV mE 65. |Nyeticoraw. caledonicus Tath.'; * BE Haaıt Kimi 55 SCOLOPACIDAE. 66. |Leimosa Novae-Zealandiae Gray. le, 2* | #1 1 ae Een 67. |Recurvirostra rubrieollis Temm. . ee 68. |Hömantopus Novae-Zea- tamdıaeia. .v..ı .„|ı* = | —. | | — Ü 69. |— leucocephalus G... .| * | = | —)|— | # |:Celebes. 70, \Tringa canutus L_ . — | * | ll m ‚N -Asien. 71. |— acuminata Horsf. . — | # || — | ul #4) N.-Asien. 72. \Gallinago aucklandica er Dı. O0. Finsch: Gray . Zur Revision der Vögel Neuseelands. 173 Neu- Pl» seeland: | Ql =| < Zi .Ealeı. a legee © 2 |® ee Een " RALLIDAE. 73. |(Ocydromus ir ee Gml. ; — | # | — | — | — ne Eneetons At = ee | Sl 75.|— ausiralis Sparrm. — | # | — | — | — 76.|— Earli Gray . .. .| * | — | — | — | — 77.|— fusceus De Bus. . . — | * | — | — | — 78.|— Finseht Hutt. . . .'— | * | — | — | — 79. |Rallus pectoralis Less, .| * | * | — | — | * || Polynesien. 80. |-— Dieffenbachi Gray. — | — | # || — || — 81. — modestus Hutt . .\ — | — | * | — | — 82, |Ortygometra affinis el el ||| — 83. |— tabuensis Gml. . * | * | * | — || * || Polynesien. 84. |Porphyrio melamonotus Nenn ln le] | * 85.|Notornies Maniellii Owen . sl li ANATIDAR. 86. |Dendrocygna Eytoni G. * | #* | — | — || * | Neu-Caledonien. 87. |Casarca variegata Gml.| * |* | — | — | — 88.|Anas superciliosa Gml. = |, = || — |. * || Polynesien. Sal chlomotes Gray . .ı * | * | — ||) — 90. |Rhymchaspis rhynchotis Bathan. 0. = | © 91.|Aymenolaimus mala- corhynchus Gml. .| * | * | — | — | — 93, | Quer quedula ey | üll. . | | * | — | — || * || Ind. Archipel. 95. |Nyroca austrais@. . .|\* | *| —- | — | * 94, |Puligula-. Novae- Zea- lamazae Gml, 2... 2 1% | | | — 9.|Nesonetta aucklandi- 0 KA re — | — | — | * || — MERGIDAE. 96.|Mergus australis Quoy | —- | — | — | * | — LARIDAR. 97. |Lestris catarractes ll. — | # | * | — | * || Beide Hemisph. 98. |— longicaudus Briss. * | — | — | — | — 99. |Darus dominicanus Licht.) * | * | * | * | = | Südl. Hemisph. 100. |— Novae-HollandiaeSteph. | * | # | = | # || = | Neu-Caledonien. 101. — Pomarae Bruch. * | #* | — | — || — 102. |Sterna caspia Pall. ”= | # | — | — | * 103. — frontalis Gray zn 104, |— nereis G : = ||| | ® 105. |- antaretica Forst. * | #* | - | — | — 106. |Hydrochelidon ie @ Nemm. . .| — | # | — || — || * || Europa. PROCELLARIDAE. 107 |Diomedea exulans L. . .| * | * | * | * | = | Südl. Hemisph 108. |— melanophrys Boie . .| * | * | * || — | * N 3 109. |— chlororhyneha Gml.. .| * | — | — | — | * \ 5 174 Dr. O0. Finsch: Neu- x | seeland: = E E | L Selle an - ıZ2 | njeSiee| ® Q =: |B 2155| = (»ım| E| 8-8 — ul | | 110. |Diomedea culminata G. | ng, — = | Südl. Hemisph 111. -- fuliginosa Gml. . . .| * | | 8 h in 112. |Procellaria gigantea Gml.| * | Be Mm | * z ; 113.|— Parkinsoni Gray . + * | — _ 114. |— Gould: Hutt. . . » + a ee ER 115. |— fuliginosa Kuhl. . * * - | * | Südl. Hemisph. 116. |— cinerea Gml. . * = li 1 lege x fi 117. |— Lessoni Garn. . + —.ıl I — In 4 x 118. |— mollis G. . . . * ar I ni £ 119. |— Smethi Sch! . . * = N | 2 02 E 5 120. |— Cookö Gray . = a ER ID ; M 121.1— coerulea Gml. . = *| — | — | # n e 122. |Daption capensis 1. er a ee R 5 123. |Puffinus gavius Forst. .| * #1 ls 124.|— griseus Gml. . 3 alle * | # | * || * || Südl. Hemisph. 125. |— tenuirostris Temm. * Fr R E 126. |Halodroma urinatrixz Gml.|| * a ne u % 127. \— Berardi Quoy . — | || * = E 5 128. |Prion vittatus Gml. . a ee ee S £ 129.1— BZanksi Sum! il - . .|* * | — | + | * 5 s 130. |— ‚zuriur: Sol..." .. . . «| * = | * | _|* j L 131. \Zhalassidroma fregata L.\ * =» | | + | & a e 132. |— melanogastra G. . 2 Bi * | — * er = 133.1 Nores. GG: las * a a ee ei n PELECANIDAE. — 134.\Dysporus serrator Banks.|| # | * | — | — || * 135. |Graculus carbo L. . „= * | *® | — || & | N.-Asien.—Europa. 136. |— carunculatus Gml. .| — | * | #* | — | — - 137.|— chalconotus Gray — I # ll Sa 138. |— 2suleirostris Br. * | — | — | — || * || ?Ind. Archipel. 139. |— varius Gml. + *» | — | — | *# rn 140.| - punctatus Sp. . . .| * | * 1 — | — | — 141. |— Featherstoni Bull. .| * | — | * | — | — 142. |— brevirostris G. | +1 — | — er 143. \Tachypetes aqwius L. . * | — || -- || — | #* || Cireum-tropic. 144. |— minor Gml.. . . — | #1 — | — | * 2 % COLYMBIDAE. 145. |Podiceps cristatus L. — | * | — | — || #* || N.-Asien. Europa. 146. |— rufipectus Gr. # | — | — | — EUDYPTIDAE, 147. | Eudyptes pachyrhynchusGr. || * 148. |— antipodes Hombr. | - Südl. Hemisph. 149. |Eudyptüla minor Gml. * 2 #; 150. |— albosignata Finsch .| — APTERYGIDAE. 151.|Apteryx australis SBawı u. ee 152.i— australis var. Man- telli i . 153.|— OwenüG .. = N 154. |— Haasti Potts a 0713 1.077 mE: Ba oo; Zur Revision der Vögel Neuseelands. 175 pag. 87. No. 1.*) Falco Novae-Zealandiae Gml. Travers, Trans. IV., p. 206 (Lake Guyon). — Finsch, ib. V., p- 206. — Hieracideu Novae-Zealandiae et brunnea Bull. N.-Z. Exh. p- 255. — id. Hist. Birds N.-Z. p. 1 (e. fig. opt.) et H. brunnea, ib. p. 6. — id. Trans. V., p. 405 et 427. — Hector, N.-Z. Exh. 1866, p. 275 (Otago **). Die Frage, ob Neu-Seeland zwei Falkenarten, den „Quail- Hawk“ (Falco Novae-Zealandiae) und den „Sparrow-Hawk“ (Falco brunnea,) besitzt, ist seither wiederholt erörtert worden, ohne dass dieselbe damit ihrer Lösung näher gerückt wäre. In Ueberein- stimmung mit Gurney’s Ansichten nimmt Buller in seinem grossen Werke, früheren Angaben entgegen, zwei Arten an, die sich fast nur durch die Grösse unterscheiden sollen, und zwar würde Falco brunnea die kleinere Form sein. Dr. Buller besteht auf dieser An- sicht, unterstützt durch Gurney und Dr. Haast, auch im Ibis (1872, p. 352, 333), indem er zugleich bemerkt, dass die von Hutton (Ca- tal. B. N.-Z., p. 1) gegebenen Messungen ohne Werth, weil die be- treffenden Exemplare nicht anatomisch untersucht worden seien. Hierauf erwidert nun Hutton (Ibis 1873, p. 100—102), dass diese Exemplare, wie ihre Geschlechtsangaben und etwaige daraus her- vorgegangene Irrthümer eben von Dr. Buller herrühren, von dem sie das Wellington-Museum gekauft habe, und theilt weitere Mes- sungen von 8 Exemplaren mit, deren Geschlecht (durch Travers und Huddleston) unzweifelhaft festgestellt war. Sharpe (Ibis 1875, p- 328—330) vervollständigt die Maasstabelle, indem er die Flü- gellänge der Exemplare im British-Museum mit den von Hutton, Buller und Gurney gemessenen, im Ganzen von 27 Exemplaren mittheilt, und kommt zu dem Schluss, dass über die artliche Ver- schiedenheit von Falco Novae-Zealandiae und brunnea noch nicht endgültig entschieden werden kann. Ich stimme darin vollständig überein und finde bei einer sorgfältigen Vergleichung des statt- lichen Maassmaterials (nach 54 Exemplaren!!), im Hinblick auf vorhandene Mittelstufen, keinen sichern Anhalt zu einer exacten Unterscheidung zweier durch die Grösse verschiedenen Arten. Die nieht unerheblichen Schwankungen zwischen Exemplaren von einem Geschlecht gehen übrigens keineswegs über das Maass hinaus, wie wir es bei anderen Raubvögeln, ohne Ueberraschung, längst als gültig betrachten. *) Vergl. Journ. f. Orn. 1872. **) New-Zealand Exhibition 1856, Reports and Awards of the Jurors. 1866, 176 Dr. ©, Finsch: Dr. Haast hält ebenfalls an der specifischen Verschiedenheit fest und schreibt mir (12. April 1873): „Falco Novae-Zealandiae (Quail-Hawk) ist der grössere, welcher in Felsen nistet und eine ganz andere Lebensweise hat, wie der kleinere Falco brunneus (= ferox), der sogenannte „Bushhawk“, welcher im Walde nistet. Der Name „Quailhawk“ wurde der grösseren Art gegeben, weil er der nun beinahe vollständig ausgerotteten Wachtel vorzugsweise nachstellte. Als ich im Jahre 1863 nach der Westküste ging, waren Wachteln auf den Grasflächen noch ziemlich häufig.. Ich hatte einen Jagdhund bei mir, welcher bald von einem Falken be- gleitet wurde und, sobald eine solche aufflog, nach derselben stiess. Jetzt, da es keine Wachteln. mehr giebt, muss sich dieser Räuber mit Vögeln, Ratten und Mäusen begnügen, und wird namentlich Tauben und jungen Hühnern gefährlich.“ . Die Richtigkeit von Hutton’s Bemerkung, dass die Männchen sich dureh schlankere Läufe auszeichnen, habe ich nie-angezweifelt, denn wir finden gleiche Verhältnisse bei so vielen Raubvögeln; aber ich bezweifle, dass darauf hin eine exacte Bestimmung der Geschlechter durchführbar sein wird. -:Wer, wie ich, Messungen an einigen tausend Vögeln gemacht hat, weiss sehr wohl, welchen Werth dieselben überhaupt beanspruchen "dürfen, und freut sich, wenn nachmessbare Längen, wie die des Flügels, Schwanzes, der Läufe u. s. w., sofern sie methodisch und exact vorgenommen wur- den, brauchbare Resultate liefern, und wird gern von so schwieri- gen Messungen als die des Laufumfanges abstehen. | Sharpe notirt Exemplare von den „Chatham-Inseln“, „aber Travers scheint die Art hier nicht gefunden zu haben; dagegen käme sie (nach Gray) auf den Aucklands-Insein vor. pag. 92. No. 2. Statt Circus assimilis Jard. et Selb. setze: Circus approzimans Peale. Un.-St. Expl. Exp. 1848, p. 64, pl. 18. — Hartl. Wiegm., Ar- chiv £. Naturg. 1852, p. 95. — Circus assimilis Baird (nee Jard., nec Gould), Un.-St. Expl. Exp. 2, edit. 1858, p. 101. — Oireus ap- ” prowimans Gray, Handl. of B. I, p. 36. — Circus Gouldi' Buller, N.- Z. Exh., p. 255. — id. Hist. B. N.-Z., p. 11 (eum Tab. ad. et jun.). — Hector, N.-Z. Exh. 1866, p. 276 (Otago). — Circus assimilis Finsch, Journ. f. Orn. 1870, p. 244 (syn. part.). — Hutton, Ibis 1872, p. 243 (Chathams). — id. Trans, V., p. 206. — Travers, ib. ° p. 215 (Chathams). Kine nochmalige Vergleichung von neuseeländischen Exemplaren Zur Revision der Vögel Neuseelands. 177 (durch Dr. Haast 1873 erhalten), überzeugt mich auf’s Neue von der speeifischen Uebereinstimmung mit solchen von Australien und den Viti-Inseln. Jardine’s Circus assimilis (IM. Orn. pl. 51) bleibt ohne Unter- suchung des Typus unauflösbar („rump white“) und gehört wahr- scheinlich als junger Vogel zu Circus Jardinei Gould, wie Walden annimmt (Trans. Zoog. Soc. Vol. VIIL, 1872, p. 37). Gewiss ist, dass diese letztere Art nicht mit approximans (assimilis Finsch et Hartl.) identisch ist, wie ich früher, Schlegel’s Vorgange folgend, irrthümlich annahm. Ob Circus assimihs Gould (Handb. I., p. 58, — C. Gouldi Bp.) unsere Art betrifit, ist nach der Darstellung Gould’s nicht zweifellos festzustellen, da leider keine Angaben über die Schwingenverhältnisse gemacht werden, wodurch sich die Frage allein entscheiden liesse. Circus Wolfii Gurney von Neu-Caledonien scheint dagegen nichts anderes als approximans, wie auch G.R. Gray annimmt. Zwar hält Gurney an der artlichen Verschiedenheit fest, hat aber bis jetzt nicht den Nachweis geliefert. Nach Dr. Buller würde sich ©. Wolfi durch „schwärzlichen Scheitel und Ohrdecken und durch die viel dunkleren Flügeldecken“ unterscheiden (Introd. Hist. B. N.-Z., p. XVL, und Gurney: Ibis 1873, p. 421). Ein von mir untersuchtes altes Männchen von Neuseeland stimmt sehr gut mit der schönen Abbildung bei Buller überein. p. 9. No. 3. Athene Novae-Zealandiae (Gml.). Travers, Trans. IV,, p. 206 (Lake Guyon). — Hector, N.-Z. Exhib. 1866, p. 275 (Otago). — Bull. N.-Z. Exh. p. 255. Der alte Vogel trefflieh abgebildet bei Buller (H. B. N.-Z., pl. Sn). p. 95. No. 4. Statt Athene setze: Sceloglaux albifactes (Gray). - Buller, H. B. N.-Z., p. 21 (cum fig. opt.). — Aihene n. sp.? Hector, N.-Z. Exhib. 1866, p. 275 (Otago). Ich konnte seither zwei Exemplare dieser höchst seltenen Art untersuchen, das eine durch Güte Dr. Haast’s erhalten, das andere leihweise aus dem Otago-Museum von Dr. Hector. Die generische Absonderung erscheint mir darnach vollkommen gerechtfertigt: Läufe sehr hoch; Zehen kurz, mit schwachen Nä- geln bewehrt; Flügel lang; Kopf klein, mit wenig scharfem Ge- sichtsschleier. — Hutton berichtigt einige Angaben Buller’s (Ibis NT = p. 34). Cab. Journ. f. Ornith. XXI. Jahrg. No. 126. April 1374. 178 Dr. ©. Finsch: p. 96. No. 5. Stringops habroptilus Gray. Buller, Hist. B. N.-Z., p. 26 (fig. opt.). — Hutt., Ibis 1874, p. 35. — Hector, N.-Z. Exhib. 1866, p. 276 (Otago). Von Travers nicht auf den Chatham-Inseln gefunden, wo die Art indess früher bestimmt existirt hat (Hutton, Ibis 1872, p. 245). Ueber Stringops Grayi (p. 97, No. 6) siehe den Anhang. p. 97. No. 7. Platycereus Novae-Zealandiae (Sparı.). Buller, H. B. N.-Z., p. 58 (fig. opt.). — Hutton, Ibis 1872, p. 245 (Chatham-Ins.). — Travers, Trans. V., p. 216 (Chath.-I.). — Finsch, ib. p. 207. — Pl. pacificus, Bull. N.-Z. Exh. p. 255. — Hector, ib. p. 276 (Otago). Weitere durch Dr. Haast erhaltene Exemplare (von der Süd- insel) zeigen sehr erhebliche Variationen in der Ausdehnung der hellgelben Querbinde an der Innenfahne der Schwingen, die zu- weilen sehr deutlich, zuweilen äusserst schwach vorhanden ist. Grösse ebenfalls sehr variabel. p. 97. No. 8. Platycercus auriceps (Kuhl.). Buller, N.-Z. Exh. p. 255. — id. H. B. N.-Z. p.61 (fig. opt.). — Travers, Trans. IV., p.206 (Lake Guyon). — Hutton, Ibis 1873, p. 245 (Chatham-Ins.). — Travers, Trans. V., p. 216 (Chath.-1.). — Hutt., ib. p. 223 (Chath.-I). — Hector, N.-Z. Exh. 1866, p. 276 (Otago). Zahlreiche Exemplare, darunter auch junge Vögel. Die letzteren zeigen den rothen Stirnrand schmäler, aber ebenso dun- kel als beim Alten, ebenso die rothen Bürzelseitenflecke und das Gelb des Vorderkopfes. Nach Hutton sind Exemplare von den Chathams etwas grösser und zeigen 4. 5’ (4. 7. engl.) Flügellänge, überragen die gröss- ten von mir gemessenen also nur um 2’, Fl. Schw. F. HöheanBas. L. 3. 10—4. 3. 4° 14 10, 564’. DT. TI. (17 Exempl.) p- 98. Hinter Platycercus auriceps schalte ein: Platycercus alpinus Buller. Meine so oft behauptete Annahme, diese Art beziehe sich auf den jungen Pl. auriceps, nehme ich als durchaus irrthümlich zu- rück, nachdem ich unzweifelhaft junge Vögel der letzteren Art und typische alpinus von Otago (durch Güte von Hutton erhalten) ver- gleichen konnte. Ich freue mich somit, dass wenigstens drei der von Dr. Buller creirten neuen Arten Werth behalten. Zur Revision der Vögel Neuseelands. 179 Platycercus alpinus unterscheidet sich durch den mennig- rothen Stirnrand, die mennigorangefarbenen Bürzel- seitenflecke und das blassere Gelb des Vorderkopfes, stimmt aber im Uebrigen, sowie in der Grösse ganz mit auriceps überein. Alle von mir durch Dr. Haast erhaltenen Exemplare (darunter auch s. n. alpinus) von der Banks-Halbinsel gehörten zum echten auriceps. Pl. alpinus kommt nach Hutton im Süden der Südinsel vor und ist in Otago häufig. Zur Synonymie: Platycercus auriceps Finsch, Mon. Papag. Il., p. 286 (junger Vogel; Bremer Museum). — Fl. alpinus Buller, Ibis 1869, p. 39. — Finsch, ib. p. 368 (= auriceps). — Pl. alpinus Buller, Trans. et Proc. L., p. 109. — id. ib. I., p. 386, 391. — Finsch, ib. p. 389 (= alpinus). — Pl. alpinus Buller, Ibis 1870, p. 456 (gute Art!). — id. Pl. auriceps, H. B. N.-Z., p. 61 (young). — id. Pl. alpinus, ib. Introd. p. XVI. — Platycercus sp. Potts, Trans. V., p. 185. — Morton, ib. p. 225. — Hutt. ib. p. 226. p: 98. No. 9. Nestor meridionalis (Gm).). Travers, Trans. IV., p. 206 et 209 (Lebensw.). — Finsch, ib. V., p. 207 = Esslingi). — Buller, N.-Z. Exh. p. 255. — id. Hist. B. N.-Z,, p. 39 (fig. opt.). — id. N. oceidentahs, ib. p. 50. — id. Trans. V., p. 405. — id. N. oceid. Finsch, Trans. V., p. 207 (== me- ridionalis). — N. oecid. Hutt., Ibis 1874, p. 35 (= meridionalis). — Hector, N.-Z. Exh. 1866, p. 276 (Otago). Dr. Buller beschreibt 9 verschiedene Varietäten dieses Nestors in seinem grossen Werke, darunter als solche auch Nestor superbus Bull., N. Esslingü Sou. u. N. montanus Haast; letzteren als eine grössere Rasse, die, wie ich schon früher zeigte (Journ. 1. Orn. 1870, p. 330), indess auf Artrecht keinen Anspruch hat, eben so wenig als N. occidentalis, den Buller (B. N.-Z. p. 50), obschon mit gewissen Zweifeln, als Art zu halten versucht. Nach Dr. Haast ist N. montanus eine ausgezeichnete Art. Er schreibt mir (12. April 1873) über dieselbe: „ich kann nur wieder- holen, dass Ruf, Flug und Nistweise vollständig verschieden sind.“ Ueber die Zunge von N. meridionalis giebt Garrod (Proc. Z-S. 1872, p. 787—789) eine ausführliche Beschreibung und weist nach, dass die feinen hornartigen Fasern, in welche der vordere Zungen- 12® 180 Dr. ©. Finsch: rand gespalten ist (Fig. p. 788), nichts mit den bürstenartigen Pa- pillen der echten Triehoglossen gemein haben, so dass die Gattung Nestor aus dieser Subfamilie gestrichen werden muss. Die sehr correcte Darstellung der Zunge von Nestor norfoleensis bei Bauer, auf die ich wiederholt aufmerksam machte, scheint Garrod über- sehen zu haben. Sehr interessante Lebensbeobachtungen giebt Travers (]. c.). p. 101. No. 10. Nestor notabilis Gould. Buller, Hist. B. N.-Z., p. 52 (fig. opt.). Potts berichtet nach zuverlässigen Quellen über die carnivoren und raubsüchtigen Eigenschaften dieses Papageies: er nährt sich nicht allein mit Vorliebe von Aas, sondern versucht sogar Schafe anzufallen, denen er gefährliche Wunden beizubringen vermag, welchen sie öfters erliegen (!!!). (Bull. 1. e., p. 54, Note.) Nach Hutton’s brieflichen Mittheilungen sind. diese Angaben indess mit der grössten Vorsicht aufzunehmen. und beruhen auf Ifrthum. Er schreibt mir: „Herr Huddleston, dessen Schafheerde neben der des Herrn Campbell weidet, bei welcher die erwähnten Grausamkeiten von N. notabilis beobachtet worden sein sollen, hat sorgfältige Erkundigungen eingezogen, die einen ganz anderen Sachverhalt ergeben. Darnach wurden einige Schafe durch junge Hunde getödtet, welche der Schäfer heimlich hielt, der dann seinem Herrn erzählte, die „Keas‘ hätten es gethan, um die Thatsache da- durch zu verheimlichen. Jedenfalls müssen weit sichere Nach- weise geliefert werden, ehe man zweifellos glauben kann, dass Pa- pageien raubsüchtiger als Falken sind und Schafe anfallen. Dass N. notabdis todte Schafe (also Aas) angeht, ist nicht zu bezweifeln, aber nichts Absonderliches, denn N. merzdionalis thut ganz dasselbe.“ p. 102. No. 11. Eudynamis taitiensis (Sparrm.). Buller, Hist. B. N.-Z, p. 74. — id. N.-Z. Exh., p. 255. — Hector, ib., p. 276 (Otago). Bei Buller eine schöne Abbildung des alten und jungen Vogels; letzterer wird von seiner Pflegemutter, Gerygone flaviwentris, mit Nahrung versorgt. Das selbst Potts noch unbekannte Ei dieser Art (Potts, Ibis 1872, p. 325) beschreibt Buller (l. ce. p. 76). — p. 104. No. 12. Uhrysococceyz lucidus (Gml.). Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — Buller, ib., p. 255. — id., Hist. B. N.-Z., p. 77. — Chr. plagosus Hutton, Ibis 1372, p. 246 (Chatham). — Travers, Trans. V., p. 216. — Hutt., ib., p. 223 et 235. Zur Revision der Vögel Neuseelands. 181 Ein Männchen von den Chatham-Inseln (aus dem Museum in Wellington geliehen erhalten) stimmt ganz mit neuseeländischen überein; die Unterseite zeigt dichtere goldgrüne Querbinden, die zweite Schwanzfeder statt 2 rostfarbenen Querbinden nur ver- waschene rostfarbene Flecke an der Innenfahne, Hutton betrachtet die Exemplare von den Chathams-Inseln als eine von der neuseeländischen (lueidus) verschiedene Art, was aber nicht der Fall ist. p. 104. No. 13. Haleyon vagans Less. Buller, Hist. B. N.-Z., p. 69. — Potts, Trans. V., p. 172 (Le- bensw.). — Finsch, ib., p. 207. — Hutt., Ibis 1874, p. 36. — Hec- tor, N.-Z. Exh., p. 275 (Otago). Zahlreiche Exemplare, durch Dr. Haast erhalten, darunter auch kaum ausgeflogene Junge (December). Dieselben sind auf der Oberseite dunkler gefärbt und haben rostfahle Seitensäume an den Federn des Oberkopfes. Kropf und Brust zeigen schmälere und minder deutliche Querlinien als manche alte Vögel. Einer der letzteren zeigt keine Spur dunkler Querbinden, und Bürzel und obere Schwanzdecken lebhaft ultramarinblau, dunkler und schöner als bei A. sanctus. Potts giebt weitere ausführliche Mittheilungen über Lebens- weise und Brutgeschäft (l. c.). p- 105. Die FAM. UPUPIDAE ist aus der Avifauna Neuseelands zu streichen, und die Gattung Heteralocha in der FAM. GLAUCOPIDAE naturgemäss einzureihen (hinter No. 46).*) p. 106. No. 15. Prosthemadera Novae-Zealandiae (Gml.). Buller, N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hist. B. N.-Z, p. 87 (fg. opt. ad. et jun.). — Travers, Trans. IV., p. 202 (Lake Guyon). — id. ib. V., p. 215 (Chathams).,— Hutt,, Ibis 1872, p. 243. — Hec- tor, N.-Z. Exh., p. 275 (Otago). Junge Vögel (December), welche ich durch Dr. Haast erhielt, stimmen recht gut mit der Abbildung bei Buller überein, zeigen aber kein so deutliches helles halbmondförmiges Kehlschild, son- dern hier nur Andeutungen einer Querbinde. Hutton bemerkt eben- falls, dass er noch niemals Exemplare mit einem so deutlichen hel- len Querschilde gesehen habe und hält den abgebildeten Vogel für eine Varietät (Ibis 1874, p. 36). *) Vergl. Mus. Hein. I. (1851), p. 218, nota. Der Herausgeber 182 Dr. ©. Finsch: p. 107. No. 16. Pogonornis cincta (Du Bus). Bull., N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hist. B. N.-Z., p. 98 (e. fig. opt.). Sehr schön abgebildet bei Buller mit dem sehr abweichend gefärbten Weibchen. p. 107. No. 17. Anthornis melanocephala Gray. Buller, Hist. B. N.-Z., p. 96. — Hutton, Ibis 1872, p. 243. — Potts, Trans. V., p. 176 (Nest). — Travers, ib. p. 215. Durch Güte von Hutton erhielt ich Männchen und Weibchen dieser auf die Chatham-Inseln beschränkten Art. p- 107. No. 18. Anthornis melanura (Sparrm.). Buller, N.-Z. Exh, p. 255. — id. Hist. B. N.-Z., p. 91. — Travers, Trans. IV., p. 206 (Lake Guyon). — Hector, N.-Z. Exh,, p- 275 (Otago). — Brown, Ibis 1874, p. 97 (Nest). Junge Vögel (December) stimmen in der Färbung mit dem alten Weibchen, wie ich es (l. ce.) beschrieben, überein, haben aber schwarze Schwingen und Schwanzfedern. Nach Dr. Buller wäre diese Art im raschen Aussterben »be- griffen, was Hutton entschieden bestreitet (Ibis 1874, p. 36). p- 108. No. 19. Zosterops lateralis (Lath.). Bull, Hist. B. N.-Z. — Hutton, Ibis 1872, p. 244 (Cha- tham). — Potts, Trans. V., p. 178. — Travers, ib. p. 215. — Zo- sterops? Bull., N.-Z. Exh., p. 255. — Hector, ib. p. 276 (Otago). Zahlreiche Exemplare aus der Umgegend von Christehurch (Dr. Haast): Kinn und Oberkehle stets schwach olivengelb ge- {ärbt; der braune Ton der Seiten variirt in Intensität; ebenso das helle Gelb der unteren Sechwanzdecken. Diese Art ist sehr nahe mit Z, westernensis Quoy et Gaim. ver- wandt, von der sie sich nur durch das hellere Gelb auf Kinn und Öberkehle unterscheidet; auch sind bei westernensis die Seiten fast durchgehends heller gefärbt; in der Grösse stimmen beide. Arten durchaus überein. Sehr häufig, auf den Chatham-Inseln (Travers). Der harte Winter von 1872 hat diese Art sehr vermindert (Potts). p. 109. Streiche: Ordo V. Certhiadae: FAM. SITTINAE, und setze: Troglodytidae. FAM. TROGLODYTINAE. Eine sorgfältige Vergleichung der Gattungen Acanthisitta und Xenicus hat mich vollkommen überzeugt, dass ihre Stellung inner- Zur Revision der Vögel Neuseelands. 183 halb der Certhiadae eine durchaus naturwidrige ist und dass sie, zunächst mit 7esia und Pnoöpyga verwandt, zu den Zaunkönigen gehören, wie schon die hohen, gestiefelten Läufe und die kurzen, stark gerundeten Flügel zeigen. p- 109. No. 20. Acanthisitta chloris (Sparrm.). Buller, Hist. B. N.-Z., p. 112. — Hector, N.-Z. Exh., p. 275 (Otago). Ich erhielt durch Dr. Haast zahlreiche Exemplare, die mir über die Färbungsverschiedenheiten nach Alter und Geschlecht wiederholten Aufschluss gaben. Zwei Exemplare (2? Bealey, November), als „A. chloris 9“ bezeichnet, scheinen mir zu einer, bisher mit dieser Art verwech- selten as aha ana zu gehören, relae ich nach kritischer Durch- sicht der Synonymie auf: Acanthisitta citrina (Gml.) Motacilla citrina Gml., S. N. p. 979 (ex Lath.). —- ? Motacılla citrinella Forst., Deser. anim., p. 89. beziehen möchte. In der Färbung stimmen diese Exemplare ganz mit dem von mir (Journ. f. Orn. 1870, p. 252) beschriebenen Weibchen des Bremer Museum überein, zeigen aber nicht blos den Oberkopf, son- ‘ dern die Federn der ganzen Oberseite blassbräunlich mit schmalen schwarzen Seitensäumen, daher breit. bräunlich und schwarz längs- gestreift, eine breitere gelbe Querbinde an der Basis der Schwingen, die unteren Seiten deutlicher gelb und was die Hauptsache ist, ansehnlich längere Flügel, Läufe und Hinterzehe, wie die nachfol- senden Messungen zeigen werden, die ich der grösseren Genauig- keit halber in Centimeter-Maass gebe. Il. 7 Schw.: F.: 1: M.-Z: H.-2. (ohne Nagel): 53 Mm. 22—25 Mm. 11Mm. 21 Mm. 14 Mm. 10 Mm. citrna (2 Exempl.). 42—46. 18—22. 9—11. 17—19. 10—14. 1-8. chloris (12 Exemp!.). Es wird selbstverständlich einer weit grösseren Reihe von Exemplaren bedürfen, namentlich auch alter Männchen, ehe sich über den Werth dieser Art entscheiden lässt, und ich will mit diesem Hinweise nur zu weiteren Untersuchungen über diesen Ge- genstand auffordern. 184 Dr. OÖ. Finsch: p. 109. No. 21. Xenicus longipes (Gml.). ‘ Buller, Hist. B. N.-Z,, p. 115 (fig. opt. &. 2). — Potts, Trans. V., p. 176 (Lebensw., Nest). — Xenicus Stokesü, Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). Nach Buller’s Vergleichung des Gray’schen Typus im British- Museum ist X. Stokesü (l. c. p. 109, No. 22), das Weibchen dieser Art. Die Abbildung in der voy. Ereb. et Terr. t. 3. f. 1, nach einer Forster’schen Skizze, ist, als durchaus irrthümlich, gänzlich zu ver- werfen, wie ich nach Vergleichung von Exemplaren (durch Dr. Haast und das Colonial-Museum in Wellington leihweis erhalten), in Uebereinstimmung mit Dr. Buller, bestätigen kann. In Lebensweise und Nestbau, welche Potts beschreibt, spricht sich die nahe Verwandtschaft mit den Zaunkönigen deutlich aus. Dr. Buller’s Angaben, dass die Art vorzugsweis auf Bäumen lebe, ist falsch: „hält sich vielmehr an der Erde auf, als auf Bäumen“ (Haast in litt. und Hutton, Ibis 1874, p. 37). In Bezug auf das noch gänzlich unbekannte Brutgeschäft ist folgende briefliche Mittheilung Hutton’s werthvoll: „Ich fand das Nest dieser Art am 5. December nahe dem See Rotoiti in der Pro- vinz Nelson. Es war in einer Baumhöhle c. 20 Fuss über der Erde; die alten Vögel flogen aus und ein, um zu füttern.“ p. 109. No. 23. Xenicus gilviventris Pelz. Buller, Hist. B. N.-Z., p. 117 (cum fig. &. 9). Durch Güte von Dr. Hector erhielt ich den Typus von X. Haasti Buller zur Vergleichung aus dem Colonial-Museum geliehen. Es ist ein Weibchen, welches nach brieflicher Mittheilung von v. Pelzeln ganz mit dem Typus von X. gilvwentris übereinstimmt. Von den Weibchen der vorhergehenden Art durch die isabellbräunliche Färbung der Unterseite und hauptsächlich durch den auffallend langen Nagel der Hinterzehe unterschieden. H.-Z.: 9 Mm. Nagel derselben: 14 Mm. güviwentris. ” 9—10. 4 5 7—9. longipes.5 Exempl. p. 110. No. 24. Statt Orthonyx setze: Olitonyz ochrocephala (Gml.). Mohoua ochrocephala Bull., N.-Z. Exh., p. 255. — Hector, ib. p- 276 (Otago). — Orthonyw ochrocephala Bull., Hist. B. N.-Z., p. 103 (c. fig.). Ueber die systematische Stellung vergleiche meine ausführ- liche Darstellung im Journ. f. Orn. 18735, p. 393. — Zur Revision der Vögel Neuseelands. 185 Potts ist nach Vergleichung von Nest und Eiern ebenfalls zu der Einsicht gekommen, dass diese und die folgende Art wenig verwandt sind (Orthonyz, Trans. V., p. 177). | p- 110. Vor No. 25 setze: FAM. PARIDAE, und statt Orthonyz: No. 25. Phyllodytes albicilla (Less.) :Finsch, Journ. f. Orn. 1873, p. 398. — Orthonyx albieilla Bull., Hist. B. N.-Z., p. 101 (c. fig). — ib. Mohoua albieilla, N.-Z. Exh., p. 255. - und vergleiche meine kritische Darstellung über die systematische Stellung: Journ. f. Orn. 1873, p. 393. Dieselbe zeigt, dass Buller durchaus im Irrthum ist, wenn er diese Art als den Vertreter der vorhergehenden Art auf der Nord- insel betrachtet, da beide Arten generisch durchaus verschieden sind und sogar in verschiedene Familien gehören. Es war mir erst möglich darüber zu entscheiden, nachdem ich durch Güte Hutton’s Ph. albieillg aus eigener Anschauung kennen lernte. Der letztere Forscher spricht sich übrigens ganz in demselben Sinne aus und sucht einige Angaben Buller’s zu berichtigen, namentlich in Bezug auf den Gesang, den Buller mit dem von Magoscopus longipes Ver- wechselt hat (Ibis 1874, p. 36). p. 110. Statt Certhiparus setze: No. 26. Phyllodytes Novae-Zealandiae (Gm), Finsch, Journ. f. Orn. 1873, p. 397. — Certhiparus N.-Z. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 105. — Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — Potts, Trans. V., p. 178, pl. XVI. (Nest). — Finsch, ib. p. 207. —_ Hatt. Ibis 1874, p. 37. :p- 111. No. 27. Sphenoeacus punctatus (Quoy et G.). Bull., Hist. B. N.-Z,, p. 128 (ec. fig). — Potts, Trans. V., p. 177. — Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). . Dureh Dr. Haast erhielt ich Exemplare vom River Rakaia; beide Geschlechter stimmen überein. p. 111. No. (28). Sphenoeacus fulvus Gray ist nach Buller eine von der vorhergehenden wohlzuunterschei- dende Art (Hist. B. N.-Z., p. 130), und nicht — rufescens, wie ich vermuthete (Trans. V., p. 207). — p- 112. No. 29. Sphenoeacus rufescens Bull. Hist. B. N.-Z., p. 131 (e. fig). — Hutt., Ibis 1872, p. 244. — Travers, Trans. V., p. 215. Ich untersuchte ein Pärchen von den Chatham-Inseln (durch 186 Dr. ©. Finsch: Prof. Hutton erhalten) und überzeugte mich von der speeifischen Selbstständigkeit. Findet sich nur auf der Insel Mangare. p. 112. (No. 30). ?Myioscopus longtipes Less. Finsch, Trans. V., p. 207. Diese Art wird sich nur durch Vergleichung der Typen im Pariser Museum feststellen lassen, die an der Inselbai an der äussersten Nordspitze Neuseelands gesammelt wurden, und deren Beschreibung nach Lesson und Garnot erhebliche Abweichungen bietet. Nach Buller (Miro longipes, Hist. B. N.-Z., p. 119) würde sich die Art der Nordinsel (M. longipes) von der südlichen M. al- bifrons hauptsächlich durch geringere Grösse (Fl. 3 4) unter- scheiden, denn im Uebrigen stimmt seine Beschreibung sehr gut mit den mir vorliegenden Exemplaren der Südinsel überein. Nach Haast verschieden von albifrons und gute Art (in litt.); aber Hut- ton schreibt mir: „kaum zu unterscheiden von albifrons; Junge beider Arten sind ganz gleich.“ Turdus australis Sparrm., nee Gray (T. albifrons var. ß. Gml. et Lath.) bezieht sich wahrscheinlich auf die Art der Nordinsel. p. 112 et 161. No. 31. Myioscopus albifrons Gml. Petroica albifronssTravers, Trans. IV., p. 206 et 212 (Lebensw.). — Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — Miro albifrons Bull., Hist. B.>N,-Z,:7:. 322. Zahlreiche Exemplare, darunter auch junge Vögel, sämmtlich von der Südinsel, durch Dr. Haast erhalten, zeigen, wie ich bereits früher bemerkte, erhebliche Abweichungen in Grösse und Färbung; die Bauchpartie ist auch bei Exemplaren der Südinsel zuweilen fast rein weiss. 3 Fl.: 3” 6% — 3% 109,4» Schw. : 264 — 21ER Mundspl.: 9—104,". L.: 151, — 181%". M.-Zr 8 — albifrons (12 Exempl.). 71.2789 2; Schw.: 2” 612’. F.: 6° Mundspl.: 8, ES a longipes. (Nach Bulle.) p. 161. No. 32. Gerygone flaviventris Gray. Bull., N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hist. B. N.-Z., p. 107 (e. fig.). — Hutt., Ibis 1874, p. 37. — Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — @. aucklandica Pelz., Novara-Reise 1865, p. 65. Ein Weibehen aus der Umgegend von Christchurch (Dr. Haast) stimmt recht gut mit der Abbildung bei Buller (auf der Eudynamıs- Tafel) überein, zeigt aber eine hellere Oberseite, und Kinn und Kehle düster grau, wie das auch Buller in seiner Beschreibung an- Zur Revision der Vögel Neuseelands. 187 giebt, — Ein durch Güte von v. Pelzeln aus dem Wiener Museum . zum Vergleich erhaltenes Exemplar (Südinsel, Haast) zeigt Kinn, Kehle und Kropf etwas dunkler grau, und weniger gelblichen An- flug. — Die von mir bisher übersehene @. aucklandica Pelz., nach einem am 5. Januar durch Zelebor bei Auckland erlegten Exem- plare aufgestellt, kann ich, nach genauer Untersuchung des Typus, den ‘ich ebenfalls der Güte v. Pelzeln’s verdanke, nur für Alaviven- iris jung erklären. Das Exemplar stimmt in der Färbung ganz überein, nur ist die Unterseite mehr weisslich, ohne gelblichen An- flug, mit grau verwaschenem Kropfe und Seiten, und die zweite Schwinge zeigt einen sehr schmalen weisslichen Aussensaum. Das sanze Gefieder und die aufgeworfenen Mundwinkelränder sprechen sehr deutlich für den Jugendzustand, und daraus erklären sich auch die etwas geringeren Dimensionen. Gray’s Grössenangaben sind nicht ganz correct und übertreffen alle von mir bisher gemessenen Exemplare. Nie. Schw.: Papa ia: 54 Mm. 47 Mm. 8Mm. 19 Mm. laviwentris Wien. Mus. 50 — 8 20 ? (Haast). 47 41 8 19 aucklandica, Type. 57 — — 23 nach Gray. p- 162. (No. 33.) Gerygoneigata (Quoy et Gaim.). Das Verfahren Dr. Buller’s, diese Art nur deshalb aus der Liste der Vögel Neuseelands (Introd. Hist. B. N.-Z., p. XV.) zu streichen, weil ihm ihr Vorkommen nicht bewiesen scheint, ist eben so willkürlich als ungerechtfertist. Quoy und Gaimard be- schreiben die Art nach einem in Tasman-Bay in der Cooks-Strasse erlangten Exemplare, und es liegt kein Grund vor, ihre Localitäts- angaben anzuzweifeln. Nach der Abbildung und Beschreibung (voy. l’Astr. Zool.I., p. 201. pl. 11. £. 2) würde sich @. igata hauptsächlich durch den Mangel von Grau auf Kinn und Kehle (Unterseite weiss, gelblich verwaschen), rostfarbenen Bürzel und den schmalen weissen Augen- ring von flaviventris unterscheiden. Ein früher von mir beschrie- benes Exemplar -einer Gerygone aus Neuseeland stimmt in Bezug auf die letzteren Kennzeichen (namentlich den weissen Augenring) mehr mit igata als flaviventris überein, aber die Frage wird sich endgültig nur durch Vergleichung der Typen lösen lassen. Mög- licher Weise würde dieselbe eine Identität von @. flaviwentris mit, igata ergeben. 188 e Dr. O. Finsch: p. 162. No. 34. Gerygone albofrontata Gray. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 111. — Hutt., Ibis 1872, p. 244 (Cha- thams). — Travers, Trans. V., p. 216. — Hutt., ib. p. 222. Von dieser auf die Chatham-Inseln beschränkten Art konnte ich seither ein Exemplar untersuchen, welches mir durch Güte von Dr. Hector aus dem Museum in Wellington zur Vergleichung zu- gesandt wurde. Dasselbe stimmt mit Ausnahme nicht unbeträcht- licher Grössedifferenzen sehr gut mit der Darstellung Gray’s über- ein und ist an der Identität nicht zu zweifeln. p. 162. Hinter No. 34 schalte ein: Gerygone sylvestris Potts. Tr. et Pr. N.-Z. Inst. V., 1872, p. 176. — Gerygone sp. nov.? Potts, Ibis 1872, p. 326. — id. Trans. V., p. 177. — Gerygonesp.? Potts, Hutton, ib. p. 222. | Nach der Darstellung von Potts ist diese neue Art keineswegs identisch mit @. albofrontata, wie Buller annimmt (Ibis 1872, p. 326). p- 162. No. 35. Anthus Nodae-Zealandiae (Gml.). Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 152. — Hutt., Ibis 1872, p. 245 (Chathams). — Travers, Trans. V.,p. 216 (Chathams). — Hutt., Ibis 1874, p. 38. Männchen und Weibchen alt, aus der Umgegend von Christ- church, durch Dr. Haast, die von den zuerst durch Hutton erhalte- nen jüngeren durch die spärlichere dunkle Kropffleckung ab- weichen. Mehr noch als mit A. campestris ist die neuseeländische Art mit dem australischen Brachpieper (A. australis) verwandt; in der Färbung vermag ich in der That auch nicht einen durchgreifenden Charakter herauszufinden, aber die Grösse ist viel bedeutender namentlich Schwanz und Flügel ansehnlich länger. Fl.: 3. 5-3. 7. Schw.: 2. 7—2. 11. F.: 41,—5. L.: 10-11. M.-Z.: 7. H.-Z.: 41/,. Nag.: 41,—5. Novae-Zeal. 4 Expl. Fl: 3”, Schw.: 2.1. F.:51,. L: 111%. M.-2:7. HB-2: 4% Nag.: 61),. australis. Dr. Buller vereinigt A. Grayi Bp. (vergl. auch Finsch, Trans. V., p. 208) und A. aucklandicus Gray von den Aucklands-Inseln mit dieser Art, lässt aber leider die Typen Gray’s im British Mu- seum unerwähnt. p. 163. No. 37. Myiomoira macrocephala (Gml.) Finsch, Trans. V., p. 208. — Bull., N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hist. B. N.-Z., p. 126. — Hutt., Ibis 1874, p. 38. — Petroica Dief- = Zur Revision der Vögel Neuseelands. 189 fenbachi Hutt., Ibis 1872, p. 245 (Chathams). — Hector, N.-Z. Exh., p- 276 (Otago). — Travers, Trans. V., p. 216 (Chathams). Ich erhielt zahlreiche Exemplare von der Südinsel durch Dr. Haast und ein Männchen von den Chathams durch Prof. Hutton, sowie typische Exemplare seiner macrocephala und Dieffenbacht, aus dem Museum in Wellington. Nach sorgfältiger Vergleichung bin ich mehr als je überzeugt, dass M. Dieffenbachi Gray specifisch nicht zu trennen ist. Hutton hält die Exemplare mit lebhaft orange- farbenem Kropffleck für Dieffenbachi, und die mit einfarbig rost- gelbem Kropfe für macrocephala, aber die Sache verhält sich ge- rade umgekehrt, wie ein Blick auf Latham’s Abbildung zeigt. For- ster’s Turdus minutus bezieht sich auf Exemplare ohne orangegelben Kropffleck, ebenso Diefenbachi Gray. Die Synonymik dieser Art bedarf übrigens noch der genaueren Darstellung. In der Ausdehnung des Orange auf dem Kropfe, welches bei recht alten Männchen eine Querbinde unter dem Schwarz der Kehle bildet, herrscht grosse Verschiedenheit; zuweilen sind nur Spuren von orangefarbenen Federn angedeutet. Der von mir (d. f. Orn. 1870, p. 256) beschriebene „junge Vogel“ stellt das Kleid des alten Weibchens dar. — ' Kommt nicht auf der Nordinsel vor, wie ich (l. c. p. 163) irr- thümlich angab, sondern nur auf der Südinsel, den Chatham- und Auckland-Inseln. p. 164. No. 38. Myiomoira toitoi (Less.). Finsch, Trans. V., p. 268. — Bull, Hist. B. N.-Z., p. 124. - Ich untersuchte ein Exemplar dieser ausgezeichneten Art, wel- ches mir vom Colonial-Museum in Wellington durch Dr. Hector leihweise gesandt wurde. p. 164. Hinter No. 38 schalte ein: Myiomoira Traversii (Hutton) Petroica Traversi Hutt., Ibis 1872, p. 245. — Miro Traversi Bull, Hist. B. N.-Z., p. 123. — Petroica nov. spec. Finsch, J. f. Orn. 1872, p. 274. — Petroica Traversi Travers, Trans. V., p. 216. — Petr. Trav. Hutt., ib. p. 223. — ib. Ibis 1874, p. 37. "Durch Güte von Professor Hutton erhielt ich zwei Exemplare dieser seltenen, auf die Chatham-Inseln (Mangare) beschränkten Art, welche sich durch die unicolore schwarze Färbung so sehr auszeichnet. Beide Geschlechter durchaus übereinstimmend. Die Art schliesst sich generisch ganz an die vorhergehenden an, und rangirt nicht mit Miro (Myioscopus), wie Dr. Buller annimmt, 190 Dr. O. Finsch: p. 164. No. 39. Rhipidura flabellifera (Gml.). Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 143. — Hutt., Ibis 1872, p. 245 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 216. — Hutt., ib. p. 223. — Potts, ib. p. 182. Durch Güte von Dr. Hector konnte ich ein Exemplar von den Chatham-Inseln vergleichen ; dasselbe zeigt die Endspitzen der Flü- geldecken etwas grösser und deutlicher weiss, im Uebrigen aber keinerlei Verschiedenheiten. p. 165. No. 40. Rhipidura fuliginosa (Sparrm.). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 146. — Potts, Trans. V., p. 185. — Finsch, ib. p. 208. — Eh. melanura Hect., N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). Mit dieser Ari fällt Rh. melanura Gray (l. c. p. 165, No. 41) unbedenklich zusammen. Gray begründete letztere Art auf Exem- plare mit einem weissen Augenfleck, der indess keineswegs als constantes, sondern nur als zufälliges Kennzeichen gelten darf. Unter den zahlreichen mir vorliegenden Exemplaren (durch Dr. ‘ Haast und das Museum in Wellington erhalten) finden sich ein- zelne, welche über dem Auge weisse Federn besitzen; bei einem ist auf der rechten Seite hinter dem Auge auf Schläfen und Ohr- gegend ein grösserer weisser Fleck vorhanden, dagegen links nur einzelne weisse Federchen unter dem Auge und auf den Backen. p. 165 et p. 373. Statt Collurieincla concinna setze: GFraucalus parvirostris Gould. Graucalus concinnus Hutt., Trans. V., p. 226. — Morton, ib. p. 225. — Gr. melanops Bull., Hist. B. N.-Z., p. 148. wie ich nach Untersuchung eines der Typen (von Invercargile), welches ich durch Güte von Dr. Hector aus dem Wellington-Mu- seum geliehen erhielt, auf das bestimmteste erklären muss. Das Exemplar ist ein noch nicht ausgefärbter Vogel, wie die breiten , weissen Aussensäume der zweiten Schwingen und die am Ende mehr spitz gerundeten Schwanzfedern deutlich zeigen, die eben ein sicheres Zeichen des Jugendzustandes und ohne specifischen Werth, wie Hutton annimmt, sind. (Gr. parvirostris unterscheidet sich von melanops übrigens nur durch den kürzeren und schwäche- ren Schnabel. Fl.: Firste: Breite an Basis: UusByH! guet, 5%: Type von concinnus. ch, 81;. 5. parvirostris. Tasmanien. Zur Revision der Vögel Neuseelands. 1 Fl.: Firste: Breite | an Basis: ee Sllaun Dur parvirostris. Tasmanien. USB, SR. 6. melanops. N.-S.-Wales. 15:9 il. 61;. R ; 1.30. yum 6. s; ; 2 Ein zweites Exemplar, ebenfalls ein jüngerer Vogel, wurde 1870 bei Invercargill erlegt und Hutton notirt noch 3 Zeugen, welche den Vogel gesehen zu haben behaupten. Dennoch darf man mit Sicherheit annehmen, dass alle diese Fälle auf zufällig ver- flogene Individuen von Tasmanien Bezug haben und Gr. parw- - rostris eben nur als Irrgast auf Neeseeland betrachtet werden muss. p. 166. Streiche FAM. CORVIDAE und setze vor No. 43: FAM. PTILORHYNCHIDAE. Sundev., Meth. nat. av. 1872, p. 19. Auf die nahe Verwandtschaft dieser Gattung mit Struthidea habe ich schon hingewiesen, aber Sundevall blieb es vorbehalten, die weiteren Beziehungen festzustellen. Mit Ausschluss der Genera ‚Sericulus und Cinclosoma stimme ich der Zusammenstellung dieser Familie, als einer durchaus natürlichen, vollkommen bei. p. 166. No. 43. Keropia crassirostris (Gml.). Turnagra crassirostris Bull. Hist. B. N.-Z., p. 159 (ec. fig.). — Hect., N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). Eine ausführliche Lebensschilderung giebt Potts (Trans. V., p. 179, und Journ. Linn. Soc. XI., p. 505—509). p- 166. No. 44. Keropia tanagra (Schleg.). Finsch, Trans. V., p. 208. — TZurnagra Hectori Bull., Hist. B. N.-Z,, p. 135 (ec. fig.). p. 167. Vor No. 45 schalte ein: FAM. GLAUCOPIDAE. Callaeadinae Sundev., Meth. nat. av. 1872, p. 40. Cabanis hat zuerst (Mus. Hein. I., p. 218) mit Scharfblick auf die nahe Verwandtschaft der 3 folgenden Genera hingewiesen, und Sundevall (l. ce.) ihre systematische Stellung vollends gesichert, die bisher eine mehr willkürliche war. p- 167. No. 45. Glaucopis cinerea Gml. Bull, Hist. B. N.-Z., p. 155 (ce. f.). — Travers, Trans. IV., p. 206 et 212 (Lake Guyon). — Hutt., Ibis 1874, p. 38, — Calloeas Wilsoni Hect., N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). Sehr hübsche Lebensbeobachtungen giebt Travers; nach ihm 192 Dr. ©. Finsch: gehört der Kokako zu den besten Sängern Neuseelands und lässt sich ohne Mühe aufziehen. p. 167. No. 46. Glaucopis Wilsoni Bp. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 152 (e. fig. opt... — Hector, Trans. IND. 364 — Ola — Finsch, ib. V., p. 208. Ich überzeugte mich durch Untersuchung weiterer Exemplare (aus dem Museum Turati) von der Selbstständigkeit dieser Art. p. 167. Hinter No. 46 schalte ein:- Heteralocha acutirostris (Gould) — ]. c. p. 105, No. 14. — Buller, Hist. B. N.-Z., p. 63 (c. fig. opt. &, 2). — Knox, Trans. V., p. 431. Die anatomischen Untersuchungen Garrod’s (Proc. Z. S. 1872, p. 643, — Murie, Ibis 1873, p. 201, — Bull., Introd. Hist. B. N.- Z., p. XVII.) bestätigen die nahe Verwandtschaft dieses Genus mit den Sturniden, welche schon Gray (Handl. of B. II., p. 22) sehr richtig vermuthete. — Hutton berichtigt einige Angaben Dr. Bul- ler’s in Betreff des Zungenbaus (Ibis 1874, p. 36). p. 167. Streiche Subfam. Sturninae, da, p. 167. No. 48. Oreadion carunculatus (Gml.), Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — Bull., ib. p. 255. — id. Hist. B. N.-Z., p. 149 (c. f. opt. ad. jun.). — Ense Trans. V., p. 208. | wie bereits bemerkt, nicht in die Fam. Sturnidae, sondern in die vorhergehende gehört. Ich erhielt von Dr. Haast alte und junge Vögel von Akarak (Südinsel). Das alte Weibchen stimmt mit dem Männchen überein, das Junge mit der von Dr. Buller, s. n. Cr. cinereus, beschriebenen Färbungsstufe, die übrigens schon von Latham und Quoy (voy. l’Astr. t. 12) abgebildet wird. Sehr interessante Nachrichten über Lebensweise und Nest bei Potts (Trans. V., p. 183, t. XVD. Nest). p. 167. (No. 47). Aplonis zealandicus (Quoy et Gaim.) wird von Dr. Buller aus demselben Grunde als Gerygone igata weggelassen, obwohl gar kein Grund vorliegt, warum der sehr eigenthümlich gefärbte, charakteristische Vogel nicht wieder gefun- den werden sollte. Quoy und Gaimard sammelten ihn bei Tas- mans-Bai ein. p. 168. No. 49. Carpophaga Novae-Zealandiae (Gml.). Hector, N.-Z. Exh, p. 276 (Otago). — ib. Bull, p. 255. — Zur Revision der Vögel Neuseelands. 193 id. Hist. B. N.-Z., p. 157 (e. fig. opt.). — Hutt., Ibis 1872, p. 246 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 216 (Chathams; Ei). Die von Hutton und Travers als angebliche Eier dieser Art beschriebenen (]. c.), gehören zu T’halassidroma fregata; nach Hut- ton auch die Beschreibung des Eies bei Buller (Hutt., Ibis 1874, p. 39). M | p. 168. No. 50. Coturnix Novae-Zealandiae Quoy et Gaim. Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). — Bull, Hist. B. N.-Z., p. 161 (e. f£. opt.). — Potts, Trans. V., p. 185. Dr. Buller giebt Daten über das allmälige Verschwinden dieses Vogels auf der Nordinsel (zuletzt 1869), welcher auf der Südinsel ebenfalls immer seltener wird und dem völligen Aussterben nahe ist. Dr. Haast schreibt mir (12. April 1873): „Es dürfte Sie viel- leicht interessiren, Etwas über diese Wachtel zu hören, welche wohl in wenigen Jahren vollständig verschwunden sein dürfte. Ich kenne nur zwei Plätze, einen an der Westküste und eine kleine Insel im Tasmanflusse, welche sie noch beherbergen; doch soll sie sich in Otago und Nelson noch an einzelnen Stellen finden.“ + - p. 168 No. 51. Charadrius fulvus (Gml.). Bull. Hist. B. N.-Z.,, p. 212. — Hutt., Ibis 1874, p. 40. Das einzige in den Museen Neuseelands vorhandene Exemplar dieser Art, welehes von Neuseeland herstammen soll, ist das im Auckland-Museum, welches ich durch Güte von Dr. Hector zum Vergleich erhielt. Es trägt das bekannte Winterkleid. p. 168. No. 52. Charadrius obseurus Gnml. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 208. — Potts, Trans. V., p. 197 (Le- bensw.). — Oh. bieinetus Hect., N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). „Brütet zusammen mit Ch. bicinctus hoch im Gebirge. Ich habe beide Arten auf vielen hohen Bergen brütend gefunden, so am Mount Torlssu (?) 6150‘ hoch (im Januar) und am Brownings- Pass. (4700‘) im Herzen der Alpen (im März; Alte und Junge)“ — Haast. in litt. (12. April 1873). p- 169. No. 53. Charadrius bicinctus Jard. Bull, Hist. B. N.-Z., p. 210. — Hutt., Ibis 1872, p. 246 (Cha- thams). — Travers, Trans. V., p. 217 (Chathams). — Potts, Trans. V., p. 197 (Gewicht). — Ch. frontalis et sp. 34. a. Hect., N.-Z. Exh,, p- 277 (Otago). — Ch. zanthocheilus Bull. N.-Z. Exh., p. 255. Ein durch Dr. Haast erhaltenes Weibchen (Septbr. Selwyn, Cab. Journ. f. Ornith. XXI. Jahrg. No. 126. April 1874. 13 194 Dr. ©. Finsch: Südinsel) hat eine schmälere dunkelbraune 'Kehlbinde und die kastanienbraune mit weissen Federn gemischt. p- 169. No. 54. Thinornis Novae-Zealandiae (Gml.). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 214 (ec. fig. opt. ad. et jun.). — Hut- ton, Ibis 1872, p. 246 (Chatham). -— Travers, Trans. V., p. 217 (Chatham). Nach Dr. Buller’s Untersuchungen des Typus von TA. Rossü Gray (p. 169, No. 55) von Aucklands-Inseln, ist diese Art nur der junge Vogel der obigen. Durch Güte von Prof. Hutton erhielt ich ein eher des seltenen Vogels von Chathams-Inseln, und finde nach Untersuchung desselben die generische Absonderung vollkommen gerechtfertigt. Travers fand die Art nur auf der Insel Mangare (Chathams). p- 169. No. 56. Anarhynchus frontalis Quoy et Gaim. Bull., Hist. B. N.-Z,, p. 216. — Potts, Trans. V., p. 197 (Ge- wicht). — Hutt., Ibis 1874, p. 40. — Brown, ib. p. 97 (Ei). — Thinornis Rossi Hect., N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). Ein Weibchen (Septbr. 1872: Dr. Haast) besitzt keine dunkle Querbinde hinter dem Weiss der Stirn und eine nur sehr schmale schwarze Kropfquerbinde. Bei der Ausführlichkeit meiner Darstellung über dieses Genus und Art (Journ. f. Orn. 1870, p. 341) ist es auffallend, dass die- selbe von Dr. Buller nicht einmal erwähnt wird, eben so wenig wie Dr. Hartlaub’s interessanter Artikel (Proc. Z. S. 1869, p. 4). — 4 p. 170. No. 57. Strepsilas interpres (L.). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 221. Hinsichtlich des Vorkommens dieser Art liegen mehrere Bei- spiele vor; sie scheint zu den regelmässigen Herbst- und. Winter- gästen zu gehören. „Ein Exemplar im Sommerkleide wurde am 21. April bei Auckland erlegt“ (Hutt. in litt.). p- 170. No. 58. Haematopus longirostris Vieill. Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). — Bull., Hist. B. N.-Z,, & 223. — Hutt,, Ibis 1873, p- 246 (Chathams).. — Travers, Trans. V., p. 217, et IV., p. 206. — Brown, Ibis 1874, p. 96 (Ei). Statt „Ellmann-See“ lies hier und für die Folge „See Ell- mere“, oder wie Potts schreibt: „Lake Ellesmere“. p. 171. No. 60. Ardea egretta Gml. Finsch, Trans. V., p. 208. — A. syrmatophora Bull., Hist. Bi N--Z,, p. 226. — 4. alba Potts, Trans. V., p. 197. — Morton, ib, D. 225; | | Zur Revision der Vögel Neuseelands. 195 Ueber eine grössere Nistcolonie dieser in Neuseeland so über- aus seltenen Vogelart berichtet Buller nach Mittheilungen von Fox. Morton giebt Nachweis der Farbenveränderung der Nackttheile nach dem Alter, ohne indess die saisonalen zu erwähnen. — Im Leben: „basis der Tibia innen gelblichgrün, wie die Sohlenmitte; übrige Beine und Zehen schwarz; Schnabel orangegelb mit schwarzer Spitze“ (Haast in litt... Nach Hutton niemals auf den Chatham- Inseln (Ibis 1872, p. 250). p. 172. No. 61. Ardea Novae-Hollandiae Lath. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 231 (ce. fig. opt... — 4. flawirosiris Hect., N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). p. 172. No. 62. Ardea sacra Gml. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 223 (ec. fig. opt.). — Finsch, Trans. V., p. 208. — Morton, ib. p. 226. — A. matook Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). Die hier citirte Localität „Hawkes-Bay“ liegt an der Ostküste der Nordinsel. Buller erwähnt, dass die weisse Varietät dieses Reihers noch niemals auf Neuseeland beobachtet worden sei und hält sie des- halb für eine verschiedene Art, was indess unrichtig ist, wie die Untersuchung an sehr reichhaltigem Material mir vollkommen zeigte (vergl. Finsch u. H., Journ. f. Orn. 1870, p. 136). Hutton führt die Art (Cat. p. 27) auch von den Chathams an, ohne indess sicheren Nachweis zu liefern. p: 172. No. 63. Ardea pusilla Vieill. 'Ardetta maculata (Lath.) Bull. Hist. B. N.-Z., p. 235. Die Identität dieser Art mit der südafrikanischen A. podiceps, wie sie Hutton (Trans. V., p. 236) annimmt, ist noch keineswegs erwiesen. | p. 172. No. 64. Ardea poeciloptila Wagl. Botaurus poeciloptilus Bull., N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hist. B. N.-Z. p. 238. — Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). — Ardea poeciloptera Hutt., Ibis 1872, p. 246 (Chathams). — Ard. poecilo- piera Travers, Trans. V., p. 217 (Chathams). | p- 173. No. 65. Nyeticoraw caledonicus (Lath.). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 233. Nach Hutton ist das durch Dr. Buller vor 16 Jahren in der Provinz Wellington erhaltene Exemplar das einzige authentische Neuseelands (Ibis 1874, p. 41) und bleibt hinsichtlich der Herkunft noch zweifelhaft (in litt.). 13* 196 Dr. ©. Finsch: p. 173. No. 66. Statt Limosa uropygialis Setze: Limosa Novae-Zealandiae Gray. Bull, N.-Z. Exh., p. 255. — Heetor, ib. p. 277 (Otago). — L. Baueri Bull., Hist. B. N.-Z., p. 198. — Z. uropygialis Hutt., Ibis 1872, p. 246 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 217 (Cha- thams). Zwei im October erlegte Weibchen (durch Dr. Haast erhalten) zeigen auf der Unterseite einzelne rostrothe Federn, als Zeichen des hervortretenden Frühlingskleides, welches in Neuseeland indess wohl nie seine volle Ausbildung erhalten dürfte, da‘ die Vögel früher wegziehen. Wie ich bereits anführte (Orn. Centr.-Polyn., p. 182), ist die durch Naumann zuerst mitgetheilte Benennung „Z. Bauer.“ als blosser Manuseriptname ohne Werth. Der Priorität zu Folge muss dagegen Gray’s Name, dem eine Beschreibung zu Grunde liegt, eintreten. p. 173. No. 67. Recurvirostra rubricollis Temm. Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). — R. Novae-Hollandiae (Vieill.) Bull, Hist. B. N.-Z., p. 201. p- 173. No.68. Zimantopus Novae-Zealandiae Gould. Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). — Bull, Hist. B. N.-Z,, p. 205. — Travers, Trans. IV., p. 207. — Finsch, ib.V., p. 209. — Brown, Ibis 1874, p. 96 (Ei). — H. spicatus Potts, Trans. V., p. 198. Dr. Buller beschreibt das bekannte Sommer- und Winterkleid und das Junge dieser Art, welches sich durch die charakteristischen rostfarbenen Endsäume der Federn der Oberseite leicht unterscheidet. Pott’s neuen Z. spicatus, nach einem Weibchen (im October erlegt) aufgestellt, kann ich, selbst ohne den Typus gesehen zu haben, für nichts anderes als ein im Uebergange vom Winter- zum Herbstkleide begriffenes Exemplar halten und zögere daher, die Art als solche aufzunehmen; ob mit Recht, wird erst durch weitere Untersuchungen nachzuweisen sein. Die angeblich geringere Schna- bellänge bestätigt sich bei Vergleichung mit Exemplaren des ech- ten H. Novae-Zealandiae nicht. — Dr. Haast ist trotz eines reichen Materials über die saisonalen Farbenveränderungen dieser Art noch nicht im Klaren (in litt.), und Hutton spricht sich in demselben Sinne aus (in litt.). Wie ihm Potts versicherte, wären „ganz schwarze Exemplare im Sommer so häufig als im Winter“; aber es könne wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die Art ein verschiedenes Winter- und Sommerkleid anlegt. ER Zur Revision der Vögel Neuseelands. 197. * p. 174. No. 70. Tringa canutusL. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 194. — Finsch, Trans. V., p. 209. — Abruitkiue obscurus Hect., N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). Durch Güte von Prof. Hutton erhielt ich ein auf Neuseeland erlegtes Exemplar (Winterkleid, wie Fig.2, Taf. 183 bei Naumann), welches ganz mit europäischen und nordamerikanischen überein- stimmt, und keineswegs zu Tr. crassirostris gehört, wie ich ver- muthungsweise aussprach. Auch diese Art bestätigt meine Annahme (Journ. f. Orn. 1867, p. 509), „dass manche dem höchsten Norden angehörende Arten auf ihrem Winterzuge Neuseeland als südlichsten Haltepunkt be- rühren.“ E15: 11. Schw..2.1. F. 14 1.14. M-2%9 p- 174. Hinter No. 70 schalte ein: 7 Tringa acuminata Horst. Limnoeinchus australis Potts, Trans. V., p. 198. Dr. Haast erhielt ein Pärchen dieser Art im December vom Lake Ellesmere, die ganz mit australischen übereinstimmen (in litt... Potts beschreibt das Männchen im Sommerkleide (1. c.). p. 174. No. 71. Gallinago aucklandica (Gray). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 196. — @. pusilla Hutt., Ibis 1872, p. 247 (Chathams). — G@. pusilla Travers, Trans. V., p.217 (Chathams). Nach Dr. Buller’s Untersuchung der Typen im British-Museum fällt @. pusila Bull. (p. 174, No. 72) unbedenklich mit dieser Art zusammen. Durch Güte von Prof. Hutton erhielt ich ein Pärchen der @. pusilla von den Chathams-Inseln, die in der Grösse aller- dings erheblich von den Maassangaben Gray’s abweichen: Bl 2, Schw.:/ .E.: L.: M.-2.: 32.1; 16. else eluhs 11. d. Chatham-Inseln. 3.6. 14. 18. 32: 1022.02. % 4. 6. _ 2.4, 1. — aucklandica. (Nach Gray.) Aber Buller führt Mittelformen an, welche die Annahme zweier Arten mehr als zweifelhaft machen. G. aucklandica wurde, ausser von den Aucklands- und Cha- thams-Inseln, neuerdings auch von Neuseeland nachgewiesen (Golf von Hauraki). Hübsche Lebensbeobachtungen bei Travers (l. c.), der die Art nur auf Mangare fand. p. 174. No. 73. Ocydromus troglodytes (Gml.). Finsch, Trans. V., p. 209. — O. australis Hutt., Cat. p. 31. — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 170 (ec. fig. opt.). 198 Dr. ©. Finsch: Ueber diese von Dr. Buller verkannte Art vergleiche: O. tro- glodytes Hutt., Journ. f. Orn. 1873, P- 398. — Finsch, ib. p. 402, und Hutton, Ibis 1874, p. 39. Das angebliche Vorkommen von Ocydromus auf den Chathams ist ein durchaus irrthümliches (Hutt., Ibis 1872, p. 250). p. 174. Hinter No. 73 schalte ein: Ocydromus Hectori Hutt. Journ. f. Orn. 1873, p. 39. . Durch Güte von Dr. Hector erhielt ich den Typus dieser Art, ein altes Männchen von Otago, aus dem Colonial-Museum in Wel- lington leihweise zum Vergleiche und halte dasselbe, nach genauer Vergleichung, für eine wohlberechtigte Art. Sie stimmt am meisten mit ©. troglodytes überein, hat aber einen mehr in’s Rostgelbrothe ziehenden Färbungston, der nicht so dunkel als bei auszrakis ist, und unterscheidet sich von beiden Arten: durch die am Ende stumpfgerundeten (nicht spitz-zulaufen- den) Schwingen, die rundlichen schwarzen Endflecke auf Vorder- hals, Hals- und Kropfseiten, die deutlichere Querbänderung der unteren Seiten, die schmalen schwarzen Querbinden der 1. Schwingen, die breiten, zahlreichen, schwarzen Querbinden der 2. Schwingen, und von australis ausserdem durch bedeutendere Grösse. Fl. 7.2. Schw..5., F. 251... 1.50. NZ p. 178. No. 74. Ocydromus australis (Sparrm.). Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago), — Finsch, Trans. V., p. 209. — Travers, ib. IV., p. 206. — Brown, Ibis 1874, p. 94 (Ei). — 0. Earli Bull., Hist. B. N.-Z., p. 165 (ec. fig. opt... — Rallus australis Vieill., Exc. Meth., p. 1067 (excl. 2 et 3 espece). Da Dr. Buller leider den Typus von O. Earli im British-Mu- seum unerwähnt lässt, so wird es nur durch Vergleichung desselben möglich sein, die Frage zu lösen, ob derselbe wirklich zu der obi- gen Art oder zu der folgenden (EZark Finsch u. Hutt.) gehört. Vergleiche hierüber: O.australis Finsch, Journ. f. Orn. 1873, p. 402. — Hutt., ib., p. 399. Sehr interessante Beobachtungen über die Weka und die Art ihres Fanges giebt Travers (1. e.). — Nach Buller wären Bastarde von dieser Ralle und Haushühnern(!) schon öfters vorgekommen, was Hutton mit Recht bezweifelt (Ibis 1874, p. 39). — „Die Stimme ähnelt zuweilen dem Heulen eines Hundes, öfters liess der Vogel aber einen trommelartigen Ton hören, der im Ma- gen entsteht, und den man hervorbringen kann, wenn man den Zur Revision der Vögel Neuseelands. 199 Vogel an den Beinen hält und ihn mit der Hand sanft über den Rücken streicht. — Dunenjunge sind rauchschwarz mit einem hel- len Ohrfleck; Schnabel schwarz; Beine röthlich.“ (Hutt. in litt.) p- 179. No. 75. Ocydromus Earli Gray, Finsch, Journ. f. Orn. 1873, p. 404. — Hutton, ib. p. 401. — id., Ibis 1874, p. 39. | Auf diese durch die lebhaft zimmtrostbraune Färbung ausge- zeichnete Art, sofern ich in der Deutung derselben überhaupt rieh- tig bin, bezieht sich wahrscheinlich der von Potts (Trans. V., p. 199) erwähnte Ocydromus. und Rallus australis Vieill. ‚Ene. Meth,, p. 1068 („un autre Räle“). ! Es möge hierbei mit bemerkt werden, dass Vieillot (l. c.: „le troisieme“) einen Ocydromus von Lord Howe’s Island beschreibt, der jedenfalls auf O. sylvesiris Scl. (Proc. 1869, p. 472, pl. 35) Be- zug hat. p- 180. No. 76. Ocydromus fuscus (Du Bus). Finsch, Trans. V., p. 209. — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 174. — Hutt., Journ. f. Orn. 1873, p. 400. — O0. brachypterus Hect., N.-2. Exh., p. 277 (Otago). Eine Vergleichung des Typus von Galkrallus fuscus Du. Bus mit O. nigricans war mir nicht möglich, wie Dr. Buller irrthümlich ausspricht. Ich konnte (Journ. f. Orn. 1870, p. 354, und 1872, p. 181) nur darauf hinweisen, dass der Typus von 0. nigricans mit der Abbildung, nicht aber mit dem Text von Du Bus übereinstimmt. Im letzteren werden rostrothe Querbinden an der Innenfahne der Schwingen beschrieben, welche nach Buller indess individuell va- riiren und bald mehr, bald minder deutlich entwickelt sind. p- 180. Hinter No.76 schalte ein: Ocydromus Finschi Hutt. Journ. f. Orn. 1873, p. 400. Auch von dieser Art erhielt ich durch Hutton’s freundliche Vermittelung den Typus aus dem Colonial-Museum in Wellington zur Untersuchung geliehen. Von einer Identität mit Gallirallus brachypterus Lafr., wie Hutton vermuthet, kann nicht die Rede sein; desto mehr scheint mir aber eine solche mit O. fuscus möglich, und es wird jedenfalls einer Reihe von Exemplaren bedürfen, um O. Finschi als Art sicher zu stellen. So weit sich bis jetzt urtheilen lässt, würde sich dieselbe immerhin durch die über beide Fahnen schwarz und rostbraun quergebänderten Schwingen und die quer- 200 Dr. ©. Finsch: liniirten Seiten unterscheiden. Die Schwingen sind am Ende scharf zugespitzt. | Fl. 6.3. Schw. 4 6. F.18 L. 27. M.-2. 24. p. 131. No. 77. Rallus pectoralis Less. Finsch, Trans. V., p. 209. — R. philippensis Bull., Hist. B. N.- Z., p. 176 (ce. fig. opt.). — R. pietus Potts, Trans. IV., p. 202, und V., p. 199. pl. XVIIL £. 2. 2. a (Kopf). — AR. assimilis Hect., N.- Z. Exh., p. 277 (Otago). Potts bemüht sich, die Selbstständigkeit seines R. pietus von peetoralis zu beweisen und giebt zur Vergleichung Abbildungen des Kopfes und Schnabels beider Arten, die indess, wie die beigegebenen Maasse, nur die individuelle Abweichung dieser Ralle illustriren, auf welche ich bereits wiederholt hinwies (vergl. Orn. Centr. Polyn., p- 161, — Proc. Z. S. 1871, p. 25, und 1872, p. 107, — Journ. f. Orn. 1870, p. 136). p. 182. (No. 78.) Rallus Dieffenbachi Gray. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 179 (e. fig. opt.). Nach Buller ist diese Art auf den Chatham-Inseln so selten, dass man sie fast als ausgestorben betrachten kann, was Hutton bestätigt (Ibis 1872, p. 247). — p. 182. Hinter No. 78 schalte ein: Rallus modestus Hutton. Ibis 1872, p. 247. — id. Trans. V., p. 223. — Travers, ib. p. 217. — Rallus nov. sp.! Finsch. 1. c. p. 274. „Olivenbraun, mit bleigrauer Federbasis; Brustfedern schwach blass-rostfarben gespitzt, Federn des Unterleibes und der Seiten mit zwei schmalen Querbinden von derselben Farbe; Kehle dun- kelgrau, jede Feder schwach braun gespitzt; Schwingen braun, die ersten drei mit schwachen röthlich-rostfarbenen Querbinden; 4. und 5. Schw. die längsten; Schwanz sehr weich, kurz, braun; Iris hell- braun, wie Schnabel und Füsse. — Jung einfarbig braun, — Fl. 3. 15. Mundsp. 1. 4 Tars. 1; Mittelzehe mit Nagel 1. 4”. (Hutton). — Die Verbreitung dieser Art ist nach Travers auf Mangare, einer Insel der Chatham-Gruppe, beschränkt. Es gelang ihm nur, ein Dunenjunges und das auf dessen Geschrei herbeieilende Weib- chen zu erlangen. Dieser Umstand spricht sehr entschieden gegen die Behauptung Buller’s, dass A. modestus nur der junge Vogel von Dieffenbachi sei (Hist. B. N.-Z., p. 180, — id. Ibis 1874, p. 93), wogegen Hutton nicht nur Verwahrung einlegt, sondern sogar eine Zur Revision der Vögel Neuseelands. 201 subgenerische Trennung beantragt (Ibis 1872, p. 349, mit Figur des Kopfes), die, nach den angegebenen Kennzeichen zu urtheilen, nicht ungerechtfertigt erscheint. Ich selbst darf mir kein Urtheil erlauben, da mir R. Dieffenbachi (Unicum des British-Museum) nicht aus eigener Anschauung und A. modestus nur nach einem Stück mit Federn bekleideter Haut bekannt ist, welches ich durch Güte von Dr. Hector zur Ansicht erhielt. p- 182. (No. 79.) Ortygometra affinis Gray. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 183 (ec. fig. opt.). — Hutt., Ibis 1372, p. 247 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 213. — Hector, N.- 2. Exh., p. 277 (Otago). Von Travers auch auf den Chatham-Inseln nachgewiesen, aber hier äusserst selten. (p. 182. No. 80.) Ortygometra fluminea Gould ist vorläufig aus der Liste der Vögel Neuseelands zu streichen. Siehe Nachtrag. p. 183. No. 81. Ortiygometra tabuensis (Gml.). Bull. Hist. B. N.-Z., p. 181 (ec. fig. opt.). — Hutt., Ibis 1872, p- 247 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 218 (Chathams). — Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). Sehr selten auf den Chathams. p. 183. No. 82. Porphyrio melanonotus Temm. P. melanotus Bull., Hist. B. N.-Z., p. 185. — Hutt., Ibis 1872, p. 247 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 218 (Chathams). — Brown, Ibis 1874, p. 96 (Ei). — Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). p- 184. No. 83. Notornis Mantellii Owen. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 190 (c. fig. opt.). Dr. Buller weiss zu den früher ausgesprochenen Muthmassungen über die Existenz dieses Vogels (vergl. Journ. f. Orn. 1870, p. 356) nichts Positives hinzuzufügen; ein Herr Gibson will 1866 ein Exem- plar gesehen haben und Dr. Hector fand 1862 am Thompson Sund im Südwesten der Provinz Otago Spuren im Sande, welche er als die von Notornis betrachtet. — Dass Fulica alba White von Nor- folk-Insel ebenfalls ein echter Notornis ist, erklärte ich nach Un- tersuchung des Typen in Uebereinstimmung mit v. Pelzeln schon früher (Journ. f. Orn. 1867, p. 335). Vergl. auch: Pelzeln, Ibis 1873, p. 44, und Salvin ib., p. 29, t. X. (fig. opt.). — p- 184. No. 834. Dendrocygna Eytoni Gould. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 265. — Purdie, Trans. IV., p. 213 („neue Ente“). — Hect. ib. Note = D, Eytoni. 202 Dr. ©. Finsch: Zuerst durch Alexander Nelson 1869 in Otago nachgewiesen (Hutt. in litt.). p. 154. No. 85. Casarca variegata (Gml.). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 241 Ce. fig. opt. &. 2). — Hector, N.- 2. Exh., p. 277 (Otago). — Travers, Trans. IV., p. 207 (Lebensw.). —- Potts, ib. V., p. 199 (Nest). — Brown, Ibis 1874, p. 96 (Ei). Im Jugendkleide sind beide Geschlechter gleichgefärbt. p-: 185. No. 86. Anas superciliosa Gml. Bull., Hist. B. N.-Z, p. 245. — Hutt., Ibis 1872, p. 247 (Cha- thams). — Travers, Trans. V., p. 218 (Chathams). — Travers, ib. IV., p. 207 (Lebensw.). — Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). p. 185. No. 87. Anas chlorotis Gray. - Bull., Hist. B. N.-Z., p. 248. — Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). — id. Nesonetta aucklandica, ib. No. 56. Hutton’s Angabe des Vorkommens auf den Chathams (Cat. p. 36) scheint keine Bestätigung gefunden zu haben. p-: 187. No. 88. Statt Ahynchaspis variegata Gould setze: Rhynchaspis rhynchotis Lath. Spatula variegata Bull., Hist. B. N.-Z., p. 252 (e. fig. opt. &. 9). — Ib. N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hector, p. 277 (Otago). — Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Chathams). — Potts, Trans. V., p. 199. — Travers, Trans. V., p. 218 (Chathams). Ein durch Dr. Haast erhaltenes altes Männchen im vollen Prachtkleide, stimmt durchaus mit einem solchen aus Australien überein und lässt nicht mehr den geringsten Zweifel an der art- lichen Zusammengehörigkeit. p- 187. N0.89. Hymenolaimus malacorynchus (Gml.). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 262 (e. fig. opt.). — Travers, Trans. IV., p. 208 (Lebensw.). — Hector, N.-Z. Exh., p. 277 «(Otago). Statt „Tanuan-Fluss“ lies ‚„‚Tasman-Fluss“. Dunenjunges: „Oberseite olivengrau; Brust, Gesichtsseiten und Augenstreif weiss; ebenso ein Fleck am Handgelenk; Bauch rost- farben, ebenso ein Fleck an jeder Seite des Bürzels“ (Hutton in litt). Die Beschreibung des Nestjungen bei Buller (nach Potts) weicht hiervon sehr ab. p- 188. No. 91. Nyroca australis Gould. Bull, Hist. B. N.-Z., p.0257. ©©° Die Art wurde seither auch vom Lake Ellesmere auf der Süd- insel nachgewiesen. Zur Revision der Vögel Neuseelands. 203 p. 188. No. 92. Fuligula Novae-Zealandiae (Gml.). Bull, Hist. B. N.-Z., p. 259 (ce. fie. opt.). — Travers, Trans. - TV., p. 208 (Lebensw.). — Hector, N.-Z. Exh., p. 277 (Otago). Durch Dr. Haast erhielt ich ein Pärchen vom Lake-Ellesmere; das Weibchen stimmt im Ganzen sehr mit dem Männchen überein, zeigt aber die Unterseite heller, einen bräunlichweissen Spiegelfleck und an der Basis des Oberschnabels sowie am Kinn einen schmalen weissen Rand. p- 188. (No. 93.) Nesonetta aucklandica Gray. Hutt., Trans. V., p. 238. Die beiden durch die Antarctic heimgebrachten Exemplare im British-Museum scheinen die einzigen bekannten. p- 188. (No. 94.) Mergus australis Hombr. Hutt., Trans. V., p. 238. Scheint seit Hombron und Jacquinot nicht mehr zur Unter- suchung gelangt. .- p- 241. No. 95. Lestris catarracies ll. Stercorarius antarctieus Bull., Hist. B. N.-Z., p. 267. — Lestris catarractes Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Chathams). — ZLestris n. sp. Hect., N.-Z. Exh., p. 278, No. 66 b. (Otago). — Lesiris catarractes Travers, Trans. V., p. 218 (Chathans). Dr. Buller giebt leider keinen Nachweis über die specifischen Unterschiede des sogenannten Z. antareticus mit catarractes. Ueber das Brutgeschäft auf den Chatham-Inseln berichtet Travers. —— p. 241. No. 96. Lestris longicaudus Briss. Finsch, Trans. V., p. 209. — Stercorarius parasiticus Bull., Hist. B. N.-Z., p. 268. Wie Buller angiebt, hält Saunders das (l. c.) erwähnte neu- seeländische Exemplar als zu einer neuen Art gehörig, ich darf aber versichern, dass ich mich in meiner Bestimmung schwerlich geirrt haben dürfte. p. 241. No. 97. Larus dominicanus Licht. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 270 (ec. fig. opt.). — Hutt., Ibis 1872, p- 248 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 219 (Chathams). — L. antipodum Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). Buller beschreibt das Jugendkleid, spricht aber nicht vom Winterkleide. p. 241. No. 98. Larus Novae-Hollandiae Steph. Finsch, Trans. V., p. 209. — L. scopulinus Bull., Hist. B. N.- 204 Dr. OÖ. Finsch: Z., p- 273. — Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Chathams), — Travers, Trans. V., p. 219 (Chathams). — Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). Ich erhielt ein Pärchen durch Dr. Haast, welches ganz mit meiner ausführlichen Darstellung dieser Art, die Dr. Buller ignorirt, übereinstimmt. Beim Männchen (Akaroa-heads, Juli 1872) isi die weisse Querbinde der ersten zwei Schwingen breiter und durch- gehend, Schnabel und Beine lebhaft corallroth; letztere beim Weib- chen ziegelroth. — Nach Hutton braucht die Art 1!/), Jahr, ehe sie völlig ausgefärbt ist (Ipis 1874, p. 41). p. 248. No. 99. Larus Pomarae Bruch. Finsch, Trans. V., p. 209. — Hutt,, ib. p. 237. — L. scopuli- nus Hect., N.-Z. Exh., p. 278 („two adults“). — Z. Bulleri Bull. Hist. B. N.-Z., p. 276 (e. fig. opt.). — Potts, Trans. IV., p. 203. — L. melanorhynchus Travers, Trans. IV., p. 206 et 209. — L. Bul- Zeri Hutt., Ibis 1874, p. 41 (= Pomare). Durch Güte von Dr. Haast erhielt ich den Typus von Z. Bul- lers Potts zur Vergleichung aus dem Canterbury-Museum geliehen. Das Exemplar ist, wie schon Potts richtig bemerkt (Trans. V., p. 203), ein jüngerer Vogel und stimmt fast ganz mit dem l. c. p. 251, No. 127 beschriebenen Exemplare überein. Die oberen Flügel- decken und Schultern zeigen hier und da dunkle pickenförmige Spitzenflecke, Mantel und Oberkopf einzelne schwach angedeutete dunkle Endsäume, als deutliches Zeichen der Jugend. Der Schna- bel ist horngelblich mit dunkel getrübter Spitze; Beine horngelb- bräunlich. Fl.: Schw.: E.: Mundspl.: | PB Tib.: M.-2.: 10.15.10, wird 21. 18. 8. 14. Type von Bulleri. Nach meinen umfassenden Studien über diese Art, welche ich auf Grund der sorgfältigsten Untersuchung der Bruch’schen Typen, sicherstellen konnte, muss es einigermassen befremden, dass Dr. Buller diese ausführliche Darstellung ganz unbeachtet lässt. Nach seiner Ansicht der Exemplare im Mainzer Museum erklärt er L. Pomare für verschieden von der neuseeländischen Art; sie soll sich durch „robusteren Schnabel und mehr Schwarz an den Schwin- gen“ auszeichnen. Wie indess meine genauen Vergleichungen zei- gen, ist der alte Vogel von Z, Pomare Bruch unzweifelhaft iden- tisch mit neuseeländischen Exemplaren des L. Bulleri, während der junge Pomare Bruch zu Z. Novae-Hollandiae gehört, was Dr. Bul- ler ganz zu übersehen haben scheint. Seine Vergleichung kann Zur Revision der Vögel Neuseelands. 205 daher wohl nur eine sehr flüchtige gewesen sein, während ich die Typen längere Zeit hier hatte und äusserst sorgfältig zu vergleichen und zu beschreiben im Stande war, wie meine genauen Abbildungen der Schwingenzeichnungen belegen. Diese instructiven Blätter, welche die Verschiedenheit der Schwingenzeichnung vom jungen bis zum alten Vogel so schlagend illustriren, sandte ich auch an Dr. Buller ein, der sie indess weiter nicht benutzt zu haben scheint. Durch Dr. Haast erhielt ich neuerdings Exemplare (s. n. melano- rhynchus), von denen ein Männchen (im August erlegt) in der Schwingenzeichnung ganz mit dem Typus von Pomare überein- stimmt: Schnabel einfarbig schwarz, Beine einfarbig braunschwarz. Ein anderes im November geschossenes Exemplar zeigt den Schna- bel hornschwärzlich mit durchscheinendem Roth und bräunlich- rothe Beine. Ich wies: bereits (l. c. p. 252) darauf hin, dass die Verschiedenheit der Schnabel- und Beinfärbung eine saisonale ist und Dr. Buller bestätigt dies. „Die Art legt ihre Eier nicht auf den: biossen Erdboden nieder, wie Buller- angiebt, sondern baut ein für eine Möve besonders sorgfältiges Nest. Ich besuchte einen Brüteplatz am oberen Waiau am 12. December. Die Nester hatten 9“ im Durchmesser und waren ganz nett aus Gras, Zweigen und trockenen Wurzeln hergerichtet. Die Eier, 2—3 in Zahl, waren alle bebrütet und viele Nester enthielten bereits Junge.“ (Hutt. in litt. ). p- 253. No. 101. Sterna frontalis Gray. Hector, N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). — id. Sterna sp. No.71b. — Bull. Hist. B. N.-Z.,, p. 281. — Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Cha- thams). — Travers, Trans. V., p. 219 (Chathams). Durch Dr. Haast erhielt ich alte Vögel und Dunenjunge (No- vember). | p. 253. No. 102. Sterna nereis Gould. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 285. — Potts, Trans. V., p. 201 (Eier). — Finsch, ib., p. 210. — Sierna sp.? No. 71 a. — Hector, N.-2. Exh., p. 278. p- 254. No. 103. - Sterna antaretica Forst. Hector, N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). — Bull., Hist. B. N.-Z,, p. 283. — Brown, Ibis 1874, p. 97 (Ei). ‘Zahlreiche Exemplare vom Waimakiriri; darunter im October und November erlegte Männchen und Weibchen, die ganz mit dem von mir (Journ. f. Orn. 1870, p. 368) beschriebenen Exemplare ' übereinstimmen, 'welehes nach Dr. Haast den einjährigen jungen 'Vogel, nach Dr. Buller das Winterkleid darstellen würde, 206 Dr. ©. Finsch: + p. 254. No. 104. Hydrochelidon leucoptera (Tem.). Finsch, Trans. V., p. 210. — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 287. Das einzige bis jetzt auf Neuseeland erlegte Exemplar erhielt ich durch Güte von Dr. Hector zur Vergleichung leihweise zuge- sandt. Es ist ein völlig ausgefärbtes Männchen in voller Sommer- tracht, welches ganz mit europäischen übereinstimmt. p. 254. No. 105. Streiche: Gygis alba (Sp.). Vergleiche Anhang. p. 254. No. 106. Diomedea exulansL. Hector, N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 289. Die Auckland-Inseln sind eine nachgewiesene Brutstation dieser Art. — Hutton führt die Art als von Travers bei den Chatham- Inseln beobachtet an (Ibis 1872, p. 248), aber Travers lässt sie unerwähnt. p. 254. No. 107. Diomedea melanophrys Boie. Bull., Hist. B. N.-Z,, p. 292. — Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Cha- thams). — Travers, Trans. V.,p. 219. — id. ib. IV., p. 63. — Hutt., Ibis 1874, p. 41. an = a Eine der häufigsten Arten Neuseelands; aber hier nicht brütend. p. 254. No. 109. Diomedea culminata Gould. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 29. Ich benutze die Gelegenheit, um eine durch mich verbreitete irrthümliche Angabe in Betreff dieser Art zu berichtigen. In den Verhandl. der zoolog.-botan. Gesellschaft zu Wien (1872, p. 270) habe ich D. eulminata als von meinem Freunde Capt. Conrad in der Molucken-Passage gesammelt angeführt, erfahre aber bei seiner Rückkehr, dass diese Angabe auf einer bedauerlichen Verwechse- lung der Etiquetten beruht, und dass die betreffenden Exemplare nicht hier, sondern in der Nähe der Kerguelen von ihm erlegt wurden. p- 255. No. 111. Procellaria gigantea Gml. Ossifraga gigantea Bull., Hist. B. N.-Z., p. 297. — Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Chathams). — Ossifraga gigantea Travers, Trans. IV., p. 65 (Chathams). — id, ib. V., p. 217. | Brutplätze dieser Art sind die Kerguelen und Prinz Edwards- J| . Island (Buller). Sehr hübsche Beobachtungen über diese Art bei Travers; sie findet sich in grosser Anzahl bei Cadavern von Walen und See- hunden ein, nährt sich aber auch von Fischen und vom Raube an- \ | | | | Zur Revision der Vögel Neuseelands. 207 derer Seevögel, namentlich Prion turtur; die Fresseier ist so gross, dass die Vögel nach einer vollen Mahlzeit sich nicht zu erheben vermögen. 4 2.255. No. 112. Procellaria Parkinsoni Gray. Bull, Hist. B. N.-Z., p. 302. — Hutt., Ibis 1874, p. 42. Durch Güte von Dr. Hector erhielt ich ein Exemplar dieser, wie es scheint, auf Neuseeland beschränkten Art, aus dem Colo- nial-Museum zu Wellington geliehen. Durch ihr einfarbig dunkel- braunes Gefieder ist sie zunächst mit Pr. fuliginosa Kuhl verwandt, von der sie sich durch bedeutendere Grösse und helleren Schnabel, und mit Pr. aequinoctialis, von der sie sich durch geringere Grösse und bedeutend kürzeren Schnabel unterscheidet. Die interessanten Mittheilungen Hutton’s über das Brut- geschäft dieser Art auf Little-Barriere lässt Buller unerwähnt. Der häufigste Sturmvogel um Neuseeland (Hutton) und, wie es scheint, diesem Gebiet eigenthümlich. in p. 255. No. 113. Procellaria Gouldii Hutton. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 308. Nach Untersuchung des Typus von Hutton, welchen ich durch Güte von Dr. Hector aus dem Auckland-Museum geliehen erhielt, überzeuste ich mich vollkommen von dem Werthe dieser Art. Die- selbe stimmt ganz mit fuliginosa Kuhl überein, hat aber längere Flügel, einen bedeutend kräftigeren Schnabel und unterscheidet sich ausserdem auch leicht durch die graubraune Gesichtsfärbung. p. 255. Hinter No. 113 füge ein: -4 0002. 256. No. 121. Procellaria fuliginosa Kuhl. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 304 (ec. fig. opt.). | Procellaria incerta Schl. (p. 255. No. 115) ist vorläufig zu streichen (siehe Anhang). Fe p- 255. No. 116. Procellaria Lessoni Garnot. Bull, B. N.-Z., p. 302 (e. fig. opt.). =r p- 255. (No. 117.) Procellaria mollis Gould. Dr. Buller verweigert dieser Art (Introd. p. XV.), als einer nicht mit Sicherheit von Neuseeland nachgewiesenen, Aufnahme in seinem grossen Werke, und hat die Thatsache übersehen, dass von der Novara-Expedition unter 35° s. Br. und 175° 5° ö. L., also “sehr nahe der Nordspitze Neuseelands, Exemplare eingesammelt wurden. zul p. 255. (No. 119.) Procellaria Cooki Gray. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 307. 208 Dr. ©. Finsch: Buller vergisst zu bemerken, dass Hutton diese Art als sehr zahlreich von ihm auf Great Barriere beobachtet notirt. A p. 255. No. 120. Procellaria coerulea Gml. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 306. Ein an den Küsten Neuseelands erlegtes Exemplar erhielt ich vom Museum Turati zur Vergleichung: dasselbe stimmt durchaus mit anderen Südsee-Exemplaren (ohne sichere Localität) überein. p. 256. No. 122. Daption capensis (L.). Bull., Hist. B. N.-Z., p. 299. — Hutt., Ibis 1872, p. 249 (Cha- thams). — Travers, Trans. IV., p. 63. — Hutt., Ibis 1874, p. 42. — Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). Häufig an den Küsten Neuseelands und der Chatham-Inseln. p: 256. No. 123. Puffinus gavius Forst. Finsch, Trans. V., p. 210. — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 318. — Hutt., Ibis 1574, p. 42. — „Pelecanoides urinatrix“ Hect., N.-Z. Exh., p. 273 .(Otago). Durch direete Vergleichung eines durch Güte von Dr. Hector geliehenen Exemplares, bin ich im Stande, genaue Notizen über diese, wie es scheint, auf die Meere um Neuseeland beschränkte Art zu geben. Sie ist zunächst mit unserem P. anglorum verwandt, von dem sie sich durch die einfarbig weissen unteren Schwanz- decken, die graubraun verwaschenen, allmählig verfliessenden Hals- seiten und kürzere Flügel unterscheidet. Fl.: Schw.: F.: Höhe Breite L: M.2: a.Bas.: a.Bas.: 6 2 Di 14. 4. 4. 18. 18. gavius. 8.710.272740, 15. 41,. 41z. 20. 18. anglorum, Ol BR nn 5 12422 3P];. 2!. 18. 17. obscurus. Wien. Mus. Eine durch die einfarbig weissen unteren Schwanzdecken sehr nahe verwandte Art ist P. obscurus. Gml., von. dem ich neuerdings ein Exemplar von Madagascar aus dem kaiserl. Museum in Wien durch Freundschaft v. Pelzeln’s zur Untersuchung erhielt. Diese Art ist ansehnlich kleiner als P. gavius, dunkler gefärbt und die Kopfseiten sind bis zum Mundwinkel und Auge hin weiss. P. as- similis Gould, den ich ebenfalls der Güte v. Pelzen’s verdanke, ist, wie ich bereits berichtigte (Proc. Z. S. 1872, p. 111), eine: von ob- scurus verschiedene Art: kleiner, mit kürzerem und schlankerem Schnabel und sehr charakteristisch durch den schiefergrauen An- flug auf Nacken, Hinterhals und den oberen Schwanzdecken. Zur Revision der Vögel Neuseelands. 209 Dass P. diehrous H. et F. und P. opisthomelas Coues zwei ver- schiedene Arten sind und nicht mit gavia zusammenfallen, erörterte ich bereits (Proc. 1872, p. 108). — Ich erhielt seitdem durch Güte von v. Pelzeln den Typus von P. tenebrosus Natt. (Ibis 1873, p- 47. — Dusky Petrel, Lath. VI., p.416, spec. aus dem Leverian- Museum; P. obscurus Kuhl, Temm., Schl. nec Gml.), der gleichartig mit P. diehrous H. et F. ist. Auf diese durch die schwarzen un- teren Schwanzdeeken ausgezeichnete Art bezieht sich ohne Zwei- fel die var. von ?. gavius, welche Forster von Oriadea beschreibt (Deser. p. 149). Wenn Forster übrigens die Oberseite bei gavius als „blau- schwarz“ bezeichnet, so stimmt dieser Terminus wenig mit der vor- liegenden Art überein, aber da „Königin Charlotte-Sund“ als Fund- ort genannt wird, so darf man Forster’s Benennung wohl annehmen, um so mehr, da eine Vergleichung des Typus, welcher allein die Frage entscheiden könnte, nicht mehr möglich ist. Die Synonymie gestaltet sich wie folgt: Procellaria gavia Forst., Deser. anim., p. 148 (excl. var. ex Oriadea et var. ex Otaheite). — Aestrelata gavia Coues, Proc. Ac. Phil. 1866, p. 154 (ex Forster). — Puffinus assimilis Gray (nec Gould), Ibis 1862, p. 244. — Buller, Essay. — Finsch, Journ. f. Orn. 1867, p.337. — Hutt., Trans. I., p. 161. — P. obscurus Finsch (nee Gml. et auct.), Journ. f. Orn. 1870, p. 370. — id. P, opistho- " melas, ib. p. 371. — id. Proc. gavia, ib. p. 373. — Puffinus sp.? Hutt., Ibis 1869, p. 352. — id. Proc. gavia, ib. 1872, p. 84. — id. Puf. gavius, Catal. B. N. Z., p. 45. — p: 256. No. 124. Statt Puffinus tristis setze: Puffinus griseus (Gml.). Gray Petrel, Lath. Syn. III, p. 399. — Procellaria grisea Gul., S. N., p. 564. — Procellaria tristis Forst., Deser. anim., p. 205. — Puffinus major Gray, voy. Ereb. et Terr., p. 17. — Puffinus fuligi- nosus Hombr. et Jacg. (nec Strickl). — P. amaurosoma Hutt., Trans. IV., p. 369. — P. tristis Bull., B. N.-Z., p. 317. — Potts, Trans. V., p. 200 (Junge). — Finsch, ib. p. 210. — Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 220. Ich erhielt durch Güte von Prof. Hutton ein Exemplar von den Chatham-Inseln zur Vergleichung. Die Gleichartigkeit von P. amaurosoma Coues, auf welche Hutton zuerst hinwies, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel. Cab. Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 126. April 1874, 14 210 Dr. O0. Finsch: Ueber die Brutplätze dieser Art auf den Chathams berichtet Travers. . p. 256. Hinter No. 124 schalte ein: Puffinus tenuirostris Temm. P. brevicaudatus Finsch, 1. ce. p. 273. — id. Trans. V., p. 212. — P. brevicaudus Bull., Hist. B. N.-Z., p. 315. — id. „Procell. at- lantica“, N.-Z. Exh., p. 256. Die Kenntniss dieser Art verdanke ich ebenfalls der freund- lichen Vermittelung Dr. Hector’s, durch den ich ein Exemplar (Ss. n. drevicaudatus) von Cooks-Strasse aus dem Colonial-Museum zu Wellington geliehen erhielt, das einzige, welches bis jetzt nach- weislich auf Neuseeland erlegt wurde. Die Art stimmt in der Färbung durchaus mit der vorher- gehenden (griseus Gml.) überein, ist aber ansehnlich kleiner. Fl.: 'Schw.: '‘F.: ' Höhe: ' Breite: ’ LE 72 2 a 14. 41l,. CHE 24. 24. tenuirostris. iM, Br 184.58: Un. BE 25. griseus. Eine Vergleichung mit der Beschreibung und Abbildung in der Fauna jap. (p. 131, t. 86) lässt nicht den geringsten Zweifel an der artlichen Zusammengehörigkeit. Die Verbreitung der Art er- streckt sich bis zur Beerings-Strasse, ‘da Proc. aequinoctialis Pall. (nec L. — Zoogr. ross. as. II., p. 314), P. brevicaudus und eurilieus Brandt ebenfalls auf dieselbe Bezug haben. Als blosse Manuscript- namen bleiben die Brandt’schen Benennungen ohne Werth, wieich später in der gründlichen Erörterung der sehr verwirrten Synony- mie dieser Art zeigen werde. Nach Buller der häufigste Sturmvogel an den Küsten Neusee- lands, aber Hutton vermuthet, dass eine Verwechselung mit Pr. Parkinsoni dieser unrichtigen Angabe zu Grunde liegen werde (Ibis 1874, p. 41). p.: 256. No. 125. Halodroma urinatrix (Gml.). Bull, Hist. B. N.-Z, p. 313. — Hutt., Ibis 1872, p. 248 (Cha- thams). — Travers, Trans. V., p. 219 (Chathams). — Hutt., Ibis 1874, p- 41. — „Proc. Cooki“ Bull., N.-Z. Exh., p. 256. — Heet,, ib. p. 2785 (Otago). p-. 256. Hinter No. 125 schalte ein: Halodroma Berardi Quoy. Hutt., Ibis 1872, p. 248. — id. Trans. V., p. 224 (Chathams). — Bull., Hist. B. N.-Z., p.314. — H. urinatrie, Travers, Trans. V., p. 219, | Zur Revision der Vögel Neuseelands. an Durch Travers auf den Chatham-Inseln eingesammelt; „häufig auf Pitts-Insel, zufällige auf Mangare“ (Travers). p- 256. No. 126. Prion viitatus (Gml.). Hutt., Ibis 1872, p. 249 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 220 (Chathams). — Bull. Hist. B. N.-Z., p. 312. — Pr. australis Potts, Trans. V., 1873 (Mai), p. 200. — ib. id., Ibis 1873 (Januar), pP. 8. Ein Pärchen von den Chatham-Inseln (Coll. Travers) erhielt ich durch Güte von Prof. Hutton. Beide Geschlechter sind gleich- gefärbt und stimmen mit capischen Exemplaren überein. El.: Schw.: F.: Mund- Grösste L.: M.-2.: spalte: Breite: 7102 2:..10: 15. 18. gun 216: 15. g. Chatham. 1a) 9%: 14. 18. 9. 14. 10.02. m eds. 16. 1. 18. c. 9. 134,. 15. Cap. 1.2.0210. — 21. 10. 17. 18. (australis) nach Potts. Diese grösste Art der Gattung zeichnet sich hauptsächlich durch den an der Basis sehr breiten (9—11''‘), stark abgeplatteten Schnabel aus, dessen Maxillenrand der ganzen Länge nach deut- liche Lamellen zeigt. Sie wurde, obwohl am längsten bekannt, sehr häufig verkannt. So gehört z. B. Hutton’s Pr. vittatus ofienbar zur folgenden Art (Banksi) und Potts begeht dieselbe Verwechse- lung. Sein neuer Pr. australis soll sich nämlich von vittatus haupt- sächlich durch den längeren und viel breiteren Schnabel unterschei- den, da aber die Maassangaben (von mir aus dem engl. in’s franz. Maass übertragen), wie Beschreibung, ganz mit dem echten vittatus übereinstimmen, der nach Latham sogar 11“' Schnabelbreite besitzt, so darf man wohl als sicher annehmen, dass Pr. vittatus Potts eben nur Pr. Banksü sein kann. - Hübsche Nachrichten über die Lebensweise und Bruiplatze a auf den Chatham-Inseln bei Travers. p- 256. No. 127. Prion Banksii (Smith.) Bull., Hist. B. N.-Z., p. 311. — Pr. vittatus Hutt. (nee Gmel.), Catal. B. N.-Z., p. 48. Auf diese durch den minder breiten (61,—8‘') Schnabel aus- gezeichnete Art bezieht sich Proc. vittata Forst., Kuhl und Tem- minck, so wie Prion vittatus Hutton, wie aus Be Maassangaben (Schnabelbreite 63/,“‘) hervorgeht. Wenn Hutton ausserdem (Ca- tal. p. 80) bemerkt, dass sich von Pr. vittatus bis Pr. ariel alle 14* 212 Dr. O. Finsch: Zwischenstufen nachweisen lassen, so beweist dies um so mehr, dass ihm der echte ?, vittatus damals nicht bekannt war. Bei dieser Art wie bei Banksü trägt bekanntlich der Maxillenrand sei- ner ganzen Länge nach Lamellen, während dieselben bei Zurtur viel schwächer entwickelt und nur auf den Basistheil beschränkt sind. p. 257. No. 128. Prion turtur (Sol.). Pr. ariel Gould. — Pr. turtur et ariel Finsch, Journ. f. Orn. 1870, p. 374. — id. 1372, p. 257, No. 129. — Pr. Banksü et tur- tur Hutt., Catal. p. 48. — id. Pr. ariel, ib. p. 80. — Finsch, Trans. V., p. 210. — Pr. turtur Hutt., Ibis 1872, p. 249 (Cha- thams). — Travers, Trans. V., p. 220. — Pr. turtur Bull., Hist. B. N.-Z., p. 309. — „Proc. aeguinoctialis“ Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). Nach Untersuchung weiterer Exemplare ist es mir zur Gewiss- heit geworden, dass Pr. ariel Gould mit dieser Art zusammenfällt. Die Unterschiede in der geringeren Schnabelbreite (4!/,—6°) sind so unerheblich und gehen so ineinander über, dass eine exacte Un- terscheidung nicht durchführbar ist. Durch Güte von Prof. Hutton erhielt ich ein Pärchen von den Chatham-Inseln (s. n. turtur) und ein Exemplar seines „Pr. Banksi“ aus dem Colonial-Museum zu Wellington geliehen, die ganz mit einander übereinstimmen. Fl: Schw.: F.: Mund- Brete L.: M.-2.: spalte: an Basis: BI ee 12: 43],. 14. 14'/,. &. Chathams. re 12. 4. 13. 14. 2. „ 6.092.102 12) 16. 53,. 14. 13!),. „Banks! Hutt.“ Nach Buller die häufigste Art Neuseelands; in zahllosen Schaa- ren auf den Chatham-Inseln (Travers). p- 257. No. 150. Thalassidroma fregata (L.) nec Forst. Bull. Hist. B. N.-Z,, p. 321. — TA. marina Travers, Trans. V., p. 221 (Chathams). — ib. Hutt., Ibis 1872, p. 249. — ib. 1874, p. 42. Männchen und Weibchen von den Chatham-Inseln verdanke ich Prof. Hutton. Nach Travers sehr gewöhnlich; durch Feuer werden diese Vögel so angezogen, dass sie sich in dasselbe hinein- stürzen. p: 257. No. 131. Thalassidroma melanogastra Gould. Bull, Hist. B. N.-Z., p. 319. — Proc. grallaria Licht. (nec Vieill.). a Zur Revision der Vögel Neuseelands. 213 ' Ein auf Neuseeland erlegtes Exemplar dieser Art erhielt ich aus dem Auckland-Museum, dureh Güte von Dr. Hector, zum Ver- gleiche geliehen. p- 257. No. 132, Thalassidroma Nereis Gould. Bull, Hist. B. N.-Z., p. 322. — Hutt., Ibis 1872, p. 249 (Cha- tham-Ins.). E Das einzige am 9. October 1871 auf den Chatham-Inseln durch Travers eingesammelte Weibchen wurde mir durch Dr. Hector aus dem Colonial-Museum zu Wellington geliehen. Auf dem Eiti- quett fand sich die Notiz: „Durch den Hund eines Mischlings ge- fangen, der versicherte, der Hund habe den Vogel vom Neste ver- scheucht, welches sich eine Meile landeinwärts am Rande eines Sees befand und ein rein weisses Ei enthielt.“ p- 257. No. 133. Dysporus serrator Banks. Finsch, Trans. V., p. 211. — Hutt., ib. p. 237. — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 323. — llect., N.-Z2. Exh., p. 278 (Otago). Die werthvollen Beobachtungen Hutton’s über die Brutplätze dieser Art auf Great-Barrier lässt Buller unerwähnt. -F p- 257. No. 134. Graculus carbo L. Hutt., Ibis 1872, p. 249 (Chathams). — Travers, Trans. V., p. 221 (Chatham). — Travers, Trans. IV., p. 206 (Lake Guyon). — Finsch, ib. V., p. 21i. — Hutt., ib. p. 237. — Phalacrocoraz Novae-Hollandiae Bull, Hist. B. N.-Z., p. 325. — Hutt., Ibis 1874, p. 42. — Gr. carboides Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). Dr. Buller bemerkt, dass er nach Vergleichung einer grossen Anzahl von Exemplaren, ohne Zögern, die australisch-neuseeländi- sche Form für artlich verschieden vom europäischen Gr. carbo halte, giebt aber leider nicht ein einziges Unterscheidungszeichen an. Nachdem ich neuseeländische Exemplare mit deutschen vergleichen konnte, bin ich in Betreff der Identität völlig sicher. p- 258. Hinter No. 134 schalte ein: Graculus carunculatus Gul. Finsch, 1. c. p. 274. — id. Trans. V., p. 212. — Phalacrocorax caruneulatus Bull, Hist. B. N.-Z., p. 332 (syn. part., c. fig. opt.). — Graculus carunculatus Hutt., Ibis 1872, p. 249 (Chathams). — id. Trans. V., p. 224 et 237. — Travers, ib. p. 221. — Crested -_ Cormorane Travers, Trans. IV., p. 65. — Graculus eirrhatus Gray (nec Gml.), Ereb. et Terr., p. 19. Da die Art seit Forster nicht mehr auf Neuseeland nachge- wiesen war, glaubte ich das Vorkommen “derselben bezweifeln zu 214 Dr. ©. Finsch: müssen, doch ist dasselbe jetzt sicher nachgewiesen, indem Travers die Art auf den Chatham-Inseln einsammelte. Durch Güte von Prof. Hutton erhielt ich ein Weibchen von dorther zum Vergleich (Pitts-Insel, Februar 1872: Travers). Dasselbe unterscheidet sich von dem bei Buller abgebildeten Männchen durch den Mangel der Stirnhaube, zwei weisse Bürzelseitenflecke, die eine Art Querbinde bilden und verschiedene Färbung der Nackttheile: „Haut rings um’s Auge tiefblau; Haut um den Mundwinkel lebhaft orangegelb“ (Tra- vers). Wie Hutton bemerkt, ist die weisse Bürzelbinde saisonal: „sobald die Brütezeit (November) vorüber ist, wird der Rücken braun und erhält ein breites weisses Querband.“ Der schon von den ersten Reisenden u. a. Beschreibern mit dieser Art verwechselte @r. eirrhatus Gml. von der Südspitze Ame- rika’s ist eine nahe verwandte, aber verschiedene Art, die sich durch die weissen Kopf- und Halsseiten und die vom Mundwinkel an abgesetzte nackte Kinn- und Kehlgegend leicht auszeichnet. Bei Gr. carunculatus läuft ein Federstreif bis zur Dillenkante hin. Die sehr verwirrte Synonymie beider Arten werde ich später er- örtern, soweit dies überhaupt möglich ist. p. 258. (No. 135.) @raculus chalconotus Gray. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 334. ® Das Exemplar im British-Museum, welches Buller beschreibt, scheint das einzige bekannte dieser auf Neuseeland beschränkten äusserst seltenen Art. Gr. glaucus Hombr. et Jacqu. (voy. Pöle sud. 1853, p. 127) ist offenbar der junge Vogel. p. 258. No. 136. Graculus? suleirostris Brandt. Dr. Buller streicht diese Art, als eine nicht mit Sicherheit von Neuseeland nachgewiesene (Introd. p. XV.), aber es kann gar kei- nem Zweifel unterliegen, dass Peale in der Manua-Bai und in der Insels-Bai eine Scharbe (C. purpuragula Peale) einsammelte, die entweder mit stictocephalus Bp. oder suleirostris Brandt zusammen- fällt. Wie es scheint, ist dieselbe von den Forschern Neuseelands bisher nicht wieder beobachtet oder verwechselt worden (vergl. Hutt., Cat. p. 31), und es bedarf daher der genauen Vergleichung neuseeländischer Exemplare, um nachzuweisen, zu welchen der beiden genannten Arten sie gehört. In Gray’s „Handlist“ (III, p. 129) wird @. stietocephalus von Australien und Neuseeland als ver- schieden von suleirostris Brandt aufgeführt, aber nach der Verglei- chung der Beschreibungen von Peale (C. purpuragula, U. St. Expl. Zur Revision der Vögel Neuseelands. 215 Exp. p. 269. — Hartl. Wiegm. Arch. 1852, p. 124. — GC. sula- rostris Cass., Un. St. Expl. Exp., p. 375) und Gould (suleirostris, B. of Austr. VII. pl. 67. — stictocephalus Bp., Handb. Il., p. 495) mit einem Exemplare des echten @. suleirostris Brandt aus Borneo scheint mir die artliche Zusammengehörigkeit sehr wahrscheinlich. Sollte sich dieselbe nicht bestätigen, so würde Peale’s Be- nennung zu restituiren sein. Fl.: Schw.: F.: Mundsp.: L.: Auss.Z. Is. 18. 201%. 30. 19. 34. purpuragula. Nach Peale. 9.6: 4.9. 20. 3l. 21. 31. suleirostris, Borneo. p. 258. No. 137. Graculus varius (Gml.). Phalacrocorax varius Bull., Hist. B. N.-Z., p. 328. — Hect., N.- Z. Exh., p. 278. — id. Gr. melanoleucus, ib. No. 74 (jun.). Ein durch Dr. Haast erhaltener, noch nicht flügger Nestvogel (December, Lake Ellesmere), mit in der Entwickelung begrifienen Schwingen und Schwanzfedern, zeigt bereits dieselbe Farbenver- theilung als beim alten Vogel. p. 259. No. 138. Graculus punctatus (Sparrm.). Bull, Hist. B. N.-Z., p. 335 (e. fig. opt.). — Potts, Trans. V., p- 201. — Hect., N.-Z. Exh., p. 278. -—— id. Gr. stictocephalus, ib. No. 73 (jung). Mehrere Exemplare erhielt ich durch Dr. Haast, darunter ein Männchen (Akaroa-heads, August 1872) im vollen Prachtkleide; die Entwickelung der weissen fadenförmigen Federenden im Nacken und am Hinterhalse ist eine ganz ausserordentliche; sie erreichen über 14‘ Länge und verdecken das Schwarz fast ganz. Ein Weib- chen, von gleichem Datum und Fundort, zeigt diese weissen Feder- enden spärlicher, stimmt aber im Uebrigen ganz mit dem Männ- chen überein. Der von Dr. Buller als Weibehen abgebildete Vogel bezieht sich auf den jungen Vogel oder, wie Hutton meint, auf das Winterkleid (Ibis 1874, p. 42). Ausführliches über Lebens- und Nistweise und Beschreibung der verschiedenen Altersstufen bei Potts (l. ce.). p. 259. Hinter No. 138 schalte ein: Graculus Featherstoni Bull. Graculus nov. sp.? Finsch, Journ. f. Orn. 1872, p. 274 (Juli). — Gr. afrieanus Hutt. (nee Gml.), Ibis 1872, p. 249 (Juli). — id., ib. Trans. V., p. 224. — id. Travers, ib. p. 221. — Phalaero- 216 Dr. ©. Finsch: corax Featherstoni Bull., Ibis 1873, p. 90. — id. Hist: B, N.-Z., p. 338 (c. fig. opt.). — Die Unterschiede dieser prachtvollen Art wurden von mir zu- erst erörtert (l. ce... Durch Prof. Hutton erhielt ich später noch ein Männchen von den Chatham-Inseln, welches ganz mit dem Weibchen übereinstimmt, aber ansehnlich grösser ist. Nach Hutton ist diese Art nicht blos auf die Chatham-Inseln beschränkt, sondern kommt auch an den Küsten Neuseelands vor; ein Exemplar soll bei Auckland erlegt worden sein, doch sah Hut- ton nur Theile der verarbeiteten Haut. p- 259. No. 139. Graculus dbrevirostris Gould. Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). — Bull., Hist. B. N.-Z,, p- 330 (e. fig. opt.). — Cass., Un. St. Expl. Exp. sec. edit., p. 375. — Travers, Trans. IV., p. 206 (Lake Guyon). — Finsch, ib. V., p. 211. — Hutt., Ibis 1374, p. 42. — C. flavagula Peale, Hartl., Wiegm. Arch. 1852, p. 124. Ein durch Dr. Haast erhaltenes noch nicht flügges Nestjunges (December, Lake Ellesmere) bestätigt meine Angaben hinsichtlich der einfarbig schwarzen Färbung der Jungen. Schwingen und Schwanzfedern stecken theilweis noch in den Blutkielen und sind, wie das dichte, unterseits mit Federn gemischte, wollige Dunen- kleid einfarbig schwarz, wie Schnabel und Beine; Oberkopf, wie Gesicht, noch grösstentheils nackt. Buller’s grosses Werk giebt keinerlei Aufschluss über die muthmassliche Identität dieser Art mit C. melanoleueus Vieill. (siehe Nachtrag). Wie ich bereits bemerkte (. c.), untersuchte ich neu- seeländische Exemplare, welche nicht blos den Vorderhals, sondern auch Brust und Bauch bis zu den Schenkeln weiss zeigten, also sich sehr dem echten Gr. melanoleucus näherten. Aber ein Exem- plar mit ganz weisser Unterseite scheint bis jetzt auf Neuseeland nicht beobachtet (siehe Nachtrag). p. 260. No. 140. Tachypetes aguilus (L.). Fregata aquila Bull., Hist. B. N.-Z., p. 339. Dr. Buller weiss nur einen beglaubigten Fall des zufälligen Vorkommens auf Neuseeland zu verzeichnen. p. 260. Hinter No. 140 schalte ein: Tachypetes minor (Gml.). Fregata minor Bull., Hist. B. N.-Z., p. 342. Auch diese Art wurde bis jetzt nur einmal auf Neuseeland er- langt (Buller, 1. c.). I D3 0 m m Ca a 0 > nn ER, We Zur Revision der Vögel Neuseelands. 217 m: p- 260. No. 141. Podiceps cristatus L. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 353. — Travers, Trans. IV., p. 206 et 209. — P. Hectori Bull., Hector N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). Durch Güte von Dr. Hector erhielt ich den Typus von 2. Hee- tori Bull. aus dem Colonial-Museum in Wellington zur Vergleichung. Kein Zweifel an der artlichen Uebereinstimmung mit unserem Hau- bensteissfuss, wie ich dieselbe zuerst nachwies (Journ. f. Orn. 1870, p- 359). Wenn Dr. Buller seine neue Art „durch den gänzlichen Mangel von Weiss an den Schultern! („richtig Achseln“) und Schwingen“ unterschieden wissen will, so muss er sich seinen Ty- pus nicht sonderlich genau betrachtet haben; derselbe zeigt die völlig entwickelten Schwingen ganz wie bei cristatus gefärbt, d. h. die Schwingen 2. Ordnung weiss, wie die unteren Flügeldecken und Achselfedern. Die Haube ist ebenfalls wie bei cristatus entwickelt, aber die Unterseite nicht rein weiss, sondern bräunlich. Dr. Buller hält es nicht für unwahrscheinlich, dass dieser Form Artenrecht gebührt (Trans. H., p. 388. — Hist. B. N.-Z., p. 354). Fl.: R.2° 2 Mundsp.: " R.: Auss.Z.: 6: 1! 23. 0. 30. 32. Type von Hectori, p- 261. No. 142. Podiceps rufipectus Gray. Bull, Hist. B. N.-Z,, p. 350. — id. N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hector, p. 278 (Otago). — Travers, Trans. IV, p. 208 (Lake Guyon). Von einem durch Dr. Haast erhaltenen Pärchen vom Lake El- lesmere (November) zeigt das Weibchen die Unterseite rostbräun- lich verwaschen. pP. 261. No. 145. Eudyptes pachyrhynchus Gray. Finsch, Trans. V., p. 211. — Hutt., Ibis 1872, p. 250 (Cha- thams). — Travers, Trans. V., p. 221 (Chathams). — Bull., N.-Z. Exh., p. 256. — id. Eu. chrysocomus, Hist. B. N.-Z., p. 344 (cum fig. opt.). — Eu. antipodes Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Otago). Dr. Buller vereinigt diese Art mit Eu. chrysocomus Forst., ebenso Eu. nigrivestis Gould, ohne indess den so nöthigen Nachweis zu liefern und die Verbreitungsverhältnisse anzugeben. Ohne di- recte Vergleichungen wage ich über die Richtigkeit dieser An- nahme nicht zu entscheiden, muss aber vorläufig an dı artlichen Verschiedenheit der drei Arcon festhalten. Der von Cassin (Un. St. Expl. Exp., p. 351) von den Mac- _ quarie-Inseln erwähnte „crested Penguin“ (chrysocome), welcher hier 218 Dr. ©. Finsch: im Verein mit Pygoscelis Wagleri im Januar in grosser Anzahl brü- tete, dürfte vielleicht zu pachyrhynchus gehören. Ueber ein gefangen gehaltenes Exemplar berichtet Travers. p- 262. No. 144 streiche: Eudyptes chrysolophus Brandt. p- 262. No. 145. Euwdyptes antipodes Hombr. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 346. — Eu. pachyrhynchus Heet., N.- Z. Exh., p. 278 (Otago). Die Kenntniss dieser seltenen Art verdanke ich der Güte von Dr. Hector, durch den ich das einzige bis jetzt nachweislich auf Neuseeland erlegte Exemplar (von Oamaru an der Ostküste der Südinsel) leihweis zum Vergleich erhielt. Gray verzeichnet die Art von den Chathams, aber Travers hat sie hier nicht gefunden. p: 262. No. 146. Eudyptula minor Gnl. Finsch, Trans. V., p. 211. — Hect., N.-Z. Exh., p. 278 (Ota- g0). — ib. Bull, p. 255. —- id. Hutt., Ibis 1872, p. 250 (Cha- ° thams). — Travers, Trans. V., p. 222. — Bull., Hist. B. N.--Z., p. 347 (ec. fig. opt.). — id. Eu. undina, ib. p. 349. Ein Exemplar s. n. undina, aus dem Wellington-Museum zum Vergleiche erhalten, würde wegen der lebhaft schieferblauen Fär- bung der Oberseite und dem schwächeren Schnabel auf diese Form zu beziehen sein, die ich indess mit Coues, der Gould’s Typus in Philadelphia vergleichen konnte, nicht als Art betrachte. Im Fär- bungstone und den Grössenverhältnissen ist die individuelle Ab- weichung so erheblich, dass sich daraufhin keine durchgreifenden Charaktere zu einer exacten specifischen Unterscheidung begründen lassen. So vermag ich selbst ein durch Güte von Prof. Hutton erhaltenes Exemplar von den Chatham-Inseln (s. n. Eu. minor var. Hutt.), trotz nicht unerheblicher Verschiedenheiten, nicht von minor zu trennen. Dasselbe, ein Männchen, von Travers eingesammelt (mit der Notiz: ein Paar, ganz mit diesem Exemplare übereinstim- mend, wurden am Nest mit dem Ei erbeutet), zeigt die Oberseite dunkel blaugrau in’s Schieferschwärzliche übergehend und einen bedeutend kräftigeren, höheren und stärkeren Schnabel, mit deut- licher Längsfurche über den Nasenlöchern. Hutton hebt (in litt.) die „graue“ Unterseite dieses Exemplares hervor, aber diese Fär- bung erwies sich lediglich als von Kohlenstaub herrührend und das Exemplar wurde nach sorgfältigem Waschen weiss. Aehnliche Exemplare mit dunkler Oberseite untersuchte ich mehr. Sie zeigten, wie dieses, die Federspitzen stark abgerieben, Zur Revision der Vögel Neuseelands. 219 so dass nur neben dem schwarzen Schafte ein blaugrauer Seiten- rand bleibt und die dunkle Federbasis stärker hervortritt, während die letztere bei frisch ausgefärbten Exemplaren von den längeren Fahnenbärten bedeckt wird und daher eine mehr einfarbig grau- blaue Färbung (undine) erzeugt. Die Exemplare mit sehwächerem Schnabel sind vermuthlich Weibchen oder jüngere Vögel. L. «. 16. Firste 16°. Mundspl. 23°. Höhe7!),. Cubitus 141). Manus. 29. Flügell. längs Rand 4. 11. L. 13. M.-2. 17. d. Chatham-Ins. L. e. 14. Firste 121. Mundspl. 20. Höhe 5. Cubitus 15. Manus. 28. Flügell. längs Rand 4. 8. L. 12. M.-Z. 15. Ss. n. undine. Zwischen den hier mitgetheilten Maassen besitze ich alle Mit- telstufen. p. 262. Hinter No. 146 schalte ein: Eudyptula albosignata Finsch nov. sp. Proc. Z. 8. 1874. Oberseite dunkelschiefergrau, auf Scheitel- und Rückenmitte in’s Schieferschwärzliche; auf Hinterhals und den Seiten der Was- serlinie mehr in’s dunkel Blaugraue ziehend; vom Nasenloch und Mundwinkel über Zügel, Schläfe, bis zur Mitte der Halsseiten herab, zieht sich ein breites rauchgraues Längsband, welches oberseits in das Schiefergrau der Oberseite und unterseits in das Weiss der Unterseite verfliesst; die ganze Unterseite rein weiss; Flügelober- seite längs der Mitte schieferschwarz, vorder- und hinterseits breit weiss gerandet; an der Vereinigung des Handgelenks dehnt sich das Weiss so aus, dass es fast zusammenfliesst; Unterseite des Flügels einfarbig weiss; längste obere Schwanzdecken weiss; Schwanzfedern mit braunen Schäften und fast ganz abgeriebener heller Fahne; Schnabel hornschwarz, der untere braunröthlich durchscheinend; Beine röthlich-gelbbraun; Nägel braunschwarz. Das beschriebene Exemplar (ein Männchen) wurde im Septem- ber 1872 an der Banks-Halbinsel erlegt und von Dr. Haast s. n. minor eingesandt. Ein Weibchen (September: Akaroa-heads) stimmt mit dem be- schriebenen Männchen ganz überein, nur ist der weisse Rand längs der Flügelkante etwas schmäler; der weisse Fleck auf den längsten oberen Schwanzdecken deutlich vorhanden. Länge e. 16°. Firste 16“. Mundspl. 24”. Höhe 7°“. Cubitus 15. Manus. 28. Flügell. längs Kante 4.9. L. 12’/,. M.-2.161),. 8. 220 Dr. ©. Finsch: Länge 15”. Firste 15'/,°“. Mundspl. 23°. Höhe 61/,“. Cubi- tus 15. Manus. 26. Flügel.längs Kante 4.11. L. 13. M.-Z. 15. 2. Der breite weisse Rand, welcher sich nicht allein an der Schwingenseite des Flügels, sondern auch vorderseits längs Arm- und Handrand hinzieht, und der weisse Fleck auf den oberen Schwanzdecken bieten Charaktere, welche so auffallend von allen mir bekannten Exemplaren und Beschreibungen der Eu. minor ab- weichen, dass eine specifische Absonderung vorläufig nöthig er- schien. Die fortgesetzten Nachforschungen neuseeländischer Orni- thologen werden darüber zu entscheiden haben, ob dieselbe volle Berechtigung verdient. p. 263. No. 147. Apteryx australis Shaw. Finsch, Trans. V., p. 211. — Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Ota- 80). — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 365. — var. Mantellü Bartl. — Finsch, Trans. V., p. 212. — A. Mantellü Bull., N.-Z. Exh., p. 255. — id. Hist. B. N.-Z., p. 359 (e. fig. opt.). — Hector, Trans. IV., p. 363. — Potts, Trans. V., p. 194. — Hutt., Ibis 1874, p. 43. — Die specifische Unterscheidung von A. australis und Mantelli weiss Buller, wie Haast, Hutton, Hector und Potts, ebenfalls nur auf die härter anzufühlenden Federn zu begründen, ein Charakter, der, wie ich in meiner ausführlichen Darstellung (l. ec. p. 265) zeigte, nur bis zu einem gewissen Grade Beachtung verdient, aber Dr. Haast schreibt mir: „Ich will in der dunkelsten Nacht die Arten unterscheiden und aus 500 A. Mantelli einen australis durch das Gefühl herausfinden, und umgekehrt.“ Interessante Nachrichten über Lebensweise und Brutgeschäft giebt Potts (Trans. V., p. 186). Die Verbreitung der Gattung hat sich niemals bis auf die Chatham-Inseln erstreckt (Hutt., Ibis 1372, p. 250. — Nach Hutton (in litt.) sind für diese Art nur 2 Localitäten an der Westküste der Südinsel bekannt, eine bei Oka- rita, die andere bei Milford-Sund. p- 268. No. 148. Apteryz Owenii Gould. Bull., Hist. B. N.-Z., p. 368 (e. fig. opt.). — Potts, Trans. V., p. 188. — Hector, N.-Z. Exh., p. 276 (Otago). Ausführliches über Lebensweise bei Potts (l. c.). p. 271. No. 149. Apteryx Haasti Potts. Potts, Trans. IV., p. 204. — id. V., p- 195. — Finsch, ib. V., p- 212. — Bull, Hist. B. N.-Z., p. 371. Der freundschaftlichken Unterstützung Haast’s verdanke ich die Ansicht eines der Typen aus dem Canterbury-Museum. Nach EEE TE DEE ERWERBEN LEE Zur Revision der Vögel Neuseelands. 2a genauer Vergleichung desselben ist mir die artliche Selbstständig- keit dieser Form vollends zur Gewissheit geworden. In der Färbung stimmt dieselbe vollkommen mit Owenü über- ein (oberseits nicht dunkler, wie Buller .angiebt), nur Hinterhals und Nacken sind dunkler graubraun mit haarähnlich-borstigen, vorragenden, nackten Schaftspitzen (ähnlich wie bei australis var. Mantellü) und die Federn zeigen hier keine Spur von hellerer Querliniirung, wie sie bei Owenü stets bemerkbar ist; die übrige Oberseite ist auf schwarzbraunem Grunde mit rostbräunlichen un- regelmässigen Querflecken besetzt, die sich zu unregelmässigen Querbinden gestalten, also ganz wie bei Owen“, mit dem auch die Färbung der Unterseite vollkommen übereinstimmt; die Federn aber überall länger als bei Owen«. Stimmt Zaasti somit fast ganz mit der letzteren Art überein, so unterscheidet er sich um so auf- fallender durch die bedeutende Grösse, welche der von australis gleichkommt, wie eine Vergleichung der nachfolgenden Grössen- verhältnisse mit den von mir für australis (l. c. p. 268) und Owemi (p- 270) notirten zahlreichen Messungen zeigen wird. Schnabell. von Stirn 4” 4; von Wachshaut 4° 3°. Mundspl. Bo Breite an Basıs 101, Breite an Spitze ) 25. Kinn- winkel 3° 8. Lauf, inel. Kniebeuge 3’ 2’. Lauf vorn 2! 7". M.-2. 24 Nag. ders. 101/,'. Aeuss. Z. 19". Nag. 81/,'". Localität- und Geschlechtsangabe fehlen bei dem typischen Exemplare, aber selbst für den Fall, dass es ein grosses Weibchen sein sollte, würde es die grössten Weibchen von Oweni noch weit übertreffen. — Potts giebt Nachweis der sicheren Localität: ein Exemplar wurde im Walde weit oben am Okaritafluss, das andere zwischen dem Ostufer des See Mapourika und der Schneegebirge, zu welcher Mount-Cook gehört, erlangt. Anhang. Arten, deren Vorkommen unsicher ist oder die aus der Liste zu streichen sind. Haliaetus leucogaster (Lath.). Gould versichert, diese Art aus Neuseeland erhalten zu haben; aber Buller vermag keinen sicheren Nachweis zu liefern (Hist. B. N.-Z, p. 16). Falco subniger Gray. Gould, Handb. B. Austr. I., p. 29. — Gurney, Ibis 1866, p. 421. — ib. 1870, p. 536. — Bull., Hist. B. N.-Z,, p. 16. 222 Dr. 0. Finsch: Gurney führt die Art auf Verreaux’ Autorität als zufälligen Gast Neuseelands auf, nach Buller aber durchaus mit Unrecht. Milvus isurus G. Gould, Handb. B. Austr. I., p. 5i. —- Gurney, Ibis 1870, p. 536. — Bull., Hist. B. N.-Z., p. 16. Nach Aussage Bartlett’s von Gurney unter die Irrgäste Neu- seelands aufgenommen, aber ebenfalls irrthümlich (Bull. 1. c.). Strixz parvissima Ellm. l. e. p. 272. — Potts, Trans. V., p. 172. — Potts giebt weiteres Zeugniss der Existenz einer Zwergeule („so gross als ein Eisvogel“), die indess bis jetzt noch nicht zur wissenschaftliehen Untersuchung gelangte. Nicht ganz unmöglich erscheint die Iden- tität mit Scops Novae-Zealandiae Bp. (Finsch, Journ. f. Orn. 1867, p. 245). Stringops Greyi Gray (]. c. p. 97, No. 6). Dr. Buller erklärt diese Art für nichts anderes als eine Varie- tät von habroptilus (Hist. B. N.-Z.. p. 27), was ich keineswegs für unwahrscheinlich halte, obschon ich eine zweifellose Vereinigung noch nicht wage, da mir ein Wiederauffinden immerhin noch als möglich erscheint. Anthochaera carunculata (Lath.). Durch Güte von Dr. Hector erhielt ich den Typus von „Mimus carunculatus Bull.“ aus’ dem Wellington-Museum zum Vergleich; es ist ein Weibchen und stimmt ganz mit australischen Exemplaren überein. Die Art ist bekanntlich als neuseeländisch zu streichen (Finsch, Journ. 1872, p. 272). Anthus aucklandicus Gray. Gray, Ibis 1862, p. 254. Eine Vergleichung der Typen von den Aucklands-Inseln ist nöthig, um die schon von mir vermuthete Identität mit A. Novae- Zealandiae sicher nachzuweisen. Dr. Buller unterlässt dies leider und citirt A. aucklandicus als synonym, ohne dabei der Typen zu gedenken. Totanus canescens Gml. Finsch et H., Orn. Ostafr., p. 745. Ich erhielt durch Güte von Dr. Hector ein angeblich auf Neu- seeland (Dunedin: Purdie) erlegtes Exemplar zur Vergleichung aus dem Otago-Museum geliehen, -dessen Abkunft aber noch zwei- felhaft erscheint, denn Hutton- schreibt mir: „der Vogel soll auf } Zur Revision der Vögel Neuseelands. 293 dem Markte gekauft worden sein, aber dies ist nicht ganz sicher und das Exemplar stammt möglicher Weise von Australien her.“ Dasselbe stimmt übrigens ganz mit europäischen im Winterkleide überein. Fl.: Schw.: Ei: L.: Tib.: M.-2.: 6... 2:11]. 24. 20. 15. 142%. p. 182. No. 80. Ortygometra fluminea Gould. Ohne sicher nachgewiesenes Vorkommen und daher vorläufig zu streichen. Tribonyxz Mortieri Du Bus würde nach einem angeblich am See Waihora, Provinz Otago, ge- fangehen Exemplare (Bull., Hist. B. N.-Z. Introd., p. XIX.) in die Avifauna Neuseelands aufzunehmen sein, doch ist die Angabe eine irrthümliche (vergl. Hutton, Ibis 1873, p. 427. — Bull., ib. 1874, p. 95). — Anas sp.? Querquedula sp.? Finsch, Journ. 1870, p. 357. Die von Travers bei seinem ersten Besuch auf den Chatham- Inseln gesehene merkwürdige Ente, „mit scharlachrothen Flecken auf den Flügeln“ ist von dem Reisenden nicht wieder beobachtet worden (Hutt., Ibis 1872, p. 247). — Gygis alba (Sparrm.). — 1. c. p. 254. No. 105. Da jede weitere Kunde in Betreff des Vorkommens dieser nur als angeblich gesehen verzeichneten Art fehlt, so scheint es ge- ‘ rathener, sie vorläufig zu streichen. Procellaria incerta Schl. (p. 255. No. 115). Nach einem Etiquett im Leydener Museum als neuseeländisch aufgenommen, nach Dr. Buller (Introd. B. N.-Z., p. XV.) aber irr- thümlich, da vorläufig jeder sichere Nachweis fehlt. Procellaria aeqguinoctialis L. — |. c. p. 273. Das von Gray notirte Vorkommen dieser Art beruht auf An- gaben Latham’s, die durchaus der Bestätigung bedürfen. Puffinus assimilis Gould? Hutt., Ibis 1872, p. 248. Wird von Hutton als durch Travers bei den Chatham-Inseln „gesehen“ verzeichnet. | Graculus melanoleucus Vieill. G. R. Gray, voy. Ereb. et Terr., p. 20. — id. Ibis 1862, p. 292. — Buller, Essay. — Finsch, Journ. f. Orn. 1867, p. 339. — 224 Dr. O0. Finsch: Zur Revision der Vögel Neuseelands. id. ib. 1870, p. 375. — Hutt., Ibis 1870, p. 396. — id. Catal. p. 50. — Bul., Hist. B. N.-Z., p. 333. G. R. Gray führt diese Art, mit der vielleicht @. brevirostris Gould zusammenfällt (siehe vorher p. 216), zuerst als neuseelän- disch auf, fügt aber hinzu: „das Exemplar, welches durch die Expedition heimgebracht wurde, unterscheidet sich von australischen durch den weissen Fleck auf den Flügeldecken.“ Ohne Verglei- chung dieses Typen, den Dr. Buller leider unerwähnt lässt, ist es nicht möglich, über die artliche Stellung zu entscheiden. Allem Anschein nach ist kein echter melanoleucus Vieill.,, mit ganz weisser Unterseite, bis jetzt auf Neuseeland gefunden worden, und auch Buller giebt keinen sicheren Nachweis. In der „Handlist“ (IIL, p- 1291) führt Gray melanoleucus nicht von daher an. Eudyptes chrysolophus Br. — |. c. p. 262. No. 144. Finsch, Trans. V., p- 211. Die Angabe des Vorkommens beruht nur auf einem Etiquett im Leydener Museum und bedarf der Bestätigung. Apteryz mollis Potts. Potts, Trans. V., p. 196. „Federn weiss, an den Spitzen gelblich verwaschen; Borsten- federn am Mundwinkel gelblich; rund um’s Auge schmal gelblich. Iris braun; Federn sehr weich anzufühlen; Schnabel vom Mund- winkel 3° 9; Tarsus 2 5’; Mittelzehe mit Nagel 2' 4; an der Martins-Bay, Westküste von Otago: Dunedin-Museum.“ Nach Potts wäre dies kein Albino, sondern eine gute Art, über die indess sicherer Nachweis abzuwarten ist. Apteryw fusca Potts. Potts, Trans. V., p. 196. Die mündliche Mittheilung eines Eingebornen der Westküste: „Wie der Kiwi, aber schwarz“, ist Alles, was Potts über diese schon im Voraus von ihm benannte angebliche Art zu berichten vermag. SD Sn a an | | | | | J.Cabanis: Uebersicht von C.Euler’s gesammelten Vögeln. 225 Uebersicht der von Herrn Carl Euler im Distriet Cantagallo, Provinz Rio de Janeiro, gesammelten Vögel. Vom Herausgeber. (Sehluss ; siehe Seite 81 - 90.) Ord. Strisores. FAM. TROCHILIDAE. SUBFAM. POLYTMINAE. Rhamphodon naevius (Dumont) Less. — Trochilus nae- vius Dumont, Euler No. 220. -Glaucis hirsuta (Gm.) Gray. — Trochilus ferrugineus Pr. Max., Euler No. 174. Ö. Pygmornis eremita (Gould), Cab. Hein. — Trochrilus brasiliensis Pr. Max., Temm. nec Lath., Euler No. 165. Phaeöthornis squalida (Natt., Temm.) Jard. — Trochi- lus squalidus Temm., Euler No. 173. Phaethornis eurynome (Less.) Jard. — Trochllus eury- nomus Less., Euler No. 191. SUBFAM. ZLAMPORNITHINAE. + Lampornis mango (Lin.) Sws. — Trochilus mango Lin., Euler No. 147. &. 2. juv. Thaluramia glaucopis (Gm.) Bp. — Trochilus glaucopis Lin., Euler No. 27. 2. 2. Petasophora serrirostris (Vieil.) Gray. — Trochtlus crispus Spix., serrirostris Pr. Max., Euler No. 216. 2. SUBFAM. HELIOTHRICHINAE. ; Heliothrixz auriculata (Lieht., Nordm.) Gray. — Tro- ehilus auritus (nee Gm.), Euler No. 14, 221 & ad., & jun. juv. SUBFAM. HYTLOCHARINAE. Agyrtria albiventris (Less.) Rehbeh. — Euler ohne No. Agyrtria brevirostris (Less.) Rehbch. — Trochilus versteolor Licht. — Trochilus sp. Euler No. 76 2. Hylocharis cyanea (Vieill.) Gray. — Trochilus sp. Euler No. 76 &. Chlorostilbon nitidissimus (Licht.) Cab., Hein. — . Trochilus prasinus (nec Less.) Gould. — Tr. Pucherani Boure. — Tr. bicolor Gm.?, Euler No. 172. d. Cab, Journ, f, Ornith, XXI, Jahrg. No. 126. April 1874. id 226 J. Cabanis: SUBFAM. TROCHILINAE. Cäalliphlox amethystina (Gm.) Rchbeh. — Troch. ame- thystinus Pr. Max., Euler No. 217. 2. SUBFAM. ORTHORHYNCHINAE, Cephalolepis Delalandi (Vieil.) Rehbeh. — Tr. Dela- landi Vieil., Euler No. 218. &. Bands nis magnifica (Vieil.) Bp. — Tr. magnificus Vieil., Euler No. 77. &. Prymnacantha Langsdorffi (Vieil.) Cab. Hein. — Trochilus Langsdorffi Vieil., Euler No. 219. &. FAM. CAPRIMULGIDAE. Nyctidromus albicollis (Gm.). — N. americanus Cass., nec Gm. — Caprimulgus guianensis Gm., Euler No. 23. £. Hydropsalis (Macropsalis) forcipatus (Nitzsch) Burm. — Oaprimulgus sp. Euler No. 164. 2. & jJuv.? Nyetibius aethereus (Wied) Gray. — Caprimulgus aethe- reus Pr. Max., Euler No. 10. &. Ord. Scansores. FAM. CUCULIDAE. SUBFAM. COCCYGINAE. = Coceygus Euleri Cab., Journ. f. Orn. 1873, p. 72. — Coe- cygus seniculus (nec Vieil.) Euler No. 204. Pyrrhococcyxz macrurus (Gamb.) Cab. — Üdceyzus cayauss (nec Lin.), Euler No. 13. d. 2. Neomorphus Geoffroyi(Temm.) Cab., Hein. — Coceyzus | Geoffroyi Temm., Euler No. 44. &. 9. Diplopterus naevius (Lin.) Gray. — Üoccyzus naevius Temm., Euler No. 59. @. | Dromococcyx pavoninus Natt., Pelz. — J)romococeyx phasianellus (nec Spix) Burm., Euler No. 192. 2. SUBFAM. CROTOPHAGINAE. Octopteryx guira (Gm.) Cab., Hein. — Coceyzus Guira Temm., Euler No. 156. &. Crotophaga ani Lin. — Euler No. 137. 2. FAM. BUCCONIDAE. SUBFAM. BUCOONINAE. Nonnula rubecula (Spix) Sclat. — Bucco nie Spix, Euler No. 91. Malacoptila torquata (Hahn) Sclat. — Capito Triebe (nec Gm.) Wied, Euler No, 24. d. 9. | ; | F Uebersicht der von C. Euler in Cantagallo gesammelten Vögel. 227 Notharchus Swainsoni (Gr.) Cab., Hein. — Capito ma- crorhynchus (nee Gm.), Euler No. 193. &. FAM. TROGONIDAE. — Pothinus atricollis (Vieil.) Cab., Hein. — Trogon atri- collis Vieil., Euler No. 38. &. 2. Aganus aurantius (Spix) Cab, Hein. — Trogon our ucus (mee Lin.), Euler No. 108. 3. 2. Aganus viridis (Lin.) Cab., Hein. — Trogon veolaceus (nec Lin.) Spix, Wied, Euler No. 3. &. 2. FAM GALBULIDAE. Cauax tridactylus (Pall.) Cab. — Galbula tridactyla Licht., Euler No. 94. 4. FAM. PICIDAE. SUBFAM. PICUMNINAE. Picumnus cirratus Temm. — P. minutissimus Wied, Euler No. 177. @. SUBFAM. DRYOCOPINAE. 7 Ceophloeus lineatus (Lin.) Cab. — Picus limeatus Lin., Euler No. 206. &. 2. Ceophloeus erythrops (Cuv.) Cab. — Euler No. 206. 2. — Herr Euler hat diese seltnere Art, von der nur ein & im Balge vorhanden war, von der vorhergehenden nicht unterschieden. Phloeoceastes robustus (Freyr., Licht.) Cab. -—— Picus robustus Licht., Euler No. 31. &. 2. SUBFAM. CHRYSOPTILINAE. Campias maculifrons (Spix) Cab., Hein. — Picus affınis Sws. pt. Sundev. — P. passerinus (nec Lin.) Wied, Euler No. 4. 3. Craugasus erythropes (Vieil.) Cab., Hein. — Piecus ery- throps Vieil., Euler No. 155. &. 2. Oraugasus polyzonus (Valenc.) Cab., Hein. — Pieus sp. Euler No. 149. 2. Chrysoptilus eristatus (Vieil.) Cab., Hein. — Preus ‚chlorozostus Wagl. — P. melanochlorus (nec Lin., Gm.,) Licht, Wied, Euler No. 19. &. SUBFAM. G@ECININAE. Celeus flavescens (Gm.). — Picus flavescens Gm., Euler No. 293. &. | SUBFAM. MELANERPINAE: Tripsurus flavifrons (Vieil.) — Picus coronatus 1llig., Euler No, 47. 8. 2. 15* Falco sp. Euler No. 180. 2 ad. | sp. Euler No. 188. 4. No. 179. 2. — Iris kirschroth. Wa 228 J. Cabanis: Leuconerpes candidus (Otto) Sws. — Picus dominicanus Vieil., Licht. — P. candidus Otto, Euler No. 96. &. 2. FAM RHAMPASTIDAE. SUBFAM. RHAMPHASTINAE. Selenidera maculirostris (Licht.). — Pteroglossus macu- lirostris Cuv., Temm., Euler No. 37. &. 2. | Pteroglossus Wiedii Sturm. — Pteroglossus Arassari (nee Nlig.) Euler No. 60. 2. | Pteroglossus Baillonei Vieil., Temm., Wagl. — Euler No. 197. &. 2: Rhamphastos dicolorus Lin. — Euler No. 71.8.9. Rhamphastos Temmincksi Wagl. — Euler No. 25. @. 9. BAM; PEST LTIAVIDAE, Conurus propinguus Selat., Cat. p. 346. — Psittacus guianensis (nec Lin.) Wied, Euler No. 86. d. ®. Microsittace cruentata (Neuw.) — Psittacus cruentatus Pr. Max., Euler No. 232. 9. Fe osittace vittata (Shaw). — Psittacus vittatus Shaw, Euler No. 198. 2. Ps. viridissimus Kuhl, Temm., Euler No. 185. @. Chrysotis farinosa (Boda. ). — Psittacus pulverulentus Gm., Euler No. 176. 2. Brotogerys tiriacula (Bodd.) — Peittacus tirica Gm. sd Pionus Mazximiliani (Kubl) Bp. — Psittacus Hanirostri Spix, Euler No. 61. 9. Psittacula passerina (Lin.). — Psittacus passerinus Lin, Euler No. 57. &. 2. 2 Ord. Raptatores. FAM STRIGIDAE. $ Glaucidium ferrugineum (New.) Kaup., Cab., Journ. f. Orn. 1869, 8.206. — Strix ferruginea Pr. Max., Euler No. 189. 3 i FAM. FALCONIDAE. SUBFAM. ACCIPITRINAE. Nisus erythrocnemius (Gray). — Falco Beskei Licht. — Hieraspizia tina (Lath.). — Falco tinus Lath. — Falco, bedeutend grösser. | Dinospizias pectoralis. — Astur pectoralis (Cuv,) | ud Uebersicht der vonC. Euler in Cantagallo gesammelten Vögel. 229 Bp., v. Pelz. — Accipiter pectoralis Sclat. — Falco sp. Euler No. 163. &. — Herrn Euler verdanken wir die erste specielle Angabe eines Fundortes dieser seltenen, erst in wenigen Exemplaren be- kannten Art. Hierdurch wird Bonaparte’s Angabe, dass der Vogel nicht aus Indien, sondern aus Brasilien stamme, bestätigt. Auf- fallend ist die von Bonaparte hervorgehobene Aehnlichkeit in der Färbung mit Spizaötus ornatus. Der Vogel macht den Eindruck eines kühnen, starken Räubers, und scheint die hier vorgeschla- gene eigene subgenerische Stellung zu beanspruchen. Er passt zu keiner amerikanischen Form der Acecipitrinen. Rupornis Natiereri (Sclat. et Salv.).. — Falco magni- rostris (nec Lin.), Euler No. 53. &. 2. — Climacocercus ruficollis (Vieil.).. — Falco zanthothoras et Zeucauchen Temm. — Falco sp. Euler No. 26. 4. 2. Iris grau- braun. —Harpagus diodon (Temm.). — Falco diodon Temm., Euler No. 183. &. 2. SUBFAM. FALCONINAE. —Tinnunculus (Poecilornis) gracilis (Sws.) Cab. — Falco sparvervus (nec Lin.), Euler No. 107. @. 2. — Hypotriorchis deiroleucus (Temm... — Falco sp. Euler No. 213. 2°. SUBFAM. MILVINAE. + letinia plumbea (Gm.) Vieil. — Falco plumbeus Lin,, Euler No. 102. &. 2. + Nauclerus furcatus (Lin.) Vig. — Falco Yetapa Pr. Max., Euler No. 124. 9. + Odontriorchis cayennensis (Gm.). — Falco palliatus Pr. Max., Euler No. 126. 2. SUBFAM. BUTEONINAE. > Buteola brachyura (Vieil.). — Buteo albifrons (Neuw.) Schleg. — Asturina albifrons Kaup. — Falco albifrons Pr. Max., Euler No. 205. SUBFAM. AQUILINAE. " Spizaetus melanoleucus (Vieil.) Gray. — Falco atrica- pülus Cuv., Temm. — Falco sp. Euler No. 222. 9. 3 Morphnus harpyia (Gm.) Cab. — Thrasaetus Harpyia Gray. — Falco destructor Daud., Euler No. 234. 2. Hypomorphnus unicinctus (Temm.) Cab. — Faloo sp. Euler No. 127. 9. juv. Milvago chimachima (Vieil.). — Falco degener Illig., Euler No. 39. & jun. 29 juv. Ord. Gyratores. FAM. COLUMBIDAE. Zenaida maculata (Vieil.) Gr. — Columba sp. Euler No. 109%. | Peristera cinerea (Temm.) Sws. — Üolumba cinerea Temm., Euler No. 215. £&. | Peristera Geoffroyi (Temm.) Gr. — Columba Geoffroyi Temm., Euler No. 30. &. 2. Leptoptila rufazilla (Richard) Bp.? — Peristera fron- talis (Temm.) Burm. — Peristera macrodactylus Gray. — Columba rufaxılla Wagl., Euler No. 92. &. | - Oreopelia violacea (Temm.). —- Oolumba montana Auct, Euler No. 109. &. 4 Oreopelia montana (Lin.) Bp. — Columba montana Euler No. 109. &. — Herr Euler hat die beiden vorstehenden Arten nicht unterschieden. 230 Tasikenie: SUBFAM. POLYBORINAR. Ord. Rasores. FAM TETRAONIDAE. SUBFAM. ODONTOPHORINAE. Odontophorus dentatus (Temm.). — Perdix dentata Temm., Euler No. 95. &. FAM. CRACIDAE. Penelope (Salpiza) jacquagu Spix. — Penelope eristata Lath., Wagl., nec Lin., Euler No. 100. &. Ord. Cursores. FAM CRYPTURIDAE Orypturus noctivagus (Neuw.) Wagl. — Tinamus nocti- vagus Pr. Max., Euler No. 74. &. | Örypturus pileatus (Bodd.)., — Crypturus Sovi (Gm.) Licht. — Tinamus Sovi Lath., Euler No. 101. £. 4 Crypturus Tataupa Mlig. — Tinamus Tataupa Temm., Euler No, 178. &. ? 4 Crypturus obsoletus (Temm.) Licht. — Tinamus obsole- tus Temm., Euler No. 202. | Uebersicht der von C. Euler in Cantagallo gesammelten Vögel. 231 | Ord. Grallatores. 'Vanellus cayanensis (Gm.) Gray. — Euler No. 214. Parra jagana Lin. — Euler No. 148. & jun. juv. Porzana melanophaea (Vieil.) Sclat., Salv. — Ürex late- ralis Lieht. — Gallinula lateralis Pr. Max., Euler No. 236. + Porzana albicollis (Vieil.) Sclat., Salv. — Rallus albi- collis Vieile — Crez mustelina Licht. — Ortygometra albicollis (Vieil.) Euler No. 106. Ortygarchus plumbeus (Vieil.) — (Gallinula Sarracura Spix. — Ürexz melanura Licht. — Aramides plumbeus.Burm. — Gallinula plumbea Vieil., Euler No. 34. 2. + Forphyrio martinica (Lin.).. — Gallinula martinica Lath. — Gallinula martinicensis Pr. Max., Euler No. 105, ad. juv. Ord. Natatores. FAM ANATIDAE. 7 Querquedula brasiliensis (Gm.) Cab. — Anas brasilien- sis Lin., Euler No. 75. 9. Die Zahl der von Herrn Euler im Distriet Cantagallo gesam- melten Arten beläuft sich nach vorstehender Uebersicht auf 228. Nachschrift. Unsere weiter vorn, Seite 84 Note, ausgesprochene Ver- muthung, dass das ausgefärbte Männchen der Sporophzla falcirostris grau sein würde, hat sich bestätigt. Herr von Pelzeln hat soeben das bisher unbekannte alte Männchen dieser Art beschrieben, wie folgt: „Spermophila falcirostris (Temm.) 3: Plumbeus pileo obseuriore, speculo alari albo, gula, tectricibus alarum inferioribus posterioribus et abdomine medio albis, tectrieibus caudae inferiori- bus flavido-albis, rostro (in specimine exsiccato) flavo, pedibus cor- neis. Longit. 4, longit. eulminis rostri a fronte secundum curva- turam 4/,', rostri a rietu linea recta 5’, altitudo maxillae 1!/,‘, mandibulae 21/,°, longit. alae 2’ 5‘, cauda 1‘ 10'“. Hab.: Ba- hia et Nov. Friburgia.“ v. Pelzeln, Separat-Abdr. aus „Nunquam otiosus“, p. 291—292. 232 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Dıntsche arwithulugische Grarllschaft zu Berlin. Protokoll der LX. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 2. Februar 1874, Abends 7 Uhr, im Sitzungs-Locale, Unter den Linden No. 8. Anwesend die Herren: Reichenow, d’Alton, Grunack, Thiele, Schalow, Cabanis, Brehm, Wagenführ, Effeldt, Bau, Bolle, Golz, Mützel, Salzmann und Poll. Als Gast: Herr Dr. Nauwerk aus Berlin. Vorsitzender: Hr. Golz. Protokollf.: Hr. Schalow. Herr Cabanis spricht über einen neuen Bergglanzstaar (Amydrus), welenen Herr Reichenow in West-Afrika einzusam- meln Gelegenheit hatte und welcher jetzt in den Besitz des königl. zoologischen Museums übergegangen ist. Zur besseren Verglei- chung und Charakterisirung der neuen Species legte der Vortra- gende die nahe verwandten, gleichsam vicariirenden Arten aus die- ser Gruppe vor, nämlich Amydrus, Blythi aus Ost-Afrika, A. Rüp- pelli aus Nordost-Afrika und A. morio aus Süd-Afrika. Die neue westafrikanische Form, die ganz nach dem Typus des A. morio ge- bildet ist, charakterisirt Herr Cabanis wie folgt: Amydrus Reichenowin. Sp. Etwas kleiner als A. morio, der Schwanz verhältnissmässig etwas stärker abgestuft. Hinterkopf, Nacken und Hals stark grün, Rücken und Unterseite dagegen violett schillernd.. Die Arm- schwingen, die mittleren und grossen Flügeldecken sind bei ge- nauerer Betrachtung am Aussenrande mit einer linearen sammet- schwarzen Einfassung versehen. Die rothbraune Färbung, welche sich an 6 Handschwingen zeigt, ist dunkel kastanienbraun und mehr auf die Mitte der Schwingen beschränkt, also dunkler in der Fär- bung und weniger nach der Spitze der Schwingen hin ausgedehnt, da sie schon vor den Spitzen der Armschwingen aufhört, also fast ein Spitzendrittel der Feder schwarz lässt, während diese roth- braune Färbung bei A. morio viel heller ist und nur die Spitze selbst der Feder schwarz lässt. Iris rothbraun. Diese neue Art wurde bereits 1856 von Hartlaub (Syst. der Orn. W.-Afr., p. 115) nach einem Exemplare der Baseler Samm- lung von Aguapim beschrieben, aber damals für ein schönes Männ- chen von 4A. morio gehalten. \ Zum Schluss der Sitzung gelangt ein längerer Brief eines | Protokoll der XL. und XLI. Monats-Sitzung. 239 Mitgliedes, des Herrn Dr. Falkenstein, gerichtet an den Vor- stand der Afrikanischen Gesellschaft, zur Verlesung, in welchem derselbe seine glückliche Ankunft an der westafrikanischen Küste mittheilt. Golz. Schalow. Cabanis, Secr. Protokoll der LXI. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 2. März 13874, Abends 7 Uhr, im Sitzungs-Local. Anwesend die Herren: d’Alton, Schalow, Grunack, Salzmann, Cabanis,.Lestow, Bau, Mützel, Sy, Wagen- führ und Bolle. Vorsitzender: Hr. Bolle. Protokollf.: Hr. Schalow. Nach Eröffnung der Sitzung legt Herr Cabanis den soeben erschienenen dritten Halbband von Giebel’s „Thesaurus Ornitho- logiae“ vor und verweist zugleich auf sein früheres, beim Erschei- nen des ersten Bandes in diesen Blättern gegebenes Referat, in welchem er das Unternehmen in der anerkennendsten Weise be- sprochen hat. — Es ist ein Riesenunternehmen, welches selbst die grösste Arbeitskraft nicht zur Zufriedenheit Aller zu bewältigen im Stande ist. Gewisse Lücken und Irrthümer sollten daher als selbstverständlich hingenommen werden und nicht einer allzu rigu- rösen subjektiven Kritik zur leichten Handhabe dienen. Schon die technische Bewältigung des Stoffes hat seine grossen Schwie- rigkeiten, der Druck des Werkes wird noch Jahr und Tag in An- spruch nehmen. Beim Abschlusse des Werkes können dann die neuen Eütdeckungen sowie die erwünschten Nachträge ihre Stelle finden. Mancher Ornitholog hat die Herausgabe eines ähnlichen Werkes geplant und fleissig Material gesammelt, dennoch ist das- selbe bisher ein pium desiderium geblieben. Einzig Giebel’s und der Verlagshandlung grosses Verdienst ist es, den Plan nicht nur verwirklicht zu haben, sondern auch die Bürgschaft zu gewähren, dass das Werk zur Vollendung gelange. Einem Zweiten dürfte ein Gleiches schwerlich gelingen. wiebel’s „Thesaurus Ornithologiae“ wird daher für lange Zeit ein unentbehrliches Handbuch bleiben und ist schon deshalb allein Jedem, der mit Ornithologie in Be- rührung kommt, als Hilfsbuch zur Benutzung auf das angelegent- lichste zu empfehlen. In einer früheren Sitzung (December 1872) hatte Herr Ca- banis durch eingehende Auseinandersetzungen nachgewiesen, dass 234 Deutsche ornithologische Gesellschaft: der geographische Verbreitungskreis von Zanius excubitor L. bei Weitem beschränkter sei, als man dies bisher allgemein angenom- men hatte. Es zeigte sich, dass der grosse graue Würger als central- europäische Form betrachtet werden müsse, welche im Süd-Osten Europa’s und in ganz Central-Asien durch eine nahe verwandte Art, den Lanius Homeyeri Gab., und in China(?) durch Zanius sphenocercus Cab. ersetzt werde.*) Im Anschluss nun an diese früher mitgetheilten Untersuchungen bespricht Herr Cabanis die in Nord- und Nordost-Afrika und Kleinasien vorkommenden, dem Lanius excubitor zwar nahe stehenden, mit demselben aber öfters irrthümlich identifieirten Formen. Ohne die Synonymie dieser Ar- ten vollständig sichten zu wollen, beschränkt sich der Vortragende für jetzt hauptsächlich auf die Kritik der von Ehrenberg gesam- melten und im Berliner Museum befindlichen Exemplare, als Typen zu dessen Beschreibungen in den „Symbolae physicae“ Nach sorgfältiger Untersuchung der bezüglichen Exemplare ergiebt sich, dass der echte Zanius exeubitor gar nicht von Ehrenberg gesam- melt wurde; die dafür genommenen Exemplare von Tor und Djedda (Syrien und Arabien) und aus Nubien gehören zu Zandus lahtora Syk. Ebenso gehören dahin die unter dem Namen Zanius orbitalis aufgestellten Vögel. Ein als Typus dieser Art zu betrachtendes Exemplar aus Nubien, welches nur die Ohrgegend, nicht aber die Zügel schwarz gefärbt hat, erkennt der Vortragende als Weibchen oder jungen Herbstvogel des ZLanius lahtora. Dies Exemplar hat einen hellen Schnabel und ist somit gleich Lanzdus pallidirostris Oass. Bei dieser Gelegenheit hebt Herr Cabanis hervor, dass der Unterschied eines schwarzen oder eines hellen Schnabels durchaus kein Kriterium für Unterscheidung von Arten abgebe, dass vielmehr die verschiedene Färbung des Schnabels bei einer und derselben Art auf einem ziemlich allgemeinen Naturgesetze be- ruhe. Wenn man daher einen Würger pallidirostris nenne, so sei dies eine Verkennung des in der Gruppe herrschenden Verfärbungs- gesetzes des Schnabels. Zur Begattungszeit nehme der Schnabel eine höhere (bei Zanius eine schwarze) Färbung an, bei jungen Vögeln und im Herbstkleide sei der Schnabel lichter, mehr oder weniger hell gefärbt. | Lanius assimilis Brehm gehört gleichfalls zu lahtora Sykes. *) Diese schon durch ihre Schwanzbildung ausgezeichnete Art beruht bis jetzt auf dem eimen Typus im Berliner Museum. Weitere Exemplare und genaue Fundorte derselben wären sehr erwünscht, D. Herausg. Protokoll der LXI. Monats-Sitzung. 235 Lanius excubitor und dessen nächstverwandte Arten unter- . scheiden sich von allen anderen grauen Würgern charakteristisch durch den doppelten weissen Flügelspiegel. Lanius lahtora und nächstverwandte Arten haben nur einen’ einfachen weissen Spiegel, au den Handschwingen. Es ist daher ganz widersinnig, den Zanius meridionalis ais nächsten Verwandten des L. excubitor oder gar nur als eine Abart «desselben betrachten zu wollen. Im Gegentheile steht ZL. meridionalis dem 12. lahtora näher als dem excubitor. Es lässt sich gleichsam eine Kette ver- wandter Arten verfolgen von Spanien durch Nord- und Nordost- Afrika und Klein-Asien bis nach Indien. In Spanien Z. mer:- dionalis, in Nord-Afrika Z. algerienses, und in Nordost-Afrika durch Klein-Asien bis Indien der Zanius lahtora. Der L. algeriensis in Marocco ist an der Unterseite grauer als der in der Provinz Con- stantine von Algerien, welcher sich dem Z. Zahtora mehr nähert. Leider fehlen noch die Exemplare der verschiedenen Landstriche, um die stufenweisen Abänderungen, welche vorhanden zu sein scheinen, klar zu legen. Sharpe und Dresser, welche in ihrer trefflichen Arbeit (Proc. 2. 8. 1870) den Z. excubitor und die anderen grauen Würger ab- handeln, gehen entschieden zu weit, wenn sie alle in Nord- und Nordost-Afrika vorkommenden grauen Würger unter dem Namen Lanius lahtora zusammenziehen und auch Vögel mit rein weissem Bürzel und graulichweissen Schwanzdeckfedern der genannten Art beizählen. Der indische /. lahtora, soweit der Vortragende den- selben kennt, hat einen grauen Bürzel. Das typische Exemplar des Zanius leucopygus Ehrbg., von Ehrenberg bei Ambukohl in Nubien gesammelt, unterscheidet sich von Z/ahtora nicht nur durch deu weissen Bürzel, sondern ist ein kleinerer Vogel mit kleinerem Schnabel und wird jedenfalls als selbstständige, in Nordost-Afrika neben dem /ahtora vorkommende Art zu betrachten sein. Sollten auch in Indien, oder in den zwischen Nordost-Afrika und Indien liegenden Landstrichen Würger mit weissem Bürzel vorkommen, worüber der Vortragende nicht aus Autopsie urtheilen kann, so wäre dadurch immer noch nicht die Identität mit lahtora erwiesen, sondern wahrscheinlich nur die weitere östliche Verbreitung des L. leucopygus Ehrbg. Zu letzterem gehört L. leuconotus Brehm und wahrscheinlich auch Z. dealbatus De Fil. Auf eine Kritik der sonst noch beschriebenen und hier in Be- tracht zu ziehenden Arten grauer afrikanischer Würger muss der 236 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Vortragende einstweilen verzichten, da ihm die zur Beurtheilung nöthigen Exemplare nicht zur Hand sind. Es hat die gründliche Erledigung mancher noch a Frage hier nur angeregt wer- den sollen. Herr Cabanis nimmt schliesslich noch Veranlassung, auf die Schwingenbildung von Lanzus excubitor und Enneoctonus minor hin- zuweisen, und daran einige Bemerkungen über „Abarten“ im Allge- meinen zu knüpfen. Es zeigen sich bei beiden Zanzus-Arten in Be- ziehung auf die Flügelbildung bedeutende Unterschiede, auf welche sich auch die subgenerische Trennung des Z. minor von den eigentlichen grauen Würgern gründet. Dadurch, dass bei Zanzus excubitor die zweite Schwungfeder bei Weitem nicht die Länge der dritten erreicht, wird ein kürzerer und mehr abgerundeter Flügel gebildet, welcher den Vogel nicht befähigt, weite Wanderungen zu unternehmen. Zanius minor dagegen hat durch die gleiche Länge der zweiten und dritten Schwungfeder einen spitzen und ausserdem laugen Flügel, wie ihn ein Zugvogel zu seinen Wande- rungen nöthig hat. Wir finden daher denn auch, dass L. exeubitor ein rein central-europäischer Stand- und Strichvogel ist, der im Osten, Süden und Nordwesten nicht vorkommt, sondern durch sehr nahe verwandte Arten (oder Abarten) ersetzt wird; L. minor da- gegen breitet, seinen Verbreitungskreis ungemein weit aus und ist überall derselbe, ohne Abänderungen. Als Nutzanwendung für die Darwin’sche Theorie lehrt uns das Verhalten dieser beiden Species, dass das Heranziehen des „Migrationsgesetzes“ zur Unterstützung dieser Theorie und zur Erklärung des Entstehens von Abarten ein Fehlgriff ist. Der wandernde Z. minor bleibt überall derselbe, ja als Wanderer kehrt er, trotz der „Fleischtöpfe Egyptens“, wie alle Zugvögel, gebunden an das Naturgesetz, regelmässig in sein ange- stammtes Heimathsland zurück. Das Migrationsgesetz ist ein un- beugsames Naturgesetz. Wollten wir statt dessen, verbessernd die Bezeichnung „Eiigrationsgesetz“ wählen, um dadurch ein Wan- dern zu bezeichnen, welches durch äussere störende und zwingende Verhältnisse hervorgerufen wird, so wären wir der Wahrscheinlich- keit näher gerückt, aber die Wahrheit wäre keineswegs bewiesen. Im Gegentheile würde uns z. B. die Invasion der Syrrhaptes be- weisen, dass es diesen asiatischen Eindringlingen nicht beschieden war, sich dauernd auf europäischem Boden einzunisten. Die Na- turgesetze sind eben keine Theorien, sie sind Wahrheit und unbeugsam. Anders als bei minor verhält es gich mit L. excubitor. Dieser u RE Protokoll der LXI. Monats-Sitzung. Da lehrt uns, dass die Annahme von Abarten bei Standvögeln, also ‚bei solchen Arten, welehe nicht dem Migrationsgesetze unterworfen sind, wahrscheinlich ist. Zanvus excubitor, Homeyer! und spheno- cercus mögen Abarten einer und derselben, nach verschiedenen Richtungen hin, abgeänderten Stammart sein. Aber falsch würde es sein, solehe Abarten durch das allmähliche Ausbreiten, durch das Vorrücken in andere Landstriche und Klimate erklären zu wollen, falsch wird es sein, die Möglichkeit der Bildung weiterer Abarten in unserer Zeit anzunehmen oder vorauszusetzen. Die Entstehung der vorhandenen Abarten datirt sicherlich aus einer vorgeschichtlichen Periode unseres Erdkörpers und ist Folge mäch- tiger Umwälzungen und Einflüsse, deren Einwirkungen und Kräfte gegenwärtig erloschen sind. Nicht durch Migration, Ausbreiten über neue Landstriche und Vorrücken in andere Klimate lassen sich die Abarten erklären, sondern es wird im Gegentheile anzu- nehmen sein, dass eine ursprünglich weitverbreitete Stammart durch mächtige Veränderungen der Erdoberfläche auf verschiedene Cen- tren isolirt wurde und nach verschiedener Richtung hin abartete. Aus dieser Annahme ergiebt sich zugleich die historische Be- rechtigung der Abarten.*) Abgesehen aber von jeder Theorie bleibt Hauptsache für die gegenwärtige Naturgeschichte der Satz: Die Abarten sind da und müssen selbstverständlich berücksichtigt werden. \ Herr Wagenführ theilt einige Züge aus dem Gefangenleben von Phyllornis aurifrons mit, welche bis jetzt immer noch als eine der seltneren Erscheinungen in den Thiergärten angesehen werden muss. Das Exemplar befindet sich seit October des vergangenen Jahres im Besitz des hiesigen zoologischen Gartens und hat sich seit dieser Zeit prächtig ausgefärbt. Das Grün des Rückens und das Blau der Kehle sind intensiver geworden, die gelbe Färbung *) Um nur ein Beispiel anzuführen: Pica. (Dolometis) cyanea kommt nur in Ost-Asien vor und P. Cooki nur in Spanien, beide also gleichsam nur an den entgegengesetzten Endpunkten der alten Welt. Viele Omi- thologen sind schnell damit fertig geworden, beide Vogel für eine und ‚dieselbe Art zu erklären; aber Niemand hat erklärt, wie es gekommen ist, dass diese Art in all den weiten dazwischen liegenden Landstrichen zu Grunde gegangen ist. Höchst beachtenswerth ist ausserdem noch der Um- stand, dass P. Cooki in ihrer Isolirung auf Spanien noch einen Gefährten hat, die Aquila Adalberti, während P. cyanea mit der entsprechenden Ab- art, der Aq. mogilnik, dasselbe Vaterland theilt, nur dass letztere Art auserdem weit nach Westen vorgerückt ist, Der Herausgeber, 338 Deutsche ornith. Gesellsch.: Protok. d. LXI. Mon.-Sitz. des Scheitels hat sich nach dem Genick hin um ein Bedeutendes verlängert. Der Vogel wurde nach kurzer Zeit ungemein zahm und zutraulich gegen seinen Wärter: Das ihm dargereichte Futter, bestehend aus gekochtem Reis, Mohrrüben, Ameiseneiern und Nach- tigallfutter, musste stets mit einer starken Dosis Zucker versetzt werden, da es der Vogel sonst verschmähte. Wollte man ihm etwas besonderes Leckeres reichen, so gab man ihm frische Raps- stengel in den Käfig, welche er mit dem Schnabel der Länge nach aufspaltete, um dann mit der langen, an der Spitze pinselförmigen Zunge das süsse Mark geschickt hervor zu ziehen. Sein Gesang, den er hauptsächlich in den Stunden des Vormittages und dann auch bisweilen gegen Abend ertönen lässt, hat etwas drosselartiges. Mit leise flötenden Lauten setzt er ein, die einzelnen Töne schwel- len immer stärker an, bis das abwechselnde Lied in klangreicher Fülle abbricht. Auch ein starkes Nachahmungstalent wurde an ihm beobachtet. Besprechungen über die Geflügel-Ausstellung des Vereins Oy- pria, welche in den letzten Tagen des Februar in Berlin stattge- funden bat, bilden den Schluss der Sitzung. Während natürlich auch in diesem Jahre Hühner und Tauben das Haupteontingent der Sammlung bildeten, sind doch dieses Mal auch Sing- und Schmuckvögel in bedeutenderer Anzahl, als im vergangenen Jahre zur Ausstellung gelangt. Wir nennen die noch ziemlich selten in Gefangenschaft gehaltenen Zxothrix luteus ‘(von Herrn Dr. Russ ausgestellt), ferner Cissa thalassina, Xanthoeitta luxuosa, Psittacula Bourki, Trichoglossus Swainson! und, um schliesslich auch noch eines Europäers Erwähnung zu thun, unsern Bienenfresser, Me- rops aptaster L. Bolle Schalow Cabanis, Seer. Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe Januar-Heft 1874, Seite 111—112.) 1146. Das Auerwild, dessen Naturgeschichte, Hege und Jagd. Ein monographischer Beitrag zur Jagdzoologie von Dr. W. Wurm. Stuttgart bei Julius Hoffmann. Preis 4 Mark. — Von der Ver- lagshandlung. 1147. Allan Hume. Nests and Eggs of Indian Birds. Rough Draft. Part I. Caleutta 1873. London bei Edward Bumpus, Holborn Bars, — Vom Verfasser, ee | 1148. 1149. 1150. 1151. 1152. 1153. 1154. 1155. 1156. 1157. 1158. 1159, 1160. 1161. Nachriehten: Eingegangene Schriften. 239 Tommaso Salvadori. Nuova Specie del Genere COracticus (Vieil.) (Cracticus erassirostris). — Imtorno al Genere Cymborhynchus Vig. — [Estr. dagli Atti d. Reale Acad. di Torino, Vol. IX., 1874]. — Vom Verfasser. ? Aug. v. Pelzeln. Ueber die von der österreichischen Mission nach Öst-Asien und Amerika (1869— 1870) eingesendeten Säugethiere und Vögel. [Aus Verb. d. k. k. zool.-bot. Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1873, besonders abgedruckt.] — Vom Verfasser. Aug. v. Pelzeln. Verzeichniss einer an Dr. Schaufuss gelangten Sendung Vögel aus Neu-Freiburg in Brasilien. [Separat-Abdr. aus „Nunguam otiosus“, p. 2931—292.] — Von Demselben. Aug. v. Pelzeln. On the Birds in the Imperial Collection at _ Vienna obtained from the Leverian Museum. (Cum Tab. Tricho- glossus pygmaeus.) [From „The Ibis“ for January 1873]. — Von Demselben. Dr. A. B. Meyer. Ueber einen neuen Paradiesvogel von Neu- Guinea. [Overgedruckt uit het „Naturkundig Tijdschrift.“ Batavia 1874. — Vom Verfasser. Dr. A. B. Meyer. Ueber Drepanornis Albertisi Scel. [Seperat-Abdr. aus dem „Zoologischen Garten“, Februar 1874] — Vom Ver- fasser. Dr. A.B. Meyer. Mittheilung über neue und ungenügend bekannte Vögel von Neu-Guinea. [Sep.-Abdr. aus mathem.-naturw. Anzeiger d. k. k. Akademie, Febr. 1874.] — Von Demselben. A.E. Brehm. Gefangene Vögel. Ein Hand- und Lehrbuch für Liebhaber und Pfleger einheimischer und fremdländischer Käfigvögel. Erster Theil. Zweiter Band, fünfte und sechste Lieferung. Leipzig, C. F. Winter, 1874. — Vom Verfasser. J. Reinhardt. Nogle Bemerkninger i Anledning af den 1. No- vember 1872 ved Viborg fangede Drossel. (Cum Tab. Zurdus atri- gularis jun.) (Aftryk of „Vidensk. Medd. naturh. Forening i Kjöben- havn.“ 1873.] — Vom Verfasser. J. Reinhardt. Om Vingens anatomiske Bygning hos Stormfugle- Familien. (Procellaridae s. Tubinares.) [Aftryk of Vidensk. Medd. nat. For. i Kophg. 1873.] — Von Demselben. J. Reinhardt. Sur la structure anatomique des ailes dans la Fa- mille des Petrels. (Procellaridae s. Tubinares.) [Abdr. ohne An- gabe] — Von Demselben. Paolo Bonizzi. Le Variazioni dei Colombi domestiei di Modena. (Cum Tabb. I., II.) Padova 1873. — Vom Verfasser. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. Edited by Osbert Salvin. Third Series. Vol. IV. No. 14. April 1874. — Von der British Ornith. Union. Aug. v. Pelzeln. Bericht über die Leistungen in der Natur- geschichte der Vögel während des Jahres 1872. [Separat-Abdr. aus d. Archiv f. Naturgesch., XXXIX. Jahrg., 2. Bd.| — Vom Ver- fasser, % 240 Naturalien-Verkauf. _ 1162. Vietor Ritter v. Tschusi-Schmidhofen. Der Tannenheher (Nu- cifraga caryoeatactes.) Ein monographischer Versuch. Mit2 Tafeln. Eingegangen bei dem legalen Präsidenten [der Leopold. Carol. Acad] am 16. Mai 1873. Dresden. — Vom Verfasser. 1163. C. J. Sundevall. Förnyad anordning av Dagrovfoglarna (Dispo- sitio nova Accipitrum Hemeroharpagorum). |Oefversigt af Kongl. Vetenskaps-Academiens Förhandlingar 1874, No. 2. Stoekholm.] — a: Vom Verfasser. | 1164. C. d. Sundevall. Spetsbergens Fogler med heuredsakligt av- seende pä dem som blivit funna under Prof. Nordenskiölds resor dit ären 1868, och 1872— 73. [Oefversigt af Kongl. V.-Acad. Förh. 1874, No. 3.] — Vom Verfasser. 1165. ©. J. Sundevall. Ny anordning av de Trastartade Foglarna (Oscines Cichlomorphae). [Oefv. af K. V.-Acad. Förh. 1874, No. 3]. — Von Demselben. 1166. Johan Axel Palmen. Om Foglarnes flythningsvägar. Akade- misk afhandling. (Mit Karte.) Helsiugfors, 1874. — Vom Verfasser. 1167. Robert Collett. Remarks on the Ornithology of Northern Nor- way. With a Map [From Forhandl. Vidensk. Selsk. Christiania 1872.] — Vom Verfasser. Naturalien-Verkauf. Ich erlaube mir, die Herren Museumsdirectoren, wie auch Pri- vatsammler, darauf aufmerksam zu machen, dass mir von den In- seln des indischen Archipels, von den Molukken und Neu-Guinea, aus Brasilien, namentlich aber aus Central-Amerika, besonders Gua- temala, beständig Sammlungen zoologischer Gegenstände zukom- men, welche ich grösstentheils wieder käuflich abgeben kann. Säugethier- und Vogel-Bälge, auch deren Skelette und Schädel, fer- ner Conchylien habe ich fast beständig in grosser Anzahl abzu- geben, bisweilen auch Fische, Reptilien, Amphibien, Insekten, Cru- staceen, Echinodermen, in Weingeist; Insekten auch trocken. Bekanntlich sind gerade die centralamerikanischen Thiere meist gar nicht oder nur schwach in vielen Sammlungen vertreten und bietet sich daher hier Gelegenheit, solehe nicht nur zu mässigen Preisen, sondern auch genau bestimmt und mit zuverlässigen Fundortsangaben versehen, erwerben zu können. Gefällige Anfragen und Aufträge erbitte ich portofrei. = Gust. Schneider, Conservator des zoolog. Museums zu Basel. (Schweiz). Druck von G. Päte in Naumburg “lg u M 3 E F JOURNAL für ÖRNITHOLOGIE Zweiundzwanzigster Jahrgang. N. 127, Jal. 1874. Zur Ornitholegie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. Von Hans Graf v. Berlepsch. (Schluss; siehe Jahrg. 1873, Seite 225 - 293.) No. 88. Chloroenas plumbea (Vieill.). Bonap. Consp. H. p. 53, sp. 10. — Pelzeln, Orn. Bras., pp. 274, 450 (excl. var. vinacea?). — Columba plumbea Vieill. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 58, sp. 73. — Columba infuscata Licht. — Wagl., Syst. av. gen. Columba, sp. 65. — Columba locutrie Wied, Beitr. IV., p. 456. — Wagl., Syst. av. gen. Columba, sp. 62. — Ohloroenas infuscata (Licht.). — Burm., S. U. Il. b., p. 292. 6 Stück. 5 Exemplare zeigen deutliche hell röthlich-violette Querflecken im Nacken; nur eins scheint keine solche Flecken zu haben, dasselbe ist jedoch gerade am Halse etwas mauserig. Ebenso fehlen diesem Vogel gänzlich die roströthlichen Ränder an den un- teren Schwanzdeckfedern, welche sich bei den übrigen Exemplaren mehr oder weniger deutlich zeigen. Sonst stimmen alle 6 Stück untereinander gut überein und ebenso mit der Beschreibung des Prinzen Wied. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Mm. Mm. Mm. Mm. 33,4—35,9. 187—197. 146—152. 15— 171%. 23— 24. [Südost-Brasilien: Goyaz (Natt... — In ganz Minas Geraes häufig: Umgegend von Lagoa Santa, dd (Reinh.), noch bei Sta. Anna dos Alegros und bei Paracatü an der westlichen Grenze von Minas angetroffen (Lund). — Rio Bel- monte, unter 151/,° s. Br. und nördlicher, am häufigsten am Rio Ilh&os, in den Wäldern der Camacan-Indianer und Jiboya Cab. Journ. f. Ornith. XXU. Jahrg. No. 127. Juli 1874. 16 242 Hans v. Berlepsch: (Wied). — Bahia (Licht. in Mus. Vindob.). — Neu-Freiburg, sehr häufig (Burm.). — Prov. $S. Paulo: Mattodentro und Ytarare& (Natt.). — Blumenau in Sta. Catharina (Schlü- ter).] - NB. Chloroenas vinacea (Temm.) wird von Pelzeln als blosse Varietät von Ch. plumbea betrachtet, während Sclater, Sal- vin und Andere derselben Species-Dignität zuerkennen. Leider kann ich die Frage, in wieweit Ch. vinacea von Ch. plumbea verschieden ist, jetzt nicht selbst untersuchen, weil ich keine Exemplare der ersteren vor mir habe. — Ch. vinacea würde folgenden Verbrei- tungsbezirk haben: Nordwest-Brasilien: Engenho doCap. Gama und Ufer des@uapor& in Matogrosso (Natt.); Borba (Natt.); Barra do Rio negro (Natt.); Rio Capim (Wallace). — Cayenne (Vieill.). — Guiana (Mus. Vindob. und Paris). — Waldregion von Ost-Peru (Tschud.): Oberer Ucayali, Sa- rayacu, Sta. Cruz (Bartlett). — Ecuador: Babahoyo und Pallatanga (Fraser. — Neu-Granada (coll. Lawr. und Mus. Brit.). 89. Peristera Geoffroyi (Temm.). Bonap. Consp. IL, p. 75. — Burm. S. U. II. b., p-. 304. — Pelz. Orn. Bras., pp. 278, 451. — Reinh. Bidr. in V. M. 1870, p. 57, sp. 70. — Columba Geofroyi Temm., Pig. p. 125. — Id. Hist. Nat. d. Pig. et Gallin., p. 297. — Wagl. Syst. av. gen. Columba, sp. 84. — Wied Beitr. IV., p. 461. 1 Stück, in dem Kleide, welches Pr. Wied und Burmeister als dem weiblichen Vogel dieser Art angehörend sehr gut beschrieben haben; nur muss ich bemerken, dass bei meinem Vogel Brust- und Bauchmitte, sowie mentum rein weiss gefärbt sind. Da der- selbe auch an den Seiten der Oberbrust einige hellere grauliche Federn zeigt, so mag es sein, dass wir es hier mit einem Männ- chen im Jugendkleide zu thun haben. Herr v. Pelzeln hatte die Güte, dies Exemplar im Wiener Museum zu vergleichen, und schrieb mir darauf, dass es ein Weibchen von ?P. Geofroyi sei. 1 Stück. Long. tot. 23 Cm.; al. 122 Mm.; caud. 79 Mm.; rostr. 1615 Mm.; tars. 22 Mm. NB. Wagler in seinem Syst. av. giebt die Totallänge auf nur 7!/a‘‘ an, Vieillot in Nouv. Diet. auf 3”, während ich in Ueber- einstimmung mit Wied und Burmeister etwa 9’ messe. [Südost-Brasilien: Am Rio Belmonte und Rio Mu- h curi, aber nicht südlicher beobachtet (Wied); bei Neu-Frei- a) ae EEE u . Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 243 burg häufiger als 2, cinerea (Burm.); in Minas Geraes nicht häufig, bei Lagoa Santa im August 4 $3 erlangt (Lund und Reinh.); Luiz d’Almeida, Mattodentro und Ypanema in Prov. S. Paulo (Natt.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüter).] 90. Leptoptila chalcauchenia „Salvad.“ Selat. et Salv. — Azara No. 320. Synon.: Paloma parda tapadas roxas, Azara Apunt. III. (1803), p. 12 No. 320. — Id. Edit. Sonnini IV. (1809), p. 130 No. 320. — Perisiera jamaicensis Hartl. (nec Linn.), Ind. Azar. (1847), p. 20 exel. syn. — ?Peristera frontalis, descr. foem., Burm. (nec Temm.), Syst. Ueb. III. b. (1856), p. 305 part. — Peristera frontalis Burm. (nec Temm.), Journ. f. Ornith. 1860, p. 259 sp. 192. — Id. Reise La Plata-Staaten DI. (1861), p. 497 sp. 190 exel. syn. — Leptoptila chalcauchenia Salvad., M.S. — Selat. et Salv. P. Z. S. 1869, p. 633. — Leptoptila chlorauchenia Giglioli et Salvad., Atti Ac. To- rino 1870. — Id. et Id. Ibis 1870, p. 186. — Selat. et Salv. Ibis 1871, p. 435. — Columba ochroptera Natter., Cat. Msc. — Leptoptila ochroptera Pelzeln, Orn. Bras. II. (1870), p. 278, Natterer’s sp. 170 et IV. (1870), p. 451 syn. part. — ?Peristera rufazılla Reinh., Bidr. til Kundsk. ete. in Vid. Meddel. 1870, p. 57 sp. 71 und p. 454. 2 Stück, beide in Färbung völlig übereinstimmend, ebenso mit der Beschreibung Sclater’s und Salvin’s von Z. chalcauchenia. Fer- ‚ ner schreibt mir Herr v. Pelzeln, dass die Vergleichung eines der Blumenauer Exemplare mit Natterer’s Typen von Z. ochropiera die vollständige Uebereinstimmung mit denselben erwiesen habe. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Mm. Mm. Mm. Mm. 1) Blumenau 2812. 152. 112. 16. 30. 2) 5 28. 151, 101. 17. 30. [Habitat: ??Cayenne (Mus. Vindob.). — ??Parä (Gray Handl.). — Südost-Brasilien: (?)Bahia (Gomes, Gr. Hoffm. — in Mus. Berol.); Sapitiba in Prov. Rio (Natt.); Matto- dentro, Ypanema und Jaguaraiba in S. Paulo (Natt.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüter); ?Minas Geraes (Reinh.).. — Paraguay: Sehr häufig (Azara). — Uruguay: Montevideo, nicht so häufig als Zenaida mazulata (Giglioli). — Argentinien: In allen bewaldeten Gegenden des Ostens, Pa- ranä, Tucuman (Burm.), Conchitas, mehrere Exemplare (Hudson. — Sel. et Salv.).] 16* 244 Hans v. Berlepsch: NB. Die Unterscheidung der verschiedenen Zeptoptila-Arten, deren man sicher eine ganze Anzahl aufzustellen berechtigt ist, gehört wegen des überaus einförmigen Styls in der Färbung der- selben bei oft fast gleichen Grössenverhältnissen zu den schwieri- geren Aufgaben des Ornithologen. Wenn es nun aber auch ge- lingen möchte, die einzelnen Formen nach einer Reihe vorliegender Bälge zu fixiren, so bietet sich ihm, wenn er es unternehmen will, die Synonymie dieser Arten zu sichten, ein fast unentwirrbares Chaos dar. Unter solchen Uinständen würde es gewiss sehr er- freulich sein, wenn ein tüchtiger Ornithologe dieser vernach- lüssigten Gattung sich einmal etwas annehmen und in die Lepto- ptila-Arten mehr Klarheit hineinbringen wollte. Ich fühle mich hierzu ausser Stande, vielleicht helfen aber die folgenden Bemer- kungen dazu, eine bessere Kenntniss der brasilianischen Lepto- ptilen anzubahnen. Bisher kannte man nur eine brasilianische Leptoptila-Art, näm- lich die 7.. rufaxilla (Rich. et Bern.), unter welchem Namen man gewöhnlich alle Zeptoptila-Bälge aus Brasilien aufführte. Später stellte sich denn heraus, dass dieser Name nur einer kleineren nördlichen Species zukomme, welche wahrscheinlich blos in den Guiana’s und im nördlichsten Brasilien zu Hause ist; Natterer sammelte sie bei Borba und am Rio Muriä. Herr v. Pelzeln schreibt mir, dass ihre Flügellänge nur 5 Zoll betrage. Die Färbungsunterschiede von den südlichen Arten kann ich hier nicht entwickeln. Eine zweite brasilianische Art wurde durch die Herren Sclater und Salvin als Z. chalcauchenia Salvad. M. S. bekannt gemacht. Ihre Synonymie habe ich oben so kritisch wie möglich zusammen- gestellt. Im Berliner Museum befinden sich 4 Exemplare, welche dort unter dem Namen ZL. brasiliensis Gray aufgestellt sind, und jedenfalls zu chalcauchenia Sclat. u. Salv. gehören, nämlich: 1) „No. 14,762 2 Brasil. (Olfers, Sello)“ — long. al. 150 Mm. 2) „No. 14,761 & Brasil. (Sello)‘“ — long. al. 148 Mm. 3) „No. 14,944 2 Brasil. (Sello)“ — long. al. 151 Mm. 4) No. 11,360 Ba- hia (Gr. Hofim.)“. Letzteres Exemplar scheint im Jugendkleide zu sein und ist in keinem guten Zustande, so dass seine Bestim- mung als chalcauchenia immerhin zweifelhaft sein könnte. Diese im Berliner Museum befindlichen Vögel stimmen gut mit meinen Bälgen aus Blumenau überein. Im Jahre 1870 hat v. Pelzeln eine dritte Art als Z. Retohen: en ee - Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 245 bachi beschrieben, welche Natterer in 3 Exemplaren bei Ypanema sammelte. Ich besitze eine Zepztoptila mit der unbestimmten Lo- calitätsangabe „Brasilia“ in meiner Sammlung, welche mit Pel- zeln’s Diagnose dieser Species gut übereinstimmt. Herr v. Pelzeln verglich bereitwilligst meinen Vogel mit den Natterer’schen Typen und constatirte die specifische Identität mit denselben. Einer vierten Art, welche allerdings der Z. Reichenbachi sehr nahe stehen würde, möchten vielleicht 6 Vögel des Berliner Mu- seums angehören, welche dort unter dem Namen macrodactyla Gray aufgestellt sind. Ich hatte Gelegenheit, mein Exemplar der Z. Reichenbachi mit denselben zu vergleichen, und fand einige, wie es scheint, constante Unterschiede in der Färbung, welche ich weiter unten entwickeln werde, und welche mich bewogen haben, diese Form einstweilen unter einem besondern Namen aufzuführen. Die Berliner Exemplare dieser Species tragen folgende Etiquetten: 1) „No, 6974. Brasil. (Euler) No. 92 &“. — Long. tot. 281, Cm.; al. 155 Mm.; caud. 122 Mm.; tars. 32 Mm.; rostr. 16 Mm. 2) „No. 11,359. Brasil. (Sello) 2%. — Long. tot. 26 Cm.; al. 143 Mm.; caud. 105 Mm.; tars. 23 Mm.;rostr. 152Mm. 3) „No. 11,358. Brasil. (Sello, Olfers) 2“ 4) „No. 15,083. Brasil. (Olfers)“. 5) „Nr. 14,763. Brasil. (Sello)“. 6) „No. 11,357. Brasil. (Sello)“. Diese Vögel stimmen in der Färbung untereinander gut über- ein. Früher scheint man so gefärbte Exemplare öfters mit denen der chalcauchenia zusammengeworfen und als gleichartig betrachtet zu haben, indem man wohl die ersteren für Männchen und die chalecauchenia-Exemplare für Weibchen ansah. Dass diese Annahme eine falsche sei, wird schon dadurch bewiesen, dass, wie mir Herr v. Pelzeln mittheilt, Natterer sowohl für chalcauchenia als für reichenbachi die vollständigste Ueberein- stimmung beider Geschlechter in der Färbung notirt hat. Folgende Beschreibungen der mir bekannten südbrasilianischen Arten werden die zwischen denselben bestehenden Färbungsunter- schiede darlegen: 1) Leptoptila chalcauchenia. Grundfarbe der Oberseite dunkelbraun (fast schwärzlich), mit olivengrünem Anflug und wein- rothem nebst kupfergrünlichem Schiller, welcher am Oberrücken in’s bläulich Violette übergeht. Vorderstirn röthlich-aschgrau. Ober- und Hinterkopf sowie der Nacken bis fast über den Oberrücken hinaus schön spangrün, messingfarbig und goldig schillernd; nach 246 Hans v. Berlepsch: den Halsseiten zu wird der Schiller oft etwas weinroth. Kopf- und Halsseiten mit schwächerem grünen und goldigem Schiller auf hellerem Grunde. Gesicht, Kehle (mit Ausnahme des mentum, welches weisslich gefärbt ist), Oberbrust nebst Brust- und Bauch- seiten hell weinröthlich-aschgrau gefärbt. Brust- und Bauchmitte rein weiss. Steiss und untere Schwanzdeckfedern weisslich, lehm- gelb überlaufen, ausserdem letztere an der Aussenfahne mit breitem bräunlichen Aussenrande. ih. 2) Leptoptila rufescens n.sp. (= Wied Beiträge, p. 474 _ und Burm. $. U., p. 305). Nach 6 Exemplaren des Berliner Mu- seums: Grundfarbe der Oberseite dunkel röthlich olivenbraun, in’s Rothbraune ziehend, mit starkem weinrothen und selten (bier und da) grünlichem Schiller. Vorderkopf fast rein weiss (dicht am Schnabel oft etwas röstlich überlaufen), nach dem Hinterkopfe zu allmählig in Blau-Grau übergehend. Hinterkopf und Kopfseiten rothbräunlich mit etwas weinrothem Schiller. Nacken und Seiten desselben bis zum Oberrücken röthlich violett, mit weinrothem Schiller. Mentum ziemlich markirt weiss. Uebrige ganze Un- terseite bis fast zum Steiss intensiv rostfarbig- weinroth gefärbt. Schwanzoberseite nicht dunker als der Rücken. Untere Flügeldeckfedern und innerer Flügelrand etwas intensiver rostroth als bei Z. chalcauchenia. 3) Leptoptila Reichenbachi. Nach einem Exemplare meiner Sammlung: Stimmt im Colorit der Oberseite fast ganz mit voriger Art überein, nur ist der weinrothe Schiller auf Rücken und Schwanz viel lebhafter, ebenso die violette Färbung des Nackens, welche mehr in’s Bläulich-Violette übergeht. Die Unterseite ist ganz anders gefärbt als bei Z. rufescens. Brust- und Bauch- seiten sind viel heller, mehr weinroth gefärbt, überall mit weinrothem Schiller. Die Bauchseiten sind fast weiss und haben nur noch schwachen weinrothen Anflug. Bauchmitte und Steiss rein weiss. Untere Schwanzdecken, mit Ausnahme eines sehr breiten bräunlichen Randes an der Aussenfahne, schneeweis gefärbt. Alles Uebrige wie bei ZL. rufescens. In den Grössenverhältnissen, in der Form der ersten Schwinge, sowie in Bezug auf die Breite der weissen Spitzen an den seit- lichen Schwanzfedern scheinen alle drei Species vollkommen über- einzustimmen. Schliesslich mögen hier noch einige Bemerkungen über die Synonymie der drei besprochenen Arten folgen: EL Ze ZU Se DE Et Te pe" IT u Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 247 , D) Was Leptoptila chalcauchenia betrifft, so glaube ich, dass man Azara’s No. 320 ohne Skrupel unter ihren Synonymen aufführen kann. Die Beschreibung ist allerdings mangelhaft, aber die Ausdrücke „cou d’un brun violet, changeant en eouleurd’or et en violet“ und „le devant du cou et la poitrine d’un blanchätre mel& de violet“ sprechen entschieden für chalcauchenia. — Wenn Burmeister S. U. p. 305 sagt, das Weibchen habe im Nacken grün- lichen Metallschiller, so hat er jedenfalls ein Exemplar der chal- cauchenia gemeint; seine Beschreibung des „Männchens“ gehört aber sicher zu L. rufescens. Burmeister’s La Plata-Reise habe ich oben unter den Synonymen mit aufgeführt, weil ich vermuthe, dass in Argentinien die Z. chalcauchenia allein vorkommt; Hudson sam- melte sie bei Conchitas. Welche Species Lund und Reinh. in Mi- nas Geraes und S. Paulo sammelten, vermag ich nicht zu sagen, 2) Die Synonyme Pr. Wied Beitr. IV., p. 474, und Burm. 8. Ueb. III. b., p. 305, deser. & gehören sicher zu meiner Lepto- ptila rufescens. Pr. Wied’s Beschreibung passt genau zu den im Berliner Museum als Z. macrodactyla Gray aufgestellten Exem- plaren. Dass Euler ebenfalls diese Art bei Cantagallo erhielt, be- weist das von ihm dem Berliner Museum geschenkte Exemplar. 3) Auf Leptoptila Beichenbachi Pelz. scheint sich keins der ältern Synonyme mit irgend welcher Sicherheit beziehen zu lassen. | ' Von den in Bonaparte’s Conspeetus gegebenen Diagnosen der Lepioptila-Arten stimmt keine zu einer der von mir besprochenen südbrasilianischen Species, überhaupt möchte es schwer halten, die- selben alle richtig zu deuten. Peristera macrodactyla und brasihiensis Gray sind, so viel ich weiss, nur Museumsnamen, die ohne Be- schreibung publieirt wurden und deshalb nicht ohne Kenntniss- nahme der Typen verstanden werden können. L. erythrothorax Temm. wird von Sclater und Salvin aus Brasilien verzeichnet; doch glaube ich, dass sie Temminck, dessen Buch ich leider jetzt nicht nachsehen kann, aus Guiana erhielt; im letzteren Falle würde sie wohl kaum mit einer der südbrasilianischen Arten zu identificiren sein. 91. Chamaepelia talpacoti (Temm.). — Azara No. 523. Burm., S. U. I. b., p. 297. — Euler, J. f. O. 1867, p.417. — Pelz., Orn. Bras., pp. 277, 450. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 56 sp. 67. — Hamilton, Ibis 1871, p. 309. — Columba talpacoti Temm., Pig. p. 22. — Wagl., Syst. av. gen. Oolumba, sp. 86. — 248 Hans v. Berlepsch: Wied, Beitr. IV., p. 465. — Euler, J. f. O. 1867, pp. 189, 190, 196, 198. — Columbina Cabocolo Spix, Av. Bras. I., p. 58. — Columbina talpacoti Gray — Gould et Darw., Voy. Beagle Zool. IIl., p. 116. — Talpacotia einnamomea Bonap., Consp. Il., p. 79. 1 Stück: Obere Schwanzdecken rothbraun. Uebrige Oberseite _ olivenbraun, nur auf den Flügeln etwas röthlich. Flügel und Ober- rücken mit länglichen schwarz-violetten Flecken bestreut. Unter- seite einfarbig röthlich graubraun. Untere Schwanzdecken mit röth- lichem Anfluge. Untere Flügeldecken schwarz. Die beiden äusser- sten Schwanzfedern an ihrer Aussenfahne mit schmalem weiss- lichem Aussenrande nach der Spitze zu. Uebrigens stimmt der Vogel zu Pr. Wied’s Beschreibung, und möchte wegen der geringen Intensität der röthlichen Färbung als 2 oder als & juv. zu be- trachten sein. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 1 Stück: 154 Mm. 87 Mm. 60 Mm. 12!1, Mm. 16 Mm. [Venezuela: Bolivar, sehr gemein (Taylor). — Brit. Guiana: Am Demerara zahlreich (Schomb.). — Cayenne (Deplanches -Bp.). —. Waldregion von Ost-Peru (Tschudi). — Bolivia (Bonap. u. Gray Handl.). — Paraguay (Azara). — Brasilien: Para (Natt., Layard, Gray), Rio Tocantins (Wal- lace); Forte do Rio branco (Natt.); S. Vicente in Mato- grosso (Natt.); Tejuco in Goyaz (Natt.). — In Südost- Brasilien überall sehr gemein: in den Campos von Minas Geraes gemein: Lagoa Santa (Reinh.); Cabo Frio, Rio Espirito Santo etc. (Wied); Cantagallo, häufiger Brutvogel (Euler), Rio de Janeiro (Natt., Wied, Darw., Burm.), Sapi- tiba (Natt.); Sao Paulo (Hamilt.): Yan (Natt.); Sin. menau in Sta. Catharina (Schlüter).] —| 92. Geotrygon montana (Linn.). — Azara No. 321. Gosse, B. Jam., p. 320. — Bonap. Consp. I., p. 72.— Cab. u. Gundl., J. f. ©. 1856, p. 109. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p-. 58 sp. 72. — Columba montana Linn. — Wagl., Syst. av. gen Columba, sp. 75. — Temm. Pig. 10. — Wied, Beitr. IV., p. 479. — Oreopelia montana Burm., S. U. III. b., p. 306. — Oreopeleia mon- tana Pelz., Orn. Bras., pp. 279, 451. 1 Stück (wohl altes &). Da die Beschreibungen des Männ- chens dieser Art von Pr. Wied und Bonaparte etwas kurz sind und nicht in allen Punkten mit meinem Exemplare übereinstimmen, so will ich letzteres hier ein wenig beschreiben: 0 An de EEE N U 0 2 Ze Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 249 ' DieStirn ziemlich breit, Zügel und Gegend vor dem Auge sind rostfarbig. Kehle weiss, an den Seiten röthlich und rostfarbig an- geflogen. Unter dem Auge ein theils röthlich-weiss, theils rost- braun gefärbter Streif. Darunter eine breitere Linie, welche die Öhrgegend bedeckt und zum Oberhalse übergeht, von der Farbe des letzteren; darunter wieder eine hellere Linie (gleich derjenigen unter dem Auge gefärbt), welche vom Mundwinkel ausgeht. Kopf, von der rostfarbigen Stirne an, und alle oberen Theile bis zum Mittelrücken rothbraun mit schönem weinrothen oder purpurfarbi- gen Schiller, ebenso die kleinen obern Flügeldeckfedern. Uebrige Oberseite nebst Aussenseite der Flügel einfarbig rothbraun mit wenig Schiller. Untere Flügeldeckfedern hell rothbraun. Unter- hals und Oberbrust sowie Brustseiten weinroth gefärbt, aber viel heller als der Oberrücken und mit graulichem Ton. Uebrige ganze Unterseite nebst untern Schwanzdeckfedern hell und rein lehm- farbig. r Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 213), Cm. 149 Mm. 92 Mm. 10 Mm. 26 Mm. (circa). [Süd-Mexico: Jalapa (De Oca), Cordova, & u. (Sal- le). — Guatemala, gemein: Vera Paz (Salvin).. — Costa Rica: Orosi (v. Frantz). — Veragua: Vole.Chiriqui (Arce). — 8t. F& de Bogota (coll. Lawr. — Sclat.). — Brit. Guiana (Schomb.). — Cayenne (Buff... — Cuba: Standvogel, nicht selten (Gundl.).. — Jamaica: Standvogel, stellenweise häufig (Gosse und Osburn). — St. Domingo: Nistend (Salle). — Porto Rico (Bryant, Mus. Vindob., Sundev.): nicht selten (Tay- lor). — Ost-Peru: Oberer und unterer Ucayali, Xebe- ros, Chyavetas, Chamicuros, Yurimaguas, Nauta (Bart- - lett). — Paraguay: Selten (Azara). — Brasilien: Para (Natt. u. Wallace); Barra do Rio Negro, Marabitanas und Borba (Natt.), oberer Rio Negro (Wallace); Matogrosso (Natt.); Südlich bei Cabo Frio, häufig nördlicher: Mucuri, Caravel- las, Rio Belmonte, Porto Seguro u. s. w. (Wied); Neu- Freiburg (Burm.); In Minas Geraes, nicht häufig: La- goa Santa (Lund u. Reich.); Mattodentro, waldiges Ufer des Paraiba, Ypanema und Murungaba in Prov. S. Paulo (Natt.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüter).] - 95. Penelope jacutinga Spix. — Azara No. 337. Spix, Av. Bras. H., p. 53. — Pelz., Orn. Bras., pp. 283, 452. — Penelope pipile Wagl. (nec Jacq.), Isis 1830, p. 1109. — Burm,, 250 Hans v. Berlepsch: S. U. III. b., p. 336. — Pelz., Sitzungsber. Wien. Ak. XXXI. (1858), p. 329. — Penelope leucoptera Wied, Beitr. IV., p. 544. — Pipe jacutinga Sclat. et Salv., P. Z. S. 1370, p. 350. 6 Stück (alte und jüngere Vögel). Zwei offenbar jüngere Vögel zeigen auf den Tertiärschwingen, auf Steiss und Bürzel so- wie oberen und unteren Schwanzdeckfedern, auch hin und wieder auf Federn des Rückens, rostbraune Wellenlinien (auf den Tertiär- schwingen sind dieselben sehr markirt, an den übrigen Theilen mehr verwaschen). Ebenso haben diese Vögel schwache rothbraune Säume an den mittleren Schwanzfedern. Auf den oberen Flügel- deckfedern hat das Weiss eine geringere Ausdehnung als bei alten Vögeln. Die Beine und Füsse haben kaum röthlichen Anflug. Einem dieser jungen Vögel fehlt, wie es scheint, der charakteristi- sche Hautzipfel in der Mitte der Kehle. Letzteren vermisse sch aber auch bei einem völlig ausgefärbten und ausgewachsenen Vo- sel, welcher von dem Sammler Schlüter mit einer Etiquette ver- sehen ist, auf welcher der Vermerk „Weibchen“ steht. Sollte bei den beiden Vögeln der Hautzipfel nicht etwa durch schlechte Prä- paration unkenntlich gemacht sein, was ich nach der Beschaffen- heit der betreffenden Bälge kaum glaube, so scheint die Ver- muthung hier am Platze, dass jener Auswuchs überhaupt nur dem Männchen der P. jacutinga eigenthümlich sei und dem weiblichen Vogel gänzlich fehle.*) Alle übrigen eingesandten Exemplare (welche in der Färbung mit dem eben besprochenen Weibchen übereinstimmen) und der eine der oben erwähnten jüngeren Vögel (welcher gerade das Meiste Rostroth im Gefieder hat) zeigen den Hautzipfel sehr entwickelt. Noch will ich erwähnen, dass das Weibchen die am lebhaftesten carminroth gefärbten Beine und Füsse besitzt. Die alten Vögel stimmen übrigens gut zu den Be- schreibungen Azara’s, Pr. Wied’s, Pelzeln’s und Natterer’s. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm, Cm. Cm. Mm. Mm. 1) A ad.) 794. 35. 308. ..39: Bo. 2) 7 ad.(?) 76 mac. a5 WER 5) d* semiad (?) 74, 32,7. 30,8. 35. 66. uropygium roth | einige Federn im braun gewellt. 4) & juv.(?) 70. 32. 288. 35. 64. 5) 9 ad.) TE: 7994 REED" Mieze 6) 9 juv.(?) 181... 32, 288 34 66. *) Dagegen spricht freilich Prinz Wied’s Beschreibung eines weib- lichen Vogels in seinen Beiträgen z. Naturg. Bras. IV., p. 54. H.vw.B. Bene Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 251 [Im Innern der Urwälder Südost-Brasiliens (Pr. Wied u. Burm.): Zwischen Bahia und Rio Janeiro (Spix), Bahia (Blanchet in Mus. Vindob.); Prov. S. Paulo: Ypanema und Ytarare& (Natterer); Blumenau in Sta. Catharina (Schlü- ter). — Paraguay: In den Wäldern unter 241/,° s. Br. (Azara).] 94. Tinamus solitarius Vieill. — Azara No. 332. Pelzeln, Orn. Bras., pp. 290, 453. — Tinamus Tao Licht. (nec aut.). — Wagl., Syst. av. gen. Crypturus, sp. 1. — Tinamus brasi- liensis Temm. (nec Lath.). — Pr. Wied, Beitr. IV., p. 486. — Euler, - J.f.0, 1867, pp. 190, 196, 198. — Trachypelmus tao Cab. (nec äut. sp.). — Burm., S. U. II. b., p. 324. 1 Stück. Stimmt mit Pr. Wied’s Beschreibung überein. Ober- und Mittelrücken sowie die grösseren oberen Flügeldeckfedern sind mit runden gelblichen Tüpfeln bestreut. Oberkopf dunkelbraun, ungefleckt. _ Untere Schwanzdecken in der Mitte hell rostgelb, nach len Seiten zu an beiden Fahnen mit breiten unregelmässigen bräun- lichen Binden und Linien gezeichnet. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 47,7 Cm. 25,8 Cm. 10,8 Cm. 383 Mm. 70 Mm. In den grossen Urwäldern Südost-Brasiliens (Pr. Wied und Burm.): Rio Janeiro, Curcovado (Natter), Canta- gallo (Euler); Süd-Minas (Burm.); Prov. S. Paulo (Licht., Spix, Burm.): Mattodentro in der Serra do Capivari, Ypanema, Ytarare (Natter.); Sta. Catharina (Burm.): Blu- menau (Schlüter). — (?)Montevideo (Burm.). -—- Paraguay (Azara). — ??Venezuela (Verr. — Gray).] 95. Odontophorus dentatus (Temm.). — Azara No. 334. Burm., S. U. IM. b., p. 333. — Pelzeln, Orn. Bras., pp. 289, 453. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 52 sp. 61. — Perdix den- zata Temm. — Pr. Wied, Beitr. IV., p.486. — Euler, J. f. O. 1867, pp. 189, 190, 196, 198. — Perdix capueira Spix, Av. Bras.II., p. 59. 4 Stück. In der Färbung stimmen alle Exemplare ziemlich überein. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Mm. Mm. Mm. Mm. 25— 281]. 143—153. 65— 717. 19—21. 41—45. [Im Waldgebiete Südost-Brasiliens: Mueuri, Alco- baca, Belmonte, Ilh&os, Lagoa d’Arara (Wied); Prov. Rio: Neu-Freiburg, gemein (Burm.), Cantagallo (Euler), Rio Janeiro und am Wege von Sapitiba nach Piehy (Natt.); 252 Hans v. Berlepsch: Prov. Minas Geraes (Spix): Lagoa Santa, gemein (Burm.), Lagoa Santa, Sumidouro, Lagoa dos Pitos, ebenso ge- mein in den Campos wie im Waldgebiet (Reinh.), Cu rvelo (Lund); Prov. S. Paulo (Licht): Casa pintada, Ypanema, Cury- tiba (Natt.); Blumenau in Sta.Catharina (Schlüter). — Pa- raguay (Azara).] %. Gallinago frenata*) („Ulig.“ Licht.). Schleg. Mus. d. P.-B. Scolopaces, p. 9. — Sclat. et Salv., Exot. Ornith, pp. 195, 196 sub @. imperials. — Pelz., Orn. Bras., pp. 312, 458. — Scolopaw frenata „Ilig.“ Licht. — Wied, Beitr. IV., p. 712. — Burm., S. U. III. b., p. 377. — Euler, J. f. 0. 1867, pp. 189, 196, 198 und 418. — Scolopax brasiliensis Swains. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 39 sp. 38. 1 Stück. Ich schickte dies Exemplar zur Vergleichung an Herrn v. Pelzeln, worauf mir derselbe gütigst mittheilte, dass der Blumenauer Vogel sowohl mit den von Natterer gesammelten Bäl- gen, als auch mit dem Exemplare, welches das Wiener Museum als „S. frenata lllig.“ vom Berliner Museum erhielt, vollständig über- einstimmt. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 231, Cm. 121 Mm. 60 Mm. 71 Mm. 32 Mm. Ich muss bemerken, dass Pr. Wied’s Maasse bedeutend kleiner sind als die meinigen. Auch Schlegel’s und Burmeister’s Messungen sind etwas geringer. Ich wäre deshalb eher geneigt gewesen, _ *) Was die richtige Benennung dieser Species anbetrifft, so möchte ich- doch „frenata Illig. Licht.“ dem Namen „brasiliensis Swains.“ vorziehen, und zwar besonders aus dem Grunde, weil der erstere nun einmal allge- mein für diese Art in Anwendung gebracht ist. Uebrigens ist die Frage, welchem der beiden Namen nach Prioritätsgesetz der Vorrang gebührt, nicht so leicht zu lösen. Der Sachverhalt ist folgender: Lichtenstein machte den Namen frenata Illig. M. S. im Jahre 1823 be- kannt, ohne eine Beschreibung zu geben. Er eitirt als Synonym Azara’s No. 387, welche zu @. Paraguayae gehört, und sagt nur kurz „vix a G@all- nagine distinguenda“. Doch giebt er ausdrücklich als Vaterland seiner Art „Brasilia“ an, wo meines Wissens @. Paraguayae noch nicht gefunden wurde. Dass Lichtenstein wirklich unter /renata unsere Species und nicht @. Paraguayae meinte, bewies mir auch eine flüchtige Musterung der im Berliner Museum befindlichen Originalexemplare. Eine genäue Beschreibung unserer Species unter dem Namen frenata Illig. Licht. wurde erst im Jahre 1833 durch Pr. Wied veröffentlicht, wäh- rend Swainson dieselbe schon im Jahre 1831 als Sc. brasiliensis beschrieb. - H. v. Berlepsch. u A ee SEITE Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 253 meinen Vogel als @. Paraguaiae (Vieill.) anzusprechen, wenn mir nieht v. Pelzeln’s gewichtige Ansicht jeden Zweifel beseitigt hätte. [Venezuela: Südlich von Merida, Lagune von Urao (Gö- ring). — Peru: Besonders in der Sierra- und Puna-Region (Tschud.); West-Peru: Tungasuca, südöstlich von Cuzco am Vileamayo, Höhe 11,000‘ engl. (Whitely). — Brit. Guiana (Sehomb.). — Surinam (Mus. d. P.-B.). — In ganz Brasilien semein (Wied u. Burm.): Santarem am untern Amazonas (Natt.); Villa dos Manaos am Rio Negro (Natt.); Caicara in Matogrosso (Natt); Irisanga in Goyaz (Natt.); Minas Geraes: Häufig (Reinh.), Lagoa Santa (Burm.); Sapitiba, Morast bei Piehy (Natt), Cantagallo im September brütend (Euler); Ypanema und Villa de Castro in S. Paulo (Natt.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüt... — (V)Chile (Novara Exped.).] NB. Ob eine der von Darwin (Voy. Beagle) als Scol. Para- guaiae und als Scol. magellanica aufgeführten Arten mit /renata identisch sei, muss ich dahin gestellt sein lassen. Die erstere sammelte Darwin bei Valparaiso, Maldonado und Rio Plata, die zweite ebenfalls bei Maldonado und auf den Falkland-Inseln. „Ma- gellanica King“ setzt Gray unter die Synonyme von frenata, Schle- gel dagegen führt sie unter 5. Paraguaiae auf. — Sclater und Salvin erhielten die G@. frenata niemals südlicher als Peru und Bra- silien. Es ist deshalb wohl auch der Fundort Chile (durch die No- vara-Exped.) noch vorläufig als zweifelhaft aufzuführen. 97. Vanellus cayennensis (Gmel.). — Azara No. 386. Wied, Beitr. IV., p. 754. — Burm., S. U. I. b., p. 363. — Burm., La Plata-Reise Il., p. 502 sp. 203. — Schleg., Mus. d. P.- B. Cursores, p. 57. — Sclat. et Salv, P.Z. S. 1868, p. 144. — Selat. et Salv., P. Z. S. 1869, p. 162. — Selat. et Salv., Ibis 1869, p. 284. — Sternberg, J. f. O. 1869, p. 275. — Holtz, J. f. 0. 1870, p- 20. — Pelz., Orn. Bras., pp. 296, 454. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 35 sp. 31. — Hudson, P. Z. S. 1871, p. 6. — Chara- drius lampronotus Wagl., Syst. av. gen. Charadr., sp. 48. 1 Stück. Long. tot.: alle caud.: rosir.: tars.: 291, Cm. 22,8 Cm. 102 Mm. 34 Mm. 68 Mm. Burmeister’s Beschreibung dieser Art ist ungenau. Der- selbe sagt, der Rücken sei glänzend kupferroth. Dies ist nicht richtig, denn der kupfer- und messingfarbige Glanz beschränkt sich 254 Hans v. Berlepsch: nur auf die Seapularfedern, während das ganze Rückengefieder bräunlich aschgrau gefärbt ist und nur unter gewissem Lichte einen grünlichen Schiller zeigt. [Magdalena-Thal: In der Savanna von La Cruz, Höhe 4000’ engl. (Wyatt), am See von Paturia gemein (Wyatt); Sta. Fe de Bogota (Mus. Sclat.). — Venezuela (Mus. Copen- hagen — Reinh.): See von Valencia (Göring). — Brit. Guiana: Auf der Savanne häufig (Schomb. — 1 St. in Mus. d. P.-B.). — Cayenne (Buff. u. Deplanches). — Peru (Mus. Vindob.). — Pa- raguay: Gemeiner Standvogel (Azara),. — In Brasilien ge- mein (Wied u. Burm.): Unterer Amazonas, Mexiana (Wal- lace); Sertong d.Prov.Bahia (Wied); Caicara und Cuyaba in Matogrosso (Natt.); Irisanga in Goyaz (Natt.. — In Minas Geraes ziemlich häufig: Lagoa Santa und Sete La- goas (Reinh.); Sapitiba in Prov. Rio Janeiro (Natt.); Ypa- nema, Registo velho, Jaguaraiba und Ytarar&in Sao Paulo (Natt.); Blumenau (Schlüter). — Argentinien: Ueberall häufis, Mendoza, Paranä (Burm.), bei Buenos Ayres der gemeinste Brutvogel, ebenso im Süden der La Plata-Staaten (Sternberg), Conchitas, häufig (Huds.), Rio Sta. Lucia (Sper- ling). — Chile: ad. u. juv. (Novara Exped.), Quillota (v. Bibra u. Reinh.), Sant Jago (v.Bibra u. Mus. d. P.-B.). — Magellan- Strasse: Gregory-Bay, 12. Dec. (Cunningham). — Oestliche Falklands-Insel (Cpt. Abbott in Mus. d. P.-B.).] NB. Herr Prof. Reinhardt hat gefunden, dass die Vögel aus Argentinien und Chile viel kürzere Tarsen haben, als die Brasilianer, dass aber in allen übrigen Grössenverhältnissen die erstgenannten die brasilianischen Exemplare übertreffen. (Siehe Vid. Medd. 1870, pp. 35, 36.) 98. Charadrius virginicus Borkh. Bechst. — Azara No. 390 ad., 389 juv. Wied, Beitr. IV., p. 761. — Cab. u. Gundl., J. f. ©. 1856, p. 423. — Gätke, Naumannia 1858, p. 419. — Reinh., Ibis 1861, p. 9. — Blakiston, Ibis 1863, p. 129. — Cass. in Baird’s B. N.-Am., p. 690. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 34 sp. 28. — Harting, P. Z. S. 1871, pp. 111, 114, 116, 117. — Charadrius virginianus aut. — Burm., 8. U. II. b., p. 357. — Burm., La Plata-Reise H., p. 501 sp. 201. — Finseh, P. Z. 8. 1870, p. 587. — Charadrius pluvialis Wils. (nec Linn.). — Pelz., Orn. Bras., pp. 297, 454. — Charadrius marmoratus Wagl., Syst. av. gen. Charadrius, sp. 42. — Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 255 Audub., Orn. Biog, V., p. 575. — Id., Birds Am. V., p. 203. — Id. Syn. p. 222. — Plwvialis fulvus americanus Schleg., Mus. d. P.- B,, Cursores, p. 53. 11 Stück, in dem Jugendkleide, welches Burmeister und Wied gut beschrieben haben. Bei allen ist die Unterseite grauweiss, hier und da mit verloschenen bräunlichen Wellen. Da die Frage, ob virginieus von dem asiatisch-australischen longipes constant verschieden sei oder nicht, noch immer vielfach ventilirt wird, so möchte es vielleicht nicht unnütz erscheinen, wenn ich nachstehend die Maasse aller aus Blumenau geschickten Exem- plare veröftentliche: Blumenau, 11 juniores: Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Mm. Mm. Mi. Mm. 1) 244g. 183. 64. 26. 43a. 2) 28. 183. bRs.... 26. an 3) 28.la, 181. 66. 2412. 41. 4) 26. 180. 65. 241. 40. 5) 291. 179. 65. 24. 401;. 6) 26%. 179. 62. 22. 391). N) 26. 177. 64. 28. 39. 8) 26. 175. 67. 225 SS 9) 2uäls- 173. 63. 2212. 39. 10) 26. 172. 62. Dal A242. 11) 26. 172. 61. Aa. 39. [In Grönland öfters vorgekommen (Reinh). — Nord- Amerika: Brütet in den sterilen Gegenden des arctischen Meeres, zieht nach beendetem Brutgeschäft in ungeheuer grossen Schaaren nach Süden, ist während des Zuges überall in den Ver- einigten Staaten sehr häufig (Audub. und Cass.*). In Labrador nicht im Sommer, erst Ende August auf dem Durch- zuge beobachtet, einige waren in sehr vollständigem Gefieder (Coues), 1 Stück in unfertigem Kleide (Mus. d. P.-B.); Macken- zie river (Lt. Hooper? — Harting), häufig (Ross); Hudsons- Bai: im Herbste zahlreich (Blakist.), 1 St. 16. Juni (Smiths. Inst.); *) Ich glaubte, die geograph. Verbreitung der aus dem hohen Norden kommenden Wandervögel hier etwas ausführlicher geben zu müssen, damit man sich über den Zug derselben und das etwaige Brüten in südlichern Gegenden besser orientiren könne, als es bisher wegen des so sehr zer- streuten Materials möglich war. — Hans v. Berlepsch, 256 Hans v. Berlepsch: nicht gemein in den westlichen Ebenen, am Saskatschawan nur 2 St. 3. Nov. und 4. Juni erlegt (Blakist.),. Im südlichen briti- schen N.-Amerika nurauf dem Durchzuge (Blakist.). — Penn- sylvanien, 23. und 24. Sept., 3. Oct.; Illinois, 21. April; Nebrasca, 16. Sept., 1. und 21. Oct.; Rocky Mountains, Oct., und Indianola in Texas, 15. März (Exempl. in Mus. Smiths. Inst.). — Auf den Bermudas gemein von Sept. bis Mitte Oct., bei der Rückkehr vom Süden im Frühjahr erst einmal ein Exemplar beobachtet. Sie ziehen auf ihrer Wanderung nicht zwischen‘ dem Festlande der Vereinigten Staaten und den Bermuden, son- dern östlich der letztern, wahrscheinlich den Orkanen ausweichend, welche meist westlich ihren Lauf nehmen (Wedderb. u. Hurdis). — Guba: Nicht seltner Zugvogel im Winter (Sept. bis Apr.), nistet nicht dort (Gundl.).. — Besucht Jamaica im Herbst und Winter (March). — Porto Rico: 2St., ältere Vögel im Winter (Sunder.). — St. Croix: Auf dem Durchzuge (Newton). — Sombrero (Ju- lien — Lawr.). — Barthelemy: Im Sept. und Nov. viele Exempl. (Sundev.). — Mexico: 1 St. in unfertigem Kleide (Mus. d. P.-B.), Tamaulipas(Smiths. Inst); Jalapa (De Oca). — Guatemala: Dueönas (Salv.).. — Costa-Rica: Hochebene von S. Jose (v. Frantz.). — Venezuela: 1 St. in unfertigem Kleide (Mus. d. P.- B.). — Trinidad: 1 St. im Halbsommerkleide (Finsch). — Brit. Guiana: An der Küste häufig, nistend!? (Schomb.). — Surinam: i St. im Uebergangskleide (Mus. d. P.-B.). — Peru: Küste und grosse Flüsse am Ostabhange der Cordilleren (Tschud.), Ucayali, Nauta in Ost-Peru (Baıtl.); West-Peru: Cosnipata-Thal und Rio Tambo, Oct. oder Nov. (Whitely). — Paraguay: Nur im Sommer!?, nicht sehr gemein (Azara). — In Brasilien nie- mals Vögel im reinen Sommer- und reinem Winterkleide ange- troffen (Natt.): Barra, Sept. Halbsommertracht (Natt.); Cuyaba, Jan., Villa Maria, in Schaaren Sept., Engenho do Gama, häufig in grossen Schaaren, Halbsommertracht, Sept. (Natt.); in Minas Geraes selten: Lagoa Santa, 2 St. (Reinh.); Ypa- nema in Schaaren Sept., Oct., halbe Sommertracht, Nov., und Curytiba, Nov. (Natt.); Sta. Catharina (Burm): Blumenau (Schlüt... — La Plata-Staaten: Häufig, Mendoza, Parana (Burm.); Rio La Plata, gemein (Darw.). — Chile (Meyer). — Auf der Insel Helgoland den 20. Dec. 1847 erlegt (Gätke).] y NB. Herr Harting hat l. c. die Unterschiede des Oharadrius virginieus von Ch. longipes und Ch. pluvialis trefflich auseinander- Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 257 sesetzt; ausserdem möge man hierüber die oben eitirten Stellen bei Schlegel, Baird, Finsch, Audubon u. s. w. nachlesen. Ich glaube nicht, dass man, nachdem constante, wenn auch nicht gerade sehr in die Augen fallende Unterschiede aufgefunden sind, gut thut, diese drei Formen unter Charadrius pluvialis zu vereinigen. Har- ting untersuchte ein Exemplar von der Halbinsel Choris (Beh- rings-Strasse), und eines, welches auf der See nordwestlich ‘ von der Barrow-Spitze unter 69° 30° n. Br. und 173° 20° ö.L. gefangen wurde. Beide Vögel erwiesen sich als zum asiatischen Ch. longipes gehörig. +99. Totanus melanoleucus (Gmel.). — Azara No. 394 et 396.2 *) Audub., Orn. Biog. IV., p. 68. — Gosse, B. Jam., p. 352. — Darw. et Gould, Voy. Beagle Zool. IL, p. 130. — Burm, 8. U. IM. b., p. 368. — Burm., La Plata-Reise Il, p. 505 sp. 206. — Schlee., Mus. d. P.-B. Scolopaces, p. 63. — Pelz., Orn. Bras., pp. 308, 457. — Totanus vociferus (Wils.) Audub., Birds Am. V., p. 316. — Id. Syn. p. 244.— Totanus maculatus Wied, Beitr. IV., p. 727. — Glottis melanoleuca &ray. — Cab. u. Gundl., J. f. O. 1856, p. 351. — Gambeita melanoleuca Bp. — Baird, B. N.-Am., pp. 731, 925, 927. — Blakiston, Ibis 1863, p. 133. — Sclat. et Salv., P. Z. S. 1868, p- 144. —- Gundl., J. f. OÖ. 1871, p. 294. 1 Stück, mit Baird’s Beschreibung in B. N.-Am. vorzüglich übereinstimmend. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 34 Cm. 204 Mm. 80 Mm. 581, Mm. 65 Mm. [In ganz Nord-Amerika im Herbst, Winter und Frühjahr häufig, wenige brüten in New-Jersey, die meisten von Labra- dor an nordwärts (Audub.): Mackenzie, selten (Ross); Labra- dor: im Sommer und Anfang des Herbstes sehr häufig (Coues); Hudsons-Bay (Murray u. Richards.), im August gemein (Blakist.); am nördlichen Arm des Saskatschawan bis Ende October ge- troffen (Blakist); Alaska: Kruse-Insel (Kittlitz), Sitka (Bischoff — Einsch); Insel Vancouver (Brown u. Prevost); in N.-Hampshire und Maine im Sommer gemein (Maynard); in Süd-Jowa gemein im Herbst und Frühjahr (Trippe); Texas; bei 8. Antonio im Winter gemein (Dresser); Arizona: häufig am =) Azara’s No. 396 scheint mir eher hierher als zu Totanus flavipes zu gehören, die dort angegebenen Maasse sind für letztere Art viel zu gross, Hans v. Berlepseh. Cab. Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No, 127. Juli 1974. 17 258 Hans v. Berlepsch: Colorado (Coues); California: 4 Stück (Smiths. Inst.). — Ber- mudas: August bis Anfang November, nur einmal den 5. Juni (Wedderb. u. Hurdis). — Cuba: Von October bis April sehr ge- mein und einzeln das ganze Jahr hindurch, ob er dort nistet, ist noch zweifelhaft (Gundl.. — Jamaica: Im Herbste in grosser Anzahl, aber nie im Sommer (March — Gosse sah ihn nur sel- ten). — Porto Rico: 1 St., Winter (Sundev.). — Barthelemy: 2 St. 22. August und 3. October (Sundev... — Süd-Mexico: Orizaba (Salle und Botteri). — Costa-Rica: Nurauf der Hoch- ebene von $. Jos& im November getroffen (v. Frantz). — Vera- gua: Chitra (Arc). — Panama (McLeann. — Lawr. und Mus. d. P.-B.). — Magdalena-Thal: bei La Cruz, 1 St., Februar (Wyatt.,. — Sta. F& de Bogota (Mus. Sclat). — Ecuador: Cuenca, Höhe 8200° engl. (Fraser), Thal von Quito (Orton). — West-Peru: Tinta, Höhe 11,000’ engl., und Tungasuca, noch höher gelegen (Whitely. — Brit. Guiana (Schomb.). — Surinam ‘Mus. d.P.-B.). — Brasilien: Praia do Cajutuba am untern Amazonas eine Schaar, Februar (Natt.); Caicara, La- goa da boa vista, häufig, November, und Matogrosso, ÖOcto- ber (Natt.); Barra velha bei Villa Vigosa, Ende Mai (Wied); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüt.). — Paraguay: Sel- ten, Standvogel!? (Azara). — Maldonado und Rio Plata (Darw.). — Argentinien: Ueberall an Flussufern und Seen, Mendoza, Paranä, Tucuman (Burm.), Conchitas: nur im Sommer (Hudson). — Chile (Leybold und Philippi, Novara Exped., Mus. d. P.-B. und Brit.).] 100. Totanus solitarius (Wils.). — Azara Nr. 400. Audub., Syn. p. 242. — Wied, J. f.O. 1859, p. 90. — Schleg., Mus. d. P.-B. Scolopaces, p. 73. — Pelz., Orn. Bras., pp. 309, 457. — Totanus macropterus Spix, Av. Bras. Il, p. 76. — Gould et Darw., Voy. Beagle Zool. IL, p. 129. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 38 sp. 35. — Totanus chloropygius Vieill. — Audub., B. N.-Am. V., p- 309. — Id. Orn. Biog. II. p. 576, V. p. 583. — Gosse, B. Jam., p. 350. — Cab. u. Gundl,, J. f. O. 1856, p. 352. — Gray, Ibis 1870, p. 292 (Schotland). — Totanus caligatus Licht. — Burm., 8. U. IM. b., p. 370. — Rhyacophilus solitarius, Cass. in Baird’s B. N.-Am., p: 733.'— Blakiston, Ibis 1863, p. 133. — Gundl, J. f. | 0. 1871, p. 294. 2 Stück, mit Audubon’s Beschreibung übereinstimmend. No. 2° g zeigt eine etwas dunkle Grundfarbe auf der Oberseite, ist jedoch x 1 h } ie Ä - Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 259 hier sehr stark weiss gefleckt; No.1 hat auf der Oberseite helleres, abgeblichnes Gefieder und besitzt nur auf den Flügeln weisse ver- loschne Flecken. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: ‚stars: Mm. Mm. Mm. .Mm. Mm. 1) Blumenau 210. 133. 53. ak 291%. 2) Blumenau 192. 134. 56. 281.. 2% [Ueber ganz Nord-Amerika verbreiteter Brutvogel, zum Theil wandernd (Audub. u. Cass.): Soll sehr weit nördlich brüten, ebenso aber auch südlich (Blakist.); am Mackenzie gemein und gewöhnlich in grossen Schaaren (Ross), Saskatschawan, 18. Mai (Blakist.), Great Bear Lake (Richards.). — Exemplare aus den verschiedensten Gegenden der United States, zwischen 22. April und 8. September erlegt, im Mus. der Smiths. Inst. (Cass.); in New-Hampshire noch ein Exemplar den 1. November ge- troffen (Maynard); California (Smiths. Inst); Vancouver (Brown); Arizona: 1 Stück von Fort Whipple im August (Coues). — Bermudas: Gemein von August bis September, einige im Juli und April (Hurdis u. Wedderb.). — Cuba: Sehr gemeiner - Zugvogel im Winter (October bis April), nistet nicht dort (Gundl.). — Jamaica: häufig (Gosse u. Osburn), nistend! (March). — Porto Rico: 1 Stück, Winter (Sundev.). — St. Croix: Juli und - August gemein (Newton). — Barthelemy: 1 Stück, 7. October (Sundev.). — Mexico (Deppe und Mus. Vindob.): Stadt Mexico _ (White); Orizaba und Cordova (Salle). — Honduras (Whi- tely). — Costa Rica (v. Frantz). — Veragua: Castillo und Vole. Chiriqui (Arce). — Panama, atlantische Seite (McLeann. und Galbr.-Lawr.). — Sta. Fe de Bogota (Mus. Sclat.). — Ecuador: Qualaquiza, 1 Stück (Fraser), Thal von Quito (Orton).. — Venezuela (Göring). — Bewohnt in Peru die heisse Waldregion bis 6000’ (Tschud.), besucht in Ost-Peru die - Flüsse nur nach der Brutzeit: Nauta und Chamicuros (bart- - lett). — West-Peru: Cosnipata- Thal, Höhe 2000’ engl. (Whi- - tely). — Cayenne (Deplanches-Bp.). — Br asilien: Unterer Amazonas: Para, 1 Exemplar (Layard), Mexiana (Wallace); Barra do Rio negro, Juli (Natt.); Bahia (Spix und Mus. _-Brit.); Matogrosso: Caicara, März, undEngenho do Gama, Aug. (Natt.); Goyaz:Irisanga, Jan. (Natt.); inMinasGeraes nicht so häufig als in Rio und S. Paulo: Lagoinha, 8. und 14. April (Lund u. Reinh.); Prov. Rio Janeiro (Spix): Taipu, 17% 260 Hans v. Berlepsch: 27. October (Reinh.), Sapitiba, März, April, und Taixera, No- vember (Natt.); S. Paulo: Taubat&, 5. November (Lund), Ypa- nema, November, Curytiba, November, und Pitangui, 9. De- cember (Natt.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüter, — Paraguay: Einzeln und in Paaren (Azar.. — Montevideo und Rio Plata (Darw.). — Argentinien: Buenos Ayres (Cab. in litt.). — Hat sich einmal nach Lanarkshire in Schot- land verflogen (Gray).| + 101. Aetiturus longieaudatus (Bechst.).*) Wrisht u. Newton, Ibis 1870, p. 493. — Totanus Bartramius Audub., Orn. Biog. IV., p. 24. — Burm., La Plata-Reise IL, p. 503 sp. 207. — Tringa Bartramia Wils. — Audub., Birds Am. V., p. 248. — Id. Syn. p. 231. — Aectiturus bartramius, Cass. in Baird’s B. N.-Am., p. 737. — Blakiston, Ibis 1863, p. 134. — March, Proc. Ac. N. Se. Phil. 1864, p. 67. — Reinh., Bidr. in V.M. 1870, p. 35 sp. 36. — Actitis Bartramius Schleg., Mus. d. P.-B. Scolopaces, p. 78. — Tringoides Bartramia Pelz., Orn. Bras., pp. 510, 457. 3 Stück, auf das Genaueste mit den Beschreibungen Baird’s und Audubon’s übereinstimmend. Zwischen den einzelnen Exem- plaren zeigt sich nur ein kleiner Unterschied in Bezug auf die Sehwanzfärbung: bei dem kleinsten der eingesandten Vögel sind nämlich die schwarzen Querbinden auf den mittleren Schwanz- federn nur als schmale, kurze Längsflecke am Aussenrande der Fahnen sichtbar, bei einem andern Exemplar fliessen dieselben schon fast am Schafte zusammen und bei dem dritten sind sie da- selbst völlig vereinigt und überall gleich breit. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Mm. Mm. Mm. Mm. 28-2815. 163—172. 77— 34. 283—29... 8. [In ganz Nord-Amerika östlich der Rocky mountains ein sehr gemeiner Vogel, aber nicht im Westen vorkommend (Cas- sin). Geht nördlich bis Nova Scotia und brütet von Mary- land biszum Saskatschawan, im Herbste und Frühjahr kommt *) Cassin sagt, dass diese Species von Azara gut beschrieben sei. Er hat gewiss damit Azara’s No. 397 gemeint, worauf sich Vieillot’s Tringa campestris gründet. Nun wird aber die No. 397 meistens auf MNumenius brevirostris Licht. gedeutet, eine Species, die ich leider nicht autoptisch kenne, weshalb ich auch hier nicht zu entscheiden wage, ob Azara’s Vogel besser auf letztere Art oder auf Actiturus longicaudatus zu beziehen sei, Hans v. Berlepsch. Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 261 er in grossen Schaaren nach Louisiana und in die westlichen Prairien (Audub.): Ebenen am Saskatschawan (Richards.), brütend (Blakist.); in Kentuki selten (Audub.), 1 Stück, 4. Juli (Smiths. Inst.); Wisconsin: 21. Mai, 30. Juni, 9. und il. Juli (Mus. d.P.-B.); Süd-Jowa: häufig, brütend (Trippe); Nebraska und Platte river, Juli (Smiths. Inst.); Florida: Indian Key (Smiths. Inst.); Texas: zwischen Brownsville und S. Anto- nio im September sehr häufig (Dresser). — Cuba: Nicht seltner Zugvogel im Herbst und Frühling, einmal im Mai erlegt (Gundl.). _ — Jamaica: Zufälliger Besucher, October (March). — Mexico (Mus. Vindob.): Orizaba (Sallel). — Guatemala: Dueias (Salv.).. — Honduras: Corallenriff bei Belize (Salv... — Pa- nama, atlantische Seite (MeLeann. und Gaibr.-Lawr.). — Ve- nezuela: Caracas und südlich von Merida (Göring). — Ost- Peru: Nauta und Chamicuros (Bartlett), Pebas (Hauxwell). — West-Peru: Cosnipata-Thal, Höhe 2000'° engl. (Whi- _ tely). — Brasilien: Marabitanas, März (Natt.); Barra do - Jauru, October, Engenho do Gama, September, und Mato- - srosso, October (Natt.); Irisanga in Goyaz, December (Natt.); _ Minas Geraes: nur 1 Stück bei Andr&quece, 26. October (Reinh.); Mattodentro in S. Paulo, September und November - (Natt.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüt.). — LaPlata- - Staaten: Südlich vonMendoza am Rio Tunuyan (Burm.). — - Hat sich etwa 8mal nach Europa verirrt: England, 3 Stück: - 1 im Winter 1854—55, 1 beiFalmoutb, 14. oeinindı 1365 \ aral); Holland, ! Stück (Temm.); Deutschland: am Rhein - (Naum.); Picardy in Frankreich (Gerbe); Malta, 17. No- _ vember 1865 (Wrisht); Genua in Italien, October 1859 (Sal- \ h } 2 _ vad.). — Wurde einmal in Australien bei Sydney. gefangen (Gould, Handb. B. Austral.)] 4 102. Tringa maculata Vieill. — Azara No. 401. | Blakiston, Ibis 1863, p. 132. — Schleg., Mus. d. P.-B. Scolop., p. 39 syn. part. — Pelz., Orn. Bras., pp. 311, 457. — Sclat. et Salv., P. Z. S. 1873, p. 455. — Tringa en Vieill. (ex Azara No. 401. — Tringa. pectoralis Say - Audub., Orn. Biog. IM., p. 601, Bund. V., p. 532. — Id. B. N.-Am. V., p. 259. — Id. Syn. p. 232. \ a ah Ibis 1861, p. 11. — Polidnn pectoralis Cab. u. Gundl., B. 1. 0. 1856, p. 421. — Tringa dorsalis Licht. — ?Burm., 8. U. Il. b., p. 374. — ?Id. Reise La Plata-Staaten I., p. p. 503 sp, 209. — Tringa (Actodromas) maculata, Cass. in Baird’s B. N.-Am,, 262 Hans v. Berlepsch: p. 720 excl. syn. — Tr. campestris Licht. — Actodromas maculata Elliot Coues Monogr. Tring. in Proc. Ac. N. Sc. Philad. 1861, p. 197. — Id. Proc. Ac. N. Se. Philad. 1861, p. 230. I Stück. Stimmt ganz vorzüglich mit der von Elliot Coues l. c. gegebenen Beschreibung überein. Uebrigens möchte das Exem- plar ein älterer Vogel sein, denn die kleinen oberen Flügeldeck- federn haben graue, nicht rostrothe Ränder; dagegen sind Ter- tiärschwingen und mittlere Schwanzfedern hell und ziemlich breit, die Rückenfedern viel schmäler und dunkler, rostroth gerandet. Long. tot.: al.: eaud.: rostr.: tars.: 221, Cm. 144 Mm. 58 Mm. 26'/, Mm. 27:1, Mm. [In Grönland 3 Stück vorgekommen, 2 bei Nenortalik (Reinh.). — Aın Mackenzie gemein (Ross); Labrador: zuerst am 20. August bei Henley Harbor bemerkt, als sie auf dem Zuge waren. Dort häufig, meist einzeln oder paarig, nie in grossen Schaaren (Coues), 4 Stück unter 57° n. Br. im Hochzeitskleide erlegt (Möschler); Canada (Mus. d. P.-B.); ?Insel Vancouver (Brown). — Ueberall in den Vereinigten Staaten vorkom- mend, besonders häufig längs der atlantischen Küste von Nova Scotia bis Maryland, wandernd (Audub. u. Cass.), Maine: nicht gemein im Herbst bei Norway (Verrill); Pennsylvania: Carlisle, 28. März 3, 12. April 2, 27. September, 7. October, 2 November & (Exempl. in Mus. Smiths. Inst.); in Wisconsin häu- figer Brutvogel: 26. und 29. April 84, 6. Mai 3, 9, 5. September, 23. September & (Kumlien — Exempl. in Mus. d. P.-B.); Illinois: 21. April (Mus. d. P.-B.), 8. April (Smiths. Inst.); Süd-Jowa: im Frühling und Herbst sehr gemein (Trippe); Wyoming Terr.: Ft. Steilacoom, 5. Mai (Smiths. Inst.); Pugets- Sund (Smiths. Inst.); Texas: einige bei Matamoras im Juli (Dresser). — Bermudas: Nicht selten, August bis 9. October, häufiger als Tr. | schinzü Bp. (Wedderb. u. Hurd.). — Cuba: Nicht seltner Zugvogel im Winter (September bis April), nistet nicht dort (Gundl.). — \ Portorico; 1 Stück (Sundev.). — St. Croix: Im an (Newton). — Barthelemy: 4 Stück, September, October (Sun- dev.). — Martinique: (Belanger). — Mexico: Tamaulipas (Couch); Cordova (Salle). — Guatemala: Duenas (Salv.). —. Costa-Rica (v. Frantz). — Panama (MceLeann. u. Mus. Salv. Godm.). — Ecuador: Riobamba, 4 Stück (Fraser), Thal von Quito (Orton). -- Ost-Peru: Oberer Ucayali, Xeberos und Chamiecuros (Baıtlett).. — West-Peru: Cosnipata- Thal, Zur Ömithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 263 Höhe etwa 2000’ engl. (Whitely). — Paraguay: 1 Stück (Azara). — Süd-Brasilien (Rogers — in Mus. Salv. et Godm.); Prov. Ma- togrosso: Matogrosso, August, Engenho do Gama, Sep- tember, Caicara, September, October (Natt.); S. Paulo: Ypa- nema, Lagoa da Patinga, September, November (Natt.); Blu- menau (Schlüt.).. — (®)Montevideo (Burm.). — (?P)Argenti- nien: Mendoza (Burm.). — Chile (Reed — in Mus. Salv. et Godm.). — Hat sich öfters nach England verflogen (auct.? — Keyserl. u. Blas., Glog.); ist vielleicht auf Malta vorgekommen (Wright).] NB. In Bezug auf die Synonymie von T. maculata will ich bemerken, dass mir Azara’s No. 401 vielmehr hierher zu gehören scheint, als zu T. Bairdi; die dort angegebenen Maasse sind für letztere Art viel zu gross, auch die Beschreibung passt besser zu maculata. Ebenso glaube ich, dass Burmeister’s 7. dorsalis zu T. maculata gehört, doch bin ich hier nicht so sicher, als wegen des Azara’schen Vogels. — 105. Tringa fuscicollis Vieill.*) — Azara No. 404. Vieill., Nouv. Diet. XXXIV. (1819), p.461 (ex Azara No. 404). — Tringa Schinzii Bonap. (nec Brehm). — Audub., Orn. Biog. IIL, p- 529. — Id. Birds Amer. V., p. 275. — Id. Synops. p. 236. — Reinh., Ibis 1861, pp. 3, 11. — Tringa campestris Licht., Doubl. Verz. — ?Burm,, S. U. III. b., p. 374.**) — ?Tringa minutilla Wied (nee aut.), Beitr. IV., p. 736.**) — Pelidna Schinzü Bp. — Gould u. Darw., Voy. Beagle Zool. IL, p. 131. — Cab. u. Gundl., J. f. 0. 1856, p. 421. — Tringa Bonapartii Schleg. — Abbott, Ibis 1861, p. 156. — Blakiston, Ibis 1863, p. 132. — Schleg., Mus. d. P.-B. Seolop., p. 42 part.? — Selat., P. Z. 8. 1867, p. 332. — Sclat. et Salv., P. Z. S. 1868, p. 144. — Pelz., Orn. Bras., pp. 311, 457. — Hudson, P. Z. S. 1871, p. 262. — Selat. et Salv., P. Z. 8. 1873, p. 455. — Tringa (Actodromas) Bonapartei, Oass. in Baird’s B. N.- Am., p. 722 part. — Actodromas (Heteropygia) Bonaparte Elliot *) Azara’s Vogel (No. 404) gehört unbedingt hierher, es muss deshalb der Name „BDonapartei“ Schleg. dem ältern „fuscicollis“ Vieill. (ex Azara No. 404) weichen, und das um so mehr, weil Schlegel seinen Namen ohne Beschreibung publicirte. Hans v. Berlepsch. **) Die neschreibungen von Wied und Burmeister sind zu wenig ge- nau und vollständig, als dass man mit Sicherheit sagen könnte, ob sie auf fuscicollis Vieill. oder auf Baördi Coues Bezug haben; doch will es mir fast eher scheinen, als ob beide Autoren die 7. Bairdi mit den schwarzen oberen Schwanzdecken vor sich gehabt hätten. H. vB 264 Hans v. Berlepsch: Coues Monogr. Tring. in Proc. Ac. N. Se. Philad. 1861, p. 199. — Id. Proc. Ac. N. Sc. Philad. 1861, p. 232. i Stück, jüngerer Vogel im Uebergangskleide; auf der ganzen Oberseite, besonders auf dem Oberrücken, sind die schwärzlichen Flecken schon ziemlich zahlreich. Eiliot’s Beschreibung passt in jeder Hinsicht sehr gut auf meinen Vogel, ebenso die Azara’sche. Von Pelzeln eonstatirte nach Vergleichung im Wiener Museum die Uebereinstimmung meines Exemplars mit Natterer’s Vögeln. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 187 Mm. 1221), Mm. 50 Mm. 25 Mm. 23 Mm. [Grönland: brütend (Reinh.). — Brütet unter hohen nörd- lichen Breitengraden (Audub.); Mackenzie: brütend (Ross); Labrador: Anfang August’s nur junge Vögel erlest (Audub.), im Sommer sehr häufig, zuerst am 30. Juli beobachtet, am 1. Sept. waren sie noch ebenso häufig, im Juli einen jungen Vogel erlegt (Coues); Great Slave Lake: ad. 1 Stück (Coues); Saska- tschawan: 1 Stück (Richards.). — Ueberall in den Vereinig- ten Staaten östlich der Rocky Mountains häufiger Zug- vogel im Herbst und Frühling, nicht im Westen vorkommend (Audub.u. Cass.); Kentuky und Florida im Herbst, Missouri (Audub.); New York (Mus. Smiths. Inst). — Bermudas: Im September und October nicht selten (Wedderb.). — Cuba: Nicht seltner Zugvogel im Winter (October bis Mai), brütet nicht dort (Gundl.). — Jamaica (Osburn). --— Mexico (Deppe — Mus. Berol. u. Vindob... — Panama (McLeann. — Mus. Salv. u. Godm.). — Surinam: 1 Stück, im Uebergangskleide (Mus. d. P.- B.). — (?)Peru: Allenthalben, an der Küste und in allen Regionen bis 12,000° über dem Meere (Tschud.). — West-Peru: Cosni- pata-Thal (Whitely — Beobachtungszeit: Mai bis Juli). — Bra- silien: Rio Tocantins (Wallace); Marabitanas, Mai (Natt.); Cuyaba, September, Caigara, October, Schaaren, Engenho do Gama, September?, Matogrosso, August, October (Natt.); S. Paulo: Ypanema, Mai, September, November (Natt.); Blu- menau (Schlüt.). — Paraguay: Häufig (Azara). — Montevi- deo (Mus. Berol. — in Mus. Vindob.);. — Argentinien: Con- chitas, vielleicht als Wintergast aus Patagonien, 4 Stück (Hud- son — Mus. Salv. u. Godm.). — Chile (Bridges): Umgegend von Santiago, September (Philippi — 2 Stück, in Mus. d. P.-B.). — Südlicher Theil von Tierra del Fuego: Gemein, in Schaaren (Darw.). — Falkland-Inseln (Pack u. Lecomte — in Mus, Salv. Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 265 u. Godm.), „erscheint im Sommer und brütet auf der östlichen Falkland-Insel, ich sah junge Vögel“ (Cpt. Abbott — 3 Stück in Mus. d. P.-B.). — Hat sich einige Male nach England und Frankreich verirrt (auct.? — Keyserl. u. Blas. u. s. w.).] NB. Es wäre höchst interessant, wenn das Factum, dass diese Art zugleich im höchsten Norden und im äussersten Süden brütet, und dann im Winter von beiden Polen nach den äquatoria- len Gegenden wandert, wirklich Bestätigung fände. Jedenfalls er- scheint es sehr wünschenswerth, die alten Brutvögel aus dem Nor- den und Süden einmal genau mit einander zu vergleichen und zu eonstatiren, ob sie vollkommen unter sich übereinstimmen, oder ob sie sich im Laufe der Zeit durch die Separation constante Eigen- thümlichkeiten erworben haben. + 104. Ardea egretta Gml. — Azara No. 348 und 350. Wagl., Syst. av. gen. Ardea, sp. 7. — Audub., Orn. Biog. IV., p: 600. — Id. Birds Am. VI., p. 132. — Id. Synops. p. 265. — Schleg., Mus. d. P.-B. Ardeae, p. 17 part. — Wied, Beitr. IV., p. 607. — Pelz., Orn. Bras., pp. 190, 455. — Swinhoe, P. Z. S. 1871, p. 412 sub E. modesta. — Finsch u. Hartl., Vögel Ost-Afr., p. 685 sub A. alba. — Finsch, J. f. ©. 1872, p. 171 part. — Egretta leuce Gould u. Darw., Voy. Beagle Zool. II, p. 128. — Bonap., Consp. IL, p. 114. — Ardea leuce Ilig. — Burm, S. U. II. b., p. 416. — Id. Reise La Plata-Staaten IL, p. 509 sp. 227. — Sclat., P. Z. S. 1861, p. 80. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 29 sp. 26. — He- rodias egretta Cab. u. Gundl., J. f. ©. 1856, p. 341. — Baird B. N.- Am., pp. 661, 666. — Herodias egretta var. californica Baird, B. N.-Am., p. 667. , 2 Stück, jüngere Vögel. Die Rückenfedern sind sehr wenig verlängert und erstrecken sich kaum bis über den Unterrücken. Gefieder an Kopf und Hals nicht verlängert, höchstens ein wenig im Nacken am Anfang des Rückens. Schnabel gelb, mit schwärz- licher Spitze des Oberschnabels. Beine und Füsse rein schwarz. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Cm. Mm. Mm. Mm. 81—82. 55—37. 133— 137. 104—114. 134—163. Der eine Vogel ist in allen Dimensionen kleiner als der andere. [Häufig in den südlichen Vereinigten Staaten: Ist Stand- vogel in Florida und Texas, wandert nördlich, um zu brüten, und verfliegt sich dann bis Massachusets, kehrt im Herbste 266 Hans v. Berlepsch: nach Süden zurück (Audub. u. Baird); Kansas (Mus. Smiths. Inst.); Arizona: häufig am Colorado (Coues); California: San Diego (var. calfornica — Baird, in Mus. Smiths. Inst.); Texas (Baird u. Finsch): Matamoras, August einige, Galve- ston, Juni einige, S. Antonia, 3 Stück erlest, und Fort Stok- ton (Dresser), Indianola (Smiths. Inst.); Louisiana: Prai- rie Mer Rouge, 2 Stück (Smiths. Inst.); am Mississippi bis Natchez hinauf (Audub.); Florida: im März oder April beob- achtet (Taylor). — Bermudas: Selten gesehen, 1 Paar im Octo- ber erlegt (Wedderb. u. Hurd.). — Bahamas: Selten (Bryant). — Cuba: Sehr gemeiner Standvogel, im Juli nistend (Gundl.). — Jamaica: Nicht selten, nistend (March). — St. Domingo (Sal- le). — Porto Rico (Bryant). — Mexico: Durango (Finsch); Orizaba (Salle), Jalapa (De Oca). — Tres Marias: Nur zu- fälliger Besucher (Greyson). — In Central-Amerika sowohl an der atlantischen, als an der pacifischen Küste (Selat. u. Salv.): Honduras: Bei Belize brütend (Salv.), Tigrelsland (Tay- lor); in Costa Rica sehr gemein (Frantz.); Panama (McLeann. — Lawr). — Magdalena-Thal: See von Paturia (Wyatt). — Ecuador: Babahoyo, 1 Stück (Fraser. — West-Peru: Am Meeresufer sehr zahlreich (Tschud.), Lima (Less.), Tungasuca, Höhe über 11,000‘ engl. (Whitely); Ost-Peru: oberer und un- terer Ucayali, Nauta, Sta. Cruz, häufig (Bartl.). — Brit. Guiana: Sümpfe der Savanna häufig, selten an der Küste be- merkt (Schomb.). — Surinam (Mus. d. P.-B.). — Cayenne: Sehr gemein, nie weit vom Meere, dort in Schaaren (Buff. Son- nin.). — Brasilien: R. Amazon (Natt.); Caigara und Mato- grosso (Natt.).. — In Südost-Brasilien überall an grössern Gewässern gemein (Wied u. Burm.): Sumidouro und Venda nova in Minas Geraes (Lund u. Reinh.), Lagoa Santa (Burm.); Sapitiba am Taguahy (Natt.); Ypanema, Rio Bo- raxudo und Paranagua in S. Paulo (Natt); Blumenau (Schlüt.). — Paraguay: Selten (Azara),. — Maldonado in Uruguay (Darw.). — Argentinien: Ueberall von der Banda oriental bis in die Cordilleren hinein (Burm.). — Chile (Novara Exped., 3 Stück), Santjago, Quillota (Bibra); bei Valdivia häufig (Philippi — Hartl.). — In Patagonia gesehen (Darw.). — Magellaens-Strasse: Port Otway, 16. April (Cunningham).] ; NB. Ich habe hier nur die geographische Verbreitung der Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 267 Ardea egretta innerhalb Amerika’s zusammengestellt, weil ich vor- läufig noch nicht recht an die Identität eines ausseramerikanischen Silberreihers mit der amerikanischen A. egreita glauben kann. Frei- lich hat Herr Finsch im Journ. f. Orn. 1872, p. 171 es ausge- sprochen, dass er zwischen Exemplaren aus Texas, Mexico, Chile und mehreren aus Neuseeland nicht den mindesten Un- terschied habe ausfindig machen können, doch wäre es noch im- merhin möglich, dass er nur Exemplare, die alle in derselben Jah- reszeit erlegt waren, vor sich hatte, und glaube ich sicher, dass der dortige Vogel ebenso wie die asiatischen Silberreiher verschie- dene Phasen der Schnabelfärbung durchmachen wird, während beim amerikanischen Silberreiher der alte Vogel stets einen gelben Schnabel hat und nur der junge eine schwarze Spitze am Ober- schnabel zeigt. Nach Finsch und Hartlaub (l. c.) unterscheidet sich der ame- rikanische Vogel weder durch Grösse noch Schnabelfärbung von denen der alten Welt, sondern nur durch die schwarze Färbung der Beine (incl. Tibia und Zehen). Dies letzte Unterscheidungs- merkmal soll nun nach Finsch bei dem neuseeländischen Reiher auch noch wegfallen. Dagegen halten Swinhoe und Salvin den chinesischen Vogel (aus Canton) für sicher von dem amerikanischen verschieden: beide haben fast gleiche Grössenverhältnisse, nur hat ersterer den Tar- sus °/, länger. Der chinesische Vogel hat längere Rückenfedern und besitzt im Sommer einen schwarzen, im Winter gelben Schnabel (dasselbe soll beim europäischen der Fall sein), während der Amerikaner denselben stets gelb gefärbt zeigt. Der europäische Vogel ist nach Swinhoe stets etwas grösser als der chinesische und verhält sich zu dem letztern wie in Ame- rika die Varietät calfornica zu A. egretta. #105. Ardea candidissima Gmel. — Azara No. 349, 351, 352. Audub., Orn. Biog. IL, p. 517, V., p. 606. — Id. Birds Am. VL, p. 163. — Id. Synops., p. 267. — Wagl., Syst. av. gen. Ardea, sp. 11. — Wied, Beitr. IV., p. 612. — Schleg., Mus. d. P.-B. gen. Ardea, sp. 15. — Pelz., Orn. Bras., pp. 300, 455. — Reinh., Bidr. in V.M.1870, p. 28 sp. 25. — Egretta candidissima Gosse, B. Jam., p- 336. — Garzetta candidissima Bonap., Consp. Il, p. 119 sp. 5. — Baird, B. N.-Am., pp. 661, 665. — Gearzetta ohula Bonap., Consp. II., p. 120 sp. 6. — Herodias candidissima Cab. u. Gundl., J. f. O. 1856, p. 342, — Ardea niwea Burm. (nec aut.), S. U. IL. b, 268 Hans v. Berlepsch: p. 417. — Id. Reise La Plata-Staaten II., p. 509 sp. 228. — Ar- dea candida Burm., 8. U. II. b., p. 147, Anm. 1 Stück, in vollständigem Federschmuck; doch ist die Basal- hälfte des Unterichredel gelb gefärbt, was wohl ein Zeichen von Jugend sein dürfte. Die Beine sind schwarz, die Zehen hier und da etwas gelblich. Long. tot. 56 Cm.; al. 24,6 Cm.; caud. 87 Mm.; rostr. 82'/, Mm.; tars. 87 Mm. [Küsten der mittleren Vereinigten Saaten und Golf- Staaten, im Westen bis California (Baird); häufiger Stand- vogel in Texas und Florida, im Frühling nördlich bis Massa- chusetts ziehend und in allen zwischenliegenden Gegenden brü- tend (Audub.), bis zum Lorenz-Strom (Wilson); Georgien (Fichtel in Mus. Vindob.); Florida: am Indian river (Tay- lor); am Mississippi bis Memphis hinauf (Audub.); Galea- sieu-Pass in Louisiana (Mus. Smiths. Inst.); Texas: im August grosse Schaaren bei Matamoras, bei S. Antonio einige im Frühling und auf Galveston Isl. im Juni brütend (Dresser); Arizona: im Thale des Colorado sehr häufig (Coues); Sacra- mento vall. und Ft. Tejon in California (Smiths. Inst.). — Bermudas: Im April und September beobachtet, selten (Wed- derb. u. Hurd.). — Bahamas: Häufiger als A. egretta (Bryant). — Cuba: Sehr gemeiner Standvogel (Gundl.). — Jamaica: 2 Stück im Winter (Gosse), 1 St. Oct. (Osburn), häufig (March). — St. Domingo (Sall&). — Mexico (Mus. d. P.-B. und Smiths. Inst.), Stadt Mexico (White); Jalapa (De Oca und Salle). — Tres Marias: Zufälliger Besucher (Greyson). — Guatemala: See von Duenas (Salv.). — Honduras: Corallenriffe bei Be- lize (Salv.); Mosquito-Küste: Blewfields river (Wick- ham). — Veragua: Castillo (Arc£). — Panama: Atlanti- sche Seite (McLeann. — Lawr.). — Magdalena-Thal: See von Paturia (Wyatt.). — Brit. Guiana: An der Küste sehr zahlreich (Schomb.). — Cayenne (Deplanches u. Buff.). — Bra- silien: Forte do Rio branco (Natt); Caigara und Pan- seeco in Matogrosso (Natt.); in Südost-Brasilien überall häufig, am häufigsten südlich bei Cabo Frio angetroffen (Wied); Minas Geraes: ziemlich häufig, aber nicht so gemein als an der Küste, Lagoa Santa, Sete Lagoas (Lund u. Reinh.); Sapi- tiba, auf einer Insel, und Marambaya (Natt.); Ypanema und Lagoa da Patinha (Natt.); Blumenau (Schlüter), — Peru: Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 269 In grosser Anzahl an der Meeresküste (Tschud); Ost-Peru: "Ucayali und Sta. Cruz (Bartlett). — In Paraguay einzeln, paarig und in grossen Schaaren, südlich bis Buenos Ayres (Azara). — Argentinien: Häufig und weit verbreitet, stellen- weise noch häuliger als A. egretta, besonders im Westen (Burm.). — Chile (Mus. d. P.-B. und Novara-Exped.), bei Santjago nicht selten an Flüssen und Seen (v. Bibra).] e 106. Ardea gocoi Linn. — Azara No. 347. Wagl., Syst. av. gen. Ardea, sp. 2. — Pr. Wied, Beitr. IV p. 598. — Burm,, S. U. II. b., p. 415. — Bonap., Consp. IL, p. {10. — Burm., La Plata Reise IL, p. 508 sp. 225. — Schleg., Mus. d. P.-B. Ardea, p. 6. — Selat. et Salv., P. Z. 8. 1869, p. 634. — Pelz., Orn. Bras., pp. 300, 455. — Reinh., Bidr. in V. M. 1570, p- 25 sp. 24. — Ardea maguarı Spix (nec Linn.), Av. Bras. II, DSL 3 Stück. Nur ein Exemplar scheint ziemlich ausgefärbt, die übrigen sind noch jung. Ersteres hat Kopf u. Haube glänzend schwarz- grün, nur an der Stirn mit einigen graulichen Federn vermischt. Brust- und Bauchseiten nebst Unterbauch sind rein schwarz ohne Glanz, dagegen die Körperseiten unter den Flügeln schon wieder rein grau, nach dem Bauche zu weisslich. Mitte‘ der Brust und les Oberbauches weiss, an den Seiten stehen weisse Federn mit breiten schwarzen Rändern. Kehle und Kopfseiten rein weiss. Der übrige Hals rein dunkelgrau. Auf der Mitte des Unterhalses be- sinnend und sich bis zur Brust hinab erstreckend, verläuft eine Linie schwarzer, zum Theil weiss gerandeter Federn. Bei den bei- den jüngern Vögeln besteht dieser Streifen aus viel schmutziger schwarzbraun gefärbten Federn. Kopf und Haube sind bei ihnen schmutzig schwärzlich-graubraun gefärbt. Die unteren Körper- theile, welche der alte Vogel schwarz gefärbt zeigt, sind hier ein- ‘arbig dunkelgrau, die Federn weiss mit breiten braungrauen ändern. Bei allen 3 Exemplaren ist der Schnabel nach der Firste zu dunkelbraun, längs der Schneide sowie der ganze Unterschnabel gelb gefärbt. Long. tot.: alk: caud.: rostr.: tars.: Um. Cm. : Mm. Mm. Mm. 1 ad. L1lı,. 46,8. 117. 144. 190. 2 juv. 98%, —107. 46—461);. 1.29. 1335--139... 175180. [Magdalena-Thal: See von Paturia (Wyatt. — Brit, 270 Hans v. Berlepsch: Guiana: Gewöhnlich einzeln (Schomb.). — Cayenne (Buff. u. Bonap.). — Ost-Peru (Tschud.): Oberer und unterer Ucayali und Huallaga (Bartlett), Pebas (Hauxwell), — In Brasilien überall, aber nirgends häufig (Wied); Rio Amazon (Spix); Forte do Rio branco (Natt); Barra do Rio negro (Natt.); Cuya- ba, Caicara und Matogrosso (Natt.); Rio S. Francisco und Lagoa Santa (Burm.), Rio S. Francisco und Rio das Velhas (Reinh.); Campo di Sapitiba in Rio Janeiro (Nat- ter.); S. Paulo (Licht): ?Ypanema und Villa de Castro (Natt.); Blumenau (Schlüter). — Paraguay (Azara). — Ar- gentinien: Paranäa, Cordova, Tucuman, an den Ufern der grossen Flüsse und Bäche, aber stets einzeln (Burm.), Con- chitas (Hudson). — Montevideo (Bonap... — Chile (Philip- pi). — Patagonia (Bonap.).] NB. Nach Bonaparte wären die Exemplare aus Montevideo grösser als die aus Brasilien. (Siehe Bonap., Consp. D., p. 111). 44107. Butorides cyanurus (Vieill. — 1817). — Azara No. 358 ad. und No. 359 juv. Selat. et Salv., P.Z. S. 1868, p. 145. — Ardea scapularis „I- lig.“ Licht. 1823. — Wagl., Syst. av. gen. Ardea, sp. 35. — Wied, Beitr. IV., p. 623. — Burm., S. U. II. b., p. 411. — Schleg., Mus. d. P.-B. Ardeae, p. 42. — Euler, J. f. O. 1867, pp. 190, 196. — Pelz., Novara-Exped., Vögel, p. 123. — Pelz., Orn. Bras., pp. 301, 456. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 27 sp. 23. — Butorides scapularis Bonap., Consp. Il., p. 128. 8 Stück, darunter einige ganz ausgefärbte alte und einige Jüngere Vögel. Dieselben stimmen gut zu den betreffenden Be- schreibungen des Prinzen Wied. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: ir CHR: Mm. Mm. Mm. Mm. 35453. 164—180. 59—68. 51 —6l!e. 45—46. Die Unterschiede in den Maassen scheinen weniger im ver- schiedenen Alter als im verschiedenen Geschlecht der Exemplare begründet zu sein. [Magdalena-Thal: See von Paturia und Bucaramanga (Wyatt). — Venezuela: Caracas (Lansbergen in Mus. d. P.-B. und Gray Handl.. — Trinidad:*) 1 ad. (Finsch, — Brit. *) Auf den übrigen westindischen Inseln wird Dutorides eyanurus durch die nordamerikanische B. virescens vertreten, welche sich auch Aureh Mexico über ganz Central- Amerika verbreitet. Wenn Gray (Handl. - Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 271 Guiana: Am häufigsten an der Küste (Schomb.). — Surinam (Mus. d. P.-B. und Gray Handl.). — Cayenne (Buff, Deplanches, Mus. Vindob.). — Ost-Peru: Ucayali und Sta. Cruz (Bart- lett). — Ganz Brasilien: ?Marabitanas (Natt.); Cuyaba, Caicara am Paraguay und Matogrosso (Natt.); Borda do Matto in Goiaz (Natt,); in Südost-Brasilien überall häufig (Wied u. Burm.): Lagoa Santa, Lagoa dos Pitos und Sete Lagoas in Minas Geraes, sehr häufig (Lund u. Reinh.), Areas am R. Parahyba, häufig (Burm.); Cantagallo (Euler), Rio Janeiro (Natt. u. Zelebor), Sapitiba und Taixera (Natt.); Ypanema, Paranagua und Ytarare& in S. Paulo (Natt.); Blumenau (Schlüter. — Paraguay (Azara. — Argenti- nien: Conchitas, nur im Sommer (Hudson); Rio Gato in Entre Rios, selten (Lee).] ua 108. Nyeticoraz pileatus (Bodd.). Pelzeln, Orn. Bras., pp. 302, 456. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 26 sp. 21. — Ardea pileata Bodd. — Wagl., Syst. av. gen. Ardea, sp. 23. — Wied, Beitr. IV., p. 617. — Burm,, S. U. IH. b., p. 406. — Schlegel, Mus. d. P.-B. Ardeae, p. 36. — Pilhe- rodius pileatus Reichb. — Bonap., Consp. Il., p. 139. 1 Stück. Stimmt mit Prinz Wied’s Beschreibung gut überein, doch ist die Mitte des Unterschnabels und die Schnabelspitze gelb gefärbt. Vielleicht ist daher dies Exemplar ein jüngerer Vogel, was um so wahrscheinlicher wird, als die verlängerten Federn im Nacken nur 14 Cm. lang sind (während Wied für den alten Vogel 74,‘ notirt). Das weisse Gefieder zeigt nur am Oberhals einen gelblichen Ton, sonst hat es einen schwachen graulichen Anflug. Die Schäfte der Schwungfedern sind oben schwärzlich gefärbt, un- ten weiss. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 561), Cm. 27 Cm. 92 Mm. 7ı Mm. 77 Mm. [Panama: Atlantische Seite (MeLeann. — Lawr.). — Ost- Peru: Nauta und Sta. Cruz (Bartlett), Pebas (Hauxwell). — Brit. Guiana: Ufer grösserer Flüsse (Schomb. — Mus. d. P.- - B.). — Cayenne (Buff., Wagl., Bonap.).. — Brasilien: See Manaqueri am Rio Solimoes (Natt.); Prov. Matogrosso: Cuyaba, Pari am Cuyaba, Coutinho, Villa Maria am linken Ufer des Paraguay, Caicara und Matogrosso (Nat- birds III., p. 31) auch Mexico als Fundort für B. cyanurus angiebt, so wird hier wohl sicher ein Irrthum vorliegen. Hans v, Berlepsch, 212 Hans v. Berlepsch: ter.); Puritis in Goyaz (Natt.). — An fast allen Flüssen der Urwälder Südost-Brasiliens, aber nicht häufig (Wied): Rio Itabapuana (Wied), Rio dePomba unweit Capivory (Bur- meist.); Lagoa Santa, Lagoinha, Andrequece6 und Sete Lagoas in Minas Geraes (Lund u. Reinh.); Sao Paulo: Ypanema, vom Rio Serapo (Natt.); Blumenau (Schlüter). — ?!Chile (D’Orbigny — in Mus. d. P.-B.).] | 109. Platalea ajaja Linn. — Azara No. 345. Audub., Orn. Biog. IV., p. 188. — Id. Birds Am. VL, p. 72. Id. Synops., p.260. — Wied, Beitr. IV., p. 668. — Bonap., Consp. IL, p. 146. — Burm., S. U. II. b., p. 427. — Cab. u. Gundl., J.f. 0. 1856, p. 347..— Baird, B. N.-Am., p. 686. — Burm., Reise’ La Plata-Staaten IL., p. 511 sp. 235. — Schleg., Mus. d. P.-B. Cico- niae, p. 24. — Sclat. et Salv., P. Z. S. 1868, p. 145. — Abbott, Ibis 1861, p. 157. Pelz., Orn. Bras., pp. 304, 456. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 22 sp. 12. — Finsch, Abhandl. naturw. Verein Bremen, Bd. II. Heft IN. (1871), p. 358. — Lee Ibis 1873, p- 132. 1 Stück, jüngerer Vogel, der noch den ganzen Kopf dicht be- fiedert zeigt: Kopf, Hals, Oberrücken und Brust sind fast rein weiss; alle übrigen Theile sind schön hell rosenroth angeflogen, am Intensivsten auf der Unterseite der Flügel. Die Schäfte der Schwungfedern sind prächtig dunkel rosenroth gefärbt. Die 3 er- sten Schwingen und zum Theil ihre obern Deekfedern haben von | der Mitte nach der Spitze zu einen breiten hellbräunlichen Rand, ebenso ist die Spitze gefärbt; die folgenden Schwingen zeigen statt dessen einen schwarzen Rand, doch die meisten nur an der Aussen- fahne. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 712 Cm. 33 Cm. 97 Mm. 167 Mm. 90 Mm. [Südliche Vereinigte Staaten: Standvogel in Texas und Süd-Florida, zieht im Sommer nördlich und: verfliegt sich dann, aber sehr selten, bis Nord-Carolina, am Mississippi im Sommer zuweilen bis Natchez hinauf (Audub.); in Georgien selten nördlicher als der Alatamaha-Fluss (Wils.); am In- dian river in Florida brütend und dann nördlicher ziehend, bei Smyrna im Sommer häufig (Taylor); Calcasieu-Pass m Louisiana (Mus. Smiths. Inst.); Texas: bei Matamoras im Juli häufig (Dresser), Rio Grande (Smiths. Inst.). — Bahamas: Soll auf Biminis nısten (Bryant). — Cuba: Gemeiner Stand- vogel (Gundl.). — Jamaica: Sehr selten, Saint Elizabeth Ban SE Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 273 und salinas of Old Harbour (March u. Hill). — Nordwest- Mexico: Mazatlan, 1 Stück (Greyson — Finsch); Süd-Me- xieo: Jalapa (Salldl. — Guatemala: Duenas (Seat. u. Salv.).. — Costa-Rica: Besonders an der Küste, Pirris, zu- weilen auch auf der Hochebene, Tirribi, März (v. Frantz.). — Cayenne (Briss.,, Bajon). — Surinam (Fermin und Mus. d. P.- B.). — Brit. Guiana (Bancroft u. Schomb.). — Im nordöstlichen und mittleren Peru selten und nur in den tiefen Gegenden der Urwälder (Tschud.): Unterer Ucayali und Sta. Cruz (Bart- lett); West-Peru: Lima (Lesson). — Brasilien: Cajutuba am untern Amazonas (Natt.); Forte do Rio branco und Cauame (Natt.); Prov. Matogrosso: Cuyaba, Villa Maria am Ufer des Paraguay, Caicara, Lagoa do tapera und Rio Guapore nas Laranjeiras (Natt.). — In Südost-Bra- silien, häufig in Schaaren von 4 bis 30 Stück: Sertao der Prov. Bahia, sehr häufig (Wied); Cabo Frio, Campos dos Goyatacazes, Coral de Battuba, R. Peruhype, R. Ca- ravellas und R. Belmonte, häufis (Wied); Minas Geraes: häufig am R. das Velhas und R. S. Francisco, Lagoa Santa (Reinh.); Prov. Rio: Sapitiba, am Meeresufer (Natt.); Ypanema und Rio do Boraxudo in S. Paulo (Natt.); Sta. Catharina (Less): Blumenau (Schlüter), Insel Sta. Ca- tharina (Burm.). — Paraguay: Nicht selten, oft in grossen Gesellschaften (Azara). — Argentinien: Ueberall, aber stets einzeln (Burm.), Parana und Mendoza (Burm.), Conchitas (Hudson), Freyle Muerto (Lee). — Chile (Less. u. Bibra). — Auf den Falkland-Inseln selten, nur 2 Exemplare vorgekom- men: Kidney Cove, Juli, und Whalebone Bay (Abbott).] 110. Aramus scolopaceus (Gmel.). Azara No. 366. Bonap., Consp. Il., p. 103 gen. 97 sp. part. — Burm., S. U. Ill. b., p. 380. — Burm., La Plata-Reise I., p. 504 sp. 212. — baird, B. N.-Am., p. 657, Anm. — Schleg., Mus. d. P.-B. Rallı, p- 7. — Selat. et Salv., P. Z. S. 1869, p. 160. — Pelz., Orn. Bras., pp- 314, 458. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 46 sp. 49. — Rallus ardeoides Spix, Av. Bras.Il, p. 72. — Notherodius guarauna Wagl., Syst. av. gen. Notherodius. — Wied, Beitr. IV., p. 777. 1 Stück. Stimmt gut mit Pr. Wied’s Beschreibung überein; ıur muss ich bemerken, dass bei meinem Vogel fast alle Federn der Unterbrust und des Bauches an ihrer Basis grosse keilförmige weisse Flecken, welche nach dem Ende der Feder zu spitz aus- Cab. Journ. f Ornith. XXU. Jahrg, No. 127. Juli 1874, 18 274 Hans v. Berlepsch: laufen, besitzen. Diese weisse Zeichnung ist übrigens kaum sicht- bar, weil sie jedesmal durch die braunen Federspitzen der darüber liegenden Federn verdeckt wird. Unterhals und Oberbrust zeigen keine Spur von weissen Flecken an den Wurzeln ihrer Federn. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: 671), Cm. 36 Cm. 162 Mm. 111 Mm. 130 Mm. [Brit. Guiana (Schomb.). — Surinam (Mus. d. P.-B., 3 Stück). — Cayenne (Mus. d. P.-B. und Mus. Vindob.). — Ecua- dor: Babahoyo, an einer kleinen Lagune (Fraser). — Ost- Peru: Ucayali (Bartlett). — Paraguay: Gemein (Azara). — Brasilien: Forte do Rio branco (Natt.); Caigara in Ma- togrosso (Natt.); Prov. Goyaz: Porto do Rio Parana und Porto do Rio Araguay, im Sumpfe Sangrador häufig (Nat- ter.). — In Südost-Brasilien an den Ufern der Seen und grossen Flüsse (Burm.), südlich und nördlich angetroflen (Wied): Contendas in Minas Geraes (Spix — von Lund u. Reinh. nicht in Minas gefunden); Sao. Paulo (Licht.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlüter). — Argentinien: Bei Paranä in den Lagunen (Burm.), Gonchitas (Hudson).] NB. In Jamaica, Cuba, St. Domingo, Portorico,3 Florida, sowie in Mexico, Honduras (Belize und Omoa) und Costa Rica wird eine dem Aramus scolopaceus nahe ver- wandte, aber doch gut unterschiedene Art, nämlich A. giganteus | Bonap. (= holostictus Cab.) gefunden. 111. Rallus nigricans Vieill. — Azara No. 371. Wied, Beitr. IV., p. 782. —- Schleg., Mus. d. P.-B. Ralli, p. 8. — Euler, J. f. O. 1867, pp. 189, 196, 198. — Sclat. et Salv., P.2 Z. S. 1868, p. 446. — Pelz., Orn. Bras., pp. 315, 458. — Reinh.,, Bidr. in V. M. 1870, p. 45 sp. 48. — Gallinula caesia Spix, Av. Bras. IL, p. 73. — Aramides nigriecans (Vieill.) Burm., S. U. I. b, p. 385. — Burm., La Plata-Reise IL, p. 504 sp. 214 — Euler, J. f. O. 1867, p. 418. — Holtz, J. f. O. 1870, p. 24. 2 Stück, sehr gut mit den Beschreibungen Pr. Wied’s und 4 Burmeister’s übereinstimmend. Das grössere Exemplar zeigt hier | und da auf Unterbauch und unteren Flügeldeckfedern deutliche weisse Spitzen an den Federn; dies ist bei dem kleineren Exempl. viel weniger oder fast gar nicht der Fall. \ Long. tot.: al: caud.: rostr.: tars.: | Cm. Mm. Mm. Mm. Mm. ] 284,314... 136—139. 53—62. 531, —55. , 48. | Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 275 [®)Ost-Peru: Vorzüglich auf der Hochebene, selten in den niederen Regionen (Tschud.). — Paraguay: 3 Stück, ein Exempl. an nördlichen Ufer des Rio la Plata (Azara). — In Südost- Brasilien sehr häufig (Wied u. Burm.): Bahia (Licht.); Rio Janeiro (Wied u. Spix), Neu-Freiburg (Lund), Cantagallo, nistend (Euler), IIha de Marambaya (Engenho d’Arma- cao) und Sapitiba (Natt.); gemein inMinas Geraes: Lagoa Santa, Fazenda Engenho und Sumidouro (Lund u. Reinh.), Contendas (Spix); Borda do Matto in Goyaz (Natt.); Sao Paulo (Licht.): Mattodentro, Ypanema und Rio do Bo- raxudo (Natt.), Pertininga (Lund); Blumenau in Sta. Ca- tharina (Schlüter). — Argentinien, gemein: Mendoza, Pa- rana, Tucuman (Burm.), bei Buenos Ayres nistend (Stern- berg — Holtz). — Chile: 1 Stück (Dr. Segeth: durch die No- - vara-Exped.).] 112. Aramides saracura (Spix). — Azara No. 369. Sclat. et Salv., P. Z. S. 1868, p. 449. — Pelz, Om. Bras., pp: 316, 458. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 44 sp. 46. — Hamilton, Ibis 1871, p. 309. — Gallinula saracura Spix, Av. Bras. II, p. 75. — Gallinula plumbea Wied (vec Vieill.), Beitr. IV., p. 795. — Euler, J. f. ©. 1867, pp. 190, 197, 198. — Aramides plumbeus Gray (nec aut.). — Burm., S. U. II. b., p. 383. — Schleg., Mus. d. P.-B. Ralli, p. 15. — Euler, J. f. O. 1867, p. 418. 4 Stück. Alle eingesandten Exemplare stimmen bis auf etwas dunkleren oder helleren Farbenton im Gefieder ganz überein. Die Beschreibungen Pr. Wied’s, Burmeister’s und die Diagnose, welche Selater und Salvin a. a. O. gegeben haben, charakterisiren diese Art sehr gut. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Mm. Mm. Mi. Mm. 34,4—41,8. 178-— 194. 64-78. 5616631. 72—16. [Urwälder der Küstenregion Südost-Brasiliens (Wied u. Burm.): Prov. Rio Janeiro: Cantagallo, an buschreichen Bachufern häufig, nistend (Euler), Neu-Freiburg, häufig (Bur- meist.), Sümpfe bei Sapitiba (Natt.); Minas Geraes: Lagoa Santa (Lund), Sumidouro (Reinh.); Sao Paulo, häufig (Ha- milt.): Ypanema (Natt.); Blumenau in Sta. Catharina (Schlü- ter). — Paraguay: 2 Stück (Azara). — (?)Peru: Nur auf der Ostabdachung der Anden (Tschud.).] 18* 276 Hans v. Berlepsch: 113. Fulica armillata Vieill. — Azara No. 448. Hartlaub, J. f. O. 1853, Erinnerungsh. VI. Jahresvers., pp. 75, 82—84. — Burm., S. U. III. b., p. 390. — Burm., La Plata- Reise IH., p. 505 sp. 219. — Sclat. et Salv., P. Z. S. 1868, pp. 145, 465. — Selat. et Salv., Exot. Ornith. (1868), p. 115 Pl. LVHI. (Chile). — Pelz., Orn. Bras., pp. 313, 459. — Fulica chilensis Landb. (nec aut.), Wiegm., Arch. 1862, p. 221. — Schleg., Mus. d. P.-B. Ralki (1865), p. 63 part. (excl. spec. ex Bolivia, quod F. ardesiaca Tschud.).] 2 Stück. Das grössere der beiden Exemplare ist allenthalben, besonders an der Unterseite, schwärzlicher gefärbt als das klei- nere, doch zeigen sich bei ersterem an einigen Federn des Unter- bauches sowie an den meisten unteren Flügeldeckfedern weissliche Spitzen, und ebenso haben einige Primärschwingen (ausser der er- sten) breite weisse Spitzen. Bei dem kleineren Vogel (wahrschein- lich ein $) sind alle diese Parthien einfarbig, ohne eine Spur weiss- licher Spitzen. Uebrigens stimmen beide Bälge gut mit den von Burmeister und Selater und Salvin gegebenen Beschreibungen überein. Long. tot.: al.: caud.: rostr. (cum tars.: elyp. front.): Cm. Mm. Mm. Mm. Mm. 1) Blumenau 42,7. 200. 56. 48. 60. 2) Blumenau 391%. 187. 46. 451%. 60. [Südost-Brasilien: Irisanga, von der grossen Lagoa, in Prov. Goyaz (Natt.); Blumenau inSta. Catharina (Schlü- ter), Insel Sta. Catharina (Burm.). — Paraguay (Bonpland | — in Mus. Paris), an einem kleinen Flusse im Septbr. 3 Paare angetroffen (Azara). — Argentinien: Ueberall auf den Lagunen der Pampa, bei Mendoza und Paranä (Burm.), bei Conchi- tas sehr gemein (Hudson). — Chile, häufig: Im südlichen Chile Zugvogel, im nördlichen Standvogel (Landbeck), Val- ; paraiso (Mus. Paris), Santjago (Mus. d. P.-B.), Valdivia (Hartlaub — 3 Stück). — Patagonia (D’Orb. in Mus. Paris.).] 114. Parra jagana Linn. — Azara No. 384 ad. et 385 juv. Wied, Beitr. IV., p. 736. — Burm., S. U. III. b., p. 394. — Sclat., P. Z. S. 1856, p. 282. — Cab. u. Gundl., J. f. ©. 1856, p. 425. — Burm., La Plata-Reise II., p. 506 sp. 221. — Schleg., Mus. d. P.-B. Ralli, p. 66. — Pelz., Novara-Exped. Vögel, p. 132. — Euler, J. f. O. 1867, pp. 189, 190, 197, 198, 419. — Selat. et Salv, Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 277 P. Z. 8.1868, p. 145. — Pelz., Orn. Bras., pp. 313, 458. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 36 sp. 32. — Lee, Ibis 1873, p. 137. 4 Stück, 2 ad. und 2 juv. Long. tot.: al: caud.: rostr.: tars.: Cm. Mm. Mm. Mm. Mm. 20— 2412. 120-1251]. 39 —4. 27—30. 49—54. [Cuba: Sehr gemeiner Standvogel (Gundl.).,. — Trinidad (Selat.). — Venezuela: See von Valencia*) (Göring — Selat.), sehr gemein in den Sümpfen am Orinocco, besonders bei Bo- livar (Taylor). — Brit. Guiana: Sehr gemein, häufiger an der Küste als im Innern (Schomb.), Demerara (Mus. d. P.-B.). — Surinam (Mus. d. P.-B.). — Cayenne (Mus. d. P.-B. und Vin- dob.). — Ecuador: Babahoyo, 3 Stück in verschiedenen Al- terskleidern (Fraser). — Ost-Peru: Nauta und Sta. Cruz (Bartlett). — Brasilien: Para, 1 ad. und juv. (Layard); Cuyaba, Caigara und Matogrosso (Natt.); Goyaz und Pa- rana (Natt.); in Minas Geraes sehr gemein (Reinh.). — In Südost-Brasilien der gemeinste Sumpfvogel (Wied): BeiCan- tagallo sehr gemeiner Brutvogel (Euler), See Paratininga bei Rio Janeiro (Novara-Exped.), Sapitiba, auf einer Lache bei S. Cruz (Natt.); Ypanema und Lagoa do Jose Gon- salvez in S. Paulo (Natt.); Blumenau (Schlüter). — Para- suay: Gemeiner Standvogel, südlich nur bis zum 30. Grad gehend (Azara). — Argentinien: Nur in den nördlichen und östlichen Distrieten, Tucuman (Burm.), Conchitas, 2 Stück (Hudson), Wälder am Rio Gato in Entre Rios (Lee).] NB. Gundlach sagt von den Cubaner Vögeln, dass bei ihnen Schnabel und Stirnlappen prachtvoll gelb gefärbt seien. Da Pr. Wied, Burmeister, Azara, Fraser und andere Autoren den süd- amerikanischen Vogel mit lackrothen Stirnlappen beschreiben, so wäre es interessant, zu untersuchen, ob der Vogel aus Cuba wirklich in Bezug hierauf von dem des südamerikanischen Fest- landes abweicht. *) Selater hat l. ce. den Vogel aus Venezuela, welcher einen bräun- Jicheren und mehr purpurfarbenen Rücken haben soll, als Parra intermedia von P. jacana abgesondert. Neuerdiugs führt er P. jacana als von Gö- ring am See von Valencia gesammelt auf. Ob nun hiermit seine interme- dia gemeint ist (mit anderen Worten, ob Selater jetzt die intermedia wie- der mit der jacana identifieirt), oder ob die jacana dort neben intermedia vorkommt, muss ich dahin gestellt sein lassen. — H.v. Berlepsch, 278 Hans v. Berlepsch: 115. Phaethusa magnirostris (Licht... — Azara No. 413 ad., ?414 juv. Selat. set Sal. P.72.°S. 18714 P:’961.r Basta magnirostris Licht. — Wied, Beitr. IV., p. 861. — Burm, $. U. II. b., p. 450. — Burm., La Plata-Reise I., p. 519 sp. 258. — Schlegel, Mus. d. P.-B. Sternae, p. 12. — Pelz., Orn. Bras., pp. 324, 461. — Reinh,, Bidr. in V. M. 1870, p. 20 sp. 4. — Thalasseus magnirostris Spix, Av. Bras. II., p. 81. 1 Stück. Das von Schlüter eingesandte Exemplar ist jeden- falls ein junger Vogel. Obgleich derselbe mit Wied’s Beschreibung der jungen Phaethusa magnirostris übereinstimmt, so bin ich doch wegen der Richtigkeit meiner Bestimmung noch nicht ganz sicher, denn die Maasse des Blumenauer Balges lassen fast eher auf Sterna mazima (Bodd.) schliessen, besonders die der Flügellänge, welche von Wied und Burmeister viel geringer angegeben werden. Ich lasse daher die Beschreibung meines Vogels hier folgen: Oberkopf aschgrau. Hinter dem Auge auf der Ohrgegend ein grosser schwärzlicher Fleck. Ganze Oberseite nebst Schwanz oben- auf aschgrau, doch haben die meisten Federn der Oberseite ver- waschene hell rostfarbige Ränder. Die Spitzen der Schwanzfedern weiss mit hell rostfarbigem Anfluge. Ganze Unterseite schnee- weiss. Schwungfedern schwarzbraun, die Innenfahnen zum grössten Theile schneeweiss, die hinteren Schwingen schmal weiss gerandet und gespitzt. Die Schäfte der Schwungfedern oben schwarz, unten rein weiss. Von den oberen Flügeldeckfedern sind die hinteren wie der Rücken, die vorderen aber schneeweiss gefärbt. Schwanz unten silbergrau. Untere Flügeldeckfedern weiss. Der sehr starke hohe Schnabel eitronengelb, seine Spitze schwärzlich. Beine gelb- braun. Long. tot. 41,3 Cm.; al. 29,5 Cm.; caud. 117 Mm.; rostr. 62 Mm.; tars. 24 Mm. [Venezuela: Am Orinoco sehr häufig (Taylor). — Brit. Guiana: An der Küste und im Innern, nistend, am Rupununi (Schomb.). — West-Peru: An der Meeroglänile häufig (Tschud.). — Ost-Peru: Unterer Ucayali und Huallaga (Bartlett), Pebas (Hauxwell). — Bolivia (Mus. d. P.-B.). — Paraguay (Azara). — Brasilien: Mexiana am unteren Amazonas (Wallace), Para (Layard), Cajutuba (Natt.); Campos dos ; Goyatacazes am Paraiba, R. Espirito santo, Juch, Iri- tiba u. s.w., und nördlich an der Küste bei Porto Seguro Ernie Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 279 und Belmonte (Wied); Minas Geraes: häufig am R. S. Francisco (Spix u. Reinh.), Rio das Velhas (Reinh.); Cuyaba und Caicara in Matogrosso (Natt.); Prov. Rio Janeiro: Sapitiba am Meeresufer (Natt.); Blumenau (Schlü- ter). — Argentinien: Nichi selten, am Rio Parana, beson- ders an der Mündung des Rio Salado und Lagunen bei Sta. Fe (Burm.); Rio de la Plata (Mus. d. P.-B.).] = 116. Rhynchops nigra Linn. — Azara No. 408. Wagl., Syst. av. gen. Rhynchops, sp. 1. — Audub., Orn. Biog, IV., p. 203. — Id. Birds Am. VII, p. 67. — Id. Synops., p. 314. — Wied, Beitr. IV., p. 877. — Darw.et Gould, Voy. Beagle Zool. IL, p- 143. — Burm., S. U. II. b., p. 454. — Tschudi, J. f. ©. 1856, pp: 185, 186. — Lawr. in Baird’s B. N.-Am., p. 866. — Burm,, La Plata-Reise II., p. 520 sp. 260. — Schleg., Mus. d. P.-B. Ster- nae, p. 359. — Sclat. et Salv., P. Z. Z. 1869, p. 634. — Sclat. et Salv., Ibis 1869, p. 284. — Pelz., Orn. Bras., pp. 324, 461. — Sclat. et Salv., P. Z. S. 1871, p. 566. — Rhynchops melanurus Swains., Anim. in Menag., p. 340 sp. 175. — Pelz., Orn. Bras., p. 461. — Arhynchops cinerascens et brevirostris SPIx. 1 Stück, wohl ein nicht ganz alter Vogel (vielleicht ein Männ- chen) im Winterkleide: Die Oberseite ist schmutzig schwarzbraun gefärbt. Der Nacken ist mit bräunlichen und rein weissen Federn gemischt. Stirn, sehr breit, und ganze Unterseite rein weiss. Die Schwanzfedern sind schmutzig schwarzbraun, doch haben alle an der Aussenfahne einen breiten weissen Rand, der bei der äusser- sten Feder fast die ganze Aussenfahne einnimmt; an der Innen- fahne sind die beiden mittelsten einfarbig schwarzbraun, alle übri- sen haben an derselben ebenfalls einen ziemlich breiten weiss- lichen Rand. Long.tot. (ad caud. finem) 53%, Cm.; al. 40,1 Cm.; caud. 126 Mm.; maxilla (a front.) 73 Mm.; mandib. (a mento) 102 Mm.; tars. 36 Mm. [Südliche und östliche Vereinigte Staaten: Im Win- ter in ungeheuerer Menge an der Küste von Florida, im Som- mer in grossen Schaaren an der Küste von Texas bis New Jer- sey, am Strande und auf den Inseln vrütend, steigt an den Flüs- sen bis 100 Meilen von der Küste hinauf (Audub.). — Cuba: Sehr seltner und unregelmässiger Gast, nistet nicht dort (Gundl.) — -St. Thomas (Newton). — Auf St. Croix im Juni gesehen? (Newton). — Umgegend der Stadt Mexico (White). — Guate- mala: An der Pacific-Küste, Lagune Acapam (Salv.). — 250 Hans v. Berlepsch: Oberer Magdalena, im unteren Flusslaufe nicht bemerkt (Wyatt). — Trinidad (Leotaud). — Brit. Guiana: In grossen Gesell- schaften sowohl an der Küste, wo er auf Sandbänken brütet, als auch am oberen Essequibo und im Rupununi, etwa 200 Miles landeinwärts (Schomb.). — Häufig in Cayenne (Buff., Wagl.). — Eeuador: Babahoyo, auf Lagunen 1 Stück (Fraser), Rio Napo (Verreaux — juv. in Mus. d. P.-B.). — West-Peru: Häufig in grossen Schwärmen an der südlichen Küste bei Iqui- que, Arica,Islay, Ilo u. s. w., nie nördlicher als 15° s. Br. beobachtet (Tschud.), Lima (Dürfeld in Mus. Lips.). — Ost- Peru: R. Huallaga, Unterer Ucayali, Xeberos — ad. (Bartlett). -- Paraguay: Einzeln, paarweise und in kleinen Schaa- ren (Azara). — In Brasilien gemeiner Standvogel am ganzen Seegestade und eine Tagereise landeinwärts an Flüssen und Lagu- nen (Wied u. Burm.): Rio Amazonas (Spix), Mexiana, ad. (Wallace) und Cajutuba (Natt.) am unteren Amazonas; Ma- togrosso, Caigara und Rio do Cabacal in Matogrosso (Natt.); Irisanga und Araguay in Goyaz {Natt.); Busen des R. Espirito und Sandbänke des Belmonte u. s. w. (Wied); Sapitiba in Rio Janeiro (Natt.); Ypanema in S. Paulo (Natt.); Blumenau (Schlüt.). — An der Ost- und Westküste Süd-Amerika’s zwischen dem 50. und 45° s. Br. gesehen (Dar- win). — Montevideo: Im Hafen grosse Schaaren (Darw.), bei Maldonado an einem See (Darw.). — Argentinien: Am Pa- rana häufig (Darw. u. Burm.), Conchitas (Huds.), Freyle Muerto (Lee). — Chile (Philippi und Novara-Exped.), an der Küste unter 42° südl. Br. grosse Schaaren (Tschud.), südlich bis Concepcion (Philippi), bei Concepeion weit vom Ufer ent- fernt (Less.); Chiloe: Ancud, 27. Mai (Cunningham).] NB. Früher glaubte man, dass der Scheerenschnabel Nord- amerika’s von dem südamerikanischen verschieden sei. Die Unter- schiede, welche besonders in Schwanz- und Nackenfärbung be- stehen sollten, erwiesen sich jedoch später als unhaltbar, weshalb auch die Herren Selater und Salvin (l. c.) beide wieder unter dem Namen nigra vereinigten. Zur weiteren Begründung dieser Ansicht könnten vielleicht folgende Notizen dienen, die ich mir im Leipzi- ger Museum über die 5 dort befindlichen Exemplare aufzeichnete: l) 1 Stück. Chile (Renous), als 2 bezeichnet, hat einen . kurzen Schnabel. Alle Schwanzfedern sind schwarz mit schmalem, Ban a . s a ER EEE REN eig Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 281 ziemlich rein weissem und scharfem Aussenrande. Nacken fast weiss mit wenig schwarzen Flecken. 2) 1 Stück. Chile: Osorno (Renous). Schwanz ebenso, die weissen Ränder noch reiner und schärfer. Im Nacken nur sehr wenig weissliche Ränder. Oberkopf sehr dunkel, fast schwarz. Schnabel sehr lang. 3) 1 Stück. Montevideo (Freyreiss). Ganz wie voriger. Schwanz mehr wie bei No. 1, die Federn mehr graubraun. Im Nacken mehr weissliche Ränder. Oberkopf bräunlicher. 4) 1 Stück. Peru: Bei Lima (Dürfeld.. Wie No. I, mit etwas längerem Schnabel. Schwanzfedern fast ganz graulich, mit - sehr breiten, aber weniger markirten, weisslichen Aussenrändern. Nacken wie No. I. Stirn schwarzgefleckt. 5) 1 Stück. Brasilien. Schnabel sehr lang. Schwanz- federn ganz schwarz, nur die äussersten mit, schwachen weisslichen Rändern. Im Nacken viel Weissgrau. 117. Mergus brasiliensis Vieill. Burm., Syst. Ueb. II. b., p. 441. — Schleg., Mus. d. P.-B. An- seres, p. 6. — Pelzeln, Orn. Bras., pp. 322, 460. 1 Stück, wie es scheint ein jüngerer Vogel im Uebergangs- kleide. Da dies Kleid noch nicht bekannt sein dürfte, so gebe ich hier eine Beschreibung desselben: Oberseite schmutzig schwärzlich braun, hier und da mit rein schwarzbraunen Federn gemischt. Oberkopf, Kopfseiten und Haube (aus langen schmalen Nackenfedern gebildet) schwärzlich mit schwachem bouteillegrünem Schiller, auch im Oberhals stehen schon einige schwarze grünschillernde Federn. Die kurzen Armschwingen und ihre oberen Deckfedern an den Aussenfahnen (mit Ausnahme ler Basis, welche schwarz gefärbt ist) schneeweiss. Hierdurch ent- stehen auf dem Flügel ein grösserer und ein kleinerer weisser Spiegel; beide sind durch eine schwarze Linie, die schwarze Basis der Schwingen, von einander getrennt. Die kleineren oberen Flü- geldeckfedern (mit Ausnahme der kleinsten) sind an ihren Aussen- fahnen verlosehen grauweisslich gefärbt. Kehle und ganzer Unter- hals bis zur Brust schwärzlich, alle Federn mit ziemlich breiten weisslichen Spitzen, wodurch besonders die Kehle sehr hell er- scheint. Ganze übrige Unterseite weiss, alle Federn mit mehreren ziemlich breiten schwärzlichen Querbinden, welche jedoch in der Mitte der Brust und des Bauches fast verschwinden, wenigstens weniger sichtbar sind, weil sie sich mehr auf den überdeckten Theil. 282 Hans v. Berlepsch: der Feder redueiren. Untere Flügeldeckfedern schwärzlich mit weissen Säumen. Untere Schwanzdeckfedern schwärzlich, am Aussen- und Innenrande sehr fein grauweiss punktirt. In dem sehr abge- nutzten und fahl gefärbten Schwanze stehen einige junge schwarz- braune Federn. Beine und Füsse bräunlich. Oberschnabel schwärz- lich, der untere heller. Long. tot. 571/, Cm.; al. 21 Cm.; caud. 86 Mm.; rostr. 53 Mm.; tars. 40 Mm. ’ [Südost-Brasilien: Guardamor in Prov. Goiaz (Natt.); Sao Paulo (Licht.), auf dem Flusse Ytarare ein Paar (Natt.); Sta. Catharina (Burm.), Blumenau (Schlüter).] , NB. Ueber den Speciesnamen dieser Art muss ich bemerken, dass ich im Nouv. Dict. keinen M. brasiliensis von Vieillot beschrie- ben finde, wohl aber beschreibt Vieillot in vol. XIV. (1817), p. 222 dieses Werkes seinen Mergus octosetaceus von Brasilien, der übrigens unbedingt mit unserm M. brasihiensis identisch ist. Ich vermuthe nun, dass Mergus brasiliensis Vieill. erst in Gal. Ois. III, p- 209 aufgestellt wurde, und es müsste dann der jetzt gebräuch- liche Name „drasiliensis“‘ der älteren Benennung „octosetaceus“ weichen. | + 118. Phalacrocorax brasilianus (Gmel.). — Azara No. 423. Selat. et Salv., P.Z.S. 1868, p. 146. — Carbo brasilianus Spix, Av. Bras. H., p. 83. -— Hlalieus brasilianus Licht. — Wied, Beitr. IV., p. 895. — Burm., S. U. HI. b., p. 460. — Graculus brasilianus Bonap., Consp. IL, p. 170. — Schleg., Mus. d. P.-B. Pelecanid., p. 22. — Pelz., Orn. Bras., pp. 325, 462. — Reinh., Bidr. in V. M. 1870, p. 20 sp. 6. — Haliaeus brasilianus Burm., La Plata-Reise IL, p- 520 sp. 261. 3 Stück, jüngere Vögel, mit zum Theil schmutzig eiärteeh ge- en Unterseite. Ein Vogel, welcher die kleinsten Maasse zeigt, ist besonders an Hals und Brust viel heller als die beiden anderen gefärbt, nämlich graubraun mit gelblichweisser Mischung. Uebrigens stimmen diese Exemplare gut mit Burmeister’s Beschrei- bung überein. Long. tot.: al.: caud.: rostr.: tars.: Cm. Cm. Mm. Mm. Mm. 73771). 28— 291. 144— 169. 60—65. 50. [Veragua: Castillo (Aree). — Cöte ferme (Bauperthuy in Mus. d. P.-B.), — Cayenne (Mus. d.P.-B.). — Brit. Guiana; ‘ Zur Ornithologie der Provinz Santa Catharina, Süd-Brasilien. 283 Häufiger an den Katarakten der Flüsse, als an der Küste (Schomb.). — West-Peru: Tinta, Höhe 11,000‘ engl. (Whitely); Ost- Peru: Cashiboya, oberer Ucayali und Sta. Cruz (Bart- lett). — Paraguay: Nicht selten, oft zu Hundert beisammen (Azara). — Brasilien: Am Rio Amazonas häufig, am Rio Cuare& schaarenweise (Spix u. Martius), Cajutuba am unteren Amazonas (Natt.); ?R. Araguay in Goiaz (Natt.); Lagoa dos Pitos und Lagoa Santa in Minas Geraes (Warming u. Reinh.); Prov. Rio Janeiro: Sapitiba unter der Praia do Tacurzar, am Meere (Natt.); Ypanema, Rio do Boraxudo und Paranagua in $. Paulo (Natt.); Blumenau (Schlüter). — Argentinien: Häufig am Parana und weiter im Innern (Bur- meist.), Conchitas (Hudson). — Chile (Philippi und Novara- Exped.): Valdivia (Philippi). — Magellaensstrasse: Goods Bay, April (CGunninsham).] Die Namen folgender Species aus Blumenau, die ich leider nicht selbst untersuchen konnte, sind mir von Herrn Wilhelm Schlüter mitgetheilt worden: 1) Piaya macrura (Gambel) — gemein. 2) Guira piririgua (Vieill.) — selten. 3) Crotophaga ani Linn. — gemein. 4) Conurus pertinaz (Liun.) — wahrscheinlich = Conu- rus aureus (Gm.) 5) Brotogerys tiriacula Bodd,) - — gemein. 6) Pionias mitratus (Wied). 7) Pionus Maximiliani (Kuhl). 8) Psittacula passerina (Linn.). 9) Trielaria ceyanogastra (Wied). 10) Melanerpes flavifrons (Vieill.). 11) Florisuga fusca (Vieill.). 12) Cyanocoraz azureus (Temm.). 13) Procenias tersa (Linn.). 14) Euphonia violacea (Linn.). 15) Calliste tricolor (Gm.). 16) Calliste festiva (Shaw). Nachschrift. In einer seitdem von Herrn Schlüter einge- laufenen neuen Sendung von Vogelbälgen aus Blumenau, die ich einer genauen Musterung unterwerfen konnte, befinden sich die 16 . soeben aufgezählten Species mit Ausnahme von dreien, nämlich 284 H.v. Berlepsch: Zur Ornithologie der Proy. Santa Catharina. Procnias tersa, Florisuga fusca und Oonurus pertinax. Ausserdem enthält die Sendung noch eine ganze Anzahl von Arten, die für die Blumenauer Ornis neu sind, und über welche ich hoffentlich bald in diesen Blättern berichten kann. Manche Zusätze und Berichtigungen zum ersten Aufsatze wer- den dann ebenfalls gegeben werden. Nur eine Berichtigung, oder vielmehr eine Bestätigung des a. a. O. Gesagten möchte ich den Ornithologen nicht länger vorenthalten. Sie betrifft die Frage, ob Pachyrhamphus rufus (meine No. 45) als eigene Art, oder als Weib- chen des P. polychropterus zu betrachten sei. Herr Euler nämlich ' hat, veranlasst durch meine in der Anmerk. auf p. 265 an ihn ge- richtete Aufforderung, folgende briefliche Mittheilung an Herrn Dr. Cabanis ergehen lassen: „Die Frage zwischen Pachyrhamphus polychropterus und P. rufus (meine im Journal für 1867, p. 225 erwähnte Muscicapa aurantia) ist für mich längst entschieden. Die von mir bei’m Nestbau beobachteten Vögel zeigten keinen Unterschied in der Farbe des Gefieders und stimmten genau mit der Beschreibung von Pr. Wied für M. aurantia überein. Beide waren roth- braun, und ich bin der Sache um so sicherer, als das be- schriebene Nest in unserm Garten stand, wo ich die Vögel während längerer Zeit täglich beobachten konnte. Auch sonst habe ich die Species öfters angetroffen, doch ist mir nie dabei ein Kleid, wie das für P. polychropterus angegebene, vorgekommen.“ Herr Dr. Cabanis schickte mir, dem Wunsche Herrn Euler’s gemäss, diese Notiz zu, und ich glaube auch im Sinne des Letzteren zu handeln, wenn ich hier den Wortlaut derselben publieire, wo- durch hoffentlich jene Frage nun jeder ferneren Discussion ent- zogen wird. Schloss Berlepsch bei Witzenhausen (Prov. Hessen-Nassau), im März 1874. Aquila pennata und minuta. Von | H. Goebel. Es sind in den letzten zwei Jahren schon so häufig die Zwerg- adler zur Sprache gekommen, dass ich fast befürchten muss, die Leser durch ein abermaliges Zurückkonmen auf sie unwillig zu machen ; doch in’s Reine über die Vögel muss man endlich gelangen und daher wage ich wieder, einen Beitrag zu liefern, um so mehr, - H. Goebel: Agua pennata und minuta. 285 (la auf der vorjährigen Jahresversammlung in Bezug auf das Brut- geschäft von Dr. Brehm und L. Holz genau sich widersprechende Beobachtungen mitgetheilt wurden. — So gewichtige Stimmen, und zwar darunter von Männern, denen gewiss nicht der Vorwurf des Specieszusammenziehens gemacht werden kann, wie Dr. A. Brehm und Dr. Cabanis „Journal 1873, pag. 53 und pag. 127 Anmerk.“ sich für nur eine Art ausgesprochen haben, so kann ich doch nicht dem beitreten. — Mir ist es Gewissheit, dass es 2 Arten sind, und zwar lassen sich beide Arten auch im Leben gar nicht so schwer unterscheiden, die && zu jeder Zeit; und ich bin überzeugt, dass, wenn Dr. Brehm oder Dr. Cabanis die Vögel bei mir im Frühlinge am Horste beobachteten, sie gewiss mir beipflichten würden. — Auf der vorjährigen Jahresversammlung ist zwischen Dr. Brehm und L. Holz eine längere Discussion über die Adler gewesen, und Brehm hat, gestützt auf seine und seines Bruders Beobachtungen seglaubt, Holz in vielen Fragen bezüglich des Brutgeschäfts wider- sprechen zu müssen. Ich bekenne, dass ich, was letzteres anbe- trifft, vollständig Holz beipflichte, — Der Horst steht hier bei mir mit sehr geringen Ausnahmen in der Gabel und ist meist ein alter Bau. Das Männchen brütet ‚ebenfalls; ich schoss für Holz eins, das erst nach längerem Klopfen vom Horste abstob, also fest auf den Eiern sass. Der Flug erin- nert mich am Horste am meisten an den Pandion, in der Ferne, wie Herr Brehm ganz richtig bemerkt, auf Augenblicke an Milvus ater. Ich glaube, dass das fast regelmässige Horsten hier bei mir in der Gabel, während in Spanien oder andernorts die Seiten- stellung Regel ist, den Beweis liefert, dass der Vogel überhaupt. meist alte Horste in Beschlag nimmt und nur im Nothfalle selbst baut. — Bei mir kommen nämlich die beiden hauptsächlich auf Seitenästen horstenden Arten Milvus regalis und Ardea cinerea sel- ten vor, ersterer in einzelnen Paaren in dem einen oder andern Forste, letzterer hat nur eine Colonie im Psärowwalde, wo ich denn auch 1872 Ag. pennata im vorjährigen Reiherhorste brüten fand. Ich weiss nun freilich nicht, ob Melvus regalis oder Ardea cinerea in Spanien häufiger sind, ist es aber der Fall, so wäre damit der sicherste Beweis geliefert, dass die Zwergadler faule Baumeister sind und nach Umständen, je nach den in gewissen Gegenden vor- handenen alten Horsten, bald in der Gabel, bald auf Seitenästen nisten. — Dass Holz 1871 die Horste ohne Laubeinfassung fand, ist sehr natürlich ; das damalige Frühjahr war sehr ungünstig und 386 Dr. Jean Gundlach: (die Bäume belaubten sich später, als die Zwergadler zu brüten be- gannen; 1872 und 73 hätte er häufig, wenn auch nicht immer, die Laubausschmückung gefunden. — Ueberhaupt ist L. Holz ein Mann, (ler nur das, was er genau beobachtete, ohne den geringsten Zu- satz wiedergiebt, Phantasiegemälde, auf ungenaue Beobachtungen oder fremde Mittheilungen gebaut, bietet er dem Leser nie. Ein anderes Ding ist es mit den Ansichten über Artenwerth, da hängt er freilich mit Leib und Seele dem Artenvereinigen an; doch dar- über ist nicht zu streiten, obgleich es leichter zu Irrthümern führt, als das Zersplittern, wie denn bei den Zwergadlern Holz alle weissen Vögel als 2 ansah, weil er kein weisses & in Händen ge- habt hatte. — So weit war ich in meiner Arbeit, als ich das Mai-Heft erhielt, und da zu meiner grossen Freude sehe, dass ich in meinem Lands- manne Dr. Sewertzow endlich einen Mitkämpfer für Ag. minuta be- sitze. In Erwartung seines versprochenen Aufsatzes schliesse ich; war es mir eigentlich doch am meisten überhaupt darum zu thun, (lie Beobachtungen von Freund Holz, die in meinem Beisein ge- macht waren, zu bestätigen, damit nicht die Leser, die Holz nicht persönlich kennen, auf die Vermuthung gerathen, dass Holz unge- nau oder oberflächlich beobachte, was durchaus nicht der Fall ist. — 26. October 7. November et Uman, Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. Nach eigenen 30jährigen Beobachtungen zusammengestellt von Dr. Jean Gundlach. (Fortsetzung; siehe Seite 113—166.) Vierte Ordnung. Gyratores. XXIV. FAMILIE COLUMBIDAE. Gattung Chloroenas Reich. ‚-Chloroenas inornata (Columba) Vig, — Torcaza sal- vaje, T. cenicienta, T. boba. Obgleich Mr. Vigors eine gute Diagnose und Mr. D’Orbigny im La Sagra’schen Werke eine Abbildung gegeben haben, so halte ich dennoch eine ausführlichere Beschreibung für nützlich. Das alte & hat den Kopf, den Hals, die mittleren Flügel- Neue Beiträge zur Örnithologie Cubas. 28% decken, die Brust und den Bauch zwischen Chocolatefarben und Weinroth. Die Kehle ist weisslich. Die Schwingen und die klei- nen Flügeldecken, ebenso die Schulterfedern sind graubraun; der i Bürzel und die oberen und unteren Schwanzdecken sind bleifarben. Die grossen Flügeldecken sind grau-bleifarben mit äusserem weissem Saume. Die grossen Schwung- und Schwanzfedern sind schwarz- braun, erstere mit weissem Saume an der Aussenfabne. Schnabel hornfarbig; Beine karminroth; Iris um die Pupille herum bleifar- ben, nach aussen lehmgelb und zwischen beiden Farben bräunlich. Die Augenlider und die nackte Stelle um das Auge herum sind karminroth. Das alte 2 gleicht dem 3, die chocolate-weinrothe Färbung ist aber mehr bleifarbig. Der junge Vogel unterscheidet sich vom alten dadurch, dass «die chocolate-weinrothe Farbe von einer mehr ockerfarbigen ersetzt ist. Auf den Flügeln haben die Federn einen ockerfarbigen Saum. Der Schnabel ist schwärzlich, an seiner Wurzel etwas brauner; die Füsse sind weniger karminroth als vielmehr braun; die Iris be- steht aus einem bleifarbigen Ringe um die Pupille herum un( einem braunen äusseren. Die Maasse sind nach Zollmaass folgende: d. Totallänge 1’ 5° 1; Flugbreite 2’ 4 6’. 9. = 1’ 400g". Die Schwanzspitze ragt 2’ über die Flügelspitze hinaus. Diese Art lebt nur an gewissen Stellen der Insel Cuba (auch anderer Antillen) und ist daselbst nicht selten. Ich habe sie in der Cienaga de Zapata, auf der Pinos-Insel und um die Bai Guan- tänamo herum angetroffen. Alle diese Fundorte waren unbebaute, öde Stellen und Steppen (sabana), und daher ihr portorikanischer Trivialname Steppentaube (paloma sabanera). Sie ist nicht scheu, und schiesst man unter solche auf den Bäumen sitzende Tauben, so fliegen die unverwundeten nur bis zu den nächsten Bäumen und man kann von Neuem unter sie feuern und so viele erlegen. Dieser Umstand gab ihnen den Trivialnamen Torcaza boba, d. h. dumme Taube, wie man auf der Pinos-Insel sie nennt. Ihren andern Namen „cenieienta“, d.h. aschgraue, erhielt sie von der allgemeinen Färbung, und „salvaje“, d. h. wilde, von ihrem Aufenthalte an un- bewohnten und unbebauten Stellen. -Das Fleisch ist wohlschmeckend und hat nicht den bittern Geschmack, den man bei folgender Art bemerkt, 588 Dr. Jean Gundlach: Zur Zeit, wenn die Beeren des Atejebaumes (Cordia collococca) reif sind, habe ich besonders viele auf diesen Bäumen erlegt. Zur Nistzeit ziehen sie sich mehr in das Innere der Cienaga zurück und bauen auf horizontaler Verzweigung ein Nest aus ein- zelnen dürren Reisern und Pflanzen. Im Mai fand ich die beiden rein weissen Eier von 0,0381/; + 0,025'/, Mm. Gattung Patagioenas Reich. FH Patagioenas leueocephala (Columba) Linn. — Torcaza cabeziblanca. Die Art ist zu gewisser Jahreszeit ungemein häufig, und zwar mehr in ebenen waldigen Gegenden als in Gebirgen, sodann aber verschwindet sie fast gänzlich und man sieht nur noch einzelne Stücke oder kleine Schwärme. Ich habe aber noch nicht ausfindig gemacht, ob die Art in letzterer Zeit die Insel verlässt, oder ob sie nur als Strichvogel zu einer andern Gegend zieht, um dort eine neue Brut zu haben. Zur Zeit, als in der Umgegend von Cardenas noch grössere Waldungen waren, beobachtete ich im März beidem Städtchen Guamutas sehr grosse Schwärme, dann erschienen diese im Mai in der Umgegend von Cardenas, und später im August fand ich auf den cayos, d.h. kleinen Inseln, ohnweit der Seeküste von Cardenas unzählige Schwärme, die dort ihre Nester hatten. Im December und im Januar traf ich viele in der Cienaga de Za- pata an, wo sie zu den Stellen kamen, die viele Gaimitillobäume (Chrysophyllum oliviforme) und Königspalmen (Oreodoxa regia) ü.a.m. mit reifen Beeren und Samen hatten. Es scheint, dass wenn sie nisten und Junge haben, sie ihre Nahrung nicht in der Nähe der Nester suchen, sondern an entlegenen Stellen, und dann habe ich ‚ahllose Schwärme von 8—20 Stück alle in derselben Richtung fliegend gesehen, und zwar so, dass sie des Morgens die entgegen- vesetzte Riehtung als des Nachmittags hatten. Bisweilen kamen sie von sehr entlegenen Orten, z. B. cayos, die man nicht einmal am Horizonte sehen konnte; und doch fehlte die Nahrung nicht auf jenen cayos. Diese Taube ist vorzugsweise diejenige eubanische Art, welche in Gesellschaft nistet, so dass ein Baum oft mehrere Nester hat. Man nennt solche Nistungsorte „palomar“, d. h. Taubenschlag. Wurden die Tauben nieht besonders gestört, so pflegen sie im fol- genden Jahre wieder an derselben Stelle zu nisten. Sehr oft aber erschiessen die Bewohner jener Gegenden die in Schwärmen Hie- genden Tauben und zerstören viele Nester mit Eiern und Jungen, Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 289 wenn sie die Nester nach flüggen Jungen untersuchen, und so er- wählen diese Tauben künftig einen andern Ort zum Nisten. Es ist sonderbar, dass trotz der grossen Zerstörung die Zahl der In- dividuen sich gleich bleibt. Sie lässt sich leicht aufziehen und pflegt in grösseren Vogelbauern zu nisten. Ihr Fleisch hat fast immer einen bittern Geschmack. Einige Personen glauben, dass dieser Geschmack von gewissen Beeren oder Früchtchen, z. B. denen der Pendejera (Solanum torvum) her- rührt; ich möchte dieses aber nicht glauben, weil andere Arten, die dieselbe Nahrung haben, diesen Geschmack nicht besitzen. Die Nahrung besteht in Sämereien und Beeren. Ihr Flug ist leicht, schnell und ausdauernd. Bei gutem Wetter pflegen sie hoch, bei starkem Winde tief zu fliegen. Wenn sie auf- fliegen, so verursachen die ersten Flügelschläge durch Gegeneinan- derschlagen ein Klatschen, sodann aber wird der Flug 2 Ge- räusch fortgesetzt. Ihre Stimme oder Ruf ist sehr dumpf und gleicht den Silben cu-curu-cu, oder sie besteht aus sehr schwachen Tönen, die man mehr an zahmen in Käfigen gehaltenen, als freilebenden hört. | Vom April bis August habe ich ihre Nester auf flachen Aesten von Bäumen und aus einigen dürren Reisern und Pflanzen be- stehend gefunden. Ihre 2 rein weissen Eier massen 0,036 + 0,027 Mm. Ich habe wohl nicht nöthig, eine Beschreibung des Gefieders des alten Vogels zu geben, da diese allgemein bekannt ist, nur will ich bemerken, dass die Weibehen selten einen weissen, sondern fast immer einen graulichen Oberkopf haben und dass überhaupt die Färbung. weniger rein ist. Die Jungen im ersten Gefieder sind mehr braun als schieferfarbig, und die Federn haben einen bräun- lichen Saum. Der Oberkopf ist hell bräunlich grau, der Nacken und die Halsseiten haben noch nicht den Metallschimmer an den Federsäumen. Der Schnabel und der Umkreis der Augen sind braun, die Schnabelwurzel und die Augenlider sind röthlich und die Beine haben röthliche Schilde. Die Iris ist braun. — Maasse: 9. Totallänge 0,360; Flugbreite 0,595; Schwanz 0,130 Mm. 2 ist etwas kleiner 0,3554; ” 0,590; n 0,128 „ Die Schwanzspitze überragt die Flügelspitze um 0,055 Mm. + Patagioenas corensis (Oolumba) Gmel. — Torcaza morada. Sie hält sich mehr als die vorstehende Art in den gebirgigen Cab. Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 127. Juli 1974. 19 290 Dr. Jean Gundlach: Wäldern auf, doch befindet sie sich auch in ebenen Gegenden. Sie ist nicht so allgemein verbreitet, und habe ich sie nn auf den Cayos gesehen, und ebenso habe ich nie einen gemeinschaft- lichen Brüteplatz (palomar bei der vorigen Art) dieser Taube ge- funden, noch Nachricht von einem solchen erhalten. Sie nistet ver- einzelt auf hohen Waldbäumen und bildet das Nest im April und Mai aus einigen dürren Reisern sowohl auf dicker Verzweigung, als auf Schmarotzerpflanzen (7ilandsia) oder zwischen die Blattstiele der Palmen. Die 2 weissen Eier maassen 0,038 + 0,028 Mm. Diese Art ist mehr Stand- als Strichvogel und hat nicht den bittern Geschmack des Fleisches, den man bei vorstehender Art findet, obgleich die Nahrung wohl dieselbe ist, nämlich Samen, be- sonders von Palmen und Beeren. Sie ist, wie jene, scheu und ihr eben so schneller Flug beginnt auch mit einem Klatschen. Ich habe keinen besondern Unterschied zwischen beiden Ge- schlechtern gefunden. Das Gefieder des alten Vogels ist schiefer- farbig, der Kopf, die Kehle, die Vorderbrust und der Hals sind röthlich violett; an jeder Seite des Halses befinden sich breitere, steifere Federn, die, dachziegelartig über einander gestellt, schiefe Reihen bilden und einen violetten, purpurfarbigen oder grünen Schiller, der matte Aussensaum ausgenommen, haben. Die Nacken- federn sind zarter anzufühlen, als die übrigen Federn. Der Schna- bel ist hornfarbig oder grünlich weiss, die Wurzel desselben und die Schilder der Beine sind carminfarbig; der hintere schildlose Theil der Tarsen ist röthlichweiss; die Iris ist granatroth mit einem lebhaft gelben Ring um die Pupille (und nicht, wie im La Sagraischen Werke steht, blauweiss). Die Augenlider sind zinnober- roth und die nackte Umgebung des Auges hat eine ockergelbe Färbung. Der junge Vogel im ersten Gefieder hat noch nicht die schö- nen Federn an den Halsseiten, und die Spitze der Federn des Kopfes, des Halses, der Kehle und Brust, ebenso der kleinen Flü- geldecken ist dunkler; der Rücken und die grösseren Flügeldeeken sind mehr bleifarbig und der Bürzel ist etwas grau. Der Schnabel hat eine schwärzliche, carminroth angelaufene Farbe; die Beine sind schmutzig carminroth an den Schildern. Die Iris hat noch nicht das schöne Roth und der Ring um die Pupille ist bleifarbig. Maasse: g. Totallänge 0,383; Flugbreite 0,651; Schwanz 0,139 Mm. 2 ” 0,381; „ 0,645; » 0,137 „ Neue Beiträge. zur Ornithologie Cubas. 291 Die Spitze des Schwanzes überreicht die der Flügel um 0,065 Mm. Gattung Starnoenas Bon. N -+Starnoenas cyanocephala (Columba) Lin. — Perdiz. ” Diese Art ist ein echter Standvogel auf der Insel Cuba und findet sich auch im südlichsten Theile der Vereinigten Staaten Nord- amerika’s und auf Jamaica, scheint aber den anderen Antillen zu fehlen. Sie ist in den grossen Waldungen, besonders den mit stei- nigem Boden, nicht selten, und man trifft sie nicht im bebauten Felde oder in Savannas. Sie geht stets mit langsamen Schritten, mit eingezogenem Halse, mit etwas aufgerichtetem Schwanze und sucht auf dem Boden Sämereien, Beeren und bisweilen kleine Schnecken; dabei scharrt sie die trocknen, auf der Erde liegenden Blätter um. Wenn sie gesättigt ist, setzt sie sich auf einen hori- zontalen blätterlosen Ast oder auf Schmarotzerpflanzen, um auszu- ruhen, oder sie setzt sich des Morgens an einen sonnigen Ort, um die vom Thaue benässten Federn zu trocknen. Von Zeit zu Zeit lässt sie ihren Lockton hören, der aus 2 dumpfen Tönen, „hu-up“, besteht, doch so, dass hu gedehnt und up äusserst kurz ist. Ausser- dem vernimmt man ein leises Murmeln. Ihr Ruf hat die Eigen- schaft, dass sie zuweilen nahe zu sein scheinen, wenn der Vogel noch entfernt ist, und umgekehrt, doch nicht in solcher Vollkommen- heit, als die der folgenden Arten. Ihr Flug beginnt mit einem Geräusche, wie man es beim Fluge des europäischen Rebhuhns hört, und so erhielt diese Taube den Auasspenden Namen Perdiz 2 E-hhlhn. Im April und Mai findet man das einfach aus einigen Reisern erbaute Nest auf Schmarotzerpflanzen (Tilandsia) mit 2 weissen Eiern von 0,035 + 0,0251), Mm. Man vergleiche das im Journal IV., März 1856, Seite 108 Gesaste. Der junge Vogel hat die blauen Scheitelfedern schwärzlich ge- randet. Die Deckfedern der Flügel, die unteren Schwanzdecken und die Federn an den Halsseiten gegen die Brust hin haben einen ockerfarbigen Saum. Der Schnabel und die Haut an der Schnabel- wurzel sind dunkelbraun. Die Beine haben braunrothe Schildchen an den Schienen, türkenblaue auf den Zehen; die Iris ist dunkel- braun. Ihr weisses Fleisch ist vortrefflich und darf bei grossen Ge- lagen nicht auf der Tafel fehlen. Die starke Verfolgung, die sie 19% 292 Dr. Jean Gundlach: deshalb erleidet, bewirkt, dass sie von Jahr zu Jahr an Zahl ab- nimmt, so dass der Preis derselben sehr hoch ist. Ein Paar leben- diger Vögel kostet 1 bis 2 Dollar oder 40 bis 80 Silbergroschen. Um sie lebend zu fangen (denn nur so verkauft man sie und es giebt gewisse Krämerladen mit grossen Käfigen für ihre Aufbe- wahrung), bedienen die Landleute sich eines Lockvogels, oder in dessen Ermangelung einer „guirito“ genannten Pfeife. Diese ist eine geleerte kleine (je kleiner desto besser) Frucht des Baumes Guiro cimarron (Crescentia cujete) mit einem grösseren Loche, da, wo der Fruchtstiel war, aus welchem man auch die weiche, von der sehr harten holzigen Schale eingeschlossene Masse genommen hat, und einem kleinen an einer Seite der Frucht. Ferner bedarf der Vogelsteller eines kreisrunden, etwa 4 Ellen im Durchmesser haben- den Netzes. Durch die äussersten Maschen wird eine 1 Finger dicke Schlingpflanze, bejuco colorado (Davilla rugosa) oder bejuco de la Perdiz (Pithecoetenium hexagonum) oder dergleichen gezogen und dann der Reif gebildet. Dieses so ausgespannte Netz wird durch ein im Mittelpunkte befestigtes Kordel, welches über einen Ast bis zum versteckten Vogelsteller sich erstreckt, über einem völ- lig gereinigten Platz des Waldes nur so hoch aufgehängt, dass die angelockten Vögel von allen Seiten her unter dem Netze weglau- fen können. Wenn alle diese Vorbereitungen fertig sind, bindet der Vogelsteller den Lockvogel unter dem Mittelpunkt des Netzes so an, dass er nur wenig Raum zum Laufen hat. Im Falle, dass er keinen Lockvogel hat, kann er sich auch eines künstlichen bedie- nen. Einige Körner des Maises werden sowohl unter das Netz, als auch in seine Umgegend geworfen. Nun zieht sich der Vogelsteller in sein Versteck zurück, der Lockvogel beginnt seinen Lockton oder der Vogelsteller ahmt ihn mit dem guirito nach, indem er diesen vor das Knie hält, in das grössere Loch bläst, wodurch die erste Silbe des Locktons „hu“ entsteht, dann aber plötzlich das kleine Loch mit dem Zeigefinger schliesst und so die zweite Silbe, ein kurzes „up“ hervorbringt. Die wilden Perdices antworten bald, kommen immer näher, sehen dann den Lockvogel und die Mais- körner, und gehen zuletzt unter das Netz, was dann vom Vogel- steller plötzlich niedergelassen wird und so die unvorsichtigen Gäste bedeckt. Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 293 Gattung G@eotrygon Gosse. —Geotrygon martinica (Columba) Linn. — Barbe quejo, von Einigen auch Boyero genannt, doch gehört dieser Name der folgenden Art; im östlichen Theile der Insel heisst sie Torit.o. Diese Art ist auf Cuba Standvogel, man findet sie aber auch noch auf vielen anderen Antillen und auf den Cayos von Florida. Die Lebensweise, der Gang und die Nahrung sind wie bei voriger Art; aber ihr Flug ist weniger geräuschvoll und ihr Lockruf fast einsilbig, d. h. die beiden Silben „hu“ und „up“ bilden ein gedehntes „hup“. Das Fleisch ist nicht so geschätzt und von an- derer, d. h. rötherer Farbe, weshalb man sie nicht als Handels- artikel in Käfigen hat, wiewohl sie auch auf dem Markte todt oder lebend verkauft wird. Um sie zu fangen, macht man Fallen. Diese bestehen aus Holzstücken oder Stücken von Stangen, welche ähn- lich den Meisekasten so verbunden werden, dass sie einen vier- eckigen Kasten bilden, der auf eine gereinigte Stelle des Waldes umgestülpt so aufgestellt wird, dass ein Bast, welcher an den bei- den den Boden berührenden Ecken befestigt ist, um die beiden aufrecht auf einander stehenden Stellhölzer herumgeht. Tritt die Taube oder stösst sie an den Bast, so verrückt dieser die gerade Stellung der Stellhölzer und es fällt der Kasten, die Taube be- deckend. Um die Tauben anzulocken, streut man einige Maiskör- ner neben und unter diese Falle (im Spanischen casilla). Ikr Lockruf hat Aehnlichkeit mit dem Tone, den ein Fuhr- mann oder Hirt hören lässt, wenn er will, dass der Ochse stehen bleibe, und da auf den Zuckerpflanzungen der mit den Ochsen und Wagen beauftragte Unterverwalter boyero heisst, so erhielten diese und die folgende Art den Trivialnamen Boyero; um jedoch beide Arten verschieden zu benennen, hat man für diese Art den Namen Barbequejo angenommen, weil der weisse Streif unterhalb des Auges ihr Aehnlichkeit giebt, als habe sie einen barbequejo , d. h. Zügel. Der Trivialname Torito entstand auch wegen des Lockrufes, wel- cher dem Muhen eines Stieres, toro, oder jungen Stieres, torito, gleicht. Der Lockruf der Arten dieser Gattung ist noch mehr als bei voriger täuschend über die Entfernung desselben. Ich habe Nester von Februar bis Juli angetroffen. Diese stan- den auf Schmarotzerpflanzen oder auf horizontaler Verzweigung und waren nur aus einigen dürren Reisern erbaut. Die beiden blass ockerfarbigen Eier maassen 0,0311/;, -+ 0,024 Mm. Da diese und die folgende Art sich ähnlich sind und selbst 294 Dr. Jean Gundlach: der berühmte Ornitholog Audubon diese Art für die folgende hielt, so mag eine ausführliche Beschreibung des Gefieders nicht über- flüssig sein. | Alter Vogel. Scheitel und Nacken braun mit purpurnem oder grünem (je nach dem Lichte) Metallschimmer. Rücken, Bürzel, die beiden mittleren Schwanzfedern, die kleinen Flügeldecken braun mit violettem Metallschimmer; die Halsseiten und der Vordertheil des Rückens braungrau mit grünem oder purpurnem Schimmer. Die Schwungfedern röthlich lehmfarben mit schwarzbraunen Spitzen und lehmfarbigem Aussensaume, der nach der Spitze hin weiss wird. Die grösseren Flügeldeeken und die Schulterfedern braun mit schwachem violetten Scheine. Die Schwanzfedern lehmfarbig roth mit etwas gebräunter Spitze und lehmfarbig weissem Spitzen- saume. Eine weisse Linie oder Binde beginnt an der Unterkinn- lade und erstreckt sich unter dem Auge weg bis zum Nacken. Zwischen dieser Binde und der ebenfalls weissen Kehle ist eine rostfarbige Färbung. Brust und Bauch grau, erstere rosenfarbig angelaufen, letzterer mehr weiss; die unteren Schwanzdeeken schwarzbraun mit breitem weisslichem Saume. Schnabel hornfar- ben, seine Wurzel carminfarbig; Beine mit violett-carminrothen Schilden auf röthlichweissem Grunde; Umkreis des Auges carmin- roth; Iris orangeroth oder ziegelroth (je nach der Jahreszeit). Der junge Vogel im ersten Gefieder unterscheidet sieh: auf dem Scheitel ist der Metallschimmer nur wie ein Fleck, die Stirn und der Nacken sind matt kastanienbraun. Der Rücken und die kleinen Flügeldecken matt kastanienbraun, letztere mit ockerfar- bigem Saume; die grossen Flügeldecken und die Schwungfedern zimmtfarben mit grauer Wurzel; die Federn des Vorderhalses ocker- farbig braun (statt rosenfarbig-grau), die der Brust und des Bau- ches weiss mit ockerfarbigem Schimmer. Schnabel braun; seine Wurzel und Umkreis des Auges braun-bläulich; Beine bräunlich- weiss mit röthlichbraunen Schilden; Iris dunkelbraun. | Maasse: d. Totallänge 0,295; Flugbreite 0,490; Schwanz 0,115 Mm. 2. 5 0,284; Rn 0,484 ; % 0,1121, A Geotrygon montana (Columba) Linn. — Boyero; zuweilen aber irrthümlich Camao (Name der folgenden Art); im östlichen Theile der Insel Torito. Was ich bei vorstehender Art über Lebensweise sagte, gilt auch bei dieser. Der Name Boyero ist der einzig richtige für den r EEE Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 295 westlichen Theil der Insel, und Torito für den östlichen. Das Va terland erstreckt sich nicht bis zu den Cayos oder Inselchen von Florida, wohl aber bis nach dem südamerikanischen Festlande. Die Fortpflanzungszeit, der Nestbau und die Farbe der Eier sind dieselben wie bei vorstehender Art, nur messen die Eier 0,028 + 0,021. Aus dem bei voriger Art angegebenen Grunde gebe ich auch die ausführliche Beschreibung des Gefieders. Altes &. Obere Körpertheile zimmtfarbig mit herrlichem vio- letten Schiller auf dem Scheitel (aber nicht Stirn), Wangen, Hin- terhals und Rücken, jedoch weniger schillernd auf den Flügeln, dem Bürzel und Schwanze. Die Schwung- und Schwanzfedern an der Innenfahne etwas schwarzbraun, unterhalb lehmgelb. Ein Streif unterhalb des Auges und die Stirn helllehmgelb; Kehle lehmgelb- lich-weiss; Brust etwas weinfarbig, an ihrer Seite setzt sich die Rückenfarbe in einer Spitze fort und diese hat hinter sich eine weinfarbig-weisse Binde. Bauch und untere Schwanzdecken lehm- 'gelblich-weiss, letztere mit weissen Spitzen. Schnabel horniarbig, seine Wurzel dunkelcarminroth; Beine mit carminrothen Schilden auf röthlichweissem Grunde; Umkreis des Auges blass-, Augen- lider stärker carminroth; Iris bräunlich-orangefarbig. Altes 9. Obere Körpertheile braun mit olivenfarbigem Scheine . und geringem Metallglanz; Schwingen schwarzbraun, an der Aussen- fahne etwas lehmfarbig und gegen die Spitze hin lehmfarbig-weiss; Stirn und der Streif unterhalb des Auges hell lehmfarbig-braun; Kehle weiss; Brust bräunlich mit etwas lehmfarbig-weissen Feder- spitzen; Bauch lehmfarbig-weiss, ebenso die Binde an der Brust- seite; Bauch- und untere Flügeldecken weisslich. Der junge Vogel gleicht mehr dem 9, hat aber noch nicht den Metallschiller und die Federn der Oberseite haben ockerfarbigen Saum. — Maasse: R gd. Totallänge 0,255; Flugbreite 0,446; Schwanz 0,090 Mm. 2 > 0,247; „ 0,440; » 0,082 „ +Geotrygon caniceps Gundl. — Camao, zuweilen aber irr- thümlich Boyero (Name der vorstehenden Art); im östlichen Theile der Insel Azulona. Man vergleiche die im Journale IV., März 1856, Seite 110 ge- . gebene Beschreibung des alten Vogels und die Bemerkungen über Lebensweise. Ich gebe jetzt noch einige Nachrichten. Das Nest fand ich im August (doch wohl auch früher) mit 2 Dr ei f en 296 Dr. Jean Gundlach: blass-ockerfarbigen Eiern, die mir zerbrachen, ehe ich die Maasse nehmen konnte. Der Lockruf ist wie bei den anderen Arten täu- schend, da er zuweilen entfernt zu sein scheint, wenn die Taube nahe ruft und umgekehrt. Da der Ruf nicht dem Muhen eines Ochsen ähnelt, sondern aus der Silbe „hup“, vielmals schnell und nicht gedeht wiederholt, besteht, so ist der Name Boyero, den man ihr besonders in dem westlichsten Theile der Insel giebt, unpas- send. Der andere im östlichen Theile ihr gegebene Name Azu- lona hat seinen Ursprung in der mehr blauen Färbung (azul = blau). Die Art ist auf der ganzen Insel Standvogel und scheint den anderen Antillen zu fehlen und selbst auf Cuba seltner vorzu- kommen, als die anderen Arten dieser Gattung. Ein altes & hatte stärkere Maasse als die im Journal. gegebe- nen, nämlich: Totallänge 0,295; Flugbreite 0,505; Schwanz 0,100 Mm. Gattung Ohamaepelia Swains. Chamaepelia passerina (Columba) Linn. — Geis und Tojosita (nach Pichardo’s cubanischem Wörterbuche bei den Indianern Biajani). Diese Art findet sich auf beiden amerikanischen Festlanden und auf den Antillen, und ist überall Standvogel und gemein. Sie lebt besonders an Waldrändern, auf Steppen, im Kaffee- felde und an anderen bebauten Stellen, auf Huteplätzen u. s. w., das ist, an Stellen, die einzeln stehende Bäume oder Büsche haben. Sie läuft meistentheils auf dem Boden, um Nahrung zu ‚suchen, welche aus verschiedenen Sämereien besteht und setzt sich dann auf Bäume, Mauern und andere erhabene Stellen, um auszuruhen. Beim Gehen trägt sie den Schwanz etwas erhaben. Sie‘ lebt in kleinen Familien und lässt sich leicht in Käfigen halten, Fast im- mer leben sie mit einander in Frieden, aber zur Zeit der Liebe kämpfen die Männchen mit einander und ich habe solche in Käfi- gen (wo die besiegten nicht entfliehen können) .mit hautlosem Scheitel gesehen. In dieser Zeit leben sie. paarweise, Ihr Flug ist etwas rauschend, nicht hoch und anhaltend, aber schnell. Die Stimme ist schwaches, man könnte sagen, traurig klingendes Mur- meln, und ausserdem ein einfaches, nicht tiefes „hup“. Sie ist für den Menschen gänzlich unschädlich, und liefert ihm vielmehr ein sehr gutes Fleisch. Da, wo man sie nicht verfolgt, ist sie zahm und kommt. bis in die Blumengärten und Hofräume der Landhäu- ser. Schon im März beginnt das Nisten auf Schmarotzerpflanzen, Neue Beiträge zur Örnithologie Cubas. 297 auf Pisangfrüchten, auf horizontaler Verzweigung niedriger Bäume oder Sträucher. Das Nest besteht aus einigen Reisern und dürren Pflanzen, und die 2 weissen Eier messen 0,021 + 0,017, auch 0,023 + 0,0161),. Ich übergehe die Beschreibung des Gefieders, weil die Art sehr bekannt ist und nicht mit anderen verwechselt werden kann. Maasse: &. Totallänge 0,179; Flugbreite 0,275; Schwanz 0,061 Mm. kn 0,176; A 0,272; ns 0,061.., Gattung Melopelia Bon. -Melopelia leucoptera (Columba) Linn. — Paloma ali- blanca. Nur im östlichen Theile der Insel Cuba habe ich diese Art angetroffen, und zwar in der Umgegend von Bayamo, am Cabo Cruz (die südlichste Spitze der Insel) und an der Meeresküste von ‘ Santiago de Cuba und der Bai von Guantänamo. Die Nahrung besteht aus Sämereien und besonders aus den Samen von Pinon- botija (Jatropha cureas), welche ihr jedoch keinen Schaden bringen, obgleich sie für andere Thiere ein Brech- und Purgirmittel sind. Auch ist zu bewundern, wie sie mit dem anscheinend kleinen Schna- bel so grosse Körner verschlingen können. Ihr Fleisch ist gut. | Ich habe ihr Nest nie gefunden, aber kaum ausgefiederte Junge beobachtet und daraus lässt sich berechnen, dass die Fortpflanzung schon im April anfängt. Das alte & hat folgendes Gefieder: Obertheile olivenfarbig- braun, auf dem Scheitel und am Halse mit Purpurschiller und nach hinten mit grün-goldenem Schiller; ein länglicher schwarzer Fleck an den Seiten des Halses etwas unterhalb des Ohres; Kehle hell; Brust oliven-braun; Bauch weiss; untere Deckfedern des Schwanzes und der Flügel, so wie die Körperseiten grau. Grosse Schwingen schwarzbraun mit weisslichem Saume; die der zweiten Ordnung dunkler mit weissem Saume und Spitze; die grösseren oberen Flü- geldecken und die Ränder einiger kleineren weiss, und bilden so bei geschlossenem Flügel eine weisse Längsbinde, welche den Grund des Trivialnamens „weissflügelige Taube“ gab. Die Schwanz- federn bläulich mit einer schwarzen engen Querbinde und breiter weisser Spitze. Schnabel schwarz, an der weichen Wurzel etwas bräunlich; Beine mit carminrothen Schilden auf rosenfarbig-weissem Grunde; zwischen Schnabel und Auge und der nackte Umkreis dieses graulich-türkenblau, ohne Glanz, zur Zeit der Fortpflanzung 298 Dr. Jean Gundlach: aber schön türkenblau; Iris ockerfarbig, in der Fortpflanzungszeit schön gelbroth. Das ? gleicht dem &, aber die Färbung ist weniger rein und weniger lebhaft. — Der junge Vogel im ersten Gefieder hat noch nicht den Metallglanz am Halse, der schwarze Fleck an den Hals- seiten ist weniger deutlich begrenzt; die Federn, welche die weisse Flügelbinde bilden, sind nur am Saume weiss. Der Schnabel ist heller, die Beine sind röthlichbraun; die Iris ist haselfarbig oder bräunlich-ockerfarbig. Die Maasse der alten Vögel il: d. Totallänge 0,308; Flugbreite 0,482; Schwanz 0,108 Mm. > es 0,288; = (0,474; . 0,104 :, Gattung Zenaida Bon. /Zenaida amabilis Bon. — Im westlichen Theile der Insel San- guanera, im mittleren und östlichen Guanaro. Sie ist auf der Insel Cuba ein Standvogel, findet sich aber auch in den südlichen Staaten des nordamerikanischen Festlandes und auf anderen Antillen. An einigen Orten ist sie sehr gemein, an anderen weniger, sie lebt aber mehr in bebauten, doch nicht weit vom Walde entfernten oder doch mit vielen Bäumen versehenen Gegenden; die eigentlichen Wälder scheint sie nicht zu lieben. Sie sucht ihre Nahrung auf dem Boden und diese besteht in aller Art Samen, kleinen Beeren und bisweilen zarten Blättern. Ihr Fleisch ist sehr gut. Die Lockstimme gleicht der der folgenden Art, ist aber tiefer. Ihr Flug bringt auch ein Geräusch, aber nicht das Pfeiffen der folgenden Art hervor. Der Flug ist schnell und an- haltend. Von März bis Juni habe ich ihre Fortpflanzung beobach- tet. Das Nest besteht, wie bei den anderen Tauben, aus einigen Reisern und dürren feinen Pflanzen, und wird auf horizontale Ver- ästelung oder auf Schmarotzerpflanzen ( Tilandsia) gebaut. Die 2 weissen, sehr glatten Eier messen 0,030!/, + 0,0234, Mm. Die Färbung dieser Art ist der der folgenden sehr ähnlich, doch kann man nicht in Zweifel kommen, sobald man auf den ge- rundeten Schwanz dieser Art achtet. Auch ist sie grösser. d. Totallänge 0,288; Flugbreite 0,485; Schwanz 0,100 Mm. ?- „ 0,275; „ 0,460; ” 0,096 ,„ Gattung Perissura Cab. | "Perissura carolinensis(Columba) L. — Rabiche im west- lichen Theile der Insel, Guanica im östlichen und nach Pichar- do’s Diceionario Rabuda bei der Stadt Puerto-Prineipe. j Sie lebt auf dem nördlichen Continente Amerika’s, auf dem Neue Beiträge zur Örnithologie Cubas. 299 südlichen und auf einigen Antillen, scheint aber auf der Insel Por- torico nicht vorzukommen. Auf Cuba ist sie Standvogel und nicht, wie man im La Sagraischen Werke liest, Zugvogel. Sie lebt we- nig in grossen Waldungen, sondern mehr an Waldrändern, auf mit Bäumen besetzten Weideplätzen, Steppen, Baumgärten, in Kafiee- pflanzungen u. s. w., und sucht ihre aus Sämereien aller Art be- stehende Nahrung auf dem Boden, z. B. auf frisch geackertem oder bebautem Felde, auf Landwegen, Huteplätzen u. a. OÖ. Besonders gern frisst sie die Samen von Cardosanto (Argemone mexicana L.) und Freilecillo (Jatropha gossypifolia L.). In der Heckzeit sieht man sie mehr in Paaren oder vereinzelt, in anderen Jahreszeiten aber in kleinen Truppen oder Familien vereinist. Vor Sonnenuntergang, besonders in der trocknen Jah- reszeit, fliegt sie zu Teichen, zu Quellen, an Bachufer, um zu sau- fen, und von da fliegt sie zu ihren gewohnten Nachtplätzen. Sie leistet durch ihr Fleisch dem Menschen Nutzen. Es hat bisweilen einen etwas bittern Geschmack, welcher wohl seinen Grund in der Art der Nahrung hat. Der Schaden, welchen sie dem Menschen verursacht, besteht darin, dass sie auf frisch besäetem Felde Samen aufsucht, doch ist der Schaden nicht bedeutend, wenn man be- denkt, dass sie nur die auf der Erde liegenden Samen frisst, aber nicht die anderen aus der Erde scharrt. Obgleich sie auch zu den Reis- und Hirsenfeldern kommt, so setzt sie sich doch nicht auf die Aehren, wie es der Toti (Scolecophagus) , Chambergo (Dolicho- nyz), Mayito (Agelaeus) u.a. thun, und dadurch die Halme knicken und das Reifen der Aehren hindern, sondern sie sucht nur die ab- gefallenen Körner auf, auch piekt sie nicht die Maisähren. Sie ist sehr scheu, vermuthlich wegen der Verfolgung, die sie von Seiten des Menschen erleidet; sie lässt sich aber leicht in Käfigen halten und nistet selbst in ihnen, wenn sie gross sind. Ihr 'Gesang ist zart, nicht unangenehm, und gleicht den Silben tutu-tu-tutu. Bei Gefahr oder bei Furcht hat sie ein Murmeln. Der Flug ist sehr schnell, eben und besteht aus wenigen Flügelschlägen, auch bewirkt die Schnelligkeit desselben und seine Kraft ein eigen- thümliches Pfeifen. Bisweilen sieht man sie ruhig mit ausgebrei- teten Flügeln, ohne Schläge und mit gespreiztem Schwanze, Kreise oder Bogen beschreiben und dann zu den Plätzen, wo Nahrung ist, sich herablassen. Vom März bis zum August habe ich ihre Fort- pflanzung beobachtet. Das Nest wird aus einigen Reisern und trocknen Pflanzen auf horizontale Verzweigung, oder auf einem 300 Dr. Jean Gundlach: wieder mit Zweigen umgebenen Baumstamme, oder auf die Krone einer Schmarotzerpflanze erbaut. Die 2 rein weissen, glatten Eier messen 0,026 —+ 0,019 Mm. Diese Art lässt sich mit keiner andern verwechseln, wenn man nur auf den langen Keilschwanz achtet. Dieser gab Anlass zu den Trivialnamen Rabiche und Rabuda. Die folgende Art hat zwar auch einen solchen Schwanz, ist aber bedeutend grösser. Der junge Vogel hat weniger reine Färbung; die Ränder der Federn der Oberseite sind hell, der Fleck unter dem Ohre ist, we- niger schwarz und nicht so genau umschrieben u. s. w. Die Maasse des alten Vogels sind: 3 &. Totallänge 0,280; Flugbreite 0,432; Schwanz 0,120 Mm. 9 e 0,265: r 0,420; 1 Gattung Ectopistes Basis -HEetopistes migratoria (Columba). L. — Sie hat keinen Trivialnamen, da sie nur ein zufälliger Besucher der Insel Cuba ist. Ich kenne nur zwei Fälle ihres Vorkommens auf der Insel Cuba. Das erste Exemplar, ein 2, wurde im Manglegebüsche an der Bai von Habana geschossen, und habe ich es ausgestopft; es mass Totallänge 1 Fuss 4 Zoll 9 Linien; Flugbreite 2 Fuss 1 Zoll; Schwanzlänge 7 Zoll 3 Linien. — Das andere Exemplar war ein & und kam mit Exemplaren der vorstehenden Art zum Markte von Habana. Ein so guter Flieger kann sieh leicht ein- mal bis Cuba verfliegen. Fünfte Ordnung. Rasores. XXV. FAMILIE. TETRAONIDAE. Gattung Ortyz Steph. —+Ortyz cubanensis Gould. — Codorniz. Ueber diese Art sind die Naturforscher und die Bewohner dör Insel Cuba noch nicht übereinstimmend , denn es giebt eine Sage, dass vor eiwa 100 Jahren ein Obrist Don Jose Cramen, Comman- dant des Ingenieurcorps von Habana, auf seine Kosten Paare von dieser Art kommen und sie in die Umgegend von Habana, in der Nähe des Stadttheiles Guadalupe, an damals unbebaute Stellen aus- setzen liess, von wo die Nachkommen sich zuerst nach der Vuelta- abajo (d. h. westlicher Theil der Insel) verbreiteten, dann sich nach Süden wandten und sich auch nach der Vuelta-arriba (d. h. öst- licher Theil der Insel) erstreckten, aber noch nicht bis zum Ende der Insel gelangt waren, als der Decan der Kathedralkirche von Santiago de Cuba sie von Habana sich verschaffte und in der Nähe E Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 301 der. genannten Stadt aussetzte.e Dieses geschah vor etwa 70 Jahren. Nach dieser Sage wäre also die cubanische Art mit einer aus- ländischen gleich. Die Abhandlungen über die Ornithologie von Cuba, nämlich die vom Herzog Paul Wilhelm von Württemberg, die von Orbigny im Werke von la Sagra, und die von Lembeye führen die Art als Ortyx virginianus Linn. an, aber Gould in seiner Mono- graphie über die Odontophorus beschreibt sie als eine besondere, neue, von ihm cubanensis genannte Art. Um mich zu überzeugen, ob diese Trennung Grund habe, liess ich mir Exemplare von den Vereinsstaaten Nordamerika’s schicken und schickte cubanische Exemplare an Mr. Lawrence in New-York. Wir Beide überzeugten uns, dass beide genug Unterschiede dar- bieten. (Siehe Notes on some Cuban Birds und Descriptions of new speeies in den Annals of the Lyceum of N. H. of New-York, gelesen am 21. Mai 1860.) Nun aber kennt man die cubanische Art in keinem anderen Lande als einheimisch. Nach Wilson sagt Pennant, die virginische Art sei auf Jamaica eingeführt worden; auch fand ich sie an der Nordküste der Insel Portorico, wo sie in - Vega baja eingeführt wurde. Als ich in 1857 in Bayamo im östlichen Theile der Insel Cuba lebte, kannten die dortigen Landleute die Art noch nicht und nur einmal gab mir ein Landmann Nachricht von einem neuen Vogel, der bei seinem Hause sänge. Ich ging mit ihm und fand, dass eine Codorniv sich dort eingebürgert hatte. Ein Beweis also da- für, dass die Art erst nach und nach sich verbreitert hat. — Ich kann nicht glauben, dass die Art in den 100 Jahren durch ein ver- schiedenes, doch nicht so sehr abweichendes Klima die Färbung bedeutend ändern konnte. ‚Sie ist an waldlosen oder nur mit einzelnen Bäumen und Gebüsch besetzten Stellen gemein, und niemals habe ich sie im Innern des Waldes angetroffen. Ich habe nun eine Vermuthung, welche die Schwierigkeit be- seitigen kann, denn sie lässt die Sage der künstlichen Verbreitung bestehen und stösst die Aufstellung einer neuen Art nicht um. Meine Vermuthung ist folgende: Da die Codorniz nur ausserhalb des Waldes lebt, da im west- lichsten Theile der Insel Cuba stets grosse Steppen (sabänas) wa- ren, da noch im vorigen Jahrhunderte da, wo heute bebautes Feld ist, Urwälder sich befanden u. s. w., so wäre es möglich, dass die 302 Dr. Jean Gundlach: Codorniz stets auf jenen Triften lebte, ohne mehr nach Osten vor- zudringen, weil die Waldungen es verhinderten, und dass der Obrist Cramer sie von da holen liess, sie'an waldlosen Stellen frei gab, und dass dann die Nachkommen, dem Fällen der Wälder fol- gend, sich mehr und mehr verbreiteten. Später konnte der Dekan der Kathedralkirche in Santiago de Cuba schon Paare von Habana holen und sie in der Umgegend der genannten Stadt frei lassen; und da Bayamo weit von Santiago entfernt ist, so mussten viele Jahre vergehen, bis ein so echter Standvogel zu der a von Bayamo gelangen konnte. - So, glaube ich, könnte man sich die Sache erklären, Side wiederhole ich, dass diese Idee nur eine Hypothese ist und auf kei- nen Beobachtungen beruht. Der Flug des Vogels ist nieht hoch, gerade, nicht ausdauernd und etwas rauschend; er beginnt mit schnell sich folgenden Flügel- schlägen und wird mit weniger Bewegung und zuweilen mit Unter- brechung derselben, d. h. mit nur ausgebreiteten Flügeln fortge- setzt. Wenn das Auffliegen durch eine Gefahr bewirkt wird, so zerstreuen sich die einzelnen Vögel des Schwarmes oder der Fa- milie und lassen sich in einiger Entfernung an verschiedenen Orten’ nieder, laufen dann auch wohl noch eine Strecke weiter. Nach Verschwinden der Gefahr vereinigen sich alle wieder auf den Ruf ihres Schwarmoberhauptes. Ist die Gefahr durch die Ankunft eines Hundes entstanden, so fliegen sie auf einen nahestehenden Baum, setzen und ducken sich auf horizontale Aeste, ohne sich zu be- wegen, so lange der Hund unter dem Baume bellt oder weilt. Man kann sie dann mit einer an eine lange, schwache Stange befestig- ten, aus Pferdehaaren oder steifem Zwirn gemachten Schlinge, wenn man nur zu starke Bewegungen vermeidet, fangen. Beginnt der Schwarm den Flug ohne eine Gefahr zu haben, so fliegen alle Individuen zusammen. | Sie suchen die aus Sämereien, zuweilen auch aus einigen Bee- ren und zarten Blättern bestehende Nahrung auf dem Boden; so- bald sie alsdann eine Gefahr ahnen, lassen sie einen murmelnden Ton hören und laufen mit aufgerichteter Holle, ausgestrecktem Halse, gespreiztem Schwanze zu einer sicheren Stelle. Je nach den Umständen ist ihr Lockton etwas verschieden. So zur Zeit der Liebe, wenn die Stücke eines Schwarmes schon in Paaren oder zerstreut leben, setzt sich ‘das Männchen auf einen Ast, Baumstumpf, Pfahl, Stein oder eine grosse Erdscholle und Neue Beiträge zur Ornithologie Cubas. 303 ruft seine Gefährtin mit 2 oder 3 Tönen, von denen der dritte schnell oder mit Stärke gegeben wird, und das Weibchen antwor- tet. — Die Männchen pflegen mit einander zu kämpfen. Ihr Fleisch ist sehr gut, weiss und im Verhältnisse zur Grösse des Vogels bedeutend. Von Mitte April bis zum Juli vereinigt das Weibchen einige dürre Pflanzen auf dem Boden als Nest und zwar an einer Stelle, wo überstehende Pflanzen es beschützen, und legt in dasselbe 10 bis 18 weisse Eier von 0,032 + 0,025 oder auch 0,030 + 0,023°/, Mm. Das Männchen nimmt Theil am Brüten. Im Falle, dass die erste Zucht misslingt, legt das Weibchen von Neuem. Die eben ausgeschlüpften Jungen laufen, wie alle Arten dieser Ordnung, so- bald sie trocken sind. - Man fängt die Codorniz mit Fallen, wie ich sie bei @eotrygon. martinica beschrieben habe. Sie lässt sich leicht in Käfigen hal- ten, und an solchen gefangenen Exemplaren werden mit der Zeit die Federn struppig. Ich habe keine Erfahrung, dass sie in Kä- figen oder Vogelbauern genistet habe; aber ich habe gesehen, wie ein Weibchen sich eines neugeborenen Hühnchens annahm und es aufzog. Beschreibung des alten Männchens. Stirn, Augenbraue und Kehle weiss; eine mehr oder weniger schwarze Linie erstreckt sich vom Schnabel unter dem Auge weg, über das Ohr, wo sie sich verbreitert bis zur Vereinigung mit einem halbmondförmigen, eben- falls schwarzem Halsbande, welches die weisse Kehle begrenzt; ‚Scheitel und Hintertheil des Halses röthlichbraun; Deckfedern des Flügels und Vordertheil des Rückens lebhaft braunroth, Hintertheil des Rückens hell gelblichroth; Schwingen dunkel- oder schwarz- braun, mit bläulichem Aussenrande; die der zweiten Ordnung mit unregelmässigen hellrothen Binden; Schwanz graublau, die beiden mittleren Schwanzfedern ausgenommen, welche matt graugelb mit schwarz besprengt sind; Halsseiten weiss gefleckt; untere Körper- theile bräunlichroth gestreift, mit schwarzen Querwellen; Körper- seiten und untere Schwanzdecken röthlich; Schnabel schwarzbraun ; Beine bleifarben; Iris braun. Das junge Männchen ist ähnlich, doch ist die weisse Farbe am Kopfe und an der Kehle lebhaft röthlich-gelb; die schwarze des Halsbandes und die Binde über das Ohr dunkelbraun; die Untertheile sind weniger rein und dunkler, und der Schwanz ist dunkler. (Fortsetzung folgt.) 304 Dr. Jean Gundlach: Beitrag zur Ornithologie der Insel Portorieo. Von Dr. Jean Gundlach. Am 4. Juni 1873 schiffte ich mich in Habäna ein, um nach der Insel Portorico zu reisen. Der Zweck dieser Reise war die Sehnsucht, eine andere Antille zu bereisen, um die zoologischen Producte dieser Antille mit denen von Cuba zu vergleichen, be- ziehungsweise den Naturforschern kennen zu geben. — Ich konnte für diesmal nur 6 Monate dort bleiben, hoffe aber noch eine zweite Reise und zwar zu einer anderen Jahreszeit machen zu können, denn ich habe nur verschiedene Gegenden des westlichen Theiles der Insel besucht, und soll der östliche Theil der Insel weniger bebaut, also für einen Naturforscher interessanter sein. Was Ornithologie anbetrifft, so habe ich zwar, wie ich glaube, einen wichtigen Zusatz zu den bisherigen Daten zu geben, doch konnte ich die Nester und Eier der meisten oder fast aller Arten nicht beobachten, weil ich zur Insel kam als schon die Fortpflan- zung fast ihr Ende erreicht hatte. Als ich abreiste, kannte ich nur Bryant’s Aufsatz in Procee- dings of the Boston Society of Natural History, Jan. 4, 1866, mit dem Titel: A list of Birds from Portorico presented to the Smith- sonian Institution by Robert Swift Esq. and George Latimer Esgq., with deseriptions of new species or varieties. By Henry Bryant M. D., Curator of Ornithology Bost. Soc. of Nat. Hist. Diese Liste enthält nur 41 Arten. Ich wusste zwar, dass Mr. Bryant sich selbst zur Insel Portorico begeben hatte und dass er dort in Arecibo ge- storben war; ich konnte aber nirgends eine Nachricht finden, welche die weitären Entdeckungen mitgetheilt hätte Schon glaubte ich, dass die von mir zu liefernde Liste einen ganz besonderen Beitrag zur Ornithologie Portorieo’s geben würde. Als ich nach Arecibo kam, empfing mich der dort wohnende Schwede Justus Hjalmarson, Apotheker, als einen alten Bekannten, denn wir Beide waren in den „Malakozoolischen Blättern des Dr. Luis Pfeiffer“ fest verbun- den, indem Dr. Pfeiffer eine Schnecke aus Honduras @undlachia Hjalmarsoni nannte (vergl. Mal. Bl., Bd. V. Seite 197) und Dr. Dunker . (ebendaselbst Bd. V. Seite 227, 228) zuerst einen Unio Hjalmarsoni und dann einen Unjo Gundlachi beschrieb. Ich kannte also Herrn Hjalmarson schon seit 15 Jahren als einen um die Con- chyliologie von Honduras und Santo Domingo verdienstvollen Mann, und umgekehrt war ich ihm von derselben Zeit an bekannt. Ich Beitrag zur Ornithologie der Insel Portorico. 305 vermuthete in ihm keineswegs einen Beförderer der Ornithologie von Portorieco. In Arecibo fand ich bei ihm jedoch nicht nur eine Sammlung von Vögeln, die er theils in Bälgen, theils in Alkohol mit nach Schweden genommen hatte, wo sie in Stockholm ausge- stopft wurden, und die er, die Duplikate abgerechnet, welche er im dortigen Museum liess, wieder mit sich nach Areeibo brachte. Diese sämmtlichen Vögel wurden vom Prof. Carl J. Sundevall be- stimmt, und dieser Herr veröffentlichte dann in „Ofversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlingar 1869, No. 6“ einen Auf- satz „Foglarne po ön Portorico, efter Hr. Hjalmarson’s insam lingar framställda“, welcher 90 Arten enthält. Durch diesen Auf- satz wurden meine Zusätze sehr verringert. Ich konnte aber so die Originalexemplare des Herrn. Prof. Sundevall selbst unter- suchen und etwaige Zweifel beseitigen. Doch ist zu bemerken, dass Prof. Sundevall auch die von anderen Naturforschern als auf 'Portorico befindlich aufgeführten Arten einschrieb, so. dass 21 Ar- ten von den 90 nicht von Hjalmarson eingebracht waren. — Herr Hjalmarson schenkte mir einen Separatabdruck des Sundevall’schen Kataloges, welcher den Text bei den Arten in lateinischer Sprache hat, und so von mir benutzt werden kann. — Ich bekam auch noch Nachricht von einem Buche, das am Ende des vorigen Jahr- hunderts in französischer Sprache gedruekt war und das nun, über- setzt, folgenden Titel führt: „Viaje a la isla de Puerto-rico in el ano 1797, ejecutado por una comision de sabios franceses de or- den de su gobierno y bajo la direceion del capitan N. Baudin..... por Andres Pedro Ledru, ..... tradueido al castellano por Don Ju- lio L. de Vizcarrondo, Puerto-rico 1863.“ Ich besitze diese Ueber- setzung. Auf Seite 199 beginnt die Aufzählung der Vögel. Ein Blick auf diese Liste beweist schnell, dass sie unserem Zwecke nicht dient, denn man findet Arten, die anderen Welttheilen ange- hören, oder solche, die wohl nie zur Fauna von Portorieo gehörten. Ich betrachte dieses Buch als nicht vorhanden. Es wurde auch nicht vom Zoologen der Expedition, sondern vom Botaniker ge- sehrieben, wodurch also schon Irrthümer zu erklären sind, ‚aber dieser Uebelstand wurde scheinbar durch einen Nachtrag ‘des M. Sonnini beseitigt. Gar manche Arten bleiben nun dennoch für meine Zusätze. Einen Theil dieser Arten beobachtete ich selbst, einen andern verdanke ich meinen Freunden auf Portorico. Diese mich unter- stützenden Freunde sind Blanco und Bello. Cab, Journ. £. Ornith. XXI. Jahrg. No. 127, Juli 1974. zu 306 Dr. Jean Gundlach: Don Tomas Blanco, Apotheker in San Juan de Puerto-rico | (der Hauptstadt). Er lebte früher in Habana und war dort mein Schüler im Ausstopfen und ornithologischen Kenntnissen. Er be- sitzt jetzt keine vollständige Sammlung, doch sah ich mehrere von ihm ausgestopfte Arten und erhielt sichere Nachricht von anderen, die ich noch nicht in der Liste der Vögel von Portorico hatte. Man sieht solche in der zweiten Rubrik meines Kataloges ange- merkt. Don Domingo Bello, Dr. jur. in Mayaguöz, hat ein Album für Naturgeschichte angelegt und darin viele Vögel, zum Theil nach frisch getödteten, zum Theil nach ausgestopften Exemplaren des Herrn Dr. Carbonel in Cabo-rojo, gezeichnet und illuminirt. Ich führe dieses Album nur dann in der zweiten Rubrik meines Ka- taloges an, wenn die Art durch keinen andern Beobachter mir be- kannt wurde, oder wenn ich Anderer Beobachtungen noch mehr sichern will. Sodann erhielt ich einige Nachrichten über Arten, die Jäger mir, als von ihnen beobachtet, angaben. Auch diese erkennt man aus meinem Katalog. Ferner habe ich, aber ohne Nummer, einige ausländische, nun im Freien sich fortpflanzende, entweder absicht- lich in Freiheit gesetzte oder aus Käfigen entfiohene Arten in den Katalog aufgenommen. Eine von Sundevall angeführte Art war nach Hjalmarson ein Käfigvogel. Mein nun aufgestellter Katalog enthält 145 Arten. Davon sind 116 sichere, von mir untersuchte, fast alle von mir getödtete und ausgestopfte, 3 von mir fliegend gesehene, aber nicht untersuchte, 11 von Dr. Bello abgebildete, 2 von Dr. Hartlaub in Bremen und 1 von Mr. Taylor aufgeführte, 6 exotische und endlieh 6 Arten, von denen ich Jägernachrichten habe und nicht an ihrem Vorkommen zweifle. Ich gebe in Folgendem zuerst eine Copie der 3 oben ange- führten Kataloge und lasse den meinigen unter IV. folgen. I. Liste der Arten, die Mr. Ledru gegeben hat. ] Die durch einen * bezeichneten Arten wurden durch Baudin und | Mauge (den Chef und den Zoologen der Expedition) bekannt ge- macht und befinden sich im Pariser Museuın. * Psittacus dominicensis Butt., 792 (dieser Name ist synonym mit vittatus Bodd.). — *Psittacus guyanensis Bufl., 407. — Ara aracanga. — Psüt. Alexandri Buff., 642. — Ps. rufirostris Bult., 642, 550. — Picus striatus — Picus passerinus Briss. IV., f. 2. — TREE EN > Beitrag zur Örnithologie der Insel Portorico. 307 *Pieus portoricensis — *P. carolinus Buff., 692. — *P. major Gm., 436. — *P. Bengalensis. — (Man kennt auf Portorico nur 1 Pa- pagei, den viztatus oder dominicensis, und eine Art Specht, Mela- nerpes portoricensis.) — *Üuculus vetula, *Cuculus dominicus, *Queulus minor Gm., 411. — *Bucco Oayanensis Buff., 206, f. 2. — *Crotophaga ani Buff., 102, f. 2. — Crot. major. — *Vultur aura (ist nieht vorhanden, eben so wenig auf St. Domingo). — Aquila Antillarum. — *Falco sparverius Buff., 465. — Aquila nudieollis. — *Strix, der Ulula sehr ähnlich (diese ist wohl die Brachyotus Cas- sinü), *Strie nyctea Buff., 458. — *Strix dominicensis. — *Strix nudipes. — Tyrannus pipiri, *Muscicapa ruticila, *Muscicapa co- ronata. — Muscipula Cayanensis. — Turdus aurocapillus. — Turd. polyglotius. — Turdus ater. — Turd. Hispaniolensis, * Turdus plumbeus Buff., 560, f.1. — *Turdus Labradorius Gm, 832. — Oriolus dominicensis Gml., 391. — Tanagra dominica. — Loxia Do- minicensis. — *Loxia portoricensis Mauge. — ‚Emberiza olivacea. — *Coraz crucirostra. — *Üorvus leucognaphalus. — Corvus cari- baeus. — *Parus caeruleus Buff. 3, f. 2. — Eine Art Ruisenor, dunkelgrau mit einigen weissen Federn. — *Eine Art Curruca, schwarz mit weisser Schulter. — *Sylvia pensilis. — *Motacilla no- vaeboracensis Buft. 752, f. 1. — Motacilla aestiva var. B. — Mota- cilla aestiva B.58, 1. — Motac. umbria Buff. 709, 1. — Motac. Lu- dovieiana Butt. 731, f.2. — *Certhia flaveola. — *Sylvia palmarum. * — *Motacilla mystacea, *Hirundo donvinicensis. Gm. 1025. — *Hi- rundo Cayanensis Buff. 725, f. 2. — Alcedo alceyon var. 1. Gmel. 452. — *Pipra musica Gmel. 1004. — Pipra rupicola. — Trochi- lus Dominicus. — Troch. margaritaceus. — Troch. mango. — Troch. minimus Gm., 500. — *Columba carolinensis Buff., 175. — *Col. leucocephala. — Col. caribaea Gm. 783. *Columba martinica Buff. 141 var. Be — Ardea egretta. — Ard. caerulescens. — *Hians scolopaceus. — Ardea ludoviciana. — Scolopax gallinago. — Tringa einelus. — *Charadrius aureus. — *Parra calidris. — Phoenicopterus ruber. — Colymbus Dominieus. — *Anas arborea Buff. 804. — *Anas spinosa Buff. 967. — *Anas Dominica. — * Anas americana Gm. 526. — *Hydrogallina martinica. — *Hydro- gallina chloropus. — Pelecanus onocrotalus. — Sterna. fuliginosa. U. Liste der vonMr.Bryant bekannt gemachtenArten. Die mit einem + bezeichneten erhielten eine Namenberichtigung in meinem Kataloge. + Tinnuneulus dominicensis Gm., Tyrannus dominicensis Gm., T. | 20% 308 Dr. Jean Gundlach: Taylori Selater, 7. antillarum Br., Todus hypochondriacus Br., Syl- vicola (Parula) americana L., Sylvie. (Dendroica) coronata L., 8. (Dend.) discolor Vieill. — . (Dend.) Adelaidae Baird. — Setophaga ruticilla L., Turdus (Mimoeichla) ardosiaceus Vieill., Mimus polyglot- tus var. portoricensis Br., Hirundo (Progne) dominicensis Gm. Her. (Petrochelidon) fulva Vieill. — Üerthiola flaveola var. portoricensis Br. — Vireo Latimeri. Baird, Tanagra (Spindalis) portoricensis Br. +Fringila (Phonipara) zena L. 1758 var. portoricensis Br. — Fring. ( Coturnieulus) passerina Wils. — Lowxia (Spermestes) cueullata Swains. — Lozia (Pyrrhulagra) portorieensis Daud. Iceterus xwanthomus Sclater, Icterus dominicensis var. portoricensis Br. "Quiscalus crassi- rostris Sw.?, Alcedo (Megaceryle) aleyon Linn., Coccyzus minor Linn., Saurothera: Wieillotü var. rufescens Br., Grötophage ani Linn, Pieus (Melanerpes) portoricensis Daud. 7Psitacus: (Uhrysotis) ..... (noch nicht erkannt.) Oolumba (Geotrygon) montana Linn., Col. (Zenaida) zenaida Bon., Col. (Chamaepelia) passerina Linn., Ardea Egretta Gmel., Ard. caerulea L., Ard. exilis Gmel., Aramus giganteus Bon., Tringa ( Tringoides) uhr Gallinula galeata Licht., Gallinula martiniea Linn., Zallus carolinus Linn. Ä Ill. bier von Prof. Sundevall veröffentlichte Katalog enthält folgende Arten. Die in ( ) eingeschlossenen Arten befanden sich nicht in Hjalmar- son’s Sammlung, sondern waren von Mr. Taylor oder Mr. Bryant für Portorico angegeben. Die Arten, welche noch ein * vor der Parenthese haben, führte Dr. Hartlaub in der Isis 1847, S. 611 nach älteren Autoren an. — Diejenigen Arten, deren Name ich zu ändern oder zu unterdrücken mich. berechtigt fühle, habe ich mit einem 7 bezeichnet. 1. Turdus ardosiacus (so schreibt Sundevall, Baird schreibt ardosiaceus). 2. Mimus Rs 1.098. Margarops fuscatus Sela- ter. 4. Vireo altiloguus Viell. — Pireosylvia calidris Baird nec L. 5. Vireo Latimeri Baird. 6. (Dind oeca petechia portoricensis Sund.) Taylor. 7. Dendroeca coronata Linn. ®8. .Dendr. Adelaidae Baird. 9. Dendr. dominica L. 10. Dendr. discolor Vieill. 11. Dendr. ti- grina Gm. 12. Compsothlypis americana Linn. *( Henicocichla auri- capilla Linn.) Hartlaub. *(Geothlypis trichas Linn.) Hartlaub. 13. Setophaga rutieilla L. 14. Euphonia Selateri Bon. 15. (Tana- gra (Spindalis) portoricensis Br.). 16. Phonipara bieolor L. = zena var. portoricenss Br. 17. Euethia lepida Linn. 18. (Fringilla (Co- turmeulus) passerina Wils.) Br. 19. (Loxia portoricensis Daud. = Beitrag zur Ornithologie der Insel Portorico. 309 ' Pyrrhulagra portoricensis Bon.) Br. 20. Carduelis eueullata Sw. = Pyrrhomitris cucullatus Bon. Fring. Cubae Gerv. 21. Spermestes cu- cullata Swains. 22. Agelaeus chrysopterus Vieill. — Ayph. zantho- mus Cass. nec Selater. 23. Icterus dominicensis var. portoricensis Br. — Pendulinus portoricensis Cass. 724. ?(leterus zanthornus Selater) Taylor et Br. 725. („Quscalus crassirostris Sw.“ Br. —= Q. barita Taylor.) 726. Chalcophanes lugubris Sw. 27. (Corvus leucognapha- Zus Vieill.) Taylor. 28. Certhiola portoricensis Br. —= flaveola Tay- lor. 29. (Hirundo dominicensis Gm.) Br. 730. (Zirundo fulva Vieill.) Br. 31. Todus hypochondriacus Br. 32. Tyrannus domimi- censis Gm. 33. Tyrannus Taylori Scelater (Pitangus). 34. Myiar- chus antılarım Br. 35. Psittacus vittatus Bodd. — dominicensis Gmel. 36. Picus portoricensis Daud. 37. Coccystes seniculus Lath. 38. Saurothera Vieilloti Bon. 39. Crotophaga ani 1. 40. Chordeiles virginianus Linn. 41. Trochilus (Orthorhynchus) exilis Gould. 42. Tr. (Lampornis) holosericeus Linn. 45. Zr. (Lamp.) aurulentus Vieill. 44. Tr. (Lamp.) viridis Vieill. Ene. 551 No. 10 nec 38. *(Troch. Maugei Vieill.) Hartlaub. Isis. 45. Alcedo aleyon Linn. 46. Co- - lumba leucocephala L. 47. Col. corensis Gm. }*(Col. caribaea Linn.) Hartl. Isis. 7*(Col. carolinensis Linn.) Hartl. Isis. 48. Ool. zenaida (Zenaida amabilis) Bon. 49. Col. passerina Linn. = Chamaepelia irochila Bon. Taylor. 50. (Col. montana Linn.) Br. 51. Striw bra- chyotus Linn. 52. Falco sparverius L. 53. Falco columbarius Linn. 54. Oriya virginianus Linn. 55. Numida meleagrıs Linn. 56. (No- therodius — Aramus giganteus Br.) 57. Rallus carolinus Linn. 58. Gallinula galeata Licht. 59. Gallinula martinica Lath. 60. Fu- lica americana Gm. 61. Scolopax Wilsoni Temm. 62. Tringa pec- toralis Say. 68. Ereuneies pusillus L. 64. Ereun. himantopus Bon. 65. Actitis macularıa Linn. 66. Totanus solitarius Aud. 67. Tot, flavipes Gm. 68. Tot. melanoleucus Gm. 69. Himantopus nigricollis Vieill. 70. Charadrius pluvialis Linn. americanus. 71. Charadrius semipalmatus Bon. 72. Charad. vociferus Linn. 73. Strepsilas interpres L. 74. Ardea caerulea Linn. 75. (Ard, egretta Gmel.) Br. 76. Ard. herodias Linn. 77. Ardea extlis Gm. 78. Ard,. virescens Linn. 79. Ard. nycticorax L. = A. Gar- deni Gm. 80. Ard. violacea Linn. 81. Anas arborea L. 32. A. discors L. 83. A. amerisana L. 84. A. clypeata Linn. 85. A. do- _ minica L. 86. Colymbus podiceps L. 87. (Larus atricilla L.) Tay- _ lor. 88. (Sterna fuliginosa) Taylor. +89. (Phaeton aethereus) Taylor. 90. (Pelecanus fuscus Linn.) Taylor. 310 Dr. Jean Gundlach: IV. Vögel der Insel Portorico. Die erste Rubrik enthält die fortlaufende Nummer der von mir selbst beobachteten oder in Sammlungen gesehenen Arten; die zweite Rubrik enthält die Angabe der Person, welche die Art auf Portorico beobachtet hat, und zwar bedeutet G., wenn ich selbst die Art getödtet, ausgestopft oder untersucht habe; E., wenn ich dieselbe nur fliegend gesehen habe, ohne sie näher untersuchen zu können; Hj., wenn Herr Hjalmarson sie in seiner von ihm selbst angelegten Sammlung besitzt; Bl., wenn Herr Blanco sie in seiner selbst gefertigten Sammlung hat; A., wenn eine Abbildung der- selben im Album, welches Herr Dr. Bello gezeichnet und gemalt hat, sich befindet; Br., wenn Mr. Bryant sie in seiner „List of Birds from Portorico“ erwähnt; Hb., wenn Herr Dr. Hartlaub sie in seiner in Isis 1347, 611 eingerückten Liste anführt; T., wenn sie von Mr. Taylor angezeigt wurde; N., wenn ich nur, zuweilen jedoch zuverlässige, Nachrichten von ihrem Vorkommen erlangte; E., wenn die Art exotisch ist und sich jetzt im Freien fortpflanzt; K., wenn die Art zweifelsohne aus dem Käfige entfloh. N. + Pandion carolinensis (Falco) Gmel. 1. |@. + Buteo borealis (Falco) Gmel. Guaraguao und doch! Lechuza. 2. |G. | — pennsylvanius (Falco) Wils. Guaraguao. F. --ı Falco anatum Bon. ? unpassend! Lechuza. 3. |Hj. ‚| Hypotriorchis columbarius (Falco) L. unpassend Gavilan. | 4. |G. Hj.t Tinnunculus? sparverius (Falco) L. Falcon. 5. |Hj. Bl. Brachyotus Cassinii Brewer. Mücaro real, M. de sabana, M. de melon. 6. G. "| @ymnoglaux Krugi/ Gundl. n. sp. Muücaro. 7. |G. Hj..| Vireo Latimeri' Baird. Julian-chivi. 8. |G. Hj. | Phyllomanes calidris (Motacilla) Linn. Julian- ehivi. IA. — olivaceus (Muscicapa) Linn. Sehr selten, aber | wohl Julian-chivi. | A. +| Turdus mustelinus Gml. : 9. |G. Hj..ı) Mimocichla ardosiacea (Turdus) Vieill. Zorzal de patas coloradas. 3 10. !G@. Hj.-! Margarops fuscatus Sclater. 33. 34. BpPemmmman m aAazZagmmaprnmanepmam a Beitrag zur Ornithologie der Insel Portorico!: all G. Hj. 1PMimus polyglottus (Turdus) L. oder var. orpheus G. Hy G. Hi. Hj. L. Ruisenor. Seiurus aurocapillus (Motacilla) L., ohne Tri- vialnamen. — noveboracensis (Motacilla) Gm., ohne Trivial- namen. Parula americana (Parus) Linn. a Mniotdta varia (Motacilla) Linn. € =. Perissoglossa tigrina (Motacilla) Gmel. a 7 Dendroica caerulescens (Motacilla) Gm. 3 S — coronata (Motacilla) L. Se — striata (Muscicapa) Forster. IN — petechia (Motacilla) Linn. Canario del manglor. — maculosa (Motacilla) Gmel. — palmarum (Motacilla) Gm. — dominica (Motacilla) Linn. — Adelaidae Baird. — diseolor (Sylvia) Vieill. Geothlypis trichas (Turdus) Linn. Setophaga ruticilla (Muscicapa) Linn. Polioptila caerulea (Motacilla) Linn. "u9NIT 'Z1uTr9 "A eLuray ı| Spindalis portoricensis Bryant. Llorosa, Llo- rona, Reinamora, Reinona. Euphonia Selater! Bon. Jilguero, Canario. !! Melittarchus griseus (Tyrannus) Vieill. Pi- tirre; -/ Tyrannus Taylore Sclater. Olerigo. Hj..| Myvarchus antıllarum Bryant. Jui. 4 Blaeicus Blancoi Gundlach n. sp. Jui. A. | Progne dominicensis (Hirundo) Gmel. m Hirundo horreorum Bart. | =. Petrochelidon poeciloma (Hirundo) Gosse. 2, Tachyeineta bicolor (Hirundo) Vieill. | 5: Cotyle riparia (Hirundo) Linn. 5 - ? Nephocaetes 5 RUE SCHIEN R Hj. Bl.-.| Ohordesles minor Eab. Compacho. Br. Bl. | Coturniculus passerinus (Fringilla) Wils. Ohne Namen. G. Hj. || Buethia lepida (Fringilla) Linn. Chamorro, Gor- rion, Murrion. 312 v4. 2 RA2 2 PP 2aSHERn Po — . a RM m aARAER PrEEErRnP Dr. Jean Gundlach: Hj. [Euethia bicolor (Fringilla) Linn. Chamorro, Gorrion, Murrion. re Re e er Iehhr Gorrion. AlSpermestes cucullatus (Loxia) Swains. Gorrion. Pyrrhomitris cucullata (Carduelis Swains.) ? Pyrrhulagra portoricensis (Loxia) Daud. Gallito. E. | Ieterus vulgaris Daud. — Trupial. ° Hj. | Xanthornus portoricensis Br. Jung. Calandra, alt Mariquita. Hj. | Agelatus chrysopterus Vieill. Mariquita, Ca- pitan. Hj. | Chaleophanes brachypterus Cass. Mozambique, Chango. , Corvus leucognaphalus Vieill. Cuervo. Hj. | Certhiola portoricensis Br. Reinita. _) Hj.4 Ceryle aleyon (Alcedo) Linn. Pitirre de mangle, Madraea, Migenlete. \ Hj.-) Zodus hypochondriacus Bryant. San Pedrito, Medio-peso, Papagayo. | Trochtlus colubris Linn. Zumbador. Hj. | Lampornis viridis (Trochilus) Vieill. .Zumbador. Hj..) — aurulentus Vieill. Zumbador. ‚1 — holosericeus (Trochrlus) Linn. Zumbador. }ı Orthorhynchus exilis Gould. Zumbador. y Sporadinus Maugei (Trochilus) Vieill. .Zumbador. Chlorestes Gertrudis. Gundl. n. sp. Zumbador. Hj. | Melanerpes portoricensis (Picus) Daud. Car- pintero. „br A Chrysotis vittatus (Psittacus) Bodd. .Cotorra. Saurothera Vieülor! Bon. Pajaro bobo. i Cocoyzus minor (Uuculus) Gm. Pajaro.bobo. — americanus (Cxculus) L. Pajaro bobo. j. I Orotophaga ani Linn, || Chloroenas inornata (Columba) Vig. Paloma - sabanera. 'Patagioenas corensis (Columba) Gmel. Paloma turea. j.A — leucocephala (Columba) Linn. Paloma ca- beziblanca. j. I Zenaida amabılis Bon. Tortola. 59; 60. 61. 62. es 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 11. 12. 18. 14, 15. 76. 11. 18. 79. 80. öl. inet 83. 34. 35. 86. Beitrag Bl. A. G. en G.. Hj.- DH G Hj RN. } Dr I. A. f G. } G. Hj., G..Hj.J zur Ornithologie der Insel Portorico. 313 Geotrygon martinica (Oolumba) Linn. Perdiz. | — montana (Columba) Linn. Perdiz. Chamaepelia passerina (Columba) Linn. Rola, Rolita. Ortye (virginianus L.?) eubanensis Gould. Co- dorniz. Numida meleagris Linn. Gallina de Guinea. ..ı Ardea Herodias Linn. Garzon ceniciento. ı Audubonia occidentalis (Ardea) Aud. Garzon blanco. ..ı! Herodias Egretta (Ardea) Gmel. Garza real. Demiegretta ruficollis (Egretta) Gosse. Garza. Garzetta candidissima (Ardea) Gmel. Garza blanca. .ı| Florida caerulea (Ardea) Linn. Garza azul. ı Ocniscus virescens (Ardea) Linn. Martinete. Ardetia exilis (Ardea) Gmel. Martinete chico. ...)ı Botaurus lentiginosus (Ardea) Mont. Yaboa. | Nyetiardea Garden! (Ardea) Gm. Yaboa real. .| Nyctherodius violaceus (Ardea) Yaboa. | Eudocimus albus (Tantalus) Linn. Coco. | Falcinellus Ordii (Ibis) Bon. Coco. Numenzus. | Gallinago Wilsoni (Scolopax) Temm. Becasina. „| Gambetta melanoleuca (Seolopax) Gmel. Chorlo. — flavipes (Scolopax) Gmel. Chorlo. .4! Rhyacophilus solitarius (Tringa) Wils.? Putilla. .Jı Tringoides macularius (Tringa) Linn. Putilla. .J| Micropalama himantopus (Tringe) Bon. Putilla. .4| Breunetes pusilus (Tringa) Linn. Putilla. j.+| Actodromas maculata (Tringa) Vieill. Putilla. — minutilla (Tringa) Vieill. Putilla. Macrotarsus nigricollis (Hiümantopus) Vieill. Ye- guita. -+| Strepsilas interpres (Tringa) Linn. Vieill. ? 4 Hoaematopus palliatus Temm. Vieill. 2 j. +! Charadrius virginicus Borkh. Chorlito. + Ochthodromus Wüsonius (Charadr.), Ord. Playero. A| Oxyechus vociferus (Oharadrius) Linn. Playero und an anderen Orten Playante genannt, 314 87. 88. 89. %. 91. 92. 93. 94. 9. 96. 97. 98. 9. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. aZER AR amanz2 Er re Dr. Jean Gundlach: — melodus (Charadrius). Ord. Playero. ..}Aramus giganteus (Rallus) Bon. Carrao. Rallus. |. -H Porzana carolina (Rallus) Linn. Lilagaretilla. . |!'G@allinula galeata (Crex) Licht. Llagareta. . Porphyrula martinica (Fulica) Lin. Llagareta. . 1 Fulica americana Gmel. Llagareta negra, Gal- linaza. t Podiceps dominicus (Colymbus) Gm. Saramayul- lon, Tigua. ‚Podilymbus podiceps (Colymbus) Linn. Sara- mayullon, Saramayo. ‚| Phoenicopterus ruber Linn. Flamenes. Chen hyperboreus (Anas) Gm. ? Dendrocygna arborea (Anas) Linn. Yaguaza, Chiriria. | ‚ Mareca americana (Anas) Gm. Pato. ‚| Dafila acuta (Anas) Linn. Pato. | Poecilonetta bahamensis. Pato de la orilla. Spatula elypeata (Anas) Linn. Pato. Hi. Hj.. Florida. Fulix affınis Eyton (Fuligula). Pato. — collaris (Anas) Donov. Pato. IErismatura rubida (Anas) Wils. Pato chorizo. — dominica (Anas) Linn. Pato chorizo. „| Chroicocephalus atricilla (Larus) Linn. Gaviota forastera. Thalasseus regius (Sterna) Gamb. Gabiota, Chirre. ‚ı — acuflavidus Cabot. (Sterna) Gabiota. Sterna. Gabiota. ‚| — antillarum (Sternula) Less. Gabiota. a Hydrochelidon fissipes (Sterna) Linn. Gabiota. !| Haliplana fuliginosa (Sterna) Gm. Gabiota. Anous stolidus (Sterna) Linn. Gabiota. Pelecanus fuscus Linn. Alcatraz. ‚| Dysporus fiber (Pelecanus) Linn. Pajaro bobo. Bl. | Phaöton flavirostris Brandt. - Rabijunco. | Aegialeus semipalmatus (Charadrius) Bon.Playero. - I\Querquedula discors (Anas) Linn. Pato de la a Bi Be nn En Fan he Beitrag zur Ornithologie der Insel Portorico. 315 +] Tachypetes aquilus (Pelecanus) Linn. Tijerilla 1 oder Rubihorcado. Nachträglich bemerke ich, dass alle getödteten Exemplare des Tinnunculus nur 1 Spielart angehörten und dass diese sich stets von der auf Cuba lebenden Art durch mehrere schwarze Binden an den äusseren Schwanzfedern des & unterscheidet. Beide Ge- schlechter sind auch mehr dunkel längsgefleckt an der Brust, was ich schon beim cubanischen Vogel im Journal XIX., Seite 373 an- gab. Die Vögel von Portorico weichen also nicht allein von den ceubanischen, sondern auch von den Exemplaren von Santo Domingo ab, denn das dunkelgefärbte 2 des Mr. Sauss.. (Aypotriorchis fer- rugineus Sauss.) ist von mir nie auf Portorico, wohl aber auf Cuba beobachtet worden. Die Art von une stimmt mehr mit der von den Vereinsstaaten. Der Gymnoglaux von Portorico ist grösser als der von Cuba und anders gefärbt. Er ist gewiss auch von G'ymn. Newtoni Law- rence verschieden. Annals Lyc. Nat. a N.York. 1860 in den Notes on some Cuban Birds. —+- Chlorestes Gertrudis ist kleiner als Ricordi, hat auch die Stirn grün metallisch glänzend und die Tiefe der Schwanzgabel ist ver- schieden. Auch sind die Schwanzfedern etwas gespitzter. Zweiter Nachtrag zum Bericht über die ornithologischen Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. Von L. Taczanowski. Den ganzen Frühling des Jahres 1873 hat Dr. Dybowski in dem Alt-Tsuruchaitui (Staryi Tsufuchaitui) am Argun-Flusse zuge- bracht, und während dieser Zeit hat er ein erhebliches Material für die ornithologische Fauna des südlichen Theiles Ost-Sibirens, des bisherigen Wirkungskreises seiner naturwissenschaftlichen Un- tersuchungen, gesammelt. Die genannte Oertlichkeit, in Daurien gelegen, erstreckt sich am meisten gegen Süden und ist sowohl ihrer Lage als auch ihrer sonstigen Ortsverhältnisse wegen für derartige Untersuchungen am geeignetsten. Sie liegt unter dem 50° nördl. Breite und 137° östl. Länge, von Ferro gerechnet. Der Argunfluss durchströmt ein Thal, welches sich oftmals 316 L. Taezanowski: bedeutend erweitert und mit üppigem Grase bedeckt ist, ausserdem aber viele Seen, sumpfige Stellen, sowie vormalige Flussbetten enthält. Zehn Werst weiter stromabwärts nimmt er auf der chine- sischen Seite den Fluss Gan, und eine halbe Werst weiter, von derselben Seite, einen andern Fluss, Derbut, auf; letzterer vereinigt sich vor seinem Einfluss mit einem andern, Chaul genannt. — An den Ufern beider wachsen verschiedene Bäume und Gesträuche (Ulmen, Pappeln, Apfelbäume, Erlen, Weiden, Faulbäume u. a.). Auf der daurischen Seite breitet sich eine weitläufige, trockene Steppe aus, die hier und da an dem Flusse mit felsigen Bergen bedeckt ist. Die Zugvögel ziehen gewöhnlich in zahlreichen Schaaren an dem Argun-Thal entlang. Bevor ich die neuen Arten, welche das bisherige Verzeichniss vermehren, aufführe, muss ich zuerst zwei Arten nennen, die aus demselben gestrichen werden müssen, nämlich: Circus aeruginosus (L.),da es sehr wahrscheinlich ist, dass dieser Vogel, sowohl in Daurien, als auch in der Umgegend des Baikalsees gar nicht zu finden ist. Die zwei Jungen, welche aus dem Darasun zugesandt und in dem Verzeichnisse mit einem Fragezeichen aufgeführt worden sind, gehören ohne Zweifel zu dem (. spilonotus. Dieser letztere ist am Argun sehr gewöhnlich. Pyrrhula Cassini Baird. wird ebenfalls gestrichen aus Grün- den, welche in einem besondern Artikel dieses Journals (S. 39) aufgeführt sind. Hierdurch wird die ganze Zahl des früheren Verzeichnisses auf 281 Arten reducirt. Die jetzt hinzukommenden gehören grösstentheils ausschliesslich zu der daurischen Fauna im engeren Sinne, welche mit der südbaikalischen in diese Arbeit einbegriffen ist; da aber die Oertlichkeiten, ia welchen sich alle diese Arten vorfinden, bei einer jeden Art angegeben sind, so wird es sehr leicht sein, dieselben auf die genannten zwei Gegenden zu verthei- len, ja selbst in einigen Fällen ganz präcis die Grenzen ihrer Wohnörter anzugeben. 282. Aguela fulva (L.), nobilis Pall. Die Frage, ob A. chrysaötos und nobilis Pall. zwei selbstständige oder nur eine Art sind, ist noch nicht beantwortet; die Meinungen sind getheilt. Es kommt mir vor, als ob sie zwei selbstständige Formen wären, de- ren Unterscheidung nach den Pallasischen Kennzeichen, nicht aber nach denen vieler jetziger Ornithologen, leicht ist, Beide Formen ne nn la Zn . Örnitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. 317 kommen überall zusammen vor und sind aus allen dureh Dr. Dybowski untersuchten Oertlichkeiten geliefert worden.*) Deshalb habe ich diese Form im Verzeichnisse der Vögel Ost-Sibiriens aufgeführt. 233. Aguila ortentalis Cab. A. mogilnik Gm.**), A. bifas- ciata Gray. Im Jahre 1872 ist von Dr. Dybowski ein altes Weib- chen von Akscha, am Önonflusse, geliefert, und im Jahre 1873 wurden ein Paar alter Vögel bei dem Neste geschossen, und zwei Gelege .der Eier aus Süddaurien am Argunflusse wurden uns zu- geschickt. Diese Vögel habe ich mit solchen aus den verschie- denen Oertlichkeiten Ostindiens, die sich in grosser Anzahl in dem Britisch Museum befinden verglichen. Sie zeigen keinen wesent- lichen Unterschied, ausser dass bei den indischen Vögeln die Be- fiederung blässer und gleichförmiger kaffeebraun, mit zwei deut- lichen lichten Flügelbinden erscheint, da das Colorit der sibirischen Vögel dem des A. naevia und A. clanga ähnlich ist. Es ist mög- lich, dass die Mehrzahl dieser indischen Vögel jung ist, was aus der Beschaftenheit ihrer Befiederung hervorgeht. Sie waren unter ' dem Namen A. moginik mit den Jungen von A. imperialis Bechst. vermengt, sind aber nach dem Schnabel und der Gestalt des ‘Schwanzes leicht zu unterscheiden. Bei Eintrefien einer Sendung von Nestjungen durch Dr. Dybowski werden alle Zweifel gehoben werden.***) Die Maasse der sibirischen Exemplare sind: £. Q. InenRotallanger mm: mern. u AR I SL TS. Biucbreler), EWR OS FOREN 2000 Die Iumserdeschiugels an. 0. Sun An 16980. 610. s des /Schwanzes =. .00012.4:022300. 320. 5 des Laufes’ 2 . . 100. 5 des Schnabels vom Mündwinkel OL 80. „ von den Nasenlöchern 35. 58. Die Höhe des Schnabels an der Basis 28. 324 Die Eier sind denen des Schreiadlers ähnlich, haben aber nur wenige Flecken; bei einigen sind blos einzelne kleine braune Fleckchen und schmutzige Stellen sichtbar; bei anderen sind die ”#) Leider Hoch nicht nach Berlin zur Feststellung der Frage. D.Hrs g *#) Dieser Name bezieht sich auf die asiatische Forın des ; Kaiseradlers. Agquila imperialis Bechst. Der Hera u sgeber. "=#*#) Diese Zweifel sind inzwischen gehoben. Vögel aus Daurien fehlen aber hier noch. Vergl. Journ. 1873, 8.455 ff.; 1874, 8.938,94. DerH erau, 318 L. Taczänowskı: Flecken zahlreicher, grösser am Basalende, und auch die violett- farbigen blassen Schalenflecken vorhanden. Das Maas der Eier eines Geleges: 70,5—56; 70,5—54,5 Mm. 284. Ispida bengalensis (Gm.), zwei Paare wurden vom Argunfluss zugeschickt. 285. Melanocorypha mongolica Pall. In den dortigen Steppen sehr gemein, kommt im Frühling sehr früh an. Sie nisten den gemeinen Lerchen gleich und sitzen sehr fest auf den Eiern. Die Eier sind denen der G@alerita eristata sehr ähnlich. Die Grundfarbe ist oliven-weisslich mit leichtem grauen Ton, und mit oliven-braunen Fleckchen und Streifchen besäet. Einige haben einen dichteren Kranz beim Basalende, andere haben ihn nicht. Das Maass zweier Gelege: OR 22,2—17 Mm. 22,3—17,2. 23,2—18. a 1. /23,2— 182. NS ER 23—18. Bene a: 124—18,3. EEE 235—18,1. 286. Budytes campestris (Pall.), B. taivanus Swinh., Ibis 1870, p. 346; 1866, p. 138. — B. melanotis, Ibis 1864, p. 422. — B. Rayi, Ibis 1862, p. 260; 1863, p. 309. — Zwei Männchen und ein Weibchen sind aus Alt-Tsuruchaitui eingesandt. Hr. Godlewsky schreibt in seinem Briefe: „Im Frühlinge waren sie in geringer Anzahl, und alle verschwinden vor der Brutzeit.“ Dieser Vogel stimmt mit der Pallasischen Beschreibung überein, aus der ich einen Auszug folgen lasse: „Rostrum nigrum, caput supra, cervix, dorsum cinereo virescunt; uropygium intensius viret. Ductus superciliaris a rostro cum palpebris albido flavescens vel pallidus. Gula collumque subtus dilutissime, reliqua subtus eviden- tius sed pallide flavescunt; latera subeinerea; subcaudales flavo albae. Gulam infra cingit annulus ovalis maculosus s. e lituris fusco einerascentibus coalescens, saepe obsoletissimus, distinctior in masculis qui et flavidiores. Alae fuscae, tectrices secundariae inte- riores, iustrateque his plumae apice, remiges secundariae extus albo marginatae, 11—15 subemarginatae, antepenultima producta subacuminata. Humeri subtus fere albi. Cauda longa, aequali, nigra, rectricibus utrinque 2 extimis albis, interiore margine longitudina- liter nigris,“ etc. Diese Beschreibung stimmt in allen Einzelheiten, ausgenommen en en artnet _ Ornitholeg. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. 319 dass die Farbe der Augenbrauen und des Unterkörpers nicht weiss-gelblich, sondern kanariengelb ist. (Dieser Unterschied ist wahrscheinlich der Jahreszeit zuzuschreiben. Die Exemplare des Dr. Dybowsky waren in der zweiten Hälfte des Monats Mai erlegt, die Pallasischen wahrscheinlich später, vor der Mauser.) Beim ‚Männchen liegt unter dem Auge ein breites schwärzliches Band, welches sich nach hinten erweitert und das Ohr bedeckt... Beim Weibchen sind die Farben im Allgemeinen blässer und das Grau dominirt auf der Oberseite; das Gelb der Augenbrauen und des ganzen Unterleibes ist blässer und weniger rein. & 9, ie Kotalläange: u, u 2a. une, au! 180. 180. Diuebreite,i, 3: aa an a2 269. känse des Hlügels-..... 4. 2.11% #305 %2482: 29. = odes'Schwanzes ? „.... 13. 75. „ des Schnabels vom erden 16. 16. Bdespbaufes.ss sine eve Ya 192D: 24. des Hinternagels . .. . .- 12. 10,9. 287. Budytes en oscopehliis Set Sehr gemein und brütend in der Gegend des Alt-Tsuruchaitui. Die Uebergänge zu der typischen Form des B. favus L. sind zahlreich; der kleinere oder grössere weisse Streif hinter dem Auge erweitert sich allmählich bis zu einem langen Streif über die ganze Länge des Kopfes. Bei den Männchen der echten aschgrau- köpfigen Vögel und bei den Uebergangs-Fxemplaren geht ein schwarzes Band durch Auge und Ohr, welches bei denen mit langem weissen Streif (D. favus) blässer ist. — Die Eier sind denen des . flavus ganz ähnlich; zeigen gleiche Varietäten und haben auch ähnliche schwarze feine Schnörkel. 288. Calamoherpe orientalis Temm. et Sch. In Jen Rohrdiekichten des Argunflusses gemein. Sie singt wie der euro- päische Rohrsänger. Legt 4 oder 5 Eier, welche denen der ©. turdoides ähneln, aber kleiner sind. Das Maass dreier Gelege: ‚21—15,2 Mm. | 20,2—15,2 Min. nn. 215,2. a En 1205-18. 1.721216, u 3. (20,5—15,2. 21,2—16,2. ER 1206-15. 214-152. 20,8—15,3, 320 L. Taezanowski: 289. Calamoherpe Maackik Schrenk, Reis. u. Forsch. im Amurlande, I. I. p. 370, 16, XI. f. 4—6. (1860). — Aecrocepha- lus bistrigiceps Swinh., Ibis 1860, p. 51. — Calamokerpe bistrigi- ceps Swinh., P. Z. S. 1863, p. 293. Am Argun gemein. „Sie singt recht angenehm und leidenschaftlich; baut ihr Nest in den Grä- sern bis zu 1—2 Fuss hoch über der Erde, bisweilen in Sträucher, doch stets da, wo hohes Gras wächst. — Es ist leicht zu entdecken, und wenngleich das Weibchen das Nest heimlich verlässt, so kommt es doch sofort wieder zurück, wenn man sich dem Neste nähert, wobei das Männchen den Störenfried mit Schreien ver- folgt.“ — Die Eier sind bedeutend kleiner als die der ©. arundinacea, einige sind den Eiern letztgenannter Art gleich gefärbt; in dem olivengrünlichen Grunde mit elivenbraunen deutlichen Fleckchen ; doch häufiger ähneln- sie denen der C. phragmitis; sie sind dann olivenfarbig, wobei die Fleckenzeichnung für ein unbewafinetes Auge fast unbemerkbar ist; der- Grund jedoch ist fast gleichartig dunkel; bei einigen ist das Basalende dunkler oder mit mehr oder weniger bemerkbarem Kranz umringt. Mehrere haben auch SR schwarze, lange aber nicht zahlreiche Schnörkel. Das Maass dreier Gelege: Mm. 17—13,2 Mm. 15—12,2 Mm. % Nase 9, J175—13. a, 15-122. 15,8—12. 16,8—13. 15—12,4. 15,8—11,8. 16,5— 13,6. 15,6—12,2. 290. Regulus eristatws Koch. Ein Männchen aus Ak- scha am Ononflusse im Jahre 1872 zugeschickt, ist ganz überein- stimmend mit den europäischen Vögeln dieser Art. 291. Accentor dahuricus n. sp. Dorso griseo, füsco striato ; uropygio immaculato ; pileo brunnescente fusco, -unicolori; vitta superciliari a fronte ducta alba; genis fusco nigricantibus; subtus avis fulva, pectore nigricanti, gula albida, lateribus fusco striatis; alis caudaque fuscis, teetricibus alarum remigibusque pal- + lide limbatis. Rostrum. nigrum; pedes sordide flavescenti; iris Havida. d. 2. Fotalänee 2 ee Flagbreitei! . . 3 2 om. WAR IZIEEEE Länge-des-Flügels. . - » 22.2. 20 Ela „' ® des "Schwanzes" IH Wi u RE 68. -e nn een _Örnitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Öst-Sibirien. 321 zum \o, Länge des Schnabels vom Mundwinkel . .. 17. 15. 5 von den Nasenlöchern . . 8 IE nasdesBaufesin. u), LAN 2 20. Entfernung der mreelepizen » vom N Schmanzende 42. 38. Ein Männchen und ein Weibchen, erlegt d. 13. und 14. April in Stary Tsuruchaitui. Dieser Flüevogel ist dem A. montanellus (Pall.) nahe ver- wandt, doch grösser; ähnlich in der Färbung, doch die Farben sind durch andere vertreten. Der Oberkopf ist dunkel kaffeebräunlich, der Rücken mause- grau mit schwärzlichen Streifehen besät; der Bürzel grau, unge- fleckt; von der Schnabelbasis an geht ein weisser Streif über das Auge, schmäler vor dem Auge, und erweitert am Hintertheil des Kopfes; die Wangen sind schwärzlich. Die Kehle und die Mitte _ des Bauches sind blass falb; die Brust und die Seiten des Bauches sind rostig, letztere bräunlich gestreift. In den dunkelgrauen Flügeln sind alle Federn licht gesäumt mit leichtem rostigen An- strich; die Spitzen der zwei letzten Ränder der Flügeldecken sind - weisslich und bilden zwei schmale undeutliche Binden. Der Schwanz ist grau mit schmalen lichten Säumen am äussersten Rande der Steuerfedern. Die Unterdeckfedern der Flügel sind weisslich und grau vermischt. Das Weibchen ist etwas kleiner, dem Männchen ähnlich, aber die Färbung desselben ist weniger rein. 292. Sazicola strapazina (Pall). Unter den Stein- schmätzern, die aus Darasun im Jahre 1868 geschickt worden sind, befindet sich ein männliches Exemplar im frischen Herbst- kleide, welches sich von allen im Verzeichnisse aufgeführten Arten unterscheidet. Dr. Severzow versichert, dass dies die $. strapazina - Pall. ist, welche gewiss wegen Aehnlichkeit des Namens als Sy- nonym der 8. stapazina angesehen wird; er behauptet, diesen Vogel aus Westsibirien sehr gut zu kennen, und dass derselbe eine selbst- ständige und sehr treffend charakterisirte Form ist. — In der . kurzen Pallasischen Diagnose befindet sich nichts Widersprechen- des, ausser dass auf der Stirn kein Weiss bemerkbar ist, was wahrscheinlich der Jahreszeit zuzuschreiben wäre. Palias erwähnt ferner in der Notiz, dass er kein Schwarz an der Kehle der Männchen wahrgenommen habe. Cub Journ. f. Ornith. XXU. Jahrg. No. 127. Juli 1874. 21 322 L. Taezanowski: Es ist eine mittlere Form zwischen S. oenanthe und saltatrie. Der Grösse und dem Schwarz der Flügel nach ist der Vogel ana- log mit dem ersteren, der ganzen Färbung aber nach ähnelt er dem zweiten; unser Exemplar ist dunkler und mehr rostig. — 293. Kos leucophrys Blyth. X. tricolor Hartl. -—- Zwei Männchen aus Alt-Tsuruchaitui. — 294. Lanius Homeyeri Cab. Unter den aus Darasun und Kultuk geschickten Würgern war ein Paar, welches dieser Form angehört. 295. Lanius speculigerus n. sp., pileo et dorso fulvo griseo, fascia oculari nigra; cauda rotundata, uropygioque rufis; alis brunneo fuscis, speculo albo fulvisque lituris varlis; subtus albidus, plus aut minus rosaceo tinctus; erisso, subalaribus sub- caudalibusque albis. Rostrum nigrum; pedes nigricanti, iris fusco brunnea. — E a 9. 9. Totallänge - . 5, 1. seen od 198 200 Ta Flughteite .. + niet ee vanaıne 1.1 5804..: "288 Fan Länge. des Flüsels -....-..2.2.2.=.44 2,98. QasIE OO des SCHWARZESE „74. äh ne BE 85. 87. 83. 0 DER Laufen ci ee 22. 24. 25. 25. „ des Schnabels vom Mundsikel 18. 19. 18:15 Entfernung der Flügelspitzen vom Schwanzende . . . 45. 52. 50. 45. Vier Paar sind aus Alt- Ders geschickt. Diese Form ist am nächsten mit dem westasiatischen /. isabellinus Ehr. ver- wandt; sie gleicht demselben der Grösse nach, hat dasselbe Ver- hältniss der Steuerfedern, und ähnliche aber wenig grössere weisse Spiegel an den Flügeln, von der Basis der Schwingen erster Ord- nung gerechnet. Sie unterscheidet sich aber durch mehrere Ein- zelnheiten in der Färbung. Die Farbe des Oberkopfes unterschei- det sich nicht von der des Rückens, sie ist fast gleichfarbig; die Augenbrauen sind nicht weiss, sondern eın wenig blässer als die Farbe des Oberkopfes; die Farbe des Rückens ist bedeutend blässer, gravlich und nicht bräunlich; der Unterleib ist mehr rosenfarbig überflogen, fast gleichartig der ganzen Oberfläche, mit Ausnahme des Unterbauches und der Unterschwanzdeckfedern, welche fast rein weiss sind. Noch mehr unterscheidet sich diese Art von dem Z. phoenicu- 4 rus Pall., das Schwanzende ist anders geformt; die Flügel sind \ a ae ee Te 3 Be | Örnitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Öst-Sibirien. 323 bedeutend länger, weissspiegelig, ausserdem weist die Färbung des Vogels noch mehrere andere Unterschiede auf. Das Weibehen weicht von dem Männchen durch eine dunkle Augenbinde ab, welche bräunlich und nicht schwarz ist; die Grund- farbe des Rückens ist ein wenig dunkler, und die Unterseite ist nicht sanft roth, sondern falb rostig gefärbt. Ein wahrscheinlich junges Weibchen hat an der Brust dunkle schuppenartige Quer- streifchen. — 296. Sturnus cineraceus Temm. Wir erhielten zwei Männ- chen und Eier von zwei Gelegen, gefunden an dem Fluss Gan. Die Eier sind denen des europäischen Staares ähnlich, doch ist ihre blaue Farbe stärker; die Eier des einen Geleges sind ganz ungefleckt, die des andern haben auf der ganzen Oberfläche kleine graue Fleckchen; ihre Grundfarbe ist blässer wie bei dem vorigen, doch der blaue Ton ist stärker wie bei dem oben genannten Vogel. Das Maass der Eier dieser zwei Gelege: 23,2—19,8 Mm. 28,5— 20,3. 28,9 — 20,4. 28,6—20. 2 aaa Mm. 28,8—19,8. " 130—21,4. 29 — 20,4. 29—21. 30—20. 297. Emberiza quinquelineata A. David. Ein Paar dieses durch den Missionair David in China entdeckten Vogels ist aus Alt-Tsuruchaitui am Argun geschickt worden. 298. . Emberiza chrysophrys Pall. Ein Weibchen aus der oben genannten Gegend. 299. Petronia brevirostris n. sp. P. stultae simillima sed rostro breviori, coloribus dilutioribus. Rostrum flavum apice fusco nigricans; pedes flavide carnei; iris fusco-brunnea. ea... 152. lade Malı, Al, Bluebreite 2... .llarl -0.7208. 1.294. 1°298.0, 284, Plänze des Rlügels . .........0.., 98% 97. 96. 96, en des Schwanzes ...... 1. .-.:... 588. 55. 55. 55. » des Scehnabels vom Mundwinkel 14. 13. 15. 14. — 394 L. Taezanowski: RE 2 Ö Länge des Schnabels von den Nasen- löchern ne N Entfernung der Flügelspitzen vom Schwanzende ee ER IT: 19. 15. 20. Diese Form ist wenig von der europäischen verschieden, denn sie zeichnet sich nur, wie man sieht, beständig durch einen be- deutend kürzeren Schnabel aus, der wegen seiner Kürze viel dicker erscheint. Die Färbung ist im Allgemeinen blasser, sandfarbig, wobei die dunklere Fleckenzeichnung weniger deutlich ist, nament- lich aber wenig bemerkbar am Oberkopfe; der Flügelspiegel, von den Basalrändern der Handschwingen ausgehend, ist weiss und deutlicher wie bei dem europäischen Vogel. Der gelbe Kehltleck findet sich auch bei jungen Vögeln. Die Exemplare vom Argunflusse, in der ersten Hälfte des Monat Juli geschossen, haben stark geblichene Befiederung, man muss daher die Vögel in ihrer frischen Kleidung vergleichen. Hr. Godlewski schreibt, dass nur an einem Orte einige Paare gefunden worden sind, und dass an vielen ganz ähnlichen Oertlichkeiten der Vogel nicht anzutreffen war. Die Eier weichen von denen der europäischen Art hauptsäch- lich durch die Farbe der Flecken ab, sie sind mehr oder weniger rostig, oder braunrostig, auf dem weissen oder rostig gefärbten Grunde. Die Flecken sind entweder klein und wenig zahlreich, (wie bei den Eiern des Sperlings), oder sie sind klein und sehr dicht (wie bei den Eiern des P. montana). Die Schalenflecken sind violett, mehr oder weniger sichtbar. Das Maass von vier Gele- gen ist: 12. 10. rl: 10. 20,4—16,8 Mm. 20,5—162. 20,5— 16,2. 20,2 — 15,8 Mm. | 20,2—16. 22—16,8 Mm. 1. 123—16,8. 27 80,815, 3. °, 23,2—16,. 20,6—16. Ei 2, 21,4—15,5. 4. 23—14,2 Mm. 300.+ Acanthis Holbölli Brehm. Im Jahre 1872 ist uns ein Dutzend Exemplare dieser langschnäbligen Form aus Akscha zugeschickt worden. Derselbe Vogel wurde uns auch aus Darasun, aber nicht zahlreich, übersandt. Ornitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. 325 301. Syrrhaptes paradoxus (Pall). Von Akscha und Alt-Tsuruchaitui zugeschickt. 302. lotanus stagnateilis Bechst. Sie nisten zahlreich in den ganz trockenen Steppen beim Argunflusse. Die Eier zweier Gelege, welche mir zugeschickt worden sind, unterscheiden sich von einander bedeutend in ihrer Färbung. Ein Gelege hatte mit’denen des Actitis hypoleucos Aehnlichkeit. Die Grundfarbe ist blassgelblich, besät auf der ganzen Oberfläche mit blassen violettgrauen und dunkelbraunen kleinen unregelmässigen Fleckchen und zickzackförmigen Streifchen. An der Basis sind die Fleckchen grösser und zahlreicher, an dem ziemlich deutlichen Ba- salende sind sie zu einem umringenden Kranze vereinigt. Der - Glanz ist schwach. Das Maass: 39 —27; 41—-26 Mm. Beim zweiten Gelege ist der Grund blass grünlich gelb, die Fiecken grösser, hauptsächlich an der Basis, wo einzelne sich zu einem breiten Flecken vereinigen; im Allgemeinen sind die Flecken weniger zahlreich. Die Färbung dieses Geleges ist mehr denen des T. calidrıs als denen des A. Aypoleucos ähnlich. Das Maass; 39,5 —28; 33,2— 26,2; 40—27,5; 40—28. — 303. Gallinago uniclava Hodgs. Unter den aus Dara- sun zugeschickten Bekassinen befindet sich ein Paar, welches ganz mit der Hodgson’schen Beschreibung übereinstimmt. Wiewohl der Unterschied dieser Vögel, hauptsächlich von der regelmässigen Zu- sammenstellung der vier lichten Rückenbänder abhängend, wie bei 8. gallinula, sehr gering ist, so dürfte diese Form doch nicht über- sehen werden. 304. Egretta syrmatophora Gould. Ein altes Weibchen bei Argun den 25. Mai erlegt. 305. Ardetta sinensis (Gm.)*) Zwei Paar alter Vögel dieser Art, denen aus der China Sammlung des V. David ganz ähnlich, und die Eier wurden aus Argun eingesandt. Hr. Godlewski sagt in seinem Briefe: „Die beiden Gelege wurden im Grase an trockenen Orten, fast ohne Nest gefunden; beide Nester sind während des Eierlegens entdeckt, wobei die Männchen von beiden chorsen wurden, während die Weibchen entfernt waren.“ *) Unter diesem Namen erhielt das Berliner Museum aus der Sendung des Dr. Dybowski 2 Exemplare, ein altes Männchen und ein junges Weib- chen. Beide waren ohne Angabe des Fundortes; das Weibchen hatte aber die Bemerkung „21. Juni*. Beide sind von Ardeita sinensis verschieden "und gehören zu. Ardeita eurythma Swinhoe. Der Herausgeber. 326 L. Taezanowski: Die Eier sind denen der A. minuta ähnlich, aber kürzer und bauchiger, rein weiss, indem sie selbst beim Durchsehen keinen gelben oder grünen Ton bieten. Das Maass: 33—27; 33—27,1; 33—26,6; 33—27,2 Mm. 306. Wulpanser tadorna (L.). Ein altes Männchen aus Argun zugeschickt. — 307. Fuligula Baer. Radde. Etliche Paare dieses Vogel und die Eier sind vom Argunfluss eingegangen. Die Eier sind denen der F. nyroca ähnlich. Das Maas: 53—39; 54—39; 55—39 Mm. 308. Podiceps auritus (L.). Wir erhielten ein altes Männchen vom Argunflusse. Schliesslich gebe ich noch folgende Zusätze und Berichtigungen zu den im Verzeichnisse aufgestellten Arten: Haliaetos albicilla (L.). Am Argun und noch mehr an seinen Nebenflüssen gemein. Er nistet in den beim Wasser wach- senden Weidensträuchern. - Haliaetosleucorypha (Pall.). — (Macei Cuv. — deserti- cola Ewersm.). Etliche Individuen alter Vögel im Prachtkleide, und die Jungen sind beim Argunflusse geschossen worden. Hr. Godlewski erwähnt in seinem Briefe, „dass dieser Seeadler ziem- lich gemein ist, besonders im Sommer; aber er glaubt, dass der- selbe nicht in der Gegend nistet. Er nährt sich vortrefflich von Fischen, auf die er in anderer Weise wie H. albicilla Jagd macht. Er setzt sich auf die nahe am Wasser liegenden Felsen, wo er den Fisch beim Erscheinen unter der Oberfläche des Wassers herausfischt, und nicht fliegend erjagt“. — Archibuteo asiaticus (Lath.). Ist in dieser Gegend Dauriens sehr gemein. Hr. Godlewski sagt in seinem Briefe, dass fast auf jedem isolirten Felsen mindestens ein eingewohntes oder altes Nest dieses \'ogels sich befindet. Ein einziges männliches Exemplar des A. strophiatus G. R. Gr. aus Sartschy in China, welches V. David den 26. Mai 1866 erlegt, und welches sich in dem Pariser Museum befindet, ist iden- tisch mit unseren ostsibirischen Vögeln. Sein Maass und die des Männchen aus Akscha in Daurien sind: Vogel aus Vogel Chin. aus Akscha. d. d. d- Länge des Flügels . . . 2»... 2.480. 470. 450. \ ot Ornitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. 327 d. d. d- Länge des Schwanzes . . . . . . 27. 260. 260. m des Baufes .. N IO, 80. 76. „ des Schnabels vom Mindwinkel 48. 49. 49. ei 5 v.d. Nasenlöchern 22. 2 23. Unter den Vögeln der letzten Sendung des Dr. Dybowski be- findet sich ein Männchen, dessen Befiederung verschieden von den anderen, im Allgemeinen dunkler und am Bauche quer gestreift er- scheint. Dieser Vogel ist dem Buteo hemilasius Temm. et Schl. Fn. jap. Ois. p. 18, 16, 7. ganz ähnlich, und es waltet kein Zweifel darüber, dass er derselben Art angehört, wiewohl unser Exemplar ein wenig dunkler aussieht. Temminck’s Art war nach einem ein- zigen Exemplare zweifelhaften Alters und Geschlechtes beschrie- ben. Wahrscheinlich war dieser Vogel, ganz so wie der sibirische, _ von welchem ich spreche, ein zweijähriger, in der Färbung einigen Jungen A. lagopus ähnlich. Die charakteristischen Kennzeichen sind, wie man aus der Beschreibung der Fauna japonica ersehen kann, folgende: „les plumes du bas du tarse ne forment, qu’une bande &troite, les parties nues de la face anterieure et laterales du bas du tarse sont recouvertes de petites plaques et non pas de petites Ecailles comme dans les autres espe&ces“, „Longueur totale 23° environ, ailes 17°/,'', queue 91/,”, deipt du milieu 1?/,‘‘, bee mesur& depuis la pointe jusqu’au bord ante- rieur des narines 11'”. „Le tarse offre a meme hauteur que dans les autres especes; la face posterieure est revetue comme dans Pespece americaine d'une rangee de plaques tres-larges, mais les plumes dont il est recouvert sur les cot6s et le devant deviennent plus rares vers le bas, de sorte, qu’elles ne sont distribuees par le tiers inferieur du tarse que sur une bande plus ou moins 6troite, qui se prolonge a la face inferieure du tarse jusqu’a une distance plus ou moins sensible de la base du doigt interne; enfin les parties nues du tiers inferieur du tarse sont revetues au lieu d’un reseau de petites ecailles passablement larges, particulierement vers le devant, oü elles prennent la forme de petites plaques disposees en reseau.“ etc. Am Ende dieser Beschreibung wird bemerkt: „Le plumage de cet oiseau est tres-use, il est Evident que les couleurs primi- tives se sont en partie effacees par l’action du jour.“ Dieses De- tail erklärt die Ursache der blässeren Färbung desselben im Ge- gensatz zu dem sibirischen Vogel. 328 L. Taczanowski: Das typische Exemplar des B. aqulinus von Hodgson, das sich in dem Britischen Museum befindet, und welches Hr. Sharpe mir zu zeigen die Gefälligkeit hatte, ist nichts Anderes als ein 2. ferox Pall. in anormaler Färbung. Darum wäre dieser Name Hodgson’s aus den Synonymen dieser Art zu streichen. Die Be- nennung A. asiaticus (Lath.) ist die älteste, und deren Synonyme sind Butaguila strophiatus G. R. Gr. und Duteo hemilasius Temm. et Schleg. Die Eier sind uns von etlichen Gelegen zugeschickt und zei- gen mehrere anderen Bussardeiern analoge Färbungsvarietäten, sie sind in grosser Anzahl mit grossen braunen oder rostbraunen Flecken besät, und zuweilen mit anderen blassviolettfarbigen ver- mischt. Bei einigen sind die Flecken sehr gross und mehr in der Nähe eines der Enden, gleichartig denen der Agula naevia ent- ‘ wickelt. — Man findet auch Exemplare ganz ohne Fleckenzeich- nung. In einem und demselben Gelege befinden sich verschiedene Varietäten. Das Maass dreier Gelege ist: 64,4—49 Mm. 61,4—49,2 Mm. 58,8-- 47,2 Mm. 1. 1 64,4—49,5. 2. 1 62,550. en 65— 50. 63,2—50. Aceipiter virgatus Temm. ist ohne Zweifel mit A. Ste- vensoni! Gurn. identisch. Die sich im Pariser Museum befinden- den von V. David aus China zugeschickten Exemplare unterschei- den sich nicht von den sibirischen Vögeln, ausser dass bei einigen der Unterleib mehr rostige Farbe zeigt. Phyllopneuste borealis Blas. ist ohne Zweifel identisch mit Ph. plumbeitarsus Swinh. Die chinesischen Exemplare sind ein wenig blasser. Der unter No. 67 genannte Vogel ist ohne Zweifel keine Philomela major, sondern gehört zu einer der asiatischen, von Hrn. Severzow in Turkiestan gefundenen Formen. Die ostsibirische Sawicola leucomela ist von Ehrenberg mit dem Namen $. morio unterschieden. Der ostsibirische Par us ater stimmt ganzmit dem P. pekinen- sis A. David überein. (Nouv. Ann. du Musee t. VI. (1870). p. 38, n. 26. — Verr. Deser. des Ois. nouv. coll. p. A. David. p. 54, t. V. f. 1). — Ich habe denselben mit dem typischen Exemplar ver- glichen. — Die Hauptunterschiede bestehen darin, dass die Haube ein wenig länger und der weisse Nackenfleck kleiner und schwarz Ornitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. 329 gefleckt ist. Die Haube in der Abbildung erscheint übertrieben, und die Färbung des Unterleibes ist auch nicht ganz richtig. Corvus orientalis Ewersm. Die ostsibirischen Schwarz- krähen sind grösser als die europäischen, mit längerem und am Ende mehr gerundetem Schwanze, die Befiederung ist glänzender. Diese von Ewersmann unterschiedene Form muss an Stelle der CO. corone L. unter No. 116 des Verzeichnisses eingefügt werden. Corydalla Richardii Vieill. Die ostsibirischen Vögel sind ein wenig kleiner als die europäischen, sie haben kürzere Zehen und zeichnen sich auf den ersten Blick durch den bedeutend kürzeren Hinternagel aus; auch in der Färbung sieht man einige . Unterschiede. Der ostsibirische Vogel ist augenscheinlich eine von Swinhoe aus China beschriebene Form, jedoch fehlte mir bis jetzt die Möglichkeit, mich davon zu überzeugen. In der chinesischen Sammlung des V. David, Verreaux wird die Synonymie zweier ostsibirischer Ammern vermischt. Es wird nämlich die nächste Form der E. «ia L., die in meinem Verzeich- nisse sub No. 139 unter dem Namen der EZ. Gigkoli Swinh. an- gegeben war, als die K. cvoides Brandt mit allen ihren Synony- . men bestimmt, und die zweite, die richtige Z. cioides wird E. ca- staneiceps Gould genannt. Zur weiteren Erklärung lasse ich die Diagnose der letzteren folgen. Brandt im Bull. de l’Acad. Imp. de St. Petersbourg 1343, t. I. p. 363, hat folgende Beschreibung angegeben: „Habitus et colorum distributio fere ut in E. cia, cui simillima. Rostrum brevius quam E. ciae, — Frons, capitis latera, cum superciliis, mentum, gula et. genae alba. — Macula parotica latior quam in E. cia. Vertex castaneus, einerascente vel albicante subindutus. Peetus torque plus minusve laete castanea. Abdomen medium albidum, lateribus ‚pallide ferrugineum. Reliqua ut in E. cia.“ Diese Beschreibung ist so vollständig, dass keine ferneren Zweifel möglich sind. Pallas in seiner Zoographia T. Il. p. 39 hat ihn unter dem Namen Z. cia L. beschrieben. Die kurze Diagnose enthält ein einziges Detail: „capite supra ferrugineo“, welches für die Lin- neische Art nicht anwendbar erscheint, und die eingehende Be- schreibung lässt keinen Zweifel darüber, dass der Vogel die Brandt’sche Art ist, z. B. „caput supra intense ferrugineum, gula late canescenti alba, jugulum intense ferrugineum“ etc. Weiter führt Bonaparte in seinem Conspectus Generum avium 330 L. Taeczanowski: I. p. 466, diesen Vogel ohne Diagnose an und sagt nur: „Affinis E. pithyorn. potius quam cae — Middendorfi, in seiner „Sibirischen Reise (1855)“, hat augen- scheinlich diesen Vogel im Auge, wenn er unter anderen Unter- scheidungsmerkmalen von EZ. cia angiebt, „durch ein rothbraunes Brustband geschieden“. Schrenck, in seinen „Reisen und Forschungen im Amurlande (1860), spricht auch ohne Zweifel von demselben Vogel. Gould hat im Jahre 1855 diese Art unter dem Namen E. ca- staneiceps beschrieben. Die Synonymie dieser Art ist also folgende: Emberiza zioides Brandt, Bull. de l’Acad. St. Petersb. 1843. Vol. V., p. 363. — Bp. Consp. Gen. av. I., p. 466. — Midd. Sibir. Reis. IL, Th. IL, p. 140. — Schrenck, Reisen und Forsch. im Amurl., L, II. Lief., p. 280. — Taez., Journ. für Ornith. 1873, p. 87. — Emberiza ceia Pall., Zoogr. ross. asiat. IL, p. 39 (exe. syn.). Emberiza castaneiceps Gould, P. Z. S. 1855, p. 215. — Swinh., Catal. of the Birds of China. — P. Z. S. 1871, p. 389. — Mit der zweiten, in meinem Verzeichnisse unter dem Namen E. Giglioli Swinh. angeführten Art ist es sehr fraglich. Dieselbe ist sehr verschieden von der Brandt’schen Art und von der E. cioides Temm. et Schl. In dem Verzeichnisse der chinesischen Vögel, in den P. Z. 8. 1871, p. 388, hat Swinhoe seine E. Giglioli als Synonym der E. ciopsis Bp. m. cioides Temm. et Schl., aufgeführt. Letztere Art habe ich in der Sammlung des V. David Sicht gesehen, jedoch ist nicht anzunehmen, dass Hr. Swinhoe sich irren konnte und die sibirische mit der japanischen Art verwechselt habe. In solchem Falle muss man annehmen, dass der sibirische Vogel möglicher Weise nicht beschrieben worden ist, und deshalb schlage ich vor, ihm den Namen E. Godlewskü, zu Ehren des sehr verdienten Col- legen des Dr. Dybowski, zu geben. Ich habe die Unterschiede die- ser Art von E. cia L. in dem Verzeichnisse angegeben, und zur Vervollständigung führe ich hier eine kurze Diagnose an: Emberiza @odlewskii n.sp. E. ciae simillima, sed rostro breviori, collo pectoreque ex cyaneo einereo, colorato intensius quam in E. cia; vitta supereiliari pectore concolori, pileo vittis ferrugineis (nee nigris), vittis parotieis mystacibusque etiam ferru- gineis (nec nigris). — - Ormitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. 331 Patria: Dauria meridionalis et Kultuk (Dybowski), Mongolia (A. David). Anstatt des Coccothraustes vulgaris muss man den (©. japoni- cus Temm. et Schl. setzen. Diese Formen sind sehr nahe verwandt, jedoch sind die Abweichungen auf den ersten Blick zu erkennen. Die ostsibirischen Vögel sind ganz ähnlich den chinesischen und japanischen. Otis Dybowskii n. sp. O. tardae similis sed minor, fas- ciis nigris dorsi paucioribus; tectricibus alarum albidis; mystacibus maris adulti longissimis, copiosis u u collo antico plumis laxis praelongis jubato. Ist merklich kleiner als die europäischen Vögel, zeichnet sich hauptsächlich durch einen dünneren und verhältnissmässig länge- ren Schnabel, kürzere Zehen und viele Eigenthümlichkeiten der Befiederung aus. Die Farbe des Kopfes, des Vorderhalses und des höheren Theils des Nackens ist bedeutend weisser. Die Streifen- zeichnung des Mantels ist dicker und regelmässiger, denn die schwarzen Querbänder sind überhaupt weniger zahlreich und so geordnet, das nach jedem breiten ein schmales folgt; die Flügel- decken sind oben perl-aschgrau und unten rein weiss; dagegen haben sie bei O. tarda in der oberen Hälfte die Farbe des Mantels; bei sibirischen Vögeln bleibt zwar noch in etlichen Federn, welche der Reihe nach längs des Vorderarms angebracht sind, eine Spur davon, doch verschwinden auch diese mit dem. Alter gänzlich. Der untere Theil des Nackens ist, so wie bei europäischen Vögeln, rostgelb, diese Farbe zieht sich unten vorwärts und vereinigt sich an beiden Seiten der Brust. Bei alten Männchen ist der Schnurr- bart üppiger, zahlreicher, rein weiss, und wächst etwas weiter un- ten, als beim europäischen Trappen, der Vorderhals aber ist seiner ganzen Länge nach mit einer reichen Mähne geziert, welche aus langen, schmalen, gekräuselten Federn gebildet ist, die sich deut- lich von der angrenzenden Befiederung unterscheidet; diese ganze Mähne ist rein weiss, nur die Federn des untersten Theils haben etliche bräunliche (3--5) Fleckchen. Bei jungen Vögeln ist der Schnurrbart weniger üppig, doch ebenfalls weiss und ebenso ange- bracht; sie haben keine Spur der Vordermähne, doch ist die Farbe des Kopfes und des Halses eben so weiss wie bei den Alten. Der Bauch, die Schwingen und die Steuerfedern wie bei europäischen Vögeln. — Vergleich des Maasses beider Formen: 332 L. Taczanowski: Otis Dybowskü. — Otis tarda. g. ad. d. juv. d. ad. d. juv. Länge des Flügels . . . ... 640 . 620 ..620 , 622 Mm. „ des Schnabels vom Mund- winkel‘. ur 2 ar RR 78 75 70 Länge des Schnabels von den Nasenlöchern . . . 210) 28 3 29,5 Diesen Trappen, welcher bis jetzt als identisch mit dem euro- päischen betrachtet wurde, hat Dr. Dybowski an den ersten in Daurien erhaltenen Exemplaren unterschieden und bei seiner Meinung hartnäckig bestanden, obgleich viele bedeutende Ornitho- logen ganz anderer Meinung waren. Ich gestehe, dass ich gleich nach Betrachtung des mir geschickten Exemplares ganz die Ansicht meines verdienten Collegen und Freundes theilte, doch enthielt ich mich der Bejahung meiner Meinung, bis mich Hr. Severtzow dazu ermunterte, indem er mir vorstellte, dass es hier nicht kleinere Unterschiede gebe als zwischen Perdix barbata und P. cinerea, zwischen Tetrao urogalloides und T. urogallus u. s. w., und weit grössere als zwischen Perdix chukar und P. saxatılis, zwischen Emberica cia und ciopsis, und zahlreichen anderen schon lange unterschiedenen und unwidersprechlichen Formen. — Graf Konstan- tin Branicki, welcher viele Trappen in der Ukraine beobachtet hatte, versicherte, dass er dort niemals Vögel mit solchen Verzierungen, wie bei den sibirischen, bemerkt hatte. Dasselbe behaupten Hr. Severzow und Andere, welche Gelegenheit hatten in verschiedenen Gegenden eine grössere Anzahl der europäischen Trappen zu sehen. Dieser Umstand giebt mir die angenehme Gelegenheit, mit dieser interessanten Form den Namen meines werthen Freundes zu verbinden, welcher sich so grosse Verdienste um die Erforschung der ornithologischen Fauna der Gegenden Ostsibiriens, die er bis jetzt besucht hatte, erwarb, und noch grössere erwerben wird, wenn er nur im Stande sein wird, seine Absichten durchzuführen. Tringa crassirostris Temm. et Schl. ist irrthümlich unter No. 211 angegeben. Dieser Vogel ist von Dr. Dybowski in Östsibirien nicht gefunden worden, desshalb musste man ihn in meinem Verzeichnisse durch T. acuminata Horsf. (australis Jard.) ersetzen, welche aus Kultuk, Darasun und Alt-Tsuruchaitui dem Cabinete zugeschickt worden war. Es ist auch wahrscheinlich, dass der Vogel zu derselben Art gehört, welche von Hrn. Midden- dorff unter dem Namen Tr. rufescens Vieill. angeführt ist und mM } Y D 4 ä % ] i m ne 5 nenn ee ei eek ‚Örnitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Öst-Sibirien. 333 | an den Küsten des Ochotskischen Meeres erlegt war. Ein Exem- ‘ plar der T. acuminata, welches von den Inseln des Indischen Oceans an das Warschauer Museum gelangt ist, gleicht den sibi- rischen Exemplaren, hat jedoch am Unterkörper weniger Flecke, die auch von anderer Gestalt sind. Der unter No. 223 angeführte Numenius lineatus Cuv. ist identisch mit N. major Temm. et Schl. Faun. japon. t. 75; — das typische Exemplar des N. lineatus Cuv. 9., welches sich im Pari- ser Museum befindet, ist diesem sehr äbnlich, nur ist sein Schnabel kürzer und weniger gebogen, und der weisse Bürzel ist mit dunk- len Streifen gezeichnet. Pseudoscolopax semipalmatus Jard. war am Argun im Frühlinge zahlreich vertreten und verblieb da so lange, dass die Eier bei den Weibchen fast ganz entwickelt erschienen, ohne jedoch in der Gegend zu nisten. en Ardea cinerea L. Nistet zahlreich am Argun. Die zier- ichen Federn an dem Rücken und Halse sind länger und schöner als bei den europäischen Vögeln; die Farbe des Oberleibes ist liehter und reiner. Die Weibchen sind eben so zierlich wie die Männchen bei der europäischen Form. Die Füsse sind schmutzig . roth. Wenn diese Unterschiede beständig sind, so muss man diese Reiher für eine Rasse, die durch Geofiroy unter dem Namen A. brag aufgeführt ist, ansehen. Die unter No. 237 angegebene Porzana ist nicht enyehnltharne Temm. et Schl., sondern P. undulata Przewalski et Severzow in litt. Dieser Vogel ist am Ussuri im Jahre 1868 vom Hauptmann Przewalski gleichzeitig mit dem Exemplare des Dr. Dybowski ge- funden worden. Bei der unter No. 244 aufgeführten Gans muss man den Autor ändern, da die Pallasische Art nicht gefunden ist und der Middendorff’sche Vogel sich identisch mit A. segetum var. serri- rostres Gould erweist. Unter den ostsibirischen Exemplaren, welche ich in grosser Anzahl sah, sind die Differenzen in der Grösse so bedeutend, dass es unmöglich erscheint, alle diese Vögel für eine Art zu halten, darum lasse ich im Verzeichnisse beide Formen stehen. Alle Vögel des Zarus canus, welche ich bisher erhalten habe, sind Z. niveus Pall. Chroicocephalus capistratus Temm. et Schl. ist iden- tisch mit Ch. brunneicephalus Jard. Ich habe eine grosse Anzahl 334 L. Taezanowskı: von Exemplaren aus China, Ostindien und den Inseln der Ostsee gesehen, und konnte bei dieser Gelegenheit die Unterschiede zwischen den europäischen, afrikanischen und ostsibirischen Vögeln herausfinden. Sternalongipennis Temm. et Schl. Die Eier, von denen ich einige Gelege erhalten habe, unterscheiden sich gänzlich von den Abbildungen des Hrn. Schrenck, in seinen Reisen und Forsch. am Amurlande, Tab. XVI. f. 6 et 7. — Sie sind kleiner und ähneln denen der $. hürundo. Der graulehmgelbliche Grund derselben ist mit grossen braunen und blassen violettbräunlichen Flecken be- sät; die Flecken selbst sind grösser und deutlicher am Basalende, wo sie oft kranzartig zusammengestellt sind. Das Maass zweier Gelege: rw er Mm. 9. at Mm. 40— 30. 43 — 29,8. Phalacrocoraz carbo L. Die im Prachtkleide vom Ar- gunflusse zugeschickten Exemplare haben am Kopfe viel reich- lichere Zeichnung als die europäischen Vögel; beim Männchen ist der Kopf fast gänzlich mit weissen Federchen bedeckt. Zum Schluss gebe ich ein Verzeichniss der Arten, welche in der Umgegend des Alt-Tsuruchaitui im Frühlinge des Jahres 1873 gesehen und gesammelt worden sind. 1. Aguila chrysaetos Pall. 17. Otus vulgaris Flem. 2. Aqguila orientalis Cab. 18. Brachyotus palustris Bp. 3. Aquila clanga Pall. 19. Nyctea nivea (Daud.). 4. Haliaetos albicilla (L.). 20. Caprimulgus jotaca T. et S. 5. Haliaetosleucorypha(Pall.). | 21. Chaetura caudacuta (Lath.). 6. Milvus melanotis Temm. 22. Oypselus apus (L.). 7. Archibuteo hemilasius (T. et | 23. Oypselus pacificus (Lath.). S.). 24. Hirundo gutturalis (Scop.). 8. Hypotriorchis subbuteo (L.). | 25. Cecropis daurica (Pall.). 8. Tinnunculus japonieus (T. | 26. Chelidon lagopoda (Pall.). et S.). 27. Cotyle riparia (L.). 10. Erythropus Raddei H.et F. | 28. Upupa epops L. 11. Accipiter nisus (L.). 29. Troglodytes fumigatus T. et 12. Astur palumbarius (L.). S. 13. Circus spilonotus Kaup. 30. Arundinax aedon Pall. 14. Strigiceps cyaneus (L.). 31. Calamoherpe orientalis T. 15. Strigiceps melanoleucos (Gm.). et S. 16. Bubo sibiricus Ewersm. 32. — Maacki Schrenck, m Es 2 ee nn eh ASK un Te une Be u u a v zul Ornitholog. Untersuchungen des Dr. Dybowski in Ost-Sibirien. 335 33. Calamodyta certhiola (Pall.). 34. Locustella lanceolata T. etS. 35. Phyllopneuste fuscata Blyth. 36. — Schwarzün Radde. 37. — borealis Blas. 38. — coronata Midd. 39. — superciliosa (Gm.). 40. Regulordes proregulus (Pall.). 41. Ruticilla aurorea (Pall.). 42. Larvivora cyane (Pall.). 43. Nemura cyanura (Pall.). 44. Oyanecula coerulecula (Pall.). 45. Calliope kamtschatkensis (Gm.). 46. Accentor montanellus (Pall.). 47. — dahuricus Tacz. 48. Saxtcola tsabellina Rüpp. 49. — oenanthe (L.). 50. Pratineola indica Blyth. 51. Oreocincla varia Pall. 52. Merula sibirica (Gm.). 53. Turdus fuscatus Pall. 54. — Naumanni Temm. 55. — obscurus Gm. 56. Parus major L. 57. Cyanistes eyanus (Pall.). :58. Poecilia kamtschatkensis Bp. 59. Mecistura caudata (L.). 60. Zanius phoenicurus Pall. 61. — speeuligerus Tacz. 62. Butalis sibirica (Gm.). 63. — latirostris (Raft.). 64., Erythrosterna leucura (Gm.). 65. — luteola (Pall.). 66. Xanthopygia leucophrys Blyth. 67. Oyanopica cyana (Pall.). 68. Pica leucoptera Gould. 69. Lycos dauricus (Pall.). 70. Corvus coraz L, +91. 71. Corvus orientalis Ewersm. 72. — pastinator Gould. 713. Ortolus cochinchinensis Hors- field. 74. Sturnus cineraceus Temm. 75. Heterornis dauricus (Pall.). 76. Motacilla paradoza Schrenck. 77. — ocularis Swinh. 73. Pallenura sulphurea (Bech- stein). 19. Budytes citreolus (Pall.). 80. — flavus (L.). 81. — cinereocapillus Savi. 82. — campestris (Pall.). 83. Corydalla Richardii? 84. Anthus agilis Sykes. 85. Anthus sp.? 86. Alauda arvensis L. 87. Otocorys alpestris (L.). 88. — albigula Brandt. 89. Melanocorypha mongolica(P.). 90. Plectrophanes nivalis (L.). — lapponieus (L.). 92. Emberiza leucocephala Gm. 93. — cioides Brandt. 94. — spodocephala Pall. 95. — rustica Pall. 96. — chrysophrys Pall. 97. — quinguelineata A. David. 98. — pusilla Pall. - 99. Schoenicola arundinacea Bp. . — Pallasii‘ Cab. . Euspiza rutila (Pall.). . — aureola (Pall.). . Passer montanus (L.). . — domesticus (L.). . Peironia brevirostris Tacz. 106. Fringill® montifringilla L: 107. +Acunthis linaria (L.). 108° — canescens Bp. 336 109. 110. 117% 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 1419. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 155. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144 145. 146 L. Taczanowski: Örn. Untersuchungen des Dr. Dybowski. et S. Carpodacus roseus (Pall.). — erythrinus (Pall.). Uragus sibirieus (Pall.). — sanguinolentus T. et S. Pyrrhula coccinea Selys. — cineracea Cab. Lozxia bifasciata Selys. Alcedo bengalensis Gm. Cueulus indieus Cab. — canorinus Cab. Jynz torguilla L. Gecinus canus (GM.). Dryopieus martius (L.). Picus leuconotus Bechst. — major L. — kamtschatkensis Maltz. Columba rupestris Bp. . Turtur rupicola (Pall.). Syrrhaptes paradoxus (Pall.). Tetrao tetrix L. Perdix barbata Verr. Coturnix muta Pall. Otis Dybowskü' Taez. Grus leucogeranus Pall. — leucauchen T. et S. — monacha Temm. — cinerea Bechst. Anthropordes virgo (Pall.). Strepsilas interpres L. Vanellus eristatus Mey et Wolf. Charadrius fulvus Gm. Aegtalites hiatieula (L.). — fluviatilis (Bechst.). Totanus glottis (L.). . — fuscus (L.). — stagnatilis Bechst. . — glareola (L.). Coccothraustes japonieus T.| 147. Totanus ochropus (Linn.). 148. 149. 150. Aetitis pulverulentus Müll. — hypoleucos (L.). Terekia cinerea (Gm.). 151. Tringa canutus L. 152. — acuminata Horsf. 153. — salina Pall. 154. — damacensis Horsf. 155. — Temminckü Leisl. 156. — subarquata L. 157. Numenius minutus Gould. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169 170. 171. 172. 173. 174. Sa} 176. 183. 184. 185 — lineatus Cuv. — australis Gould. Limosa melanuroides Gould. Pseudoscolopax semipalmata Jard. Scolopax rusticola L. Gallinago heterocerca Cab. — scolopacina Bp. Oiconia nigra (L.). Ardea brag Geoff. Egretta syrmatophora Gould. Ardeola sinensis (Gm.). . Ortygometra pygmaea(Naum.). Fulica atra L. Podiceps cornutus (Gm.). — auritus (L.). — cucullatus (Pall.). Colymbus arcetieus L. Cygnopsis cygnoides (Pall.). Anser rubrirostris Hodgs. 177. — grandis Midd. 178. — albifrons (Gm.). 179. — minutus Naum. 180. Oygnus musicus Bechst. 181. — minor Pall. 182. Casarca rutila (Pall.). Vulpanser tudorna (L.). Anas boschas L. . — poecilorhyncha Gm, Dr. Th. Liebe: Zur Frage über den Erfolg von Nistkästen. 337 186. Dajıla acuta (L.). 198. Oedemia fusca (L.). 187. Querquedula cerecca (L.). 199. Mergus serrator (L.). 188. — circia (L.). 200. —- albellus (L.). 189. — falcata (Pall.). 201. Sterna longipennis Temm. 190. — glocitans (Pall.). 10% Hydrochelidon hybridus 191. Chaulelasmus sirepera (L.). (Pall.). 192. Rhynchaspis elypeata (L.). |\203. Sylochelidon caspia (Pall.) ? 193. Mareca penelope (L.). 204. Chroicocephalus minutus 194. Fuligula Baeri Radde. (Pall.. 195. — cristata. 205. — capisiratus Temm. 196. Glaueion clangula (L.). 206. Larus borealis Brandt. 197. Harelda histrionica (L.). 207. Phalacrocorax eurbo L. Zur Frage über den Erfolg von Nistkästen. Von Prof. Dr. Th. Liebe in Gera. Bezugnehmend auf die (Journ. 1875, S. 312.) von Herrn Dr. Hausmann aufgestellten Fragen und auf den daraufhin erfolgten Beschluss der Gesellschaft, erlaube ich mir nachstehende Notizen zu geben. Sollte es wünschenswerth sein, kann ich auch umfas- sende Untersuchungen über die Resultate, welche in unserm Ost- Thüringen die Aufstellung von Nistkästen da und dort gehabt, anstellen und die Erfahrungen Anderer sammeln und kritisch sich- ten. Ich müsste dann aber freilich mindestens noch ein Jahr Zeit haben. *) Nistkästen sind bei uns in dem Stadtwald, einer grossen Waldung in der unmittelbaren Nähe von Gera, ferner in dem Park von Ebersdorf und noch an vielen anderen Punkten in ziemlicher Menge angebracht worden. Ausserdem werden derlei Brutstätten oft genug in geringer Anzahl von Privaten angebracht. Der Erfolg ist im Allgemeinen nicht so gross, wie man erwartete — vielfach sogar recht unbedeutend. Sieht man ab von den Staaren, welche bei uns allenthalben Nistkästen finden - mehr als sie benutzen können, und welche fast ausschliesslich in Nistkästen brüten, so sind es nicht viel Pärchen, welche die künstlichen Brutstätten be- nutzen ; es bleibt von den kleineren Brutkästehen der weitaus grös- sere Theil unbenutzt. Namentlich sind die aus Brettern gezimmer- ten und zumal die angestrichenen Kästchen verschmäht worden. *) Eine solche gründliche Erörterung ‘der Frage würde dem Journale so erwünscht als willkommen scin. Der Herausgeber. Cab, Journ. f. Ornith, XXII, Jahrg, No. 127. Juli 1874. 22 338 Dr. Th. Liebe: Ich habe einmal ein Paar Finkmeisen (Z. major.) und einmal eit Paar Buschrothschwänzchen (Aut, phoenicura) dicht neben den für sie bestimmten Kästchen an der Erde in Löchern unter Ei- chenstockausschlag, — also unter recht ungünstigen und den Vögeln gewiss nicht sehr zusagenden Bedingungen, nisten sehen. Die aus hohlen Stämmen und aus gefaulten Aesten von den Wald- arbeitern hergestellten Nistkästen werden weit besser benutzt. Was die einzelnen Species betrifft, so habe ich — natürlich mit Berücksichtigung der jeweiligen Häufigkeit der betreffenden Species — nach meinen Erfahrungen ungefähr folgende Reihenfolge festzu- setzen: 1) Am häufigsten benutzen Brutkästen, namentlich auch Staarkästen, die Kleiber (Sitta europaea). Viereckig ausgeschnittene Schlupflöcher streichen sie mit Lehm so aus, dass sie kreis- rund werden. Ebenso wie sie zu weite Schlupflöcher durch Lehm verengen, streichen sie auch die Fugen schadhaft gewordener Kästen aus, um dem Eindringen von Zug und Regen zu wehren. 2) Cypselus apus. Die Mauersegler haben sich in unserm Ost-Thüringen dadurch verhasst gemacht, dass sie die Staare aus ihren Kästen vertreiben, um sich dafür einzuquartieren. Die Jungen werfen sie dabei aus dem Nest, — die Eier überbauen sie leicht. Ich habe vorgeschlagen für sie besondere, horizontal gelegte, sehr tiefe Kästen an den Häusern anzubringen, die sie den gewöhnlichen Staarkästen sicher vorziehen werden. 3) Auch die Baumläufer (Certhra familiaris) benutzen: öfter die Nistkästchen — gleichviel ob das Schlupfloch gross oder klein ist, wenn es nur recht versteckt und gegen Regen gesichert ist. 4) Die Blaumeisen (P. coeruleus) und 5) Die Tannenmeisen (P. ater) nehmen die Nistkästehen recht gern an, vorausgesetzt, dass sie aus Baumstämmchen fabrieirt, mit hinreichend engem Schlupfloch versehen, gehörig tief und hinreichend befestigt sind. Ersteren kann man in grösseren Obst- plantagen und letzteren am Saume von Nadelholzschlägen recht versteckt die Kästen anbringen und eines guten Erfolges ziemlich sicher sein. Es scheint, als ob die Aufstellung nicht erst im Früh- jahr, sondern schon im Herbst erfolgen muss, damit das Resultat günstig sei. 6) Die Fliegenschnapper (Butalis grisola) nehmen öfter von alten, halb zerstörten Kästen Besitz, deren Deckel durch das Wetter oder durch den Muthwillen der Buben abgeworfen oder ein Stück Zur Frage über den Erfolg von Nistkästen. 339 zurückgedreht sind. Auch in Bretterhäuschen mit halber Vorder- wand habe ich sie einige Male nisten sehen. 7) Den Zaunkönig (Troglodytes parvulus) habe ich mehrmals als Bewohner von Brutkästen notirt. In dem einen Fall war das Nest, wie mir schien, von einem ledigen Männchen eingebaut wor- den. Leider musste ich die Gegend verlassen, ehe ich mich von dem Thatbestand sicher überzeugt hatte. 8) Die Finkmeisen (Parus major) scheinen die Brutkästen nicht sehr zu lieben. Nur zweimal fand ich letztere von diesen Vögeln besetzt. 9) Der Wendehals (Jynxz torquilla) benutzt bisweilen Staar- kästen, um seine reichen Gelege unterzubringen. 10) Nach Mittheilungen eines guten Beobachters sollen bei Greiz Rothschwänzchen (Autic. phoenicura) öfters in Staarkübeln nisten. Allerdings fehlt es in dem engen Elsterthal bei Greiz viel mehr an Weidenbäumen und alten Obstbäumen wie in anderen Flussthälern. 11) Ein Bekannter theilte mir mit, dass auch die Hauben- meise (P. cristatus) einmal in einem Staarkästchen mit zu kleinem - Flugloch genistet habe. In Brutkästen nistend habe ich noch nicht getroffen die Sumpf- meisen (P. palustris). Dass ich Motacilla alba und M. sulphurea noch nicht darin brütend getroffen, kann möglicher Weise seinen Grund darin haben, dass für diese Thiere die Kästen an ganz be- sondern, ihnen gut zusagenden Plätzen aufgestellt sein müssten. Für Columba Oenas, welche bei uns immer seltener wird, werden keine hinreichend grossen und flachen Nistkästen aufgestellt, und ebensowenig mauert man für die Steinklitsche (Saxicola Oenanthe), die auch nicht mehr so häufig ist wie früher, ein passendes Heim zurecht, was bei Gelegenheit der Aufführung von Feldmauern, Wegweisern etc. doch recht gut geschehen könnte. Für die letzt-- genannten Thiere, denen man vielleicht noch die Amseln beifügen kann, giebt es daher selbstverständlich keine Beobachtungen. Ver- suche wären vielleicht auch noch betreffs Alcedo und Cotyle ripa- ria, Cinclus aquaticus und Picus minor, Gecinus viridis und canus anzustellen. Fasse ich zuletzt Alles nochmals kurz zusammen, so muss ich constatiren, dass die verschiedenen Arten unserer Höhlen- brüter, mit Ausnahme des Staars und der beiden Sperlinge jetzt noch im Allgemeinen wenig Gebrauch von den ihnen gebote- 22% 540 Dr. Th. Liebe: Zur Frage über den Erfolg von Nistkästeii. nen künstlichen Nistgelegenheiten machen, dass aber auch letztere im der Regel nicht passend genug construirt und an unpassenden Stellen angebracht werden. Es möchte zuerst nöthig sein, dass nicht nur die Construction und die Aufstellung und Befestigung der künstliehen Brutstätten von tüchtigen Beobachtern und zwar von Ornithologen geleitet wer- den, sondern dass auch von denselben Männern mehrere Jahre hindurch alljährlich die Erfolge registrirt, die Nist- anstalten revidirt, bezüglich ausgebessert und versetzt, und end- lich auf Grund der vorjährigen Erfahrung jährlich neue Versuche gemacht werden. Endlich erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, dass die Vögel eben auch Gewohnheitsthiere sind und sieh erst an die künstlichen Brutstätten gewöhnen müssen. Hat einmal ein Pärchen Finkmeisen, ein Pärchen Zaunkönige, vielleicht in Ermanglung besser zusagender Nistplätze, die künstliche Brut- stätte bezogen und die Jungen glücklich aufgebracht, so werden letztere, sobald sie selbst zum Nisten kommen, in der Erinnerung an ihre eigene Kinderstube, noch weit eher Brutkästen aufsuchen, als dies die Eltern zum zweiten Male thun. Die Vögel müssen sich, wiederhole ich, an die künstlichen Brutstätten ge- wöhnen und es muss diese Gewöhnung eine erbliche werden. Dazu gehört aber Zeit. Die Spechtmeisen 'und Mauersegler sind schon auf gutem Wege. Die Staare beziehen jetzt die ihnen aufgesetzten Kästen ohne Widerstreben und nehmen dabei oft ge- nug mit offenbar schlecht construirten Machwerken vorlieb, nisten sogar in auf langen dünnen Stangen befestigten und im Winde furchtbar schwankenden Kästen. In so hohem Grade. haben sie sich an die Kästen und damit an die unmittelbare Nähe der Menschen sicher nicht mit einem Male gewöhnt, sondern gewiss erst im Verlauf mehrerer, — wahrscheinlich vieler Generationen; — und ebenso der Haus- und der Feldsperling. Gera, 23. November 1873. Ornithologische Mittheilnngen aus Oesterreich. (1873.) Von Vietor Ritter v. Tschusi-Schmidhofen. l. Gnpaetus barbatus. Laut einer brieflichen Mittheilung bekam A. v. Buda ein junges Weibchen am 27. Februar aus den Vorbergen des Retyezät in Siebenbürgen. Nebenbei sei auch bemerkt, dass der Bartgeier, welcher nach Kays. u. Bl. (Wirbelth. Europ. p. XXVIII) im Tatra vorkommen soll, dort niemals noch beobachtet wurde; dagegen bewohnt er die west., südl. u. östl. Grenzgebirge Siebenbürgens ständig. 2. Neophron perenopterus. Der Aasgeier scheint in Süd-Ungarn doch nicht gar so selten V.Tschusi-Schmidhofen: Orn. Mitth. aus Oesterreich. 341 zu sein; denn O, v. Hermann beobachtete am 12. Juni 3 Stück bei Baziäs über einem Aase. | %, MWultur fulvus. Prof. Talsky in Neutitschein (Mähren) berichtet mir, dass ein schönes d im October bei Stramberg erlegt wurde und sich im Be- sitze des Verwalters des k. k. Theresian. Fondgutes im Neu- titschein befindet. \ 4. Vultur einereus. Ende Mai beobachtete ein Bauer unweit seines Gehöftes bei Frankstadt (Mähren) 2 grosse Vögel auf seinem Felde. Er holte seine Flinte und es gelang ihn, einen zu erlegen, während der an- dere früher schon davon og. Das erleste Stück befindet sich gesenwärtig in der Sammlung des Advocaten Schwab in Neu- titschein. Ein zweites Stück wurde ganz durchnässt und ermattet von einem Bauer bei Hochwald, unfern von Frankstadt, lebend ge- fangen. Dieser Vogel wird noch jetzt lebend auf dem Gute Kune- wald gehalten. Im Ganzen soll sıch ein Fiug von 4—5 Stück ge- zeigt haben. Zur selben Zeit soll auch einer bei Bielitz (Schle- sien) erlest worden sein. (Talsky in litt.) 5. Aquila fulva und chrysaeius. Der kürzlich erst verstorbene Waldmeister Brusek im Göm. Comitat fand den Steinadler und den Goldadler zasammen gepaart; ersterer war das 9, letzterer das &. Der Horst enthielt ein Junges, das in der Gefangenschaft zu einer A. fulva heranwuchs. Fritsch (Naturg. Vög. Europ. p. 9) erwähnt eines em das Woboreil lange Jahre lebend erhielt, und das in der Jugend den Schwanz weiss gezeichnet hatte, der 'aber im Alter vollkommen schwarzbraun wurde. Der oben genannte Waldmeister, ein genauer Vogelkenner, bekam einmal einen Steinadler, dessen an der ‚Wurzelhälfte weisser Schwanz ganz von den Flügeln bedeckt war. Das Interessanteste ist aber an diesem Stück, dass die zwei mittleren Schwanzfedern ganz vollkommen die aschgraue und schwarze Zeichnung des Gold- adlerschwanzes haben. Auf Grund dieser Erfahrungen kann ich mich nicht entschliessen, den Stein- und Goldadler als gesonderte Arten zu betrachten, sondern möchte den letzteren als eine Form des ersteren ansehen. Was die Wahl des Horstplatzes anbelangt, so ist der Goldadler nicht ausschliesslich auf Bäume angewiesen. Förster Kocyan theilte mir vor längerer Zeit mit, dass diese Form auch in Felsen der Ohobita (Arva Comitat) horste. — 6. Aguila pennata. Der Eisenwerksverwalter Schablick bekam heuer ein Exemplar, das im Frühjahr bei Vereskö, im Gömerer Comitat erlegt wurde. Für Oberungarn ist der Zwergadler eine der seltensten Er- Scheinungen. 7. Tinnunculus cenchris. Nach. brieflichen Mittheilungen L. v. Hueber’s gehörte der Rö- 342 V. Tsehusi-Schmidhofen: thelfalke noch vor 3 Decennien zu den seltenen Erscheinungen in Kärnten. Gegenwärtig ist er recht häufig und hat den Thurmfal- ken beinahe vollständig aus den Kirchenthürmen vertrieben, der jetzt in Felsen zu brüten gezwungen ist. Er erscheivt im April und geht im September. Seine Ein- wanderung geschah von Ost nach West und ist derselbe bereits bis Oberkärnten vorgedrungen. Dieses Vorrücken des Röthelfalken und das damit verbundene Verdrängen, Zurückweichen des Thurm- falken erinnert beinahe an ein ähnliches Factum bei den Säugern: der Verdrängung der Haus- durch die Wanderratte. 8. Tinnunculus alaudarius. Wie mir v. Hermann schreibt, brütete der Thurmfalke in den ersten Tagen des Februars auf der reform. Kirche in Klausenburg. 9. Erythropus vespertinus. Hauptmann Baumgartner beobachtete am 27. Juni ein & vor dem Linzerthore in Salzburg. Hier kommt dieser Falke auch am Zuge nur sehr selten vor. 10. Circaetus gallicus. Den 12. Juni fand Hermann den Schlangenadler in einem Eichenwalde bei Baziäs horstend. Der Horst stand auf einer Eiche und enthielt 2 Dunenjunge. 11. Nucifraga caryocatactes. Gegen Ende September und den ganzen October hindurch zeigten sich um Salzburg zahlreiche Tannenheher, welche, wie z. B. in Hallein, in kleinen Flügen in die Gärten kamen und die Haselstauden plünderten. Zu Ende des letztgenannten Monats waren nur mehr wenige zu sehen; den letzten beobachtete ich noch Ende December. Auch aus Steiermark ging mir die Nachricht zu, dass sich der Tannenheher in grosser Zahl in der Gegend von Mariahof einge- funden habe. Pfarrer Hanf erlegte viele, welche in seinem Garten die Arvenzapfen ihrer Nüsse beraubten. Hat man den Tannenheher heuer auch anderwo in grösserer Menge beobachtet? — 12. Pyrrhocoraz alpinus. Die Alpendohlen oder „Schneedacheln“, wie sie hier heissen, zeigen sich alle Winter bei Salzburg und Hallein.. Den ersten Schwarm, 40--50 Stück, beobachtete ich am 1. December auf den Feldern vor meiner Villa bei Hallein. Den 4. zeigten sich gegen 100, ebenso den 22.; am 24. und 25. aber waren an 150 anwesend. Schon an ihrem leichten, beinahe falkenartigen Fluge ist die Alpendohle aus grösserer Entfernung genügend bemerklich und leicht von allen Krähenarten zu unterscheiden. Sie meidet auch deren Gesellschaft; denn auf den Wiesen, welche die Alpendohlen besuchten, fanden sich immer viele Rabenkrähen ein, die von ihnen gänzlich ignorirt wurden. Sobald ein Schwarm eingefallen ist, geht es gleich an’s Nahrung suchen. Wie die Staare suchen sie laufend, flüchtig Wiesen und Felder ab; dabei aber zerstreuen sie sich nie, EERETEEE E E E Ornithologisehe Mittheilungen aus Oesterreich. 343 wie die anderen Krähenarten, sondern hält auch da der Flug fest zusammen, Eine Eigenthümlichkeit, die sie am Boden schon aus der Ferne kenntlich macht, ist die, dass die letzte Reihe immer die vorderste überfliegt und so ein beständiges Leben in ihren Reihen herrscht. Wer Gelegenheit hatte, die Alpendohlen öfters zu beob- achten, dem wird die seltene Uebereinstimmung aufgefallen sein, mit welcher jedes Individuum des Schwarmes handelt. Ihre Stimme, ein lautes „Krü, krü“, hört man oft von ihnen, besonders beim Einfallen und Auffliegen. Zu beschleichen sind sie auf freiem Felde nicht leicht, da sie gewöhnlich ausser Schuss- weite schon aufstehen und dann meistens sehr weit streichen. Im Fluge ist ein Schuss noch am leichtesten auf sie anzubringen. 13. Lozia curvirostra. Nach Mittheilung des k. k. Bezirkfeldwebels Haberlander er- schienen Ende November im Markte Pamsweg im Lungau über 100 dieser Vögel durch mehrere Tage hindurch und flogen unter be- ständigem Geschrei von Haus zu Haus. Bei dieser Gelegenheit wurden viele gefangen und ihre Zudringlichkeit ging so weit, dass sie selbst durch die geöffneten Fenster in die Zimmer drangen, wenn sich darin ein Lockvogel befand. 14. Fulvca atra. Bei Zombor (Bacser Comit.) blieben die Wasserhühner im Winter 1872—73 zurück, obschon die Teiche zufroren. Bei Kercsed waren etliche 40 auf dem Eise. Jeden Augenblick flog ein Wasser- huhn auf, machte einige Touren und liess sich in der Meinung, dass es Wasser sei, auf das Eis niederfallen, so dass es liegen blieb. Man sah es den armen Teufeln an, dass sie ganz confus waren. (v. Hermann.) Villa Tännenhof bei Hallein, im März 1874. Dentache urnithulogische @ruellschaft zu Berlin. Protokoll der LXH. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 13. April 1874, Abends 7!, Uhr, im Sitzungs-Locale. Anwesend die Herren: d’Alton, Schalow, Cabanis,Rei- chenow, Grunack, Thiele, Lestow, Bolle, Golz, Stoltz, Michel, Bau, Wagenführ, Wohlgemuth und Mützel. Von auswärtigen Mitgliedern: Hr. Regierungs-Rath Henrici aus Frankfurt a./O. und Hr. Dr. Helm aus Leipzig. Als Gäste die Herren: Jahrmargt und Dr. Nauwerk aus Berlin, Jadow aus Frankfurt a./O. Vorsitzender: Hr. Golz. Protokollf.: Hr. Schalow. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und ange- nommen. Der Vorsitzende, Herr G olz, theilt ein von dem Consulat der 344 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Republik Peru in Berlin eingegangenes Schreiben mit, in welchem der Gesellschaft detaillirte Mittheilungen über die Guanolager Pe- ru’s gemacht werden. Der Bericht führt zuerst aus, dass die Be- fürchtungen, welche man besonders in Europa hegte, die Guano- lager würden in kürzester Zeit erschöpft sein, übertrieben sind und jeder Begründung entbehrten. Alsdann bespricht er eingehender die Entdeckung neuer Lager, die Arbeiten zur Ausbeute derselben und die daraus entstehenden finanziellen Vortheile für die Re- publik. Der Verl:sung des Schreibens folgt eine längere Discus- sion über dieses, (die Gesellschaft zwar nur indirect berührende, interessante Thema.. Zugleich wird beschlossen, der Regierung von Peru für ihre Aufinerksamkeit den schuldigen Dank hiermit öffent- lich zu erstatten. 3 Herr Cabanis spricht über Zwitterbildung bei den Vögeln. Wenn auch bis jetzt nur Geringes über das Auftreten des Herma- phroditismus in der vorgenannten Klasse der Wirbelthiere bekannt geworden und dieser Erscheinung nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, so wurden doch wenigstens im Laufe der Zeit einige Vögel gefangen und in Sammlungen aufbewahrt, welche auf das sicherste constatiren, dass Zwitterbildung bei den Vögeln eben so wohl vorkommt, wie bei den Säugethieren und Insekten. Der Vortragende legt ein in dieser Beziehung höchst instructives Exemplar von Pyrrhula vulgaris aus der Sammlung des Herrn Oberamtmann Heine auf St. Burchardt bei Halberstadt vor, ein Exemplar, bei welchem jede Täuschung ausgeschlossen ist. Der Vogel ist in der Färbung gewissermassen halbirt. Die rechte Seite zeigt die dunkelrothe Brustfärbung des Männchens, die linke da- gegen (auf welcher der Eierstock liegt), die schwach röthlichgraue Färbung des Weibchens. Beide Farben grenzen sich auf der Mit- tellinie der Brust scharf ab, nur an der Wurzel des Schnabels zeigt das dunkle Roth eine weitere Ausdehnung. Auch der rothe Fleck auf der Aussenfahne der kleinsten Armschwinge, ein charakterisches Merkmal der Art, ist auf der linken, weiblichen Seite, schwächer angedeutet. Ausser dem vorliegenden Exemplar hatte Herr Ca- banis vor kurzer Zeit Gelegenheit, einen zweiten Vogel von ähn- licher hermaphroditischer Bildung zu untersuchen, einen Colaptes mexicanus Sws. aus Californien. Die Bildung war hier ganz ana- log der des bompfaffen, nur umgekehrt, d.h. auf der rechten Hälfte die weibliche und auf‘ der linken die ausgeprägt männliche Fär- bung. Auf letztgenannter Seite ein deutlich stark ausgebildeter Protokoll der LXII. Monats-Sitzung. 345 rother Bartstreif und auf der Brust dunkle Fleckenzeichnung, auf ersterer dagegen der rothe Streif fehlend und die ganze Färbung, der des Weibchens entsprechend, weniger intensiv. Leider ist es in den beiden vorgenannten Fällen unterlassen worden, die Exem- plare zu seciren. Das Messer des Anatomen kann uns einzig und allein evidente Aufschlüsse über ‘diese interessanten Bildungen geben, und es sollte doch bei der Erbeutung derartiger Exemplare nie versäumt werden, die anatomische Untersuchung derselben zu sichern. Samınle: sollten im eigenen Interesse dergleichen nicht abbalsen, sondern zu wissenschaftlicher Verwerthung in Weingeist aufbewahren. Herr Cabanis bemerkt schliesslich, dass dem Samm- ler des Oolaptes, Herrn A. Forrer, in N.-Amerika von einem Lieb- haber, der Curiosität halber, 100 Dollars für den Balg geboten seien, dass daher in Betracht dieses enormen Preises und bei ieh- lendem anatomischen Beweise natürlich von einem Ankauf an hiesigem Orte leider Abstand genommen werden musste. Herr Bolle bemerkt bei der Discussion zu Obigem, dass er nie daran gezweifelt habe, dass Hermaphroditismus bei den Vögeln vorkäme, und es wäre ihm nur darum zu thun, festgestellt zu sehen, in welcher Form diese Bildung auftrete. Die gleichsam halbirte Färbung ist jedenfalls eine interessante Erscheinung, und es muss abgewartei werden, ob dieselbe noch öfter beobachtet werden wird und ob diese Forin des Hermaphroditismus besonders häufig bei den Vögeln vorkommt. Gegen die Annahme Anderer aber möchte er sich ganz entschieden aussprechen, dass das vorgelegte Exem- plar von Pyrrhula vulgaris sich etwa im Uebergangskleide befinden solle. Die Mauser tritt auf beiden Seiten des Körpers zugleich auf und entwickelt sich auch vollständig gleichmässig nach allen Seiten hin. Herr Reichenow legt zwei neue, von ihm in West-Afrika entdeckte Vögel vor und charakterisirt dieselben folgendermassen: Campephaga fulgida n.sp., "nigra, coeruleo-chalybea, gutture, pectore et cervice violascenti- bus; remigibus rectricibusque nigris, chalybeo - marginatis. Iride nigro-brunnea; rostro et pedibus nigris. Lg. 21; r. a. fr. 1,5; al. 10; ce. 9; t. 1,8 Cm. Diese neue Art unterscheidet sich von der ebenfalls einfarbig schwarzen Campephaga melanoxantha Süd- Afrika’s durch kürzere, gedirungenere Gestalt, durch den dunkelstahlblauen Glanz das Gefieders, der bei letzterer stahlgrün ist, sowie vorzugs- weise durch das Fehlen der gelben Säume an den Innenfahnen der 346 Deutsche ornithologische Gesellschaft: Schwingen, welche für alle übrigen Arten der Gattung bezeich- nend sind. Pytelia Reichenowi Hartl. Eine höchst ausgezeichnete Art. In leider nur einem Exem- plare in den Camerunbergen gesammelt. Dieselbe wurde von Hrn. Dr. Hartlaub beschrieben. Kopf, Hals und Unterseite des Körpers sind gelbolivengrün, Rücken, Bürzel und Oberschwanzdecken bräun- lich earminroth, Deckfedern und letzte Armschwingen bräunlich- roth aussengesäumt. Die Länge beträgt 12 Cm. Derselbe hält hierauf einen Vortrag über das Huxley’sche System, bespricht die zu Grunde liegenden Momente und erläutert an vorgelegten Tafeln die vier von Huxley aufgestellten, typischen Gaumenbildungen. Hinsichtlich der Eintheilung und Zusammen- stellung der Vogelfamilien, welche sich nach solchen Prineipien er- geben, erwähnt Redner, dass man bei Betrachtung der Reihenfolge, in welcher Huxley, den Gaumenbildungen gemäss, die Ordnungen aufführt, sich gerechter Weise wundern müsse, dass dieses ein natürliches System sein solle. Die Hühner, welche sich doch durch mehrere Formen an die Sumpfvögel anschliessen, werden von die- sen durch dazwischengeschobene Schwimmvögel getrennt. Zwischen den vier Schwimmvogelordnungen, den Cephomorphae und Sphenis- comorphae und den Chenomorphae und Dysporomorphae stehen die Hühner und Tauben, eine Spaltung, welche doch, will man nicht einseitig nur die Gaumenbildungen berücksichtigen, nicht zu recht- fertigen sei — u. a. Die Schuld solcher Mangelhaftigkeit des Sy- stems liege aber nicht in der Nichtigkeit der begründenden Mo- mente, vielmehr in der Aufstellung der Ordnungen in fortlaufender Reihe, wie sie von Huxley vorgenommen sei. Die Natur habe nicht für unsere Bücher gearbeitet; die Vögel hätten sich nicht in einer fortlaufenden Reihe entwickelt, vielmehr seien sie aus meh- reren Wurzeln entstanden und gewachsen wie ein Baum, der sich, je weiter der Wurzel, um so mehr verästelt und verzweigt. Die Bedeutung der Gaumenbildungen als systematische Momente, die Bereehtigung des Huxley’schen Systemes werde klar, wenn man die Vogelfamilien auf einer Tabelle nach dem Schema eines Baumes mit zahlreichen Aesten und Zweigen nach ihrer natürlichen Ver- wandtschaft zusammen stelle. Der Vortragende legt eine solche, von ihm gefertigte Tabelle vor, bei welcher das Huxley’sche Sy- stem vorzugsweise berücksichtigt, aber auch den Systemen von Nitzsch und Sundevall, den systematischen Arbeiten von Oa- Protokoll der LXII. Monats-Sitzung. 347 banis und des Letzteren sowie des Redners eigenen Unter- suchungen über die Fussbildungen hinsichtlich Zusammenstellung der Familien Rechnung getragen ist. Es sei Huxley ein Vorwurf gemacht, dass er den Straussen alle anderen Vögel coordinire. Die Strausse seien in der That eine sehr alte Familie, wie ausser den Gaumenbildungen andere Momente bewiesen. Wenn an diese aber naturgemäss die Hühner und Sumpfvögel sich anschlössen, so dürfte man freilich nicht die Schwimmvögel als aus der Ordnung der Laufvögel hervorgegangen ansehen. Vielmehr habe man für die Schwimmvögel eine selbstständige Wurzel anzunehmen und erhalte so drei gleichwerthige parallele Reihen, die Schwimmer, die Sumpf- vögel und die Hühner, hinsichtlich der Gaumenbildung zum gröss- ten Theile den Schizognathae Huxley’s angehörig, deren höchste Formen aber schon den folgenden Typus, den der Desmognathae, erreichen. Nachdem Redner die Beziehungen dieser Reihen zu einander und in gleicher Weise die ferner sich anschliessenden Ordnungen in ihren verwandtschaftlichen Stellungen eingehend erläutert hat, bespricht er die Mängel, welche die Besrenzungen einzelner Ord- nungen erkennen lassen, hebt unter diesen die Trennung der Tina- miden von den Straussen, die der Phoenicopteridae von den Lamel- lirostres, während Palamedea letzteren zugetheilt werde, und die Ver- einigung der Sitzfüssler (Alcedinidae, Meropidae u. a.) mit den Kuckuksartigen (Bucconidae, Ouculidae u. a.) hervor, bezeichnet dagegen als sehr naturgemäss die Trennung der Papageien und Spechte von den kuckuksartigen Vögeln, da dieselben eben so scharf abgeschlossen seien und unbedingt eine gleich isolirte Stellung bean- spruchen müssten wie die Tauben. Es hätten diese drei Ordnungen nur Anschluss an niedrigere Formen, die Tauben an die Hühner, die Papageien an die Eulen, die Spechte an die Bueconiden und Galbuliden, böten aber nicht Uebergänge zu höheren Entwickelungs- ' stufen, hätten vielmehr in sich selbst die höchste Vollkommenheit nach der betreffenden Richtung hin erreicht. Mit Berücksichtigung der bedeutendsten systematischen Arbeiten giebt der Vortragende schliesslich einen neuen Versuch einer Eintheilung der Vögel, wobei er 16 Ordnungen mit ca. 30 Familien aufstellt und die ' ' zweckmässige Anordnung derselben in fortlaufender Reihe bespricht, eine ausführliche Begründung sich vorbehaltend. Von Herrn Kammerherr v. Krieger in Sondershausen gelangt eine schriftliche Mittheilung zur Verlesung, nach welcher am 15. März 348 Deutsche ornithologische Gesellschaft: d. J. auf der Krähenhütte des Frauenberges bei genannter Stadt ein Männchen der Aguda Julva im schönsten Prachtkleide geschossen worden ist. Der Kropf war leer, der Magen mit fast verdauten Fleischklumpen angefüllt und beide Fänge strotzten von festge- klebter Hasenwolle. An demselben Orte wurde bereits im Jahre 1871 ein Steinadler erlegt. Zum Schluss berichtet Herr Wagenführ eingehend Aber das Hochzeitskleid des im hiesigen zoologischen Garten befind- lichen afrikanischen Riesenreiher-Mänuchens, Ardea goliath Temm., und legt zugleich eine, von Herrn Mützel gefertigte Abbildung vor. In den ersten Tagen des Monat März traten zuerst aus dem rostrothen Gefieder an der Vorderbrust zwei schmutzig weiss ge- färbte, aus zerschlissenen Federn bestehende starke Auswüchse in einer Länge von zwei Centimetern hervor; zwei gleiche erschienen acht Tage später oberhalb des Afters am Unterleib zwischen den: Unterschenkeln. Inzwischen waren die zuerst erschienenen länger herausgewachsen und das schmutzige Weiss des, eine starke Quaste bildenden, Federauswuchses ging in ein düsteres Gelb über. In drei Wochen hatten die Federn eine Länge von ca. li Cm. er- reicht. Bei aufrechter Stellung des Vogels sieht es aus, als wenn alle vier Quasten aus ‘der Vorderbrust herausgewachsen wären, die beiden hinteren nur länger als die vorderen, sowie er sich aber. bewegt, sieht man die getrennten Anheftüngspunkte der Federn. Während der Vogel diesen Schmuck erhielt, zeigte sich bei ihm der Begattungstrieb in aussergewöhnlick hohem Grade. Er spreizte die Flügel aus, Hatterte mit denselben umher, und mit vorgestrecktem Halse und gesträubten Kopffedern umkreiste er erregt sein Weib- chen. Seit Mitte April begann die gelbliche Farbe der Federquaste bereits zu erbleichen, und gegen Ende des April zeigte sie nur noch ein einfarbiges schmutziges Weiss. Schluss der Sitzung. Golz. Schalow. Cabanis, Seer. Protokoll der XLILI. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 4. Mai 1874, Abends 74, Uhr, im Sitzungs-Local. Anwesend die Herren: Schalow, d’Alton, Wagenführ, Russ, Golz, Reichenow, Poll, Grunack, Thiele, Ca- banis, Lestow, Wohlgemuth, Salzmann und Mützel. Vorsitzender: Hr. Golz. Protokollf.: Hr. Schalow. * Protokoll der LXIII. Monats-Sitzung. 349 Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und ange- nommen. Der Vorsitzende, Herr Go!z, ergreift alsdann das Wort, um den anwesenden Miteliedern eine Frühjahrsexeursion in Vor- schlag zu bringen, und zwar nach der Duberow bei Königs-Wuster- hausen, jenem alten, von der wendischen Spree durchflossenen märkischen Forstrevier, in dessen herrlichen Laubwaldungen sich jetzt noch starkbesetzte Reiherstände befinden, in dem Pandion ha- liaetus in vielen Paaren brütet, und in welchem schon viele für ‚Brandenburg, seltene Arten beobachtet und erlegt worden sind Der Vorschlag wird einstimmig angenommen und der 7. Juni für die Exeursion festgesetzt. Die näheren Besprechungen werden in der Junisitzung ihre Erledigung finden. Herr Russ spricht alsdann über eine neue Erwerbung seiner ‘Vogelstube. Vor einiger Zeit hatte er' Gelegenheit, von Hagenbeck in Hamburg zwei Exemplare eines bisher noch nicht in Gefangen- schaft gehaltenen kleinen seltenen afrikanischen Bandfinken, Ama- dina erythrocephala Smith, zu kaufen. Leider waren beide Exem- plare Männchen. Da keine Weibchen in Handel zu erhalten waren, so setzte er das eine der Männchen mit dem Weibchen einer nahe ‚verwandten Art, Amadina fasciata Sws., zusammen und hatte das Glück, die Vögel nach kurzer Zeit zur Paarung schreiten zu sehen. ‚Die beiden ersten Jungen starben. Bei der zweiten Brut flog das erste Junge am 3. Mai und das zweite am folgenden Tage aus. Das Gefieder der jungen Vögel zeigte das Halsband der Amadıina ‚faseiata und, wenn auch nur schwach angedeutet, den rothen Kopf der A. erythrocephala. Ferner erwähnte der Vortragende des Ge- fangenlebens des Ziothriw luteus und weist darauf hin, dass die Art merkwürdiger Weise sowohl Weich- als auch Körnerfresser sei. Wegen ihres leichten Nistens und wegen ihrer Dauerhaftig- keit im Gebauer empfiehlt er dieselbe jedemVogelliebhaber und Züchter. Herr Cabanis lest eine neue Art der Amazonenpapageien, ‚Chrysotis, vor. Dieselbe, aus Panama stammend, ist mit Uhrysotis ochrocephala Gm. aus Südamerika nördlich vom Amazonenstrom sehr ‚nahe verwandt, unterscheidet sich aber durch die auffallend geringere Grösse, den hellen, vorherrschend gelben Schnabel und das Fehlen des rothen Fleckes an der Basis des bei Ohr. ochrocephala schwärz- lichen Schnabels. Der Vortragende bringt für die neue Abart den Namen Chrysotis panamensis in Vorschlag. : Herr Reichenow legt die neuesten Lieferungen des Dres- 3550 Deutsche ornithologische Gesellschaft: ser'schen Werkes über die Vögel Europas vor und bespricht dieselben. Herr Wagenführ zeigt eine Anzahl von Seevogeleiern, welche in den Guanolagern der Chinchas-Inseln in bedeutender Tiefe gefunden worden sind und knüpft daran zugleich noch die Mittheilung, dass von Herrn Dr. Wiebel in Hamburg, dem Vor- steher der dortigen mineralogischen Sammlung, ein neues krystal- lisirtes Mineral in diesen Eiern entdeckt worden ist. Schluss der Sitzung. Golz. Schalow. Cabanis, Seer. Protokoll der LXIV. Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 1. Juni 1874, Abends 71, Uhr, im Sitzungs-Local. Anwesend die Herren: d’Alton, Schalow, Grunack, Thiele, @olz, Cabanis, Hermes, Reichenow, Poll, Bau, Lestow, Mützel, Burg, Wagenführ und Effeldt. Vorsitzender: Hr. Golz. Protokolif.: Hr. Schalow.. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und ange- nommen. Herr Cabanis sprach über Turdus apicalis (Licht.) Hartl. und erläuterte dessen Identität mit Margarops montanus (Lafr.) von Gouadeloupe. Das Berliner Museum besitzt den Typus des 7. api- calis, welcher in früheren Jahren von einem französischen Natura- lienhändler (Delaroque) mit der Angabe „Afrika“ als Vaterland erworben wurde. Dr. Hartlaub beschrieb das Exemplar in seiner Ornith. W.-Afr. 1857, p. 76, und es hat seitdem mancher mit der Ornith. West-Afrikas beschäftigte Autor sich bemüht, den Vogel zu deuten und aufzufinden. Dies war vergeblich; denn bei der gene- rischen Feststellung des Vogels ergab sich, dass derselbe gar nicht aus Afrika sein könne, sondern zu den amerikanischen Mimus und Verwandten gehören müsse. Der Vogel wurde von Lafresnaye in der Revue zool. 1844, p. 167 als Turdus montanus von Gouadeloupe beschrieben, und da er durchaus keine echte Drossel ist, in neuerer Zeit von Sclater naturgemässer zur Gattung Margarops gestellt. Das Berliner Museum besitzt zwar noch kein westindisches Exemplar dieser Art, die Identität von 7‘ apicalis ist aber zweifellos, und ist dieser Name aus der Reihe der westafrikanischen Arten zu streichen und als Synonym zum amerikanischen Margarops montanus zu Setzen. Herr Hermes macht die Mittheilung, das Pyrrhocoraz alpinus EEE EEE - Protokoll der LXIV. Monats-Sitzung. 351 _Vieill. in dem Berliner Aquarium seit vierzehn Tagen äuf 3 Eiern brütet. Das Nest ist auf einem der künstlichen Felsen,. mit denen die Volieren besetzt sind, gebaut und sorgfältig mit Werg und Federn ausgepolstert worden. Das Resultat der Brut bleibt zu er- warten. Berathungen und Besprechungen über den in Aussicht ge- nommenen Ausflug der Gesellschaft nach der Duberow bei Königs- Wusterhausen, füllen den noch übrigen Theil des Abends. — Vom schönsten Wetter begünstigt wurde die Excursion von einer Anzahl hiesiger und auswärtiger Mitglieder, sowie unter reger Betheiligung von Gästen, am 7. d. M. unternommen. Es kann überhaupt nicht in der Absicht eines Protokolles liegen, in über- schwänglichen Beschreibungen den Verlauf des Ausffuges ängstlich schildern zu wollen, und zwar um so weniger als dies schon ge- nugsam in den Berliner Tagesblättern geschehen. Wir wollen uns beschränken darauf hinzuweisen, dass bei der Wanderung durch die schönen Eichen- und Kiefernbestände, bei der Besichtigung der darin liegenden Seen und Brüche die Beobachtung von Pandion haliaetos und COiconia nigra bei den Horsten und von Ardea cinerea in ihren zahlreich besetzten Colonien einige der interessantesten Formen unserer Ornis inmitten märkischer Landschaft zeigte, Beob- achtungen, welche für die kleinen Strapazen des Tages vollstän- dig entschädisten und viel dazu beitragen dürften, dass die Excur- sion allen Theilnehmern in angenehmer Erinnerung bleiben wird. Golz. Schalow. Cabanis, Secr. Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe März-Heft 1874, Seite 238—240.) 1168. A. E. Brehm. Gefangene Vögel. Ein Hand- und Lehrbuch für Liebhaber und Pfleger einheimischer und fremdländischer Käfigvögel. Erster Theil. Zweiter Band, siebente Lieferung. Leipzig. C. FE. Winter, 1874. — Vom Verfasser. 1169. Geo. N. Lawrence. Birds of Western and Northwestern Mexico, “ Based upon colleetions made by Grayson, Xantus and Bischoff. [From Memoirs Boston Soe. Nat. Hist. Vol. IL, Part. III., No. II. Boston 1874.] — Vom Verfasser. 1170. Geo. N. Lawrence. Deseriptions of Six supposed New Species of American Birds. [From Ann. Lye. Nat. Hist. New York. Vol, X. Febr. 1874.) — Von Demselben. 352 1171. 1172. 1173. 1174. 1176. 1177. 1178. 1109; 1180. 1181. 1182, 1183. 1184, 1185. Nachrichten: Eingegangene Schriften. Zoologischer Garten in Basel. Erster Geschäftsbericht des Ver- waltungsrathes. Basel, 1874. 4°. — Vom Direetor A. Müller. Dr. Ph. L. Selater. Characters of New Species of Birds discove- red in New Guinea by Signor D’Albertis. [From Proc. Z. S. Lon- don, Novbr. 4, 1873... — Vom Verfasser. Dr. Pl. L. Selater. On Peruvian Birds colleeted by Mr. Whitely. Part. VII. [From Proc. Z. Soc. London, Decbr. 2, 1873.] — Von Demseiben. Scelater. On the Species of the Genus Synallaxis of the Family Dendrocolaptidae. [From Proc. Z. Soc. London, Jan. 6, 1874.] — Von Demseiben. 5. Selater. On a small Collection of Birds from Barbadoes, West Indies. [From Proe. Z. S. London, March 3, 1874.] — Von Dem- selben. _ Dr. OÖ. Finseh. On Zamprolia Vietoriae, a most remarkable new Passerine Bird from the Feeje Islands. Cum Tab. LXII. [From Proe. Z.S. London, Novbr, 18, 1873.] — Vom Verfasser. Dr. ©. Finsch. On au apparently new Species of Parrot (Psitta- cula andicola) from Eastern Peru. [From Proc. Z. S. London, Jan. 20, 1374] — Von Demselben. Dr. OÖ. Finseh. On a new Species of Fruit-Pigeon from the Pa- eifie Island of Rapa or Opara. |From Proc. Z. S. London, Jan. 20, 18174.] — Von Dewseiben. Museum Godeffroy Catalog V. Nebst einer Beilage, enthaltend to- pographische und zoologische Notizen. Hamburg, 18%. — Vom Museum Godeffroy. A. v. Pelzeln. Verzeichniss einer an Dr. L. W. Schaufuss ge- langten Sendung Vögel aus Neu-Freiburg in Brasilien. [Separat- Abdr. aus „Nunguam otiosus“, p. 291—92.] —- Vom Verfasser. Dr. A. B. Meyer. Ueber die Papageien-Gattung Zclectus Wagl. [Separat-Abdr. a. d. „Zoolog. Garten“ Mai 1874] — Vom Ver- fasser. Dr. L. Buvry. Zeitschrift für Acelimatisation. Organ des Aceli- matisations-Vereins in Berlin. XII. Jahrg., 1874, No. I—VI. — Vom Verein. Dr. G. Hartlanb. Die Glanzstaare Afrika’s monographisch bear- beitet.- [Abhandlungen des Naturwissenschaftlicheu Vereins zu Bre- men, Bd. IV. Heft II. Bremen, 1874.] — -Vom Verfasser, The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. Edited by Osbert Salvin. Third Series. Vol. iV. No. 15. Juiy 1874. — Von der British Ornith. Union. Arthur, Viscount Walden. A Reply to Mr. Allan Hume’s Re- view of „Die Papageien“ of Dr. O. Finsch. [From The Ibis for July 1874.] — Vom Verfasser. N Druck von G. Pätz in Naumburg als ' E A ] | I | | JOURNAL für ORNITEHOLOGIE. Zweiundzwanzigster Jahrgang. Zur Vogelfauna Westafrika’s. Ergebnisse einer Reise nach Guinea. Von Dr. Anton Reichenow. Mit nachfolgenden Zeilen übergebe ich dem ornithologischeu Publikum Ergebnisse einer Reise nach Westafrika, welche ich in Begleitung meines Freundes und Studiengenossen, Dr. Wilh. Lüh- der, im Frühjahre 1872 antrat, im Spätherbste des vergangenen Jahres gegen meinen Plan und Wunsch beenden musste, heimge- sucht durch ein herbes Geschick, welches meinen Gefährten hin- wegrafite, mich selbst nach mehrmonatlichem Krankenlager für die weitere Verfolgung und Ausnutzung der gesammelten Erfahrungen unfähig machte, zur Beendigung des mit der grössten Hofinung be- gonnenen Unternehmens und zur Rückkehr zwang. Das erste Ziel unserer Reise war die Goldküste. Unterstützt durch die freundliche Hülfe des Herrn C. Hermes in Accra, Agenten des Hauses Fr. M. Vietor in Bremen, sowie der an ver- schiedenen Orten stationirten Missionare der Baseler Gesellschaft, gelang es uns schnell, die Schwierigkeiten zu überwinden, welche die vollkommen neuen, überraschenden Verhältnisse dem Afrika betretenden Europäer bereiten, und mit gutem Erfolge während mehrerer Monate zoologischen Forschungen obzuliegen. Obwohl durch ungünstige Jahreszeit in mancher Beziehung gehindert, konn- ten wir doch viele Erfahrungen sammeln und im Verhältnisse zu der kurzen verwendbaren Zeit nicht unbedeutende Erfolge als Bei- träge zur Kunde des Thierlebens jener Distriete erreichen. Die Oertlichkeiten, auf welche sich unsere Forschungen ausdehuten, sind das Land der Gä-Neger und die Landschaft Aguapim. Von der Goldküste begaben wir uns im Spätsommer 1872 Cab Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 128. October 1874. 23 354 Dr. Anton Reichenow: nach der Kamerungegend. Auch hier wurde uns der Beistand deutscher Landsleute zu Theil, des Herrn Joh. Thormählen und seiner Assistenten aus Hamburg, sowie des Herrn Cpt. Mersmann aus Papenburg, welche des Landes im hohen Grade kundig, durch Rath und That unsere Arbeiten förderten, denen wir allein die Er- möglichung des Besuches mancher interessanten Localitäten zu ver-_ danken hatten. Wir sammelten in den Kamerunbergen und in den Niederungen, vorzugsweise in den Flussgebieten des Kamerun und Wuri. Leider war es uns nicht vergönnt, bei unseren Forschungen den Grad von Vollständigkeit zu erreichen, den wir beabsichtigt und gewünscht hatten. Afrika ist nicht das Land, in welchem man sagen kann: „ich will“; vielmehr heisst es dort: „Du musst“. Durch häufige Fieberanfälle sehr angegriffen, hatten wir uns bei der geographischen Aufnahme des Kamerun und Wuri übermässi- gen Anstrengungen unterzogen, it Folge welcher mein Gefährte bedenklich erkrankte und am 12. März 1873 einem mit heftigen Delirien verbundenen Fieber erlag. Es sei mir vergönnt, dem Andenken meines Freundes an die- ser Stelle einige Worte zu widmen. Am 29. Juni 1847 wurde Wilhelm Lühder zu Greifswald geboren. Das unhegrenzte Interesse für die organische Natur, insbesondere für die Thierwelt, welches allein die Richtschnur sei- nes Strebens bildete, zeigte sich schon in seinen Knabenjahren. Auf weiten Excursionen in die Umgebungen seiner Vaterstadt, in. die prächtigen, an Pflanzen und Thierleben reichen Buchen- und Eichenwaldungen Neuvorpommerns, lernte er die Natur in der Na- tur studiren und schärfte seine natürliche Beobachtungsgabe, welche ihn später durch schnelles und richtiges Auffassen der geringsten Momente des Thierlebens bewunderungswürdig auszeichnete. Kaum 12 Jahre alt, verstand er die Flinte eben so gut wie den Schmetter- lingsfänger zu führen und brachte mit” grosser Sorgfalt reiche Sammlungen zusammen, nicht nur an niederen, sondern auch an Wirbelthieren, in deren Präparation er eine ausserordentliche Fer- tigkeit besass. Vor Allem waren es die gefiederten Bewohner von Feld und Wald, welche sein Interesse in hohem Grade fesselten. Keine Kiefer, keine Eiche war ihm zu hoch, wenn es galt, den Horst des Seeadlers zu untersuchen oder die Nester des Fischad- lers und des Wanderfalken der prächtigen Eier zu entleeren, und manche Nacht durchwachte er mit der Flinte im Arm in den u A Zur Vogelfauna Westafrika’s. 355 sumpfigen Niederungen der Ostseeküste, um das nächtliche Treiben der Wat- und Schwimmvögel zu beobachten. Nach beendeter Schulzeit begann er im Jahre 1867 seine aka- demischen Studien, denen er an den Universitäten Greifswald und Berlin mit grossem Eifer oblag. Während der Studienzeit. ver- öffentlichte er mehrere Aufsätze und kleinere Notizen über das Voselleben in dem Organ der deutschen ornithologischen Gesell- schaft, welcher er als Mitglied angehörte, sowie in der Zeitschrift des naturwissenschaftlichen Vereins für Neuvorpommern. In Berlin lernte ich Wilh. Lühder als Studiengenossen kennen; die gleichen Bestrebungen führten uns schnell einander näher. Der gemeinsame Wunsch, das Thierleben der Tropen kennen zu lernen, reifte zu dem Plane, die Westküste Afrika’s zu besuchen. Durch den deutsch-französischen Krieg, der auch mich in die Reihen der Kämpfer rief, wurde unser Plan verzögert. Lühder arbeitete wäh- rend der Kriegszeit seine Dissertation „über das Brustbein und den Schultergürtel der Vögel“ *), welche von der Sorgfalt und dem Fleisse Zeugniss giebt, den er stets auf seine Arbeiten verwendete. Auf Grund derselben promovirte er Ende des Jahres 1371 in Rostock, nachdem er das examen rigorosum „cum laude“ abselvirt hatte. Im Frühjahre 1572 waren die Vorbereitungen zur Reise been- det. Auf der Bremer Schoonerbrigg „Dahomey“ segelten wir in ‚Gesellschaft des Herrn Prof. Buchholz dem neuen Erdtheile zu. Leider sollten sich die schönen Hoffnungen nicht erfüllen, mit welchen mein Freund das ersehnte Ziel, Afrika, betrat. Durch die sründlichsten Studien, einen kräftigen Körper, abgehärtet, an die Ertragung von Strapazen und Entbehrungen gewöhnt, von Jugend auf im Gebrauche der Flinte geübt, sehr geschickt in der Präpa- ration der gesammelten Thiere, ein höchst wichtiges Moment für den reisenden Naturforscher, war er, wie selten ein Reisender, für das Unternehmen vorbereitet; auf die Ertragung des mörderischen Klimas konnte er sich nicht vorbereiten, nicht. aus eigener Kraft Widerstand leisten. Die stärksten Naturen erliegen in der Regel am schnellsten den bösen Einflüssen des afrikanischen Klimas. In der Blüthe der Jahre, auf dem Gipfelpunkte freudigen Schaffens wurde er durch die schleichende Krankheit hinweggerafit: ein her- ber Schlag für seine Freunde; der grösste Verlust für die Wissen- schaft, deren Jünger er war, in deren Interesse er die Heimath verliess, für die er sein Leben zum Opfer brachte. © ©») Journ, f. Omith. 1871, p. 321. 23% 356 Dr. Anton Reichenow: Zwei Gräber zeugen jetzt in dem Centrum Westafrika’s, in dem Herzen jener für die Forscher so oft verhängnissvollen und doch so anziehenden Gegenden, ausgezeichnet durch die beiden ge- waltigen Krater, von deutschem Forschungsgeiste, von dem Eifer und der Ausdauer deutscher Reisenden. Am Fusse des hohen Pik von Fernao do Po liegt, das Opfer seines Strebens, der Botaniker Dr. Theodor Vogel; am Fusse des gewaltigen Kamerun ruht unter einer Oelpalme Dr. Wilhelm Lühder, mitten in der grossen Natur, der er sein Denken, seine Kräfte gewidmet, in deren Dienste er gewirkt bis zum letzten Athemzuge. Wenige Wochen nach dem Tode meines Gefährten begab ich mich in die Kamerunberge, da auch meine Gesundheit durch be- ständige Fieber stark erschüttert war und ich in den Bergen eine Besserung hoffte. Zu sammeln hatte ich hier nur wenig Gelegen- heit, weil ich nicht mehr im Stande war, die Flinte zu führen. Meine Kenntniss der Fauna dieser Oertlichkeit beruht daher zum grössten Theil nur auf Beobachtungen. Da ich auch in den Bergen, während längeren Aufenthaltes ın der Höhe von 3000 bis 4000 Fuss die gehoffte Wiederherstellung nicht fand, ging ich im Juni 1873, dem Rathe der befreundeten Kaufleute folgend, eine Luftverände- rung zu versuchen, nach dem Gabun, wo jetzt die Trockenzeit be- gann. Der Aufenthalt in Gabun war ein ununterbrochenes Kran- kenlager, und nur der theilnehmenden Pflege des Herrn C. Wül- ber aus Hamburg, in dessen Hause ich gastliche Aufnahme fand, verdankte ich die Genesung von einem schweren Kraukheitszu- stand. An die Fortsetzung des Unternehmens war jetzt nicht mehr zu denken. Meine Kräfte waren erschöpft; ich sah dem allmäligen, vollständigen Schwinden derselben entgegen, und so trat ich, ob- wohl mit schwerem Herzen, da sich mir in Gabun ein sehr reiches Feld zur Fortsetzung meiner Forschungen bot, und ich auch für die Wiederaufnahme derselben am Kamerun neue Vorbereitungen ge- troffen hatte, nach fünfzehnmonatlichem Aufenthalte in Afrika die Rückkehr an. Obgleich durch die erwähnten Unglücksfälle das Unternehmen zu früh bendet wurde, .die Forschungen nicht zu dem Abschluss gebracht waren, welchen ich angestrebt hatte, so konnte ich mich doch auf dieser Reise mit den zoologischen Verhältnissen West- afrika’s im Grossen und Ganzen vertraut machen, nicht unwichtige Einzelheiten erschliessen, manche neue Thatsache feststellen und Zur Vogelfauna Westafrika’s. 357 durch neuentdeckte Arten aus der Gruppe der Wirbelthiere die . Wissenschaft bereichern. Im Nachstehenden führe ich die während der Reise beobach- teten und gesammelten Vögel in systematischer Reihe auf, und knüpfe daran in gedrängter Form bezügliche Beobachtungen, so- weit dieselben neue Thatsachen avfschliessen oder zur Bestätigung früherer Beobachtungen dienen. Es beziehen sich diese Bemer- kungen vorzugsweise auf das Vorkommen und das Leben der beob- achteten Arten, denn hierüber muss man ja von dem Reisenden Aufschluss erwarten, und solche Notizen sind um so wichtiger, als sie über die Vögel der in Rede stehenden Distriete noch sehr dürftig vorliegen. Besonders dürften die Nachrichten über die Or- nis der Kamerungegend, welche früher noch nicht von Zoologen besucht wurde, willkommen sein. Unbedingt nothwendig zum Verständniss der Fauna eines Lan- des scheint mir die Kenntniss der Naturverhältnisse zu sein. Von der Terrainbeschaffenheit, von der Vegetation hängt das Thierleben vielfach ab. Aus ihnen kaun man daher Schlüsse auf das letztere ziehen. Dieser Grund ist es, welcher mich bestimmt, eine kurze Schilderung der Terrain- und Naturverhältnisse, sowie der klimati- schen Momente Westafrika’s voranzuschicken, wie sich dieselben nach meinen eigenen Beobachtungen gestalten. Unter Westafrika als zoologischer Provinz verstehen wir den Küstenstrich des grossen Erdtheiles von Senegambien bis Benguella, im Norden scharf begrenzt durch den Senegal und von Nordafrika vollständig isolirt durch das öde, unfruchtbare Küstenland zwischen _ jenem Flusse und Maroceo, im Süden weniger scharf abschneidend, aber gleichfalls durch einen weniger fruchtbaren Distriet, das Ovam- bogebiet, von Südafrika getrennt. Es ist ferner das Küstengebiet im engsten Sinne des Wortes, welches wir unter der obigen Be- zeichnung begreifen: ein schmaler, im Allgemeinen nicht mehr als zwanzig deutsche Meilen breiter Streif, der nach dem Innern durch Gebirgszüge abgegrenzt wird. Auf diesen allein beschränkt sich unsere Kenntniss, da die ausserordentlichen Schwierigkeiten des Reisens in Westafrika bisher einem tieferen Eindringen und der Erforschung des Binnenlandes in den Weg getreten sind, und die wenigen rein geographischen Expeditionen, denen es gelang, den Lauf grösserer Flüsse benutzend, weiter vorzudringen, in zoologi- scher Beziehung sehr geringe Resultate geliefert haben. Dass die 358 Dr. Anton Reichenow: zoologischen Verhältnisse des Innern, der über die begrenzenden Gebirge hinausliegenden Gegenden, in mancher Hinsicht von dem Thierleben der Küstendistriete abweichen, ist anzunehmen. Man- ches Interessante könnte die Erschliessung des Binnenlandes für einige Gruppen der Säugethiere, Ungulaten und einige Familien der Ferae bieten, welche wegen ungünstiger Naturverhältnisse in den Küstendistrieten nur schwach vertreten sind, dort aber ver- muthlieh viel mehr befriedigende Lebensbedingungen finden. Ebenso hätte sie Bedeutung für die Reptilien- und Ampbhibienfauna, da diese Thiere häufig eine sehr beschränkte Verbreitung haben. Vom grössten Interesse würde insbesondere die zoologische Erforschung des Inneren südlich vom Aequator sein; eine Aufgabe der höchsten Bedeutung und Wichtigkeit für Expeditionen, welche von der Loango- oder Benguellaküste aus vordringen, festzustellen, ob die Gebirgs- kette, welche sich vom Kamerun ununterbrochen längs des Küsten- striches bis zum Ovambolande hinzieht, welche wir vorläufig wegen der Unbekanntschaft mit den darüber hinausliegenden Gegenden als Grenze unseres Gebietes ansehen, in der That für das Thier- leben eine Scheide bildet. Wenn wir die Vogelfauna von Ost- und Westafrika vergleichen, so fällt die Thatsache auf, dass beide Theile verhältnissmässig wenige Arten gemeinsam haben. Da doch die geographische Länge nur einen geringen Einfluss auf das Variiren und die Verbreitung der Arten ausübt, sollte man den ornithologi- schen Charakter des Südwestens und Südostens ziemlich überein- stimmend vermuthen. Dem ist jedoch nieht so: der Nordwesten hat mehr Arten mit dem Nordosten gemein, obwohl diese beiden Gebiete durch viel bedeutendere Länderstrecken getrennt sind, als der Südwesten mit dem Südosten. Solche Thatsachen lassen auf trennende Naturhindernisse zwischen Westen und Osten schliessen, Hindernisse, welche auch für die leichtbeweglichen Vögel von Be- deutung werden, welche streng und scharf beide Gebiete scheiden, denn ein allmäliger Uebergang ist bei der verhältnissmässig ge- ringen Ausdehnung des südlichen Afrika’s von West nach Ost, bei welcher nur die geographische Länge in Betracht kommt, wo noch dazu weite Flussgebiete als verbindende Verkehrsstrassen vorhanden sind, nicht anzunehmen, Welche sind nun aber die scheidenden Hindernisse? Wüsten oder wüstenartige Distriete, wie sie den Westen vom Norden und Süden trennen, giebt es nicht. Es müs- sen Gebirge die Scheide bilden, und als solehe finden wir allein die erwähnte Bergkette. Wie diese Gebirge theilweise eine Wasser- na ar en ne re ne ee een ei ir Es Kal hen Zur Vogelfauna Westafrika’s. 359 scheide bilden, so meine ich, stellen sie auch die Grenze zwischen der westlichen und östlichen Fauna dar, in ähnlicher Weise wie die bedeutenderen Cordilleren Amerika’s. Es werden die Binnen- sesenden zwischen dem zehnten und zwanzigsten Grad südl. Br. hinsichtlich der zoologischen Verhältnisse sicherlich mit dem be- züglichen östlichen Küstenstrich übereinstimmen, mit dem sie ja auch durch Flussthäler, vor Allem das grosse Gebiet des Zambesi, verbunden sind; während die Fauna des äquatorialen Innerafrika’s sich an die des Nordostens anschliessen möchte. Wenn wir uns demnach von der Fauna des Binnenlandes nur durch berechtigte Schlüsse ein Bild schaffen können, so haben wir dagegen die Genugthuung, auszusprechen, dass der Küstensaum trotz der bedeutenden Schwierigkeiten, welche der Erforschung ent- gegentreten, welche vor Allem das mörderische Klima dem Reisen- den bereitet — in neuerer Zeit tritt auch das gelbe Fieber, von Amerika eingeschleppt, häufig auf, in nördlichen Thheilen die Cho- lera — der Küstenstrich häufig von zoologischen Reisenden besucht wurde, so dass über einige Theile ziemlich eingehende Berichte vorliegen, dass kein wichtiger Punkt von zoologischen Forschungen unberührt geblieben ist. In landschaftlicher Beziehung zeigt Westafrika ein sehr einför- miges Gepräge. Fast durchweg bedeckt dichter Urwald die meist flache Küste, hart an das Gestade tretend und nur einen schmalen, mit gelbem Sande bedeckten Strand freilassend.. Zum grössten Theil bestehen diese Waldungen aus Oelpalmen (Hlaeis guineensis) und Weinpalmen (vinifera) in den Flussniederungen, über welche hier und da Cocuspalmen oder riesige Wollbäume (Bombax) ihre Häupter erheben. Häufig sind die Palmen mit anderem Laubholz gemischt; im Uebrigen zeigen die Wälder den allgemeinen Cha- rakter des Urwaldes: diehtes Unterholz und unzählige Schlingpflan- zen von Zwirnsfaden- bis Schenkeidicke verwirren das Ganze zu einem undurchdringlichen Dickicht. Nur schmale Piade führen durch den Urwald, die Ortschaften der Neger verbindend; hin und wieder bilden Pisang- und Bananenplantagen oder Koko-(Cassave-) Felder eine Lichtung. Diese Lichtungen sind Sammelplätze der Thiere des Waldes. Hier erscheinen Eichhörnchen und Halbaffen, um von den reifen Bananen und Mango zu naschen. Ein Pieropus streicht aufge- schreckt im Ziekzack durch die Luft, um sogleich in diehtes Ge- büsch wieder einzufallen. Rothschnäbelige Eisvögel (Halcyon sene- 360 Dr. Anton Reichenow: galensis), der prächtige Bienenfresser (Merops gularis) und Breit- mäuler (Kurystomus) sitzen träumerisch auf trockenen Baumwipfeln, während unter ihnen am Stamme träge Bartkuckuke (@ymnobueco) vor ihren Brutlöchern hängen, eben so unbeweglich wie die neben ihnen auf Insekten lauernde Agame. Schimmernde Nectarinien schaukeln sich auf den breiten Blättern der Pisang, an denen, die Augen unabhängig von einander nach verschiedenen Richtungen rollend, Chamäleons sich angeklammert haben. Das langschwänzige Schuppenthier untersucht die pilzförmigen Termitenbaue. Aus dichter Baumkrone erschallt der laute, drosselartige Gesang eines Criniger. Der dichte Wald hat nur wenige befiederte Bewohner aufzuweisen. Hin und wieder schimmern die rothen Farben der prächtigen Sycobius-Weber durch das Blätterwerk. Der grüne Wür- ger (Nicator chloris) schlüpft durch das Unterholz. Einige Fliegen- fänger (Terpsiphone), Drongos (.Dierurus), Criniger- und Andropadus- Arten bewegen sich in den Baumkronen. Schweigsam hüpft der Baumkuckuk (Zanclostomus aereus) von Zweig zu Zweig, und laut schallt durch das Holz der Ruf der Helmkuckuke (Corythaie). Von Raubvögeln trifft man Nisus tachiro zuweilen im tiefen Walde, wäh- rend Spizaetus occipialis und Neophron pileatus hier horsten und über den Brutplätzen ihre Kreise im hohen Aether ziehen. Hinter dem waldigen Küstensaum, bald näher, bald ferner dem Meeresufer, nur in wenigen Fällen, wie in den Kamerunbergen, hart an das Meer tretend, erheben sich Berge, welche eine fast ununterbrochene Kette längs des ganzen Küstenstriches bilden. Im Allgemeinen erheben sich dieselben zu einer Höhe von 1000 bis 5000 Fuss, erreichen aber in den Kamerunbergen mehr als 13,000. Diese Berge bilden, wie erwähnt, die Grenze unseres Gebietes nach dem Binnenlande. Alles darüber Hinausliegende ist uns zoologisch, mit wenigen Ausnahmen auch geographisch, eine terra incognita., Der landschaftliche Charakter der Berge ist mit dem geschil- derten der Ebene übereinstimmend. Dichter Urwald bedeckt sie, der im Wesentlichsten aus Oelpalmen gebildet wird. Die Wein- palme kommt in der Höhe von 800° nicht mehr vor. Dagegen fand ich die Cocuspalme in den Kamerunbergen noch häufig in 5000’ Fuss Höhe. Zahlreich findet man Jams und Bananenplan- tagen. Beide Gewächse gedeihen bei Weitem besser in den Ber- gen, als in der Ebene. Ein besonderes Interesse gewährt der gewaltige Kamerun, auf welchem in der Höhe von 10,000’ die Vegetation verschwindet, nur Zur Vogelfauna Westafrika’s. 361 dürftige Flechten sparsam das Schlackengestein bedecken, dessen Gipfel zuweilen mit Schnee bedeckt ist. Das Thierleben der Kamerunberge ist sehr dürftig, was theil- weise der grosse Wassermangel in diesen Bergen begründen mag. Auf dem hohen vegetationslosen Kamme fehlt die Fauna natürlich vollständig. Von Säugethieren trifft man Eichhörnchen am häufig- sten; auch der Leopard wohnt in den Bergen. Die Elephanten gehen bis über 3000‘ hinauf und verwüsten dort die Plantagen der Neger. Von Vögeln findet man in 4000’ Höhe, wo die äussersten Ansiedelungen der Bakwiri sich befinden, die Weber, textor und nigerrimus, häufig den interessanten Fliegenfänger Elminia longi- cauda, Colius und einige Finken, unter welchen besonders die nur hier vorkommenden, ausgezeichneten Formen Pinicola Burtoni und die von mir entdeckte Pyteha Reichenowi zu erwähnen sind. Auch den Schmarotzermilan trifft man hoch in den Bergen und den Schopfadler, Spizaötos oceipitalis. Zahlreiche grössere und kleinere Flüsse, oft, wie Niger und Congo, weit aus dem Innern kommend, an den Mündungen in der Regel von ansehnlicher Breite, durchbrechen die Gebirgszüge, ihre gewaltigen Wassermassen in das Meer wälzend und ungeheure Quantitäten Schlamm mit sich führend, welche noch mehrere Mei- len vor den Mündungen in hoher See bemerkbar sind. Durch die mitgespülten Schlammmassen bilden die Flüsse an ihren Mündungen Schwammländer von oft bedeutender Ausdehnung. Es umfasst zum Beispiel das Delta des kleinen Kamerun und Djamur einen Flächen- raum von etwa 40 d. Quadratmeilen, das des gewaltigen Niger wohl mehrere Hunderte. Solche sumpfige Mündungsländer sind mit Mangrove- und Weinpalmen-Waldung bedeckt. Der stachlige Pandanus, welcher ebenfalls nassen, sehlammigen Boden liebt, ist in den Delta nur selten, findet sich dagegen häufig in den oberen Flussgebieten, wo das Wasser nicht mehr durch den Einfluss der Fluth brakig wird, und bildet daselbst an den Ufern oft prächtige Bosquets. Zahlreiche Wasserstrassen durchziehen die Schwamm- ‚länder, bald grössere Flussarme verbindend, bald enger und enger werdend, und schliesslich im Sumpfe verlaufend. Da Wasser eine der wichtigsten Lebensbedingungen der Thiere ist, so finden wir an den Flüssen eine reiche Fauna. Meerkatzen ziehen in Gesellschaften durch die Baumkronen der Ufer; Nashornvögel sitzen auf hervorragenden Baumwipfeln ; Gypo- hierax angolensis und Milvus Forscali bewachen ihre Horste auf den 362 Dr. Anton Reichenow: höchsten Bombaxbäumen oder fischen über dem Wasser, während der Kopf des ungeschlachtenen Hippopotamus aus den Fluthen auf- taucht. Auch den prächtigen Schreiseeadler (Haliaötus vocifer) ver- misst man niemals. In den stillen Kanälen der Mündungsarme führt Podiea senegalensis ein einsames Dasein, das nur gestört wird durch das Gekrächz der in den Mangrove nistenden grauen Papa- geien; der Schlangenhalsvogel trocknet sein durchnässtes Gefieder, auf einem überliegenden Baumstamme sitzend; den Kopf zwischen die Schultern gezogen, eine höchst komische Figur darstellend, träumt auf trockenem Baumwipfel der Schattenvogel, Scopus um- breita; Eisvögel (Aleedo eyanotis und quadribrachys) lauern auf über- hängenden Zweigen der Uferbüsche. Am Ufer sonnen sich mit aufgesperrtem Rachen gewaltige Krokodile; Warneidechsen kriechen, gesättigt durch reichliche Fischmahlzeit, an den Mangrovewurzeln empor und bis an den Leib im schlammigen Boden versinkend, sucht zwischen den Weinpalmen das häufige Wildschwein (Sus penicillatus) grunzend die öligen Palmkerne. Auf den grossen Sand- bänken, welche die Ebbe oder der niedrige Wasserstand zur Trocken- zeit in den Flussmündungen freilegt, fehlen Reiher und andere Sumpfvögel, Pelekane und Möven nicht. So bilden in höchst einförmiger Weise Urwald und Wasser im Grossen und Ganzen die Naturverhältnisse, die Wohnstätten der Thiere Westafrika’s. Nur an wenigen Stellen ist die Küste höher ; das Meer brandet gegen schroff abfallende Felsen. Die Gegend ist hier oft freier; kleine Steppen treten an die Stelle des Urwaldes. Auch da, wo die abgrenzenden Bergketten weiter zurücktreten, der Küstensaum breiter wird, findet man nach dem Innern zu biswei- len freiere Gegenden, über deren Charakter ich Einiges bemerken muss. Man sieht da Steppen, auf welchen zur Regenzeit das Gras mannshoch aufschiesst. Trappen, Frankoline und Wachteln finden hier zusagende Wohnplätze; Wittwen (Vidua) und Weber (Pyro- melana) tummeln sich hüpfenden Fluges über der Fläche, durch die Pracht ihres Gefieders und das Auffallende ihres Wesens eine Augenweide für den Reisenden, und bauen ihre Nester in das hohe Gras. Elanus melanopterus steht nach Mäusen spähend, rüttelnd über der Ebene. Singend und mit den Flügeln knappend steigt Oalandrella Buckleyi in die Luft. Hin und wieder erhebt sieh ein thurmförmiger Termitenhügel, rotk wie die Farbe des thonigen Bo- dens, eine Herberge für manche Schlangen und für die häufige Zur Vogelfauna Westafrika’s. 363 Kröte Bufo senegalensis, welehe in ihnen Schutz gegen die brennen- den Sonnenstrahlen sucht. Selten sind die Steppen von bedeutender Ausdehnung. Der Strauss fehlt dem Küstendistriet daher gänzlich. Zur Zeit der Dürre versengt die glühende Sonne die Gras- flächen. Dann zünden die Neger, um die neue Entwickelung der Vegetation zu befördern, die verdorrten Grasreste an und brennen die Fläche ab, eine Unzahl thierischen Lebens vernichtend. Mehrfach schliessen solehe Grasebenen in der Nähe der Küste Lagunen ein oder umgeben im Innern kleine Binnenteiche. Erstere bilden Sammelplätze für viele Arten Schwimm- und Watvögel, die theilweise in den umgrenzenden Binsen passende Brutplätze finden. In Schaaren sieht man hier nach der Brutzeit die kleinen See- schwalben, Sierna minuta, welchen sich einzelne Scheerenschnäbel (Rhrymchops flavirostris) zugesellen, ferner die niedlichen Enten Den- drocygna viduata, in gemischten Gesellschaften die Reiher, alba, gularis und comata, bald in grösseren Flügeln, bald in einzelnen Familien Himantopus autumnalis, Charadrius pecuarius und bior- quatus, Ohettusia frontalis und andere Strandvögel. Ueber der glat- ten Fläche jagen in Gesellschaften, rüttelnd in hoher Luft nach Beute spähend, die häufigen Graufischer (Oeryle rudis). Auch die kleinen Binnenteiche zeigen ein eigenthümliches Vogel- leben. Ueber die Nymphäenblätter eilt die schöne Ralle Zarra africana. Naehdenksam das Treiben einiger hoffnungsvollen Sprossen be- trachtend, steht am Ufer mit eingezogenem Halse die kleine Rohr- dommel. Ortiygometra nigra und Rhynchaea capensis beleben das umgebende Schiligras. Von grösserer Bedeutung als die einförmige Grasebene ist für die Fauna unserer Districte die gemischte Steppenlandschaft, ein Terrain, auf welchem zerstreut stehendes Gebüsch, einzelne Bäume und kleine Gehölze das hohe Gras unterbrechen. Baumartige Euphorbien und Mimosen sind charakteristisch für solche Gegen- den. Hin und wieder sieht man kleine Gruppen von Coeus- und, Fächerpalmen. In der Nähe der Küste ist niedriges, dorniges Ge- strüpp und stachliges Euphorbiengebüsch vorherrschend, an einigen Stellen, wie mit einem Panzer, von Cactus (Opuntia) umgeben, welche drohend mit ihren langen Stacheln dem Menschen und grösseren Thieren jede Annäherung verbieten und das dichte Ge- strüpp zu einem unstörbaren Zufluchtsort und einer Wohnstätte für manche Vögel machen. Wir hatten uns oft auf der Jagd in solchem 364 Dr. Anton Reichenow: Terrain beim Vorüberstreichen an dem Cactusgestrüpp so mit den Stacheln verwundet, dass wir Tage lang mit geschwollenen Knieen bewegungsunfähig dalagen. Nach dem Binnenlande zu zeigt die gemischte Steppenland- schaft meistens ein üppigeres Gepräge: prächtige Laubbäume, Sy- komoren und Ficus geben ihr den Charakter verwilderter Parkan- lagen. Hier lebt einzeln die schöne Buschantilope (scripta). Unter dichtem Dornendickicht liegt die Puffotter und die Brillenschlange, die zur Mittagszeit auf die Wege und kahlen Plätze hervorkrie- chen, um sich behaglich in der Sonnengluth zu wärmen. Sporen- kuckuke schlüpfen durch das Gestrüpp. Meropiden sitzen auf Büschen und Baumspitzen, hin und wieder auf vorüberfliegende Kerbthiere stossend, oder tummeln sich in Schaaren in hoher Luft. Aus der Krone einer Sykomore schallt das Krächzen einer Gesell- schaft Schildkrähen (Corvus scapulatus). An den Spitzen der Zweige niedriger Büsche hängen in kleinen Colonien beisammen die künst- lichen Nester der Weber vitellinus und castaneo-fuscus; einzeln an zerstreuten Oelpalmen sieht man die retortenförmigen Bauten des Hryphantornis ocularius. Neben den lauten Flötentönen der Busch- würger (Laniarius) beleben Ixos obscurus und Melocichla mentalis durch ihre klangvolle Stimme die Landschaft. Nieht unwichtig sind als Wohnorte der Vögel auch die Ort- schaften der Neger. Die häufigen Weber textor und nigerrimus fehlen hier niemals. Jede Cocuspalme, jeder Wollbaum im Dorfe ist mit den Nestcolonien dieser Vögel besetzt. Die kleine Amadina cuecullata baut in den dichtlaubigen Mangobäumen. Von der Firste des Strohdaches der Lehm- oder Mattenhütte schilpt der afrikani- sche Haussperling. Nur vereinzelt findet man aber merkwürdiger Weise den Aasgeier (Neophron püeatus) das Abdeckeramt bei den Ortschaften verrichten. Wenn wir nun noch der afrikanischen Inseln Erwähnung thun, welche von vielen Seevögeln, wenn auch nicht in dem Grade als man es vermuthen sollte, als Brutplätze benutzt werden, unter welchen besonders das schöne, gebirgige Fernao do Po wegen der reichen Originalität der Arten zoologisch von dem höchsten Interesse ist, so haben wir ein vollständiges Bild der Natur- und Terrainver- hältnisse Westafrika’s, so weit dieselben für das Vogelleben von Be- deutung sind. Die Veränderungen, welche in Westafrika die Natur durch, den Wechsel der Jahreszeiten erleidet, welche zunächst die Vegetation, Zur Vogelfauna Westafrika’s. 365 in zweiter Reihe die niedere Thierwelt betreffen, sind gering, üben aber doch auf das Brutgeschäft, die Mauser, die Wanderungen der Vögel nicht unbedeutenden Einfluss. Man unterscheidet im Allgemeinen zwei Jahreszeiten, die Re- sen- und Trockenzeit. Beide gehen aber allmälig in einander über, so dass man ähnlich unseren Uebergangsperioden, Herbst und Frühling, wenn auch nicht im gleichen Sinne, noch zwei andere Zeiten absondern könnte. Dem Stande der Sonne gemäss nimmt in den Gegenden nördlich vom Aequator die Regenzeit unsere Som- mermonate ein, während sie südlich vom Aequator in unseren Wintermonaten herrscht. Es kommen indessen locale Abweichungen vor. So beobachtet man an der Goldküste häufig zwei Regenzei- ten: die erste von Mai bis Juli, die zweite, kürzere, im Septem- ber, beide bald mehr, bald weniger auffallend durch eine trockenere Zeit von einigen Wochen unterbrochen. Die Dauer der Trockenzeit im wahrsten Sinne des Wortes, einer Zeit, in welcher kein Tropfen Regen fällt, nur ein sehr star- ker Thau den Boden benetzt, kann man kaum auf mehr als einen Monat annehmen. So ging während meines Aufenthaltes am Ka- merun nur der Monat Januar ohne Regen vorüber. Auf die wahre Regenzeit dagegen sind zwei Monate, in der Region der Kalmen vielleicht noch mehr, zu rechnen, innerhalb welcher es ununter- brochen Tage lang giesst, wo kaum ein Tag vergeht, an welchem sieh nicht die Schleusen des Himmels Öffnen und ihre gewaltigen Wassermassen, die nur mit unseren sogenannten Wolkenbrüchen vergleichbaren tropischen Regen, herabschütten. Die übrige Zeit des Jahres gehört den Uebergangsperioden, der Zeit der Tornados. Dieselbe nimmt in der Regel folgenden Verlauf. Nachdem die wenigen regenlosen Wochen verstrichen, fallen hin und wieder kleine Gewitterschauer, Anfangs nar während der Nacht- zeit, die dicke, dunstige Luft der Trockenperiode reinigend und für kurze Zeit wenigstens den grauen Schleier vom blauen Himmels- gewölbe hinwegziehend. Allmälig werden dieselben häufiger, die elektrischen Erscheinungen stärker. Bald treten sie auch bei Tage auf, heftiger und anhaltender, erreichen ihren Gipfelpunkt in den Tornados, welche mit grausigem Sturm heranbrausen, unter Ent- ladung der heftigsten Gewitter, dem ununterbrochenen Leuchten über den ganzen Horizont laufender Blitze, die Bäume des Urwal- des entwurzeln, die Negerhütten umwerfen und mit sich führen, den Schitiern oft die höchste Gefahr bringen, und endigen schliess- 366 Dr. Anton Reichenow: lich in den Strömen der eigentlichen Regenzeit, in welchen die aufgeregte Natur gleichsam ihre Beruhigung, die Massen der in der Luft aufgehäuften Elektrieität ihre Ableitung finden. In ähn- licher Weise, wenn auch in der Regel nicht mit gleicher Heftig- keit, treten die Tornados nach der Regenzeit auf, werden allmälig schwächer und seltener, bis sie in der Trockenzeit ersterben. Die Regenzeit haben wir mit unserem Frühling, nicht, wie auch angenommen wird, mit unserem Sommer zu vergleichen. Es | ist die Zeit, in welcher sich die üppige Vegetation entfaltet, in welcher die Insekten und Amphibien ihre Verwandlung durch- machen, die Säugethiere sich paaren, die Vögel zum Nestbau, zur Brut schreiten. Die folgende Tornadozeit und Beginn der Dürre entspricht unserem Hochsommer. Die Pflanzen stehen jetzt im vollen Sehmucke ihrer Blüthenpracht, von dem zahllosen Heer der Insektenwelt umschwärmt; die jungen Frösche hüpfen als voll- kommene Lungenathmer an den Flussufern umher; kleine Kroko- dile sind den Eiern entschlüpft; die Vögel sind eifrig mit der Lei- tung und Erziehung ihrer Jungen beschäftigt. Die Trockenmonate als Winter anzusehen, hat für Westafrika nicht volle Berechtigung. Durch die starke Verdunstung der zahlreichen grossen Flüsse und Wasserbecken ist der Wassergehalt der Luft immer sehr bedeutend. Der starke Nachtthau reieht hin, den Boden genügend zu benetzen und den Pflanzen die nöthige Feuchtigkeit zu geben; daher auch während der kurzen Trockenperiode die Vegetation im Allgemeinen wenig ihren Charakter ändert. Nur der niedrige Wasserstand der Flüsse, welcher weite Sandbänke freilegt, oder das durch die Son- nengluth versengte Gras der Hochebenen lassen die Zeit der Dürre als solche erkennen; an ein nur ähnliches Ersterben der Vegetation aber, wie in unserem Winter, ist nicht im Entferntesten zu denken. Dem entsprechend bewirkt die Trockenzeit auch nicht wesent- liche Aenderungen des Thier-, bezüglich Vogellebens, übt nur an einzelnen Oertlichkeiten bedeutenderen Einfluss. Von den hoch- gelegenen Grasebenen verjagt natürlich die versengende Sonne die meisten Bewohner. Wenn dann noch die Neger, wie erwähnt, die Fläche in Brand stecken, eilt Alles, was nicht überrascht durch die Flammen durch diese vernichtet wird, wie die meisten Repti- lien, Lurche, kleine Säuger und die verspäteten Bruten mancher Vögel, oder auf der Flucht den an solchen Steppenbränden sich sammelnden Raubvögeln zur Beute fällt, in die Niederungen. Oede liegt für die nächste Zeit die Brandstätte. Die Vögel, welche die Zur Vogelfauna Westafrik@s. 367 Steppe bewohnten, verlassen aus Nahrungsmangel dieselbe und suchen meistens in Gesellschaften vereinigt andere, ergiebige Jagd- gründe. Kleinere Binnenteiche und seichte Lagunenarme trocknen zur Zeit der Dürre ein, Die Krokodile, welche dort hausten, machen sich dann auf die Wanderung zu tieferen Wassern; einige mögen, wie auch manche Fische, sich wohl in den feuchten Schlamm ver- sraben und in Schlaf fallen, bis die Regenzeit sie zu neuem Leben erweckt, wie Solches in anderen Gegenden Afrika’s beobachtet wurde. Mit den Bewohnern der Wasser verschwinden auch die Vögel, welche ihnen nachstellten, von ihnen sich nährten. Auch an diesen verödeten Wasserbeceken zeigt sich also die Wirkung der Trockenzeit. Indessen sind solche nur wenige, locale Abweichungen. in den Niederungen, die ja in unseren Distrieten vorherrschen, im dichten Urwalde der Berge finden alle Thiere jahraus jahrein über- - flüssige Nahrung und zusagende Wohnstätten: nichts treibt sie hier zur Veränderung ihres Aufenthaltes. Der Charakter des Thier- lebens bleibt daher hier im Wesentlichsten stets derselbe. Zur allgemeinen Charakteristik der Naturverhältnisse unserer Gegenden möchte ich noch bemerken, dass der während der Dürre wehende Harmattan nur an wenigen Stellen der Küste bemerkbar wird. Wahrscheinlich halten die abgrenzenden Gebirgsketten den- selben zurück. Mehrfach findet man die Ansicht ausgesprochen, Westafrika sei in zoologischer Hinsicht bevorzugter und reicher als andere Pro- vinzen des Erdtheiles. Allerdings hat es viel mehr eigenthümliche und interessante Formen aufzuweisen als die anderen Theile; hin- sichtlich der Artenzahl dagegen übertrifft es diese, in seinen ein- zelnen Distrieten mit gleichgrossen Abschnitten des Nordostens oder Südens verglichen, durchaus nieht. Lassen wir Zahlen bewei- sen. Wir kennen gegenwärtig in Westafrika etwa 850 Vogelarten. Wenn nun diese Zahl auch die Artenmenge des Ostens, des Südens und sogar des Eldorados der afrikanischen Ornithologie, des Nord- ostens übertrifit, so muss man die ungeheuere Breitenausdehnung unseres Gebietes, auf welche sich die Arten vertheilen, in Betracht ziehen. Wie bekannt, übt die geographische Länge nur geringen Einfluss auf die Veränderung und Verbreitung der Arten; es ist also vorzugsweise die geographische Breite zu berücksichtigen. Westafrika umfasst nun mehr als 30 Breitengrade, während das 368 \ Dr. Anton Reichenow: nordöstliche Gebiet sich nur über 20, der Süden über 10 Grade er- streckt. Stellen wir demnach den Westen mit seinen 850 Arten dem Nordosten mit etwa 800 Arten gegenüber, so ergiebt sich für . ersteren kein günstiges Resultat. Noch ungünstiger gestaltet sich das Verhältniss für den Westen, verglichen mit dem Süden, welcher bei seiner geringen Breitenausdehnung mehr als 650 Arten auf- weist und jedenfalls als die ornithologisch reichste Provinz des grossen Erdtheiles zu betrachten ist. Wie in unseren Breiten, bemerkt man in Westafrika zwei sich jährlich wiederholende Perioden im Leben der Vögel: die Zeit des Schaffens, der Brut, der Erziehung und Leitung der Jungen und die Zeit der Erholung, der Wanderung. Mit Einsetzen der Regen beginnt in der Regel das Brut- geschäft und endet beim Anfang der Dürre. Doch treten hierbei viele auf localen Naturverhältnissen beruhende Abweichungen ein, so dass man das ganze Jahr hindurch Eier und junge Vögel erhalten kann. Im Allgemeinen sind nur solche Arten hinsichtlich des Brutgeschäfts an den Wechsel der Jahreszeiten gebunden, welche freie Gras- ebenen bewohnen, denen die glühende Sonne in der Trockenzeit, wie schon oben erwähnt, durch Versengen des üppigen Gras- wuchses die Brutstellen vernichtet, die Nahrung schmälert und da- durch zum Wandern zwingt. Indessen unterbrechen auch die Be- wohner der Flussniederungen, des Urwaldes, meistens das Brut- geschäft während der Trockenmonate. Ueberhaupt halten nach meinen Beobachtungen die Vögel Westafrika’s nach jeder Brut eine längere Pause, welche sie zur Erziehung ihrer Jungen und, wie es scheint, zur eigenen Erholung nach den Mühen des Nestbaues und den elterlichen Sorgen benutzen, während in unseren Breiten die kleinen Vögel doch sofort nach beendeter erster Brut, nachdem die Jungen kaum flug- und ernährungsfähig geworden sind, zur zweiten schreiten. In den Nistweisen, den Formen der Nester finden wir einige eigenthümliche und charakteristische Momente. Wie bei uns stellen die Raubvögel ihre grossen Horste auf die Gabeln und Aeste hoher Bäume; wie bei uns findet man die losen Bauten der Reiher co- lonienweise, bald höher, bald niedriger an Seen und in Sümpfen; Eisvögel und Bieneufresser nisten in selbstgegrabenen Löchern an steilen Uferabfällen; Spechte und viele Bartkuckuke meisseln ihre Bruthöhlen in kernfaule Bäume, die später anderen Höhleubrütera 5 a Zur Vogelfauna Westafrika’s. 369 willkommene Wohnungen werden; gleich den unserigen legen die westafrikanischen Tauben ihre zwei weissen Eier auf kleine, durch- scheinende, durch wenige übereinandergelegte Zweige gebildete Nester; die unruhigen Kuckuke schieben wie unser Gauch ihre Eier den kleinen Vögeln unter, deren eigene Brut vernichtend, und der afrikanische Haussperling versteht es mit der gleichen Schlauheit und derselben Unverschämtheit wie unser Spatz in den Strohdächern der Negerhütten es sich heimisch zu machen und Mauernischen zu wohnlichen Behausungen einzurichten. Auffallend aber sind in West- afrika die geschlossenen Nester bei zahlreichen Mitgliedern der Singvögel und höchst charakteristisch die Kunstbauten der Weber. Die geschlossenen Nester haben eine kugelförmige oder ovale Gestalt; das Schlupfloch befindet sich seitlich, dicht unter der oberen Wölbung und wird häufig durch einen dachartigen Ueberbau verdeckt. Sie sind also ähnlich den Bauten unserer Laubsänger, aber selten von gleicher Dichtigkeit der Wände. So bauen die Ci- sticola-Arten, viele Sylvien, die Wittwen (Vidua), Feuerweber (Pyro- melana) und manche kleine Finken. Die Nester der Honigsauger sind hängende Beutel, ebenfalls oben geschlossen, mit seitlichem Schlupfloche. Auch kunstfertige Schneider, gleich den indischen Prinien, giebt es in den Gattungen Drymoeca und Camaroptera, welche ihre Beutelnester theilweise aus Blättern zusammennähen. Offene Nester fand ich bei Würgern und Crinigerarten. Alle aber zeigen niemals solches Gepräge von aufgewendeter Sorgfalt und Mühe, wie wir es bei vielen unserer heimathlichen Singvögel bewundern: Prachtbauten, wie die unseres Finken, des Garten- sängers (Hypolais hortensis) oder der Schwanzmeise: (P. caudatus) wird man in Afrika vergeblich suchen. Bezeichnend für westafrikanisches Vogelleben, einzig in ihn Charakter, nicht mit den Bauweisen irgend einer andern Vogel- familie vergleichbar, sind die künstlichen Nester der Webervögel. Höchst verschieden in Anlage und Form, der Verschiedenheit der Arten entsprechend, liegt doch im Allgemeinen derselbe Plan zu Grunde. Immer sind es vollständig geschlossene Bauten, meistens an dünnen Zweigen frei in der Luft hängend, deren oft mit grosser Sorgfalt angelegte Eingänge sich in der Regel an der unteren Seite befinden. In fast allen Fällen werden die Nester aus geschmeidigen Grashalmen fest gewebt, und letztere in der Regel frisch, noch grün verarbeitet. Ich fand nur Sycobius scutatus und Ayphantornis Drachypterus mit trockenem Material arbeiten ; auch benutzten diese Cab, Journ, f. Ommitl, XXII. Jahrg, No. 123, October 1374. 24 370 Dr. Anton Reichenow: rundes, andere Weber dagegen flaches Gras. In seltenen Fällen kleiden die Weber ihre Nester innen noch mit Blättern aus, wie ich das bei Ayphantornis nigerrimus beobachtete. Die Eierzahl der Gelege ist bei den Vögeln Westafrika’s ge- ring; bei kleinen Vögeln bilden 2 bis 3 Eier die Regel. Diese Er- scheinung, verbunden mit der Thatsache, dass das Brutgeschäft in jenen Gegenden nicht häufiger als in unseren Breiten, zwei-, selten dreimal im Jahre bei kleinen Vögeln stattfindet, erklärt die Indi- viduenarmuth der Arten, welche den in Westafrika reisenden Or- nithologen in Erstaunen setzt, und bestätigt die mehrfach ausge- sprochene Ansicht, der auch ich, soweit das tropische Westafrika in Betracht kommt, beitrete, dass das Tropenklima wohl der Ver- änderlichkeit der Formen, aber nicht der Vermehrung der: Indivi- duen günstig ist. Hinsichtlich der Gestalt, Form und Färbung der Eier gelten dieselben Gesetze, welche in der europäischen Oologie bestehen. Die Mauser scheint nur einmal-im Jahre stattzufinden und tritt, wie ich beobachtete, am Ende der Regen ein. Die darauf beruhenden Untersehiede im Gefieder der Individuen sind nur bei wenigen Arten bedeutend, aber bei vielen bemerkbar, wie im Vor- handensein oder im Fehlen der Sehwanzschmuckfedern der Viduen, der Nackenfedern der Reiher und in Farbenveränderungen der meisten Arten. Grössere Verschiedenheiten als der Wechsel der Jahreszeiten bedingt, zeigen besonders in der Färbung des Gefie- ders die Alters- und Geschlechtsunterschiede der Arten und es gilt auch hier die Regel, dass die Kleider der Jungen im Wesent- lichen mit denen der weiblichen Vögel übereinstimmen. Am grell- sten treten in dieser Hinsicht Unterschiede bei den Nectarinien hervor, bei welehen die schliehten grauen Kleider der Weibchen und Jungen die prächtigen Metallfarben der Männchen nicht ahnen lassen. Aehnliches findet man bei vielen Webern, den Wittwen und anderen. Bei den Gattungen Chaunonotus und Bias ist bei gleicher Farbenvertheilung das Weibchen rothbraun, das Männchen schwarz tingirt. Auch die Farben der Iris, des Schnabels und der Füsse variiren stark mit dem Alter. Die Verfärbung des Jugendkleides ist bei vielen Arten erst im zweiten Jahre vollendet; die braunen Jungen des Gypohierax angolensis gebrauchen wohl noch mehr Zeit zur Erlangung des schönen, schneeweissen Gefieders der Alten, — Mit Eintritt der Mauser beenden die Vögel das Brutgeschäft und begeben sich auf die Wanderung, entweder familienweise mit a ei ee Zur Vogelfauna Westafrika’s. 371 ihren Jungen oder mit anderen ihrer Art zu grossen Schaaren ver- einigt. Nur wenige sind Standvögel im wahren Sinne des Wortes. Die meisten wandern während der Zeit der Dürre oder streichen wenigstens innerhalb beschränkter Grenzen. Es ist nicht die Wir- kung der eintretenden Trockenperiode, als einer ungünstigen Jah- reszeit, die Ursache des Wanderns. Ich meine, dass der Haupt- grund in einer Unrube zu suchen ist, welche sich nach dem Brut- geschäft der Vögel bemächtigt, dass sich eine Art von Unbehagen, welches die Mauser mit sich bringt, in der Lust zum Wegziehen äussert. Wir können dieses Wandern der westafrikanischen Vögel nieht mit den periodischen Zügen unserer europäischen Zugvögel vergleichen. Vielmehr sehen wir in demselben ein unstätes Strei- chen, das so recht eine innere Unruhe der Thiere kennzeichnet, auch nicht analog ist dem Herumziehen unserer Wintervögel, wel- che Nahrungsnoth treibt, wenigstens nur in einzelnen Fällen glei- ehe Bedeutung hat. Von europäischen Wandervögeln besuchen etwa 40 Arten in _ der Winterzeit die westafrikanische Küste, während ungefähr eben n so viele Europäer, meist Watvögel, auch Standvögel dieser Gegen- den sind. Der grösste Theil der europäischen Wanderer bleibt in den nördlichen Gebieten, in Senegambien; doch sah ieh unsern Storch (alba) an der Goldküste auf dem Zuge und traf Hirundo rustica, Muscicapa grisola, Calamoherpe turdordes, Pandion haliaötos und Pernis apivorus am Kamerun in der Winterherberge. Hinsichtlich der Ernährung ist die hohe Bedeutung der Früchte als Lebensmittel der westafrikanischen Vögel hervorzuheben. Die meisten Insektenfresser, die Criniger-Arten, Pycnonotus, die Fliegen- fänger, alle Bueconiden, Glanzdrosseln (leucogaster), von Körner- fressern einige Weber (Sycobius) leben zur Zeit der Fruchtreife ‚ ausschliesslich von solchen. Dass einige Sänger, Alethe-Arten, Tur- dirostris fulvescens und andere, den Wanderameisen nachstellen und zeitweise in ihnen die einzige und zusagende Nahrung finden, ist ebenfalls als beachtenswerth zu erwähnen. Wenn Westafrika auch nicht solehe Gesangeskünstler wie un- sere Wälder und Triften aufzuweisen hat, so fehlen doch liebliche ‘ Vogelstimmen nicht vollständig. In den Wäldern sind es vorzugs- weise einige Creniger, welche ihre vollen, drosselartigen Töne hören lassen — vor allen ist C. simplexe zu nennen. — In den Triften und bei den Ortschaften hört man oft und gern den kurzen, aber melodischen Gesang von Meloeichla mentalis und ergötzt sich an 24% 372 Dr. Anton Reichenow: den klangvollen Strophen von Pyenonotus obscurus, den ich für den besten Sänger Westafrika’s halte. Die pyrolartigen Rufe von Za- niarius barbarus, sowie die ‚Flötenstimmen anderer Buschwürger beleben die gemischte Steppe. Zwar nicht so laut und anhaltend, aber doch eben so lieblich wie die Töne unserer Feldlerche, er- schallt aus hoher Luft der Gesang von Calandrella Buckleyi, der um so angenehmer berührt, weil man Lerchenstimmen in unserem Gebiete nur selten vernimmt. Neben diesen Sängern sind es die Schrilltöne der Eisvögel, Bienenfresser und Nashornvögel, die lau- ten Pfiffe der Glanzkuckuke, die unkenartigen Rufe der kleinen Täubchen, Chaleopelia afra, die dumpfen, aus dichtem Gebüsch her- vordringenden Laute der Sporenkuckuke und der Schrei des Schmarotzermilans, welche der Landschaft Leben und Reiz ver- leihen, als Zeugen der immer wachenden Natur. Die wenigen Vögel, welehe man als Hausthiere in Westafrika antrifit, sind eingeführt. Von Europa die Hühner, die sich nicht 7 verändert haben. Da sie aber ihre Nahrung selbst suchen müssen, und die Natur oft sehr mangelhaft ihren Tisch beschickt, so ver- kümmern sie und erscheinen wegen ihrer hagern Gestalt lang- beiniger als unsere Haushühner. Auch Puten findet man an einigen Orten, und ziemlich allgemein, von Amerika eingeführt, die Moschus- ente (Cairina moschata). Unsere Hausente (boschas), welche nach Fraser vorkommen soll, habe ich niemals gesehen. — Es sei noch bemerkt, dass die im Folgenden den einzelnen Arten beigefügten Maasse im Wesentlichsten an Exemplaren im Fleische genommen wurden; einige, zum Beispiel die Totallänge, ° haben ja nur in diesem Falle werth. Die Farbenangaben der nack- ° ten Theile beziehen sich natürlich auf lebende oder frisch getödtete Individuen. Da hinsichtlich der Benennung der Arten nöch wenig Uebereinstimmung unter den Ornithologen vorhanden ist, schien es erwünscht, auf bezügliche Beschreibung und Synonymie, wo solche zusammengestellt wurde, jedesmal zu verweisen; ich habe mich da- her mit Citaten auf die bedeutendsten Bearbeitungen der Aalen schen Ornithologie bezogen. Die mehrfachen Berichtigungen finden ihre Anwendung auf die brieflichen Nachrichten, welche ich von Afrika schickte, und die im Journal für Ornithologie, Jahrg. 1873, abgedruckt wurden. Auffallend ist der Mangel an Schwimmvögeln in Westafrika, weniger hinsichtlich der Arten- als der Individuenzahl. Man ist Zur Vogelfauna Westafrika’s. 313 gewohnt, Schwimmvögel da, wo sie vorkommen, in Massen auftreten zu sehen, und da die grösseren Flüsse in Westafrika an ihren Mündungen vielfach Sandbänke von oft bedeutender Ausdehnung bilden, die den in Rede stehenden Vögeln einladende Aufenthalts- orte, wie die kleineren Küsteninseln, welche häufig Dünen in ihrer Umgebung haben, willkommene Brutplätze bieten müssten, so sollte man dort auch ein solches Verhältniss vermuthen. Dem ist jedoch nicht so. Die wenigen Arten, welche ich beobachtete, habe ich nur in sehr geringer Anzahl gesehen, obwohl die Oertlichkeiten, an denen wir uns längere Zeit aufhielten, vorwiegend für Schwimm- vögel geeignet waren. Ausser den nachstehend aufgeführten Schwimmern beobachtete ich mehrfach an der Goldküste, am Niger und am Kamerun Pele- kane (wahrscheinlich rufescens).,. Am Gabun sah ich einmal eine Schaar Flamingos. FAM. PELECANIDAE. Plotus Levaillanti Leht. — F. et Hartl. O.Afr. p. 841. Mehrfach in den Kamerunniederungen beobachtet. In seinem Wesen gleicht dieser Vogel ganz seinen Verwandten, den Cormo- ranen, Die Stimme ist genau so, auch der Flug. Man könnte einen fliegenden Plo&us mit einem Cormoran verwechseln, wenn ihn nicht der lange, dünne Hals, welcher etwas eingezogen, gekrümmt getragen wird, kennzeichnete. Im Allgemeinen gesellig, lieben die Vögel es doch, vereinzelt an einsamen Orten den Fischfang zu be- treiben. Häufig findet man einzelne Individuen in den stillen fisch- reichen Kanälen des Kamerundeltas fischend oder auf trockenen Bäumen über dem Wasser sich ruhend, den langen Hals S-förmig gebogen, das durchnässte Gefieder in der Sonne trocknend. Der Plotus brütet in Westafrika colonienweise auf Bäumen im unzu- gänglichen Schwammlande. FAM. LARIDAE. Rhynchops flavirostris Vieill. — F. et Hartl. O.Afr. p. 837. Nur an der Goldküste beobachtet, in Gesellschaft von Sternula minuta. Dort fischten sie über einer Lagune in der bekannten Weise: dicht über die Oberfläche des Wassers hinstreichend, mit dem scharfen Unterschnabel die Wellen pflügend. Bei einem im September erlegten jungen & ist die Iris dunkel- braun; Fuss rothgelb; Schnabel roth, an der Spitze hornbraun. Lg. 41; Fl. 33; Schw. 12,5; L. 2,6; F. 6; Lg. des Unterschn. vom Mundw. 9 Om. 374 Dr. Anton Reichenow: Sternula minuta (L.). — v. Hgl. N.O.Afr., p. 1441. Ebenfalls nur an der Goldküste gesehen, wo die Vögel einzelü oder im September mit ihren erwachsenen Jungen zu grösseren Schaaren vereinigt am Seestrande und an Lagunen fischten. Bei alten Exemplaren Iris dunkel; Schnabel goldgelb mit schwarzbrauner Spitze; Fuss rothgelb. Bei Jungen Schn. horn- braun, theilweise in’s Gelbe übergehend; F. schmutziggelb. Lg. 21; F. 2,8—3,2; Fl. 17; Schw. 8; L. 1,7 Cm. FAM. PROCELLARIDAE. Thalassidroma pelagica (L.). — F. et Hartl. O.Afr,, p.814. Dieses liebliche Vögelchen, welches während der Seereise von 48° n. Br. südlich unser beständiger Begleiter war, traf ich auch in der Nähe der westafrikanischen Inseln, bei Fernao do Po zwischen dieser Insel und dem Festlande, bei den Inseln der Corisko-Bay, Elobi u. a., und bei St. Thome. Sicher brüten die Thiere auf diesen Inseln. FAM. ANATIDAE. Dendrocygna viduata (L.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 806. Ich beobachtete diesen Vogel an der Goldküste und am Wuri, dem Quellflusse des Kamerun. An beiden Stellen war es sumpfi- ges, mit Schilfgras und Binsen bestandenes Terrain, dort eine La- gune und kleine Teiche umgebend, hier die Ufer des Flusses ein- nehmend, welches den Vögeln zum Aufenthalt diente. Am erst- genannten Orte fand ich die Ente im September mit flüggen und halbflüggen Jungen. Dort brüten sie sicher nicht auf Bäumen, eher dürften sie ihr Nest unter Gestrüpp oder in Erdlöcher stellen; doch scheint mir am wahrscheinlichsten, dass sie in der Nähe des Wassers im Schilfe nisten, und ich glaube ein altes Nest, welches ich in den Binsen fand, diesem Vogel zuschreiben zu müssen. Ob- wohl ich unsere Ente oft und lange beobachtete, habe ich sie nie- mals aufbäumen, immer auf dem Wasser einfallen oder im Schilfe liegen sehen. — Lg. 44; F. 45; Fl. 20,5; Schw. 65 L. 4,8 Cm. Iris dunkel; Fuss bleigrau; Schnabel schwarz. — Ausser den genannten glaube ich Neitapus madagascariensis bei Accra bemerkt zu haben, Phoenicopterus erythrdeus am Gabuti und Pelecanus rufescens im Nigerdelta, in der Bonny-Mündung, Zahlreicher vertreten als die Schwimmvögel sind die Water, unter welchen die Familie der Reiher durch Individuenreichthum hervorragt. Zur Vogelfauna Westatrika’s. 315 FAM. RALZIDAE,. Eine häufige Erscheinung in den einsamen Kanälen der Fluss- niederungen ist die hinsichtlich ihrer systematischen Stellung so vielfach verkannte, unzweifelhaft zu den Wasserhühnern gehörende Podica senegulensis (Vieill.). — Hartl. W.Afr., p. 249. Ich habe diese Vögel immer nur einzeln angetroffen. Jeder schien sein bestimmtes Gebiet zu besitzen. Paarweise findet man sie wohl nur während der Brutzeit, wie auch aus den Beobach- tungen Anderer hervorgeht. Grosse Wasserflächen, freie Stellen meiden sie ängstlich. Auf schmalen Wasserstrassen und Gräben, welche durch dichtes Gebüsch begrenzt und versteckt werden, welche tief und fischreich sind, welche vor Allem dem mensch- lichen Treiben fern liegen, deren Ufer sichere Zuflucht bei etwaiger Gefahr gewähren, führen sie ihr stilles, beschauliches Daseih. Gestört suchen sie eiligst das Schilf des Ufers zu gewin- nen oder sich unter dem stachligen Zandanus und zwischen den Wurzeln der Mangrove zu verbergen, stehen aber, wenn sie hier nicht genügende Sicherheit hoffen, wie unser schwarzes Wasserhuhn sehr leicht auf und entfliehen wie dieses, mit kurzen Flügelschlägen dicht über das Wasser hinstreichend. Beim Alten Iris h ebraun; Schnabel zinnoberroth, auf der First hornbraun; Fuss mennigroth, auf der Sohle rothbraun, Nägel orange. Beim Jungen Iris graubrauu; Schnabel hornbraun; Füsse orange. — Lg. 54; F. 4 Cm. Parra africana Gml. — F. et Hartl. O.Afr., p. 781. An der Goldküste und am Wuri getroffen. Dort im August mit Dunenjungen, welche von den Alten mit glucksenden Tönen - gelockt wurden. Hinsiehtlich der Lebensweise stimmen meine Be- obachtungen mit dem, was v. Heuglin (Orn. N.O.Afr.) über diesen Vogel sagt. Beim Alten Iris dunkelbraun; Stirnplatte und Schnabel asch- blau; Fuss bleigrau. Beim Jungen Schnabel, Stirnplatte und Fuss en Lg. 23—32; F. 5,2; Stirnpl. 2,1; A. 14,8; Schw. 5; L. 6,8 Cm. irn nigra (Gml.). — F. et Hartl. OÖ. A p- 779. Nur an der Goldküste angetroffen, wo sie an denselben Loca- litäten wie die vorhergehende Art lebten. - Iris, nackter Augenring und Fuss karminroth; Schnabel grün. . Lg. 21,5—22; F. 2,3; Fl. 10; Schn. 4; L. 40m, 376 Dr. Anton Reichenow: Porphyrio Alleni (Thomps.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 785. Ein junges Exemplar im Kamerundelta erhalten, dessen Be- schreibung ich folgen lasse: Federn des Oberkopfes und Nackens einfarbig braun, die der übrigen Oberseite und Flügeldecken dun- kelbraun, hellbraun gerandet, die des Bürzels, Oberschwanzdecken und Steuerfedern dunkler und blassrostbraun gerandet. Schwingen und grosse Deckfedern graubraun mit blassblaugrünem Anfluge, besonders auf der Aussenfahne; die kleinsten Flügeldecken ebenso angeflogen; Kopf und Halsseiten hellbraun; Unterseite isabellfar- ben; Kinn und Kehle weisslich; Unterflügeldecken grau mit weissen Spitzensäumen. Iris olivenbraun; Schnabel und Stirnplatte röth- lich hornbraun; Fuss blassrothbraun. Lg. 27; F. 2,4; F.-incl. Stirnpl. 3,3; Fl. 14,3; Schw. 7; L. 48 Cm. er beschriehin Exemplar wurde uns von Negerm gebracht, die es beim Fischen gefangen hatten. Wir selbst haben den Vogel niemals beobachtet. FAM. SCOLOPACIDAE. Rhynchaea capensis (L.). — FE. et Hartl. O.Afr., p. 774. Wir beobachteten diese Vögel in kleinen Familien an der Gold- küste in Binsenbrüchen. Während des Tages liegen sie sehr fest im Grase, fliegen aufgestört stumm heraus, niedrig in gerader Richtung abstreichend und fallen in kurzer Entfernung wieder ein. Iris olivenbraun ; Schnabel blasshornbraun mit dunklerer Spitze; Fuss grünlichgrau. Lg. 24—25; F. 4,3; Fl. 12; Schw. 4; L. 4,2 Cm. Himantopus autumnalis (Hasselg.). — v. Heugl. N.O.Afr., pP: 1172 An der Goldküste in kleinen Gesellschaften an einer Lagune. Hier beobachtete ich diese Vögel während des ganzen Tages im seichten Wasser umherwatend und Nahrung suchend. Bei einem jüngeren Exemplar mit schwarzem Nacken zeigt der schwarze Rücken stahlgrünen Glanz, während solcher bei Alten stahlblau erscheint. Es ist das eine Erscheinung, die bei vielen Vögeln mit glänzendem Gefieder auftritt, welche bei einzelnen Ar- ten, wie bei Zanclostomus aereus, zu falschen Spaltungen geführt hat. Auch bei Dierurus atripennis beobachtete ich solche Unter- schiede im Glanz des Gefieders von jungen und alten Vögeln. Iris korallenroth; Schnabel schwarzbraun; Fuss fleischfarben. Lg. 36,540; F. 6,3; Fl. 23,5; Schw. 10; L. 12,5; Tib. 8,6 Cm. Zur Vogelfauna Westafrika’s. 377 Actitis hypoleucus (L.). — F.et Hartl. O.Afr., p. 752. Der Uferläufer ist Standvogel in Westafrika. Nach der Brut- zeit vereinigt er sich mit Artgenossen, seltner mit Verwandten zu kleinen Gesellschaften, welche innerhalb der Grenzen ihres Stand- gebietes umherstreifen. An der Goldküste fand ich ihn an dem Ufer einer Lagune zusammen mit Aegvalites pecuarius. Am Ge- stade des Meeres lief er häufig auf den Felsen umher, gegen welche die Brandung tobte, oder suchte Nahrung an Stellen des Strandes, welche die Ebbe freigelegt hatte. Am Kamerun, Wuri und Gabun fand ich ihn ebenfalls, entweder paarweise oder in kleinen Gesell- schaften, auf dem schlammigen Boden des Ufers zwischen den Mangrove-Wurzeln umherlaufend oder auf umliegenden oder trei- benden Baumstämmen sitzend, kleine Flüge häufig bewacht und geführt von Totanus canescens. Eine höchst interessante Beobach- tung habe ich über den Uferläufer mitzutheilen. Ich hatte auf dem Kamerunflusse auf einen solchen Vogel geschossen, der auf einem treibenden Stamm umherspazierte, das Thier aber nur an einem Flügei verletzt. Er suchte sich schwimmend zu retten, wurde indessen bald eingeholt. Als ich aber die Hand nach ihm ausstreckte, tauchte er plötzlich in die Tiefe und schwamm, zu- gleich Füsse und Flügel benutzend, unter dem Wasser eine weite Strecke fort. Die klare Fluth gestattete uns, ihn zu verfolgen, und als er zum Athemholen auf der Oberfläche erschien, waren wir zur Stelle. Sofort tauchte der Vogel wieder unter, schwamm abermals eine Strecke, kam auf einen Moment empor und ver- schwand wiederum. Während mein Gefährte das Boot immer in der Nähe des Thieres hielt, versuchte ich es beim Auftauchen mit dem Ruder zu schlagen, doch war es viel zu schnell und vereitelte meine Bemühungen. So jagten wir uns eine halbe Stunde mit ihm herum, bis wir es schliesslich aus den Augen verloren. Ob der Vogel, durch die lange Jagd ermüdet, ertrunken und gesunken war ‘oder durch schnelles Auftauchen und Weiterschwimmen uns ent- sangen, kann ich nicht angeben. Jedenfalls dürfte die Thatsache, dass ein Uferläufer wie ein Taucher mit Benutzung der Flügel _ unter dem Wasser fortschwimmt, ein beachtenswerther Beitrag zur Naturgeschichte dieses Vogels sein. Lg. 20-21; F. 2,7; Fl. 11; Schw. 5,5; L. 2,5 Cm. Totanus canescens (Gml.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 745. Meistens einzeln an der Goldküste und am Kamerun geirofien. Hier, wie erwähnt, oft als Führer einer kleinen Gesellschaft von 378 Dr. Anton Reichenow: Uferläufern. Er ist Standvogel in den erwähnten Localitäten. — Lg. 34--36; F. 55; Fl. 18; Schw. 85; L. 5,8—6,2 Cm. Philomachus pugnazx (L.). — v. Hgl. N.O.Afr., p. 1180. Nur einmal an einer Lagune an der Goldküste beobachtet. Numenius phaeopus L. — F. et H. 0. Afr., p. 739. An der Goldküste und im Delta des Kamerun beobachtet. An beiden Stellen schienen die Vögel auf der Wanderung zu sein. FAM. IBIDAE. Ibis olivacea Du Bus. — Hartl. W.Afr., p. 231. Diesen in Sammlungen noch seltenen Vogel trafen wir in dem Flussgebiet des Kamerun. Schon lange war uns ein Pärchen der Art durch das laute Geheul aufgefallen, mit welchem es des Abends den Fluss entlang zog, wohl dem gewohnten Schlafplatze zueilend, ohne dieselben in der Dunkelheit erkennen zu können, bis wir eines Abends spät auf dem Flusse Kreuzend, durch'einen glück- lichen Schuss in den Besitz eines Exemplars gelangten. Auch die Neger, welche sich im Allgemeinen gleichgültig gegen die sie um- gebende Natur verhalten, kaunten den durch sein lautes Heulen höchst auffallenden Vogel und nannten ihn nach der Form seines Schnabels „borra“ (das Kanoe), während sie sein Geschrei, das sich etwa durch die Silben „hoohö, hooh6“ u. s. w. wiedergeben lässt, mit ‚„umba borra“ (siehe das Kanoe) übersetzten. Später habe ich den Vogel auch noch einige Male am Tage in den Man- grovesümpfen des Kamerundeltas bemerkt. Das einzige erlangte Exemplar ist im Jugendkleide and folgen- dermassen gefärbt: Oberkopf, Ohrgegend und Kehle dunkelbraun; die Ohrgegend unten durch einen weisslichen Strich begrenzt; Rücken und Bürzel grünlich kupferglänzend, ebenso die letzten Armschwingen; Steuer- federn, Schwanzdecken und Flügeldeckfedern (oben und unten) blaugrün erzglänzend; Schwingen und grosse Handdecken stahlblau glänzend; Federn des Hinterkopfes, Nackens, Halses und der übrigen Unterseite hellbraun, dunkelbraun gerandet, mit graubrau- ner Basis; Hinterkopf- und Nackenfedern verlängert, linearisch, an den Rändern erzgrün glänzend; Tibien dunkelbraun; Gesicht nackt, ein grosser Fleck an der Basis des Unterschnabels und zwei kleinere, vor und hinter dem Auge, hellblau. Iris dunkelbraun; Schnabel röthbraun; Fuss rosa. Lg. 55; F. 14; Fl. 27,5; Schw. 12; L. 5,5; Mttz. 5,8 Cm. | | j Zur Vogelfauna Westafrika’s. 379 FAM. OICONIDAE. Seopus umbretta Gml. — F. et Hartl. O.Afr., p. 727. Nur einmal an der Goldküste, sehr häufig dagegen am Kame- run angetroffen. Er ist ein ungeselliger Vogel, den ich immer nur einzeln gesehen habe. Ein Uebergangsglied zwischen Storch und Reiher, sleicht er doch ersterem mehr als letzterem. Auch der Flug ist storchartig; indessen wird der Hals ‘beim Fliegen immer schwach gekrünmt, auch wenn der Vogel anhaltend weitere Strecken durchmisst.‘ Tıeptoptilus cerumenifer Cuv. — F.et Hartl. O.Afr., p. 722. Nur an der Goldküste einmal in einer kleinen Schaar über- Als bemerkt. FAM. ARDEIDAE, Age minuta L. var. podiceps (Bp.). — F. et H. O.Afr., p. iU8. Die kleine Rohrdommel Afrika’s ist entschieden nicht von der europäischen zu trennen. Der dunklere rostbraune Ton des Hin- terhalses, welchen afrikanische Exemplare zeigen, kommt ja bis- weilen auch bei solchen aus unseren Gegenden vor. Man darf die Form nur als dunklere Varietät bezeichnen, die auch hinsichtlich geographischer Verbreitung nicht Ausschliesslichkeit beanspruchen kann. Die Lebensweise des in Rede stehenden Vogels ist in Afrika genau dieselbe als bei uns. Wir trafen den Vogel nur an der Goldküste, dort aber sehr häufig. Sein Nest fanden wir in Binsen auf nassem Boden, aus trockenem Schilfgras gebaut, einmal auch auf den Zweigen eines Busches. Die Eierzahl des Galsger beträgt vier. Lg. der Eier 31—32,5, Br. 24—25 Mm. Bei frisch getödteten Vögeln ist der Fuss grünlichgelb, Sehna- bel gelb mit schwarzer Spitze, Iris goldgelb. Lg. 34—38; F. 4,9; Fl. 13; Schw. 5; L. 4 Cm. Ardea Sturmi Wagl. — F, et Hartl. O. Afr., p. 704. Einen jungen Vogel dieser Art erlegte ich bei Acera. Lauf und Zehen oben grünlichgrau, auf der Sohle gelb; Zügel velb; Oberscehnabel hornbraun, Unterschnabel blass. Lg. 34; F. 3,7; Fl. 15,5; L. 4,4 Cm. Ardea comata Pall. — F. et Hartl. O. Afr., p. 697. An der Goldküste bei Accra als Brutvogel angetroffen, stets zusammen mit Ardea gularis und alba. Bei jungen Vögeln Iris blassgelb; Schnabel schmutzig gelb- grün, an der Firste hornbraun; Zügel und Augengegend gelbgrün; Fuss hellgrün, Sohlen der Zehen gelb. 380 Dr. Anton Reichenow: Lg. 48—52; F. 5,9—6,2; Fl. 20—21,5; Schw. 73; L. 5,5—5,8 Cm. Ardea atricapilla Afzel. — F. et Hartl. O. Afr., p. 701. Der gemeinste Reiher an der Goldküste wie in der Kamerun- gegend. Am ersteren Orte brütend gefunden. Die Nester standen auf Mangrovebäumen, zuweilen mehrere auf demselben Baume, waren aus dürren Reisern lose gebaut, mit flacher, nicht ausgefüt- terter Mulde. Das Gelege bilden in der Regel drei blaue Eier, welche in der Länge zwischen 36 und 40, in’ der Breite zwischen 27,5 und 29 Mm. schwanken. Ich habe niemals gesehen, dass dieser Reiher sich unter Gesellschaften verwandter Arten mischte. Er liebt ein einsameres Leben, zeigt sich ungern an freien Wassern, sucht vielmehr stille Buchten und von Wald umgebene Kanäle, an denen er einzeln, unter Gebüsch und überhängenden Baumzweigen verborgen, den Fischfang betreibt. Bei Alten zur Brutzeit Iris mit gelbem Innen- und rothem Aussenrand; Obersehnabel schwarz; Unterschnabel grünlichgelb mit schwarzen Schneidenrändern und Spitze; Zügel gelb; Fuss gelb. Bei Jungen Iris blassgelb; Oberschnabel hornbraun; Unterschnabel blass grünlichgelb; Fuss sölberin oder bräunlich, Sohle gelb; Zü- gel gelbgrün. Lg. 44—48; F. 5,8—6; Fl. 17; Schw. 6—7; F. 4,5 Cm. Ardea gularis Bose. — F. et Hartl. O. Afr., p. 691. Auch dieser Reiher war häufig an allen von mir besuchten Punkten, von der Goldküste bis zum Gabun. Uebereinstimmend mit den Beobachtungen Anderer fand ich diese Art nur am Salz- und Brakwasser, an der Meeresküste, an Lagunen und Flussmün- dungen. Der Name „Meerreiher“ ist höchst bezeichnend für den Vogel. Er ist sehr gesellig; auch während der Brutzeit sieht man ihn stets mit Seinesgleichen zu kleinen Flügen vereinigt ziehen und fischen. An der Goldküste fanden wir nach der Brutzeit grössere Gesellschaften zusammen mit Ardea alba. Weisse und gescheckte Exemplare kommen häufig. vor. | | Bei Alten zur Brutzeit Iris gelb; Schnabel hornbraun, Unter- schnabel heller; Tibia und Lauf schwarz; Zehen gelb. Bei Jungen sind die Füsse gelbgrün; Lauf und Tibia färben sich vom Gelenk aus allmälig schwarz, daher man oft Exemplare findet, deren Läufe halb gelb und halb schwarz gefärbt sind. Lg. 59—64; F. 8,8—9,3; Fl. 25,5—26; Schw. 9; L. 9 Cm. Zur Vogelfauna Westafrika’s. 381 Ardea alba L. (var. flavirostris). — F. et Hartl. O.Afr., p. 683. Häufig an der Goldküste. FAM. OCHARADRIIDAE. Charadrius pecuarius Temm. — v. Hgl. N.O.Afr., p. 1033. Von der Goldküste bis zum Gabun am Meeresgestade, an La- gunen und Flussufern paarweise oder in kleinen Gesellschaften an- getroffen. In der Lebensweise unterscheidet sich die Art nicht von anderen Regenpfeifern. Iris dunkel; Schnabel schwarz; Fuss grau. Lg. 15 Cm. Chettusia inornata Sws. — Sws. W.Afr. IL, p. 239. Mit dieser Art, aber nicht mit melanoptera Rüpp., wie von Finsch et Hartl. O.Afr. p. 639 geschehen, ist Chetiusia frontalis Sund. zu vereinigen. Die von mir an der Goldküste gesammelten Vögel stimmen genau mit der typischen frontalis, welche sich von Sundevall aus dem Kafferlande in der Berliner Sammlung befindet. Obwohl Swainson’s Beschreibung seiner nornata höchst unvollkom- men ist, so weisen doch die angegebenen Maasse, welche mit den von mir genommenen übereinstimmen (vergl. unten), sowie die be- zeichnende Bemerkung „2 Quills nearly all pure white with a littie black at their base“ auf die Gleichartigkeit mit frontalis. Bei me- lanoptera sind dagegen die ersten Armschwingen an der Basis weiss und an der Spitze schwarz. Dieselbe unterscheidet sich fer- ner durch grössere Maasse (vergl. unten), durch die schwarze Querbinde auf der Oberbrust, mit welcher sich das Grau des Hal- ses scharf gegen das Weiss der übrigen Unterseite absetzt, welche bei nornata niemals so dunkel, nur schwarzgrau ist, durch die rein weissen Armdecken erster Ordnung, welche bei inornata die Färbung des Rückens und weisse Spitzen haben, durch das Fehlen der bei letzterer Art vorhandenen weissen Spitzen der drei letzten Handschwingen, durch die breite schwarze Binde über alle Steuer- federn, welche bei :nornata nur auf den mittelsten Steuerfedern vorhanden ist, während die beiden äussersten rein weiss sind, die dritten einen kleinen, schwarzbraunen Fleck auf der Innenfahne haben. Bei jungen Vögeln der letzteren Art findet man übrigens auch auf den äussersten Schwanzfedern Andeutungen der Quer- binde, welche mit zunehmendem Alter verschwinden. Da Swainson Exemplare vom Senegal beschrieb, Sundevall seine frontalis aus dem Kafferlande erhielt, ich selbst die Vögel an der Goldküste sammelte und endlich neuerdings durch die deutsche Expedition nach Westafrika Exemplare von der Loango-Küste ge- 382 Dr. Anton Reichenow: sandt wurden, so ergiebt sich die ganze Westküste als Verbreitungs- kreis der Art. Die melanoptera kommt nicht im Westen vor. Wir beobachteten die Vögel nach der Brutzeit in kleinen Gesell- schaften in dem hohen Grase einer trockenen Wiese oder auf freien Stellen in der Nähe einer Lagune, doch nie unmittelbar am Was- ser. Auf dem Boden gleichen sie in ihren Bewegungen sehr un- seren Kiebitzen; der Ruf ähnelt dem unseres Triel. Iris goldgelb; Schnabel und Fuss dunkelgrünlich grau. | Be. NE: Fl: Schw: L.: 24—26. 2—2,3. 17,5—18. 7. 6,1—6,5 Cm. inornata SwS. 20: 6 PR) | 16,5. 1,.B melanoptera Rüpp. 29. 2,8. 21. 86. Charadrius varius (Briss.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 644. Nur an der Goldküste in kleinen Schaaren bemerkt. Oursorius senegalensis (Leht.). — v.Hgl. N.O.Afr., p. 968. Mehrfach an der Goldküste bei Accra gesehen. Hier hielten sich die Vögel an freien, sandigen Plätzen in einer Steppengegend auf oder auf dem sandigen Strande einer Lagune. Ich bemerkte sie nur paarweise. Der Flug ist langsam, aber leicht. Iris dun- kel; Oberschnabel schwarzgrau, Unterschnabel blasser mit dunkler Spitze; Fuss kalkweiss. Lg. 19,5—20; F. 2; Fl. 11,5; Schw. 5; L. 4 Cm. FAM. OTIDIDAE. Otis melanogaster Rüpp. — F. et Hartl. O. Afr., p. 614. Vorstehende Trappenart möchte die einzige sein, welche sich über das ganze westafrikanische Küstenland verbreitet, Denhami gehört jedenfalls Innerafrika an, während senegalensis und arabs auf die nördlichsten Theile Westafrika’s beschränkt zu sein sehei- nen. Wir fanden obige Art an der Goldküste in einer kleinen Ebene bei Acera. Die Vögel waren gar nicht scheu, gingen we- nige Schritte vor uns auf, so dass wir sämmtliche Individuen, welche wir in jener Oertlichkeit beobachteten, erlegten. Die frühere Bemerkung über Eupodotis senegalensıs (Journ. f. Orn. 1873, p. 213) bezieht sich auf diese Art. Iris hellbraun; Sehnabel oben hornbraun und unten blass; Fuss gelblichweiss. Lg. 60; F. 4,5; Fl. 31; Schw. 15; L. 13,5 Cm. FAM. STRUTHIONIDAE. Der Strauss ist entschieden aus der Vogelfauna Westafrika’s zu streiehen. Er findet nirgends in dem Küstensaume passende Zur Vogelfauna Westafrika’s. 383 Wohnstätten. Wenn er aus Senegambien gebracht wurde, so war er wahrscheinlich in den südwestlichen Gebieten der Sahara er- lest. An den von mir besuchten Punkten habe ich nie die ge- ringste Nachricht über den Vogel erhalten, ein Zeichen, dass er auch tiefer im Binnenlande nicht vorkommt, denn andernfalls würden die Eingeborenen, welche alle auffallenden Naturproduete den Europäern an die Küste bringen, sicher Eier oder Federn die- ses Vogels dem Handel zuführen. Rasores. ‘Von Scharrvögeln haben wir nur zwei Arten sammeln können. Nur einmal sah ich eine Numida (cristata?), obwohl wir uns oft und längere Zeit in Steppengegenden aufhielten, wo wir die Perl- hühner sicher erwarteten. Coturnie Adansoni-Verr. — Hartl. W.Afr., p. 204. An der Goldküste, am Kamerun und Gabun häufig getroffen. Sie bewohnen Grasebenen und gemischte Steppen. Während der Brutzeit behauptet jedes Pärchen sein bestimmtes Gebiet; nach derselben treiben sie sich mit ihren Jungen umher. Sie liegen sehr fest und werden oft von Negerknaben, die dem Rufe folgend sich im hohen Grase heranschleichen, mit der Hand gefangen. Der Ruf gleicht dem unserer Wachtel. In Kameruns fand ich im November ein Nest dieses Vogels, welches an der Erde in einer Vertiefung flach aus trockenen Grashalmen gebaut war, durch überhängende Grasbüschel versteckt. Die 3 Eier, welche dasselbe enthielt, glei- ehen in der Färbung vollständig denen unseres Rebhuhnes, haben jedoch keinen Glanz; Lg. 21—22; Br. 17—18 Mm. Beim Alten Iris rothbraun; Schnabel schwarzgrau; Fuss orange. Beim Jungen Iris nussbraun; Schnabel bleigrau, unten heller. Lg. 15—16; F. 1; Fl. 8; Schw. 3; L. 2 Cm. « Francolinus biealearatus (L.). — Hartl. W.Afr., p. 201. Ein sehr häufiger Brutvogel in Ebenen und gemisehten Step- pen, Jams und Maisfeldern an der Goldküste. Iris dunkelbraun; Schnabel schmutziggelb; Fuss gelblichgrau. Le. 33; F. 2,2; Fl. 15,5; Schw. 6,5; L. 4,7 Cm. Hinsichtlich der Raubvögel fällt der Mangel an Geiern in un- serem @ebiete auf. Mit Sicherheit wurde nur eine Art, der Mönchs- geier, nachgewiesen. Auch diese fehlt vielen Oertlichkeiten und ist da, wo sie vorkommt, nieht häufig. Der Secretär dürfte auch auf die nördlichen Distriete, wo er am Gambia gefunden wurde, 384 Dr. Anton Reichenow: beschränkt sein. In gleicher Weise scheinen die meisten Eulenar- ten eine beschränkte Verbreitung zu haben; von uns wurde nur eine, die nachfolgend aufgeführte, bemerkt. FAM. VULTURIDAE. Neophron pileatus (Burch.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 35. Der einzige Geier Westafrika’s. Ussher erwähnt den Vogel (Ib. 1874, January) als häufig bei Cape coast, wo er die Reinigung der Strassen versehe, was mich um so mehr befremdet, da ich ihn in dem kaum 18 deutsche Meilen von jener Stadt entfernten Acera vermisste, obwohl auch hier die nächsten Umgebungen der Stadt als Abtrittorte benutzt wurden, der Tisch also stets für ihn ge- deekt war. Auch bei anderen Ortschaften der Goldküste sah ich ihn nicht, nur in den Bergen von Aguapim bei der Missionsstation - Aburi traf ich einmal ein Pärchen mit einem Jungen, wovon ich das Weibchen erlegte. Später sah ich den Vogel am Wuri, dem (Quellllusse des Kamerun. Iris dunkelbraun; nackte Kopftheile rothviolett; Wachshaut blasser; Schnabel bräunlichgrau; Fuss hell bleigrau; Nägel schwarz Lg. 69; F. 7; Fl. 47; Schw. 25; L. 7,6. FAM. FALCONIDAE. Gypohierax angolensis (Gm.). — F. et Hartl. O. Afr., p. 37. Der Geierseeadler ist der gemeinste Raubvogel an den Flüs- sen Westafrika’s. Ich traf ihn am Niger, ungemein zahlreich am Kamerun und am Gabun. Der Vogel ist Seeadler in seinem ganzen Wesen. Der Flug, die Gestalt des fliegenden Vogels stimmt ganz mit unserem Seead- ler überein. Gleich ihm stürzt er sich oft spielend aus hoher Luft eine Strecke herab; ruhig schwebend schraubt er sich wieder im Aether empor. Als echter Seeadler ist er auch an die Küste, an die Flussufer gebunden. Im Binnenlande, wo grössere Wasser fehlen, in den Bergen sieht man ihn nicht. Seine Nahrung besteht vorzugs- weise in Fischen. In geringer Höhe schwebt er über der Wasser- - Näche, streicht im Bogen, in ziemlich träger Weise, herab, sobald er einen Eisch erspähte, und nimmt denselben von der Oberfläche auf. Mehrfach sah ich den Geierseeadler graue Papageien verfol- gen, welche in sichtbar grosser Angst mit lautem Krächzen flohen. Während ich früher geneigt war, solche Verfolgung für Spiel an- zusehen, ist es mir jetzt nach der interessanten Mittheilung Ussher’s (Ibis 1874), welcher den @ypohierax auf eine junge Ziege stossen sah, unzweifelhaft, dass der Vogel den grauen Papageien in der Zur Vogelfauna Westafrika’s. 335 That nachstellt, und sicherlich vermag er, obwohl selbst kein ge- _ wandter Flugkünstler, diese ungeschiekten Flieger einzuholen und zu überwältigen. Der Horst steht immer an den Flussufern auf den höchsten Bäumen und ist oft ein gewaltiger Bau. Beide Geschlechter sind gleichgefärbt. Iris hellorange; Zügel und Augengegend orange bis rothgelb; nackte Kehlseiten orange; Schnabel bläulichgrau, Wachshaut schmutziggelb; Fuss ensahen. Iris braun. Lg. 60; Fl. 40; F. 5,8; Schw. 20; L. 5,5 Cm. Haliactus vocifer (Daud.). — F. et Hartl. O. Afr., p. 38. Sah ieh häufig am Kamerun und Wuri: eine prächtige Er- scheinung, wenn er auf den höchsten Wipfeln des imposanten Woll- baumes (Dombax) sitzend sein Revier überschaute oder sich er- hebend über dem Flusse seine Kreise zog. Pandion haliaötus (L.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 40. Bemerkte ich am Kamerun und seinen Quellflüssen vielfach in den Monaten Januar bis März, zweifellos waren die Vögel auf der _ Wanderung; für die Kamerungegend ist die Art sicher nicht Brutvogel. Spizaetus occipitalis (Daud.). — F. et Hartl. O.-Afr., p. 50. Fanden wir am Wuri und in den Kamerunbergen in etwa 4000' Höhe, wo er jedenfalls brütet. Er liebt den Hochwald, wo man ihn auf hervorragenden Baumwipfeln mit angelegter Holle oft lange Zeit auf derselben Stelle unbeweglich sitzen sieht. Spizaetus coronatus (L.). — Hartl. W. Afr., p. 5. Mehrfach in den Kamerunbergen beobachtet. Helotarsus ecaudatus (Daud.). — F. et Hartl. O. Afr., p. 51. Einmal an der Goldküste fiegend gesehen. Pernis apivorus (L.). — Hartl. W.Afr., p. 10. Kommt in den Niederungen des Kamerun, wie ich vermuthe, als Standvogel vor, da er auch in der Sommerzeit erlegt wurde. j Bei einem jungen Exemplar ist die Iris grauolivenbraun;; Wachs- haut gelb; Schnabel gelb mit schwarzer Spitze; Fuss gelb. Le. 56; Unterschnab. vom Mundw. 3,2; Fl. 38; Schw. 25; L. 5,2 Cm. Asturinula monogrammica (Temm.). — F. et Hartl. O. Afr,, p. 53% Ein häufiger Vogel in den Kamerunniederungen und am Wuri. Er hält sich gern an Flussufern auf und führt ein sehr verstecktes Dasein. Niemals zeigt er sich freisitzend, sondern baumt immer in Cab. Journ. f, Ornith. XXU. Jahrg. No. 128. Ootober 1874, 25 386 Dr. Anton Reichenow: dichten Baumkronen, wo er auch gefangene Beute verzehrt. Die Nahrung besteht vorzugsweise in Reptilien, die er von der Erde oder von Bäumen aufnimmt. In der Kamerungegend sah ich die Vögel besonders der dort häufigen Agama colonorum nachstellen. Bei einem alten 2 Iris zinnoberroth; Wachshaut und Fuss mennigroth; Schnabel schwarz, Basis des Unterschnabels gelb, Mundwinkel mennigroth. Bei einem alten & dieselben Farben, aber Iris dunkelbraun. Vielleicht möchten diese verschiedenen Färbungen der Iris mit den Geschlechtsunterschieden constant verbunden sein. Sollten aber Altersverschiedenheiten zu Grunde liegen, so würde die braune Färbung die des älteren, vielleicht zwei- oder dreijäh- rigen Vogels sein, da von beiden beschriebenen Exemplaren das & unbedingt älter- ist. Lg. 2 37, & 33; F. 2,6; Fl. 21—22,5; Schw. 14,5—16; L. 5 Cm. Milvus Forskali (Gml.). — F. et Hartl. O. Afr., p. 63. Ist in den von mir besuchten Gegenden der Goldküste, im Gä- Lande und Aguapim nur selten, häufig dagegen am Gabun und in der Kamerungegend. Hier war er als Hühnerdieb den Negern sehr verhasst. Die Leute äusserten stets eine unbändige Freude und brachten uns Ovationen, wenn wir den gehassten „obi“ erlegten. Die Hauptnahrung dieser Vögel besteht ie Fischen, nebenbei in Reptilien und Mäusen. Wenn zur Zeit der Dürre versengte Gras- flächen von den Negern in Brand gesteckt wurden, sammeln sich die Schmarotzermilane immer in Schaaren vor der Feuersäule und stossen durch die Rauchwolken auf die fliehenden Reptilien, Mäuse und Insekten. Den Horst stellen sie gern in der Nähe des Was- sers auf die höchsten Bombax-Bäume. Iris hellbraun; Wachshaut, Schnabel und Fuss gelb. Lg. 51—56; F. 5,2—3,5; Fl. 39—40; Schw. 26—30; L. 4,5 Cm. Elanus coeruleus (Desfont.). — F. et Hartl. O. Afr., p. 65. “ Fanden wir als häufigsten Raubvogel in der Umgegend von Accra. Er liebt freie Steppenlandschaft, ruht hier auf Baum- oder Strauchspitzen, welche genügende Umschau gewähren, erhebt sich abstreichend zu geringer Höhe in die Luft, steht hin und wieder | rüttelnd über einer Stelle, und stösst auf die erspähten Kerbthiere | oder Mäuse. Letztere bilden seine Hauptnahrung. Wo er keine Störung zu befürchten hat, verzehrt er seine Beute auf dem Boden auf der Stelle, wo er sie gefangen. Iris dunkel: Schnabel schwarz; Wachshaut und Fuss gelb. Lg. 39; F.:2; El: 215 a. 13; L. 3,5 Cm. Zur Vogelfauna Westafrika’s. 387 Nisus tachiro (Daud.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 78. Wurde in den Vorbergen des Kamerun bei Bimbia und Victo- ria beobachtet. Wie verwandte Arten lebt er im dichten Walde und ist sehr sewandt, kleine Vögel durch Baumzweige und Ge- sträuch hindurch zu verfolgen. Iris, nackter Ring um das Auge und Zügel orange; Schnabel bläulichgrau, an der Spitze schwarz; Wachshaut grünlichgelb; Fuss gelb. Lg. 36,5; F. 2,4; Fl. 20; Schw. 17; L. 6,4. FAM. STRIGIDAE. Bubo leuwcostictus Temm. — Hartl. W.Afr., p. 18. Die einzige beobachtete Eule. Mehrfach am Kainerun be- merkt und ein junges Exemplar gesammelt. Iris blassgelb; Schnabel, Wachshaut und Zehen gelb. Lg. 42; Fl. 30; Schw. 19; L. 3,5.Cm. Columbae. An Tauben ist unser Gebiet reich; auch die Individuenzahl der Arten auffallend gross. Die Frucht- und Turteltauben wan- dern nach beendeter Brut während der Trockenzeit und erscheinen oft in grossen Schaaren an einzelnen Stellen. Chalcopelia afra (L.). — F. et Hartl. O.Afr,, p. 554. An der ganzen Westküste. Die häufigste Taube, neben Pye- nonotus obscwrus der gemeinste Vogel überhaupt an allen von mir besuchten Localitäten. Man begegnet diesen niedlichen Täubchen in Steppen, in Wald- lichtungen, Feldern und in den Ortschaften. Wo niedriges, dichtes, undurchdringliches Gebüsch zusammenhängend grössere Flächen bedeckt, halten sie sich vorzugsweise auf. In solche Dickichte bauen sie ihre Nester. Hier hört man beständig ihren melancho- lischen Ruf, ein vielfach wiederholtes, klangvolles „Puh“. Auf Bäumen sieht man sie niemals. Die Nahrung besteht vorzugs- weise in Grassamen. Bei Alten Iris dunkelbraun; Schnabel dunkel bräunlichroth mit rothgelber Spitze; Fuss dunkel karminroth. Bei Jungen Schnabel schwarzgrau; Fuss röthlichviolett. Hinsichtlich des verschiedenen Metallglanzes der Flügelllecken trete ich der von Finsch und Hartlaub, Orn. O.Afr., p. 554, ent- wickelten Ansicht bei. 25% 388 Dr. Anton Reichenow: Zur Vogelfauna Westafrika’s. Lg. 20 —21; F. 15; Fl. 9,5— 10,5; Schw. 8—9; L. 1,5—2 Cm. Peristera tympanistria (Temm.). — F. et Hartl. O.Afr., p. 558. Fand ich öfter in den Niederungen des Kamerun, des Gabun und in den Kamerunbergen, an Waldsäumen, Lichtungen oder im diehten Urwalde. Der Lockruf ist ein kurzes „Turr“. Iris braun; Schnabel schmutzigrothviolett; Fuss karminroth. Lg. 23; Fl. 11,5 Cm. Turtur senegalenses (L.). — F. et Hartl. O. Afr., p. 551. Mehrfach in der Umgegend von Acera an der Goldküste. Lg. 25 Cn. Turtur albiventris. — F. et Hartl., p. 548. Selten bei Acera. Lg. 25 Cm.; Iris dunkel; Schnabel schwarz; Fuss rothviolett. Turtur semitorquatus Rüpp. — F. et Hartl. O.A., p. 541 Diese Art ist häufig in der Kamerungegend. Nach der Brut- zeit schlagen sich die Vögel oft zu grösseren Schaaren zusammen, welche gemeinsam umherwandern. Die Nahrung besteht in Gras- samen und Baumbeeren, deren Kerne wir im Magen der Erlegten fanden. Der Ruf dieser Taube besteht in zwei langen und vier kurzen, halben Tönen. Iris hellroth ; Schnabel schwarz mit weinrothem Schein; nackte Augengegend und Fuss dunkel bräunlichroth. Le. 31—33; F. 1,7; Fl. 17; Schw. 13, E. Ze Treron calvus (Temm.). — Hartl. W.Afr., p. 192. Häufig am Kamerun und südlich bis zum Gabun. Die Fruchttauben unterscheiden sich auch im Fluge durch gleichmässigere Flügelschläge von anderen Tauben. Der Lockruf der vorstehenden Art ist ein gedehntes „turr“. Diese Vögel sollen sich auf der Wanderung zuweilen zu grossen Schaaren vereinigen. Iris hellblau; Sehnabel an der Basis zinnoberroth, an der Spitze grau; Fuss gelb, Nägel grau. Lg. 27, F. 23; Fl. 14,5; Schw. 8,2; L. 3,2 Cm. (Schluss folgt.) Notizen über einige Vögel Pommerns. Oyanecula coerulecula | Ist ein sehr häufiger Vogel in den Waldbrüchen längs der Oder. Meiner festen Ansicht nach hat Altum vollständig Recht, wenn Dr. A. Hansmann: Notizen über einige Vögel Pommerns. 389 er (Naumannia, Jahrgang 1855) die drei Formen mit weissem und braunem Sterne und ganz ohne einen solchen für derselben Speeies angehörig hinstell. Habe ich doch damals mit ihm zusammen an seinem gefangenen Blaukehlchen diese drei an der angeführten Stelle geschilderten Färbungen zu verschiedenen Zeiten an einem und demselben Vogel auftretend bemerken können. Auch hier sind mir vielfach Blaukehlehen zu Gesicht gekommen, welche bei schein- bar vollständig blauer Brust dennoch den weissen Fleck bereits unter der blauen Decke zeigten, wenn die Federn an dieser Stelle ein wenig bei Seite geschoben wurden. Ebenso fand dies mit einem braunen Sterne statt, und endlich habe ich Exemplare gesehen, bei denen der weisse Stern eine braune Einfassung zeigte. Oft hörte ich von den Männchen einen eigenthümlichen War- nungsruf, welcher die grösste Aehnlichkeit mit dem Zirpen von Fring. eoelebs (dem sogenannten Triefen) hatte und laut, ängstlich und wiederholt ausgestossen wurde. Ebenso musste ich vielfach das Nachahmungstalent unseres Sängers bewundern, welcher in sein Lied zuweilen Passagen aus demjenigen der Finken, der schwarz- köpfigen Grasmücke, der Schwarzdrossel, das schmeichelnde Pfei- fen von S£rigiceps cyaneus u. cineraceus, den Ruf des grossen Brach- vogels N. arcuata, den Warnungsruf von 7. merula und noch viele andere fremde Stimmen eintlocht. Fast komisch klang es aber, als ich einmal von einem Blaukehlchen die vollständig ge- lungene Nachahmung des Rufes des Märzenvogels, Anas boschas vernahm. Natürlich konnte die kleine Kehle den breiten und hei- seren Ton nicht in seiner ganzen Stärke wiedergeben. Er war, wie auch die übrigen Copien, den Stimmmitteln des klemen Künst- lers angepasst, wodurch die Fertigkeit des Spötters nur noch mehr an’s Licht trat. Brachyotus palustris war im Jahre 1872 in der Umgegend Stettins ein sehr häufiger Brutvogel. Ueberall konnte man, auch bei dem leuchtendsten Son- nenscheine, die flappenden Flügelschläge der kreisenden Männchen in der Luft sehen. In der höchsten Extase schossen sie auch mit steifen Schwingen und mit dem ganzen Körper zitternd bis halb zur Erde herab, welche Bewegung stets einen deutlich erkennbaren tremulirenden Ton, an das Meckern der Becassine erinnernd, her- vorbrachte. Im Ganzen zeigte sich die Sumpfeule wenig scheu, be- sonders des Abends. Hier ist es sogar vorgekommen, dass ein flügger Vogel auf den Schienen sitzend und die Laternen eines 390 Dr. A. Hansmann: daher brausenden Eisenbahnzuges anstaunend, darüber das Weg- fliegen vergass und von den Rädern erfasst und zermalmt wurde. Der Locomotivführer rief dem nicht weit davon entfernt stehenden Wärter zu, es wäre eben hinter ihm ein Hase todt gefahren wor- den. Letzterer, sich schon auf den unverhofften Braten freuend, fand sich allerdings durch die später aufgehobene Eule enttäuscht, von welcher letzteren er mir am folgenden Tage die Rudera zeigte. Im folgenden Frühling und Sommer war übrigens diese Eule so gut wie aus der Gegend verschwunden. Pica eaudata. Baut mitunter wunderliche Nester. So fand ich vor zwei Jah- ren ein solches etwa 6 Fuss hoch auf einer kleinen krummen Erle stehend. Das Baumaterial hätte wohl eine recht tüchtige Karren- ladung abgeben können, denn das Nest selbst hatte, wenn auch nicht die Höhe, doch den reichlichen Umfang eines Storchnestes. Die Reiser der Unterlage hatten wohl anfänglich auf Stamm und Zweigen der Erle nicht recht haften wollen, wodurch die Vögel ge- nöthigt wurden, stets neues Material gegen das hinabgeglittene gegenzupacken, bis der ganze Bau durch seine eigene Schwere zum Stehen kam. Auf diese Weise entstand denn der Riesenbau, welcher äusserlich gar keinem Neste glich, so dass ich, nach Kra- nichen schleichend, mehrmals bei demselben vorüberkam, ohne es weiter zu beachten. Der Napf war übrigens sauber mit Lehm ge- baut und enthielt sieben Eier, welche auszubrüten ich den Spitz- buben aber nicht vergönnte. Später fand ich ein zweites Nest des- selben Paares mit fast flüggen Jungen. Dies war nun gerade das Gegentheil des ersteren, indem es kaum mehr als den Umfang eines Tellers zeigte. Uebrigens habe ich vor Jahren am Obrasee bei Wollstein im Grossherzogthum Posen einen ähnlichen Bau von Salcaria turdordes gefunden. Derselbe hatte eine Länge von etwa 2!/, Fuss, begann bei circa 2 Fuss Höhe über dem Wasser und endete mit dem eigent- lichen Neste etwa 4%), Fuss hoch. Hierbei war recht deutlich zu sehen, dass das Material zur Unterlage an den glatten Rohrhal- men nicht hatte haften wollen und so die Vögel zwang, immer weiter zu bauen, bis das Monstrum zuletzt fertig wurde. Die Un- terlage war, bis sie den Napf des Nestes wirklich erreichte, ziem- lich locker gebaut, wie diesauch nicht anders sein konnte, und sah aus, als wäre ein dichter Klumpen Pflanzenfasern weit in die Länge gezogen worden. Notizen über einige Vögel Pommerns. 391 ' Carpodacus eryihrinus d wurde vor mehreren Jahren in den ersten Tagen des Juni von mir zwischen Stettin und Finkenwalde erlegt. Bei einbrechendem Abend am Rande eines Erlenbruches entlang gehend, höre ich einen Vogelruf, die Noten des Pirols, wenn auch bei Weitem nicht in dessen vollen klangreichen Flötentönen, sondern schwach und nur wenig melodisch wiederholend. Ich hatte einen solchen Ruf bisher noch nie vernommen, und mein erster Gedanke war, dass ein Vogel, etwa Chlorospiza chloris, mit seinem Gesange gänzlich ausgeartet wäre, wie ich dies bereits öfter bei Rubecula famkliaris, Muscicapa atricapilla, auch Phyllopneuste trochilus gefunden hatte. Näher hinzukommend, erblickte ich auf der Spitze einer Weide einen kräftig und doch schlank gebauten Vogel, welcher schwanz- fechtend jenen Ruf vernehmen liess. Mochte der Flötist nun sein, wer er wollte, ich musste über seine Person vollkommene Auf- klärung haben, nahm das Gewehr an den Kopf und der Vogel stürzte zu Boden. Der Leser möge sich übrigens mein Erstaunen denken, als ich in dem aufgehobenen ein prachtvoll gefärbtes & von Carpodacus eryihrinus erkannte. Ein 2 konnte ich, weiter um- herspähend, nicht bemerken, da es bereits zu dunkeln anfıng. Meine Zeit erlaubte mir es nicht, am folgenden Tage die Unter- suchung fortzusetzen, und hätte ich vielleicht noch mehrere Indi- viduen dieser Art angetroffen. Später freilich habe ich niemals wieder etwas davon aufgefunden. Strigiceps cineraceus ist nicht schwer von seinem Vetter cyaneus im Fluge zu unter- scheiden. Während bei letzterem der Flug plumper ist, an den- jenigen der Milane entfernt erinnernd, ist der erstere eine schlan- _ kere, lebhaftere, den Edelfalken sich nähernde Erscheinung. Selbst bei beschleunigter Fortbewegung entfaltet sich der Schwanz von Strig. eineraceus meistens nicht, während dies bei Serig. cyaneus sehr bald geschieht. Die Wiesenweihe ist übrigens hier, in der Nähe Stettins, bei Weitem weniger häufig, als die Kornweihe , letzterer gegenüber etwa in dem Verhältniss wie 1 zu 5 vorkommend. Dr. A. Hansmann. Briefliches über Nistkästen. Die von Hrn. Dr. Hansmann (Journ. 1873, S. 312) aufgewor- fenen Fragen veranlassen mich folgende wenige Beobachtungen mitzutheilen, indem ich hoffe, dass, wenn jedes Mitglied unserer 392 6. v. Koch: Briefliches über Nistkästen, Gesellschaft dies thut, sich die Nistkästenfrage bald klären wird. ’ | ad 1. Im ganzen Saalthal und ausserdem in vielen Gegenden Deutschlands findet man schon seit langer Zeit Nistkästen für Staare aufgehängt. Dieselben werden sehr gerne bewohnt und sah ich vor einiger Zeit auf einem e inzigen Kastanienbaum von 13 Kästen 9 mit Staaren besetzt. Wird eins dieser Logis von den Staaren nicht bewohnt, so siedeln sich schnell Sperlinge darin an; leer bleibt selten eins. — Ich habe in einem Garten bei Jena schon über 100 besetzte Kästen gesehen. — ad a). Gewöhnlich sieht man die Nistkästen nur in Gärten, doch habe ich auch schon mitten in Städten an Hausgiebeln u. s. w. solehe gesehen, und zwar mit Staaren oder Sperlingen, selten auch mit Seglern (Cypselus) besetzt. Zn ad b). Ausser Staaren und Sperlingen fand ich in vielen Gär- ten einzelne Pärchen Meisen und auch Rothschwänze die Kästen benutzen, und in ganz niedrigen Brettkästchen brüten auch Fliegen- schnäpper. — Dass mehrere Vögel die Nistkästen sehr gern aufsuchen, mögen noch folgende Beispiele zeigen: Mit Staaren ist es mir schon in jedem Frühjahr passirt, dass in die früh aufgehängten Kästen schon Abends ein Pärchen eingezogen war. — Ein Rothschwänz- chen, Auticilla tithys, wollte in diesem Frühling sein Nest an einem ganz unpassenden Ort aufschlagen und war schon ziemlich damit fertig, als ich es bemerkte und das Nest zerstörte. Darauf hing ich ein Kästchen mit halber Vorderwand an die Seite einer Bret- terhütte, und schon nach 2 Tagen war der Vogel eingezogen und brütete auch glücklich seine Jungen aus. — Nicht ‚weit vom Was- ser, an einem stillen Platz, baute ich aus einigen Steinen ein Nist- local für Bachstelzen und hatte auch die Freude, bald ein Pärchen einziehen zu sehen u. s. w. — Indem ich hoffe, dass man aus diesen wenigen Worten ersehen möge, dass, wenn auch zur Ansiedlung der meisten Vögel ein Ken- ner gehört, es doch Arten giebt, welche sehr leicht mit Nist- kästen fürlieb nehmen. Jena, 10. November 1873. G. v. Koch. M. Th. v. Heuglin: In China beobachtete europ. Vögel. 393 Verzeichniss ar in China beobachteien Vögel. Nach R. Swinhoe. Von M. Th. v. Heuglin. Mehr und mehr tritt die Naturkunde in ihrer Entwicklung aus dem alten, engen und pedantischen Rahmen der Systematiker heraus. | Der Forscher begnügt sich nicht mehr mit dem blossen Er- kennen und Beschreiben der Art nach ihren äusseren Merkmalen. Er sucht auch einzudringen in den Haushalt der Natur, indem er Beobachtungen über Lebensweise, Fortpflanzung und andere Eigen- - thümlichkeiten jeder besondern Thier- und Pfianzenform anstellt. - Von nicht minderer Wichtigkeit ist das Studium der Verbrei- tung der einzelnen Arten, sowohl in horizontaler, als in vertikaler Riehtung, die fortschreitende Ausdehnung oder Beschränkung ihrer ursprünglichen Wohnsitze, ihr Gebundensein an gewisse, von der Natur oder der Oultur gegebene Bedingungen, kurz ihre zo0-geo- graphische Stellung. Viele Thiere sind sedentär und in engere oder weitere, ihrer Organisation entsprechende Grenzen verwiesen, manche, namentlich eine grosse Anzahl von Vögeln, die schon vermöge ihrer Flug- werkzeuge weniger an die Scholle gebunden, haben migratorische Gewohnheiten, sie wandern theils regelmässig zu gewissen Jahres- zeiten weit über Länder und Meere, in ferne Klimate und Welttheile. Andere verlassen ihre Heimath nur hier und da, sei es in Folge von besonderen meteorologischen Ereignissen oder wegen eintreten- dem Mangel an Wasser, Nahrung u. dgl. Noch andere bürgern sich aus theilweise noch unergründeten Ursachen in neuen Bezir- ken ein, um nicht mehr zur ursprünglichen Heimath zurück- zukehren. Speciell bei der Klasse der Vögel ist deshalb das Studium der - geographischen Verbreitung ein schwierigeres. Als vorzüglichste Quelle letztere eingehender zu ermitteln, dienen hauptsächlich die - Localfaunen und ornithologischen Reiseberichte. Alle Forscher werden daher literarische Erscheinungen auf diesem Gebiet jederzeit mit Freuden begrüssen, als neue Fundgrube für die Förderung unserer Kenntnisse in der Zoo-Geographie. Den Ornithologen, welche speciell der Avifauna unseres Erd- theils ihr Augenmerk schenken, dürfte es nicht unwillkommen er- scheinen, wenn ich nachstehend eine Liste der europäischen 394 M. Th. v. Heuglin: Vögel wiedergebe, welche der um die ost-asiatische Naturkunde so hoch verdiente Forscher Robert Swinhoe in seinen Birds of China*) aufzählt. Swinhoe kennt 674 in China beobachtete Arten, von welchen nicht weniger als 168 bis 170 auch in Europa gefunden werden. Nicht im Verzeichniss selbst aufgenommen, sondern nur kurz er- wähnt, werden hier weitere 10 asiatische Arten, die entweder nur als irgend einmal nach Westen verschlagen bekannt, oder ohne ganz sichere Nachweise als zufällige Wandergäste unseres Erd- theils notirt worden sind. 1. @ypaötus barbatus. In den Gebirgen westlich. von Peking. 2. Vultur monachus. Gebirge nordwestlich von der Pro- vinz Chelee. **) - 3. Aquela chrysaötus? In den Gebirgen nach der mon- golischen Grenze zu findet sich ein Steinadler, welcher vielleicht der europäischen Form angehört. Ein Gold-Adler, Aguila bifasciata J. E. Gray, scheint weit über China, die Mongolei und Indien verbreitet. Sein Jugendkleid ist jedoch ganz abweichend von demjenigen der echten A. imperialis, das des ausgefärbten Vogels lichter braungrau, mit Ausnahme der braunschwarzen Steuerfedern und Schwingen, ebenso der grossen Flügeldecken, welche eine breite rostfahle Endbinde zeigen, die auf den grossen Schwungfedern weniger deutlich hervortritt. Ver- gleiche Aquxla Mogilnik bifasciata, Schleg. Cat. Mus. Pays-bas, Aguilae p. 3. Swinhoe erwähnt endlich noch einer Aquila amurensis, welche der A. clanga Pall. ähnlich, jedoch grösser ist. Schwingen des 2 26!/. — Schwanz 121,. — Tars. 41, engl. Maass. Gurney nimmt 3 verschiedene hierher gehörige Rassen an: a) die kleinste, A. naevea, aus Süd-Europa, Syrien, Klein- Asien, Egypten, Indien und Sumatra; b) eine mittlere, A. clanga, von der Wolga, der europäischen Türkei, Palästina und Mesopotamien; dr c) die grösste, A. amurensis, vom Amur-Gebiet. Letztere ist ohne Zweifel als der östliche Vertreter von A. clanga *») A revised Catalogue of the Birds of China and its Islands. — Proceed. Zool. Soc. I,ondon 1871, p. 337—423. **) Ich behalte die englische Schreibart der Eigennamen bei. iin sen ED a A re nn u — In China beobachtete europäische Vögel. 395 Pall. zu betrachten. A. naevia spreche ich dagegen entschieden als besondere Art an. 4. Haliaötus albieilla. Nördlich vom Yangtsze-Fluss. Zufällig auch südlicher. 5. Pandion halvaetus. In ganz China, Hainan und Formosa. 6. Falco peregrinus. China, Hainan und Formosa. 7. Falco sager. Pekin. 8 Hypotriorchis subduteo. Amoy, Pekin. 9. Hypotriorchis aesalon. Amoy, Pekin. 10. Tinnunculus alaudarius. Eine etwas abweichende Rasse in China, Formosa und Hainan. Swinhoe unterscheidet eine Tichornis pekinensis specifisch von T. cenchris. 11. Pernis apivorus. Im Herbst bei Pekin. Nach Schle- gel auch in Japan. 12. Milvus migrans. Nord-China, wie es scheint nur zufällig. 13. Astur palumbarius. Zufällig bei Pekin. 14. Accipiter nisus. Pekin Amoy und Canton. 15. Circus aeruginosus. $Swatow, Amoy, 8. W. For- mosa, Hainan. 16. Circus cyaneus. Amoy. 17. Circus cineraceus. Yangtsze-Fluss. 18. Circus pallidus. Yangtsze. Swinhoe führt eine Athene plumipes Swinh. als östlichen Ver- treter von A. glaux auf. Similis A. glawei, pedibus dense plumatis. 19. Bubo maxzimus. Amoy, Nord-China. 20. Otus vulgaris. Tientsin. 21. Otus brachyotus. Pekin, Canton. 22. Cypselus apus. Eine lichtgefärbte Östliche Form von Cypselus apus, C. pekinensis Swinh., wird, als im April in China eintreffend und im August wieder wegziehend, erwähnt. Selbst Swinhoe scheint derselben nicht Speciesrang einzuräumen, Ist wohl identisch mit C. pallidus Shelley. 23. Hirundo gutturalis. In China und Formosa zur ‘Sommerzeit. Aehnlich der H. rustica, etwas kleiner, mit breiterem Schnabel. Wohl nur klimatische Varietät oder Rasse. Die chinesische Alpenschwalbe rechnet Swinhoe zu H. striolata und H. arctivitia, nov. spec. 396 M. Th.-v. Heuglin: 24. Cotyle riparia. Inı Sommer in Pekin. 25. Cotyle rupestris. In den Gebirgen von Peking. Nach P. David sollen viele Felsenschwalben den Winter in Felshöhlen zubringen und dort eine Art Winterschlaf halten. Die östliche Form unserer Alcedo ispida, A. bengalensis Gn., findet sich in Hainan, Pekin und Formosa. 26. Ceryle rwdis. Hainan, Yangtsze. Chinesische Exem- plare haben selten weisse Flecken im schwarzen Band der Steuer- federn. 27. Upupa epops. Canton, Pekin. Sitta amurensis Swinh. scheint der 8. caesia sehr nahe zu stehen; der Schnabel, Füsse und Zehen sind kürzer. r 28. Certhia familiaris. Selten im Winter um Pekin, auch am Amur. 29. Tiehodroma muraria. Foochow, Pekin. 30. Cisticola schoenvicola. Ueberall in China, Hainan und Formosa. Locustella certhiola, bei Pekin vorkommend, gehört wohl nicht zu den europäischen Vögeln, obgleich angeblich in Helgoland erlegt. 3l. Sylvia curruca. Selten um Pekin, häufig in Ordo. 32. Phelacantha nisoria. Pekin. 33. Phyllopneuste borealis Blas. Im Frühjahr und Winter in Amoy. Tequloides superciliosus, allgemein in China und auch in For- mosa beobachtet, hat sich nach England verflogen, ist jedoch des- halb noch nicht als europäischer Vogel anzusprechen. 34. Cyanecula coeruleceula. Allgemein in China. i Calliope camtschatkensis, in ganz China vorkommend, angeb- lich in Frankreich erlegt, ist eine specifisch asiatische Art. 35. Sazicola leucomela. In den Gebirgen westlich von Pekin. i 36. Sawvcola isabellina. Auf den Hochebenen um Pe- kin. Singt wunderbar und nistet in den Höhlen von Spermolegus mongolicus. 37. Sawicola oenanthe. Brutvogel nordwestlich von Pekin. 38. dccentor montanellus. Bei strenger Kälte um Pekin. 39. Poecile eincta (Parus sibiricus). In waldigen Distric- ten westlich von Pekin. 3 Motaeilla Batcalensis Swinh. scheint eine östliche Form von M, alba, In China beobachtete europäische Vögel. 397 40. Budytes flavus. Allenthalben in China. Wallace fand diese Art auf den Molukken und Baird lässt sie m Aljäska vor- kommen. 41. Budytes cinereocapillus. Im Frühjahr einzeln und paarweise in China. (Wohl nicht artlich von der vorhergehenden zu trennen.) 42. Budytes citreolus. Szechuen, Yangtsze. 45. Calobates boarula? Ü. melanope (Pall.) Swinh. — Aehnlich der ©. boarula, aber mit constant kürzerem Schweif. (Ist vielleicht C. dzstrigata Raffl:?) 44. Anthus spinoletta. Amoy, Yangtsze. 45. Anthus cervinus. Allgemein in China. (Wohl als besondere Rasse anzusprechen ist der östliche Vogel.) 46. Corydalla Richardi. China, Hainan und Formosa. ©. chinensis Bp. ist eine kleinere, mehr ockergelbe Form. 47. Turdus Naumannii. Von Shanghai bis Pekin, west- wärts bis Szechuen. 48. Turdus fuscatus. Wie der vorhergehende. Auch auf Formosa. 49. Turdus musicus. Foochow und Pekin. Turdus ruficollis, in Helgoland vorgekommen, in Pekin und Moupin beobachtet; ebenso 7. pallidus (welche in Italien einge- sammelt worden) gehören nicht eigentlich zur europäischen Fauna; kaum mit mehr Recht dürfen wir hierher zählen 7. fuscatus und die zwei folgenden Arten. 50. Turdus sibiricus. Wintergast in China. 51. Turdus varius. Allgemein in China und Formosa. 52. Montlcola saxatilis. Während des Sommers in den Gebirgen von Pekin. 53. Petrocincla eyanea. Im Innern von China. Häufig in den Schluchten des oberen Yangtsze, selten in Amoy und im Küstenland. 54. Hydrobata Pallasi:. Asiatische Form besonders von H. einclus? oder besondere Art, die auch schon in Helgoland beob- achtet worden. Formosa, Ichang-Schlucht am oberen Yangtsze. 55. Ampelis garrula. Nord-China. 56. Lanius major. Selten um Pekin. (Conf. Cab. Journ. 1873, p. 75.) 57. Nucifraga caryocatactes, Pekin, 398 M. Th. v. Heuglin: Pica media Blyth, welche allgemein in China, Formosa und Hainan gefunden wird, scheint nach Schlegel nicht artlich ver- schieden von Prca varia (P. caudata), Swinhoe räumt derselben dagegen Speciesrang ein. 58. Cyanopolius cyanus. Zwischen Shanghai und Pekin, westwärts bis Ichang. 59. Corvus eorone. Noachow-Insel bei Hainan. (Auch in Japan.) 60. Fregilus graculus. Eine kurzfüssige Rasse bei Pekin. 61. Fringeilla montifringilla. Nord-China. 62. Chrysomitris spinus. Im Herbst um Pekin, wäh- rend des Winters bis Foochow. 63. Pyrgita petronia. Nistet in den Ordo-Gebirgen nord- westlich von Pekin. 64. Aegiothus boreales. Während des Winters in Nord- China. 65. Passer montanus. Haussperling in China, Hainan und Formosa. 66. Coccothraustes vulgaris. Eine Varietät (C. vul- garis var. japonica) bewohnt Shanghai und Pekin, westlich bis zur Ichang-Schlucht. terzeit. Uragus sibiricus, einmal bei Pekin vorgekommen, wird von Temminck auch der europäischen Ornis beigezählt. 68. Euspiza aureola. Allgemein in China. 69. Emberiza rustica. Nord-China. Emberiza chrysophrys, in Nord-China und Szechuen beobachtet, wird auch als europäischer Vogel aufgeführt. 70. Emberiza pithyornus. E.leucocephala Swinh. (Gmel.). Bei Pekin. 71. Emberiza pusilla. Nord-China, zieht im Winter südwärts. 12. Emberiza Pallasiv.. Im Winter in Amoy, Yangtsze- Fluss. 73. Plectrophanes nivalis. Während der kältesten Jah- reszeit: in China. 74. Alauda arvensis. Im April bei Pekin, einzelne In- dividuen verbleiben den Sommer über. 75. Alauda cantarella. Shanghai. 67. Carpodacus erythrinus. Besucht China zur Win- In China beobachtete europäische Vögel. 399 16. Galerita eristata. Standvogel am Fuss der chine- sischen und mongolischen Gebirge. 70. Galerita brachydactyla(?). In Moupin. 78. Otocorys alpestris. In den nördlichen Theilen der Provinz Chelee zur kalten Jahreszeit. 19. Dryocopus martius. Pekin. 80. Geeinus canus. Pekin. 8. JIynx torquilla. Swinhoe führt die östliche Form als besondere Art, J. japonica Bp., auf. Sie ist kleiner als die euro- päische Rasse. Im Winter an der chinesischen Küste. 82. Cuculus canorus. In den Bergen von Süd-China im Frühjahr; nordwärts bis Pekin. 83. Columba livia. Ebenen von Pekin. Als besondere Art wird C. rupestris Bp. betrachtet. Turtur risorius, von manchen Ornithologen zur europäischen Fauna gezählt, findet sich in der Nähe der Chinesischen Mauer, -T. rupieola (T. gelastes Temm.) im Winter in Süd-China, Formosa ‚, und Hainan. 84. Syrrhaptes paradoxus. Brütet in der Mongolei, im Winter bis in die Ebenen von Pekin verstreichend. Perdix barbata, der östliche Vertreter von ?. cinerea, ist häu- fig in der Mongolei, seltener in den Gebirgen von Pekin. 85. Caccabis chukar. Diese östliche Form bewohnt Nord- China. Kann wohl nicht specifisch von ©. saxatılis getrennt werden. 86. Tetrastes bonasia. Nord-China. 87. Tetrao tetrix. Nord-China. 88. Coturnix communes. Nord-China, im Winter süd- wärts ziehend. 89. Otis tarda. Shanghai und Hankow im Winter. 90. Grus cinerea. Süd-China im Winter. 91. Grus leucogeramus. Brütet in der Provinz Leantung. 92. Grus virgo. Nistet in der Mongolei. Häufig im Herbst und Frühjahr in Seuen-hwa-foo. 93. Vanellus eristatus. Brütet in der Mongolei. Im Win- ter südlich bis Canton und Formosa. 94. Squatarola helvetica. Winters an der Küste. Oharadrius fulvus, der auch zur europäischen Ornis gezählt wird, allgemein in China, Hainan und Formosa. Aegialites wann lus an der Küste im Winter. 9. degialites cantianus. Zur Winterszeit an der Küste. 400 M. Th. v. Heuglin: 96. Aegialites hiaticula(?). Eine nächst verwandte Form mit längeren Füssen im Winter in Pekin. 97. Aegialites dubius. Wohl nicht von 4eg. ceuronieus zu trennende Form in China, Formosa und Hainan. Swinhoe rechnet den chinesischen Austerfischer als Haemato- pus osculans nicht zu der europäischen Form. 98. Recurvirostra avocetta. Im Winter an der Küste, im Mai in Ordo am Gelben Fluss. 99. Himantopus candidus. Zufällig bei Pekin. 100. Totanus glottis. Allenthalben zur Winterszeit. 101. Totanus stagnatilis. Formosa, Hainan, Amoy. 102. Totanus fuscus. (anton, Tientsin, Shanghai. 103. Totanus calidris. Im Winter allgemein. 104. Totanus glareola. Zieht im Herbst und Frühjahr 105. Totanus ochropus. Allgemein in China und For- mosa. 106. Tringoides hypoleucus. Gemein in China, Hainan und Formosa. 107. Terekia cinerea. Tientsin. 108. Seolopaz rusticola. Gemein zur Winterszeit. 109. Gallinago scolopacina. China, Formosa und Hainan im Winter. 110. Zymnocryptes gallinula. Einzeln in Formosa. 111. Calidris arenaria. Allgemein im Winter. 112. Strepsclas interpres. 113. Lobipes hyperboreus. 114. Tringa canutus. Shanghai. 115. Tringa platyrhyncha. Im Winter in China und Formosa. 116. Tringa cinclus. Die Varietät Tr. cinclus chinensis an den Küsten von China und Formosa zur Winterszeit. 117. Tringa subarcuata. Amoy und Formosa, Mitte Mai im Uebergangskleid zur Sommertracht. 118. Tringa Temminckei. Allgemein im Winter. 119. Numenius phaeopus. Im Winter. 120. Ibis faleinellus. Auf den Seen zwischen Shanghai und Ningpo. 121. Ciconda alba. Kinmal im November bei Takoo beob- achtet. In China beobachtete europäische Vögel. 401 122. Ciconianedgra. In geringer Zahl in den Bergen um Pekin. 125. Ardea cinerea. Allgemein in China, Hainan und Formosa. 124. Ardea purpurea. Hankow (Central-China). 125. Garzetta egreita. Süd-China, Hainan und Formosa. Swinhoe erklärt den grossen chinesischen Silberreiher für Zgreita modesta Gray. 126. Bu ctiarden nyeticorax. Gemein in China und Formosa. 127. Botaurus stellar‘s. Gemein in China. 128. Gallinula chloropus. Häufig in China und For- mosa. » 129. Porzana pygmaea. Im Sommer in China. Rallus indieus, von R.aquaticus nur durch den dunkeln Super- eiliarstreif verschieden, in Tientsin beobachtet. | 130. Fulica atra. China und Formosa. 131. Podiceps philippensis. Wohl identisch mit P. minor. In China, Formosa und Hainan. 132. Podiceps auritus. Im Winter in Amoy. 1335. Podrceps cornutus. Im Winter in Amoy. 134. Podiceps eristatus. Im Winter in grosser Anzahl an der Südküste. 135. Colymbus septentrionalis. Allgemein zur Win- terzeit. 136. Mergellus albellus. Nord-China; im Winter ge- mein auf dem Yantsze. 137. Mergus serraior. Gemein im Winter. 138. Mergus castor. In Amoy zur Winterzeit. 139. Cygnus musicus. In Shanghai im Winter. 140. Cygnus minor. Shanghai im Winter. 141. Anser albifrons. Shanghai im Winter. 142. Anser erythropus. Am Yangtsze im März 1869. 143. Anser cinereus. Shanghai im Winter. 144. Anser segetum. Eine Varietät, 4. serrirostris Gould, in grossen Flügen auf den Sümpfen der Flussmündungen. | 145. Anas dboschas. Wintervogel in Süd-China. 146. Tadorna cornuta. An den Küsten zur Winterzeit. 147. Casarca rutila. Gemein im Binnenland während - des Winters. Cab. Journ. £, Ornith. XXI. Jahrg. No. 128. October 1874. 26 402 M. Th. v.Heuglin: In China beobachtete europäische Vögel- 148. Spatula ce iyp eata. Häufig im Winter in Süd-China und Formosa. 149. Dafila acuta. China und Formosa im Winter. 150. Mareca penelope. In Menge im Winter in Süd- China und Formosa. 151. Chaulelasmus streperus. In Shanghai zur Win- terszeit. 152. Querquwedula crecca. Den Winter über häufig in China und Formosa. 152. Querguwedula eireia. Brütet wahrscheinlich in Süd- China, ist jedoch selten. Auch in Formosa vorkommend. 153. Eunetta falcata. Allgemein im Winter in China. 154. Oedemia fusca. Sehr häufig in Shanghai. 155. Bucephala elangula. Amoy und Shanghai im Winter. | 156. Harelda glacialis. Einmal an der Mündung des - Peiho-Flusses erlangt. 157. Aithyia ferina. Shanghai im Winter. 158. Fuliz marela. Besucht die Küsten von China und Formosa im Winter. 159. Fuli& eristata. Allgemein mit der vorhergehenden. 160. Phalacrocorax carbo. Allgemein in China und For- mosa; im Süden nur zur Winterzeit. 160. Pelecanus onocrotalus. P. mitratus Swinh., den ich nur als mehr südliche Rasse betrachte, wurde einmal bei Foo- chow erlangt. 161. Larus canus. Allgemein im Winter in Amoy. 162. Larus cachinnans. Chinesische Küste im Winter. 163. Chrodcocephalus ridibundus. Selten im Winter an der Küste von Süd-China. . 164. Sylochelidon caspia. Gemein. 165. Hydrochelidon hybrida. Formosa. 166. Hydrochelidon ndgra. Gemein in China. 167. Sterna hirundo. Hankow und Pekin. 168. Sternula minuta. China. Brutvogel auf Formosa. Thalasseus pelecanoides, der östliche Vertreter von TA. medius | (Sterna velox Rüpp.), findet sich in Süd-China und brütet auf einigen Inseln um Formosa. „En DRS NEBEN 1 \ Dr. N.Severzow: Üebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 403 Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis, in ihrer horizontalen und verticalen Verbreitung. Von Dr. N. Severzow. Aus dem Russischen, mit Originalzusätzen und Berichtigungen des Verfassers. (Fortsetzung*); siehe October-Heft 1873, Seite 321—389.) Die Ursachen einer solchen verschiedenen Genauigkeit werden sich später zeigen, wenn ich erklären werde, in welchem Maasse die verschiedenartigen Theile der uns beschäftigenden Gegend erforscht sind; jetzt aber werden wir die Zahl der Stand-, Sommer-, Zug- vögel u.a. m. auf der Tabelle darstellen, für alle 5 Zonen auf Grund des in der gegenwärtigen Arbeit aufgestellten Kataloges. Hier wollen wir uns mit den Verzeichnissen beschränken; nähere Zahlen- angaben für verschiedene Vögelarten werden später vorkommen, namentlich bei der Untersuchung der Zusammensetzung der turke- stanischen ornithologischen Fauna im Allgemeinen, in den ver- schiedenen Theilen der nl so wie endlich in verschiedenen Jahreszeiten. Verbesserte Zahlentabelle zur turkestanischen Ornis. (Russisches Original, Seite 25.) Gefundene Vögelarten in den Höhen- | | | | zonen . 2 | 3 4 | 5 Br Btende . . . . . 2... .| 159 ]i70*)]| 208 |’ 97 | 22? | Davon I. kommen das ganze Jahr vor.) 35 | 45 45 | 26 | 5? 1. Standvögel (s) . - 20 | 20 26 | 14 | 4? 2. Brutvögel, die zum Theil lbs wintern, oder durch gleichartige Win- tervögel (vom Norden oder aus grösse- ter Höhe) ersetzt werden. (Letztere | 2. B. wohl Otis tarda.) (nh) . . .| 13 te ae 12 | 02 *) m Schwierigkeit, einen Uebersetzer für die Fortsetzung zu fin- den, hat diese in unvorhergesehener Weise verzögert. D. Herausg. **) Mit den sporadisch und ausnahmsweise brütenden, wie Budytes flava, Machetes pugnaz u. s. w., auch mit zweifelhaftem Normal brütende wären in dieser Zone an 150 Arten, 26* 404 Dr. N. Severzow: Gefundene Vögelarten in den Höhen- | Zonen of iogkra Prien 3. Arten, deren Hauptmasse von Individuen blos durchzieht, einzelne aber brüten, und einzelne überwin- tern, so dass die Südgrenze der Brut- zone und die Nordgrenze der Winter- zone zusammenfallen (nth) 2 II. Sommervögel . j 124 4. Nicht überwinternde Brakrö! gel (mn) .. 104 5. Dieehiskch ande; zum | Theil brüten, aber nicht überwintern (süd- liche oder untere Brutgrenze im Lande von der nördlichen oder oberen Win- tergrenze durch einen Zwischenraum getrennt (nt) ! 20 B. Nicht brütende . 101 1. (6.) Erscheinen das a Fehr) 2. B. jüngere ROEEr: Raubvögel (ah) 2 I. Nicht 4 ea a Son- dern: 7. Im Sommer, ohne zu brüten (a); auch mit Jungen vor dem Zuge nördlicher oder höher vorrückend .| 6 8. Auf dem Zuge und theils im Sommer (at) ' 6 ı Rinschltesskelf ai dem Zube (U.E 52 10. Auf Ken Be le zum | Theil überwinternd (th) . . - 15 11. Wintervögel (h) 15 II. Verflogene Arten. 12. Auf dem Zuge verflogen (et) 8 13. Im Sommer (ea) . a 14. Unabhängig von den perio- dischen Wanderungen (e) . | — Im Ganzen Arten gefunden .| 260 125 147 57 50 317 | 4 | BR 163 148 61 15 9 53 29 F _ 4.1708 er Q 99 | 15 0, 19 —_ 1 E23 261 | 126 fe} u 179 8 re er Rene re ae Ä n e _ ar sn na nn" 2 I Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 405 Gefundene Vögelarten in den Höhen- | SIDE a A 2 3 4 5 Davon das ganze Jahr . . . .| 37| 49 | 46 26 | 6? Im Sommer... 2. ee. 175 | 182 | 214 | 110 || 46 ie ee a Blos auf dem Zuge . 2... |, 52:| 57 | .22 15 | 15 Die vermischten Abtheilungen, wie 2. (Brutvögel, die zum Theil überwintern), 3. u. s. w. hängen theilweise auch von der Grösse der Gegend ab, in deren verschiedenen Theilen der Charak- ter der periodischen Erscheinungen für eine und dieselbe Art ver- schieden ist. So nistet der Thurmfalke, Cerchneis tinnunculus, in der Zone 2 überall in nicht grosser Zahl, wobei die Zugvögel mehr "nördlich sind, die überwinternden Vögel aber nur im Südwesten - der Gegend, bei Tschimkent, und noch südlicher gefunden werden. "Ebendaselbst überwintern auch Anser Middendorfjiü, echter. Zug- " vogel bei Wjernoje, u. 5. W. In Bezug auf die Eigenthümlichkeiten der periodischen Er- - scheinungen auf. verschiedenen Anhöhen können folgende Ansichten für riehtig gehalten werden: 1. In Bezug auf die Zahl der Brutvögel sind, absolut genom- men, die niehtbrütenden in der Steppen-Fauna weit zahlreicher als. - in der bereigen; dagegen giebt es in der letzteren, sowohl relativ als absolut von den nistenden viel mehr, als in der Steppen-Fauna. >. In der Hochebene bildet nur die obere Zone ein Ueber- gewicht der nieht nistenden, was von dem späten Sommer ab- hängig ist; übrigens ist diese Zone auch waldlos; ihr Haupttheil, - flache Berge, ist nichts weiter als eine hohe Steppe. Sie charakte- _ risirt der Ueberfluss an Sommervögeln, die zwar nicht nisten, die sich aber mit ihren Küchlein in die Höhe heben, was auch, in _ minderem Grade, in Zone 4 bemerkt wurde. Uebrigens sind alle die Ziffern für Zone 5, wegen der kurzen Dauer der Beobachtungen, _ noch von ungewisser Richtigkeit; gewiss ist es nur, dass ihre Fauna auch jetzt schon unerwartet reich für die unter dem Schnee befindlichen Anhöhen ist. Auf den Alpen, welche ungemein näher ä untersucht sind, wurden auf solehen Anhöhen, nach Tschudi, im Ganzen 19 Vogelarten gefunden, von denen 5 in. grosser Menge brüten, 4 zum Theil brüten, zum Theil aber zum Sommer mit ihren - Küchlein sich erheben, und 10, ebenfalls Sommervögel, brüten ganz und gar nicht. Im Tjan-Schan aber sind schon 36 Vögel gefunden, 406 Dr. N. Severzow: ausser den Zugvögeln, und dies in nur 3 Exeursionen, auf welche. auf der mit Schnee bedeekten Zone verschiedener Gebirge und ‚ Flachberge in Allem nur 22 Tage verwandt worden sind, im Juni, Juli, August und October, am meisten aber in den letzten 2 Mo- naten — während auf den Alpen zahllose Exeursionen stattfanden. | Ein solcher Reichthum der oberhalb der Alpen liegenden Fauna ist nur noch in Thibet zu finden, und derselbe bildet einen sehr wesent- lichen Zug der zoologischen Charakteristik von Mittel-Asien. 3. Bemerkenswerth ist der Contrast zwischen den zwei an- stossenden Zonen: der Culturzone und der unter dem Berge be- | findlichen. | Erstere ist die reichste an Zug- und Wintervögeln; letztere | dient wesentlich zum Nisten; in Bezug aber auf die allgemeine Zahl der Vogelarten, d.i. auf den Ueberschlag der Brut- und Nicht-Brut- vögel, halte ich sie für gleich. Zwar habe ich in der Qulturzone 306, in der unterbergigen aber nur 231 Vogelarten entdeckt, allein diesen Unterschied schreibe ich nur dem Umstand zu, dass in der ersteren die Beobachtungen. genügender waren. Schon den oben erwähnten wahrscheinlichen Verbesserungen der Zahl der der Hochebene und Steppe gemein- samen Brutvögel zufolge kann man annehmen, dass in der unter- j bergigen Zone nicht nur 172, sondern 211 Vogelarten brüten; ich - habe aber auch die Zahl der Zug- und Wintervögel nicht völlig ent- deckt. In Bezug auf die ersteren müssen wir bemerken, dass es in Tjan-Schan und Karatau stets verschiedene Zahlen der Zugvögel- arten giebt: durch Karatau ziehen alle die Vögel, welche auch den westlichen Theil der Culturzone durchziehen und die daselbst ver- bleiben, folglich etwa 140 Arten; im Tjan-Schan giebt es andere Durchzugswege und weniger Zugvögelarten. Charakteristisch für die Zone 3 scheint mir der Zug vom Tjan-Schan zu sein; aber auch | dort können für die Zahlen der Zugvogelarten diejenigen 21, welche ich gesehen und im allgemeinen Katalog bemerkt habe, nicht ge- 4 nügen. Ebenso ist es für die Zahl der winternden Vögel; zwar | sind schon von denen viele gefunden, allein ich denke, es müssen sich noch mehr, und zwar viel mehr entdecken lassen; eine Behaup- | tung, welche ich auf die im Winter angestellten Beobachtungen in Tschimkent begründe, von wo aus die in den Gärten überwintern- den Gebirgsvögel zu mehreren Malen im Winter nach dem Thau- wetter hinausfliehen, so Turdus, beide Carduelis, Anthus aquaticus, Accentor atrogularis, die überwinternden Ruzieilla u. S. w.; dieschon SE nn a ren a Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 407 genannten sind aber in Wernoje wirklich im Winter beim Thau- wetter in den Vorbergen gefunden worden, und die gefundenen habe ich in meinem Kataloge als in der Zone 3 überwinternde bemerkt. In den Gebirgsthälern giebt es aber auch nicht wenige Orte, denen der Schnee mangelt, welche von der Sonne gut erwärmt und von Gebirgsketten gut geschützt werden; auch die Flachberge sind durch Gebirgsketten geschützt. Diese beschützten Orte sind aber im Winter wenig zugänglich: die Ausgänge der Gebirgsthäler nach der Steppe hin, ja sogar viele Thäler in ihrer ganzen Länge, wer- - den durch grosse Schneemassen verschüttet. Den Charakter der periodischen Erscheinungen auf verschie- denen Anhöhen kann man genauer, als wie durch absolute Zahlen ausdrücken, wenn man für je 100 die allgemeine Zahl der in je einer Zone entdeckten Vögel annehmen wird. Solche Procentzahlen werden sich kaum umändern, wenn auch die entsprechenden abso- Iuten Zahlen sich durch weitere Beobachtungen, was wahrscheinlich ist, vergrössern werden; wir wollen deshalb auch sie darstellen. Diese Procentzahlen nach meinem Material bis 1863 sind behalten, weil sie mir bis jetzt die richtigen scheinen, namentlich charakte- ristisch für kleinere Bezirke jeder Höhenzone (ausser 5). Das seitdem erhaltene Material, besonders die Sammlung des Herrn Fedtschenko am Saräfschan, im Mai und Juni, und die berichtigte - Artbestimmung verändern etwas diese Procentzahlen, namentlich - für die Brutvögel: 1. Zone 159 Arten oder 61%; 2. Zone 170 Ar- ten, 53,6%; 3. Zone 205 Arten, 79%; ebenso die 4. Zone 19%: Zone 5 Chypothetisch) 22? Brutvögel, 39%,; der grösste Unter- schied für Zone2. Aber dabei ist zu berücksichtigen, erstens, dass auf der grossen Sandstrecke, in ihrer Gesammtheit, immer einzelne Durehzugvögel ausnahmsweise auch Brutplätzchen finden; zweitens aber, und besonders, dass die neu zugekommenen Sammlungen nicht gleichmässig in allen Jahreszeiten, sondern fast ausschliesslich im Sommer, besonders Mai bis Juli, gesammelt wurden: also diese Procentzahlen auch nicht berichtigen können. Bei Samarkand sam- melte Herr Fedtschenko auch im Frühjahr; aber da, wie mir 1868 bei Taschkent, ist die Ortsbeschaffenheit zum Uebersehen von Zug- vögeln, die sich auf einen weitern Raum zerstreuen, sehr geeignet. Der Zug über Samarkand wäre erst bei Dosckisaeh übersichtlich, wie der taschkender bei Tschimkent. 408 Dr. N. Severzow: In diesen sind die Vögelarten: im Sommer . . .| 65%, 51% 76%, | 84%, 210%? im Winter . . .| 25%, | 379, | 26% ı Ian 2 im ganzen Jahre . 15%, 13% 159%, | 17%, £ ausschliesslich Zug- vögel. . ... 2.1 23% | 219, | 90,2 16%, | 299), Brutvögel im Allge- | ne Meinen A SR 579%, 469), 149%, | 729, 22%, ? nichtbrütendeVögel im Allgemeinen -. . 43%, 549%, 26% | 28%, 78%, ? Te 100% | 100%, | 100%, 100%, 100% | I Die Procentzahlen aber für Zone 5 kann ich mich nicht ent- schliessen, auch nur annähernd richtig zu nennen; denn dort ist nur Anser Scorniakori, welche brütet ‚ d. i. mit den jungen Vögeln im Flaumgefieder erb eutet werden kann; die übrigen Arten aber, welche im Sommer und im Herbste gefunden werden, sind in Brut-, Zug- und einfach Sommervögel eingetheilt, je nach der Einrichtung ihrer geographischen Verbreitung im Allgemeinen, und in der tur- kestanischen Gegend, gemäss der Brütezeit u. s. w. — folglich hy- pothetisch. Uebrigens sind hier zur Vergleichung die Procentzah- len für die Alpen, welche ich nach den von Tschudi gegebenen ‚ausgerechnet habe; diese Zilfern, ausgenommen die der Zone 5, sind sehr annähernd den meinigen von Tjan-Schan gleich. | A a a En BAR: Be jr Vögelarten im ganzen Jahre . . . 26%... AS an Shtimer a 0,0 2.4 32 27 76%, 70% | 100% Inh ger En 2 2 30%; „SG Nur SAuENGBeb., a u 20% | 30%, 1 Deyage] 76%... GLS nicht brütende Vögel. . ...... 24%, | 39%, — in Allem... 100% |: 100% || 100% Die zufällig herangeflogenen, von denen viele in den Alpen auf allen Anhöhen entdeckt wurden, sind nicht eingerechnet, Die Verschiedenheiten aber in den Procentzahlen für Zone 3 und 4 kann man nicht nur durch den Unterschied der Ausführlichkeit und der Dauer der Beobachtungen erklären, sondern auch dadurch, dass . # Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 409 dieser Unterschied zwischen den stetigen Arbeiten unzähliger Be- obachter und den meinigen, für jede Jahreszeit nur auf einige Ex- eursionen beschränkten Arbeiten, auf einem Bergsaum, welcher zehnfach grösser ist als die schweizerischen Alpen, sehr gross ist. _ Hierzu tritt noch der Umstand, dass es über 40 europäisch-sibiri- sche Vogelarten giebt, welche in der turkestanischen Gegend sich auf die Hochebenen zerstreuen, oder gar ausschliesslich brütend in dieser Gegend .gefunden worden sind, die in den Alpen aber gar nicht brüten. Zwar giebt es einige von denselben, die auch in der Schweiz brüten, wie Acanthis cannabina, allein nur in der Ebene. Der Einfluss dieses Umstandes ist, in der Zone des belaubten Waldes im Tjan-Schan, in der absoluten Zahl der Brutvögel sicht- bar: von diesen sind 172 Arten entdeckt oder 74°%,; auf den Alpen , nur 126 Arten, welche aber 76°), ausmachen. In der Zone 4 aber hat der Tjan-Schan eine Vergrösserung, sowohl absolut als in - Procenten, dort sind 78 Arten oder 72°), ; auf den Alpen sind nur 64 oder 61%. | Hier sind übrigens die in der Ebene befindlichen europäischen Vögel, welche sich nicht zu den Alpen erheben, in Tjan-Schan aber _ im Sommer theilweise oder gänzlich zu Gebirgsvögeln werden, an- segeben, nebst Bemerkungen der Zonenhöhen, wo dieselben brüten. 1. Agurla imperialis (1—3). 20. Sylvia cinerea (1—3). 2. — pennata (2, 3). 21. Locustella naevia (2, 3). 3. — minuta (2, 5). 22. Anthus campestris (2, 3). 4. Miüvus ater (1—B). 23. Lanius minor (2, 3). 5. Circus rufus (1—3). 24. — collurio (2, 3). 6. Strigiceps pallidus (1—B). 25. Coracias garrula (\—3). 7. — cineraceus (—9). 26. Merops apiaster (l—5). 8. Surnia nisoria (4). 27. Grus cinerea (2—4). 9. Aegolius brachyotos (I—3). |.28. Crconia nigra (8). 10. Acanthis cannabina (3-4). | 29. Ibis faleinellus (L—3). 11. Carpodacus erythrinus (1—3). | 30. Otis tarda (2—4). 12. Emberiza cia (3—4). 31. — tetrax (2—B). 13. — hortulana (2, 3). 32. Vanellus ceristatus (2—4). 14. — pyrrhuloides 1—5). 33. Glareola pratincola (1—3). 15. — miliaria (2— 3). 34. Scolopax gallinago (1—3): 16. Lusceinia aedon Pall. (3). 35. Actitis hypoleucos (2, 3). 17. Cyanecula suecica (3). 36. Tringa Temminckü (5). 18. Sylvia nisoria (3, 4). 37. Podiceps cornutus (B). 19. — orphea (3). 38. Sterna anglica (1—3). 410 Dr. N. Severzow: .39. Anser cinereus (L—4). 43. Anas crecca (1—B). 40. Cygnus olor (1—3). 44. — clypeata (1—3). 41. — musicus (1—3). 45. Mergus merganser (3, 4). 42. Anas strepera (1—3). Unter diesen Vögeln giebt es nicht viele echte Steppenvögel, | welche sich zu den Flachbergen, den grasichten Abhängen Tjan- | Schans, erheben — wie Alauda drachydactyla, Otis tarda und O. tetrax viel mehr als die Waldvögel. | Die Vögel, welche in Europa nicht Bergvögel sind, werden | zum Theil oder auch ganz zu Bergvögeln in Mittel-Asien; die Vögel aber, welche in Europa nur die Berge nicht zu meiden | scheinen, befinden sich schon in Mittel-Asien nur auf Bergen und brüten daselbst; von den letzteren kann man von 45 11 ‚solcher | Arten finden. 4 Diese Erscheinung lässt sich zum Theil durch die Klima- bedingungen verschiedener Zonen erklären, welche wir sogleich be- ° schreiben wollen; zum Theil auch durch die topographischen Be- dingungen, namentlich dadurch, dass die Berge den Brutvögeln zu den besten Zufluchtsorten dienen; es ist hier aber noch zum Theil die ehemalige Verschiedenheit der physischen Geographie der Alpen und des Tjan-Schans. von der Eiszeit her geblieben. Die Alpen konnten schon zu dieser Zeit als eine festländische Gebirgskette gelten, wobei sie gänzlich mit Schnee und Eis bedeckt waren; ihre Gletscher nahmen die ganze schweizerische Ebene ein und stossen an den Jura*) an, das Eis hat folglich Ortschaften " von nicht über 600‘ über der Meeresfläche bedeckt. Auf dem Tjan-Schan fand ich auch Spuren vergangener ° Gletscher; aber nicht unter 2500’, meistentheils aber über 3000‘; dagegen sind die Meeresspuren, Salzsteppen, von 700 bis 1200’ © erhoben. 2 In der Schweiz ist folglich der Schnee nur von einigen Felsen verschwunden, und die damalige Alpenfauna war sehr arm; auch die Gemse (Capella rupicapra) stieg damals von den Alpen nach den Bergen des südlichen Frankreich herab, wo sie ausgegraben worden ist. Im Tjan-Schan dagegen haben viele Thäler, welche ich schon untersucht habe, keine Gletscherspuren, und aus der Höhe der ge- fundenen kann man schliessen, dass es zwischen den Gletschern *) Lyell: das Alter des Menschengeschlechtes,, cap. 15. S. 286. Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 411 auch Thäler mit Wald und anderen Gewächsen gegeben hat, welche? den Wald nicht ausgenommen, sich über die untere Grenze der Gletscher erhoben haben — wie es jetzt in der Schweiz ist, wo viele Gletscher zu 3500 und 4000’ sich herunterlassen, und die Wälder in den angrenzenden Thälern noch über 6000’ sich erheben, wie z. B. im Berner Oberlande ; auch die belaubten Wälder reichen bis 4200'. Nach den übergebliebenen Resten zu urtheilen, mussten die Alpen zu der Eiszeit mit einem dichten Hain umgeben sein, in der Art des jetzigen sibirischen, wo z. B. Ursus spelaeus wohnte. Mit dem Aufthauen und Abweichen des Bergschnees wurden die Alpen mit Wald bedeckt und mit Thieren von unten her besetzt, nämlich von den Ebenen Frankreichs, Germaniens und der Lombardei. Anders war es im Tjan-Schan, wo die entsprechenden Ebenen zu der Eiszeit dem Meeresboden ähnlich waren, und jetzt zum grössten Theile Steppen sind. Da ging zwischen dem Meer und ‚dem Gebirge ein nur schmaler Uferstrich — der jetzige Oultur- landstrich, und auf demselben, so wie an den Vorbergen Tjan- Schans und, für die Arten der jetzigen Zone 5, an niedrigeren Flachbergen und an den Rändern der dieselben umgebenden Land- seen concentrirte sich am meisten die Zusammenkunft der Thiere der Gegend; das Klima war dann wahrscheinlich feucht, was ich aus der grossen Ausdehnung der von mir entdeckten vielen Spuren des geologisch nicht alten Meeres folgere. Je mehr das ehemalige Meer abnahm, worüber es jetzt zu weitläufig wäre Erklärungen*) zu geben, und somit das Klima - troekner wurde, die Gletscher nach oben abwichen, um so mehr verbreiteten sich an beiden Seiten, oben und unten die Thiere des . jetzigen Culturstriches und der Vorberge; Spuren desselben sind an vielen Vögeln auf ihrer verticalen Ausbreitung sichtbar, wie z. B. bei Aguila imperialis und Aödon galactodes, welche in der Zone 1 und 3 brüten, nicht aber in der Culturzone, welche der Hauptwinterplatz der turkestanischen Vögel und die Hauptdurch- zugsrichtung geblieben ist. Die meisten aber der in diesem Striche wohnenden Thiere begaben sich mit dem Walde nach der Eiszeit nach oben hin. Die Aus- rottung des Waldes musste noch vor dem historischen Zeitalter welche für die Verzeichnisse der Geograph. Gesellschaft verfertigt werden, gegeben werden. 412 Dr. N. Severzow: stattgefunden haben; die Spuren von diesem Wald sind, obwohl erkennbar, dennoch unsicher; erkennbar an den Dammstrichen, welche von vielen Berghöhlen aus quer über den Culturstrich sich in derselben Richtung ziehen, wo ganz wahrscheinlich zu der Eiszeit die Wälder wuchsen; diese Dammerdestreifen können aber keineswegs für sichere Merkmale der auf denselben einst gewach- senen Wälder dienen. Noch sprechen für die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme die Waldvögel, welche dem Landstriche noch ge- blieben sind und im Steppengrase wohnen: Phylloscopus Middendorffi, Pyrrhula erythrina, Emberiza brunniceps *), während andere Vögel, welche bei der Ausrottung des Waldes sich nicht aufrecht erhalten konnten, oder,ihrer Verbreitung nach, sich wahrscheinlich nach der Eis- zeitniedergelassen hatten, auf dem Culturstriche nur in Gärten wohnen. Dennoch hat die Eiszeit eine Veränderung in der turkestanischen Fauna hervorgebracht: zu dieser Zeit hat die Fauna’ wahrscheinlich nördliche Formen bekommen, welche nachher zu den Bergen sich erhoben haben, und beim Abgehen der Gletscher bekam sie ihren südlichen Zusatz. Der Hauptunterschied der zoologischen Geschichte der Alpen und des Tjan-Schan besteht folglich darin, dass auf dem ersteren die ganze Fauna zu der Eiszeit nach verschiedenen Ge- senden hin, nach waldigem Festlande, welches schon damals die Alpen umgab, verdrängt wurde, während diese Verdrängung im Tjan-Schan nicht stattfand, und zwar deshalb, weil die damalige Höhe des Meeres dieselbe nur theilweise gestattete, nämlich nach Süden und Südwesten hin, hauptsächlich aber deshalb, weil selbst die Gletscher damals weit weniger verbreitet waren: die bis zur Gletscherzeit existirende Fauna des Tjan-Schan blieb, wenn auch nicht im Ganzen, so doch zum grössten Theil in der Gegend und eoncentrirte sich nur in den Zonen 2 und 3. Die Folge dieser Umstände ist, dass die jetzige auf den Alpen befindliche Fauna sich nach der Eiszeit, ohne Ausnahme, nach einer Richtung hin, von unten nach oben ausgedehnt hat; da die- selbe aber mit der Milderung des Klimas auch an den Füssen der Berge reichhaltig geworden ist — so hat sich auch ihre gleich- *) Alle diese Vögel wohnen und brüten in den Zonen 1—3; von -den Gartenvögeln sind die localen, wie Oriolus galbula, Lanius minor, L. phoenicuroides ebenfalls den Zonen 1-3 gemein; dagegen sind die süd- lichen, den Gärten gehörigen Uebersiedler nur in Zone 1--2. Die volle Ausbreitung der hauptsächlichsten Gartenvögel, Erythrospiza obsoleta und Aegithalus coronatus, ist noch unbekannt. Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 413 mässige Verarmung nach der steigenden absoluten Höhe ge- zeigt. Die Fauna des Tjan-Schan dagegen, welche zu der Eiszeit nicht fortgedrängt, sondern nur nach einem Orte zusammengedrängt wurde, hat sich, während die Gletscher abwichen und das ehema- lige kirgisische Meer ausströmte, was zu gleicher Zeit geschah, nach beiden Seiten hin verbreitet, nach oben und nach unten, und die damalige mittlere Zone, auf welche die Fauna am meisten sich concentrirte, hat sich noch ganz erhalten. Dieses wird an dem zoologisch besonders staunenswürdigen Reichthum der Zone 3 er- “ kannt, wenn män die in den verschiedenen Zonen befindlichen Procentzahlen der Thiere und der Brutvögel berechnet, indem man für 100 den Ueberschlag der in der Gegend entdeckten Vögel nehmen würde, und besonders wenn man die oben angeführten wahrscheinlichen Zugaben ihrer untersuchten Ausbreitung berück- sichtigt. Wir bekommen alsdann: Höhenzone . . . 1 2 3 4 5 In diesen sind Thiere Sn deekt*) . . . Bu BNAgan Eat 3980020 ayalrsoheinlich‘ gedeihen . 52%. 46%. 73%. 37%. 27%. Brutvögel sind entdeckt . 48%. 49%. 59%. 27%. ? Wahrscheinlich gedeihen . 48%. 49%. 72%. 33%- ? Die Verminderung der Zone 3 oben entsteht, wie auf den Alpen und überall, durch die nach oben zunehmende Rauheit des Klimas. Die Zone, auf welcher die Concentrirung der Vögel zu der Eis- zeit am meisten stattfand, war, den aufgegangenen Gletschern zu- folge, die Culturzone und die ganz unteren Vorberge der 3. Zone; jetzt ist es allein die 3. Aber auch die Culturzone, aus der sich die Thiere nach der Eiszeit nach oben und unten ausbreiteten, ist noch jetzt mit beiden angrenzenden innig verbunden, inniger, als die Gebirgszonen 3, 4, 5 unter sich. Dies zeigt schon die früher erwähnte Armuth an eigenthümlichen Arten (blos 5 sichere solcher Vögel), bei der sonst reich zu nennenden Fauna dieser Zone. So ist es im Tjan-Schan; in Karatau, wo es keine Gletscher gab und der Landstrich zwischen den Bergen und der Salzsteppe (dem ehemaligen Meere) sehr unbedeutend ist, war auch die Fauna, wie noch jetzt, am meisten auf den Bergen concentrit. *) Der Ueberschlag der Thiere ist: 75, d. i. ohne kosmopolitische Hausthiere. did Dr. N. Severzok: Die Ursachen einer solchen unbedeutenden Umänderüng inder absoluten Höhe der Zone, auf welcher die Concentrirung der Fauna am meisten stattfand, bestehen in der Rauheit des jetzigen turkesta- nischen Klimas, welches wir nicht beschreiben, von dessen Eigenthüm- lichkeiten wir aber einige bemerken werden, die einen zoologischen Werth haben. Auf einer solchen Ausdehnung, wie sie die turkesta- nische Gegend annimmt, kann keine Höhenzone ein und dasselbe Klima in ihrer ganzen Weite haben: diese Verschiedenheiten sind aber nur für die unteren, besonders für die Steppenzonen hervorragend, wo im Winter auch das Gras grünt; namentlich sind es Thäler, welche durch hohe Berge vor dem Winde und vor den Schneemassen ge- schützt und von der Sonne gut erwärmt werden. Die Verminderung der absoluten Höhe der Zonen 4 und 5 höher und nördlicher macht deren Klima auf der ganzen Weite der Ge- gend gleich. Ebenso sind auch die klimatischen Verschiedenheiten der Gebirge und Steppen für die ganze Gegend dieselben, über- haupt ist der ganze Charakter des Klimas in derselben auch in der niedrigeren Zone überall gleich, obwohl die Verschiedenheiten der mittleren Temperaturen bedeutend sind, welche von der südlich schnell abnehmenden Kraft und Dauer der Fröste abhängen. So währen die Fröste bei der Mündung von Sür-Darie vom Ende October bis zum Ende März: der Fluss friert am Anfang oder in der Mitte November zu und geht in der Mitte März auf; im Jahre 1863 ging der Fluss am 15. März auf und fror zu am 8. Novem- ber; im Jahre 1857 sah ich den Fluss schon am 22. October ge- froren, Eis ging über den Fluss; am 24. fror er zu, ging am 1. No- vember auf, um die Hälfte des Monates fror er wieder zu; den Aufgang des Flusses von 1858 habe ich nicht gesehen, ich hörte aber, dass derselbe am 17. März*) gewesen ist; noch am 23. März ritt ich über das dicke Eis Larütschassanaks, des nordöstlichen Meerbusens des Aralsees. Die Winterfröste erreichen hier — 25° R.; in manchen Wintern, wie im Winter 1857—58, ist der Schnee hoch; gewöhnlicher aber ist der Schnee mangelhaft und zerschmilzt im Ganzen mehrere Male im Winter; auch in den schneereichsten Wintern nimmt der Schnee stromaufwärts sehr schnell ab; schon bei Perowsk, obgleich der Winter auch da in der Hälfte des Novembers beginnt, ist er *) Laut der von mir notirten meteorologischen Beobachtungen in Pe- rowsk, fror dort die Darie am 29. October 1857 zu; ging auf den 13, März 1858, 3 ” Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 415 doch kürzer und unterbrochen; der Schnee geht aber schon im Fe- ' bruar, manches Mal bereits im Anfange des Monates auf. An der Darie verkleinern je 100 Werst südlich die Winterzeit. In Tschimkent fängt der Winter im Anfange December an und währt mit häufigen Thauwettern bis zum Anfange des Januar; die Schlittenbahn hält, nicht alle Jahre, 6 Wochen; eben so lange war die Darie im Winter 1865—66 mit Schnee bedeckt, bei der Mündung des Flusses Tschirtschik, dessen strömendes Wasser dicht bei der Mündung eine nie zufrierende Stelle bildet; auch bei Chod- schent friert die Darie selten. *) In demselben Winter dauerte die Schlittenbahn in Taschkent nur 3 Wochen, in der zweiten Hälfte des Decembermonats bis zum Anfang Januar; im Jahre 1867—68 blieb der Schnee in Taschkent nie länger als 3 Tage, in Tschimkent mehrere Male im Winter auch 4. Bis zur Hälfte des December erreichte die Wärme um Mittag 16—17°R., und in der Steppe zwischen Tasch- kent und Tschimkent grünte das Gras; Ornethogalum luteum blühte im Januar. Auch im rauhen Winter, am 1. Januar 1866, war die Wärme um Mittag etwa 15°in Taschkent, bei klarem Himmel; die Durchsichtigkeit der Luft an warmen Winterabenden ist so, dass das Licht des Thierkreises erkennbar ist. Dennoch habe ich sowohl in Tschimkent als in Taschkent Fröste bis 22°R. erlebt; das war aber des Abends. Und nach solchen Frösten thaut es am Tage bei Sonnenschein. Der Schnee fällt dort zur Zeit der Nordwinde; wenn ein Nordostwind mehrere Tage anhält, so rückt schönes Frostwetter heran; wendet sich der Wind nach Südwesten, d. i. sobald statt des Nordwestwindes- ein südwestlicher eintritt, werden die Bergspitzen mit Nebel über- zogen, weht aber der Südwestwind, so verlieren sie sich ganz in Schneewolken; über dem Culturstrich aber ist der Himmel noch klar; während des Südwindes wird der Himmel mit Federwolken umzogen, kommt aber der Nordwestwind, so findet sich schon auch unten Schnee. Die häufigen Wechselungen der Winde bringen einen warmen Winter hervor, wie im Jahre 1867—68, als in Tasch- kent jeder Schneefall mit Regen anfing; einige Stunden regnete es, dann war feuchter Schnee, darauf dicke Schneeflocken, bei einer =) Zuweilen friert der Fluss Darie doch (wie selbst der Amu-Darie bei Tschardschuj [38° Breite], um 2° südlicher gelegen, den Berichten der Herren Chanükow und Lemann zufolge, einen Karawanenübergang über das Eis gestattet), hält etwa 2 Wochen, und das nur in wenigen Wintern, 416 Dr. N. Severzow: Temperatur unter O0; darauf, in 2—3 Tagen, zerschmolz der Schnee vor der Sonne bei schönem Wetter ganz, obgleich es einen leichten Nordostwind und Nachtfröste gab —- und bis zum nächsten Schnee wurde die Erde ganz trocken. In Aule-ata, Wernoje und selbst in Kopal ist der allgemeine Wintercharakter ebenderselbe, welcher in Taschkent: derselbe leichte Schnee, derselbe Wechsel der Fröste mit Thauwetter und derselbe Mangel an Schnee. Bei Kopal verfehlte ich den Weg und blieb mit dem Schlitten, bei einem Schneegestöber von Süd- westen und warmem Wetter, 24 Stunden auf einem mit Schnee bedeckten Hohlwege; dieser Wind brachte aber hier nicht nur warmes, sondern auch schönes Wetter; am folgenden Tage nach dem Schneegestöber sah ich schon viele Stellen, wo der Schnee weggethaut war — im Januar, auf einer Höhe über 3000’ und unter 45!/,° Breite. Natürlich ist hier der Winter schon dauerhafter als in Taschkent. vor Ueberhaupt scheint mir, nach den Beobachtungen, welche ich an den Mündungen der Syr gemacht habe und nach den erforschten Berichten an beiden Ortschaften, dass der Winter im unterbergigen Culturstrich weniger schneereich ist, als in der unteren Steppenzone. Uebrigens ist, den erforschten Berichten zufolge, auch das südliche Ufer Balchats sehr arm an Schnee. Da die Hitze fast überall gleichzeitig in der turkestanischen, Steppe im Mai beginnt, obgleich auch nicht jährlich, so ist der Frühling je südlicher desto dauerhafter: das turkestanische Klima, sowie in der kirgisischen Steppe, zeigt in allen Beziehungen für verschiedene Jahre sehr bedeutende Verschiedenheiten, so dass, um richtige mittlere herauszufinden, langjährige Beobachtungen nöthig sind, welche bis jetzt noch nicht vorhanden sind, ausge- nommen Kasilinsk, wo die Beobachtungen währten, welche noch in Rajim angingen. Solche jährliche Verschiedenheiten häbe ich in Tschimkent und Taschkent bemerkt, deren Klima ganz überein- stimmend ist: im Jahre 1866 ging die Hitze eher als im Jahre 1868 an, obgleich doch der Sommer mässig war und die Hitze auch im Juli, bei öfterem Regen, nicht über 25° R. stieg. Das sind aber nur Ausnahmen; im Allgemeinen sind die Steppen vom Februar oder von der Hälfte des März an (gemäss der Breite) und bis zum Anfang Mai blühend, besonders die unter- bergigen; im Mai fängt schon das Gras an zu trocknen und um den Anfang Juli herum brennt es ganz aus, und selbstverständlich Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 417 um so schneller, je ärmer die Vegetation ist. Es ist auch bemerkt worden, dass in den unterbergigen Steppen der Culturzone die Sommerdürre später eintritt, und es mehr Frühlingsregen giebt, als in den unteren Salzsteppen, wo, wie z.B. in dem Fort Perowsk, im Jahre 1858 im Frühlinge und Sommer in Allem 3mal Regen fiel: im April, im Anfang und Ende Juli; der Aprilregen währte einige Stunden, und der erste Juliregen, ein tropischer Platzregen, dauerte 5 Minuten und verwandelte das Fort in eine diehte Pfütze, welche jedoch bald austrocknete. Dafür erfüllte der Salzstaub in der 21), Monate währenden Dürre, von dem Aprilresen bis zum ersten Juliregen, die Luft derartig, dass die Regentropfen in kleine Kothkugeln verwandelt wurden. Dennoch ist die Luft hier beim Fluss minder trocken, als öfter im Culturstriche; in dieser andauernden Dürre zeigte der Psychrometer nicht weniger als 25%, Feuchtigkeit, bei Taschkent aber im Juni bis 18°,, obwohl dort der Regen minder selten ist. Allerdings ist die Salzsteppe, fern von grossen Flüssen, noch trockner als der Culturstrich. Da wir bei der Sommerdürre sind, so müssen wir doch etwas über den turkestanischen Frühling vorher gesagt haben. In der Steppenzone ist der Frühling fast nur einen Augenblick lang; die Frühlingsblumen der Lilienfamilie sind kaum pflückbar, so schnell: blühen sie — und die Gebüsche bei den Flüssen, welche von den Bergen abfliessen, bei Umwechselung des Flussniveaus durch das Aufthauen des Bergschnees, blühen den ganzen Sommer hindurch, wie auch die Kräuter auf den grossen Wiesen; der Frühling ist hier am meisten an der gemässigten Wärme, an dem aufspriessen- den Gras in den bei den Flüssen befindlichen Gehölzen, an dem Zusammenkommen der Vögel erkennbar ; und doch erreichte schon Ende April um Mittag die Hitze 23 bis 25° R.; nur dass die Abende noch frisch sind. Anders ist es auf dem Oulturstrich, und besonders südlich von 43° Breite, bei Tschimkent, Taschkent und Chodschent; aber hier werde ich, wenn auch die Ausführlichkeiten der periodischen Fr- scheinungen in der gegenwärtigen Arbeit nicht vorkommen werden _— wenigstens einen ganz oberflächlichen Blick auf den Frühling und auf die im Frühling heranfliehenden Vögel in Tschimkent ge- ben, wo die genügendsten Beobachtungen in zwei Frühlingen an- gestellt worden sind. Ich werde mich hier auf die Auszüge aus dem Journal für 1866 beschränken. Cab, Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 128, October 1974. 27 418 Dr. N. Severzow. Der Schnee, welcher schon im Anfang Januar geschmolzen war, welcher aber um die Hälfte dieses Monats wieder dicht wurde, fing am Ende desselben wieder, bei leichten nächtlichen Frösten (welche im ganzen Februar häufig sind) und bei warmen hellen Tagen, regelmässig und ununterbrochen zu schmelzen an; im An- fange Februar war. schon der Schnee ganz verschwunden, das Grün aber hatte hervorzuspriessen angefangen und wuchs bei häu- figen Nachtfrösten. Die ersten Frühlingsblumen, Ziliaceae, erschie- nen um die Hälfte des Monats, den ersten nicht winternden Vogel, Alauda calandra*), bemerkte man schon vor dem 8./20.; aber schon vom 1./13. Februar haben sich viele Durchzugsschaaren ge- zeigt und besonders einige winternde Vogelarten: Olorospiza chlor:s, Emberiza cia, E. pühyornus. Am 10.22. Februar kamen grosse Durchzugsschaaren von Zimberiza schoeniclus und eine Menge von Motacila personata, beide wintern theilweise; von der letzteren Art aber habe ich im Winter nur zurückgebliebene Junge gesehen; am 16./28. ist Buteo leucurus herangeflogen; Anas rutila noch am 15. (welche in Perowsk im Jahre 1858 schon am 12. Februar bemerkt wurde, auf den ersten Stellen, wo der Schnee wegthaut); von dieser Zeit begann das Ankommen der Ente und währte etwa einen Monat, endigte um die Hälfte des März, sowie das Wegziehen der nördlich winternden Gänse: Anser Middendorffi, A. segetum, A. albifrons. Schon am 22. Februar zeigten sich Upupa epops und Lanius isabellinus, welcher für Tschimkent ein Durchzugvogel ist; letzterer blieb bis zum Anfang April, wo seine Stelle Zan. phoenicurus einnahm, den 26. Februar Budytes citreola und die weiblichen Emberiza pithyornus, mit Jungen vom vergangenen Jahre, während die Männchen überwinterten. Das Ankommen der Rutieilla erythronota, deren Männchen im ganzen Winter sehr häufig sind, wurde nicht eher als am 28. Februar bemerkt; hier‘ sind Weibchen erschienen, Männchen haben sich vermehrt. Um den Anfang März fing man an zu ackern und Sommer- weizen zu säen; das junge frische Gras wurde kennbarer, An- und Durchzüge wurden häufiger; das ist ein Monat für den Durchzug und die Ankunft in der ganzen turkestanischen Gegend, obgleich in ihren nördlichen Theilen die mittlere Temperatur vom Monat März, wie wir bald sehen werden, bedeutend niedriger als 0 ist; *) Im Jahre 1868 ist er im Januar erlegt worden, und zwar nur 40 Werst südlich von Tschimkent, am Fuss des Kasyrkut; bei Tschimkent nur im Sommer, | Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 419 aber auch dort ist die zweite wärmere Hälfte es Monats Hau die Zeit des Hauptdurchzuges. - Vom 1./12. bis zum 3./15. März zeigten sich z. B. Oiconia alba, Oiamecula suecica, Phyllopneuste tristis, Scolopax gallinula, Carbo phalacrocoras, Erythrospiza obsoleta, Saaicola leucomela; 9.j21. bis 16.28. März Cettia cetti!, Pterocles arenarius, Sazxicola vittata, Budytes melanocephala, Saxicola saltatrix und Columba oenas, der Klintuch. *) - Die freundliche Erscheinung der Flug- und Durchzugsvögel war im Anfang März; schon vom 3. fingen die folgenden allmählich zu fliehen an, und so bis zum 10. April, wo der Flug und Zug sich wieder vermehrte, Indessen sind zur Zeit dieses langandauernden An- kommens die merklichsten Momente des turkestanischen Frühlings herangekommen. Das junge Grün, welches vom Anfang Februar an den ganzen Monat hindurch kaum von der Erde aufgesprosst war, fing auf einmal an zu wachsen, die ganze Steppe färbte sich um den 15./27. März grün und wurde mit unzähligen grossen, herrlichen Tulpen bedeckt, hellrothen, bunten, rothen und gelben. Als sie am Ende des Monats abzublühen anfıngen, wurde der Pfirsich mit Rosenblumen bedeckt und auf den Bäumen schlugen die Blätter aus; um die Hälfte April waren alle Bäume im frischen Frühlings- srün und das Steppengras wuchs bis zu seiner Verwelkung in der zweiten Hälfte des Monats Mai. Die Wärme erreichte in der zweiten Hälfte des März schon 20 und 22°; es gab aber noch leichte Morgenfröste. Dafür gab es am 1./13. April, selbst in Tsschinas, einen Sturm und ein Schnee- ‚gestöber bei einer Temperatur von 1°; dieser Sturm schadete jedoch nicht der reichen Ernte der Früchte**), welche 2 Jahre früher, im Jahre 1864, durch einen Frost im Anfang April vernichtet wurde. Nach diesem Schneegestöber wurden auch die Nächte wärmer, 15° und höher; bei Tage erreichte die Hitze 25°, aber nicht auf lange Zeit, zwischen 2—3 Uhr Nachmittags. Wirkliche, dauernde Hitze tritt nicht vor Ende Mai ein. Das Ankommen und Durchziehen der Vögel charakterisiren in %) In derselben Zeit, wie S. T. Axakow erzählt, kommt der Klintuch geflogen, mehr nördlich, aber auch mehr westlich, nach dem buguruslanski- schen Kreis des Lamarskischen Gouvernements, wo er am 16./28. März "herankommt, nicht um die Hälfte des Frühlings, sondern zu der ersten Zeit des Schneeaufthauens, ein sehr früher Frühlingsvogel. *%) Während des Sturmes fielen die Blumenblätter herunter, die Blu- menstaubgefässe jedoch erfrören nicht bei einer Temperatur um 0. 27* 420 Dr. N. Severzow: dieser soeben beschriebenen Frühlingshälfte besonders die Raub- vögel, wie dieselben in der ersten Hälfte durch die Enten charak- terisirt werden. Es wird nicht behauptet, dass die Raubvögel etwa zu irgend einer Zeit im Frühling den grössten Theil der herange- li flogenen Vögel ausmachen; im Gegentheil, sie sind in der ganzen Frühlingszeit wenig sichtbar, und zwar viel weniger als im Herbst; von diesen sind es aber die spät ankommenden viel mehr als die °) früh heranfliegenden, während das Ankommen und Abziehen ande- rer Vogelarten während der ganzen Frühlingszeit gleich ist, die europäischen Laubvögel, Sylvead«e, nicht ausgenommen. Das Ende des Frühlingszuges charakterisiren auch in der turkestanischen Gegend, wie überall, nicht Raubvögel, sondern der Kirschvogel, der ° Kuckuk, die Mandelkrähe (Coracias garrula) und die Bienenfresser (Merops). Ende März sind angekommen*) Aegialites minor, Alauda brachydectyla, Grus virgo, Vanellus gregarius, Anthus arboreus, schaarenweise Turdus sawatılis; den 31. sind erlegt worden Turdus 7 cyanus und Milvus ater**), Anfang April, -vom 1./13. bis 10./22., Rutieilla phoenicura, Limosa melanura, Irania albigula, Lanius phoenicurus, Hirundo domestica***), Salicaria fusca, Iynz torquilla, Columba fusca}), Saxicola oenanthe, Pratincola rubicola, Ephialtes SCop8. Auf solehe Weise währte die Ankunft vom Anfange bis zum ° 10. März regelmässig und allmählich; aber vom 11./23. bis 15.27. April wurde sie wieder stärker, wie im Anfange März; hierher *) Wenn der Tag der Ankunft einiger Vögelarten nicht direet durch 7 den Beobachtungstag oder Beutetag hier bemerkt ist, sondern nur durch 7 die Periode von mehreren Tagen, so sind die Vögelarten in derjenigen Reihe aufgezählt, in welcher dieselben bemerkt oder erlegt sind. *#) Bei Taschkent sah ich ihn schon am 17, März; in Tsehimkent hat er sich bestimmt vom 20.—24. März nicht gezeigt; der richtige Tag der Ankunft ist unbekannt; erlegt ist er am 31. März. Im Jahre 1868 war der Milan schon am 27. Februar bei Taschkent. #4) In Gurew, an den Mündungen des Ural, viel nördlicher, aber zu- 7 gleich auch westlicher von Tschimkent, erschien Hirundo domestica im Jahre 1861 in grosser Masse schon am 31. März nach den Beobachtungen des Herrn Karelin. Eine einzelne Schwalbe dieser Art zeigte sich schon 7 am 6. März im Thauwetter, in einer Fischerstation am Ural auf dem 7 kaspischen See — und flog zurück nach Westen zu um die Mittagszeit. +) In demselben Jahre wurde sie am 24. März bemerkt und aus einem Völkchen erlegt; in Tschimkent nicht eher als am 8. April, an einem Orte, wo man an den vorhergehenden Tagen gejagt hatte, Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 421 kamen am 11. Circus cineraceus, Emberiza hortulana, Passer salı- cartus”), Muscicapa grisola, Coracias garrula, Merops apiaster ge- flogen; am 14. Cuculus canorus, Luscinia aedon Pall. (L. philomela Bechst.), Addon galaciodes; am 15. Sylvia cinerea, $. curruca, Carpodacus erythrinus, Ardeola minuta, Astur cenchroides, Aquila pennata (am 23. erlegt), Sturnus roseus (Flug bis 26.). Nach diesem zweiten und letzten grossen Vogelzuge währte die Bewegung der Vögel zwar noch bis zum Ende des Monats, aber sie war viel schwächer. ' Am 17./29. April wurde die Ankunft der Falco rufipes **) be- merkt, welche in der Gegend nicht brüten; am 20. war die Ankunft der Lanius collurio und Cotyle riparia; am 23. kamen Falco sub- duteo und die in der Gegend nicht brütenden- Chelidon lagopoda. Endlich sind, vom 24. bis zum 27., die spätesten tschimkentischen Vögel von den brütenden angekommen: Zanius erythronotus, Orio- lus galbula, Emberiza (Euspiza) brunniceps.”**) Den Flug aber beschlossen 2 Tage später, am 29. April, die Schaaren von Merops persicus, welche ich bei der Ankunft ge- sehen habe; sie zogen nach Nordost, wo dieser Vogel bei dem See Bülukul brütet, unfern Aule-ata. In seinem allgemeinen Charakter entspricht der Frühlingszug in Tschimkent der Frühlingsdauer, weshalb er auch dem Frühlings- zug in den Meeresklimaten Mittel-Europa’s gleich ist; es giebt zwar _ ®*) Ein räthselhafter Vogel; im Winter wurde er stets bis zum Anfang Januar bei Tschimkent beobachtet, und ist deshalb im allgemeinen Kata- log als winternder angeführt; aber Ende Januar, im Februar und im März ist er bis zum 11. April nicht vorgekommen. Bei Taschkent war er am 3. April 1868 in Masse; in der Hälfte März aber war schon kein einziger auf denselben Stellen zu finden. ##) Ich habe einige während des Zuges bemerkt, sie hielten nicht an, und das konnte deshalb schon das Ende des Zuges gewesen sein. Wenig- stens habe ich ihn viel nördlicher unter 470 Breite durch Karakum schon am 17./29. März 1857 ziehen sehen. Uebrigens sind auch seine Winter- plätze in Afrika von Nubien bis zum Damaraland (Anderson) in der süd- lichen Hemisphäre, und fraglich, ob sie von denselben Winterplätzen über Tsehimkent und den Kurakum ziehen. Ueber Tschimkent ziehen wahr- scheinlich mittelsibirische Falco rufipes — und die mögen weit in Süd- afrika überwintern, mit ihrem östlichen Nachbar F. Raddei vom Amur, der auch in Afrika überwintert, aber blos südlich vom Aequator. *2%) Bei Perowsk wurden die ersten ankommenden am 23. April 1858 auf einem salzigen Moraste in Tamariskengebüschen bemerkt, wo sie sich im Sommer nicht aufhälten. Bei Wernoje wurde sie am 22. April 1867 erlegt. 422 Dr. N. Severzow: Eigenthümlichkeiten, aber nur in den Veränderlichkeiten der Ord- nung des Zuges verschiedener Vögelarten. Ich muss den Leser aber vor einer Folgerung warnen, die vielleicht ganz natürlich scheinen wird, gegründet auf meine kurze Beschreibung des Früh- lings und auf die Ankunft der Vögel in Tschimkent. Der tschimkentische Zug kann nämlich auf den Gedanken füh- ren, dass Vögel im Frühling auf ihrer Wanderung sich streng nach den Temperaturen der Localitäten richten, durch welche sie ziehen, © dass sie nicht zu früh bei Kälte nach den Orten hinkommen, wo sie brüten. | Auf einen solchen Gedanken können auch die "Bemerkungen über die Unterbrechungen der Reise, wie z.B. bei Milvus ater und Columba fusca bei Taschkent, bringen; ich kann noch hinzufügen, dass ich bei Tschimkent noch längeren Aufenthalt der Vögel im Zuge gesehen habe; Lanius isabellinus z. B. hält sich 1'/, Monat auf, vom Ende Februar bis zum Anfang April; Emberiza schoeni- clus 2 Monate, vom Ende Februar bis zur Hälfte April; die er- wähnte Annahme wird factisch begründet sein: ich warne aber, die- selbe direct zu behaupten. Als meine Beobachtungen nur noch im woronesischen Gouver- nement stattfanden, war ich ganz geneigt, die periodischen Erschei- nungen des Vogellebens durch Veränderungen und locale Verschie- denheiten der Temperatur zu erklären, und diese Erklärungen mit- zutheilen *), aber langjährige Beobachtungen, obgleich stets in fest- ländischem Klima, haben mich davon abgebracht, unter Anderm auch dadurch, dass die Beobachtungen mir eine Menge Anomalien gezeigt haben, von denen ich mehrere Beispiele soeben in den Be- merkungen angeführt habe. Auch der allgemeine Charakter des Frühlingszuges ist nur theil- ® weise mit dem klimatischen Frühlingscharakter auf der Stelle der Beobachtung übereinstimmend, was ich z. B.’aus der Vergleichung # *) Mich verdross dann der „Wanderungstrieb“, welcher wirklich nicht die Erklärung der Erscheinung, sondern nur eine zoologische Entschuldi- gung ist. Ich war aber damals noch jung und unreif, und verstand nicht, dass diese Ausrede auf den Mangel an Beobachtungen gewisser physischer Bedingungen der Vögelzüge, um sie erklären zu können, begründet war, und deshalb nahm ich statt des Instinkts wenig zur Sache passende meteo- rologische Ursachen, obwohl ich in dem zoologischen Gebrauch der mitt- leren Temperaturen nicht gefehlt habe. Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 423 ‚der hierzu gehörigen Beobachtungen in Gurew, Perowsk, Tschim- kent und Taschkent schliessen konnte. In allen diesen Localitäten sind die ersten Zugvögel — Enten und manche Lerchen, die letzten Merops persicus und Oriolus gal- bula; der Anzug der Schnepfen, überhaupt der langbeinigen und der insektenfressenden Singvögel, währt regelmässig vom Anfange bis zum Ende des Frühlings, die Mehrzahl der Raubvögel kommt schon in der zweiten Hälfte der Anzugsperiode, des Hauptzuges; zwei kurzzeitige Perioden, im März und April; im erstern sind beson- ders die Enten bemerkt, im letztern eine Mischung verschieden- artiger Vögel, endlich währt die Anzugsperiode 2!/, Monate, von der Hälfte oder vom Ende Februar bis zum Ende April oder An- fange Mai. Wenn aber die Erscheinungen des Frühlingszuges der Vögel in den genannten Orten überall unter denselben klimatischen Bedingungen stattgefunden hätten, so könnte diese Gleichheit nicht sein. In Perowsk erscheint ein Drittel, in Gurew die Hälfte der Frühlingsvögel bei klimatischen Bedingungen, welehe dem tchim- kentischen tiefen Winter entsprechen, zu welcher Zeit viele der ersteren gar nicht nach Tschimkent kommen — obwohl schon mehrere von denen, die nach den genannten beiden Orten früh ge- kommen sind, theilweise bei Tschimkent überwintern. So ist Anas rutila am 15. Februar 1866 nach Tschimkent ge- kommen, als der ganze Schnee schon aufgethaut war — und nach Perowsk kam sie den 12. Februar 1857; in Tschimkent kamen die Vögel fast gleichzeitig nach dem Aufgehen der Darya, in Perowsk fast einen Monat vor demselben; das Aufsehen war am 13./25. März. 21. Febr., 4. März, es waren aber Vögel, welche theilweise bei Tschimkent überwin- tern: Mergus albellus, Anas boschas, Anser cinereus. Uebrigens sind solehe Arten der Vögel auch in Tsehimkent nicht eher. Anas rutila ist um einen Monat später erlegt worden, am 20. März; ist es aber noch die Zeit ihrer Ankunft? Dafür ist Saxicola oenanthe in Gurew schon am 10. März, in Tschimkent am 8. April 1866 gewesen; in Taschkent waren die ersten den 15. März 1868, Mo- tacilla alba in Gurew am 13. März, Machetes pugna» am 15., An- thus pratensis aM 16.; Circus cineraceus aM 92., in Tschimkent den 10. April u. s. w.; das Eis ging in den Mündungen des Ural am 95. März auf, als 53 von den 142 Vogelarten schon gekommen waren, deren Erscheinung im Frühling dieses Jahres von H. Ka- In Gurew ging der Vögelzug vom Jabre 1861 am 424 Dr. N. Severzow: | relin beobachtet worden ist. — Auch erschienen die späten Vögel: Emberiza brunniceps, Merops persicus in Perowsk, sobald die Blätter auf den Bäumen ausschlagen, in Tschimkent eine Woche später: eine Anomalie, welche man nicht etwa mit der Unregelmässigkeit der tschimkentischen Beobachtungen erklären kann, da dieselben, besonders für die angeführte und in Massen bei Tschimkent brü- tende E. drunniceps, ganz richtig sind. Aber auch Merops persicus konnte schon eher als am 21. April in Perowsk angekommen sein, ich habe ihn dort schon an seinem Brutorte gefunden; in Tschim- kent beobachtete ich den Zug und sah sie am 29. April schaaren- weise von 10 bis 5 Uhr Nachmittag ununterbrochen ziehen. In Gurew sind am 10. Mai 1861 die ersten Merops persicus an den Orten, wo sie brüten, an Salzörtern gefunden. Uebrigens bezieht sich meine Warnung betreffs der Erklärungen des Früh- lingszuges meistens auf die klimatischen Ziffern, besonders die der. Temperatur im Schatten, aber nicht auf den ganzen Umschlag der klimatischen Bedingungen. i Schon in Gurew schmilzt der Schnee in der Sonne an den: Salzörtern, um so mehr in den Salzsteppen der turkestanischen Gegend, und bei festem Frost halten die Stellen, wo der Schnee‘ weggethaut war, den ganzen Winter hindurch, indem sie auf einen oder zwei Tage mit frischem Schnee verschüttet werden. Im Früh- linge sind diese Stellen bei dem ersten Thauwetter im Februar schon leer und die auf denselben befindliche Erde wird in der Sonne sehr erwärmt, wenn es auch im Schatten einen kleinen Frost giebt. Auf dieser erwärmten Erde zeigen sich am Tage nicht nur Insekten, sondern auch Eidechsen, was ich in Karakum sowohl im Herbst als im Frühling gesehen habe, sogar während es zur Mit- tagszeit im Schatten noch frostig ist. Auch werden in der Sonne die Pfützen erwärmt, welche von dem zerschmolzenen Schnee ent- standen sind. Auf solche Weise haben alle angekommenen Vögel Nahrung vom Anfange des Frühlings an, sowohl bei Gurew als bei Tschim- kent: deshalb ist auch der allgemeine Charakter des Vögelzuges auf dieser ganzen Ausbreitung gleich, während die Temperaturen des Frühlings ganz verschieden sind, welche, wie auch alle Tem- peraturen, für die Erklärung der geographischen Ausbreitung und der Lebenserscheinungen der Thiere und Vögel wenig Bedeutung haben. Die Temperatur hat wenig Einfluss, nicht etwa deshalb, weil sie überhaupt keinen Einfluss hätte: im Gegentheil, diesen hat L- Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 425 sie ohne Zweifel, sowohl das Säugethier als der Vogel fühlen Kälte wie auch Hitze; die biologischen Beobachtungen sind aber noch zu mangelhaft, um jede der verschiedenartigen Bedingungen (welche zum Theil noch unerforscht und ungewiss sind), die einen Einfluss auf die geographische Ausbreitung und überhaupt auf das Leben _ der Thiere haben, besonders zu erkennen. So können auch die Anomalien in den Erscheinungen des Frühlingszuges, die sich bei der Vergleichung verschiedener Loca- litäten gewiss zeigen werden, welche aber auch durch das Klima dieser Localitäten nicht erklärt werden können, davon abhängig sein, welche Orte und von welchem Umfange zu Ueberwinterungen von den gurewischen und tschimkentischen Sasxicola oenanthe zum Beispiel genommen werden. Auch hängt es davon ab, was für to- pographische Bedingungen für ihre Durchzugswege, ihren Aufent- halt im Zug u. s. w. vorhanden sind. Wenn Vögel einer Art z.B. nach Perowsk ziehen, vom persischen Meerbusen durch die nicht hohen Berge Chorasans, ohne Hindernisse auf der Reise, und nach - Tschimkent, wir wollen annehmen, von den Mündungen des Undus, indem sie den schneereichen Indukusch umgehen müssen, so ist doch klar, dass die tschimkentischen später kommen werden, und nicht gemäss der Verschiedenheiten der klimatischen Bedingungen in Perowsk und Tschimkent. t Die späte Brut der turkestanischen Vögel kann ganz direct durch die Eigenthümlichkeiten des Continentalklimas erklärt wer- den: um die Hälfte April fliehen von denen nur die frühesten, Aqulla fulva, Aqguila imperialis, Anas rutila, und vor der Hälfte - Juni sind die jungen Vögel nicht einmal in der Steppenzone im Flug zu sehen, sonst meistentheils um das Ende dieses Monats oder im Anfange Juli (höher in den Bergen auch im August). Ganz und ausführlich kann ich diese Verspätung durch die klima- tischen Bedingungen nicht geben, und ich bin überzeugt, dass kein Klima einen Einfluss hat, und hier giebt es für jede Art besondere Bedingungen; überhaupt aber scheint mir, dass diese Verspätung im Ausbrüten der Vögel in einiger Verbindung mit den hervor- ragenden Frühlingsverschiedenheiten der vierundzwanzigstündigen Maximal- und Minimaltemperatur steht. In Deutschland zum Beispiel, wo viele turkestanische Vögel früher brüten,- entspricht dem vierundzwanzigstündigen Minimum + 30 am Ende März das Maximum + 80 in Tschimkent zu der- 426 Dr. N. Severzow: selben Zeit, das Minimum wechselt täglich von + 2 bis — 2, bei‘ Mittagshitze von 18 und bis 22°, | Und diese Hitze bei nächtlichem Frost hält wahrscheinlich die Ausbrütung der Vögel mehr auf, als derselbe Frost bei gemässigter Tageswärme aufhalten würde. 4 Besonders überraschend ist diese späte Ausbrütung der Vögel, | welche früh brüten, wie die des grauen Geiers. Zwischen Tschim- kent und Taschkent, unter 41'/,° Br. sah ich sie am 24. März (5. April) 1366 bei der Paarung, und auf der Donau erlegte Baldamus am 17./29. April schon einen jungen Vogel in Federn in Hahn- grösse, folglich etwa 10 Tage alt. (Naumania 1850, Jahrgang I.) Ein solcher jurger Vogel konnte bei denen, die sich am 24. März | noch gepaart hatten, nur um 5 Wochen später, also erst Ende Mai da sein. Beide Beobachtungen, die meinige wie die des Baldamus, beziehen sich auf denselben Gyps fulvus.*) 1 Wir wollen uns auf dieses Beispiel beschränken, wir müssen aber noch bemerken, dass die Ausbrütung der Vögel während der‘ grössten Hitze und der Dürre geschieht, was wahrscheinlich auch auf die Vertheilung der auf den Höhenzonen brütenden Vögel einen | Einfluss hat. | Die Hitze des Steppensommers beginnt, wie gesagt, im Mai, die Dürre im Juni, äusserste Hitze im Juli. Ich gedenke noch des Julimarsches 1864, als zwei Wochen hindurch das Thermo- meter Abends und Morgens nicht weniger als 270 R. zeigte; am Tage war es bis 30° im Schatten, bis 32° in der Sonne, höhere Lufttemperaturen habe ich dann nicht beobachtet **); die Thermo- meter an einer in der Sonne liegenden Wand zeigten bis zu 45% Hitze und mehr, worüber man zuweilen in Zeitungen schreibt, was jedoch nicht Lufttemperaturen sind. 4 Die Erde wird bis zu 45 und 50° R. glühend und Metall in | der Sonne noch mehr; bei mir und am Uralsk schmolz einst im heissen Sommer 1860 das Stearinlicht im Metallleuchter wie Wasser, was eine Temperatur zwischen 60 und 70° R. anzeigt; und zu der- | selben Zeit war die Lufttemperatur, in der Sonne 32°, die Erde 51°. ° #) Diese Art brütet etwa 35 Tage oder 5 Wochen; wenigstens 2 Wochen von der Paarung bis zum Eierlegen, und 10 Tage für das Alter des Vo- gels, macht also 60 Tage aus. Die Donauvögel haben sich folglich um die Hälfte Februar gepaart, und an dessen Ende (nach dem russischen Stil) legten sie, um am 17. April ein 10 Tage altes Junges zu haben. *#*) In Perowsk war im Sommer 1858 bis zu 35° R. in der Sonne, und nicht mehr als 290 im Schatten. Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 427 Aueh in der turkestanischen Gegend ist es nicht heisser, aber südlicher desto dauerhafter. Das Aeusserste aber der Sommer- temperatur ist in der ganzen Weite der Gegend gleich, von Chod- schent bis zu Kasal und Alakul; höher aber von 2000’, z. B. in Aulie-Ata und Werno& ist schon die Hitze gemässigter. Uebrigens habe ich solche unerträgliche Julihitze im Jahre 1864 noch nirgends gehabt; die Nächte werden auch im Juli sogar in Taschkent, kälter, bis zu 20 und sogar 15° R.; am Tage ist die Hitze im Allgemeinen nicht über 25—27°. Im Sommer des Jahres 1858 erhub sich das Thermometer in Perowsk, bei täglichen Beobachtungen , bis zu 29° im Schatten, zweimal über 27°, und bis 25° fast täglich im Juni (des alten Stils), welcher Monat in diesem Jahre wärmer als Juli war, wie oft December kälter als Januar ist. In Taschkent und Chodschent waren nie 30° im Schatten, 27—28° öfter. Das war ein besonders kühler Sommer, mit häu- fisem Regen, im Jahre 1864 war vom Anfang Juni bis zum Ende August kein Regen. | Regenwetter bezeichnet Ende August die Ankunft des Herbstes, welcher, im Gegensatze zu der für die ganze Gegend gleichen Sommerhitze, im nördlichen und südlichen Theile der Gegend sehr verschieden ist. Am 1. September ist es noch sehr warm, am Tage 15—20° R., Nachts 3—7°; es giebt aber schon Morgenfröste, überhaupt in der Hälfte des Monats, worauf um das Ende des Monats wieder warme Tage eintreten; der October ist schon kalt, zuweilen, wie im Jahre 1857, giebt es schon vom 10. ab beständige Fröste bis — 5°, und vierundzwanzigstündige minima bis — 10°; überhaupt ist am Tage bis 7 oder 8, Abends — 1 bis 3, so im Jahre 1858 in Ka- ‚rukum. Endlich ist der Novembermonat in dem nördlichen Theile der Gegend vollständig ein Wintermonat; dabei ist der ganze Herbst resnerisch, besonders der October, aber in diesem, sowie in den Temperaturen sind die Verschiedenheiten der einzelnen Jahre sehr bedeutend. Dieselben sind auch im Süden nicht unbedeutend, der Herbst aber ist dort um vieles trockner und wärmer. Allerdings nimmt dort auch schon im Anfange September die Temperatur sehr schnell ab, doch kommt der Winter nicht so regelmässig an, wie _ im nördlichen Theile der Gegend. Im Süden ist es, als ob der Sommer mit dem Winter streite, schon nach wöchentlichen Perioden | 428 Dr. N. Severzow: fr | der relativen Kälte tritt fühlbare Hitze ein, und so währt es bis. | zu Ende October oder noch später. | So zeigte im Jahre 1864 bei dem Fluss Tersa, zwischen Aylie- Ata und Tschimkent, das Thermometer um 6 Uhr Morgens 3%, 1 | | und noch um 8 Uhr waren die stehenden Gewässer mit einem \ halben Zoll dicken Eises bedeckt; an dem Flusse waren dicke Eisrinden; | am Tage war es natürlich bis 17°; dieser Frost beschädigte Melonen und Wassermelonen, nicht aber die Wergflocken und Feigen, und | im Jahre 1865 war in Taschkent am 20. September bei leichtem Frost ein Schneegestöber. Nach diesem Septemberfroste vom Jahre 1864 erhob sich das " Thermometer bei Taschkent noch am Anfange October bis 27° im | Schatten, bis 31° R. in der Sonne — natürlich nur auf eine halbe Stunde — und diese Herbsthitze ist ungemein angenehm, ganz anders als die Sommerhitze derselben Temperatur, | Im Jahre 1867 aber war der ganze November warm, um Mittag | normal 14--17°, und diese Temperatur hielt, mit seltenen kühlen, nicht aber frostigen Tagen und bei stets schönem Wetter, bis zum 20. December an. Diese Charakterverschiedenheiten des Herbstes sind nicht so auffallend in dem Herbstabzug der Brutvögel, als vielmehr in der Al Ankunft der nichtbrütenden sichtbar; welche letztere sich nicht in ® dem nördlichen Theile der Gegend, wohl aber in dem südlichen im | Herbste lange aufhalten; was aber die Brutvögel betrifft, von denen es noch in Tschimkent im October viele, wie Sylvia und Salcaria, giebt, so denke ich, dass die loealen mit denen, welche vom | nördlichen Theile ankommen und derselben Art angehören, wechseln. | Um die Hälfte August im nördlichen und am Ende desselben | im südlichen Theile zeigen sich die ersten Zugvögel — die nörd- lichen Schnepfen: Tringa und Phalaropus; darauf dauert das Herankommen der Durchzugsvögel den ganzen September hindurch | und endigt im October; mit diesem endigt für den nördlichen Theil der eigentliche Durehzug der Vögel; späterhin kommen'noch einige Winter- und einige von den verspäteten Durchzugsvögeln. An dem nördlichen Ende des Uralsees endigte der grosse Frühlings- durchzug um den 1. October 1858, um dieselbe Zeit im Jahre 1868 auch bei Werno&.*) *) Gross war der Zug bei Werno& im September der Jahre 1867 und 4 1868; und am 6.—8. October des letzten Jahres sah ich zwischen Kopal Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 429 . Nicht viel später ist auch die Vögelerscheinung in Tsehimkent zu Ende; auch die winternden Gänse ziehen Ende September durch ; aber fast alle Durchzugsvögel halten sich in Tschimkent den ganzen October auf, welcher mir stets eine reiche ornithologische Collection gewährt. Im November zeigen sich nur nördlich winternde:: Buteo lagopus, Leinzeisige, einzelne Haubendrosseln. Ueberhaupt sind vom 1. No- vember an nur winternde Vögel zu sehen, gleich als ob der Novem- ber nicht warm wäre. Ich glaube aber nicht, dass die Durchzugsvögelarten , welche im Herbst bei Tschimkent bemerkt worden sind, dort wirklich den ganzen Herbst zubringen;, — das muss nur ein Verzug sein, wenigstens für viele, welcher wegen der grossen Langsamkeit des Frühlingsdurchzugs durch den südlichen Theil der Gegend statt- findet; zum Beweis dafür werde ich ein Beispiel vorlegen, nämlich Ag. bifasciata. Im Jahre 1864 erschienen sie bei Aule-Ata am 3. September auf einmal in grosser Menge; darauf verschwanden sie, und vom 7.—10. erschienen siein Masse; am 10. verschwanden sie wieder, am 14. waren sie 20 bis 30 Werst westlicher in un- zähliger Menge; am 15. zeigten sie sich nur 15 Werst weiter, auf der Tersse, am 16. Morgens zogen sie nach Südwesten, und um 10 Uhr Vormittags erreichten sie unsere Flotille, welche nach Tschimkent an der Oberarys ging, wo wir sie, als wir am 17. weiter rückten, auch liessen und sie bis zum 27. nicht wiedersahen. An diesem Tage sah ich einige, während ich nach Taschkent ging, etwa 8 Werst siidlieh von Tschimkent und ca. 70 Werst von der Stelle, wo ich sie 10 Tage früher gesehen hatte; am 25. waren sie wieder nicht zu sehen; am 29. erreichten sie die Flotille auf Keles;, am 30. zogen sie nicht weiter, und als ich nach Tschimkent zurückfuhr, sah ich sie am 6. October noch bei Keles; ich erlegte _ einen, der einen ein wenig abgeschossenen, noch nicht ganz geheilten Schnabel hatte, was entschieden zeigt, dass der Vogel zu den nach Aule-ata ziehenden gehörte, welche ich schon gejagt hatte. In 33 Tagen machten folglich diese Adler beim Frühlingszuge nur einen Weg von 220 Werst, von Aule-ata bis Scharapchan bei Keles, an 4 Stellen machten sie Halt, und dies war nur ein Auf- enthalt des ohnedies langsamen Zuges an fruchtbaren Orten. Bei diesem Durchzug wurden 12 Exemplare erlegt, von allen Alters- und Wernoö von den Durchzugsvögeln nur wenig verspätete; der Haupt- durehzug war schon beendet, 430 Dr. N. Severzow: stufen, alle hatten Wachteln im Kropfe, waren sehr fett, manche hatten die Wachtel quer verschluckt. In derselben Gegend ging im Jahre 1866 der Zug der 49. bifas- ciata eher an und währte länger: die beiden ersten wurden am 13. August erlegt, der erste bei Tschimkent am 12. September, der letzte auf der Arys, noch südlich von Tschimkent, am 19. October;- an diesem Tage sind 3 in der Steppe zwischen Arys und Tschim- kent erlegt worden; bei Tschimkent zeigten sie sich mehrere Male in Masse, aber mit Unterbrechungen von mehreren Tagen, in welchen kein einziger erschien, obgleich andere Vögel erlegt wurden; wenn sie sich zeigten, so hielten sie 2—3 Tage, während sie im Jahre 1864 (wahrscheinlich durch die Belagerung der Stadt er- schreckt) ohne anzuhalten bei Tschimkent vorbeizogen. Langsam ziehen zwischen Tschimkent, Aule-ata und dem Ge- birge Karatau auch andere Vögel, wie Astur nisus, Schnepfen, Wachteln und Lerchen; auch die Pferocles alchata ziehen nicht besonders schnell, von denen ganze Schaaren, welche am 30. Sep- tember über den Fluss Keles nach Taschkent zogen, am 1. Oetober bei Taschkent gefunden worden sind und auf dieser Stelle noch bis zum 4., und bei Tschimkent noch bis zum 16. geblieben sind u.8. W. Ueberhaupt stellen die Beziehungen des Herbstzuges in dem continentalen Klima Russlands, der Kirgisen-Steppen und der tur- kestanischen Gegend zu dem Frühlingszuge, in Bezug auf die Dauer beider Züge, vier Verbindungen dar, von welchen jede be- deutende Räume charakterisirt: 1. Die Vögel halten sich entweder auf oder ziehen langsam sowohl im Herbst als im Frühling, so dass der Durchzug in beiden Zeiten nicht lange währt, je 2—3 Monate. Eine solche Dauer des Durchzugs war in dem Steppentheile der turkestanischen Gegend, südlich von Arys, d. i. vom 42° unterwärts des Uralflusses, bei Gurew: westlicher in Astrachan, der Gegend Neurusslands, auf dem Don, südlicher 48°; auf dem Dnieper schon nördlicher 50° bemerkt; ebenso in dem am Meere liegenden Klima von West-Europa, noch viel nördlicher, z. B. bei Stettin und in Dänemark. 2. Der Frühlingsdurchzug ist dauernd, etwa 2 Monate, der Herbstzug kurz, etwa 5-—-6 Wochen. So ist es unterwärts des Ural, zwischen Saraitschik (47° Br.) und Kalmykow (etwa 49°); ebenso im nördlichen Theile der turkestanischen Ge- Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Örnis. 431 gend, wo ich übrigens nirgends den ganzen Frühlings- und Herbst- zug anzusehen Gelegenheit hatte. Das Ende des Herbstzugs be- stimmte ich richtig am nördlichen Ende der Aralsee, in Werno& und Kopal, an diesen Orten habe ich aber nicht den Frühlings- zugsanfang genau gesehen. In dem Fort Perowsk haben Beobach- tungen während des ganzen Frühlingszuges stattgefunden, im Herbst aber nur bis zum 8. September, und ich weiss daher nicht, wie lange die Frühlingsdurchzugvögel sich dort aufhalten. Ueberdies habe ich aber den Anfang des Frühlingszuges im nördlichen Karakun beobachtet, unterwärts des Irgisflusses, und zwar vom 11. März; wenn ich dies mit den Beobachtungen von Perowsk ver- gleiche, so finde ich heraus, dass in den zwischenliegenden Loca- ‚Jitäten der Frühlingsdurchzug dauerhaft ist, und für Kopal und Werno& ist diese Meinung auch auf die Anzeige der localen Jäger gegründet, nämlich, dass die durchziehenden Gänse und Enten am Ende Februar und am Anfang März erscheinen. Für das Ende aber des Frühlingszuges habe ich eine zoologische Sammlung von U. U. Skorniakow. 3 Der Frühlingszug ist kurz, 4—6 Wochen; der Herbstzug ist dauernd, über 2 Monate, von der Hälfte August bis zum Ende October und Anfange November. Dieses Verhält- niss des Herbstzuges zu dem Frühlingszuge habe ich an der Mitte _ des Don im woronesischen Gouvernement beobachtet, wo die Vögel im Frühlinge nur von Ende März bis zum Anfange Mai ziehen. 4. Sowohl der Frühlingszug, als der Herbstzug, sind beide nicht dauerhaft, jeder 4—6 Wochen; die Vögel halten weder im - Frühlinge, noch im Herbste längere Zeit an. So ist der Charakter des Zuges im Norden, auf dem Uralge- birge schon bis 49° Br.; in der Kirgisensteppe ist dieser Charakter schon im nördlichen Karakum, zwischen 47 und 48°; in der tur- kestanischen Gegend vielleicht an den Enden derselben, und in - manchen Jahren in Kopal; richtige Beobachtungen aber sind noch nicht angestellt worden. | Es ist einleuchtend, dass diese 4 Verhältnisstypen der Dauer des Frühlings- und Herbstzuges in zwei Hauptverhältnisse zu- sammengefasst werden können: in den südlichen Theilen unserer “ gemässigten Zone sind beide Durchzüge, sowohl der im Frühling als der im Herbst, langdauernd, in den nördlichen Theilen kurz. Typus 2 und 3 aber sind dem nicht breiten Landstriche eigen, auf welchem man in manchen Jahren nieht gleich gut beobachten 433 - Dr. N. SeverzoW: kann, ja sogar auf einer und derselben Stelle dieses zu übergehen- den Landstrichs stellen oft die Durchzüge bedeutende Verschieden- heiten in verschiedenen Jahren dar, sogar in ihrem allgemeinen Charakter; berücksichtigt man dies alles, so kann man bemerken, | dass im westlichen Europa, an den mittleren Meridianen des euro- päischen Russlands, z. B. auf dem Donmeridiane, und westlicher vom Ural die Folge verschiedener Zugtypen von Süden nach Norden nicht überall gleich ist. Im westlichen Europa sind beide Durchzugsperioden desto kürzer, je nördlicher sie sind; beide nehmen gleichmässig ab, und es folgt daraus, dass unser erster Typus allmählich, aber unmittelbar nördlich in den vierten übergeht: dies ist dem am Meere befindlichen Klima eigenthümlich. Auf dem Don hört die Frühlingsperiode auf unteren Breiten nördlicher, als die Herbstperiode auf, was den erwähnten dritten Typus des Durchzuges bildet, etwa bei 50° Br., zwischen den Ufer- strichen des schwarzen und asowschen Meeres, welche den ersten Typus haben, und dem Bassin Oka, welches schon den vierten Typus hat. Endlich hört die Herbstperiode auf unteren Breiten als die Frühlingsperiode, im Ural und östlicher, von Süden nach Norden, 3 auf, was den zweiten übergehenden Typus bildet, zwischen den | Gegenden, welche den ersten und den vierten Typus haben. Die Localitäten, welche diesen zweiten Typus haben, bilden einen sehr langen, schmalen Strich, dessen Grenzen man nach jetzigen Beobachtungen nicht bestimmen kann, wobei auch selbst noch der Durchzugscharakter in verschiedenen Jahren bedeutende Verschie- | denheiten darstellt; dabei sind aber noch die topographischen Be- dingungen dieses Striches ganz verschiedenartig; es ist offenbar, dass Ust-Urt, Karakum, die Ueberschwemmungen des Syrflusses, Tschu, Thalassa, Uli und das Kopalflachgebirge nicht dieselben Speise- und Wohnortsbedingungen darstellen, welche für Aufent- haltsplätze der Vögel nothwendig sind. Endlich ist es kaum möglich, auch bei den umständlichsten Beobachtungen, den Ausdehnungen, welche die erwähnten Verhält- nisstypen der Frühlings- und Herbstzugsdauer haben, richtige Grenzen beizulegen. Es werden sich immer so zu sagen Loealitäten finden, die diese Typen nicht haben. So ging die Frühlingsdurch- zugsperiode unterwärts des Irgisien- und Turgaiflusses, bei den E nördlichen Umgegenden Karakums, am 11./23. März an; der Haupt- Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 433 ‘herbstdurchzug endigte Ende September, die Verspäteten zogen ‚bis zur Hälfte October. Ein solches Dauerverhältniss ist das mitt- lere zwischen dem 2. und 4. Typus, oder auch zwischen dem 1. und 4. In Bezug aber auf die Wichtigkeit der topographischen Er- scheinungen muss ich ein Beispiel anführen: Tringa minuta, T. alpina, T. subarquata zogen in Masse Ende September längs des Aralufers nach der Dariamündung, wo die ersten Schaaren am 28. September bemerkt worden sind, während der Hauptzug der Gänse und der Enten stattfand; in Perowsk wurden diese Tringa schon im Anfange des Monats bemerkt. Nach Perowsk aber ziehen sie wahrscheinlich durch Lary-su, und zu der Dariamündung ziehen sievon dem Tschalkap-tengis-See, dessen flaches Uferland als Aufenthaltsplätze sehr geeignet ist; auch die Dariamündungen sammt den südlicheren Theilen des Aralufers, der Eigenthümlichkeit des Ortes und der Mannigfaltig- keit des sandigen und schlammigen Uferlandes gemäss, können als Aufhaltungsplätze des zweiten Octoberaufenthalts der Vögel be- trachtet werden. Hier”) und in Perowsk kann der Verhältnisstypus des sowohl im Frühlinge, als im Herbste dauernden Vögeldurch- zugs sein. Aber zwischen dem Kamyschly-Basch-See und dem Fort No. 2 hängt auch der nördliche Verhältnisstypus der sowohl im Frühlinge als im Herbste kurzen Durchzugsdauer von den topo- graphischen Bedingungen der Durchzugswege ab, und ist mit dem Klima nicht übereinstimmend, wenigstens für die nicht echten Step- penvögel, d.i. für die Mehrzahl der beobachteten. Ueberhaupt ist die Charakteristik des continentalen, ja sogar aller Klimas sehr schwierig, und dies nicht nur mit einem Durch- zug, sondern mit allen periodischen Erscheinungen, und ich kann nieht mit voller Sicherheit ein continentales Klima durch die Un- regelmässigkeit der Abnahme der Frühlings- und Herbstdurchzugs- perioden charakterisiren. Diese Durchzugsabkürzung geschieht meist im Frühlinge bei SD. bei den Syrmündungen und südlicher an dem östlichen Aral- ufer, nicht aber nördlicher, wo die Schnepfen ununterbrochen ziehen, und wo die letzten am 4. October bemerkt worden sind; am 5. war ihr Durch- zug bereits beendet (im J. 1858). Das Herbstklima ist wie in Gurew, wo ‘der Hauptdurchzug auch etwa im Anfange October endet, es giebt aber viele Durchzugsvögel, welche den ganzen October hier bleiben, auf Sary- tschagank giebt es aber wenig verspätete, gemäss den topographischen Verschiedenheiten der Mündungen des Arals und Sary-tschaganaks. Cab. Journ. f. Ornith. XXII. Jahrg. No. 128. October 1874. 28 434 Dr. N. Severzow: schneereichem Winter, besonders bei grossem Februarschnee und spätem Herbstschnee, dagegen ist schon die Frühlingsperiode, bei schneearmen Wintern, aber früher Herbstkälte dauernder als die } Herbstperiode, Es gieht auch hier natürlich einige Anomalien, ge- mäss dem Ueberschlage der Richtungsbedingungen des Durchzugs und dessen Anhaltungen, um so mehr, als einige Vögel sich im Zuge | auf der ganzen Weite zwischen ihren Sommer- und Winterplätzen zerstreuen, die Mehrzahl aber zieht auf ihren Durchzugswegen, auf | denen die An- und Aufenthaltsorte im Bezug auf die klimatischen | Bedingungen im Frühlinge und im Herbste von einander verschie- ' den sind. Es ist deshalb auch schwierig, die beobachteten Er- scheinungen genau zu erklären; zwar hat die Zeit der Ankunft oder des Abzugs der gegebenen Art dieselben klimatischen, über- haupt physischen Bedingungen, welche auf den Beobachtungsstellen bemerkt worden sind, allein von den letzteren giebt es verschiedene, welche sich nicht recht vergleichen lassen und die Erklärung da- durch noch schwieriger machen, wenn sie auf verschiedenen Durch- zugswegen sich befinden. Beim Vergleichen solcher Beobachtungen werden viele Anomalien vorkommen, welche schwer zu erklären sind, so wie beim Vergleichen der Beobachtungen auf einer Stelle, | aber in verschiedenen Jahren. | Die turkestanischen Zugwege werde ich von Osten zu zählen anfangen, wobei die Hauptwege mit römischen, die zwischen- 4 liegenden aber, wo weniger Vögel bemerkt wurden, mit arabischen i Ziffern bezeichnet werden. Von den ersteren sind nur vier: m I. Der Weg geht durch San-Tasch, Ussyk-kul, die Flachberge | Katschkar und Dschumgalan, Unter-Naryn und durch das Thal Ferhan (bei Namangan und Kokan) nach Chodschent. . | Auf diesem Wege fand ich schon im September 1867 einen "u bedeutenden Vogeldurchzug an den Teichen Utsch-Merke {drei Merke), welche in Tscharyın einfliessen, den Hauptzufluss des 12 dann östlicher — auf dem ganzen Wege von da aus bis San-Tasch. Der Durchzugsriehtung nach ziehen die Vögel auch südlicher von San-Tasch nach Issyk-kul, indem sie durch das Gebirge nach dessen ° nördlicher Seite an den Ursprung der Merketeiche gehen, beson- ders an den der zwei östlicheren, wo das Gebirge niedriger ist. Längs der Issyk-kul-Ufer ziehen die Vögel in Hauptmasse nach Westen, nach Katschkar u. s. w., einige Vögel aber verschiedener ° Arten ziehen über die Flachberge nach Süden von Issyk-kul und gehen durch Ober-Naryn und Axai, wo ich sie beobachtete, nach 3 = gie — Br ae -— Pe — Allgemeine Uebersicht der' aralo-tianschanischen Ornis. 435 _ Katschkar. Dieser Vogelzug ist unbedeutend. Verspätete sah ich dort in der ersfen Hälfte des October, ich weiss aber nicht, ob dies etwa nur zufällig war, was auch öfter geschieht, wenn die Vögel vom richtigen Wege ablenken und sich nach Süden vom -Issyk-kul begeben, um sich in der Einöde der turkestanischen Klüfte vor Sturm und Unwetter zu schützen. Ein solcher Fall tritt be- sonders bei den verspäteten Cotyle riparia ein, welche in der Mitte October von Atpasch nach dem Axaiflachgebirge sich begaben, wahrscheinlich weil sie den Weg verfehlt hatten. Die Gebirgsvögel ziehen nach dem Issyk-kul von den den- selben umgebenden Gebirgsketten nördlich von Il aus, und wahr- scheinlich von den Gipfeln des schwarzen Irtysch und des östlichen Altai; auf Issyk-kul sah ich auch Anser Meiddendorffid nob. (Anser grandis Midd. nec Pall.), welche in Sibirien östlich vom Jenisei brütet und welche wahrscheinlich durch den Engpass, der vom Je- nisei aus das Sajangebirge durchschneidet, durch Ulasutai und Lairam-nor hergekommen ist; nach den Durchzugswegen von An- ser ruficollis, worüber später gesprochen werden wird, habe ich “Grund anzunehmen, dass die Polargänse, welche in der turkestani- schen Gegend wintern, von Ost-Sibirien aus herziehen, von der Tundra zwischen Chatanga und Lena. : Diesem Wege schliessen sich an: 1. Der Durchzug durch den buamischen Engpass. Der Zug - durch Buam scheint mir die Verlängerung des Durchzuges zu sein, welchen ich durch Kopal und Werno& ziehen sah; die nördlichen Vögel sind zwar dieselben, auch stimmt die Durchzugszeit überein, ‘doch kann ich es nicht mit Bestimmtheit behaupten, weil ich in verschiedenen Jahren beobachtet habe. Namentlich Ende October 1867 im buamischen Engpasse, und im Anfange October 1868 auf _ dem Wege von Werno& nach Kopal. Im Durchzuge sind es sibi- "rische Vögel und turkestanische Gebirgsvögel, welche auch in Ala- tau gedeihen; dieser Weg vereinigt sich mit dem Durchzugswege von Issyk-kur in dem Thale Katschkar; auch schliesst er sich an - denselben bei der Mündung Dschumgal in Naryn an. 2. Der Durchzug der Gebirgsvögel längs dem Ober-Naryn, wo sie sich von dessen Zuflüssen aus sämmtlich ansammeln; ich beobachtete einen solchen Durchzug von Emberiza cioides aus An- - tapasch nach Naryn. Viele Gebirgsvögel, welche auf dem Culturstrich überwintern, halten sich noch Ende October in Naryn, so wie in Katschkar auf, 28% 436 Dr. N. Severzow: und zwar in vielen grossen Schaaren; es ist möglich, dass sie zum Theil schon dort überwintern. 3. Mehrere Vögel, meistens Gebirgsvögel, ziehen schon von Utsch-Merke direct nach Westen, indem sie sich immer am Fusse des Tjan-Schan halten; diesem Durchzuge folgte ich in verschie- denen Jahren, stets im Herbste, durch die Umgegenden von Wer- no, Tokmak, Aule-ata bis Tschimkent. So ziehen die Vögel mei- stens längs der zu diesem Wege herabsinkenden Gebirgsthäler, in- dem sie sich zuerst an dieselben halten, von Utsch-Merke ziehen sie z. B. durch die Thäler Tscharym und Tschilik.*) Zwischen Aule-ata und Tschimkent schneidet dieser Weg den nächsten. | II. Dieser geht längs des südlichen Balchasch, durch Itke- tschu, Aule-ata, Tschimkent, Taschkent, Tschinaz. Für diese ganze ” ‘ Ausdehnung habe ich ausführliche Nachrichten, sowohl im Früh- ° linge als im Herbste von dem Durchzuge der Aquila bifasciata, und für die Ausdehnung von Aule-ata bis Tschinaz habe ich eben- falls besondere, sehr ausführliche Nachrichten; im Frühlinge 1866 folgte ich dem durch die Thäler des Arys, Keles und Tschirtschik 2 gehenden Zuge durch Tschimkent und Taschkent bis Tschinaz; ich folgte ihm aber auch mehrere Male im Frühlinge und Herbste zwischen Aule-ata und Taschkent durch Tschimkent. Diesem Wege schliesst sich noch auf Arys ausser dem bereits erwähnten dritten an: 4. Der Durchzug durch Karatau. Dem Durchzuge der Em- beriza pithyornus und dem Wasserdurchzuge nach urtheilend, müs- sen die Vögel durch Karatau unterwärts Tolas und Tschu und noch weiter nach Karakalen ziehen. F Durch Karatau ziehen auch die Polargänse, welche bei Arys, Keles und Tschirtschik brüten. | Den topographischen Bedingungen gemäss scheint es mir, dass sie ganz wahrscheinlich zwischen Arys und dem Unter-Tschirtschik, ja dass viele auch durch das Thal des Syr ziehen, welcher letzterer in dieser Gegend gerade von Süden nach Norden fliesst, wo sich Schilfrohr, Busen stehenden Wassers, stachlige Wasserpflanzen an den Ufern befinden. Diese Annahme wird noch durch den Umstand *) Am 21. September bemerkte ich Falco sacer auf dem Flachgebirge Dschalanasch, auf einem Baume im Thale Tschilik. Hier sind schwarze Pappelhaine bei dem Flusse und die umliegende Steppe ist ganz ähnlich den Brutstellen des F. sacer beim südlichen Fusse des Uralgebirges; Swin- hoe dagegen spricht von diesen Vögeln, als ob sie von der Mongolei aus nach Peking gebracht wären. h Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 437 bestärkt, dass im Durchzuge auf dem Arysflusse bedeutend mehr Gänse erscheinen, als gewöhnlich in Keles sind. An den Durchzug N. schliesst sich bei Chodschent*) auch der erste an; die Vögel gehen aber hier auseinander und ziehen durch eine ausgedehnte Strecke; grosse Vogelschaaren sind überhaupt weder in Chodschent noch in Samarkand bemerkt worden, wo Herr Fedschenko im Frühlinge sammelte, noch in der Bucharei, wo Leh- mann beobachtete. Dass der Durchzug I. und II. sich an einander anschliessen, habe ich zwar nicht selbst bemerkt, ich behaupte es aber nach den topographischen Gesetzen, und zwar ist diese Behauptung schlech- _ terdings richtig, weil es fast keinen andern Weg von dem breiten Thal Fergan aus, welches in der Mitte des Syr-Daria im Chans- tbum Kokans südlich mit einem sehr hohen Schneegebirge begrenzt ist, hinter welchem das Flachgebirge mit dem See Pian-kul liegt, auf welchem das Eis im ganzen Sommer wenig schmilzt und gröss- tentheils liegen bleibt, weil es also keinen andern Weg von Fergan aus giebt, als bei Chodschent vorbei. Jedenfalls aber gehen diese Wege südlich von Samarkand und der Bucharei, nachdem sie sich zwischen Chodschent und Dschusak in einen breiten Landstrich vereinigt hatten, wieder auseinander; Ritter führt, nach den Verzeichnissen des Beobachters Sultan Bo- ber, einige Durchzugswege durch Indukusch an, welehe ohne Zwei- fel, wenn auch nicht alle, die südliche Verlängerung der beschrie- benen turkestanischen sind. Von den letzteren aus ziehen wahr- scheinlich viele Vögel nach Süden, den Schneegipfeln des Indukusch und nach Westen. Viele turkestanische Vogelarten, z. B. Saxzcola, - sind als überwinternde an dem Nil gefunden worden, und dies sind solche, welche in den am Kaspischen Meere liegenden Steppen noch nicht entdeckt worden sind, wie Sazicola syenitica (opistholeuca), S. lugens, Lanius isabellinus. Die Beobachtungen sind aber noch zu mangelhaft, um etwas Bestimmtes über das Ueberwintern der turkestanischen Vögel sagen zu können. II. Der Weg geht über Sary-su durch Perowsk und über =) Erythrospiza incarnata nob. steigt vom Ober-Naryn, wo ich schon Durchzugschaaren gesehen habe, nach Chodschent hinab, indem sie stets den Vorbergen folgt, wo sie im Herbste gerade im Süden von Chodschent erlegt worden ist; es ist aber die Frage, ob sie nicht etwa von nahen hohen Bergen herkommt; die obernarynischen Vögel können auch östlich von Chodschent im Chansthum Kokans überwintern, 438 Dr. N. Severzow: Dschana Daria nach dem Unter-Amur; weiter ist schon zweifelhaft, wahrscheinlich aber nach dem südöstlichen Winkel von Caspien; von da ziehen vielleicht manche Vögel bis zum Nil, z. B. die dort überwinternden syr-darischen Lanius pallidirostris und L. leucopy- gos — welche übrigens auch im Sommer sporadisch vom Nil bis Syr verbreitet sind, welche aber an dem letzteren nicht über- wintern. Nach dem Durchzuge der Grus leucogeranus, Mein leucoptera geht dieser Weg auch nach Barab; auf dem Dariaflusse nimmt er die Weite zwischen Perowsk und dem Fort No. 2 ein. Der Durchzug durch Daria ist auch östlicher in Dschulek bemerkt worden, schon nicht auf Sary-su, sondern auf Karatau hin, welcher Zug noch nach dem Unter-Tschu u. s. w. ging. | Von den Vögeln, welche wahrscheinlich im nördlichen Sibirien bleiben, sind viele Acanthis brevirostris um zu überwintern herge- kommen *); sowohl im Winter als im Frühlinge gab es keine Po- largänse zu sehen; ihr Durchzug wurde östlich und westlich von den Wegen I., I. und IV. beobachtet, zu welchem letzteren wir jetzt auch en, IV. Dieser Weg geht längs Turgai, durch den Tschalkaniens f gissee nach dem Meerbusen Sary-tschaganak (dem nordöstlichen ° Winkel der Aralsee) und längs des östlichen Aralufers, durch die Mündung des Syrflusses nach dem Unter-Amu-Daria. Dieser Durch- 4 flugsstrich ist von Kasalinks bis zum Meer etwa 100 Werst breit; er zertheilt sich aber schon in zwei Striche bei Tschalkaptengis; viele Vögel ziehen durch die sandigen Gegenden Borsuk und nord- westlich von Ust-urt nach dem östlichen Ufer des Kaspischen Mee- res, und von diesen sind viele dieselben Arten wie die Durchzugs- vögel an den Mündungen vom Syr. Den Durchzug durch Borsuk ° beobachtete ich im Jahre 1857, und sein Ende in demselben Jahre ° in Sary-tschaganak, und ausführlicher im Jahre 1858. Ze Unterwärts der Amu-Daria vereinigt sich dieser Durchzugs- weg mit dem vorangehenden. Auf diesem Wege ziehen die Vögel " der Kirgicsen-Steppen, Westsibiriens und die der Polartundra nach n Aranthir brevirostris, so wie Melanocorypha leucoptera beobarkhr ai Y ich auf dem ganzen Irtysch und südlich bis Ajagus; in der turkestanischen E Gegend aber nicht südlicher, normal, als Dschulek und Werno&, wobei letztere mehr im Westen des aralo-tianschanischen Gebietes überwintert. Nur nach heftigen Sturmwinden mit Schneegestöber kommen zuweilen die bei Tschimkent fehlenden Melanocorypha leucoptera. Ne en ng re er nannte re A Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 489 Westen von Enisei. Hier bemerkte ich die östlichsten Durchzug- vögel Anser rujfcolls, welche in der Tundra von Petschor bis Tai- _ myr brüten und welche in Hauptmasse durch den Unter-Ural ziehen ; ich bemerkte aber nicht die östlich sibirischen Anser Middendorf- fü, welche bei Tschimkent überwintern, nicht aber bei Dschulek, _ und nicht westlicher von der Mündung des Arysflusses in Daria; _ aber weiter südlich ist Anser Middendorffii im Winter bei Samar- kand von Hrn. Skorniakow, der den Vogel für mich vielfach ge- sammelt hatte und gut kannte, dort bemerkt, aber nicht erbeutet; _ immer auf dem Durchzugswege II., durch Tehimkent und Tschinaz. Zwischen den grossen Durchzugswegen Il. und IV. bemerkte ‚ich im September 1858 noch einen zwar weniger bedeutenderen, aber dennoch friedlichen Durchzug über Syr-Daria, folglich in der "Richtung S.-W. — N.-O,, bei wechselnden nord- und südwestlichen _ Winden. Es waren dieselben Vögelarten, welche auf dem Durch- zuge nahe dem Fort No. 2 bemerkt worden sind, welche folglich von Sary-su aus nicht durch Perowsk, sondern unten längs der - Ueberschwemmungen des Kara-Usjak und längs der nördlichen _ Ufer desselben, welche einen Bogen nach Südosten bilden, nach _ Perowsk und od Südwesten zum Fort No. 2 ziehen. Dieser Durchzugsweg vereinigt sich mit dem grossen durch die Syrmündung bei Kasalinsk gehenden auf den ausgebreiteten _ Ueberschwemmungsplätzen an dem linken Flussufer, nahe Dschan- _ kala und Dschankent. | Schon diese Aufzählung der Durehzugswege in der turkesta- nischen Gegend spricht für die Richtigkeit der erwähnten Behaup- tung, dass nämlich die Frühlings- und Herbstbewegung der Vögel von den topographischen Bedingungen abhängt, welche Abhängig- keit die Anomalien des Durchzugs hervorbringt, in Bezug nämlich auf die klimatischen Bedingungen desselben, die eine richtige Be- stimmung dieser Bedingungen für jede Art nicht zulassen, und be- - sonders für die Vögel der gegebenen Gegend. ; Für letztere ist aber noch eine Schwierigkeit vorhanden: für die Ausdehnung der turkestanischen Gegend nämlich sind kaum die Vereinigung und Trennung der Durchzugswege zusammenge- stellt, so dass es in seltenen Fällen möglich ist, dem ganzen Durch- zugswege von dem Brutplatze aus bis nach dem Winterplatze zu folgen, wie dies der Fall ist bei Anser Mrddendorffü und A. rufi- _ collis; dabei ist schon bei solchen Vögeln vorausgesetzt, dass sie yon den westlichsten Brutplätzen aus (oder von den östlichsten 440 Dr. N. Severzow: aus) nach den westlichsten (oder nach den östlichsten) Winter- 7 plätzen auch ziehen werden. Können sich aber auch hier die Durch- © zugswege nicht durchkreuzen; kann denn nicht z. B. Anser Mid- dendorffii von Chatanga aus nach Issyk-kul und von dem östlicheren 7 Anabar aus nach Tschimkent ziehen? Es ist sogar auch möglich, 7 dass die turkestanischen Gänse dieser Art von dem unteren Lena- flusse aus längs Ober-Wilja, unterwärts Angar, aufwärts Enisei ziehen; auch kann der Zug aufwärts Angar und durch Zabakail gehen; wo diese Art im Zuge bei Tarei-nor in der Gegend des Amurursprungs bemerkt wurde u. s. w. Man sieht ja, dass der tschimkentische und ferganische Weg, nachdem sie sich bei Saran- ” schan vereinigt hatten, sich weiter südlich wieder trennen. Es können sich deshalb auch die Durchzugswege in Sibirien auf eine solche Art durchkreuzen, z. B. bei dem Ursprung des Unter- Tungunsk und des Wiljaflusses. | Was Mittel-Asien betrifft, so muss ich bemerken, das von Unter- Amu-Daria aus der Durchzug theilweise auch aufwärts des Flusses nach Südosten sich richten kann, weshalb man auch ohne directe Beobachtungen die oben aufgezählten Durchzugswege hypothetisch | nach Süden verlängern kann, welche ich noch nicht für ganz be- stimmt richtig halte in der hier angegebenen Ausdehnung. Und wenn ich diese Ausdehnung ein wenig weiter angegeben habe, als ich sie in der That beobachtete, so habe ich es nur gethan, um © weitere Beobachtungen zu erleichtern, durch welche diese Notizen, welche auf topographische Bedingungen, deren Einfluss ich beob- achtete, gegründet sind, berichtigt werden. Dass der Durchzug nämlich am meisten längs der Flüsse geht, die Abhängigkeit der Gebirgsketten und der wasserlosen Wüsten, welche an den schmal- © sten Stellen sich schneiden u, s. w. 2 Zu diesen noch 1870 geschriebenen Angaben über Zugrich- | tungen kann ich nur jetzt (Juni 1873) noch einige Bemerkungen ° über die Winterplätze der turkestanischen Vögel hinzufügen, die, wie ich schon damals vermuthete, südwestlich wirklich bis Nubien gehen; das ermittelte ich in Berlin, aus unmittelbarem Vergleiche der nubischen und arabischen Exemplare mit meinen turkesta- nischen, ziemlich vielen Arten: so Atraphornis nana, namentlich aber fast alle Sazicola und Lanius isabellinus. Bei Saxicola morio z. B. sind die nubischen gerade im Winterkleid; ebenso auch Z. isadel- linus; aber letzterer überwintert auch, nach Hume (l. eit.p.), in der indischen Wüste, zwischen Sutledsch, Indus, Nerbudda und Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 441 Dschumna, und zieht von dort durch den Pendschab nach N.-W.; in Yarkend nicht vorkommend. Auch sind bei Hume (l. eit., Verzeichniss, p. 166) volle 46 Arten aus Pendschab, Kaschmir und Sadakh notirt, die in Turkestan brüten, im Yarkendischen aber nicht gefunden wurden; für Pendschab und theils Kaschmir fast alle Wintervögel, und darunter auch dem Himalaya fremde, wie Melanocorypha bimaculata Men., deren indische Wintervögel besser mit den in Turkestan brütenden stimmen, als die nubischen (M. alboterminata, Cab.), die wohl am unteren Ural brüten, — so dass sich überhaupt das Wintergebiet der turkestanischen Vögel positiv vom Nil bis zur Dschumna erstreckt, — was die erwähnte - Bifurkation der Zugrichtungen noch wahrscheinlicher macht. Am sichersten scheint diese indische Ueberwinterung für die in Tur- kestan so gemeine Zusp. brunniceps (in Indien E. luteola genannt; dortige Exemplare verglichen); für diese Art kenne ich keinen an- dern Winterplatz alsIndien. Die bei Tschimkent vom Ende Februar bis Ende April durchziehenden Z. isabellinus müssen aus verschiede- nen und verschieden entfernten Winterplätzen kommen ; die spätesten mögen vielleicht aus Indien den Hindukusch umbiegen ? Jedoch ist hier noch sehr viel Unsicherheit, bei der ornithologischen Unbe- kanntheit von Ost-Persien und des grössten Theils Afchanistans, wo in Hochsteppen, z. B. von Gazua und Kandahar manche turkes- tanische Arten auch brüten können, und von dort, nicht aus Tur- kestan, zum Winter südöstlich nach Indien ziehen, so dass die er- wähnte positive Begrenzung durch Nil und Dschumna_ eigentlich dem Forschungsfelde gilt, auf welchem die Winterplätze der aralo-caspischen, aralo-tianschanischen und einiger west-, besonders südwestsibirischer Vögel noch zu suchen sind. Licht darüber wird nur durch Beobachtungen an den Zuglinien: und zwar langjährige. Hier haben wir eime der schwierigsten Aufgaben der ornithologischen Geographie. Viele weitere Beobachtungen sind nöthig; es währt ein Jahr, bis man im Stande sein würde, eine Durchzugsrichtung genau zu bestimmen, und zwar noch nicht einmal auf der ganzen Weite, sondern blos in dem Gebiete der turkestanischen Gegend und der Kirgiesensteppen; z. B. eine Excursion durch Perowsk, Ende Winter auf Dschan-Daria (welche Podoces Panderi und an- dere Seltenheiten darstellen wird), Ende März zurückkehren und durch Telekul aufwärts Sary-su bis zur Hälfte Mai weiterrücken. Den Sommer müsste man mit Excursionen in der akmolinischen ‚Steppe zubringen nach Bajan-aul und den Karkoralen; um August 442 Dr. N. Severzow: auf Sary-su nach Perowsk zurückkehren, dann müsste man noch u entsprechend in Perowsk und oberwärts Sary-su, im Frühlinge und 7 | im Herbste, beobachten, — nicht weniger, aber als ein Jahr um dem Durchzuge auf derselben Richtung von dem Ursprung von Sary-su aus nach Barab folgen zu können. Durchzugsbeobach- tungen auf bestimmten Stationen sind nicht nöthig; der reisende Zoolog hat die Durchzugsriehtungen zu bestimmen, wobei Vieles. erklärt werden wird, was man bis jetzt nur annähernd weiss, wie die geographische Ausbreitung der Thiere und Gewächse in der sibirischen Steppe, sowie deren Geologie, weiche man bis jetzt nur E zu Zeiten der Erzsuchungen beobachtet hat, ferner die Paläontologie, sowie die geologische Geschichte der Steppe Sibiriens, die noch völlig unbekannt ist. Die Beobachtungen des Durchzugs an bestimmten Punkten können f nur dann einen Werth haben, wenn man schon die Zugsrichtungen, in welche diese Punkte liegen, kennt; zu diesem Zwecke müssen aber die Offieiere und Mediciner, welche in dieser Gegend jagen, die ornitho- logischen Bedingungen gut kennen, wozu in Russland meine ange- fertigte Ornithologie ausserhalb des russischen Continents dienen soll. Aus dem Vorangehenden wird es schon einleuchtend sein, wes- halb ich hier an die Isepiptesen (Linien des gleichzeitigen Durch- zugs) für die turkestanische Gegend nicht erinnerte, als Ergänzung zu den bekannten Forschungen des Hrn. Middendorfl. Es ist zu wenig Material vorhanden, um mit solchen Linien eine Gegend ornithologisch charakterisiren zu können. Es ist daher besser, die etwaigen Ergänzungen der Arbeit des Hrn. Middendorff auf eine andere Zeit aufzuschieben, wo ich meine Beobachtungen des Durch- zugs nicht blos von der turkestanischen Gegend bearbeiten werde. Ich mache noch einmal darauf aufmerksam, dass es wenig Zweck hat, alle diese Beobachtungen zu sammeln, wenn man nicht gerade mit der Bestimmung der Zugrichtungen anfängt, und zwar könnte man dies durch Reisen in den betreffenden Richtungen, statt der Wege durch hypothetische geradlinige Vereinigung der entsprechen- den Krümmungen der Isepiptesen.*) Schon von Middendorfi’s Arbeit sieht man heraus, dass die Vögel, auch bei ununterbrochenem Zuge, so langsam nach Norden ziehen, dass man ihnen ganz auf *) So in Mittel-Asien, wo die breiten Gebirge und Steppen die Zugs- richtungen ausmachen; es ist aber nicht überall bequem und sicher, sie herauszufinden. Schon südlicher von der Wolga sind die Isepiptesen ein theures Hülfsmittel, die Durchzugsrichtungen zu bestimmen, welche auch Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 443 der Spur sein kann. Namentlich ist es bequem in der Steppe, so- - wie auf scharf bezeichneten Wegen durch breites Gebirge, wie auf dem Wege von Issyk-kul. Ich halte es am Ende dieser nicht vollständigen Ben crkungen für nützlich, von dem Klima der turkestanischen Steppen und dessen zoologischem Werthe einige klimatologische Zahlen anzugeben, namentlich die des jährlichen Temperaturgangs an den Dariamün- dungen in der ehemaligen raimischen Festung, in Perowsk, Werno&, Taschkent und in der Bucharei; die Beobachtungen aber von Tschim- Kent und Turkestan sind noch nicht aufgezählt. Uebrigens sind die tschimkentischen Beobachtungen, welche von Dr. Matziewsky - geführt sind, nur in Beziehung auf das Barometer und die Tempe- ER ratur des Quecksilbers vollständig und genau; sie sind folglich nur für die Aufzählung der absoluten Ortshöhen und dabei muss man noch in der Formel einige zweifelhafte mittlere Temperaturen in Tschimkent und auf dem Meerniveau einsetzen. | Raim. | DE Were kent. rei. ee en je 00 en Ne Neuer | Neuer | Alter 1 Neuer | Neuer | Neuer St. St. | St. St. St. St. ende 420 - u — 55 — Be + 17 Januar 5 wa are |, 38 Februar | — 104— 8301 — 541 — 221 04) — 04 - März —_ ll ee oe ©) April + 71) + 102) + 11,9) + 86) (+ 14) (-+ 15) Mai + 15,61 + 15,5 + 16,4| + 11,81 (+ 19 Juni + 1931 + 195| + 20,8 -+ 16,8] (-+ 20) Juli + 20,4 + 21,01 + 19,0] -+ 18,6) (+ 22) August + 19,7) + 15,6) + 14,7) + 17,9) (+ 19) September | -+- 13,7) + 9,351 + 7,41 + 13,91 (+ 14) October + 721+ 230 — 121 + 1051| (+ 12) | + 13,1 ENovember |— 1,81 — 421 — 36 + 11 9 |+ 33 : nur durch dieses Mittel bestimmt werden können. Einen höheren Werth _ haben sie im westlichen Europa, wo sehr viele Beobachtungen angestellt worden sind, welche aber noch nicht zusammengestellt wurden, wie in der Arbeit des Herrn Middendorfe. Dr. N. Severzow: 444 Be Raim. | Perowsk. ern | dat Bucnp | | kent. rei. Neuer | Neuer | Alter | Neuer | Neuer Pr Neuer | 8. St. | St. St. 1" rl St. Winter ne 84 — 71 — 7A— 54 ca 0 Frühling !+ 741+ 9,71 + 12,0 2) (+ 12). (+ 14) Sommer + 19,81 + 18,71 + 18,2) + 17,81 (+ 20) N Herbst + 64 + 2371 + 0,91 + 85 (+ 10) I +13 © Jahr + 63l+ 59) + 5914 6,5! (etwa f 1. In Raim nach dreijährigen Beobachtungen, zufolge der be- kannten vortrefflichen Arbeit des Akademiker Weselowsky über das Klima in Russland. Die Beobachtungen waren vom 1. Decem- ber 1850 bis 1. December 1853; die Breite ist 46° 4‘, Länge 79027' (von Ferro), absolute Höhe 250, nicht mehr. *) Die Februar-Tem- peratur scheint mir hier unter der normalen zu sein, ebenso die Märztemperatur, die Herbstmonate aber sind wärmer als nach der Normaltemperatur. 2. Perowsk, ein Jahr Beobachtung; das Journal vom 1. October 1857 bis zum 1. Mai, alten Styls, 1858 schrieb ich in der Comman- dantenverwaltung und ich kann für die Richtigkeit desselben garan- tiren, da ich diesen Winter bis Januar auf Syr zubrachte, und dann im April. Vom 12. Juni, alten Styls, waren meine Beobachtungen 3 Mal, an manchen Tagen fehlt die Morgen- oder die abendliche Beobachtung, überhaupt aber waren sie 8 Uhr Morgens, 2 Uhr Nachmittags und 8 Uhr Abends; die Junitemperatur wurde 20 Tage beobachtet; die 12 für October 1857 neuen Styls fehlenden Tage sind von den Beobachtungen des folgenden Jahres genommen. Sowohl nach dem alten als nach dem neuen Styl sind die mittleren Temperaturen unmittelbar aufgezählt; für Mai ist die Mitteltempe- ratur von April und Juni genommen, was mit Raim übereinstimmt. Dieses Jahr ist auch nicht normal, der Herbst ist zu kalt ge- wesen. Die Daria war sowohl in Kasal als in Perowsk 3 Wochen eher als gewöhnlieh schon gefroren, besonders unnormal war die Öctoberkälte, und März war schon bedeutend wärmer als die nor- } r Bee. 3 | | | *) Dieselbe habe ich auf der Oberfläche von Syr etwa 150’ richtig be- ; stimmt; die Syrfläche ist hier nicht über 100‘ Höhe. Bei Herrn Wese- lowsky ist es 500‘; nach barometrischen Beobachtungen ? a Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 445 male Temperatur, die Anomalien waren also den raimschen in den Jahren 1851—53 entgegengesetzt, insofern nämlich als im Jahre 1855 der Februar besonders frostig und in Jahren 1851—52 März und April kalt waren. Die mittleren der raimschen und perowskischen Beobachtungen aber gewähren einen normalen Temperaturgang unterwärts des Syrflusses, welcher, wie ich bemerkte, eben derselbe für die- Fluss- mündung und Perowsk ist, blos dass letzterer wärmer ist. Diese Mitteltemperaturen werden weiter in der zweiten Temperaturtabelle vorkommen. 3. Werno&. Ein Beobachtungsjahr von Hrn. Obuch, vom 1. Juni 1859 bis 1. Juni 1360, aufgezählt von Hrn. Golubew. (Westnik der geographischen Gesellsch., 1860, No. 11; Kemtz, Repertorium für Meteorologie d. Geograph. Gesellschaft zu Petersb., - 1861. Tom. IL, S. 197) 43° 15’ Breite, 77° Länge von Greenwich, - absolute Höhe 2400‘. Eine grosse Anomalie stellt hier der frostige März dar, noch kälter als Februar, dafür ist aber letzterer nicht normal warm, wie auch die Herbstmonate des Jahres 1859 (während - die Herbste von 1857 und 1858 kalt waren), December ist schon aber zu kalt. Man kann den Temperaturgang von Werno& ganz nahe aus- drücken, indem man die Monatszahlen der Jahre 1859 und 60 um- stellt, was ich in der zweiten Tabelle auch that. Es ist aber un- möglich, diese Zahlen umzutauschen, wenn man nicht genau weiss, welcher Monat wärmer oder kälter ist als der andere. Zu dieser Zifferumstellung bediente ich mich noch meiner Notizen vom September 1867 und 1868, vom Anfang October 1868, vom Mai 1864 und vom Ende December 1864. R\ 4. Taschkent. Die Beobachtungen des Hrn. Struwe für die- ses Jahr sind noch nicht herausgegeben worden ; sie werden übrigens nicht so schnell richtige mittlere Temperaturen geben; die Winter- beobachtungen gingen Ende November 1867 an, d.i. vor einem besonders warmen Winter, welcher noch wärmer war als der in - der Bucharei 1841. Ich selbst beobachtete in diesem, sowie in dem sehr kalten Winter 1865—66, als December kälter als Januar war. _ Ich berücksichtigte zwar auch die tschimkentischen Beobachtungen, allein ich habe das Thermometer bei vielen Excursionen ganz un- regelmässig beobachtet, nicht täglich, in verschieden Stunden und zwar in allen Monaten des Jahres von den Jahren 1864 bis 1868, _ aber nicht in allen Monaten desselben Jahres. Solche unterbrochenen 446 Dr. N. Severzow: Beobachtungen können zwar nicht aufgezählt werden, ich fasste sie jedoch mit den regelmässigen Tagesverzeichnissen, für Frühling 7 und Sommer mit der perowskischen, für Herbst und Winter mit der buchareiischen zusammen, ich zog ferner in Bedacht die ent- ° sprechenden Abweichungen der einzelnen Beobachtungen der mitt- leren Monate, und verglich die letzteren in ganzen Zahlen. Da in der Meteorologie nicht auf solche Art die Mittelzahlen heraus- gefunden zu werden pflegen, so sind zwar die Temperaturverschie- denheiten zwischen Tschimkent und Taschkent in meinen Zahlen- angaben nicht ganz richtig, der jährliche Temperaturgang aber, so- wie der allgemeine Klimacharakter ist richtig angegeben, und das ist vollständig einleuchtend, deshalb auch Zahlen-Wiederholung meiner allgemeinen Klimabeschreibung des südlichen Theils der turkestanischen Gegend ausgelassen wird, eine Wiederholung, welche ich, indem ich alle Ziffern und die Decimalzahlen in Klammern eingesetzt, ausser den vom buchareiischen Tagesverzeichnisse ent- ‚ nommenen (da der dortige kalte Winter dem taschkentischen gleich ist), nichtfürrichtige meteorologischeZiffernangebe, da ich deren Ansprüche kenne. . 5. Bucharei. Hier ne Hr. Chanukow vom 5. October | 1841 bis 28. Febrnar neuen Styls 1842, und die Tagesverzeichnisse ° der vierundzwanzigstündigen a sind bis zum 19. April. Die Abweichungen der letzteren von den mittleren für die Herbst- und Wintermonate gaben mir annähernd Mittelzahlen (in Klammern) für März und April, welche Hr. Chanukow aus irgend welchem Grunde nicht drucken liess (Beschreibung des buchareischen Chan- 1 | thums, S. 38—41). 9 Hier folgt diese der Richtigkeit nahe Tabelle des, so viel man | ihn kennen kann, normalen jährlichen Teraperäturenie in den drei Haupttheilen der turkestanischen Gegend. Unter-Daria. | Werne. | Taschkent. Monate. al “| Ve Neuer St. Neuer St. Neuer St. December — 42 — 41 (— December | — 42 | — 777 I geeu Januar — 10,7 — 716 (— 3) Februar — 92 — 6,2 (— 0,4%) März + 14 + 11 (+ 6) April + 87 + 105 (+ 12) Mai + 15,6 + 13,9 (+ 16) Allgemeine Uebersicht der aralo-tianschanischen Ornis. 447 I! | Monate, Ua Dan | Wernoe&. | Taschkent. Neuer St. | Neuer St. | Neuer St. Juni + 19,4 + 16,8 (+ 19) Juli + 20,7 + 186 cr 2 August an + 17,9 (+ 19) September + 11,7 + 11,8 (+ 14) October + 49 + 86 (+ 11) November — 3 + 22 (+ 4) Winter 8 — 62 (— 15) Frühling + 8,16 + 835 (+ 11) Sommer + 19,2 + 17,8 (+ 20) Herbst + 45 + 6,1 (+ 10) Jahr + 6,1 + 69 | (etwa + 10) (Fortsetzung folgt.) Ornithologische Notizen aus der Krim. Von Forstmeister H. Goebel. Um meine zerrüttete Gesundheit herzustellen, beschloss ich, in diesem Jahre die Schlamm- und Meerbäder in der Krim zu be- suchen. Meine Absicht, 2 Wochen vor dem Beginne der Saison - (27. Juni) in den Sackyschen mineralischen Schlammbädern, zu einer Kr Exeursion auf die Inseln der Nordküste des Schwarzen Meeres zu - benutzen, scheiterte an dem zu späten Eintreffen meines Urlaubes, so dass ich erst am 28. Juni Uman verliess und am 3. Juli in Odessa den’Dampfer bestieg, der mich nach Eupatoria bringen sollte. Das Meer war wenig belebt, einige Zarus fuscus (fuscescens), viele L. leucophaeus, einige Sterna cantitaca, minuta, Carbo cormoranus, Podiceps eristatus, und dicht bei Eupatoria in der Morgendämme- - rung eine kleine Podiceps-Art, die mir auritus zu sein schien, war Alles, was ich sah. Delphine umschwärmten in Menge das Schiti, als wir am 4. früh in die Bucht von Eupatoria dampften. — In _ einer unabsehbaren Steppe liegend, die im S.-O. von den kleinen _ Bergen der Südküste erst begrenzt, nach N.-O. hin keine Grenze \ zu haben scheint, halb in Trümmern, macht die Stadt einen recht _ unangenehmen Eindruck. — Kein Baum an den Häusern, letztere - meist zur Strasse hin keine Fenster, nur gelbe Lehmwände zeigend, erscheint der Ort recht trostlos für den Europäer. Bei schreck- 448 H. Goebel: licher Hitze fuhr ich an demselben Tage in einem ziemlich be- quemen Fuhrwerk nach Sacky. — Der 19 Werst weite Weg führt auf einer Landenge zwischen dem Meere und einem grossen Salz- see hin. In Menge trieben hier die Englischen Meerschwalben (Gelochelidon anglica) ihr Wesen, Heuschrecken fangend; auf dem Salzsee schwammen einige Arten Lariden und einige Paare Vulpan- ser tadorna, am Ufer tummelten sich kleine Gesellschaften Jegia- lites cantianus, während Tinnunculus cenchris und Circus rufus rüttelten und strichen. — Von Singvögeln sah ich nur einige Ca- landrella brachydactyla. — Nach einer dreistündigen Fahrt traf ich an meinem Bestimmungsort ein. Die Heilanstalt liegt inmitten der Steppe, an einem nur durch eine schmale Landzunge vom Meere getrennten Salzsee, etwa 6 Werst von der See. (Es ist dieser Salz- see ein anderer als der, von dem ich oben sprach.) Weit und breit kein Baum, kein Strauch, nur an den Häusern fristen kümmerlich ° ihr Dasein einige Essigbäume, Akazien und Sträucher. In Unzahl nistet hier Tinnunculus cenchris unter den Pfannen der Ziegel- dächer; er hatte bei meiner Ankunft Junge in verschiedenen Alters- stufen. — Im Laufe der 14 Tage, die ich hier zubrachte, beobach- tete ich folgende Vogelarten: Sehr häufig Tinmuneulus cenchris, Gelochelidon anglica, Sturnus vulgaris, Saxicola oenanthe, Galerita cristata, Hirundo urbica, rustica, Cypselus apus, Passer domesticus, seltener Passer montanus, Cotyle riparia, Upupa epops, Calandrella brachydactyla, von Motacilla alba hatte ein Pärchen Junge, Circus rufus sah man zuweilen; am Salzsee bemerkte ich: 2 Numenius spec., einige Vulpanser tadorna, 4 Anas boschas, 1 Totanus stagna- tilis, 2 Larus melanocephalus, einige Sterna, die mir hirundo zu sein schienen. — Haliaötus albieilla sah ich einmal, 1 Paar Athene noctua hauste unter dem Dache eines Nebengebäudes, und am 13. Juli, als wir, wie die Mumien in Schlamm gehüllt, uns von der. Sonne erkeinhen liessen, kamen, in grösseren Abständen von einander fliegend, von den Bergen etwa 40 Stück Gyps fulvus her- über gezogen, kreisten längere Zeit über uns, schraubten sich ziemlich niedrig herab und verschwanden allmählich wieder, als sch bemerkten, dass sie es mit noch lebenden Wesen zu thun hatten. Pastor roseus flog am 10. Juli in einer kleinen Schaar über unsere Wohnung hin; er hat in diesem Jahre nicht in der Nähe genistet, soll seinen Brutplatz auf dem westliehen Vorgebirge der Krim bei Ak Metschet gehabt haben. Otis tarda, tetrax, so wie Perdix cinerea” wurden häufig von Jägern zum Kauf angeboten. _ Ornithologische Notizen aus der Krim. 449 Die Dürre war furchtbar, seit 9 Monaten war kein Tropfen Regen gefallen, dass im Eupatoriakreise kein Halm Getreide ge- erntet wurde. Sogar das Steppenunkraut war vollständig ver- trocknet, und der Salzsee von einer weissen Decke krystallisirten "Salzes überzogen, das ihm das Aussehen eines gefrorenen Ge- wässers gab. — Am 18. Juli kehrte ich nach Enpaforkı zurück, mehrere %- mantopus und eine grosse Schaar Haematopus Omas, die sehr wenig scheu war, beobachtete ich auf der Fahrt. Ich blieb dort » bis zum 22. und bemerkte ausser den meisten schon in Sacky ge- sehenen Arten noch Alcedo ispida, recht viele Merops apiaster und ‚einige Sterna cantiaca. — Cypselus apus ist hier geradezu unaus- stehlich, in Schaaren von Tausenden umkreist er ohne Ruh und Rast mit seinem zerreissenden Geschrei die Kirchthürme und Mi- ‚narets der Stadt von früh bis spät. — Die Stadt, deren sesshafte Einwohner meist Tataren sind, war ‚durch die vielen Badegäste aus allen Gegenden Russlands jetzt ‚sehr belebt, im Winter muss es aber furchtbar öde sein, inmitten ‚des unabsehbaren Meeres und der unabsehbaren Steppe, und mit sehr wenig Bedauern verliess ich nach viertägigem Aufenthalt den ‚Ort, um nach Sewastopel zu fahren. — Diese einst schöne Stadt macht jetzt einen trüben Eindruck; der grösste Theil derselben liegt noch in Trümmern, an Stelle eines mächtigen Gebäudes findet sich jetzt oft, in die Ruinen hineinge- baut, eine elende Boutique vor. — Ein Stadttheil ist freilich jetzt einigermassen bebaut, die meisten anderen harren noch der Aufer- ‚stehung, die wohl jetzt nach Vollendung der Eisenbahn und der Aufhebung des die Hände unserer Regierung bindenden Tractats bald erfolgen wird. Da wenig Gärten in der Stadt sind, ist die "Voselwelt arm; .bei gelegentlichen Ausflügen in nächster Um- ‚gebung sah van: Sazxicola oenanthe, leucomela, Motacilla alba, Car- duelis elegans, Emberiza hortulana, Upupa epops, Passer domesticus, Galerita eristata, auf den Ruinen des Malachoffs als einzigen ge- ‚fiederten Bewohner Ruticrlla tithys, am Hafen Actitis hypoleucus, "Ardea einerea. — Es ist wohl in neuerer Zeit kaum eine Stadt so gründlich zer- tört worden, wie Sewastopel, und Ehre ihren Vertheidigern, die (ochenlang ununterbrochen donnernde Bombardements aushielten, ohne zu wanken, obgleich kein Punkt in der Stadt existirt, wo man nur einigermassen geschützt sich betrachten konnte, und täg- Cab. Journ. f. Ornith, XXII, Jahrg. No. 128, October 1874, 29 450 H. Goebel: lich 1000—1500 Mann kampfunfähig wurden. An den Mauern noch nicht restaurirter Gebäude kann man recht sehen, wie furcht- bar die Geschosse gehaust haben; es ist oft an den Wänden kaum eine Fläche von wenigen Quadratfuss zu finden, die nicht von einer Granate oder Bombe getroffen war; die Wände z. B. der grossen, dicht unter dem Malachoff liegenden Marinekaserne, eines Riesen-; gebäudes, sind siebartig durchlöchert. — Es war ganz natürlich, dass mit der Erstürmung dieses Be | festigungswerkes an ein weiteres Halten der Südseite nicht zu den- | ken war, da es auf einem zur Stadt einige hundert Fuss hohen, fast senkrecht abfallenden Hügel erbaut ist und sie vollständig be- herrscht. — Zur feindlichen Seite hin ist die Erhebung kaum nen- nenswerth, und in geringer Entfernung liegen weitere Höhen, die, denselben Charakter wie der Malachoff zeigend, von feindlichen ” Batterien besetzt waren. Diese Bodenbildung, mit den steilen Ab-= hängen nach N.-W. und den flachen nach S.-O., hat ihren Grund darin, dass man es hier mit den Ausläufern des Krimgebirges zu thun hat, daher der Vertheidiger Sewastopels, soweit er auch seine Befestigungen ausdehnen will, immer vor sich ihn dominirende Berge hat. — Nach achttägigem Aufenthalt in Sewastopel reiste ich in Ge- sellschaft zweier liebenswürdiger Deutschen, des Prinzen Franz v. Thurn und Taxis und Dr. Ernst Schätzler aus München, die, von einer Orientreise zurückkehrend, die Krim kennen lernen woll- ten, per Achse nach Jalta. Es ist dieses eine der schönsten und bequemsten Gebirgstouren, die man haben kann. Die Chaussee ist prächtig, die starken Steigerungen und Senkungen, die sie über} winden muss, fühlt man kaum, so schön ist sie angelegt. In Ba laklava fuhren wir zu Boot aus der Bucht in’s Meer hinaus, um den Anblick der zerklüfteten Felsen, gekrönt von den Ruinen einer alten genuesischen Befestigung, zu geniessen. Hier hauset Co lumba livia und hoch oben Cypselus melba in ungeheurer Menge} sonst sah ich hier nur noch einen Haliaötus albieilla und einige Nycticorax europaeus. Im schönen Baidarthale übernachteten wir und früh Morgens erhoben wir uns zur berühmten Baidarpforte. } I | Es ist eine eigenthümliche Ueberraschung, die den Reisenden hier I erwartet; nachdem man eine Strecke von über einer Meile in vielen # Krümmungen, umgeben von meist recht einförmigen, mit Strauch - holz bewachsenen Bergen, die nur zuweilen einen schönen Rück- | N blick auf’s Baidarthal erlauben, angestiegen ist, gelangt man enc ! ı = a % Ef Ornithologische Notizen aus der Krim. 451 lich auf den Baidarpass. Hier liegt eine Poststation, und 50 Schritt vom Hause sieht man ein gemauertes Thor, durch das der Weg ‚führt. Ahnungsvoll passirt man es und ist wie durch einen Zauber- schlag in eine ganz andere Welt versetzt. Rechts, über 2000 Fuss unter dem Reisenden, liegt das endlose Meer in hellblauer, pracht- voller Färbung, links zieht sich die lange Kette der nach N.-O. immer höher steigenden Krimberge, senkrecht zum Meere abfallend, hin, und auf dem schmalen Striche fruchtbaren Landes, zwischen Meer und Fels, liegt Villa neben Villa inmitten herrlicher Wein- berge und Fruchtgärten. — 5 Meilen weit, von der Baidarpforte bis Jalta, ist in der Hauptsache die Scenerie dieselbe: rechts das Meer, links die zerklüfteten, meist steil abfallenden Gebirge, nur steigt, je weiter man fährt, das fruchtbare Land an den Bergen - höher hinauf. — Nachdem man von der Pforte etwa 1000 Fuss in "Schlangenwindungen herabgefahren ist, läuft die Strasse, sich in - 1000—1500 Fuss Meereshöhe haltend, verhältnissmässig eben wei- ter, fast überall die Grenze zwischen fruchtbarem Lande und ödem Gesteine bildend. Der Reihe nach erblickt man einen schönen _ Landsitz nach dem andern, das Galizin’sche Melas, den Malzow’schen _ Kıystallpalast; Limene; bis endlich 2 Meilen diesseits Jalta die _ Perle der Südküste, das Feenschloss Alupka sich dem Auge zeigt. In mauriseh-gothischem Styl erbaut, von.Epheu und anderen Schling- pflanzen dicht umsponnen, inmitten eines herrlichen Parks, am Fusse des mächtigen Ai Petri, dicht am Meere gelegen, ist es ein "verkörpertes Märchen aus Tausend und einer Nacht. — Südliche Vegetation umgiebt Dich, fremdartige Laute, türkisch und tatarisch, schlagen an Dein Ohr, der Duft der Magnolia und unzähliger an- _ derer Südländer betäubt Dich, neben der düstern Thuja blickt aus dichtem Laube die Feuerblüthe der Granate hervor, die Marmor- fontainen plätschern, Koransprüche in goldner Schrift schauen von den gewölbten Wänden herab, der Mullah ruft vom zierlichen Mi- -naret der prächtigen Moschee zum Gebet — Du glaubst im fernen Orient zu sein — doch blicke hinauf zum Ai Petri, hoch oben auf ‚einem der Felsvorsprünge, Meilen weit sichtbar thront ein riesiges "Kreuz, das Zeichen des Siegers, vor dem die alten Tatarenchane "und mit ihnen der Halbmond sanken! — i 5 Werst von Alupka, umgeben von hohen, steilen bewaldeten Bergen, liegt das Palais des Grossfürsten Constantin: Orianda; nicht originell, wie Alupka, doch in elegant modernem Styl erbaut, nach ge: in seinen Dimensionen, mit herrlichem Park und Umgebung, einen 99% 452 H. Goebel: imposanten Eindruck machend. — 4 Werst weiter strahlt von einem mit goldenem Adler gezierten Marmorpostament in goldner Schri uns der Name „Livadia“ entgegen: wir sind in den Grenzen der kaiserlichen Besitzung; doch vergebens sucht von der Strasse aus’ unser Auge die Villa zu entdecken. Anspruchslos, in italienischem Styl erbaut, liegt sie dicht von Bäumen umgeben im Parke da manche der ringsum zerstreut liegenden Cavalierwohnnngen machen grössere Ansprüche auf Glanz, als dieses von unserm Kaiserpaar so sehr geliebte und häufig aufgesuchte Heim. — Von Livadia geht’s nun schroff bergab, wir nähern uns Jalta, der Villenstadt, und müssen nun zum ersten Male zum Meere hinab. In einem etwa 3 Werst breiten und 4 Werst langen, verhältnissmässig ebenen Kessel, von Bergen und Meer umschlossen, in mannigfaltigem Styl erbaut, reiht sich hier Villa an Villa, die älteren vom Laub ihrer Wein- und Fruchtgärten dicht umsponnen, ein reizendes Bild ge während. — Die eigentliche Stadt ist sehr klein, besteht meist aus mehrstöckigen Häusern, von denen das zweite ein Gasthof ist, und wird von einer schönen, auf einem Hügel liegenden Kirche über- ragt. — Der Bodenwerth in der Stadt ist sehr hoch, man zahlt | bis 100 Rubel für einen Quadratfaden = 49 engl. Quadratfuss Bo- denfläche, sogar noch auf den entferntest liegenden Villen 5—10 Rubel, daher denn Jalta ein sehr theures Pflaster hat, indem Vil- len und Gasthöfe, meist von Speeulanten erbaut, auf der Höhe der Saison (Ende August) nur für unsinnig hohe Preise vermiethei werden. Und doch ist jeder Winkel überfüllt, und es giebt Tage wo man für’s höchste Gebot kein Unterkommen findet. — Doch nun zur Vogelwelt. An der Baidarpforte sah ich Turdus viscivorus ; merula i sehr gemein auf der ganzen Südküste und nebst musicus ein ge fürchteter Gast in den Weinbergen; Cypselus melba an einzelne Stellen in wahrer Unzahl brütend, berührt im Gegensatze zu seinek Vetter apus angenehn: das Ohr durch seinen melodischen Schrei von Gyps fulvus hat man immer mehrere Exemplare im Auge, € kreist meist, in einer Höhe von 3—4000' sich haltend, um die Ge birgskämme; von Schwalben brütet an den Felswänden C'kelido urbica;, H. rustica und riparia sind nicht selten, nach rupestris schaut ich jedoch vergebens aus. — 3 Sehr schwach vertreten sind die Rabenvögel. P%ca caudata be merkte ich nirgends, sie soll der Krim überhaupt fehlen; von 00 vus corone, frugilegus, monedula sab ich kein Exemplar, cora Örnithologische Notizen aus der Krim. 455 nur einmal, von cornix 2 Gehecke, eins in Alupka, eins in Jalta am Meeresstrande. Garrulus melanocephalus wurde 2 Mal, Sturnus vulgaris in einigen Exemplaren, wie auch Oriolus galbula in Alupka bemerkt. — Von Raubvögeln sah ich ausser den Geiern noch häu- fig Tennunculus cenchris, 1 Mal Aguila fulva, 2 Mal Aqua pen- nata, einige Mal Tinnunculus alaudarius, 1 Mal Falco lanarius, 3 Mal Buteo vulgaris, 1 Mal Astur palumbarius. Im den Gärten Jalta’s hörte ich Nachts häufig den Ruf des Scops zorca. Von den Passeres beobachtete ich ausser den Sperlingen ziemlich häufig Fringilla coelebs, cannabina, carduelis, einige Mal chloris, und man denke mein Erstaunen, als ich in Alupka, umgeben von südlicher Vegetation, unter einer Thuja liegend, den Lockton eines alten Be- kannten aus hohem Norden, einer Loaza höre. Es war einQ, wohl des Kiefernkreuzschnabels (NB. wenn nicht die Zoxi« der Krim und des Kaukasus, wie die balearischen, eine eigene Art oder Ab- art bilden), das aus den Krimkieferwäldern des Ai Petri herabge- kommen war und sich an’s Oefinen eines Thujazapfens gemacht hatte. Es schien ihn doch nicht recht bewältigen zu können, denn nach fast 5 Minuten langem vergeblichen (wie es uns schien) Be- mühen verliess es den Baum und flog den Bergen zu. Weiter be- - merkte ich noch eine Ember:iza cirlus, sowie horiulana (nicht un- möglich, dass es caesıa war). — Von Sängern muss ich gestehen, dass ich mich nicht entschliessen kann, auf mein Auge hin irgend etwas. Positives anzugeben. Schiessen durfte ich nicht, daher ich nur aufs Gesicht angewiesen war, und das hat seine Schwierigkei- ten in einer Gegend, deren Fauna man nicht kennt, wo man aber gewisse Arten vermuthen kann. Phüomela luscinia und Hypolars olivetorum glaube ich sicher erkannt zu haben, elaica schreibe ich ein Nest zu, das ich an Freund Grunack sandte und das auf einem Mandelbaume ziemlich frei stand; eine Phyllopneusie sah ich 3000’ hoch am Jaltaer Wasserfall, ob Bonelk? Was ich von Sylvien sah, habe ich ebenfalls nicht genau bestimmen können, ausser hortensis; es lagen Vermuthungen z. B. an subalpina u. s. w. zu nahe, um ein ungetrübtes Auge zu haben; daher kein Wort über sie. Von Parus-Arten war major häufig, in der Nähe des Wasserfalls palu- stris (alpestris?) nicht selten; Autieilla tithys sah ich mehrmals; Motacilla boarula war häufig am Meeresstrande, wo sich diese zier- liche Stelze auf dem steinigen Grunde ganz heimisch, inmitten des lebhaften Treibens umher, zu fühlen schien, wie an ihren Gebirgs- bächen, von wo sie wohl in Folge des vollständigen Vertrocknens 454 H. Goebel: Ornithologische Notizen aus der Krim. derselben herabgekommen war. (War doch der schöne Jaltaer Wasserfall in diesem Jahre nur einige Finger breit.) Motacilla alba war selten, viel Spass machte mir ein Alcedo ispida, der zur © Warte sich den Mast eines nahe am Ufer ankernden Bootes er- wählt hatte, von wo aus er allaugenblicklich in’s Meer tauchte, um mit einem Fischchen zu erscheinen. Ich wusste bisher gar nicht, - dass er das Salzwasser so wenig scheute, doch sowohl hier als auch in Eupatoria tauchte er ganz brav, dabei ganz frei in der Zwischenzeit sitzend, trotz der vielen Menschen am Ufer. Cora- @ cias garrula war in wenig Exemplaren vertreten, desgleichen auch Merops apiaster. Von Tauben sah ich nur einige Zurzur, ziemlich häufig war Upupa epops und Landus collurio, selten minor; Capri- mulgus europaeus sah ich nur einmal. Auf dem Meere bei Jalta zeigten sich zuweilen Möven, Alte mit ihren Jungen; es war fast immer L. fuscus (fuscescens); von L. leucophaeus sah ich nur ein 7 Paar, während umgekehrt an der Westküste die dominirende Art letztere zu sein scheint. — Zweimal sah ich eine kleinere Mövenart, 7 Grösse und Färbung des canus, also wohl die Homeyer’sche Hei- nit, überhaupt war das Meer sehr todt und verhältnissmässig selten zeigte sich ein Seevogel, obgleich ich drei Wochen im Gasthause dicht am Meere, mit der Aussicht auf dasselbe, wohnte und zudem den grössten Theil des Tages auf der schattigen Promenade am Meere zubrachte. Auf der Rückreise endlich, auf der Höhe von Ak Metschet sah ich früh Morgens einen Nectr:s. Die ganze Südküste von der Baidarpforte bis Jalta passirte ich zweimal, ausserdem war ich von Jalta aus noch zweimal in Alupka und an vielen schönen Punkten in der Nähe Jalta’s. | Somit schliesse ich meine Notizen; wenn sie dürftig sind, so vergesse man nicht, dass ich meine Beobachtungen nur bei ge- legentlichen Ausflügen oder auf der Reise, dabei sehr angegriffen | durch die Cur in den Schlammbädern, machen konnte, zudem zu einer Zeit, wo die Vogelwelt sich stumm verhält, also man nur aufs Auge angewiesen ist. Die Krim ist meiner Ansicht nach m 7 ornithologischer Beziehung eins der interessantesten Länder, denn es vereinigt auf kleinem Raume Steppe, Gebirge, zahlreiche Gärten und das so vogelreiche Todte Meer (ein Busen des Asowschen), und drei Ornithologen, die zur Brutzeit einander unterstützend die Krim durchforschten, indem einer die Steppe und die Inseln an der Nordküste des Schwarzen Meeres, der andere Gebirge und Südküste, der dritte endlich das Faule Meer zum Sammelterrain Bobert Collett: Briefliche Notiz aus Norwegen. 45 _ wählten, könnten riesiges Material zusammenbringen. Die grösste Schwierigkeit würde in der Unkenntniss der Sprache beruhen, denn selbst der Russe kann sich kaum in manchen abgelegenen Gegen- den verständigen, da die Landbevölkerung meist aus Tataren be- steht, die häufig nur ihre Muttersprache kennen. Der Jude, der dem Deutschen in Süd- und Westrussland mit seinem Kauder- wälsch immerhin eine Art Dolmetscher sein kann, fehlt hier fast ganz; in der Krim trifft man fast nur die Karaimen an, deren Muttersprache Türkisch ist. — Sie sprechen übrigens alle ein gutes Russisch, haben überhaupt weder in physischer noch moralischer Beziehung die geringste Verwandtschaft mit den Talmudisten. Ganz andere Gesiehtsbildung und ganz andere Ansichten über Ehrlich- keit im Handel und Wandel zeichnen sie vortheilhaft vor letzteren aus. Wohl zu bemerken, spreche ich hier nur von den sogenann- ten polnischen Juden, die ich leider nur allzu nah kenne, da ich täglich mit ihnen in Berührung kommen muss, und bin weit ent- fernt, hiermit ein Urtheil über westeuropäische Israeliten gefällt haben zu wollen. | Uman, den 17./29. December 1873. Briefliche Notiz aus Norwegen. An den Herausgeber. Christiania, 18. November 1873. Vielleicht dürfte es Sie interessiren zu hören, dass wir einen Zuwachs zur norwegischen Avifauna neuerdings erhalten haben, in- dem ein Puffinus major Ende Octobers bei Christiania geschossen ward. Das Individuum war ein Weibchen; der Magen war, wie ich erwartete, leer. Früher ist diese Species nicht an den nor- wegischen Küsten angetroffen; freilich glaubt Lilljeborg einige - - Exemplare vom Schitie aus, zwischen Schuretskaja (Russland) und Nordeap, gesehen zu haben, aber kein Exemplar ist zuvor unter- sucht worden. “ Die Avifauna Norwegens beträgt 249 (oder wenn Uria Brün- I nichii als selbstständige Art aufgeführt wird 250) Species. Freilich “sind mehre aufgeführt, doch beruht dies entweder auf Irrthümern, oder es ist die Angabe auf Hörensagen oder andere unzuverlässige Quellen basirt. Von Uria Brünnichüi habe ich mehrere Individuen, die just in diesen Tagen hier im Christianiafjord geschossen sind, untersucht; ich habe doch so viele Uebergänge zwischen den beiden Formen 456 Deutsche ornithologische Gesellschaft: gefunden, dass ich geneigt bin, beide zu vereinigen. Leider be- sitzen wir kein Exemplar eines hochnordischen Brutvogels; die Untersuchungen der an unseren südlichen Küsten hiberniren- den Individuen wird doch, wie ich glaube, unsicher, da diese In- dividuen ohne Zweifel meist (vielleicht nur) junge Vögel sind und i den Schnabel noch nicht ausgewachsen haben. Robert Collett. Deutsche urnithulogische @ozellschoft zu Berlin. Protokoll der LXV, Monats-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 7. September 1874, Abends 7%, Uhr, im Sitzungs-Local, Unter den Lin- ten’No:13 Anwesend die Herren: Thiele, Reichenow, Schalow, Russ, Grunack, d’Alton, Lestow, Cabanis, Mützel, Bau, Kricheldorff, Golz und Wagenführ. Von auswärtigen Mitgliedern: Hr. Dr. Helm z. Z. in Leipzig. Vorsitzender: Hr. Golz. Protokollf.: Hr. Schalow. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und ange- nommen. Der geschäftsführende Seeretär macht alsdann die Mitthei- lung, dass die Gesellschaft ihre bisher benutzten Räumlichkeiten habe aufgeben müssen, da das Local ‚ in welchem die Zusammen- künfte stattfanden, in andere Hände übergegangen ist und mit dem neuen Besitzer keine Vereinbarungen zu treffen waren. Die Sitzungen werden von nun ab regelmässig in dem neuen Locale, „Grand Cafe Restaurant Zennig“, Unter den Linden No. 13, abgehalten werden. Es folgen dann Besprechungen und Berathungen über die im nächsten Monat stattfindende Jahresversammlun g der Gesell- schaft. Der Seeretär legt das vorläufig aufgestellte Programm | vor, welches allgemein angenommen wird, und wodurch dieser Ge- genstand der Tagesordnung schnell seine Erledigung findet. Bereits vor zwei Jahren ist einmal der Gedanke der Vereini- gung der alten, s. Z. von Baldamus, Naumann, Eugen v.Ho- meyer und Anderen gegründeten Ornithologen-Gesellschaft mit der unsrigen angeregt worden, ohne dass dieser Anregung eine Verwirklichung gefolgt wäre. Der von Seiten der Mitglieder der andern Gesellschaft in Aussicht gestellte Besuch unserer damaligen Jahresversammlung war ausgeblieben, und so musste die Ausfüh- rung des Planes einstweilen unterbleiben zum Bedauern aller de- Bez a Protokoll der LXV. Monats-Sitzung. 45% | ter, die fern von persönlichen Streitiokeiten in der Gesellschaft eben nur Ornithologie treiben wollen. Es wurde constatirt, dass sich seitdem die Situation bedeutend geklärt habe und dass es jetzt an der Zeit zu sein scheine, die alte Frage wiederum zu besprechen und, wenn auch nicht gleich definitiv zu lösen, so doch wenigstens einer allgemein befriedigenden und günstigen Lösung bedeutend näher zu bringen. Es sei Jetzt allseitig anerkannt, dass es im In- teresse der Mitglieder beider Gesellschaften, namentlich aber unbe- - dingt im Interesse der ornithologischen Wissenschaft überhaupt liege, - dass man von früheren Differenzen und allem Nebensächlichen ab- sehe und eine Vereinigung aller Kräfte anstrebe, um alsdann ge- meinschaftlich im freundschaftlichen Verkehr und Ideenaustausch ‘an der weiteren Ausbildung und Förderung der Ornithologie ar- beiten und wirken zu können. Gerade auf diesen letzten Punkt Gewicht legend, hatte Herr Oabanis die Frage der Vereinigung beider Gesellschaften aufoe- worfen und besprochen. Es knüpfte sich daran eine eingehendere lebhafte Discussion, als deren Resultat der Antrag des Vorsitzen- den, der allgemeine Billigung fand, betrachtet werden muss: Un- ter Hintenansetzung persönlicher Interessen allseits für die Ver- einigung beider Gesellschaften einzutreten. Und in diesem Sinne _ wurde denn auch der Beschluss gefasst ‚ die Mitglieder der alten Gesellschaft als Gäste zu der bevorstehenden Jahresversammlung dreundlichst einzuladen. Der Seeretär wurde mit der Ausführung dieses Beschlusses beauftragt. Herr Wagenführ zeist ein Paar lebender Calyptrophorus gularis, die vor kurzer Zeit in den Besitz des hiesigen zoologischen Gartens gelangt sind, vor und bespricht, unter Hinweisung auf den ‚nahe verwandten capitatus, das Kleid dieser südamerikanischen Grau- finken. Ferner lest genannter Herr einen im hiesigen zoologischen Garten geborenen jungen Vogel von Anas domestica mit zwei deut- lichen Schnäbeln und drei Augen vor. Herr Cabanis nimmt Veranlassung, auf einen neuen, eigen- 'thümlichen, von Dr. Sclater (Proc. Zool. Soc. 4874, p. 175, tab. XXVI,) bekannt gemachten Vogel, aus der Familie der Icteriden, mit geradem Lerchensporu hinzuweisen. Die a. a. O. gegebene Genus- und Speciesdiagnose lautet: „Üentropsar genus nov. ex Fam. Ieteridarum. Rostrum te- Quiusculum, elongatum, subulatum, dente nullo ‚ omnino icterinum. Alae breviusculae, rotundatae remigibus primariis decem ‚ horum ‚schaft zugeführt wäre, würde man denselben für ein Arkefact hal- Bl 458 Deutsche ornith. Gesellsch.: Protok. d. LXV. Mon.-Sitz’ tertio quarto et quinto longissimis, primo secundarios ae- quante. Pedes parvae, debiles, acrotarsiis obsolete divisis, ungue postico elongato, recto, acuto. Cauda vix rotundata, e rectrieibus]g duodecim rigidis et ai apices attritis composita.“ ra - „COentropsar mirus sp. n. — Supra cinereus, subtus cineraceo- albus: capite toto cum collo medialiter in pectus extenso, cau- dae teetrieibus superioribus et inferioribus et cauda ipsa nigris: alis fusco -nigris; remigibus fusco anguste, secundariis et teetri- cibus albido latius limbatis; rostro obseure corneo, mandibula rin que ad basin plumbea. Le: tot. 7. 5.; al. 3: 3, ei Hab. Mexico occidentalis.“ Herr Cabanis bemerkt zu Vorstehendem, dass Dr. Scliteil den Speciesnamen mirus sehr trefiend gewählt habe; denn der Vo- gel, welcher das lebhafteste Interesse errege, sei in der That „wunderbar“ und schwer mit unseren Begriffen von „natürlicher“ Systematik vereinbar. Wenn derselbe nieht durch einen so her- 7 vorragend erfahrenen Ornithologen, wie Dr. Sclater, der Wissen- 7 I) l | l | | | | | ten dürfen. Aus der Beschreibung und den Abbildungen sei indess 7 kein endgültiges Urtheil zu fällen, da möglicher Weise ein Irrthum 7 mit unterlaufen sein könne. In Bezug auf die, dem Ansehen nach, durchaus lerchenartigen Beine fehle die Angabe der Bekleidung der hinteren Laufseite. Die Anordnung der charakteristischen Reihe der mittleren Deckfedern des Flügels auf der Abbildung verweise | den Vogel entschieden zu den Singvögeln (Cantaiores), während | die Angabe und Darstellung von zehn Handschwingen, und zwar mit einer ersten ziemlich langen Schwinge, den Vogel ent- schieden in die Ordnung der Olamatores verweisen würde. Die zu- © erst von Herrn Cabanis vorgenommene strenge Sonderung der | Cantatores (Oscines) und Clamatores sei durch Johannes Müller’s anatomische Untersuchungen in allen Punkten bestätigt worden, | erleide keine Ausnahme und sei daher eine natürliche. Sicherlich werde auch das Wunderbare bei Oentropsar seine natürliche Lö- sung erhalten. E: Herr Reichenow bespricht, anlässlich einer Sendung von Vögeln an die hiesige afrikanische Gesellschaft, gesammelt dur h I: unser Mitglied Herrn Dr. Falkenstein, welcher im Auftrage fi genannter Gesellschaft an der Loangoküste weilt, in eingehendem Vortrage die Verwandtschaft west- und ostafrikanischer Vogelformen. Als neue Art wird Crindger Falkensteini Rehnw, charakteri- | i | h Cireular an die Mitglieder der Gesellschaft. 459 sirt: Schnabel mit einem Zahne; 4 oder 5 starke Mundborsten ; deut- liche Haarspitzen an den Nackenfedern; 4., 5. und 6. Schwinge die längsten, 3. gleich der 8., 2. kleiner als die 10., 1. länger als die Hälfte der längsten. Oberseite olivengrün; Schwanzfedern ebenso, auf der Unterseite blasser, Schäfte derselben oben schwärzlich roth- braun, unten weiss; Aussenfahnen der Schwingen gelblich olivengrün, Innenfahnen dunkelbraun mit blassgelbem Innensaume, 'Schäfte der Schwingen oben dunkel rothbraun, unten weiss; Kinn und Kehle blassgelb; Unterseite grau, auf der Brust olivengrün verwaschen, Mitte des Bauches und Unterschwanzdecken weiss. Iris weinroth; Schnabel schwarz; Füsse grauviolett. Länge 19 Cm. (am Balge ge- - messen); Kopf mit Schnabel 3,8; Mundspalten 2; Flügel 9; Schwanz 8,5; Lauf2,1Cm. Das beschriebene Exemplar, ein & ad., wurde bei ' Chinchoxo an der Loango-Küste von Herrn Dr. Falkenstein ge- sammelt und zu Ehren dieses Reisenden benannt. Schluss der Sitzung. Golz. Schalow. Cabanis, Seecr. _Cireular an die Mitglieder der Gesellschaft. | Mit Bezug auf S$. 3, 9 und 10 des Gesellschafts-Statuts diene; zur: Vermeidung etwaiger Unregelmässigkeiten, Folgendes zur ein- _ gehenden Beachtung: Das berichtigte Mitglieder-Verzeichniss für das kommende Jahr wird im Laufe des vorhergehenden December festgestellt. Die bis _ dahin nicht schriftlich abgemeldeten Mitglieder werden selbstver- ständlich in das neue Verzeichniss übertragen und bleiben somit der Gesellschaft für das folgende Jahr verpflichtet. | Der zur Gesellschaftskasse (durch Postanweisung) zu zahlende - Jahresbeitrag; ist praenumerando und spätestens im Laufe des Ja- nuar jeden Jahres zu bewirken. In Fällen, wo der Jahresbeitrag im Laufe des Januar nicht eingegangen ist, wird angenommen, dass dessen Einziehung durch Postvorschuss oder in sonst thunlicher Weise geschehen solle. Erst nach Eingang des Jahresbeitrages erfolgt die Zusendung der Journal-Hefte, franco per Post unter Streifband, an die auf- gegebene Adresse und wird die Mitgliedskarte, als Quittung, dem nächsten Hefte beigefügt. Die Versendung des Journals geschieht stets unter genauer _Controlle, jedoch ohne weitere Gewährleistung durch die Gesell- ‘schaft. Eine stete rechtzeitige Berichtigung der etwa bei den 460 Nachrichten: An die Redaction eingegangene Schriften. Adressen eingetretenen Veränderung von Seiten der Adressaten em- ; pfiehlt sich daher als nothwendig. Alle Zusendungen sind frankirt an den geschäftsführenden Se-- cretär zu richten, dessen Adresse auf dem Umschlage der Journal- Hefte vermerkt ist. Der Vorstand. | Berlin, im October 1874. Cabanis, Secr. Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe Juli-Heft 1874, Seite 351-—352.) 1186. Dr. A. B. Meyer. Ueber neue und ungenügend bekannte Vögel von Neu-Guinea und den Inseln der Geelvinksbai. Erste — Sechste Mittheilung. (Aus dem LXIX. Bande der Sitzb. d. k. Akad. der © Wissensch. I. Abth. Febr. — Juli-Heft 1874.) — Vom Verfasser. 7 1187. Tommaso Salvadori. Nuove specie di uccelli delle isole Aru @ Kei, raccolte da Odoardo Beccari. (Extratto degli Ann. del Mus. Civ. di St. Nat. Vol. VL) — Vom Verfasser. a 1188, Tommaso Salvadori. Altre nuove ‘specie di uccelli della Nuova Guinea et di Goram, raccolte dal Signor L. M. D’Albertis. — Von Demselben. eg F 1189. Tommaso Salvadori. Note ornithologiche. I. [Extr. d. Atti d. R. Acad. Sc. Torino, Vol. IX., Apr. 1874.) — Von Demselben. 1190. P. L. Selater. Descriptions of three new Species of the Genus” Synallaxis. Cum Tab. LVII. (Syn. pudibunda, graminicola.) [From Proc. Zool. Soe. London, June 16, 1874.) — Vom Verfasser. j 1191. Rob. Swinhoe. A revised Catalogue of the Birds of China and. its Islands, with Deseriptions of New Species, References to former Notes and occasional Remarks. [Proc. Zool. Soc. London, 1874.) — Von Demselben. a 4 1192. Prof. Dr. Alfr. Newton. On a living Dodo shipped for England in the year 1628. [Proe. Z. Soc. London, June 16, 1874.) — Vom Verfasser. ! je F 1193. Alfr. Newton. The Migration of Birds. |From „Nature“, Septbr. | 94, 1874.] — Von Demselben. 1194. M.Alph.Dubois. Remarques sur la variabilit€ de certaines especes du genre Calliste. [Extr. d. Bullet. de l’Acud. royale de Belgique, 1874.] — Vom Verfasser. a 1195. Alph. Dubois. Description d’un Spizattus nouveau. Cum Tab. I.. Il. (Spizaötus Devillei.) [Extr. Bullet, Acad. Belgique, 1874.] — Von Demselben. 1196. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. Edited by Osbert Salvin. Third Series, Vol. IV. No. 16. October 1874. Von der British Ornith. Union. E -Aeanthis brevirostris, 438. — eanescens, 335. — cannabina, 409. — Holbölli, 324. — linaria, 335. Acanthisitta, 182. — chloris, 171. 183. — eitrina, 171. 183. Accentor alpinus 52. — atrigularis, 406. — dahuricus, 320. 335. — modularis, #7. — montanellus, 321. 335. 396. Aceipiter gabar, 49. — nisus, 5l. 334. 395. — pectoralis, 229. — »Stevensonil, 328. — virgatus, 328. Aceipitrinae, 228. Acrocephalus bistrigiceps, 320, Acroleptes violaceicollis, 83. Actitis Bartramius, 260. — hypoleucus, 104. 325. 336. 377. 409. 449, — macularia, 309. — pulverulentus, 336. Aetiturus bartramius, 260. — longieaudatus, 260. Aectodromas Bonapartei 263. — maculata, 261.262. 313. - — minutilla, 313. — dubius, 400. - — 'hiatieula, 53. 336. 400. — intermedius, 49. Ba - — semipalmatus, 314. _ Aegialites cantianus, 53. Aödon galactodes, 52. 411. 421. Aegialeus melodus, 314. 399. 448, — cturonicus, 400, — fluviatilis, 336. — minor, 53. 420. — mongolicus, 399. INDEN 1874. Aegialites pecuarius, 377. Aegiothus borealis, 398. — linarla, 52. Aegithalus coronatus, 412. — pendulinus, 108. 109. Aegolius brachyotus; 409. Aestrelata gavia, 209. Aganus aurantius, 227. — viridis, 227. Agelaius, 130. 135. — assimilis, 131. — chrysopterus, 309. 312. — gubernator, 78. — humeralis, 128.130. 132. — phoeniceus, 78. 151. 132. 133. Agyrtria albiventris, 225. — brevirostris, 225. Aithya ferina, 402. Alaemon desertorum, 3. Alauda arborea, 52. — arvensis, 48. 52. 335. 398. brachydactyla 52. 410. 420, calandra, 418. cantarella, 398. eristata, 52. intermedia, 48. macroptera, 52. — minor, 52. — pispoletta, 52. Alcedinidae, 49. 90. 170. 347. Alcedo, 339. aleyon, 145. 307. 309. 312, amazona, 90. amerlcana, 90. bengalensis, 51. 396. eyanea, 0. cyanotis, 362. ispida, 11.51. 396, 449. 454, — quadribrachys, 362. — rudis, 51. Alcthe, 371. 149. 308. 336. Amadina cucullata, 364. — erythrocephala, 349. — fasclata, 349. Amaurospiza fuliginosa, 85. — unicolor, 85. Ammomanes lusitania, 53, Ampelidae, 89. Ampelinae, 90. Ampelis, 90. — garrula, 397. Amydrus, 232. — Blythi, 232. — morio, 232. — Reichenowi, 232. — Rüppelli, 232. Anabates, 86. 87. — atrieapillus, 87. — leucophrys, 87° — leucophthalmus, 87. Anabatidae, 86. Anarhynchus frontalis, 172. 194, Anas, 223. — acuta, 53. 314. americana, 30%. 3l4. arborea, 307. 309. 314. boschas, 53. 336. 372. 389. 401. 423. 448. brasiliensis, 231. chiorotis, 173. 202. elypeata, 309. 514. 410. eollaris, 314. creeca, 410. discors, 309. 314. dominica, 307. 309, 314. hyperboreus, 314. penelope, 53. poeeilorhyucha, 336, rubida, 314. rutila, 418. 423. 425. spiuosa, 307. strepera, 410. — supereiliosa, 173. 202. Anatidae, 173. 231. 374. 509. ‘| Andropadus, 360. Anous stolidus, 314. 462 Anser albifrons, 53. 336. 401. 418. — cinereus, 6. 401. 410. 423. — cygnoides, 19. — domesticus, 6. 19, — erythropus, 401. — grandis, 336. 435. Middendorftii, 405. 418. 435. 439, 440. minutus, 336, rubrirostris, 336. ruficollis, 435. 439. Scorniakowi, 408. segetum, 6. 401. 418. segetum var. serriro- stris, 333. — serrirostris, 401, Anseres, 281. Anseridae, 5v. Anthochaera carunculata, 222. Anthornis melanocephala, 171. 182, — melanura, 171. 182. Anthropoides virgo, 94. 336, Anthus 335. — agilis 335. aquaticus, 406. arboreus, 52. 420. aucklandicus, 188. 222. australis, 188. campestris, 52. 188.409. cervinus, 52. 397. Grayi, 188. Novae Zealandiae, 171. 188. 222, — plumatus, 52, — pratensis, 52. 423, — Raalteni, 48. — spinoletta, 52. 397. Antrostomus, 120. — carolinensis, 120, — cubanensis, 120. — voeciferus, 120. Aphobus chopi, 85. Aplonis zealandicus, 172, 192, Apterygidae, 174. Apteryx australis, 174.220, 22]. — australis var. Mantellii, 174, 220. 221, — fusca, 224. — Haasti, 167. 168. 174. 220. 221. — Mantellii, 220. — mollis, 224. — ÖOweni, 174. 220 221.| INDEX. Aquila Adalberti, 237, — albieilla, 70. amurensis, 394. antillarum, 307. bifaseiata, 94. 96. 317. 394, 429. 430. 436. Boeckii, 105. Bonellii, 51. 94, brachydactyla, 70. chrysae&tos, 51.316.334. 341. 394. clanga, 100. 105. 106. 317. 334. 394. fulva, 316. 341. 348. 425. 453, haliaetos, 70. 71. imperialis, 51. 317.394, 409. 411. 425. leucocephala, 70. minuta, 284. 286. 409. mogilnik, 237. 317. 394, naevia, 51. 93. 100. 317. 328. 394. 395. naevioides, 51, nobilis, 316. nudicollis, 307. 317. 334, pennata, 51. 284. 285. 341. 409. 421. 453, Aquilae, 394. Aquilinae, 239. Ara aracanga, 306. — trieolor, 163. Aramides nigrieans, 274. — plumbeus, 231. 275. —- saracura, 275. Aramus giganteus, 274. 308. 309. 314, — holostietus, 274. — scolopaceus, 273. 274. Arbelorhina, 139, — cyanea, 139. Archibuteo asiaticus, 326. 328. — hemilasius, 334, — lagopus, 327. — strophiatus, 326. Ardea, 265. 267. 269. 270. 271. alba, 53, 194, 265. 363, 379. 380. alba var. flavirostris, 381. atricapilla, 380. brag, 333. 336. caerulea, 308. 309. 313, caerulescens, 317. candida, 268. candidissima, 267. 313. orientalis, 93. 94. 100, Ardea einerea, 53. 285 333. 351. 401. 449, cocoi, 269, comata, 53. 363. 379 egretta, 172. 194. 265. 267. 268. 269. 307. 308. 309. 313. exilis, 308. 309..313. flavirostris, 195. Gardeni, 309. 313. garzetta, 53. goliath, 348, gularis, 363. 379. 380, herodias, 309. 313. lentiginosus, 313. leuce, 265. ludoviciana, 307. maguari, 269. matock, 195. minuta, 53. 326. minuta var. podiceps, 379. nivea, 267. Novae-Hollandiae, 172, 195. nycticorax, 53. 309. oceidentalis, 313. pileata, 271. podiceps, 195. poeciloptera, 195. 4 poeeiloptila, 172. 195. purpurea, 53. 401. pusilla, 172. 195. sacra, 172. 195. scapularis, 270 stellaris, 53. Sturmi, 379, syrmatophora, 194. violacea, 309. { violaceus, 313. — virescens, 309. 313. Ardeae, 265. 270. 271, Ardeidae, 172. 379. Ardeola minuta, 421. — sinensis, 336. Ardetta eurythma, 325. — exilis, 313- 4 — maculata, 195. — sinensis, 325. 3 Arremon semitorgquatus, 84, . Arundinax aedon, 334. Astur atricapillus, 78. — cenchroides, 421. — nisus, 430, : 3 — palumbarius, 49. 51.78. 106. 334, 395. 453. J — pectoralis, 228. 3 Asturina albifrons, 229, \ "Asturinula monogram- mieca, 385. Athene, 177. ‚Athene glaux, 395. — noctua, 448. — Novae-Zealandiae, 170. 177. — plumipes, 395. - Atraphornis nana, 440. Audubonia oceidentalis, 313. Balaeniceps rex, 61. Balearica pavonina, 94. — regulorum, 94. _Baryphthengus ruficapil- lus, 90. Basileuterus, 82. _— stragulatus, 82. — vermivorus, 82. Berniela brenta, 53. Bethylus picatus, 84. Bias, 103, 370. _— musieus, 103. Blacicus, 147. — Blaneoi, 311. Botaurus lentiginosus, 313. - — poeeiloptilus, 195. — stellaris, 401. - Brachyotus Cassinii, 307. en 310. "— palustris, 334. 389. _ Brotogerys tiriacula, 228. r 283 _Bubo leueostietus, 387. _ — maximus, 5l. 395. = sibirieus, 334. - Buceo Cayanensis, 307. - — rubecula, 226. Buceonidae, 226, 347, Bueconinae, 226. Buceros bicornis, 95. — convexus, 9. _ — erythrorhyuchus, 95. Bucorax abyssinicus, 95. _ Budytes campestris, 318. 339. _ — einereocapillus, 48.319. 335. 397. 397. 403. _ — melanotis, 318, _ — Rayi, 318. — taivanus, 318. Butalis grlsola, 338. — latirostris, 335. - — sibiriea, 335. Butaqguila strophiatus, 328. Bucephala clangula, 402. eitreolus, 335. 397, 418. fHlava, 48. 52. 319. 335. melanocephala, 48.419. INDEX, 'Buteo albifrons, 229. — aquilinus, 328. — borealis, 310. — desertorum, 51. 70. 71. — ferox, 49. 51. 93. 328. — hemilasıius, 327. 328. — lagopus, 71. 429. — leueurus, 93. 418. — pennsylvanicus, 310. — rufinus, 93. — vulgaris, 51. 70. 71. 73. 453. Buteola brachyura, 229. Buteoninae, 229. Butorides eyanurus, 270. 271. — scapularis, 270. — vireseens, 270. Caccabis chukar, 399. — saxatilis, 399. Cairina moschata, 372. Calamodus aquaticus, 52. — schoenobaenus, 52. Calamodyta arundinacea, 92. — certhiola, 335. — melanopogon, 47. — palustris, 52. i — turdoides, 52. Calamoherpearundinacea, 52. 320. — bistrigiceps, 320. — Maackii, 320. 334. — orientalis, 319. 334. — phragmitis, 320. — turdoides, 319. 371. Calandrella brachydacty- la, 448. — Buckleyi, 362. 372. Calidris arenaria, 53. 400 Callaeadinae, 191. Callaeas Wilsoni, 191. Calliope camtschatkensis, 335. 396. Calliphlox amethystina, 226, — rufa, 87. Callispiza festiva, 83. — trieolor, 83. Calliste, 460. — festiva, 283. — tricolor, 283. Calobates bistrigata, 397. — boarula, 52. 397. — melanope, 397. Calypte, 144. — Helenae, 142, 144. Calyptrophorus capitatus, 457. — gularis, 457. 463 Calyptura cristata, 89. Camaroptera, 369. Campephaga fulgida, 345. — melanoxantha, 345. Campephilus, 148. — Bairdii, 148. — prineipalis, 148. 149, Campias maculifrons, 227. Cantatores, 82. 458. Capito fuscus, 226. — maerorhynchus, 227. Caprimulgidae, 49. 117. 226. Caprimulgus, 226. — aegyptius, 49. aethereus, 226. — carolinensis, 120. — europaeus,. 11. 49. 51. 454. — guianensis, 226. — jotaca, 334. — popetue, 117. — tamarieis, 5l. Capsiempis flaveola, 88. Carbo africanus, 50. — brasilianus, 282. — cormoranus, 447. — flavagula, 216. — melanoleucus, 216. — phalacrocorax, 419 purpuragula, 214. 215. — stietocephalus, 214.215. — suleirostris, 2i4. 215. Carduelis, 406. -- eueullata, 309, 512, — elegans, 106. 449. Carpodaeus erythrinus, 336. 391. 398. 421. — roseus, 336. Carpophaga Novae-Zea- landiae, 172. 192. Caryothraustes brasilien- sis, 84. Casarca rutila, 53.336. 401. -— varlegata, 173. 202. Cassieus eristatus, 85. — haemorrhous, 85. Casuarius, 20. 21, — galeatus, 10. i Cauax tridactylus, 227. Cecropis daurica, 334. Celeus Havescens, 227. Centropsar, 457. — mirus, 458. a aegyptius, 48. — senegalensis, 48. 49. Centurus, 152. — carolinus, 152. — radiolatus, 152. 464 Centurus striatus, 152. — supereiliaris, 152. 155. Ceophloeus erythrops, 227. — lineatus, 227. Cephalolepis Delalandi, 226. Cephomorphae, 346. Ceratotriceus furcatus, 87. Cerchneis tinnunculus, 405. s Certhia eyanea, 139. — familiaris, 338. 396. — flaveola, 307. Certhiadae, 182. 183. Certhiola chloropyga, 84. — flaveola, 309. — flaveola var.portoricen- sis, 308. — portoricensis, 309. 312. Certhiparus, 185. Ceryle, 145. — alceyon, 145. 312. — rudis, 363. 396. Cettia Cettii, 419. — sericea, 52. Chaetura eaudacuta, 334. Chalcopelia afra, 372. 387. Chalcophanes, 132. 135. — brachypterus, 312. — Gundlachii, 135. — lugubris, 309. Chamaepelia, 296. — passeriua, 296. 308. 313. — talpacoti, 247. — trochila, 309. Chamaeczosa brevicauda, 85. Charadriidae, 172. 381. Charadrius, 253. 254. americanus, 309. apricarius, 53. asiaticus, 53. aureus, 307. bieinetus, 172. 193, bitorquatus, 363. damarensis, 53. frontalis, 193. fulvus, 172. 193. 336. 399. Geofiroyi, 53. lampronotus, 253, longipes, 255. 256. 257. marmoratus, 254, melodus, 314. mongolicus, 53. obscurus, 172. 193. 197. peeuarius, 381. 363. pluvialis, 254. 256. 257. 309. semipalmatus, 309. 314. INDEX. Charadrius varius, 382. virginlanus, 254. virginicus, 254.255. 256. 313. vociferus, 309. 313, Wilsonius, 313. — xanthocheilus, 193. Charmosyna, 112. Chasmorhynehus nudicol- lis, 90, Chaulelasmus stris, 54. — streperus, 54. 337. 402. Chauna Derbyana, 94. Chaunonotus, 370. Chelidon lagopoda, 334. 421. — urbica, 51. 452. Chen hyperboreus, 314. Chenomorphae, 346. Chettusia frontalis, 381. 363. — gregaria, 53. — ıinornata, 381. 382, — melanoptera, 381. 382. — Villotaei, 49. 53. Chiromachaeris gutturosa, 89. Chiroxiphia caudata, 89. Chlorestes, 142. 145. — Gertrudis, 312. 315. — Ricordii, 142. 315. Chloroceryle amazonia, 90. — amerieana, 90. Chloroenas, 286. — infuscata, 241, — inornata, 286. 312, — plumbea, 241. 242. — vinacea, 241. 242. Chloronerpes, 151. — pereussus, 151. Chloropeta elaica, 52. — olivetorum, 52. Chlorophanes atricapilla, angustiro- S . 8 Chlorospiza chloris, 125. 391. 418. Chlorostilbon nitidissimus, 225. Chordeiles, 117. — Gundlachi, 117. 118. — minor, 117. 311. — popetue, 117. 118. — virginianus, 117. 309, Chroicocephalus atricilla, 314. brunneicephalus, 333. capistratus, 333. 337. minutus, 337. ridibundus, 402. Chrysococeyx eupreus, 4 — lucidus, 170. 180. 181 — plagosus, 180. | Chrysomitris spinus, 398 Chrysoptilinae, 227. Chrysoptilus eristatus, 227. Chrysotis, 105. 161. 308 349, : auripalliata, 105. 106 Bodini, 105. canipalliata, 105. 106. collaria, 161. | farinosa, 228. leucocephalus, 161. merceuaria, 105. ochrocephala, 349. panamensis, 349. Sallaei, 162. — vittatus, 312. Ciconia Abdimii, 51. — alba, 53. 371. 400. 419. — nigra, 53. 336. 351. 401. 409. Cieoniae, 272. Cieonidae, 379. Cillurus, 98. Cinelosoma, 191. Cinclus aquaticus, 339. — ınterpres, 53. Circaetus gallicus, 51. 342, Circus aeruginosus, 51.316. 395. N approximans, 170. 176. assimilis, 176. 177, 4 cineraceus, 395. 421, 423, cinerascens, 51. cyaneus, 5l. 395. — Gouldi, 176. 177. Jardinei, 177. pallidus, 51. 70, 395. rufus, 409, 448, spilonotus, 316. 334, Wolfii, 177. Cissa thalassina, 238. Cissopis major, 84. Cisticola, 369. i — schoenicola, 51. 396. Clamatores, 11. 85. 458, Climacocereus ruficollis, 229. h Clitonyx ochrocephala, 171. 184, F, Coccothraustes coerules- cens, 84, = — japonicus, 331. 336. — vulgaris, 48. 52. 331, 398. Br — vulgaris var. japonica, 8 = - Coceyginae, 226. Coceygus Euleri , 226.3 — seniculus, 226. _ Coceystes senieulus, 309. Coceyzus, 156. — americanus, 156. 157. nal. — cayauus, 226. - — .erythrophthalmus, 157. — Geoffroyi, 226. — guira, 226. — minor, 157. 308. 312. — naevius, 226. Coereba eoerulca, 84, — flaveola, 84. — Spiza, 84. Colaptes, 151. 153. 345. - — auratus, 153. 154. 155, — chrysocaulosus, 150. 153. — Fernandinae, 155. — mexicanus, 344. - Colius, 361. Collurieinela coneinna, 22.190 _ Colopterus, 98. Columba, 2°0. 241. 242. 247... 248; — caribaea, 307, 309. carolinensis, 298. 307. 309. einerea, 230. corensis, 289. 309, 312, ceyanocephala, 291. fusca, 420. 422. Geoffroyi, 250. 242. infuscata. 241. inornata, 312. leucocephala, 307. 309, 312 leucoptera, 297. livia, 49. 53. 399. 450. loeutrix, 241. martiniea, 307. 313. migratoria, 300. montana, 230. 248, 294, 308. 309. 313. ochroptera, 243. oenas, 53, 339. 419. passerina, 296. 308. 309, plumbea, 241. rufaxilla, 230. rupestris, 336. 399. $ Schimperi, 49. - talpaecoti, 247. — turtur, 454. — zenaida, 308. 309. Columbae, 112. 387, Columbidae, 49. 172. 230. 286. Cab, Journ. f. Ornith. XXII. INDEX. Columbina Cabocolo, 248. — talpaco.i, 248. olymbidae, 174. Colymbus arctieus, 336. — dominıeus, 307. 314. — podiceps, 309, 314. — septentrional's, 54. 401. Compsothlypis americana, — pitiayumi, 8.. 308. Coropophaga .lineata, 85. — Maximiliani, (nec- melanops) 85. Conurus, 164. — aureus, 383. — evops, 164. — guyanensis, 164. — pertinax, 232. 284. — propinquus, 223. Coprotretis dvmeioria, 98. — lelskii, 9-. Copurus colonus, 87. — viunebris, 87. Coraciadae, 49. Coraeias garrvla, 11. 51. 409. 420. 421. 454. Corax erucirostra, 307, Corvidae, 1:7, 191. Corvus, 127. — americanus 138. caribaeus, 307. corax, 65. 335. 452. eornix, !.1!. 12, 13. 14, 15. 16. 17.12.21. 22. 23. 26. 52. 453. — corone, 1. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19, 21. 22. 23. 24. 25. 26, 329. 398. 452. — frugilegus, 23. 52. 432. — jamaicensis, 137. — leucognaphalus, 307. 309. minutus, 139. monedulia, 23. 52, 452, nasicus, 157. orientalis, 329 335. pastinator, 335. — scapulatus, 364. Corydalla ehinensis, 397. — Richardii, 329. 335. 397, Corythaix, 360. Corythopis cealcarata, 85. Coturniculus, 121. — passerinus, 121.308.311. Coturnix Adansoni, 383, — communis, 53. 399. — muta, 336. — Novae-Zealandiae, 172, 193. Cotyle, 114. Jahrg. No. 128. Ootober 1374. — 465 Cotyle minor, 48. — riparia, 51. 114. 311. 334. 339. 396. 421, 435. 448, = rupestris, 51. 396. Craeidae, 250. Cractieus, 239. — crassirostris, 239. Craugasus erythropes, 227. — polyzonus, 227. Creadion earuneulatus, 172, 192. — cinereus, 192, Crex galea‘ ı, 314. — lateralis, 28:. — melanur2, 231. — mustelina, 231. Criniger, 360. 371. — Falkensteini, 459. — simplex, 371. Crossoptilon auritum, 94. Crotophaga, 159. — ani, 79. 1,9. 160. 226. 2833. 307. 303. 309. 312. — major, 307, — rugirostris, 159. 160. Crotophaginae, 225.% Cryptonyx coronatus, 95. Crypturidae, 230. Crypturus, 251. noctivagus, 230. obsoletus, 230. ileatus, 230. ovi, 230. — Tataupa, 230. Cuculidae, 156. 170. 226. 347. Cuculus americanus, 156. 312, canorinus, 336. canorus, 95. 399. 421, dominicus, 307. erythrophthalmus, 157. indieus, 336, minor, 157. 307. 312. — vetula, 307. Curruca, 307. — melanocephala, 48, — momus, 48, Cursores, 230. 253. 254. Cursorius senegalensis, 382, Cyanecula coerulecula, 335. 388. 396. — suecica, 52. 409. 419. Cyanistes eyanus, 335. Cyanocompsa cyanea, 85. Cyanocorax azureus, 283, Uyanopica cyana 335. Cyanopolius eyanus, 398, 30 — — 466 Cyanospiza, 125. 140. — ciris, 125. — cyanea, 125. 140, Cyclorhis ochrocephala. 83. — viridis, 83. Cygnopsis eygnoides, 336. Cygnus Bewicki, 95. — minor, 336. 401. — musicus, 10. 53. 336. 401. 410. — olor, 53. 410. Cymborhynchus, 239. Cypselidae, 49. 114. Cypselus, 117. 392. — apus, 51. 111. 334, 538, 395. 448. 449. 452. apus var. murina, 49. eollaris, 114. dubius, 49. Iradii, 116. melba, 51. 450. 452, murinus, 49. pacificus, 334. pallidus, 49. 395. pekineneis, 395. Dacnididae, 84. 139. Daenis cayana, 84. Dafila acuta, 314.337. 402. Daption er 174. 208. Dasycephala einerea, 86. Demiegretta ruficollis, 313. Dendroeinela turdina, 87. Dendrocolaptes, 87. decumanus, 87, guttatus, 87. pieumnus, 87, platyrostris, 87, — tenuirostris, 87. Dendrocolaptidae, 352. Dendroeolaptinae, 87. Dendrocygnaarborea, 314. — Eytoni, 173. 201. — viduata, 363. 374. Dendroeca Adelaidae, 308. — coronata, 303. — discolor, 308. — dominica, 308. — petechia portoricensis, 308. — tigrina, 308. a Adelaidae, 308. 11. — caerulescens, 311. coronata, 308, 311. discolor, 308. 311. dominica, 311. maculosa, 311. palmarum, 311. petechia, 311. striata, 311. INDEX. Desmognathae, 347. Dicrurus, 360. En atripennis, 376. Dinospizias pectoralis, 228. Diomedea chlororhyncha, 173. \ culminata, 174. 206. exulans, 172. 206. fuliginosa, 174. melanophrys, 173. 206. Dev naevius, 226. Dolichonyx, 129. 131. 136. — oryzivorus, 129. Dolometis eyanea, 237. Donacobius atricapillus, 83. Drepanornis Albeıtisi, 54. 55. 239. Dromaeus, 20. 21. Dromococeyx pavoninus, 226. — phasianellus, 226. Drymoeca, 369. Dryocopinae, 227. Dryocopus martius, 399. — turdinus, 87. Dryopicus martius, 336. Dysithamnus guttulatus, 86. — mentalis, 86. Dysporomorphae, 346. Dysporus fiber, 314. — serrator, 174. 213, Eclectus, 74. 352. Eetopistes, 306. — migratoria, 300. Egretta candidissima, 267. — leuce, 265. — modesta, 265. 401. — rufieollis, 313. — syrmatophora, 325. 336. Elainea caniceps, 88. — pagana, 883. Elaininae, 88. Elanus coeruleus, 386, — melanopterus, 362. Ellipura ferruginea, 86, — squamata, 86. Elminia longicauda, 361. Emberiza brunniceps, 412. 421. 424. caesia, 52. 453. castaneiceps, 329, chrysophrys, 323. 398 330. = 335. cia, 52. 329. 409. 418. einerea, 52. cioides, 329. 435. 330. 332, 330. 335, Emberiza ciopsis, 330. 332- — ceiris, 125. Ds eirlus, 453. damarensis, 49. Giglioli, 329. 330. Godlewskii, 330. hortulana, 52. 409. 420. 449. 453. ie intermedia, 48. 52. leucocephala, 335. 398. miliarıa, 52. 409. olivacea, 307. oryzivora, 129. Pallasii, 398. pallida, 122. r pitbyornis, 330.398. 418. 436 IS a pusilla, 335. 398. pyrrhuloides, 409. quinquelineata, 323. 335. \ — rustica, 335. 398. + — schoenicla, 52. 418. 422 — spodocephala, 335. | Empidochanes Euleri, 88. 7 Enneoctonus minor, 236. Ephialtes scops, 420. Epimachus Wilbelminae, 54. 55. | Ereunetes himantopus, 309. — pusillus, 309. 313. Eriodoridae, 85. Eriodorinae, 85. Erionotus ambiguus, 86. — coerulescens, 86. { Erismatura dominica, 314. — leucoeephala, 50. 54. — rubida, 314, F Erythacus rubecula, 52. Erythropus Raddei, 334. — vespertinus, 94. 342. Erythrospiza githaginea, 48 2 — incarnata, 437. — obsoleta, 412. 419. Erythrosternaleueura,335. — luteola, 335. R Eudocimus albus, 313. Eudromias asiatieus, 49. — morinellus, 53. Eudynamis, 18... — taitiensis, 170. 180. Eudyptes antipodes, 175. 217. 218. 4 chrysocomus, 217, ; chrysolophus, 218. 224. nigrivestis, 217. en pachyrhynchus, 174, 217. 218. 7 je) x Eudyptidae, 174. - Eudyptula albosignata, “« 174, 219, -— minor, 174, 218. 219. 220. — undina, 218. Euethia, 122. — bicolor, 312. — canora, 123. — lepida, 122. 124. 308. 311. Eunetta faleata, 402. Euphona nigricollis, 83. Euphone, 83, — diademata, 84, — musica, 83. — rufiventris, 83. violacea, 83. viridis, 83. vittata, 83. Euphonia Selateri, 308.311. — .violacea, 283, Euphoninae, 83. Euplectes, 96. — ignicolor, 51. - Eupodotis senegalensis, 382, Eurystomus, 96. 360, Euscarthmus, 87, 98. — cinereicollis, 88, _ — granadensis, 87, 98, — limbatus, 88, orbitatus, 88. pyırhops, 98. ruficeps, 87. — zosterops, 88. Euspiza aureola, 335. 398, — brunniceps, 421. 441. — luteola, 441, — rutıla, 335, - Exetastes inquisitor, 89, PT TErIeIT - Faleinellus Ordii, 313, - Falco, 228. 229. 230. aesalon, 51. 71. albifrons, 229. anatum, 78, 310. atricapillus, 229. babylonieus, 49. barbarus, 51. Beskei, 228. borealis, 310. brunnea, 175. 176, candicans, 70. cenchris, 51. 70, cineraceus, 65. columbarius, 78. 309. 310. communis, 78, cyaneus, 65. — degener, 230. le INDEX. Falco destructor, 229. — diodon, 229. ferox, 176. lagopus, 73. lanarius, 49. 51. 453, leucauchen, 229. lithofaleo, 78. magnirostris, 229. Novae-Zealandiae,170. 175. 176. palliatus, 229, palumbarius, 65. 71, 73. peregrinus, 51. 65, 71. 395. lumbeus, 229. addei, 421. rufipes, 70. 71. 421. rufus, 65. sacer, 436. sager, 51. 395. sparverius, 229, 309. 310, subbuteo, 51, 71. 421, subniger, 221. tachardus, 71. tinnunculus, 51. 71. 73, tinus, 228, vespertinus, 51. xanthothorax, 229. Yetapa, 229. Falconidae, 170. 228. 384. Falconinae, 229. Florida caerulea, 313. Florisuga fusca, 283. 284. Fluvicolinae, 87. Formicivora rufatra, 86. Francolinus bicalearatus, 383. — europaeus, 53. — vulgaris, 49. Fregata aquila, 216. — minor, 216. Fregilus graculus, 398. Fringilla bicolor, 312. — brasiliensis, 84. Brissonii, 85. cannabina, 453. carduelis, 52. 453. chloris, 453. coelebs, 52. 389. 453, faleirostris, 84, fuliginosa, 85. natho, 84. epida, 122. 311. leuecopogon, 84. matutina, 84, montifringilla, 335.398, passerina, 121. 308. 311. savanna, 121. socialis, 121, 307. — — —- — 467 Fringilla torrida, 85, — viridis, 84. — zena var. portoricensis, Fringillidae, 84. 121. Fulica alba, 201. —-americana, 309. 314, ardesiaca, 276. armillata, 276, atra, 53. 336. 342, 401. chilensis, 276. - eristata, 50. — martinica, 314. Fuligula affinis, 314. Baeri, 326. 337. clangula, 54. cristata, 54, 337. ferina, 54. marila, 54. Novae-Zealandiae,173. 203. nyroca, 54 326. — rufina, 54. Fulix affınis, 314. — collaris, 314. — ceristata, 402. — marila, 402. — Furnariinae, 86, Galbula tridactyla, 227. Galbulidae, 227. Galerita brachydaetyla, 399. — cristata, 318. 399. 448, 449, Gallinaceen, 10. Gallinae, 112. ° Gallinago aucklandica, 172, 197. — frenata, 252. 253, — gallinula, 53. — heterocerca, 336. — imperialis, 252, — major, 49. 53, — Paraguayae, 252, 253, — pusilla, 197. — scolopacina, 53. 336, 400. — uniclava, 325. — Wilsoni, 313. Gallinula caesia, 274. — chloropus, 53. 401. — galeata, 308. 309, 314. — lateralis, 231. — martinica, 231.308,309. _ — martinicensis, 231, plumbea, 231. 275. — saracura, 231. 275. Gallirallus brachypterus, 199, — fuseus, 199. Gambetta flavipes, 313, 30% — pe 468 Gambetta melanoleuca, 257. 313. ‚Garrulus melanocephalus, 453. Garzetta candidissima, 267. 313. — egretta, 401. — ohula, 267. Geeininae, 227. Gecinus canus, 399. - — viridis, 339. (teochelidon angelica, 448. Geothlypis, 82. — stragulata, 82. — trichas, 308. 311. — velata, 82. Geotrygon, 293. — caniceps, 295. — martinica, 293. 303. 313. — montana, 248. 294. 308. 313. Gerygone, 187. 188. — albofrontata, 171. 188. — auklandica, 186. 187. — flaviventris, 171. 180. 186. 187. — igata, 171. 187. 192. — sylvestris, 171. 188, Glareola melanoptera, 53. — pratincola, 53. 409. Glaueidium ferrugineum, 228. — Sıju, 143. Glaucion elangula, 337. Glaucis hirsuta, 225. Glaucopidae, 172.181.191. Glaucopis einerea, 172.191. — olivascens, 192. — Wilsoni, 172. 192. Glottis melanoleuca, 257, Goniaphea, 126, — ludovieiana, 126. — melanocephala, 127. Goura Victoriae, 61. Gracula barita, 136. Graeulus, 215. — africanus, 215. — brasilianus, 282. brevirostris, 174. 216 224. carbo, 54. 174. 213. earboides, 213. caruneulatus, 174. 213. 214, - cehalconotus, 174. 214. cirrhatus, 213. 214. Featherstoni, 174. 215. — glaucus, 214. 336. 339. INDEX. Graculus melanoleucus, 215. 223. 224. — punctatus, 174, 215. — pygmaeus, 54, — suleirostris, 174, 214. — varius, 174. 215. Grallae, 49. Grallatores, 231. Grauealus eoncinnus, 190. — melanops, 190. 191. — parvirostris, 171. 190. 191. Grus Antigone, 94. — australasiana, 94. canadensis, 94. caruneulata, 94. cinerea, 53. 94. 399. 409. leueauchen, 336. leucogeranus, 438. mexleana, 94. monacha, 336. paradisea, 94. torquata, 94. — virgo, 53. 399. 420. Gygis alba, 206. 223. Gymnobuceo, 360. Gymnoglaux, 315. — Krugii, 310. — Newtoni, 315. Gypaötos barbatus, 93. 340. 394. Gypogeranus serpenta- rius, 94. Gypohierax, 384, — angolensis, 361. 370. 394. Gyps fulvus, 426. 448. 452. Gyratores, 230. 286. Guira piririgua, 283. Guiraca, 126. — caerulea, 126. ; Haematopus longirostris, 172. 194, osculans, 400. ostralegus, 53. 449, palliatus, 313. unicolor, 172. Haleyon sanctus, 181. — senegalensis, 359. — smyrnensis, öl. — vagans, 170. 181. Haliaötus albieilla, 51. 326. 334. 395. 448. 450. deserticola, 326. leucocephalus, 79. leucogaster, 221. leucorypha, 326. 334. Macei, 326. vocifer, 362.. 385. 336. Haliaötus Washingtoni, 79. Halieus brasilianus, 282. Haliplana fuliginosa, 314. Halodroma Berardi, 174. 210. — urinatrix,’ 174. 210. Harelda glacialis, 402. — histrionica, 337. Harpagornis Moorei, 168. Harpagus diodon, 229. Heliothriehinae, 225. Heliothrix aurieulata, 225. Helotarsus ecaudatus, 94. 385. 4 — leuconotus, 9. j Hemipipo, 99. — chlorion, 99. — chloris, 99. — Tsehudii, 99. Hemithraupis flavicollis, 82, . — melanoxantha, 82. — ruficapilla, 32. — ruficeps, 82. Henicoeichla auricapilla, 308. . Herodias candidissima, 267. - — egretta, 265. 313. — egrettavar. californica, 265. 267. i Herpsilochmus rufimargi- natus, 86. Rn Heteralocha, 181.» — acutirostris, 172. 192, Heteropelma unicolor, 90. — virescens, 90. 3 Heteropygia Bonapartei, 263. ; = Heterornis daurieus, 335. Hians seolopaceus, 307. Hieracidea brunnea, 175. Novae-Zealandiae,175. Hieraspizia tina, 228. Himantopus, 449. — antumnalis, 53.363. 376. candidus, 400. } leucocephalus, 172. nigricollis, 309. 313. Novae-Zealandiae,172. 196, — spieatus, 196. Hirundinidae, 83. 171. Hirundo, 11. 83, — aretivitta, 395. bieolor, 113. 311. Cayanensis, 307. daurica, 51. domestica, 420. 1 y A « EL FOO TE VRR EE Hirundo dominicensis,307. 308. 309. 311. fulva, 308. 309. gutturalis, 334. 395. horreorum, 114. 311. niger, 115. nigrieans, 171. poeciloura, 311. Riocourii, 48. riparia, 11. 114. 311.452. rupestris, 48. 452. rustiea, 48. 51. 395. 448. 452. striolata, 395. — urbiea, 448. Hydrobata cinelus, 397. — Pallasii, 397. Hydrochelidon fissipes, 54. 314. — hybrida, 54. 337. 402. — leucoptera, 173. 206, — nigra, 54. 402. Hydrogallina chloropus, 307. — marfiniea, 307. Hydropsalis foreipatus, 2326. 3 Hylocharinae, 225. Hylophilus, 84. — melanoxanthus, 82. — rufieeps, 82. Hymenolaimus malaco- rhynehus, 173. 202. Hyphantornis, 96. — brachypterus, 369. castaneo-fuscus, 364. nigerrimus, 361. 364. 370. oeularıus, 364. textor, 361. 364. vitellinus, 364. xanthomus, 309. Hypochera nitens, 51. Hypoenemididae, 85. Hypoenemidinae, 85. - Hypoedaleus guttatus, 36. -_ Hypolais elaica, 47. 453. — — hortensis, 37. — languida, 4 — olivetorum, 47. 453. -Hypomorphnus unieinc- tus, 230. Hypotriorchis aesalon, 395. — columbarius, 310. — deiroleueus, 229. — ferrugineus, 315. — subbuteo, 334. 395. Ibidae, 378: lbis aethiopiea, 50. — faleinellus, 53. 400. 409. elle seele 371. INDEX. Ibis melanopis, 95. — olivacea, 373. — Ordii, 313. — religiosa, 50. Ieteridae, 85. 127. 136. Icterinae, 85. Iceterus, 126. 127. — baltimore, 127. — ceostototl, 127. — ceueullatus, 127. 128. — dominicensis var. Por- torieensis, 308. 309. hypomelas, 128. icterocephalus, 133. spurius, 127. 128. unicolor, 85. violaceus, 85. vulgaris, 312. xanthomus, 308. — xanthornus, 309. Ietinia plumbea, 229. Ietiniscus vetulus, 87. Tlieura militaris, 89. Tliolopha pectoralis, 83. Ipoborus ferruginolentus, 87. — sulphurascens, 87. Irania albigula, 420. Ispida bengalensis, 318. Ixos ashanteus, 104. — obseurus, 364. Jodopleura pipra, 89. Jynx japonica, 399. — torquilla, 11. 53. 111. 336. 339. 399. 420. Keropia erassirostris, 171. 191. — tanagra, 171, 191. Lagonostieta minima, 51. Lamellirostres, 10. 347. Lampornis aurulentus,309. 312. — holosericeus, 5309. 312. — mango, 225. — viridis, 309. 312. Lampornithinae, 225. Lamprocolius leucogaster, 371. Lamprolia Victoriae, 352. Laniarius, 464. — barbarus, 372, — Lühderi, 101. Laniidae, 83. Lanius, 234. 236. — algeriensis, 235. assımilis, 234, eollurio, 11. 52. 409. 421. 454. dealbatus, 48. 235. erythronotus, 421. 469 Lanius exeubitor, 48. 52. 73. 234. 235. 236. 237. Homeyeri, 234. 237. . 322. isabellinus, 322. 418. 422. 437. 440. 441. lathora, 48. 234. 235. leuconotus, 235. leucopygus, 48. 235. 438. mayon 3900 meridionalis, 235. minor, .52. 236. 412. 454. nubieus, 52. orbitalis, 234. pallidirostris, 234. 438, phoenicuroides, 412. phoenieurus, 322. 335. 418. 420. rufus, 52. senator, 52. speeuligerus, 322. 335. — sphenocereus, 234. 237. Laridae, 173. 373. Larus antipodum, 203. — argentatus, 50. 54. — argentatus var. leuco- phaea, 54. atrieillus, 309. 314. Audouini, 50. 54. borealis, 337. Bulleri, 168. 204. cachinnans, 50. 54. 402. canus, 54.333. 402. 454. dominieanus, 173. 203. fuscesceens, 447. 454. fusceus, 54. 447. 454, gelastes, 54. glaueus, 50. 54. Heinei, 454. ichthyaötus, 50. 54. leucophaeus, 50. 447. A454. ö leucophthalmus, 50. marlnus, 54. melanocephalus, 54. 448, melanorhynchus, 204. 205. minutus, 54. niveus, 333. Novae-Hollandiae,173. 203. 204.- — Pomarae, 173. 204. 205. — ridibundus, 54. — seopulinus, 203. 204. — tridactylus, 50. Larvivora ceyane, 33.5. Lathria Virussu, 90. 40% — 470 Legatus albicollis, 88. Leptoptila, 244. 245. 247, — brasiliensis, 244. — chaleauchenia,243. 244. 245. 246. 247, — chlorauchenia, 243. — erythrothorax, 247. macrodactyla, 245. ochroptera, 243. Reichenbachi, 245. 246. 247, — rufaxilla, 230. 244. — rufescens, 246. 247. Leptoptilus erumenifer, 379. Lestris, 203. — antarcticus, 203. —- catarractes, 173. 203. — longicaudus, 173. 203. Leuconerpescandidus,228. Limicola pygmaea, 50. Limicolae, 112, Limnoeinclus australis, 197. Limosa aegocephala, 53. — Baueri, 196. melanura, 420, melanuroides, 336. — Novae-Zealandiae, 172. 196, — ıufa, 53. — uropyglalis, 196. Linaria cannabina, 52, Liothrichidae, 83. Liothrix luteus, 238. 349. Lipaugus simplex, 90. — Virussu, 90. Lobipes hyperboreus, 400. Lochites severus, 86. Lochmias nematura, 86. Locustella certhiola, 396. — lanceolata, 335, — naevia, 409. Liophornis magnifica, 226. Loxia 453. bifasciata, 336. caerulea, 126, canora, 123, cucullata, 308, 312. eurvirostra, 342, dominicensis, 307. nigra, 125. portoricensis, 307. 308. 312, Luseinia a@don, 409. 421. — philomela, 52, 421. — vera, 52, Luseciniidae, 171. Lusciniola melanopogon, 52. — INDEX. Lycos daurieus, 335. Lymnoeryptes gallinula, 400. Machaeropterus regulus, 89, Machetes pugnax, 403. 423, Macrocereus, 163. — trieolor, 163. Macropsalis foreipatus, 226. Macrotarsus nigricollis, 313. Malacoptila torquata, 226, Mareca americana, 314, — penelope, 337. 402. Margarops, 350. | — fuseatus, 308. 310. — montanus, 350, Meeistura caudata, 335. Mecocerculus setophagoi- des, 98. — stietopterus, 98. — taeniopterus, 98. Megabias, 103. — flammulatus, 103. Megaceryle aleyon, 308, Megarhynchus pitangua, 88 Melanerpes flavifrons, 283. — portoricensis, 307. 308. 312, Melanerpinae, 227. Melanocorypha albotermi- nata, 53. 441. — bimaeulata, 441. — calandra, 53. — leucoptera, 438. — mongolica, 318. 335. Meliphagidae, 170. Melittarchus griseus, 311. Melizophilusnigricapillus, 48 Mellisuga humilis, 145. Meloeichla mentalis, 364. 571. Melopelia, 297. — leucoptera, 297. Melopyrrha, 125. — nigra, 125. Menuridae, 171. Mergellus albellus, 401. Mergidae, 173, Mergus albellus, 337. 423. — australis, 173. 203. — brasiliensis, 281. 282. castor, 401. merganser, 410, — 'octosetaceus, 282. B — serrator, 54. 337, 401. Meropidae, 49, 347, Merops, 96. 420. — aegyptius, 49, — apiaster, 11. 51. 100. 238. 409. 421. 449. 454, — gularis, 360. persicus, 421. 423. 424. superciliosus, 49, 51. — viridis, 49, — viridissimus, 49, Merula sibiriea, 335. Metallura, 99. — Jelskii, 99. — opaea, 99. Micropalama himantopus, 313. Micerosittace eruentata, 228. . Milvago chimachima, 230. Milvinae, 229. Milvulus vetula, 87. Milvus ater, 70. 409. 420. 422. = i Forscali, 361. 386. isurus, 222. — melanotis, 334, migrans, 5l. 395. — regalis, 51. 285. Mimoeichla ardosiaceus, 308. 310. Mimus, 350. — brasiliensis, 83. — carunculatus, 222. — polyglottus, 308. 3i1. — polyglottus var. or- pheus, 311. — — polyglottus var. porto- ricensis, 308, Mionectes rufiventris, 88. Miro, 189. — longipes, 186, : — Traversi, 189, Mniotilta varia, 311. Mohoua albieilla, 185. — ochrocephala, 184. Molobrus bonariensis, 85. Molothrus bonariensis, 85. Monticola saxatilis, 52. 397. Morphnus harpyia, 229. Motacilla aestiva, 307. — alba, 52. 80. 339. 396. 423. 448, 449. 454. — aurocapilla, 311. — Baicalensis, 396. — boarula, 453. caerulea, 311. — ceaerulescens, 311. — calidris, 310. — ceitrina, 183. — eitrinella, 183. — BEN WET. de RE er es ke a 1 F Motacilla coronata, 311. — dominica, 311. flava, 11. Ludovieiana, 307. maculosa, 311. mystacea, 307. novaeboracensis, 307. 311. oeularis, 335. palmarum, 311. paradoxus, 335. personata, 418. petechia, 311. — sulphurea, 339. tigrina, 311, umbria, 307. varia, 311. — - Motoeillidae, 171. Muscieapa, 82. j88. 89. — agilis, 83. — .atrieapilla, 52. 391. — aurantia, 89. 284. - — barbata, 88. N ad Fade Ki hair Bene en SParati nn Ara 2, RE ER ae a a he zz Bbjsisslelslsjsielslsislrlslbuglkl brevirostris, 88. eayennensis, 88. chrysoceps, 88. cinerea, 86. eitrina, 88. eollaris, 52. coronata, 307. ferox, 89. grisola, 52. 371. 421. monacha, 87, olivacea, 310, parva, 52. Pitangua, 88. pusio, 88. regla, 88. rustica, 90. rutieilla, 307. splendens, 89. striata, 511. — virescens, 90. Museieapidae, 171. Muscipula Cayanensis, 307, Museivora Swainsoni, 88. Myiagroides, 102. - — conspicuus, 102, Myiagrus lineatus, 85. Myiarchus antillarum, 309. 311. — Swainsoni, 89. Myiobius xanthopygus, 88. Myiochanes ceinereus, 89. Myiomoira Dieffenbachi, 189. — macrocephala, 171.188. 189. — toitoi, 171. 189, INDEX. Myiomoira Traversü, 171. 189. Myiophobus naevius, 88. Myioscopus, 189. — albifrons, 171. 186. — longipes, 171. 185. 186. Myiothera, 82. 85. 86. — ealcarata, 8>. domicella, 85. ferruginea, 86. fuliginosa, 86. maculata, 85. poliocephala, 86. seapularis, 86. squamata, 86. supereiliaris, 86. Myiotherinae, 85. Myiotrichasimperatrix, 85. Myioturdus cayanensis, 3. — marginatus, 85. — perspicillatus, 85. — rex, 85. — Tetema, 85. Myiozetetes similis, 88. Myrmonax loricatus, 85. Myrmophila brevicauda, 86. — melanogastra, 86. Myrmornis ruficeps, 85. Natatores, 231. Nauclerus furcatus, 229. Neectarinia metallica, 48. Nectris, 454. Neomorphus Geoftroyi, 226. ’ Nemura eyanura, 335. Neochelidon tibialis, 83. Neophron perenopterus, 340. — pileatus, 360. 364. 384. Nephocaetes, 114. 311. — collaris, 114. — niger, 115. Nesonetta aucklandica, 173. 202. 203. Nestor Esslingi, 179. — meridionalis, 170. 179. 180. — montanus, 179. — norfoleensis, 180. — notabilis, 170. 180. — oceidentalis, 179, — superbus, 179. Nettapus madagascarien- sis, 374. Nieator ehloris, 360. Nisus communis, 106. — erythrocnemius, 228. — tachiro, 360. 387. 471 Nonnula rubecula, 226. Notharchus. Swainsoni, 227. Notherodius, 273. — giganteus, 309. — guarauna, 273. Notornis, 201. — Mantellii, 173. 201. Nucifraga caryocatactes, 240. 342. 397. Numenius, 313. 448, arcuata, 389, arquata, 53. australis, 336. brevirostris, 260. lineatus, 333. 336. major, 333. minutus, 336, phaeopus, 53. 378. 400, tenuirostris, 53. Numida eristata, 383. — meleagris, 309. 313. Nyctala Tengmalmi, 49. Nyctale funerea, 51. Nyctea nivea, 334. Nyetherodius violaceus, 313. Nyctiardea Gardeni, 313. — nycticorax, 401. Nyctibius aethereus, 226. Nycticorax caledonieus, 172, 195. — ceayanensis, 95. — europaeus, 450. — pileatus, 271. — violacea, 95. Nyctidromus albieollis, 226. — americanus, 226. Nyroca australis, 173. 202° Ochthodromus Wilsonius . 315. Ocniseus viresceens, 313. Octopteryx guira, 226. Ocydromus, 198. 199, — australis, 173. 197. 198. — brachypterus, 199. — Earli, 173. 198. 199. — Finschi, 173. 199, — fuseus, 173. 199. — Hectori, 173. 198. — nigricans, 199. — sylvestris, 199. — troglodytes, 173. 197. 198. Odontophorinae, 230. Odontophorus eubanensis, 301. — dentatus, 230. 251. 412 Odontriorchis cayennen- sis, 229. Oedicnemus crepitans, 53. Oena capensis, 50. Oidemia fusca, 44. 337. 402. Orchilus auriceularis, 82. Oreoeinela varia, 335. Oreopeleia mont9na, 248. Oreopelia violacea, 2.0. Oriolus baltimore, 127. — ceochinchinensis, 33°. — dominicensis, 307. — galbula, 52. 412. 421. 423. 453, Oriolus spurius, 127, Ornithion, 112. Orthonyx, 184. 185. — albieilla, 185. — ochrocephala, 184, Orthorbynchinae, 226. Ortho.hynchus exilis, 309, 312. — Helenae, 144. DriyeArehug p!umbeus, Ortygometra affınis, 173. 201. — albieollis, 231. — crex, 53, — fluminea, 201. 223. — nigra, 363. 375, — porzana, 53. — pygwaea, u3. 336. — tabuensis, 173. 201. Oriyx, 300. — cubanensis, 300. 313. — virginianus, 301. 309. 313. Oryzoborus toisidus, 85. Oseines, *0. 11. 78. 458. Ossifraga g gantea, 206. Ostinops ceristata, 85. Otididae, 382. Otis arabs, 382. — Denhami, 232. — Dybowskii, 331. 336. Ötis Houbara, 49. — melanogaster, 382. — senegalensis, 382, — tarda, 331. 332. 399. 403. 409. 410. 448. — tetrax, 53. 409, 410. 448, Ötocorys albigula, 335. — alpestris, 335. 399. — bilopha, 52. Otus brachyotus, 51. 395. — vulgaris, 51. 334. 395. ÖOxyechus voeiferus, 313. 332. INDEX. Oxylophus glandarius, 53. Pachycephalidae, 171.- Pachyrhamphvs polychro- pterus, 284, — rufescens, 89. — rufus, 284, Palaeeudyptes antarcti- eus, 168. Palamedea, 347. Pallenura sulphurea, 335. Pardion, 285. — earolinensis, 310. — haliaetos, 51. 3*9. 351. 371. 385. 395. Paradisea Raggiana, 54. Pardalotus cristatus, 89. Paridae, 17'!. 185. Paıra afriean?e, 363, — calidris, 307. — intermedia, 277. — jacana, 231. 276. 277. Parula americana, 308. 311, Parus alpestris, 453. — americanus, 311. ater, 328. 338. eaeruleus, 307. caudatus, 369. coeruleus, 338. eristatus, 339. maior, 335. 453. palustris, 339. 453, pekinensis, 328. sibirieus- 396. Pas:er dowestieus, 48. 52, 335. 248. 449, Italiae, 46. 52. montanus, 52..335, 398. 448, salicarius, 421, — salicieola, 48. 52. Passerculus, 121. — savanna, 121. Passerellinae, 84. Pastor roseus, 52. 448. Patagioenas, 288. — corensis, 239. 312. — leucocephalä, 288. 312. Pelecanidae, 50. 174. 282. 373. Pelecanoides urinatrix, 208. Pelecanus aquilus, 315. — crispus, 54, — fiber, 314. fuscus, 309. 314. minor, 50. 54. mitratus, +02. onocrotalus, 54.307.402. 375. 338. 339. Pelecanus rufescens, 50, 373. 374. Pelidna pectoralis, 261. — Schinzii, 263. Pendulinus portoricensis, 509. Penelope eristata, 230. — jaequacu, 230. — jacutinga, 249. — leucoptera, 250, pipile, 249, Perdieidae, 172. Perdix barbata, 332. 336 399. capueira, 251. — chukar, 332. dentata, 250. 251. — sayatilis, 332. Perissoglossa tigrina, 311. Perissura, 298. — carolinensis, 298. Peristera brasiliensis, 247. — cinerea, 250, 243, — frontalis, 230. 243. — Geoffröyi, 230. 242, — jamaicensis, ?43. — macrodaciyla, 230. 247. — rufaxilla, 243. — tympanistria, 388. Pern's apivorus, 51. 70. 371. 385. 395. _ Petasophora serrirostris, 225. Petrochelidon fulva, 113, 803. — poeeiloma, 311. Peirocinela eyanea, 397. Petroica, 189. — albifrons, 186, — Dieffenbachi, 188, 189. — Traversi, 189, Petronia brevirostris, 323, 335. — montana, 324. Phaötusa magnirostris, 278. Phaöton aethereus, 309. — flavirostris, 314. Phaetornis eurynome, 225. — squalida, 225. Phalaerocorax brasilianus, 2832. — carbo, 50. 334. 337. 402, — cearunculatus, 213. .— Featherstoni, 316, — Novae-Hollandiae, 213. — varius, 215. Phalaropus, 428. Philacantha nisoria, 396. cinerea, 332. 399. 448. en Ei pe ee sei DE WIPPE T ‚ Philomachus pugnax, 53. 78, Philoniela luseinia, 453. — major, 328, Philydor Lichtensteini, 87. _ — rufus, 86. — supereiliaris, 86. Phloeoceastes robustus, 227. Phoenicopteridae, 347. “ Phoenicopterus antiquo- rum, 53. — , erythraeus, 374, — ruber, 307. 314. Phoenicothraupis rubica, 83. Phonipara bicolor, 308. — zena var. portoricensis, 308, Phonasca violacea, 83. - Phyllodytes albieilla, 171. 185. _ — Novae-Zealandiae,171. 185. - - Phyllomanes calidris, 310. _ — chivi, 83. — olivaceus, 310. 3 a hrllomyias brevirostris, — ine: 88. Phyllopneuste Bonellii,52. 4 453. — borealis, 328. 335. 396. — coronata, 335. Üversmanni, 48. .52. — fuscata, 335. e—- - hypolais, 52 N plumbeitarsus, 328. = — nufa, 52. Schwarzii, 335. supereiliosa, 335. sylvicola, 52. tristis, 419. trochilus, 522891. Phyllornis aurifrons, 237. Phylloseopus Midden- dorffii, 412. Piaya. macrura, 283. Pieacaud>»ta, 2. 78. 390, 398. 452 _ Cooki, 237. — ceyanea, 237. - — hudsonica, 78. — leucoptera, 335. — media, 398, _— Nuttalli, 78 _— varia, 398. "Pieidae, 148. ‚Pieumninae, 227. Pieumnus eirratus, 227. INDEX. Pieumnus minutissimus, 227. Picus, 227. — affınis, 227. — Bengalensis, 307. candidus, 228. -— carolinus, 307. chlorozostus, 227. coronatus, 227. — dominicanus, 228. erythrops, 227. flavescens, 227. leuconotus, 336. lineatus, 227. major, 307. 336. —- minor, 339. melanochlorus, 27: passerinus, 227. 306, pereussus, 151. 309. 312, robustus, 227. striatus, 306. supereillaris, 152. varius, 150. — viridis, 11, Pilherodins pileatus, 271, Pinicola Burtoni, 361. Pionias mitratus, 283. Pionus Maximiliani, 233 Pipile jaeutinga, 250. Pipra cristatus, 89. "Daunaysii, 89. longicauda, 89. manacus, 89. militaris, 89. musica, 307. rupicola, 307. strigilata, 39. Pipridea melanonota, Piprinae, 89, Pipromorpha rufiventris, 885 Pitylinae, 84. Pitylus fuliginosus, 84. Planestieus, 97. Platalea ajaja, 272. — leucorodia, 53. Platycercus, 179. — alpinus, 170. 178. 179, — auriceps, 170. 178, 179. — Novae-Zealandiae,170, 178, — paeificus, 178. Platyrhynchinae, 87. Platyrhynchus cancroma, . 87, | — olivaceus, 88, Kamtschatkensis, 336. portoricensis, 307. 308, 228, 83. 413 Platyrhynchus sulphures- cens, 88. Plectrophanes lapponicus, 335. — nivalis, 335. 398. Plotus, 373. — Levaillanti, 373. Pluvialis fulvus america- nus, 255. Pnoepyga, 183. Podica senegalensis, 362. 375. Podiceps auritus, 326. 336, 447, cornutus, 336. 409. eristatus, 54. 401. 447, cueullatus, 336. dominicus, 314. griseigena, 54. Hectori, 217. minor, 54. nigricollis, 54. rufipectus, 174. 217. Podilymbus podiceps, 314, Podoces Panderi, 441. Poeeile eineta, 396. Poeecilia Kamtschatkensis 339. Poecilonetta bahamensis, 314, Poecilornis gracilis, 229. Pogonornis eincta, 170.182. Polioptila eacrulea, Sl. Polyborinae, 230. Polytminae, 225. ‘ Porphyrio Alleni, 50. 376. hyacinthinus, 50. - martinica, 231, melanonotus, 173, 201. — melanotus, 201. smaragdonotus, 50. veterum, 53. Porhyrula martinica, 314. Porzana albicollis, 231. earolina, 314. erythrothorax, 333. -- melanophaea, 231. pygmaea, 401. undulata, 333. Potamodus fluviatilis, 32. — locustella, 52. z Pothinus atricollis, 227. Pratincola indica, 335. — rubetra, 52. — rubicola, 52. 420. Prion ariel, 211. 212. — australis, 211. — Banksi, 174, ai ee — turtur, 174. 207, — vittatus, 174, I ie 474 Prionites ruficapillas, 90. - Prionitidae, 90. Priotelus, 165. — temnurus, 165. Procellaria aequinoctialis, 207. 210. 212. 223. — atlantica, 210. — coerulea, 174. 208. — Cooki, 174, 207. 210. — fuliginosa, 174. 207. — gavıa, 209, gigantea, 174. 206. Gouldii, 174. 207. grallaria, 212. risea, 209, Incerta, 207. 223. Lessoni, 174. 207. mollis, 174. 207. Parkinsoni, 174. 207. 210. — pelagica, 54. Smithi, 174. tristis, 209. vittata, 211. Procellaridae, 173.239. 374. Procnias tersa, 283, 284. — ventralis, 83. Proenopis melanonota, 83. Progne dominicensis, 308. 311. Prosthemadera Novae- Zealandiae, 170. 181. Prymnacantha Langs- dorfi, 226, Psarinae, 89. Psaris brasiliensis, 89. Pseudoluseinia luseinioi- des, 52. Pseudoscolopax semipal- mata, 333. 336. Psittacella, 74. — Brehmii, 74. 75. 76. — modesta, 74. 75. 76. Psittaeidae, 161. 170. 228. Psittacula andicola, 352. — Bourki, 238. — passerina, 228. 283. Psittacus, 308, — Alexandri, 306. dominicensis, 306. 307. 309. flavirostris, 228. guianensis, 228. 306. havanensis, 163, leucocephalus, 161. passerinus, 228. pulverulentus, 228. rufirostris, 306. tirica, 228. — viridissimus, 228. INDEX. Psittacus vittatus, 228.306. 307. 309. 312. Pterocles alchata, 430. — arenarius, 419. Petrocossyphus eyanus,52. Petroglossus Arassarı, 238. — Baillonii, 228, — maeulirostris, 95. 228, — Wiedii, 228. Ptilonorhynchidae, 171. 191. Puffinus, 209. — amaurosoma, 209, anglorum, 54. 308. assimilis, 208. 209. 223, brevieaudus, 210. eurilieus, 210. dichrous, 209. fuliginosus, 209. gavius, 174. 208. 209. griseus, ‘174. 209. 210. Kuhlii, 54. major, 209. 455. obseurus, 208. 209. opisthomelas, 209. tenebrosus, 209. tenuirostris, 174. 210, — tristis, 209. Pyenonotus, 371. — nigrieans, 47. obseurus, 372. 387, xanthopygius, 47. xanthopygos, 47. Valombrosae, 47. Pygmornis eremita, 225. Pygoscelis Wagleri, 218. Pyranga, 126. Pyrgita petronia, 398. Pyriglena leucoptera, 85. Pyroderus scutatus, 90. Pyromelana, 362. 369. Pyrrhococeyx macrurus, 226. Pyrrhocorax alpinus, 342. 350. Pyrrhomitris cucullatus, 309. 312. Pyrrhula, 39. — Cassini, 39. 40. 316. cineracea, 39. 40. 41. 42, 43. 44. 45. 46. 336, coccinea, 39. 40. 41. 42, 33. 44. 45. 336, collaris, 123. erythrina, 412.! vulgaris, 344, 345. Pyrrhulagra portoricensis, 308. 309. 312. Pytelia Reichenowi, 346, 361. '— gloeitans, 337. Querquedula, 223. — basiliensis, 231. — eircia, 53..337. 402. — crecca, 54, 337. 402. — discors, 314, — falcata, 337. — gibberifrons, 173. Quiscalus atroviolaceus, 134, — baritus, 136. 309. — brachypterus, 136. — crassirostris, 308. 309, — Gundlachii, 135. — niger, 136. 1 Ralli, 273. 274. 276. Rallidae, 173. 375. Rallus, 200. 214. — albicollis, 231, aquaticus, 53, 401. ardeoides, 273. * assimilis, 200. australis, 198. 199. carolinus, 308. 309, 314. Dieftenbachi, 173. 200. 201. giganteus, 314. zu indicus, 401, modestus, 173. 200. 201. — nigrieans, 274.1 pectoralis, 173. 200. philippensis, 200. — pietus, 168, 200. Rapaces, 49. Raptatores, 228. Rasores, 230. 300. 383. Reecurvirostris avocetta,50. 53. 400. — Novae-Hollandiae, 196. — rubrieollis, 172. 196. Reguloides proregulus, 335. — superciliosus, 396. Regulus ceristatus, 320. Rhaenemidae, 82, Rhamphastidae, 228. Rhamphastinae, 228. Rhamphastos albogularis, 95. — carinatus, 95. — dicolorus, 95. 228, — Temminckii, 95. 228, Rhamphocelus brasilius, 83. Rhamphodon naevius, 225. Rhipidura flabellifera, 171. 190. 2 — fuliginosa, 171. 190. — melanura, 190. Rhopocharestorquatus, 86: 258. 313. Rhynchaea capensis, 50. 8363. 376, BE "ynchaspis rhynchotis, = 173. 202. Fe clypeata, 337. —— varlegata, 202. Rhynchoeyeius sulphures- SE cens, 88. thynchops, 279. — brevirostris, 279. — ceinerascens, :279. — flavirostris, 50.363.373. — melanurus, 279. 4 nigra, 279. 280. _ Rhynchotus rufeseens, 94. "Rissa tridaetyla, 54. Rubecnla familiaris, 391. "Rupornis Nattereri, 229. Rutieilla, 406. aurorea, 335. — erythronota, 418. — phoenicura,52. 338. 339. E10. — tithys, 52. 392. 449. 453, alicaria, 428, — fusea, 420, — turdoides, 390. "Salpiza jacquacu, 230. Saltator similis, 84. aurophagus Maximiliani, 88 Saurothera, 158. — dominicensis, 158, Merlini, 158. — vetula, 158. — Vieillotii, 309. 312. — Vieillotii var. rufescens, 808. Daxicola, 437. 440, albieollis, 52. aurita, 47. 52. — erythropygia, 47. - — isabellina, 52. 335. 396. — leucomela, 47. 52. 328. 396. 419, 449. — lugens, 47. 437. moesta, 47. monacha, 47. morio, 328. 440. oenanthe, 52. 322. 335. 339. 396, 420. 423. 425. 448, 449. — opistholeuca, 437, — philothamna, 47. rufescens, 47, — saltatrix, 322. 419. — stapazina, 47. 52. 321. strapazina, 321. INDEX. R%hyacophilus solitarius, |Saxicola syenitiea, 437. — vittata, 419. Sayornis sayus, 79. Scansores, 11. 148. 226. Scaphidurinae, 85. Scaphorhynchus sulphu- ratus, 88. Sceioglaux albifacies, 170. 177. Schizognathae, 347. Schoenicola arundinacea, 335. — Pallasıi, 335. Sclerurus eaudaecutus, 86. Seolecophagus, 132, 134. — atroviolaceus, 134. Scolopaces, 252. 257. 258. 260. 261. 263. Scolopacidae, 172. 376. Scolopax brasiliensis, 252. — flavipes, 313. — frenata, 252. gallinago, 307. 409. gallinula, 325. 419, magellaniea, 253. melanoleuca, 313. — Paraguaiae, 253. — rusticula, 53. 336. 400. — Wilsoni, 309. 313. Scops Novae-Zealandiae, 222. — zorca, 51. 453. Scopus umbretta, 379.362. Seiurus aurocapillus, 311. — noveboracensis, 311, Selenidera maculirostris, 228. Sericulus, 191. Serinus hortulanus, 52. Serphophagannigriceps, 88. Setophaga ruticilla, 308. 3ıl. Sirystes sibilator, 89. Sitta amurensis, 396. — caesia, 111. 396. — europaea, 338, Sittace evops, 164. Sittasomus Erithaeus, 87. — olivaceus, 87. Sittinze, 182. Spatula elypeata, 54. 314, 4 e — — variegata, 202, .| Spermestes cucullata, 308. 309. 312. Spheniseomorphae, 346, Sphenoeacus fulvus, 171. 185. — punctatus, 171. 185. — rufescens, 171. 185. 475 Sphenura albieollis, 87. — poliocephala, 86. 87. Sphyrapicus, 150. — varius, 150. Spindalis portoricensis, 308. 311. Spizaetos cirrhatus, 93. — coronatus, 385. — Devillei, 460. melanoleucus, 229. ocecipitalis, 360. 361.385. — ornatus, 93. 229. tyrannus, 93. Spicella, 121. — socialis, 121. 122. Sporadinus Maugei, 312. Sporophila Euleri, 84. — faleirostris, 84. 231. — ornata, 84. Squatarola helvetica, 53, 399. Starnoenas, 291. — ceyanocephala, 291. Stephanophoruscoeruleus, 84, Stercorarius antareticus, 203. — parasiticus, 203. Sterna, 205. 314. acuflavida, 314, anglica, 54. 409. antarctica, 173. 205. antıllarum, 314. Bergii, 50. cantiaca, 54. 447, 449, caspia, 54. 113. fissipes, 314, fluviatilis, 54. frontalis, 173. 205. fuliginosa, 307.309. 314. hirundo, 54. 334. 402. 448, longipennis, 334. 337. magnirostris, 278, maxima, 278. media, 50. minuta, 54. 363. 447. nereis, 173. 205. regia, 314. stolida, 314, — velox, 402. Sternae, 278. 279. : Sternula antillarum, 314. — minuta, 373. 374. 402, Stiphrornis alboterminata, 103. 2 Strepsilas collaris, 50. — interpres, 172.194. 309. 313. 336. 400. Streptoceryle torquata, 90, 476 Strigieeps eineraceus, 389. 391. 409. — cyaneus, 334. 389. 391. — melanoleucus, 334. allidus, 409. Strigidae, 170. 228. 387. Sringops Grayi, 178. 222, — habroptilus,61. 170.178. 222. Strisores, 225. Strix brachyotus, 309. — delieatula, 78. — dominicensis, 307. ferruginea, 228. flammea, 51. 78. — furcata, 78. javanica, 78. nudipes, 307. nyctea, 307. parvissima, 222. ulula, 307. Struthidea, 191. Struthionidae, 10. 382. Sturnella, 133. — hippoecrepis, 133. — ludoviciana, 133. Sturnidae, 172. 192. Sturninae, 192. Sturnus ceineraceus, 323. 335. — hippocrepis, 133. — roseus, 421. — vulgaris, 11. 52. 448. 453. Sula eyanops, 50. fiber, 50. Surnia nisoria, 409. Sycalis brasiliensis, 84. Sycobius, 360. 371. — seutatus, 369. Sylochelidon caspia, 337. 402. Sylvia, 428. atricapilla, 52. canicapilla, 82. cinerea, 52. 409. 421. conspieillata, 48. 52. curruca, 52. 396. 421. hortensis, 52. 453. melanocephala, 52. ınelanocephala minor, 92, nigricapilla, 52. nisoria, 50. 52. 409. orphea, 52. 409. palmarum, 307, pensilis, 307. rovineialis, 52. üppellii, 52. subalpina, 52, 453. “INDEX. Sylvia undata, 52. —- venusta, 82, Sylvicola Adelaidae, 308. — americana, 308. — coronata, 308. — diseolor, 308. Sylvicolidae, 82. Sylvieolinae, 82. Synallaxinae, 86, Synallaxis, 352. cinerascens, 86. cinereus, 86. graminicola, 460, pudibunda, 460. — ruficapilla, 86. Syrrhaptes, 236. — paradoxus, 325. 336.399. Tachornis, 116.» — Iradii, 116. — phoenicobia, 116. Tachyeineta, 113. — bicolor, 113. 114. 311. Tachypetes aquilus, 174. 216. 315. — minor, 174. 206. Tachyphonus eoronatus, 82. —- eristatus, 82. Tadorna ceornuta, 53. 401. Talpaeotia einnamomea, 248, Tanagra archiepiscopus, 83. auricapilla, 82. brasilia, 83. eristata, 82. eyanea, 125. cyanoptera, 83. dominica, 307. flammiceps, 83. magna, 84. nigerrima, 82. palmarum, 83, portoricensis, 308. rubricollis, 83. sayaca, 83. silens, 34. — Tatao, 83. Tantalus albus, 313, Terekia ceinerea, 53. 336. 400. Terenura maeulata, 85. Teretistris Fornsi, 122. Terpsiphone, 360. — nigromitrata, 110. Tesia, 183. Tetrao tetrix, 336. 399. — urogalloides, 332. — urogallus, 332. Tetraonidae, 230. 300. Tetrastes bonasia, 399. Thalasseus acuflavidus, 314. — magnirostris, 278. — medius, 412, — peleeanoides, 402, — reglus, 314. Thalassidroma fregata, 174. 193. 212. — marina, 212, — melanogastra, 174. 212. — Nereis, 174. 213. — pelagica, 374. Thalurania glaneopis, 225. Thamnophilinae, 86. Thamnophilus, 86. — guianensis, 83. guttatus, 86. nigricans, 86, palliatus, 86. scalaris, 86. stietothorax, 86. Thaumalea Amherstiae, 94. Thinornis Novae-Zealan- diae, 172. 194. — Rossii, 194. Thlypopsis fulveseens, 84. Thrasaetus Harpyia, 229. Thraupinae, 82. Thraupis olivaceus, 83, — ornata, 83, — palmarum, 83. — sayaca, 83. Thripobrotus tenuirostris, 87. Tichodroma muraria, 51. 95, 396. Tiehornis eenchris, 395. — pekinensis, 39. Tinactor fusceus, 86. Tinamus brasiliensis, 251. noctivagus, 230. obsoletus, 230. solitarius, 251, Sovi, 230. Tao, 251. Tinnuneulus, 315. — alaudarius, 106. 342. 395. 453. n _— eenchris, 341, 448. 453 — dominicensis, 307. — gracilis, 229, — japonicus, 334. — sparverius, 310. Todirostrum, 87. — furcatum, 87. Todus, 146. 147. '— hypochondriacus, 146. 308. 309. 312, Todus multicolor, 146. — poliocephalus, 37. — portoricensis, 146. — viridis, 146, Totanus Bartramius, 260. — cealidris, 53. 325. 400. cealigatus, 258. canescens, 222. 377, chloropygius, 258. flavipes, 257. 309. fuscus, 50. 52. 336. 400. glareola, 53. 336. 400. glottis, 53. 336. 400. macropterus, 258. maculatus, 257. melanoleucus, 257.309. ochropus, 53. 336. 400. solitarius, 258. 309. stagnatilis, 53.325. 366. 400. 448. — vociferus, 257. Trachypelmus tao, 251. Treron calvus, 388. Tribonyx Mortieri, 223. Trieeus, 87. — cinereus, 97. — poliocephalus, 87. Trichoglossus, 57. — Josefinae, 55. 112. — papuensis, 55. — pygmaeus, 239. — Swainsoni, 238. = Wilhelminae, 55. 56. 111. $ Trichothraupis quadri- color, 82. Triclaria cyanogastra, 283. Triglyphidia viridis, 83. Tringa, 428. — acuminata, 332. 333. 336, alpina, 433. australis, 332. Bairdi, 263. Bartramia, 260. Bonapartii, 263. campestris,260.262. 263. canutus, 53. 172. 197. 336. 400. cinclus, 53. 307. 400. einelus var. chinensis, 400. erassirostris, 197. 332, damacensis, 336. dorsalis, 261. 263. fuseieollis, 263. himantopus, 313. interpres, 313. macularia, 308. 313. maculata, 261. 263. 313. eelsjeialakleikielale| 172. 197. Il BIBESS ka belawlele INDEX. Tringa melanotns, 261. — minuta, 53. 433. — minutilla, 263. 313. _ pectoralis, 261. 309, — platyrhyncha, 53. 400. — pusilla, 313. — rulescens, 332, salina, 336. — Schinzli, 263. — solitaria, 313. — subarquata,53. 336. 400. 433» Temminckil, 53. 336. 400. 409. Tringoides Bartramia,260. — hypoleucus, 400. — macularia, 308. 313. Tripsurus flavifrons, 227, Trochilidae, 141. 145. 225. Trochilinae, 226. Trochilus, 141. 225. — amethystinus, 236. auritus, 225. — aurulentus, 309. — bicolor, 223. — brasiliensis, 225. — — colubris, 141. 142. 145. 312. erispus, 225. cupreicaudus, 99. — Delalandi, 226. dominicus, 307. — eurynomus, 225. — exilis, 309. — ferrugineus, 225. — glaucopis, 225. — holosericeus, 309. Langsdorffi, 226. magnificus, 226. mango, 225, 307. margaritaceus, 307. Maugei, 309. 313. minimus, 307. naevius, 225. opacus, 99. prasinus, 225. Pucherani, 225. — Ricordii, 142. serrirostris, 225. squalidus, 225. — versicolor, 225. — viridis, 309. 312. Troglodytes fumigatus, 334, — parvulus, 111. 339. Troglodytidae, 171. 182. Troglodytinae, 83. 182. Trogon atricollis, 227. — curueui, 227. = temnurus, 169. 312. — 477 Trogon violaceus, 227. Trogonidae, 165. 227. Tschitrea, 96. Tubinares, 239. Turdidae, 78. . Turdirostris flavescens, 104. — fulvescens, 371. Turdus, 406. — albicollis, 82. albifrons, 186. — amaurochalinus, 82. — apicalis, 350. — ardosiaceus, 308. 310. ater, 307. atrigularis, 239. atrogularis, 52. Auduboni, 78. aurocapillus, 307. australis, 186. bivittatus, 104. Crossleyi, 104. crotopezus, 82. cyanus, 420. flavipes, 97. fuscatus, 335. 397. Gurneyi, 104. Hispaniolensis, 307. Labradorius, 307. leucomelas, 82. merula, 52. 389. 452. minutus, 189. montanus, 350. mustelinus, 310. nanus, 78. Naumanni, 335. 397. nigriceps, 97. obscurus, 333. Pallasii, 78. pallidus, 397. pilaris, 52. plumbeus, 307. polygloitus, 307. 311. — ruficollis, 397. — rufiventris, 82. saxatilis, 420. _ sibirieus, 397. — torquatus, 52. — varıus, 397. — viscivorus, 11. 52, 452. Turnagra crassirostris,191. — Hectori, 191. Turtur albiventris, 49.388, — auritus, 53, — gelastes, 399. — isabellinus, 49. — risorius, 399. — rupicola, 336. 399. — semitorquatus, 388, musicus, 52. 397. 452, © 418 Turtur senegalensis, 388. | Vanellus eristatus, 53.336. | Xanthornus hypomelas, — Sharpei, 49. INDEX. 399, 409. Tyehodroma muraria, 51. | — flavipes, 49. Tyrannidae, 87. Tyranninae, 88, Tyrannula caniceps, 88. Tyrannus antillarum, 308. 309. — dominicensis, 307. — griseus, 311. pipiri, 307. Taylori, 308. 309. 311. Upupa epops, 11.51. 334. 396. 418. 448. 449, 454. Upupidae, 49. 181. Uragus sanguinolentus, 336. — sibirieus, 336. 398. Uria Brünnichii, 455. Urolampra, 99. — aeneicauda, 97. — eupogon, 97, — smaragdinicollis, 97. — tyrianthinus, 99. Vanellus eayanensis, 231. 253. — gregarius, 420. Vidua, 96. 369. 362. Vireo altiloquus, 308. — Latimeri, 308. 310. Vireoninae, 83. Vireosylvia calidris, 308. Vulpanser tadorna, 326. 336. 448, - Vultur aura, 307. — cinereus, 341. — fulvus, 341. — monachus, 51. 394, Vulturidae, 384. Waldenia nigrita, 104. Xanthocephalus, 133 — ieterocephalus, 133. Xanthoeitta luxuosa, 238. Xanthopygia. leucophrys, 322. 335, — tricolor, 322. Xanthornus, 128. — dominicensis, 128. — flavigaster, 128. Druck von 4, Pätz in Naumburg "la Xenicopsis fusca, 87.- Xenicus, 182, 2 Een 171. 184, — Haastii, 184. — longipes, 171. 184. — Stokesii, 184, Xenops anabatoides, 87, — rutilans, 87, — rutilus, 87. Xiphocolaptes albicollis, 87 .128. 312. | | Xiphorhynchus procusvus, 8 [I — trochilirostris, 87. Zanclostomus aereus, 360. 376. R\ Zenaida, 298. — amabilis, 298. 309. 312. | — maculata, 230. 243. Zetetes polychropterus, 89, | Zonotrichia pileata, 84. Zosterops, 182. | — lateralis, 171. 182. — westernensis, 182: Journ. f. Orn. 1874. | | &.Mützel gez. Pyrrhula eineracea Cab: Imas: 2 fem. —_ TE nn Bin ze —— "(> Te = b. Journ. f. Orn. 1874 Mützel gez. 1. Iridornis Jelskil.Ca b: 2.Schizoeaca palpebrä is. (Jelski) Journ £. Orn. 1874. Tab. I. Aquila Boeckii, E.Ev.Homeyer. Cab. Journ. £ Orn. 1874. Tab.N. 1.2. Aquila elanga Pall. 3. Aquila Orientalis. Cab. jur Jjuv. R Pa rt +3 „“ er DEUTSCHES CENTRALORGAN für die gesammte Ornithologie. In Verbindung mit der * mit Beiträgen von ‘Dr. G. Hartlaub, Eug. F. v. Homeyer, Dr. A. E. Brehm, Dr. 0. Bolle, ' Dr. 6. Radde, Dr. A. Hansmann, Aug. v. Peizeln, Hauptm. Alex. v. Homeyer, Hof-Rath M. Th. v. Heuglin, Dr. O0. Finsch, E. Schütt, Ludw. Holtz, Victor vw. Tschusi-Schmidhofen, Dr. H. Golz, Forstmeister H. Goebel, Dr. Ant. Reiche- now, Dr. C. Stölker, Dr. Dybowski, L. Taczanowski, @. v. Koch, Leonh. Stejneger, Dr.E. Rey, W. v. Nathusius, G. v. Gizyeki, Joh, v. Fischer, Graf v. Berlepsch, 'G. Kessler, Dr. N. Severzow, Dr. A. B. Meyer, 0. v. Krieger, A. Grunack, Dr. Th. Krüper, Dr. Jean Gundlach, E. Schauer, W. Gueinzius und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, oe aru ss nece ben von Prof. Dr. Jean Cabanis, ‚erstem Qustos am Königl. Zoolog. Museum der Friedrich-Wilhelms- Universität zu Berlin; H Seer. d. deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. Dentschen urnithulogischen Genellschaft u Berlin, | ; XXH. Jahrgang. Heft-IV- Vierte Folge, 2. Band. Oeteber 1874, _ Pe N | I Leipzig. 1874. Verlag von L. A. Kittler. LONDON, PARIS, NEW-YVORK, "Williams & Norgate, 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co, lenrietta Street, Coventgarden. ‚ 440 Proadway. Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 6% Thlr. proen. | u an m nn ne a EU 0 N a A nn De rn st =) Bee: 3 FOR a EN Vie % a u SER Rah BSR UHR Dia url Aalen [% m