Ku OLE un. N se i N I RO N BEN EURO. DANN Nel, Dt y " URAN, NEUN KANIOR A a AR IHNEN KR NHL: f ir NEN Da u) y nun MN aan v ANoN Ne ln ’ 1a Aa nn BEN iss AN Av u N zu Na a NR SI KL AREAL RT HEN EN WERTHER O0 Na aeg \ NE R Ay D Wi ne Hana Es an N LVZ, fen el Wohlen re Vak KLSHRaIST BI 0N) URN Ki N N In Kuh RUN, ih N N, I R N A VHEN 1 ; ehe BN DB u RN ; Nah Ay NUM ea m m RE Si EI % IV [key fi A BROS AN b EIN x KERRR URN NCRER RE BUR AB yi OHUN Se KORB BROIL RIM IORERINN Dan Gh. RAN an TR: v HN) er Mathe DE ART AND >) BR RORD N RENDNGSN Ei N ojE 1 " “ RN KR BOTEN RN DE Bu KYLEUM AH EROTIC war ü N Y N HL R \ EN RI INN N h Rn I} i RNEKCRr i ® Y HER ZUT ‚Pr Ye RL BT 7 Fr r Br JOURNAL ORNITHOLOGIE GEGRÜNDET VON J. CABANIS Im Auftrage der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft mit Beiträgen von M. Bartels, v. Bianchi, R. Blasius, F. Braun, Conwentz, Frhr. C. v. Erlanger, O. Finsch, Frhr. H. Geyr v. Schweppenburg, B. Hantzsch, E. Hartert, O. Heinroth, Ed. Hellmayr, F. Helm, O. Kleinschmidt, P.Kollibay, O. Neumann, F. Poche, W. Schuster, J. Thienemann herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow, Kustos der Ornithologischen Abteilung des Kgl. Zoologischen Museums in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. LII. Jahrgang. Mit 20 Tafeln, 5 Karten und einem Bildnis. Leipzig 1904. Verlag von L. A. Kittler. 9 London, ris, New-York, F Williams & Norgate,.14 F. Vieweg, rue Richelieu 67. B. Westermann & Üo. % Henrietta Street, Coventgarden. 812 Broadway. A3bAq ee Er Inhalt des Lil. Jahrganges (1904). Seite V. Bianchi, Übersicht der Formen der Gattung Ithaginis. (Aus dem Russischen übersetzt von R. Schmidt) . . EN) R. Blasius, Gustav Radde f. Ein Lebensbld . . . „2... 1 F. Braun, Zugvögel und Florenwechsel . . . . 2.2.2... 448 Conwentz, Zur Abwehr. . . 1.2 650 C. v. Erlanger, Beiträge zur Vogelfauna Nordostafulas a Taf. 1—19))..% 02%. a . 137 O0. Finsch und M. Bartels, Über eine neue Pinkenart von Java. (Eiierzu Dar. oA) 2 122 H. Geyr v. Schweppenbu m, Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 506 B. Hantzsch, [Über eine Reise nach Island]. BE ARLER 0.2.88 E. Hartert, Antikritik BERNER . 558 0. Heinroth, [Bemerkenswerte Hreignisse i im Berliner Zoologischen Garten] . . REN REISDE. aa SS Ed. Hellmayr, [Über Iyn« pectoralis] ER .. 807 F. Helm, Weitere Beiträge zu der Gätkeschen Hypothese über den Zug ir Vögel nach Alter und Geschlecht . . . . a) — Ornithologische Beobachtungen . . 408 O0. Kleinschmidt, Über die geographische Verbreitung und den Zug der Santa 9 Blaukehlchen . . Sa N 12 P. Kollibay, Die Vogelfauna der Bocche di Cataror I=.204880,.487 0. Neumann, Vögel von Schoa und nn ee ra ie — Über name A : 5 RE EHER — [Über Rotflügelglanzstare] RR 50T F. Poche, Über die Zulässigkeit der : von lisa in seiner „Trait6 d’Ornithologie“ eingeführten Namen . . . 2. 2 2020....296 A. Reichenow, [Neue Vogelarten] . » © 2 2.2... 183, 307 — [Über den Begriff der Subspezies] 3 700 — [Über d. Unterschiede d. in Deutschland arkamıananllen N ucifraga- Formen] . . N A Ne EN Er 3 — Zur Banlankemns EN: a 0 W. Schuster, Entwickelung "oder Nicht-Entwickelung® ae an . 431 J. Thienemann, III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft . . . 245 IV Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Seite Bericht über die Oktobersitzung 1903 (Von P. se) a Bericht über die Novembersitzung 1903 . . . en Bericht über die Dezembersitzung 1908 . - . 2 2.2.2.2...808 Bericht über die Januarsitzung 1904. 2, er Bericht über die Februarsitzung 1904 2313 Bericht über die Aprilsitzung 1904 . . 2 2 2 2.2 22.7566 Mitsliederverzeichnis 1904 7... nn Dem Herausgeber zugesandte Schriften. . . . 135, 316, 455, 570 Abbildungen. Bildnis G. Radde’s. Taf. A. Orithagra estherae Finsch. „ I. z IE . IM. Ä; IV. „ V. ;, v1. NIE ee SYIT, a 1DX. » X. ° 3A, EXIT. RENT. AXIVE BERN DER ONE ON, x E00 Gyps fulvus (Gm.) Gyps rüppelli Bp. Pseudogyps africanus (Salvad.) Serpentarius serpentarius (Mill.) u. orientalis (Verr.) Melierax canorus(Risl.)‚metabates(Heugl.),poliopterusCab. Aceipiter hilgerti Eıl. Aceipiter minullus tropicalis Rehw. Accipiter minullus (Daud.) u. m. intermedius Eıl. Hieraaetus spilogaster ([Du Bus] Bp.) Hieraaetus fasciatus minor Erl. Duteo anceps A. Brehm. Milvus aegyptius (Gm.), M. korschun (&m.) u. k. reiche- nowi Erl. Milvus korschun affıinis (J. Gd.) Falco eleonorae Gene u. schistaceus Hempr. Ehr. Falco concolor Tem. Cerchneis tinnunculus arthuri (Gurn.) Cerchneis fieldi El. Asio otus abyssinicus (Gußr.) Asio leucotis nigrovertex Erl. Karten. Taf. 1. Übersichtskarte des Nordosthorns Afrikas nebst Darstellung der VII zoogeographischen Gebiete. Taf. 2—5. Geographische Ergebnisse der Expedition Carlo Freiherr von Erlanger in Nordost-Afrika. JOURNAL ORNITHOLOGIE Zweiundfünfzigster Jahrgang. No. 1. Januar 1904. Gustav Radde 7. ‚ Ein Lebensbild. Von Rudolf Blasius. (Mit Schwarzbild.) Gustav Radde wurde am 27. November 1831 als Sohn eines Schullehrers in Danzig geboren. Er besuchte dort das Real- eymnasium zu Petri und Pauli und wurde dann Apotheker. Namentlich Professor A. Menge unterstützte ihn bei seinen Studien. Besonderes Interesse zeigte Radde schon in frühster Jugend für Naturwissenschaften und sein glühendster Wunsch war, die weite Welt kennen zu lernen. Es gelang ihm, eine - geringe Reiseunterstützung von der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig zu bekommen, 'und. mit Empfehlungen des damaligen russischen Konsuls in. Danzig, Herrn von Adelung, ging er im Winter 1852 nach der Krim. Hier und in Südrussland blieb er 3 Jahre und sammelte und beobachtete unermüdlich, indem er meistens zu Fuss Ge- birg und Tal durchstreifte. Die Resultate dieser Reisen, „Über das Tierleben am Faulen Meer“, „Versuch einer Pflanzenphy- siognomik Tauriens“, „Beiträge zur Ornithologie Südrusslands“ veröffentlichte er im „Bulletin der Moskauer naturforschenden Gesellschaft‘ und erregte hierdurch Aufsehen in dem massgeben- den Kreise Petersburgs. Von der Kaiserl. Geographischen Ge- sellschaft nach Petersburg berufen, traf er dort 1855 mit seinen reichen Sammlungen ein und wurde dann einer wissenschaftlichen Expedition nach Ostsibirien und Kamtschatka beigegeben. Im Journ. f. Orn. LII. Jahrg. Januar 1904. 1 2 Rudolf Blasius: September 1855 war er am Baikal-See, kam dann nach Seleginsk und blieb 11 Monate in Daurien, der hohen Gobi, ging westlich bis zu den Quellgebieten des Onon, östlich bis zum grossen Chin- san. In den Jahren 1857/58 lebte er am mittleren Amur in den damals 250 km auf- und abwärts menschenleeren Urwäldern des Bureja-Gebirges, dem sogenannten kleinen Chingan mit 2 Kosaken, einem Tungusen und einem Hunde in einem selbsterbauten Block- hause. 1859 erforschte er den östlichen Sajan, die Quellgebirge des Irkut, die östlichen Quellen des Jenissei und erstieg den 3500 m hohen Munku-Sardyk. Nach Gründung einer Kosaken- Stanitza, nach ihm Raddowka genannt, kehrte er im Winter 1860 mit reichen zoologischen und botanischen Sammlungen nach 5jährigem Einsiedler-Leben nach Petersburg zurück. Die Resultate dieser Forschungen sind veröffentlicht in den Schriften der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft, im Bulletin der Kaiserl. Russischen Akademie der Wissenschaften, im 23. Bande der Beiträge zur Kenntnis des russischen Reichs (Berichte über Reisen im Süden von ÖOstsibirien) und in einem zweibändigen selbständigen Werke: „Reisen im Süden von Ost- sibirien: I Die Säugetierfauna, Il. Die Festlandornis“, das von der Akademie der Wissenschaften herausgegeben und mit dem Demidow-Preise belohnt wurde. Einiges erschien auch in „Peter- manns Mitteilungen“, z. B. „3 Vorträge über den Amur‘ 1860 und 1861 und in den Veröffentlichungen der Danziger Natur- forschenden Gesellschaft. Nach seiner Rückkehr nach Petersburg wurde er zum Kon- servator bei der Akademie ernannt, begleitete die Akademiker von Brandt und von Baer auf mehreren wissenschaftlichen Reisen nach Südrussland und wurde 1863 als Direktor des transkauka- sischen Museums und Leiter der öffentlichen Bibliothek nach Tiflis berufen, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Am 21. Juni 1863 vermählte er sich mit Marie, der Tochter des Akademikers von Brandt. Die wissenschaftliche biologisch-geographische Er- forschung der Kaukasus-Länder war von nun an seine Lebensaufgabe. Jahr für Jahr durchstreifte er unermüdlich den kleinen und grossen Kaukasus, die Tiefländer zwischen bei- den Gebirgen, die Umgebung des Kaspischen Meeres, er beob- achtete und sammelte in den kolchischen Hochtälern, in Svane- tien, in den Quellgebieten des Rion und Ingur, am Elbrus (bis Gustav Radde 7. 3 14300 Fuss), bei den Chewsuren, Tuschen, Pschawen, im Hoch- gebirge des Daghestan, im Quellgebiet des Argun, in den Hoch- tälern des westlichen Kaukasus bis zu der Küste des Schwarzen Meeres, in Talysch am Kaspischen Meer, am Salawan, im arme- nischen Hochlande, am Ararat (bis 14500 Fuss) und Alagös, am Goktschai-See, an den Quellen der Kura, in Karabag, Transkas- pien und Chorassan. Ausser diesen besonders Transkaukasien und Zentral-Asien betreffenden Reisen, hatte Radde das Glück, mehrere Male zum Begleiter auf Reisen russischer Grossfürsten auserwählt zu werden. Als er nach Tiflis kam, war der Grossfürst Michael Nicola- jewitsch Statthalter des Kaukasus. Dieser in hohem Grade für wissenschaftliche Bestrebungen empfängliche Fürst hatte die ausserordentliche Bedeutung eines so allgemein naturwissenschaft- lich durchgebildeten Mannes, wie Radde, richtig erkannt und zog ihn immer näher und näher an die grossfürstliche Familie heran. Ein wahres Freundschaftsverhältnis entwickelte sich zwischen Radde und dem ältesten Sohne des Grossfürsten Michael Nicolajewitsch, dem Grossfürsten Nicolai Michailowitsch, und Radde erhielt den Auftrag, den Grossfürsten 1870 auf dessen Reise in die Tiefländer des Kaspi-See’s zu begleiten, ähnlich 1888 bei einer Erforschungs- Reise nach Kolchis und Svanetien. In den Jahren 1890 und 1891 begleitete er die jüngeren Söhne des Grossfürsten Michael Nico- lajewitsch, Alexander und Sergei, auf der Yacht „Tamara“ für 9 Monate nach Ceylon, den Sunda-Inseln und Vorderindien und in den Jahren 1895 auf der Yacht „Polarstern“, und 1898 auf der Yacht „Sarniza‘‘ (Wetterleuchten) ging er zur Begleitung des damals schon schwerlungenkranken Grossfürsten Thronfolger und Caesarewitsch Georg Alexandrowitsch auf mehrere Monate nach den nordafrikanischen Küstenländern, nach Algier und Tunis, und streifte weiter südlich in mehreren Landtouren bis zum afrikanischen Wüstenrande. Die Beschreibungen dieser Reisen sind meistens in selb- ständigen Werken erschienen, vieles damals in geographischen (namentlich „Petermann’s Mitteilungen) und naturwissenschaft- lichen Zeitschriften, wie „Journal für Ornithologie“ und ‚Ornis“ ver- öffentlicht. Von selbständigen grösseren Werken seien erwähnt: „Berichte über die biologisch-geographischen Untersuchungen in den Kaukasusländern“, „Die Chewsuren und ihr Land“, „Reisen an der russisch-persischen Grenze: Talysch“, „Wissenschaftliche 1* 4 Rudolf Blasius: Ergebnisse der Expedition nach Transkaspien, Bd. I, Zoologie“; verschiedene Ergänzungshefte von Petermann’s Mitteilungen („Vier Vorträge über den Kaukasus“, „Aus den Hochalpen des Daghestan“, „Karabagh“, „Das Ostufer des Pontus‘“, „Der Nordfuss des Da- ghestan“, „Transkaspien und Chorassan“); „23000 Meilen auf der Yacht „Tamara“, Reise Ihrer K. K. Hoheiten der Grossfürsten Alexander und Sergei Michailowitsch nach Ceylon, den Sunda- Inseln und Vorder-Indien“ (russisch). Die Resultate seiner speziell naturwissenschaftlichen For- schungen hat er zusammengefasst in: 1) „Die Ornis caucasica“ (von der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg mit der Makarow-Prämie gekrönt), 2) „Die Fische der Kaukasusländer“, 3) „Die Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasus- ländern (als 3. Band des Sammelwerkes der Professoren Engler und Drude „Die Vegetation der Erde‘, Leipzig, Engelmann, 1899), endlich 4) „Die Sammlungen des Kaukasischen Museums“, ein Werk, das auf 6 Bände berechnet war, wovon aber bis jetzt nur 4, Zoologie, Botanik, Geologie und Archaeologie erschienen sind. Mir ist das seltene Glück geworden, diesen hochgegabten unermüdlichen Forscher seit ungefähr 40 Jahren persönlich ge- kannt zu haben und ihm in der freundschaftlichsten Weise näher setreten zu sein. Nach dem er seine Amur-Reise vollendet hatte, kam er nach Braunschweig, um meinen Vater persönlich kennen zu lernen. Da sah ich ihn Anfang der 60er Jahre als junger Student in meinem elterlichen Hause, ein unauslöschlicher Ein- druck, den ich nie vergessen werde. Die Freundschaft, die ihn mit meinem Vater verband, übertrug er auf dessen Söhne, meinen Bruder Wilhelm und mich, 5 mal besuchte er mich, jedes Mal auf mehrere Tage, in meinem Hause in Braunschweig, zuletzt 1899 mit seiner Frau, 1885 war ich mit meinem Vetter, Oberst- leutnant Brenning, mehrere Wochen bei ihm in Tiflis; auf mehreren Kongresse, so 1884 auf dem ersten in Wien und 1900 auf dem dritten internationalen Ornithologen-Kongresse in Paris waren wir zusammen, seit 1878 unterhielten wir einen regen Briefwechsel (über 100 Briefe verwahre ich als teures Andenken meines mir unvergesslichen Freundes!). So habe ich einen tiefen Einblick gewinnen können in Radde’s Entwicklung als Mensch und als Pionier der Wissenschaft. Am besten lernt man den Menschen kennen im traulichen Gespräche unter guten Freunden und aus seinen Briefen. Einiges Gustav Radde 7. 5 hieraus will ich zur Charakterisierung Radde’s mitteilen, zunächst aus den an meinen Vater gerichteten Briefen, dann aus den an die „lieben Braunschweiger“ Adolf Nehrkorn, Wilhelm und Rudolf Blasius. Der älteste Brief, den ich besitze, ist geschrieben am 7./19. Oktober 1857: .‚In Ching-gan Gebirge am linken Amur- ufer, etwas oberhalb der Mitte des Ching-gan, 60 Werst strom- abwärts von seinem Beginne; auf meinem neu erbauten Schlosse‘. Ohne hier auf alle zoologischen Einzelnheiten einzugehen, will ich nur die geradezu klassische Schilderung mitteilen, die Radde uns von der Umgebung seines „Schlosses“ (es war dies ein ein- faches, von ihm selbst erbautes Blockhaus, in dem er monate- lang wohnte) und dem Leben im Urwalde gibt: „Jetzt endlich sind die Urwälder, die mich hier rings um- geben, einigermassen gelichtet und das Auge hat wenigstens auf den Höhen diejenige freie Gewalt, die ihm nötig ist zum Auf- spüren jeglichen Wildes. Nur in den Tälern verhindern dicht- gedrängte Gebüsche, besonders einer stacheligen Epheu - Art (Hedera senticosa) sowie Philadelphus sp. im Vereine mit Corylus rostrata, Berberis sp. etc.) das deutliche Sehen und so kam es, dass wir, ich und mein Tunguse, gestern ein Tigerweibchen mit Jungen, auf welches unser Hund uns aufmerksam machte, nicht gewahr wurden. Sie werden gewiss begierig sein, etwas Näheres über F. tigris zu hören und da kann ich denn Ihnen der Wahrheit gemäss Folgendes sagen: Der Tiger ist hier ein beständiger und namentlich im unteren Teile des Ching-gan ein recht häufiger Be- wohner, sodass ich fast mit Sicherheit darauf rechne, ihn irgendwo zu schiessen oder zu vergiften. In diesem Sommer wurde ein junges Weibchen 25 Werst unterhalb meiner Wohnung erlegt, und ich habe die sehr schöne Haut käuflich an mich gebracht. Auch schwamm vor fast einem Monat ein mächtiger Tiger durch den Amur und landete wenige hundert Faden von unserer Wohnung, wurde indessen zu spät bemerkt, um erlegt werden zu können. Viel seltener ist F. irbzs hier, die aber in den Ebenen des Son- gari vorkommen soll. Dagegen wird das Vorkommen des Luchses mir durch die Jagd treibenden Solonen (etwa 20 Seelen im ganzen Ching- gan, ein Mongolenstamm friedlicher Natur) als nicht selten angegeben, und tiefer im Hochgebirge soll Canis alpınus („Dschergül‘“ genannt) in kleinen Gesellschaften hausen. Bären gibt es hier die schwere Menge, leider aber sind sie sehr furcht- samer Natur, so dass wir, obgleich wir bei unseren Jagden viele 6 Rudolf Blasius: sahen, nur wenige erlegen konnten. Wenn Sie einen Tag hier in der Wildnis spazieren gehen würden, so bin ich überzeugt, dass Ihnen 10—15 Petze begegneten, die aber alle so flink sind und Reissaus nehmen, dass selbst unser guter Hund sie nicht stellen kann. Besser aber werden wir mit den Wildschweinen fertig, ein erlegter Eber gab uns 10 Pud prachtvolles Fleisch, und Hirsch und Reh werden zur Genüge für mich und meine 4 Leute getötet. Ich lebe, wie Sie schon bemerkt haben werden, ein wahres Jägerleben, und das muss auch geschehen, wenn man sich in menschenleeren Urwäldern wohl befinden will. Die Jagd erhält mich frisch, gesund und mutig, sässe ich hier in meiner Stube und wollte auf europäische Weise leben, so würden Miss- mut, Langeweile etc. mich bald befallen und dann sich traurige Folgen anderer Art nur zu bald einstellen; denn Sie müssen wissen, dass ich, obgleich Gottlob für den Winter geborgen und ohne Mangel am Nötigsten zu leiden, doch viele Entbehrungen zu ertragen habe, wie solches nicht anders möglich ist, wenn man dergleichen Unternehmungen macht. Allein ich darf auch Ihnen sagen, dass mir bei Schwarzbrot und selbsterlegtem Wilde in diesen Einsamkeiten durchaus nicht die frohe Stimmung fehlt und dass ich als leidenschaftlicher Jäger ebensoviel Zerstreuung im Urwalde mir suche, als ich brauche, um Sehnsucht zum Westen mit Gleichmut zu ertragen. Ich habe die Wälder sehr lieb ge- wonnen, wer sich mit ihnen befreundet und ein wenig die tausend- fachen Stimmen der freien Natur versteht, der findet für Herz und Kopf, sei er selbst ganz isoliert, genug Stoff zu jeder Zeit.“ Die schalkhafte Ader Radde’s, die er in seinem späteren Alter so meisterhaft in der mündlichen Unterhaltung zeigte, spricht schon aus einem Briefe vom 9./21. August 1858 „Im Ching-gan in meiner Wohnung“: „Verehrtester Herr Professor! Ich muss Ihnen diesmal einen Irrtum nehmen, den Sie über meine Person haben. — Ich bin gar nicht, wie Sie glauben, Dr.; obgleich es mir recht lieb wäre, wenn ich es sein würde. Seit dem 20. Jahre treibe ich mich ununterbrochen in Gottes freier Natur umher und dafür bekommt man keinen gelehrten Grad. Die schöne Zeit vor dem 20. Jahre habe ich leider so gut wie ganz für meine jetzige Laufbahn verloren, da fast 4 volle Jahre in einer Lehre zugebracht wurden, die strenge sein musste und die zwar zur Bildung meines Charakters viel beigetragen, allein zur Kenntnis der Natur nur sehr wenig. Das, was ich von der Gustav Radde 7. 7 Natur weiss, verdanke ich einigen wohlwollenden Lehrern und Freunden, manchen Büchern, mir selbst und endlich meinen Reisen, die unter den kläglichsten Umständen begonnen, dafür ein recht günstiges Ende scheinen nehmen zu wollen. — Auch soll der Magister oder Doktor später noch kommen, denn da die Hunde ohne Halsband und Namen, wie Sie wissen, ein schlechtes Leben auf offener Strasse führen und zuletzt doch nur dazu dienen, dass man ihnen das Fell über die Ohren zieht und es benutzt; so will ich mir solche Hunde zum Beispiel nehmen“ ..... „Jetzt hat man in der Nähe meines Schlosses eine Kosakenan- siedlung gegründet, deren Kommandeur ich für die Zeit meines Hierseins bin, und hat sie nach mir benannt „Raddedorf“.‘“ Schon auf der Rückreise begriffen, gibt er meinem Vater in einem Briefe vom 29. Januar /10. Februar 1859 eine schöne kurze nnd characteristische Schilderung der Flora des mittleren Amur-Landes mit Streiflichtern auf die Fauna: „Was mir in der ganzen organischen Schöpfung am mittleren Amur besonders auffiel und wohl die sorgsamste Prüfung bei späterer Bearbeitung erfordern wird, ist: der schneidenste Contrast vieler Tier- und Pflanzenformen im Vergleiche zu den dort waltenden klimatischen Zuständen. Es gehören diesen Gegenden, die im Winter die strengste Kälte eines continentalen Klimas heimsucht, eine ge- wisse und nicht geringe Anzahl fast tropischer Pflanzen und Tiere an. Papilio Maakii (eine neue Art, von der ich etwa 80 Prachtexemplare mitbringe) ist eine jener tropischen Formen, und wintert als Puppe (2te Brut) bei anhaltender arktischer Kälte (30—35° R); freilich sind die Frühlings-Exemplare (April) fast nur halb so gross als die Sommerexemplare, allein es kommt uns hier nicht auf relative Grösse, sondern vielmehr auf über- raschende Lebenszähigkeit an. — Es liegt mir nun leider nur ein an mehreren Stellen in kleinen Intervallen unterbrochener Jahreseyklus meteorologischer Beobachtungen vor, da ich allein reise und Niemand während der unvermeidlichen Exeursionen ablesen und notieren konnte; allein etwas ist besser als garnichts und annäherungsweise wird sich wohl die mittlere Jahrestempe- ratur ermitteln lassen, und somit kann es sich herausstellen, ob sich die manigfaltigen Beispiele aus der belebten Natur, hier den bis dahin gültigen Theorien über die Abhängigkeit der Pflanzen vom Klima werden fügen wollen oder nicht. Bis jetzt kann ich Ihnen nur sagen, dass ebensowohl der plötzliche Wechsel südlicher 8 Rudolf Blasius: und nordischer Typen, wie auch der augenscheinliche Wider- spruch der organischen Schöpfung zum Klima den mittleren Amur nicht nur zur interessantesten Gegend, sondern auch zur wichtigsten in Ostasien macht.“ Schon als junger Mann, Ende der 20er, hatte Radde diesen weiten Blick bei seinem Aufenthalte in der freien Natur. Diese ausgezeichnete Gabe, nicht bioss Pflanzen oder Tiere zu sehen oder zu sammeln, sondern zu gleicher Zeit ein offenes Auge zu haben für geologische, geographische, ethnographische und archaeologische Fragen, wurde gerade während der Hauptarbeits- zeit seines Lebens, als es galt, die Kaukasusländer zu erforschen und im Transkaukasischen Museum in Tiflis ein Bild des Er- forschten zu geben, besonders ausgebildet. Dazu kam eine ur- sprünglich vortreffliche Gesundheit und ein eiserner Fleiss im Ar- beiten bei einer übrigens für materielle Genüsse durchaus nicht enthaltsamen Natur. Nachdem Radde 1878 nach Besuch des Pariser interna- tionalen Kongresses der Botaniker zum ersten Male einige Tage bei mir in Braunschweig gewohnt hatte und wir manches Stündchen im Kreise guter und andächtig seinen Schilderungen lauschender Freunde zugebracht hatten, schrieb er mir am 12./24. Juni 1879 aus Tiflis: „Ich sass seit Januar wie festgenagelt an meiner Ornis caucasica. Jetzt bin ich freier, weil die Systematik mit ca. 400 Arten einstweilen abgeschlossen wurde. Ich kam gestern von einer Reise zum Kasbek zurück und sehe jetzt überall aus- schliesslich mit ornitholegischen Augen, um meine Beobachtungen im Manuskripte zu vervollständigen. Der eigentliche Zweck der Reise war ein botanischer. Ich habe ca. 50 Arten hochalpine Pflanzen mit Erdballen in vielen Exemplaren gehoben und sie lebendig nach Petersburg expediert. Ein Teil wird erst dort in der sibirisch -kaukasischen Alpengruppe auf’s Neue erwachsen. Die Pflanzen wurden in 9—11000° Meereshöhe genommen, es sind Pedicularis-, Anemone-, Androsace-, Primula-, Pulsatilla-, Alsine-, Draba-, Gentiana- etc. Arten. Ich hatte scheussliches Wetter, ich schimpfte den Geist des Kasbek, aber es half nichts. Fast den ganzen Tag dort oben Schnee und Regen — ich wurde ganz nass. — 3 Carabus Pushkinii brachte ich dito mit, mehrere Pierostichus- und Nebria-Arten. Nun kam ich Abends auf die Poststation, so zu sagen „mistnass,“ trank einen riesigen Schnaps, ass Forellen aus den Terek -Quellen Gustav Radde 7. 9 und legte mich totmüde hin, schlief bis 3 Uhr, es goss wie aus Eimern, ich duselte weiter. Es wurde hell. — Wieder Nebel, Regen und damit Basta! Ich liess den Postkarren anspannen, zog meine Filzburka über den Kopf und flog im Regen mit dem Dreigespann davon. So wurden 23 Meilen in 24 Stunden zurückgelegt und ich kam im heissen Tiflis am anderen Morgen an. — Reine Wäsche, 2 Stunden Schlaf — Kopfschmerzen. Ich denke an Typhus — ich stehe auf, es geht gut; nochmals 4 Stunden Schlaf, ich stehe auf, es geht gut. Ich expediere meine Pflanzen nach Petersburg, es ist abends, ich bekomme Appetit — am anderen Morgen ganz frisch und gesund. — Ich muss mich beim lieben Herrgott recht sehr für so starken Körper be- danken. — Das tue ich auch oft“....... „Bei Gelegenheit von Lanius Homeyeri komme ich auf den „Ragout fin“, den Cabanis mir in Bezug auf excubitor und major im Journal zum Vorwurf macht, zu sprechen (nämlich in der Ornis caucasica. Bl.). Die weissen Binden der Flügel sind sehr variabel. — Das sind keine Arten. Nicht anders geht es mir mit den 6 oder 7 Species, die man aus Phileremos alpestris und aus Garrulus glandarius creirt hat. Dass man unterscheidet, ist gut; dass man aber Alles trennt, was geringfügige Farben-Varietät ist, das ist nicht gut. Dadurch wird vor Allem das geographische Verständnis für weit verbreitete Species gestört und nicht selten ganz unmöglich gemacht. Blanford geht noch weiter als Cabanis. Seine Rubecula hyrcanica ist absolut gleich dem Rotkehlchen. Ich kann meinen Standpunkt nicht ändern, so lange ich nicht bessere Beweise für den Wert der Species habe, als die bei- gebrachten sind. Bei den Saxicola-Arten ist die Verteilung von Schwarz und Weiss ebenfalls sehr variabel. Ich halte an den Ansichten Pallas’, Gloger’s, Middendorff’s Schrenk’s und namentlich an denen Ihres Vaters fest, freilich wird Bremen und Berlin mich dafür schmähen“. Die Speziesmacherei der damaligen Zeit beschäftigte Radde immer auf das lebhafteste, so schreibt er mir in einem Briefe vom 14. Oktober 1880, eben zurückgekehrt von einer Sammelreise nach Lenkoran: „An E. von Hömeyer ist vorgestern langer „offener Brief“ zum Druck abgegangen. Da haben wir es nun, Homeyer selbst zieht Lanius major, excubitor und Homeyeri jetzt zusammen. Cabanis hat mir seiner Zeit im Journal einen „Ragout“, den ich gekocht hätte, vorgeworfen. Ich habe ihm, 10 Rudolf Blasius: bevor ich Homeyer’s letzte Arbeit kannte, in meiner Ornis aus- einandergesetzt, dass ich trotz feiner Nase und einer gewissen Gourmandise diesen Ragout nicht im Stande war, zu entwirren, und dass der liebe Herrgott selbst ihn so gekocht hatte Behm wird in Gotha bald drucken (Bericht über Lenkoran in Peter- manns Geographischen Mitteilungen! Bl.) und wenn auch, dem Zwecke der Zeitschrift entsprechend, dort vornehmlich Geogra- phica behandelt werden, so bietet doch auch die Lebensweise der Vögel ausserordentlich viele Beziehungen zu Land und Klima, Boden und Nahrung, so dass er in geographischer Beziehung oft interessanter wird als in systematischer. Dies gilt gerade vom Kaukasus. — Die wesentlichsten Gesichtspunkte Gioger’s teile ich vollkommen und bin stolz darauf, ein Jünger Pallas’ zu sein... . Die Zeit der Reformation auf dem Gebiete der syste- matischen Ornithologie tut sehr Not.“ — 1881 tagte der V. Archäologen-Kongress in Tiflis, und Radde hatte als Präsident des disponierenden Komites die Reise mit den Kongressmitgliedern nach Kutais zu arrangieren. Im Winter 1882/83 war Radde wieder in Deutschland und hatte die Ehre, Seiner Kaiserlichen Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Rudolf von Österreich am 2. Februar seine im Manuskript fertig gestellte Ornis caucasica in Prag im Hradshin zeigen zu dürfen. Er schreibt mir unter dem 2. Februar 1883 aus Prag: ‚Seit gestern Abend bin ich hier im Palais Seiner Kaiserl. Hoheit und erfreue mich der grössten Liebenswürdigkeit, die man sich nur wünschen und denken kann. Wenn alle Kron- prinzen der Erde so freundlich und gescheut, wie dieser, wären, so müsste man sie beneiden und jeder anderen Staatsform ausser der constitutionellen Monarchie fluchen. Es gibt viel zu er- zählen und auch die Allergnädigste Kronprinzessin hört, wie es scheint, ganz gern zu. Mein Leben, lieber Freund, ist reich, und ich habe in der Tat die Gabe vom Himmel erhalten, mein treues Gedächtnis mit der Phantasie einigermassen zu schmücken und meine gehorsame Zunge dann sprechen zu lassen. Nach einer halben Stunde bringe ich dem Prinzen meine Ornis und halte Vortrag. Er steht in Bezug auf Spezies-Begriff durchaus ganz auf unserem Standpunkt, und es wäre wünschenswert, wenn er sich an die Spitze der reformierenden Richtung stellen wollte.“ — Von Prag ging’s über Wien zurück. „Das Ende der Reise war schlecht (schreibt mir Radde im Briefe vom 24. Febr. aus Gustav Radde 7. 11 Tiflis!), man sagt ja gewöhnlich: Das dicke Ende kommt nach, und so ist es mir gegangen. Nach 2tägigem Aufenthalte in Wien, wo ich auch Pelzeln sah (er steht auf unserem Standpunkte in der Systematik) ging ich an die Grenze und nach Odessa in der Hoffnung, dort sofort ein Schiff nach Batum zu finden. Aber der Hafen war zugefroren und es setzte bei NO. so starke Kälte ein, dass an ein Fortkommen nicht zu denken war. Ich wartete 9 Tage und machte mich dann per Bahn über Charkow nach Wladikawkas auf, wo ich am 4. Tage Abends ankam, sofort an- spannen liess und Gott sei Dank schon in der Nacht das Gebirge mit seinem 8400’ hohen Pass forcierte und um 4 Uhr Nachmittag in mein Haus trat.‘‘ — Die nächsten Monate wurden nun ganz der Fertigstellung der Ornis caucasica gewidmet. Mein Bruder Wilhelm und ich hatten die Korrektur des bei Fischer in Kassel erscheinenden Werkes übernommen, um das zeitraubende Hin- und Hersenden nach Tiflis zu vermeiden. Nebenher beschäftigte sich Radde auf das Eingehendste mit dem auch decorativ prächtig auszustattenden Gebäuden des Museums und der Bibliothek in Tiflis. Bei seiner künstlerischen Veranlagung hatte er grossartige Pläne. So schreibt er mir unter dem 10. December 1883, nachdem er sich eingehend über den Druck der Ornis caucasica mit mir verständigt hatte, Fol- sendes: „Ich lebe und webe seit 2 Monaten in ganz anderen Sphären! Ich will Museum und Bibliothek durch eine „Ruhmes- halle“ verbinden und darin 15 riesige Fresken malen. Sie sollen die Haupterfolge der russischen Waffen in Vorderasien im Bilde für alle Zeiten fesseln. Dazu in Vitrinen der Nachlass der Heroen und die sonstigen Decorationen, vornehmlich durch Kriegstrophäen hergestellt. Ich habe mich derartig in diese Ideen hineingelebt, dass ich sie nicht mehr los werden kann und, da sie allerseits die grösste Sympathie hier finden, so zweifle ich gar nicht an der endlichen Ausführung. Bereits wird über das Terrain unter- handelt und mein Project will der Fürst Dondukow persönlich S. M. dem Kaiser vorlegen und um die Erlaubnis einer allgemeinen Subscription bitten. Die Sache muss gehen und in meiner leb- haften Phantasie sind schon alle Bilder fertig. Ich male schon. In 4 Jahren muss Alles fertig sein.“ Im Frühjahr 1884 ging Radde zum ersten internationalen Ornithologen-Kongresse nach Wien. Vom 7.—14. April waren die bedeutendsten Ornithologen der Gegenwart dort versammelt. 12 Rudolf Blasius: Der hohe Protector, Kronprinz Rudolf, eröffnete die Versamm- lung mit jener für alle, die sich mit Ornithologie beschäftigen, unvergesslichen Rede: „Seien wir nur eingedenk der Tatsache, dass die Ornithologie, der zu Ehren wir uns heute hier vereinigt haben, ein schöner und wichtiger Teil der Naturwissenschaften ist, und die Naturwissenschaften mit ihren klaren, realen Thesen, mit ihrer Erforschung der Naturgesetze, mit ihrer Nutzbarmachung der Naturkräfte, haben diesem Jahrhundert den Stempel aufge- drückt, und unter dem Zeichen wahrer, weil wissenschaftlich be- sründeter, Aufklärung, dringen sie siegreich vor, die Forscher, gleichviel, ob ihre Werkstatt aufgeschlagen ist in hoher Stern- warte, im chemischen Laboratorium, im Seziersaale, in der Studier- stube, oder in Walde draussen bei der Beobachtung des Lebens, Schaffens und Vergehens in der Natur.“ Radde wurde zum Prä- sidenten gewählt und leitete die Versammlungen bei seiner ausser- ordentlichen Sprachgewandtheit (er sprach ausser russisch und deutsch, fertig französisch und konnte sich sehr gut englisch verständigen!) vortrefflich. Ausserdem erfreute er uns mit einer farbenreichen Schilderung seiner Reisen im Kaukasus, am Ararat und am Kaspischen Meere. Schöne unvergessliche Tage verlebte ich mit ihm zusammen in Wien. Hochinteressant war unser ge- meinschaftlicher Besuch beim Prinzen Ferdinand von Coburg (jetzigem Fürsten von Bulgarien), bekanntlich einem eifrigen sehr tüchtigen Ornithologen, der uns selbst in seiner grossartigen Vogel-Voliere umherführte, einem prächtigen luftigen, mit Dampf- heizung mässig erwärmten Raume, in dem wohl einige hundert der seltensten ausländischen, namentlich südamerikanischen, Vögel wie in einem tropischen Urwalde untergebracht waren und ihren lustigen Gesang erschallen liessen. Am 22. April wurde er in die Gesellschaft zur „Grünen Insel‘ als fahrender Ritter Prometheus in den Ritterbund aufge- nommen und mit folgendem Hymnus feierlich bewillkommnet Der Du von Tiflis mit dem Zug der Wandervögel Zum Strand der lieben blauen Donau kamst Und von der „grünen Insel“ Ritterordensregel Und ihrem schlichten Wirken Kenntnis nahmst, Sei uns gegrüsst in uns’rer treuen Freundesrunde, Du Mann der Wissenschaft aus fernem Land, Und lass nicht reuen Dich die hier verlebte Stunde, In der Dein Herz hier Treue fand! Gustav Radde y. 13 Als Forscher der Natur kennst Du die vielen Arten Der Vögel, die da nisten, gross und klein, Vom mächtigen Adler bis zum Kolibri, dem zarten, Dir dürfte unbekannt kein Vogel sein. Hier findest lust’ge Vögel Du von allen Sorten, Für die im Winter selbst der Lenz nicht schied, Zur Fröhlichkeit dressiert, sogar zu ernsten Worten, Treu deutscher Kunst und echtem deutschen Lied. Als Bruder grüssen Dich hier geistverwandte Brüder Und bleiben Freunde Dir auf Lebenszeit; Drum, kehrst zurück Du in die ferne Heimat wieder, Gedenke ihrer stets mit Freundlichkeit! Ornitholog, uns allen endlos lieb und teuer, Du siehst, dass Wien so Kunst als Wissen pflegt, Und dass so mancher lust’ge Vogel goldene Eier Im scheinbar unscheinbaren Neste legt. Dann fuhr er weiter durch Deutschland über seine Vater- stadt Danzig, die er niemals zu besuchen vergass, wenn er sich auf europäischen Boden befand, nach St. Petersburg zum inter- nationalen Botaniker-Kongress. Derartige Reisen nach der Haupt- stadt des russischen Reiches waren notwendig, um sich einmal wieder in Erinnerung zu bringen. und neue Gelder für wissen- schaftliche Expeditionen und Publicationen flüssig zu machen. Sind diese bewilligt, dann sprudelt Radde förmlich vor Freude über. So schliesst er seinen Brief vom 3. Juli 1884 in höchst characteristischer Weise, in dem er auch der schönen in Braun- schweig und Riddagshausen verlebten Tage gedenkt: „Unser neuer Etat ist am 8. Mai von Sr. Majestät bestätigt worden und haben wir die Summe von 13000 Rubel pro Jahr schon vom 1. Januar dieses Jahres zur Disposition gestellt erhalten. Damit sind denn die lahmen Flügel gesund geworden und ich werde nun auch für Spirituosen sorgen können. — Nun wünsche ich Euch einen sonnigen Nachmittag und eine Ausfahrt zur Schwiegermama (diese wohnte damals auf einem grossen parkartigen Garten vor der Stadt! Bl.), einen guten Kaffe mit Kuchen, einen schönen Sonnen- untergang und vielleicht, obgleich das schon Etwas zu spät sein dürfte, den Amselschlag. — Schön ist es bei Euch doch. Nehr- korn meine Empfehlungen, die ganze Familie miteingeschlossen. Die Karpfenteiche dazu! (Es war Radde’s grösstes Vergnügen, 14 Rudolf Blasius: bei seinem Hiersein der grossen Fischerei der Riddagshäuser Teiche beizuwohnen und oben im Saale des Fischmeisterhauses in gemütlicher Gesellschaft zu frühstücken! Bl.) — Ich hoffe, nächstens wieder aus Kassel etwas zu erhalten. Ich muss frei werden und dann nur an Merw und die Expedition dorthin denken. — Ich mache den liebenswürdigen Damen einen tiefen Knix allerseits hin, grüsse die Kinderchen und schüttle Euch in treuer Freund- schaft die Hand. Euer Gustav der Schöne.“ Im Juli ging Radde nach den Siemens’schen Kupferwerken in Kedabeg und von dort gegen 8. S.W. in das Hochgebirge von Karabageh und an die Ostseite des Goktschai-Sees, hauptsächlich um in Höhen von 12000‘ Pflanzen zu sammeln. Im Winter 1884/85 schrieb R. sein grosses Werk über Talysch. 17. Januar 1885 heisst es in seinem Briefe: „Täglich schreibe ich 10—12 Druckseiten, dabei wird mir aber die Hand- wurzel heiss und der Arm schmerzt, auch die Augen lamentieren schon. — Erst in den Wüsten wird es mir besser gehen.“ Im Sommer 1885 durchstreifte er das südliche Daghestan vom Bogos bis zum Schach- dagh und kehrte im August nach Titlis zurück, um meinen Vetter Oberstleutnant Brenning und mich, die wir die längst verabredete Reise nach dem Kaukasus unter- nommen hatten, in seinem Hause gastlich aufzunehmen. Das waren schöne unvergessliche Wochen, die wir dort zusammen verlebten. Am 29. August trafen wir nach einer Reise durch die Krim, über das Asowsche Meer, Rostow, Wladikawkas und das Hochgebirge des Kaukasus per Post in Tiflis ein. Ein wahres Vergnügen war es, die Räume des Museums zu durchwandern und sich von Radde in die Kenntnis der Kauka- sischen Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt einführen zu lassen und dabei die köstlichen Schilderungen seiner Reisen von Mund zu Mund bei fast jedem Stücke des Museums zu hören. Staunens- wert ist es, was dieser eine Mann schon damals dort in diesem Muster - Museum zusammengebracht hatte. — Mit Radde’s Em- pfehlungen ausgerüstet, machten wir die interessantesten Ex- kursionen in die nähere und weitere Umgebung. Am 1. September brachen wir auf nach dem Siemens’schen Kupferbergwerke Keda- beg, wo wir in dem gastfreundlichen Familienkreise Bolton, des damaligen Direktors des Werkes, köstliche und interessante Tage verlebten. Dann fuhren wir, wieder mit Empfehlungen von Radde ausgerüstet, am 11. September nach Baku und Gustav Radde }. 15 besichtigten dort die: hochinteressanten Naphta - Quellen, den sogen. Tempel des Zoroaster und die Petroleumraffinerien. Am 15. September unternahm Radde mit uns eine gemeinschaftliche Tour nach Borshom, dem Sommer-Aufenthalte des Grossfürsten Michael Nicolajewitsch und seiner Familie. Im Kavalierhause wurden wir untergebracht und hatten die Ehre, von Seiner Kaiser- lichen Hoheit im Schlosse empfangen und auch der Grossfürstin Olga, einer Schwester des Grossherzogs von Baden, vor- gestellt zu werden. Es war ausserordentlich interessant für uns, die ganze grossfürstliche Familie, auch die Söhne, darunter den ältesten Nicolai Michailowitsch (bekannten Lepidopterologen) kennen zu lernen, die alle in so überaus entgegenkommender Weise die wissenschaftlichen Arbeiten Radde’s unterstützt hatten und seine vortrefflichen Eigenschaften als Pionier der Wissen- schaft und anregenden Gesellschafter zu schätzen wussten. Auf Freitag, den 18. September, wurden wir zu einer grossen Jagd auf Gemsen, Bären und Hirsche eingeladen. Nichts kann bezeichnender sein für das innige freundschaftliche Verhältnis, in dem Radde zu seinen grossfürstlichen Gönnern stand, als der Verlauf dieser Jagd. Ich lasse meine Tagebuchnotizen folgen: „51/, Uhr stiegen wir auf die uns vorgeführten Kaiserl. Kosakenpferde, Gewehre und Patronen erhielt der Kosak. Ich hatte glücklicher Weise ein sehr ruhiges Pferd, sehr guten Sattel und sehr gute Steig- bügel (N.B. ich bin an und für sich kein guter Reiter, hatte aber vor 8 Tagen in Kedabeg noch das Unglück gehabt, beim Sturz mit dem Pferde mir eine schwere Kontusion des rechten Schien- beines zuzuziehen, sodass ich selbst beim Gehen noch sehr be- hindert war). Auf dem Jagd-Rendez-vous an der 5. Brücke oberhalb der Schlucht, waren wir, Radde, Brenning und ich, von den Jägern die ersten, nur 1 Kosaken-Offizier mit 12 Kosaken waren bereits anwesend. 61/, Uhr kam der Grossfürst Michael mit seinem ältesten Sohne Nicolai angefahren, stieg aus, be- grüsste uns Alle, reichte Jedem von uns die Hand und liess uns aus seiner Hand die Nummern für die Stände ziehen. Die übrigen Jagdgäste, namentlich der Fürst Bariatinski, der Stallmeister Dubenski, der Gutsverwalter Wassilei, der Oberförster Kratke waren alle schon vorher eingetroffen. Der Grossfürst stieg in seinem grauen Joppen-Anzuge, nachdem er sich den Baschlik umgeschlagen hatte, zu Pferde und ergriff die T&te, dann ging es, im ganzen wohl 30—40 Pferde, einen unglaublich steilen 16 Rudolf Blasius: Reitweg immer im Schritt bergan. Nach etwa 20 Minuten hatten wir den Bergrücken erreicht. Auf gutem Fahrwege ging es dann auf diesem zwischen beiden Flüssen liegenden Bergsattel weiter östlich etwa 1 Stunde lang. In einem kleinen Dorfe präsentierte eine Bäuerin Brot und Salz. Endlich hatten wir die Treiber und Hunde erreicht; in 2 Koppeln standen sie dort, der Rüdemann mit dem Horne daneben, einige 20 Kosaken zur Seite. In strammer Haltung wurde der Grossfürst begrüsst. Nun kam ein steiler Abritt, den Brenning und ich lieber zu Fusse machten, unten an der Borshomka angekommen, hiess es nun im reinsten Urwalde, auf einem schier unglaublichen Wege, wobei man Hals und Bein brechen konnte, seinen Stand erreichen. Ich stand in demselben kleinen Seitentale mit dem Grossfürsten Nicolai; Grossfürst Michael hatte den letzten Stand und musste noch viel weiter. Grossfürst Nicolai kam gleich auf mich zu und bat mich, ihm etwas näher zu rücken, damit ich das, was er ver- pudelte, totschiessen könnte; ich tat das aber nicht, da ich sonst. nur 20 Schritte von ihm entfernt gestanden hätte — sondern entschuldigte mich und blieb auf meinem Stande (Nummern, die an den Bäumen angeschrieben waren) stehen. Vor dem lauten Rauschen der Borshomka hörte man nichts, endlich kam es mir vor, als ob Hunde über mir jagten, es dauerte fast 1 Stunde, da kamen die Hunde an mir vorbei und bellten verloren, bald erschien auch der Oberförster und teilte mit, dass das Treiben nochmals zurück genommen werden sollte. Auch nichts! Müh- seliger Weg zurück! Wir waren alle ermattet und lagerten uns auf Befehl des Grossfürsten zum Frühstück im Schatten. Köstlicher Fleck in diesem Urwalde von Nordmanns-Tannen! Radde musste, wie üblich, die Hugenotten singen und begann mit den Anfangs- takten des Raoul, die an den Lockruf der Kohlmeise erinnern. Der Grossfürst Nicolai setzte sich, wie gewöhnlich, auf seinen Hut. Sehr nette amüsante ungenierte Jagdunterhaltung, Radde wurde immer per „Du“ angeredet. Es folgte noch ein drittes Treiben, dann wurde der Rückweg, zum Teil zu Fuss, da es sehr steil war, angetreten. Unten am Flusse stiegen wir alle zu Pferde, es ging den steilen Berg hinan, dann immer auf gutem Fahrwege über den Bergrücken hin. Unten dicht über dem Orte Borshom sahen wir den Grossfürsten Michael, der voran geritten war, in schnellem Trabe ankommen. Er rief Dubensky etwas zu und schickte ausserdem einen Kosaken, wir möchten doch so, wie wir Gustav Radde }. 17 wären, im Palais frühstücken. Ich ritt nun im Schritt direkt dorthin! Wie ich war, in meiner grauen Jagdjoppe! Radde kam bald nach in seiner famosen Joppe. Wir entschuldigten uns wegen unseres Kostüms, aber der Grossfürst hatte es ja so ge- wollt. Sehr bald erschienen der junge Grossfürst Nicolai und der Vater Michael, die sich beide umgekleidet hatten. Nun stellte es sich heraus, dass wir dort dinieren sollten. Die Hof- dame, Fräulein von Ursuff, erschien, also musste auch die Grossfürstin kommen. Wir lernten die beiden jüngsten Gross- fürsten kennen, Sergei und Alexander, den einen älteren in Kadetten-Uniform, den kleinen (ein reizender Junge, ganz wie die Mutter!) in weissem Kittel. Der Grossfürst bat uns nun, zum Diner zu kommen, die Grossfürstin erschien, ich machte meine untertänigste Verbeugung, der Grossfürst führte mich zu dem Tische mit der Sakuska, dann hörte ich, wie er fragte (es wurde immer „Deutsch“ gesprochen), wen sie zu ihrem Tischherrn zu haben wünschte, sie nannte mich und der Grossfürst befahl, dass ich mich zu ihr setzte, er sass auf der anderen Seite, Radde uns gegenüber. Das Diner war ausgezeichnet; als ich die Fisch- suppe nehmen wollte, wehrte die Grossfürstin ab, die könne ich nicht essen, und redete mir zur Bouillon zu. Ich unterhielt mich mit der Grossfürstin ausgezeichnet, gerade so lebhaft, wie mit jeder anderen Dame, viel sprachen wir über unseren verstorbenen Herzog Wilhelm, den sie sehr gut gekannt hatte. Radde nahm in der ungezwungensten Weise an der Unterhaltung teil und schrob sich etwas mit dem Hofmarschall. Nach dem Diner, das wohl 1 Stunde dauerte, bekamen wir eine ausgezeichnete Tasse Kaffee und einen Papyros (Cigarette!), dann empfahlen wir uns der Grossfürstin im Entre-Zimmer und wurden mit der grossen Dolgushka nach dem Kavalierhause gebracht. Unvergesslich schöner Tag!“ Am folgendem Tage fuhr ich mit Radde nach Abastuman über Achalzi. Unter Führung des Dr. Remmert (späteren Generalstabsarztes der russischen Armee) besichtigten wir die grossartigen Badeeinrichtungen, dann am folgenden Tage die Luftbäder für tuberkulöse russische Soldaten. Das ganze Bad liest in bezaubernd schöner Gegend, so dass man es verstehen kann, dass der kranke Grossfürst-Thronfolger hier einen grossen Teil des Jahres sich aufhielt. Am 20. September kehrten wir nach Borshom zurück, um uns der grossfürstlichen Familie mit Journ. f. Orn, LII, Jahrg. Januar 1904. 2 18 Rudolf Blasius: den Gefühlen des tiefsten Dankes zu empfehlen, und waren am 22. September wieder in Tiflis, um am folgenden Tage unserem liebenswürdigen Wirte zur Heimreise Lebewohl zu sagen. Unvergesslich werden mir diese Wochen sein, die ich bei meinem alten Freund Radde zubringen durfte. Unendlich viel Interessantes haben sie mir gebracht, namentlich aber gaben sie mir einen klaren Einblick in das wirklich innige, freundschaftliche Verhältnis, das zwischen der grossfürstlichen Familie und Radde bestand und das so ausserordentlich günstig auf Raddes ganze wissenschaftliche Thätigkeit im Kaukasus einwirkte, indem vor allen Dingen immer die nötigen Geldmittel für seine wissenschaftlichen Expeditionen zur Verfügung standen. Die schon seit Jahren geplante russische „wissenschaftliche Reise‘ nach Zentral-Asien kam zu Stande Am 28. Juli traf er wieder auf der Rückreise in Aschabad ein. Wie riesengross die Strapazen dieser Reise waren, ergibt ein Brief vom 2. August aus Aschabad: „Ich bin seit 5 Tagen wieder hier, aber halb tot. Alle Mitglieder der Expedition sind mehr oder weniger krank. Ich und Bergingenieur Kontoschin wurden von heftigen Fieber- anfällen heimgesucht. Dr. Walter hat sich am 3. Juni das rechte Bein gebrochen und ist jetzt so weit hergestellt, dass er zu gehen anfängt. Diener und Präparant sind auch leidend. Im Hospital liegen hier über 500 Soldaten an Typhus und Ruhr. — Wir haben sehr schwere Reise in den letzten Monaten gehabt. Das Gebiet Murgab-Fedschen und die neue Afghanen-Grenze studiert. Wochenlang 2 Uhr nachm. 53—58° Cels. in der Sonne. Zweimal hat 60° nicht gereicht. Nachts heisse Nordstürme von den erhitzten Karakum-Sandwüsten. Tausende von Mücken und Mosquitos, sobald es still wird. Total zerstochen. Dabei infolge der Hitze prickelnden, feinen Ausschlag fast auf dem ganzen Körper. Auf 300 Werst Distanz haben wir Wasser in Schläuchen und Gerste für die Pferde mitnehmen müssen, es ging durch menschenleere Sand-, Lehm- und Salzwüsten. Immer reitend, ohne Schutz vor der Sonne. Es gibt da keine Bäume. Auf weite Strecken hin gibt es zu dieser Jahreszeit auch keinen Vogel (buchstäblich), danke Gott, dass Du solche Gebiete nicht siehst. Wir sind in wenigen Tagen auf den höchsten Punkten des Kopetdagh (10000). Mir wird Luftwechsel helfen. Ob es dann nach Mesched geht, kann ich nicht sagen. Es hängt alles von unserer Gesundheit ab.“ Gustav Radde j- 19 Im Winter 1886/87 wurde der russische Bericht über die Merw-Expedition und die Schilderungen aus dem Daghestan für Petermanns Mitteilungen fertiggestellt. Dann sandte er mir die Nachträge zur Ornis caucasica. Er schreibt unter 20./1.1887: „Dann kommt der Beitrag für Deine ‚„Ornis‘“, von mir pro 85: Daghestan und von Dr. Walter: Daghestan Ergänzungen zu Talysch, die er soeben brachte. Er fuhr nämlich zum Feste dorthin und wäre um ein Haar am 3.—4. Januar in der Mugan im Schnee umgekommen. 13 Stunden hatte er sich verirrt und die Pferde fielen. Das ist wieder so eine Szene unter dem 39° N. Br., die nur in Asien möglich ist. Walter ist der vorzüglichste Jäger, den ich kenne, und gründlicher Zoologe.“ Mitte Juli 1887 ging er mit Dr. Brückner (Seewarte von Hamburg) zu den Gletschern der Ossetischen Alpen. Hier erlitt er seinen ersten Podagra-Anfall, eine unangenehme Krankheit, die sich nun von Zeit zu Zeit wieder einstellte und ihn sehr an seinen geplanten Reisen hinderte. Er sandte infolge dessen Dr. Walter auf seine Kosten zunächst Ende Februar nach Transkaspien bis zum Amu-Darja und der neuen Afghanengrenze. W. brachte reiche Ausbeute mit, holte sich aber, wie Radde anfangs meinte, durch vieles Wassertrinken ein böses Fieber und wurde dann zum Herbste nochmals in den Kaukasus geschickt. — Radde schreibt mir unter dem 8. Oktober 1887: „Dr. Walter entsandte ich ins Hochgebirge, um zu beobachten, ob irgend etwas dort wirklich drüber fortzieht. Im August fand das nicht statt und ich werde wohl — contra Bogdanow — recht behalten. — Jedenfalls findet der Hauptzug in den von mir in der Ornis ver- zeichneten Richtungen im Tieflande statt. Der arme Walter ist ernstlich krank. Ich werde mich leider nicht getäuscht haben, wenn ich ihn lungenleidend betrachtete. Er hat in letzter Zeit fast beständig starkes Fieber und Blutauswurf. Man kann da leider gar nicht helfen. Seinen Wunsch, zu reisen, habe ich ihm erlillte. Mia... —" Mit seinen grossfürstlichen Freunden blieb er in steter Ver- bindung. „Aus Granada (Brief vom 8./10. 1887) erhielt ich liebenswürdige Depesche vom Grossfürst Nicolai Michailo- witsch, er reist mit Dr. Sievers (einem der besten Freunde Raddes und Privatsekretär des Grossfürsten! Bl.) in Spanien und geht nach den Kanaren. Aber eine noch viel liebens- würdigere kam vom Amur, woselbst der Grossfürst Alexander Di 20 Rudclf Blasius: Michailowitsch (er ist Seemann und macht eine Reise um die Welt, war von Wladiwostok über Nicolajewsk dem Amur auf- wärts gereist) die von mir seit 30 Jahren gegründete Kosaken- Stanitza (Raddowka) besuchte und mir nun zum Erfolge, eingedenk meiner Erzählungen, die er als Knabe hier hörte, gratulierte. Dies war äusserst liebenswürdig vom jungen Prinzen.“ Trotzdem Radde eine so ausserordentlich angenehme Stellung in Tiflis besass, hatte er doch im Stillen oft die Sehnsucht, wieder in sein deutsches Vaterland zurückzukehren. Um ihm dazu be- hilflich zu sein, hatten im Beginn des Jahres 1888 A. Nehrkorn, mein Bruder und ich uns bemüht, ihm hier eine Stellung zu ver- schaffen. Dieselbe sagte ihm aber nicht zu. Er schrieb 24./2. 1888: „Gern würde ich mich ganz vom Dienste zurückziehen und irgendwo bei Euch meine alten Tage verleben, aber dazu bin ich doch noch zu rege und habe auch nicht reichliche Mittel.‘“ Mit einigem In- erimm lässt er sich in demselben Briefe wieder über die Arten- splitterei aus, gegenüber Bogdanow und Menzbier: „Was wir von Transkaukasien über die Vogelwelt wissen, gehört wesentlich meiner Ornis an und wird durch die Nachträge alljährlich ergänzt. Hätte ich hier zu Lande nur Ornithologie getrieben und diese auf meinen Reisen extensiv behandelt, so wäre natürlich mehr Material zusammengekommen, — aber Du hast ja selbst gesehen, was Alles im Museum aufgestapelt wurde und das habe ich doch im wesent- lichen Alles selbst zusammengebracht. — In der Menzbierschen Vorrede zu Lorenz’ Beiträgen zur Ornithologie der Nordseite des Kaukasus findest Du seine Musik — und natürlich noch eine neue Star-Art. Nun haben wir schon 5 bis 6 Star-Arten in Europa, die sich nach dem Metallschimmer der Federn artlich und erblich unterscheiden, wobei man natürlich noch in einer bestimmten Richtung auf die Federn sehen muss und dabei auf Individuen stösst, bei denen man die Grenzen zwischen Grünblau und Blaugrün, Stahlpurpur und Purpurblau nicht auseinander halten kann. Meiner Meinung nach endet derartige Spezies- bildung, konsequent durchgeführt, ganz so wie das alljährlich durch N. N. bereicherte Verzeichnis der Rosen- oder Hyacinthen- Kataloge. In diesen Tagen schreibe ich auch an Menzbier. Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber ich will gern in guten Beziehungen zu ihm bleiben.“ Am 21. Juni 1888 feierte Radde im Kreise seiner Kinder in den gastlichen Räumen seines hohen Freundes, des Gross- Gustav Radde f. 21 fürsten Nicolai Michailowitsch, seine silberne Hochzeit und sing dann mit ihm und dem Fürsten von Mingrelien im Juli nach Hochsvanien, „eine prachtvolle, märchenhafte Reise. Der Mingrelier hat uns über alle Massen fürstlich empfangen. Ich habe dergleichen nie in meinem Leben in so wilden Gegenden gesehen‘ (Brief vom 6./8. 1888). — Nach der Rückkehr stürzte er sich wieder in volle Arbeit, um das Museum zu dem bevor- stehenden Besuche des Kaisers würdig vorzubereiten. In aus- gelassener Weise beantwortet er mir einen Brief, wegen Korrektur der Ornis-Nachträge unter dem 5./9. 1888: „Liebster Freund! Umgehend Antwort! Vor 3 Tagen mit Extrazug angekommen — begleitete Grossfürst Nicolai Michailowitsch und Sievers bis Mschet. Nun bis 10. September hier. Arbeit kocht im Museum. Remonte fertig. Jetzt Ergänzungen! Neue Gruppen, elegante Ausstellung. Einstweilen auf Pump, werde schon Geld bekommen, brauche Minimum 2000 Rubel. Gott ist gross und lässt einen ordentlichen Preussen nicht umkommen. Bin kreuz- fidel, Podagra schläft, Gott sei Dank, obgleich sehr viel getrunken. Warum soll man sich grämen? Bin vor kurzem Grossvater in München geworden, befinde mich dabei ganz wohl und will auch bald ernst werden, wird auch vielleicht gelingen. In London Ehrenmitglied von Geographical Society, auch vom Alpine-Club, Senckenberg in Frankfurt a. M. Mitglied und in Paris dito ernannt. Alles gut, wenn ich komme, wollen wir lustig sein. Jetzt denke ich viel an die Drosseln und im Oktober noch mehr. Schade, dass ich nicht bei Nehrkorn dem Teiche entlang die Dohnen besehen kann. Lebt alle recht wohl, grüsse die Deinigen und die Freunde und auch den famosen Hund!) und bleib gut dem lieben Gustavchen.“ Im Frühjahr 1889 reiste er über Petersburg, Danzig, Berlin nach London, um sich persönlich für die verschiedenen wissen- schaftlichen Auszeichnungen, Medailfen etc. zu bedanken. In London wurde ihm die Viktoria -Medaille mit folgender Anrede übergeben: „Für ein Leben, welches der Förderung wissenschaft- licher Geographie gewidmet war, dem Reisenden, Forscher und Autor, besonders für seine 5 jährigen &eisen in Ostsibirien (1855—60), für seine andauernde Erforschung der Kaukasischen Bergketten (1854—65 und 76—85) Mingreliens, Abchasiens, des 1) Ich besass damals einen sehr schönen Gordon-Setter. BI. 22 Rudolf Blasius: Karatschai, Daghestans und des Armenischen Hochlandes, sowie der kaspischen Küsten-Gebiete (1875—80), für seine Dienste als Chef der Transkaspischen Expedition in 1886 und endlich für die bedeutenden Werke, in welchen er die Resultate seiner For- schungen niedergelegt hat. Besonders für das Talent, mit welchem er den verschiedenen Zweigen der Naturwissenschaft, insbesondere der Botanik, Ornithologieund Ethnographie, besondere Aufmerksam- keit schenkte und ihre Beziehungen zur Geographie im Auge behielt und sich als Hauptaufgabe gestellt hat, in einer klaren und verständlichen Form die physischen Verhältnisse der von ihm erforschten Gegenden mit ihren Ursachen und Folgen dar- zustellen. Und endlich für den Eifer, die Energie und die künstlerische Intelligenz, welche er in dem auf geographischer Grundlage ruhenden Arrangements des naturwissenschaftlichen Museums in Tiflis bewiesen hat,“ Mitte Juni war er einige Tage wieder bei uns in Braun- schweig und kehrte dann über Wien Ende August nach seinem geliebten Borshom zurück, nachdem er vorher in Bad Leuk eine Bade-Kur für sein Fussleiden gebraucht und Freund Tschusi in Hallein besucht hatte. — Im September und Oktober unter- nahm er mit dem Vetter des Generals Annenkow eine sehr vergnügte Spritzfahrt nach Samarkand, die er sehr launig im Briefe vom 25./10. 1889 beschreibt: „Kaum in Tiflis angekommen, läuft Brief aus Petersburg ein, ein reicher Freund und weitläufiger Verwandter des Generals Annenkow ladet mich zu einer Spritz- fahrt nach Samarkand. Von Annenkow kommt auch Telegramm, und so bin ich denn auch bald fertig — arbeite aber bis zur Abreise von früh bis spät in unserer sehr gelungenen Ausstellung, deren feierlicher Eröffnung noch beiwohne, dann ein paar hübsche Mittagstafeln gebe und abrutsche. Prachtvolles Wetter. Baku zwei Tage, herrlicher Dampfer, immer gute Sakuska und Partie „Wint“1) — Usun- ada General Annenkow. — Eigener Wagen, in 60 Stunden in Samarkand. — An Tamerlans Grab, alte und neue Zeit. Ich bereite eigenhändig ein Mittag in Annenkows Wohnung und bewirte sogar hübsche Damen. — Wunderbare Leistungen der Russen in 18—20 Jahren. — Langsamer geht es zurück. — Buchara 1 Tag, leider zu wenig. — Brillante Bazar- Einkäufe, auch sehr schöne Objekte für das Museum, — in Merw !) Ein in Russland sehr beliebtes dem Whist ähnliches Spiel! BI. Gustav Radde 7. 23 3 Tage, dann ohne Aufenthalt retour. Westlich vom Tedschen grosse Antilopen-Scharen. Zu Hunderten. Sonst Steppe und Wüste ungemein leer, — jetzt der treueste Besucher des hoch- wellig gestauten Sandmeeres mit seinem festen Wogengange: Sazxicola saltatrix. — Hier nun natürlich alle Hände voll zu tun — gehe morgen für 3 Tage nach Borshom. Bis jetzt köstliches Wetter mit Sommerhitze. Mein Podagra durch Colchicum vollständig im Zaume ge- halten. Sehr lustig gestimmt. Grus leucogeranus wurde oberhalb von Lenkoran erlegt. Alte Pallas hat immer recht, werde Exemplar kaufen.“ Am 22. April ging er mit Dr. Valentin aus Frankfurt a./M. nach Karabagh, auf 3 Wochen, wesentlich um geologische Unter- suchungen auszuführen. Kaum zurückgekehrt, erfolgte der Auf- trag, die Grossfürsten Alexander und Sergei Michailowitsch auf der Yacht „Tamara“ zu einer Reise nach Indien zu begleiten. Selbstverständlich ist Radde entzückt schon in dem Gedanken, die Tropen zu sehen. Er schreibt am 26./8. 1890: „Dass ich natürlich schwärme und jetzt schon allnächtlich von Sumatra etc. träume, könnt Ihr Euch denken. Schade nur dass ich schon bald Nr. 60 antrete! Bin aber ganz frisch an Geist und Gemüt und bis auf die Füsse noch körperlich stark. Letztere werden jetzt sachkundig täglich massagiert, was ihnen sehr gut bekommt. Der Betreffende meint, dass von Podagra keine Rede, vielmehr ein Fall von verrottetem Rheuma vorliege. Trinke daher auch täglich mein liebes Schnäpschen und lasse es mir bei Tisch äusserst behäbig und kulinarisch etwas üppig reichen. Dafür darbe ich oft auf meinen Reisen. So auch noch auf der letzten in Karabagh. Alles Wetter macht mir nichts. 9—10000° hoch im Regen genächtigt, tut mir bis dato nichts, ist aber recht un- angenehm, weil nass und kalt. Am 3. Spk. pesteigen wir die „Ta- 7. Okt. Ä & r 16. mara“ in Batum, wohin der Grossfürst Alexander M. am m kommen will. Man wird mir Alles nachsenden. Mag es auf he Meere nur immer recht toll hergehen, je toller, je besser, nur eins: nicht ersaufen! Ich kann nun einmal das Seewasser in grossen Quantitäten nicht vertragen.“ Inzwischen ist er wieder mehrfach von den sogenannten „Artenmachern“ litterarisch angegriffen und ist der sehr richtigen Ansicht, dass man darum nicht persönliche Freundschaften auf- geben muss. So schreibt er im Briefe vom 29. Juli 1891 von 24 Rudolf Blasius : einem seiner Gegner: „Auch diesen Herrn kenne ich kaum. Seine Unzufriedenheit hängt mit dem leidigen Artenbegriffe zu- sammen. In meinen Augen ist es lächerlich, einen Menschen deshalb schlecht zu machen, weil er sagt, Parus rieskei ist eine gelbliche Varietät von P. cyanus, oder es gibt nicht 6 europäische Stararten, sondern nur 1 und 6 Varietäten. Der biedere Nehring (Professor Dr. Alfred Nehring in Berlin! Bl.) hat Herrn Pleske (früher Konservator am Museum in St. Peters- burg! Bl.) die Wahrheit gesagt, als er über mich loszog.‘“ Bald kommt aber Frieden in sein Gemüt und so Schreibt er einem seiner litterarischen Gegner: „Der herrliche Herbstwald hat mich wie immer erquickt, meine Seele geht im Frieden dieser hin- sterbenden Natur auf und die Empfindungen in ihr sind jetzt, wie sie es immer waren, meine Gebete. Man söhnt sich mit Allem aus und es bleibt nichts auf der Seele, nichts auf dem Herzen, was wehe täte. Wem, wie mir, sein Dasein zum grössesten Teile im innigsten Umgang mit der Schöpfung dahineilte, der wird bei dem bald vollendeten 60. Jahre ruhig und dankbar zurück, — frohhoffend vorwärts schauen; mögen die Schatten, welche hie und da auf den Bildern der Vergangenheit lagern, und die Ungewissheit des morgenden Tages auch immerhin der Wehmut ihren berechtigten Platz in diesen Empfindungen gewähren.‘ Am 2. Juni 1891 war Radde zurück in Tiflis. Er schreibt uns unter dem 10. Juni 1891: „Liebe Brüder in Braunschweig! Seit 8 Tagen bin ich wieder in Tiflis; ich kam nach Petersburg, ging nach Sebastopol auf die Yacht „Tamara“, packte dort alle Sammlungen in 24 Kisten ein und reiste per Dampfer nach Batum und gleich weiter. Die herrliche Reise ist damit glücklich be- endet, und werden bereits neue Pläne gemacht. Während des fast 3wöchigen Aufenthaltes in Petersburg wurde Alles hergerichtet, um unter dem Titel „eine ideale Reise“ 2 Bände herzustellen. Es werden 40 phototypische Vollbilder und 400 Cliches den Text zieren. Die russische Ausgabe bezahlen die jungen Grossfürsten, die deutsche Parallel-Ausgabe hoffe ich selbst von Stapel zu lassen, falls ich Cliches und Tafelplatten unentgeltlich erhalte!) Wie Ihr wisst, so schrieb ich schon während der Reise das umfangreiche Buch, nämlich Alles was ich !) Leider ist dies nicht gelungen! Nur Auszüge aus der Reise sind deutsch veröffentlicht. Bl. Gustav Radde 7. 25 sah — jetzt wird dieser Text überarbeitet und stellenweise raisonniert, was mit Hinzuziehung der einschlägigen Litteratur am Schreibtisch nicht schwer zu leisten ist. Im Spätherbste kommt der Grossfürst Nicolai Michailowitsch für 1 Monat hierher, und ich reise mit ihm nach den Jagden nach Petersburg, wo ich die Redaktion der Bücher (2 Bände) übernehme und bis Ende Mai zu beenden gedenke. — Ich wohne nun im Palais und lebe natürlich in jedweder Hinsicht grossfürstlich. Wie das doch Alles so nach und nach gekommen ist! Ich verdenke es am Ende den hiesigen Neidern nicht, wenn sie ab und zu schimpfen. Meine neue Ordre, nach Petersburg zu gehen, lautet auf unbe- stimmte Zeit, ich werde wohl 7— 8 Monate dort bleiben. — Meine neuen Schwärmereien gelten dem Hochnorden. Vielleicht gelingt es mir, nach 2 Jahren wieder auf derselben oder einer andern herrlichen Yacht Island und Grönland je für 8 Tage anzulaufen und dann der ostamerikanischen Küste entlang nach Süden bis Brasilien zu gehen, mit kürzerem oder längerem Aufenthalte auf dem Festlande. Ich arbeite bereits für diese meine Lieblingsidee, und möglich ist ja fast Alles auf Erden! Ich habe für das jetzt in Angriff genommene Werk den guten Titel „eine ideale Reise“ vorgeschlagen. Es war wirklich, angefangen vom Schiffchen (360 Tonnen) bis zum Palais des Vicekönigs, alles was Mensch und Natur darboten: ideal. Jeder der Grossfürsten hat 3 Elefanten erlegt. 9 wurden im Beisein des Zarewitsch (2. Mal in Colombo) in den Kraal getrieben und gefesselt. 2 Tiger, 5 Büffel, 8 Kroko- dile, 30 Affen und an 300 Vögel (erlegt wurden mehr als 1000) wurden präpariert. Kann Euch leider nicht Specialia schreiben.‘ Während seines Petersburger Aufenthaltes hatte er schwere Krankheit durchzumachen, so schreibt er mir unter dem 23. Mai 1892 von dort: ‚Lieber Freund! Ich habe schwere Zeit durch- gemacht. Seit 8 Wochen zu Hause und davon 5 im Bette. In den 3 ersten vom heftigsten Podagra befallen, dies mal ging es bis in die Knie. Dabei wird man fromm und zahm. Wen der Herr lieb hat, den züchtiget er. Nach dem Masse seiner Strafe, muss er mich sehr lieb haben. Jetzt sitze ich wieder am Arbeitstische und schaffe hurtig weiter. Übrigens hat eine ge- naue Untersuchung meines Körpers seitens der Doktoren das günstigste Resultat in jeder Hinsicht ergeben. Zwar schwellen am Tage immer noch die Füsse — aber das hat nichts mit den Nieren zu tun. Wenn die Schmerzen nicht gar so entsetzlich 26 Rudolf Blasius: wären, wollte ich noch den schlechten Witz über mein Podagra machen, dass ich nunmehr auch von dieser Seite zu den Aristo- kraten gehöre und zwar nur von dieser einzigen Seite. — Ich schwelge viel in Erinnerungen. Gestern hatte ich die Pflanzen aus dem Himalaja vor. Jedes Blatt wird zum entzückenden Panorama! Sonst geht Alles gut, auch in Tiflis — gern gedenke ich der alten Zeiten in der Akademie. Der junge Nachwuchs konveniert mir teilweise nicht. — Enger, beschränkter Blick und viele Anmassung! Wie herrlich gross stehen Baer, Brandt und andere alte Herren diesen Pygmäen gegenüber da. Ob das wohl überall so ist?“ Nach Tiflis zurückgekehrt, werden sofort neue Pläne ge- schmiedet und wissenschaftliche Exkursionen ausgeführt, wenn auch das Podagra zuweilen hemmend auftritt. Radde schreibt mir unter dem 9. August 1892: „Es geht mir trotz aller Cholera ganz gut. Wir haben auch hier 7 Fälle und da das geängstigte Volk nicht festzuhalten ist, sondern in die Wälder läuft, so sind 2 Fälle hinübergeschleppt in die Einöden des Gebirges nach Dschichi-dsherani. Vor 10 Tagen waren wir noch mit Grossfürst Nicolai Michailowitsch dort und weilten 3 Tage hoch im Gebirge in dem Lager von Kodani (6500‘), welches man im Frühjahr für den kranken Grossfürsten Georg Alexandrowitsch (5. Sohn des Kaisers) hergerichtet hatte. Es war eine herrliche Exkursion — märchenhaft schön. Abends Punsch. Eine pracht- volle Calame’sche Landschaft. Im Lager Alles aufs Beste, auch Kegelbahn. Ich lebe immer noch die herrlichsten Tage. —... 20 Bäder und 30 Massagen haben, wie Strauch!) es nennt, meine „Kiauenseuche“ soweit kuriert, dass ich 4—6 Werst gehen konnte. Sicher hat mich der Wein nicht ruiniert — wohl aber das vermaledeite Petersburger Klima und meine dortige sitzende Lebensweise. Hoffentlich komme ich mit meinen Füssen glück- lich bis zum seligen Ende.“ Nach Aufarbeitung der laufenden Arbeiten, namentlich nach Fertigstellung der Ergebnisse der transkaspischen Expedition, wozu ich ihm die Vögel in der „Ornis“ gedruckt hatte, ging es März 1893 an eine neue Reise ins Kolchische Tiefland, das Nord- westende des Kaukasus, das Kuban-Tiefland, mit 3 maliger Durch- querung des Gebirges. — Ganz so schlank, wie früher, ging es 1) Der jetzt verstorbene Direktor des Petersburger Museums! Bl. Gustav Radde 7. 27 nicht mehr, aber mit eiserner Energie setzte Radde die Reise durch und schreibt uns darüber unter dem 19. September 1893: „Liebe Braunschweiger! Seit dem 13. bin ich wieder hier und habe mich von der Reise erholt. Ich wurde nämlich von bösem Fieber in Noworossiisk befallen, welches ich erst oben am Kuban los wurde. Die gesamte Ostkante des Pontus vom Tschorock bis Anapa habe ich zu Lande bereist und bin öfter tief ins Ge- birge getreten. So von Artwin bis in die basalpine Zone. Zuletzt aber machte ich die beschwerliche Tour von der Stanitza Psebai die kleine Laba hinauf in ihr Nebenthal Uruschten, wo ich die frischen Spuren des Auerochsen fand, dann zu den Quellen der Laba über das Gebirge bis fast zu denen der Msymta und nach Sotchi zum Meere. Diese Strecke, 250 Werst, legte ich im Kosakensattelim Verlauf von 5 Tagen zurück. Von Wegen in Eurem Sinne war dabei natürlich nicht die Rede. Stellenweise oben am Uruschten müssen wir mit dem Beile Durchhaue schaffen, weil der Schnee des letzten Winters alles Gebüsch ganz niedergedrückt hatte. Schlimmer kam es jedoch an der Südseite, wo die Gebirge sehr steil, die Pfade sehr glatt sind und meine geschwächten Füsse den Widerstand im Sattel nicht leisten konnten, ebensowenig auch von anhaltendem Marschieren die Rede sein konnte. Hier legten mich die Kosaken auf eine improvisierte Tragbahre und trugen an einer besonders steilen Stelle mich etwa 4 Werst weit talabwärts. Ich sehe, dass 63 nicht 36 ist und dass es mit er- müdenden Hochgebirgs-Touren für mich vorbei ist. Vollständig erschöpft kam ich in Borshom an, wo zunächst Ruhe geboten wurde. Jetzt bin ich wieder der Alte und arbeite scharf. — Zug am Ostufer des Pontus bestätigt sich vollkommen. Ich werde später alles Ornithologische zusammentragen, aber jetzt komme ich dazu nicht. — Ich komme wohl erst 1895 oder 96 nach Deutschland, falls ich leben bleibe. Jetzt ist es nicht möglich, ich bin, weil ich weiss, dass bald das Ende kommt, in voller Arbeit. Mit herzlichsten Grüssen Euer Aller getreuer G. Radde.“ Im November und Dezember 1894 machte Radde seine letzte grössere Tour in den Kaukasus-Ländern, am Nordfuss des Kaukasus und im Tiefland daneben am Westufer des Caspi vom Terek bis Baku. Er schreibt mir darüber am 11. Januar 1895 in der herzlichsten Weise: „Lieber Rudolf! und Alles, was in Braunschweig Blasius heisst, nebst Nehrkorn etc. etc.! Nun soll es mal losgehen! Kam gestern vom Caspi zurück, heillose „tote 28 Rudolf Blasius: See“ während der 12 stündigen Rückreise, so dass der Extra- Dampfer bei einem Tiefgang von nur 8° bedenklich wackelte und uns alle niederwarf. Ich kam mit heiler Haut davon, etliche andere opferten freigebig. 10 Uhr Abends Ankunft in Baku, Extrazug. Büffet im Zuge ausgezeichnet, der kleine russische Koch des Grossfürsten hat höhere Gage als ich selbst. — Er- quickende Nachtruhe. 2 Uhr Nachmittag in Tiflis kalt, unfreund- lich. Grosse Post in den 8 Tagen angekommen, 28 Briefe und die Verlobungsanzeige (meine jüngste Tochter hatte sich verlobt! Bl.). Dies für gute Freunde das Hauptereignis des Tages, mehr als Japan und China, melır als des Kaisers 21/, stündige Marine- rede und allerlei sonstige „welterschütternde“ Erlebnisse. Ach möge es doch den lieben, jungen Menschen, die sich fanden, immer recht gut ergehen. Zum wirklichen Glück gehört mehr als äusseres Wohlergehen, die durch Erfahrung und Prüfung immer mehr herausgebildete und abgerundete Harmonie der Seelen ist der höchste Gewinn des Lebens, das schönste Ziel des Daseins. Wie viele suchen es?, wie wenige finden es! — Bitte beiden, auch dem mir unbekannten Bräutigam, die allerherzlichsten Grüsse und Glückwünsche zu übermitteln und mir zur richtigen Zeit einen Wink über die Hochzeit zu geben. Nun successive zur Beantwortung der gestellten Fragen. Deine Rede und Deine Nekrologe habe ich gelesen — Bitte mir, wenn ich an die Reihe komme, auch so etwas Gutes, Wahres nachzurufen! Von 1 Uhr Mittags bis 2—3 Uhr Morgens bin ich fast immer bei meinem Gönner (ich darf sagen „Freund“, da wir unter uns auf „Du“ sind) mit den Petersburgern zusammen. Dazu die Ausflüge nach Borshom, wo ich im reizenden neuen Palais den persischen Saal in allen seinen Details einrichte. Dann wieder 8 Tage Lenkoran, Beute über 200 WWasseryuren die man auch besorgen muss. Was weitere Beiträge für die Ornis anbelangt, so habe ich wohl Material, aber jetzt absolut keine Zeit, es zum Drucke fertig zu machen. Ich arbeite 1. für Professor Engler-Drude pflanzen-physiognomisch und phytogeographisch Alles, was den Kaukasus und Hocharmenien anbelangt. 2. Jahresbericht pro 94, deutsch und russisch — den Du, wie auch die früheren, in etlichen Exemplaren erhalten wirst, und Reisebericht pro 94 für Supan. Gustav Radde }. 29 3. Allgemeinen Teil über die transkaspische Expedition (1886) mit Benutzung des Nachlasses von Alf. Walter. 4. Meine schliessliche Lebensaufgabe: Physico-Geographie der Kaukasus-Länder, mit Benutzung aller einschlägigen Litte- ratur. Dieses Werk verlangt riesigen Fleiss und Vielseitigkeit, es stehen mir dafür zur Seite für Geodäsie und Kartographie General Kühlberg, Chef der Topographen, für Meteorologie Stelling, für Geologie Simanowitch. Wo Zweifel obwalten oder Revision nötig, wollen die drei mir aushelfen und beistehen, ausserdem Weidenbaum, dessen Du Dich wohl erinnerst, mit Litteratur-Hinweisen. Für diese letzte Arbeit bemesse ich die Zeit mit 4 Jahren. Du kannst Dir wohl denken, dass ich ausserdem kaum die sehr umfangreiche Korrespondenz und die Administrations-Arbeiten bewältigen kann, um so mehr, als ich Gesellschaftsmensch bin und sein muss. Extra-Störungen alle Tage, hoher Besuch, mancherlei Exkursionen etc. Auch gestehe ich offen, dass in Hinsicht auf die unbegreiflichen Schimpfereien — mir die Lust, auf ihrem Gebiete Mitteilungen zu machen, wenn auch nicht fehlt, aber doch nicht gross ist. In Lenkoran haben wir wieder aus einem Starenfluge ebensowohl polteratzkyi Finsch, als auch caucasicus Lorenz geschossen und etliche 10 Exem- plare mitgebracht; auch tachardus rufus wurde erbeutet. Klein- schmidts Arbeiten über die Häher und über Parus coeruleus, persicus, ultramarinus von P.. — vertreten doch schon recht merklich meine Richtung und wenn man die gegenteilige An- schauung duldet und sich mit der immer grösser werdenden Synonymie aussöhnt, so sehe ich nicht ein, warum man so böse über die andere Ansicht ist und deshalb Feindschaft übt. In dieser Hinsicht liegt die Schuld allein bei jenen Herren. Lokal-Neider habe ich ob meiner Stellung und meiner Erfolge mehr als zu viel. Aber da ich gerade gewachsen bin und nicht viel Umstände mit denen mache, die zu mir nicht halten, so kann ich das, ganz abgesehen von meinem ausnahmsweisen Glück in Haus und Dienst, begreifen und nicht jenen zu Liebe ändern. Ich gedenke 1896 im Herbst (Sept., Okt.) in Deutschland zu sein und zwar zum letzten Male. Natürlich gehe ich bei dieser Gelegenheit an alle lieben Plätze, um Abschied zu nehmen, auch auf die kurische Nehrung nach Rossitten. Zu Euch komme ich dann sicherlich und will mir mal die stattlichen Herren Söhne, womöglich als Offiziere ansehen, auch den Damen die Hand 30 Rudolf Blasius: küssen und beim „Gläschen‘“ in der Sommer-Veranda den köst- lichen Heringssalat verspeisen unter Tränen der Dankbarkeit und in Erinnerung an den ersten Besuch bei Papa Blasius, als bei ihm ein A. naeviat) lebte, dann ein Beefsteak verzehrt wurde, und dann ein altes Giebelhaus in der Stadt abbrannte. Auch an „Lohengelb‘“ will ich denken — an den Abend bei Vieweg?), an die Teiche und Karpfen bei Nehrkorn, an den alten Scholz°) in Wolfenbüttel und die Weinstube — sogar an den Käsemarkt am Sonnabend. Nun natürlich die besten Grüsse an Alle, gross und klein, dito Haus Wilhelm Blasius und Nehrkorn. Heute Abend (31.) sind wir bei Grossfürst N. M. und werden mit ihm das Neujahr begrüssen. Gott weiss, was Kommt! Ich muss schliessen. Eben kommen 80 Junker ins Museum, um 12 Uhr Visiten, 1 Uhr bei N. M. Frühstück, 3 Uhr Weiden- baum. 8 Uhr bei N. M. 4 Uhr früh gehe ich schlafen. O du armer, armer Kirchenrats- Präsident. ) O du armer Pomuchels- kop. Was kann nicht alles aus einem Danziger werden und zwar ohne sein Verdienst und Würdigkeit. Immer der alte G. R.“ 1895 begleitete er den Grossfürst-Thronfolger und Cäsare- witsch Georg Alexandrowitsch auf einer Reise durch das Mittelmeer nach Algier. In den nächsten Jahren wurde Radde viel von seinem Podagra gequält und verliebte den grössten Teil des Jahres bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten in Borshom beim Grossfürsten Nicolai Michailowitsch oder im Museum in Tiflis. Im Februar 1896 schreibt er mir: „Bin seit 1 Monat fussleidend — „Klauen- seuche“. Hoffe doch im Sommer zu reisen und, falls nicht sterbe, in 4—-5 Jahren meine Werke zu Ende zu bringen. Habt mich wohl ganz vergessen? Bin manchmal traurig.“ — Am 17. März 1896 heisst es wieder: „Geehrteste Familie Blasius R. et W.! 1) Als Junge hatte ich aus dem Horste hier bei Braunschweig einen Schreiadler gebolt und aufgezogen! Bl. 2) Den Verlagsbuchhändler, Jäger und Ornithologen Heinrich Vie- weg! Bl. 3) Rat Scholz, vortrefflicher Naturbeobachter, dessen vorzüglich aus- gestopften Tiergruppen jetzt das Naturhistorische Museum in Braunschweig zieren! Bl. *) Radde war kurz vorher in den Vorstand der protestantischen Gemeinde in Tiflis gewählt! Bl. Gustav Radde F. 31 3 Wochen am Fussübel gelegen — entsetzliche Schmerzen. Jetzt leidlich auf, aber natürlich verstimmt.“ Den nächsten Brief erhielt ich datiert vom 14. Januar 1897: „Lieber Freund! Dass ich so lange geschwiegen Dir und allen sonstigen Freunden gegenüber hat seinen guten Grund. Vom Anfang Mai habe ich im reizenden Likani-Schlösschen bei dem Grossfürsten Nicolai Michailowitsch gesessen und zwar fest am Schreibtisch. Nur 2 mal machte ich Touren nach Abastuman zum Thronfolger und blieb 10—14 Tage dort, wo ebenfalls un- gestört die Arbeit gefördert werden konnte. Am 11. Januar sandte ich endlich Alles an Professor Engler nach Berlin ab. Das Buch behandelt die Vegetation der Kaukasus-Länder, pflanzen- physiognomische und phytogeographische Studien. (Es erschien 1899. Bl.) Fleissig bin ich gewesen, im Sommer mit Tagesanbruch bis 1 Uhr, dann Frühstück bis 3 Uhr, daun bis 5 Uhr Ruhe. 7—8 wieder Arbeit, 9—12 Uhr Abends Essen und Unterhaltung. Likani (das neu erbaute Sommer-Schloss des Grossfürsten Nicolai Michailowitsch, bei Borshom! Bl.) ist unvergleichlich schön und friedlich — nicht grossartig, aber gemütlich. — Am 30. Dez., nachdem mein Werk expediert wurde, fuhren wir mit Extrazug 2 Uhr ab, kamen 6 Uhr an und blieben dort zum neuen Jahre. Am 1. Abends kehrte ich heim. Wahrscheinlich werde ich Ende Februar wieder in’s Mittelmeer mit dem Thronfolger reisen. — .... Jetzt kommt man zu gar nichts, nicht einmal mehr zum Briefschreiben. — Oidemia fusca Gelege und 4 Weibchen vom Tabizchuri-See. sSilta Krüperi, 6 Exemplare Borshom. Gute Sachen. Dresser hat meinen Parus minor quadrifasciatus an- erkannt, ebenso Lanius minor obscurior. An meinem Geburtstage überraschte mich Herr „Pleske“. Er hat die Akademie an den Nagel gehangen und ist Direktor eines grossen kommerziellen Unternehmens geworden. Wie doch die Menschen sich ändern! Er war sehr liebenswürdig und anerkennend — hat aber jahrelang sich recht feindlich mir gegenüber benommen. Als alter Mann kann es mir nur lieb sein, wenn etliche sich bekehren.“ Da kam der Befehl, den kranken Grossfürst-Thronfolger auf der Yacht: „Sarniza“ („Wetterleuchten“) 3 Monat im Mittelmeer zu begleiten. Am 13. Februar 1897 reiste Radde ab und kehrte Mitte Mai zurück. „Es ging diesmal (Brief vom 19./6. 1897) Algier — Palermo, von wo nach einwöchigem Aufenthalte dann die Reise über Messina, Charybdis, Catanea und von da direkt 32 Rudolf Blasıus: nach Constantinopelund ohne Aufenthalt nach Batum ging. — Überall gute See, sehr schöne Beleuchtung, fast immer sonniges Wetter.“ Dann schildert er mir die Arbeiten für den raisonnierenden Katalog der Sammlungen des Museums und schreibt: „Damit schliesse ich wohl mit 1900 ab und da ich dann nahe am 70. bin, will ich mich am liebsten nach Likani in den Frieden der Natur zurück- ziehen und mit meiner schönen Bibliothek und meinen reichen Erinnerungen an der Seite meines Kaiserlichen Freundes und seines Sekretärs mein Leben beschliessen und auch hier den Schlaf des Gerechten schlafen. So will ich — ob es so kommt, wollen wir abwarten.“ Im Herbste 1897 hatten wir hier in Braunschweig die Ver- sammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte, in Moskau tagte der internationale Geologen - Kongress. Interessant ist es, wie Radde über derartige grosse mitgliederreiche Versammlungen dachte und wie er mit den nach Russland gereisten Geologen in Verbindung kam. Er schreibt mir darüber in einem Briefe vom 2./0. 1897: „Man wird von derartigen vielzähligen Versammlungen sehr müde und abgespannt. Jetzt sind auch die Doktoren und Geologen, welche en masse aus aller Herren Länder heranbrausten, weil Majestät sie umsonst im Russischen Reich herumfahren liess, von uns geschieden. Es kamen ihrer viele in den Kaukasus, vielleicht mehr eingeschmuggelte als wirkliche Mediziner und Geologen, allerlei Ingenieure, Beamte und Andere. Ich habe mich gefreut, etliche berühmte Männer, die mir bereits persönlich be- kannt waren, hier in Tiflis wieder zu sehen. So auch Haeckel, mit dem wir einen herrlichen Abend am gastfreien Tisch des Grossfürsten verlebten. Auch v. Richthofen kam mit Gemahlin, der Nachfolger Ferdinand Roemer’s in Breslau, Professor Frech, nebst netter Frau erschien. Mit diesen machte ich eine prächtige Fahrt zum Zra Zcharo Passe. Sie hatten sich mir anvertraut und dabei kamen sie besser fort als bei den Dispositionen des Kongresses. Überhaupt bin ich nicht für Massen-Exkursionen. Alles eilt, vieles passt nicht Jedem und oft handelt es sich nur um gemeinschaftliches Essen und Trinken. Kleine Partien sind viel angenehmer. Nun ist wieder Ruhe bei Euch und auch bei mir. — Heute ist das erste Hirschtreiben in den Ständen, die Rudolf kennt. Der Grossfürst Sergei Michailowitsch, der eben von seinen herrlichen Jagden hoch an den Kuban-Quellen kommt, ist dabei. Er hat dort sehr grossen Erfolg gehabt. Ihn Gustav Radde 2 33 begleitete Dr. Reyher, der bekannte Massagist von Dresden, der den Grossfürsten gesund machte. Dieser hat 2 Auerochsen erlegt, der Grossfürst einen starken Bullen. Es wurden 35 Gemsen, ein Dutzend Prachthirsche, darunter 20-Ender und 10 Capra cau- casica geschossen.“ Im Winter 1897/98 arbeitete er wieder fleissig an seinem grossen Kaukasus-Werke. Speziell über die Vögel schreibt er mir in einem Briefe vom 17. Januar 1898: „Wahrscheinlich geht es Ende Februar wieder in See. Unterdessen schaffe ich, soviel es angeht, am Zool. Kataloge; habe jetzt 250 N. N. Vögel und bin bei den Krähen. Habe jedes Exemplar nochmal geprüft, und da ich von Sarudny Transcaspica kaufte, welche er und somit Menzbier bestimmten, so konnte ich gut revidieren. Bei manchen Spezies halte ich meine Ansicht aufrecht. Prat. rubicola, Hemn- prichii und maura bieten vermittelnde Übergänge, die Otocorys- Arten auch, ebenso die weissen Bachstelzen und Calandrella pispoletta und brachydactyla, welche Dein Vater ebenfalls artlich nicht trennte. Bei allen den genannten kann man die extremen Formen gut auseinander halten, aber was fängt man mit den ver- mittelnden an? Ich bleibe bei meiner Überzeugung und trete dem Grundsatze Dressers, „dass man mit der Zeit mitgehen müsse“ nicht bei; man muss gegen die unsinnige Zersplitterung der Arten streiten, natürlich ohne persönlich zu werden, aber seine wohlerrungene Überzeugung auch vollauf vertreten. Du wirst sehr bald die Fortsetzung vom Lachswerk erhalten; was soll man sagen, wenn mit mathematischer Genauigkeit (nach den Massen und den relativen Verhältnissen) aus Salmo fario Salmo irutta wird und diese als Grundform auch dem Kaspilachse zu gute komnt. Hängt alles von den veränderlichen Lebensverhältnissen ab‘* Eifrig war Radde bedacht, die reichen Schätze, die er im Museum caucasicum angesammelt hatte, für die Wissenschaft nutzbar zu machen. Was er nicht selbst machen konnte, liess er durck berufene Forscher zur Veröffentlichung durcharbeiten. So wurden die Lachse und die Cypriniden, jene von Kawraisky, diese von Kamensky herausgegeben. Durch regelmässig er- scheinende Veröffentlichungen: Mitteilungen vom Kaukasischen Museum, liess er ichthyologische (Kawraisky und Berg), geologische (Lebedew) und mammalogische (Saturnin) Arbeiten erscheinen (siehe das am Schlusse befindliche Verzeichniss der Veröffentlichungen Radde’s!). Journ. f. Orn. LI, Jahrg. Januar 1904. 3 34 Rudolf Blasius: In den ersten Monaten des Jahres 1898 hatte Radde wieder schwere Zeiten mit dem Podagra durchzumachen, dazu kamen traurige Gemütserregungen. Sein bester Freund, Sievers, Privat- sekretär des Grossfürsen Nicolai Michailowitsch starb; dieses ging ihm sehr nahe. Im Schlosse Likani wurde er wieder gesund. Er schrieb mir unter dem 30./5. 1898: „Wir lebten Anfang Mai 11 Tage in Likani, wohin der Grossfürst Thronfolger aus Abastuman kam. Da wurde ich bald wieder im Gemüt gesund, wenn auch nicht froh. Die Finken schlugen, die Ahorn- und Birnbäume blühten. Auch 2 Philomelen (Seltenheit!) liessen sich hören. Das hilft mir mehr als jede Predigt. Im Sommer lebe und schreibe ich in Likani und in Abastuman, wo ich ein für alle Male bei dem Thronfolger mein Zimmer habe und er es gern hat, wenn ich komme.“ Mit grossem Interesse verfolgte er die Erlanger’schen und Kleinschmidt’schen Arbeiten, so schreibt er mir unter dem 15. September 1898, nachdem er das letzte Heft vom Journal für Ornithologie erhalten: „Erlanger’s Tunesische Vögel gefallen mir, er und Kleinschmidt arbeiten ganz in meinem Sinn, Formen soll man unterscheiden, aber Spezies soll man daraus nicht machen. Sehr instruktiv ist die Tafel über F. Feldeggi. Die beiden Milwus auf Tafel VI kann ich selbst im Bilde nicht unterscheiden. Wozu diese unendliche Splitterung ?“ In ähnlichem Sinne spricht er sich in einem Briefe vom 30. November 1898 aus: „Arbeiten wie sie Baron Erlanger und Kleinschmidt liefern, atmen meinen Geist, sie beweisen das- selbe, was ich für manche Spezies behauptete, und worüber Menzbier, Pleske und, wie ich höre, auch Hartert so sehr ungehalten sind. Ich habe den Mut meiner Überzeugung und verabscheue den Autoritätsglauben. Ernst Haeckel ist mein Mann. 2 Citate aus seiner natürlichen Schöpfungsgeschichte stelle ich als Muster an die Spitze des zoologischen Bandes.“ Die beiden Citate lauten: „Die am wenigsten bekannten Spezies sind die „besten‘“; sie werden um so schlechter, je besser wir sie kennen lernen, je weiter wir die Divergenz ihres Varietäten-Büschels verfolgen und je deutlicher wir ihren Zusammenhang mit verwandten Formen nachweisen können. Schlechte Arten im Sinne der Spezies- Fabrikanten würden alle Spezies ohne Ausnahme sein, wenn wir sie vollständig kennen würden.“ Ernst Häckel (Generelle Morpho- logie, II, S. 360). Gustav Radde 7. 35 „Was eigentlich eine echte oder gute Art ist, diese Frage vermag kein Naturforscher zu beantworten, obgleich jeder Syste- matiker täglich diesen Ausdruck gebraucht. Wir nennen die Arten dann gut, wenn wir sie schlecht kennen, wenn uns die Übergangs- formen zu verwandten Arten unbekannt sind. Die schaffende Natur bewegt sich ewig in einem ununterbrochenen Flusse der Formen, ihre Erkenntnis gewinnt dadurch nicht, dass die be- schreibenden Systematiker sie in unzählige Arten künstlich spalten; die Erkenntnis des natürlichen Zusammenhanges geht durch diese übertriebene Zersplitterung verloren.“ Ernst Haeckel (Natürliche Schöpfungsgeschichte). Der Winter 1898/99 war gesundheitlich schlecht für Radde. Er schreibt mir unter dem 19. Januar 1899: „Ich kann diesmal gar nicht recht auf die Beine kommen. Zwar schleppe ich mich seit Neujahr bis zum Schreibtisch, aber die Knie sind immer noch schmerzhaft, der ganze Körper unzweckmässig und namentlich der Unterkörper ermüdet. Ich weiss nicht, wann und womit das endigen wird. Dazu zaghafte, gereizte Stimmung — kurz ich bin ein schlechter Kerl, der keinen Kopeken mehr wert ist.“ Dann schreibt er weiter über den Museums-Katalog und kommt wieder auf die Artenmacherei zurück: „Arbeiten, wie Kleinschmidt sie über die Häher und Baron Erlanger über F. Feldeggi publizierten, sind ganz in meinem Sinn. Sie beweisen aber das, was ich immer behauptet, dass in vielen Fällen vermittelnde Übergänge in Kolorit, Zeichnung und Plastik vorliegen und man dann nur von Formen, nicht von Arten reden darf. Darüber sind natürlich etliche kurzsichtige Systematiker recht wütend geworden und haben brav geschimpft. Der alte Gloger hat aber doch Recht und ihm folge ich auf Schritt und Tritt.“ Während Radde im Sommer 1897 und 1898 in den heissen Quellen von Tiflis Heilung von seinem Gichtleiden gesucht hatte, rieten ihm die Ärtzte 1899 nach Wien zu fahren und dort Pro- fessor Nothnagel zu konsultieren. Dieser empfahl eine Karls- bader Kur, und so reiste Radde im Sommer mit seiner Frau nach Europa und gebrauchte eine Kur in Karlsbad. Dieselbe bekam ihm gut, hatte aber im Übrigen nicht seinen Beifall. Er schrieb mir am 31. Juli 1899 aus Karlsbad: „Ich sehne mich sehr nach Likani an meinen Arbeitstisch. Das Nichtstun hier, eine Vor- schrift des Arztes, und die matte Kurkost langweilen mich. Ich will einen Hymnus auf den russischen Wudki dichten, den so ein 3* 36 Rudolf Blasius: alter Wandersmann in den Wildnissen lieb gewonnen hat, ohne den sein Leben schläfrig wird und von dem hier kein Mensch eine richtige Vorstellung hat. Wir wollen die paar Tage (es handelt sich um den geplanten Aufenthalt bei mir in Braun- schweig! Bl.) recht gemütlich verleben, wer weiss ob man sich wiedersieht.“ Nach der Beendigung der Kur reiste er durch Thüringen nach hier und war 5 Tage mit seiner Frau bei uns. Das war eine köstliche Zeit! Alle alten Erinnerungen wurden nochmals aufgefrischt, auch die immer wiederkehrende Tour nach Wolfen- büttel unternommen, um das Haus des alten „Scholz“ zu sehen und der berühmten Bibliothek mit seinem von Alters her be- freundeten und hochverehrten Oberbibliothekar Dr. von Heine- mann einen Besuch zu machen. Mit dem Gehen wollte es nicht mehr so recht, eine Strecke von ca. 1 Kilometer erforderte fast 1/, Stunde Zeit zum Marschieren zu Fuss, da in Wolfenbüttel keine Droschken zu haben waren. Der köstliche Humor und die gottbegnadete Gabe der Unterhaltung war noch ganz dieselbe wie früher. Unvergesslich werden uns die Schilderungen seiner Tätig- keit als Kirchenrats-Präsident bleiben! Kaum nach Tiflis zurückgekehrt, ging er wieder energisch an’s Arbeiten; nur mit einem kleinen Ausfluge nach Likani sollten die Wintermonate unterbrochen werden — aber es ward nichts daraus. Unter dem 15. Januar 1900 schreibt er mir: „Es kommt alles anders als man es sich dachte und in seinem Sinn zurecht- legte. Aus der Fahrt nach Likani ist nichts geworden. Schauder- hafter Winter und das böse Erdbeben haben Alles verdorben, ich hatte mich so gefreut, in die Ruhe der Natur einzukehren und beschaulich, angesichts ihrer Herrlichkeiten, in das neue Jahr- hundert zu treten. Ich sehe so gerne, wenn die Dompfaffen ihr sauberes Kleid behaglich aufblähen und in kleinen Gesellschaften im Busche sitzen, ab und zu den kurzen trüben Pfiff erschallen lassen, und dabei die grossen Schneeflocken sich langsam senken. Es ist so andächtig still rund herum, weithin die dunkeln Tannen schauen aus den Hochschluchten herab ins Tal und unten im Weidengebüsch entlang den Ufern des Cyrus tummeln sich ein paar Familien der kaukasischen Schwanzmeisen. — Aber im Villenschlösschen ist es behäbig warm, und man sitzt beim Gross- fürsten im Kabinet nach der Frühstückstafel im elastischen Leder- sessel, bei guter Habana und edlem Cognac. — Was kümmert Gustav Radde 7. 37 mich da die Gegenwart mit ihren Schrecken, mit England und Transvaal und den konfiscierten Reichspostdampfern! Wie herrlich betätigt sich die Friedens- Konferenz im Haag und wie human benimmt sich das „Ebenbild Gottes“, homo sapiens, zu Beginn des neuen Jahrhunderts! — Traurige Reflexionen! Mehr gelernt und mehr erfunden hat die Menschheit, besser geworden ist sie darum nicht, die Urbestie bleibt in ihr und keine Heuchelei hält sie im Versteck, sie macht sich, wo sie kann, wichtig. Es kam also anders! Wir blieben zu Hause, Sohn Robert mit Frau und Kindern waren zum Fest angekommen, sie teilten die Freude des Weihnachtsfestes, die hohe herrliche Nordmanns- tanne stand, steht noch in vollem Schmucke im Saal, und so haben wir denn diesmal ganz im kleinen Familienkreise das neue Jahr erwartet. Sehr verschiedene Gedanken und Gefühle, — in Jedem andere! Wir Alten haben ja nicht mehr viel zu hoffen und zu wünschen, und trotz so vieler freudiger Erlebnisse hat sich doch nach und nach eine pessimistische Lebensanschauung heraus- gebildet; man sieht doch ernster auf das Getriebe rund herum und mit dem Jauchzen der übereilten und unbesonnenen Jugend ist es vorbei. — Die Liebsten sind fast alle in der Erde, der Nachwuchs hat andere Ideen; er passt den Alten nicht, und so vereinsamt man. Man muss von den Erinnerungen zehren, von der Vergangenheit. Die Gegenwart bietet zwar Interessantes, aber wenig Tröstliches und die Zukunft hat keine weite Perspektive mehr. So dachte ich und so fühlte ich, als mit dem Schlage 12 — 1900 begann. Dann stiessen wir nach altem Brauche an! Ende dieses Monats geht es fort. Von Batum nach Marseille braucht der Messagerie- Dampfer Minimum 14 Tage. Zum 4? Februar bin ich wohl in Paris. Fürs Erste werde ich wohl kaum wieder nach Deutschland kommen. Die Sehnsucht nach Ruhe und Beschaulichkeit stellt sich immer häufiger und intensiver ein. Am liebsten ginge ich jetzt schon in den Frieden der Natur, mit meinen Erinnerungen, Büchern und Bildern, die ich so lieb habe. Aber die 6 Bände müssen doch erst vollendet werden und darüber stirbt man wohl, so dass mein Lieblingswunsch kaum in Erfüllung gehen wird.“ Im Februar 1900 reiste Radde zur Weltausstellung nach Paris, um dort den russischen Pavillon mit einzurichten. Wir waren zusammen während des 3. internatioralen Ornithologen- 38 Rudolf Blasius: Kongresses und verbrachten schöne Stunden mit H. Schalow, Rittmeister von Berlepsch, Professor Dr. Nüsslin,O. Herman, v. Chernel u. A. Es sollte das letzte Mal sein, dass wir uns von Auge zu Auge sahen und zusammen plaudern durften. Sofort nacb der Rückkehr nach Tiflis stürzte sich Radde wieder in die anstrengendste Arbeit, um von seinem Kaukasus- Werke den 3. Band (Botanik) zu vollenden. Es ist erstaunlich, welche geistige Tätigkeit und Energie der bald Siebzigjährige mit seinen körperlichen Leiden noch entwickelte. Er schreibt uns unter dem 30. Januar 1901: „Liebe Freunde Rudolf und Wilhelm und was Alles an Euch dran und drum ist, als Kleider, Schuh — Haus und Hof, Weib und Kind und Enkel! Jetzt kommt auch Ihr an die Reihe. — Die riesigen Herbarien sind vollbracht. 220 Convolute von 50 X 33 X 20 cm. Inhalt. Ich habe in meinem Leben noch niemals so bei der Arbeit gesessen. Buchstäblich vom 42 September bis 4? Januar von 7 Uhr früh bis 11 Uhr Abends. Nur von 3—5 Essen und Schlaf. Allein die Kaukasier füllen 160 Convolute, über 3500 Phanerogamen in etlichen Hunterttausenden von Exemplaren und von X ver- schiedenen Sammelplätzen, wo ich sie meistens selbst hernahm. Der technische Teil dieser Riesenarbeit war natürlich langweilig, vieles musste berichtigt und das meiste neu signiert werden. Aber die tausendfach auftauchenden Erinnerungen an Lokalitäten und Personen haben mir das reichlich entschädigt. Ich habe von vielen Orten dabei innigen Abschied genommen, denn bei 70 Jahren kann man doch nicht wieder Hochalpen-Kraxler werden. Auch an Küp Göl, in 12000‘ Höhe auf dem Ararat, war ich wieder mit dem unglücklichen Sievers und fror ordentlich in meiner Wohnung, als ich der 9 Nächte auf dem Noah-Berge in solcher Weise gedachte. Ob wir das wohl Alles mitnehmen, wenn die letzte grosse Reise angetreten wird, von der keiner heimkehrt ? Ich bin in meinen alten Tagen doch zu der Überzeugung gekommen, dass nur reelle Arbeit bleibenden Wert am Leben hat. — Alles Andere, und gerade das Angenehmste und Schönste, ist so wankend und schwankend, so veränderlich und ungewiss, so hinfällig und trügerisch, dass summa summarum das grosse Rätsel des Daseins dadurch weder klar noch befriedigend sich löst. Selbst einen so lebhaften Sanguiniker, wie ich einer bin, drängt sich zum Ende seiner Tage solche Überzeugung auf und gerne flüchtet er in die Einsamkeit der hehren, ewigen Natur Gustav Radde 7. 39 und versenkt sich in anbetender Frömmigkeit in den Friedens- schooss Buddahs zur Ruhe. Unterdessen packt Einen das Leben auf Schritt und Tritt; immer noch bin ich der Hammer! Die 70 haben daran nichts geändert — aber ich sehne mich nach behaglicher und beschau- licher Ruhe. Mit dem letzten Federzuge von Band VI gehe ich — falls der Grossfürst mir in Likani mein Heim anweist, wie das so ziemlich feststeht, so will ich mit meinen Büchern, Bildern und Erinnerungen, angesichts der schönen, heiligen Natur, dort oben am klassischen Cyrus bleiben und an dem Dir bekannten Platze (einer der sympathischsten, den ich auf Erden kenne) den Schlaf des Gerechten schlafen. — Wo nicht, so breche ich mit der Vergangenheit, mit ihren Reizen und Mängeln, verwerte das weniger Teure, schenke das Liebste meinen Kindern und ziehe mich als simplicissimus homo in irgend eine liebliche Einsamkeit zurück, z. B. an den Kochel-See, der mir sehr zusagt. Das sind Pläne! Wie alle anderen Seifenblasen. Ein Moment entscheidet Alles anders. Vor 5 Wochen z. B. speiste ich mit Konsul Oberg (Deutscher) bei dem Grossfürsten sehr gut und sehr lebhaft, ich trank den köstlichen Rheinwein allein aus, er und der Grossfürst hatten schon Angst vor ihm. Aber welch ein Ende! Nach 36 Stunden lag der liebe Oberg mausetot im Bette. Wo sind und bleiben da unsere Hoffnungen und Pläne! Ganze 4 Wochen hindurch starben die Menschen hier wie die Fliegen und dabei erschütternde Fälle. — Das war der Totenmonat in meinem Leben. Und doch jauchzt die Menschheit weiter, das sprudelnde Leben tritt immer wieder in seine Rechte. Es ist ja gut, dass es so ist. — Auf dem folgenden Bogen will ich nun manches Andere erwähnen, da Ihr zu allerlei Herzensergüssen und philosophischen Betrachtungen wohl kaum Zeit und Lust habt. Girtanners Mitteilung über den Kondor in der Schweiz ist sehr interessant; ich glaube aber nicht, dass er oder die beiden entflohene Gefangene waren. KRaubvögel, die längere Zeit in Volieren, wenn auch bequem, lebten, verlieren die Wucht und Kraft des Fluges. Mir hat man entflogene Adler gewöhnlich in 2—3 Tagen zurückgebracht, sie sind, auch wenn nicht ope- riert, doch fluglahm oder matt und können sich nicht selbständig ernähren. Dass Vultur fulvus und cinereus gelegentlich vom’ Mittelmeer an die Ostsee gelangen, ist mehrfach erwiesen; dass wir etliche Amerikaner auch ab und zu in Deutschland finden, 40 | Rudolf Blasius: ist bekannt; aber vom Kondor steht das Faktum wohl ver- einzelt da. Bis dato gibt es trotz des schweren und schneereichen Winters im Norden nur wenig Krammetsvögel auf dem Markte. Wahrscheinlich bringt sie der Februar erst en masse. Die Nahrung, die Beeren, ist im Norden in diesem Jahre im Über- fluss vorhanden; vom Seidenschwanz noch keine Spur. Von Pastor Lindner erhielt ich heute langen, begeisterten Brief, er will hierher kommen. Er soll, falls er Gewehr mitnimmt, für gesetzlichen Waffenpass sorgen; für alles Andere kann ich hier sorgen. Ich werde ihm morgen ausführlich schreiben. Die deutschen Landpastoren sind doch oft ganz famose Menschen. Gerade auf unserm Gebiete haben sie grosse Verdienste. Solche bescheidenen Existenzen sind wahrlich beneidenswert, zumal wenn sie das Dogma nicht gar zu stramm nehmen. An Andree?) einen Gruss! Die Objekte von Paris sind immer noch nicht da; doch kannst Du ihm sagen, dass ich mein Wort halten werde, doch müssen wir beide abwarten. Dein Nachruf an Hartlaub ist vortrefflich, kommt einmal an mich die Reihe, so kaufe blaue Tinte und vergiss meinen Lehrer, Professor Menge, nicht — der ruht schon lange aus. Was soll man wohl zu diesem Jammertal sagen? Seit Neu- jahr zahle ich Logissteuer! Obwohl ich Kronswohnung habe — reichlich 50 Rubel im Jahr. Nimmt man dazu noch den Buren- und Chinakrieg, den Tod der Königin Victoria und andere tausend Kleinigkeiten, so kann man wohl von einem Jammertal sprechen. Es ist 11 Uhr Abends, kalt in den hohen leeren Räumen, ich gehe einen Imbiss machen, 1-2 Wudki und 1 Bytok, gehackte Cotelette, da ich nun nach und nach meine oberen Zähne selbst verschluckt habe, sie so lange wackeln liess, bis sie selbst den Weg ins Freie fanden. Nie habe ich mich mit Zahnkünstlern befreundet und jetzt gehen die treuen Lebensgefährten, die Zähne, selbst in den Winkel. Es ist kalt und einsam. Imbiss, dann Zeitung und dann 1 Uhr Schlaf — süsser Freund, Bruder des Todes. Euer alter Pappi G. Radde.“ Im Sommer 1901 war Radde hauptsächlich in Likani bei seinem Freunde dem Grossfürsten Nicolai Michailowitsch, !) Professor Dr. R. Andree, früher Redakteur des „Globus“, hier in Braunschweig wohnend, jetzt in München! Bl. Gustav Radde 7. 41 es wurde fleissig an dem grossen Werke über den Kaukasus weiter gearbeitet. Der Winter in Tiflis war gesundheitlich wieder sehr schlecht. Der letzte Brief vom 10. September 1902, den ich von Radde erhielt, klingt zum Teil recht melancholisch, wenn auch zuweilen der alte Humor wieder durchbricht. Er schreibt: „Liebe Braunschweiger! Zumal Rudolph und Wilhelm nebst Gemahlinnen, Kindern, Grosskindern und Grossmüttern! Aber auch alle anderen gelobten Herren und Damen aus jener Gegend! Amen! „Denn die Zeit ist erfüllet und wenn auch das Himmel- reich noch nicht näher kam, im Gegenteil der alte Mephisto sich unter den Menschen recht wichtig macht und der liebe Herrgott doch nur in der ewigen Natur waltet, so ist es doch Zeit, Euch einige Nachricht über mein Sein und Nichtsein zu geben. Von Dezember bis Mai total herunter! Nichts getrunken, wenig und nur widerwillig gegessen, tiefe Wehmuth, Melancholie, Gichtan- fälle — kurz ganz auf den Hund gekommen. Allerlei Diagnosen der Aesculape! Nur elektrischer Strom und Massage halfen der Milz und Leber. Ich lief wie ein alter Kater umher und sprühte tagelang Funken aus meinem Felle. Alles andere „Innerliche“ half gar nichts. Trotz alledem habe ich leidlich gearbeitet. Meine Krankheit ist das Alter, das kann man nicht kurieren. Der ganze Mensch ist plötzlich ein anderer geworden. Esse - äusserst wenig, magere zusehends ab, rauche 1 bis 2 Cigarren (früher 12 und mehr) pro Tag, kein Bedürfnis nach edlem Trunk und niemals einen heiteren Strich mit gemütvoller Poesie. Tempi passati. Fühle mich aber nicht schwach und arbeite gerne. Von Band V sind 20 Bogen fertig, noch circa 10 beinahe vollendet. Im Januar erhaltet Ihr ihn via Friedländer Berlin, er behandelt die Archäologie — bearbeitet von der Gräfin Uwarow. Unter- dessen Band 1V in Angriff genommen und zu Band VI von meinem Lebenslauf 1831—63 vollendet und schon zum Teil über- setzt, jetzt kommt 1864—19 ... an die Reihe. Möchte gern die 6 Bände vollenden und dann die Augen schliessen. Habe keine Lebensperspective mehr und singe immer die Schlussarie aus der Aida. Decoration ganz nahe, toter Stein, grau in grau und darin der schwarze Tod und das ungelöste Rätsel bei herrlicher Abschiedsmelodie. Damit will ich Band VI meinen Lebenslauf beschliessen und zwar in gestrichenen Noten. Wir beide haben uns hier vollkommen erholt. Marie ist niemals so heiter und zufrieden gewesen wie jetzt — Warum? 42 Rudolf Blasius: Weil sie gar keine Wirtschaftssorgen hat. Wir sind in voller Pension bei dem ehemaligen Tischler des Thronfolgers, der ja in Abastuman lebte und starb. Da wo ich so oft bei ihm lebte, ist Alles absolut beim Alten geblieben. Dieselben Blumen, die- selben Menschen, nur 2 liebe Augen fehlen. Wenig oberhalb vor seinem Tusculum starb er auf der Strasse vom Velociped fallend am Blutsturz (R. meint den Grossfürst Thronfolger. Bl.). Man errichtet da aus Marmor eine kleine Kapelle auf der Stelle, sie ist von Blumen umgeben. Wenig weiter auf der Besitzung des Grossfürsten Alexander Michailowitsch starb vor einem Monat unser Freund Dr. Remmert. Er war der Generalin- spector für ganz Russland aller Kriegshospitälen und Begründer von Abastuman, als Student flotter Tänzer mit Marie und in Tiflis unser häufiger Gast und Dutzfreund. Er wusste, dass er sterben musste, er wollte in Abastuman die Augen schliessen. Man brachte ihn totkrank und ohne Besinnung hierher. Einmal vor dem Ende leuchtete es in seiner Seele noch klar auf, er wusste, dass er in Abastuman sei und schloss für immer die Augen. Merkwürdig, er hatte an Alles gedacht und Alles ange- ordnet. Der Diener packte auf sein Geheiss die Uniform und alle Orden ein, aber laut Ordre seines Herrn nur ein Hemde, das sei genügend, meinte er. Am 6/18. Sept. bringe ich Marie nach Borshom, setze sie in den Zug nach Tiflis und bleibe selbst in Likani bei meinem Grossfürstlichen Freund bis 16/28. Sept. Dann kommt das Leben in Tiflis, Alles in alter Weise, hoffentlich für Marie nicht zu strapaziös.“ Soweit die Briefe, die ja ein gutes Bild des Verstorbenen geben. Geschriebenes Wort ist aber lange nicht das, was uns das gesprochene Wort gibt. Man musste Radde reden hören, dann erst bekam man einen Begriff von der unendlichen Vielseitigkeit, von dem enormen Wissen, von dem treuen Gemüte und dem sprudelnden Humore dieses Mannes. Wenn Einer es verstand zu schildern, dann war es Radde. Seine Vorträge im grösseren Öffentlichen Kreise, vor den Augen und Ohren von Hunderten von wissbegierigen Zuhörern, wie er sie in Wien, Dresden, Leipzig, Braunschweig, Berlin und vielen anderen Städten, namentlich in seiner Vater- stadt Danzig hielt, waren unvergleichlich interessant und fesselnd. Fast noch schöner war es, wenn er in traulichem Gespräch in vergnügter Tafelrunde von seinen Fahrten im fernem Asien oder’ Gustav Radde }. 43 in den Hochgebirgen des Kaukasus erzählte. Niemals wird der unseren Radde vergessen, der an dem Frühstück Teil nahm, das er als Präsident des ersten internationalen Ornithologen-Kongresses seinen Freunden dort in Wien darbot, oder an die festliche Ver- anstaltung, die er seinen Freunden in Paris gelegentlich der Weltausstellung 1900 im russischen Restaurant zum Besten gab. Aber auch in kleineren Kreisen war er von einer bezaubern- den Liebenswürdigkeit und unerschöpflichen Unterhaltungsgabe. Wenn er bei mir in Braunschweig einige Tage zubrachte, pflegte ich einen Kreis von Freunden bei mir zu versammeln. Bald war der Augenblick gekommen, wo Alles den Schilderungen Radde’s lauschte und mit ihm im Geiste die Schönheiten der kaukasischen Hochalpen oder das lukullische Leben am Hofe des Fürsten von Mingrelien an sich vorüberzieheu liess. — Dabei war er selbst von einer ausserordentlichen persönlichen Bescheidenheit. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens war er wirklicher Kaiserlich Russischer Geheimer Staatsrat mit dem Adel und Titel Excellenz. Wenn man ihn „Excellenz von Radde“ vorstellte, verwahrte er sich energisch: „Ich heisse Gustav Radde, mein Vater war Schulmeister in Danzig.“ Geradezu unerschöpflich in der Unterhaltung war er in dem, man kann wohl sagen, persönlichen Freundeskreise der russischen Grossfürsten im Kaukasus, bei dein Grossfürst Michael Nicolajewitsch und dessen Familie, ganz besonders dem ältesten Sohne Nicolai Michailowitsch, dem bekannten tüchtigen Forscher und ausgezeichneten Lepidopterologen. — Ein inniges Freundschaftsverhältnis verband ihn mit dem verstorbenen Gross- fürst Thronfolger, der bis an sein Lebensende in seinen Erinnerungen fortlebte. — Man muss das selbst gehört haben, wie er auf der Hirsch-, Bären- und Gemsenjagd bei Borshom, die ich die Ehre und das Glück hatte, im Sommer 1885 mitzu- machen, beim Jagd -Frühstücke im Hochwalde der Nordmanns- tannen die ganze Gesellschaft in fesselnder Weise unterhielt. Radde war ein Gesellschaftsmann, er weilte gern bei einem suten Glase Wein im frohen Kreise — aber er beschränkte sich nicht auf die materiellen Genüsse, die ihm in seiner Stellung so reichlich geboten wurden, — er arbeitete unablässig und zwar mit einer Ausdauer, wie sie geradezu einzig dasteht, an seiner wissenschaftlichen Lebensaufgabe, der Erforschung des Kaukasus. 44 Rudolf Blasius: Leider ist es ihm nicht gelungen, seine, wie er selbst sagte, letzte Lebensaufgabe zu erfüllen, das Werk über den Kaukasus, das „Museum caucasicum,“ fertig herauszugeben. Wie aus seinen oben mitgeteilten Briefeu hervorgeht, ist vieles von den noch nicht erschienenen Bänden (4 liegen vor: Zoologie, Botanik, Geologie, Archaeologie) im Manuscript vollendet und wird hoffentlich von berufenen Gelehrten fertig gestellt und veröffentlicht werden. Der letzte Winter 1902/1903 in Tiflis sollte anders kommen, als Radde es sich gedacht hatte. Ein schweres Leiden, ein un- heilbarer Leberkrebs, entwickelte sich und seine treue Gattin Marie hatte nicht, wie Radde in seinem letzten Briefe andeutete, ein gesellschaftlich strapaziöses Leben in Tiflis vor — nein am Bette ihres totkranken Mannes sass die treue Pflegerin. Am 16. März erhielt ich die telegraphische Nachricht von ihr, dass Radde am 15. März seinem schweren Leiden erlegen sei. Zahlreiche Auszeichnungen wurden Radde bei Lebzeiten zu Teil. Die Universitäten von Dorpat und Breslau ernannten ihn zum Doctor honoris causa, viele Grosskreuze russischer und aus- ländischer Orden schmückten seine Brust, die bedeutendsten naturwissenschaftlichen und geographischen Gesellschaften der Welt wählten ihn zum Ehrenmitgliede, so die Königliche Geographische Gesellschaft in London, die geographischen Ge- sellschaften von Berlin, Dresden, Budapest und Amsterdam, er war korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und der Kaiserlichen geographischen Gesellschaft in St. Petersburg; die höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen wurden ihm zu Teil, wie die Victoria - Medaille der Royal Geographical Society in London und die Konstantin-Medaille der Kaiserlichen Russischen Geographischen Gesellschaft. In der Zoologie und Botanik ist sein Name vielfach ver- ewigt, ich erwähne nur Otomela Raddei, Fritillaria raddeana und das Pilzgenus Raddestes. Ein unvergängliches Denkmal hat er sich aber selbst ge- setzt durch die grosse Menge von wissenschaftlichen Veröffent- lichungen, die meistens in grossangelesten inhaltsvollen Werken bestehen und von denen die wichtigsten am Schlusse aufge- führt sind.t) 1) Auch die geographischen Arbeiten habe ich mit erwähnt, nicht bloss die zoologischen (ornithologischen) und botanischen, da gerade _ darin sehr viele naturwissenschaftliche Mitteilungen gebracht werden. Bl. Gustav Radde 7. 45 Mit gerechtem Stolze können wir Deutsche auf unseren Landsmann zurückblicken, der im Dienste einer befreundeten und benachbarten Macht die Wissenschaft pflegte und auf den weiten Gebieten der beschreibenden Naturwissenschaften und Geographie so Grosses leistete, dabei als Mensch sich immer durch Bescheidenheit auszeichnete und treue unverbrüchliche Freundschaft seinen Freunden bewahrte. Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen von G. Radde. (ohne Anspruch auf Vollständigkeit.) Beiträge zur Ornithologie Süd-Russlands, nach Beobachtungen im Jahre 1852—53, in Cab. J. f. Orn. 2. Jahrgang 1854, p. 52—63. Beiträge zur Ornithologie Süd-Russlands, insbesondere die Vögel Tauriens betreffend, in Bull. Soc. Imp. Natur. Moscou. XXVI. 1854. I. p- 131—173. Versuch einer Pflanzenphysiognomik Tauriens. Bull. Soc. Imp. Natur. Moscou. XXVII. 1854. Thierleben am faulen Meere, in Bull. Soc. Imp. Natur. Moseou. XXVIN. I. 1855. p. 150—184. Krimsche Tataren (russisch) in Schriften der k. Geogr. Ges. in St. Peters- burg. 1856. Auszüge aus seinen Briefen in Alex. v. Nordmann: Notiz über die von der K. Russischen Geographischen Gesellschaft nach dem östlichen Sibirien unternommene wissenschaftliche Expedition in Öfvers. af Finsk. Vetensk. Societ. Förhlg. III. 1856. p. 141—149. Der Baikalsee (russisch). Schriften der K. Geogr. Ges. in St. Petersburg. 1858. Über Arctomys bobac, dessen Winterschlaf und Temperatur seiner Baue in Bull. phys. math. Acad. St. Petersburg. Tom. 15. 1857. p. 317 —318. — Melang. biolog. II, 6, 1858, p. 572 — 574. 2 Briefe an den Akademiker von Koeppen, russisch. Anzeiger d. K. Geogr. Ges. in St. Petersburg. 1858. Die dauro-mongolische Grenze Transbaikaliens (russisch) in Schriften der K. Geogr. Ges. in St. Petersburg, 1858. Brief, vom Amur, St. Petersburg, Zeit. 1859. Besteigung des Munku-Sardyk. P. M.!) 1860, S. 482. Berichte über Reisen im Süden von Ost-Sibirien in Beiträge zur Kenntniss des russischen Reiches, Bd. XXIII, 1861. Vorlesungen über Sibirien und das Amurland, gehalten im Saal der Kaiser- lichen Universität zu St. Petersburg März 1860 in Petermann’s Mit- 1) Abkürzung für Petermanns Mitteilungen! Bl. 46 Rudolf Blasıus: theilungen 1860: 1. Vorlesung: Geographisch naturhistorische Skizze des südlichen Sibiriens u. s. w. p. 257—263. — 2. Vorlesung: Das Nordost-Ende der Hohen Gobi in naturhistorischer und landwirthschaft- licher Beziehung, ebd. p. 386 — 394. Die südlichen Gebirgsgebiete von Ost-Sibirien, P. M. 1861, S. 449. Reisen im Süden von Ost-Sibirien in den Jahren 1855—59 incl. Im Auftrage der Kaiserl. geographischen Gesellschaft ausgeführt. 2 Bde. St. Petersburg 1862--63 (Leipzig, Voss.). 1. Bd. Die Säugethierfauna. f 2. Bd. Die Festlands-Ornis des südöstlichen Sibiriens. Neue Säugethierarten aus Ostsibirien in Bull. de l’Acad. imp. Se. St. Petersbourg. T. 4 1862. p. 47—55. Ornithologische Skizzen aus Nord-Asien in P. M. 1864. p. 342 —346. Forschungen im Kaukasus. P. M. 1864, S. 223 und 231. Ornithologische Skizzen aus Nord-Asien, P. M. 1864, S. 342. Reisen und Forschungen im Kaukasus 1864. P. M. 1865, S. 15 und 43. Beschreibung des Munku-Sardyk und Kossogoul. P. M. 1865, S. 356. Berichte über die biologisch-geographischen Untersuchungen in den Kau- kasus-Ländern. I. Jahrgang. Reisen im Mingrelischen Hochgebirge und in seinen 3 Längenhochthälern Rion, Tskenis-Tsgali und Ingur. Tiflis 1866. (russisch und deutsch). Reisen und Forschungen im Kaukasus 1865. P.M. 1367, S. 12 und 92. Reisen und Forschungen im Kaukasus 1867. P. M. 1868, S. 55 und 129. Die letzten Auerochsen im Kaukasus. P. M. 1868, S. 72. In Verbindung mit Sievers: Reisen im armenischen Hochlande 1871. P. M. 1872, S. 367 und 485. 1873, S. 174. Bereisung von Hocharmenien 1871. P. M. 1372, S. 206. Das kaukasische Königsrebhuhn, Megaloperdix caucasica. J.f.0.1873, 1. Über Vögel bei Tiflis, in Cab. J. f. Ornith. 21. Jahrg. 1873, p. 58. Über den faunistischen Character von Steppe und Wüste, in Cab. J. f. Ornith. 21. Jahrg. 1873, p. 457 — 558. Vier Vorträge über den Kaukasus, gehalten im Winter 1873/74 in den grösseren Städten Deutschlands. P. M. Ergänzungband. VIII, 1874, No. 36. In Verbindung mit Sievers: Die Vegetation von Hocharmenien. P. M. 1875, S. 58. Über den Massenuntergang von Thieren, in 11. und 12. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde. Dresden. 1875, p. 47. In Verbindung mit Sievers: Reisen in Hocharmenien, ausgeführt im Sommer 1874. Vorläufiger Bericht. Die Quellen des Aras, Frat und Tschorok. P. M. 1875, S. 56 und 301. In Verbindung mit Sievers: Vorläufiger Bericht über die Reisen im Jahre 1875 in Kaukasien und dem Armenischen Hochlande. P. M. 1876, S. 139. i Gustav Radde 7. 47 Briefliches vom Kaukasus, J. f. O0. 1876, S. 216. Zur Berichtigung! (Nicht (ic. alba sondern Grus leucogeranus bei Irkutsk). Orn. Centralbl. 1877, S. 100. Die Ebene des oberen Frat. P. M. 1877, S. 260. Erdbeben von Erzerum. P. M. 1877, S. 265. Die organische Welt im Kaukasus. Für den kaukasischen Kalender 1877. (russisch). Flora des Quellgebietes des Aras. P. M. 1877, S. 266. Flora der Frat-Ebene. P. M. 1878, S. 266. Der Bin-göl-dagh, der tausend Seeen-Berg, das Quellgebiet des Aras. P. M. 1877, S. 411. Vorläufiger Bericht über die im Sommer 1876 ausgeführten Reisen. P. M. 1878, S. 248. Über die Chewsuren, für den kaukasischen Kalender. 1878. (russisch). Die Chewsuren und ihr Land (ein monographischer Versuch) untersucht im Sommer 1876. Kassel. Verlag von Th. Fischer 1873. (russisch und deutsch). Reisen in den Kaukasusländern. P. M. 1880, S. 359. Offenes Sendschreiben an den Präsidenten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, Herrn E. F. von Homeyer. Tiflis 1°/,, September 1880. Reise nach Talysch, Aderbeidschan und zum Sawalan, 1879—1880. P. M. 1881, S. 47, 169 und 261. Über eine Sendung von Vögeln aus dem Kaukasus (in Verbindung mit A. von Pelzeln). Mitth. d. orn. V. in Wien. 1884, S. 1. Malerisches Russland: ‚Der Kaukasus“. St. Petersburg 1884 (russisch). Ornis caucasica. Kassel bei Theodor Fischer. 1334 (deutsch und russisch). Reisen P. M. 1885, S. 28, 350, 393; 1887, S. 215; 1890, S. 205, 230, 252; 1894, S. 245. Talysch, das Nordwestende des Alburs und sein Tiefland. P. M., 1885, S. 254. Zweiter Nachtrag zur Ornis caucasica. J. f. 0. 1885, S. 74. Vorläufiger Bericht über die Expedition nach Transkaspien und Nord- Chorassan im Jahre 1886. P. M. 1837, S. 225 und 269. Reisen an die Persisch-Russische Grenze. Talysch und seine Bewohner. Leipzig. F. A. Brockhaus. 1886. Die Fauna und Flora des südwestlichen Kaspi-Gebietes. Leipzig. Brock- haus. 1886. Aus den Daghestanischen Hochalpen, vom Schah-dagh zum Dulty und Bogos. P. M. Ergzbd. XVII, No. 85; 1887. Dritter Nachtrag zur Ornis caucasica für das Jahr 1885. Ornis, 1887, S. 457. Ornithologisches aus Transkaukasien.-. Orn. Monatsschrift. 1888, S. 97. Die Vögel Transkaspiens (in Verein mit Dr. G. Walter). Ornis, 1889, S. 1—128 und 265— 279. 48 Rudolf Blasius: Erwiderung auf Herrn Prof. M. N. Bogdanow’s, (f) Kritik der Ornis caucasica. Ornis, 1889, S. 336. Sendschreiben an Herrn Professor Dr. Liebe. Orn. Monatsschrift. 1889, 8. 82. Wissenschaftliche Ergebnisse der im Jahre 1386 in Transkaspien von Dr. 6. Radde, Dr. A. Walter und A. Konschin ausgeführten Ex- pedition. Bd. I. Zoologische Abteilung. Jena. Gustav Fischer. 1889. (NB. Die Vögel, Separatabdruck aus Ornis, 1889). Über das Steppenhuhn, Syrrhaptes paradoxus. Zoologischer Garten, XXX (1889), S. 154. Vierter Nachtrag zur Ornis caucasica. Ornis. 1890, S. 400. Bericht über die im Sommer 1890 im russischen Karabagh ausgeführte Reise. P. M. Ergzbd. XXI, No. 100. 1890. Reise nach Ceylon, dem indischen Archipel und Vorderindien. P. M., 1390, S. 230 und 252. Brütendes Uhuweibchen in der Voliere. Orn. Monatsschrift, 1891, S. 263. Die Reise der Grossfürsten Alexander und Sergei Michailowitsch auf der Yacht „Tamara“. P. M. 1891, S. 29, 75, 252, 277 und 289. On the vertical range of alpine plants in the Caucasus. Journ. Linn. Soc. Bot. XXVIII, 255. 1892. 2300 Meilen auf der Yacht Tamara. St. Petersburg 18923 und 1893 (russisch). Bericht über das Kaukasische Museum und die öffentliche Bibliothek in Tiflis. (derartige Berichte von Radde erschienen im letzten Jahrzehnt jährlich, oder für 2 Jahre zusammengefasst). 1892 und ff. In Verbindung mit König: Das Ostufer des Pontus und seine kulturelle Entwicklung im Verlaufe der letzten 30 Jahre. P. M. Ergzbd. XXIV, No. 112. 1895. Zum Andenken an Maximilian Noska, Sr. Kaiserlichen Hoheit des Gross- fürsten Sergei Michailowitch Jagdmeister im Gebiete der Kau- kasischen Auerochsen. (Zwei monographische Studien: 1) Capra (Aegoceros) caucasica, Güld., 2) Capella rupicapra, Keys. et Blas. von Max. Noska). Weidmann, 1895, S. 198, 205, 213, 231, 241, 265, 273 und 281. Ornithologisches aus Transkaukasien. Orn. Monatsschrift. 1895, S. 99. In Verbindung mit König: Der Nordfuss des Daghestan. P.M. Ergzbd. XXV, No. 117, 1896. Die Lachse der Kaukasusländer und ihrer angrenzenden Meere. Bearbeitet durch Kawraisky. Herausgegeben von G. Radde. 1896 u. ff. Gustav Radde 7. 49 Mittheilungen vom Kaukasischen Museum. (halb russisch und halb deutsch) herausgegeben von G. Radde. Tom. I. Lieferung 1. 1897. Die Kaukasischen Ucklei-Arten, Genus Alburnus von F. F. Kawraisky. Lieferung 2. 1897. Übersicht der geologischen Sammlungen des Kaukasischen Museums von L. Lebedew (übersetzt von G. Radde). Lieferung 3. 1899. Beiträge zur Ichthyofauna des Kaukasus von L. Berg. Lieferung 4. 1901. Über die Säugethiere der Steppen des nordöstlichen Kaukasus von K. A. Saturnin. Einzelne illustrirte Artikel über die Reisen nach Algier und Tunis. Rund- schau für Geographie. Wien 1898. Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasus-Ländern. Leipzig. Engelmann, 1899. Transkaspien und Nord-Chorassan. P. M. Ergzbd. XXVII, No. 126, 1899. Die Cypriniden des Kaukasus bearbeitet von Kamensky. 1901. Heraus- gegeben von G. Radde. Besprechungen von dem Werke Gottfried Merzbacher’s „Aus den Hoch- regionen des Kaukasus‘, Wanderungen, Erlebnisse, Beobachtungen. Leipzig. 1901. P. M. 1901, S. 156. Zwei Reiseberichte von G. Radde aus der Krim vom Mai und November 1852 in: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig, 1902, September,"p. 1—26. Museum caucasicum. Die Sammlungen des Kaukasischen Museums. Tiflis. Typographie der Kanzlei des Landeschefs, (russisch und deutsch). Bd. I. Zoologie. (Radde.) 1899. Bd. II. Botanik. (Radde.) 1901. Bd. III. Geologie. (N. J. Lebedew.) 1901. Bd. IV. Archaeologie. (Gräfin P. S. Uwarow.) 1902. Journ. f. Orn, LII, Jahrg. Januar 1904, 4 50 Weitere Beiträge zu der Gätkeschen Hypothese über den Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. Von F. Helm. „Was die Höhe des Wanderfluges anbetrifft, so möchte ich noch besonders herverheben, dass seit dem Frühjahr 1901, seit- dem ornithologische Beobachtungen auf den Ballonfahrten ange- rest sind und auf allen militärischen und wissenschaftlichen Fahrten stattfinden, bis heute nicht ein einziger Fall vor- liegt, in dem Vögel einmal in grösseren Höhen, d. h. in Höhen von mehreren 1000 m und ausser Sehweite über der Erde ange- troffen sind. Dies nach wie vor negative Resultat muss wohl dafür sprechen, dass eben die Zugstrassen der Vögel nicht in den hohen Regionen zu suchen sind.“ „Eine besondere Organisation der Vögel, die sie befähigt, geringen Luftdruck zu ertragen, und ihnen den Flug. in grosse Höhen gestattet, wie es Gätke in seiner „Vogelwarte Helgoland“ annimmt, trifft (also) nicht zu. Dies muss aber ebenfalls dar- auf hinweisen, dass der Vogelzug nicht sehr hoch vor sich geht, sondern in geringer Entfernung von der Erde, wo die schädlichen Einflüsse der Abnahme der Temperatur und des Luftdrucks sich noch nicht geltend machen.“ (Orn. Monatsber.) Das sind die Hauptergebnisse der durch v. Lucanus ausgeführten, von der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft vorgeschlagenen und von mir angeregten Untersuchungen. Die praktischen Erfah- rungen haben demnach vollständig bestätigt, was ich auf Grund der Resultate einer Reihe von internationalen Ballonfahrten ver- mutete (Journal f. Ornith. 1901). Zur Stütze seiner Theorie über die Höhe des Wanderfluges der Vögel führt Gätke unter anderm auch die Tatsache an, welche Humboldt in den Anden am Kondor nachgewiesen haben will. Darnach kreiste einer dieser Vögel dort stundenlang in einer Höhe von 22,000 Fuss umher. Aber ist das auch sicher? Im Annual Report of the Smithsonian Institution 1901, S. 655 urteilt Lucas darüber folgendermassen: „Humboldt will einen Kondor über dem Gipfel des Chimborasso fliegen gesehen haben, ob aber dieser oder irgend ein anderer Vogel jemals eine solche Höhe!) erreicht, ist mehr als fraglich, 1) Es ist bekannt, dass Vögel in beträchtlicher Höhe ziehen, aber man glaubt, dass bis jetzt noch keiner in einer Höhe von 4 Meilen angetroffen wurde. Die Höhe des Chimborasso beträgt 20,494 Fuss. Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 51 Whymper, der neuste und sorgfältigste Beobachter, setzt. die Grenze, bis zu welcher der Grosse Geier aufsteigt, in 7000 bis 15000 Fuss.“ Diese Annahmen werden auch von anderer Seite bestätigt. So heisst es (Bulletin of the Wisconsin Natural History Society Vol. II, No. 4 (Okt. 1902), S. 207: „Abschätzungen über die Höhe der Wanderungen mit Hilfe des Fernrohrs zeigen, dass die früheren Forscher die Höhen viel zu gross angenommen haben. Bei den Beobachtungen in Beloit befand sich die Mehr- zahl der ziehenden Vögel nicht über 1500 Fuss vom Boden ent- fernt; in Detroit angestellte Untersuchungen zeigten, dass der Zug etwas höher vor sich ging, aber trotzdem weit niedriger als frühere Forscher glaubten. Nach H. Warren folgte mehr als die Hälfte der Wanderer dem Lauf des Flusses in einer Höhe von etwas mehr als !/, Meile. Die Fernrohrbeobachtungen führten zu dem Ergebnis, dass die wandernden Vögel in verschiedenen Höhen ziehen, aber bei weitem die grösste Zahl derselben nicht viel über eine halbe Meile von der Erde sich entfernt.“ Der Vollständig- keit wegen sei auch noch folgende hierher gehörige Angabe an- geführt. In dem offiziellen Bericht über den III. internationalen ornithologischen Congress in Paris 1900, S. 320 sagt Quinet in einem Vortrag betitelt: Consideralions sur les migration des oiseaux: „La hauteur de leur vol n’est jamais bien considerable, 1000 metres maximum, et s’explique par la la rarefaction et le refroi- dissement de l’air en altitude. Les grand Echassiers se tiennent dans la nue; la plupart de nos voyageurs, & quelques centaines de metres de hauteur; les Alouettes et les Hirondelles rasent souvent le sol.“ Einer der Leitsätze, welche Gätke in seiner Vogelwarte aufgestellt hat, lautet: „Unter normalen Verhältnissen eröffnen von den hier vor- kommenden 398 Arten mit Ausnahme einer einzigen den Herbst- zug die jungen Vögel, welche etwa 6—8 Wochen zuvor das Nest verlassen, die Eltern derselben folgen dann erst 1—2 Monate später. „beweismaterial für diese Angaben lieferten in entscheidender Deutlichkeit solche Arten, deren ausgefärbtes Kleid so abweichend von dem ihrer Jungen gefärbt ist, dass man in einiger Entfernung schon sehr leicht zu unterscheiden vermag, welche Alterstufe man vor sich hat. ... Unter den einschlägigen Arten nehmen eine ganz besonders hervorragende Stelle die Stare ein, einer- 4* 52 F. Helm: teils wegen der so sehr verschiedenen Färbung ihres Jugend- und Alterskleides, als auch infolge ihres so überaus massenhaften Auftretens.“ Die Wahl des Stares zur Feststellung des Zuges nach Alter und Geschlecht scheint mir aber eine sehr unglückliche zu sein, denn gerade dieser Vogel führt eine ganz eigentümliche Lebensweise nach der Brütezeit, welche vielleicht in erster Linie mit der Nahrung zusammen hängt. Ich habe schon nachgewiesen (Journ. f. Ornith. 1903, S. 259 u. ff.), dass im Herbst in verschiedenen Teilen Deutschlands ete. junge und alte Stare sich zeigen, und es liegen mir auch gegenwärtig wieder eine Reihe dies bestätigender Beobachtungen vor.!) Weil ich aber Vorkehrungen getroffen, dass der Star in verschiedenen Gegenden eingehend beobachtet wird, will ich heute auf diesen Gegenstand nicht näher ein- gehen. Überdies ist wohl auch der Ausspruch Gätkes, dass „die Eltern den jungen Vögeln erst 1—2 Monate später folgen“ nicht wörtlich zu nehmen, denn wie könnte man sonst die nach- folgenden Gätkeschen Angaben verstehen: „Der regelmässige Zug der jungen Steinschmätzer tritt aber erst mit der letzten Woche des Juli ein... und währt bis Mitte Sept., auch wohl etwas darüber hinaus, worauf er nach und nach erlischt. Die alten Vögel dieser Art sieht man während des Herbstzuges auf Helgo- land in viel geringerer Zahl. Ihre eigentliche Zugzeit ist der Oktober, jedoch stellen sich zerstreute Stücke im blaugrauen Kleide schon im Laufe des Sept. ein; so befanden sich z. B. unter 45 in der Nacht zum 1. Sept. 1881 beim Leuchtfeuer gefangenen 7 alte Vögel! In ganz gleicher Weise verläuft der Zug von Muscicapa luctuosa, Sylvia phoenicura, Emberiza hortu- lana etc..... Von Sylvia phoenicura aber, deren Junge kaum vor Ablauf der ersten Woche des August eintreffen, folgen die Alten in etwas kürzerer Zeit nach. Unter 36 während der Nacht des 4. Sept. 1881 gefangenen dieser Art befanden sich schen 11 alte Vögel. Tags vorher hatte ich in meinem Tagebuch bemerkt: Oenanthe '/, alt, Phoenicura die Hälfte alt, Hortulana sehr zahlreich, etwa der 4. Teil alt. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen ist es meiner Meinung nach doch gar nicht gerecht- fertigt zu behaupten, die Eltern dieser Vogelarten folgen ihren Jungen erst nach 1—2 Monaten. Dass aber auch bei anderen 1) So erhielt ich z. B. am 25. Sept, aus Sylt die Nachricht; . „Junge Stare massenhaft!“ Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 53 Vögeln jung und alt zusammen die Herbstwanderung unternimmt, soll im folgenden nachgewiesen werden. Im „The Ibis“, April 1902, veröffentlicht W. Eagle Clarke eine Abhandlung unter dem Titel: A Month on the Eddystone: a Study in Bird-migration. Schon in Nummer 7, Jahrgang 1902, der Ornith. Monatsber. wurde auf die grosse Bedeutung dieser Abhandlung hingewiesen, sodass ich mir jetzt ersparen kann, darauf näher einzugehen. Nur einige der Ergebnisse dieser ungefähr 4 wöchigen Beobachtungen (vom 18. Sept. bis 19. Okt.) seien kurz angeführt. Über den Zug nach Alter und Geschlecht äussert sich Clarke in folgender Weise: „Auf die Frage, ob junge und alte Vögel zusammen oder getrennt ihre Reisen ausführen oder mit welchen Arten sie gemeinschaft- lich dies tun, verbreiten meine Beubachtungen auf Eddystone einiges Licht. Schwalben, jung und alt, wurden gemein- schaftlich während des Tages ziehend, beobachtet; junge und alte Mistel-, Rot- und Schwarzdrosseln, Steinschmätzer, schwarz- kehlige Wiesenschmätzer, gelbe Bachstelzen und Feldlerchen erhielt ich zusammen in der Nacht am Leuchtfeuer.‘ Bereits 1901 veröffentlichte Clarke eine ausführliche Arbeit über die Wanderung der Feldlerche (Alauda arvensis) und der Dorfschwalbe (Her. rustica) namentlich auf Grund der Leucht- turmbeobachtungen von 1880 bis 1887, der schottischen Berichte über den Vogelzug von 1892 bis 1900 (von Hinxman und Laidlaw) und der irländischen Berichte von 1888 bis 1897 (von Barrington). Neben diesen Unterlagen benutzte Clarke auch noch Mitteilungen von Collett (die Vögel Südnorwegens betreffend) und von Knud Andersen (über den Vogelzug auf den Färör). Es ist hier nicht der Ort, auf die höchst interessanten Ergebnisse der Studie ein- zugehen, nur einige den Zug der Schwalbe betreffende Tatsachen seien kurz angeführt. Noch in der ersten Hälfte des November kommen an der Ostküste Grossbritanniens und an der Südküste Irlands vereinzelte Individuen vor. 1880 beobachtete man selbst in der letzten Novemberwoche noch einige an der Südküste Englands, am 7. Dezember eine bei Bournemouth, am 11. 2 bei Eastbourne und 1 bei Woolwer, 1887 wurde sogar auf den Monach- Inseln ein Ex. im Januar gefangen. Hinsichtlich des Zuges nach Alter und Geschlecht kommt Clarke dabei zu folgenden Ergeb- nissen: „Die ersten Scharen,. welche man den Kanal kreuzen sah, setzten sich zusammen aus jungen und alten Vögeln. Es hat sich jedoch auch ergeben, dass die grossen, an verschiedenen Punkten 54 F. Helm: der Südküste auftretenden Flüge, welche entweder sich zur Ab- reise vorbereiteten oder auf ihr begriffen waren, in manchen Fällen hauptsächlich oder ganz aus jungen Vögeln, in anderen Fällen ganz aus alten bestanden. Häufiger indes steht die Zahl der alten Vögel im richtigen Verhältnis zu dem der jungen.“ Wie verläuft nun der Zug der Rauchschwalbe in Mittel- europa? Aus der mir zur Verfügung stehenden Literatur habe ich die nachstehenden Angaben zusammengestellt. Dänemark. Kopenhagen. 1885. Eine Verminderung trat im Laufe des September ein, eine beträchtliche Anzahl zeigte sich am 30. d. M., ebenso in den ersten Oktobertagen nicht wenige, einzelne oder mehrere täglich bis zum 13, meist Junge, mehrere Alte; die letzte, eine Alte, wurde am 14. beobachtet. Bei Amager erlegte man am 12. Nov. eine Junge. Ornis 1886, 559. Kopenhagen. 1886. Von 27. bis zum 29. Sept. zeigte sich ein Schwarm (beinahe aus lauter Jungen bestehend) bei Nord Harbour; am 9. Okt. kamen mehrere (alles Junge, wie zu dieser Zeit sehr oft) zur Beobachtung. Ornis 1888, 378 u. f. Kopenhagen. 1887. Die Verminderung begann am 16. Sep- tember; am 3., 4., 5., 8. und 16. Okt. wurden einige, meist Junge, beobachtet, ebenso am 24. noch eine. Ornis 1890, 350. Ostseeprovinzen. Der Abzug und zwar meist junger Exemplare ohne Schwanz- gabel wurde am 23. September beobachtet. Die Hauptzüge waren schon seit Mitte August in Bewegung. Ornis 1890, 173. Polen. Bis zum 10. Oktober verschwinden sie vollständig, nur einige Nachzügler, gewöhnlich Junge, bleiben noch einige Tage. Ornis 1888, 452. . Mittelschlesien. In Breslau zeigten sich am 10. September bei Westwind grosse durchwandernde Züge, am 11. Sept. war 3 Meilen südlich von Breslau eine deutliche Abnahme nachzuweisen. Eine grosse . Anzahl jedoch, namentlich Junge der 2. Brut mit deren Eltern Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 55 blieben noch bis zum 17. Sept. An diesem Tage war bei Südwind eine Temperatur von 422° R im Schatten; sie zogen also keines- wegs aus Nahrungsmangel, sondern von Wanderlust getrieben hin- weg. Orn. Monatsschr. 1886, 58. Oberschlesien. Ratibor. Am 25. September 1898 kamen noch 9 Stück Junge von demselben Jahr vor. Orn. Monatsschr. 1900, 223. Westfalen. Münster. Bei Schiesshaus wurden am 19. Sept. alte, am 23. Sept. junge Schwalben zuletzt gesehen. Journ. f.Ornith. 1885, 259. Bayern. Burgpreppach. Vom 22. bis 28. Sept. wurden Familien, d. h. einige Alte mit ihren spät erbrüteten Jungen beobachtet. Journal f. Ornith. 1886, 193. Prov. Sachsen. Bei Magdeburg beobachtete Thienemann am 28. Sept. 5 junge Rauchschwalben, die den ersten Ausflug machten; Mitte Oktober zogen die beiden Alten mit 2 Jungen fort, während die 3 anderen noch über eine Woche zurückblieben. Orn. Monatsschr. 1886, 21. Brandenburg. Bei Brandenburg sah Thiele amı 29. Okt. noch junge Schwalben. Journ. f. Ornith. 1896, 98. Hessen. Aus Kassel berichtete 1883 Walter folgendes: „Der Abzug dieser Schwalbe ist sehr verschieden. Diejenigen, die weiter im ‚Norden gebrütet haben, treffen hier ein, füttern auch hier noch ihre Jungen, wenn die hiesigen schon längst abgezogen sind ..... Am 15. Okt. morgens erschienen grosse Schwärme, von denen ein Flug von mindestens 100 Stück meinen Garten occupierte. Es befanden sich nämlich in diesem Fluge so viele junge und sichtlich ermüdete Schwalben, dass eine Rast notwendig sein musste. Die grossen Birnbäume wurden in Beschlag genommen und die trockenen und frischen Zweige von den jungen Schwalben besetzt, ‚56 F. Helm: Die Alten brachten Nahrung und setzten sich dann auch öfter in die Zweige. Am Nachmittag waren alle verschwunden. Journ. f. Ornith. 1885, 258. Königreich Sachsen. Bei Waldheim wurden am 10. Okt. 1885 ca. 10, darunter einige Junge beobachtet. Bei Grossenhain zeigte sich am 20. Sept. 1886 eine Familie, deren Junge von den Alten im Fluge gefüttert wurden. Grimma. Den 3. Okt. 1887 sassen 30—40 auf einem Tele- graphendraht, darunter befanden sich viele Junge mit unvollständig entwickeltem Gefieder. Am 15. Okt. beim ersten Schnee suchten 2 Junge in einem geschützten Garten Nahrung. Am 27. 1 Junge, 29. Okt. 3 Junge zeigten sich in einem Garten vor der Stadt. Bei Dresden kamen am 19. Sept. 1888 15—20 Durchzügler, darunter Junge, vor, welche Nahrung suchend nach SW. zogen; am 2. Okt. stellte sich im Grossen Gehege eine Schar von 30—40 Stück ein, darunter ebenfalls Junge, die von den Alten im Fluge gefüttert wurden. Diese Schar verweilte teilweise bis zum 14. Okt., kreiste namentlich gegen Abend in der Luft und stellte auch Flugübungen an, vom 9. Okt. ab verringerte sich ihre Zahl und am 15. Okt. konnten dort nur noch einzelne bemerkt werden. (Jahresber. orn. Beob. Kgr. Sachsen.) Im Anschluss daran seien noch einige hierher gehörige No- tizen aus meinen ornithologischen Tagebüchern mitgeteilt. Am 16. September 1887 bei schönem Wetter zogen früh von 7—9 Uhr bei Arnoldsgrün i. V. ca. 170 Stück in kleinen Trupps nach SW, die einzelnen Individuen der Flüge waren sehr zerstreut; alle flogen sehr niedrig, 1—2 m über die Felder; am Walde ange- kommen, erhoben sie sich bis zu den Spitzen der Bäume und setzten so ihre Reise fort. Unter diesen Durchzüglern befanden sich viele Junge mit noch nicht vollkommen entwickelten Spiessen. Auch am 29. Sept. 1888 beobachtete ich bei Dresden eine kleine aus Alten und Jungen sich zusammensetzende Schar, des- gleichen am 19. Sept. 1889, ferner am 9. Okt. 1891 einige Junge bei Moritzburg, am 2. Okt. 1901 an den Frohburger Teichen eine grössere Schar, die eifrig Nahrung suchte, darunter Junge mit noch unvollkommenem Schwanze, ebenso traf ich am 6. Okt. bei Königswartha eine grössere Anzahl Alte und Junge an, die letzteren waren bei ziemlich starkem Winde kaum im - stande, sich auf den Telegraphendrähten zu halten, Zahlreiche Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 57 andere Beobachtungen, das Vogtland, die Umgegend von Leipzig etc. betreffend, könnte ich noch anführen. Es geschehe dies aber nur noch mit einigen auf andere Länder Bezug habenden Angaben. Böhmen. Aus Aussig meldete Hauptvogel am 15. Sept. 1889 folgendes: „An der Mündung der Biala in die Elbe flogen Hunderte von Hirundo rustica umher, meist Junge, ganz nahe des Wasser- spiegels auf und abjagend und selbst aus dem Wasser Insekten fangend“. Schwalbe 1889, 472. Über Starkoc bei Caslau berichtet Koresonseke ae Okt. 1894 waren meist nur junge Vögel zu sehen, am 13. Okt zeigten sich 2 Junge bei Zbyslau, 1896 beobachtete ich am 3. Okt. nur wenige und fast nur junge Rauchschwalben.“ Ornith. Jahrb. 1898, 38. Mähren. Über Oslawan liegen von Öapek folgende Beobachtungen vor: „Anfangs September vereinigten sich die Schwalben zu Scharen, und am 10. d. M. flogen sie fort; einige Junge trieben sich bis zum 4. Okt. herum“. Suppl. z. Ornis 1888, 85. „Die Hauptmasse zog am 12. September ab; dann folgten kalte Tage, und man sah stets einige junge Vögel im Städtchen“. Ornis 1889, 463. Brünn. 1900. Heuer wurden nöch am 3. Oktober 6 Stück eben fligge gewordene Junge auf einer Erle an der Schwarza gefüttert. Orn. Jahrb. 1901, 187. B% Oberösterreich. In Linz beobachtete Karlsberger, wie am 3. und 10. Sept. Alte die Jungen im Fluge fütterten. Ornis 1888, 85. Salzburg. Hallein. Nach v. Tschusi waren die Rauchschwalben am 8. September grösstenteils verschwunden, und sassen am 13.d. M. ziemlich viel Alte und Junge auf Telegraphendrähten. Ornis 1888, 86. Ungarn. Hegyfoky berichtet: „Auf ein und derselben Stelle einer Robinie unseres Hofes machte sich anfangs September bis zum 10. eine Schwalbenfamilie ansässig; die Jungen erwarteten dort 98 F. Helm: die Alten, um Futter zu bekommen. Und siehe! Als die Stunde des Wegzuges kam, und immer mehrere und mehrere sich zu häufen anfıngen, über den Hausgiebeln, jedoch nicht sehr hoch herumflatterten, so zog nach etlichen Tagen auch die junge Brut fort.“ Aquila 1895, 143. Über die Höhe des Schwalbenzuges macht unser Ge- währsmann nachstehende interessante Angabe: „Indem die Schwalbe sich schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt entfernt, kann ihr Zug nur in solchen Luftschichten stattfinden, deren Wärme- grad über Null ist. Die Höhe derselben kann leicht berechnet werden auf Grund der Temperatur, welche auf der Erdoberfläche herrscht“. ibid. S. 151. Schweiz. Über Zofingen liegt von Fischer-Sigwart folgender Bericht vor: „1885 war am 22. Sept. Kälte mit Schneegestöber einge- treten, das mit wenigen Unterbrechungen bis Ende September dauerte und das einen grossen Schwalbenzug im Wiggertale über- raschte und einige Tage zurückhielt. Am 28. September nun flog bei sehr dichtem Schneegestöber ein Schwarm dieser Schwalben umher, der z. T. aus Alten und Jungen, z. T. aus noch nicht iange flüggen Rauchschwalben bestand. Die alten Schwalben erhaschten über dem Wasser mühsam einige Nahrung und hoben auch hineingefallene schwimmende Insekten auf. Damit ätzten sie ihre Jungen“. Ornith. Beobachter 1902, 35. Ferner liegt über die Schweiz noch folgender Bericht von Weber vor: „Die letzten Rauch- und Mehlschwalben zogen am 16. und 18. Okt. bei Bern durch. Am 16. war es eine etwa 100 köpfige Schar, meist Rauchschwalben, die, dem Aaretal in südlicher Richtung folgend, noch eifrig auf Insekten Jagd machten, wobei die mitreisenden Jungen geätzt wurden. Am 18. sassen 3 junge Rauchschwalben auf einem Telegraphendraht, eine schien sehr ermattet, wohl auch hungrig, während die beiden Alten Futter suchend in der Nähe umherflogen. Ornith. Beobachter 1902, 273. Doch genug der Citate! Unzweifelhaft geht aus dem Ange- führten hervor, dass vielfach junge und alte Rauchschwalben ge- meinschaftlich im Herbst ihre Wanderungen ausführen. Das verzögerte Flugbarwerden der Jungen aus verspäteten Bruten mag oft die Ursache dieser Erscheinung sein. Grosse Wichtigkeit scheinen mir aber die nun anzuführenden Beobachtungen zu Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 99 beanspruchen. In der Rhea veröffentlichte Thienemann über seine zahme Schwalbe einen interessanten Artikel unter dem Titel „Meine Schwalbe“, in dem sich folgender Passus findet: „Sobald die ersten Jungen flugbar wurden, führte das Männchen dieselben bei mir ein, bis im Herbst alle zusammen des Nachts an die gemeinsame Schlafstelle der Umgegend sich begaben. Ein- mal blieb jedoch mein Männchen des Nachts wieder bei mir, führte auch am anderen Tage die ganze Familie ins Zimmer und sang anhaltend und lebhaft, was mich den nahen Abschied vermuten liess... . des anderen Tages waren alle Schwalben verschwunden“. Orn. Monatsschr. 1888, 314/15. In seiner Vogelwelt des Teutoburger Waldes (Detmold 1877) S. 225—234 schildert Schacht den Verlauf des Brutgeschäftes von einem, den Flur seines Hauses bewohnenden Rauchschwalben- paare. Er sagt darin unter anderem auch folgendes: Am 5. Juli, 23 Tage nach dem Ausschlüpfen, waren die Jungen heran- gewachsen, und eins derselben wagte gegen Abend den ersten Flug aus dem Neste. Am 24. Juli 10 Uhr morgens durchsegelte die ganze Kinderschar schon draussen in Gesellschaft der Alten die Sommerlüfte..... Am 17. August fanden sich gleichzeitig die 5 Kinder der 1. Brut wieder im Hause ein, sodass heute die Familie vollzählig beieinander war. Die Liebe der Eltern schien auch gegen die Erstgeborenen noch nicht erkaltet zu sein, da sie sich durchaus nicht feindselig gegen dieselben betrugen... . Am 1. Sept. flog die 2. Brut aus... Nachgerade war nun die Zeit herangerückt, wo in der Schwalbenwelt alles Leben und Be- wegung ist und wo man sich rüstet zu der grossen Reise nach der südlichen Hemisphäre. In diesen Tagen fanden sich die Jungen der ersten Brut wieder häufig im Hause ein; schien es doch, als wollten die Kinder zusammenbleiben, um gemeinsam die weite Strecke unter Führung der erfahrenen Eltern zurückzulegen. Noch am 15. September bemerkte ich gegen Abend die Alten und auch die Jungen der letzten Brut im Hause — am 16. war die ganze Familie abgereist. Ferner mag auch auf einen im Departement de la Seine beobachteten und im Bericht über den III. internationalen orni- thologischen Kongress S. 253 u. ff. veröffentlichten gleichen Fall kurz hingewiesen sein. Es heisst da: „Das Weibchen eines Paares, das sich im Speisesaal eines Hauses angesiedelt hatte, legte 4 Eier, das Paar zog 3 Junge auf, und im Oktober wanderte die ganze 60 F. Heim: Familie fort.“ — Endlich sei aus den sächsischen Ornithologischen Jahresberichten angeführt, dass in Sebnitz 1893 bis zum 11. Sept. die Alten eines Paares mit ihren Jungen regelmässig ins Nest kamen und am 12. alle fortgezogen waren. Den Schluss bilde eine von Emin Pascha herrührende und die Aequatorial-Provinz betreffende Mitteilung. Sie lautet: „Die Rauchschwalben kommen gewöhnlich in grossen Schwärmen an, welche eine sehr grosse Anzahl junger, noch nicht völlig ausgefärbterJahresvögelenthalten“. Zool. Jahrb. 1892, 146. Es mögen an dieser Stelle noch einige Beobachtungen über andere Vogelarten folgen, welche den Zug nach Alter und Geschlecht betreffen. Jedem Feldornithologen ist wohl die Tatsache bekannt, dass unter den bei uns durchziehenden Seglern zuweilen Junge sich befinden, welche im Fluge von den Alten gefüttert werden. In der einschlägigen Literatur finden sich derartige Fälle nicht selten angeführt. Nur auf einen derselben, von welchem ich schon im Ill. Jahresbericht über die ornithologischen Beobachtungssta- tionen im Königreich Sachsen (S. 40) ausführlich berichtete, sei kurz eingegangen. In Arnoldsgrün bei Schoeneck i. V. bezog 1888 im Juni 1 Seglerpaar einen an einer Scheune aufgehängten „Star- kasten“. Am 30. Juni enthielt derselbe neben I faulen Ei einen kürzlich ausgeschlüpften, blinden jungen Segler. Noch am 2. Aug. hielt sich derselbe im Kasten auf, war aber schon sehr flügge und schlug, als ich eine Untersuchung vornahm, mit den Flügeln; am 3. August morgens war der Kasten leer, jung und alt verschwunden. Wenn es sich hier auch um eine verspätete Brut handeln mag, so beweist der Fall doch, dass der Segler auch familienweise seine Wanderung ausführt. Gelbe Bachstelze. Schon 1850 berichtete in der Naumannia I, H. 2, S. 23 u. £. L. Brehm: „Nach Mitte August zeigten sich in der Nähe von Renthendorf die ersten Schafstelzen. Zu Anfang September begann ich Jagd auf sie zu machen. Am 7. Sept. traf ich eine Gesell- schaft von 15—20 Stück an. Ich schoss 3 Stück derselben: 1 altes Männchen und 2 Junge im 1. Herbstkleid“. Weisse Bachstelze. In der Schwalbe 1889, S. 472 teilt Hauptvogel aus der Gegend . von Aussig mit, er habe am 15. Sept. an der Elbe neben hunderten Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 61 von meist jungen Rauchschwalben auf 10—15 junge und alte weisse Bachstelzen bemerkt. Über den Hausrotschwanz verdanken wir D. Berg nachstehende interessanten die Bettlacher Allmend am Jura betreffenden Mitteilungen: „im Jahre 1900 fanden sich am 22. Sept. noch einzelne 9, am 18. Sept. trieb sich noch eine Familie bei Bettlach am Gigler umher. In andern Jahren sind nach Mitte Sept. kaum mehr @ zu sehen. Die jungen $ dagegen halten sich bis in den Oktober bei uns auf, meiden jedoch die Nähe der Häuser und bleiben beisammen an den Jurafelsen, wo sie lebhaft singen. Der Rotschwanz fügt sich über- haupt, wie mir scheint, nicht ganz den kategorischen Gesetzen der Ornithologen. Diese lassen bekanntlich nicht zu, dass junge Vögel vor den alten ankommen und nach denselben abreisen (ausgenommen der Kuckuck). Trotz diesem ornithologischem Gesetze kommt es vor, dass letzjährige Junge, erkenntlich am weibchenähnlichem Kleide vor allen andern Rot- schwänzen ankommen. So waren die ersten in Olten beob- achteten Rotschwänze alle junge d; am 15. März zeigte sich das erste in Hauenstein, am 16. 2 in Olten. Alle diese trugen das Jugendkleid. Erst am 21. März erschienen in unserer Gegend 3 prächtige alte 3.“ (Orn. Beob. 1902, 315.) Der offizielle Bericht über den III. internationalen ornitho- logischen Kongress (Paris 1901) enthält S. 285 u. ff. eine Ab- handlung über die Kleider und Mauser von Xema sabinei von L. Bureau. Darin macht der Verfasser auch die folgenden höchst interessanten Mitteilungen über den Zug dieser Möve an den Küsten der Bretagne. Sein Bericht lautet: „Die Wanderungen dieser Möve an den Küsten von Loire-Inferieure und von Morbihan sind nicht so selten, als man vermuten könnte. Meine Beob- achtungen sind zahlreich genug, um zu beweisen, dass sie höchst, wahrscheinlich jedes Jahr stattfinden, ausserdem unterliegt es keinem Zweifel, dass dies an den andern ozeanischen Küsten Frankreichs der Fall ist. Aber man muss auseinander halten, 1. den Zug der Alten, 2. denjenigen der Jungen im ersten Gefieder. 62 F. Helm: 1. Zug der Alten. Die Alten bilden Scharen, die zuweilen gross sind. Wenn dieselben bis jetzt der Aufmerksamkeit der Ornithologen ent- gingen, so erklärt sich dies daraus, dass diese Flüge sich nur ausnahmsweise den Küsten nähern.“ Nachdem Bureau eine aus- führliche Übersicht der an den französischen Küsten erlegten Möven unserer Art gegeben, kommt er zu nachstehenden Schlüssen : „Der zeitigste Termin, an welchem ihr Vorkommen festgestellt wurde, ist der 15. August 1893.1) Da trotz zahlreicher, in fast jedem Jahre vor diesem Zeitpunkt nach dem gewöhnlichen Aufent- haltsorte von Larus sabinei unternommenen Excursionen nie eine Möve angetroffen wurde, so kann man dieses Datum als den Anfang des Zuges an den ozeanischen Küsten Frankreichs be- trachten. Einige Tage später, ziemlich regelmässig vom 20. bis 30. August, zeigen sich die Alten in kleinen Trupps, zuweilen auch in starken Flügen. Die Wanderung hat dann den Höhe- punkt erreicht. Sie dauert jedoch bis zum September und ver- längerte sich bis zum 5. Okt. (1896) oder gar bis zum 18. Okt. (1886). Ich kenne keinen Fall, dass nach diesem Zeitpunkt an den Küsten Frankreichs eine Alte erlest worden sei. Allerdings ist dabei zu beachten, dass vom Anfang des Septembers ab die Jahreszeit für Vergnügungsfahrten nicht mehr so günstig ist und die Beobachtungen nicht mehr so eingehend stattfinden. Wir sind deshalb nicht berechtigt zu dem Schlusse, dass nach dem oben festgestellten Zeitpunkt die Alten vollständig verschwunden seien. 2. Zug der Jungen im 1. Kleide. Die Jungen im 1. Kleide fangen an, allein sich zu zeigen gegen Mitte September (18. Sept. 1896), das heisst also einen Monat nach dem Ankommen der Alten (15. August 1893). Zur Zeit des stärksten Zuges der letzteren (vom 20. August bis Mitte September) sind die Jungen bestimmt noch nicht angekommen. Aber bald darauf zeigen sie sich einzeln oder in kleinen Trupps von 4—5 Individuen und treffen mit den Alten zusammen, die zu dieser Zeit die Küsten des Ozeans besuchen.“ Obgleich Bureau die Abreise der Jungen nicht feststellen konnte, hat er doch dafür Beweise, dass man derartige Vögel noch Mitte Dezember (1891), ja sogar im Januar (1897) erlegt. 1) Nach Bidwell aber wurde in der Bai von Bridlington in York- - shire 1892 schon am 10. August eine Alte erlegt. Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 63 (Auf Helgoland wurde am 25. Oktober 1847 und 28. Oktober 1883 je ein junger Herbstvogel erlegt und am 10. November 1883 ein solcher beobachtet.) In seiner Ornis von Marburg (Journal f. Ornith.) kommt O0. Kleinschmidt auch auf meine Zusammenstellung über das Auftreten des rotsternigen Blaukehlchens zu sprechen und be- zeichnet dieselbe „als eine Reihe lückenhafter und z. T. recht fraglicher Einzelangaben.‘ Ich habe darauf folgendes zu erwidern. Nachdem ich seit einer Reihe von Jahren zum Zwecke ornithologischer Beob- achtungen grössere Reise unternommen und (dabei in erster Linie mein Augenmerk darauf gerichtet, ob wohl die Gegenden, welche ich besuchte, dem durchziehenden rotsternigen Blau- kehlchen für einige Zeit Aufenthalt gewähren könnten, unterliegt es für mich keinen Zweifel mehr, dass es in unserem Vaterlande noch viele, viele Okm gibt, welche sich ganz vorzüglich für das rotsternige Blaukehlchen zum vorübergehenden Aufenthalt eignen, die aber ornithologisch gar nicht durchforscht sind. Aus diesem Grunde und dann auch deshalb, weil die Gätkeschen Be- hauptungen über Höhe und Schnelligkeit des Vogelfluges, sowie über Zug nach Alter und Geschlecht von ihm in keiner Weise logisch begründet, teilweise sogar schon als unrichtig nachge- wiesen sind, halte ich diese Hypothesen Gätkes nicht mehr für wahr. Es würde mir deshalb heute gar nicht mehr einfallen, mit Literaturstudien und -citaten denselben zu Leibe zu gehen. In der kurze Spanne Zeit, die seit der Anfertigung meiner schon genannten Zusammenstellung und der Gegenwart vergangen ist, sind so zahlreiche positive Tatsachen, die Unwahrscheinlichkeit der Gätkeschen Behauptungen beweisend, konstatiert worden, dass wir für die Zukunft das Beste zu hoffen berechtigt sind. Weil nun aber die vielgenannte Abhandlung existiert, müssen wir uns noch einmal damit beschäftigen. Kleinschmidt nennt dieselbe, wie schon eingangs erwähnt, „eine Reihe lücken- hafter Einzelangaben.“ Kein Mensch kann dies mehr bedauern, als ich selbst! Aber es war beim besten Willen aus der Lite-% \ ratur, die mir im ziemlichem Umfange zur Verfügung stand,® / nicht mehr zu schöpfen, weil ich selbstredend nur solche An- gaben berücksichtigte, welche sich ausdrücklich auf das rot- sternige, schwedische oder Tundra-Blaukehlchen bezogen. (In solchen Fällen war das weisssternige Blaukehlehen natürlich 64 F. Helm: gesondert behandelt.) Weil aus leicht ersichtlichen Gründen meine Gewährsmänner bei ihren Beobachtungen nicht ahnen konnten, dass es einst eine „Formenkreis- Theorie“ oder „Lebensring- Theorie‘: geben würde, haben sie unterlassen, nähere Angaben darüber zu machen, welche heute die Feststellung ermöglichen, ob die beobachteten Vögel zu Erithacus Astrologus suecicus (L.) oder zu Erithacus Astrologus cyaneculus (Wolf) oder gar zu Erithacus Astrologus discessus (Mad.) gehörten. 3. Ist für Kleinschmidt meine Zusammenstellung „eine Reihe z. T. recht fraglicher Finzelangaben“. Meiner Ansicht, nach wäre es wohl das richtige gewesen, wenn Kleinschmidt sich näher darüber geäussert hätte, welche Angaben er für fraglich hält. Da er dies nicht getan, untersuchen wir, welche er wohl gemeint haben könnte. Wir müssen dabei einen Unterschied machen zwischen Literaturangaben und Berichten von Gewährsmännern. Die Literaturangaben stammen aus unseren wichtigeren ornitho- logischen Zeitschriften. Wie schon vorher betont, habe ich für meine Zwecke nur solche Angaben benutzt, welche auf das eigentliche rotsternige Blaukehlchen sich bezogen. Ich will ja gern zugeben, dass bei dieser Zusammenstellung meinerseits hie und da ein Versehen vorgekommen sein mag, im übrigen aber muss ich die Verant- wortung dafür, dass in Wirklichkeit in allen Fällen die richtigen rotsternigen Blaukehlehen gemeint sind, den Herausgebern der betr. Zeitschriften überlassen. Mir sind bis jetzt folgende Be- richtigungen dieser Literaturzitate bekannt geworden. In der Aquila, 1894, S. 135 weist Herman darauf hin, dass die von Kolombatovie aus Spalato gemachten Angaben, Oyanecula suecica sei am 23., 25. und 27. März dort in ungemein grossen Mengen erschienen (veröffentlicht Ornis 1885, S. 425), sich auf das weiss- sternige Blaukehlchen bezogen. Es ist also aus meiner Zusammen- stellung Dalmatien zu streichen. Des weiteren glaubt R. v. Tschusi, die auf Böhmen bezug- ıabenden und von Peiter und Schier herrührenden Angaben be- ; »träfen das weisssternige Blaukehlchen (Ornith. Monatsber. 1902, 4 N (3, 22 u. fl). Da von dem Gewährsmann des Herrn v. Tschusi SIR N yeitere diesbezügliche Untersuchungen in Aussicht gestellt worden sind, bleibt abzuwarten, welche Angaben die richtigen sind. Dass aber das rotsternige Blaukehlchen tatsächlich Böhmen im Früh- ling berührt, hat v. Tschusi im Ornith. Jahrbuch f. 1896 selbst Zug der Vögel nach Alter und Geschiecht. 65 nachgewiesen. Von den durch einzelne Personen auf brieflichem etc. Wege erlangten Berichten sind 4 vorher schon durch v. Tschusi im Ornith. Jahrbuch veröffentlicht worden, mit den übrigen 5 tat ich es. Einen derselben, und zwar von Gallas jun. herrührend und den Harz betreffend, hält Lindner für nicht einwandfrei, da Gallas ‚eine in den weitesten ornithologischen Kreisen völlig unbekannte Persönlichkeit und ein durch völlige Unkenntnis in Be- ziehung auf die Vogelwelt sich auszeichnender Mann sei und keineswegs ornithologisch ernst genommen werden könne“. Obwohl es nun durchaus nicht nötig ist, dass man, um ein guter Vogel- kenner zu sein, in den „weitesten ornithologischen Kreisen be- kannt sein muss“, so mag doch wegen des 2. von Lindner ange- führten Umstandes auch diese Angabe aus meiner Zusammenstellung verschwinden. Es wird dadurch an den Tatsachen nicht viel geändert. Ist ja doch durch Lindner das rotsternige Blaukehlchen am 9. Mai 1901 bei Osterwiek, also am Harz, beobachtet worden. Im Anschluss daran sei kurz auf einige weitere Literatur- angaben, die sich auf das rotsternige Blaukehlchen beziehen, hingewiesen. Im Ornith. Jahrb. 1901, S. 115 wird mitgeteilt, A. Bonomi habe am 11./Ill. 1898 bei Adige ein Oyanecula suecica $ mit dem orientalis-Stern erhalten. S. 183 derselben Zeitschrift berichtet F. Schade in seinen ornithologischen Notizen aus Mähren über das rotsternige Blau- kehlchen: „Durchzügler. Im Jahre 1898 wurden 10 Stück, 1899 2 Stück dieser Art gefangen. Heuer wurde kein rotsterniges Blaukehlchen beobachtet. Es erscheint gewöhnlich etwas früher als das weisssternige, im Frühjahr anfangs April (4.—10.) im Herbst Mitte September.‘ Schon vorher (Ornith. Jahrb. 1897, S. 186 und 187) wurde aus der Umgebung Brünns von Br. Feuereisen über Oyanecula coerulecula (Pall.), über das rotsternige Blaukehlchen gemeldet: „Im Jahre 1894 ein Stück bei Gerspitz einem Vogelfänger abgenommen. In den Jahren 1895/96 konnte weder ich noch Schade dessen Vor- kommen als Durchzügler konstatieren, trotzdem wir zur Zugzeit eifrig sowohl den Vogelmarkt als auch das Durchzugsgebiet (die Ufer der Schwarza und Zwitta) kontrollierten. Erst heuer (1897) Ende März gelangten wieder 2 Stück (3) in meinen Besitz, und das waren zuverlässlich die einzigen, welche hier gefangen wurden. Es ist dies hier ein recht seltener Durchzügler.“ In den „Vögeln Journ. f, Orn, LIl. Jahrg. Januar 1904, 5 66 F. Helm: des Grossherzogtums Mecklenburgs“ von C. Wüstnei und G. Clo- dius, 1900, Seite 136 heisst es: „CO. suecica L., das rotsternige Blaukehlchen brütet im höchsten Norden und zieht alljährlich durch Deutschland gegen Ende April, während (. leucoc. schon im 1. Drittel des April kommt. In Mecklenburg sind beide Arten gefunden worden. Z. (gemeintist Zander) kennt nur O. leucoe. bei uns, aber seitdem ist ©. suecica bei Rostock und von da das Warnowtal aufwärts bis Bützow nicht allein häufig auf dem Zuge beobachtet, sondern — was hochinteressant ist — auch ganz bestimmt brütend angetroffen worden. Ja im Archiv heisst es: „Alle bei Bützow gesammelten, sowie alle in den dortigen Gärten nicht selten brütenden Blaukehlchen sind braunsternig. Nur einmal wurde auf dem Frühlingszuge ein weisssterniges bemerkt.‘‘ Auch bei Rostock in den Warnowbrüchen scheint nach Steebock swecica allein zu brüten. Sogar bei Schwerin und Pinnow brütete swecica nach Preen. Alle bei Dömitz a. d. Unterwelde und der Elbe und bei Boizenburg nicht selten brütenden Blaukehlchen sind weisssternig, wie wir noch 1896 wieder zu konstatieren Gelegenheit hatten. Ebenso sind es die bei Grabow und manche der bei Schwerin gefundenen; wir konnten 1894—1896 bei Grabow allerdings überall keine Blau- kehlchen entdecken, und auch Haese hat dort bisher keine ge- funden. Würde das Recknitztal einmal ornithologisch durch- forscht, sowie das der Peene, so würden dort sicher Blaukehlehen gefunden, und zwar, wie wir bestimmt annehmen, vor allem suecica“ (Clodius). Nun zum Schlusse noch einige Worte über die Kleinschmidt- schen Theorien und Folgerungen. Aus verschiedenen Stellen seiner Abhandlung (Journ. f. Ornith. 1903 S. 326, 345 und 392) ist zu ersehen, dass er glaubt, diejenigen Individuen einer Vogelart, welche sich durch etwas längere Flügel auszeichnen, vollenden ihre Wanderungen schneller als ihre Verwandten mit etwas kürzeren Flugwerkzeugen. In dem Annual Report of the Board of Regent of the Smithsonian Institution für 1902, S. 649 u. ff. befindet sich eine von F. A. Lucas herrührende Abhandlung unter dem Titel: The greatest flying creature, the great Pterodactyl ornithostoma. Ein Referat darüber erschien in der „Umschau“ 1903, $S. 573 unter. dem Titel: Das grösste fliegende Geschöpf. Dort sind auch die Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 67 nachstehenden von Langley herrührenden Zusammenstellungen veröffentlicht. !) Tragende Pferdestärke Nalıne Körperge- | Flügelbreite wicht in kg in m Fläche in qm Langleysche Flug- maschine, die Y, —1/, Meile flog .| 15 — 5,4 1,5 Pterodactilus . . 15 4 2,5 0,036 Kondor Re | 8,5 3 1,0 0,043 Bussard 0. 2.5, 2 0,5 0,015 Wilde Gans . . . 4,5 — 0,265 0,026 Maubei iu. un 0,5 — 0,07 0,012 Kolibri... ..v. 0,0075 _ 0,0026 0,001 Dazu heisst es: „Das Gewicht steht nicht immer in gleichem Verhältnis zur tragenden Fläche, es bedürfte einer Pferdekraft um zu tragen: Gewicht Tragfläche m Trage- Name | in kg | 2 qm ra een kg Flugmaschine . . 10 3,6 0,36 Pterodactilus . . 415 69 0,14 Wilde Gans. . . 175 10 0,057 Haube Ar m narn, 40 3 0,075 Kohlbri.as on. 13 2,5 0,35 Angenommen ist hierbei, dass die tragende Fläche zu dem Gewichte gleichbleibt. Die Tabelle zeigt, dass die kleinen Flieger, wie z. B. der Kolibri, mit der gleichen Kraft (einer Pferdestärke) viel ge- ringere Gewichte zu tragen vermögen als die grossen, wie z. B. die wilde Gans oder der Pterodactilus, dass ferner die Tragfläche im Verhältnis zum Körpergewicht eine grössere sein muss“. (Dabei ist noch sehr bedeutungsvoll, dass mit der Zunahme der Vogel- grösse die Oberfläche sich nur im Quadrat, die Körper- masse jedoch im Kubus sich vermehrt). 1) In den Originalabhandlungen finden sich ausserdem noch spezielle Angaben über das Verhältnis der Flugfläche zur Muskeloberfläche und Brustbeingrösse, sowie über die verschiedenen Flugarten u. a. Hr 68 F. Helm: „Für den Flug kommt hauptsächlich in Betracht die Körper- srösse, dietragende Fläche, die Länge der Flügel und die Geschicklichkeit des Vogels.“ Soviel aus den Arbeiten von Langley und Lucas! Gehen wir nun auf die Kleinschmidtschen Behauptungen, welche die Blaukehlchen betreffen, etwas näher ein. Im Journal f. Ornith. 1903 S. 341 u. ff. veröffentlichte er folgende Masse: 1. Erith. Astr. suec. (L.) 2. Erith. Astr. cyan. (W.) 3. Erith. Astr. Helgoland. discessus (Mad.) Flügellänge. Bisis 8 cm. Max. 7,7—7,8 cm. Max. 7,1 cm. Kleinschmidt besitzt, wie er so liebenswürdig war mir mit- zuteilen, in seiner Sammlung 8 Stück E. Astr. suec. von Helgo- land, 4 Astr. cyan. von Westdeutschland, sowie 4 Stück vom alten Brehm und 1 E. Astr. discessus; ausserdem hat er noch sehr viele in andern Sammlungen gesehen. Bedauerlicher Weise fehlen nun in seiner Arbeit Angaben über das Alter der unter- suchten Blaukehlchen, und ferner ist speziell bei den Helgoländer Vögeln nicht angegeben, wie die Flügellänge bei den einzelnen Individuen sich verhält. Hat die Mehrzahl derselben eine solche von 8 cm, ist dies nur bei einzelnen der Fall, sind dies relativ junge oder alte Vögel? Nehmen wir aber an, die grösste Länge komme allen 8 Vögeln zu. Was will das sagen ? Nichts anderes als: diese Vögel haben infolge der verlängerten Flügelspitze einen 2 mm resp. 3 mm längeren Flügel als Asir. cyan., der Flügel ist demnach bei ihnen 1/,, resp. Yss mal länger als bei letzteren. Nun klagt aber Kleinschmidt selbst: „Die Schwingenverhältnisse der Blau- kehlchen sind schwer zu beurteilen, denn wenn die Vögel im Frühjahre ankommen, sind die Schwingfedern oft schon abgenutzt, und im Herbst ist man oft zweifelhaft, ob die Schwingen schon völlig ausgewachsen sind.“ Ferner: „Das Längenverhältnis der ersten Schwinge scheint bei den Blaukehlchen ganz individuell zu variieren. Ich messe: bei suecicus 17—20 mm, „ euaneculus 14—21 mm, „ discessus 14 mm.“ Aus diesen Zitaten geht doch wohl zur Genüge hervor, dass die in Frage kommenden Verhältnisse noch sehr wenig geklärt sind. Zug der Vögel nach Alter und Geschlecht. 69 Aber ganz abgesehen davon! Glaubt denn Kleinschmidt wirklich, das ein Flügel, der 2—-3 mm oder !/,, bis 1, länger als ein anderer ist, einen Vogel zu einem viel schnelleren Fluge befähigt? Zudem ist die Flügellänge gar nicht ausschliesslich massgebend für die Fluggeschwindigkeit, sie nimmt nicht einmal unter den massgebenden Faktoren die erste Stelle ein Sondern dies tut die Körpergrösse bezw. -schwere! Hat nun Kleinschmidt dieselbe bei seinen Vögeln festgestellt? Ich finde darüber keine Angabe! Deshalb dürfte die Annahme, ein um wenige Millimeter längerer Flügel befähige das nordische Blaukehlchen zu einer bedeutenderen Flugfähigkeit auf nicht ganz sicherer Grundlage beruhen. Denn von massgebendem Einfluss dabei sind eben auch andere Teile des Vogels (wie Körpergewicht, Musku- latur, Flugfläche, vielleicht auch die Elasticität der Schwingen, die Pneumaticität der Knochen u. s. w.). Zu einer derartigen Entscheidung genügt nicht allein ein „Balgstudium.“ Ich finde auch — wenigstens bei einheimischen Vögeln, welche ja vielfach ohne besondere Schwierigkeiten beschafft werden können — durchaus keinen Grund, warum man nur die „Bälge“ untersucht, um über biologische Probleme Urteileabzugeben. Ich kann mich überhaupt nicht ganz des Gedankens er- wehren, dass manchmal viel zu viel Gewicht auf die Beschaffen- heit des Federkleides gelegt werde. Dasselbe ist jedes Jahr ganz oder zum Teil einem Wechsel unterworfen, sieht bei jugendlichen Individuen anders als im Alter aus und ändert zudem auch leicht ab (infolge anderer Lebensweise u. s. w.) — ist also bei seiner Entwicklung sicher manchen Zufälligkeiten unterworfen. Dieselbe Aufmerksamkeit aber wie die äussere Körperbedeckung kann überdies zum mindesten auch der Körper selbst beanspruchen. Erstrecken sich die Studien deshalb auch auf ihn, so werden auf viel breiterer Grundlage beruhende Resultate sicherlich die Folge sein, wie dies ja schon Fürbringer vor anderthalb Jahrzehnten durch seine klassischen „Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel, zugleich ein Beitrag zur Anatomie der Stütz- und Bewegungsorgane‘“‘ so schlagend bewiesen hat. 70 Übersicht der Formen der Gattung Ithaginis Wagler. Von V. Bianchi. (Übersetzt aus dem Russischen!) von Rich. Schmidt.) Bei der Bearbeitung der Sammlungen, einerseits derjenigen der letzten Tibetexpedition unter Leitung von P. K. Kozlov, andrerseits der vom verstorbenen N. M. Przevaljski zusammen gebrachten Materialien, war ich genötigt, alles in unserem Museum vorhandene Material an Arten der Gattung Ithaginis Wagler, die zur Familie der Phasianidae gehört, durchzusehen. Das Ergebnis dieser Durchsicht war die Überzeugung, dass eine der zu dieser Gattung gehörigen Arten in mehrere Formen zerfällt, welche zum mindesten die Bedeutung von Unterarten haben. Die Darlegung dieser Formen ist der Zweck dieser Zeilen. Zur Gattung Ithaginis, welche der Nadelwaldzone des öst- lichen Himalaja und den Tannenwäldern am Ostrande des tibeta- nischen Hochlandes eigentümlich ist, gehörten bis jetzt 3 Arten: nämlich J. cruentus (Hardw.), dessen Wohngebiet sich auf Nepal, Sikkim und West-Butan mit den angrenzenden Teilen Tibets er- streckt; I. geoffroyi Verr., welcher in Südost-Tibet und den be- nachbarten Teilen West-Chinas lebt und schliesslich ]. sinensis David, der den ganzen Nordost-Rand des tibetanischen Hoch- plateaus, von I-schang am Blauen Fluss und dem nördlichen Sy-tschuan bis zum Nordabhang des Nan-schangebirges bewohnt. Alle drei Arten sind in unserem Museum vertreten, aber nicht gleichmässig stark. Wir besitzen im ganzen 6 Exemplare von J. eruentus, davon 5 aus Sikkim und eins ohne genauen Fundort, nämlich bloss mit der Bezeichnung „Tibet“. Eine glänzende Serie von Exemplaren (25 St.) von J. geoffroyi aus verschiedenen Ge- genden von Kam (Süd- u. Ost-Tibet) hat die Tibetexpedition P. K. Kozlovs mitgebracht; ausserdem haben wir ein Exemplar dieser Art aus Ost-Tibet ohne genauere Fundortangabe. Unser Material an J. sinensis besteht aus den Sammlungen N. M. Przevaljskis (8 Exemplare aus Kan-su), P. K. Kozlovs (14 Exemplare aus Kan-su), der Gebrüder Grum-Grzimailo (3 Exemplare aus dem nördlichen Nan-schan) und M. M. Berezovskis (5 Exemplare aus !) Annuaire du Mussde Zoologique de l’Acad6mie Imp6riale des Sciences & St. Pötersbourg. t. VIII, 1903, pag. 1. (Presents a l’Aca- . dömie le 23 Octobre 1902.) Die Formen der Gattung Ithaginis. 71 Süd-Kan-su und Nord-Sytschuan). Ausserdem gingen durch meine Hände alle übrigen 25 Exemplare der Kan-su-Expedition G. N. Potanins, von denen die Mehrzahl sich nun im Irkutsker natur- historischen Museum befindet. Die Durchsicht dieses reichen Materials an 1. sinensis über- zeugte mich nun davon, dass die Vögel aus verschiedenen Gegenden bei weitem nicht identisch sind. Diese Art wurde zuerst vom Erforscher Chinas, dem fran- zösischen Missionar Armand David, nach Exemplaren, die im Dezember 1872 in den Bergen Lao-ling in der Provinz Schen-si, d. bh. am Nordabhang des Gebirgszuges Tsing-ling (östl. Kuen-lun), erbeutet waren, beschrieben. In der Originalbeschreibung nennt David die Farbe der grossen Flügeldeckfedern goldgelb (roux-dor£) und bemerkt, dass die weissen Schaftstreifen der oberen Körper- seite bei einigen Exemplaren auf dem Bürzel und den oberen Deckfedern des Schwanzes grünlich sind. Die Exemplare N. M. Przevaljskis und P. K. Kozlovs sind alle an einem und demselben Orte des nördlichen Kan-su in der Umgebung des Tempels Tschortentän, d.h. am Südabhang des östlichen Nan-schan erbeutet. Sie passen vollständig zu der Be- schreibung von David und müssen zur typischen Form ge- rechnet werden. Sie lassen sich charakterisieren: durch goldgelbe Färbung des Fiügelfleckes, dessen goldene Nuance von einer geringen Beimischung grünen Pigmentes abhängt; durch Fehlen des grünen Pigmentes auf den weissen Schaftstreifen der Rücken- federn: eine grössere oder geringere Entwicklung des grünen Pigments ist nur an den oberen Schwanzdeckfedern und zwar von 14 ©@ nur bei 5 zu bemerken; schliesslich durch starke Ent- wicklung der karminroten Farbe an den Rändern der Steuerfedern. Von den Vögeln aus Tschortentän unterscheidet sich scharf ein von der Expedition der Gebrüder Grum-Grzimailo erbeutetes Männchen, das vom Flusse Chy-cho, also nördlich vom Haupt- sebirgszug des Nan-schan, stammt. Es ist grösser und merklich blasser als die Vögel vom Südabhang des Nan-schan, sein Haupt- unterschied aber besteht in der aussergewöhnlich starken Ent- wicklung des grünen Pigmentes auf den weissen Schaftstreifen der oberen Körperseite; eine Beimischung von grünem Pigment ist schon am hinteren Teile des Interscapulariums gut sichtbar, auf den Schulterfedern, dem unteren Rücken, dem Bürzel und den oberen Schwanzdeckfedern aber sind die Schaftstreifen auf dem 72 V. Bianchi: Teile der Federn ganz grün, welcher nicht durch die höher gelegenen Federn verdeckt ist. Ebenso ist das grüne Pigment viel stärker als bei den typischen Stücken aus Schen-si und Tschortentän auch auf den roten Federn des Flügels, besonders auf den grossen Deckfedern entwickelt. Andrerseits ist die karminrote Färbung an den Rändern der Steuerfedern bei dieser Form viel schwächer ausgebildet, als bei den typischen Vögeln. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der Nord-Nan-schan- Form ist also die Ausdehnung des grünen Pigmentes auf die Federn des Unterrückens und der Interscapularregion. M. E.Grum- Grzimailo teilte mir mit, dass der lebende Vogel dieser Form von oben ganz grün erscheint. Es ist deswegen sogar möglich, dass bei dem einzigen mitgebrachten Stücke die Entwicklung des grünen Pigments nicht einmal ihr Maximum erreicht hatte. Ich nenne diese Form zu Ehren des Sammlers, Michael Efimovitsch Grum- Grzimailo: Ithaginis sinensis michaelis. Als ich zusammen mit M. M. Berezovski die Vögel der Kan-su-Expedition G. N. Potanins bearbeitete, hatten wir zu wenig Vögel der typischen Form, um der zimmtroten Färbung des Flügelfleckes eine diagnostische Bedeutung beizulegen, umsomehr, da wir bei den Vögeln aus Süd-Kan-su eine Neigung zum va- riieren überhaupt, sowie speziell die Veränderlichkeit der zimmt- roten Färbung bemerkten. Wir sagen unter anderen: „Alle unsere Vögel sind nur an zwei Stellen des Kreises Sigu erbeutet worden, nämlich in der Nähe des Dorfes Dsju-juan und des Dorfes Sätani. Diese Dörfer sind von einander nur 40 Kilometer in der Luftlinie entfernt, aber durch das tiefe Flusstal des Siguflusses getrennt, Die Vögel aus diesen beiden Orten sind etwas verschieden: die Männchen aus Dsju-juan sind etwas grösser, haben eine sehr grelle, kastanienbraune Flügelfärbung, der lichte Brustfleck ist aber sehr schwach ausgeprägt, kaum entwickelt; die Stücke aus Sätani sind dunkler, die kastanienbraune Flügelfärbung schmutziger, der Brust - fleck scharf ausgeprägt . . .“ Gegenwärtig sind zu den 26 Vögeln mit zimmtrotem Flügelfleck aus Süd-Kan-su noch 5 Stück aus Nord-Sy-tschuan dazu gekommen, die von M. M. Berezovski 1893 gesammelt wurden und auch Flügel mit zimmtroten Flecken haben. Diese rote Farbe variiert etwas, wie wir schon bemerkt haben. von kastanienbraun bis hell zimmtrot, aber dennoch bleibt sie, bei allen 23 $$ aus dem Gebiete des Blauen Flusses zimmtfarben und geht bei keinem ins Goldgelb über, wie wir dieses bei den Die Formen der Gattung Ithaginis. 73 14 dd aus dem Bassin des Gelben Flusses und dem 1 ZJ vom Nordabhang des Nan-schan sehen. Bei der typischen Form so- wohl, als auch bei der aus dem Nan-schan sehen wir eine Neigung zur Ablagerung des grünen Pigmentes in den fuchsroten Bezirken der Flügelfedern, jedoch können wir bei keinem der 23 aus dem Bassin des Blauen Flusses stammenden Exemplare auf den fuchsroten Flügeldeckfedern auch nur eine Spur des grünen Pigments wahr- nehmen; dagegen tritt bei der Mehrzahl der Stücke deutlich eine Beimengung karminroten Pigmentes hervor, welches zuweilen einen breiten Streifen längs der äusseren Fahne der Schwungfedern bildet. Hinsichtlich des grünen Pigmentes auf den weissen Schaftstreifen der oberen Körperseite schliesst sich diese Form an die typische an; es erstreckt sich nicht weiter nach oben als bis zum hinteren Teil des Bürzels, bei einigen Exemplaren ist es nicht einmal auf den oberen Schwanzdeckfedern bemerkbar. Die rote Farbe an den Rändern der Steuerfedern ist bei dieser Form sehr stark und intensiv entwickelt. Überhaupt ist dies die dunkelste und im all- gemeinen die kleinste von den drei ]. sinensis-Formen. Ihr unter- scheidendes Merkmal ist also der zimmtbraune und nicht goldig- fuchsrote Flügelfleck. Ich nenne sie Itkaginis sinensis berezowskin. Die Weibchen der drei Formen sind natürlich schwerer als die Männchen zu unterscheiden, dennoch kann das Weibchen von Ith. berezowskii von den Weibchen der beiden übrigen Formen ohne Vergleich der Exemplare unterschieden werden, was jedoch bei der Unterscheidung des Weibchens von Ih. michaelis von dem der typischen Form nötig ist. Die diagnostischen Merkmale der Weibchen werden aus der weiter unten angeführten synoptischen Tabelle ersichtlich sein. Die Diagnose dieser drei Formen lässt sich also folgender- massen resumieren: Ithaginis sinensis sinensis: $ Ithaginis plaga alari aureo-fulva (non cinnamomea vel castanea) pigmento viridi plus minusve tincta, striis medianis plumarum dorsi medi albis, ne minime quidem colore viridi pigmentatis; @ lateribus colli cinereis (non cin- namomeis), plumis ingluviei et pectoris unicoloribus, haud transversim brunneo (uti plumis dorsi) variegatis, collo postico plumisque cristae occipitalis fere concoloribus, ceinereis, ga- straeo chocolatino- (non castaneo-vel cinnamomeo) brunneo. Ithaginis sinensis michaelis: $ Iihaginis plaga alari pallide aureo- fulva (non cinnamomea vel castanea) pigmento viridi valde 74 V. Bianchi: perfusa, striis medianis plumarum dorsi medii viridibus (non albis); © lateribus colli cinereis (non cinnamomeis), plumis ingluviei et pectoris unicoloribus, haud transversim brunneo (uti plumis dorsi) variegatis, collo postico plumisque cristae oceipitalis fere concoloribus, cinereis, gastraeo pallide choco- latino- (non castaneo- vel cinnamomeo-) brunneo. Ithaginis sinensis berezowskü: g Ithaginis plaga alari cinnamomea vel castanea (non aureoflava), pigmento viridi perfecte destituta, sed saepe pigmento rubro admixta, striis me- dianis plumarum dorsi medii albis, ne minime quidem colore viridi pigmentatis; 2 lateribus colli brunnescentibus (non cinnamomeis, non distincte cinereis), plumis ingluviei et pectoris unicoloribus, haud transversim brunneo, (uti plumis dorsi) variegatis, collo postico fere interscapulario concolori, brunneo, a plumis cristae oceipitalis cinereis Sat diverso, colore praevalescenti gastraei obscure cinnamomeo. Die Entscheidung der Frage, ob diese drei Formen nah- verwandte Arten oder noch nicht genügend differenzierte Unter- arten sind, kann nur dann endgültig gelöst werden, wenn wir die Vögel auch aus allen zwischengelegenen Gebieten erhalten werden. Das zu meiner Verfügung stehende Material war ganz genügend, um sich davon zu überzeugen, dass jede dieser drei Formen ver- schiedenen Distrikten der nordöstlichen Grenzgebiete Tibets angehört, aber es ist nicht genügend, um zur vollen Überzeugung zu gelangen, dass zwischen ihnen keine Übergänge existieren. Wie es auch sein möge, die taxonomische Bedeutung dieser drei Formen ist kaum geringer, als die der verschiedenen Formen der Gattung Phasianus oder der zwei Teiraophasis- Formen (T. obscurus und T. szechenyi), die von der Mehrzal der Orni- thologen für Arten angesehen werden. Zur Beurteilung der geographischen Variabilität der beiden andern Arten der Gattung (]. cruentus und 1. geoffroyi) ist unser Material zu geringfügig. In betreff der ersten sagt W. R. Ogilvie-Grant, dass bei den Vögeln aus Nepal und den oberen Regionen Sikkims die rote Farbe an den Rändern der Kropf- und Brustfedern stärker entwickelt ist als bei den Vögeln aus dem brittischen Sikkim, bei welchen sie nur in kleinen Fleckchen oder garnicht vorhanden ist. Alle Männchen von 1. geoffroyi stammen vom Flussgebiet des oberen Mekong, und bei ihnen allen haben die Steuerfedern stark entwickelte karminrote Ränder e] Die Formen der Gattung Ithaginis. 75 während Ogilvie-Grant den Schwanz des im British Museum of Natural History aufbewahrten Typus-Exemplar, als „uniform whitish grey‘ beschreibt. Die Synonymie und die bis jetzt bekannten Fundorte der drei Formen von 1. sinensis und von I. geoffroyi lassen sich folgendermassen zusammenfassen: Ithaginis sinensis David. Ithaginis sinensis, David, Ann. Sc. Nat. (5) XVIIL, 1893, Art. 5, p. 1; XIX, 1874, Art 9, p. 1. — David, Journ. III roy. Emp. Chinois i, p. 174 (1875.) — David et Oustalet, Ois. Chine, p. 402, pl. 114 (1877). — Ogilvie-Grant, Cat. B. Brit. Mus. XXH, p. 270 (1893, partim; Ithagenes). — Styan, Ibis, 1899, p- 292. Ithaginis geoffroyi (nec Verr.), Przewalski, Mongolia i strana Tangut., II, Aves, p. 122 (1876) — Przewalski in Rowley’s Orn. Misc., I, 1877, p. 471. — Przewalski, Tretje puteschestv. v Central. Asii, p. 114 (1883). — Deditius, J. Orn., 1884, pp: 538, 540. — Fundorte: Hochland des Gelben-Flussgebietes. Süd- Abhang des östlichen Nan-schan in der Provinz Kan-su: Umgebung des Tempels Tschortentäan am Flusse Tetung-gol (Przevaljskij, Februar; Kozlov, Februar). Nord-Abhang des Gebirgszuges Tsin-ling in der Provinz Schen-si: Lao-lingge- birge und von hier an demselben Abhang bis Cho-nan (Hu- nan) in der Provinz gleichen Namens (David, Dezember; Styan, Winter). Ithaginis sinensis michaelis, subsp. nov. Ithaginis sinensis (nec Verr.) Pleske, Bull. Acad. St. Petersb., XIII, 1892, p. 297. — Ogilvie-Grant, Cat. B. Brit. Mus., XXII, p. 270 (1893, partim Ithagenes). Fundorte: Nord-Abhang des Nan-schan. Flüsse: Babo- che (eine der Verzweigungen des Edzin-gol) und Chy-cho (Grum-Grzimailo, August). Ithaginis sinensis berezowskiü, subsp. nov. Ithaginis sinensis (nec Verr.) Berezowski u. Bianchi, Aves expe- dit. Potanini, p. 15 (1891, eitat. et distr. geogr. exclus.) — Ogilvie-Grant, Cat. B. Brit. Mus., XXII, p. 270 (1893, par- 76 V. Bianchi: tim; Ithagenes). — Deditius, J. Orn. 1897, p. 62. — Styan, Ibis, 1899, p. 298. — Ogilvie-Grant, Ibis, 1900, p. 606. Fundorte: Hochland des Blauen-Flussgebietes: Süd- lichster Teil der Provinz Kan-su: Umgebung der Dörfer Dzju-juan und Sätani am Flusse Si-gu im Bezirk gleichen Namens (Berezovskij, August und November bis Januar). Nordwestlicher Teil der Provinz Sy-tschuan: Schlucht Cho- azi-gou in der Nähe von Lung-n’gan-fu (Berezovskij, Mai und Juni); Sung-pan (Ogilvie-Grant, März); Tung-pei (Oktober, November), 20 Meilen südwestlich und Yang-lin- pan (August, September), 100 Meilen südlich von Sung-pan (Styan). Süd-Abhang des Tsin-ling im südlichen Teil!) der Provinz Schen-si: Hing-ko-yu in der Nähe von Han-tschung- fu (Ogilvie-Grant). Ithaginis geoffroyi. Ithaginis geoffroyi, Verreaux, Bull. Soc. Acclim. (2) IV, 1867, p. 706. — Gray, Handlist B., II, p. 264 (1870). — Selater, Ibis, 1870, p. 297. — David, N. Arch. Mus. Paris, VII, 1871, 3ull. p. 11, no. 358 — Swinhoe, P. Z. S., 1871, p. 400. — Gould, B. As., VII, pl. 42 (1872). — Elliott, Mon. Phas., II, pl. 31 (1872). — Selater, Ibis, 1874, p. 169. — David et Oustalet, Ois. Chine, p. 401, pl. 113 (1877). — Oustalet, Naturaliste, 1886, p. 276. — Seebohm, Ibis, 1891, p. 381. — Oustalet, Ann. sc. nat. Zovl., (7), XII, 1892, p. 313. — Ogilvie-Grant, Cat. B. Brit. Mus, XXIL, p. 269 (1893, Ithagenes). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris (3), VI, 1894, p. 77. — Bower, Diary Journ. across Tibet, pp. 235 s. 244 (V...). — Davies, Ibis. 1901, p. 408. Fundorte: Südöstliches Tibet und Hochländer des Blauen-Flussgebietes. ? Weit verbreitet in (Süd-) Tibet (Bower). ? Route des Prinzen von Orleans und Bonvalot vom Tengri-nor bis Batang (Oustalet),. Bassin des oberen Mekong: Kumtatchie?) (7. V. 90) am westlichen Nebeniluss des Mekong, südlich von Rutschi (prince H. d’Orleans und Bonvalot: Oustalet). Flüsse Dze-tschju (1-6. IX), Bar- 1) Wenn ich die Fundortsangabe Ogilvie-Grant’s richtig verstehe (Ibis, 1900, p. 606). 2) Bull. Soc. Gö6ograph. (7) XII, 1891: Karte der: Voy. de la Siberie au Tonkin par Bonvalot et pr. H. d’Orleans. Die Formen der Gattung Ithaginis. 77 tschju (September und erste Hälfte Oktober), N’omu-tschju (27—30. X), Dza-tschju (Hauptquellfluss des Mekong, 4—11. November), De-tschjun (November) und Re-tschju (Januar, — Kozlov). Jer-ka-lo (290 2‘30° n. Br. und ca. 99° ö. L.) am Mekong (ÖOustalet, Natur. 1886; Davies). — Bassin des Blauen Flusses: überall gemein im nordwestlichen Teile der Provinz Jü-nan und dem westlichen Teile der Provinz Sy-tschuan (Davies) — in den Umgebungen von Ta- tzin-lu (Scelater, Seebohm, Oustalet.. Mupin (David). Ge- biet der Mausen, nahe von Lung-n’gan-fu? (David). Zum Schluss halte ich es noch für nötig, eine synoptische Tabelle anzufügen, welche die Möglichkeit gewährt, die alten Männchen und Weibchen aller Formen der von uns betrachteten Gattung leicht zu diagnostizieren. 1 (10) Die Brust grün gefärbt (Männchen). 2 (3) Scheitelfedern mehr oder weniger rot. Kinn und Kehle durchgehends dunkel karminrot, nur die Enden der Federn sind weiss oder fahlgelb. Flügeldeckfedern ohne rötliche oder zimmtrote Färbung. Flügellänge 202—206 mm. I. eruentus. ‚3. (2) Scheitelfedern grau oder grau mit weiss. Kinn und Kehle höchstens nur mit Spuren roter Färbung. 4(5) Die grossen Flügeldeckfedern und die Schwungfedern 3. Ordnung ohne Spuren rötlicher oder zimmtbrauner Färbung. Flügellänge 210—231 mm. J. geoffroyi. 5(4) Die grossen Flügeldeckfedern und die Schwungfedern 3. Ordnung zeigen viel rötlichere oder zimmtbraune Farbe. 6 (9) Auf dem zusammengelegten Flügel prävaliert die rötliche Farbe mit goldgelber Nuance infolge stärkerer oder ge- ringerer Beimischung grünen Pigmentes. 7(8) Auf den weissen Schaftstreifen der Federn des unteren Teils der Interscapularregion eine deutliche Beimischung grüner Farbe, auf den Schulterfedern, dem hinteren Teile des Rückens, dem Bürzel und den oberen Schwanzdeck- federn sind die Schaftstreifen in ihrem Endteil durch- gehends grün gefärbt. Rote Flügelfärbung sehr blass mit bedeutender Beimengung von grün, besonders auf 78 8 (7) 9 (6) 10.(1) 11 (12) 12 (11) V. Bianchi: den grossen Deckfedern. An den Rändern der Steuer- federn sehr wenig rote Farbe. Allgemeine Färbung des Gefieders sehr blass. Stärkste Form: Flügellänge 5 226 mm. J. sinensis michaelis. Auf den weissen Schaftstreifen der Schulterfedern und und des Rückens gar keine Beimengung grünen Pigmentes, selten Spuren des letzteren auf dem hinteren Teil des Bürzels, nur auf den oberen Schwanzdeckfedern ist es zuweilen deutlich entwickelt. Auf dem Flügel ist die soldig rötliche Farbe dunkler mit geringerer Beimengung von grün. Allgemeine Färbung des Gefieders dunkler als bei J. michaelis. Körpergrösse geringer als bei letzterem, aber grösser als bei I. berezowskis. Flügellänge $ 205 —213 mm. I. sinensis. Auf dem zusammengelegten Flügel prävaliert die zimmt- rötlichen Farbe ohne jede Beimengung grünen, aber mit grosser Menge karminroten Pigmentes (Beimischung grünen Pigmentes auf den weissen Schaftstreifen der Rückenseite, falls vorhanden, nur am hinteren Teile des Bürzels und der oberen Schwanzdeckfedern. Die rote Farbe an den Rändern der Steuerfedern ist dagegen sehr stark ent- wickelt). Allgemeine Färbung des Gefieders dunkel. Schwächste Form: Flügelläinge $ 187—209 mm. l. sinensis berezowskü. Auf der Brust kein Grün (Weibchen). Vorwiegende Färbung der Halsseiten ist hell zimmtrot; Federn der Stirn, der Halsseiten, des Kinns und der Kehle durchgehends zimmtrot. (Prävalierende Farbe der unteren Schwanzdeckfedern ist Schwarz, sie haben nicht so viel rote Quermusterung wie die Bauchfedern und sind daher bedeutend dunkler als die letzteren. Die graue Färbung des Genicks erstreckt sich nicht auf die Interscapular- region. Federn des mittleren Teiles des Kropfes und der Brust ohne kleine, schwarzbraune Quermusterung, wodurch sie sich scharf von den Rückenfedern unter- scheiden). Flügellänge 192 mm. J. eruentus. Vorherrschende Färbung der Halsseiten Grau oder Dunkel- bräunlich; Federn der Stirn, der Kopfseiten, des Kinns und der Kehle nicht zimmtrot, wenn sie aber rötliche Die Formen der Gattung Ithaginis. 79 Färbung zeigen, so sind sie bunt gemustert, nicht ein- farbig. 13 (14) Aufden unteren Schwanzdeckfedern prävaliert eine schwärz- liche Färbung, in scharfem Kontrast zu den Bauchfedern. Die graue Farbe des Genicks erstreckt sich auf den an- liegenden Teil der Interscapularregion. Die Federn des ganzen Kropfes und der Brust haben dieselbe scharfe, dunkelbraune Quermusterung wie die Rückenfedern. Die Federn der Stirn, der Kopfseiten und der Kehle sind bunt: rötlich längs dem Schaft und grau an den Rändern. Flügellänge 196—205 mm. 1. geoffroyi. 14 (13) Vorwiegende Färbung der unteren Schwanzdeckfedern nicht Schwarz, da sie in starker Entwicklung helle Musterung zeigen; daher stehen sie in geringerem Kon- traste zu den Bauchfedern. Die graue Farbe des Genicks erstreckt sich nicht auf den angrenzenden Teil der Inter- scapularregion, oder aber das Genick ist fast dunkelbraun. Die Federn des mittleren Teils des Kropfes und der Brust haben keine dunkelbraune Quermusterung, deren Spuren sich auf den Seiten des Kropfes und der Brust befinden. Schaftstreifen auf den Federn der Stirn, der Kopfseiten und der Kehle schmutzig weisslich oder leicht fahlgelb, aber nicht hellrötlich. Kehlfedern zuweilen fast einfarbig, aber nicht rötlich oder zimmtrot. 15 (18) Prävalierende Farbe der Stirn, der Kopfseiten, der Kehle und der Halsseiten grau, in scharfem Kontrast zu der Farbe der Körperoberseite, auf der allerdings die zimmt- rote Nuance schwächer ausgeprägt ist als bei ]. bere- zowskii. Untere Körperseite ohne zimmtrote Nuance. 16 (17) Alle Farben dunkler und intensiver. An den Rändern der Steuerfedern zum mindesten Spuren roter Farbe. Kleiner; Flügellänge 190—199 mm. I. sinensis. 17 (16) Alle Farben bleicher. An den Rändern der Steuerfedern nicht einmal Spuren von roter Farbe. Grösser; Flügel- länge 203—210 mm. I. sinensis michaels. 18 (15) Vorwiegende Farbe der Stirn, der Kopfsseiten, der Kehle und der Halsseiten braun !); Genick braun, in schwachem 1) Bei den jungen Weibchen im frischen Gefieder ist die graue Farbe der Kehle schärfer ausgeprägt. 80 P. Kollibay: Kontrast zur kaffeebraunen Oberseite des Körpers und nur die Schopffedern sind deutlich grau. Unterseite des Körpers hell kaffeebraun, d. h. mit starker zimmtroter Nuance. (An den Rändern der Steuerfedern keine Spur roter Farbe.) Flügellänge 178—195 mm. I. sinensis berezowskiü. Die Vogelfauna der Bocche di Cattaro. Von Paul Kollibay. A. Einleitung. Nur die Rücksicht auf wünschenswerte Kürze liess mich vor- stehende Überschrift wählen. Denn was ich auf den folgenden Seiten biete, ist weit entfernt davon, eine abschliessende Arbeit über die Vogelwelt jenes mächtigen Fjords im südlichsten Dalmatien zu liefern, beabsichtigt vielmehr im Gegenteil erst die erste Grund- lage für eine solche umfassende Abhandlung zu legen. Denn bislang sind die ornithologischen Nachrichten aus jener, in so viel- facher Beziehung hoch interessanten Gegend mehr als spärlich. Professor Brusina hat in seinem Bericht über die von ihm nach Montenegro entsendete Sammelexpedition (Ornith. Jahrb. 1891 S. 1—27) die bis damals vorhandenen Arbeiten zusammengestellt, welche ornithologische Notizen aus Montenegro und dem Gebiete von Cattaro enthalten. Scheidet man die ersteren als hier nicht interessierend aus, so bleiben nur übrig: 1. Küster, Reisebericht aus Dalmatien und Montenegro (Okens Isis, XXXIV und XXXV, 1842 und 1843) und 2. Anton Fritsch, Einige ornithologische Notizen, gesammelt auf einer Reise durch Croatien, Dalmatien und Monte- negro (Journ. f. Ornith. 1858 S. 411—415). Dazu kommt die Brusina’sche Arbeit selbst: 3. Spirid. Brusina, Beitrag zur Ornis von Cattaro und Monte- negro (Ornith. Jahrb. 1891, S. 1—27); ferner enthält Mitteilungen über die zur Bocche di Cattaro ge- hörige herzegowinische Sutorina folgender Aufsatz: 4. Othmar Reiser, Neue und seltene Arten der Vogelwelt Bosniens und der Herzegowina (Ornith. Jahrb. 1903 8. 113—118). und endlich habe ich selbst über meine vorjährige Reise berichtet: Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 81 5. P.R.Kollibay, Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalma- tiens (Ornith. Jahrb. 1903 S. 22—45). Die Arbeiten von Kosice und Kolombatovic schliessen den Süd- zipfel Dalmatiens aus. Von meiner vorjährigen Excursion hatte ich den grössten Teil auf der Insel Curzola zugebracht. Nur wenige Tage wohnte ich in Dobrota bei Cattaro und in diesen war ich durch ein körperliches Leiden an eingehenderen Beobachtungen behindert. Was ich aber von der Vogelwelt der Bocche gesehen und durch Herrn Hauptmann Grossmann, früher in Cattaro, jetzt in Castelnuovo, gehört, was ich inzwischen von diesem vorzüglichen Präparator erhalten, das legte mir den Wunsch nahe, noch ein zweites Mal jenen herrlichen, tief in das Land einschneidenden und von hohen Bergriesen eingeengten, reich verzweigten Meerbusen aufzusuchen. So fuhren wir denn (meine Frau begleitete mich abermals) am 30. April 1903 von Neisse ab, trafen am 3. Mai nach bewegter Seefahrt in Ragusa ein, wo wir die interessante Localsammlung besichtigten, und erreichten am folgenden Tage unser Reiseziel Castelnuovo. Hier verweilten wir, beobachtend, jagend und sammelnd, bis zum 26. Mai. Wenn die erzielten Ergebnisse nicht besonders reiche waren, so liegt dies zum Teil daran, dass Herr Grossmann mit der Umgebung seines neuen Wohnorts noch nicht ausreichend vertraut war, zum grössten Teil aber daran, dass wir ganz auf uns selbst angewiesen waren und jeder Unterstützung durch Einheimische entbehren mussten. Die zumeist in kümmerlichen Verhältnissen lebende ländliche Be- völkerung der Bocche zeigt offenbar (so behauptet es Herr Gross- mann und so Schien es mir selbst) für nichts ein Interesse, was ausserhalb der Sphäre ihrer Alttagsbeschäftigung liegt. Ein Be- dürfnis, sich kleine Annehmlichkeiten durch einen Nebenverdienst zu verschaffen, besteht für den Bocchesen nicht. Es ist uns wieder- holt vorgekommen, dass die Leute es ablehnten, für uns durch ‚Nestersuchen und dergl. Geld zu verdienen, obwohl ihnen Beträge versprochen wurden, welche nach ihren Verhältnissen sie hätten aus ihrer Gleichgültigkeit aufrütteln müssen. Sie lächelten nur und wandten sich ab. — Ein weiteres Impediment bildeten die Terrainschwierigkeiten. Wer den Karst kennt, wenn auch nur als Tourist, der kann ermessen, was es heisst, in seinem Gestein und Getrümmer Vögel zu jagen! Castelnuovo liegt am nördlichen Ufer desMeerbusens und wird von dem die Bocche bei Punta d’Ostro erreichenden Dampfer zuerst Journ. f. Om. LII. Jahrg. Januar 1904. 6 82 P. Kollibay: berührt. Die alte Feste mit ihrer kriegerischen Vergangenheit baut sich terassenförmig auf einem Gebirgsausläufer auf, der durch die enge Waldschlucht der Sawina von dem Hauptstocke getrennt wird. Durch dessen Steilhänge geschützt vor den rauhenWinden desNordens und sich öffnend dem Mittag und seinen warmen Lüften zeichnet sich die Gegend durch mildes Klima und hohe Jahrestemperatur aus. Die Durchschnittswärme des Januar erreicht die mittlere Jahrestempe- ratur von Prag. (Vergl. die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band: Dalmatien. Wien 19028. 30). Dem entsprechend ist die Vegetation eine überaus üppige und wohl die reichste von ganz Dalmatien, zumal die Sutorina und die Sawina ausreichend fliessendes Wasser bieten. Verlässt man die Buchen- und Kastanien- wälder von Castelnuovo, so genügt eine Ansteigung von wenigen 100 m, um den denkbar grössten Contrast vor seinen Augen er- scheinen zu sehen. Eben noch frisches Waldesgrün und viel- stimmiger Vogelgesang und plötzlich rauhes, zerrissenes und zer- klüftetes Gestein, unabsehbare Geröilfelder, ragende Felswände und Zinnen, und das alles grau, tot und öde; nur vereinzelt steigt ein Steinschmätzer in die Luft oder ertönt die klangvolle Strofe der Blaumerle! Und eine dritte Scenerie bietet sich dem Besucher von Castelnuovo, wenn er in prachtvoller Fahrt am Meeresufer entlang, vorbei an Palmen und den im Freien reifenden Gold- orangen, vorbei an verfallenden Palastruinen, den stummen Zeugen einer glänzenderen Vergangenheit, das wenige Kilometer entfernte Schwemmland der Sutorina erreicht. Dort breiten sich, begrenzt von sanften Höhen, die mit mediterranem Strauchwerk bestanden sind, weite Brachen, Felder und Weingärten aus, durchzogen von den Armen der Sutorina und ihren Zuläufen. Dort entwickelt sich wieder ein anderes Vogelleben. Uns wohlbekannte Erscheinungen wie Stieglitz, Hänfling, Braunkehlchen und Neuntöter mischen sich mit den Charactervögeln des mittelländischen Gestades, der Kappenammer, dem Sammtköpfchen, der weissbärtigen Grasmücke, dem Heckensänger und anderen. Dort steigen auch die beiden schwarzweissen Steinschmätzer bis zur Talsohle herab, die ihnen reichlichere Nahrung bietet. Alle diese Örtlichkeiten haben wir durchstreift, aber auch die Olivenbestände und Eichenwälder von Teodo und die weite Ebene der Zupa am südlichen Ufer des Meerbusens nicht vernachlässigt. Es erschien mir nun aber auch wünschenswert, bei der. Bearbeitung meiner Beobachtungen mich nicht nur auf diese zu Vogelfauna des Bocche di Cattaro. 89 beschränken, sondern überhaupt alles das grundlegend festzustellen, was bis jetzt zuverlässig über die Ornis der Bocche di Cattaro ermittelt ist. Da sind es denn, abgesehen von dem geringen, in der Literatur zerstreuten Materiale die reichen Erfahrungen, welche mein verehrter Freund Grossmann in den vielen Jahren seines Aufenthalts und seiner Sammeltätigkeit in der Bocche, und ins- besondere in der wilden Krivosije, bei Cattaro und Castelnuovo, gesammelt hat. Mit grosser Liebenswürdigkeit und Bereitwilligkeit hat er mir bei jeder einzelnen Art alles das mitgeteilt, was ihm über ihr Vorkommen in der Bocche bekannt geworden, und es mir dadurch ermöglicht, mich über eine weitaus grössere Anzahl von Arten auslassen zu können, als ich sonst im Stande gewesen wäre. Ich spreche ihm auch hier meinen herzlichen Dank für seine Mitarbeit aus. Wo ich bei seinen Mitteilungen Grossmanns Namen nicht im Contexte ausschreibe, füge ich ihn abgekürzt in Klammer bei (Gr.) 2 Eine weitere angenehme Pflicht ist es mir, auch denjenigen Herren zu danken, welche mir durch Überlassung von Vergleichs- material und Auskunftserteilung oder in anderer Art behülflich waren. Es sind dies die Herren von Tschusi, Reichenow, Schalow, Koenig, von Erlanger, von Madarasz und Schlüter. Ihnen allen danke ich nochmals auf’s herzlichste. Ich habe möglichst alle Bocche-Vögel, die ich in die Hand bekam, gemessen und gebe die Resultate entweder ausführlich, oder, wo die Anzahl eine zu grosse ist, in der Form der Dureh- schnitts-, der Maximal- und der Minimalmasse. Dabei will ich nicht verhehlen, dass ich selbst auf Massergebnisse kein grosses Gewicht mehr lege. Durch viele Wochen habe ich jetzt einige Hundert Vogelbälge gemessen. Ich versichere, dass ich die Mes- sungen auf das sorgfältigste vorgenommen habe. Aber ich kann nur dem beistimmen, was vor kurzem Kleinschmidt sagte, dass nämlich derselbe Ornithologe an demselben Objecte bei verschie- denen Messungen häufig verschiedene Resultate erhält. Wie soll nun ein anderer Forscher, der beim Messen vielleicht etwas anders manipuliert, mit den von jenem erzielten Resultaten etwas anfangen können! Dazu kommen noch die grossen Schwankungen, die sich je nach dem Stande der Abnutzung des Gefieders zeigen! Indessen ich gebe die Resultate, weil andere vielleicht anderer Meinung sind. Über die Art der Messung habe ich schliesslich noch folgendes zu bemerken: Der Flügel ist mit dem unterseits leicht ange- 6* 84 P. Kollibay: drückten Stabmasse gemessen. Bei Flügeln bis zu 150 mm be- nutzte ich den feststehenden Teil eines Eiermasses, weil dessen kurzer Schenkel die sichere Fixierung des Flügelbuges gestattet. Den Schwanz messe ich nicht nach Reichenow’scher Art, weil die Aufsuchung der Wurzeln der Schwanzfedern unterseits (nicht zum wenigsten wegen der oft darüber liegenden Tarsen) zu unsicher ist. Vielmehr fixiere ich oberseits mit dem Daumen- nagel den stets deutlich fühlbaren letzten Schwanzwirbel, bezw. wo er bei sorgfältiger Präparation zwischen den Schwanzfeder- wurzeln herausgeschnitten ist, das dann sicher fühlbare Feder- wurzelende, und messe von da ab mit dem Stabmasse. Bei der Schnabelmessung scheine ich zu grösseren Ergebnissen gekommen zu sein als andere. Wenn man aber nicht wirklich, wieich es getan, stets mit dem Zirkelende bis zur Wurzel der Stirnbefiederung zurückgeht, können zuverlässige Ergebnisse nicht erzielt werden. Auch bei der Messung der Tarsen kann man m. E. selbst bei Be- folgung der Reichenow’schen Methode, die auch ich anwendete, nie zu ganz zuverlässigen Resultaten gelangen, weil je nach der Grösse des Vogels der Ansatz des Zirkels in der hinteren Tarsal- gelenkgrube zu viel Spielraum hat. B. Spezieller Teil. 1. Yultur monachus L. Wird hin und wieder gesehen (Gr.). 2. Gyps fulwus (Gm.). Diesen Geier konnte ich einmal am 15. Mai 1903, bei Kameno oberhalb Castelnuovo, seine Kreise ziehen sehen. Nach Gross- mann erscheint er häufiger als der vorige. | 3. Neophron percnopterus (L.). Ich selbst habe in der Bocche den Aasgeier nicht beobachtet, Grossmann versicherte mir aber, dass er in höheren Gebirgslagen zu allen Zeiten zu treffen sei, am häufigsten während des Zuges. Ich besitze ein $ vom 1. April 1903 aus der Nähe von wen nuoVo, welches folgende Masse aufweist: 2. 489, c. 240, r. (im Bogen) 69, t. 82 mm. Die Adränhier Sammler beobachteten im Mai und Juni 1890 in den Bergen wo Montenegro 2 Stück (Brusina, a. a. O. S. 20). Vogelfauna der Boeche di Cattaro. 85 4. Circus aeruginosus (L.). Nach Grossmann nur im Winter und Frühjahre anzutreffen. 5. Circus cyaneus (L.). 6. „ macrurus (L.). 1. u. Pygargus (L.). Diese 3 Weihenarten sind nach Grossmann zu den Zugzeiten sehr häufig und können am Uhu in Menge geschossen werden, namentlich die Kornweihe. 8. Astur palumbarvus (L.). Bevorzugt die höheren Gebirgslagen, insbesondere jene Stellen, wo sich von Columba livia bevölkerte Felsenhöhlen be- finden (Gr.). | 9. Astur brevipes Sev. Durch Brusina, Reiser und L. v. Führer ist bekannt, dass in Montenegro der Zwerghabicht ein nicht gerade seltener Brutvogel ist. Die Vermutung erschien sonach begründet, dass er auch in Süd-Dalmatien vorkommen werde. Während meiner vorjährigen Hinreise nach Cattaro teilte mir auch v. Führer, den ich in Budapest traf, mit, dass er auf dem Wege von Üettinje nach Cattaro auf der dalmatinischen Seite einen brevipes in grosser Nähe habe vorüberfliegen gesehen. Indessen Grossmann hatte ihn noch nie angetroffen. Auch in der Literatur kann ich über das Vorkommen des Zwerghabichts in Dalmatien nicht mehr finden, als dass Kolombatovic (Zoologiske vijesti iz Dalmazije. Spalato 1896. p. 8) bemerkt, er habe von Reiser erfahren, dass ein Exemplar dieser Spezies bei Spicca an der montenegrinischen Grenze erbeutet worden sei. Daher war es mir in hohem Grade interessant, auf der diesjährigen Hinreise nach der Bocche in der Sammlung zu Ragusa 2 dalmatinische Zwerghabichte vorzufinden, von denen der eine, ein d vom 21. August 1898, sogar der Bocche di Cattaro, nämlich der Zupa, entstammte. Ein viertes Exemplar gelangte endlich zu meiner grossen Freude in meine eigene Sammlung. Es ist ein prächtiges, sehr altes 9, von Grossmann am 17. Juli 1903 bei Castelnuovo erlegt. Dasselbe entspricht genau der Beschreibung, welche Ssomow im Ornith. Jahrb. (1891. 8. 131) von dem Federkleide des sehr alten d gegeben hat. Masse: a. 226, c. 165, r. 20, t. 44 mm. — Grossmann teite mir ‘nachträglich mit, dass er. den Vogel bei Kameno, als er tief am Boden die Militärstrasse kreuzte, mit Vogeldunst N0.18 erlegt habe. 86 P. Kollibay: 10. Acciwiter nisus (L.). Brutvogel, im Winter sehr gemein (Gr.). 11. Buieo buieo (L.). Grossmann hat in der Krivosije Eier erhalten, erachtet den Bussard aber auch im übrigen als Brutvogel der Bocche, da er während der Brutzeit stets zu sehen ist. Im Winter tritt er in Menge auf, z. B. in der Zupa. Ich besitze ein Exemplar aus der Bocche vom 3. November 1902, welches der dunklen Phase an- gehört. 12. Pernis apworus (L.) und 13. Circaetus gallicus (Gm.) sind nach Grossmann häufig auf dem Zuge. 14. Pandion haliaetus (L.). Am 23. Mai 1903 beobachteten wir ein Stück in der Zupa, welches bei unserem Anblicke schleunigst hinter einem Hügel verschwand. Grossmann hat den Vogel in der Zupa und am Berge Vrmac wiederholt angetroffen uud an letzterem Orte vor dem Uhu im Jahre 1899 zwei Stück erlegt. 15. Aguila chrysaetus (L.). Brutvogel in den höheren Lagen der montenegrinischen Grenzgebirge und keine Seltenheit, wie Grossman versichert, der mehrere Stück am Aase erlegt hat. 16. Aguila pomarina Brehm. Grossmann erhielt im Jahre 1901 einen jungen Vogel lebend. 17. Falco peregrinus Tunst. Am Zuge und während des Winters. Das Horsten hat Grossmann noch nicht festgestellt. Im August betraf er einmal ein Stück, welches an einem Astur palumbarius juv. kröpfte. 18. Falco subbuteo L. Einmal erhielt Grossmann Junge aus Budua, sonst bemerkte er den Vogel nur auf dem Zuge. Ich selbst beobachtete am 25. April 1902 bei Fort Trinita oberhalb Cattaro 5 Stück, die in nördlicher Richtung zogen. Vogelfauna des Bocche di Cattaro. 87 19. Falco aesalon Tunst. Auf dem Zuge, doch wurden bislang nur 929 erlegt (Gr.). 20. Cerchneis vespertina (L.). Ziemlich regelmässiger Durchzugsvogel. Über den Zug von 1902 berichtete ich im Ornith. Jabrbuche 1903 S. 28. — In diesem Jahre erlegte bei einem Ausfluge am 10. Mai nach Krtole unser Bootsführer Jvo ein nach seiner Angabe einzelnes, altes g. — Meine in der Jabresversammlung der Ornithologischen Ge- sellschaft von 1902 in Berlin vorgelegten Bälge gaben Anlass zu einer Unterhaltung darüber, ob das graue Alterskleid durch Mauser oder durch Umfärbung entstehe. Ich verweise auf meine da- maligen Ausführungen (J. f. ©. 1903 S. 144), bei denen ich auch jetzt noch durchaus stehen bleibe. Ich erwarb inzwischen noch ein $ im Übergangskleide vom 5. Mai 1902 aus der Dobrudscha, welches noch instruktiver ist, als ein vorjähriges vom 18. April aus Cattaro. Bei diesem Dobrudscha-Vogel ist die ziegelrote Wölkung nicht nur auf der Brust, sondern auch noch am Bauche vorhanden. Sie besteht überall nur aus dem roten Mittel- und Basalteile der Federn, nirgends aus ganz roten Federn. Jede einzelne dieser Federn ist gleichzeitig rot und grau, und zwar tritt letztere Farbe mindestens an der Spitze, meist auch an den Säumen der einzelnen Federn auf und vielfach so stark, dass nur noch ein schmaler, nach der Basis sich verbreiternder roter Mittelstreif übrig bleibt. Solche gemischt rot-graue Feder ist keine dauernde Erscheinung. Mir ist wenigstens nicht bekannt, dass solche Übergangskleider noch unmittelbar nach der Sommer- mauser gefunden werden. Dass angesichts der Doppelfärbung der einzelnen Feder jener Erklärungsversuch des besprochenen Feder- kleides nichts besagen will, der betont, dass für verloren ge- gangene Federn solche aus dem nächstfolgenden Federkleide nachwachsen, liegt auf der Hand. Denn dann müsste zunächst der Vogel im ganzen rot mit eingesprengten einzelnen grauen Federn aussehen, nicht aber grau mit roter Wölkung; und sodann würden sich eben nur Federn finden, die entweder rot oder grau sind, nicht aber die besprochenen grau-roten. Daher gibt es keine andere Möglichkeit als meine Annahme, dass das rote Klein- gefieder sich derart ohne Mauser zum grauen umfärbt, dass jede einzelne Feder zuerst an der Spitze, dann an den 88 P. Kollibay: seitlichen Säumen das Rot in Grau verwandelt und letzteres immer mehr nach dem Schafte und der Basis verdrängt. Für die Richtigkeit dieser Annahme liefert mein Dobrudscha- Vogel noch einen anderen Beweis, insofern als einzelne der noch das meiste Rot tragenden Flankenfedern gleichzeitig auch noch den stärksten Rest des schwarzen Schaftfleckens des Jugendkleides aufweisen, welcher immer schmäler wird, je weiter vom Rande her das Grau vordringt, sodass schliesslich bei den fast ganz grauen Federn nur noch der Schaft selbst als feine schwarze Mittellinie übrig bleibt. 21. Cerchneis naumanni (Fleisch.). Zieht mit C©. vespertina durch. Bei Trebinje in der Herze- gowina (nicht mehr zum Bocche-Gebiet gehörig) horstend ge- funden. (Gr.) 22. Cerchmeis tinnuncula (L.). Nach Grossmann in der Bocche ziemlich gemein. 23. Bubo bubo (L.). Grossmann nennt den Uhu einen ziemlich gemeinen Stand- vogel, derin Felsen jeder Höhenlage horste, wenn er nur senkrechte Wände finde. Gelegentlich ahmt der Uhu das Kunststückchen des Sperbers nach, sich auf der Verfolgung einer Beute in einem Hause greifen zu lassen, wie Grossmann es einmal in Cattaro erlebt hat. — Ich besitze nur ein Stück aus der Bocche, welches folgende Masse aufweist: $ 2. 11. 02, a. 438, c. 235, r. (Bogen) 39, t. 78 mm. 24. Asio accipitrinus (Pall.). Bezieht in Mengen die Bocche als Winterquartier. (Gr.) 25. Pisorhina scops (L.). Grossmann bezeichnet die Zwergohreule als einen, erst im späten Frühjahre ankommenden, durchaus nicht seltenen Brut- vogel, der mehr die Wälder als die Ortschaften zu seinem Auf- enthalt wähle. Ich selbst habe dennoch diese Eule jeden Abend auf dem kleinen Marktplatze von Castelnuovo gehört, wo sie von einem Dache oder Baume einzeln oder zu zweien ihren melan- cholischen Pfiff „giu“ — „giu“ ertönen liess. Aber auch am. frühen Morgen, wenn längst die Sonne hoch stand, konnte ich Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 89 von meinem Zimmer aus den Ruf vernehmen. — Bei einer Streife in der Sutorina sah Grossmann eine Zwergohreule in einem hohlen Ölbaume verschwinden. Er deckte schnell das Loch zu, um sich des Vogels zu versichern, als letzterer zu seinem Ärger durch eine Öffnung auf der anderen Baumseite das Weite suchte. — Meine bocchesischen Exemplare von Pisorhina scops habe ich weggegeben, ohne leider die Masse zurückzubehalten. Ich besitze zur Zeit nur noch ein Junges vom 14. Juli 1902 im ersten noch unentwickelten und mit Flaum durchsetzten Gefieder. 26. Syrnium aluco (L.). Auch der Waldkauz erscheint als Wintergast in der Bocche, zuweilen in noch grösseren Mengen als Asio accipitrinus. (Gr.) . Athene noetua (Ritz.). Nach en sehr häufiger Standvogel. Wenn ich nach je einem Exemplare aus der Bocche und aus Montenegro urteilen soll, sind die Steinkäuze dortiger Gegend ein wenig heller als diejenigen Mitteldeutschlands.. Auch Brusina betont (a. a. O. S. 19) die Färbungsabweichung bei den in Montenegro gesammelten ‚Stücken, unterlässt aber die Angabe, in welcher Richtung dieselbe stattfinde. Ich besitze 3, allerdings auch untereinander in der Farbentiefe recht verschiedene Individuen von Athene glaux (Savigny) aus Tunesien. Legt man diese neben meine beiden vorerwähnten Stücke aus der Bocche und Montenegro und füst dazu schlesische Exemplare, so hat man den wunderschönsten Übergang von der sehr dunklen noctua bis zur rötesten glauz. Mein Bocche-Exemplar misst: $ 15. 3. 03. a. 156,5; c. 89; r. 19,5; t. 29 mm. 28. Erithacus luscinia (L.). Während Brusina (a. a. O. S. 12) nach dem Berichte der Agramer Sammler bemerkt, dass die Nachtigall nicht häufig zu sein scheine, und nur ein einziges Beobachtungsdatum anführt, behauptet Grossmann im Gegenteil, dass sie im Gebiete und ins- besondere bei Castelnuovo ein äusserst häufiger Brutvogel sei, der sein Nest mit Vorliebe im Judenkirschenstrauche anlege. Und Grossmann hat Recht. Schon 1902 hörte ich in Cattaro Ende April die Nachtigall in den Gärten und Gesträuchen am Fusse der berühmten Kunststrasse nach ' Montenegro häufig 90 P. Kollibay: schlagen, und es machte einen unvergesslichen Eindruck, bei der nächtlichen Rückkehr aus Cettinje die trauten Heimatsklänge in so wildromantischer Umgebung über die ruhige See erschallen zu hören. Auch in diesem Jahre konnte ich die Sängerkönigin in der Bocche wieder begrüssen. In den reichen Laubwäldern der Sawina und bei Teodo, wo ausreichende Feuchtigkeit von den Hängen den Boden sättigt, war der Vogel in einer Unmenge vertreten. Aus den schlesischen Auwaldungen bin ich wahrhaftig gewöhnt, mit einer Fülle von Nachtigallen zu rechnen; aber das enge Waldtal der Sawina stellt alles in Schatten, was ich bisher in dieser Hinsicht erlebt. Von einem und demselben Standorte aus konnte ich z. B. einmal in meiner nächsten Nähe 6 schlagende Nachtigallen gleichzeitig beobachten. Ein am 6. Mai 1903 von mir während des vollsten Gesanges erlegtes $ besitzt nur eine einzige ausgewachsene Schwanzfeder, alle übrigen beginnen zu sprossen und werden noch durch die Schwanzdecken verborgen. Eine einleuchtende Erklärung für den Verlust des Schwanzes habe ich nicht finden können. Am 10. Juni 1903 erhielt ich ein Junges im gefleckten Nestkleide. Ich habe 8 Nachtigallen aus der Bocche verglichen mit 26 Stück aus verschiedenen anderen Teilen des Verbreitungsge- bietes und gebe zunächst die Masse der ersteren: g 6.5. 03. aunslee: Cat a rt... 145 t. 26 mm. 318.50 7a, a oe US H. 03T SA en Tor BE... SRRTNIEH Ola: BR TON „la, een 29.4, 030, Asse SL za: rl Ro 8 1,5, 805030 1.00 ai: Bier, oO 6.5.08. Bu 7a: En... Bei diesem Slsinken der Flügelmasse dürften letztere ein brauchbares Unterscheidungsmerkmal für Nachtigallen überhaupt nicht abgeben. Das bestätigen auch die gleichen Masse des Vergleichsmaterials, nämlich: 2 aus Tunesien mit 82, 77 mm, 1 , Marocco 5 8l iR 3 „ Rumänien N 83, 84, 4 2 ,„ Ungarn ‚ 86, 86 DR. 3 „ Südfrankreich „, 84,184,,85u. 25, Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 91 3 aus Schlesien mit | : 85, 82 mm, 2 „ der Mark hr Siasanr 9 „ Rheinhessen „ 82, 84, ?, 84, 83, 84, 82, 85, 800 „, 2 „ England c Sr len Ich habe auch die Schnäbel dieser Vögel gemessen, aber überall nur Schwankungen zwischen 13 und 14 mm gefunden. Lediglich die beiden Schlesier bleiben mit 12 und 12,5 mm da- hinter zurück. Was die Färbung anbelangt, so scheiden bezüglich der Ober- seite die Vögel aus Tunis, England und Südfrankreich, welche abweichen, aus. Alle anderen stimmen mit einander völlig über- ein. Heller sind schon die Engländer, noch mehr aber die Tunesen, deren Rückenfärbung schon in’s Gelbliche zieht. (Vgl. auch Erlanger, Journ. f. O. 1899 S. 213.) Umgekehrt fallen die Vögel von der Riviera sofort durch ihre dunkle, ins Graue übergehende Oberseite in die Augen. — Unterseits sind alle mir vorliegenden Stücke gleich bis auf diejenigen aus Südfrankreich, welche abermals eine Ausnahme bilden, indem bei ihnen die Unterschwanzdecken intensiv rostgelb sind. Diese Erscheinung tritt auch bei einem Exemplare aus Castelnuovo auf. Wenn meine Beobachtungen bezüglich der Färbung der Oberseite sich auch sonst bestätigen, so würde dies m. E. aus- reichen, die Vögel von Tunis, Südfrankreich und England sub- specifisch zu sondern, falls dies noch nicht geschehen ist, was ich nicht weiss. 29. Erithacus rubeculus (L.) Nach Graf von der Mühle, (Beiträge zur Ornithologie Griechenlands, Leipzig 1844, S. 74) ist das Rotkehlchen in Griechen- land überall gemein. Für die Bocche kann dasselbe nicht gesagt werden. Ich selbst habe den Vogel nie bemerkt, sodass er ‚jedenfalls nicht häufig sein kann. Das bestätigt auch Gross- mann, welcher ihn bislang nur im Winter, dann aber massenhaft, beobachtet hat. Erst dieses Jahr (1903) bemerkte er noch in den ersten Tagen des Mai einen singenden Vogel und an der- selben Örtlichkeit erlegte er am 26. Juni 1903 ein Nestjunges, welches er mir als ersten Beweis für das Brüten des Rot- kehlchens in der Bocche übersandte. 92 P. Kollibay: 30. Ruticilla phoenicurus (L). N Ich habe den Gartenrotschwanz nie beobachtet, auch Brusina erwähnt ihn nicht. Im Einklange damit erklärt Grossmann, dass der Vogel nur auf dem Zuge vorkomme. 31. Ruticilla titys (L.) Grossmann bezeichnet den Hausrotschwanz als häufigen Brutvogel und massenhafte Wintererscheinung. Danach scheint er in Süddalmatien nicht Zug-, sondern Standvogel und Dalmatien Winterquartier für nordische Zuzügler zu sein. Ich beobachtete den Vogel im felsigen Gelände und erlegte am 15. Mai 1903 ein © oberhalb Castelnuovo. — Brusina (a. a. O. S. 12.) berichtet über die Erbeutung einer Ruticılla titys cairei (Deg].) in der Krivosije. Auf Grund meiner Beobachtungen in Schlesien habe ich früher die Unhaltbarkeit dieser angeblichen Gebirgsform dargetan und befand mich im Einklange mit wohl der Mehrzahl der Ornith- iogen. Ohne diese Ansicht aufzugeben, glaube ich doch, folgende Mitteilung nicht unterdrücken zu sollen. Am 31. Dezember 1902 sandte mir Grossmann 3 graue Rotschwänzchen, von denen 2, erlegt am 5. 12. 1902 als $ und 9, und eines, erlegt am 20. 12. 1902 als @ .etikettiert waren. Er schrieb mir dazu: „Ich be- merkte heuer bei dem strengen Winter in den höheren Lagen und speciell dort, wo zerklüftete Felsenpartien mit steilen Wänden vorkommen, nur graue Rotschwänzchen, die schwarzen aber nur ganz unten, Sogar in den Weingärten der Talsohle. Der Zufall wollte es, dass ich eines Tages 2 graue Rotschwänzchen hoch im Gebirge bemerkte, die nach dem Beisammenhalten zu urteilen, zu einer Art gehören mussten. Da ich sofort an $Q von AR. cairei dachte, habe ich den Moment erwartet, diese mit einem Schusse zu erlegen. Da es mir gelungen, beide zu erlegen, konnte ich zu meiner grossen Freude $ und © von R. cairei, constatieren“. Es folgt dann ein Vergleich mit dem © vom 20. Dezember aus der Niederung, der nach Grossmann’s Ansicht kleine Verschiedenheiten ergibt. Ich selbst habe solche nicht feststellen können. Indessen ist der Fall deswegen interessant, weil die anatomische Ge- schlechtsbestimmung keinem Zweifel unterliegt und daher einmal die Anpaarung eines grauen g festgestellt ist, was ja nichts neues ist, aber von Wichtigkeit für die zweite Tatsache, dass nämlich in den höheren Gebirgslagen nur graue Vögel beob- achtet wurden. Damit würde wieder einmal‘ das: biologische Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 93 Moment der Bevorzugung höherer Gebirgslagen als Differen- zierungsmerkmal in den Vordergrund geschoben. Masse von Bocche-Vögeln: 8 11.2:3..19027723.853 €,665 ar. 11,5; t. 237 mm: & 195 12.019025, .88:0,.0355 ul 5 22,8% 53 12, 1902 raaldsuns 6er nl 545722 808, ©5204.19.,. 19022040 7.7:,.,.04 ":., EL. 21,8... ©215-,,9.,1903.12:,:80: 262 3.5 11.5; „22%, 32. Saxicola oenanthe (L.). Ich selbst habe den grauen Steinschmätzer nie in der Bocche angetroffen. Grossmann hat ihn allerdings schon Anfang Mai erlegt, will aber auch nicht behaupten, dass er Brutvogel sei. Nach Brusina (a. a. O0. S. 10) haben die Agramer Sammler noch am 19. Mai Exemplare erlegt, sodass man das Brüten wohl an- nehmen muss. Aber auch Brusina sagt: „Der graue Steinschmätzer scheint etwas weniger häufig als die zwei nächsten Arten vor- zukommen‘. 33. Sazxicola. amphileuca Hempr. u. Ehrenb. und 34. Saxicola melanoleuca Güld. Die beiden schwarz-weissen Steinschmätzer des balkanischen Karstgebietes sind in Süddalmatien sehr häufige Brutvögel und charakteristische Erscheinungen der kahlen Gebirgspartieen. Sie "halten sich aber auch dort, wo die nackten Felshänge baumlos bis zur Talsohle heruntergehen, wie in der Sutorina, auf letzterer auf und liegen dann namentlich in den Weingärten und Maisfeldern auf dem Erdboden dem Insektenfange ob. Nach Grossmann ziehen beide Arten frühzeitig fort und kehren zusammen anfangs April zurück. Ihr Brutgebiet erstreckt sich bis auf die Gipfel der Berge. Nach meinen Wahrnehmungen ist der Ohrensteinschmätzer häufiger als der schwarzkehlige, denn von den erlegten kam immer 1 schwarzkehliger auf 2 Ohrensteinschmätzer. Es besteht also dasselbe Verhältnis wie bei den westlichen Formen in Tunis (vergl. v. Erlanger, Journ. für Ornith. 1899. S. 223). Kleinschmidt regte mich in einem nach Castelnuovo an mich gerichteten Schreiben zu der Prüfung an, ob nicht die beiden Steinschmätzer artlich zusammen fielen. Schon Bonnelli und La Marmora haben diese Frage aufgeworfen. Nun ist es ja richtig, 94 P. Kollibay: dass Zug, Lebensgewohnheiten, Aufenthalt der beiden Vögel die nämlichen sind, dass sie insbesondere ganz untereinander gemischt vorkommen. Ich kann sogar noch folgendes Vorkommnis be- richten: Am 15. Mai d. J. schoss Grossmann in meiner Gegenwart auf einer Felsplatte ein @ des Ohrensteinschmätzers, worauf als- bald auf derselben Stelle neben dem toten Vogel ein schwarz- kehliges erschien, welches mit dem zweiten Schusse erlegt wurde. Wir waren überzeugt, ein gepaartes Paar erbeutet zu haben. Indessen ist das alles doch nicht ausreichend, um die beiden so sehr verschiedenen und nie einen Übergang zeigenden Vögel zu- sammen zu werfen, zumal nach Reiser (Ornis balcanica IV S. 51) die Eier sich unterscheiden lassen. Meines Erachtens erklärt sich ein Fall wie der berichtete einfacher durch die Annahme gelegentlicher Verbastardierung. . Die nächste Frage ist die, ob die beiden Arten je in eine östliche und eine westliche Form zu trennen und wie diese Formen systematisch zu bewerten sind. Dresser und Arrigoni trennen nur den schwarzkehligen Steinschmätzer, mit Radde, Reiser, von Erlanger und Whitaker halte ich aber diese Trennung auch beim Ohrensteinschmätzer für durchaus geboten. Wer die schöne Erlanger’sche Suite von Tunis-Vögeln und daneben meine noch zahlreicheren Reihen von Dalmatinern aus beiden Arten sieht, der kann nicht einen Moment die Berechtigung und die Verpflichtung bezweifeln, beide Arten je in eine östliche und eine westliche Form zu sondern. Und nach meiner Überzeugung sind diese östliche und westliche Form nicht als Subspezies aufzufassen, sondern als vollwertige gute Arten. Denn wenn das Kernzeichen einer solchen ist, dass der Vogel ohne Kenntnis der Herkunft und ohne Vergleichsmaterial bestimmt werden kann, so ist dieses Erfordernis hier gegeben; ich verpflichte mich, jeden mir einzeln vorgelegten Vogel, ob d, 2 oder iuv., sofort richtig zu bestimmen. Von Erlanger (Journ. für Ornith. 1899. S. 227) stellt für die Ohrensteinschmätzer die Unterschiede einander gegenüber, doch gelten dieselben ebenso für die schwarzkehligen Steinschmätzer, pur dass sich für diese die Unterscheidungsmerkmale um eins vermehren. Von Erlanger sagt: „Sazxicola aurita aurita Sazxicola aurita amphileuca (Temm.). (H. et E.). Oberkopf, Rücken gelb, nach Oberkopf weissgelb, je nach Bürzel zu heller werdend. Bürzel Alter noch weisser werdend, Vogelfauna der Bocche dı Cattaro. 95 weissgelb. Unterseite der Rücken gelb, Bürzel weiss. Unter- Schwanzfedern grau. seite der Schwanzfedern weiss. Das Gelb des Oberkopfes geht Die beiden schwarzen Ohr- bis zum Schnabel vor und trennt flecken sind durch einen schma- die beiden schwarzen Ohrflecken. len Streifen, welcher sich über den Schnabel hinzieht, mitein- ander verbunden.“ Unrichtig ist in dieser Gegenüberstellung, was über die Unterseite der Schwanzfedern gesagt ist, da diese bei allen in Betracht kommenden Steinschmätzern weder grau noch (einfarbig) weiss, sondern schwarz und weiss zugleich ist. Meine Vermutung, dass ein Druckfehler und ausserdem ein sonstiger lapsus vorliegen müsse, wurde mir durch Herrn von Erlanger brieflich bestätigt. Danach muss der betreffende Passus heissen: Unterseite der Schwung- Unterseite der Schwung- federn grau (oder hell). federn schwarz (oder dunke)). Das ist auch zutreffend. Alle von mir untersuchten Vögel, welche die sonstigen Kennzeichen der östlichen Schmätzer trugen, hatten die Unterseite der Schwungfedern so schwarz wie die Ober- seite, alle sonst als westliche charakterisierte dagegen grau. Nach Whitaker (Ibis 1905 S. 409) soll allerdings der Ohren- steinschmätzer mit dunkler Flügelunterseite durch das ganze europäische Festland, westlich bis Frankreich und Portugal vor- kommen. Wenn das richtig ist (Nizza-Vögel fand ich stets mit heller Flügelunterseite), so ist eben die Farbe der Flügelunterseite kein geeignetes Unterscheidungsmerkmal, weiljedenfalls dieanderen, von Erlanger erwähnten und das von mir noch hervorzuhebende, konstant sind und nie im Stiche lassen. Bei den östlichen Formen beider Steinschmätzer sind die $5$ immer viel weisser, manchmal selbst auf dem Rücken kaum noch eine Spur von Gelb aufweisend, während die westlichen diese Farbe auch auf dem Kopfe an- scheinend nie verlieren. Übrigens ist die Bezeichnung der Kopf- und Rückenfarbe mit „gelb“ schlechthin doch nicht ganz ein- wandfrei. Das Gelb des Stieglitzflügels oder des Pirols oder der Goldammer u. s. w. kommt nicht in Frage: Dresser nennt die Farbe „rufous isabelline‘‘ und „rufous“, Arrigoni bezüglich „giallo- rossiccio“ und „giallo-crema“. Ich selbst würde diese Farbe „rötlich-sandgelb‘ nennen; einen Unterschied derselben beim Ohren- steinschmätzer und dem schwarzkehligen Steinschmätzer der nämlichen Herkunft kann ich nicht entdecken; ebenso wenig 96 1," 31 BD. Kollibay:: finde ich bei den gg des östlichen und westlichen Schwarzkehl- steinschmätzers in der gedachten Färbung diejenige Verschiedenheit, welcher Arrigoni durch die Bezeichnung „fulviccio“ für den Vogel des Ostens Ausdruck verliehen hat. Jedenfalls habe ich bei dem Studium dieser Farbennuancen nur durchaus dem Bedauern Finschs beipflichten können, dem er in seiner Zosteropiden - Be- arbeitung im ‚Tierreich“ bezüglich des Fehlens einer guten Farben- tafel Ausdruck verleiht. Meiner Meinung nach sollte doch das Haupthindernis für die Schaffung einer solchen Farbentafel, die Besorgnis mangelnder Standhaftigkeit der einzelnen Farben, bei dem Stande der heutigen Technik sich beseitigen lassen! Zutreffend habe ich für beide Steinschmätzer stets auch das weitere Erlanger’sche Unterscheidungsmerkmal gefunden, nämlich die Verbindung der schwarzen Kopfseiten durch ein gleichfarbiges schmales Band über die Stirn an der Schnabelwurzel, das den Vögeln des Ostens eigen ist, denen des Westens aber fehlt. Die von Erlanger angegebenen Kennzeichen beziehen sich nur auf alte dd. Für die 22 und jüngeren Jg gibt es aber noch ein besonderes untrügliches Unterscheidungsmerkmal, auf welches mich nach Besichtigung meiner vorjährigen Ausbeute Professor König aufmerksam machte, als ich selbst die westlichen Formen noch nicht besass und verglichen hatte, ein Merkmal, welches meines Wissens bisher noch nirgends gewürdigt worden ist. Die @@ und jüngeren Jg zeigen nämlich im Westen eine dunkelsandgelbe, zuweilen ins Braungelbe ziehende Oberseite, diejenigen im Osten dagegen eine rauchfahle Oberseite und ins- besondere einen häufig dunkelaschgrauen Scheitel. Von der Oberseite aus sind diese Vögel sofort beoügliei ihrer Herkunft zu bestimmen. Es handelt sich schliesslich um die Nomenclatur der 4 Stein- schmätzerarten, welche durchaus noch nicht geklärt ist. Neuer- dings hat sich im Ibis eine Auseinandersetzung zwischen Dresser und Whitaker über die richtigen Namen der Ohrensteinschmätzer entsponnen. Whitaker hat nämlich den bisher gebräuchlichen Namen für die westliche Form einen neuen hinzugefügt, indem er sie Saxicola caterinae benannte. Das hat Dresser gemissbilligt mit der kurzen Ausführung, dass dieser Form der Name albicollis (Vieill.) zustehe, während die östliche amphileuca (Hempr. u. Ehrenb.) zu heissen habe (Ibis 1903 S. 90). Demgegenüber versucht Whitaker nachzuweisen, dass diese beide Namen auf die östliche Form zu Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 97 beziehen seien, die westliche bisher namenlos gewesen sei und daher einer Neubenennung bedurft habe (ibis 1903 S. 408.) Ich muss sagen, dass mir die Beweisführung zutreffend erscheint. Da ich aber zur Zeit ohne ausreichendes literarisches Material nicht selbständig zu entscheiden wage, ziehe ich es vor, zunächst Dresser’s Antwort abzuwarten, untersuche auch vorläufig nicht, ob auria durch albicollis zu ersetzen, sondern folge bis auf Weiteres aus Zweckmässigkeitsgründen den von Erlanger angewendeten Namen. Das bisher Gesagte bezog sich auf beide Steinschmätzer und beruht auf der Untersuchung eines Materiales von 62 Stück aus verschiedenen Teilen der Verbreitungsgebiete. Im Einzelnen ist zu den beiden Arten noch folgendes zu bemerken: Von Saxicola amphileuca wurden 20 Exemplare aus der Bocche gemessen mit folgendem Resultate: 13 dd a. C. 1% b Max. 94 75 14 24 mm. Min. 86 64 OD DD, Durchschnitt 88,5 67,4 13,2 227 ,„ 8 927 Max. 88 72 14 DB 0, Min. 83,5 56 12.537 1821 a Durchschnitt 86,5 62.60).,.18:3..221, 88}, So verschieden wie die Masse sind die Kleider der dd. Um alle Abänderungen vertreten zu haben, muss man eine grosse Reihe besitzen, da fast kein Vogel völlig dem anderen gleicht. Nach meiner Meinurg muss es mehrere Jahre dauern, bis der Vogel sein reines Prachtkleid erreicht, bis er im vollsten Con- traste des tiefen Schwarz und des silbernen Weiss erglänzt. Auch das (viel seltener zu erlangende) Herbstkleid, welches vor dem Wegzuge angelegt wird, ist sehr schön mit seinen breiten rostgelben Kanten und Säumen an den tiefschwarzen Secundarien und grossen Deckfedern. Die 99 sind von denen von Sazwicola oenanthe (L.) mit Sicherheit nur durch die Achselfedern zu unterscheiden, denen jedes Weiss fehlt. Ich konnte auch ein Nestjunges aus Cattaro vom 25. Juli 1902 mit einem der offensichtlich gleichalterigen vom 19. Juni 1897 aus Tunis vergleichen, welche Erlanger im Journ. f. Ornith. 1899 S. 225 beschrieben hat. Auch hier ergibt sich die speci- Journ. f. Orn. LII. Jahrg. Januar 1904. 7 98 P. Kollibay: fische Verschiedenheit. Das noch flaumartige Gefieder des Kopfes, Oberhalses und Rückens ist bei meinem Vogel aschgrau mit rostfahler Tropfenzeichnung auf dem Kopfe, bei dem Erlanger’schen Vogel, soweit nicht die schmutzigraue Farbe der Basalhälfte der Federn hevortritt, blass sandgelb mit noch blassereu Tropfen. Die dunkle Wellenzeichnung auf dem Rücken wird durch braune Terminalbinden erzeugt, hier auf rostfahlbraunem, dort auf blass sandgelbem Grunde. Die Säumung der Flügel und deren Deck- federn ist beim dalmatinischen Jungen von graulich-rostroter, beim tunesischen von gelblich-rostroter Färbung. — Bis jetzt ist das Nestkleid von Sazxicola amphileuca anscheinend noch unbeschrieben gewesen. Ich besitze ein Gelege von 8. amphileuca vom 10. Juni 1903 von folgenden Massen: 19,5 20 19 19,5 "16... 155.0. 155,0 DH) Die rundlichen Eier sind über und über, jedoch nicht dicht, mit kleinen, blass rotbraunen Pünktchen bespritzt. Von Saxicola melanoleuca habe ich 10 JS und 3 ©2 ge- messen. Das Ergebnis ist folgendes: 10 dd a. C. Tr. (B Max. 92 71 13,5 23,5 mm. Min. 87 63 1292221 3 Durchschnitt 89,7 67.2 12,8 222. „ 3 89 Max. 91... 64 193 930, Min. 6 63 10.5 09 Durchschnitt 88,6 633 132 225 „ Die Grössenverschiedenheit der Geschlechter kommt durch vorstehende Angaben nicht zutreffend zum Ausdrucke Denn während die gemessenen $g zum grossen Teile der Brutzeit entstammen, also schon abgenutztes Gefieder tragen, befinden sich unter den 3 gemessenen 82 2 im frisch vermauserten Herbstkleide. Je reiner das Weiss der Oberseite und Unterseite, je tiefer das Schwarz der Schwingen bei den $g, desto grösser auch die Masse von Flügel und Schwanz, ein Beweis, dass die unreinen Individuen auch die jüngeren sind. Die ersten Erlegungsdaten meiner Stücke (13. und 14. April) dürften auch die Ankunftszeit Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 99 darstellen. Die ganz alten 5g erscheinen dann schon im völlig ausgebildeten Prachtkleide Nur an dem einen Vogel entdeckte ich noch einige Überbleibsel der winterlichen rostgelblichen Säumung an den Secundarien. Noch mehr wie amphileuca bildet melanoleuca eine Belebung seiner einförmig grauen Umgebung, da er durch das schwarze Kehlschild noch contrastreicher erscheint. Dieses Kehlschild bildet für den schwarzkehligen Stein- schmätzer ein weiteres selbständiges Unterscheidungsmerkmal zwischen der östlichen und der westlichen Art neben den anderen, die ihm mit dem Ohrensteinschmätzer gemeinsam sind. Dressers Angabe (Manual S. 37), melanoleuca unterscheide sich von stapa- zina lediglich dadurch, dass das Schwarz an der Kehle ‚less extended‘ sei, muss auf einem Schreibfehler beruhen. Denn ge- rade umgekehrt ist es eben ein Kennzeichen für melanoleuca, dass das bei siapazina auf Kinn und obere Kehle beschränkte Schwarz sich auf die untere Kehle und den Kropf, sowie an den Halsseiten bis zum Flügelbuge ausdehnt. Eine Beschreibung des @ von S. melanoleuca habe ich nirgends gefunden. Für die westlichen aurita und stapazina gibt Koenig im Journ. f. Ornith. 1895 S. 363 die Unterscheidungs- merkmale der 99. Ich kenne die 29 dieser Arten nicht, aber es fällt mir auf, dass der Unterschied nur in dem dunkleren und helleren Kolorit bestehen soll. Das würde ein sehr unsicheres Bestimmungsmittel sein, und auch Koenig betont die ausser- ordentliche Schwierigkeit der Auseinanderhaltung beider 99. Da nun Koenig ausdrücklich nur von einem „zweifellos echten“ @ spricht, das er für seine Unterscheidung benutzte, aber auch von diesem gleichzeitig bemerkt, dass er es „mit ziemlicher Sicher- heit als $. stapazina ansprechen konnte‘, so scheint es mir, dass auch dieses @ doch nicht zu stapazina, sondern zu aurita gehört hat. Denn es scheint mir ausgeschlossen, dass stapazina sich so ganz anders als melanoleuca bezüglich des weiblichen Kleides verhalten sollte. Die melanoleuca-QQ sind aber ohne weiteres von den amphileuca-29 durch die schwarzgrundierte Kehle und Gurgel zu unterscheiden, während bei amphileuca die Federn - dieser Gegenden bis an die Basis rostweisslich sind. Das Glück hat es gewollt, dass ich auch ein Nestjunges von 8. melanoleuca erwarb, welches am 28. Juni 1902 bei Cattaro erbeutet wurde. Dieses Jugendkleid ist wohl noch nirgends be- Mer 100 P. Kollibay: schrieben. Es unterscheidet sich von dem oben besprochenen der Saxicola amphileuca durch viel dunkleres Gesammtkolorit. Kopf, Oberhals und Rücken sind düster rostgrau, braun gewellt, die Unterseite schmutzig graugelb, die Federn der Brust und der Bauchseiten fein dunkelgrau gerandet. Über den Kopf zieht sich von einer Halsseite zur anderen ein schmales graubraunes Band, die Grenze markierend, bis zu welcher im Alterskleide das schwarze Kehlfeld reicht. 35. Pratincola rubetra rubetra (L.) und 36. Pratincola rubeira dalmatica Koll. Grossmann berichtet mir, dass das Braunkehlchen nicht nur auf dem Zuge gemein, sondern auch häufiger Standvogel in den ebenen Gegenden sei. Als solche kommen nach meinen Wahrnehmungen insbesondere die Sutorina und die Zupa in Betracht. Aber auch dort habe ich sie nicht oft bemerkt. Meist nahm der Vogel seinen Sitz auf Rebstockpfählen oder kräftigen Blütenstengeln. Die am Zuge erbeuteten Braunkehlchen unterscheiden sich nicht von den mitteleuropäischen, wohl aber die in Süddalmatien einheimischen. Diese habe ich im Ornithologischem Jahrbuche 1903 S. 43 subspecifisch gesondert, da die helle Farbe der Ober- seite nicht rostbraun, sondern hellrostgelhlich und, namentlich im Nacken, leicht grau überflogen ist, und da ferner das $ die rostrote Farbe nur an Kehle und Kropf, nicht aber auch an der Brust zeigt, diese Farbe zudem erheblich bleicher erscheint als bei Mitteleuropäern. Leider habe ich dieses Jahr nicht viel Vergleichsmaterial gesammelt. Anfangs beachteten wir die Braunkehlchen weniger in der Zuversicht, später deren noch genügend zu bekommen, und dann sah man sie nur noch selten, wohl weil sie dem Brut- geschäfte oblagen. Ich gebe die Masse von 10 Stück: 204. 03.119 78.7750 6, 85. SR Im OR TED ne 23. 4.03: 1650. „52,597 7010322 5 25. 4. 08. 305, 12:0) 0,495 Sal > 20. 4.03. 8, 1; ee “ 25.14.03... 2° 795 110,0 A737 ©, one » ION Te Aubliis 2 ae] vie Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 101 DSTA FUND ran a.niden ac 51° 3520 1.680,55 6:6 19,5 mm: 1 ls \9e . (Dal er an To a 2, LE DO N oe ee eo ER 1 Oyer 7 5 Dal De DER LEE ae oe Ray 1 KEN | „ 37. Pratincola rubicola (L.) Grossmann hat den Vogel nur im Winter angetroffen. Ich besitze 1 J und 2 © aus dem Oktober und November. 38. Monticola saxatilis (L.). Den herrlichen Steinrötel habe ich bei meiner vorjährigen Exkursion auf der Fahrt von Cattaro nach Cettinje kennen gelernt und seinen prachtvollen Balzflug bewundert. Begreiflicher Weise war es in diesem Jahre mein heissester Wunsch, diesen schönen Vogel jagen zu können. Indessen nur einmal sollte es mir be- schieden sein, mit ihm zusammenzutreffen. Am 15. Mai 1903 jagten wir bei dem Gebirgsdorfe Kameno oberhalb Castelnuovo. Dieses Dorf liest am Westrande einer ungeheuren Geröllhalde, welche sich zwischen zwei mächtigen Gebirgsrücken ergossen hat. In ihrem höheren Teile ist diese Halde trostlos und öde, kein Fleckchen Erde sieht man zwischen dem blendenden Karst- getrümmer hervorlugen, und die wenigen Steinschmätzer, welche zu Gesicht kommen, dürfen ohne Furcht vor dem tötlichen Blei sich ihres Daseins freuen, da jeder Schritt, den nicht der Blick am Boden begleitet, Arm- und Beinbruch bringen kann, ein An- schleichen, eine Verfolgung also ausgeschlossen ist. Am West- rande der Halde liegt das Geröll nicht so dicht. Es lässt grössere und kleinere Flecke des Erdbodens jener ursprünglichen Hoch- ebene frei, und dort sind armselige Wein- und Getreidefelder angelegt, dort wächst auch stellenweise wieder Laubwald. An jener Stelle nun, nahe bei der Kirche des zerstreuten Ortes, trafen wir mit dem Steinrötel zusammen. Grossmann hatte dies, obwohl er die Umgegend von Castelnuovo noch nicht kannte, da er erst vor kurzem von Cattaro dorthin verzogen. war, dennoch vermutet. Denn nach seinen in der wilden Krivosije gemachten Erfahrungen entsprach die Örtlichkeit durchaus den Anforderungen des Steinrötels, der sich am liebsten auf weiten, geröllübersäten Flächen im Gebirge ansiedelt, im Gegensatz zu Monticola cyanus, welche mehr zerklüftete Wände mit einzelnen Felszinnen bevor- zugt. Im ganzen sahen wir 3 Jg, von denen Grossmann eins 102 P. Kollibay: erlegte. Schon vorher besass ich 2 22 und 1 pull. aus der Bocche und erhielt nachträglich noch mehrere Stücke, nämlich 9 schöne d& im frischen Herbstkleide aus der zweiten Hälfte des August und dem September 1903, ferner 3 vermauserte 29 und ein mitten in der Mauser stehendes sehr interessantes altes $ vom 20. Juli 1903. Ich behalte mir vor, auf die Vermauserung dieses Vogels später zurückzukommen, nachdem ich mir noch reichlicheres Material beschafft haben werde. Gemessen habe ich 5 Jg und 5 @8, teils im Sommer-, teils im Winterkleide. Die Schwankungen in den Grössenverhältnissen sind bedeutende und, wie die Erlegungsdaten ergeben, durchaus nicht immer auf die Abnützung des Sommergefieders zurückzu- führen. g 15. 5. 1903 a. 117 ,c. 68, r. 19 ‚t. 26 mm. „ 20. 7. 1903 „ 3 » $n „ 20 ,, 28,5 ” „©16. 9. 1908. 118 Alto. on Kos 20. 921903. „1258 a oo oo ‚93.9.1903, 1070 Seo oe © 28: 4, 1903.,, lea en no oe 1 5146. 19021, aan Pr? N „2398. 1903. ala oe oe „11.08.1903. „le Boolı Den „99.8.1903... 115, or ag Ein Gelege vom 2. Juni 1903 aus der Krivosije hat folgende Masse: 26 25,5 26 26,5 26,5 205 207 20522051205 Das eine Ei (No. 2) ist ziemlich gleichhälftig (Taubenei- form), die anderen 4 sind normal. Bei einem Ei ist die Punkten- zeichnung sehr deutlich, bei dreien schwach angedeutet und bei dem abnorm gestalteten nur bei angestrengter Betrachtung zu erkennen. 39. Monticola cyanus (L.). Nach Brusina (Ornith. Jahrb. 1891, S. 11) wurde die Blau- drossel von den Agramer Sammlern überall gesehen, auch in der nächsten Umgebung von Cattaro, bei den Forts Trinita und Go- razda, am Berge Vrmac u. s. w. Ich selbst beobachtete sie, wenn auch nur vereinzelt, sowohl voriges, wie dieses Jahr, und Gross- mann nennt sie einen häufigen Brutvogel der niederen Regionen des Karstgebirges. Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 103 Ich habe 9 33 und 3 29 gemessen und folgendes Ergebnis erzielt: gg Maximum aual2 IE 93 1 24511 7298 mim! Minimum SH. Sa AN NN 2 Diunchsehnitt@ 2 1227. 2,287,0.0.022,6 975 oo Maximum LIE a SINN 2 29 Minimum REIT SH 2129 1) Durchsenmit N 120, 0,2877.2.723.3429 N Ein Gelege vom 3. Juli 1903 aus der Gegend von Castel- nuovo weist folgende Masse auf: DI 28 28 280092845 200.195... 195,,. 195, 4.195: 40. Turdus musicus L. Offenbar nicht Brutvogel in der Bocche. Ich habe die Singdrossel nie bemerkt und auch Grossmann kennt sie nur als sehr gemeinen Wintergast, der allerdings auch noch Ende April beobachtet wurde. 41. Turdus iliacus L. 42. Turdus viscivorus L. 43. Turdus pilaris L. Diese 3 Drosselarten sind in der Bocche nach Grossmann regelmässige Wintergäste. 44. Turdus merula L. Die Amsel ist in allen Waldungen der Bocche gemein. Die Agramer Sammler (Brusina a. a. ©. S. 12) fanden die meisten in einem Eichenwalde zwischen den zwei Forts Vrmac. Ich selbst fand den Vogel voriges und dieses Jahr häufig in den Waldpartien bei Cattaro, Castelnuovo und Teodo. Ein am 17. Mai 1903 von mir in der Sawina-Schlucht, erlegtes g zeigt folgende Masse: a. 125, c. 112, r. 22,5, t. 33. Flügel und Schwanz bleiben hinter schlesischen Stücken um 10, bezw. 3 mm zurück. Doch zeigt der Vogel, obwohl schon gelb- schnäblig, noch Spuren des Jugendkleides, sodass seine Klein- wüchsigkeit sich wohl durch seine Jugend erklären lässt. Grossmann erlegte Anfang Dezember 1902 ein interessantes junges albinotisches $: der Kopf und der ganze Hals sind rein- weiss, desgleichen die Schulterfedern und einzelne Federn des Vorderrückens, des Bürzels, der Brust und des Bauches. Rein- 104 P. Kollibay: weiss ist auch die ganze Schenkelbefiederung. Von den Hand- schwingen sind links die 1., 2., 4., 6. und 7., rechts die 1., 2., 5. und 7. weiss, von den Armschwingen links die 3. gauz und die 4. partiell, rechts nur die 4. ganz weiss. Der Schwanz ist sanz normal, der Schnabel gelb mit schwärzlichem Rücken der Spitze, die Füsse hornbraun; die Iris war braun. 45. Turdus torguatus alpestris (Brehm). Grossmann besitzt ein am 25. März 1903 erlegtes $ von Castelnuovo. Ein im benachbarten Topla ansässiger ungarischer Gastwirt, der die Flinte führt und einiges Verständnis für Vögel hat, sah die Drossel bei Grossmann, und erklärte, solche Vögel schon mehrfach vereinzelt in der Sutorina erlegt; zu haben. 46. Phylloscopus sibilator sibilator (Bchst.) und 47. Phylloscopus sibilator flavescens. Erl. Die typische Form ist nach Grossmann ein äusserst gemeiner Wintervogel. Der Waldlaubsänger ist aber auch häufiger Brut- vogel, z. B. in den Eichenwäldern bei Dobrota und in der Sawina. Voriges Jahr erhielt ich am 30. April ein 5, das nach seinem ganzen Aussehen zu der Erlanger’schen Subspecies flavescens (J. f. O. 1899 S. 255) gehörte und das ich unter diesen Namen beschrieb (Ornith. Jahrb. 1903 S. 42.) Auch die diesjährige Excursion brachte mir ein gleiches Stück ein, mit welchem mich Herr Grossmann bei meiner Ankunft er- freute. Wie beim vorjährigen zeigt auch bei diesem die Oberseite ein schönes Hellgrün, und es tritt das an den Flanken herunter- gehende Gelb auf den untersten Bauchfedern wieder zusammen- Indessen ich erhielt aus der Brutzeit noch öfter Vögel, welche unterseits so wenig gelber erschienen, als mitteleuropäische, dass ich an Ort und Steile in Castelnuovo ohne Besitz meines Vergleichs- materials begann, die von Erlanger zur Begründung seiner flavescens hervorgehobenen Kennzeichen nur noch für individuelle Erschei- nungen, vielleicht bedingt durch hohes Alter, zu halten. Die da- heim bewirkte Vergleichung der weiteren beiden Stücke, auf deren Erbeutung, bezw. Präparierung ich mich leider beschränkte, ergab jedoch, dass sämtliche Süddalmatiner von unseren einheimischen Waldlaubsängern sich durch die viel lichtere Oberseite, den hoch- gelben Flügelrand, den bis zur Schnabelwurzel breiten, hochgelben Superciliarstreifen und das, wenn auch manchmal nur andeutungs- Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 105 weise vorhandene Gelb auf den untersten Bauchfedern unter- scheiden. Meine 4 Stücke messen: 8 500 42002222174 9 .0.052 010r,92 31.1 17,8 mm. la: A203. lei, 10a R En 6 3. 07 eig 18 h 58 03 TERN LO N 48. Phylloscopus trochilus (L.) Nach Grossmann massenhafter Wintervogel. Während meiner Anwesenheit im April und Mai habe ich ihn nie bemerkt. 49. Phylloscopus rufus (Bchst.) Grossmann beobachtete den Vogel (,„Zilpzalp“) auch während der Brutzeit. Doch muss er sehr selten sein, da ich ihn nie ge- hört habe. — Ich besitze ein Stück vom 5. November 1902 aus Castelnuovo, welches mir insofern bemerkenswert erscheint, als der Rücken viel heller ist, wie bei deutschen Stücken. Legt man einen Teneriffa-Vogel (Ph. rufus canariensis Hartw.), einen soichen aus Westdeutschland und meinen dalmatinischen neben einander, so ist die Oberseite bei dem mittleren aus Grau und Olivgrün eleichmässig gemischt, bei canariensis überwiegt sehr stark das Grau, bei dem Dalmatiner ebenso stark das Oliv. Es wird daher gut sein, die südöstlichen Weidenlaubsänger im Auge zu behalten. 50. Hypolais hypolais (L.) In den Laubwäldern der Bocche ist unser Gartenspötter ein ziemlich häufiger Brutvogel, namentlich bei Castelnuovo. — Kolom- batovic (Osservazioni sugli uccelli della Dalmazia. Spalato 1880 S. 23) sagt von Hypolais polyglotta: „Abbastanza commune ai due passi.‘‘ Hierbei kann er unmöglich die wirkliche polyglotia (Vieill.) gemeint haben, da diese sicher in keinem Lande nördlich von Dalmatien brütend vorkommt, woher und wohin sie durch- ziehen könnte. Kolombatovice dürfte vielmehr die gewöhniiche Hypoluis hypolais im Auge gehabt haben, zumal er letztere ander- weit nicht erwähnt. Freilich stimmt auch wieder die Hervor- _ hebung als Durchzugsvogel nicht, da der Spötter ja in Dalma- tien, nämlich in der Bocche und daher auch wohl weiter nördlich, brütet. Nun berichtete aber auch Brusina (a. a. O. S. 13) von einem bei Spica Mitte Juni erlegten und in die Agramer Sammlung ge- 106 P. Kollibay: langten $ von H. polyglotta. Indessen schon Reiser sagt in seiner Ornis balcanica (IV. S. 41.): „Alle Beobachtungen, so wie dieser specifisch westeuropäischen Art zugeschriebenen Bälge aus Dalma- tien, der Herzegowina und Montenegro beziehen sich auf den ge- wöhnlichen Gartenspötter, wie die Masse der Flügel, abgesehen von anderen Kennzeichen, unzweideutig beweisen. H. polyglotta ist im Gesamtgebiet der Balkanhalbinsel noch niemals aufge- funden worden.“ Ich möchte mich bezüglich des Brusina’schen Vogels dieser Vermutung anschliessen, aber auch die andere Mög- lichkeit nicht ausser Acht lassen, dass hier eine Namensver- wechselung vorliegen kann, nämlich dass der von Brusina ge- meinte Vogel die Aypolais olivetorum (Streckl.) war, welchen Namen Brusina, wie weiterhin zu zeigen, wieder fälschlich für H. pallıda (Hempr. u. Ehrb.) anwendet. — Jedenfalls hat Grossmann in der Bocche die polyglotta niemals angetroffen, und so sehr wir auch, durch Herrn von Tschusi angeregt, auf jeden gelben Spötter achteten, so erwiesen sich die erlegten doch immer nur als echte H. hypolais (L.) Masse von 6 Exemplaren: & 23.5..03...2: 807 .€.061,572 0,522 0 Damm? &.8.5..09.5,..800 az 3 145.038... 200, 1503 „2 n 8: 1: 5:.03,..5%.78,5 5,592 00.1200 2090500 g.14. 5.03... 80, So leo & 14. 5.03... a Eon R 51. Hypolais pallida (Hempr. u. Ehrb.) Einer der letzten Zugvögel in der Bocche ist der Blass- spötter. Wenn längst alle Vegetation sich entfaltet hat, etwa um den 8. Mai, kommt das Vögelchen aus der Winterherberge zurück und erfüllt alsbald mit seinem einförmigen Liede Wald und Gebüsch, Gärten und Flussläufe.. Seine Wohnstätten sind ausgebreiteter als diejenigen seines grossen Vetters, des Oliven- spötters. Aber dort, wo letzterer auftritt, wird man auch den Blassspötter nicht missen. Kolombatovic (a. a. O. S. 24) nennt den Gesang „bellissimo‘‘ und vergleicht ihn sogar mit dem Liede der Nachtigall. Das ist mir unfassbar. Denn etwas eintönigeres als das in der unermüdlichen Wiederholung einer kurzen Strofe be- stehende Geleier des Blassspötters ist kaum zu denken. Kolom- batovic verlegt auch die Frühjahrsankunft in den April, lässt.den Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 107 Vogel in den ersten Tagen danach sich ruhig verhalten und nimmt einen Wechsel des Aufenthalts an. Das alles stimmt nicht zu H.pallida, sodass meiner Ansicht nach Kolombatovic einen anderen Vogel im Sinne gehabt haben muss, den ich allerdings nicht de- finieren kann. Aus der Menge von Blassspöttern, welche mir durch die Hände gingen, habe ich folgende Masse entnommen: SRN26. 1028 02. 65,922 0.56, 1a 20 Enm: ENT. 303.09, ee ae Brosin. 030 wos u, Han ls on N Balga 5038 Nasissaını nen za. 0 ao Earl LER NE SEEN EEE een BE os, non N & oe se en i ea 619 N BLEI OS LER R. E ater)e9g r EU90 03.1, 00 reger Hi Ich besitze 3 Gelege aus der Bocche. Die Eier sind mit keinem der mir bekannten HAypolais-Eier (hypolais, olivetorum und opaca) zu verwechseln. Schon frisch zeigen sie eine äusserst zarte, hellrote Färbung, die Punktierung ist eine innig feine und das Gesamtaussehen zierlicher als bei irgend einer der 3 anderen Arten. Die Masse sind: a. Gelege vom 3. Juli 1903 (4 Stück). 16 17 17,5 16,5 Eiasen TR Var TE b. Gelege vom 4. Juni 1903 (4 Stück). 18,5 18 18,5 18,5 _ RN IE: c. Gelege vom 3. Juli 1903 (3 Stück). 18 17 17,5 Bene “am 52. Hypolais olivetorum (Strickl.) Der Olivenspötter ist einer der interessantesten Vögel Dal- matiens. Über sein Brutvorkommen in diesem Kronlande ist noch wenig bekannt. Die Mitteilung Reisers im Ornithologischen Jahr- buche, 1903 S. 113, dass im Juni 1902 ein dieser Art unzweifel- haft angehöriges Nest mit 4 frischen Eiern bei Nöum am Meere 108 P. Kollibay: (Kleck) entdeckt worden sei, bezieht sich auf den Dalmatien durch- schneidenden Zipfel der Herzegowina, genügt wohl aber auch zur Feststellung dieses Brutvorkommens für Dalmatien selbst. Eine andere zweifellose Nachricht hierüber ist mir nicht bekannt ge- worden. Allerdings schreibt Brusina schon 1891 a. a. O. S. 13 über die Agramer Expedition: „Aypolais olivetorum (Strickl.). Der Olivenspötter, welchen wir noch nie aus dem kroatischen Küsten- lande und noch weniger aus der Agramer Umgebung erlangen konnten, ist in der Bocche und in Montenegro überall zu finden.“ Aber mit Recht bemerkt Reiser (Ornis balcanica IV. S. 41): „Selbstverständlich gehören die angeblich dieser Art zuge- schriebenen Spötter, welche die Agramer Expedition 1890 in Monte- negro sammelte, nicht: hierher, sondern zu H. pallida (Hempr. — Ehrenb).“ Diesem Ausspruche, der natürlich auch für die damals in der Bocche di Cattaro gesammelten Vögel gilt, möchte ich die von Reiser unterlassene Begründung hinzufügen. Zunächst ist H. olivetorum durchaus nicht überall zu finden, wie dies Reiser schon für Montenegro festgestellt hat, und wie es für die Bocche sich aus dem Nachstehenden ergeben wird. Sodann erhellt daraus, dass Brusina den fraglichen Vogel anscheinend sogar für die Agramer Umgebung vermutet, dass er nicht den wahren olivetorum im Sinne gehabt haben kann. Endlich aber widerlegen die von Brusina gegebenen Flügelmasse die Zugehörigkeit seiner Vögel zu unserer Art. Letztere haben, wie meine Masstabellen am Schlusse ergeben, in keinem Falle unter 84 mm Flügellänge, während Brusina das Minimum mit 70 mm angibt. Allerdings passen die Brusina’schen Masse auch nicht für H. pallida, an den man bei seinen Angaben denken möchte, da sie für diese Art viel zu gross sind. Aber die Agramer Sammler, welche die Vögel im Fleisch ınassen, haben überhaupt eine Messmethode befolgt, die viel zu srosse Masse ergab. So bewegen sich die Flügelmasse bei der winzigen Sylvia subalpina Bonn. genau so zwischen 7 und 81/, cm wie bei der angeblichen H. olivetorum. Letztere Masse können daher sehr wohl von H. pallida genommen sein.t) 1) In meiner Arbeit im Ornith. Jahrb. 1903 S. 41 bezweifelte ich noch nicht die Richtigkeit der Brusina’schen Angabe, weil mir damals die Aufenthaltsorte des Olivenspötters noch nicht bekannt waren, und ich vergleichende Messungen an meinen damaligen 2 Vögeln noch nicht vor- genommen hatte. Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 109 Sonach erschien es mir jedenfalls ein erstrebenswertes Ziel, über den Olivenspötter in der Bocche von Cattaro etwas Näheres zu erfahren. Im vorigen Jahre hatte ich diesen Spötter gar nicht kennen gelernt, da er bei unserer Abreise von Cattaro nach der Insel Curzola (4. Mai) noch nicht angekommen war. Ich brannte daher dieses Jahr vor Begierde, die Bekanntschaft des ausge- zeichneten Vogels zu machen. Aber erst am 18. Mai wurde dieses Verlangen gestillt, obwohl Herr Grossmann schon am 12. Mai in der Zupa den Gesang gehört zu haben glaubte. Am 18. nun waren wir in der vogelreichen Waldschlucht der Sawina eifrig mit der Jagd beschäftigt. Eben hatte ich einen wunderschönen Lanius senator rutilans erlegt, als ich einen bisher noch nie gehörten Gesang vernahm. Unverkennbar war der Sänger ein Spötter, aber sein Lied klang viel kräftiger, sonorer als das von hypolais und von pallida; an manchen Stellen bekam es einen entschieden bauchrednerartigen Anstrich. Immer blieb es ein Geleier, das nie enden wollte und in dem sich die deutlichen Silben „tschau tschum zizeri‘ bis zum Überdruss wiederholten. Der Vogel trug den Gesang nicht stillsitzend vor, sondern eifrig die Kronen der höheren Steineichen durchschlüpfend. Zu Gesicht bekam ich ihn nicht. Zuweilen setzte der Gesang aus, aber nur anscheinend; denn dann war der Vogel, von mir unbemerkt, nach einem entfernteren Baume geflogen, von wo er sich alsbald wieder bemerklich machte. Die Jagd in dem schwierigen Gelände blieb erfolglos; aber Herr Grossmann tröstete mich. Auch er hatte an anderer Stelle einen singenden Olivenspötter vor sich gehabt, und nachdem so die Ankunft des Vogels sicher konstatiert war, schlug er mir vor, den nächsten Tag zu einem Ausfluge nach einem Orte zu benützen, den er als ein Dorado bezüglich Ayp. olivetorum und zugleich auch bezüglich Parus lugubris kennen gelernt hatte, nämlich nach einem Steineichenwalde bei Kavac oberhalb Teodo. Am 19. Mai früh 5 Uhr bestiegen wir den Va- poretto, der einmal täglich die Rundfahrt um die Bocche di Cattaro unternimmt, und wurden nach zweistündiger Fahrt in Teodo ge- landet. Nebenbei bemerkt: Wer so recht eindringlich und nach- haltig die wilde Schönheit, die romantische Pracht der die Bocche einengenden gewaltigen Gebirgsmassen kennen lernen und auf sich einwirken lassen will, dem ist eine mehrstündige Fahrt mit dem kleinen Lokaldampfer, der an allen grösseren Ortschaften der Bucht anlegt, auf das wärmste zu empfehlen. — Kaum hatten 110 P. Kollibay: wir von Teodo aus uns einige 100 m vom Meeresstrande land- einwärts entfernt, als wir in einigen mächtigen Eichen an einem Kommunikationswege, ganz oben in den Wipfeln, 2 bis 3 Oliven- spötter feststellten, von denen glücklich einer erlegt. wurde, während auch H. pallida teils in den Eichen, teils auf daneben stehenden Ölbäumen ihr unstetes Wesen trieben, und einige Kappenanımern dummdreist sich dem Feuerrohr darboten. Der Weg führte uns aufwärts in weitläufige Ölbaumanlagen. Hier wurde A. olivetorum häufiger, war aber, von Olive zu Olive fliegend, wegen mangelnder Deckung nicht leicht zu berücken. Schon war ich geneigt, den Namen olivetorum für recht charakterisierend zu halten, als meine noch weiter aufwärts gemachten Wahrnehmungen diesen Eindruck einigermassen modifieierten. Danach gibt für die Bocche unser Vogel den Oliven durchaus nicht den Vorzug vor den Eichen, nur dass er sein Nest fast ausschliesslich auf jenen anlegt. In jenen Eichenwäldern bei Kavac ist der Olivenspötter eine Erscheinung von verblüffender Häufigkeit. Sein lauter Gesang, dessen Strophen übrigens individuell abwechseln (anders wie bei pallida), ertönt von jedem zweiten, dritten Baume. Kommt ein Sänger dem zweiten gar zu nahe, so beginnt sofort ein anscheinend erbitterter Kampf. Der Stärkere verfolgt den Schwächeren, ein Dritter und Vierter schliessen sich an, und so geht die wilde Jagd auf ver- hältnismässig kleinem Flächenraum umher, bis plötzlich die Sache sich in Woblgefallen auflöst und die vier Kämpen gemütlich aus ebensoviel Eichenkronen ihren komischen Cantus wieder erschallen lassen. Ich suche vergebens nach einem zutreffenden Vergleiche aus unseren Auwäldern, um die Häufigkeit des Olivenspötters an jener Stelle zu illustrieren. Bezeichnend möge daher sein, dass, als ich Herrn Grossmann, von dem ich mich getrennt hatte, nach dem Ergebnisse seiner 8 Schüsse fragte, er mir 7 Olivenspötter vorlegte mit dem Bemerken, der achte sei leider geflügelt ent- kommen. Die Vögel waren nahezu auf einem und demselben Platze erlegt! Ich selbst hatte dieses Resultat nicht, teils weil mir die Übung fehlte, den unscheinbaren Vogel stets oben im Eichenwipfel zu entdecken, teils weil ich mich mehr Beobachtungen widmete. — Am 23. Mai unternahmen wir die Tour nochmals, zumal ich mich überzeugen wollte, ob wir nicht das erste Mal gerade in den Frühjahrszug hineingekommen waren. Dem wider- sprach allerdings von vornherein die Grossmann’sche frühere Feststellung, dass 4. olivetorum bei Kavac gemeiner Brutvogel Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 111 ist. Wir fanden aber auch diesmal denselben Reichtum an Oliven- spöttern, wie am 19. Mai vor, sodass ich notieren konnte: „Ayp. olivetorum ist geradezu gemein, zunächst unten in den Oliven- hainen bei Teodo, dann oben im Eichenwalde bei Kavac“. Überall zu finden ist der Vogel jedoch keineswegs (vergl. Brusina. a. a. 0. S. 13). Wo Olivenbestände und hohe Laubbäume fehlen, sucht man ihn vergeblich, und nicht allemal da ist er anzutreffen, wo pallida singt, wohl aber umgekehrt. Am Erdboden beobachtete ich den Vogel ein einzigesmal. Die mehrerwähnten Olivenbestände bei Teodo durchfliesst die Gradinica pijaca, deren Bett bei unserer Anwesenheit, nahezu ausgetrocknet war. Im niedrigsten Gestrüpp des Flusssandes bemerkte ich nacheinander 2 graue Vögel, die ich auch mit dem Glase nicht zu bestimmen vermochte. Ich er- legte sie deshalb. Es waren Z und © von oliveforum. Ich kann nur annehmen, dass dieselben Nistmaterial am Boden suchten. Masstabelle. 3 19. 5. 03 a0 ca 10r ran... 62024 Simm. d 9. 6. 02 RSS EDER A, g 23. 5. 03 NO TED LADEN 23 Ne BER, N. OD Zee Damme Due Ar g 19. 5. 03 DOuol: DAN EAN Dia Na LE) LSB „ RR shi. u) a er Es 4, teld a ORT ARD DA h% (6) 79 „ eb} eh) 87,5, „ 73 I 99 ? $) 9 24 au} [6% „ ” ” 9%) 86 ’ ’ 70 ’ 9 16 b) >] 23 ) [6% ) eh} ” ”) 87,5, bi 69 I 9 15 o) I 24 ab} 6) ER] eh) 9 9 88,5, „ 73 I eh] 15 b) 9 23 99 Eutin... 1 ne EL ee al ee Le 9 23. 5. 03 080. ee, ae ” 29277902700 ,,.86 , a ee Lee 23 ” EB10%6:. 203.0 2 88 TORRENT. 0,22 ni NEE HOZERL ST RE RTO EB 12 A 239092 03,80,5, N eo 2 En Q eb) 79 99 „I 86,5, 9 74 I eh} * I I 24 CR) Die Nester stehen nach Grossmann auf Olivenbäumen. Ich besitze 2 Gelege. Die gesättigt rosenroten Eier geben durch ihre Grösse und die auffallenden, grossen, schwarzbraunen Punkte ihre Artzugehörigkeit unzweifelhaft zu erkennen. Sie messen: 112 P. Kollibay: a. Gelege von 4 Eiern vom 15. Juni 1903 aus Castelnuovo: 20 20,5 21,5 20,5, 5 „zgr 192 b. Gelege von 3 Eiern vom 28. Juli 1903 aus Castelnuovo: 21 19,5 20,5 a5. a 53. Qisticola cisticola (Temm.). Ich besitze ein Stück vom 11. Dezember 1900 aus der Bocche. 54. Cettia cetti (La Marm.). In meiner Sammlung befindet sich ein $ vom 17. April 1901 aus Cattaro. Ausserdem hat Grossmann den Vogel nur noch während des letzten Winters in der Sutorina beobachtet und dort im November 1902 drei Stück und im April 1903 ein Stück erlegt. Ich habe aber gar keinen Zweifel, dass der Cetti- sänger Brut- und Standvogel in der Bocche ist, zumal Reiser (Ornis balcanica IV. S. 58) dasselbe für das benachbarte Monte- negro festgestellt hat. Meine Vögel messen: 817.4. 01. x a 66,5,..0 720, zu 11,5 1 Ola 21. hl. 02.1 05 6A eo ao & 195.1:403... 0064 Bes ol on 04.1112. 02...4.58 22 ro ee I oo Die geringe Grösse des letzten Vogels braucht nicht auf das Geschlecht zurückgeführt zu werden, da diese Art bedeutenden Grössenschwankungen unterworfen ist. 55. Lusciniola melanopogon (Temm.). Dieser mediterrane Vogel ist in der Bocche erst einmal bemerkt worden. Grossmann erlegte am 24. März 1903 ein in der Sutorina. Der Vogel befindet sich in meiner Sammlung. 56. Acrocephalus arundinaceus (L.). Bei einer unserer Streifen in der Sutorina, am 5. Mai d.J., beobachtete Grossmann zwei sich jagende Drosselrohrsänger und erlegte das J. Etwas weiteres ist mir über das Vor-- kommen in der Bocche nicht bekannt. Masse des erlegten Vogels: 2.093 199C2182, Ver: 18780) 25mm: Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 113 57. Acrocephalus palustris (Bchst.). Herr Grossmann berichtete mir von einem Rohrsänger, den er fern vom Wasser im Gebüsch beobachtet habe und der sich durch seine Imitationskünste ausgezeichnet habe. Dies kann wohl nur A. palustris gewesen sein. 58. Acrocephalus schoenobaenus (L.) Nach Grossmann häufig auf dem Zuge, aber auch in der Zupa brütend. Ein Exemplar meiner Sammlung vom 5. November 1902 beweist, dass der Vogel die Bocche auch als Winterquartier wählt. 59. Acrocephalus aquaticus (Gm.) Grossmann gibt an, dass er den Binsenrohrsänger gelegentlich auf dem Zuge, aber auch schon im Sommer erlegt habe, und zwar letzteres in der Niederung der Zupa. 60. Sylvia nisoria (Bcehst.) An trockenen Orten ist die Sperbergrasmücke ein sehr häu- figer Brutvogel, sobald nur einige Bäume vorhanden sind, von denen sie ihr Lied hören lassen kann. Namentlich im Mittel- walde bei Kameno (600 m) habe ich den Vogel recht häufig ge- hört. Die mir vorliegenden Vögel, mit solchen aus Deutschland, Rumänien, Italien und dem Kaukasus verglichen, ergeben keine Besonderheiten. Masse: Bulas 6.02... 83, ve ar) 14 t. 25,5 mm. I 93, 168.01 Ta rl 30058 024° .,..86,5, 11, Ta a a onen, ea la. 24 0, DE a a ae re O8 02E nn ee ned.) 523 N Ich besitze 2 Gelege von 4 und 5 Eiern aus Castelnuovo, bezw. Cattaro. Die Eier geben bezüglich Färbung und Zeichnung zu Bemerkungen keinen Anlass. Sie messen: Gelege vom 13. Juni 1902 aus Cattaro: 21,5 20,5 22 20 ak TOR NIS. Pioneer Gelege vom 2. Juli 1903 aus Castelnuovo: 21 21 20,5 20,5 In 1a Er ur5R Journ, f. Orn. LII, Jahrg. Januar 1904. 8 114 P. Kollibay: 61. Sylvia simplex (Lath.) Nach Grossmann Brut- und Durchzugsvogel. Häufig kann die Grasmücke nicht sein, da ich sie nur wenige Male angetroffen habe. Masse von 2 dies Jahr erlegten: & 8. 5: 03.2 81 ,„ .@,6l..,2r2 sense z2lemme 2 6. 5. 08. „ Ehen ? DW) 10,5, ” 20 eh) 62. Sylvia sylvia (L.) Die Agramer Sammler haben diesen Vogel auffallender Weise nur einmal, in der Nähe von Cattaro beobachtet (Brusina, a. a. O. S. 13). Und doch ist die Dorngrasmücke die häufigste unter ihren in der Bocche brütenden Gattungsgenossen. Sie ist an ge- eigneten Orten überall zu finden. Besonders häufig traf ich sie in den Gärten und Gehölzen bei Kameno. Ein erlegtes Z zeigte an dem einen Unterschenkel ein traubenartiges Hautgebilde, be- stehend aus 7 hanfkorngrossen Kugeln. Es schien aber dadurch nicht besonders belästigt, da es eifrig Nahrung suchend und da- zwischen fröhlich singend erlegt wurde. — Im September ziehen nach Grossmann die Dorngrasmücken in grossen Massen durch. — Masse erlegter Stücke: & 15. 7. 03. a. 71,5, c.65 , r. 11,5, t. 22 mm. „else 76) 8708 (m Obe 151. 5::031.1,07250 ‚LLock aD oa ars 130.38, 03.2, 771,5, 203062,5,02 , 3121 ‚19,201, ou, Ein Gelege aus Castelnuovo vom 26. Juni 1903 zeigt die auch bei uns häufigste Färbung: grünlichweiss mit aschgrauen, sich besonders am stumpfen Pole anhäufenden Flecken und Punkten. Die 5 Eier messen: 19 I9 18 19 18,5 Tara Ta Aa) No Te Ein zweites Gelege derselben Herkunft aus dem Juni 1903, aus 2 Eiern bestehend, gehört demselben Färbungstypus an, zeigt aber eine so auffallend grobe Fleckung, wie ich sie noch nie gesehen. Die Eier messen: 19,5 18,5 Na 14 63. Sylvia curruca (L.) Brusina erwähnt den Vogel nicht. Ich selbst habe ihn weder voriges noch dieses Jahr angetroffen. Nach Grossmann Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 115 ist er nur Durchzügler, doch besitzt derselbe ein Ei aus der Krivosije. 64. Sylvia orphea jerdon: (Blyth). Die Orpheusgrasmücke ist in der Bocche ein so häufiger Brutvogel, dass die Agramer Sammler bei Cattaro 6 Stück erbeuten konnten, obwohl sie sich dort nicht lange aufhielten. Allerdings ist der Vogel daselbst, insbesondere in den Eichenwäldern von Dobrota sehr zahlreich, wie ich voriges Jahr konstatieren konnte. Aber auch sonst wird sie in den üppigen Laubwäldern der Bocche nirgends vermisst. Ihr Nest baut sie nach Grossmann in Strauch- werk, bisweilen in einer Höhe von 3 bis 4 m. Masse der mir vorliegenden Bocche-Vögel: 81502 0:02. war 78...,0. 20,0: 145, 1225 mm BR20E 1 V2000 78, 0009,64, 20,0, 150220,,.28 hr „ 7. 5. 03. „ 79 33 71,» 13,5, „ 22 „ DIESE TODE ll mar, 1,2858, 5 BES ROD ll 00 ..lAr ss 0512958 5 „18. 5. 08. „78 , „66, „145 „215 „ Ein Gelege vom 24. Juni 1902 aus Cattaro misst: 207922218 32171900021 15° me 15,5’ EI 14,5° In Färbung und Zeichnung unterscheiden sich die Eier nicht von denen, welche ich im Ornith. Jahrbuch 1903 S. 41 von der Insel Curzola beschrieb und deren beträchtliches Abweichen von spanischen Eiern ich hervorhob. Diese Verschiedenheit hat schon Baldamus betont (Naumannia 1853 S. 424), nach welchem Eier des Orpheussängers aus Frankreich und Spanien den Zeichnungs- charakter der Eier von 8. curruca besitzen, insbesondere dunkel- braune bis schwarze Punkte und Brandflecken, während solche bei Eiern aus Griechenland nie vorkommen, sondern durch oliven- srüne bis olivenbraune Oberzeichnung ersetzt werden. Diese Färbungsverschiedenheit ist gewiss nicht ohne systematische Be- deutung. Dresser (A Manual of palaearctic birds. S. 86) zieht nämlich die dalmatinischen Vögel zu Sylvia jerdon? Blyth, deren Kennzeichen er wie folgt angibt: „Differs from $. orphea merely in having a larger bill, and the under parts are whiter .... its eggs are a trifle larger.“ Auf Grund dieser Angabe (die Original-Diagnose von Blyth war mir nicht zugänglich) untersuchte ich mein Material. Ein Gelege vom 20. Mai 1895 aus Malaga misst: 8* 116 P. Kollibay: 1815191795 1117,20 18,718 Ma® FI? 14°’ A? 14° Wenn diese Masse die durchschnittlichen des westlichen Orpheussängers darstellen, so stimmt zunächst das Kennzeichen der beträchtlicheren Eiergrösse bei der östlichen Form. Sodann sind dalmatinische Vögel unterseits unzweifelhaft heller, als west- liche. Ich verglich mit ihnen zwei Stücke aus Tunis, zwei aus Ober-Italien und eirs von der Riviera, wobei ich dieses Unter- scheidungsmerkmal bestätigt fand. Nur würde ich es für richtiger halten, die grössere Helligkeit der Unterseite östlicher Vögel dahin zu präzisieren, dass ihnen die rostfarbene Flankenfärbung abgeht, an deren Stelle ein helles Olivenaschgrau tritt, sodass die Hauptfarbe Weiss mehr hervorsticht. Endlich trifft auch das dritte Kennzeichen, der grössere und längere Schnabel, wenigstens für den Durchschnitt zu. Allerdings schwanken die von mir gemessenen westlichen Vögel zwischen 11,5 und 15 mm Schnabel- länge; aber da letztere Länge nur einmal, anscheinend ausnahms- weise, vorkam, so ergab sich doch nur ein Durchschnitt von wenig über 13 mm, der noch unter diese Grenze sank, wenn man den einen grossschnäbligen Vogel nicht berücksichtigte Die bedeutendere Schnabellänge der Dalmatiner ergibt die obige Masstabelle. Einige Vögel aus Griechenland und Kleinasien, die ich vergleichen konnte, stimmen mit dalmatinischen völlig überein. Nach der Grösse und Zeichnung der Eier, nach der helleren Unterseite der Vögel und der Schnabelstärke, sowie auf Grund der Autorität Dressers ziehe ich daher mit. diesem die dalmati- nischen Orpheusgrasmücken zu der Subspezies jerdon: Blyth. Ich bemerke nur noch, dass das im neuen Naumann (Il. S. 145) neben dem stärkeren Schnabel allein angegebene Unter- scheidungsmerkmal, der überhaupt stärkere Körper, nach meinen Untersuchungen nicht Stich hält. Die von mir untersuchten östlichen und westlichen Vögel schwanken in den sonstigen Körpermassen in gleicher Weise; ein @ aus Oberitalien wies sogar eine Flügellänge von 79,5 mm auf. — Die Bearbeiter der nordafrikanischen Fauna möchte ich schliesslich zu Vergleichungen der dortigen Brutvögel einerseits und aller sonstigen Orpheus- sänger andrerseits anregen. Denn die beiden tunesischen Stücke aus der Erlanger’schen Sammlung, die mir vorlagen, entsprechen Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 117 in der Rückenfärbung keineswegs der in der Literatur wieder- holten Temminck’schen Beschreibung. 65. Sylvia atricupilla (L.) Der Mönch scheint nur sparsamer Brutvogel in der Bocche zu sein. Brusina (a. a. O. S. 13) berichtet nur über ein am 19. Mai in der Nähe von Cattaro beobachtetes Stück, und ich selbst habe ihn auch nur vereinzelt angetroffen und nur 2 Stück erlegt. Dieselben messen: 302129..1903 a.,1T: er63 2 Tr. 11,5; t. 20,5 mm lg oe ol 290 Den Winter über ist dagegen der Vogel nach Grossmann massenhaft vorhanden. 66. Sylvia subalpina Bonn. Nach Grossmann ein häufiger Brutvogel und die erste der von dem Winteraufenthalt zurückkehrenden Grasmücken. Ich selbst habe die weissbärtige Grasmücke in der Bocche nicht’ so besonders häufig angetroffen, keinesfalls auch nur annähernd so zahlreich, wie im vorigen Jahre auf der Insel Curzola. Allerdings ist der von ihr so besonders bevorzugte, immergrüne, duftende Nieder- wald an den steilen Hängen der die Bocche einschliessenden Gebirgsriesen nicht entfernt so verbreitet wie auf den sanften Höhenzügen und in den Niederungen von Curzola. Immerhin habe ich doch eine beträchtliche Anzahl der niedlichen Vögel untersuchen können. Die Messung von 9 $g und 5 22% ergab folgendes Resultat: as Maximum 2.65 ı €.62 5'712; t. 19,5 mm. Minimum RO WITT SAD IE SE 18 s Dorchschnitt' 4, 62,921, 109334 2,8103 2771... 18,9 77, 00 Maximum 1 ans old San, ALON a Minimum 160 Wi DAsosmaın Ban) NENNEN, Durchschnitt}, 61,35. ,.1.50440204710,25 WyRl8;6:t Ich besitze 2 Gelege von $. subalpina. Das eine vom 6. Juni 1899 aus Budua (3 Eier, halbbebrütet) misst: 17,5 18 18 aaa 1335 Der Typus dieses Geleges ist derjenigen der bekannten Sylvia sylwia- Eier. Ein zweites Gelege vom Juni 1903 aus Castelnuovo hat rötlichen Typus, Grundfarbe milchweiss mit asch- mm. 118 P. Kollibay: grauen und noch mehr rötlichbraunen Fleckchen. Die 3 Eier h a! (von ursprünglich 5) messen je . mm. I 67. Pyrophthalma melanocephala (Gm.) Auch für das Sammetköpfchen gilt dasselbe wie für Sylvia subalpina: es ist in der Bocche zweifellos viel seltener wie auf Curzola.. Während wir dort jede beliebige Anzahl erlegen konnten, kam es mir bei Castelnuovo nur spärlich zu Gesicht. Gleichwohl nennt Grossmann den Vogel für das Gesamtgebiet der Bocche noch einen häufigen Brutvogel, der an den Nistplätzen überwintert. Reiser hat das Brutvorkommen in den mediterranen Sträuchern der Halbinsel Kobila festgestellt (Ornith. Jahrb. 1903. S. 113), also nahe denjenigen Örtlichkeiten in der Sutorina, wo auch ich ihn fand. — Ein mir am 22. Mai 1903 in Castelnuovo zuge- tragenes Gelege von 3 Eiern misst: 19 18,5 18 An 14 ‚» und ag mm. Ich habe 8 Vögel aus der Bocche gemessen, 6 Jg und 299. Die Masse sind: & 20: 11. 02,. a.57. >. »c. 69:2 17,105; 6220 20.11.02 ., 565: „60 0.109: 0 TOR „00.12.09, 585: ...60 0,0 1100 oo 10..12. 02... 575; „eos 01:2 00 one 0 14.8.,08,,5,.087 05 2, 6b aloe M „17. 5. 03 ..,.585. 6000, 10200 los 2724. 11.02 0.58 :: „base „elle: on) N „ 17. 5. 03 „ 97 3 ” 62; ” 10 ; „ 20 „ 68. Agrobates familiarıs (MEnetr.) Gegenwärtig ist die Verschiedenheit des östlichen Hecken- sängers von dem westlichen, die Naumann noch bestritt, wohl allgemein anerkannt. Arrigoni (Alante Ornitologico II p. 218) weist ihm zwar nur subspecifischen Rang zu; aber die braun- graue, statt braunrote Oberseite machen ihn auch ohne Kenntnis der Herkunft bestimmbar, sodass selbst Dresser (Manual p. 115) ihn als Art aufführt. Nach einem von Baron Loudon erhaltenen Exemplare aus Transcaspien verschwindet weiter nach Osten das Braune noch mehr aus der Farbe des Rückens. Über das Brutvorkommen des Heckensängers in Dalmatien (einschliesslich die herzegowinischen Landesteile) scheint noch Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 119 wenig bekannt zu sein. Der neue Naumann und Dresser sagen darüber nichts, auch V. Kosiet macht den Vogel in seinem Ver- zeichnis der Ragusanischen Vogelfauna nicht namhaft (Gragja za Dubrovacka nomenklatura i faunu ptica und Anhang, Agram 1888). Nur Arrigoni führt nach Brusina dalmatinische Exemplare in den Museen von Agram und Sarajewo auf. Brusina selbst berichtete (ide Kolombatovic, Druge zoologiske Vijesti iz Dalmacije, Spalato 1900, S. XXVIII) über die Erlegung zweier 535g vom 19. Juni 1899 aus der Sutorina, dem bis an die Bucht von Cattaro sich hinunterziehenden südlichsten Teil der Herzegowina, wo indessen Reiser und Santarius den Vogel schon 1896 aufgefunden hatten. (Vergl. Ornith. Jahrbuch 1903 p. 113). Sonst ist meines Wissens über diese Frage nichts publiziert worden, und auch für Montenegro haben Reiser und Führer den Vogel nicht aufgeführt (Ornis balcanica II). Es mag daher von Interesse sein, dass ich Agrob. familiaris als regelmässigen Brutvogel für den Südzipfel von Dalmatien anführen kann, wo er (neben der Sutorina) die nördlichste Grenze seines Brutgebietes erreicht. Grossmann nennt ihn einen späten Ankömmling, der am Fusse des Gebirges seinen Wohnsitz ein- nimmt und am liebsten von der Spitze hoher Wachholdersträucher sein einfaches Lied vorträgt. Ich kann diese Angaben nur be- stätigen. Der Heckensänger ist in den tiefen Lagen der Bocche ein ziemlich häufiger Brutvogel. Insbesondere konstatierte ich ihn in den Talsohlen nicht nur der herzegovinischen Sutorina, sondern auch der dalmatinischen Zupa und zwar an trockenen Örtlichkeiten, wo er im Buchen-, Wachholder- und Erikagestrüpp sein Wesen treibt. Sein Gesang hatte für mich etwas ausgesprochen Ammer- artiges. — Die von Reiser a. a. OÖ. geäusserte Befürchtung, dass die neue Bahn nach Zelenika den Vogel aus der Sutorina ver- treiben könne, hat sich also nach Obigem nicht bestätigt. Aller- dings unmittelbar am westlichen Hange des Tales, an dem sich die Bahn hinzieht, habe ich den Heckensänger nicht bemerkt, wohl aber in dem hügeligen Gelände östlich des Sutorina-Baches. — Wenn Krüper (Journ. f. Ornith. 1869 S. 39) bemerkt, dass man auf der Jagd nur 5g erlege, da die 22 sich versteckt halten, so ist dies sehr cum grano salis zu nehmen. Krüper erwähnt ja selbst, dass die Geschlechter gleich gefärbt sind; er hat also auch 29 in der Hand gehabt. An jener Bemerkung ist in der Tat nur soviel richtig, dass die 29 viel seltener zur 120 P. Kollibay: Erlegung gelangen als die $g. Das trifft aber bei den meisten Singvögeln zu, weil die $ sich durch den Gesang weit bemerk- barer machen. Bezüglich des Frühjahrszuges scheinen familaris und galac- todes zu differieren. Mit Grossmanns Angaben über den späten Zug stimmt die Mitteilung Krüpers a. a. O. überein, wonach der griechische Heckensänger zu den zuletzt ankommenden Zugvögeln gehört und frühestens am 3. Mai bemerkt wurde. Ich selbst habe mit Grossmann den Vogel dies Jahr zuerst am 11. Mai beobachtet. Dagegen wurde nach König (Journ. f. Ornith. 1892 S. 405) die Ankunft von galactodes in Tunis schon am 2. April festgestellt und im Einklange damit datiert ein Gelege meiner Sammlung aus Südspanien bereits vom 20. April. Ich habe 10 $& und 5 29 gemessen und gebe nachstehend das Resultat: gg Maximum a. 88, Ver 72. ur lan, 2627 Damm: Minimum 84,5, I 08. 0,052. 4825 3 Durchschnitt ‚85,8, 5». 20,2, 15,8. „ 250602, 9 Maximum „84,9, 1510), 2,10, 7124,00 Minimum 5.800,77 560505, la nnd, Durchschnitt , 82,6, „ 67,6, „ 14,8, „245 „ Dr. Rey hat einen Unterschied zwischen Eiern des griechischen und des spanischen Heckensängers nicht gefunden (Naumann, neue Ausgabe, Bd. II S. 134). Ich kann mir ein Urteil darüber nicht erlauben, bemerke aber, dass ein in meinem Besitze befind- liches familiaris-Gelege aus Castelnuovo sich von dem oben er- wähnten galaciodes-Gelege aus Malaga durch geringere Grösse der Eier unterscheidet, was ja individuell sein kann. Masse. a. Agr. galactodes. Gelege von 4 Eiern vom 20. April 1896 aus Malaga 24 ga 2200 235 155, 16. 159.62 b. Agr. familiarıs. Gelege von 4 Eiern vom 4. Juli 1903 aus Castelnuovo 20,5 21 20,5 21 A6Rl, 16.155 König hat (a. a. O.) 34 Messungen von Eiern des Agr. galactodes publiziert. Unter dieser grossen Zahl hat nur ein Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 121 Gelege 2 Eier mit dem Längsdurchmesser 21 aufzuweisen, 20,5 kommt überhaupt nicht vor. Nimmt man aber den Durchschnitt der 34 Längenmasse, so erhält man ein mittleres Mass von mehr als 23 mm für galaciode. Ich werde mich bemühen, durch Untersuchung künftigen Materials festzustellen, ob famili- arts konstant kleinere Eier hat als galaciodes. 69. Accentor modularis (L.). Wird nur einzeln auf dem Zuge bemerkt (Gr.). 70. Accentor collarıs reiseri Tschusi. Die „Regeln für die zoologische Nomenklatur“ (Journ. f. Ornith. 1891 S. 315—329) definieren die Subspezies als „Lokal- formen, welche in so geringem Grade durch Färbung, Form oder Grössenverhältnisse von einander abweichen, dass sie nach einer Diagnose ohne Zuhilfenahme von Vergleichsmaterial oder ohne Kenntnis des Fundorts nicht festgestellt werden können“ Da- nach müsste die Tschusi’sche Form füglich binär als Spezies auf- geführt werden; denn der schön aschgraue Rücken des Balkan- vogels ergibt seine Bestimmung stets von selbst, ohne dass man seine Herkunft kennt oder ihn mit Stücken anderer Provenienz vergleicht. — Über Verbreitung und Lebensweise kann ich leider nichts sagen, da ich an die Brutstellen des Vogels nicht gelangt bin. Nach Grossmann bilden die Alpenflüvögel im Winter grössere Trupps, die bis an die Wald- und Gartengrenze herabsteigen, bei Cattaro also sehr tief, bei Castelnuovo dagegen erst erheblich über der Stadt erscheinen und eine solche Zutraulichkeit an den Tag legen, dass sie in beliebiger Anzahl erbeutet werden können. Die Messung von 11 ZZ und von 7 89, alle im Februar und März erlegt, hatte folgendes Ergebnis: Se Maxımume 4.100, can, 7,15 , 6,25 "mm. Minimum AR Eu N san 2 Ma 23 105 Durchsehnitt „, 96,9, „0045 „138 „298 „ 99 Maximum „ 9, » 70, „23, „25 „ Minimum RR u er DL Da Te 5 Re Duschsehnttt, ., 196,30 0 som 1a sa 9, 9a N, 71. Troglodytes troglodytes (L.). Nur im Winter bemerkt, dann aber in Menge (Gr.). (Fortsetzung folgt.) 122 Über eine neue Finkenart von Java. Von O. Finsch u. M. Bartels. (Mit einer farbigen Abbildung von O. Finsch. Taf. A.) Orithagra Estherae, Finsch in: Notes from the Leyden Museum vol. XXIII (1901/3) Juli 1902 p. 151 ($). Von dieser schönen, nach meiner einzigen Tochter be- nannten Finkenart, konnte ich bisher nur das Weibchen be- schreiben, über das Männchen aber nur eine kurze Notiz des Herrn Max Bartels mitteilen, welche die von mir bereits ver- muteten erheblichen Färbungsverschiedenheiten bestätigten. Durch Güte des Entdeckers erhielt ich nun auch das alte Männchen und freue mich, somit eine vollständige Darstellung der Art geben zu können. Altes Männchen. Die kurzen Federchen über den Nasen- löchern, Zügel und ein Ring ums Auge weiss; Stirn und Vorder- kopf zitronengelb, mit sichtbarer dunkler Federbasis, daher un- regelmässig dunkelbraun getüpfelt; übrige Kopf, Hinterhals, Mantel und Schultern umbrabraun; Backenstreifen, (unter dem weissen Augenringe) Ohrgegend, Halsseiten, Kinn und Oberkehle umbrabraun (etwas heller als der Rücken), einen zitronengelben länglichen Fleck umgrenzend, der sich von der Basis des Unter- schnabels herabzieht, Kinnfedern hie und da mit sichtbarer gelber Basis; Kropf und Brust zitronengelb mit tiefbraunen langzettlichen Schaftflecken, übrige Unterseite nebst den unteren Schwanzdecken weiss, letztere mit schmalen, die Körperseiten mit sehr breiten tiefbraunen Schaftflecken, die hier drei unregel- mässige Längsstreifen bilden; Bürzel und obere Schwanzdecken hochzitronengelb, auf den letzteren hie und da mit sichtbarer tiefbrauner Federbasis, also etwas gefleckt; Schwingen und Deck- federn schwarz, die Armschwingen auf der Aussenfahne, nicht ganz bis zur Basis schmal weiss gesäumt, die drei letzten am Ende der Aussenfahne etwas breiter weiss gerandet, Decken der Armschwingen mit zitronengelben Enden, wodurch eine gelbe Flügelquerbinde gebildet wird; obere Flügeldecken zitronengelb, mit z. T. sichtbarer schwarzer Federbasis, daher etwas gefleckt; untere Flügeldecken graulichweiss, die kleinen am Handrande mit dunkler Basis, Achselfedern fast weiss; Schwanzfedern schwarz. Schnabel hellhornbraun, Firstenrücken dunkler; Füsse bräunlich. Eine neue Finkenart von Java. 123 Das alte Weibchen unterscheidet sich vom alten Männchen hauptsächlich durch das Fehlen von Gelb auf dem Vorderkopf, an der Basis des Unterschnabels und auf Kropf und Brust; das Braun der Oberseite ist etwas heller (mehr dunkel olivenbraun) und erstreckt sich über den ganzen Kopf, Kinn und Kehle; Kropf Brust- und Körperseiten rauchschwärzlich mit weisslichen Seiten- säumen, daher auf hellem Grunde mit breiten dunklen Schaft- strichen, eben solche aber mehr versteckt, auf den unteren weissen Schwanzdecken; Mitte der Brust und des übrigen Unterkörpers schmutzig weiss, einzelne Federn am Ende blassbräunlich ver- waschen ; Bürzel lebhaft zitronengelb, obere Schwanzdecken schwarz mit gelben Endsäumen; Schwingen schwarz, nur die drei letzten Armschwingen mit schmalen weissen Aussensäumen; Deckfedern schwarz, die der Armschwingen und die grössten oberen Deckfedern mit gelbem Endrande, wodurch zwei gelbe Flügelquerbinden entstehen, ausserdem Andeutungen einer dritten dadurch, das einige der mittleren Flügeldecken schmale gelbe Endsäume tragen; Zügel weisslich, ebenso ein undeutlicher schmaler Ring ums Auge; einzelne Federn des Vorderkopfes, wie an der Basis des Unterschnabels, mit schmalen gelb verwaschenen End- säumen. Schnabel hornbraun, der untere etwas heller. Long. tot. al. caud. culm. tars. 110 mm 67 mm 44 mm 10 mm 16 mm d Le Ba ADEREL.LON „ Brlory. © Beide Exemplare sind Eigentum des Herrn Max Bartels, der diese schöne Art auf dem Berge Pangerango (West-Java) in ca. 6000 Fuss Höhe entdeckte. Da ausser Passer montanus bis jetzt noch kein Finkenvogel von Java bekannt war, so ist der Nachweis eines solchen von hervorragendem Interesse. Ich kenne ‚keine Art, die sich mit der vorliegenden in irgend einer Weise vergleichen liesse. Ich lasse nun die Beobachtungen des Herrn Bartels folgen. Leiden, Oktober 1903. O. Finsch. Ein Ausflug nach dem noch von keines Europäers Fuss betretenen Urwalde, der sich im Laufe der Zeiten auf dem Boden des ausgebrannten Kraters des Pangerango gebildet hat, war schon von jeher mein sehnlichster Wunsch, der endlich in Erfüllung gehen sollte. a M. Bartels: Am 11. März des vorigen Jahres (1902) machte ich mich morgens früh mit einigen Eingeborenen auf den Weg und kam nach beinahe 4stündigem Aufstieg, durch teilweise dichten Urwald, bei der auf 6000 Fuss Höhe gelegenen Jagdhütte an, welche ich einige Tage zuvor am Anfang besagten Waldes hatte bauen lassen. Bereits kurz nach unserer Ankunft bemerkte ich unweit der Hütte einen kleinen Schwarm Vögel, welche mir durch ihre gelb- lichen Flügelbinden und den kegelförmigen Schnabel besonders auffielen. — Es gelang mir ohne Mühe, einen derselben zu er- legen, in welchem ich eine Art vor mir sah, die meines Wissens vorher noch nicht auf Java gesammelt war. Ich versuchte, noch mehrere Exemplare zu bekommen, musste aber schon bald durch plötzlich einfallenden schweren Wolken- nebel, dem kurz darauf bis in die Nacht anhaltender Regen folgte, die Verfolgung aufgeben. Am anderen Morgen war das Wetter sehr schön und sah ich jetzt, dass das Unterholz des Kraterwaldes zum grössen Teil aus über mannshohen Sträuchern bestand, welche in reichem weissen Blütenschmuck prangten. Da ich in einem solchen Strauche am vorigen Tage den Vogelschwarm angetroffen, pflückte ich einige der Blüten und fand, dass sich in den, wie kleine Kiefernäpfel geformten Blütenkelchen auch zugleich eine Anzahl reifer Samen befand, welche ganz mit denen übereinstimmten, die ich nebst wenigen Sandkörnern im Magen des erlegten Vogels gefunden hatte. Dies veranlasste mich zu der Annahme, dass die Vögel sich haupsächlich von diesen Samen ernährten, worauf ich von Morgens bis Abends genanntes Unterholz nach allen Richtungen der Windrose durchkreuzte, ohne aber auch nur ein Stück zu Gesicht zu bekommen. — Am 29. April desselben Jahres (1902) unternahm ich einen zweiten Ausflug, zwecks ornithologischer Beobachtungen, nach diesem Walde und fand diesmal zu meiner Freude die neue Finkenart ziemlich häufig. Die Vögel waren wenig scheu und eifrig beschäftigt, nach Art unserer Zeisige und Stieglitze, die reifen Samen aus den Blütenkelchen der erwähnten Sträucher zu picken. Dabei liessen sie nur selten einen leisen Lockton hören, ähnlich dem unseres Stieglitz (Carduelis elegans). Bei einem dritten Besuch des Kraterwaldes (im März 1903) fand ich zu meiner nicht geringen Verwunderung das Unterholz vollständig abgestorben, eine Tatsache, die umso unbegreiflicher erscheint, als doch im vorhergehenden Jahre in demselben Monat Eine neue Finkenart von Java. 125 hier alles grünte und blüte. Das war eine bittere Enttäuschung; denn gerade dieses Unterholz beherbergte früher verschiedene Arten, die wie Oreocincla horsfieldi, Brachypteryc montana und Scolopax salurata nur hier vorkommen. Sie alle fehlten diesmal und mit ihnen leider auch die neue Finkenart, deren Lebens- bedingungen, wie es scheint, eng mit denen des weissblühenden Strauches verknüpft sind. Da der letztere voraussichtlich auf allen hohen Bergen Javas vorkommt, so lässt sich annehmen, dass Crithagra Estherae je nach den Beständen und der Sommer- reife zu Streifzügen genötigt ist und mit dem Erstehen von Nach- wuchs hoffentlich auch auf dem Pangerango wiedererscheinen wird. Pasir Datar, August 1903. Max Bartels. Mitgliederverzeichnis Dafschn Oritoloischn Geslchf 1904. Vorstand: . Blasius, Präsident. . Schalow, Vize-Präsident. Reichenow, Generalsekretär. . Matschie, Stellvertr. Sekretär. . Deditius, Kassenführer. Rob ım Ausschuss: J. Cabanis. M. Kuschel. W. Blasius. A. Nehrkorn sen. Frhr. R. König-Warthausen. Graf v. Berlepsch. P. Kollibay. J. Talsky. A. Koenig. Ehrenmitglieder: 1870. Herr Möbius, Carl, Dr., Prof., Geh. Regierungsrat, Direktor des Königl. Museums für Naturkunde in Berlin. Ehrenpräsident der Gesellschaft. 126 Mitglieder-Verzeichnis. 1868. Herr Bolle, Carl, Dr., Gutsbesitzer, Scharfenberg bei Tegel. 1870. 1900. 1862. 1862. 1900. 1900. 1900. Collett, Robert, Professor, Christiania, Oscarsgade 19. Herman, O., Chef der Ungarischen Ornithologischen Zentrale, Budapest VIII. Jözsef-Körüt 65 1. Krüper, Theobald, Dr., Konservator am Universitäts- museum in Athen. Newton, Alfred, Dr., Professor, Cambridge, Magdalene College. Graf Salvadori, T., Professor, Vizedirektor des zoologischen Museums in Turin. Sclater, P. L, Dr., Sekretär der Zoologischen Gesellschaft in London, W., 3 Hanover Square. Sharpe, R.B., Dr., Assistant Keeper, British Museum, London SW., Cromwell Road. Mitglieder: 1874. Seine Königliche Hoheit Ferdinand Fürst von Bulga- 1887 1897 1894 1898. 1884. 1903. 1891. 1901. 1870. 1893. 1897. 1862. rien, Prinz von Sachsen-Koburg-Gotha, in Sofia. . Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Therese von Bayern in München. . Seine Durchlaucht Fürst von Salm-Salm in Anholt. 1879. Direktion des Zoologischen National-Museums in Agram . Herr in Kroatien, (vertreten durch den Direktor Hrn. Prof. Dr. Langhoffer). Arends, Dr. med., prakt. Arzt, Nordseebad Juist. Graf Arrigoni Degli Oddi, Ettore, Professor, Dozent der Zoologie an der Universität Padua (Italien.) von Bardeleben, Friedrich, Generalmajor z. D., Frankfurt a. M., Beethovenstr. 49. Bartels, Max, PasirDatar, HalteTjisaat, Preanger, Java. Freih. von Berg, Kais. Landforstmstr., Strassburg i. E. Berge, Robert, Zwickau, i. S., Parkstr. 2. Graf von Berlepsch, Hans, Erbkämmerer in Kur- hessen, Schloss Berlepsch bei Gertenbach. Freiherr von Berlepsch-Seebach, Hans, Cassel, Landaustrasse 2. Biedermann, Rich., Dr., Eutin, Waldstrasse. Blasius, Rud., Dr. med., Professor, Stabsarzt a. D., Braunschweig, Insel-Promenade 13. 1872. 1890. 1902. 1895. 1886. 1851. 1894. 1884. 1902. 1884. 1868. 1880. 1902. 1868. 1890. 1900. 1882. 1894. 1893. 1890. 1873. 1868. Mitglieder-Verzeichnis. 127 Herr Blasius, Wilhelm, Dr. med., Prof, Geh. Hofrat, Direktor des Herzogl. Naturhist. Museums u. Botan. Gartens, Braunschweig, Gauss-Strasse 17. - Bolau, H., Dr., Direktor des Zoolog. Gartens in Ham- burg, Tiergartenstr. (Für die Zoolog. Gesellschaft in Hamburg). - Braun, F., Oberlehrer an der Deutschen Realschule in Konstantinopel-Pera. - Brehm, Horst, Dr. med., prakt. Arzt, Berlin N. 58, Wörtherstrasse 48. - Bünger, H., Bankvorsteher, Potsdam, Victoriastr. 72. - Cabanis, Jean, Dr., Professor, Friedrichshagen, Friedrichstrasse 101. - Chernel von Chernelhäza, Stef., Köszeg (Com. Güns), Ungarn. - vonDallwitz, Wolfgang, Dr. jur., Rittergutsbesitzer, Tornow bei Wusterhausen a. d. Dosse. Danziger Naturforschende Gesellschaft (vertreten durch Hrn. Oberlehrer Dr. Lakowitz, Danzig, Brabank 8). Herr Deditius, Karl, Rechnungsrat, Schöneberg b. Berlin, Merseburgerstr. 6. 11. - Dohrn, H., Dr., Stettin, Lindenstr. 22. - Graf von Douglas, W., Karlsruhe (Baden). Dresdener Ornithologischer Verein (vertreten durch Herrn Dr. med. Braune in Dresden, Bismarckplatz 12). Herr Dresser, H. E., 110 Cannon Street, London E. C. - Dreyer, Otto, Buchdruckereibesitzer, Berlin W. 8, Mauerstr. 53. Gräflich Dzieduszyckisches Museum (vertreten durch Herrn Dr. P. J. Mazurek), Lemberg. Herr Ehmcke, H., Landgerichsrat, Rittergut Rehfelde (Ostbahn). - Freiherr von Erlanger, Carl, Nieder-Ingelheim. - Evans, A. H., Cambridge in England, 9 Harvey Road. - Freese, Richard, Polizeisekretär, Berlin N. O. 18, Bardelebenstr. 1. - Frick, C., Dr., Geh. Sanitätsrat, Burg, Bz. Magdeburg. - Fritsch, Anton, Dr., Professor, Kustos d. National- Museums in Prag, Wenzelsplatz 66. 123 Mitglieder-Verzeichnis. 1888. Herr Fürbringer, M., Dr., Geh. Hofrat, ord. Professor 1894. 1892. 1896. 1872. 1898. 1896. 1871. 1902 1902 1885. 1889. 1862. 1895. 1898. 1901. 1889. 1898. 1900. 1902. 1891. der Anatomie a. d. Universität Heidelberg. Gaalde Gyula, Gaston, Gutsbesitzer, Boglär (Com. Somogy), Ungarn. Gengler, J., Dr. med., Stabsarzt im bayer. 19. Infant. Regiment, Erlangen, Friedrichstr. 1 1. Gottschlag, H., Kaufm., BerlinW.57, Potsdamerstr. 86. Grunack, Albert, Kaiserl. Kanzleirat, Berlin SW.61, Blücherstr. 7. Haase, O., Adr. F. Sala & Co., Berlin NW.7, Mittel- strasse 51. Härms, M., Samhof b. Nustago, Livland. Hagenbeck, Carl, Handelsmenageriebesitzer, Ham- burg, St. Pauli. . Hamburger Ornithologisch-Oologischer Verein (vertreten durch Hrn. Geometer H. Cordes, Hamburg, Bleichen- brücke 17). . Herr Hantzsch, B., Lehrer an der höheren Volksschule, Dresden-Plauen. Hartert, Ernst, Direktor des Zoologischen Museums in Tring in England. Heck, L., Dr., Direktor des Zoolog. Gartens in BerlinW.62,Kurfürstendamm 9. (Fürden zoolog.Garten). Heine, F., Oberamtmann auf Kloster Hadmersleben, bei Hadmersleben. Heine, F., Dr., Referendar, Hadmersleben. Heinroth, O., Dr. med., Berlin W. 62, Kurfürsten- damm 9. (Zoolog. Garten). Hellmayr, Eduard, Zoologisches Museum in München, Alte Akademie. 3 Helm, F., Dr., Lehrer an der Landwirtsch. Schule in Chemnitz, Schillerplatz 21, I. Hennicke, C. R., Dr. med., Specialarzt für Augen- und Ohrenleiden, Gera (Reuss j. L.), Adelheidstr. 12. Henrici, F., Dr. jur., Gerichts-Assessor, Thorn, Bachestr. 15, 1. Henrici, Regierungs- und Forstrat, Marienwerder (Westpr.). von Heyden, Lucas, Major z. D., Dr. phil. h. c., Professor, Frankfurt a. M.-Bockenheim. Mitglieder-Verzeichnis. 129 1897. Herr Hilgert, C. Präparator, Nieder-Ingelheim. 1831. 1903. 1868. 1890. 1901. 1901. 1892. 1890. 1901. 1897. Hintz, Robert, Königl. Ober-Forstmeister, Cassel, Annastr. 6. Hoffmann, Jul, Dr. phil, Verlagsbuchhändler, Stuttgart, Rotebühlstr. 93. Holtz, Ludw., Greifswald, Wilhelmstr. 6. Hülsmann, H., Fabrikbesitz., Altenbach b. Wurzen. Hundrich, Amtsgerichtsrat, Hermsdorf am Kynast. Hundrich, R., Kaufmann, Breslau, Museumsstr. 7. Jacobi, A., Dr., Professor an der Kgl. Forstaka- demie Tharandt. Junghans, K., Professor, Oberlehrer an der Ober- Realschule in Cassel, Grüner Weg 26. Klein, Eduard, Dr. med., prakt. Arzt in Sofia, Bulgarien. Kleinschmidt, O., Pfarrer, Volkmaritz bei Deder- stedt, Prov. Sachsen. Richard Freiherr König von und zu Warthausen, Dr., Königl. Kammerherr, Schloss Warthausen bei Warthausen. Koenig, A., Dr., Professor, Bonn, Koblenzerstr. 164. Kollibay, Rechtsanwalt u. Notar, Neisse, Ring 121. Kräpelin, Dr., Prof., Direktor des naturhistorischen Museums, Hamburg, Steintorwall. Kuschel, Max, Polizeirat, Guhrau, Rgbz. Breslau. Lampert, Dr., Professor, Ober-Studienrat, Vorstand des Kgl. Naturalien-Kabinets, Stuttgart. Lamprecht, H., Fabrikbesitzer, Jauer. Lauterbach, Dr., Stabelwitz b. Deutsch-Lissa. 1896. Leipziger Ornithologischer Verein (vertreten durch Herrn Dr. 1886. Herr 1900. 1881. 1891. R. Schulze, Leipzig, Sidonienstr. 21). Leverkühn, Paul, Dr. med., Hofrat, Direktor der wissenschaftlichen Institute und Bibliothek Sr. Kgl. Hoheit des Fürsten von Bulgarien, Sofia, Bulgarien. von Lucanus, F., Oberleutnant im 2. Garde-Ulanen- Regiment, Berlin NW. 52, Werftstr. 14. von Madaräsz, Julius, Dr. phil, Kustos am Un- garischen National-Museum in Budapest. Mannkopf, Oskar, Königl. Hof- und Garnison- Apotheker, Cöslin. Journ. f. Orn. LII. Jahrg. Januar 1904. 9 130 Mitglieder-Verzeichnis. 1895. Herr Martin, Dr., Direktor des Grossherzoglichen Natur- 1884. 1872. 1894. 1892. 1880. 1897. 1880. 1868. 1893. 1901. 1896. 1895. histor. Museums in Oldenburg (Grhzgt.). Matschie, P., Professor, Kustos am Kgl. Zoologischen Museum in Berlin, N. 4, Invalidenstr. 43. Meyer, A. B., Dr., Geh. Hofrat, Direktor d. Zoo- logisch., Anthropol. und Ethnograph. Museums in Dresden. v. Middendorff, E., Majoratsherr auf Hellenorm b. Elwa in Livland. Graf von Mirbach-Geldern-Egmont, Alphons, auf Schloss Rogenburg in Schwaben, Kgl. Bayr. Kammer- herr, Kaiserl. Legationssekretär an der Deutschen Botschaft in Wien. Müller, August, Dr. phil., Inhaber des naturhistor. Instituts „Linnaea“, Berlin N. 4., Invalidenstr. 105. Münchener Ornithologischer Verein. (Vertr. durch den Vorsitzenden Hrn. Dr. Parrot, München). Königliche Forst-Akademie in Hann. Münden. Herr Nehrkorn, A., Amtsrat in Braunschweig, Adolf- strasse 1. Nehrkorn, Alex., Dr. med., Privatdozent, Akadem. Krankenhaus, Heidelberg. de Neufville, Robert, Sektionär der ornith. Samml. d. Senckenbergischen Naturh. Mus. i. Frankfurt a. M., Taunusplatz 11. Neumann, 0. Berlin N. 4, Invalidenstr. 41. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes, (vertreten durch Herrn Lehrer Schilling) Altenburg S. A., Schmölln’sche Chaussee. 1890. Herr Pabst, Wilhelm, Dr., Kustos der naturhistorischen 1897. 1875. 1886. 1885. Samml. d. Herzogl. Museums in Gotha. (Für das Museum). Paeske, Ernst, Berlin SW. 48, Besselstr. 12 I. Palmen, J. A., Dr., Professor, Helsingfors, Finland. Parrot, Carl, Dr. med., prakt. Arzt, München, Thierschstr. 37 IL Pasch, Max, Königl. Hof-Lithograph und Hof-Buch- und Steindrucker, Verlagsbuchhändler, Berlin SW. 68, Ritterstr. 50. Mitglieder-Verzeichnis. 131 1903. Herr Ponebsek, Johann, Dr., K. K. Steuer-Oberinspektor, 1897. 1892. 1868. 1885. 1865. 1894. 1876. 1893. 1888. 1872. 1902. 1903. 1898. 1901. 1870. 1898. 1896. 1891. 1879. Rudolfswert (Krain). v. Quistorp-Crenzow, W., Dr. jur., Rittergutsbes,., Mitglied des Hauses der Abgeordneten, Crenzow. von Rabenau, H. Dr., Direktor des Museums der “ Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz. (Für die Naturf. Gesellschaft). Reichenow, Anton, Dr., Professor, Kustos des Kgl. Zoologischen Museums in Berlin, N. 4, Invaliden- strasse 43. Reiser, Othmar, Kustos d. Naturwissenschaftlichen Abteilung des Bosnisch-Herzegowinischen Landes- museums in Sarajewo, Bosnien. Rey, E., Dr., Leipzig, Elisenstr. 43. Rörig, G., Dr., Prof, Regierungsrat im Reichs- Gesundheitsamt, Gross-Lichterfelde, W. Augustastr. 29. Rohweder, J., Gymnasial-Öberlehrer, Husum. Baron von Rothschild, W., Dr. phil, Tring in England. Schäff, Ernst, Dr., Direktor des Zool. Gartens in Hannover. Schalow, Herm., Kaufm,, Berlin NW. 25, Flens- burgerstr. 15 LI. Schenkling, C., Reallehrer, Berlin SW. 11, König- grätzerstr. 35. Schiebel, G., cand. rer. nat., Schloss Breitenau, Post Rudolfswert, Krain. Schillings, C. G., Gutsbesitzer, Gürzenich. Schlegel, R., Leipzig, Oststr. 56. Schlüter, Wilhelm, Naturalienhändler, Halle a. S. Schöpf, Direktor des zoologischen Gartens in Dresden. Schulz, A., München, Thalkirchnerstr. 1 Ill. von Schutzbar gen. Milchling, Rittmeister a. D., Hann.-Münden. Schwerdt, C. F. G. Richard, Millcourt Alton. (Hants), England. 1892. Herr Shelley, G. E., Captain, 39 Egerton Gardens, Lon- don SW. 9* 132 Mitglieder-Verzeichnis. 1879. Stettiner Ornithologischer Verein (vertreten durch Herrn Oberlehrer Dr. Plathe, Stettin, König Albertstr. 10). 1900. Herr Suschkin, P., Dr., Assistent am Kabinet für vergl. Anatomie der Universität Moskau. 1878. - Talsky, Josef, Professor, Olmütz, Cöhmengasse 18. 1893. Kgl. Forstakademie Tharandt. 1872. Herr Thiele, H., Baumeister, Cöpenick. 1874. - Thiele, Hch., Forstmeister, Braunschweig. Ausser- ordentliches Mitglied. 1901. - Thieme, Alfred, Lehrer, Leipzig, Johannisallee 7 II. 1899. - Thienemann, J., Rossitten a. d. Kurischen Nehrung. 1890. - von Treskow, Majora.D., Westend, Spandauerberg 5. 1868. - Victor, Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Villa Tännenhof bei Hallein. 18866. - Urban, L., Architekt u. Maurermeister, Berlin SW. 61, Blücherstr. 19. 1890. Frau Vieweg, H., geb. Brockhaus, Braunschweig. 1901. Herr Voigt, Alwin, Dr. phil., Leipzig, Färberstr. 15 1. 1890. - Wendlandt, P., Kgl. Forstmeister, St. Goarshausen. 1896. - Wickmann, H., Dr., Münster i. W., Kathagen 11. 1873. - Graf von Wilamowitz-Möllendorf, _Wirklicher Geheimer Rat, Exzellenz, Majoratsherr auf Schloss Gadow bei Lanz, Reg.-Bez. Potsdam. 1884. - Ziemer, E. Klein-Reichow b. Standemin, Pommern. 18922. - Zimmermann, Th., Apotheker, Danzig, Kaninchen- berg 11. Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die Oktobersitzung 1903. Verhandelt Berlin, Montag, den 5. Oktober, abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92. Anwesend die Herren: Grunack, Ehmcke, Reichenow, Schalow, Thiele, Heinroth, Haase, Deditius, Heck und Matschie. Vorsitzender: Herr Schalow. Schriftf.: Herr Matschie. Die Herren Reichenow, Schalow und Matschie legten einige neu erschienene ornithologische Arbeiten vor und bespra- chen sie. Bericht über die Oktobersitzung 1903. 133 Herr Reichenow teilte hierauf mit, dass die Deutsche Ornithologische Gesellschaft die Absicht habe, eine Anzahl von Versuchen zu unternehmen, um einwandfreie Aufschlüsse über die Richtung und Schnelligkeit des Vogelzuges zu erlangen. Auf der Vogelwarte in Rossitten ist Herr Thienemann damit be- schäftigt, zahlreiche Krähen in diesem Herbst einzufangen. Jede bekommt am rechten Fuss einen Metallring, auf dem eine Nummer eingegraben ist. Dann lässt man sie wieder fliegen. Es wird gebeten, bei erbeuteten Krähen darauf zu achten, ob sie einen solchen Ring tragen, den betreffenden Fuss mit einem Zettel zu versehen, auf dem die Stunde und der Tag der Erlegung ver- merkt ist, und ihn im geschlossenen Briefumschlage an die Vogel- warte Rossitten (Kurische Nehrung) einzusenden. An alle Jagd- zeitungen, an die weit verbreiteten Tagesblätter, an die ornitho- logischen Zeitschriften des Auslandes, an befreundete Ornithologen in Österreich-Ungarn, England, Holland, Frankreich, Dänemark und Russland sind Aufrufe, die von den Versuchen Kenntnis geben, verschickt worden. Herr Reichenow legte alsdann einige neue Vogelarten vor: Andropadus insularis somaliensis: Dem A. :. subalaris sehr ähnlich, aber im ganzen um vieles blasser; Unterschwanzdecken sraugelblich mit blassgelber Umsäumung. Südliches Somaliland: Barawa (Fschr.). Zosterops toroensis: Dem Z. stuhlmanni sehr ähnlich, aber mit schmalem weissen Augenringe; Stirn wohl etwas gelber als der übrige Oberkopf, aber kein deutlich abgesetztes gelbes Stirn- band; ferner kleiner. Lg. etwa 100—105, Fl. 52—53, Schw. 35 —38, Schn. 10—11, L.16 mm. Toro: Kitimba in Uvamba (Emin). Zosterops niassae: Oberseits gelbgrün, aber der Farbenton viel gesättigter, kräftiger und trüber als bei Z. stuhlmanni und toroensis, kein deutlich sich abhebendes gelbes Stirnband, nur ein etwas hellerer, gelblicher Strich oberhalb des Zügels; das Gelb der Unterseite kräftiger und trüber als bei Z. siuhlinannı, - Körperseiten nur sehr schwach grünlich verwaschen; der weisse Augenring ziemlich breit. Ungoni: Songea (Stierling). Cinnyris mariquensis ovamboensis: Wie ©. m. suahelicus, aber Unterkörper viel dunkler, fast schwarz. Lg. etwa 120—125, Fl. 65—67, Schw. 47—52, Schn. 19—21, L. 16mm. Ovamboland: Ochimbora, Ovaquenyama (Eriksson). 134 Bericht über die Oktobersitzung 1903. Im Anschluss daran wird vom Vortragenden noch für den Gattungsnamen Bathmocercus Rchw. (nec Dathmicercus Fitz. 1863) der Name Dathmedonia vorgeschlagen und für Cinnyris affınis angolensis Rehw. [nec. Less.] C. a. mechowi. Herr Heinroth berichtete zum Schluss über einige be- merkenswerte Ereignisse im Berliner Zoologischen Garten. Ein Kuttengeierpaar, das in einem besonderen Fluskäfig untergebracht war, baute ein gut mit Stroh und feinen Reisern ausgefüttertes Nest, jedoch wurde trotz oft wiederholt ausgeführter Paarungen kein Ei gelegt oder wenigstens keines gefunden. In den verflossenen Jahren hatte das Weibchen im Gesellschaftskäfig öfter ein Ei auf die Erde gelegt. Auch in diesem Jahre hat es das Turkmenen- Uhu-Paar wieder zu einem Ei gebracht, das unbefruchtet war und eifrig bebrütet wurde. Von Neuerwerbungen an Raubvögeln ist ein Rüppell-Geier, Polyboroides radiatus, Circus maculosus u. ein Bonelli-Adler zu erwähnen, ferner eine Huhua poensis. Von einem seit langer Zeit zusammenlebenden Paar Weiss- nackenkraniche ist zu erwähnen, dass der anscheinend weibliche Vogel wütend über seinen Genossen herfiel und ihn zu töten versuchte. Seit einigen Wochen war ein dritter Vertreter derselben Art im Nebengehege untergebracht, und dies erklärt vielleicht das merkwürdige Gebaren des Vogel, der, mit dem neuen zu- sammengesetzt, diesen in werbender Haltung umging, aber schroft abgewiesen wurde. Von zwei weiblichen Chenalopex jubata machte die eine in einem hohlen Baume ein Gelege von 6 Eiern und be- brütete sie mit Hingebung; es soll versucht werden, ihr einen Nilgansert anzupaaren. Die 3 Pinguine (2 Sp. humboldti, 1 Sph. demersus) mauserten, nachdem sie Ende voriges Jahres die Federn in der ihnen eigenen plötzlichen Weise gewechselt hatten, noch- mals im September: vielleicht eine allmähliche Anpassung an unsere Jahreszeit. Plotus anhinga, sowie Grus paradisea, leucogeranus u. collaris wechselten die Schwingen nach Entenart, bei den Fla- mingos schien diese Mauserungsweise wenigstens vorzuherrschen. Auch dieses Jahr wurden wieder eine Anzahl Bastarde ge- zogen: Sporenflügelgansmännchen X Bisamente, Penelope sibilatrix mas. X Dafıla spinicauda fem., Bisamerpel X Hausente. Die Nach- kommen von letzterem Paare wiesen in 9 Exemplaren alle Über- gänge in Form und Benehmen zwischen den sehr verschieden ge- färbten Eltern auf. Der nunmehr vierjährige Mischling von Ibis melanocephala mas. und Platalea minor fem. erzielte wie im Vor- jahre auch heuer einen Nachkommen mit einer Rosa-Löfflerin. (Pl. ajaja). Drei Bastarde von Mantelmöve und weiblicher Silber- möve gingen leider durch Unfälle zugrunde, während der vorjährige sich sehr wohl befindet. Ein im Frühjahre schwarzer Kanarienvogel- Stieglitzbastard legte in der Sommermauser ein gelbes Kleid an. Mit allen diesen Mischlingen sollen Zuchtversuche gemacht werden. Versuche, junge Gold-, Silber- Weisshauben- und Ringfasane frei Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 135 im Garten zu halten, sind 'bis jetzt, nachdem die Vögel erwachsen, ‚als gelungen anzusehen. | Nachdem das erste Gelege des Argus-Paares verunglückt war, brachte die Henne aus dem zweiten beide Eier glücklich aus. Das eine noch lebende Junge gedeiht zusehends. Ein Paar Craz carunculata lieferte zunächst zwei unbefruchtete Eier, denen bald zwei gute folgten. Da die Tiere nicht selbst brüteten, er- gaben die Eier unter einer Haushenne mit 28 Tagen kräftige, ‚dunkel gefärbte Junge von eigentümlichem Aussehen. Die Tierchen, welche trotz ihrer kurzen Flügel im Gebüsch sich zur Nachtruhe emporarbeiteten, entwickelten sich vortrefllich, haben jetzt nach 91/, Monaten die Grösse von Silberfasanen und sind an den ver- schieden gefärbten Bauchfedern bereits als Paar zu unterscheiden, sie gleichen bis auf die Grösse ihren Erzeugern nahezu vollkommen. Matschie. Dem Herausgeber zugesandte Schriften. The Annals of Scottish Natural History. A Quarterly Magazine. Edinburgh. No. 48. Aquila. Zeitschrift für Ornithologie. Redact. Otto Herman. X. No. 1—4. 1903. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. XX No. 4 1903. ‚Bulletin of the British Ornithologists’ Club. No. C—-CI 1903. The Condor. A Magazine of Western Ornithology. Cooper Orni- thological Club. Palo Alto, California. Vol. V No. 5—6 1903. Die Gefiederte Welt. Wochenschrift für Vogelliebhaber. Herausg. Karl Neunzig. Magdeburg (Creutz’sche Verlagshandlung). Jahrg. XXXII. Heft 34—38. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. (8.) Ill. Heft 4 1903. Naturae Novitates. Bibliographie neuer Erscheinungen aller Län- der auf dem Gebiete der Naturgeschichte und der exakten Wissenschaften (R. Friedländer u. Sohn, Berlin). XXV. Jahrg. No. 14—17 1903. Ornithologisches Jahrbuch. Organ für das palaearktische Faunen- gebiet. Herausgegeben von Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. XIV. Jahrg. Heft 5—6 1903. Ornithologische Monatsschrift des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. XXVII. Jahrg. No. 11. M. P. Anderson and J. Grinnell, Birds of the Siskiyon Moun- tains, California: a Problem in Distribution. (Abdruck aus: Proc. Acad. N, Sc. Philadelphia Jan. 1903). St. v. Chernel, Besondere Nistfälle (Wendehals und Fäustling). (Abdruck aus: Aquila 1903 S. 254—255). 136 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. St. v. Chernel, Die kurzzehige Lerche (Alauda brachydactyla), eine neue Erscheinung in der Ornis Ungarns. (Abdruck aus: Aquila 1903. 8. 250—251). C. Chun, Über die sogenannten Leuchtorgane australischer Pracht- finken. (Abdruck aus: Zool. Anzeiger XXVII. No.2 1903). W. K. Fisher, Notes on the Birds peculiar to Laysan Island, Hawailan Group. (Abdruck aus: The Auk XX No.4 1903). G. Gaal de Gyula, Beiträge zur Vogelfauna des Balaton Sees. (Abdruck aus: Aquila 1903. S. 215—218). J. Grinnell, Call Notes of the Bush-Tit. (Abdruck aus: The Condor V. No. 4 1903). E. Hartert, Die Vögel der palaearktischen Fauna. Systematische Übersicht der in Europa, Nord-Asien und der Mittelmeer- region vorkommenden Vögel. Hft. 1. Berlin 1903. G. Janda, Ein Ausflug nach Nord-Russland. (Abdruck aus: Ornith. Jahrb. XIV. 1903 Hft. 3, 4). E. Lönnberg, On a Collection of Birds from North-Western Argentina and the Bolivian Chaco. (Abdruck aus: The Ibis Okt. 1903). HB. v. Loudon, Zur Kenntnis der west-turkestanischen Repräsen- tanten der Gattung Galerida. (Abdruck aus: Ornith. Jahrb.: XV. No0:5,.65 1903). J. v. Madaräsz, Description of some new Birds from Venezuela. (Abdruck aus: Annales Musei Nationalis Hungarici I. 1903. 3. 462 — 464). C. Parrot, Ornithologische Wahrnehmungen auf einer Fahrt nach Ägypten. (Abdruck aus: III. Jahresber. Orn. Vereins Mün- chen 1905). C. Parrot, III. Jahresbericht des Ornithologischen Vereins Mün- chen für 1901 und 1902. München 1903. G. Rörig, Studien über die wirtschaftliche Bedeutung der insekten- fressenden Vögel. Untersuchungen über die Nahrung unserer heimischen Vögel, mit besonderer Berücksichtigung der Tag- und Nachtraubvögel. (Abdruck aus: Arbeiten Biol. Abteil. Land- u. Forstwirtsch. Kaiserl. Gesundheitsamt IV. Heft 1. 1903). V. v. Tschusi, Über palaearktische Formen. (Abdruck aus: Ornith. Jahrb. XIV. 1903 Heft 5, 6). V. v. Tschusi, Zur Ornis der Kanaren. (Abdruck aus: Ornith. Jahrb. XIV. 1903 Heft 5, 6). H. F, Witherby, An Ornithological Journey in Fars, South-West Persia. (Abdruck aus: The Ibis Okt. 1903). Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. IHN. ORNITHOLOGIE Zweiundfünfzigster Jahrgang. No. 2. April 1904. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas mit besonderer Berücksichtigung der Zoogeographie. Von Carlo Freiherr von Erlanger. I Raptatores. Otogyps auricularis: (Daud.) Levaillant Ois. d’Afr. I. 1799 p. 36 T. 9. Daud. Traite II. 1800 p. 10 ex Lev. Vultur auricularis. Heuglin Orn. Nord-Ost-Afrikas 1869 p. 8. V. auricularis. Abessinien. Salvadori Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 33. Otogyps au- ricularis. Von dieser grossen Art liegen mir drei auf meiner Reise gesammelte Exemplare vor. Leider fehlt es mir an nötigem Ver- gleichsmaterial, um die interessante Frage entgültig zu lösen, ob wirklich die nordöstliche Form constante Unterschiede von südlichen Vögeln aufweist. Bei den nordöstlichen Vögeln sol- len nämlich die Hautlappen am Kopf fehlen, bei letzteren dagegen stets vorhanden sein. Bei den von mir gesammelten drei, als auch bei zwei von Hemprich und Ehrenberg in Ober-Agypten gesammelten Exemplaren fehlen in der Tat die Hautlappen am Kopf. Auch auf der Tafel in Temminck Pl. Col. T. 407 (II) fehlen dem Vogel diese Hautlappen. Exemplare aus Ost- und Südafrika fehlen mir zum Ver- gleich. Meines Wissens wurde bis jetzt nur ein Balg von Otogyps auricularıs aus Ost-Afrika nach Europa gebracht und zwar von C. G. Schillings. Leider befindet sich das Exemplar aber nicht hier auf dem Museum. Sollte demnach ein ständiger Unterschied zwischen nord-östlichen und südlichen Vögeln vor- Journ. f. Orn. LIL. Jahrg. April 1904. 10 138 C. v. Erlanger: handen sein, so müssen die nordöstlichen Geier zur Form Otogyps auricularis nubicus A. Sm. gezogen werden. Bei dieser Geierart ist: Die Iris braun, Kopfseiten und Kehle violett. Ober- kopf blassrot. Füsse und Wachshaut graugrün. Schnabel grau- grünlich. g Fluss Daroli bei Ginir, Arrussi Gallaland, 18. Jan. 1901: Flgl. 73, Schwz. 37, Schn. 6,7 cm. © Artu, Nord-Somaliland, 26. Febr. 1900: Flgl. 73, Schwz. 36,8, Schn. 7,1 cm. Lophogyps occipitalis (Burch.) Burch. Trav. 1I. 1824 p. 329. Vultur oceipitalıs. Heuglin Orn. Nord-Ost-Afrikas. I. 1869 p. 12. V. oceipitalis. Abessinien. Antinori, Salvadori Ann. Mus. Gen. 1873 p. 375. Vultur occipitalis. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 33; 1888, p. 195. Lophogyps occipitalis. Saivadori, Bull. Mus. Zool. et. Anat. comp. Torino 1897, p. 1. Lophogyps occipitalıs. Ogilvie Grant, Ibis 1900, p. 321. L. occipitalıs. Somaliland. Salvadori, Mem. Acc. Torino 1894, p. 550. Lophogyps oc- cipitalis. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1896, p. 42. L. occipitalis. Elliot, Field Columbian Mus. 1897, p. 59. L. oceipitalis. Auch diese Geierart ist überall auf der Expedition beob- achtet und in mehreren Exemplaren gesammelt worden. Beson- dere biologische Beobachtungen konnte ich nicht über diese Art machen, da ich seine Niststätte nicht fand. Im Verein mit anderen Geierarten besucht er die Lagerplätze und erscheint am Aas. Er scheint aber im Allgemeinen seltener aufzutreten als die anderen Arten. Auch beim Lophogyps occipitalis ist das Jugendkleid vom Alterskleid verschieden. Vogel im hohen Alter: Ober- und Hinterkopf mit weiss- wolligen Dunen bedeckt. Brustschild, Hosen und Unterleibs- federn weiss. Brust und Oberseite, Schwanz- und Schwungfedern, Flügeldeckfedern erster und dritter Ordnung dunkelschwarzbraun. Die inneren Armschwingen weiss, die äusseren aschgrau. Flügel- deckfedern zweiter Ordnung braun mit breitem weissen Rand geziert, Bürzel braun. Die unteren grossen Flügeldecken weiss, die übrigen braun. Schnabel kirschrot, an der Spitze hornfarben. Wachshaut an den Nasenlöchern und dem Schnabelwinkel hell- blau. Nachteile am Auge und Kehle hellviolett. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 139 Vogel in medialem Stadium: Ober- und Hinterkopf mit gelblichweissen wolligen Dunen bedeckt. Brustschild, Hosen und Unterleibsfedern weiss. Brust und Oberseite, Schwanz- und Schwungfedern, Flügeldeckfedern erster und dritter Ordnung braun. Armschwingen braun, die äusseren mit aschgrauem Anflug. Flügeldeckfedern zweiter Ordnung braun mit breitem grauem Rand geziert. Bürzel braun, untere Flügeldeckfedern braun, untere grosse Reihe weiss. Wachshaut auf der Stirn zinkgrün, auf den Seiten und am Unterschnabel bläulichgrün. Iris kaffee- braun, Schnabel kirschrot, auf der First, nach der Basis zu grün- lich werdend. Vogel im Jugendkleid: Ober- und Hinterkopf mit braun- “ wolligen Dunen bedeckt. Der ganze Vogel einfarbig braun, mit Ausnahme der unteren grossen Reihe der Unterflügeldecken, welche weiss sind. Schnabel orange. ; g ziemlich alt. Odamuda Arrussigallaland, 12. Jan. 1901: Flgl. 64,5, Schw. 31, Schn. 5,2 cm. © sehr alt. Ganda-Kore, Argobaland bei Harar, 19. Mai 1900: Flgl. 64, Schw. 31, Schn. 5,2 cm. g mittelalt. Odamuda Arrussigallaland, 12. Januar 1901: -Flgl. 61,5, Schw. 28, Schn. 5 cm. g jung. Artu, Nord-Somaliland, 25. Febr. 1900: Flgl. 60, Schw. 28,5, Schn. 5,1 cm. Gyps fulvus fulvus (Gm.) [Hierzu Tatfel.] Gmelin S. N. I. 1788 p. 249 Vultur fulvus. Gray Gen. of B. I. 1844 p. 6 Gyps fulvus. Schlegel Mus. d’ hist. nat. des Pays Bas. 1862 p. 6 Vultur fulvus orientalis. [Susemihl Vög. Eur. 1839, 45 p. 12 11]. Verbreitungsgebiet: Süd-Ost-Europa, Ural [Kaukasus] 9 sehr alt, gesammelt von Dombrowski. Dobrudscha, Rumänien 10. 4. 02: Flgl. 71, Schwzl. 37,5, Schnabel v. d. Wachsh. 5,2 cm, Halskragen weiss, Gesamtgefieder gelbbraun. Einzelne Federn mit helleren Mittelstreifen mit starkem Grau untermischt, welches zumal auf den Schultern, Flügeln und Rücken zu Tage tritt. Bürzelfedern mit weissem Mittelstreifen, weiss gerändert. Brustschild entsprechend der Unterseite grau- braun. Schnabel hornbraun, Oberteil gelbbraun, (hellster Schnabel der Suite.) © sehr alt. Samml. Dombrowski. Dobrudscha, Rumänien 9. 5. 02: Flgl. 69, Schwanzl. 38, Schnabel v. d. Wachsh. 5,2 cm. Halskragen gelblich weiss, am Halsansatz sind die Federn noch mit gelbbraunem Anflug behaftet. Gesamtgefieder gelbbraun mit starkem Grau untermischt, welches zumal auf den Schultern, Flügeln und Rücken zu Tag tritt. Einzelne Federn mit helleren Mittelstreifen. Bürzelfedern mit weissem Mittelstreifen weiss ge- 10* 140 C. v. Erlanger: rändert. Brustschild braun entsprechend der Unterseite. Schnabel hornbraun, oberer Teil gelbbraun. © Samml. Santarius. Herzegovina 22. XII. 97: Flgl. 70, Schwanzl. 35, Schnabel v. d. Wachsh. 5,2 cm. Halskragen gelblich weiss. Gesamtgefieder braun. Einzelne Federn mit hellerenMittel- streifen. Auf Flügeln und Schultern beginnt der graue Anflug des älteren Vogels, jedoch dringt das Grau noch nicht so stark hervor wie bei dem vorigen Exemplar. Auf dem Rücken dagegen ist der Vogel vorgeschrittener als Ersterer. Brustschild braun entsprechend der Unterseite. Schnabel hornbraun. Schnabelfirst gelbbraun. ° alt, anscheinend etwas jünger als vorheriges Exemplar. Samml. Dombrowski. Dobrudscha, Rumänien 1. 5. 02: Flgl. 70, Schwanzl. 37, Schnabel v. d. Wachsh. 5 cm. Während Rücken und Schulterfedern bei diesem @ entschieden heller gefärbt und mehr in’s Graue übergehen, als bei vorigem Exemplar, ist der Bürzel und Halskragen weniger vorgeschritten d. h. also Bürzel- federn braun mit helleren Längsstreifen, nicht schon mit gelben Mittelstreifen, gelb umrändert. Halskragenfedern hellgelbbraun. Brustschild braun entsprechend der Unterseite. Schnabel horn- braun, auf First heller. & Samml. Santarius. Herzegovina 4. III. 98: Flgl. 70, Schwanzl. 35,5, Schnabel v. d. Wachsh. 5,5 cm. Färbung und Altersstadium wie bei vorigem ©. Halskragen gelblich weiss. Brustschild braun entsprechend der Unterseite. Schnabel horn- braun. g Samnil. Santarius. Herzegovina 26. X. 98: Flgl. 69, Schwanzl. 35, Schnabel v. d. Wachsh. 5 cm. Halskragen gelblich weiss. Gesamtgefieder braun. Einzelne Federn mit helleren Mittelstreifen. Auf Flügeln und Schultern fängt der graue Anflug an durchzudringen. Bürzelfedern mit helleren Mittelstreifen braun. Brustschild dunkelbraun entsprechend der braunen Unterseite. Schnabel hornbraun. & Samml. Dombrowski. Dobrudscha, Rumänien 1. 5. 02: Flgl. 71,5, Schwanzl. 39,5, Schnabel v. d. Wachsh. 5,1 cm. Hals- kragen gelbbraun, Gesamtgefieder braun, einzelne Federn mit helleren Mittelstreifen und gleichfarbigen Bürzelfedern. Brust- schild braun entsprechend der Färbung der Unterseite. Schnabel hornbraun, auf First heller. Q Samml. Dombrowski. Dobrudscha, Rumänien 3. 4. 02: Flgl. 70, Schwanzl. 37,5, Schnabel v. d. Wachsh. 5,2 cm. Hals- kragen hellbraun. Gesamtgefieder braun, einzelne Federn mit helleren Mittelstreifen. Unterseite mit rötlichbraunem Anflug behaftet. Bürzelfedern entsprechend der Gesamtfärbung. Brust- schild rotbraun, entsprechend Färbung der Unterseite des Vogels. Schnabel hornbraun. 9 jung. Samml. Dombrowski. Dobrudscha, Rumänien 1. 5. 02: Flgl. 69, Schwanzl. 32,5, Schnabel v. d. Wachsh. 5,4 cm. (4 Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 141 Dieser Vogel noch im Jugendgefieder, von hellrötlichgelber Ge- samtfarbe; die einzelnen Federn mit scharfhervortretenden hel- leren Mittelstreifen. Zumal auf der Unterseite und dem Hals- kragen ist die Färbung mit rötlichgelbem Anflug behaftet. Bürzel geiblichweiss, noch mit starkem Flaumgefieder. Brustschild ent- sprechend der Unterseite des Vogels. Auf der Oberseite, Rücken und Schulterfedern, zeigen sich zwischen den verschlissenen hellen Federn des Jugendkleides die neu vermausserten braunen Federn des medialen Stadiums. Schnabel hornbraun, auf First heller. Ferner liegt mir noch ein weiteres Exemplar aus dem Berliner Mus. leg. Ebras, Kaukasus. & ad. Dasselbe bildet infolge seiner grossen Masse entschieden einen Übergang zu „himalayenis“. Dennoch sehe ich mich veranlasst, es noch zu dieser Form zu stellen, da es mir vorerst an genügendem Vergleichsmaterial fehlt. d alt. Kaukasus. Samml. Ebras Berl. Mus. N. 2200: Flgl. 73, Schwanzl. 39, Schnabel v. d. Wachsh. 5,4 cm. Nunmehr komme ich zu folgender Schlussfolgerung: Gyps fulvus fulvus (Gm.), Gygps fulvus occidentalis (Schlegel), Gyps fulvus rüppelli (Bp.), Gyps fulvus kolbei (Daud.), Gyps fulvus himalayenis (Temm) gehören ein und demselben Formenkreis an. Nach Vergleich der verschiedenen Färbungen ergeben sich klar bei grösseren Reihen die Alterskleider, die natürlich auch einer individuellen Variation unterworfen sind. Ferner die stän- digen Merkmale, die die verschiedenen zoogeographischen Formen haben. Den Untersuchungen A. Brehm’s (Naumannia 1852 Heft III. p. 40) betreffend den Halskragen der Gyps-Arten, worin Ver- fasser die dunenartige Halskrause für ein Zeichen des Alters, die aus schiwalen langen Federn gebildete, als Zeichen geringeren Alters erklärt, muss ich mich entschieden anschliessen, da es mit meinen Untersuchungen völlig übereinstimmt. Aus der mir vor- liegenden grossen Reihe von Gyps fulvus fulvus ergibt sich, dass der ganz junge Vogel hellrötlichgelbes Gesamtgefieder, der ältere Vogel braunes und der ganz alte Vogel gelbbraunes Gefieder mit starkem grauen Anflug trägt. Ebenso verhält es sich bei - occidentalis und himalayenıs, nur dass diese entsprechend dem Alterskleid immer um eine Schattierung heller sind. Gyps fulvus kolbei wird im Alter bei weitem am hellsten. Gyps fulvus rüp- pelli ist ebenfalls dunkel in der Jugend, hell im Alter. Merkmale, welche die zoogeographischen Formen von ein- ander unterscheiden, sind: Gyps fulvus fulvus. Brustschild entsprechend der Unter- seite des Vogels. Gyps fulvus rüppelli. Brustschild immer dunkelbraun. Flügel überragen den Schwanz, während sie bei den anderen Arten kürzer oder gleich lang sind, 142 C. v. Erlanger: Gyps fulvus himalayensis ist leicht an seinen grossem Massen zu erkennen. Gyps fulvus kolbei an seinem dunkelhornbraunem Schnabel. Schwieriger ist es mit Gyps fulvus occidentalis und fulvus Gm., die nur unterscheidbar sind, wenn man Reihen vor sich hat und die Herkunft kennt, dann wird man sofort den Farbenunter- schied innerhalb der gleichen Alterskleider beider Formen erkennen, sowie leicht ersehen, dass der Schnabel bei der Form occi- dentalis im allgemeinen heller ist. Aus den Massen kann ich folgende Schlussfolgerung ziehen: Gyps fulvus fulvus sind gleich gross Dt 68 — 71,5 cm Gyps fulvus occidentalis, und variieren +Schwzl. 32,5 — 39,5 „ Gyps fulvus kolbei folgendermassen |Schnabel DU — 5, Flgll. 61,5 — 68,5 cm Gyps fulvusrüppelli, kleiner, variiert zwisch. „Schwzl. 28 — 33 „ Schnab. 4,9 — 5,5 „ Flügel überragen zum Unterschiede der anderen Formen das Schwanzende. der Grösste (ass Bu: 76 cm Gyps fulvus himalayensis, seiner Gattung,) Schwzl. 42 — 45 cm variiert | Schnabel 5,5 cm. Die Kaukasusvögel stehen ihren Massen zufolge zwischen den Südeuropäischen- und Himalaya-Vögeln. Gyps fulvus fulvus (Gm.) Süd-Ost-Europa, Kaukasus, Ööst- lich bis Ural. Gyps fulvus occidentalis (Schleg.) Spanien, Nord-Afrika, Cypern, Ägypten. Gyps fulvus rüppelli (Bp.) Abessinien, Somaliland, Deutsch- und Britisch-Ost-Afrika [Natal?]. Gyps fulvus kolbei(Daud). Süd-Afrika, Damaraland[Sambesi?] Gyps fulvus himalayensis (Temm.) Himalaya, Turkestan. Gyps fulvus occidentalis (Schleg.) Schlegel, Rev. Crit. 1844 XII. Vultur fulvus occidentalis. Schlegel, Mus d’hist. nat. des Pays. Bas. 1862 II. p. 6. V. f. occidentalis. [Susemihl. Vög. Eur. 1839—45, p. 12. 11]. Heuglin, Ornith. N.-O.-Afrikas 1869 I, p. 3 (Synopsis) V. f. occidentalis. Sharpe, Brit. Catal. 1874, p. 6. Gyps hispaniolensis Sharpe. Heuglin, Reise in N.-O.-Afrika (Vögel) 1877 I, p. 145. Vultur (Gy»s) fulvus (L.) Salvadori, Mus. Civ. di Genova 1884, p. 34. Gyps fulvus. Reichenow, Die Vögel Afrikas 1900—01 I, p. 515. @. fulvus. Von dieser zoogeographischen Form des Gänsegeiers sind die Unterscheidungsmerkmale für die einzelnen Alterskleider die- selben wie bei voriger Art. Der Vogel unterscheidet sich von seinem östlichen Verwandten im Allgemeinen durch die hellere, Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 143 fahlere Färbung, die je nach Abstufung sich bei den einzelnen Alterskleidern, verglichen mit gleichalterigen der typischen Form, drastisch zu Tage tritt. Die Schnäbel variieren ebenfalls in der Hornfarbe von dunkel zu hellhornfarben, jedoch ist der Vogel mit dunkelstem Schnabel von occidentalis ebenso hell wie der hellste mir vorliegende der Form fulvus. Verbreitungsgebiet: Spanien, Nord-Afrika, Cypern, Ägypten. Samml. Hemprich und Ehrenberg. Nubien [Berl. Mus. No. 378]: Flel. 69, Schwzl. 34, Schnabel v. d. Wachsh. 5,1 cm. Dieses ist das älteste mir vorliegende Exemplar von Gyps fulvus occiden- talis. Gesamtgefieder braungelb, ins Graue übergehend. Hals- kragen weiss. Brustschild entsprechend der Unterseite graugelb. Die helleren Mittelstreifen der einzelnen Federn treten durch das helle Colorit kaum hervor, sodass der Vogel einfarbig erscheint. Schnabel hellhornfarben. Samml. Gr. v. Sack. Cypern [Berl. Mus. No. 380]: Flgl. 68, Schwzl. 34, Schnabel v. d. Wachsh. 5,3 em. Altes Exemplar in hellem Gefieder. Halskragen weiss. Schnabel hornfarben, Ober- schnabel heller als Unterschnabel. g ad, erh. durch Dr. Wolterstorff. Sardinien [Berl. Mus. No. 6801]: Flgl. 69, Schwzl. 36, Schnabel v. d. Wachsh. 5,5 cm. Halskragen weiss. Gesamtgefieder hellgelbbraun. Auf Schultern und Flügeln tritt deutlich der graue Schimmer des Alterskleides zu Tage. Merkwürdiger Weise ist bei diesem Exemplar, als ein- zigster aus der grossen Suite das Brustschild verhältnismässig dunkler als die übrige Unterseite. Q sehr alt. Samml. Spatz. Tunesien. 16. 4. 99: Flgl. 71, Schwzl. 33, Schnabel v. d. Wachsh. 5,3 cm. Halskragen weiss. Gesamtgefieder hellgeibbraun. Auch hier tritt der graue Schimmer des Alterskleides auf dem Gefieder zumal auf Flügeln und Schultern zu Tage, nur ist.bei dieser Form das Gelb des Gesamtgefieders hervortretender, während bei der vorhergehenden Form das Braun im Farbenton vorherrschend ist. Die einzelnen Federn mit hellem Mittelstreifen, die jedoch in Folge des Alters des Vogels fast ver- schwinden. Brustschild der Unterseite des Vogels entsprechend gefärbt, dunkelster Schnabel aus den mir vorliegenden Exemplaren. g ad. Samml. Spatz. Tunesien 29. III. 99. [kgl. Mus. f£. Naturk.]: Flgl. 69, Schwzl. 35, Schnabel v. d. Wachsh. 5,3 cm. Fast gleich gefärbt mit vorigem Exemplar, doch etwas dunkler, zumal auf dem Rücken hat das Gefieder teilweise noch die braunen Federn des jüngeren Stadiums. Schnabel hell hornfarben. g Samml. Spatz. Tunesien 16. 4. 99: Flgl. 71, Schwzl. 33,5, Schnabel v. d. Wachsh. 5,3 cm. Dieses Exemplar hat noch mehr braune Federn des medialen Stadiums unter dem helleren Alters- gsefieder. Zumai auf dem Öberrücken sind noch soviel braune Federn vorhanden, dass dieser bräunlich erscheint. Halskragen weiss, während er bei gleichalterigem Exemplar der typischen Form 144 C. v. Erlanger: noch mit bräunlichgelben Federn versehen ist. Schnabel hell- hornfarben. Oo, jüngstes, mir vorliegendes Exemplar. Samml. v. Erl. Tunesien 14. 5. 97: Flgl. 71, Schwzl. 34, Schnabel v. d. Wachsh. 5,2 cm. Gesamtgefieder noch stark braunrötlich gelb. Halskragen gelb mit dunkleren Federn am oberen Ende. Am Oberrücken und Bürzel kommen schon die neuen dunkleren Federn des me- dialen Stadiums hervor. Brustschild entsprechend der Unterseite des Vogels. Schnabel hellhornfarben. Gyps fulvus rüppelli (Bp.) [Hierzu Tafel.] Cretzschm. (non Daud.) Atlas 1826. p. 47. T. 32. Vultur kolbei. Heuglin, Orn. N. O. Afr. I. 1869. p. 5. Vaultur rüppelli. Bonaparte, Rev. Mag. Zool. 1850. p. 477. Gyps rüppelli. Reichenow, Die Vögel Afrikas I. 1900—01. p. 518. Gyps rüppelli [hierselbst siehe weitere Literatur]. Blanford, Geology and Zoology of Abyssinia 1870. p. 285. Gyps rüppelli. Antinori und Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873. p. 377. G. rüppellı. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884.p. 34. Gyps fulvus (Gm.). Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1888. p. 190. Gyps rüppelli. Salvadori, Bolletino Mus. Zool. Anat. Torino No. 287. 1897. Gyps rüppelli. Der Rüppelsgeier ist der Vertreter der beiden europäischen Gänsegeierarten in Nord-Ost und Ost-Afrika. Auf der Reise von Zeyla nach Djeldessa wurde dieser Geier öfters von mir be- obachtet und gesammelt. Zumal an den beiden Lagerplätzen Bir-Kaboba und Artu, woselbst die Karawane für mehrere Tage Standlager bezogen hatte, versammelten sich die Geier in grosser Anzahl. Auch im Arrussigallaland bei Ginir und Sheikhussain ferner bei Ssire auf dem Karawanenweg von Adis-abeba nach dem Arussi-Gallaland (Ginir) war der Rüppelsgeier eine häufige Erscheinung, überhaupt überall wo gelagert wurde, stellten sich alsbald auch die Geier ein. Unbekümmert um das Treiben im Lager sassen diese grossen Vögel im Verein mit Neophron und anderen tropischen Geierarten auf den Bäumen in nächster Nähe oder stritten sich um die Überreste eines von den Askari ge- schlachteten Stieres herum. Hierbei konnte man zumal in der Nähe des Lagers ruhig und ungedeckt bis auf 30 — 40 Schritt an die nichtsachtenden und nicht scheuen Vögel herangehen. Zumal bei Ssire sah ich eines Tages in der Nähe des Lagers eine Unmenge von Geiern meist Gyps fulvus rüppelli mit Pseu- dogyps africanus. Es war ein eigentümlicher Anblick, Trupps von 100 und mehr dieser grossen Vögel beim Herannahen an das in der Nähe Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 145 des Lagers liegenden Aas einfach vor einem weglaufen zu sehen. Erst dann flogen die auf der Erde so schwerfälligen Vögel unter lautem Flügelschlagen auf, als ich mit Schroten auf 30 Schritt in den Haufen hineinschoss und auch mehrere erlegte, welche mir unter anderen nunmehr als Vergleichsmaterial vorliegen. Aus weiter Entfernung gleicht ein solcher auf der Erde laufender Geier durch seinen krummen Rücken und graue Färbung einer Hyäne, mit der er von mir einmal verwechselt wurde. Kaum hat man auf der Jagd eine Antilope erlegt, so kreisen schon eine Unmenge Geier hoch über einem, während man die- selbe abstreift. Oft fragte ich mich, wo die Vögel herkamen, denn vorher war auch nicht ein einziger Geier zu sehen. ÖOfters gingen die Geier auf nicht wehr als 30 — 40 Schritt neben mir und meinen Leuten nieder und äugten nach uns in der Hoffnung, dass wir bald die geschossene Antilope ihnen überliessen. Kaum hatten wir uns entfernt, als auch schon diese Besitz von ihrer Beute nahmen. Es war ein echtes Bild des Kampfes ums Dasein, welches sich vor unsern Augen abspielte. Alle Arten Geier und Raubadler stürzten sich auf die willkommene Beute und bissen sich um die Nahrung, wobei der stärkere den schwächeren zu vertreiben trachtete. Langsam und wegen seines grossen Schnabels, seines Erfolges sicher stolzierte der Marabu einher, und vertrieb für kurze Zeit die Geier, die aber dann in noch verstärkter Anzahl bald wieder Herr der Situation wurden. An einzelnen losgeris- senen Stücken sah man Neophron pileatus, percnopterus und Aquila rapax. Gewandten Fluges erhascht der Schmarotzermilan ein kleines Stück für sich und fliegt dem nächsten Baume zu, auf welchem eine Anzahl Raben sitzen, die geduldig abwarten, bis die anderen satt geworden, um dann für sich, was die stärkeren übrig gelassen, in Anspruch zu nehmen. Wie häufig ereignete sich für mich, dass ich eine angeschossene Antilope dadurch fand, dass ich in weiter Ferne Geier kreisen sah, dieser Stelle eilte ich dann mit meinen Leuten zu und fand richtig das verendete Stück Wild; aber auch für die Somali ist der Geier öfters ein nützlicher Wegweiser. Wo Geier kreisen, befindet man sich in der Nähe von Karawanenstrassen, mensch- lichen Behausungen, in welchen der verirrte Somali gleichen Stammes stets Unterkunft und Gastfreundschaft finden wird. Aus der mir vorliegenden Reihe aus dem kgl. Mus. für Naturk. und aus meiner Sammlung ergibt sich, dass der Vogel, je älter er ist, desto heller wird, d. h. die Marmorierung wird viel ausgeprägter, und die dunklen Federn heben sich von den schmutzig weissen stark ab. Der junge Vogel, bei dem auch der Halskragen bräunlich ist, erscheint mehr einfarbig, da sich die dunkle Marmorierung nicht so scharf von den übrigen bräunlichen Federn abhebt. Der ganz alte Vogel dagegen verliert einem von mir bei Sheikhussain (Arussigallaland) gesammelten Exemplar zu Folge die Marmorierung und wird völlig einfarbig hell braungelb, 146 C. v. Erlanger: ähnelt also sehr, was Färbung und Befiederung anbelangt, den beiden vorher behandelten zoogeographischen Formen seiner Gruppe. Vielleicht könnte auch vorliegendes Exemplar ein Misch- exemplar zwischen Gyps fulwus occidentalis und Gyps fulvus rüppelli sein, doch möchte ich mich vorerst ersterer Anschauung anschliessen. Letzteres wäre ein drastischer Beweis für die Ver- wandtschaft der 3 Arten zu einander. Um sich einigermassen ein Bild von den auf den ersten Blick so unregelmässig variierenden Kleidern der Gyps-Arten zu machen, ist es nötig, dass ich auch die anderen zu dem Formen- kreis von Gyps fulvus gehörenden Arten behandele, und dann wird ersichtlich sein, dass die Variation keineswegs unregelmässig ist, sondern von bestimmten durch Alter und Heimat der Exemplare bedingten Gesetzen abhängt, indem man natürlich gleich- zeitig die jedem Tier eigene individuelle Variationsfähigkeit be- rücksichtigen muss. Ein gutes Merkmal zur Unterscheidung von Gyps fulvus rüppelliö von den beiden vorigen Fulwus-Arten ist, dass bei rüppelli das Brustschild immer dunkelbraun ist, sich also scharf von der Unterseite des Vogels abhebt, während bei den beiden anderen Arten das Colorit des Brustschildes mit der Gesamtfärbung der Unterseite des Vogels corespondiert. Schnabel immer horn-gelb. Flügel überragen stets das Schwanzende, während bei den anderen Arten dieser Gruppe der Schwanz die Flügel überragt. Auch in den Massen ist der Rüppelgeier bei weitem der kleinste seiner Gruppe, was aus der folgenden Tabelle ersichtlich ist. © sehr alt. Sheikh-Hussain, Arrussigallaland 28. Juni 00: Flgl. 68,5, Schwzl. 35, Schnabel v. d. Wachsh. 5,4 cm. Unterseite und Flügeldeckfedern einfarbig, blasssandfarben. Die dunkeln Flecken auf dem Gefieder, wodurch der Vogel ein marmoriertes Aussehen erhält, haben sich nur auf der Innenseite der Flügel und auf Rücken und Bürzel erhalten. Brustschild dunkelbraun. Schnabel hell hornfarben. Halskragen weiss und wollig. Abessinien. Samml. Hemprich und Ehrenberg. Berl. Mus. No. 377: Flgl. 65, Schwzl. 33, Schnabel v. d. Wachsh. 4,9 cm. Sehr altes Exemplar bei dem ebenfalls wie bei vorigem © die marmorierte Fleckenzeichnung abnimmt, an der Unterseite schon völlig verschwunden ist und das blasssandfarbene Alterskleid angenommen hat. Wolliger Halskragen weiss. Brustschild dunkel- braun. Schnabel hell hornfarben. Q alt. Nord-Somaliland, Bir Kaboba 18. 2. 00: Flgl. 67, Schwzl. 32, Schnabel v. d. Wachsh. 5,5 cm. Bei diesem 2 ist die marmorierte Fleckenzeichnung vorherrschend, welche auf dem Bürzel und Oberrücken mehr und mehr verschwindet, da sich hier noch die dunklen Federn häufen. Auf den Schultern da- segen nehmen die dunkelen Federn ab und beginnt der Vogel das blasssandfarbene Gewand anzulegen. Der wollige Halskragen Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 147 schmutzig-weiss mit gelblichen Spitzen. Brustschild dunkelbraun. Schnabel hell hornfarben. © Nord-Somaliland, Bir Kaboba 17. II. 02: Flel. 64, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 5,3 cın. Färbung wie beim vorigen Exemplar, nur ist bei diesem Vogel der Beginn der blasssand- farbenen Coloritannahme auf der Unterseite noch vorgeschrittener. Wolliger Halskragen schmutzigweiss. Brustschild dunkelbraun. Schnabel hell hornfarben. Deutsch-Ost-Afrika. Samml. Schillings Mittlerer Rufu Berl. Mus. No. 34948: Flgl. 66, Schwzl. 33, Schnabel v. d. Wachsh. 5,1 cm. Gesamt-Colorit braun, hell-sandfarben marmoriert, auf Rücken und Bürzel sind die braunen Federn des jüngeren Sta- diums noch so vorherrschend, dass der Vogel an diesen Stellen noch einfarbig braunes Oolorit trägt. Wolliger Halskragen schmut- zig-weiss. Brustschild dunkelbraun. Schnabel hell hornfarben. Nord-Abessinien. Samml. Schöller (Berl. Mus.): Flgl. 61,5, Schwzl. 29, Schnabel v. d. Wachsh. 4,7 cm. Völlig mit vorigem Vogel übereinstimmend. g iuv. Nord-Somaliland. Artu 26. II. 00: Flel. 67, Schwzl. 3l, Schnabel v. d. Wachsh. 4,9 cm. Bei diesem Vogel herrscht das Braun des jungen Vogels auf der Oberseite noch vor. Unter- seite hellgelbbraun. Brustschild dunkelbraun. Schnabel hell horn- farben. Halskragen braun. Chartum. Samml. Brehm. Berl. Mus. No. 375: Flgl. 63, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 5 cm. Noch jüngerer dunkeler Vogel mit dunkelbraunem Halskragen. Brustschild braun. Schnabel hell hornfarben. Aus diesen beiden jungen Vögeln ergibt sich, dass der Vogel in der Jugend braun, dann heller wird, nach der dritten Mauser die braune Fleckenzeichnung erhält, welche dann im hohen Alter wiederum verschwindet. Verbreitungsgebiet: Nord-Ost- und Ost-Afrika, Abessinien, Somaliland, Deutsch- und Britisch-Ost-Afrika. Soll südlich-Natal vorkommen. Gyps fulvus himalayensis (Temm.) Temminck, Pl. Col. 1. 1824. T. 22. Gray. Cat. (Acciptres), 1844. p. 3. Vultur indieus. Hume, Rough Notes. I. 1869. p. 14. Gyps himalayensis. Von dieser zoogeographischen Form liegen mir 2 Exemplare des Kgl. Mus. f. Nat. gesammelt von Dr. Holderer vor. Verbreitungsgebiet dieser Form: Himalaya, Turkestan. Die Merkmale der Alterskleider sind dieselben wie bei Gyps fulwus typieus. Der Vogel im jungen Stadium braun. Halskragen braun, im Alter hell, Halskragen hell. Schnabel hell hornbraun. g ad. Himalaya. Samml. Holderer 18. VIII. 98: Flgl. 76, Schwzl. 42, Schnabel v. d. Wachsh. 5,5 cm. g iuv. Himalaya. Samml. Holderer 24. IX. 98: Flgl. 76, Schwzl, 45, Schnabel v. d. Wachsh. 5,5 cm. 148 C. v. Erlanger: Gyps fulvus kolbei (Daud.) Levaillant, Ois d’Afr. I 1799. 28. T. 10 Le Chasse-fiente. Sundevall Krit., 1857. 24. Traite II. 1800. 15. Vultur kolbei. Reichenow, Die Vögel Afrikas. I. 1900-1901. p. 517. Gyps kolbe. [Siehe bierselbst weitere einschlägische Literatur.] Gyps fulvus kolbei, von welchem mir mehrere Exemplare des Berl. Mus. vorliegen, variiert in Bezug auf Alterskleid ebenso wie die anderen Formen der Gruppe „fulvus“ von dunkel zu hell. Diese Art wird entschieden am hellsten, fast völlig ein- farbig schmutzigweiss im hohen Alter mit silbergrauem Schimmer. Das Brustschild entspricht der Färbung der Unterseite, ebenso variiert der Halskragen je nach dem Alter mit dem übrigen Ge- wande von braun zu schmutzigweiss. Schnabel immer dunkel hornbraun. Verbreitungsgebiet: Südafrika nordwärts bei Damara- land, [Sambesi?]. Sehr alt. Kaffernland leg. Krebs. Berl. Mus. No. 379: Gesamtfärbung einfarbig schmutzigweiss mit silbergrauem Schim- mer. [Ich verweise auf die Tafel Brit. Cat. Bd. I. Taf. I. Gyps kolbei, auf welcher auch ein sehr alter Vogel dargestellt wird]. Flgl. 70, Schw. 36, Schnab. v. d. Wachsh. 5,2cm. Halskragen weiss, ebenfalls Brustschild gelblichweiss. Schnabel dunkelhornbraun. Alt. Kap. Berl. Mus. No. 16390. Jünger als voriges Exemplar, auf der Unterseite, wie zumal auf Rücken und Bürzel befinden sich braune Federn, welche den Vogel marmoriert er- scheinen lassen. Die Schulternfedern haben schon das einfarbig schmutzigweisse Gewand angenommen. Flügl. 68, Schwanz 36, Schnabel v. d. Wachsh. 5,5 em. Halskragen gelblich weiss, Brust- schild gelblich weiss mit etwas Braun. Schnabel dunkel hornbraun. Im mittleren Alter. Deutsch-Südwest Afrika. Berl. Mus. No. 1400: Flügl. 68, Schwanz 32, Schnabel v. d. Wachsh 5,2 em. Dieser Vogel, noch jünger als voriger, ähnelt durch seine mar- morierte Befiederung (braun auf hellem Grund) einem Exemplar der Form röppelli. Zumal auf Rücken und Bürzel hat sich die braune Färbung erhalten. Brustschild entsprechend mit braunen Längsstreifen versehen. Unterseite gelbbraun. Halskragen gelb- braun. Schnabel dunkeihornbraun. Pseudogyps. [Hierzu Tafel.] Pseudogyps Sharpe Ann. N. H. (4.) XI. pay. 133. (1873). Bei dieser Art will ich mich nur auf die afrikanischen Formen beschränken, da es mir an asiatischem Material mangelt. In der Literatur stimmen die Angaben der einzelnen Autoren auch durch- aus nicht überein. Die einen stellen die eine Art unter Gyps, die anderen wiederum unter Pseudogyps, ja nach eigenem Gut- dünken, ohne dass ich eigentlich ein System herausfinden könnte, wohl weil es mir an Vergleichsmaterial fehlt. Gyps indicus Scop. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 149 z. B. ist im Brit. Catal als Gyps aufgeführt, nach der Tafel bei Gray und Hardw. Ill. Ind. Zool. 1. T. 15. sollte man glauben, man hätte es mit einem Pseudogyps zu tun. Im allgemeinen scheinen mir aber aus dem leider nur sehr geringen Vergleichsmaterial von indischen Geiern des kgl. Mus., ferner aus der Literatur im allgemeinen hervorzugehen, dass wir bei den indischen Vögeln Gyps indicus und tenwirosiris, ferner bei dem im Brit. Cat. unter Pseudogyps gestellten bengalensis.“ Merkmale finden, welche darauf schliessen lassen, dass wir es hier mit einem anderen Formenkreis von Gyps zu tun haben, auch wenn man die Anzahl der Schwanzfedern 12 oder 14 be- rücksichtigt und danach diese zu Gyps oder Pseudogyps stellt. Bei genauerer Betrachtung wird man herausfinden, dass sie zu keiner der beiden genannten Arten passen. Doch gehen wir nun zu den afrikanischen Pseudogyps-Arten über, deren Nomenelatur sich den Prioritätsgesetzen nach natürlich ändern würde, sobald die Frage der indischen Geier an genügendem Vergleichsmaterial gelöst worden ist. Bis jetzt war aus ganz Afrika nur eine, im Jahre 1865 von dem italienischen Forscher Salvadori entdeckt, oder richtiger ge- sagt, als neu erkannte Art unter dem Namen Gyps africanus aufgestellt worden. Gesammelt wurde der Vogel schon von Rüppel 1845 und Brehm 1855. Nach Vergleich meiner in Nord-Ost-Afrika gesammelten Pseudogyps mit solchen aus Ost-, Süd- und West- Afrika ergab sich, dass diese keineswegs mit den meinigen über- einstimmen, auch untereinander je nach der Gegend, wo sie ge- sammelt, abändern, so dass ich genötigt bin, 3 verschiedene zoo- geographische Formen aufzustellen, jedoch genügt einstweilen das mir vorliegende Vergleichsmaterial noch nicht, zumal auch die Pseudopyps ebenso wie die Gyps-Arten je nach Alter ihre Fär- bung ändern, sodass nur an Hand von grossen Suiten irgend- welche feststehende statistische Angabe gemacht werden kann. Folgende Merkmale sind es, welche sofort erkennen lassen, dass man es mit einem Pseudogyps und nicht mit einem Gyps zu tun hat. 1) Schnabel ist viel kleiner, variierend zwischen 4,5 — 4,7 cm, während er bei Gyps zwischen 4,9 — 5,5 cın variiert. 2) Allgemeine geringere Grösse. 3) 12 statt 14 Schwanzfedern. Pseudogyps africanus africanus (Salvadori). Rüppel, Syst. Übers. 1845, p. 9. Gyps bengalensis. Salvadori, Nat. Stor. R. Accad. Torin 7. Mai 1865, p. 133. Gyps africanus. Heuglin, Ornithologie N.-O.-Afrikas 1869 I. p. 6. Vultur leuco- notus africanus. Verbreitungsgebiet: Nord-Ost-Afrika (Abessinien, Somaliland, östlich bis zum Tana). 150 C. v. Erlanger: Gesamtgefieder hellgelbbraun, mit starkem isabellfarbigem Anflug; je älter die Vögel werden, desto mehr nimmt die Isabell- farbe zu. Bei ganz alten Vögeln auf den Flügeln und Schultern schwacher silbergrauer Anflug. Brustschild bei alten Vögeln immer dunkelbraun, bei letzteren auch der Bürzel rein weiss. Bei jüngeren Vögeln, bei welchen der Bürzel noch nicht reinweiss ist, sondern mit braunen Federn untermischt, ist das Brustschild entsprechend heller braun. Das Gesamtgefieder, zumal auf Rücken, Flügeln und Schultern, weniger isabellfarben, sondern mehr röt- lichbraun, während die Isabellfarbe nur auf der Unterseite stark und intensiv hervortritt. In diesem Stadium und ebenso bei alten Vögeln Halskragen isabellfarben. Der junge Vogel ist braun, die einzelnen Federn mit rötlich isabellfarbenen Mittel- streifen versehen, welche zumal auf der Unterseite und den Flügeldeckfedern letztere Farbe vorherrschen lassen, während der Rücken mehr einfarbig braun ist. Ebenso sind die Bürzelfedern braun mit helleren Mittelstreifen. Brustschild der Unterseite des Vogels entsprechend gefärbt. Halskragen immer braun, die ein- zelnen Federn mit isabellfarbigen Mittelstreifen. Die inneren Unterflügeldecken sind beim alten Vogel weiss, die äusseren braun- rot, entsprechend dem Gesamtkolorit des Vogels, während bei jüngeren Exemplaren, bei welchen der Bürzel ebenfalls "noch nicht rein weiss ist, auch die inneren Unterflügeldeckfedern noch nicht rein weiss sind. An diesen weissen Unterflügeldeckfedern, welche sich scharf von den äusseren bräunlichen abheben, lässt sich auch in grosser Entfernung sofort der fliegende, Pseudogyps africanus von Gyps fulvus-Arten unterscheiden. Schnabel immer dunkelhornbraun. © sehr alt. Artu, Nord Somaliland 26. II. 1900: Flgl. 60, Schwz. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 4,7 cm. g sehr alt. Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 17. II. 1901: Flgl. 60, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 4,5 cm. & sehr alt. Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 17. IL. 1901: Figl. 60, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 4,7 cm. g alt. Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 25. I. 1901: Flel. 58, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh, 4,7 cm. & alt. Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 16. II. 1901: Flgl. 60, Schwzl. 30, Schnabel v. d. Wachsh. #5 cm. © mitti. Direchebira, Arrussi-Gallaland 7. I. 1901: Flegl. Schwzl. 30, Schnabel v. d. Wachsh. 4,5 cm. Jung. Ira-Luku, Arrussi-Gallaland [Route Harar-Ginir] 21. 6. 1900: Flgl. 58, Schwzl. 28,5, Schnabel v. d. Wachsh. 4,7 cm. g jung. Artu, Nord-Somaliland 26. 2. 1900: Flgl. 57, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 4,5 cm. \ a —ı ER 57,5 Re Pseudogyps africanus schillingsi Erl. Böhm, Orn. Centralblatt 1882, 120. Gyps leuconotus africanus. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 151 In dieser zoogeographischen Form tritt Pseudoyyps in Deutsch-Ost-Afrika auf. Nähere Angabe der Grenzen seines Ge- bietes vorerst unmöglich. Gesamtgefieder beim alten Vogel braun. Schultern und Flügeldeckfedern heller mit silbergrauem Schimmer. Unterseite des Vogels gelbbraun. Brustschild dunkelbraun. Hals- kragen entsprechend der Unterseite hellgelbbraun. Bürzel und innere Unterflügeldecken weiss. Ebenso wie bei der vorigen Art ändert das Kleid je nach Alter vom Jugend zum Altersstadium. Schnabel dunkelhornbraun. Ein Hauptmerkmal, was sofort bei vorliegender Reihe die aus dem deutsch-ostafrikanischen Gebiet herrührenden Geier von solchen aus Nordost-Afrika unterscheidbar macht, ist das Fehlen der Isabellfarbe, welche ein Charackteristicum der abessinischen und Somalivögel ist. Meiner Ansicht nach muss man den Grund, warum die Be- fiederung der deutsch-ostafrikanischen Pseudogyps von solchen aus N. O. Afrika abändert, darin suchen, dass die isabellfarbige Befiederung durch das Klima im trockenen, verhältnismässig wasserarmen und an Niederschlägen dürftigen Somaliland ent- standen ist, während im feuchten, an Niederschlägen und Vege- tation reichen deutsch- und Britisch-Ost-Afrika die isabellfarbige Befiederung sich verliert und zu einem braunen resp. rotbraunen Gewand abändert. Bestätigt wird die Richtigkeit dieser Annahme durch Vögel aus dem Nyassagebiet, welche noch dunkler sind und als einem anderen zoogeographischen Gebiet angehörend, indem diese Fär- bung konstant ist, ebenfalls eine Abtrennung erheischen. Typus. 9 Samml. v. Trotha 20. II. 96. Mkomasi Deutsch- Ost-Afrika Berl. Mus: Flügl. 58,5, Schwanzl. 30, Schnabel v. d. Wachsh. 4,7 cm. Samml. O. Neumann Herbst 92. Usambara, (Lewa) Deutsch- Öst-Afrika. Berl. Mus: Flügell. 60, Schwanz 27,5, Schnabel v.d. Wachsh. 4,6 cm. Pseudogyps africanus fülleborni Erl. Bocage, Ornithologie d’Angola 1881, p. 1. Taf. IX. Gyps africanus. Verbreitungsgebiet: Nyassagebiet(Rukwasee) Angola. Nähere Grenzangaben vorerst unmöglich. Gesamtbefiederung beim alten Vogel graubraun. Schultern und Flügeldeckfedern um eine Schattierung heller. Halskragen schmutzig weiss. Brustschild dunkelbraun. Bürzel und innere Flügeldeckfedern weiss. Typus. Alter Vogel. Samml. Fülleborn, Rukwasee 5. VII. 1899. Berl. Mus.: Flgl. 61, Schwz. 30, Schnabel v. d. Wachsh. 4,7 cm. Alter Vogel. Samml. Fülleborn, Rukwasee 1899. Berl. Mus.: Figl. 57, Schwz. 30, Schnabel v. d. Wachsh. 5 cm. 152 C. v. Erlanger: Ein weiteres Exemplar des Berl. Mus. aus Angola ist eben- falls graubraun in seiner Gesamtfärbung. Der Vogel ist noch nicht ganz ausgefärbt, daher innere Unterflügeldecken und Bürzel noch nicht reinweiss. Halskragen schmutzig weiss. Brustschild entsprechend der Unterseite des Vogels graubraun. Ich ziehe dieses Exemplar noch zu den im Nyassagebiet gesammelten Pseudogyps. Q Humbe, Angola. Samml. Anchieta: Filgl. 60, Schwz. 30, Schnabel v. d. Wachsh. 4,7 cm. Pseudogyps africanus zechi Erl. [Bouvier, Catal. geogr. Ois. 1875.p.5. Pseudogyps africanus]. Reichenow, Journ. f. Orn. 1897. p. 9. FP. africanus. Verbreitungsgebiet: Togo, [Goldküste] Nähre Angaben über das Verbreitungsgebiet vorerst unmöglich. Gesamtgefieder beim alten Vogel grau mit graubraunem An- flug. Die helle graue Färbung tritt zumal auf den Flügeln und Schultern deutlich hervor, da bei den einzelnen Federn, welche am übrigen Körper nur durch einen hellgrauen Mittelstreifen ge- ziert sind, letzterer sich verwischt und die ganzen Federn die graue Färbung annehmen. Je älter der Vogel wird, desto inten- siver wird das Grau der Befiederung. Brustschild dunkelbraun, Bürzel und die inneren Unterflügeldeckfedern weiss. Halskragen weiss. Schnabel dunkel hornbraun. Typus: Alter Vogel. Samml. Graf Zech, 1. IX. 96. Kratchi (Togo): Flgl. 57, Schwzl. 30, Schnabel v. d. Wachsh. 4,6 cm. Alter Vogel. Samml. Graf Zech, 19. VI. 96. Kratchi (Togo): Flgl. 56, Schwzl. 29, Schnabel v. d. Wachsh. 4,6 cm. Neophron percnopterus (L.) Linne, S. N. X. 1758. p. 87. Vultur percnopterus. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas, 1869. p. 13. Neophron per- enopterus. Hinterland von Aden. J. W. Yerbury, Ibis 1886. p. 13. N. percnopterus. Barnes, Ibis 1893. p. 64. N. percnopterus. Yerbury, Ibis 1896. N. percnopterus. Abessinien. Blanford, Geology und Zoology of Abyssinia 1870. p. 287. N. percnopterus. Salvadori, Boll. Mus. Zool. M. Anat. comp. Torino 1897. p. 1. N. percnopterus. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888. p. 57. N. perenopterus. Reichenow, Vögel Afrikas. 1900—1901. I. p. 521. N. per- cnopterus, [siehe hier weitere Synonymie und Literatur]. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 153 Verbreitungsgebiet: Nord-, Nord-Ost, Ost- und Süd-Afrika Süd-Europa, Mittelmeersubregion, Kleinasien, Arabien. Der Aas- geier ist in Nord-Ost-Afrika eine alltägliche Erscheinung. Über- all in der Nähe von Ansiedlungen und Städten ist auch er zu- hause. Ferner stellt er sich ebenfalls auch mit Sicherheit in der Nähe der Karawanenstrassen ein, zumal in der Nähe der Lagerplätze der Karawanen, wo sich naturgemäss für ihn reichliche Nahrung findet. Meinen Erfahrungen nach zieht der widerliche Vogel Exkremente von Menschen anderem Aas vor, wenigstens hatte ich häufig Gelegenheit, den Vogel hierbei zu beobachten. Natürlich wurde auch von diesem Geier eine grössere Suite ge- sammelt und stellte sich heraus, dass zwischen den von mir auf meiner Expedition in Nord-Afrika im Jahre 1896/97 gesammelten Geiern und denen aus Somaliland, Abessinien und Gallaländern kein Unterschied vorhanden ist. Die @9 sind im allgemeinen etwas stärker in den Massen als die $g, doch ist dieser Grössen- unterschied nicht konstant. Die ausgefärbten Exemplare des typischen Aasgeiers haben, den von mir gesammelten Exemplaren zu Folge, im Alter ihrer besten Kraft rostfarbenen Anflug, der zumal auf dem Rücken, dem Hals, der Brust und den lanzettförmigen Genickfedern her- vortritt. In Nord-Afrika entsinne ich mich niemals Exemplare mit rostfarbenem Anflug auf dem Gefieder gesehen zu haben. Auch in der mir vorliegenden Suite aus den Atlasländern be- findet sich kein derartig gefärbter Vogel. Das Jugendkleid des Aasgeiers ist braun, die helle Befiederung des Alterskleids tritt zuerst auf Bürzel, Rücken und Flügeldeck- federn hervor, von da dehnt sie sich beim noch älteren Vogel über die ganze Unterseite und die Genickfedern aus, bis der Vogel ein fast einfarbig schmutziggraues Gefieder erhält. Dann treten bei der nächsten Mauser die weissen Federn des Alterskleides hervor, sodass der Vogel wieder schattiert aussieht, Brust und Genickfedern mit rostfarbenem Anflug. Im Alterskleid, wie gesagt, hat dann das weisse Gefieder rostfarbenen Anflug, welcher im hohen Alter wieder verschwindet, und sieht dann der Vogel weiss aus mit schmutziggrauem Anflug. Das Dunenkleid ist weisswolligmit rostfarbenem Anflug, der zu- mal auf der Stirn, dem Hinterkopf und den Wangen stark hervortritt. Dunenjunge. Samml. Erlanger. Ain- Bou- Dries, Tunesien, 28.5. 97. Iris beim jüngeren Vogel bräunlichgelb; die Nacktteile am Kopf und Hals zitronengelb, Füsse blassgelb. Iris beim alten Vogel blassgelb, braun melliert. Die Nackt- teile am Kopf und Hals zitronengelb, Füsse gelblichweiss. Aus der mir vorliegenden Reihe aus Nordost-Afrika gehen deutlich die Abstufungen und Übergänge vom weissen Alters- bis braunen Jugendkleid hervor. Folgende sind die Masse der einzelnen Vögel, dem Alter nach gemessen: Journ. f, Orn. LII, Jahrg. April 1904. 11 154 C. v. Erlanger: Sehr altes $ 4. Schedama, [Route Abera-Ginir] 7. I. 01: Flgl. 47,5, Schwzl. 26, Schnabel v. d. Wachsh. 3,2 cm. Sehr altes $ 2. Fluss Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 21. 11. 01: Figl. 50,5, Schwzl. 26,5, Schnabel v. d. Wachsh. 3,3 cm. Sehr altes @ 3. Fluss Daroli bei Ginir Arrussi- Gallaland 15. II. 01: Flgl. 51,5, Schwzl. 29, Schnabel v. d. Wachsh. 3,3 cm. Altes ©. Ganda-Kore bei Harar (Argobaland) 22. X. 00: Flgl. 50, Schwzl. 28,7, Schnabel v. d. Wachsh. 3,3 cm. Altes @. Fluss Daroli bei Ginir Arrussi-Gallaland 31. 1. 01: Filgl. 50, Schwzl. 29,5, Schnabel v. d. Wachsh. 2,9 cm. Altes J. Artu, Nord-Somaliland 2. III. 00: Flgl. 48, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 3,1 cm. Mittl. © 2. Fluss Daroli bei Ginir. Arrussi - Gallaland 20. II. 01: Figl. 49,5, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 3,1 cm. Mittl. g. Fluss Daroli bei Ginir Arrussi-Gallaland 20. II. 01: Flgl. 48,6, Schwzl. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 3,1 cm. Junges d. Schedama. [Route Abera-Ginir.] 7. II. O1: Flgl. 48, Schwzl. 26,6, Schnabel v. d. Wachsh. 2,9 cm. Junges $ 4. Odamuda Arrussigallaland. 12. I. 01: Flgl. 47,5, Schwzl. 27,5, Schnabel v. d. Wachsh. 3 cm. Neophron monachus (Temm.). Temminck, Pl. Col. T. 222. 1823. Cathartes monachus. Heuglin, Orn. Nord - Ost - Afrikas 1869 I. p. 15. Neophron pileatus. Abessinien. Blanford, Geology und Zoology of Abessinia 1870 p. 287. N. pileatus. ; Antinori, Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1873 p. 378. N. pvleatus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 35. N. monachus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Gen. 1888 p. 193. N. monachus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—1901. Bd. I. p. 522. N. monachus [siehe hierselbst weitere Literatur und Synonymie]. Verbreitungsgebiet: Das ganze tropische Afrika. Belegstücke für Abessinien, Somaliland und die Gallaländer liegen mir aus meiner Sammlung vor. Aus dem Berliner Museum für Deutsch - Ostafrika. Nyassagebiet, Togo. Auch dieser Geier ist in Nordost-Afrika, in Abessinien, den Somali- und -Galla- ländern eine häufige Erscheinung. in grossen Mengen zeigt er sich im Verein mit den anderen Arten seiner Gattung in der Nähe der Karawanenstrassen und Lagerplätzen bei Ansiedelungen und am Aas. Alters und Jugendkleid sind auch bei dieser Art verschieden. Während beim altem Vogel Hinterkopf und Nacken mit gelblichweissen, wolligen, weichen Dunen bedeckt und auch die Federn des Brustschildes entsprechend gefärbt sind, sind beim jungen Vogel die Dunenfedern des Hinterkopfs und Nackens braun und dementsprechend ebenfalls die Federn des Brust- Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 155 schilds. Auch die Kehle und der Hals sind in diesem Alters- stadium spärlich mit wenigen braunen Federn bedeckt, während bei den alten Vögeln sowohl die Kehle als auch Hals nackt sind. Bei Vögeln in medialem Stadium ist Brustschild und die Dunenbefiederung am Hinterkopf und Nacken gelbbraun, je älter die Vögel werden, desto mehr verliert sich dann das Braun an diesen Stellen. Unter den Geschlechtern ist sowohl in der Befiederung als auch in der Grösse kein Unterschied. Die Schnäbel von der Spitze bis zum Beginn der Wachs- haut gemessen sind ebenso wie bei Neophron percnopterus indi- viduell gestaltet, teilweise wenig gebogen und entsprechend länger, teilweise mehr gebogen und kürzer. Iris bei alten Vögeln braun. Nacktteile der Kehle und Kopfseiten blassgrünlichblau- weiss, nach vorn zu blassrosa werdend. Füsse blassgrünlichgelb. Ich traf den afrikanischen Aasgeier sowohl im nördlichen Somaliland als auch bei Adis-abeba in einer Höhe von fast 3000 m, in den Gallaländern und endlich an der ostafrikanischen Küste bei Kismayu. Überall steilte sich, nachdem das Lager be- zogen war, sofort auch dieser Geier ein, um in der Nähe des Lagers aufzubaumen und nach Nahrung auszuspähen. Oft konnte ich vom meinen Zelt aus 50 und mehr zählen, welche die nächsten Bäume besetzt hatten. Am 21. Febr. 1900 war ich so glücklich, in den Waldungen von Dambale bei Artu im nördlichen Somaliland einen Horst von Neophron monachus zu finden. Derselbe stand ungefähr 3 m über dem Erdboden auf der Krone eines mit Hangeeuphorbien bewachsenen Baumstumpfs; sodass das Hinaufsteigen nach dem Horst keineswegs eine leichte Aufgabe war. Zumal der milchige Saft, der aus den durch das Klettern abgebrochenen Euphorbien- stengeln hervorgequillt, für die Augen des Kletterers sehr ver- hängnisvoll werden kann. Dennoch gelang es einem der Somali, die bei mir waren den Horst zu ersteigen, und dieser zeigte mir freudestrahlend von oben ein reizendes Dunenjunge. Dass etwas sich im Horst befinden würde, davon war ich überzeugt; denn erstens strich einer der alten Vögel bei unserem Herannahen vom Horst, wodurch ich auf denselben aufmerksam gemacht wurde, zweitens kreisten die beiden Eltern während wir unter dem Horst standen, immer ängstlich gerade über der Niststätte und lugten dabei nach dem Horst herab. Das Dunenjunge, ungefähr 6—8 Tage ausgeschlüpft, ist graubraun gefärbt. Im Innern des aus Reisigen gebauten übelriechenden, schmutzigen Horstes, lagen alte Aasstücke, Reste einer verendeten Krähe, eine Springmaus, ferner lag im Innern der Nestmulde ein Stück alten Tuches. Masse einiger auf meiner Reise gesammelten Stücke: Altes $ 2. Artu, Nord-Somaliland 23. I. u Filgl. 49, Schwzl. 27, Schnabel v. d. Wachsh. 3,1 cm. 11* 156 C. v. Erlanger: Altes $2. Fluss Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 16. II. 01: Flgl. 51, Schwzl. 27, Schnabel v. d. Wachsh. 3,2 cm. Altes @. Soo madu Nord- Somaliland. 12. II. 00: Flgl. 50, Schwzl. 26, Schnabel v. d. Wachsh. 3,3 cm. Altes ©. Artu, Nord-Somaliland 23. II. 00: -Flgl. 51,5, Schwzl. 27, Schnabel v. d. Wachsh. 3,2 cm. Altes ©. Adis-abeba. Abessinien 11. IX. 00: Figi. 51, Schwzl. 27,5, Schnabel v. d. Wachsh. 3,4 cm. Altes@ 2. Fluss Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 20. II. O1: Flel. 50, Schwzl. 26,5, Schnabel v. d. Wachsh. 3,1 cm. Serpentarius serpentarius orientalis (Jul. Verreaux). [hierzu Tafel.] Jules Verreaux, Proc. zool. Soc. 1856 p. 348—352. sSerpen- tarius orientals. Miller, Various Subj. N. H. 1785. Tab. 18. Falco serpentarius. Heuglin, Orn. Nord-Öst-Afrikas I. 1869 p. 78. Gypogeranus serpentarius. Reichenow, Vögel Afrikas I p. 528. sSerpentarius serpen- tarıus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie der ver- schiedenen zoogeogr. Arten.]. Abessinien. Blanford, Geology und Zoology of Abyssinia Aves 1870 p. 247. Gypogeranus serpentarius. Antinori, Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 398. Serpentarius secretarius. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1888 p. 205. 8. secretarius. Salvadori, Boll. Mus. Zool. anat. Torino 1897. No. 287. S. secretarius. Den Sekretär habe ich auf meiner ganzen Reise nur ein- mal zu Gesicht bekommen, ein Zeichen, dass in den von mir bereisten Gegenden dieser Raubvogel zu den Seltenheiten gehört, und zwar im Nord-Somaliland auf den kahlen Steppen bei Dadab. Längere Zeit verfolgte ich den flüchtigen Vogel, doch konnte ich niemals an den vor mir herlaufenden Raubvogel auf Büchsen- schuss herankommen. Einige Tage später, am 2. Februar 1900, wurde derselbe Vogel wiederum vom Lager aus beobachtet und von einem Somali der Karawane geschossen. g ad. Dadab 2. II. 00: Flgl. 61,5, Schwzl. 4,5 cm. Dem sehr abgestossenen Schwanz fehlten die beiden langen Federn. Ein noch etwas jüngeres Exemplar; [die grauen Federn auf Stirn, Kopfplatte und Nacken haben noch braunen Anflug] wurde während meines Aufenthaltes in Adis-abeba von einem dortigen Kolonisten erlegt und mir in liebenswürdigster Weise für meine Sammlung überlassen. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 157 8 2. Managascha bei Adis-abeba Abessinien 22. Sept. 1900: Flgl. 59, Schnabel 4,5, Schwanz 65,5 cm. Nach Vergleich verschiedener Exemplare des hiesigen Mu- seums aus Süd- und Ost-Afrika mit meinen Vögeln ergibt sich, dass die beiden von mir gesammelten Vögel viel heller im Gesamtkolorit sind als Exemplare aus Ost-Afrika, gesammelt von: Fülleborn; ich greife daher auf die von Jules Verreaux schon richtig erkannte zoogeographische Form des Sekretärs zurück. Die hellere Färbung beschränkt sich nicht nur auf das Grau der Oberseite, das beim nordost-afrikanischen Vogel viel heller ist, sondern, zumal auf die Unterseite, welche beim ost- afrikanischen Vogel hellgrau, beim nordost-afrikanischen, der Form „orientalis“ angehörenden Sekretäre weiss mit gelblichem Anflug ist. -. Leider fehlt es mir an genügendem Vergleichsmaterial, um zu entscheiden, ob ein konstanter Färbungsunterschied zwischen kapländischen und ost- resp. central-afrikanischen Serpentarius nachzuweisen ist. Polyboroides typicus typicus (Smith). Smith, 8. Afr. J. I. 1830 p. 107. Polyporoides typicus. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas I. p. 26. Polyboroides radiatus. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01 p. 531. P. iypicus. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Stor. 1884 p. 75; 1888 p. 204. P. typieus. Somaliland. Sharpe, Proc. zool. Soc. 1895 p. 504. FP. typveus. Vom Schlangensperber sind bis jetzt zwei geographische Formen bekannt und zwar: Polyboroides typicus typicus Smith, der das ganze tropische Afrika bewohnt. Polyboroides typicus radiatus Hartl. Verz. Hamb. 1850 p. 15. Madagaskar. Polyboroides typicus typicus variiert sehr in den verschiedenen Alterskleidern. Beim alten Vogel ist das Gesamtgefieder grau, Unterkörper, Unterflügeldecken, Achselfedern und Unterschwanzdecken schwarz und weiss quergebändert; vordere Handschwingen schwarz, an der Wurzel grau, schwarzgefleckt, am Innensaume weiss gewellt; die übrigen Schwingen grau mit schwarzem Ende. Frisch ge- mauserte Schwingen mit weissem Endsaum. Auf der Unterseite sind die Wurzelteile der Schwingen grau mit weissen Wellen- linien;;, Schulterfedern grau mit rundlichem, schwarzen Fleck gegen das Ende hin. Meistens sind auch die grossen, bisweilen sogar die mittleren Deckfedern mit solchem Fleck gezeichnet; 158 C. v. Erlanger: Schwanzfedern schwarz mit weisser oder graulicher, schwarzbraun gefleckter Querbinde, welche auch in ihrer Breite individuel variiert, weisser Wurzel und weissem Endsaum. Oberschwanz- decken schwarz mit weissen Querbinden (Reichenow). Wachshaut rosa. Nacktteile am Kopf und den Füssen orange. Schnabel schwarz. Iris braun. Im höchsten Alter scheint der Vogel, nach zwei von Eggel in Bukoba am Victoria-Nyanca gesammelten Jg, die schwarz und weisse Querbänderung des Unterkörpers gegen eine einfarbig graue Befiederung einzutauschen, wenigstens halte ich vorerst diesen Unterschied nur als Altersunterschied event. individuelle Variation, denen alle Raubvogelarten ja mehr oder weniger unterworfen sind, nicht aber für eine weitere geographische Form. Auf alle Fälle haben wir es bei der einfarbig graugefärbten Unterseite nicht mit einem Geschlechtsunterschied zu tun, was als fraglich von Reichenow, Vögel Afrikas p. 531, angenommen wird. Leider reicht das, obwohl grosse, hier auf dem Museum befindliche Material nicht aus, um diese interessante Frage ent- gültig zu erledigen. Der Vogel im medialen Alterskleid unter- scheidet sich vom adulten Vogel durch die individuelle, teils dunkler, teils heller auftretende Befiederung an Kopf, Hals und Nacken, woselbst sich das Braun des Jugendkleides am längsten erhält. Die grauen Federn der Brust haben, je nachdem der Vogel älter oder jünger ist, mehr oder weniger ausgeprägte braune Endspitzen. Rücken und Öberflügel ebenfalls, je nach Alter, stärkeren oder schwächeren braunen Anflug. Die gebänderte Unterseite ist mit braunen Federn durchsetzt. Unterflügeldeck- federn braun. Wachshaut und Nacktteile am Kopf gelblich, nach dem Schnabel zu hellbleigrau. Füsse gelblich. Beim jungen Vogel ist das Gesamtgefieder braun, individuel heller oder dunkler. Während ältere Vögel mehr einfarbig sind, erscheint die Be- fiederung bei ganz jungen Vögeln mehr gefleckt durch die hellen Federwurzeln, die breiter sind und zumal auf der Unterseite des Vogels an Brust, Hals, Nacken und Kopf deutlich hervortreten. Schwanzfedern braun mit 4 schwarzbraunen Querbinden, am äussersten Ende gelblichbraun gesäumt. Bei einem von Böhm in Kakoma (Berl. Mus. No. 19617) gesammelten jungen braunen Vogel bricht die graue Befiederung schon durch, sodass der ganze Vogel einen graubraunen Schimmer erhält. Polyboroides typicus radıatus ist kleiner in seinen Massen und heller in seiner Färbung, was beim alten Vogel zumal auf der gebänderten Unterseite, den Unterflügeldecken und auf Hals und Brust deutlich zum Vorschein tritt. Masse von 4 auf meiner Expedition in Nord-Ost-Afrika sesammelten Exemplaren: © ad. Hanole, Süd-Somaliland, 29. Juni 1901: Flügell. 43, Schwanzl. 32, Schnabel 2,3 cm. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 159 © ad. Hanole, Süd-Somaliland, 30. Juni 1901: Flügell. 43,5, Schwanzl. 31, Schnabel 2,5 cm. Q ad. (am Horst erlegt) Gigiro (Djam-Djam) Süd-Schoa, 25. Dez. 1901: Flügell. 46, Schwanzl. 32,5, Schnabel 2,5 em. Q med. Adis-abeba, 6. Sept. 1900: Flügell. 43, Schwanzl. 33, Schnabel 2,5 cm. Nach Messung des ganzen mir vorliegenden Materials, leider kann ich die Geschlechter hierbei nicht trennen, da an den meisten Bälgen die Geschlechtsangabe fehlt, variieren die alten Exemplare von Polyboroides iypicus typicus folgendermassen: Flügell. 42—46, Schwanzl. 29—33, Schnabel 2,5—2,5 cm. Polyboroides typicus radiatus: Flügell. 37,5—39, Schwanzl. 30—31,5, Schnabel 2,3—-2,5 cm. Diesem Vogel bin ich häufig nur im südlichen Somaliland auf der Strecke von Bardera bis einige Tagereisen von der Küste begegnet, hier aber konnten wir ihn täglich beobachten und leicht an seinem weihenähnlichen Flug erkennen. Eine interessante biologische Beobachtung konnten wir vom Lager bei Hanole aus machen. In der Nähe des Lagers stand eine hohe, abgestorbene Steinpalme, deren morscher Stamm völlig mit Engerlingen und Käfern, ferner von einer Menge von Geckos belebt war. Ein Schlangensperber kam an die Palme geflogen, hing sich ähnlich einem Mauersegler an den hohlen Palmstamm und streckte Kopf und Hals tief unter die morsche, teils los- hängende Palmrinde, um daselbst nach Nahrung zu suchen. Präparator Hilgert eilte, nachdem wir mehrere Minuten dem eigentümlichen Schauspiel zugesehen, aus dem Lager, um den Raubvogel zu erlegen und kam ohne Deckung an den an der freistehenden Palme hängenden Raubvogel heran, der sich um nichts kümmerte, sondern stets den Kopf verdeckt unter der Rinde hatte. Der Mageninhalt des erlegten Vogels, den wir durch Sektion feststellten, ergab Reste von Eidechsen und Engerlingen. Am 25. Dez. 1900 konnte ich bei Gigiro in Djam-Djam den Schlangensperber am Horst beobachten. Es waren einzelne grössere und kleinere, öfters wegen des vielen Unterwuchses und dornigen Unterholzes kaum passierbare Gehölze, mit uralten riesigen Bäumen, welche der Landschaft ihr Gepräge geben. Natürlich konzentrierte sich die Vogelwelt der hiesigen Gegend srösstenteils in diesen Wäldern, und meine Aufgabe bestand darin, diese ornithologisch gründlich abzusuchen. Auf einmal, ich hatte gerade unter hohen Bäumen mit meinen Leuten ein wenig geruht, beobachtete ich, wie ein Schlangensperber durch die Aste der hohen Bäume, nach Art unseres Hühnerhabichts, durchflog, griff natürlich zu spät nach meiner Flinte, sah dem Vogel nach und erblickte, wie er ganz dicht neben uns in einen Horst strich, der in der Gabel eines hohen Baumes stand. Den- selben zu erreichen, war unmöglich, als wir plötzlich Galla 160 C. v. Erlanger: kommen hörten, welche nach Honig suchten und zu diesem Zweck ein Bastseil mit sich führten; nach Versprechung eines Stücks Tuchs, welches einer meiner Somali um den Kopf gebunden hatte, erkletterte einer der Gallajungen mit affenartiger Geschicklichkeit und mit Hülfe des Seils den Horst. Leider befanden sich noch keine Eier darin, jedoch war die Nestmulde mit frischen, grünen Zweigen ausgelegt. Nach kurzem Ansitz kam das @ wieder und wurde von mir beim Einstreichen in den Horst erlegt. Leider war es zu spät geworden, die Nacht drohte uns zu überfallen, auch wussten wir nicht, wo die Karawane das Lager aufschlagen würde, welche am frühen Morgen das alte Quartier verlassen hatte, und so konnte ich nicht noch das J erwarten. Es war zu gleicher Zeit das erste Mal, wo ich Polyboroides beobachtete, erst im Süd-Somaliland wurde die Art häufig. In Djam-Djam scheint demnach die Lege- und Brutzeit in den Januar zu fallen. Ein weiteres Exemplar wurde in der Nähe von Adis-abeba von einem dortigen französischen Kolonisten während meines Aufent- haltes erlegt und mir in liebenswürdiger Weise überlassen. Das Exemplar war ein nicht völlig ausgefärbtes @ und befanden sich ebenfalls Engerlinge in seinem Magen. Circus macrourus (Gm.). Gmelin, N. Comm. Petr. XV. 1771 p. 439. T. 8. Accipiter MAcrourus. Heuglin, N. O. Afrika I. 1869 p. 105. Circus swainsonüi. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—1901 p. 535. Circus macrourus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie.] Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870 p. 301. CO. swainsonii. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 599. C©. swainsoni. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 76; 1888 p. 205. ©. swainsonii. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1889 p. 53. CO. swainsonü. Sharpe, Proc. Zooi. Soc. 1895 p. 505. C. macrourus. Salvadori, Boll. Mus. zool. Torino No. 287 Apr. 1897. C. swainsonü. Die Steppenweihe hält sich den ganzen Winter in Nordost- Afrika auf und bevorzugt Flussläufe, Steppenlandschaften, über- schwemmte Wiesen und überschwemmtes sumpfiges Gelände. Häufig traf ich sie aber auch, wenn sie des Abends niedrigen Fluges über die Saatfelder in der Nähe der Gallaansiedlungen einherstrich. Ein Exemplar wurde sogar in einer Höhe von 2600 m circa bei Adis-abeba erlest, als sie auf der Suche nach Nahrung tief über eine Viehtrift herstrich. Die Steppenweihe scheint im allgemeinen häufiger aufzutreten als die Kornweihe, Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. „ıi61l wenigstens habe ich sie auf meiner Expedition viel öfter beobachtet und erlegt. Von dieser Art liegt eine Reihe von 8 Exemplaren vor: gd ad. Nord-Somaliland 15. Jan. 1900. g ad. Adis-abeba, Abessinien 20. Okt. 1900. g ad. Seengebiet 25. Nov. 1900. d ad. bei Adis-abeba 25. Okt. 1900. g ad. Burka, Abessinien 8. Okt. 1900. g ad. Cialanko, Abessinien 9. Okt. 1900. © juv. Ganda-Kore bei Harar 24. Nov. 1900. © iuv. Laku (Djam-Djam) 23. Jan. 1901. Der Haupt-Frühjahrszug dieser Art durch Abessinien, Galla und Somaliländer fällt in die Monate Januar, Februar. Der Haupt-Herbstzug in die Monate Oktober und November. Circus eyaneus (L.). Linne, S. N. XII. 1766 p. 126. Falco cyaneus. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas I. 1869 p. 104. Circus cyaneus. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01 p. 537. C. cyaneus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie.] Abessinien. Salvadori, Ann, Mus. Civ. 1888 p. 528. Circus cyaneus (Linn.). Salvadori, Boll. Mus. zool. Torino No. 287. Apr. 1897. ©. cyaneus. Von dieser Weihenart wurden drei Exemplare gesammelt und zwar: © med. am Fluss Maki bei Adis-abeba am 8. Nov. 1900. Q juv. am Fluss Maki, Abessinien (Seengebiet) am 21. Nov.1900. © juv. Haramaya-See bei Harar am 17. März 1900. Diese Weihenart, welche in Nordost-Afrika Zugvogel ist, zieht nach Reichenow im Winter bis Nordindien und bis an die Grenzen des aethiopischen Gebiets in Nordost-Afrika. Heuglin traf sie im Winter ebenfalls in Abessinien und Kordofan. Rüppel in Arabien und Nubien. Melieras Gray. Singhabicht. [Hierzu Tafel.] Melierax Gray. List. Gen. B. I. 1840 p. 5. Typ. Falco canorus Rislach. Nach eingehender Betrachtung des reichen Materials, welches sich hier im Berliner Museum befindet, ferner der Ausbeute meiner Reise in Abessinien, Galla- und Somaliländer kam ich zu der Ansicht, die 4 bis jetzt bekannten Arten als geographische Formen einer Art anzusehen, zumal ich an Hand der mir vor- liegenden Bälge Übergänge zwischen den einzelnen Species herausgefunden habe. 162 C. v. Erlanger: Zoogeographisch verteilen sich die Formen folgendermassen: 1. Melierax canorus canorus (Risl.). Süd-Afrika. 2. Melierax canorus poliopterus (Cab.). Somaliland von der Nordküste südlich bis Jrangi (Deutsch-Ostafrika). 3. Melierax canorus metabates (Heugl.). Nordost-Afrika mit Aus- nahme des nordöstlichen Somalilandes. Sein Verbreitungs- gebiet endigt mit dem Auslauf der abyssinischen Gebirge in die Somalitiefländer, ferner Nordwest-Afrika. 4. Melieraw canorus mechowi (Cab... Angola. Inneres von Deutsch - Ostafrika, nordwärts bis Scamuye, ostwärts bis Morogoro gefunden. Hauptunterscheidungsmerkmal für Melierax canorus canorus ad. ist die vor den anderen Arten bedeutendere Grösse. Wellen- zeichnung der Unterseite grau-weiss. Die weissen Wellen sehr breit, die grauen sehr schmal. Armschwingen weiss mit grauer Wellenzeichnung, welche im hohen Alter immer mehr verschwindet. Oberschwanzdecken weiss. Brust sehr hellgrau. Bei Melierax canorus poliopterus ad. ist die Wellenzeichnuug der Unterseite grau-weiss. Die weissen Wellen breiter als die grauen. Arm- schwingen einfarbig grau, am äusseren Ende weissgesäumt. Ober- schwanzdecken weiss. Brust sehr hellgrau. Bei Melierax canorus metabates : Wellenzeichnung der Unterseite dicht grau-weiss, die einzelnen grauen und weissen Wellen sehr schmal. Armschwingen grau mit weisser, sehr feiner Wellenzeichnung, sodass die Federn marmoriert erscheinen. Oberschwanzdecken grau und weiss gewellt. Brust grau, dunkler als bei voriger Art. Bei Melierax canorus mechowi ad. ist das Grau des gesamten Gefieders viel dunkler als bei den anderen Arten. Wellenzeichnung der Unterseite wie bei der Form ‚‚metabates“, nur die grauen Wellen dunkler. Armschwingen einfarbig grau auf der Innen- fahne, grau und weiss gewellt auf der Aussenfahne; Ober- schwanzdecken grau und weiss gewellt, die grauen Wellenlinien entsprechend der übrigen grauen Färbung des Vogels, ebenfalls dunkler als bei voriger Art. Ein am 3. Juli 1900 von mir bei Sheik-Hussein, Arrussi- Gallaland, erlegtes @ zeigt deutlich die Übergänge zwischen der Form „poliopterus‘‘ und ,‚metabates“. Es hat nämlich auf der Unterseite die grauweisse Wellenzeichnung, bei der die weissen Wellen breiter als die grauen sind, ferner die Armschwingen mit weissem Endsaum, Merkmale für die Form poliopterus, dagegen sind die Oberschwanzdecken grau und weiss gewellt. Die Flügel- decken und Oberarmschwingen, letztere nur vor der Spitze, mit ganz schwach angedeuteten weissen Wellenlinien, beides Merkmale für die Form ‚‚metabates“, ferner ist die Brust dunkler gefärbt als bei Exemplaren von Melierax poliopterus und entspricht das Grau dem von Melierax metabates. Das vorliegende Exemplar @ Melierax poliopterus metabates zeigt folgende Masse: Flügell. 33,9, Schwanzl. 27, Schnabel v. d. | Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 163 Wachsh. 2,3 cm. Schwieriger sind die Jugendkleider der 4 zoo- geographischen Formen zu unterscheiden. Leider liegt mir von Melierax mechowi kein ganz junger Vogel vor, sondern nur ein Exemplar in medialem Stadium, jedoch ersehe ich daraus, dass junge Vögel der Form mechowi von solchen der Form metabates überhaupt nicht zu unterscheiden sind ohne Berücksichtigung des Fundorts, wodurch sich die Art auf zoogeographischem Wege identificieren lässt, es sei denn ein auf dem Zuge befindlicher Vogel, was dann nur mit Berücksichtigung der Zugverhältnisse konstatiert werden könnte, worüber unser Wissen bei tropisch afrikanischen Arten bis jetzt leider noch ein sehr ungenügendes ist. Wie bei unseren jungen Habichten, so ist auch bei den afrikanischen jungen Singhabichten die Charakterfarbe braun, graubraun, rotbraun einer individuellen Variation unterlegen, welche auch je nach Alter des einzelnen Exemplars variiert. Junge Vögel von Melierax canorus unterscheiden sich von den anderen durch ihre bedeutendere Grösse; ferner erscheinen die Teile der Unterseite, woselbst sich später die grauweisse Wellenzeichnung befindet, mehr braun und weiss gefleckt, was daraus entsteht, dass die breiten braunen Wellen längs des Federschaftes durch eine braune Längswelle geschnitten werden. Bei Melierax metabates sind die braunen Wellen der einzelnen Federn viel breiter und weniger zahlreich als bei „polopterus“. Der Federschaft selbst ist braun und werden die braunen Wellen häufig durch einen braunen Streifen, der längs des Schaftes her- läuft, geschnitten, während bei der Form „polopterus“ die braunen und weissen Wellen scharf getrennt sind, auch der Schaft ist, wenn er durch die weissen Wellen läuft, weiss, beim Durchqueren der braunen Wellen braun. Bei älteren Vögeln ist Iris und Wachshaut schwefelgelb, bei jüngeren blassgelb. Füsse orange, bei jüngeren Exemplaren blass grünlichgelb. Beifolgende Ab- bildung wird das Verständnis erleichtern, jedoch möchte ich davor warnen, ohne Fundortsangabe jüngere Vögel danach zu bestimmen. Melierax canorus mvetabates (Heugl.) [Hierzu Tafel]. Rüppel, Neue Wirbeltiere 1835 p. 36. Tab. 15. Falco (Nisus) polyzonus. Heuglin, Ibis 1861 p. 72. Melierax metabates. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01 I. p. 544. M. metabates. Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870 p. 241. Melierax polyzonus. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 ». 397. M. polyzonus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 73; 1888 p. 203. M. polyzonus. Giglioli, Ann, Mus. Civ. Genova 1888 p. 57. M. polyzonus. 164 C. v. Erlanger: Salvadori, Boll.Mus. z00l.Torino N0.287 Apr.1897. M.polyzonus. Grant, lbis 1900 p. 319. M. polyzonus. In dieser zoogeographischen Form kommt der Singhabicht in Abessinien und den sich südlich, südöstlich und südwestlich daran anschliessenden Gallaländern vor. Östlich und südöstlich hört sein Verbreitungsgebiet mit den Ausläufern des abessinischen und südschoanischen Hochlands auf. Ich fand ihn im ganzen Seeengebiet, Vom Abayasee stammt das südlichste Exemplar, welches von mir gesammelt wurde. Von Hilgert wurde ein Exem- plar in der Hauaschebene erlegt. Heuglin fand ihn in Taku, Sennar, Kordofan, Bogos und am weissen und blauen Nil. Durch Hemprich und Ehrenberg ge- sammelt, befinden sich einige Exemplare hier auf dem Berliner Museum. Vorerst ziehe ich diese noch zur Form „metabates‘“, da es mir an genügendem Material fehlt. Ein Exemplar Berl. Mus. No. 17896 aus Arabien, bestimmt als Falco polyzonus Rüppell, ferner als Falco arabic«s |Musealnahme], bestimmt von Hempr. Ehren., zeigt deutlich breite weisse und graubraune Bänderung auf den Armschwingen, ferner haben dieses und 2 andere in Ara- bien gesammelte Exemplare die Armschwingen mehr oder weniger mit feiner weisser Wellenzeichnung versehen, Merkmale von meia- bates, dagegen zugleich auch weiss gesäumt wie bei poliopterus ; im übrigen aber völlig mit Melierax metabates übereinstimmend. Bei einem anderen Exemplar wiederum fehlen die weissen End- säume, so dass ich mich vorerst nicht entscheiden kann, die arabischen Vögel von der Form „Meiabates“ zu trennen, zumal die Etikettierung der mir vorliegenden arabischen Vögeln unge- nügend ist. Weitere Exemplare liegen vor aus Togo und Senegal. Auf meiner Reise durch Abessinien und die Gallaländer wurden 9 Exemplare von folgenden Fundorten gesammelt: g Ganda-kore vei Harar 22. Okt. 1900. g Abu-el-kater bei Harar 3. Mai 1900. 9 Errer Thal bei Harar 11. Mai 1900. g Arba (Hauaschebene) 6. Juni 1900. ? Guda (Seeengebiet) 1. Dezbr. 1900. Q Abaya-See (Seeengebiet) 31. Dezbr. 1900. © Erer-Thal bei Harar 11. Mai 1900. gg Iuv. Fluss Daroli bei Ginir (Arrussi- -Gallaland) 6. März 1901. Die vorliegenden $g variieren in ihren Massen: Flügell. 30,5—81, Schwanzl. 22—24,5, Schnabel 1,9—2,1 cm. Die vorliegenden 88: Flügell. 31,7—32,7, Schwanzl. 23,4—26, Schnabel 2—2,1 cm. Melierasx canorus poliopterus Cab. [Hierzu Tafel.] Cabanis, Journ. f. Orn. 1868 p. 413. Melierax poliopterus. Neumann, Orn. Monatsberichte 1897 p. 192. M. nz somalvensis. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 165 Reichenow, Vögel Afrikas 1900—1901. MM. poliopterus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie|. Somaliland. Salvadori, Mem. Acc. Torino 1894 p. 550. M. poliopterus. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895 p. 506. M. poliopterus. Lort Phillips, Ibis 1898 p. 419. M. poliopterus. Diese Art fand ich weit verbreitet im nördlichen Somali- land, woselbst sie in den dichteren und vegetationsreicheren Akazienbeständen längs der periodischen Flussläufe als Brutvogel vorkommt. Am 16. Januar erlegte ich Dadab ein vom Nest ab- streichendes ©, dessen Ovarium sehr stark entwickelt war, bei der Sektion fand sich ein legreifes Ei in dem Vogel. Leider hatte er noch nicht gelegt. Der Horst, der der Grösse eines Rabenborstes gleichkommt, stand auf einer 2—3 m hohen Akazie, war aus dürren Akazienreisern erbaut, die Nestmulde aus dünneren Zweigen gearbeitet und mit einigen grünen Akazienblättern be- lest; ferner war dieselbe mit zwei kleinen alten blauen Lappen ausgelegt, welche aus dem Gewand einer Somalifrau stammten. Diese Art kam ferner häufig im Lande der Ala und Eniagalla auf dem Marsch von Harar nach Ginir zur Beobachtung, welches zoogeographisch noch zum Somaliland gehört. Mehrere im Süd- somaliland, z. B. bei Hanole, ferner auf dem Marsch durch das Land der Gurra von Ginir zum Ganale gesammelte Exemplare sehörten zur Art poliopterus. Von folgenden Fundorten der Reise befinden sich Exemplare in meiner Sammlung. Zeyla, Lasman, Warabot, Dadab, So-omadu |Route Zeyla-Djeldessa, Ganda-Kore, Hochebene Gabiba zwischen Harar und Gara-Mulata. Huluko, Garra- Dirrha] [Route Harar-Ginir] Gorobuba und Karayu im Gurra- Land. [Route Ginir-Ganale] Hanole Südsomaliland. [Route Umfudu-Gobwen.] Die Lege- und Brutzeit für das nördliche Somaliland fällt dem bei Dadab erlegten @ zu Folge in die zweite Hälfte Januar. Die 29 sind grösser als die Jg und variiren in folgender Weise: gg: Flel. 29,3 — 30,5, Schwzl. 22,5 — 24,5, Schnabel 1,9—2 cm. 29: Flügell. 31 —32,5, Schwzl. 24,3— 27, Schnabel 2,1—2,2 cm. Melierax poliopterus somaliensis, der sich von Exemplaren aus Deutsch- und Englisch-Ostafrika durch die hellaschgraue Kopfplatte, die sich kaum oder gar nicht von der Färbung des Nackens abhebt, unterscheiden soll, ist nur ein Altersunterschied, da ich unter der grossen Suite von Somalivögeln, sowohl hell- köpfige alsauch dunkelköpfige habe, die sich keineswegs von deutsch- ost- oder englischostafrikanischen Vögeln unterscheiden lassen. Kaupifalco monogrammicus monogrammicus (Temm.). Temminck, Pl. Col. I. 1824. Tab. 314. Falco monogrammicus. Heuglin, Nord-Ost-Afrika 1864. I. p. 64. Astur mono- grammicus. 166 C. v. Erlanger: Reichenow, Vögel Afrikas 1900—1901. I. pg. 547. Kaupi- falco monogrammicus. [Siehe hier weitere Literatur und Synoymie.] Dem Kehlstreifhabicht bin ich erst auf dem letzten Teil der Expedition begegnet und zwar im Süd -Somaliland auf dem Marsch längs des Unterlaufs des Ganale, woselbst er anscheinend häufiger vorkommt. Täglich kam diese Raubvogelart zur Beob- achtung und wurde auch in mehreren Exemplaren erlegt. Im allgemeinen ist er scheu und vorsichtig und bäumt mit Vorliebe auf freistehenden Bäumen oder am Rand von Vorhölzern auf, von wo er freie Übersicht auf das Gelände hat, jedoch wurde er auch in den dichten Uferwaldungen beobachtet, woselbst er sicher Brutvogel ist, da die Geschlechtsteile mehrerer Exemplare, welche erbeutet wurden, sehr entwickelt waren. Leider gelang es uns nicht, seinen Horst ausfindig zu machen. Die Brutzeit dieses Vogels fällt in hiesiger Gegend anscheinend in den Monat Juni, während sich von Baumann gesammelt, Togo Leglebi 19. IV. 1894, drei fast flügge Nestjunge im Berl. Mus. befinden. Am häufigsten kam er auf der Strecke Umfudu - Gobwen vor. Ich entnehme meinem Tagebuch folgende Notiz: Bei Umfudu im dichten Uferwald erlegt. In der Ebene daselbst und in Vorhölzern nicht selten. Sein Benehmen erinnert sehr an den Wanderfalken, mit dem er im Flug sehr viel Ähnlichkeit hat. Charakteristisch für ihn ist der schnelle Flügelschlag. Aufgebaumt nimmt der Kehlstreifhabicht meist eine senkrechte Haltung an. Bevor er aufbaumt, glaubt man, er wolle sich unter dem Baum auf die Erde setzen, da plötzlich siebt man ihn kurz vor demselben senkrecht aufsteigen und im Wipfel des Baumes aufbaumen. Sehr scheu ist er in der Ebene, woselbst man nie näher als 60 m circa an ihn herankommen konnte. Im dichten Gehölz, in Ufer- wäldern am Ganale und an Sümpfen zeigte er sich weniger scheu. Sehr treffend sind die Beobachtungen Böhms. Siehe Vögel Deutsch-Ost-Afrikas von Reichenow 1894. pag. 87. Je älter der Vogel wird, desto heller und reiner grau wird er auf der Oberseite, während jüngere Vögel einen graubräunlichen Anflug haben, der zumal auch auf der einfarbigen grauen Brust, dem Nacken und den Backen hervortritt, auch die schwarzgraue und weisse Querbänderung auf der Unterseite hat bräunlichen Anflug. Die oberen Flügeldeckfedern haben beim Vogel im medialen Alterskleid hellbraune Endspitzen, wodurch der Vogel auf der Oberseite der Flügel schwach gebändert erscheint. Die @@ sind etwas grösser in den Massen als die gg. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich nach Reichenow über das ganze tropische Afrika, mit Ausnahme des Südwestens, woselbst er durch den etwas grösseren mit breiterer und dunklerer Bänderung auf der Unterseite behafteten Kaupifalco monogrammicus meridionalis (Hartl.) vertreten wird. i g ad. Umfudu, Südsomaliland 18. Juni 1901: Flügell. 21, Schwanzl. 16, Schnabel 1,8 cm. Beiträge zur Vogelfauna Nordotsafrikas. 167 g ad. Hanole, Südsomaliland 30. Juni 1901: Flügell. 21,3, Schwanzl. 15,5, Schnabel 1,7 cm. g med. Hanole, Südsomaliland 1. Juli 1901: Flügell. 21, Schwanzl.. 14,5, Schnabel 1,8 cm. © ad. Hanole, Südsomaliland 2. Juli 1901: Flügell. 23,2, Schwanzl. 26,2, Schnabel 1,9 cm. Astur melanoleucus (A. Sm.). A. Smith, Orn. S. 1830 p. 229 T. 18 S. Afr. Accipiter melanoleucus. Heuglin, Orn. N.O. Afrikas 1869 I. p. 60. Astur melanoleucus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01 I. p. 551. A. melanoleucus. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 67; 1888 p. 201. Astur melanoleucus. Der Trauerhabicht ist noch wenig bekannt. Auf meiner Reise wurde er nur zweimal beobachtet und erlegt. Wie alle Habichte, lebt er versteckter wie andere Raubvögel im dichten Wald, und mag es daher kommen, dass man so wenig über seine Biologie weiss; auch in den Sammlungen ist er noch ein seltener Vogel. Man unterscheidet 2 Kleider bei dem alten ausgefärbten Vogel. Erstens das Kleid, in welchem der Habicht ganz schwarz auf Ober- und Unterseite ist mit nur völlig weisser oder weisser mit feinen Längsflecken gezeichneter Kehle. Bei einem mir vor- liegenden schwarzen Exemplar befindet sich auf der Brust an- gedeutet noch ein weisser Fleck, der dadurch entsteht, dass die Federn in ihrer oberen Hälfte weiss sind und sich gegenseitig nicht völlig überdecken. Aus den teils meiner Sammlung, teils dem königl. Museum angehörenden Exemplaren ergibt sich, dass sowohl 29 wie Jg im Alterskleid sowohl in dem ganz schwarzen Kleid vorkommen, als auch im Kleid mit weisser Unterseite. Leider sind nun unsere bivulogischen Beobachtungen und Kenntnisse noch so gering über diese Art, dass man nicht weiss, ob diese beiden Kleider dennoch Altersstufen sind, oder ob wir es mit 2 verschiedenen Phasen zu tun haben. Niemals wurden bis jetzt von einem Sammler zusammengehörige 9% erbeutet, wodurch nachgewiesen wurde, ob stets die schwarzen Vögel sich begatten oder die mit weisser Unterseite behafteten, oder ob beide sich begatten. Im ersteren Falle hätten wir es dann mit 2 Arten zu tun, im letzteren Falle entweder mit Altersunterschieden oder verschiedenen Färbungsphasen, wie z. B. bei unserm Bussard. Zu letzterer Ansicht möchte ich mich bekennen, da mir ein entschieden adulter Vogel des kgl. Museums vorliegt, leg. v. Zech. Ill. 99, bei Kratschi, Togoland, der auf der weissen Unterseite schwarz gefleckt ist und nur Kehle und untere Hälfte des Leibes rein weiss hat, also 168 C. v. Erlanger: entschieden Nachkomme von 2 den verschiedenen Kleidern an- gehörenden Eltern ist. Auch dürfte der weisse Fleck auf der Brust eines sonst mit Ausnahme der weissen Kehle völlig schwarzen g meiner Sammlung, leg. Hilgert 3. Mai 1900 Abessinien [Gebirgs- route Harar-Adis-abeba], auf denselben Ursprung zurückzuführen sein. Im Jugendkleid ändert das Kleid wie bei unsern Habichten. Der Vogel ist oberseits braun, Federn hell umsäumt, auf der Unterseite je nach Alter heller oder dunkler braun und gelb mit grösseren und kleineren Schaftflecken. Folgende alte Exemplare liegen mir vor: Schwarze Phase. g ad. Dabaassa |Gebirgsroute Harar-Adis- 'abeba] Samml. Hilgert 3. Mai 1900: Flügell. 28,5, Schwanzi. 23,5, Schnabel v. d. Wachsh. 2 cm. © ad. Boschbergen Samml. Krebs Berl. Mus. No. 769: Flügell. 34, Schwanzl. 26,5, Schnabel v. d. Wachsh. 2,3 cm. Phase mit weisser Unterseite. $ ad. Burka [Gebirgsroute Harar-Adis-abeba] Samml. Hilgert 28. April 1900: Flügell. 29, Schwanzl. 24, Schnabel v. d. Wachsh. 1,9 cm. g ad. Kap d. g. Hoffnung Samml. Warwick: Flügell. 28,7 Schwanzl. 23, Schnabel v. d. Wachsh. 2 cm. © Deutsch - Ostafrika Samml. Schillings: Flügell. 31,3, Schwanzl. 27,4, Schnabel v. d. Wachsh. 2,4 cm. Astur tachiro tachiro (Daud.). [Vielleicht auch Astur tachiro unduliventer (Rüppel)]. Daudin, Traite II. 1800 p. 90. Falco tachiro. Reichenow, Vögel Afrikas. I. 1900—01 p. 552, 553. Astur tachiro, Astur tachiro unduliventer. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie.] Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870 p. 290. Nisus tachiro. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 70; 1888, 527, 202. Scelospizias unduliventer. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888 p. 56. $. unduliventer. Diesem Habicht bin ich nur ein einziges Mal begegnet und zwar am 14. Juni 1901 bei Solole in Süd-Somaliland und zwar in den dichten fast undurchdringlichen Uferwaldungen des Ganale. Im dichten mit Unterholz, Schlingpflanzen unterwachsenen Ufer- wald, durch den ich mir mit Axt und Beil mit meinen Leuten den Weg schlug, flogen zwei jüngere Vögel dieser Art vor mir auf und bäumten an verschiedenen Stellen in der Nähe wieder auf. Nach kurzem Anschleichen hatte ich beide Vögel, ein g und © iuv. erlegt. Endschieden stand der Horst der nicht scheuen Vögel in der Nähe, doch war ein Auffinden desselben hier im dichten Gestrüpp eine Unmöglichkeit. Ich setzte mich an, um die alten Vögel zu erlegen, sah diese auch mehrmals in dichtem Gehölz vorbeistreichen, konnte aber nie zu Schuss kommen..Ein län- Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 169 geres Ansitzen wurde mir durch die Unmassen von Mosquitos und einem beginnenden Fieberanfall unmöglich und so musste ich leider mein Vorhaben, auch die alten Vögel zu erlegen, aufgeben. An den jüngeren Vögeln ist es mir daher unmöglich zu be- stimmen, ob diese der zoogeographischen Form Zachiro oder undu- liventer Rüppel angehören. Ich ziehe sie vorerst zu „tachiro ,“ da in zoogeographischer Beziehung die Wahrscheinlichkeit mehr dafür spricht, dass es ostafrikanische Vögel sind. Jedoch können die Südsomalivögel auch noch zur nord-ost-afrikanischen Form gehören, eine Frage, welche für spätere Forschungen offen bleibt. Ich verweise auf die Abhandlungen von Reichenow über die Gruppe von Astur tachiro und seine Formen. Vögel Afrikas, Bd. I. p. 552—556. Die beiden von mir erlegten Exemplare $ und 2& iuv. stammen von Solole. Uferwald des Ganale [Route Bardera-Um- fudu] 14. Juni 01. Iris graugrün. Füsse und Wachshaut gelbgrün. g Flgl. 20,7, Schwz. 19,1, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm; Q Flgl. 24,3, Schwz. 22,6, Schnabel v. d. Wachsh. 1,9 cm. Astur badius sphenurus (Rüppell). Rüppell, N. W. 1335. p. 42, 44. Falco (Nisus) sphenurus. Heuglin, N. O. Afrika I. 1860 p. 70. Nisus badıus [non Gm.] Heuglin. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01 p. 557. Astur sphe- nurus. |Siehe hier weitere Literatur und Synonymie.] Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870 p. 294. Nisus sphenurus. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 394. Micronisus sphenurus. Salvadori, Mus. Civ. Genova 1884 p. 72; 1888 p. 527 Scelospizias sphenurus. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888 p. 57. Scelospieias sphenurus. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895 p. 505. Asiur sphenurus. Astur badius sphenurus ist der Vertreter von Astur badius badius (Gm.) in Nord-Ost-Afrika. Folgende Arten sind aus dem Formenkreis von Asiur badius bekannt. 1. Astur badius badius (Gm.) S. N. I. p. 280. (1788 ex Brown). Verbreitungsgebiet: Indien, Ceylon, westl. bis Afghanistan. 2. Astur badius poliopsis (Hume) Stray Feathers 1874. Verbreitungsgebiet: Burmah, Tenasserim, Siam, Formosa, Hainan. 3. Astur badıus brevipes (Severtz.) Bull. Soc. Imp. Nat. Moskau XXXIH. p. 234. Verbreitungsgebiet: Zentral-Russland, Türkei, Klein-Asien, Griechenland, Persien. Journ, f. Orn, LI, Jahrg. April 1904. 12 170 C. v. Erlanger: 4. Astur badius sphenurus (Rüpp.) N. W. 1335. p. 42—44. Verbreitungsgebiet: Nord-ost- und Nord-west-Afrika. 5. Astur badius polyzonoides (A. Sm.) II. S.-Afr. 1838. Taf. 11. Verbreitungsgebiet: Ost- und Südafrika. Astur badius sphenurus ist Vogel des Tieflands und fehlt dem abyssinischen Hochgebirge. Ich beobachtete und sammelte diese Art häufig im Süd-Somaliland, den nördlichen Galla- ländern, Hauaschgebiet (Hilgert). Die ausgedehnten Akazien- waldungen sind seine Heimat. Zur Horstanlage bevorzugt er und sucht sich stets ältere grosse Schirmakazien aus. Am 30. April 1901 fand ich bei Dolo am Einfluss des Daua in den Ganale den Horst dieses Sperbers, entnahm ihm ein fast flügges Junge und erlegte das $ am Horstbaum. Der Horst stand auf einer Stein- akazie gut im dichtesten Gezweig versteckt, sodass er nur schwer sichtbar und aufzufinden war. Die braun und weisse Querhänderung ist bei den alten Q9 viel marquanter als bei den gg, bei welchen die Strichelung zumal nach der Brust zu verwaschen erscheint. Auch sind bei den 2@ die braunen Bänder im allgemeinen dunkler als bei den gd. Bei alten Vögeln ist die Iris korallrot. Füsse und Wachshaut zitronengelb ; bei Vögeln im Jugendkleid Iris gelb. Wachshaut und Füsse blassgelb. Vögel im Jugendkleid der Art „polyzonovdes‘ und „sphenurus“ sind nur auf zoogeographischem Weg zu unterscheiden. Exemplare von der Expedition liegen aus folgenden Fund- orten vor: g ad. Ruffo (Ennia-Gallaland) [Route Harar-Ginir] 31. Mai 00. g ad. Dolo (Fluss Daua) Süd-Somaliland. 30. Apr. 01. g ad. Djido (Garre-Livin) Süd-Somaliland. 13. Mai 01. g ad. Abrona (Garre-Livin) Süd-Somaliland. 23. Mai 01. © ad. Dadadschamalka (Hauaschgebiet) leg. Hilgert. 27. September 1900. © ad. Dolo (Fluss Daua) Süd-Somaliland. 30. Apr. 01. 9 iuv. Djido (Garre-Livin) Süd-Somaliland. 13. Mai. 01. ?. iuv. Dolo [dem Horst entnommen] Süd-Somaliland. 30. April 1901. In den Massen variieren die gg: Flgl. 17 — 17,8, Schwz. 14,9 — 16,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1 — 1,1 cm; die 99 Flgl. 19 — 20,2, Schwz. 17 — 18,5, Schnabel v. d. Wachshaut 1,2 — 15 cm. Accipiter nisus nisus (L.) Linne, S. N. ,X. 1758 p. 92. Falco nisus. Rüppell, S. Ub. 1845 p. 11. Neisus communis. Heuglin, N. O. Afrika I. 1869 p. 65. Nisus fringillarius. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 171 Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p.68. Aceipiter nisus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01 I p.554. Accipiter nisus. Von europäischen Sperbern wurden auf meiner Reise 2 Exemplare erlegt und zwar am 1. Okt. 1900 und 16. Nov. 1900. Der Sperber ist Wintergast in Nord-Ost-Afrika, was ja schon Heuglin beobachtet hat. Rüppell beobachtete ihn zur Winterzeit bis Kordofan und Süd-Arabien Antinori in Schoa. 9 ad. Womba am Sekuala Abessinien 16. November 1900: Figl. 23,6, Schwz. 20, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 cm. © med. See-Hardin (Gebirgsroute Adis-abeba-Harar) Abes- sinien. Sammil. Hilgert 1. Okt. 00: Flgl. 23,7, Schwz. 18, Schnab. v. d. Wachsh. 1,4 cm. Aceipiter hilgerti Erl. nov. spec. [hierzu Tafel]. Diagnosis: Gesamtgefieder schwarzbraun, Oberkopf, Nacken, Backen und Hals mit grauem Anflug. Handschwingen mit schwarz- braunen Querbinden. Am Wurzelteil sind die Innenfahnen, sowohl der Handschwingen als auch Armschwingen weiss, dunkelbraun gebändert. Schwanzfedern schwarzbraun, hellbraun gebändert, auf der Unterseite mit weissen Querbinden. Schnabel schwarz. Iris karminrot. Füsse gelb-braun. Verbreitungsgebiet: Arussigallaland, N.-O.-Afrika. Nähere Angaben unmöglich, da vorerst nur in einem Exemplar gesammelt und bekannt. Dieser echte Sperber wurde auf meiner Expedition nur ein- mal beobachtet und erlegt und zwar von Hilgert am 18. Febr. 1902. Hilgert zu Ehren, der mich schon auf 2 Expeditionen als Praeparator begleitet hat und dem ich durch sein eifriges Sammeln und rastlosen Fleiss während der Reise mein grosses Material verdanke, welches mir sowohl von dieser in Nord-Ost-Afrika, als auch von meiner vorigen in Nord-Afrika unternommenen Expedition vorliegt, nenne ich diese neue und bis jetzt unbekannte Sperberart Accipiter hilgerti. Typus: © (2) Fluss Daroli, Arussi-Gallaland, 18. Febr. 1901 Flgl. 25,3, Schwz. 20,4, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 cm. Das anscheinend zu diesem @ gehörige $ wurde an der- selben Stelle, woselbst das 2 erlegt wurde mehrmals von Hilgert beobachtet, zeigte sich aber derartig scheu, dass es leider nicht von ihm erlegt werden konnte. Die länglichen, nicht runden Nasenlöcher lassen sofort den echten Accipiter erkennen, ein genereller Unterschied von Micro- nisus, auch ist der Vogel so bedeutend grösser, dass eine Ver- wechselung mit Micronisus niger überhaupt unmöglich ist. 12* 172 C. v. Erlanger: Accipiter rufiventris perspicillaris Rüppell. Rüppell, Neue Wirbeltiere 1835 p. 41, Taf. 18, Fig. 2. Falco perspicillaris. R Rüppell, Syst. Übers. 1845, 11. Daedalion perspieillaris. Heuglin, Ibis 1861 p. 75. Accipiter perspicillaris. Heuglin, N.O. Afrika I. 1869 p. 66. Nisus rufiventris. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 69; 1888 p. 202. Accipiter rufiventris. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888 p.56. Accipiter rufientris. Nach Vergleich eines auf meiner Expedition in Nord-Ost- Afrika von Dr. Ellenbeck gesammelten Exemplars mit solchen aus Süd- und Westafrika, ferner mit Berücksichtigung der vor- liegenden Abbildungen und Literatur komme ich zur Ansicht, dass die Form „‚perspicillaris“ für nordostafrikanische Vögel auf- recht erhalten werden muss. Schon auf der Tafel in Rüppells „Neue Wirbeltiere‘“ ist die Unterseite viel dunkelrotbrauner ge- halten als beiden Tafeln Temmincks, Pl. Col. I. 496 nach einem Exemplar aus Süd-Afrika Kaffernland, ferner in Smith Zoology of S. Afrika. Taf. 93 mit Text. Heuglin bespricht in Orn. N.O.-Afrikas 1. 1869 p. 67 eben- falls die Unterseite mehrerer ihm vorliegender Exemplare, wobei er aber die oft verwaschenen, ziemlich breiten tropfenförmigen, weiss- lichen Querstreifen als Eigenheiten von südafrikanischen Vögeln gezeichnet, während er wiederum das g ad., abgebildet im Smith Zoology of S. Afrika, mit 2 von Rüppell in Tigre und Gondar besammelten Exemplare identificiert. Aus den mir vorliegenden Exemplaren geht deutlich/hervor, dass die einfarbige Unterseite das Alterskleid ist, bei dem dann die Oberseite des Vogels wie bei allen Sperbern auch einfarbig grau ist. Sobald die Unterseite, Tropfenzeichnung oder weissliche Querstreifung hat, ist die Oberseite braun, also jüngere Vögel. Es liegen mir sowohl aus Süd-Afrika, wie Nord-Ost-Afrika verschiedene Alterskleider vor, bei welchen dies deutlich hervor- geht, dass die nicht einfarbige Zeichnung nicht auf eine zoogeo- graphische Form, sondern lediglich auf Altersunterschied zurück- zuführen ist. Nicht so verhält es sich mit dem auf der Unter- seite einfarbig gefärbten Vogel. Der nord-ostafrikanische Vogel ist rotbraun, auf der Oberseite dunkler grau. Der südafrikanische Vogel hellrötlichbraun, auf der Oberseite hellgrau. Reichenow bespricht im Journ. f. Orn. 1891 p. 375. ein Exemplar ges. von Büttner bei Bismarckburg Togoland und indentifi- ziert es mit nord-ostafrikanischen Exemplaren. Der vorliegende Vogel ist noch nicht ausgefärbt, hat also keine einfarbige Unter- seite und braune Oberseite. In der Tat ist die Unterseite rot- braun wie bei dem auf meiner Expedition in N. O. Afrika erlegten Vogel. Auffallend ist die rötliche Färbung, auf der Stirn, im Nacken und den Schultern, sodass man es hier wahrscheinlich Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 173 mit einer dritten zoogeographischen Form zu tun hat. Leider fehlt es mir an Material, um diese Frage entgültig zu lösen. Das mir aus meiner Sammlung vorliegende Exemplar aus Nord- Ost-Afrika trägt folgende Masse: den Massen nach g ad. leg. Dr. Ellenbeck. März 1901 auf Route. Fluss Mane-Goba. (südlich abyss. Gallaländer.): Flgl. 19,4, Schwzl. 16,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1 cm. Von der südafrikanischen Art, Aceipiter rufiwveniris rufi- ventris A. Sm., liegen mir 2 Stück des Berl. Mus. vor, beide von Krebs gesammelt und zwar ein Exemplar im mittleren Alter am Vischrivier in Südafrika, das zweite, alte im Kaffernlande. Alteste Literatur Stelle, welche sich auf diese zoogeogra- phische Form bezieht: A. Smith, Orn. J. 1830 p. 231 Tafeln A. Smith, IIL. S. Afr. Tab. 93. Ein altes und 2 jüngere Exemplare. Ferner Temm. Pl. Col. I. Taf. 496. Das fragliche Stück aus Westafrika, Togo, Samml. Büttner ist am 10. IV. bei Bismarckburg gesammelt. & iuv. Berl. Mus. No. 28922. Leider wurde ausser dem von Dr. Ellenbeck gesammelten Exemplar kein weiteres erlegt oder beobachtet, sodass keine bio- logische Beobachtungen gemacht werden konnten. Entschieden ist die Art in den von mir bereisten Gegenden sehr selten; schon Heuglin bezeichnet ihn als selten für Abessinien. Dagegen scheint die südafrikanische Form in ihrem Verbreitungsgebiet häufiger aufzutreten. In Schoa wurde ausserdem Accipiter rufiventris per- spicillaris von Harris gesammelt. Vorerst ist es unmöglich, nähere Grenzen für das Verbreitungsgebiet der zwei resp. drei zoogeo- graphische Arten anzugeben. Accipiter minullus intermedius Erl. Heuglin, W. O. Afrika I. 1869 p. 69 [partim]. Nesus minullus Böhm O. C. 1882 p. 130. Heuglin, Ibis 1861 p. 75. Accipiter minullus. Shelley, Proc. zool. Soc. 1882 p. 305. A. minullus. Oustalet, Nat. 1893 p. 60. (Accipiter minullus.) Reichenow, Deutsch - Ost - Afrika 1894 p. 88 (partim); A. minullus. Neumann, Journ. f. Orn. 1899 p. 43 [partim]. A. minullus tropicalis. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 69. Accipiter minullus. Diagnosis: Von !Accipiter minullus minullus durch die hellere Oberseite unterschieden. Während diese bei der typischen südafrikanischen Form schieferschwarz, dunkel mattschwarz ist, ist die Oberseite der Form „intermedius‘‘ schiefergrau. Die Backen noch heller. In den Massen und in der übrigen 174 C. v. Erlanger: Befiederung unterscheiden sich die beiden zoogeographischen Formen nicht. Typus. @ am Horst erlegt. Abela Abessinien (Seeengebiet) 11. Dezember 1900: Flügell. 16,3, Schwanzl. 14,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1 cm. Irisfärbung bei alten Vögeln orange, Wachshaut und Füsse zitrongelb. Bei jüngeren Vögeln Iris und Wachshaut grünlich- gelb. Füsse citrongelb. Die Jugendkleider dieser Form und der typischen Levail- lant’schen Art aus Südafrika sind auf systematischem Weg nicht zu unterscheiden, und muss han nur eine sichere Bestimmung machen, wenn es auf zoogeographischem Weg möglich ist, d. h. die Fundortsangaben der einzelnen Exemplare sicher richtig sind. Von den afrikanischen Zwergsperbern wurden bis jetzt 2 Arten unterschieden, nämlich die hellere Art, zu der insgesamt die in Ost-Afrika als Brutvögel vorkommende und die in den So- maliländern heimische Art gezogen wurde. Diagnosis Journ. f. Orn. 1898 p. 138. Accipiter minullus tropicalis Rehw. ferner die dunklere Form aus Südafrika, der typische Accipiter minullus minullus. Leavillant. Orn. d’Afre. I. 1799 p. 92 Taf. 34. In Wirklichkeit aber müssen wir 3 zoogeographische Arten des afrikanischen Zwergsperbers unterscheiden. 1. Accipiter minullus tropicalis Rchw. Somaliland, Witu südlich- Tanga (Deutsch-Ost-Afrika) (Oberseite sehr hell, schiefergrau). 23. Accipiter minullus minullus (Daud.) Süd-Afrika, Kaffernland, nördlich- zum Nyassagebiet und Kuanga. 3. Accipiter minullus intermedius Erl. (Oberseite dunkel matt- schwarz) Abessinien, Süd-Schoa. Gallaländer östlich und südöstlich bis zu den Gebirgsaus- läufern nach den Somalitiefländern, Seeengebiet (Süd-Schoa) Deutsch-Ostafrika, Vietoria-Nyansa. Tanganyika noch bis zum Nyassasee (Oberseite schiefergrau). Leider lassen sich bei den tropisch-afrikanischen Arten die näheren Grenzangaben ihres Ver- breitungsgebietes noch nicht fest bestimmen, da unser Wissen bis heute noch lange nicht erschöpft ist und wir uns in den meisten Fällen nur mit lückenweisem Wissen und Beobachtungen be- gnügen müssen. Anscheinend also folgt die Form „entermedius“ vonAbesssinien, die ganzen gebirgigen Gallaländer mit einschliessend dem Seeengebiet, während die Somaliländer westlich bis zu den abys- sinischen und schoanischen Gebirgsausläufern eine andere Form „tropicalis“‘ beherbergen, von der mir noch Exemplare von Witu und Tanga in Deutsch-Ost-Afrika vorliegen, also sich bis hierher südlich erstreckt und im Süden wiederum durch die dritte und dunkelste Form, „minullus‘‘ vertreten wird. Von Accipiter minullus intermedius liegen mir 9 Exemplare vor und zwar 5 von mir gesammelt in Nord-Ost-Afrika; Abessi- nien, Gallaländern (Seeengebiet), 4 vom Berliner Museum. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 175 Q ad. Typus. Abela, Seeengebiet 11. Dezbr. 1900. 2 ad. Fluss Daroli bei Ginir, Arrussigallaland 5. Febr. 1901. Q inv. Abu-el Kassim bei Ginir, Arrussigallalan 12. Juli 1900. g inv. Webi-Schebelli, Arrussigallaland 7. Juni 1900. g inv. Abela, Seeengebiet 11. Dezbr. 1900. 9 20. VII. 93. Qua Mpala leg. Böhm No. 1209.) Expl. — leg. Emin? — \ Berl. Q VI. 82. Usegua leg. Fischer No. 604. Museum. © VII. — Konde Land leg. Fülleborn No. 717. In den Massen variieren die alten 22 folgenderweise: Flgl. 15,9 — 16,5, Schwzl. 13,8 — 14,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1 — 11 cm. Von 3 3 liegen mir leider keine alten Exemplare vor, sondern nur die beiden jungen Exemplare aus meiner Sammlung. g inv. 7. Juni 1900: Flgl. 12,9, Schwzl. 11,2, Schnabel v. d. Wachsh. 0,8 cm. g inv. 11. Dezbr. 00: Flgl. 14,1, Schwzl. 11,8, Schnabel v. d. Wachsh. 0,8 cm. Der Zwergsperber ist nur wenig scheu, aber schwer zu erlegen, weil er sich im dichten Urwalde in fast undurch- dringlichen Gebieten und Waldungen aufhält und daher dem Jäger nur selten zu Gesicht kommt. Infolge dessen kommt es wohl auch, dass das viel kleinere und zierliche $ so selten und viel weniger in den Museen vertreten ist, als die grösseren 289. Ebenso wie unser Sperber uns beim Pirschgang durch den Wald durch sein plötzliches Abstreichen überrascht und im Holz verschwindet, so macht es auch der Zwergsperber, wobei ihm seine Miniaturgestalt noch sehr zu statten kommt. Ein am Fluss Daroli erlegtes @ hatte im Kropf kleine Vögel; auch er ist wie unser Sperber der grösste Feind der kleinen gefiederten Welt. Am 11. Dezbr. 1900 bei Abela war ich so glücklich, durch Zufall den versteckten Horst dieses Sperbers zu finden. Er stand im dichten Laub eines Urwaldbaumes, dessen Stamm von Schlingpflanzen, Hänge-Euphorbien dicht überwachsen wurde, sodass von unten, schon wegen des übrigen Unterholzes und der anderen Bäume, der Horst kaum erkennbar war. Anfänglich wusste ich garnicht, dass der Vogel vom Horst gestrichen, doch als er in demselben Moment wieder aus dem dichten Gehölz dem Baume zuflog, sah ich aufmerksam nach und sah, wie der Vogel, anscheinend das 9, in den Horst strich. An ein Schiessen im Flug hier im dichten Wald war nicht zu denken, in den Horst mochte ich nicht schiessen wegen des Geleges, welches sich eventuell darin befinden könnte, und so beschloss ich, einen Gallajungen aus einer in der Nähe gelegenen Ansiedelung zu holen, um den Baum zu besteigen. Keine leichte Aufgabe, jedoch gelang es dem tüchtigen Kletterer. aus meiner Sammlung. N en mn 176 C. v. Erlanger: Leider waren noch, keine Eier im Horst, der völlig dem unseres Sperbers glich, nur bedeutend kleiner war. In der Nestmulde be- fanden sich einige grüne Blätter. Dann setzte ich mich, die Flinte am Kopf, mit dem Laufe nach der Stelle gerichtet, wo das Nest stand. Schon nach wenigen Minuten erlegte ich das ©. Das war scheuer, umflog schreiend mehrmals den Baum, öfters im Unterhoiz dicht über mich herfliegend, doch wollte es sich nicht setzen. Erst um die Abenddämmerung kam es angestrichen, setzte sich auf einen Ast des Horstbaumes und wurde ebenfalls von mir erlegt. Während das @ völlig ausgefärbt ist, trägt das g noch das Jugendkleid, eine Beobachtung, die ich übrigens schon häufig bei unserem Sperber gemacht habe, dass sich ungleich- altrige Vögel paaren. Accipiter miinullus tropicalis Rchw. Reichenow, Journ. f. Orn. 1898 p. 138. Berlin Okt. Sitz. 1897. Accipiter minullus tropicalis. Fischer u. Reichenow, Journ. f. Orn. 1878 p. 251, No. 47. Nisus minullus. Fischer, Journ. f. Orn. 1885 p. 121, No. 127. N. minullus. Reichenow, Deutsch-Ost-Afrika. 1894 p. 88 (partim). A. minullus. Neumann, Journ. f. Orn. 1899 p. 43 [|partim]. A. minullus tropicalis. Shelley, Ibis. 1888 p. 291. A. minullus. Jackson, Ibis. 1898 p. 141. A. minullus. Von dieser Form, welchein ihrem Wesen den anderen Formen ihrer Gattung gleicht, liegen mir von meiner Reise 3 Exemplare, aus dem Berl. Mus. 2. vor. Ich traf ihn in den dichten Ufer- wäldern des unteren Ganale, woselbst er sehr häufig vorkommt, wegen seines versteckten Wesens aber ebenfalls nur selten zu Schuss kommt. Die mir vorliegenden Exemplare stammen aus folgenden Fundorten. & ad. Umfudu Süd-Somaliland. Unterlauf des Ganale 18. Jan. Ol. befinden g ad. 5 Süd-Somaliland. Unterlaufı sich in des Ganale 24. Juni 01. (f meiner 9 ad. R Süd-Somaliland. Unterlauf | Sammlung. des Ganale 18. Juni 01. 9 II. 93. Tanga leg. Neumann, No. 31899. Berl. Museum. @ 19. II. 95. Marangu (Kilimandscharo) leg. v. d. Marwitz. Berl. Mus. Accipiter minullus tropicalis ist bei weitem der hellste seiner Gattung. Oberseite sehr hell schiefergrau, mausgrau. Im Jugend- kleid unterscheiden sich die Exemplare dieser Art von den beiden Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 177 anderen Arten wenig, mit Ausnahme der helleren Backen, welche grauen Anflug haben. Die von mir gesammelten Exemplare tragen folgende Masse: g 18. Juni 01: Flgl. 13,5, Schwzl. 11,6, Schnabel v. d. Wachsh. 1 cm. g 24. Juni 01: Flgl. 13,1, Schwzl. 11,5, Schnabel v. d. Wachsh. 0,9 cm. 9 18. Juni 01: Flgl. 15,7, Schwzl. 13,8, Schnabel v. d. Wachsh. 1,1 cm. Einschlägige Literatur u. Synonymie der südafrikanischen Form, siehe Reichenow, Vögel Afrikas, I. 1900—01 p. 561. Aceipiter minullus minullus. Von dieser Art liegen in dem Berl. Mus. Exemplare aus folgenden Orten vor: Kaffernland leg. Krebs, 4 Exemplare No. 852, 853, 854, 855. een arka leg. Krebs. No. 822. Bochherzen leg. Krebs. No. 823. | Süd-Afrika. Zondagsrivier (Mund u. Maire) No. 856. Aus den Tagebuch-Notizen Hilgerts, der das Gelege dieses Sperbers fand, entnehme ich folgendes: Ich fand am 6. April 1901 südlich Ginir im Lande der Gurra bei Burka den Horst dieses zierlichen Sperbers mit 3 zum Ausfallen reifen Eiern. Der Horst, einem kleinen Saatkrähenneste ähnlich, stand ca 5 Meter hoch in der Gabel des Seitenastes einer Platane. Nicht im dichten Holze nach Art unseres Sperbers stand der Horst, sondern im ganz lichten Bestande, wo zwischen Dornen und Sträuchern einzelne grosse Platanen und Schirmakazien stehen. Die Eier, charakteristische Sperbereier, sind in Form und Grösse wenig verschieden, dagegen ist die Schalenstruktur bei Ei 3 matt und rauh, während 1 und 2 schwach glänzen. Die Grundfarbe ist ein trübes Weiss. Ei 1 hat an der stumpfen Hälfte grosse schokoladen- und schwarzbraune Fleckenzeichnung, zwischendurch tritt die blass- graubraune Schalenfleckung deutlich hervor. Bei Ei 2 tritt die Zeichnung ganz spärlich am spitzen Pole auf, dagegen ist Ei 3 auf der ganzen Oberfläche spärlich schwarz- braun, fein punktiert. El= 355x295 | 1,2 | mar =30 Ei 2 ol \ Bebrütungsgrad (5) sn en | 102 ) 178 C. v. Erlanger: Der brütende Vogel sass fest auf den Eiern und strich beim Anklopfen ähnlich wie unser Sperber ab und zwar so ungünstig zwischen dem Geäste hindurch, dass an ein Schiessen nicht zu denken war. In einem sofort in der Nähe angefertigten Ansitze gar nicht lange untergeschlüpft, kam das @ in den Baum gestrichen und fusste unter dem Horste Von da von Ast zu Ast hüpfend war es gleich auf dem Horstrande. In diesem Moment schoss ich — aber leider ohne Erfolg, denn mit einigen zerschossenen Schwanz- federn strich der Vogel auf der andern Seite des Horstes ab und zwar so gedeckt, dass ich den zweiten Schuss nicht mehr an- bringen konnte. Argerlich über diesen mir unbegreiflichen Fehl- schuss sass ich noch mehrere Stunden, hoffend, dass vielleicht das g noch kommen könnte, falls das @ krank geschossen wäre, aber es kam nur einmal, und zwar ausser Schussweite, zu Gesicht. Den Ansitz verlassend, strich hinter mir von einem Baume das @ ab, nachdem es längere Zeit dort gesessen hatte, wie mir meine Leute nachher erzählten. Das $ kreiste hoch über der Horststätte, als wir uns entfernten. Micronisus gabar (Daud.) Levaill, Ois d’Afr. I. 1799 p. 89, Taf. 33. (Le Gaber). Daudin, Traite II. 1800 p. 87. Falco gabar. Rüppell, N. Wirbeltiere 1835 p. 45. Falco (Nisus) gabar. Rüppell, Syst. Übers. 1845 p. 12. Melierax gabar. Heuglin, Orn. N.O. Afr. 1869 I. p. 73. Nisus gabar. Finsch u. Hartlaub, v. d. Decken’s Reisen IV. 1870. N. gabar. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01 p. 565. Micronisus gabar. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870 p. 292. Nisus miloticus. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 396. Micronisus gabar. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 72, 1888, 203. Micronisus gabar. Somaliland. Grant, Ibis 1900 p. 319. Melierax gabar. Shelley, Ibis 1885 p. 391. M. gabar. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895 p. 506. M. gabar. Alters- und Jugendkleidbeschreibung siehe Reichenow Vögel Afrikas. Interessant ist ein von Hilgert bei Kismayu er- legtes @ am 13. Juli 1901, welches im Übergangsstadium ist und dessen Gefieder teilweise die Aitersbefiederung, teilweise noch das Jugendkleid aufweist. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 179 Auf der Oberseite besteht die Befiederung teils aus den grauen Federn des alten Vogels (zumal im Nacken und Rücken), während die Kopfplatte und Flügeldeckfedern dunkelbraun sind mit rostfarbenen Federsäumen. Unterseite die des alten Vogels. Hals einfarbiggrau. Unterkörper weiss mit grauer — graubrauner Querbänderung. Auf der Brust dagegen noch mit dem Jugend- kleid behaftet, weiss mit rostfarbener Längsfleckung. Das Verbreitungsgebiet dieses Raubvogels ist das östlich- südliche Steppengebiet. Belegexemplare aus dem Berliner Museum liegen mir aus folgenden Gegenden vor: Senegal, Nubien, Deutsch- und Britisch- Ost-Afrika, Süd-Afrika, Kaffernland. Von mir wurde ebenfalls eine grössere Suite in Nord-Ost- Afrika und zwar an folgenden Fundorten gesammelt: © Belana (Abessinien) [Route Djeldessa-Harur] 4. März 1900. g iuv. Dagaya Ennia. Gallaland [Route Harur-Ginir] 25. Mai 1900. ? ad. Hauasch-Ufer [Route Ginir-Adis-abeba] 3. Aug. 1900. © ad. Fluss Maki (Seeengebiet) 19. Nov. 1900. g ad. Dagaje (Land der Gurra) 4. Apr. 1901. Q iuv. Haro-Ali (Land der Gurra) 6. Apr. 1901. g ad. Dolo am Einfluss des Dana in den Ganale (Süd-So- maliland) 28. Apr. 1901. 9 iuv. Karo-Lola (Garre-Livin) Süd-Somaliland 3. Mai 1901. © iuv. Karo-Lola (Garre-Livin) Süd-Somaliland 5. Mai 1901. © med. Kismayu, Ostküste des Süd-Somalilands 13. Juli 1901. Aus diesen Fundorten und aus den von mir gemachten Be- obachtungen geht hervor, dass Micronisus gabar ein Vogel des Tieflandes ist. Im abyssinischen Hochland kam er nie zur Beob- achtung. Dagegen traf ich ihn im Seeengebiet und als häufigen Raubvogel in den Akazienwäldern des Somalilands und der süd- lichen Gallaländer; auch in der Hauaschebene wurde er beobachtet und gesammelt. Das am 6. April 1901 bei Haro-Ali im Land der Gurra [Route Ginir-Ganale| gesammelte @ hatte, nach Sektion konstatiert, stark entwickeltes Ovarium. Die Brutzeit in dortiger Gegend fällt demnach in den April. Das Land der Gurra ist ausgedehntes Tiefland mit unermesslichen Akazienwäldern, auf denen also unser Raubvogel seinen Horst errichtet. Leider ist es mir nicht gelungen, denselben zu finden. Das hier erlegte @ ist im Jugendkleid, ein weiterer Beweis dafür, dass auch in den Tropen junge unaus- gefärbte Raubvögel schon zur Fortpflanzung schreiten. Auch Heuglin hat Micronisus gabar niemals im abyssinischen Hochland beobachtet, dagegen häufig längs des Kulturlandes und auf den Nilinseln in Nubien und Sennar. Als Brutzeit gibt er Juli und August an und nennt als Lieblingsbäume für die Horst- anlage Akazienbäume und Dattelpalmen, auf deren ‘grossen Blattscheiden der Horst errichtet ist. 180 C. v. Erlanger: In den Massen variieren die nord-ost-afrikanischen Exemplare folgendermassen: _ gg Flel. 16,7 — 17,4, Schwzl. 15,9 — 16,4, Schnabel v. d. Wachsh. 1,1 — 1,2 cm. 99 Flgl. 19,3 — 20, Schwzl. 18 — I9, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 — 1,5 cm. Die Iris alter Vögel hell-karminrot, Füsse orangerot. Wachs- haut zitrongelb. Schnabel schwarz, bei jüngeren Vögeln Wachs- haut braungelb. Schnabel dunkelhornbraun. Süd-afrikanische Vögel scheinen im allgemeinen grösser zu Sein, jedoch genügt das mir vorliegende Material nicht, um es mit Bestimmtheit be- haupten zu können. Micronisus niger niger (Vieill.) Bonn. Vieillot, Enc. Meth. III. 1823, 1269. Sparvius niger. Heuglin, Orn. N.O. Afrikas 1869 I. p. 74. Nisus niger. Finsch u. Hartlaub, v. d. Decken’s Reisen 1870 IV. p. 88. N. niger. Reichenow, Vögel Afrikas Bd. I, 1900—01 p. 567. Micro- nisus niger. |Siehe hier weitere Literatur u. Synonymie, partim]. Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870 p. 293. N. niger. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 396. Micronisus niger. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 73. M. niger. Grant, Ibis 1900 p. 320. Melierax niger. Somaliland. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895 p. 506. Melierax niger. Lort Phillips, Ibis 1898 p. 419. M. niger. Mecronisus niger wird von vielen Forschern als Melanismus von Micronisus gabar gehalten, andere wieder wie Heuglin und Reichenow, halten ihn für eine selbständige Art. Als Haupt- srund hierfür führt Heuglin an, dass er ihn zwar in den Bogos- Ländern, Central-Abessinien, am oberen weissen Nil, nördlich bis zur Bajuda-Steppe getroffen habe, niemals aber in Gegenden, in welchen Micronisus yabar eine häufige Erscheinung ist, wie z.B.in der Provinz Dongola. Ferner gibt Heuglin für den schwarzen Sperber als Lieblingsaufenthalt dichten Hochwald an, während Micronisus gabar kein absoluter Waldvogel ist, eine Beobachtung, welche mit den meinigen völlig übereinstimmt. Nach meiner Überzeugung muss ich mich der Ansicht an- schliessen, dass wir es mit einer selbständigen Art und nicht mit einem Melanismus zu tun haben. Jedoch fehlen zur Zeit noch jegliche Beobachtungen über das Brutgeschäft von Meero- nisus niger, sodass die Frage vorerst offen bleiben muss. Bis Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 181 jetzt wurden schwarze Sperber stets einzeln beobachtet, niemals in Pärchen, aber auch noch nie schwarzgefärbte junge gabar mit anderen in einem Nest. Ich muss hinzufügen, dass unsere bio- logischen Kenntnisse über das Brutgeschäft von Mecronisus gabar auch noch sehr gering sind, sodass dies recht gut der Fall sein könnte. Im Habitus stimmen beide Arten völlig überein. Auffallend ist, dass gerade die Oberschwanzdecken, welche bei Mieronisus gabar weiss sind, die dunkelste Färbung am ganzen Gefieder von Micronicus niger aufweisen. Die Oberschwanzdecken sind kohl- schwarz, während das übrige schwarze Gefieder bräunlichen An- flug, hat. Die Verbreitung von Micronisus niger, den ich demnach mit Reichenow, Sclater, Heuglin, Finsch und Hartlaub u. s. w. für eine selbständige Art halte, hat eine weite Verbreitung. Reichenow gibt als sein Verbreitungsgebiet in seinem Werk Vögel Afrikas Bd. I. p. 568 Östlichsüdliches Steppengebiet an: Bogos, Abessinien, oberer weisser Nil, Kordofan, Seunar, Habesch, Sarago und Kalabat, Lebka, Anseba, Mareb. Im Pariser Museum befindet sich ein Exemplar aus dem Senegal. Smith sammelte Exemplare in Süd-Afrika (Brit. Mus.), Lichtenstein im Kaffernland; im Leidenmuseum befindet sich ein Exemplar aus Natal und von Dickinson wurde die Art vom Sambesi nachgewiesen. Auf meiner Reise in Nord-Ost-Afrika wurden 3 Exemplare erlegt und gesammelt. © Ganda-Kore bei Harar Abessinien 30. Mai 1900: Flgl. 19, Schwzl. 19, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. oO? Karayu am Fluss Maur 21. März 1901 [Route Ginir- Ganale]: Flgl. 18,5, Schwzl. 19,7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. © Dagaje Süd-Somaliland (Land der Gurra) 4. Apr. 1901: Flgl. 18,7, Schwzl. 18,8, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. Ferner liegen mir von dieser kleineren Art 3 Belegstücke aus dem Berliner Museum vor. g IV. 77 Kitui in Ukamba (Britisch-Ost-Afrika), leg. Hilde- brandt: Flgl. 17,9, Schwzl. 17,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. Nach Hildebrandt ist die Iris dieses Vogels kastanienrotbraun; Augenring schwarzbraun, Wachshaut ledergelb, gegen den Schnabel zu orange. Beine zinnoberrot, vorn schwarz gefleckt. © Lado. leg. Emin. Berl. Mus. Nr. 26993: Flgl. 18,3, Schwzl. 16,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. g Senegal. leg. Delbrück [Berl. Mus. Nr. 861]: Flgl. 17,4, Schwzl. 16, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. Aus diesen von mir gesammelten Exemplaren und den 3 Stücken des Berl. Mus. geht deutlich hervor, dass die Exemplare kleinere Masse haben als die südafrikanischen, und dass auf Grund dessen die Art in 2 zoogeographische Former zerfällt. Micronisus niger niger Vieill. bewohnt Nord-Ost-Afrika, Senegal, die Nilländer, Abessinien, die Galla- und Somalländer, 132 C. v. Erlanger: Britisch- und den nördlichen Teil Deutsch-Ost-Afrikas. Leider fehlt es mir an Material, um näher die südlichste Grenze des Verbreitungsgebiets dieser kleineren Form zu ziehen. Micronisus niger carbonarius (Lcht.) hat als Verbreitungs- gebiet den südlichen Teil Deutsch-Ost-Afrikas (nördlichstes Beleg- exemplar, welches mir vorliegt, ges. von Schmitt bei Jringa, Berl. Mus.) Portugiesisch-Ost-Afrika. Nyassagebiet, Tanganyika?, Süd- Afrika, Damaraland. Nähere Grenzangaben über das Verbreitungs- gebiet unmöglich. Anbei die Masse der mir als Beiegexemplare vorliegenden Bälge: : Jringa (südl. Deutsch-Ost-Afrika) leg. Schmitt [Berl. Mus.] anscheinend ©: Flgl. 20,2, Schwzl. 19,7 cm, Schnabel defect. Songea (Nyassagebiet) leg. Fülleborn [Berl. Mus.] anscheinend ©: Flgl. 20, Schwzl. 18,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. Damaraland leg. Lübbert [Berl. Mus.] anscheinend 3: Flgl. 19,7, Schwz. 18, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 cm. Damaraland leg. Lübbert [Berl. Mus.] anscheinend 2: Flgl. 20,5, Schwz. 18,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,5 cm. g Damaraland ieg. Lübbert [Berl. Mus.]: Flgl. 19,9, Schwz. 18,8, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 cm. o 28. IX. 90. Okawangofluss, Süd-Afrika leg. Eriksson [Berl. Mus. Nr. 28701]: Flgl. 20,7, Schwzl. 18, Schnabel v. d. Wachsh. 1,5 cm. Melierax gabar var. nigra Holub. v. Pelz S. Afr. 1882. 34. ist synonym mit der Lichtensteinischen Form carbonarius. Circaetus cinereus Mieill. Vieillot, N.D. H. N. XXIII. 1818 p. 445. Circaötus cinereus. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas I. 1869 p. 85. Circaötus cinereus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01. I. p. 571. Circaetus cinereus. [Siehe hier weitere Synonymie]. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova 1884 p. 49. Circaetus cinereus. Somaliland. Shelley, Proc. zool. Soc. 1882 p. 304. Circaetus cinereus. Nur einmal wissentlich beobachtet und erlegt und zwar am Fluss Daroli bei Ginir (Route Harar-Ginir). g leg. Hilgert 15. Jan. 01: Flgl. 54,5, Schwzl. 27,5, Schnabel v. d. Wachsh. 4,2 cm. Durch die grosse Reihe, welche sich auf dem Berl. Mus. befindet, geht deutlich hervor, dass wir diesen einfarbig 'dunkel- braunen Schlangenadler als Art für sich und nicht als Jugend- Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 183 kleid von Circaetus pectoralis zu betrachten haben, da sonst doch sicher auch einmal ein Ubergang vom braunen zum hellen Feder- kleid gesammelt worden wäre. Die Expl. des Berl. Mus. sind gesammelt: Port Natal, (erh. d. Schlüter), Pangani (Fischer), Undis, (Fülleborn), Victoria Ny- ansa (v. Trotha), Masinde (Stierling), Misahöhe (Baumann), Tanga (Neumann), Jendi (Thierry), Tigr& (Schöller). Circadtus pectoralis A. Sm. A. Smith, Orn. J. 1830 ». 109. Circaetus pectoralis. Heuglin, Orn. Nord-ost-Afrika I. 1869 p. 84. (ircaetus lhoracicus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01. I. p. 572. Oircaetus pectoralis. [Siehe weitere Synonymie]. Abessinien. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 386. Circaetus gallicus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 48. (. pectoralis. Dieser Schlangenadler wurde in zwei alten Exemplaren gesammelt und zwar: g Dabaasso, Gebirgsroute Harar-Adis-abeba leg. Hilgert 2. Mai 1900: Flgl. 50, Schwzl. 28,5, Schnabel v. d. Wachsh. 3,5 cm. g Fluss Maki (Seeengebiet) von mir erlegt am 23. Nov. 1900. Flgl. 51,5, Schwzl. 30, Schnabel v. d. Wachsh. an gem. 3,6 cm. gö Deusch-Ost-Afrika leg. Bohm [Berl. Mus.]: Flgl. 50, Schwzl. 29, Schnabel v. d. Wachsh. 3,3 cm. Circaetus fasciolatus 6. R. Gr. Gray, Cat. Accip. 1848 p. 18. Circaetus fasciolatus. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas I. 1869 p. 86. C. fasciolatus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01. I. p. 574. C. fasciolatus. [Siehe hier weitere Literatur]. Nur einmal auf der ganzen Reise beobachtet und erlegt. Hanole, Süd-Somaliland 9 ad. 1. Juli 1901: Flgl. 32,6, Schwzl. 23,3, Schnabel v. d. Wachsh. 2 cm. Iris hellgelb. © Tanga, Deutsch-Ost-Afrika März 93. leg. Neumann Berl. Mus. 3. 1902: Flgl. 34,6, Schwzl. 24,5, Schnabel v. d. Wachsh. an gem. 3 cm. o Sigifluss, Deutsch-Ost-Afrika. Febr. 93 leg. Neumann Berl. Mus. No. 31906. Flgl. 36, Schwzl. 25 cm. Abbildung dieser Art, Ibis 1862 Taf. III. Spizaetus bellicosus (Daud.) Daudin, Traite II. 1800 p. 38. Falco bellvcosus. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900--01. p. 576. Spizaetus bellicosus. 184 C. v. Erlanger: Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 391. Sp. bellicosus. Salvadori, Aun. Mus. Civ. Genova 1884 p. 41, 1888, 195. Nisaetus bellicosus. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888 p. 53. N. bellicosus. Der Kampfadler wurde auf der Expedition nur einmal er- legt und zwar bei Ganda-Kore, eine Tagereise südlich Harar am 19. Mai 1900. Das erlegte Exemplar ist ein $ und trägt folgende Masse: Flgl. 57,3, Schwzl. 31,7, Schnabel v. d. Wachsh. 4 cm. Brust und Kehle des Vogels braun wie die Oberseite. Bauch, Hosen, Unterschwanzdecken weiss mit einigen grösseren und klei- neren braunen Flecken. Bekanntlich sind die beiden Arten Spicaetus bellicosus (Daud.) und „coronatus“ (L.) häufig ver- wechselt worden. Ein Hauptunterscheidungsmerkmal ist, dass bei bellicosus die Flügel das Schwanzende fast erreichen, während bei coronatus der Schwanz die Flügelenden bedeutend überragt. Die Färbungsstufen im Alterskleid verhalten sich, soweit man nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft beurteilen kann, bei beiden Arten gleich, indem der junge Vogel weisse Unterseite hat, der ältere immer dunkler wird. Der alte Vogel trägt schwarz- braune gebänderte Unterseite auf kaum ersichtlich weissem Ge- wand, sodass der Vogel fast einfarbig schieferschwarz erscheint. Das sich in meiner Sammlung befindende $ trägt demnach schon die ersten Anzeichen des Alterskleides, da die Unterseite nicht mehr rein weiss ist. Durch die von der übrigen Unterseite scharf sich abhebende dunkle Brust hat der Vogel viel Ähnlichkeit mit Circaetus pectoralis : Masse von 3 Spizaetus bellicosus des Berl. Museums, sämt- lich mit weisser Unterseite: Expl. iuv. No. 536. Kaffernland leg. Krebs: Flgl. 46, Schwzl. 32. Schnabel 4 cm. Expl. iuv. No. 21784. Port-Natal leg. Gueinzius: Flgl. 58, Schwzl. 32, Schnabel 4,3 cm. Expl. iuv. erhalten aus dem zool. Garten 18. VIII. 90: Flgl. 62,5, Schwzl. 33,7, Schnabel 4,6 cm. Hieraaetus spilogaster (|Du Bus] Bp.) [Du Bus] Bonaparte, Rev. Mag. zool. 1850 p. 487. Spi- zaetus spilogaster. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas, 1869 I. p. 57. Sp. spilogaster. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01. I. p. 579. Hieraaetus spilogaster. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 185 Abessinien., Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 393. Pseudaetus spilogaster. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888 p. 54. Nisaetus spilogaster. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1896 p. 43. Eniolmaetus spilogaster. Somaliland. Sharpe, Proc. zool. Soc. 1895 p. 508. Entolmaetus spilogaster. Färbungsunterschiede in den diversen Alterskleidern bei diesem Raubvogel siehe Reichenow: Vögel Afrikas p. 579. Iris bei alten Vögeln lebhaft orangerot. Füsse und Wachshaut blassgelb. Schnabel bleigrau. Hieraaetus spilogaster wurde auf meiner Reise in 3 Exem- plaren erlegt und zwar: g Burka Abessinien (Gebirgsroute Adis-abeba-Harar) leg. Hilgert, 8. Okt. 00: Flgl. 35, Schwz. 22,5, Schnabel 2,3 cm. Auf Hals, Brust und Wangen haben viele Federn noch braunen Anflug, die letzten Spuren des Jugendkleides. Ferner erlegte ich in der Nähe eines Horstes, der auf dem dicken Ast eines hohen Baumes in den dichten Uferwäldern am unteren Ganale errichtet war am 1. Juli 01 bei Hanole, Süd- Somaliland, einen dieser Raubvögel, wie er gerade im Begriff war, auf dem Horst aufzufussen. Es war das kleinere d. Das zu demselben gehörige @ kreiste hoch über dem Horst, kam aber nie auf Schussweite, sondern bäumte stets auf anderen Bäumen in der Nähe auf. Am Nachmittag desselben Tags, nachdem ich mich mit meinen Leuten auf mehrere Stunden entfernt hatte, besuchte ich wiederum den Horst, woselbst wir uns an ver- schiedenen Plätzen ansetzten. Nach einhalbstündigem Ansitz erleste Hilgert das ©, ebenfalls beim Einstreichen in den Horst. Leider waren noch keine Eier in der frisch hergerichteten Horst- mulde. Die Lege- und Brutzeit dieser Adlerart im Süd-Somali- land fällt demnach in die Monate Juli und August. g Hanole, 1. Juli 01: Flgl. 33,3, Schwz. 21, Schnabel 2,1 cm. Q Hanole, 1. Juli 01: Flgl. 36, Schwz. 23, Schnabel 2,5 cm. Hieraaetus fasciatus minor Erl. Vieillot, Mem. Lin. Soc. Paris 1822 p. 152. Aguila fasciata. Antinori, Cat. Descr. 1864 p. 9. Aquila bonelli. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas 1869 I. p. 9. A. bonelli. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01 I. p. 578. Hieraaetus fasciatus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie.] Abessinien. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 393. Pseudaetus spilogaster. Journ. f. Orn. LII, Jahrg, April 1904, 13 186 "200, vw. Erlanger: Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 44. Nisaetus spilogaster. iR | | R Salvadori, Bull. Mus. Zool. Torino. Nr. 287. . April 1897. N. spilogaster. Hawker, Ibis 1899 p. 78. Eutolmaetus spilogaster. Es ist sehr schwer, kaum möglich nunmehr für mich zu konstatieren, ob sich obige Literatur auf Hheraaetus fasciatus fesciatüs (Vieill.) bezieht oder auf die dem tropischen Nord-Ost- Afrika als Brutvogel angehörende zoogeographische Art. Nirgends finde ich in der Literatur :genauere Daten oder Angaben der Entwicklung der Geschlechtsteile der gesammelten Individuen, sodass wir es eventuell auch mit Zugvögeln zu tun haben, also noch der palaearctischen Region angehörende Habichtsadler. Ob nun der aegyptische, nubische Vogel, woselbst diese Adlerart nach Antinori häufig ist, zu der von mir " aufgestellten zoogeographischen Form: ‚gehört oder zur typischen Art, kann ich auch. nicht mit Bestimmtheit feststellen, jedoch vermute ich, dass auch diese der kleineren, von mir aufgestellten, Aıt angehören. | Hieraaetus spilogaster dagegen als einen zoogeographischen Vertreter unseres typischen Heraaetus fasciatus anzusehen, halte ich für einen Irrtum. Zkeraaetus spilogaster und Hierauetus fasciatus minor kommen beide in Nord-Ost-Afrika nebeneinander vor, was ‘bei zoogeographischen Vertretern unmöglich wäre: Hieraaetus fasciatus minor ist der dem Somaliland als Brutvogel angehörende Habichtsadler. Er ist bedeutend kleiner als süd- europäische und nordafrikanische Vögel. Von hier aus scheint er sich über. ganz Ost-Afrika zu verbreiten, da ein von Peters in, Mossambik gesammeltes Exemplar (Berl. Mus. Nr. 496) eben- falls dieser kleinen Art angehört. Von dieser Art gelang es mir, ein zusammengehöriges Pärchen in den ausgedehnten Waldungen von Dambale bei Artu im nördlichen Somaliland am Horst zu erlegen .und auch die Eier zu erbeuten. Der Horst stand auf einem uralten hohen Baum in der Gabel zweier mächtigen Äste. Glücklicher Weise war der Horst, nicht schwer. zu ersteigen und einer meiner Somali brachte mir das für mich so wertvolle Gelege herunter und verlangte das übliche Backschich vom weissen Mann, ohne das man beim Somali nicht weit kommt, welches er dann freudestrahlend in den Falten seines Kopftuches verschwin- den liess. Von den sehr rauhschaligen Eiern ist Ei 1 auf trüb weissem Grunde auf der ganzen Oberfläche blass, lehmfarben verwischt und hat am stumpfen Pole eine blassrotbraune, feine Zeichnung, wie wenn dieselbe mit einem Schwamme aufgetupft wär. Ei 2 ist ganz mit hellaschgrauen, verschwommenen Schalen- flecken bedeckt, darüber einzelne. verwischte, blassrotbraune Flecke und Punkte stehen. Wenn ich die Eier nicht selbst gesammelt hätte, würde ich deren Zusammengehörigkeit bezweifeln, so verschieden sind sie. Beiträge zur: Vogelfauna Nordostafrikas. 187 ee Sn | | 2 u Ki ET 53,5 Bebrütungsgrad (9). EM 9,90: Nun hiess es aber, ‚auch die alten Vögel zu erlegen, und baute ich mir einen kleinen verdeckten Ansitz, von welchem aus ich direkt auf den Horst zielen konnte. Schon in meiner Arbeit über die Avifauna Tunesiens, Journ. f. Orn. 1898, p. 427, 428, machte ich darauf aufmerksam, wie schwer es ist, gerade diese - pfeilschnellen Adler, die direkt in den Horst fliegen, zu erlegen. Auch hier bestätigten sich wieder meine Beobachtungen. Die Adler flogen direkt in den Horst und nicht, wie es die meisten. anderen Raubvögel tun, erst auf einen Ast in der Nähe des Horstes und dann in den Horst. Dennoch gelang es mir, die beiden alten Vögel zu erlegen. - Diagnosis von Hieraaetus fasciatus minor Erl. Beim alten Vogel sind Hosen und Laufbefiederung stets rein weiss. Die braune Fleckung der weissen Unterseite zeigt sich nicht als braune Längsstreifen wie bei typischen Exemplaren, sondern ist mehr keilförmig, so dass die Unterseite mehr gefleckt erscheint. Die Innenfahne der Handschwingen sind bei alten Vögeln rein weiss, bei jüngeren stets heller wie bei typischen Habichtsadlern. Typus: 3 erl. bei Dambale 24. II. 00: 3 ad. Figl. 42,8, Schwz. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 3,2 cm? (defect). Q ad. Flgl. 44,9, Schwz. 29,3, Schnabel v. d. Wachsh. 3,4 cm. Berl. Mus. Nr. 34 961. | Alter Vogel, Berbera. Samml. Gindi: Flgl. 41, Schw. 27, Schnabel v. d. Wachsh. 3,1 cm. Alter Vogel, Samml. Peters Mossambik (Berl. Mus. Nr. 496): Flgl. 38,5, Schwz. 25, Schnabel v. d. Wachsh. 2,6 em. Auffallend kleines Exemplar, wahrscheinlich d: Ein jüngeres noch braunes Exemplar, erlegt von (Olkar Neu- mann im Hinterland von Aden, El-Hota, Süd-Arabien (Sultanat Lahadsch) am 24. XII. 99, anscheinend Zugvogel, gehört der typischen Art an: @ iuv. Flel. 48,5, Schwz. 30, Schnabel v. d. Wachsh. 3,4 cm. | ; Lophoaetus oceipitalis (Daud.) Daudin, Traite II. 1800 p. 40. Falco oceipitalis. 'Heuglin, Orn. N.-O.-Afrikas 1869 p. 56. Spizaetus occipitalis. Böhm, Journ. f. Orn. 1886 p. 425. Spizaetus spilogaster. Abessinien. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus, 'Civ. Genova 1873 p. 392. Spizaetus oceipitalis. 13* 188 C. v. Erlanger: Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1888 p. 195. Lophoaetus occipitalis. Salvadori, Boll. Mus. Zool. Anat. Torino 1897 Nr. 287. L. occipitalis. Grant, Ibis 1900 p. 321. L. oceipitalis. Der Schopfadler ist wohl einer der gemeinsten und weit- verbreitetsten Raubvögel im tropischen Afrika. An jedem Sumpf, dessen Ufer mit Wald oder Schilf bestanden sind, wird man auch gar bald diesen Raubvogel erblicken. Von hier streicht er dann in’s Gelände, wobei er feuchte Gegenden mit einzelnen hohen Bäumen, dichtem, undurchdringlichem Unterwuchs von Schling- pflanzen, übermannshohem Gras jeder, anderen Landschaft vor- zieht. Hier sitzt er auf den dürren Ästen höherer Bäume, von wo er eine gute Übersicht hat, wobei man ihn schon von weitem an der aufgerichteten und durch den geringsten Luftzug sich be- wegenden Haube erkennen kann. Aber häufig traf ich ihn im Seengebiet an den schlammigen und schilfreichen Ufern des Suai- see und am Abayasee. Aber auch an Flüssen, zum Beispiel am Maki (Süd-Schoa) und am Errerfluss bei Harar, wurde der Schopf- adler beobachtet und von mir gesammelt. Täglich beobachteten wir ihn dann am unteren Sanale und an den sich während der Regenzeit bildenden Sümpfen und Seen. Heuglin bezeichnet ihn mit Recht als Strich- und Zugvogel in Nord-Ost-Afrika. Ausser- halb der Brutzeit streicht er im ganzen Land umher, und man kann ihn überall da, wo sich ein Regenbett angesammelt hat, beobachten. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom blauen und weissen Nil [Heuglin] durch Abessinien, Süd-Schoa, Galla- und südliche Somalländer, durch ganz Ost-, Süd- und Westafrika. Altersunterschiede im Federkleid zeigen sich hauptsächlich in der Laufbefiederung, welche beim alten Vogel weiss, beim jüngeren Vogel braun mit weiss gemischt, beim jungen Vogel einfarbig braun ist. Ein Exemplar des Berl. Mus. @ Kilimandcharo leg. Dr. Eggel ist insofern interessant, als es aus einer grossen Suite das einzige Exemplar ist, dessen Laufbefiederung fuchsbraun ist und dessen Schwanzbänderung fuchsbraunen Anflug hat. Grössenunter- schied unter den Geschlechtern ist kaum vorhanden und indivi- duell variabel; im allgemeinen sind die @2 wie bei allen Raubvögeln etwas stärker. Am deutlichsten zeigte sich dies am Schnabel, der bei den 22 von der Wachshaut an gemessen von 2,8—3 cm, bei den Jg von der Wachshaut an gemessen von 2,5—2,3 cm variiert. Aguila rapas rapasx (Temm.) Temminck, Pl. Col. I. T. 455 (1828). Falco rapax. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas 1869 I. p.45. Aguila rapaz.. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 189 Hinterland von Aden. Barnes, Ibis 1893 p. 65. A. chrysaetus, A. impervalis. Abessinien. Blanford, Geology und Zoology of Abyssinia 1870 p. 295. Aguila rapax. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. 1873 p. 380. Aguila naevioides. p. 381. Aquila naevia. Salvadori, Mus. Civ. Genova 1884 p. 38; 1888 p. 195. Aguila albicans. Giglioli, Ann. Mus. Genova 1888 p. 53. Agquila albicans. Somaliland. M. E. Oustalet, Notes Oiseaux, Pays Gomalis par Revoil. [Faune, Flore] 1882 p. 4. Agwila rapaz. Sharpe, Proc. Zool. Soc. London 1895 p. 507. A. rapax. Elliot, Field Columbian Mus. 1897 p. 57. A. rapax. Lord Phillips, Ibis 1898 p. 419. A. rapex. Wohl keine Vogelgattung macht den wissenschaftlichen Bearbeitern in Bezug auf Systematik so grosse Schwierigkeiten, wie gerade die Agwsla-Arten und unter ihnen an erster Stelle die Gruppe der Raubadler. Wie viel Richtiges und wieviele Irrtümer haben die ein- zelnen Forscher und Bearbeiter gerade über Aguila rapax, seine verschiedenenKleider, über die ihm nahestehenden und verwandten Arten, geschrieben, und ein wie grosses Material und welche aus- gedehnte biologische Beobachtungen wären nötig, um mit Be- stimmtheit sagen zu können, die Arten gehören diesem, jene einer anderen Adlerart an. Nach Durchsicht der über die Aguwila-Arten behandelten Literatur, aus welcher Dresser, Birds of Europe V, Dr. Suschkin, Bull. of Brit. Ornith. Club. Nr. LXXIV p. 6—10, Gurney, List of Birds of Prey. (Norwich Museum) 1884 p. 53—57, Sharpe, Catal Birds Brit. Mus. 1874 I. p. 232—249 hervorzuheben sind, ferner nach Durcharbeitung des bedeutenden Materials an Bälgen im Berl. Museum erscheint es mir richtig: Agusla orien- talis Cab. Journ. f. Orn. 1854 p. 369, Agwila vindhiana Franklin P. Z. S. 1831 p. 114, Aquila belisarius (Levaill) Expl. Sci. Alger. Ois, pl. 2 1850, Aguila rapax (Temm.) Pl. Col. I. pl. 455 1828 als zu einem und demselben Formenkreis gehörig anzusehen. Die Arten vertreten sich in den einzelnen Gebieten und zwar: Aquila rapax orientalis (Cab.) Süd-Ost-Europa, Nord-West- Indien. Aquila rapaz vindhiana (Frankl.) Indien. Aquila rapaz belisarius (Levaill.) Nord-Afrika (Hierher be- zügliche Literatur, siehe Journ. f. Orn. 1898 p. 418 unter Aguzla rapax albicans. Aguila rapax rapax Temm. Nord-Ost- und Ost-Afrika. 190 it C. v. Erlanger: Ich habe vorgezogen, die Süd-ost-europäischen Raubadler Agquila rapax orientalis Cab., und nicht Aguwila rapax mogilnick, zu nennen, um alle Irrtümer zu vermeiden. Der Name mogilnick wurde z. B. von Dresser für den Kaiseradler benutzt, u. s. w. Aguila rapax belisarius, besprochen in meiner Arbeit über die Avifauna Tunesiens Journ. f. Orn. 1898 p. 418 als Aqusla rapax albicans, ist, meinen jetzigen Erfahrungen nach, der von Levaill. Atlas Ois.: pl. Il. abgebildete und von Loche Expl. scient. de l’Algerie I. p. 24 beschriebene Falco belisarius. Ich zog ihn damals zu Aquila rapazx albicans Rp., da ich glaubte, der nordafrikanische Raubadler würde im Alter ebenso wie der nordostafrikanische Vogel dunkler werden. Einem im Jahre 1897 gesammelten lebenden Exemplar zu Folge, weiches heute noch lebend ist und sich ' des besten Wohlseins erfreut, werde ich jedoch belehrt, dass der nordafrikanische Vogel stets in der Jugend und im Alter helles Colorit trägt und beibehält. ı Die diversen Kleider von hellgraugelb bis dunkelschwarz- braun trifft man nur bei den nordostafrikanischen Raubadlern. Der Vogel im jüngeren hellen Gewand wurde von Rüppell als Subspecies „Agusla rapax albicans‘ abgetrennt, jedoch haben wir es bei der Form albicans Rüpp. (1854) nur mit dem jüngeren rapax typicus Temm. 1828 zu tun. Aguila rapaz belisarius dagegen, der immer heil bleibt, ist als Vertreter von Aguila rapax rapax in Nord-Afrika an- zusehen. Aus der mir vorliegenden grossen Suite von Raubsälern gesammelt auf meiner Expedition 1898/1901 in Nord-Ost-Afrika, ferner aus den Exemplaren des Berl. Museums und Senckenberg- Museum in Frankfurt a. M. (nahezu 50 Exemplare) ergeben sich folgende Alterskleider: -Alterskleid: Braun (siehe Rüppell, neue Wirbeltiere Taf. 13. Fig. 2). Übergangskleid: Kopf und Hals fuchsbraun, Leib, Beine, kleine, mittlere und grosse Flügeldeckfedern schmutziggelb, Rücken, Schwanz und Schwanzfedern dunkelbraun, bei manchen Vögeln sind Rücken, Brust, Flügel dunkelbraun mit fuchsbrauner Längs- flieckung. Hosen und Unterleib gelbbraun. Jugendkleid: schmutzig gelbweiss, Rücken und Oberflügel mit graubraunem Anflug. (Siehe Rüppell, neue Wirbeltiere Taf. 13. Fig. 1.) Dass Rüppell Alterskleid und Ineaniinlen verwechselt hat, wurde schon in früheren Arbeiten von Hartest, Katal. Senckenb. Mus. p. 178, von mir Journ. f. Orn. 1898 .p. 423, von Suschkin Bull. Orn. Club. Nr. LXXXIV p. 7 berichtigt. In letzterer Arbeit wird noch die Rüppellsche Subspecies albicans anerkannt, die, da sich nur auf das Jugendkleid von ‚„rapazx‘““ Temm. beziehend, un- möglich aufrecht erhalten werden kann. Beiträge zur. Vogelfauna. Nordostafrikas. 191 ‚Der indische Raubadler Aguila rapax vindhiana: (Frankl.) variiert: in seinen Alterskleidern ebenso wie die nordost- "und ostafrikanische Art des Raubadlers ‘d. h. Alterskleid braun, Jugendkleid schmutziggelbweiss, dazwischen die Übergangskleider. In den Massen ist die Art im allgemeinen kleiner, zumal im Schnabel, jedoch scheint mir, dass der Unterschied zwischen beiden zoogeographischen Formen ein sehr geringer ist. Der nord- afrikanische Raubadler Aguila rapax belisarius (Levaill.) trägt in allen Alterskleidern die helle Färbung, welche seinen nordost- resp. ostafrikanischen oder indischen Verwandten 'nur im Jugend- kleid eigen ist. In den Massen besteht zwischen den nord- und nordost- resp. ostafrikanischen Raubadlern kein Unterschied. ! Aguila rapax orientalis (Cab.), unser südosteuropäischer Raubadler, ist der grösste seiner Gattung, ferner behält er im allgemeinen die braune Färbung in allen Alterskleidern bei. Jüngere Vögel sind in der Gesamtfärbung dunkler, während bei alten Vögeln am Kopf, Hals und Brust gelbbrauner Anflug entsteht. In den Massen variieren die 5 von Aquwila rapax rapaz (Temm.) folgendermassen: Flgl. 47 — 52, Schwz. 24 — 29, Schnabel v. d. Wachsh. 3,5 — 3,9 cm. 088: Flgl. 51,5 — 56,5, Schwz. 26 — 31, Schnabel V. d. Wachsh. 3,7. — 4,3 cm. Aguila rapax belisarius (Devaill.) unterscheidet sich ie in den Massen von Aquila rapax rapaz (Temm.) Aquwila rapax vindhiana (Frankl.) g Agra.Indien, Berl. Mus. Nr. 26025: Figl. 50, Schwz. 27, Sohnabel v. d: Wachsh. 37 cm. g Delhi Indien, Berl. Mus. Nr. 24069: Flgl. 49, Schwz. 26,5, Schnabel v. d. Wachsh. 3,5 cm. N g Indien, leg. Elwes. Berl. Mus. Nr. 20 664: Flgl. 47,5, Schwz. 26, Schnabel v. d. Wachsh. 3,4 cm. el) West-Indien, leg. Taisbanks. Berl. Mus. Nr. 22605: Flegl. ‚ Schwz. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 3,6 cm. | / Q Indien (Degra Doon) leg. Finsch, Berl. Mus. Nr. 23813: Flgl. 51,5 Schwz. 28, Schnabel v. d. Wachsh. 3,5 em. x o Indien, leg. Anderson, Berl. Mus. Nr. 21831: Flgl. 51,5, Schwz. 29,5, Schnabel v. d. Wachsh. 3,7 cm. Aquila rapaz orientalis (Cab.), deren mir eine en Reihe des Berliner Museums zum Vergleich vorliegt, hat folgende Grössen- verhältnisse. Nähere Angaben über die Variation der Grössen- verhältnisse innerhalb der Geschlechter wage ich nicht anzugeben, da ich bei den mir vorliegenden Vögeln nicht volles Vertrauen auf die Richtigkeit der Etikettierung setze. 3g Flgl. 52—56, Schwz. ca 30, Schnabel v. d. Wachsh. an gem. 3,5—3,9 cm. ©° ‚Figl. ca 60, Schwz. 30, Sohlen d. Wachsh.' an’ En 4,5 cm. 192 C. v. Erlanger: Die zum Vergleich benutzten Vögel sind bei Sarepta und an der Wolga gesammelt. Aguwsila rapaz rapazx (Temm.) ist in Nord-Ost-Afrika eine tagtägliche Erscheinung. Kaum war das Lager bezogen, als auch die Raubadler im Verein mit Geiern in die Nähe des Lagers kamen, auf den umliegenden Bäumen aufbäumten und nach Nahrung ausspähten. Kaum war ein Stück Vieh von den Askari geschlachtet worden, als auch die Raub- adler mit den Geiern im Verein sofort die Überbleibsel in Be- schlag nahmen. Ich begegnete dem Agusla rapax sowohl in der Ebene, als auch im Gebirge bis zu einer Höhe von 2500 und mehr Metern, obwohl er hier eine viel seltenere Erscheinung ist. Es liegen von meiner Fxpedition Belegexemplare vor aus dem Süd- und Nordsomaliland, Arrussi-Gallaland, Boranland und Süd- Schoa (Adis-abeba) und dem Seengebiet. Leider gelang es mir nicht, den Horst dieser Adlerart aus- findig zu machen, bei Heuglin finden wir nähere Angaben über das Brutgeschäft von Raubadler, da es ihm gelang Horste zu finden und die alten Vögel darin zu beobachten. Näheres über Horstanlage und Brutplatz desnordafrikanischen Raubadlers siehe Journ. f. Orn. 1898 p. 418—422. Dr. Suschkin trennt den südafrikanischen Raubadler als Aguwila rapaxz rapax (Temm.) ab von dem nordost- resp. ost- afrikanischen Aguila rapax albicans, auf Grund des rötlichenTones im Gefieder bei der südafrikanischen Form. Meinen Unter- suchungen nach finden sich solche rötliche Exemplare aber auch im Nord-Osten, und kann ich daher diese zoogeogr. Form nicht aufrecht erhalten und so stelle ich die beiden Formen rapaz rapax Temm. und „albicans“ Rüppell, der sich auf das Jugendkleid be- zieht, zusammen. Gelege 3 Eier gef. bei Lahadj, Süd-Arabien. Von den rauhschaligen, milchweissen, hübsch ovalen Eiern hat Ei 1 an der spitzen Hälfte einige grössere und kleinere dunkelrotbraune markante so auch verwaschene Flecken. Ei 2 hat auch die spärliche Zeichnung am spitzen Pole, doch ist dieselbe matter nnd mehr gelbbraun verwischt und er- streckt sich auf zwei Drittel der Eioberfläche. Ei 3 ist ohne jede Fleckenzeichnung. mie BXE 10,78 E12 — 33 10,93 Ei3—= 69% 52,5 9,30 Buteo feros (Gm.) Gmelin, N. Comm. Ac. Petr. XV. 1869 p. 442, T. 10. Falco ferox. | Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 193 Heuglin, N. O. Afrika 1869 p. 89. Buteo ferox. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01. p. 590. B. ferox. Auf der von Aden in das Sultanat Lahadsch unternom- menen Tour, welche uns bis nach El-Hota, der Hauptstadt des Sultans, und von dort noch eine Tagereise weiter nördlich in das Hinterland führte, wurde das Lager in der Nähe eines ausge- trockneten Flusslaufs unter einer Gruppe alter Bäume errichtet. Auf denselben befanden sich Horste von Raubadlern, aus einem derselben wurde sogar das Gelege entnommen, ferner trieben sich tagsüber stets mehrere Adlerbussarde in der Nähe der Bäume herum, auf welchen diese des Nachts auch schliefen, was deut- lich aus dem vielen Geschmeiss zu ersehen war, mit welchem einzelne dürre Äste und der darunter befindliche Boden be- schmutzt waren. 3 schöne Exemplare dieses Bussards wurden von uns erlegt und somit für das Hinterland von Aden nachgewiesen. Anscheinend waren die Vögel Wintergäste. Nach Heuglin ist der Adlerbussard Wintergast am Nil, von wo er südwärts bis in das abessinische Tiefland verstreich. Ost-Sennar, Taka, Mareb. Mir ist dieser Bussard auf meiner weiteren Expedition in Nord- Ost-Afrika niemals begegnet. g El-Hota, Süd-Arabien (Sultanat Lahadsch) 26. Dezbr. 99: Flgl. 44,3, Schwz. 25, Schnabel v. d. Wachsh. 2,4 cm. g eben da erlegst, 21. Dezbr. 99: Flgl. 42,5, Schwz. 24,5, Schnabel v. d. Wachsh. 2,5 cm. 90) eben da erlegt, 24. Dezbr. 99: Flgl. 46,5, Schwz. 27,5, Schnabel v. d. Wachsh. gem. 2,8 cm. Buteo ferox bewohnt als Brutvogel Südrussland und das südwestliche und mittlere Asien. (Reichenow, Vögel Afrikas) Persien, Seiude, N. W. Indien und Himalaya (Brit. Cat. 1874 Bd. I. Sharpe). Von höchstem Interesse sind die Übergänge zwischen Buteo cirtensis (Levaill. jun.) siehe Literatur und Syno- nymie. Journ. f. Orn. 1898 p. 408, und Buteo ferox, was aus einer in Nord-Afrika von mir gesammelten Suite und mehreren Exem- plaren leg. P. W. H. Spatz. Berl. Mus. deutlich hervorgeht und zumal an den 8 ersichtlich, sodass ich Buieo ferox Gm. und Buteo cirtensis (Levaillant jun.) als sich vertretende zoogeogra- phische Arten ansehe. Buteo augur (Rüpp.) Rüppell, Neue Wirbeltiere 1835 p. 38, 44. Tab. 16. Falco (Buteo) augur. Rüppell, Neue Wirbelt. 1835 p. 39, 44. Tab. 17. Falco (Buteo) hydrophilus. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas I. 1869 p. 92. Duteo augur. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01. p. 592. Buteo augur. 194 GC. v. Erlanger: Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870, p. 297. Buteo augur. Antinori u. Salvadori, Ann Mus. Civ. Genova 1873, p. 386. B. augur. Salvadori, han Mus. Civ. Genova 1884, p. Su 1888, 196, 526. Pterolestes augur. | Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888, p. 54. P. augur. Salvadori, Boll. Mus. zool. Torino No. 287. Apr. 1892. Buteo augur. | | Grant, Ibis 1900, p. 320. Buteo augur. nen So Ibis 1885, p. 391. DB. augur. Sharpe, Proc. zool. Soc. 1895, p- 507. B. augur. Der Augurbussard ist das Ebenbild unseres Mäusebussards in Afrika. Sobald ich die südschoanischen Hochländer erreicht hatte, so trat auch dieser nützliche Vogel in Erscheinung und wurde täglich beobachtet. Wir sahen ihn auf den von den Gallas geflegten Ackern und Viehtriften mit dem Mausefang beschäftigt. Nach Art des Mäusebussards wählt er sich stets erhöhte Punkte auf dem freien Felde zum Ausruhen, oder sitzt in steifer Haltung auf einem Feldbusch oder auf dem dürren Ast eines einzelnen Baumes. Bei und in Adis-abeba, woselbst häufig hohe Juniperus- bäume um die vereinzelten Hütten der Abyssinier stehen, ist er eine gewöhnliche Erscheinung, auf diesen errichtet er auch mit Vorliebe seinen Horst. / Der Mageninhalt der in einer grossen Suite gesammelten Bussarde bestand teils in Mäusen und Dun: teils in Enger- lingen und Heuschrecken. Auch bei diesem Bussard haben wir eine dunkle und eine helle Phase. Auch im Alterskleid variieren beide Phasen bedeutend. 32. ad. (Helle Phase.) Oberseite schieferschwarz. Schwanz rotbraun oder fuchsbraun häufig mit einem schwarzen Endiflecke am rechten oder linken Schwanzende, bei jüngeren Exemplaren mit einer schwarzen Binde am Ende der Schwanzfedern. Die längsten Oberschwanzdecken rotbraun, häufig mit grossen schwarzen Flecken oder dünnen Längstreifen gezeichnet. Unterseite, Flügel und Unterschwanzdecken weiss, letztere weiss mit braunen End- spitzen, nur bei ganz alten Vögeln rein weiss. Unterflügeldecken weiss mit einigen schwarzen Flecken geziert. Schwingen an der Spitze schwarzbraun, der übrige Teil grau, schwarz gebändert, auf der Innenfahne zum Teil weiss, bei jüngeren Vögel haben die Schwingen auf der Bänderung bisweilen braunen Anflug. Bei ganz alten Vögeln sind die vordersten 3 Handschwingen einfarbig schiefergrau und nicht gebändert. Kehle individuell, entweder weiss wie die übrige Unterseite, mehr und minder Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 195 schwarz. Schnabel schwarz. Wachshaut und Füsse gelb. Iris kaffeebraun. ' Bei jungen Nasen ist die Oberseite dunkelbraun. Ein grosser Teil der Oberschwanzdecken, Rücken, Schultern und Nackenfedern häufig rostbraun. Unterseite des Vogels weiss, je nach dem Alter mehr oder weniger mit rostbraunem Anflug ge- färbt, je älter der Vogel wird, desto mehr nimmt der rostbraune Anflug ab, der sich nur auf der Kehle und Brust lang erhält. Bisweilen haben die weissen Federn der Unterseite schwarzbraune Mittelstreifen. Schwanz graubraun, schwarz gebändert. Schwingen wie bei alten Vögeln, Unterschwanzdecken im allgemeinen dunkler. Schnabel schwarz, Wachshaut und Füsse gelb. Iris braun. g® ad. (Dunkle Phase): Ober- und Unterseite schiefer- schwarz. Schwanz rotbraun oder fuchsbraun, häufig mit einem schwarzen Endfleck am rechten oder linken Schwanzende, bei jüngeren Vögeln mit einer schwarzen Binde am Ende der Schwanzfedern. Schwingen wie bei alten Vögeln der hellen Phase. Unterflügeldecken ebenfalls schieferschwarz. Das Jugendkleid dieser dunklen Phase ist braun; je älter die Vögel werden, desto häufiger erscheinen auf dem Gefieder die schieferschwarzen Federn, sodass der Vogel gefleckt erscheint. Schwingen wie beim alten Vogel. Unterflügeldecken braun. Ein. am 2. September 1900 bei Adisabeba erlegtes @ der dunklen Phase in noch nicht ausgefärbter schieferschwarzer Be- fiederung ist auf Nacken, Rücken und Unterseite weiss gefleckt. Die $g variieren in ihren Massen folgenderweise: Flügel- länge 38,5 —42, Schwanzl. 20—22, Schnabell. 2,3—2,6 cm. Die 29: Flügell. 43,5—45, Schwanzl. 22—23,5, Schnabel 2,7—3,1 cm. Merkwürdiger Weise bekommt der Augur-Bussard im Alter einen kürzeren Schwanz. Der rote Schwanz ist immer um 1—2!/, em kürzer als der gebänderte des jüngeren Vogels, was deutlich aus mehreren jüngeren Exemplaren im Übergangskleid meiner Sammlung und der des Berl. Mus. hervorgeht, bei welchen der Schwanz schon einige kurze rote Federn des Alterskleides hat. Buteo anceps A. Brehm. A. Brehm, Naumannia 1855 p. 6. Habesch 1863 p. 248. Buteo anceps. Heuglin, Orn. Nord-Ost- Afrikas I. 1869 p- 93. DB. anceps. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01.1. p. 593. B. auguralis. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie|. Abessinien. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873 p. 387. Buteo auguralis. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884 p. 49. B. desertorum. 196 C. v. Erlanger: Nach Vergleich meines in Nord-Ost-Afrika gesammelten Pärchens mit dem vermutlichen Typus der Art leg. Brehm, Ber!. Mus. No. 621 9, ferner nach Zuhülfenahme der vorhandenen Literatur kam ich zu der Überzeugung, dass Buteo anceps Brehm und Duleo auguralis Salvadori identisch sind und daher der Priorität zu Folge der Brehm’sche Name angewandt werden muss. Buteo anceps ist sofort sowohl vom jungen wie natürlich auch von dem gänzlich anders gefärbten alten Buteo augur zu unterscheiden, mit welchem Duteo anceps garnichts zu tun hat. Auch sind die Grössenunterschiede so bedeutend, dass hierüber gar kein Zweifel herrschen kann. Die Bussarde sind wohl mit am schwierigsten richtig zu klassificieren und systematisch richtig zu erkennen, sodass mir in Folge der grossen Suiten aus den verschiedensten Gegenden und zwar während der Brutzeit, wo- möglich an den Horsten gesammelt, die zur richtigen Erkenntnis nötig sind, vorerst Material fehlt, um eingehend mich mit dieser Frage zu beschäftigen. Ich glaube aber nicht fehl zu gehen, wenn ich Buieo anceps Brehm als den geopraphischen Vertreter unseres Buteo vulgaris in Nord-Ost-Afrika ansehe, doch möchte ich vor- erst noch diese interessante Frage offen lassen. Dass der Le- vaillant’sche Falco tachardus synonym mit anceps ist, wie es Heuglin annimmt, möchte ich bezweifeln. In Ann. Mus. Genova IV. 1873 Text p. 387 ist Buteo au- guralis abgebildet Tab. 1 und zwar mit völlig rotem ungebänder- ten Schwanz. Salvadori spricht auch von 3 3, bei denen der Schwanz schön braunrot ist, ohne alle Bänderung auf den Federn mit Ausnahme derjenigen nahe an der Spitze. Schon Heuglin, der diese 3 Exemplare erwähnt, hält sie für sehr alte Vögel, eine Ansicht, der ich mich völlig anschliesse, da meinen beiden Exem- plaren zu Folge der Schwanz im Alter immer rotbrauner wird. Das von Hilgert auf der Rückreise von Adis-abeba nach Harar gesammelte @ hat viel rotbraune Schwanzfedern mit fast ver- wischter Bänderung, während bei dem g die Schwanzfedern mehr braun sind und deutliche Querbänderung tragen. Das sich im Berl. Mus. befindliche Exemplar, das älteste, welches mir vor- liegt, hat rotbraunen, fast ungebänderten Schwanz und ist dem- entsprechend auf der ganzen Oberseite, Rücken, Flügeln, Nacken stark rotbraun. Bedeutend ist der Grössenunterschied zwischen dem bisher unbekannten @ und dem sehr kleinen d. Schon in der Nau- mannia 1855 p. 8 weist Brehm darauf hin, jedoch hält er das sich hier auf dem Berl. Mus. befindliche Exemplar, nach welchem die Diagnose gemacht ist, für ein @, und ist dieses ohne Zweifel ein $, daher stimmen auch die in der Naumannia für ein 2 an- gegebenen Masse nicht, sondern beziehen sich auf ein g. Auf die Beschreibung des Gefieders brauche ich nicht näher einzugehen, welche von Brehm ausführlich Naumannia 1855 p. 7 ausgeführt worden ist. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 197 g Typus der Art (?), Berl. Mus. Nr. 621: Flgl. 33, Schwz. 19,5, Schnabel v. d. Wachsh. 11,2 cm. g®% Mora, Süd-Abessinien (Djam-djam) 20. Januar 1901: Flgl. 34,5, Schwz. 20, Schnabel v. d. Wachsh. 2,1 cm. Aus diesem Exemplar, dessen Geschlechtsteile stark ent- wickelt waren, geht hervor, dass sich der Vogel in seinem Brut- gebiet befand. Djam-djam, im tiefsten Süden Süd-Schoas gelegen, dürfte demnach mit unter das Brutgebiet dieser Bussardart gerechnet werden, eine Tatsache, welche auch mit einer Bemerkung Brehm’s Naumannia 1855, p. 8 stimmt: „Auch dieser Vogel scheint sehr südlich zu wohnen.“ ©° Harar, Abessinien, 23. Okt. 1900, leg. Hilgert: Flgl. 40,5, Schwz. 23,5, Schnabel v. d. Wachsh. 2,7 cm. Butastur rufipennis (Sund.) Sundevall, Oefr. Ak. Förk. 1850 p. 131. Poliornis rufipennis. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas 1869 I. p. 95. /Poliornis] Buteo rufipennis. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01 p. 597. Bulastur rufipennis. Abessinien. Grant, Ibis 1900 p. 320. Butastur rufipennis. Der Heuschreckenbussard liegt mir von meiner Reise in einem Exemplar vor, welches ich im südlichen Somaliland erlegte. Hier lebte der Vogel auf den weiten grasigen Steppen, woselbst er ohne Zweifel Brutvogel ist. Seinen Horst errichtet er auf den einzelnen höheren Bäumen, die allenthalben sich zeigen. Auch in den ausgedehnten Akazienwäldern, welche wir auf unserem Marsch vom Ganale zum Fluss Daua zu passieren hatten, kam dieser Raubvogel zur Beobachtung. Am 19. April 01 fand ich auch den Horst dieses Raubvogels, welcher etwa 6 m hoch auf einer Schirmakazie, hart neben dem Karawanenpfad, stand. Von aussen glich er einem Rabenhorst; innen war er mit Wolle und Resten von Heuschrecken anusgepolstert.e. In demselben befanden sich 2 junge Vögel, von welchen der eine nach wenigen Tagen einging und gebalgt wurde. Der Vogel, noch im Dunenkleid, zeigt nur an den Flügeln schon Federn, welche aber schon deutlich die braunrote Färbung andeuten. Den anderen Vogel gelang es srosszuziehen, und erreichte er auch noch deutschen Boden, starb aber alsbald dann in der Gefangenschaft. Leider konnte ich nicht die beiden alten Vögel, welche zu diesem Horst gehörten, erlegen, da es in diesen Tagen wegen der feindlichen Haltung der Süd- somali unmöglich war, sich auf längere Zeit weit von der Kara- wane zu absentieren, und so lange die Karawane sich auf dem Marsche in der Nähe des Horstes befand, die schlauen Vögel 198 C. v. Erlanger: nicht herankamen, jedoch konnte ich sie deutlich durch mein Fernglas beobachten und die Art identificieren. Das von mir am 14. Mai Ol bei Damaso, Süd-Somaliland erlegte J® ad. trägt folgende Masse: Flgl. 28,8, Schwz. 10,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,9 cm. Der Mageninhalt bestand aus Heuschrecken, und die Ent- wickelung der Geschlechtsteile (2) lässt darauf schliessen, dass der Vogel mit Sicherheit Brutvogel des Gebiets ist. - Oberkopf und Nacken rostfarben, schwarzbraun gestrichelt, Backen braun. Unterseite des Vogels rostfarben, nach der Kehle, und dem Bauch zu heller werdend. Brust und oberer Teil des Bauches braun gestrichelt, Rücken, Schultern, Oberschwanzdecken und Flügeldecken braun. Handdecken und Handschwingen rotbraun mit schwarzbrauner Spitze, letztere mit schwarzbraunen Quer- binden auf der Innenfahne und am Wurzelteile der Innenfahne weiss, unterseits weiss. Je älter der Vogel wird, desto mehr ver- liert sich die Bänderung auf der Innenfahne der Handschwingen und nimmt das Weiss auf der Innenfahne an der 1., 2., 3. Hand- schwinge zu. Armschwingen graubraun, beim jüngeren Vogel mit weissem Endsaum. Kehle weiss mit rostgelben Anflug, Schwanz graubraun mit dunkler Bänderung. Unterflügeldecken weiss mit einzelnen grauen Flecken. Iris zitrongelb, um die Pupille etwas srünlich angeflogen. Füsse und Wachshaut gelb. Bei jüngeren Vögeln ist Oberkopf und Nacken wie die übrige Oberseite braun, ebenfalls die Brust, welche nach und nach in die rostfarbene Unterseite übergeht. Die braune Strichelung auf der Unterseite ist viel breiter und dichter als beim ganz alten Vogel. Die drei auf dem Berliner Museum sich befindlichen Exem- plare: No. 694 Sennar Brehm, No. 695 N. O. Afrika Brehm, No. 62 N. O. Afrika v. Heuglin sind keine ganz ausgefärbten Vögel. Helotarsus ecaudatus (Daud.) Daudin, Traite II. 1800, p. 54. Falco ecaudatus. Heuglin, Orn. Nord - Ost - Afrikas. 1869, p. 80. Helotarsus ecaudatus. Hierzu Tafel Il. 1. J ad. ungebändert 2. g ad. ge- bändert 3 iuv. Blanford, Geology und Zoology of Abyssinia 1870, p. 2%. H. ecaudatus. Antinori, Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873, p. 3892. H. ecaudatus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 46; 1888 p. 526. H. ecaudatus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 96. H. en Salvadori, Ucc. race. nel. Tigre. 1. Ann. al. Mus. zool. di Perugia XII. 1897. No. 287. H. ecaudatus. ’ Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 199 Somaliland. Elliot, Field, Columbian Mus. 1897, p. 58. H. ecaudatus. Sharpe, Proc. Z. S. London 1895, p. 508. H. ecaudatus. Reichenow, Vögel Afrikas I. p. 598. A. ecaudatus. [Hier siehe weitere Synonymie und Literatur.] ‚Bis jetzt ist‘ man sich noch nicht im Klaren, ob die ver- schiedenen Kleider, welche von Gaukler bekannt sind, sich auf Altersunterschiede, individuelle Abänderungen im Gefieder, oder auf zoogeographische Formen beziehen. Leider ist es mir auch nicht möglich, diese Frage endgültig zu erledigen, da das mir vorliegende Material nicht ausreicht. Schon von Heuglin ist auf die Form „leuconotus“ Pr. Würt. hingewiesen worden, jedoch soll diese Form über ganz Afrika. verbreitet sein und neben den braunrückigen Gauklern vorkommen, unter andern auch von Fischer in Ost-Afrika beobachtet. Die Form „fasciatus“ Heugl. Var. Diagnosis. Orn. f. Nord-Ost-Afrikas I, p. 81. Var. bezieht sich auf die Vögel mit bräunlichsilbergrauer Bänderung auf den Flügeln. Nach Heuglin kommen diese im Süden, Westen und Osten Afrikas neben der anderen Form ohne helle Bänderung vor. Nach Reichenow Vög. Afrikas I, p. 598 sind die Vögel mit gebänderten Flügeln, ferner die mit weissgelbem Rücken, [letztere sehr selten], Vögel hohen Alters. Merkwürdiger Weise haben nun alle von mir in Nord-Ost-Afrika (Abessinien, Galla und Somaliländer) gesammelten Gaukler diese silbergraue Bänderung auf den Flügeln, mit Ausnahme eines’ Exemplars im Übergangs- kleid, während die 4 alten Exemplare des Berl. Mus. aus Ost-Afrika gesammelt von Fülleborn (Rikwa), Böhm (Ugallafluss), Glauning (Ukimbu), Schnorrenpfeil (Lindi) nicht gebändert sind. Das von Glauning (Ukimbu) gesammelte Exemplar ist hellrückig, demnach die Var. „leuconotus“. Ein von Thierry in Togo ge- sammelter Gaukler ebenso mit ungebänderten Flügeln. Aus Süd-Afrika dagegen befinden sich ebenfalls 4 alte Exemplare hier, und zwar ein Exemplar aus Port-Natal (ungebändert), ein anderes aus Kaffernland (gebändert), ein Exemplar vom Kap, ungebändert, ein weiteres aus Damaraland leg. Lübbert gebändert. Hieraus lassen sich nun folgende Schlussfolgerungen ziehen. Die silbergraue Bänderung auf den Flügeln ist das Zeichen höheren Alters, da ein von mir im Übergangskleid in den Galla- ländern bei Sheikh-Hussain gesammeltes Exemplar ungebändert ist, während die anderen von mir gesammelten alten Vögel aus derselben Gegend, d. h. aus Nord-Ost-Afrika, gebändert sind. Dass nun gerade die 4 alten Vögel aus Ost-Afrika alle un- gebändert sind, erscheint mir ein Zufall. Das hier sich befindliche Exemplar aus Togo ist ebenfalls nicht gebändert, vielleicht ver- hält es sich also auch so, dass alle Gaukler des rein-tropischen Afrikas stets ungebändert sind, während die weiter vom Aquator entfernt vorkommenden, z. B. die Nordostafrikanischen Vögel 200 C. v. Erlanger: stets eine Bänderung haben. Hiergegen spricht nun, dass nach dem aus Süd-Afrika vorliegendem Material beide Formen vorkommen. Vielleicht ist also der gebänderte Gaukler eine Art, welche in Süd-Afrika neben der ungebänderten Art vorkommt, während im rein tropischen Afrika nur die ungebänderte, im Nord-Osten nur die gebänderte Art lebt. Dass die Gaukler mit gelben Rückenfedern sehr alte Vögel sein sollen, erscheint mir dagegen nicht glaub- würdig, da, wie oben erwähnt, das von Glauning in Ukimbu ge- sammelte Exemplar ungebändert ist. Der Vogel müsste also, wenn es wirklich Alterszeichen wäre, in der Jugend ungebändert sein, dann gebänderte Flügel bekommen und, wenn der Rücken selb wird, die Bänderung wieder verlieren. Ich glaube daher, dass wir es bei der Form „leuconotus‘‘ lediglich mit einer Varia- tion, einem seltenen Spiel der Natur, zu tun haben. In der Jugend ist das Gefieder dunkelbraun kupferglänzend mit rotbräunlichen Federspitzen. Kopf, Hals, Nacken blasser mit hellbräunlichgelben Federspitzen. Vordere Handschwingen schwarz. Füsse orange. Schnabel am Ansatz orange, vordere Hälfte schwarz. Beim Vogel im Übergangskleid ist die Oberseite, Kopf, Hals und Nacken dunkelschwarzbraun. Bei den Unterflügeln machen sich einige weisse Federn bemerkbar. Unterseite, Brust und Bauch noch gemischt, teilweise die schwarzen Federn des Alters- kleides, teilweise noch die braunen Federn des Jugendstadiums tragend. Flügel nicht gebändert, d. h. Armschwingen schwarz, wie die Handschwingen, und nicht silbergrau. Schnabel am An- satz orange, vordere Hälfte schwarz. Füsse orange, jedoch mehr rötlich als beim jungen. Beim alten Vogel ist Kopf, Hals, Nacken, die ganze Unterseite, ferner die Schulterfedern und Handschwingen schwarz. Rücken, Bürzel und Schwanz rotbraun. Mittlere Armdecken, grosse Armdecken und grosse Hand- decken braun, kleine Flügeldecken und Afterflügel bei älteren Exemplaren heller mit grauem Anflug. Armschwingen schwarz, bei älteren Vögeln bräunlich silbergrau. Unterflügel weiss. Iris rotbraun. Füsse und Nackteile orangefarben in’s Korallrote über- gehend. Schnabel orange, nach der Spitze zu dunkelhornfarben. 99 haben etwas grössere Masse als gg. Von mir wurden Gaukler gesammelt und beobachtet im nördlichen Somaliland von Zeyla-Harar. Ferner in den Galla- ländern bei Ginir und auf der Route nach Adisabeba, im Seeen- gebiet und Süd-Somaliland, Lorianebene u an der Küste bei Gobwen und Kismayu. Wohl wegen seines absonderlichen Aussehens und seines gau- kelnden Fluges haben die Eingeborenen den Gaukler in ihren Sagen- kreis aufgenommen. So herrscht z. B. bei den Somal der Glaube, dass die Kralle der Mittelzehe des Obodi (Gauklers) schwangeren Frauen, wenn sie dieselben an der Brust tragen, zu einer leichten Geburt und einem gesunden kräftigen Kind: verhelfen. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 201 Dem Galla und Abessinier bringt der Gaukler Unglück, wenn er gaukelnden und laut hörbaren sausenden Fluges über die Maultierkarawane fliegt. Sicher wird der Nagadi (Kaufmann), be- vor er sein Ziel erreicht hat, viel Maultiere an Krankheit oder Ubermüdung verlieren. Unter diesem Aberglauben hatte auch ich auf meiner Reise zu leiden, da, nachdem eine Seuche unter den Maultieren der Karawane ausgebrochen war, nachdem ein Gaukler über die Karawane hergeflogen war, die Leute nicht mehr für die kranken Tiere sorgen wollten, da ihrer Ansicht nach diese doch sicherlich dem Untergang geweiht seien. Ein herrliches Bild bilden die Gaukler, wenn sie, zumal in der Paarungszeit, ihre Flugspiele in der Luft ausführen, wobei sie sich oft wie Steine aus hoher Luft herabfallen lassen, um dann wiederum kerzengerade in die Luft aufzusteigen; gerade bei solchen Flugspielen lässt sich das laute Geräusch mit den Flügeln vernehmen. Wie oft und wie lange habe ich den possierlichen Vögeln mit kurzem Schwanz, gedrungenem Körper und unverhält- nismässig grossen Flügeln zugesehen. Der Gaukler ist auch Aasfresser, jedoch kommt er meist einzeln, immer aber nur mit seinesgleichen an’s Aas, niemals mit anderen Raubvögeln; z. B. erlegte ich ein Exemplar auf dem Aas an unserem Lager bei Dadab. In der Nähe des Lagers bei Gum- bowonen wurde mir ein Exemplar tot von den Leuten gebracht, welches vergiftetes Fleisch gefressen hatte, das für Schakale aus- gelegt worden war. Am Lager in Artu, Nord-Somaliland, beob- achtete Hilgert mehrere Gaukler auf der Erde, welche nach Nahrung suchten. Ihre Haltung soll ähnlich der von Aasgeiern gewesen Sein. Am 13.4. 00. wurde Hilgert auf der Jagd in den Kaffeeplantagen bei Harar plötzlich auf Gaukler aufmerksam, die mit mächtig sausenden Flug. hoch aus der Luft fast senk- recht herunter stürzten und sich dann neckend in allen möglichen Flugkünsten tief über dem Boden entfernten. Gypaetus barbatus ossifragus (Savign.). Savigny, Syst. Ois d’Egypte 1800 p. 19. Phene ossifraga. Antinori, Catal. descrit. 1864 p. 7. Gypaetus barbatus. Blanford, Abyssinia 1870 p. 298. Gypaetus meridionalis. Salvadori, Ann. del. Mus. Civ. Genova 1884 p. 35; 1888, 194. Gypaetus ossifragus. Erlanger, Beitr. z. Avifauna Tunesiens, Journ. f. Orn. 1898. Tabula IV., und V. (nebst Text). Gypaetus barbatus ossi- fragus. Reichenow, Die Vögel Afrikas 1900—01. I. p. 601. Gy- paetus ossifragus. [Siehe hierselbst weitere Literatur]. Grant, Ibis 1900 p. 321. Gypaetus barbatus. Journ, f. Orn. LII. Jahrg. April 1904. 14 208 C. v. Erlanger: Vom Lämmergeier gelang es mir eine grössere Suite in Abes- sinien und den Gallaländern zu sammeln, woselbst er keines- wegs eine seltene Erscheinung ist. Auf jedem Hochgebirge ist er heimisch und daher in dem Gebirgsland Abessinien, die afri- kanische Schweiz mit Recht benannt, häufig. In Adis-abeba sah ich tagtäglich Lämmergeier über den Hütten der Abessinier kreisen, öfters garnicht hoch über denselben, sodass es sogar Praeparator Hilgert eines Tages gelang, einen Gypaetus, während er über unseren abessinischen Hütten, in welchen wir wohnten kreiste, zu erlegen. In der Nähe derselben lagen mehrere alte Knochen, die Lieblingsspeise der Lämmergeier, und hatte er sich wahr- scheinlich diese zur Mahlzeit auserkoren. Auf dem Gara-Mulata bei Harar erlegte ich ein altes und ein junges Exemplar, ferner kreisten stets Lämmergeier über Ginir, dem Sitz von Dedjasmatsch Waldegabriel (Arrussi-Galla- land), woselbst ich mehrere Tage mit meiner Karawane lagerte. Diese kamen alle von den zwischen Scheikh-Hussein und Ginir sich hinziehenden Auatu-Gebirgen: Gebirge von äusserst pito- resken Formen infolge ihres vulkanischen Ursprungs, Tafelberge (Amba) mit steil abfallenden Felswänden, woselbst diese grossen Vögel die passendsten ÖOrtlichkeiten zur Horstanlage finden. Auch auf der Reise durch die Hochländer des Arrussi-Galia- lands von Scheikh-Hussein nach Adisabeba wurden öfters Lämmer- geier beobachtet und ebenfalls ein wunderbar ausgefärbtes Exem- plar von mir erlegt, während es gerade über unser Lager strich. In Adisabeba, wie schon .erwähnt, ist er eine tagtägliche Er- scheinung. Ferner kamen Gypaetus im Hochland von Djamdjam bei Abera und Darassa mehrmals zur Beobachtung, ferner auf der Reise von Abera durch die Hochgebirge bei Ladscho zurück nach Ginir. Der südlichste Punkt, woselbst ich den Lämmer- geier beobachtete, war bei Burdschi südöstlich des Gangiulesee, also ungefähr unter dem 6.° nördlicher Breite. Am 23. Okt. 1900 sah Hilgert auf dem Rückmarsch von Gandakore nach Harar an einer Bergkuppe 2 Lämmergeier in einer Felshöhle aus- und einfliegen. Nachdem mit grösster Mühe die Stelle von einem Somali erklettert worden war, fand derselbe darin einen alten leeren Horst, und war die ganze Höhle und darunterliegende Felsen weiss vom Geschmeiss der Vögel. Dies als Beispiel, dass ebenfalls die Lämmergeier den einmal besetzten Horstplatz beibehalten. Ein Schuss auf die unweit kreisenden Vögel blieb wirkungslos. Im ganzen wurden auf der Expedition in Süd-Schoa und den Gallaländern gesammelt.: 7 alte Vögel, 2 im Übergangsstadium, 6 junge Exemplare. Nach Vergleich dieser von mir gesammelten 15 Exemplare mit anderen dem Berl. Mus. gehörenden Lämmergeiern aus Abes- sinien mit Exemplaren von Süd-Afrika, stellte sich heraus, dass die Unterscheidungsmerkmale zwischen der Form ossifragus Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 208 und meridionalis doch nur sehr schwache sind. Leider fehlt es mir an genügendem Vergleichsmaterial aus Süd-Afrika, um diese interessante Frage zu entscheiden. Aus der mir vorliegenden Suite von Gypaetus aus Abessi- nien ergeben sich folgende Alterskleider. Ausgefärbter Vogel im höchstem Alter. Iris blassgraubräunlich, äusserer Ring zinnoberrot. Wangen, Kinn, Oberkopf weiss. Der schwarze Streifen, der sich oberhalb der Ohrgegend hinzieht und die Kopfplatte umsäumt, ist am Hinterkopf durchbrochen und bildet einen schwarzen, durch weisse Federn durchbrochenen Fleck, der je älter der Vogel ist, desto schwächer wird; Schwanzfedern, Schwingen, grosse und kleine Flügel, Deckfedern, Rückenfedern schwarz, grau bestäubt mit weissen und blassgelben Schäften. Kopf, Kehle, Hals schön rostfarben. Unterseite des Vogels gelb- ‚lich weiss, nur mit einigen rostfarbenen Federn, welche je älter der Vogel, desto mehr verschwinden. Ausgefärbter alter Vogel. Im allgemeinen gefärbt wie voriges Exemplar, nur, dass die Unterseite des Vogels nicht gelblich- weiss ist und sich von dem rostfarbenen Hals des Vogels abhebt, sondern einfarbig stark rostfarben, was dem stattlichen Vogel ein wunderbares Colorit verleiht. Vogel im Übergangskleid, medial. Stadium. Wangen hellgelb mit rostfarbenem Anflug. Die umsäumte Kopfplatte schmutzig- weiss mit lanzettähnlichen Spitzen versehen, die sich nach dem Hinterkopf mehren und den nur noch im Alter vorhandenen Fleck bilden, der seinerseits aus der Anhäufung dieser lanzettähnlichen Spitzen gebildet ist. Hals, Kinn Nacken mit braunen, gelblich- weissen und rostfarbenen Federn versehen. Zumal sind Kehle und Hals bei dem mir vorliegendem Exemplar noch mit vielen braunen, dem Jugendkleid angehörenden, Federn geziert. Der die Kopfplatte umsäumende dunkle Streifen ist nicht rein schwarz wie beim alten oder ganz alten Vogel, sondern hat zumal über dem Auge bräunlichen Anflug. Unterseite des Vogels rotbraun mit rostfarbenem Anflug. Federn des Oberkörpers und Flügel- ‘ decken braun ; an einzelnen Stellen kommen die schwarzen Federn des Alterskleides durch. Vogel im Jugendkleid Iris grau mit orangerotem Ring. Kopf und Hals schwarz. Unterkörper graubraun, roströt- lich verwaschen. Federn des Oberkörpers teils dunkel, teils grau- braun, einzelne Federn, zumal auf dem Rücken, mit weisslichen Enden. Aus den jungen Exemplaren geht hervor, dass der Vogel im ersten Federkleid eine völlig graubraune Unterseite hat, was erstens durch einen grossen Teil von Federn der Unterseite der mir vorliegenden Suite von „ossifragus“ hervorgeht, zweitens aus zwei ganz jungen Exemplaren von Gypaetus barbatus Stor., Berl. Mus, Wenn diese beiden Vögel auch einer anderen Art ange- 14* 204 6. v. Erlanger: hören, so kann man von ihnen an Hand des vorliegenden Mate- rials leicht diese Schlussfolgerung ziehen. Vom Lämmergeier sind uns nun folgende Formen bekannt: Gypaetus barbatus barbatus Stor. Von der pyrenäischen Halbinsei, Sardinien, längs der Alpen nach der Balkanhalbinsel, von da östlich nach dem Kaukasus, Central Asien, Himalaya, und den Gebirgen der Mongolei: Gypaetus barbatus atlantis Erl. Atlasländer, Marocco, Al- gerien, Tunesien, Palästina, Sinai nach König [Fessangebirgen, Tibesti].? Gypaetus barbatus ossifragus (Sav.) Nordostafrika, Abes- sinien und in den sich südlich daran anschliessenden Gallaländern, nach Heuglin im peträischen Arabien und in den Bogos und Beni-Amer Ländern. Gypaetus barbatus meridionalis (Keys. Blas.) Südafrika, Natal, Oranjefreistaat, Kaffernland. Sehraltesg. Scheikh Hussein Arrussi-Gallaland, 27. Juni 00: Flgl. 72, Schwz. 49,5, Schnabei 4,8, Lauf bis zu den Zehen un- befiedert 3,5 cm. Sehr altes d?. Fluss Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland, 38. Jan. 00. Figl. 69,5, Schwz. 48,5, Schnabel 4,7, Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,3 cm. °(% alt. Djafa (Route Ginir-Adis-abeba) Arrussi-Gallaland, 20. Juli 00: Flgl. 73, Schwz. 51,5, Schnabel 4,8, Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,3 cm. g®% alt. leg. Hilgert, Cialanco (Route Adis-abeba -Harar) Abessinien, Flgl. 74, Schwz. 50,5, Schnabel 5, Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,4 cm. g ad. Gara-mulata [Granitgebirgsstock 3 Tgr. südwestlich Harar], 21. März 00: Flgl. 73, Schwz. 49, Schnabel 4,7, Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,6 cm. Q med. Gara-Mulata 3 Tgr. südwestl. Harar, 21. Dezbr. 00: Flgl. 74, Schwz. 51, Schnabel 5,2, Lauf bis zu den Zehen un- befiedert 3,6 cm. Sg" med. Ladscho (Route Abera-Ginir) 12. Febr. 1901: Flgl. 74, Schwz. 50, Schnabel 4,5, Lauf bis zu den Zehen unbe- fiedert 3,5 cm. g iuv. Fluss Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland 27. Jan. 1901: Flgl. 72, Schwz. 50, Schnabel 4,7, Lauf bis zu den Zehen ungefiedert 3,5 cm. © juv. Ginir, Arrussi-Gallaland 27. Jan. 1901: Flgl. 74, Schwz. 52, Schnabel 5,1, Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,5 cm. g iuv. Adis-abeba, Abessinien 10. Sept. 1900: Flgl. 71, Schwz. 49, Schnabel 4,7, Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,6 cm. g iuv. Adis-abeba, Abessinien 8. Aug. 1900: Flgl. 73,5, Schwz. 50, Schnabel 4,8,Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,7 cm. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 205 9 iuv. Gara-Mulata, Abessinien 27. März 1900: Flgl. 74, Schwz. 50, Schnabel 5, Lauf bis zu den Zehen unbefiedert 3,5 cm. Haliaetus vocifer (Daud.) Daudin, Traite II. 1800, p. 65. Falco vocifer. Heuglin, Jorn. f. Orn. 1863, p. 8. FPandion vocifer var. orientalis. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas 1869, I. p. 53. Haliaetus vocıfer. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 45; 1888, 196. Haliaetus vocifer. Somaliland. Grant, Ibis 1901, p. 682. Haliaetus vocifer. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895, p. 508. A. vocifer. Diesem schönen Adler bin ich häufig auf meiner Reise be- gegnet. Wohl an jedem Fluss oder See des tropischen Afrikas ist der Schrei-Seeadler eine häufige Erscheinung. Hier hat er auf den dürren Ästen der höchsten Bäume im Uferwald aufge- baumt, am liebsten an solchen Plätzen, von wo er gut die Wasser- fläche übersehen kann. Der schöne Raubvogel bietet einen herr- lichen Anblick mit seinem weissen Kopf und Brust, wenn er steif dasitzend sich von der heissen Sonne bestrahlen lässt, ein echter Charaktervogel für die ganze Landschaft. Im Seengebiet konnten wir schon in aller Frühe die lauten Rufe des Adlers ver- nehmen, wenn er über dem am Seeufer errichteten Lager Kkreiste, wobei sich die Adler oft in gewandten Flugbewegungen verfolgten. Öfters konnte ich ihn beobachten, wenn er über einen See oder längs eines Flusses über die Wasserfläche flog, um einen Fisch, seine Hauptnahrung, zu erbeuten, wobei er sich dann wie ein Stein in das Wasser fallen lässt. Zum ersten Mai beobachtete und erlegte ich diesen Adler am Webbi-Shebelli am 10. Juni 1900, und zwar zeigte er sich hier als Aasfresser. 2 Tage vorher hatte ich ein Krokodil erlegt, und lagen die Überreste des abgezogenen Tieres auf einer Sandbank am Fluss. Da ich schon mehrmals einen Adler dieser Gattung beobachtet hatte, ging ich seinetwegen nochmals den Fluss hinauf, um ihn zu erlegen. An der Sandbank angekommen, sah ich den Adler an den Überresten des Krokodils fressen, schlich mich gedeckt bis auf 30 Schritt an den nichts- ahnenden Raubvogel heran und schoss ihn dann beim Abstreichen. Übrigens hat auch Le Vaillant Knochen von Antilopen an den Orten, an welchen der Schreiseeadler seine Mahlzeiten zu halten pflegte, gefunden. Seine Hauptnahrung besteht aber in Tieren, die im Wasser leben, Fischen, Fröschen, Wasserschlangen. Nach Böhm hat das gesamte Wassergeflügel grosse Furcht vor dem zanksüchtigen Adler, während Hilgert auf der Reise von Harar 206 C. v. Erlanger: nach Adis-abeba das Gegenteil beobachtete, indem Enten und Blatthühnchen sich ungeniert unter dem aufgebaumten oder neben dem auf einem im Wasser liegenden Holzklotz sitzenden Adler im Wasser umhertummelten. Sehr häufig traf ich Schreiseeadler am unteren Ganale, ferner, wie schon erwähnt, am Seengebiet, woselbst ich am 3. Dezbr. 1900 auf einem hohen Baume am Ufer des Abassesees den Horst dieses Adlers fand. Ich wurde darauf aufmerksam durch die beiden über dem Baum kreisenden und bei meinem Herannahen ängstlich rufenden alten Vögel. Im grossen Horst, der unter vielen Bemühungen von einem dortigen Galla bestiegen wurde, befanden sich 2 fast flügge junge Vögel. In dieser Gegend scheint demnach die Brutzeit in die Monate Okt. und November zu fallen, während nach Heuglin die Paarungszeit schon in die Monate Fe- bruar und März verlegt wird. Meiner Ansicht nach ändert sich aber in den Tropen die Brut- und Paarungszeit sehr, welche völlig mit der Regenzeit in Verbindung gebracht werden muss, die doch auch in den einzelnen Jahren sehr verschieden stark oder schwach auftritt, eventuell gänzlich ausbleibt, sodass es kaum möglich ist, die Jahreszeit für die Brutzeit eines Vogels in den Tropen fest- stehend anzugeben. Nach der von mir in Abessinien, den Galla und Somali- ländern gesammelten Suite scheinen die nord-ost afrikanischen Schreiseeadler etwas kleiner zu sein als die aus Deutsch-Ost-Afrika, von denen mir eine grosse Suite des Berl. Mus. zum Vergleich zur Verfügung steht. Während bei den Jg aus Nord-Ost-Afrika die Flgl. von 48—50,5 cm variiert, Schwz. 23—24, Schnabel 4,5—5, bei @9 die Flgl. von 51—53 cm, Schwz. 23,5 —26, Schnabel 5,1—5,3 cm, variieren die alten Exemplare des Berl. Mus. aus Deutsch-Ost -Afrika, Flgl. 53—57,5, Schwz. 24—28, Schnabel 4,8—5,5 cm. [Leider fehlt von Seiten der Sammler die nähere Geschlechtsbestimmung]. In den einzelnen Alterskleidern ändert sich dieser Raubvogel ebenfalls bedeutend. Beim alten Vogel sind Kopf, Hals, Brust, Nacken, Ober- rücken, Schwanz und die längeren Unterschwanzdecken weiss. Flügeldecken mit Ausnahme der kleinen, die rotbraun sind, zum Teil mit schwarzen Mittelflecken, ferner Schwingen, Schulterfedern, Bürzel und Oberschwanzdecken schwarz mit grünlichem Schimmer. Bauch, Hosen, kürzere Unterschwanzdecken, Unterflügeldecken rotbraun (siehe Reichenow). Iris braun melliert, Füsse blassgelb, Wachshaut zitronengelb. Schnabel schwarz. ‚Vogel im mittleren Stadium: Kopf, Hals, Nacken, Brust, Schwanz und die längeren Unterschwanzdecken weiss. Auf der Brust haben einige der weissen Federn einen rotbraunen Mittel- streifen, ferner sind die Federn hinter dem Auge nach Stirn und Hals zu bräunlich. Handschwingen schwarz. Bauch, Hosen und die kürzeren Unterschwanzdecken braun mit rötlichem Anflug. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 207 Oberseite des Vogels, Flügel und deren Unterseite, Rücken, Bürzel im allgemeinen braunschwarz, während auf dem Ober- rücken sich schon viele weisse Federn zeigen, sodass dieser sich scharf von der übrigen Oberseite des Vogels abhebt, zeigen einige Flügelfedern schon das Alterskleid durch ihre schwarze - Farbe mit grauem Stahlglanz; ebenfalls haben auch schon die grossen Unterflügeldecken braune Färbung. Iris braunmelliert. . Füsse gelblichweiss.. Wachshaut zitronengelb. Schnabel schwarz. Iın Jugendkleid ist der Vogel braunschwarz, besonders im Nacken, auf der Kehle, den Wangen und der Brust treten die weissen Federn hervor. Rückenfedern und Flügeldecken mit rostfarbenen Säumen; die grossen Flügeldeckfedern häufig mit weisser Innenfahne. Schwanz graubraun, dunkelbraun gefleckt mit breiter schwarzbrauner Binde am Ende vor denselben, sowie der Endsaum, weisslich (siehe Reichenow). Iris hellbraun. Füsse schmutzigweiss. Wachshaut braungrau. Schnabel schwarz. Nach Heuglin und Brehm sollen östliche Vögel kleiner sein als west- liche und südliche. Milvus aegyptius (Gm.) Gmelin, S. N. I. 1788, p. 261. Falco aegyptius. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas 1869 I, p.98. Milvus forskali. Reichenow, Vögel Afrikas I, 1900-01, p. 609. Milvus aegyptius. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870, p. 300. Milvus aeyyptius. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 58; 1888, p. 58. M. aegyptius. Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888, p. 54. M. aegyptius. Somaliland. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895, p. 509. M. aegyptius. Lort Phillips, Ibis 1898, p. 420. M. aeyyptius. Der Schmarotzermilan ist der gewöhnlichste und weitver- breiteste Raubvogel des tropischen Afrikas. In der Nähe von Ansiedelungen und Dörfern, an den Karawanenstrassen und ver- lassenen Lagerplätzen, überall trifft man ihn an. Ich beobachtete denselben an der Küste bei Aden und Zeyla, im nördlichen So- maliland, in den Gallaländern, bei Adis-abeba in einer Höhe von 2800 m im Hauaschtal (Hilgert) im Seengebiet, Boranland, Süd- Somaliland, Lorianebene und an der Küste bei Kismayu. Meine Leute warfen ihnen öfters, wenn sie niedrig über unserem Lager kreisten, kleine Fleischstücke in die Luft, welche diese geschickt im Flug mit den Krallen auffingen. Am 2. Jan. 01 war einer _ dieser Vögel so frech, dass er Hilgert ein Stück Fleisch im Flug 208 C. v. Erlanger: aus der Hand wegnahm, ganz in der Nähe aufbaumte und seinen Raub zu kröpfen begann. Grosse Ansammlungen von Milvus aegyptius beobachteten wir in den letzten Tagen des Febr. 00 im nördlichen Somaliland auf der Route von Zeyla — Djeldessa in nächster Nähe von Artu. In diesen Tagen überfluteten unge- zählte Mengen von Wanderheuschrecken die ganze Gegend und liessen sich, zumal in den waldigen Beständen, eine Tagereise nördlich von Artu in ungeheueren Scharen nieder. Hier war. es dann auch, wo sich die Milvus in grossen Mengen versam- melten, um Jagd auf die Heuschrecken zu machen, was der Mageninhalt der erlegten Milvus bezeugte. Den Horst mit Gelege dieses Raubvogels fand ich gelegent- lich eines Jagdausfluges auf Sommerings-Gazellen von unserem Lagerplatz bei Dadab aus. Der Horst stand kaum 6 m hoch auf einzelnen Akazien, und befanden sich in der mit einigen grauen Zweigen ausgelegten Nestmulde Eier, die folgende Masse haben. Gelege 2 Eier, gefunden bei Dadab N.-Somaliland, Route: Zeyla — Djeldessa am 24. Januar 1903. Was Farbe-Zeichnung anbelangt, gleichen die Eier lebhaft gezeichneten Eiern von Milvus korschun. Einer grösseren Suite, Gelege von Milvus korschun reichenowi aus Tunesien, gegenübergestellt finde ich keinen nennenswerten Unterschied. 54 X 42,5 n: = Bebrüt d (8) ebrütungsgra In Bezug auf die Färbung des Gefieders ist zu bemerken, dass jüngere Vögel im allgemeinen dunkler gefärbt sind als ältere. Zumal auf der Kopfplatte und dem Nacken sind die Federn mehr rostfarben, ebenfalls fehlen den jüngeren Vögeln die ganz hellen mit schwarzen Mittelstreifen versehenen kleinen Stirn- und Kehl- federn,. welche dem ganzen Kopf des sehr alten da das helle Aussehen verleihen. Ein weiteres Merkmal jüngerer Vögel sind die dunkelbraunen Backen und der weniger intensiv gelbe Schnabel, der bei ganz jungen Vögeln hornbraun ist. Merkwürdiger Weise sind vier von mir im Nord-Somaliland gesammelte Vögel äusserst hell, was zumal im Nacken und auch auf der übrigen Oberseite der Vögel zu Tage tritt, jedoch variieren diese Vögel nach Vergleich mit anderen von mir später im Laufe der Reise gesammelten Exemplaren und anderen aus dem Berl. Mus. aus Ost- und West-Afrika bedeutend, sodass ich vorerst noch nicht wage, eine Entscheidung zu treffen, ob wirklich der Somalivogel constant heller ist; jedoch mache ich auf diese Be- obachtung aufmerksam, wodurch man nun vielleicht später an Hand Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 209 noch grösseren Materials zu einem interessanten Resultat, be- züglich zoogeographischer Formen kommen kann. In den Massen variieren die gg; Flgl. 42—44, Schwz. 29 —32, Schnabel v. d. Wachsh. 2,3—2,6 cm. Die @2 sind grösser als die Jg, leider fehlt es mir an Material, um auch bei diesen die Masse angeben zu können. Milvus korschun korschun (Gm.) Gmelin, N. Com. Petrop. XII. 1771 p. 444. Accipiter korschun. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas 1869 I. p. 98. Milvus aetolvus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01. Bd. I. p. 612. M. kor- schun. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870 p. 300. Milvus migrams. Giglioli, Ann. Mus. Civ. 1888 p. 55. Milvus migrans. Auf dem Zug mehrmals beobachtet und in 2 Exemplaren gesammelt. © Gumboworen Nord-Somaliland, 9. Febr. 00: Flgl. 46,5, Schwz. 28, Schnabel 2,7 cm. © Soomadu Nord-Somaliland, 12. Febr. 00: Flgl. 45,5, Schwz. 29, Schnabel 2,6 cm. Ein weiteres Exemplar dieser Art befindet sich auf dem Berl. Mus; @ Tabora, Deutsch-Ost-Afrika leg. Böhm 23. XII. 00: Flgl. 45,5, Schwz. 27, Schnabel 2,6 cm. Sehr interessant sind 3 Milvus meiner Sammlung durch ihr völlig abweichendes Kleid. Das eine Exemplar, erl. am 27. Mai 1899 Westpreussen, demnach Milvus korschun korschun (Gm.), ist ein altes ©. Durch Sektion wurde nachgewiesen, dass der stark entwickelte Eierstock zusammenhängend war, der Vogel demnach nicht gelegt hat. Ein weiteres Exemplar, erlegt in Tunesien am 11. Mai 1899 leg. Spatz., demnach Milvus korschun reichenowi, ist ein altes Jg. Das dritte Exemplar von Milvus aegyptius (Gm.), erl. bei El-Hota, Süd-Arabien (Sultanat Lahadsch) 23. Dezbr. 99, ist ein 9. Der abnorm helle Kopf, Hals und Nacken, die viel hellere Unterseite heben sofort diese Vögel aus einer Suite ihrer Anver- wandten hervor. Die beigefügte Tafel, welche die Exemplare darstellt, wird sie am besten dem Leser veranschaulichen. Da sowohl die in Westpreussen, als auch in Nord-Afrika sesammelten Exemplare während der Brutzeit erlegt sind, so halte ich diese Aberration für eine individuelle Variation, welche als seltene Erscheinung sowohl bei der deutschen wie tunesischen z00- geographischen Form von Milwus korschun, als auch bei Melvus aegyptius auftritt. 210 C. v. Erlanger: Anbei die Masse: Milvus korschun korschun 2 27. V. 99. Klein-Lutau West- preussen, erl. v. Förster Schramm: Flgl. 44, Schwz. 26, Schnabel v.d. Wachsh. 2,7 cm. MilWwus korschun reichenowi 3 11. V. 99. Gafsa Tunesien leg. Spatz: Flgl. 38,5, Schwz. 23,5, Schnabel v. d. Wachsh. 2,6 cm. Milvus aegyptius 9 El-Hota (Lahadsch) 23. Dezbr. 99: Flgl. 41, Schwz. 26,5, Schnabel v. d. Wachsh. 2,5 cm. Mivus korschun affinis (Gould). [Hierzu Tafel]. Gould, P. Z. S. 1837 p. 140, id. Syn. B. Austa pt. III. (1838) Milvus offinis. ’ Unter der grossen Anzahl von Milvus, welche während meiner Expedition gesammelt wurden, befand sich auch ein dieser Art angehörender Vogel. Ich konnte denselben nicht bestimmen und sandte ihn deshalb an Herrn Hartert, welcher die Liebenswürdig- keit hatte, denselben zu identificieren und nach Vergleich mit anderen Exemplaren dieser Art als Milvus korschun affıinis er- kannte. Herr Hartert sandte mir ausserdem noch 2 dieser Art angehörende Vögel aus dem Tringmuseum, damit ich selbst mein Urteil fällen könnte, und in der Tat die beiden Vögel stimmen völlig mit dem gesammelten überein. Der australische Milvus auf dem Zug in Nord-Ost-Afrika! Daraus kann man ersehen, wie die Zugstrassen der Vögel, die Zugverhältnisse, unter welchen diese leben, uns wenig oder kaum bekannt sind. Es ist im wahren Sinn des Worts ein Milvus „migrans.“ g (nach Hartert zweijährig) Gulufa. Ennia-Gallaland N. O. Afrika, 31. Dezbr. 1900, leg. Hilgert: Flgl. 42, Schwz. 27,7, Schnabel 2,4 cm. Elanus coeruleus (Desf.) Desfont, M&m. Ac. Sc. 1787 p. 503. T. 15. Falco coeruleus. Heuglin, Orn. N.-O.-Afrikas 1869 I. p. 100. Elanus mela- nopterus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—011. p. 615. E. coeruleus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p.60; 1888, p. 198. Elanus coeruleus. Salvadori, Bull. Mus. Zool. Torino Nr. 28, 1897. E. coeruleus. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 211 Somaliland. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895, p. 509. E. coeruleus. Revoil, Faune et Flore Somali (Oiseaux). E. coeruleus. Der Gleitaar wurde in mehreren Exemplaren von mir ge- sammelt. Leider gelang es nicht, diesen Raubvogel als Brutvogel zu konstatieren, auch trat er nirgends häufig auf und wurde nur einzeln beobachtet, zeigte sich stets scheu und vorsichtig, ein bestes Zeichen dafür, dass er sich in dem Gebiet nicht heimisch fühlte. Nach Heuglin ist er ein häufiger Raubvogel des unteren und mittleren Agyptens, während er in Assuan, im nördlichen Nubien bei Chartum, in Abessinien und den Bogosländern, in Kor- dofan, am blauen und weissen Nil ziemlich vereinzelt erscheint und zwar nur im Herbst und Winter. Diese Beobachtung Heuglins würde mit der meinigen über- einstimmen. Ein @ wurde von mir erlegt am 2.1.01 am Abaia- See in Süd-Schoa (Seengebiet). Häufiger als in Süd-Schoa und den Gallaländern scheint er im Süd-Somaliland aufzutreten, woselbst 2 Exemplare gesammeit wurden. Ein von mir in Tunesien gesammeltes Exemplar, Journ. f. Orn. 1898 p. 402, ist nach Vergleich mit Exemplaren aus dem tropischen Afrika sehr hell gefärbt, was zumal auf der Oberseite des Vogels dem Kopf und Nacken zu Tage tritt. Nach Reichenow Zugvogel in Afrika bis Angola und Natal. Nach Brehm soll er dagegen im Januar und März in Nord-Ost- Afrika brüten, Horst auf niedrigen Zitronenbäumen und 3—5 Eier oder Junge enthaltend. Nach Heuglin brütet der Gleitaar auf Palmen und verein- zelten Akazien zwischen März-Juli Irisfärbung und Wachshaut bei einem im Südsomaliland ge- sammelten Exemplar in noch nicht ganz ausgefärbtem Gefieder war orangerot, was ebenfalls mit der Angabe Heuglins stimmt, der im Gegensatz zu Schlegel und Naumann für die Irisfarbe hoch blutrot angibt. Man kann also folgende Skala für die Irisfärbung bei diesem Raubvogel aufstellen: alt: hoch blutrot (Heuglin), med.: orangerot, iuv.: fahlockergelb (Heuglin), Pull.: hell umbrabraun (Heuglin). Die Füsse der von mir in Nord-Öst-Afrika gesammelten Exemplare waren zitrongelb. © med. Solole Süd-Somaliland, (Route Bardera Umfudu) 14. Juni 1901: Flgl. 26,7, Schwz. 14,8, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. g? ad. Hanole. Süd-Somaliland, (Route Umfudu-Gobwen) 30. Juni 1901: Flgl. 27, Schwz. 14,7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,7 cm. Med. Abaya-See. Süd-Schoa (Seengebiet) 2. Jan. 1901: Flel. 27,2, Schwz. 14,7 cm. 212 C. v. Erlanger: Nauclerus riocouri (Vieill.). Vieillot, Oud. Gal. Ois. 1. 1823. pag. 43. Tab. 16. Elanoides riocouri. Heuglin, Orn. N.-O.-Africas I. 1869. p. 102. El. riocouri. Reichenow, Die Vögel Afrikas I. 1900—01. p. 617. Nau- clerus riocouri [siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884. p. 59. Nauclerus riocourt. Dem Schwalbenweih bin ich nur einmal auf meiner Reise begegnet und zwar am 15. Januar 1900 in der Nähe unseres Lagers bei Arircharleis im nördlichen Somaliland. 2 Tage von der Küste entfernt auf der Route von Zeyla nach Djeldessa. Gerade ver- folgte ich die Spur einer angeschossenen Sommerings-Antilope, als ich 2 dieser merkwürdigen Raubvögel wie Seeschwalben über mich herfliegen sah; natürlich wandte ich sofort meine Aufmerk- samkeit darauf und sah, wie sie einer einzelnen niedrigen Akazie zugeflogen, auf der noch 5 weitere sassen. Sofort schlich ich mit gutem Wind heran, hoffte auf einen Schuss mehrere zu erlegen, da 3 von ihnen wie unsere Schwalben dicht neben einander auf einem dünnen, bei dem geringsten Windstoss beweglichen Zweig sassen, worauf sie mit ihrem Schwalbenschwanz durch Wendungen nach dem Wind zu die Balance hielten. Leider fiel nur ein Exemplar, und mit dem zweiten Schuss fehlte ich die eilenden Flugs abstreichenden flinken Flieger. Der Schwalbenweih ist noch wenig bekannt, über sein Brutgeschäft weiss man leider noch gar- nichts. Reichenow gibt als seine Heimat Nordwest- und Nordost- Afrika an. g Arircharleis Nord-Somaliland 15. I. 00: Flgl. 23,5, Schwzl. Mittelfeder 10,5, Schwalbenfeder 21,7, Schbl. v. d. Wachsh. gem. 1,5 em. Alter Vogel Berl. Mus. Togo lg. Thierry: Flgl. 23, Schwzl. Mittelfedern 10, Schwalbenfeder 18, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. Alter Vogel Berl. Mus. Senegal No. 1072 leg. Delbrück: Flegl. 23,7, Schwzl. Mittelfedern 11,7, Schwalbenfedern 18,8, Schnabel v. d. Wachsh. 3 cm. Dieses, sowie das in Togo gesammelte, Exemplar ist auf der Oberseite viel dunkler, als das von mir im Somaliland erlegte 9. Falco islandus tanypterus (Schlegel). Schlegel, Krit. Übersicht II. p. 11 (1844), Abhandl. III. p. 28. Falco tanypterus. Hierzu Taf. 12, ad 13. iuv. pag. 16. Kleinschmidt, Der Formenkreis Falco Hierofalco. Ung. Orn. Centr. Budapest „Aquila“ VIII. 1901. Jan. Falco Hierofalco lanypterus. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas I. 1869. p. 23. Falco lanarius. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 213 Abessinien. Blanford, Abyssinia 1870. p. 289. Falco tanypterus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873. p. 388. Falco tanypterus. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 61; 1888, p. 527. Falco tanypterus. Falco islandus tanypterus ist eine sehr häufige Erscheinung in Nord-Abessinien und Süd-Schoa. Auf der Gebirgsroute, welche Harar mit der äthiopischen Hauptstadt Adis-abeba verbindet, wird der Reisende gar oft den schönen Edelfalken zu Gesicht bekommen. Bei Adis-abeba bat er auf den einzelnen hohen Iuniperusbäumen, welche an den Gehöften der Abyssinier oder um die Kirchen stehen, seinen Horst errichtet. Aber auch einzelne Felswände, welche sich gar so oft aus den bebauten Gefilden des ‚abyssinischen Gebirgslandes erheben, hat sich dieser Falke zur Heimstätte erwählt. Auf dem Gara-Mulata und dem Hakimgebirge bei Harar, dem Abu-el-kasim bei Ginir, in den Gallaländern auf dem heiligen Sekuala südlich Adis-abeba, allüberall wurde auch Falco tany- pterus beobachtet. Ich verweise hier auf die Arbeit von O. Kleinschmidt, ver- öffentlicht in der Ungar. Ornith. Centrale „Aquila“. VII. Bd. 1901, Januar, woselbst Verfasser den gesamten Formenkreis von Falco Hierofalco bespricht. Kleinschmidt zählt 11 Arten auf, welche in verschiedenen zoogeographischen Formen sich vom hohen Norden Grönlands über Europa, Asien und Afrika ver- breiten und hebt ausdrücklich hervor, dass neben diesen Formen von Falco hierofalco eine andere Falkenart sich in gleicher Weise über die alte Welt verbreitet, aber nichts mit den Formen von Falco hierofalco zu tun hat, nämlich der Formenkreis von Falco peregrinus. Der Vertreter von Falco islandus in Abessinien, Süd-Schoa, den Gallaländern und Agypten ist Falco islandus lanypterus. Auf meiner letzten Expedition wurde eine stattliche Reihe dieser Edelfalken gesammelt, welche merkliche Unter- schiede in der Färbung sowohl innerhalb alter Exemplare, als auch zwischen jüngeren und älteren Vögeln an Hand der mir vorliegenden Suite aufweisen. Je älter die Vögel werden, desto mehr nimmt die Flecken- zeichnung auf der Unterseite ab, der rötliche Anflug zu. Während bei ganz alten Vögeln Hals und Brust einfarbig isabellrötlich sind, so haben jüngere, aber demnach schon völlig ausgefärbte, alte Vögel hier eine spärliche Strichelung im Gefieder. Eben- falls ist die Vorderstirn bei diesen Vögeln mehr schwarz wie bei ganz alten Vögeln, bei welchen die braunroten Federn mit Ausnahme Jes hellen Stirnbands fast den ganzen Oberkopf be- herrschen. 214 C. v. Erlanger: Bei jungen Vögeln ist die Kopfplatte nicht rotbraun mit schwacher Strichelung wie bei alten Vögeln, sondern auf blass rostfarbenem oder bräunlich weissem Grunde mit dichter, grober, schwarzbrauner Strichelung versehen, die sich nach dem Schnabel zu völlig vereinigt, sodass der vordere Teil der Kopfplatte schwarzbraun ist. Die Unterseite hat bei jungen Vögeln auf hellem Untergrund breite dunkelbraune Fleckung, welche je nach Alter der Exemplare in Dunkelheit und Dichtigkeit variiert. Die dd ad. variieren in ihren Massen folgenderweise: Flgl. 32 —32,7, Schwzl. 19,5 —21, Schnabel v. d. Wachsh. an 1,8—2 cm. Die 28 Flgl. 35,5—37, Schwzl. 22—23, Schnabel v. d. Wachsh. an 2,1—2,3 cm. Schon gleich nach dem wir vom nördlichen Somaliland kommend Djeldessa und somit die abyssinische Grenze, zugleich aber auch die nordöstlichen Ausläufer des abyssinischen Hoch- landes erreicht hatten, trat auch dieser Edelfalke auf. Am 4. März 1900 gelang es Hilgert, bei Belaua, auf der Route von Djeldessa nach Harar gelegen, an einer isolierten Felswand nahe an dem Karawanenweg ein zusammengehöriges Pärchen dieses Falken zu erlegen. Anscheinend hatten sie sich diese Felswand zur Horstanlage auserkoren. Durch Sektion wurde erwiesen, dass sowohl bei den $ wie © die Entwicklung der Geschlechts- teile vorgeschritten war, wodurch man annehmen kann, dass in Abessinien die Brutzeit dieser Falkenart in die zweite Hälfte März, erste Hälfte April fällt. Leider gelang es nicht, Horst und Gelege dieser Falkenart auf der Reise zu erbeuten, obwohl eifrigst darnach gefahndet wurde. Während sich diese Falken während der Brutzeit im Hochland aufhalten, woselbst die einzelnen Pärchen streng ihr Jagdgebiet behaupten, in welchem sie dann auch ihren Horst haben, trifft man sie ausserhalb der Brutzeit über das ganze Land verbreitet, auch im Tiefland, an. Junge Vögel, welche noch nicht ausgefärbt sind, treiben sich das ganze Jahr hindurch herum. So bevorzugen sie auch einzelne Seen, an welchen ja, das abyssinische Hochland so reich ist, um hier eifrigst der Jagd nach dem zahireichen Wassergeflügel ob- zuliegen. Öfters konnte ich während meines Aufenthaltes am Hara- maya-See bei Harar den kühnen Raubvogel beobachten, wie er eilenden Flugs über den See dahinschoss. Ängstlich verkrochen sich die Platt- und Wasserhühner, schnatternd flogen Gänse und Enten auf, während sich die Strandläufer auf dem Boden duckten. Gerade flogen mehrere Charadrien über mich, doch der kühne Räuber hatte sie erblickt, im Nu flog er zwischen die ängstlich schreiende Schar und mit sicherem Griff hatte er seine Beute in den scharfen Fängen. Am 15. III. 1900 wurde hier auch ein © iuv. erlegt. Weitere Exemplare liegen vor aus Gulufu, Ennia-Gallaland Q med. 31. Dezember 1900. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 215 g ad. Fulla (Bergroute Harar-Adisabeba) 27. IV. 1900. g ad. Adisabeba. 20. September 1900. & ad. Adisabeba 8. Oktober 1900. Q ad. Adisabeba 27. Oktober 1909. u. s. w. Falco peregrinus leucogenys (Brehm). Brehm, Naumannia 1855, p. 268. F\ leucogenys. Nach Vergleich dieses Exemplars mit solchen aus dem kgl. Mus. f. Naturk. Berlin und dem bedeutenden Material des Tring Museums, welches mir gütigst von Baron Rothschild zum Ver- gleich und Bearbeitung zugesandt worden ist, stellte sich heraus, dass ein von Hilgert bei Zeyla erlegter Wanderfalk dieser zoo- geographischen Art angehört. Falco peregrinus leucogenys (Brehm) ist Brutvogel in Süd- Ost-Europa, Süd-West-Asien und kommt zur Winterszeit nach der nordost-afrikanischen Küste, wie das mir vorliegende Exemplar beweist. Ausser diesem einen von Hilgert erlegten Exemplar wurde der Wanderfalke niemals auf meiner Expedition beobachtet. 2 ad. Zeyla, Nordküste des Somalilandes 9. I. 1900: Flgl. 36, Schwzl. 21, Schnabel v. d. Wachsh. 2,2 cm. Falco eleonorae schistaceus (Hemprich & Ehrenberg). Hemprich & Ehrenberg, Symb. Phys. 1829. Taf. 19. Falco schistaceus (ex Insula Baracan maris rubri). Hierzu Tafel 52 ad. Rüppell, Neue Wirbeltiere 1835, p. 44. Falco concolor. Schlegel, Mus. Pays-Bas. Rec. crit. 1840, p. 25.. Bd. II. Falco concolor. Heuglin, N. O. Afrika I. 1869, p. 31. Falco concolor. Finsch und Hartlaub, O. Afrikas von v. d. Deckens Reisen 1870, p. 69. Falco concolor (m. Tafel). Rüppell, Syst. Übers. 1845, 11. Tinnunculus concolor. A. Brehm, Naumannia 1856, p. 234. Falco cyanostolos. Heuglin, Ibis 1860, p. 408. F. eleonorae. Gurney, Ibis 1869, p. 445. Hypotriorchis eleonorae (m. Taf.). Susemihl, Vögel Europas 1845, 11. Lief. Taf. 9. Schiefer- farbiger Falke. Falco concolor. In dieser zoogeographischen Form, welche teils mit der dem Mittelmeergebiete angehörenden Form, teils mit Falco concolor zusammengeworfen wurde, tritt der Eleonorenfalk an der nordost- afrikanischen und ostafrikanischen Küste, den Inseln des roten Meeres, an der arabischen Küste und auf Madagaskar auf. Schon Brehm macht in der Naumannia 1856 p. 234 auf den Unterschied zwischen Falco concolor und Falco cyanastolos-schistaceus auf- merksam. Ferner gibt er die Beschreibung eines Exemplars aus seiner eigenen Sammlung, welche völlig auf Falco eleonorae aus dem Mittelmeergebiet passt; auf p. 236 äussert sich Brehm dahin, dass er selbst vermutet, dass dieses Exeinplar der europäischen 216 C. v. Erlanger: Form angehöre, er habe ihm nur den Namen „concolor“ gelassen wegen der einfarbigen Zeichnung. Letzteres ist nun nach den heutigen nomenclatorischen Gesetzen, welche für die Ornithologie massgebend sind, unrichtig. Zu der charakteristischen Diagnose Brehm’s von Falco cyanostolos brauche ich nichts hinzuzufügen und will mich darauf beschränken, die Masse der mir vorliegenden Exemplare zu geben. & Barkan Arabien leg. Hemprich u. Ehrenberg, Berl. Mus. Nr. 959: Flgl. 28,5, Schwz. 14,6, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 cm. Q Abessinien, leg. Hemprich u. Ehrenberg, Berl. Mus. Nr. 958: Flgl. 29,7, Schwz. 16, Schnabel v. d. Wachsh. 1,5 cm. Nach diesen beiden Exemplaren wurde die Abbildung in Susemihl Tab. 9 angefertigt. Weitere Belegexemplare für diese Art, die mir vorliegen, sind ein @ aus Mossambik und 2 jüngere Exemplare aus Madagaskar. Q ad. Mossambik, leg. Peters, Berl. Mus. Nr. 16447 (be- stimmt als Falco concolor): Flgl. 29,8, Schwz. 16, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. © iuv. Ankefina, Madagaskar, leg. Hildebrandt, Berl. Mus. Nr. 27771: Flgi. 29,5, Schwz. 16, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. g nicht @ iuv. 23. XII. 1890, Majunge Madagaskar, leg. Völtzkow, Berl. Mus. Nr. 28666: Flgl. 27,8, Schwz. 14,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 cm. Falco eleonorae eleonorae (Gene). Gene, Rev. Zool. 1839 p. 105. Falco eleonorae. Temminck, Man. d’Orn. 1840 IV. p. 593. Falco eleonorae. Bonaparte, Faune Ital. Ucc. tav. I. 1841. F. eleonorae. Schlegel, Mus. Pays-Bas. Rev. crit. II. 1840 p. 25. F. eleonorae. Erhard, Naumannia 1853 p. 25. Falco dichrous. Krüper, Journ. f. Orn. 1864 p. 1. F. eleonorae. Tristram, Ibis 1865 p. 258. F. eleonorue. Bree, B. Eur. I. p. 44, (1866). Degl. & Gerbe, Orn. Eur. I. p. 86, (1867). F. eleonorae. Salvadori, Faun. Ital. Ucc. p. 19, (1871). - Dresser, Birds of Eur. Bd.VI. p. 105, cum Tab. F. eleonorae. [Siehe hier weitere Literatur und Sdmnieli Erlanger, Journ. f. Orn. 1898 p. 466. F. eleonorae. [Siehe hier weitere Literatur]. Von diesem, dem Mittelmeergebiet angehörenden, Eleonoren- falken liegt mir eine Suite von 14 meiner Sammlung ange- hörenden Exemplaren vor, welche meist auf der Insel Mikonu (Griechenland) von dem Sammler Leonis erbeutet wurden; ferner 3 Exemplare aus Nord-Afrika. Ich verweise hier auf die Abhandlungen von Dr. O. Hein- roth „über die Kleider des Eleonorenfalken“. Ornitholog. Monats- berichte 1899, p. 19. ff., in welcher Verfasser 4 verschiedene Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 217 Alterskleider eingehend bespricht, ferner folgende Massdifferenzen zwischen $ und 2 angibt. Flgl. variiert bei den gg 33,4— 30,7, bei den QQ 34—33 cm. Schwzl. variiert bei den Jg 19,8—17,4, bei den 99 20—18,3 cm. Die Durchschnittszahl sind für die Flügellänge des 5 31,6, Schwanzlänge des 5 18,6, Flügellänge des © 32,4, Schwanzlänge des @ 19,1 cm. | Auch im Schnabel ist ein Grössenunterschied zu bemerken. Schnabel v. d. Wachsh. gem. variiert bei den $S zwischen 1,7—1,6, bei den 22 zwischen 1,9—1,7 cm. Aus diesen Massen geht deutlich hervor, dass Falco eleo- norae eleonorae viel grösser ist als sein südlicher Vertreter Falco eleonorae schistaceus, der in den Massen fast mit Falco concolor übereinstimmt. Leider fehlt es an genügendem Material, um genau den Grössenunterschied zwischen den beiden in der Tat sehr ähnlich aussehenden, aber, meiner Ansicht nach, sowohl in Lebensweise als auch in ihrer Stellung in der Systematik völlig verschiedenen Vögeln. Falco concolor Temm. und Falco eleonorae schistaceus Hempr. und Ehrb. genau angeben zu können. Falco concolor Temm. Temminck, Pl. Col. 1825 I. 330. |[Text! nicht Figur, be- zieht sich auf Cerchneis ardosiacea (Vieill.)] Falco concolor. Tristram, Ibis 1860, p. 409. F. concolor. Finsch und Hartlaub, O. Afr. von der Decken’s Reisen 1870, p. 70. [Ein Exemplar aus Nubien des Mus. Heineanum erwähnt, welches wahrscheinlich der Art concolor angehört.] Antinori und Salvadori, Ann. Genova 1873, 389. F. concolor. Dubois Bull. Belg. 1886, p. 144. F. concolor. Reichenow, D. O. Afrika 1894, p. 94. F. concolor. Tristram, Ibis 1888, p. 266. F. eleonorae. Sharpe, Ibis 1892, p. 539. F. eleonorae. Falco concolor als südlichen Vertreter des dem Mittelmeer- gebiet angehörenden F' eleonorae anzusehen, halte ich für unrichtig. Beide Vögel sehen sich tatsächlich sehr ähnlich, sodass man sie leicht irrtümlich als geographische Vertreter ansehen könnte; in ihrem Wesen, ihrem Aufenthaltsort, kurz in ihrem ganzen Dasein haben sie aber auch keine Spur von Ähnlichkeit. Eine Be- merkung Heuglins, welcher auch Falco concolor für einen geo- graphischen Vertreter von „eleonorae“ hält und mit Recht ersteren als mehr schiefergrau in: seinem Gefieder und kleiner in seinen Massen angibt, was für alle Falco eleonorae gegenüber dem Falco concolor stimmt, führt leicht zu der Ansicht, beide Falken als Vertreter anzusehen. Zugleich aber gibt er uns eine Lebens- schilderung von seinem Falco concolor, welche ganz mit der von Falco eleonorae übereinstimmt: Ein Klippenbewohner und Brut- Journ. f. Orn, LII, Jahrg. April 1904. 15 218 6. v. Erlanger: vogel in Höhlen der felsigen Meeresgestade. Seine Heimat sind die Somaliküste und die unbewohnten Felseninseln des roten Meeres, ferner die Küsten von Madagaskar. Sicher hat Heuglin recht, wenn er diesen dort heimischen Falken als kleineren und helleren Vertreter von Falco eleonorae ansieht, es ist aber nicht Falco concolor Temm., sondern Falco schistaceus Hemprich und Ehrenberg. Symb. Otys. 1829, I. Taf. 19. Falco concolor Temm. dagegen lebt im Innern des Landes. Diese Beobachtung stimmt völlig mit den meinigen überein. Ich fand diesen Falken tief im Innern des südlichen Somalilandes auf den weiten grasreichen Steppen, welche von Akazienwaldungen durchzogen sind. Hier lebt Falco concolor neben Butastur rufi- pennis und errichtet wahrscheinlich wie dieser seinen Horst auf den hohen Schirmakazien, welche einzeln auf den weiten Gras- steppen stehen. Hier ist er sicher Brutvogel, was sich nach Sektion der entwickelten Geschlechtsteile der dort gesammelten Falken ergibt. Auch ist sein unscheues Wesen der beste Beweis, dass diese Art hier Brutvogel ist. Der Mageninhalt eines hier erlegten $ bestand aus Heuschrecken. Aın 15. Mai 1901 erlegte ich ein d von einem Baume herab. Eine Taube hatte sich vor- her furchtlos neben ihn auf denselben Ast gesetzt; es scheint demnach, dass die Nahrung dieses Falken weniger aus grösseren Vögeln als aus Insekten besteht, was ja auch die Magensektion ergab. Als Beweis dafür, das Falco concolor ein Raubvogel der nordost- resp. ostafrikanischen Steppe, nicht aber des felsigen Meeresgestade ist, dürften die beiden Literaturangaben im Ibis 1888 und 1892 dienen. Diese Art liegt mir in 4 Exemplaren vor. Zwei Exemplare sind von mir in Südsomaliland gesammelt, zwei weitere Exemplare befinden sich auf dem Berl. Mus. g®%. Damaso, Süd-Somaliland (Garre-Livin), 15. Mai 1901: Flgl. 28, Schwzl. 15, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 em. 9. Damaso, Süd-Somaliland (Garre-Livin), 14. Mai 1901: Flgl. 29, Schwzl. 16, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. g. 24. II. 1894. Dar-es-Salam. leg. Stuhlmann: Filgl. 29, Schwzl. 16, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. Letzteres Exemplar halte ich, den Massen nach zu urteilen, für ein @ und vermute, dass sich Stuhlmann bei der Section geirrt hat. gd. Ambukohl. Baguda Steppe. Nubien leg. Hemprich und Ehrenberg. Berl. Mus. No. 960: Flgl. 27,6, Schwzl. 14,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4 cm. Bis jetzt ist in der gesamten Literatur Falco concolor häufig mit Falco eleonorae verwechselt worden, und, umgekehrt, Falco eleonorae mit concolor. Eine dritte Art, welche meiner Ansicht nach völlige Berechtigung hat, Falco schistaceus Hemprich und Ehrenberg = Falco cynnostolos Brehm sind in Vergessenheit ge- raten, weil spätere Forscher entweder die Art einfach missachtend Beiträge zur Vogelfauna. Nordostafrikas. 219 unter die Synonymie einer oder der anderen der beiden erstgenann- ten Arten stellten, teils durch die nach meiner Ansicht falsche Auf- fassung Heuglins, Falco concolor als zoogeographischen Vertreter von Falco eleonorae aus dem Mittelmeergebiet anzusehen, irre- geführt, Falco schistaceus für nichts anderes als Falco concolor hielten. Ein aufmerksames Studium jedoch der Abhandlung Brehms in Naumannia 1856, pag. 234—236, worin Falco concolor Temm. und Falco ceyanostolos Brehm diagnosticiert sind, ferner ein 3. Exemplar aus der Brehmsammlunng besprochen wird, welches entschieden der 3. Art „eleonorae“ angehört, was Brehm übrigens selbst in gleichem Artikel für möglich hielt [Diagnose stimmt völlig auf eleonorae], dürfte wohl zu einem anderen Resultat führen, zumal an Hand der bestehenden Literatur, ferner der Exemplare des Berl. Mus., Typen von Falco schistaceus cyanostolos Brehm, der diesbezüglichen Abbildungen, ferner der in späteren Jahren gesammelten Falco concolor, welche Art ihrer Biologie nach nichts mit eleonorae zu tun hat, viel heller ist, u. s. w., und einer grossen mir vorliegenden Suite von typischen Falco eleonorae aus meiner Sammlung und der des Berl. Museums deutlich her- vorgeht. Ich habe nun, soweit es mir möglich war, die Literatur der drei nach meiner und Brehms Ansicht zu trennenden Arten ge- sondert, Literaturstellen, welche zweifelhaft waren, habe ich weg- gelassen. Diese Trennung war um so schwerer, als in der Lite- ratur noch andere Namen wie Falco horus Heuglin, nomen nudum, ferner Falco plumbeus Brehm?? erwähnt sind. Häufig ist auch Cerchneis ardosiaceus (Vieill.) mit Falco concolor ver- wechselt worden, z.B. in der Abbildung im Temm. Dass diese Tafel sich auf Oerchneis ardosiaceus bezieht, was übrigens schon Heuglin und Reichenow berichtigen, ist zweifellos, da deutlich die kurzen Flügel, welche den Schwanz nicht überragen, der gebänderte Schwanz und die helle Färbung die Abbildung sofort identificieren. Cerchneis tinnunculus (L.) Linne, L. Syst. Nat. X. 1758, p. 90. Falco tinnunculus. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01, p. 641. F\ tinnunculus. Abessinien. ? Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873, p. 390. Tinnunculus alaudarius. ? Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 65; 1888, 199. T. alaudarius. ? Giglioli, Ann. Mus. Civ. Genova 1888, p. 56. Cerchneis tinnunculus. Wohl keine Raubvogelart dürfte bei genügendem Vergleichs- material zu interessanteren Resultaten führen, wie Cerchneis tin- nunculus und seine zoogeographischen Formen. Das Haupt- 152 220 C. v. Erlanger: erfordernis hierfür wäre, alte Brutvögel aus allen Ländern zu haben, was mir leider fehlt und vermutlich bis jetzt überhaupt noch nicht in den Sammlungen existiert. Sollte sich aber ein Forscher der Mühe unterziehen, Jahre hindurch wirklich an den Horsten erlegte Turmfalken zu sammeln, es würde zu einem hervorragend interessanten Ergebnis führen. Hierzu ge- hören weitgehende Verbindungen mit vertrauenswürdigen Sammlern, damit man sicher Brut- und nicht Zugvögel erhält, welche nur Verwirrung schaffen. Das mir vorliegende Material genügt in keiner Weise, um nur annähernd diese Frage zu lösen, jedoch will ich auf einige wichtige Momente hinweisen, welche bei späteren Bearbeitungen, vielleicht sich als falsch, vielleicht aber auch als richtig erweisen werden. Auf meiner Reise in Nord-Öst-Afrika wurde eine grosse Menge von Turmfalken gesammelt, leider kein einziges Exemplar am Horst, sodass ich zur richtigen Erkenntnis der Brutvögel mich auf andere Etikettenangaben beschränken musste z. B. Entwicklung der Geschlechtsteile, Örtlichkeit und Jahreszeit, in welchen das betreffende Exemplar erlegt wurde. Nachdem ich nun in dieser Weise das Material gesondert, fand ich 2 ÜOerchneis-Arten unter der Menge, welche sicher Brut- vögel in den von mir bereisten Gegenden waren, nämlich Cerch- neis fieldi El. aus dem nördlichen Somaliland und Oerchnis arthuri (Gurn.) aus dem abyssinischen Hochland. Ob nun wirklich die abyssinischen Vögel /arthur.] mit den ostafrikanischen völlig übereinstimmen, wage ich auch nicht zu behaupten, da mir keine authentischen Brutvögel von Ost-Afrika (Mombas) vorliegen, ich ziehe daher die abyssinischen Vögel vor- erst noch zur Form „arthuri“. Auf alle Fälle ist Cerchneis arthuri (Gurn) eine zoogeographische Form unseres europäischen Turmfalken, während COerchneis fieldi Ell. meiner Ansicht nach nicht in den Formenkreis von Cerchneis tinnunculus gehört. Bei den verschiedenen Formen von Cerchneis tinnunculus hat das alte $ im Alter stets die graue Kopfbefiederung, welche je nach der betreffenden Form, wozu das Exemplar gehört, in Farbe variiert. Auch die Jahreszeiten üben einen gewissen Ein- fluss auf die Färbung dieser grauen Kopf- und Nackenbefiederung aus, wodurch man sich nicht irre führen lassen darf. Cerchneis fieldi gehört dagegen einem Formenkreis einer anderen Cerchneis species an, bei der $ wie @ niemals eine graue Kopf- und Nackenbefiederung haben und sich auch im wesentlichen, mit Ausnahme der Grösse, nicht unterscheiden. Ferner haben die diesem Formenkreis angehörenden Arten auf der Oberseite, dem Rücken und den Flügeln scharf markierte Querbänderung, während diese bei den zoogeographischen Arten von F!. finnunculus sich verwirrt und der Vogel daher gefleckt erscheint. In diesen Formenkreis möchte ich noch den Süd-Afrika angehörenden Cerchmeis rupicoloides Smith, Cerchneis newtoni Gurney aus Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 221 Madagaskar, ferner den auf Mauritius lebenden Cerchneis punctata und Cerchneis moluccensis der Molukken rechnen. In den Formenkreis von Cerchneis tinnunculus dagegen ge- hören Cerchneis rupicola (Daud.) aus Süd-Afrika, Cerchneis japo- nicus (Schleg.) und der im Atlas Nord-Afrikas brütende Cerchneis. Sowohl zu diesem, wie zu vorigem Formenkreis gehören noch eine Menge zoogeographischer Formen, doch welches Material gehört dazu, um diese mit Sicherheit aufzustellen, falsch aufge- stellte, sich auf Jugendkleider beziehende Vögel u. s. w. auszu- scheiden, neue locale Arten aufzustellen! Offene Fragen sind: 1) Zu welchem Formenkreis gehört der Madeiravogel? 2) Was ist Falco alopex Heuglin und Cerchneis alopex deserticolus, Rchw., dessen Typen mir vorliegen ? Die Längsstrichelung auf der Oberseite, Rücken und Flügeln, die völlig gleichmässige fuchsrote Färbung, die das ganze Ge- fieder behauptet und nur durch die dunkelbraune Längsfleckung auf Ober- und Unterseite des Vogels und durch die mit schmaler Querbänderung versehenen dunkelbraunen Schwanzfedern unter- brochen wird, ist characteristisch für die Art. Typus © Falco alopex Heuglin. Ost-Sennar leg. Heuglin: Flgl. 28,5, Schwzl. 20,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. Typus 14. III. 99. Tuntundi, Mangu, Togoland. Cerchneis alopex deserticolus Rchw. leg. Therry (den Massen nach 9): Flgl. 27, Schwzl. 20,7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. Meiner Ansicht nach haben wir es bei diesen beiden mir vorliegenden Exemplaren, welche aber so drastische Merkmale aufweisen, mit 2 Arten eines dritten Formenkreises von Cerchneis zu tun, bis jetzt in 2 Exemplaren bekannt, als alopex alopex aus Ost-Sennar und alopex deserticolus aus Togoland. Was ist Falco neglectus Schleg. von den Kapverden? Nach Reichenow übereinstimmend mit einem Exemplare aus Haussaland! Der bei weitem grösste Teil der auf meiner Heise ge- sammelten Cerchneis, welche weder Cerchneis fieldi noch Cerchneis tinnunculus arthuri sind, stimmen mit Exemplaren des hiesigen Museums überein, die aus Indien stammen. Ein am 25. Juli 1900 im Arrussi-Gallaland gesammelter junger Vogel stimmt, was Dunkelheit des Gefieders der Ober- wie Unterseite abelangt, mit dem japanischen Turmfalken überein. Wo ist die Heimat dieses Vogels zu suchen ? Die Cerchneis sind weit verbreitet in Nord-Ost-Afrika, und begegneten uns diese fast täglich im nördlichen Somaliland als auch in den Hochländern Abessiniens. In Süd-Somaliland da- gegen gehört dieses Genus zu den grössten Seltenheiten. Es war in den Monaten April— Juni, in welchen ich diese Gegenden durchquerte, also keinesfalls in der Zugzeit, und eine dort 222 'C. v. Erlanger: brütende lokale Rasse scheint nur selten, wenn überhaupt, auf- zutreten, da kein einziges Exemplar gesammelt wurde. Heuglin beobachtete eine Turmfalkenform in den nördlichen Teilen seines Forschungsgebiets als Brut- und Zugvogel, und ver- mehrte sich die Anzahl nach seinen Angaben ungeheuer in den Monaten September und Oktober durch die von Norden an- kommenden Zugvögel.e. Die von mir gesammelten Cerchneis, welche nun nicht zu COerchneis fieldi und Cerchneis tinnunculus arthuri gehören, sind mit Ausnahme eines Exemplares 5 ad., welches bei Balingo- Motscho, Ennia-Gallaland am 6. Juni 1900 erlegt wurde. [Route Harar-Ginir.] Alle in den Monaten November- März gesammelt, können demnach Zugvögel sein, jedoch eventuell auch der als Brutvogel in Nord-Ost-Afrika vorkommenden, unseren Oerchneis tinnunculus vertretenden, Art angehören. Hierfür spricht das am 6. Juni 1900 erlegte g, entschieden nicht Zugvogel, ausser dem wurden alle diese fraglichen Exemplare im Tiefland im nördlichen Somaliland, Ennia-Gallaland und dem Seeengebiet erlegt, also nicht im abyssinischen Hochland, der Heimat von Oerchneis tinnunculus arthuri. Aus der vorliegenden Suite lässt sich bei genauer Untersuchung ebenfalls feststellen, dass der grösste Teil derselben sich dadurch characterisiert, dass die Unterseite längsgestricheit, öfters verwaschen, erscheint und die Zeichnung viel weniger praegnant ist als bei den in Deutschland an den Horsten erlegten Turmfalken. Späteren Forschern möge es vorbehalten bleiben, diese Frage zu entscheiden, ob es asiatische Fremdlinge sind, welche im Winter nach Nord-Ost-Afrika reisen, oder ob das nördliche Somaliland, die Gallaländer, das abyssinische Seengebiet (Tief- land) eine weitere „Zinnunculus-Form“ als Brutvogel birgt. Folgende Exemplare, meiner Sammlung angehörend, liegen mir aus Nord-Ost-Afrika vor. Nord-Somaliland. g Dadab. N. Somaliland. 22. Jan. 1900 (fast ausgefärbt). )B g Aurowen „, . 14. Febr. 1900 (völlig = © Dabaas „, 20. Febr. 1900. \ © Haramaya-See bei 'Harar. 17. März 1900. g Harar. 18. März 1900 (völlig $ © Gara-Mulata, 3. Tg. südwestl. Harar. 19. März 1900. 9° 30. März 1900. Sg Fluss Daroli bei Ginir. 15. Jan. 1901 (iuv.). a 2. Jan. 1901 (völlig ausgefärbt) d Balingo-Motscho- Gallaland [Route Harar-Ginir]. 21. Juni 1900. 2 Fluss Maki (abyss. Seeengebiet). 24. Nov. 1900. o Hararoba Ennia-Gallaland [Route Harar- Ginir]. 2. Jan. ne Q RR & ). 24. Nov. 1900. ? Wonda 3 .: ). 4. Dezbr. 1900. g Abaya-See ( „ $ ). 29. Dezbr. 1900 (nicht aus- gefärbt). Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 223 Ein am 16. Januar 1900 bei Dadab, Nord-Somaliland ge- sammeltes @ ist merklich grösser als die übrigen und hat auf schmutziggelber Unterseite praegnante Fleckung. Wir haben es entschieden mit einer andern Form zu tun. Ein am 27. November 1900 am Fluss Maki abyss. Seen- gebiet erlegtes Exemplar, entschieden auch 9, hat ebenfalls nicht die gestrichelte verwaschene Unterseite, sondern praegnante Fleckung und ist ebenfalls grösser. Leider fehlt es mir an genügendem Material, um eine nähere Entscheidung zu treffen, wie es sich in Nord-Ost- Afrika mit Cerchneis tinnunculus und seinen zoogeographischen Formen verhält. Cerchneis tinnunculus arthuri (Gurn.). Gurney, List Birds of Prey 1884, p. 98. 156. Tinnunculus arthurt. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01. I. p. 643. Cerchneis arthuri [siehe bier weitere Literatur und Synonymie|. Abyssinien. Blanford, Abyssinia 1870, p. 290. F. tinnunculus. ? Antinori und Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1873, p. 390. Tinnunculus alaudarius. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 65; 1888 p. 260. Tinnunculus neglectus. Grant, Ibis 1900, p. 321. Cerchneis tinnunculus. Somaliland. Sharpe, Proc. zool. Soc. 1895, p. 510. Cerchneis tinnunculus. Diese Oerchneis Art liegt mir in 7 Exemplaren von folgenden Fundorten vor. Es ist der Brutvogel der abyssinischen und Galla-Hochländer. g* Harar. Abessinien 10. März 1900. el A 4. April 1900. g& Abu-el-Kater = 8. Mai 1900. gd Ganda-Kore bei Harar a 20. Mai 1900. g’ Dangasela Arrussi-Gallaland (Abessinien). [Route Ginir- Adis-abeba. 24. Juli 1900. © Hulla bei Harar, Abessinien. 18. Mai 1900. ‘© Ganda-Kore bei Harar, Abessinien. 23. Oktober 1900 (leg. Hilgert). | gg variieren in ihren Massen: Filgl. 22,5—23, Schwzl. 26,5—28, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4—1,5 cm; 2% Flgl. 23—23,8, Schwzl. 98— 28,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1 em. Öfters wurde die Art von mir beim Heuschreckenfang be- obachtet, was sich auch bei einigen Exemplaren durch Sektion des Mageninhalts ergab. 224 C. v. Erlanger: Cerchmeis fieldi EIl. Elliot, F. Col. Mus. I. 2. 1897, p. 58. Cerchneis fieldi. Hinde, Ibis 1898, p. 583. CO. fieldi. Hawker, Ibis 1899, p. 79. CO. füeldi. Reichenow, Vögel Afrikas Bel. I. 1900—01, p, 639. C. fieldi. Somaliland. Shelley, Ibis 1885, p. 392. Tinnunculus tinnunculus. Hawker, Ibis 1899, p. 79. Cerchneis field:. Oerchneis fieldi Ell. wurde im nördlichen Somaliland häufig beobachtet und gesammelt. Aus meiner Sammlung liegen mir 7 Exemplare von folgenden Fundorten vor: g ad. Warabot bei Zeyla, Nord-Somaliland (Route Zeyla-Djeldessa) 12. Jan. 1900. gd ad. ” “ „ Nord-Somaliland, 13..%,; en g ad. Dadab, ie = 2127 A g ad. Dadab, n . 22:03 Re g ad. Dadab, I a BOFESM 2 Q ad. Warabot bei Zeyla, „ “ 12,0 4 Q ad. Dadab, & hi 1. Febr. „, Aus diesen Fundorten geht hervor, dass merkwürdiger Weise Dadab, der am weitesten im Innern befindliche Fundort ist, an welchen diese Art erlegt und beobachtet wurde, während von Hinde und Jakson Üerchneis fieldi bei Maschako als Brutvogel nachgewiesen worden ist. gg variieren in ihren Massen: Flgl. 23—24,5, Schwz. 16— 17, Schnabel v. d. Wachsh. 1,4—1,5 cm; 29, Flgl. 23—24, Schwz. 16—17, Schnabel v. d. Wachsh. 1,5 cm. Poliohierax semitorquatus (A. Sm.) A. Smith, Rep. Exp. 1836, p. 44. Falco semitorquatus. (hier- zu Taf. 9). Heuglin, N.O. Afr. I. 1869, p. 38. F. semitorquatus. (hier- zu Taf. 9). Finsch u. Hartlaub, v. d. Decken’s Reisen IV. 1870, p. 77. F. semitorquatus. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01, p. 645. Poliohierax semitorguatus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie|]. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 1884, p. 63; 1888, p. 199 527. FPoliohierax semitorquatus. Grant, Ibis 1900, p. 320. P. semitorgquatus. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 225 Somaliland. Shelley, Ibis 1885, p. 391. P. semitorquatus. Salvadori, Mem. Acc. Torino 1894, p. 550. P. semitorqualtus. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895, p. 510. P. semitorquatus. Lort Phillips, Ibis 1898, p. 420. P. semitorquatus. Hawker, Ibis 1899, p. 78. P. semitorquatus. Dieser zierlichen und kleinen Falkenart des tropischen Afrikas bin ich häufig begegnet. ; Überall im Tiefland traf ich ihn öfters an, während er dem abyssinischen Hochland fehlt. Belegexemplare von meiner Reise liegen vor aus dem nördlichen Somaliland, Hauaschgebiet. Seengebiet, den südlichen Gallaländern, Südsomaliland, Lorianebene. In ausgedehnten Akazienwaldungen und zumal am Ufer der periodischen Flussläufe der Somali- und südlichen Gallaländer, woselbst die Vegetation eine reichere, die Akazienbestände von dichten Gebüschen unterwuchert sind, da trafen wir ihn am ehesten an. Er ist kein scheuer Raubvogel, bleibt meist ruhig auf den niedrigen Gebüschen bis auf wenige Schritte sitzen und aufge- scheucht setzt er sich gar bald wieder. Häufig war die Art im Hauaschgebiet und Süd-Somaliland, im Land der Garre-Livin und Merehau. Im ganzen wurden 14 Exemplare gesammelt und zwar an folgenden Fundorten: g ad. Belaua, 4. März 1900 [Route Djeldessa-Harar]. g ad. Errertal bei Harar, 28. April 1900. g ad. Gobele (Ennia-Gallaland) [Route Harar-Ginir]. g ad. Artu, 6. Juni 1900 g ad. Gadschinocha, 13. Juui 1900 g ad. Dadadschamalka, 24. Juni 1900 g ad. Sagantal, 14. Januar 1901. Seengebiet. g ad. Gardoba-Djira, 10. Mai 1901 g ad. Djerako, 12. Mai 1901 Süd-Somaliland. 3 ad. Kismayu, 13. Juli 1901 o ad. Bir-Kaboba, Nord-Somaliland, 18. Februar 1900. [Route Zeyla-Djeldessa]. © ad. Dadadschamalka, 21. Juni 1900. Havaschgebiet. © ad. Gardobu-Djiru, 10. Mai 1901. Garre-Livin (Südsomaliland). g med. Barka, Garraland, 6. Apr. 1901. [Route Ginir-Ganale]. Bei einem im Juli im Süd-Somaliland erlegten Exemplare waren die Geschlechtsteile sehr stark (4) entwickelt, bei 2 im Mai gesammelten schwächer (2), sodass in diesen Gegenden die Brutzeit dieser Falkenart in den Monat Juli fällt, während sie im Sagantal (Seengebiet), einem dort erlegten 9 zu Folge [Ge- schlechtsteile (4) entwickelt] in den Januar fällt. leg. Hilgert, Hauaschgebiet. 226 C. v. Erlanger: Irisfärbung bei alten Vögeln dunkelbraun. Die Jg ad. haben eine einfarbig graue Oberseite, bei den @2 ad. sind Rücken und Schulterfedern rotbraun. Bei Vögeln im medialen Federkleid, von denen mir 2 Exemplare vorliegen, g med. Burka, 6. April 1901, — med. Dez. Rehoboth (Damara) leg. Fleck [Berl. Mus.] ist die Unterseite statt einfarbig weiss, gelblich, Brust rostfarben: Die ganze Unterseite mit schmalen Längsspitzen geziert. Die sraue Befiederung auf der Oberseite hat spärliche braune End- spitzen, was zumal auf dem Oberkopf und Nacken zu Tage tritt. Schwingen haben weisse Endsäume und das Ende des Schwanzes ist statt weiss-braun gesäumt. dd und 98 stimmen im allgemeinen in den Massen überein. Leider fehlt es mir an genügendem Vergleichsmaterial, jedoch scheinen die ostafrikanischen Zwergfalken grösser zu sein als die nordostafrikanischen und in der Mitte zu stehen zwischen letzteren und den Süd-Afrikanern, welche bei weitem die grössten Masse haben. Sollte dieser bedeutende Grössenunterschied zwischen den beiden zoogeographisch getrennten Zwerzfalken Süd- und Nord-Ost-Afrikas constant sein, so haben wir es mit den süd- afrikanischen Vögeln mit. der Form castanonotus Heuglin Stzb. Ak. Wien 1856, p. 262 zu tun. Die von mir gesammelten alten Jg ad. variieren in ihren Massen: Flgl. 11,5—12,5, Schwz. 7,9—8,6, Schnabel v. d. Wachsh. 0,4—1,1 cm; ©9 ad.: Flel. 115105, Schwz. 8—8,7, Schnabel varde Wachs. 1—1,1 cm. ° ad. leg. Emin. Uniam-wesi 16. VII. 90, Berl. Mus. Nr. 233: Flgl. 13, Schwz. 9,4, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. Bubo lacteus (Temm.) Temminck, Pl. Col. II. 1820, T. 4. Strix lactea. Heuglin, N. O. Afrika I. 1869, p. 112. Bubo lacteus. Finsch u. Hartlaub, ©. Afrika 1870, p. 101. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900 01, p. 650. BD. lacteus. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Abessinien. Blanford, Zoology u. Geology Abyssinia 1870, p.305. B. lacteus. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1873, p. 401. BD. lacteus. Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1888, p. 206. B. lacteus. Salvadori, Mem. Acc. Torino 1894, p. 550. B. lacteus. Grant, Ibis 1900, p. 319. B. lacteus. Somaliland. Shelley, Ibis 1885, p. 392. B. lacteus. Sharpe, Proc. Zool. Soc. 1895, p. 503. B. lacteus. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 227 Bubo lacteus wurde in mehreren Exemplaren gesammelt. Er ist ein ausgesprochener Waldvogel. Wenn wir unser Lager in der Nähe von Flüssen im Uferwald oder im Urwald errichtet hatten, so hörten wir des Abends seinen geisterhaften, dem unserem Uhu völlig gleichenden Ruf, der im Verein mit anderen Raubtieren die lautlose Stille unterbrach. Sowohl Abyssinier, wie Somali und Galla haben ihn in ihren Sagenkreis aufgenommen und verstummten in ihren Gesprächen um das Lagerfeuer, wenn sie den nächtlichen Gast hörten; er ist in Verbindung mit den bösen Geistern, und wenn man ihn stört, so rächt er sich und bringt eine Epidemie in die Karawane. Nach Vergleich der von mir in Nord-Ost-Afrika gesammelten Uhus mit solchen aus Ost- und Süd-Afrika ergab sich, dass die südafrikanischen Vögel Damaralands und aus Deutsch-Süd-West- Afrika im allgemeinen heller sind als ostafrikanische Exemplare, was zumal auf dem Oberkopf und der Stirn deutlich hervortritt; auch scheinen die südafrikanischen Vögel hellere Unterflügel zu haben, was aber eventuell auch Altersunterschied sein kann. Ein von Emin am Victoria-Nyanca gesammelter Vogel, Berl. Mus. Nr. 30308, ist äusserst dunkel in seiner Gesamtfärbung. Die Exemplare variieren aber so stark in individueller Beziehung, sodass mir vorerst das vorliegende Material nicht genügt um zoogeographische Formen aufzustellen; jedoch glaube ich bestimmt, dass die Uhus in den zoogeographischen Gebieten variieren. Der südafrikanische Uhu ist ja schon von Bonaparte als verreauxi abgetrennt. Die Ansicht, dass die einzelnen Formen, z. B. die südafrikanischen Uhus, grösser sind als Ost- oder Nord-Östafrikaner, ist nicht zu- treffend, da die Vögel, was Grösse anbelangt, sehr individuell variieren. Späteren Forschern sei es vorbehalten, an Hand von ausreichendem Vergleichsmaterial näher auf diese Fragen einzu- gehen. Auf alle Fälle sind die bestehenden Unterschiede sehr gering. Das Verbreitungsgebiet von Dubo lacteus erstreckt sich über das ganze östlich-südliche Steppengebiet, nachgewiesen am Senegal und im Hinterland von Togo. 9 ® Fluss Daroli bei Ginir, Arrussi-Gallaland, 15. Febr. 01: Flgl. 45,1, Schwz. 26,5, Schnabel 3,4 cm. 2(0) Abyssinien (Seengebiet), 27. Novemb. 1900: Flgl. 45,2, Schwz. 26,5, Schnabel 3,7 cm. Bei alten Vögeln Iris dunkelbraun, Augenlied pfirsichrot, Schnabel hellhornfarben. Bubo maculosus cinerascens (Guer.) Rüppell, Neue Wirbelt. 1835 p. 45. Strix otus africana. Guerin, Rev. zool. 1843 p. 321. Bubo cinerascens. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas 1869 Bd. I, p. 114. Bubo maculosus. 228 G. v. Erlanger: Finsch und Hartlaub, Orn. Afr. 1870 p. 103 (partim). B. maculosus. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01. Bd. Ip. 656. B. macu- losus cinerascens. (Siehe hier weitere Literatur und Synonymie). Abessinien. Blanford, Zoology und Geology Abyssinia 1870 p. 302. B. cinerascens. Antinori und Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1873 p. 402. BD. cine- rascens. Salvadori, Ann. Mus. Genova 1884 p. 77. DB. cinerascens. Salvadori, Mem. Acc. Torino 1894 p. 550. B. cinerascens. Salvadori, Bull. Mus. zool. anat. 1897. B. cinerascens. Somaliland. Hawker, Ihis 1899 p. 78. B. cinerascens. Hawker, Ibis 1899 p. 78. Bubo abyssinicus. Nach Vergleich meiner in Abessinien, den Somali- und Gaila- ländern gesammelten grossen Suite dieser Art mit Exemplaren aus Ost- Süd- und West-Afrika ergab sich, dass alle zur!Subspecies cinerascens Guer. gezogen werden müssen. Die nord- ost- und westafrikanischen Bubo maculosus cine- rascens unterscheiden sich vom Ost- Süd- und südwestafrikanischen bubo maculosus maculosus (Vieill) erstens durch die im allge- meinen kleineren Masse. Die helle Fleckenzeichnung auf Hinter- kopf und Nacken, wie auch auf Schultern und Flügeldeckfedern sind kleiner, mehr gesprenkelt, überhaupt ist die ganze Oberseite des Vogel mehr verwaschen. Aus der mir vorliegenden Suite ergibt sich, dass bei beiden zoogeographischen Formen aus Afrika zwei Phasen existieren; Die eine mit mehr graubraunem, die andere mit mehr rötlich- braunem Grundton. Zumal bei den südafrikanischen Vögeln scheint dieser rötlichbraune Grundton vorzuwiegen. Überhaupt ist bei diesen die helle Fleckenzeichnung auf Kopf, Nacken und Flügeln bei weitem am praegnantesten; die einzelnen Flecken heben sich durch ihre Grösse und Deutlichkeiten am schärfsten von der übrigen Befiederung ab, sodass die ostafrikanischen Vögel quasi als Übergänge zur Form cinerascens betrachtet werden können. Einzelne Exemplare, welche mir aus Deutsch-Ost-Afrika vorliegen, stehen südafrikanischen Vögeln, andere nordost- bezw. nordwestafrikanischen Vögeln näher. Dennoch müssen die ost- afrikanischen Vögel noch mit Süd- und Südwestafrikanern zu- sammengezogen werden. Das bei weitem rotbraunste Exemplar, welches mir vorliegt, aus den Bälgen des kgl. Mus., wurde von Stierling bei Songea in Deutsch-Ost-Afrika gesammelt. & 12.4.00. Schon Professor Reichenow kommt in seinem Werk über die Vögel: Afrikas Bd. I p. 655 auf dieses Exemplar zu sprechen. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 229 Mithin unterscheidet man drei zoogeographische Formen: Bubo maculosus maculosus (Vieill.) N. D. VII. 1817 p. 44. Verbr. Gebiet Ost- Süd- Südwest-Afrika- (Ost-afrikanische Exemplare bilden einen Übergang zu der nördlichen Form). Bubo maculosus cinerascens (Guer.) Rev. zool. 1843 p. 521. Verbreitungsgebiet Nord- Ost- und Westafrika. Bubo maculosus milesi Sharpe. Ibis 1886 p. 163, cum. Tab. VI. Verbreitungsgebiet Arabien. Der Fleckenuhu ist ein weitverbreiteter Vogel in Nord-Ost- Afrika. Ich traf ihn häufig in der Nähe der periodischen Fluss- läufe des Somalilandes, woselbst er in den dichten mit Ge- sträuchern und Schlingpflanzen, sowie Euphorbien bewachsenen und unterwucherten Akazienbeständen sein Wesen treibt. Auch in den mit reicher Vegetation bestandenen südlichen Gallaländern ist er anzutreffen. Ferner liegen mir Exemplare vor von der Bergroute von Harar nach Adis-Abeba und aus dem Hauaschtal. Auf alle Fälle ist der Fleckenuhu ein Vogel des Tieflandes. In den Gallaländern kommt er vorwiegend in den geschützten Tälern am Rand von Flussbetten vor, während er das Hochland meidet. Auf meiner Expedition wurden elf Exemplare gesammelt und zwar aus folgenden Localitäten: o° Warabot bei Zeyla nördl. Somaliland 13. Jan. 00. 6) ER) ” 2) „ „ 14. Jan. 00. g Dadab 3 Tage vor der Küste ,, 18. Jan. 00. d' Burka Land der Gurra (Route Ginir-Ganale) 5. April 01. g' Haro-Ali G% ) 6. April 01. I Sidimun Süd-Somaliland (Route E]-Uak- Bardera) 28. Mai 01. = 5 28. Mai 01. 5 Filoa Abessinien Hauaschgebiet 18. Juni 00. 18. Juni 00. Mehalaelle” „ (Route Harar-Adis abeba) 28. Juni 00. e) 28. Juni 00. Die Iris ist, bei alten Vögeln gelb, bei jüngeren graubraun. In den Massen variieren die Jg: Flgl. 29—30,5, Schwz. 18—19, Schnabel v. d. Wachsh. 2—2,2 cm; 98%: Flgl. 30—32,5, Schwz. 18,5—19, Schnabel v. d. Wachsh. 2,1—2.3 cm. Bubo maculosus nvilesi Sharpe. Sharpe, Ibis 1886 p. 163. Bubo milesi cum. Tab. VI. Letters, Extracts Notices, Ibis 1889 p. 582. BD. ınilesi. Gurney, Ibis 1890 p. 262. DB. milesi. Yerbury, Ibis 1896 p. 16, 17, 40. B. milesi. Reichenow, Vögel Afrikas Bd. I, 1900— 01. p. 657. B. macu- losus milesi. Arabien. I. W. erbury, Ibis 1896 p. 16. BD. mailesı. 230 C. v. Erlanger: Nach Vergleich von zwei von mir im Sultanat Lahadsch erlegten Fleckenuhus mit solchen aus allen Teilen Afrikas und mit der Abbildung der Form milesi Sharpe. Ibis 1886 Taf. VI er- gibt sich, dass beide Exemplare zu Dubo maculosus milesi Sharpe gehören, Typus aus Mascat-Arabien. Yerbury sammelte im Hinter- land von Aden bei Haitaltkim ebenfalls ein Exemplar, also in nächster Nähe von El-Hota, von wo meine Exemplare herstammen. Gurney identificiert in Ibis 1890 Otus abyssinicus mit Bubo milesi, eine Ansicht die entschieden irrtümlich ist, da ich nun- mehr Gelegenheit hatte, meine in Süd-Abessinien gesammelten Otus abyssinicus mit den beiden von mir erlegten bubo milesi und der Tafel III im Ibis 1886 zu vergleichen, mit welcher letztere beiden völlig übereinstimmen. Mit Otfus abyssinicus haben sie absolut nichts zu tun, erstens nicht systematisch, denn Bubo milesi ist ein Uhu, Otdus abyssinicus eine Waldohreule, ferner auch nicht biologisch, denn letztere Eule ist entschiedener Hoch- gebirgsvogel, während bubo milesi, wie seine afrikanische Ver- wandten, ein Vogel des heissen Tieflandes ist. Beide vorliegende Exemplare wurden in der Nähe einer Quelle im dichten Gestrüpp eines Waldbestandes erlegt. g EI-Hota (Sultanat Lahadsch) Süd-Arabien 24. Dezbr. 00: Flgl. 29,9, Schwz. 18,7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. Iris schwefelgelb. & ebenda 28. Dezbr. 99: Flgl. 29,5, Schwz. 48, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. Iris schwefelgb. Asco accipitrinus (Pall.). Pallas, Reise Russ. R. I. 1771, p. 455. Sirix aceipitrinus. Rüppell, Neue Wirbeltiere 1835, p. 45. Strix otus brachyotus. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas I. 1869, p. 108. Otus brachyotus. Reichenow, Vögel Afrikas 1900—01 I., p. 659. Asio acci- pirinus (siehe bier weitere Literatur und Synonymie). Arabien. Yerbury, Ibis 1896, p. 17. A. accipitrinus. Abessinien. Salvadori, Boll. Mus. Zool. anat. 1897. A. accipitrinus. Somaliland. Hawker, 1bis 1899, p. 77. A. accipitrinus. Die Sumpfohreule kommt während des Winters nach Nord- Ost-Afrika. Heuglin fand im Februar 1862 grosse Flüge derselben auf einem Moor in der Nähe des Tana-Sees, ferner traf er dieselbe in den Wintermonaten in der Bajuda-Wüste bei Asuan und Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 231 Berenice; Dr. Vierthaler während des Novembers 1850 am blauen Nil. Im kgl. Museum befindet sich ein. von Schweinfurth in einer Oase westlich von Theben gesammeltes Exemplar d. Von Yerbury bei Aden von Hawker im Somaliland ge- sammelt. © dieser Art wurde von mir am Fluss Maki, südabyssinisches Seengebiet, am 21. Nov. 1900 erlegt. Asio otus abyssinicus (Gu£r.). [Hierzu Tafel]. Guerin, Rev. Zool. 1843, p. 321. Otus abyssinicus. Ferr. Gal. Abyss. III. Ois. 1848, p. 185. 0. abyssinieus, bierzu Ta). Ill. Heuglin, Stzb. Ak. Wien 1856, p. 266. Aegolius montanus. Heuglin, Journ. f. Orn. 1863, p. 13. Otus montanus. Heuglin, Orn. Nord-Ost-Afrikas 1869 I., p. 107. O. abyssinicus. Finsch und Hartl., ©. Afr. I. 1870, p. 111, Anm. Aegolius montanus. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900--1901, p. 661. Asio abyssinicus (siehe hier weitere Literatur und Synonymie). Diese seltene Eulenart, welche nur in den wenigsten euro- päischen Museen vertreten ist, wurde auf meiner Reise in einer Suite von sechs Exemplaren gesammelt und zwar sämtlich in Süd-Abessinien. Ich selbst bin ihr in der Freiheit niemals be- gegnet, alle mir vorliegenden Exemplare wurden von Dr. med. Ellenbeck erlegt und zwar 5 Exemplare bei Waramgambo (Route Abera-Ginir) am 18. Februar 1901, ein Exemplar bei Ladscho am 11. Februar 1901. Sowohl Ladscho wie auch Waramgambo liegen hoch im Gebirge in einer Höhe von 3300 und mehr Metern. Es werden wohl die höchsten Punkte ge- wesen sein, mitten im südabyssinischen Hochgebirge gelegen, welche wir auf der Reise passierten. Hochgebirgsmatten wechseln ab mit vereinzelten Beständen von Nadelwald, welche mit wilden Rosenranken und Brombeersträuchern unterwachsen sind. Ge- birgsbäche schlängeln sich durch diese Gefilde oder durch- brechen die Felswände, von welchen sie, Giessbäche bildend, her- abstürzen. Eine herrliche romantische Hochgebirgslandschaft, welche an vielen Stellen eine wunderbare Fernsicht in das südlich gelegene Tietland, das Borauland, gestattet. Dies ist die Heimat der abyssinischen Waldohreule, ein echter Gebirgsvogel, welchem Heuglin den treffenden Namen Aegolius montanus Heugl. Stzb. Afk. Wien 1856, p. 266 gegeben hat. Im Journ. f. Orn. 1863, p. 13 indentificiert Heuglin wieder- um mit vollem Recht die beiden Arten „montanus“ und „abys- sinicus“. Früher wurde diese abyssinische Ohreule unter die Uhus gerechnet, jedoch wurde von Professor Reichenow nach- 232 GC. v. Erlanger: gewiesen, dass bei dieser Eule die 2. und 3. Schwinge am längsten, die 1. etwa gleich der 5. ist, demnach diese Art zu den Öhreulen und nicht zu den Uhus gezogen werden darf. Diese Merkmale stimmen nach Vergleich mit meiner Suite völlig. Dass wir es mit den von Hawker im Somaliland gesammelten Bubo cinerascens, welche mit Asio abyssinicus verwechselt worden sind, nicht mit letzterer Art zu tun haben, geht noch aus dem Fundort hervor. Im tiefgelegenen Somaliland kommt Asio abys- sinicus, ein ausgesprochener Hochgebirgsvogel, überhaupt : nicht vor. Die Verwechslung wurde übrigens schon von Neumann Bull. Brit. Orn. Cl. No. X. Journ. 1902 berichtigt. Einen weiteren in jüngster Zeit sehr interessanten Beitrag zur anatomischen Kenntnis der Eulenarten, gibt W. P. Pycraft in den Transactions of the Linnean Society of London, worin er ais Hauptmerkmal zur Unterscheidung der verschiedenen Familien Obröffnungen angibt. Hierzu Taf. 27. 28. Asio otus abyssinicus ist die Vertreterin unserer euro- päischen Waldohreule in Nord-Ost-Afrika, welcher sie auch sehr ähnelt. Die abyssinische Art ist stärker in den Massen, ferner haben die Bauchfedern der europäischen Ohreule nur einen mittleren braunen Längsstreifen, während die Querstreifen der einzelnen Federn nur angedeutet werden; bei Asio otus abyssinieus dagegen sind diese Querstreifen (3 auf jeder Feder) ausgebildet vorhanden. Daher erscheint die Unterseite der abyssinischen Ohreule kariert, während sie bei der europäischen Art nur mit Längsstreifen versehen ist. Diese Beobachtung stimmt mit dem bei den Jagdfalken ermittelten Gesetz überein: Je ausgedehnter und intensiver die dunkle Zeichnung ist, desto mehr ist sie Querzeichnung.‘“ Orn. Monschrft. 1896, pag. 122—132. Folglich gilt für Nacht- und Tagraubvogel dasselbe Gesetz. Die bei Waramgambo von Dr. Ellenbeck gesammelten Exemplare befanden sich in einem 8—10 Stück zählenden Flug und wurden in einem Nadelholzbestande aufgetan und erlegt. Das bei Ladscho gesammelte Exemplar war vereinzelt. Die Geschlechtsteile, welche noch sehr schwach entwickelt waren, und der Umstand, dass die Eulen sich noch in Flügen befanden, lässt darauf schliessen, dass die Brutperiode nicht in den Monat Februar, sondern später fällt. Verbreitungsgebiet: Hochgebirge Nord-Ost-Afrikas (Abes- sinien, Gallaländer). 92 Waramgambo (Route Abera-Ginir). 18. Februar 1901: Fell. 32,7, Schwzl. 19, Schnabel v. d. Wachsh. 2 cm. g° ebenda: Flgl. 34, Schwzl. 19, Schnab. v. d. Wachsh. 2 cm. g° ebenda: Flgl. 34,5, Schwzl. 19, Schnab. v. d. Wachsh. 2 cm. 3° ebenda: Flgl. 33,5, Schwzl. 19, Schnab. v. d. Wachsh. 1,9 cm. © ebenda: Flgl. 33,5, Schwzl. 19, Schnab. v. d. Wachsh. 1,8 cm. 92 Ladscho (Route Abera-Ginir). 11. Februar 1901: Filgl. 33, Schwzl. 19, Schnabel v. d. Wachsh. 2 em. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 233 Asio leucotis nigrovertex Erl. [Hierzu Tafel.] Rüppell, N. Wirbelt. 1835, p. 45. Strix (Otus) leucotis. Heuglin, Orn. Nord-Ost-AfrikasI. 1869, p. 115. .Bubo leucotis. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01, p. 661. Asio leucotis. [Siehe hier weitere Literatur u. Synonymie partim]. Abessinien. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1873, p. 402. Piilopsis leueotis, Salvadori, Ann. Mus. Genova 1884, p. 77. P. leucotis. Somaliland. Salvadori, Mem. Acc. Torino 1894, p. 550. Scops leucotis. Lort Phillips, Ibis 1898, p. 418. 8. leucotis. Nach Vergleich der von mir in Nord-Ost-Afrika gesammelten Exemplare mit solchen des kgl. Museums aus anderen Teilen Afrikas (Kaffernland, Deutsch - Süd - West- Afrika, Deutsch-Ost- Afrika, Togo u. s. w.), ergibt sich, dass die nord-ost-afrikanischen Vögel eine zoogeographische Art bilden und eine Abtrennung erheischen. Asio leucotis nigrovertex Nord-Ost-Afrika (Abessinien Galla- länder.) Typus: 3% Abessinien, Gambo (Seengebiet) 29. Nov. 1900, © Abessinien, Roba-Schalo (Seengebiet) 1. Dez. 1900. Diagnosis: Unterscheidet sich von der typischen Art durch den ausgeprägten tiefschwarzen Fleck auf dem Scheitel, der fast die ganze obere Kopfplatte und einen Teil des Nackens einnimmt, während dieser bei Asio leucotis leucotis (Temm.) schwärzlich, grau-melliert erscheint mit kleinen weissen Flecken. Bei alten Vögeln ist die Iris orange, der Schnabel horngelb. ‘ Bei jungen Vögeln fehlt dem Gefieder der graue Ton. Die Be- fiederung hat bräunlichen Anflug. Schnabel hellhornbraun. Wir müssen nunmehr folgende zoogeographische Formen unterscheiden: Asio leucotis leucotis. Temminck, Pl. Col. I. 1820, Taf. 16. Strix leucotis. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01, p. 661. 4Asio leucotis. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie partim]. Verbreitungs- gebiet: Süd- und Ost-Afrika. % Exemplare aus Nord-West-Afrika bilden einen Übergang zur Nord-Ostafrikanischen Form. Bei manchen Exemplaren ist der schwarze Stirnfleck ebenso stark ausgebildet, wie bei nord-ost- afrikanischen Vögeln, bei anderen wiederum weniger. Leider ge- nügt mir das vorliegende Material nicht, um zu entscheiden, ob die nordwestafrikanischen Vögel eine dritte Form für sich bilden. Ich ziehe sie daher vorerst zur zweiten mir bekannten und vor- liegenden zoogeographischen Form: Asio leucotis nigrovertex Erl. Journ. f, Orn. LII, Jahrg. April 1904. 16 234 C. v. Erlanger: Verbreitungsgebiet: Nord-Ost-, Nord-West-Afrika (Abessinien, Gallaländer, Togo?). Asio leucotis nigrovertex wurde von mir auf meiner Expe- dition in vier Exemplaren gesammelt und zwar drei Exemplare im abyssinischen Seengebiet während der Monate November — Dezember. Ein Exemplar in den Arrussigallaländern im August. Die Brutzeit dieser Eulenart scheint in die Monate November und Dezember zu fallen, da bei einem von mir am 29. Novemb. erlegten $ die Geschlechtsteile ziemlich entwickelt waren. Nach Andersson, der ihre Nester fand, in welchen sich 2—3 weisse Eier befanden, nach Heuglin von der Grösse eines Hühnereies, fällt die Brutperiode in die Monate September — November. Ich habe leider niemals Gelegenheit gehabt, ein Nest zu entdecken. Am 1. Dezember 1900 bei Roba-Schalo (Seengebiet) traf ich in einem dichten niedrigen Gehölz dasmit fast undurchdringlichen Gesträuchern verwachsen war, einen Flug von 6—8 dieser Euleu an und erlegte deren zwei. Bei Gambo (Seengebiet), 29. November 1900, wurde ein Pärchen von mir beobachtet. Leider jedoch gelang es nur, das g zu erlegen. Andersson fand sie nur paarweise, während Heuglin sie immer nur vereinzelt angetroffen hat. Typus $? Gambo Abessinien (Seengebiet) 29. Novemb. 00: Figl. 19,3, Schwz. 10,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,9 em. Typus @ Roba-Schalo Abessinien (Seengebiet) 1. Dez. 00: Figl. 19,5, Schwz. 11, Schnabel v. d. Wachsh. 1,7 cm. g Roba-Schalo Abessinien (Seengebiet) 1. Dezember 1900: Flgl. 18,5, Schwz. 10, Schnabelv. d. Wachsh. 1,6 cm. & Djelle Arrussigallaland (Route Ginir Adis-abeba) 2. Aug. 1900: Flgl. 18,7, Schwz. 10, Schnabel v. d. Wachsh. 1,6 cm. o Togo (Moba) 23. VII. 01. leg. Thierry (Berl. Mus.): Flgl. 18, Schwz. 10,3, Schnabel v. d. Wachsh. 1,8 cm. Dieses Exemplar hat einen grossen schwarzen Fleck auf der Kopfplatte, während bei folgendem Exemplar derselbe viel schwächer ausgeprägt ist: Togo Mangu leg. Thierry (Berl. Mus.): Flgl. 18,7, Schwz. 10,7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,8 cm. Die mir vorliegenden Exemplare des Kgl. Museums der typischen Form aus Süd-Afrika (Windhuk) leg. Lübbert, Deutsch- Süd-West-Afrika leg. Volkmann, Deutsch-Ost-Afrika (Songea) leg. Stierling. Weitere Exemplare gesammelt von Böhm, Schillings, Schröder und Stuhlmann, weisen in ihren Massen keine Unter- schiede mit der Form „nögrovertex“ auf. Pisorhina scops (L.) Linne, S. N. X. 1758, p. 92. Strix scops. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas I. 1869, p. 117. Scops zorca. Reichenow, Vögel Afrikas 00-01 Bd. I, p. 664. Pisorhina scops. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 235 Arabien. Barnes, Ibis 1893, p. 68. Scops giu. Yerbury, Ibis 1896, p. 17. Scops giu. Die palaearktische Zwergohreule erscheint nur während des Winters in Nord-Ost- und Nord-West-Afrika, woselbst sie im all- gemeinen paarweise, zuweilen auch in kleinen Gesellschäften, an- getroffen wird. Nach Heuglin erscheint sie im Herbst in Agypten und verweilt dort bis zum Frühjahr. Von dort dringt sie südlich bis Abessinien und Sennar vor. Dr. Vierthaler traf Zwergohr- eulen am blauen Nil Ende Januar, Heuglin zwischen 9. — 12. April bei Kairo und Ende September im mittleren Nubien. Brutvogel in Süd-Europa und Nord-Afrika. 5! Tumadu Abessinien (Djam-Djam) 24. Dez. 00: Flgl. 15,4, Schwz. 8, Schnabel v. d. Wachsh. 1,1 cm. Pisorhina capensis capensis (A. Smith). A. Smith, Orn. J. 1834, p. 314. Scops capensis. Heuglin, Orn. N.-O.-Afr. 1869, p. 117. Scops zorca africana. Reichenow, Vögel Afrikas I. 00—01,p.666. Pisorhina capensis. [Siehe hier weitere Literatur und Synonymie]. Abessinien. Blanford, Zoology, Geology Abyssinia, 1870, p. 303. Scops senegalensis. Somaliland. Elliot, Field. Col. Mus. 1897, p. 56. Scops capensis. Sharpe hat im Catalogue des britischen Museums Bd. II. Pisorhina capensis und ihre Formen als Subspecien von Piso- rhina scops (L.) aufgefasst. Meiner Ansicht nach bildet die afrikanische Zwergohreule eine selbständige Art, was durch die konstanten Unterschiede der Schwungfederverhältnisse mit den Formen von Pisorhina scops (L.) gekennzeichnet wird. Schon Heuglin ist der Ansicht, dass hier zwei verschiedene Arten vor- liegen. Reichenow bespricht in seinem Werk über die Vögel Afrikas Bd. I die verschiedenen Schwungfedernverhältnisse beider Arten. Bei Pisorhina scops (L.) 2. — 4. Schwinge am längsten oder 4. wenig kürzer als die 2. und 3. 1. ebenso lang oder länger als 6. Bei Pisorhina capensis (A. Sm.) 3. und 4. Schwinge am längsten, 2.5. oder weniger kürzer als diese. 1. kürzer als 6. Überhaupt sind die afrikanischen Zwergohreulen alle kleiner als ihre palaearktischen Verwandten, haben kürzere Schwingen und einen bedeutend kleineren schwächeren Schnabel. Pisorhina capensis ist keineswegs ein seltener Vogel ın Nord-Ost-Afrika, aber wegen seines versteckten nächtlichen Lebens kommt er einem nur in den seltensten Fällen zu Gesicht. Tags- 16* 236 C. v. Erlanger: über hält sich die niedliche, kleine Eule im dichtesten Gesträuch und Gebüsch auf, in welches einzudringen kaum möglich ist, was jeder, der die Tropen mit ihrer üppigen reichen Vegetation kennt, nur zu leicht begreifen wird. Es gelang mir daher auch nur in drei Fällen, die kleine Eule zu Gesicht zu bekommen und zu sammeln. Einmal war Hilgert sogar so glücklich, ihr Nest zu finden und das Gelege samt dem alten © zu erbeuten. Nach Vergleich meiner zwei Exemplare aus Abessinien und den Galla- ländern mit solchen aus Deutsch- und Britisch-Ost-Afrika ergab sich, dass dieselben völlig mit den ostafrikanischen Zwergohr- eulen übereinstimmen. Ich muss noch hinzufügen, dass gerade bei dieser Art individuelle Variation sehr häufig ist. Ein von mir in Süd-Somaliland bei Bardera gesammeltes junges @ zeichnet sich durch sehr hellgraue Färbung nnd Klein- heit aus. Jedoch führe ich dies vorerst auf Altersunterschied zurück. Bekanntlich sind ja auch die jungen palaearktischen Zwergohreulen sehr grau. Von der afrikanischen Art unterscheidet man folgende Z00- geographische Formen: Pisorhina capensis capensis (A. Sm.), Nord-Ost- Ost-Afrika und Süd-Afrika. Orn. J. 1834, p. 314. Pisorhina capensis ugandae Neum., Norduganda. Journ. f. Örn. 1899, p. 56. Diese Art, welche mir aus der Sammlung des Kgl. Mus. in 2 Exemplaren vorliegt, stimmt in ihren Grössenverhältnissen völlig mit der typischen Art überein, unterscheidet sich aber von dieser durch ihre auffallende rostfarbene Befiederung. Pisorhina capensis leucopsis (Hartl.), Insel St. Thomas. Rev. Zool. 1849, p.496, ferner Tafel Hartl. Verz. Hamburg 1850 I. JPisorhina capensis ieterorhyncha (Shell.), Goldküste (West- Afrika). Ibis 1873, p. 138. Pisorhina capensis scapulata (Boc.), Angolares a. d. Ostküste v. St. Thomas. J. Lisboa XLVIII 1888, p. 229, 231. Letztere drei zoogeographischen Formen liegen mir leider nicht vor. Die Brutzeit der afrikanischen Zwergohreule scheint sehr ausgedehnt zu sein und in die verschiedensten Jahreszeiten zu fallen. Bei einem von mir im südabyssinischen Seengebiet ge- sammelten $ waren die Geschlechtsteile sehr stark (4) entwickelt. 21. November 1900. | Im Land der Gurra am 5. April 1900 erbeutete Hilgert ein Q@ auf dem Gelege. Bei Bardera ein © iuv. am 31. Mai 1900. Letzteres Datum würde mit der Brutzeit im April übereinstimmen. Iris bei alten Vögeln gelb. g® Fluss Maki abyss. Seengebiet, 21. Nov. 00: Flgl. 12,4, Schwz. 6,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. Q@) Burka, Land d. Gurra (Route Ginir-Ganale) 5. Apr. Ol: Flgl. 12,4, Schwz. 6,4, Schnabel v.d. Wachsh. 1,1 cm. Hierzu Gelege. Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 237 Ich entnehme aus dem Tagebuch Hilgerts folgende Notiz: Den Nistplatz dieser kleinen, niedlichen Eule fand ich südl. Ginir bei Dagaje im Lande der Gurra am 5. April 1901. Die Nisthöhle befand sich ca 21/, m hoch in einer Platane; sie war ca 1, m tief und so geräumig, dass sich der Vogel be- quem darin wenden konnte. Nest war keines vorhanden, doch fanden sich Gewölle von Mäusen, Insekten, sowie Federn vor. Der Vogel sass fest auf seinen 3 weissen, niedlichen Eiern, unbekümmert um das Klopfen, das durch das Erweitern des Ein- flugloches verursacht wurde und liess sich dann ruhig greifen, wobei er nur nach Eulenart mit dem Schnabel knappte. Die 3 zum Ausfallen reife Eier, ähnlich kleinen Eiern von Pisorhina scops (L.), sind etwas rauhschaliger, mehr glänzend. % 32.528238 24,5 Il oT Eit2’ = nn Bebrütungsgrad (5) seit 228 x 24,5 Bir: = FED Q iuv. Bardera, Süd-Somaliland, 31. Mai 1901: Figl. 10, Schwz. 5,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1 cm. Syrnium woodfordi (A. Smith). A. Smith, Qu. Journ. 2 ser. 1834, p. 312. Noctua woodfordi. Heuglin, Journ. f. Orn. 1863, p. 12. Syrnium umbrinum. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas I. 1869, p. 122. $. woodfordi. Finsch und Hartlaub, Vög. Ost Afrikas 1870, p. 108. S$. woodfordi. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900—01, p. 668. $. woodfordi (siehe hier weitere Literatur und Synonymie). Somaliland. Shelley, Proc. zool. Soc. 1882, p. 305. $. woodford:. Diese Art wurde auf der Expedition nur einmal wissentlich beobachtet und von Hilgert erlegt und zwar in den dichten Uferwäldern des unteren Ganale, drei Tagemärsche südlich Bardera bei Anole. Im dichtesten Unterholz, in welches er vorgedrungen war, um kleine Sänger zu sammeln, sah er auf einige Schritte vor sich diesen Kauz auf einem umgefallenen Baum, welcher von Schlingpflanzen und Sträuchern überwuchert war, sitzen. Die Eule wurde heftig von den kleinen hier lebenden Vögeln an- gegriffen. Diesem Umstand verdankte er es nur, sie erbeutet zu haben. Er schoss dieselbe auf nur einige Schritt. Es ist das einzige Exemplar, welches auf der Reise gesammelt wurde. 238 C. v. Erlanger: 9° Anole Unterer Ganale Süd-Somaliland 1. Juli 1901: Figl. 25,2, Schwzl. 16,1, Schnabel v. d. Wachsh. 1,9 cm. Iris dunkelbraun. In Nord-Ost-Afrika scheint die Eule sehr selten zu sein; nach Heuglin ist ihr Vorkommen daselbst nur ein zufälliges und aussergewöhnliches; von ihm gesammelt in der Provinz Bege- meder, Abessinien. Weder von Rüppell, noch von französischen, englischen Forschern und mir wurde Syrnium woodfordı in Abessinien beobachtet. Nach Durchsicht des Materials am hiesigen kgl. Museum sind die einzelnen Exemplare bedeutender individueller Variation unterworfen. Die Arten „suahelicum“ Reichenow ‚„umbrinum“ Heuglin „nigricantius“ Sharpe, welche übrigens Reichenow schon in seinem Werk über die Vögel Afrikas I. pag. 669 einzieht und nur als Variationen aufführt, sind meiner Ansicht nach ebenfalls keineswegs als zoogeographische Formen zu betrachten, sondern lediglich Färbungsphasen in der Be- fiederung, welche ja auch bei unserm europäischen Waldkauz Syrnium aluco vorkommen. Athene noctua spülogaster Heuglin. Lort Phillips, Ibis 1898, p. 418. Carine spilogastra. Hawker, Ibis 1899, p. 77. CO. spilogastra. Shelley, Ibis 1885, p. 329. Athene glau«. Heuglin, Journ. f. Orn. 1863, p. 15. Athene spilogaster. Heuglin, Orn. N. O. Afrikas I. 1869, p. 119. Noctua spi- logastra (cum Tab. 4). Heuglin, Orn. N. O. Afrikas I. 1869, p. 119. Athene troglo- dytica. Arabien. (? Barnes, Ibis 1893, p. 68. Carine sp. inc.) Somaliland. Shelley, Ibis 1885, 392. Carine glauz. $ Salvadori, Mem. Acc. Torino 1894, p. 551. Carine spilogastra. Sharpe, Proc. zool. Soc. 1895, p. 504. Ü. spilogastra. Lort Phillips, Birds Somaliland Ibis 1898, p. 418. CO. spi- logastra. Hawker, Ibis 1898, p. 77. C. spilogastra. Von diesem im nördlichen Somaliland so häufigen Stein- käuzchen wurde eine grössere Suite gesammelt. Auf der Route von Zeyla-Djeldessa war es täglich eine häufige Erscheinung. Es sass an den Sandwänden der ausgetrockneten Flussläufe, in deren Fugen und Löchern es seine Niststätte errichtet. Bevor- zugt werden von ihm die Termitenhügel, auf welchen ich öfters Gelegenheit hatte, es zu beobachten. Lort Phillips fand hier- selbst in Löchern seine Nester. Athene spilogaster ist ebenso- Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 239 wohl Tag- wie Nachtvogel. Hauptsächlich wird es in den späteren Nachmittagsstunden und um die Zeit des Sonnenuntergangs rege. Auch des Nachts hörten wir von den Zelten aus seinen Ruf. Die Form „spelogaster“ ist bei weitem die kleinste bekannte Art seiner Gattung und erinnerte mich sehr in der ariden Somali- gegend an Seinen grösseren nordafrikanischen Verwandten, mit dem er in seinen Gewohnheiten völlig übereinstimmt. Athene spilogaster sitzt ebenso wie dieses auf Sträuchern, Gebüschen, Felsen und Erdhügeln, während es sich höhere Bäume nur un- gern als Sitzplatz auswählt. Man unterscheidet demnach folgende zoogeographische Vertreter: Athene noctua noctua (Scop.) Europa. Athene noctua glaux (Savigny) Nord-Afrika mit Ausnahme von Tanger. Überhaupt die südlichen Teile der Mittelmeersubregion. Palästina bis Persien und Afganistan, Arabien. Südeuropäische und nordmarokanische Exemplare bilden einen Übergang zur Form „noctua“ (Scop.), zu denen sie noch gerechnet werden müssen. Athene noctua plumipes (Smith) Ost-Sibirien, Mongolei, Nord-China bis Central Asien, Turkestan, Tibet. Athene noctua brama (Temm.) Indien, Beludchistan. Athene noctua pulchra (Hume) Burmah, Peyn. Athene noctua spilogaster (Heuglin) Abessinisches Küsten- land Nord-Somaliland. g Aurowena Nord Somaliland 11. Febr. 19.0 (Route Zeyla- Djeldessa): Flgl. 13,5, Schwzl. 7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. g ebenda 13. Febr. 1900: Flgl. 13,8, Schwzl. 7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. g ebenda 14. Febr. 1900: Figl. 13,6, Schwzl. 7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. g ebenda 14. Febr. 1900: Flgl. 13,1, Schwzl. 7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. & ebenda 20. Febr. 1900: Figl. 13,3, Schwzl. 7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,3 cm. Q ebenda 14. Febr. 1900: Flgl. 13, Schwzl. 7, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. Glaucidium perlatum (Vieill.). Levaillant, Ois. d’ Afrique VI. 1808, Taf. 284. La Cheve chette perlee. Vieillot, N. D. VII. 1817, p. 26. Strix perlata. Rüppell, Neue Wirbeltiere 1835, p. 45. sSirix (Noctua) pusilla. Rüppell, Syst. Uebers. 1845, p. 12. Athene pusilla. Heuglin, Orn.!Nord. Ost. Afr. 1869 I., p. 120. Noctua perlata. Reichenow, Vögel Afrikas I. 1900— 1901, p: 674. Glawu- dium perlatum (siehe hier weitere Literatur und Synonymie). 240 C. v. Erlanger: Abessinien. Blanford, Zoology Geology Abyssinia 1870, p. 303. Athene perlata. Antinori u. Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1873, p. 400. A. perlata. Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1884, p. 77. Glaucidium perlatum. Grant, Ibis 1900, p. 319. Gl. perlatum. Somaliland. Sharpe, Proc. zool. Soc. 1895, p. 504. Gl. perlatum. Salvadori, Ann. Mus. Gen. 1896, p. 44. Gl. perlatum. Hawker, Ibis 1899, p. 77. Gl. perlatum. Von dem Perlkauz liegen mir von meiner Reise 3 Exem- plare vor aus verschiedenen Gegenden und zwar aus dem Errer- tal bei Harar, aus dem abyssinischen Seengebiet und aus dem Gurraland (Route Ginir-Ganale). Diese drei Exemplare stimmen völlig miteinander überein und decken sich nach Vergleich des sich hier im Kgl. Museum befindlichen Materials mit Exemplaren aus Deutsch-Ost-Afrika mit Ausnahme von zwei durch Hildebrandt auf dem Kilimandscharo (Ndi, Teita) erbeuteten Exemplaren, welche Reichenow in den Orn. Monatsber. 1893, p. 118 als Glaucidium passerinum abgetrennt hat, in seinem Werk über die Vögel Afrikas I. 1900, p. 674 aber wiederum einzieht und nur als Variation bestehen lässt. Nach Sortierung der westafrikanischen, südafrikanischen und ostafrikanischen Perlkäuze ergibt sich, dass das Braun der südafrikanischen Vögel bedeutenden olivgrauen Anflug enthält, während ost- resp. nordostafrikanische Vögel mehr graubraun bis braunrot sind. Die braunen, weissgesäumten Brustfedern sind im allge- meinen bei ostafrikanischen Vögeln mehr rötlich, während die südafrikanischen diesen rötlichen Anflug entbehren und mehr graubraune Brustfedern haben. Bei den westafrikanischen Exemplaren ist der Scheitel, Kopfplatte, Nacken durchweg stark rotbräunlich, wodurch die beiden Kilimandscharo Vögel diesen westafrikanischen Vögeln sehr nahe kommen, ich möchte sagen, sich mit ihnen decken. Wäre dies nicht der Fall, so hätten wir es sicherlich mit zwei zoogeographischen Formen zu tun, da der Unterschied ein sehr drastischer ist. Süd- und ost- resp. nordostafrikanische Vögel sehen sich sehr ähnlich, jedoch ist der oben beschriebene Colorit- unterschied vorhanden. Vorerst will ich mich darauf beschränken, auf diese 3 Coloritunterschiede hinzuweisen. Dass die westlichen Vögel mit den beiden Kilimandscharovögeln übereinstimmen, kann ich mir nur so erklären, dass die rötliche Färbung Folge des feuchten Urwaldklimas ist, welches wir auf dem Kilimandscharo und in den Urwäldern Westafrikas haben. Beiträge zur. Vogelfauna Nordostafrikas. 241 Die mehr oder minder reiche weisse Fleckenzeichnung auf der Kopfplatte und dem Nacken ist lediglich Altersunterschied, und zwar sind diejenigen Vögel, deren Kopfplatte die weisse Fleckenzeichnung völlig entbehren, am ältesten. Bei Vögeln in medialem Stadium sind die einzelnen weissen Flecken kleiner und spärlicher über die Kopfplatte und den Nacken verteilt, während jüngere Vögel eine zahlreiche, weisse Fleckenzeichnung haben und die einzelnen Perlflecken auch stärker sind. Sollten jedoch diese zoogeographischen Formen aufrecht zu erhalten sein, so wären die südafrikanischen Vögel Glaucidium perlatum capensis (Schlegel) Cat. Strig p. 37. Für westafrikanische Perlkäuze käme wegen ihrer Ähnlichkeit mit Kilimandscharovögel der Name kilimensis in Frage. Glaucidium perlatum kilimensis (Reichenow). Orn. Monatsber. 1893, p. 178. Östafrikanische, nordost- und nordwestafrikanische Exem- plare würden der typischen Form angehören. Glaucidium per- latum perlatum (Vieill.) N. D. VII, 1817, p. 26. Der Perlkauz ist mehr Nacht- als Tagvogel. Beim Ab- streichen von einem Gesträuch fliegt er wie der Steinkauz stets tief über die Erde und steigt kurz vor dem Ort, wo er fussen will, wieder höher. Heuglin fand in seinem Magen die Reste kleiner Säugetiere, Fische, Heuschrecken, Blanford Eidechsen. ö Errertal bei Harar 28. April 1900: Flgl. 10, Schwzl. 8,2, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. g Gambo, Seeengebiet, Abessinien, 29. Nov. 1900: Flgl. 10,5, Schwzl. 8,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. 4? Karaju, Land der Gurra (Route Ginir-Ganale): Flgl. 10,5, Schwzl. 8,5, Schnabel v. d. Wachsh. 1,2 cm. Strix flammea splendens (Brehm). (Arabischer Name Nefise). L. Brehm, Naumannia 1855, p. 270. Sirix splendens Brehm (non Hempr. sed. leg. Hempr.). Hierzu Typus und Cotypus leg. Hempr. und Ehrenberg, Kgl. Mus. für Naturk. Berlin No. 17901 und 17881. L. Brehm, Vogelfang 1855 p. 40, No. 6. Strix splendens. Brehm (non Hempr. sed. leg. Hempr.). L. Brehm, Vogelfang 1858 p. 214—220. Sirix splendens. Brehm non Hempr. (siehe p. 220 Seite 10 von unten). Sharpe, Catal of. Birds Brit. Mus. 1875. Strix flammea ihre Rassen und Phasen. Hartert, Nov. zool. 1990 p. 531, ff. Strix flammea, L. und ihre Formen. Hartert, Nov. zool. 1902 p. 336, nachträgl. inter. Bemerk. über eine Form von S£rix flammea. 242 C. v. Erlanger: Reichenow, Vögel Afrikas Bd. I, 1900-1901 p. 677. 8. f. kirchhoffi (splendens Hempr.). Arabien. Yerbury, Ibis 1886 p. 14, Barn. Owe. (Strix flammea). Barnes, Ibis 1893 p. 68. $. flammea L. Yerbury, Ibis 1896 p. 17. SS. flammea. Abessinien. Salvadori, Ann. Mus. Genova 1884 p. 78. 5. flammea),. Vielleicht bezieht sich dieses Citat auch auf Form maculata Brehm. Salvadori, Boll. Mus. zool. anat. 1897 Apr. $. flammea L.) Somaliland. Hawker, Ibis 1899 p. 78. S. flammea. Eine der schwersten und verwickelsten Kapitel über Lite- ratur, Synonymie palaearktischer Vögel dürfte das der Schleier- eulen sein, deren Namenklatur von späteren Autoren meist völlig vernachlässigt worden, d. h. einfach unter den Begriff Sirıx flammea L. zusammengeworfen worden ist, was wohl daraus ent- standen sein mag, dass Brehm eine Unmenge Namen in die Wissen- schaft eingeführt hat, welche sich auf Alterskleider beziehen und so diejenigen, welche sich wirklich auf zoogeographische Formen bezogen, übersehen wurden, andernteils gerade Schleiereulen be- deutend individuell variieren, also grosse Serien alter medialer und jüngerer Vögel aus den einzelnen Gegenden vorliegen müssen, um wirklich die bestehenden Formen richtig zu erkennen. Ein solches Material dürfte bis jetzt gefehlt haben, oder richtiger, dürfte noch fehlen, um entgültig diese interessante Frage der ein- zelnen zoogeographischen Formen der Schleiereule festzustellen. Ich verweise hier auf die lehrreichen Auseinandersetzungen Klein- schmidts über individuelle Variation (Siröx flammea) Journ. f. Orn. 1903, Bericht der Jahresversammlung p. 145. Ferner auf die Arbeit .Harterts Nov. zool. 1900 p. 531, welcher als erster nach Brehm und Sharpe es wiederum unter- nommen hat, die Schleiereulen und ihre Formen zu bearbeiten, mit besonderer Berücksichtigung der Zoogeographie, was Brehm leider versäumte. In den Novitates 1900 p. 533 kommt Hartert bei der Be- sprechung von Sirix flammea kirchhoffi aus England auf deren geographische Verbreitung zu sprechen, welche noch nicht fest- stände, und identificiert dieselbe mit Ströx flammea paradoxa Brehm aus Nord-Afrika, deren Verbreitungsgebiet bis Agypten reiche, falls ägyptische Exemplare nicht eine eigene Form bildeten und zwar Strix flammea splendens Brehm!! Brehm gibt nun wiederum als Fundort für Sirix flammea splendens Sennar an. Hierbei Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas. 243 übersieht er die Form ‚„maculata,“ zu welcher sicherlich die Sennarvögel zu ziehen sind und identificiert diese mit der ägyp- tischen Form „splendens.“ Hierüber siehe Reichenow Vögel Afrikas, Bd. I p. 677. Meiner Ansicht nach haben wir es nun mit folgenden zoo- geographischen Formen zu tun: 1. Strix flammea flammea (L.). Linne S. N. XII. 1766 p. 133. Central- und Nord-Europa. 2. Sirix flammea kirchhoffi (Brehm). England. 3. [Strix flammea ernesti (Kleinsch.) Sardinien.] Brehm Nau- mannia 1858 p. 219. (Fragliche Form.) 4. Strix flammea paradoxa Brehm. Strix flammea var. meri- dionalis Kg. Brehm Naumannia 1858 p. 217. Nord-Afrika, Tripolis, Tunis, Algerien, Marocko, Spanien, Riviera, Italien, Griechenland. 5. Strix flammea splendens Brehm. Brehm Naumannia 1855 p. 270. Palästina, Arabien, Ägypten, (? Nord-Ost-Afrika, Somaliland, Abessinien). 6. Strix flammea maculata (Brehm). Brehm Naumannia 1858 p. 220. Das tropische Afrika (? Süd-Afrika). 7. Strix flammeoa schmitzi Hartert. Nov. zool. 1900 p. 534. Madeira. Es ist sicher, dass bei der Klassificierung der Sirix-Arten sehr vorsichtig vorgegangen werden muss. Nur an Hand grossen Materials wird man in der Lage sein, die zoogeographischen Unterschiede zu erkennen. Bei einzelnen Exemplaren wird man sonst zu leicht geneigt sein, alle mit Mühe herausgefundenen zoogeographischen Formen wiederum zusammen zu werfen und eine aus Deutsch-Ost-Afrika stammende, der Form „maculata“ an- gehörende Schleiereule mit einer aus West-Europa oder England zusammen zu werfen. Nehmen wir, wie Kleinschmidt richtig be- merkt, aus allen diesen Teilen die ältesten, also hellsten Exem- plare der einzelnen zoogeographischen Formen, dann die jüngsten, also dunkelsten Vögel, und vergleichen diese miteinander, dann werden wir erst zum richtigen Resultat gelangen. Unverkennbar ist Sirix flammea maculata (Brehm) aus dem tropischen Afrika mit ihrer praegnanten grossen Fleckenzeichnung, sowohl auf der gelben (iuv.) wie weissen (ad.) Unterseite. Ferner Strix flammea Linne mit ihrer grauweissen weniger gefleckten Unterseite im Alter, mehr gefleckten gelbbraunen Unter- seite in der Jugend und ihrer sehr dunkeln aschgrauen Ober- seite, bei denen der mittlere Teil der Federn, bei einzelnen auf der Schulter die äussere Aussenfahne der Federn, schmutzig gelb ist und diese Federn nur wenig zum Vorschein kommen. Schwieriger dagegen sind die drei Formen „körchhoffi, paradoxa und splendens‘“ auseinander zu halten. Bei allen drei Arten ist die dunkele Sprenkelung auf der Unterseite fein, die einzelnen Flecken viel kleiner wie bei der Form „maculata,“ ein drastisches Unter- 244 C. v. Erlanger: Zur Vogelfauna Nordostafrikas. scheidungsmerkmal für letztere Art. Schleiereulen der Mittelmer- subregion verlieren dagegen völlig den schwachen gelben Anflug auf der Brust, der wie ein Hauch auch bei den ältesten eng- lischen Exemplaren bestehen bleibt. Im höchsten Alter geht so- wohl bei kirchhoffi wie paradoxa wie splendens die Sprenkelung der Unterseite verloren. Die Vögel werden weiss, behalten aber, wie gesagt, bei der Form Airchhoffi auf der Brust einen gelben Hauch, welcher bei der Form paradoxa und splendens sich eben- falls verliert. Strix flammea splendens unterscheidet sich wiederum von Strix flammea poradoxa dadurch, dass der mittlere Teil der Federn, auf den Schultern die Aussenfahne der Federn, auf der Öberseite bei der Form splendens orangegelb, bei der Form paradoxa mehr gelb ist. Bei ganz alten Vögeln von Serex flammea splendens verlieren sich auch die grauschwarzen Tropfenflecken in der Mitte der grauen Federn der Oberseite, was bei den anderen Arten niemals der Fall ist. Je älter die Vögel der drei letztbesprochenen zoogeogra- phischen Formen werden, desto mehr verschwindet das Grau auf der Oberseite. Von Strix flammea splendens gelang es mir, mehrere Exem- plare zu sammeln, welche alle in einem verlassenen Brunnen, in dessen Nähe wir unser Lager bei El-Hota aufgeschlagen hatten, hausten. Des Abends kamen sie herangestrichen und setzten sich unweit davon auf einige hohe Bäume, woselbst sie meist von Praeparator Hilgert erlegt wurden. Von dort liegen mir 5 Exemplare vor: g Unterseite rein weiss El.-Hota Süd-Arabien (Sultanat Lahadsch). 23. Dez. 1899. Jg si “ ENTER TE, N Weg Q . schwach gesprenkelt, fast weiss. 21. Dez. 1899. Q A N B E en 22. Dez. 1899. Q I etwas mehr gesprenkelt . . . 25. Dez. 1899. Ferner liegen mir aus meiner Sammlung 6 Exemplare in altem und jüngerem Alterskleid aus dem Jordantal Palästina vor, welche ich durch Vermittelung des Naturalienhändlers Rolle in Berlin erhielt. Von der tropisch afrikanischen Schleiereule Sirix flammea maculata Brehm gelang es mir auf meiner Expedition leider nicht Exemplare zu sammeln. Näheres über diese Art siehe Reichenow Vögel Afrikas Bd. I. pag. 676. 245 II. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. Von J. Thienemann. I. Allgemeiner Teil. Die Arbeiten der Vogelwarte wurden auch in diesem Jahre in derselben Weise fortgesetzt, wie es in den beiden ersten Jahres- berichten ausführlich beschrieben worden ist. Wir dürfen uns daher diesmal kürzer fassen. Der Besuch des Museums hat wieder sehr stark zugenommen, und ein grosser Teil der Gäste trug sich in das ausliegende Fremdenbuch ein. Ein Auszug aus der Besucherliste soll dies- mal nicht aufgestellt werden. Als äusseres Merkmal sei nur er- wähnt, dass die Namen der Eingezeichneten im Jahre 1902 13 Seiten des Fremdenbuches füllen, 1903 dagegen 27. Die Vogelsammlung erfuhr einen Zuwachs von 41 Vögeln. Ein vollständiges Verzeichnis der Sammlung in ihrem jetzigen Bestande folgt in einer besonderen Anlage. Am 4. Juni hatte der Unterzeichnete die Freude und Ehre Herrn Prof. Dr. Braun aus Königsberg als Besucher der Station für mehrere Tage zu begrüssen. Die Sammlung wurde besichtigt, mehrere anregende Exkursionen wurden unternommen, und Herr Prof. Braun benutzte die Gelegenheit, eine Anzahl frisch erlegter Vögel gleich an Ort und Stelle auf Helminthen zu untersuchen und Material zu sammeln, da beim Verschicken der Wirtstiere die betreffenden Parasiten fast immer absterben und für die Untersuchung unbrauchbar werden. Nach seiner Abreise hatte Herr Prof. Braun die Freundlichkeit „in dankbarer Erinnerung an die schönen Tagen in Rossitten“ für die Bibliothek der Vogel- warte das Werk von Benecke „Fische, Fischerei und Fischzucht in Ost- und Westpreussen‘“ zu stiften, wofür dem gütigen Spender hiermit der verbindlichste Dank abgestattet sei. Die Vogelwarte wird stets grosses Gewicht darauf legen, mit dem Vertreter der Zoologie an der Universität Königsberg in steter Fühlung zu bleiben. Auch sonst kamen im verflossenen Jahre mehrfach Fach- zoologen bezw. Ornithologen nach Rossitten um hier Unter- suchungsmaterial zu sammein oder den Vogelzug zu studieren. Die engen Beziehungen zwischen der Vogelwarte und dem Östpreussischen landwirtschaftlichen CGentralvereine in Königsberg sind dieselben geblieben. Vorträge in den 246 'J. Thienemann: Zweigvereinen und Veröffentlichungen im Vereinsorgan fanden von Seiten des Unterzeichneten in gleicher Weise statt wie früher. Auch der Landwirtschaftliche Central-Verein für Littauen und Mesuren hat in diesem Jahre eine Beihilfe von 100 M. gewährt und von dem Unterzeichneten in Vogel- schutzfragen Gutachten eingeholt. Vom Herrn Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten wurde der Unterzeichnete im Dezember des verflossenen Jahres zu einer im Ministerium stattfindenden Vogelschutzkonferenz nach Berlin geladen, nachdem vorher ein längeres schriftliches Gutachten eingefordert war. Der Herr Minister hat die Absicht, innerhalb seines Ressorts durchgreifende Massregeln in Sachen des Vogelschutzes zu treffen, auf die grosse Hoffnungen gesetzt werden dürfen. Das Bibliotheks-Verzeichnis weist jetzt 341 Nummern auf, das bedeutet einen Zuwachs von 34 Nummern. Folgende Autoren haben, der Zeitfolge nach aufgeführt, Schriften eingeschickt: P. Dr. Fr. Lindner — Osterwieck a./H. K. Deditius — Schöneberg. Dr. F. Helm — Chemnitz. Dr. E. Rössler — Zagreb, Kroatien; für die Kroatische ornithologische Centrale. William Baer — Tharandt. P. C. Lindner — Wetteburg. Herluf Winge — Kopenhagen. O. Leege — Juist. Prof. Dr. Braun — Königsberg. Reg. Rat. Prof. Dr. G. Rörig — Berlin. Dr. €. Parrot — München; für den ornithol. Verein München. F. Koske — Breslau. Guido Schiebel — Innsbruck. O. Helms — ‘ G. Clodius — Schwerin. Dr. P. Speiser — Bischofsburg. Wir danken allen den genannten Herren verbindlichst für die freundlichen Zusendungen. Im verflossenen Jahre erfuhr die Vogelwarte eine ganz bedeutende Geldzuwendung. Herr Prof. Dr. Walter Simon aus Königsberg i. Pr., ein Freund und Förderer aller wissenschaftlichen Bestrebungen, stellte dem Vertreter des Königl. Ministeriums III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 247 für Landwirtschaft, Domänen und Forsten im Kuratorium der Vogelwarte, Herrn Regierungs- und Forstrat Bock, 1000 M. zur Verfügung, die vorläufig deponiert sind und ihrer Verwendung noch harren. Im Namen der Vogelwarte sei dem hochherzigen Geber der tiefgefühlteste Dank ausgesprochen. Ferner war Herr Regierungsrat Prof. Dr. G. Rörig auch in diesem Jahre bestrebt, durch Sammeln kleinerer Beiträge für die Kasse der Vogelwarte zu sorgen und schliesslich stiftete Herr Dr. F. Helm aus Chemnitz 25 M. zur Fortführung des begonnenen Krähenversuches. Auch diesen Herren danken wir verbindlichst. Ebenso gebührt den Herren, die sich auch in diesem Jahre wieder um die Vogelwarte in der Weise verdient gemacht haben, wie es bereits in den letzten Jahresberichten wiederholt aufge- führt worden ist, unser Dank. Es sind besonders die Herren Zimmermann — Danzig, Tischler — Bartenstein, Des. Hegymeghy — Komärom. Über die meteorologische Station ist zu berichten, dass auf Antrag des Unterzeichneten vom Herrn Minister für Land- wirtschaft, Domänen und Forsten der Vogelwarte 95 M zur Ver- fügung gestellt wurden, um hier in Rossitten eine Wild’sche Wind- fahne mit Stärketafel aufzustellen, wofür auch an dieser Stelle der ergebenste Dank ausgesprochen werden soll. Das Instrument ermöglicht nicht nur, die Windrichtung, sondern auch die Stärke genau zu bestimmen, was für Vogelzugsbeobachtungen von grösster Wichtigkeit ist. Ferner kann der Apparat über die hiesigen Sandverwehungen und Dünenwanderungen im Laufe der Zeit interessante Aufschlüsse geben, und schliesslich wird er auch von der Fischereibevölkerung, die ja fortwährend mit dem Winde zu rechnen hat, sehr gern benutzt. Im praktischen Vogelschutz wurde in derselben Weise weiter gearbeitet, wie in den früheren Jahren. II. Wissenschaftlicher Teil. Um die Vergleichung mit früheren Jahren zu erleichtern, folgen zunächst wieder die bemerkenswertesten Beobachtungen in chronologischer Reihenfolge: Am 18. März wurde im Krähennetz ein roter Milan, Milvus milvus (L.), gefangen; selten für die Nehrung, während Milvus korschun (Gm.), der schwarze Milan, hier eine sehr gewöhnliche Erscheinung ist. 248 J. Thienemann: Im Bruche fangen die Hechte an zu laichen. 19. März: starker WSW., vormittags bedeckt und schwacher Regen, nachmittags hell. Guter Zugtag. Nebelkrähen mit Saatkrähen untermischt ziehen sehr lebhaft bei dem steifen Winde, den sie halb von hinten haben. Zughöhe 5 — 10 m. Schwärme von Alauda arvensis L., Lullula arborea (L.), Turdus pilaris L. und Sturnus vulgaris L. auf den Feldern. Alle Vögel sehr mobil. 20. März: SW. trübe, Sprühregen. Nichts vom Zug zu bemerken. _ 22. März: SW. hell. Gänse ziehen. Auf den Feldern Flüge von Buchfinken (Fringilla coelebs L.), die nur aus Männchen bestehen. Am Bruche erscheinen die ersten Lach- möven, um ihre alte Brutstelle zu begrüssen. Derselbe Termin wie im vorigen Jahre! Es ist oft geradezu überraschend, mit welcher Regelmässigkeit und Pünktlichkeit sich manche Erschei- nungen im Vogelleben draussen in der Natur jährlich wiederholen. 24. März: SW., der nachmittags gegen 3 Uhr stärker wird mit Nebel, sonst Sonnenschein. Am Bruche erscheinen viele Lachmöven, um eine Zeitlang über ihren alten Brutstellen mit lautem Geschrei umherzuschwärmen und dann wieder zu ver- schwinden. Im vorigen Jahre dieselbe Beobachtung an genau demselben Tage! (vergl. vorigen Jahresbericht 1902 p. 175). Fulica atra L. am Bruche angekommen. Schon gestern zeigten sich einige Exemplare. 25. März: W. kalt, gegen Abend dunstig. 1 Grus grus (L.) zieht nach Norden. Im Walde 1 Scolopax rusticola L. beobachtet. Turdus musicus L. singt, Anthus pratensis (L.) beobachtet. 26. März: O. Sonnenschein, wärmer. 1 Gallinago gallinago (L.) am Bruche. Fringilla coelebs L. jetzt immer in Schwärmen auf den Feldern. 27. März: S. sehr schön warm. Seit mehreren Tagen Anthus pratensis (L.) immer einzeln beobachtet. Die erste weisse Bachstelze (Motacilla alba L.) gesehen. Mehrere ausgedrehte Kiebitznester gefunden. 28. März: trübe, kühl, W. Krähen ziehen, einige werden gefangen. Rotkehlchen, aber sehr einzeln, im Walde. 1. April: Warm, fast windstill, bedeckt. Am Bruche be- obachte ich jetzt mehrere Tage hintereinander 1 Wildgans mit weissen Federn in den Flügeln. Der Vogel ist so scheu, dass III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 249 ein Erlegen oder genaueres Beobachten ganz unmöglich ist. Zwei zerbrochene Kiebitzeier gefunden. Die Vögel haben also be- reits gelegt. 3. April: starker NW. Schnee- und Graupelschauer. Die Wildenten haben bereits gelegt. Ich finde am Bruche ein zerbrochenes Ei. 4. April: SW. Schneetreiben früh, gegen Abend Regen. Ein Krähenbastard (Corvus corniz X Corv. corone) wird er- beutet. (Näheres darüber Orn. Monatsber. No. 5; 1903). An der Pelk unter vielen Kiebitzen 1 Goldregenpfeifer (Ohara- drius apricarius L.). 8. April: SW. Früh schwacher Regen, dann hell und schön. Auf dem Bruche ein Nest von Fulica atra L. mit einem Ei, ferner 2 Nester von Anas boschas L. mit 6 und 7 Eiern. Die Nebelkrähen sind für die jetzt brütenden Wasservögel die reine Geissel, da die spärliche Vegetation den Nestern noch wenig Schutz bietet. Diese schlauen Räuber passen genau den Augen- blick ab, wenn die brütende Alte beim Herannahen des Kahnes das Nest verlässt. Dann stürzen sie herunter, ergreifen durch Einstossen des Schnabels vor den Augen des Beobachters, aber fast immer noch ausser Schussweite, ein Ei und fliegen eiligst davon. 10. April: früh trübe, Nachm. hell und schön. Auf den Feldern jetzt immer Scharen von Fringilla coelebs L. 11. April: Den ganzen Tag über Nebel. Auf dem Bruche sind die Colymbus ceristatus L. angekommen. 16. April: W. kühl. Früh Regenschauer, nachmittags klar. 2 Nester von Vanellus vanellus (L.) mit 4 und 3 Eiern gefunden. 22. April: Leichter O. Immer noch Schwärme von Buch- finken und weissen Bachstelzen auf den Feldern. Auf dem Bruche sind die Colymbus nigricollis (Brehm) angekommen. Gegen 2 Uhr Nachmittags kommt das auf dem hiesigen Oberförsterei- gehöft nistende Storchpaar von Süden her zu seinem Nistplatze angezogen und trifft sofort Anstalten zur Brut. 23. April: Schöner warmer Tag. Im Garten mehrere Dompfaffen und Bergfinken. 26. April: Nachts Nebel, am Tage schön warm, fast wind- stil. Im Wald und in den Gärten sehr viel Rotkehlchen und Goldhähnchen. Die ersten Muscicapa atricapilla L. sind da. An der Lunk, einem ganz in der Nähe des Dorfes gelegenen Waldweiher, steht eine Waldschnepfe auf. Dieselbe wird fort- Journ. f. Orn. LU, Jahrg. April 1904, 17 250 J. Thienemann: gesetzt an derselben Stelle beobachtet, so dass mit Bestimmtheit ein Brüten angenommen werden kann. Vor zwei Jahren wurde das Brüten bei Pillkoppen mit ziemlicher Bestimmtheit nachge- wiesen (cf. I. Jahresbericht der Vogelwarte 1901, p. 188). Kohl- meisen tragen zu Neste. 28. April: N. W. Schöner warmer Tag. Auf dem Dorf- anger die ersten Steinschmätzer (Saxicola oenanthe L.), SO- wohl braune Exemplare, als auch graue ausgefärbte Männchen. Von letzteren habe ich hier noch nie soviel beobachtet. Auf dem Bruche ein Nest von Nyroca ferina (L.) mit 11 bebrüteten Eiern, ferner ein Nest von Colymbus cristatus L. mit 1 Ei. In den Gärten Rotkehlchen und Singdrosseln. Die ersten Hhrundo rustica L. beobachtet. 29. April: schöner warmer Tag. 1 Lanius excubitor maior Pall. auf der Krähenhütte erlegt. 2. Mai: Nebel. In der Lachmövenkolonie auf dem Bruche liegt. das erste Ei. Die ersten Delichon urbice (L.) gesehen. 16. Mai: Den ersten Lanius collurio L., ein 9, beobachtet. 18. Mai: Den ersten Carpodacus erythrinus (Pall.) gehört, ebenso die erste HAeppolais hippolais (L.) 20. Mai: Die erste Sylvia currusa (L.) gehört. 21. Mai: Den ersten Erithacus phoenicurus gesehen. Die ersten jungen Stare sind gestern oder vorgestern aus den Eiern geschlüpft. 29.Mai: In den Dorfgärten schwirrt Zocustella naevia (Bodd.), und zwar nur an diesem Tage, dann ist sie verschwunden; da- gegen lässt Locustella fluviatilis (Wolf) in der Folgezeit an ver- schiedenen passenden Örtlichkeiten ihren eigenartigen Gesang hören. 4. Juni: Auf der Vordüne wird ein Nest von Charadrius hiaticula L. gefunden. Ich höre das erstemal hier in Rossitten einen Ortolan (.Emberica hortulana L.) rufen. In früheren Jahren soll der Vogel hier häufiger gewesen sein; auf der frischen Nehrung: ist er eine gewöhnliche Erscheinung. 10. und 11. Juni: furchtbar heiss, S. In diesen Tagen sind hier riesige Libellenschwärme zu beobachten. Die ersten ausgeflogenen weissen Bachstelzen. Ich hatte jetzt mehrere Tage hintereinander Gelegenheit, aus nächster Nähe zu beob- achten, wie ein altes Kiebitzweibchen seine im Dunenkleid be- findlichen Jungen hudert. Die Alte nähert sich laufend diesen III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 251 Kleinen, stellt sich plötzlich breitbeinig über das eine, stösst einen kurzen Lockruf aus, und sofort kommen die übrigen kleinen, ziemlich ungeschickt aussehenden Wollklümpchen herangetrippelt, um unter den etwas gelüfteten Flügeln der Mutter Schutz zu suchen. Das Bild ist genau das einer hudernden Glucke. 17. Juni: An der Pelk beobachte ich 4 schwarze See- schwalben mit weissem Schwanze und weissen Flügeln. Leider konnte kein Exemplar erlegt werden, da die Vögel bald nach dem Haff zu verschwanden. Es kann nur Hydrochelidon leucoptera (Schinz) gewesen sein. Das wäre eine neue Art für die Nehrung. Etwas Bestimmteres lässt sich darüber nicht sagen. Die Vögel haschten nach Art von Hydrochelidon nigra (L.) Insekten vom Wasserspiegel weg. Grosse Haffmückenschwärme und im Gefolge davon wie immer grosse Staransammlungen. 24. Juni: Ich finde ein Nest von Corpodacus erythrinus (Pall.) mit 4 stark bebrüteten Eiern und dabei ein Kuckucks- ei, das ausgeprägten Sylvia cinerea-Typus trägt. (Näheres darüber Orn. Monatsber. Nr. 9, 1903). Der Karmingimpel hat in diesem Jahre zeitiger mit dem Brutgeschäft begonnen als sonst. 29. Juni: Auf der Dorfstrasse eine Galerida cristata (L.), die auf der Nehrung sehr selten ist. Im vorigen Jahre ein ebensolch einzelnes Exemplar am 21. Juli beobachtet. (cf. I. Jahresbericht p. 191). 3. Juli: Auf dem Bruche sind die ersten jungen Lachmöven flugbar. So sind seit dem ersten Eie (2. Mai) 62 Tage vergangen. (1901: 53 Tage, 1902: 62 Tage). Mitte Juli beginnen wie alljährlich die Strandvogelzüge. Herr Prof. Braun teilt mir unterm 31./7. freundlichst mit, dass am 25. Juli 1903 auf dem frischen Haff eine Schnee eule (Nyetea nyctea L.) geschossen ist, die im zoologischen Museum in Königs- berg ausgestopft wurde, jedenfalls ein höchst bemerkenswertes Ereignis. 7. u. 8. August: starker W. Auf der Vogelwiese grosse Schwärme von Tringen, Limosen und Numenien, am Haff zahl- reiche Larus minutus Pall., Junge und Alte gemischt. Alle diese Vögel sind bei dem bereits seit mehreren Tagen herrschenden Weststurm angekommen. Im Übrigen wird der Zug für die nächste Zeit charakterisiert von Buchfinken (Jungen und Weib- chen) Kuckucken, Laubvögeln und Ziegenmelkern. 177 252 J. Thienemann: Am 23. August beobachtete Herr Referendar Tischler bei Schwarzort mehrere Anthus campestris (L.). Am 31. August und I. September sind sehr starke W.- stürme (bis 14 u. 20 m. pro Sekunde) zu verzeichnen. Am nächsten Tage, bei schwachem N, herrscht hier ein solches Strandvogelleben, wie es nur selten vorkommt. Herr Dr. Deichler, der für die Vogelwarte freundlichst Beobachtungen angestellt hat, sieht auf der Vogelwiese riesige, nach Tausenden zählende Tringen-Schwärme, ferner Limosen, ca. 25 Squatarola squatarola (L), meist im Alterskleide, einige Oharadrius apricarius L. und Numenien. Erlegt werden 2 Tringa canutus L., g ad. Sommerkleid und 3 iuv. Jugendkleid. Am 3. September (mässiger 8.0.) sind diese Flüge sehr verkleinert. Limosen und Kiebitzregenpfeifer sind weg; dafür gelangen 1 Pärchen Steinwälzer (Arenaria interpres L.) und mehrere Wassertreter (Phalaropus lobatus L.) zur Beobachtung, die sich unter Tringenflüägen umhertreiben. Erlegt werden durch Herrn Dr. Deichler: 1 Arenaria interpres (L.) 9 ad. Winterkleid und 2 Phalaropus lobatus (L.) $ und 2 Winterkleid. Am 4. September bei ganz schwachem N und hellem Wetter ist auf der Vogelwiese Ruhe eingetreten, fast alle Strand- vögel sind weg. 5. September: schwacher NO, hell, starker Sperberzug. 2 ©8 iuv. und ad. werden geschossen. Herr Dr. Deichler be- obachtet Blaukehlchen. 18. September: schwacher NO, hell. In der ersten Hälfte des September begann hier ein un- gemein starker Zug des grossen Buntspechtes (Dendrocopus maior L.). Derselbe erreichte etwa am 20. des Monats seinen Höhe- punkt und währte in mässigem Umfange bis in die letzten Tage des September und in die ersten des Oktober. Es gelangten fast ausschliesslich junge Vögel mit roter Kopfplatte zur Beob- achtung. (Näheres darüber Orn. Monatsb. Nr. 11, 1903.) Zur Vergleichung höchst interessant sind die Mitteilungen, die mir OÖ. Leege aus Juist über diese aussergewöhnliche Zugerscheinung zukommen liess. Der genannte Herr schreibt mir unterm 5. November 1903: „Soeben bekomme ich die ornith. Monatsberichte, in denen Sie über das Erscheinen von Picus maior berichten. Dieselbe Erscheinung hatten wir auch auf den ostfriesischen Inseln. Den 1. Picus sah ich am 19. September (also später III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 253 als Sie), und gegen Ende des Monats nahm der Zug erheblich zu; den letzten, von einem Raubvogel zerrissenen, notierte ich am 2. November. — Der Zug war grösser, wie in den Jahren vorher, und alle Vögel waren jung (rote Kopfplatten), nur einer hatte schwarze Platte.‘ Diesen Mitteilungen nach ist der Zug von Osten nach Westen stetig vorwärts gegangen. Am 18.September wird am Dorfe eine Turteltaube (Zur- tur iurtur L.) beobachtet, die hier selten vorkommt. 19. September: schwacher NO, hell. Seit etwa 8 Tagen treiben sich am Haffstrande, zuweilen nicht weit vom Dorfe entfernt, 6 — 8 Brandenten (TZadorna tadorna L.) umher. Heute schiesst Herr Hilfsjäger Schulze-Rossitten eine davon, ein junges Exemplar, und am 21./9. eine zweite, ebenfalls junge. Die Vögel waren sehr scheu. Raubvögel (Sperber, Turmfalken, auch Baumfalken) jetzt häufig auf den Feldern. Es beginnt jetzt die Zeit, in der sich alljährlich 2 Vogel- zugerscheinungen abspielen, über die man in gewissem Masse eine bestimmte, fruchtbringende Kontrolle ausüben kann, das ist der Krähenzug und der Drosselzug. Der erstere, der hier in den ersten Tagen des Oktober beginnt und unter Umständen bis Weihnachten andauert, um Ende Februar und Anfang März schon wieder zum Rückwege einzusetzen, verläuft vor den Augen des Beobachters so offen und sichtbar, dass man wohl im Stande ist, täglich bestimmte Aufzeichnungen darüber festzulegen. Den zweiten aber, den Drosselzug, kann man durch die täglichen Fangresultate im Dohnenstiege einigermassen sicher, wenn auch immerhin in etwas beschränktem Masse, kontrollieren. Durch das Entgegenkommen des hiesigen Herrn Oberförster Mortzfeldt, der sich bereit erklärte, an seine Unterbeamten entsprechende Wei- sungen ergehen zu lassen, wurden der Vogelwarte die diesjährigen Fangergebnisse fast sämtlicher in den verschiedenen Schutzbezirken der Oberförsterei Rossitten aufgestellten Dohnenstiege zugänglich gemacht. Nicht nur Herrn Oberförster Mortzfeldt, sondern auch den übrigen Herren: Förster Seegardel-Rossitten, Dünenaufseher Bless-Pillkoppen, Forstaufseher Ortel-Nidden, Hilfsjäger Schultze- Rossitten und Hilfsjäger Jahn-Preil spreche ich für ihre freund- lichen Bemühungen meinen verbindlichsten Dank aus. Ich gebe im Folgenden die Beobachtungen über die beiden oben genannten Zugerscheinungen für das Jahr 1903 der Übersicht- 254 J. Thienemann: lichkeit wegen in tabellarischer Form wieder und zwar in genauer Verbindung mit den täglichen meteorologischen Erscheinungen, soweit sie durch die hier eingerichtete meteorologische Station festzustellen waren. Im allgemeinen sei folgendes bemerkt: Bis jetzt ist es mir hier auf der Nehrung noch nicht ge- lungen, wie auch die folgende Tabelle zeigen wird, die Beziehungen zwischen Vogelzug und Wetter in bestimmte feststehende Regeln zu bringen. Wenn man glaubt, eine solche gefunden zu haben, dann erlebt man in der nächsten Zeit gleich so viel Ausnahmen, dass all die schönen Hypothesen wieder zusammenbrechen. Aller- dings ist dabei in Betracht zu ziehen, dass ich nur die Witterungs- erscheinungen in den untersten Luftschichten kannte. Streng genommen müsste hier ein Fesselballon stehen, der uns Auskunft auch über die höheren Regionen geben könnte. Dann würde sich vielleicht manches aufklären, was jetzt noch unverständlich ist. Wohl hat man wichtige Anhaltspunkte gefunden, und es wird den fortgesetzten Forschungen und Beobachtungen sicher gelingen, immer mehr Licht auch über diese Frage zu verbreiten, aber das wird man meinen bisherigen Erfahrungen nach wohl nicht erreichen, ein ganz bestimmtes, für alle Orte und Zeiten giltiges Schema darüber aufzustellen, in welchem Abhängigkeitsverhältnis der Vogelzug den meteorologischen Erscheinungen an einer Örtlichkeit gegenüber sich befindet. Ein solches totes Schema gibt es in der Natur nicht, und der Vogel ist keine Maschine. Darum können auch alle die geführten Streitigkeiten etwa über die Frage: „Ziehen die Vögel mit dem Winde, oder gegen den Wind?“ zu keinem rechten Resultate kommen, da beide Parteien Recht haben. Man kann höchstens negativ sagen: die Vögel ziehen nicht gegen heftigen Wind, gegen Sturm, und sogar dakommen Ausnahmen vor. Die Tabelle enthält mehrere für den Vogelzug höchst kri- tische und interessante Tage, z. B. den 2. Oktober. Es will aber nicht gelingen, genau anzugeben, warum gerade diese Tage eine solche wichtige Rolle spielen. Allerdings muss zugegeben werden, dass es für die Beurteilung z. B. des 2. Oktober, an dem die Vögel im Norden entschieden in auffallender Weise rege geworden sind und einen Vorstoss nach Süden gemacht haben, nicht genügt, die meteorologischen Verhältnisse allein von Rossitten zu kennen, sondern es wäre notwendig, dass man in der Beziehung auch über die nördlichen bezw. nordöstlichen Gegenden genau unter- III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 255 richtet wäre. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass wir hier auf der Nehrung bei sogenanntem „guten“ Wetter — hell, warm, trocken, leichter Wind, bis etwa 4 höchstens 6 m. pro Sekunde — mehr vom Vogelzug zu sehen bekommen wie bei „schlechtem“ Wetter, wenn es draussen regnet und stürmt. Allerdings lautet eine alte Ornithologenregel, die namentlich auch für Rossitten zutrifft, dass der Beobachter gerade bei sogenanntem „Hundewetter“ draussen in Feld, Wald und am Strande auf dem Platze sein muss, wenn er etwas Seltenes beobachten oder erlegen will, und manches gute Stück habe ich an solchen Tagen schon erbeutet, aber die Vögel, die wir da zu sehen bekommen, sind in dem Augenblicke nicht ziehend zu denken, sondern sind durch die ungünstige Witterung gerade zur Rast gezwungen und uns da- durch zugänglich gemacht worden. Für einen Beobachter, der längere Zeit auf einem exponierten Punkte, wie ihn die Kurische Nehrung darstellt, weilt, muss ferner sehr bald folgende Frage auftauchen: Es sind eine Reihe recht guter Zugtage hier zu verzeichnen gewesen. Draussen herrscht reges Vogelleben. Krähen eilen in Schrotschusshöhe, eine end- lose Kette bildend, die Nehrung entlang, darunter Schwärme von Finken, Piepern und Lerchen, im Dohnenstieg gibt’s ergiebigen Drosselfang, daneben hängen aber auch zahlreiche Rotkehlchen und andere Kleinvögel in den Schlingen — kurz aus allem geht hervor, dass die Vogelwelt eifrig auf der Wanderschaft begriffen ist. Da tritt plötzlich Wetterumschlag ein; Regen Sturm und Kälte brechen los, und all das eben noch so rege Leben ist mit einem Male vorbei. Die ungünstige Witterung hält lange an — kein Zugvogel ist zu sehen, und wehe dem armen Nehrungs- besucher, der von fern her gereist kommt, um all die gepriesene Ornithologenherrlichkeit sich einmal an Ort und Stelle genau an- zusehen und nun gerade solche ungünstige Periode hier antrifft. Er kann manche Enttäuschung erleben. Haben nun, so fragen wir uns da unwillkürlich, unter solchen Umständen die Vögel ihren Zug ganz und gar eingestellt, oder geht derselbe während der ungünstigen Witterungsperiode in höheren Luftschichten weiter vor sich? Für beide Auffassungen lassen sich Gründe angeben. Wenn z. B. zur Zeit des Haupt-Frühjahrsschnepfenstriches an- dauernd sogenanntes ungünstiges Zugwetter herrscht, dann be- kommt auch der eifrigste Anstandsjäger nur wenige der ersehnten Vögel zu sehen, und seine Ausbeute ist dementsprechend gering. 256 J. Thienemann: Sollte dann auch am Schluss der Schnepfenzeit noch das günstigste Wetter eintreten, dann werden die Vögel nicht plötz- lich in doppelter Anzahl eintreffen, so dass man das Versäumte nachholen kann, sondern dann sind sie eben durch, und wir haben das Nachsehen. Zu entgegengesetzter Meinung fühlen wir uns andrerseits gezwungen, wenn wir Beobachtungen machen wie sie uns in diesem Herbste z. B. der 9. Oktober bot (cf. die Tabelle). Lang andauernde Regenschauer und heftige Winde hatten den Vogelzug, namentlich den Krähenzug, ganz ins Stocken gebracht. Da trat am Morgen des genannten Tages trocknes Wetter bei mässigem NO. und O.-Wind ein, und plötzlich brach der Zug der Krähen, denen zahlreiche Schwärme von Staren, Lerchen und Finken bei- gemischt waren, mit einer Mächtigkeit los, wie ich ihn hier überhaupt noch nicht beobachtet habe. Es hatte ganz den An- schein, als ob die Vögel irgendwo auf Eintritt günstiger Witterung sehnsüchtig gewartet hätten und nun die paar guten Stunden zum Vorwärtskommen möglichst ausnutzen wollten. — Noch ein Wort über den Zugflug der Vögel. Derselbe macht sich für den geübten Beobachter kenntlich, aber nicht etwa durch besondere aussergewöhnliche Schnelligkeit, sondern durch die Stetigkeit und die gerade Flugrichtung, die immer inne gehalten wird. Es macht den Eindruck, als ob dem Vogel alles das, was auf der Erde vor- geht, und was sonst seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, vollständig gleichgiltig ist. In schnurgerader Linie eilt er vor- wärts. Irgend ein von der sonstigen Erscheinung abweichendes Flugbild habe ich bei einem ziehenden Vogel nicht bemerken können. Nur wirkt es befremdend, dass man Vögel, die man sonst nur hat auf dem Acker umherlaufen, oder in den Baumkronen und Büschen hat umherhüpfen sehen, jetzt plötzlich ganz gegen ihre Gewohnheit weite Strecken freien Landes überfliegen sieht. Es dürfte notwendig sein, noch einige erläuternde Be- merkungen zum Verständnis der folgenden Tabelle zu geben. Die meteorologischen Beobachtungen werden dreimal am Tage vorgenommen: 7 Uhr vormittags, 2 Uhr nachmittags und 9 Uhr abends. Ich wähle zu ihrer Darstellung der Kürze halber die üblichen internationalen Abkürzungen: a (= ante meridiem) Vormittags p (= post » ) Nachmittags n = Nacht. III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 257 Zu Spalte 4: Die die Himmelsbewölkung ausdrückenden Zahlen laufen von 0—10. 10 bedeutet also ganz bewölkt. 7a: 0 heisst also: früh 7 Uhr ist der Himmel ganz klar. Zu Spalte 5: N= Nord. E= Ost. S = Süd. W = West. Die hinter diesen Buchstaben stehenden Zahlen geben die Anzahl der Meter pro Sek. an. S2 also = Süd 2 Meter pro Sek. Von 8 Meter an wird Sturm gerechnet. Zu Spalte 6: Die Niederschlagshöhe ist nach einem Regen- messer System Hellmann festgestellt. Zu Spalte 7: Nebel 5 p. heisst z. B. Nachmittags 5 Uhr tratt Nebel ein. Zu Spalte 8: Die Sonnenscheindauer ist durch den Sonnen- scheinautographen festgestellt und wird in ganzen und Zehntel Stunden angegeben. Die obere Zahl gilt für den Vormittag, die untere für den Nachmittag, unter dem Strich steht die Tagessumme. ae are Te kengees ee JB ne een ppın | 78 SM'N | :d6 | DO oPl | au, |'6/rZ q — 1 _—ı— ler) ON s'M'N| 0 :dz G SE | Er: are 0’MN|S :®ı En ee E at eat Te 2a — || — | — || FI = IoıMS 2 de Don | clL loliez PPIN 2 n d £ re 9 | — 1 — 05 mal 20 sMm|L :de RO Se | G zart 79 :'Ssoy 0 '’N)8 :%L = vers S —— [3 ı Seren a = 2x ee N DET = 16 BERND OT sde| == GLL 1'617 ‚© l & 19 ""PPIN ; en 3 = I | u ni 50 GEHN dee ee 11 | |og ssson O°M'N | OL :®2 Be Eee ee g' = Da ee rel allald er N z | -Dpr er = 10.05 70.46 — ILL \'6/ Te G | [6] 96 PPIN 7 ö . B q | — | — 1 — 6 ma|ı 87 c MS | 0 :dz DA | ame ee -To3oA -osstuges1odugg-Farsueugol] | on Bes | u | mE lo | ea Sa |. "ww ur | eyagg : 2) Dias - "sun u De »] RER ED snasnu le a. 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Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossittten. G yı :[Iodd & ,68 :"PPIN =; ; 9 08 md G@ :'SSOy | [ad on fo Pin ie) Der So le gg :ssoy | — |9 :mua| — 73 :ppın | 9% zn = ma| 9 GC I G .'SSO4y | Se | | don ® | | A9NBUIS 06 u sıq uosay 3eL| 01% 9 °MNI0r :d6| 9 o0L u9zurduad | "IOUUO(T pun zug ur d cg'c dena c'6 v aoneyosuadoy 7 syyoeu uodoy]| F -u9894y 8 "A9NBu)s A -U909Y L1L sc 1'01/'8 zz. lol J. 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"6 ‘8 L & .G '’ =E “G “I 263 III. Jahresbericht (1908) der Vogelwarte Rossitten. UL 'L -usugalszeg NZ ZULIOS AUS sje 4sI Sueyfessorg osııyglseıp 1a “gosugsnz Iyaru Am UHIeM u0SQA 000T EAIO UOA oynegsny Ieute WI UESENSUEUgOT Teıp UOA asstugesiq ld (r “uoaryey ae KM us 2 :[pdng 0578 "EU 00071 "eo yrur 0.2 | ea |sor | 9E | 285 | 08er | uay1ss0y 18199810F1990 Anz} OLunsYUreseH 601 G Gl IT | 16 081 0081 - 19ld > = 08 IT = 19) &79 an 0005 - uoppIN - 7 102 29 2222 207297 91 2 008 uoddongee 0 I | ve | CE | Cal 179 :uposng 0865 Aut usyıssoy ıny ewung Eee | [25 | Ste “ —_ - !- | - | — |— :pn| 81 T99q9N (aA) sale :de| 909 29, [OST - | 2 | ee sajl :de| | I I gG |9 :’ssoy ° HS 01 :@2| = a | a. ke Fe For Jerses | 2 | v | u | I _ [8 :Ioaq -sJyoeu we ( er Nee N g9uyag GL ©. 0 206 09, 1 j0Uy zer enen. treld pun uodoy 7 'M|or:dz SE rg I T MG g :'ssoy IH TOT eL io ke kr Ivo Br ]arss een 22 Ei € — !'—- | -—- |, |F1:ppın| — > = s alor :d6 DoLl | 8c4 Lower 8 | ı | | na Lil 8 401 :d2 G _ F Z | L zg :ssoy SEE er 364 J. Thienemann : Bemerkungen zu obiger Tabelle, besonders den Krähenzug betreffend: 18./9.: 2 Tannenhäher im Dohnenstiege. 2./10.: Ein trüber, dunstiger Tag. Es liegt Wetterum- schlag in der Luft. Dieser 2. Oktober ist für den Vogelzug entschieden kritisch: Die ersten Krähen ziehen; etwa 30 m. hoch. In gleicher Höhe zahlreiche Trupps (zu 20 u. 30 Stück) Pieper nach Süden zu eilend. Die ersten Rauchfussbussarde (Archi- buteo lagopus) sind eingetroffen. Auf den Stoppelfeldern viel Anthus pratensis. 3./10.: Wetterumschlag! Kein Krähenzug. Etwa 20 Wildgänse ziehen genau dem Sturme entgegen mit grosser Anstrengung und in Unordnung nach SW. 4./10.: Bei dem Weststurme nichts von Vogelzug zu be- merken. Kein Krähenzug. Am Seestrande streichen, wie ge- wöhnlich bei den westlichen Herbststürmen, zahlreiche Möven. Es werden der Vogelwarte 8 Larus fuscus, 3 Stercorarius »po- marinus und 1 Stercorarius parasiticus lebend eingeliefert. 5./10.: Gestern Abend hatte der Sturm nachgelassen. Sofort waren Drosseln da. Kein Krähenzug. 6./10.: Kein Krähenzug. Vom Seestrande werden 7 Raub- möven (Stercorarius pomarinus und parasiticus) lebend eingelie- fert. Soviel Raubmöven habe ich noch in keinem Jahre beobachiet. 7./10.: Kein Krähenzug. 8./10.: Über den Feldern zahlreiche Archibuteo lagopus. Kein Krähenzug. Die ersten Dompfaffen (Pyrrhula pyrrhula) im Dohnenstige. 9./10.: Nachdem der lang anhaltende Regen und Sturm \ nachgelassen haben, tritt am Morgen des 9. Oktober der Vogel- zug, besonders Krähenzug, mit einer Mächtigkeit in die Erscheinung, wie er wohl nur selten zu beobachten ist. Der herrschende Ost- bezw. Nordostwind ist günstig. Schon vor Tagesanbruch sind einzelne Krähen gezogen. Der Hauptzug setzt früh 1,10 Uhr ein. In breiter Front eilen die Krähen (hauptsächlich ©. cornix mit ©. frugilegus und ©. monedula untermischt) nicht einzeln und . truppenweise wie sonst, sondern in grossen geschlossenen Scharen über die Nehrung hinweg, in einer Höhe von 30 bis 50m. Mit den Krähen zusammen kommen auch Flüge von Staren, Heide- lerchen und Finken. Über den Feldern grosse Mengen von Rauchfussbussarden. Von einer Stelle aus zähle ich 30 Stück. III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 265 Auch unter den Krähen ziehen einzelne dieser Raubvögel. An derselben Stelle der Feldflur, wo ich auch in anderen Jahren Eremophila alpestris beobachtet habe, sehe ich heute einen Flug von etwa 20 Köpfen. Gegen Mittag fängt es wieder an zu regnen, sofort stockt der Zug. Die Krähen biegen von der Zuglinie ab, um auf der Feldflur einzufallen. Ich schiesse vorm. Uhu 9 Archi- buteo lagopus. Interessanter Tag! 10./10.: Guter Krähenzug. Zughöhe: 80 — 100m. Herr Referendar Tischler meldet aus der Gegend von Bartenstein, S.-östl. von Königsberg, denselben guten Krähenzug in mässiger Höhe. Der gestrige Flug von Eremophila alpestris noch auf den Feldern. 11./10.: Guter Krähenzug. Zughöhe: 30 — 50 m. Der erste Bombycilla garrula im Dohnenstiege. 12./10.: Guter Krähenzug. Zughöhe: 30 — 50 m. In Pillkoppen wird in diesen Tagen ein junger Seeadler im Krähen- netz gefangen, der mir lebend gebracht wird. 13./10.: Krähenzug. Zughöhe: etwa 50 m. Gegen Mittag kommen die Krähenfänger nach Hause und meinen, der Fang lohne nicht mehr, weil die Krähen „schlechtes Wetter im Kopfe hätten“ und darum zu eilig weiter zögen, ohne sich um die be- köderten Fangstellen zu künmern. 14./10.: Das „schlechte Wetter“ ist da. Die Krähen haben das vorausgemerkt und sind von gestern Mittag an eiligst weiter gezogen. Heute Vormittag bei dem Regen kein Krähenzug. Zu Mittag hellt sich das Wetter etwas auf. Sofort beginnt der Zug recht heftig. Zughöhe: 30 — 50 m. Journ, f, Orn. LII, Jahrg. April 1904. 18 + . J. Thienemann 266 OT |.d, pm oo © aowoq syyoru Snzuoyeayy UoA | To 1 ner oe |TmS| 01 09 | 88, | 01/77 8] »'s 01 z zone aa |ı or u Snzuayeıy uay — juazue3uap 80 Fr Ts 01 Y 08 9C,, 01/83 1999 N us 021 -SNZUIYUBAY AOUIEMy9S -pusz1Is AONIBZInJS WOUII Me 3suaıdsaaa A9g0INQ "FI we uoyas uuT yes Q9] 'U9PAOM uUAPunJosme jopusıaaA Tem [950 PA 607 ‘so neqIT 'q 'y :90819 YpLıyosu] je In IUYISISSNI HPU9Z]0F AP ‘urag ayum SI (d uodoy Be z EN en 00 661 01/22 sep un 9duLımmıurwo]Vvy WaUuLo JIUL 0% “u og °S 0 n 719Jo1[o3ura PAIMm 9qneyJolig auy "uI9 U9N]OS U9]JOISFUBT uap uR U] | | | | -[e] pun y9oy uoy9ız uayeay Alq ' apulM ON 3SIow uU9de], uasaıp UI U9NISLIOU ST 'ISTOA19A YarLJsuaıp gar ug A8I0INO "IgG — '9T WON | | - | | Inden ‘orıys | ww ur |... 6 de & { | unoA gekeurE N e) pue]s -puogeajog ISnzuoyegayy uop LD ee Tale nos A a 2 | maed | -ıegom | "umgeg sıapuosaq ‘uo3unyıouagq en pun wog | -ıopen A m oe | | Seas -g ) 9 G “7 -e 7 { 267 III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. -S194] VaIp uU9YOTZ }1R]OSO A A9SIIPTOQ yane osfy ’uassolf UHIULF A9JYOIOT yaIs ALp ‘u9doz Adunf YaIssoryds -Sne Se} Jsıonz Pusıyem 'OYV puIs zıu.109 Sna40) uapuUayaIzyJAnp 0°C oA 0 9Zzy[l aLq Uassejasydeu Ayas oz € = = e ana, 109299] ur uegey Zug] pun Inz 61 s n , 008 | 891 010g w 001 — 08 :3yoH 'Snzuayeay | | ‚SuejJud ‘SunayaN A9p 9IOs99S A9P une FG #7 0 ospe "dunpıo\ Aap uw opıy dep 9. ze a A n 909 eg), -O16z a9qn SLıpolu zued uayoIlz uoyeay 8 TS Ce Lo 9a| 0 -Snzuaygıy Aoydemnyds zueog y — _ 7 TS oI 09 eg, -01/'87 — HS oI 0 Ws G Snzusyeiy | g'g — —- |) 0 Mo) Bo | ur ce us 0 I HS OL ‚Snzuogyay uy | — = 0:0. 179278, 01 3.2009 990. 2:00.9@ I HS O1 BE ee u DE N De a ee ae Seren Fe EN a I ee uw 069 — 08 69 2 © :OUOUSNZ (Pnpauom 9 pun zu GE _ ‘0 Ze 909 | 98, | ol’ 409 9) "Snzuoyeiy JOyoemyps zuen | ze »°S 0 18* 6 eo J. 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Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. gs oT 0 'MN| 0 uoyoIz UAyB.Ly odtuom ann Ti uogay IN Doe | 79, | "TIE6L zı 7 ’M'N gq Sean era... en | a rer a | net | we ro I HS OL Snzuogg.iy oypemyos zuen | >= — Tr SI 4 Do re = vus| © men be Sale ee ee z om oO | ‘gooy “Snzuoyway 1oyoemyog | 7ig _ eo LO MN| I OL = OMN| 8 ‚Stapalu ayos ‘apueags SV. dr ka ‚ „aM L : rt -998 ue Iyoıp Inzuayeay Aoyng = uo8ay : a n DNB vun Be Eu ss eh ernn ) mei ee ee ee "s91907090h va »Boulıan\ U opIeM WI Issepnz Jyoru run -SnZ A9P UOA UOSaIggYy UI 9ıp ‘aly aIıp pun Sunyydry 9pe1ad gıp y9anp FA9ISTIEIJNeLeUI Inu 194U9egO -97 UOP ANJ PAIM do “I0AIOU U93 -9IJJ UOyaLTUyOMAS ‘uasr}suos up AOA NONYSI[EUYIS 3.19PuU0os9q y9anp yyaru yaıs Iqay [oIoA A9saıp Sny -2nZ 190 uepoqpiy wop ıoqn ug — I ana yo ‘Zrparu Zzue3 MONIS 07 — 05 uoA ueön]] ur (wıwoun sıygqunay) AS1STOZuraT u9s93ep ‘wu 08 emIJE oA 9yoH J. 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Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. vad 094 UI Y9I HYamaqıa 'zı/ıg uY "SISUIAAD OP -N97P 9UIO Y9I 9999]19 FO6I denuef ‘e mv aoj]y amd amu woIs pury -9q u9Jdoy ZI uoA ang weum aayun aaywn doıy (odunp 9sıaw) sıuoBjna snumgg UOA HON[LT JuLo]y yaıs uaqIaa} Oosuagd ‘uoyaıpmzue yaıse} 48%} uoqneIpIIM Sn um ulauly denuep u9p ur SIq 9sl u19p[a T u9p ne ‘J1aF9I[93uro pu9go] sn707514 snqwhjo) YA9ıyaul U9P -I9M 19QWIZIA SOPp AYIeH Uayaamz A9p UI :u9duejfes Sunyydegoag ınz AaIg [OSOASnZ AUagargqasyanınz ydeJIyaur AayurMy WOSOIP UT SSep ‘puoppegne Ist sy "51 Yoadpıım 194 303 pun puns9a3 Sıpurısyjoa aIp “IS9]19 MJonsnı xBndoroag 1 pselgrsı]L Aour9 I9q Paım apfeM WI ILL "31/12 "SNZUAYEAM c9L zul 272 J. Thienemann: Ein Beitrag zu der Frage nach dem Zuge der Vögel nach Alter und Geschlecht. Angerest durch die interessanten Ausführungen des Herrn Dr. F. Helm im Journ. f. Orn. 1903, p. 259 ff. und 1904, p. 50 ff. möchte ich in kurzen Worten meine Ansichten über die öfter besprochene Frage nach dem Zuge der Vögel nach Alter und Geschlecht mitteilen, Ansichten, zu denen man durch die im Laufe der Zeit hier auf der Nehrung angestellten Beobachtungen ge- trieben wird. Diese letzteren finden sich zum grössten Teile in den bisher erschienenen Jahresberichten der Vogelwarte zerstreut und sollen hier einmal kurz zusammengestellt werden. Wenn von verschiedenen Seiten emsig Material zusammen- , getragen worden ist, um von den Übertreibungen, die sich in den Gätke’schen Hypothesen über Höhe und Schnelligkeit des Vogel- zuges unzweifelhaft vorfinden, ein gut Teil nach und nach ab- bröckeln zu lassen, so kann ich dem nur beipflichten. Anders liegen aber die Verhältnisse meines Erachtens beim Zuge der Vögel nach Alter und Geschlecht. Da treten dem auf einem exponierten Punkte weilenden Beobachter soviel zwingende Tat- sachen entgegen, dass er vorläufig nicht anders kann als ein- gestehen: ja es gibt in dem grossen, jährlich sich wiederholenden Rätsel, Vogelzug genannt, auch noch das Wunderbare und Auf- fallende, dass bei verschiedenen Vogelarten die noch gar nicht lange der Fürsorge der Eltern entwachsenen Jungen für sich allein die Wanderschaft antreten. — Nur muss man sich, wie in allen Vogelzugfragen, so auch in diesem Punkte von jedem Schema- tismus und von allem Schablonenhaften fern zu halten suchen. Ein Beispiel mag zur Erläuterung dienen. Wenn wir behaupten: Bei unserem gewöhnlichen Steinschmätzer (Saxicola oenanthe L.) ziehen die jungen Vögel, oder besser gesagt, die braunen Exem- plare — denn es mögen auch ältere Weibchen darunter sein — getrennt von den grauen, so soll das heissen: Auf für den Vogel- zug exponierten und wichtigen Punkten, wie etwa Helgoland oder Rossitten, kann man die auffallende und mit grösster Deutlich- keit sich darbietende Wahrnehmung machen, dass zur Zugzeit zunächst bezw. überhaupt nur braune Steinschmätzer in grossen Massen auftreten, um immer bald wieder zu ver- schwinden und anderen nachrückenden Scharen Platz zu machen. Diese Erscheinung wiederholt sich in jedem Jahre mit der grössten III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 273 Regelmässigkeit und Pünktlichkeit, und wir sehen uns daher zu obiger, das getrennte Wandern betreffenden, Behauptung veran- lasst. Kommen wir dann eines Tages hinaus und bemerken unter einem Schwarm brauner Steinmätzer auch eine Anzahl grauer, — ein Fall der hier zuweilen vorkommt — oder wird uns die- selbe Beobachtung in kleinem Massstabe auch von auswärts aus den verschiedensten Beobachtungsgebieten mitgeteilt, so wird unsere erste Behauptung dadurch sicher nicht entkräftet, da wir solche Beobachtungen nur als Ausnahmen ansehen können, mögen sie auch oft auftreten. Wir ziehen dabei in Betracht, welche Zufälligkeiten, über die uns bisher noch jeder Überblick fehlt, auch im Verlaufe des Vogelzuges vorkommen und dann von ‚einschneidender Bedeutung sein mögen. Erst wenn irgendwo auf der Erde Punkte gefunden werden, wo ebenso regelmässig, ebenso pünktlich und in ebenso grossem Massstabe genischt ziehende Steinschmätzerscharen fortgesetzt beobachtet werden, dann ist man gezwungen, die bisher aufgestellte Behauptung aufzugeben. Durch kleinere Einzel- beobachtungen aber, und seien sie auch ziemlich zahlreich, darf man sich nicht dazu bringen lassen. Ich will den Wert solcher Einzelbeobachtungen durchaus nicht herabsetzen, das Sammeln derselben wird stets von Interesse sein, aber ich möchte nur dem vorzubeugen suchen, dass man durch dieselben an der Behaup- tung irre wird: „Es ist Regel, dass beim Steinschmätzer die braunen und grauen Exemplare getrennt ziehen.“ So weit das Beispiel. Es mögen nun die einzelnen Vogelarten aufgezählt werden, an denen sich hier auf der Nehrung am auffallendsten und deutlichsten ein nach Alter bezw. Geschlecht getrenntes Wandern Jahr für Jahr beobachten bezw. mit grösster Sicherheit vermuten lässt: Totanus glareola (L.) Bruchwasserläufer. Fast sämtliche Exemplare, die man hier von der zweiten Hälfte des Juli an bis zum September erlegt, sind jung. Höchst selten ist einmal ein Alter darunter. Grössere Flüge, die nur aus Alten bestehen, habe ich hier überhaupt noch nicht beobachtet. Circus macrurus (Gm.) Steppenweihe. Bis jetzt habe ich hier 2 grosse Züge miterlebt, nämlich in den Jahren 1897 und 1901. Die Züge begannen Ende Juli bezw. Anfang August und setzten sich bis in den September hinein 274 J. Thienemann: fort. Im Jahre 1901 wurde der Höhepunkt am 23. August er- reicht. Es gelangten ebenso wie in den übrigen Teilen Deut- schlands ausschliesslich junge Exemplare zur Beobachtung, nur am 6. September 1901 erbeutete ich vorm Uhu als grosse Ausnahmeeinaltes Weibchen. Ein Rückzug wurde nie beobachtet. Oerchneis vespertinus (L.) Rotfussfalke. Fast in jedem Jahre, und zuweilen in recht ausgedehntem Masse, findet hier ein Zug dieses Fälkchens statt. Die ersten Exemplare zeigen sich manchmal schon in den ersten Tagen des August, um dann an Zahl bis in den September hinein zuzu- nehmen. In manchen Jahren treten nur wenige auf. Es kommen ausschliesslich Jugendkleider vor, die, nebenbei bemerkt, in Bezug auf Färbung der Kopfplatte zuweilen recht auffallend variieren. Cerchneis tinnuncula (L) Turmfalke. Gleichzeitig mit der vorigen Art zieht auch dieser Falke hier in grossen Mengen durch, und zwar hält sich die Zahl der einfach rot und schwarz geschuppten Exemplare gegen die alten ausgefärbten Männchen mit grauem Kopfe und Schwanze in keiner Weise die Wage. Vom ersteren, also Weibchen oder Jungen, sind ganz unverhältnismässig mehr hier zu beobachten. Die erlegten erwiesen sich fast immer als Junge. Dendrocopus maior (L.) Grosser Buntspecht. Bin mässiger Zug dieser Vögel findet in jedem Herbste statt. In losem gegenseitigem Zusammenhange sieht man die Spechte dann schon von der ersten Hälfte des August an in Wald und Garten sich umhertreiben. In den mit wenig Bäumen ausgestatteten Nehrungsdörfern klettern die Vögel an ganz nie- drigen Bretterzäunen, Wäschepfählen und dergl. herum. In welchem Verhältnis die Anzahl der Jungen zu den Alten bei diesen Zügen steht, vermag ich nicht anzugeben. Im September dieses Jahres (1903) aber fand hier ein so starker Zug von Dendrocopus maior statt, wie ich ihn noch nie beobachtet habe. Es ist darüber bereits in den Orn. Monatsber. 1903 Nr. 11 und in der „Deutschen Jägerzeitung“ ausführlich berichtet worden, ebenso ist diese interessante Erscheinung, die auch auf den ost- friesischen Inseln wahrzunehmen war, oben in diesem Jahres- berichte unterm 18. September näher beschrieben. Der Zug III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 275 begann in der ersten Hälfte des September, zog sich bis in die ersten Tage des Oktober hin und bestand fast ausschliesslich aus jungen Vögeln mit roter Kopfplatte. Corvus cornic L. Nebelkrähe. Schon im I. Jahresberichte der Vogelwarte 1901 p. 182 wies ich darauf hin, dass bei den hiesigen Krähenfängern, die ein grosses Interesse daran haben, den Verlauf der jährlichen Krähen- züge eingehend zu beobachten, die Meinung herrscht, dass die zuerst ziehenden Vögel Junge sind, die sich verhältnismässig leicht fangen lassen, dass dann aber die alten schlauen „Frost- krähen“ erscheinen, die den Fangplätzen gern ausweichen. In diesem Jahre konnte ich nun durch den unternommenen Krähen- versuch, bei dem sehr viele gefangene Exemplare durch meine Hände gingen, die Richtigkeit der obigen Vermutung feststellen. Fast sämtliche in der ersten Periode der Zugzeit, also etwa von Anfang bis Ende Oktober erbeuteten Nebelkrähen trugen, nament- lich auf den Schulterfedern, den charakteristischen lehmgelben Anflug, waren also jung. Später überwog die Zahl der Alten. Sturnus vulgaris L. Star. Herr Dr. Helm mag Recht haben, dass die Wahl des Stares zur Feststellung des Zuges nach Alter und Geschlecht keine gerade sehr günstigen ist, da dieser Vogel nach der Brutzeit eine höchst eigentümliche Lebensweise führt; aber doch bietet auch er für die Erforschung des Vogelzuges manches Interessante. Worin besteht nun die oben genannte eigentümliche Lebensweise ? Gleich nach dem Ausfliegen schlagen sich die jungen Stare zu riesengrossen Schwärmen zusammen, um Wiesen und Felder nach Nahrung suchend zu durchstreifen. Dies ist, nebenbei bemerkt, die Zeit, wo die Extreme in der wirtschaftlichen Bedeutung einer Vogelart zuweilen so recht krass zu Tage treten: Heute können solche Schwärme der menschlichen Kultur Tausende von Mark retten, und morgen ebensoviel verderben. Das Erscheinen dieser Flüge von jungen Staren, unter denen man nur selten einen Alten findet, stellt für die Kurische Nehrung keine eigentliche Zugerscheinung dar, vielmehr ist dasselbe einem Umherschweifen gleich zu achten, wobei das Massgebende über das wo? und wie? die vorhandene Nahrung bildet. Dies Letztere kann man recht deutlich hier auf der Nehrung beobachten. 276 J. Thienemann: wo sich diese Staransammlungen mit einer um dieselbe Zeit üb- lichen Insektenansammlung genau die Wage halten, nämlich mit dem Auftreten der Haffmücken. Haben wir viel Mücken, dann haben wir viel Stare und umgekehrt. Ja das geht so weit, dass die Vögel ihr Herumziehen in den Feldern ganz aufgeben und einfach ganze Tage lang in einem grossen Obstgarten sich auf- halten, wo die schichtenweise im Grase liegenden Haffmücken ihnen genügende Nahrung bieten. Der Beginn dieser Staran- sammlungen, die zuweilen eine geradezu überwältigende und imponierende Grösse annehmen, ist hier auf der Nehrung etwa auf Ende Juni zu setzen. Um aber auch dieser Erscheinung den Charakter des Schablonenhaften zu nehmen, muss ich be- richten, dass gleichzeitig zuweilen auch Flüge von alten Staren beobachtet werden, so z. B. in den ersten Tagen des Juli 1901. Diese erreichen aber bei weitem nicht die Grösse der nur aus Jungen bestehenden Schwärme und halten sich auch getrennt von diesen letzteren. Die jungen Stare treten hier im Laufe des Augusts noch in die Mauser ein und bieten dann in ihrem buntgescheckten Kleide einen höchst eigenartigen Anblick. Die ersten neuen Federn zeigen sich in 2 Strichen auf der Unterseite; zuletzt mausert der Kopf. Am 27. und 28. August 1900 untersuchte ich einige Mauser- exemplare genau und konnte feststellen, dass sich in den Flügeln die Schwungfedern ganz symmetrisch erneuerten, und zwar war es entweder die dritte oder vierte Schwungfeder, die sich zuerst neu bildete, im Schwanze dagegen waren es die beiden mittelsten Steuerfedern. Die Starschwärme verschwinden dann im Laufe des August und September mehr und mehr, und nur noch einzelne kleine Flüge werden beobachtet. So konnte ich Herrn Dr. Helm noch unterm - 17. Oktober auf Verlangen mitteilen, dass die hier um die ge- dachte Zeit erlegten Stare Junge waren, die sich teilweisen sogar noch in der Mauser befanden. Ich nannte sie damals Nachzügler, die sich der noch nicht vollendeten Mauser wegen verspätet hätten. (Journ. f. Orn. 1903 p. 267.) Es entsteht nun die Frage: wo bleiben diese ausschliesslich aus Jungen bestehenden riesigen Schwärme? Da liegt meines Erachtens die Vermutung sehr nahe, dass sie in den beobachteten geschlossenen Massen auch ihre Reise nach südlicheren Gegenden YIT. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 277 antreten. Eine Vergleichung zwischen den Rossittener und Hel- soländer Verhältnissen kann dafür sehr instruktiv sein. Im All- gemeinen muss man zugeben, dass die an diesen beiden Punkten in der vorliegenden Frage angestellten Beobachtungen recht gut übereinstimmen: Hier wie dort wird der Termin für das Erscheinen der aus jungen Vögeln bestehenden Starschwärme auf Ende Juni festgesetzt, und der Höhepunkt wird im Laufe des Juli erreicht. Nun kommt aber das Trennende: in Helgoland findet die frag- liche Erscheinung mit Ende Juli ihren Abschluss, während in Rossitten auch später noch, wenn auch in immer mehr sich ver- ringerndem Masse, junge Stare in Schwärmen anzutreffen sind. Das ist entschieden auffallend und verlangt eine Erklärung. Wenn nun auch zugegeben werden muss, dass die günstigen Nahrungsverhältnisse in der Rossitter Oase und die weniger günstigen auf dem dürftigeren Helgoland dabei eine Rolle spielen, so müssten doch, wenn die unglaublichen Mengen von jungen Staren, die im Laufe des Juli Helgoland besuchen, nur Vögel wären, die aufs Gradewohl umherschweifen, auch nach diesem Termine noch öfter junge Stare bei ihrem planlosen Umher- wandern nach Helgoland kommen. Dies ist aber nach Gätke nicht der Fall, sondern es tritt auf dieser Insel mit Ende Juli eine Pause von 2 Monaten ein, „während welcher kein Star ge- sehen wird‘. (,Vogelwarte Helgoland“ p. 237.) Liegt da nicht die Vermutung nahe, dass die über Helgoland wandernden jungen Stare nur solche sind, die der Lage ihres Heimatlandes nach auf ihrem Zuge diese Insel passieren müssen und dass dann, wenn diese nördlichen bezw. nordöstlichen Landstriche ihre Haupt- massen von jungen Staren entsendet haben, der Zug aufhört, dass also die über Helgoland erscheinenden Starschwärme doch eine regelrechte Zugerscheinung darstellen? Es wäre anzunehmen, dass diese Schwärme dann nicht in rasender Eile, sondern mehr in Gemächlichkeit je nach sich bietender Nahrung ihre Reise nach dem Süden fortsetzen, dabei nicht ausschliessend, dass immer ein grösserer oder geringerer Bruchteil zurückbleibt, der mit den Alten zusammen später wandert. Setzen wir unsern Vergleich zwischen Helgoland und Ros- Sitten weiter fort. Auf der genannten Insel tritt, wie schon ge- sagt, mit Ende Juli für zwei Monate vollständige Ruhe ein, kein Star lässt sich blicken. In Rossitten wird’s nur ruhiger, wenn auch gegen Ende September von eigentlichen grossen 278 J. Thienemann: Starschwärmen keine Rede mehr sein kann. Dann beginnt in Helgoland erneuter starker Starzug und zwar von lauter aus- gemauserten schwarzen und sehr gefleckten Vögeln, die nach Gätke ausschliesslich Alte sein sollen (Gätke, Vogelwarte Helgo- land p. 237). Herr Dr. Helm hat recht, wenn er an dem letzteren Umstande vorläufig noch zweifelt, da um diese Zeit, also Ende September und Oktober, auch die jungen Stare ausgemausert haben und im Fluge nicht ohne Weiteres von den Alten unter- schieden werden können. Wie stehts nun um diese Zeit in Rossitten? Auch hier erscheinen plötzlich wieder Stare und zwar in ganz anderer Weise wie im Sommer. Nicht in grossen Schwärmen treiben sie sich gemächlich auf den Äckern und Wiesen umher, sondern in grösseren oder kleineren Flügen ziehen sie von Anfang Oktober an in grösster Eile über die Nehrung hinweg, dem Süden zu, entweder ganz niedrig über den Erdboden hinstreichend, oder sich den höher ziehenden Krähen gern anschliessend. Das ist wirklicher Zug, wie er sich deut- licher nicht zeigen kann. Also wieder eine auffallende Überein- stimmung mit Helgoland, nur mit dem Unterschiede, dass diese Züge in Rossitten bei weitem nicht die Mächtigkeit erlangen, wie sie von Gätke für Helgoland an der angeführten Stelle ge- schildert werden. Hier hat nun die weitere Untersuchung einzusetzen. Nicht nur auf Helgoland müssten grosse Mengen dieser Zugstare erlegt und auf ihr Alter untersucht werden, sondern auch ich werde bei der nächsten Herbstzugzeit auf diese Vögel mein besonderes Augenmerk richten. Allerdings wird es nicht leicht sein, von diesen sehr eiligen und oft ausser Schussweite ziehenden Vögeln genügend grosses Untersuchungsmaterial zu bekommen. Schliesslich noch eine Bemerkung, die zeigen soll, dass man in der Verwendung von kleinen Einzelbeobachtungen zur Ent- scheidung in wichtigen, den Vogelzug in seiner ganzen Grösse und Ausdehnung betreffenden Fragen recht vorsichtig sein muss. Hier in Rossitten treiben sich jetzt (Januar) schon seit längerer Zeit einige kleine Starflüge von 6—12 Stück umher, die an den Rändern des Dorfteiches oder auf Düngerstätten ein kümmer- liches Dasein fristen. Sie bestehen, wie ich Herrn Dr. Helm auf Befragen auch mitgeteilt habe, zum grössten Teile aus jungen Exemplaren. Dürfen nun diese Vögel, die durch irgendwelche Veranlassung — dem einen hängt z. B. der Flügel — zur Über- 1li. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 279 winterung gezwungen sein mögen, und deren hiesiges Erscheinen sicher nicht Regel ist, zu irgend einer wichtigen Schlussziehung in Vogelzugfragen herangezogen werden? Kann nicht trotzdem die Hauptmasse der jungen Stare — und auf diese kommt es doch an — in geschlossenen Flügen nach Süden gezogen sein? Ebensogut könnte natürlich trotz solcher Einzelbeobachtungen der Hauptzug auch gemischt stattgefunden haben. Derartige Einzelbeobachtungen beweisen nur immer negativ, dass die be- ‚treffenden Vögel nicht mitgezogen sind, es müssen aber positive Untersuchungen an den, den eigentlichen Vogelzug repräsenr- tierenden, Hauptmassen vorgenommen werden. Fringilla coelebs L. Buchfink. Der Zug dieser Vogelart zeichnet sich in seinen einzelnen Stadien, namentlich im Herbste, durch grosse Regelmässigkeit und Pünktlichkeit aus. Er verläuft hier auf der Nehrung folgender- massen : Die ersten Buchfinkenschwärme zeigen sich in den letzten Tagen des Juli. Sie bestehen ausschliesslich aus grauen Exemplaren, also Jungen, denen aber, wie scheint, auch alte Weibchen beigemischt sind. Die jungen Männchen hört man öfter „dichten“, d. h. sich im Schlagen üben. In der Luft sieht man diese Schwärme, die sich in Gärten und Gehölzen umher- treiben, niemals ziehen; sie mögen also entweder unauffällig von Busch zu Busch wandern, oder bei Nacht ankommen. Gleich- zeitig mit diesen Finkenschwärmen, die dem im August hier herr- schenden Kleinvogelleben ein ganz bestimmtes Gepräge geben, erscheinen stets zahlreiche Laubvögel, namentlich Phylloscopus trochilus L., deren Ruf, vermutlich auch von jungen Männchen herstammend, man um diese Zeit zuweilen hört. Wesentliche Veränderungen gehen im Finkenzuge von Mitte September bis in den Oktober hinein vor sich. Da sieht man Fringilla coelebs L., und zwar nur Männchen, meist mit den Krähen zusammen truppweise oder in loser Kette nach Süden wandern. Dieser Zug geht also sichtbar vor sich. Im Frühjahre findet nach meinen bisherigen Beobachtungen umgekehrte Reihenfolge statt. Von der zweiten Hälfte des März an bemerkt man fast nur Männchen ziehen, und zwar streichen die Vögel sowohl truppweise niedrig über dem Erdboden hin, als auch schliessen sie sich wiederum den in Haushöhe ziehenden Krähen an. Später sind viel Weibchen beigemischt. Im Frühjahre 380 J. Thienemann: scheinen die Geschlechter nicht so streng geschieden zu sein, wie im Herbste. Saxicola oenanthe (L.) Steinschmätzer. Diese Vögel machen sich auf dem Zuge für den Beobachter recht bemerkbar, indem zuweilen die Pallwe mit ihnen förmlich wie übersät erscheint. Was beim Steinschniätzer aber das In- teressante ist, und wodurch er unter den hiesigen Kleinvögeln eine Sonderstellung einnimmt, ist der Umstand, dass von dieser Vogelart hier fast nur braune Exemplare erscheinen, also Junge, unter denen ich aber auch schon alte Weibchen geschossen habe. Ein regelrechter Zug von grauen ausgefärbten Männ- chen findet hier überhaupt nicht statt, ja es gehört stets zu den Seltenheiten, einen grauen Steinschmätzer auf der Neh- rung zu beobachten. Der Zug beginnt mit grosser Pünktlichkeit in den ersten Tagen des August und setzt sich mit seinen Nachzüglern bis Anfang Oktober fort. Die Hauptzeit scheint die zweite Hälfte des August zu sein. Es sind ausschliesslich braune Exem- plare zu bemerken. Nur äusserst selten, so z. B. einmal am 26. September 1899, waren auch einige wenige graue Männchen beigemischt. Etwas mehr von den letzteren scheinen auf dem Frühjahrszuge, der von Mitte April ab seinen Anfang nimmt hier durchzukommen. So wurden z. B. am 11. und 25. April und 8. Mai 1902 einige solche Vögel beobachtet bezw. erlegt, und am 28. April 1903 bemerkte ich auf dem Dorfanger eine grössere Anzahl grauer ausgefärbter Männchen unter zahlreichen braunen Stammesgenossen. Man fragt sich unwillkürlich: wo bleiben von diesem gewöhnlichen, weit verbreiteten Vogel zur Zugzeit die alten Männchen? . = Beim Steinschmätzerzuge tritt das übliche plötzliche Ver- schwinden der Zugvögel von einer Raststelle recht vor Augen, denn es kommt vor, dass heute die Pallwe und der Dorfanger von diesen braunen Vögeln förmlich wimmeln, und kommt man morgen an dieselben Stellen, dann herrscht Totenstille.. Alles ist fortgezogen, um bald wieder nachrückenden Scharen Platz zu machen. 111. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 281 Bericht über das Auflassen gezeichneter Krähen. Im Herbste dieses Jahres hat die Vogelwarte mit einem praktischen Versuche begonnen, der mehrere Jahre hindurch fortgesetzt werden soll und geeignet erscheint, manche gewünschten Aufschlüsse in Vogelzugfragen zu bringen. Wie in weiteren Kreisen bereits bekannt sein dürfte, werden hier auf der Nehrung zur Zugzeit alljährlich Hunderte, ja unter Umständen Tausende von Krähen von den Eingeborenen zu Speisezwecken lebend ge- fangen, ein Umstand, der für Deutschland, ja wohl für ganz Europa einzig dasteht. Von diesen Vögeln sollen nun grosse Mengen durch einen um einen Fuss gelegten Ring gezeichnet und dann sofort wieder in Freiheit gesetzt werden. Die Krähe ist zu diesem Versuche besonders geeignet, weil ihr von allen Seiten sehr nachgestellt wird. Eine in Schussweite vorüber- streichende Krähe lässt wohl so leicht kein Jäger unbeschossen weiter ziehen, und darum werden nicht nur mit dem Schiessge- wehr, sondern auch durch Gift und mit allen möglichen anderen Mitteln jährlich Unmassen dieser Vögel erbeutet, sodass die Aussichten, ein gezeichnetes Exemplar wieder in die Hände zu be- kommen, nicht ungünstige sind. Ebensogut und fast noch besser würden sich Drosseln zu dem Versuche eignen, die jährlich zu Hunderttausenden im Dohnenstiege gefangen werden und also den Menschen durch die Hände gehen. Darum habe ich mir vor- genommen, im nächsten Jahre auch mit diesen Vögeln den Ver- such zu beginnen. Allerdings wird das zunächst nur in kleinem Massstabe geschehen können, aber ich bin überzeugt, dass man schon bei einer verhältnismässig geringen Anzahl aufgelassener gezeichneter Drosseln Resultate erzielen wird, da der Prozent- satz der gefangenen „Krammetsvögel“ im Verhältnis zum vor- handenen Bestande ein gewaltig hoher ist, der in Deutschland wohl bei keiner anderen Zugvogelart — Wild ausgenommen — erreicht wird. Jeder erbeutete gezeichnete Zugvogel lässt aber irgend einen bemerkenswerten Schluss in Vogelzugfragen zu: sei es über Richtung und Schnelligkeit des Zuges, sei es über das gesellige Zusammenhalten oder Zerstreuen in den Winter- quartieren oder die Dauer des Aufenthaltes in den Winter- herbergen u. s. w. Auch über das draussen in der freien Natur von den Vögeln erreichte Alter, worüber noch grosse Meinungs- verschiedenheiten herrschen, da über diesen Punkt fast nur Journ. f, Orn. LII, Jahrg. April 1904. 19 382 J. Thienemann: Beobachtungen aus der Gefangenschaft vorliegen, können der- artige Versuche willkommene Aufschlüsse bringen. Das Wichtige und Bestechende an derartigen Versuchen ist, dass die dadurch erzielten Resultate im Allgemeinen recht ein- wandfrei sind; Bedingung ist allerdings dabei, dass diese Ver- suche recht lange fortgesetzt werden, um Beobachtungen aus den verschiedenartigsten Witterungsverhältnissen während der jährlich wiederkehrenden Zugperioden zu bekommen, und dass sie, wenn möglich, in grossem Massstabe unternommen werden. Bis jetzt sind folgende gezeichnete Vögel aufgelassen worden, und zwar davon der bei weitem grösste Teil in der Zeit vom 9.—14. Oktober und ein kleiner Rest zwischen dem 21. und 29. Oktober: 151 Nebelkrähen (Corvus cornix L.), 7 Dohlen (Colaeus monedula (L.)), 1 Mäusebussard (Duteo buteo (L.). Zusammen 159 Vögel. Den bei weitem grössten Bestandteil werden bei dem Ver- suche immer die Nebelkrähen bilden, weil sie hier am zahl- reichsten gefangen werden. Als Kennzeichen wurde ein Alumi- niumring mit gutem, dauerhaftem Verschluss gewählt. Einge- stantzt waren Nummer und Jahreszahl. Im nächsten Jahre soll, wenn keine technischen Schwierigkeiten entstehen, auch noch die Firma, also: „Vogelwarte Rossitten‘‘ mit angebracht werden. Ein Erfolg ist für den Versuch nur bei der tätigsten Mit- hilfe der weitesten Kreise der Bevölkerung nicht nur des Inlandes, sondern auch des Auslandes zu erzielen. Nun, ich muss in der Hinsicht sagen, dass wir für unsern in vielen Exemplaren ver- breiteten Krähenaufruf überall ein Verständnis und Entgegen- kommen gefunden haben, wie wir es kaum zu hoffen gewagt hatten. Meinen verbindlichsten Dank dafür habe ich schon an anderer Stelle mehrmals ausgesprochen, will aber nicht verfehlen, ihn auch hier allen Behörden, Vereinen und Privatpersonen gegenüber nochmals zu wiederhohlen. Es ist für den Versuch, das lässt sich nicht leugnen, ein allgemeines reges Interesse vor- handen. Als Beweis dafür darf ich vielleicht folgenden Fall an- führen: Über die Erbeutung der einen gezeichneten Krähe, ge- legentlich einer Treibjagd in Pommern, war eine Notiz in eine Zeitung gelangt und sofort von anderen Blättern aufgenommen worden. Innerhalb 2—3 Tagen gingen mir nun nicht weniger III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. 283 als 7 diesbezüglichen Zeitungsausschnitte aus den verschiedensten Teilen Deutschlands zu, gewiss ein erfreuliches Zeichen, dass die Kunde von den von der Vogelwarte unternommenen Versuchen schon in recht weite Kreise gedrungen ist. Dies Letztere ist aber auch unbedingt notwendig, und darum möchte ich auch . hier wieder die Bitte aussprechen, für den Versuch bei sich bietender Gelegenheit nachdrücklich zu werben. Dazu will ich bemerken, dass es nicht etwa notwendig ist, eine erbeutete ge- zeichnete Krähe in ihrer ganzen (Grösse an die Vogelwarte Rossitten, Kurische Nehrung, einzuschicken; es genügt, den mit Ring versehenen Fuss im Fersengelenk abzutrennen und in einem Briefumschlage zur Post zu geben. Von grosser Wichtigkeit ist die auf einem Zettel beizufügende genaue Angabe des Tages und, wenn irgend möglich, auch der Stunde der Erlegung. Bis jetzt sind folgende gezeichneten Exemplare wieder erbeutet und ein- geliefert worden: “ . J. Thienemann 284 -J99n9q19 9ZJoN Wr apoım -u9JaugoTaZ uoyos 10FURjuoggIy wen uoA | -oJuN Sop 2JoH wep ne jsqjos | 774400 '9) yoLTpNS 10919M alopı our puaqy | ueygıssoy araoq um söeyıuyoeu | PUETIIOGON 19893 g06T 1990940 "EI wY | auf I g06T AaqoyyQ gr wy | TEIL N = FTSE Zu 7ER ENEESTN Er RISSE EEeN Fooeranr Z0S0n Komielape N rare eG OS TmngOREem Eee ren Tri PenIcESsemSnnmEmEmTE SE NN mnmangNar TEEN m eaER Tr Gew mmmeRTT Wrcm Sem ES ser see man RI Eee ne el a Dez u 2 (UNHWWOI) OpIeMuaday SIOLy ‘(xıu409 I) ‘q 8 'ssV-' T ‘ B : - = Em nn on UHFLYU9NIAIOG ‘Id 10q MOTDRZ 13594 aygaylogoeN -uossoyosed pselgreig aoum my | UI 8061 Aeqwezag IE UV 'c9 IN "SunayoN “(zıu409 °9) [3s9q oydsıamy 'neyıIeS uoA y9ıpns ‘[Ss0q oyeayfogoN u I9mZz 8061 1990940 '8I ‘08 AN "ollaIsZusg | ‘(z1u409 9) '[5s9Aq uau9sajed JuaayJua "wy G EMI ‘13s9q ogeayfoqaN A9uT9 UB E06T 1990990 21 3 BUN -al[oJssue T U9U9dE]9S u1ayyua a ‘(zıu409 9) '[Ss9q way G ®MI9 A9nIo ue puogqYy a en a oygaylogeN 0809 gO6T 1240940 'EI Da A el SL N "U9SSOUASJIYV 69 ZIEIN y9ou II "u9yJISSoy UoA yaıpns -u93UR93 -SUBJ UOU9F9JES Ju19yyu9 "wy Z | AJLETN JUL Bm uadıaquofjeioyp | ‘(Xu409 9) 9ZJ9 N U9IOJNILIHSUID Y9IOIO | EMI9 A9uT0 ue ZueSfneuguuog | U9p Tag HjjeysduwT Aeul UR | uoywayjogeN zued woure Ju ofemepıag | 199 EO6T A99094YQ ‘I wuy | ayn < pun F uayasınz sIeyrw |'sOT m6g AN | -yopeu g06T 19290940 IL Wy ussunydowog 793n9q47 "UOSSE[AIINY en Te ——6— 285 III. Jahresbericht (1903) der Vogelwarte Rossitten. ‘(uuWwogT) "u9JPUU9TDZIDJU[) SIP “(em409 9) "U9SSOUISAZ SIZJEBS SIOAM 'OpJem 9704 Wop ne uassousslLly 9 | aueısıa 2 SUNUIOH 199810] UAA9H UoA | -UeTOAg I9q Jaopsdunger ut you mu ıyn S sSSeyıwugaeu nr N g06I AAqWIAON "I uY 8061 1990440 I MV U9SSOUISII ULAWULBS -zyusttg-1so Sanq ‘(zu409 I) nz eqeimfogen deUe YOU | „noKamy ToragsıopsIng 1ap ne 13594 ERSTER Aw A9pnT wıioq apfem WI E06 Aoqwezeq etwas abseits einer grossen Schar der Bostrychia carunculata auf. Eine der Vogelarten, die Antinori und Ragazzi auf Let Marefia nicht gesammelt haben. Scheint daher im Hauasch-Gebiet zu fehlen. 44. Bostrychia carunculata (Rüpp.). No. 34 5 Iris weiss. Tscherätschä, Provinz Meta, Schoa 18. IX. 1901. No. 35 @ ebendaher. No. 38, 39 @Q ebendaher 19. IX. 1900. No. 40 juv. ebendaher. No. 456 3 Abera in Djamdjam 21. XII. 1900. No. 751 3 Gadat in Gofa 3. II. 1901. Wurde auch noch in Uba und in Doko beobachtet. Kein Unterschied besteht zwischen Stücken aus Schoa und solchen aus Süd Äthiopien. Ein ausgesprochener Hochgebirgsvogel, nie unter etwa 2300 m Höhe herabgehend und noch in 3100 m Höhe beobachtet. Lebt hauptsächlich in den Bergwäldern in Scharen von 10—30 Stück, geht auch oft auf die bebauten oder abgeernteten hohen Gerstenfelder, Viehweiden und Hochmoore Nahrung suchen. (45.) Platalea alba Scop. Im Mai am unteren Gelo nahe dem Tata See beobachtet, Journ, f, Orn. LII, Jahrg. Juli 1904, 23 338 O0. Neumann: Cieoniidae. (46.) Tantalus ibis (L.). Scheint in Nordosten seltener als in Ost Afrika. Ich be- obachtete ihn mit Sicherheit nur an den Quellströmen des Sobat, dem Gelo, Akobo und dem Pibor. (47.) Anastomus lamelligerus Tem. In grossen Kolonien zusammen mit Ardea melanocephala in Sycomorenbeständen am unteren Akobo nahe dessen Einmün- dung in den Pibor. Hier anscheinend auch nistend. Doch gelang es mir gegen Ende Mai nicht, seine Eier zu finden, während Ardea melano- cephala sich in der Brutzeit befand. 48. Leptoptilos crumenifer ([Cuv.] Less.) © Zuai See Nov. 1900. Ferner häufig gesehen und erlegt am Abaya See, Gandjule See, im Adoshebai Tal, am Gelo, Akobo und Pibor. Häufig an erlegtem Wilde. (49.) Ephippiorhynchus senegalensis (Shaw). Am Zuai See, Abaya See und am Gelo beobachtet. 50. Abdimia abdimi (Lcht.). No. 661 $ Uba 25. I. 1900. No. 937 @ Schetie in Koscha 26. II. 1901. Nistet auf einzelstehenden hohen Bäumen. 5l. Dissoura episcopus miecroscelis (6. R. Gr.). © Anderatscha in Kaffa April 1901. Phoenicopteridae. 52. Phoenicopterus roseus L. No. 324 9 Iris hellpergamentgelb, Schnabel blassgelb, First rötlich, Spitzenhälfte schwarz, Lauf rosa. Hora Schale 1. XII. 1900. Nur einige wenige Exemplare des grossen Flamingos wurden auf dem Hora Schale unter Tausenden und Abertausenden der kleinen Art beobachtet. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 339 53. Phoeniconaias minor (Geoffr.). No. 313 $ Hora Schale 30. XI. 1900. No. 314 @ ebendaher. No. 312 © juv. ebendaher. Zu Tausenden auf dem Hora Schale. Die Lebensweise des Phoeniconaias minor schildert Antinori sehr anschaulich Ann. Mus. Civ. Gen. 1884 p. 234—37. Dieselbe ist auch in die deutsche Übersetzung des Cecchi’schen Werkes über Süd Äthiopien (Brockhau’s Verlag) aufgenommen. Scopidae. 54. Scopus umbretta Gm. No. 873 @ am Omo, Furt zwischen Malo und Koscha 20. II. 1901. Ferner am Hauasch, Abassi See und Gelo beobachtet. Ardeidae. 55. Melanophoyx ardesiaca (Wagl.). No. 487 © Insel Giditscho im Abaya See 27. XII. 1900. No. 498 © juv. ebendaher. 56. Ardeola ralloides (Scop.). No. 1250 Tädo am Akobo 27. V. 1901. Ferner am Zuai See, Abaya See, Gandjule See und Pibor beobachtet. 57. Ardea goliath Cretzschm. Am Maki (Zuai See) 20. XI. 1900. Es ist dieses jedenfalls der echte gokath, der aus Nordost Afrika beschrieben ist. Nach dem mir vorliegenden Material scheinen ostafrikanische Vögel bedeutend dunkleren Hals und auch dunklere Kopfplatte zu haben als Nordost Afrikaner. Ein Vergleich grösserer Serien des Riesenreihers auf verschiedene geographische Formen scheint mir keine undankbare Aufgabe. Ferner beobachtet am Hora Schale, Langanna See, Abaya und Gandjule See. Dann am Gelo, Akobo und Sobat. Ist im Nordosten entschieden häufiger als in Deutsch Ost Afrika, wo ich s. Z. den Vogel nur selten traf. Im salzigen Hora Schale sah ich eine grosse Menge dieser Vögel stehen, trotzdem dieser See anscheinend keine Fische be- herberst. 23* 340 OÖ. Neumann: 58. Ardea purpurea L. No. 1108 3 semiad. Budda in Gimirra 15. IV. 1901. Ein noch nicht ausgefärbtes Stück mit noch roter Kopf- platte. Ferner am Gelo und Akobo beobachtet. 59. Ardea melanocephala Vig. Child. No. 777 © Bolo goschana in Doko 11. II. 1901. No. 1001 2 Anderatscha in Kaffa 15. III. 1901. No. 1107 @ Budda in Gimirra 15. IV. 1901. g am unteren Akobo 29. V. 1901. DO ebendaher. Vereinzelt auch am Zuai See, Abaya See, Gandjule See . angetroffen. In den Tagen vom 28. bis 31. Mai marschierte ich am unteren Akobo entlang durch riesige Grassteppen, in welchen sich un- weit des Flusses vereinzelte Sycomoren Gruppen erhoben. Die meisten derselben beherbergten Kolonien des Schwarzkopfreihers. Und zwar waren entweder nur wenige Kuhreiher in ihrer Ge- sellschaft oder sie waren in gleicher Anzahl mit KRlaffschnäbeln, Anastomus lamelligerus, vorhanden. Doch konnte ich keine Nester der letztgenannten Art finden. Die Nester des Schwarzkopfreihers gleichen ganz denen unseres Fischreihers und enthielten 2—4 Eier. (60.) Bubulcus ibis L. Der Kuhreiher wurde am Zuai See, Abaya See, Gandjule See, in Kaffa, Djimma, am Gelo, Akobo, Pibor, Sobat und weissen Nil häufig beobachtet. 61. Herodias alba (L.). e No. 563 $ Füsse schwarz, Schnabel gelb. Gandjule See 10. I. 1901. Ferner am Zuai See, Abaya See, Akobo und Pibor beobachtet. Columbidae. 62. Vinago waalia (Gm.) No. 113 $ Iris: Aussenring rosa, Innenring helllila, Wachs- haut dunkellilarosa, Schnabel perlgrau, Füsse orangegelb, Zehen perlgrau. Abuje, Provinz Gindeberat, Schoa. 29. IX. 1900. No. 270, 271 55 Zuai-See 23. XII. 1900. No. 272 @ ebendaher. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 341 No. 558 © Gidole in Gardulla 10. I. 1902. Auf dem Nest erlegt. Dasselbe enthielt ein frisches Ei. Alle genannten Exemplare haben den grauen Kopf und Hals ziemlich stark olivengrün verwaschen — am meisten zeigt dieses _ das Stück von Abuje — und haben die Oberseite sehr saftig selbgrün, ohne grauen Anflug. Die Aussensäume der Schwingen und grossen Deckfedern sind deutlich blassgelb gesäumt, Mitte von Brust und Bauch ist leuchtend goldgelb. Die Hosenbefiederung ist zum grossen Teil hellgelb.» Dieses dürfte dem Vorkommen nach die echte Columba waalia sein. Ihre verticale Verbreitung ist sehr bedeutend. Sie kommt von den Tälern an bis zu ca 2800 m Höhe vor. Ihr Vorkommen scheint an das des Feigenbaums gebunden, von dessen Früchten sie sich hauptsächlich nährt. Ganz besonders häufig war sie in den Hainen am Nordufer des Zuai-Sees. 63. Vinago waalia cinereiceps nov. subsp. No. 1216 $ Am mittleren Gelo, unweit des Tata-Sees im Jamboland 17. V. 1901. Dieses Exemplar unterscheidet sich von den erwähnten Stücken der echten Vinago waalia in folgenden Punkten. Kopf und Hals sind rein aschgrau, fast ohne jeden grünen Ton. Die Oberseite ist nicht saftig gelbgrün, sondern olivengrün, aschgrau verwaschen. Die Aussensäume der Schwingen und grossen Deck- federn sind gelblich weiss. Der Bauch ist heller gelb, wie bei der echten waalia. Die Hosenbefiederung zeigt nur wenig gelbe Federn, ist vielmehr fast weiss. Diese Form dürfte die echte waalia im Tiefland des Sudan vertreten. Exemplare von Togo zeigen im allgemeinen die Kennzeichen von cinereiceps, insbesondere haben sie sämtlich — wie auch ein anderes Stück des Berliner Museums von Westafrika ohne nähere Bezeichnung, sowie zwei sehr alte ausgestopfte Stücke vom Senegal — den grauen Anflug der Oberseite und eine etwas hellere gelbe Farbe auf der Unterseite. Doch scheint es mir möglich, dass dieselben vielleicht von der Sudanform noch abgetrennt werden können. Immerhin stehen sie derselben näher wie der echten waalia von Abyssinien. Leider fehlen mir Stücke von Süd-Arabien und Sokotra zum Vergleich. 342 O0. Neumann: 64. Vinago nudirostris calva (Tem.) No. 959 $ Am Uma-Fluss bei Baka in Konta 1. III. 1901. No. 1048 3 Djiren in Djimma 28. III. 1901. Beide Exemplare hatten stark geschwollene Hoden, dürften sich also in der Fortpflanzungsperiode befunden haben. Das Vorkommen in den Ländern am oberen und mittleren Omo dehnt die Verbreitung der Art bedeutend nach Nordosten aus. Sie war bisher aus Nordostafrika überhaupt noch nicht nachgewiesen. Meine beiden Exemplare nun sind sehr dunkel, haben sehr undeutlichen, kaum bemerkbaren grauen Kragen und stimmen am besten mit einigen Stücken von der Ostgrenze Kameruns, sowie solchen von Tschintschoscho überein. In Bezug auf Vinago nudirostris und calva habe ich meine J. f. ©. 1898 p. 295 geäusserten Ansichten nach genauerer Unter-. suchung weiteren Materials sehr geändert. Meine jetzigen An- sichten stimmen weder mit den von Sharpe Ibis 1902 p. 98/99 geäusserten, noch mit den von Reichenow „Vögel Afrikas I p- 396/397“ und Ornithol. Monatsber. 1902 p. 45 geäusserten überein. Zunächst scheint es mir jetzt ganz zweifellos, dass die Form von Ostafrika den Namen Vinago salvadorii Dubois tragen muss. Swainsons Beschreibung von nudirostris ist sehr mangelhaft. Es lässt sich aus ihr absolut nicht folgern, dass er die ost- afrikanische Form beschreibt. Ein angeblich von Bullock am Senegal gesammelter Vogel des Berliner Museums stimmt gar nicht mit östlichen Vögeln überein. Insbesondere hat er so gut wie gar keinen grauen Kragen. Er ist im allgemeinen heller wie Stücke von Kamerun, Loango, Niam Niam und meine süd- äthiopischen Stücke. Ich betrachte jedoch den Fundort dieses Stückes vorläufig als nicht ganz sicher feststehend. In Bezug auf calva und »pytiriopsis hat Reichenow recht, beide können nicht getrennt werden. Die Form von Ober-Guinea mit hellem Kopf und deutlichem grauen Kragen ist sicher von der von Nieder-Guinea verschieden und ist somit nicht calva. Zweifelhaft erscheint es mir jedoch, ob Vinago nudirostris von Vinago calva sharpei Rehw. zu unterscheiden ist. Swainsons Beschreibung von Vinago nudirostris passt sehr gut auf die von Reichenow von Togo beschriebene Form, und ich möchte daher den Namen nudirositris auf diese angewendet haben, bis Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 343 etwa neues Material vom Senegal kommt, auf welches die Swainson’sche Beschreibung noch besser passt und welches von den Vögeln von Togo und vom Niger verschieden sich erweisst. Eine discontinuirliche Verbreitung — Vinago nudirostris am Senegal und dann in Deutsch- und Brittisch-Ostafrika — dazwischen aber zwei andere Formen, Vinago calva in Kamerun, Niam Niam und in Süd-Äthiopien und Vinago calva sharpei in ÖOber-Guinea (Togo, Nigeria) — kann mit modernen Anschauungen von Zoogeographie nicht in Einklang gebracht werden. Ausgeschlossen erscheint mir nicht, dass man später noch weitere geographische Formen der Vinago nudirostris wird auf- stellen können. Vorläufig nehme ich an: 1. Vinago nudirostris calva Tem. Sehr düster grün, kein gelber Ton auf Kopf und Unterseite, grauer Kragen sehr un- deutlich. Nacktheit der Stirn stets sehr stark entwickelt. Von Nord-Angola durch das Kongogebiet und Kamerun bis zum Vic- toria Nyansa, nach Niam Niam und Süd Äthiopien. 2. Vinago nudirostris nudirostris Swains. Rücken düster. Kopf und Unterseite etwas heller wie bei der vorigen Form. Deutlicher reingrauer Kragen. Nacktheit der Stirn meist we- niger entwickelt wie bei der vorigen Form. Ober - Guinea. Vom Senegal bis nach Togo und Nigeria. 3. Vinago nudirostris salvadorii Dubois. Rücken viel heller wie bei calva und nudirostris. Kopf und Unterseite stark gelb verwachsen. Grauer Kragen sehr deutlich. Nacktheit der Stirn geringer entwickelt wie bei calva. Deutsch- und Brittisch- Ost- afrika bis zum Victoria Nyansa, im Süden über den Sambesi nach Deutsch-Süd-West-Afrika, Mossamedes und Benguela. Zu bemerken ist, dass in den Gegenden am Victoria Nyansa bis zum Ruwensori sowohl typische calva wie typische nudirostris, dann auch solche Exemplare vorkommen die die Merkmale beider miteinander vereinen. Teils gibt es Stücke, die sehr gelb sind, und deutlichen grauen Kragen, dazu aber eine riesige Schnabel- nacktheit haben (Bukoba, Emin coll.), teils solche, die hell sind, aber kaum eine Spur von grauem Kragen zeigen (Ruwenzori, _ Jackson coll.) siehe Ibis 1902 p. 98. Zu bemerken ist ferner, dass Exemplare der calva von Nord- Angola fast durchweg heller sind als solche von der Loango- Küste, Kamerun, Niam Niam und Süd Äthiopien und diese wohl 344 0. Neumann: als intermediäre Stücke zwischen calva und salvadori zu be- trachten sind. 65. Columba albitorques Rüpp. N0.155, 156 3g Iris rötlich lila, Aussenring blasslila, Schnabel schwarz, Wachshaut weiss, Augenlid grau, Fuss dunkelrosa. Kollu in Schoa 6. IX. 1900. No. 157 @ ebendaher. No. 1046 3 Djiren in Djimma 27. III. 1901. No. 1049 @ ebendaher 29. III. 1901. Die drei ersten Exemplare sind schön ausgefärbt und dunkel. Die beiden Stücke von Djimma befinden sich in der Mauser. Der Rücken ist mit vielen alten, schmutzig braunen Federn ge- mischt. Die Federn am Halskragen meist alt, braun und abge- nutzt. Dazwischen einige frische spitze Federn. Doch waren die Hoden des 3 schon stark entwickelt. War das bekannte Verbreitungsgebiet dieser Taube durch Donaldon Smith’s Auffinden derselben in Djinir weit nach Süd- osten ausgedehnt, so wird es durch das Vorkommen in Djimma nach Südwest erweitert. Die abyssinische Halsbandtaube lebt in grossen Scharen, oft bis zu vielen Hunderten zählend auf den abyssinischen und südäthiopischen Bergen und zwar in Höhen zwischen 2000 und etwa 3200 m. Meist bevölkert sie abgebaute Gerstenfelder. In den tieferen Flusstälern habe ich sie nie beobachtet. 66. Columba qguwinea L. No. 106 © Iris gelblichweiss, Augenring dunkelweinrot, Fuss blass fleischfarben. Nistete auf einem Baum, hatte ein Dunen- junges im Nest. Nahe Abuje, Provinz Gindeberat, Schoa 28. IX. 1900. No. 143 3 Badattino, Provinz Gindeberat, Schoa 4. X. 1900. No. 240 g Iris gelblich mit rotem Aussenring. Nistend in Löchern der Lava Wände des Fluss Ufers. Am Hauasch südlich des Sekuala Berges. 18. XI. 1900. No. 852 @ mittlerer Omo, Furt zwischen Malo und Koscha 18. II. 1901. No. 1041 & Gibbe in Djimma 26. III. 1901. Reichenow trennt die ostafrikanische Guineataube von der des Westens und Nordostens als Columba guinea longipennis Vögel von Schoa und Süd Athiopien. 345 und gibt als Kennzeichen dunkleres Grau von Bürzel und Unter- körper und längere Flügel, 220 —235 mm bei longipennis gegen 210—220 mm bei der typischen ywinea, an. Was den Ton des Grau anbelangt, so gebe ich zu, dass die Togo Exemplare allerdings diese Farbe um ein geringes heller zeigen, als solche aus Ostafrika, was jedoch nur bei sehr klarem Licht bemerkbar. An Flügellängen messe ich an dem Material des Berliner Museums. A. West-Afrika. 1. ? Senegal ? 214 mm; 2. © Kirikiri (Togo) 211 mm; 3. d Kirikiri (Togo) 227 mm; 4. ? Togo 225 mm; 5. ? Mangu (Togo) 219 mm. B. Ost-Afrika. 1. ? (Nai, Nord Ugogo) 226 mm; 2. juv. (Nai Nord Ugogo) 226 mm; 3. 3 Irangi 222 mm; 4. © Nyansagebiet 233 mm; 5. d Tabora 231 mm; 6. ZJ Koko (Ugogo) 234 mm. Was nun meine nordöstlichen Exemplare anbelangt, so haben sie folgende Masse: Aus dem Gebiet des blauen Nil: © Abuje 237 mm, g Badattino 234 mm. Aus dem Gebiet des Hauasch: & 240 mm. Ferner eine von Baron v. Erlanger dem Museum überlassene Dublette $ vom Akaki 235 mm. Aus dem Gebiet des Omo: ga Djimma 242 mm. Somit sind nordostafrikanische Exemplare sogar noch grösser wie ostafrikanische, der Färbung des Grau nach stehen sie jedoch den westlichen näher. Ich halte jedoch die Trennung überhaupt bei den grossen individuellen Differenzen der Flügellängen in ein und derselben Gegend für ungeeignet. Was nun Uolumba guinea uhehensis anbelangt, so halte ich dieselbe für eine intermediäre Form (constante Bastardform ?) zwischen Columba guinea guinea und Oolumba guinea phaeonota. Die unteren Teile sind so dunkel, wie bei phaeonota, nicht dunkler wie bei dunkleren Exemplaren der letzteren. Die Färbung des Bürzels steht genau zwischen der der typischen gwinea und der der guinea phaeonota in der Mitte. Der Fundort Uhehe liegt 346 OÖ. Neumann: zwischen deuen der typischen guwinea oder longipennis und denen der gusinea phaeonota in der Mitte. Vom Sambese, Rhodesia und Mosambique scheint weder guinea noch phaeonota bisher nach- gewiesen ZU Sein. Das ganz verschiedene Nisten der Guineataube, teils auf Bäumen, teils in Felshöhlen, ist sehr bemerkenswert. 67. Columba arquatris Tem. Kmp. No. 354 J Iris grünlich grau, Schnabel, Wachshaut, Fuss wachsgelb. Abassi See 5. XII. 1900. No. 969 $ Buka Berge in Kaffa 3. III. 1901. No. 970 © ebendaher 4. III. 1901. No. 1093 9 Schenna, West Kaffa 13. IV. 1901. No. 1105 @ Budda in Gimirra 14. IV. 1901. Diese nordöstlichen Exemplare haben alle einen etwas schlankeren, dünneren Schnabel wie Stücke vom Capland. Stücke von Deutsch Ost-Afrika haben jedoch teils einen dünnen, teils einen stärkeren Schnabel. Mir erscheint daher auch eine sub- specifische Abtrennung noch nicht für geraten. Diese Taube wurde in allen Bergwaldungen des von mir durchreisten Gebietes angetroffen, oft in Flügen von 50—100 Stück. Sie lebt in Höhen von 2000—3000 m. 68. Turtur senegalensis (L.). No. 125 9 Madali am blauen Nil, Provinz Gindeberat, Schoa 1. X. 1900. No. 130 3 ebendaher 2. X. 1900. Nur diese zwei Stücke gesammelt, aber oft beobachtet. Das Material des Berliner Museums genügt nicht, um die Unter- schiede der geographischen Formen dieser Art näher zu studieren. Constant verschieden ist jedenfalls die nordafrikanische grosse Form, Turtur senegalensis aegyptiaca (Lath.).. Doch scheint es mir, als könnte man noch eine ganze Anzahl unterscheiden. Exemplare vom Massailand (Irangi, Nguruman) haben z. B. den Unterrücken, Bürzel und Oberschwanzdecken stets sehr schön und rein grau. 69. Turtur Tugens (Rüpp.). No. 67 2 Iris orangerot, Augenring lilaweinrot, Fuss dunkel lilarot. An der oberen Gorra, Provinz Gindeberat, Schoa 23. 1X. 1900. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 347 No. 789 oberer Bussijo, Provinz Gindeberat, Schoa 25. 1X. 1900. No. 108, 109 $3 District Auato, Provinz Gindeberat, Schoa 28. 1X. 1900. No. 735 © Iris orangegelb. Gadat in Gofa 1. IL. 1901. Letzteres Exemplar hatte ein legereifes Ei in der Röhre. Jüngere Vögel haben einen mehr erdbraunen, ältere einen mehr schwarzen Ton. Bei manchen Exemplaren, bei alten sowohl wie ‚bei jungen, sind die schwarzen Flecken an den Halsseiten durch eine undeutlich schwarze Binde miteinander verbunden, so dass ein durchgehendes schwarzes Nackenband entsteht. Kommt sowohl in den Tälern wie auf den Bergen vor, etwa zwischen 1500 und 2800 m Höhe. 70. Turtur semitorquatus (Rüpp.). No. 339 $ Alelu nördlich des Abassi Sees 3. XII. 1900. No. 847 3 mittlerer Omo, Malo-Koscha Furt 18. II. 1901. No. 848 © ebendaher. | No. 936 5 Schetie in Koscha 25. IL 1901. No. 1207 © Iris braun mit orangerotem Aussenring, Augen- ring rotlila, Schnabel schwärzlich. Am Gelo, Ostgrenze des Jambo Landes 10. V. 1901. Wurde besonders im Omogebiet häufig angetroffen. Liebt ziemlich ausgesprochen Wälder in der Nähe von Flüssen und geht nicht hoch in die Berge hinauf. Über 2400 m nie ange- troffen. In Schoa nicht gesammelt, doch wohl nur zufälliger- weise. Doch kann sie in Schoa sicher nicht so häufig wie lugens und schoanus sein. Ich glaube, dass man beim Vergleich grösserer Serien ver- schiedene geographische Formen absondern kann, worauf ich schon J. 0. 1898 p. 290 hingewiesen. Meine südäthiopischen Exemplare gleichen sich alle sehr untereinander, haben im Vergleich zu Exemplaren von Deutsch Ost-Afrika und Togo einen sehr dunklen Rücken und deutliche zimmt- bis weinrote Färbung über dem schwarzen Nackenband. 71. Turtur vinaceus schoanus Neum. Turtur vinaceus schoanus Neum. O. M. 1904 S. 81. N0.68 3 Iris braun, Augenring sehr schmal weisslich, Fuss lilarot. An der oberen Gorra, Provinz Gindeberat 23. IX. 1900. 348 O. Neumann: No. 79, 80 Jg am oberen Bussijo, Gindeberat, Schoa 25.11X. 1900. No. 81 © ebendaher. No. 1220 @ am Gelo, nahe dem Tata See 19. V. 1901. Diese neue Subspecies, Typus No. 79, unterscheidet sich von der westafrikanischen Turiur vinaceus vinaceus durch folgende Punkte. Der Rücken ist bei der Form von Schoa dunkler braun mit aschgrauem Anfluge, bei der von West-Afrika heller braun mit rötlichem Anfluge Das Grau der Flügeldecken und der Unterflügeldecken ist bei schoanus viel düsterer als bei der westlichen Form. Die schoanische Form ist grösser und hat 152 —155 mm Flügellänge gegen 135—142 der westlichen Form. Zum Vergleich mit den 4 Sücken von Gindeberat — das vom Gelo will ich ausnehmen — liegen mir 6 westafrikanische vor, nämlich 1 von Ussher am Volta gesammeltes und 5 von Baumann und Klose in Batja, Ahingro und Kete Kratchi in Togo gesammelte Stücke. Diese sind in verschiedenen Monaten ge- sammelt, zeigen aber alle den Unterschied in der Färbung, so dass von Saison-Kleidern nicht die Rede sein kann. Zu besprechen bleibt die Nomenklaturfrage Turtur vina- ' ceus ist stets auf westafrikanische Stücke bezogen worden. Ebenso ist Grays Turtur albwentris auf ein Stück von West- Afrika begründet, s. Salvadori Cat. Birds XXI p. 428 Anmerkung. Streptopelia barbaru Antinori bezieht sich nun auf nordöstliche Vögel, aber auf solche aus dem Steppengebiet Kordofan-Sennaar, nicht auf schoanischen Hochlandsvögel. Antinori vergleicht seine barbaru garnicht mit vinaceus, sondern nur mit Turtur semitorguatus und nennt die Färbung des Rückens „ombra olivastre‘“, umber olivenfarben, was mehr auf die Togo Vögel, als auf die Schoa Vögel passt. Somit ist es nötig, der schoanischen Form einen neuen Namen zu geben. Das Stück vom Gelo No. 1220 ist etwas weniger grau ober- seits und rötlicher unterseits wie die 4 Schoa Exemplare, hat auch nur 142 mm Flügellänge. Es steht etwas zwischen vinaceus vinaceus und vinaceus schoanus in der Mitte. Turtur vinaceus schoanus wurde nur im Gebiet des Nil- systems gefunden und zwar nur in den Flusstälern der Provinz Gindeberat. Antinori und Ragazzi sammelten sie nicht, da die- frühere Forschungsstation Let Marefia im Hauasch Gebiet liegt. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 349 Auch an den Seeen des südlichen Äthiopien scheint sie zu fehlen, da weder Pease, noch Harrison sie sammelten. Nur Lord Lovat fand sie bei Tschlea, also gleichfalls im Gebiet des blauen Nil. 72. Aplopelia larvata bronzina (Rüpp.). No. 801 $ Banka in Malo 14. II. 1901. No. 833 3 ebendaher 16. II. 1901. Nur diese zwei Exemplare wurden gesammelt, doch dürfte sie auch an andern Stellen des durchzogenen Gebiets in den dichten Bergwäldern vorkommen. Sie ist aber sehr scheu und selten zu erblicken. Aplopelia larvata bronzina unterscheidet sich von Aplopelia larvata larvata vom Cap durch geringere Grösse, viel dunklere Oberseite, rein weissen Vorderkopf und stärkeren grünen Glanz im Nacken. Reichenow zieht, Vögel Afrikas I p. 420, johnstoni und kıli- mensis zu larvata. Ich halte johnstoni für eine sehr gute geo- sraphische Form und glaube, dass sich die Frage bezüglich kil- mensis erst nach Vergleich mit weiterem Material vom Kilima- Ndscharo entscheiden lässt, das ebenso fehlt wie solches von Turturoena harterti, welche Reichenow 1. c. p. 417 mit, wie ich glaube, noch viel weniger Grund zu Zuriuroena delegorguei zieht. 173. Tympanistria tympanistria (Tem.). No. 1015 & Iris braun, Fuss dunkellilarot. Anderatscha in Kaffa 17. III. 1901. 74. Chalcopelia afra (L.) subsp.? No. 849 $ Banka in Malo am mittleren Omo 18. I. 1901. No. 1192 3 juv. Gurafarda Berge am Gelo 6. V. 1901. Ich möchte es hier aus Mangel an mehr Material unter- lassen, auf die geographischen Formen der Chalcopelia afra ein- zugehen. Das erste Stück hat deutlich gelben Schnabel, ist also sicher nicht delicatula Sharpe, scheint aber auch nicht abyssinica Sharpe zu sein. Das junge Stück könnte, da es schwärzlichen Schnabel hat, und auch seinem Fundort nach delicatula Sharpe sein. 350 Ö. Neumann: 75. Vena capensis (L.). No. b. 1 3 Kaka am weissen Nil. Ende Juni 1901. Phasianidae. 76. Numida ptilorhyncha macroceras Erl. 77. Numida ptilorhyncha omoensis nov. subsp. 77a. Numida ptiülorhyncha major Hartl. Diese drei Formen werden im Anhang besprochen werden. 78. Pternistes leucoscepus infuscatus Cab. No. 484 $ Gudjiam Abaya-See 26. XII. 1900, No. 485, 486 22 ebendaher. Diese drei Stücke müssen der Färbung nach, sowohl der Ober- wie der Unterseite, zu infuscatus gezogen werden. Typische leucoscepus kommen überhaupt nur in Nordabyssinien vor (Bogos- land und Umgegend von Massaua). Zwei Dubletten der von Erlanger’schen Ausbeute aus dem Süd-Somalilande auf dem Berl. Mus., von Reichenow als leucoscepus bestimmt, sind intermediär und gleichen einem von Fischer wahrscheinlich im südl. Galla- Land oder an der Süd-Somali-Küste gesammelten Stück. Vielleicht wird es angebracht sein, für die Form des Süd-Somali-Landes einen neuen Namen zu schaffen, da sie gerade in der Mitte zwischen typischen leucoscepus und infuscatus stehen. Was ich J. f. O. 1898 p. 302 über die dunklere Färbung der mehr südlichen Stücke gesagt habe, scheint nicht ganz zuzutrefien. Ein Stück von Emin in Ugogo gesammelt ist oberseits sehr blass. Die dunkelsten Stücke sind v. d. Deckens am Djipe-See gesammelte ‘Typen und das von mir bei Mkaramo am Pangani gesammeltes Stück. Es scheint also, als ob Exemplare, die in der Nähe grös- serer Gewässer leben, immer etwas dunkler sind, als solche aus sanz trocknen Steppengebieten. Dieses Nacktkehlige Frankolin wurde ferner von mir am Zuai-See, am Gandjule-See und im Aboshebai-Tal beobachtet und erlegt. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 351 79. Francolinus schütti schütti Cab. Francolinus teiraoninus (nec. Blund. Lovat) Og. Grant. Ibis 1901 p. 698 — Neum. J. f. O. 1902 p. 132. No. 379 © Iris braun. Rafıssa am Abassi-See 10. XII. 00. Das Exemplar unterscheidet sich von Stücken aus Bukoba, Angola und vom Kilima-Ndscharo nur durch etwas hellere braune Kopfplatte und stärkere schwarze Vermiculierung auf Handschwin- gen und Unterrücken, und neigt hierin zu dem Typus des Fran- colinus tetraoninus, welches eine das schütti im Gebiet des blauen Nil vertretende Form ist, und somit als Francolinus schütti tetra- oninus zu bezeichnen ist. Das von Grant als ieiraoninus be- stimmte, von Pease am Zuai-See erbeutete Exemplar gehört zu schütti, nicht zu tetraoninus, falls es sich nicht später heraus- stellen sollte, dass die Vögel des südäthiopischen Seengebiets (Zuai- und Abassi-See) als intermediäre Form abzutrennen sind. Schon J. f. O. 1898 p. 304 habe ich auf die eigentümlich weite Verbreitung dieses Francolinshingewiesen. Das Verbreitungs- gebiet wird durch das Auffinden der Art am Abassi- und am Zuai-See nun noch bedeutend erweitert. Zwischen Vögeln von Angola, Bukoba, Uganda, Mau, Kikuyu und Kilima-Ndscharo besteht nicht der geringste Unterschied, wovon ich mich dieses Jahr in London durch Untersuchung einer sehr grossen Serie aus diesen Gegenden, in Summa 18 Exem- plare, überzeugte. Francolinus schütti lebt sehr versteckt im dunkeln Urwald. 80. Francolinus erckeli Rüpp. No. 92 $ semi ad. Badattino, Provinz Gindeberat, Schoa 27. IX. 1900. No. 100 5 Abuje, Provinz Gindeberat, Schoa 28. IX. 1900. No. 128 3 Iris brau ebendaher 2. X. 1900. No. 165 © Iris braun, Fuss dunkelwachsgelb. Kilbe, Provinz Meta, Schoa 7. X. 1900. No. 187 3 Adaberga, Schoa 9. X. 1900. Diese schoanischen Exemplare scheinen sich in nichts von solchen aus dem centralen und nördlichen Abyssinien zu unter- scheiden. Dieses Francolin bewohnt das ganze eigentliche abys- sinisch-schoanische Bergplateau, geht aber über das Hauasch-Tal 352 | Ö. Neumann: weder nach Osten noch nach Süden herüber, kommt also in Süd-Äthiopien (Gebiet der Seen-Kette, des Omo und der Sobat- Quellen) und auf dem Harar-Hauasch Bergzug (Quellengebiet des Webbi-Shebelli) nicht vor, sondern wird hier von Francolinus castaneicollis Salvad. und Francolinus botiegi Salvad. vertreten. Francolinus erckeli lebt in Höhen von 2000—3200 m, geht nie in die grossen Täler herab, liebt aber besonders buschige oder mit Gestrüpp bestandene steinige Hänge. Früh morgens und abends munter und daher nicht schwer zu erlegen. 81. Francolinus castaneicollis bottegi Salvad. Francolinus castaneicollis (nec. Salvad.) Neum. O.f. O. 1902 p: 132, 133. Francolinus bottegi Salvad. Ann. Mus. Genova 1897 p. 652. Rchw. Vög. Afr. IL. p.472 T. — Neum. J. f. O0. 1902 p. 132, 133. No. 378 $ Rafıssa am Abassi-See 10. XII. 1900. No. 386 9 ebendort 11. XII. 1900. No. 387 3 (iuv?) ebendort 11. XII. 1900. No. 388 © Rafıssa, Aufstieg nach Habela 11. XII. 1900. No. 423 9 Abera in Djamdjam 15. XII. 1900. No. 436 3 (iuv?) ebendort 17. XII. 1900. No. 438 © ebendort 18. XII. 1900. No. 579 © (iuv?) Gardulla 12. 1. 1901. No. 592 $ ebendort 14. I. 1901. Francolinus bottegi ist nicht wie ich früher dachte, identisch mit Francolinus castaneicollis, sondern eine leicht erkennbare geographische Form dieser Art. Francolinus castaneicollis castaneicollis, welches von Tschert- scher beschrieben wurde und den ganzen Bergrücken zwischen dem Hauasch und Harar sowie das östliche Arrussi Galla-Land be- wohnt, hat die Aussensäume aller Federn des Oberrückens breit castanienrotbraun, so dass ein stark rotbrauner Ton der ganzen Oberseite vorherrscht. Francolinus castaneicollis botlegi, von Badittu im Süd-Osten des Gandjule-Sees beschrieben, bewohnt die Bergwälder an der Ostseite der Seen-Kette zwischen Abassi- und Gandjule-See, Sidamo, Djamdjam, Badittu, und vermutlich auch die der Westseite, da es von mir in Gardulla an der Südwest- Ecke des Gandjule-Sees gefunden wurde. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 358 Diese Form hat die Federn des Rückens ohne rote Seiten- säume. Nur an den Körperseiten treten einige auf, so dass bis auf das rötlichgelbe Genick die Oberseite schwarz gezeichnet erscheint. Wahrscheinlich werden diese Formen ineinander übergehen. Stücke vom Abassi-See haben noch etwas mehr rot am Rücken wie solche von Djamdjam und Gardulla. Es wäre zu zeitraubend, bei der sehr verschiedenen und complicierten Zeichnung alle Exemplare zu besprechen. | Bei den alten Hähnen tritt auf der Unterseite die schwarz- weisse Streifung sehr zurück und die blassrotgelbe Färbung auf der Brust stark hervor. Bei einer anscheinend sehr alten Henne von Abera, No. 438, abgebildet Rchw. Vögel Afrikas 4. Hlbb., ist das rotgelbbraun auf einen kleinen Teil des Vorhalses beschränkt, während die Körper- und Bauchseiten deutlich lanzettförmige schwarzweisse Zeichnung auf- weisen. Auchaufder Oberbrust hates schöne schwarzweisse Zeichnung und gar kein dunkelkastanienrotbraun an den Körperseiten. Jüngere Hennen wie jüngere Hähne ähneln, was die Zeich- nung der Unterseite anbelangt, sehr dem Ibis 1890 Pl. XI. abge- bildeten Typus von caszaneicollis, einer recht jungen Henne. Francolinus bottegi und seine Verwandten castaneicollis und go- fanus sind die Bergfrancoline dessüdlichen und östlichen Äthiopiens, südlich und östlich der Hauasch-Ebene, während sie nördlich der- selben im eigentlichen Abyssinien und Schoa Francolinus erckeli _ vertritt. Francolinus erckeli und die castaneicollis Gruppe haben völlig die gleiche Lebensweise. Weiter südlich dürfte jacksoni von den Bergen des Massai-Landes hierher gehören. Diese grossen Francoline meiden die heissen Ebenen, kommen aber gelegentlich in die Täler der Flüsse und in Schluchten herab. Gewöhnlich leben sie jedoch hoch oben an den buschigen Ab- hängen der höchsten Plateaus, auch in Feldern der Galla an der Grenze von Bambuswäldern, in der Nähe von Felsen so- wohl wie auf flacheren Bergwiesen. Zwischen 2000 und 3200 m Höhe angetroffen. 82. Francolinus castaneicollis gofanus nov. subsp. No. 721 3 Gadat in Gofa 31. I. 01. No. 722 2 pull. (ca 3 Wochen alt) ebendort 31. I. 01. No. 723 Q ” ” ” „ 79 ” 2] 79 2) Journ, f, Om, LII, Jahrg. Juli 1904. 24 a 354 OÖ. Neumann: No. 762 3 (Typus der Subspecies) ebendort 8. II. 01. No. 763 © iuv. in ea No. 764 @ iuv. in Le No. 767 $ Ala in Gofa 9. Il. 01. No. 768 Q ” 99 er 39 9) ” No. 784 pull. (2?) (ca 1 Woche alt) Bola Goschana in Doko 11. II. 1901. No. 1040 & Kankati in Djimma 26. II. 01. Diese Form ist nur gering von botiegi unterschieden. Der Hauptunterschied besteht darin, dass auch der ganz alte Hahn keine schwarze Stirn hat, während bei castaneicollis und botiegi schon jüngere Hähne und auch zum Teil alte Hennen deutlich schwarze Stirn haben. Bei alten Hähnen dieser beiden Formen ist dieselbe besonders deutlich. Ferner hat gofanus die braune Färbung aufOberbrust und im Genick dunkler — mehr rotbraun — wie botiegi. Die Oberseite zieht etwas mehr ins bräunliche, und ist nicht ganz so schön schwarz-weiss gezeichnet wie bei botteg:. Die alte Henne von Djimma hat im Gegensatz zu der oben erwähnten Henne von botiegi viel und kräftiges Rotbraun auf der Oberbrust und an den Körperseiten und hier so gut wie gar us schwarz-weisse Zeichnung. Auch die Oberseite ist ohne jede schwarz-weisse Zeichnung — mehr rebhuhnbraun. Vielleicht gehört dieser Vogel noch einer anderen geographi- schen Form an. Ein hierher gehöriges Francolin, welches sehr rotbraun war, wurde mir ferner von Eingeborenen in Schekho am oberen Gelo gebracht, aber leider von mir, da die Flügel abgeschnitten waren, nicht gekauft, da ich hoffte, später noch bessere Stücke zu erhalten. Die Frage der verschiedenen Formen des castanescollis ist noch weit davon entfernt gelöst zu sein. Vermutlich gehören auch die von Lort Phillips in den Golis Bergen im Nord-Somaliland gesammelten Vögel einer noch un- beschriebenen Form an. Von den beiden Exemplaren von Gardulla, die ich unter bottege anführte, ist der Hahn übrigens, da er das Braun der Kehle dunkler hat als Djamdjam-Exemplare und auch weniger schwarz an der Stirn zeigt, intermediär zwischen botiegi und gofanus, während man von der jungen Henne nichts sagen kann. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 355 83. Prancolinus nigrosquamatus Neum. Francolinus nigrosguamatus Neum. Orn. Monatsb. 1902 p. 8. No. 893 2 Iris braun, nackte Augengegend, Nasenlöcher, Schnabelbasis, Fuss im Leben lebhaft korallrot, übriger Schnabel dunkel hornfarben. Am mittleren Omo, Furt zwischen Malo und Koscha 21. IL. 1901. Ich wiederhole nochmals die Ursprungsbeschreibung: Form der Federn der Unterseite spitz schuppenförmig, ähnlich der von sharpii doch sind die Federn rein schwarz mit rein weissen Aussen- säumen. Gegen den Bauch zu werden die Aussensäume nicht so breit wie bei sharpii, so dass der Bauch dunkler ist wie bei dieser Art. Die Schuppenfedern greifen um das Genick herum und sind auch auf Oberhals und dem Oberrücken deutlich. Sonst ist die Oberseite der von scierorhynchus ähnlich, aber viel dunkler. Alle Federn sind in der Nähe des Schaftes braunschwarz. Durch die gänzlich abweichend gefärbte Oberseite also von clappertoni und sharpü, durch das Fehlen der eigentümlichen Zeichnung der Unterbrust von öcterorhynchus, durch rein weisse und nicht gelbliche Aussensäume der Federn der Unterseite so- wohl von dieser Art wie von gedgss unterschieden. Auch keine Spur von braun oder rotbraun an den Körperseiten. Oberkopf und Genick braunschwarz, viel dunkler als bei allen erwähnten Arten. Flügel ca 140 mm. Ferner sind die Innenfahnen der Schwingen mattschwarz mit wenig bräunlicher Vermiculierung, während dieselben bei sharpii mattschwarz mit hellrötlichbraun Querbändern und teilweise ebensolchen Längsbinden, bei öcieror- hynchus mit vermiculationsähnlicher feiner Zickzackzeichnung, bei clappertoni und gedgis in der Hauptsache einfarbig matt isabellfarben sind. Der Umstand dass das einzige Exemplar nicht ganz alt ist, ändert nichts an der Güte der Art, denn Stücke von F. sharpwi in demselben Alter gleichen in der Farbenanordnung völlig alten Vögeln. 84. Francolinus sharpii Grant. No. 2782 Iris braun, Fuss ziegelrot, braun überlaufen, nackter Zügel und Augengegend korallrot, Schnabel hornbraun. Zuai- See 24. XI. 00. No. 279 @ ebendaher. No. 291 3 Zuai-See 26. XI. 00. 24* 356 O0. Neumanii: Ich finde keine Unterschiede zwischen meinen Vögeln und solchen aus Nord-Abessinien (Salamona, Schrader coll., Waliko, Jesse coll.). Ein Vogel des Tieflands. Häufig im dürren Akazienbusch. An den Ufern des Zuai-Sees zusammen mit Francolinus granti. (85.) Francolinus gutturalis spilolaemus 6. R. Gr. Dieses Berg-Francolin, welches an den roten Flügeln leicht zu erkennen, wurde auf dem schoanischen Plateau bei Falle öfters beobachtet, doch gelang es mir leider nie, ein Stück zu erlegen, da angeschossene stets über die Abhänge in die Schluchten flogen und verloren gingen. In den Gebirgen Süd-Äthiopiens habe ich es nie angetroffen. Es scheint also eine der Formen zu sein, die das Hauasch-Tal nicht nach Süden hin überschreiten. Dieses Frankolin vertritt das nord- und central-abyssinische gutturalis im eigentlichen Schoa. Ich betrachte es als Subspecies des gutturalis, da einige guituralis - Exemplare des Londoner Museums, von Blanford in Tigre gesammelt, schon einige schwarze Flecken innerhalb des eigentlichen Punktbandes im Kehlfleck aufweisen, und ich es für wahrscheinlich halte, dass Stücke aus Godjam und den Gegenden um den Tana-See intermediär zwischen gutturalis und spilolaemus sein werden. Jedenfalls ersetzen sich die beiden Formen geographisch, und haben im allgemeinen den gleichen Färbungscharakter. Ferner möchte ich hierbei bemerken, dass das einzige auf dem Berl. Mus. befindliche Exemplar von Francolinus gutturalis, von Jesse bei Bejuk gesammelt, als 5 bezeichnet, — vielleicht aber nicht ganz alt — recht abweichend von der Rüppell’schen Abbildung gezeichet ist. Es hat den Bauch hell weisslich mit schwarzen Lanzettstrichen, kein rostrot am Bauch und keine schwarzen Herzflecke. 86. Francolinus sephaena schoensis Heugl. F’rancolis schoensis Heugl. Peterm. Geogr. Mitt. 1869 p. 415. — Francolinus schoanus Heugl. N. O. Afr. II. 1873 p. 891. — Salvad. Ann. Mus. Genova 1884 p. 210, 272. — Francolinus granti nec. Hartl. Og. Grant. Ibis 1900 p. 334. — Ibis 1901 p. 299 (partim No. c, d). No. 292 © Zuai See 26. XI. 1900. No. 298 $ Suksuk-Fluss 27. XI. 1900. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 357 No. 297, 299 9, J semiad. ebendaher. No. 300 @& ebendaher. No. 380 5 Rafıssa am Abassi See 10. XII. 1900. Francolinus schoensis, welches von Salvadori, Reichenow und _ neueren englischen Autoren zu Francolinus granti gezogen wird)» unterscheidet sich subspecifisch gut von demselben, und ist wie letzteres nur Subspecies von Francolinus sephaena. Francolinus sephaena sephaeno, von Süd Afrika hat die drei- eckigen Kropfflecke sehr weit über die Brust ausgedehnt und kaum bemerkbare weisse Schaftstriche auf den Körperseiten. Flügellänge 160—170 mm. Francolinus sephaena granti und Francolinus sephaend schoensis haben die dreieckigen Kropfflecke auf den Hals und den obersten Teil der Brust beschränkt und deutlichere weisse Schaftstriche auf den Körperseiten. Der Unterschied zwischen beiden ist folgender: Francolinus sephaena granti ist sehr stark rotbraun über- laufen, besonders auf dem Rücken und dem Schwanz. Die drei- eckigen Kropfflecken und die Strichelung der Kopfseiten sind ‚hellrotbraun. Die Kopfplatte ist bräunlich. Flügellänge 130— 138 mm. Heimat: Deutsch und Englisch Ost Afrika. Francolinus sephaena schoensis ist viel dunkler. Oberseits fast ohne rotbraun. Schwanz ohne rotbraun -— braunschwarz. Strichelung der Kopfseiten und dreieckige Kropffleckung dunkler — dunkel kastanienbraun. Kopfplatte dunkler — braunschwarz. Flügellänge 148—157 mm. Heimat: Schoa und Süd Äthiopien (Hauasch Gebiet, Zuai-, Abassi- und Abaya See). Ich habe keine Exemplare vom Somali Land zum Vergleich, muss es also offen lassen, ob die Vögel des Somali Landes zu schoensis gehören. Wo die Grenze zwischen grants und schoensis liegt, ist mir auch derzeit unbekannt. Ein von mir auf meiner ersten Reise in der Taro Steppe, zwischen Kilimandscharo und Mombassa ge- sammeltes $ ist sehr dunkel, hat 145 mm Flügellänge und kann eher zu schoensis wie zu granti gezogen werden. Desgleichen muss ich die Frage offen lassen, wohin Franco- linus ochrogaster Hartl. gehört. Zwei Exemplare s. n. Franco- linus granti, von Emin Pascha bei Massimba südlich des Victoria Nyansa gesammelt, 3 ad. und 9, sind sehr stark rot auf der Ober- 358 O0. Neumann: seite, viel stärker wie die andern grantı vom Massai Land, Taita, Irangi, Usegua, Tabora u. s. w. und haben blass ocker- gelbe Brust und Bauch und blass ockerfarbene Unterschwanz- decken. Es ist möglich, dass dieses Francolinus ochrogaster ist, welches zuerst vom weissen Nil beschrieben wurde. Francolinus kirki ist, wie ich schon J. O. 1898 p. 303 erwähnt habe und hier nochmals betonen möchte, meiner Meinung nach nichts anderes als eine individuelle Varietät von Francolinus sephaena granti. Ebenso scheint mir Francolinus spilogaster dieselbe Varietät von Francolinus sephaena schoensis zu sein, doch bin ich hier meiner Sache nicht ganz so sicher. Nachschrift. So weit hatte ich geschrieben, als ich in diesem Sommer (1903) die Serie von grant; und „kirki“ auf dem Londoner Museum untersuchte. Hierbei ergab sich, dass die Stücke von den Seen Süd-Schoas alle in Colorit und Grössen Verhältnissen völlig den meinen gleichen. Die Stücke aus dem Somali-Land scheinen, so weit ich sehen kann, von den südäthiopischen verschieden ge- färbt. Wahrscheinlich muss das Francolinus granti des Somali Landes als neue Form des sephaena Formen-Kreises beschrieben werden müssen. Was nun die Exemplare aus der Umgegend von Harar an- belangt, so zeigt es sich, dass sie alle sehr gross sind, im all- gemeinen grösser wie schoensis, und eine starke Neigung zur „kirki“ Färbung haben, sodass das Frankolin der Harar Berge als Francolinus sephaena spilogaster Salvad. unterschieden werden muss. Salvadoris Typus von „spilogaster“ zeigt die „kirki“ Färbung und hat 170 mm Flügellänge. Er ist bei Harar gesammelt. Vulturidae. 87. Lophogyps oceipitalis (Burch.) No. 212 3 Adis Abeba 21. X. 1900. Der Wollkopfgeier geht sehr hoch ins Gebirge hinauf, kommt aber auch in den heissen Steppen vor. Er ist in Nordost Afrika entschieden häufiger wie in Ost Afrika. Wurde in Schoa und im Südäthiopischen Gebiet fast überall angetroffen. In der östlichen Sudan Ebene am Akobo und Gelo wurde er nicht mit Sicherheit beobachtet. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 359 (88.) Gyps rüppelli Bp. Überall im Gebirge sowohl wie in der Steppe. Daneben wurden einigemale grosse hell weissliche Geier beobachtet, die von weitem wie Gyps kolbv aussehen. Nach v. Erlanger J. ©. 1904 p. 146 sollen das ganz alte rüppelli sein. (89.) Pseudogyps africanus (Salvad.) Überall, aber in den Steppen noch häufiger wie im Gebirge. (90.) Neophron perenopterus (L.) In Nordost Afrika weit häufiger als in Ost Afrika. Aber nur da vorkommend wo Felsen in der Nähe sind. In der Sudan Ebene nicht mit Sicherheit beobachtet. (91.) Neophron monachus (Tem.) Überall, aber auf den hohen Bergen nur vereinzelt vor- kommend. In den Steppen und in mittleren Höhenlagen überall gemein. Falconidae. 92. Polyboroides typicus A. Sm. No. 166 2 Iris braun, Wachshaut, Augengegend blassgelb, Füsse wachsgelb. Kimo in Meta (Schoa) 7. X. 1900. Magen- inhalt: Nestjunge von Turtur spec. No. 1014 © Iris braun, nackte Kopfseiten rosenrot, an den Augen gelb durchscheinend, an den Nasenlöchern und am Schnabel- rand in lila übergehend, Fuss dunkelwachsgelb. Anderatscha in Kaffa 17. III. 1901. Meist in dichteren Waldpartieen zu finden. Scheint sich hauptsächlich, wie schon meine Erfahrungen in Ost-Afrika zeigten, vom Nestplündern zu nähren. 93. Circus macrourus (Gm.) No. 953 g Iris chromgelb, Wachshaut, Fuss wachsgelb. Uma- Fluss in Konta 28. II. 1901. 94. Circus cyaneus (L.) No. 258 © juv. Iris hellgelb, Zuai See 20. XI. 1900. Im Kropf eine Ratte. 360 O0. Neumann: Weihen waren im November auf den dürren, zum Teil ab- gebrannten Steppen am Zuai See sehr häufig. 95. Melierasc metabates (Heugl.) No. 642 3 Iris braun, Wachshaut, Fuss grenadinrot. Barssa- Tal östlich von Uba 23. I. 1901. No. 641 © Iris braun, Wachshaut, Fuss rosenrot. ebendaher. Nicht selten im Akazienbusch gesehen. 96. Astur unduliventer Rüpp. No. 18 3 Iris orangegelb. Zwischen Ejere und Tscherätschä, Provinz Meta (Schoa) 17. IX. 1900. No. 104 3 Abuje, Gindeberat (Schoa) 28. IX. 1900. No. 336 3 Iris orangegelb. Zwischen Auadi und Alelu nördlich vom Abassi See 3. XII. 1900. Diese Art ist die kleinste der Zachiro-Gruppe. Das g ist kaum grösser wie das von Astur sphenurus. Die Oberseite ist einfarbig schieferschwarz. Der Färbung der Unterseite nach hat die Art am meisten noch Ähnlichkeit mit Astur castanilius, doch ist die Färbung der Unterseite viel schärfer und dadurch leicht unterscheidbar, dass das Rotbraun vom Weiss durch einen grauen Saum getrennt wird. Ich untersuchte die typischen Exemplare Rüppell’s im Senkenbergi’schen Museum zu Frankfurt a. M. und fand sie mit meinen völlig übereinstimmend. Das von Reichenow „Vögel Afrikas“ p. 553 als fraglich hierher gezogene @ von Bukoba gehört nicht hierher, was aus dem ganz anderen Färbungs- character des Vogels hervorgeht, sondern gehört der von mir als Astur tachiro nyansae O. M. B. 1902 p. 138/139 beschriebenen Art an. 2 Astur unduliventer ist ein Vogel der höchsten Bergwälder, der in Höhen zwischen 2000 und 3200 m lebt. In den Tälern kommt er nie vor, sondern wird hier durch Astur sphenurus ersetzt. 97. Astur sphenurus (Rüpp.) No. 582 Z juv. Iris orangegelb Gardulla 13. I. 1901. No. 643 2 ? Barssa Tal östlich von Uba 23. I. 1901. No. 701 $ Iris braun ?, Wachshaut, Füsse dunkelwachsgelb Senti-Tal 29. I. 1901. No. 702 © Iris orangerot ebendaher. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 361 No. 870 3 Iris orangegelb, am Omo (Malo-Koscha-Furt) 20. 1I. 1901. No. 935 © Schetie in Koscha 25. II. 1901. Das 2 ist etwas grösser als das d und hat etwas breitere bräunliche Binden auf der Unterseite. Die Oberseite hat beim Q stets einen etwas schmutzig bräunlichen Ton, während das hier rein dunkel schiefergrau ist. Diese Unterschiede treten be- sonders bei dem augenscheinlich in der Brutzeit befindlichen Paar vom Senti Tal No. 701 und 702 sehr schön hervor. 98. Accipiter rufiventris perspicillaris Rüpp. No. 171 3 Iris dunkelgelb, Füsse orangegelb, Augenlid blassgelb. Schnabel bläulich, Spitze hornschwarz. Kilbe, Provinz Kollu (Schoa) 7. X. 1900. No. 172 3 ebendaher. Diese Art wurde bisher stets mit der südafrikanischen Art Accipiter rufiventris vereint, unterscheidet sich aber durch etwas geringere Grösse, dunklere, fast schieferschwarze SD und viel tiefer gesättigte zimmtbraune Unterseite. Fehlt anscheinend auf den Gebirgen südlich des Hauasch. Auch auf den zwischen Äthiopien und Süd-Afrika liegenden Bergen und Gebirgen (Kenia, Kilima-Ndscharo, Nyassa-Hochland) kommt keine Form von rufiventris vor. Lebt in anscheinend sehr grossen Höhen. Der Fundort Kilbe liegt ca. 2800 m hoch. Im Tale wurde die Art nie gesehen. 99, Circaetus cinereus MVieill. No. 918 3 Iris leuchtend-chromgelb, Wachshaut blassbläulich, Fuss weiss. Alesa in Koscha 23. II. 1901. Im Magen: 1 Chamäleon gracilis und eine Schlange. 100. Circaetus pectoralis A. Sm. No. 285 © Iris tief chromgelb. Zuai See 24. XI. 1900. No. 286 Dunenjunges Iris hellgrünlichgrau ebendaher. Der Horst befand sich in der Busch-Steppe im Wipfel einer niedrigen Schirm-Akazie, nur ca. 3 m über dem Erdboden. Am 19. November hatte ich nördlich vom Zuai See einen ebenso an- gelegten Horst gefunden, der ein weisses Ei enthielt, das aber schon stark angebrütet war und leider zerbrach. 362 O0. Neumann: 101. Circaetus cinerascens v. Müll. No. 874 2 Iris weissgelb, am Omo (Malo-Koscha-Furt) 20. II. 1901. Nur ein Pärchen am Ufer des Omo gesehen, von dem das g leider entkam. 102. Hieraetus wahlbergi (Sund.) No. 917 © Iris braun, Fuss, Wachshaut hellwachsgelb. Alesa in Koscha 23. II. 1901. Dieser Zwerg-Adler scheint in Nordost-Afrika ‘bedeutend seltener zu sein wie in Ost-Afrika. Ich habe ihn nur dieses eine mal gesehen. 103. Lophoaetus oceipitalis (Daud.) No. 64 S Iris braun oder gelb, Aveve (Kollu, Provinz Schoa) 22. IX. 1900. No. 75 & Iris dunkelgelb, am Bussijo (Schoa) 24. IX. 1900. No. 710 $ Senti Tal zwischen Uba und Gofa 30. I. 1901. Liebt den Urwald oder einzelne Bäume nahe den Wald- rändern. Oft sieht man die einzelnen Vögel auf Baumstumpfen in der Nähe von Gewässern sitzen und gellende Schreie ausstossen, worauf dann in der Ferne ein anderer antwortet. 104. Aguila rapax albicans Rüpp. No. 24 $ Iris bräunlich marmoriert. Tscherätschä (Schoa) 18. IX. 1900. No. 213 Z Iris sehr licht kaffebraun. Adis Abeba 21. X. 00. No. 216 2 Iris leicht kaffebraun. Adis Abeba 25. X. 00. In Abysssinien, besonders in Schoa sehr häufig und gemein, viel häufiger wie in Ost-Afrika. Er ist stets mit Geiern und Corvul- fur crassirostris am Lager zu sehen, und späht nach Abfällen. Auch am südlichen und westlichen Teil meiner Reiseroute sah ich ihn seltener. 105. Buteo augur Rüpp. I. Form mit weisser Unterseite. la mit rotem Schwanz. No. 8 © Iris braun. Menagascha bei Adis Abeba 15. IX. 1900. No. 9 © ebendaher. No. 224. Adis Abeba 30 X. 00. No. 739 & Iris braun, Gadat in Gofa 1. II. 1901. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 363 Ib mit gebändertem Schwanz. No. 361 © juv. Iris braun, Abassi See 6. XII. 00. Dieses Exemplar zeigt einige grosse schwarze Tropfenflecke auf Kehle und Unterbrust. II. Form mit schwarzer Unterseite. 1la mit rotem Schwanz. No. 455 g Abera in Djamdjam 21. XII. 1900. Mageninhalt: Eine Maus und eine Eidechse (Lygosoma). No. 527 3 Galana-Fluss am Abaya See 30. XII. 1900. No. 745 $& Gadat in Gofa 2. II. 1901. No. 1113 & Budda in Gimirra 15. IV. 1901. Ilb mit gebändertem Schwanz. No. 214 © Adis Abeba 20. X. 1900. No. 979 3 Iris hell bräunlich gelb. Gamitscha in Kaffa 5. III. 1901. Mageninhalt: Ein grosser grüner Käfer (Cetonide). Der Vogel hatte sehr starken Fettansatz. III. Aberrantes Tier. No. 779 3 Iris braun, Bola Goschana in Doko 11. II. 1901. Dieser Vogel, anscheinend völlig ausgefärbt hat Kinn, Kehle, Oberbrust schwarzbraun, Unterbrust, Buch weiss, Unterschwanz- decken, Hosen schwarzbraun. Zahlreiche Federn auf Rücken und Schultern, ebenso die eine der mittleren Schwanzfedern rein weiss. Schwanz sonst rot mit schwarzem Saum. Es zeigt sich hierbei, dass sämtliche rotschwänzigen also alten Stücke mit weisser Unterseite weiblichen, die meisten mit schwarzer Unterseite männlichen Geschlechts sind. Doch scheint mir dieses Zufall zu sein. Hingegen habe ich in sehr grossen Höhen d. h. etwa über 2800 m stets nur Vögel mit weisser Unterseite gesehen, während in tieferen Regionen Vögel mit dunkler Unterseite häufiger waren. Ob die Vögel mit gebändertem Schwanz wirklich die jungen Vögel dieser Art sind, scheint mir nicht ganz sicher festzustehen. Jedenfalls befinden sich weder in meiner Serie, noch in der grossen Serie des Berliner Museums, die hauptsächlich aus Deutsch-Ost-Afrika stammt, Vögel, die einen deutlichen Übergang zwischen der gebänderten und der roten Schwanz-Färbung zeigen. 364 O. Neumann: Duteo augur ist in Abyssinien überaus häufig, besonders auf den höchsten Bergen. Während meines Ausflugs von Adis Abeba zum blauen Nil konnte ich täglich mehrere Paare des schönen Fliegers beobachten. 106. Buteo auguralis Salvad. No. 464 3 Iris braun. Mageninhalt: „Eine Maus und ein Chamäleon.“ Koritscha unterhalb Abera (Djamdjam) 23. XII. 1900. No. 1139 $ Iris braun. Gadjin in Binescho 20. IV. 1901. Die zwei Stücke befinden sich im Jugendgefieder, und gleichen sich untereinander vollkommen. Ganz ebenso gefärbt ist ein durch v. d. Marwitz am Kilima-Ndscharo erbeutetes Stück. Die Färbung dieser 3 Stücke weicht sehr von der aller mir be- kannten jüngeren Exemplare von Buteo desertorum bedeutend ab und erinnert äusserlich sehr an Duteo brachypterus Pelz. von Madagaskar, dem sie auch in den Dimensionen sehr gleicht. Die drei erwähnten Stücke haben folgenden Masse: Schwingen Schwanz Abera 334 200 Binescho 334 196 Kilima-Ndscharo 339 200. Bei allen auch jüngeren Stücken des Buteo desertorum messe ich über 350 mm Flügellänge und über 205mm Schwanzlänge. Die bei allen drei Exemplaren fast identische Zeichnung ist im allgemeinen Folgende. Oberseite dunkelbraun. An einigen Stellen, so an Kopfseiten und Nacken etwas rotbraun vorkommend. Kinn und Kehle weiss, schwarzbraun gestrichelt. Ganze übrige Unterseite weiss. Die Federn mit dunkelbraunem Schaft und dunkelbraunen runden oder ovalen Spitzenflecken, teilweise auch an der Basis mit braunem Fleck. Unterschwanzdecken beim Kilima-Ndscharo-Stück rein weiss, bei meinen beiden weiss, bräun- lich gebändert. Schenkel weiss mit brauner Bänderung, oder undeutlicher Fleckung. Der Schwanz ist oberseits braun mit helleren und dunkleren matten Streifen, während bei den Jungen von desertorum diese Streifen schmäler und viel schärfer sind. Ich halte diese Vögel somit für Duteo auguralis im Jugendgefieder. Was Buteo anceps Brehm anbelangt, so halte ich denselben mit Bestimmtheit nicht für auguralis, sondern für Buteo deser- Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 365 torum Daud. ebenso wie Buieo minor Heugl., dessen Typus sich auf dem Berliner Museum befindet. 107. Buteo buteo desertorum (Daud.) No. 127 $ Iris graubraun, Wachshaut wachsgelb, Fuss eitron- gelb. Abuje, Provinz Gindeberat, Schoa 2. X. 1900. Ein schon stark rostrotes, wenn auch noch nicht ganz aus- sefärbtes Stück, da der Schwanz noch schwarze Querbinden zeigt. Ich halte den Buieo desertorum nur für eine geographische Form unseres Mäusebussards, und zwar für die Süd-Russland- und die Kaukasus-Länder bewohnende Art, die im Winter bis nach Süd-Afrika zieht. Wie „Stark and Sclater“ Fauna of South Africa Bird III p. 334 angeben, kommt er nur von November bis April in Süd- Afrika vor, ist dort also nicht Brutvogel. Vietorin soll den Vogel allerdings (Sharpe, Layards Birds of South Afrika p. 30) im Knysna District im August gesammelt. haben. Doch dürfte hier wie in allen den Fällen, wo desertorum aus dem westafrikanischen Waldgebiet von Central-Angola bis zur Goldküste erwähnt wird, eine Verwechselung mit dem im Jugendgefieder recht ähnlichen und überhaupt noch recht wenig bekannten Buteo auguralis vorliegen. So ist auch der von Reichenow Vög. Afrikas I. p. 595 er- wähnte, von Mechow in Malandje (Angola) im September gesammelte pullus ein ganz unzweifelhafter augurals. Buteo desertorum ist somit aus der Liste der in Afrika brütenden Vögel zu streichen. Meine Meinung über die europäischen und afrikanischen Bussarde ist folgende: Es kann 2 Arten nebeneinander als Brutvögel geben und zwar einen Mäusebussard und einen Adlerbussard. In den meisten Gegenden kommt allerdings nur eine derselben als Brutvogel vor. Diese sind A. Formenkreis des Buteo buteo. 1. Buteo buieo buteo L. Brutvogel in West- und Central-Europa. 2. Buteo buteo zimmermannae Ehmcke Brutvogel in den russischen Ostsee-Provinzen und den nördlichen Steppengegenden Russlands. Diese Art steht in der Färbung zwischen unserm Mäuse- bussard und dem eigentlichen Steppenbussard in der Mitte, 366 OÖ. Neumann: Sie ähnelt im Färbungscharakter mehr dem desertorum, wird aber nie ganz so rot wie südrussische Exemplare, und behält auch im ausgefärbten Kleide stets Streifung der Schwanz- federn bei. . Buteo buteo desertorum Daud. (= menetriesi Bogd.) Süd-Russ- land, Kaukasus. Unterscheidet sich vom vorigen durch die im Alter stark rote Färbung und den bei alten Vögeln ein- farbig roten, ungebänderten Schwanz. Im Winter nach Afrika ziehend, von hier unter den Namen deseriorum Daud., tachardus Daud., vulpinus Leht., anceps Brehm, minor Heugl. beschrieben. Vermutlich gehört zu diesem Formenkreis noch Buteo anguralis Salvad. Dieser weicht aber doch so weit von den drei andern genannten Formen ab, dass ich noch nicht wage, ihn als Subspecies des Buteo buteo aufzufassen. B. Formenkreis des Duteo ferox. . Buteo ferox ferox (Gm.) = Buteo leucurus Naum. Brutvogel in Süd-Russland und Südwest-Asien. . Buteo ferox cirtensis (Lev.) Bp. Brutvogel in Tunis, Algier, Marocco. Früher immer mit deseriorum verwechselt. Schon ein flüchtiger Blick auf jedes alte nordafrikanische Exemplar, oder auf die schöne Abbildung des alten gs. n. „desertorum!“ g ad. von Tanger, in Dresser „Birds of Europe“ p. 332 zeigt, dass diese Art nichts mit desertorum zu tun hat. Er unterscheidet sich von südrussischen und Kaukasus-Exemplaren des ferox nur durch etwas lichtere Färbung, geringere Ausdehnung des weiss am Schwanz, und etwas geringere Grösse. ; Buteo ferox rufinus Cretzschm. Eine stets rötere Form, die nach Rüppell das obere Nubien, Schendi, Sennaar, Abyssinien bewohnt, jedoch im eigentlichen Abyssinien sicher nicht vorkommt. Das Berliner Museum besitzt ein von Hemprich und Ehrenberg bei Dongola gesammeltes, an- scheinend ziemlich altes Stück, das fast völlig mit Cretzsch- mers Tafel und auch mit der Tafel des „Buteo ferox“ in Shelley „Birds of Egypt‘ Pl. IX übereinstimmt. Nach Shelley in Unter- und Ober-Ägypten und Nubien. Sehr häufig bei Fajum. Brutvogel in Ägypten. . Buteo ferox aquilinus Hodgs. Eine schwarz-braune Bergform des ferox, die sich anscheinend nur in den hohen Gebirgen Asiens findet, und deshalb wohl als geographische Sub- Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 367 species anzuerkennen ist. Ziemlich sicher gehört hierher Buteo eximius Brehm, im Februar bei Rosseres am blauen Nil erlegt, also wohl hier als Zugvogel. Der Typus, den ich un- längst unter der falschen Fundortsangabe „Aegypten“ auf dem Berliner Museum wieder entdeckte, zeichnet sich aller- dings durch sehr bedeutende Grösse aus. Zu bemerken ist allerdings, dass Kopf und Nacken von aguilinus mit weiss gestreift sind, und auch auf der Brust etwas weiss ist, (siehe Abbildung Cat. Birds I. Pl. VIII) während der Typus von eximius fast einfarbig schön umbrabraun ist. Der Catalog of Birds gibt den aguilinus als „Very old“ an. Trotzdem hat er einen stark gebänderten Schwanz! Danach wäre aguilinus und eximius vielleicht etwas ganz anderes. Vielleicht gehören hierher Buleo ferox var. obscura Pelz., Buteo fuliginosus Hume, Buteo nigricans Severtzoff. Infolge Mangels asiatischer Vergleichs-Exemplare wage ich dieses jedoch nicht zu behaupten. Ebenso kann ich mich über astracanus Shaw., camescens Hodgs, leucocephalus Hodgs, longipes Jerd. nicht aussprechen, da ich sie teils gar nicht, teils nur ungenügend kenne. Zum Formenkreis des BDuteo ferox gehören vermutlich nun augur und jakal. Diese sind aber immerhin derart von den andern ferox-Formen in der Farbenverteilung verschieden, dass ich sie nicht subspecifisch hierher ziehen möchte. Ich nenne sie vielmehr 1. Buteo jakal jakal (Daud.) Süd- und Südwest-Afrika. 2. Buteo jakal augur (Rüpp.) Tropisches Nordost- und Ost-Afrika. Bemerkenswert ist, dass schon im Süden von Deutsch-Ost- Afrika augur anscheinend sehr selten ist. Im ganzen Nyassa- Zambesi-Gebiet ist er nur einmal von Whyte aus dem Masuku- Hochland erwähnt. Von da bis Transvaal kommt kein grosser Bussard vor. Aus dieser umfangreichen Bussardfreien Zone. er- klärt sich die immerhin grosse Verschiedenheit der beiden Formen jakal und augur. (108.) Helotarsus ecaudatus (Daud.) Wurde nicht gesammelt. Mehrfach beobachtet bei Tsche- rätschä und Falle in Schoa, am Aa und Gandjule-See und an anderen Punkten. 568 Ö. Neumann: 109. Gypaetus barbatus ossifragus (Savign.) No. 205 © semiad. Innenhälfte der Iris pergamentweiss, Aussenhälfte hell carneolrot. Adis Abeba 19. X. 1900. No. 206 @ semiad. ebendaher 19. X. 1900. No. 207 2 semiad. ebendaher 23. X. 1900. No. 208 @ semiad. ebendaher 23. X. 1900. No. 761 ©. Gadat in Gofa 6. II. 1901. Die erlegten Exemplare sind sämtlich jüngere Weibchen. Am meisten ausgefärbt ist noch das Exemplar von Gofa. Überall in den abessinischen Bergen vorkommend. Häufig in der Nähe grösserer Städte, so sehr häufig in Adis Abeba, wo er auf den Wiesen vor der englischen und russischen Gesandschaft stets anzutreffen ist. Scheint sich ausschliesslich von Aas, be- sonders von alten Knochen zu nähren. Nach Süden hin noch bei Gardulla am Gandjule See beobachtet. Dieses scheint sein südlichstes Vorkommen in Nordost-Afrika zu sein. In Kaffa und westlich davon nicht beobachtet. 110. Haliaetus vocifer (Daud.) No. 289 ©. Iris mattbraun. Zuai See 26. XI. 1900. No. 290 2 juv. ebendaher. An allen Seen und grösseren Flüssen gemein, so am Hauasch, _ Zuai See, Hora Schale und Hora Langanno, Abassi See, Abaja See, Gandjule See, Sagan, Omo, Godjeb, Gelo, Akobo, Pibor und Sobat beobachtet. | 111. Milvus aeguptius (Gm.) No. 1025 ©. Anderatscha in Kaffa 18. III. 1901. Auf dem Horst sitzend erlegt. Derselbe enthielt zwei weisse Eier mit völlig entwickeltem Embryo. No. 1251 3 juv. Tädo am Akobo 27. V. 1901. Schnabel schwarz. Ein gerade flügge gewordenes Junges, das vom Horst abzuflattern versuchte, aber noch mit der Hand gegriffen werden konnte. Der Horst befand sich nur ca..3m_ über dem Boden, auf einer kleinen kümmrigen Akazie, welche auf ganz freiem Felde nur etwa 40 Schritt von mehreren be- wohnten Anjuak Hütten entfernt stand. Diese beiden Funde beweisen, dass der Schmarotzer Milan in diesen Gegenden Nordost-Afrikas im März brütet und Ende März bis April die Jungen auskriechen. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 369 Allerdings sah ich am Gelo die Milane in der zweiten Mai- woche schon sich in riesige Scharen — wie zum Zug — zusammen tun, wie ich es ähnlich auf meiner ersten ostafrikanischen Reise (s. J. f. ©. 1899 p. 49) im Januar bei Utim im Massailand, im Juni im Ussoga beobachtet habe. Einige Paare waren jedoch auch hier am Brutgeschäft. ‚ Bei unserer Ankunft in Adis-Abeba im August fehlte der Schmarotzer-Milan und traf dort erst Mitte Oktober wieder ein. 112. Falco biarmicus abyssinicus nov. subsp. Falco tanypterus Schleg. (partim) Kleinschmidt. Aquila. VIII. 1901 'p. 38—40. — Falco biarmicus tanypterus (partim) Reichenow Vögel Afrikas I p. 626. -- Falco tanypterus (nec Schlegel) Sharpe Cat. Birds I p. 391 und alle Citate für Abyssinien, Schoa und die Galla Länder. No.53 3 Iris braun, Turra bolonko (Kollu, Schoa). 21.1X. 1900. No. 54 © Iris braun, ebendaher. Ein gepaartes Paar mit stark entwickelten Geschlechtsteilen. Diagnose dieser neuen Form: Farben ebenso kräftig und schön wie die von biarmicus aus Süd- und Ost-Afrika. Eine deutliche schwarze Binde über den Vorderkopf, aber die Unterseite mit Ausnahme von Kehle und Oberbrust auch bei ganz alten Vögeln mit grossen schwarzen Flecken bedeckt, während biarmicus im Alter völlig ungefleckte Unterseite bekommt. Die Farben sind bei abyssinicus im allgemeinen noch heller und dunkler wie bei biarmicus von Süd-Afrika. Es ist ganz klar, dass dies der von Sharpe als Falco tanypterus beschriebene Vogel ist, während Sharpe den wirklichen nubisch-ägyptischen Zarypterus und den _ erlangeri Kleinschmidt als feldeggi beschreibt. Bis jetzt haben fast alle Autoren die subtropisch ägyptisch-nubischen Falken mit den tropisch abyssinischen zusammengezogen. Auch Kleinschmidt tut das, indem er op. eit. über tanypterus schreibt: „Flügellänge bis 37,3 cm. Alles andere F. h. erlangeri ganz ähnlich. (Höchstens die Farben etwas lebhafter.) Doch variiert diese Form mehr, d. h. es kommen öfter dunklere Vögel vor, welche sich durch dunkelen Vorderscheitel dem 7. h. biarmicus, durch. grössere Flecken der Unterseite dem F! h. feldegg: nähern und so gewissermassen Mittelglieder zwischen der Färbung von beiden darstellen, während die Grösse von tanypterus ihn als Mittelglied zwischen den Saker und Lannerfalken erscheinen lässt“. Journ. f. Orn. LI, Jahrg. Juli 1904. 95 370 0. Neumann: Aus dem dann angegebenen Material ergibt sich, dass Kleinschmidt ausser 4 Vögeln des Senckenberg’schen Museum in Frankfurt a. M., von denen zwei in Dongola, zwei in Abyssinien gesammelt sind, hauptsächlich das Material des Berliner Museums vor sich gehabt hat. Diese Exemplare nun, teils von Hemprich und Ehrenberg, teils von Wilke und von Brehm gesammelt, tragen alle die Bezeichnung „Nubien“, ein früher sehr dehnbarer Begriff. Es ist aber sicher, dass die lebhafter gefärbten Vögel tropisch abyssinische, die heller und blasser gefärbten nubisch-ägyptische Vögel sind. Schlegel bildet Abh. Geb. Zool. 1841 auf T. XII das Ex. 998 © ‚(Hempr. u. Ehrenb. coll.) des Berl. Mus., auf T. XIH vermutlich das Ex. 1002 (Hemp. Ehrenb. coll.) ab, von denen das erste reinweisse, das zweite schmutzig gelblichweisse, aber nicht rosa braunliche Unterseite hat. Der echte Falco tanypterus hat sogar im allgemeinen reiner weisse Unterseite wie erlangeri aus Tunis. Die Unterschiede zwischen erlangerie und Zanypterus scheinen mir ausserordentlich gering zu sein, und fast ausschliess- lich in Grössendifferenzen zu liegen. Grösstes @ von erlangeri (nach Kleinschmidt) 35,5 cm. Dem entsprechen auch die Berliner Exemplare von erlangeri. Grösstes tanypterus @ des Berl. Mus. nach meiner Messung 38 cm. Was übrigens den Kleinschmidt’schen Formenkreis des Falco hierofalco anbelangt, so scheinen mir die Formen: feldeggi, erlangeri, tanypterus, abyssinicus, biarmicus von den andern im , Kleinschmidt’schen Werk behandelten durch eine derartige Kluft getrennt, dass ich sie nicht als einem Formenkreis angehörig betrachten kann. Zu gleichem Resultate war schon Hartert Nov. Zool. 1902, p. 337/338 gekommen. Auf letzteres machte mich Hartert erst unlängst aufinerksam, so dass wir beide unabhängig zu der gleichen Ansicht gekommen sind. Ja ich vermute sogar, dass in Ägypten neben dem tanypterus, oder den vielleicht nur oberägyptisch-nubischen Zanypterus in Unter-Ägypten vertretend, dort ein. dem ungarisch -südrussischen Vogel sehr ähnlicher cherrug = sacer vorkommt. Dafür sprechen die von König in der Jahresversammlung 1898 vorgelegten Stücke, dafür mehrere von Graf Hasselquist in Ägypten erbeutete Exemplare des Berliner Museums, wohl auch die von König Abh. u. Ber. Kgl. Zool. Mus. Dresden 1898/99 VII No. 2 p. 5 erwähnten Eier. König nennt auch J. 0. 1900 p. 123 zwei Edelfalken für Ägypten, nämlich feldeggi für Unterägypten, tanypierus für Mittelägypten. Sollte Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 371 sein feldeggi nicht die kleinere von Graf Hasselquist erbeutete cherrug Form sein? Kurz gebe ich nochmals eine Übersicht der Unterschiede von erlangeri, tanypterus, abyssinicus, biarmicus bei ganz adulten Exemplaren. I. Deutliche schwarze Binde über den Vorderkopf. Unterseite bräunlich rosa, oder (isabellrötlich). a. Unterseite ungefleckt oder nur wenig Flecke an den Flanken: biarmicus: Süd- und Ost-Afrika. (Flügellänge bis 37 cm.) b. Unterseite mit grossen schwarzen Flecken auf der Brust: abyssinicus: Tropisches Nordost- und Nordwest - Afrika.!) (Flügellänge bei grössten @ bis 38,5 cm.) II. Keine deutliche schwarze Binde über den Vorderkopf. Unter- seite rein weiss oder nur schwach rötlich verwaschen. a. Flügellänge bei grössten @ bis 35,5: erlangeri: Tunis und [ Algier. b. en a R 9 „ 37,5: tanypterus: Ober- [ägypten u. Nubien. Vom echten feldeggi aus Griechenland habe ich zu wenig Vergleichsmaterial um diesen zu besprechen. Es scheint mir auch möglich, dass derselbe gar nicht zur bsarmicus Gruppe, sondern näher zu sacer —= cherrug gehört. (113.) Falco cuvieri oder fasceiinucha? -Zwei schwarze Falken mit zimtfarbener Unterseite beob- achtete ich am 26. III. 1901 in Bongawald in Kaffa. Leider wurde das eine erlegte Stück trotz langen Suchens nicht im sehr dichten Untergestrüpp des Urwalds gefunden, und das andere entkam. Was übrigens Falco fasciinucha anbelangt, so möchte ich mich der Ansicht Kleinschmidts, dass derselbe ein Wanderfalke ist, Aquila 1901, p. 42 (Anmerkung), nur in so fern anschliessen, als ich denselben für den Wanderfalken näherstehend als dem cuvier halte. Denselben aber als geographische Form des barbarus an- zusehen, wie dies v. Erlanger J. O. 1903, p. 292 tut, dazu kann ich mich nicht entschliessen, denn dagegen spricht die ganz schwarze Oberseite und die zimtfarbene Unterseite. Falco fasciinucha steht 1) Ein adultes Stück von Togo zeigt geringe Differenzen von Abyssiniern, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. 25* 372 0. Neumani: zwischen dem Formenkreis des barbarus und dem Falco cuvieri fast in jeder Beziehung in der Mitte. 114. Falco ruficollis Sw. No. 1239 3 Iris braun. Tädo am Akobo 22. V. 1901. No. 1240 © Iris braun. Ebendaher. Dieser Falk scheint nur in sehr warmen Gegenden vor- zukommen. Im Hochland von Abyssinien fehlt er ebenso wie im sebirgigen Innern von Ost-Afrika. Er liebt freie Ebenen und die Nähe von grösseren Flüssen. 115. Cerchneis ardosiacus MVieill. No. 1171 3 Iris braun. Maschangoland am Gelo 28. IV. 1901. Mageninhalt: „Grosse Heuschrecken.“ 116. Cerchnmeis tinnunculus (L.) No. 260 3 juv. Zuai See 20. XI. 1900. No. 340 3 juv.? Iris graubraun, Abassi See 4. XII. 1900. No. 452 3 juv. Abera in Djamdjam 20. XII. 1900. No. 521 3 ad. am Abaya See 29. XII. 1900. Die ersten drei Stücke sind junge Vögel. Die Turmfalken zogen im Dezember oft in grösseren Flügen an den südäthiopischen Seen entlang nach Süden. 117. Cerchneis naumanni (Fleisch.) No. 266, $ Zuai See 22. XII. 1900. Gemeinsam mit Turmfalken auf dem Zug nach Süden. Strigidae. (118.) Bubo lacteus (Tem.) Wurde im Januar 1901 im Adoshebai Tal und einige Tage später im Barssa Tal in mehreren Exemplaren beobachtet. (119.) Bubo capensis dilloni Prev. des Murs. Bubo dilloni Prev. des Murs. Rev. Zool. 1864 p. 242. Bubo capensis dilloni Neum. B. B. O. C. Vol. XII. 1902. p. 74. Bei Abera (Djamdjam) beobachtete ich am 20. XI. in 3200 m Höhe im Bambuswald einen grossen gelblichen Uhu. Ein Paar grosse Uhus hatte ich auch schon am 7. X. bei Adaberga in Schoa Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 373 in einer Felsschlucht gesehen. Das kann nur dilloni gewesen sein, da lacteus ein Vogel des Tieflands ist, und nicht hoch in die Gebirge hinaufgeht. Reichenow bezweifelt das Vorkommen von capensis in Nord- Ost-Afrika, führt dilloni als Synonym zu cinerascens an, und gibt auf Autorität Finschs den ascalaphus für Abyssinien (Senafe Pass) an. Ich habe diesen Irrtum an oben angeführter Stelle corrigiert, dabei aber ganz übersehen, dass dasselbe schon teilweise vorher und zwar von Gurney, Ibis 1866 p. 42, und 1870 p. 538, ge- schehen ist. Gurney zieht aber den dslloni einfach als Synonym zu capensis. In neuerer Zeit ist ein weiteres Stück von Bubo dilloni von Schoa (Degen coll.) in das Londoner Museum gekommen. Das- selbe bestätigt die von mir 1. c. angeführten Unterschiede der drei Formen: capensis, mackinderi und dillon:. Bubo dilloni lebt auf den höchsten Bergen in Gemeinschaft mit der so ähnlich gefärbten Asio abyssinicus. 120. Bubo maculosus cinerascens Guer. No. 1259 3 Iris braun. Tschir am unteren Akobo 30. V. 01. Ein ganz typisches graues $ der nordöstlichen Form. Die Gegend am unteren Akobo besteht aus riesigen Gras- flächen. Alle Stunde vielleicht sieht man auf kaum bemerkbaren Erhöhungen in diesem Grasmeer Gruppen von 5 bis 20 grösseren Sykomoren. Fast jede dieser Gruppen beherbergt ein Pärchen dieses Uhus, das dort wohl auch nistet. Da aber an diesen Sykomorengruppen auch stets viel Wild stand, so wurde zuffälliger- weise nur dieses eine Stück erbeutet. In meine Notiz über rote und graue Phase des Dubo cine- rascens, B. B. O. C. 1902 p. 74, hat sich ein böser Lapsus ge- schlichen. Es steht dort nämlich „all these reddish birds were males, and occured together with typical females,“ während es gerade umgekehrt heissen sollte. Denn alle von mir untersuchten rötlichen Vögel waren Weibchen. 121. Asio acceipitrinus (Pall.) No. 254 © Zuai See 20. XI. 1900.- No. 273 © ebendaher 23. XI. 1900. Die Sumpfohr-Eule war im halb abgebrannten Riedgras am Zuai See im November sehr häufig, Auch am Abaya See wurde 374 0. Neumann: sie noch angetroffen. An diesen Seen scheint die Südgrenze ihres Winterzuggebietes zu liegen. 122. Asio abyssinicus (Guer). No. 55 $ Iris gelb. Turra bolonko (Provinz Kollu, Schoa) 29. IX. 1900. Das erlegte Stück dieser in europäischenSammlungen seltensten afrikanischen Eule stimmt ganz mit der Beschreibung überein, die Reichenow in seinen „Vögel Afrikas‘‘ nach einem von Heuglin gesammelten Stück des Wiener Museums gibt. Der Name Otus abyssinicus ist mehrfach falsch gedeutet worden. Während Sharpe sie nach Heuglin Ibis 1870 p. 426 als seltene, im Br. Mus. nicht vertretene Art anerkannt, bezog er später, und ihm folgend andere Forscher, den Namen Otus abyssinicus auf die rötlichen in Nordostafrika vorkommenden Weibchen des Bubo cinerascens, und nannten den Vogel demgemäss: .Dubo abyssinicus. Ich habe das — B.B.O.C. Vol. XII. 1902 p. 73/74 — auseinandergesetzt. Aus den in Reichenows Werk angeführten Citaten sind alle die von Bubo abyssinicus auszumerzen, ebenso aber auch Otus capensis Rüpp. S. Üb. 1845 p. 9, das sich auf Bubo capensis be- zieht, den Reichenow zu unrecht als abyssinischen Vogel nicht anerkennt, während er wie erwähnt, in der etwas abweichenden Form dilloni dort vorkommt. Asio abyssinicus ist ein Vogel, der auf den höchsten Bergen Abyssiniens und wohl hauptsächlich in der Nähe von Bächen und in feuchten Urwald-Schluchten vor- kommt. Ich erlegte das einzige gesammelte Exemplar in 3000 m Höhe und sah ferner mehrere Stücke in ungefähr gleicher Höhe beim Dorfe Adaberga, wo auch BDubo dilloni gesehen wurde. Die Synonymie dieser Art ist ausschliesslich folgende: Otus abyssinicus Guer. Rev. Zool. 1843 p. 32 — Ferr. Gall. Abyss. Ois. 1848 p. 185. — Aegolius montanus Heugl. Sitzb. Ak. Wien 1856 p. 266. — Otus montanus Heugl. J.f. O. 1863 p. 13. — 0Otus abessinicus Heugl. N. O. Afr. I p. 107. — Sharpe Ibis 1870 p. 426. — Asio abyssinicus Rchw. Vög. Afr. I p. 661. 123. Pisorhina capensis (A. Sm.) No. 773 2 Iris gelb. Ergino-Tal zwischen Gofa und Doko 10. II. 1901. Das erlegte Stück sass unter einem grossen Steinblock. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 375 124. Glaucidium perlatun (Vieill.) N0.483 @ Iris chromgelb. Gudji am Abaja-See 25. Xll. 1900. No. 532 @ Galana Fluss am Abaja-See 1. I. 1901. Dieser Kauz ist stets im dürren Akazienhain zu finden. Er sitzt in den Kronen niedriger Akazien und ist auch bei Tage munter. Psittacidae. 125. Poicephalus rufiventris Rüpp. No. 536 $ Galana Fluss am Abaja-See. 2. I. 1901. No. 537, 538 9,2 ebendaher. Fehlt im gebirgigen Abyssinien. Kommt nur in den Tälern im Süden vor. Auch im Hauasch-Tal gesehen. Die gesammelten Exemplare unterscheiden sich in nichts von solchen aus Deutsch- und Englisch-Ost-Afrika. 126. Poicephalus flavifrons Rüpp. No. 12 @ Iris orangerot mit gelblichweissem Aussenringe. Ejere, (Adis Halem) Schoa. 16. IX. 1900. No. 29 $ Tscherätschä, Provinz Meta, Schoa 18. IX. 1900. No. 30, 31 2,2 ebendaher. No. 111 3 Abuje Provinz Gindeberat, Schoa, 29. IX. 1900- No. 112 @ ebendaher. No. 117 3 Madali am Abai 1. X. 1900. [1900. No. 334, 335 d,ä Alelu nördlich des Abassi-Sees. 3. XIl. No. 700 3 Senti-Tal zwischen Uba und Gofa. 29. I. 1901. Die Ausdehnung des Gelb am Kopf variiert. Einige Stücke haben nur Stirn und Vorderkopf, andere den ganzen Kopf gelb. Letztere scheinen sehr alte ausgefärbte Stücke zu sein. Auch die Grösse des Schnabels variiert beträchtlich. Die Stücke von Alelu und das vom Senti-Tal haben grössere Schnäbel als die meisten Stücke vom Norden. Das Stück vom Senti bildet durch dunklere Federn an der Stirn einen Übergang zur folgenden Form aus dem äussersten Südwesten Äthiopiens. Unter der Serie ist kein einziges Stück, das blauen Anflug auf dem Bürzel hat, und somit als P. citrinocapillus bezeichnet werden müsste. Blauen Anflug auf der Unterseite hat ein Stück der Serie, nämlich No. 334 von Alelu. Gelb am Flügelrand haben beide Stücke von Alelu, das Stück vom Senti-Tal, und von den Schoa-Exemplaren No. 30 von Tscherätschä und No. 112 von Abuje. / 376 0. Neumann: Mir scheint somit P. ceötriniceps Heugl. nur ein bemerkens- werte individuelle Abweichung von flavifrons und als Art nicht haltbar zu sein, wenn auch der schöne, blau überlaufene Bürzel sehr auffallend ist. Hingegen scheint es mir irrig, wie es Reichenow „Vögel Afrikas“ Vol. II p. 18 getan hat, den Poscephalus crassus Sharpe — bohndorffi Sharpe als jungen Vogel zu flavifrons zu ziehen. Erstens ist unter meiner grossen Serie, worunter auch sicher jüngere Vögel, kein einziges mit braunem Kopf, dann aber dürfte der Gebirgsvogel flavifrons kaum die Tiefländer des Sudan über- fliegen und im Niam-Niam-Lande, woher der Typus von crassus kommt, wieder auftauchen.!) Poicephalus flavifrons bewohnt die Gebirgswälder des abys- sinischen Hochlandes und ist besonders im eigentlichen Schoa sehr häufig. In den südlichen Provinzen ist er entschieden viel seltener. Gelegentlich geht er in enge Flusstäler hinab, so fand ich ihn am Ufer des Abai bei Madali. Seine verticale Verbreitung reicht daher von ca 1000 bis 3000 m. Doch ist er in den grösseren Höhen immer häufiger. 127. Poicephalus flavifrons aurantiiceps nov. subspec. No. 1159 $ Iris orange. Schecho 24. IV. 1901. No. 1164 3 ebendaher 26. IV. 1901. No. 1167 3 juv. ebendaher 26. IV. 1901. No. 1174 $ Maschango am oberen Gelo. 29. IV. 1901. (Typus der Subspecies). Diese Form unterscheidet sich vom echten Poicephalus fluavifrons nur durch nicht rein gold- bis orangegelbe, sondern stark orangerot gesättigte Kopffärbung. 1) Inzwischen habe ich auf dem Londoner Museum den Typus von Poicephulus crassus untersucht. Derselbe hat absolut nichts mit fla- vifrons zu tun, sondern ist eine selbständige, sehr gute Art. Im All- gemeinen gefärbt wie fuscicapillus, aber grösser, so gross wie flavifrons. Unterflügeldecken grün, nicht gelb. Die schwärzliche Stirn und Zügel- befiederung, die olivenbraune, unten sehr scharf und dunkel abgeschnittene Brustfärbung -— nach unten bis etwa auf die Mitte der Brust reichend, weiter nach unten wie bei flavscapillus — zeigt deutlich, dass es kein Junger flavifrons und überhaupt wohl kein junger Vogel ist. Die wenigen gelblichen Federn in der Kopfbefiederung halte ich für bedeutungslos. Durch die sehr scharfe Abgrenzung der olivenbraunen Oberbrust von der sonst grünen Unterseite von allen anderen Poicephalus-Arten leicht zu unterscheiden. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 377 No. 1167 ist ein jüngeres Stück. Es zeigt, dass die Kopf- färbung bei jungen Vögeln nie braun ist, sondern vermutlich grün, und dass die gelben, resp. orangeroten Federn die grünen ersetzen. Diese Form vertritt den P. flavifrons flavifrons im Gebiet der Sobat-Quellströme im äussersten Südwesten des äthiopischen Gebiets, kommt aber jenseits der Gurafarda-Berge, also in der eigentlichen Tiefebene nicht mehr vor, sondern ist auch auf die Gebirgsgegenden beschränkt. 128. Agapornis taranta (Stanl.) No. 132 $ Iris dunkelbraun. Abuje, Provinz Gindeberat, Schoa. 2. X. 1900. No. 138 & Ebendaher. 3. X. 1900. No. 161, 162 d,gä District Kollu, Schoa. 6. X. 1900. No. 253 @ Hauasch-Tal, nördlich des Zuai-Sees 19. XI. 1900. No. 450 d Abera in Djamdjam 20. XII. 1900. No. 451 @ ebendaher. No. 788 © Bola goschana in Doko 12, II. 1901. No. 1099 @ Budda in Gimirra 14. IV. 1901. No. 1125 © Iris dunkelbraun. Budda in Gimirra 16. IV. 1901. Der Schnabel des letzten Stückes hat nicht die normale korallrote Färbung, sondern ist schmutzig rötlich horngelb. Das Verbreitungsgebiet des Schwarzflügel-Zwergpapageis wird durch die Funde in Djamdjam, Doko und Gimirra sehr weit nach Süden und Südwesten ausgedehnt. Wenn er auch meist in sehr grossen Höhen vorkommt, in Djamdjam fand ich ihn bis zu 3200 m Höhe, so kommt er doch — noch häufiger fast wie Poicephalus flavifrons — auch in den Tälern vor, und ist zum Beispiel am Hauasch überall häufig. 129. Agapornis pullaria (L.) No. 883 $ Iris braun. Am mittleren Omo zwischen Malo und Koscha 21. II. 1901. Ein altes $ aus einem Schwarm heraus erlegt. Dasselbe unterscheidet sich in nichts von Stücken von Westafrika und Uganda. Das Vorkommen des gewöhnlichen westafrikanischen Zwergpapageies am Omo ist höchst bemerkenswert und rückt die Verbreitungsgrenze der Art, deren bekanntes östlichstes Vorkommen bisher in Kavirondo lag, bedeutend nach Nordosten. 378 (08 Neumanı : Musophagidae. 130. Chizaerhis zonura Rüpp. No. 1039 @ Godjeb-Tal zwischen Kaffa und Djimma. 25. III. 1901. Nur dieses eine mal angetroffen. Dieser Lärmvogel scheint trotz seiner grossen geographischen Verbreitung an bestimmte Örtlichkeiten gebunden und liebt jedenfalls weit feuchteres Terrain als Oorythaixoides leucogaster und Gymnoschizoris. Jch finde nicht den geringsten Unterschied zwischen Stücken aus Bogosland und Sennaar, meinem südäthiopischen Stück und solchen vom Victoria-Nyansa. Der Vogel ist übrigens bisher nur im Stromgebiet des Nils nachgewiesen worden. Mein Exemplar ist das erste nicht aus dem Nilgebiet stammende und ist eins der Beispiele, dass zwischen Nil und Omo einst eine Verbindung bestanden haben muss, wie ja die Fauna des Omo und die der Sobatquellströme (Gelo, Baro, Akobo) fast die gleiche ist. Reichenows Fundortsangabe Sheikh (im Somaliland, Phillips coll.) ist irrtümlich und bezieht sich auf leucogaster (s. Ibis 1898 p- 416). Der Vogel fehlt sicher im Hauaschgebiet und im ganzen Somali-Land. 131. Corythaiscoides leucogaster Rüpp. No. 246 @ Schnabel pistaziengrün. Zuai-See 19. XI. 1900. No. 554 $ Schnabel schwarz. Gandjule-See 5. I. 1901. Ferner am Hauasch, Abassi-See, Abaja-See und im Adoshebai- Tal beobachtet. Das 9 hat stets olivengrünen, das $ stets schwarzen Schnabel, wie ich hiermit meine Angaben im J. f. O. 1898 p. 70 berichtigen will. Alle gegenteiligen Angaben beruhen auf flüchtiger und fehlerhafter Section. Ich kann zwischen abyssinischen und ostafrikanischen Exemplaren keine Unterschiede finden. (132.) G@ymnoschizorhis personata (Rüpp.) Dieser Lärmvogel wurde im November 1900 einige male in trockenen Bachbetten des Plateaus westlich des Suksuk-Flusses und auch am Alutu Berg beobachtet, da ich mich aber beide male auf der Pürsche nach Kudus befand, nicht erlegt. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 379 133. Turacus leucotis (Rüpp.) No. 16 @ Managascha, Schoa 16. IX. 1900. No. 17 @ Mi „ ebendaher. No. 32 @ Tscherätschä, Provinz Meta, Schoa 18. IX. 1900. No. 33 $ ebendaher. No. 107 @ Abuje, Provinz Gindeberat, Schoa 28. IX. 1900. No. 333 $ Alelu nördlich des Abassi-Sees 3. XII. 1900. No. 405 © Alata in Sidamo 13. XII. 1900. No. 406 © ebendaher. No. 475 © Gigiro in Gudji, östlich des Abaya-Sees 25. XII. 00. No. 571 3 Gardulla 12. I. 1901. No. 581 $ ebendaher 13. I. 1901. No. 575 © ebendaher. No. 754 © Gadat in Gofa 4. II. 1901. No. 1004 5 Anderatscha in Kaffa 16. III. 1901. No. 1088 $ Schenna in West-Kaffa 12. IV. 1901. ? Schecho IV. 1901. Diese grosse Serie wurde gesammelt, weil ich an den süd- äthiopischen Seen, am Omo und an den Sobatquellströmen eine andere Art Turacus erwartete. Aber alles eingesammelte erwies sich als leucotis, sodass das Verbreitungsgebiet dieser Art ein sehr ausgedehntes wird, wohl das grösste Verbreitungsgebiet aller Turacus-Arten überhaupt, denn es dehnt sich von Bogosland und der Erythrea über ganz Schoa und das Omogebiet bis fast — vielleicht bis ganz — zum Stefanie- und Rudolf-See aus. Ich kann weder meine Schoa-Exemplaren von südäthiopischen unterscheiden, noch von solchen vom Anseba-Fluss (Bogosland). Im ganzen Webbi Shebeli Gebiet kommt hingegen Turacus donaldsoni vor. Wo mag aber die Heimat des bisher immer nur im Typus bekannten Turacus ruspolii sein? Ich hatte mir den- selben von Prof. Gestro erbeten, (siehe J. O. 1903 p. 308) da ich es nicht für ausgeschlossen hielt, dass es nur ein junger donald- soni sei, aber sehr schnell eingesehen, dass es eine ganz vor- zügliche Art, deren Heimat noch ganz unbekannt ist. Am Abaya See, wie es Graf Salvadori vermutet, kommt er jedenfalls nicht vor. Hier gibt es nur ZTuracus leucotis. Cuculidae. 134. Centropus monachus Rüpp. 409 @ (mit fast legereifem Ei in der Röhre). Iris dunkel- rot, Schnabel, Fuss schwarz. Alata in Sidamo 14. XII. 190]. 380 O0. Neumann: 778 © Iris dunkelrot. Bola goschara in Doko 11. Il. 1901. 998 © Iris blutrot. Anderatscha in Kaffa 13. III. 1901. Ferner in der Provinz Metscha (Schoa), in Djamdjam und in Gardulla beobachtet. Diesen grossen Sporenkuckuk fand ich meist dort, wo Dörfer der Eingeborenen in grossen Waldcomplexen liegen, recht häufig. Er lebt pärchenweise und ziemlich versteckt in den die Dörfer und Hütten umschliessenden Hecken und im dichten Untergestrüpp. 155. Centropus supereiliosus Hempr. Ehr. 259 © Makifluss am Zuai-See 20. XI. 1900. Nur dieses eine Stück gesammelt, aber häufig in der Nähe von Flüssen und Seen beobachtet, so an der Urga und dem Bussijo in der Provinz Gindeberat, am Abaya- und am Gandjule-See. 136. Centropus griüli Hartl. Centropus nigrorufus (nec. Cuv.) Lay. et omm. aut. Centropus grilli Neum. Bull. Br. O. C. 1902 p. 75. No. 1260 3 juv. Tschir am unteren Akobo 30. V. 1901. No. 1263 $ unterer Akobo 2. XI. 1901. Das ältere (aber auch noch nicht ganz ausgefärbte) Stück No. 1263 hat alle Schwingen schmutzig schwarzbraun gesäumt. Die Spitzen der Schwingen-Federn dunkler wie südwest und ost- afrikanische Stücke. Das junge Exemplar No. 1260 hat aber nichts von dunklem Saum. Beide Stücke sind sehr klein. Flügel 153 und 149. Stücke von Malange in Angola haben 155—165, ein Stück von Kakoma am Tanganyka 175 mm Flügellänge. — Auch scheint die Gesamtgrösse etwas geringer zu sein. Doch möchte ich die Art bei dem geringen Material bei grolls lassen. Diesen kleinen Sporenkuckuk fand ich häufig im trocknen Schilf, der Sümpfe des unteren Gelo und Akobo, konnte aber wegen Mangel an Schrotpatronen nur diese zwei Stücke einsammeln. Eine sehr interessante neue Subspecies dieses Sporenkuckuks fand ich im Tring Museum vor. / tm Centiropus grili caeruleiceps nov. subsp. Im allgemeinen Färbungscharacter wie Centropus grillı, aber das schwarze des Kopfes mit deutlichem blauem, nicht mattem grünlichen Glanz. Schwanz schwarz ohne grünen Glanz, mit ganz mattem lilablauem Schein. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 38i Der Schnabel viel schlanker und nicht so hoch wie bei grilli, von welcher Art ich im Londoner Museum 8 Exemplare aus Süd-Afrika und Nyassa-Land, auf dem Berliner Museum 6 Exem- plare aus Ost-Afrika und Angola verglich. Das typische Exemplar von Dr. Donaldson Smith am Gand- jule-See (Smith’s Abaya-See) auf dessen erster Reise gesammelt, befindet sich im Tring Museum. Es gehört zu den während des zweiten Teils der ersten Reise Dr. Donaldson Smith’s gesammelten Vögeln, welche in der Arbeit Sharpes P. Z. S. 1895 nicht ent- halten sind, und über die nie etwas publiziert wurde. Centropus thierryi Rchw. von Sansanne Mangu im Hinterland von Togo ist gleichfalls nur als Subspecies zu grili Hartl. aufzufassen. 137. Coccystes cafer (A. Licht.). No. 472 © (fast legereifes Ei in der Röhre) Koritscha in Uatadera 24. XII. 1900. No. 947 $ Iris braun. Dalba in Konta 27. II. 1901. No. 1235 $ Gmneum am Akobo 21. V. 1901. No. 1236 $ ebendaher. Dieser Helmkuckuk findet sich stets in der Nähe von grösseren Bächen oder Flüssen, wenn diese von Hochbäumen bestanden sind. 138. Coccystes jacobinus Bodd. No. 634 $ Barssa Fluss (Male Land) 21. I. 1901. Nur dieses eine mal beobachtet. Diese in Ost-Afrika so ungemein häufige Art scheint im Nordosten recht selten zu sein. Ein Vogel des trocknen wildreichen Akazienbusches. 139. Cuculus clamosus Lath. Quculus chalybeus Heugl. J. O. 1862 p. 34. No. 1089 $ Schenna (West-Kaffa) 12. IV. 1901. Ein noch nicht ganz alter Vogel mit schön blau glänzender Oberseite, aber grauer Unterseite und rotbraunem Kehlileck. Es ist oft sehr schwer, nicht ganz ausgefärbte Exemplare von clamosus und von gabonensis von einander zu unterscheiden. Ich halte es auch nicht für ganz ausgeschlossen, dass die nord- östliche Form von celamosus von dem südafrikanischen Vogel ver- schieden ist, und eine Zwischenform zwischen dieser. und dem 383 Ö. Neumann: gabonensis darstellt. Ihr würde dann der Name (ueulus chalybeus Heugl. gebühren. Doch fehlt mir genügendes Material, diese Frage zu entscheiden. 140. Cuculus gularis Steph. No. 1184 © Iris braun, Augenlid blassgelb, Basishälfte des Schnabels mattorangegelb, Spitzenhälfte mattschwarz, Mundwinkel, Rachen lachsrot, Fuss wachsgelb. Maschango (oberer Gelo) 4. V. 01. 141. Chrysococcys& klaasi (Steph.) No. 131 3 Madali am Abai (blauen Nil) 2. X. 1900. No. 395 © juv. Habela in Sidamo 11. XII. 1900. No. 1152 © (mit legereifem Ei in der Röhre) Detschabassa in Binescho 22. IV. 1901. No. 1224 $ Augenring blassgrün, Schnabel grünlich grau, Fuss grüngrau. Zwischen Gelo und Akobo 20. V. 1901. Wenn auch Ohrysococcy& klaasi und cupreus im ganzen äthiopischen Gebiet vorkommen sollen, so sind die Centren ihrer Verbreitungsgebiete doch ganz verschieden. Auf meiner ersten Reise durch Ost-Afrika erbeutete ich in den Küstenlandschaften und am Kilimandscharo nur cupreus, während ich klaasi erst am Victoria Nyansa antraf. Auf dieser Reise nun habe ich nur klaasi, gar keine cupreus gesammelt. Auch scheinen die Fund- orte für cupreus in Nordost-Afrika ziemlich sparsam gesät zu sein, so dass hier klaasi, in Ost-Afrika und wohl auch in Süd- Afrika cupreus bedeutend überwiegt. 142. Metallococcey& smaragdineus SW. No. 410 3 Gerbitscho in Djamdjam 14. XII. 1900. No. 467, 468 8 Koritscha in Uata dera, 24. XII. 1900. No. 468 Iris braun, Schnabel, Fuss blaulichgrün. No. 1100 3 juv. Tschukka in Gimirra 14. IV. 1901. No. 1110 $ Budda in Gimirra 15. IV. 1901. Die drei Stücke von Uata dera und Djamdjam, besonders das Stück No. 467 zeigen auf den Federn der Oberseite, besonders stark an den Federsäumen, einen starken kupferroten Glanz, den ich an Exemplaren des Smaragdkuckucks aus andern Teilen Afrikas nicht finden kann. Dass alle erlegten Stücke männlichen Geschlechts sind, ist gewiss auffallend. Überhaupt scheint das @ des Smaragdkuckucks Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. : 383 viel seltener gesammelt zu werden, wie das d. Mein abyssi- - nischer Jäger ging dem Lockruf des Vogels nach. Das 2 scheint stumm zu sein. Lebt in den dichten Bergwäldern des durch- zogenen Gebiets. Indicatoridae. 143. Indicator indicator (Gm.) A. Alte SS mit schwarzer Kehle und weissem Schnabel. No. 77 oberer Bussijo, Provinz Gindeberat, Schoa 24. IX 00. No. 351 Abassi-See 5. XII. 1900. No. 853 mittlerer Omo, Furt zw. Malo und Koscha 18. II. 1901. No. 1202 Gelo, Mündung des Katschim 9. V. 1901. B. sichere 99. No. 282 Zuai-See, 24. XI. 1900. No. 540 Galana-Fluss am Abaya-See 2. I. 1901. No. 644 Schambala-Tal östlich von Uba 23. IL. 1901. No. 1106 Gelo, Nähe der Katschim-Mündung 10. V. 1901. No. 1190 (Eierstock stark entwickelt) Gurafarda-Berge am Gelo 6. V. 1901. Fragliches Stück. No. 69 ©? obere Gorra, Provinz Gindeberat, Schoa 23. IX. 1900. Dieses Stück hat feineren Schnabel, und den Kropf sehr schwach und undeutlich gelb verwaschen. Der gelbe Schulterfleck ist jedoch ebenso deutlich vorhanden wie bei andern @ des :n- dicator. Mir scheint noch nicht ganz sicher festzustehen, wie das @ des Indicator maior gefärbt ist. 144. Indicator variegatus. No. 688 @ Senti-Tal zwischen Uba und Gofa. 28. I. 1901. No. 689 @ Ebendaher. Beide Exemplare haben nur das Kinn und die obere Kehle gestrichelt, während die Tropfenfleckung auf unterer Kehle und Oberbrust, die Ost- und Südafrikaner meist zeigen, fehlt. Da jedoch ein Exemplar des variegatus von Port Natal des Berliner Museums und zwar der Typus von Indicator maculicollis Sundev. ganz ebenso gefärbt ist, so möchte ich nichts auf dieses Kennzeichen geben. 584 Ö. Neumann: Hingegen weichen Stücke von Kavirondo und dem Kilima- Ndscharo durch die sehr ausgeprägte schwarzweisse Kehlmarmo- rierung von Süd- und Ost-Afrikanern etwas ab, wie ich schon J. f. O0. 1900 p. 195 bemerkt habe, und scheinen einen Übergang zu Indicator maculatus zu bilden. Es ist dieses der erste Nachweis des Indicator variegatus im eigentlichen Nordost-Afrika und dehnt das bisher bekannte Verbreitungsgebiet der Art, deren nordöstlichstes Vorkommen bisher Kavirondo und der Elgon war, bedeutend aus. 145. Indicator minor lovati Grant? Indicator lovati Grant Bull. B. O. C. LXVIII (1900) — Ibis 1900 p. 306, 379. No. 465 3 (Brutzeit) Unterhalb Abera in Djamdjam. 23. XII. 1900. No. 544 $ Galanafluss am Abaya-See. 3. I. 1901. No. 836 @ Banka in Malo 17. II. 1901. Die drei Stücke stehen in fast jeder Beziehung zwischen Grant’s lovati und meinem minor teitensis in der Mitte. Sie haben gg 91, 91, 2 87 mm Flügellänge, sind daher nur wenig kleiner, wie Südafrikaner, bei welchen ich bei dd 92—96 Flügellänge messe, aber grösser wie Zeitensis. Sie sind auf der Unterseite dunkler grau wie minor, etwa von gleicher Farbe wie lovats und teitensis, haben alle drei einen deutlichen schwarzen Bartstrich, der auf dem Kinn jedoch nicht ganz zusammenläuft, wie dies der Typus von lovati zeigt. Der Schnabel ist ganz schwarz und nicht an der Basis des Unterschnabels blasser wie dies minor und teitensis zeigen. i Die Kenntnis der kleinen Indicator-Arten liegt noch völlig im argen. Viele der geographischen Formen des Indicator minor werden wohl neu zu benennen sein. Ich hatte, wie ich sehe, Unrecht, wie ich es J. f. O. tat, den Indicator minor in nur 5 geographische Formen einzuteilen und den Indicator exilis Cass. hierzuzurechnen. In West-Afrika gibt es nämlich anscheinend überall zwei kleine Indicatoren nebeneinander, nähmlich einen etwas grösseren: conirostris und zwar: conirostris conirostris Cass. Unter-Guinea(Süd-Kamerun u. Gabun) conirostris ussheröi Sharpe Ober-Guinea (Fanti, Goldküste) Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 385 und einen ganz kleinen: exiks und zwar: exilis exilis Cass. Unter-Guinea (Süd-Kamerun und Gabun) exilis willcocksi Alex. Ober-Guinea (Gold-Küste, Togo) vielleicht noch exilis poensis Alex. Fernando Po. Unklar ist es mir, was Alexander, Ibis 1902 p. 364, Indi- cator minor nennt. Der echte minor kann an der Goldküste nicht vorkommen. Also scheint sein minor der ussheri Sharpe’s zu Sein. Völlig Unrecht hat Reichenow, Vögel Afrikas II p. 112, meinen Zeitensis als Synonym zu seinem pygmaeus anzuführen. Sein »ygmaeus gehört der westafrikanischen Gruppe an, die sehr scharfe schwarze Federcentren auf dem Rücken, mit leuchtend gold- selben Säumen hat, was der echte minor, teitensis, lovati nie haben. Sein pygmaeus ist entweder identisch mit exilis Cass. oder nächst- verwandt mit dieser Art. Capitonidae. 146. Lybius bidentatus aequatorialis (Shell.). No. 126 3 Iris braun, Schnabel weiss, Fuss braun. Madali am Abai (blauen Nil) 2. IX. 1900. No. 368, 369, 370, 371, 95 Abassi See 8. XII. 1900. No. 372 © Abassi See 8. XII. 1900. No. 408 $ Alata (Sidamo) 13. XII. 1900. No. 652 2 Uba 24. I. 1901. No. 662 3 Uba 25. I. 1901. No. 744 3 Gadat (Gofa) 31. I. 1901. No. 930 5 Alesa (Koscha) 23. II. 1901. Die Serie unterscheidet sich nicht von den auf meiner ersten Reise in Kavirondo und den von Emin und Stuhlmann in Bukoba gesammelten Vögeln, es sei denn, dass sie etwas kleineren Schnabel haben. Beide Geschlechter sind völlig gleich gefärbt. Junge Vögel scheinen sehr schnell die Färbung der alten zu erlangen. Von dem westlichen Lybius bidentatus unterscheidet sich die Art ausser durch die blasse rosenrote Flügelbinde auch stets durch den kürzeren Schnabel. Ich traf den Vogel zuerst im Tal des blauen Nil, dann am Abassi-See, wo die Art ungemein häufig war, ferner in fast allen Ländern zwischen der Seenkette und dem Omo. In den Ländern der Sobatquellen erinnere ich mich nicht mit Sicherheit die Art angetroffen zu haben. Doch dürfte sie auch hier vorkommen. Journ, f, Orn, LII. Jahrg. Juli 1904, 26 336 O0. Neumann: Feuchter Urwald ist Lebensbedingung der Art. Meist. liebt sie die Täler von ca 1200—1800 m Höhe. In Uba und Gofa fand ich sie allerdings bis 2800 m Höhe. Es ist dieses wieder eine der Arten, die von Antinori und Ragazzi während des 9jährigen Bestehens der Station Let Marefia bei Ankober nicht gesammelt wurden, was deutlich zeigt, dass die Art im Hauaschgebiet fehlt. 147. Lybius tridactylus (Gm.) No. 63 ä Aveve (District Kollu) Schoa 22. IX. 1900. No. 539 © Galana-Fluss, Abaja-See 2. I. 1901. No. 691 2 Iris pergamentgelb. Senti-Tal zwischen Uba und Gofa 28. I. 1901. No. 888 © Iris hellgelbbraun. Am mittleren Omo (zwischen Malo und Koscha) 21. II. 1901. No. 913 © Iris hellgelbbraun. Alesa in Koscha 23. 11. 1901. No. 1198 3 iuv. Iris graubraun. Maschango-Land am Gelo. 7. V. 1901. No. 1225 5 Iris graubraun. Atewat zwischen Akobo und Gelo 10. V. 1901. No. 1226 © iuv. ebendaher. Beide Geschlechter sind völlig gleich gefärbt. Jüngere Vögel unterscheiden sich von alten durch das fast völlige Fehlen des Rot auf dem Oberkopf, während es auf der Brust schonstark vorhanden istund durchschwächeren Glanz der schwarzen Färbung auf Brust und Rücken. Meine Vögel sowie zwei von Jesse im Bogosland gesammelte des Berl. Mus. haben das Rot auf Kopf und Brust sehr hell. Ein von Brehm bei Rosseres und ein von Baron Sack ge- sammeltes Stück (ohne näheren Fundort) haben viel dunkleres Rot. Auch von meinen Vögeln zeigt der ausgefärbte Vogel von Atewat No. 1225 das Rot etwas dunkler, so dass es möglich ist, dass die am Westabfall des abyssinischen Plateau’s (blauer Nil und Sobat-Gebiet) vorkommenden Vögel sich hierin von den östlichen unterscheiden. Diese Form lebt entschieden tiefer wie die vorige, kommt nie über 2200 m vor und geht weit in die Tiefebene hinab. Sie braucht keinen dichten Urwald, sondern begnügt sich mit geringen Baumbeständen in der Nähe von Flüssen. “Nächste Nähe von Flüssen scheint ihr jedoch Lebensbedingung zu sein. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 887 148. Lybius undatus undatus Rüpp. No. 135 2 Iris weissgelb. Abuje Provinz Gindeberat, Schoa 3. X. 1900. No. 153 $ Iris weissgelb. Gallan, Distriet Kollu in Schoa 5. X. 1900. No. 154 9 ebendaher. Beide Geschlechter sind gleichgefärbt. Diese drei Vögel haben den Bauch mit sehr breiten, deutlichen schwarzen Streifengebändert und fast gar nicht schwefelgelb über- flogen. Sie gleichen in jeder Beziehung der Abbildung und Be- schreibung Rüppells. Ein Vergleich meiner Stücke mit einer sehr schönen von Degen in Godjam und Schoa gesammelten Serie er- gab, dass die Färbung stets constant und für den echten undatus charakteristisch ist. 149. Lybius undatus gardullensis Neum. Lybius undatus gardullensis Neum. Bull. Br. O. Cl. No. C. 1900 p. 15. No. 6019 (Typus der Subspecies) Iris pergamentgelb. Gardulla, westlich des Gandjule-Sees 15. I. 1901. No. 605 & iuv. ebendort 16. I. 1901. No. 823 $ Banka in Malo 16. II. 1901. No. 961 9? Uma-Fluss in Konta 1. III. 1901. Diese Unterart unterscheidet sich wie ich 1. c. ausgeführt habe, von dem echten undatus durch viel schmälere und un- deutlichere Bruststreifung und sehr stark gelb verwaschenen Bauch. Sehr deutlich zeigen die beiden Gardulla-Exemplare diese Kenn- zeichen, während die zwei Exemplare von Malo und Konta — am mittleren Omo — die Streifung um etwas breiter haben, den Bauch aber ebenso stark gelb verwaschen wie die Gardulla-Stücke. Der junge Vogel (No. 605) hat die Streifung der Unterseite natürlich noch verwaschener wie der alte und nur wenig rot am Kopf. Das Schwarz am Hinterkopf, Nacken und Kehle ist matt und mit geringem Glanz. Dass der bisher für den jungen Vogel gehaltene von Des Murs und Marshall abgebildete Vogel einer anderen Art, die nur in Nord-Abyssinien vorkommt, angehört, habe ich ©. M. 1903 p. 50 gezeigt und den Vogel Lybius thiogaster benannt. Hatte ich damals nur ein Exemplar des Berliner Museums von Heuglin bei Keren gesammelt, zum Vergleich, so konnte ich inzwischen 26*- 388 0. Neumann: die schöre von Blanford und Jesse in Nord-Abyssinien gesammelte Serie dieser Art — Lybius undatus, (nec Rüpp.) Shel. Cat. Birds XIX. p 27 No. b, c, d, e, f£ — und eine weitere prächtige von Schrader in Nord-Abyssinien gesammelte Serie des Tring Mus. untersuchen. Das zeigte mir aber auch, 1) dass thiogasier den undatus, welcher gar nicht in Nord-Abyssinien vorkommt, dort vertritt, 2) dass Stücke aus dem äussersten Norden (Keren, Salamona) die Kehle am hellsten weiss — mit scharf abgesetzten Strichen haben — während bei südlichere Exemplare (Senafe-Pass, Adigrat) die schwarzen Striche bedeutend breiter werden und der Kehle somit ein dunkleres Aussehen verleihen. Brust und Bauch von thiogaster haben übrigens keine Bänderung, sondern undeutliche Tropfenfleckung, ähnlich wie dies die Form der Harar-Berge Lybius undatus saWwadorii Neum. Bull. Br. Orn. C. 1903. C. p. 16 zeigt. Daraus geht hervor, dass wenn bei Zybius thiogaster durch fortwährendes schwärzer werden der Kehle nach Süden hin eine andere Art entstände, dies nicht der geographisch nächstliegende echte undatus sein könnte, der ja die schön gebänderte Unter- seite und kein schwefelgelb auf dem Bauch hat, sondern der viel entfernter lebende salwadori:. Möglich ist es daher, dass salvadori und thiogaster gar nichts mit undatus und gardullensis zu tun haben. Ehe aber mehr darüber bekannt, ziehe ich vor, alle diese Formen als Subspecies von undatus zu betrachten, ebenso wie die folgende Art, da keine derselben mit einer anderen in der- selben Region vorkommt. 150. Lybius undatus leucogenys Blund. Lovat. Melanobucco leucogenys Blund. Lovat. Bull. Br. Orn. Cl. LXVI 1899 Ibis 1900 p. 195. No. 1146 © Gadjin, Binescho 20. IV. 1901. No. 1166 $ Iris pergamentgelb. Schecho am oberen Gelo 26. IV. 1901. Das letztgenannte Stück stimmt völlig mit der Beschreibung Weld Blundells und Lovats überein, mit deren Typus ich es zudem noch in London verglich. Das erste Stück von Gadjin ist ein interessanter Erytrismus. Das weisse Kehlband ist leicht mit rot verwaschen. Der Bauch ist — anstatt schwefelgelb — stark zinnoberrot verwaschen. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 389 Einzelne Federn des Rückens rötlich statt weiss gebändert. Obere Schwanzdecken teils mit roten, teils mit schwefelgelben Spitzen. Äussere Schwanzfedern leicht zinnoberrot gesäumt. Schwingen des linken Flügels und die des rechten mit Ausnahme der letzten Handschwingen normal schwefelgelb gesäumt, die letztgenannten aber zinnoberrot gesäumt. Diese unsymmetrische Färbung zeigt sanz klar, dass hier eine individuelle Aberration vorliegt. Lybius undatus und seine geographischen Vertreter sind im Gegensatz zu Zridactylus ausgesprochene Bergwald-Vögel, die in Höhen von 1800—3000 m vorkommen. Keine der Arten wurde von mir in den Tälern getroffen. Doch mögen thiogaster, salvadoris und leucogennys der all- gemeinen tieferen verticalen Lage ihrer geographischen Provinzen entsprechend etwas tiefer leben, als undatus und gardullensss. Im folgenden wiederhole ich nochmals die Vaterländer dieser 5 Formen. 1. Lybius undatus thiogaster. Nord-Abyssinien, Bogosland und Erythrea. 2. Lybius undatus undatus. Godjam und Schoa. 3. Lybius undatus gardullensis. Süd-Äthiopien, Seen-Kette und Omo-Gebiet. 4. ELybius undatus salvadorii. Harar-Gebirge.!) 5. Lybius undatus leucogenys. West-Abfälle des abyssinischen Plateaus (südliche Zuflüsse des blauen Nils und Sobat- Quellflüsse). 151. Lybius tsanae (Grant). Pogonorhynchus undatus (nec Rüpp.) Salvad. Uce. della Scioa partim No. 7. (581) — Melanobucco tsanae Grant Bull. Br. Orn. Cl. XCIII 1902 p. 29. No. 774 3 Iris hellgelb. Bola goschana in Doko 10. Il. 1901. Diese Art weicht dadurch bedeutend von den übrigen Species des Genus Lybius ab, dass auch bei alten Exemplaren der Zahn 1) Ogilvie Grand geht bei der Bearbeitung der von Degen im Somali- Land und Abyssinien gesammelten Vögel Ibis 1904 p. 273 auf meine Erörterungen im Bull. Br. Orn. Cl. 1900 p. 15 nicht ein. Ich habe die Degen’schen Vögel in London untersucht: Das 5 iuv. von Balawa (= Bellaua) bei Harar ist undatus salvadorii, die Stücke von Dedgen in Godjam und Hiressa in Schoa undatus undatus. 390 0. Neumann: des Schnabels nur ganz schwach angedeutet ist. Doch glaube ich dass es nicht angezeigt ist, hierauf ein neues Genus zu gründen, da die Art sich in Dimensionen und auch in der Farbenverteilung ganz an Zybius und zwar an Lybius undatus anschliesst. Wollte man nur die Deutlichkeit des Zahns zum generischen Charakter machen, so müsste man auch die kleinen Tricholaema- Arten mit sehr deutlichem Zahn — lacrymosum, melanocephalum, stigmatohorax, leucomelan etc. — von den grossen mit nur ganz schwachem oder angedeutetem Zahn — hirsutum, flavipunctatum, ansorgei — trennen. Ein eigentümlicher Character zeigt eine gewisse Verwandt- schaft in der Färbung von Lybius tsanae zu diesen drei genannten schwachzähnigen Tricholaema-Arten. Der Typus von Zsanae, den ich auf dem Londoner Museum untersuchte, zeigt an Schwingensäumen, Bürzel und dem Anflug des Bauches ein mattes Schwefelgelb, während mein Vogel, ein jüngeres Exemplar, hier ein schönes Chromgelb zeigt. In ganz gleicher Weise unterscheiden sich die jungen Vögel von hirsutum, flavipunctatum und ansorgei von den alten. Ebensowenig kann es einem Zweifel unterliegen, dass Pogo- nias undatus Ex. f. (581) von Finfinni (Antinori coll 22. VI. 1878) Salvadori Ucc. della Scioa p. 69, zu Lybius tsanae gehört, wie ich schon O. M. 1903 p. 59 ausgeführt habe.t) 152. Tricholaema stigmatothorax Cab. No. 618, 619 Jg Iris braun. Schambala-Fluss, Male-Land 19. I. 1901. No. 620, 621 22 ebendaher. Das Auffinden dieser sehr seltenen Art nördlich des Stefanie- Sees rückt die Verbreitung derselben bedeutend nach Norden. Sie war bisher nur in wenigen Exemplaren von Mossiro, Nguruman, Teita, Ukamba und der Umgegend des Kilima-Ndscharo bekannt. Die äthiopischen Exemplare haben etwas blasseres gelb wie die Stücke von Ost-Afrika, zeigen aber den roten Fleck auf der Brust und dem Vorderkopf mit gelben, nicht weissen Pünktchen, sind also nicht mit blandi, die auf das Nordsomali-Land be- 1) Eine eingehende Untersuchung des erwähnten Stückes von Turin sowie anderer schwarzköpfiger Exemplare auf dem Stuttgarter Museum ergab, dass dieselben doch nur junge von undatus sind, Lybius isanae als Art somit hinfällig ist. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 391 schränkt scheint, zu verwechseln. Die für Nordsomali-Land als stigmatothorax angeführten Stücke (Elliot, Philipps) sind wohl alle blandi. Jedoch scheint es mir fraglich, wohin die Stücke von Sillul (Donaldson Smith coll.) gehören. 153. Barbatula chrysocoma santhosticta Blund. Lovat. No. 398 3 Habela in Sidamo 12. XII. 1900. No. 412 3 Gerbitscho in Djamdjam 14. XII. 1900. No. 1009 & Iris braun. Anderatscha in Kafla | 16. III. 1901. No. 1010 & Iris braun, ebendaher 16. III. 01. No. 1075 @ Anderatscha in Kaffa 7. IV. 1901. No. 1084 & Schubba in Kaffa 11. IV. 1901. No. 1124 $ Budda in Gimirra 16. IV. 1901. Ein Vogel des dichten Urwaldes, in Höhen zwischen 2000 und 2700 m lebend. Meine Exemplare stimmen völlig mit den Blund. Lovat’schen Typen überein. Die Art ist übrigens auf die Seenkette Süd- Äthiopiens und das Omosystem beschränkt. Gebiet des oberen blauen Nil, wie Reichenow „Vögel Afrikas“ II p. 150 angibt, ist unrichtig. Tschlea, wo Weld Blundell und Lovat die Art zuerst fanden, liegt unweit des Gibbe, nördlichsten Nebenflusses des Omo. Da Ogilvie Grant in seiner Arbeit über die von Degen ge- sammelten Vögel Ibis 1904 p. 273 dieselben einfach Barbaiula xanthosticta benennt und die bedeutenden Färbungsunterschiede derselben gegen den Typus von xanthosticta, mit dem meine Exem- plare von den süd-äthiopischen Seen und Kaffa völlig überein stimmen, garnicht erwähnt, so benenne ich die Form von Schoa gepaartes Paar. Barbatula chrysocoma schoana nov. subsp. Unterseite dunkler gelb wie zanthosticta. Kehle rein schwefelgelb, Bauch dunkler. Bei zanthosticta sind alle diese Teile viel blasser, weiss schwefelgelblich verwaschen. Oberseite viel dunkler wie bei zanthosticta — chrom-orange Zügel und Backenstreif bei schoana schwefelgelb, bei zanthosticta weiss. Kopfplatte bei schoana dunkel - orangegelb (feuerrot), bei zan- thosticta goldgelb. Zwei Exemplare dieser neuen Subspecies sammelte Degen bei Dodgit, Provinz Metscha in Schoa (Dodgit liegt in der Nähe meiner Fundorte Turra bolonko und Kollu). 392 0. Neumann: Typus von Barbatula chrysocoma schoana No. 390 3 Dodgit 26. Juni 1902. Degen coll. (Br. Mus.). Folgende Arten sind nach meiner Auffassung Subspecies zu chrysocoma. Barbatula chrysocoma chrysocoma Tem. Senegal bis Ost-Sudan (Sennaar und unterer blauer Nil). s a guineensis Rehw. Togo und Goldküste, wahr- scheinlich bis zum Gambia. A n centralis Rchw. Gegenden zwischen Albert und Albert Edward-See, vielleicht bis zum oberen weissen Nil. .s = zanthostictaOmo-Gebietundsüdäthiopische Seenkette. schoana Schoa (oberer blauer Nil). a3 5 extoni Süd-Afrika vom Oranje-Fluss nord- wärts bis Nord-Angola u.bis zum Nyassa-See. Pieidae. 154. Iynx aequatorialis Rüpp. No. 46 3 Tscherätschä, Provinz Meta, Schoa 19..IX. 1900. No. 47 @ ebendaher. No. 164 © Kilbe, Schoa 6. X. 1900. No. 471 3 Koritscha in Uata dera 24. XII. 1900. No. 477 © Tomato in Gudji 25. XII. 1900. No. 560 3 Gidole in Gardulla 10. I. 1901. No. 670 & Uba 25. I. 1901. No. 1140 3 Binescho 20. IV. 1901. No. 1141 2? ebendaher. No. 1150 3 ebendaher 22. IV. 1901. Die Exemplare von Uba und Binescho haben das Rotbraun etwas weniger ausgedehnt. Auch zeigte sich bei zwei der Exem plare Andeutung einer Bänderung gerade im Kinnwinkel. 155. Dendromus permiistus kaffensis Neum. Dendromus permistus kaffensis Neum. OÖ. M. 1902 p. 9. No. 144 © Dalba in Konta (Süd-Provinz von Kaffa) 27. II. 01. Wurde nur dieses eine mal angetroffen. Dieses ist ein weiteres Beispiel eines Heranreichens der typisch westafrika- nischen Fauna bis an das Omo-Gebiet. Nach Untersuchung des gesamten Materials von Dendromus permistus auf dem Berliner Museum bin ich dazu gekommen, Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 393 4 Subspecies dieser Art zu unterscheiden. Eigentlich ist per- mistus selbst nichts anderes als der geographische Vertreter des maculosus. Jedoch scheint an der Goldküste permistus neben maculosus vorzukommen (s. OÖ. M. 1894 p. 170) und ferner stehen sich in Bezug auf die Bänderung der Unterseite der echte macu- losus und der echte permistus näher als wie die dazwischen in Togo lebende Form, wie sich aus folgendem ergeben wird. Die Formen, welche ich unterscheide sind 1. Dendromus permistus permistus RBehv. Oberseite olivengrün, stark gelb verwaschen, Unterseite mit sehr scharfen nnd durchgehenden schwarzen Binden, die auch auf den Unterflügeldecken und Unterschwanzdecken deutlich sind. Unterseite stark grünlich, auf der Oberbrust auch bräunlich verwaschen. Flügel 98—104 mm. Heimat: Kamerun, Gabun, Kongo. 2. Dendromus permistus kafjensis Neum. Oberseite viel reiner und gesättigter grün, ohne jeden gelben Ton — dunkel grasgrün. Unterseite weiss, sehr schwach srünlich überlaufen, aber nicht gelb oder braun. Die schwarzen Bänder der Unterseite etwas breiter und weniger zahlreich als bei permistus permistus. Weisse Flecke auf dem Kopf des @ etwas grösser. Flügel 99 mm. Heimat: Omogebiet (Konta, Kaffa). 3. Dendromus permistus angolensis nov. subsp. Von dieser Form lässt sich nur sagen, dass sie in jeder Be- ziehung zwischen permistus permistus und permistus kaffensis in der Mitte steht. Sollte sie jedoch nicht anerkannt werden, so müssten die Angola-Vögel zu kaffensis und nicht zu per- mistus gezogen werden. Die Oberseite ist etwas mehr gelblich verwaschen wie bei kaffensis. Doch ist sie etwas grösser wie beide. Flügel 104—107 mm. Heimat: Angola. Typus @ Angola Schütt. coll. Berl. Mus. 4. Dendromus permistus togoensis nov. subsp. Oberseite etwas heller grasgrün mit leichtem gelblichem Ton. Die schwarzen Bänder der Unterseite viel schmäler und lange nicht so scharf wie bei permistus permistus. Auf dem Bauch fast gar keine Bänderung. Auf den Unterschwanz- decken keine Bänderung. Bei einigen Exemplaren ein paar Tropfenflecke. Unterflügeldecken ohne eigentliche Bänderung. 394 O. Neumann: Nur einige schwarze Punkte auf denselben. Unterseite ziemlich deutlich grünlich oder bräunlich verwaschen. Flügel 98—100 mm. Heimat: Togo. Typus 3 ad. Misaböhe 10. V. 94. (Baumann coll.) Berl. Mus. Zu bemerken ist noch, dass ein Stück mit dem Etikett Abokobi. Goldküste Mas. juv. Reichenow coll. — aber anscheinend kein g juv., sondern ein altes @ genau so aussieht wie Kameruner Exemplare, während man doch annehmen sollte, dass an der Goldküste die gleiche Form vorkommt wie in Togo. Bedeutend kleinere Stücke, auf welche der Name pumila Sjöstedt zu beziehen wäre, (O. M. 1894 p. 35) kann ich unter dem Material des Berliner Museums nicht auffinden. 156. Dendromus nubicus Gm. subsp.? No. 551 @ Galana-Fluss am Abaya-See 3. I. 1901. No. 705 & Senti-Tal zwischen Uba und Gofa 29. I. 1901. No. 1047 © Djiren, Djimma 27. II 1901. No. 1103 3 Budda, Gimirra 14. IV. 1901. Die vier Vögel gleichen sich oberseits sehr. Der Grundton ist sehr dunkel, etwas dunkler wie der von Exemplaren aus dem Massai-Land, überall deutlich gelb angelaufen. Die Unterseite des Stückes vom Galana-Fluss ist fast weiss, die der drei andern, besonders der Exemplare von Djimma und Gimirra sehr stark gelblich, fast braungelb. Die Kenntnis der geographischen Formen des Dendromus nubicus liegt noch ganz im argen. Vorläufig ist nur die Form Dendromus pallidus Sharpe von Witu als solche zu betrachten. Etwa gleichzeitig mit Sharpe nannte Reichenow „Vögel Afrikas“ II p. 179 zwei hellere Stücke pallidus, von denen aber meiner Meinung nach nur das eine von Barawa (Süd-Somali-Land) zum Sharpe’schen pallidus gehört, während das Mpapwa-Stück inter- mediär zwischen gpallidus Sharpe und Massai-Exemplaren des nubicus ist. Hingegen hat Reichenow Unrecht den Dendromus neumanni als Varietät von nubicus anzunehmen. Wie ich schon J. ©. 1900 p- 203/204 erwähnt habe, ist neumanni kein geographischer Ver- treter des nubicus, sondern kommt neben ihm vor. Ich sammelte in Kwa Kitoto in Kavirondo beide Arten. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 395 Dendromus neumanni unterscheidet sich von nubicus be- sonders im weiblichen Kleide durch die nur stecknadelknopfgrossen weissen Punkte auf dem Kopf, die wohl 4 bis 5 mal so klein sind, wie die von nubicus. Ferner durch die bis zum Kinn reichende schuppenförmige Fleckung der Unterseite, siehe Ab- bildung J. O. 1900 T. I, und die schwarzgraue, nur dünn weiss- gefleckte, nie gebänderte Oberseite. Leider gibt erwähnte Ab- bildung die Färbung der Oberseite unrichtig wieder. Auf ihr sieht es nämlich aus, als sei die ganze Oberseite dunkeloliven- farbig, während tatsächlich neumanni nur die Flügeldecken etwas oliven verwaschen hat, während die übrige Oberseite schwarzgrau ohne jeden olivenfarbenen Ton ist. Das @ vom Senti-Fluss wird von Reichenow (Vögel Afrikas II p. 180) als @ vom niger beschrieben. Es hat aber nur etwas stärkere Fleckung auf der Unterseite als die andern Stücke, denen es in Bezug auf die Färbung der Oberseite ganz gleicht. 157. Dendromus niger Neum. Dendromus niger Neum. OÖ. M. 1902 p. 9. No. 974 9 semiad. Buka-Berge (Süd-Kaffa) 4. III. 1901. No. 1022 3 juv. Anderatscha in Kafta 18. III. 1901. Zwei schwarze Vögel, nur auf den Flügeldecken leicht oliven- gelb verwaschen mit sehr grossen breiten Tropfenflecken auf der Unterseite. Oberseite mit wenigen, aber sehr scharf markierten weissen Tropfenflecken. Beide haben rein schwarze Kopfplatte. Nur der Schopf rot. Bei dem älteren treten einige rote Federn im schwarz hervor. Es lag die Frage nahe, ob dies nur die jüngeren Vögel der vorigen dnnkleren abyssinischen Form seien, in welchem Falle diese hoch-abyssinischen Form des nubicus als Dendromus nubicus niger zu bezeichnen wäre. Aber der Umstand 1.) dass in Ost-Afrika, der dem nöger anscheinend nächststehende neumanni neben nubicus vorkommt, 2.) dass beide Exemplare in viel bedeutenderen Höhen erlegt sind, als die vier gesammelten als nubicus angeführten Exemplare veranlassen mich, die Art als solche aufrecht zuerhalten. Möglich wäre es ja auch, dass ein Melanismus vorliegt, wie er ja bei Bergformen öfters vorkommt. Dies zu behaupten wäre jedoch Speculation. 396 0. Neumann: 158. Mesopicos goertae abyssinicus Rchw. Mesopicos goertae abyssinicus Rchw. O. M. 1900 p. 58, — Vögel Afrikas II p. 187 — Mesopicos spodocephalus (partim) Grant Ibis 1900 p. 304. No. 1195 @& Gurafarda-Berge am oberen Gelo 6. V. 1901. Reichenows goertae abyssinicus scheint quasi ein Übergang zu sein zwischen goertae poicephalus (Sw.) und spodocephalus Rüpp. Die Oberseite ist stets dunkler goldgelb wie bei poice- phalus, bei meinem Stück fast so wie bei spodocephalus. Der rote Bauchfleck scheint stets etwas stärker hervorzu- treten als bei andern Formen des goeriae, aber lange nicht so stark wie bei spodocephalus und rhodeogaster. Von ersterem unterscheidet ihn ferner die deutliche weisse Bänderung auf der Aussenfahne der Schwingen und dem Schwanz, von dem letzteren die olivenfarben überlaufene Unterseite Hierher gehört Meso- picos spodocephalus No. c juv. vom blauen Nil 13. Mai 1899, Grant Ibis 1900 p. 304, welches ich auf dem Londoner Museum untersuchte. Im übrigen muss ich den Ausführungen Grants und Sharpes Ibis 1902 p. 425 und 641 rechtgeben, dass sich centralis Rchw, nicht von poscephalus trennen lässt. Ich verglich im Sommer 1903 auf dem Londoner Museum das ganze sehr grosse dortige Material mit dem des Tring Museums und mehreren andern Stücken aus dem Berliner, Münchener, Stuttgarter Museum, Prof. Königs und meiner Sammlung und konnte Unterschiede zwischen Stücken aus dem Niam-Niam-Land und dem Zwischen-Seengebiet und solchen vom Congo, Niger, der Goldküste, Gambia u. s. w. nicht herausfinden. Der rote Brustfleck ist mehr oder weniger ange- deutet. Nie jedoch so gross wie bei abyssinicus. Ich möchte also folgende Formen des Mesopicos goertae anerkennen. 1. Mesopecos goertae goertae (St. Müll.) Senegal. 2. Mesopicos goertae königi Neum. Nil zwischen Chartum und der Atbara-Mündung (vermutlich nördlich bis Dongola. 3. Mesopicos goertae abyssinicus Rehw. Westabfall des abyssi- nischen Plateaus, aber nicht Tiefland des Sudan. 4. Mesopicos goertae poliocephalus (Sw.) Gambia bis Congo und von dort durch Central-Afrika bis zum Victoria Nyansa und oberen weissen Nil. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 397 An den Grenzgebieten kommen natürlich intermediäre Stücke vor, so besonders am weissen Nil zwischen Faschoda und Chartum solche zwischen poliocephalus und königi, am mittleren blauen Nil wohl auch zwischen abyssinscus und königi. 159. Mesopicos spodocephalus Bp. No. 27 © Tscherätschä, Provinz Meta, Schoa 18. IX. 1900. No. 105 @ Abuje, Gindeberat, Schoa 28. IX. 1900. No. 139 3 Auato, Gindeberat, Schoa 3. X. 1900. No. 146 3 Badattino, Gindeberat, Schoa 4. X. 1900. No. 151 3 Gallan, Kollu, Schoa 5. X. 1900. No. 152 © ebendaher. No. 284 3 Zuai-See 24. XI. 1900. No. 337 2 Alelu nördlich des Abassi-Sees 3. XII. 1900. No. 355 9 juv. Abassi-See 6. XII. 1900. No. 511 © Gardulla 11. I. 1901. No. 750 3 Gadat, Gofa 3. Il. 1901. No. 1063 3 Kankati-Wald, Djimma 3. IV. 1901. No. 1149 5 Detschabassa in Binescho 22. IV. 1901. g ohne Fundort, vermutlich Kaffa. Jüngere Stücke sind mehr olivengrün und nicht so schön soldgelb auf dem Rücken, wie ältere. Das schönste Goldgelb haben die Stücke aus dem eigentlichen Schoa, doch wird dieses wohl auf dem Umstande beruhen, dass die dort gesammelten Stücke alle zur Brutzeit erlegt wurden. Die Unterschiede zwischen dem nordost-afrikanischen Meso- picos spodocephalus und dem ostafrikanischen Mesopecos rhodeo- gaster habe ich O.M. 1901 p. 183/184 eingehend auseinander gesetzt. Die von Reichenow „Vögel Afrikas‘ II p. 188 für spodocephalus angegebene Verbreitung Abyssinien bis zum Victoria Nyansa ist falsch. Der Fundort Baringo-See (Johnston coll.) Sharpe Ibis 1902 p. 113 bezieht sich natürlich auf rhodeogaster. Mesopicos spodocephalus ist auf die Hochländer von Abyssinien und Süd-Äthiopien inclusive der Harar-Berge beschränkt. Seine Standorte liegen zwischen 1800 und 3200 m, und zwar ist er in den höheren Regionen häufiger. 160. Thripias namaquus schoensis (Rüpp.) No. 293 5 Suksuk-Fluss 27. XI. 1900. No. 301 2 ebendaher. 28. XI. 1900, 398 Ö. Neumann: No. 312 $ ebendaher. 29. XI. 1900. No. 341 3 Abassi-See 4. XII. 1900. g am mittleren Gelo V. 1901. Ferner am Abaya- und Gandjule-See und im Adoshebai-Tal beobachtet und erlegt. Ein ausgesprochener Vogel des Tieflands, der nie hoch in die Berge geht. War in den Akazienhainen am Zuai-See und am Abaya-See besonders häufig. Thripias schoensis ist eine schwache Subspecies zu nama- guus, zu welchem mancherlei Übergänge vorkommen. So gehören meine Stücke von Kwa Kitoto (Kavirondo) J. ©. 1900 p. 202 und ein von Fischer bei Muniuni gesammeltes Exemplar fast eher zu schoensis als zu namaquus, da sie Fleckung auf der Brust zeigen. Für eine viel bessere Subspecies würde ich die „Varietas“ angolensis Rehw. halten, mit geflecktem und nicht gebändertem Rücken, einfarbig schwarzem und ungebändertem Schwanz, und olivengelben ungebänderten Oberschwanzdecken, wenn nicht ein Exemplar von Krebs im Kaffernland gesammelt, gleichfalls ango- lensis wäre. Jedenfalls sind alle angolensis-Exemplare ganz alte Stücke. 161. Dendropicos abyssinicus (Stanl.) No. 133 d Abuje. Provinz Gindeberat, Schoa 2. X. 1900. No. 734 © Gadat in Gofa 31. I. 1901. No. 746 @ ebendaher 2. II. 1901. No. 755 © ebendaher 4: II. 1901. No. 760 8 ebendaher 5. 1I. 1901. No. 966 $ Dereta-Berge Kaffa 2. III. 1901. No. 967 @ ebendaher. No. 971 @ Buka, Kaffa 4. III. 1901. No. 991 3 juv. Anderatscha (Kaffa) 11. III. 1901. No. 999 © ebendaher 15. III. 1901. & ebendaher. g juv. ebendaher. No. 1035 © ebendaher 24. III. 1901. No. 1083 @ Schubba West-Kaffa 11. IV. 1901. No. 1104 @ Budda, Gimirra 14. IV. 1901. No. 1109 3 juv. ebendaher 15. IV. 1901. Die jungen Vögel sind auf der Oberseite olivengrün statt soldgelb und gleichen sehr dem Dendropicos lafresnayi von Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 399 welchem sie hauptsächlich nur durch die braunen Schäfte von Schwanzfedern und die schön scharlachroten Oberschwanzdecken zu unterscheiden sind. Alte 29 in der Brutzeit (No. 755 und No. 967) haben die goldgelben Federn des Oberrückens oft leicht mit rot verwaschen. Bei den mit ihnen gepaarten ZZ ist das nicht der Fall. Dendropicos abyssinicus lebt ungefähr in gleichen Höhen wie Mesopicos spodocephelus. Vielleicht geht er noch etwas höher hinauf. Auf dem Gofa-Bergrücken war er in einzelnen Baum- gruppen in ca. 3000 m Höhe recht häufig. In den Tälern habe ich ihn nie beobachtet. 162. Dendropicos guineensis lepidus Cab. Hein. Ipoctonus lepidus Cab. Heine, Mus. Heineau IV. 2. 1863 p. 118 — ? Dendropicos simoni Og. Grant, B. B. 0. C. LXVIl. Jan. 1900 — Ibis 1900 p. 304, 372. No. 706 9 Senti-Tal zwischen Uba und Gofa 29. I. 1901. No. 943 © Dalba in Konta 27. IL 1901. No. 1182 9 Maschango-Land, oberer Gelo 3. V. 1901. Die beiden 39 haben rein olivengrüne Oberseite ohne Quer- bänderung, während sich beim @ eine ganz undeutliche Quer- wellung auf dem Rücken zeigt. Es kann keinem Zweifel unter- liegen, dass diese Stücke mit lepidus Cab. Heine zusammenfallen. Hingegen beschreibt Grant seinen simon etwasanders und vergleicht ihn mit dem oberseits deutlich gebänderten zanzibari = hartlaubi. Diese Form unterscheidet sich von dem nächstverwandten lafresnayi durch matteren, etwas mehr olivengrünen Ton der Ober- seite Keine Spur von rot auf den Oberschwanzdecken. Ich möchte hierbei bemerken, dass alles das, was ich lafresnayi nenne, eigentlich sharpei ist. Ich kenne nämlich keinen lafresnayi mit roten Oberschwanzdecken. Alle Vögel des Berliner Museums von Fundorten, die der Catalogue of Birds als zu lafresnayi ge- hörend angeführt, haben kein rot, oder nur einen minimalen Anflug davon aufden Oberschwanzdecken, so vom Niger, Kamerun, Uganda. Somit glaube ich, hat Reichenow völlig recht, wenn er sharpei mit lafresnayi vereinigt. Nur wenn sich Vögel, vielleicht im Süd- Congo-Becken finden sollten, die stets deutlich rotgespitze Ober- Schwanzdecken haben, so müssten diese lafresnayi genannt werden, und wären die Kamerun, Niger, Nyansa, Gabun Vögel als sharpei zu sondern. 400 Ö. Neumann: Eine weitere Form von Togo benenne ich Dendropicos guineensis zechi nov. subsp. Diese drei Formen mit ungebänderter oder nur ganz schwach gebänderter Oberseite unterscheiden sich in folgender Weise: 1. Dendropicos guineensis lafresnayi Malh. Oberseite sehr stark goldigolivengelb. Unterseite stark gelblich verwaschen mit breiten schwarzen Strichen. Heimat: Gabun, Congo, Kamerun bis Niger und durch Central- Afrika bis nach Uganda. 2. Dendropicos gwineensis zechi nov. subsp. Oberseite matter, mehr ins olivengraugelbe. Unterseite weissgrau, schwächer gelblich verwaschen mit viel dünneren schwarzen Strichen. Heimat: Togo, vermutlich ganz Ober-Guinea (Casamanze, Fanti, Goldkäüste). Typus 8 Kete-Kretschi (Togo)1. VII. 1896 Graf Zech Berl. Mus. 3. Dendropicos guineensis lepidus Cab. Heine. Oberseite etwas matter wie bei lafresnayi und mehr ins olivengrüne ziehend. Unterseite stark gelbgrünlich verwaschen mit deutlichen, breiten, schwarzen Strichen. Heimat: West- und Süd-Abhänge des abyssinischen Plateaus. (Zuflüsse des blauen Nil, des Sobat und Omo System.) 163. Dendropicos guineensis hemprichi (Hempr. u. Ehr.). No. 633 @ Barssa-Fluss, Male-Land 21. I. 1901. Dieses Stück steht in der Mitte zwischen massaicus und hemprichi. Die Oberschwanzdecken sind deutlich rotgespitzt. Die Oberseite gelblich überlaufen. Wegen der ziemlich deutlichen Querbänderung der Schenkel ziehe ich es aber zu hemprichi, da ich auf dieses eine noch dazu schlecht präparierte Exemplar keine neue Subspecies begründen will. Flügel 82 mm. Wie ich schon früher J. f. ©. 1900 p. 200, 206, 207 aus- seführt habe, sind sämtliche Dendropiecos-Arten mit gelben Feder- schäften nichtsals Angehörige desselben Formenkreises — geographi- sche Vertreter der gleichenGrundform, und daher trinär zu benennen. Reichenow gibt in seinen „Vögeln Afrikas“ p. 191—201 eine absolut willkürliche und gar nicht die natürliche Verwandt- Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 401 schaft berücksichtigende Anordnung der Dendropicos-Arten, in die er die afrikanischen Jyngipicus-Arten einbezieht. Er trennt die geographischen Formen hartlaube — meine Subspecies massaicus und centralis erkennt er nicht an, trotzdem er schreibt: „Vögel aus dem Massai-Lande sind oberseits kaum gelbgrünlich ver- waschen, die dunkle und helle Querbänderung ist immer deutlicher als bei Vögeln von Sansibar, und die Oberschwanzdecken haben immer rote Spitzen, während sie bei sansibarischen olivengelb sind ohne rote Spitzen“ — was also nach seinen sonstigen Prinzipien eine Species und nicht nur eine Subspecies begründen müsste — er trennt, wie gesagt, hartlaubi und den nächstverwandten hemprichi durch die braungeschäfteten Arten »oecilolaemus und abyssinicus, und schiebt zwischen hemprichi und dessen nächsten Verwandten minutus den zum Genus oder mindestens zur Unter- abteilung Jyngipicus gehörenden stierlingi, während er auf minutus den Jyngipieus obsoletus und ingens, dann erst wieder die grünen Dendropicos-Arten lugubris, reichenowi und gabonensis folgen lässt. Eine derartige Anordnung ist nach meiner Ansicht verwirrend und ich führe daher die „Species“ von Dendropicos, welche nur geo- graphische Vertreter der gleichen Grundform sind, in folgendem auf, verzichte aber auf Angabe der subspecifischen Charactere. Ich gebe die Formen in der ungefähren natürlichen Ver- wandtschaft. 1. Dendropicos guineensis lafresnayi Malh. Niger, Kamerun, Gabun, Kongo, Uganda, Zwischen-Seen-Gebiet. 2. D. g. zechi Neum. Togo (ganz Ober-Guinea?) 3. D. g. lepidus Cab. Heine West-Abfälle des abyssinischen Plateaus. 4. D. g. centralis Neum. Nyassa-Land, Uhehe bis zur Südküste des Vietoria-Nyansa, (vielleicht Angola). 5. D.g. hartlaubi Malh. Sansibar und Küstengebiete von Deutsch- Ost-Afrika und Mosambique. 6. D. g. gwineensis (Scop.) Süd-Afrika, im Osten bis etwa zum Sambesi, im Westen bis Damara-Land. 7. D. g. massaicus Neum. Massai-Länder. 8. D. g. hemprichi (Hempr. u. Ehrenb.) Sennaar, Kordofan, Abessinien, Schoa, Nord-Somali-Land. 9. D. g. albicans Erl. Süd-Somali-Land. 10. D. g. minutus Tem. Nordwestafrika, Senegal und Gambia, (angeblich weisser Nil). Journ, f. Om, LII. Jahrg. Juli 1904. 27 402 Ö. Neumanti: Nun gibt es natürlich stellenweise Übergangsformen an den Grenzgebieten der betreffenden Arten, so insbesondere zwischen massaicus und albicans, zwischen centralis und lafresnayi, centralis und gueneensis u. S. W. Andrerseits dürften noch einigeFormen neue Namen verdienen, so möchten wohl die Vögel von Angola, die ich vorläufig zu cen- tralis ziehe, von diesem abzutrennen sein, in Mossamedes und Ovambo-Land scheint eine eigene Form vorzukommen. Der hemprichi von Sennaar und Kordofan dürfte von dem hemprichi des Nord-Somali-Landes vorschieden sein. Das alles wäre einer eingehenden Revision an der Hand eines grösseren Materials wert. Hier soll nur constatiert werden, dass diese 10 Formen einen in sich geschlossenen Kreis bilden und mit den grünen und gelben braunschäftigen Dendropicos-Arten, und mit den grauen Jyngipicus Arten nichts zu tun haben. 164. Jyngipicus obsoletos nigricans nov. subsp. No. 952 $ Uma-Fluss in Konta 28. II. 1901. Diese neue Form gleicht in Bezug auf die schwarzgraue, nicht hellaschgraue Färbung der Oberseite dem obsoletus ingens Hartert und hat auch wie dieser die Unterseite rauchgrau, nicht weiss mit grauen Schaftstrichen, hat auch weniger weiss auf Flügeln und Schwanz, ist aber nicht grösser als obsoleius obsoletus. Flügel 82 mm. Ein mit meinem fast identisches Stück, @ Flügel 82 mm, von Emin Pascha in Longomeri gesammelt, auf dem Londoner Museum. Eine eingehende Untersuchung des Londoner Materials, combiniert mit dem Material von Tring und Stuttgart und nach- folgender Vergleich mit dem des Berliner Museums lässt mich folgende 4 Formen von obsoletus erkennen. 2 1. Jyngipicus obsoletus obsoletus (Wagl.) Hellaschgrau, weisse Flecke auf Flügeldecken und Schwanz sehr breit und lang bindenförmig. Flügel 76—82 mm. Senegal und Gambia bis Sudan. Vögel vom Senegal und Sudan sind etwas kleiner. Flügel 76—80 mm. Vögel vom Gambia etwas grösser. Flügel 80—82 mm. 3 2. Jyngipicus obsoletus heuglini nov. subsp. Hellaschgrau. Weisse Flecke auf Flügeldecken und Schwingen kleiner, tropfenförmig. Flügel 85--89 mm. Erythrea und Bogosland. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 408 Typus: & ad. (vom Sammler als 2 bestimmt) Ghadi Saati am Mareb, Schrader coll. im Tring Museum. Ein von Heuglin in Keren gesammeltes @ im Stuttgarter Museum. Das Berliner Museum besitzt ein von Heuglin am Wadi Ain gesammeltes Stück, jüngeres g, welches gleichfalls die geringere Ausdehnung des Weiss auf den Flügeln besitzt, dabei aber nur 82 mm Flügellänge hat. 3. Jyngipicus obsoletus ingens Hartert. Düster schwarzgrau mit aschgrauer Unterseite. Flügel 90 mm. Kikuyu. 4. Jyngipicus obsoletus nigricans Neum. Am Schwanz keine weissen Binden, sondern nur Tropfenflecke. Am Emin’schen Stück sind dieselben noch kleiner als bei meinem Typus. Wie ingens, aber kleiner. Flügel 82 mm. Omo System und Aequatorial Provinz (Longomeri). _ In Summa wurden 19 Exemplare von obsoletus und Sub- species verglichen und gemessen. J. obsoletus obsoletus bewohnt Tiefebenen mit Steppencharacter, obsoletus heuylini mehr gebirgige Gegenden, ingens und nigricans hohe, dichte Bergwälder. | Die zuletztbeschriebene Jyngipieus-Art stierlingi Rehw. ge- hört zwar auch wohl in diesen Formenkreis, weicht aber durch die kolossale Grösse, 98—105 mm Flügellänge, und das völlige Fehlen von weiss auf Flügeldecken und Schwanz derart ab, dass sie am besten nicht als Subspecies hierzu gezogen wird. Culiidae. 165. Colius striatus leucotis Rüpp. No. 90 3 Iris perlgrau. Badattino, Gindeberat, Schoa 27. IX. 1900. No. 141 5 Auato, Gindeberat, Schoa 3. X. 1900. No. 682 $ Senti-Tal zwischen Uba und Gofa 27. I. 1901. No. 715 @ ebendaher 30. I. 1901. Die beiden Schoa-Stücke haben die Kehle schöner und tiefer herab gebändert als die beiden Stücke aus dem Omo-Gebiet. Gleichfalls sehr schwache und matte Kehlbänderung haben nord- ‚west -abyssinische Stücke des Berliner Museums. Diese haben die Unterseite stark gelb, während meine Exemplare, besonders die beiden Senti-Stücke, die Unterseite sehr blass haben. Mehr 27* 404 Ö. Neumänit ; Material ist notwendig, um zu entscheiden, ob hier verschiedene geographische Formen vorliegen. Ich halte siriatus, nigricollis, leucotis, affinis u. Ss. w. für geographische Vertreter derselben Grundform und benenne sie deshalb trinär. Ich möchte hierzu folgende Bemerkungen machen: 1. Den Cokius nigriscapalis Rchw. halte ich für eine berechtigte geographische Form, da sie nur auf dem Kamerungebirge selbst vorkommt. 2. Den Cohius affınis berlepschi Hartert kann ich gleichfalls an den schön silbergrauen Backen, der dunkleren Kehle, den etwas längeren Flügeln von den Küsten-Vögeln Colius affinis unterscheiden. Doch wirft Hartert zwei im allgemeinen etwas verschiedene Formen zusammen. Während nämlich bei den Vögeln aus dem Nyassa-Gebiet (vergl. C. berlepschi Hartert in Ansorge: „Under the african Sun“ p. 333/334) das Grau der Wangen allmählich in die schwarzgraue Kinn- und Oberkehlfärbung übergeht, treten die Wangen bei den Vögeln von Uganda, Kavirondo u. s. w. deutlicher als Fleck hervor. Die Kehle ist hier mattschwarz mit einzelnen weiss- grauen Streifchen, durch Jdie Federsäume gebildet. Ferner haben die Nyassa-Vögel fast gar keine Bänderung im Nacken, die Nyansa-Vögel meist eine ziemlich deutliche. Doch gibt es Übergänge, so dass eine Sonderung nicht angebracht er- scheint. Ein Übergangsstück zwischen leucotis und berlepschi ist ferner mein J. O. 1900 p. 190 erwähntes Stück mit stark sebändertem Nacken und schwach gebändertem Unterrücken. Ferner weichen zwei von Emin bei Battaiba-Buehssa — am oberen Ituri gesammelte nigricollis- Exemplare dadurch von nigricollis-Stücken von Kamerun, Gabun und Kongo ab, dass der Bauch heller, und die Färbung der Bän- derung der unteren Kehle etwas anders ist. Diese ist mehr schwarz auf bräunlichgrau — bei westlichen Stücken mehr dunkelbraun auf hellbraun. Aber auch diesen Exemplaren möchte ich noch keinen neuen Namen geben, bis weiteres Material vom Ituri vorliegt, sondern nur auf den Unterschied hinweisen. | Ich lasse folgende Formen gelten: 1. Colius striatus strialus Gm. Kap-Colonie. 2. Cokus striatus minor Cab. Von Natal bis zum Sambesi. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 405 3. Colius striatus berlepschi Hart. Inneres Ost-Afrika vom Nyassa- See bis Unjoro und Kavirondo. 4. Oolius striatus affınis Shell. Küstengebiete von Deutsch- und Englisch-Ost-Afrika. 5. Oolius striatus leucotis Rüpp. Nordost-Afrika. 6. Colius striatus nigricollis Vieill. West-Afrika, Congo, Gabun, Kamerun bis zum Ituri, aber nicht Kamerun-Gebirge. 7. Colius siriatus nigriscapalis Rchw. Kamerun-Gebirge. Trogonidae. 166. Apaloderma narina -(Steph.) No. 123 @ Madali am oberen Abai (blauen Nil) 1. X. 1900. No. 362 © Abassi-See 6. XII. 1900. No. 407 3 Alata in Sidamo 13. XII. 1900. No. 1168 9 Maschangoland am oberen Gelo 27. IV. 1901. Auch am Omo und Godjeb und in Kaffa beobachtet. Diese äthiopischen Exemplare glänzen im Vergleich besonders zu südafrikanischen und Angola-Stücken sehr schön blaugrün. Auf Bürzel und Oberschwanzdecken kann man in gewissem Lichte ein tiefes Blau sehen. Die Kehle der @9 ist viel düsterer braun, als bei Stücken aus Ost- und Süd-Afrika und Angola. Weiteres Material muss zeigen, ob diese Unterschiede ganz constant sind. Anhang. Zu S. 369. Falco biarmicus abyssinicus. Auf meine Bitte sandte mir Herr v. Rothschild eine Anzahl Edelfalken aus Mittel-Ägypten, Nord-Abyssinien und dem Harar Bergrücken zum Vergleich, wofür ich ihm und Director Hartert meinen besonderen Dank sage. Diese Reihe bestätigt meine Ausführungen vollkommen. Die ägyptischen Stücke — echte Zanypterus — stimmen völlig mit den Schlegel’schen Typen überein. Sie sind auch in Bezug auf Färbung nicht im geringsten von tunesischen — erlangere — zu unterscheiden. Die um etwas bedeutendere Grösse ist der einzige Unterschied, den ich zwischen diesen beiden Formen des biarmicus finden kann. Hingegen haben die andern Stücke stets die bedeutend lebhaftere Färbung des Oberkopf und den starken rosabraunen 406 O0. Neumann: Anflug der Unterseite und zwar schoanische und Harar Stücke stärker als Exemplare aus Nord-Abyssinien (Salomona, Aylet, Senafe Pass, Ghadi Sati am Mareb) — alle diese von Schrader gesammelt. Ein fernerer Unterschied zwischen Nord- und Süd-Abyssiniern, die ich unter dem Namen abyssinicus zusammenfasse, einerseits und tunesischen erlangeri und oberägyptisch-nubischen Zanyp- terus andrerseits besteht darin, dass letztere niemals die schöne schieferschwarze Farbe auf dem Oberrücken und das schöne Schiefergrau auf Unterrücken und Bürzel haben, das abyssini- cus sowohl wie der ost- und südafrikanische biarmicus im Alter erhalten. Hingegen ist die schwarze Stirnbinde kein absolut sicheres Kennzeichen, denn ein von Saphiro bei Worka gesammeltes Stück des Tring Museums und ein von Schöller in Erythrea gesammeltes Stück des Berliner Museums haben diese Binde nicht geschlossen, sondern nur einen breiten schwarzen Strich über den Augen. Mit mehr Material wird es sogar möglich sein, noch weitere Abweichungsgrade zwischen einzelnen Formen des bearmicus aufzustellen, doch frägt sich sehr, ob dies wünschenswert ist. Dass z. B. die Nordabyssinier etwas anders aussehen wie die Schoa-Harar Exemplare, habe ich soeben erwähnt. Ferner weicht das einzige adulte Exemplar von Togo, das mir vorliegt, von allen nordostafrikanischen Stücken, besonders im Färbungston der Kopfplatte ab. Ostafrikanische bsarmicus sind auch meist nicht so völlig fleckenlos auf der Unterseite wie es südafrikanische constant sind. Zu S. 350. Numida ptilorhyncha macroceras Erl. Numida ptilorhyncha macrocera Erl. ©. M. 1904 Aprilheft. No. 275 $ Zuai See 23. XI. 1900. No. 276 2 juv. ebendaher. Kopf 3 Gudji am Abaya See 26. XII. 1900. Kopf 3 juv.? Barssa Fluss, Male Land 21. I. 1901. Characteristisch für diese Form ist: Schnabellappen meist ziemlich klein, oval, nach hinten etwas zugespitzt. Sonst ähnlich neumanni Erl. Der bei alten Stücken stets vorhandene, meist sehr hohe, spitze Helm, bei einem Stück des Tring Museums von Donaldson Smith am Stephanie-See (nicht Rudolf-See) am 22. V. 95 gesammelt ist derselbe etwa 30 mm hoch. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 407 Verbreitung: Südäthiopisches Seeengebiet, etwa vom Rudolf- See bis zum Zuai-See. Numida ptilorhyncha omoensis nov. subsp. No. 694 Kopf 3 Senti-Tal zwischen Uba und Gofa 28. I. 1901. Ohne No. Koscha nördlich des Omo. 21. II. 1901. (Typus.) Ohne No. Kopf 3 ebendaher. Ohne No. Kopf @ ebendaher. Helm etwas kleiner wie bei der vorigen Form. Kopfhaut sehr stark runzlig zusammengezogen. Nasenborsten stärker wie bei allen andern Formen mit Ausnahme von somaliensis. Verbreitung: Täler des Omo und seiner Nebenflüsse. Numida ptilorhyncha maior Hartl. Numida ptilorhyncha var. major Hartl. Abhandl. Ver. Bremen 1882, p. 216/217. Ohne No. $ Jamboland am Gelo 17. V. 1901. No. 1222 $ Gelo nahe dem Tata-See 19. V. 1901. Diese Form hat bei beiden Geschlechtern keinen eigent- lichen Helm. Hornborsten kaum vorhanden oder minimal. Die von Hartlaub angegebenen Kennzeicher — bedeutendere Grösse und einfarbige dunkelbraune Innenfahne der Handschwingen mit kaum erkenntlich feinen und unregelmässig vereinzelten hellen Pünktchen, die am Spitzenteil etwas deutlicher gruppiert sind — .sind teils nicht richtig, teils nicht konstant. Verbreitung: Uganda, weisser Nil, Sobatgebiet. Meine Exemplare stimmen völlig mit einem Stück von der Insel Soweh im Victoria Nyansa (Stuhlmann leg.) des Berl. Mus., einem von Kitamora in Unjoro (Ansorge leg.) des Tring Mus., drei von Kaka am weissen Nil (Hawker leg.) des Br. Mus. überein. Siehe Og. Grant Ibis 1903 p. 469, 470. Durch die grosse Liebenswürdigkeit der Herren v. Rothschild und Hartert, des Besitzers und des Directors des Tring Museums, die mir auf meine Bitte ihr gesamtes aus 19 Exemplaren be- stehendes »telorhyncha Material nach Berlin sandten, bin ich in der Lage, näher auf die einzelnen geographischen Formen des Borsten-Perlhuhns einzugehen. 408 0. Neumann: j Ich unterscheide folgende Formen desselben: \ 1. Numida ptilorhyncha ptilorhyncha Leht. Less. Nord-Abys- \ sinien, Bogosland, Erythrea, nördlich bis Suakim. \ 2. Numida ptilorhyncha maior Hartl. weisser Nil, Sobat, Un- joro, Uganda. , . Numida ptilorhyncha neumanni Erl.Ussoga, Kavirondo, Turquel. / . Numida ptilorhyncha macroceras Erl. Südäthiopische Seen. . Numida ptilorhyncha omoensis Neum. Omo-System. . Numida ptilorhyncha somaliensis Neum. Somali- und Danakil- land, südliche Galla-Länder. 7. Numida ptilorhyncha toruensis Neum. Toru. on pP 1. Numida ptilorhyncha ptilorhyncha Leht. Less. Lesson gibt nur Afrika als Heimat an. Da Rüppell der erste ist, der die Art abbildet und deutlich ein nordabyssinisches Stück abbildet, so beziehe ich den Namen ptilorhyncha auf die Form von Nord-Abyssinien. Ausser einer Anzahl von Exemplaren mit dem Etikett „Abyssinien‘“ ohne näheren Fundort, verglich ich die Stücke im Br. Mus. von Suakiın (nördlichster Fundort des ganzen Genus Numida überhaupt). Senafe Pass, Bogosland, Anseba-Fluss, Aylet (Jesse et Blan- ford coll.). Vor mir habe ich 5 Exemplare des Tring Museums von Adarte, Ghadi Saati am Mareb und Salomona, alle von Schrader gesammelt. Die typische Form des Borstenperlhuhns hat deutlichen, aber niedrigen, ziemlich spitzen, nach oben gehenden, wenig nach hinten umgebogenen Helm, sehr dünne feine Borsten und besonders starken und dicht schwarz behaarten Hals. Die schwarze Be- fiederung reicht fast völlig um den Hals herum und ist weit stärker als bei einer der anderen Formen. 2. Numida ptilorhyncha maior Hartl. Diese Form zeichnet sich, wie schon erwähnt, durch völlige Helmlosigkeit und sehr geringe, fast fehlende Borstenbüschel aus. Schnabellappen kleiner als bei der typischen Form. Bei Exemplaren vom Gelo und vom oberen weissen Nil ist die schwarze Halsbefiederung stärker als bei denen von Uganda und Unjoro. Nach Norden hin in der Gegend von Chartum und in Sennaar wird wohl diese Form allmählich in »ptilorhyncha ptilorhyncha übergehen. Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 409 3. Numida ptilorhyncha neumanni Erl. O. M. 1904. Juni-Heft. Von dieser Form liegen mir 4 Stücke aus Kavirondo vor, nämlich der von mir gesammelte Typus $ von Mlamba in Ussoga, und 3 Exemplare des Tring Museums von Ansorge gesammelt. g Samia-Hügel (Nord-Kavirondo nahe der Ussoga-Grenze) Mlamba (Ussoga) @ Mtanda (Ussoga). Diese Form hat deutliches mittelhohes Horn auf sehr breiter Basislinie. Das Horn ist bei Hähnen nicht sehr zugespitzt, sondern nach hinten rundlich oval übergebogen. Die Borsten ziemlich kurz, aber sehr starr und kräftig. Halsbefiederung geringer wie bei »ptilorhyncha, besonders vorn am Hals wenig Federn. Schnabellappen ziemlich klein. Verbreitung: östliches Ussoga, Kavirondo, Sük- und Turquel- Land, nach Norden vermutlich allmählich in maeroceras übergehend. Übergänge dieser Form zu maior kenne ich nicht, was wohl daran liegt, dass der trockene östliche Teil von Ussoga durch feuchte Bananenhaine und den Nil von Uganda, nach Norden durch ein grosses Sumpf- und Seen-System von Unjoro getrennt ist. Hingegen bilden Stücke der Jackson-Sammlung von Turquel einen Übergang zu macroceras Erl. 4. Numida ptilorhyncha macroceras Erl. OÖ. M. 1904. Juniheft. Beschreibung siehe vorstehend. 5. Numida ptilorhyncha omoensis Neum. Beschreibung siehe vorstehend. 6. Numida ptilorhyncha somaliensis Neum. O0. M. 1899 p. 25. Von allen bisher genannten Formen die abweichendste. Helm minimal, aber doch meist angedeutet. Schnabellappen klein, sehr spitz, mit roter Spitze, während alle anderen Formen ganz blaue Schnabellappen haben. Hals nackt, nur im Genick ein paar schwarze Federn. Borsten in einem sehr hohen und breiten Büschel, das viel stärker als bei allen anderen Formen entwickelt ist. Verbreitung: Somali-Land und Danakil-Land. Typisch vom Nord-Somali-Land. Im oberen Hauasch-Tal vermutlich in macroceras übergehend. — 410 O. Neumann: Vögel von Schoa und Süd Äthiopien. 7. Numida ptilorhyncha toruensis nov. subsp. In anderer Beziehung wie somaliensis weicht auch toruensis von allen anderen Formen der N. ptilorhyncha ab und bildet einen Übergang zu den Perlhühnern der coronata-Gruppe. Es hat nämlich die Aussensäume der vorderen Hand- schwingen nur undeutlich grau und schwarz punktiert, und durch diese Punktierung ziehen deutlich weisse Bänder, so dass die Schwingenzeichnung dieses Perlhuhns in der Mitte steht zwischen der der ptilorhyncha-Formen und denen der anderen afrikanischen Helmperlhühner. Helm deutlich vorhanden, abgerundet, nach hinten übergebogen. Befiederung im Nacken sehr gering. Borsten nur bei Hähnen schwach und gering angedeutet. Bei der vor- liegenden Henne fehlend. Verbreitung: Toru. Typus: & ad. Mokia-Fluss, Toru, 24. IV. 99. Ansorge coll. im Tring-Museum. Dortselbst noch ein Pärchen Holulu-Fluss (Nebenfluss des Semlik) in Toru, 2. V. 99. (Ansorge coll.) Ein bei Nakabimba in Toru 2. IV. 99 von Ansorge ge- sammeltes © bildet jedoch einen Übergang zwischen Zoruensis und maior Hartl. Nakakimba liegt wohl viel weiter Östlich wie die anderen Fundorte. Zu bemerken ist nur noch, dass bei allen Formen der ptilorhyncha, die überhaupt einen Helm haben, dieser bei Hähnen im allgemeinen viel stärker ist als bei Hennen, bei sehr alten Vögeln stärker wie bei jüngeren. Das gleiche scheint auch in Bezug auf die Grösse der Schnabellappen zuzutrefien. (Fortsetzung, folgt.) 411 Ornithologische Beobachtungen. Von F. Helm. Der grösste Teil der folgenden Beobachtungen wurde in verschiedenen Gegenden des Königreichs Sachsen im Laufe einer Reihe von Jahren angestellt. Lerchenfalk. Falco subbuteo L. Während ich früher an den Frohburger Teichen den Lerchen- falken so gut wie gar nicht zu Gesicht bekam, ist das seit 1900 anders geworden: vor allem im Mai ist er jetzt dort keine Selten- heit; einzeln, zu zweien oder in noch grösserer Anzahl beschäftigt er sich zuweilen nicht nur vorübergehend, sondern mehrere Stunden lang mit dem Insektenfang. Mit zahlreichen Möven, Seglern, Haus-, Stadt- und Uferschwalben jagt er dann um die Wette niedrig über die Oberfläche des grossen Teiches und die angrenzenden Wiesen und Felder zu 2, 3 oder mehr: so am 29. April 1903 3 Stück, am 27. Mai desselben Jahres sogar 4 (3 grosse und 1 kleiner). An diesem Tage konnte ich deutlich durch das Fernrohr feststellen, dass die Falken mit ihren Fängen, sie vorstreckend, Insekten fingen, dann während sie — natürlich im Fluge — den Kopf nach unten und hinten bogen und die Fänge weiter nach vorn streckten, mit dem Schnabel die Beute wegnahmen und darauf die Fänge wieder soweit zurückzogen, dass von denselben nur noch wenig sichtbar blieb. Selbstverständ- lich war es unmöglich festzustellen, welcher Kerbtierart sie nach- jagten, jedoch trieben sich am 8. Mai 1902, als ein Paar Baum- falken länger als eine Stunde sich der Insektenjagd hingab, überall Fliegen mit schwarzem Körper und bräunlich grauen Flügeln, welche viel länger als der Körper waren, dort in grossen Massen umher. Interessant war dabei die wiederholt zu constatierende Tatsache, dass andere Vögel, wie Segler, Schwalben und Möven, welche gleichfalls eifrig der Jagd auf Insekten oblagen, nicht im geringsten den Falken Beachtung schenkten: alle flogen durch- und nebeneinander; auch Kiebitze, die gelegentlich die Teiche oder Wiesen kreuzten, kümmerten sich nicht um sie. Anderer- seits kam es manchmal auch vor, so am 8. Mai, dass, falls ein Baumfalke an den Teichen sichtbar wurde, plötzliche Stille ein- trat. Keine Blässe, Ente oder Möve liess sich hören, nichts war von den überall sich sonst sehr bemerklich machenden gelben Bachstelzen, Rohrammern, Feldlerchen zu sehen, selbst die schwatzhaften, während der Balzzeit nach Art der Pieper in der Luft sich herumtummelnden Rohrsänger blieben lautlos im Ver- borgenen sitzen, die verschiedenen, sonst nie dort fehlenden Schwalben waren verschwunden. Erst nach dem Abzug des Falken nahm allmählich das Concert wieder seinen Fortgang. 412 F. Helm: Rotfussfalk. Cerchneis vespertina (L.) Am 20. Mai 1900 fand ich in der Kirschplantage am grossen Teich bei Frohburg ein infolge eines Schusses eingegangenes altes Weibchen. Fischadler. Pandion haliaetus (L.) Auf seiner Wanderung berührt dieser Adler regelmässig die Sächsischen Teichreviere, doch im allgemeinen im Frühjahr seltener als im Herbst. Während der ersten Jahreszeit traf ich bis jetzt nur 2 mal an den Frohberger Teichen, am 17. Mai 1896 und 28. April 1901, je 1 Stück an, im Herbst dagegen ist manchmal gleichzeitig mehr als einer dort zu beobachten. So kreisten am 13. Sept. 1896 gleichzeitig 2 über dem grossen Teiche b. Frohb. Auffallender Weise werden die dort fischenden Adler fast regel- mässig von Lachmöven und Kiebitzen verfolgt, welche sie manch- mal in kleinen Gesellschaften anhaltend umschwärmen und auch nach ihnen stossen. Manche Fischadler sind sehr wenig scheu und kommen bei ihren Jagdflügen nahe an Ackerpferde oder sogar an Menschen. Während sie das Gewässer absuchen, sind ihre Fänge nach hinten gerichtet und die Zehen gekrümmt, so- bald sie aber Anstalt treffen, niederzustossen, bringen sie die Fänge mit ausgestreckten Zehen nach vorn und unten. Steppenweihe. Circus macrourus. (Gm.) Ende Sept. 1897 revidierte ein Exemplar bei Frohburg in sehr niedrigem Fluge die in der Nähe der Teiche liegenden Felder, zog aber nach einiger Zeit weiter. Mauersegler. Apus apus (L.) Obwohl in der Hauptsache unserer Zugvögel zu einer be- stimmten Zeit sich bei uns einfinden und uns wieder verlassen, so gibt es einzelne Individuen oder auch kleinere oder grössere Gesellschaften mancher Arten, die ungewöhnlich früh ankommen oder spät abreisen. Dies ist unter anderem auch bei unsern ver- schiedenen Schwalbenarten der Fall. Hat man Gelegenheit, längere Jahre hindurch die Wanderung des Mauerseglers zu be- obachten — wohnt man also in einer Grossstadt oder an einem srossen stehenden oder fliessenden Gewässer -— so erhält man eine grosse Reihe diesen Gegenstand betrefiender Notizen, wie im folgenden gezeigt werden soll. Bekanntlich erfolgt im all- gemeinen die Ankunft unseres Vogels gegen den 1. Mai, die Ab- reise gegen den 1. August, ein Teil aber findet sich schon eher bei uns ein und zieht (eher oder) später ab. In Chemnitz wurden 1894 die ersten (einige) am 27. April abends, an den Frohburger Teichen 1895 (8 Stück) am 28. April, in Chemnitz 1897 am 25. April (2), 1897 am 28. April (einer), 1898 den Örnithologische Beobachtungen. 418 27. April (4) beobachtet. 1900 dagegen zeigten sich erst am 4. Mai früh einige in Chemnitz; tags darauf aber war weder an den Frohburger Teichen, noch in Chemnitz ein einziger zu bemerken, 1901 dagegen trieb sich an den in Betracht kommenden Teichen schon am 28. April eine Schar von 10 Seglern eine Zeit lang umher. 1903 und 1904 wurden in Chemnitz erst am 6. Mai einige beobachtet. Innerhalb viel weiterer Grenzen als die Ankunft erfolgt aber der Abzug unseres Vogels. Ungewöhnlich häufig zeigten sich Segler 1894 im August: so am 1. bei Rabenstein mittags 1), Dutzend, bei Chemnitz gegen abend 8—10, am 2. bei Augustus- burg ab und zu einzelne, am 4. in Chemnitz abends etwa 10, lebhaft rufend; tags darauf früh bei Waldkirchen, gegen 10 Uhr in Annaberg einige Vögel, ebenso abends auf der Fahrt nach Chemnitz hier und da. Ferner wurden einzelne oder kleine Trupps (nicht nur herumfliegende, sondern auch nach SW. wandernde) be- obachtet in Chemnitz am 6., 7., 9., 10., 14., 15. (mindestens 6 Ex.), 16., 17., 18., 19. (einige), 20. 23. (einige), 25. (einige), darunter einer, der durch seinen unsichern Flug auffiel); ja sogar noch am 26. August flog gegen 6 Uhr abends mindestens 1 Dutzend längere Zeit über der Stadt. 1895 zeigten sich im August Segler in Chemnitz am 1. (einzelne), 2. (einige, bis zu 4 Stück, zu ver- schiedenen Zeiten), 3. früh und abends einige in der Stadt, ein Vogel schien im Fluge von einem anderen gefüttert zu werden; während des Nachmittags flog etwa 1 Dutzend beim Eichhörnchen niedrig über die Felder, am 4. August kamen einzelne und auch kleine Scharen, viel rufend, wiederholt zur Beobachtung, gegen 9 Uhr vormittags kreisten 15 Stück längere Zeit über der Stadt, am 5. August taten dies mindestens 30—40, dabei erhielt ein junger von einem alten Futter, am 6. August gegen abend wurden 6, am 7. vormittags 1, gegen abend einige gesehen, ebenso am 8. vormittags. In der 7. Stunde abends zogen wiederholt einzelne oder kleine Trupps nach SW., tags darauf flogen hier und da einige über die Stadt, am 10. wurde vormittags mindestens 1 Dutzend, am Tage darauf zu derselben Zeit 1/, Dutzend ange- troffen, am 13. August kreisten gegen abend einige über der Hardt bei Gaschwitz (b. Leipzig). 1896 kamen im August Segler in Chemnitz zu Beobachtung, am 4. 1 Dutzend, am 7. einige, am 9. und 10. je 4/, Dutzend. Ausserdem wurde am 4. vormittags einer bei Aue und mittags einer bei Jägersgrün gesehen. 1897 zeigten sich in Chemnitz am 2. August früh einige, gegen abend 2 Dutzend, tags darauf vormittags einzelne, abends mindestens 12, desgleichen am 5. Dagegen wurde am 11. in der 7. Stunde abends, am 19. gegen 5 Uhr nachmittags und am 25. August um 1 Uhr mittags je einer gesehen, ebenso am 6. August abends bei Löbtau-Dresden. 1898 bemerkte ich im August nur ein einzelnen: am 10, 414 F. Helm: 1899 fütterte am 4. August 1 Paar in einem Garten in der Nähe des Chemnitzer Hauptbahnhofes noch Junge in einem Starkasten, am 20. d. M. flog bei Sturm ein einzelner eine Zeit lang lautlos über die Frohburger Teiche hin und her. 1900 traf ich in Chemnitz vereinzelte am 3. und 4. August an; hingegen trieb sich am 5. vormittags zwischen Bockwa und Wilkau (bei Zwickau) über der Mulde eine mindestens 100 Indi- viduen umfassende Schar, eifrig Nahrung suchend, umher, und am Tage darauf beobachtete ich in Arnoldsgrün bei Schoeneck (im Vogtland) mittags eilig nach SW fliegende Segler. 1901. Am 1. September, an einem windigen regnerischen Tage, suchte gegen Mittag ein einzelner in Gesellschaft anderer Schwalben über dem Grossen Teiche bei Frohburg Nahrung. 1902. Am 7. und 13. August liessen sich vereinzelte über Chemnitz sehen. Nach brieflichen Mitteilungen des Herrn Berge in Zwickau kamen dort Segler bis zu 20. August vor. Rauchschwalbe. Zirundo rustica L. Einzelne Rauchschwalben finden sich zuweilen ausserordentlich früh bei uns ein: so beobachtete ich 1886 die erste am 4. April bei mässigem SW in der Nähe des Waldschlösschens bei Dresden, 1887 bei ebenfalls SW Wind, Regen und Schneegestöber am 2. April am neuen Leipziger Schützenhause, 1889 auf der Elbe bei Übigau-Dresden den 7. April, 1890 schon am 30. März vor- mittags 1 Exemplar über dem Dippelsdorfer Teiche, nachmittags über dem Frauenteiche bei Moritzburg; auch 1894 flog an dem- selben Tage eine einzige an dem zuerst genannten Teiche umher. Bei Frohburg wurden im folgenden Jahre (1895) am 31. März sogar schon einige beobachtet, und am 1. April auch am Dippels- dorfer Teiche (bei Moritzburg) die erste bemerkt, am 2. April kamen dort schon 2 vor. 1896 konnte ich ebenfalls am 30. März am grossen Frohburger Teiche die Ankunft eines Exemplares feststellen. Eine eigentümliche Erscheinung war im Jahre darauf zu beobachten. Da in der 2. Hälfte des März sehr schönes Wetter herrschte, hatten sich die Zugvögel sehr zeitig eingefunden; an- fangs April aber stellten sich wieder Schneegestöber ein, und so kam es, dass am 5. d. M. an dem See bei Hasselbach (in der Nähe von Altenburg) eine Schar von 11/, Dutzend Rauchschwalben während eines heftigen Schneegestöbers über dem Teiche mit der Nahrungssuche sich beschäftigen mussten, was — nebenbei be- merkt — auch den Seglern bei uns manchmal nicht erspart bleibt. 1898 wurden an den Frohburger Teichen die erste am 3. April, 1902 daselbst am 6. d. M. beobachtet. An den ausgedehnten beschilften Teichflächen bietet sich manchmal auch Gelegenheit, grosse auf dem Zuge begriffene Scharen zu beobachten. So war dies z. B. am 3. Oktober 1900 am Dippelsdorfer Teiche bei Moritzburg der Fall; eine Tausende von Individuen umfassende Schar trieb sich dort unter lebhaften Örnithologische Beobachtungen. 415 Gezwitscher über der Wasserfläche umher, suchte bei einbrechender Dunkelheit das Schilf zur Nachtruhe auf, unterhielt sich aber lange zwitschernd. 1901 hatte sich am 12. April eine mehrere 100 enthaltende Schar am Strassenteiche bei Frohburg einge- funden. Ein Teil der Schwalben suchte eifrig Nahrung, die meisten aber Schienen sehr müde zu sein, denn, wo nur irgend eine Bodenerhöhung, wie Maulwurfshügel, Steine, Erdklösse u. s. w., sich vorfand, sassen Schwalben. Darunter waren auch einige, die durch ihre rostrote Unterseite besonders auffielen. Auch am 5. Mai desselben Jahres traf ich am gleichen Orte wieder eine srosse Schar in derselben Verfassung an, ebenso am 11. Mai 1902. An diesem Tage wechselte vormittags Schneegestöber mit Graupel- wettern ab, und mittags rastete am grossen Teich bei Frohburg eine sehr grosse Schar auf den Kirschbäumen längere Zeit, setzte aber dann die Reise fort. Mehlschwalbe. Delichon urbica (L.). Unter den am 12. April 1901 am Strassenteiche bei Froh- burg rastenden Rauchschwalben befanden sich auch einige Indi- viduen der in Rede stehenden Art. Am 4. September 1898 wurden in Gottesgab (am Keilberg) von einem Paare noch im Neste befindliche, aber schon daraus hervorsehende Junge gefüttert. Uferschwalbe. ARiparia riparia (L.). In seiner Forstzoologie verzeichnet Altum als frühesten Termin für die Ankunft der Uferschwalbe den 20., 23. und 24. April, als spätesten Termin des Abzugs den 23. September. Ich kann im Laufe einer Reihe von Beobachtungsjahren zu ähnlichen Ergebnissen. So fand ich 1895 und 1901 am 28. April an den Frohburger Teichen unter den sich dort zahlreich herumtreibenden Seglern, Rauch- und Mehlschwalben eine ganze Anzahl Ufer- schwalben. Auch betrefis der Abreise konnte ich wiederholt feststellen, dass Altums Angaben zutreffen. Die folgenden Tat- sachen werden dartun, dass mitunter einzelne Uferschwalben so- sar noch später bei uns anzutreffen sind als Altum angibt. Im August kamen Uferschwalben so häufig zur Beobachtung, dass es zu weit führen würde, diese Fälle aufzuzählen. Die letzten Uferschwalben bemerkte ich: 1891. Am 24. September an dem Dippelsdorfer Teiche bei Moritzburg. Unter einer grossen Schar von H. rustica und urbica trieben sich den ganzen Tag hindurch ziemlich viele Uferschwalben umher. 1892. Am 9. Oktober an gleicher Stelle (wie 1891) hielten sich 2 Stück auf. 1899. Nachdem am 16. September an den Frohburger Teichen unter Rauchschwalben eine grosse Anzahl Uferschwalben zur Beobachtung gekommen war, traf ich auch am 24, d. M. dort unter Rauchschwalben noch recht viele eifrig Nahrung suchend an, 416 F. Helm: 1900 beobachtete ich an gleicher Stelle am 9. September, 1901 am 15. September dort die letzten, und zwar in beiden Fällen eine grössere. Anzahl. Kuckuck. Cuculus canorus (L.) Zuweilen trifft man verhältnismässig spät noch Junge an. So beobachtete ich am 5. August 1898 zwischen Milstrich und Dobra (bei Kamenz) einen flugbaren Jungen, der sich durch sein fortwährendes Wispern bemerklich machte, ferner 1902 am 9. und 10. August im Parke des Libocher Schlosses (bei Melnik a. E.) einen andern, welcher von einem Laubsänger gefüttert wurde. Eisvogel. Alcedo ispida L. Nicht selten zeigen sich Eisvögel da, wo sie nicht brüten: am 10. August 1884 fanden sich plötzlich 2 Stück an einem mitten im Dorfe Arnoldsgrün liegenden kleinen Teiche ein. Falls während des Winters die Elbe sich mit Eis bedeckt, sind sie an den offenen Stellen in der Nähe Dresdens keine Seltenheit. Nach der Brutzeit scheinen sie weit umherzustreichen und besuchen dann auch Teiche. So kam er z.B. am 16. August 1891 an dem Moritzburger Schlossteich vor, und sie sind auch um diese Zeit und später an den Frohburger Teichen keine besondere Seltenheit: ich beobachtete Exemplare dort 1898 am 20. Juli, 16. Oktober und 20. November, 1899 am 9. Juli, 13. und 27. August, und 12. November, und 1902 am 24. August. In Gegenden, in denen der Eisvogel noch zu den regel- mässigen Erscheinungen gehört, hat man ab und zu Gelegenheit, ihn in nicht ganz gewöhnlichen Lebensverhältnissen beobachten - zu können. So bemerkte ich in den Morgenstunden des 11. Okt. 1891 an der Elbe bei Dresden einen, der eine Zeit lang über dem seichten Wasser rüttelte und darauf in dasselbe hineinstiess. An den Frohburger Teichen wählt er vielfach als Lieblingsbeob- achtungspunkte die Köpfe der Teichständer, am 27. Sept. 1902 jedoch setzte sich in dem ablaufenden Strassenteich einer auch auf die Spitze eines am Wasserrande stehenden Doldenblüters. Mitunter dienen ihm auch die unteren über das Wasser sich er- - streckenden Äste der Bäume als Sitzplätze: so sah ich einmal an der Weisseritz bei Tharandt und in der Nähe der Kannomühle im Spreewald einen auf einem derartigen Sitz. In diesem letzteren Falle — am 7. Aug. 1898 — befand sich der Vogel mindestens in einer Höhe von 2!/, m auf einem Erlenast, flog bei Annäherung unseres Kahnes von Baum zu Baum, dabei mehrmals nach ein- ander in der oben angegebenen Höhe sich setzend, fasste aber auch einmal niedriger auf dem Zweige eines Strauches Fuss und flog endlich seitwärts durch den Wald zurück. Erwähnt sei noch, dass einem eifrigen Angler an der Chemnitz zweimal ein Eisvogel auf die Angelrute sich setzte. Örnithologische Beobachtungen. 417 Dohle. Colaeus monedula (L.) Die in den Grossstädten an geeigneten Orten nistenden Dohlen geben vielfach Gelegenheit, festzustellen, wie sie geradezu in systematischer Weise die Suche nach Vogelnestern, in erster Linie nach Sperlingsnestern, betreiben. So beobachtete ich dies früher in Dresden und habe auch hier in Chemnitz jedes Jahr dazu reichlich Gelegenheit. Am allbekannten Zwinger in Dresden bringen zahlreiche Haussperlingspaare ihre Nester hinter den Mauerverzierungen an. Während der Brutzeit nun fanden sich jeden Tag einzelne Dohlen daselbst ein, suchten der Reihe nach - die Verzierungen ab, erkannten natürlich sehr bald die Niststellen und bemächtigten sich dann des Nestinhaites. Die Sperlinge kannten ihre Feinde selbstverständlich sehr gut: sobald eine Dohle auf der Brüstung oder an der Wand des besagten Gebäudes sich niederliess, erhoben sie ein lautes Geschrei. Kam die Dohle in die Nähe eines Nestes, so wurde sie unter heftigem Gezeter um- schwärmt und dadurch tatsächlich öfter zur Flucht gezwungen. Auch in meinem jetzigen Wohnorte spielen sich ähnliche Scenen ab, die Dohlen wissen meisterhaft die in den Rüstlöchern der Gebäude, hinter Dachrinnen u. s. w. befindlichen Sperlingsnester aufzufinden und auszuplündern. Während der Brutzeit der Lachmöven auf den Frohburger Teichen treiben die Dohlen sich auch an den Brutstellen der- selben zuweilen umher und werden von den Möven ebenso an- haltend und eifrig wie die Rabenkrähen verfolgt, kommen also wohl mit derselben Absicht wie ihre Verwandten dahin. Nicht verschwiegen soll andererseits aber auch werden, dass die Dohlen während eines Maikäferfluges die von diesen Insekten befallenen Bäume absuchen. So geschah dies z. B. am 21. Mai 1899 in Frohburg mit einigen von Maikäfern stark befallenen Eichen am Siegesdenkmal. Rabenkrähe. Corvus corone L. Obwohl über die Nahrung unserer einheimischen raben- artigen Vögel schon so viel geschrieben worden ist, dass eine förmliche Literatur darüber zustande gekommen, so kann ich mir doch nicht versagen, dazu noch einen Beitrag zu liefern. Die Rabenkrähe, einen grossen Teile des Königreichs Sachsen bewohnend, gibt dem aufmerksamen Beobachter überreichlich Gelegenheit zum Studium ihres Treibens. Ich will jetzt nicht darauf eingehen, zu schildern, wie diese Krähe zur Brutzeit die Dorfgärten aufsucht, um neben Starenkästen namentlich die Finkennester zu plündern, später auf den Kirschbäumen und im Herbst auf den Eichen sich einstellt und auch von diesen ihren Tribut fordert; auch will ich nur andeutungsweise darauf hin- weisen, dass manche Rabenkrähen regelrecht Jagd auf junge ausgeflogene Stare und im Winter auf angeschossene Ziemer Journ, f, Orn. LII. Jahrg. Juli 1904, 28 418 F. Helm: u. s. w. machen. Nur die Art und Weise, wie diese Krähe mit- unter zu den Getreidekörnern gelangt, sei hier kurz angegeben. Kommt man zur Zeit, in welcher das Getreide reift, an einsam liegenden Feldern vorbei, so trifft man auf den Feldrainen nicht selten einzelne oder einige Rabenkrähen an, die dort empor- springend Halme herunterziehen und dann aus den Ahren die Körner herauszuholen. Natürlich werden infolge dieser Be- handlung die Halme vielfach geknickt, deshalb sind an den Rändern vieler Felder derartig misshandelte Pflanzen keine Seltenheit. An grossen Teichen hat man im Herbste, wenn diese Ge- wässer beinahe leer gelaufen sind, garnicht selten auch Gelegen- heit eine anderer Art des Nahrungserwerbes unserer Krähe kennen zu lernen. Sie treiben sich nämlich dann in den schlammigen nassen Stellen mitten unter den Lachmöven herum, um dem Fischfang obzuliegen. Ich beobachtete am 21. Oktober 1900 an dem Frohburger Grossen Teiche eine grössere Anzahl, die sich eifrig dieser Beschäftigung hingaben. Hatte eine einen Fisch, in der Regel eine Schmerle oder eine Schleie, gefangen, so be- gab sie sich damit an eine trockne Teichstelle und bearbeitete dort ihre Beute Einmal kam es auch vor, dass eine Raben- krähe, die wahrscheinlich ihren Hunger schon gestillt, ein hand- lange Schleie am trocknen Ufer derart verbarg, dass sie über den Fisch mit dem Schnabel einige Blätter und andere Pflanzen- teile deckte. An diesem Gewässer hatte ich auch Gelegenheit festzustellen, dass es mit der Ausbildung des Geruchsorgans bei dieser Krähe nicht weit her sein kann. Als ich am 30. September d. J. dort in einer aus Schilf notdürftig zusammengesetzten Hütte mich befand und rauchte, nahm eine Rabenkrähe ganz in meiner Nähe auf die oberste Stange eines Zaunes Platz, verweilte da- selbst eine zeitlang und flog schliesslich, ohne eine Spur von Aufregung zu zeigen, ab. Der Wind wehte dabei allerdings von der Krähe her auf mich zu. An den Brutplätzen kann man ohne Schwierigkeit auch folgende Tatsache feststellen. Die auf den Eiern sitzende Krähe eines Paares wird von der andern im Neste gefüttert. Ob dies während der ganzen Bebrütungsdauer geschieht oder nur am Ende derselben, kann ich nicht entscheiden, im oberen sächsischen Vogtlande stellte ich alierdings schon Mitte April wiederholt den Vorgang fest, unter anderem 1887 am 16. April, als zollhoher Schnee die Gegend bedeckte und ein kräftiger Nordwind blies, ebenso am 19. d. M. bei ziemlich starkem Regen. Es sei an dieser Stelle gestattet, kurz auf Rörigs Unter- suchungen über die Insektennahrung der Krähen einzugehen. Es werden in den von ihm aufgestellten Übersichtstabellen unter den nützlichen Arthropoden die Libellen und unter den wirt- schaftlich unwichtigen Insekten die Rückenschwimmer und Schwimmkäfer angeführt. Diese Tiere können nur durch einen Örnithologische Beobachtungen. 419 unglücklichen Zufall in die betreffenden Abteilungen gekommen sein, denn wenn man bedenkt, dass die Libellenlarven junge Fische, welche länger sind als sie selbst, darunter auch junge Forellen auffallen und mit ihrem Fang- und Fressapparat bearbeiten, wenn man ferner Fälle beobachtet, dass der Gelbrand schon auf dem Wege vom Fangplatze zum Aquarium über ihm beigesellte Brunnensalamander herfällt, oder seine Larve beim Teichfischen sich so in Ellritzen verbeisst, dass der Fisch mit der in ihm verbissenen Larve zugleich ans Ufer geworfen werden kann, so dürfte man als Fischzüchter wohl etwas anderer Ansicht sein. Von der grossen Gefrässigkeit der Schwimmkäfer wusste übrigens auch schon Naumann zu erzählen. In seinem bekannten Werke weist er besonders darauf hin, dass Dyticus marginatus, cinereus, semistratus und andere sich oft in solcher Menge und so bald in geschossene, auf dem Wasser liegende Enten hineinarbeiten, dass nach Ablauf eines Tages Hände voll von ihnen herausfallen, wenn man die Ente aufhebt, die dann so leicht geworden, weil sie die Käfer ausgehöhlt haben. ö Grünspecht. Picus viridis (L.) Bei einem den 1. Januar 1899 nach den Frohburger Teichen unternommenen Ausfluge hatte ich Gelegenheit, einer Neckerei zwischen Lanius excubitor und einem Grünspecht beizuwohnen. Der letztere unterzog die auf dem Teichdamme stehenden Kirsch- bäume einer eingehenden Untersuchung. Als er dabei in die Nähe desjenigen Baumes kam, auf dessen Spitze ein Würger sass, stiess derselbe wiederholt nach dem fliegenden Specht. ‚Allerdings kümmerte dies den letzteren wenig, denn er hing sich immer wieder an den ihm am nächsten stehenden Stamm und untersuchte ihn von unten bis oben. Raubwürger. Lanius excubitor L. Während der kalten Jahreszeit habe ich diesen Würger in verschiedenen Teilen Sachsens nicht selten angetroffen, nur aus- nahmsweise aber kam ich auch eher mit ihm zusammen, so am 22. August 1887, wo auf einem Haferstoppelfelde bei Arnoldsgrün i. V. vor einem Mauseloch lange Zeit 1 Exemplar ruhig sass. In der Regel waren es die Monate Oktober bis März, in denen er sich zeigte; am frühesten bemerkte ich ihn am 16. Oktober, am spätesten am 27. März, und zwar 1898 an den Frohburger Teichen. DBetreffs seiner Nahrung sei folgendes bemerkt. Der Mageninhalt eines den 26. März 1888 in Arnoldsgrün erlegten Weibchens bestand aus den Vorderbeinen, Fleischteilen und einem Stückchen Haut einer Maus. Ein am 29, Januar 1891 im Grossen Garten von Dresden geschossener wies ebenfalls Mäuseknochen und -Haare, den Unterkiefer einer Spitzmaus und Gebissreste einer Wühlmaus auf. Wie ich schon im vorhergehenden ange- deutet, lauert der Würger mitunter vor den Löchern der Mäuse, 28* 420 F. Helm: es ist dies aber, wie allbekannt, nicht die einzige Methode, welche er ausübt, er rüttelt auch nach Art der Turmfalken über den Bauen dieser Nager. So tat dies z. B. einer in der Umgebung der Frohburger Teiche; er befand sich dabei 4—5 m vom Boden entfernt und blieb gleich dem Turmfalken lange an einem Punkte stehen, um dann in der Nähe das Experiment zu wiederholen, beide Male allerdings ohne Erfolg. Dasselbe war auch der Fail bei einem am 2. März 1902 beobachteten Raubwürger, der sich beim Rütteln sogar noch viel höher als der erste in der Luft befand. Meisen. Manche unserer einheimischen Meisen müssen ausserordentlich zeitig ihr Brutgeschäft verrichten. Am 3. Mai 1888 fütterte in Dresden in einem Garten der Wiener Strasse ein Paar Kohlmeisen schon eine flugbare Junge; 1891 am 10. Mai konnte genau der- selbe Fall im Schlossgarten von Moritzburg festgestellt werden (im Gegensatz dazu sei angeführt, dass am 16. September 1900 in einer Allee bei Frohburg eine Familie, deren Junge noch sehr jugendlich riefen, sich herumtrieb),. 1896 beobachtete ich am 5. Mai in dem Alten Friedhofe von Chemnitz auch eine Sumpf- meise, welche ein flugbares Junges den ganzen Tag führte und fütterte. Weisse Bachstelze. Motacilla alba L. Zu denjenigen Zugvögeln, die im Frühjahre sehr zeitig zurückkehren, gehört, wie ja allbekannt, die weisse Bachstelze. Ich beobachte die erste 1887 am 5. März bei Leipzig, 1889 am 9. März im Grossen Gehege bei Dresden, 1894 am 11. März bei Chemnitz, 1899 am 2. März bei Arnoldsgrün, am 5. März bei Frohburg (ca !/,; Dutzend), 1900 am 25. Februar einige an den Frohburger Teichen, 1901 daselbst am 3. und 1902 am 16. März. Weil nun bei uns im Laufe des März und zuweilen sogar im April noch ziemlich strenge Nachwinter eintreten, so geraten die weissen Bachstelzen (die durchziehenden Wiesenpieper u. a.) oft in grosse Bedrängnis und sammeln sich da, wo sie, wenn auch nur notdürftig, ihren Hunger stillen können, in ziemlicher Anzahl an. Es geschieht das in erster Linie an den Ufern der Flüsse und grossen Teiche. Dort werden durch Hochwasser resp. den Wellenschlag alle möglichen Pflanzenreste u. a. angeschwemmt und dort treiben zur Zeit der Not verschiedene Vogelarten sich herum, vor allem aber die weissen Bachstelzen. Mitunter kommen nun die angeschwemmten Genistmassen durch irgend eine Kraft in Bewegung, und die gerade zu dieser Zeit auf einem solchen Haufen sich aufhaltenden Bachstelzen lassen sich dann auf Flüssen eine Strecke weit abwärts treiben. So beobachtete ich im März 1889 mehrere derartige Fälle auf der Elbe bei Dresden: am 19. März unternahmen auf einem solchen schwimmenden Pflanzen- haufen zugleich 4 weisse Bachstelzen eine derartige Fahrt, und Ornithologische Beobachtungen. 421 am 31. d. M. tat dies eine einzelne in ziemlicher Entfernung vom Ufer, sie rief dabei sehr lebhaft, gleichsam damit beweisend, dass ihr die Partie grosse Freude bereite. Auch an den Froh- burger Teichen hatte ich wiederholt Gelegenheit auf durch den Wellenschlag hin- und hergehobenen schwimmenden Pflanzen- haufen umhertrippelnde weisse Bachstelzen beobachten zu können, so am 28. Oktober 1900 auf dem Strassenteich 6 Stück gleichzeitig. Betreffs der Nahrung der weissen Bachstelze sei folgende Tatsache angeführt. Als am 23. September 1900 an dem Froh- burger Grossteiche gegen Mittag auf den feuchten Schlammflächen eine grössere Anzahl Weisslinge einfielen, stellte sich auch eine weisse Bachstelze ein und machte laufend, flatternd und springend Jagd auf diese Schmetterlinge, fing auch 2 davon, während ich sie beobachtete, einen derselben verzehrte sie, während ihr der andere entkam. Kuhstelze. Budyies flavus (L.) Neben dem Mauersegler und der Uferschwalbe ist es Is gelbe Bachstelze, die mir im Laufe meiner Beobachtungstätigkeit hinsichtlich ihrer Ankunft und ihres Abzuges manche Über- raschung bereitet hat. Altum, dessen langjährigen Beobachtungen für mich aus verschiedenen Gründen im gewissen Sinne mass- gsebend sind, legt die Ankunft dieser Bachstelze gegen die Mitte des April (am frühesten beobachtete er sie am 2.) und den Ah- zug auf Ende August und in den September. Einzelne Individuen scheinen jedoch ihre Sommerwohnsitze auch schon eher als Ende August zu verlassen, denn sie zeigen sich vor dieser Zeit zu- weilen an Orten, wo sonst keine vorhanden sind. So beobachtete ich in den 80 Jahren in der ersten Augusthälfte wiederholt ein- zelne gelbe Bachstelzen, die in Arnoldsgrün (b. Schoeneck i. V.) in unmittelbarer Nähe eines Gutes sich einfanden, um dort an der Jauchengrube dem Fliegenfang obzuliegen, und 1900 traf ich auch zu dieser Zeit schon auf Helgoland eine einzelne an. Hinsichtlich der Ankunft dieses Vogels sei folgendes bemerkt: Vor Mitte April traf ich sie nur 1901 und 1902 an den Froh- burger Teichen an. Am 5. April 1901 suchten 2 Vögel unter !/, Dutzend weisser Bachstelzen eifrig Nahrung und zeigten sich wenig scheu, am 12. April dess. Jahres trieb sich eine grosse Schar auf den an den Strassen- teich grenzenden Wiesen und Feldern herum. 1902 waren den 6. April an den in Rede stehenden Teichen einzelne und kleine Gesellschaften, daneben auch eine Schar von 12—12 und eine andere von mindestens 20 Individuen vorhanden; auch am 13. April fehlten einzelne oder Scharen nirgends. ÖOfters kamen sie gegen Mitte April zur Beobachtung, so an denselben Teichen 1895 am 17., 1896 am 19., 1897 am 16., 1898 am 17., 1900 am 15. Der Abzug aber ist Ende September oft noch nicht beendet, denn es zeigen sich in manchen Jahren auch im Oktober noch 422 F. Helm: gelbe Bachstelzen, so am 3. Oktober 1890 noch einige am Grossen Gehege bei Dresden, 1896 am 11. Oktober an den Frohburger Teichen eine Schar von 12 Stück, die eilig unter Rufen nach SW flogen. Sogar am 25. Oktober d. J. traf ich daselbst auf einem Sturzacker eine sehr wenig scheue gelbe Bachstelze an, die beim Auffliegen mehrmals ihren Lockruf ausstiess, so dass also jede Verwechslung ausgeschlossen ist. 1899 beobachtete ich im ersten Viertel des Oktober gelbe Bachstelzen an verschiedenen Stellen unseres engeren Vaterlandes: am 3. Oktober gegen Abend einige am Dippelsderfer Teiche bei Moritzburg, tags darauf ebenfalls einige in der Nähe von Commerau bei Königswartha und den 8. Oktober eine einzige am grossen Frohburger Teiche. Auch 1901 trieben sich am 2. Oktober daselbst noch hie und da vereinzelte Exemplare umher. In der letzten Hälfte des September sind gelbe Bachstelzen im Königreich Sachsen durchaus nichts Ungewöhnliches. Es kam zu dieser Zeit zur Beobachtung 1888 am 21. September eine einzige an der Weisseritz bei Dresden; 1891 den 15. September auf den Elbhegern bei Pieschen- Dresden unter weissen Bachstelzen eine grössere Anzahl, am 24. September daselbst 4 und tags darauf 3; 1890 am 24. September zwischen Kemnitz-Stetzsch einige; 1894 den 16. September an den Frohburger Teichen mehr- fach, am 23. vereinzelt; 1897 am 19. September bei Frohburg eine Schar von 12 Stück und später eine von 9 Stück unter Lockrufen nach SW ziehend; 1899 am 24. September eine einzige bei Frohburg; 1901 am 15. und 28. September (eine einzige), am 22. Sep- tember einige daselbst. Wiesenpieper. Anthus pratensis (L.). Obwohl der Wiesenpieper in Sachsen nur stellenweise als Brutvogel sich vorfindet, dürfte es während der Zugzeit wohl kaum eine Gegend geben, die er nicht berührte. Wiederholt habe ich im Herbst in wenigen Tagen, im südlichen Vogtland anfangend, die grossen Teichreviere unseres engeren Vaterlandes bis in die Gegend von Königswartha ornithologisch beobachtend durchstreift, überall waren durchziehende Wiesenpieper vorhanden. Im Früh- jahre treffen manche schon sehr zeitig ein, so wurde an den Frohburger Teichen der erste 1897 am 7. März, 1899 am 12. Februar, 1900 am 14. März beobachtet. Trotz dieser zeitigen Ankunft einzelner dauert aber der Frühjahrsdurchzug sehr lange. So be- obachtete ich die letzten an folgenden Orten, wo sie sicherlich nicht brüten: 1887 am 23. April auf den Dorfwiesen von Arnolds- grün bei Schoeneck i. V. und in der Nähe von Schoeneck (einzelne), Ornithologische Beobachtungen. 423 1889 am 13. April im Grossen Gehege bei Dresden, 1891 den 2. Mai am Frauenteiche bei Moritzburg (mehrere), 1895 den 21. April am Ziegelteiche bei Frohburg, 1896 daselbst am 26. April noch etwa 50, 1897 am 25. April, 1900 sogar am 29. April (einige) und am 5. Mai an derselben Stelle noch einen. Der Herbstzug dieses Vogels findet bei uns von Ende September bis zum November statt. Die ersten Herbstdurch- zügler wurden bemerkt: 1887 am 27. September in Arnoldsgrün, 1889 am 20. September bei Schoneck i. V., 1891 am 2. Oktober bei Moritzburg, 1894 am 30. September an den Frohburger Teichen, 1895 am 20. September bei Gaschwitz bei Leipzig, 1896 am 27. September an den Frohburger Teichen, 1897 da- selbst schon am 19. September, an gleicher Stelle 1899 am 1. Oktober, 1900 am 23. September, 1901 am 22. dieses Monats. Mitunter tritt er auch in grösseren Scharen auf; so traf ich 1887 eine solche (25—30 Stück) Ende März bei Arnoldsgrün i. V. an, 1890 am 2. November am Frauenteiche bei Moritzburg (eine Vereinigung von etwa 50), 1894 an den Pleissaer Teichen bei Limbach (einen Flug von 20) und 1897 am 26. April (eine Schar von etwa 50 Stück) an den Frohburger Teichen. Die Individuen einer solchen Gesellschaft erheben sich bei Störungen in der Regel anfangs so, dass immer nur die dem Beobachter am nächsten befindlichen die Flucht ergreifen, um an einer benachbarten Stelle wieder einzufallen, bis endlich bei wiederholten Störungen ein anderer Platz auserwählt wird. Obwohl, wie sein Name schon andeutet, Wiesen sein Lieblingsaufenthalt sind und er auch auf dem Zuge solche bevorzugt, verschmäht er andere Orte, welche ihm zur Nahrungssuche geeignet erscheinen, nicht. So traf ich ihn bei Frohburg zuweilen in den ablaufenden grossen Teichen oder namentlich im Frühjahr auf den am Rande der Teiche angetriebenen schwimmenden Genistmassen, wie sie im Winter infolge der Rohr- und Schilfernte entstehen, an. Weil sie sehr zeitig ihren Rückzug von den Winterquartieren beginnen und bei uns späte Nachwinter vielfach sich einstellen, kommen sie sehr häufig in arge Verlegenheit, wissen aber auch in solchen Fällen sich durchzuschlagen. Als Ende der 80er Jahre bei Dresden gegen Mitte März ein heftiger Schneefall alle im Grossen Gehege infolge der Elbüberschwemmung zurückgebliebenen Lachen mit breiigem Schnee ausfüllte, suchten die Wiesenpieper an dem Elbufer zwischen dem dort stehenden Gebüsch Nahrung, wagten sich sogar zu diesem Zwecke unter die von der Ostraallee nach der Friedrichstrasse führenden Weisseritzbrücke, scheuten also die unmittelbare Nähe grösserer Wohnhäuser nicht. Zuweilen setzen sie sich auch auf die Spitzen ziemlich hoher Bäume, fliegen wohl auch von einem Baum zum andern. Gelegentlich benutzen sie auch Telegraphendrähte als Sitzplätze. Einzelne Durchzügler lassen im Frühjahr mitunter ihren Gesang hören. 4234 F. Helm: Feldlerche. Alauda arvensis L. Bekanntlich bilden sich jung aufgezogene Feldlerchen mit- unter zu Spöttern aus, indem sie die Gesänge anderer Käfigvögel lernen und mehr oder weniger vollkommen vortragen. Auch in der Natur finden sich Feldlerchen, die andere Vogelstimmen nachahmen. So hörte ich sowohl früher im Grossen Gehege bei Dresden, als auch jetzt an den Frohburger Teichen von einzelnen Feldlerchen die Lockrufe der Totaniden (gloitis, calıdrıs) und von Charadrius so täuschend vorgetragen, dass ich mehr als einmal, namentlich im zeitigen Frühjahr, dadurch getäuscht wurde. Bei dieser Gelegenheit sei gleichzeitig auf das eigen- tümliche Verhalten einer Feldlerche aufmerksam gemacht. 1889 bewohnte das Grosse Gehege bei Dresden eine Lerche, welche mit grosser Vorliebe auf die obere Querstange eines Zaunes sich setzte, daselbst, ruhig an einer Stelle bleibend, eifrig sang, und zwar nicht nur bruchstückweise, sondern ihre ganze Strophe vortrug. Eine Erklärung dieses eigentümlichen Gebarens liegt vielleicht in dem Umstande, dass die weitere Umgebung des Zaunes dicht mit aufsehiessenden Weiden, hohen Gräsern und dergl. bedeckt war. Rohrammer. Emberiza schoeniclus (L.). Namentlich an den Frohburger Teichen gehört dieser Ammer zu den häufigen Vögeln, während er bei Moritzburg merkwürdiger- weise erst im Herbst zahlreich auftritt. An den zuerst namhaft gemachten Gewässern finden sich einzelne schon sehr zeitig ein. 1897 beobachtete ich dort die ersten am 27. Februar, und zwar 2 dd und 1 2 (tags darauf traf ich übrigens auf den Feldern am Grossen Teiche von Pleissa (bei Limbach) eine Schar von 15—20 Stück an, die lauter Männchen zu sein schienen), 1897 hatten sich die ersten am 19. Februar, 1900 am 25. Februar, 1901 am 3. März bei Frohburg eingefunden, dagegen sah ich 1902 dort erst am 16. März ein Exemplar, nachdem ich bei früheren Ausflügen immer vergeblich nach ihm ausgeschaut. Während des Winters habe ich dort nie einen bemerkt, nur 1896 _ ausnahmsweise am 20. Dezember noch, sonst verschwinden die letzten im Laufe des Novembers. Wie ich schon im „Neuen Naumann‘ kurz angeführt, hat man gerade an den Frohburger Teichen viel Gelegenheit, diesen Ammer auf erhöhten Stellen sitzen und singen zu sehen. Der dort am Ufer des Grossen Teiches hinführende Weg ist an den Rändern mit Kirschbäumen bepflanzt, auf diese Bäume setzen sich die Rohrammer, wie es scheint, sehr gern, und zwar nicht nur auf die unteren Äste in einer Höhe von einigen Metern, sondern ebenso häufig auf die Baumspitzen von 5 und noch mehr Meter Höhe. Mitunter sah ich zu gleicher Zeit mehrere auf solchen luftigen Sitzen, so am 22. März 1896 3 und am 3. April des- Ornithologische Beobachtungen. 425 selben Jahres 5 Stück. Win angenehm ihnen die Plätze sind, erkennt man daran, dass, wenn man sie von einem Baume ver- jagt, sie gar nicht selten einem zweiten zufliegen, sich dort niederlassen, um von da aus oft noch einem dritten zuzueilen. Rephuhn. Perdix perdix (L.) Am 21. Juli 1898 traf ich mitten im Walde auf einer Wiese bei Arnoldsgrün i. V. etwa wachtelgrosse Junge in Gesellschaft dreier Alten an; jung und alt flog bei meiner Annäherung zu- sammen nach derselben Richtung fort. Gar nicht selten hört man von der Erlegung abweichend ge- färbter Rephühner: so wurde 1 Albino aus einem 15 Stück starken Volke bei Nobitz geschossen, ebenso ein gleich gefärbtes bei Niederschöna, wo schon mehrere Jahre vorher eine gelbe Spielart vorkam. (Ztg. Ntz.). Fasan. FPhasianus colchicus L. Nicht selten sieht man bei den Wildhändlern in Chemnitz neben hahnenfedrigen Hennen abweichend gefärbte Männchen, so hingen im Februar 1899 in dem Schaufenster eines Wildhändlers gleichzeitig 3 vollständige weisse und ein isabellfarbiger, die an- geblich aus Schlesien stammten. Im Januar 1900 befanden sich an derselben Stelle 2 reine Albinos; ferner 1901 im Schaufenster eines anderen derartigen Ladens Ende Okt. 1 und Mitte November 2 isabellfarbige $. Ein beim Kleemähen aufgefundenes Fasan- gelege wurde einer Haushenne zur Weiterbebrütung übergeben: ein Hahn und eine Henne schlüpften aus. Der erstere kam zur vollen Entwicklung (während die Henne eher starb), wurde sehr zahm, blieb immer auf dem Hofe des Gutes, trotzdem die ganze Umgegend wilde Fasane beherrbergte, schloss sich den Hühnern an und versuchte auch, diese zu treten. Goldregenpfeifer. Charadrius apricarius L. Auf seinen alljährlichen Wanderungen kommt der Goldregen- pfeifer auch in unserem engeren Vaterlande regelmässig vor. Es würde viel zu weit führen, hier die Orte, an welchen Vögel dieser Art erlegt oder beobachtet wurden, aufzuführen. Nur einige die Frohburger Teiche betreffenden Daten seien kurz angeführt: 1896 am 19. April trieb sich ein einzelner eine Zeitlang in der Umgebung der Teiche unter einer Schar von Staren und Kiebitzen herum. 1897 kam dort schon am 7. März eine Schar von etwa 30 Stück zur Beobachtung. 1898 hielt sich am 20. März ein grosser Flug in der Um- gebung des Ziegelteiches auf; ein einzelner, der wahrscheinlich von seinen Kameraden abgekommen war, zeigte sich sehr unruhig, 426 F. Helm: flog unter lebhaften Rufen viel umher. Auch am 3. April wurden die charakteristischen Rufe dieses Regenpfeifers wieder gehört. 1900 am 14. März rasteten 2 Stück auf einen Saatfelde am Ziegelteiche. 1901 am 17. März hatte sich auf demselben Felde eine Schar von 15 Exemplaren niedergelassen. 1902 am 13. April riefen auf den Feldern an den Teichen wiederholt einzelne. Kiebitz. Vanellus vanellus (L.) Wie überall, ist auch in Sachsen namentlich in der Umgebung der grösseren Teiche der Kiebitz vorhanden und trägt selbst nach der Brutzeit infolge seiner Vereinigung zu grossen Scharen viel zur Belebung einer Gegend bei. Im Frühjahre stellt er sich sehr zeitig ein. An den Frohburger Teichen trieben sich 1897 am 7. März 2 Scharen umher, 1899 am 12 Februar etwa 1 Dutzend, 1900 am 25. Februar ein einzelner und eine Schar von 8—10 Exemplaren, 1901 am 6. März 3 und 1902 am 2. März ver- schiedene Flüge. Den Winter verbringt an den Frohburger Teichen keiner dieser Vögel. Während am Anfang des November daselbst all- jährlich noch grosse Scharen beobachtet werden können, habe ich ausgangs dieses Monats niemals mehr ein Exemplar gesehen. Fischreiher. Ardea cinerea L. Nach der Brutzeit ist der Fischreiher in den grossen sächsischen Teichrevieren durchaus keine seltene Erscheinung, wie sehr deutlich aus dem Verzeichnis der vom Sächsischen Fischereiverein gezahlten Prämien für Fischfeinde hervorgeht. Genannter Verein gewährte von 1884 bis 1902 Prämien (a 3 M) für 1541 Reiher, ferner (a 5 A) für 67 Fischadler und (& 5 M) für 621 Ottern. Dabei kommen aber lange noch nicht alle er- legten Reiher zur Prämiierung! In welcher Anzahl er mitunter auftritt, mögen nachstehende Spezialangaben näher dartun. An den Moritzburger Teichen wurden von mir beobachtet: 1891 am 4. Okt. vormittags 9 Stück gleichzeitig in dem ablaufenden Dippels- dorfer Teich, am 11. Okt. vormittags daselbst 7 Stück fischend, während nachmittags gegen 4 Uhr über demselben gleichzeitig 13 Exemplare kreisten. Am 25. Okt. trieben sich an dem Ab- flussgraben des Mittelteiches 10 herum. 1897 standen am 5. Okt. in dem ablaufenden Frauenteich 9 und am Tage darauf, als dieser Teich abgefischt wurde, mindestens 11), Dutzend. In der Umgebung der den Moritzburger Teichen an Grösse nachstehenden Frohburger Teichen kommt der Fischreiher zwar nicht so zablreich vor, aber er fehlt auch da nicht. Im März und merkwürdigerweise spätim April zeigen sich zuweilen dort einzelne, Ornithologische Beobachtungen. 427 so zogen 1900 am 16. April 3 und am 21. April 2 Stück unter Rufen in grosser Höhe über die Teiche. Nach der Brutzeit stellen sich ebenfalls einzelne von Ende Juli an manchmal ein. Falls zu fischende Teiche im Ablaufen begriffen sind, vermehrt sich zwar ihre Anzahl, aber wie schon hervorgehoben, in solchen grossen Vereinigungen wie an den Moritzburger Gewässern habe ich sie bei Frohburg nie beobachtet. 1901 war Ende Okt. während des Abfischens des grossen Teiches die nun zu schildernde inte- ressante Tatsache festzustellen. Es hielten sich dort, als man fischte, 3 Reiher natürlich in grosser Entfernung vom Damme, wo das Verwiegen der Fische vorgenommen wurde, im Teiche auf. Dieselben hatten die dem Abfischen vorhergehenden zwei, infolge des Mondscheines sehr hellen Nächte im Wasser des Teiches stehend verbracht. Blässhuhn. Fulica atra L. Obwohl ich schon in „Neuen Naumann‘ den grössten Teil meiner seit 20 Jahren über diesen Vogel gesammelten Beobach- tungen veröffentlicht habe, so möge doch an dieser Stelle noch- mals kurz auf dieselben eingegangen und auch gleichzeitig einige seit jener Veröffentlichung festgestellte neue Tatsachen hinzu- gefügt werden. In dem näher bezeichnetem Werke wies ich darauf hin, dass die Blässen der Nahrung wegen aufs Trockene hauptsächlich an solchen Teichstellen kommen, welche sehr flach verlaufen und ausserdem frei von Rohr, Schilf und Gesträuch sind, somit einen weiten Überblick, leichten Ausstieg und schnelle Flucht auf das Wasser ermöglichen. Auch konnte ich dort auf eine eigentümliche Art der Nahrungssuche aufmerksam machen, welche darin besteht, dass zuweilen einzelne Blässen, auf zusammen- geschwemmtem Genist stehend, mit einem Fusse eine Zeitlang auf dasselbe schlagen, dabei ein klatschendes Geräusch verur- sachen und dann mit dem Schnabel etwas aufpicken. Ich bin gegenwärtig in der Lage, für beide Tatsachen neue Beobachtungen anführen zu können. An einem der Frohburger Teiche scheinen die an die flach verlaufenden Teichstellen sich anschliessenden Wiesenstreifen, so- wie die an dieselben grenzenden Feldpartien wahre Lieblingsstellen unseres Vogels zu sein; denn zu geeigneten Zeiten dürfte man dort wohl selten vergebens nach auf dem Trocknen herumlaufenden Blässen sich umsehen. Dafür, welche Scenen dort mitunter zu beobachten sind, mögen die nun zu machenden Angaben aus den letzten Jahren sprechen. Am 3. April 1898 liefen am Strassenteiche bei meiner Ankunft einige auf der Wiese, Gras abweidend, herum, nach einiger Zeit taten dies 12 unter Lach- möven und Enten verschiedener Aıt. Nachdem ich den Damm des in der Nähe befindlichen Ziegelteiches erreicht hatte, be- merkte ich dort auf einer dem Teiche angrenzenden Wiese 428 F. Helm: mindestens 15 Exemplare, welche sich in derselben Weise be- schäftigten und bei meiner Annäherung langsam auf den Teich sich begaben. Am 17. April mittags trieben sich auf dem flachen Ufer und dem daneben liegenden Winterroggenfelde — dessen Rand 40 Schritte weit vom Teichrande entfernt lag -- 15—18 Blässen herum. Die flachen Teichstellen waren dort so versumpft und vergrast, dass die Blässen durch dieselben waten mussten. Weil sie dies jedenfalls schon öfter getan, hatten sich an dem Ufer förmliche Pfade gebildet. Auf dem Winterroggen- felde waren in einer Breite von 6 Schritten die Blattspitzen der jungen Saat abgebissen und der Boden weithin mit grünem Kot bedeckt, der sich immer da findet, wo die Blässen Grünes ver- zehrt haben. Erwähnt sei noch, dass, als ich mich den Vögeln _ näherte, die meisten derselben, eine lange Reihe bildend, ins Wasser marschierten und nur die 4 letzten vom Rasen aus in den Teich flogen. Wie erpicht die Blässen mitunter auf das Weiden auf dem Festlande sind, mögen folgende Fälle beweisen. Am 12. April 1901 lief, als ich mich dem Grossen Teiche näherte, auf dem als Pferdekoppel zeitweise benutzen Wiesenstreifen, welcher aus dem eben angeführten Grunde mit Stangen eingezäunt und mit einer Bretterhütte versehen ist, eine einzelne Blässe herum, die, als sie mich sah, dem Teiche zustrebte.e Da ich mich aber hinter der Hütte verbarg, blieb auch der Vogel ruhig an seinem Platze auf der Wiese, erst als ich mich wieder vor der Hütte zeigte, eilte die Blässe ins Wasser. Um den Teichrand nach Sumpf- vögeln abzusuchen, setzte ich dann meinen Weg fort, ich hatte aber das obere Ende der Koppel noch nicht erreicht, als schon wieder 4 Blässen auf der Wiese umherliefen, 2 derselben waren sogar schon bis an die Wiesenstelle gekommen, welche an ein Feld grenzte. Im Oktober desselben Jahres hatte ich Gelegen- - heit, die Blässen von einer ganz neuen Seite hinsichtlich ihrer Ernährung kennen zu lernen. Die hier in Betracht kommenden Frohburger Teiche sind, wie schon angeführt, umgeben von mehr oder minder breiten Wiesenstreifen, an die dann die Felder stossen. Am Strassenteich ist auf der Seite, wo der Teich sich verflacht, die Wiese nur schmal; 1901 war das daranstossende Feld mit Kartoffeln bestellt, die im Oktober herausgenommen wurden. Als ich am 20. Oktober in der 10. Stunde vormittags dort anlangte, befanden sich schon 8 Blässen auf dem abgeernteten Kartoffelfelde, während 4 andere auf der Wiese demselben zu- eilten. Bei meinem Erscheinen flog die ganze Gesellschaft ins Wasser, und ich verbarg mich im Innern der dort befindlichen, für die im Teiche badenden Frohburger Einwohner gebauten Bretterhütte. Ich hatte aber noch keine Viertelstunde dort ver- bracht, so liefen an verschiedenen Stellen des abgeernteten Feldes wieder Blässen — zusammen mindestens 1 Dutzend — Örnithologische Beobachtungen. 439 umher und 1, Dutzend eilte, soweit das Wasser es gestattete, schwimmend, sodann watend und schliesslich laufend dahin. Auch am 31. Oktober vormittags und nachmittags und am 10. November spielten sich dort ähnliche Vorgänge ab. Eine nähere Besichtigung des Feldes ergab folgendes: da, wo die Vögel sich aufgehalten hatten, lagen neben graugrünen Exkrementen Kar- toffeln verschiedener Grösse in ziemlicher Anzahl; manche der- selben waren fast vollständig ihres weissen Fleisches beraubt, nur die Schale mit einigen Fleischresten war übrig geblieben, andere wieder wiesen nur erst ein kleines Loch auf. Schliesslich sei auch noch kurz folgende Beobachtung angeführt, welche dar- legt, wieviel man manchmal zu gleicher Zeit Blässen auf dem Lande beobachten kann. Am 8. Juni 1902 liefen gegen Mittag auf dem wasserfreien Ufer des Grossen Teiches anfangs 12 Stück umher, nach einiger Zeit war die Zahl derselben auf 28, kurz darauf auf 30 und schliesslich auf 33 gestiegen. Überall konnte man eifrig herumlaufende und weidende Blässen bemerken. Auch war es mir abermals möglich, einzelne schwarze Wasser- hühner beim Wassertreten zu beobachten, so am 15. April 1900 und am 31. März 1901. In dem letzteren Falle schlug ein Exemplar, auf in der Nähe des Dammes angeschwemmten Pflanzen stehend, sehr eifrig mit einem Fusse auf dieselben, pickte dann verschiedenes auf, schlug abermals auf das Gerüst, nahm etwas mit dem Schnabel auf und sah dann mit gebeugtem Halse anhaltend und eifrig auf die Wasseroberfläche, um schliesslich sich ins Wasser zu begeben. Uber die Zeit, die tauchende Blässen unter Wasser verbringen, sei folgendes mitgeteilt. Ein am 9. September auf dem Ziegelteich am Schilfrande tauchendes Exemplar blieb nach einander 12, 15, 10, 9, 10, 13, 13, 10, 9, 10 Sekunden lang unter Wasser, ein anderes am 16. Septeimber beobachtetes: 11, 8, 9, 10, 8, 11, 13, 13, 11, 13, 8 Sekunden. Bekassine. Gallinago gallinago (L.). Namentlich während des Herbstzuges ist die Bekassine an unseren grossen Teichen eine gewöhnliche Erscheinung. In dem 18. Jahrgang der Ornithologischen Monatsschrift (1893) S. 273 berichtete ich schon ausführlicher über das Vorkommen unseres Vogels an den Moritzburger Teichen. Es sei daraus folgendes wiederholt. Am 20. September 1891 jagte ich aus einer mit umgeknicktem Schilf ziemlich dicht bestandene Stelle des Nieder- waldteiches erst 7, dann 6, 1, 3, 1 Bekassine in kurzen Zwischen- räumen auf. Als ich am 27. September d. J. bei regnerischem Wetter an dem damals grösstenteils abgelaufenen Dippelsdorfer Teiche beobachtete, traf ich auf den schlammigen von Schilf umgebenen Stellen und in dem Schilfe selbst unseren Vogel in ganz ungewöhnlicher Menge an: bald einzeln, bald 2, 4 oder eine noch grössere Anzahl erhob sich gleichzeitig unter Rufen, und zwar geschah dies überall, wohin ich mich auch wenden 450 F. Helm: mochte. Die aufgejagten Bekassinen flogen dann in ziemlicher Höhe über den Teich, die Individuen, welche auf einmal aufge- standen, bildeten eigene Flüge, scharten sich meist noch dichter zusammen und führten gemeinschaftliche Schwenkungen aus. Von Zeit zu Zeit sauste die eine oder andere aus der Höhe nieder an mir vorbei oder über den Teich hin. Jeden Augenblick ver- nahm man das Kätsch der Auf- und Umberfliegenden und konnte innerhalb kurzer Zeit Dutzende von fliegenden und rufenden Vögeln zählen. Dass die Bekassine zeitweise auch an den Frohburger Teichen eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist, dafür mögen einige Be- obachtungen angeführt werden. Am 16. September 1894 standen von einer überschwemmten, wenig bewachsenen Wiesenstelle am Grossenteiche gleichzeitig 7 unter Rufen auf, am 30. Juli 1896 erhoben sich von einer seichten Uferstelle desselben Teiches ebenfalls 7, und nach einiger Zeit noch 3 Stück; von einer anderen versumpften Stelle daselbst am 1. August 1, 3, 3, 2, 1, 3, 1, 2, 1 in kurzen Pausen nach einander, am 8. August jagte ich an gleichem Orte, nachdem bei meinem Nahen 1 Dutzend fortgeflogen, noch 3, dann 1, 2 und darauf abermals 3 kurz nacheinander auf, und, um noch ein Beispiel anzuführen, am 30. August desselben Jahres, hatten sich an einer Lache auf dem begrasten Boden einer Lehmgrube 5 Bekassinen eingefunden, die unter Kätschrufen bei meiner Annäherung fort- flogen. : Bei diesem massenhaften Auftreten der Bekassinen und den geringen Beunruhigungen, welche sie während ihres Aufent- haltes an den Teichen erfahren — es wird ihnen so gut wie gar nicht nachgestellt — ist es nicht verwunderlich, das man sie in allen möglichen Lebensverhältnissen beobachten kann. Auf einige derselben sei hier kurz eingegangen. Am 7. August 1896 hielten sich 7 Stück am begrasten Ufer des grossen Teiches auf, 5 der- selben standen am Teichrande, 2 aber hockten auf der mindestens mannshohen obersten Stange der Pferdekoppeleinzäunung und flogen erst unter Rufen ab, als ich ihnen ziemlich nahe gekommen war. Am 11. Oktober 1896 in den ersten Nachmittagstunden befanden sich 9 Exemplare an derselben Teichstelle, die, nebenbei bemerkt, ein Lieblingsplatz der meisten die Teiche besuchenden Vögel mit Ausnahme der Taucher und Tauchenten ist. Nach kurzer Zeit näherte sich den Bekassinen eine Schar von einigen hunderten Kiebitzen, um dort einzufallen. Sobald diese in die Nähe der Sumpfschnepfen gekommen waren, sprang eine derselben mit ausgebreitetem Schwanze und gelüfteten Flügeln ihnen entgegen, natürlich ohne Erfolg. Die Kiebitze setzten sich, den Schnepfen schien dadurch ihr Aufenthaltsort verleidet zu sein, denn nach wenigen Augenblicken begaben sie sich auf die oberste (mannshohe) Stange der Pferdekoppelein- zäunung, liefen daselbst unbeholfen einige Schritte weit und blieben dann ruhig sitzen, bis ich sie verscheuchte. Während Örnithologische Beobachtungen. 431 sie auf diesem ungewöhnlichen Platz verweilten, kratzte sich die eine, auf einem Fusse stehend, mit dem andern am Kopfe. Auch an anderen für gewöhnlich nicht von ihnen besuchten Orten finden sich manchmal Bekassinen ein. So jagte ich 1896 im Oktober 2 Stück in der Nähe des Strassenteiches von einer ziemlich trocknen, gemähten und mit dem dürren Gras bedeckten Wiese auf, am 28. März 1897, als am Ufer des Ziegelteiches viel Sumpfschnepfen eingefallen waren und einmal 10 Stück fast, gleichzeitig abflogen, stiegen von einem mit Strohdünger bedecktem Felde zwei, nach kurzer Zeit vier vom Rande dieses Grundstückes und eine weit drinnen im Felde auf. Auch am 5. April d. ). jagte ich zwei von dem gedüngten Felde fort, und am 19. Sept. desselben Jahres erhoben sich, nachdem vier das versumpfte Teichufer verlassen, gleichzeitig sieben Sumpfschnepfen aus einem an diesen Teich grenzenden Kartoffelfeld. Auch an noch anderen aussergewöhnlichen Stellen fallen sie mitunter ein, so stand am 9. September 1900 eine Bekassine mittags am Grossen Frohburger Teiche ganz frei im seichten Wasser, behielt auch ihren Platz inne, als die dort sich ebenfalls aufhaltenden Krick- und andere Enten unter Rufen aufs Wasser flogen, erst als ich ihr sehr nahe gekommen, bequemte sie sich zum Abfliegen, um ganz in der Nähe wieder einzufallen. Am 28. September 1901 hatte man wegen Streumangel eine versumpfte, meist mit Binsen, Seggen etc. bestandene Uferstelle abgemäht; daselbst hatte sich eine grosse Anzahl Sumpfschnepfen niedergelassen. Nachdem bei meiner Annäherung erst einzelne abgeflogen, tat dies dann gleich- zeitig ein Dutzend, dem kurz darauf noch einige folgten. Ab und zu hört man an dem einen oder andern Teich auch eine Bekassine meckern. So tat dies z. B. am 7. Juli 1901 vor- mittags 1 Exemplar, indem es über dem Strassenteich unter ab- wechselndem Meckern und Dickerufen umherflog, um endlich unter den letzten Rufen am Teichrande einzufallen. (Fortsetzung folgt.) Entwickelung oder Nicht-Entwickelung? (Replik auf die Ausführungen O. Kleinschmidt’s). Von Wilhelm Schuster. Mn dr ovrwg, dyasos nso Ewv, Yeosixer” Ayıllav, xAEnTE vOW, EmEi 0V nugsAeVoEnı OVdE we nEioeıg. Homer, Ilias I, 131 u. 132. „O quae mutatio temporum!“ Herr Pfarrer OÖ. Kleinschmidt stellt in No. 12 der „Ornithol. Monatsberichte‘“ 1903, S. 180 mit besonderem Nachdruck den Satz auf: „Ich protestiere feierlich dagegen, dass die Entwicklungslehre anerkannt sei. Ich erkenne sie nicht an.“ — Dass der von mir in No. 10 derselben Zeitschrift, S. 156, niedergelegte Passus: . 488 Wilhelm Schuster: „Erscheint es nicht wieder auf Grund solcher Erkenntnis als gar sehr fehlerhaft, als kleinlich beschränkt, subtile Art- scheidungen in die Natur hineinzutragen nach einem bestimmten „wissenschaftlichen“ Schema, einer menschlich subjektiven Schablone — — Artscheidungen, die in Wirklichkeit garnicht vorhanden sind, sondern sich lediglich als Registrierung der Spezifika des (nach Zeit und Ort) anders gearteten Movens von Lebenssitten etc. nur einer Spezies ausweisen? Jener tendenzgetreue Schematismus ist eine Sünde wider die (doch anerkannte) Entwickelungslehre!“ unmittelbar an die Adresse von Herrn Kleinschmidt ging, welcher vier Seiten vorher (S. 153) auf Grund einer kleinen, an nur fünf sizilischen Habichtsexemplaren (als Parallel- stücken zu sizilischen Sperbern) wahrgenommenen sogenannten „Artverschiedenheit“ geschrieben hatte: „Wer da meint, die Natur arbeite nirgends nach einem Schema, der möge diese beiden Formen ansehen und verstummen“ — — das war ja eigentlich sehr einfach und klar und wurde auch von Herrn Kleinschmidt ganz richtig herausgefühlt. Aber dass sich Herr Kleinschmidt daraufhin zu der obigen paradoxen These: „Ich erkenne die Entwickelungslehre nicht an“ drängen lassen würde, das hätte ich denn doch nicht erwartet. Denn die Leugnung der Ent- wickelung in der organischen Natur (und damit der Tierver- änderungen) ist doch keine conditio sine qua non für die Anfechtung meiner Tatsachenmitteilung (betreffend die veränderte Nistweise der Juister Brandenten); Herr Kleinschmidt hätte doch vielleicht auch noch auf andere Weise mich „totmachen“ bezw. mir Widerpart leisten zu können glauben dürfen. Ich erkläre mir also die obige, (wie sich zeigen wird: ganz einzigartige) Idee Kleinschmidts als eine extrem individuelle These, hervorgegangen aus der augenblicklichen oppositionellen Stellung ihres Autors, erzielt im getreuen Verfolg vorausgehender prinzipieller Gedanken- aufstellungen: Als das momentane geistige Entwickelungsprodukt aus schon lange vorher (stark) gährenden Tendenzen. Und ob nun Kleinschmidt jetzt auch noch die Entwickelung in der Natur leugnet, um seine Theorien über „Formenkreis“ und „Lebensring“ um so eher — sit venia verbo! — „durchdrücken“ zu können oder ob darum nicht, ist mir hier weiterhin Nebensache; Tat- sache ist: Er leugnet die Entwickelung. Was ist nun mit dieser These, welche Vorgeschichte hat sie? Eine logische Untersuchung soll es dartun. Es springt zunächst sofort in die Augen, dass diese These ihrem ganzen Charakter nach auf derseiben Linie vorwärtsläuft, auf welcher alle jenen modernen — berufene und unberufene! — Bestrebungen paradieren, welche so etwa das Motto an der Spitze tragen: „Iod dem Darwinismus.“ Der Geist der Kleinschmidt’schen These ist — jedoch, wie sich später zeigen wird, nur scheinbar — identisch mit demjenigen, welcher sich in den gleichfalls neu- Entwickelung oder Nieht-Entwickelung ? 438 zeitlichen (in No. 10 des „Zool. Gart.“ 1903 von mir in einem längeren Essay, S. 325—332, abgefertigten) Totelager- Leichen- reden: „Am Sterbelager des Darwinismus‘“ breitmacht. Auf den ersten Blick zunächst anscheinend dieselbe Signatur, derselbe formfertige, geschlossene polemische Typus (und doch nur an- scheinend)! Dieser verneinende Geist des Widerspruchs mit seinen so garnicht verfänglichen Produzierungskünsten — ich will nicht sagen: in Mephistopheles’ Art — ist zur Zeit auf naturwissen- schaftlichem Gebiete ein ungemein aktuelles Thema. Und darum quae mutatio temporum! Vor fünfundzwanzig, ja noch vor fünf- zehn Jalıren wäre gewisslich die eben hier gekennzeichnete Fechter- bezw. Thesenstellung durchaus nicht möglich gewesen. Heute aber ist sie möglich — — weil sich so und so viele akademische Lehrer mit mehr oder minder grossem Vorbehalt, mit geringeren oder stärkeren Modifizierungen, mit engerer oder weiterer, immer Mass und Ziel setzender Reserve [und N. B. auch mit vielleicht mehr oder weniger Recht] gegen den sogenannten „Darwinismus“ — den typischen Darwinismus im engeren, beschränkten Sinne (also die Selektions-, Zuchtwahltheorie) — ausgesprochen haben — — -— nota bene, sich ausgesprochen haben nicht strikte und absolut, sondern unter Anerkennung des Darwin’schen und Vor- Darwin’schen (Lamark’schen) Gesamtbaues freilich allesamt nur mit engeren oder weiteren Modifizierungen, welche einerseits nur Einzelheiten an dem System ändern wollen und andererseits für jeden einzelnen Thesensetzer eine gewisse, vorsichtigerweise auf- gerichtete Deckung bedeuten — — — sich ausgesprochen haben nur gegen den „Darwinismus“ im engeren Sinne Weil ein Wi- sand, Hamann, Haacke, Driesch, Julius von Sachs, Goette, Kor- schinsky, Haberlandt, Steinmann, Eimer, Fleischmann (es sind das so ziemlich alle hier event. zu nennenden Namen) gewesen sind, ist die These eines Kleinschmidt möglich. Nur darum! !) Nun das Aber! Alle diese Männer der Wissenschaft haben sich ja aber niemals gegen die Entwicklungslehre selbst gewandt. 1) Und von diesen wenigen, hier namhaft gemachten Männern der Wissenschaft (von den nichtwissenschaftlichen, sondern religiösen In- tentionen folgenden Gegnern sehe ich natürlich ab), welche sich irgendwie und irgendwann einmal polemisch gegen Darwin gewandt haben, „möchte sich gewiss wohl ein Teil (so z. B. vielleicht Haacke, Goette etc.) ver- bitten, dass bestimmte von ihnen geschriebene Sätze aus dem Ganzen herausgerissen und lediglich in dem einen Sinne verwandt werden, der eine Missdeutung leicht zulässt, oder dass sie auf Grund irgendwelcher nebensächlicher Indizien als Gegner des „Darwinismus“ aufgeführt werden. Prof. Eimer z. B. ist ebenso für den engeren Darwinismus (Selektions-, Zuchtwahltheorie) als dagegen, d. h. er billigt das eine und weist das andere zurück; er erklärt auch ausdrücklich, dass er sich garnicht unter- fange, einem Manne wie Darwin entgegenzutreten“ (Zool. Gart.“, 1905, S. 337). Journ, f. Orn, LII, Jahrg. Juli 1904, 29 434 Wilhelm Schuster: Keiner von ihnen!) hat die Deszendenztheorie verworfen. Wo- gegen sie sich aussprechen, das ist eine besondere Modifikation (nämlich die Darwin’sche) zur Entwickelungslehre, das ist der „Darwinismus“, eine Erklärung der Art und Weise der Ent- wickelung, nämlich durch sexuelle Auslese ete. Die Deszendenz- theorie (Enwickelungs-, Abstammungslehre) stammt im Wesent- lichen von Lamarck, der „Darwinismus“ (Zuchtwahl-, Selek- tionstheorie) von Darwin. Hie (bei Darwin) spezielle Zucht- wahltheorie — dort (bei Lamarck etc.) allgemeine Entwickelungs-, Abstammungslehre schlechthin. Der Unterschied zwischen beiden ist ein elementarer. Abgesehen nun von Weismann, Haeckel, Wallace, Huxley, Hehn, Marshall, Pflüger, Lubbock, F. von Wagner, Ranke, Bölsche, Büchner, Boettger, Brehm, Hertwig, Noll, A. und K. Müller, Keller, Spitzer, Ule, Dodel u. Ss. w. u. Ss. w. und hundert anderen ebenso bedeutungsvollen, berühmten Namen, welche klar und fest auch für den „Dar- winismus“ eintreten, so sehen und kennen die oben zuerst senannten wenigen Männer auch alle doch wenigstens die Ent- wickelung (und damit eben zugleich die Tierveränderungen), erkennen voll und unumwunden die Entwickelungslehre an. Das Gegenteil wäre auch thöricht. Denn absolut kein natür- licher Lebensprozess, kein organisches Werden, Sein und Ver- gehen in der Welt ist ohne die — neue Werte schaffende und Veränderungen wirkende — Entwickelung zu denken. Die Ent- wiekelungslehre ist allgemein anerkannt, [der „Darwinis- mus“ nicht] Jeder bemerkt, kennt, nennt sozusagen die Ent- wickelung, der antike Weise und das moderne Schulkind. Livius, der alte Römer, spricht mit überraschender Deutlichkeit von ihr [38, 17: „bei Pflanzen und Tieren ist die den Artcharakter auf- recht haltende Vererbung ohnmächtig gegen die durch Boden und Klima (quantum terrae proprietas coelique) bewirkten Veränderungen; alles entwickelt sich vollkommener an dem Orte seines Ursprungs; bei Versetzung auf einen fremden Boden verwandelt es seine Natur nach den Stoffen, die es aufnimmt“). Herder (in „Uber den Ursprung der menschlichen Sprche‘) und Goethe (in seinem Pflanzenwerk) erkennen sie an. Alexander von Humboldt, der gefeiertste Patriarch unter den Naturforschern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Karl Ernst von Baer, der Begründer der modernen Embryologie, Johannes Müller, der Begründer der modernen Physiologie, Charles Lyell, der Be- sründer der modernen Geologie, Thomas Huxley, Alfred Russel Wallace sind ihre entschiedenen Anhänger. Darwin, m. E. der 1) Nur abgesehen vielleicht von dem etwas unbeständigen Fleisch- mann, welcher zwar in dem ersten Teil seines „Lehrb. der Zoologie“ (1896) ganz natürlich auch für die Entwickelungslehre eintritt, in dem 2. Teil nicht mehr ganz. Vergl. über dieses Buch das Urteil Prof. Bl: im „Jahrbuch der Naturkunde“ I, S. 140! Entwickelung oder Nicht-Entwickelung ? 435 grösste Gedankenkombinator aller Zeiten, tritt für sie ein. „Ent- wickelung“ ist der oberste Erkenntnisgrund und der erste Lehr- satz der ganzen wissenschaftlichen Welt, fast schon von Einst und ganz sicher von Heute; die Wissenschaft erkennt, erklärt, verteidigt die Entwickelung als ein Grundprinzip alles Werdens in der belebten (und teilweise auch unbelebten) Natur. Und auch die ganze nicht naturwissenschaftliche Wissenschaft (bezw. Welt), auch die orthodox-theologische, gibt heute die Entwickelung zut). Selbst der Verfasser von „Am Sterbelager des Darwinismus“, ein Dr. E. Dennert, Rektor eines evangelischen Knabenpädagogiums, sagt ausdrücklick: Die Entwickelungslehre erkenne ich an (8.18 — 25, S. 73, 74) 2); dasselbe betont ganz entschieden z. B. der berühmte Biologe E. Wasmann, Jesuit, welcher selbst mit überzeugender, ja schlagender Akribie nachgewiesen hat, dass die Lomechusen ein Züchtungsprodukt des Freundschaftsinstinkts der Formika- gattung(Ameisen) sind (vgl. ‚Jahrbuch d. Naturkunde“ I, S.139— 145, 1) Wie allgemein und unumstritten die Entwickelungslehre auch gerade in der gegenwärtigen Zeit gilt, dafür habe ich in No. 10 des „Zool. Gart.“ 1903, S. 327 Folgendes angeführt: „Wer nur einigermassen unser jetziges geistiges Leben kennt, muss von allem eher reden als von einem „Ersterben‘“ der Darwin’schen Lehren [gemeint sind hier vor allem die Entwickelungslehren]. Das sagen ihm insbesondere drei Umstände: A.) Es werden fast alle unsere fachwissenschaftlichen Zeitschriften — die Tagesblätter, soweit sie wissenschaftlich erscheinen wollen, von den Fachzeitschriften beeinflusst, natürlich auch — mit Darwin’schen Gedanken und Ideen gespeist, mit Untersuchungen in Darwin’schem Geist und Sinne gefüllt. [— ,„wie sie heutzutage auf den Gassen gepredigt werden,“ Kleinschm. „O. M.,“ 8. 179 —]. B.) Alle Wissenschaften, selbst die Theologie (als Wissenschaft), haben sich den Darwin’schen Entwickelungsgedanken und die Darwin’sche Methode, eine Sache in ihrem Eintstehen, in ihrem natürlichen Werdegang, zu begreifen, angeeignet. Was speziell die Aneignung des Entwickelungs- gedankens durch die Theologie angeht, so unterrichte man sich darüber in den derzeit fortlaufenden genialen Naumann’schen „Briefen über die Religion“ in der „Hilfe“ des bekannten Pfarrers Dr. Naumann, eines ge- radezu begeisterten Anhängers der Entwickelungslehre, und in dem Buche: „Christentum und Darwinismus (!) in ihrer Versöhnung“ von Pfarrer Dr. phil. Hermann Franke. C.) Die hervorragendsten Naturforscher der Gegenwart, die tüch- tigsten, arbeitsfreudigsten, weitschauendsten Männer unseres Zeitalters sind für den „Darwinismus,‘‘ zum wenigsten aber für die Entwickelungslehre alle.“ 2) Vgl. z. B. „Nun ist es unzweifelhaft, dass in gewissen Fällen sich eine Umwandlung der Formen nachweisen liess, hinsichtlich der Tiere verweise ich z. B. auf die Versuche von Standfuss mit Schmetterlingen, hinsichtlich der Pflanzen auf den Versuch Haberlandts, den ich in diesen Aufsätzen schilderte (s. III)“ (S. 73). 29* 436 Wilhelm Schuster: „Ein Käfer als Zeuge für die Deszendenztheorie“!). Ja selbst sogar die Benediktiner — „Stimmen aus Maria-Laach“ (an denen übrigens auch E. Wasmann mitschreibt, vgl. Jahrg. 1903, während sie Herr Pfarrer Kleinschmidt wohl nicht zu lesen bekommt) stehen nicht mehr auf dem Vor-Lamarck’schen Standpunkt (d. i. dem Stand- punkt der alt-semitischen Kosmogonie, der babylonisch-hebräischen Schöpfungsmythen!). Kurz und gut — die Entwickelungslehre ist ein Grundfaktor der ganzen modernen Wissenschaft. — Er- gebnis: Überall ganz unbedingte, aprioristisch selbstverständliche Anerkennung der Entwickelungslehre. Und nur Herr Pfarrer O0. Kleinschmidt in Volkmaritz bei Eisleben leugnet die Ent- wickelung ganz entschieden. Und so komme ich denn nun auf Grund der bisherigen Er- örterungen zu folgenden zwei Schlüssen: 1.) Herr Pfarrer Kleinschmidt hat Darwinismus und Entwickelungslehre nicht auseinandergehalten, nochnicht auseinanderzuhalten gewusst, sondern beides verwechselt, durcheinandergeworfen; er hat frisch- fröhlich auf diese übertragen, was nur jenem zukommt. Dies (was aber selbst einem angehenden Zoologen nicht mehr passieren darf, vgl. hierüber in einer späteren Fussnote (unten) das Urteil Prof. Haacke’s!) ist mir das Wahrscheinlichste — Oder aber 2.) Herr Pfarrer Kleinschmidt hat seinen Ausspruch bewusst, mit vollem Verständnis und voller Würdigung der niederge- schriebenen Worte, getan. In diesem Falle stellt sich Herr Pfarrer Kleinschmidt mit seiner paradoxen These auf das Gebietjenseitsallerernstlichen, massgebend wissen- schaftlichen Erörterungen. Ich will das zweite einmal als gegeben setzen. In diesem Falle genügt es mir, lediglich das Ergebnis festzunageln: die strate- gische Position Herrn Pfarrer Kleinschmidt’s liegt ausserhalb der Grenzen aller jetzt gültigen offiziellen Wissenschaft. Was Jahr- hunderte erkannt, was die grössten Geister — und N. B. auch das Gros der kleinen und kleinsten — selbstverständlich gefunden, das verwirft Herr Pfarrer Kleinschmidt schlechthin willkürlich mit einem einzigen fettgedruckten Sätzchen. Ich selbst nun halte Herrn Kleinschmidt für bedeutend unter den zeitgenössischen Ornithologen, ja gerade — ich sage in Allem ganz offen meine Meinung — für einen solchen unter uns, welcher sehr kühne (und eben darum mitunter gänzlich unhaltbare) Gedanken hat und 1) Und selbst die Naturanschauung des Altertums dachte, wenn man näher zusieht, entwickelungsgeschichtlich: „Die Erde brachte hervor Lebewesen (toze haarez nephesch chajah) ... .“ Gen. I, 1,20 (unter der Leitung Gottes). Wer das zu dieser Stelle gehörige Rafael’sche Bild kennt, kann sich an der Sinnenfälligkeit dieses von dem Entwickelungs- gedanken recht leicht überzeugen. Entwickelung oder Nicht-Entwickelung ? 437 dabei einen wirklich prächtigen Pinsel führt. Beide Gaben, das Geistestalent des Kopfes und das Malertalent der Hand, sind ihm von Gott in reicher Fülle verliehen. Und Selbstständigkeit und Selbstenergie schätze ich am Manne überaus. Ich habe auch in einem zur Zeit im Verlage von Chr. Adolff in Altona er- scheinenden, von mir herausgegebenen Vogelwerke den Klein- schmidt’schen Wortbegriff „Formenkreis‘ nebenbei empfohlen, frei- lich nicht in Kleinschmidt’s Sinne, sondern in einem ganz anderen, dem meinen. Aber jener Thesensprung Kleinschmidt’s — die Ver- läugnung der Entwickelung — ist denn doch ein grundsätzlich falscher. Vielleicht darf ich hier ein Bild aus dem Jahrmarkts- leben (diesem gleicht ja so vielfach unser Arbeitsleben mit seinem Ringen und Streben) zum Vergleiche heranziehen: Je höher und weiter der Seiltänzer auf dem schwanken Seile springt, um so grösser, gefeierter sind seine Leistungen; aber wenn er einmal zu weit springt — — dann eben fällt er. —, Ich komme zum Kleinen und Einzelnen. Über den Beweis per analogiam wollen wir nicht länger streiten. Wenn ich mir diese Bagatelle näher überlege, kann ich in der Tat Herrn Klein- schmidt Recht geben, wie er vielleicht ebensogut bei einigem Nachdenken von seiner Seite aus mir Recht geben könnte. Es ist das eine Sache, bei der es auf die jeweiligen Begleitmomente ankommt. Bei einem consensus totius familiae, ja classis in der bestimmten beregten Frage habe ich den Friderich’schen Beweis- schluss per analogiam für eine sola species dieser familia nicht für gewagt gehalten. [In der Philosophie ist ein regelrechter Beweisschluss per analogiam immer rechtskräftig, vollgültig; — — wenn die Naturwissenschaft strenger sein will, so ist es mir schon recht!] An dem von mir mitgeteilten Tatsachenbeispiel und -beweis ändert die gegenteilige Erörterung garnichts. Ich gehe ab- satzweise vor und bitte die Leser der „O. M.“, S. 177 ff der No. 12 der „O. M.“ 1903 neben diese meine Ausführung zu legen und vergleichsweise die Antwort neben den zu beantwortenden Absatz zu stellen. Die Widerlegung wird mir überaus leicht, da die gegenteilige Erörterung nicht nur durchweg ziemlich ver- worrenen Sinnes ist (wenigstens ist sie lange nicht so klar wie meine Darlegung in No. 10 der „O. M.“ 1903) und andererseits keines der im Einzelnen beigebrachten Widerlegungs- mo mente der „Protestnote‘‘ Kleinschmidt’s (welcher anscheinend, wie ich auf Grund einiger Einwände annehmen zu dürfen glaube, bis jetzt noch nicht sein Hauptstudium auf Entwickelungsge- schichte gerichtet hat!)) einige beweisende Zugkraft hat. 1) Viel, leider nur allzu viel „neue“ Arten, Vogelnamen etc. hat ja Herr Kl. schon aufgestellt — — diesen Ruhm will, muss ich ihm lassen. In dieser Hinsicht ist er der Doppelgänger von Brehm I. Brehm I zer- splitterte die Arten vielfach nur aus Opposition gegen J. F. Naumann; 438 Wilhelm Schuster: Absatz 1 und 2 (S. 177) registrieren Allgemeines oder früher Mitgeteiltes. — Absatz 3. Wenn Herr Kleinschmidt ein Analogon weiss zu der einen Tatsache, dass die ganze Schar der Brandentenpärchen eines grösseren Bezirks durchweg — in allgemein charakteristisch abgeänderter Weise — auf dem blossen Boden nisten anstatt in Löchern und Höhlen etc., so hätte ich gewünscht, dass er dieses Analogon so- gleich namhaft gemacht hätte. Ein einzelner oder eventuell auch zweiter, dritter (etwa infoge spezifisch lokaler Wohnungsnot etc.) abgeänderter Fall (wie er sich da und dort in ornithologischen Handbüchern etc. aufgezeichnet findet) beweist natürlich nichts.t) Es muss eine ganze mehr oder minder grosse Entenkolonie sein, die ihre Nistweise en bloc abgeändert hat; diese Abänderung muss Jahr für Jahr in derselben allgemein charakteristischen Weise zu bemerken sein und eine rückschlägige Erscheinung (reversio, Darwin „Entstehung der Arten“, 5. Kap.: Gesetze der Veränderungen) darf ebenfalls nicht zu bemerken sein, weder im Ganzen noch eigentlich (als Atavismus) im Einzelnen. Dies ist alles auf Juist der Fall (wo die Abänderung sogar soweit ge- sangen ist, dass das einzelne Tier nicht einmal mehr von der generell natürlichen Nistweise Gebrauch macht, nämlich die dar- gebotenen Höhlen verschmäht). Was den Zeittermin der Ver- änderung betrifit, so habe ich nachgewiesen, dass die Gesamt- abänderung auf Juist eine neuzeitliche ist bezw. in die Gegen- wart fällt, da die Enten früher solange in Höhlen nisteten, als Kaninchen vorhanden waren. Ein Analogon kenne ich nicht; ich glaube auch nicht, dass es ein solches gibt. Absatz 4 kann ich übergehen. Es gibt tatsächlich auf Juist eine ganze Reihe von Brandentennestern, welche oben gänzlich offen sind (was ja auch in Absatz 5 selbst zugegeben werden muss). Diese Nester sowie alle anderen, über welchen sich etwa in 3/, Mannes- höhe der Sanddorn wölbt, befinden sich auf dem blossen Erdboden anstatt in Höhlen und Löchern. Alles anormal! — Absatz 5. Die Vergleichsparallele mit Sägern und Schellenten so war es z. B. bei der Baumläufergeschichte, wo Brehm I aus seinen zwei „neuentdeckten‘‘ Baumläuferarten auf den kräftigen überzeugenden Einspruch Naumanns hin flugs sehs neue Arten machte (vgl. „Vollst.“ Vogelfang“ und Naumann II, S. 322); teilweise auch geschah es von Brehm I, weil er absolut etwas neues finden zu müssen glaubte; und teil- weise geschah es natürlich, weil er überzeugt war, dass es so einzig richtig sei und so unbedingt geschehen müsste. Die Zersplitterungspolitik, welche Herr Kl. hinsichtlich der Arten betreibt, soll natürlich nur ad maiorem gloriam litterarum ornith., nicht etwa suimet ipsius sein. 1) Vergleiche dazu dies: Lindner, Leverkühn u. a. sahen je ein Drosselnest auf dem Erdboden; für den Nistmodus der Singdrossel sind diese vereinzelten Abnormitäten ohne Belang; denn nicht alle Drosseln eines ganzen Waldes hatten ja auf die Erde gebaut, sondern nur je eine einzelne. Entwickelung oder Nicht-Entwickelung? 439 ist ein Schlag ins Wasser. Es gibt wohl Vögel, die auf die ver- schiedenste, aber in dieser Verschiedenheit je immer kou- stante Weise ihre Nester bauen. Aber bei der Brandente ist dies nicht der Fall. Wo sie nur immer kann, nistet sie in (Erd- oder gar Baum-) Höhlen. Sie hält sonst immer nur diesen einen bestimmten Nistmodus, welcher einen allseitig und kompakt verschliessenden Charakter der Nistlokalität erfordert, dauernd striete inne, wenn sie nur kann. Von diesem Nistmodus ist sie generell abgewichen auf Juist. [Überhaupt ist der Ver- gleich mit Sägern und Schellenten schon a priori nicht geeignet, passend, angemessen, da ja bei diesen Vögeln nur einmal Einzelne ausnahmsweise — „auch gelegentlich“, Kl., S. 178 — nestverändernde Dispositionen treffen, welche event. im nächsten Jahre schon nicht mehr zu bemerken sind.] — Absatz 6 (Be- hauptung: Die Abänderung ist zwangsweise herbeigeführt) ist sänzlich ohne Belang. Natürlich, die Nistweise ist durch externe Einflüsse, durch Zwang von aussen „verändert worden“. Aber für die Tatsache der Veränderung ist dies — ob Aktivität oder mehr Passivität vonseiten des Vogels — doch gänzlich einerlei. Ja, wenn wir genau sein wollen, müssen wir sagen: Die Ver- änderungspotenz liegt latent im Vogel, der Veränderungsanstoss aber und die Veränderungsleitung erfolgt immer nur von aussen. Eben durch (in bestimmten lokalen Grenzen allgemein gleiche und darum dieselben Veränderungsbewegungen herausfordernde, erzielende) örtliche und zeitliche Beeinflussungen. Animal agitur! Das Tier ist das veränderungsbewegliche Lebensagens in dem veränderungstreibenden, -leitenden Weltkosmos. Es ist also für das Ganze total einerlei, ob das Individuum der treibende oder getriebene Faktor in dem universal grossartigen Veränderungs- prozess ist — — und darum sollte man verständigerweise solche unterwertigen Einwände gegen die Deszendenztheorie wie den obigen garnicht erheben! — Absatz 7. Die Sandverhältnisse sind auf Juist ganz dieselben wie auf Sylt (oder auch Borkum). Auf Sylt etc. bewohnen die Brandenten durchweg die ihnen dort von Tieren oder Menschen gegrabenen bezw. angelegten Höhlen. Auch auf Juist würden sich in den relativ tiefen, sanddorn-be- deckten Muldentälern (oder richtiger: runden Kesseln) der Insel, wo der Wind nicht hinkommt und Höhlen auch mithin garnicht verweht werden können, solche längere Zeit ganz wohl halten. Nicht, weil die Juister Brandgänse etwa sich diese (ja so un- gemein tiermässigen!) „sorgenden Gedanken‘ machen, ob sich auch in einer Sandhöhle gut brüten lasse, brüten sie nicht in Höhlen, sondern ganz einfach darum, weil sie absolut keine Höhlen hatten (vorfanden). Dass Herr Kleinschmidt nicht auf der Insel Juist war, hätte er m. E. nicht zu sagen brauchen; denn wenn er das eigenartige Terrain nur einigermassen gekannt hätte, würde er wohl gewiss seine (wohlgemeinten) Sandspeku- lationen — Absatz 7, 8. 178 — nicht aufgestellt haben. -- 440 Wilhelm Schuster: Absatz 8 lässt meine tatsächliche Beobachtung hypothetisch zu Recht bestehen. — Absatz 9, 1. Teil mutet mich etwas gar naiv an. Mit solchen Einwänden spasste etwa ein Mittelschullehrer zu Anfang der 70er Jahre gegen die Darwin’schen Ideen. „Nehmen wir an, die Entwickelungslehre währe richtig, so müsste man alle Juister Brandenten fangen und zeichnen, um jede, die etwa von Borkum oder einem anderen Nisthöhlenlande herüberkommt, so- fort als gefährlichen Fremdling, der die neue Rasse zu verderben droht, zu erkennen und totzuschiessen.‘‘ Soviel ich weiss, ist es doch Tatsache, dass alle Vögel so ziemlich genau an die- selben Brutörter zurückkehren bezw. dort verbleiben. Es ist doch ferner eine triviale ornithologische Wahrheit, dass eine geschlossene Vogelkolonie keine Fremdlinge, auch wenn sie von Borkum oder einem „anderen Nisthöhlenlande“ stammen und vielleicht von Herrn Kleinschmidt mit einer modernen Lebensring-Marke ge- kennzeichnet sind, einlässt. Und es ist doch schliesslich nur allzu — landläufig! — bekannt, dass ein einzelnes irgendwie „anormales‘ Tierchen auf die Veränderung einer ganzen mehr oder minder grossen Gesellschaft gar keinen Einfluss ausübt, sondern dass entweder seine Enkelreihe sich dem Ganzen ontoge- netisch assimiliert oder aber eventuell das besagte anormale Tierchen selbst (bezw. seine Nachkommenschaft) untergeht. Ich wundere mich einmal darüber, dass diese drei biologischen Tat- sachen Herrn Kleinschmidt noch nicht geläufig sind; und zum anderen darüber, dass Herr Kleinschmidt so abfällig von der „Geflügelhoftheorie Darwins‘ spricht.!) Haben die Theo- logen bis jetzt überhaupt einmal eine der grossartigen Geistes- schöpfungen Darwins eingehend und gründlich studiert? Ich meine denn doch, dass man, wenn man nur zwanzig Seiten in „Darwin“ mit objektiver Aufmerksamkeit gelesen hat, überhaupt nicht noch, wenn man ehrlich sein will, von einer „Geflügelhof- theorie Darwins“ sprechen kann. — Absatz 9, 2. Teil. Dass sich 1) Hier bei dieser merkwürdigen Gedankenzusammenstellung (,„Ge- flügelhof-,“ also Zuchtwahltheorie!) ergibt sich, glaube ich, wieder deutlich, dass Herr Pfarrer Kleinschmidt Darwinismus (Selektionstheorie) und Entwickelungslehre (Deszendenstheorie) durcheinandergeworfen hat. — „Es muss besonders scharf betont werden, dass man den Darwinismus nicht mit der Abstammungslehre verwechseln darf. Der Darwinismus muss allerdings die Abstammungslehre annehmen; wer die Abstammungs- lehre anerkennt, braucht aber noch lange kein Darwinist zu sein. Es gibt sogar noch Zoologen und Botaniker, die das nicht einmal wissen“ (Haacke, „Die Schöpfung des Menschen,“ 8. 465). — Diejenigen Leute (besonders im Lehrer- und Geistlichenstand), welche Darwin so gerne etwas am Zeuge flicken wollen, haben gewöhnlich, wenn man — es ist das eine von mir persönlich oft gemachte Erfahrung — näher zusieht, noch niemals nur überhaupt oder wenigstens nicht ernstlich in Darwin’s epochemachende Werke selbst hineingesehen. Entwickelung oder Nicht-Entwickelung ? 441 eine förmlich neue, gute „Art“ auf Juist bilden werde — — niemand unter uns Ornithologen kann so himmelweit dovon ent- fernt sein, dies zu behaupten oder überhaupt nur zu glauben, wie gerade ich. Ich habe nur auf die lokale Abänderung auf- merksam gemacht (die mir aber, selbst nach modernen Begriffen gemessen, noch lange nicht genügen würde, um eine neue gute „Art“ aufzustellen). Ja, ich habe doch gerade auf Grund dessen das Wesen derjenigen Leute getadelt, welche sich bemüssigt sehen, wegen Solch feiner, überall zu bemerkender, spezifisch lokaler oder gar individueller Unterscheidungen — wie sie sich auch bei der „neuen“ Habichtsart Astur gentilis arrigonvi oder bei dem lang- und kurzbekrallten Baumläufer, bei der sogenannten „Weiden-“ und ,„Nonnenmeise“ (beide = Sumpfmeise), welche sich nach meinen Untersuchungen nur nach Individuen unterscheiden — aufzustellen — ich möchte mit einem anderen Autor lieber sagen: — handwerksmässig zurechtzudrechseln. Diese Leute tragen eben subtile, durchaus unvollständige, teilweis willkürlich ge- setzte, sogenannte „Artunterscheidungen“ in die Natur — oder besser Naturwissenschaft — hinein. Zum Schaden oder wenigstens zur Verwirrung der realen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse! — Das sog. Problem der Inzucht macht keine Schwierigkeiten ; die Natur wird schon auf irgendeine Weise für die Vollwertigkeit der von ihr gezüchteten Objekte sorgen. — Absatz 10. Meine Beobachtung bleibt eine Gegenwartsbeobachtung „mit dem Wert der Wirklichkeit,“ bleibt ‚noch die alte wie zuvor sie auch war“: Die Juister Brandenten haben ihre Nistweise total und generell abgeändert, nachdem sie durch die Vernichtung der Inselkaninchen — der Feinde der Inselgewächse, welch letztere die Existenz der Insel sichern — bezw. den Wegfall der Nist- höhlen dazu gezwungen worden sind (dies ist die Gegenwarts- beobachtung); veränderte Lebensbediogungen haben nach aller menschlichen Erkenntnis zum unweigerlichen Postulat veränderte Strukturverhältnisse ete.; also müssen und werden auf Juist lokale Abänderungen irgendwelcher Art auftreten (dies ist die apodiktisch richtige Zukunftsrechnung, nicht -spekulation).!) — Über die Jahrtausende bezw. Jahrmillionen der Lebensentwickelung wird der verständige Mensch nicht spötteln; er weiss, dass derjenige, welcher seinen Blick nur auf das Gegenwartsleben richtet, also (nach Kobelt, „Verbreitung der Tierwelt“) nur auf den erhaltenen Trümmerrest vieler früherer, vorausgegangener Tiergenerationen, wer verachten will, was die Erdgeschichte erzählt, die Geschichte dieser Erde, welche in ihren aufeinandergelagerten Schichten das eigentliche Tierkapital im Verhältnis zum tierischen Gegenwarts- 1) Warum kann Zodda in der Avicula, Giornale ornitologico ita- liano 1903 (Sienna), für die meisten Vögel Siziliens „Subspezies‘‘ fest- stellen? Wegen dem entwickelungsmässig abändernden Inselcharakter dieses rel. abgeschlossenen Gebiets. 442 Wilhelm Schuster: leben als blosse schlichte Zinsen birgte — nimmer und niemals die Wahrheit der Wirklichkeit erkennen kann! — Absatz 11 und 12 habe ich bereits schon besprochen. Ich sehe nicht, was der indische Sperling beweisen soll. Herr Kleinschmidt spricht sogleich darauf von seinem hypothetischen Lebensring, aber mit dem indischen Sperling (G. L., vergl. selbst S. 180) belegt er doch anscheinend wohl garnichts. Herr Kleinschmidt wirft das Sätzchen hin, dass die Baum- nester der Vögel die ursprüngliche Nestform seien. Ich empfehle ihn, behufs besserer Orientierung „die Nester und Eier der Vögel in ihren natürlichen Beziehungen, ein Beitrag zur Ornithophysio- logie und zur Kritik der Darwin’schen Theorien‘ (besonders Cap. II, „das Nest,“ S. 36—64) von W. v. Reichenau, meinem hoch- geschätzten Freunde (Kustos des Mainzer zoologischen Museums), die „Entwickelungsgeschichte der Natur“ von W. Bölsche sowie die grundlegenden umfangreichen, teilweise mehrbändigen Ab- handlungen der Forscher Marsh, Zittel, Dames, Reichenow, Haacke, Vetter, Parker, Fürbringer, Parlow, Mehnert, Haeckel u. s. w. u. Ss. w. über die Entwickelungs- und Abstammungsgeschichte der Vögel zu studieren — — und dann wieder über die Frage zu debattieren. Die Deszendenz der Nester geht von den selbst- brütenden Nestern (Buschhühner) zu den Bauchbrütern ohne Nest (Pinguine, Alken, Sturmvögel, Fregattvögel etc), dann den Muldenbrütern (Hühner, Strausse etc.), dann den Loch- oder Höhlenbrütern (Erdpapageien, Königsfischer, Bienenfresser, Spechte etc.) u. s. f. bis zu den Webernestern (Webervögel). Ich kehre an den Anfang meiner Auseinandersetzung zurück. Ich habe im besten Falle dies zu konstatieren mich gezwungen gesehen: Herr Pfarrer Kleinschmidt nimmt mit der Leug- nung der Entwickelung in der Natur eine Position ein, die ausserhalb der Norm alles wissenschaftlichen Erkennens, alles wissenschaftlicehen Denkens unserer Zeit fällt; oder aber im anderen Falle: Herr Pfarrer Kleinschmidt hat bis jetzt den Unterschied zwischen Darwinismus und Entwicke- lungslehre nicht gekannt bezw. berücksichtigt (und hat sich trotzdem doch über die „Unrichtigkeit‘ der letzteren — Entwicke- lungslehre — ein Urteil erlaubt).!) Mit seinem kurzen fettgedruckten Sätzchen („Ich erkenne die E. nicht an“) hat sich Herr Pfarrer Kleinschmidt m. E. bei den allermeisten zünftigen Zoologen so ziemlich selbst ein Urteil gesprochen, das negativ genug ist. War es die viele Weihnachtsarbeit, die ihn im Reiche der Göttin Hertha oder Nerthus so schlecht sehen liess, so unvor- sichtig machte? Ich bin nebenbei auch ein Theologe so gut 1) In diesem Falle müsste ich bedauern, dass von Herrn Kl. so relativ „viel“ im „neuen Naumann“ steht. Doch kann ein schlechter Biologe noch immer ein guter Systematiker sein. Entwicklung oder Nicht-Entwicklung? 443 wie Herr Kleinschmidt und kenne die Übersumme von Pflichten meines werten Herrn Kollega in statu sacerdotii. — NB. Mein Herr Kollege meinte, es gebe doch auch wohl noch andere Beobachter auf Juist und man solle deren Urteil einmal abhören. Nun: Die Herren OÖ. Leege und Sonnemann haben sich schon längst in meinem Sinne ausgesprochen. Das Letzte, was Otto Leege in der diesbezüglichen Frage veröffent- lichte, lautet: ‚Meine vorjährigen Veröffentlichungen über das Öffenbrüten der Brandgänse erregten bei manchen Ornithologen Bedenken, und von einer Regel wollten manche nichts wissen. Kein Wunder, denn auf den übrigen Inseln sind nur vereinzelte Fälle von Freibrüten vorgekommen, da ihnen dort die natür- lichen Bedingungen geboten sind. Meine Ausführungen haben inzwischen durch verschiedene Ornithologen, die mich in letzter Brutperiode besuchten, volle Bestätigung [bezw. Bereicherung durch Mitteilung neuer Tatsachen] gefunden (vergleiche: Sonne- mann, Ein Pfingstausflug zu Otto Leege nach Juist. Ornith. Monatsschrift 1903, S. 421—429. W. Schuster, Ein eklatantes Beispiel von Veränderung der Artgewohnheit (bezw. lokaler An- passung). Ornith. Monatsberichte 1903, S. 153—156). ...... IIn- teressant ist ferner die ganz wahrscheinlich richtige Vermutung Otto Leege’s]: Möglicherweise dauert die Brütezeit in Höhlen- nestern kürzere Zeit [(21—28 Tage) als bei freien Nestern (35 Tage)], weil die Eier gegen Witterungseinflüsse und Boden- feuchtigkeit geschützter liegen“ (,Ornith. Monatsschrift 1904, 8. 110 und 111) — — also wohl ein weiteres Veränderungsmoment, ein neuer Faktor in der Kette der ewigen Entwickelungsreihe!! „Dem Weisen genug‘‘! Am 1. Januar 1904. Zugvögel und Florenwechsel. Eine faunistische Studie von Fritz Braun-Konstantinopel. Die Tiergeographie ist keine isolierte Disziplin, sondern hängt mit den übrigen Gebieten der geographischen Wissenschaft aufs engste zusammen. Die Verbreitung aller Geschöpfe, mögen sie von tierischer oder pflanzlicher Nahrung leben, regelt sich nach der Art des Ptlanzenwuchses in den betreffenden Ländern, nach dem Vorhandensein bestimmter Nährpflanzen. Diese sind wieder abhängig von dem Klima und der Beschaffenheit der un- organischen Stoffe, die den Boden des Landes bilden. So können wir aus der Tatsache, dass eine bestimmte species hier oder dort vorkommt, wichtige und recht zuverlässige Schlüsse auf den Pflanzenwuchs und das Klima der bezügliehen Örtlichkeiten 444 Fritz Braun: ziehen. Ich brauche wohl nur die species Picus martius, Anthus campestris und Sazxicola oenanthe anzuführen, um meine Ansicht hinreichend zu stützen. Erwähnt ein Forscher, er habe zur Brütezeit in einer Gegend einen Schwarzspecht angetroffen, so steigt vor dem Auge des Kundigen eine ganz bestimmte Landschaft auf, wie sie die Um- gebung des gewaltigen Hammerschmiedes zu bilden pflegt. Ebenso verhält es sich mit den anderen Arten, die ich soeben nannte. Nun stellt uns aber das Verbreitungsgebiet der einzelnen species einen sehr veränderlichen Wert dar. In wenigen Menschen- altern kann es sich bedeutend vergrössern oder verkleinern. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass eine species alte Wohnsitze gänzlich aufgibt, um dafür neue zu beziehen. Hier genügte eine einzige Reparatur, um COypselus melba aus dem Weichbilde von Bern zu verbannen, dort dehnen Galerida eristata und manche Ammern und Finken ihr Wohngebiet mit jedem Lenze weiter aus. Dieser beständige Wechsel ist so alt wie die Organismen- welt der Erde, und schon vor jenen Tagen, in die unsere durch historische Nachrichten oder paläontologische Funde bereicherte Erinnerung zurückreicht, haben die species ihre Wohnräume ver- grössert, verkleinent oder gänzlich verlegt. Meiner Meinung nach bietet sich uns ausser den historischen Berichten, ausser den geologischen Funden noch mancher Anhalt, die frühere Verteilung der Tiere, insonderheit der Vögel, zu bestimmen. Die auf diesem Felde gewonnenen Aufschlüsse sind nicht nur für die Ornithologen von Wert. Zufolge der oben geschilderten Zusammenhänge vermögen sie auch den Botaniker und Geographen darüber zu belehren, wie das organische Leben in früheren Perioden unseres Planeten verteilt war. Es wird sich ja auch kaum je darum handeln, einzig und allein aus diesen Wahrnehmungen die frühere Eigenart eines Landes in floristischer und klimatologischer Hinsicht zu erklären. Zumeist wird man sich von vornherein darauf beschränken, an der Hand solcher Studien Lücken zu ergänzen und ein auf anderer Grund- lage gewonnenes Ergebnis in dieser oder jener Hinsicht noch deutlicher und anschaulicher zu gestalten. Wir sehen heutzutage das Leben der Vögel beherrscht von bestimmten, mehr oder minder regelmässigen Bewegungen, die wie Zug und Wanderung schon lange die rege Teilnahme der Biologen fanden. Jede Bewegung knüpft aber an frühere Be- Zugvögel und Florenwechsel. 445 wegungsreihen an. Das tierische Leben unserer Tage darf nicht aus willkürlichen Akten erklärt werden, die in momentan auf- steigenden Willensregungen der Individuen ihren Grund haben. Wir müssen es aus kausal bedingten Bewegungsreihen ableiten, deren einzelne Teile mit einander zusammenhängen wie die Glieder einer Kette. Daher dürfen wir uns nicht verächtlich abwenden, will uns die Logik in Zeiten führen, über deren Lebewelt uns die sinnliche Wahrnehmung nicht genügenden Aufschluss zu geben vermag. Wollen wir die heutigen, regelmässigen Bewegungen der Vögel erklären, so können wir kaum einer Theorie entraten, die, von Reichenow, Marshall, mir und anderen begründet und ver- teidigt, zwar vielfache Anfeindungen, aber noch keinerlei Wider- legung gefunden hat. Zufolge dieser Hypothese war die Vogelwelt der paläark- tischen Region in den Tagen der nördlichen Eiszeit in einem Äquatornahen Gürtel zusammengedrängt. Selbst zur Zeit des Nordsommers wurde der Nahrungsspielraum der meisten Arten aus mancherlei Gründen (feuchtes Klima, fehlen des Baumwuchses in weiten Landstrecken) nur sehr wenig erweitert, sodass viele species, die sich als Zugvögel den Nordsommer und seinen er- weiterten Nahrungsspielraum energisch zunutze machen, damals Sommer und Winter in südlichen Breiten weilten. Als dann die Eismassen der nördlichen Hemisphäre ver- schwanden, wurde der besiedelungsfähige Erdgürtel breiter und breiter. Auch die nordwärts gerichteten, sommerlichen Vorstösse der Vogelarten nehmen jetzt immer grösseren Umfang an. Jedoch jeder Winter brachte eine schwache Wiederholung früherer Ver- hältnisse und zwang die Pioniere zur Rückkehr in wärmere Gebiete. Es liegt auf der Hand, dass der lenzige Ausflug und die herbstliche Rückkehr sich auf den Bahnen vollzogen, auf denen die nordwärts gerichtete Verbreitung der Art vor sich ging. Es erscheint mir ausgeschlossen, dass eine species, die von Südosten nach Nordwesten vordrang, zur Herbstzeit: nach Westen vorstiess, um wärmere Gebiete aufzusuchen. In den meisten Fällen wird es also wohl zutreffen, dass Landstrecken, die jetzt als Winter- quartiere dienen, in früheren Zeiten innerhalb des sommerlichen Verbreitungsgebietes der Art lagen. Dabei kann es sehr gut vorkommen, dass diese Gebiete heutzutage im Sommer von der 446 Fritz Braun: betreffenden Art gemieden werden. Wir können es uns ganz gut vorstellen, dass Dürre und Wassermangel einen Landstrich, der früher ein feuchteres Klima hatte, zur Sommerzeit derartig verändern, dass er während der heissen Monate als Aufenthalt für manche Art garnicht mehr in Frage kommt, die er im Winter recht wohl zu beherbergen vermag. Die Nordwanderung des altweltlichen Wüstengürtels hat manchen Ländern ein Klima beschert, das sie zur Sommerzeit in trockene Gebiete verwandelt, die stellenweise fast Wüsten- charakter annehmen. Herrschen dagegen im Winter regenreichere Winde vor, so verwandeln sich die trockenen Halden in grüne Hänge und in den Mulden und Vertiefungen sammeln sich Wasserlachen, die spärliche Adern von Stufe zu Stufe sickern lassen. Unter diesen Umständen finden dort im Winter viele species reichliche Nahrung, die wir uns im Sommer kaum an jenen Stätten denken können. In manchen Gegenden Kleinasiens, wo im Sommer ätzender Steinstaub vom Winde hin und her geweht wird, treiben sich im Winter die Anthusarten in grossen Horden herum, und wo im Sommer verdorrte Disteln im Winde krachten, stelzen schlanke Motacillen durch die Pfützen. Nur in höchst seltenen Fällen werden die species in solchen Gauen überwintern, wofern sie nicht in früherer Zeit zu ihrem Verbreitungsgebiet gehörten, wofern sie nicht, um mich ganz bescheiden auszudrücken, auf der Linie liegen, längs welcher sich die Verbreitung der Art vollzog. Wir können uns sehr viel leichter denken, dass eine species mit einem Winterquartier vorlieb nimmt, das nicht ganz ihren Wünschen entspricht, weil es eine frühere Heimstätte der be- treffenden Art ist, als dass sie sich nach einem besseren Quartier in einer Richtung bewegt, die nicht mit dem Gange ihres früheren nördlichen Vordringens übereinstimmt. — Dass. die Richtung des Hin- und Herzuges etwas Gewordenes ist, das sich . nicht durch Willensakte der Individuen bestimmen lässt, scheint mir auch in der Tatsache eine Stütze zu erhalten, dass amerikanische Zugvögel, die man in Europa fliegen liess, im nächsten Sommer (meines Wissens) nie an der Stätte wieder erschienen, an der man sie in Freiheit setzte. Die Berichterstatter fügen häufig hinzu, dass sie aus dem Süden nicht mehr zurück- kommen. Ich für meine Person glaube garnicht, dass sie ent- schieden und bestimmt, wie europäische Zugvögel, nach dem Süden Zugvögel und Floren wechsel. 447 wanderten. Ihr Organismus ist nicht richtig eingestellt. Wahr- scheinlich sind sie irgendwo, sozusagen, tastend und suchend zu Grunde gegangen. Meiner Meinung nach ist die Anhänglichkeit der species an frühere Quartiere recht gross. Fand ich doch zur Winterzeit in Kleinasien manche Arten, wie z. B. Turdidae, in Gebieten, wo ich sie wegen Mangels an Bäumen und hohen Büschen kaum gesucht hätte. So kommt es denn, dass die Verhältnisse, wie sie heuer im Herbst und Winter in den Ländern der wärmeren, gemässigten und subtropischen Zone der nördlichen Hemisphäre herrschen, uns Bilder zeigen, wie wir sie in weit entlegenen Zeiten dort im Sommer, will sagen in der Fortpflanzungszeit gefunden hätten. Doch nicht nur die unorganische Natur wirkt durch Strom- versetzungen der Weltmeere, Hebungen und Senkungen der Land- festen, Austrocknung grosser Binnenmeere u. a. m. auf Klima und Pflanzenwuchs eines Landgebietes ein, auch die räumlich und zeitlich sehr verschiedenartige Tätigkeit des Menschengeschlechtes hat auf Wärmeverteilung und Flora einen gewaltigen Einfluss seübt, der sich dann auch auf die Fauna erstrecken musste. Ist es schon für die Tierwelt nicht gleichgiltig, ob Roggen oder Weizen, Gerste, Hafer oder Spelt zum Brotkorn eines bestimmten Gebietes erkoren ward, so musste der Übergang ganzer Nationen vom Ackerbau zur Weidewirtschaft auf die Tierwelt eine noch viel tiefer gehende Wirkung ausüben. Auch für die Ornis konnte es nicht bedeutungslos sein, dass sich grosse Strecken der palä- arktischen Zone in Kartoffel- oder selbst in Maisfelder verwan- delten, dass die Weinrebe grosse Waldstrecken durch Gartenland ersetzen liess. Die Einbürgerung europäischer Vogelarten in Amerika wäre wohl nicht so gut gelungen, hätten die Europäer nicht vorher jene Gebiete, denen die Sänger der alten Heimat anvertraut wurden, durch Anbau europäischer Nutzpflanzen und Baumarten bis zu einem gewissen Grade europäisiert. Wie die Kultursteppe ist auch die Forst eine Umschöpfung des Menschen, der ein überaus beträchtlicher Teil des Landes eingeräumt ward. Man hört so oft Klagen, dass der tiefe Wald so arm an Vögeln sei. Es ist wohl nicht unberechtigt, darauf hinzuweisen, dass jene Klagen sich garnicht auf den Wald, sondern auf die Forst beziehen. In dem sich selbst überlassenen Walde entstehen 448 ; Pritz Braun: durch Windbruch und viele andere Ursachen so viele Lichtungen, dass die Vogelwelt dabei durchaus nicht zu kurz kommt. Alles das zeigt uns, wie wesentlich die Veränderungen sind, die der Mensch in der Flora der Erdoberfläche bewirkte. Die grössere Mehrzahl der Vogelspezies ist darum wohl in dieser oder jener Periode ihrer Entwickelung mehr oder minder vom Menschen beeinflusst. Besonders gilt das für jene Breiten, in denen der Mensch durch künstliche Wasserverteilung, Anlage von Kanälen und Stau- dämmen, Hebung des Grundwassers u. a. m. aus dürrem Wüsten- und Steppensande lachende Fluren hervorzauberte. Der vorher dort vorhandenen Tierwelt wird dieser Wandel nur selten zugute gekommen sein, da Wüsten- und Steppenarten sich in Garten- vegetation nur schwer zu schicken wissen. Weit mehr wird die Tätigkeit des Menschen jenen Arten gefrommt haben, die am Rande der früheren Öde in an und für sich pflanzenreicherem Gebiete wohnten. Ihnen fiel der Einzug in die neu geschaffene olxovuevn sehr viel leichter, wenn auch die Übersiedelung immerhin noch manche Anpassung erheischen mochte. So entstanden in Kleinasien und Mesopotamien, Persien und Assyrien ausgedehute Siedelungen, die langen Reihen von Generationen erwünschte Nahrung spendeten und zahlreiche After- mieter gastfreundlich aufnahmen. Als sie später verödeten, mag ein Teil dieser Mitbewohner verdorben und gestorben sein. Andere dürften in ähnliche Grenzgebiete entwichen sein, während glück- licheren species der Übertritt in ähnliche Gebiete räumlich seschiedener oixovuevn ermöglicht ward. Diese Zusammenhänge im Einzelnen zu verfolgen, ist schier unmöglich. Dennoch verlohnt es sich wohl einmal der Mühe, darauf hinzuweisen, dass die Beziehungen zwischen Mensch und Tier für die Geschichte zahlreicher Vogelarten weit wichtiger sein dürften, als wir vielfach annehmen, und dass sie, vielfach unter- brochen, wahrscheinlich in altersgraue Zeiten zurückreichen. Die ungeheure Verbreitung mancher Pflanzen, wie sonderlich einzelner Gramineenarten, ist hauptsächlich auf die Menschen zurückzuführen. Es liegt nahe, dass Vogelarten. deren Körper in erster Linie auf die Vertilgung von Gramineensamen einge- richtet ist, von der Kultur des Menschen ganz besonders abhängig wurden. Dass z. B. die Ammern bei der Ausdehnung ihres Wohn- sebietes vor allem Kultur- d. i. Getreidefolger sind, ist zu Zugvögel und Florenwechsel. 449 wiederholten Malen ausgesprochen. Ich glaube, wir dürfen weitergehen und getrost behaupten, dass der Mensch auch auf die Ausprägung des körperlichen habitus mancher species von grösstem Einfluss war. Bestimmen wir das Verbreitungszentrum der altweltlichen Emberizidae, so nehmen wir wahr, dass es in jenem Gebiete zu suchen ist, wo in alten Tagen die Reiche der getreidebauenden Menschen ent- standen und vergingen: in Vorderasien. Es ist auch sehr fraglich, ob die Verbreitung von Fringilla serinus Schon richtig gewürdigt wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat der liebenswürdige Fink seine Wanderung von Vorder- asien aus angetreten, im Gefolge des Weinstockes und der meisten Obstsorten, die sich von dort aus den europäischen Süden er- oberten. Dadurch würde sich auch das Vorhandensein der grossen Scharen erklären, in denen sich der Girlitz in jedem Winter an Kleinasiens Küsten zusammenfindet. Doch am auffälligsten scheint mir der Zusammenhang zwischen Tier und Mensch immerhin bei der Gattung der Ammern ausgeprägt zu sein. Höchst wahr- scheinlich ist dieses Verhältnis schon so alt wie der Anbau der Cerealien. In diesem Falle dürfte es aber nach den neuesten Forschungen auf babylonisch-assyrischem Grunde schon sehr alt sein und wahrscheinlich nach Dutzenden von Millennien zählen. Damit haben wir eine Zeit, die wohl schon lang genug wäre, Artcharaktere in mehr oder minder auffälliger Weise zu ver- ändern. Und ich glaube recht wohl, dass diese Wirkung bei mancher species der Ammern erreicht sein wird, scheinen doch viele Artmerkmale bei manchen Ammerspezies (cir. Emberiza schoeniclus) recht veränderlich zu sein. — — Nach dieser Einleitung wird mancher, der anfänglich zu scharfem Widerspruch geneigt war, mir vielleicht recht geben, wenn ich behaupte, dass wir aus der heutigen Verbreitung der Vögel, insonderheit aus dem Wechsel in derselben, der durch regelmässig wiederkehrende Bewegungen verursacht wird, manchen Schluss auf die Verteilung der Vögel in früheren Tagen ziehen dürfen und dass dadurch manches Streiflicht auf die Flora und _ die wirtschaftlichen Zustände früherer Zeiten in diesem oder jenem Lande geworfen wird. Wie wir also schon oben ausführten, kann man solche Gedankengänge durchaus nicht als opera operata bezeichen. Sie ermöglichen eben mancherlei Folgerungen, durch die Journ. f. Orn. LII. Jahrg. Juli 1904. 30 450 Fritz Braun: klimatologische und sonstige geographische Fragen geklärt werden. Es versteht sich von selbst, dass diese Gedanken durch sinnliche Wahrnehmungen und empirische Tätigkeit in mir ge- weckt wurden. Sie gingen mir auf, als ich zur Winterzeit das Leben der nordischen Gäste beobachtete, denen Kleinasien eine Herberge bietet. Gerade für Kleinasien sind die Schlüsse, die wir in der geschilderten Weise ziehen können, von grosser Wichtigkeit, da wir auf Grund direkter Zeugnisse uns nur eine sehr unvoll- kommene Vorstellung darüber zu bilden vermögen, wie es um die Flora und das Klima dieses Landes vor 2000 oder 3000 Jahren bestellt war. Der Geograph und Historiker, der nicht unter allzu grossem Eigendünkel leidet, wird daher einer verwandten Disziplin wohl Dank wissen, wenn sie ihm irgendwelche Auskunft über jene Zeiten zu geben vermag, sei diese auch noch so lückenhaft. Trotz aller Bemühungen vermögen wir uns auf Grund historischer, ja selbst geologischer Forschungen kein klares Bild zu machen, wie dieses Land ausgesehen haben mag, als sich die Hellenen anschickten, ihre Kulturpioniere an seine Küsten zu werfen und von dort aus in das Innere vorzudringen. Die historischen Zeugnisse können uns hier nicht allzu viel nützen, denn es lag nicht im Geiste jener Zeiten, Dinge zu beschreiben, die jenseits des Bereiches lagen, auf den die Menschen und vor- züglich die Stammesgenossen ihre okkupatorische Tätigkeit rich- teten. Wenn wir wissen, dass hier oder dort eine volkreiche Handelsstadt lag, vermögen wir doch noch keinen Schluss auf den damaligen Pflanzenwuchs ihrer Umgebung zu ziehen. Es bleibt z. B. sehr wohl möglich, dass Städte, die Xenophon als sdduiuwv und weyaAn bezeichnet, in ihrer Umgebung so gut wie gar keinen Baumwuchs hatten, denn der Mittel, durch welche die Kinder jener Zeit ihren Lebensunterhalt gewannen, waren sehr viele und mancherlei Fabrikationszweige spielten darunter keine geringe Rolle. Es kann sehr wohl vorkommen, dass die Umgebung einer Grossstadt nur eine ganz beschränkte Zahl von hochstämmigen Bäumen oder geräumigen Büschen aufweist (cfr. das heutige Saloniki). Liegt bei einer Handelsstadt ausserdem die Möglichkeit vor, dass der Getreidebedarf ihrer Bewohner sich ständig und leicht Zugvögel und Florenwechsel. 451 von anderswo beschaffen liess, so konnten sogar die Getreide- felder fehlen. Solche Fälle, für die uns heutzutage beiläufig Hermupolis auf Syra ein gutes Beispiel liefert, mögen im Altertum an der Küste Kleinasiens sehr häufig gewesen sein. Namentlich gilt das für die Zeit, da die Hellenen noch ausschliesslich an der Küste siedelten, und ihre Niederlassungen, wenn auch nicht physisch, so doch wirtschaftlich fast ganz insularen Charakter hatten. Dass noch heutzutage das Vorhandensein einer grösseren Stadt im Innern Kleinasiens durchaus nicht baumreiche Gebiete voraussetzt, zeigen uns die Beispiele von Eskischehir und Angora. Nun genügt also die Statistik und Siedelungskunde durchaus nicht, uns ein klares Bild von dem Charakter einer Landschaft zu geben, da wir dazu der pflanzlichen Staffage dringend bedürfen. Nehmen wir an, wir hätten zwei Länder, die beide bei starker wirtschaftlicher Ausnutzung der übrigen Teile zwanzig Prozent unkultiviertes Land besässen und lassen wir dieses in einem Falle Waldland, im andern steinigen, von Disteln bewachsenen Steppen- boden sein, so ist es klar, dass die beiden Gebiete trotz der Ähnlichkeit der Wirtschaftsformen landschaftlich ganz verschieden sein könnten. Schon eine geringe Verschiebung des Prozent- Satzes zwischen Wald und Steppe ist für den Landschaftscharakter und die Fauna von grosser Bedeutung. Die Behauptung, Kleinasien sei früher viel waldreicher ge- _ wesen, lässt sich an der Hand der Historie und auch durch Betrachtung der heutigen Oberflächenbeschaffenheit des Bodens für die meisten Örtlichkeiten nur sehr unsicher oder garnicht begründen. Ist der Wald erst einmal von den Hängen ver- schwunden, so werden seine vergänglichen Zeugen und Überreste nur allzu leicht durch die Tätigkeit des Wassers entfernt und in die Flusstäler geschleppt, deren langgestreckte Mulden für Klein- asien so bezeichnend sind. Im Laufe der Jahrtausende verwan- delten sich ziemlich mächtige Schichten der Oberfläche in leicht transportabelen Schotter. Was wir heute sehen, sind neue Bildungen und nicht Zeugnisse vergangener Tage. In den meisten Fällen müssen wir uns mit der Kenntnis der augenblicklichen Lage begnügen. Wir nehmen wahr, dass Klima und Bodenbeschaffenheit in ihrem heutigen Zusammen- wirken dem Wald- und Baumwuchs hinderlich zu sein scheinen. Der Baum und nicht die Bäume sind für viele Teile Kleinasiens charakteristisch. Zunächst sind es uralte Platanen, deren Leben 30* 452 Fritz Braun: teilweise vielleicht in Tage zurückreicht, da Land und Leute noch ganz anders geartet waren. Auch an der Küste, im Gebiete der warmen Mittelmeerzone, scheint der Reichtum an wildlebenden Bäumen ein Kapital zu sein, das sich durch eigene Zinsen nicht mehr vermehren will. Die Zahl der jungen Zypressen und Pinien ist überall unverhältnismässig klein. Der dornige, filzige Pflanzenwuchs der Berghänge scheint durchaus nicht geeignet, den Boden für einen Waldwuchs vorzubereiten, da die verwesenden Pflanzenteile mit dem zerbröckelnden Gestein kaum jemals zu einer innigeren Verbindung gelangen, sondern von dem Platzregen vorzeitig in die Täler geschwemmt werden. Unter den geschilderten Verhältnissen müssen uns alle Hin- weise auf frühere Zustände des Klimas und der Flora um so lieber sein, selbst solche, die wir wegen ihrer Unklarheit und Unsicherheit an anderen Orten verächtlich zurückweisen würden. Solche Fingerzeige erhalten wir auch, wenn wir das winterliche Leben der Zugvögel in Kleinasien beobachten; selbst die sommer- liche Verteilung der Gefiederten vermag in uns manchen Gedanken anzuregen. Bei Kleinasien sind solche Gedanken ganz besonders an ihrem Platze. Wissen wir von Italien und Griechenland, dass ihr Klima und ihre Flora, vorzüglich ihre Nutzpflanzen, in den letzten Jahrtausenden beträchtliche Veränderungen durchmachten, so müssen wir ein gleiches für Kleinasien annehmen. In längst verrauschten Jahrtausenden fehlten wegen des mildernden Einflusses des sibirischen Binnenmeeres zum guten Teile die klimatischen Wirkungen der heutigen russisch-sibirischen Landmasse. Die Nordwanderung des altweltlichen Wüstengürtels wird die Menge der Niederschläge nicht weniger verringert haben als der Fortfall der zusammenhängenden Pflanzendecke, die da- mals Mesopotamien und grosse Teile der persisch-assyrischen Gebiete bedeckte. In ähnlicher Weise wird der Umstand einge- wirkt haben, dass sich der Waldreichtum Italiens und Griechen- lands beständig verringerte. Wie wir bereits früher ausführten, erinnert uns die winter- liche Ornis eines Gebietes an Zustände, wie sie früher zur Fort- pflanzungszeit an den betreffenden Stätten herrschten. — — Wir werden jedoch gut tun, bei solchen Erwägungen nur die Grundzüge und das wirklich typische zu berücksichtigen und alles das fortzulassen, was irgendwie den Eindruck zufälligen Zugvögel und Florenwechsel. 453 Beiwerkes macht. Ausnahmsweise Fälle des Vorkommens dieser oder jener species, die sonst die besondere Teilnahme der Orni- thologen erregen, erscheinen hier wesenlos, weil sich schwer oder garnicht entscheiden lässt, ob sie erste Anfänge neuer Zu- stände oder verhallende Erinnerungen früherer Verhältnisse sind. Die Arten, die wir als ständige Wintergäste Kleinasiens an- sehen dürfen, gehören vornehmlich zu den Gattungen Turdus, Sazxicola, Pratincola, Motacilla, Anthus, Alauda und Fringilla. Die Tatsache, dass Turdidae einen grossen Prozentsatz der Wintergäste ausmachen, dass wir fast alle europäischen Drossel- formen als Gäste Kleinasiens feststellen können, scheint mir darauf zu deuten, dass sich dieses Land in früheren Tagen durch einen srösseren Baum- und Waldreichtum auszeichnete. Es ist jedenfalls verwunderlich genug, dass wir Turdus pilaris und auch ihiacus in vielen Fällen — weit von Bäumen entfernt — auf Gebieten ihrer Nahrung nachgehen sehen, die nur mit fusshohem Grase und Gestrüpp bedeckt sind. Auch der winterliche Reichtum Kleinasiens an Fringillidae spricht dafür, dass das Land ur- sprünglich reichen Baumwuchs trug. Ich glaube nicht, dass die Scharen von Carduelis, die im Herbst über die Haide ziehen, sämtlich kleinasiatischer Herkunft sind. Auch erweisen sich die Tiere als so verschieden in Grösse und Färbung, dass es schwer fällt, sie als freundnachbarliche Genossen aufzufassen. In meiner _ nordischen Heimat (Danzig), die doch an Stieglitzen durchaus nicht arm ist, gelang es mir nie, so verschieden gefärbte Exem- plare aufzutreiben wie dort. Denselben Schluss können wir auch aus dem Umstande ziehen, dass sich Fring:lla serinus zur Herbst- und Frühlingszeit in Kleinasien in ungezählten Scharen herumtreibt. Er war jedenfalls einer der häufigsten Vögel dieses Gebietes in jenen Tagen, als die vorderasiatischen Obstarten hier in Fülle gediehen und sich zum Übertritt nach Europa vorbereiteten. Wird es uns aus diesen Gründen sehr wahrscheinlich, dass Kleinasien in längst verrauschten Tagen an Wäldern und Bäumen weit reicher war als heute, so setzt doch die Menge seiner da- maligen Bevölkerung, auf die wir nach der Menge städtischer Sie- delungen schliessen müssen, einen starken Getreidebau voraus, von dessen Beziehungen zur Gattung Emberiza wir schon oben sprachen. Von winterlichen Gästen, die der offenen Landschaft, der Steppe und Wiese, angehören, haben wir hauptsächlich Arten der Gattungen Saxicola, Pratincola, Anthus und Alauda zu nennen. 454 Fritz Braun: Am auffälligsten war mir stets die Menge der Pieper. Scharen von Wiesenpiepern gehören im Herbst und Winter geradezu zur Staffage der Landschaft. Die Häufigkeit ihres Vor- kommens berechtigt uns wohl zu dem Schluss, dass Plätze, wie sie diese Art bevorzugt, in Kleinasien dereinst viel zahlreicher waren als heutzutage. Daraus würde sich ergeben, dass Wiese und Graswuchs damals in diesem Gebiete eine ganz andere Rolle spielten als heutzutage. Die Vettern der Pieper, die schlanken Stelzen, erblicken in Kleinasien ebenfalls ein erwünschtes Herbst- und Winterquartier, dem sie treu bleiben, bis sie von winterlichen Schneestürmen südlich geführt werden. Diese Stelzen erwecken ebenso wie Vanellus eristatus in uns den Glauben, dass sumpfige Wiesen im Land dereinst weit grössere Flächen bedeckten als in unserer Zeit. Wiesen und sumpfigen Gründen allzuviel Raum anzuweisen, verbieten jedoch schon die Struktur des Landes und andere Charaktervögel des Gebietes, wie die Saxicolidae. Ebenso . wie die Söldner Xenophons in unmittelbarer Nähe volkreicher Städte den Strauss jagten, wird auch sonst Wiese und Steinhalde, Nutz- und Ödland hart neben einander gelegen haben, sodass der Stein- schmätzer in nächster Nähe des Wiesenpiepers ein Obdach fand, das seinen Wünschen entsprach. Sprechen die Mengen von Alauda, die sich zur Winterzeit auf Kleinasiens Brachfeldern herumtreiben, für das Alter und den ehemaligen Umfang seines Getreidebaues, so können wir die Gattung Emberiza nur in sehr beschränktem Masse zu irgend welcher Beweisführung heranziehen. Doch macht es ganz den Eindruck, als hätte diese Familie in Kleinasien einst bessere Tage gesehen. Manche Arten (z. B. Emberiza cinerea, Emberiza cia), die im Lande alteinheimisch zu sein scheinen, finden wir heute nur recht sporadisch. Die Kappenammer ist wohl früher auch viel häufiger gewesen und über dieses Land nach Europa vorgedrungen. Die Tatsache, dass wir kaum in einem europäischen Lande so viel Ammern finden wie in dem benachbarten Kleinasien, spricht doch dafür, dass diese Halbinsel ein altes Zentrum des Getreidebaues darstellt. Sollten wir aus dieser kurzen Darstellung, die aber immerhin alle wesentlichen Punkte behandelt, einen Schluss ziehen auf das Aussehen Kleinasiens vor zwei- bis dreitausend Jahren, so würden wir zu dem Ergebnis gelangen, dass sich schon damals alle heutigen Zugvögel und Florenwechsel. 455 Vegetationsformen in dem Lande vorfanden, ihre Verbreitung aber höchstwahrscheinlich ganz anders war. Wald, Gärten, Wiesen und Ackerland nahmen einen weit grösseren Raum ein als heut- zutage, während die Steppen und Steinhalden weit pflanzenreicher waren. Diese Abweichungen werden wir natürlich dem Klima zur Last schreiben müssen. Wahrscheinlich war die sommerliche Trockenzeit damals kürzer als jetzt, hatten der Juli und August etwa den Charakter des heutigen Juni, sodass der im Boden verbliebene Feuchtigkeitsvorrat kaum jemals völlig auf die Neige ging. Die aufjähem Windwechsel beruhenden Witterungsumschläge zogen sich dazumal' tiefer in den Sommer hinein, und die Nieder- schläge, die sie im Gefolge hatten, kamen der Vegetation und der Fauna zu gute. Die Gedanken, die uns soeben als Führer dienten, warfen nur spärliche Lichtstrahlen in dunkle Zeiten. Ihren Wert oder Unwert zu ermessen, überlasse ich dem Leser. Mich will‘es dünken, als ob man dem spröden Stoff damit eine neue und nicht uninteressante Seite abgewinnt. So erscheint mir diese Studie als erster Versuch auf einem Arbeitsfelde, dem reicheres Wissen und reiferes Urteil vielleicht noch manche erfreuende Frucht abge- winnen dürften. Dem Herausgeber zugesandte Schriften. The Annals of Scottish Natural History. A Quarterly Magazine, - Edinburgh. No. 50. 1904. The Auk. A Quarterly Journal vfOrnithology. Vol. XXI. No.2. 1904. Bulletin of the British Ornithologists’ Club. No. CIV—CVII. 1904. The Condor. A Magazine of Western Ornithology. Vol. VI. No. 2 u. 3. 1904. Die Gefiederte Welt. Wochenschrift für Vogelliebhaber. Herausge. Karl Neunzig. Magdeburg (Creutz’sche Verlagshandlung). Jahrg. XXXII. Hft. 12—21. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. (8.) IV. 1904. Heft 2. Naturae Novitates. Bibliographie neuer Erscheinungen aller Länder u. s. w. (R. Friedländer & Sohn). Berlin. XXVI Jahre. No. 1-7. 1904. Örnithologisches Jahrbuch. Organ für das palaearktische Faunen- gebiet. Herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. XV. Jahrg. No. 3. 1904. Ornithologische Monatsschrift des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt.e XXIX. No. 3—5. 1904. Records of the Australian Museum. Vol.V. No.2u. 3. Sydney 1904. 456 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. Proceedings of the Indiana Academy of Science 1902. (Indiano- polis 1903). Report of the A. ©. U. Committee on the Protection of North American Birds, and of the National Committee of Audubon Societies for the year 1903. (Abdruck aus: The Auk Jan. 1904). Report on the Collections of Natural History made in the Antarctie Regions during theVoyage of the „SouthernCross“. London 1902. E. Arrigoni Degli Oddi, Manuale di Ornitologia Italiana. Elenco descrittivo degli uccelli stazionari o di passaggio finora osservati in Italia. Milano 1904. C. Bruch, Enumeraciön de una coleceiöon de aves de las pro- vincias de Salta y Jujuy y descripcion de un nuevo Tiränido (Muscisaxicola morenoi). (Abdruck aus: Revista del Mus. de la Plata Tomo XI. 1904). F. M. Chapman, A new Grouse from California. (Abdruck aus: Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. XX. 1904). F. J. Jackson, List of Birds obtained in British East Africa. Pt. IIL With Notes by R. B. Sharpe. (Abdruck aus: 'The Ibis for October 1902). J. v. Madaräsz, Zur Ornis Deutsch-Ostafrikas. (Abdruck aus: Annales Mus. Nation. Hungariei Il. 1904). v. Madaräsz, Neue Vogelarten aus Venezuela. (Abdruck aus: Annales Mus. Nation. Hungariei II. 1904). . Owston, List of Japanese Birds and Eggs. Yokohama 1904. Poche, Ein bisher nicht berücksichtigtes zoologisches Werk aus demJahre 1758,in dem die Grundsätze der binären Nomenklatur befolgt sind. (Abdruck aus: Zoolog. Anzeiger No. 16/17 1904). E. Rey, Die Eier der Vögel Mitteleuropas. Lief. 23—25. Gera. Untermhaus 1904. R. B. Sharpe, Report on the Collections of Natural History made in the Antarctic Regions during the Voyage of the „Southern Cross“. IV. Aves. London 1902. R. B. Sharpe, Remarks on Pitta longipennis and Pitta reiche- nowi. (Abdruck aus: The Ibis for January 1903). R. B. Sharpe, On a Collection of Birds from the Distriet of Deel- fontein in CapeColony. (Abdruck aus: Thelbis for January 1904). R. B. Sharpe, The Birds of the Island of South Trinidad. From _ theJournal ofE.Wilson. (Abdruck aus: The Ibis for April 1904). R. B. Sharpe, On further Collections of Birds from the Efulen District of Cameroon, West Africa. Part 1. (Abdruck aus: The Ibis for January 1904). H. S. Swarth, Pacific Coast Avifauna No. 4. Birds of the Huachuca Mountains, Arizona. 1904. P. Wytsman, Genera Avium. 1. Part Passeres Fam. Eurylae- midae by E. Hartert. Brüssel 1904. Be oo Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. JOURNAL ORNITHOLOGIE. Zweiundfünfzigster Jahrgang. No. 4. Oktober 1904. Die Vogelfauna der Bocche di Cattaro. Von Paul Kollibay. (Fortsetzung und Schluss von S. 121). ’ 72. Cinclus cinclus merula (J. C. Schaeff.) Ich habe den Wasserstar in der Bocche selbst nicht beob- achtet; Grossmann hat ihn im Winter an den Festungsgräben von Cattaro mehrfach bemerkt und erbeutet, im Winter 1902/03 auch einmal in der Sutorina erlegt. Ausserdem hat er den Vogel an einzelnenWildbächen der höheren Gebirgslagen beobachtet. Reichenow (die Kennzeichen der Vögel Deutschlands S. 127) bemerkt, dass die Wasserstare der Balkanhalbinsel durch geringere Grösse abzuweichen scheinen, aber eher der typischen Form als der westlichen, ©. m. albicollis (Vieill.) angehören. Ein $ und ein 2, die ich aus dem Januar 1902 aus Cattaro erhielt, und die wegen des gelblich überlaufenen Kehl- und Brustschildes als junge Vögel zu betrachten sind, gleichen in der Färbung sonst Centraleuropäern; in den Massen bleiben schlesische Stücke teil- weise sogar hinter ihnen zurück. Die Nomenklatur der 3 altbekannten europäischen Cin- clus-Formen ist jetzt ganz verwirrt. Reichenow („die Kennzeichen,“ 8. 127), Arrigoni degli Oddi („Atlante Ornithologico“ II. S. 148. 149) und Dresser („A Manual of Palaearctic Birds,“ S. 24—26) benennen diese 3 Formen wie folgt: Die nordische: die mitteleuropäische: die südliche. R.: C. einclus (L.); C. merula (J.C. Schaeff.) ; O. m. albicollis (Vieill.) Journ. f. Orn. LU. Jahrg. Oktober 1904, 3l 458 P. Kollibay: die nordische: die mitteleuropäische: A.: ©. melanogaster (Br.); C. aquaticus (Behst); D.: ©. melanogaster Br.; C. aquaticus Bchst.; die südliche: A.: 0. einclus (L.) D.: ©. albicollis (Vieill.) M. E. hat Dresser Recht, den Namen cönclus als Subspecies- namen überhaupt auszuschalten. Denn Linnes Diagnose und Ver- breitungsangabe seines Siurnus cinclus passt auf alle, bezw. um- fasst alle 3 Formen, die Angabe des Verbreitungsgebietes widerlegt sogar direct die Annahme, dass Linne lediglich seinen einhei- mischen Schwarzbauchwasserstar beschrieben habe. Durch diese Unsicherheit bezüglich der von Linn@ beschriebenen Form wird uns also bei diesem Genus erfreulicher Weise der Cinclus cin- clus cinclus erspart. 73. Regulus regulus (L.) Von mir nicht beobachtet, nach Grossmann im Winter sehr gemein. 74. Regulus ignicapillus (Brehm). Auch diese Art besucht Süddalmatien nur als Winterherberge und ist nach Grossmann sogar noch häufiger als die vorige. Ich besitze einige Wintervögel von dort. 75. Parus maior L. Während nach Brusina (l. ec. S. 14), die Agramer Sammler nur in der Krivosije ein einziges Stück erlegten und die Kohl- meise sonst nirgends beobachteten, ist dieselbe nach Grossmann ein ziemlich häufiger Brutvogel, der im Winter in grossen Schwärmen auftritt. — Ich selbst fand die Kohlmeise in den Laubwäldern bei Castelnuovo und in den Ölbaumgärten bei Teodo häufig, zum Teil Junge fütternd. Ein Gelege von 8 Eiern, welches am 10. Juni 1903 in einer Felsenspalte gefunden wurde, zeigt folgende Masse: Ka 1765 18 en = Jean VE a N! 18 18 173 1a. aa 14 Die in der Bocche von mir erlegten Kohlmeisen fielen mir sofort durch ihre Schmächtigkeit und durch ihr blasseres Colorit Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 459 auf. Gegen alle Mitteleuropäer, aber auch gegen die im Winter in der Bocche erlegten (vielleicht zugewanderten) Kohlmeisen sind meine mitgebrachten Brutvögel Zwerge, was sich indessen nur durch den Gesamteindruck, nicht durch die Einzelmasse dar- tut. Leider habe ich nicht daran gedacht, die frisch geschossenen Vögel im Fleisch zu wiegen. Die Masse derselben sind folgende: ELBE TADNEEE EI er. 11 5080220 mm. 55.0316, 11,5,10,520 h ss 16er, -20 4 „ „ „ 17 ı » 70 3) 11,5, „ 20 „ 2200 030. UT EN 70,5,.,, 1,5, ee or 05...,.755,.., 66,9 6 Die Blässe der Unterseite der süddalmatischen Brutvögel, ein sehr lichtes Schwefelgelb, deutet auf Beziehungen zu dem cyprischen Parus maior aphrodite (Mad... Doch konnte ich griechische Sommervögel, bei denen die Unterseite noch heller sein müsste, nicht untersuchen. Der von Prazak beschriebene Parus maior blanfordi aus Persien, ebenso die Kohlmeise aus Palästina stimmen in der Färbung mit den Süddalmatinern über- ein, nicht aber in der Schmächtigkeit. Auch bei meinen Vögeln tritt das Grün der Oberseite im Vergleich zu Centraleuropäern mehr zurück. Sollte der. Brutvogel von Süddalmatien, der sich sicher von Mitteleuropäern unterscheidet, noch nicht beschrieben sein und nicht etwa zu einer der anderen, aus dem Mittelmeer- becken beschriebenen Formen zu ziehen sein, so würde ich für ihn den Namen Parus maior sulfureus reservieren. Der weisse Keilfleck auf der Innenfahne der äussersten Schwanzfeder, der bei Kleinschmidt’s neuer Form Parus corsus durch Zusammenschrumpfen auf ein kleines Spitzendreieck oder gänzliches Verschwinden eine Rolle spielt, scheint mir kein ge- eignetes Differenzierungsmerkmal zu sein. Ein Material von 30 Bälgen ergab darüber folgendes: Von 2 tunesischen Stücken hat das eine nur ein win- ziges Dreieck, das andere gar nur eine Spur davon. Ein Brut- vogel von Süddalmatien zeigt gleichfalls nur das kleine Dreieck, während bei einem anderen von dort Keiltlecken auf- treten und zwar, was sehr bezeichnend ist, bei der äussersten linken Steuerfeder nur bis zu Y/,, dagegen bei der rechten bis zu 4, ihrer Länge. 3 Wintervögel aus der Bocche di Cattaro zeigen zweimal ausgedehnte Keilflecken, einmal nur einen kleinen. 31* 460 P. Kollibay: Ein griechischer Vogel hat ihn links 10, rechts 5 mm lang. Wie sonach bei südlichen Stücken die Keilflecken vorkommen, so tritt vereinzelt umgekehrt bei mitteleuropäischen auch deren Reducierung auf ein Minimum in die Erscheinung. So liegen mir 11 schlesische Kohlmeisen vor; von ihnen haben 10 den grossen Keilfleck, eine aber nur ein kleines Spitzendreieck. Von 3 Stücken aus Schönstadt in Hessen hat ebenfalls das eine nur noch einen Spitzenfleck. Ein niederösterreichisches und ein kaukasisches Stück besitzen dagegen wieder den ausge- bildeten Keilfleck. Es scheint mir also, dass letzterer zur Bestimmung geogra- phischer Formen. unverwertbar ist. 76. Parus caeruleus L. Wurde von mir bei Castelnuovo mit flüggen Jungen beob- achtet, aber bei weitem nicht so zahlreich wie Parus maior. Dennoch ist sie nach Grossmann ein ziemlich häufiger Brutvogel; im Winter tritt sie massenhaft auf. 77. Parus lugubris lugubris (Natt.). Grossmann, von dem ich schon vor meiner ersten Excursion nach der Bocche Trauermeisen erhalten hatte, teilte mir mit, dass diese interessanten Vögel Standvögel in jenen Waldpartieen sind, welche an nackte Felsgehänge angrenzen. So habe er sie insbesondere in den Eichenwäldern bei Dobrota, in gewissen Partien nahe bei Kameno und oberhalb Teodo bei der zerstreuten Ortschaft Kavac festgestellt. — Da über Parus lugubris bis jetzt recht wenig berichtet worden ist, wenigstens in der deutschen Literatur, so war ich begreiflicher Weise auf das äusserste ge- spannt, die persönliche Bekanntschaft dieses so interessanten Vogels zu machen. Nachdem wir vergebens bei Kameno nach ihm gesucht hatten, wo Grossmann ihn im Winter vorher ange- troffen hat, sicherte er mir die Begegnung auf das Bestimmteste für die Eichen- und Olivenbestände bei Kavac zu. Am 19. Mai 1903 wurde endlich die Excursion in jene Gegend unternommen. Nach erfolgreicher Jagd auf die beiden mediterranen Hypolais hatten wir eben auf einer Bank hinter dem primitiven Wirts- hause von Kavac Platz genommen und eine Karaffe roten Dal- matiners bestellt, als ich. den unverkennbaren, aber doch auch fremden Lockton einer Meise vernahm. Aufspringen, das Gewehr Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 461 ergreifen und vor das Haus eilen, war das Werk eines Augen- blicks. Und in der Tat, schon bei diesem ersten Hause von Kavac ging Grossmann’s Zusage in Erfüllung! In einem hohen Baume dicht neben dem Wirtshause trieb ein Parus lugubris sein Wesen. Wegen des dichten Laubes konnte ich ihn jedoch nicht richtig zu Gesicht bekommen. Da plötzlich flog er ab, über die Strasse hinweg und in einen urwaldartigen Eichenbe- stand hinein. Sofort eilte ich ihm nach, über offen und verdeckt ‚liegendes Felsgeröll stolpernd und stürzend, durch wirres Unter- gestrüpp hindurch, festgehalten und verwundet durch Dornenge- sträuch aller Art. Indessen das tiefe „zerr‘‘ gab mir die Richtung, und hin musste ich. Endlich stand ich vor jenem Baume, auf welchem der Vogel sich befinden musste. Zuerst vergebliches Spähen, dann plötzlich — da sass ja der Vogel auf einem starken Seitenaste, unter fortwährendem Rufen eine Beute bearbeitend und dabei lebhaft mit dem Schwanze seitwärts ruckend. Das war das mir von Grossmann angegebene Erkennungszeichen! Nun liess ich mir bei diesem ersten Vogel begreiflicher Weise keine Zeit zu Beobachtungen; ich brannte darauf, meine erste Trauermeise zu erlegen: ein Knall und der Vogel stürzte senk- recht herab. Indessen alles Suchen blieb vergeblich! In dem dichten Gestrüpp, welches das lose gelagerte Geröll überwucherte, war der Vogel verschwunden, und nach langem Suchen musste ich mit der bekannten Möglichkeit zu rechnen anfangen, dass das Tierchen unter Aufbietung seiner letzten Lebenskraft in ein Loch zwischen dem Felsgetrümmer geflohen und nun unwieder- bringlich dahin sei. Doch glücklicher Weise kam Grossmann mit seinem wackeren „Treff“ in die Nähe. Wie oft hat uns dieser Hund eine Beute in dem kaum durchdringlichen Gras- und Kräuterwuchse, in dem greulichen Dornengestrüpp durch sein vorzügliches Anziehen gerettet, die wir beide nie und nimmer erblickt hätten. Freilich, einen Fluchtversuch durfte ein krank geschossener Vogel nicht machen, denn dann fasste „Treff‘‘ zu, und mit einem solchen „Apport“ war meisst nichts mehr anzu- fangen. Aber schon verendete Vögel, die wir trotz seines An- ziehens nicht entdecken konnten, nahm er auf Befehl vorsichtig zwischen die Lefzen und legte sie seinem Herrn unbeschädigt zu Füssen. Im Karstgelände lässt sich ohne einen so abgeführten Hund meines Erachtens bei der Vogeljagd ein Resultat kaum erzielen. — 462 P. Kollibay: Nach dieser Abschweifung zurück zu meiner Trauermeise. Herr Grossmann trat mit der Frage heran: „Lugubris?“ Vor- sichtig zuckte ich die Achseln; denn die im Waldesdunkel nur mit Sicherheit erkannten weissen Wangen konnten auch eine Kohlmeise bedeuten. Indessen bald zog „Treff“ an und vor seiner Nase den Vogel aufhebend, griff Grossmann salutierend an den Hut: ‚Ich gratuliere!“ Meine Freude war natürlich sehr gross, als ich meine erste Trauermeise, ein prächtiges Jg, in der Hand hielt. Nun war Frühstück und Erholung vergessen; fort ging es, um noch mehrere Exemplare des kostbaren Vogels zu erhalten. Aber das Glück war uns an diesem Tage nicht hold. Wohl hörten wir noch mehrfach die Stimme der Trauermeise, aber die Verfolgung führte zu keinem Ergebnisse; wohl sah ich in einer kurzen Entfernung von mir in einem mit Eichen und Oliven bestandenen Weingarten einen Schwarm Junger, aber ein dichter, verwachsener Dornenzaun, der sich weder durchdringen, noch umgehen liess, machte jede Annährung unmöglich. Wegen der herannahenden Abfahrtszeit des Vaporetto in Teodo musste die Jagd aufgegeben werden mit dem Vorsatze, möglichst bald einen zweiten Versuch zu unternehmen. Der 23. Mai sah uns an derselben Örtlichkeit. Wiederum war es Parus lugubris, der unmittelbar neben dem Gasthause unsere Frühstücksrast unter- brach. Diesmal gelang es uns, zwei Familien zu sprengen und ein @ und mehrere Junge zu erlangen. Letztere befinden sich in zwei verschiedenen Entwickelungsstadien; das flaumige, weit- strahlige Gefieder der kleineren Jungen ist stellenweise noch recht dünn. Graf von der Mühle (Beiträge zur Ornithologie Griechen- lands S. 50) sagt, dass die Trauermeise eine von anderen Meisen völlig verschiedene Lebensweise führe. Das können weder Grossmann noch ich bestätigen; nur die behauptete Ungesellig- keit gesteht ersterer zu. Er hat die Trauermeise, ausser mit Jungen, nie in Gesellschaft beobachtet. Auch im Winter und Herbst streift sie meist in einzelnen Stücken umher, und nur selten findet man zwei zusammen, die dann ein gepaartes Paar bilden dürften. Grossmann fügt hinzu, dass der Vogel sehr rührig sei, und hebt die Eigenschaft hervor, dass er täglich regel- mässig zu bestimmten Zeiten bestimmte Örtlichkeiten, ja sogar dieselben Bäume aufsuche, sodass er am Anstande erlegt werden könne. — Unrecht hat von der Mühle ferner offenbar darin, dass Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 463 er die Trauermeise in Griechenland einen Zugvogel sein lässt, und zwar einen solchen, der erst Ende April und Anfangs Mai ankomme und schon Anfangs September verschwunden sei. Meine nachstehend aufgeführten Vögel aus dem Winter und das Vorhandensein flügger Jungen am 19. Mai beweisen im Gegen- teil, dass der Vogel für Süddalmatien, und daher umsomehr für Griechenland, Standvogel ist. Masse von Bocche-Vögeln: 8125. .18.,03.1, 4.174 2 N€., 73. „.r. 10,5, t.. 19mm. .4103.3.-03.10:,,0402. 55, 5.369 Sry 711,8,:%353.20: 0 35 „ 7. 1. 03. ” 12 7) 5%) 70 0 11 3 20 ER) 195. 03.2.,, 100,2 5,600 0.52 1202.9.203.5 14,02, 00) 3 »12,5;: 2.198 25 2.06. 9.03.1744, 695, 11,5 20: „ 74 DW) 69 303 12,5, ” 20. ER) ©1100. 3.03, .640,,064,, 2.12 27.519. la, 098,0. 15520 „ »„ 15. 1.03. „72, „70, „115 „20 „ OD du. 0688. 12 5178203 5 »„ 23. 5. 03. „ 72, „63, „1235 „19 „ 20.8.03.,,735, , 689,....12 5 .nv20 , Herr Othmar Reiser war so freundlich, mir zum Vergleiche einen Parus lugubris lugubris (Natt.) vom Serajevsko polje und die Typen seines Parus lugubris graecus von Aetolikon zu senden. Danach gehören die Bocche-Vögel hinsichtlich der Färbung völlig zur typischen Art, stehen aber bezüglich der Flügellänge der griechischen Form näher, deren Mittelmass Reiser (Ornith. Jahrb. 1901 S. 216) auf 71 mm gegenüber 79 mm von P. luyubris lugubris angibt. (Übrigens messe ich bei dem zu letzterer Form gehörigen Stücke aus Serajevo auch nur 74,5 mm). 78. Aegithalus caudatus (L.) Weder Grossmann noch ich haben die weissköpfige Schwanz- meise während der Brutzeit je bemerkt. Dagegen kommt sie im Winter in Schwärmen vor, untermischt mit A. roseus. 79. Aegithalus roseus (Blyth.) Von dieser Schwanzmeise bekam ich mehrfach Exemplare aus dem Herbst und Winter, sodass sie zu dieser Zeit häufig 464 P. ‚Kollibay:: sein muss. Sie kommt aber auch brütend vor, wenn auch nicht häufig: So erlegte Grossmann ein Paar am 22. April 1903, welches in meine Sammlung kam; das © hatte deutlichen Brutfleck. Ausserdem führte er mich gleich nach meiner Ankunft 1903 an ein seit einigen Tagen im Bau begriffenes Nest in der Sawina. Als ich einige Tage darauf in die Nähe dieser Stelle kam, war das Brutpaar sehr unruhig; am 18. Mai fanden wir mit Bedauern hierfür in der Tatsache die Erklärung, dass das Nest herunter- gerissen war. Es war wie das von caudata wesentlich aus Moos und Flechten gebaut und reichlich mit Haushuhnfedern aus- gefüttert, welche die Vögel sehr weit hergeholt haben mussten. Ausserdem fand sich in der Auskleidung eine einzelne Schwanz- feder einer Saxicola vor. Masse: g 28. 12. 02. 2.60 , c.86 , r.55, t. 17 mm. „Abe 108.4 630,8. 90,“ „60,8 ee „21941102: 26ER, „0.90. On „ 28. 12. 02. ” 63 9 3 9. 6 De) 17 „ „ 16. 4. 03. „ 63,5, ” 94 3 6,5, „ 16,5 „ „22. 4.03. „62, 990, „65 „17 „ 24 2:11.02. „363,289: „u „008, so „4108 6100, 0, cn „22. 4:03. 1» ,60°°,.,,:86°: 7,6 „16:54, Die auffallenden Masse bei dem © vom 4. 11. 02. beruhen auf wiederholten genauen Messungen. 80. Sıita caesia caucasica Rchw. Bisher war die Spechtmeise für Süddalmatien nirgends er- wähnt. — Grossmann fand den Vogel im Winter stets zahlreich, niemals aber als Brutvogel. Im Sommer traf er ihn überhaupt zum ersten Male im Jahre 1902 an, als er am 15. und 16. Juni die beiden Stücke erlegte, welche der Jahresversammlung von 1902 in Berlin vorlagen.t) Ein offenbarer Irrtum des Berichtes über jene Versammlung ist es, wenn gesagt ist (Journ. f. Orn. 1903 S. 153), dass in Süddalmatien die Sitta homeyeri vorkomme. Der Kleiber Dalmatiens hat mit dieser hellen Form nicht das mindeste zu tun. ' Jene beiden Vögel, welche Grossmann für adulte Stücke hielt, weil er ihr Geschlecht anatomisch feststellen konnte, und !) Am 26. März 1904 erlegte Grossmann ein Paar, dessen $ Nist- material im Schnabel trug. Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 465 sie selbständig auf Nahrungssuche gingen, haben sich zweifellos als junge Exemplare herausgestellt. Allerdings ist es auffallend, dass in allen mir zu Gebote stehenden Beschreibungen des ersten Kleides von einem hervorragenden Kennzeichen desselben nichts gesagt ist, nämlich dass jede Feder des Oberkopfes und Nackens einen weissen Schaftfleck trägt (vgl. Naumann, Band II, S. 303; Arrigoni, Uccelli europei P. II, S. 140; Hellmayr, das Tierreich 18. Lieferung S. 175; Dresser, Palaearctie Birds S. 188), indessen, ich habe seither junge Kleiber aus verschiedenen Gegenden in Händen gehabt und dabei stets dieses Kennzeichen, mehr oder minder ausgeprägt vorgefunden. Ein zweites Merkmal der Jugend ist der immer erheblich kürzere Schnabel, welcher nur 14,5—16 mm lang ist, während die Länge des Schnabels adulter Vögel durchschnittlich 18,5 mm beträgt. Bei der ersten Excursion bin ich gar nicht und 1903 nur einmal auf Silta caesia gestossen. Am 21. Mai bemerkten wir plötzlich oberhalb von Castelnuovo im Eichen- und Kastanien- walde, den wir fast täglich passierten, eine herumstreichende Familie Kleiber. Da es sich darum handelte, das Jugendkleid und das adulte Sommerkleid der dalmatinischen Spechtmeise fest- zustellen, erlegten wir die beiden alten und 4 junge Vögel. Letztere stimmen mit den beiden Vögeln vom Vorjahre überein, nur hat bei diesen das $ das Kastanienbraun der Flanken kräftiger entwickelt. Dies führe ich auf das spätere Erlegungs- datum, bzw. das vermutlich höhere Alter zurück, wie denn auch ein g juv. vom 6. Juni 1903 viel tieferes Braun an den Flanken trägt, und die weissen Schaftflecken durch die länger gewordenen Federstrahlen mehr verdeckt werden, sodass das Kleid bis auf die blassere Unterseite sich mehr demjenigen adulter Herbst- vögel nähert. Iım Sommer haben die alten Brutvögel ein sehr abgetragenes Gefieder, das sich zu Vergleichszwecken nicht eignet. Die alten Vögel im frischen Herbstgefieder sind dagegen prächtige Vögel. Von Mitteleuropäern unterscheiden sie sich auf den ersten Blick! Arrigoni und Hellmayr haben auf die Notwendigkeit einer ge- naueren Untersuchung der Spechtmeisen des östlichen Mittel- meerbeckens bereits aufmerksam gemacht, und ich meine in der Tat, dass die dalmatinischen Spechtmeisen mit der Form Sitia ‚caesia caesia nicht vereinigt werden dürfen. Sie unterscheiden sich von dieser durch die viel lebhaftere Ockerfärbung der Unter- 466 P. Kollibay: seite, wenn dieselbe auch nicht so gesättigt ist, wie bei der ty- pischen S. caesia caucasica Rehw. (Orn. Monatsber. 1901, S. 53). Wie bei dieser, zieht sich das Ockergelb fast bis an’s Kinn hinan, mit dem Weiss desselben ziemlich scharf grenzend, nicht all- mählich in dasselbe übergehend. Von caucasica aber schien sich die dalmatinische Spechtmeise (ausser durch die nicht so dunkle Unterseite) auch durch das Fehlen der weissen Stirnbinde zu unterscheiden, sodass ich anfänglich es für geboten hielt, die Form abzuzweigen, worin mir Herr Professor Reichenow bei- stimmte. Allein später bekam ich auch Exemplare mit lichterer, fast weisser Stirn, wenn auch nie so deutlich, wie bei caucasica, sodass mir vor der Hand die Ausführung meiner Absicht nicht rätlich erscheint. Da die Dalmatiner aber näher den Kaukasiern als den Mitteleuropäern stehen, ziehe ich sie vorläufig zu Sitta caesia caucasica Rchw. Masse von 7 adulten Stücken: 8.20. 105 02.(2..85%, 6.505, 7.19 114.005 mm: „ 28. 10. 02. „85,5, „505, „17, »20 0 5 2) „ „ 86 dd) 50,5, ” 18 2 -W 19,5 „ OD OT een oe . „26:5 3.104.405 „u8Tn, al52 bla Sarnen ©; 8::111:002.4%,; 835.7 ‚uol,5: 1,b19u8 220.5 8 „1210 5.103. 015822, „a9 y Zallsassar ons 26. 28.1104 5,57 84,5,11°,,:49,, 2.:18.5,04,1005 0%, 81. Sıtta neumayeri Michah. Brusina (a. a. OÖ. S. 14) sagt von dem Felsenkleiber, dass er in Süd-Dalmatien, der Herzegowina und Montenegro „unsere S. caesia“ vertrete, „letztere ein Baumbewohner, ersterer ein Felsenvogel“. Das kann natürlich nicht so verstanden werden, als ob 9. neumayeri eine zoogeographische Form der $. caesia sei, da beide Vögel specifisch durchaus verschieden und selbständige Arten sind. Brusina’s Ausspruch trifft aber auch in tatsächlicher Hinsicht insofern nicht zu, als in den genannten Ländern beide Kleiber neben einander vorkommen. Richtig ist nur soviel, dass der eine den hochstämmigen Wald, der andere das nackte Karst- gehänge bewohnt. Aber auch ganz ausschliesslich bindet sich S. neumayeri nicht an die Felsenwelt, da Grossmann sie schon von Strauch zu Strauch verfolgt und von einem Baume herab- geschossen hat. Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 467 In der Bocche ist die Felsenspechtmeise eine im ganzen _ Gebirge gemeine Art, die im Winter aber auch in die tieferen Regionen verstreicht. Ich beobachtete sie an den oberen Ser- pentinen bei Cattaro im Jahre 1902 und oberhalb Kameno im Jahre 1903. Schon von weitem macht sie sich durch ihr eigen- artig lachendes Geschrei bemerkbar, das die stille Felsenwildnis schrill durchdringt. Wegen des schwierigen Geländes blieb in den Beobachtungsfällen die Verfolgung ergebnislos. Die meisten der in meine Sammlung gelangten Exemplare entstammen der Strichzeit, wo an zugänglicheren Orten der Vogel leicht erlegt werden kann. — Wie bei Silta caesia ist das abgenützte Sommer- kleid ganz wesentlich unschöner, als das frisch vermauserte. Ich habe 11 $Z und 5 9 aus der Bocche gemessen und gebe nachstehend die Masse: [6 Ye} 2. C 1% t. Maximum: 83 55 29, 99224, mm. Minimum: 76 49 ee les Durchschnitt: 80,1 53,5 21,5 22,1 „ (Sämtliche kleinsten Masse finden sich an einem Stücke vereinigt.) Dieses ausgeschaltet ergibt sich für die 3 als Durch- schnitt 80,5 bzw. 54 bzw. 21,6 bzw. 22,15 mm. Je} a. c. T. t. Maximum: 82 56 22 24 mm. Minimum: 76 52 19.5.2, 0, Durchschnitt: 78,7 53,2 20,5 22,4 „ Zum Schluss noch eine nomenklatorische Bemerkung: Im „Tierreich“, Lieferung 18 S. 173 folg. schreibt Hellmayr den Namen des Felsenkleibers stets Sitia neumayer (also den Speziesnamen im Nominativ!), und zwar nach mündlicher Mit- teilung deshalb, weil der Name so in Oken’s Isis 1830 Seite 814 zu lesen ist und das Prioritätsprinzip die strenge Festhaltung des vom Autor gegebenen Namens fordere. Ich halte dies für eine unzulässige und zu unzuträglichen Konsequenzen führende Überspannung des Prioritätsprinzips. Offenbar hat Michahelles, wie dies wenigstens früher allgemeiner und der Grammatik ent- sprechender Brauch war, in seinem Manuscript den Genitiv „Neumayeri“ angewendet oder doch anwenden wollen.!) Dann 1) Paradiseas maria Rehw. (Ornith. Monatsberichte 1894 S. 22) ist eine dem individuellen ästhetischen Gefühle des Autors entsprungene Ausnahme der Neuzeit. 468 P. Kollibay: ist aber der Name, wie er bei der Publikation der Art gedruckt wurde, Sitta Neumayer, lediglich das Produkt eines Schreibfehlers . oder gar eines Versehens des Setzers! Auch solche offenbare Schreib- und Druckfehler unter Berufung auf das Prioritätsgesetz sanctionieren zu wollen, geht zu weit. Den Namen gibt der Wille des Autors, nicht der blinde Zufall, der einen Buchstaben ungeschrieben oder ungedruckt bleiben liess! Wenn man glaubt, bei Dedikationsnamen von der bewusst gewählten Schreibweise des Autors bezüglich der grossen Anfangsbuchstaben abweichen zu können, so darf man nicht an offenbaren, von ihm nicht ge- wollten Unrichtigkeiten kleben. Das ist ein Widerspruch. Ein solcher ist übrigens auch in Reichenow’s „Kennzeichen“ fest- zustellen. Seite 125 schreibt er mit Linne Hippolais statt der längst allgemein üblich gewordenen Korrektur Hypolais, während er Seite 55 den Namen ocrophus, weil „jedenfalls Druckfehler“, in ochropus verbessert. Ich schliesse mich dem Reichenow von Seite 55 an. 82. Certhia famsliaris L. Von Grossmann nur ausserhalb der Brutzeit beobachtet und erlegt. Ich selbst sah nie einen Baumläufer. Die 3 Exemplare meiner Sammlung stammen aus den Wintermonaten und sind da- her vielleicht zugewandert, sodass sich eine Besprechung erübrigt. 83. Tichodroma muraria (L.) Den Mauerläufer an seinen Brutplätzen aufzufinden, ist mir nicht beschieden gewesen. Auch Grossmann hat ihn stets nur in den Wintermonaten angetroffen, zu welcher Zeit er in zugäng- lichere Felspartieen in der Nähe menschlicher Wohnstätten herab- steigt. Grossmann zeigte mir insbesondere auch eine Felswand zwischen Castelnuovo und Kameno an der Militärstrasse, wo er eine grössere Anzahl erbeutete. Auch bei Cattaro gab es Ört- lichkeiten, wo im Winter stets auf Tichodroma zu rechnen war. Nach der Anzahl der sich zeigenden Wintervögel muss der Mauer- läufer im dalmatinisch-montenegrinischen Felsgebirge ziemlich häufig sein. Masse: g: 2..12.:02. unaga, ou Aus 7A 5, Gars SE 37.035. 75,76, Tan 35 11lir2sa, 20 TB An lısnl2u. „hlsutan, Ein Gelege vom 2. 5. 02. aus Cattaro misst: 20,509.20:5.0..20:50....00 io Baus Plane le. ah 168. 98. Emberiza hortulana L. Während bei uns der Gartenammer die fruchtbare Ebene bevorzugt, ist er in den Karstländern mehr ein Gebirgsvogel. ‚Er bevorzugt, wie Reiser (Ornis balcanica IV. S. 72) ganz richtig ‚bemerkt, die mit Eichengehölz gefüllten Karsttrichter und bu- schige Gebirgshänge. Grossmann fand ihn immer nur in höherer Gebirgslage brütend, etwa von 500 m an, natürlich nur an Orten mit üppiger Vegetation. Das stimmt mit der Angabe L. von Führer’s (Ornith. Jahrb. 1900 S. 167), wonach in der subalpinen Region E. hortulana an die Stelle von E. melanocephala tritt. — In der Bocche überwintert der Gartenammer nicht. Masse der gesammelten Vögel: & 16. 7. 02. a. 94, 6 74, r. 12, t. 19 mm. lo L090 Lan DIRTHL NETT 5,02 oa ge al, 99. Emberiza cia L. Nur in den höheren trockenen Lagen ist der Zippammer 'Brutvogel; im Winter aber kommt er in grosser Anzahl bis an’s ‘Meer herab (Gr.) Ich selbst habe den Vogel nur 1902 bei der 32%* 476 P. Kollibay: Fahrt nach Cettinje beobachtet; mehrere Paare durchsuchten auf der Kunststrasse den Pferdedünger, wie bei uns im Winter der Goldammer. Masstabelle: g 14. 7: 03. a. 84, c. 79, 3.12, t. 19 mm. „» 29. 102.02779:186.5,7 03 815,203, 21, „20 „21. 0: 022.285, "u eh „all, : 204 5 „12.2 2 01,2,5882, „ 80, als » 2 5 ’ „ „” 80, ” 78, ”„ 11,5, ” 19 „ oo. 0503, „19, 11,3, 5, 2BE,, Ein hochbebrütetes Gelege (5 Eier) vom. 18. 6. 03. aus Castelnuovo misst: 20,5 20 20 20,5 21 165° m? 65 Jies, alaze Naumann selbst war das Kleid des unvermauserten Nest- lings unbekannt; der Bearbeiter des Vogels in der neuen Aus- gabe entwirft von ihm eine völlig unzutreffende Beschreibung: „Die Nestlinge sind schmutzig-graulichgelb mit zahlreichen, sehr deutlichen Flecken auf der Unterseite und einigen auch auf der Oberseite.“ — Ich besitze einen am 17. 6. 03. bei Castelnuovo neben den Alten erlegten Nestvogel mit Stummelschwänzchen. Derselbe ist ober- und unterseits gleichmässig rostrot, durch den schwarzen, breiten Schaftfleck jeder Feder dunkel längs gefleckt; nur Unterbrust, Bauch und Beinbefiederung sind ungefleckt. Die braunschwarzen Schwingen und deren Deckfedern haben helle rostgelbe Säume. 100. Emberiga schoeniclus L. Sommervogel in der Zupa und im Winter massenhaft auf- tretend (Gr.). 101. Passer domesticus L.). Der Hauptsatz ist in allen Ortschaften der Bocche gemein. Dass Passer italiae (Vieill.) auf der ganzen Balkanhalbinsel fehlt, und dass frühere entgegengesetzte Angaben auf Irrtum beruhen, ist jetzt allgemein anerkannt. — Wie so viele andere Vogelarten erscheinen auch die Haussperlinge der Bocche in einem reineren Kleide, in leuchtenderen Farben als ihre Vettern weiter im Norden. Ich habe aber auch gefunden, dass viel häufiger als bei uns die ds den Rücken schön rostgelb gefleckt haben, und ich möchte nicht glauben, dass ich gerade nur recht alte Vögel in die Hände Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 477 bekommen haben sollte. Vielleicht findet sich diese als Alters- kennzeichen angesehene Fleckung im Süden schon im zweiten Lebensjahre ein. Ein $ vom 18. Mai 1903 zeichnet sich noch ‚weiter aus: das Kropfschild entsendet schwarze Ausläufer in die Federn der Oberbrust, sodass man an P. hispaniolensis Temm. erinnert wird. Andrerseits fehlt auch nicht der Anklang an P. italiae, indem das satte Kastanienbraun der Kopfseiten im Nacken und am Hinterkopfe nahezu zusammentritt. Die Aufhebung der Federn des schmalen grauen Mittelstreifens ergibt, dass diese Federn an der Basis kastanienbraun sind und nur graue Spitzen haben. Bei diesem Exemplare haben die im allgemeinen mehr bräunlichen als grauen oberen Schwanzdecken ausgesprochen kastanienbraune Mittelflecke. Masse: 8:0372.3:08. U.079, 2% 6263, r. 14, t.-20,5 mm. er 22510394, „ 61, a 0) " 3018.29 03.404, 7.0,93385,5625,22,,312,5,50 5,5719 I „ 76, ”„ 62, 2] 12,5, ” 19,9 „ „ 319213:203 20278, „ 61, „ 11,5,7,.19 > „ 23. 5. 03. ,„ 76, „ 60, „ 12,5, „195 » 08.72.03: 10,708, „ 60, „ 14, „ 20 „ 2 9350. „5,5 61, „1, 195 „ „ 14.5. 03. „ 75, „ 60, als, a a) 102. Passer montanus (L.). Ich habe den Feldsperling nie bemerkt. Auch Grossmann kann sich nicht entsinnen, ihn je während der Brutzeit gesehen zu haben, während er. im Winter vorkommt. 103. Coccothraustes coccothraustes (L.). Obwohl nach Grossmann ziemlich häufiger Brutvogel, wurde der Kernbeisser doch von mir nicht beobachtet. Nach dem Ge- nannten überwintert der Vogel in der Bocche und erhält dann Zuzug aus dem Norden. Ich besitze ein d vom 14. 4. 03 aus Castelnuovo, welches folgende Masse zeigt: 4 104 0 63, .r 20,5, t. 20,5 mm. 104. Fringilla. coelebs (L.). Der Buchfink ist nach meiner, mit den Angaben Grossmanns übereinstimmenden Wahrnehmung ein häufiger Brutvogel in den 478 P. Kollibay: Laubwäldern der Bocche. Auch die Agramer Sammler beob- achteten mehrere Stücke in einem Eichenbestande am Berge Vrmac bei Cattaro (cf. Brusina, a. a. O. S. 6). Ich besitze nur ein & vom 17. 6. 03 aus Castelnuovo, welches, mit schlesischen Stücken verglichen, auf der Unterseite auffallend hell ist. Es misst: 2.:89, 2C: 67, r. 14, t.!18 mm. 105. Fringilla montifringilla L. Im Winter massenhaft (Gr.). 106. Chloris chloris (L.). In der Bocche ist der Grünling ein sehr gemeiner Brutvogel; am 1. Mai 1902 erhielt ich in Dobrota ein Nest mit 4 stark be- brüteten Eiern. Im Winter tritt der Vogel nach Grossmann massenhaft auf. — Leider habe ich auch bei dieser Art das Sammeln grösserer Mengen verabsäumt; denn der Vergleich meiner 3 Dalmatiner mit tunesischen Stücken einerseits und schlesischen andrerseits ist nicht ohne Interesse. Zunächst möchte ich bemerken, dass nach dem reichen nordafrikanischen Material an Brutvögeln, welches ich durchsehen konnte, mir die Berechtigung der Subspecies aurantiiventris Cab. nicht zweifelhaft erscheint. Wenn König (Journ. für Ornith. 1896 S. 129) mehr zur Ver- einigung der nördlichen mit den südlichen Grünfinken neigt, so legt er, soweit ich erkennen kann, das Hauptgewicht auf die In- tensität der Farben, also auf den lebhafteren oder matteren Farbenton. Mir scheint es aber, als sei bei den südlichen Vögeln die Farbenverteilung eine andere, indem z. B. an der Kehle und über den Augen das Grün durch Gelb ersetzt wird. Neben- her läuft auch noch die grössere Lebhaftigkeit der gleichgefärbten Partien, insbesondere der unteren Schwanzdecken und des gelben Teiles der Schwanzfedern. Sehr konstant scheint mir der Grössen- unterschied zu sein; tunesische Vögel (33) haben höchstens 80 mm, schlesische 84—88 mm Flügellänge. Wie bei ZLunius senator rutilans (Tem.), so ist auch bei dem nordafrikanischen Grünfink der Unterschied der Weibchen von denen der nördlichen Form ein ganz besonders auffallender. Schon Erlanger hebt dies hervor, sagt aber nur (Journ. für Ornith. 1899 S. 469), dass die Weibchen sich durch den grüngelben Anflug am Bauch von ihren nordischen Verwandten unterscheiden. Ich besitze jedoch einen Vogel vom Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 479 10. 6. 1903 aus Tunis, welchen der Sammler richtig als © be- zeichnet hat, der aber so lebhaft gefärbt ist, dass man ihn für ein mattes $ halten müsste, wenn nicht das nur auf die äusseren Flügelsäume der Primarien beschränkte Gelb bewiese, dass uns in der Tat ein © vorliegt. Leider habe ich weitere Q@ aus Nord- afrika nicht und kann nicht beurteilen, ob mein Vogel den Typus der dortigen @% darstellt, oder aber, was ja auch nicht ausser Betracht zu lassen, Hahnenfedrigkeit darstellt. Die ganze Unter- seite ist graugrün, am Bauche gelber werdend, auch die Oberseite ist nicht grau, sondern grüngrau, der Bürzel ziemlich lebhaft gelbgrün; sogar die gelbe Schwanzzeichnung der männlichen Vögel ist in einem sehr deutlichen gelbgrünen Anfluge vorhanden. Meine 3 Grünfinken aus der Bocche stehen nun zwischen Chloris chloris chloris (L.) — sit venia verboe — und Ohloris chloris aurantiiventris (Cab.) mitten inne. In der Grösse und Gesamtfärbung entsprechen sie dem ersteren, in der Lebhaftigkeit der Farben, namentlich auf den Unterschwanzdecken und dem Schwanze, dem letzteren, insbesondere ist das © sehr hell, mit vielen blassgelben Federn am Bauche, einem grünlichen Schimmer auf dem Rücken und einem schwachen grünen Anfluge auf den unteren zwei Dritteln der Schwanzfedern. — Für Griechenland hat schon von der Mühle (Beiträge zur Ornithologie Griechen- lands, S. 47) hervorgehoben, dass der Vogel dort „eine viel leb- haftere, intensivere Färbung erhalte, als in Deutschland“. Masse: 24. 5. 02. da. 85, c. 63, r. 13, t. 16 mm. Eralı 03.0414, 8969,21: (068, ars alois, DIE FNOIE O8, BA, ler 107. Acanthis cannabina mediterranea Tschusi. Der Rothänfling ist ein gemeiner Brutvogel der Bocche, der nach Grossmann auch in den höheren Lagen brütet. Ich fand ihn besonders zahlreich in den Wein- und Maisfeldern der Sutorina, wenn er auch sonst überall zu bemerken war. Mir erschienen die Hänflinge als auffallend scheue Vögel, die meist hoch in der Luft mit lautem Locken umherzogen und eine schussgerechte Annäherung schwer aushielten. Es waren ihrer gewöhnlich mehrere zusammen, offenbar die Männchen verschiedener brütender Weibchen, was dann auch am 9. 5. 1903 die Erlegung mehrerer gg aus einem Schwarm bestätigte, 480 P. Kollibay: Brusina (a. a. ©. 8.7) sagt: „Ich kann nicht umhin zu be- merken, dass die Bluthänflinge, welche ich seit jeher aus Dalmatien bekommen und nunmehr auch aus der Bocche di Cattaro und Montenegro erhalten habe, sowohl wegen der Grösse, als der Färbung von den Exemplaren aus Kroatien immer leicht zu unterscheiden sind. Vielleicht stimmt die Form mit der Canna- bina minor Brehm (Der vollständige Vogelfang. Weimar 1855 S. 106), welche man als Varietät unterscheiden könnte.“ Letzteres ist nun freilich nicht der Fall, da der Cannabina minor Brehm ein Typus von ‚Renthendorf zu Grunde liegt (vgl. Hartert, Die Vögel der paläarktischen Fauna S. 73). Dagegen hat Tschusi die Hänflinge von Cattaro neuerdings als Cannabina cannabina mediterranea beschrieben (Ornith. Jahrbuch 1903 S.139). Er findet die Dalmatiner durchschnittlich kleiner, ihr Braun auf der Oberseite dunkler, und sagt ferner, dass die Form sich „durch das die ganzen Seiten überziehende Gelblichbraun, welches nur in der Mitte einem getrübten Weiss Raum gewährt, kenntlich macht.“ Secundär hebt er noch das lebhafte Rot bei alten aus- gefärbten $S und die Breite des Unterschnabel bei manchen Exemplaren hervor; Flügelläinge 77—79 mm. Eine Beschreibung des Weibchens ist nicht gegeben. Meine eigenen Untersuchungen erstreckten sich auf 6 Vögel aus Süddalmatien sowie einige aus Griechenland und Südspanien einerseits und auf eine grössere Reihe der typischen Form aus Deutschland, Holland, Rumänien und Siebenbürgen, andrerseits endlich der Form nana (Tschusi) aus Tenerife und Tunis und der Form fringillirostris (Bp.u.Schl.) aus dem Kaukasus. Scheidet man die beiden letztgenannten aus als offenbar durch erheblich geringere bezw. bedeutendere Grössenverhältnisse von den central- und südeuropäischen Hänflingen sich abhebend, und vergleicht man nur die letzteren miteinander, so findet sich zunächst ebenfalls ein Unterschied in den Massen, indem der Durchschnitt der Flügelmasse centraleuropäischer Hänflinge sich auf 79,3 mm, der- jenige südeuropäischer auf 76,7 mm stellt. Indessen die Grenzen gehen zu sehr in einander über, als dass sich auf die Grössen- masse allein eine Bestimmung gründen liesse, wie denn auch Tschusi selbst nur angibt, dass mediterranea „die kleinen Masse der cannabina nicht überschreite.“ Was die Unterseite der Vögel anlangt, so vermag ich einen Unterschied weder in dem Grade, noch in der Ausdehnung des Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 481 Gelbbraun zu entdecken. Hierin findet sich bei allen unter- suchten Stücken keine Beständigkeit. Ein Vogel vom 11. 7. 00. aus Hessen ist z. B. an den Flanken sehr dunkel gelbbraun und nur in einem schmalen Mittelstreifen gelbweiss! Dagegen bietet die Färbung der Oberseite einen stichhaltigen Unterschied. Wenn ich die dgZ nebeneinander auf die Bauchseite lege, so sind die südlichen auf den ersten Blick von den nörd- lichen zu unterscheiden. Aber ich kann von Tschusi darin nicht beistimmen, dass die Dalmatiner (bezw. Südeuropäer) sich durch ein dunkleres Braun auszeichnen. Der Unterschied liegt nach meiner Auffassung überhaupt nicht in der grösseren oder gerin- seren Intensität einer und derselben Farbe, sondern in der Ver- schiedenheit der Farbenmischung: bei den nördlichen Vögeln (A. canmnabina cannabina) enthält das Braun mehr Schwarz oder Grau, bei den ‚südlichen (A. cannabina mediterranea) mehr Gelb! Was die von Tschusi hervorgehobenen secundären Subspe- ciescharactere der Form mediterranea anlangt, so werden sie durch mein Material nicht bestätigt. Auch bei nördlichen Vögeln findet sich das prachtvollste Karminrot, und die Schnäbel, sämtlich mit dem Eiermasse gemessen, schwanken bei nördlichen wie bei südlichen Vögeln in der Dicke zwischen 5,5 und 7 mm. Immerhin genügt die Färbung der Oberseite der subspeci- fischen Sonderung der mediterranen Vögel, zu welchen ausser den dalmatinischen, griechischen und südspanischen auch die von mir nicht untersuchten italienischen gehören dürften. (Diese Annahme finde ich nachträglich in Harterts „Die Vögel der paläarktischen Fauna“ bestätigt). | Ich besitze ein schönes Gelege von mediterranea vom 17. Juni 1903 aus Castelnuovo. Die 5 Eier messen: 17 18 17 18,5 17 OB ER een a RereR E Die Eierchen sind auf zart grünweissem Grunde mit zahl- reichen blass-violetten und sparsamen dunkelbraunen Punkten und Fleckchen gezeichnet. Diese Zeichnung findet sich bei 4- Eiern am dichtesten auf der stumpfen Hälfte, wo sie sich gegen den Pol hin zu einem losen Kranze zusammenschliesst; bei dem fünften Ei ist das Verhältnis us ei der Kranz um das spitze Ende ist sehr deutlich. 432 P. Kollibay: 108. Ohrysomitris spinus (L.) Kommt nur im Winter vor (Gr.) 109. Carduelis carduelis (L.) Ich fand den Stieglitz bei Castelnuovo sehr häufig, sowohl in der Niederung der Sutorina, als in den üppigen Laubwäldern der Sawina. Meist sah man die Vögel einzeln oder paarweise; einmal, am 20. Mai 1903, beobachtete ich aber an den Felshängen der Sutorina einen aus mindestens 30 Stück bestehenden Schwarm, welcher am Boden zwischen dem Felsgeröll eifrig Nahrung suchte. Es waren wohl nur gg, die sich zusammengeschlagen hatten, während die 92 dem Brutgeschäft oblagen. Dieser Schwarm war so scheu, dass ich keinen der Vögel erlegen konnte. — Zur Untersuchung lagen mir ausser 15 Süddalmatinern eine Menge Vögel aus Deutschland, Südspanien, Tunis, den Kanaren und dem Kaukasus vor, keine jedoch aus Grossbritannien und Sardinien. Ich gebe zunächst die Masse der Bocche-Vögel: 2 c. 60, 1% 8 t. 14 mm. [6) „ ” 78, ” 57,5, „ 15, ” 15 ” Q „ ” 75, ” 57, „ 12,5, 2] 15 „ 6) „ „ 76, ” 57,5, ” 13, £2) 15 2) or 62.1120220,,,55 „ 60, „413 „ 14,5 „ es ME N len „ 52, „12,5, 5.157, g 15. 6. 03. „8l, > &llo „13 „190 &16.2206.2032 DK, a „12,5, 3, lo, g 15. 5. 05. „8l, „» 60, „14, ln 8, 19.6.0352 0,0.00, „ 54, „la, lose, g 16. 6. 03.580, » 959,0 n.13, 9,0 0,1000, 2 ,922757 052 5,219,9,0,,50, eh „ala, 6) „ „1, „56, „1, „1 „ 6) ”„ ” 77, 9 ? „ 12,5, „ 14 „ & 14213203 dA Dee el: ld Nach diesen genauen Messungen schwanken die süddalma- tinischen Stieglitze in den Grössenmassen in gleicher Weise, wie solche aus anderen Teilen Europas. Der Osten bringt bekanntlich eine constant grössere Form hervor, Carduelis carduelis maior (Tacz.) — nicht, wie Koenig im Journ. für Ornith. 1890 S. 270 meinte, orientalis (Eversm.), welche vielmehr synonym mit canı- ceps (Vig.) oder eine Subspecies letzterer ist. (Unter den Vögeln des Berliner Museums musste mich ein Stück vom 26. 11. 1901 Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 483 aus Schlesien, welches als maior (Tacz.) etikettirt war, be- sonders interessieren, da diese Form für Schlesien noch nie nach- gewiesen ist. Die Einzelmasse ergeben aber, dass es sich um ein, nur in der Präparation etwas gross geratenes Stück der ty- pischen Form handelt.) — Der äusserste Westen, (Madeira, die Azoren und Canaren) bringen wieder eine besonders kleine Form hervor, ©. c. parva (Tschusi). Etwas grösser als diese, aber kleiner als der mitteleuropäische Vogel ergaben sich bei meinen Vergleichungen die Vögel aus Tunis, auch in der Färbung ein wenig abweichend, sodass ich mir notierte: „Benannt ist diese Form noch nicht. Denn Carduelis meridionalis Brehm ist nomen nudum, und Card. parva Tschusi (Ornith. Monatsberichte 1901 S. 131) bezieht sich auf die zwerghaften Madeira-Stieglitze, welche mit den tunesischen nicht vermengt werden dürfen.‘ Übereinstimmend mit dieser Ansicht hat inzwischen Hartert (a. a. O. S. 69) die Stieglitze aus Nordafrika Acanthis carduelis africanus benannt. Über die Subspezies-Zugehörigkeit der Süddalmatiner will ich mich nicht äussern, ehe ich die von Arrigoni als (©. c. Zschusiv abgezweigte Form von Sardinien kennen gelernt habe. Ich kann zur Zeit nur soviel sagen, dass die Bocche-Vögel eine viel leb- haftere Farbenpracht aufweisen als Deutsche, eine Erscheinung, die aber auch bei anderen Arten jener Gegend zu beobachten ist. — Ein $ vom 4. 11. 02. aus Castelnuovo zeigt an den Seiten des Kinns je einige weisse Federn in dem Rot (vgl. Madaras’z Carduelis albigularis). Ein stark bebrütetes Gelege vom 22. Mai 1903 von ursprünglich 5 Stück weisst folgende Masse auf: 15,5 16,5 16 15,5 1215 2137 nTae 019,57 110. Serinus serinus (L.) Von diesem Vogel gilt dasselbe wie von FPasser mon- tanus (L.)!) 111. Pyrrhula pyrrhula pyrrhula (L.) und 112. Pyrrhula pyrrhula europaea (Vieill.) Beide Formen kommen nach Grossmann im Winter vor. — Auch eine bloss subspecifische Scheidung der europäischen Gimpel 1) Der Grund, aus welchem Reichenow (Kennzeichen der Vögel Deutschlands S. 101) beim Girlitz den Doppelnamen vermeidet und ihn Serinus hortulanus Koch nennt, ist mir unbekannt. 484 P. Kollibay: dünkt mich sehr problematisch. Ich besitze 10 Jg aus Schlesien (Wintervögel), von allen Nuancen des Rot und von folgenden Flügellängen: 865, 910, 910, 915, 920, 930, 930, 940 und 965 mm. Cassini’sche Streifen haben angedeutet 2 Stücke von 910 und 930 mm, deutlich ausgesprochen ein Stück von 920 mm und am aller- deutlichsten das kleinste Stück von 865 mm. Dieses, durch den roten Anflug der Schultern und Rückenfedern als sehr alt und daher ausgewachsen nachgewiesene g, dessen Unterseite recht licht ist, gehört also der Flügellänge nach zu P. p. europaea, und der Färbung nach zu P. p. pyrrhula! 113. Sturnus vulgaris L. Zu allen Jahreszeiten ausser der Brutzeit (Gr.) Dem ent- sprechend kam mir nie ein Star zu Gesicht. 114. Pastor roseus (L.) Erscheint, wenn auch nicht jedes Jahr, gegen Mitte Mai in grösseren Schwärmen, die sich verteilen und bis Ende Mai in den ebenen Gegenden verweilen. (Gr.) 115. Oriolus oriolus (L.) Der Pirol ist Brut- und Durchzugsvogel in der Bocche. Ich selbst hörte ihn verhältnismässig selten. Als Gegenstück zu dem von mir im Ornith. Jahrb. 1903 S. 33 beschriebenen Z von her- vorragender Farbenpracht, kam ich bei der letzten Excursion in den Besitz eines ©: von solcher Intensität der Farben, wie weder Grossmann noch ich sie bisher gesehen hatten. Der Vogel ent- spricht der von Naumann gegebenen Beschreibung eines sehr alten ©. Masse: 8 24. 4. 02. a. 156, c. 94, r. 23,5, t. 20,5. mm 882520320 0,.1510..,,.915 „26,5, » 20 » 0222.752.037 9 148,27230, » 25, » 20 » 116. Corvus corax L. Der Kolkrabe der Bocche, welcher wohl noch einer genaueren Untersuchung bedarf, ist daselbst ein häufiger Brutvogel. Sein Revier sind nach Grossmann die höheren und höchsten Gebirgs- lagen; doch unternimmt er täglich Streifzüge nach dem: Meeres- strande herab, um dort seiner Nahrung nachzugehen, und stellt sich insbesondere zur Zeit der Feigenreife in. den Gärten ein, um Vogelfauna der Boeche di Öattaro. 485 sich an der leckeren Kost gütlich zu tun. Die Agramer Sammler haben nach Brusina (a. a. O. S. 4), mehrere Exemplare in der ‚Nähe des Berges Srmac beobachtet. Ich selbst sah und hörte bei meinen Excursionen die Raben häufig, insbesondere in der Sawina-Schlucht bei Castelnuovo, doch waren sie stets uner- reichbar. Am 12. Mai 1903 kam ich an der Insel Prevlaka vom Boote aus zwei mal zum Schuss auf Raben, welche am Ufer Nahrung suchten. Leider unterschätzte ich über den Meeres- spiegel die Entfernung, sodass die Vögel, welche nach dem recht deutlich braunen Gefieder Junge waren, unbeschädigt entkamen. Masse: & 25. 11. 01. long! 569, va. 421, %°e..239, T.- 76, t. 68 mm. g 15. 12. 01. 3:900095, A2Ay »1245,5159175,5, A a8 Q ” £)) 550, „ 425, ” 246, ” 77,5, „ 70 „ 117. Corvus cornix L. Ich habe die Nebelkrähe weder 1902 noch 1903 jemals be- merkt. Nach Grossmann ist sie aber zu jeder Jahreszeit zu sehen, am häufigsten im Winter. Das Brüten ist noch nicht festgestellt. 118. Corvus frugilegus L. Zeigt sich im Winter, aber nicht regelmässig, an der See. 119. Oolaeus monedula (L.) Die von mir nicht beobachtete Dohle kommt nach Gross- mann, wenn auch selten, doch als Brutvogel vor. Ich werde Exemplare zu erlangen suchen, um die Beziehungen der Süddal- matiner zu collaris (Drum.) zu untersuchen. 120. Pica pica (L.) Die in der Herzegowina so überaus gemeine Elster ist in der Bocche so selten, dass ich sie nicht ein einziges Mal zu - Gesichte bekam. Grossmann bezeichnet sie ebenfalls als selten, nimmt aber wegen des Vorkommens im Sommer BeISDenIL.DS Brüten an. 121. Garrulus glandarius (L.) Grossmann hatte den Eichelheher noch nie beobachtet. Anı 21. Mai 1903 befanden wir uns an der nach der Krivosije 486 P. Kollibay: führenden Militärstrasse oberhalb Kameno bei Castelnuovo (ca. 600 m), als über niederes Buchengehölz ein Paar Eichelheher an uns vorüberzogen. Der eine hakte auf und liess Grossmann so nahe heran, wie dies bei uns kein Heher tun würde, sodass er bequem mit No. 18 heruntergeschossen werden konnte. Er fiel mir durch das viele Schwarz am Kopfe sofort auf. Später bekam ich noch ein am 22. September 1903 bei Castelnuovo erlegtes ä im frischen Herbstgefieder, das ebenfalls sehr viel Schwarz zeigt. Masse: 9 21. 5. 03. a. 180, c. 152, r. 31,5, t. 40 mm. 3.22.2903. 5, 182, 0,52102,0 057315 „Ay ” 122. Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.) Die Alpendohle ist im Karst gemeiner Brutvogel. Zur Zeit der Kirschen- und Maulbeerreife koınmen ganze Schwärme an’s Meeresgestade. So konnten die Agramer Sammler sogar auf dem Exercierplatze in Cattaro einige Stück von Maulbeerbäumen her- unterschiessen. (Brusina a. a. O. S. 5). Masse: J 16. 2. 03. a. 265, c. 183, r. 27, t. 45 mm. 2 „ „ 252, „ 185, „ 28, „ 45 ”„ J „ „280, „185, „30, „45,5 „ 6 12.1220 75,725850:,,0189, 2 0,0 I ger & 15. 1100125, 270,72 ,,.185, 22,92, 2 AA & 1000.2.03: s2uaı 0, 183,0 0, 30,2. 08286 07282.1..03: 299,03, ll, 22,30 Aus Ausserdem erhielt ich einige Junge im bräunlichen Gefieder mit braunen Füssen. 123. Lanius minor Gm. Den schwarzstirnigen Würger hat Grossmann bisher nur im Herbst und Winter gesehen. Da ich jedoch voriges Jahr auf Curzola ein @ während der Brutzeit schoss, rechne ich darauf, dass der Vogel auch für die Bocche noch als Brutvogel aufge- funden werden wird. 124. Lanius excubitor L. Auch den grossen Raubwürger hat Grossmann nur im Herbst und Winter beobachtet. 125. Lanius collurio L. Auf den Brachen der Talsohlen, in den Gebüschen der Flussläufe, im mediterranen Buschwalde, im üppigen Laubwalde Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 487 an dessen lichteren Partieen, in den Wein- und Maisfeldern am Rande karstiger Gehänge, kurz nahezu überall ist der Neuntöter als gemeiner Brutvogel zu Hause. Erlegte Exemplare zeigten keine Verschiedenheit von den unsrigen, sodass nur 3 Stücke präpariertt wurden. Das g hat einen deutlichen, durch die weissen Basalteile der 4.—6. Schwinge gebildeten Spiegel. Masse: Z 14. 5. 03. a. 94, c. 83, r. 15, t. 23 mm. SEIEN RSS EL „ua tle,,:l3,, 15020 221.87 5.103:.8.95,589.0,0105 11 ),,:14549 5,022 Ein Gelege vom 16. 6. 1902 misst: 22,5 22,5 22,5 23 sage Sayar“ ”„ ”» 126. Lanius senaior senator (L.) und 127. Lanius senator rutilans (Tem.) Von Rotkopfwürgern habe ich ein grosses Material aus allen Teilen des Verbreitungsgebietes und aus den Winterquartieren untersucht. Ich bin dabei zu dem Ergebnis gelangt, dass die südliche Form zweifellos berechtigt ist. Allerdings sind weder die Flügellänge, noch die Intensität des Rots der Kopfplatte, noch die Farbe des Rückens entscheidend, da insofern die nördlichen wie die südlichen Vögel gleichmässig variieren, ebenso ist auch der gelbliche Anflug des Bürzels (vgl. von Erlanger im Journ. f. Ornith. 1899 S. 502) irrelevant, weil auch nordafrikanische Vögel aus der Brutzeit eines solchen zuweilen entbehren. Ausschlag- gebend aber ist stets die bräunlichgelbliche Farbe der Unterseite, insbesondere an den Flanken. Diese kommt nur den südlichen Brutvögeln zu, nördliche weisen höchstens bei ganz alten Stücken eine leichte Spur jener Farbe an den Tragfedern auf. Durch Koenig und von Erlanger wissen wir nun, dass in Algier und Tunis neben der gelbbäuchigen auch die weissbäuchige Form vorkommt. Letztere wird aber nur im Frühjahre ange- troffen, ist während der Brutzeit nicht mehr wahrzunehmen und muss daher als Durchzugsvogel angesprochen werden. In einem Falle fand Koenig für diese Annahme die Bestätigung auch in der ausnahmsweisen Scheuheit des betreffenden Vogels (Journ. f. Ornith. 1888 S. 181). Dieselben Feststellungen, wie sie für Nordafrika getroffen worden, konnte ich meinerseits auch für Süddalmatien machen. 488 P. Kollibay: Ein am 25. April 1903 bei Castelnuovo erlegtes d, (nebenbei: mit dunkelrotbrauner Kopfplatte und tiefschwarzem Rücken, also wohl sehr alt), zeigt die ganze Unterseite rein weiss, nur bei genauester Aufmerksamkeit lässt sich an den Tragfedern ein gelblicher Schimmer erkennen. Diesen Vogel darf ich wohl als Zugvogel ansprechen, da nach den Jahresberichten des früheren Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands die Zugzeit für Deutschland bis in das erste Drittel des Mai reicht. (In Brehm’s Tierleben, 3. Aufl. Bd. IV. S. 495 ist sogar zu lesen: „Er kommt bei uns kaum vor Mitte Mai an“, was allerdings unzutreffend ist.) Alle später in der Bocche erlegten Vögel haben die weisse Unterseite gelblich überlaufen und die Flanken ausgesprochen rostgelb. Immerhin sind die süddalma- tinischen Rotkopfwürger noch etwas heller als die nordafrikani- schen. Ein Stück vom 19. April 1894 ohne Geschlechtsangabe aus Attica steht den letzteren noch näher. Nach alledem meine ich, dass in der Bocche di Cattaro Lanius senator senator (L.) als Durchzugsvogel, Zanius senator rutilans (Tem.) aber als Brutvogel vorkommt. Letzterer. tritt nach Grossmann besonders in den Ebenen mit schütterem Baum- bestande (z. B. Sutorina, Zupa) auf, ist aber keinesfalls sehr häufig. Den Agramer Sammlern kam nur ein Exemplar am 17. Mai 1890 bei Dobrota unweit Cattaro zu Gesicht (Brusina a. a. O. S. 17). Während meines letzten Aufenthaltes gelangte er auch nur zweimal zur Erlegung, indem ich ein d am 18. Mai 1903 in der waldigen Sawina-Schlucht und Grossmann ein solches in einem Olivenbestande in der Zupa erbeutete. Ausserdem besitze ich noch 3 junge Vögel in verschiedenem Entwickelungsstadium des ersten Gefieders. Das grössere, am 22. August 1901 bei Cattaro erlegt, entspricht genau der von Naumann gegebenen Beschreibung (Neue Ausgabe Bd. IV. S. 140). Die beiden kleineren Vögel, erlegt am 27. Juni 1901 bei Cattaro und am 15. Juli 1903 bei Castelnuovo, weichen von dem ersteren insofern ab, als der Rücken nicht fast einfarbig schwärzlich graubraun und der Bürzel nicht einfarbig rostgelb ist, sondern die gesamte Oberseite eine gleichmässige Wellenzeichnung aufweist, bewirkt durch die sub- terminale schwarzbraune Binde auf dem rostgelblichen Grunde jeder einzelnen Feder. Da bekanntlich eine Verwechselung mit den rotbraunen Nestjungen von Lanius collurio L. ausgeschlossen ist, da ferner auch an einen mehrmaligen Federwechsel im Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 489 Jugendkleide wohl nicht zu denken ist, so scheint mir, dass die gewellten Federn sich im Laufe der Entwickelung in einfarbig schwärzlichgraubraune umfärben. Ein weiterer Unterschied der beiden jüngeren Vögel von den älteren besteht ferner in dem Fehlen des gelblichweissen Spiegels auf den Primarien, deren Basalteile bei ersteren allerdings noch in den Kielen stecken. Masse alter Vögel von rutilans: !) g 19. 5. 03. a98 c.181,5," r. 14 dt. 28,5 mm. 841823403) 1 97,554 „raksilgula,s an, Zum Vergleiche führe ich die Masse einiger typischer Rot- kopfwürger und diejenigen einer Reihe von rutilans aus anderen Gegenden an: a. Lan. senator senator. an Bocche” 95.74. 03. a. 97, «e. 805, r. 14, t. 22”mm. g Schlesien 27. 4. 98. ,„ 100, „ 84, A MD Ar ? Mark ? 1.100, ..,.88, u 1,2 2er b. Lan. senator rutilans. :? Attica 19. 4. 99. a. 99,5, c. 84, r. 15,5, t. 25, mm. © Z0nr20l371325, 025,985, 84, ,,.15, 21 2D, 70 oo Tunis, : 2324.03, „95, BE 1 9 „228,9 [6 eh} 99 » 95, ’ 83, £b) 15, „ 24, eh) Q an 27. 34 932 %,,°97, oda OR3,D, 22,52, oO „ » 39 98, „ 88, 39 14, 79 25, ” [63 5 5.14. 93. 4,798 3 85, 1 ins Bo Bu 96.2.3490 Br, Bryan g Algier 2470520.099, ar 8040 1 .URO,Du. ud, 2 [6% Ei) ER} eh] 97, „ 86, „ 14, 9 22,5 I O ” ” ch] 99,5, 9 84, ” 16, 9) 25, Ir} = ” 9 eh) 94, ch} 85, % 15, >) 23, „ [6) eh} eh] ” 97, 99 86, 9% 14, ) 23, 39 ? Mangu ? 00 Da 93,2. 1D, 223, ae ? Senegal 25. 12. 96. , 90, EBD UN TAN I EDMIRRAT Der Vogel vom Senegal ist auffällig durch das geringere Flügelmass und viel Weiss an der Stirn. Dieser Vogel, dessen Bestimmzettel den Vermerk trägt: „de passage regulier“, und der Vogel von Mangu tragen das Winterkleid und gewähren mit 1) Ein nachträglich erhaltenes $ vom 7. 5. 04 aus Castelnuovo mit rostgelber Unterseite (rutilans) misst entsprechend 95, 81, 14,5 und 23 mm. Journ, f, Orn, LII, Jahrg. Oktober 1904. 33 490 P. Kollibay: den breiten rostroten Säumen der Rückenfedern und der noch breiteren weisslichen bis rostgelblichen Einfassung der Secundär- schwingen und der Flügeldecken einen noch angenehmeren An- blick als der Sommervogel. Nirgends in der mir zugänglichen Literatur habe ich die Beschreibung solchen frisch vermauserten Federkleides gefunden. 128. Muscicapa grisola L. Der graue Fliegenschnäpper ist in der Bocche, abgesehen vom kahlen Felsgebirge überall ein sehr gemeiner Brutvogel. Masse von 2 Exemplaren: & 1.5.02. 22.935 ec. 10:7. 225.214 5amInr 416.5.03.- .871.0,,.,65: Vale ame Die erheblichen Massdifferenzen von Flügel und Schwanz ergaben sich trotz wiederholter sorgfältigster Messungen. 129. Muscicapa collaris Bchst. Ist als Brutvogel bis jetzt nicht festgestellt, zieht aber in Mengen durch, sodass man die herrlichen Prachtkleider des ganz alten Z sich nach Belieben aussuchen kann. Grossmann machte die Beobachtung, dass die Geschlechter getrennt ziehen. 130. Musecicapa atricapilla L. Bezüglich der Brut- und Zugverhältnisse gilt das bei collaris Gesagte. Doch fand ich bei dieser Art 1902 im Zuge beide Ge- schlechter vertreten. Ein interessantes Übergangskleid beschrieb ich im Ornith. Jahrb. 1903 S. 31. 131. Muscicapa parva Bchst. Von Grossmann nur einmal, im Oktober 1900, beobachtet und erlegt. 132. Delichon urbica (L.). Häufiger Brutvogel in den Ortschaften. 133. Hirundo rustica (L.). Auch die Rauchschwalbe ist sehr gemein. In Kameno nistete ein Paar nach Art der urbica aussen an der Hauswand. 134. Riparia riparia (L.). | Kommt nach Grossmann nur zur Zugzeit vor. Ich besitze ein Stück vom 28. 4. 1902 aus Cattaro. Vogelfauna der Bocche die Cattaro. 491 135. Olivicola rupestris (Scop.). Nach Brusina (Ornith. Jahrb. 1891 S. 17) fanden die Agramer Sammler die Felsenschwalbe am 28. Juni 1890 zahlreich auf der am Eingange in die Bocche liegenden Insel Rondoni und den nahe liegenden Seefelsen. Erlegt wurde kein Exemplar! Ich halte eine Verwechselung mit Apus apus oder gar A. melba nicht für ausgeschlossen, da die Insel Rondoni, wenigstens soweit ich im Vorbeifahren sehen konnte, gänzlich von dem Festungs- gemäuer des Forts Mamula eingenommen wird, also für rupestris keine Brutplätze bietet. Ich werde Herrn Grossmann ersuchen, dieses Jahr die Insel zu besuchen und dort Schwalben zu er- legen. — Nach dem Genannten kommt die Felsenschwalbe in den höheren Gebirgslagen brütend vor, überwintert zuweilen und zeigt sich dann auch in den tieferen Regionen. Ich selbst habe nur einmal, nämlich am 1. Mai 1902, den Vogel beobachtet und zwar an den mittleren Serpentinen der Strasse nach Monte- negro, wo anscheinend ein Paar in einem engen Wassereinschnitt mit hohen Felswänden brütete. Masse kann ich nicht angeben, da ich alle meine bocchesischen Exemplare weggegeben und noch keinen Ersatz dafür erhalten habe. 136. Apus melba (L.) Nach Grossmann ist der Alpensegler (den ich die Zinnen von Ragusa umschwärmen sah) Brutvogel bei Budua und zwar zu Tausenden. Indessen zeigen sich auch sonst überall während der Brutzeit kleine, umherstreifende Schwärme Die Agramer Sammler (vgl. Brusina a. a. O.S. 18) dürften bei den Forts Ma- mula, Trinita und Gorazda auch nur solche Streifzügler ge- sehen haben. Masse, (die Flügel sind vom Buge in gerader Linie nach der Spitze gemessen): & 927.012..32218, ..C4 96, ır. 10: mm. SEO IT OLE DAT 10 8 2:164.03.2.0502205. 9,89, 9, 31,09 0226.42.032 0,9 2200.25 93, 5.03..9, n 0725962 032.0, 2lanıa,201,. 39.5 6} 25. 6. 03. „ 211, }) 96, „ ) „ Vögel aus Transkaspien, Palästina, Nordafrika, der Schweiz und Südfrankreich variieren in den Massen in gleicher Weise. 33* 492 P. Kollibay: Anfangs glaubte ich, die dalmatinischen Alpensegler unter- schieden sich ständig durch erheblich dunklere und braunere Oberseite. Nachdem ich aber ein Material von 22 Stück unter- sucht hatte, fand ich, dass hellere und dunklere Stücke überall vorkommen, wenn auch sonst niemals soviel Braun zu bemerken ist, wie bei den Dalmatinern. Ein tunesisches Stück ist im Ver- gleich zu ihnen nahezu aschgrau! — Ein zweites Moment, das mir auffıel, war die Rückenzeichnung meiner Vögel, welche stets in einer besonders deutlichen und in die Augen springenden Sper- berung besteht. Niemals sah ich unter den vielen dalmatinischen Alpenseglern, die mir ausser den gemessenen durch die Hände singen, auch nur ein Stück, das jene glatte Rückenfarbe aufwies, welche bei den Vögeln anderer Provenienz verwiegt oder höchstens durch eine sehr verwischte Sperberung ersetzt wird. Nur der eine mir aus Griechenland vorliegende Vogel stimmte mit den Dalmatinern überein. Es bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten, festzustellen, welche Bedeutung den beiden hervorgehobenen Momenten zukommt. 137. Apus apus kollibayi Tschusi. Ich habe schon in meiner vorjährigen Arbeit (Ornith. Jahrb. 1903 S. 29) erwähnt, dass ich den Mauersegler in Cattaro und dem. anstossenden Orte Dobrota nicht bemerkt habe, und dass mir Herr Grossmann das Fehlen des Vogels gerade an diesen Orten bestätigt habe. Allerdings hat Brusina (Ornith. Jahrb. 1891 S. 17) den Segler 1868 in. Cattaro gesehen; gegen- wärtig kommt er aber nach Grossmanns und meiner Überzeugung dort nicht mehr vor, sodass irgend welche Veränderung ihn in- zwischen verdrängt haben muss. Brusina selbst bestätigt das jetzige Fehlen indirect selbst durch die Auslassung einer Beob- achtungsnotiz der Agramer Sammler aus Cattaro und durch die Mitteilung, dass die Sammler nur montenegrinische Exemplare mitgebracht hätten. Diese Sammler haben aber unmittelbar an der Stadt, auf’ dem Exerzierplatze, Alpendohlen geschossen und würden daher wohl auch den Mauersegler erlegt oder doch notiert haben, wenn er vorhanden gewesen wäre. — In Casteinuovo da- gegen ist der Vogel ausserordentlich gemein. - Der Ort bietet ihm allerdings die günstigsten Lebensbedingungen, denn im Fort spa- snuolo, im alten und neuen Kastell und in sonstigem alten Mauerwerk findet er Brutplätze in Hülle und Fülle. — Am 15. Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 493 Mai 1903 beobächtete ich die in der Luft vollzogene Begattung. Wenn ich diesen Act auch bisher bei unseren Mauerseglern in der Heimat noch nicht wahrgenommen hatte, so war mir doch auch nicht bewusst, dass darüber noch so wenig bekannt sei. Erst nach meiner Rückkehr ersah ich aus Koenig’s lebensvoller Schilderung des Alpenseglers auf Capri (Journ. f. Orn. 1886, S. 507 folg.) und aus den Bemerkungen im neuen Naumann, dass die in der Luft erfolgende Begattung der Segler erst seit kurzer Zeit bekannt ist. Leider habe ich deshalb dem Vorgange nicht eingehendere Aufmerksamkeit gewidmet, weiss aber noch soviel, dass zwei einander treibende Mauersegler plötzlich sich Brust an Brust gegen einander kehrten, ähnlich wie die im Fluge fütternde Schwalbe gegen das Junge, dass sie dann für einige Momente einen einzigen, schräg abwärts wirbelnden Ballen bildeten und sich bald, noch in ziemlicher Höhe über dem Erdboden, wieder von einander trennten. Von Tschusi hat die von mir 1902 von der Insel Curzola in Süddalmatien mitgebrachten Mauersegler subspecifisch gesondert (Orn. Jahrb. 1902, S. 234) und die Unterscheidungsmerkmale in der tiefdunklen Gesamtfärbung und dem breiten, reinweissen Kehlflecke gefunden. Ich war sehr gespannt auf die Brutvögel der Bocche di Cattaro; indessen wurde die Erlegung der Segler aus verschiedenen Gründen immer hinausgeschoben, der einzige, den ich schliesslich flügelte, wirbelte in einen fernen Garten nieder, und so kam es, dass ich endlich abreiste, ohne auch nur einen Mauersegler erbeutet zu haben. Jedoch überliess mir Herr Grossmann 2 vor meiner Ankunft erlegte und sandte mir noch einige nachher geschossene nach. Diese Vögel von Castelnuovo stimmen nun mit denen von Curzola durchaus überein. Der Kehlfleck ist ebenfalls im Ver- gleiche zu Mitteleuropäern sehr breite. Die Farbe desselben variiert von leuchtendem bis zu trüberem Weiss. Letzterenfalls zeigen schwärzliche Schaftlinien im Kehlflecke das geringere Alter des Vogel an. Auch aus Curzola besitze ich 2 solcher, an der Kehle nicht so reinweisser Vögel. Das hauptsächlich entscheidende Kennzeichen der Tschusi’schen Subspecies ist aber die tief- dunkle Gesamtfärbung. Jeder einzelne der Vögel ist daran mit Sicherheit zu erkennen; legt man aber eine Reihe deutscher Mauersegler unter eine Reihe süddalmatinischer, so springt das gesättigte Schwarzbraun der letzteren in überzeugender Weise in 494- P. Kollibay: die Augen. Zwei so neben einander liegende Reihen lassen dann aber auch die Ausdehnung und Helligkeit des Kehlfleckes der Süddalmatiner deutlicher hervortreten: bei Apus apus kollibayi sticht die durch die Kehlflecke gebildete weisse Linie ganz ausser- ordentlich von der gleichen Linie der Mitteleuropäer ab. Masse (die Flügel wie bei melba gemessen): 12 32039 237 178,)20.0285, r. 6,5 mm. 030,174, 8 ET: r . 03. „ 176,5, „ 86, „ 6,5 „ 20320140; „ 84, 6 . 03. „ 174, 8 Rn . 03. „ 172, „ 83, „ 6,5 ” . 08. „ 171, ” 82, » 6,5 „ . 03. ” 170, „ 81,5, „ 6,5 „ 8.128.302 113, „ 86, 16,09 Zum Vergleiche füge ich noch die Masse einiger Vögel von Curzola bei: 8,10. 5. 02. 2.175. ce. 855.7. mm: 14.5. .02. ,.-1806 res © .10..5..022. „ul, 835.2. 000% Ausser den oben angeführten Mauerseglern der Form kollibayi besitze ich aus der Bocche noch ein ferneres J vom 12. 8. 02., mit dem oben erwähnten aus demselben Schwarme erlegt. Dieses sticht von allen sonstigen Süddalmatinern durch bedeutend helleres Rauchfahl ab. Mit ihm wusste ich Anfangs nichts zu beginnen. Es lag nahe, den Vogel, wenn er nicht zu- sammen mit dem anderen, zweifellos zu A. a. kollibayi gehörigen erlegt wäre, als nordischen Zugvogel anzusprechen und zwar des breiten Kehlflecks wegen als einen jungen, weil ja auch die nördliche Form den Kehlfleck in der Jugend ausgedehnter besitzt als im Alter. Für die Jugend spricht auch die beträchtliche weisse Säumung der Federn der Unterseite und die Kürze des Flügels (nur 165 mm). Allein das Kehlfeld mehrerer junger schlesischer Stücke, vom Nestvogel an, ist stets ungemischt weisslich, ohne jede Spur einer dunklen Schaftstrichelung, welch’ letztere bei dem in Rede stehenden Vogel aus der Bocche sehr reichlich vorhanden ist. Ich bin daher geneigt, bis auf weiteres anzunehmen, dass der fragliche Vogel ein A. apus kollibayi juv. ist, und dass das %00%0 000 9 [SS SONST DS Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 495 Jugendkleid dieser Subspecies sich von dem Alterskleide unter- scheidet nicht nur durch helleres Gesamtkolorit, sondern auch durch die (teilweise offenbar noch im folgenden Jahre angedeutete) Strichelung des weissen Kehlfeldes. 138. Caprimulgus europaeus L. Nach Grossmann ist der Ziegenmelker bei Budua sehr häufig und gedrängt nistend; sonst kommt er in der Bocche nur vereinzelt an trockenen Stellen vor. Ich besitze ein am 12. Juli 1903 bei Castelnuovo erlegtes gepaartes Paar, welches folgende Masse aufweist: da. 182, c. 146,31r. 9571.12. mm! ® „ 287, „ 143, „ 9, „ 12 „ Die Flügelmasse entsprechen dem Durchschnitte schlesischer Stücke und überschreiten beträchtlich ein $ aus Tunis, Capri- mulgus europaeus meridionalis Hart. (welches nebenbei durchaus nicht hell ist; vgl. Hartert im Tierreich, Lieferung 1 S. 57). 139. Upupa epops L. Ich sah den Wiedehopf nie, da er in der eigentlichen Bocche nicht brütet, sondern nur durchzieht. Dagegen stellte ihn Gross- mann für die Krivosije als Brutvogel fest. 140. Coracias garrula L. Grossmann hat die Blaurake während der Brutzeit nur ein- mal, im Juni, bei Cattaro erlegt und nennt sie im übrigen einen Durchzugsvogel für die Bocche. Ich selbst habe den Vogel nur einmal gesehen, nämlich am 5. Mai 1903 ein am Ausflusse der Sutorina in das Meer sich auf den Feldern herumtreibendes Stück. 141. Merops apiaster L. Am 8. Mai 1903 hörten wir zuerst den merkwürdigen Ruf des Bienenfressers, ein kleiner Schwarm der Vögel zog hoch über die Sawina-Schlucht hin. Grossmann teilte mir mit, dass wir den Vogel in der Zupa als Brutvogel finden würden, was sich auch bestätigte. Bei unserem ersten Ausfluge dahin, am 19. Mai, standen vor unserem Wagen, anscheinend vom Wege aus, 3 Merops auf, die sich aber nicht schussgerecht ankommen liessen. An der Aufflugstelle, einem kleinen Sandabsturze, konnten wir je- doch mehrere angefangene Nisthöhlen konstatieren. Als wir am 496 ' » P. Kollibay: 93. Mai wieder dieselbe Stelle aufsuchten, waren die Vögel aber- mals da. Grossmann gelang es, sich an ein gepaartes Paar, das auf der Verfolgung in einen Weidenbestand eingefallen war, an- zubirschen und eine glückliche Doublette anzubringen. — Die Vögel hatten bereits im Gefieder gelitten, auch war der mit Erde beschmutzte Schnabel erheblich mitgenommen. Da dies bei beiden Vögeln gleichmässig der Fall ist, so wird dadurch bewiesen, dass beide Gatten sich an der Herstellung der Nisthöhle beteiligen. Im neuen Naumann Band IV, S. 341, wird dies noch dahin ge- stellt gelassen, indem anscheinend Koenigs Beobachtung, wonack während des Nestbaues ein Ehegatte den anderen ablöst, für nicht voll beweiskräftig angesehen wird. Masse: 23. 5.:03. ga. 145, e. 115, r. 30,5, t. 14,5 mm. „ Q „ 145, „ 116, „ 27,5, „ 13,5 „ Der 3 mm kürzere und stumpfer aussehende Schnabel des © lässt darauf schliessen, dass diesem bei dem Nestbau die Hauptarbeit zufällt, was ja auch sonst in der Vogelwelt die Regel bildet. Ein frisches $ vom 7. 4. 1901 aus Transcaspien zeigt, wie zum Vergleiche angeführt sein mag, eine Schnabellänge von 46 mm, dieselbe Länge ein ebenfalls im Gefieder frisches Stück aus dem Frühjahre 1901 vom Kaukasus. Bei beiden sind die Schnäbel sehr spitz und zum graben der Brutröhre offenbar noch nicht benützt. 142. Alcedo ispida L. Dass der Eisvogel Brutvogel in der Bocche ist, bestätigt ein Mauserexemplar meiner Sammlung vom 13. September 1901; er ist aber dann nach Grossmann selten und nur im Winter ge- mein. — Erlanger beschreibt im Journ. für Ornith. 1900 S. 7 folg. eine Subspecies A. ispeda spatzi Kg. aus Tunis, als deren Verbreitungsgebiet er auch Griechenland und Dalmatien angibt. Seinen Unterscheidungskennzeichen, insbesondere der lichteren Unterseite, entspricht ein in meinem Besitze befindliches @ aus Palästina vom 13. November 1899. Meine drei süddalmatinischen Vögel dagegen haben eine sehr dunkle Unterseite, das eine so- gar von besonders lebhafter Farbe, sodass sie zu der südlichen Form spatzi nicht zu zählen sind. Da diese 3 Stücke jedoch im September und October gesammelt sind, so können es bereits nördliche Zuzügler sein. Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 497 143. Queulus canorus L. Die Agramer Sammler beobachteten den Kuckuck am Berge Vrmac und bei den Forts Trinita und Gorazda (Brusina a. a. O. S. 18); ich traf mit ihm in den Laubgehölzen von Kameno zu- sammen. Nach Grossmann ist er gemeiner Sommervogel in der Bocche und zwar vom Meeresgestade bis zu den höchsten Er- hebungen des Gebirges, falls nur ein wenig Baum- und Strauch- wuchs vorhanden. — Bekanntlich neigt der Kuckuck, je weiter nach Süden, um so mehr zur Bildung rotbrauner Kleider. Be- sonders gilt dies für die jüngeren 99. Ich besitze ein solches wunderschönes © von der echten rotbraunen Phase mit den fast ziegelroten Bürzel- und Schwanzdeckfedern, erlegt am 24. April 1903 bei Castelnuovo. Ausserdem erhielt ich ein Jahr zuvor ein g, das, im Allgemeinen das graue Alterskleid tragend und im frischen, ganzrandigen Gefieder, in jedem Flügel 3 Secundarien (2. 4.) aus dem Jugendkleide besitzt. Diese Federn sind an den Rändern zerfressen, dunkelbraunrot und auf beiden Fahnen mit hellrostfarbenen länglichen Flecken versehen, welche ununter- brochene Binden bilden. Bekanntlich kehrt der Kuckuck öfters noch nicht voll vermausert aus der Winterherberge zurück. Masse: J 24. 4. 02. a. 220, c. 176, r. 24, t. 21 mm. ON SAN NE 2216 2 20 144. Dendrocopus maior (L.) Der grosse Buntspecht wurde von Grossmann nur in der Krivosije und zwar als Brutvogel bemerkt. 145. Dendrocopus minor (L.) Den Kleinspecht beobachtete Grossmann nur zweiınal während der Zugzeit, davon einmal in der Krivosije und einmal bei Cattaro.!) 146. Dendrocopus medius sanchijohannis (Blanf.). Nach Grossmann Brutvogel in der Krivosije, welcher im Winter in tiefere Regionen hinabsteigt. Ich besitze ein $ und 2 ©% aus der Nähe von Castelnuovo.. Nach der Beschreibung der Blanford’schen südöstlichen Form gehören meine Vögel zu 1) Nachträglich erhielt ich ein am 24. März 1904 bei Castelnuovo erlegtes g. 498 P. Kollibay: dieser. Die Unterseite ist sehr lebhaft ockergelb und rosen- rot, die Flanken sind bis zur Leibmitte stark schwarz längsge- streift. Ein Stück meiner Sammlung aus dem Kaukasus ist zwar noch gelber, aber ein Exemplar des Berliner Museums aus Klein- asien, als sanctijohannis bestimmt, gleicht meinen Dalmatinern völlig bis auf die seitlichen Schwanzfedern. Die Verteilung des Weiss und Schwarz auf denselben ist aber bei beiden Subspecies des Mittelspechts nicht constant. — Die von Kleinschmidt im neuen Naumann IV. Tafel 33 abgebildeten Vögel aus Marburg sind weit von meinen Stücken verschieden, die ich schliesslich zur Sicherheit noch mit einem grossen Materiale Mitteleuropäer mit demselben Ergebnisse verglich. Masse: 10.032 4. 125,02 927 7.324, t. 185 mm. 423 06. 10.03. 2 on er goe oo ee 0.6.02 0 Ta os wo 2} 99 147. Dendrocopus leuconotus hlford: (Sharpe & Dresser). Grossmann bezeichnet den weissrückigen Specht als Brut- vogel in der Krivosije und zwar als die dort häufigste Spechtart. In Frage kommen kann nur die Balkanform. 148. Dryocopus martius (L.) Nach Grossmann häufiger Brutvogel in den Buchen- und Eichenwäldern der Krivosije. 149. Picus viridıs L. und 150. Picus viridicanus (Wolf). Brutvögel nur in der Krivosije, im Winter sich auch am Meeresstrande zeigend. (Gr.) 151. Iynx torquilla (L.) ' Brutvogel in der Ebene und in den tieferen Gebirgslagen; auf dem Zuge gemein. (Gr.) 152. Columba palumbus L. Nur auf dem Herbst- und Frühjahrszuge; zuweilen auch überwinternd. (Gr.) Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 499 153. Columba oenas L. Nur am Zuge zu bemerken. (Gr.) 154. Columba livia Briss. Die Felsentaube ist ein gemeiner Brutvogel des Gebirges, der seine Nester in tiefen Karsthöhlen anlegt. Ich habe den Vogel oberhalb Kameno beobachtet und durch Grossmann eine Reihe von Exemplaren erhalten. Im Winter kommen die Tauben in grossen Schwärmen in tiefere Lagen herab und fallen auf den Saatfeldern ein. Masse: 82207212 032 23 227. 0322, r. 19, t 289mm. OR BR RD IC ee lee 020 003 07 ,.105,',28 005 EENsn76 030 010.0 10, 2195, 28, 155. Turiur turtur (L.) Ich habe zwar auf Curzola, nicht aber in der Bocche die Turteltaube bemerkt. Grossmann hält sie für einen sparsamen Brutvogel, da er sie während der Brutzeit paarweise beobachtet hat. Während der Zugzeiten ist sie eine häufigere Erscheinung. 156. Caccabis saxatilis (Meyer.) Es ist mir nicht beschieden gewesen, mehr als einmal das Steinhuhn zu Gesicht zu bekommen; es war dies am 25. April 1902 an den oberen Serpentinen der Strasse von Cattaro nach Cettinje. Grossmann verdanke ich dagegen die nachstehende, ausführlichere Mitteilung: ‚Trotz der grossen Verfolgung durch die Einheimischen mit Flinte und Fangapparaten, trotz,der vielen anderen Feinde, als Fuchs, Marder, Wiesel und Raubvögel, kommt das Steinhuhn in der Bocche immer noch überall vor, wo es stei- niges Terrain findet und die zu seiner Nahrung dienenden Pflanzen, insbesondere das Salbeikraut, wachsen. Allerdings ist von Jahr zu Jahr eine Verminderung festzustellen. Was die Lebensweise anlangt, so wäre zu erwähnen, dass das Steinhuhn auch gern Saatfelder aufsucht. Es übernachtet zumeist auf den Höhen; bei Tagesgrauen fliegt es geräuschvoll in die bebauten Talsohlen, zieht sich aber Tags über Nahrung suchend allmählich wieder aufwärts, bis es lange vor Sonnenuntergang die Felsenkuppen erreicht. Es lebt in Völkern nach Art der Rebhühner. Von 500 P. Kollibay: Natur sehr neugierig beäugt es gern jeden ungewohnten Gegen- stand, was von den Jägern natürlich ausgenützt wird. Auch lässt es sich leicht durch Nachahmung des Lockrufes ankirren. Wo das Steinhuhn nicht verfolgt wird, wird es sehr zutraulich, er- scheint täglich in der Nähe der Gebäude und lässt sich sogar auf deren Dächern nieder.“ Masse des einzigen 8, das ich noch besitze; 2:1410200.7.22 150, 70.290772 Te rate gemın: 157. Perdix perdix (L.) Grossmann schreibt mir: „Das Rebhuhn kommt in der Bocche nur bei strengem Winter vor. Es flüchtet vor dem Schnee — woher? Esist aber bedeutend kleiner und ist greller gefärbt. Ich werde mich bemühen, einmal welche zu erlegen oder auf dem Markte in Cattaro zu bekommen.“ 158. Coturnix coturnix. (L.) Häufig am Zuge. Auch in den Sommermonaten einzeln be- merkbar, daher wohl Brutvogel. (Gr.) 159. Rallus aquaticus L. Nur im Winter beobachtet, dann aber gemein. (Gr.) 160. Orex crex (L.) Umgekehrt wird der auch lediglich im Winter vorkommende Wachtelkönig dann nur selten beobachtet. (Gr.) 161. Ortygomeira porzana (L.) Ein @ vom 2. April 1903 meiner Sammlung ist das einzige, bisher aus der Bocche nachgewiesene Stück. 162. Ortygometra parva (Scop.) Auch von dieser Art ist nur ein Stück, ein S vom 28. März 1903, zur Beobachtung gekommen, welches in meine Samm- lung gelangte. 163. Gallinula. chloropus (L.) Das Teichhuhn wird im Sommer nie bemerkt, ist aber im Winter gemein. (Gr.) Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 50i 164. Fulica atra L. In der Bucht von Krtole tritt das Blässhuhn im Winter in grösseren Schwärmen auf. (Gr.) 165. Grus grus (L.) Die Kraniche hat Grossmann stets nur auf dem Frühjahrs- zuge beobachtet, und zwar einzeln oder in Trupps von höchstens 5 Stück. 166. Ardea cinerea L. Im Frühling und Herbst nicht selten; niemals horstend ge- funden, obwohl sich auch während des Sommers einzelne, auch Junge führend, gezeigt haben. (Gr.) 167. Ardea purpurea L. Im Frühlinge häufig, im Sommer selten, erst im September wieder häufiger. Vom Brüten nichts bekannt. (Gr.) Ich besitze ein g vom. 19. April 1899 aus Cattaro und beobachtete ein Stück am 5. Mai 1903 in der Sutorina. 168. Herodias alba (L.) Im Frühlinge selten, im Sommer etwas häufiger, auch Junge führend, doch scheint er im Bocche-Gebiete nicht zu brüten. (Gr.) Ich besitze ein @ vom 9. April 1900 aus Cattaro. 169. Herodias garzeita (L.) Im Frühjahre häufig, sonst nicht beobachtet. (Gr.) 170. Ardeola ralloides (Scop.) Kommt in der Bocche nur im Frühjahre in grossen und kleinen Scharen, auch einzeln, zur Beobachtung. (Gr.) Am 1. Mai 1902 kaufte ich ein soeben bei Cattaro erlegtes .©. 171. Ardetta minuta (L.) Die Zwergrohrdommel hat Grossmann stets nur am Früh- jahrszuge beobachtet. 172 Botaurus stellaris (Gr.) Auch die grosse Rohrdommel kommt nur während des Zuges vor, und zwar häufiger im Frühjahre, (Gr.) 502 | P. Kollibay: 173. Nyeticorax nycticorax (L.) Im Frühjahre werden sehr viele, im Herbste weniger beob- achtet, dann und wann sind einzelne auch im Sommer bemerk- bar. (Gr.) Am 1. Mai 1902 erwarb ich in Dobrota bei Cattaro ein soeben erlegtes g. 174. Oiconia eiconia (L.) Durchzugsvogel. (Bei Dulcigno, also etwas südlich der Bocche, am montenegrinischen Litorale hat Grossmann auch Horste mit Jungen gesehen). 175. Platalea leucorodia L. Grossmann hat nur einmal im Frühjahre ein Stück aus der Bucht von Krtole erhalten. 176. Plegadis autumnalis (Hasselqu.) Auf dem Frühjahrszuge häufig zu beobachten (Gr.). 177. Glareola fusca (L.) Am Frühjahrszuge (Gr.) Am 28. April 1902 wurden mir in Cattaro 2 frisch erlegte 22 gebracht. 178. Vanellus vanellus (L.) Nur auf dem Zuge zu beobachten (Gr.). 179. Charadrius apricarius L. Vom Goldregenpfeifer hat Grossmann nur einmal während des Frühjahrszuges ein Stück aus der Bucht von Krtole erhalten. 180. Charadrius dubius (Scop.) Zumeist auf dem Frühjahrszuge, doch erlegte Grossmann einmal auch Ende Mai ein balzendes Paar, sodass der Vogel vereinzelt wohl auch brütend vorkommt. 181. Himantopus himantopus (L.) Am Frühjahrszuge viel zu sehen. (Gr.) 182. Numenius urcuatus (L.) Im Frühlinge und Herbste vielfach bemerkbar. (Gr.) Vogelfauna der Boeche dı Cattaro. 503 183. Numenius tenuirostris Vieill. Ob dieser Mittelmeervogel in der Bocche brütet, ist bisher unbekannt. Grossmann hat ihn nur im Frühlinge angetroffen, dann aber nicht selten. Ich besitze ein @ vom 3. April 1902 aus Cattaro. 184. Limosa limosa (L.) Die erste schwarzschwänzige Limose, die in der Bocche festgestellt ist, wurde am 3. April 1904 von einem Eingeborenen in der Bucht von Krtole erlegt und kam in meine Sammlung. 185. Totanus littoreus (L.) Im Frühjahre und Herbst ziemlich gemein. (Gr.) 186. Totanus totanus (L.) Im Frühjahr und Herbst gemein. (Gr.) 187. Totanus glareola (L.) Von Grossmann vereinzelt auf dem Frühjahrszuge gesehen und erbeutet. : 188. Totanus ochropus (L.) Noch seltener als glareola. (Gr.) 189. Tringoides hypoleucus (L.) Auf dem Zuge gemein, aber auch sonst das ganze Jahr sichtbar, daher wohl Brutvogel (Gr.). Ich erlegte am 30. April 1902 bei Cattaro ein ®. 190. Machetes pugnazx (L.) Grossmann erhielt nur einmal, im März, ein Stück aus der Bucht von Krtole. 191. Tringa alpina L. Ebenfalls von Krtole erhielt Grossmann einmal im. Früh- ling 12 Stück. 192. Zringa ferruginea Brünn. Die Bucht von Krtole und ihr weites Schwemmland scheinen für die ziehenden Sumpt- und Wasservögel einen besonders be- liebten Aufenthaltsort zu bieten. Am 12. Mai 1903 unternahmen wir dorthin einen Ausflug. Wir trennten uns wegen drohenden Unwetters von unserem Boote und suchten Unterstand. Als wir 504 P. Kollibay: zurückkehrten, präsentierte mir unser Bootführer Ivo 7 Stück Tringa ferruginea, die er mit einem Schusse seiner Donnerbüchse aus einem Schwarme von etwa 40 Individuen herausgeholt hatte. Das Zugdatum ist ein ziemlich spätes; die Vögel trugen das schönste Hochzeitgefieder. 193. Scolopax rusticola L.. Zugvogel und bedingter Wintergast, der gewöhnlich im Oktober erscheint. Die letzten findet man noch im April. Der Herbstzug ist zuweilen so stark, dass die Schnepfe ein allge- meines Nahrungsmittel bildet und zu Spottpreisen auf den Markt gebracht wird. (Gr.) 194. Gallinago media (Frisch.) Die Doppelschnepfe ist im April und Mai ziemlich häufig. (Gr.) 195. Gallinago gallinago (L.) und 196. Gallinago gallinula (L.) Sind nach Grossmann gemeine Wintergäste. 197. Anser fabalis arvensis Brehm. Grossmann hat im Winter sowohl im Freien wie auf dem Markte in erlegten Stücken stets nur die „Ackergans‘ gesehen. Ich halte es aber noch nicht für ausgemacht, ob es sich dabei um A. fabalis arvensis oder A. f. fabalis (Lath.) handelt. 198. Anas boschas (L.) Kommt Mitte Dezember und hält sich zu Tausenden in der Bucht von Krtole auf. (Gr.) 199. Anas penelope L. 200. Anas crecca L. 201. Anas quergquedula L. 202. Anas acuta L. . 203. Nyroca marila (L.). 204. Nyroca fuligula (L.) 205. Nyroca ferina (L.) 206. Nyroca: nyroca (Gäld.) 207. Nyroca rufina (Pall.) Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 505 208. Nyroca clangula (L.) 209. Oidemia fusca (L.) Alle diese Enten kommen im Winter mehr oder minder zahlreich vor; nur Oidemia fusca ist erst einmal in der Bucht von Krtole erlegt worden. (Gr.) 210. Mergus serrator L. Im Winter ziemlich häufig. (Gr.) 211. Mergus albellus L. Im Winter noch häufiger als serrator. (Gr.) 212. Hydrochelidon nigra (L.) Im Frühling ziemlich häufig (Gr.) Meine Sammlung ent- hält ein am 28. April 1902 bei Cattaro erlegtes Jg. 213. Larus melanocephalus Natt. Grossmann versichert mit aller Bestimmtheit, dass diese Möve bei Castelnuovo (Sutorina) gar nicht so selten sei, obwohl er sie noch nicht erlegt habe. Die Bestimmung nach dem, den sanzen Kopf einnehmenden Schwarz lässt einen Zweifel an der Richtigkeit der Beobachtung nicht zu. 214. Larus ridibundus L. Gemeiner Wintergast. (Gr.) 215. Larus fuscus L. Im Frühling und Herbst beobachtet. (Gr.) 216. Larus argentatus cachinnans (Pall.) Die Silbermöve des Adriatischen Meeres zeigt sich auch täglich in der ganzen Bucht von Cattaro, aber nur in wenigen Stücken. Am häufigsten sieht man sie an den Molen von Teodo und Cattaro. Ob sie irgendwo in der Bocche brütet, ist noch nicht ermittelt. Ich besitze nur einen jungen Vogel vom 18. Oktober 1902 aus Castelnuovo. 317. Larus canus L. Grossmann hat diese Möve im Herbst, Winter und Früh- jahre beobachtet, aber stets nur junge Vögel. Journ, f, On, LII. Jahrg. Oktober 1904. 34 506 P. Kollibay: Vogelfauna der Bocche di Cattaro. 218. Phalacrocorax carbo (L.) und 219. Phalacrocorax pygmaeus (Pall.) Sind im Winter und Frühling zeitweise bei Krtole zu sehen. (Gr.) 220. Alca torda L. Sehr selten im Herbst und Winter (Gr.) Ich besitze ein adultes Stück vom 10. Dezember 1902 aus Castelnuovo. 221. Urinator arcticus (L.) Im Winter nicht selten, zumeist Junge oder im Übergangs- kleide. (Gr.) 222. Colymbus nigricans Scop. und 223. Colymbus cristatus L. Im Winter sehr zahlreich. (Gr.) Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. Von H. Freiherr Geyr von Schweppenbursg, Bedburg, Rheinland. Der interessante Meinungsaustausch zwischen A. v. Ganz- kow und Johannes Helm über den Vogelzug, insbesondere das Ziehen mit oder gegen den Wind, angeregt durch den Artikel v. Ganzkows: „Ein Beitrag zur Klärung einer wichtigen Frage“ in Nr. 19 und 20 Bd. 41 der Deutschen Jäger-Zeitung, zeigte wieder einmal recht deutlich, dass auch über gewisse physische Momente des Vogelzuges noch keine rechte Klarheit herrscht. Während nämlich von Ganzkow für den Zug mit dem Winde eintritt, behauptet Joh. Helm mit grosser Entschiedenheit, dass die Vögel meist gegen den Wind ziehen. Im folgenden will ich nun einige Notizen über den dies- jährigen Vogelzug geben, die vielleicht ein ganz klein wenig zur Klärung dieser Frage beitragen können. Es mag etwas an- massend erscheinen, solch dürftige Notizen aufzutischen. Ich tue es jedoch, weil ich der Meinung bin, dass nur durch Beobachtungen einiges Licht in das Wesen des Vogelzuges gebracht werden kann, und jede Zugbeobachtung, wenn sie nur genau ist, trägt zur Er- langung dieses Lichtes bei. Leider sind jedoch viele derartige Beobachtungen, die zur Veröffentlichung gelangten, sehr lückenhaft und ungenau. So findet man häufig nur angegeben, dass Herr X. an diesem oder jenem Tage dies oder jenes ziehen sah, während man genauere Angaben über Richtung des Zuges, |Höhe], Windrichtung, Witterung etc. vergebens sucht. Notizen, Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 507 die dieser Angaben entbehren, sind meist völlig wertlos; ob am 12. März Krähen zogen, am 7. April Raubvögel oder dergleichen, ist an und für sich ziemlich uninteressant und zum Studium über den Vogelzug nicht zu gebrauchen.!) Sehr schöne Beob- achtungen enthält der 2te Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten, besonders auch die diesem Berichte beigegebenen Beobachtungen le Roi’s. In einiger Hinsicht könnten allerdings auch diese No- tizen etwas genauer Sein, im Grossen und Ganzen sind sie je- doch vortrefflich. 5 Ich führe meine Notizen mit kleinen Änderungen so an, wie ich sie in meinem ornithologischen Tagebuche aufzeichnete. Bemerken möchte ich noch, dass die hiesige Gegend nichts bietet, was einen irgendwie grossartigen Zug herbeiführen könnte, und dem entsprechend fallen natürlich auch die Beobachtungen aus. Hauptsächlichen Wert legte ich auf das Beobachten der Vögel, wenn sie wirklich am ziehen sind. Den Ankunfts- daten messe ich keinen grossen Wert bei, wenn es sich nicht um Vögel handelt, die einem sehr leicht ins Auge fallen: Denn es ist durchaus nicht sicher und bisweilen sogar sehr unwahr- scheinlich, dass man kleinere Vögel an dem Tage bemerkt, an dem sie angekommen sind, und deshalb lassen sich aus solchen Beobachtungen, wenn sie nicht, wie schon oben bemerkt, von sehr vielen Beobachtern an verschiedenen Orten angestellt werden, keine sicheren Schlüsse ziehen. Aus diesem Grunde werden solche Beobachtungen im folgenden meist nicht angeführt und berücksichtigt werden; sie haben eben für den Zweck dieser No- tizen keinen Wert. Doch nun zur Sache! Der 16. Februar brachte die ersten Zugvögel, die ich dieses Jahr sah, in der Gestalt von neunzehn Corvus frugilegus L. Es waren gewiss Zugkrähen, da sie ziemlich hoch in östlicher Richtung zogen und bisweilen anhielten, um in der bekannten Weise zu kreisen. Am Morgen war es ziemlich schön bei NNW., während gegen Mittag der Wind von Westen kam, und infolgedessen hin und wieder Schneeschauer niedergingen. 17. II. Sehr schönes Wetter, leichter Frost. Der Wind kommt von Osten, schlägt aber am späten Nachmittage nach Westen um. Wenige Corv. frugilegus ziehen. 22. Seit mehreren?) Tagen sehr mildes Wetter, bis 16° O., bei bedecktem Himmel und starken Winden aus Süd-West. 1) Notizen ohne genaue Angabe der begleitenden Umstände haben einen gewissen Wert nur dann, wenn es sich um besonders seltene Vögel oder einen ausnahmsweise frühen Ankunfts- resp. Abreisetermin handelt, oder, wenn derartige Beobachtungen von einer grossen Anzahl von Beobachtern an derselben Vogelart angestellt werden. 2) Leider versäumte ich es im Frühjahr, genaue Notizen über Wind und Wetter an solchen Tagen zu machen, an denen nichts zog. Bemerkungen zu diesen Tagen sind fast eben so wichtig, wie an Zugtagen. 34* 508 Geyr von Schweppenburg: Von Zugvögeln sieht man nichts, da Saatkrähen zu so früher Jahreszeit meist nur bei schönem, sonnigem Wetter ziehen. Ich höre, dass Kraniche auf dem Zuge beobachtet worden sein sollen, doch muss ich die Nachricht mit grosser Vorsicht aufnehmen. Es werden wohl Gänse gewesen sein. 24. Bis gegen zwei Uhr ziemlich heiteres Wetter bei mässigem SW. In höheren Regionen herrschen fast entgegen- gesetzte Luftströmungen. Die Cirrus-Wolken ziehen von Norden kommend den mit dem SW. gehenden Cimuluswolken fast ent- gegen. Am Mittag ziehen etwa 30 Corv. frug. NO., natürlich im Gebiete des Süd-West-Windes. Auch sehe ich einen ziehenden Bussard. 25. SSW. bei meist bedecktem Himmel. Nicht viele Corv. frug. sowie zwei Duteo ziehen. 26. SW. bis W., schönes Wetter. Am Mittag zieht eine Anzahl ©. frug. in ziemlicher Höhe nach Osten. 28. Ziemlich schönes Wetter bei starkem SW. Um 12 Uhr ziehen wenige C. frug. sehr hoch in nordöstlicher Richtung vorbei. Vom 28. Il. bis zum 4. III. herrschte meist trübe Witterung bei südwestlichen Winden. 4. Ziemlich starker und kalter SW. Der Himmel ist grösstenteils mit Wolken bedeckt. Schöner Zugtag! Corvus frugilegus zieht von 12 Uhr bis 31/, sehr zahlreich durch. Der Zug der Krähen geht in sehr verschiedener Höhe von statten: Einige Schwärme ziehen niedrig, keine 80 m hoch, andere in solcher Höhe, dass das Auge sie kaum mehr wahrnimmt. 16 Va- nellus ziehen nach Norden. Einige Alauda arvensis L. streichen nach NO. Hier sind die Lerchen, die man übrigens den ganzen Winter hindurch sieht, schon seit einiger Zeit in bester Früh- lingsstimmung. Vier Galerita arborea (L.) traf ich an, die sich etwas von der Reise erholten. 5. Warmes Wetter (16° C.) bei süd-westlichem Wind und bewölktem Himmel. Corv. frugilegus zieht morgens und nach- mittags nicht sehr hoch, desgleichen wenige Alauda arvensis L. Gegen 5 Uhr strebte ein einzelner Kiebitz hastigen Fluges seiner nordöstlichen Heimat zu. Einzelne Fr. montifringilla L. treiben sich mit einem grossen Schwarm Fr. coelebs L. umher. Ligu- rinus chloris ist noch gar nicht zu sehen, und voriges Jahr traf man ihn doch während des ganzen Winters in einiger Anzahl an. — Die Vegetation ist verhältnismässig schon sehr weit fort- geschritten. Weiden blühen und der Faulbaum hat schon teil- weise sehr stark entwickelte Blätter. Frösche beginnen zu laichen. 6. DBedeckter Himmel bei westlichen, am Morgen mehr nördlichen Winden. Am Nachmittag wechselt Sonnenschein mit Schneeschauern. Um neun Uhr vormittags streicht eine Bekas- sine (Gallinago gallinago (L.)) ziemlich hoch nach Norden. Am Mittag zieht ein ziemlich starker Zug Corv. frug. nach Osten. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 509 7. Leichter W., fast ganz überzogener Himmel. Am frühen Morgen ziehen wenige Corvus und Alauda ONO., um 8!/, hunderte ©. frug. teils sehr hoch nach Osten. Einige ©. cornix L. nach O. 8. Unfreundliches, kaltes Wetter bei SW. Vom Zuge nichts zu bemerken.!) 9. Während des ganzen Tages bis gegen 4 Uhr nachm. Nebel. Dann machte der Dunst dem schönsten Wetter Platz. Kaum merkbarer SW. Gegen fünf Uhr nachmittags ziehen 13 Vanellus nach Norden. Vielleicht waren sie erst nach Ver- schwinden des Nebels aufgebrochen: Wie ich sie nämlich zuerst sah strichen sie noch verhältnismässig sehr niedrig und gingen dann erst höher. Sonst sehe ich nichts ziehen. 10. Leichter SO. Im ganzen schönes Wetter, das am Nachmittage durch Wolken getrübt wird. Gegen 1 Uhr zieht ein Schwarm ©. frug. sehr hoch seine Kreise und saust nach einiger Zeit auf das Feld nieder, unterbricht also seine Reise. 11. Schönstes Wetter, leichter S.-SO. Ausser wenigen C. frug. und einem Buteo zieht nichts. 12. OSO. Sehr schönes Wetter, wolkenlos. Den ganzen Tag sah ich nichts ziehen, bis gegen fünf Uhr nachm. ein Zug von mehreren hundert ©. frugilegus vorbeikam und nach O. weiter zog. Die Krähen schienen sehr ermüdet zu sein: Sie flogen niedrig und ganz langsam und liessen sich hin und wieder ohne Flügelschlag hingleiten. Es sind wohl Vögel die schon vom Morgen an flogen und bald Rast machen wollten. 13. Leichter SO. Durchweg klarer Himmel. Während des ganzen Tages ziehen hin und wieder Schwärme von O©. frug. in - östlicher Richtung, meist sehr hoch, doch auch niedriger. Gegen 2 Uhr streichen 10 Buteo vulgaris nach Norden. 14. Noch immer sehr schönes Wetter, doch fürchte ich, dass es umschlägt. Es ziehen nur wenig C. frug. Beobachtete den ersten Phyl. rufus (Bchst.) und eine P. rubicola (L.). 15. OSO. Am Nachmittage ziehen im Südwesten Wolken herauf, die den Himmel allmählich bedecken. Einige starke Züge ©. frug. nach NO. Gegen 1!/, streichen 17 Buteo nach Norden, ebendorthin 60—70 Grus communis Behst. Am Morgen ziehen einige-Lerchen vorbei und am Mittag zwei Brachvögel (Num. acruatus L.) nach Norden. 16. Trübes Wetter bei westlichen Winden. Am Morgen ziehen einige Lerchen und während des Tages wenige Krähen. 17. Sehr schönes Wetter bei schwachen, meist südwestlichen Winden. Gegen 5 Uhr strichen etwa 60 C. frug. in östlicher Richtung vorbei, fielen aber bald auf dem Felde ein. 1) Wenn ich hier, wie noch des öfteren weiter unten, sage: „Vom Zuge nichts zu bemerken“, so soll dass natürlich nur heissen, dass ich nichts ziehen sah, obschon ich meist dieselbe Zeit draussen verbrachte, wie an anderen Tagen. | 510 Geyr von Schweppenburg: 19. W. Trübes, regnerisches Wetter. Am Morgen zieht ein Buteo. Etwa 200 C. frug. treiben sich noch hier herum. 20. Turdus merula L. hat ein Ei im Nest. 21. SW. Sehr schön. Ausser einem Duteo sah ich von ziehenden Vögeln nichts. In einer nassen Wiese traf ich ziemlich viele Bekassinen an. Fand ein Nest von Colymbus fluviatilis Tunst. mit zwei Eiern. 22. Schönstes Wetter bei ziemlich starkem SW. Ich fand keine einzige Bekassine mehr: sie sind mit dem günstigen Winde weitergezogen. Einige ©. cornic und ein kleiner Schwarm (. frug. ziehen nach Osten. Um 5 Uhr ziehen 7 Vanellus nach Norden. 23.—24. Südwestliche Winde. Es zieht nichts. 25. SW; schönes Wetter. Traf verhältnismässig viele Bekas- sinen an. Ein Zug von etwa 40 Turdus iliacus L. geht auf einer Wiese seiner Nahrung nach. Pr. rubicola ist überall zu sehen. 28. SW. Es zieht nichts. 29. Mässiger W; ziemlich trübe und bewölkt. Sah zwei Blaukehlchen (Erithacus cyaneculus Wolf). Der Krähenzug ist so zu sagen beendet. 1. IV. Westliche Winde. 2. Durchaus trübes Wetter bei nördlichen Windströmungen; am Morgen geringe Niederschläge. Gegen 31/, sah ich die erste Hirundo rustica L., die niedrig nach Osten strich. Ein kleiner Zug Singdrosseln (Z. musicus L.) treibt sich auf einer Weide umher. Es war so hübsch, als am Mittag eine Anzahl der Drosseln auf den die Weide einfassenden Pappeln ihr Lied sang. Als ich um 41/, Uhr nachmittags draussen war, sah ich plötzlich etwa 50 Schritt von mir einen Sperber vorbeistreichen. Ich schaute ihm gewohnheitsmässig nach, und da fiel mir die gestreckte Ge- stalt, der gehobene Bürzel auf, und dann — vollzog sich vor meinen Augen die sagenhafte Metamorphose vom Sperber zum Kuckuck. Es war tatsächlich ein Cuculus canorus L., doch hatte ich bei so früher Jahreszeit nicht im entferntesten an einen Kuckuck gedacht und ihn deshalb auch nicht gleich erkannt. — Faulbaum, Kirschen, Pflaumen und Birnen blühen. Den Kuckuck, offenbar denselben, sah ich übrigens bis zum 6. jeden Tag an derselben Stelle. Es war mir nicht recht klar, wie er satt werden konnte, da das Wetter jetzt im Gegensatze zu den früheren Tagen bisweilen recht schlecht war. Der arme Gauch schien aber auch keineswegs in rosigster Stimmung zu sein. 4. SW. Sah wieder einige Hör. rustica, die aber auch nicht hier blieben. 10. Gestern abend herrschten nördliche Winde. Heute morgen beobachtete ich 20—30 Erithacus rubeeulus (L.), die sich im dichten Holze aufhielten. Sie befinden sich jedenfalls auf der Heimreise, doch kann ich nicht behaupten, dass sie diese Nacht ankamen. Gestern sah ich allerdings keine. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 511 15. Wie alle die letzten Tage so auch heute abscheulich kaltes Wetter bei West. Bergfinken (meist 29) sind noch zahl- reich hier. Fr. coelebs brütet. 21. Im ganzen schönes Wetter bei SW. Gegen zehn Uhr ziehen etwa 20 Duieo vulgaris nach NNO. 22. W. Warmes, regnerisches, durchaus trübes Wetter. Ziehende Micropus beobachtet. Erwähnen will ich noch, obschon es nicht hierher gehört, dass ich heute eine Sylvia atricapilla (L.) g beobachtete, die sich an den Beeren von Viscum album gütlich tat. Ich führe diese Beobachtung an, weil ich Mistelbeeren nicht unter der Nahrung dieser Grasmücke angeführt finde. Meistens wächst Viscum album an solchen Stellen und in solcher Höhe, wohin der Schwarzkopf gewöhnlich nicht kommt. Der Mistel- busch, von dem die erwähnte Grasmücke schmauste, hing aber ganz niedrig auf einer Pappel, die an einer Schwarzdorn-Hecke steht. So viel ich sehen konnte, verzehrte der Vogel nur die Schale der weissen Beeren, während er die schleimigen Kerne, die überall an den Zweigen klebten, vorher hinausdrückte. 25. Westwind. Bergfinken sind noch da. 26. Heute hörte ich die erste Nachtigall, (Erithacus lus- cinia (L.)). Das Ankunftsdatum ist sehr spät, wenn man bedenkt, dass sie in hiesiger Gegend gewöhnlich um den 14. April ein- treffen. 27. Heute hörte ich schon mehr Nachtigallen, was beweist, dass sie tatsächlich jetzt erst ankommen und nicht des schlechten Wetters wegen geschwiegen haben. Heute ist übrigens die Witte- rung auch nicht allzu schön. 29. Beobachtete noch drei 7. pelaris L. Ein spätes Vor- kommen, da diese Drossel hier gar nicht nistet. Es kam mir so sonderbar vor, sie auf den Wiesen mit Budytes flavus (L.) herum- laufen zu sehen, da man eben um diese Zeit gewöhnlich keine Wachholderdrosseln mehr hier antrifft. Sah eine Pr. rubetra (L.). 2. V. Ziemlich schönes, mildes Wetter bei SW. In den Wiesen sind nun alle Pr. rubetra angelangt. 11. Hörte den ersten Kuckuck rufen. 28. Schwacher SSO; schönes Wetter. Gegen 91/, vormittags ziehen 7 Pernis apiwvorus (L.) nach ONO. FPernis ist jedenfalls einer der Vögel, die am spätesten durchziehen, hat doch heute schon ein so zarter Vogel wie Acrocephalus palustrıs (Bcehst.) ein Ei im Nest. 1. VI. Fr. Freiherr von Geyr schreibt mir, er habe am 31. Mai, also gestern, gegen sieben Uhr abends 7 Pernis beob- achtet, die niedrig nach NO zogen. Diese Wespenbussarde müssen doch sehr hoch im Norden heimaten, da ich hier schon am 10. Mai zwei Pernis sah und am 22. ein kreisendes Pärchen beob- achtete, von dem das Männchen (mit heller Bauchseite) das (dunkele) Weibchen durch Purzelbäume unterhielt. 512 Geyr von Schweppenburg: Mit dem 31. Mai hatte für meine Beobachtung der Früh- jahrszug sein Ende erreicht. Ehe ich nun zum Herbstzuge über- gehe, will ich noch einige Worte über den Kuckuck sagen, der neuerdings wieder durch die Arbeiten von Bau und Loos kritisch beleuchtet wurde. In einem hiesigen kleinen Wäldchen von etwa 30 Morgen hatte sich der Goldafter im vorigen Jahre ziemlich stark ver- mehrt. Als die Raupen nach der Überwinterung gegen Mitte Mai herangewachsen waren, stellte sich eine für das kleine Wäldchen und die hiesige gar nicht baumreiche Gegend sehr grosse Zahl von Kuckucken ein. Etwa der achte Teil des kleinen Waldes war von Raupen befallen und dort fand sich mindestens ein Dutzend Kuckucke zusammen, darunter auch verschiedene sehr schön rote.) Die Kuckucke frassen nun, aber die Raupen frassen auch. So kam es, dass, als die Zeit der Verpuppung herannahte, der betreffende Teil des Wäldchens ganz kahl gefressen war, und sich dementsprechend auch eine ganz erkleckliche Zahl von Raupen einsponn. Die Schmetterlinge krochen aus und legten Eier, und jetzt im Herbste ist schon eine weit, weit grössere Anzahl von Bäumen mit den die kleinen Raupen enthaltenden Nestern versehen, als dies im vorigen Jahre der Fall war. Die Kuckucke haben hier also, wie es scheint, auf einem verhältnis- mässig kleinen Platze nicht sehr zur Verminderung der Raupen- plage beigetragen. Man kann jedoch nicht wissen, ob die Plage ohne das Wirken der Kuckucke vielleicht noch viel grösser wäre. Zur teilweisen Ehrenrettung des Kuckucks muss ich jedoch noch bemerken, dass sich hier in den Feldern verschiedene ziemlich lange Eichenhecken befinden, die von den Goldafterspinnern gerne zur Eierablage benutzt werden, während die Kuckucke weniger gerne dorthin gehen. In jenen Hecken bleiben also verhältnismässig mehr Raupen am Leben als in dem Wäldchen, und die Schmetterlinge, die dort ausschlüpfen, kommen teilweise in den Wald, um ihre Eier abzulegen. Der langen Rede kurzer Sinn ist aber doch schliesslich: Die Kuckucke haben in dem von mir beobachteten Falle nicht wesentlich zur Verminderung einer Raupenplage beigetragen.?) 1) Diese roten Kuckucke geben bisweilen zur Verwechselung mit Turmfalken Anlass. So erzählte mir ein älterer, mit der heimischen Tierwelt ziemlich bekannter Herr, er habe einen Turmfalken die Raupen des Goldafters von einem Raupenneste ablesen sehen. Obschon hier nun eine gute Gelegenheit geboten wurde, für den armen Turmfalken eine Lanze zu brechen, zog ich es doch vor, den Betreffienden durch meine Behauptung, es sei gewiss ein roter Kuckuck gewesen, aufzuklären. ?) Man ziehe aus diesem Beispiele nun nicht den Schluss: Der Kuckuck ist nicht nützlich. Das wäre natürlich durchaus falsch. Denn erstens beweist eine Beobachtung noch sehr wenig, und zweitens ähnelt Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 513 Nachdem die Goldafterraupen sich eingesponnen hatten, zerstreuten sich die Kuckucke auf die in den Wiesen stehenden Pappeln, die vom Pappelschwärmer (Leucoma salicis) befallen waren. Über ihre dortige Tätigkeit kann ich nichts genaueres berichten. Es wird sich damit aber gewiss ähnlich wie im obigen Falle verhalten. Ich glaube übrigens auch, dass die Kuckucke die Schmetterlinge dieses Spinners fressen. Sehr gerne tun dies Meisen und besonders auch Buchfinken. Die Buchfinken haben kleine Plätze, wohin sie häufiger mit einem gefangenen Schmetter- linge kommen, um ihn dort zu verzehren. An solchen Stellen findet man dann eine ganze Anzahl abgebissener Flügel und Beine des Falters. Im vorigen Jahre sah ich sogar Erith. luscinia die Schmetterlinge dieses Falters verspeisen. Da wir nun doch einmal bei der Nahrungsfrage der Vögel angelangt sind, seien auch noch einige Worte über den Schaden resp. Nutzen der Saatkrähe, Corvus frugilegus, angefügt. Auf dem Gute meines Vaters hat sich diese Krähe vor langen Jahren eine Kolonie gegründet, die jetzt etwa 1000 Nester umfasst. Es sind dies dieselben Krähen, von denen Herr Bessenich, der Jagd- nachbar meines Vaters, in einem Schreiben!) an Professor G. Rörig spricht. Herr Bessenich betont in diesem Schreiben, dass es in der dortigen Gegend trotz der vielen Krähen sehr viele Hasen gebe, dass die Krähen der Jagd also keinen Schaden zufügten, während sie dem Landwirte mehr Nutzen wie Schaden brächten. Anlässlich dieses Schreibens Bessenichs komme ich gleich auf einen Fehler, den man meines Erachtens so häufig bei der Be- urteilung des Schadens der „Krähen‘‘ macht. Herr Bessenich spricht nur von „Krähen“, aber was für Krähen das sind, kann die Tätigkeit des Kuckucks den Raupen gegenüber der des Bussards und Konsorten bei einer Mäuseplage. Es ist nicht die Aufgabe des Kuckucks, eine ausgebrochene Raupenkalamität zu beseitigen, nicht die des Bussards, eine Mäuseplage zu ersticken. Vielmehr soll der Kuckuck dafür sorgen, dass die Raupen sich nicht übermässig vermehren, der Bussard und Ge- nossen, dass die Mäuse ihnen nicht über den Kopf wachsen. Dass jene Vögel in dieser Hinsicht erfolgreich wirken, ist gewiss; denn eine Plage entwickelt sich doch stets aus wenigen Individuen, und wenn diese ge- fressen sind, können sie sich eben nicht mehr fortpflanzen. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass wir die Folgen dieser Tätigkeit mit unseren Augen nicht direkt wahrnehmen, und deshalb glauben manche nicht daran. — Den Nutzen oder Schaden eines Vogels nach seiner Tätigkeit bei einer ausgebrochenen Plage zu bemessen, halte ich für ziemlich verfehlt, wenigstens in den meisten Fällen. Wenn die Raupen- kalamität ausgebrochen ist, fressen sich die Kuckucke an dem gedeckten Tisch satt; von einem Nutzen oder Schaden (im Bau’schen Sinne) kann man dann m. E. nicht mehr sprechen. G.v. 8. 1) Prof. Dr. G. Rörig, Untersuchungen über die Winternahrung der Krähen etc., Neudamm 1897, p. 22. x 14 Geyr von Schweppenburg: der, der mit den Verhältnissen auf dem Gute des Herrn Bessenich nicht bekannt ist, nur vermuten. Herr Rörig führt den Bericht B.s an, um einen gewissen Herrn Steinacker zu widerlegen, der behauptet, Krähen hätten gute Feldjagden total ruiniert. Stein- acker spricht von Nebelkrähen (Corvus cornix) und Herr B. von Corvus frugilus, man kann also einen dieser Berichte nicht auf den anderen anwenden: Denn meiner sehr unmassgeblichen Meinung nach sind die Raben- und Nebelkrähen (©. corone et cornix) schädlich, während bei der Saatkrähe der Nutzen vielfach überwiegt. Die Saatkrähe nutzt der Landwirtschaft, weil sie, in Massen auftretend, den landwirtschaftlichen Schädlingen erfolgreich Ab- bruch tun kann. Sie schadet aber dem Jäger wenig, weil sie dem Jungwilde, insbesondere den jungen Hasen fast gar nicht nachstellt. Würde sie nämlich dem Wilde nachgehen, so könnten z. B. auf dem Gute meines Vaters unmöglich so viele Hasen am Leben bleiben, wie dort tatsächlich sind. Verspeist auch nur jede fünfte Krähe in der Zeit, wo sie sich in der Kolonie be- finden, also etwa von Anfang März bis Juni, nur einen Junghasen, so müsste man das bei einem Bestande von etwa 2000 Krähen doch schon recht gut merken können. Dem ist aber nicht so. Die Raben- und Nebelkrähe nützt der Landwirtschaft wenig, weil sie zu vereinzelt brütet,!) um dem Landmanne in der Ver- tilgung von Schädlingen wirksam beistehen zu können. Einen gewissen absoluten Nutzen bringen auch diese Krähen dem Land- manne, aber relativ verschwindet er. Ob nämlich ein Gutsbe- sitzer, der etwa 1000 Morgen bewirtschaftet, durch die Tätigkeit von zwanzig Raben- oder Nebelkrähen einen oder zwei Centner Feldfrüchte mehr erntet, kommt gar nicht in Betracht. Der Jagd dagegen können einige Paare der genannten Krähenarten sehr er- heblichen Schaden zufügen. Schon ein zerstörtes Rebhuhngelege bedeutet einen grösseren Schaden, wie ein verlorener Centner Frucht. Und wie viel Gelege und Junghasen kann solch ein Krähenpaar in einem Sommer konsumieren!?) 1) Man wird einwenden, dass die Nebelkrähen im Herbste in grossen Scharen hier nach dem Westen kommen und dann doch durch ihre Zahl Nutzen stiften. Dem entgegne ich: ad. 1 kommen diese Krähen hier an, wenn schon ein grosser Teil der Äcker umgepflügt ist, und so können sie also nicht so tatkräftig gegen Engerlinge etc. einschreiten, wie Oorv. frug. Ad. 2 kommt es doch hauptsächlich auf den Nutzen resp. Schaden an, den die Krähen in ihrem Brutreviere stiften. Man kann nicht ver- langen, dass im Osten die grauen Krähen, die die Jagd so schädigen, geschont werden, damit wir im Westen im Winter davon den Nutzen haben. 2) Ü. corone scheint auch in seltenen Fällen kleine Vögel im Fliegen fangen zu können. Am 8. V. d. J. erzählte mir Graf $., er habe gesehen, wie zwei Rabenkrähen einen kleinen Vogel in der Luft verfolgten, jedoch des öfteren fehl stiessen. Plötzlich habe jedoch eine Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 515 Doch kehren wir noch einmal zur Saatkrähe und ihren Nutzen resp. Schaden zurück. Mein Vater erzählte mir, dass in früheren Jahren, als die Saatkrähen noch nicht da waren, in jedem Maikäferjahr der Busch fast kahl gefressen war, und in den Feldern so viele Engerlinge sassen, dass sie ganze Kleeäcker verwüsteten. Dann seien die Krähen gekommen und die Mai- käferplage habe immer mehr und mehr abgenommen. Jetzt ist der Maikäfer dort ein ganz seltenes Tier, so dass ich in manchen Jahren lange suchen musste, um einen zu finden. Mein Vater, der sein Gut bis vor kurzem selbst bewirtschaftete, hält deshalb diese Krähen wegen ihrer insektenfeindlichen Tätigkeit für nütz- licher als schädlich, und lehnte vor einigen Jahren das Ansinnen der Regierung in Aachen, die Krähenkolonie zu vernichten, ent- schieden ab. Er verkennt dabei aber auch durchaus nicht den grossen Schaden, den diese Krähe anrichten kann, und den er fast jedes Jahr erfahren musste. Des öfteren habe ich erlebt, dass Teile eines Ackers neu bestellt werden mussten, weil die Krähen fast jedes Korn 'herausgehackt hatten, und noch diesen Sommer musste er einen Maisacker dreimal bestellen, weil die Krähen zweimal allen Mais verzehrt hatten. Gegen solch eigen- nütziges Wirken der Krähen schreitet er dann aber auch mit mehr oder minder durchschlagenden Mitteln ein. Was die schwarzen Gesellen in diesem Frühjahr sündigten, suchten sie später wieder gut zu machen. Im Juni traf ich sie nämlich scharenweise mit ihren jungen Sprossen in einem stark vom Eichenwickler (Tortrix viridana) befallenen Eichenwalde an. Bei dieser Gelegenheit konnte man so recht ihr nützliches Treiben beobachten. Ein Teil der Krähen fiel auf den Eichen ein und las dort die Raupen ab, während die anderen in breiter Front auf dem Boden vorrückten und dort die hinuntergefallenen Schäd- linge verfolgten. Solch eine Schar von über 200 Corv. frugilegus kann schon ganz ordentlich unter den Raupen aufräumen, während der relative Nutzen von ein oder der anderen Rabenkrähe in diesem Falle tatsächlich verschwindet. Meiner Ansicht nach leisteten diese Saatkrähen im Vertilgen der kleinen grünen Raupen mehr als alle anderen sonst noch im Walde vorhan- denen Vögel. Ihre Anzahl stand eben zu der der Raupen in einem Verhältnis, das einen tatsächlichen Nutzen recht wohl mög- lich machte. der Krähen, als die andere eben wieder einen Fehlstoss gemacht habe, den aufwärts steigenden kleinen Vogel mit dem Schnabel gefangen. Ich unterstreiche „mit dem Schnabel;“ einen fliegenden Vogel mit den Fängen zu greifen, dürfte der Krähe wohl unmöglich sein. — Graf S. erzählte mir die Beobachtung gleich nach dem er sie gemacht hatte, und da die Krähen ganz nahe bei ihm waren, so habe ich keinen Grund die Sache zu bezweifeln, wenn ich auch sonst bei derartigen Beobachtungen meist ziemlich ungläubig bin. 516 Geyr von Schweppenburg: Im übrigen verlassen die Saatkrähen meist nach vollendetem Brutgeschäft ihr Brutrevier und ziehen ganz aus der Gegend, wenn auch nicht allzu weit weg. Auf diese Weise bringen sie den Feldern, die sie im Frühjahre heimsuchten, im Herbste bei der Ernte keinen Schaden, der dann solche Leute trifft, die ihren Nutzen zur Brutzeit nicht genossen. Anfangs September, wenn die Nüsse reifen, lassen sich die Krähen wieder sehen, um ihren Tribut von den geliebten Früchten zu holen. Herbstnebel, braun- gelbes Nusslaub und das Geschrei der Saatkrähen gehören zu- sammen. Der Schaden, den sie dann anrichten, ist jedoch nicht so bedeutend; von ein paar Nüssen mehr oder weniger wird man auch nicht reich. Nach dieser kleinen Sommerabschweifung wollen wir uns wieder dem Zuge, dem Herbstzuge zuwenden, der allerdings, wie bekannt, lange, lange vor dem kalendermässigen Herbst beginnt. Schon im zweiten Drittel des Juli bemerkt man auch hier im Binnenwalde, dass die Vogelwelt allmählich in Bewegung kommt. Gegen Mitte Juli kommen die jungen Läubvögel in die Nähe der menschlichen Wohnungen und treiben sich dort mit Vorliebe in den Erbsen umher. Man sieht hin und wieder einen Ph. trochi- lus (L.) mit spatzenähnlichen Sprüngen auf den Sandwegen des Gartens umherlaufen, um Insekten zu fangen, die hübsche Strophe von Ph. rufus (Bchst.) ertönt aus den vereinzelt am Fluss stehenden Weiden, Ph. sibilator (Bchst.) hört man an Orten, wo er nie brüten würde, stümperhaft singen, oder man trifft einen Laub- vogel in den niederen Ginsterbüschen der Sandhügel, wohin er auf langsam weitergehendem Zuge gelangte. Von einer kleinen Pfütze steigt mit glockenheller, köstlicher Stimme ein Totanus ochropus (L.) auf, der auch schon seine engere Heimat verliess. Mit dem 24. Juli trat der Zug schon deutlicher hervor. Wir hatten unfreundliches, regnerisches Wetter bei starkem SW. Um 2 Uhr erschienen ziehende Micropus apus (L.). Der Zug währte etwa eine Viertelstunde lang, bestand aber doch nur aus höchstens 200 Seglern, da sie in losem Verbande und sehr lang- sam zogen. Um 2!/, erschienen wieder etwa vierzig und etwas später sechzig Micropus. Da sie dem Winde gerade entgegen zogen, kamen sie nur langsam vorwärts. Ich stellte ihre Flug- geschwindigkeit annähernd fest, indem ich beobachtete, — was bei dem langsamen Ziehen sehr gut möglich war, — wie lange einzelne Segler brauchten, um eine Strecke von 60 m zu über- fliegen. Sie gaben bisweilen dem andrängenden Winde nach und liessen sich rückwärts oder seitwärts gleiten. Je nachdem dies nun über der Strecke von 60 m geschah oder nicht, dauerte das überfliegen länger oder kürzer. Ich beobachtete, die Uhr in der Hand, eine ganze Anzahl einzelner Turmschwalben, und brauchten sie, um die besagte Strecke zu überfliegen, 25 bis 60 Sekunden. Im günstigsten Falle strichen die Segler also mit einer Ge- schwindigkeit von nicht ganz drei Metern in der Sekunde. Sehr Kleine Notizen zum Vogelzuge 1908. 51? wenig im Vergleich mit der sonstigen Schnelligkeit dieser Vögel! Die Höhe, in der sie zogen, mochte etwa 40 m betragen. - Die hier nistenden Segler sind zu etwa zwei dritteln weg. 29. Es herrschen starke Westwinde bei Regen. Um 11 Uhr zogen etwa dreissig und amı Nachmittage wieder dreissig Mieropus nach SW-W. Ihre Geschwindigkeit war nicht grösser, wie die jener am 24. beobachteten. 3l. Zu verschiedenen Tageszeiten ziehen kleinere Flüge — bis 20 Stück — Micropus apus in ziemlich westlicher Richtung bei SW. 3. VIII. Chelidonaria urbica (L.), wahrscheinlich Junge, sammeln sich zu Scharen und ziehen allem Anscheine nach lang- sam fort. 5. Einige Reiher ziehen nach Süden. Ich glaube, dass die Reiher, die man im August des Öfteren ziehen sieht, meist Junge sind. In der zweiten Hälfte des August belebt sich der Zug wieder mehr und mehr. Auf den Brachäckern hüpfen zahlreiche junge Sazxicole oenanthe (L.) umher; man hört den etwas sperlings- artigen Ruf des Brachpiepers (Anthus campestris (L.)) und sieht ihn in seiner eleganten, so sehr an Budytes erinnerden Gestalt auf den wenigen umgepflügten Feldern oder in bewachsenen Stücken. Bei der Hühnersuche fliegen alle Augenblicke Laubvögel und besonders Dorngrasmücken vor einem auf, hin und wieder einmal ein Rotschwänzchen oder dergleichen. Zahlreiche Pratin- cola rubetra sitzen auf den in Blüte geschossenen Zuckerrüben, und bisweilen fliegt in einem Luzernenstück ein kleines Vögelchen mit buntgestreiftem Kopfe auf, um gleich wieder in das dichte Grün unterzutauchen. Es ist Acrocephalus schoenobaenus (L.). 30. Bemerke noch einen Micropus apus. 5. IX. Schwacher SSO. Beobachte zwei Pernis, die sich auf dem Zuge in südlicher Richtung befinden. 6. Schwacher SO. Gegen 51/, ziehen 50 Pernis apivorus nach SSW. 8. SO. Einige Schwärme Corvus frugilegus streichen nach Süden; es ist dies kein eigentlicher Zug. Am Mittag sehe ich fünf Buteo sehr hoch kreisen; bei ihnen befindet sich ein kleiner Raubvogel, wahrscheinlich Astur nisus (L.). (Die jungen Vögel dieser Art sind schon seit einiger Zeit am ziehen.) Der kleinere Vogel streicht mit reissender Schnelligkeit nach Süden ab, während die Bussarde langsamer in ebenderselben Richtung folgen. Auf einem mit dem Dampfpfluge umgearbeiteten Acker treiben sich zahlreiche Budytes umher. Sie scheuen die schnau- fende Maschine fast gar nicht und nähern sich ihr bis auf wenige Schritt. 12. DBeobachte noch einen Binnen und roten Kuckuck, wahrscheinlich beides junge. 518 Geyr von Schweppenburg: 13. Einige junge Lanius collurio L. sind noch da. Man trifft sie hier gewöhnlich nicht mehr so spät an, die alten ver- schwinden schon Mitte August ganz unbemerkt ebenso die meisten jungen. Unsere drei Schwalbenarten sind noch ziemlich zahl- reich vorhanden. Muscicapa atricapilla L. befindet sich seit längerer Zeit auf dem Zuge; sie haben es mit dem Reisen nicht gar eilig und halten sich an zusagenden Ortlichkeiten bisweilen Tage lang auf. Einige Acrocephalus palustris treffe ich in Korb- weiden an. Ferner beobachte ich einen jungen Colymbus fluvia- tilis, der höchstens sechs bis sieben Tage alt ist. Als die Mutter untertauchte, fing der kleine Kerl laut an zu piepen, tauchte dann aber auch. Es schien sein erster derartiger Versuch zu sein, so unbeholfen stellte er sich an. Langsam, nahe der Ober- fläche schwamm er in dem tiefen, klaren Wasser weg und er- innerte mit seinem kleinen Körper, den grossen Latschen an einen Frosch. — Seit vier Tagen herrscht kaltes, meist trübes Wetter bei West, doch ist es heute bei Südwind wärmer. 15. Mässiger Nord, grösstenteils bewölkter Himmel; bis- weilen gehen Regenschauer nieder; Neigung zu Gewitter. Um 11 Uhr ziehen 3 Buteo, gegen 1 Uhr fünf Buieo nach SSW., gleich darauf zwei Astur nisus SW. streichend, dann wieder einige Buteo und Tinnunculus. Einige Schwalben scheinen zu ziehen. 16. Trübe, ziemlich kalt. SW. 17. Das trübe Wetter klart gegen Mittag unter dem Ein- fluss von nördlichen Winden etwas auf. Gegen zwei Uhr zieht ein Buteo nach Süden; über ihm kreisen sehr hoch zwei kleinere Raubvögel, vermutlich Asz. nisus. A. nisus scheint gern paar- weise zu ziehen; wenn nämlich zwei Sperber nahe bei einander ziehen, kann man sie des Öfteren an der verschiedenen Grösse als $ und © erkennen. Häufig ziehen sie allerdings einzeln. 18. Am frühen Morgen Regen, dann stark fallender regen- artiger Nebel. Am Mittag wird es infolge von südöstlichen Winden klarer und wärmer. Zwei A. nisus nach SSW. Ich beobachte etwa ein Dutzend [durchziehender] Mot. melanope Pall. Es ist dies einigermassen bemerkenswert, da die hiesige Gegend ganz eben ist und sich für die graue Bachstelze also gar nicht eignet. Im Winter sind zwar immer einige dieser reizenden Stelzen hier, und diesen Sommer konstatierte ich hier (im Flach- lande) ein brütendes Pärchen, das zwei Bruten hoch brachte. 19. Der Wind steht am Morgen im Osten, geht dann lang- sam auf Süden zu und kommt gegen 4 Uhr von SSO. Am Morgen klar, zeitweise nebelig, vom Mittag bis Abend klar. Am Mittag streicht ein Bussard nach Süden, gegen 2 Uhr zwei A. nisus SSW., etwas später 16 Buteo vulgaris nach S. Ihnen folgen nach SSW, ziehend 2 Zinnunculus und 2 A. nisus. Gegen drei Uhr zieht ein Astur palumbarius (L.) niedrig nach Süden, etwas später F. subbuteo L. und einige Bussarde nach S. Wenige Budytes treiben sich noch bei einer Kuhherde herum, die meisten sind weg. u Kleine Notizen zum Vogeizuge 1908. 519 20. SO. Sehr schönes, warmes Wetter. Gegen neun Uhr vormittags ziehen 16 Bussarde nach Süden, mittags 4 Buteo nach S, gegen vier Uhr neun Buteo S. 21. Schön und warm bei SO. Um 2 Uhr 6 Buteo S. 22. SO-O. Schön, doch bin ich bang, dass die Witterung umschlägt. Im Westen erscheinen nämlich leichte Cirrusstreifen, die den ganzen Himmel allmählich überziehen und die so oft Vor- boten kommenden Regens sind. Um 2 Uhr streicht ein Pernis nach S., etwas später einige Buteo S. Noch zwei Pr. rubetra gesehen, die grössere Mehrzahl ist schon länger fort. 23. Das Wetter hält sich noch bei OSO. Die westlichen Luftströmungen sind jedoch schon tiefer gesunken und einige zerrissene Uirrocumulus kommen von Westen. ÖObschon ich am Morgen lange Zeit draussen war, sah ich nur einen Turmfalken ziehen. Einige Lerchen streichen zwar auch, doch ist das noch kein rechter Zug. Wenn einige auch ordentlich durchzogen, flogen viele ohne besondere Richtung trillernd und sich neckend in der sonnigen Luft umher. Gegen 2 Uhr ziehen 2 Buieo und 2 4A. nisus S. 24. Schönes Wetter bei SO. Am Morgen streicht ein Buteo, am Nachmittage drei Duteo n. 8. 25. Teilweise bewölkt und sehr schwül. Gegen 4 Uhr zieht ein Gewitter herauf; es fängt an zu regnen. Vom Zuge nichts zu bemerken. 26. Südwind. Vormittags ziemlich bewölkt, am Nachmittage klar. Es zieht nichts. 27. Der Wind ist über Süden wieder mehr nach Osten ge- gangen und kommt am Morgen von SSO., am Nachmittage aus OSO. Am Morgen sehr nebelig, von 10 Uhr ab klar. Am Nach- mittage ziehen Cirruswolken herauf. Gegen neun Uhr ziehen wenige Lerchen nach SSW.; im übrigen ist der Lerchenzug so unbestimmt wie am 23. d. Mon. Ein Duteo nach S. 28. Am Morgen Regen bei SW., später klart es bei SSO. auf. Es zieht nichts. 29. Der Wind schwankt zwischen S. und SO. Gegen 2 Uhr streichen 4 Buieo S. z. W. [Am Morgen drei Milvus vetinus Sav. nach SW.] 30. SSO. Leichte Cirruswolken trüben das Blau des Himmels. Während der verflossenen Nacht und des heutigen Tages war es sehr warm (bis 22 C.) Am Morgen wenige Lerchen SW. Um 121/;, Uhr ziehen 22 Buteo nicht hoch nach Süden, 21/, drei DButeo SW., gegen drei Uhr 24 Bussarde nach Süden. Am Nach- mittage kommt der Wind ganz schwach von SW. Während der nun folgenden Tage herrschte trübes, regne- risches Wetter bei mehr oder minder starken westlichen Winden. Der Bussardzug hört auf, und sehe ich während des ganzen Herbstes, mit Ausnahme weniger Tage, keine mehr ziehen. Die 520 Geyr von Schweppenburg: Bussarde, die später noch hin und wieder zogen, waren wahr- scheinlich Rauhfüsse. 1. X. Schwacher S. Morgens Regen, am Mittag klart es etwas auf. Am Morgen ziehen wenige Motacilla nach SW. Gegen Abend wetterleuchtet es stark im Südosten, und deshalb zogen während des Tages vielleicht so wenig Vögel. 2. W; trübe, regnerisch. 3. Starker West, trübe, bisweilen etwas aufklarend. Vom Zuge nichts zu bemerken. 4. Trübe und regnerisch bei W. Beobachte noch eine An- zahl Sylvia atricapilla, 3 und 98 s. iuv. 5. Sehr unfreundliches Wetter beistarkem SWest. Zieht nichts. 6. SW., Regen. 7. W. Trübe, bisweilen heitert es sich etwas auf. 1 Buteo und Tinnunculus scheinen zu ziehen. Ph. rufus, den man häufig mit Goldhähnchen und Meisen herumziehen sieht, singt trotz des schlechten Wetters ganz nett, wenn auch etwas leise. Diese Vögel singen meiner Meinung nach nicht aus Vergnügen und Lust. Sie sind nur geschlechtlich leicht angeregt, oder befinden sich wenigstens körperlich in einer guten Verfassung.!) Etwas ähnliches findet sich auch in der Pflanzenwelt: Der verspätete weisse Blütenstern einer Marguerite schaut aus dem Grase heraus, ein Birn- oder Apfelbaum treibt eine vereinzelte Blüte, und Rosskastanien entwickeln bisweilen im Herbste noch einen ganz annehmbaren Blütenflor. Diese Bäume blühen nicht, weil das schöne Wetter ihnen „Freude‘‘ macht, sie blühen, weil ihre Säfte und Treibkräfte infolge der Witterung oder anderer Umstände noch einmal besonders angeregt wurden. 8. Am Morgen klar; der Himmel überzieht sich jedoch gegen 10 Uhr immer mehr und mehr, und gegen 11 Uhr tritt bei südwestlichem, schwachen Winde Regen ein. Gegen sieben Uhr morgens streichen 8 Columba palumbus L. nach Süden, gegen neun Uhr Finken und einige Alauda nach SW. Vonein bis zwei Uhr findet ziemlich starker Zug von Anthus pratensis statt, die etwa 30 m hoch in Trupps zu 4—10 nach SW. ziehen; wenige Alauda arvensis nach SW. 9. W., schlechtes Wetter. 1) Ich erinnere an die Afterbrunst beim Rehwilde, die meist keinen Erfolg hat, ferner an das Balzen der Birkhähne im Herbste. Es wird keinem einfallen, dem Treiben dieser Tiere irgend eine ideale Seite ab- gewinnen zu wollen. Wenn dies jedoch bei dem Herbst-Gesange ver- schiedener Singvögel geschieht, so hat das wohl seinen Grund darin, dass wir durch Wesen, Betragen und Äusseres des betrefienden Vogels, z. B. eines Laubsängers, derart beeinflusst werden, dass wir ihm irgend einen idealen menschlichen Affekt, wie Freude am Gesang oder dgl., zuschreiben möchten. Logisch berechtigt scheint mir ein solches Beginnen nicht zu sein. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1908. 521 10. Abscheuliches Wetter, Regen. Vom Zuge nichts zu be- merken. Als ich am Nachmittage dem Treiben eines Meisen- schwarmes zusah, kam plötzlich eine Singdrossel hastig durch das Gebüsch heran gestrichen und setzte sich einige Schritte von mir auf einen niedrigen Erlenast. Sie öffnete den Schnabel, atmete krampfhaft und schien überhaupt ganz erschöpft zu sein. Ich ging näher heran und griff sie, ohne dass sie die geringsten Anstalten zur Flucht machte. In meiner Hand begann sie laut zu zetern und lokte dadurch den ganzen Meisenschwarm und einige Ph. rufus heran. Die Schwanzmeisen sind bei einer solchen Gelegenheit immer am vorlautesten und kommen am nächsten an einen heran; sie hatten aber auch gewiss noch nie gesehen dass ein „Geyer“ eine Drossel fing. Die Singdrossel blieb eine Zeit lang ganz ruhig auf meiner Hand liegen. Dann setzte ich sie auf den Boden, wo sie zunächst munter herumlief und sich mit ihren schönen, dunklen Augen meine Schuhe besah um dann gesund und vergnügt wegzufliegen. -— Sie war jedenfalls auf einer in der Nähe liegenden Wiese (am Schnabel hatte sie noch den klebrigen Schleim eines Regenwurms) von einem Sperber ver- folgt worden, ihm aber glücklich mit dem blossen Schrecken ent- kommen. Nur an der Schnabelwurzel hatte sie sich beim Durch- fliegen des Gebüsches ganz leicht geschrammt. 1l. Am Morgen ganz klar bei S. Später überzieht sich der Himmel mit Dunst. Die oberen Wolkeu kommen von Westen, während unten mehr südliche Winde vorherrschen. Von acht Uhr bis gegen zehn Uhr ziehen in einem fort kleine Züge von Finken (Fr. coelebs), es schienen mir auch Fr. montifringilla dar- unter zu sein. Sie streichen alle etwa 40 m hoch nach Süd- westen, .in derselben Richtung ziehen auch Ac. cannabina (L.), wie immer so auch auf dem Zuge schwätzend. Am Nachmittage ist es ganz wolkig und ziemlich kalt, der Wind kommt von SO. 12. Durchaus trübes, regnerisches Wetter bei West. 13. Sturmartiger West, am Morgen Regen. Sah die ersten ©. cornix, die trotz des starken Windes nach Westen zu ziehen schienen. Man kann, wenn es nur wenige Kräben sind, häufig nicht bestimmt sagen, ob sie ziehen oder nur der Nahrung wegen herumstreichen. Im übrigen stockt der Vogelzug gänzlich. Auf einen frischgepflügten Acker treiben sich etwa dreissig Motacilla alba ad. et iuv. umher; unter ihnen befindet sich ein .Budytes flavus. Für DBudytes ist dieses Vorkommen ein sehr spätes. Ausser den Stelzen treiben sich auf dem Acker noch sehr viele Pas. montanus, Fr. coelebs, montifringilla et Anth. pratensis herum. 14. Am Morgen trübe bei mässigem SW. Von sieben bis gegen zehn Uhr ziehen sehr viele Finken und Lerchen nach SW. Am Nachmittage legt sich der Wind, und die Sonne bricht durch. Einige C. frugilegus et cornix ziehen nach Westen. 15. Starker W, Regen. Einige hundert (©. frugilegus ziehen ganz niedrig nach SSW. Journ, f, Orn. LII. Jahrg. Oktober 1904. 35 522 Geyr von Schweppenburg: 16. WSW. Am Morgen trübe, gegen Mittag kommt die Sonne öfters zum Vorschein. Es ziehen einige hundert ©. frug. nach WSW. 17. SW. Trübe, regnerisch. Etwa 20 Alauda ziehen gegen den Wind kämpfend nach SW., desgleichen wenige Finken und Krähen, am Nachmittage 10 Motacilla nach SW. 18. Trübes, regnerisches, kaltes Wetter bei starkem West. Es findet sehr starker Zug besonders von Kleinvögeln statt. Den Höhepunkt erreichte er etwa gegen 10 Uhr, doch zogen schon von 71/, an Finken und Lerchen. Um ein Bild des Zuges zu geben, will ich die ungefähre Anzahl der Vögel anführen, die von 9, bis 10 Uhr über mich resp. etwa 50 Schritt beiderseits an mir vorbei kamen. Es zogen in dieser Zeit also etwa 400--500 Fringilla coelebs in kleineren und grösseren Scharen, ferner eine mässige Anzahl von Pas. montanus, Ac. cannabina, Chloris hortensis. In Flügen für sich oder mit anderen vermengt zogen etwa 250 Anth. pratensis meist niedrig (30—40 m) wie die Finken, wenige höher, sodass ich erst durch das charakteristische sitt-sitt auf sie aufmerksam wurde. Lerchen (Alauda arvensis) kamen etwa 150 vorbei, ferner 70—80 Gabrita arborea (L.)!) an der „abgerundeten“ Gestalt und dem schönen, hellen Lockruf leicht kenntlich. Von Drosseln zogen etwa 50 Turdus musicus und über 100 grosse Drosseln. Ich kann nicht sagen, ob es 7. pelaris oder torquatus waren, da sie ziemlich hoch und still zogen. Dazu kam noch eine Anzahl Stare und Motacilla alba, einige hundert ©. frugsilegus, ein Bussard, drei Ast. nisus und ein anderer kleiner Raubvogel, den ich für F. aesalon Tunst. halten möchte. Ich habe diesen Falken jedoch zu selten gesehen, als dass mir sein Flugbild ge- nauer bekannt sein könnte. Der Zug dauerte bis gegen zwei Uhr. Man sah bis zu dieser Zeit noch ziemlich viele Finken und Lerchen sowie Pieper ziehen. Einige Gal. arborea liessen sich gegen zwei Uhr auf einen Acker nieder, um Nahrung zu suchen. Am Mittag strichen ferner 7 Bussarde nach Süden, drei nach SSW. Einzelne Finken, Lerchen und Pieper zogen noch bis gegen fünf Uhr nachmittags. Die Kleinvögel zogen durchweg nach Südwesten, hin und wieder wichen sie etwas nach Süden oder Westen von dieser Richtung ab. Die grossen Drosseln strichen genau nach Süden. Es ist möglich, dass diese Zugrichtung ihre Ursache in einem grossen Waldkomplexe hat, der von den Drosseln aus in dieser Richtung lag, den sie von ihrer Höhe aus gut erblicken konnten, da er etwa 2 Stunden von hier entfernt liegt, und in dem sie vielleicht halt machen wollten. Erwähnenswert ist, dass auch einzelne grosse Drosseln allein zogen; doch war ihnen das offenbar nicht recht angenehm. Am Nachmittage traf ich einen einzelnen Z. 1) Auf dem Zuge erinnert diese Lerche sowohl im Äusseren als in ihrem Wesen viel mehr an Gabrita wie an Alauda. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 523 Zorquatus in einem kleinen Weissdornstrauche an, wo er sich an „Hahnäpfeln“ gütlich tat. — Die Krähen zogen ganz niedrig in westlicher Richtung. Der starke Wind machte ihnen viel zu schaffen, während sich die Finken und Pieper mit ihrem prallen Gefieder, den kürzeren Flügeln, wie es schien, ziemlich leicht durch die Gegenströmung arbeiteten. — Abends horchte ich von neun Uhr bis nach zehn nach Zugvögeln aus. Nach den Lock- tönen zu schliessen zogen nur wenige Turdus musicus. !) 19. Am Morgen ganz bewölkt. Gegen Mittag klärt es mehr und mehr auf. Während des ganzen Tages herrscht nahezu Windstille; der Wind kommt von Süden (am Morgen SO). In der Region der Cirruswolken herrschen nördliche Winde. Von morgens vor sieben Uhr an bis gegen sechs Uhr abends ziehen Corvus frugilegus, CO. cornix ganz vereinzelt. Es ziehen auch verschiedene kleine Züge ©. palumbus, doch kann ich bei ihnen keine eigentliche Zugrichtung feststellen. Die meisten zogen wohl nach SW., doch sah ich auch einige nach SO., andere nach W. ziehen. Am Morgen strichen einige Ringeltauben etwa 200 m hoch und verschwanden bisweilen fast gänzlich in den tief herab- hängenden Nebelwolken. Es ziehen ferner etwa noch 20 Vanellus nach W. Einzelne Asi. nisus ziehen während des ganzen Tages, gegen 4 Uhr 10 Bussarde nach SW. Um 41° wandern 19 Grus commwunis Bchst. nicht sehr hoch nach Westen. Lerchen ziehen vom Morgen an bis nachmittags gegen 4 Uhr, einzeln, meist zu sieben bis zwölf, doch auch in Scharen zu 40 --50 Stück, Staren in geringer Zahl, desgl. sehr wenig Finken, Wiesenpieper und weisse Bachstelzen. Hin und wieder bemerkte ich einzelne Lerchen, die nach Nordosten zogen. Auf diese Erscheinung werde ich weiter unten noch zurückkommen. Am Abend lausche ich von neun Uhr bis halb elf in die Nacht hinaus. Es ziehen ziemlich viele Zurdus musicus. Der Lockruf der Singdrossel hat zu nächtlicher Stunde etwas ganz eigenartig anziehendes an sich: Langsam dreht sich die schwarze Himmelshalbkugel, die mit tausenden glänzender Nägel ausge- schlagen ist, von Osten nach Westen; der silberhelle kleine Wagen kommt rückwärts laufend immer näher. Sternschnuppen durch- eilen geschäftig den weiten Himmelsraum. Die Erde liegt, im Dunkel gehüllt, still und schlafend da; nur die nimmermüden Blätter der kanadischen Pappel raunen sich zitternd ihr baldiges Sterben zu. — Und in diese hehre Stille hinein tönt der sanfte, gedehnte Ruf der Singdrossel, die, unter dem matten Scheine 1) Ich erkundigte mich bei der Vogelwarte Rossitten, ob etwa dort am 17. oder 16. starker Zug von Kleinvögeln stattgefunden habe. Wie Herr Thienemann mir hierauf mitteilte, war er an den genannten Tagen nicht auf der Nehrung. Nachträglich wurde im jedoch mitgeteilt, dass an besagten Daten nicht viele Krähen zogen, jedoch zahlreiche Seiden- schwänze beobachtet wurden. 35* 524 Geyr von Schweppenburg: der Himmelslichter dem Südwesten zueilend Meile um Meile zwischen sich und ihre Heimat bringt. — 20. SSO. Schönes, doch ziemlich kaltes Wetter (am Morgen 5°C.). Krähen ziehen in mittlerer Höhe von morgens früh bis nachmittags fünf Uhr nach Westen. Lerchen ziehen am Morgen sehr zahlreich, einmal ein Zug von 70—80, Fr. coelebs seltener, desgl. einige Stare und Ringeltauben. Um 2 Uhr 8 Bussarde S. zu W., etwas später 20 Vanellus WSW. Am Abend höre ich nichts ziehen. 21. Am frühen Morgen klar, dann Regen, gegen Mittag klärt es wieder ziemlich auf. Der Wind in den oberen Luft- schichten kommt vom Morgen an von SW.; unten herrschen zu- nächst südöstliche kalte Winde, die aber bald nach SW. gehen und wärmer werden. Krähen (C. frug.) ziehen zu vielen tausenden, Lerchen am Morgen ziemlich zahlreich, Finken sehr wenig. Am Nachmittage ziehen verschiedene Lerchen nach Osten, einige Bussarde und Sperber nach S., 60—70 Vanellus nach SW. Am Abend regnet es (14° C.). 22. Ziemlich starker SW.; mildes, trübes Wetter, zeitweise Regen. Krähen ziehen in sehr grossen Scharen meist nach Westen, doch auch nach SW. Lerchen ziehen nur vereinzelt. 23. Ziemlich starker SW. bis W. Am Morgen trübe, gegen Mittag klärt es etwas auf. Corv. frugilegus zieht wie gestern, am Morgen ziemlich viele Lerchen nach SW. resp. W. Beobachte noch Ph. rufus. 24. Am Morgen trübe; später klart es vollkommen auf. Wind: SW. In der Region der Cirruswolken herrschen west- liche, gegen Abend mehr nördliche Strömungen. Am Morgen ziehen recht viele Lerchen und einige Finken, Krähen weniger. Gegen elf Uhr morgens ziehen 27 Grus nach SW. Etwas nach zwölf wandern drei starke Kranichzüge, wohl über 200, in mässiger Höhe nach SSW. 25. SO. Krähen ziehen nicht oft, doch in sehr starken Zügen, ferner mässig viele Lerchen, einige Finken, hin und wieder eine Motacilla oder Anthus. Krähen und Lerchen streichen mit dem Winde mit etwas entgegengerichteten Körper, ohne je- doch von ihrer Zugrichtung abzuweichen, wie dies Gätke in der „Vogelwarte‘‘ des längeren beschreibt. 26. SSO. später S. Lerchen ziehen nur wenig, desgl. Corvus frugilegus. 27. SSO. Im ganzen schönes Wetter, am Mittag für die Jahreszeit recht warm. Am Morgen ziehen Lerchen, doch nicht sehr zahlreich, nach SW., Finken und Anthus ganz vereinzelt. Die Lerchen wenden sich wieder dem Winde so entgegen, dass ihre Körperachse von der Zugrichtung gewiss um 30° abweicht. Krähen ziehen in mässiger Zahl nach Westen. Sehr erstaunt war ich, in einer Korbweidenpflanzung noch einen Acrocephalus anzutreffen. Ich konnte ihn mit Musse betrachten, wage aber Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 525 nicht zu sagen, ob es sireperus oder palustris war, da ich keinen Laut von ihm hörte. 28. Ziemlich heiter bei SW. Am Morgen ziehen viele Lerchen. Nachmittags wird der Wind stärker, Krähen ziehen wenig, auch noch einige Alauda. 29. Am Morgen W., der bald in N. übergeht. Die unteren Wolken kommen von Norden, die oberen von SW. Morgens Nebel und Regen. Krähen ziehen wenig, Lerchen vormittags nicht. Am Nachmittage ziehen wenige Alauda nach SW., einige nach Norden. 30. SSW. später WSW., zunächst klar dann trübe. Finken und Pieper ziehen sehr wenig, Lerchen ziemlich viel, einmal ein Zug von etwa 40, nach SW., Krähen wenig nach W. resp. SW. 3l. Recht schönes, sonniges Herbstwetter bei SW-W. Lerchen ziehen nur wenig desgl. ©. frug. Am Nachm. ziehen verschiedentlich Lerchen nach N. resp. NO. 1. XI. Im ganzen schönes, am Morgen kaltes Wetter bei SW-S. Lerchen ziehen garnicht, sehr wenige 0. frug. 2. Ganz schwacher SSO.; sehr schön, am Morgen nebelig. Lerchen ziehen wenig desgl. Fr. coelebs. 3. Fast Windstill (SO.). Die Wolken kommen am Nachmittage von Westen, am Abend von N. Ausser wenigen ©. frug. zieht nichts. Gegen 2 Uhr kam ein ziemlich grosser Schwarm ZT. _pilaris von Norden, doch machten sie nicht den Eindruck von ziehenden Vögeln. 4. Sehr schwacher NNO. Ziemlich nebelig, der Himmel grau in grau, am Nachm. wird es ein klein wenig heller. Die ‚oberen Wolken kommen am Nachmittage von NW. am Abend von W. Am Morgen zieht nichts, später einige Lerchen nach NO., sehr wenige nach SW. Im übrigen sind die Lerchen sehr munter; schwärmen aufgeregt umher und jagen einander. Auf einer Wiese treiben sich einige hundert F. pilaris und Sturnus umher. Gegen drei Uhr ziehen etwa 50 F. pilaris ziemlich hoch nach S., etwas später treffe ich auf einer Weide 30 —40 T. iliacus an; möglicher Weise waren sie erst kürzlich angelangt, da ich sie eine Stunde vorher noch nicht dort sah. 5. Ziemlich schön, doch dunstig und immer mehr oder weniger bewölkt. Leichter NO. Krähen ziehen sehr wenig. Lerchen sehe ich mehrfach nach NO. streichen, wenige nach SW. Gegen 3 Uhr etwa 30 T. pelaris nach W., doch zogen sie, glaube ich, nicht. 6. Ganz schwacher NO. Am Morgen neblig, mittags sehr schön, später bewölkt. Krähen, C. frug. ziehen sehr wenig nach W. Am Mittag zwei Astur nisus SSW. Lerchen sehe ich ziemlich viel nach NO. ziehen, wenige nach SW., doch zogen die Lerchen überhaupt nicht recht, es war mehr ein Umher- streichen. 526 Geyr von Schweppenburg: 7. Trübe, schwacher NO. Krähen ziehen ganz vereinzelt, Lerchen schwärmen umher. 8. S., trübe ziemlich kalt. Wenige C©. frug. ziehen nach W. Sehe noch eine Her. rustica iuv. 9. Am Morgen kalt (2° C.), wolkenlos, schwacher!S. Am Nachmittag überzieht sich der Himmel fast ganz mit leichten, von West kommenden Wolken. Krähen ziehen nur sehr wenig, Lerchen garnicht. 10. Mässiger W.; wärmer wie gestern. Zunächst trübe, dann kurze Zeit klar, am Abend Regen. Lerchen und ©. frug. ziehen sehr wenig. 11. Mässiger SW., trübe. Vereinzelte Krähen und Lerchen ziehen in der gewohnten Richtung. 12. W., nebelig, Regen. Vereinzelte Krähen. 14. W., ziemlich schön; hin und wieder eine Lerche. 15. Mässiger W. Am Morgen schön doch frisch, später trübe. Lerchen, Al. arvensis et @. arborea, sind sehr munter, ziehen jedoch nicht recht weiter. 16. Einige G. arborea ziehen nach S., starker SW. 17. West, trübe; vereinzelte ©. frug. 18. Schwacher N. Sehr wenig Krähen, einzelne Lerchen ziehen, Anth. pratensis streicht umher. 19. N-NO. Am Morgen teilweise bewölkt am Nachmittag heiter. Wenige ©. frug. ziehen. 21. Sturmartiger W., Regen. 22. Starker W., Regen. 25. Ziemlich kalt. Beobachte noch zwei Pr. rubicola, wie es“ scheint ein Pärchen. Der Krähenzug hat vollkommen auf- gehört, nachdem er schon seit Anfang November nahezu er- loschen war. 30. Es sind noch einige hundert Stare hier. Ziemlich kalt. Schnee. 1. XII. Gestern und heute hat es etwas geschneit (0°). Während des ganzen Tages ziehen ziemlich viel Lerchen nach SW. resp. W. Sie weichen dem Schnee und der Kälte. Der Zug geht noch in derselben Weise vor sich wie sonst im Herbst, unterscheidet sich nur dadurch, dass die Lerchen heute den ganzen Tag ziehen, während sie sonst meist in den Morgen- stunden wandern. 2. Sehr schön, das Quecksilber hält sich über dem Null- punkt. Lerchen ziehen nicht. In den Wiesen treffe ich hunderte von Staren und /. pilaris an. Unter den Wachholderdrosseln war eine, deren Stoss erst etwa ein Drittel seiner Länge erreicht hatte, und sah sie in einiger Entfernung wie eine Pr. rubeira in Lexikon-Format aus. Die Stare hielten sich meist mit Anth. pra- tensis und einigen Mot. alba an den Abwässern einer Zucker- fabrik auf. Sie finden dort reichliche Nahrung, da sich in dem Wasser eine sehr grosse Menge von Regenwürmern befindet, die Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 927 mit der an den Rüben haftenden Erde in die Fabrik gelangen. An dem Ufer eines breiten Grabens traf ich einen Totanus ochropus an. Vorigen Winter erhielt ich sichere Nachricht von einem am Niederrhein überwinternden Paare dieses Wasserläufers. 5. Gestern und vergangene Nacht hat es sehr stark ge- schneit (0°). Den unter dem 2. erwähnten 7. ochropus sah ich wieder. Am Nachmittag zieht ein Schwarm von etwa 80 Lerchen niedrig und etwas matt nach SW. [Zwölf Gänse sehr hoch nach Süden gegen den Wind]. 6. Es liegt noch sehr viel Schnee, doch taut es bei West. Ein Zug Alauda niedrig nach W. 8. SW. Es taut; vergangene Nacht hat es noch etwas geschneit. In den Wiesen treffe ich fast gar keine 7. pelarvs mehr an. Auf dem Felde sah ich einen Schwarm von mehreren hundert Lerchen. Sie werden bei dem Schneewetter gekommen sein, haben aber jetzt keine Eile mehr, da es wieder wärmer ist und sie Nahrung finden können. Ein F. aesalon (wie es schien iuv.) streicht auf wenige Schritt Entfernung niedrig an mir vorbei. 9. S. Am Morgen schön, später Regen. Verhältnis- mässig viele Lerchen streichen nach NO. resp. OÖ. Sie wenden ihren Körper dem Südwinde sehr stark (einige wohl um 40°)entgegen. 12. S. Milde, am Nachmittage kälter. Morgens, als es noch dunkel war, hörte ich einige Lerchen nach NO. ziehen, späterhin zogen noch verschiedene, am Nachmittage keine. 19. OSO. Die Temperatur hält sich um den Gefrierpunkt herum. In den Wiesen sind noch die gewöhnlichen Gäste, T. pi- laris und Sturnus. Ich beobachte ein, jedenfalls überwinterndes, Pärchen Pr. rubicola. Während dem ich sie beobachte hielten sie sich auf einem mit Dünger bestreuten Felde, auf einer Feld und Wiese trennenden Hecke oder an einem in der Wiese be- findlichen Heuhaufen auf. Sie sahen zwar nicht sehr vergnügt aus, doch kam ihr schwanzwippendes Wesen noch immer zum Durchbruch. — Bevor ich diese Notizen schliesse möchte ich noch ein Wort über die Wintertätigkeit des Grünspechts sagen. Wer im Winter ein Wiesenland besucht, das nicht allzu weit von Baum und Strauch entfernt ist, wird gewiss bald unseren Specht in linkischen Sprüngen dort umherhüpfen oder schnurrenden Fluges davon eilen sehen. So beobachtete ich heute wieder an einer derartigen Stelle dicht bei einander vier Grasspechte. Wie ich mich ihnen nähere, verlassen sie den Erdboden und suchen sich, ärgerlich über die Störung, hinter einer dünnen Pappel zu verstecken. Auf dem Felde ihrer Tätigkeit angelangt, entdecken wir gleich eine Behausung der kleinen rotbraunen Wiesenameise, in deren Wohnung ein Loch gehackt ist. In diesem Loche krabbeln eine ganze Anzahl halberstarrter Ameisen umher. Um den Ameisenhaufen herum liegen zahlreiche Exkremente des Spechtes. Wir öffnen sie und finden nur unverdauliche Teile von Ameisen; denn Ameisen sind die hauptsächlichste Winter- 528 Geyr von Schweppenburg: nahrung vieler Grünspechte, und im Sommer ist die Nahrung, wie bekannt, nicht viel anders. Während des ganzen Winters treiben sich viele Spechte nur in Wiesen umher, mag es nun | frieren, tauen oder schneien. Es sieht so komisch aus, wenn sie, analog ihrem Benehmen am Baume, im Schnee wie versteinert sitzen, um nicht gesehen zu werden. Unter der Schneedecke | werden sie die Ameisen vielleicht mittelst des Geruchsinnes finden. — Soweit ich den Grünspecht kennen lernte, konnte ich mich von seiner Nützlichkeit, die v. Homeyer z. B. in seiner Specht- schrift!) so hervorhebt, nicht überzeugen, allerdings fällt es mir deswegen doch nicht ein, ihn schädlich zu nennen: Ob ein Specht einige Zehntausend Ameisen verspeist oder nicht, das wird dem Menschen wohl weder Schaden noch Nutzen bringen. — Im Folgenden stelle ich die Zugdaten von Corvus frugilegus und von Buteo noch einmal übersichtlich zusammen. Die Tages- zeit der Beobachtung lasse ich meist weg, da ich nur einen beschränkten Teil des Tages draussen sein konnte, und daher die meisten der durchziehenden Vögel nicht beobachtet wurden. Unter Windrichtung führe ich zunächst die hier beobachteten an, dann jene, die um 2 p auf dem Monte Rigi im Hohen Venn in 675 m Höhe festgestellt wurden. Sie haben vielleicht insofern einigen Wert, als man sieht, wie der Wind in höheren Luft- schichten von den unten herrschenden Strömungen abweicht. Man darf diesen Angaben jedoch keinen zu grossen Wert beiinessen, da das Hohe Venn ja noch ziemlich weit von hier entfernt ist und der Monte Rigi nicht aus einer Tiefebene aufsteigt. Die Beobachtungen über die Windrichtung auf dem Hohen Venn verdanke ich der grossen Gefälligkeit des Herrn Professor Dr. P. Polis, Direktor des Meteorologischen Observatoriums in Aachen, dem die Station auf dem Monte Rigi unterstellt ist. An dieser Stelle spreche ich Herrn Dr. Polis nochmals meinen verbindlichsten Dank für sein freundliches Entgegenkommen aus. — = 1) Die Spechte und ihr Wert in forstlicher Beziehung. Frank- furt a. M. 1879. 529 Kleine Notizen zum Vogelzuge 19083. "zyeid 9Y9M j9q9N waJsuoyds [aqaN A9p Jydeu de um Isıq — a9yıejs | Suuperu | ONN ON MS III '6 1er ‘aaylay UISQ w ‘ey pun aqnı) U9JsoM U IE NO EL FE IE S ES 9719p y2oy 's uayalz vpnnyy pun zıu409 ') asıuay | -uny | gromoq | "MIe} | ONO "MS | MSS II 2 | +2799p9q "Oo yaru vpnvjy osıuom "N y9eu oursseyag IT| Snz ur) -qyey = 0 "MN M "III '9 "ON eu snpung IT| ATala | yıromaq | YOU "2 (0) "MS MS UI 8 O]9IA woy’s’n ‘ON yeu sısuaaın y :N ydeu snypung 91 auyas aaloy |OL1paLu's 0 MS MS IF IIIP9g | YDoU 9stuam | -qey | Ayas ON | "ms | Ms "II '82 aJaTA 3anı) usJsoM WI SO dem ',z we| Yy9lu — woy 'z (0) MS MS "II '9% Ypapaq ‘oopng | adıuom | -qrey | PMm | O MS | MS II 8 "Jyaız 07nT UN N 0A Juwoy snpnwng-oaumg|og 8a99| aopey | Tem | ONN | MS | MS | I’ = ana Se —— FE — 2] 86206 FE A199 ER ee a7F — lot sum | [u9NIom | Toyım | O 08 0) II 21 +799P9q 6L -gieg | Bm | © "N | MNN | '80 II 91 ; onen. | Sangyorz | rg ym | Smapeg uesunyıoweg e314suog un SunIeyIM | eyoyanz Shen, N wunyeq sndanbnAS sRMAA0D UoX E06) Änzsayelynag OD . Geyr von Schweppenburg 530 'ON yeu uayaIz oapng eM)A _ aoyoy er Se R MS "AL 'IZ ‚uaqtolq yyaru y9opal Hıp opunnr A9IA A9P9IM 9UoS = Iy99P9q — = SMS MS AL» "SHNINZ UAUTD 9Jydegoag y199paq ‘u9Iso y9eu SIaparu JyaIz vausn4 “wg Sul — ‘“u9soy == za a IMS N "AI "U9UISSEYIT 9JalA UasaLM U9p UT "Iyaız | snaon% ;L EP IUEZIUON I9p Ur IST DJoNgnAsT m JoJIoU =. = "os MSS | TII '$G "u9paoN y9eu snyppunp4 L :39M Puls uaumsseyag ald 07 J9NOU == (0) MS MS "III '°6 “uoulsseyag 9]9IA ydıjwoız puIs uasoIM Up UL :JyaIz 0aang ur — ACHTEN = 7 MS MS | 'II 'IZ odıuem | aoyıoy = 0) °S AS, ST ‚uoyolz Dpnv»gpy stumm | Pdtuam | oqnıy SE (0) "MS M "III 91 "N ypeu snıH 0L—09 woy | "UOWWONDSUR PUIS DJogn+ ug pun sn/n4 'yg | 9Stuam | aoyıay , Yydıu 0 &S OS III et odruem | aoyıay — 0) MS | ONN | II HI yaapuny odrur | aayroy | [oyyım 0) °08 08 "III 'eI "ur9s nz apnw uaulagds als :SeyyıuygoeN uayeds we |yaopuny sof SL1paTu Jy9Iz JA9pUNy u9IdAyoU UOA ULIEMYIS ud AnN | 921ur | -uoyjom | Ayos 6) &Q 0SO III 1 YyaIz oapng um | odıuam | 1oyog SE (0) ‘os 0SO TI "TI oauom | aayrog | — 0 ‘os | 050) 701 uogug | Zunyyora | 1Frg ‘IM | Imapog ‘uo3 1 uapuagaız ° . us3unyIeweg 9314suoQ es Prmentm eyoysnz er er wınyeq 531 Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. de — aayeds SE "MS 'dsea M ydeu u9ydaaT | 9IAIA ‘aanı TE MS :M| MS [982 MSI X 'E UIBM = "gosıpeiods Ay9s UayaIZ uaU9AaT | HJ9TA ‘Janıy sa |lms'mı ms |ssMms| X snyj9upA 0,09 : 5997909 Al 9pu9sne =! ® MSS s1uaM :y9MAJUBZ SUHZLOW UHAYOIZ U9YOA9T | HTeLA a9youy =S M MS 08 x Te EI yjey = ® snuunzgs ‘umgsy ‘0ang AB1U9M :UONYULT 9[aIA y9op aT aforaA you ‘uaydıaTT afaIA Ayas uayaız sY| Ayas uoyIs |-3 5 M OS 0S-S X 06 "uayaLT 9dluam ‘Dpnoypy 'snıg 'snsiu 'ISW 9j91A Bey ‘oaang 'Ozygaıy ‘uoqneyjadumy :uayaız SY| Ayos aapoy | FEn|MS:M|I OS |Aaypss| X '61 e ei: So 919 smuunzg! 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'SnSIU 'ISY G UUeP ey 19502 pun ne semJo SO area Feyjı uodoH I anı S Toys IN dz RTL. 4er = sang | — “MS | MS = Sara und 1 'snsıu sy g :aauıa] uayeız Sy 2:g |yyIomeq | MSS ’MS N da:®e IT) XI 'cı Du193 AU9S Iydıu [oRoA sanı -qney aıp uayalz 1999 M uayfey ‘waqnıag 19gq — ey _ = M > "XT 81-6 'S ydeu unsy ug 2 9G )uoyps's| 9 "MN | 08 el Es 1919 sıuag 08) — kuaz | AS | u Ds re 10) SUaT TG, — aayıay S 08 | oss |de ua8o8| 'xI 'q ET TE song u Zunyyorı | Brg | Smgpeg | yezsedug | umge uo3unyıeweg edıysuog en SUnIoyrM -Iny N or EEE (angsy ‘svudag) 0a9ng UoR £06L ÄnzisquaH | aupazuro yexoanıy | 8 SE M — S "IX '8 Sujazurd | aan Fu” m| M "= ON IX oanıy | 8. u "MS weu 9d1uam ‘ON ssruem | 1oyeds |E5E# -dsaı Q ydeu [olA yaımaız ueyaIz ueydleT Ayas een | M 7 ON "IX '9 ON Er: -dso1 O qoeu yaıyuopary9asioA oyarz uoyoAerT | aujozurs | Sıyyom SET M = ON "IX 4 'S yoeu szuwpd 7 09 emyy en "ON Weu vpnopy 9S1ur Hdeyruyden uv — any 3.5 — En ONN IX7 "N U0A pusgqy we ‘mM U0A IInspurm 2588 9SeJLUIUIBN WE UELWON UONIOM usdayoy arg | 9ujazum | san |Ex | S — oe OS IX '& v . Geyr von Schweppenburg 534 -uayaız 270694 snapyy TOId syyoru Yyalz SH -[DqON AOIUDIp uadIom wy -uoyıo9uaq NZ SIydIu aSnzZ wor -U9YAOLIq nz syyoıu 9dnZ woA Ay9ılay[aıa qfeysap pun "PUIMISIM JU9SAIOU UaIyILydSYJnTT usaayoy up u 7 u 'snsıu 7SP Z A9U19J] UayaIz Sy 'UOPAS ydeu sıu4aT7 Um "oaanggns TI 'snsıu sy & 'pd sp TI :19U10J uoyeIz sy "MN U0A usslon we wey puIM Tg 'snsıu sy € uegunyısoweag 98313su0oQ8 78:8:%7 h) uog9s uoyds Aa9ıay aayeds uadoy CHEN aeıy aayeds IT MI4 JOYJIM -90) uoyas 'S ae G:F:7:91 |:wıem 's GESS ET oaıng use} -qgdegoaq 1ap | ZunIoyyIM Iyezuy ze S MSS Ss S S S MSS Zungyorı | Sry ‘IM | Sangpeg -30Z es MS es OSS MS | MS SS 1088 ms S °< Ber 2) 08 un 0SO 08 0SO 0) 08 °o 08 ’0S OSS ‘os OS JunygoLipur dee dg "XI '08 "XI 61 "XI SI yozsese, | wngeg +10 Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 585 Wie die Tabellen zeigen, begann der Frühjahrszug von C. frugilegus‘) mit dem 16. Februar und schloss mit dem 22. März. Die Kulmination trat am 4.—7. Ill. ein, fällt also mit der Mitte der Summe der Zugtage ziemlich genau zusammen. Im Beginne der Zugzeit zogen die Krähen meist bei heiterem oder doch wenigstens nicht trübem Wetter. Die Tageszeit schien keinen wesentlichen Einfluss auf die Zahl der ziehenden Krähen zu haben. Sie zogen von morgens acht Uhr an bis gegen fünf Uhr nachmittags; nach fünf Uhr sah ich keine Krähen mehr ziehen. Die Höhe des Zuges ist eine sehr verschiedene. Bisweilen ziehen die Krähen so hoch, dass sie dem unbewaffneten Auge nur noch wie ein Punkt erscheinen, ein andermal streichen sie kaum 20—30 m über dem Erdboden dahin. Bei schönem, stillen Wetter geht der Zug fast durchweg höher als bei windiger und trüber Witterung von statten. Von neunzehn Zugtagen herrschte an 9 Tagen Süd- West, an zwei Tagen West, an sechs Tagen Süd-Ost oder Ost und an zwei Tagen so zu sagen Nordwind (NNW und NNO). Verteilen wir die beiden letzten Tage auf solche mit Mit- oder Gegenwind, so erhalten wir zwölf Tage, an denen der Wind mehr oder weniger in der Richtung der ziehenden Krähen wehte, und sieben Tage, an denen er eine mehr oder weniger entgegengesetzte Richtung hatte. Der Herbstzug der Saatkrähe begann mit dem 14. Oktober und erreichte sein Ende am 3. November. Nach dem dritten November zogen allerdings, wie aus den Notizen ersichtlich, auch noch hin und wieder wenige oder einzelne Krähen, doch konnte ich das nicht mehr als eigentlichen Zug betrachten. Es sind dies einzelne Nachzügler, die zu der Masse der in der eigentlichen Zugzeit ziehenden Vögel in gar keinem Verhältnis stehen. Seinen Höhepunkt erreichte der Herbstzug von (©. frugilegus am 19.—23. X. Die Tageszeit hatte wie im Frühjahr keinen wesentlichen Einfluss auf die Krähen; sie zogen von der Morgen- bis zur Abenddämmerung. ©. frugilegus zog im Herbste durchschnittlich viel niedriger wie im Frühjahre. Uber eine Höhe von 300m gingen sie gewiss nie hinaus; meist zogen sie bedeutend tiefer. Im übrigen unter- scheiden sich die Krähenzüge im Herbste von denen im Frühjahre dadurch, dass sie im Herbste seltener anhalten, um zu kreisen. 1) Ich bemerke, dass, wie auch aus den Notizen hervorgeht, grössere Züge von Corvus cornix hier nicht durchkommen; ihre Hauptmasse dürfte mehr nördlich vorbeiziehen. — Es ist interessant, dass während des vorigen Sommers eine Nebelkrähe hier geblieben ist (in der Nähe von Straelen an der holl. Grenze). Die Krähe wurde nicht geschossen, da sie stets mit einer Rabenkrähe zusammen war, und man hoffte, sie würde brüten, was aber nicht der Fall war. 536 Geyr von Schweppenburg: Von den einundzwanzig Tagen, die als Zugperiode ange- nommen wurden, (an den letzten dieser Tage zogen nur noch sehr wenig Krähen) herrschten an dreizehn Tagen Süd-West oder Westwinde, an fünf Tagen Südwind, an drei Tagen Süd-Ost, und an einem Tage Nordwind. Die bei weitem grösste Anzahl der Zugtage weist also Strömungen auf, die nicht die Richtung der ziehenden Krähen hatten. Der Zug von Buieo begann etwa am achten September und dauerte bis zum dreissigsten dieses Monats. Seinen Höhepunkt erreichte er am 19. und 20., doch zogen am 30. noch einmal sehr viele. Inwiefern die Tageszeit den Zug beeinflusst, kann ich nicht sagen. Ich glaube jedoch dass sie nicht gerne am frühen Morgen und in den späten Nachmittagstunden ziehen. Die Bussarde zogen meist in mässiger Höhe, selten wohl höher wie 150 m und fast durchweg nach Süden. Von fünfzehn Tagen, an denen Buteo (Pernis, Astur) zogen, herrschten an zehn Tagen Süd-Ostwinde, an einen Tage SW., an zwei Tagen OSO. und nur an zwei Tagen Nordwind. An dreizehn Tagen war also der (meist. schwache) Wind der Zugrichtung der Bussarde nahezu entgegengesetzt, und nur an zwei Tagen wehte er in der Richtung des Zuges. Aus den vorstehenden Tabellen ersehen wir aiso kurz ge- sagt: Bei Krähen, Bussarden und Lerchen kommt es auf die Richtung der während des Zuges herrschenden Winde nicht sonderlich an. Da im diesjährigen Frühling mehr südliche wie nördliche Winde herrschten, so kamen die Vögel eben vielfach mit südlichem Winde an. Im heurigen Herbst war die Wind- richtung durchweg eine südliche resp. westliche, und die Folge davon war, dass die meisten Vögel der genannten Arten bei Gegenwind zogen. Sind die dem Vogel entgegenwehenden Strömungen sehr stark, dann ist der physische Widerstand, den der Vogel findet, zu stark, als dass er ihn, wenn er es nicht gar zu eilig hat, zu überwinden sucht. Es kommt dem Vogel wohl nicht darauf an, eine möglichst starke Mitströmung aufzu- suchen. Ruhiges Wetter wird ihm eben so angenehm sein; dann braucht er am wenigstens über das gewöhnliche Mass seiner Fluggeschwindigkeit hinanzugehen resp. hinter ihm zurückbleiben. Meine Ansicht über das Zusammenwirken von Eigen- und Windgeschwindigkeit ist nämlich eine andere wie jene, die von Lucanus gelegentlich der Besprechung einer Zugbeobachtung an Krähen (Örnithol. Monatsb., XI, 7/8, p. 98) vertritt.!) Er schreibt 1) Durch Erfahrungen, die man in letzter Zeit in verschiedenen ornithol. Blättern machen konnte, bewogen, bemerke ich, dass ich mich natürlich nur gegen gewisse Ansichten und nicht gegen die dieselben vertretenden Personen wende. Meinungsverschiedenheiten müssen be- stehen, und sie sind der Wissenschaft in gewisser Beziehung auch von grossem Nutzen, wenn sie sich nicht in allen persönliches Gezänk verlieren. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 537 dort: „Ein mit dem Winde fliegender Vogel kommt um die Summe der Eigengeschwindigkeit und der Windgeschwindigkeit vorwärts; denn der Wind treibt die ganze Luftmasse, in welcher der Vogel schwebt, mit sich vorwärts, also mit dieser auch den Vogel selbst“. Mir leuchtet diese Annahme durchaus nicht ein. Wenn sie richtig sein sollte, so müsste der Vogel ein Gegenstand sein, der das specifische Gewicht der Luft besässe. Nun ist das specifische Gewicht des Vogels im Verhältnis zu dem der Luft ein sehr grosses; er schwebt also nicht in der Luft und kann ohne weiteres nicht ihre Geschwindigkeit annehmen. Entspräche die Ansicht des Herrn von Lucanus der Wirklichkeit, so wäre das für einen Vogel allerdings sehr angenehm. Er könnte dann bei einer Windgeschwindigkeit von 10 m seine eigene auf 0,01 m/sec reduzieren und dann mit einer Endgeschwindigkeit von 10 — 0,01 = 10,01 m/sec ohne merkliche eigene Arbeit dem Süden zuschweben. Der Vogel wird sein specifisches Gewicht allerdings infolge seines Respirationsapparates verringern können, sehr selten je- doch wohl das der Luft erreichen. Annähernd das sp. Gewicht der sie umgebenden Luft erreichen vielleicht jene Vögel, die wir bisweilen ohne Flügelschlag langsam aufwärts schweben sehen. Diese Vögel müssten dann in ihren Körper so viel wärmere, also dünnere, Luft aufnehmen, dass das Minus des specifischen Ge- wichtes der erwärmten Luft das Plus des sp. Gewichtes des Körpers aufhebt. Inwiefern nun beim einzelnen Vogel die Eigengeschwindig- keit durch die Windgeschwindigkeit vermehrt oder ver- mindert wird, das hängt m. M. n. von der plastischen Gestalt und dem sp. Gewicht des Vogels ab und ist nicht einfach durch Addition und Subtraktion zu finden. Die Vögel sind durchaus nicht so auf die in ihrer Zug- richtung wehenden Strömungen angewiesen, wie man wohl an- nimmt: Stilles, schönes Wetter ist ihnen wohl ebenso ange- nehm wie starker Mitwind. Dass dies der Fall ist, zeigen in gewissem Masse meine kleinen Notizen, besonders aber auch ver- schiedene Angaben, die ich bei der Durchblätterung einiger den Vogelzug behandelnden Arbeiten fand. E. v. Homeyer!) bemerkt in seinem schönen Werke über den Zug p. 118, dass unge- wöhnlich starker, allgemeiner Vogelzug fast immer bei schönem, stillen Wetter stattfinde; p. 405 sagt der vorzügliche Kenner des Schnepfenzuges Dr. Quistorp, dass Schnepfen sich auch vom kältesten Nordost im Zuge nicht aufhalten lassen, während andere Vögel bei solch nasskaltem Wetter den Zug unterbrachen. (Es ist wohl weniger der Wind wie vielmehr die Kälte, welche derart auf den Vogel einwirkt, dass er den Zug unterbricht.) 1) E. F. v. Homeyer, Die Wanderungen der Vögel, Leipzig 1881. Journ. f. Orn. LII. Jahrg. Oktober 1904. 36 538 Geyr von Schweppenburg: von Droste- Hülshoff!) sagt p. 119: „Sie (die Krähen) wanderten bei allen Windrichtungen und bei jedem Wetter“, pag. 243: „Dass sie (die Waldschnepfen) ausschliesslich bei ge- wissen Windrichtungen anlangen, ist nicht der Fall“. Nun zum Vogelwärter Gätke und seiner „Vogelwarte“, wo er p. 97 schreibt: „Die auf den letzten Seiten gegebenen Daten dürfen wohl als wesentliche Bestätigung dessen gelten, was ich . so wiederholt ausgesprochen, dass nämlich den Vögeln während ihrer beidermaligen Jahreswanderungen Östliche und namentlich südöstliche Winde und solchen nahestehende Windstillen das willkommenste Reisewetter darbieten.“ Heftige konträre Winde hemmen den Zug meist. P. 267 lesen wir, dass Zurdus torquatus im Frühjahre fast nur bei warmem Wetter mit südöstlichen resp. östlichen Winden erscheint, p. 510, dass am 22. VIII. 82. ausserordentlich viele Char. morinellus bei West zogen, mehr allerdings bei NO. P. 517 sagt Gätke weiter, „herrscht bei der einen oder der anderen Zug- periode durchgängig mehr oder weniger heftiger Süd west mit Regen oder Nebel, so sieht man weder Schnepfen, noch sonst einen Vogel hier auf Helgoland; ist das Wetter jedoch warm und ruhig, begleitet von schwachen südöstlichen bis süd- lichen Winden, so sind sicherlich im Frühjahr sowohl, wie im Herbst alle Vogelarten in grossen Mengen vertreten.‘ Auch an diesser Stelle betont Gätke, dass der Zug bei heftigem Gegenwind nahezu stockt. Bei Faber?) lesen wir p. 60 „Es ist mehrmals gesagt worden, -dass der Vogel, wenn ein stärkerer Trieb wirkt, auf die Witterung keine Rücksicht nimmt.‘ Verschiedene Notizen, die besagen, dass die Vögel auch gegen den Wind ziehen, finden sich in den beiden letzten Jahrgängen des Journal für Ornithologie. Thienemann schreibt J. f. O. 1902, p. 183, „15. März, Bedeckt, O0. Die Luft ist voll Lerchen.“ Am 31. III. sehe ich bei OSO. Saatkrähen direkt gegen den Wind streichen. J. f. ©. 1903 schreibt Thienemann p. 192, „8. VIII. W. bis SW. Herr Zimmermann beobachtet gegen 100 Stück Meier. apus (L.) über die Vogelwiese nach Südwesten ziehen.“ p. 194, „26. VIIL W. Den Tag über ziehen viel Brachvögel, und auch noch in der Nacht hört man ihren charakteristischen Ruf.“ p. 196. „15. IX. Südweststurm. Die Hauptmassen der Schwalben sind jetzt verschwunden.“ p. 200, „17.X. W. Die Krähen ziehen genau so wie gestern, obgleich sich der Wind gerade nach der entgegengesetzten Seite gedreht hat. 18. X. WSW..... Überhaupt ist heute guter Zugtag.“ p. 202. „25. X. W, trübe, ı) Ferd. Baron Droste-Hülshoff, Die Vogelwelt der Nordseeinsel Borkum, Münster 1869. 2) Friedrich Faber, über das Leben der Eon oe I, Leipzig 1825. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1908. 539 Regen. Wiederum kein Krähenzug, obgleich diese Vögel sonst gern bei Westwind ziehen.“ Otto le Roi schreibt p. 232, dass am 23. März bei starkem NO fast während des ganzen Tages lebhafter Zug von Möven, Enten, Kiebitzen, Si. vulgaris, Al. arvensis, E. cürinella, Ac. cannabina, Fr. coelebs, Ohloris hortensis etc. stattfand und zwar in nordöstlicher Richtung; p. 234, dass am 14, 16. und 17. April sehr lebhafter Zug von Krähen, Dohlen, Buchfinken, Hänflingen, Distelfinken, Ciconia stattfand, und dass der Krähenzug mit dem 14. überhaupt stärker geworden sei. Ich habe diese Zugbeobachtungen nicht angeführt, um etwa zu beweisen, dass die Vögel meist gegen den Wind ziehen, — dieser Ansicht huldige ich durchaus nicht, sondern vielmehr, um sie gegen die Zug-Hypothese der Gebrüder Müller ins Feld zu führen, die dieselbe neuerdings wieder in der „Monatsschr. des Vereins z. Schutze d. Vogelw.“1) dem ornithologischen Publikum unterbreitet haben. Die Leser unseres Journals werden die Hypothese kennen. Die besagten Herren erklären einen Teil des Wesens des Vogelzuges etwa folgendermassen: Im Frühjahre herrschen in Europa durchweg südliche, im Herbste nördliche Luftströmungen, die infolge der Rotation unseres Planeten eine südwestliche resp. nordöstliche Richtung annehmen. Diese Strömungen sind die „Führer“ unserer Zugvögel. Ihr all- mähliches Anheben, die damit verbundene Wärme oder Kälte mahnt die Vögel zum Aufbruch. Sie vertrauen sich den Strömungen an und gelangen so unter der väterlichen Führung des sanften Zephirs, des rauhen Boreas zur Heimat oder in die Winterherberge. Zunächst wollen wir uns eimal ein wenig danach umsehen, wie es sich überhaupt mit den im Frühlinge südwestlichen, im Herbste nordöstlichen Strömungen verhält. Der heurige Herbst konnte gelinde Zweifel an der Richtigkeit der Müllerschen An- nahme wachrufen. Ich wandte mich deshalb an Herrn Prof. Dr. P. Polis in Aachen, um von ihm einigen Aufschluss über die Windverhältnisse hier im Westen zu erhalten. Herr Dr. Polis kam meinem Wunsche in der bekannten liebenswürdigen Weise entgegen. Er sandte mir einige briefliche 2) Mitteilungen und gleichzeitig einige seiner interessanten, die Windverhältnisse be- ‚handelnden Arbeiten.?2) Dr. Polis hatte die Freundlichkeit, mir 1) XXVIII, Nr. 4, p. 156 fi. Vergl. auch das betr. Kapitel in „Tiere der Heimat.“ 2) Dr. Polis schrieb mir: „. . . Die vorherrschende Windrichtung für die hiesige Gegend ist während des Jahres eine südwestliche, dreht im Sommer mehr nach W bis NW, um im Herbst wieder nach SW zu- rückzudrehen. Im Frühjahr hingegen wird ein secundäres nordöstliches Maximum beobachtet. .. . “ 3) Dr. P. Polis, Die Wind- und Gewitter-Verhältnisse von Aachen, Karlsruhe, G. Braun, 1901. ete. 36* 540 Geyr von Schweppenburg: zu gestatten, das meinem Zwecke dienende Material seiner Arbeit zu entnehmen. P. 1 seiner Arbeit schreibt Dr. Polis: „Die Ur- sache des Wechsels der Windrichtung ist, .. .., in der Verän- derung der Luftdruckverteilung über Europa, dem atlantischen Ocean und Asien zu suchen. Die sommerlichen Antieyklon über dem atlantischen Ocean bedingt im Vereine mit dem niedern Drucke über den beiden Kontinenten West- und Nordwest-Winde, welche ihrerseits die wasserdampfreichere und kühlere Luft über dem atlantischen Ocean unsern Gegenden zuführen und damit die Sommerregenzeit einleiten. Im September gleichen sich die Luftdruckunterschiede aus, womit der oceanische Einfluss sein Ende erreicht; gleichzeitig nimmt die Häufigkeit der Südwest- winde ab, die der Nordostwinde hingegen etwas zu. In der Winterzeit ist der Luftdruck am niedrigsten über dem atlantischen Ocean, während über dem östlichen Europa der höchste Druck lagert; trotz des relativ hohen mittleren Barometerstandes steht die Witterung Westdeutschlands unter der Herrschaft der Tief- druckgebiete im Nordwesten, welche Südwestwinde bedingen, So- dass diese vom November bis Januar ihre grösste Häufigkeit erreichen. Im Frühjahre, namentlich im März und April, schlagen die barometrischen Minima gerne die südlich von uns liegenden Zugstrassen ein, die sowohl ihrer grösseren Nähe wegen den niedrigen Luftdruck im Monatsmittel, als auch die grössere Häufigkeit der Nordostwinde zur Folge haben.“ Sehr schön zeigen die in der Arbeit von Dr. Polis enthal- tenen, graphischen Darstellungen die Häufigkeit der in den je- weiligen Jahreszeiten herrschenden Winde an, worauf verwiesen sei. Das Vorherrschen der westlichen und südwestlichen Winde im Herbst, sowie der nordöstlichen im Frühjahre ist deutlich zu erkennen. Die Winde sollen also nach den Herren Müller die Führer unserer Zugvögel sein. Was verstehen wir überhaupt unter einem Führer? Ich stelle mir darunter einen Jemand vor, der einen arderen Jemand durch oder in einer Gegend leitet, wo er (der zweite Jemand) unbekannt ist. Ohne diesen Führer kann der einer Gegend Unkundige den richtigen Weg nicht oder nur nach langem Umherirren finden. Nun herrschen, wie wir gesehen haben, zu den jeweiligen Zugperioden noch lange nicht stets Mitwinde, und wie die Er- fahrung lehrt, ziehen tatsächlich die Vögel nicht gar so selten gegen den Wind. Den Wind also den „Führer“ der Vögel zu nennen, ist m. M. n. durchaus verfehlt und entspricht nicht den tatsächlichen Verhältnissen, da eben tausende von Vögeln ohne die Müller’sche Hypothese auskommen. Ferner soll die allmählich eintretende kältere Witterung den mit äusserst feinem Nervenapparat ausgerüsteten Vogel schon im Spätsommer aus der Heimat vertreiben. Ich glaube nicht, dass z. B. Segler von der Kälte vertrieben werden. Wenn die Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. Häufigkeit der Winde in Prozenten, 1881—1890. 541 In |no| o |so| Ss |sw | w | ıw |Stille Januar 32.0|65| 66 | 3.5| 65 [24.8 16.1 | 7.5 [22.5 Februar 5.0 112.0 | 5.7.| 4.6 | 5.7 | 20.8 | 11.6 | 12.0 | 22.6 März 7.210,13:0025212 7 4.22005.2 719.3 117.22 12:32 1215:6 April 9.5 121.0| 86| 49| 5.3 [13.2 |12.7 |15.8 | 9.0 Mäi. PIE 1372 242822 15921 3.92 1154| 18.6 018°3, 043 Juni. 12202 77.3251110°2.25 703:05 0.°224:10.7°| 15:0: 2287002087 Juli . 84 | 49 | 10| 0.9 | 2.6.|17.3 | 26.0 | 19.5 | 19.8 August 7.020 4292 771.927 127010 3.3 12:0: 22.6. 281777205 September. | 6.9 | 6.2 | 53 | 2.0 | 4.0 |12.9 !22.2 | 14.2 | 26.3 Oktober 3.6| 6.2| 50| 1.7 | 5.7 | 18.9 |22.7 [10.9 | 24.9 November. Ken 427.3 10,3: 19.8. 29.3 | 18:90 6:95.23 Dezember. | 45 | 95| 48| 3.6 | 6.0 |25.9 [17.2 | 8.4 | 19.9 Winter. 41) 93| 6.4| 3.1| 6.0 24.1 [15.1 | 9.2 | 22.7 Frühling 9.3 16.5 | 62| 3.7| 4.8 14.6 | 16.2 | 15.7 |13.0 Sommer 91 64| 17| 1.8| 2.8 |15.0 | 21.3 | 21.0 | 20.9 Herbst . 4a1| 55| 5.9| 2.3 | 5.0 |20.3 | 21.2 | 10.7 | 25.0 1896—1900. | N |NoO| |so| s |sw; w |nw| Januar 3.3 |15.4| 9.7) 50| 9.3 |27.9 [22.4 | 7.0 Februar 5.0 13.8 111.3 | 2.7 | 6.8 |30.9 |22.1 | 7.3 März 79 !16.2| 50| 1.8) 7.7 [25.8 |22.9 | 12.9 April 15410|17.5.195.6.1,3.2.|.43.121.2 221.101 Mäi . 12.1255 | 6.2| 2.1| 5.6 | 16.4 | 16.7 | 14.4 Juni. 13.0 |18.2| 64| 5.3 | 6.1 16.5 [24.9 | 9.6 Juli . \11.3 ]138.9| 87 | 45| 5.6 |14.0 |24.2 | 17.8 August 8.9 113.4 | 9.6 | 3.6 | 8.0 | 21.2 | 24.6 | 10.7 September 5.9| 8838| 4.2| 46 | 8.1 |28.9 | 27.6 |11.9 Oktober 4.9 |11.1/11.9| 80 111.0 130.2 |17.2 | 5.6 November. | 4.6 |16.5 113.8 | 5.7 [11.0 |26.9 |16.2 | 5.3 Dezember. | 4.5 |10.3 | 8.9 | 4.7 | 16.0 [37.9 |14.2 | 3.6 Winter . 4.2 113.1 10.0 | 4.2 10.8 | 22.3 | 19.5 |- 5.9 Frühling 11.0 119.8 | 5.6| 24| 5.9 |21.4 | 21.1 |12.8 Sommer 11.0 |152 | 82. 4.5.| 6.6 | 17.3 | 24.5 | 12.7 Herbst . 5.2 112.2 |10.0 | 6.1 | 10.1 | 28.7 | 20.4 | 7.6 542 Geyr von Schweppenburg: Brut reisefähig ist, ziehen sie weg, mag es nun warm oder kalt sein, mag Mit- oder Gegenwind herrschen. Warum bleiben diese Segler nicht noch etwas hier? Warum? Das kann ich nicht sagen. Lange nach ihrer Abreise dürften die hiesigen Nahrungs- und Temperaturverhältnisse wohl nicht mehr für sie geeignet sein; dass sie jedoch der Kälte weichen, das mögen andere glauben. Geradezu lächerlich kommt es mir aber vor, dass z. B. die schon von Anfang September an ziehenden Bussarde und Sperber von einer kälteren Polarströmung vertrieben werden sollten.” Der Sperber, in dessen Fängen im kältesten Winter das Rotkehlchen blutet, dieser kräftige, harte Geselle sollte schon im Spätsommer bei schönster, warmer Witterung, bei südlichen Winden die Heimat verlassen um „intensiveres Licht, Wärme“ zu suchen?! „Mehr Licht.“ Ich denke an die Bahnhof-Plakate, die mit diesen Worten Spiritus-Glühlicht oder dergleichen anpreisen. Die Herren Müller mögen entschuldigen, aber ihre Zug-Theorie kommt mir wirklich etwas phantastisch vor. Im Frühjahre müssen die südlichen Strömungen her- halten, um „unsere Lieblinge denselben Weg, den sie in die Fremde zogen, wieder zurückzuführen.“ Dann wollen die Vögel wohl auch mehr Licht und Wärme suchen ?!!) Die Gebrüder Müller lassen sich allerdings auch noch ein Hinterpförtchen offen: Sie reden nämlich von einer zwingenden Notwendigkeit, einer vererbten Gewohnheit, einem fixierten Mo- mente und dergleichen schleierhaften Sachen, machen sich aber nichts desto weniger über die Annahme eines Richtsinns lustig. Die Mehr-Licht-Hypothese macht ja auch solche Annahmen un- nötig, sie ist ja so ungeheuer klar und einleuchtend!?) 1) Dass die Zugvögel tatsächlich in gewissen Masse mit der Entwicklung der Pflanzenwelt vorrücken, dass sie je nördlicher und höher, desto später erscheinen, beweist durchaus nicht, dass sie Licht und Wärme suchen; das steht auf einem ganz anderen Blatt. 2) Nachdem diese Blätter geschrieben sind, bringt mir die Post die Januarnummer der „Mitteilungen des Oesterr. Reichsbundes f. Vogelk. etc.“ und damit einige Worte W. Schusters zum Wesen des Vogelzuges. Er scheint die Hypothese der Gebr. Müller als „recht gut und über- zeugend“ zu bezeichnen. Wie sehr ich davon überzeugt bin, zeigen meine obigen Zeilen. Dass „von den Erklärungen des Wesens des Vogel- zuges seitens der Gebr. Müller die betreffs der Wärme a priori richtig - ist und im grossen Ganzen keiner weiteren Diskussion unterstehe,‘“ scheint mir durchaus nicht der Fall zu sein. Was für Ursachen den Zug uran- fänglich bewirkten, das ist mir vorderhand ganz _ einerlei, da mag es Nahrungsmangel und Wärme resp. Kälte gewesen sein. Die Gebrüder Müller wollen aber nicht das „frühere Werden,“ sie wollen das heutige Wesen des Zuges erklären, und eben diese Erklärung finde ich durch- aus nicht überzeugend. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 543 Wie gesagt kann ich mich von der Richtigkeit der genannten Hypothese nicht überzeugen und halte mich deshalb einstweilen noch auf der Seite jener, welche der Meinung sind, dass das unbestimmte Etwas, was den Zug vieler Vögel veranlasst, noch sehr wenig bekannt ist. Wenn die Gebr. Müller übrigens v. Homeyer als besonderen Anhänger ihrer Theorie anführen, so möchte ich sie bitten, einmal durchzulesen, was derselbe als Ur- sachen des Wanderns angibt. Dort werden sie ausser Licht und Wärme noch drei andere Ursachen angegeben finden, und dann sagt von Homeyer doch noch, dass alle diese Ursachen keine senügende Erklärung des Vogelzuges gäben. Der Annahme eines „wunderbaren Richtsinns‘ ist er durchaus nicht abgeneigt, und dass er Licht und Wärme bei weitem keine solche Rolle im Vogelzuge spielen lässt wie die Herren Müller, zeigt er, indem er eine Stelle aus Middendorfs Werken anführt: „Wir wollen uns aber dagegen verwahren, als suchten wir in den von aussen einwirkenden klimatischen, magnetischen und ähnlichen Einflüssen die letzten Grundtriebfedern zum Ziehen der Vögel. Wenn auch einzelne minder scharf ausgeprägte Abzweigungen dieser Eigen- schaft sich auf Nahrungsmangel oder Frieren zurückführen lassen, andere in Aussicht stellen, dass wir einst lernen werden, sie aus physikalischen Einflüssen zu entwickeln, so liegt doch der innerste Kern des Zugvermögens der Vögel ungleich tiefer. Auch er ge- hört unter die Reihe zu bewältigender Geheimnisse im tierischen Leben, deren Entzifferung bis auf den heutigen Tag noch kaum begonnen hat.“ Ich möchte auch mit v. Middendorf und v. Homeyer den Richtsinn als „Führer“ unserer Vögel auf ihren Wanderungen annehmen. Der Wind kommt m. M.n. in erster Linie nur als Förderer des physischen Fluges in Betracht, mit dem psychischen Momente des Zuges hat er nichts zu tun. In manchen Fällen mag er auch anregend auf den Zugvogel wirken. Ich weiss auch gar nicht, was an dem Richtsinn so sehr „wunderbar“ ist. Wir wissen, dass ein derartiger Sinn bei den Naturvölkern vorhanden ist; warum sollte bei den Vögeln etwas ähnliches nicht auch zu finden sein. So lange mir nichts besseres geboten wird, halte ich mich lieber an eine Erklärung, welche mir ein Moment des Vogelzugs wirklich und in allen Fällen er- klärt, als an eine andere, die, auf die tatsächlichen Verhält- nisse angewandt, nicht Stich hält. Der Richtsinn erklärt natürlich nur einen kleinen Teil des Vogelzuges; nämlich wie die Vögel, wenn sie einmal die Reise begonnen haben, den Weg in die oder aus der Heimat finden. (J. f. ©. 02 S. 7; Orn. Monatsk. 03 8. 99). Den Versucht) des Herrn von Lucanus, die Ansicht wieder zu Ehren zu bringen, die die Vögel den Weg mittels Orientierung finden lässt, kann ich nicht als gelungen betrachten, wenn ich auch im übrigen die schönen Arbeiten des Herrn von Lucanus 544 Geyr von Schweppenburg: und seine Bemühungen für die Erforschung des dunkeln Punktes im Vogelleben wohl zu schätzen weiss. ‚v. Lucanus behauptet, dass die Vögel zu ihrer Orientierung des Überblicks über die Erde bedürfen, weil verschiedene Ver- suche und Beobachtungen gezeigt hätten, dass Vögel, die über Wolkenschichten ausgesetzt wurden oder sonst aus einem Grunde keinen Überblick über die Erde hatten, ratlos umherflogen und ihren Weg nicht fanden. v. Lucanus glaubt infolge seiner Beob- achtungen behaupten zu dürfen, „dass die Vögel zu ihrer Orien- tierung des freien Überblicks über die Erde bedürfen. Es könne also nicht ein uns unbekanntes instinktives Ahnungsvermögen sein, was die Vögel auf ihren Wanderungen leite, sondern die- seiben würden sich nach der Gestaltung der Erdoberfläche orien- tieren.“ Als ich diesen Satz des Herrn von Lucanus las, war es mir ähnlich, wie wenn ich einen Schlag ins Gesicht bekommen hätte, und ich kann nicht recht begreifen, wie man eine solche unlogische Behauptung aufstellen kann. Zunächst sind die Versuche und Beobachtungen des Herrn v.L. durchaus nicht geeignet, um von ihnen aus auf Erscheinungen des Vogelzuges zu schliessen. Es wurden von einem Ballon aus vier Ligurinus chloris, zwei Ac. cannabina und eine Galerita arborea aufgelassen. Nun verlangte man von diesen Vögeln, die womöglich schon längere Zeit im Käfig gesessen hatten, dass sie sich in irgend einer Weise benehmen sollten wie ein Vogel, der sich auf dem Zuge befindet. Es ist doch nichts natürlicher, als dass ein solcher freigelassener Vogel, wenn er die Erde unter sich sah, sogleich hinabeilte; wenn er aber über sich Wolken und unter sich Wolken hatte, hilf- und ratlos den Ballon um- kreiste. Aus dem Benehmen eines solchen Vogels, der mit dem auf dem Zuge befindlichen so viel Ähnlichkeit hat, wie ein Karrengaul mit einem -Wildpferde, auf den Zug zu schliessen, das ist doch ein bischen sehr gewagt. Dann legt v. Lucanus m. M. n. viel zu viel Wert auf die Flugleistungen von Brieftauben. Der Ortssinn der Brieftauben ist etwas ganz anderes wie jener Sinn, der die Vögel auf ihren Reisen leitet. Nehmen wir jedoch einmal an, die Vögel zögen auf dem Zuge tatsächlich meist unter der niedrigsten Wolkenschicht — ‘(ich bin nämlich auch wie Herr v. L. dieser Meinung und glaube nicht an die übergrossen Zughöhen) — so ist damit noch lange nicht gesagt, die Vögel zögen unter den Wolken, um sich zu orientieren. Das wäre ein Schluss, der durchaus nicht be- rechtigt und vollkommen willkürlich ist. Abgesehen da- von, dass es für den Vogel wenig Zweck zu haben scheint, allzu hoch zu steigen, so kann ich mir ganz gut vorstellen, dass ein Vogel, der stets an den Anblick der Erde gewohnt ist,!) in Ver- 1) Einen Haken hat auch diese, übrigens gar nicht nötige Erklärung. Man kann nämlich mit Recht einwenden, dass dem Landvogel das weite “ Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 545 wirrung gerät, wenn ihm plötzlich jeder Ausblick auf die Erde benommen ist und er über einer ihm ganz fremden Nebel- masse schwebt.) Hält Herr von Lucanus nun meine gegen seine Meinung vorgebrachten Bedenken nicht für berechtigt, so möchte ich ihn doch fragen, wie er sich denn eigentlich das ‚„Orientieren“ vor- stellt. Wie orientiert sich der in stockfinsterer Nacht über das Meer ziehende Vogel; wie jener, der im Sommer geboren, ohne älteren Begleiter die Reise nach dem Süden antritt? Von der Orientierungstheorie muss einen doch das kritische Betrachten der Tatsachen, die man in der Natur beobachten, oder in Werken, die den Zug behandeln, nachlesen kann, abbringen. Wenn wir über die Ursachen, die heutzutage den Zug der Vögel veranlassen einige Klarheit erlangen wollen, so müssen wir m. E. unter den Zugvögeln, mehr wie es bisher ge- schehen ist, zwei Klassen berücksichtigen, die schon von Homeyer andeutet, und mit denen sich neuerdings wieder Dr. W. Kobelt in seinem schönen Werke „Die Verbreitung der Tierwelt‘?) ein- gehender befasst hat. Kobelt schreibt in seinem Buche p. 451: „Ich denke, wir müssen, wenn wir zu einem Verständnis des Vogelzuges kommen wollen, vor allem unter den Zugvögeln zwei Klassen unterscheiden, die aus ganz verschiedenen Motiven wandern und sich deshalb auch ganz verschieden benehmen. Die einen wandern erst, wenn die nahrungsarme Jahreszeit un- mittelbar bevorsteht; ja manche von ihnen, wie Bachstelze, Rot- schwänzchen, Singdrossel, Turmfalke, Star, Sperber, Hühner- habicht, Steinkauz, Dohle, Reiher, versuchen es wenigstens in den milderen Teilen Deutschlands immer wieder, dem Winter zu trotzen, .... Andere Vögel dagegen kommen spät und ziehen zeitig ab, unbekümmert darum, dass noch mehrere warme nahrungsreiche Monate vor ihnen liegen: Turmschwalbe, Pirol, Turteltaube, Storch verlassen uns, sobald ihre Jungen die Reise aushalten können...“ ...,„Die Vögel der zweiten®) Klasse sind Sommerfrischler im Norden, die der ersten Winterflüchter bei uns, Wintergäste im Süden .. . Die letzteren treibt die Sorge um die eigene Erhaltung in den Süden, die ersteren lockt die für ihre Nachkommenschaft in den Norden.“ Im grossen und ganzen wird man dieser Ansicht Kobelts wohl beistimmen; doch müssen in den Arten, die er in der ersten Meer ebenso fremd sei wie die Wolkenmassen unter ihm. Ein Unter- schied ist aber doch immerhin vorhanden. 1) In der Nähe der Heimat wird dem Vogel wohl das Ortsge- _ dächtnis zu statten kommen. 2) Leipzig, Tauchnitz, 1902. 3) Kobelt schreibt „der ersten Klasse, “ doch geht aus dem Zu- sammenhang hervor, dass ihm nur ein Versehen unterlaufen ist, und „ersten“ und „zweiten‘ umgestellt werden muss. % 546 Geyr von Schweppenburg: Klasse anführt, Anderungen eintreten, da verschiedene gewiss nicht dorthin gehören. Ich bin übrigens der Meinung, dass die Grenze zwischen den Vögeln, die der Kälte weichen, und jenen, für deren Wegzug wir, oder vielmehr verschiedene Leute und ich, keine heut- zutage direkt wirkende Ursache erkennen, nicht zwischen Art und Art verläuft, sondern durch die Individuen der Art geht. Einen Fingerzeig, welche Arten in die erste Klasse aufzu- nehmen sind, gibt uns Gätke in der Vogelwarte. Es sind jene Vögel, die im Spätherbste kurz vor oder nach eingetretener kalter Witterung plötzlich in ziemlich grosser Anzahl auf Helgoland erscheinen und die im Frühjahre bei eintretendem Froste die Heimat bisweilen wieder verlassen und zurückziehen. Im Herbste gehören zu diesen Vögeln: „Lerchen, Goldregenpfeifer, Kiebitze, grosse Brachvögel und Alpenstrandläufer; in weniger grosser Zahl Krammetsvögel und in noch geringerer Schwarzdrosseln.‘“‘ Im Frühjahr tritt ein Rückzug ausser bei Lerchen selten ein; es ziehen dann: Brachvögel, Kiebitze, Bekassinen, Austernfischer und Strandläufer, also teilweise dieselben Arten, die auch im Herbste der Kälte weichen. — Bei Alauda arvensis kann man das, was Gätke von Spät- und Rückzügen sagt, auch im Binnen- lande ganz gut beobachten. !) An ihr zeigt sich auch etwas sehr deutlich, was ich merkwürdiger Weise noch in keiner mir zu Gesicht gekommenen, den Zug behandelnden Arbeit gefunden habe; es sind dies die Rückzüge im Herbste. Tritt nach kalten Wetter, bei dem viele Lerchen zogen, wieder wärmere Witterung ein, so kann man häufig beobachten, dass ein zu der Menge der vorher nach Süden gezogenen Lerchen aller- dings kleiner Teil wieder nach Norden resp. Osten zurückzieht. Meistens ziehen diese Lerchen einzeln oder zu zweien, doch sah ich auch schon Trupps von etwa zehn Stück. Ich bemerke, dass diese Rückzüge im Herbste nicht nur bei westlichen Winden statt- finden; meist trifft das allerdings zu, da eben mildere Witterung meist bei West eintritt. Der Wind „führt“ die Lerchen nicht; er bewirkt nur, dass es wärmer wird und die Lerchen ziehen eben wegen der milderen Witterung teilweise wieder mehr nördlich. Ein blosses „Streichen“ kann man das wohl nicht nennen, da dafür die Zugrichtung eine zu bestimmte ist. Von anderen Vögeln konnte ich diese Herbstrückzüge weniger beobachten. Im Jahre 1902 sah ich am 15. XIL., als nach Frost Tauwetter ein- trat, etwa fünfzehn Turdus (pilaris) ziemlich hoch nach Norden 1) Jetzt eben, wo ich dieses schreibe, 6. XII, schaue ich aus dem Fenster und sehe einen Schwarm Alauda nach Westen ziehen. Sie weichen der Kälte und dem Schnee; sie streichen niedrig, unsicheren Fluges und scheinen ziemlich ermattet zu sein. Auch gestern sah ich solche Züge; man vergleiche die oben gegebenen Notizen. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. 547 streichen. Auch Krähen sah ich wohl bei derartigem Wetter wieder nach Osten ziehen, doch glaube ich nicht, dass sie zu- rück zogen. Was bisher über die direkte Ursache des Zuges gesagt wurde, bezieht sich nur auf den Herbstzug. Wie es sich mit dem Frühjahrszug verhält, kann ich nicht sagen. Eine der Haupt- triebfedern zum Wegzuge aus dem Süden dürfte.doch wohl, wie manche Forscher annehmen, der erwachende Geschlechtstrieb sein und nicht übergrosse Hitze und Trockenheit. Nimmt man den ersten Grund an, so wird es einem auch klar, warum manche (besonders Strand-) Vögel, die nicht im ersten Jahre fortpflanzungs- fähig werden, zunächst so unregelmässig ziehen. Man braucht nun nicht zu denken, dass ein Vogel, wenn er einmal auf irgend eine Weise einen Anstoss zum Wandern erhalten hat, gleich ohne Aufenthalt, ohne die Witterung zu berücksichtigen, seinem Bestimmungsorte zueilt: Denn wenn ich dem Vogel auch keine Gedankenassociationen unterschiebe, so halte ich ihn des- halb doch noch lange nicht für eine Art automatischen Blechvogel, der, einmal aufgedreht, ohne Aufenthalt abschnurrt, bis er von einer nicht überwindbaren Kraft aufgehalten wird oder die Heimat erreicht hat. Dezember 1903. 548 Über Crateropus. Von Oscar Neumann. In Folgendem mache ich den Versuch, die afrikanischen Arten des Genus Urateropus in Gruppen einzuteilen und diejenigen so- genannten Arten, welche ich mit Sicherheit als geographische Ver- treter derselben Form zu erkennen glaube, trinär zu benennen. Daneben werden einige neue Formen beschrieben. A. Gruppe des Crateropus plebeius. Unscheinbare, im allgemeinen braungraue Formen. Bürzel von gleicher Farbe wie der Oberrücken. Die Federn der Brust haben die Tendenz, sich nach unten zuzuspitzen und eine weisse Spitze zu bekommen. Diese entsteht dadurch, dass auch die äusserste Spitze der Federschäfte weiss ist. Am wenigsten zeigt sich das bei plebeius und cinereus, sowie bei der weissköpfigen Art leuco- cephalus, am stärksten bei jardinei und tanganjicae. I. Crateropus plebeius. 1. Orateropus plebeius plebeius (Rüpp.) Cretzschm. Atlas 1826, p- 35 pl. 23. Von Rüppell in Kordofan, vermutlich im Innern gefunden. Ist von den neueren Sammlern Hawker, Witherby, Rothschild an dem zwischen Chartum und Faschoda gelegenen Ufer des weissen Nils nicht wieder gefunden worden. Meines Wissens nach bisher nur von Rüppell gesammelt. 2 Typen $ et @ im Senckenberg’schen Museum in Frank- furt a. M., ein Cotypus $ im Berliner Museum. Fl. 112 mm. Schwz. ca. 123 mm. 2. Orateropus plebeius cinereus Heugl. Orateropus cinereus Heugl. Syst. Übers. p. 30. — J. O. 1862 p. 300. . Orateropus plebeius auct. ex. Hab.: oberer weisser Nil, Aquatorial Provinz, Uganda, Kavirondo etc. Orateropus buxtoni Sharpe Ibis 1891 p. 445. Bedeutend kleiner wie vorige Art. Unterseits mehr grau, nicht so gelblich cremfarben wie bei plebeius. Schwingen und Schwanz viel dunkler — dunkel umbrabraun. Kehle bei schön ausgefärbten Stücken ziemlich rein weiss. Flg.96 —105 mm. Schwz. 92—99 mm. K Habitat: Oberer weisser Nil, Aquatorial-Provinz, Toru, Uganda, Ussoga, Kavirondo, Kamassia, Mau, Turquel, Leikipia bis nach Kaffa und Maschango (Omo und Sobatquellen Gebiet). Stücke aus den letzteren Gegenden scheinen dunkler grau zu_sein, doch genügt das Material noch nicht zur subspeci- fischen Absonderung. Über Crateropus. 549 - 3. Crateropus plebeius hypostictus Cab. Rchw. Crateropus hypostictus Cab. Rchw. J. O. 1877 p. 103. Von gleicher Grösse wie cinereus und sehr ähnlicher Färbung, aber mit schwarzbraunem Zügel und deutlicher Schwanzbänderung. Spitzen der Brustbefiederung schöner weiss wie bei der vorgenannten Form. Habitat: Loangoküste und Nord-Angola (Malange). 4. Orateropus plebeius kirki Sharpe. Von dem vorgenannten in erster Linie durch die viel kräftigeren weissen Spitzen der Brustbefiederung und die ockergelben Bauchseiten unterschieden. Habitat: Sambesi, Mosambique, Nyassa-Land. 5. Crateropus plebeius emini nov. subsp. Unterscheidet sich von dem vorgenannten, mit dem er bisher stets zusammen gezogen wurde, durch dunklere Färbung, insbesondere dunklere Kopfplatte, mehr graue und nicht ockergelbe Bauchseiten und bedeutendere Grösse. Fl. 103—107 mm. Schw. 104—109 mm. Habitat: Inneres von Deutsch-Ost-Afrika, Uniamwesi, Länder am Tanganyka, Tabora, Usagara. Typus: 3 ad. Wala Fluss, Uniamwesi 27. VII. 1890 (Emin coll.) Berl. Mus. No. 29686. Stücke aus den Massai-Ländern und den Küstengegenden des nördlichen Deutsch-Ost-Afrika sind anscheinend etwas kleiner und stehen zwischen emini und kirki in der Mitte. 6. Orateropus plebeius jardinii Smith. Ebensogross wie vorige Form. Die weisse Strichelung reicht bis auf den Bauch herab. Oberseits heller. Kopfplatte nicht dunkler wie der Rücken. Habitat: Süd-Afrika: Natal, Transvaal, Matabele und Maschona-Land. Britisch und Deutsch- Südwest- al bis Mossamedes. 7. Crateropus plebeius tanganjicae Rchw. Durch den rein schwarzen Kopf von emini unterschieden. Habitat: Marunga am West-Uier des Tanganyka-Sees bis Mambwe südlich des Nyassa-Sees. II. Orateropus leucocephalus. Gehört durch die Art der Zeichnung der Brustfedern sicher in die Nähe des plebeius, und ist zu bemerken, dass keine der beiden Formen des leucocephalus mit einer der Formen von plebeius zusammen vorkommt. Ist der ganz abweichenden Kopffärbung wegen doch besser als besondere Art zu behandeln. 550 Oscar Neumann: Die 2 Formen schliessen sich am nächsten an Craieropus plebeius plebeius an. 8. Crateropus leucocephalus leucocephalus Cretzschm. Von Rüppell in Sennaar bei Weled Medina gefunden. Habitat: Sennaar, und oberer weisser Nil (Kowa, Ed Duem, Goz Abu Gumar). 9. Crateropus leucocephalus abyssinicus nov. subsp. Habitat: Nördliches und centrales Abyssinien. (Waliko, Anseba-Tal, Ain, Beni Schongul.) In folgendem gebe ich die Unterschiede zwischen dem echten lewcocephalus und abyssinicus. Der echte leucocephalus ist blasser, oberseits heller grau. Der unterseits viel blassere, graulichweisse abyssinicus ist oberseits brauner und etwas dunkler graugelb oder gelblich verwaschen. Unterschwanzdecken bei abyssinicus hellgelb- braun (englisch: buff). B. Gruppe des Crateropus platycercus. Im allgemeinen vom Färbungscharakter der vorigen Gruppe, und mit Bürzel von gleicher Farbe oder etwas heller wie der Oberrücken, aber die Brustfedern haben die Tendenz der Schuppen- bildung. Die weisse Federspitze ist jedoch noch meist deutlich als Punkt vorhanden. Die Gruppe steht in der Mitte zwischen der plebeius und der melanops-Gruppe. Keine Form kommt mit einer der Formen der beiden von ihr erwähnten Gruppen ge- meinsam vor. III. Orateropus platycercus. 10. Orateropus platycercus platycercus Sw. Ein einziges Stück des Berliner Museums, von Delbrück am Senegal gesammelt, gleicht in der allgemeinen Färbung sehr dem echten plebeius. Die Kopfplatte ist nur wenig dunkler wie der Rücken. Die Schuppenbildung ist eigentlich nur auf der oberen Kehle ausgebildet, während die obere Brust fast völlig wie bei plebeius gefärbt ist. Hingegen haben zwei Exemplare vom Gambia viel dunklere Kopfplatte, die Schuppenbildung auf der Kehle und Oberbrust deutlicher ausgeprägt und dunklere, schwärzlich graue Wangen. Weiteres Material ist nötig, um festzustellen, ob die Senegal- Vögel ständig von den Gambia-Vögeln verschieden sind. Mir scheint es wahrscheinlich. Habitat: Gebiet des Senegal und Gambia. Über Crateropus. 551 11. Crateropus platycercus togoensis nov. subsp. Unterscheidet sich von den Gambia-Stücken des platy- cercus, denen er in Bezug auf die deutlichere Schuppenbildung und die dunklere Kopfplatte gleicht, durch weissliches Kinn und weissliche untere Wangen, anscheinend auch durch eine nackte Stelle hinter den Augen. Doch muss sich erst zeigen, in wie weit letzteres Art- oder Alterscharakter ist. Habitat: Togo und Goldküste, vermutlich ganz Oberguinea. Typus: @ ad. Kete Kratschi in Togo. 19. VIII. 1896 (Graf Zech coll.). 12. Crateropus platycercus squamulatus Shell. Durch dunklere Unterseite, deutlichere Schuppenbildung auf den Brustfedern, schwarze Wangen und schwarze, weisslich gesäumte Federn der Kopfplatte von den Gambia Stücken des platycercus unterschieden. Habitat: Mombassa. 0. Gruppe des Orateropus reinwardti. Die Schuppenbildung auf den Kehlfedern ist so weit vor- geschritten, dass keine Spur einer weissen Spitze bleibt. In der Mitte der Federn oft dunkle Centren. Bürzel von der Rücken- färbung oder nur wenig heller. Wenn auch die verschiedenen Formen dieser Gruppe nicht nebeneinander vorkommen, so weisen sie doch so viel Verschiedenheit auf, dass ich sie nicht als Subspecies einer Art behandeln möchte, sondern drei verschiedene Species annehme. IV. COrateropus sharpei. 13. Crateropus sharpei Rchw. Diese Art schliesst sich wegen der hellen Stirnfärbung zunächst an melanops und tenebrosus an, ist aber von sämt- lichen andern Formen der Gruppe dadurch unterschieden, dass sich eine durch helle Säume hervorgebrachte Schuppenform der Federn vom Kopf bis auf den Oberrücken fortsetzt. Habitat: Länder im Osten des Tanganyka-Sees, sowie Umgebung des Victoria Nyansa, Albert Nyansa, und Albert Edward-Sees. | V. Crateropus melanops. 14. Orateropus melanops melanops Hartl. Das Charakteristische dieser Art ist die weisse Stirnfärbung, die in den Oberkopf allmählich verläuft. Schuppenbildung der Kehlfedern sehr schwach ausgeprägt. Keine sehr dunkeln Centren. Habitat: Süd-West- Afrika. 552 15. wie Öscar Neumann: Crateropus melanops tenebrosus Hartl. Diese Art ist sicher der geographische Vertreter des C. melanops. Er gleicht ihm besonders durch die weisse Stirn und unterscheidet sich hauptsächlich durch die sehr schöne umbrabraune Färbung und die dunkeln Oentren der Brustfedern. Da die Art sehr selten und wenig in der Literatur er- wähnt, gebe ich hier einige Notizen über den im Tring Museum befindlichen Typus. Oberseite sehr schön umbrabraun, am klarsten und zugleich hellsten auf dem Bürzel. Schwanz und Schwingen dunkel umbrabraun. Oberkopf ins oliven- farbene — graubraun. Stirn und Vorderkopf weisslich, scharf hervorleuchtend, allmählich in das Olivengrau des Scheitels verlaufend.. Kinn hellgrau. Schuppencentren der Kehlfedern sehr dunkel. Aussenränder derselben hellgrau. Habitat: Am oberen weissen Nil — Kudurma (Emin coll.) — Fort Berkeley (Donaldson Smith coll.) Hartlaubs von Emin gesammelter Typus im Tring Mus. und Donaldson Smiths 2 Exemplare im Br. Mus. sind, so- weit mir bekannt, die einzigen bekannten Exemplare der Form. VI. Crateropus reinwardti. Diese die schwarzköpfigen Formen der Gruppe — geradeso Orateropus tanganjicae die schwarzköpfige Form der plebeius Gruppe ist. Bei beiden ist die Rückenfärbung sehr einfarbig ohne jede Schuppenbildung, und die Centren der Kehlfedern zeigen einen dunkeln Schaftstrich. 16. 17. Orateropus reinwardti reinwardti Sw. Schwarze Backen scharf von der weissen Färbung des Kinns und der oberen Kehle abgesetzt. Obere Kehle weiss ohne schwarze Schaftstriche. Habitat: Gambia-Gebiet. Orateropus reinwardti slictilaemus Alex. Backen nicht reinschwarz, sondern schwarzgrau, allmählich in die hellgraue Farbe von Kinn und oberer Kehle über- gehend. Letztere mit schwarzen Schaftstrichen. Habitat: Goldküste, Togo und Nigergebiet. D. Gruppe des Orateropus leucopygius. Braungraue und braune Formen mit weissem oder weiss- lichem Bürzel und weissem oder weisslichem Bauch und zum Teil weisser Schenkelbefiederung. 18. VII. Orateropus leucopygius. Orateropus leucopygius leucopygius Rüpp. Kopf weiss, bei jüngeren nur die Stirn weiss, von da an bläulich braungrau, allmählich in das Braun des Rückens ver- 19. 20. 21. 22. 23. Über Crateropus. 553 laufend. Wangen, Kinn und Oberkehle weiss. Schuppen- federn der Kehle und Brust mit schmalem weisslichem Saum. Habitat: Nördliches und Centrales Abyssinien. Orateropus leucopygius limbatus Rüpp. Kopf mit Ausnahme der reinweissen Backen und der weissen Stirn dunkelbraun. Das Weiss der Stirn nicht all- mählich über Grau in das Braun des Oberkopfes verlaufend, sondern ziemlich scharf abgesetzt. Habitat: Schoa. Ali Amba in Schoa (Typus) Harris coll. — Ohne Fundort ad. und iuv. Leadbeater coll. — Philwaha in Schoa (Lord Lovat coll.). Nach eingehender Prüfung der betreffenden Stücke sowie sämtlichen Materials des echten leucopygius auf den Museen von London, Tring, Berlin glaube ich, dass Turdus limbatus Rüpp. nicht der junge Vogel von leucopygius, sondern eine ihn in Schoa im Stromgebiet des oberen blauen Nils ersetzende Form ist, die nie einen ganz weissen Kopf bekommt. Orateropus leucopygius smithi Sharpe. - Mehr ins Graue, weisser Augenbrauenstrich, weisses Kinn, Zügel und weisse Wangen. Schuppenfedern auf Kopf, Kehle und Brust mit deutlichem weissem Saum. Habitat: Somali-Land, Harar-Gebiete, Ennia und Arussi Galla-Länder. Crateropus leucopygius lacuum Neum. Crateropus smithi lacuum Neum. Bull. 0. 0.1903 p. 15. Unterscheidet sich vom vorigen durch Abwesenheit des weissen Augenstriches. Kinn, obere Kehle und Zügel asch- grau statt weiss. Bürzel und Bauch schmutziger weiss als bei smitht. Habitat: Seeenkette zwischen Zuai-See und Gandjule-See. Berge im Osten dieser Seeen. Orateropus leucopygius omoensis Neum. Crateropus smithi omoensis Neum. 1. C. c. p. 15. Unterscheidet sich von lacuum dadurch, dass Kinn, obere Kehle und Zügel nicht aschgrau, sondern schwarz sind. Bürzel und Bauch noch dunkler, gelblich graubraun. Schuppen- centren dunkler wie bei smithi und lacuum. Habitat: Flussgebiet des Omo und des Gelo (Quellstrom des Sobat). Crateropus leucopygius hartlaubi Boc. Mehr umbrabraun. Stirn und Augenstrich weiss. Kehle und Oberkopf ohne weisse Säume. Kinn mit undeutlichen Journ. f. Om. LI. Jahrg. Oktober 1904. 37 554 Öscar Neumann: Säumen. Deutliche weisse Säume an den länglich ovalen Federn der unteren Brust. Habitat: Benguela, Mossamedes und Damara-Land, nach Osten bis Kikombo zwischen Tanganyka und Nyassa-See. E. Gruppe des Crateropus atripennis. Kastanienrote, teilweise ins Dunkelkirschrote ziehende Formen ohne Schuppenfedern mit blaugrauer Färbung am Kopf. VIII. COrateropus atripennis. 24. Orateropus atripennis atripennis Sw. Sehr dunkel kastanienrot, besonders im Nacken und auf der Brust. Stirn, Wangen, Kinn und Kehle weisslich hell- grau. Oberkopf dunkler grau. Habitat: Senegal-Gebiet im Süden bis Cap Palmas. 25. Orateropus atripennis haynesii Sharpe. Viel heller braunrot, Oberkopf braunschwarz. Nur Kinn und oberste Kehle grau, bei manchen nur das Kinn grau. Untere Kehle und Oberbrust braunrot. Habitat: Goldküste, Togo bis Nord-Kamerun. 26. Orateropus atripennis bohndorffi Sharpe. Oberkopf hellgrau wie bei afripennis. Zügel, Augenring und Federn unter dem Auge schwarz. Ohrdecken und hintere Wangen grau. Vordere Wangen schwarz. Unterseite kastanien- rot, nur Kinn schwarz. Ven airipennis und haynesii ferner durch dunkel aschgraue, kastanienrot gesäumte Flügeldecken unterschieden. Habitat: Niam-Niam. F. Gruppe des Crateropus hypoleucus. Aberrante Form. Oberseits einfarbig. Unterseits weiss mit braunschwarzem Kehlband und braunschwarzen Seiten. IX. Crateropus hypoleucus. 27. Crateropus hypoleucus Cab. Habitat: Ost-Afrika von Ukamba bis Usegua. Der Typus — von Kitui in Ukamba — ist oberseits braun. Bürzel völlig von Körperfarbe. Einige helle Spitzen an den Stirnfedern. Zwei andere Stücke $g von Usegua und vom Kilima Ndscharo haben den Bürzel deutlich heller wie den Ober- rücken, grauweissliche Stirn und zeigen deutlich matte Säume an den Rückenfedern. Auch zieht die allgemeine Färbung Über Crateropus. 555 der Oberseite mehr ins graue, während sie beim Typus reiner braun ist. Weiteres Material muss abgewartet werden, um zu sehen, ob dieses Jugend- oder Alters - Differenzen "sind, oder ob zwei getrennte geographische Formen vorliegen. G. Gruppe des Crateropus hindei. Eine, wie aus der Beschreibung der einzigen Art hervorgeht, ganz aberrante Form. X. Crateropus hindei. 28. Crateropus hindei Sharpe. Schnabel schwarz. Unterrücken, Bürzel, Weichen, Unter- schwanzdecken blass zimtbraun, Kopfseiten, Oberrücken, Vor- derbrust schwarz, die Federn grau gesäumt. Habitat: Asi-Ebene in Britisch Ost-Afrika. Es muss zum Schluss noch bemerkt werden, dass vielleicht die plebeius-Gruppe und die platycercus-Gruppe zusammengehören. Mehr Material des echten »platycercus vom Senegal ist nötig, um zu sehen, obzwischen diesem und dem echten plebeius von Kordofan ein Zusammenhang besteht. Antikritik. (Über die Auffassung des Begriffes Subspezies, u. a. m.) Von Dr. Ernst Hartert. In der Dezember-Sitzung 1903 der Deutschen Ornitholo- gischen Gesellschaft befindet sich das Referat eines sehr inter- essanten Vortrages Herrn Professor Reichenows, der sich gegen meine Auffassung des Begriffes „‚Subspezies“ richtet und schliesslich auf einige angebliche Inkonsequenzen und Irrtümer in meinem Buche „Vögel der paläarktischen Fauna“ eingeht. Zunächst hebt der Redner die Verschiedenheit der „älteren“ und „neueren‘‘ Auffassung des Begriffes der Subspezies hervor. Er nennt, wie schon früher, die Anhänger meiner Richtung „Subspeziesbildner“, während er die seiner Richtung, die mit ternärer Nomenklatur nicht mehr die geographischen Vertreter bezeichnet, „Conspeziesbildner“ nennt. (Vergl. J. f. O. 1902 p. 364, 1904 p. 309). -Die Berechtigung dieser beiden verschiedenen Auffassungen, oder vielmehr die der Reichenow’schen, erkenne ich nicht an. Um das zu begründen, muss ich etwas weiter ausholen: Es war anscheinend C. L. Brehm, der zuerst den Begriff und die Bezeichnung ,„Subspezies“ einführte, sowie auch dafür später mehr oder minder konsequent, die ternäre Nomenklatur anwandte. Brehm’s Subspezies waren aber durchaus nicht das, 37* 556 Ernst Hartert: was die Subspezies der neueren Forscher sind: es waren nur bisweilen geographische Formen, meist stellten sie einander äusserst ähnliche, nach Ansicht andrer Forscher oft überhaupt nicht unterscheidbare, die alten Arten in vielen Fällen verbindende, Formen dar. Die geographischen Vertreter als Subspezies und ternär zu bezeichnen, ist erst in neuerer Zeit durch die Nord- amerikaner, sowie durch einige wenige Forscher in Europa, u. a. Berlepsch in Deutschland, Seebohm in England, Allgemeingut geworden, obwohl es auch schon durch Schlegel und einzelne andre Männer in der Zwischenzeit geschah. Meines Erachtens hat die „Subspezies“ nur dann den hohen, ihr zuerkannten Wert und volle Berechtigung auf Beachtung, wenn man sie streng geo- graphisch auffasst, also mit geographischen Vertretern identifiziert. Das taten auch die Amerikaner, Berlepsch, Seebohm u. a. stets. Es wäre ein schwerer Fehler gewesen, wenn wir in den von der Deutschen ornithologischen Gesellschaft vorgeschlagenen Nomen- klaturregeln die Frage, ob Spezies oder Subspezies, lediglich von dem Mass der Unterschiede abhängig gemacht hätten — es geschah dies aber nicht, denn es hiess (nach Berlepschs Vorschlage) ausdrücklich: „Lokalformen, die“ u. s. w. Es wurde also das Gewicht auf die geographische Verbreitung gelegt. Professor Reichenow stellt sich nun auf den Standpunkt dieser Regeln, ohne aber an der geographischen Sonderung als Hauptsache fest- zuhalten. Dass dies der Fall ist, beweist ein Studium seines Riesenwerkes „Die Vögel Afrikas“, in dem sich mehrfach ternär benannte Formen nicht geographisch ausschliessen. Dies betrachtet Reichenow als die ältere Richtung. Ich kann das nicht an- erkennen, denn die alte (wenn man den Ausdruck schon an- wenden will) Richtung machte den Begriff Subspezies von der geographischen Trennung abhängig. Überdies will Reichenow den „alten“ Begriff Subspezies (nach seinem eigenen Ausspruch) durch seine Bezeichnung Conspezies ersetzt haben, während er der „neueren“ Richtung, die alle geographischen Vertreter (sofern sie in ihren Hauptmerkmalen übereinstimmen) ternär benennt, den Namen Subspeziesbildner zuschiebt. Ich hatte also eigent- lich nicht Unrecht, wenn ich sagte, dass Reichenow die Be- zeichnung Subspezies durch Conspezies ersetzte, denn Reichenow sagte ausdrücklich: „Diejenigen, die an der älteren Auffassung festhalten ..... mögen an Steller.. 2... von Subspezies „Conspezies‘“ anwenden‘ — ich hatte aber in der Tat, als ich meine Einleitung zu den „Vögeln der pal. Fauna“ schrieb, noch nicht eingesehen, dass Reichenow das geographische Prinzip nicht mehr in den Vordergrund stellte. Ich stimme nicht mit Reichenow überein: 1. Darin, dass Formen ternär benannt werden dürfen, die einander nicht streng geographisch vertreten. 2. Dass ein wirklicher, wissenschaftlich begründeter Unterschied besteht zwischen denen, die die Subspezies „nur für solche Formen für notwendig halten, welche durch eine Antikritik. 557 kurze Diagnose nicht kenntlich gemacht werden können“, und denen, welche alle einander vertretenden geographischen Formen vom gleichen Typus, also bei allgemeiner Übereinstimmung in den Grundzügen, ternär benennen, oder vielmehr, dass die erstere Richtung überhaupt bestehen kann. Reichenow wirft uns vor, dass wir die Formen nicht gleich- mässig behandeln, dass wir weiter getrennte und einander äusserst ähnliche in gleicher Weise benennen, übersieht dabei aber, dass er mit seinen binär benannten Formen ganz genau dasselbe tut. Auch dort hat er einander sehr ähnliche Arten (man vergleiche nur die Vögel Afrikas), und andre ebenso binär benannte in der gleichen Gattung, die überhaupt nicht ähnlich, sondern nur in der Struktur gleich sind. Der Vorwurf kann also nicht gegen unsere Methode erhoben werden. Es ist ja ganz selbst- verständlich, dass es einander näher und ferner stehende Arten gibt und ebenso auch einander ähnliche und minder ähnliche Unterarten. Reichenow sagt, dass die allgemeine Übereinstimmung in den Hauptmerkmalen ein recht dehnbarer Begriff ist: natürlich ist sie das dem Wortlaute nach, wenn man aber eine Gattung in allen ihren (bekannten) Formen eingehend studiert, so findet man, welche Merkmale in der betreffenden Gruppe tiefeinschnei- dende Charaktere sind, welche dagegen in den verschiedenen Gegenden, bei den geographischen Vertretern, als variable Merk- male auftreten. Die Entscheidung darüber, ob gewisse Merkmale grössern oder kleinern taxonomischen Wert haben, kann nur nach eingehendem Studium einer Gattung getroffen werden, ebenso die Entscheidung, wie weit der Spezies- und wie weit der Subspezies- Begriff im Einzelfalle gefasst werden kann. Es ist daher nicht ange- bracht, ein mit Überlegung durchgearbeitetes Werk eines „Sub- speziesbildners‘‘ meiner Auffassung ohne Weiteres zu kritisieren, weil der Kritiker gewisse darin binär benannte Arten „viel eher, als andere als Subspezies behandelt haben würde‘, und umgekehrt. Reichenow rügt meine Auffassung, alle Garrulus-Formen mit gestreiften, resp. schwärzlichen Köpfen als Subspezies zu behandeln: ich halte das aber durchaus für angemessen, denn alle die unter- scheidenden Merkmale dieser Formen sind geringfügiger Natur, weil variabel, hier und dort bald stark ausgeprägt oder nur an- gedeutet, häufig Übergänge bildend. Es ist reine Willkür, ein etwas grösseres oder geringeres Mass von Unterschieden zum Speziesmerkmal zu stempeln und zu sagen: bishierher Subspezies, von hier ab Spezies: alle die von mir anerkannten Formen ver- treten einander geographisch und sind Formen einer Art. Um das zu verstehen, muss man allerdings nicht nur @. glandarius aus Deutschland, @. brandti und @G. atricapillus vergleichen, son- dern vor allen Dingen auch @. g. ichnusae, hyrcanus, caspius (der unserm @. g. glandarius sehr nahe steht und doch von Seebohm als Subspezies zu airicapillus gestellt wurde!), minor, krynicki, whitakeri! 558 Ernst Hartert: Ferner tadelt Reichenow, dass ich Sturnus unicolor nicht als Subspezies zu Siurnus vulgaris stellte, da ich doch alle an- dern Starenformen ternär behandelte. Jawohl, da hat mein lieber pro tempore Gegner einen schwachen Punkt gefunden! Ganz ge- wiss hätte es einige Berechtigung gehabt und wäre vielleicht besser und konsequenter gewesen, auch Siurnus unicolor ternär zu fassen — denn schliesslich ein Star ist es auch! Ich habe dabei lange geschwankt, aber mir schien doch eine grössere Kluft zu bestehen zwischen ihm und allen andern Staren, denn Siurnus unicolor unterscheidet sich von 8. vulgaris in allen seinen Formen durch die noch viel längeren und spitzigen Kehlfedern, sowie die einförmig graphit-schwarze Färbung. Übrigens habe ich die Frage ja offen gelassen, denn ich sagte (p. 41): „Man könnte schliesslich auch 8. unicolor als Unterart von $. vulgaris auffassen, denn als Brutvogel vertritt er den letzteren im Mittelmeergebiete, er ist aber weiter von den übrigen Siurnus- Formen getrennt, als jene von einander. Die roten, grünen und stahlblauen Farben sind bei ihm nicht nebeneinander verschieden verteilt, wie bei jenen, sondern gleichmässig gemischt, sodass sie ein unreines, glänzendes Schwarz ergeben, die Federn sind viel stärker ver- längert, die weisse Fleckung sehr gering, das Herbstkleid grau überzogen.“ Mein Kritiker hätte diese meine Auseinandersetzung vielleicht erwähnen können, dann hätte mein Vergehen weniger schlimm ausgesehen. Mich aber freut es, dass dieser Fehler (ich nehme einmal an, dass es einer war) hervorgehoben wurde, da es mir für die Zukunft eine Lehre sein wird, nicht wieder so zaghaft vorzugehen. Aber in einem Übersichts-Werke wie das meine muss man zu einem Entschlusse kommen, auch da, wo die Fälle sehr schwierig sind — da muss man eben tun, was man für das beste hält, ohne dass damit gesagt ist, dass es in allen Fällen das Richtige sein muss — spätere Forschung, namentlich grösseres Material und genauere Kenntnis der Brutgebiete, kann da schon einmal ein Urteil umstossen und ändern, und überhaupt sind Fehler ja unvermeidlich, wie alle arbeitenden Ornithologen nur allzugut aus eigener Erfahrung wissen. Es wundert mich also garnicht, wenn Fehler in meinem Buche gefunden und verbessert werden — ich selbst habe schon solche bemerkt, die in einem kurzen Appendix späterhin von mir berichtigt werden sollen. Die mir weiter von Reichenow vorgeworfenen Fehler aber kann ich nicht als solche anerkennen. Ich habe Corvus corone und cornix artlich getrennt, weil sie eine total verschiedene Färbung haben, weil sie je mehrere Unterarten bilden und weniger geographisch, als in grossen Kolo- nieen, graue Formen zwischen schwarzen eingedrängt, einander ersetzen, und weil sie in den Grenzgebieten zahlreiche Bastarde erzeugen, ohne ihre Artselbständigkeit zu gefährden. Nun weiss ich sehr wohl, und es ist eine allgemein bekannte Kathederlehre und Annahme im gewöhnlichen Leben (bei Landwirten z. B.), u * Bo RR Antikritik. 559 dass Tiere sich um so leichter mit einander fruchtbar vermischen, je näher verwandt sie sind. Daraus hat man denn auch mit srosser Vorliebe den Rückschluss gezogen, dass Tierformen, die sich mit einander fruchtbar vermischen, näher verwandt seien und daher als „Rassen, nicht als Spezies“ betrachtet werden müssen. Dieser Rückschluss aber ist durchaus falsch! Das wissen auch Tierzüchter sehr gut, denn man hat oft fruchtbare Bastarde zwischen ganz unähnlichen, verschiedenen Gattungen zugezählten, Enten- und Hühnerarten andrerseits, von ganz verschiedenen Ibis- arten, ja sogar Bastarde, und ich glaube auch fruchtbare, von Ibis und Löffelreiher beobachtet. Die alte Kathederlehre also, welche Reichenow mir entgegenhält, erkenne ich nicht an. Dagegen scheint es mir logisch zu sein, anzunehmen, dass zwei Formen, die trotz gelegentlicher Bastarde ihre Brutgebiete und Artmerk- male unverändert erhalten, tief begründete Arten sein müssen, denn wenn es nur „Rassen“ wären, würden sie als solche bald verschwinden, da die Verbastardierung dazu beitragen würde, sie ineinander übergehen zu lassen. Aber gesetzt auch, meine Be- handlung der Krähen wäre ein Fehler, so würde auch das keines- _ wegs genügen, mein System, d. h. meine Behandlungsweise der Spezies und Subspezies zu diskreditieren: dass ein Autor Fehler macht, beweist doch nicht, dass seine Auffassung der Formen falsch ist! Sonst würde es ja keine Arten geben, denn wie viele Fehler haben nicht gerade die fruchtbarsten Artbeschreiber der Neuzeit noch gemacht. Wenn Reichenow sagt, die „Subspezies- bildner“ hätten keinen Massstab, nach dem beurteilt werden könnte, ob eine Form als Spezies oder als Subspezies aufzufassen sei, während bei den „Conspeziesbildnern‘ eine Übereinstimmung einigermassen erreichbar sei, so kann ich für diese Behauptung absolut keinen Grund finden. Im Gegenteil möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Frage, ob „Conspezies‘‘ oder nicht, nach Reichenows Definition lediglich von der Unterscheidungsgabe des Autors abhängen würde. Die Entscheidung, ob Unterschiede geringfügig sind oder nicht, ist ganz von der Erfahrung und dem Scharfblick des betreffenden Autors abhängig. Wie oft habe ich von einem Beobachter gehört, dass eine Form „genau dasselbe sei“, während ein anderer sagte, „aber diesind ja himmelweit verschieden“. Auch die Frage, ob eine Form durch eine Diagnose bestimmt werden kann (wovon Reichenow, auf unsern Nomenklaturregeln fussend, die Entscheidung abhängig machen will — vergl. Orn. Monatsber. 1901 p. 149) ist ganz willkürlich zu beantworten. Jeder „Subspeziesbildner‘‘ wie „Conspeziesbildner‘‘ wird mir zu- geben, dass eine Form, die sich nur dadurch unterscheidet, dass der graue Rücken einen bräunlichen Schimmer zeigt, nur ternär zu benennen ist, trotzdem kann es doch keine schärfere Diagnose geben, als: | 1. Rücken ohne eine Spur von bräunlicher Beimischung — 2. Rücken mit bräunlicher Beimischung — 560 : Ernst Hartert: Ähnliche Beispiele lassen sich viele anführen. Was also den „Subspeziesbildnern“ vorgeworfen wird, das ist den „Conspezies- bildnern“ in noch höherem Masse eigen. Der Unterschied aber ist der, dass die „Subspeziesbildner“ ihre Subspezies nach wissen- schaftlich berechtigtem Grundsatze, auf streng geographischer Grundlage, bilden und daher ihrer Methode eine wissenschaftliche Berechtigung zukommt, während die „Conspeziesbildner“ ganz willkürlich verfahren: sie „verbinden damit weder einen besondern systematischen, noch geographischen Begriff‘, sondern sie bezeich- nen „Arten, die der eine Autor trennt, der andere nicht gelten lassen will“, „aus reinen Zweckmässigkeitsgründen‘“ ternär (Reiche- now, J. f. O. 1904 p. 310). D.h. also, dass sie meist zweifelhafte Formen ternär benennen. Ein wissenschaftliches Vorgehen kann ich das unter keinen Umständen nennen. Eine zweifelhafte Form kann eben nur als solche bezeichnet werden, fernere Forschung muss ergeben, ob es eine Art ist oder nicht. Eine besondere Nomenklatur für solche angebliche Formen, mit denen kein be- sonderer geographischer Begriff verbunden wird, ist eine Unnötig- keit, auf keinen Fall aber dürfen die ‚‚Conspeziesbildner“ die fast allgemein in andrer Weise angewandte ternäre Nomenklatur für ihre undefinierbaren Begriffe in Anspruch nehmen. Das ver- wirrt das Verständnis und diskreditiert die systematische Orni- thologie. Ich stelle daher den Grundsatz auf: Nur geogra- phische Vertreter können ternär benannt werden; es ist also nicht etwa ein geringes Mass von Unterschieden, das uns bestimmen darf, eine Form als Subspezies auf- zufassen und ternär zu benennen, sondern Unterschiede verbunden mit geographischer Trennung, natürlich bei allgemeiner Übereinstimmung in den Grundzügen. (Vög. pal. Fauna, Einl. p. VI.) Dass man für unsre ternär benannten geographischen Formen den alten Namen „Subspezies“ beibehalten hat, ist: bedauerlich, da er ursprünglich in anderm Sinne eingeführt wurde und nicht das bezeichnet, was diese Formen sind. Da er aber einmal in Aufnahme gekommen ist, ist es fraglich, ob man gut tut, ihn durch einen neuen Namen zu ersetzen, sonst könnte man ja den schon früher vorgeschlagenen Namen „forma vicaria“, oder „geographischer Vertreter“ statt des allerdings kürzeren Wortes Subspezies anwenden, wenn man sich durchaus nicht dazu ent- schliessen will, es beizubehalten. Ich meine aber, der Name täte nicht viel zur Sache und sollte ruhig beibehalten werden. Zum Schlusse muss ich noch im Besonderen auf Reichenow’s Kritik der von mir unterschiedenen Tannenheherformen eingehen. Dass er mein Vorgehen tadelt, indem ich auch Nucifraga hemispila und multipunctata als Subspezies von N. caryocatactes betrachtete, entspricht seiner Auffassung, weil diese beiden Formen sich von den übrigen auffallender unterscheiden, als jene unter sich. Ich verteidige aber meine Anordnung, weil die auffallenden Antikritik. 561 Unterschiede dieser beiden Formen doch auch nur Weiter- entwickelungen von bereits bei den andern Formen auftretenden Merkmalen sind. Neue Charaktere finden wir in ihnen nicht: die tropfenähnlichen Flecke, die schon bei den andern Formen variieren, sind bei hemispila reduziert, bei multipunctata sehr vergrössert, die bei allen Formen verschiedene Schnabel-, Schwanz- und Flügellänge ist eine andre, die schon bei den nordischen Formen lokal veränderte Ausdehnung des Schwanzes hat bei multipunctata noch bedeutend zugenommen. Maultipunctata ist die auffallendste der Formen: man könnte sie, wenn man nur das Mass der Unterschiede entscheiden lässt, als Art fassen, aber hemispila ist doch den andern Formen so ähnlich, dass auch Andere sie nur als Subspezies von N. caryocatactes auflassen würden — die Ideen über Ähnlichkeit und geringe Unterschiede sind eben individuell verschieden: die „Conspeziesbildner‘ können da nie zu einer Einigung gelangen. Da kann mein Prinzip viel eher zu einem Entschlusse führen: wir haben streng geographisch getrennte Formen, Übereinstimmung in den Grundzügen, die Unterschiede sind nur Weiterentwickelungen auch bei den andern Formen vorhandener Charaktere: also Subspezies! Ferner aber tadelt Reichenow auch meine Unterscheidung von Nucifraga caryocatactes caryocatactes, der in Europa brütet und Stand- und Strichvogel ist, und Nucifraga caryocatactes macro- rhynchos, der in Sibirien brütet und im Herbst und Winter süd- westwärts, bis West- Europa, wandert, und, dass ich die von ihm 1889 beschriebene Nucifraga relicta (binär benannt) nicht anerkannte. Er behauptet, ich hätte als Unterscheidungsmerk- male „die am wenigsten zuverlässigen Kennzeichen‘ benutzt, und meine Darstellung sei durchaus nicht treffend. Er kommt dann zu dem Schlusse, man müsse drei europäische Formen unter- scheiden: „Nucifraga caryocatactes“: Norwegen, Ostpreussen, Karpa- then, Siebenbürgen. „Nucifraga caryocatactes relicta“: Alpen. „Nucifraga caryocatactes macrorhyncha“ : Sibirien. Nach seiner Darstellung sollen sich diese Formen hauptsächlich durch hellere und dunklere Grundfarbe der Oberseite unterscheiden, sowie durch Flügellänge und grössere oder kleinere weisse Tropfen- flecke — die von mir angegebene, so wichtige Schnabelform erwähnt er auch, modifiziert sie aber durch „häufiger“, die verschiedene Aus- dehnung der weissen Schwanzspitzen erwähnt er nicht. Schon Reichenows merkwürdige Verbreitung von „Nucifraga caryocatac- tes‘‘ gegenüber relöcia muss stutzig machen. Wenn er gegenüber der nordischen, etwa in Skandinavien, Preussen und Polen brü- tenden Form eine andre, die Gebirgszüge Mitteleuropas von den Pyrenäen, durch die Alpen und Karpathen hin wohnende annähme, so wäre das plausibel — so aber ist es eine auf den ersten Blick ganz unwahrscheinliche Verbreitung. Reichenow war auch früher 562 Ernst Hartert: selbst andrer Meinung, denn er betrachtete die Karpathenvögel auch als „relicia“, wie ich auf von ihm selbstgeschriebenen Eti- ketten sah, während er jetzt die Karpathenvögel zur skandina- vischen Form rechnet. Es wäre das wahrscheinlich das einzige Beispiel, dass eine Form Skandinavien, Ostpreussen und die Kar- pathen bewohnt, eine andre die Alpen allein. Tatsächlich unter- scheiden sich die beiden vermeintlichen Formen überhaupt nicht. Die erneute Untersuchung von etwa 100 Stück europäischer und sibirischer Exemplare hat mich überzeust, dass die hellere und dunklere Rückenfärbung ebensowenig wie die ganz und gar imaginäre Flügellänge zur Unterscheidung von „relicta‘‘ dienen kann. Der Rücken ist im Herbste dunkler, bleicht aber allmählich, namentlich zur Brutzeit stark ab. Die Flügellänge ist ganz dieselbe, die weissen Tropfenflecke variieren an Grösse individuell. Dagegen sind die von mir angegebenen Merkmale durchaus zu- treffend. Danach also unterscheidet sich die sibirische Form durch viel schlankeren Schnabel, sowie ausgedehntere weisse Schwanzspitzen, die an den seitlichen Steuerfedern etwa 21/, — 31/, cm lang sind. Dass ab und zu Exemplare vorkommen, die eines dieser Merkmale nicht scharf ausgeprägt haben, ist nätürlich, namentlich der Schnabel variiert sehr, ist aber bei einer Serie sehr auffallend verschieden. Seltener noch trügt das Kennzeichen der Schwanzspitzen — nie beide Merkmale zusammen. Nauecifraga caryocatactes caryocatactes brütet in Skandinavien, Bornholm, Lappland, Finland, den russischen Ostseeprovinzen, Ostpreussen, Polen, dem Harz und Böhmerwalde, im ganzen Alpengebiete, dem Jura und den Karpathen (Tatra, Siebenbürgen etc.), jeden- falls auch in den Pyrenäen, woher ich aber keine Brutvögel untersuchen konnte. Nucifraga caryocatactes macrorhynchos brütet in Sibirien. Ich habe das Material des Rothschildschen und Londoner Museums, das der Dresserschen Sammlung, Stücke aus dem Liverpool Museum, die (grösstenteils von mir am Brutplatze in Ostpreussen gesammelte) Serie der Homeyerschen Sammlung, sowie einige von Schlüter :geliehene Stücke untersucht, natürlich auch C. L. Brehm’s Material. Dass Professor Reichenow diese Formen nicht richtig beurteilte, kann ich nur dem Umstande zu- schreiben, dass sein Material an Brutvögeln ungenügend war. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einer älteren Kritik sedenken, die mir im Journ. f. Orn. 1901 p. 277 zu Teil wurde. Dort spricht Freund Matschie „die Vermutung aus, dass die von mir beschriebenen Formen europäischer Vögel nicht gleichwertig sind und dass einige von ihnen als Standortvarietäten, andere aber als geographische Abarten gedeutet werden müssen.“ Zu dieser Vermutung nun lag durchaus kein Grund vor. Es handelte sich um einige von ınir benannte englische und andre rein geo- graphische Formen und aus meinen Arbeiten geht klar und deutlich hervor, dass dabei von ‚Standortsvarietäten‘ keine Rede sein kann. Offenbar hatte mein Kritiker meine Artikel nicht Antikritik. 563 ordentlich gelesen, denn ich befinde mich mit ihm in der vollsten Ubereinstimmung bezüglich der sogenannten Standortsvarietäten: dass sie nämlich (bei Vögeln wenigstens) nicht konstant und dauernd auftreten und nicht mit wissenschaftlichen Namen zu belegen sind. Die volle Übereinstimmung in diesem Punkte mit Herrn Matschie konnte ich erst neuerdings zu meiner Freude mündlich feststellen. Zur Berichtigung. Die Ausführungen meines Vortrages, die der Bericht über die Dezembersitzung 1903 auf 8. 309 u. f. dieser Zeitschrift in kurzen Zügen wiedergibt, sind nach der vorstehenden „Antikritik“ vom Kollegen Hartert augenscheinlich teilweise missverstanden worden. Ohne auf jene Darlegung im einzelnen nochmals ein- zugehen, halte ich es doch für notwendig, einige Berichtigungen und Erläuterungen anzufügen. Zunächst habe ich mit dem Hauptteile meines Vortrages nicht eine Kritik des Hartert’schen Werkes beabsichtigt, sondern mich gegen die neuere, nicht nur von Hartert, sondern auch von vielen anderen Ornithologen, namentlich der jüngeren Generation, ver- folgten Richtung in der Bestimmung und Behandlung des Begriffs „Subspezies“ gewendet. Wenn ich dabei „als Beispiel“ Harterts Werk herangezogen, so geschah dass, wie auf S. 311 ausdrücklich bemerkt ist, weil in dieser Arbeit „das System, wogegen meine Ausführungen sich richten,“ am weitgehendsten durchgeführt ist. Ich hatte zunächst auf die verschiedene ältere und neuere Auffassung des Begriffs Subspecies hingewiesen. Dazu bemerkt Hartert: „Die Berechtigung dieser beiden verschiedenen Auf- fassung oder vielmehr die der Reichenow’schen erkenne ich nicht an‘ (ein Satz, der mir nicht verständlich ist) und gibt dann die Darstellung, als wäre stets das geographisch Ersetzende mass- gebend für die Bildung von Subspezies gegenüber der Species gewesen. Das ist nicht richtig; vielmehr ist die geringere oder grössere Verschiedenheit der Formen das Entscheidende gewesen, wie das in der betreffenden Begriffsbestimmung in unseren Nomenklaturregeln sehr klar ausgedrückt ist. Dass solche Sub- species in der Regel auch einander geographisch vertreten, ist ja selbstverständlich, denn bei beständiger Gelegenheit, miteinander sich zu vermischen, werden geringfügige Abänderungen, wo sie zufällig entstanden sind, bald wieder verschwinden. Indessen kommen geringfügige Abänderungen auch nebeneinander in dem- selben geographischen Gebiet vor und scheinen dann meistens als „Lokalformen“ durch verschiedene Geländeverhältnisse be- dingt zu sein. In meiner Darstellung der verschiedenen älteren und neueren Richtung kam es in der Hauptsache aber gar nicht auf den geographischen Wert der Formen an, der Schwerpunkt der Verschiedenheit jener beiden Richtungen, von denen ich die 564 Zur Berichtigung. ältere als Conspeziesbildner, die neue als Subspeziesbildner be- zeichnet habe, liegt darin, dass jene die „Conspezies“ als eine der Spezies ihrem systematischen Wert nach vollständig gleiche (kleinste Einheit des Systems), nur nebengeordnete Form auf- fassen, während die „Subspeziesbildner“ die Spezies in Subspezies aufteilen, die Spezies damit zu einem der Subspezies übergeord- neten Gruppenbegriff erheben und damit zu dem Widerspruch kommen, die Spezies einmal (wo sie nicht aufgeteilt ist) als kleinste systematische Einheit, ein anderes Mal als Gruppenbegriff zu behandeln. Dass auch die Amerikaner früher auf dem älteren Stand- punkt gestanden, die Subspezies als nebengeordnete, nicht als untergeordnete Form aufgefasst haben, beweist z. B. die Check- List von 1886, wo alle Stammformen noch binär, nur die Sub- spezies (Nebenarten) ternär benannt sind. Auf S. 560, Zeile 8—11 ist mir eine Begriffsbestimmung der Conspezies untergeschoben, wie ich sie niemals gegeben habe. Wenn man einzelne Sätze eines Absatzes verstellt, wie das an der bezeichneten Stelle geschehen ist, muss selbstverständlich ein ganz anderer Sinn als der ursprüngliche herauskommen. Hartert tadelt, dass ich sein Werk zur Kritik herangezogen: „Es ist daher nicht angebracht, ein mit Überlegung durchge- arbeitetes Werk eines „Subspeziesbildners“ meiner Auffassung ohne Weiteres zu kritisieren, weil der Kritiker gewisse darin binär benannte Arten „viel eher, als andere als Subspezies behandelt haben würde.“ Meiner Ansicht nach sind nicht nur Harterts Arbeiten, sondern ist in der Regel jedes Werk mit Überlegung durchgearbeitet. Nach obiger These müsste somit jede Arbeit kritikfrei sein. Im Anschluss an meinen Vortrag war ich dann noch auf Harterts Darstellung der Unterschiede der verschiedenen Formen der Tannenheher eingegangen und hatte diese als nicht treffend bezeichnet. Ich halte die von mir auf S. 312 gegebene Kenn- zeichnung, insbesondere die Unterscheidung der Form relicta, auch der Erwiderung gegenüber durchaus aufrecht. Die weisse Schwanzspitze, diesonstimmer als Unterscheidungs- merkmal für die Tannenheherformen herangezogen wird, habe ich deshalb nicht erwähnt, weil ihre Ausdehnung bei Vögeln aus demselben Gebiet ungemein wechselt. Es wundert mich, dass Hartert bei Untersuchung seines so umfangreichen Materials dieses Schwanken nicht ebenfalls gefunden hat. Reichenow. Zur Abwehr. 565 Zur Abwehr. In der Sitzung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft am 7. Dezember 1903 ist über den vom Unterzeichneten zwei Tage vorher in der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin gehaltenen Vortrag über den Schutz der natürlichen Landschaft, ihrer Pflanzen- und Tierwelt berichtet worden.!) Nach dem im Journal für Ornithologie (52. Jahrg. Leipzig 1904. S. 308 f.) ent- haltenen Referat wurde gegen ihn der Vorwurf erhoben, dass seine „Ausführungen merkwürdigerweise eine genügende Kenntnis der Lebensweise unserer Vögel vielfach hätten vermissen lassen.“ Weiter heisst es: „wer das Abnehmen der Auerhahnbestände mit der Abholzung der Buchenwaldungen in Verbindung bringe und über die Ausrottung des Kormorans Klage führe, der verkenne doch die tatsächlichen Verhältnisse erheblich.“ Es ist unbillig, solche Angriffe zu veröffentlichen, ohne auch nur den Versuch zu machen, dieselben zu begründen. Für die- jenigen, welche den Vortrag in der Gesellschaft für Erdkunde nicht gehört haben, möge Folgendes hier in Kürze bemerkt werden. Unterzeichneter führte u. a. aus, dass der ursprüngliche Wald mit seiner Pflanzen- und Tierwelt durch den jetzt vielfach herrschenden Kahlschlagbetrieb ernstlich gefährdet sei. Ausser den bestandbildenden Baumarten schwinde auch das ganze Unter- holz, die krautartige Pflanzendecke und ein grosser Teil der Tierwelt, deren Lebensbedingungen mehr oder weniger an die umgebende Vegetation geknüpft sind. Mit dem Unterwuchs ver- lieren sich die Vögel, welche im niedrigen Buschwerk leben, lieben und nisten. Ferner können durch die mit dem intensiveren Abhieb in den Wald getragene Unruhe auch grössere Vögel ver- scheucht werden. Im Revier Ilfeld zog sich das Auerwild zurück seit dem Schwinden der alten Buchenorte (nach einem Bericht der Forstverwaltung vom 3. Oktober 1900.). An einer anderen Stelle des Vortrags wies Unterzeichneter darauf hin, dass manche bemerkenswerte Tierart örtlich bedroht sei, wenn Prämien ohne Mass und Ziel auf ihren Abschuss aus- gesetzt werden. Der Kormoran sei allerdings ein Feind der Fischerei; dies berechtige aber nicht zu einem Vorgehen, welches seine Vernichtung zur Folge hat. In hohem Grade bedauerlich sei es, wenn selbst ein ornithologischer Verein, der sich sta- tutenmässig den Schutz der Vogelwelt zur Aufgabe macht, einen wahren Vertilgungskrieg gegen den Kormoran ausführte. Jetzt sei es dahin gekommen, dass im ganzen Küstengebiet der Ostsee 1) Unterzeichneter möchte nicht unterlassen zu erwähnen, dass er bei einer früheren Gelegenheit von Herrn Professor Reichenow freund- lichst eingeladen wurde, einmal eine Sitzung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu besuchen. Leider war er verhindert, der Sitzung am 7. Dezember beizuwohnen; übrigens hatte er auch nicht davon Kenntnis, dass in derselben auf seinen Vortrag Bezug genommen werden würde. 566 Conwentz: Zur Abwehr. deutschen Anteils, so weit bekannt, nicht mehr eine einzige Kor- morankolonie besteht; auch im Binnenlande sei nur noch eine sanz geringe Anzahl vorhanden. Es drohe somit die Gefahr, dass dieses eigenartige Bild mit dem auf hohen Bäumen hor- stenden Schwimmvogel aus der deutschen Landschaft gänzlich verschwinde, falls nicht Massnahmen ergriffen werden, um noch die wenigen Horste, soweit es mit den wirtschaftlichen Interessen vereinbar ist, zu schonen. Was Unterzeichneter damals gesagt, beruht auf Tatsachen, und es liegt für ihn kein Anlass vor, an jenen Ausführungen etwas zu ändern. Wer sich aber gemüssigt fühlt, dieselben anzu- greifen, sollte sich erst selbst über den Gegenstand hinreichend informieren. Jetzt kann Unterzeichneter obigen Erörterungen noch hinzufügen, dass seine „Klage über die Ausrottung des Kormorans“ auch in weiteren Kreisen geteilt wird. Der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten hat mittels Erlass vom 5. Juli cer., Gesch. Nr. I. Bb. 5530, III. 8382, bestimmt, dass b. a. W. der Abschuss des Vogels in den Staatsforsten zu unterlassen ist. In dem in Rede stehenden Referat wird weiter bemerkt, dass Ornithologen bei den Unteruehmungen zur Erhaltung der Naturdenkmäler gehört werden sollten. Dies ist schon vielfach geschehen und wird selbstverständlich auch künftig geschehen müssen. Vornehmlich solche Ornithologen, die mit den Verhält- nissen im Gelände unserer Heimat wohl vertraut sind, können der Sache gute Dienste leisten. Danzig, im August 1904. Conwentz, Direktor des Provinzial-Museums. Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die April-Sitzung 1904. Verhandelt Berlin, Montag, den 11. April 1904, Abends 8 Uhr, im Architektenhause, Wilhelmstr. 92 11. Anwesend waren die Herrn: Reichenow, Deditius, von Treskow, Neumann, Haase, von Lucanus, Heinroth, Freiherr von Erlanger und Matschie. Als Gast anwesend Herr Knud Andersen (Kopenhagen). Vorsitzender: Herr Reichenow, Schriftf.: Herr Matschie. Zunächst berichtete, nachdem die Niederschrift der in der letzten Sitzung verhandelten Gegenstände verlesen und ange- nommen war, Herr von Lucanus über die von der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft an das Preussische Abgeordneten- haus gerichtete Petition, die von dem Vortragenden zusammen mit Herrn Rörig entsprechend den gefassten Beschlüssen aus- gearbeitet worden ist. Bericht über die April-Sitzung 1904. 567 Herr Neumann sprach über die Rotflügelglanzstare. Das wichtigste aus seinen Bemerkungen, die später einmal ausführ- licher veröffentlicht werden sollen, ist folgendes: Gute Genera sind, wenn man von den aberranten Poeoptera und Stilbopsar absieht, nur drei: Amydrus, Ptilorhinus und Galeopsar. Eine Einteilung von Amydrus, in Amydrus, Pyrrhocheira, Onychognathus, Oinnamopterus, wie sie Prof. Reichenow in seinem Werk „Vögel Afrikas‘ vornimmt, halte ich nicht für praktisch, da es nach dem von ihm angegebenen Merkmalen bei einigen der Arten sehr schwer ist, zu sagen, in welches Genus sie ge- hören. Will man nicht alles unter Amydrus behalten, so muss man auch Hagiopsar Sharpe stehen lassen, und ferner für Amydrus gracilirostriss Neum., der durch seinen Schnabel, welcher noch dünner ist, wie der von Oinnamopterus tenuirostris, einen neuen Genusnamen einführen. In dem von Reichenow gegebenen Schlüssel wird Pyrrhocheira von Oinnamopterus, Onychognathus und Amydrus durch den bei erster abgestutzten, seicht ausge- randeten oder keilförmigen, bei letzteren stufigen Schwanz ge- sondert, aber wie dann bei Besprechung der Unterschiede zwischen Pyrrhocherra und Amydrus ausgeführt ist, sind die “ Unterschiede zwischen diesen beiden so gering, dass sie vereinigt werden könnten. Amydrus und Onychognathus werden dadurch gesondert, dass bei Onychognathus die Aussensäume der Armschwingen und meistens auch der grossen Armdecken zerschlissen sind. Somit wird Amydrus blyihi Hartl. unter Onychognathus gestellt. Nun haben aber Amydrus wallerı und Amydrus frater ebenso zer- schlissene Armschwingen wie blythi. Etwas anders ist es mit den echten westafrikanischen Ony- chognathus- Arten der fulgidus-Gruppe. Diese haben an Schwingen und Armdecken vor dem zerschlissenen Aussensaum eine eigen- tümliche glänzende Fett- oder Bügellinie. Aber auch das scheint nicht als guter Genuscharacter dienen zu dürfen aus folgendem Grunde. Von drei dem ganzen Bau und Färbungscharacter nach streng zusammengehörigen und sich geographisch ersetzenden Formen, nämlich Amydrus walleri Shell., Amydrus elgonensis Sharpe und Onychognathus preussi Rchw., hat letzterer diese Bügelfalte ebenso deutlich und stark wie die grossschnäbeligen Formen der fulgidus-Gruppe, elgonensis hat sie etwas schwächer, . bei walleri fehlt dieselbe. Diese drei Arten ähneln sich, wie ge- sagt, derart im Bau und Färbungscharacter, dass ihre Selb- ständigkeit oft bezweifelt und sie mehrfach mit einander ver- wechselt wurden. Sie sind entschieden Vertreter eines Formen- kreises. Trotzdem müsste man sie nach dem Schlüssel im Ca- talogue of Birds und im Werke Reichenows in zwei verschiedene Genera stellen, was beweist, dass die angeführten Genuscharactere künstliche und keine natürlichen sind. 568 Bericht über die April-Sitzung 1904. Sonst ist noch folgendes erwähnenswert: Bei Amydrus morio ist es auffallend, dass, während sich in allgemeinen die Art in drei Subspecies: morio morio von Süd- Afrika, morio shelleyi (Hartert, Catalog Senckenberg. Mus. p. 75), von Deutsch- u. Englisch-Ost-Afrika und morio rüppelli von Nord- - Ost-Afrika, sondern lässt, in manchen Gegenden von Nord-Ost- Afrika — so bei Sheikh Hussein im Arussi-Galla-Lande — Stücke vorkommen, die ganz ebenso feine Schnäbel haben, wie Exem- plare vom Kap. Ob hier Zugverhältnisse mitsprechen oder ob morio und rüppellö überhaupt verschiedene Arten sind, die ge- legentlich im Arussi-Land neben einander vorkommen, während sie sich in Deutsch- und Englisch-Ost-Afrika zu einer interme- diären Form entermedius Hartert vermischt haben, das sei vor- läufig dahin gestellt und bleibe ferneren Forschungen überlassen. Zur sogenannten Pyrrhocheira caffra ist zu bemerken: Es ist unmöglich, wie das zuerst Gray getan, die (oracias caffra mit der Diagnose: „Coracias caerulea, remigibus margine externis luteis. Habitat in Athiopia. J. Burmanns“ auf unsern Vogel zu beziehen, besonders wenn man sich vergegenwärtigt, dass Linne mit „caeruleus“ immer’ hellblau, mit „luteus“ gelb meint. Die Farbe unseres Vogels hätte Linne ater genannt. Linn& hatte also eine hellblaue Mandelkrähe mit gelben Schwingen- säumen vor sich, von der ihm ein Herr Burmanns erzählte, dass sie aus Afrika käme. Unserm Vogel gebührt der Name Amydrus nabouroup Lev. Bemerkenswert ist ferner bei Onychognathus, dass der Typus von hartlaubi nicht von Fernando Po gekommen ist, sondern ohne Fundort ist. Der Fundort Fernando Po ist später dem in der Beschreibung zuerst genannten d — also dem Typus — bei- gesetzt worden, da das auch dabei vorliegende, aber nicht eigentlich beschriebene @ „Fernando Po“ etikettiert war. Aber auch dieses Exemplar stammt sicher nicht von Fernando Po, sondern wurde von der Thomson Expedition heimgebracht, die zuerst am Niger sammelte, dort von den Eingeborenen zer- sprengt wurde und dann nach Fernando Po flüchtete. Es stimmt völlig mit von Ansorge am Niger gesammelten Exemplaren des Tring Museums überein und dürfte von dort stammen. Auf Fernando Po gibt es keine Form der fulgidus-Gruppe, sondern nur den kleinen preusst Rehw. Folgende Formen möchte ich vorläufig unter den Rotflügel- slanzstaren anerkennen: A. Galeopsar. 1. Galeopsar sawadorii Sharpe Hauasch-Tal, Webbi-Shebeli- Gebiet, bis südlich des Rudolf-Sees. B. Ptilorhinus. 1. Ptilorhinus albirostris Rüpp. Abyssinien, Schoa, Arussi- Galla-Land. Bericht über die April-Sitzung 1904. 569 C. Amydrus. . Amydrus morio. 1. Amydrus morio morio L. Süd-Afrika, sporadisch im Il. Il. ‚IV. . Amydrus blythk Hartl. Nord-Abyssinien, Nord-Somali- ‚V. VI. v1. VII. Arussi-Galla-Land. 2. Amydrus morio shelleyi Hartert, Deutsch- und Englisch- Ost-Afrika. 3. Amydrus morio rüppelli Verr. Nordost-Afrika. Amydrus tristrami. 1. Amydrus tristrame tristrami Scl. Palästina und Sinai. 2. Amydrus tristrami hadramanuticus (Lor. Hellm.) Süd- Arabien. Amydrus nabouroup. 1. Amydrus nabouroup intensitinctus Rehw. Natal und östliche Teile der Kap-Kolonie. 2. Amydrus nabouroup nabouroup Lev. Westliche Teile der Kap-Kolonie, Deutsch-Südwest-Afrika. 3. Amydrus nabouroup benguellensis Neum. Benguella und Mossamedes. Amydrus frater Sel. Hartl. Sokotra. Land, Sokotra. Amydrus walleri. 1. Amydrus walleri walleri Shell. Gebirge am Nyassa-See, Usambara, Kilima-Ndscharo, Kikuyu, Kenia. 2. Amydrus wallerı elgonensis Sharpe Mau, Mandi, Elgon. 3. Amydrus walleri preussi Rehw. Kamerungebirge, Fer- nando Po. Amydrus fulgidus. 1. Amydrus fulgidus fulgidus Hartl. St. Thomas. 2. Amydrus fulgidus hartlaubi Gray, West-Afrika vom Niger bis Nord-Angola, im Innern bis Niamniam. 3. Amydrus fulgidus harterti Neum. Liberia, Togo, Goldküste. Amydrus gracilirostris Neum. Süd-Afrika (Kap-Kolonie?) Amydrus tenuirostris Rüpp. Nord-Ost-Afrika, Ruwenzori, Kenia, Gebirge am Nyassa-See. D. Poeoptera. 1. Poeoptera lugubris Bp. West-Afrika von der Goldküste bis zum Kongo. E. Stilbopsar. 1. Stilbopsar stuhlmanni Rehw. Ruwenzori, Elgon, Mandi bis Kaffa und Doko am Omo. 2. Stilbopsar kenricki Shell. Usambara und Kilima-Ndscharo. Herr Matschie machte darauf aufmerksam, dass Nord- Kamerun und das östliche Togoland in der Zusammensetzung seiner Säugetierwelt eine auffallende Ähnlichkeit zeige. Journ. f. Orn. LII. Jahrg. Oktober 1904. 38 570 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. Herr Freiherr von Erlanger hielt einen Vortrag über die geographischen Formen der durch gelben Bürzel, weisse Wangen und wellenförmige Rückenzeichnung kenntlichen Dendro- picus und zeigte die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten an zahlreichen von ihm vorgelegten Bälgen. Die interessanten Mitteilungen des Redners wurden durch Herrn Neumann, der schon früher sich ausführlich über diese Vogelgruppe geäussert hat, bestätigt und teilweise ergänzt. Herr Heinroth berichtete nunmehr über einige neue Ein- gänge, die der Berliner Zoologische Garten zu verzeichnen hat. Er erwähnte, dass jetzt 3 verschiedene Arten von Pinguinen hier ausgestellt seien, darunter auch Catarrhactes chrysocome in zwei Exemplaren. Dieser Pinguin zeichne sich durch längere helle Läufe, schmalere Flügel, und dreieckigen Kopf aus; seine Stimme erinnere an diejenige von Larus canus. Auch er werfe bei der Mauser alle Federn auf einmal ab. Ferner sind zu erwähnen: Ibyeiter macropterus aus Iquique, ein sehr heller Leinfink aus Sibirien, der nach der Meinung des Herrn Reichenow zu L. hornemanni gehört, Gyps rüppelli, Pseudogyps schillingsi, Fseudogyps zechi, Eunetta falcata und Tadorna radja. Die hohe Stimme der Jg der Tadorna-Arten wird durch die den Ton abschwächende Knochentrommel im Kehlkopf hervorgebracht. Herr Reichenow erwähnte hierzu, dass Herr Schillings Nestjunge von Pseudogyps gesammelt habe. Hierauf sprach Herr Reichenow über einige andere in der Schillings’schen Sammlung enthaltene Arten, Astur nisus, Glaucidium perlatum und kili- mense, Apus aeqguatorialis, Anthus caffer, über das Schmarotzen der Ohrysococcy& in Webernestern und über schöne Reihen von F'rancolinus fischer und Pternistes. Dem Herausgeber zugesandte Schriften. The Annals of Scottish Natural History. A Quarterly Magazine. Edinburgh. No. 51. 1904. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. XXI. No. 3. 1904. Bulletin of the British Ornithologists’ Club. No. CVII. 1904. The Condor. A Magazine of Western Ornithology. Vol. VI. No. 4. 1904. Die Gefiederte Welt. Wochenschrift für Vogelliebhaber. Herausg. Karl Neunzig. Magdeburg (Creutz’sche Verlagshandlung). Jahrg. XXXIII. Hift. 22—33. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. (8.) IV. 1904. Heft 3. Naturae Novitates. Bibliographie neuer Erscheinungen aller Länder u. s. w. (R. Friedländer & Sohn). Berlin. XXVI. Jahrg. No. 8—13. 1904. Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 571 Ornithologisches Jahrbuch. Organ für das palaearktische Faunen- gebiet. Herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. XV. Jahrg. No. 4. 1904. Ornithologische Monatsschrift des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt.e. XXIX. No. 6—9. 1904. Der Ornithologische Beobachter. Herausg. ©. Daut u. G. v. Burg (Bern). III. No. 1 u. 2. 1904. Records of The Australian Museum. Vol. V. No. 4. 1904. G. Clodius, Ornithologischer Bericht über Mecklenburg für die Jahre 1900—1903. (Abdruck aus: Archiv Ver. Fr. Naturg. Mecklenb. 58. 1904). A. Ehmcke, Beschreibung einiger neuer Lerchenarten aus den Museen von Sarajevo und Budapest. (Abdruck aus: Annales Mus. Nation. Hungariei II. 1900). C. G. Friderich, Naturgeschichte der Deutschen Vögel ein- schliesslich der sämtlichen Vogelarten Europas. 5. Aufl. Lief. 9—16. H. Grote, Russische Vogelliebhaberei. (Abdruck aus: Mntsschr. D. Ver. z. Schutze d. Vogelw. 1904. No. 5). E. Hartert, die Vögel der paläarktischen Fauna. Systematische Übersicht der in Europa, Nord-Asien und der Mittelmeer- region vorkommenden Vögel. Heft II. Berlin 1904. E. Hartert, On the Birds collected by Mr. Robert Hall of Mel- bourne, on the Banks of the Lena River between Gigalowa and its Mouth. With an Introduction and Field-notes by R. Hall. (Abdruck aus: The Ibis July 1904). L. A. Jägerskiöld, Birds from the White Nile. Results of the Swedish Zool. Exp. to Egypt and the White Nile 1904. E. Lönnberg, On the Homologies of the different pieces of the compound Rhamphotheca of Birds. (Abdruck aus: Arkiv för Zoologi I. Stockholm 1904). J. v. Madaräsz, An extraordinary discovery in Ornithology. (Abdruck aus: Annales Mus. Nation. Hungariei II. 1904). R. Martin, Die vergleichende Osteologie der Columbiformes unter besonderer Berücksichtigung von Didunculus strigirostris. Ein Beitrag zur Stammesgeschichte der Tauben. (Abdruck aus: Zool. Jahrb. 1904). . Martin, On some remains of Struthio Karatheodoris Ma;j. of the Island of Samos. (Abdruck aus: Proc. Z. S. London I. 1903). H. C. Oberholser, Description of a new African Weaver Bird. (Abdruck aus: Proc. U. St. Nat. Mus. XXVII No. 1370). 38* ae) 572 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. H. C. Oberholser, Description of two new Birds from Somali- land. (Abdruck aus: Proc. U. St. Nat. Mus. XXVIIL. No. 1373). O. Reiser, Zur Kenntnis der Vogelwelt von Konstantinopel. (Abdruck aus: Ornith. Jahrb. Afl. 4. 1904). 0. Reiser, Über das Auftreten des Seidenschwanzes (Ampelis garrulus) in Bosnien im Januar und Februar 1904. (Abdruck aus: Orpith. Jahrb. XV. Afl. 4). J. Rohweder, Norderoog. Ein nordfriesisches Vogelheim. (Ab- druck ?). P. Schnee, Die Landfauna der Marschall-Inseln nebst einigen Bemerkungen zur Fauna der Insel Nauru. (Abdruck aus: Zool. Jahrb. XX. Heft 4). V. v. Tschusi, Über paläarktische Formen. (Abdruck aus: Ornith. Jahrb. XV. Hft. 4. 1904). H. Winge, Fuglene ved de danske Fyr i 1903. 21de Aarsberet- ning om danske Fugle (Abdruck aus: Vidensk. Meddel. naturh. Foren. Kbhvn. 1904). Th. Zell, Ist das Tier unvernünftig? Neue Einblicke in die Tierseele. Stuttgart 1904. Abdimia abdimi 338. Acanthis africanus 483. — cannabina 480, 48], 521, 522, 539. — fringillirostris 480. — linaria 269. — mediterranea 479,481. Accentor collaris reiseri 121. — modularis 121. Accipiter 171. — hilgerti 171. intermedius 173, 174. korschun 209. macrourus 160. — melanoleucus 167. minullus 173, 174, 176, 177. — nisus 86, 170, 171. — perspicillaris 172, 173, 361 172, 173, — rufiventris 361. — tropiealis 173, 174,176. Acrocephalus 524. — aquaticus 113. — arundinaceus 112. — palustris 113, 511,518, 525. — schoenobaenus 113, — streperus 525. Actophilus africanus 334. Aegithalus caudatus 463, 464. — roseus 463. Aegolius montanus 231, 374. Agapornis pullaria 377. — taranta 377. Agrobates familiaris 118, 119, 120, 121. — galactodes 120, 121, Aithyia marila 314. Alauda 453, 454, 509, 520, 522, 525, "597, "529, 530, 531, 532, 533. Index 1904. Alauda arvensis 53, 248, 271, 424, 469, 508, 520, 522, 526, 529, 531, 539. — brachydactyla 136,317, 469. — cinerascens 313, — cinera 312, 313. — cristata 470. — senegalensis 471. Alea torda 506. Aicedo ispida318,416,496. — spatzi 496. Ammomanes deserti 307. — erythrochroa 307, Amydrus benguellensis 569. blythi 569. elgonensis 569. frater 569. fulgidus 569. gracilirostris 569. hadramauticus 569. hartlaubi 569. harterti 569. intensitinctus 569. morio 569. nabouroup 569. preussi 569. rüppelli 569. shelleyi 569. tenuirostris 569. tristrami 569. walleri 569. nas acuta 504. boschas ‘49, 504. capensis 329. cerecca 504. penelope 504. poecilorhyncha 328. querquedula 504. rüppelli 327, 328. — undulata 327, 328. ann: 298. — lamelligerus 338, 340. Andropadus insularis So- maliensis 133, FETT FERE DEE Andropadus insularis sub- alaris 133. Anhinga rufa 327. Anser arvensis 504. — erythropus 314. — fabalis 504. Anthus 453, 524, 532. _ campestris 252, 444, arl, 517. _ pratensis 248, 264, 422, 471, 520, 521, "522, 526, 531. — trivialis 471. Apaloderma narina 405. Aplopelia bronzina 349. — johnstoni 349. — kilimensis 349. larvata 349. Apus 297, 301. — apus 412, 491. — kollibayi 492, 494, — melba 297, 301, 491, 494, Aquila albicans 189, 190, 192, 362. — belisarius 189,190,191. bonelli 185. chrysaetus 86, 189. fasciata 185. imperialis 189. mogilnik 1%. naevia 30, 189. naevioides 189. orientalis 189,190,191. pomarina 86. — rapax 145, 188, 189, 190, 191, 192. — vindhiana 189, 191. Arachnothera 297, 301. Archibuteo lagopus 264, 265. Ardea cinerea 426, 501. goliath 339. — melanocephala 338, 340. — purpurea 340, 501. ea 574 Ardeola ralloides 339, 501. Ardetta minuta 501. Arenaria interpres 252. Asio abyssinicus 231, 232, 373, 374. _ accipitrinus88, 89,230, 373. — leucotis 233. — nigrovertex 233. Astur 297, 531, 533, 536. — arrigonü 441. badıus 169. — brevipes 85, 169. — castanilius 360. — melanoleucus 167. monogrammicus 165. nisus 517,518, 519,522, 523, 525, 531, 533, 534. — nyansae 360. — palumbarius 85, 518, 534. — poliopsis 169. — polyzonoides 170. — sphenurus169,170,360. — tachiro 168, 169, 360. — unduliventer 168, 360. Athene brama 239. — glaux 89, 238, 239. — noctua 89, 239. — perlata 240. — plumipes 239. — pulchra 239. — pusilla 239. — spilogaster 238, 239. — troglodytica 238. Balearica pavonina 333. Barbatula centralis 392. — chrysocoma 392. — extoni 392. — guineensis 392. — schoana 391, 392. — xanthostieta '391, 392. Bathmedonia 134. Bathmocereus 134. Ban garrula 265, Bostrychia carunculata 337. Botaurus stellaris 501. Brachypteryx montana 125. Bubo abyssinicus 228, 374. — ascalaphus 373. — bubo 88. — capensis 373, 374. — ceinerascens 597, 228, 229, 232, 373, 374. Index. Bubo dilloni 372, 373, 374. — lacteus 226, 227, 372, 3a, — leucotis 233. — mackinderi 373. — maculosus 227, 228, 2209: — milesi 229, 230. Bubuleus ibis 340. Budytes 518. — flavus421,472,511,521. Buphaga 307. Butastur rufipennis 197, 218. Buteo 508, 509, 510, 517, 518, 519, 520, 528, 529, 530, 531, 533, 536. — anceps 195, 196, 364, 366. — aquilinus 366, 367. — astracanus 307. — augur 193, 194, 196, 362, 364, 367. — auguralis195, 196, 364, 365, 366. borealis 306. brachypterus 364. buteo86, 282, 365, 366. canescens 367. cinereocapillus 306, cirtensis 193, 366. desertorum 195, 364, 365, 366. eximius 367. ferox 192,193, 366,367. — var obscura 367. fuliginosus 367. jakal 367. leucocephalus 367. leucurus 366. longipes 367. menetriesi 366. minor 365, 366. nigricans 367, pygmaeus 306. rufinus 366. rufipennis 197. tachardus 366. vulgaris 196, 509, 511, 518. — vulpinus 366. — zimmermannae 365. ee al Caccabis saxatilis 499. Calandrella brachydactyla 333, 469. — pispoletta 33. Campylopterus 297, 301. Campylopterus ensipennis 297, 301 Canabina 480. — minor 479, 480. — nana 480. Caprimulgus 495. — meridionalis 495. Carduelis 453. — albigularis 483. — caniceps 482. — carduelis 481. — elegans 124. — maior 482. — meridionalis 483. parva 482, 483, mediterranea europaeus “ — tschusü 483, Cariama 297, 301. Carine glaux 238. — spilogastra 238. Carpodacus erythrinus 250, 251, 291. i Cathartes monachus 154. Centropus caeruleiceps380 — grilli 280, 381. — monachus 379. — nigrorufus 380. — superciliosus 380. — thierryi 381. Cerchneis alopex 221. — ardosiaceus 219, 372, — arthuri 220, 221, 222, DOa RE — derserticolus 221. fieldi 220, 221,222, 224. japonicus 221. molluccensis 221. naumanni 88, 372, newtoni 220, punctata 221. rupicola 221. rupicoloides 220. tinnunculus 88, 219, 220, 221, 222, 223, 274, 372. — vespertina 87, 88, 274, 412 Certhia 297, 298. — australasiana 301. — cardinalis 298, 301. — familiaris 468. — sanguinea 298, Cettia cetti 112. Chalcopelia abyssinica349. — afra 349. — delieatula 349. Charadrius 424, Y - Cinnamopterus Chrysococcyx 57382. 22: _ klaasi 382. -— macrourus 160, 359 Charadrius alexandrinus 307. — apricarius 249, 252, 425, 502, — eantianus 307. — dubius 502, — elegans 307. — hiatieula 250. — morinellus 538. — varius 330. Chelidonaria urbica 517. Chenalopex aegyptiacus 329. — jubata 134. Chizaerhis zonura 378. Chloris aurantiiventris 478, 479. — chloris 478, 479. — hortensis 522, 539. cupreus Chrysomitris spinus 481. Ciconia alba 47. — ciconia 319, 502. Bucu 298, 301. albicollis 457, 458. — aquaticus 458, — cinclus 457, 458. — melanogaster 458. — merula 457. tenuiros- tris 567. Cinnyris 297, 298, 301. — affınis angolensis 134, — — mechowi 134. — eques 301. — rubrater 301. — -mariquensis ovambo- ensis 133. - — — suahelicus 133. Circaetus cinerascens 362. — cinereus 182, 361. — faseiolatus 183. — gallicus 86, 183. — pectoralis 183, 184,361. — thoracieus 183. Cireus aeruginosus 85. — cyaneus 85, 161, 359. 2 - macrurus 85, 273. — maculosus 134. — pygargus 85. — swainsonii 160. Cisticola eisticola 112. Clangula islandica 314. Clivicola rupestris 491. Index. , Coccothraustes thraustes 477. Coccystes cafer 381. — jacobinus 381. Colaeus collaris 485. — monedula 282, 417, 485. Colius affinis 404, 405. — berlepschi 404, 405. — leucotis 403, 404, 405. — minor 404, - nigriscapalis 404, 405. — nigricollis 404, 405. — striatus 404. Columba albitorques 344. — arquatrix 346. — guinea 344, 345, 346. — livia 85, 499. — longipennis 344, 345, 346. — oenas 499. — palumbus 498, 520, 623. — phaeonota 345, 346. — uhehensis 345. — waalia 341. Colymbus capensis 325. — cristatus 249, 250, 271, 506. — fluviatilis 510, 518, — nigrieans 506. — nigrico lis 249, Conopophaga 300, — nigrogenys 300. Coracias caffra 568. — garrula 49. Corythaixoidasleucogaster COCCO- Corvultur 362. Corvus 298, 509. — corax 484. — cornix 249, 264, 267, 275, 282, 284, 291, 311, 485, 509, 510, 514, 521, 523, 529, 535, 558. — corone 249, 417, 514, 558. — cyaneus 2%. — erythrorhynchus 298. crassirostris — frugilegus 264,485,507, 508, 509, 510, 511, 513, 514, 517, 521, 522, 523, 524, 525, 526, 528, 529, 5al, 538. — monedula 264, 267. Corydus 470. Coturnix coturnix 500. 291, 311, 575 Crateropus 548. — atripennis 554. — — atripennis 554. — — bohndorffi 554. — — haynesii 554. buxtoni 548. hindei 555. hypoleucus 554. hypostictus 549. leucocephalus 549. — — abyssinicus 550. —- — leucocephalus 550. — leucopygius 552. — — hartlaubi 553. — — lacuum 553. — -- leucopygius 552. — — limbatus 553. — — omoensis 553. — — smithi 553. — melanops 551. — — melanops 551. — — tenebrosus 552. — platycereus 550. — — platycercus 550. — — squamulatus 551. — — togoensis 5öl. — plebeius 548. — — cinereus 548. — — emini 549. — — hypostictus 549. — — jardiniüi 549. — — kirki 549. — — tanganjicae 549. — reinwardti 551, 552. — — stietilaemus 552. — sharpei 551. Crax carunculata 135. Crex crex 500. Crithagra estherae 122, Cuculus 530. — canorus 291, 416, 497, 510. — chalybeus 381, 382. — clamosus 381. — gabonensis 381, 382, — gularis 382. Curruca 298. Cyanecula coerulecula 65. — leucocyana 66. — suecica 64, 65, 66. Cyanochen cyanopterus 329. Seelze 297. comatus 301. melba 444. -—- murarius 301. — mystaceus 301. — parvus 301. 576 Baedalion 297. — perspicillaris 172. Delichon urbica 250, 415, 490. Dendrocopus lilfordi 498. — maior 252, 274, 497. — minor 497. — sanctijohannis 497,498. Dendrocygna viduata 329. Dendromus angolensis 93. — kaffensis 392, 393. maculosus 393. neumanni 394, 395. niger 395. nubicus 394, 395. pallidus 394. permistus 392, 393. pumilus 394. togoensis 393. endropicos 401. abyssinicus 398, 399. albicans 401, 402, centralis 401, 402. guineensis 401, 402. hartlaubi 399, 401. hemprichi400,40 1,402, lafresnayi 398,399, 100, 401, 402, lepidus 399, 400, 401. massaicus 400,401,402., simoni 399. sharpei 599. stierlingi 401, 403. zanzibari 399. zechi 400, 401. Dissoura microscelis 338. Dryocopus martius 498. len) Wlanoides riocouri 212. Elanus coeruleus 210, 211. — melanopterus 210. Emberiza 298, 453. calandra 313, 472. cia 454, 475. cinerea 454. — cirlus 474, eitrinella 174, 539. — hortulana 52, 250, 474, re) — melanocephala 473, 475. — schoeniclus 424, 449, 476. Ephippiorhynchus senega- lensis 338. Eremophila alpestris 265. Erithacus astrologus 302, 304, Index. Erithacus astrologus cya- neculus 64, 68. — — discessus 64, 68. — — suecicus 64,68,302, 303, 304. — caeruleculus 304. — cyaneculus 304, 305, 510. discessus 303, 304. gaetkei 302, 303, 304. luscinia 89, 511, 512. occidentalis 302. pallidogularis 304. — phoenicurus 250. — rubeculus 91, 510. Eupodotis kori 332. Eurypiga 298, 301. Eutolmaetus spilogaster 185, 186. —y Walco 297. — abyssinicus 369, 370, 371, 405, 406. aegyptius 207. aesalon 87, 522, 527. alopex 221. anceps 196. arabicus 164. augur 19. — barbarus 371. belisarius 190. bellicosus 183. biarmicus 369, 370, 371, 405, 406. — canorus 161. — cherrug 370, 371. — coeruleus 210. — concolor 215, 216, 217, 218, 219. — ceuvieri 371, 372, — cyaneus 16l. — cyanostolos 215, 216, 218, 219. — dichrous 216. — ecaudatus 198. — eleonorae21H, 216,217, 218, 219. — erlangeri 369, 370,371, 405, 406. — fasciinucha 371. — feldeggi 34, 35, 369, 370, 371. ferox 192. gabar 178. hierofalco 212,213,370. — horus 219. hydrophilus 193. islandus 213. Falco lanarius 212. laniarius 297. leucogenys 215. monogrammicus 165. neglectus 221. nisus 170. oceipitalis 187. peregrinus 86, 213. perspicillaris 172. plumbeus 219. — polyzonus 163, 164. rapax 188. — typicus 190. — sacer 370, 371. ruficollis 372. — schistaceus 215, 217, 218,219. — semitorquatus 224. — serpentarius 156. — sphenurus 169. — subbuteo 86, 411, 518, 534. — tachardus 196. -- tachiro 168. — tanypterus 212, 213, 369, 370, 371, 405, 406. — tinnunculus ’219, 220, 223, 533, 534. f — vocifer 205. Francolinus castaneicollis 352, 353, 354. clappertoni 355. ' bottegi 352, 353, 354. erckeli 351, 352, 353. gedgü 355. gofanus 353, 354. granti 356, 357, 358. gutturalis 356. icterorhynchus?355. A kirki 358. Ze nigrosquamatus 355. ochrogaster An; 358. schoanus 356. h schoensis 356, =. 358. schütti 351. sephaena 357, 358. sharpii 355. spilogaster 358. spilolaemus 356. tetraoninus 351, } Fringilla 453, 531,582. — coelebs 248, 249, 279, 477, 508, 5ll, 521, 522, 524, 525, 531, 532, 58 = montifringilla 178, 08, 521. — serinus 449, 458. 3 Fulica atra 248, 249, 427, 501. — cristata 336. Galeopsar salvadoriüi 568. Galerida 136, 470. — ceristata 251, 444. Galerita 470. — arborea 508, 522, 526, 531. Gallinago coelestis 508. — gallinago 248, 429, 504. — gallinula 504. — media 504. — nigripennis 332. Gallinula chloropus 336, 500. — gigas 298, 361. Garrula 298. Garrulus atricapillus 311. — brandti 311. — glandarius 9, 311, 485. Geronticeus eremita 317. Glareola fusca 502. Glaucidium capensis 240, 241. — kilimensis 240, 241. — passerinum 240, — perlatum 239, 240,241, 375. Grus 524, 530, 531, 532. — collaris 134. “— communis 509, 523. '— grus 248, 333, 501. — leucogeranus 23, 47, 134. — paradisea 134. Gymnoschizoris 378. — personata 378. Gypaetus 202, 203. — atlantis 204. — barbatus 201, 203, 204. — meridionalis 201, 203, 204, — ossifragus 201,202,203, 204, 368. Paposeranas serpentarius 56, Gyps 148, 149. — africanus 149,150, 151. — bengalensis 149, — fulvus 84, 139, 141, 142, 143, 144, 146, 150. — himalayensis 141, 142, 147. — hispaniolensis 142. — indieus 148, 149. Index. Gyps kolbei 141, 142,148, 359 — oceidentalis 141, 142, 143, 146. — rüppelli 141, 142, 144, 146, 359. — tenuirostris 149. — typicus 147. Büagedashia hagedash337. Haleyon smyrnensis 318. Haliaetus vocifer 205, 368. Harelda glacialis 314. Helias 298. — phalenoides 298, 301. Helotarsus ecaudatus 198, 199, 367. — fasciatus 199. — leuconotus 198, 199, 200, Herodias alba 340, 501. — garzetta 501. Hians 298. Hiaticula elegans 307. Hieraaetus fasciatus 185, 186. — minor 185, 186, 187. — spilogaster 184, 185, 186. — wahlbergi 362. Hierofalco 297. — candicans 297. Himantopus himantopus 502. Hippolais hippolais 250. Hirundo 297, 301, 530. — rustica 53, 57, 250, 414, 415, 490, 510, 526, 530. Hoplopterus spinosus 331, Huhua poönsis 134. Hydrochelidon hybrida 326. — leucoptera 251. — nigra 251, 505. Hypolais 107. — hypolais 105, 106. — olivetorum 106, 107, 108, 109, 110, 111. — opaca 107. — pallida 106, 107, 108, 110, 118 — polyglotta 105, 106. Hypotriorchis eleonorae 215. Ebis aethiopica 337, — melanocephala 134, 577 Indicator conirostris coni- rostris 384. — — ussheri 384. exilis 384, 385. — poensis 385. — willcocksi 385. indicator 383. lovati 384, 385. maculatus 384. maculicollis 383. maior 383. minor 384, 385. — — teitensis 384. — pygmaeus 385. — teitensis 384, 385. ussheri 385. — variegatus 383, 384. Ithaginis 70. — berezowskii 78, 79. — cruentus 70, 74, 77, 78. — geoffroyi 70, 74, 75, 76, ren — michaölis 73, 73. — sinensis 70, 71, 75, 78, 79. — — berezowskii 73, 74, 75, 78, 80. — — michaelis72,73,75, 78, 79. — — sinensis 73. Iyngipicus 201, 402, — abyssinicus 401. — gabonensis 401. — heuglini 402, 403. — ingens 401, 409. — lugubris 401. — minutus 401. — nigricans 402, 403. — obsoletus 401, 402, 403. — — ingens 402. — — obsoletus 402, 403. — poecilolaemus 401. — reichenowi 401. Iynx aequatorialis 392. — pectoralis 307. — ruficollis 307. — torquilla 498. FRzezze 73, Baupifalco meridionalis 166. — monogrammicus 165, 166. Lagopus mutus 314. — rupestris 314. Lanius atrieilla 300. 578 Lanius collurio 250, 486, 488, 518. — excubitor 9, 419, 486. — homeyeri 9. — maior 9, 250. — minor 486. — — obseurior 31. — rutilans 478, 487, 488, 489. — senator 487, 488, 489. --— — rutilans 109. — tyrannus 298. Larus affınis 325. — audouini 317. — cachinnans 505. — canus 505. — cirrocephalus 326. — fuscus 264, 325, 326, 505. — melanocephalus 505. — minutus 251. — ridibundus 505. — sabinei 62. Leptoptilus crumenifer338. Ligurinus chloris 508. Limicola indiana 298. Limnocorax niger 335. Limosa 298. — limosa 503. Linota islandica 314. Lissotis melanogaster 333. Lobivanellus senegallus 331. Locustella fluviatilis 250. — naevia 250. Lophoaetus occipitalis 187, 188, 362. Lophogypus occipitalis 138, 358 Loxia 298. — pyrrhula 298. Lullula arborea 248, 469, 470. — cherneli 470, Lusciniola melanopogon 112. Lybius 389, 390. — aequatorialis 285. — bidentatus 385. — gardullensis 387, 388, 389, — leucogenys 388, 389, — salvadorii 388, '389. — thiogaster337, 3gg, 389, — tridactylus 386, 389, — tsanae 389, 390, — undatus 387, 388, 389, 390. Index. Machetes pugnax 503. Megaloperdix caucasica46, Melanobucco leucogenys 388. — tsanae 389. Melanophoyx ardesiaca 339. Melierax 161. — canorus 162, 163. — gabar 178. — — nigra 182. — mechowi 162, 163. — metabates 162, 163, 164, 360. — niger 180, 181. — poliopterus 162, 163, 164, 165. — polyzonus 163, 164. — somaliensis 164, 165. Mergus albellus 505. — serrator 505. Merops apiaster 495. — fasciculatus 298. Mesopicos abyssinicus 396. — centralis 396. — goertae 396. — — abyssinicus 397. — — poicephalus 396. — königi 396, 397. — poliocephalus 396, 397. — rhodeogaster 396, 397. — spodocephalus396, 397, 39. 396, Metallococcyx smaragdi- neus 382. Microdactylus eristatus 297, 301 Mieronisus 171, — carbonarius 182. — gabar178,179,180,181, — niger 171, 180. = sphenurus 169. Mieropus 511, 516, 517. — apus 516, "517, '538. Milvus 208. — aegyptius207, 208,209, 210, 368. — aetolius 209. affıninis 210. — forskali 207. — ictinus 519. — korschun 208, 209, 210 247. — migrans 209, 210. — milvus 247. — regalis 534. — reichenowi208,209,210. I Moho 298. — atriceps 298. Monticola eyanus 101, 102. — saxatilis 101. Motacilla 453, 520, 522, 524, 532. _ alba 248, 420, 472, 521, 522, 596. _ boarula” 472. — melanope 518. — ruticilla 300. Museicapa 300. — atricapilla 249, 490, 518. — collaris 490. — delalandi 300. — grisola 490. luctuosa 52. olivater 300. parva 490. rufescens 300. Nauclerus riocouri 212. Nectarinia 297. — inornata 297, 301. — longirostra 297, 301. Neophron 144, 297, 301. — monachus 154, 155,359. — percnopterus 84, 145 152, 155, 297, 301, 359. — pileatus. 145, 154. Nisaetus bellicosus 184. — spilogaster 185, 186. Nisus badius 169. — communis 170. fringillarius 170. gabar 178. minullus 173, 176. niger 180. niloticus 178, rufiventris 172. sphenurus 169, — tachiro 168. Noctua 297. — perlata 239. — spilogastra 238. — woodfordi 237. Nucifraga 310. — caryocatactes 269, 310, 312, 561. — — macrorhyncha 561. — — relicta 561. — hemispila 310,311,560. — japonica 310, 311. — macrorhyncha310,312. _ multipunctata310, 311, 560. — relicta 310, 311, 312. al Ike Nucifraga rothschildi 310, ol. Numenius arcuatus 502, 509. — tenuirostris 503. Numida coronata 410. — macroceras 350, 406, 408, 409. — maior350,407,408,409, 410. — neumanni406,408,409. — omoensis 350, 407, 408, 409. — ptilorhyncha 407, 408, 409, 410. — somaliensis 407, 408, 409, 410. — toruensis 408, 410, Nyctea nyctea 251. Nycticorax nycticorax502. Samen clangula 505. ferina 250, 504. — fuligula 504. — marila 504, — nyroca 504, — rufina 504. ©edicnemus affinis 332, — oedienemus 331. — senegalensis 331. Oena capensis 350. Oenanthe 52. Oidemia fusca 31, 505. — nigra 314, Onychognathus hartlaubi 568. — preussi 568. Oreoeincla horsfieldi 125. Oriolus oriolus 484. Ornismya 297, 301. — latipennis 297, 301. — simplex 297, 301. Ortygometra parva 500. — porzana 500. Ostinops decumanus 318. Ötocorys 33. — auricularis 137. — nubicus 138, Otomela raddei 44. Otus abessinicus 374. — abyssinicus 230, 231, 374, — brachyotus 230. — capensis 374, — montanus 231, 374. Pachyrhynchus 300, Pandion haliaötus 86, 412. Index. Pandion orientalis 205. — vocifer 205. Paradisea maria 467. Parus aphrodite 459, — blanfordi 459. caeruleus 460, caucasicus 29, coeruleus 29. cyanus 24, graecus 463, languidus 307, lugubris 109, 460, 461, 462, 463. — maior 458, 460. — minor quadrifasciatus31. — pallidus 307. — persicus 29. — pleskei 24, sulfureus 459, — ultramarinus 29. Passer domesticus 476, — hispaniolensis 476. — italiae 476. — montanus123, 125,477, — 483, 521, 522. Passerina 298. — collaris 298. Pastor roseus 484. Pavoncella pugnax 332. Pelecanus onocrotalus 327. — roseus 327. Penelope sibilatrix 134. Perenopterus niger 297, 301. Perdix perdix 425, 500, Pernis 511, 517, 519, 533, 534, 536. — apivorus 86, 511. Phalacrocorax africanus 326. — carbo 506. — Jugubris 326. — pygmaeus 506. Phalaropus lobatus 252. Phasianus 74. — colchicus 425. Phene 297, 301. — gigantea 297, 301. — ossifraga 201, 297,301. Philedon 298. Phileremos alpestris 9. Phoeniconaias minor 339. Phoenicopterusroseus338. Phylidonyris 298, 301. Plıylloscopus rufus 105, 509, 516, 520, 521, 524, 530. — — canariensis 105. | 579 Phylloscopus sibilator516. — — flavescens 104. — — sibilator 104. — trochilus 105, 279,516. Pica 298. — pica 271, 485. Picus maior 252, 291, 292. — martius 444. — viridieanus 498. — viridis 419, 498. Pipra naevia 300. Pisorhina capensis235,236, 374. — icterorhyncha 236. — leucopsis 236. — scapulata 236. — scops 88, 89, 234, 235, 237. — ugandae 236. Pitangus 298. Platalea ajaja 134. — alba 337, — leucorodia 502, — minor 134. — spinicauda 134. Plegadis antumnalis 502. Plotus anhinga 134. Pluvianus aegyptius 329. Poeoptera lugubris 569, Pogonias undatus 390. Pogonorhynchus undatus . 389, 390. Poicephalus aurantiiceps 8376. — bohndorffi 376, — crassus 376. — citriniceps 376. — citrinocapillus 375. — flavicapillus 376. — flavifrons 375,376, 377. — fuseicapillus 376. — rufiventris 375. Poliohierax castanonotus 226. — semitorquatus 224,225. Poliornis rufipennis 197. Polyboroides 160. — radiatus 134, 157, 158, 159. — typicus 157, 159, 359. Porphyrio caeruleus 335. — porphyrio 335. Pratincola 453. — hemprichü 33. maura 33. — rubetra 511, 517, 519, 526. — — dalmatica 100. 580 Prätincola rubetra rubetra 100. — rubicola 33, 101, 509, 510, 526, 527, 530. Prinia deltae 307. — gracilis 307. Pseudaetusspilogaster185. Pseudogyps 148, 149, 151, 152 — africanus 144,149, 150, 152, 359. — fülleborni 151. — schillingsi 150. — zechi 152, Pternistes infuscatus 350. — leucoscepus 350. Pterocles quadricinetus 336. Pterolestes augur 194. Ptilocorys senegalensis 470. Ptilopsis leucotis 233. Ptilorhinus albirostris 568. Pyrophthalma melanoce- phala 118. Pyrrhocheira caffra 568. Pyrrhocorax pyrrhocorax 486 Pyrrhula 298. — europaea 483, 484, — pyrrhula 264, 483,484, Eallus 298, 301. — aquaticus 500. Regulus ignicapillus 458. — regulus 458. Rhinoptilus cinctus 330. — seebohmi 330. Rhynchopsflavirostris326. Riparia riparia 415, 490. Rougetius rougeti 3314. Rubecula hyrcana 9. Ruticilla cairei 92. — phoenicurus 92. — titys 92. — — cairei 9. Saxicola 9, 453, 464. _ albicollis 396,97. — amphileuca 98, So SL, 98, 99, 100. _ aurita 37899, _— —_ amphileuca 94, — — aurita 94, — catarinae 96. — melanoleuca 93, 98,99. — oenanthe 93, 97, 250, 272, 280, 444, 517. Index. Saxicola saltatrix 23. — stapazina 99. Scelospizias sphenurus — tachiro 169. — unduliventer 168, 169. Scolopax rusticola 248,270, 271, 504. _ saturata 123. Scops africana 235. — capensis 235. — giu 235. — leucotis 233. — senegalensis 235. — zorca 231. Scopus umbretta 339. Serinus hortulanus 483, — serinus 483, Serpentarius 157. — orientalis 156, 157. — secretarius 156. — serpentarius 156. Sitta caesia 465, 466, 467. — caucasica 464, 466, — homeyeri 464, — krüperi 31. — neumayeri 466, 467, 468, 470, Sparvius niger 180. Spheniscus demersus 134, — humboldti 134. Spizaetus bellicosus 183, 184. — coronatus 184. — oceipitalis 187. — spilogaster 184, 187. Squatarola squatarola 252. Stephanibyx coronatus 330. — melanopterus 330. Stercorarius pomarinus 264. Stilbopsar kenricki 569. — stuhlmanni 569. Streptopelia barbaru 348. Strix 297. — aceipitrinus 230, — africana 227. — brachyotus 230. — ernesti 243. — ferruginea 297. — flammea 240, 241, 242, 943, — — kirehhoffi 242. — — meridionalis 243. — kirchhoffi 242, 243,244. — lactea 226. — leucotis 233, 234. Strix maculata 242, 243, 244, — paradoxa 242,243,244. — perlata 239. — pusilla 239. — schmitzi 243. — scops 234. — splendens 240, 241, 242, 243, 244. — verreauxi 227. Struthio camelus 325. — massaicus 325. — molybdophanes 325. Sturnus 525, 527, 531. — cincelus 458. — unicolor 311, 558. — vulgaris 248, 268, 271, 275, 311, 484, 539, 558. Sylvia 298. — are all 511,520. cinerea 251. — curruca 114, 115, 250. — jerdoni 115, 116. — nisoria 113. — orphea 115. — — jerdoni 115. — phoenicura 52. — simplex 114, — subalpina 108, 118, 298. — sylvia 114, 117. pam 297. aluco 89, 238. _ nigricantius 238. — suahelicum 238. — umbrinum 237, 238. — woodfordi 237, 238. Syrrhaptes paradoxus 48. Bir. Tadorna tadorna 253. Tantalus ibis 338. Tetraophasis 74. — obscurus 74. — szechenyi 74. Thripias angolensis 398. — namaquus 39. — schoensis 397, 393. Tichodroma 468. — muraria 468. Tinnunculus 222, 518, 520. — alaudarius 219, 223. — arthuri 223. — concolor 215. — neglectus 223. — tinnunculus 224, Totanus calidris 424. — glareola 273, 503. — glottis 424. Totanus littoreus 503. — ochropus 332, 468, 503, 516, 527. — totanus 503. Tricholaema 390. — ansorgei 390. — blandi 390, 391. — flavipunctatum 390. — hirsutum 3%. — lacrymosum 390. — leucomelan 390. — melanocephalum 390. — stigmatothorax390,391. Tringa alpina 503. — canutus 252. — ferruginea 503, 504. Tringoideshypoleucos 332, 503 Trochilus 297, 301. — falcatus 297, 301. Troglodytes 318. — troglodytes 121. Turacus donaldsoni 379. — leucotis 379. — ruspolii 379. Turdus 453, 531. — auritus 300. — cinclus 298, 301. — coburni 314, — iliacus 103, 258, 260, 262, 453, 510, 525, 530. Index. Turdus merula 103, 258, 260, 262, 510. — musicus 103, 258, 260, 262, 510, 522, 523. — pilaris 103, 248, 258, 260, 262, 453, 511, 522, 525, 526, 528, 533. — torquatus 522,523,538. — — alpestris 104. — viscivorus 103, 258, 260, 262. Turtur 359. aegyptiaca 346. albiventris 348, lugens 346. schoanus 347, 348. semitorquatus 347,348. senegalensis 346. turtur 253, 499. — vinaceus 348. Turturoena delegorguei 349. — harterti 349, Tylibyx melanocephalus 331. Tympanistria tympanistria 349. Tyrannus 298. Upupa epops 495. Urinator arcticus 506. 581 Vanellus 508, 509, 510, 523, 524, 529, 530, 531. — cristatus 454. — vanellus 249, 426, 502. Vinago calva 342, 343, 344. — cinereiceps 341. — nudirostris 342, 343, — pytiriopsis 342. — salvadorii 342, 343, 344. — sharpei 342, 343. — waalia 340, 341. Vultur africanus 149. — auricularis 137. — cinereus 39. fulvus 39, 139, 142. kolbei 144, 148. monachus 84. occidentalis 142. oceipitalis 138. orientalis 139. perenopterus 152. rüppelli 144, 148. Xema sabinei 61. Ziosterops niassae 133. — stuhlmanni 133. — toroensis 133. Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. WEN Ba ihe Br E Journ. £.Ornith. 1904. Taf.A. A f Crithagra. estherae Finsch 00. 0.Finsch,n.d.N.pr. Druckv.Wilhelm Greve, Röl.Hoflith Berlin. Journ. f. Ornith. 1904. Tarsık PT Ehay, Gyps fulvus fulvus (Gm.) Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Erklärung zu Tafel 1. Gyps fulvus fulvus (Gm.) 1. 9, sehr alt, Giuvegia, Rumänien, 19. April 1902. 2. ©, med. Dobrudscha, Rumänien, 3. April 1902. 3. ©, jun. Dobrudscha, Rumänien, 7. Mai 1902. Zu beachten: Entwicklung der Hals- und Kopfbefiederung, — Färbung des Kropfschildes nicht verschieden von der der übrigen Unterseite. Rrklärung zu Tafel Il. Gyps fulvus rüppelli (Bp.) 1. ©, sehr alt, 28. Juni 1900, Arussi-Gallaland. 2. 8, adult., 18. Februar 1900, N. Somaliland.. Zu beachten: Ähnlichkeit des Alterskleides mit dem ve Gyps fulvus fulvus (Gm.). Kropfschild jedoch dunkler als die übrige Unterseite. Journ. f. Ornith. 1904, Ta7. ER Gyps fulvus rüppelli (Bp.)‘ inzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. 4 ' f EEE u An Su. u bins nn mn nr ni een Ech A Taf. II. Journ. f. Ornith. 1904. i P: fricanus zechi Erl. ® i ülleborni Erl. 4. Pseudogyps a 1. Pseudogyps africanus africanus (Salvad.) 2. Pseudogyps africanus schillingsi Erl. 3. EN en Togds Somaliland und Abessinien. Deutsch-Ost-Afrika. yassagebiet, Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus BE : { [ us (Salvad.). Steinzeichn. y. 0. Kleinschmidt Formen von Pseudogyps africanus ( a ch ae ® REN Rrklärung zu Tafel II. Pseudogyps africanus (Salvad.) Jugendkleid (Fig. 1a) ähnlich Gyps fulvus iuv., Alterskleider (Fig. 1b, 2, 3, 4) mit weissem Bürzel und Unterflügel, Fig. 2 (mit Flugbild von unten) sichtbar. la. iuv. Ira-Lukw, Arussi-Gallaland 21. Juni 1900. Ib. ad. 9, Fluss Daroli, Arussi-Gallaland, 25. Januar 1901. 2. adult. $, Mkomasi, 20. Februar 1896. Trotha leg. (Mus. Berlin). 3. adult. Rukwa See, Fülleborn leg. (Mus. Berlin). 4. adult. Kratschi, 1. September 1896. Graf Zech leg. (Mus. Berlin). 2, 3 und 4 sind die Typen. Frklärung zu Tafel IV. Oben: 1. Serpentarius serpentarius (Mill.) 4. Juli 1899, Rukwa See, Fülleborn leg. (Mus. Berlin.) Unten: 2. Serpentarius serpentarius orientalis (Verr.) g, 22. September 1900, Abessinien, Managascha bei Adis-Abeba. (Coll. C. v. Erlanger.) Journ. f, Ornith. 1904. Tafs By: 1. Serpentarius serpentarius (Mill.) 2. Serpentarius orientalis Verr. Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. : Buntdruck v. Fr.. Eugen Köhler. (I3n3Y) sayegepw snıoue9 xeII[OW °E (‘gqeJ) snıa7doyjod snıoue> xessıpow "zZ (ydejsıy) snıoue9 snıoue) xeraıjaW "I al Fe ; mie rel RE | j } x | I "FO6L "WO 4° Snequmejuj]-e1s ASyoyy usdngy “ug A pnapyung -(ysesty) SNIOUEY “IOp31PSpusönf "UJ9P3J9>pzuemyag u919g0 A9p Sungsey (13nay) soyegepu 9 "w pun ('gej) snısydorod 9 "w uayasımz p31[Suayasımz "G ;) | | | xeJoljaW 7 u" BESEL Erklärung zu Tafel V. 1. Rehoboth, Damara, Fleck leg. (Mus. Berlin.) 4. g, Igonda, 22. November 1882. Böhm leg. (Mus. 2. & Warabot bei Zeila, N.-Küste des Somalilandes, Berlin.) 13. Januar 1900. (Coll. v. Erlanger.) 5. ©, Scheik-Hussein, Arussi-Gallaland, 3. Juli 1900. 3. d, Ganda-Kore bei Harar, Abessinien, 22. Oktober (Coll. v. Erlanger.) 1900. (Coll. v. Erlanger.) Die mit „b“ bezeichneten Nebenfiguren stellen die Färbung der Sekundärschwingen dar. Die mit „ec“ bezeichneten (in Nummer und Anordnung den Vollbildern entsprechend) die Färbung der oberen Schwanzdecken. 6. 7. 8. Federn des Jugendkleides (Unterseite): 6. M. c. canorus (Rislach), die hellen Binden gehen nicht bis zum Schaft. 7. M. c. metabates (Heugl.), „ » R sehen bis an den Schaft (Schaft dunkel). 8. M. c. poliopterus (Cab.), » » r gehen durch den Schaft (Schaft hell). Erklärung zu Tafel VI. Aceipiterihilgerti Erl. © Fluss Daroli, Arussi-Gallaland, 18. Februar 1901. Typus. Färbung der Augen, der Wachshaut und der Füsse nach Hilgerts Aufzeichnungen. Journ. f. Ornith. 1904. YeBuc WOIG Aceipiter hilgerti Erl. Steinzeichn. v. O. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Journ, f. Ornith. 1904, Taf.vre Accipiter minullus tropicalis Rchw. Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Brklärung zu Tafel WM. Accipiter minullus tropicalis Rehw. Oben: g ad. Umfudu, Süd-Somaliland, 24. Juni 1901. Unten: © ad. Umfudu, Süd-Somaliland, 18. Juni 1901. Brklärung zu Tafel VII. Oben: Accipiter minullus minullus (Daud.) g ad. Kaffernland. Krebs leg. (Mus. Berlin.) Unten: Accipiter minullus intermedius Erl. 9 ad. Abela, Südschoa (Seengebiet), 11. Dez. 1900. Typus Journ. f. Ornith. 1904. at VARIoe Accipiter minullus minullus (Daud.) Aceipiter minullus intermedius Erl. Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Journ. f. Ornith. 1904. Taf IX Hieraaetus spilogaster (Du Bus] Bp.) Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Erklärung zu Tafel IX. Hieraaetus spiüogaster ([Du Bus] Bp.) Gepaartes Paar am Horste erlegt, Hanole, Süd-Somaliland, 1. Juli 1901. Oben: d ad. Unten: 2 ad. Erklärung zu Tafel \. Hieraaetus fasciatus minor Erl. Typen. Gepaartes Paar am Horste erlegt am 24. Februar 1900, Dambale bei Artu, N. Somaliland. Oben: d ad. Unten: 8 ad. (Der Horst enthielt 2 Eier.) Journ. f. Ornith. 1904. Tal.x Hieraaetus fasciatus minor Eri. Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Erklärung zu Tafel Al. Buteo anceps Mir. Brehm. Oben: 9, Harar, Abessinien, 23. Oktober 1900. Unten: g, Mara, Süd-Abessinien (Djam-Djam), 20. Januar 1901. Unten links: Unten rechts: mittlere Schwanzfeder mittlere Schwanzfeder des g. des ®. Journ. f. Ornith. 1904. NUEBES DO Buteo anceps Alfr. Brehm. teinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. ne Omith, 1904. Par x Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Erklärung zu Tafel XI. Milvus. 1. Milvus aegyptius (Gm.) g, El Hota, Süd-Arabien, Sultanat Lahadsch, 23. Dezember 1899. 2. Milvus korschun reichenowi Erl. g, Gafsa, Tunesien, 11. Mai 1899. 3. Milvus korschun korschun (Gm.) Q, Westpreussen, Klein Lutau, 27. Mai 1899. Ovarium 1 cm. gross. ‘0061 A99W829(] "18 ‘ejeg)-erıuum 19p pure "Anl P (P9 D su/fp uny9sa1oy Snap "IX Pen nz Sanıepjg 'IIIX TeL "O]yO“M Usdng “ıq ‘A Spnıpyung YpIug9sump? "O "A "UyDISZuraIS (PQ °P) stuye unyssıoy snajıy ee "TO6L 'ynuaN 'ı "uanor Journ. f. Ornith. 1904. Taf. XIV. | Falco eleonorae schistaceus (Hempr. & Ehr.) Falco eleonorae Gene Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Erklärung zu Tafel XV. Oben: Falco eleonorae schistaceus (Hempr. & Ehr.) Insel Barcan, Rotes Meer. (Mus. Berlin.) Unten: Falco eleonorae Gene. g, Griechenland, 4. August 1897. (Coll. v. Erlanger.) Erklärung zu Tafel X. Falco concolor Temm. Oben: g ad. Domaso, Süd-Somaliland, 15. Mai 1901. Unten: © ad. Domaso, Süd-Somaliland, 14. Mai 1901. Nebenfigur: Eigentümlich verkrüppelter Fuss des 9. (Kralle der Aussenzehe verloren, » „ Hinterzehe missgestaltet.) Journ. f. Ornitn. 1904. YO DKM Falco concolor Temm. teinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Journ. f. Ornith. 1904. Taf. XI Cerchneis tinnunculus arthuri (Gurn.) Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. Erklärung zu Tafel XV. Cerchneis tinnunculus arthuri (Gurn.) Oben: Q©, Ganda-Kore bei Harar, Abessinien, 23. Oktober 1900. Unten: g, Harar, Abessinien, 10. März 1900. Erklärung zu Tafel XV. Cerchneis fieldi EI. Oben 8, unten 3, beide: Warabot [Route Zeila-Djeldessa], Nord-Somaliland, 12. Januar 1900. Journ, f. Ornith. 1904. NEUEIENDE Cerchneis fieldi EIl. Steinzeichn v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. Fr. Eugen Köhler. SE a2 a N y Journ. f. Ornith. 1904. Tar. Xu Asio otus abyssinicus (Guer.) Steinzeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. W. Greve. Erklärung zu Tafel XI. Asio otus abyssinicus (Guer.) Links: Q Ladscho, Süd-Abessinien, 1l. Februar 1901. Unten links: Federn der Unterseite von Asio otus abyssinieus (Guer.) Rechts: 6) Waramgambo, Süd-Abessinien, 18. Februar 1901. Unten rechts: Federn der Unterseite von Asio otus otus (L.) Erklärung zu Tafel AN. Oben: 4Asio leucotis nigrovertex Erl. ©, Roba-Schalo, Abessinien, 1. Dezember 1900. Unten: Asio leucotis leucotis (Temm.) —, Deutsch Südwestafrika, Volkmann leg. (Mus. Berlin.) urn. f. Ornith. 1904. eEuL DRDK. Asio leucotis nigrovertex Erl. Asio leucotis leucotis (Tem.) ızeichn. v. ©. Kleinschmidt. Buntdruck v. W. Greve. u N RE ee ni n. JOURNAL für | ORNITHOLOGIE, GEGRÜNDET VON J. CABANIS Im Auftrage der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow, Kustos der Ornithologischen Abteilung des Kgl. Zoologischen Museums in Beriin, Generalsekretär, der Deutschen Oinithologischen Gesellschaft, Ehrenmitglied der Natur- forschenden ‚Gesellschaft des Osterlandes, der American Ornithologists’, Union, der British Ornithologists’ Union, der Ungarischen Ornithologischen Centrale, der Ornithol, Vereine in Leipzig und München u.a. LII. J ahrsang. 1904. Mit 1 Tafel und 1 Bildnis. Leipzig 1904. Verlag von L. A. Kittler.\, N % N an nr ae London, “ Paris, New-York, ‘Williams & Norgate, 14 FT. Vieweg, rue Richelieu 67. B. Westermann & Co. Henrietta Street, Coventgarden. 812 Broadway. JOURNAL für | G e| 0) ® R " GEGRUNDET VON J. CABANIS Im Auftrage der ‚Deutschen Ornithologischen Gesellschaft Be Ze en 2 pe de herausgegeben von Ba u a BL DE nut ‚Prof. Dr. Ant. Reichenow, Kustos der Ornithologischen Abteilung des Kgl. Zoologischen Museums in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Omitholozischen Gesellschaft. | Heft. Li. Jahrgang. 1904. Ei Eu li,“ ; | Mit 19 Tafeln und 5 Kaften ” 2 Leipzig 1904. +-. ..... ie ‚Verlag von L. A. Kittler. London, Paris, New-York, "Williams & Norgate, 14 F. Vieweg, rue Richelieu 67. B. Westermann & Co. Henrietta Street, Coventgarden. 812 Broadway. Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. JOURNAL N für -ORNITHOLOGIE, GEGRÜNDET VON J. CABANIS Im Auftrage der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft herausgegeben von . Prof. Dr. Ant. Reichenow, Kustos der Ornithologischen Abteilung des Kgl. Zoologischen Museums in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Ormithologischen Gesellschaft. Heft II. LI. Jahrgang. Leipzig 1904. Verlag von L. A. Kittler. - London, Paris, New-York, ‘Williams & Norgate, 14 F. Vieweg, rue Richelieu 67. B. Westermann & Co. Henrietta Street, Coventgarden. 812 Broadway. Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. JOURNAL für ORNITHOLOGIE. GEGRÜNDET VON J. CABANIS Im Auftrage der herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow, Kustos der Ornithologischen Abteilung des Kgl. Zoologischen Museums in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Ormithologischen Gesellschaft. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft Heft Iv. LI. Jahrgang. 1904. Leipzig 1904. , Verlag von L. A. Kittler. ka London, Paris, New-York, Williams & Norgate, 14 F. Vieweg, rue Richelieu 67. B. Westermann & Co. Henriettäa Street, Coventgarden. 812 Broadway. ER N a N AULLRS Bo OO NROgL n% Vplırojpast sol) ANNO TDSOO 10B AENRIEZ RT "SIAVOTHAS OA Aeneon opanAhuusuonrpadxg ap voungeumy usp \oRN un YS9NVTYY A YYIHRIUI OTUV) uonpodxzr np ossugosasp ayosuydeazoog N EN. 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