UrITE NY JOURNAL für ORNITHOLOGIE. GEGRÜNDET VON J. CABANIS Im Auftrage der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft mit Beiträgen von M. Bartels, A. Berger, F. Braun, S. A. Buturlin, Frh. H. Geyr von Schweppenburg, B. Hantzsch, O. Heinroth, F. Helm, E. Hesse, A. König, Harald Baron Loudon, A. Nehrkorn, H. Schalow, E. Snethlage, J. Thienemann, Otto Graf Zedlitz herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow, Zweiter Direktor des Kgl. Zoologischen Museums in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, LVI. Jahrgang. Dit 2 Tafeln. Leipzig 1908. Verlag von L. A. Kittler. London, Paris, New-York, Williams & Norgate, 14 F, Vieweg, rue Richelieu 67. B. Westermann & Co, Henrietia Street, Coventgarden. 812 Broadway. f ö 4. . » Mi ne : ve iA Lf2:P £ DR # KIrER } i I j . {#3 OR ERO HIELTUTIER 2% A ee X et Kart, u Tu N IN 1 ii, WM K Inhalt des LVI. Jahrganges (1908). M. Bartels, Zur Kenntnis der Vogelwelt der Tausendinseln . . 471 A. Berger, [Über Coliuspasser macroura conradsi n. sp.] » . . 487 F. Braun, Über den extranuptialen Gesang und das Phänomen des Spottens . . . . . 146 — Unsere Kenntnis der Orig der Kleinasiatischen "Westküste .. . 939 S.- A. Buturlin, Bemerkungen über die geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien . . » 2 2.2.2... 282 [Anmerkung dazu von H. Schalow] . - > . 2.2... .294 — Berichtigung . . er.) H. Freiherr Geyr von n Schweppenburg, Erwiderung . ee: B. Hantzsch [Über das Studium der arktischen Vögel]. . . . 143 — Beitrag zur Kenntnis d. Vogelwelt d. nordöstlichen Labradors 177, 307 O0. Heinroth, [Über den Tierpark des Herrn Fr. Falz-Fein in Askania Nova] . : . 296 — [Schwinden von Metallglanz auf abgenutztem Gefieder von Cairina moschata] . - - 102208 F. Helm, Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des Stars . 154 E. Hesse, Beobachtungen und Aufzeichnungen in der As ae von Leipzig während des Jahres 1906 . . . le. — Ein Beitrag zur Ornis der näheren Umgegend von "Leipzig 2.5260 A. König, [Über Locustella luscinioides geyri n. sp] . . . . 122 — [Über eine Reise in die arktischen Gewässer] -. - - - . . 125 Harald Baron Loudon und S. A. Buturlin, Eine ornithologische Fahrt an die Matzal Wiek . . ern OR A. Nehrkorn, Rudolf Blasius 7. Eine Lebensskizze mit Bildnis . 1 Ant. Reichenow, [Über Bubo vosseleri n. sp.] . v0 189 — [Über Hapolorhynchus g. n. Typus: Pseudogerygone "albofrontata] 488 — [Über neue afrikanische Arten]. Hierzu Taf. Iu. II. . . . 627 H. Schalow, [Über Nistweise von Garrulus lidti] . - . . . 298 — Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. I. . . » . . 72, 202 — [Nachruf an Ludwig Holtz] . . - ren ec 800 E. Snethlage, Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Basen. |; — Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantns . » » . . . 493 IV Seite J. Thienemann, VII. Jahresbericht (1907) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft . . . 393 Otto Graf Zedlitz, Hat die im Winter niedergegangene Regenmenge einen Einflufs m das Pe einzelner Vögel im Chott- Gebiete südlich des Atlas? . . . eye . 480 Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907 . . . 2... .. 122 Bericht über die Novembersitzung 1907 -. . . .„. „'. „222295 Bericht über die Dezembersitzung 1907 . 2. 2 2 2 202020. 297 Bericht über die Januarsitzung 1908 :. ... 2. 2... wesen Bericht über die Februarsitzung 1908 . -. - . 2 2 2.2.2..808 Bericht über ‘die Märzsitzung 1908 . . =. 2 . 7. m Gere Bericht über Ydie Aprilsitzung 1908 ... 27. ....272 WVessree Miteliederverzeichnis 1908 2°... „222 N. Rn EN ee Dem Herausgeber zugesandte Schriften . | „te 15 ,171.304, 48377628 Abbildungen. Tafel I. Francolinus nobilis. „ 1. Apalis ruficeps, Apalıs murina, Apalis catiodes. Bildnis von R. Blasius. JOURNAL ORNITHOLOGIE Sechsundfünfzigster Jahrgang. No. 1. Januar. 1908. Rudolf Blasius 7. Eine Lebensskizze von A. Nehrkorn. (Mit Bildnis.) Nach überstandener Krankheit mit den besten Hoffnungen erfüllt, gedachte Rudolf Blasius im August d. Js. mit seinem Bruder Wilhelm den internationalen Zoologen-Kongrefs in Boston zu besuchen, um auch bei der Gelegenheit die Vogelwelt jenseits des Oceans kennen zu lernen und neue Eindrücke für das fernere Leben zu sammeln. Unser Rudolf hatte jedoch seine Gesundheit überschätzt. Ein Rückfall einer Brustfellentzündung liefs ihn langsam dahinsiechen, und am 21. September schlief er schmerzlos hinüber. Wir geleiteten in unabsehbarem Leichenzuge den Toten nach dem reformierten Friedhofe, wo er neben seinen Eltern und anderen Verwandten beigesetzt ist. Die Zeitungen aller Schattierungen widmeten dem Dahin- geschiedenen die anerkennendsten Nachrufe, denn er war im wahren Sinne des Wortes „Aller“ Freund. Bei Hoch und Niedrig war die Trauer grols, und viele Tränen sind ihm nachgeweint. Sein Verlust ist, wie der Vorsitzende der Stadtverordneten in seiner Rede ausführte, nahezu unersetzlich, denn seine Wissen- schaft stellte er gern und mit gröfster Bereitwilligkeit in den Dienst der Allgemeinheit und der Öffentlichkeit, und sein joviales und liebenswürdiges Wesen als Arzt und in der Geselligkeit wurde von Jedem hochgeschätzt. Rudolf Blasius wurde am 25. November 1842 in Braun- schweig geboren, hatte also bei seinem Tode nahezu das 65. Lebens- jahr erreicht. Sein Vater war der rühmlichst bekannte Dr. Heinrich Blasius, Professor der Naturgeschichte am derzeitigen Collegium Carolinum und Direktor des Herzoglichen Museums. Die Mutter entstammte einer Oberförster-Familie. Da bei dem Knaben nicht nur im elterlichen Hause, sondern auch bei seinen Grofseltern in Sophienthal (nahe bei Braunschweig) die Liebe zur Natur geweckt Journ. f, Orn. LVI, Jahrg. Januar 1908. 1 2 A. Nehrkorn: wurde, so war es nur zu natürlich, dafs ich mich zu dem Hause Blasius gewaltig hingezogen fühlte. Unsere gemeinsame Vorliebe für die Vogelwelt wurde durch den sehr grofsen Vogelreichtum in Riddagshausen, meinem Heimatsorte, etwa 20 Minuten von Braunschweig entfernt, gefördert. Die derzeit berühmte Eier- sammlung des Professors Blasius war vorbildlich für uns. Der Vater Blasius führte uns Knaben, auch Paul Uhde, den jetzigen Generalleutnant a. D. von Uhde und den jüngeren Bruder von Rudolf, Wilhelm, jetzigen Geheimen Hofrat Professor Dr. Blasius, an schulfreien Nachmittagen in die nahe und fernere Umgebung Braunschweigs, um uns mit allen Zweigen der Natur bekannt zu machen. Die Frucht dieser naturwissenschaftlichen Spaziergänge war eine Schrift von R. Blasius: „Die Vögel der Umgegend Braunschweigs“. R. Blasius bezog, nachdem er zuvor noch einige Semester das Collegium Carolinum besucht und mit seinem Vater eine Reise nach den Alpen gemacht hatte, die Universität Göttingen zum Studium der Medizin. Inzwischen wurden wiederholt Reisen unternommen, z. T. mit seinem Vater, der ihn in wissenschaft- lichen Beobachtungen gründlich unterwies. So treffen wir unseren Freund Pfingsten auf Sylt, wo er das Leben der Seevögel zuerst kennen lernte, dann im Thüringer Walde etc. Uber die ersten Resultate seiner ornithologischen Studien „die Adler“ und die „Ornis Braunschweigs“ sprach er vor der Ornithologen -Ver- sammlung im Waldkater im Bodetale 1863. Ostern 1864 setzte Blasius seine Studien in Zürich fort, von wo aus er die Schweiz nach allen Richtungen hin durchstreifte. Ostern 1865 ging er wieder nach Göttingen. Die grofsen Herbstferien benutzte Blasius zur Anfertigung seiner Doktor-Arbeit, indem er eine grolse Reihe von Eiern verschiedener Gattungen in Bezug auf ihre mikro- skopische Schalen -Struktur untersuchte. Am 30. Januar 1866 wurde er nach „summa cum laude“ bestandenem Examen zum Doctor medicinae, chirurgiae et artis obstetriciae promoviert. Dann folgte im Juli eine Reise nach Oberitalien mit dem Auftrage, einen in der Schlacht von Custozza gefallenen Österreichischen Officier (geborenen Braunschweiger) aufzusuchen. Wegen Zu- stellung seiner Mobilmachungsorder mulste er diese Reise eiligst unterbrechen, um sich als Assistenzarzt bei den Braunschweigischen Truppen in Bayern zu stellen. Nach Absolvierung seines Militär- halbjahres setzte Blasius seine medizinische Ausbildung in Wien fort und machte von dort zum Teil mit seinem Vater und seinem Bruder Ausflüge in ornithologisch interessante Gegenden. Der Winter 1867/68 wurde in Berlin verbracht, und Mitte Februar übernahm Blasius eine Assistenzarzt-Stelle in Göttingen auf kurze Zeit, um schon im April als Assistenzarzt in das Herzoglich Braunschweigische Contingent mit Premier Leutnantsrang einzu- treten. Er hatte somit Gelegenheit, da er inzwischen noch nach Blankenburg a/Harz versetzt wurde, in seinem engeren Vaterlande Eine Lebensskizze von Rudolf Blasius Y. 3 ornithologische Studien zu machen und Land und Leute kennen zu lernen. Am 14. August vermählte sich Blasius mit Mally Hausmann, Grofstochter des Oberbaurats und bekannten Dürer-Sammlers und grofsen Kunstfreundes Hausmann in Hannover, dessen einzig da- stehenden Sammlungen später in seinen Besitz übergingen und die er auch den Kunstfreunden Braunschweigs in mehrfachen Vorträgen zugänglich machte. Die Hochzeitsreise erstreckte sich bis Sicilien, wo sogar der Krater des Aetna bestiegen wurde. Im Frühjahr 1870 erhielt Blasius seine Ernennung als Stabsarzt, und im Juli teilte man ihm ein Feldlazarett des X. Armeekorps zu. In dieser Stellung machte er den Feldzug mit. Bis zum Herbst 1874 blieb Blasius als Stabsarzt in Zabern und bereiste von dort die Vogesen und den Schwarzwald zum Studium der Ornis, zu welchem Zwecke er die reichen ornitho- logischen Sammlungen in Strassburg benutzte. Schon vorher wurden König-Warthausen auf seinem Schlofs Warthausen bei Biberach und Theodor von Heuglin besucht, bei welchem Bla- sius Rat zu einer nach Egypten geplanten Reise holen wollte. Vor seiner Übersiedelung nach Braunschweig als praktischer Arzt besuchte er noch Savoyen, die Riviera und Wien. Im Winter 74/75 leiteten die Gebrüder Blasius (Wilh. Blasius war inzwischen der Nachfolger seines Vaters geworden) die Unterbhandlungen seitens der alten deutschen Ornithologen Gesellschaft mit der jüngeren deutschen ornithologischen Gesellschaft in Berlin. Bei dieser Gelegenheit lernte unser Rudolf Alfred Brehm kennen, mit dem er hinfort befreundet blieb und der uns öfter in Braunschweig besuchte. Brehm vermittelte auch den wissenschaftlichen Verkehr mit Kronprinz Rudolf von Oesterreich. An den Austausch der Publikationen mit diesem schlofs sich ein eingehender Brief- wechsel, der namentlich die Einrichtung von ornithologischen Beobachtungsstationen in Oesterreich-Ungarn im Auge hatte. Im Jahre 1875 fand hier in Braunschweig die erste gemein- schaftliche Versammlung der beiden in Deutschland bestehenden Gesellschaften statt, auf welcher beschlossen wurde, in Deutschland eine Anzahl ornithologischer Beobachtungsstationen einzurichten, wie sie bereits in ähnlicher Weise früher von Middendorff für Rufsland und de Selys-Longcehamps für Belgien und einige andere Länder Europas bestanden. Der erste Bericht pro 1876 wurde von Reichenow, Schalow, Bau und Blasius 1877 im Journal f. Ornithologie veröffentlicht. In den Jahren 76—78 wurden mehrere Reisen unternommen: zur Naturforscherversammlung in Hamburg und im Anschlufs hieran nach Kopenhagen, dann nach den Reichslanden, dem Riesengebirge, Böhmen, Rügen etc. In Berlin trafen sich Radde und Blasius wieder und standen seitdem in stetem freundschaft- lichen brieflichen Meinungsaustausch. 1* 4 A. Nehrkorn: Da Blasius nach dem Tode seines Kollegen Dr. Reck, welcher bisher die hygienischen Arbeiten für die hiesige Stadt gemacht hatte, dessen Tätigkeit übernahm, so wählten ihn seine Mitbürger in die Stadtverordneten-Versammlung und die Regierung übertrug ihm die gegründete Lehrstelle für Hygiene an der Tech- nischen Hochschule. Um sich für die letztgenannte Tätigkeit vorzubereiten, ging Blasius noch auf einige Monate nach München, um bei Pettenkofer im Laboratorium zu arbeiten. Von hier aus wurde auch V. von Tschusi in Hallein besucht und dessen reich- haltigeVogelbalgsammlung besichtigt. Eine Studienreise führte 1881 nach London, wo Blasius Dresser, Salvin, Sharpe u. s. w. kennen lernte und auch Sclater, Forbes und Seebohm besuchte, die im Jahre vorher bei uns in Braunschweig gewesen waren. 1883 besuchte Blasius Altum in Eberswalde, die von Homeyer’s und Andere, und machte einen Abstecher nach Schweden und Norwegen, wo er überall bei befreundeten Ornithologen für methodische Vogelbeobachtungen zu wirken suchte. 1884 im April fand der I. internationale Ornithologen- Congrefs unter dem Protectorate des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich in Wien statt, wo Blasius zum Vorsitzenden des permanenten ornithologischen Comite’s gewählt wurde, welches Amt er 10 Jahre bekleidete. 1885 gab Blasius mit von Hayek zusammen die „Ornis“ heraus, und im selben Jahre unternahm er eine Studienreise nach dem Kaukasus, wo mit dem Freunde Radde die interessantesten Excursionen gemacht wurden. Hierüber berichtet Blasius selbst in seiner Arbeit: „Ein Lebensbild von Gustav Radde“ im Journal für Ornithologie 1904. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Reisen unter- nommen, von denen ich nur diejenigen erwähnen will, über welche Blasius in Vorträgen in Braunschweig und an anderen Orten sprach und welche für uns Örnithologen besonderes Interesse haben. Im Jahre 1887 wurde der bekannte Pfarrer Blasius Hanf in Steiermark besucht. 1888 und 92 galt einem Besuche der Östseeprovinzen, wo bei Middendorff und Graf Keyserling Elche gejagt wurden. 1891 sehen wir unseren Freund auf dem internationalen Ornithologen-Congrefs in Pest. 1902 besuchte er Süd-Frankreich und die Pyrenäen. 1898 fand der IX. internationale Congrefs für Hygiene und Demographie in Madrid statt, 1902 ebendaselbst der internationale medicinische Congrefs, bei welchen Gelegenheiten Blasius in Spanien und Portugal interessante ornithologische Beobachtungen machte, die er uns in Braunschweig in Vorträgen mitteilte. Seine bis ins kleinste mit eisernem Fleifse geführten Tagebücher aller seiner Reisen geben genaue Auskunft auch über die beobachteten Vögel und die verschiedenen Museen. 1899 besuchte Blasius eine ornithologische Versammlung in Sarajevo, wo er mir gegenüber die Tätigkeit Reiser’s besonders Eine Lebensskizze von Rudolf Blasius 7. 5 hervorhob. Im Jahre 1900 wurde Blasius zum Präsidenten der deutschen ornithologischen Gesellschaft gewählt und leitete als solcher zuerst die Feier des 50 jährigen Bestehens der Gesellschaft im Oktober in Leipzig. Seine Art und Weise, Leben und Bewegung in die Versammlung zu bringen, war oft bewunderungswürdig, denn nie zeigte er Ermüdung, sondern stets Jugendfrische. Auch um die Förderung der Einrichtung einer ornithologischen Beobachtungsstation in Rossitten gab sich Blasius grofse Mühe. Bei einem Ausfluge von der Ornithologen-Versammlung in Hamburg nach Helgoland im Jahre 1905 hielt Blasius bei Anbringung einer Gedächtnistafel am Hause Gädke’s die Festrede. Im vergangenen Jahre wurde Blasius von den Vertretern der Stadt zum Stadtrate gewählt, nachdem er wenige Monate zuvor zum Mitgliede des Herzoglichen Landes-Medicinalkollegiums er- nannt war. Im Spätsommer 1906 machte er seine letzte gröfsere Reise nach Siebenbürgen, wo er in unverändeter Frische und Rüstigkeit, tagelang in einsamer Jagdhütte am Negoi hausend, der Gemsenjagd oblag. Von Jugend auf, wie eingangs erwähnt, war ich mit Blasius befreundet. Wir durchstreiften zusammen Wälder und Felder und uns entging kein Laut in der Natur. Schon früh entwickelte sich auch bei Blasius die Freude an der Jagd, für die er zeit- lebens eine grolse Passion zeigte. Wie Blasius mit hervorragenden Geistesgaben ausgestattet war, so wurden seine Herzens-Eigen- schaften noch höher bewertet. Ihn verehrte und liebte ein Jeder; seine Biederkeit und Offenheit, seine Hilfsbereitschaft, wo es gewünscht wurde, und Treue waren allgemein bekannt; daher wurde er denn auch oft gebeten, Nekrologe zu verfassen, weil man wulste, dafs er Nachsicht walten liefs, die guten Eigen- schaften der Menschen in denVordergrund stellte und dieSchwächen zu entschuldigen suchte. Man kann getrost sagen, dafs es wohl wenige Menschen gibt, die ein so glückliches Leben gelebt haben, als unser Rudolf. Bis auf unbedeutende Ausnahmen erfreute er sich selbst sowohl, wie seine Familie der besten Gesundheit und des ungetrübtesten Frohsinns. Den Toten beweinen aufser seiner Witwe 2 Söhne, von denen der älteste Regierungs-Assessor und der jüngste Offizier ist, während die beiden Töchter an Männer in geachteten Lebensstellungen verheiratet sind. Folgende Auszeichnungen erhielt Blasius: Eiserne Kreuz II. Klasse am weilsen Bande. Ritterkreuz I. Klasse des Ordens Heinrichs des Löwen mit Schwertern. Kriegsdenkmünze für 1870/71. Ritterkreuz des badischen Zähringer Löwenordens. Nur nachstehende ornithologische Publikationen seien genannt: „Beobachtungen über die Brut- und Zugverhältnisse der Vögel bei Braunschweig“. (Bericht über die XIV. Versammlung der deutschen Ornitologen-Gesellschaft im Waldkater 1862.) 6 A. Nehrkorn: Eine Lebensskizze von Rudolf Blasius 7. „Die Adler“. Ibidem. „bericht über die 21. Versammlung der deutschen Ornitho- logengesellschaft zu Braunschweig 1875“. „Über die Structur der Eischale“. (Inauguraldissertation, abgedruckt in Z. f. w. Z. 1866). „Jahresberichte des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands“ im Journal f. Ornithologie. „Reise-Bilder aus Schweden und Norwegen“. Zahlreiche Vorträge naturwissenschaftlichen Inhalts im Naturwissenschaftlichen Verein zu Braunschweig und in anderen Städten. Herausgabe von „Die Vogelwarte Helgoland von Gädke, 1. und II. Auflage und die ornithologischen Tagebücher von Gädke. Desgleichen die Vögel Baierns von Jäckel. „Skizze des Wanderzuges der Steppenhühner“. (Monatsschrift 2418. d. VW.) „Beiträge zur Ornithologie Japans“ (ibidem). „Die Abnahme der Drosseln durch den Krammetsvogelfang“ (ibidem). „Studienreise nach Bosnien, Herzegowina und den benach- barten Ländern“ (ibidem). „Reiseskizzen aus dem Nordwesten Frankreichs“ (Journal f. Ornithologie). „Gustav Radde“; ein Lebensbild (ibidem). Zahlreiche Nekrologe etc. Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. Von E. Snethlage, Para. In den Jahren 1903 u. 1904 entsandte das Museu Goeldi, Parä, Brasilien, 2 Expeditionen an den Rio Purüs, einen der srofsen südlichen Nebenflüsse des oberen Amazonas, deren ornitho- logische Ergebnisse im Nachstehenden vorgelegt werden sollen. Die Sammlungen wurden in den Monaten Juni — September 1903 u. Februar — Mai 1904 zusammengebracht und enthalten 567 Bälge in 194 Species, (incl. etwa 15 Bälge, die im Februar 1906 dazukamen). Graf Berlepsch war so freundlich, den gröfsten Teil der gesammelten Bälge zu bestimmen, wonach die zurückgebliebenen dann leicht identificiert werden konnten; ferner stellte er uns die von ihm über die Sammlung gemachten Notizen — wie man sehen wird weitaus der wertvollste Teil der nachstehenden Arbeit — zur Verfügung, wofür ich, als mit der Veröffentlichung beauftragt, den verbindlichsten Dank des Museums hiermit ausspreche. Die von den Sammlern besuchte Gegend ist, wie mir Herr Dr. Huber, der selbst als Botaniker eine der Expeditionen mitmachte, freundlichst mitteilt, ein reines Waldgebiet, nur von wenigen und nicht ausgedehnten ‚‚rocas“ in der Nähe der Ansiedlungen unter- brochen. Die Orte, an denen hauptsächlich gesammelt wurde, sind Cachoeira, Monte Verde, Bom Lugar, Ponto Alegre am mitt- leren u. oberen Rio Purüs, u. Antimary am unteren Acre. Ihre Lage ist aus der beigefügten Kartenskizze zu ersehen. Es wurden gesammelt: 1. Turdus ignobilis debilis Hellm. 2, Bom Lugar, 7. III. 1904. 2. Turdus hauxzwelli Lawr. 9° Cachoeira, 6. VI. 1903; o' Ponto Alegre IV. 1904; Q Cachoeira 5. VII. 1903. Graf Berlepsch bemerkt: „Herr Hellmayr hat diese Vögel mit den Vögeln im Brit. Mus. von Santa Cruz (Peruvian. Amazon.), Iquitos u. Pebas verglichen und völlig übereinstimmend gefunden“. 3. Heleodytes hypostictus (Gould), 9‘ Monte Verde, 27. II. 1904; J' Antimary a./Acre 2. IV. 1904; 9 Ponto Alegre IV. 1904; J' Ponto Alegre IV. 1904; Q Antimary a./Acre 31. III. 1904; Q Ponto Alegre IV. 1904; @ Monte Verde IV. 1904. 4. Thryophilus albipectus (Cab.) 9 Bom Lugar, 1. VIII. 1903; g' Monte Verde, 22. ll. 1904. Die Vögel stimmen, wie ich mich beim Vergleich mit den langen Serien im Zool. Mus. Tring selbst überzeugte, am besten mit albipectus (Cab.) überein. Von Th. a. rufiventris Sel. unter- scheiden sie sich durch rötlichere Färbung der Oberseite; auch der Oberkopf zeigt denselben rötlichen Ton und weicht in der E. Snethlage: \ WAGZRIITTRND® alla, n ; KIIRSLITI fg ZN 1 REN NR MY ı Nphr>B N Stun MR STETS om ki! ROÄUNT ZEN 6ez.v. 6. Krause. en me mann un an a Sammelgebiet des Herrn Garbe (nach v. Iherıng : D Rio Jurua, Rev. de Mus. Paul. vol. W, 790%.) . . Sammelgebiet der Expeditionen des Museu Goeldı C. imary. Monte Verde, P. A. —= Ponto Alegre, A. = Ant Cachoeira, B. L.= Bom Lugar, M.V Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 9 Färbung erheblich von den von Hellmayr (Nov. zool. XIV p. 3.) unter T. albipectus subsp. aufgeführten Vögeln aus Perü ab. 5. Leucolepia modulator rufogularis (Des Murs) 9‘, Cachoeira, 17. VI. 1903. cf. Hellm. Nov. zool. XIV p. 41. 6. Microcerculus bicolor (Des Murs) J', Cachoeira, 23. VI. 1903. Aufser dem Purüsvogel besitzt unsere Sammlung noch 3 Bälge aus Parä. 7. Donacobius atricapillus (L.) 2, Monte Verde, 22. II. 1904; iuv. Bom Lugar, 2. III. 1904; iuv. Bom Lugar, 2. III. 1904. Die oberamazonischen Vögel weichen anscheinend in keiner Weise von den hiesigen (14 Bälge in unserer Sammlung aus Unteramazonien bis Cussary hinauf) ab. 8. *Oyclorhis guianensis (Gul.) ad. gen. inc., Bom Lugar, 25. VII. 1903; ', Monte Verde, 25. II. 1904; 2, Monte Verde, IV. 1904. 9 hiesige Bälge lassen keinen Unterschied erkennen. 9. *Progne chalybea (Gm.) Q, Cachoeira, 15. VI. 1903. 10. *Progne tapera (L.) 9', Cachoeira, 29. VI. 1903, 9, Cachoeira, 6. VII. 1903; 2 Cachoeira, 6. VII. 1903. Die beiden Purpurschwalbenarten vom Purüs unterscheiden sich nicht von den unteramazonischen Vögeln. 11. *Tachyeineta albiventer (Bodd.) 9‘, Cachoeira, 6. VII. 1903; 2 Cachoeira, 6. VII. 1903; 9‘, Monte Verde, 22. II. 1904; © iuv., Monte Verde, 24. II. 1904. Durchaus gleich den unteramazonischen Bälgen. 12. *Atticora fasciata (Gm.) 9‘, Bom Lugar, 16. VII. 1903. — 2 Vögeln vom Rio Capim u. Cunany. 13. *Dacnis angelica De Fil. 3'S', Antimary a/Acre, 30. III. 1904. 14. Dacnis flaviventer (Lafr. et D’Orb.) 5 iuv., Bom Lugar, 30. VI. 1903; 91, Ponto Alegre, IV. 1904. Verbreitungsgebiet des Vogels erstreckt sich weit nach Östen. Ich traf ihn neulich als sehr häufigen, beinahe gemeinen Bewohner des Sertäo (Buschwaldes) der Tapajozinseln am Fufse der unteren Stromschnellen. 15. *Euphonia olivacea Desm. 9, Bom Lugar; V. 1904. 16. *Euphonia melanura Scl. 3, Monte Verde, IV. 1904. 17. *Tanagrella callophrys (Cab.), 2, Ponto Alegre, 6. IV. 1904. 18. Calospiza chilensis (Vig.) 2, Cachoeira, 9. VI. 1903; 9° Cacho- eira, 23. VI. 1903; 9 Bom Lugar 18. VII. 1903; 9° Bom Lugar, 18. VII. 1903; 9, 9, VII. 1903. 19. Calospiga boliviana Bp. 2 Bom Lugar IV. 1904. In Unteramazonien häufig. 10 E. Snethlage: 20. *Calospisa schranki (Spix). I" iuv. Ponto Alegre, IV. 1904. Oberkopf goldgrün mit schwarzen Flecken; wir besitzen aulserdem noch ein erwachsenes Männchen vom oberen Acre (Nebenflufs d. Purüs), nur durch die goldene Scheitelplatte unterschieden. 21. *Calospiza xanthogastra (Sel.). gen. iuv. Antimary a./Acre, 21V: 1904. 22. Tanagra coelestis Spix 9° Cachoeira, 8. VI. 1903; @ Bom Lugar 18. VII. 1903; 9 u. © Bom Lusgar, II. 1906. 23. *Tanagra palmarum melanoptera Scl. 9 Cachoeira, 2. VII. 1903. 24. Rhamphocoelus nigrogularis (Spix) © Bom Lugar, 20. VII. 1903; @ Bom Lugar 4. VIII. 1903; © Bom Lugar, 13. I. 1904; © Bom Lugar, 6. III. 1904; QQ Bom Lugar, IV. 1904; 9‘, 2 Monte Verde, IV. 1904; 9', 91, © Monte Alegre, IV. 1904; 9' Bom Lugar II. 1906. Kommt auch in Unteramazonien vor; wir erhielten ihn aus Monte Alegre, wo ich ihn selbst beobachtete. 25. Rhamphocoelus jacapa connectens Berl. u. Stolzm. 9' Bom Lugar, VII. 1903; 91, 91, Bom Lugar, 8. VIII. 1903; 2 Bom Lugar, IV. 1904; 9 Bom Lugar, II. 1906. Die Männchen von KR. jacapa aus Par&ä und Umgegend unterscheiden sich hauptsächlich durch den starken Purpur- schimmer des Rückens von den Purüsvögeln. Doch gleicht ein Jg‘ aus Marajö vollständig den letzteren. 26. Phoenicothraupis rubra peruviana Tacz. 9° Cachoeira, 17. VI. 1903; Q Cachoeira, 17. VI. 1903; &' Cachoeira, 21. VI. 1903. „Die Vögel vom Purüs sind völlig identisch mit Vögeln von Yurimaguas, woher peruanus Tacz. stammt.“ (Graf Berlepsch.) 27. "Tachyphonus luctuwosus Lafr. et D’Orb., 3, 31, 91, 91, J iuv., 0, 2@ Bom Lugar u. Monte Verde 18. VII. 1903, 20. VIL, 22.. VIL, 1; VIII 1905; 13.1%,,,IV. 1904. Die hiesige Sammlung enthält auch 2 unteramazonische Bälge aus S. Miguel a./Guamä. 28. Nemosia pileata (Bodd.) 9, 9, 9, pull., pull. Monte Verde, Bom Lugar 20.—24. II. 1904 u. II. 1906. Wir haben aufser den Purüsvögeln 17 unteramazonische Bälge in der Museumssammlung, die vom Nordufer des Flusses und den grofsen Mündungsinseln Marajö u. Mexiana stammen. Bei Parä selbst scheint die N. pileata zu fehlen. 29. *Cissopis leveriana (Gm.) 9', 9, 9, Cachoeira, Monte Verde, Bom Lugar 5. VI. 1903—V. 1904. Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 11 30. *Saltator maximus (Müll.) 2, Bom Lugar, 10. VIII. 1903. In Unteramazonien häufig. 31. Saltator azarae D’Orb. gen. inc. 1904. 32. *Pitylus grossus (L.) 2 Bom Lugar, II. 1904. Kommt auch hier nicht selten vor. 33. * Pitylus humeralis (Lawr.) 9, Bom Lugar, 17. VII. 1903. 34. Sporophila castaneiventris Cab. 9, J', I, 1, 9%, Bom Lugar 2. III. 1904 — II. 1906. Geht bis an den Tapajoz. 35. *Sporophila bouvronides (Less.) 5‘, 9 iuv. Bom Lugar, 21. I. 1904 — IV. 1904. cf. Hellm. Novit. Zool. XIV. (1907) p. 8. 36. Paroaria gularis (L.) 91, 94, 9%, 9, 2, Bom Lugar, 3. VIII. 1903 — 13. Ill. 1904. Hier (besonders auf Marajö) häufig. 37. Myospiza aurifrons (Spix). 9‘ Cachoeira, 8. VI. 1903; 9, gen. inc. Bom Lugar, II. 1906. An allen von mir besuchten Orten im S. des Amazonas häufig. In Marajö u. Monte Alegre fand ich dagegen M. manimbe (Licht.). 38. Gymmostinops yuracarium (Cass.) 3', 28. IV. 1903. 39. "Xanthornus decumanus Pall. 5, 2, Cachoeira 30. VI. 1903 — 5. VII. 1903. Hier nicht selten (auf Marajö!). 40. *leterus croconotus (Wagl.) %, Bom Lugar, 1904. Der Vogel ist in Monte Alegre nicht selten; fällt durch seinen schönen Gesang auf. 41. *Lampropsar tanagrinus (Spix) 9, 91, 95 9, 9, 9 9 9, Cachoeira, Bom Lugar, Ponto Alegre, 9. VI. 1903 — IV. 1904. 42. *Molothrus bonariensis (Gm.) 9, Monte Verde, IV. 1904. 43. *Copurus colonus (Vieill.) 9, 9, 9, 9, 9, Bom Lugar, Monte Verde 28. VII. 1903 — 23. Il. 1904. 44. Pyrocephalus rubineus (Bodd.) 9‘, 91, 9%, 94, 94 94 04 Jh, 9, O1, Ch 9, 9, 2, 9, 9, Cachoeira, Bom Lugar, Monte Verde, 21. VI. 1903 — V. 1904. Ein Balg unserer Sammlung stammt aus Monte Alegre, also aus Unteramazonien. 45. *Myiobius barbatus subsp. %, 2, Bom Lugar 5. u. 10. VIII. 1903. Die Vögel kommen der Bahiaform M. b. zanthpygus (Pix) am nächsten, indem sie Brust und Körperseiten olivenocker- bräunlich überlaufen haben. 12 E. Snethlage: 46. *Ochthornis littoralis (Pelz.) 9', gen. inc, Bom Lugar 1. 1904 u. II. 1906. 47. " Todirostrum chrysocrotaphum Strickl.? 9° iuv. Monte Verde, 24. 11. 1904. „Ein junger Vogel, nicht mit Sicherheit zu bestimmen“. (Graf Berlepsch). 48. Todirostrum maculatum signatum Scl. et Salv. @ iuv. Monte Verde, 22. II. 1904. 49. *Euscarthmus zosterops Pelz. 3', Monte Verde, 20. II. 1904. Graf Berlepsch schreibt: „an subsp? weicht von Nattererschen Vögeln durch viel lebhafter gelben Bauch ab. Man mülste mehr Exemplare von dieser Localität vergleichen“. 50. *Sublegatus fasciatus (Thunb. 9, Bom Lugar, IV. 1904. Ein zweites Stück unserer Sammlung stammt aus Mexiana. 51. *Legatus albicollis (Vieill.) S', Monte Verde, 19. II. 1904. In Parä u. Umgegend häufiger Vogel. 52. "Myiozetetes similis (Spix) 2, X Cachoeira, Monte Verde, 6. VI. 1903, 27. Il. 1904. 53. *Myiozetetes granadensis Lawr. 9 Bom Lugar, VII. 1903. 54. "Rhynchocyclus viridiceps Scl. et Salv. @, Monte Verde, 25. VI. 1904. 55. *Surystes albocinereus Scl. et Salv. 9%, Bom Lugar, 22. VII. 1903. „Stimmt gut mit Bogotä-Vögeln überein“ (Graf Berlepsch). 56. *Megarhynchus pitangua (L.) 9, X, Bom Lugar, 17. II. 1903. —V. 1904. Die Sammlung enthält aufserdem 1 Exemplar aus Cussary, Unteramazonien. 57." Onipodectes subbrunneus minor Scl. 9, 19. II. 1903. 58. * Pipra fasciicauda purusiana Sn. 0', Q', 0, Q, O1, Od, QI, d, I, Ch, 9%, J iuv., Q' iuv., 9, 9, Bom Lugar, Ponto Alegre, Monte Verde 20. III. 1904.—V. 1904. 59. * Pipra rubricapilla Temm. 9', 9, Cachoeira, 16.—24. VI. 1903. „Durchaus übereinstimmend mit Bahia „Exemplaren“ (Graf Berlepsch). Auch von den hiesigen Vögeln weicht der oberama- zonische Balg nicht ab. 60. *Pipra coelesti-pileata Goeldi 9‘, 91, 9, Cachoeira, 19.--24. VI. 1903. 61. Cirrhopipra filicauda (Spix). ©', O', 0‘, ©‘, O' Cachoeira, 8. V1.—2. VII. 1903. 62. *Scotothorus turdinus amazonus (Sel.) 2, Bom Lugar; IV. 1904. 63. Schiffornis maior Bp. 9, Bom Lugar, 1. III. 1904. Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 13 64. Tityra cayana (L.) ', 1904. Nicht selten bei Parä. 65. *Tityra semifasciata (Spix) X, Cachoeira, 10 VI. 1903. 4 weitere Bälge dieses Vogels besitzen wir aus Marajö u. bras. Guiana (Maracä). 66. *Hadrostomus minor (Less.) 9, 9, 9, Cachoeira, Bom Lugar, Ponto Alegre, 3. VII. 1903—IV. 1904. 67. * Pachyrhamphus niger (Spix). 9', 9, Monte Verde, Bom Lugar, 28. VII. 1903.—26. VI. 1904. In Unteramazonien nicht selten. 68. Lathria cinerea (Vieill.) 5, 9, 9, Bom Lugar, Monte Verde, 20. VI. 1903—18. II. 1904. Häufiger Vogel in den hiesigen Urwäldern. 69. *Attila bolivianus Lafr. 5, Cachoeira, 3. VII. 1903. „Nicht verschieden von Vögeln aus Matto grosso“ (Graf Berlepsch). 70. *Cotinga maynana (L.) 3‘, 9, S', %, Bom Lugar, 25. VII. 1903 04. 71. *Querula purpurata (P. L. S. Müll.) 5, 9, Cachoeira, 8. VI. 1903. Hier nicht selten. 72. Gymnoderus foetidus (L.) 9‘, Monte Verde, 25. II. 1904. Weitere 3 Stücke der Saınmlung stammen aus Parä selbst u. Mexiana. 73. Cephalopterus ornatus Geoffr. 1 Kopf (von Indianern geschenkt). 74. *Furnarius leucopus Sw. 91, 94, 9, 9, 9, gen. inc. Cachoeira, Bon Lugar, 8. VI. 1903—V. 1904. 75. *Synallaxis guianensis (Gm.) 9, 9%, 9, Monte Verde, Bom Lugar, 19. II.—22. III. 1904.}) 76. *Synallaxis mustelina Pelz. 9, Monte Verde 2. II. 1904. 1 weiteres Exemplar aus Monte Alegre. 77. *Siptornis vulpina alopecias (Pelz.) 5, 9, 9, iuv., Cachoeira, Bom Lugar, Monte Verde, 2. VII. 1903—1V. 1904. 78. Siptornis hyposticta Pelz. 2 iuv., Cachoeira, 1. VII. 1903. 79. *Automolus ochrolaemus turdinus Pelz. 9 iuv. Cachoeira, 9. VI. 1903. 1) Graf Berlepsch schreibt: ‚‚Die Vögel vom oberen Amazonas u. vom Rio Purüs haben etwas mehr rötlich überlaufene Unterseite als typische Guiana-Vögel“. Dagegen stimmen sie mit den hiesigen — von denen einige aller- dings hellere Unterseite haben — gut überein. 14 E. Snethlage: 80. * Philydor rufipileatus (Pelz.) 9, Bom Lugar, 19. III. 1904. 81. *Philydor erythrocercus (Pelz.) 9, 20. VI. 1903. Bei Parä nicht selten. 82. Xenops genibarbis Illig. 9, Cachoeira, 12. VI. 1903. Bei Parä nicht selten. 83. *Sittasomus amazonus Lafr. 5, 9, gen. inc., Monte Verde, Ponto Alegre, 23. II. — IV. 1904. Ich brachte den Vogel neulich auch vom Tapajoz mit. 84. Dendrornis rostripallens Des Murs. 9‘, 9%, 94, 9, gen. inc., gen. inc., Cachoeira, Bom Lugar, Ponto Alegre, Monte Verde, 7. VI. 1903 — IV. 1904. 85. Dendrornis ocellata (Spix). 9, Bom Lugar, 17. III. 1904. 86. "Dendroplex picus kieneri (Des Murs). 9, Monte Verde, 27. II. 1904. „Der Vogel vom Rio Purüs hat längeren stärkeren Schnabel, etwas bräunlichere (weniger olivfarbige) Brust und Abdomen und etwas dunkleren Rücken, Flügel und Schwanz als die Guiana-Vögel und mufs daher unter dem obigen Namen abgetrennt werden.“ (Graf Berlepsch). Von unserer sehr grofsen Serie unteramazonischer Dendro- plex picus (Gm.) (37 Bälge) unterscheidet sich der oberamazonische Vogel in der Färbung in der von Graf Berlepsch angegebenen Weise. Länge und Stärke des Schnabels ist dagegen bei ersteren sehr wechselnd, so dafs verschiedene Vögel einen ebenso starken und mindestens so langen Schnabel haben wie das Purüs-Exem- plar von D. kieneri. 87. *Dendrexetastes devillei (Lafr) ©, 9, Bom Lugar, Ponto Alegre, 7. VIII. 1903 — IV. 1904. 88. * Xiphocolaptes promeropirhynchus subsp. nov. 9‘, Cachoeira, 17. VI. 1903. Graf Berlepsch schreibt hierzu: „Xiphocolaptes, X. promeropirhyncho affınis, differt pilei striis fulvo-albis multo latioribus, ventris pogonis utroque cinna- momeo limbatis, maculis ventris medii nigrescentibus fere evanes- centibus, nec non rostro longiore et pallidiore (albido-corneo). al. 146, caud. 1241/,, culm. bau, itars. 321), mm; Unterscheidet sich von allen Formen der promeropirhynchus- Gruppe durch fast vollständigen Mangel von schwarzen Flecken- binden in der Bauchmitte, sehr viel breitere rötlichweilse Schaft- streifen des Oberkopfes und des Ober- und Seitenhalses, sowie durch die zimmtbraunen Säume an den Bauchfedern, welche bei andern Arten der promeropirhynchus-Gruppe nicht vorkommen (wohl aber bei denen der maior-Gruppe), ferner durch helleren, weifslicheren Schnabel, der viel länger ist als bei promeropi- Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 15 rhynchus, aber nicht ganz so lang als bei H. orenocensis Berl. u. Hartert.“ Ich habe vorstehender Beschreibung nichts hinzuzufügen. Obwohl ich mir bewufst bin, dafs hiernach die Namengebung mir eigentlich nicht zukommt, schlage ich für den neuen Vogel den Namen Xiphocolaptes promeropirhynchus berlepschi vor. 89. Nasica longerostris (Vieill.). ‘, Ponto Alegre, IV. 1904. Die Sammlung enthält 5 weitere Bälge dieses Vogels aus Unteramazonien. 90. Dendrocincla phaeochroa Berl.et Hart. 3‘, Cachoeira, 18.V1.1903. 91. Dendrocolaptes certhia juruanus Ihering. 9‘, 9, Cachoeira, Bom Lugar, 1. VII. 1903 — V. 1904. „Pine sehr schwache Conspecies von D. certhia. Die Purtis- Vögel stimmen mit denen vom Juruä überein. (Graf Berlepsch). 92. Thamnophilus melanurus Gld. I‘, 9, 9%, 91, C4, 9, Cachoeira, Bom Lugar, Monte Verde, 10. VI. 1903 — 27. II. 1904. 93. Thamnophilus radiatus subradiatus Berl. 31,1, 0,9, 9,9, Q, 9, Cachoeira, Bom Lugar, Monte Verde, Ponto Alegre, 6. VII 1903 — V. 1904 u. II. 1906. 94. *Thamnophilus ruficollis (Spix). I iuv., Bom Lugar, 2. III. 1904. In den Wäldern bei Parä sehr häufiger Vogel. 95. Thamnophilus vuruanus Ihering. 9‘, 9, Monte Verde, 20. II. — IV. 1904. „Durchaus übereinstimmend mit typischen Vögeln vom Juruä.“ (Graf Berlepsch). 9%. Pygoptila stellaris (Spix). I, 91, 91, 9, 9, Bom Lugar, Ponto Alegre, 1. VIII. 1903 — IV. 1904. Auch in Unteramazonien nicht selten. 97. Dysithamnus schistaceus (D’Orb.). 3, JS iuv., Q, Ponto Alegre, IV. 1904. „Nicht verschieden von typischen Bolivia-Vögeln.“ (Graf Berlepsch). 98. *Thamnomanes glaucus Cab. 31,9, Ponto Alegre, 5—6. IV. 1904. 99. *Myrmotherula pygmaea (Gm.). 9‘, 91, 9, pull., Bom Lugar, 31. VII. 1903 — 20. III. 1904. 100. *Myrmotherula gutturalis leucophthalma (Pelz.)? 9, Bom Lugar, 18. VII. 1903. Mit Beziehung auf diesen und einen andern, aus Marajö stammenden Balg schreibt Graf Berlepsch: 16 E. Snethlage: „Diese Vögel unterscheiden sich von M. gutturalis Scl. et Salv. von Cayenne u. Brit. Guiana durch die schwarzbraunen statt olivenrostbraunen Oberflügeldeckfedern und die viel gröfseren rostgelben Spitzenflecke an denselben. Im Übrigen stehen sie der M. sororia Berl. u. Stolzm. (typ. ex Rio Tigre) am nächsten, unterscheiden sich nur durch viel gröfsere weifse Spitzenflecke der schwarzen Kehlfedern (vielleicht individueller Unterschied) und den rostbraunen, statt schwärzlichbraunen Schwanz. Wahr- scheinlich gehören sie zu M. leucophthalma (Pelz.), beschrieben als Formicivora leucophthalma nach einem Weibchen von Salto do Girao (Madeira). Der Marajö-Vogel unterscheidet sich von dem Purüs-Vogel durch mehr rötlichbraun überlaufene statt grau- braune Oberseite, mehr ausgedehnte aschgraue Färbung an der Unterbrust und mattere, mehr eingeschränkte nicht so rötlich- olivenbraune Bauchfärbung. In Bezug auf die Färbung der Ober- seite gleicht der Marajö-Vogel mehr dem Typus von sororia vom Rio Tigre. Ob diese Färbungsdifferenzen constant sind, kann ich nach dem spärlichen bis jetzt vorliegenden Material nicht feststellen. Um in betreff der Formicivora leucophthalma (Pelz.) sicher urteilen zu können, mülsten alte 3'G° von Salto do Girao (Rio Madeira) verglichen werden.“ 101. *Myrmotherula haematonota (Scl.). S', 2, Cachoeira, 13.—16. \1..1903. Ich fand den Vogel vor kurzem auch am Rio Tapajoz. 102. *Myrmotherula hauzwelli (Sel.) 9, Bom Lugar, 3. III. 1903. Unterscheidet sich von QQ unserer unteramazonischen M. hellmayri Sn. aulser durch Vorhandensein des weilsen Rücken- fleckes noch durch weilsliche Kehle und im allgemeinen mattere Färbung, besonders der Unterseite. 103. Myrmotherula azillaris (Vieill.). 9‘, 9, Cachoeira, 23. VI. 1903 — 1904. Die häufigste Myrmotherula-Art in unserer Gegend. 104. "Myrmotherula minor Salvad. 91, Bom Lugar, 10. II. 1904. 105. *Myrmotherula menetriesi (D’Orb.). ', 1, 9, 9, Bom Lugar, Monte Verde, Ponto Alegre, 10. VIll. 1903 — 5. IV. 1904. 106. *Formicivora bicolor Pelz. 3, 2, Bom Lugar, 5. VIII. 1903. Häufig am Rio Tapajoz. 107. Myrmelastes hyperythrus (Gld.) 9, I, I, 9%, 4, 9, Jiuv., ©, Bom Lugar, Monte Verde, Pouto Alegre, 5. VIll. 1903 — IV. 1904. 108. "Myrmelastes sp. nov. 9, 9, Bom Lugar, Ponto Alegre, 21. VII. 1903 — IV. 1904. Graf Berlepsch schreibt: „Diese neue Art steht dem M. melanoceps (Spix) am nächsten, jedoch unterscheidet sich das 9° von dem {9° jener Art Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 17 durch das Vorhandensein eines grofsen weilsen Fleckes am Grunde des Oberrückens, der bei jenem vollständig fehlt, ferner durch längere Flügel, längeren, mehr gestuften Schwanz, auch etwas matteres Schwarz des Körpers. Das © ist total verschieden von dem des M. melanoceps: Oberseite hell rostrot, Oberrücken mit grofsem weilsem Fleck am Grunde, Oberkopf mehr rostbräunlich, Stirn, Zügelgegend und Kopfseiten schieferschwärzlich gefärbt. Kehle weifs. Ubriges Abdomen rostgelbbraun, Mittellinie weifslich. Die Färbung des J° ist ein etwas stumpfes Schwarz — die einzelnen Federn haben graue Basen —, deutlicher Rückenfleck, kleine Oberflügeldecken und Federn des Flügelbugs z. T. weils. „Iris rot‘‘ Mafse: Gesmtl.: 200 (JS) u. 195 (2) mm. Flügell.: 92 mm. (9°), 89mm. (9), Schwanzl.: 83 mm. (1) 74 mm. (2), Schnabell.: 13 mm. (C), 11 mm. (9), Tarsus: 38 mm. Ich nenne die Art zu Ehren des hochverdienten Erforschers vom Amazonien „Myrmelastes goeldü“. 109. *Cercomacra sclateri Hellm. 9, 9, Bom Lugar, 1. u. 21. VII. 1903. 2 unteramazonische Bälge unserer Sammlung stammen vom Rio Guamä und Rio Capim. 110. *Cercomacra approximans Pelz. 9, 9, Monte Verde, 25. II. — IV. 1904. 111. *Sclateria argentata (Des Murs). 9, Ponto Alegre, IV. 1904. 112. Hypocnemis cantator peruvianus Tacz. J“, 9, Bom Lugar, 3. VIII. 1903— 1904. 113. Hypocnemis maculicauda Pelz. &', J' iuv., Cachoeira, Ponto Alegre, 1. VII. 1903 — IV. 1904. Der Vogel kommt auch hier (Rio Capim!) vor und war am Tapajoz häufig. 114. *Hypocnemis myotherina melanolaema Sel. dg', Cachoeira, 24. VII. 1903. 115. Hypocnemis leucophrys angustirostris (Cab.). 1, 94, 9% 9%, o, Ch, 9, 94, Hiuv., Kiuv., 9, 9, 9, Cachoeira, Bom Lugar, Monte Verde, 6. VI. 1903 — 26. II, 1904. In der Sammlung befinden sich aufserdem Bälge aus Ounani u. vom Rio Tapajoz. 116. *Dichrosona cincta (Pelz.). 9, Cachoeira, 17. VI. 1903. 117. *Gymnopithys melanosticta Sc]. et Salv. ad. 91, 91, Cachoeira, 19.—23. VI. 1903. 118. Formicarius analis (Lafr. et D’Orb.). 9, 9, 9, Bom Lugar, 20. VII. 1903 — 13. II. 1904. 119. *Formicarius colma nigrifrons Gld. 9, Q iuv., Bom Lugar, Ponto Alegre, 25. VII. 1903 — IV. 1904. Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Januar 1908. 2 18 E. Snethlage: 120. *Grallaria berlepschi Hellm. 9%, ©‘ iuv., Bom Lugar, 16. u. 17. III. 1904. „Diese Vögel sind von Hellmayr selbst als zu seiner @. berlepschi gehörig anerkannt worden.“ (Graf Berlepsch). 121. *Conopophaga peruviana Des Murs. o', 9, Bom Lugar, Ponto Alegre, 31. III. — IV. 1904. „Im Vergleich mit einem 9° ad. aus Ost-Ecuador habe ich einige Unterschiede notiert. Hellmayr schreibt mir aber, dafs die Purüs-Vögel völlig mit topotypischen Exemplaren vom peru- anischen Amazonas übereinstimmen. (Graf Berlepsch). 122. *Phaöthornis filippii (Bourc.) gen. inc. Cachoeira, VI. 1903. Ein Formolbalg, der jedoch durch den graden Schnabel und die rostrote Unterseite leicht kenntlich ist. 123. Hydropsalis elimacocercus Tsch. 9‘, 9, Monte Verde, 23. 1. — IV. 1904. „Das 9 hat sehr viel längeren Schwanz als meine Vögel von Peru und Bolivia. Die Oberseite erscheint heller, mehr röstlich-sandfarben; namentlich auch der Scheitel heller mit kleineren schwarzen Flecken gezeichnet. Die Flügel sind nur wenig länger. gt al. 165, caud. 171, eulm. 13, tars. 17 mm.” (Graf Berlepsch). 124. Chordeiles rupestris (Spix). O1, 94 95 9, 9, % N 2,9 gen. inc., Cachoeira, Bom Lugar, 4.—28. VII. 125. ntrostoinss parvulus (Gld.). J° iuv., 1904. 126. Melanerpes ceruentatus (Bodd.), 9, Q1, 91, 1, O1, 91, 0, 9 Q,9, 9, Bom Lugar, Monte Verde, Antimary a./Acre, 20. VII. 1903 — V. 1904. Alle Vögel haben einen ganz deutlichen gelben Nackenstreif; stimmen überhaupt vollständig mit unseren zweifellosen Exemplaren aus Unteramazonien überein. 127. Veniliornis ruficeps haematostigma Malh. 9, Q' iuv., Bom Lugar, 18. VIL 1903. Die Gesamtfärbung ist matter als bei unteramazonischen V. ruficeps (Spix). 128. *Veniliornis agilis (Cab. et Heine) 91, 91, Ponto Alegre, Bom Lugar, IV. 1904. 129. Crocomorphus flavus (Müll) 9, 9, 9, Ponto Alegre, Bom Lugar, IV. 1904. „subsp. Die Vögel vom oberen Amazonenstrom unterscheiden sich vom typischen flavus dadurch, dafs die Armschwingen und die Aufsenfahnen der Primärschwingen sowie die längsten Ober- flüigeldeckfedern rauchschwärzlich mit schwacher zimmetbrauner Mischung gefärbt sind, statt einfarbig zimmetrotbraun.“ (Graf Berlepsch). - Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 19 Bei C©. flavus vom unteren Amazonas tritt die zimmetbraune Färbung an den Flügeln noch mehr zurück als bei den Purüs- Vögeln. Bei einigen Stücken ist sie ganz verschwunden. 130. Celeus grammicus (Malh.) 91, Bom Lugar, 18. VII. 1903. 131. Campephilus melanoleucus (Gm.) 9, 9, Cachoeira 1. VII. — 2. IX. 1903. In der Sammlung aufserdem noch vom unteren Amazonas (Nordufer) und aus Maranhäo vertreten. 132. Campephilus trachelopyrus (Malh.) 9‘, Bom Lugar, 29. VII. 1903. 133. *Picumnus rufiventer (Bp.) iuv. Ponto Alegre, IV. 1904. 134. *Ceryle inda (L.) 9, Bom Lugar, 22. VII. 1903. Wie die folgende Art auch in Unteramazonien häufig. 135. „Ueryle americana (Gm.) 9, 9, Monte Verde, Bom Lugar, IV. 1904. 136. Momotus martii Spix. 9, Oco do Mundo, 27. VIII. 1903. 2 weitere Exemplare dieses schönen Vogels erhielt ich neulich am Tapajoz. 137. *Momotus momota (L.) 9‘, 9, 9,9, 9, Cachoeira, Ponto Alegre, Bom Lugar, 1. VII. 1903 — V. 1904. „Die Vögel stimmen im Wesentlichen überein mit einem Vogel von Brit. Guiana und einem solchen von Barra do Rio Negro (coll. Natt.); sie haben nur weniger ausgedehnten und nicht so scharf abgegrenzten rotbraunen Nackenfleck und etwas kürzere Flügel. M. momota paraensis von Parä hat viel inten- siveren dunkelkastanienbraunen scharf, abgegrenzten Nackenfleck“. (Graf Berlepsch). 138. Trogon atricollis Vieill. 9, 17. VI. 1903. a = unserer Sammlung befinden sich auch 2 unteramazonische tücke. 139 *Trogon ramonianus (Dev. et Des Murs) 9%, Bom Lugar, 1. VIIl. 1903. 140. Trogon viridis L. 9, 20. VI. 1903. Häufiger Trogon in Unteramazonien. 141. Trogon melanurus Sws. 9', 2, 9, Cachoeira, 7.—30. VI. 1903 Häufig in Unteramazonien. 142. *Capito amazonicus Des Murs 9‘, 91, 9, 9, Ponto Alegre IV. 1904. 143. Capito aurantüicollis (Scl.) 9, 91, 91, 9, 9, 9, Jiuv. Cachoeira, Ponto Alegre, Bom Lugar, Canacury, 3. VII. 1903 — IV. 1904. 144. Rhamphastos cuvieri Wagl. 9, 9, 9, Bom Lugar, 13. VII. 1903 — 19. IV. 1904. . 20 E. Snethlage: Das 9 hat einen bedeutend kleineren Schnabel als die J'C, kaum grölser als der von Rh. culminatus. Von letzterem unterscheidet er sich jedoch durch das Fehlen der concaven Finsenkung auf beiden Seiten der Schnabelfirste. 145. Rhamphastos culminatus Gould. 9, Cachoeira, 12. VI. 1903. 146. * Pteroglossus castanotis Gould. 9‘, 91, 9, gen. inc. Cachoeira, Oco do Mundo, Bom Lugar, 7. VI. 1903 — 13. II. 1904. 147. Pteroglossus flavirostris mariae Gould. 9‘, 9‘, Ponto Alegre, IV. 1904. 148. Pteroglossus beauharnaisi Wagl. 1 gen. inc. 1903. 149. Pteroglossus humboldti Wagl. 9' Ponto Alegre, IV. 1903. 150. Galbula tombacea cyanescens Dev. J', J', 01, I, 91, 91,01, 9,9, Q, 9, Bom Lugar, Monte Verde, Ponto Alegre, IL—IV. 1904. 151. Galbula cyaneicollis Cass. 9° Cachoeira, 17. VI. 1903. Graf Berlepsch macht mich darauf aufmerksam, dafs der Purusvogel viel dunklere Unterseite habe als sein aus Parä stammendes 9, weniger Blau an den Backen und längeren, dunk- leren Schnabel. Die QQ2 von cyneicollis sind sämtlich viel blasser auf der Unterseite als die Jg‘. Die Blaufärbung der Kopfseiten variiert ziemlich, Schnabellänge und Färbung ist sehr verschieden; ein Q' aus Monte Alegre hat z. B. ganz gelben Schnabel. Der Purüsvogel hat kein Merkmal, das sich nicht bei einem oder mehreren der 13 unteramazonischen Bälge, mit denen ich ihn verglich, wiederfindet. 152. *Brachygalba albigularis (Spix) 91, Q, Monte Verde, 18. II. 1904. 153. Galbaleyrhynchus purusianus Goeldi J', 91, 91,9, 9,9 9,9, 9, 4 gen. inc. Bom Lugar, Monte Verde, Ponto Alegre, 18. VII. 1903 — 1V. 1904. 154. Jacamerops aurea (P. L. S. Müll.) 9, 9, 9, Bom Lugar, 13.—15. VIII. 1903. Kommt auch in Unteramazonien vor. 155. *Bucco dysoni hyperrhynchus Bp. 9, 20. VI. 1903. Stimmt genau mit einigen unserer unteramazonischen Bälge von B. hyperrhynchus überein. 156. Bucco macrodactylus (Spix) ©‘, 91, 9, Monte Verde, Bom Lugar, 22. I. — 12. III. 1904. 157. Malacoptila rufa (Spix) 9, Cachoeira, 19. VI. 1903. In Unteramazonien nicht selten. 158. *Monasa flavirostris Strickl. 9, @', Bom Lugar, Monte Verde, 13. II. — IV. 1904. 159. *Monasa morpheus peruana Scl. 91, 9, 9, Cachoeira, 17. —20. VI. 1903. Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 21 160. Monasa nigrifrons Spix. 01, 91, 91, 0 9, Rn v Q, 9, Bom Lugar, Cachoeira, 9. VI. 1903 — 13. 1. „Die Vögel vom Rio Purüs zeigen Be ehschnittfieh etwas hellere Färbung als diejenigen vom peruanischen Amazonas.“ (Graf Berlepsch.) Zwischen den Purüsvögeln und 5 unteramazonischen Bälgen, die wir besitzen, kann ich keinen Unterschied finden. . Chelidoptera tenebrosa (Pall.) 3, J', De oe Re oe Lugar, 10. VII. 1903 — 2. 11. In Unteramazonien sehr häufig. 162. Piaya cayana subsp. nov? 9, 9, 1 gen. inc. Bom Lugar, Monte Verde, 5. VIII. 1903 — 17. II. 1904. „Unterscheidet sich von P. cayana durch viel duuklere braune, weniger fuchsrotbraune Oberseite und schwärzliche statt hell aschgraue Unterschwanzdeckfedern, von P. c. nigrierissa durch aschgraue statt schwarze Tibien und schwarzgraue statt ganz schwarzes crissum, sowie durch ganz schwarze Unterseite des Schwanzes.‘ (Graf Berlepsch). Einige unserer unteramazonischen Bälge — die im allgemeinen heller sind — kommen den oberamazonischen Vögeln in der Fär- bung sehr nahe, doch sind die Unterschwanzdecken der letzteren stets dunkler. Man könnte die neue subspecies Piaya cayana obscura nennen, wenn sie nicht mit P. c. cabanisi Allen, die laut Rev. do Mus. Paul. 1904, B. VI. Herr Garve vom Jurua mitbrachte, identisch ist. 163. Piaya rutila (Ill.) 9, 9, 9, Cachoeira, Bom Lugar, Ponto Alegre, 7. VI. 1903 — IV. 1904. Unteramazonische Bälge — nach dem Cat. Brit. Mus. als P. minuta (Vieill.) bestimmt, haben auf der Oberseite einen dunkeln Kupferschimmer, während die Purüsvögel mehr bräunlich gefärbt sind. Auch Kinn und Kehle ist bei den ersteren etwas dunkler. 164. *Conurus leucophthalmus (Müll.) 01, 9, 9, Ponto Alegre, 6. IV. 1904. Befindet sich auch aus Maraj6 in der Sammlung. 165. *Conurus weddelli Dev. 9,9, 2,9, 2, 9, 9, 9% Bom Lugar, Monte Verde, Ponto Alegre, VIl. 1903 — IV. 1904 u. II. 1906. 166. Psittacula modesta (Cab.) 9, Bom Lugar, 6. IV. 1904. Wir besitzen auch 2 Bälge aus der Umgebung von Parä. 167. Brotogerys devillei Salvad. 1, Q', Q1, 91, 94, C%, 91, 91, 9, 9, 9, Q, 1 gen. inc, Oco do Mundo, Bom Lugar, Ponto Alegre, 29. VIII. 1903 — 6. IV. 1904 u. II. 1906. 168. *Amazona farinosa (Bodd.) 2, Bom Lugar, 17, VII. 1903. Kommt auch hier vor. 22 E. Snethlage: 169. Pionus menstruus (L.) I, 91, 91, 91, 91, 1, 9, 9, Cachoeira, Bom Lugar, Ponto Alegre, 21. VI. 1903 — IV. 1904 u. II. 1906. Weitere 4 Bälge stammen aus Unteramazonien. 170. Pionopsittacus barrabandi (Kuhl) 91, 91, 9, 91, 1, 1, di, Bom Lugar, 14. VIII. 1903 — V. 1904. 171. Pulsatrix perspicillatum (Lath.) 5, Monte Verde, IV. 1904. Die Eule ist bei Parä häufig. 172. *Ibyeter ater (Vieill.) 91, 9 iuv., Bom Lugar, Monte Verde, 15. VIIl. 1903 — 20. II. 1904. Wir besitzen den Vogel ferner noch aus der Gegend von Monte Alegre. 173. * Rupornis magnirostris (Gm.) 9, 9', 91, Cachoeira, Bom Lugar, 21. VI. 1903 — 21. V. 1904. 174. *Urubitinga urubitinga (Gm.) 9', Cachoeira, 15. VI. 1903. In Unteramazonien häufig, besonders auf den Camposinseln der Amazonas-Mündung. 175. * Herpetotheres cachinnans (L.) 2,9, Bom Lugar, IIl.— IV. 1904. Gleichfalls auf Marajö und Mexiana nicht selten. 176. *Elanoides furcatus (Vieill.) Q 9, Bom Lugar 15.—16. VI. 1903. 177. *Gampsonyx swainsoni (Vig.) 9, Q', 9, ® N » 9,9,9, Cachoeira, Bom Lugar, 7. VI. 1903 — War in Monte Alegre häufig. 178. *Harpagus bidentatus (Lath.) 9, Bom Lugar, 17. VII. 1903. Der häufigste Falke bei Parä. 179. *letinia plumbea (Gm.) 9, Bom Lugar, 14. VIII. 1903. Kommt auch hier vor. 180. Hypotriorchis rufigularıs (Daub.) 9, 2, Canacury, Bom Lugar, 4. IX. 1903, 4. III. 1904. Hier nicht selten. 181. *Columba plumbea subsp. nov. 9, Bom Lugar, 21. VII. 1903. oJ‘ sehr viel heller an Ober- u. Unterseite, namentlich an Unterseite mehr rötlichgrau als selbst bei Parä-Vögeln. Keine Nackenflecke. C. ©. plumbeae ex Brasilia affinis, diftert capite supra corpo- reque inferiore multo pallidioribus, pallide griseo-vinaceis, a ©. C. plumbea bogotensis etiam differt his regionibus multo pallidi- oribus et grisescentioribus, pileo anteriore imprimis grisescentiore (nec obscure vinaceo). Ich schlage als Namen vor: (Graf Berlepsch.) Columba plumbea pallescens. 182. *Geotrygon montana (L.) 9, Monte Verde, 18. II. 1904. Kommt auch hier vor. Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. 28 183. Odontophorus stellatus (Gld.) 9‘, 2, Uby, Cachoeira, 14.— 17. IV. 1903. 184. Ortalis guttata (Spix) 9, 9, Bom Lugar, Canacury, 14. VIII. —3. IX. 1903. 185. Agamia agami (Gm.) 01, 9, Bom Lugar, 20.—23. III. 1904. 5 weitere Bälge aus Unteramazonien (incl. bras. Guiana). 186. *Harpiprion cayanensis (Gm.) Q iuv. Bom Lugar, 21. V. 1904. Kommt auch hier vor. 187. *Creciscus hauzwelli (Sel. et Salv.) 9, © iuv. Bom Lugar, V. 1904. 188. Hoploxypterus cayanus (Lath.) 9, Q Bom Lugar, 14. VII. 1903. In Unteramazonien häufig. 189. Aegialitis collaris (Vieill.) 9, 91, 91, 91, 0, 9, 9, 9,9, 9, Cachoeira, 28. VI. — 4. Vll. 1903. Gemein in Mexiana und Marajö. 190. Actodromas maculatus (Vieill.) &', Bom Lugar, 15. VIII. 1903. 191. Sterna superciliaris Vieill. 9, 9 2 gen. inc. Cachoeira, Tapajo, Monte Verde, 29. VI. 1903 — IV. 1904. 192. Tinamus ruficeps Sel. et Salv. ' 9, 9, Bom Lugar, 2. 1. — 20. III. 1904. subsp.? „Die Purüs-Vögel unterscheiden sich von einem Vogel aus Sarayacu, Ecuador (coll. Bushley in meiner Sammlung nur durch blassere mehr grünlich olivenbraune Rückenfärbung, etwas heller rotbraune Scheitelfärbung, matter braune (weniger rotbräunliche) Färbung der Sekundärschwingen und mehr rostgelblich überlaufene Unterseite. Diese Unterschiede sind vielleicht nur individueller Natur. T. maior Gm. aus Mattogrosso, welche wohl einen neuen Namen erhalten muls, weil maior Gm. auf einem Cayenne-Vogel beruht, soll sich durch ausgebildete Haube des Hinterkopfes unterscheiden“. (Graf Berlepsch). 193. Tinamus gutiatus Pelz. 2 Cachoeira, 17. VI. 1903. Die Sammlung enthält 6 unteramazonische Bälge. 194. *Orypturus bartletti Sel. et Salv. 9" iuv. Cachoeira, 3. VI. 1903. 195. *Orypturus cinereus (Gm.) 9" Cachoeira, 15. VI, 1903. Hier nicht selten. 24 E. Snethlage: Eine Vogelsammlung vom Rio Purüs, Brasilien. Graf Berlepsch schreibt ferner: „Durch die Purüs-Collection werden zum ersten Mal für Brasilien nachgewiesen die folgenden Arten: SOÄDUPDND— . Tanagrella callophrys (Cab.) Rio Negro (Mus. Scl.) . Calospiza zanthogastra (Scl.) Rio Negro (Verreaux), . Todirostrum chrysocrotaphum Strickl.? . Todirostrum maculatum signatum Sel. et Salv. Myiozetetes granadensis Lawr. . Rhynchocyclus viridiceps Sel. et Salv. . Syristes albocinereus Sel. et Salv. . Furnarius tricolor Giebel? . Dendrexetastes devillei (Lafr.) . Xiphocolaptes spec. nov. . Formicivora consobrina Scl. . Myrmelastes spec. noV. . Cercomacra sclateri Hellm. . Gymnopithys spec. NOV. . Conopophaga peruviana Des Murs. . Veniliornis agilis (Cab. et Heine). . Monasa flavirostris Strickl. . Columba plumbea subsp. nov. . Oreciscus hauzwelli (Sel. et Salv.)“. 25 Beobachtungen und Aufzeichnungen in der Umgegend von Leipzig während des Jahres 1906. Von Dr. E. Hesse. Im folgenden will ich abermals einige meiner Beobachtungen und Aufzeichnungen, die der Umgegend Leipzigs während des Jahres 1906, vornehmlich wieder dem Gundorfer Gebiet und den Rohrbacher Teichen nebst dem Universitäts- und Oberholz, ent- stammen, mitteilen. Ich unternahm wie in den Vorjahren zahl- reiche, teils ganz- teils halbtägige Exkursionen, die sich über das ganze Jahr erstreckten, und zwar deren 95 in das Gundorfer Gebiet, 53 an die Rohrbacher Teiche samt ebengenannten Forsten. An einzelnen der Exkursionen nahmen auch diesmal die Herren Dr. Rey und Prof. Dr. Voigt teil. — Ganz besondere Aufmerk- samkeit wurde wiederum den Vogelstimmen geschenkt. Da in den beiden vorhinerwähnten Gebieten die Zahl der Brutpaare bei den meisten betreffenden Species annähernd dieselbe geblieben ist, führe ich sie in diesem Bericht nicht wieder an und verweise auf den vorhergehenden); nur wo sich wesentliche Aenderungen zeigten, wird dies hervorgehoben sein. Bei einigen Arten, deren Beobachtung keinerlei Besonderheiten ergab, wurden aulser den Aufenthalts- oder Zugdaten weitere Bemerkungen nicht gemacht; ebensowenig wird jedesmal erwähnt sein, wenn eine Steigerung der Zahl zur Zugzeit nicht beobachtet wurde. Die Buchstaben B., D., W., und J. haben, wo sie angewendet wurden, dieselbe Bedeutung wie im vorigen Bericht. Für das Gundorfer Gebiet möchte ich ein paar allgemeine Bemerkungen vorausschicken. Zweimal, gegen Ende Mai und gegen Mitte Juni, also gerade zur Brutzeit, stellte sich ein bedeu- tendes Hochwasser in den mit der Luppe in Verbindung stehen- den Lachen und Sümpfen ein, indem das Niveau bis über 1 m. stieg. Dies blieb natürlich nicht ohne Einfluls auf diejenigen Vögel, die ihre Nester unmittelbar auf oder über dem Wasser- spiegel oder in geringer Höhe über demselben bauen, oder endlich dies auf dem angrenzenden Gelände tun, vor allem also hier die Enten, die Bläfs- und grünfüfsigen Teich-Hühner sowie die Rohrsänger. Die Enten sah man zu gegebener Zeit wieder paarweis fliegen; Bläfs- und grünfüfsige Teich-Hühner bauten dem neuen Wasserspiegel angepafst neue Nester, von denen namentlich die der letzteren Art noch längere Zeit im Weidengebüsch mehr als meterhoch über dem Boden nach dem Zurückweichen des Wassers erhalten blieben, während die weniger dauerhaft gebauten ersterer Species bald verschwanden; besonders die Bläfshühner boten auf ihren „Interimsnestern“, die sie im Zwange der Not oft an den ungünstigsten Stellen anlegten, mit ihren rotköpfigen 1) Vgl. Journal f. Ornith. 1907. S. 93 ft. 26 Dr. E. Hesse: Dunensippen ergötzliche Bilder; in grolser Erregung endlich sah man die verschiedenen Rohrsänger in den noch überragenden Weidenbüschen und Rohrwipfeln ihrer Brutstätten umherfliegen, vergebens nach den unter Wasser gesunkenen Nestern suchend. Viele von den Bruten der genannten Vögel sind deshalb zu Grunde gegangen, verspätete sah man allenthalben erstehen und bei denjenigen Arten, die eine zweite Brut zeitigen, war eine (Grenze zwischen dieser und der ersten durch die eingeschalteten unregelmälsig verspäteten der letzteren nicht zu ziehen; man sah daher z. B. bei Gallinula fast den ganzen Sommer hindurch von Dunenjungen bis zu völlig Erwachsenen allerhand Zwischenstufen ; ferner traf ich beispielsweise am 1. IX. noch drei halberwachsene Fulica im Dunenkleid, und noch am 4. VII, wo die Entenjagd bekanntlich bereits aufgegangen ist, führte ein Q der Stockente seine neun ganz jungen Pulli auf der Luppe, sich mit ihnen unter den schützenden überhängenden Wurzeln am Ufer bergend. Der landschaftliche Habitus beider Gebiete war im übrigen kaum vom Vorjahr verschieden, nur hielt sich im Gundorfer (sebiet der Wasserstand den Sommer über noch höher als zuvor. 1. Colymbus cristatus L. Rohrbach: D. Vom 13. VIII. — 8. X. hielt sich auf dem Mittelteich ein einzelner erwachsener Junger stets isoliert von allem übrigen Wassergeflügel auf. 2. Colymbus grisegena Bodd. Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer 12. III. — 15. X. Die Brutpaare schwanden gegen Mitte August hin, am 13. VIII. traf ich nur noch ein einziges an; von da bis zum 17. IX. waren Rothalstaucher weder zu sehen noch zu hören; erst von letzterem Datum an bis zum 15. X. zeigte sich wieder ein erwachsener Junger, der zuletzt bereits das halb vermauserte Winterkleid trug. Erste Balzspiele am 26. Il. Am 25. V. erstmalig zwei Alte mit je zwei Dunenjungen, die z. T. auf dem Rücken getragen wurden; war eins derselben eine Zeitlang neben dem Alten einhergeschwommen und wollte nun wieder dessen Rücken besteigen, so liefs sich der erstere zu diesem Zweck etwas tiefer ins Wasser, um seinem kleinen längsgestreiften „Dunenzebra“ das Hinaufkrabbeln zu erleichtern. Am 22. VI. z. T. bereits erwachsene Junge. Die Halberwachsenen rufen etwa wie „bi zi bi zi bi bi bi bi bi“ oder „bi li bi li bi bi bi bi bi“, wobei die ersten vier Töne gewöhnlich abwechselnd etwas höher und tiefer liegen. Der Angst- oder Warnruf der Alten klingt wie ein hartes „tjep‘“ oder „tjäp“. — Speciell bei den grofsen Tauchern — beim Haubentaucher verhält es sich in dessen Brutgebieten ganz ähnlich — scheint immer ein Teil der Eier bez. Pulli auf irgend welche Weise zu Grunde zu gehen, niemals habe ich hier bei den betreffenden Paaren mehr als zwei Junge beobachtet. — 3. Colymbus nigricollis Brehm. Rohrbach: B. Aufenthalts- dauer: 20. 1V.—8.X. Dies Jahr haben ca. 8 Paar gebrütet, also doppelt soviel wie im Vorjahr. Erste Balzspiele am 27. IV. Am Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 27 22. VI. erstmalig ein Paar mit drei Jungen; am 13. VII. bereits drei selbständige erwachsene Junge; dann traf ich wieder am 27. VII. Alte mit ganz kleinen Dunenjungen, also wohl zweite Brut, die dann etwa bis zum 20. VIII. erwachsen waren. Bei einem Paar konstatierte ich vier Junge der ersten Brut. Auch bei dieser Art konnte man hübsche ‚„Familienbilder‘“ beobachten, wenn eins der Alten die Jungen auf dem Rücken trug. Ein solcher Alter erscheint schon von weitem durch die eingelagerten Jungen viel breiter und voluminöser, was bei der gedrungenen Gestalt dieser Vögel besonders auffällt; er taucht natürlich unter solchen Umständen auch niemals, während dies der andere Gatte unausgesetzt tut und Nahrung für die Jungen herbei schafft, die er dann in bekannter Weise demjenigen Jungen in den Schnabel steckt, das sein Hälschen am weitesten hervorstreckt; manchmal erhalten auch mehrere nacheinander etwas davon. Als Rufe der Alten notierte ich einfache, in die Höhe gezogene „huit“, ferner Kombinationen, wie „püt püt bült büit“ oder „pit pit huit huit“, die einzelnen Töne zwei- bis viermal nacheinander. Am 1. X. beobachtete ich auf dem Grofsen Teich drei Stück, die bei meiner Annäherung nach der Teichmitte strebend eng zusammen- hielten und nun genau zu gleicher Zeit immer dieselben Bewe- gungen ausfübrten und auch unter einander die gleiche Haltung bewahrten, wie wenn sie sich irgendwie gegenseitig verständigten. — Man kann solche Beobachtungen, wie hier eingeschaltet sei, häufig auch bei kleineren Stelzvögeln, z. B. bei Totanen, machen; fast immer führen die Vögel im Flug zu gleicher Zeit dieselben Manöver aus. — 4. Colymbus nigricans Scop. Gundorf: J. Etwa 8 Paar haben gebrütet, also weit mehr als im Vorjahr. Der höhere Wasser- stand schuf noch an verschiedenen anderen Stellen geeignete Brutplätze mit reichlicher Pflanzendeckung, wo ich noch voriges Jahr um die betreffende Zeit trockenen Fulses hindurchgegangen war. Erste Balztriller am 17. III., letzte am 25. VIL; einen nur kurzen hörte ich ausnahmsweise wieder am 10. XI. Am 6. VI. erstmalig ein Alter mit vier Dunenjungen,; am 23. VI. z. T. erwachsene Junge. Dann traf ich wieder vom 4. VII. — 1. VIII. Alte mit Dunenjungen, wohl alles verschieden gezeitigte zweite Bruten, da sie sich auch in den groflsen angrenzenden Lachen zeigten, die von obenerwähntem Hochwasser nicht betroffen wurden, also nicht aus diesem Anlafs als verspätete erste Bruten gedeutet werden konnten; in dieser Zeit sah man nun Junge in den verschiedensten Altersstufen, bis Ende August nur noch Erwachsene zu treffen waren; am 29. VIII. hörte ich sie zum letzten Mal piepen. Nur ein einziges Mal, am 18. VIII., beobachtete ich zwei völlig erwachsene Junge an erhöhtem Uferrand auf Land stehend, sehr steil aufgerichtet; als sie meiner beim Hervortreten aus der Deckung ansichtig wurden, hüpften sie pinguinartig ins Wasser und tauchten sofort unter. Am 22. XI. war in den völlig vereisten 28 Dr. E. Hesse: Lachen nur noch an einer Schleuse eine kaum 1 m. im Durch- messer haltende offene Stelle; sie war besetzt von einer Krickente und einem Zwergtaucher; als ich näher kam, flog die Ente ab und der Taucher tauchte unter; dabei blieb er anfänglich stets über 1 Min. unter Wasser oder vielmehr unter Eis, — die längste Spanne Zeit war 1‘16“ — bis er wieder an der offenen Stelle emporkam, hier verweilte er zunächst nur höchstens 5‘, da er mich immer wieder bemerkte, bis dann nach und nach augen- scheinlich infolge seiner Ermattung das Aushalten unter Wasser bez. Eis immer kürzer, zuletzt nur noch 25°, das Bleiben über Wasser immer länger wurde, wobei ich ihm dann erst ein sehr deutliches Zeichen geben mulste, bis er sich entschlielsen konnte, wieder unterzutauchen. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 2. IV. — 22. X. Erste Balztriller am 9. IV., letzte am 10. VIII., dann noch einmal ein verspäteter am 17. IX. Am 8. VI. erstmalig ein Alter mit fünf Dunenjungen; am 29. VI. erwachsene Junge; dann wieder vom 20. VII. — 10. VII. Dunenjunge, also wohl aber- mals zweite Bruten, die dann bis Ende August und Anfang September herangewachsen waren; zuletzt hörte ich ihr Piepen am 3. IX. Am 3. VIII. schwamm ein alter Vogel fast beständig mit Kopf und Hals unter Wasser und nach Nahrung suchend zwischen den Seggenkufen kaum zwei Schritt vor mir hin und her, ohne mich zu bemerken. — Am 23. IV. hielt sich ein Paar vorübergehend auf der Teichanlage am Scherbelberg auf. 5. Larus ridibundus L. Gundorf: D. Am 4. IV. strichen 3 St. nach West, am 16. V. 1 St. nach Nord überhin. — Rohrbach: D. Am 18. V. traf ich einen noch nicht ausgefärbten Vogel, am 25. V. 2 Alte; dann noch am 20. VII. ein junges diesjähriges Tier. 6. Sterna hirundo L. Vom 25.—27. XII. trieb sich eine einzelne in dem Flufsgebiet südl. von Möckern herum. 7. Hydrochelidon nigra L. Gundorf: D. 21. V. 1 St. — Rohrbach: D. 25. V. 1 St., und am 17. IX. 1 St. im Winterkleid. 8. Mergus merganser L. Gundorf: W. Am 29. X. traf ich ein altes 9‘, in geringer Höhe über den Luppensümpfen hin- und herfliegend und dann nach West weiterstreichend. 9. Oidemia fusca L. Rohrbach: W. 15. I. 1 9° (s. vor. Ber.). !) - 10 Nyroca marila L. Gundorf: D. bez. W. Am 15. III. traf ich ein 9, am 17. III. abermals ein solches, wohl dasselbe, mit diesem auch noch ein 9, also ein Paar. Ferner konnte ich am 29. XII. mitten im Kanitzschwald auf der Luppe ein Q resp. einen jungen Vogel feststellen; als diese Ente einmal von einem Bläfshuhn (ul. atra, s. u.) verfolgt wurde und hierbei das Gefieder prall anlegte, fiel der gröfsere Schnabel, der unsre Art vor den Gattungsgenossen auszeichnet, besonders auf. — Rohrbach: D. 1) Journal f. Ornith. 07. S. 98. Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 29 bez. W. Vom 3.—10. XII. hielt sich gleichfalls ein 2 bez. junges Tier auf dem Mittelteich auf, an erstgenanntem Tage sich stets mit 4 Reiherenten zusammenhaltend; am 10. XII. liefs dieser Vogel, als ich ihm näher kam, mehrmals ein tiefes schnarrendes „rarrr“ hören. Wahrscheinlich war es dasselbe Individuum, demnach ein ev. Aufenthalt von 8 Tagen. 11. Nyroca fuligula L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 21. II. — 11. VI. 1—4 St. Vom 21.—28. III. hielten sich immer auf derselben grölseren Lache 2 9%, 2 Q auf, doch wohl gleichfalls immer dieselben Individuen, also ein Aufenthalt von 8 Tagen; vom 31. III. — 4. IV. traf ich an anderer, aber auch stets der- selben Stelle 1 91, endlich vom 31. III. — 11. IV. in gleicher Weise ein noch völlig unausgefärbtes 9°, demnach noch im Winter- kleid, dem sich am 11. IV. ein 9° im zeitgemälsen Prachtkleid zugesellt hatte; bei der wohl auch hier sicheren Annahme, dals erstere beiden Vögel immer ein und dieselben waren, ein Auf- enthalt von 5 und 12 Tagen. Herbstzug nicht beobachtet. — Rohrbach: D. bez. W. Frühjahrzug nicht beobachtet. Herbst- zug: 5. Xl. — 3. XU. 1—4 St. An erstgenanntem Tage hielt ein einzelnes 9° fortwährend mit einem solchen der Tafelente zusammen. Vom 19. Xl. — 3. XII. waren auf dem Mittelteich ausschliefslich 1 9° und 3 Q bez. junge Vögel anzutreffen, in deren Gesellschaft sich, wie oben erwähnt, am 3. XII. eine Bergente befand; da es sich auch hier augenscheinlich um die- selben Individuen handelte, würde dies ein Aufenthalt von 15 Tagen sein. 12. Nyroca ferina L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 31. III. — 2. V. 1-4 St. An immer den gleichen Stellen hielten sich auf: Vom 31. IL. — 4. IV. 10%, 1 9 (1 Paar); 7.—11. IV. 29, 19; 18.—21. IV. 1 Paar; 25. IV. — 2. V. I einzelnes 9; der Aufent- halt würde somit bei den verschiedenen Gruppen zwischen 4 und 8 Tagen schwanken; möglicherweise war auch, wie man vermuten könnte, das letztgenannte Q von dem vorhererwähnten Paar zurück- geblieben, da es sich an gleicher Stelle aufhielt, was dann einen Aufenthalt von 15 Tagen ergeben würde. Ein einzeln herumstrei- chendes Q° zeigte sich am 28. VI. Herbstzug: 13.—17. X. 1 9%, 24. Xl. — 1. XI. 1 2 resp. junger Vogel; auch in diesem Fall dürfte es sich wohl sicher immer wieder um die gleichen Indivi- duen gehandelt haben, somit ein Aufenthalt von 5 und 8 Tagen. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer 5. III. — 5. XI. Höchstzahl zum Frühjahrzug 31 St. (23 9, 8 2!) am 12. II. Am 1. VL erstmalig 1 Q mit 6 Dunenjungen. Im Spätherbst reducierten sich die Brutpaare allmählich bis auf 1 9° am 5. XI. Am 18. V. hielten sich auf dem Grofsen Teich 15 St. lebhaft balzend auf, 12 9‘, unter denen sich offenbar mehrere überschüssige befanden, und 3 9; die Vögel liefsen hierbei eigentümlich gedehnte, bald auf- und ab- bald nur absteigende Rufe hören, die wie „hu“, „chui“ oder „qui“ klangen, dazwischen wurde eifrig geschnarrt. 30 Dr. E. Hesse: Zum letzten Mal hörte ich das Schnarren am 20. VIII. — Am 29. XI. fiel bei sehr starkem Sturm (W. N. W.5) 19 bez. junger Vogel vorübergehend auf dem Rosenthalteich ein. 13. Nyroca nyroca Güld. Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 18. V. — 10. XII. Diese Ente konnte ich dies Jahr für unser Gebiet erstmalig als B. nachweisen, während sie früher nur als unregelmälsiger D. bekannt war.!) Es hat 1 Paar gebrütet, das 8 Junge grolszog. Während der Brutzeit lebten diese Enten allerdings sehr verborgen, nur ab und zu sah man einen der alten Vögel und erst am 27. VII. konnte ich die halberwachsenen Jungen, die nur fortwährend am Rand des Rohrbestandes aus- und einschlüpften, an der Nordwestecke des Mittelteiches konsta- tieren; nach dem Heranwachsen trieben sie sich von Mitte August an auch auf der Mitte des Wasserspiegels umher. Bis zum 25. V. war noch ein überschüssiges 9' vorhanden. Oft unternehmen diese Enten, wie viele ihrer Verwandten, des Abends kleine Rund- flüge; hierbei leuchtet dann der schöne schneeweilse Spiegel als breites weilses Band oft noch in dämmriger Ferne, wenn die Umrisse der fliegenden Vögel schon verschwimmen. Vom 5. XI. an habe ich immer nur noch 1—2 St. angetroffen. 14. Nyroca clangula L. Rohrbach: D. Am 2. IV. 3 9, im Fluge nicht klingelnd (s. vor. Ber.). 15. Spatula clypeata L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 14. IV. 1 Paar. Am 18. IX. wurde eine einzelne auf der Entenjagd erlegt. Herbstzug nicht beobachtet. — Rohrbach: D. Frühjahrzug: 26. 11. — 20. IV. 1—7 St. Vom 26. III. — 2. IV. waren auf den ganzen Teichen nur am Grofsen Teich, und zwar mit Vorliebe an einer bestimmten Stelle des Südufers, 1 9%, 2 9 anzutreffen; auch diesfalls waren es wohl sicher dieselben Vögel, demnach ein Aufenthalt von 8 Tagen. Am 27. VIII: zeigte sich wieder eine einzelne. Herbstzug nicht beobachtet. Eigentümlich ist übrigens dieser Species ein starkes polterndes Fuchteln der Flügel beim Auffliegen, wenn man in unmittelbarer Nähe ist. 16. Anas boschas L. Von dieser gemeinen, beiden Gebieten als J. angehörigen Form will ich nur weniges bemerken. Die ersten Dunenjungen (1 Q mit 11 St.) sah ich in Gundorf am 19. V., in Rohrbach (1 9 mit 8 St.) am 11. V. Über die ver- späteten Bruten ersteren Gebietes s. o. Betrefis der Verteilung der Geschlechter sei von den Rohrbacher Teichen folgendes. be- merkt: Auf den zeitweise völlig vereisten Teichen, wo man also diese Verhältnisse am besten feststellen kann, hielten sich auf am 29. I. 22 St., und zwar 12 9, 109; am 5. IL 6 5%, und zwar 35 91, 30 9; am 12. II. 131 St., und zwar 71 91, 609; am 19. II. 9 St, und zwar 5 91, 4 9; am 26. II. 64 St., und zwar 32 9%, 329 (also gleich!); dann wieder am 10. XII. 56 St., und zwar 30 91, 26 9; am 17. XII. 36 St., und zwar 19 91, 179; 1) Journal. f. Ornith. 1907. S. 99. Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 31 am 24. XII. 4 St, und zwar 3 9‘, 1 9; mit obiger einer Aus- nahme somit durchweg etwas mehr J' als 9. 17. Anas strepera L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 14. IV. 1 Q". Herbstzug nicht beobachtet. — Rohrbach: Auffälliger Weise hat dies Jahr unsre Art hier nicht gebrütet, auch zur Zugzeit habe ich sie nicht gesehen; und doch hat sich in den Existenzbedingungen, nach unsern Begriffen, absolut nichts geändert. Es ist eben auch falsch, anzunehmen, dafs, wenn irgend eine Species, die aller- gewöhnlichsten vielleicht ausgenommen, irgendwo als Brutvogel vorkommt, dies auch alle Jahre der Fall sein müsse; nicht selten bleiben solche jahrelang aus, um dann wiederzuerscheinen und umgekehrt. 18. Anas penelope L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 7. III. — 28. IV. 2-5 St. Vom 14.—21. IV. hielten sich nur an einer be- stimmten Stelle des ganzen Gebietes 3 91, 1 Q auf, wohl zweifellos wieder dieselben Individuen, also ein Aufenthalt von 8 Tagen; nun waren aber an genau derselben Stelle in der folgenden Woche stets noch 2 Q' anzutreffen, dies dürften ebenfalls sicher zwei von den ebenerwähnten drei Q' gewesen sein, das dritte war mit dem Q als Paar davongezogen; für die beiden dagebliebenen J' würde dies somit einen Aufenthalt von 15 Tagen ergeben. Herbst- zug nicht beobachtet. — Rohrbach: D. Frühjahrzug: 5. III. 11 St. (6 9, 5 2). Herbstzug: 17. IX. — 5. XI. 1-5 St. 19. Anas acuta L. Rohrbach: D. Frühjahrzug: 26. III. 1Q. Herbstzug: 29. X. 1Q bez. junger Vogel. — In diesem Frühjahr hatte ich wieder oft Gelegenheit, im hiesigen Zool. Garten diese Enten balzend zu beobachten; während die Q' unter Streckung und Aufrichtung des ganzen Körpers resp. Halses leise aber klangvolle Pfeiftöne hervorbrachten, etwa wie „hrüf“, ganz ähnlich wie der Ruf des 9‘ der Krickente, oder aber eigentümlich ge- quetschte Laute, wie „beij ... .* oder „bäij ... .“, liefen die 9 schnarrend und unter kleinen Verbeugungen vor den J' einher. 20. Anas querquedula L. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer: 28. IIL. — 24. X. Höchstzahl zum Frühjahrzug 28 St. (14 91, 14 9) am 18. IV’. Am 9. VI. erstmalig ein @ mit 6 Dunenjungen. Letztes Knarren der 9' am 21. VII. Am 14. VII. trieben sich den ganzen Tag über an einem durch starke Niederschläge ent- standenen, temporären gröfseren Wiesentümpel ca. 25 St. mit etwa 50 Stück Stockenten herum; vielleicht waren hier die Nahrungsverhältnisse besonders ergiebig und zusagend. — Rohr- bach: ‘Aufenthaltsdauer: 2. IV. — 22. X. Ob unsere Art dies Jahr hier gebrütet hat, ist mir sehr zweifelhaft, ich habe während des ganzen Sommers und Herbstes nur immer vereinzelt alte Vögel gesehen; am 20. IV. waren 2 9! und 1 9 vorhanden. 21. Anas crecca L. Gundorf: J. Vom 15. Ill. bis zum Jahresende waren regelmäfsig Krickenten zu beobachten. Höchst- zahl zum Frühjahrzug 11 St. (6 91, 59) am 7. IV. Vom 8. XI. 32 Dr. E. Hesse: an zeigten sich auf der Luppe Trupps und Schwärme von 6 — ca. 35 St., also zweifellos in unserm Gebiet überwinternde; die Geschlechter waren bei diesen unregelmäßsig verteilt, bald mehr 9, bald mehr 9. Am 6. VI. erstmalig 1 2 mit 5 Dunenjungen. — Rohrbach: J. Am 22. I. traf ich 4 St. (3 94, 1 9); dann war diese Art regelmäfsig vom 12. III. — 3. XII. zu beobachten. Höchstzahl zum Frühjahrzug 22 St. (13 91, 99) am 2. IV.; zum Herbstzug hielten sich 30—50 St. zählende Schwärme vom 15. X. — 3. XU. auf, die Geschlechter waren ungefähr gleich ver- teil. Am 9. VI. erstmalig 1 9 mit 6 Dunenjungen. — Auch in diesem dritten Jahr blieb also nach obigen Erörter- ungen im Gundorfer Gebiet trotz des sehr hohen Wasserstandes ein Herbstzug der hier nicht brütenden Enten fast völlig aus, während die betrefienden Arten im Frühjahr z. T. sehr lange verweilten; andre Zugstrafsen im Frühling, andre im Herbst! Ich habe in den letzten Jahren natürlich auch immer Beob- achtungen angestellt über das Verfärben der 9‘, speciell an den hier als Jahresvögel in Betracht kommenden Stock- und Krick- enten. Man kann dabei absolut keine bestimmten Grenzen angeben; ist das Prachtkleid bei den einen so gut wie vollendet, zeigen sich bei anderen nur erst schwache Andeutungen davon, bei wieder anderen ist es halb entwickelt u. s. w., man kann da alle erdenk- lichen Zwischenstadien feststellen; dasselbe wiederholt sich bei der Anlegung des Sommerkleides. Ganz ähnliche Beobachtungen konnte F. Helm machen und hat sie unlängst ausführlich und erschöpfend mitgeteilt.!) — 22. Charadrius apricarius L. Rohrbach: D. Am 10. XII. nach- mittags hielten sich 11 St. im Winterkleid erst auf den angren- zenden, z. T. völlig verschneiten Feldern auf, von wo sie gegen Abend nach SW. weiterzogen, ein paarmal einige verstohlene „tüt“ rufend; hierbei flogen 9 St. in Hakenform, 2 St. ein beträcht- liches Teil rechts davon. Ob diese Schar Goldregenpfeifer als eine ° solche von Überwinterern oder von anlälslich des hier sehr schönen und warmen Herbstes verspäteten Durchzüglern anzusprechen war, bleibt unentschieden. Dr. Hennicke (s. vor. Ber.) bemerkt bei dieser Art: „Einmal 1891 gesehen“. 23. Charadrius dubius Scop. Gundorf: D. Frühjahrzug: 21. IV. — 30. V. 1-2 St. Vom 14.—30. V. hielten sich 1 oder 2 St. regelmäfsig auf einer bestimmten, wenig über den Wasser- spiegel ragenden Lehmbank auf, gleich als hätten sie daselbst brüten wollen. Herbstzug nicht beobachtet. — Ein eigenartiger Brutplatz dieser Art befindet sich in den alten Lehmausschachtungen im Süden von Leipzig, nördlich von Gautzsch. In den liegenden z. T. tonigen Schichten des bis hierhin abgestochenen Auelehms sind einige grobe Kieslager zu Tage getreten, die nur im zeitigen Frühjahr unter Wasser stehen, später, also auch zur Brutzeit 1) Journal f. Ornith. 1905. z. B. S. 579 fi. Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 33 der Regenpfeifer, nicht mehr; diese Schotter haben wahrscheinlich unsre Vögel 'an diese Sümpfe gelockt. Weiter fliefst in der Nähe der „Flofsgraben“ durch das Gelände; die unmittelbare Umgebung des Brutplatzes wird von üppiger Wiesenflora besetzt. Letzterer wurde vor 5 Jahren von Herrn Sanitätsrat Dr. Stimmel entdeckt; genannter Herr stellte mir darüber folgendes freundlichst zur Verfügung: „Im Juni 1901 sah ich zum ersten Mal gelegentlich eines ornithologischen Spazierganges in den Lehmstichen bei Gautzsch Flufsregenpfeifer mit Jungen. Es handelte sich wahr- scheinlich um zwei Paare. Aufmerksam wurde ich auf die Vögel, als ich wiederholt den schönen flötenartigen Lockruf hörte. Bei einem späteren Spaziergang Anfang Juli konnte ich die Vögel auch noch gut beobachten, von Mitte Juli ab waren die- selben verschwunden. In den folgenden 4 Jahren beobachtete ich Flufsregenpfeifer regelmäfsig an der genannten Stelle; von Mitte Juli ab waren dieselben jedoch regelmäfsig weggezogen. Ich bemerke noch, dals die genannten Lehmstiche ganz nahe bei Gautzsch liegen, etwa 20 Min. von dem stark frequentierten Restaurant „Forsthaus Raschwitz‘“ (Oetzsch) entfernt. Im Frühjahr 1906 besuchte ich den genannten Platz eben- falls zweimal, hatte jedoch nicht das Glück, das Vorhandensein der Regenpfeifer konstatieren zu können; vielleicht hatten die letzteren gerade einen Ausflug in die Nachbarschaft gemacht“. Dies Jahr habe ich den Brutplatz in der Zeit vom 7. VI. — 9. VII. mehrmals aufgesucht und die Vögel niemals vermilst; am letzten Termin traf ich das Paar mit zwei fast flüggen Jungen, es hat also auch in diesem Sommer eine Brut gezeitigt. Ganz auffällig war das Benehmen der beiden alten Vögel, sobald ich mich in der Nähe des Brutplatzes aufbielt; sehr erregt liefen oder schossen sie streckenweise auf dem Erdboden dahin, wobei sie mit nur geringen Pausen Tonreihen hören liefsen; entweder bestanden diese aus 5—8 gleichhohen heruntergezogenen Tönen, dıesbald wie „diop ' .", „birop . . “oder '„biw‘.". ““'klangen, sehr schnell hintereinander, oder aber diese Reihen bestanden aus einem heruntergezogenen Anfangston, dem sich gewöhnlich 5—6 DE VacE TaLE BaLE Du} Zeichenschrift: ‘ .09.s® Aehnliche Rufe hörte ich übrigens bereits voriges Jahr von zwei Jungen am 21. VI. im Gundorfer Gebiet. (s. vor. Ber.) An vorhinerwähntem letztgenannten Tage, als die Jungen er- wachsen waren, verhielten sich die Alten ungleich ruhiger, da sie der Sorge um die Brut enthoben waren. Journ, f. Orn, LVL, Jahrg. Januar 19083. 3 34 Dr. E. Hesse: 24. Vanellus vanellus L. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer: 7. III. — 25. VII. Ein einzelner, in beträchtlicher Höhe nach SW. ziehend, zeigte sich dann noch einmal am 20. X. Zum Frühjahrzug trieben sich vom 24. IlI. — 7. IV. auf den Bienitz- wiesen gröfsere Mengen von Kiebitzen herum, deren Gesamtzahl zwischen 26 und ca. 80 schwankte. Am 21. VlI. waren nur noch 1 Alter und 4 Junge, am 25. VII. allein die 4 Jungen vorhanden. Am 11. IV. wurden die ersten Eier konstatiert. Wiederum blieben in diesem wie im Vorjahr die Zusammenrottungen alter und junger Vögel zu gröfseren Schwärmen im Spätsommer aus; — dagegen traf ich z.B. am 4. VII. in den Auewiesen des mehrere Kilom. nordwestl. gelegenen Papitz 31 St., zumeist junge Vögel — der Kiebitzbestand hat in unserm Gebiet während der letzten Jahre ganz erheblich abgenommen, offensichtlich auch hier zum sröfsten Teil infolge der sinn- und planlosen gewerblichen Eier- sucherei. — Rohrbach: An den Teichen haben dies Jahr keine Kiebitze gebrütet, also auch das letzte Paar, dessen Nest ich noch im Vorjahr fand (s. vor. Ber.), war verschwunden; wohl aber nisteten sie in der etwas westl. gelegenen Göselaue; speciell zur Zugzeit waren sie auch regelmäfsig an den Teichen zu finden. Aufenthaltsdauer: 5. III. — 12. XI. Höchstzahl zum Frühjahrzug 52 St. am 2. IV.; zum Herbstzug zeigten sich vom 24. IX. — 29. X. kleinere und gröfsere Schwärme von 41 — ca. 200 St., wobei diese Scharen anfänglich zum gröfsten Teil aus Jungen be- standen, während später die Alten, namentlich die Q', vorherrschten; so waren es z. B. am 22. X. 41 St., darunter nur 5 Junge bez. Q, am 29. X. 45 St., durchweg alte 9, am 5. XI. sah ich nur noch 2 alte 9, am 12. XI. endlich wieder 2 Junge bez. 9. Am 22. VI. übergab mir der dortige Gastwirt ein Kiebitzei, das er mit noch einem solchen in einer seitlichen schwachen Vertiefung auf einem sogen. Kleereiter gefunden hatte; das Ei war vollkommen frisch und nur wenig bebrütet; es dürfte wohl sicher sein, dafs die beiden Eier von Menschenhand hinaufgelegt wurden. Immer- hin möchte ich diesen Fall hier kurz erwähnen, da es ja andrer- seits nicht ausgeschlossen wäre, dafs auch bei unserm Vogel ab- sonderliche Nistplätze vorkommen könnten, zumal seinen Eiern so eifrig nachgestellt wird. Am 10. IX. rief ein Kiebitz noch abends 1/,8 Uhr, also bereits bei völliger Dunkelheit, auf einem Feld. 25. Tringa minuta Leis. Gundorf: D. Am 9. VI. beob- achtete ich zunächst auf einer stillen, in einer engen Schlangen- windung gelegenen Schlammbank der Luppe 3 Zwergstrandläufer; neben einigen weilsen Bachstelzen, die gleichfalls dort herum- trippelten, erschien ihre aufserordentlich geringe Gröfse noch augenfälliger. Als ich nach 3 Stunden diese Schlammbank wieder aufsuchte, waren auch die 3 Strandläufer noch da. Ferner traf ich an demselben Tage weitere 15 Stück an einer seichten Stelle einer der Wiesenausschachtungen, die aber nach kurzer Zeit in Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 85 östl. Richtung weiterzogen. Auffällig ist der Zeitpunkt für der- artige grölsere Zusammenrottungen hier im Binnenland; es dürfte sich vielleicht um planlos herumstreichende überschüssige Q* oder nicht mehr zeugungsfähige Individuen gehandelt haben. 26. Tringoides hypoleucos L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 7. —16. V., nur einzeln; Herbstzug: 18. VII. — 15. IX. 1—6 St. Besonders gegen Abend werden diese kleinen Schnepfen lebhaft; dann sieht man sie oft, wenn es zu dämmern beginnt, zu mehreren zusammen, am 8. VIII. z. B. 5 St., höher über dem Flusse kreisen oder tiefer streng seinem Laufe folgen, und ihr feines, die Abend- stille durchklingendes „‚‚hidididi“ reiht sich, da die Vögel meist lebhaft rufen, nicht selten zu ununterbrochenen Tonreihen zu- sammen; auch von den von ihnen bevorzugten Sand- und Schlamm- bänken, auf denen man sie regelmälsig wiederfindet, kann man dies vernehmen. An obigem 8. VIII. traf ich auf einer solchen kleinen Schlammbank am Luppenufer einen Flufsuferläufer, der beständig einen gedehnten und nach oben gezogenen, fast klagen- den Ton hören liefs, wie, „siht‘‘“; es war ein Angst- oder Warn- ruf, den der Vogel vor einem in unmittelbarer Nähe sitzenden Bussard ausstief[s; als letzterer abstrich, hörte ersterer auch auf, in dieser Weise zu rufen. — Rohrbach: D. Nur zur Zeit des Herbst- zuges zeigte sich diese Art hier, am 10. VIII. traf ich 2 St. auf dem Damm zwischen Mühl- und Mittelteich, und am 20. VII. stand 1 St. auf dem Schleusengestell des Grofsen Teiches. Dr. Hennicke hat ihn „nur einmal im Juni 1892 beobachtet.“ 27. Totanus pugnax L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 14. IV. — 16. V. 1-4 St. Vom 28.—30. IV. zeigten sich im ganzen Gebiet stets nur 3 jüngere 9', wohl zweifellos die gleichen Indi- viduen, somit ein Aufenthalt von 3 Tagen. Vom 2.—5. V. hielt sich ein jüngeres 91, ohne Kragen und mit grüngelben Beinen, stets mit einem 7. littoreus zusammen, die beiden Vögel erschienen gleichgrols; für alle zwei, offensichtlich doch dieselben, ein Auf- enthalt von 4 Tagen. Herbstzug auch dies Jahr nicht beobachtet. — Rohrbach: D. Am 27. IV. berührte 1 St. kürzere Zeit das Gebiet. 28. Totanus totanus L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 27. II. — 30. IV. 1—2 St. Herbstzug nicht beobachtet. 29. Totanus littoreus L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 30. IV. — 16. V. 1—2 St.; Herbstzug: 14. VII. 1 St., 5.—15. IX. 1—2 St. — Am 30. VIII. trieb sich 1 St. laut rufend in den oben er- wähnten Lehmausstichen bei Gautzsch umher. 30. Totanus ochropus L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 7.—25. IV. 1—6 St.; Herbstzug: 14. VIL — 27. X. 1-8 St., besonders vom 1.—12. IX. auch junge Vögel. Als Angst- oder Schreckruf notierte ich, wenn ich die Vögel ganz nahe überraschte, ein ein- faches „quit‘ oder „wid“, oder aber scharf hervorgeprefste „gi gi gi“ oder „gip gip gip“; auch bei diesem Wasserläufer konnte man beobachten, dafs er zuweilen vom Angstruf zu einem anderen, dem gewöhnlichen Ruf verwandten übergeht, wenn der erste 3* 86 Dr. E. Hesse: Schreck überwunden ist (s. vor. Ber.); so hörte ich am 22. VIII. von einem aus unmittelbarer Nähe aufgescheuchten die Rufe „gip-duit“. Am 12. IX. standen abends auf einer Luppensandbank 2 St., die sehr lebhaft riefen, und zwar „gluiht wit wit wit...“, das wit bis 12 mal hintereinander. Wenn ich Waldwasserläufer davonfliegen sehe, namentlich wenn sie an einem stillen Flufs- winkel im schattigen Walde aufgehen, erinnern sie mich immer mit ihrem blendendweifsen Bürzel nebst der ebenso gefärbten Wurzelhälfte des Schwanzes bei dem sonst ganz dunkel, zuweilen fast schwarz erscheinenden Gefieder an grofse Mehlschwalben. 31. Totanus glareola L. Gundorf: D. Eine Grenze zwischen Frühjahr- und Herbstzug war bei dieser Species zeitlich nicht möglich, da sich den ganzen Sommer hindurch einzelne zeigten; jedoch könnte man eine solche nach der Anzahl annehmen, indem sich die Vögel vom 30. IV. — 19. V. in einer Zahl von 1—24 St. fanden, dann bis Anfang Juli nur einzeln vorkamen, um endlich wieder vom 7. VII. — 4. VIII. zu 1—6 St. zu erscheinen, worunter sich auch Junge befanden. Balzruf vom 5.—23. V. — In den Ausstichen bei Gautzsch sah ich am 9. VII. 2 St. und am 2. VIII. 1 St., einen Jungen, der mehrmals „gü gü“ rief. — In diesem Jahr stand speciell der Herbstzug der verschie- denen im Gundorfer Gebiet durchziehenden Totanen an Vorkommen und Zahl der Arten weit hinter den Vorjahren zurück; der noch höhere Wasserstand hatte allerdings verschiedentlich beliebte Rastplätze unsrer Vögel unter seinen Spiegel gezogen, andrerseits waren solche wie vorher an vielen Stellen noch genügend vor- handen. Es konnten somit auch keine weiteren Schlufsfolgerungen über etwaige Zugerscheinungen (s. die vor. Ber.) aus diesen wenigen Daten gezogen werden. Mehrmals traf ich Rotschenkel, Wald- und Bruchwasserläufer an temporär durch starke Niederschläge entstandenen Wasser- tümpeln in den grofsen angrenzenden Wiesenflächen. — 32. Numenius arquatus L. Rohrbach: D. Noch am 25. V. strichen 21 St. lebhaft rufend niedrig westwärts über die Teiche; am 24. IX. traf ich 4 St., die sich anfänglich mit einigen Kiebitzen zusammenbielten, dann aber in östl. Richtung weiterzogen. Über den späten Termin im ersten Falle vgl. das bei Tringa minuta (s. 0.) Gesagte. 33. Gallinago gallinago L. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer: 10. II. — 12. XII. Zur Zeit des Herbstzuges war vom 26. IX. — 17. X. eine bedeutende Zunahme wahrnehmbar, die sich bis zur Höchstzahl von 24 St. am 29. IX. steigerte; in der Zeit vom 20.X. — 12. XII. waren die Bekassinen nur zu 1—4 St. vertreten, die zuletzt beobachteten möglicherweise im Binnenland über- winternde. Erstes Meckern, 1 mal, am 11. IV., letztes, 73 mal bei sehr starkem Sturm, am 9. V.; den längsten Balzflug von 11 Min. mit 86 maligem Meckern konstatierte ich am 80. IV.; also auch dies Jahr war wieder ein Rückgang in der jahreszeitlichen Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 37 Ausdehnung der Balzflüge wahrnehmbar. Einen eigenartigen Ruheplatz hatte sich eine Bekassine am 16. V. auserwählt; sie stand, sich schon von weitem mit ihrem langen Schnabel als charakteristische Silhouette abhebend, unbeweglich auf dem Dach einer ca. 2 m hohen Erdhütte, die sich in einem der grölseren Sümpfe erhebt. — Rohrbach: D. Frühjahrzug: 12. IV. 2 St.; Herbstzug: 15.—29. X. 1—11 St. 34. Gallinago gallinula L. Gundorf: D. Diese Art konnte ich für unser Gebiet vom 26. IX. — 17. X. in einer Anzahl von 1—3 St. feststellen. Die bekannten Eigenschaften, durch die sie sich sofort kenntlich macht, vor allem also die geringe Grölse und demzufolge zierlichere Gestalt, weiter durch den eigentümlich gaukelnden, nur niedrigen Flug, bei dem sie niemals einen Stimm- laut hören liefs, und endlich ihr sofortiges Wiedereinfallen nach einer nur relativ kurzen, fliegend zurückgelegten Strecke, fand ich jedesmal bestätigt. Am Nachmittag des 26. IX. ging ] St. in einem Sumpf kaum einen Schritt vor mir auf, sodals ich den metallischen Glanz der Schulterfedern ganz deutlich sehen konnte. Am 17. X. jagte ich z. B. 1 St. viermal unmittelbar hintereinander auf, aber immer fiel es in Entfernungen von ca 10—20 m wieder ein. — Rohrbach: D. Am 3 XII. wurde ı St. zwischen Seggen- kufen am Nordufer des Groflsen Teiches von mir aufgescheucht, möglicherweise also ein im Binnenland überwinternder Vogel. — Es ist bemerkenswert, wie sehr sich unsre 3 Gallinagospecies in ihrem äufseren Habitus und Benehmen unterscheiden: Grolse Sumpfschnepfe: Plumpere Gestalt; träger schwerfälliger Flug, zunächst dicht am Boden dahin, erst allmählich zu grölserer Höhe emporstrebend; stumm; — Bekassine: Schlankere Gestalt; unge- stümer Zickzackflug, bald höher gehend; lebhaftes „ätzsch“; — kleine Sumpfschnepfe: Kleine zierliche Gestalt; gaukelnder niedriger Flug, schnell wieder einfallend; stumm; — für den Beobachter und „Feldornithologen“ gute Unterscheidungsmerkmale bei dem sehr ähnlichen Gefieder dieser Arten. — 35. Scolopax rusticola L. Gundorf: D. Zum Früjahrzug wurden Waldschnepfen vom 10. III. — 4. IV. beobachtet und erlegt, sie traten dies Jahr zahlreicher auf als in den vorherge- Den: zum Herbstzug zeigten. sie sich wieder vom 29. IX. — 3. XL 56. Grus grus L. Gundorf: D. Am 17. III. zog eine Gesell- schaft von 51 St. in genau nordöstl. Richtung über unser Gebiet, wobei 46 St. im Winkel flogen, dessen Spitze sich beständig etwas nach rechts oder links verschob, während sich 5 St. hinter der Spitze im Winkel drin hielten. Auffällig war, dals die wenigen Flügelschläge, mit denen die Vögel in Abständen ihren Schwebeflug unterbrechen, fast immer von allen genau zu gleicher Zeit ausgeführt wurden; beständig hörte man ihre „krürrr“- Rufe. Am 24. III. traf ich 3 Kraniche auf den Zschambertwiesen weilend an, zwei Alte und einen Jungen, die in der bekannten 38 Dr. E. Hesse: Stellung schliefen; hinter den Bäumen und Büschen am Bach konnte ich vorsichtig bis auf ca 30 m. nahe kommen; als mich dann die Vögel beim Hervortreten bemerkten, stielsen sie zunächst ein nicht sehr lautes „garrr“, am Ende kaum herabfallend, aus, also wohl ein Warn- oder Schreckruf, worauf sie, als sie sich erhoben hatten und über das weite Gelände dahinflogen, ihre weithinschallenden „krürrr‘ hervorschmetterten; nach einiger Zeit fielen sie wieder an einer entfernteren Stelle in den noch z. T. mit Schnee bedeckten Wiesen ein, sodann eifrig nach Nahrung suchend; der eine alte Vogel, vielleicht das 9, hielt immer von Zeit zu Zeit hochaufgerichtet aufmerksam Umschau. Diese 3 Kraniche nun haben auf diesen Wiesen bis zum 3. IV. verweilt, also ein Aufenthalt von 11 Tagen, da es doch auch hier sicher dieselben Individuen waren. Ich möchte hier nur an dieser Stelle einmal ganz kurz auf die Windrichtung hinweisen — Ausführ- licheres darüber vielleicht später einmal —; während bis zum 3. IV. nachm. laut den meteorologischen Berichten der Leipziger Sternwarte — spaltenfüllende derartige Tabellen will ich hier nicht einfügen — alle Windrichtungen von N. über W. nach 8. den Kranichen „zur Verfügung standen‘, mit Ausnahme des 25. Ill. ab., an dem SSO 1 herrschte, stellten sich am 3. IV. ab., bis zu welchem Zeitpunkt also die Vögel beobachtet wurden, und an den beiden folgenden Tagen östliche Winde ein; die Kraniche würden somit, wenn man einmal hier im Binnenland von diesem Gesichtspunkt ausgehen wollte, mit östl. Winden weitergezogen sein. Bevor die Kraniche sich erheben, nehmen sie erst unter kräftigen Flügelschlägen ein paar Met. weit rennend Anlauf; hier- bei konnte ich mit dem Fernglas deutlichst feststellen, dafs sie in regelmälsigen Pausen etwas den Schnabel öffneten, augenscheinlich um dem Körper genügend Luft zuzuführen. Das schmetternde „krürrr“ oder „kürrr“ bewegte sich entweder in einer sanft auf- und absteigenden oder aber nur in einer absteigenden Linie; mehrmals hörte ich auch eine Art Vorschlag, wie „krü krürrr“.!) Die drei Kraniche schienen nach und nach immer zutrau- licher zu werden; denn am 31. Ill. konnte ich mich denselben, als sie ihrer Nahrung nachgingen, allmählich auch ohne Deckung auf den freien Wiesen bis auf ca 100 m. nähern; dann wurden sie jedesmal unruhig, trompeteten und liefen schneller eine Strecke weiter, ohne jedoch aufzufliegen; nun ging auch ich wieder näher, auch ich rief „krürrr‘“, meine Kraniche antworteten und nahmen ihrerseits Vorsprung; in dieser Weise habe ich lange Zeit mit den Vögeln zugebracht, wobei ich lebhaft an die Schilderung 1) Alle diese Rufe habe ich auch oft von den im hiesigen Zool. Garten gehaltenen Kranichen gehört; besonders wenn die Antigonekraniche (Grus antigone L.) ihre Trompetentöne in die Lüfte schmetterten, fielen auch die europäischen mit ihren Stimmen ein, Beobachtungen und Aufzeichungen von Leipzig im Jahre 1906. 39 Carl Chun’s von seinem Erlebnis mit der Schar Königspinguine auf den Kerguelen gelegentlich der Deutschen Tiefseeexpedition) erinnert wurde. — Während der oben angegebenen Zeit wurden unsre Vögel auch mehrmals von Prof. Dr. Voigt beobachtet. 37. Rallus aquaticus L. und 38. Ortygometra porzana L. Gundorf: B. Meine im vor. Ber. ausgesprochene Vermutung, dafs diese beiden Vögel, wenn auch nicht alle Jahre, möglicherweise unserm Gebiet als Brutvögel angehören könnten, hat sich bestätigt: Sowohl Wasserralle wie Tüpfelsumpfhuhn konnte ich dies Jahr mit Dunenjungen in einem der Wiesensümpfe und zwar je in einem Paar feststellen, jedoch für beide Species nur zweite bez. ver- spätete Bruten, nämlich im Juli, wofür vielleicht auch hier wieder der in diesem Fall anfänglich zu hohe Wasserstand die Veran- lassung war. Zur Zugzeit habe ich beide Formen auch noch an verschiedenen andern Stellen mehrfach beobachtet; es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dals in unserm immerhin grofsen Gebiete an kaum zugänglichen dichtverwachsenen Ortlichkeiten noch ein oder das andre Paar dieser verborgen lebenden Tiere gebrütet hat; zur Brutzeit habe ich jedoch die Stimmen immer nur in obigem Sumpf gehört. Aufenthaltsdauer bei Rallus: 7. IV. — 24. X., bei ©. porzana: 9. IV. — 3. X.; eine einzelne Ralle hörte ich dann noch am 24. XI. Dunenjunge dieser beiden Vögel zu beobachten ist äufserst schwierig, in der ersten Zeit so gut wie unmöglich, wenn eben diese Rallen, wie in unserm Gebiet, ganz dichtverwachsene Sümpfe bewohnen; die Jungen, meist auch die Alten bewegen sich fast ausschliefslich in diesen Dickichten, nur wenn man sich gut gedeckt heranschleicht, kann man die Sippschaften auf freigewordenen Schlammbänken oder im seichten Wasser Nahrung suchend zu Gesicht bekommen, namentlich wenn die Jungen gröfser werden. Die ersten, bereits halberwachsenen Dunenjungen sah ich bei Rallus am 28. VIL, bei O. porzana am 4. VIII, nachdem ich schon einige Zeit vorher da und dort im dichten Pflanzenwuchs ihr feines Piepen vernommen hatte. Fühlen sich die Jungen beunruhigt, so suchen sie eiligst die Deckung auf; am 15. VIII. z. B. überraschte ich in ziemlicher Nähe eine der alten Rallen mit 5 Jungen, sofort stiefs erstere ein scharfes warnendes „quiek‘ aus, die Jungen rannten so schnell wie Mäuse auf den Alten zu und alles warim Schilf verschwunden. Bei den Dunen- Jungen von O. porzana hoben sich die Raine an den Körperseiten entlang der Federfluren besonders deutlich ab, was mir bei den übrigen Rallidenjungen nicht in dieser Weise aufgefallen ist; bei den jungen Rallen wird natürlich späterhin der Schnabel länger. Bemerkenswert waren die Stimmen nebeneinander; das kräftige „kuit‘‘ oder „chuit“ der Ralle, einzeln oder bis dreimal, am häu- figsten zweimal nacheinander, das sanfte „quid“ vom Tüp- felsumpfhuhn. Ferner hörte ich oft von Aallus, wenn er aus !) C. Chun. A. d. Tief. d. Weltmeers. Jena 1900. S. 262, 263. 40 Dr. E. Hesse: der Dickung hervortrat, harte Rufe, die wie „gip“, mehrmals wiederholt wie „gipip“*, „gipipip“ klangen; bei dieser Art waren auch häufig grofse Pausen in den Stimmäulserungen wahr- zunehmen; bei meinem oft mehrere Stunden langen Aufenthalt in oder an dem betreffenden Sumpf rief Rallus 5—10 Min. sehr lebhaft, dann schwieg er längere Zeit, bis zu einer halben Stunde und darüber, worauf wieder von neuem minutenlang das Rufen begann u. s. w. Oftmals vernahm ich die Rufe aus allernächster Näbe, wenn ich mich irgendwo in Deckung angesetzt hatte; ich hörte, wie sich die Stimme kaum ein paar Meter entfernt an mir vorbeibewegte, aber natürlich war es in dem dichten Pflanzen- gewirr meist unmöglich, den vorbeischleichenden Vogel zu sehen. An der Brutstätte beider Ralliden nistete nun aber noch eine dritte,nämlich Gall. chloropus L.; allen drei Vögeln ist derRuf „quick* gemeinsam, eine Art Warn- oder Schreckruf; es war in verschie- denen Fällen, wenn die Tiere unsichtbar blieben, ausgeschlossen, mit Sicherheit zu bestimmen, welche Species rufe; im allgemei- nen ist der Grölse der Vögel entsprechend das „quick“ des Tüpfel- sumpfhuhnes am dünnsten, eine Mittelstufe nimmt etwa Rallus ein, während es bei Gallinula am stärksten klingt, doch kann auch Rallus seine Rufe sehr energisch steigern, die beiden letz- teren Arten sind dann eben kaum auseinander zu halten; andrer- seits können, wenn die Vögel nicht so erregt sind, diese „quick“ auch leiser und sanfter klingen, was dann wieder zu Oriygo- metra hinneigt; es lälst sich also hier eine scharfe Grenze nicht ziehen. — Am 25. IV. fand ich in den Auewiesen nördl. von Barneck einen frischen Ralluscadaver, dem der Oberschnabel und die gesamte obere Schädelhälfte fehlten, sonst war er völlig intakt. 39. Ortygometra parva Scop. Gundorf: D. 1 St. dieses kleinen Sumpfhuhnes konnte ich am 8. VIII. konstatieren. Der Vogel lief unter den charakteristischen Rallenbewegungen erst eine Strecke weit auf einem Damm kaum 5 m. vor mir her, flog aber dann auf und verschwand in einem dichten grolsen Schilfbestand, aus dem er nicht wieder zum Vorschein kam. Diese Art wurde be- reits einmal im Frühjahr hier festgestellt, wie an andrer Stelle berichtet werden wird. Es dürfte nicht unmöglich sein, dals sich auch noch das kleine Sumpfhuhn in unserm Gebiet ansiedelt. — Ferner ging am 10. XI. in dem mehrfach erwähnten Wiesensumpf der Ralliden gleichfalls eins der kleinen Sumpfhühner unmittel- bar zu meinen Fülsen auf, flatterte jedoch nur zwischen dem höheren Pflanzenwuchs hindurch und verschwand wiederum so- gleich in einem dichten Schilfwald; in diesem Fall war die Farbe der Beine nicht zu erkennen, es kann sowohl O. parva Scop. wie OÖ. pusilla Pall. gewesen sein, mit Sicherheit war nur zu ent- scheiden, dals es keinesfalls O. poreana L. war. Trotz langem Wartens zeigte sich der Vogel leider nicht wieder. Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 41 40. Orex crex L. Gundorf: D. Vom 28. VII. — 8. IX., also zum Herbstzug, traf ich einzelne Wachtelkönige in einem bestimmten, um diese Zeit fast völlig ausgetrockneten Teil des ebengenannten Wiesensumpfes. 41. Gallinula chloropus L. Gundorf: J. Erste Dunenjunge (10 St.) am 6. VL, letzte (5 St.) am 25. VIII., erste erwachsene Junge am 28. VII; wie oben erwähnt, zeigten sich infolge ver- späteter Bruten den ganzen Sommer hindurch allerhand Alters- stadien. Dafs unsre Vögel auch am Tage sehr fest schlafen können, bewies mir ein Q* am 7. IV.; es stand auf einem über- hängenden Erlenstumpf, dem ich mich bis auf ca. 5 m nähern konnte; als ich es nach einer Weile durch ein Geräusch weckte, machte es mir bei seiner eiligen Flucht nicht den Eindruck etwa eines kranken Vogels. Am 12. IX. überraschte ich, hinter einer Böschung hervortretend, einen erwachsenen jungen Vogel un- mittelbar zu meinen Füfsen auf dem Wasser; er tauchte in der Bestürzung sofort unter und schwamm dicht unter dem Wasser- spiegel im klaren Wasser weiter, und zwar so schnell, dafs ich sehr rasch gehen musste, um mit ihm am Ufer gleichen Schritt halten zu können; dabei streckte der Vogel Hals und Kopf wagerecht vor, sodals der ganze Körper eine Längsachse darstellte (Spitzgeschofs!); in Abständen von ca. 6 m hielt er inne und tauchte nur mit dem Kopf empor, um Atem zu holen und Umschau zu halten, bis er schliefslich gute Deckung erreichte. Wiederholt traf ich diesen Sommer die auf dem Dorfteich brütenden Teich- hühner auf der vorbeiführenden Landstrafse nach Nahrung suchend. Von Stimmen möchte ich noch erwähnen eine abwärts gerichtete Tonreihe, die wie „perrret“, „kirrreck“ oder „terrreck“ klingt, und die die Teichhühner besonders in Erregung oder bei Gefahr, gleichfalls auch als Warnruf für die Jungen hervorbringen (s. vor. Ber.), doch habe ich sie auch im Winter noch vernommen. Ferner hörte ich während der Brutzeit zuweilen ein Tongebilde, das sich aus einem kurz angeschlagenen hölzernen Ton mit einem darauffolgenden langgezogenen, fast quiekenden, auf oder abwärts gerichteten zusammensetzte, wie „dack cui“ oder „dack cuä“; es dürfte dies wohl als eine Art Balzruf zu deuten sein, da ich die beiden Gatten hierbei öfters sehr lebhaft umeinander beschäftigt sah. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 12. IV. — 26. XI. Erste Dunenjunge (8 St.) am 22. VI., erste Erwachsene am 13. VII. Dunenjunge zweiter Brut habe ich hier nicht gesehen. — Die ersten Teichhühner am Amelungenwehr im Rosenthal sah ich am 12. X. — In diesem Jahr (1906/07) überwinterten an den Flüfsen der Leipziger Gegend außerordentlich viel dieser Vögel, ich habe noch in keinem der vergangenen Jahre soviel beobachtet, m nr geeigneten Stellen traf man sie, auch mitten im tiefsten ald. 42. Fulica atra L. Gundorf: Bedingter J. Am 17. U. zeigte sich 1 St. auf der Luppe; vom 7. III. an stellten sich 42 Dr. E. Hesse: Bläfshühner in gröfserer Zahl, zunächst 12 St., ein, bis dann am 24. Ill. die bisher normale Zahl von ca. 15 Brutpaaren erreicht wurde Am 11. IV. wurden die ersten Eier gefunden; erste Dunenjunge (rotköpfige) am 14. V. (8 St.), letzte am 7. VII.; erste weilshalsige am 26. V.; letzte, ausgewachsen, am 29. VIIl.; dann wieder am 1. IX. 3 halberwachsene Dunenjunge (s. 0.); erste Erwachsene mit durchbrechender weilser Stirnplatte am 14. VII; über die Nester bei Hochwasser s. gleich. 0. Von Anfang November an reducierte sich die Zahl der Bläfshühner mehr und mehr bis auf 16 St. am 1. XIL, von da bis zum Jahresende waren dann nur noch im ganzen ca. 12 St. vorbanden. Als sich von Mitte der zweiten Decemberwoche an starke Kälte einstellte und die Lachen bald völlig vereisten, waren unsre Vögel auf der stets offenen Luppe, einzeln oder zu mehreren zusammenhaltend, anzutreffen, zweifellos also im Binnenland überwinternde. Am 20. X. sah ich ein Bläfshuhn mit einigen weilsen Federn in den Weichen. Fulica treibt öfters Instrumentalmusik, indem sie den Schnabel weit öffnet und die beiden Kiefer sehr rasch und kräftig zusammenschlägt, wodurch ein hartes Knappen erzeugt wird; nicht selten folgt hierauf der bekannte scharfe „pix‘-Ruf. Von erwachsenen jungen Tieren hörte ich, wenn sie sich in grofser Gefahr sahen, quiekende Töne, wie „biu“ oder „biorp“, herunter- gezogen. — Rohrbach: Bedingter J. Am 15. 1. sah ich 1 St.; darauf stellten sich am 5. IIl. 10 St. ein, am 12. Ill. waren es- bereits ca. 50 St., am 2. IV. Höchstzahl von ca. 110 St.; dann ging die Zahl wieder etwas bis auf die im Vorjahr festgestellte (ca. 40—45 Brutpaare) zurück. Erste rotköpfige Dunenjunge am 18. V. (3 + 3 St.) letzte am 6. VII.; erste weilshalsige am 25. V., letzte, ausgewachsen, am 3. IX.; erste Erwachsene mit durchbrechender weifser Stirnplatte am 20. VII. Auch in diesem Gebiet war eine bedeutende Abnahme der Zahl seit Ende Oktober bez. Anfang November bemerkbar; während ich am 22. X. noch ca. 100 St. zählte, waren es bereits am 29. X. nur noch ca. 30 St.; vom 12. XI. — 10. XII. traf ich stets nur noch etwa ein Dutzend, und endlich am 17. XII. auf den fast völlig vereisten Teichen nur noch einen einzelnen Vogel auf dem Mühlteich. Sobald die Teiche gänzlich zugefroren sind, ist für die Bläfshühner der Aufenthalt im Gebiet vorbei; denn auch die kleine schmale, in der Aue fliefsende Göselbach, die als einziges flutendes Gewässer der näheren Gegend in Frage kommen könnte, wird bei strengerer Kälte bald von Eis bedeckt. Während des Sommers beobachtete ich hier mehrfach Bläfshühner, die sich an den Knospen der Seerosen gütlich taten; in Rohrbach blühen beide Arten neben- einander, sowohl Nymphaea alba L. wie Nuphar luteum Smith; sanz besonders wurde Nymphaea von den Vögeln bevorzugt, Nuphar so gut wie gar nicht; sie hackten die Knospen an und frafsen die inneren Teile heraus; zuweilen sah ich sie dann die abgerupfte Knospe auf ein Seerosenblatt legen, ganz offensichtlich, Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 43 um eine bessere Unterlage bei der Bearbeitung zu haben, da dieselben beim Anhacken auf dem Wasser immer untertauchten, was den Vögeln beim Fressen natürlich höchst, unwillkommen war. — Ich habe für beide Gebiete die Daten des Heranwachsens der Jungen einiger Wasservögel noch einmal etwas genauer angegeben, da bei der freien und offenen Lebensweise eines Teiles derselben die verschiedenen Stadien der Jungen in ihrem jeweiligen charakteristischen Habitus sehr gut zur Beobachtung gelangen. — 43. Ciconia ciconia L. Es ist wiederum zweifellos, dafs die bei Gundorf vom 14. IV. — 22. VIII. gesehenen einzelnen Störche zumeist die Alten des Papitzer Paares (s. vor. Ber.) waren, man sah sie stets abermals von dort kommen oder dahin zurückfliegen. Das Paar zog dies Jahr 3 Junge grofs, die am 29. VII. den ersten Ausflug auf die Nachbarscheune unternahmen und am 1. VIII. zum ersten Mal mit den Alten die Papitzer Auewiesen besuchten. — Rohrbach: D. Am 27. IV. zogen 4 Störche ihre Kreise über dem Gebiet, dabei sich in nordwestl. Richtung weiterbewegend. 44. Botaurus stellaris L. Gundorf: D. Herr Oberförster Döring (Böhlitz-Ehrenberg) teilte mir freundlichst mit, dafs er am 12. XI. in Abt. 68, Parcelle Forst, Ehrenberger Wald (kgl. s. Forstrev. Zwenkau) eine grofse Rohrdommel erlegte, als sie aus einem angrenzenden Schilfbestand schwerfälligen Fluges ab- strich; es ist das erste Mal, dafs das Vorkommen dieses jetzt sehr seltenen Vogels derzeit für unser Gebiet festgestellt wurde. 45. Ardetta minuta L. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer: 28. IV. — 15.1X.; ca 6 Paar dürften gebrütet haben, also mehr wie zuvor ;allerdings habenauch, wieschon im vor. Ber. erwähnt, die Schilf- bestände namentlich in den jüngeren Ausschachtungen z. T. ganz beträchtlich an Ausbreitung gewonnen. Allein in einer der srolsen Wiesenlachen sah ich sie an drei verschiedenen Stellen regelmälsig wechseln. Unter den Brutvögeln befanden sich auch jüngere noch nicht ausgefärbte Vögel. Drei der bekanntlich schwer zu findenden Nester, in deren Nähe ich vorher die Vögel beobachtet hatte, konnte ich am 9. und 13. VI. konstatieren; sie standen teils im offenen Schilf teils in dem sich stellenweise tief in letzteres hineinerstreckenden Weidengebüsch und enthielten 3—4 Eier; alte dichtverwachsene Ausstichraine erleichterten das Vordringen an diese schwer zugänglichen Stellen. Die kleinen Reiher sind mir des öfteren erst unmittelbar vor den Fülsen aufgegangen, wobei sie, bevor sie sich wieder im Schilf nieder- liefsen, gewöhnlich die Holle sträubten; im übrigen wird ihre Beobachtung bei ihrer verborgenen Lebensweise sehr erschwert, am häufigsten sieht man sie noch eine Strecke weit dicht über dem Schilf dahinfliegen. Über den Balzruf s. u. b. Rohrbach. Am 15. VIII. hörte ich von einem Alten, der sich niedergelassen hatte, eine etwas rauhe herabfallende Tonreihe, die wie „chröööö“ klang, und am 8. IX. von einem Jungen, den ich aus nächster 44 Dr. E. Hesse: Nähe aufscheuchte, gleichfalls beim Sichniederlassen ein leises aber klangvolles „gjüg“. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 4. V.— 3. IX. Hier habe ich mit Sicherheit 4 Paar feststellen können, doch mögen es auch mehr gewesen sein, da an diesen grofsen Teichen das direkte Beobachten noch schwieriger wird. In diesem Gebiet habe ich von Mitte Juni bis Mitte August sehr sut die Balzrufe kennen lernen. In geradezu erstaunlicher Weise hörte ich dieselben am 15. VI. An diesem Tage traf ich gegen Abend etwa !/, 6h an den Teichen ein, wo ich schon bei ca. 300 m Entfernung den einen Vogel in der Nordwestecke des Mühlteiches rufen hörte, und bald vernahm ich auch einen andern, der gerade entgegengesetzt, also in der Südwestecke sals; letzterer rief etwas tiefer wie ersterer, wobei sie immer mit einander ab- wechseiten, als ob sie sich antworteten. Die Rufe klingen dumpf, etwas gedehnt und herabgezogen, wie „rrü“ oder auch wie „wrü“, oder aber, wenn der Vogel etwas nachlälst, zuweilen wie „rrö“ oder „wrö“; ich zählte in der Minute durchschnittlich 25 Rufe. Diese beiden Vögel nun riefen den ganzen Abend ununterbrochen, nur manchmal, wenn die Stimme schwächer wurde, traten ganz kleine Pausen ein, in denen sie vielleicht Nahrung aufnahmen; durch Geräusche, selbst durch einige wohlgezielte Steinwürfe in die betreffende Schilfpartie lielsen sich die Tiere in keiner Weise in dem Gleichmafs ihrer Stimmentwicklung stören. Einige Land- wirte, die in der Nähe beschäftigt waren, sagten mir, dafs sie diese Rufe schon den ganzen Tag über gehört hätten, ja sogar schon inder vorhergehenden Nacht; einer von ihnen meinte, er habe dies für „wilde Tauben‘ gehalten. Späterhin habe ich dann die Rufe seltener vernommen, auch nicht mehr so zusammen- hängend und kräftig, zuletzt nur noch ganz vereinzelt und leise, nie jedoch wieder in dieser fast ununterbrochenen Folge wie an jenem schönen warmen Juniabend; auch die Landwirte, die nun besonders darauf achteten, da sie den Vogel vorher nicht gekannt hatten, versicherten mir das Gleiche. Mich haben die Balzrufe unsres Vogels immer sehr an diejenigen der Waldohreule (s. u.) erinnert. — Betreffs der Haltung des Halses im Flug möchte ich noch mitteilen, dals die Ardetten, wenn sie nur kurze Strecken durchmessen, so z. B. in Gundorf, wenn sie über einen Schilf- bestand hin oder von einem zum andern fliegen, den Hals gewöhnlich nicht zurücklegen, sondern nur leicht S-förmig krümmen, während sie ihn auf grölseren Strecken stets scharf S-förmig zusammen- gebogen auf den Vorderrücken legen, beispielsweise an den Rohr- bacher Teichen, wenn sie meist dicht überm Wasser dahin von einem Ufer zum andern streichen, also schon Entfernungen, die mindestens 100—200 m. betragen. 46. Ardea cinerea L. Gundorf: D. 16. VI. — 17. X. 1—5 St. Unter den dies Jahr zu gegebener Zeit regelmälsig beobachteten jungen Fischreihern befand sich mindestens ein zweijähriger. Mehr- mals konnte ich in diesem Sommer, zu verschiedenster Tages- Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 45 zeit, auch über Mittag in der grölsten Sonnenhitze, einzelne dieser Vögel fischend aus grofser Nähe beobachten; in einem un- mittelbar bis zum Wald reichenden grölseren und tieferen Sumpf, an den man sich also aufs beste gedeckt heranschleichen konnte, hatte ich den jeweiligen Reiher öfters nur 20—30 m vor mir. Der Vogel stand vornübergeneigt oft bis zum Bauch fast regungs- los im Wasser, nur in den Schenkelgelenken bewegte er steif seinen Rumpf, den Hals bald höher ausgestreckt, bald auf den Rücken angelegt, wie es etwa die beiden untenstehenden Fignetten darstellen. Bei diesen leisen Drehungen des Körpers verfolgte er aufmerksamst die vorbeieilenden Fische, um sich gegebenenfalls den geeignetsten herauszufangen; man merkte es ihm häufig in seinen Bewegungen deutlichst an, dals er schon entschlossen war, zuzustolsen, der betreffende Fisch machte aber vielleicht eine unerwartete Wendung oder geriet sonstwie in nicht mehr erreichbare Ferne des Reihers. Hatte er Beute erschnappt und hinuntergeschluckt, begab er sich alsobald ans Ufer, beleckte noch mehrmals in bekannter Weise die Schnabelränder, ordnete das Gefieder und ruhte etwas aus. Überrascht man ihn dann plötzlich, so verliert er in der Regel im jähen Schreck bei der Flucht die Herrschaft über die Aftermuskulatur und entsendet ein zuweilen übermeterlanges, durch den Flug fadenartig ausge- zogenes Kotgebilde. 47. Columba palumbus L. Dals sich Ringeltauben auch noch zur Brutzeit zu gröfseren Schwärmen zusammenrotten können, sah ich am 25. V. in Rohrbach; auf den Feldern am Südufer des 46 Dr. E. Hesse: Mittelteiches trieb sich an diesem Tage ein Schwarm von 42 St. herum. — Bis zu sehr vorgerückter Jahreszeit habe ich diesmal das Rucksen vernommen, im Rosenthal bis zum 24. VIII., in Gun- dorf sogar noch bis zum 15. IX. Ferner hörte ich in letzterem Gebiet aulser diesem Rucksen mehrmals eine Reihe leiser, mehr schnarchender Töne, wie „gro gröööö“ oder „gru grüüüü,“* die erste Silbe länger und heraufgezogen. 48. Columba oenas L. Auch die Hohltaube, die in den letzten Jahren in der Umgegend Leipzigs bedeutend zugenommen hat, liefs gleichfalls noch sehr spät ihr Rucksen vernehmen, im Rosenthal noch regelmälsig während des ganzen August bis zum 24. VII. 49. Turtur turtur L. Turteltauben waren auch in diesem Sommer im Universitätsholz, wo sie schon seit langen Jahren brüten, häufig anzutreffen; Herr Revierförster Weiske (Oberholz) teilte mir freundlichst mit, dafs er den derzeitigen Bestand an Turteltauben seines Revieres auf 8—10 Paar schätzt. Auch in den unmittelbar angrenzenden Waldungen trifft man sie überall. Zum ersten Mal sah und hörte ich sie am 11. V.; an diesem Tage fiel mir ein Taubert besonders auf, der beständig zwischen zwei „turrr“ einen kurzen etwas höheren Ton einschob, sodals das Ganze immer dreiteilig accentuiert erschien, wie „türrr tu türrr“ u. s. f£ Das letzte Rucksen, das ich im übrigen zu jeder Tages- zeit hörte, vernahm ich am 3. VIII, am gleichen Tage auch noch im Brandholz bez. in der Harth nordöstlich von Rohrbach, wo ich diese Tauben gleichfalls seit dem 11. V. konstatiert hatte; in diesen Gebieten habe ich sie dann noch bis zum 27. VIII. regel- mälsig bemerkt. — Im Universitätsholz brüten alle unsre drei Wildtauben; an dem früher erwähnten „Picknickplatz“ und in dessen Nähe waren sie des öfteren nebeneinander zu beobachten. — 50. Circus aeruginosus L. Gundorf: D. Am 10. X. strich längere Zeit ein altes Q im Gebiet hin und her. — Rohrbach: D. ı Paar, altes 9 und 9, hielt sich am 27. VIII. an den Teichen auf; das 9 kreiste schliefslich lange niedrig über dem Rohr des Mittelteiches, bis es sich plötzlich an einer Stelle des mir gegenüberliegenden Ufers in ersteres niederlie[s und den ganzen Nachmittag nicht wieder zum Vorschein kam; möglicher- weise hatte es reichliche Beute erlangt. Gegen Abend sah ich dann wieder das 9. 51. Circus sp. Weilsbürzelige Weihen, die mehr oder weniger braune, auch mit grau gemischte Kleider trugen, und deren exakte Bestimmung in der freien Natur namentlich auf weitere Entfer- nung kaum oder unmöglich ist, traf ich: In Gundorf am 17. und 20. X. je 1 St.; da es sich beide Mal an derselben Stelle zeigte, vielleicht derselbe Vogel, ev. Aufenthalt von 4 Tagen; — in Rohrbach am 22. I., 9. IV. und 20. VIII. je 1 St., dann regelmälsig vom 10. IX. — 26. XI. 1—2 St., und endlich noch am 24. XI. 1 St., also ein Überwinterer; — auf einem Stoppelfeld am Ober- Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 47 holz am 29. X. und 26. XI. je 1 St. — Mit Ausnahme des am 22. 1. in Rohrbach beobachteten Vogels, der mir relativ sehr klein und schlank vorkam und der deshalb vielleicht der Wiesenweihe (C. pygargus L.) angehört haben könnte, dürften es in allen übrigen Fällen dem Habitus nach junge Vögel bez. @ der Kornweihe (C. eyaneus L.) gewesen sein. 52. Accipiter nisus L. Gundorf: J. Sperber zeigten sich wie im Vorjahr das ganze Jahr hindurch, jedoch war diesmal eine auffällige Steigerung zur Zugzeit nicht bemerkbar, das Gegenteil war wiederum bei Falco subbuteo L. der Fall (s. vor. Ber.).. Am 10. X. sah ich auch zum ersten Mal einen Sperber in etwa 6 m Höhe über einer Wiese rütteln, schliefslich niederstolsen und daselbst kurze Zeit verweilen; es handelte sich um ein Q, das ich hinter guter Deckung kaum 20 m. vor mir hatte. 53. Archibuteo lagopus Brünn. Gundorf: W. Einzelne Rauh- fufsbussarde waren bis zum 11. IV. und wieder vom 27. X. an zu treffen. Am 17. XI. rüttelte 1 St. in geringer Höhe bei sehr starkem Wind nur ca 50 m. von mir entfernt. — Rohrbach: W. Je einen einzelnen sah ich am 29. I., 5. III. und 5. XI. 54. Pernis apivorus L. Gundorf: 1 Paar resp. einzelne Vögel konnte ich den ganzen Sommer hindurch vom 23. V. — 1. IX. feststellen, und zwar immer in der Nähe gewisser Wiesenparzellen; diese Art dürfte also wohl in den angrenzenden grofsen Wäldern gehorstet haben. — Rohrbach: Vom 20. VII. — 10. IX. beobachtete ich auch hier Wespenbussarde, stets aber nur einzeln. — Im Universitätsholz hörte ich am 27. VIII. von einem zweier niedrig überhinziehender Pernis mehrmals Rufe, wie „qui“, heruntergezogen, dünn und kläglich, viel kürzer als bei Duteo, mehr quiekend und nicht miauend. 55. Milvus milwus L. Rohrbach: D. In grolser Höhe be- schrieb am 17. IX. eine Gabelweihe, langsam westwärts sich be- wegend, ihre Kreise, erst mit, dann entgegengesetzt dem Uhr- zeiger, bis sie schlielslich nach S. einbiegend schnell weiterzog. 56. Milvus korschun Gm. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer 18. IV. — 18. VIII. Am 28. VI. versuchte einer dieser Vögel vergeblich eine gröfsere Rotfeder aus einem der in’ den Lachen aufgestellten sog. Garnsäcke zu ziehen. — Einen braunen Milan sah ich ferner am 27.VI. nordwestl. vom Amelungenwehr im Rosenthal; möglicher- weise war dies aber einer von den obigen Vögeln, der sich auf einem gröfseren Ausflug befand, da die ganzen Waldungen nordwestl. von Leipzig bis zur Landesgrenze fast ununterbrochen zusammenhängen. 57. Haliaetus albicilla L.t) Rohrbach: (W.) Am 15. I. hatte ich hier im Binnenland das seltene Glück, einen Seeadler lange Zeit und aus grofser Nähe beobachten zu können. Als ich um Mittag des genannten Tages an den Teichen eintraf, bemerkte ich schon von ferne die zahlreichen Stockenten über dem Grofsen 1) Vgl. Journ. f. Ornith. 1907. S. 134. 48 Dr. E. Hesse: Teich in kleinen Scharen wirr durcheinanderfliegen und zwischen diesen alsbald einen gewaltigen Raubvogel, einen Adler. Noch ehe ich an jenen Teich gelangt war, hatte sich der Vogel in gröfsere Höhe erhoben, und sich mehr und mehr emporschraubend zog er grandiosen Schwebeflugs am klaren Himmel seine weiten Kreise, fürwahr ein selten schönes, erhabenes Bild! In enormer Höhe zog er dann langsam nach S.O. ab. Ich lagerte mich nunmehr an einer kleinen Böschung am Südufer des Teiches, abwartend, ob der Adler nicht vielleicht wiederkehren würde. Nach und nach sammelten sich wieder die im ganzen ca. 80 St. zählenden Stockenten, und nach kaum 10 Min. erschien in der Tat mein Haliaetus abermals aus südöstl. Richtung, aber ganz dicht über dem Brandholz heranfliegend; hierbei konstatierte ich, dals es ein junger Vogel mit noch ganz dunklem Schnabel war, der das charakteristische gescheckte Jugendkleid trug.!) Sowie er am Teiche ankam, erhob sich sofort die ganze Entengesellschaft. Deutlichst konnte ich jetzt beobachten, wie er auf diese Vögel Jagd machte; man sah, wie er seine gewaltigen Flügelschläge beschleu- nigte, um vorauseilende Enten einzuholen, stets jedoch vergebens; ebensowenig gelang es ihm, zufällig entgegenkommende, in sau- sendem Flug aufihn zuschiefsende Tiere etwa durch eine geschickte seitliche Wendung zu erhaschen; es schien ihm Mühe zu machen, von einer bestimmten Flugrichtung plötzlich abzuweichen. Da war’s kein „königlicher‘ Vogel, — jenes Epitheton, mit dem nun einmal dieses Vogelgeschlecht seit alters belegt wurde — da sah er plump und ungeschickt aus; vielleicht war er infolge Hungers im Flug etwas ermattet und ermüdet, vielleicht aber war er noch zu jung und deshalb auch noch zu unerfahren im Beutemachen. Einmal kam er mir im Eifer der Jagd so nahe, nur bis auf ca 25 m. und direkt auf meine Lagerstätte zufliegend, dafs ich ruhig, so paradox mir dies natürlich auch erscheinen wollte, einen etwaigen Angriff auf mich hätte vermuten können; möglicherweise wulste er momentan nicht, was, da ich sehr zusammengekauert dalag, das für ein „Körper“ sei, oder aber höchstwahrscheinlich fahndete er auf einige in geringer Entfernung hinter mir fliegende Enten. Nach noch mehreren vergeblichen Raubversuchen zog er gleichfalls wieder in südöstl. Richtung und dicht über dem Wald dahin gemessenen Fluges von dannen. 58. Pandion haliaetus L. Gundorf: D. Vom 19. IX. — 20. X. waren im Gebiet regelmäfsig 1 oder 2 Fischadler anzutreffen, augenscheinlich junge Vögel, da die hellen Federränder der Ober- seite sehr breit, die letztere selbst daher im ganzen lichter erschienen. Bald strichen die Vögel mit ihren gemessenen Flügel- 1) Im hiesigen Zoolog. Garten, wo wiederholt junge Seeadler eingeliefert wurden, habe ich diese Kleider und ihre Verfärbung, die jahrelang währt, viele Jahre genau verfolgen können. — Auf den Seeadler-Tafeln im „neuen“ Naumann kommen die betrefi. Kleider nicht zur Geltung. Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 49 schlägen über die Lachen dahin, bald rüttelten sie, um dann nach Beute niederzustolsen, beim Aufgehen durch jene charakteristische Körperbewegung etwaige Wassertropfen abschüttelnd, bald endlich rasteten sie auf hohen anstehenden Bäumen. Von diesen bevorzugten sie namentlich einige ältere Eichen, und es gelang mir wiederholt, mich durch das dichte deckende Unterholz bis unter jene Bäume anzuschleichen. Beim Abfliegen war das Poltern der Flügelschläge ziemlich beträchtlich. Nur ein einziges Mal hörte ich während dieses vier Wochen langen Aufenthaltes die Stimme; von einer jener Lieblingseichen abfliegend, dabei die Schwanzhälfte einer grofsen Rotfeder in den Fängen haltend, liefs einer dieser Fischadler ein lautes und gellendes, lachend-kicherndes „tip tjip . . -“, fünfmal nach einander hören, was mich etwas an die so oft in der Gefangenschaft vernommenen Rufe der vorigen Art erinnerte. Ein einzelner Vogel erschien dann abermals vom 9.— 14. XI. — Rohrbach: D. Beim Abfischen der Teiche zeigten sich vom 12.—15. X. 1—3 „Karpfenheber“, sehr zum Verdrufs der Fischereiberechtigten; denn sie entführten diesen vor ihren Augen oft mit der gröfsten Dreistigkeit die schönsten Karpfen, welche sie zuweilen kaum fortzuschleppen vermochten. 59. Falco peregrinus Tunst. Gundorf: D. Am 1. XI. traf ich 1 St. auf den Zschambertwiesen. — Rohrbach: D. Am 12. XI. safs ebenfalls 1 St. auf einem Tonrohr in der Nähe der glücklicherweise leeren Krähenhütte nördl. vom Grofsen Teich. — Beides waren junge Vögel. 60. Falco subbuteo L. Gundorf: B. Baumfalken waren be- sonders zur Zugzeit auf keiner Exkursion zu vermissen, und zwar vom 5. IX. — 6. X. ausnahmslos, einzeln oder bis zu 3 St. Wenn sie über den Lachen hin und her strichen und nach den grofsen Libellen (Aeschna, Libellula) jagden, sah ich sie dann die erhaschte Beute im Flug von Zeit zu Zeit aus den Fängen fressen. — Rohrbach: Hier will ich nur eine Beobachtung anführen: Am 10. IX., als sich die Stare zu Tausenden im Rohr des Mühl- und Mittelteiches versammelt hatten und noch sammelten und demzu- folge natürlich einen ungeheuren Lärm vollführten, strichein Baumfalk immer und immer wieder dicht und pfeilschnell über das Rohr dahin, ohnejedoch zu stofsen ;dieim Rohrsitzenden Stareliefsensich sogleich tiefer hinab und schwiegen, und es bot dies einen überaus komischen Anblick dar, wenn sie so wolkenweise beim Nahen des Falken herab- sanken. Es herrschte starker Wind und das Rohr war sehr unruhig, vielleicht konnte der Räuber auch deshalb kein scharfes Ziel fassen. 61. Asio otus L. Gundorf: J. Diese Eulen überwintern in grolser Zahl in einem älteren Fichtenbestand des Bienitz, aber auch in den Auewäldern habe ich sie einzeln oder paarweise gefunden. Am 21. III. fingen die ersten Eulen bereits gegen ®/, 6h an zu balzen, also wie es selbst im dichten Fichtenwald noch recht hell war, auch am 21. IV. z. B. hörte ich sie schon gegen 7 h, wo man kaum etwas von Dämmerung bemerkte. Den Balzruf, das eigen- Journ, f, Orn. LVI. Jahrg. Januar 1908, 4 50 Dr. E. Hesse: tümliche fast nasale, heruntergezogene „hu“, hörte ich von ein- unddemselben Vogel bis zu 50mal nach einander; manchmal klingt er auch zweisilbig „huu“, oder aber auch, scheinbar in der höchsten Erregung, wenn zwei sehr dicht bei einander rufen, wie „häj“, gleichfalls nasal. Ich habe oftmals, wenn ich mich lange Zeit in dieser Forstparzelle aufhielt, unter demselben Baum gestanden, auf dem der Vogel rief. Dazwischen hört und sieht man jene bekannten Balzflüge mit dem die dunkle Waldesstille seltsam unterbrechenden Flügelklatschen, das ja durch Zusammen- schlagen der Fittiche unter dem Körper hervorgebracht wird; auch dies führen häufig mehrere Vögel zu gleicher Zeit aus. Im Winter, wo ich mich ebenfalls zuweilen stundenlang auch bei völliger Dunkelheit im Bienitz aufgehalten habe, fand ich die Vögel immer nur stumm, höchstens hörte man vereinzelt jenen andern, auf und abgebogenen Ruf, den man mit „quio“ bezeichnen könnte. 62. Asio accipitrinus Pall.e Gundorf: D. Je 1 St. konnte ich am 24. X. und am 24. XI. feststellen. Als ich das erstere St. aufgescheucht hatte, wurde es von ca 100 Krähen, die sich auf den angrenzenden Wiesen sammelten, angegriffen, und es war er- staunlich, wie geschickt und gewandt die Eule durch Schwenkungen und Hakenschlagen ihren Verfolgern auszuweichen verstand. — Rohrbach: D. bez. W. Vom 5. XI. — 10. XII. traf ich regelmälsig Sumpfohreulen in einer Anzahl von 1—11 St., die sich mit Vorliebe zwischen den Seggenkufen namentlich des Grolfsen Teiches verborgen hielten. Am 5. XI. liefs eine Eule, mit der eine Weihe eine kurze Strecke dieselbe Flugrichtung innehielt, sich im übrigen aber gar nicht um die durcheinander fliegenden Eulen kümmerte, hierbei öfters einige dohlenähnliche „tjäk“ oder „tjep‘“ hören; auch am 19. XI. vernahm ich diese Rufe, als ich 9 St. aufgescheucht hatte, die trotz des strömenden Regens lange untereinander herum- kreisten. Sehr erheiternd mutet es jedesmal wieder an, wenn diese Vögel im Flug mit ziemlich plötzlichem Ruck den Kopf herum- drehen und den Beobachter einige Augenblicke anglotzen. Dr. Hennicke sagt bei dieser Species: „Selten und nur als Durchzugs- vogel beobachtet.“ 63. Cuculus canorus L.. Am 11. V. hörte ich im Oberholz b. Belgershain einen Kukuk rufen, bei dem das zweite „kuk‘ stets nur einen halben Ton tiefer lag als das erste. — In ei- nem Weidenbusch am Rohrbacher Mühlteich fütterte am 13. VI. ein alter rotrück. Würger einen jungen flüggen Kukuk; zwei junge mitanwesende Würger — ob etwa aus demselben Gelege, nicht zu entscheiden — waren dabei überaus futterneidisch, allerdings bevorzugte auch der alte Lanius den Kukuk ganz offensichtlich ; letzterer rief beständig aus seinem roten Rachen „srrieb‘“ oder „schrrieb“. 64. Jynx torquilla L. Gundorf: Am 7. VII. beobachtete ich zweimal einen alten Wendehals, einmal Futter tragend und meiner ansichtig werdend, das andre Mal in Aufregung vor einer Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 51 Katze, der unausgesetzt ein hastiges „tätä . . . . .* ausstiels, gewöhnlich jede zweite Silbe stärker betont; manchmal ging der Vokal auch mehr in i über; diese Rufe erinnerten etwas an jene schmatzenden der Grasmücken. 65. Dryocopus martius L. Gundorf: Im Bienitz bez. in den Auewäldern zeigte sich der Schwarzspecht am 26. III, 29. VII. und vom 28. IX. bis zum Jahresende. — Universitätsholz: J. u. B. Balzruf in der Zeit vom 5. IIL — 12. IV. Es haben sich mehr- mals zwei Paar gezeigt. — Harth bez. Brandholz bei Rohrbach: Allenthalben vom 19. II. — 22. X. — Rosenthal: 4. I. 1 St. ganz dicht am Weg in der Nähe des Amelungenwehres an einer Erie hämmernd, dann unter einigen leisen Nasaltönen abfliegend; am 26. IX. trieb sich einer lebhaft rufend in jenen beiden alten Fichten auf der Grofsen Wiese herum; endlich traf ich am 12. X. einen Schwarzspecht gleichfalls eifrig rufend wiederum in der Nähe des Amelungenwehrs. Es ist nun schon das vierte Mal während der letzten drei Jahre, dafs ich diesen Vogel in dem von stark frequentierten Wegen überall durchkreuzten Rosenthal!) feststellen konnte, wo er früher noch niemals beobachtet wurde. — Auch im südl. (Connewitzer) Leipz. Ratsholz liefs sich am 8. III. ein Schwarzspecht vernehmen. — Bemerkenswert ist, dafs ich den Balzruf auch nur im Universitätsholz, wo eben die Vögel seit Jahren brüten, gehört babe. 66. Dendrocopus maior L. Am 2. IV. beobachtete ich in letztgenanntem Forst, wie ein Q auf einer Eiche in nächster Nähe trommelte; jedesmal, wenn dasselbe aufgehört hatte, antwortete trommelnd ein andrer Specht, der gleichfalls auf einer ca 300 m. entfernten Eiche an einem Holzrand safs, und als ich diesen mit dem Glas aufs Korn nahm, stellte er sich als 9° heraus. Hier trommelten also beide Gatten abwechselnd. 67. Picus viridis L. Am 25. Il, einem schönen milden Frühlingstag, balzten im Rosenthal 3 Grünspechte, und zwar waren um 1 © 2 9‘ lebhaft beschäftigt, von denen sich jedoch das eine bald zurückzog, wohl weil es vom 9 nicht begünstigt wurde. Beide Gatten riefen kläglich „gjiep ... .“, bald mehr das i, bald mehr das e hervortreten lassend, das Q‘ unternahm in grofsen Bogen um den Baum des Q herum weite Balzflüge, kehrte zurück und wurde nunmehr vom Q mit ausgebreiteten und nach hinten herabhängenden Flügeln empfangen; beide Vögel stürzten sodann zur Erde, wo nach einigem Herumgebalge der Begattungsakt vollzogen wurde. (Letzteren habe ich übrigens bei unsern Vögeln gerade dies Jahr auch öfters auf grofsen und starken, recht sanft ansteigenden Asten gesehen.) Genau ein gleiches Liebesspiel beobachtete ich am 1. XII. bei Gundorf, doch kam es hier nicht zur Begattung; möglicherweise hatte das laue Wetter eine Art „Frühlingsstimmung‘“ bei den Spechten ausgelöst. Den Balzruf I) Vgl. Ornithol. Monatsber. 05. S. 91. 4* 52 Dr. E. Hesse; hörte ich dies Jahr bei Gundorf bereits den ganzen Januar hindurch, am 15. I. auch bei Rohrbach; dann wieder im Herbst am 14. IX. im Rosenthal, ferner vom 20.X. — 1. XI. und am 8. XII. bei Gundorf; gewöhnlich herrschte an diesen Tagen trübes, bald kälteres bald wärmeres Wetter, welches man so etwa mit dem eben erwähnten, auch für die Witterung gebräuchlichen Ausdruck „Frühlingstimmung‘ bezeichnet. Am 8. XI. überraschte ich am Kanitzsch ein Q' unmittelbar hinter einer Böschung, das beim ersten Schreck im Abfliegen ein wenig lautes „jäck“ rief. 68. Picus canus viridicanus Wolf. Vom 16. III. — 10. V. konnte ich abermals im südl. (Connewitzer) Ratsholz den Grau- specht lebhaft balzend feststellen; am 3. V. antworteten sich 2 J' fortwährend bald trommelnd bald rufend. Späterhin habe ich nicht ein einziges Mal wieder daselbst einen dieser Vögel gesehen oder gehört. 69. Alcedo ispida L. J. Gundorf: Dies Jahr haben ca 3 Paar gebrütet. Die ersten flüggen Jungen sah ich am 14. VI. Das im vorigen Bericht erwähnte „si tül“ hörte ich mehrfach auch von den Alten. Am 25. VIII. rüttelte ein Eisvogel fast 3/, Min. an derselben Stelle, dabei kräftig rufend. — Am 11. IV. hörte ich am Amelungenwehr im Rosenthal, wo ich diese Vögel seit nunmehr über 25 Jahren nistend kenne, von dem sich über dem Flufs hinjagenden Paar trillerartige, etwas schnurrende Rufe, wie „tri tri tri. ...“ Dies habe ich am 21. VII. auch in Gundorf vernommen. — Im Herbst und Winter sieht man ja allenthalben an geeigneten Stellen an Flüssen und Teichen, namentlich auch an Dorfteichen (Gundorf, Rückmarsdorf) der hiesigen Gegend, ingleichen, wie schon früher erwähnt, öfters ganz nahe an der Stadt Eisvögel, zum ersten Mal indessen habe ich dies Jahr auch am Rosenthalteich einen solchen vom 26.--30. X. beobachtet. — Auch an der Mulde bei Grimma suchte ich diese Art niemals vergebens. — Rohrbach: Einzelne Eisvögel zeigten sich am 4. III., 27. VIIL,:17. IX... 1.8, u. .29. X, und ‚endlich, am 10. ER 70. Apus apus L. Auch dies Jahr vollzog sich der Abzug der Hauptmasse von den in Leipzig brütenden Seglern vom 27. zum 28. VII., dann waren sie bis zum 2. VIII. nur ganz spärlich vertreten; bis zum 10. VIII. bemerkte ich keine, wohl aber am 11: VIII. wiederum ca 20, endlich am 14. und 15. VIII. noch einzelne. 71. Hirundo rustica L. Vom 28. IV. — 2. V. befanden sich bei Gundorf unter einer Anzahl Rauchschwalben 2 St. mit blafs- lachsfarbiger Unterseite. (Vgl. hierzu das im Neuen Naumann Bd. IV. S. 193 Gesagte.) 72. Riparia riparia L. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer: 28. IV. — 3. X.; sehr zahlreich am 2. V. — Rohrbach: Hier sah ich Uferschwalben in der Zeit vom 20. IV. — 24. IX., im Frühjahr und Herbst zahlreicher, im Sommer nur einzeln. 73. a, b. Lanius excubitor L. u. L. e. maior Pall. Gundorf: D. bez. W. Die zweispiegelige Form konnte ich vom 20.—27. 1., Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 58 dann vom 1.—29. VIII. und wieder vom 22. IX. — 13. X. feststellen. die einspiegelige vom 5.—13. I. und vom 1. XI. bis zum Jahresende. Am 1. XI. fand ichin einem isolierten Weidenbusch, eine jener Stellen, die von den Würgern besonders bevorzugt wurde, eingeklemmtin eine Astgabel eine junge Feldmaus, am 3. XI. war letztere verschwunden; späterhin habe ich noch öfters in diesem Busch Fellreste und Eingeweide von Mäusen eingeklemmt gesehen. Am 10. XI. hörte ich einen einspiegeligen von einer jüngeren Eiche herab singen; es war wieder ein vielfältiges Tongewirr; besonders häufig brachte der Vogel schrille „trri“, ähnlich wie bei der Feld- lerche, weiter eigentümlich klagende, heruntergezogene „krürr“ auch „quä“-Rufe, an Bergfink erinnernd, ferner klagend jämmer- liche Töne, wie von gemarterten jungen Vögeln (!), und noch mancherlei herabgebogene Pfeiflaute; dies alles repetierte der Vogel nach Singdrosselart und machte auch ungefähr immer die- selben Pausen; dabei herrschte ein kalter Nordwind und das Wetter war überaus regnerisch. Ich habe den grofsen Würger in unserm Gebiet während der letzten Jahre dreimal, zweimal im Oktober und einmal im November, singen hören, und alle dreimal bei dem nach unseren Begriffen denkbar schlechtesten Wetter, das aber gerade, wie man vermuten möchte, diese Vögel zum Singen herauszufordern scheint, da ich doch selbige, wie aus diesem und den vorhergehenden Berichten hervorgeht, so oft und lange, auch zu ganz andrer Jahreszeit, zu beobachten Gelegenheit hatte und sonst nie singen hörte! — Rohrbach: D. bez. W. Hier sah ich am 5. XI. die zweispiegelige, am 15. I. und 5. II. sowie vom 22. X. bis zu Ende des Jahres die einspiegelige Abart. 74. Corvidae. Gundorf: Genau in südwestl. Richtung zogen in unaufhörlicher Fortdauer überhin grölsere und kleinere Schwärme von Corv. cornix L. am 10. X., von Corv. frugilegus L. am 13. X., von Corv. corone L. und Col. monedula L. am 20. X., endlich von Col. monedula L. am 1. XI.; hierbei herrschte laut Berichten der Leipz. Sternwarte in der Reihenfolge der angeführten Daten zu der betreffenden Tageszeit: O 2, S 1, SO, OSO 3. 75. Pica pica L. Rohrbach: D. Am 5. XI. trieben sich 3 St. in den kleinen Feldhölzchen westl. des Dorfes herum. 76. Garrulus glandariu L. Aus einem Bestand älterer Fichten im südl. (Connewitz.) Ratsholz hörte ich am 26. IV. vorm. gegen 11h das charakteristische „hu hu huhuu‘“ des Wald- kauzes (Syr. aluco L.), mehrmals nacheinander, und entdeckte auch sogleich den rufenden Vogel, der sich als Eichelheher entpuppte und diesen Eulenruf im Fichtendunkel also täuschend nachahmte. Wenn man am Tage Stimmen von Eulen vernimmt, — am 15. IX. '/,12h vorm. konnte ich dies z. B. im Kanitzsch gerade auch für den Waldkauz konstatieren — ist es unbedingt erforderlich, dafs man den rufenden Vogel auch sieht, man könnte sonst leicht durch einen solchen Nachahmungskünstler, wie der Eichelheher ist, arg getäuscht werden, 54 Dr. E. Hesse. 77. Sturnus vulgaris L. Gundorf: Vom 17. IL. — 7. IV sah ich wiederum häufig Stare und Wachholderdrosseln in kleineren oder grölseren Schwärmen zusammen vereint, bald diese bald jene an Zahl überlegen oder auch annähernd gleich verteilt, z. B.: 17. Il. 20 Sturnus 4 ca 80 QTurdus; 21. III. ca 100 St. + 32 T.; 31. IIL ca 100 St. + ca 100 T. — Rohrbach: Dals auch hier einzelne dieser Vögel überwintern, bewiesen mir eine Menge Federn, an denen z. T. noch frische Blutstropfen hingen, die ich am 15. I. unter einer Erle am Mühl- teich fand; offenbar rührten sie von einem Star her, den ein Raubvogel gekröpft hatte. — Abgesehen von den in Gärten und Anlagen etc. in oder unmittelbar an der Stadt überwinternden Staren seien hier nur noch erwähnt: Vom 7.—9. X. 1 flügel- lahmer auf dem Scherbelberg; am 12. XII. 9 St. am Rosenthal- teich, und vom 23. XII. an eine gröfsere Anzahl bis ca 30 St. auf den Schuttabladeplätzen in den Brandtschen Lachen. 78. Fringilla montifringilia L. Gundorf: W. Im Winter (1905/06) und Frühjahr keine beobachtet. Am 6. X. vorm. fand ein ganz aulserordentlich starker Durchzug von Bergfinken statt, genau wie bei den vorhin erwähnten Krähenscharen in südwestl. Richtung, das Wetter war trüb und neblig, und die Vögel zogen sehr niedrig überhin, fort und fort in kleineren Schwärmen, aus denen man die quäkenden Rufe vernahm; laut Ber. d. Leipz. Sternwarte herrschte zu gegebener Zeit SO. Späterhin habe ich nur ein einziges Mal noch, am 15. XIL, einzelne Bergfinken angetroffen. — Rohrbach: W. Vom 8. I. — 9. IV. sah ich diese Fringillen regelmälsig auf einem Feld oder in dem angrenzenden Waldrand der hinteren Harth; im folgenden Herbst und Winter habe ich sie in diesem Gebiet niemals, auch an ebenerwähnter Stelle nicht, beobachtet. — Im Universitätsholz zeigten sich mehrere am 12.1V. — An einer Futterstelle im vorderen Rosenthal hielten sich am 24. III. gleichfalls einzelne auf. 79. Chloris chloris L. Rohrbach: Am 12. II. trieb sich in der Nähe der Teiche ein Schwarm von ca 130 St. herum. 80. au. b. Pyrrhula pyrrhula L. und P. p. europaea Vieill. Beide Formen waren vertreten. Noch in keinem der letzten Jahre war eine derartige Menge von Gimpeln in der näheren und weiteren Umgegend von Leipzig zu beobachten wie in diesem, man mochte hinkommen, wo man wollte, überall waren sie zu treffen. Zuerst sah ich sie im Universitätsholz vom 15. X. an, dann im Rosenthal vom 28. X. an, und endlich im Gundorfer Gebiet vom 1. XI. an; den ganzen Winter hindurch konnte man sie in unsern grolsen Auewaldungen und den übrigen Forsten sehen und hören, ganz besonders häufig aber in obigem letzt- genannten Gebiet nebst den benachbarten Wäldern. Auch in Grimma a. d. Mulde traf ich am 6. XI. 6 St. (8 0, 39). In obigen Gebieten waren die Gimpel seltner einzeln, meist zu wenigen oder auch in kleinen Trupps bis zu ca 12 St. zu be- Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 55 obachten, die sich weniger auf der Erde, am häufigsten im Unter- holz oder aber auf den Spitzen der Bäume aufhielten. Die Ver- teilung der Geschlechter war hierbei ganz verschieden und un- regelmäfsig, bald waren esnur Q' oder nurQ, bald beideGeschlechter, dabei wieder teils das eine teils das andre an Zahl überlegen, am rarsten beide in gleicher Verteilung. Mit besonderer Vorliebe sah ich sie die Beeren sowie Nülschen und Samen von Viburnum und Cornus sowie Acer, Fraxinus und Betula verzehren. Weit öfter als das heruntergezogene „diü“ lielsen die Vögel einen eigen- tümlichen kurzen Rulschton hören, der meist wie „rür“, manchmal auch wie „rär“ klingt; überall habe ich diese Rufe, die man wohl als Lock- oder Unterhaltungsrufe, zuweilen vielleicht auch als Warnrufe bezeichnen kann, vernommen, von sitzenden Vögeln sowohl wie ganz besonders auch von fliegenden; am 14. XI. rief 1 St. sitzend beständig sein „diü“, ein anderes antwortete in einiger Entfernung immer mit dem Rulschton, und so ging dies wechselseitig lange Zeit fort. In unmittelbarer Nähe hört man von Gimpeln noch ein ganz leises kurzes „dü“. Uber den Rulsch- ton finde ich z. B. im Neuen Naumann nichts, auch Voigt hebt ihn in seinem Exkursionsbuch nicht besonders hervor. 81. Emberiza calandra L. Gesang im Herbst resp. Winter: Gundori- 20.X., 3., 8., 14. XT., 1. XII; Schönau: 22.XL, 12. XIL; Rohrbach: 22. u. 29. X., 26. XI.; an letzterem Tage liels sich ein Vogel unmittelbar über mir auf der Baumspitze eines kleinen Feldgehölzes am Mühlteich nieder, lockte augenscheinlich durch seinen Gesang einige Artgenossen herbei, die sich auch bei ihm niederliefsen, bevor sie dann gemeinsam das Rohr zur Nachtruhe aufsuchten. — Wetter in allen diesen Fällen schön oder ähnlich dem beim Grünspecht bezeichneten. 82. Emberiza citrinella L. Rohrbach: 22. X. Gesang; Wetter schön. 83. Emberiza schoeniclus L. Gundorf: J. Zahlreicher seit 5. IIL; stärkste Vermehrung am 10. DI.; erstes Liedchen am 10. 1II., letztes am 4. VIII.; auffällige Zunahme im Herbst vom 13.—17. X. Die 06/07 überwinternden waren zum grölsten Teil 2. Rohrammern lassen zuweilen auch einen rulschenden Ton hören, der wie „rräp“ oder auch wie „rrip“ klingt. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 5. III. — 26. XI.; erstes Liedchen am 12. IIL, letztes am 20. VII. 84. Anthus pratensis L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 24. II. — 2. V.; sehr zahlreich am 21. IV.; Herbstzug: 22. IX. — 17. XL; sehr zahlreich am 17. X. — Rohrbach: D. Bereits am 19. Il. scheuchte ich 2 St. am Grolsen Teich auf; dann regelmälsiger Frühjahrzug vom 5. III. — 27. IV.; sehr zahlreich am 19. III; Herbstzug: 24. IX. — 22. X.; sehr zahlreich am 15. X.; später noch einzelne am 19. XI. — Einzelne Ueberwinterer traf ich am 18. I sowie vom 14.—:19. XII. an den Brandtschen Lachen unweit 56 Dr. E. Hesse: des Scherbelberges, endlich am 20. XII. 1 St. in der Nähe des Rabensteines bei Grimma. 85. Anthus trivialis L. Am 6. VI. überraschte ich im Kanitzsch einen Alten mit eben ausgeflogenen Jungen, wobei ersterer unaufhörlich „si sisisisi“ rief. 86. Motacilla alba L. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer: 7. II. — 3. Xl. Zum Herbstzug sehr starke Vermehrung, namentlich durch junge Vögel, am 3.X. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 12. III. — 29. X. — Am 14. I. teilte mir Herr Jehnigen mit, dafs er am Hundewehr bei Wahren eine weilse Bachstelze gesehen habe; in den vier folgenden Wochen konnte ich seine Beobachtung bestätigen; wohl sicher ein überwinternder Vogel. 87. Moitacilla boarula L. Rohrbach: Am 15. X., das einzige Mal in den letzten Jahren, fand ich ein Paar dieser Art in dem abgelassenen Mühlteich. Bereits Dr. Hennicke (l. c.) sagt: „Nur einmal im Juni 1889 beohachtet‘‘; sie scheint also auch früher hier nur sehr selten und vereinzelt vorgekommen zu sein. 88. Budytes flavus L. Gundorf: B. Aufenthaltsdauer: 7. 1V. — 26. IX. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 20. IV. — 1. X. — In beiden Gebieten, in Gundorf am 13. und 23. VI. und in Rohrbach am 22. VI., stiefs ich auf Alte mit noch nicht ganz flugfähigen Jungen. Während mich jedesmal der alte Vogel schwebend und mit zurückgeworfenem Kopf umkreiste, rief er beständig in grolser Aufregung „psiu psipsipsi“ das „psiu“ herab- gebogen, oder „bi bi tui“, wobei das „tui‘“ etwas heraufgezogen wurde. 89. Alauda arvensis L. Einzelne Feldlerchen traf ich bei Gun- dorf bis zum 15. XII.; ferner strich am 27. XII. ein Schwarm von ca 25 St. ganz niedrig und lebhaft lockend in südöstl. Richtung über den Scherbelberg; in diesen Fällen dürfte es sich wohl auch hier um Überwinterer gehandelt haben. 90. Galerida ceristata L. Gundorf: J. Auch dieses ganze Jahr über habe ich jene in den beiden vorherg. Ber. erwähnte invalide Haubenlerche!) regelmäfsig auf der Landstralse beob- achten können. Sehr bemerkenswert war hierbei das Verhalten der pathologischen Verlängerung der hornigen Schnabelspitze; bis zum 17. II. war diese Mifsbildung vorhanden; dann war sie plötzlich verschwunden, also wohl abgestolsen, und die Hauben- lerche hatte einen vollkommen normalen Schnabel; doch wuchs allmählich die Spitze wieder nach, bis sie etwa am 14. VII. die alte anormale Länge wieder erreicht hatte; bis zum Jahresende trat hierin keine Veränderung ein. — Im übrigen würde hier einmal der exakte Beweis erbracht sein, dals ein Jahresvogel mehrere Jahre hindurch auch immer ein und dasselbe Individuum war, wobei somit die Begriffe Jahres- und Standvogel zusammen- fallen würden; denn es wäre doch im höchsten Grade unwahr- 1) Vgl. Ornithol. Monatsber. 05. S. 126; Journ. f. Orn. 07. 8. 126, Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 57 scheinlich und auffällis, wenn dieser in so seltsamer Weise ge- kennzeichnete Vogel etwa immer durch einen anderen, ebenso verunstalteten ersetzt worden wäre. 91. Certhia familiaris L. Gesang im Herbst: 13. IX. und 11. X. im Rosenthal; 2. XI. inder Nonne; 19. XI. im Universitätsholz. 92. Sitta caesia Wolf. Am 30. III. beobachtete ich im Rosen- thal 1 Paar Kleiber dicht nebeneinander balzend, wobei der eine das klangvolle „tuit‘‘ rief, während der andere immer mit dem bekannten trillerartigen Frühlingsruf antwortete, augenscheinlich o' und 9. 93. Parus ater L. Im Universitätsholz sah ich am 10. IX. auch von dieser Art ein eigenartiges Minnespiel: Der eine Vogel sals geduckt mit hängenden und zitternden Flügeln da und rief unausgesetzt „tui si sirrr.. ., tui si sirrr...“u.s.f., das „sirrr“ lange schwirrend, das Ganze fast eine halbe Minute lang; der andere dagegen sals hoch aufgerichtet und regungslos, wie hypno- tisiert, ersterem gegenüber; schliefslich flogen beide ab und gingen wieder der Nahrung nach. — Vom 14. X. — 11. XI. hielten sich in den Koniferengruppen der Grofsen Wiese im Rosenthal kleine Trupps von 5—18 St. auf; selbst die kleinsten Nadelholzstückchen, in deren Umkreis, wie hier, nur Laubwald besteht, wissen diese Herumstreicher im Herbst ausfindig zu machen.!) 94. Aegithalus roseus Blyth. Gundorf: Am 21. V. zeigte sich im Kanitzsch eine weilsköpfige Schwanzmeise zusammen mit einer Rosenmeise, beide Vögel hielten stets eng zusammen; ob dies ein Brutpaar oder nur Herumstreicher waren, bleibt unentschieden. 95. Regulus ignicapillus Tem. Universitätsholz: B. Es gelang mir, das feuerköpfige Goldhähnchen in diesem Forst als Brutvogel nachzuweisen. Nachdem ich schon den Sommer über zuweilen das charakteristische Stimmchen dieses kleinen Vogels, immer in der Nähe des sogen. Picknickplatzes, an dem auch sanz alte Fichten stehen, gehört hatte, konnte ich am 22. VI. im Dickicht jüngerer Fichten endlich einen Alten und 4 kaum flügge Junge ausfindig machen, die von ersterem gefüttert wurden. Während der Alte Futter suchte und sang, brachten die Jungen leisere „srih“ oder schrih“ hervor. — Unsre Art war bisher in der Umgegend von Leipzig nur als seltener und unregelmälsiger D. bekannt.?) 96. Accentor modularis L. Gundorf: Am 17. XI. trieben sich an einem Damm 2. St. in Meldengestrüpp umher; die Vögel liefsen mich immer bis auf wenige Meter herankommen, wobei sich herausstellte, dafs der eine von beiden vielleicht infolge von Verwundung sehr schlecht fliegen konnte; der andre rief fort- während ein lautes scharfes „siht“, „ziht‘“ ‘oder „sriht,“ oflen- 1) Vgl. Ornith. Monatsber. 05. S. 127. 2) Vgl. Journ. f. Orn. 07. 8. 127, 58 Dr. E. Hesse: sichtlich eine Art Angst- oder Warnruf in der Erregung um den andern, möglicherweise wollte er auch dadurch von letzterem die vermeintliche Gefahr ablenken. 97. Sylvia curruca L. Am 21. VIII. klapperte 1 St. lebhaft in dem wittleren der drei grofsen Taxusbüsche vor dem Bären- zwinger des Zoolog. Gartens. 98. Sylvia atricapilla L. Gundorf: Im Gebüsch am Rande der Ausschachtungen am Kanitzsch ahmte am 23. V. eine Mönchs- grasmücke täuschend den Gesang von Acroc. palustris Bchst. nach, sodafs ich mich schon freute, diesen in den letzten Jahren aus unserm Gebiet verschwundenen Rohrsänger, den ich früher u. a. auch gerade an dieser Stelle beobachtet hatte, wieder ein- mal feststellen zu können; nur ganz dürftig brachte die Grasmücke zuletzt den Überschlag. Nachahmungen fremder Vogelgesänge sind bei dieser Art schon öfters konstatiert worden.!) 99. Acrocephalus arundinaceus L. Gundorf: B. Aufenthalts- dauer: 30. IV. — 18. VIIL. Zusammenhängend singend bis zum 4. VIL, von da bis zum 14. VII. z. T. noch zusammenhängend, z. T. nur noch bruchstückweise, endlich bis zum 28. VII. nur noch fragmentarisch singend. Von einem der Nester, das ich regelmälsig in Augenschein nahm, seien ein paar Daten angeführt: Am 2. VI. traf ich in einem kleineren Phragmitesbestand einen Drosselrohrsänger beim Nestbau; das Nest war kaum halb fertig und der Vogel hatte gerade ein Paket nasser Algen eingetragen; am 6. VI. war das Nest völlig fertig; am 9. VI. lagen 3 Eier darin, von denen ich eins mitnahm; am 13. VI. war dieses Gelege vollständig mit 4 (5) Eiern; am 23. VI. 2 pulli + 2 Eier, am 25.Vl. 4 pulli; am 4. VII. fand ich das Nest mit den Rohrstengeln ins Wasser umgeknickt, von den fast flüggen Nestlingen konnte ich nichts finden; die umgebenden Rohrstengel waren völlig intakt; sollte es ein Raubsäugetier oder -vogel gewesen sein, unter dessen Last beim Plündern das Rohrgebäude umfiel? — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 27. IV. — 3. IX. Zusammen- hängend bis 29. VL. bis 20. VII. nur noch bruchstückweise singend. 100. Acrocephalus streperus Vieill. Gundorf: B. Aufenthalts- dauer: 12. V. — 15. IX. Zusammenhängend singend bis zum 4. VIl., von da bis zum 21. VII. nur noch bruchstückweise; endlich hörte ich am 1. VIII. und 5. IX. augenscheinlich junge Vögel ganz leise singen. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 11. V. — 1. X. Zusammenhängend singend bis zum 6. VIL, von da bis zum 20. VII. teils noch zusammenhängend teils nur noch bruchstückweise, bis zum 13. VIII. nur noch fragmentarisch singend; schliefslich liefsen sich noch am 3. und 17. IX. offenbar wiederum junge Vögel ganz leise und stümperhaft vernehmen. 101. Acrocephalus palustris Behst. Dals der Sumpfrohrsänger auf dem Durchzug zuweilen recht eigenartige Aufenthaltsorte 1) Vgl. Voigt, Exkursionsbuch. 06. S. 74. Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig im Jahre 1906. 59 wählt, dafür mag folgendes angeführt sein. Am 16. V. beobachtete ich mit Prof. Voigt 1 St. lebhaft singend mitten in den grofsen Auewaldungen nordöstl. von Maslau im dichten feuchten Ulmus- und Cornusgebüsch; am 20. V. traf ich je einen singenden Vogel oben auf dem Scherbelberg in einem Zleagnusbusch und in einem Boskett von Ziersträuchern an der dortigen Teichanlage. — Hieran sei angeschlossen, dals ich auch die vorhergehende Art, den Teichrohrsänger, in je einem St. am 22. V. in Gebüsch von Prunus padus und Quercus im Rosenthal und am 24. V. in einem Luzernenfeld an den Brandtschen Lachen singen hörte, möglicher- weise einzeln herumstreichende Vögel. 102. Acrocephalus schoenobaenus L. Gundorf: B. Aufent- haltsdauer: 18. IV. — 15. IX. Zusammenhängend singend bis 4. VII, bruchstückweise bis 28. VIIL.; endlich noch einmal am 8. IX. bei einem Vogel Ansätze von Gesang. — Rohrbach: B. Aufenthaltsdauer: 20. IV. — 17.IX. Zusammenhängend singend bis 6. VII, bruchstückweise bis 20. VII. 103. Acrocephalus aquaticus Gm. Gundorf: D. Zum ersten Mal konnte ich diesen kleinen Rohrsänger für unser Gebiet fest- stellen und zwar in der Zeit vom 8.—29. VIII Ich traf die Vögel, gewöhnlich 2 St., stets an einer bestimmten Stelle der alten Ausschachtungen an der Luppe. Häufig hatte ich sie, wenn sie in unmittelbarer Nähe durch das Pflanzengewirr huschten oder entlang der Schilfränder sich herumtrieben, nur wenige Meter vor mir, sodals ich sie mit ihrem hellen Scheitelstreifen ausge- zeichnet beobachten konnte. Aufser vereinzelten leisen, allen Rohrsängern gemeinsamen Lockrufen habe ich sonst keinerlei Stimmlaute vernommen. — Rohrbach: D. Auch bier zeigte sich am 3. IX. ein Binsenrohrsänger am Grofsen Teich; für dies Gebiet wird unsre Art bereits von Dr. Hennicke erwähnt. 104. Phylloscopus trochilus L. Am 28. VII. mehrfach bei Gundorf wieder auffällig lebhaft singend; dann noch vereinzelte Sänger am 4. VIII. und 1. IX. 105. Phylloscopus rufus Bcehst. Gesang im Herbst: 4. IX. im Rosenthal; 6. X. bei Gundorf; 13. X. bei Leutzsch. 106. Turdus musicus L. Am 26. III. beobachtete ich in der Nähe jenes Picknickplatzes im Universitätsholz eine Sing- drossel, die ab und zu das „krück . . .“ des Schwarzspechtes, wenn auch etwas leiser, nachahmend in ihren Gesang einschaltete; es ist dies gerade die Ortlichkeit, in deren Nähe sich, wie früher angeführt, die Schwarzspechte am häufigsten zeigen. In der Folgezeit habe ich diese Nachahmungen nicht ein einziges Mal wieder gehört, es dürfte sich somit um einen Durchzügler ge- handelt haben. Gleiche Beobachtungen führt Prof. Voigt auf >. 49 seines Exkursionsbuches an. 107. Turdus iliacus L. Gundorf: D. Frühjahrzug: 11. II. — 4. IV; sehr zahlreich am 24. III. Als Lock- oder Warnrufe notierte ich kurze „göp“ oder „güp“. Herbstzug: 13. X. — 3. XI. 60 Dr. E. Hesse: Beobachtungen u. Aufzeichnungen von Leipzig ete. — Am 16. III. zeigten sich 10 St. auf einer Wiese im südl. (Connewitz.) Ratsholz, und am 12. IV. sah und hörte ich etwa ebensoviele im Universitätsholz. 108. Turdus viscivorus L. Universitätsholz: B. Aufenthalts- dauer: 5. III. — 10. XIl.; es wäre somit nicht ausgeschlossen, dafs einzelne überwintern. Vom 20. VII. — 1.X. traf ich regel- mäfsig auf oder an einer tief in den Wald springenden brachen Feldparzelle Misteldrosseln in einer Anzahl von 8 bis ca 15 St., z. T. aus Jungen bestehend; hier hatte ich zuvor öfters alte Vögel Futter tragend beobachtet. Wiederholt hörte ich diese Drossel im Frühjahr auch wieder im Flug singen; das Schnärren war die ganze Zeit über zu vernehmen. 109. Turdus pilaris L. Von diesem Jahresvogel hörte ich im Winter öfters beim Abfliegen hohe quiekende Pfeiftöne, wie „eui qui quit“ u. s. f£ Über die Zusammenrottungen mit Staren S.0. -— Am 26. I. trafich abermals 1 St. auf dem Scherbelberg.!) 110. Turdus merula L. Am 7. IV. beobachtete ich an der Universitätsbibliothek ein 9 vor einem Q@ balzend. Ersteres lief mit hängenden Flügeln und gesträubten Scheitelfedern fast weh- leidig immer kleine Strecken vor dem Q her, dabei beständig ein feines „sieh“ hören lassend; dieser gedehnte Ruf dürfte somit auch der Ausdruck des sexuellen Begehrens sein.?) 111. Erithacus rubeculus L. Vom 6.—13. XI. sang ein Rotkehlchen beständig an derselben Stelle auf der grölseren Insel des Ententeiches im Zoolog. Garten. 112. Erithacus cyaneculus Wolf. Gundorf: D. Frühjahrzug: 2. IV. — 28. V. (91, 9 resp. Junge.) Bis zu letzterem Termin hielt sich noch ein Paar dieser Vögel auf; es ist daher nicht ausgeschlossen, dafs sich unsre Art hier noch als B. ansiedelt, da das Gelände z. T. sehr günstige Brutplätze abgeben dürfte. Herbstzug: 15.—29. VIII. einzelne weilssternige 9. — Rohrbach: D. Vom 9.—12. IV. trafich an oder in dem isolierten Salweiden- busch am Südufer des Grofsen Teiches beständig nur ein weils- sterniges 91, höchstwahrscheinlich immer derselbe Vogel, also ein Aufenthalt von 4 Tagen. Herbstzug nicht beobachtet. — Neu, also noch nicht nachgewiesen, waren: Für Gundorf 12 Arten, nämlich 1. Mergus merganser I;.; 2. Nyroca marila L.; 3. Tringa minuta Leisl.; 4. Gallinago gallinula L.; 5. Ortygometra parva Scop.; 6. Orex erex L.; 7. Botaurus stellaris L.; 8. Circus sp. (8. 8. 46); 9. Pernis apivorus L.; 10. Falco peregrinus Tunst.; 11. Pyrrhula; 12. Acrocephalus aquaticus Gm.; — für Rohrbach 7 Arten, nämlich 1. Nyroca marila L.; 2. Totanus pugnax L.; 3. Numenius arquatus L.; 4. Ardetta minuta L.; 5. Pernis api- vorus L.; 6. Haliaetus albieilla L.,; 7. Falco peregrinus Tunst.; — für das Universitätsholz: Regulus ignicapillus Tem. als B. 1) Vgl. Ornith. Monatsber. 05. S. 92. 2) Vgl. Voigt, Exkursionsbuch S. 46. 61 Eine ornithologische Fahrt an die Matzal Wiek. Von Harald Baron Loudon und S. A. Buturlin. I. Allgemeines. Die Westküste Ehstlands, speziell der Meerbusen von Matzal, Hapsal, das Meer mit seinen vielen Inseln, wie überhaupt ziemlich die ganze West- und zum Teil die Nordwestküste Ehstlands, sind als am reichsten von der gefiederten Welt bewohnt und seit Russows Zeiten (den 70er und 80er Jahren) bekannt. Inzwischen haben manche Ornithologen jene Gegenden besucht, darunter unser hochverehrter Landsmann E. von Middendorff, doch ver- missen wir schmerzlich irgend welche Veröffentlichungen über ihre Ausbeute, resp. Beobachtungen. Da es in unserer baltischen Ornis noch viele Lücken gibt und manches zurechtzustellen, resp. zu vervollkommnen ist, so besprachen wir, wenn angängig, eine Reihe von Expeditionen nach verschiedenen Gegenden des Ost- Baltikums zu unternehmen und später unsere Resultate eventuell in einem Gesamtwerke zusammen zu fügen. Trotzdem unser diesmaliger Aufenthalt an der Westküste Ehstlands von denkbar schlechtestem Wetter begleitet wurde, hatten wir doch Gelegenheit, manches Interessante zu sehen und in unsere Tagebücher zu vermerken. Unter anderem gelang es uns, eine Reihe Daten über Tringa alpina und Tringa schinzi zu sammeln. Wir wollen hier kurz einen Überblick aus unseren Tagebüchern und dann ein Verzeichnis der beobachteten Vogel- arten geben. Am 8./21. Mai 1907 um 3 Uhr nachmittags erreichten wir unsere Endstation Hapsal. Hier erwarteten uns die Pferde von Herrn von Müller, Besitzer von Neuenhof. Die drei Kilometer bis zum Gut sind rasch zurückgelegt. Unser erwartet ein liebens- würdiger Empfang und kaum eine Stunde später sind wir schon auf dem Wege zum Hapsalschen Meerbusen, der kaum 1 Kilo- meter vom Gutsgebäude, mit Wiesen umrandeten Ufern, entfernt ist. Die Bucht ist mehr als 15 km lang und 3—4 km breit, hat zahlreiche Inseln verschiedener Gröfse und sehr viele Steine, die stellenweise kleine Riffe bilden. In übrigen ist die Bucht aufser- ordentlich flach, mit lehmigem und morigem Grunde meist so flach, dafs ein Mensch viele Kilometer weit den Meerbusen durch- waten kann. Wir haben es in der Zeit gerade so getroffen, dafs der Frühjahrszug fast beendet war, während die Brutperiode kaum noch ihren Anfang genommen hat. Als zahlreichsten Charaktervogel vermerken wir hier den grofsen Gänsesäger, Enten gibt es recht wenig, von den Möwenvögeln ist nur die Flufsseeschwalbe häufig. Am 9./22. Mai sehr windiges Wetter. Eine grofse Schar wilder Gänse sehen wir von weitem auf dem steinigen Ufer ca 3 km nordöstlich vom Gute Neuenhof, in der Gegend, die man dort „Sachalin“ nennt. Auf einer der gröfseren Inseln haben wir recht viele Kampfhähne bemerkt und beschliefsen, die folgende 62 Harald Baron Loudon und $S. A. Buturlin: Nacht dort zuzubringen, in der Voraussetzung, in den frühen Morgenstunden bequemer unsere Beobachtungen anstellen zu können. Erst kurz vor Mitternacht sind wir mit der Präparation der Tagesbeute soweit fertig, dafs wir abfahren können. Der Wind ist inzwischen in Sturm übergegangen. Mit Aufbietung aller unserer Kraft legen wir die 2 km zu Wasser zurück. Dafs wir in dem kleinen Flachboot nicht umgeworfen wurden oder auf Steine aufgefahren sind, scheint uns bis jetzt ein Rätsel. Auf dieser Insel stehen 2 Heuscheunen nahe beieinander, zwischen denen wir Schutz vor dem Winde suchten, da er sich aber gleich nach Aufstellung des Zeltes wandte, nicht fanden und die wenigen dunklen Stunden gründlich froren. Der 10./23. Mai ist ebenso stürmisch — das Wasser im Meerbusen steigt stark, einige kleine Schwärme Alpenstrandläufer und Temminckstrandläufer werden als ziehend beobachtet. Um 8 Uhr morgens hat das Meer so hohe Wellen, dafs wir nicht mehr nach Hause können. Wir landen daher mit Mühe und Not in der Richtung mit dem Winde am Ostufer der Bucht. Von hier wird noch eine Exkursion zu Fuls längs des Strandes unter- nommen. Um Mittagszeit Rückkehr nach Neuenhof und Prä- paration der recht reichlichen Beute bis spät in die Nacht hinein. Am 11./24. begaben wir uns wieder zu Fufs an die steinige Ufergegend von „Sachalin“. Hier hat sich eine Schar von ca. 150 Gänsen eingefunden. Da der Wind heute etwas schwächer ist, so fahren wir an diesem Tage fast alle benachbarten Inseln ab. Trotzdem es an verschiedenen Stellen vorigjähriges Rohr gibt, ist noch kein einziger Rohrsänger zu hören. Überhaupt ist der eigentliche Strand ziemlich tot. Das Vogelleben konzentriert sich auf die von Menschen unbewohnten Inseln. Eierstehlende Nebelkrähen fliegen allenthalben zahlreich umher. Sehr häufig finden wir Eierschalen von Enten und Seeschwalben, die jedenfalls von den Krähen verschleppt worden sind. Zu morgen beabsichtigen wir unser Hauptquartier auf das Gut Kiwidipäh am Nordwestufer der Matzal-Bucht zu verlegen. 12./25. Mai Abfahrt 9 Uhr früh per Post aus Hapsal, wo rasch noch einige Besorgungen zur Komplettierung unserer Aus- rüstung ausgeführt wurden. Hier machten wir auch die Bekannt- schaft eines örtlichen Jägers, der in den nächsten Tagen sich bemühen wollte, für uns die schwer zu erbeutenden Gänse zu schiefsen. Die 20 km bis zum Gute „Kiwidipäh“ führen uns durch mehr oder weniger kultivierte Gegenden, sodafs auf der Fahrt an ornithologisch Interessantem nicht viel bemerkt wird. Die Gegend ist aufserordentlich reich an erratischen Granitblöcken. Um Mittagszeit erreichen wir das Rittergut „Kiwidipäh“ des ehstländischen Kreisdeputierten Baron Stackelberg, der uns in liebenswürdigster und gastfreiester Weise aufnimmt. Unsere Ab- sicht ist, von hier per Segelboot weitere Exkursionen auf die Inseln zu machen, die an der Mündung der Matzal-Bucht liegen. Eine ornithologische Fahrt an die Matzal Wiek. 63 Zu diesem Zwecke stellte uns Baron Stackelberg sein eigenes schönes Segelboot zur Verfügung. Der Gutshof liegt ziemlich nah vom Meere und da uns der Strand recht interessant erscheint, unternehmen wir für diesen Abend eine Exkursion in östlicher Richtung. Die Wiesen längs des Meerbusens sind von Kampf- hähnen reich bevölkert, am Strande ziehen noch einige kleine Vereine von Alpenstrandläufern, auch bemerken wir hier ein Pärchen des schönen schwarzbäuchigen Kiebitzes. 13./26. Mai Morgens 7 Uhr Abfahrt per Segelboot, wozu wir uns zwei erfahrene Fischer gemietet haben. Wind und Wetter sind ausnahmsweise gut. Unser Kurs geht in westlicher Richtung zum Meerbusen hinaus, auf die unbewohnte Insel „Kummara“ zu. Unterwegs passieren wir viele Netze und gelingt es uns, für wenige Kopeken eine ganze Menge Strömlinge für unseren Pro- viantkorb zu erhandeln. Das Wetter ist so weit klar, dafs wir heute eine ganze Reihe entfernterer Inseln: „Moon“, „Dagden“ etc. sehen können. Leider werden wir in der Erwartung getäuscht auf dem Meere Enten in grölserer Zahl anzutreffen, erst kurz vor dem Landen bei der Insel „Kummara“ werden einige Eisenten gesichtet. Zu unserem Leidwesen erweist sich die Insel von zahlreichen Menschen bewohnt, die zeitweilig hergekommen sind, um Strömlinge zu fangen, ja damit noch nicht genug — eine neugierige Horde begleitete uns fast auf dem ganzen Rundgang. Die Insel ist wenig mehr wie ein Viertel Quardrat-Kilometer grofs und übersäet von mehr oder weniger riesenhaften und zahlreichen erratischen Granitblöcken, die stellenweise ganze Bollwerke bilden. Die Mitte der Insel steht recht hoch über dem Meeresspiegel und befindet sich hier eine von Steinen ziemlich reine kleine Wiese. An Landvögeln vermerken wir hier eine ganze Menge Stein- schmätzer, ein oder zwei Pärchen Rotschwänzchen, auf der Wiese singende Lerchen und auf dem einzigen kleinen Bäumchen der Insel, dessen Wipfel von einem alten Krähenhorst gekrönt wird — ein Starenpärchen, das sich hier eingenistet. Am Strande gibt es eine Masse ziehender Strandläufer, Möwen, Seeschwalben, mehrere Paare Austernfischer u. s. w. Eigentlich hatten wir die Absicht, hier unser Zelt aufzuschlagen und zu nächtigen, doch wurden uns die Fischer so lästig, dafs wir uns kurz entschlossen zur gröfseren Insel „Tauks“ hinüberzufahren, dieses war auch das reine Glück, indem der gleich darauf einsetzende Sturm uns auf dieser Insel tagelang festgehalten hätte. Auf halbem Wege beginnt der Seegang recht hoch zu werden. Wir sehen mehrere Trauer- enten, Eisenten und sogar die hier sehr seltene Schmarotzer- raubmöwe vorüberfliegen. Wir landen am Westufer der Insel „Tauks“, nachdem wir mehrmals, aber glücklich auf Steine aufgefahren sind, und müssen, da das Boot recht tief geht, ziemlich weit vom Ufer Anker werfen, was bei dem hohen Seegang unseren Matrosen das Herausbefördern der Bagage sehr erschwert. 64 Harald Baron Loudon und $S. A. Buturlin: Die Insel ist ungefähr vier Quadratkilometer grofs und flach, der Nordstrand zum Teil von zahlreichen Steinen besät, die übrigen Ufer meist sandig und schlammig und die wenigen Kilometer, die die Insel vom Festlande trennen ist das Meer so flach, dafs man bei stillem Wetter bequem zu Fufs hinüber kann. Die Nordhälfte der Insel ist zum Teil von jüngerem Birken- und Kiefernwalde bestanden, die Südhälfte dagegen teils nasse, teils trockene Wiesen. Im Walde befindet sich das Gehöft eines Forstwächters, der hier ständig lebt. Wir stellen unser Zelt im Windschutze zweier nahe beieinander liegenden Scheunen auf und begeben uns nach rasch eingenommenem Mittagsmahle auf die Jagd. Von Stunde zu Stunde nimmt der Sturm zu. Am 14./27. Mai ist er bereits so stark geworden, dafs uns eine Überfahrt zum Festlande gefährlich erscheint. Auch die Nacht zum 15./28. Mai verbringen wir in unserem Zelte, das uns beinah vom Sturme fortgetragen wird und können vor Kälte wenig schlafen. Bei gutem Wetter wäre hier unsere Ausbeute ungleich gröfser gewesen. Im Walde gab es eine grofse Menge brütender Enten und Sägetaucher. Während der Abendstunden des 14./27. Mai stellten wir fest, dafs die Waldpartie von einer geradezu unglaub- lichen Menge Nachtigallen bevölkert ist. Die Sprosser hielten sich verzugsweise in dem Teil des Waldes auf, wo mehr Wacholder- gebüsch (Juniperus) vorhanden war. — Wie schätzten annähernd 50 schlagende Männchen (Daulias philomela). Dabei ist zu beachten, dals die ganze Waldfläche kaum 2 Quadratkilometer grols ist, davon noch abzurechnen das Gehöft des Forstwächters und die Nadelwaldpartie, wo sich jedenfalls keine Nachtigallen (Sprosser) aufhielten, sodals diese Sänger ungewöhnlich gedrängt hier vor- kommen. Leider hatten wir nicht die Gelegenheit, dieses grandiose Konzert bei gutem Wetter anzuhören. Wie räuberisch die Nebel- krähen (Corvus cornix) sind, haben wir hier erst recht sehen können. Von diesen belebten eine ganze Anzahl den Wald und belagerten in gewissem Sinne die brütenden Enten, indem sie direkt aufpalsen. Wo eine Brutente ihr Gelege verlälst, suchen sie nach den Eiern und finden auf solche Art das Gelege sofort; auf diese Weise wurde beinah unter unseren Augen zwei Nester ausgeplündert. Da das Wetter am 15./28. noch immer keine Wendung zum Besseren zeigt und auch keine Aussicht dazu vorhanden ist, beraten wir mit unseren Matrosen über die Möglichkeit einer Überfahrt zum Festlande. Da wir beide kaum ein Wort ehstnisch verstehen, gelingt dieses erst nach längerer Zeit. Der einzige Weg, den wir nehmen können, ist der, mit dem Winde direkt zum Ufer. Um Mittagszeit werden unter grolsen Schwierigkeiten die Sachen im Segelboot verstaut, ein Spitzsegel von kaum einem Quadratmeter Fläche genügt um uns mit Dampfergeschwindigkeit dem Festlande zuzutragen. Das Meer ist flach und voller Steine, mehrmals fahren wir auf, kommen aber immer wieder glücklich ab und landen schliefslich in der Nähe des Ufers, indem wir auf Steinen gründlich Eine ornithologische Fahrt an die Matzal Wiek. 65 festfahren. Hier legen wir die 5 Kilometer bis zum Gute Kiwidepäh zu Fuls zurück und sind froh, unter Dach zu kommen und vor dem Sturm Ruhe zu haben. Inzwischen wird das Wetter immer schlechter. In der Nacht vom 16./29. Mai fällt sogar Schnee, das Thermometer steigt kaum über Null, was hier zu dieser vor- gerückten Jahreszeit eine ganz aulserordentliche Erscheinung ist. Den ganzen Tag wechseln Schnee- und Regenböen einander ab. Zum Glück haben wir bis zum Mittag an der gestrigen Beute zu präparieren, dann begeben wir uns doch wieder an den Strand. Das Wetter ist fürchterlich. Infolge des Sturmes an ein richtiges Zielen kaum zu denken. Trotzdem kehren wir nach wenigen Stunden mit reicher Beute heim, indem obendrein Buturlin noch einen hier so seltenen Sumpfläufer geschossen hat. Das schlechte Wetter hat uns so sehr zugesetzt, dals wir beschlielsen, morgen früh die Rückfahrt nach Neuenhof anzutreten. Am 17./30. früh um 8 Uhr sind Hapsalsche Postpferde da. Um 11 Uhr erreichen wir die Stadt. Inzwischen hat der Wind ein wenig nachgelassen, sodals wir einigermalsen uns die Gegend ansehen konnten und bei einem Blick auf das Meer die ganze Insel „Tauks“ sahen, sogar die Stelle erkannten, wo unser Zelt gestanden hat. In Hapsal erhielten wir, von den vorher erwähnten Jägern, einige Enten und Kampfhähne; Gänse zu erbeuten war ihnen leider nicht gelungen. Ein kurzer Besuch wird bei dem liebenswürdigen Notarius Nieberg gemacht, der uns als Jäger manche guten Ratschläge gegeben hat und schliefslich seine aus mehreren wertvollen Vogeleiern bestehende Sammlung schenkt. Diesen Tag und den folgenden 19. V./1. VI. verbringen wir auf Exkursionen an der ersten Stelle in Neuenhof, die uns ziemlich reiche Ausbeute bringt. Am 20. V./2. VI. wird die Heimfahrt angetreten. Zu ganz besonderem Danke sind wir Herrn und Frau v. Müller, Baron Stackelberg auf Kiwidepäh und Herrn Notarius Nieberg verpflichtet, ohne deren liebenswürdiges Entgegenkommen die Exkursion unmöglich gewesen wäre. I. Teil; Hier geben wir ein Verzeichnis der beobachteten Vogelarten und beschränken uns dabei auf die Sumpf- und Wasserfauna. Pandion haliaetus (L.). Ein Exemplar in der Hapsalschen Bucht am 10./23. V. vorüberfliegend gesehen. Falco peregrinus Tunst. Ganz deutlich sah Buturlin diesen Falken am 20./V. über dem Neuenhofschen Walde vorüberfliegen, wahrscheinlich war es subsp. brevirostris Menzb. Journ. f, Orn. LVI, Jahrg. Januar 1908, 5 66 Harald Baron Loudon und S. A. Buturlin: Lithofalco regulus (Pall.). (= aesalon) zweimal gesehen am 14. V. auf der Insel Tauks. Haliaötus albieilla (L.). Ein jüngeres Exemplar am 19. V./l. VI. über der Hapsalschen Bucht längere Zeit hoch kreisend beobachtet. Circus aeruginosus (L.). Ein Exemplar am 9./22. V. am Ufer der Hapsalschen Bucht bei Neuenhof. Acrocephalus phragmitis Behst. Ganz vereinzelte Exemplare in den wenigen vorjährigen Rohrpartien, Neuenhof 10./23. V., Kiwidepäh 12./25. V. singend gehört. Die Ankunft erfolgt jedenfalls hier sehr spät uud fiel offenbar gerade in diese Tage. Dieser Schilfsänger ist ein ganz gewöhnlicher Sommervogel. Ortygometra porzana (L.). Ein Exemplar im Neuenhofschen Rohr an der Hapsalschen Bucht 10./23. Mai. Vanellus vanellus (L.). Gemein auf allen von uns besuchten Wiesen und Inseln. Squatarola squatarola (L.). Ein Pärchen auf den Steinen der Matzal-Wiek, an der Küste des Gutes Kiwidepäh am 12./25.V. Hielten sich nit Zringa alpina auf. (Buturlin.) Oharadrius pluvialis (L.). Ein Pärchen gesehen am 18./31. V. in Gegend von „Sachalin‘ bei Neuenhof im Schwarm von Tringa alpina (Buturlin). Aegialitis hiaticula (L.). Sehr gewöhnlich an entsprechenden Stellen z. B. an der Hapsalschen Bucht unter Neuenhof auf den steinigen Stellen der Gegend ‚„Sachalin“ und einigen Inseln derselben Bucht. An der Matzal-Wiek unter Kiwidepäh und auf der Insel Kummara. Haematopus ostralegus L. Sehr gewöhnlicher Strandvogel, wo es Steine. gibt. Wir sahen ihn überall paarweise. Während des stürmischen Wetters auch auf den Wiesen bis zu einem Kilometer vom Strande. (Insel Tauks und Strandwiesen unter Kiwidepäh. Das am 9./22. V. geschossene 9 hatte im Eileiter legereife Eier (Buturlin). Tringa temmincki Leisl. Sehr gewöhnlich, noch auf dem Durchzuge. Hält sich aber fast immer im Grase oder abgeernteten Rohr hart am Wasser auf. Meist sind sie erst beim Auffliegen zu sehen, dabei immer Eine ornithologische Fahrt an die Matzal Wiek. 67 mehrere die in kleinen Abständen von einander im Grase ihrer Nahrung nachgehen. Tringa schinzi (Brehm). Den Schinzschen Strandläufer fanden wir in grolser Menge ganz unerwartet, indem „Valerian Russow“ „die Ornis Est-, Liv- und Kurlands, Dorpat 1880, pag. 154“ angibt: „Der Schinzsche Strandläufer wurde von mir im August 1876 bei Reval erlegt. Sonst ist mir nichts über sein Vorkommen bekannt geworden.“ Hieraus geht hervor, dafs Russow die hier in grofser Zahl brütenden Schinzschen Strandläufer für Tringa alpina angesprochen und behandelt hat — während Tringa alpina hier nicht zu brüten scheint. Interessant wäre es daher festzustellen, was für einen Vogel denn Valerian Russow „im August“ 1876 erlegt hat, jedenfalls war das weder Tringa ulpina, noch Tr. schinzü. Wie schon erwähnt, fanden wir Tringa schinzi in grolser Zahl brütend und zwar auf ganz bestimmten Stellen meist kolonienweise. Ihre Niststellen erinnern sehr an die Sümpfe (Tundra) der Polargegenden. Diese Stellen sind Strandwiesen mit kurzem Grase und meist hartem Erdboden — wenn auch stellenweise wenige millimetertiefe Wasserflächen dazwischen anzutreffen sind. So z. B. eine grolse Wiese östlich des Gutes Neuenhof (2 Kilometer) am Strande der Hapsalschen Bucht, wo auf einer Fläche von 5--6 Hektaren circa 15 Pärchen brüteten. Auf den hier benachbarten Wiesen trafen wir dagegen keinen einzigen Vogel dieser Art an. Ferner gab es mehrere Paar an der Matzal-Wiek auf der Strandwiese des Gutes Kiwidepäh und einzelne Paare auf den Wiesenflächen mehrerer Inseln (Tauks und den Inseln in der Hapsalschen Bucht). Wir trafen diesen Vogel gerade mitten im PBrutgeschäft an. Von den 8-10 Nestern, die wir am 19. V. -— 1. VI. fanden, waren ?/, sicher von Krähen ausgeraubt. Zwei Nester enthielten je 4 Eier, davon das eine Gelege unbebrütet, das andere Gelege war soweit bebrütet, dafs die Jungen in den Eiern bereits piepten. Ein Geheck war bereits ausgelaufen und fingen wir von diesem 2 Dunenjungen, die kaum 2 Tage alt gewesen sein mochten. Die Vögelchen waren recht behende auf den Beinen, sodals das Eine bereits über hundert Schritte vom Nest entfernt war. Nur dadurch, dals es beständig seine Stimme erschallen liefs, gelang es uns, dasselbe zu finden. Mehrere Q © (bereits am 14.— 15. (27.— 28.) Mai) hatten legereife Eier. Während dieser Zeit, wo Tringa schinzi in vollem Brutgeschäft ist, sahen wir zahlreiche Scharen von Tringa alpina ziehen — schon aus grolser Entfernung sind wir im Stande, beide Arten zu unterscheiden, mindestens jetzt im Frühjahr durch 3 Merkmale: 1. der rostfarbige Rücken von Ir. alpına — dagegen der dunkle Rücken von Tr. schingi. 2. der tiefschwarze Bauch von Tr. alpina — dagegen die relativ helle Unterseite von Tr. schinezi. 3. Die Stimme. Als Kuriosum möchten wir noch 5* 68 Harald Baron Loudon und $. A. Buturlin: bemerken, dafs man um diese Jahreszeit sogar auf der Rückseite der Haut erkennen kaun, welcher Art der Vogel angehört. Tr. alpina ist aufserordentlich fett — Tringa schinzi dagegen sehr mager, was hier durchaus natürlich ist. Die Nester standen alle auf trockenen Stellen, meist auf kleinen Erdhaufen, aber unweit vom Wasser oder nassen Stelien und alle auf Grasplätzen, die voriges Jahr gemäht wurden. Unter- lage der Eier nur trockene wenige Gräser. Im neuen „Naumann“ ist Tringa schinzi so gut behandelt, dafs wir kaum viel mehr zu erwähnen brauchen, besonders die Beobachtungen von E. F. v. Homeyer pag. 218 (rechte Spalte) decken sich mit den unseren vollständig. Wir sind überzeugt, dals sich Tr. alpina von Tr. schinzi nicht nur subspecifisch — sondern specifisch trennen läfst — das Verhältnis zu einander scheint mindestens analog etwa wie das von Sterna hirundo zu St. macrura. Die Farbe der Federn bei Tr. schinzi war ein wenig verblichener, als bei Tr. alpina, woraus hervorgeht, dafs die erstere Art ihren Winter- aufenthalt in weit südlicheren Breiten hat. Überdies ist Zringa schinzi ein wenig kleiner, besonders der Schnabel ist kürzer und gerader. Die Malse geben wir hier nach 23 ausgewachsenen Exemplaren und zum Vergleich von Tr. alpina L. typ. und Tr. alpina sakhalina (Vieil.) (— pacifica auct.) Die Zahlen, die an mehr als 200 Exemplaren gemessen wurden, sind entnommen aus Buturlins Arbeit: „Strandläufer des Russischen Reiches.“ (In russischer Sprache). Ausgabe II 1905, Seite 202—205. Es sei noch darauf hingewiesen, dals für die beiden letzten Formen die Malse sowohl von erwachsenen als auch jungen Vögeln vorliegen Malse: Flügel v. schinzi? 104—113.5 mm mittlerer Länge 108.3 mm. alpina 107—123 fe "na, „..: 114275 sakhalina 108—126 ,„, N 0 lbs Culmen v. schinzi 26.5— 33 x ar \. 2 alpina 26 —40 Re Ye x 32.905 sakhulina 30—41 = Br & 3.02 Lauf v. schinzi 22—26 n 55 23.6.5 alpina 2 —285 sakhalina 23.5—29 »). Tringa alpina L. Noch sehr zahlreich auf dem Zuge. Besonders auf den nassen Sandbänken zwischen der Insel Tauks und dem Festlande noch Scharen, die nach Tausenden zählten. Kleinere Vereine sahen wir auch sonst an allen Strandpartien. Die Vögel sind auch jetzt noch aulserordentlich fett. Limicola platyrhynchus (Temm.). Ein Exemplar wurde von $S. Buturlin am 16./29. V. am Strande (Wiese) des Gutes Kiwidepäh, an der Matzal-Bucht, 2—3 Eine ornithologische Fahrt an die Matzal Wiek. 69 Kilometer östlich vom Hofe geschossen. Es war ein ziemlich fettes Q' mit gut entwickelten Testiceln (der linke 6 mm lang). Es flog aus dem niedrigen vorjährigen Schilf auf, unweit vom Wasser, und liels uns nah heran. (Buturlin). Gallinago gallinago (L.). Ein J' auf der Insel Tauks gehört. Numenius arquatus (L.). Häufiger Brutvogel auf allen Strandwiesen. Besonders zahl- reich auf der Insel Tauks. Überall sehr scheu. Auf einer Insel bei Hapsal fanden wir ein Nest mit 2 tauben Eiern am 19.V., 1.Vl. Pavoncella pugnax (L.). Sehr zahlreich auf allen Strandwiesen und den Inseln, die Wiesenflächen aufzuweisen haben. Die Kampfplätze befinden sich fast immer am Rande einer kleinen Wasserlache oder eines Grabens. Wir sammelten eine hübsche Serie von 19 Männchen. Den 19. Mai fanden wir ein Nest mit 3 Eiern. Totanus glottis (L.). Die helle Stimme des Vogels am 19. —25. V. auf den Wiesen von Kiwidepäh gehört. Augenscheinlich kommt er hier nur selten vor. Totanus calidris (L.). Ist der gewöhnlichste Wasserläufer an allen von uns besuchten Stellen. Auch diese Art war unverhältnismälsig scheu. 18. V. ein zerbrochenes Ei gefunden. Totanus ocrophus (L.). Ein Pärchen im Neuenhofschen Park — ein anderes auf der Insel Tauks. Botaurus stellaris (L.). Die Stimme der grolsen Rohrdommelvernabmen wir am Abend des 8.—21. V. aus grölserer Entfernung an der Hapsalschen Bucht. Anser finmarchicus (Gunn). (= miuutus Naum.). Einige grofse ziehende Scharen an der Hapsalschen Bucht und Matzal-Wiek mehrmals gesehen. Anser albifrons (L.). Eine Schar am 9. Mai gesehen. Anser cinereus M. et V. An der Hapsalschen Bucht sahen wir jeden Morgen 3—4 Paar aus dem Walde des Gutes Neuenhof zum Meere streichen. Melanonyx segetum (Gmel) und M. arvensis (Brehm). Branta leucopsis. Von der letzteren Art sahen wir einige am 9. V. Zieht ohne Zweifel in grolser Anzahl Ende April und Anfang Mai alten Stils nach den Beobachtungen und Mitteilungen erfahrener Jäger und 70 Harald Baron Loudon und $S. A. Buturlin: nach der Natur gut bemalten laock- Vögeln aus Zeug, welche zur Jagd benutzt werden und uns gezeigt wurden. Es ist aber noch schwer zu erraten, wohin sie eigentlich fliegen und warum solch ein nördlicher Vogel so früh durchzieht. Querquedula eircia (L.). Ein 9' 8./21. V. bei Neuenhof erbeutet. Dafila acuta (L.). Einzelne fliegende 9' sahen wir mehrmals. Ein Gelege auf der Insel Tauks gehörte vielleicht dieser Art an, was leider nicht bestimmt festgestellt werden konnte, da es nach 2 Stunden bereits von Krähen zerstört war. Anas boschas (L.). Häufig. 2—3 Tage alte Jungenten sahen wir am 19. V. — 1.VI. auf der Strandwiese des Gutes Neuenhof. Nettion crecca (L.). Blos 2 Mal fliegend gesehen, offenbar 9' 0°, und an der Stimme erkannt. Spatula clypeata (L.). Auf einer Insel in der Nähe der Stadt Hapsal 2 Nester gefunden, davon enthielt das eine 8 Eier, das andere I Ei (19. V. — 1.V1.) 9 S' sahen wir mehrmals fliegen, auch auf der Matzal-Wiek und auf der Insel Tauks. Somateria mollissima (L.). Eierschalen am 15./28. auf der Insel Tauks gefunden. Der Vogel selbst wurde nicht beobachtet. Oidemia fusca (L.). Einzelne Exemplare (9° 9°) auf dem Meere zwischen den Inseln Kummara u. Tauks, während unserer Überfahrt am 13.—26.V. Harelda glacialis (L.). 13./26. Mai. Kleine Vereine auf dem Meere bei Tauks und Kummara. Fuligula maria (L.). J' und 9 erhielten wir von Hapsalschen Jägern, dieselben wurden in der Umgegend der Insel Worms geschossen. Fuliga fuligula (L.) (= cristata Leach). Einzelne Exemplare auf dem Meere zwischen Tauks und Kummara 13./26. Mai. Ferner über der Insel Tauks fliegend am Morgen des 15./28. V. Mergus merganser (L.). Der grolse Gänsesäger ist ganz gemeiner Brutvogel an der Hapsalschen Bucht. Er brütet in den hohen Bäumen benachbarter Eine ornithologische Fahrt an die Matzal Wiek. 71 Parks, Wälder, in Scheunen und in der Hapsalschen Ruine. Am 18./31. Mai fanden wir ein Gelege von 13 frischen Eiern in einer Scheune zum Gute Neuenhof gehörig. Mergus serrator (L.). g' und 2 wurden am 15./28. V. auf Tauks erbeutet. Als wir früh morgens aus dem Zelt traten, flog eine ganze Schar hart über unseren Köpfen hinweg. Podiceps ceristatus (L.). Ein frisches Ei auf einer Insel der Hapsalschen Bucht am 18./31. Mai gefunden. Der Vogel hatte es offenbar im Versehen direkt auf die Wiesenfläche gelegt. Sonst sahen wir keinen Haubentaucher. Colymbus arctieus (L.). Auf dem Meere zwischen Kummara und Tauks während unserer Überfahrt am 13./26. V. in mehreren Exemplaren gesehen. Stercorarius pomarina (Temm.). F Eine Raubmöwe dieser Art sahen wir während unserer Überfahrt von Kummara nach der Insel Tauks in nördlicher Rich- tung, ziemlich nah von uns vorbeifliegen. Larus minutus Pall. Am 17. V. ein Pärchen auf der Wiese unweit Kiwidepäh gesehen. Larus ridibundus (L.). “ Die Lachmöve war häufig auf allen von uns besuchten Strandpartien. Am 19. V. — 1. VI. hatten sie noch kaum zu legen begonnen. An diesem Tage fanden wir 2 Nester und in jeden zu je 2 Eiern. Larus canus (L.). Die gemeinste aller Möwen, überall wo wir Exkursionen unternahmen. 2 Eier auf Tauks am 14./27. V. gefunden. Larus argentatus (L.). Einige Exemplare ganz vereinzelt auf der Insel Tauks gelegentlich bemerkt. Larus fuscus (L.). Wie der Vorhergehende. Die beobachteten Exemplare sind keine alten Vögel. Sterna fluviatilis (Naum.). Überall gemein. Wir werden auch wohl viele St. macrura gesehen haben, doch wurde kein Exemplar erbeutet und konnte somit nicht sicher festgestellt werden. Mit dem Brutgeschäft begannen gerade eben diese Seeschwalben. 72 Harald Baron Loudon und S. A. Buturlin. Sterna minuta (L.). Fast täglich sahen wir die Zwergseeschwalbe paarweise umherstreichen, doch wurde keine erbeutet. Jedenfalls waren sie nicht an ihren Brutplätzen, wo wir sie sahen. Jedesmal verschwanden sie bald in der Ferne. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. Von Herman Schalow. II.) Übersicht der von Herrn Dr. Gottfried Merzbacher im centralen Tiön-schan gesammelten Vögel. Habent sua fata — nicht nur Bücher, sondern auch Samm- lungen! Die ornithologische Ausbeute Dr. Gottfried Merzbachers in München aus dem centralen Ti@n-schan wurde s. Z. Dr. Paul Leverkühn zur Bearbeitung übergeben. Die Sammlungging von München nach Sofia. Da es Leverkühn aber an seinem Wohnorte an dem notwendigsten Vergleichsmaterial fehlte, so reiste er mit den Bälgen zum Grafen Hans von Berlepsch, um sie in dessen Museum mit dem Genannten durchzuarbeiten und dann einen gemeinschaftlichen Bericht darüber zu veröffentlichen. Die Vögel wurden von Berlepsch bestimmt und wanderten alsdann wieder zur weiteren Bearbeitung nach Sofia zurück. Leider war es Leverkühn nicht vergönnt, die Arbeit zu Ende zu führen. Am 5. Dezember 1905 starb er nach kurzem Krankenlager. Nach seinem Tode wurde die Collection dem Königl. Zoologisehen Museum in München, dem sie durch Dr. Merzbacher geschenkt worden war, zurückgegeben. Dann gelangte sie, durch gütige Vermittelung des Reisenden, zur Bearbeitung in meine Hände. Aus dem Nachlafs Leverkühns erhielt ich die wenigen vorhan- denen Notizen, die er über die Sammlung gemacht hatte. Sie be- standen aus einer einfachen Namen-Liste der vorhandenen Arten nach den Bestimmungen des Grafen Berlepsch und geordnet nach dem Catalog des British Museums; ferner fand sich ein Ver- zeichnis der Fundorte in russischer und deutscher Sprache. Das war Alles. Graf Berlepsch hatte die Güte, mir gleichfalls eine Liste der Arten, die er sich s. Z. angefertigt hatte, zu geben. In diesen beiden Listen befinden sich bei einigen Arten kurze, vereinzelte Notizen, welche ich in der nachfolgenden Übersicht der gesammelten Vögel in Klammern mitgeteilt habe. Die Sammlung ist von mir durchgearbeitet worden, und ich habe, nach Vergleich mit dem im hiesigen Museum befindlichen Material 1) Vergl. I: Übersicht der von Herrn Oberamtmann Dr. Holderer während einer Durchquerung Asiens gesammelten Vögel. (Journ. f. Ornith. 1901, S. 393—456, Taf. 3 u. 4). Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens, 73 und unter Berücksichtigung der neuesten Veröffentlichungen russischer Ornithologen mich berechtigt geglaubt, einige Bestim- mungen meines Freundes Berlepsch zu ändern. Die Reisen, auf denen die nachstehend verzeichneten Vögel gesammelt wurden, und über welche ein grölseres Werk in deutscher Sprache noch nicht vorliegt, wurden in den Jahren 1902 und 1903 ausgeführt.) An der Reise nahmen der Präparator Russel aus Pjatigorsk und als dieser ausschied der Präparator Maurer Teil. EndeJuni 1902 wurde von Prschewalsk am Issik-kul aufgebrochen.?) Am 2. Juli verliefs Merzbacher die genannte Niederlassung und ging über den Santasch Pafs (2155 m), den schon der berühmte Ornithologe Sewerzow überschritten, nach Karkara. Am 7. Juli traf die Expedition in Narynkol, welches den Excur- sionen im Hochgebirge des Ti@n-schan als Stützpunkt dienen sollte, ein. Von hier aus begannen die Arbeiten, um die Lage des Chan-Tengri (7200 m) festzulegen. Zwei Wochen wurden im Bayumkoltal mit seinen trefflichen Alpenmatten, seinen dichten Wäidern von Picea schrenckiana und seinen Gehölzen palaeark- tischer Laubbestände zugebracht. Vorstöfse in die Hochgebirgs- welt, so in das Sary-dschafstal und zum Semenowgletscher, wurden vorgenommen. Durch das Inyltschektal nach dem Kapkaktal zum Grofsen Musarttal. Aus all’ den Erfahrungen dieser Wander- ungen ergab sich für den Reisenden die Lehre, dafs in den Hochregionen des Ti@n-schan der Schnee nur unter ganz aus- nahmsweise günstigen Bedingungen jene Consistenz gewinnen kann, welche die Ersteigung von über 5000 m hinausragenden Gipfeln ermöglicht. Ende August kehrte Merzbacher nach Naryn- kol zurück. Im Beginn des September wurde wieder in das Bayumkoltal aufgebrochen und ein neuer Vorstofs versucht. Aufserordentlich starke Schneefälle trieben die Reisenden bereits um die Mitte des September nach Narynkol zurück, da im Hoch- gebirge kein Futter mehr für die Pferde zu finden war. Der Schnee ging bis in die Tekesebene hinab. Unter diesen Um- ständen blieb Dr. Merzbacher nichts anderes übrig, als die Ver- suche, von der Nordseite des Gebirges aus zum Chan-Tengri vorzudringen, aufzugeben und sich der Südseite zuzuwenden. !) Da Dr. Merzbacher im Frühling 1907 eine neue Reise nach dem Tiön-schan angetreten, so dürfte die Herausgabe des grolsen Reisewerkes erst in einiger Zeit zu erwarten sein. In England erschien: The Central Thian-Shan Mountains, 1902 —3. By Dr. Gottfried Merzbacher. London: John Murray, 1905 1. vol. 8°. Obne ornithologischen Inhalt. 2) Ich folge in der Wiedergabe des Itinerars dem: Vorläufiger Bericht / über eine /in den Jahren 1902 und 1903 / ausgeführte / For- schungsreise in den zentralen Tian-Schan / von / Dr. Gottfried Merzbacher. / Mit 1 Karte und 2 Panoramen / (Ergänzungsheft No. 149 zu „Petermanns Mitteilungen‘). — Gotha: Justus Perthes 1904. 74 Herman Schalow: Am 23. September erfolgte der Abmarsch von Narynkol zum südlichen Musarttal. Bei dem Überschreiten des Dondukol stürzte ein Pferd, und die Koffer mit den ganzen Ergebnissen photo- graphischer Aufnahmen wurden durchnäfst und der Inhalt un- brauchbar. Die Frucht unsäglicher Mühen und Sorgfalt, das Ergebnis der photographischen Tätigkeit im Hochgebirge war verloren. Die Reisenden überschritten den Musartpals (3500 m) und wanderten über Ak-su und Maralbaschi nach Kaschgar, wo Mitte Oktober die Winterquartiere bezogen wurden. Mitte April 1903 wurde der neue Ausmarsch zum Ti&n-schan angetreten. Der Weg führte über Altyn-Artysch, Basch-Sagun, Kara-dschil, Chalyk-Tau — wobei Sven Hedins Routen mehrmals gekreuzt wurden — Ak-su, Bai, Utsch-Turfan zur Erforschung der südlichen Quertäler des zentralen Tiön-schan. Das weitere Ziel bildete Prschewalsk und Karkara, wohin die Reisenden nach Über- schreitung des Syrt Plateaus und des Sonka Passes gelangten. Von hier aus wurden der Semenow- und Muschkotow Gletscher untersucht und der Inyltschekgletscher bis zum Fulse des Chan- Tengri begangen. Nachdem die Arbeiten in diesem Gebiet beendet waren, ging Dr. Merzbacher über den Atschailo Pass zum Kaündü Gletscher, von hier über das Utsch-schat Plateau in das Koi-kaf Tal zur Untersuchung verschiedener Quertäler des Hoch- gebirges. In Narynkol wurden die Sammlungen verpackt, am 9. Nov. 1903 Kuldscha erreicht und die Heimreise über Tasch- kent Anfang Dezember angetreten. Die Etiketten der von Merzbacher heimgebrachten Bälge tragen nur Datum und Fundort, letzteren in russischer Sprache. Die meisten der Localitäten, in denen die Vögel gesammelt wurden, finden sich weder auf den vorhandenen Karten, noch sind sie in dem Itinerar genannt. Einige derselben habe ich, dank der gütigen Mitteilungen der Herren Prof. Dr. Friedrichsen in Bern und Dr. Keidel in Buenos-Aires, festlegen können. Es sind dies die Folgenden: Barskaun Tal und Pafs. Im Kamm des Terskei-Ala-tau, Südseite des Issik-kul und westlich vom Sonka Pals, Nordabfall des Gebirges. Sary-dschals. Breites Längstal, W.S.W. vom Chan - Tengri, Nordabfall des Gebirges. . Dschety-Ogus. Quertal auf der Nordseite des Terskei-Ala- tau, etwas S.W. von Prschewalskij (Issik-kul). Hochtal Kaschka-su. Wahrscheinlich ein Seitental des Kara-kol Tales, S. vom Issik-kul. Sagutschan Pals. Wahrscheinlich Saukutschak Pals, S.W. von Prschewalskij am Issik-Kul. Turgen Pals. Im Beginn des Turgen Tals, östlicher Aus- läufer des Terskei-Ala-tau. Syrt Ak-Bel. Etwas westlich vom 78°6. L. Im Quellgebiet des Grofsen Naryn, am Wege vom Bedel Pafs nach Prschewalskij. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 75 Dscher-galantal. Quertal im östlichen Ende des Terskei- Ala-tau, südlich vom San-tasch Pals (östl. vom Issik-kul.). Die Lage von Aksu, Bay und Kaschgar ist bekannt. Die anderen Punkte, an denen vornehmlich gesammelt wurde, sind: Jrdyk, Karanowskoe Schlucht, Hochweideplatz Ala-kol, Bir-basch, Karatschi, Koisara, Syrt Ara-bel, Kara-su Tal, Ala-kol und Turgen Ak-su. Alle diese liegen wahrscheinlich, wie mir Dr. Keidel schrieb, sämtlich in der näheren oder weiteren Umgegend von Prschewalskij (Karakol), am Ostende des Issik-kul, in welcher die Merzbacher’sche Expedition zwar nicht selbst sammelte, woher sie aber eine gröfsere Collection aus dem Besitze des Lehrers A. P. Kuzenko käuflich erwarb. Die Grundlage für die Beurteilung der Zoogeographie des Tien-schan wie für die Beziehungen dieses Gebirgsmassivs zu den angrenzenden Gebieten Centralasiens ist durch Nicolai Sewerzow in dessen klassischen Untersuchungen: Allgemeine Übersicht der aralo-tianschanischen Ornis (1873/1875) gegeben worden. Wenn sich einige der damals von dem russischen Gelehrten gezogenen Schlufsfolgerungen heute nicht mehr voll anerkennen lassen, so liegt dies in der Entwickelung und den Fortschritten, welche die Vogelkunde im allgemeinen und die Erforschung der Vogelfauna Centralasiens im speziellen seit Beginn der siebenziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfahren hat. Das Studium der Subspecies und die beginnende Kenntnis der Verbreitung der- selben, die allein die Abtrennungund Begrenzung zoogeographischer Gebiete ermöglichen, haben manche der Sewerzow’schen An- nahmen nicht in vollem Umfange bestehen lassen. Zweifellos darf der Tiön-schan in seinem sich von West nach Ost erstreckenden Bau, mit Erhebungen in seinen centralen Teilen bis zu 7200 Metern und mit seinen eigen gearteten Abfalltälern, sowohl im Norden wie im Süden, als ein Trenngebirge von bedeutungsvollstem Einfluls bezüglich des Vorkommens subspecifischer Formen bezeichnet werden. In ihm kommt am reinsten der Character der centralasiatischen Vogelwelt zum Ausdruck. Die östlichen Grenzen des Tiön-schan Gebietes sind vorläufig noch nicht zu ziehen. Auch die südwestlichen Grenzen, nach den Ausläufern des Himalaya, sind nicht festgelegt. Vorläufig bieten daher nur die Forschungen im centralen Teile des Tiön-schan bestimmte Anhaltpunkte für die zoogeographische Stellung dieses mächtigen Gebirgszuges. Sehr wenige der bis heute bekannten, ihm eigen- tümlichen Arten bezw. Subspecies, gehen sehr weit östlich. Bereits in den weiteren Ausläufern des Gebirges finden sie die Ostgrenze ihrer Verbreitung in Centralasien. Darin liegt, neben anderen Momenten, auch die Begründung für die zoogeographische Eigenart des Ti@n-schan, die auch durch das Auftreten rein südlicher Formen, die bis jetzt in ungemein geringer Menge nachgewiesen worden sind, kaum modifiziert wird. Im Gebirge werden u. a. Myiophoneus temmincki, Terpsiphone paradisi, in tieferen Geländen Collurio 76 Herman Schalow: erythronotus angetroffen und im Tieflande wird ferner noch Alcedo ispida bengalensis beobachtet, der auch in die Vorberge des eigentlichen Gebirges hinaufsteigt. Es darf noch darauf hingewiesen werden, dafs viele der dem Tiön-schan bezw. Centralasien eigen- tümlichen Arten, bedingt vielleicht durch die Gleichheit der localen Verbreitungsgebiete, sich im allgemeinen vom Centrum des Vorkommens weiter nach Westen als nach Osten ausdehnen. Weiter ist es natürlich, dafs die ungeheuren, mit ewigem Schnee bedeckten, unwirtlichen, kalten und nahrungslosen Hochplateaus des centralen Ti@n-schan für die Verbreitung der Arten nach Norden bezw. Süden eine Scheidegrenze ziehen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dals eine weitere Erforschung dieser Gebiete den Nachweis bringt, dafs ein nicht geringer zoogeographischer Unterschied zwischen den nach Norden bezw. nach Süden ab- streichenden Teilen des Gebirges besteht. Die dem Ti&en-schan angrenzenden Gebiete des Pamir und Alai tragen, nach den vorliegenden Sammlungen, den gleichen Faunen-Character wie das Himmels-Gebirge. wenn diese Gebiete auch im allgemeinen wärmer und die die Verbreitung der Vögel stark beeinflussenden Schneeverhältnisse günstigere sind. Nur wenige Steppenvögel treten hier aus dem Westen auf. Den Hauptbestandteil der Vogelfauna bilden centralasiatische, alpine Arten, weit verbreitete palaearctische und einige nördliche Species, die aus den Tundren während des Zuges erscheinen. So nahm man bisher allgemein an. Doch wird sicherlich der centralasiatische Character der Avifauna der genannten Tien-schan Grenzgebiete durch den Zusatz einer gröfseren Menge von Himalaya Arten im Laufe weiterer Erfor- schung zweifellos stark herabgemindert werden. Diese Annahme wird durch die Sammlungen Barey’s in dem nördlicher gelegenen Ferghana wesentlich gestützt. Denn hier sind bereits viele indische Arten, die im Pendschab, in Caschmir, Sikhim, Yarkand, etc. leben, gefunden worden, die aber für den Alai und den Pamir noch nicht nachgewiesen worden sind. Ich nenne, um ein Paar Beispiele anzuführen, Coccothraustes humii (Sharpe), Pyr- rhospiza punicea humii (Sharpe), Carpodacus grandis Blyth, Oolumba leuconota Vig., Lusciniola indica (Jerd), Microcichla scouleri Vig. und Alesonax latirostris Raftl. Spätere Sammlungen werden wahr- scheinlich beweisen, dafs die Faunen des Ferghana, Alai und Paınir, durch den starken Einschlag endemisch indischer Arten, nicht den typisch centralasiatischen Character der Vogelfauna besitzen, der dem Ti@n-schan in seinen centralen Teilen eigen ist. Die ungeheuren, sich über viele Breitengrade erstreckenden Wüsten, die die südlichen Abfälle des genannten Gebirges begrenzen, hindern das Erscheinen südlicher Arten, die den typisch central- asiatischen Charakter der Vogelfauna des Gebietes beeinflussen könnten. Auch die Merzbacher’schen Sammlungen stützen diese Ansicht. — Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 77 Der von mir früher (J. f. ©. 1901 S. 400—404) veröffent- lichten Übersicht für die Ornithologie Centralasiens wichtiger Arbeiten lasse ich hier einige Angaben über weitere, nach dem Jahre 1900 erschienene Veröffentlichungen folgen: 1902. Koslow, P. R, Bericht über Säugetiere und Vögel. in: Arbeiten der von der Kais. Russ. Geogr. Gesellschaft in den Jahren 1893—1895 nach Centralasien gesandten Expedition. Teil II. St. Petersb. 1902. 4°. 9--296 pp. mit 1 Karte, 2 zoogeogr. Tabellen und 15 Phototypien. [Bussisch]. 1902/3. Loudon, Baron Harald, Ergebnisse einer ornitholo- gischen Sammelreise nach Central-Asien (1901) (Ornith. Jahrb. 1902. S. 81— 106, 190—233. 1903. S. 45-63). 1903. Rothschild, W. von, List of a collection of Birds made south of the Issik-kul in Russian Turkestan (Nov. Zool. 1903, vol. 9. p. 161—168). 1904. Johansen, J, Vorläufiger Bericht über eine im Sommer 1902 in die Kulundinsche Steppe und die angrenzenden Teile des Ssemipalatinsker Gebietes unternommene Reise (Ornith. Jahrb. 1904 S. 161—205). 1905. Bianchi, V., Wissenschaftliche Resultate der von N.M. Przewalski nach Central-Asien unternommenen Reisen auf Kosten einer von 8. Kaiserl. Hoh. dem Großsfürsten Thron- folger Nic. Alexandrowitsch gespendeten Summe herausgegeben von der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Zoologischer Teil. Bd. 2. Vögel. Liefg. +. 2-+-p. 193—360, Taf. VII— X. Petersbg. 1905. 1905. Lönnberg, E., Short Notes on a collection of birds from Barahen. Arkiv för Zoologi, Band 2 Nr. 9. 1905 p. 1—23, Tal, 1.): 1905/6. Bamberg, O., Nachrichten aus Turkestan (Zeitschr. f. Oologie u. Ornith. 1905 S. 134—139, 152— 155, 168—172, 183—186 u. 1906 S. 3—7). 1906. Dresser, H. E., On some palaearctic Birds’ eggs from Tibet. (The Ibis 1906 p. 337— 347). 1906. Smallbones, G., Ein Beitrag zur Ornis des Tianschan. (Journ. f. Ornith. 1906 S. 411—428). 1906. Walton, H. J., On the birds of Southern Tibet. (The Ibis 1906 p. 57—84, 225—256). Uebersicht der Arten. Fam. Colymbidae. Colymbus nigricans Scop. Podiceps minor, Menzbier, Ibis 1885 p. 358. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 148 (1891). Podiceps fluviatilis, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 58. 78 Herman Schalow: Colymbus fluviatilis, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 503. Podicipes flwviatilis, Schalow, J. f. O. 1901 p. 404. a. 103a. jun. Irdyk b.2105b.. © jun.) ad .02: Colymbus nigricollis (Brehm). Podiceps nigricollis, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 8. 186. — Pleske, Me&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 58. — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 301. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 428. 99a. 9 jun. Nach den bis jetzt vorliegenden Beobachtungen scheint dieser Taucher im centralen Tiön-schan nur als Durchzugsvogel vorzukommen. Almäsy fand ihn am Ili als nicht seltenen Brutvogel. Colymbus griseigena Bodd. Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 58. 107. 2 juv., Ti@n-schan [!], 3. 9. 1892. Seltener Durchzugsvogel im nördlichen Tien-schan. Fehlt als solcher südlich der Gebirgsketten. In Indien nicht gefunden. Colymbus cristatus L. Podiceps cristatus, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 S. 185. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 58. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 148 (1891). — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 301. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 428. Podicipes cristatus, Lönnberg, Ark.f. Zool. Stockholm 1905 S. 2. a. 99a. Q‘ juv. Koisara, 19. 11. 02. b. 99b. juv. Südost Ufer vom Issik-kul, 12. 10. 02. Sewerzow läfst es zweifelhaft, ob der grofse Haubentaucher, den er vom Issik-kul aufführt, im Gebiet brüte. Er hält ihn für einen Durchzugvogel. Neuere Mitteilungen aus dem eigent- lichen Ti@n-schan, die das Brüten der Art sicher constatieren, liegen nicht vor. Lönnberg führt einen Mitte August am Baimgol erbeuteten jungen Taucher auf. Almäsy nennt ihn einen häufigen Brutvogel der Balchasch Niederung. Im nördlichen Indien wird er nur in der kalten Jahreszeit gefunden. Einen alten Vogel sammelten die Gebr. Grum-Grzimailo in der Zeit zwischen dem 19. u. 26. Juli am Kuku-nor. Es wäre dies für einen aus dem Norden verstrichenen Vogel ein sehr früher Termin. Bei Yarkand soll er nach Scully brüten. Urinator arcticus (L.). Colymbus arcticus Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 186. — Pleske, Me&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888. p. 58. a. 197a.00% ad. Koisara!‘! 18:%10.202 bein olad, „ 18. 10. 02. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 79 Die Art geht, wie im europäischen Teil der palaearctischen Region. so auch im asiatischen weit nach dem Süden. Aus dem Tien-schan nur nördlich der Gebirgsketten als Winterbesucher gefunden. Aus Indien nicht nachgewiesen. Fam. Laridae. Larus ridibundus ridibundus L. Xema ridibunda, Henderson and Hume, Lahore to Yarkand p. 301 (1873). Chroicocephalus ridibundus, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 S. 185. Larus ridibundus, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 57.— Sharpe, Sec. Yark. Miss, Aves p.139 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 94. — Oberholser, Pr. U. St. Nat. Mus. 1900 p. 206. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 428. a. 136a. ©. Koisara, 30. 8. 02. b. 136b. juv. Ostufer Issik-kul, 16. 5. 03. c. 137b. © ad. Koisara, 5. 8. 02. An geeigneten Plätzen Brutvogel im ganzen Tiön-schan, der bis zu Höhen von 9000‘ emporsteigt. Die südliche Brutgrenze steht noch nicht fest. An den hochgelegenen Bergseen von Kaschmir wurde die Lachmöwe im November zu Tausenden angetroffen. Allan ©. Hume glaubt nach den ihm gewordenen Mitteilungen annehmen zu können, dals sie daselbst brüte. Fam. Phalacrocoracidae. Phalacrocorax carbo carbo (L). Carbo phalacrocorax var. continentalis, Sewerzow, Turk. Jevotn. p. 70 (1873). 3 Phalacrocorax carbo medius, Lönnberg, Ark. f. Zool. 1905 2 Phalacrocorax carbo, Pleske, M&m. Acad. imp. Petersb. 1888 p. 56. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 127 (1891) — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 104. — Schalow, J. f. OÖ. 1901. p- 405. — Walton, Ibis 1906 p. 253. ; Phalacrocoraz carbo var. continentalis, Sewerzow, J. f. O. 1875. . 185. Phalacrocoras carbo var. albiventris, Sewerzow, J. f. O. 1875 p- 196. a. 114 a. g' ad. Koisara 19. 10. 02. b: 124225 © jun. 7, Bei dem vorliegenden alten g' ist das Weifs an dem Oberhals, den Halsseiten und dem Kropf ganz aufserordentlich stark entwickelt. Am nächsten steht ihm in dieser Beziehung ein von Hemprich und Ehrenberg bei Salebbieh in Syrien gesammeltes Q' des Berliner Museums. Ein von Dybowski im Juni bei Ruschtuk am Baikalsee gefundenes 9‘ hat an Kehle und Kropf nur wenige 80 Herman Schalow: weilse Federn, die dem Oberhals vollständig fehlen. Das von Dr. Merzbacher gesammelte 9° zeigt noch mehr Weifs als die bekannte Abbildung des Prachtkleides von Ph. carbo in Drefser’s Birds of Europe. Lönnberg führt die beiden jungen, von Baimgol stammenden Individuen unter dem Namen von Ph. carbo medius Nilsson auf, indemer darauf hinweist, dals die Tiön-schan Vögel mit Kormoranen aus Südschweden und von den Inseln der Ostsee, die sich durch geringere Grölse von dem typischen Vogel unterscheiden, und welche von Nilsson (Scand. Fauna Fugle II p. 478 [1858]) ab- getrennt worden sind, übereinstimmen. Das Berliner Museum besitzt nach dieser Richtung kein Vergleichsmaterial. Fam. Anatidıe. Merganser merganser L. Mergus merganser, Sewerzow, J. f. 0.1875 S. 184. — Pleske, Mem. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p. 56. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 133 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 103. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 3. Mergus castor Hend. & Hume, Lahore to Yark. p. 297 (1873). — Blanford, Birds India, IV. p. 469 (1898). — Walton, Ibis 1906 p. 256. a.) 115.8, ‚9°. b» 1156... Brutvogel des westlichen, centralen und südlichen Tien-schan, desgleichen in Ladak und Tibet. Merganser serrator L. Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. St. Petersbg. 1892 p 299. — Blanford, Birds India, IV. p. 470 (1898). a. 104. S'. Irdyk. 7. 11. 1902. b., 92. 29%.juy. Iredyk. 1521121982: Die beiden vorliegenden Exemplare wurden im Winter gesammelt. Als Brutvogel kommt der kleine Säger im Tien- schan nicht vor. Weder Sewerzow noch Pleske kennen ihn aus dem Gebiete Turkestans.. Von Grum-Grzimailo wurde ein Indi- viduum, jetzt im Petersburger Museum befindlich, bei Chargyn- gol gesammelt. Aus Indien ist nur ein einziges Exemplar, von Yerbury in Karachi geschossen (Brit. Museum), bis jetzt bekannt. Mergus albellus ist häufiger Winterbesucher des Issik-kul. Fuligula fuligula (L.). Platypus fuligula, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. Fuligula cristata, Pleske, M&m. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p. 55. — id ME&l. biol. Bull. Acad. Pet. 1892 p. 299. Nyroca fuligula, Blanford, Birds India IV. p. 463 (1898). 109a. 9. Koisara. 27. 11. 02. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 81 Die Reiherente ist nur für den nordwestlichen Tiön-schan als Brutvogel nachgewiesen worden. Nyroca nyroca (Güld.). Aithyia nyroca, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. Nyroca ferruginea, Pleske, Mem. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p. 55. — id. Mel. biol. Bull. Acad. Pet. 1892 p. 299. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 102. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 132 (1891). — Blanford, Birds India, IV. p. 460 (1898). — Walton, Ibis 1906 p. 255. Aythya nyroca, Hend. u. Hume, Lahore to Yark. p. 297 (1873). — N rligula nyroca, Sew., Ibis 1885 p. 77. — Menzbier, Ibis 1885 p. 358. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 427. Nyroca nyroca, Richmond, Pr. N. S. Nat. Mus. 1896. p. 589. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 3. aa. Die Moorente bewohnt einen grofsen Teil Centralasiens als Brutvogel: Kaschmir — vielleicht auch noch das nördliche Indien — Pamir, Ferghana, das südliche und östliche Tienschangebiet (Baimgol), Kaschgar und wahrscheinlich auch das nördliche Tibet! Walton fand sie bereits im August — also wohl kaum auf dem Zuge — in Höhen von 12000‘ bei Lhassa. Olangula glaucion (L.). Glaucion clangula, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. Clangula glaucion, Pleske, M&m. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p. 56. — Menzbier, Ibis 1885 p. 258. — Sharpe, Sec. Yark. er Aves p. 130 (1891). — Blanford, Birds India, IV, p. 464 1898). 321116. 1798%.0 Koisara. 5. 10..111902: b. 110b. Q. 00 ,5,10%.=1902. Olangula glaucion ist nur als Zugvogel für die Gebiete Centralasiens nachgewiesen worden. Im Mai wurde sie im Pamir gesammelt. Anas boschas boschas L. Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 97. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 4. Anas boscas, Pleske, M&m. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p- 54. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 130 (1891). — Bere- zowski et Bianchi, Aves Gansu p. 6 (1891). — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. Petersbg. 1892 p. 298. — Blanford, Birds India, IV p- 435 (1898). — Schalow, J. f. ©. 1901 p. 406. — Walton, Ibis 1906 p. 254. a. 1064. © ad. b. 106b. oJ ad. Journ. f. Orn, LVL Jahrg. Januar 1908. 6 82 Herman Schalow : Querquedula querquedula (L.). Anas querquedula, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. Querquedula querquedula, Oberholser, P. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 209. — Lönuberg, Ark. f. Zool. 1905 S. 3. Anas circia, Sewerzow, Ibis 1883 p. 76. Querquedula circia, Pleske, M&m. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p. 55. — id. Mel. biol. Bull. Acad. Pet. 1892 p. 298. — Menzbier, Ibis 1885 p. 358. — Blanford, Birds India, IV p. 449 (1898). — Walton, Ibis 1906 p. 255. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 427. a2108aI 7. b. 108b. 9. c: ©. Kärasu, 4. 9. 1892. Im Pamir ist diese Ente noch häufiger Brutvogel, im oberen Tarimbecken dürfte sie bereits nur auf dem Zuge vorkommen. Im südöstlichen Tien-schan brütet die Art. Sie überwintert im nördlichen China, im südlichen Asien, geht aber südöstlich nicht über die Philippinen hinaus. Mcgregor und Dean ©. Worcester (Gov. Lab. Manila, 1906, No. 36 p. 38) führen sie für Calayan und Luzon auf. Auf Ceylon ist sie Wintervogel. Aus den Brut- gebieten im Norden kommend geht sie auch während des Zuges hoch in das Gebirge hinauf. Ende September wurde sie in Ladak in Höhen von 12—14000‘ gefunden. Nettion crecca (L.). Anas crecca, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. — id. Ibis 1883 p. 76. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 427. Nettion crecca, Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 3. Nettium cerecca, Blanford, Birds India, IV p. 443 (1898). — Schalow, J. f. OÖ. 1901 p. 406. — Walton, Ibis 1906 p. 255. Querquedula crecca, Henderson a. Hume, Lahore to Yarkand, p. 297 (1873). — Pleske, M&m. Acad. Sc. St. Petersb. 1888 p. 55. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 130 (1891). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 6 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 98. — Menzbier, Ibis 1885 p. 358. 111, Gt. Karasu, 72993-@1903. Standvogel des westlichen Turkestan bis ca. 4500‘ Höhe. Südlich des Ti@n-schanmassivs meist selten auf dem Zuge, sehr lokal — wie im nördlichen Tibet — häufiger, doch kaum brütend. Wenige Male aus dem oberen Tarimgebiet nachgewiesen. In den westlichen Ausläufen des Pamir und im Alai hat Grum-Grzimailo diese Ente nicht gefunden. Wahrscheinlich beruht dies auf einen Zufall, da die Art als Brutvogel des Gebietes angesehen werden darf. Brütet nicht im Yarkandgebiet, zweifellos aber im Gebiet des Tekes und dessen Tributärtlüssen. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 83 Netta rufina (Pall.). Fuligula rufina, Pleske, M&m. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p. 55. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 102. Branta rufia, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 129 (1891). Netta rufina, Blanford, Birds India, IV p. 456 (1898). — Schalow, J. f. O. 1901 S. 405. — Smallbones, ibid. 1906 S. 427. Callichen rufina, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. a. 112a. be y12cı, o% Brutvogel des östlichen Turkestan, der auch das ganze Tien- schangebiet bewohnen dürfte. Wie weit die Art nach Osten geht ist noch festzustellen. In Yarkand ist sie noch sehr häufiger Brutvogel. Casarca casarca (L.). Vulpanser rutilans, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. Casarca casarca, Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p- 209. — Schalow, J. f. ©. 1901 p. 406. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 4. — Smallbones, J. f. OÖ. 1906 S. 427. Casarca rutila, Henderson a. Hume, Lahore to Yarkand, p. 296 (1873). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 101. — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu 1891 p. 35. — Blanford, Birds India, IV p. 428 (1898). — Walton, Ibis 1906 p. 254. Tadorna casarca, Sewerzow, Ibis 1883 p. 76. — Bianchi, M&l. Biol. Acad. Pet. 1886 p. 675. — Pleske, M&m. Acad. Pet. 1888 p. 54. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. p. 128 (1891). — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 588. 24,0 adıarlrdyk, 15::9.11902. b#113a. O4 ad. Im Tiönp-schan wie in den angrenzenden Gebieten Central- asiens überall Brutvogel. In Westturkestan soll ©. casarca als nistende Art bis zu der unter Schnee liegenden Zone der Alpen- kräuter, d. h. bis zu einer Höhe von 10—-14000‘ hinaufgehen. In Tibet wurde sie bis 15000‘, in Goksa bis 16000' regelmäfsig beobachtet. Almäsy weist darauf hin, dafs die Art sich allen bietenden Lebensbedingungen anzupassen scheint. Oygnus olor (Gm.). Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. — Pleske, Mem. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 p. 54. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 127 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 95. — Blanford, Birds India, IV p. 414 (1898). — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 427. 1197 20. Die Verbreitung dieses Schwans scheint in Centralasien eine beschränkte bezw. locale zu sein. Im Gebiet des Ti@n-schan ist er im Norden wie im Süden des Gebirgszuges Brutvogel. In dem nordwestlichen Teil desselben, im westlichen Turkestan, geht er in den Vorbergen bis 6000‘ hinauf. Als häufig wird er für das 6* 84 Herman Schalow: östliche Gebiet Östturkestans bezeichnet, wo er an all’ den Flüssen, die vom Gebirge kommen, als Brutvogel lebt. Im Winter geht er von hier, wenn auch selten, nach dem Süden. Fam. Charadriidae. Ibidorhynchus struthersi Vig. Feleirostra longipes, Sewerzow, Turk. Jevotnie p. 146 (1873). — id. J. f£. ©. 1875 p. 183. Faleirostra kaufmanni, Sewerzow, Turk. Jevotnie, p. 146, Dar s10, ie. Tu. ol1szs). 10. I. O0, 1875 De Ibidorhyncha struthersi, Pleske, M&m. Acad. Petersbg. 1888 p. 52. — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 591. Ibidorhynchus struthersi, Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 78 (1884). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 4 (1891). — Blanford, Fauna Brit. India, Birds, IV, p. 249 (1898). — Pleske, M&l. biol. Acad. Pet. 1892 p. 300. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 89. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 426. — Lönn- berg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 12. — Walton, Ibis 1906 p. 250. a. 123a. og‘ ad. Ara-bel Syrt, 1. 10. 1902. b. 123b. 9 ad. " 15. 10. 1902. ec. 123c. 9 ad. E 30. 10. 1902. Das Berliner Museum besitzt zwei (Q' u. 9) von Sewerzow geschenkte typische Exemplare seiner Falcirostra kaufmanni. Beide tragen die Bezeichnung: Turkestan, sind aber ohne nähere Fundortangabe und ohne Datum. Sie zeigen unter sich Keiner- lei Differenzen. Die von Dr. Merzbacher gesammelten Exemplare sind etwas lichter grau im Rücken, die Kehle zeigt dunkleres Schwarz, desgleichen das Brustband. Das die Oberkopffärbung abgrenzende Weils ist heller, ebenso wie das Weils an der Kehle. Alles in allem erscheinen die vorliegenden Exemplare lichter, was auf die Herbstkleidung zurückzuführen sein dürfte. Die bis jetzt unbekannten Eier dieser Art wurden vor kurzem durch Dresser nach Exemplaren vom Tchri-Gorhal im Himalaya (9000°) beschrieben und abgebildet (Ibis 1907 p. 322 Taf. 6 fig. 4 u..5). Charadrius dominicus fulvus (Gm.). Charadrius fulvus, Bogdanow, Consp. av. im. ross. p. 71 (1384) pt. Charadrius dominicus, Sharpe, Cat. Bds. Brit. Mus. vol. 24 p. 195 (1896) pt. Charadrius sp.?, Pleske, Mem. Acad. Petersbg. 1888 p. 51. Charadrius pluvialis, Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 182 pt. a. 138a. juv. Karanowski Schlucht, 16. 10. 02. b.4135b£ - @f/Juv. \, or 25.111.003 ec. 138c. 9 juv. Koisara, 29. 4. 03. d. 138d. 9 juv. 0 1129. 4.108. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 85 Bis auf das eine Exemplar (138a), welches einige sehr geringe Abweichungen zeigt, stimmen die übrigen im Gefieder vollkommen überein. Das vorerwähnte Stück im Jugendkleid ist auf dem Kopf schmaler gestrichelt, sodafs derselbe mehr rostgelbliche Färbung zeigt und nicht so dunkel schwärzlichbraun erscheint wie bei den übrigen drei Exemplaren. Das Verbreitungsgebiet der vorstehenden Form im Tien-schan und in dem angrenzenden Turkestan mufs noch festgelegt werden. Wahrscheinlich kommt hier neben der obigen Subspecies noch Charadrius apricarius L. vor, sodafs, wie schon Pleske erwähnt, sowohl Sewerzow, der nur Ch. plwvialis L. wie auch Bogdanow, der in seinem Conspectus allein Charadrius fulvus Gm. für Turkestan nennt, Recht haben. Ch. fulvus brütet nach Henderson noch im Süden der Tiön-schankette. Aegialitis dubia (Scop.). A. minor, Sewerzow, J. f. O0. 1875 p. 182. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. 1. p. 76 (1884). A. dubia, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 137 (1891). — Blanford, Fauna Brit. India, Bds. IV, p. 241 (1898). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 12. a. 139a. Q ad. Karanowski Schlucht, 12. 10. 02. b. 139b. 9 ad. Barskaun Schlucht, 16. 9. 02. c. 139c. S' ad. Karanowski Schlucht, 29. 11. 02. Der vom oberen Schnabelgrunde zum Auge gehende schwarze Streif ist bei dem alten Q' nicht so breit wie bei den mir vor- liegenden Exemplaren aus den westlichen Teilen der palaearktischen Region. Dagegen erscheint mir der schwarze Hals- und Nackenring bei den von Dr. Merzbacher gesammelten beiden 0° breiter zu sein. Der Flufsregenpfeifer dürfte im ganzen Gebiet des Ti@n-schan brüten, aber nicht in bedeutenderen Höhen vorzukommen. Sewer- zow fand ihn nur bis zu 4000’. Vanellus vanellus (L.). Vanellus eristatus, Bogdanow, Consp. av. imp. ross. 1. p. 68 (1884). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 138 (1891). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 3 (1891). — Pleske, MEl. biol. Acad. Petersbg. 1892 p. 299. Vanellus vulgaris, Pleske, M&m. Acad. Petersbg. 1888 p. 51. Vanellus vanellus, Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 590. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 12. — Small- bones, J. f. ©. 1906 S. 426. a. 157a. Q' ad. Koisara, 19. 9. 02. bi 1576. ©- Juri] 00119: 19%.02. c. 158.a. J ad. 5 17.19.02. d. 158b. J" ad. F 17. 9. 02. 86 Herman Schalow: Fam. Scolopacidae. Recurvirostra avosetta L. Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 79 (1884). — Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 183. — Pleske, M&m. Acad. Petersbg. 1888 p. 52. 152. 9° Koisara,! 17.110.902: Brutvogel in den niederen Gebirgslagen des Ti@n-schan. In Turkestan geht diese Art in vertikaler Verbreitung nicht über die Saxaul- und Salzstellen Zone (d. h. bis ca. 2000‘) hinaus. Tringoides hypoleucus (L.). Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 141 (1891). — Pleske, Mel. biol. Acad. Petersbg. 1892 p. 300. — Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 161. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 14. — Small- bones, J. f. OÖ. 1906 S. 426. Actitis hypoleucus, Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 99 (1884). — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 502. Totanus hypoleucus, Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 92. — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p. 260 (1898). 141. Q ad. Koisara, 8. 5. 1903. Das vorliegende Exemplar zeigt auf Kehle und Brust sehr helle Färbung; Seiten der Brust wenig gestrichelt. Brutvogel im ganzen Gebiet des Ti@n-schan. Pavoncella pugnax (L.). Moachetes pugnux, Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 182. — Bog- danow, Consp. av. imp. ross. p. 88 (1884). — Pleske, M&m. Acad. Petersbg. 1888 p. 52. — Sharpe, Sc. Res. Yark. Miss. Aves p. 142 (1891). Philomachus pugnax, Henderson and Hume, Lahore to Yarkand p. 287 (1873). — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 426. Pavoncella pugnax, Schalow, J. f. O. 1901 S. 408. — Walton, Ibis 1906 p. 252. 148. © ad. Kaschka-su, 27. 8. 1902. Brutvogel im Tiön-schan. In Tibet bei 12200‘ Höhe auf dem Zuge beobachtet. Totanus totanus eurhinus Oberh. Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 207. — Lönnberg, Ark. f. Zool. 1905 S. 12. Totanus totanus, Schalow, J. f. 0. 1901 S. 408 [? ex Küke-nur]. Totanus calidris, Sewerzow, Ibis 1883 p. 74 pt. [?]. — Bog- danow, Consp. av. imp. Ross. 1 p. 96 [pt.]. — Bianchi, Mel. biol. Acad. Pötsbg. 1886 p. 682 [?]. — Pleske, M&m. Acad. Petsbg. 1888 p. 53. — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p. 264 (1898). — Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 161. — Walton, Ibis 1906 p. 251. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 427 [?]. 143. 9 ad. Koisara, 16. 8. 1902. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 87 Ein schönes altes Männchen im Sommerkleid dieser von Oberholser abgetrennten Subspecies wurde von Dr. Merzbacher bei Koisara, am Ostufer des Issik-kul Sees, gesammelt. Es stimmt mit der von dem genannten Autor gegebenen Beschreibung überein, nur ist der Rumpf rein weils ohne jede Andeutung von bräunlicher Zeichnung, die Oberschwanzdecken sind gleichfalls blendend weils und auch die mittleren Steuerfedern zeigen noch sehr lichte Färbung, die Seiten des Bauches sind sehr stark, das Crissum nur ganz vereinzelt sepiabraun gezeichnet. Die bedeutendere Grölse unterscheidet diese Form, welche Central- und Ostasien zu bewohnen scheint, von dem typischen Totanus totanus totanus. Die Mafse meines Exemplars bleiben in den Hauptdimensionen etwas gegen das Durchschnittsmafls, welches Oberholser von 5 Stück der Abbott’schen Sammlung gibt, zurück. Es milst: rostr. al. caud. tars. dig. med. Dr. Merzbacher leg. ADAUMLGANL GT: 45. 32. Dr. Abbott leg. 46.7 163: ‚68 1,402 30.2. Malfse von Totanus totanus totanus: Mus. Berol. 12502. Südfrankr. Robelin leg. 43. 158. 67. 43. all. 12512. Tor.Hempr.&Ehrbg. „ 43. 158. 66. 45. 30. 12505. Island. v. Moltke NER 151598265: 42. 32. 12503. Südfrankr. Robelin ,„, 40. 158. 65. 42. 30. 12504. Thüringen. Sprengel. „ 43. 159. 65. 44. 30. Die Art geht weit in das Gebirge hinauf. Sewerzow sammelte sie bei 13000‘, Abbott bei 15000° und Walton fand sie noch in höheren Lagen. Almäsy’s am Ili gesammelte 7. calidris dürften hierher gehören. Wie weit die Art nach Westen geht bleibt fest- zustellen. Es ist zweifelhaft ob die Pamir- und Samarkandvögel auf diese Subspecies zu beziehen sind. Helodromas ochropus ochropus (L.). Totanus ochropus, Sewerzow, Ibis 1883 p. 74. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. 1. p. 97 (1884). — Bianchi, M&l. biol. Acad. Petsbg. 1886 p. 681. — Pleske, M&m. Acad. Petsbg. 1888 p. 53. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 141 (1891). — Pleske, Mel. biol. Acad. Petsbg. 1892 p. 300. — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 502, 591. — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p- 262 (1898). — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 427. Helodromas ochropus, Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 207. -—— Schalow, J. f. O. 1901 p. 409. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 13. a. 140. 9° juv. Kaschka-su, 5. 9. 1892. b. 142. © ad. Juschny bereg, Issik-kulja, 18. 8. 1892. Lönnberg hat auf Differenzen in Bezug auf Grölse und Färbung zwischen westlich palaearktischen Stücken und solchen aus dem Ti@n-schan hingewiesen, ohne jedoch eine Abtrennung 88 Herman Schalow: vorzunehmen. Das mir vorliegende alte @ stimmt mit deutschen Exemplaren überein. Limosa limosa limosa (L.). Limosa melanura, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 184. — Bog- danow, Consp. av. Imp. ross. p. 85 (1884). — Pleske, M&l. biol. Acad. Petsbg. 1892 p. 300. Limosa melanura melanuroides, Seebohm, Geogr. Distr. Cha- radriidae p. 389 (1888). Limosa limosa, Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 171. — Lönn- berg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 14. 149. & ad. Docher-galan Schlucht, 3. 5. 1902. Die Art brütet mit Bestimmtheit im Ti@n-schan. Dr. von Rothschild erwähnt eines jungen Vogels, der im Gebiet des Issik-kul Seees sicher erbrütet worden ist. Lönnberg erhielt aus Baimgol Vögel vom April. Die Angaben Seebohms dürften dahin richtig zu stellen sein. Der östliche Verwandte von L. I. limosa ist von Gould (Pr. Zool. Soc. 1846 p. 84) als L. melanuroides unterschieden worden. Die Unterschiede beschränken sich auf ganz geringfügige Diffe- renzen in der Gröfse, die bei Untersuchung ausgedehnter Reihen sich als wenig constant zeigen werden. In der Färbung bestehen zwischen der westlichen und östlichen Form keine Unterschiede. Numenius arquatus lineatus (Cuv.). Numenius argquatus, Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 81 (1884) pt. — Sewerzow J. f. O. 1875 p. 184. — Berezowski u. Bianchi, Aves Gansu p. 4 (1891). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 14. Numenius arguatus lineatus, Seebohm, Geogr. Distr. Chara- driidae p. 324 (1888). 156. juv. Koisara, 26. 10. 1902. Diese Subspecies des N. arquatus ist Brutvogel des mittleren Sibirien. In Turkestan und im ganzen Gebiet des Ti@n-schan ist sie nur Durchzugvogel. Lönnberg erhielt sie aus Baimgol vom 24. April. Gallinago gallınago L. Telmatias gallinago, Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 180. Scolopax gallinago, Sewerzow, Ibis 1883 p. 72. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. 1, p. 105 (1884). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 91. Gallinago gallinago, Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 5 (1891). — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 427. ‘ Gallinago eoelestis, Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p. 286 (1898). Gallinago scolopacinus, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 144 (1891). Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 89 a. 1452. Q’ad. Koisara, 30. 4. 1903. b. 145b. ad. Bir-basch, 14. 4. 1903. Die vorliegenden Exemplare tragen ein lichtes Allgemein- gefieder. Die untere Brustfärbung zeigt wenig rostroten Ton. Die hellere Zeichnung des Rückens ist nicht so dunkel wie bei westlichen Exemplaren und in allen Teilen lichter. Dasselbe gilt von den Seiten des Kopfes und den Wangen. Auch die Strichelung ist hier heller. Stücke aus dem westlich-palaearctischen Gebiet sind durchgehend dunkler im Gesamthabitus. Das eine der vor- liegenden Exemplare, in Koisara am Ostufer des Issik-kul Sees gesammelt (JS ad.), steht einem im Berliner Museum befindlichen Stück, welches von Hemprich & Ehrenberg bei Tor erlegt wurde, in der Färbung aulserordentlich nahe. Die Art ist Brutvogel des Tiön-schangebietes. Gallinago solitaria hyemalis (Eversm.). Gallinago solitaria, Hume & Henderson, Lahore to Yarkand, p. 286 (1873). — Pleske, M&m. Acad. Petersb. 1888 p. 49. — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p. 290 (1898). — Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 207. — Pleske, Mel. biol. Acad. Petsbg. 1892 p. 300. — Waiton, Ibis 1906 p. 252. — Smallbones, 1228.0.,1906 8. 427. Telmatias hyemalis, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 p. 181. G. solitaria hyemalis, Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 162. a. 144. Q ad. Karanowski Schlucht, 27. 8. 1892, b. 146a. Q' ad. Barskaun Tal, 13. 11. 1903. c. 146b. Diese Art ist Brut- und Standvogel im centralen Tiön-schan. In den westlichen Teilen des Gebirges soll sie nur während des Zuges vorkommen. Die letzte englische Expedition nach Lhassa hat sie, in Höhenlagen bis 15200‘, im Spätherbst und Winter gesammelt. Dies ist auffallend, da die Art noch in Japan und Ostasien regelmälsig brütet. Allerdings soll sie im mittleren China nur auf dem Zuge vorkommen. Scolopax rusticola L. Sewerzow, J. f. ©. 1875 S. 180. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. 1, p. 102 (1884). — Pleske, Mem. Acad. Petersbg. 1888 p. 49. — Sharpe, Soc. Yark. Miss. Aves p. 143 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 90. Scolopax rusticola, Blanford, Fauna Brit. India, Birds, IV, p. 283 (1898). a. 150a. ©. Barskaun Tal, 15. 11. 1902. b. 150b. 2. Barskaun Schlucht, 28. 9. 1902. Die Art scheint im ganzen Gebiet des Tien-schan nur Durch- zugsvogel zu sein, wenngleich sie im Himalaya brütend bis zu einer Höhe von 10000 ‘ vorzukommen scheint. 90 Herman Schalow: Fam. Otididae. Otis tarda korejewi Sarud. Sarudny, O. Monatsber. 1905 p. 163. Otis tarda, Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 182. — Pleske, M&m. Acad. imp. Petersbg. 1888 p. 50. Otis dybowskii, Menzbier, Ornith. Turk. Atlas, Livr. 3, an LXIV (1891) (2). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 ELlH(D). a. 118a. ad. b. 118b. Die beiden mir vorliegenden Exemplare der Merzbacher’schen Sammlung sind ohne Fundortangaben und ohne Daten. Die obige, von Sarudny beschriebene Subspecies steht Otss dybowski Tacz. sehr nahe. Beide unterscheiden sich schon durch geringere Grölse von Otis tarda tarda L. Otis dybowski wurde zuerst von Taczanowski (J. f. O. 1874 p. 331) kurz beschrieben. Später hat Bogdanow nach brieflichen Mitteilungen Taczanowski’s eine eingehendere Beschreibung der Art gegeben. (Consp. av. imp. Ross. p. 61 (1884). Der Typus stammt aus Daurien. Bogdanow fügt noch das Gebiet des Sees Khanka dem Verbreitungs- gebiet hinzu. Das Berliner Museum besitzt keine Exemplare dieses Trappen zum Vergleich mit den von Merzbacher ge- sammelten Stücken. Diese stammen aber zweifellos aus den Gebieten des nördlichen Ti@n-schan, die dem Fundort des Typus von Otis tarda korejewi (Semirjetschensk) nahe liegen. Dieser Umstand sowie das fast vollständige Übereinstimmen der von Sarudny gegebenen Beschreibung mit meinen Exemplaren hat mich veranlalst, die mir vorliegenden beiden Stücke zu ©. t. korejewi zu ziehen. Lönnbergs Exemplare vom Baimgol gehören wahrscheinlich gleichfalls hierher. Beide Exemplare sehen sich sehr ähnlich. Das Exemplar a. hat intensivere Färbung auf dem Kopf. Es ist im Gesamt- habitus etwas blasser, während bei b. sich mehr rostbräunlicher Farbenton zeigt. Im allgemeinen sind Kopf und Hals bei beiden Vögeln viel heller als bei O. £. Zarda. Die schwarzen Quer- bänder des Rückens und des Uropygiums sind sehr schmal. Auf dem Rücken und vornehmlich auf dem Bürzel und den Oberschwanzdecken sind die rostfarbenen Querbänder sehr breit. Der Flügelbug intensiv grau. Die typische Otis tarda tarda scheint mir, abgesehen von den differirenden Gröfsenverhältnissen, zwischen ©. £. dybowskii und ©. £. korejewi in der Mitte zu stehen. Bei der letzteren sind die schwarzen Querbänder des Rückens schmaler, bei ©. £. dybowskii breiter als bei O. t. tarda. Letztere hat wiederum bedeutende schmalere rostfarbene Bänder als O. £. korejewi, während diese bei O. £. dybowskii nicht die Breite derer von O. t. tarda erreichen. Ein recht grofses Material scheint mir Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 91 notwendig, um die Fragen der Differenzierung des Rückengefieders bei den drei Subspecies festzulegen. Fam. Rallidae. Rallus aquaticus korejewi Sarud. Sarudny, Ornith. Monats Ber. 1905 S. 209. Rallus aquaticus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 181. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 49 (1884) pt. — Pleske, Me&m. Acad. imp. Pötersbg. 1888 p. 48. — Blanford, Fauna Brit. ud Birds, IV, p. 160 (1898) pt.?2 — Smallbones, J. f. O. 1906 . 426. 3.1472 9% Koisara, 1. 5. 1903. BD, 147b..8% > 1.5. 1903. Die beiden von Dr. Merzbacher bei Koisara am Ostufer des Issik-kul gesammelten Rallen gehören der von Sarudny beschriebenen Subspecies an, welche auf Vögel im frischen Herbst- gefieder begründet wurde. Mir liegen zwei Exemplare aus dem Mai vor, welche gleichfalls die characteristischen Merkmale dieser Subspecies zeigen. Die Allgemeinfärbung derselben ist heller als die der typischen Form. Die Federränder des Rückens, des Uropygiums und der Supracaudalen sind hell lehmbraun und die einzelnen mittleren Federschaftflecken sind schmal und klein und von nicht sehr dunkler Färbung. Die Primärschwingen und Schwanzfedern sind dunkelbraun. So erscheint die ganze Färbung der Oberseite heller. Die Färbung der Vorderbrust, der Hinterbrust und des Bauches ist heller grau als bei Rallus aquaticus aquaticus. Auch die Unterschwanzdecken erscheinen mir heller. Ob die Länge und Form des Schnabels im Gegen- satz zu dem der typischen Form characteristische Unterschiede, wie Sarudny zu vermuten scheint, aufweist, vermag ich bei dem wenigen mir zum Vergleich zur Verfügung stehenden Material nicht zu entscheiden. Ich gebe nachstehend einige Malse, die keine Schlüsse zulassen: Schnabel: Länge. Höhe. Breite. Mus. Berol. 13158. 9' Mark 41 9 6 13160: = 1 35 9 6 13189.,..0% 7 39 9 6. Mus. Monach. coll. Merzb. Koisara a. 45 10 6 coll. > f b 42 10 6 Die Verbreitung von Rallus aquaticus korejewi bedarf noch der Aufklärung. Nach Sarudny kommt sie im nordöstlichen Turkestan, im Chanat Buchara, Transcaspien und im östlichen Persien vor. Dr. Merzbacher sammelte sie im nördlichen Tien- schan, Almäsy zur Brutzeit bei Przewalsk am Issik-kul. Der Umstand, dafs Baron Loudon sowohl Rallus aquaticus aquaticus 92 Herman Schalow: wie auch R. a. korejewi im Januar aus Lenkoran erhielt spricht meines Erachtens nicht gegen die Selbständigkeit letzterer Form, die auf dem Zuge aus dem Osten in das Talyscher Tiefland ge- langt sein dürfte. Fulica atra L. Sewerzow, Turk. Jevotnie p. 69 (1873). — Henderson & Hume, From Lahore to Yarkand p. 293 (1873). — Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Scully, Stray Feathers 1876 p. 191. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 59 (1884). — Bianchi, ME&l. biol. Acad. imp. Pet. 1886 p. 680. — Pleske, M&m. Acad. imp. Pet. 1888 p. 48. — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 6 (1891). — Pleske, Mel. biol. Acad. imp. Pet. 1892 p. 300. — Sharpe, Se. Res. Exp. Yark. Aves p. 145 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 83. — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p- 502. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 11. — Small- bones, J. f. ©. 1906 S. 426. — Walton, Ibis 1906 p. 250. a. 10l1a. 0° juv. Issik-kul, 16. 9. 1902. b. 101b. 9 juv. R 19. 9. 1902. Beide Exemplare mit roter Stirnplatte. Das Bläfshuhn ist im ganzen Ti@n-schan an geeigneten Stellen häufiger Brutvogel. Mit Beginn der schlechten Jahreszeit geht es meist nach dem Süden, sodals dann nur wenige Individuen angetroffen werden. Fam. Pteroclidae. Syrrhaptes paradoxus (Pall.). Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 14 (1884). — Pleske, M&m, Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 47. — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 26 (1891). — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 295. — ÖQustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 57. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 588. a. 134a. Q ad. Koisara, 22. 10. 1902. b. 134b. ' ad. ic Mr o. 1346. 9° ad. Br 17. 10. 1902. Standvogel im Tiön-schan. Geht als Brutvogel bis in die Region der Juniperus Arten (bis 10000‘). Die vorliegenden Stücke tragen einen im allgemeinen fahleren Färbungscharakter als solche aus der Kirgisensteppe. Die Flügeldeckfedern erscheinen stark verwaschen. Pterocles arenarius (Pall.). Pierocles arenarius, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 15 (1884 [pt.]. — Menzbier, Ibis 1885 p. 357. — Bianchi, Mel. biol. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 677. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 46. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 93 — id., Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 295. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1892 p. 588. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 15. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1905 S. 152. 135. ©‘ ad. Koisara, 23. 10. 1902. Das Gelb auf dem Rücken und auf den Deckfedern ist ein wenig intensiver als bei Exemplaren des Berliner Museums aus der Kirgisensteppe und aus Indien. Fam. Ibidae. Platalea leucerodia L. Pl. leucorodia, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 S. 182. — Bogda- now, Consp. av. imp. ross. p. 119 (1884). — Bianchi, Mel. biol. Acad. imp. Petersbg. 1886 p. 675. — Pleske, M&em. Acad. imp. Petersbg. 1888 p. 50. — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p. 366 (1898). 120a. © ad. Koisara, 6. 11. 1903. 120b. 9 ad. Ras 1141003. Ob die Art im ganzen Gebiet des Tien-schan brütet ist fraglich. Jedenfalls ist sie aus dem Westen und Südwesten nach- gewiesen. Bogdanow nennt sie ohne jede Einschränkung für das genannte Gebirge. Die vorliegenden Exemplare stammen aus dem Norden. Im westlichen Pamir brütet sie. Fam. Ardeidae. Ardea cinerea cinerea L. Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 110 (1884). — Pleske, Mem. Acad. Imp. Petersbg. 1888 p. 49. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 85. — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p. 382 (1898). — Schalow, J. f. O. 1901 S. 410. Ardea cinerea var. brag., Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 182. 121. © ad. ı Koisara, 7.:9. 1902. In allen geeigneten Gegenden des Tiön-schan ist der graue Reiher Brutvogel. Herodias alba (L.). Ardea alba, Pleske, M&m. Acad. imp. Petersbg. 1888 p. 49. — ÖOustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 86. Herodias alb«, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 182. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 125. (1891). — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, IV, p. 385 (1898). — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 425. Egretta alba, Bogdanow, Üonsp. av. imp. ross. p. 111 (1884). Herodias alba modesta, Berezowski et Bianchi, Aves Gansu 2.35 (1891). Ardea alba ß. melanorhyncha, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 182. 122. 2 ad. Koisara, 30. 9. 1902. Ein Exemplar im Winterkleid mit gelbem Schnabel. 94 Herman Schalow: Die Art brütet überall im Ti&n-schan, scheint aber nur hier und dort zu überwintern. Als Wintervogel ist sie häufig in den Gebieten um Kaschgar und Yarkand. Fam. Columbidae. Columba rupestris pallida Rothsch. & Hart. Oberholser, Pr. U. St. Nat. Mus. 1900 S. 209. Columba rupestris, Sew. Turk. Jevotnie p. 68 (1873). — id. J. f. O0. 1873 p. 324. — v. Homeyer u. Tancre, Ornith. Mitt. Wien 1883 p. 91. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 3 (1884) pt. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 45. — id. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 295. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 498 [?], p. 587. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 16. Ein Stück aus Kaschgar. Ob im unteren Alai die blasse Subspecies vorkommt ist noch festzustellen. Turtur ferrago Eversm. Sewerzow, Ibis 1883 p. 71. — v. Homeyer u. Tancre, Ornith. Mitt. Wien 1883 p. 91. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 7 (1884). — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 46. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 499. — Stolzmann, Bull. Imp. Moscou 1897 p. 78. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 15. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 424. a. 13la. Q' ad. Kaschka-su, 6. 9. 1892. b. 131b. & juv. ß 6. 11. 1892. Unterseite des vorliegenden alten 9° ausnehmend hell. Turtur senegalensis cambayensis (Gm.). Peristera cambayensis, Bogdanow, Consp. av. imp. Ross. p. 9 (1884). — Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Moscou 1897 p. 78. Streptopelia aegyptiaca, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. Turtur cambayensis, Pleske, M&m. Acad. St. Petersbg.1888p. 46. Turtur ferrago, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 499 2]. 53. © ad. Kaschka-su, 5. 9. 1892. Diese Turteltaube scheint Brutvogel des ganzen westlichen Tien-schan zu sein. Aus dem Osten fehlen Nachrichten über das Vorkommen. Fam. Phasianidae. Tetraogallus himalayanus Gray. Tetraogallus himalayensis, Henderson and Hume, Lahore to Yarkand, p. 280 (1873). — Sewerzow, Ibis 1883 p. 72. — Bog- danow, Consp. av. imp. Ross. p. 39 (1884). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 123, pl. 15 (1891). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 8. 9, Taf. 1. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 95 Megaloperdix nigelli, Sewerzow, J. f. ©. 1875 p. 180. Megaloperdix himalayanus, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 47. Tetraogallus himalayanus, Pleske, M&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 298. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 499, 588. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 425. Tetraogallus himalayensis-nigelli, Bamberg, Zeitschr. Ool. 1905 S. 153. 1249, 0° ad. b. 124b. I ad. c. 124c. 9 ad. Barkaun, 30. 9. 1902. d. 124d. 9 ad. e. 124e. Q@ ad. Syrt Ak-bel, 3. 11. 1902. FI9Af Orad. 30. 11. 1902. Die vorliegenden J' und 6) gleichen sich unter einander vollständig. Die Art ist Brutvogel im ganzen Gebiet des Tien- schan. Auch im südöstlichen Teile des Gebirges ist sie in durchaus typischen Exemplaren gesammelt worden, desgleichen im Alai und in Ferghana. Die Eier dieses Königshuhnes wurden von ©. Bamberg gut beschrieben (Zeitschr. Oologie, 1904/5 S. 165). Einen jungen Vogel im Dunengefieder vom Fulse des Chan- tengri (vom 6. Mai) hat Lönnberg eingehend beschrieben und ausgezeichnet abgebildet. Er weist auf die interessante Tatsache hin, dafs derselbe am Kopf ähnliche Streifenzeichnung wie Layopus zeigt, während die übrigen Färbungs- und Zeichnungscharaktere durchaus andere sind. Phasianus mongolicus mongolicus Brandt. Phasianus mongolicus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Bogdanow, Consp. av. imp. Ross. p. 20 (1884). — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 47. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 80. — Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Moscou 1897 p. 78. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1905 S. 152. — Small- bones, J. f. O0. 1906 S. 425. Phasianus mongolicus semitorguatus, Pleske, M&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 295 [?). 125e. Q' ad 1250. ' ad. 125a. Q' ad. 125c. 9 ad. Koisara, 10. 10. 1902. 125b. J' ad. 125h. 9 ad. Koisara, 30. 10. 1902. 12521 O-ad, x 23. 10. 1902. 125f. Dad, Ich ziehe die vorliegenden Exemplare zu der obigen Form und nicht zu der nahe verwandten Subspecies Ph. mongolicus turcestanicus Lorenz (Orn. Mon, Ber. 1896 S. 189). Die letztere ea wo EBie Sr 96 Herman Schalow: unterscheidet sich im allgemeinen Färbungscharakter dadurch von der ersteren, dals die Metalltöne des Gefieders überall mehr oder minder intensiven blauen Glanz besitzen, während sie bei der typischen Art grün, bezw. bronze- oder gelbgrün gefärbt sind. Die vorliegenden Exemplare stammen aus Gebieten, welche Buturlin (Ibis 1904 p. 395) in seiner Arbeit über die Verbreitung der echten Fasanen für Ph. m. mongolicus aufführt. Bamberg hat Gelege dieser Art vom Issik-kul erhalten. Perdix daurica (Pall.). Pleske, Me&em. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 47. — Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 161. — Schalow, J. f. O. 1901 S. 416. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 10. — Small- bones, J. f.10..1906 S. 425. Starna daurica, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 41 (1884). a. 132a. J' ad. b. 132b. Q' ad. CaNS2C, Oma: d. 132d. © ad. Die von Dr. Merzbacher gesammelten Exemplare — leider ohne Angabe der bestimmten Localität — stimmen mit solchen des Berliner Museums überein, welche von Dybowski in Daurien gesammelt wurden. Der Brustfleck der alten 9 ist bei den Vögeln aus dem Ti@n-schan vielleicht nicht ganz so ausgedehnt und weniger intensiv in der Färbung als bei den sibirischen Vögeln. Caccabis sawatilis chukar (Gray). Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 499 und 588. — Stolzmann, Bull. Imp. Mosc. 1897 p. 79. — Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 161. Perdix chukar, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 40 (1884). Caccabis chukor, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 121 (1891). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 13 (1891). — Oaccabis chukar, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp.St.Petersbg. 1886 p. 678. — Pleske, Möm. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 47. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 60. — Schalow, J. f. O. 1901 S. 416. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 425. a. 135a. J' ad. Karanowski Schlucht, 20. 1. 03. b. 135b. J' ad. Bir-basch Berg, 20. 1. 03. c. 135c. & ad. Karanowski Schlucht, 5. 1. 03. d. 135d. @ ad. Bir-basch Berg. Die vorliegenden alten 9' sind etwas fahler in der Rücken- färbung als einige wenige Stücke aus Indien, die mir zum Ver- gleich zur Verfügung stehen. Auch der Scheitel wie die untere Brust zeigen etwas lichteres Grau. Ich bin nach dem mir zu Gebot stehenden Material aufser Stande zu beurteilen, ob die Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 97 blassen Formen von ©. saxatilis chucar, welche als ©. pallescens Henderson u. Hume und ©. magna Przew. beschrieben worden sind, und die allerdings gesonderte Verbreitungsgebiete zu be- wohnen scheinen, als subspecifische Formen abzusordern sind oder nicht. Ich möchte mich der Ansicht zuneigen, dals Caccabis chukar in Centralasien eine Anzahl von subspecifischen Formen in sich schliefst. Coturnix coturnixz coturnix (L.). Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 585. Ortygion coturnix, Sewerzow, J. f. O..1875 S. 181. Coturnix coturnix, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 122. (1891). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 10. Coturnixz communis, Henderson and Hume, Lahore to Yarkand, p. 284 (1873). — Sewerzow, Ibis 1883 p. 72. — Bogdanow, Consp. av. imp. ross. p. 43 (1884). — Bianchi, Mel. biol. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 680. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 47. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 425. 54. Q ad. Tal des Issik-kul, 6. 5. 1903. Das im Berliner Museum befindliche Material von Coturnix coturnix aus dem nördlichen, bezw. mittleren Asien erlaubt mir kein Urteil über die von Bogdanow (Consp. Avium imp. ross. 1884 S. 44) abgetrennte Form Coturnix communis orientalis, die möglicherweise constant ist, und deren Verbreitungsgrenzen die nördlichen Ausläufer des Tiön-schan erreichen sollen. Fam. Tetraonidae. Lyrurus tetrix mongolicus Lönnb. Tetrao tetrixz, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Bogdanow, Consp. av. imp. Ross. 1884 p. 26 [pt.]. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 47. Tetrao ietrix viridanus, Smallbones, J. f. OÖ. 1906 S. 425. Tetrao tetrix mongolicus, Lönnberg, Orn. Monats-Ber. 1904 S. 108. — id. Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 10. a. 126a. 9° ad. Dochety Ogus. (?) b. 126b. J' ad. c. 126c. 2 ad. d. 126d. © ad. Das Gefieder am Hals, Kropf und im Rücken ist tief metallisch blau. Lorenz hat darauf hingewiesen, dafs sich das @ des von ihm beschriebenen Tetrao tetrix viridanus im allgemeinen durch eine hellere Färbung von dem Weibchen der typischen Art unterscheide, und dafs das dunklere Rostbraun des typischen Weibchens bei Z. £. viridanus durch mehr Grau und hellere Rostfarbe ersetzt werde. Die Brust des Q letztgenannter Sub- species, die ich nicht kenne, soll viel Weifs besitzen, und die Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Januar 1908. 7 98 Herman Schalow: hellere Rostfarbe soll fehlen. Ganz im Gegensatz hierzu sind die mir vorliegenden beiden Weibchen von L. t. mongolicus gefärbt. Der Totalcharacter zeigt einen dunkleren Färbungstypus als man ihn bei den Weibchen der typischen Art findet. Es zeigt sich dies in allen Teilen des Körpers. Das Weils und die rostrote Färbung erscheinen stark zurückgedrängt. Ist dieser Färbungscharacter der 2 von L. t. mongolicus constant, was ja bei der grofsen Variabilität in der Färbung der Birkhühner erst nachzuweisen wäre, so würde die dunklere bezw. hellere Färbung der alten Weibchen einen sicheren Anhalt für die Unterscheidung der beiden, sich im Färbungscharacter der Männchen, nahe- stehenden Subspecies gewähren. Lönnberg (l. c.) hat sich eingehend über das Gefieder der Q von T. t. viridanus, T. t. tetrix und T. t. mongolicus geäulsert und die Differenzen in der Färbung festgelegt. Seine Angaben decken sich zum Teil mit den von mir oben angeführten, sie sind eingehender und zum Teil aber auch abweichend von meinen Angaben auf Grund des reicheren Materials, das ihm zur Verfügung stand. Aber auch aus Lönnbergs Angaben geht her- vor, dafs die Kleider der Weibchen der verschiedenen Subspecies mannigfachen Variationen in Bezug auf Zeichnung und Färbung unterworfen sind. Smallbones hat die von Almäsy im Ti@n-schan gesammelten Birkhühner zu ZT. tetrix viridanus Lorenz gezogen. Tschusi hat bereits (Ornith. ‘'Jahrb. 1906 S. 235) darauf hingewiesen, dals diese Angabe irrtümlich sei. Ob die letztgenannte Art, wie Lorenz (J. f. O. 1891 S. 367) selbst angibt, im Tien-schan Gebirge vorkommt, möchte ich als zweifelhaft betrachten. Wahrscheinlich wird das genannte Gebirgsgebiet nur von T. tetrix mongolicus bewohnt, während ZT. tetrix tetrix und T. tetrix viridanus dem- selben fehlen. Ich habe bis jetzt aus den Nadelwäldern der unteren und mittleren Regionen des Tien-schan Gebirges keine Exemplare von Birkhühnern mit grünem Metallschimmer gesehen. Fam. Vulturidae. Vultur monachus L. V. cinereus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 169. Vultur monachus, Menzbier, Orn. Turk. p. 2 (1888). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 3 (1891). — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 5. — Schalow, J. f. O. 1901. S. 418. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1905. S. 134. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 424 („Zurtur monachus“). 98. ad. I". Standvogel im Gebiet des westlischen Ti@n-schan, ob auch im östlichen ist noch fraglich. Wo dieser Geier in den Wald- regionen vorkommt, ist er überall sehr häufig. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 99 Gyps himalayensis Hume. Sewerzow, Ibis 1883 p. 52. — Menzbier, Orn. Turk. p. 13, Taf. 1 (1888). — Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 665. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 5. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris p. 121. — Richmond, Pr. U. St. Nat. 1896 Mus. p. 453 u. 571. — Oberholser, ibid. 1900 p. 210. — Schalow, J. f. O0. 1901 S. 417. — Walton, Ibis 1906 p. 242, — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 424. a. 96c. @ ad. Borkoldai Geb., 22. 10. 1902. b. 96a. S' ad. Sonka Pals. 8. 9. 1902. c. 96b. x 22. 9. 1902. d. 96d. juv. 25. 10. 1902. Vultur monachus und Gyps himalayensis scheinen sich, wie ich bereits früher ausgeführt, östlich und westlich im centralen Asien zu ersetzen. Doch geht die letztgenannte Art in einzelnen Gebieten weiter nach Westen als ich früher annahm, da sie noch im Pamir (Sewerzow, Abbott) und in Ost Buchara (Regel) ständiger Brutvogel ist. Auch im nördlichen Alai scheint sie zu brüten. Bamberg erhielt Gelege von den Alexandrowskaja Bergen. Im südlichen Tibet ist dieser Geier sehr häufig. Fam. Falconidae. Circus aeruginosus (L.). Sewerzow, Ibis 1883 p. 54. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 8. — Menzbier, Orn. Turk. p. 213 (1891). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 4 (1891). — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 570. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 4. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 424. a. 167b. 9 juv. Karanowski Schlucht, 30. 8. 1892. b. 167a. @ juv. Kaschka-su, 27. 8. 1892. Die Rohrweihe wurde nur als Durchzugsvogel im Ti@n-schan wie auch im Pamir beobachtet. Im nordwestlichen Turkestan wurde sie jedoch von Russow schon horstend gefunden, und Bamberg soll Gelege aus dem Tiön-schan selbst erhalten haben. Richmond hat ein im September im südwestlichen Tien-schan erlegtes junges Q, welches dem von Merzbacher gesammelten (167 a) bis auf sehr geringe Abweichungen gleicht, eingehend beschrieben. Circus cyaneus (L.). Strigiceps cyaneus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 170. Circus cyaneus, Sewerzow, Ibis 1883 p. 54. — Pleske, Mm. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 8. — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. P6tersbg. 1892 p. 276. — Menzbier, Orn. Turk. p. 223 (1891). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 3 (1891). — Bere- zowski et Bianchi, Aves Gansu p. 29 (1891). — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 570. — Oberholser, ibid. 1900 p. 218. Te 400 Herman Schalow: — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 5. — Smallbones, 31 f. O0. 1906 S. 424. ‚ode a. 168b. 9‘ ad. Bir-basch, 17. 11. 1902. Fahr b. 168a. J! ad. Me 16. 11. 1902. U c. 164. O9 ad. Ak-su, 3. 10. 1902. ‚of d. 170a. © ad. Irdija, 275 6..1903: at e. 170b. Q ad. Ak-su, 16. 10. 1902. Brutvogel im ganzen centralen Asien. Circus macrurus (Gm.). Strigiceps pallidus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 170. Circus Swainsoni, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 665. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 8. ı Circus macrurus, Menzbier, Orn. Turk. p. 228 (1891). — Dharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 4 (1891). — Richmond, Pr. U. ‚St Nat. Mus. 1896 p. 571. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 4. — Smallbones, J. f. O. 1906 $. 424. er] a. 179. Q@ ad. Barskaun Tal. 12. 9. 1902. b. 166b. 9 juv. Karanowski Schlucht, 29. 8. 1892, c. jur. % 3. 9. 1892. d2173b. © E 30. 8. 1892. e, 166.0 7% Ak-su, 14.919902 Brutvogel im ganzen Ti@n-schan und im centralen Asien. Für Nordindien ist die Steppenweihe bis jetzt nur als Durch- zugs- und Wintervogel nachgewiesen worden. “4 Ne Accipiter nisus pallens Stejn. [?]. ‚5 Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 162. Astur nisus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 170 [2]. “2 Accipiter nisus, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 666. — Menzbier, Orn. Turk. p. 264 (1891) pt. ## Sharpe, Sec. Miss. Yark. Aves p. 5 (1891) ?. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 8. — id. Bull. Mem. Acad. imp. 4892 p. 276. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 128. + Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 453. — Oberholser, ibid. 1900 p- 217. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 424. 1d Q juv. Turgen-Aksu Pals, 12. 9. 1902. b. 176a. 2 juv. Kaschka-su, 27. 8. 1892. e Q juv. Ton Dolina, 19. 9. 1903. Aeccipiter nisus pallens wurde von Stejneger (Proc. U. St. Nat. Mus. 1893 p. 625) nach einem alten 9, im Januar in der Provinz Hitachi, Japan, erbeutet, eingehend beschrieben. Die mir vorliegenden 3 Weibchen, in verschiedenen Färbungsphasen, sind sämmtlich jung und gleichen Vögeln aus den westlich palae- arctischen Gebieten. Sie zeigen keine lichte und graue Öber- seitenfärbung, die für alte Vögel von A. nisus pallens characte- ristisch ist. Da aber Dr. von Rothschild typische alte Vögel der Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 10V letzteren Subspecies vom Issik-kul erhalten hat, so möchte ich annehmen, dals auch die Merzbacher’schen Stücke hierher Ige« hören, da beide Subspecies nebeneinander im Ti@n-schan kaum vorkommen dürften. In den Grölsenverhältnissen zeigte der Typus, wie Stejneger ausdrücklich hervorhebt, keine Differenzen gegen europäische Vögel. Dagegen ist von Bianchi hervorgehoben worden, dals die Schwingenverhältnisse eines alten Q aus dem Pamir sich von denen russischer Vögel nicht unwesentlich unterscheiden. Im Altai scheint der typische Vogel vorzukommen. Homeyer beschreibt ein Exemplar als sehr dunkel. Auch in Ferghana ist A. nisus nisus Standvogel (Barey). IHi9N Sewerzow läfst es offen, ob der Sperber, der im Ti@n-schan durchzieht und auch überwintert, daselbst horstet. Nach dem Beobachtungen der Gebr. Grum-Grzimailo muls man ihn jedenfalls; als Brutvogel des südöstlichen Teiles des genannten Gebietesi'be«l trachten. Ob Accipiter nisus (Berezowski et Bianchi, Aves Gänsw p. 30 [1891]) hierher gehört? 1151 uch Nisaetus pennatus pennatus (Gm.). 19dO Aquila pennata, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 170. — MenzJ bier, Orn. Turk. p. 122 (1889). — Pleske, M&em. Acad. imp:tSth Petersbg. 1883 p. 6. ABIE Nisaetus pennatus, Sharpe, Sec. Yark. Miss. p. 6 (1891)\1+4 Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 665. 169b. ad. &. Karanowski Schlucht, 8. 5. 1903. Buteo plumipes (Hodgs.) n 1 Menzbier, Orn. Turk. p. 185 (1889). — Sharpe, Sec. Yarkl Miss. Aves. p. 5 (1891). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu, p. 40 (1891). — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 453. — Rothschild, Nov. Zoolog. 1902 p. 162. 1a 171 b. X Bir-basch, 9. 10. 02. ‚1gLd Ein sehr dunkler Vogel, der bis auf etwas lichtere Kopf- färbung ausgezeichnet mit der Abbildung m une welche! Sharpe von dieser Art (Cat. Birds Brit. Mus. Taf. 7 fig?sF [1874]) gegeben hat. Wahrscheinlich ist dies A zweite, nach! Sharpe vielleicht auch schon das Alterskleid. er 2 Bö Buteo ferox ferox (Gm.). ıloid Buteo ferox, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 170 — id. Ibis 1883 p. 53. — Menzbier, Orn. Turk.p. 204 (1889). — Pleske, MEl. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 277. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 125. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 454. — Oberholser, ibid. 1900 p. 213. — Schalow, J. f. O. 1901 S. 421. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1905 8. k37.l — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 423. ‚ilbiz Buteo leucurus, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888, De 7. 9219 102 Herman Schalow: Buteo aquilinus, Hume and Henderson, Lahore to Yark. p. 175 (1873)? a. 8% Ak-su, 17. 9. 02. b. 165b. 9. llıB Mono: c. 171a. o' ad. Bir-basch, 14. 10. 02. d. o%. Sary € oO. juv. Ak-su, 18. 9. 02. f n 17.9102. g. I Hochweideplatz Karatschi, 2. 9. 02. Eine schöne Serie in vielen Farbenkleidern und mannigfacher Zeichnung, ähnelnd den Exemplaren, welche Oberholser aus Kaschmir erhielt und eingehend beschrieben hat. Wenn mir, gegenüber dem Letztgenannten, der 18 Stück untersuchen konnte, auch nur 7 Exemplare vorliegen, so mufs ich Oberholser darin beistimmen, dals diese Art aufserordentlich variirt, dafs nicht ein Exemplar dem andern völlig gleicht, weder im Character der Färbung noch in dem der Zeichnung. Ein Stück (171a) ist sehr dunkel auf Rücken, Brust und Unterseite und gleicht dem von Oberholser sub a. beschriebenen alten 9'. Nur Kehle, Kropf und Unterschwanzdecken zeigen etwas Rostrot. Diese Färbungsphase dürfte Buteo aquilinus Hodgs. sein. Bei Bamberg (]. c.) finden sich eingehende Beschreibungen von Gelegen aus dem östlichen Turkestan. Archibuteo lagopus lagopus (Brünn.) Sewerzow, J. f. ©. 1875 S. 170. — Menzbier, Orn. Turk. p. 667 (1889). — Pleske, Mem. Acad. Imp. St. Petersbg. 1888. p. 7. — Richmond, Proc. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 571. 169a. © Karanowski Schlucht, 3. 9. 03. Gypaetus barbatus barbatus (Storr.) Gypaetus barbatus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 169. — Menz- bier, Orn. Turk. p. 22 (1888). — Gypaetus barbatus Henderson and Hume, Lahore to Yar- kand p. 170 (1873). — Sewerzow, Ibis 1883 p. 52. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 7 (1891). — Bianchi, Mel. biol. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 665. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 5. — id. M&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 277. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 122. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 454. — Schalow, J. f. O. 1901 p. 419. — Walton, Ibis 1906 p. 243. a. 97a Q ad. Sary-dschafs, 20. 9. 92. b. 97b g'ad. Barskaun Tal, 14. 9. 92. c. 97c 2 ad. Borkoldai Geb., 19. 10. 02. {m ganzen Uentralasien und südlich über dieses Gebiet hinaus ist der Lämmergeier aufserordentlich häufig. Für das südliche Tibet bezeichnet ihn Walton geradezu als einen der gemeinsten Vögel, der in grofsen Mengen an jedem Lagerplatz erschien. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 103 Aquila chrysaetus (L.). Sharpe, Sec, Yark. Miss. Aves p. 7 (1891). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 31 (1891. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 571. — Smallbones, J. f. OÖ. 1906 S. 423. Aquila chrysaetus var. daphanea, Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 123. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1905 S. 135. Aquila imperialis, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 666. Aquila nobilis, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 6. Aquila chrysaetos, Menzbier, Orn. Turk. p. 55 (1888). a. 94a. J' ad. Sary-dschals, 22. 10. 02. b. 94b. J' ad. 4 22. 10. 02. Menzbier (Orn. Turk. p. 75) falst A. daphanea Hodgs. als eigene Art auf, dem Vorgange Sewerzow’s folgend, und gibt lange Beschreibungen der einzelnen Alterskleider. Die beiden vorliegenden Exemplare sind sehr dunkel, fast schwarz, im ganzen Färbungscharacter. Sie stimmen hierin nach den Untersuchungen E. v. Homeyer’s mit solchen aus Nord- ‘asien überein, die durchgehend dunkleres Gefieder als westlich- palaearctische Stücke besitzen sollen. Letztere sollen auch in den Dimensionen stärker sein, was bei den beiden Merzbacher’schen Stücken nicht zutrifft. Sicher mülste man gröfsere Serien durch- messen, um zu bestimmten Resultaten nach dieser Richtung zu gelangen. Aquila orientalis Cab. Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 S. 170. — Menzbier, Orn. Turk. p. 94 (1888). — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 6. 95. 9' ad. Karanowski Schlucht, 16. 11. 02. Die Verbreitung dieses Adlers in Centralasien bedarf noch aulserordentlich der Aufklärung. Milvus govinda Sykes. Henderson and Hume, Lahore to Yarkand, p. 176 (1873). — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 8. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 131. — Öberholser, Pr. U. St. Nat. Mus. 1900 p. 211. — Schalow, J. f. O. 1901 S. 419. — Lönnberg Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 5. — Smallbones, J. f. O0. 1906 S. 423. Milvus melanotis, Menzbier, Orn. Turk. p. 130 (1889). pt. 161. 9°. Bir-basch Berg, 5. 8. 02. Brutvogel im Altai-Gebiet. Lönnberg erhielt die Art von Baimgol im östlichen Tieu-schan. Hierofalco milvipes Jerd. Falco milvipes, Jerdon, Ibis 1871 p. 240. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 11 (1891). — Blanford, Fauna Brit. Ind. Birds, III, p. 421 (1895). 104 Herman Schalow: Falco hendersoni, Hume, Ibis 1871 p. 407. — Henderson u. Hume, Lahore to Yarkand, p. 171, pl. 1. (1873). — Sewerzow, Ibis 1883 p. 53. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 422. Falco sacer, Sewerzow, J. f. O0. 1875 S. 171. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 9. Gennaia hendersoni, Menzbier, Orn. Turk. p. 295. (1891), Taf. 6 (s. n. H. hendersoni). Hierofalco milvipes, Sharpe, Yark. Miss. Aves. p. 11, 150 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 126. 160. Q' Irdyk, Südseite des Issik-kul, 16. 6. 03. B Ein junges Männchen, welches im Gesamthabitus etwas Anhnlichkeit mit der Abbildung zeigt, dieSharpe von einem jungen Q von H. saker (Yark. Miss. Taf. 16 Fig. 2) gibt. Die jungen Individuen der genannten beiden Arten sind, wie schon Sharpe hervorgehoben, sehr schwer zu unterscheiden. Prof. Neumann, der jüngst mit Dr. Hartert das ungeheure Falkenmaterial, welches sich in englischen Sammlungen befindet, zum Zweck eingehender Untersuchungen durchgearbeitet hat, teilt meine Ansicht bezüglich der Zugehörigkeit des vorliegenden Exemplares zu H. milvipes. Die Steuerfedern haben helle Endsäume, die mittleren zeigen die charackteristischen hellen runden Flecke, die äufseren hellere Bänder, die sich aber nicht über die ganze Feder erstrecken. Es sind dies sehr variable Charactere; aus Tibet sind z. B. junge Vögel bekannt, bei denen der Schwanz nicht die geringste Zeichnung trägt. Menzbier (l. c.) hat eingehend den jungen Vogel von H. milvipes beschrieben. Aufserhalb des Tiön-schan Systems, in welchem er bis zu Höhen von 8—9000' aufsteigt, brütet dieser Falk auch weiter westlich im centralen Asien im Alai und im Pamir. Almäsy sammelte am Oberen Narym am 13, August ein 9‘, sicher das Individuum eines dortigen Brutpaares. Das südwestlichste Gebiet in Asien, in welchem H. melvipes vorkommt, dürfte das westliche Persien sein, in welchem Woosnam ein @ Ende Mai in einer Höhe von 6000' sammelte (Brit. Museum). Bis dahin war dieser Falk, als südwestlichstes Vorkommen, nur aus Beludschistan bekannt. Ob das von Taczanowski (P. Z. S. London 1887 p. 598) aufgeführte sehr alte 0‘, welches von Corea stammt, und von ihm eingehend beschrieben wurde, zu F\ hendersoni, wie er die Art nennt, gehört, ist sehr zweifelhaft. Falco peregrinus leucogenys Br. Falco peregrinus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 170. — id. Ibis 1883 p. 54. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 9. — Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 211. — Small- bones, J. f. O. 1906 S. 422 (?). Falco peregrinus leucogenys, Menzbier, Orn. Turk. p. 308 (1891). 92. ©. Sary-dschals, 2. 11. 1892. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 105 Falco communis, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 9 (1891). Altes Männchen mit breiten weilsen Backen. Die Kehle, Vorder- und Hinterbrust sind stark rötlich angehaucht. Weichen reiner weils. Diese sibirische Form, deren Brüten im Tiön-schan noch nicht nachgewiesen ist, geht im Winter nach Westen und wird dann auch in Deutschland regelmälsig gefunden. Auch die durch den Alai und den Pamir im September in südlicher Richtung durchziehenden Wanderfalken, die noch von Sewerzow als F\ pere- grinus aufgeführt werden, gehören zu dieser nördlichen Subspecies. Desgleichen die von Almäsy bei Przewalsk im Oktober gesam- melten Exemplare. Falco subbuteo subbuteo 1. Falco subbuteo, Henderson a. Hume, Lahore to Yarkand, p. 174 (1873). — Sewerzow,:J. f. O. 1875 S. 170. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 9. — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 277. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 10 (1891). — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 454. — Schalow, J. f. O. 1901 S. 427. — Walton, Ibis 1906 p. 244, — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 423. Hypotriorchis subbuteo, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 674. — Menzbier, Ornith. Turk. p. 312 (1891). a. 175b. 9‘ ad. Ak-su, 5. 9. 1902. b. 175a. juv. Hochweideplatz Ala-kol, 2. 9. 1902. Lönnberg (Arkiv f. Zoolog. 1905 p. 6) hat nach zwei ihm zugegangenen Exemplaren, Q' vom Anfang Mai, aus Baimgol den Tiön-schan Baumfalken als Falco subbuteo cyanescens abgesondert, der sich hauptsächlich durch seine blasse, aschblaue Oberseiten- färbung von dem typischen Vogel unterscheiden und auch durch grölsere Dimensionen ausgezeichnet sein soll. Ich finde, dafs viele der von ihm aufgeführten geringeren Merkmale auch auf westlich palaearctische Stücke passen. Die Grölsenverhältnisse der vorliegenden Exemplare stimmen durchaus mit solchen typischer Vögel überein. In der Färbung sind sie mit Exemplaren aus Norddeutschland, aus dem Kaukasus und aus Samarkand vollständig gleich und zeigen nichts von einem Ton, der als „pale-coloured“ bezeichnet werden könnte. Allerdings liegt mir nur ein alter Vogel, der noch nicht ganz ausgefärbt ist, vor. Menzbier (]. c.) hat eine gröfsere Anzahl von Exemplaren aus den verschiedensten Gebieten von Ferghana und Turkestan untersucht, beschreibt aber kein fahles graues Kleid, wie es F. s. cyanescens Lönnb. auszeichnet. Eugen von Homeyer (Mitth. Örnith. Verein Wien, 1883 p. 82) hebt ausdrücklich hervor, dafs die Altaivögel mit deutschen übereinstimmen, und Stolzmann (Bull. Soc, Imp. Mosc. 1897 p. 56) trennt den Ferghana Vogel nicht von der typischen Art. 106 Herman Schalow: Als Brutvogel scheint der Baumfalk für Tibet noch nicht nachgewiesen zu sein. In den südlicheren Gebieten des Himalaya ist er nur Herbstdurchzugvogel bezw. Winterbesucher. Oerchneis tinnunculus tinnunculus (L.). Tinnunculus alaudarius, Henderson a. Hume, Lahore to Yarkand p. 174 (1873). — Menzbier, Orn. Turk. p. 326 (1894). — Walton, Ibis 1906 p. 244. Cerchneis tinnunculus, Sewerzow, J. f. ©. 1875 8. 171. Falco tinnunculus, Sewerzow, Ibis 1883 p. 54. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 9. — Smallbones, J.f.O. 1906 S. 423. Oerchneis tinnuncula, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 674. — Pleske, ibid. 1892 p. 277. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 127. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 5. Tinnunculus tinnunculus, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 455 u. 571. a7 alt. Kara-Gebiet, Sagutschan Pals, 19. 10. 1902. b. o. ad. Kaschka-su, 22. 8.. 1892. C. Q. Barskaun Tal, 9. 8. 1902. d. 1782. 9. Tscheluck Dolina, Südseite des Issik- kul, 19. 9. 1902. Die vorliegenden Exemplare haben keine Beziehungen zu Oerchneis t. japonieus. Sie zeigen indefs im allgemeinen einen etwas helleren Färbungscharacter, wie ihn auch einige Stücke aus dem nördlichen Kaukasus und aus Bengalen aufweisen. Ein grölseres Material kann die Frage entscheiden, ob diese blassen Stücke subspecifisch abzusondern sind. Sie unterscheiden sich durch diese Färbung, wie mir scheint, auch von der besonders in der Rückenfärkung sehr dunklen Form aus Kaschmir und Ladak, welche von Mac Clelland als Falco interstinctus (Proc. Zool. Soc. London 1839 p. 154) getrennt wurde. Auch Oberholser (Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 211) hat bereits darauf hingewiesen, dafs Exemplare vom Tien-schan und vom östlichen Turkestan heller gefärbt erscheinen. Er bezieht sie allerdings auf die euro- päische Form. Auch Lönnberg lälst die Frage der Zugehörigkeit der Tien-schan Turmfalken noch offen. naumanni (Fleisch). pekinensis (Swinh.). Oerchneis cenchris, Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 170. Falco cenchris, Homeyer und Tancre, Mitth. Wien, 1883 p. 82 (?). — Pleske, M&m. Acad. imp. Petersbg. 1888 p, 8. 180. 9. Karanowski-Schlucht, 29. 8. 92. Die centralasiatischen Röthelfalken stehen in der Mitte zwischen C, naumanni und pekinensis. Ich führe das mir vorlie- Öerchneis naumanni Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 107 gende Exemplar wie oben auf, einem Vorgange Victor von Tschusi’s folgend (Ornith. Jahrb. 1907 S. 29), der mir für die Bezeichnung in der Mitte stehender Formen aulserordentlich empfehlenswert und annehmbar erscheint. Während bei C. naumanni naumanni die Flügeldeckfedern bis zum Flügelbug, diesen inbegriffen, die zimmtbraune Färbung des Rückens zeigen und nur die Handdecken aschgrau gefärbt sind, ist bei dem Swinhoe’schen ©. n. pekinensis die Färbung sämtlicher Hand- und Flügeldecken, hinauf bis zum Flügelbug und Armrand asch- grau. Herr Prof. Neumann, der im Britisch Museum den Typus von pekinensis untersucht hat, hatte die Güte, mich auf diese Unterschiede aufmerksam zu machen. Das Berliner Museum besitzt keine typischen Exemplare der von Swinhoe (P. Z. S. 1871 p. 341) beschriebenen Form. Das mir vorliegende Stück scheint etwas dunkler in der Rückenfärbung und um ein weniges lichter grau in der Kopffärbung zu sein als Exemplare aus Transcaspien im Berliner Museum. Nach dem reichen Material, welches Menzbier bei der Bearbeitung seiner Ornithologie Turkestans aus dem Ferghana, aus dem Tiön-schan und den angrenzenden Gebieten zur Verfügung hatte, scheint aus der von ihm gegebenen Beschreibung hervor- zugehen, dafs er nur typische ÜCerchneis naumanni naumanni vor sich hatte. Die centralasiatischen Mittelformen des Röthelfalken wandern auf dem Zuge nach Ostafrika, wo sie vielfach gesammelt worden sind. Die typischen ©. n. naumanni scheinen im Winter im Mittel- meerbecken zu bleiben. Fam. Strigidae. Bubo bubo turcomanus (Eversm.). Bubo mazximus ß turcomanus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 171. Bubo maximus var. turcomanus, Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 131. — Radde und Walter, Vögel Transcasp. p. 13 (1892). Bubo turcomanus, Sewerzow, Ibis 1883 p. 55. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 10. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 13 (1891). — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. En 1892 278. — Menzbier, Orn. Turk. p. 354, Taf. 8a (1894), Bubo bubo turcomanus, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 455. — Oberholser, ibid. 1900 p. 218. Bubo ignavus turcomanus, Smallbones, J. f. O. 1906 S. 422. a. 127c. 2 Irdyk, 11. 9. 02. b. 127a. 9‘ Barskaun, 16. 10. 02. c. 127b. © Tscheluck, südl. Issik-kul, 23. 9. 02. Brutvogel im Pamir Gebiet. Häufig in den Wäldern des Tien-schan. 108 Herman Schalow: Asio otus otus (L.). Aegolius otus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 171. Asio otus, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 11. — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 278. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 14 (1891). — Menzbier, Orn. Turk. p. 386 (1894). — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 421. Otus vulgaris, Oustalet, Arch. nouv. Mus. Paris p. 132 (1893). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 43 (1891). a. 129a. ©. Irdyk Dolina, 12. 9. 1902. b. 129b. 9. Karanowski Schlucht, 12. 9. 1902. Standvogel im nordwestlichen Ti@n-schan. Aus dem süd- östlichen sind von den Gebr. Grum-Grzimailo Reihen vollkommen typischer Exemplare mitgebracht worden. Ob diese Ohreule aber in dem genannten Gebiet brütet, steht noch nicht fest. Denn die Exemplare wurden Ende August (bei Dshimyssar), Mitte November (bei Luktschin-kyr, Kreis Turfan) und Ende Januar (bei Chami), also sämtlich aufserhalb der Nistzeit, ge- sammelt. Die Altai Vögel sind etwas lichter und vielleicht subspecifisch ahzutrennen. Asio aceipitrinus accipitrinus (Pall.). Aegolius brachyotus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 171. Asio brachyotus, Sewerzow, Ibis 1883 p. 55. — Menzbier, Orn. Turk. p. 390 (1894) pt. Asio accipitrinus, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p- 11. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 456. — Walton, Ibis 1906 p. 241. — Smallbones, J. f. O. 1906 8. 421. a. 128a. 9. Ak-su, 24. 10. 1902. b. Bay, — 5. 1893. Vielleicht beziehen sich einige -der obigen Citate auf die nachfolgende Subspecies. Asio accipitrinus pallidus Sarud. und Loudon. Sarudny & Loudon, Ornith. Monatsber. 1906 S. 151. Asio brachyotus, Menzbier, Orn. Turk. p. 390 (1894) pt. ? 128a. 9. Dschety-Ogus, 8. 9. 1902. Das vorliegende alte 9" zeichnet sich in dem Gesamt- habitus der Färbung durch eine sehr bleiche, fast vollständig weiflse Grundfärbung aus und scheint mir, soweit ich aus dem einen mir vorliegenden Exemplar zu schliefsen vermag, nichts mit jenen hellen Färbungsphasen von Asio accipitrinus aceipitrinus zu tun zu haben, welche in den verschiedensten Gebieten der palaearktischen Region vereinzelt, ohne geographische Begrenzung, vorkommen, welche aber immer, so blafs und fahl sie auch erscheinen mögen, einen rostgelben, bezw. rostbräunlichen Färbungs- character aufweisen. Wie sich die Verbreitungsgebiete dieser und der vorher- gehenden Subspecies in Centralasien abgrenzen, bleibt festzustellen. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 109 Von Corea kennen wir dunkle, also typische Vögel (P. Z. S. London 1887 p. 581). Almäsy hat in der Umgebung von Karkara und Przewalsk dunkle 3° und helle Q von A. accipitrinus ge- sammelt — im Gegensatz zu den mir vorliegenden Merzbacher- schen Exemplaren — und Smallbones glaubt diese Differenzen in der Färbung auf Geschlechtsunterschiede zurückführen zu müssen, was sich schwer nachweisen läfst. Vergl. die interessanten Mitteilungen Heinroths über Färbungsphasen bei jungen Vögeln von Locustella naevia (Bodd.). Nyctale tengmalmi (Gm.). Nycetala tengmalmi, Menzbier, Ibis 1885 p. 258. — id. Ornith. Turkestan p. 374 (1894). Strix tengmalmi, v. Homeyer & Tancre, Mitth. Ornith. Wien, 1883 p. 83. 130b. 9. Kaschka-su, 18. 8. 1902. Das Merzbacher’sche Exemplar zeichnet sich gegenüber solchen aus Schlesien und Preufsen durch einen sehr lichten Kopf und Schleier wie durch eine lichtere Unterseite des Körpers aus. Während bei westlich palaearktischen Individuen die Zeich- nung auf den Steuerfedern nur durch langgezogene Flecke, die weder an den Schaft, noch an den Aufsenrand der Fahnen heranreichen, characterisiert ist, zeigt sie bei dem vorliegenden Exemplar von der Fahne bis an den Schaft heran eine langge- zogene Binde, die aber, am Schaft unterbrochen, nicht über die ganze Feder sich erstreckt. Ich halte mich aber nicht für berechtigt, auf Grund eines einzigen Exemplars und bei geringem Vergleichsmaterial eine neue „pallens‘“‘ Form abzusondern. Sewerzow hat diese kleine Eule im eigentlichen Turkestan nicht gefunden. Sie brütet häufig im Altai (Johansen) und geht im Herbst und Winter von hier in die umgebenden Ebenen. Die Grenzen des Vorkommens, vornehmlich nach dem Südosten, sind noch unbekannt. Carine noctua bactriana (Blyth.). Athene bactriana, Pleske, M&m. I imp. St. Petersbg. 1888, p. 10. — Menzbier, Orn. Turk. p. 347 (1894). — Schalow, J. L. o. 1901 S. 427. — Walton, Ibis 1906 p. 242. Carine bactriana, Pleske, Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 278. — Sharpe, Sec. Yard. Miss. Aves p. 14 (1891) taf. 3. — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 44 (1891). Carine noctua bactriana Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 456. Athene noctua bactriana, Rothschild, Nov. Zoolog. 1902 p. 162. 130a. Barskaun, 22. 10. 02. Häufiger Brutvogel im ganzen Gebiet des Tiön-schan Gebirges. Turkestanvögel sind mit solchen des vorgenannten Gebirgszuges vollkommen identisch. Rothschild hat auf die nahen Beziehungen 110 Herman Sehalow : der Tiön-schan Vögel zu Athene noctua glaux, die aber in den Mafsen schwächer und in der Färbung constant dunkler ist, hingewiesen. Die südliche Tibetform, die sich durch gröfsere Dimensionen auszeichnet, ist mit nördlicheren Exemplaren noch zu vergleichen. Fam. Picidae. Jynz torquilla torquilla (L.). Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 S. 180. — id., Ibis 1883 p. 71. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 43. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 110 (1891). — Pleske, M&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 294. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 18. — Walton, Ibis 1906 p. 240. 339. g' ad. Issik-kul, 11. 8. 1902. Walton hat darauf hingewiesen, dals die von ihm gesammelten Exemplare dieser Art, die in allen Teilen Tibets, die er besuchte, häufig ist, auf Brust und Bauch nicht die typischen Pfeilspitzen Flecke sondern schmale Querbänder besitzen. Auch bei westlich palaearctischen Stücken tritt, wenn auch selten, diese Zeichnung auf, aber nie auf der oberen Brust. Picoides tridactylus altaicus But. P. tridactylus alpinus, Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 162, [?]. P. tridactylus altaicus, Buturlin, Ornpith. Monatsberichte, 1907 S. 10. Picus tridactylus, v. Homeyer u. Tancre, Ornith. Mitt. Wien 1883 p. 91. Picoides tridactylus, Smallbones, J. f. O. 1906 S. 421. a. 77a. © ad. Karanowskoe Schlucht, 27. 10. 1902. b. 77b. S‘ juv. Dschetynghus [?], 19. 8. 1902. Leider wurden vom Dreizehenspecht keine alten 0° gesam- melt, wenngleich die Art, auch nach den Angaben Almäsy’s, in den Nadelwäldern sehr häufig sein mufs. Die vorliegenden Exem- plare lassen die Subspecieszugehörigkeit schwer erkennen. Der Rücken zeigt wenig Weils, an den Seiten ist er stark schwarz gefleckt. Bei dem jungen © sind Kinn, Kehle und Kropf rahm- farbig weils, ohne jede Fleckung. Bei dem alten Q geht das Weils tief hinab, aber nur einen schmalen Streif bildend. Die Unterflügeldecken sind dicht schwarz gefleckt. Bartstreifen schmal weils aber bedeutend breiter als der Superciliarstreif, der beim jungen Männchen nur wenig angedeutet erscheint. Fam. Alcedinidae. Alcedo ispida bengalensis Gm. Alcedo bengalensis, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 180. — Hender- son and Hume, Lahore to Yarkand, p. 178 (1873). — v. Homeyer Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 111 u. Tancre, Mitt. Ornith. Wien, 1883 p. 83. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 112 (1891). Alcedo ispida var. bengalensis, Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 137. Alcedo ispida, Bianchi, M&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 660. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 44. — Öberholser, Pr. U. St. Nat. Mus. 1900 p. 218. Alcedo ispida bengalensis, Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Moscou 1897 p. 77. 88. © ad. Jesrek-kul, 20. 7. 1903 Scheitel, Hinterkopf, Nacken, Rücken grünlich; also nicht Alcedo ispida margelanica v. Mad. Die einzelnen Federn der rostbräunlichen Brust mit schmalen grauen Rändern. Weichen und untere Brust tief rostdunkelbraun. Malse: rostr. al. tars. 31. LI 8. Dieselben stehen denen von Alcedo ispida ispida bedeutend nach: rostr. al. 42 76. (nach den Durchschnitt- Messungen von Erlangers, Journ. f. O. 1900 8. 11—12). Der Angabe Murray’s (Vertebr. Zool. Sind p. 111), dafs die Färbung des Unterschnabels bei A. ispida und A. bengalensis verschieden sei, ist nicht beizupflichten. Letztere Art soll stets einen tief schwarzen Unterkiefer besitzen, während derjenige von A. ispida orangerot gefärbt sein soll. Das hier vorliegende Exemplar besitzt gleichfalls eine lichtrote Färbung an der Dille des Unterschnabels. Der von v. Tschusi (Ornith. Jabrb. 1904 S. 99) aus West- sibirien beschriebene Alcedo ispida sibirica, den ich nicht kenne, scheint A. i. bengalensis nahe zu stehen, aber sich u. a. durch gröfsere Dimensionen von jenem zu unterscheiden. Wenn man im Princip die Ansicht teilt, dafs Gröfsenver- hältnisse innerhalb gewisser Grenzen, verbunden mit bestimmtem geographischen Vorkommen, zu einer Absonderung subspecifischer Formen berechtigen, so mufs man nach meiner Ansicht conse- quenter Weise, wie viele andere Subspecies, auch Alcedo ispida ispida und A. i. bengalensis sondern. Sehr viele Ornithologen haben sich gegen eine solche Trennung ausgesprochen. Sie machen meist für ihre ablehnende Auffassung geltend, dafs sich alle möglichen Übergänge in Bezug auf Gröfse zwischen der kleinen und grofsen Form vorfinden. Dieser Ansicht dürfte doch aber nur sehr bedingt beizupflichten sein. Gewifs kommen in dem geographischen Verbreitungsgebiet von Alcedo ispida ispida kleine Individuen vor, welche an die verwandte Subspecies erinnern. Es sind dies aber nach meiner Auffassung nicht Exemplare von dem, geographisch getrennt lebenden Alcedo ispida bengalensis, sondern einfach Kümmerlinge von A. ispida ispida. Solche ver- 112 Herman Schalow: kümmerten Exemplare, welche sich allein durch geringere Gröfsen- verhältnisse von den typischen Stücken unterscheiden, findet man oft, wenn man gröfseren Serien einer Form aus gleichem Brut- gebiet durchzumessen Gelegenheit hat. Sie sprechen nicht gegen eine constant auftretende kleinere, geographisch begrenzte sub- specifische Form. Für die Auffassung der Trennung fällt auch der Umstand noch in’s Gewicht, dafs in den Wohngebieten der kleinen subspecifischen Formen, also hier in dem von Alcedo ispida bengalensis, nicht oder nur ganz vereinzelte Formen auf- treten, die sich durch erheblich gröfsere Malse auszeichnen, sodafs sie, in diesem speciellen Fall, als A. ispida ispida gedeutet werden mülsten. Fam. Bombyeillidae. Bombyecilla garrula garrula (L.). Ampelis garrulus, David u. Oustalet, Ois. Chine p. 130 (1877). — Pleske, M&m. Acad. Imp. St. Pet. 1888 p. 15. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 71 (1891). — Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. Imp. St. Pet. 1892 p. 288. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. III. Ser. VI, 1894, p. 1. Bombyeilla garrula, Sewerzow, Turk. Jevotn. 1873 p. 67. a. 762.18% ad. 20.12: 02. bN,76b."Seladıı 35. 12. 02: c.. 166.2: 5ad.107:9,12.%02. d. 192. J' ad. Der Seidenschwanz ist aus dem Osten Asiens, China und Tributärgebieten, und aus dem Westen als mehr oder minder regel- mälsig im Winter auftretender Besucher des Tiön-schan bekannt. Im allgemeinen darf man sagen, dals er nicht vor dem Oktober erscheint. Die die Mongolei nach Norden abschlielsenden Gebirgs- züge scheinen die Südgrenze der Verbreitung in Centralasien zu bilden. Im Osten und Westen breitet er seine Wanderungen dort weiter südlich aus, wo die weiten Wüsten- und Steppengebiete seine Ernährung nicht unmöglich machen. Im westlichen Ti&n- schan ist Bombycilla garrula eine häufige Winterart. Fam. Laniidae. Lanius excubitor homeyeri Cab. L. homeyeri, Cabanis, J. f. O. 1873 8. 75. — Scully, Ibis 1881 p. 432.— Bogdanow, Würger des Russ. Reiches p. 142 (1881) [part]. — Oates, Fauna Brit. India, Birds I p. 461 (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 70 (1891) pt. — Pleske, M&l. Biol. Bull. Acad. St. Pet. 1892 p. 288. — Richmond, Pr. U. S. Nat. 1896 Mus. p. 581. — Johansen, Ornith. Jahrb. 1900 S. 28. — Grant, Zool. Novit. 1902 p. 454. L. excubitor var. homeyeri Pleske, M&m. Acad. Imp. St. Pet. 1888 p. 38. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 113 2 L.excubitor, Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. St. Pet. 1892 p. 288. a. No. 183. Q@ ad. Kaska-su, 22. 11. 02. Unsere augenblickliche Kenntnis der grauen Würger ist trotz der Arbeit Dr. Harterts noch immer eine aufserordentlich lücken- hafte. Wir kennen weder die artliche Abgrenzung der einzelnen Formen, deren genaue geographische Verbreitung, noch deren Winteraufenthalt.e. Die genaueste Kenntnis des Vorkommens wird es uns erst ermöglichen, die Mischformen zwischen den ein- zelnen Arten, die gerade bei der Familie der Laniiden ebenso wie bei der der Turdidae eine grolse Rolle spielen, zu erklären, und deren Bedeutung für die Variationen innerhalb der einzelnen Species bezw. Subspecies festzulegen. Aber es gehört ein aulser- ordentliches Material dazu, um die Fragen zu lösen. In dieser Familie giebt es Individuen, bei denen die artlichen bezw. sub- specifischen Charaktere so wenig ausgeprägt sind und, welche An- klänge an nahestehende Arten aufweisen, dafs es fast unmöglich erscheint, sie mit Sicherheit zu deuten. Wir müssen entweder eine ausgedehnte Variation der einzelnen Individuen annehmen, oder eine grölsere Anzahl von Formen, die innerhalb gewisser Gebiete regelmäfsig wiederkehren, mit ternären Namen belegen, oder endlich drittens annehmen, dafs einzelne Mischformen bereits constant geworden sind; mit anderen Worten also: dafs Bastard- formen sich constant, unter Beibehaltung gewisser, langsam er- worbener Charaktere, die von denen der Stammeltern abweichen, und oft unter starker Anlehnung an die Eigenart des weiblichen Elternvogels, innerhalb gewisser Gebiete fortpflanzen. Ich möchte das letztere glauben. L. excubitor homeyeri Cab. steht in der grauen Rücken- färbung, wenn auch etwas heller, doch dem L. excubitor excubitor L. immer noch nahe und unterscheidet sich hierdurch von der folgenden Art, welche in allen Kleidern, Sommer- und Winter- gefieder, im Nacken und Rücken bedeutend lichter gefärbt ist. Dagegen verbindet die weilse bezw. lichtgraulich-weilse Bürzel- und Oberschwanzdeckenfärbung die vorliegende Subspecies mit Lanius excubitor przewalskii Bogd. (= L. leucopterus leucopterus Sew.?). Die Verteilung des Weils und Schwarz auf den Schwingen und Steuerfedern variiert auch bei L. excubitor homeyerti, wie ja überhaupt bei den grauen Würgern, ganz aulserordentlich, sodafs es oft schwer erscheint die einzelnen Stücke nach diesem Kenn- zeichen bei grölseren Serien zu sondern. Das von Dr. Merzbacher gesammelte Exemplar zeigt die folgende Zeichnung bezw. Färbung der Steuerfedern: die erste äulsere Feder: weils, längs des mittleren Schaftes der inneren Fahne ein schmaler linienartiger schwarzer Streif, die zweite Feder: weils, an dem mittleren Schaft ein 2 mm breiter 13 mm langer schwarzer Streif auf der Innenfahne, dem gegenüber am Rande der Innenfahne ein breiter, schwarzer, länglicher Fleck sich zeigt, | Journ, f. Om. LVI, Jahrg. Januar 1908. 8 114 Herman Schalow: die dritte Feder: weils, auf der Aufsen- und Innenfahne, ein drittel der Mitte umfassend, schwarz, die vierte Feder: weils, das schwarz ausgedehnt bis zur Spitze, an der Basis ein viertel der Länge frei lassend, fünfte und sechste: schwarz mit schmalen weifsen Endspitzen. Bogdanow bildet in seiner oben citierten Monographie (Taf. 3, Fig. 1) ein altes 0" dieser Art ab, welches sich durch eine blafsbräunlichgraue Kopf-, Nacken- und Rückenfärbung wesentlich von den Stücken unterscheidet, die bisher durch meine Hände gegangen, und welche sämmtlich das typische Würgergrau in der Färbung der Oberseite zeigten. Was ist Lanius excubitor, von den Gebr. Grum-Grzimailo in der Dschungarei erbeutet? vielleicht L. exeubitor mollis Eversm. Jedenfalls wohl kaum die Linne@’sche Art. Ich glaube nicht, dafs diese in Centralasien vorkommt, wenngleich sie Pleske in seiner Revision der turkestanischen Ornis, auf die Autorität Bogdanows, aufführt. Im Gegensatz zu Ogilvie Grant, der von L. excubitor sagt: Bewohnt dasselbe Gebiet wie L. major — „Nördliche palaearktische Region nordwärts bis Skandinavien, Nordrufsland und durch Nord- und Centralsibirien bis zur Mündung des Amur“ — bin ich der Ansicht, dafs der echte Lanius excubitor Linne’s, wenn ich so sagen darf, ein europäischer Vogel ist, dessen Vorkommen im Osten vielleicht durch den Ural, die Wolga und das schwarze Meer, in grofsen Zügen, begrenzt wird, und der schon der Balkanhalbinsel fehlt, wo er nur als sehr seltener Wintergast wenige Male nachgewiesen worden ist. Nach Pleske sind für das Gebiet Turkestans — wahrschein- lich also auch für die Vorberge des Tien-schan — L. excubitor, L. homeyeri, L. przewalski, L. sibiricus, L. grimmi und L. assi- nvilis nachgewiesen. Ich glaube, dafs das Vorkommen einzelner dieser Arten noch genauer zu prüfen sein wird. L. excubitor homeyeri ist Standvogel im Ti@n-schan. Noch im November und December wurde er in Höhen von 6000‘ gefunden. Einzelne Individuen gehen im Herbst und Winter in das nördliche Indien, bleiben aber im Sommer nicht dort. Lanius excubitor przewalskiüi Bogd. L. leucopterus, Sewerzow, Turk. Jevot. 1873 p. 67. — Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. St. Pet. 1892 p. 288. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1893 p. 215. — Rothschild, Zool. Novit. 1902 p. 166. — Grant, ibid. p. 455. L. homeyeri, Bogdanow, Würger d. Russ. Reiches p. 142 (1881) |[part.]. a. 55a. DQ ad. Kaschka-su, 18.11. 02. b. 55b. J ad. R 23. 2. 08. 24 5510./30‘ lad. * 12,:1:9::02, Grant beschreibt in seiner neuen Würger-Monographie (I. c. S. 455) die Steuerfedern der Art wie folgt: „Die beiden äufseren Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 115 Paare der Steuerfedern sind beinahe immer rein weils ohne einen schwarzen Fleck am Rande der inneren Fahne“. Die Abbildung der Schwanzfedern, die er als typisch gezeichnet betrachtet (l. c. Taf. 15 Fig. 4), entsprechen der obigen Beschreibung. Zum Vergleich gebe ich nachstehend die Färbung der einzelnen Steuer- federn der mir vorliegenden Tiön-schan-Vögel und füge ferner diejenige eines mir typisch erscheinenden 9° meiner eigenen Sammlung bei, welches ich mit der Fundortangabe Wladikawkas, 2. Okt. 1902, von Wilh. Schlüter erworben hatte, jetzt im Ber- liner Museum. Steuerfedern: 1. 2. 3. 4. I: 6. a.No.558. weils. weils, weils, Mitte Mitte Mitte Schaft in Schaft n schwarz schwarz schwarz der Mitte der Mitte mit breiter mit mit schwarz. schwarz. weilser schmaler geringer Innen- Mitte der Spitze. weilser weilser fahne am Aulsen- Spitze. Spitze. Aulsen- fahne am rand mit Rande mit schmalem schwar- schwarzen zem Streif. Streif. Mitte der Innen- fahne, bei- nahe den Schaft er- reichend, mit grolsem schwarzen Fleck. b. No.55b. weils. weils. wie a. wie a. wie a. wie a. Schaft in der Mitte schwarz. c. No. 55e. weils. wie b. wie 2. wie a. wie a. ohne aber der weilse schwarze Spitze. Fleck der Innen- fahne reicht bis an den Schaft heran. coll. mea. weils. wie b. wie die das wie a. mit sehr 2. Steuer- Schwarz geringer feder der Innen- weilser bei a. fahne geht Spitze. am Schaft höher hinauf als das der Aulsen- fahne. 8* 116 Herman Schalow: Ich möchte auf Grund der von mir gesehenen Exemplare der vorstehenden Subspecies wie der verwandten Formen die Ansicht aussprechen, dafs die Winterkleider nicht nur etwas lichter sind, sondern auch die weifse Zeichnung der Sekundärschwingen und Steuerfedern viel ausgedehnter und intensiver auftritt. Be- sonders an den Armschwingen gelangt dies zum Ausdruck. Hierauf ist vielleicht die Bemerkung Rotbschild’s (l. c.) zurückzuführen, der darauf hinweist, dals der „Dezember‘ Vogel vom Issik-kul vollständig mit L. leucopterus Sew., d. h. mit der lichten, viel Weils zeigenden Art übereinstimme, während das im April erlegte Exemplar L. homeyeri Cab. gleiche und viel schwärzere Sekundär- schwingen besitze. Die Schnäbel der mir vorliegenden Exemplare, im Frühlings- und Herbstkleid, sind schwarzhornbraun. Oustalet (l. c.), Ogilvie Grant (l. c.) und Hartert vereinigen den von Bogdanow. (Russ. Würger S. 147, Taf. 3 Fig. 2) be- schriebenen und abgebildeten Zanius przewalski mit dem L. leu- copterus Sewerzow’s (nomen nudum). Die erwähnte Abbildung aber zeigt einen Vogel in einer so ungemein hellen und lichten Färbungs- phase, wie ich sie nie gesehen habe, die die lichtesten Exemplare von L. leucopterus leucopterus des Berliner Museums noch bei weitem in dem hellen Gesamttypus übertrifft. Otomela cristata isabellina (Hempr. et Ehrbg.). Lanius isabellinus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 179. — id. Ibis 1883 p. 70. — Menzbier, ibid. 1885 p. 357. — Pleske, Mem. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 40. — Oates, Fauna Brit. Ind. Birds, I p. 467 (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 70 (1891). — ÖOustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 216. — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 581. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 420. Otomela romanowi, Bianchi, M&l. biol. Acad. sc. St. Petersbg. 1886 S. 644. a. 66a. @ juv. Karanowski Schlucht, 5. 9. 1902. b. 66b. © juv. Kaschka-su, 24. 12. 1902. c. 189. o' ad. Karanowski Schlucht, 29. 4. 1904. Neben diesem blassen rotschwänzigen Würger kommt auch die dunklere Otomela cristatus phoenicuroides (Schal.) im Tien- schan als Brutvogel vor, wo sie u. a. von den Gebrüdern Grum- Grzimailo (Pleske s. n. Lanius phoenicuroides romanowi) gesammelt wurde. Die Grenzen der Verbreitung dieser beiden Unterarten, die als Brutvögel allein von der Gattung Ofomela für das Tien- schan Gebirgssystem in Betracht kommen, sind vorläufig aus Mangel an authentischem Material noch nicht zu ziehen. Das Gleiche gilt von den beiden grauen Würgersubspecies. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 117 Fam. Corvidae. Corvus frugüegus tschusii Hart. Corvus frugilegus, Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 171. — Pleske, Mem. Acad. St. Petersbg. 1888 p. 12. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 571. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 20. Corvus frugilegus tschusii, Hartert, Vögel pal. Fauna, Lifg. 1. p. 14 (1903). Trypanocorax frugilegus, Sharpe, — Sec. Yark. Exped. Aves p. 15 (1891)? Narynthal, Sept. 1902. | Hals, Brust und Flügeldecken des vorliegenden Exemplares zeigen wenig Metallglanz. Malse: Schnabellänge. Schnabelhöhe. Flügel. 64 20 308. C. f. frugilegus ex Mark 60 21 332. Diese Subspecies scheint als Brutvogel im Ti@n-schan selten zu sein. Nur wenige Sammlungen von dort enthalten Exemplare. Ob neben dieser Subspecies, wie von einigen Seiten behauptet wird, auch Corvus frugilegus pastinator Gould im Tiön-schan vorkommt, bleibt noch nachzuweisen. Als Brutvogel wohl kaum. Jedenfalls bedarf es der Bestätigung, ob die von Bamberg auf- geführten, von Zauka stammenden Gelege zu Ü, pastinator ge- hören (Zeitschr. Ool. 1906 S. 154). ©. f. tschusii ist Brutvogel im nördlichen Altai. Wahrscheinlich gehören die im Winter bei Kaschgar streifenden, im Anfang April nach dem Norden ziehen- den Saatkrähen, die wie Scully mitteilt, in den Bergen bei Aksu brüten sollen, zu dieser Subspecies. Coloeus monedula neglectus (Schleg.). Corvus monedula, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 171. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 12. Colaeus neglectus, Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 279. Coloeus monedula, L. var. ? Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905. S. 20. 151. @ ad. Karanowski Schlucht, 8. 2. 1903. Unterseits aschgrau bezw. schmutzig weils, hier und da mit dunkleren Federn durchsetzt. Kropf, Hals bis auf die Ober- brust dunkelgrau. Weichen gleichfalls dunkelgrau. Nackenring tief schiefergrau. Kinn und Kehle nicht so intensiv tiefschwarz wie bei typischen ©. dauricus (Pall.).. Die Aufsenfahnen der Secundärschwingen zeigen nur geringen Purpurglanz. O. Bamberg beschreibt die Art recht kenntlich, daher sind wohl auch die von ihm beschriebenen Eier (Zeitschr. Oologie, XIV, 1904/05 S. 39) als sicher zu dieser Form gehörig zu betrachten. 118 Herman Schalow: Podoces biddulphi Hume. Hume, Stray feathers, 1874 p. 503. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 22 (1891). — Richmond, P. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 572. Tschum-Kutuk, vor Kaschgar, ohne Datum. Bei dem vorliegenden Stück zeigt die Unterseite des Körpers einen mehr sandrötlichen, grauen Ton, der es etwas dunkler erscheinen läfst als April Vögel in dem Berliner Museum. Dr. Abbott sammelte die Art in Ak-su im östlichen Turkestan. Der Typus stammt von Maralbaschi. Nucifraga caryocatactes rothschildi Hart. Nucifraga caryocatactes, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 172. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 13. — id. Bull. Mem. Acad. imp. St. Petersbg, 1892 p. 279. — Oustalet, Nouv. arch. Mus. Paris 1894 p. 50. Nucifraga caryocatactes macrorhynchus, Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 166. Nucifraga caryocatactes rothschildi, Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 20. — Smallbones, J, f. O. 1906 S. 419. a. 153a. Q ad. Ak-su, 23. 10. 1902. b. 153b.'S ad, 9,9790, 1902. c.-153c. © ad. „12020: 1071902: d. 153d. & ad. Karanowski Schlucht, 30. &. 1892. Die dunkle Grundfarbe (the very deep brown upper surface bei Walter Rothschild) ist ungemein characteristisch für diese Subspecies. Die Angabe Harterts (Vögel pal. Fauna, 1. S. 27, 1903), dafs die Schwingen dieser Form an den Spitzen der ein- zelnen Federn kein Weils zeigen, trifft bei den mir vorliegenden Exemplaren nicht zu, da dieselben sämmtlich, wenn auch nur in sehr geringem Mafse, weilse Spitzchen tragen. Der Typus der Art stammt vom Issik-kul, also vom Nordabfall des Himmels- gebirges. Die vorliegenden Exemplare wurden zum Teil im Gebiet des südlichen Abfalls gegen den Tarim gesammelt. Die Subspecies kommt also im ganzen Tiön-schan System vor. Die Angabe Stolzmanns (Bull. Soc. Imp. Moscou 1879 p. 59): „le brun, qui forme la couleur fondamentale de tout le plumage est beaucoup plus fonc&e (presque noirätre)“ läfst an- nehmen, dafs sich sein N. caryocatactes brachyrhyncha (Brehm) auf die vorstehende Subspecies bezieht, die mithin auch das Ferghana bewohnt. Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.). Pyrrhocorax alpinus, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand 1873 p. 171. — Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 171. — Pleske, Me&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 12. — Walton, Ibis 1906 p. 69. Pyrrhocorax pyrrhocorax, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 22 (1891). — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 459, Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 119 572. — Schalow, J. f. ©. 1901 S. 437. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 22. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 419. a. 155a. Q' ad. Ara-bel-Syrt, 13. 10. 1902. b. 155b. 2 ad. \ 11. 10. 1902. ee 15h ad. 23 13. 10. 1902. d..155d. S% ad. 5. 10. 1902. Standvogel im ganzen Gebiet des Tiön-schan. Wurde von Walton in Tibet nicht gefunden. Pyrrhocorax graculus (L.). Fregilus graculus, Henderson and Hume, Lahore to Yarkand, p. 243 (1873). — Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 172. Pyrrhocorax graculus, Sewerzow, Ibis 1883 p. 55. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 12. — Oustalet, Nouv. Arch, Mus. Paris 1894 p. 51. — Walton, Ibis 1906 p. 68. — Smallbones, d. f. O. 1906 S. 419. Graculus graculus, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 21 (1891). — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 459, 572. Graculus eremita, Oates, Fauna Brit. India Birds Ip. 43 (1889). a. 154a. Q ad. Turgen Pals, 26. 9. 02. b. 154b. 2 ad. Barskaun Tal, 30. 10. 02. Brutvogel im Ti@n-schan wie in den angrenzenden Gebieten, in denen er auch überall überwintern dürfte. Nach Walton’s Beobachtungen ist die Alpendohle auch im südlichen Tibet sehr häufig. Die bei centralasiatischen Exemplaren vorkommenden Differenzen in Bezug auf Gröfse und Schnabellänge sind auf Alter und Geschlecht zurückzuführen. Vögel aus dem Himalaya, die ich untersuchen konnte, sind vollständig mit solchen aus den schweizer Alpen identisch. Aus den Angaben über die Verbreitung dieser Dohle bei Hartert (Vögel der pal. Fauna I, 1903 S. 37) scheint mir das Vorkommen in den nördlichen Randgebirgen des centralen Asien nicht hervorzugehen. Fam. Oriolidae. Oriolus kundoo Sykes. Hume, Henderson and Hume, Lahore to Yark. p. 200, taf. 11 (1873). — Sewerzow, J. f. ©. 1875 S. 191. — Sewerzow, Ibis 1883 p. 55. — Bianchi, Mel. biol. Acad. Sc. St. Petersbg. 1886 p. 643. — Pleske, M&m. Acad. St. Petersbg. 1888 p. 15. — Öates, Fauna Brit. India Birds I p. 504 (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 25 (1891). — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 573. Oriolus galbula, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 172. a. 52a. ©. Dscher-galan Tal, 22. 4. 03. b. 52b. Q. „ 22. 4. 08. Die Ausdehnung des Schwarz auf den Steuerfedern ist bei dieser Art nicht unwesentlichen Schwankungen unterworfen. Oft sind auf den äufsersten Steuerfedern nur die Federschäfte schwarz 120 Herman Schalow: und es fehlen die schwarzen Flecke an der Basis der Aufsenfahnen, die im allgemeinen constant aufzutreten pflegen. Die Breite des schwarzen Zügels wie des gleich gefärbten Fleckes hinter dem Auge variiert, auch in Bezug auf die Intensität der Farbe. Jeden- falls zeigt O. galbula hinter den Augen keine Spur dieser dunklen Färbung. Die Fragen der Verbreitung dieser Art wie des verwandten Oriolus galbula dürften für Centralasien noch nicht feststehen. Oriolus kundoo ist der südliche indische Pirol, der, in Kaschmir als Brutvogel sehr häufig, nördlich bis Turkestan geht und auch im westlichen Plateau des Pamir nicht selten brütet. Von Norden tritt der westlich paläarctische Oriolus galbula in das central- asiatische Gebiet ein. Im Tiön-schan brütet er nach Sewerzow. Neuere Reisende führen ihn für das Gebiet nicht auf. Nur Pleske nennt ihn noch von Tschinas in seiner Revision der Vogelfauna Turkestans. Fam. Sturnidae. Sturnus vulgaris porphyronotus Sharpe. Sturnus purpurascens, Sewerzow, J. f. O. 1875 8. 172. — id. Ibis 1883 p. 53. — Menzbier, Ibis 1885 p. 353. — Bianchi, Mel. biol. Acad. sc. St. Petersbg. 1886 S. 658. — Pleske, Mem. Acad. Sc. St. Petersbg. 1888 S. 14. Sturnus unicolor, Sew., Turk. Jevotnie p. 64 (1873). ? Sturnus vulgaris porphyronotus, Hartert, Pal. Fauna S. 46 (1903). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 p. 22. ? — Small- bones J. f. ©. 1907 8. 419. Sturnus purpurascens porphyronotus, Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 573. — Bamberg, Zeitschrift Ool. 1906 S. 186. Sturnus porphyronotus, Oates, Fauna Brit. Ind. Birds, 1. p. 521 (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 26 (1891). — Schalow, J. f. O. 1901 S. 440. — Buturlin, Ornith. Jahrb. 1904 S. 213. Sturnus purpurascens porphyronotus, Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Moscou, 1897 p. 60. a. 2la. Q ad. 6. 4. 1903. b.210.,8 ad: 15. 4. 1902. c. 22a. 9 ad. 23. 5. 1903. d. 22b. S ad. Bir-Basch, 5. 9. 1892. & Baallotnad. hr 5. 9. 1892. f. 23b. 2 juv. Zwei der mir vorliegenden alten Vögel (21a und 21b) zeigen das typische Alterskleid von S!. vulgaris porphyronotus Sharpe: den bei jedem Licht gleichmäfsig purpurroten Rücken wie den vollständig grünen Kopf. Ich möchte hinzufügen, dafs Kinn und Kehle, Wangen und Oberkopf die gleiche Färbung aufweisen, der Kopf also nicht lichter grün gefärbt ist. Das Weibchen hat sehr lichte, rotbraune Fülse. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 121 Einige Exemplare zeigen im Gefieder noch Überbleibsel der lichtbraunen Jugendkleidung in der Ohrgegend, an den Halsseiten und im Nacken. Buturlin hat vor kurzem einen, gleichfalls im Tiön-schan vorkommenden Star beschrieben, der dem S?. vulgaris porphy- ronotus sehr nahe steht, und den er als S!. porphyronotus loudoni bezeichnete. Bei dieser Subspecies zeigt der rote Rücken sub certa luce einen leichten bläulichen Schein, und die Ohrgegend ist statt bronzegrün purpurfarben. Die im Ti&n-schan vorkommenden Sturniden bedürfen noch aufserordentlich der Aufklärung. Es gilt dies sowohl von der Abgrenzung des geographischen Vorkommens derjenigen Sub- species, die wir als Brutvögel des Gebirges bezeichnen müssen, als auch bezüglich derjenigen Formen, die auf dem Zuge oder während des Herbststriches in dem Gebiet erscheinen. Zu den ersteren gehören: St. vulgaris dresseri (But.). Brutvogel von Aksu, Kara-Tau. St. vulgaris harterti (But... Brutvogel von Merco östlich bis Ferghana. Si. porphyronotus von Bianchi (Jahrb. Zool. Mus. Kais. Ak. Wissenschaften 1896 p. 135) gehört nach Buturlin partim hierher. St. vulgaris loudoni (But.). Brutvogel im Ferghana. St. vulgaris porphyronotus Sharpe. Wahrscheinlich Brut- vogel des Pamir. Ferner im westlichen Tien-schan, in dem er selten überwintert. Ob die im nördlichen Tarim gefundenen Brutstare hierher gehören, wissen wir nicht, dürfte aber nicht der Fall sein. Brutvogel der Gebiete um Kaschgar und Yarkand. Wir sehen also in dem einen Gebiet eine Anzahl subspeci- fischer Formen nebeneinander, die sich eigentlich in ihrem Vor- kommen ausschliefsen müfsten. Hier bedarf noch manches der Aufklärung. Während des Zuges kommen wahrscheinlich noch die fol- genden Star-Formen im Tiön-schan vor: St. vulgaris poltaratskyi Finsch. Brutvogel des südlichen Altai. Wintergast in Indien. St. vulgaris dzungaricus But. Brutvogel der Dschungarei. Wintergast in Indien. St. vulgaris johanseni But. Brutvogel in Buchara, Kara-Kum, Kanderlik. (Schluss folgt.) 122 Bericht über die 57. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft 1907, Verhandelt Berlin, Freitag, den 4. Oktober Abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause Wilhelmstr. 921. Anwesend von Mitgliedern: Fräulein Snethlage und die Herren: Kollibay, Schalow, Heck, Reichenow, Haase, v. Treskow, Neumann, Hartert, v. Quistorp, Jacobi, Helm, Deditius, v. Dallwitz, Ehmcke, Paeske, Schillings, Thienemann, Frh. v. Schweppenburg, König, v. Lucanus, Gottschlag, Bünger, Voigt, F. Henrici, Hantzsch, Braun, Kuschel, Neunzig, le Roi, Graf Zedlitz, Krause, Schiller, Koske, Schnoeckel, Frh. v. Berlepsch, Dietrich. Als Gäste nahmen teil die Herren: Plate, K. Kothe, Hans Werther v. Quistorp, F. E. Stoll (Riga), Staudinger, A. Brauer, E. Vanhöffen, H. Hocke, Herm. Grote, Erich Hoffmann, P. Kothe, Miethke, P. Krüger, M. Götzsche (Nyköbing a. Falster), G. Waeles, R. Priemol, Dr. Berger, Dr. Thümmel (Braunschweig), E. Strese- mann, Ernst Nolda. Vorsitzender: Herr Heck, Schriftführer die Herren K. Kothe und Haase. Herr Heck begrüfste die Anwesenden, sprach seinen Dank aus für das zahlreiche Erscheinen und die Hoffnung, dafs die Verhandlungen der schönen Wissenschaft zum Vorteile gereichen möchten. Redner teilte hierauf mit, dals der Gesellschaft durch den Tod entrissen worden sind: der Präsident der Gesellschaft, Herr Prof. Dr. Rud. Blasius, das Ehrenmitglied, Herr Prof. Alfr. Newton in Cambridge und das langjährige Mitglied, Herr A. Grunack. Herr Heck hebt die Verdienste der Verstorbenen, insbesondere des so plötzlich geschiedenen Präsidenten um die Gesellschaft und die Wissenschaft hervor. Die Versammlung ehrt das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Herr Reichenow legt die Tagesordnung fest und übermittelt schriftliche bezw. telegraphische Grülse der Herren v. Tschusi, Wilh. Blasius, Nehrkorn, Borggreve, Heine, Reiser, Graf Berlepsch, Heinroth u. Frau. Herr Reichenow schlägt vor, zu stellvertretenden Vorsitzenden der Versammlung die Herren Schalow und Kollibay, zu Schriftführern die Herren Haase und K. Kothe zu wählen. Die Versammlung gibt ihre Zustimmung. Nach ferneren geschäftlichen Mitteilungen durch den General- sekretär erteilt der Vorsitzende Herrn Prof. Koenig das Wort: Herr Al. Koenig berichtet zunächst über eine Locustella luscinioides, die er aus der Rheinprovinz am 21. Juli 1904 erhielt und die im Vergleich mit ungarischen Stücken auf dem Rücken grauer ist. Dieser Vogel wurde in Krickenbeck, dem Besitztum des Grafen Schaesberg nahe der holländischen Grenze durch Hans Freiherr v. Geyr-Schweppenburg entdeckt, weshalb der Vortragende Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 123 diese Art subspeeifisch fafst und sie zu Ehren des Entdeckers trinär Zocustella luscinioides Geyri benennt. Sodann schildert Hr. Koenig eine Reise in die arktischen Gewässer im Sommer 1905, und eine wissenschaftliche Expedition nach der Bäreninsel und Spitzbergen im Sommer 1907, deren Schilderung hier im Wortlaut folgt: Hochverehrte Herren! Im Sommer des Jahres 1905 unternahm ich nach einer glücklich überstandenen Operation mit meiner Frau eine sogen. Vergnügungsreise in die arktischen Gewässer. Da ich nun einmal prinzipiell nie ohne Flinten, Scalpelle und Arsenikseife reise, brachte mir auch diese in der Tendenz nur auf die Touristen zugeschnittene Fahrt eine Summe grofser Forscherfreuden. Durfte ich doch die wunderbare arktische Vogelwelt zum ersten Male sehen und kennen lernen! Während ich auf derselben fleifsig den Vater Heuglin studierte, lugte ich allseitig scharf aus und erblickte Springwale, Delphine und Seehunde, aber auch — und das interessierte mich natürlich am meisten — eine ganz eigen- artige Vogelwelt. Wie war ich entzückt, als ich die langen Reihen der Lummen sah, die wie Perlenschnüre hintereinander zogen, oder auf dem Wasser schwimmend dicht vor dem Buge unseres Dampferkolosses in die Tiefe tauchend verschwanden. Dem Kiele aber folgten die Dreizehenmöwen, jene schaumgeborenen Kinder des Meeres selbst, im unaufhörlichen Ab- und Zufliegen, Auf- und Niederwallen. Am meisten jedoch, glaube ich, wird jedes Auge gefesselt werden durch den wunderbaren Flug des Eissturmvogels. Ohne jegliche Scheu vor dem Menschen und ohne Furcht vor dem dahinschnaubenden Riesendampfer gleitet dieser Taucher der Lüfte dicht an den Planken des Schiffes vorbei oder überfliegt gar den Vorderbug, zum Greifen nahe. Über die Wellen aber streicht er halb eulen-, halb schnepfenartig dahin und zwar so nahe, dafs man vermeint, er müsse die Spitzen seiner Fittiche netzen und damit dem Meere verfallen. Aber weit gefehlt: der Vogel kennt genau den Abstand zwischen sich und dem Wasser und die Muskulatur seinerVorderextremitäten funktioniert so hervor- ragend, dafs man niemals auch nur ein Tippen der Schwingen auf der Wasserfläche wahrnehmen wird. Aber das Sehen allein genügt dem Forscher bekanntlich nicht. Er mufs die Gegenstände seiner Bewunderung mit der Hand fühlen, fassen und ergreifen können! Geradezu entlastet kam ich mir daher vor, als der Dampfer im Bellsund von Spitzbergen nach 2tägiger Fahrt im nördlichen Eismeer die Anker niederrasseln liefs und ich so die Spannungen meiner Sinnesorgane auslösen konnte. Ich stieg in den Nachen und im Umsehen war derselbe ge- füllt von den begehrenswertesten Vögeln der hohen Arktis: Teisten und Lummen, den niedlichen Krabbentauchern, Eiderenten, aber auch Seeschwalben, Dreizehenmöwen und Eissturmvögeln. Wer 124 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. nie die Freuden empfunden hat, welche einem Forscher das Schiefsen und Erlangen neuer, bisher für ihn noch ungekannter Arten bringen, der freilich kann den Inbegriff der Herzenswallung nicht verstehen, — derjenige aber, der selbst jene Freuden durch- kostet hat, der wird es begreifen können, in welchem Stadium des Glückes und der Freude ich mich befand, als ich in meinem beutebeladenen Nachen zum Dampfer zurückkehrte. Nur knappe 6 Stunden waren für den Bellsund ausgeworfen, eine leider natürlich viel zu kurze Zeitspanne, um die Reichtümer dieses für die Vogelwelt so begünstigten Fjordes auch nur einigermafsen erschöpfend kennen zu lernen. Und doch war es mir beschieden, kaum in 10 Minuten nach dem Betreten einer kleinen Insel daselbst einen für den ganzen Spitzbergen-Archipel neuen Brutvogel festzustellen, nämlich die Trauerente (Oedemia nigra). Bei meiner Annäherung strich die Ente flatternd vom Neste, wurde dabei geschossen und der kostbare Fund eines frischen Geleges eingeheimst. Neue und reiche Freuden brachte mir der 36-stündige Aufent- halt in der Adventbai, den ich zunächst dazu benutzte, eine ganze Nacht, die in der Lichtfülle zu jenen Zeiten bekanntlich nahezu gleichwertig ist mit dem Tage, in dem Kahne auf dem Wasser zuzubringen. Ich schofs Dreizehen- und Bürgermeistermöwen, Eissturmvögel, Papageitaucher, Teisten und Dickschnabellummen, auch eine Reihe von der langschwänzigen Raubmöwe, sowie als Glanzobjekt der ganzen Reise eine wunderschöne Elfenbein- möwe. Eine kurze Ruhe an Bord, — dann weiter hinaus auf’s Meer, aber auch an’s Land und in die Berge. Viel zumuten durfte ich mir noch nicht — da die Schnittwunde noch nicht genügend vernarbt war — aber ich fand doch allerlei Schönes, so das allerdings stark bebrütete Gelege vom Seestrandläufer (Tringa maritima)u.A. Es war spät, als ich auf unser schwimmendes Hotel zurückkehrte. Die Musikkapelle, welche so lustig vorher gespielt, hatte ihre Weisen längst eingestellt, aber die vergnügte an 300 Personen starke Gesellschaft erging sich — es ist un- glaublich zu sagen — die Herren im Smoking und weilsen Pantalons — die Damen in hocheleganter decolletierter Toilette auf Deck, um die Mitternachtssonne zu geniefsen, die in ihrer ganzen Majestät vom Himmel niederstrahlte, als ob sie für uns bestellt worden wäre. So dankbar ich auch für die erlebten Jagd- und Forscher- freuden war, so wehmütig war es mir doch zu Mute, als ich die schrille Pfeife des Kapitäns vernahm, welche die Abfahrt des Schiffes von Spitzbergens Küste verkündete. Ein grofser Herzens- wunsch griff in mir Platz: Spitzbergen wiederzusehen, wenn möglich aber unter anderen Verhältnissen, die mich mehr Herr meiner Zeit sein liefsen. Was ich damals gewünscht, aber kaum zu fassen gewagt habe, hat sich mir in diesem Jahre glänzend erfüllt. Ich konnte einen norwegischen Dampfer zu meiner eigenen Verfügung erhalten, welcher mit grofser Sachkenntnis von Herrn Ingenieur Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 125 de Gisbert in Hamburg geschartert wurde. Dieser Dampfer „Erik Jarl‘‘ mit Namen, d. h. Herzog, Erich gehörte einer norwegischen Küstendampfergesellschaft an und war für den Personenverkehr bestimmt. Er hat sich auf der ganzen Reise trotz seiner geringen Gröfse (er hatte nur einige einhundertundsiebzig Tonnen Raum- inhalt) geradezu glänzend bewährt, indem er nicht nur den oft sehr gefährlich werdenden Eisschollen wacker Stand hielt, sondern auch unter den schwierigsten Verhältnissen sich immer wieder von seinen Wunden erholte und den auf der Rückreise einsetzenden, starken Sturm siegreich überwand, sodafs er wegen seiner Leist- ungen sogar von vielen Riesendampfern wirklich beneidet wurde. Beneidet aber konnte er mit Recht werden; war er doch der einzige in diesem Jahr (aufser den Waldampfern), welcher die ganze Westküste Spitzbergens bis hinauf zur Moffeninsel besuchen und die zahlreichen Baien und Fjorde anlaufen konnte! Die Vorbereitungen zur Reise waren rasch getroffen, die Kisten bald gepackt. Das aus einigen 40 Collis bestehende Ge- päck ergab das respektable Gewicht von weit über 2000 Kilo- gramm. Ich brachte diese „Kleinigkeit“ persönlich nach Hamburg und liefs sie von dort per Schiff weiter nach Drontheim verfrachten. Alles ging glatt von Statten und ais ich mit meinen Herren in Drontheim anlangte, war das Gepäck zur Stelle. Auf dem Schiffe sah ich mich umringt von sehr lieben und sympathischen Menschen, die rasch in die dargebotene Hand, die Reise mitzumachen, eingeschlagen hatten. Da war zunächst ein Regierungsrat aus Düsseldorf, ein alter lieber Jugendfreund, der bis ins Kleinste hinein bemüht war, allen unsern Wünschen Rechnung zu tragen und vor der Abreise meiner diesmal mich nicht begleitenden Frau versprechen mufste, sie zu ersetzen, so gut es eben ging. Dieses Versprechen hat er glänzend gehalten. Nahm er mir doch in geradezu vornehmer Weise die kleinen Alltagssorgen ab, sodafs dadurch auch nicht der geringste Hauch von Verdrufs und Unannehmlichkeit an mich herantrat. Da war ferner der Medicus, zwei Herren in deren Adern Künstlerblut rollte und deren Pinsel in meisterhafter Weise die glänzenden Bilder mit den magischen Beleuchtungseffekten fest- zuhalten suchten, da auch — last not least — 2 Jünger der Wissenschaft, welche die Begeisterung für das Hehre und Schöne geradeso im Herzen trugen wie ich, und deren Wünsche und Wollen sich mit der Energie und dem Können voll paarten. Ihnen habe ich in erster Linie den glänzenden Erfolg meiner Spitzbergenreise zu verdanken. Für die Bearbeitung der ge- schossenen Vögel standen 4 Präparatoren zur Verfügung, die unermüdlich tätig waren, auflserdem war da ein Büchsenmacher zur Instandhaltung sowie zum Eingreifen von nötig werdenden Repa- raturen an unseren Gewehren. Aufser dem Kapitän war Herr de Gisbert durch eine liebenswürdige Persönlichkeit vertreten; ferner hatten wir bis Tromsöe einen Küstenlotsen an Bord, der 126 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. von dort ab wiederum durch einen sehr bewährten Eislotsen ersetzt wurde. Auf meinen ganz besonderen Wunsch waren noch 2 Fangleute engagiert worden, von denen der eine — ein Lappe — ein berufsmälsiger Kletterer aus den Vogelbergen Nor- wegens stammte und seine Sache auf der ganzen Reise vor- züglich machte. — Nach diesen persönlichen Angaben gestatte ich mir denn zu dem eigentlichen, wissenschaftlichen Teile meines Vortrages überzugehen. Schon in Norwegen selbst setzten natürlich unsere ornitho- logischen Beobachtungen ein. Bei einem Ausfluge in die herrliche Umgebung von Christiania beobachteten wir Chrysomitris spinus, meist singend und balzend auf den höchsten Fichtenspitzen, Muscicapa atricapilla, Parus borealis u. A. In Drontheim kamen wir insofern einen Schritt weiter, als wir bei einem Besuche der herrlichen Lerfos-Wasserfälle bereits wertvolle Dunenjunge von Parus borealis und Turdus pilaris einsammeln konnten. Es wurden 35 Vogelarten beobachtet und notiert, nämlich Chrysomitris spinus, eine Turdus merula, die offenbar dort nicht häufig zu sein scheint, ferner Fring:illa monti- fringilla, ein S' mit einer Raupe im Schnabel, also wohl fütternd — eine Kolonie Cotile riparia und viele Cypselus apus. Musci- capa grisola und atricapilla häufig, auch Ruticilla phoenicurus, Cinclus melanogaster, Anthus arboreus, Hirundo rustica und urbica, Sylvia hortensis und cinerea. Numenius arcuatus. Am 12. Juni abends bestiegen wir unseren „Erik Jarl“ und dampften unmittelbar darauf ab. Dem Kiel des Schiffes folgten Silber- und Sturmmöwen, Mantel- und Heringsmöwen. Als wir so bei wunderbar schönem ruhigem Wetter in dem reizvollen Drontheimer-Fjord dahinfuhren, konnten wir uns nicht trennen von dem Anblick der uns umgebenden landschaftlichen Scenerie, zumal die Mitternachtssonne es gut mit uns meinte und unbe- schreiblich schöne Beleuchtungseffecte hervorrief. Mehr noch als diese fesselte uns jedoch der Anblick der nordischen Vogelwelt. Mit heller Freude begrüfsten wir die ersten Eiderenten, deren schmucke Erpel unser ganzes Entzücken wachriefen. Wir sahen ferner Colymbus septentrionalis, vereinzelt Cepphus grylle, Graugänse — (welcher Species angehörig, konnten wir bei der flüchtigen Sicht nicht feststellen), Haematopus und einen Haliaötus albieilla, den ersten und letzten, - welchen wir auf der garzen Fahrt zu sehen Gelegenheit hatten. Delphine und Seehunde tauchten oft dicht vor unsrem Schiffe auf. Mergus serrator und Phalacrocoraz carbo sahen wir häufig, tags darauf auch graculus auf den Felsen- holmen in Mengen sitzen; Lestris parasitica einzeln. Am 14. Juni ergötzten wir uns an einer Schar von sSterna macrura und minuta, die stolstauchend einem bestimmten Wasser- Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 127 striche folgten; wir begegneten den ersten Tordalken und Lummen und sahen neben einer grofsen Anzahl Staren auch 2 Kolkraben und einen Schoof Oedemia fusca. Am 15. waren wir in Tromsöe, jener Stadt, welche bereits arktisches Gepräge in ihrem ganzen Wesen und Umfange zeigt. Eine Excursion auf die Insel und an den See von Tromsöe brachte eine kostbare Reihe von Nestern mit frischen Eiern von Turdus pilaris, ein Nest mit Gelege von T. iliacus mit brütendem Vogel, den Herr v. Geyr in gröfster Geschicklichkeit mit der Hand gefangen hatte. Natürlich wurde auch das Museum einer eingehenden Be- sichtigung unterzogen, dessen Conservator Herr Schneider und sein Assistent Paul Bjerkan uns darin herumzuführen die Freund- lichkeit hatten. Wie gebannt, blieben wir alle an einer pracht- vollen Gruppe arktischer, sehr starker und hochläufiger Füchse aus Norwegen stehen. Im unteren Saale war auch eine grölsere Glasvitrine für die arktischen Vögel aufgestellt. Natürlich inter- essierten wir uns für die eingehende Durchsicht der Spitzbergen- Ornis am meisten. Da erblickten wir Lagopus hyperboreus, Sundev. in einem o*-lichen und Q-lichen Stücke und einen Strepsilas interpres im Hochzeitskleide, der — wenn ich nicht irre — von Kolthoff auf Spitzbergen erlegt wurde. In dem oberen Stockwerk ist die nordische Vogelsammlung nicht nur sehr reichhaltig, sondern auch sehr sauber und über- sichtlich angeordnet und aufgestellt. Prachtvolle Suiten von Colymbus arcticus und glacialis, alle nordischen Möwenarten bis auf Xema und Rhodostethia in den verschiedenen Stadien gut ausgestopft; auch die Zeiraonengruppe ist reich vertreten und sehr hübsch aufgestellt. An den kleineren Vögeln ist kein Mangel — sie alle sind mit sehr viel Mühe und Sorgfalt präpariert. — Mein ganzes Entzücken bildete eine herrliche Reihe prachtvoller Somateria Stelleri-Erpel, die alle im Tromsöer Bezirk geschossen waren. Mehr noch als diese begeisterte mich ein erythristisches Gelege von Larus argentatus. Dieses reizte mich so sehr, dafs ich dem Herrn Schneider 200 Kronen dafür bot. Es zuckte eigentümlich um seine Mundwinkel, als ich ihm den anscheinend überhohen Preis dafür nannte, und schon wurde er schwankend, ob er mir die Eier nicht doch dafür abgeben sollte, als die zufällig da- zwischengeworfene Mitteilung, dafs diese Eier häufiger beim Tromsöer Kaufmann Tomasen käuflich zu haben sind, mich von meinem Angebot Abstand nehmen liefs. Natürlich suchten wir gleich diesen Biedermann auf, und siehe da! ein prachtvolles erythristisches Gelege mit noch 2 anderen Eiern vom vorigen Jahre lagen verstaubt in einer alten Cigarrenkiste. Als ich nach dem Preis fragte, meinte der Kaufmann, ich mülste 4 Kronen für jedes Stück zahlen und da ein Ei beschädigt war, wollte er mir dasselbe nicht anrechnen. So machte es 16 Kronen aus. 128 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. Mit wichtiger Miene knapste ich dem Braven noch 1 Krone ab und wickelte die kostbaren Eier unter leisem Gekicher meiner Herren vorsichtig in Watte. — — Am 15. Juni mittags 2 Uhr verliefsen wir Tromsöe und steuerten direct nach Norden auf die Bäreninsel los. Nach zweistündiger Fahrt empfing uns die offene See, die so glatt und ruhig war, wie sie unser im Dienst ergrauter Eislotse bisher noch kaum gesehen hatte. Hatten wir doch in Tromsöe eine Temperatur von 26° Reaumur, wie sie in diesem Monat geradezu unmöglich für dort erscheint. Auf dem Dampfer hatten wir am 16. Juni auf hoher See noch 14° Celsius. In der Nacht wetterleuchtete es mehrfach und ein leiser Donner grollte in der Ferne. Es war unheimlich schwül für jene Breite! Im Tromsöer Fjord tummel- ten sich viele Alca torda, aber beim Verlassen der Küste verschwanden sie mehr und mehr und machten den Lummen Platz. Wir sahen die ersten Fulmarus und Larus glaucus, sonst Rissa, Mormon und Lestris parasitica. „Die Bäreninsel ist verpackt in Eis und dichte Nebel um- wallen das Eiland.. Hinzukommen ist unmöglich.“ So etwa lauteten die Antworten, welche man uns in Tromsöe auf unsere Fragestellung der heurigen Eisverhältnisse gab. Aber wir liefsen uns dadurch nicht einschüchtern: wir sahen selbst zu und fanden zu unsrer grofsen Verwunderung, dafs grade das Gegen- teil der Fall war. Als die Umrisse der Bäreninsel am Nachm. des 16. Juni sichtbar wurden, vermifsten wir — natürlich zu unrsrer Freude — das Packeis, und von Nebel war erst recht nichts zu sehen. Wunderbar klar lag die Iusel vor uns, umgeben von einigen Eisschollen, auf denen Bürgermeistermöven und viele Lummen safsen. Das sah reizend aus, wir waren wie elektrisiert davon und konnten uns nicht trennen von dem Anblick, den jede Minute in veränderter Form unseren entzückten Augen bot. Fieberhaft vibrierte uns das Blut in den Adern und nur die Tatsache, dafs Mitternacht längst vorüber war und der Morgen uns frisch und kräftig begrüfsen mufste, liefs uns die erregten Nerven beschwichtigen und Ruhe zum neuen Tages- werke finden. Bewamst und hochbestiefelt standen wir in aller Frühe auf Deck. Rasch verteilten wir uns in 2 Ruderboote und er- öffneten gleich nach unserer Abfahrt ein wahres Bombardement auf die uns entgegenkommenden Lummen und Möwen. Über die Lage und die geographischen Verhältnisse der Bäreninsel will ich mich hier nicht weiter verbreiten, dagegen die dortige Vogelwelt namentlich vorführen und die darüber vor- liegenden Arbeiten einer Kritik unterziehen. Swenander, der wohl die beste Arbeit über die Ornis der Bäreninsel geliefert hat, zählt 16 Brutvögel auf, die ich als solche vollauf bestätigen kann. Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 129 1. Plectophanes nivalis, (L.). Der Schneeammer ist auf der Bäreninsel bei weitem nicht so häufig wie auf Spitzbergen. Wir schossen jedoch eine genügende Anzahl als Belegstücke; Nester und Gelege fanden wir auf der Bäreninsel nicht, sahen aber die 99° Mitte Juni in voller Balz. Zeitweise, wahrscheinlich im ersten Frühling und Herbst, müssen grofse Schwärme von Schneeammern auf der Bäreninsel verweilen, da wir ihren Kot massenhaft auf dem Klippenmoos fanden. 2. Tringa siriata, L. 1766 = maritima, Gm. 1788 ex Brünn. Ist häufig auf der Bäreninsel. Es liegen Vögel und ein guterhaltenes Gelege vor. Der Mageninhalt wird noch genau untersucht werden. Soviel ist aber gewils, dafs der Seestrand- läufer vorwiegend animalische Kost zu sich nimmt. Die im Magen aufgefundenen Süfswasseralgen werden wohl nur zufällig dahineingelangt sein und wohl kaum seine eigentliche Nahrung ausmachen, wie Römer und Schaudinn glauben. Das ist schon von Swenander rectificiert worden. 3. Sterna macrura, Naum. Überall, namentlich aber im Norden der Insel auf kleinen Inselchen in Süfswasserseen brütend.. Um Mitte Juli hatten sie durchweg noch frische Eier. Wir sammelten eine ganze Menge, viele zu zweien, einige aber auch zu je einem Ei im Gelege — drei Stück im Gelege haben wir niemals gefunden. 4. Rissa tridactyla, (L.). Bei unserer Ankunft auf der Bäreninsel hatten die Drei- zehenmöwen durchweg Eier, aber auch schon kleine Dunenjunge. Das Gelege besteht meistens aus 2 Stück, doch findet man mit- unter auch 1 Ei. Die Eier sind sehr charakteristisch-stumpf und unterliegen weitgehenden Variationen. Der ohrenbetäubende Lärm, den eine grölsere Kolonie dieser Vögel hervorbringt, ist unbe- schreiblich, die hochrandigen Nester stehen dicht beieinander und werden von den Besitzern auf’s schärfste verteidigt. Mitte Juli fanden wir schon erwachsene Junge in den Nestern, die natürlich sorgfältig präpariert wurden. In den Kolonien sieht man nur alte, geschlechtsreife Individuen, auch auf dem Meere werden nur ganz selten einjährige Stücke wahrgenommen. 5. Larus glaucus, Brünn. Wir haben die Bürgermeistermöwe auf der Bäreninsel als häufigen Brutvogel kennen gelernt. Sie legt ihre aus Moosstücken locker gefertigten, umfangreichen Nester meist auf der Höhe der Bergkanten, aber auch auf kleinen Inselchen an, — und durchaus nicht selten nur einige Fuls über dem Meeresspiegel auf nur wenig höher gelegenen Klippen und Erdböschungen. Swenander be- Journ, f. Orn. LVI, Jahrg, Januar 1908, 9 130 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. zeichnet diese Beobachtung, welche bereits 1864 von der schwe- dischen Expedition und sodann in der Fauna Arctica von Römer & Schaudinn erwähnt wird, als nicht zutreffend. Jedoch befindet sich Swenander darin im Irrtum. Wir haben eine ganze Reihe von Nestern fast unmittelbar am Seestrande gefunden und daraus Eier und Dunenjunge genommen, die Zahl der Eier ist in der Regel 3, man findet jedoch auch sehr häufig 2. Ein einziees Mal fanden wir 4 Eier im Gelege, was wohl als grolse Seltenheit zu bezeichnen ist, um so mehr, als alle 4 angebrütet waren. Die wunderhübsch getüpfelten Dunenjungen sammelten wir in allen Stadien ein; auch 1jährige und 2jährige Exemplare schossen wir vereinzelt, namentlich im Russenhafen, wo wir grofse Scharen von Bürgermeistermöwen an Walfischkadavern antrafen. 6. Lestris parasitica, L. Schmarotzerraubmöwe. Ist sehr häufig auf der Bäreninsel. Im letzten Junidrittel scheint die Fortpflanzung einzusetzen. Bei unserem ersten Dort- sein fanden wir noch keine Eier, bei unserer Rückkehr hoch be- brütete Eier und eben ausgefallene Dunenjunge Wir erlegten auch die dunkele Form, die nur. selten vorzukommen scheint, in mehreren Exemplaren. 7. Fulmarus glacialis, L. Der Eissturmvogel brütet auf der ganzen Insel angesichts des Meeres auf Schutthalden und an schroffen Felshängen. Eine sehr grofse Kolonie befindet sich auf dem Gullfelsen, wo wir in kürzester Frist viele Dutzend Eier sammelten. Hellweifse und dunkelgraue Vögel brüten dicht neben einander. Ich möchte die hellen Stücke für ein höheres Altersstadium halten und die dunkelgrauen als junge Vögel ansprechen. Er legt natürlich stets nur 1 Ei, einmal fanden wir auch einen Vogel auf 2 Eiern brütend an, wovon jedoch 1 Ei faul war und wahrscheinlich von einem anderen Vogel stammte, Vögel in den verschiedensten Färbungs- stadien, Eier und Dunenjunge liegen in grolser Anzahl vor. 8. Harelda glacialıs, (L.). Vom Nordhafen ausgehend, fanden wir auf einem kleinen Inselchen eines gröfseren Süfswassersees mehrere Nester mit Eiern der Eisente und schossen auch die dazugehörigen Vögel. Leider aber haben wir kein vollständiges Gelege gefunden, obschon die Eier sehr spät (Mitte Juli) eingesammelt wurden. Viele Eisenten waren bereits in starker Mauser, sodals sie nicht fliegen konnten. Die 9‘ waren in ihrem eigenartigen dunkelschwarzbraunen Hochzeitskleide. 9. Somateria mollissima, (L.). Im Norden der Insel auf Süfswasserseen Brutvogel — doch lange nicht so häufig wie in Spitzbergen. — Es liegen Vögel und Eier von dort vor. Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 131 10. Colymbus septentrionalis, (L.). Der rotkehlige Taucher darf als häufiger Brutvogel auf der Bäreninsel bezeichnet werden. Wir fanden ihn an den Sülswasser- seen im Norden, wo wir eine genügende Anzahl Vögel und Eier einsammelten. 11. Cepphus Mandti, Licht. Die Grylilumme oder Teiste, wie sie in Norwegen allgemein genannt wird, ist in dieser anscheinend gut ausgesprochenen Form auf der Bäreninsel nicht übermäßsig häufig. Sie brütet in Fels- spalten, die meist hochgelegen ein Zukommen zu dem zweier Gelege sehr erschweren. 12. Uria troile, (L.). 13. Uria rhingvia, Brünn, Malmgr. 14. Uria Brünnichii. Alle 3 Arten brüten auf der Bäreninsel. DT. troile und rhingvia mehr in der Tiefe, Brünnichii auf der Höhe. Die Eier wurden aufs sorgfältigste artlich gesondert gesammelt. Da UT. rhingvia niemals mit Zroile gepaart angetroffen wurde, halte ich erstere für eine gut abgeschlossene Subspecies von Zroile. Die Dunenjungen von Brünnichii unterscheiden sich gut von Zroile und rhingvia. 15. Alca torda, L. Der Tordalk wird von Keilhau bereits für die Bäreninsel angegeben, obgleich dies auf einem Irrtum beruhen dürfte. Kolthoff ist der einzige, welcher 2 Exemplare dieses Vogels an der Bäreninsel erbeutet hat. Römer und Schaudinn berichten, dals sie den Tordalken auf der Bäreninsel in nicht sehr grofser Anzahl beobachtet haben, „wo er mit den Lummen und Teisten zusammen in den Felsspalten des Vogelberges brüten soll.“ Auch schreiben sie ihm 2 Brutflecken !) zu, während Uria Brünnichii nur einen hat, wonach die Vögel im Dunkeln nach dem Gefühl bereits gut auseinander zuhalten seien. Dagegen geben Römer u. Schaudinn keinen Bericht über die daselbst erlegten Stücke. Und dies mufs uns mit Recht sehr stutzig machen. Wir sind der Meinung, dafs sich R. & Sch. mit dem Tordalken auf der Bäreninsel einfach versehen haben. Es ist das so eine Sache mit der blolsen Angabe von ev. gesehenen Vogelarten. Sie berichten zwar, dafs sich der Tordalk von der Lumme durch einen höheren Schnabel mit weifsen Querbändern unterscheidet, und dafs er sich vom Fluge direkt kopfüber ins Wasser stürze, während die Lummen sich nur mit dem Bauch auf die Wasserfläche werfen und auf der- 1) In wie weit das richtig ist, kann ich vor der Hand nicht ent- scheiden, da mir Brutalken nicht zu Händen gekommen sind. Es wäre aber sehr auffallend, da der Tordalk bekanntlich auch nur immer 1 Ei im Gelege hat. Der Vortragende. 9* 132 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. selben eine Strecke weit hinschnurren, — aber, aber — wer bürgt mir für die Richtigkeit dieser Beobachtung, zumal Römer & Schaudinn keineswegs als Fachornithologen gelten können. Wir haben uns bei dem zweimaligen Besuche der Insel die erdenk- lichste Mühe gegeben, Tordalken aus den Lummenschwärmen herauszuerkennen, doch ist uns dieses nicht gelungen. Und unseren Scharfblicken wäre der Tordalk gewifs nicht entgangen. Wir müssen es daher vor der Hand aufs allerentschiedenste bezweifeln, dals der Tordalk ein Brutvogel auf der Bäreninsel ist. Dafs sich zuweilen einige Stücke dahin verfliegen, ist gewils nicht ausgeschlossen, der Beweis des Brütens aber auf der Bären- insel muls für diese Art erst erbracht werden. 16. Mergulus alle, (L.). Der Krabbentaucher darf nicht als Massenbrutvogel für das Bäreneiland angegeben werden. An den Klippen der Nordspitze brütet er vereinzelt — am 14. Juli wurde ein Ei eingesammelt, das noch nicht übermäfsig stark bebrütet war, bis jetzt m. W. das einzige Ei, welches von der Bäreninsel vorliegt. 17. Mormon fraterculus, (L.). Erbeuteten wir in mehreren Exemplaren auf der westlichen und nordwestlichen Seite der Bäreninsel — wo wir auch aus den tiefen Spalten und Löchern deren Eier erhielten. Auf Spitzbergen kommt durchweg die grofsschnäbliche Form (M. glacialis) vor, die indessen auch schon an der Bäreninsel beobachtet und ge- schossen worden ist. Als zufällig nach der Bäreninsel verschlagen wurden bis jetzt folgende Vogelarten namhaft gemacht. 18. Loxia curvirostra, (L.) von Malmgren beobachtet. 19. Strepsilas interpres, (L.). Ein Exemplar vom Chef der Expedition des deutschen See- fischerei-Vereins unfern des Nordhafens erlegt. 20. Numenius phaeopus, (L.). Ein verirrtes Individuum wurde tot auf der Bäreninsel von der deutschen Expedition gefunden (1898). 21. Lestris pomatorhina, (L.). Bereits von Malmgren 1864 beobachtet, wurde von Swenander ein Stück am 7. Juli erlegt, unfern des Kap Elisabeth (altes J'). 22. Anser spec. ? Graugänse sind mehrfach auf der Bäreninsel beobachtet worden. | Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 133 23. Somateria spectabilis, (L.). Ebenfalls mehrfach beobachtet. Diese Liste kann ich teilweise bestätigen, teilweise sogar erweitern. Ich selbst erlegte eine Lesiris pomatorhina auf der Nord- spitze, ferner sahen wir eine Graugans, von der wir wohl ver- muten möchten, dafs es Anser brachyrhynchus gewesen ist, die vielleicht durch erhaltenen Schaden veranlafst wurde, vom Weiter- zuge nach Spitzbergen abzustehen. Von Somateria spectabilis schofs ich mehrere Stücke im Übergangskleide, auch beobachteten wir unverkennbar ein prächtiges adultes 9° im Fluge dicht an unserem Boote vorbeiziehend. Jedoch haben wir diese Art brütend nicht nachweisen können. Erweitert wird die Anzahl der auf der Bäreninsel beob- achteten Vögel durch folgende Arten: 24. Aegialites hiaticula, (L.). Es wurden 3 Stück geschossen und zwar von Herrn Dr. le Roi, Baron v. Geyr und Regierungsrat Nolda. Die Testikel waren hochgeschwollen und der Eierstock gut entwickelt, sodafs die Annahme wohl berechtigt erscheint, dafs der Halsbandregenpfeifer daselbst gebrütet haben würde. 25. Phalaropus fulicarius, (L.). Der breitschnäblige Wassertreter wurde von einem Mitgliede meiner Expedition (Herrn Joseph Waeles) in 2 Exempl. geschossen und zwar an einem Süfswassertümpel unweit des Nordhafens am 13. Juli. Am 14. schofs ich selbst 5 Stück dieser für die Bären- insel ganz neuen Art an einem von dem gen. Herrn bezeichneten Sülswassersee, woran er tags zuvor die Vögel gesehen hatte. Obschon ich die Eier trotz eifrigster Suche nicht fand, bin ich doch der festen Ansicht, dafs diese Art für die Bäreninsel als Brutvogel zu bezeichnen ist. 26. Oedemia nigra, (L.). An der Nordwestseite sahen und erkannten wir deutlich ein Pärchen dieser Art. In der nächsten Umgebung des von dem deutschen See- fischereiverein errichteten Blockhauses im Nordhafen fanden wir am 13. und 14. Juli verschiedene Federn, die untrüglich als traurige Überreste folgender Arten deutlich zu erkennen waren. Die Träger derselben sind wohl von den im Blockhause sich’ eingerichtet habenden Füchsen gerissen worden. Es sind: 27. Sturnus (vulgaris) ?. 28. Turdus merula, L. 29. Turdus iliacus, L. Die zum Beweis mitgebrachten Federn können jederzeit an- gesehen und nachgeprüft werden. Um die Zahl 30 vollzumachen, 134 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. kann ich berichten, dafs von einer nach uns fortfahrenden Jagd- gesellschaft!) 3 Stück Anas crecca, L. geschossen wurden, von denen mir ein Balg zur Prüfung von einem Mitgliede der Reise- gesellschaft freundlichst übersandt wurde. Spitzbergen. Für den Spitzbergen-Archipel ist eine stattliche Reihe nor- discher Vogelarten angegeben, so z. B. von Herman Schalow, der mit bewunderungswürdigem Fleifse und grofser Sachkenntnis die Literatur darüber zusammengestellt hat 2), 50 Species. Indessen sind viele derselben noch recht zweifelhaft, so dafs noch deren Bestätigung erst abgewartet werden mufs. Römer und Schaudinn führen in ihrer schönen Arbeit (Fauna Arctica, Band I, Jena, Verlag von Gustav Fischer 1900) 28 Arten auf, die auch wir bestätigen konnten. Es sind dies: 1. Plectrophunes nivalis, (L.). Überall häufig, nicht selten hoch auf die Berge hinaufgehend. Es wurde ein wertvolles Material von Brutvögeln, Nestern und Eiern zusammengebracht. In der letzten Junihälfte setzte das Brutgeschäft ein. 2. Lagopus hyperboreus, Sundev. Die für Spitzbergen endemische und wie es scheint, gut modificierte Form des Schneehuhnes ist von uns mit grolsem Eifer gesucht worden. Obschon wir auf den Inseln und auf Prinz Carl Vorland sehr häufig Spuren vom Schneehuhn fanden (vom Fuchs gerissene Winterstücke und die Losung), haben wir diese ausgezeichnete Art doch nur ganz vereinzelt zu Gesicht bekommen. Diejenigen Stücke, welche wir in der Adventbai sahen, haben wir auch — allerdings unter grolsen Anstrengungen — geschossen — es waren 3 9’ und 1Q. Die J'J" standen in voller Mauser, das sehr vergilbte und abgenutzte Gefieder gab dem sonst so schönen Vogel ein schäbiges Ansehen. In der Sassenbai wurden von 2 Mitgliedern unserer Gesellschaft ebenfalls einige Schnee- hühner gesehen und zwar gegen Abend, nach denen wir am nächsten Morgen vergeblich suchten. Zu gewissen Zeiten (im 1) Auf dem Dampfer Lofoten, eine speciell auf Eisbären gerichtete Jagdexpedition, ebenfalls von Herrn de Gisbert in Hamburg vorbereitet. 2) Die Vögel der Arktis von Herman Schalow in Berlin. Erschienen in „Fauna Arctica“. Eine Zusammenstellung der arktischen Tierformen mit besonderer Berücksichtigung des Spitzbergen-Gebietes auf Grund der Ergebnisse der Deutschen Expedition in das Nördliche Eismeer im Jahre 1898. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen, herausgegeben von Dr. Fritz Römer in Frankfurt a./M. und Dr. Fritz Schaudinn in Berlin, Band IV, Lieferung 1. Verlag von Gustav Fischer, Jena 1904. Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 135 ersten Frühjahr und im Herbst) sollen die Schneehühner oft in grofsen Scharen die unteren Gebirgsstöcke besuchen, müssen sich aber zur Brutzeit aufserordentlich verteilen und zwar weitschichtig im ganzen Revier, so dafs das Auffinden derselben mehr dem Zufall anheimgegeben ist. Eine zerbrochene Eischale fand ich an der Gebirgsbasis von Prinz Carl Vorland an der Südspitze. Die Eier scheinen bis jetzt noch unbekannt zu sein. Obschon eine alpine muzfus-Form, zeichnet sich das Schneehuhn Spitz- bergens durch Gröfse und Stärke sehr aus. 3. Tringa striata, L. 1766 —= maritima, Gm. 1788 et Brünn. Sehr häufig. Es wurden mehrere Gelege gesammelt. 4. Phalaropus fulicarius, L. Verbreitet, jedoch nicht überall. Die Eier fanden wir, ob- schon wir uns mit grofser Mühe der Suche widmeten, nicht. Vögel schossen wir in genügender Anzahl. 5. Numenius phaeopus, L. Von uns nicht beobachtet. Aufser dem einen von Römer und Schaudinn auf der Bäreninsel tot gefundenen Stücke, wird ein Exemplar von Cock erwähnt, das auf der Axel Insel in der Van Mijenbai in West-Spitzbergen ebenfalls verendet, aufgefunden wurde. 6. Aegialites hiaticula, L. Ist neuerdings mehrfach beobachtet — auch von und in der Sassenbai gesehen und geschossen worden. R 7. Sterna macrura, Naum. Überall an der Seeküste und auf Inseln brütend. 8. Xema Sabinei, (Sab.). Von dieser seltenen, hocharktischen Möwe sind 3 Stück von Römer und Schaudinn auf der Great Insel im N.-O. von Spitz- bergen erbeutet worden, bis dahin die ersten vom Spitzbergen- gebiete sicher nachgewiesenen Exemplare. Wir fanden sie auf einer ganz von Treibeis umgebenen Insel in der Kingabai zum ersten Mal als Brutvogel in Spitzbergen. Herr v. Geyr entdeckte das Pärchen in hoher Luft, von wo ich das durch eine verwundete Seeschwalbe herablockte und es dabei schofs. Am nächsten Tage (7. VII. 07) erlegten wir auf derselben Stelle das Q. Gleichzeitig fand Herr Dr. le Roi die kostbaren Eier, 2 an der Zahl. Das dritte Ei hatte das © legereif im Schlauch. 9. Pagophila eburnea, Gm. Die Elfenbeinmöwe wurde von uns nur ganz vereinzelt gesehen und zwar meistens im Treibeis. Sie scheint vorwiegend dem Osten und hohen Norden anzugehören. 136 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 10. Rissa tridactyla, (Linn£). Häufiger Brutvogel im Spitzbergengebiet. 11. Larus glaucus, Brünn. Die Bürgermeistermöve ist in Spitzbergen zwar nicht selten, aber bei weitem nicht so häufig wie auf der Bäreninsel. Brütet auf Holmen und auf den Höhen der Berge, welche steil zum Meere abfallen. Während wir die staffelförmigen Terrassen der Berge nach Gänsenestern absuchten, wurden wir häufig von dieser Möwe attackiert. Ein ganz weils gefärbtes Stück schofs Herr v. Geyr auf einer kleinen Insel an Prinz Carl Vorland (Südspitze). Das seltene Exemplar stellt eine im höchsten Alter prononcierte Phase dar und ist keineswegs als ein Leucismus aufzufassen, da Füfse (Ruder) und Schnabel viel intensiver gefärbt waren, als bei den typischen Stücken. Bis jetzt sind m. W. nur 2 derartige Stücke bekannt, die beide im finnischen Museum von Helsingfors aufbewahrt werden und über die Palmen berichtet hat (v. Nau- mann, II. Auflage, XI. Band, pag. 270). 12. Lestris parasitica, (L.). Die Schmarotzer-Raubmöwe kommt in der hellbäuchigen Form auf dem ganzen Spitzbergen-Archipel sowohl auf dem Fest- lande, als auch ganz besonders auf den Inseln häufig vor. Zwei- mal sahen wir auch die dunkele Phase. Ein dahingehöriger Vogel wurde von mir auf einer Insel im Eisfjord erlegt. Diese Art ist ein überaus gefährlicher Eierräuber auf den Holmen. Leider wurde nur ein frisches Gelege eingesammelt, dagegen eine reich- liche Anzahl Vögel geschossen. 13. Lestris catarrhactes, (L.). Die Riesenraubmöwe wurde von uns zweimal gesehen und deutlich erkannt (Van Keulenbai und Kingsbai). 14. Lestris pomatorhina, Temm. Die Spatelraubmöwe wurde von uns mit Sicherheit nicht beobachtet. 15. Lestris longicaudus, (Vieill.) 1819. In der Adventbai häufig, wo mehrere Stücke geschossen wurden; 1 Stück in der Sassenbai, sonst nur während der Fahrt an Spitzbergens Küste beobachtet. 16. Alca torda, L. Der Tordalk ist bisher m.W. vom Spitzbergengebiete nicht nachgewiesen worden und mufs daher aus der Liste gestrichen. werden. | Bericht über die 57. Jahresversammlung 1.907. 187 17. Uria Brünnichiü, (Malmgr.). Die Dickschnabellumme ist die einzige ihres Geschlechtes, welche auf Spitzbergen brütet. DU. troile und U. rhingvia sind bis jetzt von dort nicht bekannt geworden. 18. Cepphus Mandti, (Licht.) Die Eisteiste (C. grylle, L.) kommt in dieser anscheinend gut modificierten Species überall im Spitzbergengebiete als Brut- vogel vor. Ihre feine wie „ziep, ziep“ klingende Stimme lälst sie an ihrer Brutstätte häufig hören. Es hält recht schwer, zu den Eiern zu gelangen, die in Felsspalten tief verborgen sind. 19. Mergulus alle, (L.) Der reizende Krabbentaucher brütet überall im W. Spitz- bergens unter Felsblöcken und Steingeröll. Viele Eier einge- sammelt zumalinder Magdalenenbai, wo unzählige Vögel brüten. Die Eier sind lichtmeergrün und zeigen nicht selten am stumpfen Pole braunrote Fleckenzeichnung. Dunenjunge erhielten wir nicht. 20. Mormon glacialis, Leach. Nur die grofsschnäblige Form (glacialis) kommt in Spitz- bergen brütend vor. Leider mifsglückten die Versuche, zu den Eiern zu gelangen. 21. Colymbus septentrionalis, L. Ist an allen grölseren Sülswasserseen Spitzbergens Brutvogel. 22. Fulmarus glacialis, L. Der Eissturmvogel wurde von uns brütend auf Prinz Carl Vorland beobachtet. Über dem Wasser ist er gemein. Ein blendend weilses Stück — wahrscheinlich ein Albino — strich dicht an unserem Schiffe in der Sassenbai vorbei und konnte zu meinem gröfsten Bedauern nicht erlegt werden. 23. Anser brachyrhynchus, Baill. Diese eigenartige Graugans wurde von uns überall im W. Spitzbergens auf den staffelförmigen Absätzen der Berge als Brutvogel angetroffen, besonders häufig war sie in der Van Keulenbai, auf Prinz Carl Vorland und auf den Inseln in der Kingsbai. Wir sammelten 93 Eier und schossen viele Vögel. 24. branta bernicla, L. Die Ringelgans ist im Gegensatz zur Graugans Tieflandbrüter. Wir fanden nur 3 volle Gelege auf der Forelands-Oie, die übrigen waren bereits von den rohen Robbenschlägern genommen worden, sodals die der Eier beraubten Paare in Scharen auf den beiden Inseln safsen. Dunenjunge und alte Vögel wurden eingesammelt. 138 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 25. Branta leucopsis, (Bechst.) Die schöne Nonnen- oder Weilswangengans wurde von uns in der Adventbai als Brutvogel konstatiert, wo sie in den unzu- gänglichsten Felspartieen nistet. Wir hatten das Glück, 2 volle Gelege, welche hochbebrütet waren, am 30. Juni zu sammeln und 5 Vögel zu schielsen. 26. Somateria mollissima, L. Überall auf den Inseln, seltener auf dem Festlande brütend. Auf den Holmen, die geradezu nach dem massenhaften Brüten dieser Vögel Eiderholme benannt werden, wird den schönen Enten sehr bös nachgestellt. Es ist wahrhaft grauenerregend, wenn man an eine solche Wahlstatt kommt, wo Robbenschläger oder Walfänger gehaust haben. Ganze Strecken sind dort mit den nutzlos ausgehobenen Eiern und mit den herrlichen Vögeln bedeckt, die der grenzenlosen Verrohung dieser’Leute anheim- fallen mulfsten. 27. Somateria spectabilis, (L.). Die Prachteiderente wurde hier und da von uns gesehen und erlegt. Als Brutvogel trafen wir sie nur in der Adventbai, wo wir so glücklich waren, 2 Nester mit je 3 Eiern zu finden. Eben- dort machte ich eine Dublette auf 2 prächtige Männchen. 28. Harelda glacialis, L. Vereinzelt und nicht häufig beobachtet. Zu dieser Liste käme dann noch die von mir 1905 aufge- fundene Oeidemia nigra als Brutvogel hinzu, ferner Phalaropus lobatus. (L.) den wir in einem Pärchen im Delta des Adventflusses erbeuteten und den ich dort als Brutvogel an- sprechen möchte, — sowie Mareca penelope, (L.) welche wir in einem prächtigen 9' als Einzelente unter einem grolsen Schwarm von gewöhnlichen Eiderenten auf einer der Goose-Inseln in der Sassenbai antrafen, leider aber nicht schossen, und endlich Scolopax rusticula, L. wie die Federreste bezeugen, die ich vor einem Fuchsbau in der Sassenbai fand. Dieser Fund dürfte einer der interessantesten sein, da Scolopax circumpolar m.W. überhaupt noch nicht nachgewiesen worden ist. Nach diesen Mitteilungen durfte ich mit den Ergebnissen meiner sechswöchentlichen Spitzbergenfahrt sehr zufrieden sein. Gar zu leid hatte es uns getan, dafs wir der diesjährigen abnorm schweren Eisverhältnisse wegen nicht nach dem Osten hatten ge- langen können. Wie beneideten wir die Helgoland, der es im Jahre 1898 vergönnt gewesen war, nach König Karlland vorzu- dringen, ja sogar nach der Great Insel, die uns immer als ganz besonders besuchenswert vorgeschwebt hatte. Je länger je mehr sahen wir ein, von wie grofsem Glück diese Expedition begünstigt Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 139 gewesen war, und fast wurde dieses Glück bei uns zum Tages- gespräch angesichts unserer allmählich zu Grabe getragenen Wünsche und Hoffnungen. Was hätten wir sonst da nicht noch Alles gefunden und gesammelt!! Die Versammlung folgte den Ausführungen des Vortragenden mit lebhaftem Interesse und spendete reichen Beifall. Am Schlusse zeigte Redner eine grolse Reihe prächtiger photographischer Aufnahmen von Landschafts- und Vogelbildern u. a. aus dem von ihm besuchten Gebiete, welche die Versammlung ebenfalls aulserordentlich fesselten, und wofür sie durch Beifall dankte. Herr Heck sprach dem Redner den herzlichen Dank der Versammlung aus und betonte, dafs sein Vortrag so verlockend gewirkt habe, dafs man gleich nach dem Norden reisen könnte. Hierauf erhielt Herr Stoll das Wort zu einem Vortrage über einen Ausflug in Kurland. Der Vortragende besuchte am und im Rigaer Busen verschiedene Plätze und schildert das Vogel- leben daselbst. Trotz der Greuel der Verwüstung in seiner baltischen Heimat sind dem Redner doch die weitgehensten Zu- geständnisse seitens der Regierung gemacht worden, so dals ihm beim Sammeln keinerlei Hindernisse bereitet wurden. Auch dieser Vortrag war von photographischen Aufnahmen begleitet, die Land- schaftsbilder, Vogelnester u. a. zeigten. Wegen der vorgerückten Zeit wurde von einer Diskussion Abstand genommen. Herr Heck schlofs die Versammlung mit einem Dank an Herrn Stoll für seinen interessanten Vortrag. Sonnabend, 5. Oktober. Um 9!/, Uhr versammelten sich die Teilnehmer im Zoologischen Garten, um unter Leitung des Direktors Prof. Heck den ungemein reichen Tierbestand und die geschmackvollen Anlagen und Bauten zu besichtigen. Insbesondere fesselten während des vierstündigen Rundganges die reich besetzten Vogelhäuser und Gehege, in denen viele auch in Museen noch seltene Spezies vorgeführt wurden und zu lebhaften Erörterungen Veranlalsung gaben. Bei Besichtigung des Eulen-Hauses nahm Hr. Reichenow Gelegenheit, an einem von Herrn Prof. Vosseler aus Amani in Usambara (Deutsch-Ostafrika) dem Garten geschickten Uhu die Taufe zu vollziehen. Er nannte die neue Art Bubo vosseleri und gab folgende Diagnose: Dem Bubo poensis sehr ähnlich, aber durch ockergelbbraunes Gesicht und grofse schwarzbraune Flecke auf den Seiten der Vorderbrust unterschieden; das aus weilsen Flecken gebildete Schulterband ist sehr deutlich. Nach dem Rundgange vereinigte die Mitglieder eingemeinsames Mittagessen im Restaurant des zoologischen Gartens. Abends fand eine zwanglose Zusammenkunft im Restaurant Rheingold statt. 140 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. Sonntag, 6. Oktober. Verhandelt Berlin im Zoologischen Museum, Invalidenstr. 43. Anfang 94), Uhr Vorm. Herr Kollibay eröffnet die Sitzung und erteilt Herrn Reichenow das Wort, der zunächst die Wahl des Vorstandes beantragt und Herrn Schalow als 1. Vorsitzenden, Herrn Kolli- bay als 2. Vorsitzenden in Vorschlag bringt. Herr Jacobi be- fürwortet den Vorschlag und beantragt Wahl durch Zuruf, welchem Antrage Folge gegeben wird. Herr Kollibay erklärt sich mit Dank bereit, die Wahl anzunehmen, Herr Schalow ist noch nicht anwesend. Auch die Neuwahl des stellvertretenden Sekretärs ist notwendig, da Herr Matschie wegen anderer Verpflichtungen verhindert ist, das Amt weiter zu führen. Die Wahl fällt auf Herrn Heinroth, der schon längere Zeit das Amt vertretungs- weise verwaltet hat. Aus dem Ausschufs scheiden die Herren ‚ Kollibay und Schalow, an ihre Stelle werden die Herren Heck und Parrot (München) gewählt. Herr Reichenow dankt den aus- scheidenden Vorstandsmitgliedern, den Herren Heck und Matschie für ihre Mühewaltung. Sodann wird die Wahl des nächsten Versammlungsortes beraten. Herr Reichenow schlägt vor, im nächsten Jahr in Rossitten zu tagen. Herr Thienemann äufsert sich freudig über diese Wahl und möchte auch Königsberg mit einschliefsen. Herr Braun bringt Danzig in Vorschlag, während Herr Henrici für Königsberg stimmt. Herr Reichenow hält es für zweckmäfsig, beide Vor- schläge zu. vereinigen und die Versammlung zum einen Teil in Danzig, zum andern in Königsberg zu halten mit einem Ausfluge nach der Vogelwarte Rossitten. Der Vorschlag wird angenommen und dem Vorstand das Weitere anheimgestellt. Herr Reichenow weist auf das von ihm gestiftete Orni- thologen-Album hin und bittet die Ornithologen, die darin noch nicht vertreten sind, um ihr Bildnis. Hierauf hält Herr Thienemann einen längeren Vortrag über Ergebnisse der Vogelwarte Rossitten. An der Hand einer Karte von Europa, auf welcher die einzelnen Fundstellen ge- zeichneter Vögel eingetragen sind, weist er nach, dafs die Krähe (Corvus cornix), von welcher Art die meisten Stücke bis jetzt mit Ringen versehen worden sind, ihren Zug in breiter Front aus den russischen Ostseeprovinzen durch Norddeutschland bis ins nördliche Frankreich vollführt, von welchem die westlichste Krähe bis jetzt bekannt geworden ist. Wahrscheinlich brüten diese Krähen in den russischen Ostseeprovinzen. Nach den Beobach- tungen des Redners an gezeichneten Stücken ziehen die Krähen denselben Weg zurück. Der Vortragende geht sodann zur Besprechung der Erfolge mit gezeichneten Lachmöwen über, die recht interessant sind. So sind z. B. zwei fast gleichzeitig aufgelassene mit Ringen ver- sehene Lachmöwen fast zur gleichen Stunde bei Wien erbeutet Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 141 worden. Die äufsersten Fundstellen von Lachmöwen sind bis jetzt die Rhonemündung, die Pomündung (5 Stück), Spalato (Dal- matien). Sämtliche gezeichnete Lachmöwen sind bei Rossitten geboren, denn es wurden nur junge Exemplare zu diesem Zweck eingefangen. Der Redner erwähnt dann noch andere Arten, die mit Ringen versehen worden sind und die auch interessante Resultate gezeitigt haben, und geht hierauf zur Besprechung eines neueren Versuches über, zur Zeichnung von Störchen. Der Vor- tragende hat selbst eine grofse Zahl junger Störche im Neste mit Ringen versehen. Er schildert in humorvoller Weise die ver- schiedenen Erlebnisse, die er dabei gehabt, welche die Heiterkeit der Versammlung hervorriefen, hebt andererseits aber auch hervor, dafs er überall das bereitwilligste Entgegenkommen gefunden habe. Aber nicht nur selbst hat Redner Störche gezeichnet, sondern er hat auch andere in Ostpreufsen veranlafst, dies zu tun, und so sind über 1100 Storchringe bis jetzt ausgegeben worden. Die von Herrn Reichenow ausgesprochene Vermutung, dafs die Störche des östlichen und mittleren Europas im Herbst in süd- östlicher Richtung ziehen, um die Winterherberge in Ostafrika aufzusuchen (s. Journ. Orn. 1907 S. 169), ist durch einen neuen Fall bestätigt. Der Vortragende legt eine Anzahl Läufe mit Ringen vor, darunter auch solche, die recht lange Zeit von den betr. Individuen getragen worden sind und keinerlei Beschädigungen aufweisen. Eine Ausnahme machte allerdings ein Ring, den Larus fuscus getragen hat, der sehr abgeschliffen war, nach Ansicht des Redners eine Wirkung des Sandes. Herr Kollibay dankt Herrn Thienemann für seine inte- ressanten Ausführungen und gibt dem Wunsche Ausdruck, die Vogelwarte möge materiell so gestellt werden, dafs sie ihren viel- seitigen Aufgaben voll gerecht zu werden vermag. Herr Schalow, der inzwischen erschienen ist, spricht seinen Dank für die Wahl aus, welche er annimmt und im Sinne seiner Vorgänger zu führen gelobt. Herr Kollibay eröffnet die Diskussion über den Vortrag des Herrn Thienemann. Herr Heck vermifst süddeutsche Fundstellen von Corvus cornix, kein einziges Datum sei aus dieser Gegend, obgleich die Krähe dort sehr häufig ist. Er empfiehlt sich, mit süddeutschen Ornithologen in Verbindung zu setzen. Herr Kollibay erinnert daran, dafs die Krähe kein ausgesprochener Zugvogel ist und hält es für wahrscheinlich, dals man es vielfach mit an- sässigen Vögeln zu tun haben werde, die nur auf einer Vergnü- gungstur, nicht aber auf dem Zuge sich befinden. Herr Hartert spricht seine lebhafte Anerkennung über die Wirksamkeiten der Vogelwarte aus. Redner empfiehlt, auch andere Zugvögel aufser den Störchen zu zeichnen. Herr v. Lucanus hält den Prozent- satz der zurückgelieferten Krähen-Ringe für sehr hoch und spricht die Befürchtung aus, dafs der Ring hinderlich sein könnte und die gezeichneten Stücke so leichter eine Beute des Schützen werden. 142 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. An Zimmervögeln hat allerdings Redner die Beobachtung gemacht, dafs Ringe garnicht beachtet werden. Herr Hartert meint, der Ring sei dem Vogel nicht hinderlich, der Zug gehe mit elemen- tarer Gewalt weiter. Auch Herr Heck bestätigt, dals Vögel des Zoologischen Gartens, die versuchsweise mit einem Ring versehen wurden, gar keine Notiz davon nahmen. Freiherr v. Berlepsch erwähnt, dals am Neste gefangene und gezeichnete Vögel so ver- wirrt waren, dafs sie nicht wiederkamen und die Jungen ver- hungern liefsen. Redner empfiehlt die engen Ringe, damit sie die Vögel beim Brüten nicht stören. Herr Thienemann erwidert, dals man es in Rossitten ohne Zweifel mit ziehenden Krähen zu tun habe, nicht mit ziellos herumstreichenden, wie er an der Art des Fluges u. a. glaubt bestimmen zu können. Den Versuch mit kleineren Vögeln hält Redner für wenig aussichtsvoll. Der Ver- such mit Rotkehlchen habe versagt. Sodann erhält Herr Braun (Marienburg) das Wort zu einem Vortrage über den extranuptialen Gesang der Vögel (ausführlicheres Referat am Schlusse dieses Heftes). Herr v. Lucanus hält den Gesang als Anlockungsmittel für das Weibchen doch für bedeutender, als der Redner annimmt, und erläutert dies an Beispielen. Redner unterscheidet automa- tische Gesänge und Gesänge die erst gelernt werden müssen (Schlag). Ein Buchfink z. B., jung aus dem Neste genommen, bleibt ein Stümper, während der Weidenlaubsänger und sogar der Baumpieper ihre Gesänge vollkommen reproduzierten, selbst wenn sie jung aus dem Nest genommen wurden. Der Redner ist der Ansicht, dafs der Gesang vom Sexualleben nicht zu trennen sei. Auch Herr Kollibay vertritt die Ansicht, dafs der Gesang mit dem Sexualleben verbunden sei, wie ihn Beobachtungen am Girlitz belehrten. Es äufsern sich noch die Herren Stoll und v. Berlepsch zum gleichen Thema. Ersterer erwähnt, dafs er einen Hakengimpel und einen Buchfinken im Bauer gehabt habe und dafs der Buchfink den Gesang des Hakengimpels angenommen hatte. Letzterer meint, dafs das Singen von Zaunkönig und Wasseramsel im Winter die Ansicht, dafs der Gesang sexualen Ursprungs sei, durchkreuzten. Dem widerspricht Herr v. Lucanus und bemerkt noch, dafs die indische Schamadrossel für den Kampfruf eine besondere Melodie habe. Hierauf spricht Herr Helm über den Zug des Stars. Der Vortragende widerspricht der Ansicht Gätkes, dafs Jie jungen Stare vor den alten fortziehen. Er weist an einer grofsen Zahl von Beobachtungen in Sachsen und auf mehreren Nordseeinseln nach, dals Junge und Alte gemischt bis Ende September und Anfang Oktober vereint sich hier aufhalten. (Siehe weiter unten). Nachdem Herr Kollibay dem Vortragenden gedankt, macht Herr Schalow noch auf einige Bücher aufmerksam, die er im Museumssaal ausgelegt hat, wosie Interessenten besichtigenkönnten. Ferner macht Herr Schalow auf Tierbilder aufmerksam, die nach Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 143 der Mittagspause den auswärtigen Mitgliedern stereoskopisch vor- geführt werden sollen. Die Bilder wären einzig in ihrer Art und sind von Herrn Heinroth dem Redner übergeben worden. Herr Heck bemerkt, dals ein Amsterdamer Präparator die Aufnahmen gemacht habe, sie hätten den ersten Preis von der Verlagshandlung Voigtländer erhalten. Nach der Mittagspause photographierte Herr Stoll die Teil- nehmer der Jahresversammlung, welche auf der Museumstreppe sich gruppiert hatten (das Bild kann gegen Einsendung von 70 Pf. in Briefmarken vom Generalsekretär bezogen werden), sodann zeigt Herr Schalow einigen Teilnehmern die vorerwähnten Bilder. Um 3 Uhr beginnt Herr Hantzsch seinen Vortrag „Über . das Studium der arktischen Vögel“. Der Begriff der ark- tischen Vögel kann verschieden gefafst werden. Schalow be- handelt in seiner Arbeit über „Die Vögel der Arktis“ Jena 1904, alle diejenigen Arten, die im nördlichen Polarmeer und dessen Inselgebieten vorkommen; viele andere nehmen die Grenze des Baumwuchses für abschliefsend an usw. Der Redner hält sich nicht an eine bestimmte zoogeographische Grenzlinie, sondern versteht unter den arktischen Vögeln die Arten, deren Ver- breitungszentrum gegenwärtig in arktischen Gebieten liegt. Die endgültige Feststellung der hierher gehörigen Spezies ist keineswegs einfach, bedarf vielmehr bei manchen noch sorg- fältiger Untersuchung. Gewisse Gattungen und Arten, wie La- gopus, Acanthis (linaria), Hierofalco (gyrfalco) gehören zweifellos hierher und müssen in all ihren Formen in Betracht gezogen werden, auch wenn solche weit südlichere Gebiete (Hochgebirge) bewohnen. Bei anderen, wie Corvus corax, der zwar in sehr hohe Breiten vordringt, aber fast kosmopolitisch auftritt, ist es fraglich, wo deren Verbreitungszentrum zu suchen ist. Gewisse rein ark- tische Arten brüten verhältnismäfsig weit nach Süden hinab (z. B. Fratercula, Somateria), andere nicht rein arktische Vögel wieder gehen weit nach Norden hinauf, z. B. Saxicola oenanthe und Anas boschas. Es ist deshalb nach Ansicht des Redners nicht richtig, nach blofs äufserlichen Gesichtspunkten diejenigen Vogelarten als arktische zu bezeichnen, deren Verbreitungsgebiet bis in die geographisch nördliche kalte Zone hineinreicht, umgekehrt solche auszuschalten, die, wenn auch in etwas anderen Formen, weit nach Süden vordringen. Aufgabe des Studiums der arktischen Vögel wird nun zunächst sein, zu untersuchen, ob und inwieweit sich die hochnordischen Vertreter von den südlicher wohnenden unterscheiden und im positiven Falle eine durch trinäre Benennung hervorgehobene Kennzeichnung eintreten zu lassen (Fratercula arctica arctica (L.) und F. a. glacialis Steph., Cepphus grylle grylle (L.) und ©. g. mandtii (Licht.).) Selbst Arten, die ursprünglich kaum nordische gewesen sein dürften, wie Saxicola oenanthe, haben sich sub- spezifisch verändert, hier in $. o. leucorhoa (Gm.). Das Studium 144 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. dieser Unterschiede ist noch keineswegs abgeschlossen, wie neuer- dings wieder die Veröffentlichungen über die Abtrennung der srönländischen Stockente (Anas boschas conboschas Brehm = A. b. spelogaster Schiöler) von der mitteleuropäischen zeigt. Die is- ländischen Vertreter dieser Art scheinen übrigens, soweit Redner Bälge untersuchen konnte, mit dereuropäischen Form, die Labrador- vögel, ja vielleicht die Amerikaner überhaupt, mitder grönländischen übereinzustimmen. Beim Untersuchen und Vergleichen von arktischen mit palä- arktischen oder nearktischen Vögeln sind von vorn herein gewisse Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Ganz abgesehen davon, dafs man natürlich nur Brut-, nicht Duchzugvögel der verschiedenen Örtlichkeiten in derselben Entwicklung des Gefieders in Betracht ziehen wird, ist auf das Wohngebiet selbst Wert zu legen. Zeigt es sich, dafs in einigen Ländern des Nordens gewisse Arten als Standvögel im weiteren Sinne auch während des Winters verweilen, ist deren spezifische Verschiedenheit gegenüber anderen Gebieten höchst wahrscheinlich. Der Redner bespricht einzelne Gebiete in dieser Hinsicht. Die verschiedenartige Entwicklung atlantischer und pazifischer Formen ist natürlich aufserdem zu berücksichtigen. Die nordischen Formen erweisen sich gegenüber südlicheren im allgemeinen als stärker und widerstandsfähiger (vergl. Frater- cula, Corvus corax, Acanthis linaria, Anas boschas, Lagopus in seinen Standvögelformen etc., mitunter aber auch als schlanker, geschmeidiger und daher beweglicher (vergl. Branta canadensis canadensis und B. c. hutschinsii, Cepphus grylle grylle und ©. g. mandtit). Wohl zu beachten ist bei der Untersuchung von Gröfsen- verhältnissen die individuelle Schwankung, die sich besonders bei nordischen Seevögeln in hohem Grade findet, und ihre ein- fache Erklärung in klimatischen und Nahrungsverhältnissen hat (vergl. Fulmarus glacialis glacialis (L.) und F. g. minor Kjärb.). Auch die stärkere Ausblassung des Sommergefieders in den schnee- und eisbedeckten arktischen Gebieten gegenüber milderen schneefreien Klimaten ist zu berücksichtigen. Sie zeigt sich bei manchen Vögeln, besonders Möwen, recht auffällig und kann als Analogie zu den hochnordischen Lagopus-Individuen angesehen werden, bei denen besonders die weniger versteckt lebenden Männchen das weilse Winterkleid überhaupt selten völlig verlieren. Aufser derartigen Untersuchungen über etwaige subspezifische Verschiedenheiten arktischer und in südlicheren Breiten wohnender Vogelarten, deren sorgfältige Kenntnis auch für die Beurteilung des Vogelzuges bedeutsam wird, ist es von grolsem Interesse, die Biologie der nordischen Vögel besser kennen zu lernen als bisher, zumal eine Menge dieser Arten als Durchzügler und Winter- gäste nicht nur einem kleinen Kreise von Spezialornithologen, sondern einem grofsen Teile der Bevölkerung überhaupt bekannt sind. Wie wenig wissen wir über das Sommerleben vieler Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. 145 Strandläuferarten, z. B. Tringa canutus und subarqguata oder Calidris arenaria, die als gewöhnliche Gäste alljährlich unsere Meeresküsten aufsuchen. Das Studium ihres Brutgeschäftes, der Aufzucht der Jungen und dieser selbst, die Zugverhältnisse an den Sommerwohnplätzen, sowie vieles andere, bedarf bei einer grofsen Reihe von Arten gar sehr der Aufklärung, und der Natur- forschung steht hier noch ein weites Feld offen. Nur in wenigen günstig gelegenen arktischen Gebieten, die schon verhältnismälsig zeitig im Jahre eisfrei und für die Schiff- fahrt zugänglich werden, z. B. Spitzbergen, oder an solchen Ort- lichkeiten, wo grölsere Expeditionen längere Jahre Aufenthalt genommen haben, oder wo dauernd gebildetere Weifse wohnen, wie in Grönland, sind bisher sorgfältige und planmäfsige Unter- suchungen in dieser Beziehung angestellt worden, aus anderen Gebieten liegen zum grofsen Teil nur zufällige und nebenbei gesammelte Beobachtungen und Objekte vor, die noch dazu in der Hauptsache aus derselben Jahreszeit, den wenigen Sommer- monaten, stammen. Wie dürftig aber auch derartiges Material ist, zeigt die Schwierigkeit, arktische Vogelbälge und Eier im Handel zu erwerben, und ein guter Teil dieser letzteren stammt noch dazu aus der Gefangenschaft oder ist, weil von Nicht- ornithologen gesammelt, ungenügend identifiziert. Alle diese, hier nur in Kürze angedeuteten Gründe ver- anlafsten den Vortragenden, dem Studium der arktischen Avifauna näher zu treten. Die Leichtigkeit desselben liegt in der ver- hältnismäfsig geringen Zahl der in Frage kommenden Spezies, die Schwierigkeit in dem Mangel an reichlichem, guten Material, der Unsicherheit der teilweise sehr alten Litteratur und den Hindernissen, die eigenen Forschungen entgegenstehen, zumal solche nur dann planmälsig angestellt werden können, falls jahre- lange Tätigkeit, nicht nur wenige Sommermonate, diesen Gebieten gewidmet werden. Für gegenwärtig besonders vielversprechende Örtlichkeit in dieser Hinsicht hält Redner das südlichere Baffin- Land, doch machen sich vor einer Bereisung auflser sorgfältigen theoretischen Vorbereitungen auch vielerlei praktische Erfahrungen nötig, ohne die eine erfolgreiche Expedition zweifelhaft wäre. Der Vortragende besuchte deshalb im Jahre 1906 das nordöst- lichste Labrador. Uber die ornithologischen Ergebnisse dieser Vorbereitungsreise wird in einer besonderen Arbeit berichtet werden. Der Redner schildert deshalb diese Reise nur in Kürze, hofft aber, dafs aus ihr eine spätere grölsere Expedition zur Er- forschung der arktischen Vögel hervorgehen wird. Nachdem die Versammlung dem Redner ihren Beifall gezollt hatte, dankte Herr Kollibay demselben für den vortrefflichen Vortrag und wies darauf hin, dafs, wer Schalow’s „Vögel der Arktis“ gelesen habe, erkennen müsse, wieviel in jenem Gebiete noch zu tun sei. Deshalb sei es sehr anzuerkennen, dafs Herr Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Januar 1908. 10 146 Bericht über die 57. Jahresversammlung 1907. Hantzsch sich die Erforschung eines so wenig bekannten Landes vorgenommen habe. Auch Herr Schalow gab seiner Freude darüber Ausdruck, dals Herr Hantzsch gerade diese Gegenden besuchen will und empfiehlt die nachdrücklichste Unterstützung zur Verwirklichung dieser Pläne, an deren erfolgreicher Durchführung bei der von Herrn Hantzsch bewiesenen Willensstärke und Ausdauer nicht zu zweifeln sei. Auch geographische Kreise müsse man gewinnen. Hiermit sschliefst Herr Kollibay die Diskussion. Die Herren Scha- low, Reichenow und Kollibay ziehen ihre Vorträge wegen der vorge- rückten Stunde zurück. Zur Vorlage kommt noch eine Abhandlung des Herrn Buturlin über die Verbreitung der Vögel in Nordost- Sibirien (wird später abgedruckt). Herr Kollibay dankt unter Zu- stimmung der Versammlung dem bisherigen Vorstande, insbesondere Herrn Reichenow für die Vorbereitung der so aufserordentlich erfolg- reich verlaufenen Jahresversammlung und schliefst die Sitzung. K. Kothe. O. Haase. Über den extranuptialen Gesang und das Phänomen des Spottens. Referat von Fritz Braun über seinen am 6. X. 1907 gehaltenen Vortrag. So viele sich auch Mühe geben, die Aufgaben des Gesanges in dem Leben der Vögel zu finden, immer wieder kommen Leute, die, ohne sich irgendwie um das Ergebnis dieser Arbeit zukümmern, schlankweg behaupten: „Wir wollen von dem Streben jener, die die Natur nur mit dem Verstande auffassen und allen Naturer- scheinungen grübelnd entgegentreten, nichts wissen. Jene Forscher versündigen sich an der Schönheit der Natur, da war Göthe doch ein ganz andrer Mann. Hatte er nicht Recht, von seinem Sänger zu behaupten: „Ich singe, wie der Vogel singt, der in den Zweigen wolinet. Das Lied, das aus der Kehle dringt ist Lohn, der reichlich lohnet ?“ Sie vergessen dabei ganz, dafs die Naturwissenschaft mit Begriffen und nicht mit Gefühlen arbeitet, dafs ihre Aufgabe darin besteht, diese Begriffe immer schärfer herauszuarbeiten und das Netz der kausalen Beziehungen, die sie verbinden, all- mählich zu entwirren. Unsere Kritiker handeln ähnlich wie ein Mann, der dem Botaniker sagen wollte: „Lafs ab, die Blumen danach zu ordnen, auf welche Weise sie befruchtet werden. Viel höher als diese Lebensbeziehungen steht mir der Blumen Schönheit.“ Wie jenem Manne, müssen wir auch unseren Richtern antworten: „Gehet zu den Aesthetikern, bei den Naturforschern ist nicht euer Platz. Über den extranuptialen Gesang u. das Phänomen des Spottens. 147 Dals jene Naturaesthetiker ihre Auffassung aus der philoso- phischen Disziplin, in der sie Heimatsrecht hat, immer wieder in dieBiologie hinüberschmuggeln wollen, hat wohldarin seinen Grund, dafs es Fälle gibt, in denen sie Recht zu haben scheinen. Sie gehen etwa an einem Herbsttage durch den Hain, da die Starmätze wieder vor den Kästen singen und sagen sich: „Jetzt ist nicht Brutzeit; jene Sänger werben weder um ein Weibchen noch wollen sie Männchen, die in der Nachbarschaft weilen könnten, zum Brunstkampfe auffordern. Folglich ist der Gesang der Singvögel lediglich ein Ausdruck der Freude, eines Lustgefühls.“* Sie übersehen dabei ganz, dals sie die Hauptaufgabe des Gesanges aus einer nebensächlichen Art seiner Betätigung ableiten wollen. Alle Bewegungen, die wir am Tiere wahrnehmen, dienen entweder der Ernährung, Sicherung und Fortpflanzung oder sie stellen spielerische Tätigkeiten dar, durch die zweckmälsige Bewegungen, die jenen drei Aufgaben gerecht werden sollen, eingeübt werden. So halten sich jene Kritiker bei dem Gesange, der — wie das heute fast allgemein zugegeben wird — in dem Geschlechts- leben der Vögel seine Hauptaufgaben hat, lediglich an spielerische Ubungen und vergessen darüber ganz seinen eigentlichen Zweck. Wie der spielende Milan seine Flugkünste nicht lediglich darum übt, um sich und den Menschen damit ein aesthetisches Ver- snügen zu bereiten, wie die Hauptaufgabe dieser Kunst im Gebiete des Nahrungserwerbes zu suchen ist, so treibt auch der Singvogel, der aufserhalb der Brunstzeit seine Weise vorträgt, einzig und allein eine spielerische Tätigkeit, deren Hauptaufgabe auf dem Gebiete der Fortpflanzung gesucht werden muß. Die meisten spielerischen Tätigkeiten werden nicht nur in einem scharf umrissenen, zeitlich ganz genau bestiminten Lebens- abschnitte ausgeübt, sondern treten stets hervor, wenn die zweck- hafte, lebenerhaltende Tätigkeit des Tieres nicht seine volle Kraft in Anspruch nimmt. Lange vor der Fortpflanzungszeit üben die jungen Böcklein ihre Kampfspiele; lange bevor die junge Katze die Maus zu haschen vermag, widmet sie jeden freien Augenblick dem Spiele mit der Scheinbeute und mancher brave Hund tummelt sich tagtäglich stundenlang in Bewegungs- und Kampfspielen mit den Hunden des Nachbars. In neuerer Zeit tritt in den Zeitschriften, namentlich in jenen, wo die Liebhaber ihre Erfahrungen niederlegen, immer wieder das Bestreben hervor, nachzuweisen, dafs die meisten Vögel eigentlich das ganze Jahr hindurch singen. „Haben wir das erst bewiesen‘ so meinen sie, „so ist auch die Ansicht jener Ornithologen hinfällig, die die Hauptaufgabe des Gesanges in dem Geschlechtsleben der Vögel suchen wollen.“ Mit wahrer Entdeckerfreude notieren sie da Ereignisse, an denen schon Bechsteins Vorgänger nicht gezweifelt haben. Hier bemerkt einer für den 10. Dezember den lauten Gesang eines Rotkehlchens, 10% 148 Fritz Braun: dort hört ein anderer mit gleicher Entdeckerfreude am 12. Januar eine Amsel singen u. s. f. Die Logik ist durchaus nicht auf der Seite jener Herren, die da vermeinen, der Gesang könne darum nicht ein wesentlicher Teil des Geschlechtslebens sein, weil er von vielen Arten auch aufserhalb der Brunstzeit spielerisch geübt wird. Auch Altum scheint sich nicht recht darüber klar gewesen zu sein, dafs das eine das andere nicht im mindesten ausschliefst, da er die sicher sehr häufigen Fälle extranuptialen Gesanges mit einem gewissen Unbehagen als recht unwesentlich hinstellen will. Ein sehr treffender Einwand, der kurz und klar darlegt wie unlogisch es ist zu vermeinen, dafs ausgedehnte spielerische Übung einer Tätigkeit in allen Lebensaltern und Jahreszeiten es verbietet, ihre Hauptaufgabe in einem ganz bestimmten Bewegungskreise zu suchen, ist gleichzeitig von mehreren Biologen gemacht worden. Es handelt sich dabei um den Hinweis auf die Pflegespiele kleiner Mädchen. Niemand wird behaupten wollen, dafs die Hauptaufgabe dieser Tätigkeit aus dem Grunde nicht auf dem Gebiete der Fortpflanzung liegen könne, weil sie von den Mädchen schon spielerisch geübt wurde, als sie kaum die Herrschaft über die eigenen Gliedmalsen erlangt hatten. Gegen unsere Auffassung, dafs jede Gesangesübung entweder als Brunstruf und Bewerbungslaut dem Fortpflanzungsgeschäft diene oder aber die Gesangesfähigkeit spielerisch vorbereite, damit sie diesem Zwecke um so besser dienen könne, sind manche Ein- wendungen geinacht worden. Auf jene einzugehen, die mit aesthe- tischen Bedenken kommen, wird man den Naturforscher nicht nötigen wollen. Die anderen beschränken sich auf die dogmatische, aber gerade darum wenig vertrauenswürdige Versicherung, es gebe auch andere Fälle, oder der Kritiker bringt eine grölsere oder kleinere Menge begrifflich schlecht geordneten Geredes. Noch keiner hat durch das Ergebnis ernster Gedankenarbeit den be- grifflichen Schwerpunkt jenes Gedankenkreises so ver- schoben, dafs die These nicht mehr zu Recht bestünde. Höchstwahrscheinlich wären noch viel mehr Vogelarten Jahressänger, würde nicht in der Zeit aulserhalb der Brunstperiode allzuviel Kraft für zweckhafte, lebenerhaltende Tätigkeiten bean- sprucht, so dafs für die spielerische Betätigung der Tiere nicht mehr viel übrig bleibt. Was das Triebleben der Vögel angeht, so ist die Weite ihrer Seele nicht unbegrenzt. Tritt der Trieb nach Nahrung oder der Trieb, gewaltige, für die Erhaltung der Art erforderliche Wanderungen auszuführen zu stark hervor, so geschieht das auf Unkosten jener Bewegungen, die zu anderer Zeit hervortretende Bewegungsgruppen spielerisch ausüben. Dafs unsere besten Sänger, die im Freileben Zugvögel sind, in der Gefangenschaft während einer längeren Zeit des Jahres singen als draufsen in der Natur, liegt nicht etwa daran, dafs die Vögel sich dort wohler fühlen, sondern daran, dafs der gefangene Über den extranuptialen Gesang u. das Phänomen des Spottens. 149 Vogel nicht seinem Bewegungstriebe folgen kann und daher mehr Lebensenergie für die spielerische Betätigung des Gesanges übrig bleibt. Eine dumpfe Vorstellung davon, dafs die Bewegungsmenge und die Neigung zu spielerischer Betätigung des Gesanges in ursächlichem Zusammenhange stehen, hat auch wohl den bekannten Wiener Liebhaber und Händler M. Rausch zu der befremdenden These veranlafst, geräumige Käfige und ausgibige Bewegung seien für die gefangenen Sänger nur vom Übel, eine Anschauung, die der unseres Altmeisters Liebe gerade entgegengesetzt ist. Fast alle eigentlichen Wintersänger [wir meinen natürlich: im Freileben] sind Standvögel oder Strichvögel, die bei ihren Streifereien recht geringe Bewegungsenergie zeigen. Diese Arten bleiben im Winter in unserem Vaterlande zurück, weil ihr Tisch auch dann dort gedeckt ist; ihr Bewegungstrieb ist verhältnis- mäfsig gering; daher behalten sie Zeit und Lebensenergie genug übrig, um spielerisch ihren Gesang zu üben. Während der fünf Jahre, die ich am Bosporus verweilte und im heurigen Lenz (1907), den ich in Jonien verlebte, hatte ich Gelegenheit genug, mich über die Gesangesäulserungen ziehender, bezüglich im Winterquartier befindlicher Singvögel zu unterrichten. Die Ergebnisse waren recht negativ. An manchem hellen, sonnigen Oktobertage beobachtete ich in den Deres, den Flufs- tälern Rumeliens und Kleinasiens ziehende Sylviae atricapillae und andere Sylvienarten. Nur selten hörte ich aber von ihnen eine kurze Strophe, niemals das helle, laute, markige Frühlings- lied. Ebenso verhielt es sich mit dem wandernden Oriolus oriolus im Feigenhain, ebenso mit der im Herbst in jener Region weilenden Pratincola rubetra und ihrer dort mitunter schon überwinternden Base Pratincola rubicola. Auch die Scharen von Alauda arvensis, denen die Jäger auf den Brachfeldern im Weichbilde Constan- tinopels nachstellen, beginnen erst laut zu singen, wenn die Flüge sich im Lenze, bei Beginn der Heimreise auflösen. A. E. Brehm hat ganz recht beobachtet: „Der Beginn der Heimreise ist der Anfang der Liebe, der Anfang des Gesanges.“ Wollen wir es prosaischer ausdrücken, so müssen wir sagen: Der erwachende Geschlechtstrieb, mit dessen Zunahme die Entwicklung des Ge- sanges parallel geht, treibt die Zugvögel in die Heimat. Solange liefs der Bewegungstrieb eine irgendwie bedeutsame, spielerische Übung des Gesanges nicht recht aufkommen. Verliels ich zur Nachtzeit die dörfliche Herberge, um mit Sonnenaufgang im Walde zu sein, so führte mich der Weg oft kilometerweit durch Macchien, die mit ziehenden Rotkehlchen schier gesättigt waren. Aber überall umtönte mich nur ihr scharfer Lockruf, nirgends hörte ich von ihnen so lange, klangvolle Ge- sangsstrophen wie von den gleichartigen Vögeln, die in den be- nachbarten Wäldern als Standvögel weilten. 150 Fritz Braun: Sogar von den Schwarzplättchen, die ich im Februar 1907 in den Efeuhecken der Gärten von Burnabat (bei Smyrna) fand, hörte ich keine lauten Gesänge. Mochte das hier, bei ein paar Gelegenheitsbeobachtungen, die zum Teil an trüben Tagen statt- fanden, Zufall sein, so war das bei den grolsen Finkenheeren, unter denen ich mich in der Umgegend von Aidin tagelang auf- hielt, doch wohl ausgeschlossen. Die Olivenhaine bei dieser Stadt waren stellenweise mit Heeren von Fringilla coelebs schier überfüllt; allerorten tönte ihr Lockruf, aber nirgends ihr Gesang. Auch die Stieglitzschwärme, die die Weinberge belebten, zogen, abgesehen von ihren kurzen Rufen, schweigend von Dorfmark zu Dorfmark, obgleich die Amseln und Rotkehlchen, die den benachbarten Kirchhof — wie ich ver- mute, als Standvögel — bewohnten, schon in lautem Gesange waren. Dals der Bewegungstrieb die Vögel an der spielerischen Be- tätigung des Gesanges hindert, glaube ich auch daraus schlielsen zu dürfen, dafs Stücke von Sylvia atricapilla, simplex, sylvia und curruca, die mir mein Konstantinopeler Vogelfänger brachte, nach einer Frist von wenigen Tagen in vollem Gesange waren. Ebenso liels ein eben gefangener Pirol, den ich dort im September erwarb, in dem engen Käfige bei reichlicher Kost trotz der vorgerückten Jahreszeit noch an mehreren Tagen wiederholt seinen wohlklin- genden Frühlingsruf hören. Auch das geschah wohl deshalb, weil der Bewegungstrieb des Vogels plötzlich unterbunden war. Desgleichen sangen auf dem Vogelmarkt in Smyrna die frisch gefangenen Stieglitze um die Wette, obgleich die Scharen, aus denen sie herausgefangen waren, draufsen noch still und hastig durch die Gärten wanderten. Aller Wahrscheinlichkeit nach benehmen sich die Zugvögel während der Zeit, da sie im Winterquartier leben, in dem fremden Lande ganz ähnlich wie unsere Strichvögel in der Heimat, d. h. sie bleiben bis zur Rückkehr in steter, dem Striche entsprechender Bewegung. So sah auch Schillings in Afrika, wie Scharen von Nachtigallen still und stumm von Busch zu Busch zogen. Da der Gesang dieser Arten zumeist in erster Linie als Kampf-, als Brunstruf dient und dem zu Folge ein durchaus unsoziales Moment ist, würde er sich mit einem so engen Zusammenleben schon an und für sich nicht gut vertragen. Sein Versiegen zur Winterszeit würde also auch dann im Interesse der Arten liegen, wenn seine spielerische Betätigung nicht schon so wie so durch den Bewegungstrieb unterdrückt würde. Eine Species und zwar Serinus hortulanus scheint allerdings eine Ausnahme zu machen, doch auch bei ihr erwacht der Gesang um so lauter, jemehr mit dem Frühling die Brütezeit und damit die Tage herannahen, da die zahllosen Scharen sich auflösen. In trüben, schneereichen Wintern beschränkt sich die Zeit, da sie jede Zypresse in einen glitzernden, sirrenden Mantel von Tönen hüllen, auf wenige Tage. Zu dieser Zeit klirren Über den extranuptialen Gesang u. das Phänomen des Spottens. 151 allerdings im Februar, ja vielleicht schon im Januar alle Zypressen von dem Singsang Hunderter und aber Hunderter von Girlitzen wieder. Dann fluten die grüngelben Vögelchen in die Gärten der Städte hinein; noch ein paar Tage lang klingt uns ihr Lied von jeder Esse, jedem Giebel entgegen, bis sie eines schönen Tages verschwunden sind. Mit Recht wies Altum darauf hin, dafs die Lieder der Vögel Ähnlichkeit mit den Tongebilden haben, die sie an ihren Wohnstätten regelmäfsig hören müssen. Man darf wohl von den einzelnen species behaupten, dafs in ihren Liedern keine Tonfolge vorkommt, welche hervorzubringen die Art nicht durch regelmälsige Reize der Aufsenwelt, durch oft wiederholte, sinn- liche Wahrnehmungen veranlafst wurde. So hätte wohl der Satz Geltung: Nihil est in cantu, quod non fuerit in auribus. Herr von Lukanus teilt die Sänger ein in Vögel, die den Gesang ganz automatenhaft, ohne jede Anregung von aulsen her auch als einzelne, dem Nest entnommene, aufgepäppelte Gefangene vortragen und solche, die ihre Weise nur dann richtig singen lernen, wenn sie artgleichen Sängern nachahmen können. Jedoch mufs wohl betont werden, dafs es sehr schwer ist, bei jeder einzelnen Art festzustellen, ob sie zu Gruppe a. oder zu Gruppe b. gehört, dafs die Grenze zwischen diesen unsicher und unbestimmt verläuft, wie immer, wenn man solche Gruppen zusammenstellt und diese Arbeit nicht an der Grenzlinie der Gruppen beginnt, sondern von ihren eigenartigsten Vertretern ausgeht. Obgleich eine andere Einteilung von dem gleichen Fehler nicht frei sein dürfte, möchten wir doch auf dieselbe hinweisen. Wir meinen die Einteilung in a) Schläger, d. h. solche Vögel, deren Gesang aus einer scharf durchgeführten Folge gleicher Töne besteht, an der nichts geändert werden kann, ohne ihre Eigenart zu zerstören und b) Sänger, d. h. solche Vögel, deren Gesang melodische Stro-. phen aus verschiedenen Tönen und Klangbildern zusammen- setzen. Diese Gesänge sind mehr durch den ganzen Charakter als durch bestimmte, für immer gegebene Töne von einander unterschieden. Der Gesang der ersten Gruppe dient zumeist in erster Linie als Brunstruf. Deshalb finden wir hier wenig Sänger, die aulser- halb der Brunstzeit singen und wenig species, bei denen auch die Weibchen Gesangesgabe zeigen. Ebenso sind in dieser Gruppe Spötter zwar vorhanden, aber sehr selten. Die Vertreter der zweiten Gruppe üben ihren Gesang in sehr hohem Mafse rein spielerisch. Extranuptiale Gesänge sind bei ihnen häufig; nicht selten singen auch die Weibchen. In der Gefangenschaft zeigen die meisten von ihnen die Fähigkeit, Lieder anderer Arten nachzuahmen oder wenigstens einzelne Töne davon in den Gesang aufzunehmen. Vermochte der Liebhaber die 152 Fritz Braun: eigentlichen Schläger höchstens dazu zu bringen, einen anderen Schlag wiederzugeben, so fällt den Spöttern unter den Sängern augenscheinlich auch die Wiedergabe eines Schlages nicht schwer. Unserer Meinung nach wird die Fähigkeit der Sänger, andere Lieder nachzuahmen, viel zu sehr als Ausnahme aufgefalst. Nachdem wir erlebten, dals Passer domesticus den Gesang von Fringilla carduelis wiedergab, Chrysomitris spinus das Lied von Acanthis cannabina und den Schlag von Fringilla coelebs erlernte, nachdem sogar Coccothraustes coccothraustes sich als Spötter bewährte, stehen wir nicht an, zu behaupten, dafs in allen Ver- tretern der Sängergruppe die Fähigkeit schläft, ihr Lied nach der einen oder anderen Richtung abzuändern. Viele Fälle, wo dies in der Gefangenschaft geschah, kommen deshalb nicht zur Kenntnis, weil ihre Besitzer allem Schrifttum fernstehen, andere darum, weil ihr Pfleger nicht weils, was von ihrem Getön ursprüng- liches Eigen sei, und was in der Gefangenschaft erlernt wurde. Dafs in der Gefangenschaft weit mehr Arten sich als Spötter zeigen, als draulsen in Wald und Feld, liegt wohl daran, dals auf gefangene Vögel in der veränderten Umgebung andere Töne einzuwirken beginnen, eine Wirkung, dem sie sich nicht auf die Dauer entziehen können. Aus demselben Grunde sind wohl auch die meisten Spötter unserer deutschen Ornis Neulinge in der deutschen Fauna, d. h. solche Arten, die nicht allzulange in Deutschland heimisch sein mögen, wie z.B. Galerida cristata, dieser von Osten eingewanderte Steppenvogel, der einer der befähigsten Spötter sein dürfte, sowie die Weichlinge Acrocephalus palustris und Hippolais hippolais, deren Brutgebiet sich seit der letzten Eiszeit auch wesentlich verschoben haben dürfte. Auch Sfurnus vulgaris darf keineswegs als Gegenbeweis angeführt werden. Der „Nistkasten“ hat in der Lebensweise dieser Species so grolse und tiefgehende Wandlungen hervorgebracht, dals sie auch als Bewohner einer für sie neuen Tonwelt bezeichnet werden dürfen. Esist mir nicht vergönntgewesen, Starezubeobachten, dievermutlich währendeinerlangen Geschlechts- reihe im Walde lebten. Der Gesang solcher Waldstare wird ver- mutlich von dem der Nistkästlinge vielfach abweichen. Hätte jemand in dieser Richtung Erfahrungen gesammelt, so täte er Unrecht, uns seine Wissenschaft vorzuenthalten. Da nun Töne, die schon einmal den Weg durch die Syrinx eines Vogels fanden, zur Nachahmung durch andere Vögel ganz besonders geeignet sein dürften, liegt es nahe, dals in der Ent- wickelungsgeschichte der Vogelarten mancher Ton von einer Vogelart durch eine andere wieder übernommen wurde. Wer vermag zu sagen, ob der Pirolruf des Stares Eigentum von Siurnus vulgaris oder Oriolus oriolus abgelernt sei, wer vermag zu behaupten, ob.nicht einige rothänflingsartige Passagen im Gesange von Galerida cristata doch vielleicht ererbter Besitz der Lerche sind. So mag uns aus den Liedern unserer deutschen Vögel manches Tongemälde Über den extranuptialen Gesang u. das Phänomen des Spottens. 153 aus den Weisen solcher Arten entgegentönen, die unser Vater- land längst verlielsen, vielleicht verdorben und gestorben sind. Meiner Erfahrung nach sind die Vögel selbst dann im Stande, sich fremde Töne anzueignen, wenn sie selbst nicht singen, wie z. B. während der Mauser. Wie Herr v. Lukanus richtig hervorhebt, scheinen die Sinneseindrücke auf reflektorische Nervenbahnen einzuwirken, um dann erst später in die Erscheinung zu treten. So vermauserte bei mir ein Ohrysomitris spinus X. Serinus canarius dicht neben dem Käfig einer singenden Galerida cristata. Vor der Mauser trug der Vogel seinen zwar individuellen (wie bei vielen Bastarden), aber doch endgültig herausgebildeten und mir wohlbekannten Gesang vor; nach der Mauser begann er seine Lieder, obgleich nunmehr Galerida cristata verstummt war, mit Klangbildern, die ihre Herkunft von der Haubenlerche nicht ver- leugnen konnten und ging erst ganz allmählich wieder zu seinen eigenen Weisen über. Diese Tatsache lälst es nicht unmöglich, vielleicht nicht einmal unwahrscheinlich erscheinen, dals auch die Lieder, die die Vögel im Winterquartier hören, die Töne, die dort wieder und wieder an ihr Ohr schlagen, auf den Gesang der Zugvögel unter Umständen eine ähnliche Wirkung ausüben können, sodals wir manche Lautbilder in ihren Liedern nur darum nicht auf einen entsprechenden Reiz zurückführen können, weil uns die Umgebung der Tiere in ihrem Winterquartier nicht bekannt ist. In allen diesen Dingen ist unser Wissen gering, der Teil unserer Anschauungen, der wirklich auf klare Erkenntnis zurück- geht, überaus bescheiden. Um so gröfser ist jedoch das Arbeits- feld, auf dem der Liebhaber wie der Feldornithologe, der schlichte Beobachter wie der wissenschaftlich geschulte Tierpsycholog gleicherweise fruchtbaren Acker finden. Und mancher weite Ausblick öffnet sich dort dem Blick. Deshalb haben jene aesthe- tisierenden Ornithologen wirklich Unrecht, stellen sie die Tätigkeit des Biologen, der hier mit Begriffen schürfen möchte, als Banausen- werk dar; nicht der Überschwang der Gefühle, ernste, begriffsklare Arbeit erzielte die Fortschritte der Naturwissenschaft, die die Welt aus einer Heimat irrer Gespenster zu einem wohnlichen Kosmos machten. 154 Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des Stars. Von F. Helm. Von Jugend auf wandte ich meine besondere Aufmerksam- keit dem Stare zu. Ist er doch in meiner Heimat der Liebling Aller. Es mag dies daher kommen, dafs er dort außer an Kirschen so gut wie keinen Schaden verursacht, wohl aber sich als sehr nützlich erweist, wenn er nach der Brutzeit in grofsen Scharen auf Feldern und Wiesen einfällt, um allerlei Ungeziefer zu vertilgen. Jahraus, jahrein habe ich nun früher unter diesen Scharen im August und September junge Vögel im mehr oder weniger vollständigen Übergangskleide angetroffen. Deshalb stiegen mir schon beim erstmaligen Lesen von Gätkes Vogelwarte Bedenken auf über das, was da von dem Zuge des Stares nach Alter (und Geschlecht) gesagt wird. Die hier in Betracht kommende Stelle lautet: „Schon während der letzten Wochen des Juni treffen die ersten Flüge der Jungen ein, gewöhnlich kommen sie am 20. an, sich von da ab während 3 bis 4 Wochen von Tag zu Tag an Zahl steigernd, und mit Ende Juli ihren Zug beschliefsend. Bedingung für den Zug dieser jungen Vögel ist Süd- ostwind und warmes schönes Wetter. Nach einer Pause von 2 Monaten, während welcher kein Star gesehen wird, beginnt der Zug der alten Vögel im voll- ständigen vermauserten schwarzen, sehr gefleckten Kleide. Nach dem Mitgeteilten bedarf es kaum noch eines Hin- weises, dafs keine Art in so schlagender Weise als es die Stare tun, den unabhängig und ohne Begleitung ihrer Eltern unternommenen Herbstzug junger Sommer- vögel veranschaulicht, einesteils weil die Färbung der Alten und Jungen eine so sehr verschiedene ist, dafs man das Alter der Vögel eines überhinziehenden Fluges, selbst in mehreren 100 Fufs Höhe, sofort und ohne Mühe erkennen kann, und anderenteils, weil ein so grofser fest begrenzter Zeitraum zwischen der Wanderzeit beider liegt.“ Soweit G.! Dazu möchte ich mir folgende Bemerkung erlauben: 1) Gätke gründet in erster Linie seine Behauptung über den Zug nach dem Alter auf die Beobachtungen, welche er bei dem Star angestellt hat. 2) Er glaubt, dafs man das Alter der Vögel eines überhinziehenden Fluges, selbst in mehreren 100 Fufs Höhe sofort und ohne Mühe erkennen kann. Das mag bei sehr günstiger Beleuchtung manchmal möglich sein, solange die jungen Stare noch ihr Nestkleid tragen; der Feldornithologe aber, der Ende September und Anfangs Oktober (mit unbewaffnetem Auge) in einem vorbeiziehenden Fluge Stare jung und alt genau zu unterscheiden im stande ist, wird wohl niemals geboren werden. Freilich fällt für Gätke diese Schwierigkeit weg: er nimmt eben an, die Ende September und später ziehenden ausgemauserten Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des Stars. 155 Stare seien sämtlich alte Vögel. Wie weit diese Annahme zutrifft, werden wir ja bald erfahren. Arbeiten verschiedener Art hinderten mich lange Zeit an einer eingehenden Untersuchung dieses Zugproblems. Erst in den letzten Jahren fand ich Mulse dazu. Und nun gestatten Sie mir wohl, Ihnen die Ergebnisse dieser Forschungen kurz zu schildern. Die Untersuchungen über den Herbstzug des Stars wurden von 1902—1906 resp. 1907 ausgeführt, und zwar in Böhmen und in Deutschland. Der Vollständigkeit wegen habe ich auch einige in ornitbologischen Zeitschriften resp. Werken über diesen Gegenstand veröffentlichte Beobachtungen angeführt. 3 Wege sind es, welche uns näheren Aufschlufs über den Herbstzug des Staren verschaffen können: 1. Die Beobachtungen an den Leuchttürmen. 2. Die Beobachtungen an den Schlafplätzen der Stare. 3. Die Beobachtung und Erlegung von Staren im Herbst überhaupt. Dank der rührigen Tätigkeit des Herrn Professors Dr. R. Blasius stehen uns gegenwärtig 19 Jahresberichte über die Be- obachtungen an den deutschen Leuchttürmen zur Verfügung. Gestatten Sie mir nun, meine Herren, Ihnen aus diesen Berichten einige kurze Mitteilungen zu machen. Stare verunglückten ver- hältnismälsig häufig an den Leuchtfeuern: so wurden von 1885 bis 1893 an den 40 deutschen Leuchttürmen 2728 Stück getötet, davon 1163 im Frühjahr und 1565 im Herbst. Wann erfolgte nun der Anflug im Herbst? Eine Zusammenstellung aus den Berichten ergibt für die 19 Beobachtungsjahre folgendes: Im Juni flogen 1 mal 2 Stare um den Turm von Grofs Horst b. Treptow (Hinter-Pommern) (30. Juni 1900). Im Juli wurden 2 mal Stare am Leuchtfeuer beobachtet (9. Juli 1888 bei Regen ein Einzelner am Turm von Scholpin (bei Stolp in Pommern), 1. Juli 1900 2 bei Grofs Horst. Im August zeigten sich während der 19 Jahre ebenfalls nur 2% mal Stare am Licht (28. August 1891 flogen am Roten Kliff bei Regen 9 Stare an, und den 31. August 1902 verunglückte ein Einzelner bei Buk (Mecklenburg). In der 1. Hälfte des September aber erfolgten 17, in der 2. Hälfte 45 Anflüge. Im Oktober fanden 642, in der 1. Hälfte des November 49, in der 2. Hälfte 11 und im Dezember 5 Anflüge statt (den 2. Dezember 1885 bei Grols Horst, den 17. Dezember 1885 auf List (30 flogen an, 10 wurden getötet), den 4. Dezember 1887 bei Grofs Horst). Ereignen sich nun diese Besuche der Türme in der Zugzeit, — und dies ist wohl anzunehmen — so mülste an den deutschen Küsten die Herbstwanderung des Stares in der 1. Hälfte des September beginnen (17 Anflüge), während der 2. Hälfte stärker werden (45 Anflüge), im Oktober den Höhepunkt erreichen (642 156 F. Helm: Anflüge) und im November zu Ende gehen (in der 1. Hälfte 49, in der 2. Hälfte 11 Anflüge). Gute Gelegenheit, Beobachtungen über den Zug des Stares anzustellen, hat man auch an den Massenschlafplätzen dieses Vogels. Esist jaallbekannt, dalssich dieStare nach vollendetem Brutgeschäfte zu grolsen Flügen vereinigen, und nicht mehr an ihren Brut- stellen, sondern entweder in Wäldern oder im Röhricht grofser Gewässer schlafen. An einem solchen Schlafplatz entfaltet sich gegen Abend und am Morgen ein ganz eigentümliches Leben: kleinere oder grölsere Flüge Stare kommen vor Sonnenuntergang an und lassen sich auf Wiesen, Stoppelfeldern oder sonst irgendwo nieder, um Nahrung zu suchen, setzen sich wohl auch auf die Spitzen hoher Bäume und singen dort eine Zeitlang. Nach und nach aber vereinigen sich die verschiedenen Flüge zu einer immer grölser werdenden Schar, welche vor dem Niederlassen den Schlaf- platz oft unter Ausführung mannigfacher Schwenkungen umtfliegt, endlich aber im Röhricht einfällt und sich dort vor dem Ein- schlafen noch eine Weile durch Schwatzen unterhält. Besucht man aber derartige Schlafplätze regelmälsig, und zwar abends vor dem Einfallen und morgens vor dem Aufbrechen der Vögel, so kommt man stets nur zu einem Ergebnis: es sind jedenfalls immer dieselben Vögel, welche sich am Schlafplatz ein- finden. Wie gelingt nun die Feststellung dieser Tatsache? In dem III. Bericht des Ornith. Vereins in München (S. 246) findet sich darüber folgende Angabe: „Von Anfang September bis in den Oktober hinein versammelten sich in dem Schilfe der Donau- Auen bei Topfheim jeden Abend mit Einbruch der Dämmerung Hunderte, ja viele Tausende Stare, um des Morgens wieder zu verschwinden. Dieselben kamen in Zügen von 10—100, oft aber in nach Hunderten zählenden Schwärmen aus allen Himmels- richtungen, stets zur bestimmten Zeit und scheinbar immer auf gleichen Wegen. Um letzteres festzustellen, entfernte sich der Beobachter stufenweise Abend für Abend immer weiter von dem UÜberwachungsort, indem er sich jeweils am nächstfolgenden Abend dorthin begab, wo der betreffende Zug anı vorhergehenden Tage am Horizont erschienen war. Auf diese Weise kam der Beob- achter bis zu 2 Stunden von den Donau-Auen weg; trotzdem schien das der Höhe des Fluges und der Entfernung nach, in welcher die Stare auch an diesen Punkten noch vom Beobachter weg am Horizont auftauchten, nur ein Bruchteil von der wirklich zurückgelegten Strecke zu sein. Stets schienen es dieselben Stare zu Sein, was aus der Anzahl der Exemplare in den einzelnen Flügen geschlossen wurde. Die beobachtete Anzahl blieb an jedem einzelnen Orte und Abend immer dieselbe. Das war auch stets in der Morgendämmerung beim Abzug von dem Nachtquartier der Fall.“ Herrn Ludwig Schuster aus Oberhessen verdanke ich folgende Mitteilung: „Dals von den jungen Staren überhaupt kein einziger Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des Stars. 157 vor den Alten fortzieht, ergibt sich daraus, dafs auf einem Teiche bei Lich, wo im Sommer nach unseren Feststellungen ca. 40,000 Stare übernachteten, noch Ende November die gleiche Zahl, wenn nicht noch eine gröfsere dort nächtigte.‘“ Auch andere Ornithologen sind derselben Ansicht. So äufsert sich z. B. Fischer-Sigwart in den Verhandlungen der Schweizeri- schen Naturforschenden Gesellschaft über diesen Punkt folgender- mafsen: „Eigentümlich verhalten sich in dieser Hinsicht (den Zug betreffend) die Stare. Nachdem sie im Juli ihre zweite Brut erzogen haben, verschwinden sie aus der Gegend, ziehen aber noch nicht nach dem Süden, sondern sammeln sich oft in un- geheuren Scharen in wasserreichen Gegenden unseres Landes an, und es scheint, dafs nur das Bedürfnis der Geselligkeit sie bierzu veranlafst. Man trifft sie dann z. B. im Schilfbestande unserer Seen an, wo sie in höchst unbequemen Stellungen, aber dicht gedrängt übernachten.“ In der Örnithologischen Monatsschrift 1904 (S. 390), berichtet Lindner aus dem Fallsteingebiete folgen- des: „Von allen Seiten ziehen meilenweit her im August die Starenschwärme in das Schilf der Schauener Teiche. Vom ersten Drittel des August an ist die interessante Neumauserung aus dem Jugend- in das glänzende Alterskleid zu beobachten. Der Feder- wechsel beginnt zuerst an beiden Seiten der Brust, an den Schultern, dem Bürzel, den Unterschwanzdecken und den äulseren Schwanz- federn, schreitet dann nach der Mitte und nach oben zu fort und vollzieht sich zuletzt am Kopf, Hals und Nacken.“ Ich selbst studierte in den letzten Jahren (von 1903 ab) an den im Schilfe der Frohburger Teiche (in Sachsen) übernachtenden Starenmassen die hier in Betracht kommenden Verhältnisse. Vom Juli ab wird dieser Schlafplatz benutzt. Nähert ınan sich während dieser Zeit mit der Eisenbahn der Stadt Frohburg in den späten Nachmittagsstunden, so bemerkt man schon in den östlich und nördlich von Frohburg weit entfernten Gegenden kleinere und gröfsere Starenflüge, welche hie und da auf kurze Zeit an ge- eigneten Plätzen ihren Flug unterbrechen oder bei vorgerückter Zeit in geringer Höhe und dicht geschart eiligst in der Richtung der Teiche die Gegend überfliegen. Hat man in der Nähe des Schlafplatzes rechtzeitig einen Beobachtungsposten bezogen, so sieht man Schar um Schar, bald klein, bald gröfser, bald sehr grofs, aus östlicher oder nördlicher Richtung auftauchen, näher- kommen, ankommen. Beim Aufbruch am Morgen entfernen sich die Flüge alle wieder in derselben Weise, sie fliegen ohne Aus- nahme nach Osten oder Norden zurück. Niemals sah ich vom Schlafplatze aus Stare nach Westen oder Südwesten zu sich ent- fernen. Ihre Heimat lag eben nicht dort. Denn kaum 1 Meile westlich von Frohburg befinden sich die zahlreichen und grofsen Teiche von Hasselbach-Breitingen, und die Stare der dortigen Gegenden haben eben nicht nötig, die Frohburger Gewässer auf- zusuchen. Die Zahl der allabendlich diesen Schlafplatz beziehenden 158 F. Helm: Stare war bis Ende September durchaus nicht geringer geworden; wolkenartig schwärmten sie auch zu dieser Zeit noch vor dem Schlafengehen umher und in derselben Richtung, wie Ende Juli und im August flogen sie morgens ab. Meiner Überzeugung waren es immer dieselben Stare, welche sich von Juli bis Ende September und anfangs Oktober an den Teichen einfanden. Gestatten Sie mir, m. hg. H., auf einige der zahlreichen an diesen Teichen angestellten Beobachtungen etwas näher ein- zugehen .!) 1903. — Am 2. September morgens 5 Uhr unter einer grolsen den Schlafplatz verlassenden und auf Wiesen einfallenden Schar waren neben vielen frisch vermauserten Vögeln auch zahlreiche (nicht einzelne!) mit Resten des Jugendkleides; 2, 3 derartige Stare sassen manchmal an einer Stelle. Ein mehrere Stunden später untersuchter Flug von ca. 100 Stück bestand mindestens zur Hälfte aus Jungen. 13. September. — Unter mehreren grofsen Scharen, die des Morgens in der Nähe der Teiche Nahrung suchten, befanden sich zahlreiche Individuen, welche am Hals und Kopf noch Reste des Nestkleides trugen; auch eine im Laufe des Vormittags auf Pflaumenbäumen einfallende Schar setzte sich aus alten und zahl- reichen jungen Vögeln zusammen. Ahnliche Ergebnisse erhielt ich bis Ende September bei jeder Exkursion, und auch 1904 konnte ich das Gleiche feststellen: so traf ich am 25. September und 2. Oktober dieses Jahres grofse Scharen an, in denen viele, eigentlich sogar sehr viele Individuen am Kopf und Hals noch Nestkleidreste trugen, und selbst am 9. Oktober, als die grofsen Massen Frohburg verlassen hatten, sah ich noch 2 einzelne Stare mit Resten des Jugendkleides (auf dem Scheitel, resp. am Kopf und Oberhals). Im Jahre 1905 wurde der Grofse Frohburger Teich für landwirtschaftliche Zwecke benutzt, infolgedessen übernachteten dort keine Stare. Doch beobachtete ich dort den 20. Aug. einen Jungen und am 22. Okt. einen 2. 1906 und 1907 stellte ich nicht nur bei Frohburg Unter- suchungen über das Vorkommen junger und alter Stare im Herbst an, sondern infolge günstiger Umstände gelang es mir auch, in Chemnitz selbst und in der Umgegend von Limbach, einer 2 Stunden von Chemnitz entfernten Stadt, eine Reihe interessanter Tatsachen zusammenzubringen. Bei Frohburg war das Ergebnis der Studien genau wie früher. So besuchten z. B. am 9. Sept. im Laufe des Vormittags wiederholt Stare die am „Teichhaus“ stehenden Birn- bäume, um von den Früchten derselben zu naschen. Dabei konnte ich stets Junge mit den Resten des Jugendkleides bemerken. Den 23. Sept. trieb sich mittags am „Teichhaus“ abermals eine grolfse 1) Bei diesen Beobachtungen wurden entweder Feldstecher oder ‚„‚Fernröhre‘‘ benutzt. u Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des” Stars. 159 Schar herum, und auch bei ihr sah ich zuweilen 2, 3, 4, 5—6 grauköpfige Vögel beisammen. Ebenso wurden den 2., 5. und 8. Okt. 1906 dort noch Stare mit Resten des Jugendkleides bemerkt. Auch 1907 konnte ich an gleicher Stelle nur abermals die Tatsache feststellen, dafs bis in den Okt. hinein die Starenflüge aus jungen und alten Vögeln bestanden. So bemerkte ich am 1. Okt. d. J. sowohl in Gärten als auch auf Wiesen u. s. w. stets mausernde Junge, so z. B. gleichzeitig auf einem Strauch vom schwarzen Holunder 1 abgemauserten Vogel und 2 Junge (deren Kopf und oberer Halsteil noch das vollständige Nestkleid aufwies); kurz darauf hatten sich auf der Firste eines Hauses 4 Stare niedergelassen: 2 abgemauserte und 2 mit grauem Kopf und Oberhals. Im Laufe des Vormittags suchten wiederholt grofse Scharen auf den die Teiche umgebenden Wiesen Nahrung. Da- runter befanden sich stets grauköpfige Junge; ja bei einer grolsen Schar war die Menge der jungen Stare geradezu auffällig, an einem breitgetretenen Häufchen von Pferdedünger stellten sich 5 grauköpfige Stare gleichzeitig ein. In der Gegend von Limbach, wo ich 1906/07 ebenfalls den Star beobachtete, fehlen ausgedehnte Obstplantagen, durch welche sich die Umgebung von Frohburg auszeichnet. Auch übernachten dort keine Stare. Es treiben sich aber am Tage Scharen der- selben auf den ausgedehnten Wiesen und Feldern und in den Gärten herum. So traf ich am 26. Aug. 1906 zwischen dem Totenstein und Pleifsa eine grofse Schar an, unter der ich wieder- holt eine Anzahl grauköpfige Junge bemerkte. Bei Limbach hatte sich am 19. Aug. auf einigen hohen Bäumen eine gröfsere Schar niedergelassen. Vögel mit Resten des Jugendkleides an Kopf und Hals waren darunter keine Seltenheit; einmal saflsen neben einem ausgemauserten alten Star gleichzeitig 4 grauköpfige Junge. Auch den 26. Aug. bemerkte ich unter einem kleineren auf einem Feldweg Nahrung suchenden Fluge mehrere derartige Junge und den 16. Sept. auf einer Linde sogar eine ganze Anzahl solcher. Am 29. Sept. 1907 verzehrte eine gröfsere Schar in einem Hausgarten an der Bahnhofsstrafse von Limbach reife Beeren des schwarzen Holunders. Gleich der erste Star, den ich dort näher ins Auge falste, war ein grauköpfiger Junger, und bei längerem Zusehen bemerkte ich auch noch andere, darunter einen, der an den Seiten des Oberhalses frische Federn aufwies, im übrigen aber am Kopf und oberen Halsteil noch das Nestkleid trug. 1906 und 1907 hatte ich, wie schon erwähnt, sogar in der Grofsstadt Chemnitz Gelegenheit, Tatsachen über das Vorkommen junger und alter Stare im Herbst zu sammeln. Im Stadtteil Chemnitz-Schlofs befinden sich viele kleine Gärten. Birnbäume und namentlich Sträucher des Schwarzen Holunders hat man darin in grolser Zahl angepflanzt. Im Sept. 1906 und 1907 160 F. Helm: fanden sich nun daselbst Stare ein, entweder auf den hohen Bäumen zu musizieren oder von den Birnen und Holunderbeeren zu naschen. Die Vögel waren wenig scheu, sodafs man sich ihnen sehr nähern konnte. Am 13., 15., 17., 29. Sept. und 1. Okt. 1906 besuchten sie mit Vorliebe 2 hohe Birnbäume. Bei jedem dieser Besuche konnte ich deutlich zahlreiche grauköpfige Junge erkennen. In der 3. Septemberwoche dess. J. stellte sich eine gröfsere An- zahl Stare öfter auf einem dicht bei meiner Wohnung stehenden Holunderbaum ein. Von meinem Schreibtische aus erblickte ich wiederholt eine ganze Anzahl Grauköpfe unter abgemauserten Vögeln. Ende Sept. 1907 konnte ich in den in Rede stehenden Gärten die gleiche Tatsache feststellen: es gab zu dieser Zeit unter den Scharen auch wieder noch nicht vollständig vermauserte Junge. Dafs auch andernorts in Sachsen junge Stare im Herbst vorkommen, mögen folgende Mitteilungen beweisen. Aus Zwickau berichtete mir in früheren Jahren der leider so zeitig verstorbene Berge folgendes: „Ein hiesiger Präparator schofs im Sept. wieder- holt junge Stare neben alten (erstere waren noch in der Mauser, sodafs er sie nicht benutzen konnte). Dasselbe kam öfter auch bei einem andern Präparator in Zwickau vor, und selbst am 21. Oktober sah ich bei diesem einen Jungen, der noch nicht ganz ausgemausert hatte.“ 1905 bekam der Präparator Riedel in Zwickau 2 junge Stare Mitte Sept. und einen Einzelnen anfangs Nov. 1906 erhielt derselbe Ausstopfer den 19. Okt. noch 4 Stück mit Resten des Jugendkleides. Es unterliegt demnach gar keinem Zweifel, dafs in Sachsen neben alten Staren auch in der Mauser begriffene Junge bis in den Okt. hinein vorkommen. Aber ist es denn auch in eh Ländern so? Hören wir! Aus dem an Sachsen angrenzenden Böhmen verdanke ich meinem Freunde, dem Herrn Forstmeister Loos in Liboch, die nun folgenden Angaben. 1902. — Unter 5 Mitte Oktober erlegten Staren waren 2 alte, 3 junge Vögel. 1903. — Junge Stare wurden geschossen oder beobachtet den 5., 8., 9., 13., 18., 19., 16.—20. September und selbst noch den 21. November. 1904 war das Beobachtungsresultat ein ähnliches. 1905 wurden in den zur Herrschaft Liboch gehörigen Wein- bergen 22 Stare erlegt, darunter befanden sich 5 alte Weibchen. Die andern dagegen waren sämtlich Junge von demselben Jahre, vom 4.—14. Oktober gesammelt. Auch 1906 schofs man bei Liboch eine gröfsere Anzahl Stare, darunter abermals viele Junge; so wurde z. B. ein junges Männchen den 31. August und 25. September, ein junges Weibchen am 29. September erhalten. Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des Stars. 161 Näher auf diese und eine Reihe anderer Deutschland be- treffender Beobachtungen einzugehen, ist jetzt nicht möglich; aber es sei gestattet, etwas ausführlicher die Tatsachen zu erörtern, welche die friesischen Inseln: Juist, Neuwerk, Helgoland, Sylt und Röm betreffen. Es gelang mir, dort Herren zu gewinnen, die mich aufs liebenswürdigste unterstützten; auch hatte Herr "Professor Reichenow in Berlin und z. T. auch Herr Dr. Thiene- mann in Rossitten die grolse Güte, die Altersbestimmung der in den letzten Jahren in bedeutender Anzahl gesammelten Stare zu übernehmen. Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, auch von dieser Stelle aus den Herren, insbesondere aber Herrn Direktor Prof. Dr. Reichenow aufs verbindlichste für die uneigennützige Unterstützung meiner Studien zu danken. Nun zu den Tatsachen! Insel Juist. 1902. — Am 8. November schrieb Herr Lehrer Leege: „Von den vor 4 Wochen (also gegen 8. Oktober) geschossenen Staren zeigten noch viele den lichtgrauen, jugendlichen Kopf, be- züglich das Übergangskleid zum Winter. Viele mausern augen- blicklich stark.“ 1903 hatte Herr Leege dieLiebenswürdigkeit, zu verschiedenen Zeiten Stare für mich zu schiefsen. Hier nun das Resultat: Gegen den 20. September wurden aus einem Schwarm mit 2 Schüssen 18 Stück erlegt; es waren durchweg Grauköpfe. Von 10 den 6. Oktober geschossenen Staren waren 2 alte, 8 junge Vögel, 3 derselben hatten vollständig abgemausert. Unter 7 am 18. Oktober erbeuteten befand sich 1 alter (wenigstens vorjähriger) Vogel und 6 ausgemauserte Junge. 9 Stare, anfangs Dezember aus einem Fluge von 30 Stück Er umend, setzten sich zusammen aus 2 alten (J', 9) und 7 jungen ögeln. Von 4 am 11. Dezember geschossenen Staren war nur 1 ein 2jähriger Vogel, 2 dagegen vermauserte Junge; beim 4. Exemplar konnte das Alter nicht genau festgestellt werden. Endlich 4 gegen Mitte Dezember auf Juist gesammelte Stare bestanden aus einem alten ©, 3 Jungen (2 J'G\, 1 2). Neuwerk (bei Cuxhaven). Uber diese Insel verdanke ich dem dortigen Lehrer, Herrn Gechter, eine Reihe interessanter Tatsachen. 1903. — Im Oktober zeigten sich dort grofse Scharen auf dem Aufsenteich, auf Feldern, in Gärten. 3 gegen den 27. Ok- tober erlegte Stare waren Junge, die vollständig die Mauser be- endet hatten. 1904. — Alte Stare wurden festgestellt den 30. September (geschossen), 24. Oktober und 6. November (an dem Leuchtturm angeflogen). Junge Stare kamen vor den 24. und 28. September, 23., 24. Oktober (je 1 Exemplar geschossen), 26. Oktober (in einer Dohne Jon. f. Orn. LVI. Jahrg. Januar 1908, | 11 162 F. Helm: gefangen), 31. Oktober (4 Stück aus einem Fluge erlegt), 1. No- veniber (1 tot aufgefunden), 2. November (in einer Dohne gefangen); und endlich unter 20 den 19. November aus einer Schar stammenden Staren befanden sich 5 alte und 15 junge Vögel. 1906 wurde ein Junger den 16. Oktober erhalten. Nun gestatten Sie mir, meine hochgeehrten Herren, auch einige Angaben über die nordfriesischen Inseln Röm, Sylt und Helgoland zu bringen. Röm. — 1902. — Anfangs Oktober bekam ich 10 dort er- legte Stare, 5 davon waren alte, 5 junge Vögel, welche in der NIFUGeR standen und am Kopfe Reste des Nestkleides erkennen ielsen. 1903. — Anfangs Oktober unternahm ich einen Studien- ausflug nach der Insel Röm. Auf der Fahrt dahin am 3. und 4. Oktober beobachtete ich sowohl in Sachsen, als auch in den anderen durchreisten Teilen Deutschlands überall Scharen von Staren; so zählte ich am 4. Oktober auf der Fahrt von Hamburg nach Scherrebeck mindestens 8 grofse Flüge. In der Stadt Scherrebeck hielten sich am 5. Oktober ebenfalls viele Stare auf den Telegraphendrähten, auf den Dächern etc. auf. Auch unter diesen Scharen erkannte ich junge Vögel mit Resten des Jugendkleides mehrmals sicher. Vom 6. Oktober an liefen regelmälsig vor meinem Hotel auf Röm Stare Nahrung suchend umher; mit den blofsen Augen schon bemerkte ich dar- unter junge Exemplare, welche entweder nur amKopfe oder an diesem und am Halse Reste des Jugendkleides aufwiesen, bei einzelnen Individuen waren sogar nur um den Schnabel herum noch Spuren des Nestgefieders vorhanden. Unter einer Anzahl im Norden der Insel während meines dortigen Aufenthaltes ge- schossener Stare befanden sich gleichfalls neben Alten ausgemauserte Junge und solche im Übergangskleide. Zeitweilig zogen über die Insel neben Krähen, Drosseln, Finken u. a. Kleinvögeln grolse Mengen Stare, so z. B. am 8. Oktober von %/,9 bis 1/10 Uhr morgens an meinem Standorte allein 13 grölsere und kleinere Scharen niedrig, in breiter Front in südwestlicher Richtung vorbei, und noch in der 12. Stunde sah ich einen grolsen Flug in gleicher Weise durchwandern. 1904. — Unter 21 den 7. Oktober auf Röm geschossenen Staren waren 4 Alte, 17 Junge, und 62 Stück gegen Mitte Oktober dort gesammelte setzten sich zusammen aus i9 alten und 43 jungen Vögeln. 1905. — Unter 15 Ex., gegen Mitte Oktober auf Röm erlegt, befanden sich 2 ganz alte, 2 anscheinend vorjährige und 13 dies- jährige Vögel. Sylt. — Die auf diese Insel sich beziehenden Angaben ver- danke ich Herrn M. Hagendefeldt in Westerland. Er berichtet: Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des Stars. 163 1902. — 27. Oktober. „Junge Stare sieht man täglich an allen Orten“ lautet sein Bericht für dieses Jahr. 1903 schrieb er: „Auf Ihre Veranlassung hin habe ich in letzter Zeit unsern Star besonders beobachtet und sefunden, dafs wir im September noch recht viele junge Stare bei uns haben. Im Dorfe beobachtete ich mehrere Flüge von alten Vögeln, draufsen in den Wiesen Flüge von 10, 20, 30 und mehr Stück, welche sich zusammenschlagen zu Scharen von Hunderten. Diese letzteren trugen fast alle das Übergangskleid (und hatten mehr oder weniger graue Köpfe). Den 22. September schofs ich aus verschiedenen Flügen einzelne heraus. Die Erlegten waren alle junge Stare. Auch den 25. September gab es noch junge Stare massenhaft. Am 13. Oktober sah ich auf allen Äckern noch viele junge Stare, alte dagegen nur einzeln, auch den 13. November erlegte ich auf einer Jagdtour in den Dünen alte und junge Stare.“ Für 1904 übersandte Herr Hagendefeldt mir den folgenden Bericht: „Den ganzen Sommer und Herbst hindurch habe ich junge und alte Stare gesehen. Die grofsen Massen aus den Rohr- feldern verschwanden Ende September, anfangs Oktober. Aber noch den 13. November sah ich sowohl alte, als junge Stare aller- orts in kleinen und gröfseren Flügen.“ Mein Untersuchungsresultat ist folgendes: „Der Star ist bei uns Stand-, Strich- und Zugvogel. Es gibt zu jeder Zeit alte und junge Stare auf der Insel. Die Jungen ziehen nicht vor den Alten.“ Für 1905 bis 1907 machte mir Herr Hagendefeldt dann noch nachstehende Angaben. 1905. 24. Aug. Überall sind alte und junge Stare anzutreffen. 16. Sept. Überall sieht man Stare, alte und junge. 10. Okt. Junge Stare wurden auf der Heide beobachtet. 1906. Den 3. Sept. Junge und alte Stare trifft man überall an. 1907. 13. Sept. Stare überall, alte und junge. Wie verläuft nun der Herbstzug des Stares auf Helgoland? Ich erhielt von dort folgende Sendungen Stare, welche immer im Laufe einer Nacht am Leuchtturm angeflogen waren: 1904. 1. November, 20 Stück, darunter (nach Herrn Prof. Reiche- now) 10 Junge, 4 vorjährige Vögel, Rest? 4. November. 47 Stück, darunter 33 Junge. 8. November. 9 Stück, darunter 6 Junge, 3 Alte. 12. November. 16 Stück, 15 Junge, 1 Alter. 1905. Unter einer grofsen Anzahl von Helgoland den 26. Okt. erhaltenen Staren befanden sich 31 Junge (17 S, 14 9). 23 St, am 31. Okt. auf Helgoland gesammelt, bestanden aus 17 alten und 8 jungen Vögeln. 1906. Den 22. Okt. erhielt ich 29 Stare von Helgoland, davon waren 9 alte, 20 diesjährige Vögel. Am 25. Okt. folgte eine Sendung von 48 Stück, 26 davon waren diesjährige Junge, 28 davon vorjährige oder mehrjährige Vögel, beiderlei Geschlechts. 118 164 F. Helm: Neuere Untersuchungen über den Herbstzug des Stars. Eine 3. Sendung vom 29. Okt. bestand aus 22 diesjährigen und 18 alten Vögeln und endlich am 1. Nov. gingen ein: 16 diesjährige und 24 alte Stücke. Ich bin damit, meine hochgeehrten Herren, am Schlusse meiner Ausführungen angelangt. Was sollen dieselben aber be- weisen? Nun ich denke: 1. dafs in Deutschland im Sept., Okt. und selbst im November noch alte und junge Stare vorkommen und 2. dafs auf Helgoland das Gleiche im Okt. und Nov. noch der Fall ist. Mitgliederverzeichnis der Deutschen Ornithologischen resellschail. 1908. Vorstand: H. Schalow, Präsident. P. Kollibay, Vizepräsident. A. Reichenow, Generalsekretär. O. Heinroth, Stellvertr. Sekretär. K. Deditius, Kassenführer. Ausschuss: M. Kuschel. Frhr. R. König-Warthausen. A. Nehrkorn. F. Heine. Graf von Berlepsch. L. Heck. A. Koenig. K. Parrot. W. Blasius. Ehrenmitglieder: 1870. Herr Möbius, Carl, Dr., Prof., Geheimer Regierungsrat, Ehrenpräsident der Gesellschaft. 1908. - Allen, J. A.,, Dr, American Museum of Natural History, New York, City. 1868. - Bolle, Carl, Dr., Gutsbesitzer, Scharfenberg bei Tegel. 1870. - Collett, Robert, Professor, Christiania, Oscarsgade 19. 1900. - Herman, O., Chef der Ungarischen Ornithologischen Zentrale, Budapest VIII. Jözsef-Körüt 65 1. 1862. - Krüper, Theobald, Dr., Konservator am Universitäts- museum in Athen. Mitglieder-Verzeichnis. 165 1908. Herr Ridgway, R., Professor, 3413 13th St. NE. Wa- 1900. 1900. 1900. 1874. 1887. 1897. 1904. 1879. 1898. 1897. 1884. 1903. 1891. 1908. 1870. 1893. 1897. 1872. shington, D. C. - Graf Salvadori, T., Professor, Vizedirektor des zoologischen Museums in Turin. - Sclater, P. L., Dr, Odiham Priory. Winchfield (England). - Sharpe, R.B., Dr., Assistant Keeper, British Museum, London SW., Cromwell Road. Mitglieder: Seine Königliche Hoheit Ferdinand Fürst von Bulga- rien, Prinz vonSachsen-Koburg-Gotha, in Sofia. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Therese von Bayern in München. Seine Durchlaucht Fürst von Salm-Salm in Anholt. Seine Durchlaucht Johann Prinz zu Loewenstein, Kleinheubach (Bayern). Direktion des Zoologischen National-Museums in Agram in Kroatien, (vertreten durch den Direktor Hrn. Prof. Dr. Langhoffer). Herr Graf Arrigoni Degli Oddi, Ettore, Professor, Dozent der Zoologie an der Universität Padua (Italien). Örnithologische Gesellschaft in Bayern (vertr. durch den Vorsitzenden Herrn Dr. Parrot, München). Herr von Bardeleben, Friedrich, Generalmajor z. D., Frankfurt a. M., Beethoven-Stralse 49. - Bartels, Max, Pasir Datär, Halte Tjisaat, Preanger, Java. - Freih. von Berg, Kais. Landforstmstr., Strafsburg i. E. - Berger, A. Dr., Berlin W. 30, Martin - Luther- Stralse 77. - Graf von Berlepsch, Hans, Erbkämmerer in Kur- hessen, Schlofs Berlepsch bei Gertenbach. - Freiherr von Berlepsch-Seebach, Hans, Cassel, Landau-Strafse 2. - Biedermann-Imhoof,Rich., Dr., Eutin, Wald-Stralse. - Blasius, Wilhelm, Dr. med., Prof, Geh. Hofrat, Direktor des Herzogl. Naturhist. Museums u. Botan. Gartens, Braunschweig, Gauß-Stralse 17. 166 1890. 1902. 1895. 1886. 1907. 1894. 1907. 1884. 1902. 1884. 1908. 1868. 1880. 1868. 1900. 1882. 1905. 1893. 1868. 1888. 1892. 1896. 1905. 1908. Mitglieder-Verzeichnis. Herr Bolau, H., Dr., Direktor d. Zool. Gartens in Hamburg, Tiergarten-Stralse. (Für die Zoolog. Gesellschaft in Hamburg). - Braun, F., Gymnasial-Oberlehrer, Marienburg (Wpr.), Niedere Lauben 4. - Brehm, Horst, Dr. med., prakt. Arzt, Berlin N. 58, Wörther Strasse 48. - Bünger, H., Bankvorsteher, Potsdam, Victoria-Str. 72. - Buturlin, S., Friedensrichter, Wesenberg (Ehstland). - Chernel von Chernelhäza, Stef., Köszeg (Com. Güns), Ungarn. Ornithologischer Verein Cöthen (vertreten durch Herrn Apotheker P. Gottschalk, Cöthen, Markt-Strafse 4). Herr von Dallwitz, Wolfgang, Dr., jur., Rittergutsbesitzer, Tornow bei Wusterhausen a. d. Dosse. Danziger Naturforschende Gesellschaft (vertreten durch Hrn. Oberlehrer Dr. Lakowitz, Danzig, Frauen-Gasse 26). Herr Deditius, Karl, Rechnungsrat, Grofs-Lichterfelde W., Stubenrauch-Stralfse 17. - Domeier, H., Forstreferendar, Hann. Münden, Alt- münden. - Dohrn, H., Dr., Stettin, Linden-Strafse 22. - Graf von Douglas, W., Karlsruhe (Baden). - Dresser, H. E., 110 Cannon Street, London E. C. Gräflich. Dzieduszyckisches Museum (vertreten durch Herrn Dr. P. J. Mazurek), Lemberg. Herr Ehmcke, H., Landgerichtsrat, Rittergut Rehfelde (Ostbahn). Freifrau von Erlanger, C., Nieder-Ingelheim. Herr Evans, A. H., Cambridge in England, 9 Harvey Road. - Fritsch, Anton, Dr., Professor, Kustos d. National- Museums in Prag, Grube 7. - Fürbringer, M., Dr., Geh. Hofrat, ord. Professor der Anatomie a. d. Universität Heidelberg. - Gengler, J., Dr., med., Oberstabsarzt, Metz-Sablon, Militär-Strafse 9. - Gottschlag, H., Kaufm., Berlin W. 57, Potsdamer Stralse 86. Frau Grosser, G., Weifsenhof b. Liegnitz. Herr Grote, H., Eberswalde, Victoria-Stralse 10. Mitglieder-Verzeichnis. 167 1905. Herr Haagner, Alwin, Dynamite Factory, Modderfontein 1898. 1871. 1902 1904 1902. 1885. 1889. 1862. 1895. 1898. 1901. 1889. 1898. 1900. 1902. 1905. 1891. 1897. 1890. 1901. 1892. Transvaal. Haase, O., Adr. F. Sala & Co., Berlin NW. 7, Mittel- Straße 51. Hagenbeck, Carl, Handelsmenageriebesitzer, Stel- lingen (Bez. Hamburg). . Hamburger Ornithologisch-Oologischer Verein (vertreten . Herr durch Hrn. Landmesser H. Cordes, Hamburg, Lappenbergs-Allee 18). Hanke, G., Rentmeister, Kentschkaub. Grolsmochbern. Hantzsch, B., Lehrer, Dresden-Plauen. Hartert, Ernst, Dr., Direktor des Zoologischen Mu- seums in Tring in England. Heck, L., Dr., Prof., Direktor des Zoolog. Gartens in Berlin W.62, Kurfürsten-Damm 9. (Für den z00l.Garten). Heine, F., Amtsrat auf Kloster Hadmersleben bei Hadmersleben. Heine,F., Dr., Referendar, Domäne Zillyb. Halberstadt. Heinroth, O©., Dr. med., Wissenschaftl. Assistent am zoologischen Garten, Berlin W. 62, Kurfürsten- Danım 9. Hellmayr, Eduard, Zoologisches Museum in Tring, England. Helm, F., Dr., Lehrer an der Landwirtsch. Schule in Chemnitz, Schlofs, Salzstr. 65. Hennicke, C. R., Dr. med., Spezialarzt für Augen- und Ohrenleiden, Gera (Reuls j. L.), Lorge 2. Henrici, F., Dr. jur., Amtsrichter, Deutsch-Eylau. Henrici, Regierungs- und Forstrat, Lüneburg, am Sande 18. Heufs, Dr., Oberveterinär, Dozent für Veterinär- wissenschaft an der Offizier-Reitschule in Paderborn. von Heyden, Lucas, Major z. D., Dr. phil. h. c., Professor, Frankfurt a. M.-Bockenheim. Hilgert, C., Präparator, Nieder-Ingelheim. Hülsmann, H., Fabrikbesitz., Altenbach b. Wurzen. Hundrich, R., Kaufmann, Breslau, Königsplatz 5a. Jacobi, A., Dr., Prof., Direktor des zool. anthrop. Museums in Dresden. 168 Mitglieder-Verzeichnis. 1908. Herr Jourdain, Francis C. R., Reverend, Clifton Vicarage, 1906. 1901. 1897. 1851. 1887. 1888. 1907. 1908. 1899. 1907. 1907. 1885. 1904. 1898. 1902. 1898. Ashburne, Derbyshire (England). Jung, Rud.H., Apotheker, Friedenau-Berlin,Isoldestr.1. Klein, Eduard, Dr. med., prakt. Arzt in Sofia, Bulgarien Kleinschmidt, O., Pfarrer, Volkmaritz bei Deder- stedt, Prov. Sachsen. Richard Freiherr König von und zu Warthausen. Dr., Königl. Kammerherr, Schlofs Warthausen bei Warthausen. Koenig, A., Dr., Professor, Bonn, Koblenzer Str. 164. Kollibay, P., Rechtsanwalt u. Notar, Neilse, Ring 121. Koske, F., Eisenbahn-Verkehrs-Inspektor, Berlin NW. 87, Waldstr. 54. Kothe, K., stud. philos., Berlin. Kraepelin, K., Dr., Prof., Direktor des naturhisto- rischen Museums, Hamburg, Steintor-Wall. Krause, G., Pankow-Berlin, Wollank-Str. 114. Kullmann, K., Frankfurt a. M., Gro[se Eschenheimer Stralse 72. Kuschel, Max, Polizeirat a. D., Guhrau, Rgbz. Breslau. Lampe, Ed., Kustos d. Naturhist. Museums, Wiesbaden. Lampert, Dr., Professor, Ober-Studienrat, Vorstand des Königl. Naturalien-Kabinets, Stuttgart. Lamprecht, H., Fabrikbesitzer, Jauer. Lauterbach, Dr., Stabelwitz b. Deutsch-Lissa. 1896. Leipziger Ornithologischer Verein (vertreten durch Herrn Dr. R. Schulze, Leipzig, Sidonien-Str. 21). 1908. Herr Lindner, C., Pfarrer, Wettaburg b. Naumburg a. S. 1907. 1900. 1881. 1906. 1907. Harald BaronLoudon,Lisdenb. Wolmarin Livland. von Lucanus, F., Rittmeister im 2. Garde-Ulanen- Regiment, Berlin NW. 23, Lessing-Str. 32. von Madaräsz, Julius, Dr. phil., Kustos am Un- garischen National-Museum in Budapest. Mann,R., Rittergutsbesitz., Konradswaldau b. Stroppen. Mannheimer Verein für Naturkunde, (vertreten durch Herrn Prof. W. Föhner in Mannheim). 1891. Herr Mannkopf, Oskar, Königl. Hof-und Garnisonapotheker, 1895. Cöslin. Martin, Dr., Direktor des Grolsherzoglichen Natur- histor. Museums in Oldenburg (Grhzgt.). Mitglieder-Verzeichnis. 169 1894. Herr v. Middendorff, E., Majoratsherr auf Hellenorm b. 1892. 1905. 1880. 1888. 1908 1907. 1868. 1893. 1901. 1896. 1906. 1895. 1904. 1890. 1897. 1875. 1905. 1886. 1885. 1903. 1904. 1897. Elwa in Livland. Graf von Mirbach-Geldern-Egmont, Alphons, auf Schlo(s Rogenburg in Schwaben, Kgl. Bayr. Kammer- herr, Kaiserl. Legationsrat an der Deutschen Bot- schaft in Paris, rue de Lille 78. Moyat, J., Mainz, Bauhof-Stralse 4. Müller, August, Dr. phil., Inhaber des naturhistor. Instituts „Linnaea“, Berlin NW. 21, Turm-Str. 19. Königl. Forst-Akademie in Hann.-Münden. . Herr Nagel, F., Apotheker, Pritzwalk. Herr Natorp, Knappschafts-Arzt, Myslowitz (Oberschl.) Nehrkorn, A., Amtsrat in Braunschweig, Adolfstr. 1. Nehrkorn, Alex, Dr. med., Chefarzt am städt. Krankenhause in Elberfeld. de Neufville, Robert, Sektionär der ornith. Samml. d. Senckenbergischen Naturh. Mus. in Frankfurt a. M. Taunus-Platz 11. Neumann, OÖ, Professor, z. Z. Tring (England). Neunzig, K., Waidmannslust b. Berlin. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes, (vertreten durch Herrn Dr. Köhler, Altenburg S. A.). Otto, Benno, stud. med., Dorpat, Pepplerstr. 25. Pabst, Wilhelm, Dr., Kustos der naturhistorischen Samml. d. Herzogl. Museums in Gotha. (Für das Museum). Paeske, Ernst, Berlin, SW. 48, Bessel-Str. 12 I. Palmen, J.A., Dr., Professor, Helsingfors, Finland. Paluka, A., Konstantinopel, Grande rue de Pera 388. Parrot, Carl, Dr. med., prakt. Arzt, München, Thiersch-Str. 37 I. Pasch, Max, Königl. Hof-Lithograph und Hof-Buch- und Steindrucker, Verlagsbuchhändler, Berlin SW. 68, Ritter-Str. 50. Ponebsek, Johann, Dr, K. K. Finanzsekretär, Laibach (Krain), K. K. Steueradministration. Proft, E., Dr. phil., Oberlehrer, Leipzig-Lindenau, Harkort-Str. 30. v. Quistorp-Crenzow, W., Dr. jur., Rittergutsbes., Mitglied des Herrenhauses, Crenzow. 170 Mitglieder-Verzeichnis. 1892. Herr von Rabenau, H., Dr., Direktor des Museums 'der 1868. 1885. 1865. 1906. 1894. 1906. 1893. 1907. 1888. 1872. 1903. 1907. 1898. 1870. 1904. 1908. 1898. 1906. 1905. 1905. 1905. Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz. (Für die Naturf. Gesellschaft). Reichenow, Anton, Dr., Professor, zweiter Direktor des Kgl. Zoologischen Museums in Berlin, N. 4, Invaliden-Str. 43. Reiser, Othmar, Kustos d. Naturwissenschaftlichen Abteilung des DBosnisch-Herzegowinischen Landes- museums in Sarajewo, Bosnien. Rey, E., Dr., Leipzig, Elisen-Str. 43. Rimpau, W., Rittergutsbesitzer, Schlanstedt, Kr. Oschersleben. Rörig, G., Dr., Prof., Regierungsrat, Grols-Lichter- felde W., Potsdamer Chaussee 93. le Roi, Otto, Dr. phil., Bonn, Beringstr. 18. BaronvonRothschild, W., Dr. phil.,Tringi. England. Friedrich Graf Schaffgotsch, Warmbrunn in Schl. Schäff, Ernst, Dr., Direktor des Zool. Gartens in Hannover. Schalow, Herm., Kaufm., Berlin W. 30, Traun- steiner Str. 2. Schiebel, G., Dr. phil., Linz (Ober-Österreich), Makart-Str. 11. Schiller, Major z. D., Nicolas-See a. Wannseebahn, Zimbern-Str. 3. Schillings, C.G., Professor, Berlin, Friedrich-Str. 100. Schlüter, Wilhelm, Naturalienhändler, Halle a. S. Schneider, C., Rittmeister, Braunschweig, Petritor- Wall 19. Schnöckel, J., Assistent an d. Landwirtschaftlichen Hochschule, Berlin N. 4., Invaliden-Str. 42. Schöpf, Direktor des zoologischen Gartens in Dresden. Schottländer, P., Dr. phil., Rittergutsbesitzer, Wessig b. Breslau, Post Hartlieb. Schuler, F. W., Bayreuth, Park-Str. 12. Freiherr Geyr von Schweppenburg, Hans, Hann. Münden, Wilhelm-Strasse. Selmons, Berlin-Friedenau, Wieland-Str 12 II. 1879. Stettiner Ornithologischer Verein (vertreten durch Herrn A. Rawengel, Stettin, Friedrich-Karl-Str. 23. Mitglieder-Verzeichnis. 171 1906. Frl. Snethlage, E., Dr. phil., Assistentin am Museum Goeldi in Para, Brasilien. 1904. Herr Szielasko, Dr. med., Nordenburg. 1893. Kgl. Forstakademie Tharandt. 1908. Herr Teichmüller, B., Dr., Regierungsrat, Dessau, Beau- montstr. 4. 1874. - Thiele, Hch., Forstmeister, Braunschweig. (Ausser- ordentliches Mitglied). 1901. - Thieme, Alfred, Lehrer, Leipzig, Johannis-Allee 7 II. 1899. - Thienemann, J., Dr. phil., Leiter der Vogelwarte Rossitten a. d. Kurischen Nehrung. 1908. - Tischler, F., Gerichtsassessor, Losgehnen b. Barten- stein, Ostpreussen. 1890. - von Treskow, Major a. D., Charlottenburg, Span- dauer Str. 29. 1868. - Rittervon TschusizuSchmidhoffen, Victor, Villa Tännenhof bei Hallein. 1886. - Urban, L., Architekt u. Mauermeister, Berlin SW. 61, Blücher-Str. 19. 1890. Frau Vieweg, H., geb. Brockhaus, Braunschweig. 1901. Herr Voigt, Alwin, Dr. phil., Prof., Leipzig, Färber-Str. 151. 1890. - Wendlandt, P., Kgl. Forstmeister, St. Goarshausen. 1907. - Otto Grafv. Zedlitz und Trützschler, Schwent- nig b. Zobten. 18534. - Ziemer, E. Klein-Reichow b. Standemin, Pommern. Dem Herausgeber zugesandte Schritten. The Annals of Scottish Natural History. A Quarterly Magazine. Edinburgh. No. 64. 1907. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. XXIV. No. 4. 1907. British Birds. An illustrated Magazine devoted to the Birds on the British List. Vol. I. No. 5—7. 1907. Bulletin ofthe BritishOrnithologists’ Club. N0.CXXXVI—CXXXVL. 1907. Bulletin de la Societe Philomathique de Paris. KNouv. Serie. Tome IX. No. 4. 1907. The Condor. A Magazine of Western Ornithology. Vol. IX. No. 4—6. 1907. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. (9.) I. 1907. Heft 4. 172 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. Ornithologisches Jahrbuch. Organ für das palaearktische Faunen- gebiet. Herausg. v. Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. 18. Jahrg. Hft. 5, 6. 1907. Ornithologische Monatsschrif. XXXH. No. 9—12. 1907. C. W. Beebe, Geographic Variation in Birds with especial reference to the effects of humidity. (Abdr. aus: Zoologica N. Y. Zool. Soc. Vol. I No. 1. 1907). V. Bianchi, Die Gattungen Leptopoecile Sewertz. 1873 und Lophobasileus Pleske 1890, der Ordn. Passeriformes. (Abdruck aus: Bull. Acad. Imp. St. Petersbourg 1905 T. XXII. No. 1). V. Bianchi, Kaznakowia, gen. nov. und Babax David 1876, Gattungen der Familie Crateropodidae, Ord. Passeriformes. [russisch]. (Abdruck aus: Bull. Acad. Imp. St. Petersbourg V. Ser. T. XXIII. 1905, 41—48). Bianchi, Übersicht der Formen der Genera Cryptolopha, Abrornis und Tickellia aus der Fam. Sylviidae, Ord. Passeri- formes. [russisch]. (Abdruck aus: Bull. Acad. Imp. St. Petersbourg V. Ser. T. XXIII. No. 1 et 2). V. Bianchi, Catalogue of the known species of Alaudidae or Family of Larks. (Abdruck aus: Bull. Ac. Imp. de. St. Petersbourg 1906. T. XXV. No. 1 et 2). V. Bianchi, Revision der Formen der Gattung Pyrrhula, Fam. Fringillidae, ihre Phylogenie und geographische Verbreitung. (Abdruck aus: Bull. Acad. Imp. St. Petersbourg 1906 V. Ser. T. XXV. No. 3). [russisch]. V. Bianchi, Ein neuer Fasan, Phasianus süehschanensis Sp. n., aus dem westchinesischen Hochlande. [russisch]. (Abdruck aus: Bull. Acad. Imp. St. Petersbourg V. Ser. T. XXIV. No. 1 et 2). V.Bianchi, Ergänzende Mitteilungen über palaearktische Lerchen (Alaudidae). [russisch.. (Abdruck aus: Bull. Acad. St. Petersbourg V. Ser. T. XXIII No. 3). V. Bianchi, Die Formen des Genus Pyrrhospiga Hodgs. [russisch]. (Abdruck aus: Bull. Acad. St. Petersbourg 1907. No. 7). V. Bianchi, In Defence of Natural Genera. (Abdruck aus: Bull. Ac. Imp. Sc. St. Petersbourg 1907). V. Bianchi, Aves expeditionis P. K. Kozlowi 1899 — 1901. (Mongolei und Kam, Ergebn. der Exped. d. K. Russ. Geogr. Ges. unter Führung von P. K. Koslow. Bd. 5. St. Petersburg 1907. [russisch.]. V. Bianchi, Liste des oiseaux du gouv. de St. Petersbourg. (Abdruck aus: Ann. Mus. Zool. Ac. Sc. St. Petersbourg XII. 1907). [russisch]. < Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 173 V. Bianchi, Preliminary review of the Palaearctic and Himalo- Chinese Species of the Muscicapidae or Family of Flycatchers. (Abdruck aus: Ann. Mus. Zool. Sc. St. Petersbourg XII. 1907). A. Bimla, Skizzen aus dem Vogelleben der sibirischen Polar- küste: Wissenschaftl. Result. d. russ. Polarexpedition im Jabre 1900—1903 unter Führung von Baron E. W. Toll. T. I Bd. 2. St. Petersburg 1907. [russisch!]. E. Blackwelder, Research in China, Expedition of 1905—4, under the Direction of Bailey Willis. Report on Zoology. (Abdruck aus: Carnegie Inst. of Washington Public. No. 54). G. Brandes, Die Balz der Afrikanischen Straufse. (Mitt. aus d. Zool. Garten Halle a. S. 3. Heft 6 1907). G. v. Burg, Über die Verbreitung der Graumeisen in der Schweiz. (Abdruck aus?). A. Dubois, Au Muse Royal d’Histoire Naturelle de Belgique. (Abdruck aus: Science et Nature No. 3 Bruxelles 1907). K. Flöricke, Die Vögel des Deutschen Waldes. (Kosmos. Ges. d. Naturfreunde, Franckhsche Verlagsh. Stuttgart). Fritze, [Jahresbericht über die Naturhist. Abteilung des Prov.- Museums in Hannover 1907]. (Abdruck aus: Jahrb. Provinz.- Museum Hannover 1907). L. Geisenheyner, Wirbeltierfauna von Kreuznach unter Berück- sichtigung des ganzen Nahegebietes. I. Hälfte des III. Teiles. Vögel. Kreuznach 1907. E. H. Giglioli, Avifauna Italica. Nuovo elenco sistematico delle specie di uccelli stazionarie, di passaggio o di accidentale comp. in Italia. Secondo Resoconto dei risultati della inchiesta ornitologica in Italia. Firenze 1907. B. Gotschlich, Biografia del Dr. Rudolfo Amando Philippi (1808 — 1904). Santiago (Chile) 1904. A. Haagner and R. H. Ivy, Sketches of South African Bird Life. Illustrated by the Camera. Price (before publication) 15 sh. — Prospect. E. Hartert, On Birds represented in the British Isles by Pecu- liar Forms. (Abdruck aus: British Birds Vol. I. No. 7 1907). E. Hartert, Notes on African Birds. I. (Abdruck aus: Novit. Zool. XIV. Nov. 1907). E. Hartert, On some rare Species of the Genus Larvivora from China. (Abdruck aus: The Ibis Oct. 1907). O0. Herman, On the Migration of Birds. (Abdruck aus: Proc. IVth Intern. Ornith. Congrefs 1905). 174 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. H. v. IheringeR. von Ihering, Catalogos da Fauna Brazileira editados pelo Museu Paulista. S. Paulo-Brazil. Vol. I. 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Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 175 W. Rothschild and E. Hartert, List of Collections of Birds made by A. S. Meek in the Mountains of the Upper Aroa River and on the Angabunga River, British New Guinea. (Abdruck aus: Novit. Zool. XIV. Nov. 1907). W. Rothschild and E. Hartert, Notes on Papuan Birds. (Abdruck aus: Novit. Zool. XIV. Nov. 1907). H. Schacht, Die Vogelwelt des Teutoburger Waldes. Nach eigenen Beobachtungen und Erfahrungen dargestellt und geschildert. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Lemgo 1907. P. L. Sclater, Coliidae (Genera Avium cond. by P. Wytsman 6. Pt. 1906). P. L. Sclater [Chairman’s Address, Ith meet. sixteenth Session Brit. Orn. Club]. (Abdruck aus: Bull. Br. O. C. Vol. XXD. F. Tischler, Parus Salicarius borealis (Selys) als ostpreulsischer Brutvogel. (Abdruck aus: Falco 1907 No. 4.) F. Tischler, Die Vögel der Kinkheimer Sees. (Abdruck aus: Schrift. Phys. ökon. Ges. Königsberg i. P. 48. Jahrgang 1907). V. v. Tschusi, Die Typen meiner Sammlung. 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Beob. 48. Heft 10/11). V. v. Tschusi, Aphorismen über den Vogelschutz. (Abdruck aus: Falco No. 1907). 176 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. G. Vallon, Lettera aperta al Chiarissimo Signor Prof. A. Grimaldi di Reggio Calabria. (Abdruck aus: Avicula IX. 1905). G. Vallon, Escursioni Ornitologiche nel Friuli. IIL und IV. Serie. (Abdruck aus: Avicula IX. 1905 und 1907). R. W. Williams jr., The Game Warden of To-Day. (Abdruck aus: Yearbook Dep. Agricult. for 1906, Washington). M. O0. Wright, The Bluebird. (Nat. Assoc. Audubon Soc. Educat. Leaflet No. 24). M. O. Wright, The Baltimore Oriole. (Ebenda Leaflet No. 26). M. O. Wright, The Indigo Bunting. (Ebenda Leaflet No. 27). M. O. Wright, The Purple Finch. (Ebenda Leaflet No. 28). Verlag von J. Neumann, Neudamm. Durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Die Vögel Afrikas. Von Ant. Reichenow. Drei Bände Lexikonformat mit Atlas. Preis 320 Mark. Die Kennzeichen der Vögel Deutschlands. Schlüssel zum Bestimmen, deutsche und wissenschaftliche Be- nennungen, geographische Verbreitung, Brut- und Zugzeiten der deutschen Vögel. Von Ant. Reichenow. Preis geheftet 3 Mark, geschmackvoll gebunden 4 Mark. Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. JOURNAL ORNITHOLOGIE. Sechsundfünfzigster Jahrgang. No. 2. April. 1908. Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. Von Bernhard Hantzsch. I. Allgemeiner Teil. Von Interesse erfüllt, die Kenntnis der nordischen Vogelwelt wieder durch Untersuchungen an Ort und Stelle zu fördern, war die Wahl eines für mich gegenwärtig erreichbaren Zieles nicht leicht. Island, dessen interessante Avifauna ich 1903 untersuchte und später in einer Arbeit beschrieb!), mufste für weitere For- schungen meinerseits ausscheiden, da Dänemark bereits 1905 einen Zoologen, Mag. scient. Hörring, auf 4 Jahre dahin entsendet hatte, auch um ornithologisch sorgfältigere Resultate zu erzielen. In Grönland, soweit dies unter gewöhnlichen Verhältnissen erreicht werden kann, ist ebenfalls besonders von Seiten der Dänen viel für die Erforschung der Vogelwelt getan worden. Von einem Besuche unbewohnter Gebiete aber, vielleicht mit Ausnahme des heutzutage ja nicht allzuschwer erreichbaren Spitzbergens, mufste ich aus pekuniären Gründen absehen. Auch das ganze nördliche Asien, das für den Ornithologen noch so manches Geheimnis bergen mag, war unter den im russischen Reiche herrschenden Unruhen weder ratsam, noch vielleicht für den Fremden überhaupt möglich zu bereisen. So lenkten sich meine Blicke nach dem arktischen Amerika, das nicht nur in seiner ganzen ungeheuern Ausdehnung verhält- nismälsig wenig ornithologisch untersucht ist, sondern woselbst der Deutsche von Seiten der englischen, beziehentlich amerika- nischen Besitzer kaum zu befürchten hat, an seinen Studien verhindert oder auch nur nicht unterstützt zu werden. Wirklich gründliche ornithologische Resultate in jenen unwirtlichen Gebieten 1) Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Islands, Friedländer & Sohn, Berlin 1905. Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. April 1908. 12 y 178 B. Hantzsch: jenseit der Waldgrenze lassen sich freilich nur bei einem mehr- jährigen Aufenthalte daselbst gewinnen. Jegliche Bereisung erfordert eine vorher gar nicht sicher bestimmbare Zeit, und dazu sind die klimatischen Erscheinungen der einzelnen Jahre so verschieden, dafs man über die von ihnen abhängigen Verhält- nisse selbst bei einmaliger Überwinterung in einer Gegend kein genügendes Urteil erhält. Ein erfolgreiches Arbeiten in jenen schwer zugänglichen Regionen aber bedarf gründlicher theoretischer und praktischer Vorbereitung, weshalb ich mich entschlofs, zunächst durch einen Sommerbesuch die Verhältnisse aus eigner Anschauung so gut als möglich kennen zu lernen. Die für meine Zwecke günstigste Örtlichkeit, an der ich mit einem Aufenthalte von etwa 10 Wochen rechnen konnte, war die neubegründete Missionsstation Killinek (Port Burwell) im Nordosten der Ungava Bai (Labrador). Ich vermutete, dafs wenn daselbst auch nicht die ständige Vogelwelt eine reiche wäre, doch wenigstens, der geographischen Lage zufolge, der Durchzug ein interessanter sein mülste. Ich führte diese Vorbereitungsreise im Jahre 1906 aus und will ihren Verlauf soweit skizzieren, als es mir für ornithologische Leser von Wichtigkeit erscheint. Die Schiffsverbindung mit dem nördlichen Labrador ist unsicher und gering. Es wurde mir auf mein Ansuchen hin von der Society for the furtherance of the Gospel amongst the heathen (S. F. G.) ip London nach gütiger Befürwortung durch die Missionsdirektion der Brüdergemeinde in Berthelsdorf bei Herrnhut i. Sa. gestattet, den Missionsdampfer „Harmony“ unter Captain J. E. Jackson von London nach Labrador und von dort nach Neufundland zu benutzen. Mein 14tägiger Aufenthalt an dem Ausgangspunkte der Seereise verlief — wieüblich — unter dem Besuche der zoologischen, besonders ornithologischen Sammlungen und des zoologischen Gartens, sowie im Verkehre mit englischen und in England lebenden deutschen Ornithologen, wo ich vor allem in den Häusern des ehrwürdigen Newton in Cambridge, des vielerfahrenen Dresser in London und des vortrefflichen Hartert in Tring liebenswürdige Aufnahme fand. Am 2. Juli verliefs die Harmony die Docks von London. Ihr Kurs ging die Themse abwärts und dann die Südküste Englands entlang. Mit den Scilly Inseln sichteten wir die letzten europäischen Gestade und steuerten nun hinaus in den offenen Atlantischen Ozean. Nach Verschwinden des Landes beobachteten wir bis zum 11. Juli merkwürdigerweise gar keine Vögel; von da an aber hatten wir solche fast beständig in unserer Nähe. Zahlreiche grofse Sturmtaucher, Puffinus gravis, be- lebten den Ozean während unserer Fahrt von 521/,° n. Br. und 231/,° w. L. v. Gr. bis etwa 58° n. Br. und 51° w. L. Mitunter zeigten sich, besonders südlich von Grönland, in der Nähe des ee Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 179 Eises, Scharen von 20 und mehr der Vögel, die gesellig auf dem Wasser salsen. Auch sonst waren gewöhnlich etliche beisammen, die oft spielend durcheinander flogen, dann wieder sich über die weite Wasserfläche zerstreuten. Es handelte sich bei diesen Hunderten von Exemplaren scheinbar um verschiedenaltrige In- dividuen, die fern von ihren ja höchstwahrscheinlich auf der süd- lichen Halbkugel befindlichen Brutplätzen die fortpflanzungslose Zeit hier im Norden zubrachten, was bekanntlich alljährlich statt- findet. Meine Versuche, etliche der Tiere mittels eines in Fett ver- steckten Angelhakens an langer Schnur zu fangen, schlugen fehl, da unser Schiff trotz des zumeist herrschenden Gegenwindes doch immer noch zu rasch für derartige Mafsnahmen fuhr und die Vögel scheinbar anderweit vollauf Nahrung fanden. Wenigstens folgten sie unserm kleinen Dampfer nur selten, bei Tage fast niemals. Für den einsamen Reisenden in jenen rauhen Meeresteilen ist es eine besondere Freude, dem Fluge der gewandten, aber doch nicht überhastigen Vögel zuzuschauen und zu beobachten, wie sie mit den langen Flügeln gleichmäßsig schlagend dicht über den Wogen hingleiten. Charakteristisch wird auch diese Sturm- taucherart durch die vielfachen Wendungen des Körpers, die zugleich Wendungen in der Bewegung bedeuten und im Schweben ausgeführt werden. Der Vogel legt sich soweit auf die Seite, nach der er einlenkt, dafs der in der Hauptsache weilse Unter- körper deutlich sichtbar wird. Ist stilles, sonniges Wetter, sitzen die Sturmtaucher oft stundenlang auf dem Meere, schlafen, putzen ihr Gefieder und baden auch manchmal nach Art anderer Schwimm- vögel, indem sie sich ins Wasser hineinbücken und dann wieder den Oberkörper hoch herausheben. Tauchen sah ich die Vögel nicht häufig und auch nur wenige Sekunden lang. Besonders lebhaft werden die Tiere gegen Abend; ja die ganze Sommernacht hindurch sind sie rege, huschen gespenstisch in schattenhaftem Gaukelspiel am Schiffe vorüber und lassen dann auch häufiger als am Tage ihre Stimme hören, die ich als kurzes, scharfes Guit, Kwitt, Kwätt notierte, was mitunter mehrmals rasch hinter- einander ausgestolsen wird. — Als weitere Sturmtaucherart beob- achtete ich nur wenige Male einzelne Exemplare des dunkeln Puffinus griseus stricklandı:. Vom 14. Juli an, wo wir uns etwa unter 55° 18° n. Br. und 28° w. L. befanden, erschienen die ersten Eissturmvögel, Fulmarus glacialis, die von nun an beständig unsere Besucher waren. In den ersten Tagen zeigten sich nur Exemplare mit weilslicher Unterseite, vom 17. Juli an stellte sich dagegen auch die ziemlich gleichmäfsig bläulichgrau gefärbte Varietät ein. An- fänglich trat diese nur ganz vereinzelt unter den hellenIndividuen auf und erwies sich merkwürdigerweise viel scheuer als die gewöhn- liche Färbungsphase. Die Tiere folgten dem Schiffe meist nur in gröfserer Entfernung und kamen selbst dann nur zögernd näher, wenn wir Fett- und Fleischstückchen auf das Wasser warfen, 12* 180 B. Hantzsch: nach denen sich die hellen Exemplare eifrig stürzten. Später nahm die dunkle Färbungsform an Zahl zu, und im Gebiete der Hudson Strafse beobachteten wir manchmal unter den das Schiff umfliegenden Individuen nur diese. Ich wurde nicht müde, den zwar etwas plump und phlegmatisch erscheinenden, aber doch so fluggewandten Vögelu immer und immer wieder, viele Stunden lang am Tage, mit den Blicken zu folgen. Ihr Flug geht meist dicht über dem Wasser hin, wobei die Flügel ziemlich schneli bewegt werden; dann folgt gewöhnlich eine kleine Schwenkung, die im Schweben ausgeführt wird. Wollen sich die Vögel auf das Wasser niederlassen, was besonders gut sichtbar wird, wenn man sie füttert, so nehmen sie die Fülse, die sie sonst natürlich ausgestreckt nach hinten tragen, ausgespreizt vorwärts. Immer, auch beim schnellen Schwimmen, rudern sie abwechselnd mit diesen, was man aus der Hin- und Herbewegung des Hinterleibes erkennt. Nach untersinkenden Fleischbrocken tauchen sie aus dem Schwimmen, nicht aber direkt aus der Luft. Ihre ganze Fluggewandtheit bekunden die Vögel erst bei stürmischem Wetter. Dann erheben sie sich höher über das Wasser, selbst wesentlich über Schiffsmastenhöhe, und gleiten schwebend durch die Luft, wozu sie bei Windstille nicht fähig sind. Auch wenn der Sturm mit rasender Wucht über das empörte Meer jagt und das vor ihm hinfliegende Schiff noch von den dunkeln, grollenden Wogen über- holt wird, bezwingt ihn unser Vogel. Lautlos und ohne Flügel- schlag umkreist er das unausgesetzt von Sturzwellen überschüttete Fahrzeug in bewunderungswürdigem Auf- und Niedersteigen, Drehen und Schweben, wobei die einzelnen Schwung- und Steuer- federn ihre selbständige Beweglichkeit in vollendeter Meisterschaft entfalten und auch die Beine bis zu den Zehen hin unablässig in Tätigkeit sind. Und wenn der so trefiend als Eis-Sturm- vogel bezeichnete Flugkünstler endlich doch ermattet, läfst er sich auf die wilden Wogen nieder und talauf, talab tragen, ohne allzu- sehr belästigt zu sein, wenn das von den Schaumkämmen über- stürzende und vom Sturme tropfenweise durch die Luft ge- tragene Wasser ihn fortwährend sprühend überschüttet. — Die auf dem freien Ozean beobächteten Exemplare dürften in ‘der Hauptsache jüngere, noch nicht fortpflanzungsfähige Tiere gewesen Sein, wie auch ein am 16. Juli mit der Angelleine ge- fangenes Weibchen zeigte. Dieses hatte ziemlich frisch ausge- mausert, aber im Kleingefieder noch Blutkiele.e Es war nicht fett; der grünwandige Magen enthielt blofs einige kleine, als Fischlaich angesprochene Körner, wenige Schalenteilchen und scharfeckige Steinchen, weshalb der gefangene Vogel auch beim Anfassen nicht die geringste Menge von Tranflüssigkeit aus dem Schnabel hervorbrachte. — Warfen wir fette Fleischabfälle ins Wasser, so stellten sich meist sehr bald Eissturmvögel beim Schiffe ein, auch wenn augenblicklich weit und breit keine zu sehen waren. Mitunter sammelten sich bei solchen Gelegenheiten in Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors, 181 kurzer Zeit 40—50 Exemplare über unserm Fahrwasser, die sich bald wieder zerstreuten, wenn wir mit Füttern aufhörten. Jedes suchte zwar den Bissen so rasch als möglich zu erlangen, wobei dicht beieinander schwimmende Vögelmitunter ein heiseres Gackern hervorbrachten; im allgemeinen aber waren sie durchaus ver- träglich. Als wir in der Nähe des Landes ins Eis gerieten, wurde die Zahl der Vögel weit geringer, doch zeigten sich ab und zu selbst dann noch einzelne Exemplare, wie wir vom Eise dicht besetzt waren. Wenige Male nur wurden Sturmschwalben vom Schiffe aus beobachtet: zuerst ein Exemplar am 14. Juli, dessen Art nicht bestimmt werden konnte, dann wieder ein einzelner Vogel am Abend des 18. Juli, als S.W. Wind wehte, der am 19. zu schwerem S.O. Sturme anwuchs. Ich erkannte den Vogel als sichere Oceanodroma leucorrhoa. Endlich erschienen am späten Abend des 20. Juli bei leichtem N.W. Winde 6 oder 7 Exemplare derselben Spezies, die das Schiff bis weit in die Nacht hinein begleiteten. Wir befanden uns damals zwischen Grönland und N.O. Ladrador. Der schmetterlingsartig gaukelnde Flug dieser Art, der an den der Uferschwalbe (Aiparia) erinnert, ist überaus leicht, zierlich und behend. Der Vogel erhebt sich schnell einige Meter über das Wasser, flattert dann wieder abwärts, schwebt nun ein Stück dicht über den Welien hin und beginnt darauf von neuem mit dem flatternden Aufsteigen. Stundenlang schaute ich am 20. Juli den leichten Gestalten zu, die oft kaum 2—3 m weit an mir vorübereilten. Es war eine wunderbare lichte Nacht, der nördliche Himmel am Horizonte prachtvoll rot erstrahlend, darüber sich abstufend in ein zartes Grün, aus dem kleine schwarze Wolken scharf hervortraten, endlich übergehend in das Dunkelblau des übrigen Firmamentes. Das ist die richtige Zeit für die am Tage ja viel stilleren Sturmschwalben, und auch damals flatterte die Schar in leichtem Spiele fröhlich durcheinander. Fast beständig liefsen die Tierchen ihre Stimme erschallen, die allerdings nicht weit vernommen werden kann. Sie bestand aus angenehmen, schwalbenartig zwitschernden Silben, die etwas scharf, aber frisch und lebhaft klangen. Sie wurden gewöhnlich mehrmals so rasch hintereinander ausgestolsen, wie man schnell spricht. Ich notierte pitiripit, pitipit, quititü, quätequiti, quetetetet. Mitunter hörte man auch nur einsilbige Laute, andermal wieder längere Figuren. Flatterte die Gesellschaft dicht durcheinander, so bildete das Zusammenwirken der einzelnen Rufe ein ganz lustiges Gezwitscher. Von anderen Vogelarten wurden auf dem freien Ozean nur wenige flüchtig beobachtet. Am 18. Juli umflogen zwei Sterna macrura Naum. die Schiffsmasten, verschwanden aber sehr bald wieder dem leichten S.W. Winde entgegen. Verschiedene Male zeigten sich einzelne Raubmöven aller drei kleineren Arten, soweit mit Sicherheit bestimmbar am häufigsten Stercorarius 182 B. Hantzsch: parasiticus, vom 20. Juli an, als wir noch etwa 150 Seemeilen vom Lande entfernt waren, auch kleinere Trupps von Uria lomvia, die recht lebhaft in weitem Bogen unser Fahrzeug umflogen. Am 22. Juli zog bei leichtem S.W. Winde eine Schar von 20—25 grölseren rotbäuchigen und dunkelschnäbligen Strandläufern, allem Anscheine nach Tringa canutus, an uns vorbei. Am späten Abend des 21. Juli sichteten wir die ersten treibenden Eisschollen, am nächsten Morgen und Vormittage mulste das Schiff einen breiten Eisgürtel durchbrechen, um nach Osten ausweichend wieder in offenes Wasser zu gelangen. Dichter Nebel, Wind, Regen und Eis verhinderten uns während der nächsten Tage an einem Überblicke, sodafs wir ganz langsam fahrend, stoppend, beziehentlich mit den Strömungen treibend auf helleres Wetter warteten. Am Abend des 24. Juli wurde in ziemlicher Nähe Land gesichtet, dessen höhere Partien jedoch völlig in Nebel gehüllt waren. Weil seit Tagen keinerlei astrono- mische Observation gemacht werden konnte, fuhren wir am andern Morgen die aufgefundene Küste nordwärts, erkannten aber am Ende, dafs wir uns bei der Resolutions Insel (S.O. Baffin Land) befinden mulsten, was uns nach Durchbruch der Sonne zur Gewils- heit wurde. Als sich in der Ferne die schneebedeckten Höhen von Lok’s Land, am nördlichen Ende der Frobisher Bai, zeigten, kehrten wir um und fuhren die ziemlich eisfreie Küste südwärts nach der Hudson Stralse zu. | Resolution Island ist nicht ständig bewohnt, wird aber in manchen Jahren seines Treibholzes und Vogelreichtums wegen von einzelnen Eskimofamilien der benachbarten Gebiete aufgesucht. Die nördliche Ostküste, an der wir entlang fuhren, zeigt viele vorgelagerte niedrige Inseln, die teilweise dicht mit Heidegewächsen bedeckt sind und zur Zugzeit den Landvögein, besonders Schnee- hühnern, vortrefflichen Aufenthalt bieten dürften. Das Meer war reich von Vögeln bevölkert, weit reichlicher als in N.O. Labrador. Grofse Mengen von Uria lomvia lagen auf dem Wasser oder zogen, charakteristisch in einer Reihe hintereinander, dem Lande zu. Sehr häufig waren auch Eiderenten, Somateria mollissima; mehrmals flogen Scharen von 40—50 Erpeln vorüber. Zierliche Dreizehenmöven, Rissa, gaukelten über dem Wasser. Sie brüte- ten aufser zahlreichen Lummen an einer durch frischen Graswuchs weithin auffallenden kuppelförmigen Küsteninsel, ein wenig südlich von Kap Black Bluff. Die Vögel schienen bereits alle Junge zu haben und flogen wie ein Bienenschwarm um den Felsen herum. Auch grölsere Möven belebten die Gegend, doch konnte mit Sicherheit nur Larus glaucus und argentatus smithsonianus festgestellt werden. Von Raubmöven zeigten sich ein Stercorarius pomarinus und etliche adulte longicaudus. Von Fulmarus beob- achtete ich hier nur wenige Exemplare der dunkeln Varietät. Cepphus grylle mandtü hielt sich, wie schon die Tage vorher, gern in der Nähe des Eises auf. Andere Arten konnten mit Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 183 Sicherheit nicht festgestellt werden, und wieweit die genannten auf der Insel brüten, ist ebenfalls fraglich; doch dürfte die Mehrzahl dies tun. Am Abend gerieten wir in der Hudson Stra[lse wieder in Eis, das uns nun in wechselvollem Geschicke bis zum 4. August manchmal dicht besetzte, dann wieder ein wenig frei liels. Wir wurden zwischen Resolution Island, Meta Incognita, Akpatok und dem Nordosten der Ungava Bai umhergetrieben und verlebten Tage der Gefahr und Sorge, wie solche von entzückender, grofs- artiger Schönheit. Mehrmals, besonders bei Nacht, konnte unser Schiff den von Sturm und Strömung rasch bewegten mächtigen Eisbergen kaum entrinnen, dann wieder ächzte sein ganzer Rumpf in der Umarmung schweren Treibeises, das von Schwingwellen und den wechselnden Gezeiten wuchtig gegen die Schiffsplanken, gegen Steuer und Schraube gepreflst wurde. Andermal salsen wir in stiller Mittagsstunde bei lachendem Sonnenscheine auf Deck und blickten hinüber nach dem in merkwürdiger Luftspiegelung dalie- genden Lande, dem Ziele unserer Wünsche, von dem uns ein unübersehbares Feld von weilsen, grünen und blauen Eisschollen trennte, das sich fortwährend dahinbewegte, durcheinanderschob und uns mitnahm. Oder wir schauten der untergehenden Sonne zu, die auf den kleinen und grofsen Wasserflächen zwischen den Schollen die wunderbarsten dunkeln Farbtöne hervorzauberte. Danu spielte wohl ein Pärchen Gryli-Lummen zutraulich neben dem Schiffe, oder einzelne Dickschnabel-Lummen verschwanden tauchend minutenlang im Wasser, um sich die Abendmahlzeit zu fischen. Und eine einsame Eismöve flog weit oben in der Luft dem Lande zu. Wie gern hätte ich sie begleitet und doch, wie Schön war es auch wieder mitten im Eise! Die meisten von den Vogelarten, die wir an der Küste von Resolution Island beobachte- ten, zeigten sich hier gleichfalls in unsrer Nähe, sobald etwas offenes Wasser entstand. Mehrmals beobachteteich ferner Tringa canutus, CUrymophilus fulicarius und Phalaropus lobatus und zweimal je einen fast ganz weilsen Larus leucopterus. In dem einen Falle liefs sich das Exemplar auf eine Eisspitze in der Nähe des Schiffes nieder, weshalb ich es sicher ansprechen konnte. Bei weiteren mittelgrofsen Möven mit hellen Schwingen gelang mir dies dagegen nicht, und eine Jagd auf die Vögel war des unbeständigen und beweglichen Eises halber, das uns nur in wenigen Fällen ein Verlassen des Schiffes zu Fulse oder per Boot gestattete, unmöglich. Am 4. August zeigte sich das Eis zwischen uns und dem Lande etwas lockerer, und da wir nur noch für einen Tag Kohlen hatten, täglich aber mit der starken Strömung etwa 40 Seemeilen nach Norden drifteten, sollte der Durchbruch mit Aufbietung gröfster Energie und Umsicht von Seiten des Kapitäns und seiner Leute forciert werden. Wacker kämpfte nun das Schiff gegen die Eismassen, jeder schmale Spalt, jede lockere Stelle zwischen den Schollen wurde benutzt, hier und dort aber, 184 B. Hantzsch: wo der Durchgang völlig versperrt war, mufste das Eis mit Volldampf beiseite geschoben und zerbrochen werden. Endlich nach etwa fünfstündigem schweren Kampfe gelang der Sieg, und wir fuhren im offenen Wässer. Wie stolz stampfte nun unser gutes, unbeschädigt gebliebenes Schiff nach vollbrachter Tat, die uns wie eine Erlösung dünkte, dem Lande entgegen. Wie froh schaute ich auf die Schwärme gelbbrauner und weilser Larus glaucus, die sich auf den wenigen noch umhertreibenden Eis- schollen zur Abendruhe niederliefsen. Bei stiller, träumerischer Luft fuhren wir gegen 9 Uhr in den noch stark mit Eis angefüllten Hafen von Killinek (Port Burwell), kurze Zeit darauf stiegen die ersten schwarzhaarigen Eskimos auf Deck, und ich konnte die einsamen, felsigen Hügelketten betrachten, die mein Beob- achtungsgebiet darstellen sollten und die in tiefem, feierlichem Ernste, aber doch auch wieder in unendlicher Friedlichkeit grülsend zu mir herüberwinkten. Mein Leben inKillinek gestaltete sich zu einem einfachen, aber für meine Wünsche höchst angenehmen. Da unter den etwa 80, in der Hauptsache noch heidnischen Eskimos der Gegend seit 2 Jahren durch die Brüdergemeinde Mission getrieben wird, fand ich von Seiten der Missionare, nämlich des Deutschen Herrn Waldmann und des Engländers Mr. Perrett, nebst deren liebenswürdigen Gattinnen jederzeit bereitwillig Rat und Unter- stützung. Ich kann deshalb nicht umhin, ihnen auch an dieser Stelle für all die vielen meiner Person und meiner Tätigkeit gegoltenen Bemühungen meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Für die Zeit meines Aufenthaltes an der Station wurde mir die eine Hälfte eines kleinen Holzhauses überlassen, wo ich inmitten der eigenartigen Natur mehrere überaus glückliche Wochen verlebt habe. In dem Heiden Paksau, einem tüchtigen, etwa 50 Jahre alten Manne, fand ich einen zuverlässigen und geschickten, wenn freilich etwas starrköpfigen Begleiter, der mir bei reichlicher Vogelbeute auch präparieren half. Das Reisen injenen Gegenden ist, wie aus der Schilderung der verschiedenen Landschaftsformen deutlicher hervorgehen wird, beschwerlich. Da man an der ganzen Ostküste der Ungava Bai, zwischen Killinek und George River, nur zufälligerweise einige Eskimofamilien antrifft, nach der Labradorküste hin aber bis Aulatsivik, etwas nördlich von Nachvak, noch seltner Menschen wohnen, ist die einzige Möglichkeit für den sammelnden Natur- forscher, auf sich und eine ständige Begleitung allein angewiesen, per Boot die Küste entlang zu reisen, Zelt, Schlafsack und konservierte Nahrungsmittel, nebst allen nötigen Gebrauchs- gegenständen auf diese Weise zu transportieren, an günstigen Orten der Küste, wo sich Treibholz und Süfswasser finden, an Land zu gehen und von hier aus kleine Excursionen ins Innere auszuführen. Eine gründlichere Untersuchung von Gebieten, die weiter von der Küste entfernt liegen, wäre nur längs schifl- Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 185 barer Flüsse möglich, wovon im Nordosten Labradors jedoch kein einziger vorhanden ist, oder mit Schlitten, solange Schnee liegt. Die Erforschung gröfserer Seengebiete im Innern, die ja zoologisch stets vielversprechend sind, läfst sich nur durch Über- sommerung an dem betreffenden Gebiete bewerkstelligen, wozu viel Zeit und beträchtliche Geldmittel gehören. Mein kurzer Aufenthalt zwang mich auf alle Fälle, wenn es sich nicht um eintägige oder noch kürzere Ausflüge handelte, zu Boot die Küste entlang zu fahren. Grölsere derartige, bis neuntägige Excursionen führten mich die Ungava Bai abwärts bis über die Bucht Takpangajok hinaus, sowie auf die Ostküste Labradors, wo ich gegenüber dem mächtigen Kakkeviak eine Inselgruppe fand, deren grölste Insel ich zu Ehren meines heimatlichen Wohnortes „Neu-Plauen“ nannte. In all meinen folgenden Mitteilungen beschränke ich mich auf diese äufsersten Gebiete von N. O. Labrador, also etwa das Land nördlich von 59° 30‘ an, von dem ich unter kritischer Berücksichtigung der vorhandenen Litteratur, sowie der mündlichen Angaben der Bewohner ein ornithologisches Bild geben will. Dafs dieses in vieler Hinsicht unvollkommen ist, werde ich hoffentlich durch spätere Sendungen aus jenen Gebieten selbst noch erfahren. Immerhin dürfte die Kenntnis der charakteristischen und regelmäfsigen Vertreter der Avifauna wichtiger sein, als die Angabe aller seltnen Erscheinungen, deren Zahl schliefslich durch zufällige Irrgäste, gerade in jenen unwirtlichen Gegenden, wo alle Vögel so sehr zum Ziehen neigen, niemals völlig erschöpft wird. Das ganze in Frage kommende Gebiet zeigt zum weitaus gröfsten Teile felsige Berglandschaften, die in der Hauptsache aus Biotit-Gneis in allen möglichen Mischungsverhältnissen, hier und dort mit aufgelagerten Kalken und Tonschiefern von geringer Ausdehnung und Mächtigkeit bestehen. Die Hügel und Berge sind zwar nicht besonders hoch, bei Killinek nicht höher als 100—150 m, weiter im Osten bis ungefähr 500 m und im südöstlichen Teile des von mir in Betracht gezogenen Gebietes bis etwa 1000 m, in einzelnen Gipfeln vielleicht auch noch etwas höher aufsteigend, aber so felsig, schluchten- und tälerreich, dafs man fast immer über ein Gewirr von Steinen klettern oder auf- und abwärts steigen mufs. Die Eingeborenen kennen zwar in ihren Lieblingsjagdgründen die bequemsten und sichersten Verbindungen zwischen den einzelnen Ortlichkeiten, will man aber keine bestimmte Strecke zurücklegen, sondern spürt den leichtbeschwingten Vögeln nach, so mufs man im allgemeinen auf jede Fortbewegung in der Ebene verzichten. Besonders hinderlich sind die zahlreichen steilabfallenden Schluchten und senkrechten Absturzwände, die einen oft zu bedeutenden Um- wegen zwingen. Mehrmals verkletterte ich mich selbst mit meinem ortskundigen Begleiter derart, dafs wir keinen Ausweg fanden und gröfsere Strecken zurück mulsten. Alles das ist bei 186 B. Hantzsch: stillem, kühlem Wetter nicht schlimm, aber leider herrscht solches nur selten. Strahlt die warme Augustsonne hernieder, so wird man von den blutdürstigen Scharen zahlloser Mosquiten unablässig verfolgt, sodafs selbst der lästige Mückenschleier und die noch unangenehmeren Handschuhe keinen völligen Schutz sewähren. Andermal bläst ein scharfer Wind, oft so heftig, dafs man aller paar Minuten stehen bleiben und sich umdrehen mufs, um in Ruhe atmen zu können, oder aber, die ganze Landschaft wird von dickem Nebel verhängt, der nach mehrstündiger Wande- rung so stark durchnälst, dafs man die Kleider auswinden muls und das rostende Gewehr kaum rein bekommt. Bei heftigem Winde sind die Vögel oft völlig wie verschwunden. Ich habe mitunter 5, 6-stündige Excursionen gemeinsam mit meinem Eskimojäger unternommen, bereit, jeden Vogel zu schielsen, der vor die Flinte käme, aber nicht einen einzigen auch nur gesehen. Dann verstand ich, warum so wenige Ornithologen Lust verspüren, in derartigen rauhen Gegenden zu sammeln, wo noch dazu kaum die Aussicht vorhanden ist, neue Arten zu entdecken. Aber es wäre von meiner Seite aus, dem die tiefe Sehnsucht beständig jene einsamen Berglandschaften vor sein geistiges Auge zaubert, durchaus falsch, diese nur in solchem Lichte darzustellen. Manchmal, wenn auch nur selten, zeigen sie sich in so berückender Schönheit, dafs man dankbar die hohe Gnade empfindet, solches schauen zu können. Dann vergilst man all die vorangegangenen und nachfolgenden Beschwerden, fühlt sich wie in eine andre, höhere Welt versetzt, die so weit entfernt ist von dem sorgenvollen Dasein des Alltagslebens.. Gern trennte ich mich in solchen Stunden unter irgend einem Vorwande von meinen Begleitern, deren Sinn jedoch: keineswegs stumpf ist für die Schönheit ihrer Heimat, setzte mich oben ein wenig ins Gras und schaute hinab. Die Luft war so rein und durchsichtig, die fernsten Bergspitzen stiegen auf vor mir in feinem klaren Dufte, die Sonne lag so golden über Tälern und Höhen, nicht mit heifsem, ermattendem Strahle, sondern frisch und rein wie die sanze Natur selbst. Ein leiser Lufthauch zitterte über den Boden, ab und zu in geheimnisvollen Glockentönen anschwellend. Neben mir spielten zutrauliche Schneeammern und glänzten kleine Blumen. Unten aber breitete sich das glitzernde Meer aus, von leichten Wellen gekräuselt und hier und dort mit Eisschollen und einzelnen Eisbergen bedeckt. Und in all dem tiefen, weltfernen Frieden sind wir beiden, ich und mein Begleiter, vielleicht auf tageweit die einzigen Menschen, Menschen so frei und unabhängig, für den Augenblick nur gebunden durch die ewigen Gesetze der Natur. An vielen Stellen sind die Felsen dicht von verschiedenen Flechtenarten, weniger von Moosen überzogen, deren Gesamt- wirkung freilich zumeist doch nur eine dürftige und düstere ist. An geschützten Hängen, in Tälern, Schluchten und Felsspalten Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 137 wachsen aber auch Gräser, Kräuter und hübsche kleine Blumen. Je weiter man nach Süden kommt, besonders die Ungava Bai abwärts, desto mehr nimmt der Reichtum dieser Phanerogamen zu. In jenen, auch landschaftlich etwas weniger schroffen und wilden Gegenden findet man bereits Bergmatten von frischstem Grün. Bäume und höhere Sträucher fehlen allerdings vollständig, und selbst die niedrigen Holzgewächse sind kleiner und dürftiger, als in verschiedenen weiter nördlich gelegenen nachbarlichen Gebieten von Baffin Land, z. B. auf der Resolutions Insel, in der Umgebung des Kennedy Sees u. s. w. Ich habe auf meinen Excursionen in den nordöstlichsten Teilen von Labrador nur am Boden hinkriechende, kaum handbreit sich aufrichtende Sträuchlein gefunden, wodurch erklärlich wird, dafs gewisse Vogelarten, die sich mit ihrem Brutgeschäfte an Gesträuch binden, besonders Acanthis linaria, wohl an verschiedenen Stellen von Baffin Land noch zahlreich brüten, in der näheren und weiteren Umgebung von Killinek aber während der Fortpflanzungs- zeit fehlen. Das von mir in Betracht gezogene Gebiet ist in dieser Hinsicht auch ungünstiger, als die sich unmittelbar süd- wärts anschliefsenden Gegenden. Wenig entfernt von den Ortlich- keiten, auf die sich meine Hauptuntersuchungen bezogen, beginnt der Strauchwuchs und nimmt in der Ungava Bai so schnell zu, dafs sich schon bei George River richtiger Wald findet, was an der eigentlichen Labradorküste erst ein wenig südlich von Hebron, in Form von dürftigen Fichten, der Fall ist. Das Innere des Landes freilich scheint in dieser Hinsicht mehr begünstigt zu sein als die Küstengebiete. Häufig bildet sich auf eben und tief liegenden Plätzen, in natürlichen Gräben und auf Talsohlen Moorland, das allerdings selten eine dicke Humusschicht besitzt. Man läfst sich deshalb, mit den festen Eskimostiefeln angetan, auch kaum von einem Überqueren solcher nassen Flächen abhalten. Nur wenige Male brach ich durch die Pflanzenschicht bis knietief in einen tonigen und äulserst zähen Schlamm ein, aus dem man die Fülse nur mit Anstrengung wieder herausziehen kann. Meist sind die Moor- flächen üppiger und dichter als trockenere Lagen mit Moosen, Gräsern und anderen Pflanzen bedeckt.!) Mitunter bilden solch sumpfige Grasflächen die Sammelorte oder auch die Ausbreitungsgebiete von kleinen fliefsenden Gewässern. Eigentliche Bäche freilich, die eine regelrechte Quelle besitzen, sind gar nicht häufig und zumeist auch nur schmal und wasserarm, sodafs man sie, wenigstens an gewissen Stellen, bequem überschreiten kann. Sie bilden deshalb weder ein Verkehrshindernis, noch verleihen sie der Landschaft ein besonderes Gepräge. 1) Ich gehe in dieser Veröffentlichung auf alle nicht direkt auf die Avifauna bezüglichen Punkte nur soweit ein, als ich sie zum Verständnis derselben für nötig halte. 188 B. Hantzsch: Ungleich reicher ist das Gebiet dagegen an stehenden Gewässern. In der Umgebung von Killinek zeigt fast jede Boden- senkung einen kleinen oder gröfseren Teich, jedes eingeschlossene Tal einen See. Mitunter erblickt man von einem erhöhten Punkte aus eine ganze Menge solcher bergumkränzter Süfswasserflächen, die des- halb ein wichtiges Charakteristikum der Landschaft darstellen. Im allgemeinen wirken diese Bergseen düster, kalt und tot. Da der Winter sie ein halbes Jahr erstarren läfst, kann sich das organische Leben in ihnen nicht allzu reich entfalten. Sie beherbergen von Wirbeltieren, aufser verhältnismälsig sehr geringen Mengen von Wasservögeln, nur kleine Forellen (Salvelinus fontinalis), bilden aber die Entwickelungsorte für die unzähligen Mosquiten, deren Larven auch gewissen Vögeln zur Nahrung dienen. Die gröfseren Seen mögen sehr tief sein, wie mir von Eskinos versichert wurde, die mitunter ihre Kajaks (Fellboote) hinaustragen, um in der Mauser flugunfähige Schwimmvögel, besonders Enten, zu jagen. Andernteils kann man bei stürmischem Wetter selbst auf die Wassermengen dieser Seen schliefsen, da sich so lange und hohe Wellen bilden, dafs man am Meere zu stehen glaubt. Wahr- scheinlich frieren solch tiefe Gewässer im Winter nicht völlig aus. Oftersliegen die von Bächen gespeisten Seen so wenigüber dem Spiegel des Meeres, dafs die Flut, die an jenen Küsten bis 10 m Unterschied mit der Ebbe aufweist, sie erreicht und Brackwasser bildet. Der- artige Ortlichkeiten sind, besonders wenn sich zwischen Teich und Meer ein tieferer Zu- und Abflufs findet, von den Schwimmvögeln auch zu Brutplätzen besonders beliebt. — Auf sommerlichen Exkursionen bilden die grölseren Seen mitunter höchst unan- genehme Verkehrshindernisse. Man könnte oft so bequem das wenn auch stellenweise sumpfige Ufer entlang gehen, aber steil ins Wasser abfallende Felspartien hindern daran. So mufs man in weitem Bogen über die Berge klettern, um an die gegenüber- liegende Seite zu gelangen. An Inseln sind die ja meist tiefen Teiche und Seen arm. Landschaftlich ähneln sie häufig kleinen Meeresbuchten. K. Die ornithologisch reichste Ortlichkeit in jenen unwirtlichen Gebieten ist das Meer, das ja in weit höherem Grade fähig ist, einer gröflseren Menge von Individuen Nahrung zu bieten, als das kahle, öde Land. Es trifft sich also für den Ornithologen gut, dafs die lokalen Verhältnisse es gerade erfordern, möglichst viel per Boot die Küste entlang zu reisen, wo ihm dauernd die Mög- lichkeit geboten ist, in seinem Fache zu beobachten und zu sammeln. Wenigstens theoretisch kann dies gesagt werden, wenn auch die Praxis sich nicht selten als ungünstiger erweist. Zunächst ist es schon vorteilhaft, für die Excursionen ein möglichst kleines Boot zu verwenden, das sich auf dem Wasser nötigenfalls von einer Person allein handhaben läfst, mit dem man flache Meeres- stellen überfahren und dicht an das Ufer herankommen kann und das leicht genug ist, um von wenigen Personen auf den Strand | Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 189 gezogen zu werden. Schliefst man sich wandernden Eskimos an, von denen gewöhnlich nur die Frauen und Kinder in einem Boote, die Männer aber in ihren Kajaks nebenher fahren, so ist man in seinen Bewegungen sehr wenig frei und möchte sich um der All- gemeinheit willen selten darauf einlassen, den Vögeln nachzustellen. Das Mieten von Leuten aber für grölsere Excursionen verursacht Schwierigkeit, da zunächst schon das Land so überaus spärlich bevölkert ist und sodann auch ein geschickter Mann weder den Zwang irgendwelcher Vorschrift liebt, noch Gefallen daran findet, seine Familie zu verlassen, um sich einem Fremden anzuschliefsen, der sich noch dazu schwer mit ihm verständigen kann. Nimmt man mehrere Leute, so fühlen sie sich zwar wohler, doch bedarf man eines grölseren, weniger vorteilhaften Bootes, und auch das mitgeführte Zelt, sowie die Menge der Nahrungsmittel mufs der Zahl der Personen entsprechen. Weil aufserdem ein ge- schickter Eskimo durch Jagd und Fischfang unter günstigen Verhältnissen nicht nur reichlich Nahrung und Felle erwerben, sondern sich auch durch Abgabe der überflüssigen Beutestücke an den Handelsstationen mit europäischen Bedürfnissen versorgen kann, ist man bei einem Engagement veranlafst, ihn hoch genug zu bezahlen. Mein Hauptbegleiter erhielt täglich 1 Dollar (= 4,20 A); auf Excursionen nahmen wir reichlich Konserven zur Beköstigung mit und sorgten nur nebenbei durch Jagd und Fischfang für unsere Nahrung. Selbst wenn ich an der Missions- station weilte, mufste ich für die gewöhnlichen laufenden Ausgaben zum mindesten 10 Mark pro Tag rechnen. Ich führe dies des- halb an, weil man mitunter meint, das Leben in jenen Gegenden koste so gut wie nichts. Von einem Händler wurde mir gesagt, er glaube, auf einer Sammelreise in Labrador ein gutes Geschäft machen zu können. Ich halte dies für eine nicht im Lande heimische Person für ausgeschlossen. ; Nimmt man nun auf Excursionen nur einen Mann mit, wie ich es gewöhnlich tat, so erleichtert dies zwar das Reisen in viel- facher Beziehung, man ist aber genötigt, bei der Fortbewegung des Bootes und sonstigen Arbeiten am Lande tüchtig mit anzu- greifen. Hierdurch verliert man Zeit und Möglichkeit zur Beob- achtung und Erlegung der Vögel. Das Vorwärtskommen in jenen Gewässern bietet häufig grofse Schwierigkeiten, und es ist oft dringend erforderlich, die ganze Aufmerksamkeit nur auf die Sicherheit des Bootes zu richten, alles übrige aber, z. B. eben ornithologische Beobachtungen, zurückzustellen, um nicht das Leben aufs Spiel zu setzen. Das stille, glatte und dann oft so unendlich schöne Meer ist ja gewöhnlich nur selten, auf unbestimmte Zeit und auch blofs an geschützten Küsten und in Buchten anzutreffen. An vielen Stellen der von mir besuchten Meeresteile, besonders um Kaps herum und in Meeresstrafsen, finden sich regelmäßig starke Strömungen, die nur von ortskundigen Eingeborenen, die auf 190 B. Hantzsch: das umsichtigste alle Vorteile beachten, überwunden werden können. Wie in einem Kochtopfe wallt und brodelt oft das Wasser, und mitunter wird das kleine Boot derart vom Strudel ergriffen und trotz heftigstem Rudern unbezwingbar im Kreise kerumgedreht, dafs es rettungslos mit Mann und Maus verloren ist, wenn esan Klippen oder Eisschollen stöfst. In der Mac Lelan Strafse (Ike- rasak), die die Ungava Bai mit dem Atlantischen Ozean verbindet, sah ich Eisschollen schnell wie Eisenbahnzüge in der Strömung treiben. Dann heilst es geduldig, oft, tagelang, am Lande warten, bis der erfahrene Führer erkennt, dafs augenblicklich die gröfst- mögliche Ruhe eingetreten ist, was von dem Fallen und Steigen der Gezeiten, sowie vom Winde abhängig ist. Nun bricht man sofort auf und mufs jede noch so interessante sonstige Tätigkeit im Stiche lassen, um die Gunst des Meeres zu benutzen. Ohne weiteres fügte ich mich in dieser Beziehung meinem erfahrenen Begleiter; wacker kämpften wir gemeinsam gegen die gewaltigen Meeresmächte und waren dann glücklich, sangen und lachten, wenn wir in sicherer Bucht am rauchenden Holzfeuer safsen und Fische und Tee kochten oder uns ermüdet im kleinen Zelte neben- einander legten. — Gewisse Gebiete können der Strömung wegen überhaupt nur selten erreicht werden, so z. B. die Button Inseln nördlich von Killinek, die ich gern besucht hätte. Blofs wenn das Meer völlig eisfrei ist und Windstille herrscht, wagen die Eingeborenen, die Gray Strafse kreuzend dahin zu fahren. Mein Begleiter war, bevor ich ihn engagierte, mit zwei andern Männern im Kajak auf Eisbärenjagd dort gewesen. Die Leute kehrten aber, trotzdem sie drei alte Bären gesehen hatten, ohne Jagd- erfolg so schnell wie möglich über die Gray Strafse zurück, als sich Anzeichen für ungünstiges Wetter einstellten. Fremde, des Fahrwassers unkundige Eskimos wagen sich allein überhaupt nicht hinüber. Sehr zahlreich finden sich in all diesen Küstengebieten, besonders auch die ganze Ungava Bai abwärts, Klippen und Felseninseln im Meere. Da der Unterschied zwischen Ebbe und Flut, wie schon bemerkt, in jenen Gewässern bis 10 m beträgt, ragen die der Schifffahrt so gefährlichen Riffe mitunter hoch aus dem Wasser empor, während andermal kaum die sich an ihnen brechenden Wellen als Warnungszeichen dienen können. Manche Klippen sind bei Hochwasser überhaupt ungefährlich, während sie bei Ebbe verhängnisvoll werden. Natürlich spielt der Tiefgang des Schiffes eine wesentliche Rolle Grofse Fahrzeuge kommen an der östlichen Ungava Küste mit Recht überhaupt nicht in die Nähe des Landes, weshalb auch bis jetzt das ganze Gebiet karto- graphisch noch durchaus ungenau aufgenommen ist. Besonders gefährlich werden die Riffe natürlich in Verbindung mit den Strömungen, und selbst mancher von Kind auf mit dem Meere vertraute Eskimo hat durch verhängnisvolles Anstofsen seinen Tod gefunden. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 191 Bei stürmischem Wetter ist das Reisen auf dem Meere vollends unsicher. Mit einem guten, festen Boote und mehreren Leuten zur Bedienung kann man wohl wagen, in der Nähe der Küste auch bei starkem Winde zu segeln, es bereitet aber oft grolse Schwierigkeit und selbst Lebensgefahr, an Land zu gehen. Der Strand ist ja fast überall felsig, stellenweise auch, z. B. an der ganzen Nordostseite des Gebietes, also in der weiteren Um- gebung von Kap Chidley, steil ins Meer abfallend. Bei ungün- stigem Winde ist hier ein geschützter Platz für das Boot auf grolse Entfernungen hin kaum zu finden. Aber auch an weniger ge- fährlichen Stellen mu[s man darauf bedacht sein, sich unter dem Winde und zwar bei Hochwasser an das Land zu begeben, wenn man nicht die umständliche und keineswegs völlig sichere Ver- ankerung des Bootes wagt. Wir hatten manchmal, auch in den günstigen Teilen der Ungava Bai, stundenlang vergeblich gesucht, eine passende Stelle zu finden, wo das Boot wohlgeborgen liegen konnte und wo es für uns Treibholz und Sülswasser gab. Ist man aber doch genötigt, in diesen je nach den Gezeiten so überaus wechselnden Küstengegenden bei Ebbe an Land zu gehen, so mufs man das Boot entweder mittels Rollen über die Steine und Felsen hinaufziehen oder mit der steigenden Flut allmählich höher bringen, was bei Nacht eine schlimme Arbeit ist und wo- bei das Boot doch einmal an dem Felsen zerschellen kann. Mein Eskimobegleiter Paksau löste all diese Schwierigkeiten mit grölster Ruhe, Umsicht und Geschicklichkeit, sodals uns niemals ein ern- steres Unglück zustiels. — Ich schildere diese Einzelheiten deshalb, um dem Nichtkenner derartiger Gegenden eine Vorstellung vom Reisen daselbst zu geben und zugleich zu zeigen, wie viel Zeit und Kraft durch derartige Schwierigkeiten von der eigentlichen Haupttätigkeit des Forschers verloren geht. Flachstrand gikt es wenig, am häufigsten noch im innern Teile der Buchten, weiter im Süden der Ungava Bai Ostküste mehr als auf den Killinek Inseln, eigentlichen Sandstrand nur ausnahmsweise. Gröfsere Strecken davon fand ich südlich der Bucht Takpangajok ; sie waren, wie zu vermuten, verhältnismäfsig zahlreich von Strandläufern besucht. Im übrigen sind die Meeres- ufer mit Steinen und abgeschliffenen Felsblöcken bedeckt, die häufig dick von verschiedenartigen Tangen überzogen werden. Diese erschweren das Gehen noch mehr. Trüge man nicht die dünnsohligen und deshalb biegsamen Eskimostiefel, so würde man fortwährend ausgleiten. Geht man in der Nacht über diese Tange, zwischen denen sich oft auch etwas sandiger Schlamm angesam- melt hat, so funkelt und glitzert es häufig unter jedem Fulstritte: Das wundervolle Meeresleuchten, das bei nächtlichen Ruderfahrten in tausend Funken das Boot umsprüht, setzt sich auch bei Ebbe auf dem Strande fort, ein Beweis, dafs unzählige der phosphores- zierenden Crustaceen hier zurückbleiben und vielleicht auch von den Vögeln nächtlicherweile zufolge der auffälligen Leucht- kraft leichter gefunden und zur Nahrung benutzt werden. 192 B. Hantzsch: Bei nicht völlig sicherem Wetter ist es ratsam, sich auf Bootfahrten nicht allzusehr von der Küste zu entfernen. Die Eskimos sind in dieser Beziehung auch recht vorsichtig und machen lieber grofse Bogen als auf geradem Wege sich weit vom Lande wegzubegeben. Sehr häufig stellt sich nämlich binnen wenigen Minuten dicker Nebel ein, der auch den ortskundigen Eingeborenen den Überblick nimmt und, wenn vollends noch ungünstiger Wind kommt, in diesen gefährlichen Gewässern leicht verhängnisvoll werden kann. Als ich verschiedene Excursionen ausführte, um alte Eskimvgräber zu untersuchen und wichtige Objekte daraus mitnahm, gerieten meine heidnischen Begleiter und Begleiterinnen in abergläubisches Entsetzen, wenn Nebel eintrat, den sie scheinbar für etwas Gespenstisches halten. Das eine Mal überraschte uns vollends die Nacht, weil ich auf dem Heimwege ein paar Eiderenten verfolgt hatte, und da die Luft neblig wurde, war fast nichts mehr von der Küste zu sehen. Das Jubelrufen der mit Unruhe erfüllten Leute wollte kein Ende nehmen, als sich endlich die erleuchteten Zelte durch den nächtlichen Dunst blicken liefsen und wir wohlbehalten ans Land stiegen. — Hält der Nebel längere Zeit an, so nähern sich gewöhnlich viele Wasservögel, die sonst auf dem offenen Meere leben, der Küste. — Ja sie kommen scharenweise bis in die Buchten hinein, was von den Eingeborenen mit Freude begrülst wird. Die Männer begeben sich dann auf Vogeljagd und machen oft überraschendschnell reiche Beute, da die Vögel, besonders Lummen, Teiste, Eissturmvögel, Möven und Raubmöven, viel weniger scheu sind als sonst. Ich habe einige Male bei dickem Nebel im September nahe der Missionsstation Killinek Scharen von Hunderten und Tausenden dieser Vögel, besonders von Uria lomvia, beieinander gesehen, die allerdings, weil bereits auf der Herbstwanderung begriffen, viel und unruhig hin- und herstrichen. Klärt sich das Wetter auf, so sind die Vögel in kürzester Zeit wieder verschwunden; sie verteilen sich, allmählich südwärts ziehend, draufsen auf dem weiten Ozean, der ihnen grölsere Sicherheit und reichere Nahrung bietet und nicht zufriert. Die interessanteste Erscheinung des nordischen Meeres aber, seine gröfste Schönheit und zugleich auch seine gröfste Gefahr, bildet das Eis, das Eis in den so überaus mannigfachen Gestalten und Ausdehnungen, von der schaukelnden kleinen Scholle bis zum phantastisch geformten, riesenhaften Berge, und mit seinen duftig weifsen, grünen oder blauen, mitunter freilich auch schmutzig erdbraunen Farbtönen. Es ist, bei all seiner kalten Pracht und starren Grolsartigkeit, doch belebt durch das geheimnisvolle Wechselspiel der Gezeiten und die gewaltige Kraft des Windes. Bei seinem Auftreten verwandelt sich das düstere Meer in ein phantastisches Märchenland, zaubrisch erstrahlend, wenn die Morgensonne lachend drüberhinfährt, gespenstisch aufleuchtend, wenn die blassen, wundersamen Nordlichtschleier über den Himmel Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 193 ziehen. Freilich halb nur wirkt der Anblick auf den, der es dauernd sehen mufs oder auch auf einen solchen Menschen, der vom grolsen Schiffe aus in Gesellschaft vieler anderer darüber hinschaut. Mir sind jene Erinnerungen daran am tiefsten eingeprägt, da ich mich allein mit meinem Eskimomanne durch das Eis der Ungava Bai hindurcharbeitete und des Nachts von dem krachenden Bersten auftauender Eisberge im Schlafe erschreckt wurde. Damals gab es auch viele Vögel im Eise, wenngleich es meist gefährlich oder sogar unmöglich war sie zu erlegen. Bei Wind und Strömung konnten wir überhaupt nicht zwischen die treibenden Schollen, und wenn stilles Wetter herrschte, kamen wir bei dem mühsamen Hindurchwinden des Bootes auch nur langsam vorwärts. Und die Schwimmvögel wissen sich im Eise so gut zu verstecken, die Möven und Strandläufer aber fliegen gewöhnlich eher von ihren Ruheplätzen weg, als man sich schwer- fällig auf Schuflsweite durchgearbeitet hat. Schüsse auf vorbei- fliegende Vögel sind deshalb noch am häufigsten abzugeben, doch ist es mitunter nicht möglich, die glücklich zur Strecke gebrachte Beute zwischen den Schollen zu finden und zu holen. Wenn auch in den von mir geschilderten Gebieten das Eis nicht das ganze Jahr hindurch das Meer bedeckt, so ist dieses doch nur wenige Monate oder sogar blofs Wochen völlig frei davon. Die Verschiedenheit der einzelnen Jahre scheint allerdings ziemlich bedeutend zu sein; freilich liegen eingehendere Aufzeichnungen hierüber nicht vor, da die Gegend sehr wenig besucht wird. Im allgemeinen dürfte die nordöstliche Ungava Bai von Mitte August bis Ende September sich am besten für den Schiffsverkehr eignen, da später im Jahre häufig Stürme, Nebel und Schneetreiben Gefahr bringen. 1906 freilich wurde die Killineker Bucht erst vom 22. September an gänzlich eisfrei. In der Regel liegt zu dieser Zeit schon dauernder Neuschnee auf dem Lande (1905 vom 15. September an !/), m hoch), und im November beginnt. das Meer an den Küsten wieder zuzufrieren. Im Jahre 1906 hatten wir nach dem ungünstigen Sommer einen selten langen und warmen Herbst, sodals zwar von Anfang September an Schnee fiel, dieser aber bis in den Oktober hinein an den tiefer gelegenen Örtlich- keiten immer wieder verschwand. Auch das sich auf dem Meere bildende Jungeis hatte noch nicht die Kraft, den durch Wind und Gezeiten herbeigeführten Bewegungen des Wassers zu widerstehen. Da ich mich nur von Ende Juli bis Mitte Oktober in jenen Gebieten aufhielt, will ich keine eingehendere Schilderung über das Vogelleben im Wechsel der Jahreszeiten geben; meine einmaligen Beobachtungen könnten auch leicht zu falschen Schlüssen führen. Soweit ich aber die Angaben der in Killinek ansässigen Missionare und Eingeborenen berücksichtige, dürfte etwa folgendes Geltung haben. Zeitig im Frühjahre, oft schon im März oder April, kommen die ersten Zugvögel zurück, besonders die Schneeammern. Journ, f. Orn. LVL Jahrg. April 1908, 13 194 B. Hantzsch: Bis gegen Ende Mai stellen sich allmählich auch die übrigen ein, doch scheinen die Ankunftsdaten sehr zu wechseln. Verschiedene Vogelarten sollen fast nur auf dem Frühjahrszuge, andere nur auf dem Herbstdurchzuge in der Gegend vorkommen. Der Juni ist, auch in ungünstigen Jahren, der Hauptbrut- monat. Treten aufsergewöhnliche Störungen durch die Witterung ein, so dürften gewisse Vögel das Brutgeschäft lieber gänzlich unter- lassen, als es bis zu einem erheblich späteren Zeitpunkte hinauszuschieben. In der Regel besitzt aber die Sonne zu dieser Jahreszeit genügend Kraft, die zur Fortpflanzung nötigen Bedin- gungen zu schaffen. Man sieht freilich während der nun folgenden Aufzuchtzeit der Jungen im Juli und August so zahlreiche ausgewachsene Individuen von Wasservögeln an Ortlichkeiten, wo sie schwerlich gebrütet haben können, dafs man kaum glauben möchte, dies seien alles noch nicht fortpflanzungsfähige jüngere Tiere. Oder tritt die Brutfähigkeit bei den nördlichen Vögeln erst in einem höheren Alter ein, als wir gegenwärtig annehmen und uns das ausgefärbte Federkleid mancher Arten, z. B. gewisser Strandläufer (Zringa canutus, Orymophilus fulicarius), Enten (z. B. Somateria) usw. vermuten läfst? Obgleich diese Fragen schon seit den Zeiten Faber’s (Hochnordische Vögel, 1826) oft genug besprochen wurden, sind sie doch für die meisten Arten immer noch ungenügend geklärt. Im August beginnt bereits wieder das Südwärtsstreichen der Regenpfeifer und schnepfenartigen Vögel, deren Junge nun schon flugfähig sind. Besonders häufig beobachtete ich die zutraulichen Actodromus fuscicollis, die ersten am 16. August, die lezten noch am 2. November an der Labradorküste bei Hoffenthal. Im allgemeinen aber war der Zug der Seevögel im Herbste 1906 unbeständig und ganz mit dem Wetter wechselnd, wohingegen die Landvögel in der Killineker Gegend sehr charakte- ristische Zugerscheinungen aufwiesen. Ende August wurden die einheimischen Schneeammern (Passerina) unruhig, kamen familienweise an samenreiche Ortlich- keiten und belebten die Gegend weit mehr als vorher. Anfang September verschwanden sie. Am 27. August beobachtete ich die erste Lerchenspornammer (Calcarius); vom 29. an wurde die Art gemein und hielt sich als die häufigste bis Mitte September. Die Schneeammern traten zu dieser Zeit nur in kleinen Flügen auf, wobei es sich allem Anscheine nach um nördliche Durchzügler handelte. Aber auch die Lerchenspornammern nahmen wieder an Zahl ab, und an ihre Stelle kamen von Mitte September an Leinfinken (Acanthis linaria rostrata), von denen ich die ersten am 10. d. M. erlegte. Sie durchwanderten die Gegend etwa 14 Tage lang, worauf sie nebst Calcarius nur noch einzeln beobachtet wurden. Als sich Anfang Oktober stärkere Schnee- fälle einstellten, erschienen durchziehende Schneehühner (Lagopus rupestris), von denen ich die ersten am 4. Oktober Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 195 erbeutete. Bis zu meiner Abreise am 11. d. M. wurden täglich Scharen davon beobachtet. Zu derselben Zeit, wie schon einige Tage vorher, kamen wiederum Schneeammern und zwar in grofsen Gesellschaften; die ersten Züge waren scheu und unruhig, die späteren aber, vielleicht ermüdet und hungrig, überaus zu- traulich. Verschwinden jedoch endlich all diese Landvögel, je nach der Witterung eher oder später, so treiben sich nur noch einzelne Raben und Schneeeulen in der Gegend umher, besonders in der Nähe menschlicher Wohnstätten; sie versuchen gewöhnlich auch während des Winters daselbst auszuhalten. Das Meer wird solange noch von Möven, Teisten, Lum- men, Krabbentauchern u.a. besucht, als es offen ist. Unter den Möven nähern sich jetzt auch die zierlichen Elfenbeinmöven dem Lande und kommen zutraulich und lüstern zu den Abfällen der Seehunde, die in dieser Zeit oft zu Dutzenden täglich in Netzen gefangen und am Ufer ausgeweidet werden. Wenn aber endlich die Winterkälte Meer und Land in Fesseln schlägt, so begeben sich auch diese Vögel an die Eiskante oder nach dem offenen Ozean hinaus, oder sie suchen die wenigen Stellen in der Nähe der Küste auf, wo allzustarke Strömung ein Zufrieren verhindert. Dann ist es tot auf den weiten Eis- und Schneeflächen ; nur der ruhelose Polarbär lauert an den Luftlöchern der Seehunde, und der hungrige Fuchs folgt seiner Fährte. Die Menschen aber zehren von den gesammelten Fleischvorräten und schlafen oder vergnügen sich bei schlechtem Wetter anderweit in ihren Schnee- hütten, bis der neue Frühling auch ihrer rauhen Heimat neuen Vogelsang beschert. Die Bedeutung der Vogelwelt für die Eskimos jener Gebiete ist auch gegenwärtig, nachdem sich Weifse dauernd unter ihnen niedergelassen haben und die Möglichkeit schwerer Hungers- not damit zurückgetreten ist, noch recht bedeutend. Für Menschen, deren einzige selbstzuerwerbende Nahrung durch Jagd und Fisch- fang gewonnen wird, gelten die Erträgnisse von seiten der Vogel- welt zwar als bescheidene, aber immerhin höchst beachtenswerte. Einen Unterschied zwischen nützlichen und schädlichen Vögeln, wie er für unsere Gegenden aufzustellen beliebt ist, kennt der Eskimo naturgemäls nicht. Ihm sind diejenigen Arten am liebsten, die nicht allzuschwer zu erlegen sind und die gröfsten und wohlschmeckendsten Portionen für den Kochtopf liefern. An weiteres denkt er, seinem ganzen leichtherzigen Temperamente zufolge, nicht viel, schont auch die Tiere in keiner Weise, sondern schielst, was ihm als eines Schusses wert vor die Flinte kommt. In dieser Hinsicht hat leider auch die christ- liche Kultur in den anderen Labradorgebieten wenig Besserung geschaffen. Kein Wunder, dafs nach allgemeiner Inbrauchnahme von Schiefsgewehren, sowie durch die Steigerung der Volksbe- dürfnisse, die selbst jenen entlegenen Örtlichkeiten zufolge der 13* 196 B. Hantzsch: dauernden Ansiedelung von Weilsen nicht ferngeblieben ist, eine nach Behauptung älterer Leute stellenweise recht merkliche Ab- pahme der Vogelwelt gespürt wird. Damit soll noch nicht ge- sagt sein, dals die Zahl der Individuen überhaupt wesentlich zurückginge. Aber die Vögel ziehen sich nach solchen Örtlich- keiten hin, wo sie keinen oder weniger auffälligen und unnatür- lichen Verfolgungen ausgesetzt sind und meiden mit instinktiver Klugheit die Gebiete, wo sie eines Öfteren Belästigung durch Schielswaffen erfuhren. Die kleinen Vögel werden nur selten verfolgt, höchstens dann, wenn sie zur Zugzeit in dichtgedrängten Scharen fliegen oder sitzen. Den gröfseren dagegen, besonders Eiderenten, Lummen, Teisten, Möven und Schneehühnern, stellt man zu Wasser und zu Lande eifrig nach. Von gewissen Arten, vor allem den Schneehühnern, liebt man den Genufs der rohen, möglichst noch warmen Eingeweide, von anderen verzehrt man diese nur bei dürftiger Jagdausbeute. Die erlegten Wasservögel werden gewöhnlich abgebalgt; dann schneidet man Kopf und Fülse weg, weidet sie aus und lälst den Körper in Seewasser nicht allzulange kochen. Vögel, die man einige Zeit aufbewahren will, legt man in der kälteren Jahreszeit meist in Federn an einen vor den Hunden geschützten Ort, in der warmen jedoch macht man sie wiezum Kochen fertig und läfst sie dann an der Luft trocknen. | Die Federn der Vögel werden wenig benutzt. Früher stellte man, wie noch jetzt in Grönland, aus den Bälgen der Eiderenten durch Ausrupfen der Deckfedern Dunenfelle her, die man zu äulserst weichen und warmen Unterkleidern verwendete. Ein Sammeln der gewöhnlichen Federn findet nur gelegentlich für die Weifsen statt, da die Eskimos’ des von mir berücksichtigten Gebietes selbst keine Betten besitzen. Auf Veranlassung der Handelsstation in Killinek aber suchen sie die Eiderbrutplätze nach Dunen ab und hausen dann scheinbar in einer Weise da- selbst, dafs man befürchten muls, die Vögel werden über kurz oder lang die Gegend verlassen oder wenigstens an Zahl abnehmen. In*Bezug auf dieses Verhalten der Tierwelt gegenüber sollte die Mission durch Belehrung bemüht sein, den natürlichen Reichtum ‘des Landes bewahren, statt durch bedingungslosen Ankauf der- artig gewonnener Produkte untergraben zu helfen. Andere nor- dische Gebiete, z. B. Island, handeln in dieser Beziehung weit- aus vernünftiger und sollten bei Reformen viel mehr beachtet werden, als dies gegenwärtig geschieht. Wenn die Eingebornen beim Aufsuchen von Vogelbrutkolo- nien oder an irgendwelchen anderen Örtlichkeiten Eier finden, werden diese natürlich ohne weiteres mitgenommen und als will- kommene Abwechselung der gewöhnlichen Nahrung mit besonderem Wohlbehagen verzehrt. Doch besitzt die Gegend heutzutage nur noch einen einzigen wirklich gut besetzten Brutplatz, an dem, wie schon bemerkt, hauptsächlich Eiderenten zur Fortpflanzung Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 197 schreiten. Es sind dies mehrere kleine, nicht leicht zugängliche Inseln im äufsersten Nordosten des von mir in Betracht gezogenen Gebietes (an der Labradorküste). Der Eskimo ist aber nicht ausschlielslich der nüchtern nur auf Nahrungserwerb bedachte Verfolger der Vogelwelt. Er freut sich auch über die lebenden Geschöpfe und beobachtet sie aufmerksam, ohne immer die Absicht zu haben, darauf Jagd zu machen. Wenn er wertvollerer Beute, Seehunden oder Renntieren nachstellt, vermeidet er sowieso möglichst jeden anderen Schuls, um das Wild nicht zu vergrämen. Aufserdem versucht er, vom Fluge der Vögel auf das Wetter zu schlielsen, vom Auftreten ge- wisser Vogelarten auf das dies begründende Erscheinen gewisser Fische ; er beobachtet den Zusammenhang zwischen Jahreszeiten und Vogelzug und freut sich an dem frühlingsverkündenden Ge- sange von Schneeammer und Alpenlerche. Und diese alljährlich kommende und gehende Vogelwelt, die sich in unendliche Fernen aufschwingt und plötzlich wieder erscheint, die auch mit mannig- fachen sonstigen Fähigkeiten wohl ausgerüstet ist, besitzt für ihn, den Naturmenschen, etwas Merkwürdiges und Geheimnisvolles. Er umgibt sie mit dem poetischen Geiste heidnischen Aberglau- bens, der uns nüchternen Verstandesmenschen doch von hohem psychologischen Interesse ist. Als noch die Zauberei bei den Eskimos in Blüte stand, spielten gewisse Teile des Vogelkörpers, besonders Federn und Knochen, eine nicht unbedeutende Rolle. Auch als Amulette wurden sie benutzt, um dem Träger gewisse Eigenschaften der betreffenden Vogelart beizulegen oder ihm reiche Beute zu ver- schaffen. Der lebende Vogel galt mitunter als Bringer von Tod und Verderben, wenn sich die Tornget (Geister) oder die Zauberer und Hexen ihrer bedienten, um andern zu schaden. Erst wenige Monate vor meiner Ankunft in Killinek wollte man eine jener geheimnisvollen blutroten Möven gesehen haben, die von zauber- kundigen Frauen aus ihrem zurückgehaltenen Menstruationsblute . erzeugt werden können. Wohin ein solcher Vogel gesendet wird, da zieht Krankheit und Tod ein, und drei Männer im besten Alter waren damals nicht lange hintereinander in dem einen Hause gestorben. — In verschiedenen Sagen, die ich mir von einer alten Heidenfrau erzählen liefs, spielen Vögel eine wichtige Rolle. Das eine Mal ist es der Flügelknochen einer Schneeeule, den ein heiratslustiges junges Mädchen zum Manne nimmt und der sich nach Berührung mit ihrem Körper in eine grofse Schneeeule verwandelt. Sie wird von dem Vogel auf dessen hohes Felsennest getragen, wo sie in Sehnsucht nach den Menschen fast vergeht. Der Schneeeulenmann bringt ihr als Nahrung reichlich Vögel herbei, und sie benutzt heimlich alle Sehnen von diesen, um ein Seil daraus zu flechten. Endlich, als er ihr noch ein junges Renntier gebracht hat, ist es lang genug zum Herablassen. An demselben Tage erscheinen die 198 B. Hantzsch: Verwandten des Mädchens unten am Felsen, wie gerade der Vogel abwesend ist. Sie klettert an dem Seile hinunter und geht zu den Leuten in das Zelt. Bald darauf kehrt der Eulen- mann zurück und sucht seine verschwundene Frau. Er über- fliegt auch das Zelt, wird von einem der Männer durch einen Pfeilschufs getötet und fällt als Flügelknochen verwandelt zur Erde herab. — Oder es ist der grolse Eistaucher (Urinator imber), der einem durch Zauberei seiner bösen Stiefmutter erblindeten Jünglinge befiehlt, sich im Wasser des Teiches, auf dem er selbst schwimmt, zu waschen, worauf die Blindheit gehoben wird. Nun läfst sich der Vogel von dem Geheilten anfassen und nach Hause tragen, wo er zuletzt riesenhaft an- wächst, die böse Stiefmutter unter schrecklichem Geschrei anfällt und ins Meer stürzt. — Der Rabe ist bei den Eskimos ebenso- gut wie bei andern Völkern als kluger Vogel bekannt und tritt mitunter in ganz ähnlicher Weise auf wie in unsern Sagen. Dafs man ihn auch für eitel hält, erfuhr ich aus einer kleinen Fabel, die ich zum Schlusse erzählen will: Der Tullik (Eis- taucher) und der Tullugak (Rabe) färbten sich gegenseitig in der alten Zeit. Der kluge Rabe bemalte den Tullik zuerst: unterseits weifs, oben aber schwarz mit weilsen Flecken. Dann machte es der Tullik ebenso mit dem Tullugak, bis alle Farbe verbraucht war. Aber der Tullugak war eitel und sprach: „Ich will nicht geradeso aussehen wie du!“ Da flog der Tullik zu dem Erdhause der Innuit (Menschen), die gerade fortgegangenwaren, und stahl die steinerne Tranlampe. Mit dem schmutzigen Seehundsöle darin bestrich er den Tullugak, und seit der Zeit sehen alle Raben schwarz aus. — Am 11. Oktober nahm ich Abschied von meinen stillen Bergen und Tälern, die nun allmählich ein winterliches Aussehen gewannen, Abschied auch von den freundlichen Menschen, die mich bei meinen Arbeiten unterstützt und im übrigen versucht hatten, mir den Aufenthalt in ihrer Gegend so angenehm wie möglich zu machen. Ich begab mich an Bord der Harmony, die trotz der späten Jahreszeit ungehindert nach Killinek zurückgekehrt war. Gegen 3 Uhr lichteten wir die Anker und dampften bei düsterer Wolkenstimmung nach der Gray Strafse. In seltener Abendklarheit lagen die Button Inseln, etwas später auch das geographisch unsichere Kap Chidley vor uns. Wir traten in den Atlantischen Ozean ein, um nun die Labradorküste abwärts fahrend in sämtlichen der 6 Stationen der Brüdergemeinde, nämlich Rama, Hebron, Okak, Nain, Hoffenthal und Maggovik vor Anker zu gehen. Wir hielten uns 3 bis 9 Tage an den einzelnen Orten auf, sodafs ich Zeit hatte, die Gegend wenigstens flüchtig zu durchstreifen. Doch war die Vogelwelt, mit Ausnahme ziehender Schneeammern auf dem Lande und Krabbentauchern (Alle) auf dem Meere, in dieser vorgeschrittenen Jahreszeit überaus spärlich. Stundenlange Excursionen führten mir mehr- Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 199 mals keinen einzigen Vogel, ja überhaupt kein einziges Tier vor Augen. Bereits bei Rama findet sich bis mannshohes, dichtes Gebüsch von Birken und Weiden. Im Innern der Buchten südlich von Hebron beginnt niederer Fichtenwald, der bei Okak schon recht an unsere Forsten erinnert. Freilich sind die Bäume kürzer und gedrungener in ihrer Form, stehen mitunter locker und offen bei einander, anderwärts wieder so dicht, mit Unterholz verwachsen und abgebrochenen Zweigen erfüllt, dafs eine Durchquerung recht mühsam und zeitraubend ist. Aber diese Wälder erscheinen nur als Oasen, sind freilich nach dem Innern zu zahlreicher als in der Nähe der Küste, wo die Bevölkerung seit Jahrhunderten an ihrer Vernichtung gewirkt hat. Eine Neubildung ist bei dem überaus langsamen Wachstume der Bäume nur in verschwindend geringem Grade zu beobachten. Im übrigen zeigt die Landschaft wenig Unterschied mit dem Norden. Doch treten ebene, erdreiche Flächen in gröfserer Ausdehnung auf. Solche tragen stellenweise auch einen ziemlich kräftigen Pflanzenwuchs. An Teichen und Seen sind diese Gebiete ärmer als die nordöstliche Ungava Bai Küste; es finden sich aber zahlreichere fliefsende Gewässer, die zumeist allerdings nur geringe Gröfse besitzen. — Ich werde diese eigentliche Labradorküste im 2. Teile vorliegender Arbeit blofs andeutungsweise in Betracht ziehen. — Am 16. November langte ich in St. Johns, der Hauptstadt von Neufundland, an, verliefs dankbar die Harmony und ihre Besatzung, insbesondere den mir stets förderlichen, liebenswürdigen Captain J. E. Jackson, traf überaus günstig sofort Anschlufs mit dem Dampfer „Siberian“ der Allan Line nach Glasgow, wo ich am 26. November wohlbehalten an Land ging. Auf dieser Fahrt über den Ozean zeigten sich, soweit eine Beobachtung bei dem vielfach schlechten Wetter stattfand, nur Dreizehenmöven (Rissa) und Eissturmvögel (Fulmarus) in Menge als unsere Begleiter, zu denen sich erst in der Nähe von Irland und Schott- land weitere Arten gesellten. Einer der wenigen Mitpassagiere auf dieser späten Fahrt war der ornithologisch besonders wegen seiner Entenstudien und vortrefilichen Sammlung von Entenbälgen bekannte Mr. J. G. Millais aus Horsham in Sussex, mit dem ich auf diese Weise in freundschaftlichen Gedankenaustausch trat. Nach der Heimat zurückgekehrt bleibt mir zwar das volle Bewufstsein, bei der Kürze der zur Verfügung gestandenen Zeit die Ornithologie Nordostlabradors und der Ungava Bai keineswegs abschliefsend erforscht zu haben, immerhin aber dürfte die folgende Darstellung der einzelnen Vogelarten nicht nur einen neuen Beitrag zur Kenntnis der ornithologischen Verhältnisse jener Gebiete, sondern der arktischen Vogelwelt überhaupt bedeuten. ij 200 B, Hantzsch: In der Behandlung der einzelnen Arten werde ich mich kurz fassen, soweit es nicht besonders auffälligen und charakteristischen Vertretern der Avifauna gilt. In der Nomenklatur halte ich mich an den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft, bin mir aber wohl bewulst, dafs zahl- reiche Namen besonders in Bezug auf ihre Subspezieszugehörigkeit noch sehr der Prüfung und Verbesserung bedürfen. Die Fest- stellung, ob und inwieweit sich die Vertreter einer Spezies in den einzelnen geographischen Gebieten unterscheiden, mufs auch für das Studium der arktischen Vögel gegenwärtig als eine Haupt- aufgabe bezeichnet werden. Die Angaben der Litteratur sind in dieser Hinsicht vielfach unsicher, widersprechend und manchmal offenbar falsch. Der Mangel an eignem Untersuchungsmaterial zwingt mich aber in gewissen Fällen doch, mich, wenn auch widerstrebend, daran zu halten. Ich bringe auch die von den Eskimos der Gegend gebrauchten Namen der einzelnen Vogelarten, soweit solche überhaupt existieren oder wenigstens zu meiner Kenntnis kamen. Bezüglich der Orthographie derselben folge ich den allgemein von den Missionaren Labradors angewendeten Regeln. Doch möchte ich darauf hinweisen, dafs die Aussprache der Eingeborenen keineswegs völlig der nach unsrer deutschen Zunge gebildeten Schreibweise entspricht. I und e, u und o werden von ihnen oft nicht unter- schieden, ebensowenig k und g, p und b, t und d. Auf eine Unterscheidung des tiefen Kehllautes x, der manchmal an r oder gutturales ch erinnert mit unserm k habe ich verzichtet, da eine solche in zahlreichen Fällen nur willkürlich hätte geschehen können. Auch r und noch mehr rr ist Kehllaut und erinnert an das deutsche ch nach a. G wird zwischen zwei i-Lauten weich ausgesprochen, fast wie j, sonst aber, zwischen a und u, rauh, ebenfalls dem deutschen gutturalen ch ähnlich; gg klingt ein wenig heller, mehr dem deutschen ch nach e ähnlich. V nimmt eine Mittelstellung zwischen w und p ein. Die Aussprache von ts, ds, tj, dj, manchmal auch blols als j oder s geschrieben, ist schwierig und wechselnd, im allgemeinen an ein gestolsenes dsch erinnernd. Noch weniger ähnelt die Aussprache von |, 11, dl, tl, gl einem deutschen Laute; sie ist ein sehr verschieden- artig weich und mit breiter Zunge gestolsenes DI. Ng muß als ein Laut gesprochen werden, ebenso ai. Manchmal ist es aber, wie gesagt, kaum möglich, ein gehörtes Wort passend mit unsern Buchstaben wiederzugeben. — Bei der Feststellung und Erklärung der Vogelnamen waren mir die Herren Missionare Perrett und Waldmann behilflich, weiterhin richtete ich mich nach den Angaben der Labrador-Eskimo Wörterbücher von Friedrich Erdmann (I. Teil 1864, Il. Teil 1866 in Bautzen erschienen), sowie des von Missionar S. Weiz aufgestellten Verzeichnisses im Anhange zu Neumayer’s Werk über die Internationale Polarfor- schung 1882--1883, Band I, Berlin 1891, S. 99—101, und endlich Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 201 nach Theodor Bourquin’s vorzüglicher Grammatik der Eskimo- Sprache an der Labradorküste, 1891 erschienen. Der Verfasser dieser mühevollen Arbeit, Herr Pastor Bourquin in Herrnhut in Sa. hatte die grofse Güte, mein Verzeichnis durchzusehen und zu verbessern, sodals ich hoffen kann, auch in dieser Hinsicht gröbere Fehler zu vermeiden. Auf die von mir bei der Behandlung der einzelnen Vogel- arten benutzte Litteratur werde ich in jedem einzelnen Falle besonders hinweisen. Um aber bei den Zitaten unnötige Wieder- holungen zu vermeiden, führe ich bier die Arbeiten an, die ich oft erwähnen mufs und deshalb nur abgekürzt zitiere: Ludwig Kumlien, Contributions to the Natural History of Arctic America. Bulletin No. 15 of the United States Na- tional Museum. — Washington 1879. £ Lucian M. Turner, List of the birds of Labrador etc. Proceedings of the United States National Museum, vol. VIII 1885, p. 233—254. — Washington 1886. H.B. Bigelo w, Birds ofthe north-eastern coast of Labrador. Auk XIX, p. 24—31. — Cambridge Mass. 1902. John Macoun, Catalogue of Canadian Birds. Geological Survey of Canada. — Ottawa, part I 1900, part II 1903, part Ill 1904. C. W. G. Eifrig, Ornithological results of the Canadian ’Neptune‘ expedition to Hudson Bay and northward, 1903—1904. Auk XXII, p. 233—241. — Cambridge Mass. 1905. A. P. Low, Report on the Dominian Government Expedition to Hudson Bay and the Arctic Islands on board the D. G. S. Neptune, 19083—1904. Appendix II, p. 314—319. — Ottawa 1906. Frank M. Chapman, Handbook of Birds of Eastern North America, 7th edition. — New York 1906. Charles W. Townsend and GloverM. Allen, Birds of Labrador. Proceedings of the Boston Society of Natural History, vol. 33, No. 7, p. 277—428. — Boston 1907. — Zahlreiche persönliche Angaben verdanke ich Herrn Missio- nar W. Perrett, der sich seit Jahren lebhaft für die Vogelwelt Labradors interessiert und Eier und Bälge gesammelt hat. Auf das wenig vollständige Material an Vogeleiern, das ich selbst in früheren Jahren sowie während meiner Reise in Labrador von dortigen Arten erhielt, gehe ich in vorliegender Arbeit nicht ein, da die meisten Sachen nicht aus meinem speziellen Beob- achtungsgebiete kommen. Eine Nummerierung der von mir angeführten Spezies unterlasse ich, da das Vorkommen etlicher davon nicht durch authentisches Material belegt ist. Die Anzahl der für unser Ge- biet angegebenen Vogelarten beträgt fast 100; nicht viel mehr als 40, höchstens 50 dürften aber daselbst oder wenigstens in unmittelbarer Nachbarschaft nördlich und südlich brüten. Bei gewissen Arten ist freilich die Kenntnis der spezifischen, geschweige 202 B. Hantzsch: Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. denn subspezifischen Verschiedenheit noch gar nicht entgiltig fest- gelegt. Möchte die vorliegende Abhandlung, die aufser den kurzen Mitteilungen G. H. von Schubert’s (Correspondenz Nachrichten aus Labrador. Gelehrte Anzeigen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 18, München 1844) die erste diesbezügliche Arbeit in deutscher Sprache darstellt, ein wenig zur Klärung der ornithologischen Verhältnisse Labradors beitragen! Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. Von Herman Schalow. II. (Schluss von S. 72—121). Fam. Fringillidae. Passer domestica indicus Jard. & Selby. Passer indicus, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand, p.! 252 (1873). Passer domesticus ß. indicus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 173. Passer domesticus var. indicus, Pleske, M&em. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 18. Passer domesticus indicus, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 462. — Oberholser, ibid. 1900 p. 225. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 418. 26. 9' juv. Karanowskoe uschtschelje, 12. 11. 1902. Flügellänge 77 mm. Die Kopfseiten: des jungen Vogels lichtgrau nicht weils wie bei dem alten 9'. Kopf und Bürzel hell grau, letzterer lichter gefärbt. Keine Andeutung eines Super- ciliarstreifs. Die einzelnen schwarzen Federn des Kehlfleckes mit schmalen lichten Säumen. Diese Sperlingsform hat im west- lichen Asien eine ungemein weite Verbreitung, deren Grenzen aber noch festzustellen bleiben. Passer domestica indicus Jard. & Selby X P. hispanvolensis transcaspieus Tschusi. Das vorliegende Exemplar, zweifellos ein 9', bezeichnet: Narynkol, Sept. 1902, macht einen eigenartigen Eindruck. Ich würde es als eine neue Species ansprechen, wenn mehr als das eine Exemplar gesammelt worden wäre. So möchte ich es, wie oben aufgeführt, als Bastard bezeichnen. Die ganze Oberseite ist die von Passer domestica indicus (Flügelläuge 78 mm.) mit auffallend weilsen Halsseiten. Die Unterseite zeigt die ausgedehnt schwarze Kropf- u. Kehlfärbung von P. hispaniolensis transcaspieus, wobei die Abgrenzung gegen die Brust nicht scharf gezogen ist, sondern die characteristischen schwarzen Spitzflecke zeigt. An Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 203 den Seiten fehlt die lange schwarze Streifenzeichnung, die die typischen Weidensperlinge meist besitzen. Ich glaube, dafs hier eine Bastardierung des indischen Sperlings mit der von Tschusi beschriebenen Weidensperlingsform P. h. transcaspicus vorliegt, weil der typische P. h. hispaniolensis in den centralasiatischen Gebieten nicht vorkommt. Die Unterschiede zwischen beiden Formen liegen allein in der Färbung der Oberseite, die natürlich bei dem vorliegenden Stück für diese Frage nicht in Betracht kommt. E. von Homeyer (Orn. Mit. Wien 1883 p. 89) hat vielleicht ähnliche Individuen vom Altai in Händen gehabt. Er schreibt, 1. c. ‚‚die Art [Passer domesticus] ist noch nicht ganz klar gelegt, namentlich ist es auffällig, dafs Haussperlinge im Rohre des Ala kul gesehen wurden, was mehr auf Passer hispaniolensis schliefsen liefse. Nach den Angaben von Finsch sollen die erbeuteten Vögel den indischen ähnlich sein.“ Passer montana dilutus Richm. Passer montanus, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 18. — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 281. — ÖOustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 42. Passer montanus dilutus, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 575. — Schalow, J. f. ©. 1901 p. 440. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1906 S. 155. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 419. a. 24a. 0 ad. 15.10. 1902. b. 24b. J' ad. 8. 11. 1902. ©: Kaschgar d Kaschgar. Zwei sehr schön ausgefärbte alte 9° wurden gesammelt. Bei dem November-Vogel ist der Kehlfleck rein schwarz. Die Kopffärbung ist sebr schön licht chocoladenbraun. Die Vorder- brust zeigt einen lichten fahlen bräunlichen Ton, der nach den Weichen hin an Intensität zunimmt. Durch diese Färbung, die bei P. montana montana (L.) stets licht grau ist, unterscheidet, sich die Richmond’sche Subspecies, abgesehen von der helleren Ge- samtfärbung, allein schon von der typischen Art. Die vorlie- genden Stücke stimmen mit den von Dr. Holderer im Kaschgar- gebiet gesammelten überein. Bamberg (l. c.) hat die Eier dieser Subspecies beschrieben. Er weist darauf hin, dals sie in Mafsen und Gewicht vollständig an diejenigen typischer P. montanus, in Färbung und Fleckung aber an die Eier der Petronia Formen erinnern. Petronia petronia intermedia Hart. Pyrgita petronia, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 172. — Menz- bier, Ibis 1885 p. 353. Petronia stulta, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 2.117. % 204 Herman Schalow: Petronia petronia, Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 281. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 374. Petronia petronia intermedia,. Rothschild, Nov. Zool. 1902 p- 168. 82. Q ad. Westl. Ufer des Issik-kul. „Sehr nahe brevirostris Tacz. nur mit etwas stärkerem Schnabel.“ v. B. Ein schönes altes 2. Unterseite sehr licht, das Weils der- selben mit leichtem gelblichbräunlichen Ton. Die Streifen auf Kopf, Brust und an den Weichen characteristisch ausgeprägt. In den Weichen ziemlich dunkel. Fleckung an der Seite des Oberkörpers und auf dem Nacken deutlich angezeigt, nicht ver- waschen. Keine Spur von staubgrauem Anflug im Gefieder, durch welchen der nahe verwandte und angrenzend vorkommende Passer petronius exiguus Hellm. characterisiert wird. Der Turkestanvogel ist einer der gröfsten bekannten Steinsperlinge. P. petronius puteicola aus Palästina dürfte vielleicht noch etwas grölsere Malse aufweisen. Der dem P. ». intermedius nahestehende, aus Ost- Sibirien beschriebene P. p. brevirostris ist etwas kleiner und be- sitzt einen kleineren Schnabel. Das mir vorliegende ad. Q vom Tien-schan mifst: al. 105, caud. 61, tars. 19, rostr. 14 mm. Im ganzen Gebiet des Ti@n-schan kommt diese Form als Brutvogel vor und dürfte auch überall Standvogel sein. Mycerobas carnıpes (Hodgs.). Pleske, M&em. acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 16. Muycerobas carneiceps, Smallbones, J. f. O. 1906 S. 418. Pycnorhamphus carnipes, Oates, Fauna Brit. India, Bds, II p. 200 (1890). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 142 (1891). -- Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 461. — Walton, Ibis 1906 p. 225. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1906 S. 185. Coccothraustes carneipes, Radde-Walter, Vögel Transcasp. p. 28 (1892). Hesperiphona carneipes, Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Mose. 1896 p. 61. a. 57a. OS’ ad. Kaschka-su, 10. 11. 03. b. 57b. ad. . 10.1105) e. 1972 0 ad. d. 194. Q ad. e. 57b. © ad. Kaschka-su, ' 9. 11. 03. in nd..O "Bemiadins 10.71.1503: „Mycerobas carnipes merzbacheri Berl. u. Lev.‘ L. Bei den mir vorliegenden Exemplaren dieses schönen Finken, der überall in den Hochgebieten, in denen er lebt, sehr häufig sein mufs, sind kaum nennenswerte Farbendifferenzen zu ver- zeichnen. Bei den 2 im Winterkleide ist der Oberkopf etwas dunkler als bei denen aus den Frühlingsmonaten. Mit der dunkleren Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 205 Kopffärbung scheint eine geringere Ausdehnung der weifslichen Schaftstrichzeichnung auf den Ohrdecken verbunden zu sein. Das Aschgrau der Brust geht bei einzelnen Stücken um ein weniges tiefer auf die hintere Brust hinab, und die Unterschwanzdecken sind im allgemeinen fahlgrün, sodafs das Grau, welches die grünen Federn scharf umrandet, weniger intensiv hervortritt. Die Breite des weilsen Spiegels durchaus gleich. Die J' zeigen im Gefieder keine Unterschiede. Die Gröfsenverhältnisse des Schnabels und der Flügel sind Schwankungen unterworfen, die bei der Untersuchung eines gröfseren Materials, mit genauen Brutgebietangaben, die subspe- cifische Abtrennung differenzierter Formen ermöglichen könnten. Ich habe kein Urteil in dieser Frage, da mir Exemplare aus Indien fehlen, Hartert hat darauf hingewiesen, dafs in Sikkim eine kleine Form lebt, dafs neben dieser in dem genannten Gebiet aber auch eine gröfsere Subspecies vorzukommen scheint. Nach Rothschild scheinen die Q wie die jungen Q' der nördlicher wohnenden M. carnipes sich von den südlicheren durch bleicheres Colorit und durch ausgeprägtere Schaftstrichzeichnung des Bauches zu unter- scheiden. Auch sollen die indischen Vögel im allgemeinen ge- ringere Schnabeldimensionen aufweisen. Mit Bezug hierauf schreibt mir Graf Berlepsch, dafs die Tien-schan-Vögel merklich kleinere Schnäbel als diejenigen von Ferghana in seiner Sammlung, die wohl mit Himalaya Vögeln identisch sein werden, zeigen. Ich gebe nachstehend die Mafse einiger von mir gemessenen Stücke. Ich bemerke, dafs die Schnabellänge von dem sich in die Stirnbefiederung einsetzenden Basalende des Oberschnabels bis zur Spitze desselben, die Breite an der Basis des Unterkiefers und die Höhe von dem mittleren Teil des basalen Unterschnabels zum basalen Oberschnabel gemessen ist. Aus der Sammlung Dr. Merzbacher: Länge Breite Höhe Flügel 57a J' ad. Kaschka-su, 22. 15. 18. 118. 57b Q ad. N 20. 15. WE: 9. 57d Q ad. 21. 192,1,188441:8.195 Aus dem Museum v. Berlepsch: QO ad. Kara Karyk, 12. Juni 23. 17. 20. 121. J ad. 2ME 238 16. 182,0 118, Jg ad. Srachi- Maidan, 27. Mai 23. 17: 19. 118. Die vorstehenden Messungen zeigen, dals die letzteren Stücke, sämtlich in Turkestan gesammelt, gröfsere Schnabeldimen- sionen als die Merzbacher Exemplare besitzen. Die Flügellänge schwankt zwischen 118 und 121 mm. Das © mit 121 mm. Länge des Flügels zeigt einen ausgeprägt dickeren Schnabel. Es hat auch stärkere Schaftstrichelung auf der Brust. Bamberg führt einige Mafse der Schnäbel turkestanischer Exemplare auf. Er gibt für die Länge 20 mm, für die Breite 19 mm, also Malse, die zwischen den obigen liegen. Die Untersuchung eines gröfseren 206 Herman Schalow: Materials wird zeigen, ob in Turkestan zwei verschiedene Formen von M. carnipes mit getrennten Brutgebieten vorkommen. Fringilla coelebs coelebs L. Fringilla coelebs, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 173. — Pleske, Mem. Acad. imp. Peterbg. 1888 p. 16. 45.20 ad.“ Jubota,2. 11127902 Das vorliegende Exemplar ist vollständig identisch mit solchen aus Gebieten der westlich-palaearktischen Region. Sewer- zow bezeichnet den Buchfink als Wintervogel der Vorberge des Tiön-schan (bis ca 7000‘). Die Art mufs aber daselbst nicht häufig sein, da sie in den meisten Sammlungen fehlt. Fringilla montifringilla L. Bianchi, Mel. Biol. Bull. Acad. St. Pet. T. 12 1886 p. 649. — Pleske, M&m. Acad. Imp. St. Pet. T. 26, No. 3 p. 16 (1888). — Oates, Birds Brit. Ind. II, p. 233 (1890). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 27 (1891). — DBerezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 128 (1891). — Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. Imp. St. Pet. T. 13, 1891 p. 280. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris, 40 Ser. V, 1893 p. 45. — Smallbones, J. f, O. 1906 S. 418. a. 198. 9 ad. Ak-su, 1. 11. 1902. b. 86c. Q' ad. Kaschka-su, 2. 11. 1902. c. 86b. I ad. hl 931010. 0908. d. 27b. Q ad. 23. 9. 1902. e. 86a. Q ad. 28. 10. 1902. Der Bergfink geht auch im östlichen palaearktischen Gebiet im Winter aus der nördlichen Brutheimat nach dem Süden, — wie es scheint unter Vermeidung der’ centralasiatischen Wüsten- gebiete — im Westen nach den nordwestlichen Indien, im Osten nach Japan und China. Im Gebiet des westlichen Ti@n-schan ist er bereits im Jahre 1878 von Valerian Russow bei Tschinas sesammelt worden. Bemerkenswert ist der frühe Termin, an welchem die Gebrüder G. und M. Grum-Grzimailo diesen sub- arctischen Finken im centralen Asien antrafen. Sie sammelten ihn im Bogdo-ola Gebirge, das eine Schneegrenze bei 3682 m. besitzt, bereits um die Mitte des August, während ihn Bonvalot erst gegen Ende des Oktober am Tarim antraf, nachdem der Vogel das Massiv des Ti&n-schan überschritten. In dem gleichen Gebiet, an welchem die oben genannten Exemplare von Dr. Merzbacher im Herbst gesammelt wurden, ist die Art auch von Dr. Regel im Frühling — bei Baldschuan — gefunden worden. Sie scheint auf den gleichen Wegen, auf denen sie aus dem Norden nach dem Süden zieht, auch wieder in ihre Brutheimat zurückzuwandern. Im südlichen Altai brütet der Bergfink. Vielleicht nistet er auch noch in südlicheren Gebieten. Dr. Stoliczka sammelte Mitte und Ende April S' und 2 bei Panjah und Langarkish, Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 207 zwischen Kaschgar und Yarkand, und erwähnt, dafs sich die J' in vollem Hochzeitskleide befanden. Montifringilla brandti brandti (Bp.) Hartert, Vögel pal. Fauna p. 137 (1904). Leucosticte pamirensis, Sewerzow, Ibis 1883 p. 58. L. brandti, Sewerzow, Turk. Jevotn. p. 64 (1873). — Pleske, Mem. Acad. St. Pet. 1888 p. 16. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1894 p. 23. — Berezowski u. Bianchi, Aves Exped. Potanini, 1891 p. 39. — Richmond, Bull. U. St. Mus. 1896 p. 462. — Oberholser, ib. p. 225. — Walton, Ibis 1906 p. 232. Fringillauda brandti, Oates, Fauna Brit. Ind. Birds II p. 248 (1890) [pt.] Montifringilla haematopygia, Pleske, M&l. Biol. Bull. St. Pet. 1892 p. 281. Montifringilla brandti, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 32 (1891). — Schalow, J. f. ©. 1901 p. 442. — Rothschild, Novit. Zool. 1902 p. 167. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 418. a. 12a. 9 ad. sehr hoch, 25. 9. 1903. b. 12d478° ad. F 2. 18::1903: c. 12b. Q ad. R 16. 8. 1903. d. 12c. 2 ad. Kaschka-su, sehr hoch, 10. 11. 1902. e. a" ad. f. 65. 9 juv. Tien-schan, 29. 8. 1902. Die vorstehende Subspecies ist vielfach falsch gedeutet und von Hume, Skully, Pleske, Oates und auch von mir, in früheren Arbeiten, mit M. brandti haematopygia Gould. identifiziert worden. Die characteristischen Kennzeichen beider Formen werden in der ab- getragenen Winterkleidung, in welcher das Tier aus den Höhen der Gebirge bis zu 5—6000' hinabsteigt — Walton fand es im Sommer bei Nagartse 13000‘, ferner wurde es bis 19000° hoch angetroffen — etwas verwischt. Im ausgefärbten Sommerkleide bilden die Färbung der Oberflügeldecken wie des Uropygiums die diffe- rirenden Merkmale. Bei einigen der vorliegenden Exemplare besitzen auch die grauen Oberschwanzdecken wie die Bürzelfedern wenig bemerk- bare lichte hellrosenrote Säume. Die im Hochsommer gesam- melten Exemplare haben schwarze Schnäbel (Abbott, Walton), während die in den Monaten August bis Februar erlegten horn- gelbbräunliche mit dunklerer Spitze besitzen. Der Typus von Sewerzows M. pamirensis ist ein unaus- gefärbter Vogel. Dr. v. Rothschild hat aus dem Gebiet des südlichen Issik-kul 36 Jg! und 99, im Februar gesammelt, untersuchen können. Alle diese Vögel zeigen, wie er ausführte, eine gleichmäfsige Färbung und differiren nur in demVorhanden- sein oder Fehlen der blassen rötlichen Ränder an den Rücken- federn. Nach der Brutzeit geschossene Individuen zeigen nicht eine Spur von Rot auf den Uropygialfedern während Himalaya- 208 Herman Schalow: Vögel (= M. brandti haematopygia) selbst im abgetragenen Kleide deutliche rothe Randung der Unterrückenfedern aufweisen. Diesen Himalaya Vögeln fehlt jedes Roth auf den Flügeldeckfedern, welches dagegen M. brandti brandti in allen Kleidern besitzt. Montifringilla nemoricola altaica (Eversm.). Passer pulverulentus, Sewerzow, Turk. Jevotn. 1873 p. 64. Fringilauda altaica, Sewerzow, Ibis 1883 p. 60. Fringillauda altaica, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. Imp. St. Petersbg. 1886 S. 649. — Pleske, Me&m. Acad. Imp. St. Petersbg. 1888 S. 18. Montifringilla altaica, Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 S. 225. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 418. 65. © juv. Karanowski Schlucht, 29. 8. 1892. Bei dem vorliegenden jungen Q sind die Achselfedern graulich gefärbt. Die Ränder der Flügeldeckfedern gelblich rostbraun. Beide Federpartien sind verwischt und zeigen wenig ausgespro- chenen Färbungscharacter. Öherholser hat die mehrfach gesuchte Diagnose dieses Berg- finken von Eversmann (Bull. Naturf. Ges. Moskau 1848 S. 219) abgedruckt und noch einmal die Identität mit dem aus Indien von Stoliczka beschriebenen Fringillauda sordida (Journ. As. Soc. Bengal, 1868, S. 63) nachgewiesen. Acanthis cannabina merzbacheri Schal. Ornith. Manatsberichte 1907 S. 3 und 58. — Buturlin, ibid. S. 46. | Acanthis cannabina ß. bella, Sewerzow, J. f. O. 1875 8. 172 [pt.]. Acanthis cannabina Fringsllirostris, Smallbones. J. f. ©. 1906 S. 418. Linota cannabina var. bella, Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 16 [pt.]. Linota sanguinea, Buturlin, Ornith. Monatsber. 1907 S. 144. a.37c. J ad. Ak-su, 16. 9. 1903. b. 37a. 9 ad. Karanowski-Schlucht, 9. 8. 1903. c. 37b. 9 ad. Ak-su, 16: : 95.1903: d. 38b. Q ad. Kaschka su, 9. 10. 1902. e. 38a. 9 ad. 15..110. 1902 f. 37d. © juv. Kaschka-su, 24. 12. 1902. ad. &' (No 37 a): Stirn und Scheitel bräunlich mit helleren Federrändern. Am Scheitel kaum eine Andeutung von Rot. Hinterkopf und Genick graulichbraun. Nacken, Vorder-- und Hinterrücken dunkelkastanienbraun, die einzelnen Federn mit schmaler heller Umrandung. Bürzel wie der Rücken, eher etwas heller bräunlich. Oberschwanzdecken dunkelschwärzlichbraun mit hellen breiten weifsen Säumen. Die äufsersten Steuerfedern von der Farbe der Oberschwanzdecken mit breiten weilsen Säumen längs Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 209 der Innenfahne und sehr schmalen an der Aufsenfahne. Nach den mittleren Steuerfedern hin nimmt die weilse Umrandung der äulseren Fahne zu; die inneren Federn sind auf beiden Aufsenrändern gleich breit gesäumt. Auf dem zusammengelegten Schwanz zeigt sich Schwarz und Weifs in gleicher Ausdehnung. Seiten des Kopfes graulich wie das Genick. Kinn und Kehle schmutzig weifslich mit schmalen bräunlichen Schaftstrichen, die sich am mittleren Teil bis zum Kropf herab erstrecken. Halsseiten, Kropf und Vorderbrust zart rosenrot, Weichen bräunlich wie Hinterbrust und Bauch. Unterschwanzdecken schmutzig weilslich. Schulter- federn und Flügeldecken wie der Rücken dunkelkastanienbraun, heller gerandet. Primär- und Secundärschwingen dunkelschwarz- braun wie der Schwanz, die ersteren mit schmalen weifsen Aulsen- und breiteren Innensäumen wie schmalen weilsen Spitzen. Die Secundärschwingen mit breiteren, weilsen Endsäumen. Schnabel dunkelhornbraun, Tarsen desgleichen, Zehen schwärzlich. Das andere alte 0° ähnelt durchaus dem vorbeschriebenen, nur ist die Brust weniger intensiv rosenrot und die einzelnen Federn tragen hellere Säume. Die Kehle ist etwas stärker gestrichelt. Die Weichen zeigen mattere Färbung. juv. © (No. 37 d) Keine Spur von Rosa auf Kropf und Brust. Unterseite vom Kinn bis zu den Unterschwanzdecken bräunlich hell; auf Kropf, Kehle und an den Weichen tragen die einzelnen Federn bräunliche Schaftstriche. Oberseite düsterlehm- farbenbraun mit dunkleren Schaftstrichen, sodals die ganze Oberseite längsgestrichelt erscheint. Schwanz und Schwingen wie beim alten 9‘, nur die Säume der Federn sind statt weils bräunlich gefärbt. ad @ ähnelt dem jungen J'. Die Unterseite zeigt keinen ausgesprochen bräunlichen Farbenton sondern ist mehr hell- bräunlich. Die Schaftstrichelung auf Kropf und Oberbrust — bei einem anderen Exemplar auch auf Vorderbrust und Weichen — ist intensiver ausgeprägt. Genick grau wie beim 0‘. Rücken nicht dunkelkastanienbraun sondern matter rostfarben. Steuer- federn und Schwingen wie bei dem Q', aber schmaler hellgerandet. Bei einem © (No. 37 b) sind die Ränder der inneren Steuerfedern nicht weilslich sondern bräunlich wie beim jungen d'. Malse der gesammelten Exemplare: Fl. Schw. Schnabel Tarsus. 37a. Q' ad. 80 66 8 10 mm 37b. © ad. 81 66 [) Om, 32c © ad.)8l 68 9 Fe; 37d. 9 juv. 82 70 ) Imst; 38a. @ ad. 82 64 9 ERJ%; 38b. @ ad. 83 64 9.5 11 Acanthis cannabina merzbacheri steht dem A. c. fringillvrostris Bp. & Schleg. nahe, unterscheidet sich von diesem aber auf den ersten Blick durch die zartrosenrote Färbung von Kropf Jonrn. f. Orn. LVI. Jahrg. April 1908. 14 210 Herman Schalow: und Brust, welche bei der genannten Art leuchtend scharlach- rot gefärbt sind. Kopfseiten und Nacken sind dunkler grau, desgleichen der Rücken. Die rote Kopfplatte fehlt. Die Kehle scheint etwas breiter gestrichelt. Die Randung der Secundär- wie der Primärschwingen und der mittleren Steuerfedern ist breiter und lichter, sodals der Schwanz bedeutend weilser erscheint. Der von G. von Almäsy am 5. Juli 1900 in Zergalan gesammelte männliche Bluthänfling, welchen Smallbones als Acanthis cannabina fringillirostris Bp. & Schleg. aufführt (J. f. O. 1906 S. 418) gehört, wie ich mich überzeugen konnte, zu der von mir beschriebenen Subspecies. Das Stück befindet sich im Wiener Museum und wurde mir durch die Güte des Herrn Dr. Lorenz von Liburnau zugängig gemacht. Es gleicht voll- kommen den von Merzbacher gesammelten Exemplaren und zeigt die von mir oben für A. c. merzbacheri aufgeführten Merk- male. Ich möchte speciell noch darauf hinweisen, dafs auch dieses Stück, welches Anfang Juli gesammelt wurde — die Merzbacher’- schen Stücke sind Herbst und Wintervögel — kaum eire Andeutung von roter Stirn- und Scheitelfärbung zeigt, die bei A. ce. fringillirostris aufserordentlich intensiv auftritt. Auch in den Mafsen stimmt es mit den mir vorliegenden Exemplaren überein. Ein altes Männchen (vom 29. Mai) aus dem Museum Graf Berlepsch, welches mir zum Vergleich zur Verfügung gestellt wurde, und das in Margelan in Turkestan gesammelt wurde, gehört der Form A. ce. fringillirostris an. In diesen Gebieten müssen die Grenzen der Verbreitung beider Subspecies liegen. Ob eine A. cannabina Form im eigentlichen Pamirgebiet als Brutvogel vorkommt ist noch fraglich, wenn auch wahrscheinlich, da A. ce. fringillirostris am Karakasykpals, der von Ferghana nach dem Alai führt, gefunden worden ist, und, wenn die Bestimmung richtig, auch Bianchi Cannabina cannabina bella, die nach der Beschreibung die Bonaparte & Schlegel’sche Art zu sein scheint, von den westlichen Ausläufern des Pamir zur Brutzeit erhalten hat. Stolzmann führt Zinaria bella von Ferghana an. Die Angabe Harterts (Vögel der pal. Fauna, Heft 1. S. 75), dals A. e. frin- gillirostris vom Kaukasus und Kleinasien durch Persien, Afghanistan nach Turkestan und dem nördlichen Kaschmir geht wird vielleicht eine Einschränkung erfahren müssen. Über die genaue Verbreitung von A. c. merebacheri vermag ich vorläufig nichts zu sagen. Die Form.kommt nördlich und südlich des Tien-schan Massivs vor. Ob im Süden nur als Durchzügler mufs noch festgestellt werden. Wie weit sie nach Westen geht ist vorläufig unbekannt. In verschiedenen gedruckten Notizen (l. c) wie in Briefen hat sich S. A. Buturlin gegen die von mir aufgestellte Subspecies A. c. merzbacheri ausgesprochen. Ich stimme mit ihm darin vollständig überein, dafs die westlich palaearctische Acanthis Beiträge zur Vogelfauna ÜOentralasiens. 211 cannabina cannabina L. im westlichen und centralen Asien durch zwei verschiedene Formen vertreten ist. Dagegen glaube ich nicht, was aus den obigen Darlegungen schon hervorgeht, dals im Centralasien, den Ti@n-schan eingeschlossen, nur eine Acanthis Form vorkomme. Ich glaube annehmen zu dürfen, dals hier die Grenzen, bezw. die Grenzzwischengebiete des Vorkommens von A. ce. fringillirostris Bp. & Schleg. und A. c. merzbacheri Schal. liegen. Auf die Ausführungen Buturlins möchte ich noch das fol- gende erwidern: Linota fringillirostris wurde zuerst von Bonaparte u. Schlegel in der Monographie des Loxiens (1850) beschrieben und abge- bildet, nicht im Consp. gen. avium wie Buturlin (0. M. 1907 S. 46) irrtümlich annimmt. Denn an letzterer Stelle citirt Bonaparte bereits die Monographie. Als Fundort wird in dem letztgenannten Werke „Nepaul“, im Conspectus aber „ex Asia centrale“* gegeben. Hartert bemerkt bezüglich der Localität Nepal: der Typus wird wohl von Kaschmir stammen. Nach meiner Auffassung sind Nepal u. Centralasien zoogeographisch ganz verschiedene Begriffe. Ich möchte annehmen, dafs der Bonaparte’sche Typus weder aus Nepal, noch Centralasien oder Kaschmir sondern aus dem west- lichen Asien, vielleicht Persien oder Transkaukasien stammt. Denn, wie ich bereits an anderer Stelle auseinandergesetzt habe, stimmt der im Berliner Museum befindliche Typus von Acanthis bella Cabanis (Mus. Hein. l. p. 161, 1850) aus Syrien (ex Mss. Hemprich & Ehrenberg) vollständig mit der Abbildung überein, welche Bonaparte u. Schlegel in der Monographie von ihrer Linota frin- gillirostris geben. Buturlin bemerkt zwar, dafs durch eine alte Abbildung „bei so feineu Unterscheidungsmerkmalen ein ab- soluter Beweis unmöglich“ sei. Nun sind aber die Abbildungen in der Monographie des Loxiens ganz ausgezeichnet, und es sind ferner die Färbungscharaktere bei A.c. fringillirostris so intensiv ausgestaltet, dafs eine Abbildung ganz unglaublich schlecht sein mülste, wenn sie diese unterscheidenden Merkmale nicht wieder- geben würde. Aber nicht die vollständige Übereinstimmung der Abbildung von Bonaparte u Schlegel’s L. fringillirostris mit dem Typus von Cabanis’ Acanthis bella allein veranlalst mich, die beiden Formen für identisch zu halten. Bonaparte sagt aus- drücklich von seiner L. fringillirostris: „Les teintes rouges des individus males, que nous avons examines, sont en general plus vives que dans les linottes d’Europe et d’un rouge ponceau tres brillant, tandisque le: brun du dos est plus clair. La linotte du Nepaul differe moins sous ce rapport de celles qui viennent de la Syrie.“ Für mich geht hieraus die Identität beider Formen ganz zweifel- los hervor. A.c. fringillirostes Bp. et Schleg. (= A. bella Cab.) hat mit dem centralasiatischen Hänfling, mit zart rosenrotem Kropf und gleichfarbiger Brust, absolut nichts zu tun. 14* 212 Herman Schalow: Buturlin hat darauf hingewiesen, dafs dem centralasiatischen Hänfling der Name C. sanguwinea Landbeck gebühre. Dieser letztere Name ist ein nomen nudum (Correspondenzblatt des landw. Ver. in Württemberg, Stuttg. 1834 S. 31) und, wie aus der Stelle bei Landbeck hervorgeht, ein einfaches Synonym von A. cannabina cannabina L., als Name damit erledigt. Homeyer und Tancre haben irrtümlich den nackten Namen Landbecks auf sraue Hänflingsexemplare aus dem Altai bezogen (Mitth. Ornith. Ver. Wien, 1883, 8. 89). Siegeben keine Beschreibung sondern sagen nur, dals ihre Exemplare mattere Farben als deutsche Hänflinge hätten. Wahrscheinlich sind diese Altaivögel identisch mit den von mir eingehend beschriebenen A. cannabına merzbacheri. Und darauf mufs Wert gelegt werden, wenn auch Buturlin die Ansicht zu vertreten scheint, sofern ich ihn in seinen Ausführungen recht verstanden, dafs es bei dem Festlegen einer Art oder Subspecies nicht darauf ankommt, „dafs die Beschreibung entsprechend oder nicht sei“ (©. Monatsber. 1907 S. 144). Nach all’ diesen Erwägungen glaube ich mich im Augenblick berechtigt, dem centralasiatischen Hänfling den von mir vorgeschlagenen Namen A. c. merzbacheri zu belassen. Acanthis brevirostris Moore, sehr gut auf Tafel 26 in Hen- derson & Hume’s Lahore to Yarkand abgebildet, gehört zur Gruppe der A. flavirostris L. Dieser Art ähnlich ist die vor kurzem von Walton aus dem westlichen Tibet beschriebene L. rufostrigata (Bull. Brit. Ornith. Club, 28. Juni 1905 S. 93). Acanthis linaria linaria (L.). Acanthis linaria, Sewerzow, Turk. Jevotn. p. 64 (1873). Acanthis linaria var. ß. sibirica, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 8.173. Linota pallescens, Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 16. Linota linaria, v. Homeyer u. Tancre, Orn. Mitt. Wien 1883 P.89. JS. Hochweideplatz Karatschi, 28. 11. 1903. Ein typisches Männchen dieser Form im Winterkleid. Bürzel deutlich gestreift, Rücken dunkelbraun, mit helleren Säumen der einzelnen Federn. Kinnfleck grofs und ausgedehnt, von fast schwarzer Färbung. Brütend kommt nach den bis jetzt vorliegenden Beobachtungen eine Leinzeisigform im Tiön-schan nicht vor. Sewerzow bezeichnet sie in den von ihm durchforschten Gebieten überall nur als Winter- besucher. Ausgeschlossen scheint mir das Vorkommen zur Brutzeit nicht, da von Johansen, (Ornith. Jahrb. 1897 S. 127) am 5. Juli Exem- plare, die er als Acanthis linaria? bezeichnet, im südlichen Altai gefunden wurden. Deichler hat vom Karagai im Altai einen Vogel beschrieben, der von seiner Art „der Flufsgebiete des nördlichen Eismeeres‘ ziemlich erheblich abweicht. (Neuer Nau- Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 213 mann Bd. III, S. 309 — die Bände tragen seltsamerweise keine Emissionszahl —). Auch mit dem mir vorliegenden Ti@n-schan Stück hat dieser Altaivogel nichts zu tun. Was es ist, wulste Deichler nicht zu sagen. Dafs im Altai neben Exemplaren, die als Acanthis linaria linaria (L.) angesprochen werden müssen, auch solche von A. hornemanniü ezxilipes (Coues) vorkommen sollen, ist wiederholt, auch von dem trefflichen Erforscher des Tomsker Gebietes Johannsen, behauptet worden. Ob dies sicher der Fall ist, bleibt nachzuweisen. Gelegentlich meiner Bearbeitung der polaren Birkenzeisige (Vögel der Arctis S. 246 [1904]) habe ich ausgeführt, dafs die trefflichen Arbeiten von Deichler, Stejneger, Coues und Ridgway uns der Lösung der vielen Fragen, die bezüglich dieser Gruppe noch bestehen, nicht näher gebracht haben. Auch die Bearbeitung der Leinzeisige durch Hartert (Vögel pal. Fauna, Lfg. 1) läfst noch Vieles offen. Sicherlich hat der Genannte Recht, wenn er die von Deichler (l c.) auf- gestellten zwölf verschiedenen Formen der Leinzeisige verwirft, aber ich möchte mich der Ansicht zuneigen, dafs Hartert Formen zusammenzieht, die vielleicht getrennt werden könnten. Allerdings bedarf es zum Nachweis dessen eines gröfseren Materials als wir es besitzen. So hat z. B. Eugen von Homeyer in seinen Arbeiten zwei Leinzeisige aufgeführt, die unter seinem Namen gehen, und die beide von Hartert als Synonyme zu Acanthis hornemannü exilipes (Coues) — vielleicht mit Recht — gezogen werden. Die eine dieser beiden Arten ist Linaria sibirica (J. f. ©. 1879 S. 185). Homeyer schreibt a. a. O. „Linaria sibirica Sew. (in litt)‘ und sagt später, dafs die Exemplare, denen er den obigen Namen gibt, in seiner Sammlung vom Onon und Baikal stammen. Aus diesen Gebieten hat wahrscheinlich aber Sewerzow nie Exemplare gesehen. Sewerzow’s L. sibirica beziehen sich auf turkestanische Stücke (J. f. O. 1875 S. 173), sind also vielleicht mit den Exemplaren vom Baikal nicht identisch. Ein Jahr später — 1880 — beschreibt v. Homeyer eine Linaria pallescens aus Lappland (J. f. ©. 1880 S. 156). Diese neue Form soll identisch sein mit der 1879 aufgeführten L. siberica vom Baikal. Es mag sein. Ich glaube aber nicht, dafs die in Lappland als Brutvogel vorkommende Birkenzeisigform auch am Baikal vor- kommt, weder als Brut- noch als Zugvogel. Carduelis carduelis major (Tacz.). Acanthis carduelis major, Hartert, Vögel pal.Fauna, 5.69 (1903). Carduelis carduelis major, Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. Sc. Pet. 1892 S. 280. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 418. a. 3la. 2 ad. Sept. b. 32a. 2 ad. Sept. c. 32b. Q ad. (SP). 20. 11. 1902. „Anscheinend weibliche nicht ausgefärbte Vögel, unterscheiden sich von Kaukasus Vögeln durch stärkeren, massiveren Schnabel 214 Herman Schalow : und matteres, weniger rostlicheres Braun an den Brustseiten.“ v. B. Drei typische Vögel ohne Fundortangaben. Die Gebirgs- züge des nördlichen Tiön-schan, des Alatau, Tarbagatai, Altai und der Sajanischen Alpenketten bilden die südlichen Grenzen der Verbreitung dieser Form in Centralasien. Gemeinsam kommt dieser Stieglitz in den genannten sibirischen Gebieten mit Carduelis caniceps orientalis (Eversm.), dem gröfseren der beiden grauköpfigen Formen, vor, und geht mit diesem auch durch Turkestan bis in das nördliche Persien. Die Stieglitze dieses letzteren Gebietes bedürfen noch der Aufklärung. Neben Cardu- elis c. major und Ü. caniceps orientalis sollen noch ©. c. brevi- rostris (Sar.) (Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1889 p. 133) und die vor kurzem beschriebenen beiden Formen Ü. c. minor Bar. (Ornith. Monatsber. 1906 S. 47) und C. c. loudoni Sar. (ibid. S. 48) vorkommen. Wahrscheinlich tritt ©. c. major, wie auch Sarudny bemerkt, in Persien nicht mehr auf und wird daselbst durch €. c. minor Sar. ersetzt. Flügelmafse der letzteren Art schwanken bei 9° zwischen 73,4 und 82,5 mm, während dieselben bei (. c. major 83—89 mm betragen. Carduelis caniceps caniceps (Vig.). ©. caniceps, Pleske, Mem. Acad. Imp. St. Pet. 1888 p. 17. — Oates, Fauna Brit. India, Birds II, p. 225 (1890). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 28 (1891). — Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. Sc. St. Pet. 1892 p. 280. — Stolzmann, Bull. Imp. Moscou, 1897 p. 61. | ©. carduelis caniceps, Richmond, Bull. U. S. Nat. Mus. 189 . 461. : i CO. caniceps caniceps, Hart. Vögel pal. Fauna, p. 70 (1903). — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 418. a. 3l1b. Q' ad. Ak-su, 15. 2. 1903. „Mit viel längerem Schnabel und auch sonst gröfseren Dimensionen, auch hellerem Rot um den Schnabel als Vögel von Margelan.“ L. Die Ansicht von Oates, dafs die vorgenannte Art Indien bewohnt, durch Afghanistan, Turkestan und Centralasien bis zum nördlichen Sibirien geht, ist irrtümlich. Sie scheint die einzige Carduelis Form Indiens zu sein, in ihrem nördlichen Vorkommen aber durch die südlichen Vorberge des Ti@n-schan begrenzt zu werden. Nördlich des Tiön-schan wird sie durch CO. caniceps orientalis (Eversm.) ersetzt. Die von Russow im westlichen Tien-schan gesammelten Individuen gehören vielleicht zu dieser letztgenannten Subspecies. Desgleichen die von Rothschild (Novit. Zool. 1902 p. 166) aufgeführten, aus dem südlichen Ala-tau stammenden Exemplaren wie die vom Karakuss und Karatag (Bianchi, Mel. biol. 1886 p. 646). Allerdings versichert E. v. Homeyer, der in seinen Bestimmungen nicht immer correct ist, Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 215 dafs Vögel vom Altai ganz solchen von Turkestan gleichen. Auch Almäsy führt ©. c. caniceps vom nördlichen Abhang des Tiön- schan auf. Mit dem von Dr. Merzbacher gesammelten Exemplar wurden zwei weitere. der Art des Berliner Museums verglichen, mit denen es durchaus übereinstimmt. Sie ergaben die folgenden Schnabel- Mafse: Berl. Museum: Schnabellänge. Schnabelhöhe. Kaschka-su 2% 15 7 mm Karakolskoje J' 15 gr Coll. Merzbacher: Ort ? 15 8 Der Schnabel des 2 aus Kaschka-su erscheint durch die geringe Höhe ungemein lang und spitz. Zum Vergleich folgen hier die Schnabelmafse von vier Exemplaren von Ü. caniceps orientalis des Berliner Museunss, welche fast die gleichen Dimensionen aufweisen: Länge. Höhe. g' Issik-kul 15 7 mm EUER 15 an g' Samarkand 15 ale ? 14 1; Dagegen zeigen beide Formen in Bezug auf die Totallänge ganz bedeutende Unterschiede, (bei einer Differenz der Flügel von (©. c. orientalis von 86 gegen 80 mm bei Ü. c. caniceps): ©. ce. orientalis. Tot. Länge Issik-kul 135 mm „ 134 „ Samarkand J' ae ? Q 186%, Ü. c. caniceps Kaschka-su 9 115 „ Karokolskoje J' L17e ;, Merzbacher coll. J' 1165, Oraegithus pusillus pusillus (Pall.). Serinus pusillus, Sharpe, Sec. Miss. Yark. Aves p. 40 (1891). — Pleske, Mel. biol. Acad. Petsbg. 1892 p. 282. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 42 — Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 224. — Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 167. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 418. Metoponia pusilla, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand, p. 259 (1873). — Oates, Fauna Brit. Ind. Bds, 2, p. 230 (1890). — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 463. Oraegithus pusillus, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 p. 173. — Bianchi, Mel. biol. Acad. Pet. 1886 p. 647. — Pleske, Mem. Acad. Pet. 1888. p. 16. 216 Herman Schalow: a. 193a. 9 ad. Karanowski Schlucht, 25. 9. 02 b. 193b. J° ad. n 19. 9. 02 2258. Quad. e 1.:9.403 d. 25b. 9 jur. R 28. 9. 03 e. :25c. J' ad. 2334 fe 25d. 2 ad. 25242 oe. 256. Dad. 2544: „Etwas langschnäbliger als Vögel aus S. Turkestan und dem Himalaya“ v. B. Bei alten 5° scheint der olivenbräunliche Ton, welcher sich am Kopf, den Wangen und der Kehle zeigt, nur individuell aufzutreten. Bei sehr alten 9° ist die Stirnfärbung durchgehend tief orangerot, und zeigen die einzelnen Federn keine hellere, gelbliche Basis. Bei einigen der vorliegenden Stücke sind die Oberschwanzdecken allein weilslich ohne gelbe Randung. Die Männchen zeigen nach der Frühlingsmauser überall im Gefieder helle grauliche Säume und erscheinen daher im ganzen Habitus heller. Die orangefarbene Stirn- und Kopffärbung geht von der Schnabelbasis bis zu den Augen, aber nicht wie beim Herbstkleide über diese hinaus. Alte © zeigen am Kopf einen ziemlich intensiven oliven- bräunlichen Farbenton. Bei einem der gesammelten Q geht die Kehlfärbung tiefer auf die Brust hinab als dies bei den meisten der vorliegenden 9° der Fall ist. Doch ist die Kehlfärbung nicht schwarz sondern dunkelbraun. Die orangefarbene Kopf- platte fehlt dem alten Weibchen. Stirn, Scheitel und Hinter- kopf sind hier dunkelbräunlich mit leichtem rötlichen Schimmer. Das junge Q zeigt eine beinahe lichtbräunliche Färbung, am Kopf mit schwacher rötlicher Tönung. Der Schnabel des alten Q' schwarz, des alten © dunkelrotbraun. Die vorliegenden Exemplare zeigen die folgenden Malse: al.rostr. tars. caud. dig. med. c. ung. ung. 1933: 140.2 73:07 14 60 13 5 mm 193,29 .ad.7 797 14 61 13 Ds a adnzarT.: JA 260 13 Br 2916.75 ad. 274.87 14 60 13 Dos 25D.. 9, 3juv. 7A.nıT 14 59 13 Dee 95. Oak 75a Gd 13 Ba Ihre. Oral 7351 721,144 60 13 5 Aus den vorstehenden Messungen geht hervor, dals zwischen Q' und © keine Differenzen bestehen, im Gegensatz zu den Angaben, dals die @ etwas kleiner als die J' sein sollen. Auf- fallend ist die lange und schlanke Mittelzehe. Exemplare vom Himalaya und ebenso von Süd-Turkestan sollen etwas langflüge- liger als Tin-schan Vögel sein. Oates z. B. gibt 3,1 (= ca 77 mm.) Flügellänge. Ich besitze kein Material zum Vergleich. O. p. pusillus ist Brutvogel im Gebiet des Tien-schan. Er geht als solcher bis zu Höhen von 11000‘. Aus dem Tarim scheint er noch nicht nachgewiesen. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 217 Uragus sibirica sibirica (Pall.). Uragus sibirica, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 173. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. '1888 p. 16. -—- id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1891 p. 283. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 167. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905. S. 23. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 418. a. 34a © juv. Bir-basch 16. 9. 02 b. 34b X ad. N 16. 9. 02 c. 34c J juv. = 25.19.02: Die jungen 9° und Q desselben Monats stehen sich in der Färbung sehr nahe. Bei dem letzteren zeigen Vorderbrust und Weichen stärkere und ausgeprägtere dunklere Schaftstriche. Die Seiten des Körpers sind im allgemeinen etwas dunkler. Bei dem jungen 9° sind die Oberschwanzdecken dunkler rot als bei dem Q gleichen Alters. Almäsy hält diese Art nur für einen Winter- gast des nördlichen Ti@n-schan, doch dürften die Daten, an denen Merzbacher seine Exemplare erlegte, gegen diese Ansicht sprechen. Carpodacus rhodochlamys rhodochlamys (Brandt). ©. rhodochlamys, Pleske, Mem. Acad. Imp. St. Pet. 1888 p. lö. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 42 (1891). — Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. St. Pet. 1892 p. 282. —- Oustalet, Nouv. Arch. Mus. III, 1894 p. 32. — Richmond, Bull. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 576. — Bianchi, J. f. O. 1898 p. 117. — Rothschild, Novit. Zool. 1902 p. 167. — Smallbones, J. f. 0. 1906 S. 418. Propasser rhodochlamys, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand p. 259 (1873)? Propasser rhodomtopus, Biddneph, Ibis 1881 p. 156. Taf. 6. ©. rhodochlamys rhodochlamys, Hartert, Vögel pal. Fauna p. 100 (1903). a. 75a. J' ad. Bir-basch Berg. 118,11. 02. b. 1756. Vo ad. c. 185a. ad. d. 185b. 9' ad. Karanowski Schlucht 10. 1. 03. e. 75c. © ad. Kaschka-su. 29°10r.02: FTSE Or ad. g. 185d. 9 ad. „Oberseite mehr aschgrau, weniger bräunlich, Unterseite eben- falls mit mehr rostlichgrauem Ton.“ v. B. Die Supereiliarstreifen, die tief bis in den Nacken gehen und durch ein Frontalband verbunden sind, variieren ungemein in Bezug auf Breite und Intensität der glänzenden hellrosa Fär- bung. Bei einem Exemplar (185b) fehlt die Stirnverbindung bei- nahe gänzlich und daher an Ü. rhodochlamys grandis Blyth er- innernd. Das glänzende, für ©. rhodochlamys rhodochlamys cha- rakteristische Frontalband ist immer nur sub certa luce zu sehen. Wenn man den Vogel von der Brustseite bei auflallendem Licht “ 118 Herman Schalow: ansieht tritt es scharf und deutlich hervor und verschwindet vollständig bei Betrachtung des Balges von der Rückenseite. Die Federn des Rückens und der Flügeldecken mit zarten bräunlichen Säumen, die ersteren mit stark ausgeprägten Schaftstrichen. Achselfedern hell. Die Länge der Flügel schwankt zwischen 90 u. 92 mm, überschreitet mithin die Angabe Harterts für diese Art, der nur 87—91 notiert. Bei dem © variiert etwas das Braun der Oberseite, desgleichen die Streifung der Unterseite in Bezug auf Breite und Länge der Zeichnung, welche, scharf und deutlich charakterisiert, das © dieser Art vor jenem von Ü©. rubicilla rubicilla u. ©. rubicilla severtzovi unterscheidet. Beschreibung der Eier dieser Form bei Bamberg (Zeitschr. Ool. 1906. $. 171). Carpodacus rubicilla severtzovi Sharpe. C. severtzovi Sharpe, P. Z. S. 1886 p. 354. — Pleske, Mem. Acad. Imp. Sc. St. Pet. 1888 p. 15. — Oates, Fauna Brit. Ind. Birds II, p. 220 (1890). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 42 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Ill, 1894 p. 33. — Richmond, Bull. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 464, 575. — Bianchi, J. f. O. 1898 p. 107. — Oberholser, Bull. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 224. — Walton, Ibis 1906 p. 227. — Smallbones, J. f. O. 1906 8. 418. — C. rubicilla, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand p. 258 (1873). — David et Oustalet, Ois. Chine p. 551 (1877). C. rubieilla severtzovi, Hartert Vögel pal. Fauna p. 100 (1903). -- Bamberg, Zeitsch. Ool. 1906 S. 7. a. 78a. 9' ad. Kaschka-su 5: Oi b. 78b. S' ad. Karanowski Schlucht 16. 22508 c. 78c. 9 ad. Turgen-Ak-su Pals 1:11. 028 d.185 e. 0° ad. e. 78d. 2 ad. Karanowski-Schlucht 20. 12.08. 11754. O ad. Nachstehend gebe ich die Maflse der von Dr. Merzbacher gesammelten 6 Exemplare: Lg. tot. al. rostr. cauda. a. 170 118 15 83 mm b. 170 118 16 83T, (ee 181 122 16 YANuE d. 170 118 16 sa e: 170 115 16 83 % £ 173 115 16,5 Bu; Die vorliegenden Stücke besitzen ziemlich constante Schnabel- längen. Hartert gibt dieselben zwischen 13.5 und 15.5. Seine Mafse bleiben also um ein weniges hinter den meinigen zurück. Dasselbe gilt, mit einer Ausnahme (c), von den Flügeln. Drei der vorliegenden 9' stimmen in der Färbung vollständig überein. Ein Exemplar jedoch (ec), dessen Fundortangabe wohl nicht ganz sicher ist, das aber auch in der Nähe von Kaschka-su gesammelt GG Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 219 wurde, zeigt einige Abweichungen in der Färbung. Die subapi- calen Flecke auf Kropf u. Oberbrust erscheinen um ein geringes schmaler und gehen etwas tiefer hinab. Bauchfedern etwas ge- sättigter rosenrot. Nacken dunkler als bei den übrigen Exem- plaren. Schaftstrichelung des Rückens schwächer. Öhrendecken um ein geringes dunkler. Dieses 0° zeigt auch stärkere Grölsen- verhältnisse. Schnabellänge gleich der der übrigen Exemplare. Von den beiden © hat das eine etwas mehr Gelbbraun in der Färbung der Unterseite, und die Schaftstrichelung derselben ist nicht so intensiv dunkel. Vielleicht trägt das Exemplar f. das Sommerkleid, welches heller als das Wintergefieder sein dürfte. Die Eier dieser Subspecies werden vonBamberg, nach Gelegen aus Kisil-su, beschrieben. Im nördlichen Tiön-schan dürfte die Art nur Wintergast sein. Carpodacus erythrina roseata (Hodgs.) Carpodacus erythrinus, Henderson & Hume, Lahore to Yar- kand, p. 259 (1873). — Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 172. — id. Ibis 1883 p. 56. — Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 651. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1883 p. 15. — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 282. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 167. — Walton, Ibis 1906 p. 226. — Smallbones, J. f. O. 1906 8. 418 [?]. a. 67a. SQ’ ad. Karanowski Schlucht, 9. 6. 1903. b. 67 b. ad. 9.8. 1902. Die beiden mir vorliegenden 9° sind, verglichen mit typischen C. erythrina erythrina (Pall.), ausnehmend dunkelrot gefärbt, und ich stelle sie daher zu der von Hodgson aus Indien beschriebenen Form. Ich ziehe mit Rücksicht darauf, dafs die typische erythrına die innerasiatischen und indischen Gebiete nicht bewohnt, die vorstehend aufgeführten Literaturangaben zu Ü. e. roseata. Ob diese letztere von C. e. erythrina überhaupt zu sondern ist, steht für mich noch nicht ganz fest. Rothschild weist ausdrücklich darauf hin, dafs von drei von ihm untersuchten Exemplaren vom Issik-kul zwei 9° durchaus mit Vögeln vom Kaukasus überein- stimmten, während der dritte durch intensiveres Rot sich den “indischen Vögeln nähert. Die von den Gebrüdern Grum-Grzimailo in den Alpen der Umgegend von Shi-ning gesammelten 0° zeichnen sich durch äufserst intensiven Ton der roten Färbung aus. — Die Flügelläinge der beiden vorliegenden Exemplare beträgt 87 mm. Loxia curvirostra curvirostra L. Lozxia himalayana, Sewerzow J. f. O. 1875 S. 172. Loxia curvirostra, Pleske, Me&m. Acad. sc. St. Petersb. 1888 S. 15. — Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Moscou 1897 p. 63. — Small- bones, J. f. O. 1906 S. 417. . & ad. Kaschka-su, 22. 2. 1903. TI ad. 5.221903. a. 6 b. 7a. fs c. 7b. © ad. Karanowski Schlucht 27. 8. 92. 220 Herman Schalow: d. 8a. © juv. Kaschka-su 19.117203: e. 8b. 9 juv. r 10. 2. :08. f. 9a. Q' ad. Bosoga Tal 25.103 g.9b. J' ad. Kaschka-su 21. 8092 Ich ziehe die von Dr. Merzbacher im Tien-schan gesammelten Kreuzschnäbel zu der oben genannten Art, die, soweit ich die Literatur übersehe, aus dem eigentlichen Gebiet des Tien-schan als Brutvogel noch nicht bekannt ist, an den Punkten aber, an denen sie von Dr. Merzbacher gesammelt wurde, Brutvogel sein dürfte. Almäsy erlegte im September ein ad, 9' in Turgen, hält die Art aber nur für einen sporadischen Gast aus nördlicheren Gebieten. Pleske führt in seiner Revision der Turkestanischen ÖOrnis ein von Valerian Russow im Oktober gesammeltes 9° aus Samarkand, also westlich vom eigentlichen Ti@n-schan, auf. Sonst fehlen alle Beobachtungen über das Vorkommen dieser Art, deren Verbreitungsgebiet vom europäischen Rufsland durch ganz Sibirien bis zum Ochotskischen Meer reicht. Nachstehend gebe ich die Malse der gesammelten Exemplare: al. caud. tars. a. 100 12 17 mm b. 99 73 Tas, c. 99 72 10, d. 100 71 Tee: e, *j01 71 16% 5 f. 98 73 16%,% g. 98 71 167 Schnabelmalse: Länge des Höhe. Länge des Breite an Oberschnabels. Unterschnabels. der Stirn. art 17 11 12 7 mm bar 17 10 12 EN GH rg 14 13 Or a8 d.* 15 10 j1 gu, e. 16 11 12 2 r 17 12 14 TE g 17 12 15 9 Die vorstehend aufgeführten Malse ergeben kaum nennens- werte Variationen. Die mit einem Stern bezeichneten Exemplare sind links gekreuzt, d. h. der Oberschnabel überragt in der Längsachse des Balges den Unterschnabel nach der linken Seite. Von den vorliegenden 6 Exemplaren tragen zwei (9a. u. b.) das rote Kleid des alten Brutmännchens, zwei 9, im Monat Februar gesammelt, zeigen das bekannte gelbe, jugendliche Übergangskleid. Sie machen aber durchaus den Eindruck voll- ständig ausgefärbter alter Vögel, sodals ich beinahe annehmen möchte, es handle sich um 2 Individuen, die nach rotem wieder ein gelbes Alterskleid, wie das zuweilen, wenn auch wohl selten, im Freileben auftritt, angelegt haben. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 221 Mit Loxia curvirostra albiventris Swinh. haben die vorstehend besprochenen Exemplare nichts zu tun. Der Typus dieser Art wurde von Swinhoe auf dem Wege zwischen Peking und Canton, bei Tacheotze, gesammelt. Die Angabe in der Diagnose: „the abdomen and under tail coverts are white, the latter with large central arrow-head brown spots“ (P. Z. S. Londen 1870 p. 437) kennzeichnet diese Form vollständig. Die Verbreitung derselben scheint jedoch weit nach Westen zu reichen, da sie von Walter von Rothschild aus dem Tin schan, vom Ufer des Issik-kul nach Exemplaren, die von Tancr@’schen Sammlern gebracht wurden, verzeichnet wird (Novit. Zoolog. 1902 p. 166). Die Angaben von Sewerzow über das Vorkommen der Zwergform Lozia curvirostra himalayensis Blyth als Standvogel des Tiön-schan (vom Issik-kul) habe ich ohne Bedenken auf Loxia curvirostra curvirostra L. gedeutet. Der von Blyth beschriebene Kreuzschnabel ist den Gebirgszügen des Himalaya eigentümlich, erstreckt sich in seinem Vorkommen bis Tibet und nach dem west- lichen China. Aus dem centralen-Asien und zwar aus dem Südrande dieses ungeheueren Gebietes ist nur ein einziges Vorkommen dieser indischen Form registriert. Die Gebrüder Grum-Grzimailo sam- melten ein altes S'im August bei Babo-cho, im centralen Teil des Njan-schan Gebirges (Pleske, Ornitholog. Austausch der Expedition der Gebr. G. und M. Grum-Grzimailo, Mel. biol. Bull. Acad. imp. des Sciences St. Petersbg. T. XIII, Lief. 2. 1892 p. 283). Sewerzow führt für die Gebiete des Ala-tau, die dem nördlichen Tien-schan vorgelagert sind, noch Loxia leucoptera bifasciata (Brehm) auf. Sollte daselbst ein weilsbindiger Kreuz- schnabel vorkommen, so dürfte derselbe mit Loxia leucoptera elegans Hom. zu vereinen sein. Tschusi hat auf die interessante Tatsache hingewiesen, dafs Exemplare von Loxia curvirostra aus dem Gouvernement Tomsk sehr enge Beziehungen zu L. c. minor (Br.) aus Nordamerika aufweisen und diesen entschieden näher stehen als den typischen L. c. curvirostra. Emberiza calandra calandra L. Crithophaga miliaria, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 174. Cryptophaga miliaria, Bianchi, Mel. biol. Acad. Se. St. Petersbg. 1886 S. 652. 3 Emberiza miliaria, Pleske, M&m. Acad. St. Petersbg. 1886 . 20. a. 5l. Q' ad. Karanowski Schlucht. 20. 8. 03. b. 81. Q' ad. Kaisara 1.1.8: 02. Die mir vorliegenden Tiön-schan Vögel zeigen etwas lichteres Grau im Gesamtgefieder als solche aus der Provinz Brandenburg. Doch haben sie viele Ähnlichkeit mit Exemplaren aus dem westlichen Deutschland bezw. dem südlichen Frankreich. Stücke aus Klein-Asien und Persien kenne ich nicht. Dieselben sollen y aber bereits hellere Brustfärbung als europäische nach den Angaben Witherby’s (Ibis 1903 p. 520) besitzen. In Bezug auf Individuen aus dem westlichen Pamir betont Bianchi ausdrücklich, dals sie mit solchen aus dem westlich palaearctischen Faunen- gebiet, auch hinsichtlich der Gröfse, durchaus übereinstimmen. Ich pflichte der Ansicht Harterts vollkommen bei, dafs bei der Aufstellung subspecifischer Formen des Grauammers eine besondere Sorgfalt walten müsse, und dals nur auf Grund eines sehr grofsen Materials Trennungen vorzunehmen sind. Auch Parrot hat nach Bearbeitung des im Münchener Museums befind- lichen Materiales (Ornith. Jahrb. 1905 S. 101) die gleiche Ansicht ausgesprochen. E. calandra calandra überschreitet als Brutvogel nicht die Gebirgsketten des Hindu-kusch und des Himalaya nach Süden. Sie fehlt dem ganzen indischen Gebiet. Im Unter-Naryn, im Lon- kul und Tschatyr-kul, ferner im Karatau und im ganzen west- lichen Tiön-schan ist der Grauammer Standvogel, der als Brut- vogel zu Höhen von 6000‘ hinaufgeht. 2223 Herman Schalow: Emberiza citrinella erythrogenys Brehm. Emberiza citrinella, Sewerzow J. f. ©. 1875. S. 174. — Pleske, Me&m. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 19. Emberiza citrinella erythrogenys, Hartert, Vögel pal. Fauna, II Lfg. S. 169 (1904). a. 90a. J' juv. 22. 10. 02 590. Io Wadıı12. F10.702: Bei dem vorliegenden 9’ ad. sind Stirn und Scheitelseiten scharf dunkel gezeichnet. Vordere Scheitel schwefelgelb mit wenigen dunkleren Federchen. Kinr, ohne jede Andeutung von dunklerer Farbe, und obere Kehle rein schwefelgelb. Untere Bartstreifen durch wenige braunrötliche Federn angedeutet. Federränder der Oberseite hellbräunlich. Flügellänge von b. 91, von a. 89 mm. Die Angabe bei Hartert (l. c.) von 61—64 mm beruht auf einem Irrtum. Ich stelle diese beiden hellen, lichten Goldammern, faute de mieux, zu der obigen Brehm’schen Subspecies. Beim Ver- gleich einer gröfseren Anzahl von Exemplaren aus dem östlichen palaearktischen Gebiet wird diese Bestimmung vielleicht zu ändern sein. Im allgemeinen darf man wohl der Ansicht Parrots, die derselbe in seiner ausgezeichneten kritischen Übersicht der palaearctischen Emberiziden (Orn. Jahrb. 1905) ausgesprochen, dafs der Goldammer wenig Neigung zu Farbenvariationen aufweist, beipflichten. Aber es sind deren zweifellos doch verhanden, so die von Parrot selbst beschriebene E. eitrinella palukae aus der Gegend von Konstantinopel (ob dort Brutvögel ?), mit welcher übrigens das mir vorliegende von Merzbacher gesammelte alte Q' ungemein viel Ähnlichkeit besitzt. Rothschild (Nov. Zool. 1902 S. 168) schreibt bezüglich eines aus dem Gebiet des Issik-kul Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 223 erhaltenen Exemplars, dafs es blasser sei als europäische Stücke. Parrot bemerkt hierzu, dafs sich diese Angabe auf ein Q bezöge und daher wenig malsgebend sei. Das ist richtig. Meine Stücke aber, aus ungefähr denselben Gebieten wie die von Rothschild, sind beide Q° und zeigen gleichfalls gegen typische E. citrinella den ausgesprochenen hellen Färbungscharacter. Neben E. citrinella erythrogenys, welche von Brehm nach einem Vogel aus Sarepta -— der Typus fehlt nach Hartert in der Brehm’schen Sammlung — beschrieben wurde bedarf auch noch E. c. brehmi Popham (Ibis 1901 p. 453, Taf. 10) einer genaueren Feststellung. Dasselbe gilt von der schönen mit rein braunroter Kehle gezeichneten Form, welche Sarudny als E. mollessoni be- schrieben hat (cf. Ibis 1901 p. 453 Taf. 10 u. Sarudny, Ornith. Jahrb. 1902 S. 58). Ursprünglich bezeichnete der genannte rus- sische Forscher die von ihm beschriebene Form als einen „Typus individueller Variation“ (Ornith. Fauna des Orenburger Gebietes, 1897 p. 74). Individuelle Variationen werden aber nicht benannt. Später hat Sarudny, dieses empfindend, den Orenburger Ammer als ternär benannte Subspecies aufgeführt. Und ich glaube, man tut gut, vorläufig daran festzuhalten und E. c. mollessoni nicht als synonym zu E. c. erythrogenys zu ziehen. Vielleicht stellt es sich heraus, dafs die zuerstgenannte Form, wie schon Parrot ausgesprochen, nichts anderes als ein Bastard von E. cütrinella citrinella L. und E. leucocephalus S. G. Gm. ist. Diese beiden letzteren nur als geographische Vertreter aufzufassen, wie Klein- schmidt (J. f. ©. 1903 S. 145) vorschlägt, hat Hartert mit dem richtigen Hinweis, dafs die beiden Ammern in Westsibirien ungeheure Gebiete zusammen bewohnen, verworfen. Emberiza cioides cioides Brandt. Emberiza cioides, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 174. — Menzbier, Ibis 1885 p. 354. — Pleske, Me&m. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 20. — id. Bull. Acad. Sc. St. Petersbg. 1892 S. 283. — Schalow, J. f. OÖ. 1901. S. 445. — Parrot, Ornith. Jahrb. 1905 S. 13. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 417. a. 20a. © ad. Karanowski Schlucht. 1 8. 02 b. 20b. 9 ad. Kaschka-su 10. 02 &.,20.65 9°.ad. IR 10,02. Dieser schöne Ammer hat im Gebiet Turkestans eine weite Verbreitung. Brutvogel der Gebiete um den Issik-kul und oberen Naryn, zieht: er durch Unter-Naryn, Tschu und Talas und ist ein Wintervogel im ganzen nordwestlichen Turkestan: Karatau, westlichen Ti&n-schan und dem unteren Syr-Daria. Als Durchzugs- vogel verzeichnet ihn Menzbier für das Gebiet des oberen Tarim bis zu Höhen von 11300‘. Durch diesen Nachweis ist die Ansicht, dals E. cioides cioides nicht im eigentlichen China vorkomme, geschwächt worden. Denn aus den angrenzenden chinesischen Gebieten wissen wir zu wenig, um a priori auf ein Nichtvorkommen 224 Herman Schalow: schliefsen zu müssen. Jedenfalls bedarf die Kenntnis des Verbreitungsgebietes der Form nach Osten noch der Klärung. Sehr weit südlich geht sie nicht. In Indien ist sie noch nicht gefunden worden. Fam. Motacillidae. Anthus campestris campestris (L.). Anthus campestris, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 175. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 23. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 9. — Pleske, Wiss. Res. Przewalski Reisen, II Vögel p. 191 (1894). — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 416. 14c. 9' ad. Karanowski Schlucht, 14. 9. 92. Przewalski hat bereits den Brachpiper als Brutvogel für den Ti@n-schan nachgewiesen. Auch Almäsy fand ihn an allen ge- eigneten Stellen des Gebietes. Exemplare aus dem Altai, die ich bis jetzt nicht untersuchen konnte, sind vielleicht von der typischen Form abzutrennen. Sie sollen geringer in den Dimensionen, heller im gesammten Fär- bungshabitus und ohne Strichelung des Kopfes sein. Anthus spinoletta blakistoni Swinh. Anthus spinoletta, Menzbier, Ibis 1885 p. 354. — Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 643. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 23. — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 285. — id. Wiss. Res. Przewalski Reisen Centr. Asien, II Vögel, p. 192 (1894). Anthus spinoletta var. blakistoni, Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894. p. 11. Anthus spinoletta blakistoni, Smallbones, J. f. O. 1906 S. 416. a. 50b. 2 juv. Karanowski Schlucht 29. 8. 92 b. 14b. © juv. Kaschka-su 15. 5.03 c. 14a. © ad. Bir-basch 15.1002 d. 17 _ co‘ ad. Karanowski Schlucht, 11. 8. 02. „Ein jüngeres Q von 29. 8. 92 ist auffallend braun an der Oberseite“. v. B. Im Gegensatz zu Pleske, welcher bei Bearbeitung der Aus- beute der Gebrüder Grum-Grzimailo bemerkt, dafs die Tiön-schan Vögel „nicht zu Anthus spipoletta blakistoni sondern zu der europäischen Hauptform‘‘ gehören, möchte ich die vorliegenden Stücke dennoch zu der von Swinhoe (Pr. Z. Soc. London 1863 p. 90) beschriebenen östlichen Form, die sich durch geringere Gröfse von dem typischen A. spipoletta spipoletta unterscheidet, ziehen. Malse der vorliegenden Stücke. rostr. al. tars.! * 'oaud, 8.8 Auv.: ’10 84.5 20 71 mm BES juy. v7 85,50 B90m Sana ze a CAR a 85 20 71 - d.S' ad. 11.5 87 2] Tao ‚ Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens 225 Durchschnittsmafse von 10 Exemplaren von Anthus spinoletta spinoletta (L.) aus Europa: al. tars. cauda 99.5 27.5 72 mm. Scheitel u. Nacken dunkler als die übrigen Exemplare. Anthus spinoletta blakistoni Swinh. ist im gesamten Gebiet des östlichen Tien-schan ein sehr häufiger Brutvogel. Ob im Nordwesten des genannten Gebirges die typische Form als Brut- vogel auftritt — Sewerzow führt Anthus aquaticus var. orientalis Brehm für das westliche Turkestan auf — vermag ich nicht zu entscheiden. Ich kenne keine Vögel aus dem Ferghana. Stolz- mann nennt von dort Anthus spinoletta. Im Süden des Tien- schan, Kaschgar und Yarkand, scheint dieser Piper nur im Winter vorzukommen. Scully sammelte allerdings ein in vollem Sommer- kleide befindliches Exemplar am 7. April bei Yarkand. Motacilla alba bascalensis Swinh. Motacilla alba, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 175. — Pleske, 'M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 25 (pt.). — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 416. Motacilla baicalensis, Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 181 (1894). Motacilla alba baicalensis, Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 285. 58c. J' juv. Kaschka-su, 5. 9. 92. Motacilla alba personata Gould. Motacilla personata, Henderson u. Hume, Lahore to Yarkand p. 224 (1873). — Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 175. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 25. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 56 (1891). — Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalskis Reisen, II Vögel p. 183 (1894). — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 468, 580. — Sarudny, Fauna Transcaspiens, p. 177 (1896). — Lönn- berg, Ark. f. Zool. Stockh. 19058. 18. — Walton, Ibis 1906 p. 234. — Bamberg, Zeitsch. Ool. 1906 S. 6. — Smallbones, J. f. O 1906 S. 416. a. 58a. cJ' ad. Karanowski Schlucht 7. 10. 02. b. 58b. og* juv. Kaschka-su 16: I1. 02: Der junge Vogel hat einen weilsen Kehlfleck. Das Schwarz des Hinterkopfes und Genickes fehlt, das des Vorderhalses ist nicht so ausgedehnt wie bei dem alten Vogel. Der letztere ist in den Weichen dunkler grau gefärbt. Sarudny hat diese schöne Bachstelze in verschiedenen seiner Arbeiten, so in der Fauna des Caspischen Gebietes (Moskau 1886 S. 176) eingehend behandelt. Leider in russischer Sprache. Journ, f, Orn. LVI, Jahrg. April 1908. 15 “ 226 Herman Schalow: Motaceilla boarula melanope Pall. Calobates sulphurea, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand p. 224 (1873). — v. Homeyer & Tancre, Ornith. Mitt., Wien 1883 p. 86. Motacilla sulphurea, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 175. Motacilla melanope, Sewerzow, Ibis 1883 p. 64. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 24. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 59 (1891). — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 285. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 p. 5. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 460. — Smallbones, J. f. OÖ. 1906 S. 417. Calobates melanope, Bianchi, M&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 640. — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p- 53 (1891). — Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski Reisen, II. Vögel p. 188 (1894). a. 87a. 0 juv. Kaschka-su, 7. 9. 1892. b. 87b. 9 juv. - 7. 9. 1892. Dem Vorgange der meisten russischen Forscher folgend, führe ich die beiden vorliegenden jungen Vögel unter dem Namen der östlichen Subspecies auf, da, so weit ich sehen kann, die typische Motacilla boarula boarula L. über den Ural und die Caspigebiete hinaus nach Osten in Asien nicht vorkommen soll. Wenn dieses, auch von Hartert betonte geographische Moment nicht wäre, würde ich die mir vorliegenden jungen Stücke zu der Linn@’schen Form ziehen. Allerdings bemerkt Hartert, dafs die Verbreitung dieser ‚sehr wenig ausgebildeten und an ein- zelnen Stücken nicht festzustellenden Subspecies“ nicht leicht anzugeben sei. Die beiden jungen Vögel von Kaschka-su haben eine Schwanzlänge von 98 und 101 mm. Die Steuerfedern tragen vollkommen den Character derjenigen von M. b. boarula. Auch die meist als differierenden Charactere aufgeführten Merk- male für die Pallas’sche Form: die intensivere gelbe Unter- schwanzdeckenfärbung wie die hellere Tönung der Supracaudalen versagen bei meinen Exemplaren, die allerdings beide junge -Herbstvögel sind. Oustalet und Sarudny (Ornith. Casp. p. 174) vereinigen den östlichen Vogel mit dem westlichen. Diese Subspecies brütet und lebt als Standvogel im ganzen Tiön-schan. Wahrscheinlich geht sie westlich bis in das Pamir Gebiet. Motacilla eitreola eitreola Pall. Budytes citreola, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 175. — Bianchi, Mel. biol. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 641. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 23. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 59 (1891). — Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 227 II. Vögel p. 184 (1894). — Schalow, J. f. O0. 1901 8. 447. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 8. 18. Motacilla citreola, Pleske, M&l.biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 285. — Walton, Ibis 1906 p. 235. — Smallbones, J. £. 0. 1906 8. 417. a. 19a. Q juv. Kara-su Tal, 10. 4. 1903. b. 19b. 9 juv. Karanowski Schlucht, 28. 3. 1903. eueldVe..gQs /ad., Kara-su) Tal, 10. 4. 1903. Der trefienden Beschreibung des alten 9‘, welches Hartert (Vögel Pal. Fauna, Heft III S. 297) gegeben, möchte ich nur hinzufügen, dafs bei dem Frühlingsvogel, von dem ein Exemplar vorliegt, die schwarzen Federspitzen auf dem gelben Hinterkopf kaum angedeutet sind und auf dem Hinterhals vollständig fehlen. Die schwarze Färbung des Nackens und Oberrückens geht in vereinzelter Fleckung bis zum Hinterrücken hinab, ohne sich jedoch bis zu den Schwanzdecken zu erstrecken und ohne die kohlschwarze intensive Färbung zu erreichen, welche Motacella eitreola citreoloides (Gould) von der vorstehenden Subspecies sondert. Die beiden äufsersten weilsen Steuerfedern haben an dem Saum der Innenfahne schwarze Randung, die erstere schmaler, die zweite breiter. Bei den beiden jungen Vögeln, 9' wie 9, sind Stirn und Scheitel gelb, der Hinterkopf schmutzig grünlich mit schwärz- licher Fleckung. Die der M. c. citreola nahe stehende oben genannte Gould’- sche Subspecies, deren Verbreitung noch der weiteren Auf- klärung bedarf, dürfte vielleicht im nordwestlichen Ti@n-schan als Brutvogel vorkommen, da sie von Grum-Grzimailo als solcher für das südliche Tetung Gebirge und die Shi-ning Alpen nachge- wiesen wurde. Fam. Alaudidae. Alauda arvensis cantarella (Bp.). Alauda cantarella, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 174. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 52 (1891). Alauda arvensis, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 S. 22. — Bianchi, Aves Przewalskianae, Lfg. 4 S. 330 (1905). Alauda arvensis arvensis, Bianchi, 1. c. S. 329. Alauda arvensis cantarella, Pleske, M&l. biol. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 S. 284. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1894 S. 14. — Richmond, Proc. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 466. — Hartert, Vögel Pal. Fauna III, S. 246 (1905). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 18. 15* 228 Herman Schalow: a. 83a. © ad. b. 83b. J' ad. Ak-su, 17. 9. 02. Die grauere Farbentönung, durch welche der Gesamthabitus dieser Subspecies gegen die typische Alauda arvensis heller erscheint, tritt bei den vorliegenden Exemplaren besonders im Genick und in der oberen Nackengegend auf. Bianchi (1. ce.) ist gegen eine Trennung von Alauda arvensis und A. cantarella. Er sagt (p. 331): „In Central Asien unterliegt die typische Alauda arvensis, ebenso wie im übrigen Bereiche ihres Verbreitungsgebietes, bedeutenden Variationen in Bezug auf ihre Farbe, welche hauptsächlich durch die Färbung der seitlichen Teile der Federn auf der Oberseite des Köpers hervorgerufen wird, dessen Farbe von gräulich-fahl bis zu rötlich-isabellenfarben und grell-rot variiert. Diese Veränderungen sind nicht an bestimmte geographische Bezirke gebunden und stellen augenscheinlich die Grenzen der individuellen Variation dar.“ Bianchi geht dann noch eingehend auf die einzelnen Kleider der verschiedenen Geschlechter ein. Zweifellos ist vielen seiner Ausführungen durchaus beizu- pflichten. Aber ich möchte doch annehmen, dals der mehr oder weniger ausgeprägte rostbräunliche bezw. graue Farbenton, welch’ ersterer Alauda arvensis arvensis und letzterer A. a. cantarella charakterisiert, mit einer bestimmten geographischen Verbreitung verbunden ist. Die Form mit brauner Oberseite ist die des europäisch-palaearctischen Gebietesmit Ausnahme des mittleren und östlichen Mittelmeerbeckens. Die graue Form ersetzt die vorgehende im östlich palaearctischen Gebiet. Anden Grenzen des Vorkommens dürften intermediäre Formen die Charactere verwischen. Die individuelle Variation, abhängig vom Vorkommen und Boden- configuration, ist bei den Alaudidae ungemein grofs und erklärt meines Erachtens das Vorkommen graufarbiger Individuen im Westen und brauner bezw. roströtlicher im Osten. Der differen- zierende, subspecifische Character wird dadurch aber nicht berührt. Ich glaube, dafs sich trotz der ausgezeichneten Bearbeitung der Lerchen durch Bianchi in den Aves Przewalskianae und im Bulletin de l’Acad. imp. de St. Petersbourg (1907), bei vorge- ‘schrittenerer Kenntnis der sehr schwierigen Gruppe der genannten Vögel noch Unterscheidungsmerkmale für weitere — gut characteri- sierte — Formen ergeben werden. Freilich sind dazu sehr grolse Reihen von Exemplaren, die an den Brutplätzen erlegt sein müssen, und aufserdem ein sehr umfangreiches Vergleichsmaterial aus den angrenzenden Gebieten notwendig. AufGrund von einem oder von wenigen Exemplaren oder gar von Käfigvögeln neue Formen von Lerchen, die nicht nur in den verschiedenen Geschlechts- und Alterskleidern sondern aufserdem auch noch in dem Saisongefieder und nach den lokalen Lebensbedingungen sehr stark variieren, aufstellen zu wollen, wie dies Herr Kammer- gerichtsrat Ehmcke getan hat, halte ich für ungemein getährlich. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 229 Hartert hat sich sehr scharf gegen den Genannten ausge- sprochen. Er sagt (Nov. Zool. vol. XII, 1905 p. 501): „The subspecies of the skylarks are difficult, and much unnecessary difficulty has been created by theunscientificproceeding ofMr. Ehmcke, who gave names to a dozen supposed new forms, disre- garding former literature, geographical distribution, and the fact that closely allied subspecies should never be named from live specimens“. Und Hartert hat vollkommen Recht. Ein solches Vorgehen belastet die Synonymie in unglaublicher Weise. Was hat es denn für einen Wert 9 neue Alauda Species: Alauda flavescens, intercedens, balcanica, minuta, cypriaca, insularis, cinerascens, Schach, beludschistana, nach wenigen Exemplaren, ohne genaue Fundortgrenzen zu beschreiben, die dann sämtlich als Synonyme zu A. arvensis cantarella Bp. bezw. zu A. arvensis cinerea Ehmcke gezogen werden müssen. Letztere ist im übrigen selbst eine sehr zweifelhafte Form, von der Hartert sagt, dafs es: „Stücke gibt, die sich kaum noch unterscheiden lassen“, und die Bianchi einfach als synonym mit A. arvensis arvensis bezeichnet (Bull. Acad. Imp. Petersbg. 1905 p. 205). Das ist wertloser Ballast, der nur Verwirrung schaft. Und wenn solche ohne jede Berechtigung geschaffenen Formen noch binär benannt werden, wenn bei jedem, der dıe Ansichten des Autors nicht kennt, der Eindruck einer nicht nur geographisch sondern auch auf Grund schwer zu characterisierender Farbennuancen begründeten Art erweckt werden muls. so kommen wir zu einem Tohuwabohu schlimmster Art in der Nomenclatur. Hartert hat Recht hiergegen energisch Front zu machen. Melanocorypha sibirica (Gm.). Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 21. a. 84a. © ad. Karanowski Schlucht, 2. 9. 1902. b. 84b. Q ad. 1. 12. 1902. c. 84c. @ ad. Kaschka-su, 2.35. 1903: Die Fleckung auf dem Kropf ist bei allen drei Exemplaren ziemlich intensiv, desgleichen die dunkle Streifung an den Brust- _ seiten und in den Weichen. Die Verbreitung von Melanocorypha sibirica im centralen Asien bedarf weiterer Aufklärung. Sie bewohnt die russischen Steppengebiete südlich bis zum Aralsee als Brutvogel. Weiter östlich geht sie im südlichen Westsibirien bis zu den Nord- abfällen der Sajanischen Gebirgszüge. Pleske führt die Art in Seiner Revision der turkestanischen Ornis ohne jede Notiz auf. Jedenfalls kommt sie in den Gebieten nördlich des Ti&n-schan im westlichen Turkestan vor. Sewerzow nennt M. leucoptera Pall. (= M. sibirica (Gm.)) für das südöstliche Turkestan (Semiretschin, Issik-kul, Ober Naryn und Axai), für das untere Naryngebiet und Talas und ferner für das ganze nordwestliche Turkestan einschliefslich des westlichen Ti@n-schan. Allerdings kommt a nach Sewerzow’s Beobachtungen M. sibirica in all’ den genannten Gegenden nur auf dem Durchzuge bezw. als Wintervogel vor. Doch dürfte die Art auch in einigen Gebieten brüten, da eines der von Dr. Merzbacher gesammelten Exemplare aus dem Beginn des Mai stammt. Die Grenzen des eigentlichen Centralasien überschreitet diese Lerche nach den Untersuchungen von Bianchi nicht. Sie ist weder von Przewalski noch von einem der anderen russischen Reisenden gesammelt worden. Diese Angabe in den Aves Przewalskianae ist insofern vielleicht nicht ganz correct, als Bianchi die Gebiete des östlichen Ti@n-schan in den Bereich des asiatischen Hochlandes, d. h. Centralasiens, hineinzieht und als in eben diesen Gebieten bereits Sewerzow die Art gefunden hatte, wie auch die Merzbacher’schen Exemplare aus diesen Teilen Innerasiens stammen. Südlich des Tien-schan und am Tarim fehlt M. sibirica. Im eigentlichen Centralasien scheint die Gattung Melanocorypha weiter durch die Arten M. calandra calandra (L.), M21. maxima Gould, M. mongolica (Pall.) und M. yeltoniensis (Forst)vertretenzusein. Dieletztgenannten dreiArtensind Brutvögel. M. calandra calandra dürfte es gleichfalls sein, da sie im Juni gefunden wurde. M. maxima und M. mongolica sind als ende- mische Arten der Hochplateaus des centralen Asien zu betrachten. 230 Herman Schalow: Otocorys penicillata penicillata (Gould). Otocoryspenicillata, Sewerzow, Ibis 1883 S. 61. — Bianchi, Mel. biol. Acad. imp. St. Pet. 1886 S. 657. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Pet. 1888 S. 22. — Bianchi, Aves Przewalskianae p. 259 (1905). Otocorys penicillata diluta, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 578. Eremophila alpestris penicillata, Hartert, Vögel pal. Fauna, III, S. 261 (1905). a. 487.8" ad. b. 85b. JS! ad. 16.9.0323 c. 85a. J' ad. Bir-basch 16. 9. 02. d. 85 e..@rad. 7. 9. 03. Ich ziehe die vorliegenden Stücke der Merzbacher’schen Samm- lung zu dieser Subspecies. Die schwarzen Kopfseiten hängen mit .dem schwarzen Kopfbande zusammen. Bei dem einen Stück haben die schwarzen Federn der Kopfseiten schmale weilse Säum- chen, sodafs an der Vereinigungslinie zwischen Kopfseiten und Kopfband scheinbar eine Trennung besteht. Bei allen Exemplaren hat die weinrötliche Färbung des Nackens eine leichte graue Far- bentönung und setzt sich bestimmt gegen den bräunlichen Rücken ab. Kehle rein weils, an den Seiten derselben kaum eine leichte gelbliche Farbennuance. Bei allen Stücken, wenn auch bei ein- zelnen sehr schmal, findet sich am Schnabelgrunde eine schwarze Stirnbinde. Unterseite rein weils, ein Exemplar (85b) ist in den Weichen bräunlich mit ausgeprägten Schaftstrichen. Die schwarze Scheitelbinde ist bei allen Exemplaren noch nicht intensiv AH Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 231 ausgefärbt, und dieFederränder sind durchgehend mit hellen Säumen. Flügellänge (0°) 120—121.5 mm. Bianchi hat vor kurzem auf Grund des reichen im Peters- burger Museum befindlichen Materials die Ohrenlerchen Central- asiens eingehend bearbeitet und dabei auch die aufserhalb des genannten Gebietes vorkommenden Arten erörtert. Die Arbeit bietet eine Fülle von neuen Gesichtspunkten bezüglich des Wertes der einzelnen Färbungsphasen für die Beurteilung der Artzuge- hörigkeit und ferner eingehendste Darstellungen der geographi- schen Verbreitung. Die Anordnung der synoptischen Tabelle zur Bestimmung der einzelnen Arten finde ich nicht sehr glücklich gewählt. Wenigstens ist es mir nicht leicht geworden, nach der- selben zu bestimmen. Sharpe hat im dreizehnten Bande des Catalogs des British Museum (S. 533) eine Ohrenlerche beschrieben, welche er ur- sprünglich Otocorys pallida benannte. Er hat diesen Namen später in O. diluta umgewandelt. Bianchi hat nachgewiesen, dals diese Form nichts ist als das Winterkleid von ©. penicillata, und ich glaube, dafs die Ausführungen des Genannten anerkannt werden müssen. Hartert (Vögel pal. Fauna, Ill Lfg., 1905 S. 259) stellt die Sharpe’sche Form diluta zur alpestris Gruppe. Nach meinem Ermessen mit Unrecht. Denn Sharpe sagt ausdrücklich in der ‘ Diagnose seiner Art: „Similar to ©. penicillata, but very much paler, etc.“ Er stellt sie also zu einer weilskehligen Art und nicht zu Otocorys alpestris mit schwefelgelber Kehle, und ferner zu derjenigen Ohrenlerche, bei der das Schwarz der Kopfseiten von dem schwarzen Bande des Kopfes nicht durch ein anderes farbiges Band unterbrochen ist sondern zusammenhängt. Aller- dings zieht Hartert auch penicillata als Subspecies zu O. alpestris. Ich glaube aber, dafs das Zusammenhängen der schwarzen Kopf- seiten und des Kropfbandes einen fundamentalen Unterschied in der Trennung der O. alpestris von O. penicillata bildet, abgesehen von der Färbung des Kehlfleckens. Ich halte daher die Beschrei- bung von O. alpestris diluta, welche Hartert gibt, nicht für sehr bezeichnend. Er sagt: Das Schwarz der Kopfseiten von dem der Kropfgegend meist mehr oder minder deutlich getrennt, bisweilen ineinander laufend.“ In letzterem Falle geht diese Beschrei- bung auf eine penicillata Form, im ersteren auf eine solche der alpestris Gruppe. Oder es handelt sich um intermediäre Individuen. Neben Otocorys penicillata penicillata sind ferner für das Gebiet des Tiön-schan bis jetzt nachgewiesen worden: O. alpestris brandti (Dress.), O. alpestris montana (Bianchi) und O. penicillata albigula (Bp.). Fam. Certhiidae. Certhia familiaris famıliarıs L. C. familiaris var. scandulaca, Pleske, M&m. Acad. St.Petersbg. 1888 S. 42. — id. Aves Przewalskianae $. 178 (1894) pt. ? — 1 Certhia familiaris scandulaca, Smallbones, J.f. O. 1906 8. 415. Certhia familiaris, Bothschild, Nov. Zool. 1902 p. 165. Certhia familiaris familiaris, Hartert, Vögel pal. Fauna, Lfg. 3 S. 317 (1905). a. 4la. J' ad. Ak-su, 23. 11. 1902. b. 41b. Q ad. 21. 3. 1902. c. 41 c. J' ad. Karanowski uschtschelje, 11. 11. 1902. Wenn auch die Flügelmafse der drei vorliegenden Stücke aut EU@SE 0, 68 68 67 mm sich denjenigen anschliefsen, welche Hartert von seiner Certhia familiarıs tianschanica gibt, so möchte ich sie doch zu der oben genannten Subspecies ziehen. Es fehlt ihnen der grolse dunkle Fleck auf den Unterflügeldecken, und der rostgelbe Fleck auf der Aulsenfahne der vierten Schwinge ist klein und von der Grölse desjenigen der typischen Form. ©. familiaris scheint im östlichen Centralasien südlich über den Altai nicht hinauszugehen, während sie im Westen noch südlicher auftritt. Walter von Rothschild erhielt Exemplare vom nördlichen Issik-kul, die nach des Genannten Angaben von Stücken aus Schweden nicht zu unterscheiden sind. 232 Herman Schalow: Tichodroma muraria (L.). Henderson & Hume, Lahore to Yarkand p. 181 (1873). — Sewerzow, Ibis 1883 p. 71. — Bianchi, Mel. biol. Mem. Ac. Petersbg. 1886 p. 633. — Pleske, M&m. Acad. Imp. Sc. Petersbg. T. 36, 1888 p. 43. — id. Mel. Biol. Bull. Acad. Imp. Sc. Pet. 1892 p. 286. — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 471. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 63 (1891). — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 126 (1891). — Oustalet, N. Arch. Mus. (3) 1893 p. 206. — Pleske, Reisen Przewalski, II Vögel, S. 178 (1894). — Walton, Ibis 1906 p. 73. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 415. T. phoenicoptera, Sewerzow, Turk. Jevotn. p. 66 (1873). T. muralis, David et Oustalet, Ois. Chine p. 88 (1877). 2.110: H@ ad. Ak-su, 20. 10. 1902. b. 199. © ad. hyem. EI Ari! N Ak-su, 12. 10. 1902. d. 11c. „ıı Akssu, 20019. 1908 ei Q „ Ak-su, 4. 11. 1902. Tichodromu muraria hat, wie bereits Pleske nachgewiesen, im centralen Asien eine sehr ausgedehnte, aber ungemein ungleich- mäßsige Verbreitung. Sie dürfte in den meisten hohen Gebirgs- zügen brüten, wenn dies auch bis jetzt erst von wenigen nach- gewiesen worden ist. Aus dem Pamirgebiet niınmt es Sewerzow an. In den Alpen um Shi-ning fanden die Gebr. Grum-Grzimailo den Mauerläufer als Brutvogel. Desgleichen im Sagei-Dascht Pafs (10000°). Jedenfalls ist es auftällig, dals sich in den meisten 3 Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 233 Sammlungen centralasiatischer Vögel in überwiegender Menge Exemplare finden, welche aufserhalb der Brutzeit, meist vom August bis Januar, erlegt wurden. Während der Younghusband’- schen Expedition nach Lhasa sammelte Walton am Khamba Jong, 15200° hoch, gleichfalls nur im November Exemplare. Trotz der aufserordentlichen Länge der geographischen Ausdehnungslinie, von den Hochgebirgen des westlichen Europa bis zum centralen Asien und Butan, variiert die Art ungemein wenig. Die vorliegenden von Dr. Merzbacher gesammelten Exem- plare, von denen a. das Sommerkleid — das Datum auf dem Etiquett dürfte irrtümlich sein — b. bis e. das Winterkleid tragen, stimmen mit westpalaearktischen Stücken vollständig überein. Sie zeigen dieselbe Ausdehnung des Weils auf den äufseren Steuerfedern wie auf den Primärschwingen, die gleichen grauen Spitzen auf den mittleren Steuerfedern. Bei dem im Sommer- kleid befindlichen alten 9° aus Ak-su zeigt die dunkelaschgraue Färbung des Hinterkopfes, leicht angedeutet, eine schwache Beimischung von verwaschenem Braun, wie dies in deutlicher Ausprägung dem Winterkleide der Art eigen ist. Oustalet hat darauf hingewiesen, dafs Tichodroma in Bezug auf Länge der Flügel und des Schnabels geringen Variationen bei Individuen aus verschiedenen Gebieten unterworfen sei. Ich glaube annehmen zu können, dafs die Veränderlichkeit in der Länge des Flügels auszuschalten ist. Dieselbe variiert zwischen 95 und 105 mm. Die vorliegenden Tien-schan Vögel messen a. 104, b.—e. 105 mm. Dagegen scheint die Länge des Schnabels starken Schwankungen unterworfen zu sein, die aber Individuen aus denselben Gebieten zeigen. Die obigen Exemplare haben die folgenden Malse: a. 29 mm d. 50 mm bei29,) e. 43 „ CR23[HK, Die Schnäbel der drei erstgenannten Stücke sind normal. Hartert (Vögel d. pal. Fauna, S. 327) gibt als Länge des Schnabels 23—35, Hellmayr (Tierreich, Paridae, S. 220) 27—33 mm an. Dagegen sind die Schnäbel der Stücke d. und e., die durchaus keinen pathologischen Eindruck machen, ganz auffallend grols. Die beiden Exemplare, & und %, stammen aus Ak-su und wurden im September bezw. November erlegt. Ludwig Brehms T. macrorhynchos und brachyrhynchos dürften nach solchen indi- viduellen Variationen beschrieben sein. Fam. Paridae. Parus eyanus bianschanicus (Menzb.). Oyanistes cyanus ß tianschanicus, Sewerzow, J. f. O. 1875. p. 172. — % 234 Herman Schalow: Oyanistes cyanus tianschanicus, Menzbier, Ibis 1885 p. 353. Oyanistes cyanus, Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 162 (1894) (pt.). — Schalow, J. f. O. 1901 p. 449. Parus cyanus var. tianschanicus, Pleske, M&m. Acad. imp. St Petersbg. 1888 p. 13. Parus cyanus tianschanicus, Pleske, M&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 286. — Rothschild, Nov. Zool. 1902. p. 164. Parus cyanus, Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 207. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 580. — Smallbones, J. f. OÖ. 1906 S. 415. 2.358. Q'.ad./Tien-schan.. .7:, 9.93 b. .35b. gU ad. Karanovskoe 2.12. 02 CNBBdso ad. d. 35c. Q' ad. Kojsara 25.08:102: BSITBS EST. N 4. 8. 02. ie Q ad. 8.112203. Wie Hellmayr, entgegen seiner früheren Ansicht (J. f. O. 1901. S. 174) in dem Tierreich (18. Lfg. Paridae, etc. 1903 S. 91) Parus cyanus tianschanicus als berechtigte Unterart von P. ce. cyanus auffalst, so bin ich gleichfalls von meiner früheren Ansicht (J. f. ©. 1901 S. 450) zurückgekommen, den Sewerzow’schen Vogel, der von Menzbier zuerst beschrieben wurde, mit der Lasur- meise zu vereinen. Sicherlich ist der Ton der Kopfplatte und des Nackenfleckes mannigfachen Veränderungen unterworfen, die vielleicht auch nach der Jahreszeit etwas abändern, aber im allgemeinen mufs doch daran festgehalten werden, dafs der ost- sibirische und centralasiatische Vogel einen nicht weilsen Ober- kopf und Nackenfleck besitzen. Rothschild (l. ec.) und Hartert (Vögel d. Pal. Fauna, III, 1905 S. 353) haben die Form gegen- über P. c. cyanus gut characterisiert. Pleske weist darauf hin, dafs die Herbst- und Wintervögel auf dem Scheitel in der Regel bläulicher sind als die Frühlings- und Sommervögel. Ich möchte hierzu bemerken, dafs das von Dr. Holderer bei Maralbaschi im März gesammelte © in Bezug auf Kopf- und Nackenfleckfärbung durchaus mit den von Merzbacher im Herbst und Winter gesammelten sechs Exemplaren, die mir vorliegen, übereinstimmt. Die letzteren zeigen durchweg — Q' wieQ@ — die mehr graulich als bläuliche Scheitel- und Nackenfleckfärbung. Die Innenfahnen der äufseren Steuerfedern weisen viel grauere Färbung als bei P. c. cyanus auf, bei welchem diese Färbung enger begrenzt ist. Zwischen alten 9 und Q@ finde ich keinen Färbungsunterschied. Das mir vorliegende junge S' aus dem August ist matter im Rücken- colorit, und Schwingen und Steuerfedern sind im allgemeinen fahler. Unterseite schmutziger weils, besonders am Kropf, als die alten Vögel. ’ Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 235 Malse: al. caud. rostr. tars. Ba ad. 71 65 7 16 mm. b. J' ad. 70 65 6 15 e d. S' ad. 69 65 6 15 er G. DOradi769 64 6 BAu 5; f.e. € ad. 68 64 N 14 „> e. Q' juv. 69 65 7 1Aan. Aus den vorstehenden Zahlen geht hervor, dals P. cyanus tianschanicus gegen die Mittelmafse der Lasurmeise etwas zurück- bleibt, worauf auch schon Rothschild hingewiesen. Die Grenze der Verbreitung der ostsibirischen und central- asiatischen Lasurmeise kennen wir nicht. Es darf aber angenommen werden, dafs sie weit westlich in das westliche Sibirien nicht hineinreicht. Die Angabe Hellmayrs, dals P. cyanus cyanus durch ganz Nordasien bis in das Amurgebiet gehe halte ich nicht für richtig. Parus ater rufipectus Sew. Parus piceae, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 172. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 13. Parus ater var. rufipectus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S, 172. Parus atar rufipectus, Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 210. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 165. — Small- bones, J. f. O. 1906 S. 415. Periparus ater var. rufipectus, Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II, Vögel p. 155 Taf. 9 Fig. 1. (1894). a. 33b. ao" ad. Ak-su, 8. 8. 03. b. 35c. 9 ad. Ala-kol 20. 8. 02. c. 33a. Q ad. Ala-kol 20. 8. 02. d g' ad. Karanowski Schlucht 10. 9. 03. Die beiden ' der Sammlung im Herbstkleide gleichen den Q. Vielleicht dürfen die letzteren als im Vorderrücken um ein ge- ringes dunkler bezeichnet werden. Die Färbung der Kopfplatte ist vollständig gleich; dasselbe gilt von der Kehlfärbung. Wangen und Nackenfleck bei beiden Geschlechtern glänzend weils. Der aschgraue Fleck an den Seiten der Vorderbrust, den die Art nach Hartert besitzt, fehlt meinen Exemplaren. Die gelblichen Säume an den grauen Oberschwanzdecken sind kaum angedeutet. Die mir vorliegenden Herbstvögel zeigen keine Spur von Haubenbildung, und bei keinem derselben findet sich eine helle, fast weifse Unterseite, welche oft im abgetragenen Herbstgefieder nach Pleske bei dieser Meisenform auftreten soll. Auch keines meiner Tiön-schan Exemplare ist auf Kropf und Unterkörper so blafs gefärbt, wie Pleske die Art (Aves Przewalskianae, Taf. IX. Fig. 1) nach einem Stück vom Issik-kul abbildet. Auch die Färbung der Spitzenflecke der grofsen und mittleren Flügeldeck- federn ist auf der genannten Tafel zu weils. Gerade die mehr 236 Herman Schalow: oder weniger intensiven rahmfarbenen Farbentöne sind characte- ristisch für die von Sewerzow abgetrennte Form. Parus songarus songarus Sew. Poecile songara, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 172. — Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 157 Taf. 8 Fig. 1 (1894). — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 19. — Parus songarus, Pleske, M&em. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 13. — Öustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 210. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 165. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 415. a. 15b. oJ ad. Kaschka-su, 11. 8. 03. b. 15a. Jo juv. 14. 4. 03. „Etwas blasser, weniger rostlich an Oberseite und Bauchseiten, vielleicht auch etwas langschnäbliger als typische Vögel von Kuldscha“ v. B. Das junge 9° dieser Art scheint noch nicht beschrieben zu sein. Es ähnelt dem alten 9 in der Farbenverteilung. Kopf- platte und Kehlfleck zeigen die gleiche mattschwarze Färbung. Bei dem jungen Vogel ist vielleicht bei diesen Körperteilen ein leichter Stich ins Braune zu notieren. Rücken etwas matter. Desgleichen Brust und Weichen, die ein verwaschenes Braun zeigen. Ober- und Unterschwanzdecken wie bei dem alten Vogel. Wie aus dem obigen hervorgeht zeigt bereits der junge Vogel die characteristische schwarze Kopfplatte, welche diese Form von der nahe verwandten Parus songarus affınis Przew. unter- scheidet. Diese letztere wurde in Ala-schangebirge von Przewalski entdeckt. Sie geht bis Gansu und ersetzt Parus songarus songarus im östlichen Centralasien. Hellmayr hält die differirenden har zwischen dem ty- pischen P. songarus und P. songarus affınis Przw. für derartig unter- scheidend, dafs er letztere Form nicht als Subspecies auflalst. Leptopoecile sophiae sophiae Sew. Leptopoecile sophiae, Sewerzow, Turk. Jevotn. 1873 p. 66, Taf. 7 fig. 8 und 9. — id. J. f. O. 1875 S. 172. — Pleske, Mem. Acad. Petersbg. 1888 p. 14. — Oates, Fauna Brit. Ind. Birds, 1 p- 246 (1889). — Pleske, Wiss. Ergeb. Przewalski Reisen, Bd. 2, Vögel. Lfg. 2 p. 85 Taf. 6 fig. 3 und 4 (1890). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 67, pl. 8 (1891) ? — Berezowski et Bianchi, Aves Gansu p. 117 (1891). — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris p- 183 (1893). — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 473. — Öberholser, ibid. p. 581 (1900). — Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 164. — Hellmayr, Tierreich, 18. Lfg. Paridae p. 3 (1903). — Smallbones, J. f. OÖ. 1906 S. 415. Leptopoecile sophiae major, Menzbier, Ibis 1885 p. 353 ? a. 42a. J' ad. Kaschka-su, 1. 11. 1902. b.aab. ;], € 19. 10. 1902. | Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 237 c. 42c. S' ad. Kaschka-su, 2. 10. 1901. Se F 10. 10. 1902. e. ? E 29. 11. 1903. f. 44 e. QD ad. R 18. 10. 1901. BAR; in 20. 10. 1901. Bdae..,,, = 28. 10. 1902. 42h. ., 5 23. 10. 1902. K. u I 3. 11. 1903. l: 12. 11. 1908. „ „ . Die mir vorliegenden ©‘ der Sammlung Dr. Merzbachers, sämtlich aus dem centralen Ti&n-schan und alle im Herbstkleide, zeigen unter sich kaum nennenswerte Differenzen. Bei einigen ist, sub certa luce, die Färbung des Stirnbandes und des Superciliarstreifens etwas heller und intensiver chamoisfarben, die nufsbraune Färbung des Scheitels dunkler, sonst gleichen dieselben vollkommen der Beschreibung, welche Pleske von den alten O' seiner Gebirgsform, d. h. der typischen L. sophiae, im Frühlingskleide gibt. Dieselben zeigen auch, dafs das frische Herbstkleid in keiner Weise von dem des Frühlingskleides ab- weicht. Von den mir vorliegenden 9, sämtlich im Oktober bezw. November gesammelt, zeigen die meisten ein helles, gelblich- weilses, rauchgraues Stirnband und ebenso gefärbten Superciliar- streifen. Die Kopfplatte ist nicht von einem trüberen roströt- lichen Farbenton, sondern zeigt dieselbe rufsbraune Färbung wie beim g'. Die Bürzelfärbung ist nicht so intensiv azurblau wie beim “. Pleske (Vögel Przewalski, 1. c.), hat eine ausgezeichnete Beschreibung des alten männlichen Vogels der typischen Form gegeben. Er hat auch, nach dem reichen Material des Petersburger Museums, die blasse, wenig intensiv gefärbte Form characterisiert und abgebildet, welche in den zwischen dem oberen Laufe des Chuanche und dem Ti@n-schan gelegenen Gegenden, wie auf dem waldlosen Südabhange des genannten Gebirges von Przewalski gesammelt worden ist; er hat es aber unterlassen, derselben einen Namen zu geben. Es dürfte für dieselbe der von Menzbier angewandte ZL. sophiae major zu gebrauchen sein. Derselbe ist zwar nicht bezeichnend, da Pleske nachgewiesen hat, dafs die Grenzen der Differenzen in den Dimensionen der typischen wie der von Menzbier benannten Form zusammenfallen, aber er bezeichnet sicherlich die blasse, nicht im Gebirge wohnende Subspecies, da Menzbier ausdrücklich darauf hinweist, dafs die von ihm als L. sophiae major getrennte Form mit der „Wüstenrasse von Leptopoecile, welche von Przewalski am unteren Tarim gesammelt und von ihm als L. sophiae bezeichnet wurde“ identisch sein dürfte. Bianchi hat das Genus Leptopoecile eingehend behandelt (Bull. Acad. Imp. Sc. St. Petersbg. 1904 Novembre, T. XXI No. 4). “ 288 Herman Schalow: Leider ist die Arbeit in russischer Sprache geschrieben, so- dals ich aus seinen Untersuchungen keinen Nutzen für mich zu ziehen vermag. Aus einem Referat Benno Otto’s (0. Monats- berichte 1905 S. 133) ersehe ich aber, dafs Bianchi neben L. henrici Oust. nur L. sophiae sophiae, L. sophiae obscura und L. sophiae stolicekae unterscheidet. Panurus biarmicus russicus (Br.). Panurus barbatus, Sewerzow, J. f. O0. 1875 S. 172. Calamophilus biarmicus, v. Homeyer und Tancr&, Ornith. Mitth. Wien, 1883 p. 85. Panurus biarmicus, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 14. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris, 1893 p. 214. Calamophilus biarmicus sibiricus, Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 286. Panurus biarmicus sibirica, Pleske, Wissensch. Ergeb. Prze- walski’s Reisen, II Vögel p. 149 (1894). — Stolzmann, Bull. Soc. Mosc. 1897 p. 69 (?). Panurus biarmicus sibiricus, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 581. a. 29a. c* ad. Koysar am Ost Issik-kul. 23. 9. 02. b..29p. Wgtad. , 23. 8. 02. 6.29. IS vad. 2..84. 03% Standvogel im ganzen Gebiet des Ti@n-schan. Desgleichen im Altai. Die mir vorliegenden drei alten 9‘, aus den Monaten Au- gust und September, sind typische Exemplare der von Ludw. Brehm beschriebenen hellen Form, welche wahrscheinlich den gröfsten Teil des inneren Asien bewohnt. Sie zeigen kaunı nennenswerte Variabilität im Gefieder. Der leicht rosafarbene Ton, der den Oberschwanzdecken dieser Subspecies meist eigentümlich ist, findet sich bei den vorliegenden Exemplaren kaum angedeutet. Die matt zimmetbraune Färbung ist vorherrschend. Die Unterseite zeigt wenig ausgeprägte helle Färbung. Bauchmitte hellbräunlich, isabellrosenfarben verwaschen. Seiten des Körpers intensiv bräun- lich, wenn auch nicht so dunkel wie der Rücken. Keines der vorliegenden Exemplare zeigt auch nur eine Andeutung der fast ‘einfarbig weilslichen Unterseite, die nach Hellmayr bisweilen bei P. biarmicus russicus auftritt. Regulus regulus tristis Pleske. Regulus flavicapillus, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 176 [?]. Regulus cristatus var. himalayensis, Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 29. Regulus cristatus, Pleske, Aves Przewalskianae, Lfg. 2 S. 100 (1890). Regulus tristis, Pleske, Bull. Acad. St. Petersbg. 1892 p. 146. — Sarudny, Ornith. Kaspi Geb. p. 101 (1896). — Roth- schild, Nov. Zool. 1902 p. 164. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 239 a. 40a. 0' ad. Kaschka-su, 11. 10. 1902. b. 40b. I ad. ‚3 12. 11. 1902. Die beiden mir vorliegenden alten 9° stimmen ausgezeichnet mit der Beschreibung überein, welche von Hellmayr (Tierreich, Paridae, etc. S. 9 [1903]) gegeben worden ist. Die die safran- gelbe Scheitelmitte einfassenden schwärzlichgrauen Streifen sind deutlich und characteristisch ausgeprägt. Der dunkle Fleck auf den Wurzeln der Aufsenfahnen der Primär- und Secundärschwingen stark hervortretend. Unterseite dunkel rahmfarben. Die Sammler Tancr@’s fanden dieses Goldhähnchen im Gebiete des Issik-kul im Januar und Februar, also im Norden der Tiön-schan Ketten, während die vorliegenden aus den Bergen des Südwestabhanges stammen. Fam. Timeliidae. Anorthura parvulus pallida (Hume). Troglodytes nepalensis, Sewerzow, Turk. Jevotnie p. 66 (1873). Troglodytes pallidus, Hume, Str. F. p. 219. (1875). — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 S. 38. — Sarudny, Fauna Caspigeb. p. 139 (1896). — Smallbones, J. f. ©. 1906. S. 414. Trogiodytes parvulus # tianschanicus, Sewerzow, J. f. ©. 1875 S. 179 ?]. Anorthura pallida, Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. $t. Petersbg. 1892 S. 292. — id. Aves Przewalskianae $. 180 (1894). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 96 (1891). — Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Moscou 1897 p. 75. A. pallida, Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 19. — a. 43a. Q ad. 4. 10. 1902. br43b: 8% ad. 4. 10. 1902. Die beiden gesammelten Exemplare, als Männchen und Weibehen bezeichnet, sind bis auf eine kaum wahrnehmbare dunklere Färbung des Hinterrückens und Bürzels beim Q voll- ständig gleich in der Färbung. In den transcaspischen Gebieten kommt neben A. p. pallida noch A. p. parvulus vor. Fam. Osecines. Accentor collaris turcestanicus (Rchw.). Accentor collaris rufilatus Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 489. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 412. Accentor alpinus rufilatus, Schalow, J. f. ©. 1901 S. 450. Accentor var. rufilatus, Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 140 taf. 4 (1894). Accentor rufilatus turcestanicus, Reichenow, Orn. Monatsber. 1907 S. 29. 240 Herman Schalow: a.728. Q' ad. 6. 10. 02 b. 72b. 2 ad. Syrt Ak-bel 7:5.8002 c. 72c. 2 ad. Karanowski Schlucht 6. 9. 02 d Kaschka-su 4. 11. 03. Accentor collaris rufilatus ist von Sewerzow in einer sehr schwer zugänglichen Zeitschrift (Sapiski d. Turk. Abth. der Gesellschaft der Liebhaber der Naturkunde, I, p.45, 1879) eingehend beschrieben und von Pleske in den Aves Przewalskianae, Taf. 4 (S' aus dem Juli) abgebildet worden. Aus der vortrefflichen Diagnose geht hervor, dafs Sewerzow einen Vogel beschrieb, dessen Oberkopf, Oberhals und Rücken einfarbig gräulichbraun gefärbt war. Diesem so gefärbten Exemplare muls der Sewerzow’- sche Name verbleiben. Dagegen sind diejenigen Individuen, bei denen, wie Reichenow gezeigt, eine zweifache Färbung der Oberseite sich findet, bei denen Oberkopf und Nacken grau, der Rücken dagegen fahlbraun gefärbt sind, abzusondern. Reichenow nennt diese Form Accentor rufilatus turcestanicus. Da ich mit Pleske und ferner mit Bianchi (cf. dessen leider in russischer Sprache erschienene Arbeit über die Accentoridae (L’Annuaire du Mus. Zool. Acad. Imp. St. Petersbg. T. IX, 1904, p. 108—156) die Sewerzow’sche Form rufilatus nur als eine Subspecies von A. collaris betrachte, so halte ich den Namen Reichenows Accentor rufilatus turcestantcus nicht für zulässig und möchte die Subspecies, wie oben geschehen, als A. collaris turcestanicus aufführen. Ich bemerke übrigens, dafs Bianchi (l. c.) eine oberseitig zweifache Färbung aufweisende Art nicht erwähnt. Nachstehend gebe ich eine Beschreibung des Weibchens im Herbstgefieder, die bis jetzt fehlt: O ad. (72c.): Oberkopf und Oberhals graubräunlich, an der Stirn etwas dunkler. Zügelgegend lichter, wie ein schmaler Streif um das Auge. Desgleichen der Nacken. Rücken fahl braun, die einzelnen Federn breit dunkel geschaftet. Bürzel und Oberschwanzdecken mehr rostbräunlich mit dunklerer mehr oder minder bräunlicher Schaftzeichnung. Kinn bis zur Wange weilslich, die einzelnen Federchen dunkel gespitzt. Kehle und Kropf graubräunlich aber heller und graulicher als der Oberkopf. Seiten- und Hinterbrust wie Weichen und Bauch tief rostbraun. ‚Vorderbrust in der Mitte von der Färbung des Kropfes. Unter- schwanzdecken weifslich mit bräunlicher spitzer Innenzeichnung. Steuerfedern dunkelbraun, die äufseren mit gröfserem helleren Fleck an der Spitze der Innenfahne, der nach der Mitte an Ausdehnung abnimmt. Schwingen dunkelbraun mit hellerer Um- randung und weifslicher Spitze. Die grofsen und mittleren Flügeldecken dunkelbraun mit weilslichen Spitzen, die eine deutliche Bindenzeichnung ergeben. Handdecken dunkelbraun, die äuflseren Fahnen der Federn sehr schmal, weils gesäumt. Oberschnabel dunkelhornbraun Unterschnabel gelbbräunlich, Dil- lenfärbung dunkler. Fülse hellhornbräunlich. Lg. tot. 147, al. 102, caud. 76, tars. 17, rostr. 13. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 241 Wie oben bemerkt hat Pleske in den Aves Przewalskianae einen von Przewalski im Monat Juli im Keria Gebirge gesammelten Vogel abgebildet. Ich möchte es ofien lassen, ob der abgebildete Vogel nicht zu Accentor collaris turcestanicus gehört. Die Grenzen der Verbreitung beider Subspecies im Tien- . schan Gebiet bleiben festzustellen. Aber es darf bereits jetzt als sicher angenommen werden, dafs die von Reichenow beschriebene Subspecies nicht auf die Ebenen Ostturkestans beschränkt sein wird. Spermolegus atrigularis (Brandt). Accentor atrigularis Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 34. — id. Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 146 (1894). — Schalow, J. f. O. 1901 S. 450. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 164. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 412. Tharraleus atrogularis, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 176. — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. St. Petersbg. 1892 p. 293. Accentor atrogularis, Menzbier, Ibis 1885 p. 356. 2.392. dg' ad. 71: 5. 03. b. 39b.. ad. c. 39c. cd" ad. Karanowski Schlucht 13. 8. 03. 4. 508... ON. ad. ” jr 5. 9. 02. Bei dem einen der Herbstvögel ist die Färbung des Scheitels u. Hinterkopfes im Gegensatz zu der der anderen Exemplaren sehr dunkel und einfarbig. Die Ausdehnung der lehmbraunen Hals- und Vorderbrust-Färbung nach der unteren Brust hin variiert. Eben- so ist der Superciliarstreif bald lehmfarben bräunlich, bald weifslich braun, scheinbar unabhängig von der Jahreszeit. Die Ausdeh- nung des Kehlfleckes ist sehr constant. Sylvia nisoria meregbacheri Schal. Schalow, Ornith. Monatsber. 1907 S. 3. Sylvia nisoria, Sewerzow, J. f. ©. 1875 S. 176. — id. Ibis 1883 p. 67. — v. Homeyer & Tancre, Orn. Mitt. Wien 1883 p. 84 (?). — Pleske, Mem. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 30. — id. Przewalski, Reisen Centralasien, II, Vögel, Lfg. 1. S. 78 1889). — id. Ornith. ross. 11. p. 1. (1879) [part.]. — Bamberg, Zeitschr. Ool. 1906 L. 5 [?]. — Smallbones, J. f. O. 1906 $. 414. Adophoneus nisorius, Bianchi, Mel. biol. Acad. Se. St. Petersbg. 1886 S. 625 [?]. a. 13a. Q' ad. Kaschka-su, 8. 8. 03. b. 13b. © ad. Ak-su, 74213,02: c. 13c. 9' ad. Kaschka-su, 8. 9. 02. Diese neue Subspecies steht der typischen Sylvia nisoria nisoria L. sehr nahe, unterscheidet sich aber von derselben durch eonstant längere Flügel, deren Länge bei den westlich palaearctischen Sperbergrasmücken 90 mm nicht erreicht. Die mir vorliegenden Vögel, vom August bis Anfang November gesammelt, zeigen des Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. April 1908. 16 242 Herman Schalow: ferneren am Kopf und Nacken ein etwas lichteres Grau als europäische Exemplare, die im allgemeinen im Sommerkleide bezw. nach der Herbstmauser bei den 9‘ eine bräunlich ange- flogene Färbung der gesamten Oberseite aufweisen. Das Weils der äÄufseren Steuerfedern ist bei den im Ti@n-schan gesammelten Vögeln etwas ausgedehnter als bei den mir vorliegenden westlichen Individuen der typischen Form. _ Nachstehend gebe ich eine Übersicht der Flügellängen der oben genannten drei Exemplare verglichen mit denjenigen euro- päischer Stücke. Meinem Freunde Herrn Victor Ritter von Tschusi bin ich für die Durchmessung der Exemplare seiner Sammlung zu aufrichtigem Dank verpflichtet. Sylvia nisoria merzbacheri. co" ad. Kaschka-su 91 mm. Q ad. Ak-su 91s g' ad. Kaschka-su 925; Mus. Graf Berlepsch: cJ" ad. Margelan, 8. 6. gr. Sylvia nisoria nisoria. Mus. Berol: Q' Wolga LE Q Sachsen STnn, Mus. von Tschusi: g' ad. Mai, Cremona 83: 6% ad. „ „ 86 „ Q ad. Juni, Bukowina 853, Q ad „ „ 86 „ juv. Sept., 27 850 g' ad. Mai, Ober-Ungarn ° 86 1:15 Sg ad. „ Fogarasch, Siebenbürgen 87 „ Juv. Aug., k; 84 OL Mai, Brünn BEN? Q Juni, 35 SH Q Mai, Tirol BI gt “ Hallein BTU Juli, „ er: I Reiser hatte die Güte mir aus dem Bosnisch-Herzegovinischen Landesmuseum die folgenden Mafse mitzuteilen. Bosnien: (Durchschnitt von 6 Exempl.) 87 mm. Serbien: (Durchschnitt von 6 Exempl ) 87,3 mm. Bulgarien: (Durchschnitt von 4 Exempl.) 87 mm. Ich bin geneigt die östlichen Turkestanvögel wie die des Tiön-schan zu der vorbeschriebenen Subspecies zu ziehen. Ob die Sperbergrasmücken von Ferghana wie vom Plateau des Pamir, wo sie übrigens nur auf dem Zuge vorzukommen scheinen, zu derselben gehören bleibt ebenso noch festzustellen wie die Grenzen der Verbreitung von Sylvia nisoria nisoria nach Osten im zentralen Asien. Diese soll noch bei Yarkand brüten (Biddulph). —s Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 243 Acrocephalus arundinaceus orientalis (Temm. & Schleg.). Acrocephalus orientalis, Oates, Fauna Brit. Ind. Birds, 1, p-. 357. (1889). Acrocephalus turdoides var. orientalis, Pleske, Ornith. Ross. II p. 493 (1891). — id. Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 126 (1890). 1. 9‘ ad. Barskaun Pals, 26. 9. 02. Das vorliegende Exemplar möchte ich zu der vorstehenden Subspecies ziehen. Die Bartborsten sind stark entwickelt. Die Längenverbältnisse der Primärschwingen entsprechen durchaus den Angaben, die Pleske gegeben. Schwanz stark gestuft. Diffe- renz der mittleren und äufseren Steuerfedern 13.5 mm. Tarsus, Zehen und Krallen sind allerdings bei dem vorliegenden Herbst- vogel nicht schiefergrau, sondern die ersteren zeigen die bekannte hornbraune Färbung, die Krallen sind schwarz. Nach unserer bisherigen Kenntnis der Verbreitung dieser Subspecies ist dieselbe auf Ostasien beschränkt und geht in diesem Gebiet westlich bis in die Oasen der Gobi. Ich finde keine Angaben über das Vorkommen dieses Rohrsängers in Ost-Tur- kestan. Möglicherweise beziehen sich die Mitteilungen über Acro- cephalus arundinaceus arundinaceus zum Teil auf die vorstehende Subspecies und finden sich hier in dem vorgenannten Gebiet die Grenzen der Verbreitung der westlichen und östlichen Form. Locustella lanceolata (Temm.). Oates, Fauna Brit. Ind. Birds 1, p. 353 (1889). — Pleske, Ornith. Ross. II, p. 626 (1891). — Taczanowski, Faun. ornith. Sib. orientale p. 244 (1891). — Johansen, Orn. Jahrb. S. 166 (1602). 28. co‘ ad. Kaschka-su 7. 9. 92. K Das mir vorliegende alte 9° zeigt viel Übereinstimmung mit dem von Pleske beschriebenen alten Vogel im Frühlingskleide. Das das späte Sommerkleid characterisierende Grau der Ober- seite besitzt mein Exemplar nicht. Locustella lanceolata ist, allgemein gesprochen, ein ostasia- tischer Brutvogel. Das Vorkommen desselben im Westen bezw. im europäischen Rufsland ist nur durch sehr wenige, sichere Fälle belegt. Bestimmte Brutplätze in Westsibirien sind unbekannt. Vielleicht brütet die Art bei Tomsk. Johansen fand zwei alte J* am 12. Juni. In dem Transcaspigebiet ist sie noch nicht gefunden worden. Für das Gebiet des Ti@n-schan ist dieser Schwirl zum ersten Male durch das vorliegende Exemplar nachgewiesen. Da nach den Beobachtungen Godlewski’s (Taczanowski, 1. c. p- 245) der Abzug dieser Art aus den Brutgebieten ziemlich regel- mälsig im September zu geschehen pflegt, so kann das im Ge- biete von Kaschka-su am siebenten des genannten Monats erlegte Exemplar noch ein Brutvogel gewesen sein. Um so mehr ist diese Annahme zulässig, als in guten Jahren der Abzug der Art erst 16* 244 Herman Schalow: gegen Ende des Septembers stattfinden soll. Durch dieses Vor- kommen wäre dann auch die Brücke zwischen den Brutplätzen dieser Art in Ostsibirien und westlich des Ural geschlagen. Phylloscopus superciliosus humei (Brooks). Phylloscopus superciliosus Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 S. 176. (pt.). Phylloscopus humei, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 29. — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 78 (1891). — Pleske, ME&l. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 289. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 414. Regulus humei, Pleske, Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 105 (1889). Phylioscopus (Reguloides) humei, Pleske, Ornith. Ross. II, D. 29574183 1)). Phylloscopus ( Reguloides) superciliosus Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 178. „Mit zwei Flügelbinden wie superciliosus, aber wing formula wie humer. Rostlich überlaufener Augenstreif, der aber Jugend Character sein kann. Jedenfalls junge Vögel“. L. 47a. 9' juv. Kaschka-su, 25. 10. 02. 47b. @ juv. 8.....8..02. „Ist junger Vogel. Stimmt in vieler Beziehung mit der Beschreibung von Ph. humei Brooks überein.“ v. B. Das junge Männchen im Herbstkleide zeigt auch auf dem Kopf, wenn auch nicht so intensiv wie auf Nacken und Rücken, einen grünlichen, wenn auch etwas dunkleren Farbenton. Flügel- binden grünlich gelb, nicht weißslich. Der Superciliarstreif zeigt wenig gelbe sondern eine matte weils-grünliche Färbung. Obere Weichengegend heli intensiv grün. Schwingenverhältnis: 4:5: 3:87:22 Das junge Q matter in dem gesammten Ton und etwas schwächer in den Dimensionen. (Q' al. 58, 2 54 mm). Wahrscheinlich ist Ph. superciliosus humei die Brutform des Tiön-schan, wenigstens der südlicheren Gebiete, während Ph. superciliosus superciliosus nur auf dem Zuge erscheint. Cinclus tenuirostris Bp. Hydrobata asiatica, Hume, Henderson & Hume, Lahore to Yark. p. 188 (1873). Cinclus asiaticus, Smallbones, J. f. OÖ. 1906 S. 414. Cinclus asiaticeus, Sewerzow, J. f. OÖ. 1875 S. 178. — Bianchi, Mel. biol. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 611. — Pleske, M&m. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 38. — id. Przewalski, Reisen Central- asien, II, Vögel, Lfg. 1. S. 31 (1889). — Oates, Fauna Brit. Ind. Bas. II. p. 163 (1890). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 96 (1891). — Oberholser, Pr. U. S. Nat. Mus. 1900 p. 223. — Rothschild, Zool. Nov. 1902 p. 164. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 245 a. 6la. © ad. Karanowski Schlucht. 23. 11. 02. b. 61b. J' ad. 231. IL. 02. Die beiden vorliegenden Exemplare zeigen kaum nennens- werte Differenzen. J' "und O sind gleich. Beide besitzen auf dem unteren Teil des Vorderrückens wie auf dem Hinterrücken in dem dunkelbraunen Gefieder leichte schwärzliche Randung an den einzelnen Federn, sodals noch der Character der Schuppen- färbung sich zeigt. Beide sind an dem gleichen Tage gesammelt und von gleichem Alter. Bei dem 0° sind die Armschwingen wie beim 2 kaum hell gerandet. Dagegen tragen die Hand- schwingen des Q' ebenso wie die Handdecken und die grofsen Flügeldecken schmale weifsliche Säume bezw. weilsliche Spitzen. Auch die äufseren Steuerfedern zeigen diese schmale helle Säumung. Bei dem 2 finden sich nur an den Armschwingen geringe Andeutungen hellerer Randung. Malse: rostr. al. caud. tars. oJ ad. 18 102 65 29 mm. Bade 300er t Cinclus tenuirostris ist Brutvogel im ganzen Gebiet des Tiön-schan und geht in demselben weit nach Norden. Rothschild erhielt ihn vom nördlichen Issik-kul. Przewalski sammelte ihn in Höhen bis zu 9000‘ im äufsersten Westen. Von hier geht er nach dem Pamir, wo er brütet, ebenso wie in Indien. Der von den meisten Autoren für diesen Wasserschmätzer gebrauchte Name Cinclus asiaticus Swainson (Fauna Boreali- Americana, Birds p. ie [1831]) ist als nomen nudum zu verwerfen. Auch Gray (Gen. B. I, p. 215 [1846]) und Blyth (Cat. Birds Mus. As. Soc. p. 158 [1849] führen ©. asiaticus ohne Beschrei- bungen auf. Der Name Cinclus pallasi von Vigors (P. Z. 8. Eon p. 54 [1830/31] ist bereits 1815 von Temminck (Man. d’Orn. I. p. 177) für den von Pallas als O©. cinclus var. aufge- ren Wasserstaar vergeben worden. Der Vigors’sche Name ist daher nur ein Synonym von C. asiaticus Swains. Oinclus maculatus Hodgson (Gray’s Zool. Misc. p. 83 [1844] ist ein nomen nudum. Es verbleibt der Art daher der von Bonaparte nach Gould’schen Manuskript 1850 gegebene Name Zenuirostris (Consp. gen. av. Il. p. 252 [1850)). Cinclus leucogaster leucogaster Bp. Cinclus leucogaster, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 178. — Bianchi, Mel. biol. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 611. — Pleske, Me&m. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 37. — id. Przewalski, Reisen Centralasien, II, Vögel, Lfg. 1 S. 33 (1889). — Sharpe, Sec. Yark, Miss. Aves p. 96 (1891). — Pleske, Bull. Acad. Sc. St. Pötersbg. 1892 S. 292. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 188. — Richmond, Pr. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 586. — Rothschild. Zoolog. Nov. 1902 p. 164. — Smallbones, J. f. 0. 1906 8. 414. 246 Herman Schalow: a. 73a. J' ad. Karanowski Schlucht, 23. 11. 1902. bIT3Hh. Sad. er 29. 11. 1902, EB CO, juv: Bei dem einen der beiden vorliegenden alten J' (73 a.) ist die rötlichbraune Färbung der Hinterbrust und des Bauches intensiver als bei dem zweiten Stück und greift in lichter Färbung noch auf die untere Vorderbrust über. Der junge Vogel zeigt auf dem ganzen Oberkörper ein gleichfarbiges dunkleres Aschgrau und ist gleichmäfsig dunkel bräunlich geschuppt. Der Oberkopf und der obere Teil des Oberhalses zeigen einen leichten rötlichen Schein. Die grolsen Flügeldecken tragen dieselbe Färbung. Sie sind wie die Sekundärschwingen weils gespitzt; Kehlfärbung schmutzig weifslich, die einzelnen Federn der unteren Kehlgegend sehr schmal dunkler gerandet, sodafs eine leichte Schuppenzeichnung entsteht. Dasselbe gilt vom Kropf und von den oberen Teilen der Vorderbrust. Weichen, Bauch und Unterschwanz- decken schmutzig grau mit heller Endfärbung. _Steuerfedern weils gespitzt, während bei den alten Vögeln die weilse Randung kaum angedeutet erscheint. Sushkin hat einen Wasserschmätzer beschrieben, welchen er Cinclus ceinclus bianchi benennt (Bull. Brit. Ornith. Club No. 103, Jan. 1904 p. 43), der nach seiner Diagnose dem Cinclus leucogaster sehr nahe steht und vielleicht besser als Cenclus leucoyaster bianchvi aufzufassen ist. Diese Form bewohnt das Sayan Gebiet, soll aber nicht über dasselbe hinaus nach Norden vorkommen und sich westwärts nicht bis zum Altai ausbreiten. Jedenfalls steht die von Sushkin beschriebene Form den von Dr. Merzbacher im Ti&n-schan gesammelten vorliegenden Exemplaren aulser- ordentlich nahe, sodafs ich anfangs versucht war, sie für den Sayan Vogel zu halten. Sie zeigen auf Oberkopf und Genick wenig rötliches Braun. Der Vorderrücken ist bei den Ti@n-schan Vögeln dunkler braun, während bei ©. I. bianchii „interscapulio, imo, dorso inferiore uropygioque schistaceis‘‘ gefärbt sind. Die Scapularfedern sind bei beiden Formen graulich, doch hat ©. |. leucopterus keine schwärzliche Schuppenzeichnung. Vielleicht fehlt diese auch dem Herbstkleide des alten ausgefärbten 9' von Cinclus leucogaster bianchü. C. leucogaster leucogaster ist Standvogel im Gebiet des Tien-schan. Am Issik-kul und nördlich davon ist er gesammelt worden; an den Südabhängen des genannten Gebirgszuges im Osten und Westen — hier geht er bis in das Pamirgebiet hinein — kommt er bis zu Höhen von 9000‘ vor. Er fehlt in Indien und Tibet, scheint also die centralen Wüstengebiete nach Süden nicht zu überschreiten. Ob neben den beiden vorgenannten Cinclus noch weitere Arten der Gattung im Gebiet des Tiön-schan vorkommen bleibt ebenso weiterer Klärung vorbehalten wie die genaue Begrenzung der einzelnen Formen und die Feststellung der geographischen Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 247 Verbreitung derselben, die Dr. von Rothschild zu geben versprochen hat. In Betracht kommen die folgenden Formen und Arten: Oinelus baicalensis Dresser. Gebiet des Baikalsees, im Sayan- schen Gebirgszuge westlich bis zum Altai und in den nordwestlichen Teilen der Mongolei. Cinclus leucogaster bianchiüi Sushk. Sayan Gebirge bis zum Baikal. Nicht im Altai. Cinclus sordidus sordidus Gould. Nördliches Tibet und angrenzende Gebiete, Gansu, Kaschwir, Sikhim. Cinclus sordidus middendorffi Sushk. Mittlere Teile des Sayan Gebirges. Cinclus sordidus bilkevitchi Zarud. Altai. Cinclus cashmeriensis Gould. Himalaya bis Sikhim, nörd- liches Tibet, östliches China. Cinclus pallasi Temm. Nord Khasi Berge, Nord Cachar, China, Nordostasien. Turdus viscivorus bonapartei Cab. Turdus viscivorus ß Hodgsoni, Sew. J. f. O. 1875 S. 178. Turdus viscivorus var. Hodgsoni, Pleske, M&em. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 36. — id. Przewalski, Reisen Centralasien II Vögel, Lfg. 1, S. 3 (1889). Turdus viscivorus, Bianchi, ME&l. biol. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 608 [?]. — Oates, Fauna Brit. Ind. Birds, II p. 148 (1890). Turdus viscivorus Hodgsoni, Pleske, Bull. Acad. Sec. St. Petersbg. 1892 S. 292. — Stolzmann, Bull. Soc. Imp. Moscou, 1897 p. 74. Turdus viscivorus bonapartei, Smallbones, J.f. ©. 1906 8. 413. a. 74a. ' ad. Karanowski Schlucht, 21. 10. 1902. b. 74b. ad. r 1. 10. 1902. c. 186. ' juv. n 26. 10. 1902. Die beiden vorliegenden alten Vögel zeigen auf der Brust wie an den Weichen etwas intensiveres Gelb als es der im Berliner Museum befindliche Typus von Z. bonapartei Cab. (ex N. W. Himalaya) besitzt. Die Kehlfärbung bei dem Stück 74a hat eine geringere Fleckung als der vorgenannte indische Vogel. Bei dem jungen Vogel ist die Färbung des Unterkörpers heller, die Fleckung der Brust und des Bauches nicht so dicht und intensiv wie bei dem alten Vogel. Turdusviscivorus bonaparleiistdieöstliche Form unsererMistel- drossel und constant gröfser als diese. Nachstehend einige Mafse: Mus. Berol. rostr.iN tars..) ‚all ‚I,cand. 3387. N. W. Himalaya (Typus) 22 33: 165,5. 129,5 mm Sammlung Merzbacher 74a. 22 32 165 130 U, 74 b. 21 391° lbs 13:5, 186 21 32 165 130,3 248 Herman Schalow: Die Grenzen des Vorkommens der beiden nahe stehenden Formen sind noch nicht bestimmt gezogen und die Verbreitung derselben bedarf noch der Aufklärung. Neben der von Cabanis beschriebenen Form will Sewerzow auch die typische Art in Turkestan gefunden haben. Die Angaben Pleske’s über das Vorkommen im Ti@n-schan sind nicht ganz klar. Er weist darauf hin, dafs nach den Notizen Przewalski’s die östliche Misteldrossel (s. n. T. viscivorus var. hodgsoni Jerd.) auf das genannte Gebirge beschränkt sei und dort als Brutvogel lebe. Am Schlufs seiner Ausführungen bemerkt Pleske aber, dafs die Angaben des vor- genannten russischen Reisenden über das Fehlen von ZT. visce- vorus am Tarim, am Lob-nor und in der Dsungarei beweisen, dafs seine frühere Ansicht, dafs 7. viscworus (typ. ?) auf den Tien-schan beschränkt sei, die richtige ist. Bianchi hat aus dem angrenzenden Pamirgebiet den typischen Vogel zur Brutzeit erhalten. Rothschild führt 7. v. bonapartei vom Issik-kul, also vom nördlichen Tien-schan auf. Vom Iskander-kul hat Pleske (Rev. Turk. Ornis, 1888) Nest und Eier beschrieben. Turdus pilaris L. Sewerzow, J. f. O. 1875. S. 178. — Pleske, Mem. Acad. imp. St. Petersb. 1888. p. 37. — id. Wiss. Ergeb. Reisen Przewalski, 2. Vögel, Lfg. 1 p. 6 (1889). — id. Mel. biol. Acad. imp. St. Petersb. 1892. p. 292. — Schalow, J. f. O. 1901. S. 452. a. 60a. Q ad. Karanowskoe uschtschelje. 7. 10. 02. b. 60b. ad. * 22. 10. 02. c> 60, 79.30: r 12. 10. 02. d. 190. Q ad. Kaschka-su, 22. 9.02 Von den vorliegenden Exemplaren zeichnet sich das eine oJ (No. 60c) durch eine sehr helle Färbung des Nackens, Unter- rückens und der Schwanzdecken aus. Kehle wenig gefleckt. Die Zeichnung an den Seiten der Vorder- und Hinterbrust stark aus- geprägt. Heller Superciliarstreif. Nacken und Vorderrücken dunkel rostbraun. Die Stärke, Form und Färbung der Brust- und Seiten- zeichnung variiert ungemein, unabhängig von Alter, Geschlecht und Provenienz. Keines der vorliegenden Exemplare aus dem Tien-schan ist so dunkel wie ein von Holderer bei Ulaschak ge- sammeltes 9° (Mus. Bero!). Merula merula intermedia Richm. Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 585. 2.02a.. G.:ad. 15: b.E2b. 29 ad: 16: Diese Subspecies wurde nach einem ad. 2 beschrieben, welches Dr. Abbott gegen Ende des November in Ak-su, im südöstlichen Tien-schan, sammelte. Das vorliegende % der MerzbacherCollection stimmt vollständig mit der Beschreibung Richmonds überein. . Das 9° trägt das bekannte vollständig schwarze Kleid der männ- lichen Amsel. Schnabel horngelblich. Tarsen tiefschwarz. Malse: Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 249 Merula m. intermedia al. caud. rostr. tars. g'. coll. Merzbacher 140 130 23 33 mm. 132.2..198,....3319.231,54,, Merula m. mazima og‘. Aksu (Pet. Mus.) 140 134 — SoR, SR : SE 1200, 35: ;;, Q. Tien-schan „, 135 128 26 3a OrLob-n0r7 ;, 136 131 29 330 Merula m. merula co". Mark (Berl. Mus.) 126 IS 32 But, A 125 BIALHCON ea, FEN Y 124 MIRSUESONNMES 2a, ih, & 126 Maul anal, Über das Vorkommen der westlich-palaearctischen Merula- Form, M. merula merula im Gebiet des Ti@n-schan liegen nur zwei Notizen in der Litteratur vor: eine Angabe bei Pleske in dessen Revision der turkestanischen Ornis (Petersbg. 1888) und eine zweite von Bianchi, welcher bei Bearbeitung der orni- thologischen, centralasiatischen Sammlungen von Grum-Grzimailo aus dem Jahre 1885 ein Exemplar aufführt, welches am 21. Juli am Flusse Sang-Girdan (im Gebiet des Alai) erbeutet wurde. Möglicherweise liegt hier eine Verwechselung nicht mit M. m. mazxzima wohl aber mit M. m. intermedia vor. Unsere Kenntnis der Verbreitung dieser beiden letztgenannten Subspecies bedarf jedenfalls der Erweiterung. Als sicher darf heute angenommen werden, dafs M. m. maxima in den Gebieten des Nordabhanges des Tiön-schansystems brütet, in den Südabhängen dieses Gebirges wie überhaupt in den südlicher gelegenen Gebieten Centralasiens aber nur als Wintervogel auftritt. Aus dem südlichen Ti@n-schan kennen wir M. m. maxima nur als Durchzugvogel. Im oberen Tarim wurde sie nur im Winter gefunden. Im Chumbi Tal, in Tibet, traf sie Walton im Januar in mälsigen Höhen. Wo die eigentlichen Brutgebiete von M. m. intermedia liegen wissen wir z. Zt. nicht. Jedenfalls im Süden des Tiön-schan. Merula atrigularis atrigularıs (Temm.). Turdus mystaceus, Sewerzow, J. f. O0. 1875 S. 178. — Menzbier, Ibis 1885 p. 356. — Sewerzow, id. 1883 p. 70. Merula atrogularis, Sewerzow, J. f. ©. 1875 8. 178. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 586. — Oberholser, ibid. 1900 p. 487. — Rothschild, Zool. Novit. 1902 p. 163. Turdus atrigularis, Walton, Ibis 1906 p. 81. — Smallbones J. f. O. 1906 S. 413. Merula atrigularis, Bianchi, M&l. biol. Acad. Pet. 1886 p. 608. — Pleske, M&m. Acad. Pet. 1888 p. 37. — id. Wissenschaftl. Ergebnisse Reisen Przewalski, 2 Vögel, Lfg. 1. p. 15 (1889). — 250 Herman Schalow: Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves. p. 92 (1891). — Pleske, Mel. biol. Acad. Pet. 1892 p. 291. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893. p. 149. — Schalow, J. f. O. 1901. S. 452. Turdus atrogularis, v. Homeyer und Tancre, Ornith. Ver. Wien 1883 p. 87. a. 95a. Q' ad. Karanowskoe uschtschelje 28. 12. 02. b. 184 ad. $ 9. 10. 02. G7910%,Q0 Sadı “ 27:.28.083 d.. 97 82:20° jux- 16. 8. 02. Turdus mystacinus von Sewerzow ist in neuester Zeit stets mit 7. atrigularis vereinigt worden. Ich entsinne mich noch genau einer Sitzung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Berlin, am 9. Juni 1873 (J. f. OÖ. 1873 S. 315), in welcher Sewerzow seinen Zurdus mystacinus vorlegte und begründete und vor allem auf das biologische Moment hinwies, dafs u. a. der Zug der letztgenannten Art ein ganz anderer sei als der von Turdus atrigularis Temm. Merula atrigularis relicta (Zarud. & Korej.). M. relicta Zarudny & Korejew, Orn. Monatsberichte 1903 S. 129. 93b. 9° ad. Karanowskoe uschtschelje. Ich möchte das vorstehend verzeichnete Exemplar zu der obigen Subspecies ziehen. Beschreibung des 9°: Stirn, Scheitel, Hinterkopf, Genick und Kinn, Wangen, Kehle und Kropf schwarz. Die Federn des Kropfes mit wenigen schwachen grauen Rändern. Die Federn des Oberkopfes und Genicks mit breiteren grauen Rändern, sodals die schwarze Ausfärbung dieses Teiles des Körpers noch nicht voll zum Ausdruck gelangt. Rücken, Bürzel und Oberschwanz- decken mattolivengrau, die letzteren bräunlicher. Steuerfedern dunkelolivbraun, die äulseren an der Spitze wie die mittleren an der Basis und längs des Schaftes schwärzlichbraun. Primär- und Secun- därfedern von der Farbe des Schwanzes, letztere auf den Aufsen- fahnen dunkler, Flügeldecken und Scapularfedern von der Farbe des Rückens, vielleicht etwas lichter. Die Handrandfedern weilslich, die unteren Flügeldeckfedern graubraun mit leicht rostfarbenen Federrändern. Unterkörper weifslich, ohne Streifzeichnung, in denWeichenschmutziggrau. Die Unterschwanzdecken weifspräunlich mit dunklerer Basis und hellerer Spitze. Oberkiefer dunkelhorn- braun an der Basalschneide gelblich braun. Von der letzteren Farbe ist auch der Unterkiefer, der nur an der Spitze dunkel- hornbraun. Tarsen hellhornfarben. al. caud. tars. rostr. J ad. 140 102 30 17 mm. M. a. atrigularis ao ad. 140 101 29 17 mm. Die Messungen ergeben, wie aus den vorstehenden Zahlen hervorgeht, zwischen den beiden nahe verwandtenFormen M.a.atrigu- Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 251 laris und M. atrigularis relicta keine Differenzen. Die letztere Art unterscheidet sich aber dadurch auffällig von der ersteren, dafs die schwarze Kopffärbung nicht nur Kinn und Kehle sondern auch den ganzen Kopf, den Hals und das Genick umfalst, also viel tiefer auf den Unterhals hinabgeht. Ferner sind die unteren Flügeldeckfedern bei M. atrigularis intensiv rostrot gefärbt während sie bei M. relicta graubraun sind und nur an den Rändern leichte rostfarbene Säumchen zeigen. Der Typus der Art wurde auf dem Zuge bei Dscharkent im Semiretschje Gebiet gesammelt. Das vorliegende Exemplar wurde im Winter, zusammen mit Individuen von M. a. atrigularis, erlegt. Die letztere Drossel ist Brutvogel im Tiön-schan und geht als solcher in die mit Wachholdersträuchen bedeckten Höhen bis zu 11000. Ob M.a.relicta gleichfalls im Tiön-schan brütet oder daselbst nur auf dem Zuge vorkommt bleibt festzustellen. Einige der Literaturangaben über das Vorkommen von M. a. atrigu- laris in dem vorgenannten Gebirgssystem werden sich auf die von Zarudny und Korejew beschriebene Art beziehen. Petrophila eyanus (L.). Petrocossyphus cyanus, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand p. 190 (1873). Monticola cyanea, Bianchi, Mel. biol. Acad. St. Pet. 1888 p. 610. Petrocichla cyanea, Sew., J. f. O. 1875 p. 178. Monticola cyaneus, Berezowski & Bianchi, Aves exp. Potan. p. 98 (1891). Monticola cyanus, Sew., Ibis 1883 p. 68. — Pleske, Me&m. Acad. Imp. Sc. Petersbg. 1888 p. 34. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. 1898 p. 151. Petrophila eyanus, Oates, Fauna Brit. Ind. Birds II p. 146 (1890). — Sharpe, Sc. Res. sec. Yarkand Miss. Aves p. 94 (1891). Petrophila solitaria, Richmond, Proc. U. S. Nat. Mus. 1896 p. 488. 56. 9 juv. Karanowski Schlucht, 10. 10. 1903. Die Kehlfärbung des vorliegenden Exemplares ist sehr hell. Desgleichen die Brust; die einzelnen Federn licht gerandet mit subterminalen dunklen Rändern. Es weist ungemein geringe Malse auf: rost. 20, al. 119, tars. 25 mm. Die von Dr. Abbott zur Brutzeit in Kaschmir gesammelten Exemplare sind irrtümlich von Richmond zu P. solitaria (L.) gezogen worden. Diese letztere Art ist die Östliche Blaumerle, welche ausschliefslich in Japan und im nördlichen China zu brüten scheint. Sazxicola oenanthe oenanthe (L.). Sazxicola venanthe, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 178. — Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 611. — 252 Herman Schalow: Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 35. — id. Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, Il Vögel p. 34 (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 85 (1891). — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 164. an Dad 13. 5. 1903. ba, 9X juy, 23. 8. 1903. 6. 6298. Driad. 19. 5. 1903. d. 62b. 2 ad. Karanowski Schlucht, 19. 8. 1902. e. 5. 9 juv. Ak-su, 13. 9. 1902. Bei dem alten 9' im Frühlingskleide geht das Weils der Stirn ziemlich weit nach der Mitte des Oberkopfes. Am oberen Kinn keine Spur von weißslicher Färbung. Der rostgelbliche Ton des Kinns matt gefärbt. Das als juv. 9° bezeichnete Exemplar (b.) möchte ich als Y ım Herbstkleide ansprechen, welches noch nicht das reine Kleid trägt. Das Stück d. ist ein © im ersten Herbstkleid. Sazicola oenanthe oenanthe ist an den Nord- wie den Süd- abhängen des Tiön-schan nicht seltener Brutvogel. Nach den Beobachtungen von Przewalski ist siein den letztgenannten Gebieten sogar sehr häufig. Es bleibt an gröfseren Reihen zu untersuchen, ob die nördlich der Tien-schan Kette vorkommenden S$. oenanthe, welche sich durch eine sehr weilse Unterseite unterscheiden, subspeecifisch abzutrennen sind. Sazxicola isabellina isabellina Cretzschm. Sewerzow, J. f. 0. 1875 8. 178. — id. Ibis 1883 p. 68. — Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 614. — Pleske, M&m Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 34. — id. Wissensch. Ergeb. Przewalski Reisen, II Vögel, p. 35 (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 84 (1891). — Pleske, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 289. — Richmond, Pr. U. Nat. Mus. 1896 p- 585. — Schalow, J. f. ©. 1901 S. 453. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 164. — Bamberg, Zeitsch. Oologie 1906 S. 4. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 413. Sazwicola saltatrix, Sewerzow, J. f. O. 1875 p. 178. 3. 9' Kaschka-su, 16. 5. 03. Dieser Steinschmätzer hat in Centralasien ein ungemein ausgedehntes Brutgebiet. Die Grenzen der Verbreitung, vor- nehmlich im Nordosten, bleiben noch genau festzustellen. Se- werzow hat nachgewiesen, dafs die jungen Vögel der Art ihr Nestkleid um so länger behalten, je höher sie wohnen. Die Pamirvögel sind mit denen des Tiön-schan durchaus überein- stimmend. Sazxicola pleschanka (Lepech.). Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 480, 583. — Roth- schild, Nov. Zool. 1902 p. 164. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 413. Sazxicola leucomela, Sewerzow, Ibis 1883 p. 69. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 253 Sazieola morio, Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 35. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 173 (?). a. 71 co ad. Karanowski Schlucht 26. 9. 02. b. 64 Q ad. # 0 l026+5..03; c. 63 cd juv. Kaschka-su 195 8.92: d. 49 9° juv. Mi 3..9,192: Das Exemplar a trägt noch nicht ganz das Kleid des alten Männchens. Scheitel und Oberkopf sind noch mit schwärzlichen Federn durchsetzt, sodafs die Platte gescheckt erscheint. Dasselbe gilt von den Seiten des Halses. Vorderbrust nicht intensiv weils sondern etwas schmutzig rötlich angeflogen. Das alte Q@ im Frühlingskleide hat sehr viele Beziehungen zu dem ersten Herbst- kleide der jungen Männchen. Die Vorderbrust ist, hinab bis zum Bauch, bei den ersteren mehr weilslich, bei den letzteren mehr oder weniger ausgeprägt bräunlich. Die Rückenfärbung des 9 ist dunkler, die hellen Säume der Secundärschwingen wie der Schulterdeckfedern fehlen. In dem vorgeschrittenerem Kleide des jungen Männchens ist die hellere Stirn und Oberaugenstreifung stärker ausgeprägt. Malse: rostr. al. caud. tars. a. Q' ad. 12 97 73 22 mm. b. © ad. 12 95 72 Sell, &. 8 JuV. 12 97 73 2b AN, d. J' juv. 12 98 12 Ban Die von Allan OÖ. Hume auf Grund eines von Henderson am Arpalak Flufs und bei Koshtak (Yarkand) gesammelten Exemplares aufgestellte Beschreibung von Saxicola hendersoni (La- hore to Yarkand, 1873, p. 206, Taf. 13) stimmt vollständig mit dem von Dr. Merzbacher im September bei Kaschka-su gesammelten jungen Männchen überein (d.). S. hendersoni Hume ist als Synonym zu S. pleschanka (Lepech.) zu ziehen. Der Typus letzterer Art stammt aus Saratow („habitat in fossis praeruptis circa Saratow et alibi ad Volgam“; Descriptio quorundam animalium, in Nov. Com. Petropol. XIV p. 503 pl. 14 fig. 2, 1770). Hendersons Exemplar wurde Ende August gesammelt, das von Merzbacher stammt vom 3. September. Die Mafse, die von Hume gegeben werden, stimmen mit den obigen überein. Ob die von Dr. Abbott bei Kargil, Kaschmir, gesammelten Steinschmätzer, welche von Richmond (Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 480) als Saxicola pleschanka, aber mit einem Fragezeichen, aufgeführt werden, zu dieser Art gehören, ist sehr zweifelhaft. Jedenfalls sind es nach den |. c. gegebenen Messungen viel kleinere Vögel. Dasselbe gilt von den von Sharpe aufgeführten Exemplaren (Sec. Yark. Miss. p. 83). Vielleicht ist die Kaschmir Form abzutrennen und das Vorkommen von $. pleschanka in Indien auf Gilgit, wo die Art zur Brutzeit gesammelt wurde, beschränkt. 254 Herman Schalow: Pratincola maura przewalskii Pleske. Pratincola hemprichi, Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 178 (?). Pratincola maura, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 479, 583. — Walton, Ibis 1906 p. 76. (?) — Smallbones, J. f. 0. 1906 $. 413 (2). Pratincola maura var. przewalskiü, Pleske, Aves Przewals- kianae, S. 46, Taf. 4 fig. 1—3 (1889). — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 289. — Oustalet, Nouv. Arch. Mus. Paris 1893 p. 169. — Schalow, J. f. O. 1901 8. 454. a. 16a. g' semi ad. 28. 9. 02. b. 16b. S' ad. Karanowskoe utschelje 16. 9. 02. SHOT d. 272.84 jun. e. 36a. © juv. Kaschka-su 6: 9.102 f. 36b. 9 juv. Karanowskoe utschelje 8. 8. 02. Das mir vorliegende alte 9° im Herbstkleide ist an der Basis der Steuerfedern, durch die weilsen Supracaudalen verdeckt, gering weils gefärbt. Das junge 9, ohne Datum des Erlegens, hat ein sehr zerschlissenes Gefieder, ohne Andeutung des Färbungs Characters, welchen junge © bereits im ersten Herbstkleide zeigen. Die beiden jungen Q* tragen bereits das schwarze Kopfgefieder, welches aber durch die braune Umrandung der einzelnen Federn noch vollständig verdeckt erscheint, bzw. bei dem einen Exemplar (27 a.) an einzelnen Stellen des Hinterkopfes bereits durchbricht. Öberschwanzdecken bei den alten I weils, bei den jüngeren hell bräunlich, bei den Q im Jugendkleide dunkler rostbräunlich. Pleske hat zuerst eingehender darauf hingewiesen, dafs die im nördlichen Ti@n-schan und Altai als Brutvögel wohnenden Pratincola maura Pall. sich von den südlich des genannten Gebirgssystemes vorkommenden unterscheiden. Beide Formen überwintern in Indien. Den nördlich von der grofsen central- asiatischen Wüste vorkommenden Formen gebührt der Pallas’sche Name, während die südlichen Brutvögel, die sich durch gröfsere Dimensionen neben anderen Differenzen von jenen unterscheiden, von Pleske als Patrincola maura var. Przewalskiü (Aves Prze- walskianae Lfg. 1, p. 46, Taf. 4 fig, 1—3) abgetrennt worden sind. Ob dieser Name als Synonym zu Pratincola robusta Tristram (Ibis 1870 p. 497) gestellt werden mufs, bleibt sehr fraglich. Der Typus der Tristram’schen Art soll aus Indien (Mysore) stammen, und Hume (Stray Feathers 1880 p. 133) hat nach Vergleichung der Tristram’schen Originalexemplare die An- sicht ausgesprochen, dafs das eine Stück derselben der grolsen Form von Pr. maura angehöre. Wenn er nun auch bezüglich des zweiten Stückes die Artzugehörigkeit offen läfst, so wäre der Name Tristram’s für eine ganz bestimmte Form fixirt und mülste Geltung behalten. Wohin das andere Stück, welches Tristram gleichfalls mit dem Namen robusta belegt, gehört, ist eine zweite Frage. Vielleicht ein Bastard zwischen den beiden Subspecies. Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 255 Dieser Hume’schen Ansicht stehen aber nun die Untersuchungen von Sharpe, Oates, Brooks, Scully sowie die späteren Mitteilungen von Tristram selbst diametral gegenüber. Die Genannten sind der Ansicht, dals Pratincola robusta Tristr. sich überhaupt nicht auf einen indischen bezw. centralasiatischen Vogel, sondern auf P.sybilla (L.) von Madagascar bezieht. Unter diesen Umständen mufs — vorläufig wenigstens — der gröfseren Pratincola maura Form Centralasiens der Pleske’sche Name verbleiben. Für den Unterschied zwischen P. maura maura und P. m. przewalskii werden vornehmlich Gröfsenunterschiede geltend ge- macht. Ich gebe nachstehend die Mafse der von Merzbacher gesammelten Exemplare: al. caud. tars. rostr. a 57 20 10 mm ber 55 90 107, c. 71 55 19 I d. 72 54 20 g.Hab, e. 72 55 20 10448 f. 73 54 20 10 Pleske (l. ce.) hat genaue Messungen nach den von ihm im Petersburger Museum untersuchten Exemplaren gegeben, wobei er allerdings betont, dafs er sein Material als ungenügend be- trachte, um die Grenzen der Schwankungen in den Dimensionen der beiden Subspecies festzulegen. Nach seinen Messungen zeigen die beiden Formen die folgenden Zahlen: rostr. al. tars. caud. P. m. maura 13—14 64—69 19.5—22.5 49—55 P. m. przewalskü 13—155 715-755 20-24 55-59 Bei den Merzbacher Exemplaren ergeben sich 71-73 19—20 54—57. Diese letzteren Malse des Flügels und des Schwanzes haben mich hauptsächlich veranlafst, die mir vorliegenden Stücke zu der grofswüchsigen Pleskeschen Form zu ziehen. Aber daneben waren es auch noch andere Momente, die mich hierzu bestimmten. Zunächst der sehr dunkle rostrote Ton des Kropfes und, um ein weniges heller, derjenige der Vorderbrust. Die matt roströtliche Färbung des ganzen Unterkiefers sowie die durchgängig sehr rötliche Färbung der Weibchen. Ein Character wäre bei dem alten und bei dem halbalten g' (vom 16. und 28. Sept.) allerdings bestimmend dieselben mit der typischen Pr. maura maur«a zu vereinen. Dies ist die gröfsere Ausdehnung des weilsen Fleckes an den Halsseiten gegenüber der von Pleske gegebenen Abbildung, mit der im übrigen die mir vorliegenden Exemplare vollständig übereinstimmen. Möglicher- weise sind diese beiden Stücke (a. und b.) Bastarde, die nach Pleske nicht selten auftreten sollen. Die geographische Verbreitung ist von Pleske eingehend behandelt und nachgewiesen worden, dals das Brutgebiet seiner 256 Herman Schalow: Pratincola maura var. przewalskii im Norden durch die grofsen centralasiatischen Wüsten ihre Begrenzung findet, d. h. über den Tien-schan nach Norden nicht hinüberreicht. Die mir vorliegenden Exemplare wurden sämtlich in den Südabhängen des Gebirges gesammelt. Walton führt P. maura für das südliche Tibet als häufig vorkommenden Vogel auf. Aus dem Umstande, dafs er (l. c.) schreibt: „the tibetan birds are somewhat larger with a longer wing than most of the indian and chinese specimens but agree perfectly with them in plumage‘“ möchte ich schliefsen, dafs die von ihm gesammelten Exemplare nicht zu der typischen, sondern zu der przewalskii Form gehören, eine Annahme, der aus zoogeo- graphischen Gründen kaum zu widersprechen sein dürfte. Ruticilla erythronota (Eversm.). : Sewerzow, J. f. ©. 1875 S. 177. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 33. — id. Wissensch. Ergeb. Przewalski’s Reisen, II Vögel p. 60 (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 86 (1891). — Pleske, Mel. Biol. Bull. Acad. imp. St. Pötersbg. 1892 p. 290. — Oustalet, Nouv. Arch. 1892 p. 158. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 163. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 412. Phoenicurus erythronotus, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 482, 584. — Oberholser, 1900 p. 222. 20,79a:7@! Jun. 23. 9.02 b. 79b. g' jun. Karanowskoe uschtschelje 21. 9. 02. c.27790640. jun: r “ 12002 3un: e. 182b. © ad. fe. 92 9 ad. Karanowskoe uschtschelje 13. 8. 02. Brutvogel im ganzen Gebiet des Ti@n-schan, auch zweifellos in den Südostabhängen, wo die Art allerdings bis jetzt nur im October gefunden wurde. Standvogel im Ferghana. Biddulph betont ausdrücklich, dafs er die Art im Sommer nie im Gebiet von Yarkand, wo sie im Winter häufig ist, angetroffen habe. Kutiecilla grandis, Gld. 1 Schalow, J. f. ©. 1901 S. 455. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 163. Ruticilla erythrogastra grandis, Smallbones, J. f. O. 1906 3.412, a. 80b. 9‘ juv. Karanowskoe uschtschelje 23. 11. 02. b. 80a. g* juv. 5 “ 23. 11: 0% c.1962. ad. er ” 12. 9. Ok =.BDIe. 111 ad. 1 N 24. 11.02 e.196b. J! ad. 780. =G Q Bei den alten 9° ist die Brust einfarbig dunkelrotbraun. Bei den jungen ©‘ zeigen die Brustfedern schmale grauliche Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 257 Säume und die Kehl- und Halsfärbung ist nicht so intensiv dunkel. Die von mir früher gemachte Bemerkung, dafs ein nicht unwesent- licher Unterschied in der Färbungsintensität zwischen Frühlings- und Herbstvögeln besteht habe ich bei Durchsicht der vorliegenden Exemplare bestätigt gefunden. Die Q' haben eine sehr lebhaft dunkle Brustfärbung. Ebenso sind Bürzel, Schwanzdecken und Steuerfedern lebhafter gefärbt als bei Frühlingsvögeln. Kopffärbung nirgend rein weils sondern stets graulich untermischt. Ruticilla rufientris rufiventris Vieill. Ruticilla rufiventris, Sewerzow, Ibis 1883 p. 68. — Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. St. Petersbg. 1886 p. 618. — Pleske, Me&m. Acad. St. Petersbg. 1888 p. 33. — id. Aves Przewalskianae Lfg. 1 S. 54 [pt.] (1889). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 87 (1891). — Pleske, Bull. Acad. St. Petersbg. 1892 p. 290 [?]. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 163. — Lönnberg, Ark. f. Zool, Stockh. 1905 p. 18. — Smallbones, J. f. ©. 1906 8. 412. Phoenicurus rufiventris, Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 482, 584. 2.68 rad. 5.8. 03! b.68a. g' ad. Ak-su 13. 9. 03. 92a Onad. 13. 8103; Typische Vögel. Das eine Q° hat eine sehr tief rostrote Brust- und Unterfärbung. Kehle tiefschwarz. Die tiefschwarze Stirn- binde wird von sehr hellem Grau umrandet. Das Weibchen im Herbstkleide zeigt nur auf den Oberschwanzdecken roströtliche Färbung. Häufiger Brutvogel im ganzen Ti@n-schan. Desgleichen nach Stolzmann im Ferghana und nach Walton im südlichen Tibet. Adelura caeruleocephala (Vig.) Ruticilla caeruleocephala, Henderson & Hume, Lahore to Yar- kand p. 211 pl. 14 (1873). — Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 177. — Pleske, M&em. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 33. — id. Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1892 p. 291. — Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 163. — Smallbones, J. f. O. 1906 S. 412. Adelura caeruleocephala, Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 91 (1891). a. 70. oJ" ad. Alacholskoje urotschischtsche 27. 9. 03. b. 195. og ad. c. 69b. 9 juv. Ak-su, 12. 9. 02. d. 69a. 9‘ juv. Karanowskoe uschtschelje 16. 10. 02. e.:89a..:Q r 29. 18,92, f. 89b. © Alacholskoje 12. ıS 03. g. 48. © juv. Kaschka-su 271. 8. 92. Ohne den Ansichten Seebobms beizupflichten, dafs Hakben) charactere schon allein berechtigen, generische Unterschiede zu begründen, möchte ich doch die vorstehende Art, dem Beispiele Journ, f. Orn. LVI. Jahrg. April 1908. 17 258 Herman Schalow : indischer Ornithologen folgend, von der Gattung Ruticilla absondern und sie als Typus von Adelura Bonaparte (Comptes rend. 1854, No. 38 p. 8) betrachten. In der ganzen Erscheinung und, wie wir annehmen können, auch in den biologischen Momenten, ein Rotschwanz, ist doch das Fehlen des den Arten der Gattung Ruticilla characteristischen Merkmals, der roten Schwanzfedern, die hier durch tiefschwarze ersetzt werden, von generischer Bedeutung. Wenn die Datirung des einen mir vorliegenden J (a) richtig ist, so tragen auch alte Herbstvögel das reine Frühlingskleid, bei welchem Scheitel, Stirn und Hinterkopf einfarbig blau und Kinn, Kehle, Kropf, Halsseiten, Nacken und Vorderrücken intensiv einfarbig schwarz gefärbt sind und die einzelnen Federn der genannten Körperteile keine schmalen braunen Säumchen besitzen. Bei zwei jüngeren 9, im October und November gesammelt, sind die Federn des Kopfes, der Brust, des Rückens, etc., so breit bräunlich gerandet, -dals sie das Blau und Schwarz vollständig decken bezw. stark gescheckt erscheinen lassen. Erst beim Aufheben der braunen Oberkopffedern sieht man die darunter liegenden blauen Farben. Dasselbe gilt vom Uropygium. Dies soll das characteristische Winterkleid sein. Beim alten Vogel reicht das Schwarz bis auf die Hinterbrust und ist durch eine scharfe Linie von dem weilslichen Bauch geschieden. Zügel und eine schmale Stirnbinde intensiv schwarz. Hume hat, im Gegensatz zu Jerdon, bereits darauf hinge- wiesen, dafs sich die 2 dieser Art im Färbungscharacter von den g' total unterscheiden. Die von dem Genannten gegebene Abbildung (l. ce.) eines alten Q stimmt ausgezeichnet mit dem mir vorliegenden Frühlingsvogel überein. Das im August erlegte © ist in der Allgemeinfärbung, besonders Kopf, Rücken und Brust, dunkler und die Federsäume der Secundärschwingen schmaler und dunkler. Erithacus rubecula rubecula (L.). Dandalus rubecula, Sewerzow, J. f. ©. 1873 S. 176. Erithacus rubecula, Pleske, M&m. Acad. St. Petersbg. 1886 S. 32. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 412. Erithacus rubeculus, Smallbones, J. f. O. 1906 8. 412. a. 30a. co ad. Ala-kol, 98:,5703: b. 30b. © ad. Karanowski Schlucht, 12. 8. 02, Die vorliegenden Exemplare gleichen bis auf die Färbung des Scheitels und Hinterkopfes, die vielleicht um ein geringes matter ist als bei Stücken des Berliner Museums von Lenkoran und Jedin in Westturkestan, vollständig in Bezug auf Färbung und Grölsen- verhältnisse solchen aus dem mittleren Deutschland. Nach einem Vergleich der reichen Suite des Berliner Museums von den ver- schiedensten Fundorten glaube ich annehmen zu müssen, dals die Ausdehnung der roten Stirnfärbung variiert. Bei den Stücken Öst- Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. 259 licher Provenienz scheint dieselbe breiter, d. h. nach der Stirn zu ausgedehnter zu sein. Sewerzow bezeichnet die Art nur als einen Wintervogel Turkestans. Dasselbe nimmt Almäsy an. Für das von Merzbacher besuchte Gebiet des Tien-schan ist das Rotkelchen zweifellos Brutvogel. Es fehlt in Indien und den zoogeograpbisch sich an- schliefsenden Gebieten. Oyanecula szuecica suecica (L.). Cyanecula suecica, Henderson & Hume, Lahore to Yarkand p. 214 (1873) (?). — Sewerzow, J. f. O. 1875 S. 176. — id. Ibis 1883 p. 68 (?). — v. Homeyer & Tancre, Orn. Mitt. Wien 1883 p. 84. — Pleske, M&m. Acad. imp. St. Petersbg. 1888 p. 32. — Richmond, Pr. U. St. Nat. Mus. 1896 p. 585. — Lönnberg, Ark. f. Zool. Stockh. 1905 S. 18. Erythacus suecicus, Rothschild, Nov. Zool. 1902 p. 163. — Smallbones, J. f. ©. 1906 S. 412. Cyanecula caerulecula, Bianchi, Mel. biol. Bull. Acad. imp. St. Petersbg. 1886 p. 619 (?). — Sharpe, Sec. Yark. Miss. Aves p. 89 (1891). a AAgd. Sal. 28. 3:.,1903. b. 44b. Q' ad. cra4c. O-ad. 3..5.71903: d. 44d. 9 ad. 3. 4. 1903. Die vorliegenden Exemplare sind typische rotsternige arctische Blaukehlchen, welche Brutvögel des Gebietes sein dürften. Bei dem gesammelten alten 9, vom Anfang April, ist die dunkle Umrandung der hellen Kehle noch nicht völlig ausgeprägt. Auch die Pamir Vögel gehören hierher. Ob COyanecula suecica pallidogularis Sarud. (= Ü. discessa v. Mad.), welche nach Exemplaren aus Transkaspien beschrieben wurde, im Ti@n-schan Gebiet vorkommt, möchte ich bezweifeln. Bamberg will sie allerdings. von Alexandrowskaja, Turkestan, erhalten haben. Er weist darauf hin, dafs die Eier denen unserer ©. suecica gleichen. Oyanecula abbotti Richm. aus Ladak gehört zur (©. cyanecula Gruppe. Otto Bamberg glaubt, sie nördlich von Kaschgar brütend gefunden zu haben, also in den Südabhängen des Ti@n-schan. Dieses Blaukehlchen passiert das südliche Tibet im September und Oktober auf dem Zuge. An die vorstehende Aufzählung der von Herrn Dr. Merzbacher heimgebrachten Bälge möchte ich noch eine Bemerkung knüpfen. Bei der Besprechung einzelner Exemplare der Sammlung habe ich darauf hingewiesen, dafs sich dieselben durch geringe Färbungs- differenzen von Stücken aus dem westlich palaearctischen Faunen- gebiet unterscheiden. Es wäre mir leicht geworden, den aus dem palaearktischen Asien in den letzten Jahren beschriebenen rund 300 Arten und Subspecies ein weiteres halbes Dutzend 17* 260 Herman Schalow: Beiträge zur Vogelfauna Centralasiens. anzufügen. Ich unterliefs es, da mir in den meisten Fällen nur ein Stück zum Vergleich vorlag. Ich stehe auf dem Standpunkt, dafs es mindestens sehr bedenklich ist, auf Grund geriuger Farbeunuancen. dıe nach meiner Ansicht erst durch den Nachweis des Vorkommens in gröfseren Reihen diagnostischen Wert erhalten, und nach Untersuchung eines einzigen Exemplars, neue Subspecies abzutrennen und zu beschreiben. Ein Beitrag zur Ornis der näheren Umgegend von Leipzig. Von Dr. E, Hesse. An dieser Stelle möchte ich ein Verzeichnis derjenigen Vogelarten geben, die bisher in der näheren Umgegend von Leipzig von mir beobachtet), oder die anderweit sicher festgestellt wurden, soweit mir das betreffende Material zu Gebote stand, oder endlich über die in der Literatur bemerkenswerte Angaben gemacht sind. Ferner habe ich die ornithologische Sammlung des Zoologischen Museums unsrer Universität durchgesehen und hierselbst manch sehr wertvolles Belegstück, zumal aus ver- gangenen Zeiten, für unsere Gegend gefunden (s. a. u. S. 263). Herrn Custos Dr. R. Schmidtlein spreche ich für seine freundliche Bereitwilligkeit, mit der er mir die Sammlung zu diesem Zweck überliefs, auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus. Das Gebiet, welches ich in Betracht ziehe, hat Leipzig zum Mittelpunkt und wird im Westen, Norden und Nordosten durch die Grenzen des Königreichs Sachsen, im Osten und Süden durch diejenigen der Amtshauptmannschaft Leipzig markiert, ohne dafs natürlich darunter ganz haarscharfe Grenzen zu verstehen sind. Weiter begreife ich mit ein die im Südosten an dies Gebiet herantretenden Rohrbacher Teiche nebst angrenzendem Gelände, woselbst ich mehrere Jahre speciellere Beobachtungen angestellt habe. — Über den allgemeinen Charakter dieses Gebietes sei kurz folgendes erwähnt. Dasselbe trägt ausgesprochen ebene Aus- bildungsweise. Abgesehen von kleineren wellenförmigen Boden- erhebungen finden sich gröfsere im Westen in Gestalt des bekannten Sandrückens Wachtberg-Sandberg-Bienitz, und im Nord- osten als Hügel in der näheren und weiteren Umgegend von Taucha. Im Süd- und Nordwesten findet sich ein ziemlich verzweigtes Flußsystem, gebildet von den Hauptflüssen Elster und Pleifse sowie von einigen abgezweigten Nebenflüssen und Verbindungs- 1) Vgl. Ornithol. Monatsber. 1894, S. 137—141; 1905, S. 17—23, 37—42, 89—97, 121—128, 207—209; 1907, S. 87—43; Journal f. Ornith. 1907, S. 91— 134; 1908, S. 25—60. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 261 kanälen (Luppe, Coburger Wasser, Nahle, alte Elster), zu denen sich noch mehrere Bäche und Gräben gesellen. Diese Flüsse haben breite tiefe Rinnen in das Plateau eingeschnitten; von den ihrem Bereich angehöreuden Altwässern sind die ehemals in der Nähe der Stadt gelegenen fast sämtlich durch Zufüllung verschwunden. Durch den nordöstlichen Gebietsteil windet sich das kleine Parthe- flüfschen. Abgesehen von den benachbarten Rohrbacher Teichen fehlen gröfsere Wasserbecken im Gebiet; doch sind im Laufe der Zeit durch Ausheben des in den Flufsniederungen abgelagerten Auelehms zu Ziegeleibetrieben z. T. sehr ausgedehnte Komplexe von Teichen und Sümpfen, die mehr und mehr durch üppige Sumpfvegetation umsäumt oder bedeckt werden und reiches Vogelleben bergen, entstanden, so namentlich im Nordwesten bei Gundorf (vgl. Berichte) und weiter nördlich bei Wahren und Möckern; die letzteren (sogen. Brandtsche Lachen) sind jedoch gleichfalls durch Zuschüttung wieder getilgt, anderen steht das Gleiche bevor; leider!; doch ist eben andrerseits auch nicht zu vergessen, dafs diese Ausschachtungen erst in relativ kurzer Zeit künstlich entstanden sind, in der ursprünglichen Landschaft also nicht vorhanden waren. Kleinere Ausstiche finden sich noch im Süden. — Laut den Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen wird der Untergrund bez. das Grundgebirge, das an verschiedenen Stellen erschlossen ist, nämlich silurische Grauwacke, Dyas (bes. Rotliegendes) und Braunkohlenformation (Oligocän) von einer z. T. bis 20 m mächtigen Diluvialdecke wie von einem gewaltigen Schleier verhüllt, in deren Bereich wiederum durch postdiluviale Erosionen das Alluvium zur Ab- lagerung gelangte. Das Diluvium setzt sich aus diluvialen Schottern, Kiesen, Sanden und Lehmen (Geschiebelehm, Geschiebedecksand), das Aluvium aus analogen Bildungen (Flufskies nebst -sand, Auelehm, z. T. moorig-mergelige Facies) zusammen. — Der grölsere Teil des Gebietes wird von der Landwirtschaft in Anspruch genommen. Gröfsere Waldungen ziehen sich als ausgedehnte Auewälder im Bereich des oben skizzierten Fluls- gebietes dahin. Abgesehen von kleineren Feldgehölzchen oder einzelnen, namentlich die Wasserläufe umsäumenden Baumgruppen finden sich noch von gröfseren Forsten im Westen der Bienitz, im Nordwesten der Tannenwald, im Südosten das Universitäts- und Oberholz und im Süden die Harth. Die erstgenannten Waldungen stellen den typischen Aue- wald der Ebene dar, bestehend also vorherrschend aus Eiche, Weifsbuche, Feldrüster, Linde, auch Esche und den Ahornarten, zu denen sich als Strauchwerk vor allem Traubenkirsche, Schleh- dorn, schwarzer Hollunder, roter Hornstrauch und Haselnufs, besonders aber auch die Stockausschläge obiger Bäume, namentlich der Ulme, gesellen. Ausgedehnte Nadelholzbestände (Fichte, Kiefer) finden sich nur in den vorhin an zweiter Stelle erwähnten 262 E. Hesse: Forsten, die aber sämtlich auch reinen Laubwald (gröfsere Birken- bestände z. B. im Bienitz und Tannenwald), teilweise auch Mischwald aufweisen. Die sich entlang der Wasserläufe hin- ziehenden Gruppen werden hauptsächlich von Weiden, Erlen und Pappeln gebildet. In den Flufsauen und Niederungen breiten sich vegetationsreiche Wiesen aus. Die folgende Aufzählung der Species findet in systematischer Reihenfolge statt; darin sowie in der Nomenklatur richte ich mich nach „Reichenow. Die Kennzeichen der Vögel Deutschlands.“ (Neudamm 1902). Es bedeutet wiederum J. Jahresvogel, B. Brut- vogel, D. Durchzugvogel, W. Wintervogel.!) Die verschiedenen Grade des quantitativen Auftretens sind meist durch die Worte „gemein, häufig, seltner, selten, sehr selten“ gekennzeichnet. Für die Dauer des in unserm Gebiet bisher beobachteten Aufenthaltes bez. Zuges werden bei den Brut-, Durchzug- und Wintervögeln die betreffenden Monate angegeben. deren erstes, zweites und letztes Drittel ich mit „Anfang“ „Mitte“ und „Ende“ bezeichne; doch können auch diese Abteilungen selbstverständlich nicht als absolut scharfe Grenzen gelten, da sich ja einzelne Vorposten oder Nachzügler einen oder den anderen Tag eher oder länger auf- halten können; immerhin läfst sich in zahlreichen Fällen eine derartige Gliederung durchführen, da bekanntlich viele Species gewöhnlich erst von einem bestimmten Monatsteil an zu treffen sind oder bis zu einem solchen ausharren. Wenn nun z. B. von dem Aufenthalt irgend einer Form gesagt ist: „März bis Oktober“, so bedeutet dies „von Anfang März bis Ende Oktober inclusive“, die jeweiligen Monate sind also voll’gerechnet; gleiches gilt für eine Angabe wie beispielsweise: „Mitte März bis Anfang Oktober“, dies würde also heifsen: Etwa vom 10. 111.—10. X.“, auch hier die betreffenden Zeitabschnitte immer inclusive genommen. Nur bei einigen vereinzelten, sehr seltenen Vorkommnissen werden specielle Daten genannt sein. Bei den bedingten Jahresvögeln ist diejenige Periode, in der sich die grofse Menge der betreffenden Art aufhält, mit dem Wort „Hauptaufenthalt‘ bezeichnet. Die Brutvögel sind mit * versehen. Speciellere, detaillierte Beobachtungen sind, abgesehen von einzelnen kurzer Bemerkungen, diesem Verzeichnis natürlich nicht beigefügt, ich verweise da auf meine oben citierten Berichte resp. die unten in Fufsnoten vermerkte anderweite Literatur. Ferner möchte ich noch erwähnen, dafs man bei einigen, besonders seltneren Arten bezüglich ihres Aufenthaltes als Brutvögel zuweilen Unregelmäfsigkeiten feststellen kann in der Weise, dafs die in Frage kommenden Species das eine Jahr anzutreffen sind, ein andres nicht, ja bisweilen bleiben solche 1) Vgl. Journ. f. Ornith. 1907, 8. 92. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 2683 jahrelang aus, um dann wieder zu erscheinen, ohne dals sich, wie schon früher hervorgehoben, „nach unseren Begriffen“ etwas in der betreffenden Lokalität geändert hat, wenn also ohne weiteres ersichtliche Eingriffe, wie z. B. Abholzungen, Ausfüllungen, Urbarmachungen u. s. w. nicht der Anlafs sein können; vielleicht dürfte auch hier das Fehlen oder Vorhandensein bestimmter Nahrungsverhältnisse eine wesentliche Rolle spielen. Namentlich ist mir dies aufgefallen bei Colymbus cristatus L., Anas strepera L., Gallinago gallinago L., Crex cerex L., Sylvia nisoria Behst., Acrocephalus palustris Bchst. und Turdus pilaris L. Solche Fälle bezeichne ich mit dem Beiwort „unregelmäfsig‘“, was in gleichem Sinne auch bei einigen Durchzüglern angewendet sein wird. Endlich werden die im Zoologischen Museum gemachten Befunde unter der Abkürzung ,„Z.-M.“ den betreffenden Species jedesmal angereiht. Die grofse Mehrzahl der hier befindiichen gestopften Vögel der Leipziger Gegend stammt aus den 30er 40er und 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts; ich vermerke natürlich nur, was mirirgendwie besonderer Erwähnung wert erscheint; die Etiketten gebe ich z. T. wörtlich wieder. 1. Urinator imber Gunn. Z.-M.: 9 juv. captus Lipsiae 17. Nov. 1849. 2. Urinator arcticus L. 1 St. in den letzten Tagen des Oktober 1888 bei Schleufsig erlegt.!) 3. Urinator lumme Gunn. Dr. R. Hennicke gibt aus dem Anfang der 70er Jahre je 1 St. bei Lindhard?) und auf den Rohrbacher Teichen?) erlegt an. — Z.-M.: av. juv. prope Lipsiam occis. Nov. 1839. Dr. Jacoby. 4. *Colymbus cristatus L. Unregelmäßsiger B. auf den Rohrbacher Teichen, sonst nur sehr seltener D. April bis Oktober. — Z.-M.: av. juv. autumno. Fauna lips. Sept. 1847. 5. * Colymbus grisegena Bodd. B. auf den Rohrbacher Teichen, sonst nur seltener D. Mitte März bis Mitte Oktober. 6. *Colymbus nigricolis Brehm. B. auf den Rohrbacher Teichen, sonst nur sehr seltener D. April bis Oktober. — Z.-M.: pullus. Connewitz Juli 1846. Dr. Vollsack. (Somit scheint diese Art früher auch hier als B. vorgekommen zu sein.) ®) 1) Dr. A. B. Meyer und Dr. F. Helm. Jahresberichte der ornitho- logischen Beobachtungsstationen im Königreich Sachsen. IV, S. 131. 2) Ornithol. Jahrbuch 1894 S. 194. (Wiewohl das damalige Beob- achtungsgebiet Dr. Hennickes im Südosten über das unsrige hinausgreift, führe ich doch diese Beobachtungen der Vollständigkeit halber sämtlich mit an.) 3) Ornith. Monatsschrift 1891, S. 175. +) 6a. Col. auritus L. Über die Angabe bei Dr. Hennicke (Ornith. Jahrb. 1894, S. 194) vgl. Journal f. Ornith. 1907, 8. 93. 264 E. Hesse: 7. *Colymbus nigricans Scop. J. und B. Seltner. 8. Larus canus L. Von Dr. R. Hennicke am 13. IV. 1890 in 2 St. in der Nähe der Rohrbacher Teiche beobachtet.!) 9. Larus ridibundus L. D. Seltner. Mitte März bis Oktober. — (Früher B. auf den Rohrbacher Teichen). 10. Rissa tridactyla L. Z.-M.: av. juv. Lützschena Nov. 1845. 11. Sterna hirundo L. Nur einmal vom 25.—27. XII. 06 südl. von Möckern beobachtet. — (Früher B. auf den Rohrbacher Teichen). — Z.-M.: ©. Leutzsch. 2. VI. 1860. Dr. Grabau. 12. Hydrochelidon nigra L. D. Selten. Mitte Mai bis Juni; Mitte September. — (Früher B. auf den Rohrbacher Teichen.) 13, Phalacrocoraz carbo L. Am 2. Nov. 1627 soll ein „wilder Seerabe“ von dem Türmer der Thomaskirche auf dem Turmgang gefangen worden sein.?) — Dr. R. Hennicke gibt für die Rohr- bacher Teiche zwei Vorkommnisse an (14. IX. 1890 und Anf. Mai 1891), die jedoch nach seiner eignen Ansicht nicht ganz sicher sind.) — Z.-M.: av. juv. Lützschena. d. 18. Nov. 1862 misit L. B. de Speck. 14. Sula bassana L. In dem Verzeichnis der bisher im Kgr. Sachsen beobachteten Vögel von Meyer und Helm (l. ce. VI.) findet sich auf S. 124 bei Sula folgende Notiz: Knauthain. Reichen- bach: Vögel Deutschlands. s. 301.) 15. Mergus merganser L. Nur einmal 1 St. am 29. XII. 06 bei Gundorf beobachtet. 16. Mergus albellusL. Z.-M.: Q juv. Schleußsig. 16. Febr. 1870. Dom. Ludwig. j 17. Oidemia fusca L. W. Sehr selten. Mitte Dezember bis Januar. 18. Nyroca marilaL. D. bez. W. Selten. Mitte März ; Dezember. 19. Nyroca fuligula L. D. bez. W. Seltner. März, April; November, Anfang Dezember. 20 * Nyroca ferina L. B. auf den Rohrbacher Teichen, sonst nur D. Häufig. März bis November. 1) Ornith. Jahrb. 1894, S. 195. 2) T. Heydenreich. Leipzigische Cronicke. 1635, S. 371. (vgl. a. J. Fickel. Die Literatur über die Tierwelt des Königreichs Sachsen. Zwickau 1902, S. 15.) 8) 1.20.08. 4 94. 4) Dies Werk war auf den hiesigen Bibliotheken (Universitätsbibliotbek, Zoolog. Institut, Naturforsch. Gesellschaft, Ornitholog. Verein, Stadtbibl.) nicht vorhanden ! Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 265 21. Nyroca rufina Pall. Z.-M.: 9. Altenhain pr. Lipsiam. 1845. Dr. Vollsack. (Obgleich dieser Fundort ca. 11/, Meil. west!. aufserhalb meines Gebietes liegt, möchte ich doch dieses sehr seltene Vorkommnis hier mit erwähnen). 22. * Nyroca nyroca Güld. B. auf den Rohrbacher Teichen. Mitte April bis Anfang Dezember. 23. Nyroca clangula L. D. Selten. März bis Mitte April; Anfang Oktober bis November. 24. Nyroca hyemalis L. Nur einmal 1 St. am 11. XII. 05 auf den Rohrbacher Teichen beobachtet. 25. Spatula clypeata L. D. Seltner. Ende März bis Anfang Mai; Ende August bis Anfang November. 26. *Anas boschas L. J. und B. Gemein. — Z.-M.: 9. (aber- rant; Grundfarbe bräunlichgelb, die sonst dunklen Federzeich- nungen ganz hell, Spiegel bräunlichgrau). Fauna lips. 1885. Dr. Fraisse. 27. "Anas strepera L. Unregelmälsiger B. auf den Rohr- bacher Teichen, sonst nur seltener D. Mitte April bis Oktober. 28. Anas penelope L. D. Seltner. März, April; Mitte September bis Mitte November. Auch einmal 3 St. vom 24.— 27. V. 05 bei Gundorf, und 1 St. am 18. XII. 05 auf den Rohr- bacher Teichen beobachtet. — Von Dr. R. Hennicke früher als nicht häufiger B. auf den Rohrbacher Teichen angegeben.!) 29. Anas acuta L. D. Selten. Ende März, April; Ende Oktober, Anfang November. 30. *Anas querquedula L. B. Häufig. Mitte März bis Ok- tober. 31. *Anas crecca L. Bedingter J. und B. Häufig. Haupt- aufenthalt März bis November. 32. Tadorna tadorna L. Sehr seltener D. (Anfang März) bez. W. auf den Rohrbacher Teichen. (s. a. u. 8... .). 33. Anser sp. Unter diesem Collectivbegriff fasse ich die- jenigen grauen Gänse zusammen, die man allenthalben vom Sep- tember bis März überhinziehen sieht und deren genaue Be- stimmung hierbei natürlich unmöglich ist. 34. Anser anser L. Von Dr. R. Hennicke für den 25. IX. 1889 und 31. VIII. und 30. X. 1890 grölsere Flüge bei Rohrbach und Belgershain angegeben.?) 35. Anser hyperboreus Pal. Am 10. XII. 02 beobachtete P. Wichtrich bei Eutritzsch 4 St. (Angeblich wurden auch noch )1.c. 8. 19. 2) 1. c. 8. 198, 266 E. Hesse: am 4. XII. 02 und am 27. I. 03 in dortiger Gegend einige ge- sehen.)?) 36. *Cygnus olor Gm. J. und B. in den alten Lehmausstichen im Nordwesten. Durch Zufüllung des einen Teiles derselben jetzt fast völlig verdrängt. 37. Oygnus cygnus L. Anfang November 1886 angeblich unmittelbar bei Leipzig 6 St. gesehen und 1 St. bei Wiederitzsch erlegt.2) — Nach Dr. R. Hennicke früher mehrfach auf den Rohr- bacher Teichen vorgekommen; 1 St. wurde sogar gefangen.?) — 2.-M.: Oceisus prope Möckern 1809. (Alter Vogel; Geschlechts- bestimmung fehlt). 38. Cygnus bewicki Yarr. Naumann berichtet über ein im Winter 1822/23 bei Meckern (Möckern! -— H.) geschossenes Exemplar.) 39. Squatarola squatarola L. Nur einmal am 16. IV. 04 2 St. bei Gundorf beobachtet. — Mitte Sept. 1887 1 jung. 9 bei Leipzig erlegt.°) 40. Charadrius apricarius L. Nur einmal am 10. XII. 06 9 St. an den Rohrbacher Teichen beobachtet. — Von Dr. R. Hennicke einmal 1591 gesehen.®) 41. *Charadrius dubius Scop. Als B. sehr selten, sonst nur seltnerer D. Mitte April bis Anfang September. — Von Dr. R. Hennicke auch einmal eine gröfsere Anzahl bereits am 26. 111.1890 an den Rohrbacher Teichen beobachtet.) — Z.-M. 1. av. juv: Schleulfsig 28. Juli 1862. Dom. Ludwig. 2. Knauthain 1889. (Alter Vogel; nähere Angaben fehlen). 42. *Vanellus vanellus L. B. Häufig. März bis Mitte November. 43. Oedicnemus oedicnemus L. D. Sehr selten. April, Anfang Mai. — Dr. E. Rey erwähnt I St. vom 2. XII. 03. aus der Gegend von Stötteritz.®) 44. Recurvirostra avosetta L. Wurde nur einmal von Dr. A. Voigt?) und P. Wichtrich!°) am 17. IV. 04. in 1 St. bei Gun- dorf festgestellt. 1) Ornith. Monatsschrift 03, S. 318. 2) Meyer und Helm I. c. II. S. 201; Jahresberichte des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands XI. (1886) Journal f. Ornith. 1888, S. 554, 555. Brlee. 8. 398. 4) Wiegmanns Archiv f. Naturgesch. 1838, S. 361—366; Neu. Naumann IX, S. 263. 5) Meyer und Helm |. c. III. S. 108. 6) 128.190. 1), 1.0.8. 190. 8) Ornith. Monatsschr. 03. S. 317. 9) Ornith. Monatsber. 04. S. 100. 10) Ornith. Monatsschr. 05. S. 179. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 267 45. Tringa alpina L. D. Selten. Mitte August bis September. 46. Tringa minuta Leis. D. Selten. Mitte und Ende September. Auch einmal am 9. VI. 06. 18 St. bei Gundorf beobachtet. 47. Tringa temmincki Leis. Wurde nur einmal am 9. IX. 05 in 1 St. bei Gundorf festgestellt. 48. *Tringoides hypoleucos L. B. Seltner. Mai bis Mitte September. — P. Roux gibt noch vereinzelte im Oktober, ferner 3 St. Ende November und 2 St. am 3. Dezember 1890 an.!) — Z-M.: 9" juv. Schleufsig. 22. April 1860. Dr. Tobias. 49. Totanus pugnaz L. D. Seltner. Mitte April bis Mai; Mitte August. 50. Totanus totanus L. D. Seltner. Ende März bis Mai; Mitte Juni bis August. 51. Totanus fuscus L. D. Sehr selten. Anfang Mai; Mitte Juni; Ende August, Anfang September. 52. Totanus littoreus L. D. Seltner. Mitte April bis Mai; Juli bis Mitte September. 53. Tofanus ochropus L. D. Häufig. Ende März, April; Juni bis Oktober. Auch einmal 1 St. vom 6.—9. Ill. und am 30. XII. 07. bei Gundorf beobachtet. — Z.-M.: 9 Schleußsig. 24. April 1860. Dom. Ludwig. 54. Totanus glareola L. D. Seltner. Mitte April bis Mai; Juli bis Anfang September; vereinzelt auch in der Zwischenzeit. 55. Limosa limosa L. Nur einmal am 3. V. 05 1 St. bei Gundorf beobachtet. 56. Numenius arquatus L. D. Selten. April; Sep- tember. Auch einmal am 25. V. 06 21 St. an den Rohrbacher Teichen beobachtet. — Z.-M.: Fauna lips. Belgershain. Juli 1841. Prof. Jörg. (Geschlechtsbestimmung fehlt). 57. Numenius phaeopus L. 20. Sept. 1887 1 St. bei Rüben b. Rötha erlegt.?) 58. Gallinago media Frisch. D. Selten. Anfang Mai; Ende Juli, Anfang August. 59. *Gallinago gallinago L. B., z. T. unregelmäfsig. Mitte März bis Oktober; vereinzelt auch im Winter. — Z.-M.: d“. Schleufsig. 18. Aug. 1869. Dom. Ludwig. 60. Gallinago gallinula L. D. Selten. Ende September bis Mitte November. Auch einmal 1 St. am 3. XII. 06 an den Rohrbacher Teichen beobachtet. 1) Ornith. Monatsschr. 1897, S. 135. 2?) Meyer und Helm, 1. c. III. S. 112. 268 E. Hesse: 61. Scolopax rusticola L. D. Seltner. Mitte März bis Mitte April; Oktober bis Mitte November. — Dr. E. Rey erwähnt ein am 27. Juli 1887 am Telegraphendraht verunglücktes Exemplar.!) 62. *Otis tarda L. J. Selten; B. im Nordosten, vielleicht auch im Westen. — Z.-M.: 1. 9. Faun. lips. April 1855; 2. 3 Pulli verschiedenen Alters, zwei davon nur mit der Etikette „Fauna lips.“, das dritte: Schleufsig. Juni 1860. Dom. Ludwig. 63. "Otis tetrax L. B. Sehr selten. April bis Oktober. (Herr H. Kunz?) teilte mir mit, dafs nach seinen langjährigen Beobachtungen die Zwergtrappe ıit Eintritt des ersten Frostes ihr Brutgebiet verläfst.) 64. Grus grus L. D. Seltner. Mitte März bis Anfang April; Oktober.) Auch einmal am 24. V. 05 2 St. bei Gundorf beobachtet. 65. * Rallus aquaticus L. B. Selten. April bis Oktober; vereinzelt auch im Winter. 66. *COrex crex L. B. Seltner; z. T. unregelmäfsig. Mitte Mai bis September. 67. *Ortygometra porzana L. B. Selten. Mitte April bis Oktober. 68. Oriygometra parva Scop. D. Sehr selten. Mitte April; Anfang August. (In den sich jährlich mehr und mehr durch üppige Sumpfvegetation bedeckenden Ausschachtungen ein späteres Ansiedeln als B. nicht ausgeschlossen.) 69. *Gallinula chloropus L. J. und B. Häufig. 70. *Fulica atra L. Bedingter J. und B. Gemein. Haupt- aufenthalt März bis Oktober. 71. Syrrhaptes paradoxus Pall. Uber das Vorkommen des Steppenhuhnes i. J. 1888 folge ich hier der Zusammenstellung von Meyer und Helm (Anbang z. III. Jahresber., S. 119— 124). Die Vögel wurden einzeln, zu wenigen oder bis zu 30 St. beob- achtet ; mehrere verunglückten an Telephondrähten. 25. April: Paunsdorf. 26. Ya: HPorliz. 27.0: Paunsdorfi. 28. „: > 1. Mai und folgende Tage: Holzhausen‘). 7: „ » Leipzig: 23°: R0tha. Ende Mai: Trachenau b. Rötha. 1) Ornith. Monatsschr. 1887, S. 255. 2) Vgl. a. Journal f. Ornith. 1902, S. 287. 3) Vgl. a. Meyer u. Helm, 1. c. 1I. S. 187, 188; Ill. S. 109. 4) Meyer und Helm, 1. ce. IV. 8. 118. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 269 72. Plegadis autumnalis Hasselg. Dr. E. Rey erwähnt ein am 16. X. 06. bei Knauthain erbeutetes 2 juv.!) 73. *Ciconia ciconia L. Nur noch ganz vereinzelt B. Mitte März bis Anfang September. — Z.-M.: 9‘. Fauna lips. Mai 1840. — (Vgl. auch T. Heydenreich. 1635 1. c. S. 162; J. Fickel. Be S. 15) 74. Ciconia nigra L. 1 St. wurde während des Sommers 1888 vielfach bei Rötha gesehen.?) 75. Nycticorax nycticorax L. Z.-M.: 2 juv. Schleufsig. 19. Mai 1869. Dom. Ludwig. 76. Botaurus stellaris L. Nur einmal am 12. XI. 06 1 St. bei Böhlitz—Ehrenberg erlegt. — Von Dr. R. Hennicke?) und R. Müller‘) früher als B. auf den Rohrbacher Teichen festgestellt. 77. * Ardetta minuta L. B. Seltner. Mai bis September. — Z.-M.: 1. 2. Fauna lips. Dr. Vollsack. (anno?); 2. S. Meus- darf 8. Juni 1869. De Petrykowsky d. 78. Ardea cinerea L. Seltner. Ende März; Juni bis Ok- tober;; vereinzelt auch im Winter. — Z.-M.: 1. © juv. Schleußsig 2. Dezember 1859. Dom. Ludwig; 2. 9‘. Knauthain 1888. Leib- jäger Löwe. 79. *Columba palumbus L. B. Häufig. März bis Oktober; ganz vereinzelt auch im Winter. 80. *Columba oenas L. B. Häufig. März bis Oktober. 81. *Zurtur turtur L. B. Seltner. Mai bis September. — Über ein Ausbleiben dieser Art im Süden während 1901 macht Dr. A. Voigt aufmerksam’). 82. *Phasianus colchicus L. J. und B. Häufig. 83. * Perdix perdix L. J. und B. Gemein. 84. *Ooturnix coturnix L. Nur noch ganz vereinzelt B. Mitte Mai bis Anfang Oktober. — Z.-M.: Pullus. Fauna lips. 1855. 85. Tetrao tetrix L. Herr Revierförster Weiske (Oberholz) teilte mir mit, dafs er im Herbst 1906 und im Frühjahr 1907 (bis zum 2. IV.) einen Hahn im Universitätsholz und den angrenzenden Fluren (Oeltzschau und Störmthal) beobachtete; wahrscheinlich handelt es sich um ein aus dem Klingaer Revier (ca 11/, Meil. westl.) entflogenes Stück, wo vor ca 10 Jahren Birkwild mit gutem Erfolg ausgesetzt wurde‘). 1) Ornith. Monatsschr. 07, S. 261. 2) Meyer und Helm. l. c. IV. S .123. 371.76: 8191: 4) Ornith. Monatsschr. 1891, S. 388. 5) Ornith. Monatsschr. 01., S. 368, 369. 6) Vgl. Dr. R. Hennicke 1. c. S. 190; Ornith. Monatsschr. 06. S. 151. 270 E. Hesse: 86. Vultur monachus L. 1816 wurden bei Zschocher 2 St. gesehen, von denen 1 erlegt wurde.!) 87. Circus aeruginosus L. D. Selten. Ende April; Ende August bis Anfang Oktober. Auch einmal am 27. XI. 05 1 St. an den Rohrbacher Teichen beobachtet. 88. Circus cyaneus L. J., aber nur D. Seltner. 89. Circus macrourus Gm. Z.-M.: Q juv. Markranstädt 1847. Dr. Vollsack. (War fälschlich als C. cineraceus Mont. bestimmt. 2)) 90. Astur palumbarius T.. Jetzt nur noch sehr seltener D., früher Bd) — Z-M: 1. J. Connewitz 1843. Dr. Vollsack; 2. 9 juv. Connewitz 1847. Dr. Vollsack; 3. g. Connewitz 1856. Dr. Vollsack. 91. *Aceipiter nisus L. J. und B. Seltner. — Z.-M.: Horst mit gestopftem 2 und 3 Eiern. Leipzig 1885. Schmidt leg.*) 92. Circaetus gallicus Gm. Schaufufs erwähnt ein im Jahr 1820 bei Leipzig geschossenes Exemplar.) 93. *Buteo buteo L. J. und B. Häufig. 94. Archibuteo lagopus Brünn. W. Seltner. Oktober bis Anfang April. 95. *Pernis apivorus L. B. Sehr selten. Mitte Mai bis Mitte September. — Z.-M.: 1. <' Connewitz Juli 1846. Dr. Vollsack; 2. 2. Connewitz 16. Juli 1849. Dr. Vollsack. 96. Milvus milvus L. Bis vor ca 8 Jahren seltener B. jetzt nur noch sehr seltener D. März bis Mitte April; Mitte September bis Mitte Oktober. Auch einmal vom 14.—21. I. 05. 1 St. bei Gundorf beobachtet. — Z.-M.: 1. 9 juv. Connewitz. 14. Nov. 1847. Dr. Vollsack. 2. oJ. Connewitz 1850. Dr. Vollsack; 3. 3 Pulli. Gaschwitz 1885; 4. Horst mit 2 Eiern. Leipzig 1885. Neumeister leg. 97. *Milvus korschun Gm. Alljährlich in einem Paar in den Auewäldern im Nordwesten brütend.. Ende März bis Oktober. — Für 1883 auch als B. bei Rötha angegeben. — Z.-M.: 1. 9. Connewitz 2. Juli 1848. Dr. Vollsack; 2. g'. 16. Juli 1848 Connewitz. Dr. Vollsack. (Diese Art dürfte demnach früher auch im südl. (Connewitz.) Ratsholz B. gewesen sein.) 1) Neu. Naumann V. S. 319; Meyer und Helm 1. c. VI. Verz. Ss. 77. 2) Vgl. a. Journal f. Ornith. 07., S. 120. — Über Ü. pygargus L. vgl. Journal f. Ornith. 08., S. 47. 3) Vgl. z. B. Meyer nnd Helm 1. c. III. S. 29; Dr. R. Hennicke. l. c. $S. 122. 4) Vgl. a. Journal f. Ornith. 07, S. 120. 5) Sitzungsber. d. Naturw. Ges. Isis z. Dresd. 1861. S, 54. 6) Meyer und Helm, |. c. III. S. 25. | Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. a7ı 98. Haliaetus albieilla L. Nur einmal am 15. I. 06 1 St. an den Rohrbacher Teichen beobachtet. — Dr. E. Rey glaubt am 20. If. 1900 1 St. überhinziehend bei Deuben b. Gaschwitz beobachtet zu haben.t) 99. Pandion haliaetus L. D. Seltner. April; Ende August bis Mitte November; vereinzelt auch in der Zwischenzeit. 100. Falco rusticolus islandus Gm. Z.-M.: 9 juv. Faun. lips. Sommerfeld. 7. Dec. 1864. Dr. Theod. Schäff d.?) 101. Falco peregrinus Tunst. W. Selten. November bis Anfang März. 102. * Falco subbuteo L. B. Seltner. Ende April bis Anfang Oktober. Auch einmal 1 St. am 25. III. 05 bei Gundorf beobachtet. 103. Cerchneis merilla Gerini. D. bez. W. Selten. November bis Anfang März. — Z.-M.: 1. 9‘ juv. Connewitz 1844. Dr. Vollsack; 2. 9. Lipsiae autumno 1844; 3. av. juv. Lips. autum. 1844; 4. 9° ad. Treben pr. Lützen. 19. Nov. 1847. Dr. Vollsack. 104. Cerchneis vespertinus L. Dr. E. Rey beobachtete am 12. III. 1898 bei Deuben b. Gaschwitz 1 Paar.?) 105. Cerchneis naumanni Fleisch. R. Groschupp erhielt am 30. VIII. 1884 ein bei Leipzig erlegtes 9.) 106. *Cerchneis tinnuncula L. J. und B. Häufig. (Brütet auch hier auf mehreren Kirchtürmen der Stadt; auf dem der Peterskirche standen 1906 allein 3 besetzte Horste; in einzelnen Jahren auch auf der Kuppel des Reichsgerichts.) 107. * Asio otus L. J. und B. Seltner. 108. Asio accipitrinus Pall. D. bez. W. Seltner und un- regelmälsig. Oktober bis April. 109. *Syrnium aluco L. J. und B. Häufig. 110. * Athene noctua Retz. J. und B. Seltner. 111. Glaucidium passerinum L. Soll in den 60er Jahren in einem hohlen Birnbaum zu Rüben (b. Rötha) wiederholt gebrütet haben.) 1) Ornith. Monatsschr. 1900, S. 407. ?2) Die in III, S. 29 und IV, S. 23 (Meyer und Helm 1. c.) gemachten Angaben über ein bei Oschatz bez. Altenhayn erlegtes und dem Leipziger Museum angeblich überwiesenes Exemplar scheinen auf Verwechselungen zu beruhen. ®) Ornith. Monatsber. 1898, S. 100; Ornith. Monatsschr. 1900, S. 405. 4) Ornith. Monatsschr. 1885, S. 79. °) Meyer und Helm I. c. III. S. 34. 272 E. Hesse: 112. *Strix flammea L. J. und B. Seltner. 113. *Quculus canorus L. B. Häufig. Ende April bis September. — 1885 wurde bereits am 10. IV. 1 St. bei Taucha festgestellt.!) 114. *Jynx torquila L. DB. Seltner. Mitte April bis September. 115. *.Dryocopus martius L. J., B. jedoch bisher sicher nur im Universitätsholz. Selten. 116. *.Dendrocopus maior L. J. und B. Häufig. 117. * Dendrocopus medius L. J. und B. Häufig. 118. * Dendrocopus minor L. J. und B. Seltner. 119. Picoides tridactylus L. Im Verzeichnis von Meyer und Helm (l. c.) findet sich S. 89 folgende Notiz: P. tr. Leipzig: Reichenbach: Nath. Mus. Dresden 1836, 38. 120. * Picus viridis L. J. und B. Häufig. 121. Picus canus viridicanus Wolf. J., als B. jedoch mit Sicherheit noch nicht nachgewiesen, doch ist dies sehr wahr- scheinlich. Selten. — Z-M.: 1. 5 und 2. © nur mit der Etikette Fauna lipsiensis; 3. 9' juv. Lipsiae 7. Juli 1847. A. Gerhardt. 122. *Alcedo ispida L. J. und B. Seltner. 123. Merops apiaster L. Nach jener Leipziger Chronik vom J. 1635 soll Anfang Mai (,umb Philippi Jacobi“) 1517 eine Anzahl Bienenfresser bei Leipzig erschienen und z. T. auch gefangen worden sein.?) 124. Corracias garrulus L. D. Sehr selten. Ende Mai; Mitte September. 125. Upupa epops L. D. Selten. Mitte und Ende April; August; vereinzelt auch in der Zwischenzeit. 126 Caprimulgus europaeusL. D.Selten. Mai bis September. — Von Dr. R. Hennicke?) früher für den Südosten und von F. Lindner®) früher bei Zschocher als B. angegeben. — Z.-M.: 1. 9. Gonnewitz 1844. Dr. Vollsack; 2.9. Faun. lips. Schleufsig 15. Sept. 1859. Dom. Ludwig; 3. S'. Faun. lips. Schleußsig 25.5. 1867. Dom. Ludwig. 127. *Apus apus L. B. Gemein. Ende April bis August. 128. *Hirundo rustica L. B. Gemein. April bis Oktober. 1) Ornith. Monatsschr. 1886, S. 156. 2) T. Heydenreich. 1. ec. S. 93; J. Fickel 1. c. S. 15; Brehms Tier- leben. III. Aufl. Vögel II. S. 39; neu, Naumann. IV. S. 337. 8) 1. c. 8. 124. 4) Ornith. Monatsschr. 1885, S. 156. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 273 129.* Riparia ripariaL. B.Seltner. Mitte April bis Oktober. 150. *Delichon urbica L. B.Seltner. Ende April bis Oktober. — Z.-M.: (Vollständ. Albino) Lipsiae oceisa. (anno?) (Geschlechts- bestimmung fehlt). 131. Bombyeilla garrula L. W. Selten und unregelmäßig. November bis Februar. 132. *Muscicapa grisola L. B. Seltner. Mai bis Mitte September. 133. *Muscicapa atricapilla L. B. Häufig. Mitte April bis September. 134. Muscicapa collaris Bchst. Von Dr. R. Hennicke früher im Südosten mehrmals als D. beobachtet.!) 135. a. u. b. Lanius excubitor L. und L. e. maior Pall. D. bez. W. Seltner. August, Ende September bis März. Die einspiegelige Form meist November bis Januar. — Dr. R. Hennicke erwähnt das Vorkommen des Raubwürgers am 7. V. 1891 bei Belgershain.?2) — J. Thienemann stellte die einspiegelige Form bereits früher am 30. X. 1897 bei Leipzig fest.) — Z-M.: 1. 9‘ juv. Faun. lips. 18. Oct. 1845. Gerhard; 2. Schleufsig. 12. Febr. 1859. Dom. Ludwig; (Geschlechtsbestimmung fehlt). 3. 9. Schleußig. 18. März 1859. Dom. Ludwig; 4. av. juv. Faun. lips. Schleufsig. 28. Juli 1864. Dom. Ludwig. (Alle vier zwei- spiegelige Form). 136. Lanius minor Gm. Von Dr. R. Hennicke früher für den Südosten als seltener D. angegeben.*4) — Für 1887 als D. für Leipzig angegeben.?) — Z.-M.: g'. Schleufßsig. 20. Juni 1861. Dom. Ludwig. 137. *Lanius collurioL. B. Häufig. Mai bis Anfaug Oktober. 138. Lanius senator L. D. Sehr selten. Ende April. — Z.-M.: 1. 9° bienn. Schleufsig 20. Aug. 1860. Dom. Ludwig; 2. © ptil. hiem. Faun. lips. 9. Mai 1864. Dom. Ludwig; 3. 9. Schleußsig. 17. Mai 1864. Dom. Ludwig; 4. drei Nester, zwei davon leer und nur mit der Etikette „Fauna lipsiensis“, das dritte mit gestopftem a: Leipzig, Mai 1885. Breithaupt leg. (Demnach ist also dieser jetzt sehr seltene D. früher jahrelang hier B. gewesen). 139. Corvus corax L. Soll bis in die 50er Jahre in der Harth gebrütet haben.) — Z.-M.: 1. 9. Connewitz 1845. Dr. Vollsack; 2. ©. Kleinzschocher 1847. Dr. Vollsack. "lc 8. 128. 2) Ornith. Monatsschr. 1891, S. 229. 3) Ornith. Monatsschr. 1898, S. 208. 4) l.,c. S. 128. 5) Meyer und Helm. 1. ec. IIl. S. 70. 6) Meyer und Helm l. c. III. S. 57; wahrscheinlich ist die Harth bei Zwenkau gemeint; es gibt verschiedene Forste, die den Namen „Harth‘ tragen. Journ. f. Orn. LVL Jahrg. April 1908, 18 274 E. Hesse: 140. *Corvus corone L. J., als B. seltner, als W. (Oktober bis März) gemein. 141. Corvus cornix L. W. Gemein. Oktober bis Anfang April. Vereinzelt auch im Sommer und z. T. mit der vorher- gehenden Art, bastardierend. (Die Nebelkrähe mülste somit für unser Gebiet eigentlich auch als „bedingter J.“, wenn auch in umgekehrtem Sinn, angesprochen werden.) 142. *Oorvus frugilegus L. J., als B. zerstreut in einzelnen Kolonieen, z. T. unregelmälsig, als W. (Oktober bis März) gemein. — Allbekannt ist die Kolonie auf den alten Pappeln (Pop. nigra L.)!) am Schwanenteich inmitten der Stadt, wohin die Vögel alljährlich trotz aller nur erdenklichen Verscheuchungs- mafsregeln wiedergekehrt sind. (Dies erwähnt bereits A. E. Brehm in seinem ‚Tierleben‘‘ ?) unter einigen ironischen Bemer- kungen). 143. *Colaeus monedula L. J., als B. seltner, als W. (Oktober bis März) häufig. 144. *Pica pica L. J., aber nur noch ganz vereinzelt B. — Z.-M.: Nest mit gest. 9. Schleuflsig. 25. Nov. 1858. Dom. Ludwig. 145. *Garrulus glandarius L. J., als B. seltner, als W. (Oktober bis März) gemein. 146. Nucifraga caryocatactes L. 1868 auf dem Herbstzug bei Zwenkau.?) — Für Mitte Oktober 1885 (Invasion) bei Leipzig angegeben.) — Von Dr. R. Hennicke ein einziges Mal 1888 im Südosten beobachtet.?) — 9. 10. 1888 bei Rötha geschossen.‘) — Dr. E. Rey stellte am 13. Nov. 1899 1 St. am Harthrand b. Deuben fest.) — Z.-M.: 1. 9. Fauna lipsiensis. Lindenau 1844. Dr. Vollsack. 2. Lindenau. (anno?) Dr. Vollsack; 3. Fauna lipsiensis 1847; 4. 9. Schleufsig. 28. Sept. 1859. Dom. Ludwig. (Bei 2. und 3. fehlen Geschlechtsbestimmungen.) — Nucifr. leptorh. 5. 6. 7. X. 1893 viele nach Leipzig gesandt.?) 147. *Oriolus oriolus L. B. Häufig. Mai bis August. 148. *Sturnus vulgaris L. Bedingter J. und B. Gemein. Hauptaufenthalt Februar bis Oktober. 1) Bei Meyer und Helm, Il. c. I. S. 32 ist fälschlicherweise von — Eichen (!!!) die Rede. (s. a. l. c. S. 311) 2) II. Aufl. Vög. II. S. 443; III. A. Vög. I. S. 439. 3) Meyer und Helm, 1. c. III. S. 65. 4) Meyer und Helm, 1. c. I. S. 35; X. Bericht 1. c. Journal f. Ornith. 1887, S. 444; Ornith. Monatsschr. 1885, S. 269. { 2) 2 18.327. %) Meyer und Helm, 1. c. IV. S. 57. ?) Ornith. Monatsschr. 1900. S. 409. 8) Meyer und Helm, 1. c. VII.—X. S. 58. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 275 149. * Passer domestieus L. J. und B. Gemein. — Z.-M.: 1.9 (aberrant; am ganzen Gefieder partiell albinotisch) Faun. lips. 1838; 2 9". juv. (aberrant; hell ockergelb) Faun. lips. 1857. 150. *Passer montanus L. J. und B. Gemein. 151. *Coeccothraustes coccothraustes L. J. und B. Seltner. 152. *Fringilla coelebs L. J. und B. Gemein. 153. Fringilla montifringilla L. W. z. T. unregelmäfsig. Häufig. Oktober bis April. — A. Jacobi erwähnt das im Juni 1892 von R. Müller beobachtete Vorkommen eines Paares bei Crostewitz südl. von Leipzig; da nach dem Gesagten Nest, Eier oder noch flugunfähige Junge nicht gefunden worden sind, ist somit ein Brüten dieser vereinzelt zurückgebliebenen Vögel nicht erwiesen.!) 154. *Chloris chloris L. J. und B. Häufig. 155. *Acanthis cannabina L. J. und B. Häufig. — R. Groschupp gibt für die Jahre 1882—87 sehr wechselnden Bestand der brütenden Hänflinge an.?) 156. Acanthis flavirostris L. Z.-M.: ©. Faun. lips. 1842. 157. Acanthis linaria L. Unregelmäßiger W. Selten. De- zember bis Februar. 158. Chrysomitris spinus L. W. Häufig. Mitte Oktober bis Anfang April. — Von Dr. R. Hennicke früher für den Südosten als nicht häufiger B. angegeben.?) 159. Chrysomitris citrinella L. Nur einmal vom 2.—15. X. 03. 1 St. im Botanischen ‘Garten der Universität beobachtet a. u. S..281). 160. *Carduelis carduelis L. J. und B. Häufig. 161. *Serinus hortulanus Koch. B. Seltner. April bis Ok- tober. — B. etwa seit 1890.) 162. a. und b. Pyrrhula pyrrhula L. und F. p. europaea Vieill. W., unregelmäfsig; jenachdem selten oder häufig, Oktober bis März. — Form b. von Dr. R. Hennicke früher für den Süd- osten als ziemlich seltener B. angegeben.) 163. Loxia curvirostra L. D. Selten und unregelmälsig. — Dr. R. Hennicke beobachtete sie früher im Südosten häufig in grolsen Scharen durch die Wälder wandernd; dasselbe ist für 163a. Loxia curvirostra pityopsittacus Bchst. vermerkt.‘) 1) Ornith. Monatsschr. 1892, S. 314. 2) Ornith. Monatsschr. 1888, S. 54. Ail)ıech 8. 189: 4) Zeitschr. f. Ornith. und prakt. Geflügelz. 1894, S. 27. SI ce 8. 189. 6,1. 8. 189. 18* 276 E. Hesse: 164. Calcarius lapponicus L. Nur einmal am 7. I. 05 1 St. bei Gundorf beobachtet. 165. *Emberiza calandra L. J. und B. Häufig.!) 166. *Emberiza citrinella L. J. und B. Gemein. — Z.-M.: 2 St. aberrant, das eine mit rostbräunlichem, das andere mit hellgelbem Grunde, beide mit schwacher Zeichnung. 167. Emberiza hortulana L. Von Dr. A. Voigt wurden Ende April 1893 2 0° bei Leipzig beobachtet.?) 168. *Emberiza schoeniclus L. Bedingter J. und B. Haufig. Hauptaufenthalt März bis Oktober. 169. Anthus patrensis L. D. Häufig. März bis Anfang Mai; Ende September bis Oktober; vereinzelt auch im Winter. — Von Dr. R. Hennicke früher für den Südosten als seltener B. angegeben.3) — Z-M.: 9. (A. montanellus Br.) Brehm ipse dedit. Lipsiae. (anno ?). 170. *Anthus trivialisL. B.Häufig. Mitte April bis September. 171. Anthus campestris L. D. Sehr selten. Mitte und Ende April. — Z.-M.: 9° juv, Schleußsig. 14. Juli 1862. R. Tobias. 172. Anthus spinoletta L. D. Selten. März. — Z-M.: Faun. lips. 2. II. 1845. A. Gerhard. (Geschlechtsbestimmung fehlt.) 173. *Motacilla alba L. B. Häufig. März bis Oktober; ganz vereinzelt auch im Winter. 174. *Motacilla boarula L. J. und B. Seltner. — Z.-M.: co" ad. hieme. Faun. lips. 1846. 175. *Budytes flavus L. B. Häufig, April bis Anfang Oktober. Auch einmal 2 St. am. 27. XI. 07 bei Gundorf beobachtet. 176. *Alauda arvensis L. B. Gemein. Mitte Februar bis Oktober; einzelne, selten kleine Trupps, auch im Winter. — Prof. L. Reichenbach fand bereits Ende Januar 1863 bei Holz- hausen ein Nest mit Eiern, am 8. Febr. daselbst schon die Jungen.) — Z.-M.: 1. A. campestris Brehm. Autor ipse dt. Faun. lips. (Jahres- und Geschlechtsangabe fehlen). 2. aberrant. (die sonst dunkelbraune Zeichnung am ganzen Gefieder ockergelb.) Lipsiae. 23. Oct. 1860. Dom. Weber. (Geschlechtsbestimmung fehlt). 1) Emberiza melanocephala Scop. soll angeblich bei Leipzig vorgekommen sein; unsicher. (Vgl. neu. Naumann, Bd. III, S. 173 Anm.; Meyer und Helm, 1. c. VI. Verz. S. 102; R. Berge, Ornith. Monats- schr. 1900, S. 488. 2) Dr. A. Voigt. Excursionsb. z. Stud. d. Vogelst. I. Aufl., S. 90; IV. A, S. 120. 8) 1.0.08.481: 4) Journal f. Ornith. 1863, S. 155. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 277 177. Lullula arborea L. Nur einmal 19 St. am 30. XII. 07 bei Gundorf beobachtet. Von Dr. R. Hennicke früher für den Südosten als ziemlich seltener B. angegeben.!) 178. *Galerida cristata L. J. und B. Gemein. 179. a Certhia familiaris L. Wird als J. und B. angegeben.?) — Z.-M.: og‘. Faun. lips. 23. Sept. 1849. 179. b. * Certhia familiaris brachydactyla Brehm. J. und B. Häufig. — Z.-M.: Faun. lips. 8. März 1846. A. Gerhard. (Geschlechtsbestimmung fehlt). (Diese zwei im Museum befindlichen Stücke beider Baumläuferformen sind gerade typische Exemplare.) 180. *Sitta caesia Wolf. J. und B. Häufig. 181. *Parus maior L. J. und B. Gemein. 182. "Parus caeruleus L. J. und B. Häufig. 183. *Parus ater L. J. und B. Häufig. 184. *Parus palustris L. (subpalustris Brehm). J. und B. Häufig. 185. * Parus cristatus mitratus Brehm. J. und B. Selten. 186. *Aegithalus caudatus L. J., als B. seltner, als W. (Mitte Oktober bis März) häufig. 187. Aegithalus roseus Blyth. Als J. sehr selten, als W. (Mitte Oktober bis Anfang April) häufig. 188. *Regulus regulus L. J., als B. seltner, als W. (Mitte Oktober bis Anfang April) gemein. 189. * Regulus ignicapillus Brehm. J. und B. Sehr selten. 190. *Troglodytes troglodytes L. J. und B. Häufig. 191. *Accentor modularis L. Bedingter J. und B. Seltner. Hauptaufenthalt März bis Oktober. 192. "Sylvia nisoria Bchst. B., z. T. unregelmälsig. Selten. (Jedoch auch nicht so selten, wie oft angenommen wird!) Mitte Maibis Mitte September. — Z.-M.: Pullus. Faun. lips. 7. Juli 1847. Gerhard. 193. *Sylvia simplexe Lath. B. Seltner. Mai bis Mitte September. 194. "Sylvia sylvia L. B. Häufig. Mitte April bis September. 195. *Sylvia curruca L. B. Häufig. Mitte April bis September. 196. *Sylvia atricapilla L. B. Häufig. April bis Anfang Oktober. Dr c. 8. 182 2) Meyer und Helm, 1. c. III. S. 69. (vgl. a. II. S. 89). 278 E. Hesse: 197. *Acrocephalus erundinaceus L. B. Häufig. Ende April bis Mitte September. 198. *Acrocephalus streperus Vieilll.e B. Häufig. Mai bis September. 199. *Acrocephalus palustris Behst. B., z. T. unregelmälsig. Seltner. Mitte Mai bis Mitte September. 200. *Acrocephalus schoenobaenus L. B. Häufig. Mitte April bis Mitte September. 201. Acrocephalus aquaticus Gm. D. Sehr selten. Ende Juli bis Anfang Oktober.!) 202. “Locustella naevia Bodd. Unregelmäßiger B. Sehr selten. Mitte Mai bis Mitte September. 203. Locustella fluviatilis Wolf. Nur einmal vom 20. VI. — 10. VII. 07 1 St. nordwestl. v. Leipzig beobachtet. 204. *Hippolais hippolais L. B. Häufig. Mai bis August. 205. *Phylloscopus sibilator Behst. B. Seltner. Mitte April bis Mitte September. 206. * Phylloscopus trochilus L. B. Häufig. April bis September. 207. *Phylloscopus rufus Behst. B. Häufig. Ende März bis Mitte Oktober.?) 208. *Turdus musicus L. B. Häufig. März bis Mitte Oktober. 209. Turdus iliacus L. D. Häufig. Mitte März bis Mitte April; Mitte Oktober bis Mitte November. 210. *Turdus viscivorus L. Bedingter J. und B. Selten. Hauptaufenthalt März bis Oktober. 211. *Turdus pilaris L. J., als B. seltner, z. T. unregelmäßig, als W. (November bis Anfang April) gemein. — Chr. L. Brehm konstatierte diese Art bereits am 9. 5. 1836 „4 Stunden hinter (!) Leipzig‘‘ als bemerkenswertes Vorkommnis des Vorrückens nörd- licher Arten nach Süden.?) 212. *Turdus merula L. J. und B. Gemein. 213. Turdus torquatus L. Von Dr. R. Hennicke 1888 1 St. im Südosten auf dem Durchzug erlegt.) — Z.-M.: 1. @. Faun. lips. 9. Mai 1864. Dom. Ludwig; 2. Faun. lips. 1890. (Nähere Anzaben fehlen). 1) Vgl. a. Meyer und Helm, 1. c. IV. S. 74. 2) Cinclus merula J. C. Schäff. Wird von F. Lindner nach Beob- achtungen von Dr. Rey und Grafshof für 1884 als B. bei Connewitz an- gegeben (Ornith. Monatsschr. 1886, S. 17. S) Naumannia 1851, S. 23, 24. *%) 1. ec. S. 130. Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 279 - 214. Monticola saxatılis L. Z.-M.: 0%. Schleufsig. 28. Apr. 1862. Dom. Ludwig. 215. *Saxicola oenanthe L. B. Seltner. Mitte April bis September. 216. *Pratincola rubetra L. Als B. sehr selten, als D. (Mai; September) häufig. 217. Pratincola rubicola L. Von Dr. R. Hennicke früher für den Südosten als seltener B. angegeben.) 218. *Erithacus titys L. B. Häufig. Ende März bis Oktober. 219. * Erithacus phoenicurus L. B. Häufig. Ende März bis Mitte Oktober. Auch einmal 1 St. am 25. XI. 03 im Rosenthal beobachtet. 220. *Erithacus rubeculus L. Bedingter J. und B. Häufig. Hauptaufenthalt März bis Oktober. 221. Erithacus ceyaneculus Wolf. D. Seltner. April, Mai; Mitte August bis Mitte September. — Von Dr. A. Voigt 1893 auch bereits vom 17. III. an beobachtet.2) — Früher auch schon als B. nachgewiesen, und zwar um 1880 von Dr. F. Helm (1 Nest)®) und 1894 von Dr. A. Voigt in 3 Paaren‘); eine Wiederansiedelung als B. also nicht ausgeschlossen, z. T. aus ähnlichen Gründen, wie die bei Ort. parva Scop. (s. 0. S. 268) angeführten. — F. Lindner erwähntein Mitte Juni 1884 im Leipz. Rosenthal gesehenes Pärchen von ‚„Cyanecula suecica, Blaukehlchen“; da nichts weiter hinzugefügt ist, ist wohl die weilssternige Art= Er.cyaneculus Wolf darunter zu verstehen.’) 222. *BPrithacus luscinia L. B. Häufig, Ende April bis Mitte September. Von diesen 222 Species gehören somit 116 sicher dem Ge- biet derzeit als Brutvögel an. An dieses Verzeichnis seien nun noch folgende Bemerkungen angeschlossen. Man liest ab und zu in Zeitschriften über ver- einzeltes Vorkommen sehr seltener Species, die in das betreffende Gebiet nur zufällig geraten sein können. Da soll an dieser Stelle ll. e. S. 181; als D. vgl. z. B. auch Meyer und Helm, 1. c. VI. S. 35. 2) Excursionsbuch. I. Aufl. S. 18, 3) Meyer und Helm, 1. ce. I. S. 49; X. Jahresber. ]. c. Journal f. Ornith. 1887, S. 515. 4) Ornith. Monatsschr. 1895, S. 65; Meyer und Helm, l. c. VIL.— X, S. 90. 5) Ornith. Monatsschr. 1886, $S. 16. 280 E. Hesse: wieder einmal darauf hingewiesen werden, dafs bei der Fest- stellung solcher Vorkommnisse und der Einreihung derlei Arten in die in Frage kommende Ornis höchste Vorsicht geboten er- scheint: Es kann sich in derartigen Fällen sehr leicht um der Gefangenschaft entwichene Vögel handeln. Hierzu ein paar Beispiele. . Ohne weiteres klar ist zunächst natürlich ein solches Ent- weichen bei Formen, die den Tropen oder entlegenen Gebieten andrer Erdteile angehören. Ich erinnere z. B. an die Papageien; hier bei Leipzig konnte ich Graupapageien,!) Kakadus, Amazonen und Wellensittiche feststellen; — im Oktober 1891 beobachtete ich wochenlang an einer ganz bestimmten Stelle auf der Elster im Rosenthal ein X der Brautente (Lampronessa sponsa L.);?) — im September 1904 sah ich in den sogen. Brandt’schen Lachen eine indische Gans (Anser indicus Gm.), die sich auch mehrere Tage aufhielt, und die dem Leipz. Zoolog. Garten entflogen war; — auch eine ebendaher entwichene Nilgaus (Chenalopez aegyptiacus L.) wurde, wie mir Herr Commissionsrat Pinkert (Dir. d. Zool. Gart.) mitteilte, von einem beutelustigen Nimrod als seltene Jagd- trophäe erlegt! — Ein sehr interessantes Vorkommnis ist auch das folgende, über das mich Herr Oberförster Döring (Böhlitz- Ehrenberg) benachrichtigte: Ebengenannter Herr schofs an einem Waldrand seines Revieres Mitte Juni 1905 aus einem Schwarm Stieglitzen einen bunten Finken, den ich als ©" des Papstfink (Fring. (Spiza) eiris L.) bestimmen konnte. — Die verschiedenen Kanarienvögel seien nur noch der Vollständigkeit halber an- gefügt; — auch Schamadrosseln (Copsyche macrurus Gm.) wurden schon „beobachtet“. Man könnte da wahrscheinlich noch viel Material zusammenbringen. In allen diesen Fällen handelt es sich somit um entflogene Exemplare; denn es wäre doch wohl auch nicht anzunehmen, dafs dieselben etwa hierher „verschlagen“ sein könnten!! Anders verhält es sich bei solchen Formen, deren ver- einzeltes Vorkommen oder Verschlagenwerden sozusagen auf natürlichem Wege im Bereich der Möglichkeit liegt, wenn beispiels- weise für unsere Gebiete süd- oder nordeuropäische Species in Frage kommen; aber auch hier ist Vorsicht am Platz. Dazu teilte mir zunächst wieder der vorhingenannte Dir. E. Pinkert einen sehr bemerkenswerten Fall mit: Ende November 1890 entflog dem Garten ein Flamingo, der kurz darauf bei Torgau geschossen wurde. (Die Entfernung von Leipzig bis Torgau beträgt übrigens bereits ca 7 Meil. Luftlinie!) Uber dieses 1) Einen Fall habe ich früher einmal in den Ornith. Monatsber. (05, S. 124) erwähnt. 2) Dr. E. Rey führt eine am 4. Januar bei Leipzig erlegte Man- darinente (Lamp. galericulata L.) an. (Ornith. Monatsschr. 01, S. 110.) Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. 281 Vorkommnis berichtet F. Pietsch unterm 27. XI. 1890 in der Ornithol. Monatsschrift (1890, S. 514). — Weiter kreiste an einem Julivormittag 1903 über den oben erwähnten Brandt’schen Lachen ein Pelikan, der dann am Nachmittag auf der grofsen Wiese im Rosenthal eingefangen wurde, auch er „entstammte“ dem Zool. Garten. — Mitte Oktober 1906 hielt sich auf dem Rosenthalteich eine Brantente auf, die ebenfalls aus diesem Institut geflüchtet war. (Es ist deshalb auch nicht undenkbar, dafs die bei Rohrbach mehrmals festgestellten Brantenten derartige Flücht- linge gewesen sein könnten (s. o. S. 265).1) Gerade bei dem so häufig auf Parkteichen gehaltenen Wasserziergeflügel ist ja ein Entweichen sehr leicht möglich. Ich erinnere hier beispiels- weise noch an die an grölseren Teichen einige Male angetroffenen Ringelgänse (Branta bernicla L.)! Ahnlich kann es sich auch bei den Vorkommnissen vereinzelter Sultanshühner ( Porphyrio) verhalten. Endlich möchte ich noch folgender Fälle Erwähnung tun. Im August 1892 beobachtete ich im vorderen Rosenthal einen Tannenhäher (Nueifr. caryocatactes L.), der gleichfalls kurz zuvor aus dem Zool. Garten entwichen war; wie leicht hätte er beim Weiterstreichen zur Registrierung als „seltener Gast“ Ver- anlassung geben können! — Die zuweilen von Krähenhütten entkommenen und sich dann herumtreibenden Uhus würden hier ebenfalls zu nennen sein; — schliefslich mülste auch jener Citronenzeisig, den ich, wie erwähnt (s. o. S. 275) vom 2.—15.X. 03 im Leipz. Botan. Garten beobachtete, hier angeführt werden. Dals etwa der Gefangenschaft entstammende Vögel an dem schlechteren Zustand des Gefieders zu erkennen seien, kann in einzelnen Fällen vorkommen, ist aber durchaus nicht die Regel; man sieht in Gewahrsam gehaltene Vögel von tadellosem Gefieder, die daraufhin nicht von freilebenden unterschieden werden könnten. Gerade auch das Wassergeflügel steht darin begreiflicher Weise meist obenan; die verschnittenen Schwingen werden später wieder ersetzt, ja ich habe sogar im hies. Zool. Garten mehrfach verfolgen können, dafs bei ungenügend coupierten Exemplaren die Hand- schwingen in alter Stärke wieder hervorsprofsten! — Also wie betont grofse Vorsicht, wenn es sich um verein- zelte Vorkommnisse sehr seltener Gäste in dem betreffenden Gebiet handelt; vor allem sollte man sich gegebenen Falles hüten, etwa kühne Hypothesen über Einwirkung allerhand meteorologischer Verhältnisse, die vielleicht rein zufällig dazu passen können, aufzustellen. Handelt es sich natürlich um Invasionen, wo die betreffenden Species allerorten und womöglich noch in grofser Zahl auftreten, so ist dies selbstverständlich ein rein natürlicher Vorgang, auf den die eben gemachten Erörterungen keinerlei Bezug haben. 1) Vgl. a. Journal f. Ornith. 07, S. 104. % 282 E. Hesse: Zur Ornis der Umgegend von Leipzig. Es wäre übrigens sehr zweckmälsig, wenn die Direktoren der Zoologischen Gärten von dem Entweichen derartiger Vögel, die also nicht wieder eingefangen werden konnten, von Zeit zu Zeit Mitteilungen machen würden, vielleicht in ihrem „officiellen Organ“ dem „Zoolog. Garten“ oder wie es unlängst auf einmal umgetauft wurde, dem „Zoolog. Beobachter“, es könnte dies ja nur zur Aufklärung beitragen; möglicherweise würden sich da- bei auch ganz interessante Tatsachen über das Weiterwandern solcher Flüchtlinge ergeben, wie z. B. die Reise des obigen Flamingos. Bemerkungen über die geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien. Von S. A. Buturlin. (Übersetzung der englisch verfafsten Handschrift von O. Haase.) Im Jahre 1905 machte ich eine lange Reise durch das nord- östliche Sibirien, und obgleich meine Hauptaufgabe nicht zoolo- gisches Sammeln war, gelang es mir doch, etwa 2000 Vogelbälge zusammen zu bringen. Mit dem Material, welches ich während der Reise in den Museen von Irkutsk und Jakutsk und in ver- schiedenen Privatsammlungen untersuchen konnte, und mit dem- jenigen, welches ich von meinen Sammlern erhalten, endlich mit dem in den Museen der St. Petersburger Akademie und der Mos- kauer Universität besichtigten, beläuft sich mein Studienmaterial aus dem oben erwähnten Gebiete auf mehr als 4000 Stück. Es erscheint deshalb nicht wunderbar, dafs viele interessante Tatsachen unsere Kenntnis der geographischen Verbreitung der Vögel des nordöstlichen Sibiriens erweiterten. Unter „nordöst- liches“ Sibirien verstehe ich das Lena-Tal, die Wasserbecken ihrer östlichen Zuflüsse nördlich des 59° n. Br. und das ganze Festland nebst Inseln Sibiriens nördlich und östlich dieser Grenze mit "Ausschluls von Kamtschatka und den Küsten des Ochotskischen Meeres. Zunächst ist zu beachten, dals die Vögel — überhaupt das organische Leben im allgemeinen — in Östsibirien sehr. weit nach Norden reicht, viel weiter als in dem westlichen Teile der paläarktischen Region oder in Nord-Amerika. Die Ursache ist offenbar das kontinentale Klima des östlichen Teils der palä- arktischen Region. Wenn wir das vornehmste neuere Werk „Die Vögel der Arktis 1904“ von H. Schalow als Liste der arktischen Vögel zu Grunde legen, so kann ich dieser Liste 22 Genera und 73 Species Geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien. 283 (darunter 17 Genera und 57 Species als Brutvögel !) anfügen. Und diese Liste könnte noch erweitert werden, wenn ich solche Arten mit aufnehmen wollte, welche von Herrn Schalow nur für Europa oder Amerika und nicht für Asien erwähnt sind. Für 7 Vögel, welche Herr Schalow als nicht brütend in der Arktis aufführt, ist das regelmäfsige Brüten daselbst jetzt erwiesen.?) In der folgenden Liste dieser Nachträge bedeuten: ein Stern (*): Brutvogel nördlich des Polarkreises, kursiv: Genera, welche in Schalow’s Werk nicht vorkommen. In runde Klammern sind die Namen derjenigen Vögel gesetzt, welche nicht aus meinen persönlichen Untersuchungen stammen, sondern der Literatur entnommen sind, in eckige Klammern sind diejenigen gebracht, welche in Schalow’s Werk vertreten sind, aber nur als seltene Erscheinungen aufgeführt sind. Tab. I: Ergänzungs-Liste der Arktischen Vögel. Anthropoides virgo L. *Botaurus stellaris L. *Gallinago stenura Bp. *Lymnocryptes gallinula L. * Limicola sibiricus Dress. *Tringa ruficollis Pall. Tr. erassirostris T. et Schl. (*Actitis bypoleucus L.) *Totanus glareola L. *T, erythropus Pall. Adumbr. Heteractitis brevipes Vieil. *Terekia cinerea Güld. *Numenius variegatus Scop. *Mesoscolopax minutus Gould. *Sterna longipennis Nordm. Larus minutus Pall. *L. ridibundus L. *L. kamtschatchensis Bp. * Lyrurus tetrix L. *Tetrao parvirostris Bp. *Tetrastes bonasia L. *Anas clypeata L. [*Anas penelope L.] [*Nettion erecca L.] [*N. formosum Georgi. ] Glaucionetta clangula L. *Fuligula fuligula L. [*Oidemia americana Sw. et Rich.] *Qi. stejnegeri Ridgw. *Mergus albellus L. *Anser rhodorhynchus Buturl. *Melanonyx serrirostrs Swinh. M. sibiricus Alph. M. mentalis Oates. *Archibuteo lagopus Brünn. *Ofrcus taissiae noV.®) *Astur caesius Buturl. * Accipiter nisus L. Falco saturatus Buturl.*) *Tinnunculus tinnunculus L. *Cuculus johanseni Tschusi. (C. saturatus Blyth.) *Oypselus pacificus Lath. ı) Für einen dieser Vögel, Nettion formosum Georgi, war das Brüten vor langer Zeit von Middendorff festgestellt worden. Offenbar ist diese Art in „Vögel der Arktis‘ übersehen worden. 2) [Vergl. die Anmerkung am Schlusse dieser Abhandlung. Schriftleitung. ] 3) Circus C. cyaneo simillimus, sed non solum jugulo pectore- que autem tota cinerascentibus. Dem Fräulein Taissia Michailovna Akimova, Ärztin in Kolyma, gewidmet. 4) Dunkele Form von F\. subbuteo L. 284 S. A. Buturlin: *Picus jakutorum Buturl.!) *Picoides crissoleucus Bp. *Alauda blakistoni Stejn. ["Turdus iliacus L. 1766.] *T. dubius Bechst. (Pratincola maura Pall.) * Accentor montanellus Pall. ["Cyanecula robusta Buturl.] *Phylloscopus borealis Blas. * Ph. superciliosus Gm. "Ph. eversmanni Bp. *Lanius major Pall. [*L. phoenicurus Pall.] Ampelis garrulus L. * Poecile lenensis Pall. *P. kolymensis nov.?) *Sitta arctica Buturl. *Motacilla ocularis Swinh. *Budytes borealis Sund. *Anthus gustavi Swinh. (A. blakistoni Swinh.) A. maculatus Oates. *Hirundo erythrogastra Bodd. *Delichon lagopoda Pall. *Glivicola riparia L. Loxia bifasciata Brehm. *Carpodacus grebnitzkii Tacz. Fringilla montifringilla Pall. * Emberiza pallası Cab. *E. aureola Pall. E. leucocephala Gm. *E. pusilla Pall. *E. rustica Pall. *Perisoreus sibiricus Tacz. *Nucifraga macrorhynchus Brehm. *Corvus orientalis Eversm. *C, corax L. (nec sibiricus Tacz.) Um zu beweisen, dafs Vögel in Ost-Sibirien weiter nach Norden gehen, als mehr westwärts, gebe ich in der folgenden Tabelle eine vergleichende Übersicht der nördlichsten Punkte, wo einige Arten bis jetzt in der westlichen und östlichen Hälfte der paläarktischen Region angetroffen worden sind. Natürlich war ich gezwungen, hier nahe verwandte Species zu vereinigen. „Brütend“ ist, nur für Ost-Sibirien, durch „n“ bezeichnet. Tab. II: Nördlichste Verbreitungsorte. Europa, W.- und (.-Sibirien. Podiceps griseigena Bodd.\ 0.-Sibirien. und holboelli Reinh. j BrPP 69° a 20T Fulica atra L. 611/,°— 59° 67° (n. 64%) Rallus aquaticus L.\ wen 1/0 und indicus Blyth. f A 60a, u Anthropoides virgo L. 581/,0 671/,° (errat.) Botaurus stellaris L. 60° — 57° 67%/5° (mu) Gallinago stenura Bp. 67° 69% 4°’ 20" (n.) Larus ridibundus L. 65° 68° (n.) Turtur turtur L. \ 0__rg0 0 und orientalis Lath.f ua u Lyrurus tetrix L. 66° 671/,° (n.) Anas clypeata L. 68° 631/59 (m) Fuligula fuligula L. 700 68° 69° 4° 20“ (n.) 1) Breitschnäblige Form von P. martius L. 2) Wie Poecile lenensis (obtecta Cab.), aber Weichen mehr gelb- bräunlich (fulvus). Geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien. 285 Europa, W.- und (C.-Sibirien. 0.-Sibirien, 591/,0 Tadorna ferruginea Pall. 60%/,° (? n.) 2 Gypaetus barbatus L. 46% — 52° 58° 7' (? err.) Milvus melanotis T. et Schl. 61° 65° (n.) Circus cyaneus L. undl olkeeh BR alsanıı taissiae Buturl. J 69° 4° 20° (n.) Aceipiter nisus L. 69° 69° 4' 20° (n.) Falco subbuteo L. | \ 1/ 0__£rR0 0 und saturatus Buturl.j 00 68 Sitta europaea L. a en ib und arctica Erree: De ET. (m) Budytes borealis Sund. 68° 69° 25‘ (n.) Delichon urbica L. 0 Ar) und lagopoda Pall} 0 a) Clivicola riparia L. 67° 69974’ 202, (m) Emberiza aureola Pall. 65°— 62° Re) E. rustica Pall. 65°— 63° 68° (n.) Nucifraga caryocatactes L. \ 0 a und macrorhynchus Brehm. f a a) Ferner mufs ich bemerken, dafs einige amerikanische oder vermutlich amerikanische Vögel zahlreich in Ostsibirien brüten. Colymbus pacificus Lawr.,nebenbei keine Subspecies von C. arcticus, ist gemein nicht nur im Delta der Kolyma, sondern auch in dem der Indigirka (70° 20' N., 149° 31‘ ö. Greenw.). Zringa maculatu Vieill. ist einer der häufigsten Watvögel an der Kolyma, gemein an der Lena und sogar westlich bis Kap Tscheljuskin (103!/,° ö. v. Greenw.) angetroffen. Otidemia americana Sw. et Rich. ist gemein an der Kolyma und Indigirka und an der Jana angetroffen (Stücke von der Lena nicht geprüft). Somateria fischeri Brandt ist zahlreicher an der Kolyma und Alazeia, als alle anderen Arten von Somateria zusammen, brütet häufig an der Indigirka und selbst an der Jana und auf den Neusibirischen Inseln. Es ist ein ostsibirischer Vogel, welcher sein Verbreitungsgebiet bis zur Nordwestecke von Amerika ausdehnt. Andererseits verbreiten sich einige Vögel mit vermutlich westlicherer Verbreitung bis Ostsibirien. Pavoncella pugnaz L. (= P. leucoprora Finn!) brütet in grofser Zahl im Delta der Kolyma. Obgleich ‚„Tringa minuta“ von Bunge (Beitr. Kenn. russ. R. Dritte Folge B. III p. 112 folg.) für Werchojansk und von Seebohm (Ibis 1888 p. 348) und Sharpe für die Neusibirischen Inseln in Wirklichkeit 7. ruficollis Pall. ist, wie auch Taczanowski’s „Lringa minuta orientalis“ (Faune Orn. Sib. Or. p. 918) für Korea, — so ist dernoch die wahre Tringa minuta Leisl. sehr weit östlich angetroffen worden. Ich habe alte Sommer-Stücke von der Indigirka (70° 20° N., 1499 31° ö. Greenw.) gesehen, und obgleich junge Tiere von Tr. minuta und Tr. ruficollis sich sehr ähnlich sind, bin ich geneigt, nachdem ich ein grofses Material eingehend untersucht habe, ein Stück von Aldoma, an 286 S. A. Buturlin: der Westküste des Öchotskischen Meeres (gesammelt von Vosnessenski) und eins von Kamtschatka (von Kittlitz) als Z, minuta anzusprechen. Andere und alte Stücke sind von Midden- dorff am Ochotskischen Meere (Udsk) und von Maack in Daurien gesammelt worden. Endlich sammelte ich in niedrigen Tundren von Alaseja einige Stücke von Lagopus, welche von dem im Gebirge und in hochgelegenen Tundren Sibiriens so häufigen L. rupestris Gm. ganz verschieden sind und zu dem europäischen L. mutus Mont. gehören oder eine nah verwandte Subspecies bilden müssen. Wenn die ungeheure paläarktische Region in drei Subre- gionen geteilt wird: Die himalochinesische, mediterrane und euro-sibirische, und wenn man beim weiteren Teilen dieser letzteren den offenbaren Einflufs von Tundren, „Taigas“ und Steppen nicht überschätzt, sondern Faunen ähnlicher Stellen vergleicht, wird man finden, dafs die euro-sibirische Subregion drei Provinzen bildet, soweit die Vögel in Betracht kommen: die europäische (mit Westsibirien), die japanisch-ussurische, und Ost- sibirien. Die Provinz Ostsibirien bildet wieder vier Unterprovinzen. Die Jakutsk- oder Lena-Anadyr-Unterprovinz war das Gebiet meiner Forschungen. Im Südosten wird sie von der zweiten der Kamtschatka-Ochotskischen Unterprovinz begrenzt. Die Grenze wird durch Gebirge, welche den südlichen Teil des Anadyr-Beckens umgeben, gebildet und dann von 65° N. und 165° O. von Greenw. bis etwa 56° N. und 135° O. durch das Stanowyj-Gebirge. Weiter westlich habe ich keine genügenden Anhaltspunkte, jedoch mufs die Grenze der Unterprovinz hier nördlicher verlaufen, so dafs die oberen Teile des Aldanbeckens, wo — im Tale des Utschur z. B. — Falcipennis falcipennis Hartl., angetroffen wird, von der Jakutsk-Unterprovinz ausgeschlossen werden. Im Süden geht die Jakutsk - Unterprovinz auf etwa 59° N. in die Daurische- Unterprovinz über und im Westen in die Jenissei-Unterprovinz. Die Gegend zwischen dem Jenissei und der Lena ist zu wenig bekannt, um eine genaue Grenze ziehen zu können, jedoch gehören die oberen Teile der Unteren Tunguska und die Becken der Chatanga noch zu der Jakutsk-Unterproviuz. Ich unterlasse es, mich hier über die Eigentümlichkeiten dieser gröfseren Einteilungen weiter zu verbreiten. Die Liste der Kamtschatka-Unterprovinz enthält folgende Genera, welche in der Jakutsk-Unterprovinz nicht angetroffen worden sind: Tab. III: Pseudototanus. Acredula. Cygnopsis. Coccothraustes. Cinclus. Chloris. Hemichelidon. Leucosticte. Geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien. 287 Im mittleren und südlicheren Sibirien (Jenissei-und Daurische- Unterprovinz) kommen folgende Genera und oft zahlreich vor: Tab. IV: Haematopus. Acrocephalus. Vanellus. Cyanistes. Columba. Periparus. Gecinus. Carduelis. Sylvia. Sturnus. Hypolais. Von diesen Genera kommt nur eine Species von Sylvia (8. curruca affinis) in der Jakutsk-Unterprovinz vor und von Ein- geborenen hörte ich von einem „Grünspecht“ an der oberen Kolyma. In der folgenden Liste sind Species aufgeführt, welche aus- schliefslich oder meist (letztere in Klammern) in der Jakutsk- Unterprovinz brüten (die Neue Welt wird hier nicht in Betracht gezogen, aber solche amerikanische Species, wie Grus canadensis L., sind nicht eingeschlossen.) Tab. V: Endemische Vögel der Jakutsk-Unterprovinz. (Colymbus pacificus Lawr.) (Somateria fischeri Brandt.) Limicola sibiricus Dress. (Chen hyperboreus Pall.) Eurynorhynchus pygmaeus L. (FPhilacte canagica Sewast.) Tringa ruficollis Pall. Circus taissiae Buturl. (T. maculata Vieil.) Astur caesius Buturl. T. acuminata Horstf. Falco harterti Buturl. (T. sakhalina Vieil.) F. saturatus Buturl. Heteractitis brevipes Vieil. Bubo jakutensis Buturl.t) Mesoscolopax minutus Gould. (Syrnium barbatum Pail.) Numenius variegatus Scop. Nyctala jakutorum Buturl.?) Rhodostethia rosea Mcg. Picus jakutorum Buturl. Larus vegae Palm. Turdus naumanni Temm. (Tetrao parvirostris Bp.) Cyanecula robusta Buturl. Cygnus jankowskii Alph. Poecile kolymensis Buturl. Sitta aretica Buturl, Emberiza chrysophrys Pall. Corvus sibiricus Tacz. In Kursivschrift sind die Namen der Genera gegeben, : nicht in anderen Unterprovinzen der paläarktischen Region rüten. Das grofse Gebiet der Jakutsk-Unterprovinz mufs abermals in verschiedene ornitho-geographische Bezirke zerlegt werden. 1) Durchaus verschieden von B. sibiricus Licht., ungefähr wie B. ruthenus Buturl. von dem östlichen Teil des europäischen Rufslands ge- färbt, etwas blasser als B. bubo L., aber die Zehen mehr befiedert. 2) Wie N. tengmalmi, aber viel blasser. Von N. magna durch geringere Gröfse unterschieden. 288 $S. A. Buturlin: 1. Tschuktschen-Bezirk. Der Tschuktschen-Bezirk umfalst das Becken des Anadyr, Tschuktschen-Halbinsel und Tschuktschen-Land, im Westen ein- schliefsend die Tschaun-Bai und den Bolschaja-Flufs („Bolschaja Baranicha‘“ oder Grofser Schaf-Flufs auf den Landkarten), bis etwa 166° östlich von Gr. Hier finden wir drei Kamtschatka-Vögel: Pinicola kamtschatkensis Dgl., Dendrocopus immaculatus Stjn. und Pica kamtschatica Stjn., und aufser vier Species von Tubinares, einem Pholacrocorax und neun Arten Alcidae — die folgenden amerikanischen oder pazifischen Vögel, die in anderen Bezirken nicht angetroffen werden. Tab.2VI: Sterna aleutica Baird. Rissa pollicaris Stejn. Larus glaucescens Naum. Cygnus columbianus Ord. Oidemia perspicillata L. Philacte canagica Sewast. Colymbus imber Gunn. Grus canadensis L.!) Tringa bairdi Coues. T. couesi Ridgw. Tryngites subruficollis Vieil. Heteractitis incana Gm. Ereunetes occidentalis Lawr. Macrorhamphus scolopaceus Say. Numenius borealis Forst. Strepsilas melanocephalus Vig. Charadrius dominicus Müll. Aegialitis semipalmata Bp. Chen hynerboreus Pall. Surnia caparoch Müll. Turdus aliciae Baird. Siurus naevius Bodd. Dendroica coronata L. Anthus pensilvanicus Lath. Junco hyemalis L. Aufser diesen sind drei Vögel diesem Bezirk eigentümlich: Tab. VII: Eurynorhynchus pygmaeus L. Tringa ptiloenemis Coues. Melanonyx mentalis Oates. Andererseits sind viele Vögel hier nicht brütend gefunden, die in benachbarten Bezirken der Jakutsk-Unterprovinz häufig vorkommen: Tab. Gallinago stenura Bp. Limnocryptes gallinula L. Totanus glareola L. (Sterna longipennis Nordm.) (Larus ridibundus L.) Rhodostethia rosea Mcg. (Lyrurus tetrix L.) (Tetrastes bonasia L.) VII: (Picus jakutensis Buturl.) Otocoris flava Gm. (Alauda blakistoni Swinh.) Turdus iliacus L. 1766. (T. dubius Bechst.) Accentor montanellus Pall. Phylioscopus eversmanni Bp. Ph. supereiliosus Gm. 1) Die am Anadyr nistenden Vögel stimmen durchaus mit typischen G. canadensis von Nord-Amerika überein. Geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien. 289 (Anas clypeata L.) (Lanius major Pall.) Fuligula fuligula L. (Poecile kolymensis Buturl.) Anser rhodorhynchus Buturl. Anthus gustavi Swinh. Falco saturatus Buturl. Delichon lagopoda Pall. Lithofalco regulus Pall. Emberiza pallasi Cab. Mit Kursivschrift sind die Genera bezeichnet, welche im Tschuktschen-Bezirk nicht brütend gefunden wurden, in Klammern sind Namen der Vögel, welche nie in der Tundra brüten (Tundra ist vorherrschend in diesem Bezirk). 2. Kolyma-Bezirk. Der Kolyma-Bezirk wird von den Becken der Kolyma, Alaseja und Indigirka gebildet und wird begrenzt vom Stanowyj-Gebirge im Süden und dem Tas-chajachtach-Gebirge im Westen. Hier haben wir nur zwei Vögel, welche Kamtschatka eigen- tümlich sind — Astur albus Pall. und Nyctala magna Butur!. Amerikanische und pazifische Formen sind auch nicht so zahlreich wie im Tschuktschen-Bezirk, es sind: Tab. IX: (Podiceps holboelli Reinh.) (Branta nigricans Lawr.) Colymbus pacificus Lawr. (Anser gambeli Hartl.) Tringa sakhalina Vieil. (Hirundo erythrogastra Bodd.) Oidemia americana Sw. et Rich. Von diesen Vögeln sind die in Klammern von sehr weiter Verbreitung in ÖOstsibirien und ungefähr soviel sibirisch wie amerikanisch. Kursivschrift bedeutet, Vögel, welche ihre west- liche Grenze in diesem Bezirk finden. Vögel, welche im Kolyma-Bezirk gemein sind, aber nicht weiter östlich brüten, sind schon oben aufgezählt (Tab. VIII). Vögel, welche für diesen Bezirk eigentümlich sind, oder ihr Verbreitungszentrum hier haben, sind: Tab. X: Limicola sibiricus Dress. ? Astur caesius Bnturl.t) Khodostethia rosea Mcg. (eigen- Poecile kolymensis Buturl. tümlich). Somateria fischeri Brandt. 3. Jana-Bezirk. Das Janabecken bildet auch für sich einen ornitho-geographi- schen Bezirk. Seine Ostgrenze wird durch das Tas-chajachtach- Gebirge gut bestimmt, wo Tringa alpina L., Poecile lenensis Pall. diesseits und 7. sachalina Vieil., Poecile kolymensis Buturl. jenseits vorkommen. Diese Linie bildet auch eine östliche Verbreitungs- 1) Nicht im Jana-Bezirk angetroffen, aber ich vermute, dafs dieser Vogel und nicht A. schwedovi der Habicht dieses Bezirks ist. Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. April 1908. 19 290 S. A. Buturlin: grenze für einige andere Vözel, wie Botaurus stellaris L., Larus minutus Pall. Ampelis garrulus L. und die westliche Grenze für Colymbus pacificus Lawr., Khodostethia rosea Mcg., Mesoscolopax minutus Goulu. Im Jana-Bezirk werden Kamtschatka-Vögel nur durch Astur albus Pall. vertreten (wahrscheinlich hier nur selten, obgleich auch spärlich brütend an der Kolyma). Amerikaner sind nur durch so weit verbreitete Formen vertreten, wie Branta nigricans Lawr. und Anser gambeli Hartl. (P. holboelli Reinh. kommt natürlich aıch vor, wenn dies auch noch nicht bewiesen ist). Anderseits beginnen 'westlichere Formen zu erscheinen, z. B. T. alpina (häufig nistend) wie schon erwähnt, oder Falco peregrinus brevirostris Menzb. (obgleich nur selten). Die südliche Grenze des Jana-Bezirks ist noch besser ge- kennzeichnet als die östliche und wird gebildet durch den grolsen - steinigen Bogen des Werchojanskischen Gebirges, von etwa 632/%° N. und 133%/,° O.,Gr. bis 65° N. und 1271,20: Die folgenden Vögel, welche im Jana-Bezirk gemein sind, brüten, soweit bekannt, nicht südlich der soeben angegebenen Grenze, obgleich die Naturverhältnisse einander ähneln: Tab. XI: Mesoscolopax minutus Gould. Linota exilipes Coues. Emberiza pallasi Cab. und vielleicht Numenius variegatus Scop. und Astur caesius Buturl. Unter diesen scheint Mesoscolopaz minutus diesem Bezirk eigentümlich zu sein. Dagegen sind folgende Vögel, welche südlich des Wercho- janskischen Gebirges mehr oder weniger gemein sind, nördlich davon nicht oder nur als seltene Gäste beobachtet worden, (diese sind mit * versehen): Tab. XII: Podiceps auritus L. Turdus pilaris L. *Fulica atra L. T. naumanni Temm. - Rallus indicus Blyth. Geocichla sibirica Pall. Ardea cinerea L. Calliope calliope Pall. Ciconia niyra L. Nemura cyanura Pall. Scolopax rusticola L. Phylloscopus tristis Blyth. Totanus glottis L. Locustella lanceoluta Temm. Limosa melanuroides Gould. * Dumeticola taczanowskia Swinh. Aegialitis dubia Scop. Lusciniola fuscata Blyth. *Larus minutus Pall. Sylvia affınıs Blyth. Turtur orientalis Lath. Poecile baicalensis Swinh. Tetrao taczanowskii Stejn. Certhia familiaris L. (hide Pall.) *Anas falcata Georgi. Budytes citreola Pall. A. boschas L. B. taivana Swinh. Geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien. 291 Mergus merganser L. B. melanope Pall. ?Melanonyx sibiricus Alph. Anthus richardi Vieil. Milvus melanotis T. et Schl. *Loxia curvirostra L. Pandion heliaötus L. Pyrrhula pyrrhula L. Circus spilonotus Bp. *Acanthis holboelli Brhm. Astur schwedovi Menzb. Passer domesticus L. Bubo jakutensis Buturl. P. saturatus Stejn. Asio otus L. Emberiza cioides Pall. Chaetura caudacuta Lath. E. chrysophrys Pall. Dendrocopus major L. *E. leucocephala Gm. D. pipra Pall. Jynz torquilla L. Die westliche Grenze des Jana-Bezirks ist natürlich wieder nicht so gut gekennzeichnet wie die südliche und wird gebildet durch den nordwestlichen Teil des grofsen Werchojanskischen Gebirges, welches hier die rechte (östliche) Seite des Lena-Tales begrenzt. Somateria fischeri Brandt ist an der unteren Lena nicht angetroffen, Acanthis exilipes Coues, im Jana-Bezirk so häufig, wird an der unteren Lena durch Acanthis linaria L. ersetzt (fide Hartert., COygnus bewicki jankowskii Alph. von Nordostsibirien trifft im Lena-Delta seinen westlichen Vertreter ©. bewicki Yarr. und Falco peregrinus harterti Buturl. trifft am Olenek F. peregrinus griseiventris Brehm der westlichen Tundren, Anthus blakistoni Swinh., Pratincola maura Pall. werden an der unteren Lena, aber nicht im Jana-Bezirk angetroffen. 4. Jakutsk-Bezirk. Eine lange Liste von Genera und Species von Vögeln, an der mittleren Lena und Aldan gemein, aber ihre Verbreitung nicht nördlich des Werchojanskischen Gebirges ausdehnend, ist schon oben (Tab. XII) gegeben worden. Es ist nicht so leicht, eine Liste von Vögeln zu geben, welche im Jakutsk-Bezirk brüten, aber sich nicht südlich ausdehnen in den Bezirk der oberen Lena der Daurischen Unterprovinz. Hier haben wir nicht so natürliche Grenzen wie Gebirgszüge, und aufserdem mangelt es an Mitteilungen über die Vögel, welche an der oberen Lena brüten. Folgende Vögel brüten jedoch an der mittleren Lena, dem Wiljui oder Aldan, aber sind vermutlich nicht Brutvögel südlich von etwa 59°, 58° N. Tab. XII: Colymbus lumme Gunn. Anser gambeli Hartl. Grus monacha Temm. Melanonyx serrirostris Swinh. Tringa alpina L. Falco harterti Buturl. Heteractitis brevipes Vieil. ? F. saturatus Buturl. Terekia cinerea Güld. Turdus naumanni Temm. Limosa novae-zealandiae Gray. Poecile lenensis Pall. Larus vegae Palm. Sitta arctica Buturl. Lagopus lagopus L. Motacilla ocularis Swinh. 19* 292 S. A. Buturlin: Nettion formosum Georgi. Anthus maculatus Oates. Oidemia americana Sw. et Rich. Fringilla montifringilla Pall. Oi. stejnegeri Ridgw. Calcarius lapponicus L. Mergus albellus L. Ebenso zahlreich sind Vögel, welche an der oberen Lena vorkommen, sich aber nicht weiter nach Norden als etwa 58°—590N, verbreiten. Tab. XIV: Crex crex L. Cinclus pallasi Temm. Columba lenensis Buturl. *Muscicapa albicilla Pall. Perdix daurica Pall. *M. griseisticta Swinh. Nettion circia L. Motacilla baicalensis Swinh. *Tadorna ferruginea Pall. Anthus trivialis L. Gypaötus barbatus L. Emberiza rutila Pall. Aquila pennata Gm. Garrulus brandti Ev. Cerchneis amurensis Radde. Pica pica L. („leucoptera“ auct.) Dendrocopus uralensis Buturl. Gecinus perpallidus Stejn. Der Unterschied der Avifauna der oberen Lena und des Jakutsk-Bezirks scheint nicht viel hervortretender zu sein als der Unterschied zwischen den Vögeln des letzteren und des Jana- Bezirkes, soweit die Zahl der Species in Betracht kommt; wollen wir aber die Zahl der Genera in Betracht ziehen, welche in diesen Listen verschieden sind, und bedenken, dafs, während das Jana- Becken vom Lena-Aldan-Becken durch eine wilde Gebirgsreihe abgeschnitten wird, keine irgend welche natürliche Grenze zwischen der mittleren und oberen Lena ist, dann wird es vielleicht richtig befunden werden, das obere Lena-Tal südlich von etwa 580°—59°N. als den Teil einer anderen, Daurischen, ornithologischen Unter- provinz zu betrachten, und nicht nur als einen besonderen Be- zirk derselben Jakutsk-Unterprovinz. Vögel, welche dem Jakutsk-Bezirk eigentümlich, sind: Turdus naumanni Temm. Emberiza chrysophrys Pall., da ihr Brüten anderwärts nicht bekannt ist. Turdus rufi- collis Pall. ist, nebenbei bemerkt, kein Vogel der Jakutsk- oder Lena-Aldan-Unterprovinz. Als häufig in einigen Teilen Nordost- sibiriens wird er von Middendorff erwähnt (und Taczanowski wiederholt seine Worte), aber der grofse Reisende identifizierte irrig T. naumanni von Nordostsibirien mit 7. ruficollis aus der Mongolei und Daurien. Vögel der unteren Lena, von etwa 65°—661/,° N. nordwärts, unterscheiden sich von denen des Jakutsk-Bezirks. Da ich aber nicht eine einzige eigentümliche Species finde und da der Unter- schied von den Jakutsk-Vögeln mehr Standortsunterschiede sind, glaube ich, dafs die untere Lena vom ornitho-geographischen Standpunkt als ein besonderer Bezirk nicht betrachtet werden kann, sondern nur als eine Übergangsstrecke zwischen den Jana- und Geographische Verbreitung der Vögel im nordöstlichen Sibirien. 298 Jakutsk-Bezirken der Jakutsk-Unterprovinz und dem Taimyr- Bezirk der Jenissei-Unterprovinz. Die Vögel der unteren Lena, aber nicht des eigentlichen Jakutsk-Bezirks sind mit einer Ausnahme mehr oder weniger weit verbreitet in den arktischen Tundren, wie die folgende Liste beweist: Tab. XV: Stercorariuspomarinus Temm. *Strepsilas interpres L. St. parasiticus L. *Charadrius helveticus L. St. crepidatus Banks. Xema sabinei Sab. Tringa ruficollis Pall. Larus glaucus Fabr. *Tr. temmincki Leisl. Somateria stelleri Pall. *Tr. acuminata Horsf. S. spectabilis L. Tr. couesi Ridgw. (oder mari- S. v-nigrum Gray. tima Brünn. ?). *Cyanecula robusta Buturl. *Tr. subarquata Güld. *Accentor montanellus Pall. Calidris alba Pall. (Adumbr.) *Anthus cervinus Pall. *Phalaropus lobatus L. Ph. fulicarius L. Mit einem Sternchen (*) bezeichnet bedeutet hier durch- ziehende, nicht brütende Vögel des Jakutsk-Bezirks oder des mittleren Lena-Tales. Der einzige Vogel der unteren Lena, aber nicht des Jakutsk- Bezirks, welcher kein Tundra-Vogel, ist Anthus blakistoni Swinh. — aber offenbar ist er nur eine Seltenheit au der Lena. Anderseits sind fast alle Vögel des Jakutsk-Bezirks, welche sich nicht in den Jana-Bezirk verbreiten (siehe Tab. XII) auch von der unteren Lena unbekannt. Nur zwei dieser Vögel: Totanus glottis L. und Acanthis holboelli Brehm werden von der unteren Lena verzeichnet. Viele anderen Vögel, welche nicht in Tab. XII erwähnt sind, sind sowohl im Jakutsk- wie auch im Jana- Bezirk angetroffen, dagegen nicht für die untere Lena verzeichnet, aber hieran ist wohl gröfstenteils die Lücke von Mitteilungen schuld, deshalb führe ich diese Arten nicht auf. (Podiceps hol- boelli, Gallinago stenura, Botaurus stellaris, Sitta arclica mögen sich vielleicht wirklich nicht bis hierher ausbreiten, hiugegen wohl solche Vögel wie Grus leucogeranus, Terekia cinerea, Anas acuta, Mergus albellus, Accipiter nisus, Asio brachyotus, Poecile lenensis, Emberiza pallasi u. s. w., trotzdem diese letzteren bis jetzt auch noch nicht dort festgestellt sind. Vom Jana-Bezirk unterscheidet sich die untere Lena dadurch, dals sie keine Mesoscolopax minutus, Somateria fischeri, Acanthis exilipes hat, dagezxen hat sie Oyynus bewicki, Totanus glottis, Pratincola maura unter ihren Vögeln. Ich darf hinzufügen, dafs die Vögel der unteren Lena fast ebenso unvollkommen bekannt sind, wie die der oberen Lena, und in dieser Hinsicht sind die mittlere Lena, der Jana-Bezirk und der Kolyma-Bezirk in viel besserer Verfassung. Noch viel 294 S. A. Buturlin: Geographische Verbreitung der Vögel in Sibirien. Arbeit wartet hier auf fernere Forscher in diesen ungeheuren Gebieten, und alles, was ich oben angegeben habe, sind nur vorläufige Bemerkungen. Anmerkung zur vorstehenden Abhandlung. Von Herman Schalow. Die Bemerkung des Herrn Buturlin auf S. 283, dafs er meiner Liste arktischer Vögel 22 Genera mit 73 Arten hinzufügen könne, mufs bei dem unbefangenen Leser den Eindruck hervor- rufen, als wäre meine Arbeit in hohem Grade lückenhaft. Ich glaube aber dieser Ansicht auf das überzeugendste entgegentreten zu können. Ganz ausdrücklich habe ich in meinem Werke (S. 85) hervorgehoben und begründet, dafs ich den Begriff der Fauna der arktischen Vogelwelt auf das nördliche Polarmeer und seine Inseln begrenze, dafs ich aber aus ganz bestimmten Gründen „die Nordgrenzen der ÜContinente selbst von meiner Betrachtung ausgeschlossen habe‘. Buturlin dagegen dehnt seine Grenze der nördlichen Arktis bis zum 59° n. Br. südwärtsaus,nimmtmithindas ganzeasiatische Küstengebiet, mehr denn 12 Breitengrade, in den Rahmen seiner Dar- stellung hinein. Das ist natürlich ganz etwas anderes und ab- solut nicht mit einander in Vergleich zu stellen. Wenn man von zwei solch’ differierenden Gesichtspunkten die Begrenzung des arktischen Gebietes betrachtet, kann man füglich nicht mit Rücksicht auf meine Darstellung von „einer Zusatzliste arktischer Vögel“ sprechen, wie dies Buturlin tut. Selbstverständlich muls von seinem Gesichtswinkel aus meine Liste lückenhaft sein. Ich möchte übrigens darauf hinweisen, dafs ich bezüglich einiger Arten der Buturlin’schen Liste schon in meiner Arbeit (S. 111) darauf hingewiesen hatte, dafs deren Vorkommen im Gebiet des nördlich polaren Meeres — nach meiner Begrenzung — nachgewiesen werden dürfte. Im übrigen glaube ich nicht besonders betonen zu brauchen, dafs die Literatur, auf Grund deren Herr Buturlin seine Zusatzliste begründet, mir nicht fremd ist. Erwiderung. Von H. Freiherrn Geyr von Schweppenburg. Lediglich damit mein etwaiges Schweigen nicht falsch ge- deutet wird, möchte ich mit wenigen Worten auf die Berichtigung von Herrn Prof. Dr. A. Jacobi im LV. Jahrgang p. 300 unseres Journals zurückkommen. Ich habe die I. c. erwähnte kleine Differenz in Berlin gelegent- lich der letzten Jahresversammlung der D. O. G. mit Herrn Jacobi in durchaus sachlicher Weise besprochen. Geeinigt haben wir uns Bericht über die November-Sitzung 1907. 295 nicht, da jeder natürlich von der Richtigkeit seiner Behauptung überzeugt war. Ich mufs die Gewölle nach wie vor. wie ich Herrn Jacobi auch sagte, durchaus für solche von Asıo otus halten. Wenn an dem Fundorte auch meist nur Waldkäuze vorkommen, so ist es doch immerhin sehr wohl möglich, dafs die Gewölle von Öhreulen stammen. die sich dort auf dem Zuge einige Wochen aufhielten. besonders da sie, wie Herr Jacobi angibt, aus einem längeren Zeitabschnitt herrühren. in dem die Fundstelle gewiß nicht mit der nötigen Regelmäßsizkeit besucht wurde. — Dazu liefs die genauere Untersuchung des Gewöllinhaltes es für mich ganz zweifellos erscheinen, dafs die Gewölle von A. otus stammen. Die Auswurfballen von A. otus und 8. aluco lassen sich nämlich, wenn man eine gröfsere Anzahl zusanımen hat, ganz gut unter- scheiden, besonders wenn man durch Untersuchung einiger tausend Gewölle eine gewisse Ubung darin hat. So habe ich in einem anderen Fall, in dem ich aus denselben Gründen. wie bei dem Untersuchungsmaterial aus Waldeck schlofßs, dafs es nicht von S. aluco, sondern von A. otus herrührte, Recht behalten, indem mir der Sanımler mitteilte, er hahe sich seinerzeit wohl geirrt. Ich will durchaus nicht behaupten, dafs ıch unbedingt Recht habe; jeder kann sich irren. Aber meine wohlbegründete Annahme mufs ich aufrecht erhalten, lediglich der Sache wegen, und ich bitte auch Herrn Jacobi, diese Zeilen in dem Sinne gütigst auf- fassen zu wollen. Berichtigung. In Heft 1 des Journal für Ornithologie 1908 S. 79 —80 führt Herr H. Schalow Colymbus nigricans (Scop.) Podiceps minor vel fluviatilis auct.) als zentralasiatischen Vogel an. Alle kleinen Lappentaucher, welche ich aus Turkestan und Transkaspien gesehen habe, sind keine O. nigricans (Scop.), sondern O. albipennis (Sharpe), eine leicht, unterscheidbare Art, auch wenn die Vögel jung sind. Echte C. nigricans (Scop.) haben bis jetzt noch nie im Osten von Ural und Kaspien sich sehen lassen. S. A. Buturlin. Dentsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die November-Sitzung 1907. Verhandelt Berlin, Montag d. 4. Nov. abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92. Anwesend die Herren Schiller, Krause, Koske, K. Neun- zig, Jung, Haase, O0. Neumann, v. Lucanus, v. Treskow, Deditius, Schalow, Reichenow, Heinroth. Als Gäste die Herren Schule, Freund, P. u. K. Kothe, Miethke, L.v. Boxberger, G. v. Boxberger, Hermann, R. Neunzig, Götzsche, Vanhöffen, Berger und Frau Heinroth. 296 Bericht über die November-Sitzung 1907. Vorsitzender Herr Schalow, Schriftführer Herr Heinroth. Der Vorsitzende verkündete zunächst der Gesellschaft die Trauerbotschaft von dem Tode ihres früheren Mitgliedes des Herrn Oberlehrers Berger, der sich durch seine faunistischen Arbeiten Sachsens bekannt und durch geschickte populäre ornithologische Darstellungen besonders im „Leipziger Tageblatt“ verdient gemacht hat. Er ist im 54. Lebensjahre dahingeschieden. Anwesenden ehren sein Andenken durch Erheben von den itzen. Währen dder Vorlage der eingegangenen Literatur durch die Herren Reichenow und Schalow macht ersterer besonders auf eine Anzahl verblüffend schöner Naturaufnahmen von Seeschwalben, Austernfischern u.s.w. am Nest durch Herrn Schulz-Berlin aufmerksam. Herr Krause legt hierauf 5 Eier von Rhodostethia rosea vor, sie stammen vom Alazeja Flufs im Nordost-Asien, sind am 10. 6. 05. von der Buturlin-Expedition gesammelt und repräsentieren einen Wert von zusammen 1000 Mark. Herr K. Neunzig reicht die von ihm angefertigten künstlerisch ebenso schönen als lebenswahren Original-Aquarelle, deren Vervielfälti- gungen sein „Vogelzuchtbuch“ illustrieren, herum. Herr Heinroth gibt darauf eine längere Schilderung, die durch zahlreiche Photographieen veranschaulicht wird, von seinem Besuche in dem bekannten Tierpark des Herrn Fr. Falz-Fein in Askania-Nova, Taurisches Gouvernement, Süd-Rufsland. In der völlig baumlosen, vollkommen ebenen nogaischen Steppe stellen die herrlichen Park- und Teichanlagen ein wahres Vogelzug- Dorado dar. Ende September und Anfang Oktober, wurden als Durchzügler Turdus merula, musicus, iliacus u. viscivorus, Siphia parva, Phylloscopus rufus, Troglodytes; Regulus eristatus, Ruticilla phoenicurus, Accentor modularis, Erithacus rubeculus, Emberiza. schoeniclus, Acrocephalus schoenobaenus, Coccothraustes coccothrau- stes, Acanthis cannabina, Fringilla coelebs u. montifring:lla, Chryso- mitris spinus, Dendrocopus major, Melanocorypha calandra, Mota- cilla alba u. bovarula, Anthus pratensis, Caprimulgus europaeus, Haliaetus albicilla, Aquila chrysaötus, Acceipiter nisus, Cerchneis tinnunculus, Archibuteo lagopus, Asio uccipitrinus, Charadrius morinellus, Anser albifrons, Nyroca fuligula, Spatula clypeata, Mareca penelope, Dafila acuta, Querquedula querquedula, Nettium crecca, Coturnix coturnix, Columba palumbus u. oenas, Gallinago gallinago, Scolopax rusticola, Grus grus, Ardea cinerea, Ortygo- metra porzana, Sterna sp.? beobachtet. Von dortigen Brutvögeln waren in dieser Jahreszeit Vanellus vanellus, Otis tetrax, Perdix perdix, Cerchneis naumanni, Athene noctua, Hirundo rustica, Lanius minor, Corvus corax, Corvus cornix u. frugilegus, Sturnus vulgaris, Passer domesticus, Alauda arvensis, Galerida eristata anzutreffen. Besonders auffallend war dem Vortragenden der Umstand, dals unter 13 Männchen von Sylvia atricapilla keins mit rein schwarzer Kopfplatte war, einige eine fast rein braune Kopfplatte aufwiesen; Bericht über die Dezember-Sitzung 1906. 297 bei mehreren war braun und schwarz gleichmäfsig gemischt, bei einigen herrschte das Schwarz vor, alle Stücke waren übrigens voll vermausert. An der benachbarten Küste des schwarzen Meeres kamen Larus cachinnans u. ridibundus sowie minutus, Colymbus griseigena u. nigricollis, Oygnus olor (dort Brutvogel), Oharadrius apricarius, Tringa alpina, Totanus totanus u. Nume- nius arquatus zur Beobachtung. Hr. Falz-Fein hält an Säuge- tieren, z. T. auf freier Steppe, z. T. eingegattert: Mara’s, Ben- netts-, Rothals-, Berg- und Zügelkänguruh’s, Zebra’s, sibirische Tarpane, Bisons, Wisent’s, Lamas, eine Krimhirschkreuzung, Dam-, Axis- und Zwerghirsche, Hirschziegen-, Säbel-, Elen-, Nilgau-, Saiga- und Kuhantilopen, Weilsschwanzgnus, Bunteböcke, Kropfgazellen und Muflons. In sehr grofsen, trefflich angelegten Volieren finden sich Vertreter fast der ganzen Sing- und Raubvögel-, Schnepfen- und Regenpfeiferfauna Südrulslands, Kanarienvögel fliegen frei umher. Auf den Teichen sind mit gelähmter Flugkraft Phalacrocorax carbo, Larus cachinnans, Cygnus cygnus, bewicki, buccinator, olor u. melanocoryphus, Chenopsis atrata, Branta bernicla, leucopsis u. canadensis, Chloephaga magellanica, Chenonetta jubata, Eulabea indica, Chen hyperboreus, Exanthemops rossi, Anser albifrons (einige Stücke freifliegend), fabalis, anser (11 Stück freifliegend), Alopochen aegyptiaca, Casarca casarca (von den flugfähigen blieben einige auch über den Winter dort!), Tadorna tadorna, fast sämtliche heimische Schwimm- und Tauchentenarten des Sülswassers, Lampronessa sponsa, einige flugfähig, Aix galericulata, Dafila spinicauda, Metopiana peposaca, Netta rufina, Mergus albellus, Fulica atra u. Phoenicopterus roseus. Von Hühnervögeln bewegen sich vollkommen frei: Caccabis saxatilis, Lophophorus impeyanus, Oronoptilum mantschuricum, Gennaeus melanotus, lineatus, nycthe- merus u. swinhoei, Phasianus torquatus, versicolor u. colchicus, Syrmaticus reevesi, (Calophasis ellioti vorläufig in der Voliere), Chrysolophus pietus u. amherstiae. Auf einem grolsen eingefrie- digten Steppenterrain werden Struthio molybdophanes, Otis tarda, Ibis religiosa, Grus grus, Grus japonensis, Antigone antigone u. australasiana sowie Anthropoides virgo gehalten. Herr v. Lucanus bespricht hierauf unter Vorlage einer Anzahl von Bälgen eine eigentümliche Färbungsweise von Asio otus. Er zeigt einige Stücke, die nicht nur sehr hell gefärbt siud, sondern die auch auf der Unterseite kaum eine Spur der sonst für diese Art typischen feinen Querbänderung aufweisen. Diese abnormen Individuen stammen aus denselben Gebieten wie normale Stücke. Dr. ©. Heinroth. Bericht über die Dezember-Sitzung 1907. Verhandelt Berlin, Montag den 2. Dez. abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92. 298 Bericht über die Dezember-Sitzung 1907. Anwesend die Herren v. Lucanus, Krause, K. Neunzig, Schnöckel, Graf v. Zedlitz, O0. Neumann, v Treskow, Ehmcke, Schalow, Reichenow, Heinroth, Koske und Fräulein Snethlage. Als Gäste die Herren G. Schulz, G. v. Boxberger, P. u.K. Kothe,Gerbing, Miethke,Schou, Hoffmann,Berger, Roth und Frau Heinroth. Vorsitzender Herr Schalow, Schriftführer Herr Heinroth. Herr Reichenow legt bei der Besprechung der eingegangenen Literatur unter anderen die „Extinct Birds“, ein Prachtwerk von W. Rothschild vor, das viel Interesse erregt. Nach Angabe des Herrn 0. Neumann enthält die vorletzte Nummer der .,‚lllustrated London News“ einen schönen Auszug dieses teuren Buches Herr Neumann bespricht darauf unter Vorlage verschiedener Bälge einige neue südafrikanische Vögel, die den Gattungen Saurotrura, Dendromus, Lybius, Eurystomus, Cinnyris u. Steganura angehören und weist darauf hin, dafs die im Vogelhandel so häufige und billige Senegal-Paradieswittwe gar nicht 8%. paradisea sondern noch unbeschrieben ist. Die typische S£. paradisea stammt aus Angola und hat viel kürzere und breitere Schwanzfedern als jene. Herr Neunzig gibt an, dafs unter dem Namen Paradieswittwe mehrere Arten im Vogelhandel vorkommen. Herr Reichenow legt eine neue Diuca, im Inneren Bo- liviens von Behn im Jahre 1860 gesammelt, vor, sie ist D. specu- Iifera nahe verwandt, zu Ehren des Sammlers wird sie D. behni benannt. Behn hatte als Teilnehmer der mit der „Galathea“ von Dänemark ausgeführten Weltumseglung Südamerika bereist, dort eine grofse Sammlung zusammengebracht, aber darüber nie etwas veröffentlicht. Letztere ist nun von Kiel nach Berlin über- führt worden. Ein von Herrn Herrmann neuerdings in Inner- bolivien gesammelter Ara wird gleichfalls vorgelegt und vom Vortragenden als A. boliviana beschrieben. Er unterscheidet sich von A. militaris namentlich durch die rotbraune Kehle. Herr Heinroth legt als Beispiel des Schwindens von Metall- glanz auf abgenutztem Gefieder einige Federn von Cairina moschata vor. Herr Neumann weist darauf hin, dafs einige Nectarinien im Gegensatz zu oft nahe verwandten Formen diese Erscheinung auch zeigen. Herr Schalow teilt mit, dafs sich in der bekannten Eier- sammlung des Herrn Dr. Ottosson (Strömsholm-Stuteri) neben Bälgen von alten und jungen Vögeln auch Eier des seltenen, nur von der Insel Amami-uo-Oshima bekannten Garrulus hdthi Bp. befinden. Da ihm die Zeitschrift, in welcher die Arbeit von M. Ogawa: Notes on Mr. A. Owston’s Collection of Birds from the Islands Iying between Kiusiu and Formosa. Annotationes Zoolo- gicae Japonenses ausp. Soc. Zool. Tokyoensis, vol. 5, 1903/6, nicht zugängig ist, so vermag er nicht zu sagen, ob in dem obigen Bericht über die Dezember-Sitzung 1907. 299 Bericht etwas über das Fortpflanzungsgeschäft des genannten Hähers veröffentlicht worden ist. Nach den Mitteilungen von Otto Bamberg sollen die Eier einfarbig blau, ohne jede Fleckung, sein und denen von Siurnus vulgaris vulgaris gleichen. In Bezug auf das Nisten soll Garrulus lidthi dadurch von allen bekannten Hähern abweichen, dafs er nicht in selbstgebauten, freistehenden Nestern, sondern in Baumhöhlen brütet. Es ist keine Häherart bekannt, die je nach der Ortlichkeit bald Frei-, bald Höhlennister ist. So bildet Garrulus lidthi in der Gattung Garrulus eine einzige Ausnahme. Sind die Angaben in dieser Beziehung richtig, so würde die Abweichung von der Regel auch biologisch, wie Herr Schalow ausführt, die generische Abtrennung von der Gattung Garrulus, welche Reichenow vorgenommen, stützen. Der Genannte hat auf Grund der abweichenden Färbungscharaktere sowie morphologischer Unterschiede @. lidihh zum Typus der Gattung Lulocitta (J. f. ©. 1906, 478) erhoben. Herr Neumann weist darauf hin, dafs bisweilen ganz nahe verwandte Arten-Höhlen- und Offenbrüter sein können, z. B. nach Voeltzkow 2 Phaöton-Arten. Herr Schalow legt einige Neuerwerbungen aus seiner ornithologischen Autographensammlung, Briefe von: Ed. Baldamus, Joh. Matthäus Bechstein, Th. v. Heuglin, Joh. Jacob Kaup, John Latham, Hinr. Lichtenstein, Ludw. Reichenbach, Joh. Natterer und Lorenz Oken, vor. Dieselben stammen zum Teil aus einer pariser Sammlung, zum Teil aus dem Nachlafs von Jean Cabanis. Der Brief von John Latham ist an den bekannten Entomologen M. Olivier in Paris, d. d. Dartford, 30. Juli 1790, gerichtet. Ein zweites Exemplar dieses Briefwechsels hat Cabanis bei seinen Lebzeiten an P. L. Sclater in London geschenkt (Bull. Brit. Ornithol. Club, 17 Nov. 1897 p. XVII). Herr Reichenow bespricht sodann in längerer Ausführung die Möglichkeit einer Abgrenzung des Südpolargebietes in vogel- geographischer Beziehung. Wegen seiner isolierten Lage läfst sich die Begrenzung schärfer festlegen als dies beim arktischen Gebiete der Fall ist. Von den in der Antarktis vorkommenden sieben Vogelgruppen der Spheniscidae, Procellariidae, Chionididae, Laridae, Phalacrocoracidae, Anatidae und Motacillidae (Anthus) sind die ersten drei für diese Zone charakteristisch. Die Pinguine entsprechen den nordischen Alken in ihrer Verbreitungsweise nach dem Aquator zu. In der Diskussion bemerkt Herr Schalow, dafs seines Erachtens die Abgrenzung einer südpolaren Region im ornithologischen Sinne durchausnicht den Schwierigkeiten begegne, welche sich hinsichtlich der Annahme einer arktischen Region ergeben haben. Im Süden handle es sich um einen allseitig vom Meere umschlossenen polaren Continent mit einer ungemein charakteristischen, einheitlichen Vogelwelt. Wie weit die im Südpolarmeer liegenden Inseln der antarktischen Region hinzuzurechnen sind, ist eine Frage von 300 Bericht über die Januar-Sitzung 1907. secundärer Bedeutung, die nach dem Befund der Zusammensetzung der Vogelfauna der einzelnen Gebiete leicht zu klären ist. Ganz anders liegt die Frage im Norden. Hier handelt es sich nur um Inseln mit mehr oder weniger differierenden Formen. Bei der Er- örterung über eine Annahme einer eigenen arktischen Region muls in erster Reihe die Frage beantwortet werden, wie weit die das Polarmeer begrenzenden Continente, welche durchaus ver- schiedene Vogelformen besitzen, einbezogen werden müssen. Immer wird die Frage wieder auftauchen, wie weit die arktische Region, über den Rand der Continente hinaus, südwärts reicht. Die An- sichten hierüber gehen bekanntlich sehr weit auseinander. Herr Schalow fragt sodann, ob die Insel St. Paul wieder besucht worden ist, dort sind von der „Gazelle“ seinerzeit 18 Ohionis ausgesetzt worden. Herr Reichenow bemerkt, dafs über den Verbleib dieser Vögel nichts bekannt sei, da Chionis aber zur Winterzeit auch sonst seine Brutplätze verlasse und weite Wanderungen unter- nehme, so sei ein Wegziehen besagter Stücke leicht möglich. Schliefslich weist Herr Neumann auf unsere gänzliche Un- kenntnis über den Winterzug der südporalen Vögel hin, es wäre sehr wünschenswert, wenn in Deutsch-Südwestafrika auf derartige Wintergäste, die dort in unseren Sommermonaten anzutreffen wären, geachtet werden würde. Dr. ©. Heinroth. Bericht über die Januar-Sitzung 1908. Verhandelt Berlin, Montag, d. 6. Jan. abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92. Anwesend die Herren Bünger, Schiller, Gottschlag, Schnöckel, v. Lucanus, Koske, Selmons, Jung, Krause, Rörig, Ehmcke, Schalow, Reichenow, Deditius,Schillings, Heinroth. Als Gäste die Herren Hartert, Hintze, Berger und Frau Heinroth. Vorsitzender Herr Schalow, Schriftführer Herr Heinroth. Der Vorsitzende begrülst die anwesenden Mitglieder in der ersten Sitzung des neuen Jahres und gibt der Hoffnung Ausdruck, dafs die ornithologische Wissenschaft durch die Arbeiten unserer Mitglieder auch in dem kommenden Jahre eine weitere, stetige Entwickelung finden möge. Den im vergangenen Jahre dahin geschiedenen Mitgliedern Grunack, Rud. Blasius, Berge und Newton haben sich, gerade um die Jahreswende, zwei weitere Verluste angereiht. Am 28. Dezember starb in Greifswald Ludwig Holtz im 84. Lebensjahre. Seit dem Jahre 1868 hat er unserer Gesellschaft angehört und, besonders in dem letzten Viertel des verflossenen Jahrhunderts, regen Anteil an den Arbeiten der Gesellschaft genommen. Grölsere Reisen nach Südrufsland, Italien, Belgien Bericht über die Januar-Sitzung 1908. 301 und Dänemark und nach den verschiedensten, schwer erreichbaren Inseln der Ostsee, sowie langjährige Exeursionen in seiner Heimat- provinz Pommern gaben ihm das Material für wertvolle faunistische und oologische Arbeiten, die im Journal und in den Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Vorpommern und Rügen veröffentlicht worden sind. Auf seinen Reisen hatte er eine grofse Nestersammlung zusammen gebracht, welche in den Besitz des Berliner Museums übergegangen ist. Das Schicksal hatte Holtz in reiferem Alter schwer betroffen. Er war am 20. Mai 1824 zu Hermanshagen bei Barth als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Nach dem Tode seines Vaters verkaufte er sein Gut, um zu reisen und sich ausschliefslich seinen botanischen und zoologischen Studien zu widmen. Durch den Konkurs eines Verwandten verlor er sein ganzes Vermögen und mufste sich nun mit dem geringfügigen Einkommen eines Assistenten am Botanischen Institut, welche Stellung ihm durch das Interesse seiner Freunde verschafft worden war, durch das Leben schlagen. Aber er verstand es, in seiner mehr denn bescheidenen Daseinsführung, sich in philosophischer Ruhe mit seinem Schicksal auszusöhnen und ein stilles und zufriedenes, Gelehrtendasein zu führen. Holtz’s Arbeiten wandten sich in späteren Jahren naturgemäls der Botanik zu. Eine umfangreiche, die sehr schwierige Familie der Characeen behandelnde Arbeit (in: Kryptogamenfiora der Mark Brandenburg, IV, Heft 1. 1903) fand die ungeteilteste Anerkennung seiner Fachgenossen. Die Gesellschaft verliert in dem Geschiedenen ein langjäh- rigesMitglied,diemeisten derälterenAnwesendeneinentreuenFreund! Herr Schalow gibt der Gesellschaft ferner Mitteilung von dem am 30. December in Olmütz erfolgten Hinscheiden Josef Talsky’s. Der Verstorbene war am 21. März 1836 zu Moravi- .cany geboren und hat lange Jahre als Professor am deutschen Gymnasium in Neutitschein gewirkt. Nach seiner Pensionierung zog er nach Olmütz. 1878 trat er in unsere Gesellschaft ein. Über die Vogelfauna Mährens hat er eine Reihe kleinerer Arbeiten veröffentlicht. In einem Nachruf hat ein in Prag erscheinendes tschechisches Blatt die Geschmacklosigkeit, von dem Dahinge- schiedenen zu schreiben: „Obwohl er durch die Lebensverhält- nisse leider gezwungen war, den gröfsten Teil seiner Arbeiten in deutscher Sprache zu publizieren, blieb er doch seiner Nation treu, wie sein Testament beweist.“ Talsky hatte sein ganzes Vermögen tschechischen Anstalten vermacht. In dem Verkehr mit ihm kam sein antideutsches Empfinden nie zum Ausdruck. Die Anwesenden ehren das Andenken an die Dahingeschiedenen durch Erheben von den Sitzen. Herr Reichnow teilt mit, dafs der „Frauenbund zum Schutz der Vogelwelt‘“‘ zum Tode unseres kürzlich dahingeschiedenen Präsidenten R. Blasius kondoliert habe, worauf er zusammen mit Herrn Schalow die eingegangenen Literatur vorlegt. 802 Bericht über die Januar-Sitzung 1908. Herr Rörig hält hierauf einen längeren Vortrag über den Vogelfang in Norditalien, zu dessen Studium er sich vergangenen Herbst an Ort und Stelle aufgehalten hat. Schöne Modelle verschiedener Fangvorrichtungen illustrieren die hochinteressanten Ausführungen des Vortragenden. Auflser mit der Flinte wird den Zugvögeln hauptsächlich mit 2 Netzarten, den Copertoi und den Reggoli nachgestellt, durch Lockvögel werden die Wanderer herbei- gelockt. Herr Rörig schätzt die Menge der so erbeuteten Singvögel auf viele Millionen während eines Jahres, die Menge der Zugvögel habe aber in den letzten Jahren ebenso abgenommen, dafs sich manchenortes der Fang pekuniär kaum noch lohnt. Die Ausführungen des Herrn Rörig gipfeln darin, dafs man jeglichen Netzfang versuchsweise auf 6 Jahre verbieten solle, die Jagd mit Pulver und Blei lasse sich nicht verhindern. Der Vorsitzende dankt Herrn Rörig für seinen lehrreichen Vortrag. Herr Reichenow rügt namentlich die Grausamkeit, mit der der Italiener beim Vogelfang vorgeht, die Herren Schalow und Heinroth geben ihren Meinungen dahin Ausdruck, dafs dieser norditalische Vogelfang schon seit Jahrhunderten aus- geübt werde, bei uns in Deutschland waren bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts allerorts Vogelherde, und trotzdem gab es früher viel mehr Vögel als heute, unsere Bodenkultur bewirkt in erster Linie die Verminderung vieler Vogelarten. Deshalb falle der Massenfang jetzt viel mehr ins Gewicht als früher. Herr Schillings macht darauf aufmerksam, dafs die Fort- schritte in der Schiefstechnik und die Verbilligung der Munition (Flobert-Teschin!) viel Schuld an der Ausrottung mancher Vogel- arten habe, in Afrika könne man Entsprechendes beobachten. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob unsere deutschen Zug- vögel ihren Weg durch Öberitalien nehmen, antwortet Herr Rörig, dafs die Italiener ihre Fangprognose direkt nach den telegraph. Wetterberichten aus Norddeutschland richten, wird von da schlechtes Wetter gemeldet, so gıbt es in Norditalien ein bis zwei Tage darauf einen guten Fang. Herr Schillings weist darauf hin, dafs auf Helgoland und in Nord-Amerika der Vogelzug noch in unverminderter Stärke bestehe, weil die nördlich davon gelegenen Gebiete noch nicht in der Kultur verändert seien. Herr Krause legt noch eine Sammlung von Eiern des Cursorius gallicus vor, Frau Heinroth hat die leuchtend gras- grüne Mundhöhle und die tief-himmelblauen Füfse eines im zoolog. Garten verendeten Königsparadisvogels (Üicinnurus regius) unmittelbar nach dem Tode des Vogels in den natürlichen Farben bemalt, das Objekt wird vorgelegt. Herr Berger demon- striert eine von Lanius excubitor auf einen Dorn gespielste Maus. Dr. ©. Heinroth. Bericht über die Februar-Sitzung 1908. 8083 Bericht über die Februar-Sitzung 1908. Verhandelt Berlin, Montag, den 3. Febr. abends 8 Uhr im Architekten- Vereinshause, Wilhelmstr. 92. Anwesend die Herren v. Lucanus, Schnöckel, K. Neunzig, K. Kothe, Rörig, Ehmcke,v. Treskow, Krause, Reichenow, Deditius, Heinroth. Als Gäste die Herren v. Versen, P. Kothe, Christensen, Schou, Miethke, Le Coq und Frau Heinroth. VorsitzenderAerr Reichenow,SchriftführerHerrHeinroth. Der Vorsitzende begrülst als neu aufgenommene Mitglieder die Herren Berger, Schnöckel und C. Kothe in Berlin, Domeier-Münden, Grote-Eberswalde, Teichmüller-Dessau, Tischler-Losgehnen (Ostpr.) und berichtet über die Kuratoriums- Sitzung vom 25. 1. 08 der Vogelwarte Rossitten. Er teilt mit, dafs der Leiter der Warte nunmehr staatlich angestellt sei, während das Institut selbst wie bisher unter der Verwaltung der Gesell- schaft bis auf weiteres verbleibe. Herr Reichenow bespricht die eingegangene Literatur. Herr Le Cogq legt eine Anzahl von ihm in Turkestan angefertigter Photographieen vor, welche Steinadler, Habicht, Wander- u. Baum- falk als Baizvögel darstellen. Herr Heinroth gibt einige Erläu- terungen zu einem kürzlich erschienenen Aufsatze über „Trächtig- keits- und Brutdauern“. Herr Ehmcke legt hierauf 3 verschiedene Grauammern vor, die sämtlich bei Rehfelde in der Mark erlegt sind, und zwar ist die eine Form der Brutvogel, die zweite der Wintervogel, die dritte ganz abweichende und sehr kleine Form wird nur selten und zwar auch nur im Herbst und Winter angetroffen, hat auch eine andere Lebensweise als die gewöhnlichen Grauammern. Herr Ehmcke weist darauf hin, dafs die typische Emberiza calandra L. nicht der Brut-, sondern der Wintervogel in_Rehfelde sei. Über den interessanten kleinen Ammer entspinnt sich eine längere Debatte. Herr Heinroth demonstriert hierauf die „Sammtleiste‘* auf der Oberseite der Innenfahne einer Caprimulgus-Handschwinge, ein Gebilde, welches den geräuschlosen Flug dieses Vogels ent- stehen läfst‘und bespricht die interessanten ornithologischen Ver- änderungen und Vorgänge im Berliner Zoologischen Garten während des Jahres 1907. An Neu-Einführungen sind zu nennen: Phile- taerus socius, Cicinnurus regius, Bubo vosseleri, Houbara undulata, Neitium torgquatum, Rhodonessa caryophyllacea, Philacte canagica, Phulacrocorax pygmaeus und ein Paar Mischlinge von Mareca penelope mas. X Lampronessa sponsa fem. Ferner kam ein Didunculus strigirostris nach längerer Zeit wieder in den Garten. Ausgebrütet wurden unter anderem mehrere Eier eines hier be- findlichen Paares Lagopus lagopus, trotz aller Mühe gelang es aber nicht, die Jungen länger als sieben Tage am Leben zu er- 304 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. halten, ein Paar Orax carunculata erbrütete selbst ein Ei und zog das Junge vortrefflich auf. Auch im Vorjahre wurden wieder von den freifliegenden Brautenten zahlreiche Gelege in den an den Bäumen aufgehängten Nisthöhlen erzeugt und der Bestand stark vermehrt. Schliefslich beschrieb der Vortragende noch den von den Amerikanern so gerühmten Gesang des Myiadestes towns- endi. Der „Klarino‘“‘ macht seinem Namen alle Ehre, er singt tatsächlich mit der Klangfarbe einer Klarinette, jedoch sehr monoton und wird auf die Dauer recht langweilig. Dr. ©. Heinroth. Dem Herausgeber zugesandte Schriften. Annuaire du Musede Zoologique de l’Acad&mie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg. 1907 No. 2—3. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. XXV. No. 1. 1908. Bulletin of the British Ornithologists’ Club. No. CXXXVIH— CXL. 1908. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. (9). 1. 1908. Heft 1. Journal of the South African Ornithologists’ Union. Vol. III. N0.:2::, 11907. Ornithologische Monatsschrift. XXXII. No. 1—3. 1908. J. A. Allen, Pennant’s „Indian Zoology“. (Abdruck aus: Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 24. Art. 5. 1908). — A List of the Genera and Subgenera of North American Birds, with their Types, According to Article 30 of the Inter- national Code of Zoological Nomenclature. (Abdruck aus: Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 24. Art. 1. 1907). W. R. Butterfield, On Subspecies in Ornithology and their Nomenclature. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). F. Cerva, Nidologische und oologische Beobachtungen. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). St. Chernel v. Chernelhäza, Daten zur Vogelfauna Ungarns. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). — Daten zur Vogelfauna Ungarns. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). G. Clodius, Ornithologischer Bericht über Mecklenburg (und Lübeck) für das Jahr 1906. (Abdruck aus: Archiv Ver. Fr. Naturgesch. Meckl. 61. 1907). Cowans’s Nature Books. No. 10 Photographs by the Scottish Antarctie Expedidion. No. 13 Birds at the Zoo. No. 19 Wild Birds at Home. (Verlag: Wilh. Weicher, Leipzig Inselstr. 10). Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 305 E. Csiki, Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. Vierte Mitteilung. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). T.Csörgey, Staatliche Mittel und Institutionen für den praktischen Vogelschutz in Ungarn. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). E. A. Goeldi, Microtrogon novo nome generico proposto para Trogon ramonianus Des Murs. (Abdruck aus: Boletim do Museu Goeldi. Vol. V. 1907). G. Hagmann, Die Vogelwelt der Insel Mexiana, Amazonenstrom. (Abdruck aus: Zool. Jahrbücher 26. Heft 1. 1907). J. Hegyfoki, Vogelzug und Wetter. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). — Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des Jahres 1906. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). O0. Heinroth, Trächtigkeits- und Brutdauern. (Abdruck aus: Zoolog. Beobachter 49. Hit. 1. 1908). OÖ. Herman, Julius Pungur 1843—1907. Biographie. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). — Noch einmal über den Kahlraben (Geronticus eremita L.). (Aburuck aus: Aquila 14. 1907). — Das Südlicht, wichtige Beiträge zur Winterung unserer Zug- vögel. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). M. Hiesemann, Beschreibung v. Berlepscher Nisthöhlen. Rat- schläge für Anschaffung derseiben und Anweisung für ihr Aufhängen. (F. Wagner, Leipzig 1907). — Winterfütterung. (F. Wagner, Leipzig 1907). — Vogelschutzgehölze und Schaffung sonstiger Nistgelegenheiten für Freibrüter. (F. Wagner, Leipzig 1907). M. Hirc, Horologicki i Gouimaticki odnosi vrsti Accipiter nısus (L.). (Hrvatsko Narovoslovno Drustvo. Zagreb 1907). Ibarth, Verzeichnis der auf dem Danziger Stadtgraben und in seiner unmittelbaren Nachbarschaft vorkommenden bezw. brütenden Vögel. (Abdruck aus: 30. Ber. Westpreuls. Bot. Zool. Ver. Danzig 1908). D. v. Kaygorodoff, Vogelzugsdaten aus Sankt Petersburg. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). K. Kittenberger, Vogelzug im Danakil-Land. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). R. B. Lodge, Observations on „Pelecanus crispus“. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). H. Meerwarth, Lebensbilder aus der Tierwelt. Sonderheft. Das Tierbild der Zukunft. Voigtländer, Leipzig. 306 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. A. Menegaux, Catalogue des oiseaux envoyes en 1906 du Tonkin et de l’Annam par M. Boutan. (Abdruck aus: Bull. Mus. hist: nat No: 1... 3907). — Liste des oiseaux rapportes en 1906 par M. Geay, du Sud- ouest de Madagascar. (Abdruck aus: Bull. Mus. hist. nat. No. 2. 1907). — ÖOrnithologie: Renseignements pratiques. (Abdruck aus: Bull. Mus. hist. nat. No. 3. 1907). — Catalogues des Oiseaux rapportes par M. et Mme Ph. de Vil- morin du Soudan €gyptien. (Abdruck aus: Bull. Mus. hist. nat. No. 6.1907). — ÖOiseaux in: J. Charcot, Expedition antarctique francaise 1903 —1905. Extrait. Paris. J. Michel, Meine Beobachtungen über den Zwergfliegenfänger (Muscicapa parva). (Abdruck aus: Ornith. Jahrb. 18. Hift. 1,2. 1907. i C. Parrot, Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern 1906. Band VI. München 1907. J. Schenk, Die Heuschreckenplage auf dem Hortobägy im Jahre 1907 und die Vogelwelt. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). — Das massenhafte Erscheinen der Uraleule in Ungarn im Winter 1906—7. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). — Phaenologische Literaturberichte. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). — Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1906. (Abdruck aus: Aquila 14. 1907). W. Schuster, Vögel und Insekten: Pro Ichneumoniden Kontra Aves oder umgekehrt? (Abdruck aus: Wiener Entom. Zeitung 27. Hft.-1...1908). — Die ästhetische Mission der Wasserhühner (Fulica atra und chloropus). (Abdruck aus: 35. Jahresb. Westfäl. Prov. Ver. f. Wissensch. u. Kunst. Münster 1906/7). —- Lassen sich Schwalben in der Gefangenschaft grofsziehen und insbesondere, wenn erwachsen, in gezähmtem Zustand halten? (Abdruck aus: 35. Jahresb. Westfäl. Prov. Ver. f. Wissensch. u. Kunst. Münster 1906/7). H.F. Witherby, On a Collection of Birds from Western Persia and Armenia. With Field-Notes by R. B. Woosnam. (Abdruck aus: The Ibis, Jan. 1907). Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. JOURNAL für ORNITHOLOGIE. Sechsundfünfzigster Jahrgang. No. 3. Juli. 1908. Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. Von Bernhard Hantzsch. ll. Besonderer Teil. Besprechung der für das Gebiet bekannt gewordenen Vogelarten. Colymbus griseigena holboellii (Rhdt.). Holboell’s Rothals-Taucher. — Holboell’s Grebe. Diese Art dürfte nach Beschreibungen von Seiten der Ein- geborenen als gelegentlicher Durchzügler unser Gebiet berühren und dann vereinzelt auf den Seen im Innern des Landes vorkommen, falls nicht eine Verwechslung mit Colymbus auritus auritus L. vorliegt, da Belegexemplare fehlen. Turner wagte ebenfalls nicht, die Art des Vogels zu bestimmen, den er am 15. September 1882 an der Mündung des Koksoak (S. Ungava Bai) in einem Exemplare beobachtete (1886, p. 253). Im Prince of Wales Sunde, N. Labrador, wurde ©. g. holboellii von Payne im Sommer 1885 oft gesehen (Macoun I], p. 2), und Missionar W.Perrett!) erhielt ein Herbstexemplar in Maggovik, N.O.Labrador. Nach W. A. Stearns soll die Art im südlicheren Labrador gar nicht selten vorkommen (Proc. U. St. Nat. Mus. VI, 1884, p. 122). In Grönland ist sie als gelegentlicher Gast ebenfalls erbeutet worden (H. Winge, Grönlands Fugle, 1898, S. 131). 1) Diesem guten Vogelkenner, der an den verschiedensten Missions- stationen tätig war, 1905/6 in Killinek amtierte und jetzt in Nain wirksam ist, verdanke ich wie bemerkt eine Menge vervollständigende Mitteilungen ; nicht sicher bekannte Vogelarten wurden von ihm immer zur Bestimmung an amerikanische Ornithologen gesandt. Journ. f, Orn. LVI, Jahrg. Juli 1908, 20 308 B. Hantzsch: Podilymbus podiceps (L.). Gefleckt-schnäbliger Taucher. — Pied-billed Grebe. Ich erwähne diese Art, die nur als ausnahmsweiser Be- sucher bis zum nordöstlichsten Labrador vordringen mag, zufolge eines 9 vom Frühjahre 1901, das in der Gegend von Rama er- legt wurde, durch meine Hände ging und sich jetzt in der Samm- lung des Grafen Arrigoni Degli Oddi in Padua befindet (in litt.). Urinator imber (Gunn.). Eis-Taucher. — Loon. Eskimoisch: Tüllik, -Iik, -lit!) (höchstwahrscheinlich nach der Stimme). Verbreiteter, aber durchaus nicht häufiger Brutvogel an den Sülswasserseen, von wo aus er die inneren, stillen und fischreichen Teile der Buchten besucht; nur zur Zugzeit weiter draufsen auf dem Meere beobachtet. Auch in allen be- nachbarten (rebieten verbreitet. Ein Exemplar meiner Sammlunng, 9° (?) ad. vom Juli 1906 aus Hoffenthal, trägt alle Kennzeichen der Art, wenngleich der Spitzenteil des Schnabels weifslichgrau gefärbt ist. Die Mafse sind folgende. Flügel: 360 mm. Schwanz: 1002). Schnabellänge: 85 (bei einem andern adulten Exemplare von Killinek dagegen nur 76). Oberschnabel vom Mundwinkel aus: 104 (98). Schnabelhöhe am Grunde: 26 (26). Tarsen: 89. Mittel- zehe inkl. der 14 mm langen Kralle: 117 mm. Der Eistaucher ist wegen seiner Gröfse und auffälligen Stimme der einheimischen Bevölkerung wohl bekannt. Freilich zeigt er sich auch dortzulande überaus vorsichtig und sucht einer scheinbaren Gefahr sofort durch Tauchen oder Fliegen zu ent- rinnen. Im Fluge, der sehr rasch und meist hoch in der Luft dahingeht, rufen die Vögel, besonders wenn die Paare zusammen sind, oft lebhaft ihr Gek, Gekek, Gikgikgik... (nicht schnell). Von einem in der Bucht Takpangajok allein schwimmenden Vogel hörte ich noch am 17. und 18. August fast die ganze Nacht und die folgenden Vormittage hindurch den starken, schon aus grolser Entfernung auffälligen Balzruf, in dem die Laute a und au be- sonders deutlich, oft wild schreiend, dann wieder wie schmerzlich 1) Singular, Dual, Plural. — Das Zeichen ı bedeutet eine Dehnung, „eine Kürzung des Vokals. 2) Die Schwanzmalse nehme ich stets derart, dafs ich den Schwanz etwas in die Höhe biege, den Zirkel auf dem Unterrücken am Grunde der längsten Feder einsetze und diese bis zur Spitze messe, was besonders beim Vogel im Fleische eine rasche und richtige Messung der wirklichen Schwanzlänge zulälst. Diese ergibt allerdings etwas grölsere Zahlen, als die mir nicht vorteilhaft und richtig erscheinende gewöhnlich angewendete Messung. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 309 klagend, durchklingen. Jedes Eskimokind kennt diese heulenden, die Phantasie des Aberglaubens reizenden Töne, durch die sich die Art leicht genug verrät und ihren Standplatz kundgibt. Der Eingeborene in seinem leichten, geräuschlosen Kajak erlegt die Vögel oft genug. Er zieht ihnen die Haut ab, aus der heutzu- tage nur selten noch Teile von Kleidungsstücken gefertigt werden, und verzehrt das Fleisch. Urinator arcticus arcticus (L.). Polar-Seetaucher. — Black-throated Loon. Esk.: Nach Kumlien in S.O.Baffın Land Kodlulik. Diese Art scheint den Eingeborenen unseres Gebietes nicht durch einen besonderen Namen bekannt zu sein, vielleicht aber doch als gelegentlicher Durchzügler vorzukommen. Ich führe sie an zufolge der Mitteilung Kumlien’s, dafs er einige Exemplare im Herbste 1877 nahe der Grinnell Bai in S.O. Baffın Land (kaum 250—300 km von N.O. Labrador entfernt) beobachtet habe. Auch behauptet er, die Vögel brüteten vereinzelt beim Kingua Fjorde. Das erste geschossene Exemplar erhielt er hier am 24. Juni 1878 (1879, p. 103). Macoun hebt hervor, dafs die Art gelegentlich an der Labradorküste getroffen werde und dafs R. Bell am 28. August 1884 Alte und fast ausgewachsene Junge auf der Nottingham Insel im westlichen Ende der Hudson Stralse erlegte (I, p. 10). Soweit aus der Litteratur ersichtlich ist, soll es sich bei diesen immerhin nicht einwandfreien Angaben wirklich um die für das paläarktische Gebiet bekannte Form handeln, während der etwas blasser gefärbte U. a. pacificus (Lawr.) ost- wärts nur bis zur Melville Halbinsel erwähnt wird. Urinator lumme (Gunn.). Nord-Seetaucher. — Red-throated Loon. Esk.: Kaksau, -sauk, -saut (nach der Stimme). Verbreiteter und nicht seltener Brutvogel auf grölseren Sülswasserteichen, von denen sich ja ungezählte im Lande befinden; häufiger als sein grofser Verwandter, dem er im übrigen biologisch derart ähnelt, dafs beide Arten im Freien gelegentlich verwechselt werden können. Ein ausgefärbter Brutvogel meiner Sammlung, Q (?) vom Juli 1905 aus Hoffenthal, zeigt folgende Mafse. Flügel: 278 mm. Schwanz: 72. Schnabellänge: 61. Oberschnabel vom Mundwinkel aus: 83. Schnabelhöhe: 16. Tarsen: 79,5. Mittelzehe inkl. der 10 mm langen Kralle: 92 mm. Unser Vogel ist trotz seines scheuen Wesens wohlbekannt. Seine starke Stimme macht ihn für das ganze grofse Revier, das er bewohnt und oft im hohen Fluge durcheilt, auffällig. Die Fischarmut der meisten stehenden Gewässer (ich fand nur Kümmerer des Saiblings, Salvelinus fontinalis Mitch. darin) zwingt ihn, weit 20* 810 B. Hantzsch: umherzustreifen und besonders auch in stillen Meeresbuchten Nahrung zu suchen. Immer wachsam erheben sich die schwim- menden Seetaucher selbst aus ihrem Brutteiche ziemlich leicht. Die Labradorvögel erwiesen sich in dieser Hinsicht weit unruhiger und scheuer als die von mir auf Island beobachteten Vertreter der Art, was wohl darauf zurückzuführen ist, dafs die Island- vögel in den weit fischreicheren Gewässern ihrer Heimat leichter Nahrung finden und deshalb sefshafter werden. Mit lautem Flügelrauschen eilten die stattlichen Tiere manchmal wenige Meter hoch über mir hinweg, wenn ich mich gerade in einer engen Talsenkung befand. Wollten sie sich aber niederlassen, so durch- forschten sie erst sorgfältig aus hoher Luft, ob vielleicht Gefahr drohen könnte. Ihr Flug ist dann nicht geradeaus gerichtet wie sonst, wenn sie grölsere Entfernungen zurücklegen, sondern be- schreibt grofse Bogen, die zeitweilig auch in schönem Schweben ausgeführt werden. In spiralförmiger Linie lassen sie sich endlich ziemlich schnell auf die Mitte eines Gewässers nieder. Die Paare halten fest zusammen, verlassen aber bei Gefahr die Jungen zeit- weilig, die sich dann durch Tauchen beinah unsichtbar zu machen verstehen. Die Stimme der Alten, die sie in der Erregung öfters hören lassen, ist ein mehr oder weniger anhaltendes gänseartiges Gagagagak, in verschiedener Schnelligkeit und Modulation her- vorgebracht, der Lockruf nur ein- oder zweisilbig Kak, Gagak, Die auffälligen Balzrufe bringen sie mehr beim Schwimmen hervor. Das durchdringende Geschrei, mit dem das Männchen sein Weib- chen unterhält und zur Paarung treibt, vernahm ich zu allen Tageszeiten, besonders aber an sonnigen, stillen Morgen. Es ist kiloıneterweit zu hören, sehr verschiedenartig und kaum in Worten wiederzugeben. Die Laute a und au sind ebenfalls die durch- klingenden. Manchmal ahmte mein lustiger Eskimobegleiter, wenn wir vor dem Zelte präparierend die Stimme hörten, sie äufserst ähnlich mit Zugrundelegung des Eskimonamens Kaksau nach; dabei wurde der Schlufs modulierend gezogen. — Auch diese Art wird von den Eingeborenen ihrer Gröfse halber gern erlegt, aber vor dem Verzehren des nicht besonders wohlschmek- kenden Fleisches abgehäutet. Fratercula arctica arctica (L.) oder Fratercula arctica glacialis Steph. Papagei-Taucher. — Puffin. Esk.: Siggoluktok, -tük, -tut (siggok — Schnabel, Schnauze, -luktok ist Substantivform von lukpok — hat das schlecht). Mir ist diese Art auf meiner Reise nie begegnet. Nach Angabe von Missionar Perrett beginnen ihre Brutplätze an der Labradorküste südwärts erst von Nain an. Bigelow bezeichnet sie als häufig längs der Labradorküste (1902, p. 25), und Kumlien behauptet, sie nordwärts bis zur Hudson Stralse beobachtet zu u Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. sıl haben. Dagegen soll sie nach Angabe desselben Reisenden den Cumberland Eskimos unbekannt sein (1879, p. 103), was mir Mr. Crawford Noble jr. für die neueste Zeit bestätigt (in litt.). Einige der Killineker Eskimos kannten den Vogel, doch soll er nur als seltener Durchzügler vorkommen. Ob es sich dabei um die gröfsere nördliche Form glacialis handelt, wage ich gegenwärtig nicht zu entscheiden. Meine Ansicht über die beiden in einander übergehenden Formen hat sich seit dem Erscheinen meiner Arbeit über die Vogelwelt Islands (1905, p. 106) nicht geändert. Ich stimme hierin ungefähr mit H. Winge’s Ansicht bezüglich der grönlän- dischen Vertreter unserer Art überein (Grönlands Fugle, 1898, S. 240). Cepphus grylle mandtii (Licht.). Mandt’s GryliI-Lumme. — Mandt’s Guillemot. Esk.: Pitsiulak, -läk, -lat (nach der Stimme). Stellenweise Brutvogel und häufiger Durchzügler an allen Küstenteilen. Einzelne werden auch im Winter an solchen Örtlichkeiten beobachtet, wo das Meer nicht zufriert oder wenigstens einige Waken offen lälst. Die von mir im nordöstlichsten Labrador gesammelten oder daselbst untersuchten Gryli-Lummen müssen zu obiger Subspezies gezogen werden, wenn auch nicht alle Exemplare deren besondere Kennzeichen gleich charakteristisch aufweisen. Warum freilich die meisten ornithologischen Schriftsteller Cepphus mandtii und Cepphus grylle, auch bei sonstiger Anwendung einer trinären Nomenklatur, durch binäre Namen unterscheiden, ist mir nicht verständlich. In gewissen subarktischen Gegenden mag allerdings ©. grylle als Brutvogel immer typisch vorkommen, dann aber dürfte sich nordwärts eine Region anschliefsen, zu der Teile von Labrador und nach Winge auch solche von Grönland gehören, in der Mittelformen beider Subspezies besonders häufig auftreten, und endlich in rein ark- tischen Gebieten deutlich gekennzeichnete ©. mandtii. An den Brut- plätzen werden charakteristische Exemplare beider Formen gleichzeitig kaum vorhanden sein, was eine Trennung als Arten noch einigermalsen rechtfertigen würde. Die Schwierigkeit, gewisse Individuen einer oder der andern Form zuzuweisen oder auch nur die Unterlassung einer sorgfältigen Prüfung vorhandenen Materials hat zu einer Verwirrung der Angaben über das Vorkommen beider Subspezies geführt, die durch die Anwendung binärer Namen noch verschlimmert wir. Wer die charakteristischen Vertreter beider Formen nicht blofs als extreme Erscheinungen ein und derselben Spezies, sondern als verschiedene Arten auffafst, wird bei einem nicht geringen Prozentsatze von Cepphus-Bälgen überhaupt nicht oder nur willkürlich und einseitig sagen können, welcher Art sie angehören. Nach meinen Untersuchungen, denen besonders selbstgesammeltes Material von Brutvögeln aus Island (©. g. grylle) und dem nordöstlichsten Labrador (C. g. mandtii) zu Grunde lag, charakterisieren sich die beiden 312 B. Hantzsch: Formen wie folgt.!) Die allgemeinen Mafse beider sind nicht als sichere Kennzeichen zu benutzen, wenn auch Gesamtlänge, Flugbreite, Flügel und Schwanz (von mir an Vögeln im Fleische gemessen) bei mandtii durch- schnittlich etwas gröfser sind. Dagegen ist der Schnabel bei mandti schmaler als bei grylle (Höhe am Grunde c. 9 gegen 10,5 mm), von oben gesehen schlanker und nach vorn mehr zugespitzt. Noch deutlichere Unterschiede bieten die Flügel, und zwar bei jungen Vögeln ebenso wie bei alten. Betrachtet man die Unterflügel, so charakterisiert mandtü das breite Weils auf der Innenfahne der Handschwingen, das bis an den Kiel heranreicht und die Unterflügeldecken bedeutend, c. um 25 mm, überragt. Bei grylle zeigt sich am Aufsenrande der Innenfahne nur ein weilser Streifen, der nicht bis an den Kiel heranreicht und die Unterflügeldecken nur wenig auffällig überragt; ich mafs als Höchstes 15 mm und auch dieses Exemplar, ein Wintervogel aus N. Island, neigt schon zu mandtii hin. Betrachtet man den Oberflügel, so gilt für die Armschwingen beider Formen in Bezug auf ihre Zeichnung ganz Äbnliches. Bei mandtii tritt das Weifs am Grunde viel stärker hervor und zeigt sich mitunter sogar, besonders bei frisch vermauserten jungen Vögeln, an den Spitzen. Die Handdecken, die bei grylle fast völlig einfarbig braunschwarz gefärbt sind, haben bei mandtii ebenfalls viel Weils; bis- weilen sind sie bis zur Spitze hin gefleckt. Die grofsen und ähnlich auch die weilsen mittleren Flügeldecken sind bis zum Grunde hin weils oder haben nur einen schmalen, nicht allzu dunklen Streifen längs des Kieles, der sich nicht bis zum Aufsenrande der Federn erstreckt. Bei grylle dagegen sehen die grofsen Flügeldecken am Grunde braunschwarz aus, welche Färbung sich vom Kiele bis an den Aufsenrand der Federn hin ausdebnt. Mitunter sieht man das Schwarz auch auf dem zusammen- gelegten Flügel, während man sonst zur Untersuchung des weilsen Schildes die Federn in die Höhe heben muls. Immerhin gibt es, wie bemerkt, derart die Mitte haltende Individuen, dafs die Feststellung der ein Gebiet bewohnenden Form nur auf Grund einer Serie von Brutvögeln geschehen kann. Gutes Vergleichsmaterial zeigt die Unterschiede freilich noch besser, als eine Beschreibung dies tut. Auf alle Fälle sollte man bei Angabe irgend einer der beiden Unterarten möglichst darauf achten, ob es sich um Brut- oder Zugvögel handelt. Ich unterlasse es, die unbestimmten, sich widersprechenden Notizen über das Vorkommen beider Formen in unserem Gebiete anzuführen, nur will ich hervorheben, dafs Low in seinem Ver- zeichnisse der Vögel und Eier, die auf der Canadischen Neptune- Expedition 1903/04 gesammelt wurden, auch nur Üepphus mandti, nicht aber C. grylle erwähnt. Man erhielt Eier und Bälge jener Form bei Kap Chidley (1906, p. 314). — Wie weit ©. g. mandtü an der Labradorküste südwärts brütet, bedarf auch noch der !) Der Zweck dieser kurzen Arbeit ist im übrigen nicht, Beschrei- bungen zu geben. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 313 Feststellung. Ein Exemplar meiner Sammlung von Okak, im aus- gefärbten Sommerkleide, jedoch zweifelhaft ob Brutvogel, stellt eine Mittelform dar, wenn auch mit Hinneigung zu mandti:. Die Maflse von 5 charakteristischen Brutvögeln meiner Sammlung (2 9, 2 © aus der Gegend ihrer Brutinsel Pitsiulatse, südlich von Killinek, und 1 ©‘ aus Rama), sowie 3 Wintervögeln aus Rama, sind folgende: Gewicht im Fleisch: 380— 400 g. Gesamtlänge: 3233—340 mm!). Flugbreite: 550— 590. Flügel: 149—163. Schwanz: 52—60. Schwanz —- Flügel®): 16—26. Schnabellänge: 25—30,5. Schnabelhöhe am Grunde: 8,6—10,5. Tarsen: 27—32. Mittelzehe inkl. der 9—11 mm langen Kralle: 41—44,5 mm. o' und © sind äufserlich nicht zu erkennen, nach meinen Untersuchungen an 10 Exemplaren im Fleische aber die 9° die kleineren. — Iris: dunkelbraun. Schnabel: schwarz, Inneres lebhaft dunkel karminrot. Fülse: etwas heller, brennend karmin- rot bis feuerrot; mitunter ist die Hinterseite der Tarsen und die Unter- seite der Zehen schwärzlich überflogen. Bei kaum flüggen, der Nisthöhle entnommenen Jungen, Schnabel: braunschwarz, Inneres ziegelrot. Fülse: Vorder- und Oberseite schmutzig rötlichbraun, Hinter- und Unterseite schwärzlich. — 6 Magen enthielten 4 mal Fischreste, je 1 mal verdaute Crustäceenreste, deutliche Garneelenreste, 1 Gammarus, 1 kleine Schnecke [Rörig ?)]. Die zierlichen, mitunter recht zutraulichen, ja neugierigen Gryli-Lummen halten sich gern gesellig in der Nähe der Küsten auf. Sie sind so sanfte, angenehme Vögel, dafs ihr Anblick den Beobachter immer wieder mit Freude erfüllt. Ihr bei aller Ge- schäftigkeit stilles Wesen pafst so recht zu den einsamen dunkeln Meeresklippen, die sie umschwimmen und zu den schweigenden Eisflächen, in deren Waken sie sich gern tummeln. Selbst ihre Stimme ist einschmeichelnd, zwar hoch und dünn, aber doch auf ziemliche Entfernung hin vernehmbar. Oft wurde ich durch sie viel eher auf die Vögel aufmerksam, als ich diese selbst erblickte. Sie läfst sich wiedergeben als ein langgezogenes S mit durch- klingendem J, doch nicht ganz „siels“. In der Nähe vernimmt man mitunter noch einzelne feine kurze Vorschlagsnoten, also etwa „pitsiefs.“ Wenn an schönen, stillen Morgen eine Anzahl Gryll- Lummen in befriedigter Seelenstimmung auf dem Wasser schwimmt 1) Wo ich die Gesamtlänge angebe, ist diese stets an Vögeln im Fleische, nach der Totenstarre, von mir selbst gemessen. 2) Bedeutet also: Schwanz überragt Flügel. 3) Herr Regierungsrat Professor Dr. G. Rörig von der Kaiserl. Biolog. Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Grofs Lichterfelde hatte die Güte, 137 Stück von mir aus unserm Gebiete mitgebrachte Magen von 21 Arten auf ihren Inhalt zu untersuchen. Herr Dr. E. Rey in Leipzig tat dies mit weiteren 15 Stück in 3 Arten. Beiden Herren auch hiermit ergebensten Dank! Ich selbst untersuchte etwa 50 Magen und ungefähr ebensoviele Kropfinhalte, besonders von samenfressenden Vögeln. Y 314 B. Hantzsch: und diese gedehnten Rufe mit geöffnetem Schnabel hervorbringt, entsteht ein sehr charakteristisches feines Konzert, das mit keiner mir bekannten anderen Vogelstimme zu verwechseln ist. Ich ver- nahm diese Töne vereinzelt bis in den Oktober hinein. — Den ersten Silben des Eskimonamens Pitsiulak liegt sicher, ebenso wie dem deutschen, dänischen, norwegischen und schwedischen Teiste usw. eine Nachahmung der Stimme zu Grunde. Die gewöhnlich nicht schwer zu erlegenden Vögel werden’ von den Eingeborenen gern verzehrt, nachdem man ihnen die Haut abgezogen hat. Eier und grölsere Junge holt man gelegentlich an solchen Stellen aus den Felslöchern, die man als regelmäfsige Brutplätze der Vögel kennt. Die Ausbeute ist aber des schwierigen Terrains halber an den meisten Örtlichkeiten unbedeutend. Uria lomvia lomvia (L.). Dickschnäblige Lumme. — Thick-billed Guillemot. Esk.: In der Ungava Bai immer Akpa, -päk, -pat (partim). Etymologie unklar; Fabricius meint ‚nach der Stimme“, die freilich gerade bei Alca torda, welche Art für Grönland zunächst in Betracht kommt, sehr wenig auffällig ist: Nicht unmöglich ist ein etymologischer Zusammenhang mit äkpä — einem Vogel die Haut abziehen, was die Eskimos mit diesen Arten immer tun. — Der Name wird weiter südlich an der Labradorküste (wie auch in Grönland) für die in der Ungava Bai unbekannte Alca torda angewendet, während Uria lomvia und Zroele Akpavik, -vik, -vit (-vik —= grofs), die Jungen all dieser ähnlich aussehenden Arten Akparak, -kaek, -kat (-arak — ein Junges) genannt werden. Angeblich Brutvogel auf den Button Inseln und in der Um- gebung von Kap Chidley, woher die Canadische Neptune-Expedition auch Eier haben will. (Low, 1906, p. 315). Ich besitze nur 2 junge Exemplare, deren Mafse noch nicht die volle Entwickelung zeigen. Eine stattliche Kolonie der Vögel beobachtete ich am 25. Juli auf einem grünen Vogelberge nahe bei Kap Black Bluff im N.O. der Resolutions Insel; im Labradorgebiete selbst sah ich keinen Brutplatz. In ungeheuerer Menge soll die Art auch. die grolse Insel Akpatök, das heifst eben, wo es in grofser Zahl Ak- pat gibt, bewohnen; von dort stammen vielleicht die meisten Vögel, die bei Killinek erscheinen. Einzelne Scharen möglicher- weise nicht in Fortpflanzung befindlicher Tiere trieben sich schon während des Monats August, besonders bei Nebel und Eis, an der Ostküste der Ungava-Bai umher. Der eigentliche Zug begann Anfang September. Bis gegen Ende dieses Monats erschienen dann und wann bedeutende Mengen in der Nähe des Landes, doch wurden nur wenige von den Leuten erlegt. Die Vögel waren sämtlich im Sommerkleide, und erst zuletzt machte sich die Mauser rasch bemerklich. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 815 Die geselligen, schmuck befiederten Vögel sind anziehende Erscheinungen des Meeres. Wenn sie neugierig bei dem Schiffe umherschwimmen oder langsam auf den Wellen dahintreiben, halten sie Körper und Schnabel wagerecht. Manchmal heben sie den Oberleib aus dem Wasser und flattern mit den Flügeln, wobei sich das Weils der Unterseite und der Weichen blendend abhebt. Mitunter plätschern sie auch wie badend in dem kalten Wasser. Ihr Flug, der in schnellen Schlägen erfolgt, fördert sehr rasch; er geht in grofsen Bogen meist nur einige Meter über dem Meere dahin, ist aber plötzlicher Wendungen nicht fähig. Die Fülse werden weit nach hinten ausgestreckt und zusammengehalten. Fliegen mehrere Vögel ungestört auf, so ordnen sie sich in einer Reihe hintereinander. Weit sicherer als in der Luft fühlen sich diese Geschöpfe freilich in ihrem wahren Lebenselemente, dem Wasser. Wenn sie nahrungssuchend untertauchen wollen, stecken sie den Kopf mit einem Rucke unter die Oberfläche, einen Augen- blick sieht man nun die Fülse neben dem Schwanze emporragen, dann verschwindet der Vogel, um nach einiger Zeit, für gewöhnlich längstens nach ein bis eineinhalb Minute, an anderer Stelle wieder zu erscheinen. Ein kurzes Stück schwimmt nun das Tier mit eingezogenem Kopfe schnell und tiefeingesenkt durch das Wasser, um darauf von neuem zu verschwinden. — Die Stimme unsrer Lufnmen, das brummende Hrrr..., vernahm ich von diesen Vögeln, abseits vom Brutplatze, nur ausnahmsweise. Auch wenn sie sich spielend auf dem Wasser tummelten, waren sie gewöhnlich still. Das Fleisch der Lummen wird gern gegessen ; man trocknet auch die abgezogenen und ausgenommenen Kadaver, denen man Beine und Kopf abgeschnitten hat, an der Luft und hebt sie für karge Zeiten auf. Uria troile troile (L.). Dünnschnäblige Lumme. — Common Guillemot. Esk.: Akpavik, -vik, -vit (partim). Diese Art, die erst weiter südlich als Brutvogel bekannt ist, wenngleich sie in geringer Zahl auch Grönland bewohnt, dürfte nur als gelegentlicher Gast die nordöstliche Labrador- küste besuchen. Belege dafür sind freilich nicht einmal vorhanden. Ich selbst beobachtete sie trotz gröfster Aufmerksamkeit nirgends. All die Tausende von Lummen, die ich in deutlicher Nähe zu den verschiedenen Zeiten erblickte, erwiesen sich nach ihren ungefleckten Weichen und den hell leuchtenden Oberschnabel- schneiden als sichere Uria lomvia. Im Herbste war die Färbung dieses Schnabelstreifens übrigens nicht rein bleigrau, wie ich dies von isländischen Sommervögeln hervorhob, sondern gelblichgrau. — Bis in die Hudson Strafse scheint unsere Art nicht vorzu- dringen. Auch Macoun hebt dies hervor (I, p. 22), und Kumlien erwähnt gleichfalls nur U. lomvia für das südöstliche Baffi 316 B. Hantzsch : Land (1879, p. 105). Selbstverständlich werden einzelne Exemplare der dünnschnäbligen Lumme fast immer übersehen werden. Alca torda L. Tord-Alk. — Razor-billed Auk. Esk.: Akpa, -päk, -pat (partim). Der Tordalk ist scheinbar nichthäufiger Durchzügler in unserm Gebiete. Wenigstens kennen oder unterscheiden ihn die Ungava-Eskimos nicht. Mir selbst kam auch kein Exemplar zu Gesicht, obwohl ich auf den Flug und die sonstigen Eigen- tümlichkeiten der Art immer achtete. Nach Missionar Perrett brütet unser Vogel häufiger an der Labradorküste erst von Nain an südwärts. Doch schreibt Bigelow, der bis Nachvak, also zienilich bis zu meinem Beobachtungsgebiete nordwärts kam, die Art wäre häufig längs der ganzen Küste und brüte in Gesellschaft der Lummen (1902, p. 26). Auch Kumlien sagt, dafs er Alca torda vom mittleren Labrador an bis zur Frobisher Bai an verschiedenen Ortlichkeiten, oft in gröfserer Entfernung vom Lande, beobachtet habe (1879, p. 103). Macoun dagegen teilt zufolge der Angaben Turner’s mit, dafs unser Vogel in der Hudson Stralse für ge- wöhnlich nicht vorkomme (I, p. 26). Anmerkung: Es darf mit Bestimmtheit angenommen werden, dafs Alca impennis einst bis in die mittleren Teile der östlichen Labrador- küste wenigstens als Gast vorgekommen ist. Die Brutplätze dieser Exemplare mögen auf den Funk Inseln oder benachbarten Örtlichkeiten gelegen haben. Dahingegen darf man vermuten, dafs die seinerzeit scheinbar nicht seltenen Besucher Grönlands im allgemeinen von den isländischen Brutplätzen stammten. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dafs gelegentlich einzelne Exemplare der Art auch bis in unser Gebiet gelangt sind, wenngleich keinerlei Nachweis hierfür vorliegt. Von den Eingeborenen konnte ich nicht das geringste über den Vogel erfahren. An einem Abhange bei Killinek, wo sich die Überreste alter Eskimo- Erdhäuser finden und wo ich neben zahlreichen bearbeiteten Quarzitsteinen auch Knochen aus dem Erdreiche wüblte, beziehentlich eine Frau darnach suchen liefs, kam kein Knochen von Alca impennis zum Vorscheine, den ich nach den eingehenden Erklärungen und Demonstrationen, die mir Herr Mag. scient. Herluf Winge am Kopenhagener Zoologischen Museum 1902 freundlichst gemacht hatte, an ihrer zumeist so charakte- ristischen breiten Form wohl erkannt haben würde. Auch unter den sonstigen verarbeiteten, teilweise sehr alten Knochen, die ich Eskimogräbern entnahm und die sich jetzt im Kgl. Ethnographischen Museum in Dresden befinden, ist kein solcher unserer Art. Immerhin verdient es, derartige Knochenfunde aus alten Eskimogräbern, die entweder bereits Museen einverleibt sind oder noch gemacht werden, auf ihre Art hin sorgfältig zu untersuchen, da anzunehmen ist, dafs die Eskimos unseres Gebietes die Knochen eines so stattlichen, eigentümlichen und zugleich seltenen Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 317 Vogels zu Amuletten u. dgl. gern verwendet haben. Es wäre von grofsem Interesse, wenn sich das einstige Vorkommen von Alca impennis auch für die westlichen Küsten der Davis Stralse nachweisen lielse. Alle alle (L.). Krabbentaucher. — Dovekie. Esk.: Akpaliarsuk, -sük, -suit (Akpa — Uria und Alca, -arsuk — klein). Gemeiner Durchzügler im Spätherbste, weniger zahl- reich im Frühjahre, auch Wintervogel an offenen Meeresteilen; erscheint manchmal in unermefslichen Scharen, kommt aber nur bei heftigem Sturme in das Innere der Buchten oder gar au das Land, hält sich gern zwischen Eisschollen auf, die mitunter auch von den zierlichen Vögeln ganz bedeckt werden. Von einem Brüten der Art in Labrador ist vorläufig nichts bekannt, obwohl gelegentlich etliche Vögel auch während des Sommers daselbst beobachtet werden sollen (Townsend & Allen, 1907, p. 309). Nach Eifrig’s Angaben brüten Krabbentaucher schon an den Küsten des südöstlichsten Baffin Landes (1905, p. 235), und es ist nach Mitteilung der Eskimos nicht ausgeschlossen, dals sie dies auch an gewissen Stellen der Button Inseln tun. 10 Exemplare meiner Sammlung, die ich am 23. Oktober bei Okak erlegte, zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 138—178 8. Gesamtlänge: 208—225 mm. Flugbreite: 392—407. Flügel: 107,5 — 113. Schwanz: 30— 42. Schwanz —- Flügel: 8—20. Schnabel: 13— 15,21). Tarsen: 17—19. Mittelzehe inkl. der 5—6,5 mm langen Kralle: 29,5—32 mm. — Iris: dunkelbraun. Schnabel: schwarz. Tarsen und Zehen oberseits weilslichbraun, gelblich- oder weilslichgrau; Hinterseite der Tarsen, ganze Sohlen, sowie Schwimmhäute oberseits, manchmal aulser einem Streifen neben den Zehen, schwarz. — Zwischen J' und O konnte ich äufserlich keinen Unterschied auffinden. Doch handelt es sich bei diesen 10 Exemplaren allem Anscheine nach um junge Tiere von demselben Sommer. Wenigstens waren die Geschlechtsorgane äufserst gering entwickelt; der Schnabel ist schlanker, in der Nähe der Nasen- löcher ein wenig runzlich, seine Höhe am Grunde c. 7 gegen 9—10 mm bei Brutvögeln. Im übrigen gleichen sie völlig alten Tieren. Das ziemlich weit entwickelte Winterkleid läfst das Schwarzbraun des Unterhalses nur noch durchschimmern. — 6 untersuchte Magen zeigten 1 mal 1 graues Steinchen, 1 mal feine Fischgräten, die übrigen Male kleine marine Crustaceen, besonders Krabben und Gammariden [Rörig]; ich selbst fand die Speiseröhre oft vollgestopft mit sehr weichen weifslichen Krabben. Das Erscheinen unserer Vögel richtet sich zum Teil nach dem Auftreten des Treibeises. Ich beobachtete die Vorläufer !) Die Angabe von 19 mm Schnabellänge für einen Brutvogel von N. Island in meiner Arbeit über die Vogelwelt Islands, 1905, S. 123, ist ein bedauerlicher Fehler und muls 14 mm heilsen. 818 B. Hantzsch: des Zuges erst Mitte Oktober. Einige Tage später, am 19. d.M, fuhren wir dann auf dem Wege von Hebron nach Okak stunden- a lang zwischen zahlreichen Exemplaren hindurch, die in grofsen Abständen von einander das ganze Meer zu bevölkern schienen, Bis zu meiner Ankunft in Neu Fundland, am 16. November, konnte ich in einiger Entfernung vom Lande dauernd mehr oder weniger zahlreiche Exemplare der Art bemerken. : Die zierlichen Tiere sind im allgemeinen zutraulich, wenn auch vom schwankenden Boote aus nicht allzu leicht zu schiefsen. Verfolgt man sie, so tauchen sie blitzschnell unter und kommen manchmal erst weit entfernt und auch nur für kurze Zeit wieder zum Vorscheine. Ungestört schaukeln sie federleicht auf den Wellen, halten sich aber, solange das Meer eisfrei ist, nur während des Nachts und beim Weiterfliegen in gedrängten Scharen zusammen. Tagsüber zerstreuen sie sich auf der weiten Wasser- fläche und suchen Crustaceen. Dann vernimmt man kaum jemals ihre geprefsten, lang anhaltenden Stimmlaute; blofs um sich gegenseitig zusammenzulocken beginnen sie mit ihrem klirrenden ; Gägägä... grrr. Wenn sich freilich später im Jahre nur noch wenige offene Waken zwischen dem Eise finden, versammeln 3 sie sich hier und geben dann der einsamen arktischen Landschaft durch ihr munteres Wesen und ihre lebhafte Stimme einen vonn allen Beobachtern in gleicher Weise empfundenen Zauber. Ihr Fleisch ist zart und recht wohlschmeckend, die Jagd auf die kleinen Vögel aber nur dann lohnend, wenn sie dicht gedrängt bei einander sitzen. Megalestris skua (Brünn.). Grolse Raubmöve. — Skua. Diese Art dürfte für gewöhnlich nur als seltener Gast die atlantischen Küsten Nordamerikas und auch unser Gebiet besuchen. Ich erwähne sie besonders zufolge der Angabe Low’s, sie sei von der Canadischen Neptune-Expedition 1903/4 ziemlich i zahlreich in der Davis Strafse und auch im östlichen Teile der Hudson Strafse beobachtet worden (1906, p. 315). Ferner teilt ” Kumlien mit, er habe nahe der Lady Franklin Insel (dem südöst- ” lichsten Baffin Land vorgelagert) im September (1877?) Exemplare ° unserer Art mit Jungen gesehen (1879, p. 94.). Als ich am 25. 7 Juli 1906 diese Gegend bei prächtigstem Wetter befuhr, achtete ich sorgfältig auf alle Raubmöven, konnte aber kein Exemplar von Megalestris entdecken. Dals diese Art auf Felsklippen brüten sollte (“they then had young ones on the rocks”), entspricht ” nicht ihren sonstigen Gewohnheiten, und es ist wohl nicht richtig, zufolge der Mitteilung Kumlien’s zu schreiben: “Nest on rocky cliffs”, wie dies z. B. Frank Chapman (1906, p. 65) tut. Ein” sicherer Beweis für das Brüten von Megalestris an genannter Örtlichkeit oder gar „auf den Inseln der Hudson Straße“, in DD Zn Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 319 welcher die Lady Franklin Insel gar nicht liegt, fehlt vollkommen. Es findet sich überhaupt kein Nachweis für das Brüten der Art im amerikanischen Gebiete. Stercorarius pomarinus (Temm.). Mittlere Raubmöwe. — Pomarine Jaeger. Esk.: Issungak, -äk, -at (partim; nach G. H. v. Schubert, Gelehrte Anz. d. Bayer. Akad. d. Wiss. 1844, S. 422, — die Trübe, wegen der graubraunen Färbung; vgl. issungarok — das Wasser ist trübe). Nicht seltner Besucher der Küsten unsres Gebietes und vielleicht auch Brutvogel. Doch ist das Land arm an Vogelbergen und flachen, grasigen Brutinseln für Enten u. dgl.. in deren Nachbarschaft sich alle Raubmöven gern, wenn auch keineswegs immer, ansiedeln. Ein Balg der hellen Phase in meiner Sammlung, vom Herbste 1905 aus der Gegend von Okak, nach der weichen, lockeren Bänderung auf Unterhals, Körperseiten und Schwanzdecken, sowie den hellen Tarsen als ein jüngerer Vogel anzusprechen, zeigt folgende Malse. Flügel: 331 mm. Schwanz: 185, die mittleren Federn überragen die nächst- kürzeren um 38 mm. Schnabel: 37. Tarsen: 51. Mittelzehe inkl. der 10 mm langen Kralle: 54 mm. Ich beobachtete die Art wiederholt in einzelnen Exemplaren in den von mir besonders durchstreiften Meeresteilen, einige Male auch in Gesellschaft ihrer kleineren Verwandten, unter denen sie die seltenste war. Unsere Vögel benahmen sich etwas schwer- fälliger und langsamer als jene und kamen nie so neugierig dicht an das Boot heran. Ich konnte kein Stück erlegen und sah auch unter der Jagdbeute der Eskimos nie ein solches. — In der Nähe des Vogelberges bei Kap Black Bluff (Resolution Island) beobachtete ich am 25. Juli drei der Vögel zu gleicher Zeit, und es ist möglich, dafs diese auf den flachen, mit Heidesträuchern sehr einladend bewachsenen Küsteninseln oder auch weiter im Hinterlande an Süflswasserteichen ihre Brutplätze hatten. Kumlien betont, dafs unsere Art bei Nugumiut und etwas nördlich davon an der Grinnell Bai als Brutvogel vorkäme (1879, p. 94). Doch ist er selbst nicht dort gewesen, und auf die Angaben der Ein- geborenen, die alle drei Stercorarius-Arten mit demselben Namen belegen, kann man sich wenig verlassen. Stercorarius parasiticus (L.). Schmarotzer Raubmöwe. — Parasitic Jaeger. Esk.: Issungak, -äk, -at (partim). Häufiger Besucher der nordostlabradorischen Meeresteile undstellenweiser Brutvogel,z. B. auf den Eiderinseln nördlich von Aulatsivik, von wo ich Eier in der Sammlung von Missionar Perrett sah. 320 B. Hantzsch: 2 alte (Brut-)Vögel meiner Sammlung, JS und Q vom 12. August 1906 aus der Gegend von Killinek, zeigten im Fleische folgende Mafse. Gewicht: 350; 450 g. Gesamtlänge: 460; 500 mm. Flugbreite: 1090; 1100. Flügel: 335; 329. Schwanz: 202 (mittelste 47 mm länger als die nächstkürzeren Federn), 222 (69). Schwauz —+- Flügel: 10; 40. Schnabel: 32; 34. Tarsen: 40; 43. Mittelzehe inkt. der 8,5 mm langen Kralle: 44 mm. — Iris: dunkel braungrau. Schnabel: an der Spitze schwärzlich, am Grunde Oberschnabel gelblichgrau, Unterschnabel rötlich- grau. Fülse: schwarz (bei einem Exemplare ein einseitiger kleiner weilser Fleck am Grunde der Schwimmhaut). — Ein Magen enthielt Fischreste, eine Molluskenzunge und Cephalopodenreste, ein anderer war leer [Rörig]. Während meiner Beobachtungszeit war diese Art die häufigste unter den Raubmöven, doch traf ich sie nur auf dem Meere, nie im Innern des Landes. Schon am 12. August sah ich ziemliche Mengen, wenigstens 20—30 Stück, sich über der Ungava Bai tummeln, unter diesen scheinbar auch mehrere St. longicaudus. Ich lockte einige der Vögel durch Emporwerfen von Papierstücken dicht an das Boot heran. Hier rüttelten sie funkelnden Auges ° über uns und riefen ihr katzenartiges Gau gau giau. Ich erlegte die oben erwähnten Exemplare, die stark entwickelte Genitalien aufwiesen. Bewunderungswürdig ist die Geschicklichkeit unserer Raubmöven im blitzschnellen Umwenden und selbst Überschlagen in der Luft; dies macht sie aufser der mehr oder weniger dunkeln Färbung schon von weitem kenntlich. Ihr Flug ist selten so gleichmäfsig wie der von Möven; wenigstens ab und zu verfallen sie in ihr Gaukeln und ruckweises Umherwerfen, was nötig ist, um andern Vögeln, besonders den Dreizehenmöven, die Beute- abzujagen. — Ihr Fleisch wird gern gegessen; vor dem Kochen rupft man die Federn. Stercorarius longicaudus Vieill. Kleine Raubmöve. — Long-tailed Jaeger. Esk.: Issungak, -äk, -at (partim). Ziemlich häufiger Besucher unseres Gebietes und wahrscheinlich auch stellenweise Brutvogel. Ob freilich das 1896 von J. Ford bei George River, etwas südlich meines Beob- achtungsgebietes in der Ungava Bai, gesammelte und von Macoun (I, p. 30) erwähnte Ei wirklich unsrer oder der vorhergenannten Art angehört, mufs dahingestellt bleiben, ebenso die Echtheit der drei andern Eier, die Eifrig von den Eskimos bei Kap Chidley 1903 erhielt (1905, p. 235). Turner traf die Vögel allerdings auch Anfang Juli in der Ungava Bai, ohne indes ihr Brüten da- selbst festsellen zu können (1886, p. 252). Der einzige Labradorbalg meiner Sammlung, ein ziemlich sicher unserer Art angehöriges Q im ersten Jugendkleide aus der Ungava Bai, erlegt am 2. Oktober 1906, zeigt folgende Malse. Flügel: 292 mm. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 321 Schwanz: 150; mittlere Federn überragen die nächstkürzeren nur um 16 mm. Schnabel: 30. Tarsen: 39. Mittelzehe inkl. der 6 mm langen Kralle: 39 mm. Schon auf unsrer Hinfahrt zeigten sich in der Nähe von Labrador wiederholt sichere Exemplare der kleinen Raubmöve dicht beim Schiffe, mitunter wenige Meter über uns rüttelnd. Auch auf meinen späteren Reisen beobachtete ich sie nicht selten, ohne indes ein Belegstück schielsen zu können. Am 4. September sah ich einen typischen alten Vogel bei einer Eskimofrau in Killinek, als ich gerade in Begriffe war, mich auf eine gröfsere Excursion zu begeben. Ich verzichtete deshalb auf das etwas zerschossene Exemplar, erhielt aber später doch kein anderes. Im Freien und auch bei jungen Individuen mufs man mit der Bestimmung dieser Art gegenüber St. parasiticus bekanntlich sehr vorsichtig sein. — In ihrem Wesen ähnelt $. longicaudus der gröfseren Verwandten aufserordentlich, ist aber fast noch lebhafter, unruhiger und fluggewandter. Die langen Schwanzfedern alter Vögel, die bei jeder Flugwendung sich elastisch biegen, sind nicht nur das sichere Kennzeichen, sondern auch ein eleganter Schmuck für unsre Art. Gavia alba (Gunn.). Elfenbein-Möve. — Ivory Gull. Esk.: Naujaluk, -lük, -luit (Nauja = Möve i. allg., -luk —= schlecht, wohl der geringen Grölse wegen). Ziemlich häufiger Durchzügler zu Beginndes Winters, bis das Eis die Küsten blockiert. Erscheint dieses spät, erst um die Weihnachtszeit herum, so stellen sich die Tiere oft sehr zahlreich ein; ist schon Ende Oktober alles zugefroren, bleiben sie mitunter ganz der Küste fern. Bis zu meiner Abreise am 12. Oktober zeigte sich keiner der Vögel. Im Winter werden sie gelegentlich am Aulsenrande des Eisgürtels gesehen, im Frühjahre dagegen seltner. Doch will die Canadische Neptune Expedition Exemplare unserer Art noch zu Anfang des Sommers in der Hudson Stralse beobachtet haben (Low, 1906, p. 315). Rissa tridactyla tridactyla (L.). Dreizehen-Möve. — Kittiwake. Esk.: Nautsak, -saek, -sat (Nauja — Möve i.allg., vielleicht ver- bunden mit -tsak, -tsiak — hübsch, der Zierlichkeit des Vogels halber). Gemeiner Durchzügler, besonders im Spätsommer und Herbste, oft in Gesellschaften von vielen Tausenden, auch sonst während des ganzen Jahres zerstreuter auftretend. Brutplätze scheinen aber in der Gegend nicht vorhanden zu sein. Ja Missionar Perrett kennt überhaupt keine solchen an der ganzen Küste zwischen Kap Harrison und Killinek; er meint, er hätte sicher 822 B. Hantzsch: davon gehört, wenn gröfsere Kolonien irgend wo existierten (in litt.). Dem entgegen steht allerdings die weniger zuverlässige Angabe Turner’s: ‘Breeds plentifully on the northern portions of the Atlantic coast of Labrador” (1886, p. 251). Einige Eskimos sagten mir, die Vögel brüteten vielleicht auf den Button Inseln (nördlich von Kap Chidley), und ich selbst fand eine gröfsere Kolonie auf dem Vogelberge bei Kap Black Bluff (Resolutions Insel). Die wie ein Bienenschwarm die Felswand umfliegenden Tiere schienen, es war am 25. Juli, Junge zu füttern. — Merk- würdigerweise hebt auch Kumlien hervor, dafs unsre Art, soweit er in Erfahrung bringen konnte, im Cumberlandsunde ebenfalls nicht brüte (1879, p. 100). Die Kolonien der Dreizehenmöve mögen also in diesen Gegenden nur sehr sporadisch vorkommen. 4 Exemplare von alten Vögeln im ziemlich fertigen Winterkleide (blofs die grofsen Schwung- und einige Schwanzfedern sind noch die alten) aus der Zeit vom 12. bis 17. September, bei Killinek erlegt, erwiesen sich, wie auch andere untersuchte Stücke, als typische Vertreter unserer Subspezies. Freilich gibt es nicht selten Vögel mit einem deutlichen, bis 2 mm langen Nagel an der Hinterzehe, und auch die Farbe der Füfse geht aus dem normalen Schwarzbraun mitunter in dunkles Braungelb oder Braunrot über, was jedoch niemals so hell ist, wie bei jüngeren Individuen. Immerhin fanden sich die Charakteristika, wie sie Stejneger für seine pazifische R. f. pollicaris und für R. bre- virostris (Bruch) z. B. im Bull. U. St. Nat. Mus. Nr. 29, 1885, p. 78 —83 gibt, bei keinem der von mir untersuchten Labradorvögel. — Die Mafse meiner Exemplare, 3 Q und 1 zweifelhaftes 91, sind folgende. Gewicht i. Fl.: e. 375 g. Gesamtlänge: c. 408 mm. Flugbreite: c. 970. Flügel: 300—312. Schwanz: 135—147. Schnabel: 34,5—389. Tarsen: 29—32. Mittelzehe inkl. der 8,5—10 ım langen Kralle: 47—51 mm. — Iris: dunkelbraun. Schnabel: hell grünlichgelb, Inneres brennend feuerrot. — 2 Magen enthielten Krabben [Rörig]. Auf unsrer Hinfahrt nach Labrador waren die Dreizehen- möven nur vereinzelt zu sehen, auf meiner Rückreise dagegen wurde der Dampfer von Amerika bis Schottland ständig von einer grofsen Zahl der Tiere im Alters- und Jugendgefieder begleitet. Von Anfang September an zeigten sich in den Meeres- teilen bei Killinek gewaltige Scharen, merkwürdigerweise anfänglich nur ausgefärbter und später erst auch junger Vögel mit Schwarz an den Flügeldecken und im Nacken. Sie schwammen in reich- | lichen Abständen von einander und bedeckten manchmal kilometer- weit das Meer. Aufgetrieben wirbelten sie wie Schneefloecken in graziösem Fluge durcheinander und gaben den erfreulichen Beweis, welche Mengen von Vögeln fern der zerstörenden menschlichen Eingriffe in jenen wenig oder gar nicht bewohnten | nördlichen Gebieten alljährlich noch erbrütet werden. Im allge- meinen waren die Tiere ziemlich still; von grofsen Scharen aus- gestolsen wirkten ihre kurzen erregten Tit Titi, Gägägäk Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 323 freilich auch auffällig genug. Besonders gern sollen die Dreizehen- möven den unermelslichen Zügen des Kapelans (Mallotus villosus) folgen und dann reichliche Nahrung finden, sonst aber nehmen sieauch mit Crustaceen undallen möglichen andern Meerestierchen fürlieb. Dem Menschen gegenüber zeigen sie sich für gewöhnlich nicht sehr scheu und werden deshalb von den Einwohnern in Menge erlegt und verzehrt. Larus glaucus Brünn. Eis-Möve. — Glaucous Gull. Esk.: Nauja, -jäk, -jat (allgemein ,„Möve“, auch für die anderen, besonders die gröfseren Arten gebraucht. Etymologie unklar; nach _ Fabricius hängt das grönländische Naia zusammen mit naiok == ausschauen, weil die Vögel immer nach Nahrung ausschauen). Diese stattliche Möve ist häufiger Besucher, doch ziemlich seltner Brutvogel unsres Gebietes. Spreadborough fand sie im Sommer 1896 an groflsen Seen in Nord-Labrador brütend (Macoun ], p. 34), für gewöhnlich bevorzugt sie freilich Gestadeinseln und Küsten. Die Canadische Neptune-Expedition erhielt Eier der Art bei Kap Chidley (Low, 1906, p. 315). In allen unserm Gebiete benachbarten Gegenden ist der Vogel ebenfalls wohlbekannt. — Im Freien wird der gewissenhafte Beobachter freilich mit dem Ansprechen dieser und der verwandten Möven vorsichtig sein, auch wenn er sie im Balge noch so gut zu kennen glaubt. Die jüngeren Exemplare von L. glaucus sind bis zur 4. Haupt- mauser, d. h. nach vollendetem 3. Lebensjahre, bekanntlich sehr ver- schiedenartig gefärbt. Ich halte die ganz hellen, mitunter fast weilslichen Vögel für solche, die vor der 1. Alterskleidmauser stehen. Scheinbar wird freilich diese Färbung teilweise erst durch die überaus starke Wirkung des Sonnenlichtes im Frühjahre, wenn Schnee und Eis noch liegen, hervor- gerufen. Diese macht z. B. die Menschen schneeblind, färbt Gesicht und Hände der Eingebornen dunkelbraun, bleicht den schönen Pelz der roten Füchse fahlbräunlich und wirkt sicher auch auf das zarte Mövengefieder in allen Altersstufen stark verblassend.. In zoologischen Gärten, wo man die Mauser nach den einzelnen Jahren verfolgen kann, tritt diese ganz helle Färbung, soviel ich weils, überhaupt nicht auf. Doch teilte mir Herr Dr. Heinroth vom Zoologischen Garten in Berlin mit, dafs er daselbst bei L. glaucus eine viel stärkere Abblassung des Gefieders beobachtet habe, als bei L. marinus, argentatus und ridibundus. 2 Bälge meiner Sammlung, 9° und © (scheinbar aus dem 2. ins 3. Federkleid mausernd), am 14. September bei Killinek erlegt, zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 1625; 1380 g. Gesamtlänge: 735; 660 mm. Flugbreite: 1550; 1420. Flügel: 456; 400 (die ersten beiden Schwingen Sind noch ganz kurz). Schwanz: 225; 205. Schwanz 4 Flügel: 30; 20. Schnabellänge: 66; 64. Schnabelhöhe: 24; 19. Tarsen: 65,5; 64. Mittelzehe inkl. der 13 mm langen Kralle: 78,5; 74 mm. — Iris: Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Juli 1908. 21 | 324 B. Hantzsch: grau, bez. rötlich weilsgrau. Augenlid: blafs fleischfarben. Schnabel: blafs graulich und rötlich fleischfarben gemischt, bez. einfarbig rötlich weilsgrau, an der Spitze dunkelgrau. Fülse: zart weilslich fleischfarben. — Die beiden Magen enthielten je 1 mal Steinchen, Crustaceenreste, Fischreste, Magen und Darmstücke eines kleinen Vogels [Rörig]. Die beträchtliche Variation in der Gröfse gerade dieser nordischen Mövenarten und biologisch ähnlicher Spezies, z. B. Fulmarus, ist mir nach meinen Beobachtungen an Ort und Stelle sehr wohl erklärlich. Ich ver- halte mich Abtrennungen innerhalb dieser Gattungen gegenüber, die nur auf geringe Gröfsenunterschiede begründet sind, sehr skeptisch. Die äufserst verschiedene Witterung jener unwirtlichen Gegenden beeinflufst das Brutgeschäft von der Eiablage bis zum Flüggewerden der Jungen sicher ganz erheblich. Nachdem unsere Vögel, die verhältnismälsig zeitig zur Fortpflanzung schreiten, das Nest fertiggestellt und sich begattet haben, tritt manchmal derart ungünstiges Wetter ein, dafs eine Nahrungs- aufnahme in der Nähe des Brutortes, von dem sich die Tiere in dieser Zeit nur ungern weit entfernen, kaum möglich ist. Der rasende Sturm, vielleicht verbunden mit Regen und Schneetreiben, bringt manchmal innerhalb eines Tages das Treibeis nach der Küste zurück und blockiert diese auf viele Meilen hinaus. Dazu bedeckt möglicherweise nach dem Sturme dicker Nebel, der sich in jenen Gewässern häufig tagelang einstellt, die ganze Gegend, sodals unsere Vögel noch weniger gern den Nestort ver- lassen. Lummen und ähnliche Arten, die ihrer Nahrung unter dem Wasser nachgehen, werden trotz solcher ungünstigen Witterungsverhältnisse nicht vollständig an der Suche verhindert. Ich bin aber der Überzeugung, dafs unsere bei Sturm etwas schwerfälligen Möven dann oft tagelang nicht genügende Nahrungsmengen ihrem Körper zuführen, selbst wenn sie auch auf dem Lande darnach Umschau halten. Derartige Zustände, die in jenen Regionen keineswegs Ausnahmen bilden, beeinträchtigen sicher schon die Entwicklung der Eier im mütterlichen Körper und später noch mehr die der Jungen, von denen nicht selten, wie ich in N.-Island beobachtete, ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz durch Nahrungsmangel, Kälte, Feuchtigkeit und andere Ursachen ganz zu Grunde geht. Wenn man annimmt, dafs bei L. glaucus zwischen Eiablage und Selbständigwerden der Jungen etwa 21/, Monat vergehen, in welcher Zeit das eine Mal Nahrungs- überflufs, das andere Mal Mangel herrscht, wird man die Verschiedenheit .der Körpermafse unsrer Vögel verstehen, die natürlich bei solchen grofsen Arten am auffälligsten hervortritt. Individuelle Veranlagung sowie Vererbung erweitern den Umfang der Variation noch mehr. — Am günstigsten gestellt sind die Brutpaare unsrer Art, die einzeln in der Nähe von Vogelbergen brüten und bei jeder Witterung in den Eiern und Jungen der Felsenvögel (Lummen, Dreizehenmöven u. a.) Nahrung finden; schwieriger ist das Los der Tiere, die eigne Brutkolonien abseits von Vogelbergen anlegen. Da die Eismöven erst nach beinah vollendetem 4. Lebens- jahre zur Fortpflanzung schreiten dürften, ist zu verstehen, wie viele jüngere Individuen bis zu diesem Alter sich an den Küsten umhertreiben. Im Winter ziehen sie allmählich südwärts, im Frühjahre kehren sie nach dem Norden zurück. Dann sieht man 2 E A AD a 20 UDO 2 2 Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 325 die Vögel, meist gesellig, über dem Meere oder auch in hoher Luft über dem Lande fliegen und nach Nahrung Umschau halten. Oder sie sitzen auf Felsklippen und Eisblöcken, oft zu Dutzenden bei einander, und pflegen der Ruhe. Diese jüngeren Individuen unsrer Art sind in den von mir besonders geschilderten Gegenden neben Larus argentatus smithsonianus und Rissa tridactyla die einzigen häufigen Vertreter der Möven. Sie lenken durch ihre Gröfse, ihren kraftvollen, wenn auch etwas schweren Flug und ihre sonore Stimme, tiefe Gak, Gok, Guklak, die Aufmerksamkeit des Beobachters sofort auf sich. Besonders bei Nebel fliegen sie tiefer als sonst und weniger scheu langsam am Strande hin und sind dann eine beliebte Jagdbeute der Eingeborenen. Larus kumlieni Brewst. Kumlien’s Möve. — Kumlien’s Gull. Diese 1883 von Brewster beschriebene Möve!) soll viele Ähnlichkeit mit dem pazifischen Larus glaucescens Naum. besitzen, als welche Art (Z. gl. Licht.) Kumlien selbst die 1878 im Cumber- land Sunde gesammelten Vögel wohl ansprach. Sie waren dort recht häufig und brüteten auf hohen Klippen (1879, p. 98). Bei der Nähe dieses Gebietes vom nordöstlichsten Labrador steht aulser Frage, dafs die Spezies, falls sie überhaupt als solche existiert, wenigstens auf dem Zuge auch hier vorkommt, weshalb ich sie erwähne. Leider zeigte der Herbst 1906 einen sehr schwachen Mövenzug, während Ende September 1905 die Killineker Gegend von Möven gewimmelt haben soll und Hunderte ohne Mühe er- legt wurden. Mir kam kein Vogel in die Hände, den ich als L. kumlieni hätte ansprechen können. Larus leucopterus Faber. Polar-Möve. — Iceland Gull. Esk.: Nauja (partim), Naujärsuk, -sük, -suit (-arsuk = klein, also kleine Nauja; partim). Die Polarmöve dürfte unser Gebiet als nicht seltener Gast und Durchzügler berühren, aber kaum daselbst brüten 1) Bull. Nutt. Ornith. Club, p. 216: Primaries are marked with sbarply defined spaces of ashy gray. The first primary is tipped with white and marked with ashy gray on the outer web and shaft part of the inner web; the second primary is ashy gray on only part of the outer web; the third and fourth primaries have smaller white tips and are marked with ashy gray near their ends on both webs. Wing: 15,50 — 17,00 inches; Bill: 1,65—1,88; depth of bill at projection on the lower mandible: 0,60—0,66; Tarsus: 2,10—2,35. 21* 326 B. Hantzsch: und auch viel weniger häufig sein als ihre gröfsere Verwandte, Laurus glaueus. Ich beobachtete wiederholt einzelne Exemplare oder kleine Gesellschaften jüngerer Tiere im Eise der Hudson Stralse und später in der Ungava Bai. In zahlreichen Fällen wagte ich freilich nicht ein sicheres Ansprechen der Art. Die Vögel kennzeichnen sich am besten, wenn man sie in der Nähe von Larus glaucus sieht. Dann fallen sie durch ihre schmaleren Flügel, ihre kleinere Gestalt, schlankere Körperform und gröfsere Beweglichkeit auf. Ihre Stimme ist heller und kürzer. Die weifse Färbung des 3. Federkleides ist manchmal so rein, dafs man an Gavia alba denkt, wenn man nicht die ansehnlichere Gröfse und die hellen Fülse beachtet. Mehrmals hatte ich das entzückende Schauspiel, an sonnigen Morgen etliche der Vögel hoch in klarer Luft ihre Kreise schweben und im leichten Gaukel- fluge sich durcheinander drehen zu sehen. Larus glaucus be- nimmt sich in ihren Flugspielen viel schwerfälliger. Trotz der Mühe, die wir uns gaben, glückte es nicht, einen der Vögel zu erlegen. Die Tiere flogen meist sehr hoch und näherten sich unserem Boote nie auf Schufsweitee Am 4. Oktober bekam ich zwar ein junges Exemplar in die Hände; es war aber so stark mit Blut verunreinigt, dafs ich auf seine Erwerbung verzichtete. Ein Eskimo, dem ich unterwegs begegnete, hatte es nebst 3 Larus glaucus erlegt. Larus marinus L. Mantel-Möve. — Great Black-backed Gull. Esk.: Kollölik, -ggik, -ggit (kollek — Rücken, -lik —= mit etwas versehen, also: der etwas auf dem Rücken hat, des schieferschwarzen Mantels wegen). Scheinbar nur ziemlich seltner Besucher in unserem Gebiete, erst weiter südwärts an der Labradorküste häufiger und dort auch brütend. Ob die in der Gegend von Killinek durch die Canadische Neptune-Expedition mitgebrachten Eier (Low 1906, p. 316) wirklich dieser Art oder nicht vielmehr Larus glaucus angehören, möchte ich dahingestellt sein lassen. Eine Bestimmung auf Grund der Eier ist in diesem Falle durchaus nicht möglich. Mir selbst kam während meines ganzen Aufenthaltes im Nord- osten der Ungava Bai kein sicheres Exemplar der Mantelmöve vor die Augen. Erst am 11. Oktober traf ich in der Gray Strafse, nicht weit von Kap Chidley, mit drei jüngeren Vögeln der Art zusammen. Kumlien hörte auch nichts von einem Brüten unserer Spezies im Gebiete des Cumberland Sundes, obwohl er im Herbste 1877 einige Exemplare daselbst beobachtete (1879, p. 99). Manche Eskimos in Killinek unterscheiden aber doch die jüngeren Tiere an ihren dunkeln Schwingen ganz gut von den annähernd gleich- grolsen L. glaucus. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 327 Larus argentatus smithsonianus Coues. Amerikanische Silbermöve. — American Herring Gull. Esk.: Nauja, -jäk, -jat (partim), Naujärsuk, -sük, -suit (partim; -arsuk — klein). Häufiger Besucher und nicht seltner Brutvogel an den Küsten und Binnenseen, brütet aber in der Gegend nur einzeln oder in kleinen Kolonien; kommt gern in das Innere tiefer Buchten, zeigt sich jedoch aufserhalb der Brutzeit viel seltner auf den Süfswasserseen. Diese Art variiert ebenfalls aufserordentlich, besonders in Bezug auf ihre Gröfse. Die Mafse von 3 Exemplaren, Mitte September 1906 bei Killinek gesammelt, 2 9, 1 Q, welch letzterem die kleinsten Mafse angehören, sind folgende. Flügel: 390 (in Mauser) —443 mm. Schwanz: 185—200. Schnabellänge: 53— 60. Schnabelhöhe: 17—20,5. Tarsen: 54—60. Mittelzehe inkl. der 9—10 mm langen Kralle: 61—69 mm. Unsere Art ist während des Sommers wohl die häufigste Möve im Norden der Ungava Bai. Fast immer sieht man einzelne Exemplare oder kleine, lose Gesellschaften besonders jüngerer Tiere über dem Meere fliegen. Doch kommen sie selten nahe an ein Boot oder die Küste heran. Mitunter treiben sie sich, halb spielend, halb zankend, gegenseitig umher und ver- folgen sich mit verschiedenartigem, ziemlich starkem und tiefem Kau, Kjau. Ihr Flug ist wesentlich schwerfälliger und langsamer, als der des hellschwingigen Larus leucopterus oder vollends der eleganten Rissa. Es sind meist stille, einsam dahinfliegende Gestalten, die wohl zur Staffage, aber wenig zur Belebung der weltabgeschiedenen Landschaft beitragen. Wenn sie sich bei Sturm und Nebel manchmal im Innern der Buchten zahlreich ansammeln, werden sie von den Eskimos am häufigsten erlegt und gern verspeist. Anmerkung 1: Der europäische Larus argentatus argentatus Brünn. scheint die atlantische Küste Nordamerikas nur als seltner Gast zu besuchen. Ich bekam nie ein Labrador Exemplar irgendwo zu Gesicht. Anmerkung 2: Am 8. September beobachtete ich bei starkem Winde auf Opingevik, der nordöstlichsten Festlandsspitze von Labrador, zwei Möven im Alterskleide, die ich für Larus delawarensis Ord ansprach. Sie kamen wiederholt in ziemliche Nähe, hielten sich aber immer über dem Wasser, und ich zögerte mit dem Schiefsen, weil der Wind vom Lande fortwehte. Plötzlich verschwanden die Tiere wieder. — Die Art brütet weiter südwärts in Labrador. Xema sabinii (Sab.). Schwalben-Möve. — Sabine’s Gull. Seltner Herbstdurchzügler in wenigen Individuen. Mein Begleiter Paksau schien die Art erlegt zu haben. Missionar Perrett erhielt nur weiter im Süden zwei Exemplare der Vögel, 328 B. Hantzsch: die bei Davis Inlet Herbst 1899 geschossen wurden. Wahrscheinlich hat man aber die kleinen Vögel auch oft übersehen oder mit Seeschwalben verwechselt. Turner bekam Mitte Juli 1884 ein einzelnes Männchen in der Nähe von George River, Ungava Bai (1886, p. 252), und R. Bell teilt mit, dafs ein weiteres Exemplar im September 1884 bei Killinek geschossen wurde; Bang besitzt einen Balg vom Jahre 1894 aus Okak (Townsend & Allen, 1907, p. 317). Aus dem benachbarten Baffın Land (Cumberland Sund) befindet sich ein Balg vom 15. Juni 1884 im Britischen Museum in London (Cat. Birds Brit. Museum XXV, 1896, p. 165), und Kumlien sah zwei Schwalbenmöven, die sich am 6. Oktober 1877 während der Passage von Kikkerten Island nordwärts auf dem Schoner niederliefsen (1879, p. 101). Sterna hirundo L. Flufs-Seeschwalbe. — Common Tern. Esk.: Immerkotailak, -laek, -lat (partim. — Kleinschmidt gibt als Erklärung für das grönländische Imerkutailak = lyskelös d. i. ohne Leisten (S. Winge, Grönlands Fugle, 1898, S. 204); auch im Labradordialekte bedeutet immerkutak — Leistengegend, -ilak = der ohne ist. Der schmale Unterleib mit den schwächlichen, in den Federn fast verschwindenden Fülsen rechtfertigt den Namen: „Der ohne Leisten ist.‘“). Ich kann bei der Unsicherheit der Litteratur und dem Mangel an eigenem Balgmaterial nicht entscheiden, inwieweit sich die Angaben über das Vorkommen der Art in Labrador wirklich auf diese oder auf die folgende Sf. macrura Naum. be- ziehen. Macoun vermutet, dafs Si. hirundo L. (Common Tern) die Spezies sei, die an allen Inseln "und Küsten von Labrador brüte (I, p. 50), was ich sehr bezweifle. Doch sagt z. B. F. Chapman in seinem Buche über die Vögel des östlichen Nord- Amerikas von unserem Vogel auch, dafs er unter anderem in Grönland brüte (1906, p. 82), was der sorgfältige H. Winge be- stimmt zurückweist (l. c., S. 314). Dafs die Art an den grölseren Süfswasserseen und Strömen des südlicheren Labradors brütet und von hier aus an die Küsten gelangt, ist leicht möglich, wenn man vergleichsweise die Länder der Hudson Bai in Betracht zieht. In unserem engeren Gebiete aber halte ich St. hirundo L. höchstens für einen gelegentlichen Besucher oder Durchzügler. Sterna macrura macrura Naum. Küsten-Seeschwalbe. — Arctic Tern. Esk.: Immerkotailak, -laek, -lat (partim). Diese Seeschwalbe ist es höchstwahrscheinlich, die freilich auch nur als unbeständig auftretender Durchzügler im nordöstlichen Labrador vorkommt. Eifrig sammelte Exemplare im Juni 1903 bei Kap Chidley (1905, p. 236), und Turner nennt Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 329 sie einen häufigen Brutvogel auf den Inseln in der südlichen Ungava Bai (1886, p. 252). Mir kamen Seeschwalben in unserem Gebiete nur wenige Male zu Gesicht, und blofs in zwei Fällen konnte ich den bis zur’ Spitze hin roten Schnabel deutlich er- _ kennen; es war dies bei zwei Vögeln am Abend des 25. Juli nahe den Button Inseln und dann noch einmal am 16. August bei einem einzelnen Exemplare in der Ungava Bai. Doch sagten die Killineker Eskimos, dafs sich besonders bei Beginn des Herbstes _ unsere Vögel mitunter zahlreich einstellten; ihre nächsten Brut- plätze lägen im Südosten der Ungava Bai in der Nähe von George River. Macoun hebt auch zufolge der Mitteilung Downs’ das Brüten der Art in der Ungava Bai hervor (I, p. 52). Kumlien meint, dals es Sterna macrura Naum. sei, die sich mehr oder weniger häufig längs der ganzen Labradorküste und an den Inseln im Norden der Hudson Stralse fortpflanze. Im Cumberlandsund- Gebiete hingegen würde die Art zwar mitunterin Menge beobachtet, schiene aber daselbst nur an wenigen Stellen und nicht einmal regelmälsig zu brüten. Ihr Zug richte sich gern nach den Wande- rungen des Kapelans, Mallotus villosus, (1879, p. 101). Die kleinen Exemplare dieses oft in ungeheuern Mengen auftretenden Fisches scheinen den Vögeln als leichte Beute sehr willkommen zu sein. Fulmarus glacialis glacielis L. Eis-Sturmvogel. — Fulmar. Esk.: Kakkordluk, -lük, -luit (= schlechtes Weils, nach der trüben Färbung); Erdmann schreibt Kakkuluk, Weiz Kukkerluk. Sehr häufiger Besucher und Durchzügler auf den unser Gebiet umgebenden Meeresteilen; soll auf den Button Inseln brüten, sichere Brutplätze jedoch sind für Labrador nirgends bekannt. Die Gültigkeit von Kjaerbölling’s Procellaria minor (Danm. Fugle, 1852, p. 324) als feststehende Unterart bezweifle ich trotz Ridgway, Chapman u. a. auf Grund des zahlreichen von mir aus verschiedenen Gegenden im Fleische untersuchten Materials und der von mir bei Larus glaucus gemachten Einwendungen, die bei Fulmarus noch stärker zum Ausdrucke kommen dürften, weil der Vogel sehr zeitig im Frühjähre mit Brüten beginnt und die Entwicklung der Jungen äufserst langsam vor sich geht. Ebenso erklärlich ist es mir, dafs die völlige Ausbildung des merkwürdigen Schnabels erst nach längerer Zeit abgeschlossen ist. — Drei Exemplare meiner Sammlung, 1 9° und 2 Q, Vögel, die der ana- tomischen Untersuchung zufolge noch nicht zur Fortpflanzung geschritten waren, aus der Zeit vom 16. Juli bis 21. September 1906, würden sich ihrer Gröfse nach höchstens als Mittelformen zwischen F\. y. glacialis _ und F. g. minor erweisen, d. h. sind noch nicht völlig entwickelte oder individuell kleine Stücke. Die Mafse sind folgende. Gewicht i. Fl.: 642 —680 g. Gesamtlänge: c. 460 mm. Flugbreite: 987-1080. Flügel: 275—317. Schwanz: 144—154. Flügel 4 Schwanz: 10—30. 330 B. Hantzsch: Schnabellänge: 36— 36,5. Schnabelhöhe am Grunde: 16—18,5. Tarsen: 43—46,5. Mittelzehe inkl. der 13—14 mm langen Kralle: 67—70 mm. — Iris: dunkelbraun bis schwärzlich braungrau. Schnabel: Grundfärbung hell grünlichgelb, Spitze oft dunkel bräunlichgelb, das Ganze mehr oder weniger schwärzlich überzogen, welche Färbung manchmal sehr zurücktritt, aber nur ausnahmsweise ganz verschwindet. Beim Eintrocknen des Balges kommt das Schwarzgrau stärker zum Vorschein. Kinnhaut und Schnabelinneres: blafs fleischfarben. Fülse: weifslich fleischfarben bis hell bräunlichgrau, nach aufsen hin, besonders an den Tarsen, dunkler milchiggrau überflogen. — Helle und dunkle Individuen finden sich als Farbenvarietäten beisammen und sind nicht als verschiedene Altersstufen zu betrachten. Doch wird die Färbung beider im Alter reiner, gleich- mäfsiger und weniger fleckig. Die dunkle Abart war im allgemeinen seltner als die helle. (Vgl. auch die Angaben über unsern Vogel im 1, Teile der Arbeit, S. 179.) Vom September an zeigten sich oft nach Hunderten zählende Scharen von Eissturmvögeln, die ziemlich wenig scheu gemeinsam auf dem Wasser schwammen oder mehr verteilt niedrig durch die Luft flogen, mitunter nur auf wenige Meter vom Boote entfernt. Es sind stille, gutmütige Tiere, die von den Eingeborenen aber auch ganz gern gegessen werden, trotzdem ihr Fleisch den etwas unangenehmen moschusartigen Geschmak, nach dem der ganze Vogel riecht, nie völlig verliert. Puffinus gravis (O’Reilly). Grofser Sturmtaucher. — Greater Shearwater. Esk.: Kakkordlungoak, -äk, -at (-ngoak — Abbild, nämlich von dem Kakkordluk — Fulmarus). i Der grofse Sturmtaucher ist gelegentlicher Sommer- besucher des nordöstlichen Labradors, aber scheinbar weit seltner auch der Hudson Strafse und Ungava Bai. Gewöhnlich kommt er nur bei Sturm und Nebel in die Nähe des Landes und ins Innere der Buchten. So viele Exemplare ich auf dem Ozean bis in weitere Entfernung von Grönland, Baflin Land und Labrador beobachtete (vgl. S. 178 dieser Arbeit), sah ich doch später auf meinen Excursionen kein einziges mehr. Die Eskimos kennen aber unsern Sturmtaucher, der nach den Litteraturangaben in den südlicheren Teilen der Labradorküste manchmal sogar in Menge auftreten soll (vgl. Townsend & Allen, 1907, p. 319). Bigelow hat ihn in grofsen Scharen in einiger Entfernung vom Lande (offshore) beobachtet (1902, p. 27), und auch Kumlien nenntihn häufig von Belle Isle bis Resolution Island (1879, p. 103), welche Angabe sich freilich auch auf Meeresteile in ansehnlichem Abstande vom Lande beziehen dürfte Macoun erwähnt ein von Dionne 1872 an der Labradorküste gesammeltes Exemplar unsrer Art (I, p. 60), und Missionar Perrett erhielt ein solches im [ Sommer 1900 aus der Gegend von Okak, bezeichnet dieses Vorkommen aber als keineswegs gewöhnliches. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 331 Puffinus griseus stricklandi Ridgw. Dunkler Sturmtaucher. — Sooty Shearwater. Ich habe diese von Ridgway in Baird, Brewer & Ridgway, Water Birds N. Am. II, 1884, p. 390 besonders getrennte atlantische Form des dunkeln Sturmtauchers in einigen Exemplaren Mitte Juli auf dem Nordatlantik beobachtet, wenn auch fern vom Lande. Über die Berechtigung dieser subspezifischen Abtrennung habe ich kein Urteil (vgl. aber die diesbezüglichen Notizen Ridgway’s in Auk III, 1886, besonders p. 267). Ebenso bringen Dresser (Birds of Europe VIII, 1877, p. 524) und Nares (Voy. to the Polar Sea I, 1878, p. 7) Mitteilungen über das Vorkommen scheinbar dieser, als Puffinus fuliginosus bezeichneten Art nicht allzu fern der grönländischen Küste. Gewils nähert sich unser Vogel als seltner Besucher auch unserm Gebiete, wie ich aus den Mitteilungen der Eingebornen schliefsen möchte. Bigelow fand ihn neben P. gravis häufig an der Labradorküste in einiger Entfernung vom Lande (1902, p. 27), ebenso Coues am 19. Aug. 1860 in etlichen Exemplaren (Proc. Ac. Nat. Sc. Philad., Aug. 1861, p. 243). Missionar Perrett beobachtete die Art im Sommer 1900 zahlreich bei Okak und erhielt Belegexemplare daselbst. Anmerkung 1: Kumlien glaubte, auch Puffinus kuhlii (Boie) zahlreich von Belle Isle bis Grinnell Bai (SO. Baffin Land) beobachtet zu haben (1879, p. 102), welche Angabe für unser Gebiet mit in Betracht käme. Sie ist aber allgemein als irrtümlich erkannt worden, ebenso wie die von anderen Seiten gegebene Mitteilung über das Vorkommen der Art in Grönland (Vgl. H. Winge, Grönlands Fugle, 1898, 8. 312). Leider hat sich Kumlien in der Bestimmung verschiedener Arten geirrt, wodurch seine ganze Arbeit recht an Wert einbüfst. Herluf Winge hat ihm eine ganze Anzahl offenbare Fehler in ornithologischer Hinsicht für Grönland nachgewiesen (l. c., S. 28), und Franz Boas sagt sogar: „Der Kumlien’sche Bericht darf nur mit der gröfsten Vorsicht gebraucht werden“ (Baffin-Land, Ergänzungsheft Nr. 80 zu Petermanns Mitteilungen, 1885, S. 39). Wahrscheinlicher noch ist ein seltnes Auftreten des europäischen Puffinus puffinus (Brünn.) an der Nordostküste Labradors, zumal die Art ausnahmsweise auch in Grönland erlegt worden ist. Anmerkung 2: Leider beruht auch die Bestimmung des von Robert Bell am 28. September 1884 bei Killinek (Port Burwell) gefangenen Vogels als eines Exemplars von Puffinus tenuirostris (Temm.) auf Verwechslung mit einem Fulmarus, wie John Macoun festgestellt hat (Townsend & Allen, 1907, p. 320). Procellaria pelagica L. Kleine Sturmschwalbe. — Stormy Petrel. 332 B. Hantzsch: Esk.: Kukkiliksoak, -soäk, -suit (partim; Etymologie nicht klar, wörtlich übersetzt bedeutet kukkik = Koralle, -lik == damit versehen, -soak — grofs, was für unsere Art nicht gut palst, wenngleich die Krallen sehr scharf sind. Vielleicht ist der Name auch von einer andern Spezies übernommen worden oder die eigentliche Bedeutung des -soak verloren gegangen). Weiz schreibt kukkerluksoak (-luk = schlecht, welche Bedeutung indes oft schwindet). Dieser Vogel scheint als seltner Besucher auch in unser Gebiet zu gelangen. Die Eskimos unterscheiden freilich die Sturmschwalbenarten nicht, weshalb es unmöglich ist, von ihnen genauere Auskunft in dieser Beziehung zu erhalten. Ich führe diese Art hier an, weil Turner 1882 zwei Exemplare in der Ungava Bai sammelte (1886, p. 253). Oceanodroma leucorrhoa (Vieill.). Gabelschwänzige Sturmschwalbe. — Leach’s Petrel. Esk.: Kukkiliksoak, -soäk, -suit (partim). Die gabelschwänzige Sturmschwalbe dürfte die Küsten des nordöstlichen Labradors, den Eingang der Hudson Stralse und die Ungava Bai als gelegentlicher Besucher am häufigsten von ihren Verwandten berühren. Ich selbst beobachtete sie allerdings nicht in der Nähe des Landes, doch ist sie den Eskimos unseres Gebietes, die sich selten weit von der Küste entfernen, genügend bekannt. Winge schreibt von dieser Art, dafs sie in der Davis Strafse häufig auftrete und in Westgrönland vielleicht sogar brüte (Grönlands Fugle, 1898, S. 138). Kumlien will sie bei Kap Mercy und im Exeter Sunde beobachtet haben (1879, p. 102). An der südlicheren Ostküste von Labrador brütet sie stellenweise; wie weit ihre Brutplätze indes nordwärts reichen, ist unbekannt. Ihre ausgezeichnete Flugkraft und die Fähigkeit, fern vom Lande auf dem Meere zu leben, machen sie zu weiten Wanderungen geschickt. (Vgl. auch die Angaben über den Vogel im I. Teile der Arbeit, S. 181.) Oceanites oceanicus (Kuhl). Buntfüfsige Sturmschwalbe. — Wilson’s Petrel. Esk.: Kukkiliksoak, -soäk, -suit (partim). Diese überaus weit umherstreifende Art besucht trotz ihrer südlichen Brutplätze (Kerguelen) während unsers Sommers ziemlich regelmäfsig den nördlichen Atlantischen Ozean und vielleicht als seltner Gast auch unser Gebiet. Belegmaterial mangelt freilich. Ich erwähne sie nur zufolge der kaum einwandfreien Angabe Kumlien’s, der unsern Vogel scheinbar in ziemlicher Anzahl im August 1877 auf seiner Fahrt etwas abseits der Labradorküste, nordwärts bis zur Resolutions Insel, beobachtet, (1879, p. 102), und Turner’s, der ihn ebenfalls an der atlantischen 4 Küste Labradors und zwar besonders im Frühling und Herbst zahlreich gesehen haben will (1886, p. 253). Diese letztere Angabe läfst freilich besonders auf eine irrtümliche Bestimmung der beobachteten Sturmschwalbenart schliefsen. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 333 Sula bassana (L.). Bafs-Tölpel. — Gannet. Esk: Kogsuk (Kokjuk), -sük, -suit (eigentlich Name für den Schwan). Auch diese Art, die ihre Brutplätze erst im südlicheren Labrador hat, dürfte nur als ausnahmsweiser Gast bis in unser Gebiet verschlagen werden. Doch scheint sie einzelnen Eskimos vorgekommen zu sein, wobei jedoch die Verwechslung mit einem Schwane nicht ganz ausgeschlossen ist. Kumlien sagt, dafs die Art (von ihm?) von Neu Schottland an bis 65° n. Br., aber nicht im Cumberland Sunde beobachtet worden sei (1879, p. 94). Belegexemplare für unsere Gegenden sind mir nicht bekannt, wohl aber solche für Grönland. Phalacrocorax carbo (L.). Kormoran-Scharbe. — Cormorant. Esk.: Okaitok, -tük, -tut (von okak — Zunge und -itok = ohne etwas sein, also „zungenlos‘“, der sehr kleinen Zunge wegen). Nicht häufiger Durchzügler und wahrscheinlich hier und dort auch Brutvogel, von mir am 23. Juli östlich der Button Inseln, am 25. Juli bei der Resolutions Insel und am 5. September in der Mac Lelan Strafse beobachtet, an welch letzterer Örtlichkeit kurze Zeit vorher auch ein Exemplar geschossen wurde. Scheint unbeständig, in manchen Jahren zahlreicher wie in andern, im Herbste am regelmäfsigsten aufzutreten, ist aber fast immer sehr scheu und schwer zu erlegen. Macoun sagt, dafs die Art häufig längs der ganzen Labradorküste brüte (I, p: 65), und Kumlien bezeichnet sie als regelmälsigen, wenn auch nicht zahlreichen Brutvogel im Cumberlandsund-Gebiete. In gewissen Jahren sollen aber die Kormorane daselbst doch in ziemlicher Menge vorkommen und ihre Schwungfedern früher für die Pfeile begehrt gewesen sein (1879, p. 94). Anmerkung: Dals auch Phalacrocorax dilophus (Sw. & Rich.) unser Gebiet besucht, ist unwahrscheinlich. Ich kenne als nördlichsten Fall des Vorkommens an der Labradorküste nur ein Exemplar, das - Missionar Perrett vor einigen Jahren von Kipokak bei der Missionsstation Maggovik erhielt. Mergus serrator (L.). Mittlerer Säger. — Red-breasted Merganser. Esk.: Pai, Paik, Pait (wahrscheinlich nach der Stimme). 334 B. Hantzsch: Nicht häufiger Brutvogel und Durchzügler. Am 18. August beobachtete ich mehrere Brutpaare auf einem See im Hinterlande der Bucht Takpangajok, Ungava Bai, mit beinahe erwachsenen Jungen. Der Vogel soll immer gesellig an Süls- wasserteichen brüten und nur zur Zugzeit auf das Meer, besonders in die Buchten kommen. Kumlien bezeichnet die Art auch als einen regelmälsigen, aber nicht gerade häufigen Brüter im Cumberlandsund-Gebiete (1879, p. 94). Auf der Labradorhalbinsel dürfte sie in allen Teilen vorkommen. Drei Labradorexemplare aus der Gegend von Hoffenthal, die sich in meiner Sammlung befinden, charakterisieren sich wie folgt. 2 J ad. vom Frübjahr und Spätsommer 1904. Flügel: 246; 255 mm. Schwanz: 97; 112. Schnabel (von der Stirnbefiederung in der Mitte an): 56; 61. Tarsen: 41; 44. Mittelzehe inkl. der 9, bez. 10 mm langen Kralle: 67, bez. 76 mm. — © ad. scheinbar Brutvogel, Sommer 1904. Fl.: 214. Schw.: 93. Schn.: 53,5. Tars.: 42. Mittelz.: 64. Kr.: 8,5 mm. Die von mir beobachteten Vögel hielten sich in der Mitte des Sees in Gesellschaft einiger Exemplare von Aethya marila auf. Sie waren selbst in dieser völlig unbewohnten und nur äulserst selten von Renntierjägern durchstreiften Gegend so scheu, dafs es uns nicht glückte, auch nur ein Stück zu erbeuten, trotzdem sich mein Eskimobegleiter wohl eine Stunde lang geduldig hinter einen Felsvorsprung legte und ich ihm die Vögel zuzutreiben versuchte. Das kurze, rauhe Rrr, Rap, Raup liefsen die Tiere wiederholt hören. Sie schienen sich in der Mauser zu befinden und tauchten augenblicklich unter, als ich einen unberechenbaren Kugelschufs auf wenigstens 150 m Entfernung unter sie sandte; sie flogen aber nicht davon. — Das Fleisch dieses Sägers wird von den Eingeborenen trotz seines Fischbeigeschmackes gern ge- gessen. Anmerkung: WMergus merganser americanus (Cass.) scheint in die baumlosen Gebiete nicht hinaufzugeben. Perrett kennt ihn an der Labradorküste nicht nördlicher als aus der Gegend von Maggovik. Die Art brütet scheinbar auch mehr im Innern des Landes. Mergus cucullatus L. Hauben-Säger. — Hooded Merganser. Esk.: Java, -ak, -at (vielleicht nach der Stimme); Kingoktök, -tük, -tüt (von kingok — Abstand zwischen den Augen, -tök — der etwas in grofsem Mafse hat, also ‚‚der einen grofsen Abstand zwischen den Augen hat‘‘); nach Erdmann auch Kavjektök, -tük, -tüt (von kavjek — Scheitel, also „der in grofsem Mafse [Federn] auf dem Scheitel hat“). Nach den mir von Missionar Perrett gemachten Angaben nicht häufiger Durchzügler und möglicherweise Brut- vogelan Süfswasserteichen. Perrett fand ihn an der NO. Küste Labradors manchmal recht häufig zur Zugzeit. Spreadborough sah im Innern des Landes am 16. Juli 1896 ein Paar, das wahr- scheinlich daselbst brütete (Macoun I, p. 74). Ich bekam während meines Aufenthaltes kein Exemplar zu Gesicht. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 335 Anas boschas conboschas Brehm. Stockente. — Mallard. Esk.: Mitterluk, -lük, -luit (partim; Mittek — Eiderente, -luk — dürftig, schlecht; der geringeren Gröfse wegen). Diese Art besucht unser Gebiet wohl nur als ausnahms- weiser Gast und hält sich für gewöhnlich tiefer im Innern des Landes auf. Vielleicht hat man sie aber auch von Seiten der Eingeborenen wie der ansässigen Weifsen nicht beachtet, was besonders solange die Erpel das Sommerkleid tragen auch von anderen seltenen Entenarten anzunehmen ist. Kumlien fand freilich den Vogel im Cumberland Sunde ebenfalls nicht (1879, p. 88), und Missionar Perrett notierte nur ein einziges Vorkommen bei Maggovik. H. F. Moeschler, der vielfach Bälge und Eier durch Herrnhuter Missionare erhielt, offerierte mehrmals Exemplare unserer Art aus Labrador, z. B. je ein 9° in seinen Katalogen von 1856 und 1872. Turner nennt die Art für den Süden der Ungava Bai und bezeichnet sie als selten bei Ft. Chimo vor- kommend (1886, p. 249). Ich führe Anas boschas an aufGrund eines Balges, den ich von Herrn Missionar Merten in Hoffenthal erhielt. Es ist ein ziemlich fertig vermausertes 9' vom Herbste 1905 aus Okak, einer Missionsstation nicht allzu fern von unserem engeren Gebiete. Dieses Stück neigt nach Vergleich mit der sorgfältigen Beschreibung und Abbildung der grönländischen Stockente E. Lehn Schiöler’s (Vidensk. Meddel. fra den naturh. Foren. i. Kbhvn., 1905, S. 127—148) ganz deutlich zu dieser Form, A. b. spilogaster Schiöler = A. b. conboschas Brehm, hin. Es erreicht zwar die gröfsten Grönlandmaflse nicht, doch könnte dies auch mit der noch nicht völlig beendeten Mauser zusammen- hängen. Flügel: 278 mm. Schwanz: 105. Mittelzehe inkl. Kralle: 60, Aufsenzehe 56, Innenzehe 47. Tarsen: 45. Schnabellänge (von der Stirnbefiederung in der Mitte): 53 mm. — Das Exemplar erscheint gegenüber europäischen Vögeln stärker und gröfser; nur der Schnabel ist verhältnismälsig schmal und zart‘ Rücken sehr grob gefleckt und in seiner Färbung weit grauer als Europäer, was man besonders auch auf dem Oberflügel bemerkt. Unterseite etwas dunkler, Kropfgegend nicht einfarbig kastanienbraun, sondern viele Federn mit ein oder zwei schwärzlichen Flecken besetzt, nach welcher Erscheinung Schiöler die Subspezies benannte. Auf der Brust verliert sich das Braun locker in einer Spitze. — Ob das vorliegende Exemplar einen Zugvogel aus Grönland darstellt oder inwieweit die Form conboschas mit den amerikanischen Exemplaren von A. boschas übereinstimmt, mufs noch untersucht werden. Scheinbar gleichen die europäischen Stücke der Art nicht vollkommen den amerikanischen (Vgl. Baird, Brewer & Ridgway, Water Birds of North Anıerica I, p. 493). 336 B. Hantzsch: T Anas obscura rubripes Brewst. Düstere Ente. — Black Duck. Esk.: Mitterluk, -lük, -luit (partim). Die düstere Ente ist ein ziemlich seltener Brutvogel in unserem Gebiete. Wo die Vegetation weiter südlich etwas reicher wird, z. B. bei George River, soll sie nach den Angaben der Eskimos häufiger werden. Auch D. Wallace fand hier die Art Mitte September 1905 zahlreich und sagt, dafs sie daselbst augenscheinlich Brutvogel sei (The long Labrador trail; Outing mag. vol. 49, 1907, p. 434). Turner bezeichnet sie als nicht häufig in den Gebieten an der Hudson Strafse, wo sie jedoch zweifellos brüte (1886. p. 249). Spreadborough sah am 7. Juli 1896 einige Exemplare unserer Spezies und fand ein Nest mit 4 hochbebrüteten Eiern im nördlichen Teile von Labrador (Macoun I], p. 77). Ob diese 1902 von William Brewster aufgestellte und in The Auk XIX, p. 184 f. ausführlich beschriebene, aber vielfach angezweifelte Unterart sich aufrecht halten läfst, bin ich aus Mangel an Material leider nicht in der Lage zu untersuchen. Brewster sagt, dafs ein am 1. Juli 1884 von Turner in der Ungava Bai gesammeltes Exemplar des Vogels dieser Unterart angehöre (l. c., p. 187), und auch das eine Q' ad. meiner Sammlung vom 14. August 1906 aus der nordöstlichen Ungava Bai (Tuppertalik) neigt zu A. 0. rubripes hin. Es zeigt folgende Malse, Gewicht i. Fl.: 1350 g. Gesamtlänge: 595 mm. Flugbreite: 950. Flügel: 275. Schwanz: 109. Schwanz -- Flügel: 21. Schnabel (von der mitteln Stirnbefiederung aus): 56. Tarsen: 44. Mittelzehe inkl. der 8,5 mm langen Kralle: 61 mm. — Iris: schwarzbraun. Schnabel: gelbgrün, Nagel schwärzlich. Füfse: blafs ziegelrot, Schwimmhäute und Sohlen schwärzlich überflogen. — Der’ Magen enthielt Steinchen und - unbestimmbare tierische Reste [Rörig]. Ich beobachtete etlichemal einzelne Männchen; zuerst ein solches am 10. August aufeinem langgezogenen, flulsartigen Brack- wassersee südlich von Killinek. Dieser Vogel war ziemlich un- ruhig, flog, als erfolglos auf ihn geschossen wurde, mit tiefem Quakquak etwas schwerfällig in die Höhe und nach dem Innern des Landes zu. Seinem Benehmen zufolge vermutete ich, dals er Weibchen und Junge in der Nähe hatte. Dann traf ich in zwei Fällen Exemplare im seichten Wasser von Buchten. Diese Vögel waren still und in ihren Bewegungen ziemlich langsam, immerhin aber vorsichtig auf ihrer Hut. Mein Begleiter schofs das eine, obenerwähnte Exemplar auf weite Entfernung hin. Die Art war ihm gut bekannt und scheinbar schon oft vor die Flinte gekommen. Das in Seewasser gekochte Fleisch desVogels schmeckte uns recht angenehm. Nettion crecca carolinensis (Gm.). Amerikanische Krickente. — Green-winged Teal. - Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 337 Diese Art scheint unser Gebiet nur als ausnahmsweiser Gast zu besuchen. Die Eskimos in Killinek kannten den Vogel nicht. Weiter südlich an der Labradorküste soll er freilich brüten (Macoun I, p. 81), aber wohl auch nur selten oder tiefer im Innern des Landes. Turner teilt mit, dafs flügge Junge unserer Art spät im Juli bei Ft. Chimo erbeutet wurden (1886, p. 249). Missionar Perrett erhielt nur einmal ein bei Maggovik erlegtes Exemplar. In Grönland ist nach Winge, entgegen älteren Mit- teilungen, soweit bestimmbar nur die amerikanische Form, N. c. carolinensis, vorgekommen (Grönlands Fugle, 1898, $. 76), und auch die Angaben über das gelegentliche Auftreten von N. ec. crecca (L.) im nordatlantischen Gebiete Amerikas bedürfen für jeden einzelnen Fall sorgfältiger Prüfung. Mein Begleiter schofs am 8. September 1906 einen scheinbar jüngeren Vogel, sicheres 9‘, in einer kleinen Bucht auf Opingevik, dem nord- östlichsten Punkte des Festlandes Labrador. Soweit sich bei diesem keinerlei Spuren des Prachtkleides zeigenden Vogel im Vergleiche mit europäischen und amerikanischen Stücken von Nettion crecca sehen läfst, handelt es sich zufolge der dunkleren, graueren Oberseite, die feiner weilsgrau quergewellt ist, sowie zufolge der dunkleren, stärker gefleckten Unterseite um ein Exemplar der amerikanischen Form. Ich glaube übrigens bestimmt, dafs sich an der Hand guten Vergleichs- materials auch sichere Unterschiede zwischen den Weibchen, Jungen und Männchen im Sommerkleide beider Formen feststellen lassen. — Die Malse des genannten Exemplars sind folgende. Gewicht i. Fl.; 295 g. Gesamtlänge: 335 mm. Flugbreite: 580. Flügel: 177. Schwanz: 67. _ Schwanz — Flügel. Schnabel: 35. Tarsen; 29. Mittelzehe inkl. der 6 mm langen Kralle: 36 mm. — Iris: gelbbraun. Schnabel: dunkel grünlich- grau, an den Seiten lebhaft ockergelb, Unterschnabel etwas blasser gelb. Fülse: grünlichgrau, Schwimmhäute schwärzlich. — Der Magen enthielt Sand, Federteile und unbestimmbare Tierreste [Rörig]. Ich sah den Vogel nicht selbst, da ich im Zelte präparierte. Er soll aber ziemlich wenig scheu gewesen sein. Ein weiteres Exemplar der Art wurde nicht gefunden, weshalb es sich um ein verflogenes Individuum gehandelt haben dürfte. Dafila acuta (L.). Spiefs-Ente. — Pintail. Esk.: Jvugak, -kak, -kat (Etymologie unklar). Die Spiefsente dürfte unser Gebiet gleichfalls nur als seltner Gast besuchen und erst weiter südwärts an der Labradorküste etwas häufiger auftreten, ohne indessen daselbst zu brüten. Labra- doreier, die als unserm Vogel zugehörig ausgegeben werden, sind allem Anscheine nach falsch bestimmt. Auch Chapman sagt aus- drücklich, dafs von ihrem Brüten an der atlantischen Küste nichts bekannt sei (Birds of Eastern North America, 1906, p. 106). Nach h; meinen Erkundigungen scheinen gewisse Killineker Leute die Art zu kennen, obwohl während meines Aufenthaltes in der Gegend kein Stück erbeutet wurde. Turner erhielt ein junges Weibchen der Spiefsente bei Ft. Chimo (1886, p. 249), und Missionar Weiz zählt sie ebenfalls für N.O. Labrador auf (G. Neumayer, Intern. Polarforsch. I, 1891, Anh. S. 101). H.F. Moeschler brachte sie wiederholt aus den verschiedensten Jahreszeiten von Labrador in den Handel (Kataloge von 1854 bis 1880). Macoun sagt, dals Exemplare von der Davis Strafse bekannt seien (I, p. 85), und Winge teilt in gleicher Weise mit, dals man unsere Art viele Male im westlichen Grönland erlegt habe (Grönlands Fugle, 1898, S. 78). Missionar Perrett notierte dagegen nur ein Vorkommen bei Maggovik. Ich selbst erhielt den Balg eines jüngeren 5° vom September 1904 in Hoffenthal, woselbst auch Townsend und Allen zwei Exemplare sahen (1907, p. 328). Mein Exemplar besitzt folgende Mafse. Flügel: 257 mm. Schwanz: 125. Schnabel: 52. Tarsen: 42. Mittelzehe inkl. der 7 mm langen Kralle: 52 mm. 338 B. Hantzsch: Aethya affınıs affınis (Eyt.), Purpurschillernde Berg-Ente. — Lesser Scaup Duck, oder Aethya marila nearctlica Stejn., Grünschillernde Berg-Ente. — American Scaup Duck. Da ich leider bis jetzt gar kein in Frage kommendes Material aus dem von mir behandelten Gebiete erlangen konnte, bin ich unfähig zu entscheiden, welche der beiden Spezies (oder Subspezies?) oder ob alle beide als ziemlich seltene Brutvögel daselbst vorkommen. Die Litteratur ist in diesem Punkte sehr unsicher und auch die Nomenklatur wechselnd und unklar. Ich schliefse mich hierin gegenwärtig Stejneger’s übersichtlicher Darstellung im Bull. U. St. Nat. Mus. Nr. 29, 1885, p. 161 an, ohne ein genügendes Urteil über die Zweckmäßigkeit derselben zu besitzen. J. Macoun sagt auf Grund der Angaben und Sammlungen R. Bell’s, dafs Aethya affinis (affinis) in grolser Zahl auf der Nottingham Insel, am westlichen Ausgange der Hudson Strafse, brüte (I, p. 93), und Bigelow teilt mit, dafs er ein Exemplar von A. marila (nearctica Stejn.?) erhalten habe, das im Oktober 1899 nahe der Missionsstation Nain geschossen wurde; er hält dieses Vorkommen für den einzigen Nachweis der Art an der Ostküste Labradors. Ich vermute, dafs die Bergenten, denen ich im Nordosten der Ungava Bai begegnete, zu A. a. affinis ge- hörten, ohne freilich einen tatsächlichen Beweis hierfür zu haben. Am 12. August bemerkte ich von fern auf einem Sülswasserteiche in der Nähe des Strandes ein Weibchen mit kleinen Jungen, die bei unserer vorsichtigen Annäherung untertauchten. Von den ä _ Jungen war überhaupt nichts mehr zu sehen, die Alte aber er- schien ab und zu einer Augenblick mit dem Kopfe über dem Wasser, um jedesmal sofort wieder zu verschwinden. Als mein - Eskimobegleiter endlich doch einen schnellen Schufs wagte, der aber scheinbar keine Wirkung hatte, flog der Vogel ganz plötzlich aus dem Wasser heraus und eilte sehr schnell dem zerklüfteten Strande zu. Die Dunenjungen blieben verschwunden und schienen regungs- los am begrasten Rande des Sees zu sitzen. Wenigstens plumpste plötzlich dicht vor mir eins der grüngelblichen Tierchen wie ein Frosch ins klare Wasser und ruderte blitzschnell in die Tiefe. Ich erkannte genau die Färbung des Dunenkleides, da ich junge Bergenten in Island zu Dutzenden in den Händen gehabt hatte. Trotz langen sorgfältigen Suchens biieben Junge und Alte ver- schwunden. Ich besinne mich kaum, jemals gleich scheue Enten irgendwo gesehen zu haben. — Das andere Mal beobachtete ich mehrere alte Vögel am 18. August auf einem grofsen See im Hinterlande der Bucht Takpangajok (Ungava Bai) in Gesellschaft einiger Familien von Mergus serrator, Auch diese Tiere schützten sich mit grölster Vorsicht, indem sie in der Mitte des Sees schwammen, wohin ein Schufs nicht reichte. Eine genaue Iden- tifizierung dieser in Sommertracht befindlichen Exemplare war nicht möglich. Späterhin sind mir nie wieder Bergenten zu Gesicht gekommen. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 339 Olangula clangula americana (Bp.). Amerikanische Schell-Ente. — American Golden-eye. Esk.; Katjitok, -tük, -tut? (partim?). Wahrscheinlich Durchzügler oder Gast, der aber meistens wohl nicht von Olangula islandica unterschieden wird. Turner sammelte Exemplare der Art im Süden der Ungava Bai, wo sie zufolge seiner Angaben im Herbste in Menge vorkommen; auch für die Labradorküste bezeichnet er sie als einen häufigen Herbstdurchzügler (1886, p. 250). Clangula islandica (Gm.). Spatel-Ente. — Barrow’s Golden-eye. Esk.: In Killinek Katjitok, -tük, -tut (Etymologie unklar); nach Weiz Uviloktut (Uviloek = Miefsmuschel, -tut möglicherweise eine Zusammenziehung des Verbalanhanges -torpok — genielsen, fressen). Nicht seltener Brutvogel im hinteren Teile einiger tiefeinschneidender Buchten und benachbarter Teiche unseres Gebietes. Macoun kennt die Art nur als Besucher der atlantischen Küste, von der Hudson Strafse südwärts; im Norden sollen sie häufiger auftreten (I, p. 96); Turner bezeichnet sie als häufig daselbst im Herbste (1886, p. 250). Nach den Beobachtungen von Missionar Perrett erscheint der Vogel als Durchzügler mitunter in Menge Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Juli 1908. 22 340 B. Hantzsch: in N.O. Labrador, doch ist bei dieser Mitteilung eine Verwechslung mit Clangula cl. americana nicht ausgeschlossen. Ein von mir am Brutplatze bei Killinek erlegtes, noch nicht voll- ständig ausgemausertes junges 9° im 1. Gefieder, vom 30. August 1906, an dem aber bereits einige der die Art deutlich charakterisierenden gefransten Schulterfedern des Prachtkleides zu sehen sind und deshalb eine Verwechslung mit Ü. c. americana ausgeschlossen ist, zeigt folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 1120 g. Gesamtlänge: 480 mm. Flugbreite (unvollständig): ec. 750. Flügel (unvollst.): 185. Schwanz (unvollst.): 98. Schnabel (von der Stirnbefiederung an): 33. Tarsen: 40. Mittel- zehe inkl. der 8 mm langen Kralle: 65 mm. — Iris: leuchtend hellgelb. Schnabel: einfarbig schwärzlich. Füfse: Oberseite der Tarsen und Zehen gelbbraun, das übrige schwarz. — Der Magen enthielt Sand, Steinchen, Schnecken und Muschelreste; ein anderer war leer |Rörig]. Etwas nördlich der Missionsstation Killinek befindet sich eine schmale, tiefe Bucht, die sich am Ende seenartig erweitert. Daselbst brütete unsere Art, wie auch an einigen benachbarten ähnlichen Stellen, bis vor 6—8 Jahren in beträchtlicher Menge. Wenn Ende August die Jungen ziemlich flügge waren und die alten Weibchen ebenfalls die Schwingen mauserten, fuhren all- jährlich mehrere Leute dahin. Etliche stiegen leise ans Land und versteckten sich an verschiedenen Punkten hinter den Felsen der kaum 10 m breiten, steil abfallenden Bucht. Andere ruderten vorsichtig bis in die seenartige Erweiterung und begannen hier zu schiefsen, was vor die Flinte kam. Viele der überraschten Vögel retteten sich durch Untertauchen; wenn sie aber die schmale Bucht hinaus schwimmend ins Meer fliehen wollten, wurden sie von den verborgen aufgestellten Schützen gröfstenteils auch noch erlegt. Zeigte sich endlich kein lebender Vogel mehr, sammelte man die tot auf dem Wasser schwimmenden und brachte, wie mir Mr. J. Lane versicherte, ganze Bootladungen mit nach Hause. In den letzten Jahren haben die Enten, wohl zufolge dieses Schiefsens, sehr an Zahl abgenommen. Der Beutezug, den ich mit zwei Eskimos am 30. August unternahm, lieferte als Resultat nur 6—8 Vögel, ein altes Q und mehrere Junge, die aber derartig mauserten, dafs sie sich zur Präparation nicht eigneten. Das oben erwähnte Stück war noch das beste. Alte Männchen schienen nicht in der Bucht zu sein; vielleicht war ein Vogel, der sich fliegend rettete, ein solches. Die übrigen benahmen sich nicht übermäßsig scheu, schwammen aber fast immer unter dem Wasser und zeigten sich nur für kurze Zeit, um zu atmen, mit Kopf und Hals über der Oberfläche. Eine ganze Anzahl entging uns glücklicherweise, da wir unser Boot des Windes halber nicht schnell genug wenden konnten. Ein uns anfangs im Kajak begleitender Eskimo erbeutete in einer benachbarten Bucht neben zwei Exemplaren von Zästrionicus auch noch ein oder zwei unsrer Spatelenten. Andere Jagdzüge der Vögel wegen wurden im Jahre 1906 nicht unternommen. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 341 Harelda hyemalis (L.). Eis-Ente. — Old Squaw. Esk.: Aggek, -gik, -git, im Süden mehr Angek (nach der auffälligen Stimme der Männchen). Wohlbekannter, wenn auch keineswegs häufiger Brutvogel an Süfswasserteichen. Ich beobachtete nur wenige Male im August einzelne Weibchen mit ihren Jungen bei Killinek, Erpel überhaupt nicht. Diese sollen sich nach Angabe der Eskimos während des Sommers auf großen Seen tiefer im Innern des Festlandes versammeln und erst nach wesentlicher Beendigung der Herbstmauser beim Zuge an den Küsten entlang mit den Weibchen und dem Nachwuchse zusammentreffen. Ein Brutpaar in meiner Sammlung, 9' und 2 vom 1. Juli 1907 aus Rama (mit den Eiern erhalten), zeigt folgende Mafse. Flügel: 215; 208. Schwanz: 227; 82. Schnabel (von der Stirnbefiederung an): 27; 26. Tarsen: 35; 32. Mittelzehe inkl. der 8 mm langen Kralle: 57, bez. 53 mm. Die Mütter zeigen grofse Besorgnis um ihre 4—8 Jungen, solange diese klein sind; dem Menschen gegenüber benehmen sie sich jedoch nicht allzu scheu. Mit leisem Rack, Gack, Quack locken sie die niedlichen Tierchen zu sich; in der Angst werden die Rufe schneller wiederholt, kürzer und etwas lauter schnarrend. — Macoun nennt unsere Art sehr gemein längs der ganzen atlantischen Küste, was für unsere Gegend allerdings höchstens zu gewissen Zugperioden Geltung haben dürfte; er verzeichnet sie für die Ungava Bai, die Hudson Strafse usw. (I, p. 98), Kumlien für das südöstliche Baflin Land (1879, p. 89). Zweifellos ist die Eisente neben Somateria mollissima die weitverbreitetste und individuenreichste Entenart der arktischen Region. Histrionicus histrionicus (L.). Kragen-Ente. — Harlequin Duck. Esk.: Ingiuliksiut, -siutik, -siutit (ingiulik — starke Strömung, Dünung, Schwingwelle, -siut — was sein Wesen treibt, sich aufzuhalten pflegt). Nicht seltener Brutvogel im Innern von Meeresbuchten und an stark strömenden Binnengewässern. Zur Zugzeit mitunter häufiger. Turner sagt, dafs die Art in Menge in der Hudson Stralse beobachtet worden sei und in der Ungava Bai brüte (1886, pP. 250); nach Maconn kommt sie häufig auch an der ganzen Ostküste von Labrador vor (I, p. 101), und Kumlien nennt sie für den Cumberland Sund (1879, p. 89). Mir sind uur wenige Male so stark mausernde Exemplare bei Killinek in die Hände gelangt, dafs ich deren Präparation unterliefs. Ein Q' ad. meiner Sammlung aus dem Frühjahr 1905 von Okak zeigt folgende Malse. Flügel: 196 mm. Schwanz: 110. Schnabel (von 22* E der Stirnbefiederung an): 27. Tarsen: 87. Mittelzehe inkl. der 7 mm langen Kralle: 60 mm. Die Vögel leben während desSommers still und zurückgezogen, sind aber allgemein bekannt und ihres Fleisches wegen geschätzt. 342 B. Hantzsch: Somateria mollissima borealis Brehm. Brehm’s nördliche Eider-Ente. — Greenland Eider. ä Esk.: Mittek, -tik, -tit (im Norden Plural auch Merkit;; Etymologie unklar, vielleicht nach der Stimme); 9! im Prachtkleide: Amaulik, -lik, -lit (von amaut =Kappe am Frauenüberwurf, der Kopf- und Rückenzeichnung wegen, -liik — habend, damit versehen); ©: Arnaviak, -äk, -at (von arnak = Frau). Häufiger Bewohner der Meeresküsten und an einigen Stellen kolonienweiser Brutvogel; weitaus häufigster Vertreter der Anatiden, dessen langsame Verminderung allerdings von den Eingeborenen behauptet wird. Vorläufig dürften aber die so überaus dünn bevölkerten Gegenden des benachbarten BaffinLandes -— nach zuverlässigen Angaben, die ich erhielt, wird die ganze Südküste von Baffin Land gegenwärtig von kaum mehr als 30 Familien bewohnt — noch für lange Zeit genügenden Ersatz liefern, falls in unserm Gebiete selbst zu viel vernichtet würde. Ich unterlasse es in vorliegender Arbeit, kritische Bemerkungen über die Eiderenten Labradors und der benachbarten Regionen anzufügen, da ich hoffe, später auf Grund weitgehenderer Untersuchungen und reich- licheren Materials ein besseres Urteil abgeben zu können. Ich selbst bekam nur mausernde Vögel und kein einziges Männchen im Prachtkleide in die Hände. Doch charakterisierten sich alle, besonders auf Grund der in gleicher Weise spitzzulaufenden seitlichen Federschneppen am Schnabel, als $S. m. borealis. Diese Schneppen sollen ja bei $. m. dresseri Sharpe sehr breit und am Ende abgerundet sein. Wenn die aufgestellten Diagnosen überhaupt sichere sind, dürfte $. m. dresseri in unserem Gebiete nicht vorkommen. John Macoun nimmt allerdings in seinem Catalogue of Canadian Birds, und andere tun dies in gleicher Weise, die Angaben über die Verbreitung beider Formen in der Hudson Strafse, Ungava Bai und N.O. Labrador ohne besondere Kritik auf, dafs es den ‘Anschein erweckt, sie kämen nebeneinander vor. Wäre dies aber wirklich der Fall, so müfste man die Berechtigung der subspezifischen Trennung überhaupt in Abrede stellen. Ich glaube gegenwärtig nur an eine mangelhafte Bestimmung des gesammelten Materials einiger Berichterstatter. Eine solche ist natürlich nach Eiern ganz unmöglich, wie es W. Raine in Toronto nach Macoun’s Citaten (I, p. 105) nicht nur hier, sondern auch in vielen andern Fällen tut. Bigelow’s Mitteilungen dürften vielleicht zutreffen, dafs nämlich die ungefähre Grenze des Brutvorkommens beider Formen im östlichen Labrador bei Hamilton Inlet liegt, nordwärts borealis, südwärts dresseri brütet (1902, p. 27). 5 ausgewachsene Exemplare meiner Sammlung, d. h. Vögel nicht mehr im 1. Lebensjahre, davon 2 9° in Mauser aus dem Sommer- ins Winterkleid und 3 Q stark in etwas weiter vorgeschrittener Mauser, vom 5. September 1906 aus der Schneebucht (Tassiojak), im äufsersten N.O. Ende des Festlandes Labrador, zeigen folgende Malse. Gewicht i. Fl.: 1840— 1960 g. Gesamtlänge: 520—540 mm. Flugbreite: 820 —900. Flügel: 205—230. Schwanz: 82—-100. Schwanz —- Flügel: 75—95 - (diese der Mauser halber unvollständigen Mafse haben geringe Bedeutung). - Schnabel, vom vordern Ende der Stirnschneppe bis zur Spitze: 9° 50 —52, Q 47—49; Entfernung vom vorderen Ende der seitlichen Feder- schneppen bis zur Schnabelspitze: 32—36, vom Mundwinkel bis zum hintersten Schnabelende auf der Stirn: 25—27, zwischen den beiden gabelförmigen Schnabelenden auf der Stirn: 12—15. Tarsen: 47—50. Mittelzehe inkl. der 10—11 mın langen Kralle: 68— 72 mm; © in diesen Punkten nicht kleiner als 9. Bei einem jungen Q vom 29. September sind zwar die Malse des Körpers geringer, die des Schnabels und der Fülse jedoch nur unbedeutend. — Iris: trüb braunschwarz. Schnabel: oO" schmutziggelb, an der Spitze grünlichgelb, Unterschnabel und Leisten des Oberschnabels bläulich weilsgrau, Q schmutzig olivgrün, an der Spitze grünlich gelbgrau, an der Wurzel mehr bläulichgrau. Füfse: Vorderseite der Tarsen, Oberseite der Zehen und ein Streifen neben diesen gelbbraun, das übrige schwärzlich. -- 4 untersuchte Magen enthielten 4 mal Steinchen, je 1 mal Muschelschalensplitter, Muschelreste, kleine schwarze Schnecken, Crustaceen, unbestimmbare Tierreste und Federn [Rörig]. Ein bedeutender Prozentsatz derineinem Gebiete vorhandenen Eiderenten schreitet nicht zur Fortpflanzung, wie ich solches schon in Island beobachtete. Es ist am naheliegendsten anzunehmen, dafs dies die jüngeren Tiere sind, zumal die Männchen im Frühlinge nach ihrer Erbrütung noch keineswegs das reine Alterskleid an- legen. In welchem Jahre ihres Lebens aber unsere Vögel wirklich zur Fortpflanzung gelangen oder welchen merkwürdigen Un- regelmälsigkeiten ihr Brutgeschäft unterliegt, ist noch ungenügend bekannt. Friedrich Faber behauptete, dafs unsere Art, wenigstens die Männchen, erst im 4. oder 5. Lebensjahre fortpflanzungsfähig würden (Hochnordische Vögel I, 1826, S. 82, 98), und neuere ÖOrnithologen weisen seine Annahme nicht von der Hand. Ich traf beständig kleinere und grölsere Gesellschaften von Tieren beiderlei Geschlechts vom 25. Juli an, wo wir die Küste von Resolution Island befuhren, bis in den Oktober hinein. Sie hielten sich an flacheren, insel- und klippenreichen Strandpartien und Später, zur Zeit der Mauser, gern in geschützten Buchten auf und erwiesen sich, wenn nicht unvermutet überrascht, als scheu und vorsichtig. Fast immer tauchte die ganze Gesellschaft unter, und blofs wenn die einzelnen kurze Zeit heraufkamen, um Atem zu holen, konnten sie mit einen; starken Schusse erlegt werden. Dafs diese zahlreichen Vögel nicht zur Fortpflanzung geschritten waren, zeigte einesteils die Beschaffenheit der Genitalien unter- suchter Exemplare, andernteils auch die Tatsache, dafs in keinem Falle junge oder halbwüchsige Tiere bei ihnen gesehen wurden. Erst von Ende September an beobachteten und erlegten wir solche, Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 343 344 B. Hantzsch : als der Durchzug eintrat, sich die Vögel zu grofsen Gesellschaften, oft nach Hunderten zählend, zusammenschlossen und unruhig, höher als sonst und auf grölsere Entfernungen hin durch die Luft zogen. An der Küste von Resolution Island, wo unsere Artsicher bedeutende Brutkolonien besitzt, sowie auch einige Male während der ersten Hälfte des August in der Ungava Bai beobachtete ich Scharen, die nur aus Erpeln im Hochzeitskleide oder beginnendem Sommer- kleide bestanden und sich auf ihren weiten Flügen in langer Reihe regelmäfsig hintereinander ordneten. Ich vermute, dafs diesdie Männchen von Brutvögeln waren, die sich nach dem Ausfallen der Jungen von ihrem Brutplatze entfernten oder höchstens noch ab und zu ihre Weibchen besuchten, solange sich diese mit den Jungen in der Nähe der Nistörtlichkeiten aufhielten. In den Gesellschaften der noch nicht fortpflanzungsfähigen Individuen fand ich beide Geschlechter gemischt, während sie sich später auf dem Herbstzuge öfters von einander sonderten. Diese jüngeren Tiere reihten sich zwar mitunter auch in Ketten von 30, 40 und noch mehr Gliedern hintereinander, aber selten so regelmälsig und wohlgeordnet. In gröfseren Scharen von mehreren Hunderten, wie sie sich gegen Ende September zeigten, flogen sie nicht selten in breiten Schwärmen dahin. Der einzige bedeutende Brutplatz unseres Gebietes befindet sich auf etlichen kleinen Inseln nordöstlich von Aulatsivik an der Labradorküste, wo Tausende von Paaren nisten sollen. Früher holte man nur gelegentlich Eier von dort, seitdem aber der Handel die Dunen gut bezahlt, fahren alljährlich etliche Familien von Killinek und oft auch solche von Aulatsivik nach den Inseln, falls es Witterungs- und Eisverhältnisse gestatten. Sie stören dann die Vögel nicht nur durch Wegnahme der Dunen, söndern auch durch lebhaftes Schiefsen. Man wird deshalb die Möglichkeit ins Auge fassen müssen, dafs die Tiere ihren Brutplatz einmal aufgeben. Ruhiges Verhalten der Besucher und tunlichste Vermeidung jedes Schusses bei den Nestern möchte den Eingeborenen mit allem Nachdrucke eingeschärft werden, damit ihnen der Vorteil des Dunensammelns und Eierholens nicht verloren gehe. Man sollte sich auf Seite der ansässigen Europäer die Erfahrungen zu Nutze machen, die beispiels- weise die Isländer mit den Eidervögeln gesammelt und durch ihre diesbezüglichen Schutzgesetze rechtlich formuliert haben. Die grofsen, fleischigen Tiere bilden eine Lieblinesnahrung des Eskimos, und seine Jagdpassion erwacht leidenschaftlich, wenn er „Mittit“ bemerkt. Je nach Alter und Jahreszeit werden die erlegten Vögel gerupft oder abgebalgt, dann ausgenommen und nur in blofsem Seewasser gekocht. Sie geben so ein recht angenehmes Gericht, wenngleich sie nach den Regeln der Kochkunst gebraten unserem europäischen Gaumen mehr ‘zusagen. Die Herstellung der äufserst warmen Dunendecken durch Ausrupfen der Deckfedern am Balge, wie solches die Grönländer so treftlich verstehen, ist leider in Labrador gegenwärtig nicht bekannt. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 345 Somateria spectabilis (L.). Pracht-Eider-Ente. — King Eider. Esk.: Kingalik, -lik, -lit (von kingak — Nase, -lik = damit versehen; gewöhnlich nur für die Q' im Prachtkleide angewendet, die Q von der gewöhnlichen Eiderente nicht unterschieden). Häufiger Besucher der Küsten, aber nur vereinzelter Brutvogel. Auch bei dieser Art steht fest, dafs keineswegs alle während der Fortpflanzungsperiode in unserem Gebiete beobachteten Exemplare wirklich brüten. Die Angaben hierüber sind mit der gröfsten Vorsicht aufzunehmen. Macoun mag ja recht haben, wenn er annimmt, dafs sich die Prachteiderente an der atlantischen Küste fortpflanze (I, p. 107); ob aber ge- sammelte Eier wirklich unserer Spezies angehören, mufs von Fall zu Fall geprüft werden. Soweit meine Erkundigungen den Tatsachen entsprechen, besitzt die Prachteiderente im N.O. Labrador keine eigenen Brutkolonien, sondern hält sich in Gesellschaft von Somateria mollissima. Weil aber die Weibchen beider Arten von der einheimischen Bevölkerung selten unterschieden werden und die Erpel gegen Ende der Bebrütung kaum mehr regelmälsig - zum Neste zurückkehren, liegen bei der Ähnlichkeit der Eier beider Vögel Verwechslungen nahe. Nach Versicherung der Killineker Leute trifft man unsere Art inmitten der grolsen Eiderentenkolonie nördlich von Aulatsivik. Nach Payne brüten die Vögel bei Kap Prince of Wales (Hudson Strafse) auf kleinen Küsteninseln (Macoun I, p. 107—8). Drei Eier wurden nach Macoun auch bei Nachvak von G. Ford gesammelt, eine Ortlichkeit, die unserem Gebiete sehr nahe liegt (l. c.).. Nach Kumlien’s Erkundigungen bei den Eingeborenen des Cumberland Sundes sollen unsere Vögel sich daselbst gern von den gewöhnlichen Eiderenten abgesondert halten (1879, p. 93), was auch andere Beobachter, z. B. neuerdings A. Koenig für Spitzbergen, hervorheben. — Auf dem Durchzuge ist der Vogel in allen unsern Gebieten manchmal recht häufig; oft freilich bleiben die Tiere weit abseits vom Lande. Ein älteres Q meiner Sammlung vom 20. August und ein ebensolches in demselben Jahre erbrütetes vom 20. September, beide erlegt in der Nähe von Killinek, zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 1325; 1350 g. Gesamtlänge: 540; 525 mm. Filugbreite: 910; 900. Flügel: 260; 254. Schwanz: 98; 97. Schwanz + Flügel: 26; 30. Schnabel, vom vorderen Ende der Stirnschneppe bis zur Spitze: 31, Entfernung vom vorderen Ende der seitlichen Federschneppen bis zur Schnabelspitze: 40; 39, vom Mundwinkel bis zum hintersten Schnabelende auf der Stirn: 19, zwischen den beiden gabelförmigen Schnabelenden auf der Stirn: 15; 13. Tarsen: 45. Mittelzehe inkl. der 11, bez. 9 mm langen Kralle: 63 mm. — Iris: dunkelbraun. Schnabel: matt dunkel grauschwarz, bez. dunkel grünlichgrau, Kehlhaut heller, mehr fleischfarben. Füfse: Tarsen und Oberseite der Zehen, sowie ein Streifen neben diesen, dunkelbraun, bez. rötlich gelbbraun, 346 B. Hantzsch: Mitte der Schwimmhäute und Sohlen schwärzlich. — Der alte Vogel beginnt erst ganz wenig zu mausern; der jüngere trägt das erste Kleid ziemlich fertig ausgemausert. -— Die beiden Magen enthielten je 1 mal Steinchen, Muschelschalenreste, Trümmer einer roten Muschel, eine Schnecke und unbestimmbare Tierreste [Rörig]. Ein Männchen im Prachtkleide bekam ich auf meiner Labradorreise nicht zu Gesicht; die wenigen erlegten Weibchen hielten sich mit Männchen und Weibchen von Somateria mollissima zusammen. Sie sind sehr zählebig und gehen meistens verloren, wenn sie nicht sofort tödlich verwundet oder durch Bruch eines Flügel- oder Fufsknochens am Tauchen verhindert werden. Das Fleisch und die etwas dunkleren Dunen sind ebenso geschätzt wie von der gewöhnlichen Eiderente. Oidemia nigra americana (SW.). Amerikanische Trauer-Ente. — American Scoter. Esk.: Uvingiajok, -jük, -jut (fraglich, ob mit uvingajok = eine schräge Fläche, zusammenhängend). Scheinbar nicht seltener Durchzügler und verein- zelter Brutvogel im vegetationsreicheren Teile unseres Gebietes, besonders im Hinterlande der südöstlichen Ungava Bai. Nach Missionar Perrett ist die Art in der Nähe der südlicheren Missions- stationen der Herrnhuter mitunter recht häufig auf dem Zuge. Im Jahre 1906 war dies indes nicht der Fall; denn ich sah kein einziges Exemplar. Bigelow nennt unsern Vogel auch häufig an der Labradorküste (1902, p. 28), und Turner teilt mit, dafs die Art sehr zahlreich während des Herbstzuges in der Hudson Strafse und an der Ostküste von Labrador aufträte, wenngleich nur spärlich dort brüte (1886, p. 250). Kumlien sah ebenfalls wiederholt ‚Scoters“ von der Labradorküste an bis zu 67° n. Br., konnte aber die Spezies nicht identifizieren (1879, p. 93). Auf die Angaben der Eskimos darf man sich bei den so ähnlichen Oidemia-Arten wenig verlassen. Oidemia fusca deglandı Bp. Degland’s Samt-Ente. — White winged Scoter. Esk.: Nach Missionar Perrett Pitsiulakpak, -päk, -pait (Pitsiulak — Cepphus, -pak = ein grofser); auch Tuglerunak, -näk, -nat, vielleicht nur für die Weibchen (nach v. Schubert so genannt wegen der beiden weilsen Augenflecken; derselbe Name für die Pflanze Rhodiola rosea L., „Fette Henne“); wahrscheinlich diese Namen partim auch für Oidemia nigra. Scheinbar ebenfalls Durchzügler, wenn auch seltner als O. nigra. In manchen Jahren soll sie ziemlich zahlreich an der N.O. Küste von Labrador erscheinen und weiter im Süden des Landes auch häufig brüten, wie Bigelow mitteilt (1902, p. 28) und I Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 347 Missionar Perrett bestätigt. Für unser engeres Gebiet liegt allerdings bis jetzt kein Belegmaterial vor, wenngleich W. W. Cooke schreibt, die Art brüte in Labrador nordwärts bis Nachvak (U. St. dept. agric., biol. surv., bull. 26, 1906, p. 61). Oidemia perspieillata (L.). Brillen-Ente. — Surf Scoter. Esk.: Sorluktok, -tük, -tut (= hat den Schnupfen; entweder der angeschwollenen Stelle bei den Nasenlöchern oder der Stimme wegen). Nach Missionar Perrett auch Orksuliojärtok (von orksok — Speck, orksulik — mit Speck versehen, -ujärtok — ist ähnlich wie; wohl der dicken Fettschicht unter der Haut wegen). Die Jungen angeblich Kejuktungiak von kejuk — Holz?). Seltner Durchzügler und Gast; scheinbar erst weiter im Süden häufiger und brütend. Turner bezeichnet unsere Art wohl mit Recht nur als spärlichen Brutvogel längs der Küste von Labrador (Macoun I, p. 111). Nach Missionar Perrett ist dies erst südwärts von Okak und besonders im Hinterlande regelmälsiger - der Fall. Die Eingebornen von George River (Ungava Bai) wulsten nichts von einem Brüten in dortiger Gegend. Auf dem Zuge stellt sich unser Vogel freilich in Gesellschaft der andern Oidemia- Arten mit ein. Bigelow nennt ihn sogar häufig an den Küsten Labradors (1902, p. 20), doch dürfte dies höchstens für die südlichen Teile des Landes gelten. Spreadborough traf ihn in der Hudson Strafse auch blofs als seltnen Durchzügler (Macoun, l. e.); ebenso nennt ihn Turner für dieses Gebiet einen seltnen Besucher (1886, p. 251), und mir kam mit Sicherheit überhaupt kein Exemplar zu Gesicht. Ein Balg meiner Sammlung, J' ad., wenn auch mit ziemlich schmalem weilsen Stirn- und Nackenflecken, vom Frühjahr 1905 aus der Gegend von Okak, zeigt folgende Mafse. Flügel: 240 mm. Schwanz: 97. Schnabel, von der mittelsten Stirnbefiederung an: 37, vom weitest zurück- reichenden Federende bis zur Spitze: 60. Tarsen: 42. Mittelzehe inkl. der 8 mm langen Kralle: 66,5 mm. — Schnabel, am Balge, oberseits lebhaft hellrot, nur an der Stirn sind einige wenige schwärzliche Fleck- chen. Fülse: bräunlichrot. Chen hyperborea (Pall.) |nivalis (Forst.)?]. Schnee-Gans. — Snow Goose. Esk.: Kangu, -ük, -ut (wohl nach der Stimme). Schneegänse besuchen unser Gebiet als nicht seltene Durchzügler, angeblich besonders im Frühjahr, wo sie mitunter an der ganzen östlichen Ungava Bai in ziemlicher Menge beob- achtet und erlegt werden sollen. Zu welcher Unterart aber die Vögel gehören, ist ungewils. Soweit man die geographische Verbreitung der einzelnen Formen überhaupt kennt, 348 B. Hantzsch: handelt es sich am wahrscheinlichsten um Ch. h. nivalis, deren genauere Brutplätze allerdings auch noch nicht festgestellt werden konnten. Weniger wahrscheinlich ist das Vorkommen der mehr westamerikanischen Ch. h. hyperborea (Pall.), wenngleich Turner ausdrücklich sagt, dafs die kleinere Schneegans ziemlich häufig auf Southampton Island und Baffın Land vorkäme (1886, p. 249); auch Eifrig behauptet, diese Form brüte auf Inseln längs der Ostküste der Hudson Bai (1905, p. 237). Kumlien’s Angabe, dafs er mehrere Schneegänse im zeitigen Frühlinge und späten Herbste im Cumberlandgolfe durchziehend beobachtet habe, die er zu letzterer Form zieht (1879, p. 88), ist von geringer Bedeutung, da sich vom blofsen Sehen in der Ferne die Subspezies kaum bestimmen läfst. George Barnston wiederum berichtete 1861, dafs Ch. h. caerulescens (L.) zahlreich im nordwestlichen Labrador brüte (Canadian Naturalist VI). Ich bin leider nicht in der Lage, die Richtigkeit dieser Bestimmungen nachzuprüfen, zumal ich während meines ganzen Labradoraufenthaltes keine einzige Schneegans selbst zu Gesicht bekam. Gewisse Angaben über das Brüten in unserem Gebiete sind dagegen augenscheinlich falsch; die Schneegänse dürften als Brutplätze nur ausgedehnte sumpfige Tiefländereien aufsuchen, die in N.O. Labrador völlig fehlen. Ob sich geeignete Ortlichkeiten tief im Innern des so wenig erforschten Landes finden, ist auch nicht sehr wahrscheinlich. Das etwas nördlich liegende Baffin Land mit seinen grofsen Tieflandseen steht in dieser Hinsicht viel günstiger da. Mr. Crawford Noble jr. aus Aberdeen, der sich jahrelang im Cnmberlandsunde aufhielt, fand auch unsere Art gegen Ende des Sommers in grolsen Scharen auf dem Kennedy See (Nettilling) und hörte von den Eingeborenen, dafs sie auf dem weiter südlich gelegenen Amadjuak brüten solle (in litt.). Ob sich diese Angabe bestätigt, wird die Zukunft lehren. Von jenen Gegenden aus dürften aber die Vögel kommen, die als Durchzügler unseres Gebietes auftreten. Anser albifrons gambeli (Hartl.). Amerikanische Bläfs-Gans. — American White-fronted Goose. Esk.: Nerdlernak, -äk, -at (partim; von Nerdlek = Gans im allgem.). Wahrscheinlich Durchzügler in unserem Gebiete; wenigstens sah ich, als wir Ende Juli am Eingange der Hudson Stralse und in der Ungava Bai im Packeise steckten, mehrmals kleine Scharen von 2—5 Stück, die allem Anscheine nach dieser Art angehörten. Auch wurde mir von den Eskimos versichert, dals sie mitunter Gänse erlegt hätten, die meiner Beschreibung entsprächen. Bigelow kennt freilich nur ein einziges Vorkommen der Art an der Labradorküste; er erhielt nämlich einen Balg vom Mai 1900 aus Hoffenthal (1902, p. 28). Kumlien beobachtete sie bei seinem Aufenthalte im Cumberland Sunde selbst auch nicht, glaubt aber nach Mitteilung der Eskimos, dafs Anser albifrons gambeli in Menge die gröfseren Seen im Innern von Baffin Land Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 349 bewohne. Wäre das der Fall, so mülste die Art im nordöstlichen Labrador doch wohl regelmälfsiger als Durchzügler auftreten. Kumlien begegnete auch grofsen Scharen Ende Juli 1878 in der mittleren Davis Strafse (1879, p. 88). Die Erlegung der scheuen Gänse, sowie ihre Präparation machen grofse Schwierigkeit, eine Bestimmung aber ist ohne vorliegendes Material sehr unsicher. Branta canadensis (L.) [hutchinsii (Rich.)?]. Hutchins’ Canadische Gans. — Hutchins’ Goose. Esk.: Nerdlek, -lik, -it (= Gans im allgem.; Fabrieius erklärt den Namen nach dem grönländischen Eskimodialekte als wahrscheinlich abgeleitet von neriok — fressen, weil man die Vögel fast immer Nahrung suchen sieht, oder von nerdlerpok — beköstigen, weil der Vogel so viel und gute Speise gibt [Winge, Grönlands Fugle, 1898, S. 120). Wahrscheinlich die kleinere Unterart der Canadischen Gans mag es sein, die unsere Gegend als nicht seltener Frühjahrs- und Herbstdurchzügler besucht. Ich bekam allerdings nur einmal, am 26. September, eine Schar von 4 Stück zu Gesicht, doch war so überaus starker Südwestwind, dafs mein Anpirschen mifsglückte. Wenige Tage vorher hatte ein Eskimo ein Exemplar erlegt; ich erfuhr dies aber erst, als nichts mehr von dem Tiere übrig war. Ob die Art im nordöstlichsten Labrador brütet, ist zweifelhaft; weiter südwärts tuf sie das wohl auf der ganzen Halbinsel. Die Brutvögel im Nordosten der Ungava Bai, z. B. bei George River, scheinen nicht mehr zu B. ce. huichinsii, sondern zu B. c. canadensis (L.) zu gehören. Vielieicht ist die Hudson Strafse die Brutgrenze beider Formen. Kumlien nennt für den Kingwah Fjord auf Grund eines daselbst am 10. Juni erlegten Vogels B. hutchinsii als Durchzügler und sagt, dafs der Eskimo, der die Gans schofs, viele Vögel der Art im südwestlichsten Baffin Land (bei Nugumiut), unserem Gebiete in Labrador recht nahe, gesehen hätte (1879, p. 88). Auch ein von Cr. Noble jr. im Cumberland Sunde gesammeltes Exemplar im Marischal College Museum in Aberdeen dürfte der kleineren Subspezies angehören; Länge: 324/,, Flügel: 16 inches (A. L. Thomson, in litt.). Für den Prince of Wales Sund in der Hudson Strafse erwähnt Payne unsere Unterart; diese zog Anfang September 1885 in Gesellschaft von Ringel- und Schneegänsen daselbst in Menge durch (Macoun I, p. 120). — Die Eskimos schätzen den Vogel seiner Gröfse und seines wohlschmeckenden Fleisches halber aufserordentlich. Branta bernicla glaucogaster (Brehn). Ringel-Gans. — Brant. Esk.: Nerdlernak (Nerdlinak), -äk, -at (partim). Nicht seltener Durchzügler, manchmal in bedeutenden Scharen. Ich beobachtete am 16. September 5 Stück, scheinbar 350 B. Hantzsch: Alte und Junge, sowie am 24. September ? alte Exemplare mit weilser Unterseite bei Killinek. Erlegt wird freilich der scheue Vogel, der sich meist in angemessener Entfernung vom Ufer aufhält, nicht häufig. Kumlien beobachtete die Art wohl nur zufälligerweise nicht im Cumberlandsund-Gebiete.e Doch sammelte sie Crawford Noble jr. daselbst; ein Exemplar befindet sich im Marischal College Museum in Aberdeen (in litt.). Payne traf sie Anfang September 1885 in Gesellschaft von Hutchins’ Gänsen und Schneegänsen als Durchzügler im Prince of Wales Sunde, Hudson Stralse (Macoun I, p. 120); Bigelow erhielt ein im Oktober 1899 bei Nain, N.O. Labrador, erlegtes Exemplar (1902, p. 28). Anmerkung: Es ist anzunehmen, dafs gelegentlich noch andere als die vorstehend erwähnten Spezies der Familie Anatidae in unserm so wenig gründlich durchforschten Gebiete als Gäste auftreten, z. B. Chaulelasmus streperus, MMareca penelope, Querquedula discors, Charitonetta albeola, Erismatura jamaicensis usw. oder auch Olor columbianus sowie Dranta leucopsis, von welch letzterer Art z. B. Moeschler in seinem Kataloge vom 3. I. 1871 einen Balg aus dem nord- östlichen Labrador zum Verkaufe ausbot. Orymophilus fulicarius (L.). Breitschnäbliger Wassertreter. — Red Phalarope. Esk.: Savgak, -gäk, -gat (partim), bei den Leuten vom Südosten der Ungava Bai ebenso wie in Grönland Kajok, -jük, -jut (== der Rote). Ziemlich häufiger Durchzügler, nach Angabe der Bewohner besonders im Frühjahre. Ich beobachtete nur Ende Juli, Anfang August verschiedene Exemplare auf offenen Stellen zwischen den Eisschollen; später bekam ich keins wieder zu Gesicht. Turner sagt, dafs die Vögel in grofsen Mengen an dern Küsten der Hudson Strafse auf dem Zuge erschienen, wenn auch nur wenige daselbst brüteten (1886, p. 248). Im südöstlichsten Baffin Land, unserm Gebiete sehr nahe, sollen sie zufolge Kumlien’s Nachforschungen überaus häufig auftreten und sich scheinbar stellenweise auch in Menge fortpflanzen (1879, p. 86). In unsern Gegenden dürften sich die Vögel der zumeist steilen, felsigen Küste wegen seltner in grofser Anzahl niederlassen. Ihr verein- zeltes Brüten ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen. Ein Balg meiner Sammlung aus Rama, © ad., scheinbar Brutvogel vom Juni 1902, zeigt folgende Mafse. Flügel: 134 mm. Schwanz: 79. Schnabel: 22,5. Tarsen: 20. Mittelzehe inkl. der 2 mm langen Kralle: 21 mm. Diese zierlichen, leichtbeweglichen Wassertreter sind den Bewohnern wohlbekannt. Wenn die Vögel zutraulich und mit Kopfnicken dahinschwimmen, sind sie kaum mit einer andern Art zu verwechseln. Wenn sie dagegen mit rasendem Fluge durch die Luft eilen und dabei ihre kurzen Git, Sit, Zit rufen, ist es Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 351 nicht so leicht, sie von ihrem kleineren Verwandten zu unter- scheiden. Im Sommerkleide freilich macht sie auch dann die rotbraune Unterseite kenntlich. — Für gewöhnlich schiefsen die Eingeborenen diese kleinen Strandläuferarten nicht, sie mülsten denn eine dicht beieinandersitzende Schar treffen oder sonst keine Jagdbeute gefunden haben. Phalaropus lobatus (L.). Schmalschnäbliger Wassertreter. — Northern Phalarope. Esk.: Savgak, -gäk, -gat (partim); bei den Leuten vom Südosten der Ungava Bai Aivigiak (Aiveriak), -äk, -at (Etymologie beider Namen unklar). Nicht allzu häufiger Durchzügler, seltner als Crymo- philus,; nach Angabe der Eingebornen fast immer nur im Früh- jahre beobachtet. Ich selbst sah blofs einmal am 22. Juli ziemlich fern der Küste ein einzelnes Exemplar zutraulich auf dem Wasser schwimmen. Unser Gebiet dürfte dem Vogel zu felsig sein. Doch soll er hier und dort an geeigneten Örtlichkeiten, nämlich grasumrandeten Süfswasserteichen und auf flachen Gestadeinseln, in geringer Zahl oder auch nur in einzelnen Paaren zur Fortpflanzung schreiten. Turner sagt, unser Vogel wäre gemein längs der nördlichen Küste von Labrador, was sich wohl mehr auf die flacheren Gebiete westlich der Ostküste bezieht. Er fand sie auch auf kleinen Inseln in der Ungava Bai brüten (Macoun I, p. 146). Kumlien nennt sie nicht selten, aber doch weniger häufig im Cumberlandsund-Gebiete als die gröfsere verwandte Art (1879, p. 84). Ein Brutpaar meiner Sammlung vom 1. Juli 1907 aus Rama, J' und Q, zeigt folgende Mafse. Flügel: 106,5; 112,5 mm. Schwanz: 57; 52 (unvollständig). Schnabel: 22; 23. Tarsen: 19,5; 20. Mittel- zehe inkl. der 2,8 bez. 2 mm langen Kralle: 21 mm. Anmerkung: Gallinago gallinago delicata (Ord), Esk.: Ototo- tojok, nach der Stimme, scheint sich ausnahmsweise vom Süden der Ungava Bai nach unserm Gebiete zu verfliegen. Doch ist auch Verwechslung mit einer äbnlichen Art möglich. Nach Missionar Perrett brütet der Vogel in N.O. Labrador regelmäfsig erst südwärts von Hoffenthal. Tringa canutus L. Isländischer Strandläufer. — Knot. Esk.: Tüllik, -lik, -lit (partim; vielleicht nach der Stimme). Scheinbar nur seltner Durchzügler. Ich beobachtete am 22. Juli in der Nähe der Küste eine Schar von 20—25 Vögeln im Sommerkleide, die ich nach ihrer Kopf- und dunkeln Schnabel- färbung als unsere Art erkannte. Merkwürdigerweise flog der Schwarm vom Lande ab, lenkte nach unserm Schiffe ein, schwenkte ziemlich nahe an diesem vorüber und entfernte sich dann wieder 352 B. Hantzsch: in geradlinigem Fluge in westöstlicher Richtung, also nach Grönland zu. Am 27. Juli und 1. August beobachtete ich nochmals je 2 Vögel auf Eisschollen in der Ungava Bai; scheinbar handelte es sich bei diesen um nicht brütende jüngere oder vielleicht auch im Brutgeschäfte gestörte Tiere. Kumlien sah im Cumberlandsunde nur einmal im November 1877 eine kleine vorüberziehende Schar (1879, p. 87). Meine Erkundigungen bei den Eingeborenen liefsen erkennen, dafs diesen unsere Art selten vorgekommen sein mochte. Arquatella maritima maritima (Brünn.). Meeres-Strandläufer. — Purple Sandpiper. Esk.: Tüllik, -lik, -lit (partim; wahrscheinlich nach der Stimme, wie auch v. Schubert’s gut unterrichteter Labradormissionar glaubte; dürfte mit Tüllik = Urinator imber nicht in Zusammenhang stehen). Ziemlich häufiger Gast und Durchzügler, aber schein- bar nur in geringer Zahl Brutvogel auf tlachen Gestadeinseln und weiter im Innern. Solange der Küstenstreifen nur ein wenig offen ist, bleibt der stark gebaute Vogel im Lande, und ebenso zeitig erscheint er im Frühjahre wieder. Ob er gelegentlich auch überwintert, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, doch ist dies keineswegs unwahrscheinlich. 5 Z' meiner Sammlung, im September bei Killinek erlegt, zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 64—75 g (7 9, ebd., 75—82 g). Gesamtlänge: 206—215 (218—232) mm. Flugbreite: 380—400 (408 —412). Flügel: 115 — 124 (122—-129). Schwanz: 64—69 (68-—-71). Schnabel: 28,5—30,5 (33—36). Tarsen: 22—23 (22,5—24). Mittelzehe inkl. der 5 (4,5—6) mm langen Kralle: 25—27 (26—27) mm. Die auf Befiederungsverhältnisse begründeten Mafse sind unvollständig, weil sich alle Vögel stark in Mauser befanden. Anfang September fehlten die Steuerfedern des Schwanzes, doch waren die gröfsten Schwungfedern noch vorhanden; vom 17. September an hatte sich der Schwanz fast vollständig erneuert, die beiden ersten Schwungfedern jedoch fehlten, und die folgenden waren noch nicht zur völligen Länge ausgewachsen. — Die stärkeren Q lassen sich besonders an dem gröfseren Schnabel schon im Leben ziemlich sicher von den schwächeren Q' unterscheiden. — Farbe der Iris: trüb schwarzbraun. Schnabel: nach vorn zu mehr oder weniger ausgedehnt schwarz, am Grunde in gelblich- oder rötlichbraun übergehend; Unter- schnabel manchmal gröfstenteils gelblich. Füfse: blafs schmutzig gelbbraun bis lebhaft ockergelb; Vorderseite, besonders Gelenke und Zehen, mehr oder weniger schwärzlichgrau überflogen. — 9 Magen enthielten grolse Mengen Trümmer von Muscheln und Schneckenschaien (Balaniden? H.), einige eine filzige, faserige Masse (Algen ? R.), von Mineralsubstanzen bis 0,34 g Sand und Steinchen, davon das gröfste 7,0%x2,5%x2,0 mm [Rey]. — Zwischen den Eingeweiden eines Exemplars fand ich zahlreiche Plattwürmer, die durch gütige Vermittlung von Herrn Prof. Dr. Braun, Direktor des Zoologischen Museums in Königsberg Pr., von Herrn Tierarzt Arnsdorff daselbst untersucht wurden, sich als endoparasitische Trematoden Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 353 zur Familie der Monostomiden gehörig und zwar als neue Spezies, Mono- stomum vicarium, herausstellen. Genanntem Herrn auch von orni- _ thologischer Seite aus besten Dank! Ist es ja leider recht schwer, Sammelobjekte von Fachgelehrten zur Bestimmung angenommen zu sehen. Während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes in der Nähe von Killinek beobachtete ich einzelne kleine Gesellschaften unseres Meeresstrandläufers, von dessen Vorkommen in Labrador merk- würdigerweise seit Audubon’s Zeiten (1833) kein sicherer Nachweis vorliegt. Doch erwähnt Kumlien unsere Art als hänfig im Cumber- land Sunde (1879, p. 86), und das Marischal College Museum in Aberdeen besitzt einen daselbst von Crawford Noble jr. ge- sammelten Balg (in litt... Die Vögel bei Killinek hielten sich meist still an felsigen Küsten, wo sie auf den tangbewachsenen Geröllsteinen mit Leichtigkeit kleine Schnecken, Muscheln, Krebs- tierchen u. dgl. zur Nahrung finden. Sie zeigen sich im Vergleiche zu andern Strandläufern fast immer wenig beweglich, bleiben oft Stunden hindurch zwischen denselben Felstrümmern und klettern endlich erst heraus, wenn man ihnen auf wenige Meter nahe kommt. Selbst dann fliegen sie unbeschossen oft noch nicht davon, trippeln vielmehr halb ängstlich, halb neugierig umher, um plötzlich wieder hinter den Steinen zu verschwinden. Mitunter steckt eine ganze Gesellschaft beisammen, obwohl man kaum ab und zu eins der Tiere erblickt. Trotz_ dieser ihrer geringen Scheu sind sie jedoch nicht immer leicht auf geeignete Entfernung hin zu schielsen und dann zu finden. — Sie kamen mir manchmal recht bäuerisch ungeschickt, ja tölpelhaft vor und zeigten gegenüber andern Strandläufern in ihrem grauen, un- scheinbaren Gefieder etwas plebejisch Gewöhnliches. Schon ihr wenig zierlicher Fuflsbau läflst auf eine gewisse Unbeholfenheit in der Fortbewegung auf dem Lande schliefsen. Andermal freilich rührten mich die zutraulich geheimnisvollen Tierchen auch wieder, die in ihrer Unschuld glaubten, uns Menschen durch Versteck- spiel oder auch nur durch Stillstehen täuschen zu können. Ihr feines Ti, Tüt, Tutit (Tullik?) hörte man zu dieser Jahreszeit nicht besonders häufig. Erst später im Herbste vernahm ich von Vögeln, die im Weiterziehen begriffen waren, auch ein lautes, verhältnismälsig tiefrollendes Tüüü ... oder Trrr... mit durch- klingendem U, das besser als der feine Warnruf zu der robusten Gestalt der Vögel pafst. In dieser Zeit kommt auch über unsere phlegmatisch veranlagten Tiere ein anderer, wilderer Geist, der sie lebhaft und unruhig macht und ihre Kraft und Schnelligkeit im Fliegen zur Geltung bringt. — Die Eskimos schielsen und essen unsern Vogel nur gelegentlich, trotzdem er ein äufserst zartes Fleisch besitzt und im Herbste meist auch recht fett ist. Actodromas maculata (Vieill.). Gefleckter Strandläufer. — Pectoral Sandpiper. Esk.: Siksariarpäk, -päk, -pait (-pak — ein grofser, nämlich Siksariak). 354 B. Hantzsch: Nach Angabe derEingeborenen nichtseltner Durchzügler an den Küsten und im Innern. Macoun nennt die Art gemein längs der ganzen atlantischen Küste von Kap Chidley an, das zu unserm Gebiete gehört, südwärts (I, p. 159). Kumlien dagegen ° erwähnt sie für den Cumberland Sund nicht. Ich selbst traf nur einmal, nämlich am 30. August, eine Schar von 6 Stück der ) Vögel bei Killinek und erlegte sie mit meinem Begleiter. An demselben Tage wurden auch an andern Stellen kleine Gesell- schaften beobachtet und etliche Exemplare davon geschossen. 8 Bälge solcher Tiere in meiner Sammlung, 7 Q und 1 9, alles junge Vögel von demselben Jahre, doch völlig ausgemausert, zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 45—55 g (0° 66 g). Gesamtlänge: 199—212 mm (222). Flugbreite: 119— 128 (134). Schwanz: 56—61,5 (62). Schwanz —- Flügel: 2—5. Schnabel: 25,2—28 (28,5). Tarsen: 25—26,5 (27). Mittelzehe inkl. der 5 mm langen Kralle: 25—26 mm. — Das 3 ist also bedeutend stärker gebaut als die 9. — Iris: dunkel graubraun. Schnabel: an der Spitzenhälfte schwärzlich, Oberschnabel am Grunde dunkel rotbraun, Unterschnabel gelbbraun. Fülfse: vorderseits grünlich graugelb, hinterseits und Sohlen gelblich. — 4 Magen zeigten folgenden Inhalt: Feine Pflanzenfasern, scheinbar Algen, in einem ein Samenkorn; an Mineralsubstanzen 0,05 —0,15 g Sand und Steinchen, von denen das gröfste 3,1X2,0X1,0 mm milst [Rey]. Die von mir beobachteten Vögel hielten sich zur Zeit der Ebbe auf einer feuchten moosigen und grasigen Fläche im Innern einer tiefen Meeresbucht auf, wo ein Bach mündete. Sie waren durchaus nicht scheu. Als zwei geschossen wurden, flogen die andern nur erschrocken über dem Platze hin und her, wobei sie kurze Pschütt, pscht (viel tiefer als das hohe Sit von 4, fuseicollis) hervorbrachten. Sie liefsen sich bald wieder ins Gras herab, trippelten mit raschen Schritten aufgeregt umher, um sich dann plötzlich auf die Erde zu drücken. Die anderen Scharen wurden entfernt vom Meere an grasigen Teichufern beobachtet. Actodromas fusecicollis (Vieill.). Bonaparte’s Strandläufer. — White-rumped Sandpiper. Esk.: Siksariak, -äk, -at (= Strandläufer, von siksak — Strand und -riak = einer, der geht; wird auch von andern verwandten Arten gebraucht). Häufigste Strandläuferart auf dem Durchzuge an den Küsten, seltner an Teichrändern im Innern, soll während des Frühjahrs weit spärlicher als im Herbste vorkommen. Payne, Spreadborough und Turner fanden sie auch in grofser Zahl an den südlichen Küsten der Hudson Strafse und Ungava Bai (Macoun I, p. 160), Kumlien im Cumberland Sunde; er behauptet, dafs die Vögel daselbst brüten (1879, p. 86). Ob sie dies auch in unserm Gebiete tun, ist fraglich; zunächst ist nichts hierüber bekannt. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 855 Bei 32 selbst präparierten Bälgen meiner Sammlung, nämlich 4 oO ad., 14 Q© ad, 6 g' juv. und 8 Q juv. aus der Zeit vom 16. August bis 29. September 1906, sowie einigen weiteren im Fleische untersuchten Vögeln zeigen die Geschlechter und Altersstufen keine charakteristischen Unterschiede bezüglich ihrer Mafse. Gewicht i. Fl. bei ad.: 836—49,5 g, bei juv. 28,6—39,6 g. Gesamtlänge: 171—183 mm. Flugbreite: 365—388. Flügel: 114—125. Schwanz: 50—63. Der Schwanz überragt die Flügel gewöhnlich um einige mm (bis 11 gemessen), tritt aber auch manchmal hinter diese zurück (bis 10 mm). Schnabel: 22—25,5. Tarsen: 21—25. Mittelzehe inkl. der 4—5 mm langen Kralle: 21—24 mm. — Iris: dunkel braunschwarz. Schnabel: dunkel braunschwarz, Unterschnabel am Grunde wenig dunkel gelb- oder rötlich- braun. Fülse: düster olivenschwärzlich, grünlich, rötlichgrau oder schwärz- lichbraun, Tarsen am hellsten, Zehen und Gelenke beinah schwarz; bei juv. etwas matter schmutzig olivenbräunlich. — 38 Magen zeigten folgenden Inhalt: 34 mal kleine schwarze Steinchen und in einigen Fällen Quarz- körnchen, Feldspatstückchen oder Sand; 1 mal Muschelsplitter, 4 mal mehr oder weniger zerriebene Käferreste, 1 mal andere Insektenreste, 7 mal Fischreste (Schuppen, Muskulatur), 13 mal kleine schwarze Sehneckenteilchen, 15 mal Reste kleiner Crustaceen (1 mal aus der Fam. Gammaridae) [Rörig). — 3 Exemplare von Mallophagen, die auf der Haut schmarotzten, erwiesen sich als 2 Q dem Colpocephalum uniforme Kellogg entsprechend, sowie 1 Q dem Nirmus fissus Nitzsch nahestehend, doch auch eine gewisse Ähnlichkeit mit N. holophaeus Nitzsch zeigend [T. Müller !). Am 16. August beobachtete ich die ersten kleinen Scharen ‘der Vögel im Innern einer Bucht. Von da ab wurden bis Ende des Monats fast auf allen gröfseren Strandexkursionen solche ge- sehen, die sich als alte Vögel erwiesen. Ihr Kleingefieder mauserte schon mehr oder weniger stark ins Winterkleid. Auffälligerweise traf ich alte Q' nur am 17. August und eine kleine, scheinbar blofs aus solchen bestehende Schar am 19. d. M., später nie wieder. Die Geschlechter scheinen also gern gesondert zu ziehen und die og den Herbstzug zu eröffnen, während die 9, die Junge grols- gebracht haben, noch ein wenig länger bei diesen im Brutgebiete 1) Herr Oberlehrer Dr. T. Müller in Elbing (Westpreufsen) hatte die Güte, die von mir gesammelten Schmarotzerinsekten sorgfältigst zu untersuchen und, soweit es das Material erlaubte, zu bestimmen. Es ergaben sich 9 Arten von Mallophagen auf 5 Wirten. Auch ihm sage ich nochmals meinen ergebensten Dank für seine Mühe! — Als ich 1903 an den isländischen Vogelbergen sammelte, war ich mitunter erstaunt über die Menge der Mallophagen und Milben, die manche Vögel beherbergten, hatte mich damals aber auf eine Präparation nicht eingerichtet, was ich diesmal tat. Umsomehr enttäuschte es mich, trotz sorgfältigen Absuchens nur auf 5 Vogelarten einige wenige Tierchen zu finden. Nach der Brutzeit der Vögel und sobald die Witterung im Spätsommer kühler wird, scheinen die meisten der schmarotzenden Insekten abzusterben. Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Juli 1906. 23 356 B. Hantzsch: zurückbleiben. Junge Vögel fand ich, mit Ausnahme eines einzigen Augustexemplars vom 24. d. M., erst vom 4. September an. Zunächst waren sie noch von einzelnen alten 2 begleitet, später aber schienen sie allein zu ziehen. Unter den 18 Präparaten alter Vögel meiner Sammlung ist aus dem Monat September nur ein einziges Exemplar vom 10., unter den 14 jungen dagegen, bis auf eins vom 24. August, nur solche aus dem September, die letzten vom 29. d. M. Bei den meisten dieser jungen Vögel zeigt sich noch die lebhaft rotbraune, hübsch weils umränderte Rückenfärbung; nur spärlich beginnt bei einer Anzahl das graue Winterkleid hervorzubrechen. Den letzten Vogel der Art beob- achtete ich am 2. November bei Hoffenthal. Der Zug geht, wenigstens in einem so schönen Herbste wie | 1906, ganz allmählich vor sich. Die Vögel haben es durchaus nicht eilig mit dem Weiterkommen und bleiben oft tagelang an denselben Ortlichkeiten. Bei Flut streifen sie gern umher, bei Ebbe suchen sie die Uferstrecken ab. Sie ziehen Schlammflächen, die von kleinen Tümpeln und Wasseradern durchsetzt sind, das Innere von Buchten, sowie Sandstrand und flache, mit Tangen bewachsene Küstenstreifen den steinigen und nackten Ufern vor, suchen aber bei heftigem Winde gern Schutz hinter schwerem Felsgeröll am Strande. Mit beginnender Dunkelheit fliegen sie besonders lebhaft nach geeigneten Schlafplätzen umher, doch hörte ich sie vom Zelte aus auch während der Nachtstunden lockend durch die Luft eilen. Mehrmals überraschte ich die Vögel an ihren Schlafplätzen. Es waren dies solche Stellen, wo kräftiges Gras zwischen schlammigen Sandflächen und Tümpeln in der Nähe des Strandes wuchs. Wenn es mir gegen Abend zur Präparation im Zelte zu dunkel .wurde, nahnı ich gern noch einmal die Flinte auf den Rücken, um ein Stück in die beginnende Dämmerung hinauszuwandern, während mein Eskimofreund beim qualmenden Feuer die Abendmahlzeit und den Tee zubereitete. Hatte er alles getreulich fertig gestellt und das Zelt für die Nachtruhe eingerichtet, rief er mich durch ein lautes Signalhorn- blasen zurück. Bei solchen stillen Abendwanderungen nach getaner Tagesarbeit wirkt die köstliche Ruhe und die erhabene Einsamkeit der Landschaft mit märchenhafter Zauberkraft. Aber auch jedes einzelne kleine Lebewesen reizt zur Beachtung. Wieentzückteesmich dann, wenn zwischen den hell den Himmel wiederspiegelnden Wasser- lachen in der Nähe des Strandes plötzlich eins der Vögelchen verschlafen hervortrippelte, sich niederneigte, aufplusternd das Gefieder schüttelte, nun still stand, mich verwundert aber kaum ängstlich anschaute und zuletzt wieder zwischen den Pflanzen verschwand. Manche geheimnisvolle Zwiesprache habe ich mit solch einem Tierchen gepflogen und dann einen Bogen gemacht, um es in seiner Ruhe nicht zu stören. Nur an ihren Schlafplätzen traf ich unsere Strandläufer allein an, sonst immer in engverbundenen Gesellschaften von E Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 357 4—20 Stück. Meist wenig scheu laufen die Vögel am Meeresufer umher, fliegen bei steinigem Terrain einige Meter weiter, zer- streuen sich auch ein wenig, locken sich aber immer wieder mit ihrem oft hervorgebrachten Sit, Sitit, Zit, Pit, Pitepit zusammen. Auf weiteren Flügen erklingt dieser hohe, kurze Ruf etwas scharf. Er läfst sich ziemlich leicht mit dem Munde nachahmen. Einzelne Exemplare lockte ich auf diese Weise wiederholt zu mir heran, sodafs sie sich nach längerem unschlüssigen Umherfliegen selbst an den Ufern von Teichen abseits vom Strande niederliefsen. An solchen Örtlichkeiten trifft man sie sonst nur ausnahmsweise, wenngleich man die Scharen nicht selten ziemlich hoch über das Land wegfliegen sieht, um von einem Meeresteile zum andern zu kommen. Uber das Wasser fliegen sie, fast immer niedrig. Ihr Flug ist rasch, gewandt und zierlich. Überhaupt erscheinen die Vögelchen in jeder Hinsicht liebenswürdig. Die Eskimos erlegen sie mitunter zu Nahrungszwecken, besonders wenn vieledicht beieinander sitzen. Verhält sich der Jäger ruhig, so verlassen die unverletzten Glieder einer beschossenen Gesellschaft die Örtlichkeit gewöhnlich nicht, sondern fliegen aufgeregt lockend hin und her und kehren zu den verletzten Genossen zurück. Den Raubvögeln gegenüber sollen sie sich ebenfalls wenig vorsichtig benehmen. Flügellahm geschossene schwimmen manchmal ein Stück, suchen aber bald wieder das Land auf. Limonites minutilla (Vieill.). Kleiner amerikanischer Strandläufer. — Least Sandpiper. Esk.: Sullaijok, -jük, -jut (partim; nach v. Schubert von sullinek = geschäftig, also „der Geschäftige‘“, weil immer nahrungsuchend umherlaufend). Scheinbar nicht besonders häufiger Durchzügler in unserem Gebiete, das wenigstens in seinem nördlichen Teile für den Vogel zu felsig und öde sein dürfte. Ob einzelne Pärchen an günstigen Stellen brüten, ist bis jetzt nicht festgestellt. Weiter im Süden mögen sie dies häufiger tun. Turner fand unsere Art an der Mündung des Koksoak, Ungava Bai, scheinbar brütend (1886, p. 247), und Macoun behauptet dies für das ganze östliche und nördliche Labrador (I, p. 162), ja Bigelow sagt sogar, der Vogel pflanze sich häufig längs der östlichen Labradorküste fort (1902, p. 28), aber dieser Berichterstatter nennt fast alle nicht ganz seltenen Vögel „common“ Man mufs den Angaben über Eier unserer Art recht skeptisch gegenüberstehen, besonders be- züglich etwaiger Verwechslungen mit Preunetes pusillus. Ich erlegte keinen Vogel der Art, und auch Kumlien erwähnt ihn nur ganz kurz als im September 1877 im Cumberland Sunde beobachtet (1879, p. 86). Ereunetes pusillus pusillus (L.). Östlicher amerikanischer Zwerg-Strandläufer. — Semipalmeted Sand- piper. Esk.: Sullaijok (Sullajok), -jük, -jut (partim). 23* 358 B. Hantzsch: Nicht seltener Durchzügler und allem Anscheine nach vereinzelter Brutvogel in unserm Gebiete. Verschiedene Sammlungen geben vor, Eier der Art aus Labrador zu besitzen, wobei aber Verwechslungen, besonders mit Limonites minutilla, nicht ausgeschlossen sind. Turner glaubt, unsere Art brüte im Mündungsgebiete des Koksoak in die Ungava Bai, wenn sie auch nur spärlich daselbst angetroffen werde (1886, p. 247). Bigelow will Dunenjunge des Vogels auf Seal Island an der Ostküste Labradors gefunden haben (1902, p. 28)). Ich selbst erlegte 3 eben ausgemauserte junge Vögel, alles 9, am 18. August, 7. und 10. September an verschiedenen Ort- lichkeiten der Ungava Bai und atlantischen Küste. Die Malse sind folgende. Gewicht i. Fl.: 25—34 g (letzterer Vogel überaus fett). Gesamtlänge: 144—157 mm. Flugbreite: 2930— 309. Flügel: 90—96. Schwanz: 40—43. Schwanz + Flügel: 2—6. Schnabel: 19,5—22. Tarsen: 21,5 —22. Mittelzehe inkl. der 3 mm langen Kralle: 13—20 mm. — Iris: dunkelbraun. Schnabel: schwarz, glatt; viel schmäler als bei alten Vögeln. Fülse: düster olivgrünlich, Tarsen am hellsten. — Die Magen enthielten je I mal Sand, kleine Steinchen, weifsliches Pulver unbestimmbarer Herkunft, kleine schwarze Schnecken [Rörig]. Alle drei Male traf ich drei Vögel beieinander und vermute, dals es sich dabeium Geschwister handelte, die wenigstens im ersten Falle in nicht allzu weiter Entfernung erbrütet worden waren. Dafs die Alten die selbständig gewordenen Jungen verlassen und eher fortziehen, trifft man ja bei verschiedenen Strandläuferarten. Die überaus zierlichen, leichtfüfsigen und leicht beschwingten Vögel hielten sich versteckt an moorigen, grasumrandeten Wasser- flächen in der Nähe des Strandes auf und waren nicht schen. 1) Anmerkung: Nach den mir freundlichst von dem vorzüglichen Oologen Herrn Dr. O. Ottofson in Strömsholm, Schweden, gemachten Angaben zeigen sichere Eier in je einem Gelege von Ereunetes pusillus pusillus und Limonites minutilla seiner Sammlung einen ganz verschiedenen Typus. Erstere ähneln grofsen Eiern von Limonites minuta (Leisl.) oder kleinen von Pelidna alpina (L.), letztere grofsen Eiern von Limonites temmincki (Leisl.).. — E. pusillus: Grundfarbe grau- gelblich; mit oberflächlichen leberbraunen und tieferen aschgrauen und grauvioletten Flecken; Form gestreckt, schön birnförmig ; Glanz ziemlich stark; Spiralzeichnung sehr deutlich. L. minutilla: Grundfarbe hellgrau sandfarbig ; mitoberflächlichen rotbraunen und tieferen aschgrauen und violetten Flecken; Form gedrungen, nicht oder kaum birnförmig; Glanz sehr schwach; keine Spiralzeichnung. — Die angeblich ebenfalls echten Eier beider Arten im Kgl. Zoolog. Museum in Dresden lassen die angegebenen Unterschiede freilich nicht deutlich erkennen. Authentisches Material ist eben sehr schwierig zu bekommen und wohl in den wenigsten Sammlungen vorhanden. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 359 Die Unverletzten flogen aber nach dem Schusse weit davon ohne wiederzukehren. Sie liefsen dabei kurze zwitschernde Bib, Bibib hören. Calidris arenaria (L.). Sanderling. Ziemlich seltner Durchzügler in unserm Gebiete, den Eingeborenen trotz seiner charakteristischen Färbung und geringen Scheu überhaupt unbekannt. Ich traf nur ein einzelnes Q ad. am 19. August am felsigen Strande im Nordosten der Ungava Bai, das ich erlegte. Auch Bigelow nennt die Art ziemlich selten in N.O. Labrador (1902, p. 28); nach Turner’s Angabe wurden 2 bei der Mündung des Koksoak erbeutet (1886, p. 247). Missionar Perrett bekam seines Wissens den Vogel überhaupt nie in die Hände. Kumlien sah nur einmal, im September 1877, eine kleine Schar im Cumberland Sunde, ohne ein Exemplar davon erlegen zu können (1879, p. 87). Der erwähnte Vogelin meiner Sammlung zeigt folgende Malse. Gewicht i. Fl.: 62 g. Gesamtlänge: 193 mm. Flugbreite: 390. Flügel: 126. Schwanz: 62. Schwanz — Flügel. Schnabel: 26. Tarsen: 25. Mittelzehe inkl. der 3 mm langen Kralle: 18 mm. — Iris: trüb braunschwarz. Schnabel: dunkel braunschwarz. Fülse: sehr düster olivgrün, Zehen am dunkelsten. — Der Magen enthielt Reste kleiner Crustaceen [Rörig]. Totanus melanoleucus (Gm.). Grofser Gelbschenkel. — Greater Yellow-legs. Esk.: Nioluk, -Jük, -luit (= der Grofsbeinige), auch Kanaige, -gik, -git (von kannäk = Bein oder kannäk — Zeltstange, der langen Beine wegen). Nicht häufiger Durchzügler, von mir überhaupt nicht beobachtet. Doch kennt ihn Missionar Perrett sehr gut und be- zeichnet ihn für die Gebiete weiter südlich als in manchen Jahren gemein. Auch Macoun nennt ihn auf Grund seiner allerdings nicht immer zuverlässigen Angaben einen auf dem Frühjahrs- und Herbstzuge häufigen Vogel längs der ganzen atlantischen Küste (l, p. 171). Bigelow traf wenige Exemplare im September 1900 bei Port Manvers (1902, p. 29). Turner nennt die Art nicht häufig im Ungava Distrikt; er erbeutete einige Herbstvögel an der Mündung des Koksoak (1886, p. 247). Kumlien erhielt ein einziges Exemplar am 14. September 1877 im Cumberland Sunde (1879, p. 88). Tryngites subruficollis (Vieill.). Kurzschnäbliger Uferläufer. — Buff-breasted Sandpiper. Robert Bell will diese Art in einem Exemplare am 28. September 1884 bei Killinek (Port Burwell) erhalten haben, und Townsend & Allen erkennen dieses Vorkommen, scheinbar nach 860 B. Hantzsch: Erkundigungen hierüber bei J. Macoun, als richtig an, fügen auch noch die Angabe Coues’ hinzu, dafs am 20. August 1860 ein Exemplar der Art bei Henley Harbor erbeutet sei (1907, p. 352). Ganz einwandfrei erscheint die Bestimmung des Bell’schen Balges nicht, da sich leider in derselben Arbeit auch Bestimmungs- fehler bei dem angeblichen Vorkommen von Puffinus tenuirostris, Olor buceinator und Heteractitis incanus finden, wie Townsend & Allen darlegen (l. c.).. — Die Art ist mehr westamerikanisch und im Nordosten des Erdteils bis jetzt mit Sicherheit kaum weiter als bis zur Repulse Bai bekannt (Cat. Birds Brit. Mus. XXIV, 1896, p. 524). Immerhin wird ein gelegentliches Vorkommen in unserm Gebiete bei diesen fluggewandten Vögeln, die so oft schon in England erbeutet wurden, nicht verwunderlich sein. Tringoides macularius (L.). Drossel-Uferläufer. — Spotted Sandpiper. Esk.: Sullaijok, -jük, -jut (partim), auch Aivigiak, -giük, -giut (Etymologie unklar; die Namen für die kleineren Strandläuferarten werden oft unsicher und verwechselnd angewendet). Gelegentlicher Besucher unsers Gebietes, aberscheinbar nicht mehr Brutvogel daselbst oder höchstens sehr vereinzelt in den günstigeren südlichen Teilen. Mir ist kein Exemplar zu Gesicht gekommen. Im übrigen Labrador soll er mehr oder weniger häufig brüten, nordwärts bis zur südlichen Ungava Bai (Macoun I], p. 180). Dagegen erwähnt Kumlien die Art auch nicht mehr für Baffin Land. Numenius hudsonicus Lath. Hudsonischer Brachvogel. — Hudsonian Curlew. Esk.: Akpingek, -ik, -it (partim; nach G. H. v. Schubert’s Bericht- erstatter, weil die Vögel gern die Früchte der Polarbrombeeren ( Kubus arcticus L. und wahrscheinlich auch Kubus Chamaemorus L.), eskimoisch akpik, fressen, was durchaus glaubhaft ist). Nicht häufiger Durchzügler im Spätsommer, soll aber doch alljährlich in kleinen, manchmal auch gröfseren Scharen auftreten; freilich ist nicht festgestellt, ob es sich dabei immer um diese oder die folgende Art handelt. Chapman hebt aller- dings hervor, dafs Numenius hudsonicus weit häufiger als die folgende Spezies an der atlantischen Küste aufträte (1906, p. 170), doch habe ich zuverlässige Angaben über ihr Vorkommen in Gebieten, die den unsrigen benachbart sind, nicht gefunden. Turner sagt zwar, dafs er 3 Exemplare an der Mündung des Koksoak im September 1882 gesehen habe (1886, p. 248), und Weiz erwähnt die Art auch für das nordöstliche Labrador (G. Neumayer, Intern. Polarforschung I, 1891, Anhang S. 100), andere folgen ihnen in der Nennung; Belegstücke scheinen indes nicht vorgelegen zu haben. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 361 Bei Killinek wurden von Ende August bis zum 18. September wiederholt Brachvögel beobachtet, aber keins der sehr scheuen, unruhigen und auf dem Boden schwer erkennbaren Tiere erlegt. -Nach genauer Beschreibung von Exemplaren, die Mr. J. Lane daselbst früher erbeutete, hielt ich die Vögel als meist zur obigen Art gehörig. Diese Annahme wurde bestärkt, als ich am 30. August gegen Abend das langanhaltende trillernde Bibibi- bübüb von Brachvögeln vernahm, das mich augenblicklich an Numenius phaeopus erinnerte. Meine beiden Eskimobegleiter kannten die Stimme auch als die des Akpingek, ohne freilich die zwei Arten zu trennen. Zu verschiedenen Malen hörten wir die Töne, die aus dem bergigen Innern kamen; unser Nachforschen aber blieb ohne Erfolg. — G. H. Mackay teilt in seinen eingehenden biologischen Schilderungen über Numenius borealis mit, dafs er von dieser Art nie andere Töne, als kurze, der Stimme von Sterna hirundo sehr ähnliche Schreie vernommen habe (Auk IX, 1892, p. 16—21). Von Numenius hudsonicus ist aber das Trillern bekannt. Numenius borealis (Forst.). Eskimo-Brachvogel. — Eskimo Curlew. Esk.: Akpingek, -ik, -it (partim). Von verschiedenen Autoren wird diese Brachvogelart als Durchzügler in Gebieten, die dem unsrigen benachbart sind, angegeben. Doch ist bei dem Mangel an Balgmaterial die Art wohl nicht immer mit Sicherheit festzustellen gewesen. Chapman schreibt, dafs N. borealis häufiger das Iunere des Landes besuche, als die atlantische Küste (1906, p. 171); andere Berichterstatter beziehen ihre Wahrnehmungen über Brachvögel wohl auch nicht immer einwandfrei auf unsreArt. Turner beobachtete grolse Scharen über der Mündung des Koksoak in die Ungava Bai; Spreadborough dagegen sah auf seiner ornithologischen Reise daselbst und im übrigen Labrador i. J. 1896 kein Exemplar (Macoun I, p. 183). Bigelow teilt mit, dafs die Art früher in Menge an der Labrador- küste aufgetreten sei, heutzutage aber nur noch in äulserst geringer Zahl erscheine. Er selbst sah im Herbste 1900 blofs fünf Exemplare an der Küste und hörte noch von einigen weiteren (1902, p. 23). Auch andere suchen nachzuweisen, dals die iu Labrador durchziehenden Brachvögel an Zahl bedeutend und ständig zurückgingen. Townsend & Allen stellen die Litteratur hierüber ausführlich zusammen (1907, p. 354 f.). Dagegen schreibt der scheinbar recht gut informierte Labradorberichterstatter G. H. von Schubert’s ausdrücklich: „Sie kommen als Zugvögel im Herbste, doch werden sie nicht alle Jahre gesehen“ (Gelehrte Anzeigen, Bull. bayer. Akad. Wiss. 1844, S. 427). Die Gründe einer tatsächlichen Verminderung sind uns ebenso unbekannt wie die für das Aussterben der Labrador-Ente, Cam- ptolaimus labradorius (Gm.). Vielleicht handelt es sich in unserm 862 B. Hantzsch: Falle teilweise nur um Zugsveränderungen. Oder sollten Jahre ganz besonders ungünstiger Witterung den Bestand der Vögel so gelichtet haben? — Kumlien nennt N. borealis eine den Eskimos des Cumberland Sundes wohlbekannte Spezies, sah freilich selbst auch nur einen kleinen Trupp, der im Juni 1878 den Kingua Fjord nordwärts passierte; ein Exemplar davon wurde erlegt (1879, p. 88). In Grönland sind beide Arten vor- gekommen (H. Winge, Grönlands Fugle, 1898, S. 159). Charadrius dominicus dominicus Müll. Amerikanischer Gold-Regenpfeifer. — American Golden Plover. Esk.: Ungilite, -tik, -tit (nach v. Schubert’s Berichterstatter von unge = Armgrube, vielleicht weil der Vogel zum Unterschiede von den meisten andern Verwandten nicht weilse, sondern dunklere Achsel- federn besitzt). Nicht häufiger Durchzügler, besonders wohl im Herbste. Von einem Brüten in unserm Gebiete ist nichts bekannt. Bigelow sah nach dem 22. August 1900 verschiedene Scharen, meist junge Vögel, an der nordöstlichen Labradorküste (1902, p. 29). Ich selbst beobachtete am 2. September zwei junge Tiere nahe den Missionshäusern vonKillinek. Sie liefen bei regnerischem, windigem Wetter nicht allzu scheu auf einem grasigen Abhange umher und verhielten sich auch beim Davonfliegen still. Leider hatte ich, weil Sonntag war, kein Gewehr bei mir, da ich auf Wunsch der Missionare an Feiertagen in der Nähe der Station nicht schofs. Einige Tage später beobachtete Missionar Perrett, der die Art weiter im Süden wiederholt in die Hände bekommen hatte, einen einzelnen Vogel. In manchen Jahren sollen sie häufiger auftreten. Aegialitis hiaticula semipalmata (Bp.). Amerikanischer Sand-Regenpfeifer. — Semipalmeted Plover. Esk.: Kullekulliak (Kullerkoliak), -&k, -at (nach v. Schubert’s Berichterstatter zufolge der ähnlich lautenden Stimme). Ziemlich häufiger Brutvogel und Durchzügler; brütet auf flachen Küstenteilen in der Nähe des Strandes und auch weiter im Hinterlande, gewöhnlich mehrere Paare in einiger Nachbarschaft. Ich erhielt Gelege aus unmittelbarer Nähe von Killinek. Auch im südöstlichen Baffin Land ist die Art verbreiteter Brutvogel. Wenn aber Kumlien glaubt (1879, p.83), die europäische Form Aeg. hiaticula (L.) wäre daselbst häufiger als semipalmata (Bp.) und beide Vögel würden von den Eskimos deutlich unter- schieden, so dürfte sich dies vielleicht auf junge und alte Individuen von semipalmata beziehen, zumal Kumlien nicht einmal mitteilt, ob er überhaupt Bälge der Vögel gesammelt hat. In Grönland scheint nach den Mafsangaben Winges von 26 Bälgen im Kopen- hagener Museum (Grönlands Fugle, 1898, S. 152) allerdings nur Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 363 Aeg. h. hiaticula (L.) vorzukommen; dafs diese gröfsere Unterart aber regelmäfsiger die Davis Strafse überfliegt, kann nach den zur Zeit bekannten Beobachtungen kaum angenommen werden. 10 Bälge meiner Sammlung, nämlich 4 9 ad. (und 5 9 juv., ziemlich oder ganz fertig befiedert) aus der Zeit vom 13. bis 19. August von der nordöstlichen Ungava Bai, sowie ein Q ad. vom 27. Juni 1907 aus Rama (Brutvogel mit Eiern), zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 42,5—48,6 g (388—43,5 g). Gesamtlänge: 172—179 mm (155— 170 mm). Flugbreite: 375—387 (3852 —375). Flügel: 114—122 (106—118), 120. Schwanz: 59—63 (46—62), 60. Schwanz — Flügeln oder bis 6 mm von diesen überragt. Schnabel: 12—13 (11—12), 12. Tarsen: 23—24 (22—24), 23. Mittelzehe inkl. der 4—5 (3—3,5), 4 mm langen Kralle: 20,5—21 (19), 21 mm. — Iris: dunkelbraun, bei den Jungen etwas trüber; Augenlidrändchen der Alten gelb. Schnabel: vordere Hälfte schwarz, Grund rötlichgelb bis lebhaft orangegelb; bei den Jungen mit Ausnabme eines kleinen gelblichen Fleckes am Grunde des Unter- schnabels schwärzlich. Füfse: hell gelblichbraun bis orangegelblich, Zehengelenke grau überflogen, hinterseits meist lebhaft ockergelb; bei den Jungen besonders die Oberseite matter und düsterer schwärzlichgelb. — 8 Magen enthielten 8 mal Steinchen, 1 mal Muschelschalensplitter, 4 mal kleine schwarze Schnecken, 2 mal Käfer-, 1 mal Fliegenreste, auch 1 kleines braunes Samenkorn [Rörig]. Die von mir beobachteten Vögel hielten sich gesellig zu 4—10 Stück, mitunter auch in Gesellschaft mit Actodromas fuscicollis, am Strande, besonders zahlreich an einem ausgedehnten sandigen Streifen bei der Bucht Takpangajok auf. Sie waren ziemlich vorsichtig nnd auch in ungestörtem Zustande unruhig und fort- während in Bewegung. Selbst bei Nacht hörte ich wiederholt das ziemlich laute, wohlklingende Dui, Duit, seltner ein kürzeres Wit wit, fliegender und sich zusammenlockender Vögel. Fallen sie irgendwo am Strande ein, so laufen sie in lockerem Verbande nahrungsuchend am Wasser umher, fliegen aber meist bald wieder ohneersichtlichen Grund davon. Ihr Gang ist nicht immer besonders schnell, ihr Flug aber leicht und sehr rasch fördernd. Die jüngeren Vögel verstecken sich ausruhend gern zwischen grobem Strand- geröll, die alten jedoch sieht man, wenn nicht allzu starker Wind geht, fast nur an offenen Ortlichkeiten. Arenaria interpres (L.). Steinwälzer. — Turnstone. Esk.: Die Eskimos in der Gegend von Killinek sagten, den Vogel gesehen zu haben, kannten aber keinen Namen für ihn. Als ich ibnen den nach Fabricius in Westgrönland und nach Kumlien im Cumberland- sund-Gebiete üblichen nannte: Telligvak, -väk, -vait (Etymologie unklar, vielleicht zusammenhängend mit Tullik —= Arquatella maritima, -vak = grofs) schienen sie sich dessen zu erinnern und ibn zu verstehen. 364 B. Hantzsch: Ziemlich seltner Durchzügler und möglicherweise vereinzelter Brutvogel in unserm Gebiete. Spezielle Angaben über sein Vorkommen in Labrador und benachbarten ÖOrtlichkeiten sind dürftig, Turner bezeichnet die Art als gelegentlich an der Ungava Bai Küste beobachtet; ein junges Exemplar von dem- selben Jahre wurde Mitte September 1882 erbeutet; an der Ost- küste Labradors soll der Vogel angeblich nicht selten auftreten (Turner, 1886, p. 245). Kumlien traf ihn nicht in Baffin Land, sagt jedoch, dafs nach den Angaben mehrerer Eskimos, die den Steinwälzer sahen, als sie mit nach Grönland genommen wurden, er gelegentlich daselbst vorkäme (1879, p. 84). Diese an und für sich gar nicht auffällige Mitteilung wird bestätigt durch zwei von Crawford Noble jr. im Cumberland Sunde gesammelte Bälge, die sich jetzt im Marischal College Museum in Aberdeen befinden “ (A. L. Thomson, in litt.). Ich traf 2 © juv., allem Anscheine nach Geschwister von demselben Jahre, am 23. August in einer stillen Bucht südlich von Killinek. Möglicherweise waren die Vögel in nicht allzu weitem Umkreise erbrütet. Allerdings erwiesen sie sich als völlig befiedert. Ihre Mafse sind folgende. Gewicht i. Fl.: 91; 101 g. Gesamtlänge: 223; 230 mm. Flugbreite: 468; 484. Flügel: 138; 147. Schwanz: 70; 69. Schwanz 4 Flügel: 5. Schnabel: 21; 22. Tarsen: 26. Mittelzehe inkl. der 5 mm langen Kralle: 24; 25 mm. — Iris: dunkelbraun. Schnabel: schwarzgrau, Unterschnabel am Grunde etwas heller. Fülse: matt dunkel rotgelb, an den Gelenken grau überflogen, Hinterseite und Sohlen schmutzig orangefarben. — Die beiden Magen zeigten folgenden Inhalt: Crustaceen, bes. der Art Talitrus saltator Mont., und Mineral- substanzen, nämlich Sand und Steinchen, von diesen das gröfste 3,9%X 2,7%x2,2 mm [Rey]. Die beidenVögel wurden aufgröfseren,von derEbbeblofsgelegten Steinen, die mit Tangen bewachsen und von zahlreichen kleinen Seepocken nnd Muscheln bedeckt waren, ruhig dasitzend auf- gefunden und aus Besorgnis ihres Verschwindens alsbald erlegt. Canachites canadensis labradorius Bangs. Labrador Wald-Huhn. — Labrador Spruce Grouse. Esk.: Akkigerlek (Akkigilek) -lik, -lit (Akkigek — Schneehuhn, -lek deutet hier wahrscheinlich auf die gleichbleibende braune Färbung des Sommer- und Winterkleides hin, also etwa; ein Schneehuhn, das immer gleich gefärbt ist). Diese 1899 von Bangs (in Proc. N. Engl. Zool. Club I, p. 47) beschriebene und von J. A. Allen (in the Auk XVI, p. 340) deutlicher gekennzeichnete Form des Canadischen Waldhuhns, dessen subspezifische Abtrennung freilich von A. H. Norton und anderen (vgl. Proc. Portland Soc. Nat. Hist. II) nicht anerkannt Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors, 365 wird, bewohnt ziemlich häufig alle bewaldeten Teile von Labrador bis hinauf an deren Nordgrenzen in der Ungava Bai (Macoun I], p. 200). In den südlichsten Grenzbezirken unseres im engeren behandelten Gebietes, wo niederer Wald aufzutreten beginnt, soll _ sich nach mir gemachter zuverlässiger Angabe dortiger Eskimos unser Vogel bereits vorfinden und sich von hier aus, besonders im Frühjahr und Herbste, auch noch weiter nördlich verfliegen. Immerhin kann er innerhalb unsres baumlosen Landstriches nur als gelegentlicher Besucher gelten. Lagopus lagopus lagopus (L.). Moor-Schneehuhn. — Willow Ptarmigan. Esk.: Akkigervek (Akkigivik), -vik, -vit (von Akkigek, -gik, -git — Schneehuhn im allgemeinen, -vik = grols; also ‚‚grolses Schneehuhn“‘); die Jungen Akkigiarak, -käk, -kat oder auch Akkigiarärsuk, -sük, -suit (= ein junges Schneehuhn). Dafs der in Frage kommende Vogel wirklich mit unsrer europäischen Form übereinstimmen sollte, erscheint mir sehr zweifelhaft. Da gegen- wärtig aber wohl niemand über genügendes Vergleichsmaterial verfügt, zumal in unserm Falle sehr grofse und verschiedenartige Serien zum Studium nötig sind, sehe ich mich gezwungen, zunächst die übliche Benennung beizubehalten. Das Moorschneehuhn bewohnt als Brutvogel nur die vege- tativ günstigeren, besonders die bewaldeten Teile von Labrador, streicht aber während der Zugperioden umher und kommt als gelegentlicher Besucher auch nach unserm Gebiete. Macoun bezeichnet die Art als häufig durch ganz Labrador bis zur Ungava Bai (I, p. 206). Nach Angabe der Eingeborenen brüten die Vögel regelmäfsig bei George River, ja noch weiter in der Ööst- lichen Ungava Bai nordwärts. Von hier aus mögen die verein- zelten Exemplare kommen, die mitunter bei Killinek erlegt werden, z. B. ein solches nach Missionar Perrett im Frühjahre 1906. Die wenigen Schneehühner dagegen, die in unserm engeren Gebiete als Brutvögel auftreten, dürften nur der folgenden Art angehören. Kumlien sagt zwar, er habe zwei Exemplare der grölseren Spezies („Lagopus albus‘“) im Cumberlandsund Gebiete erhalten und aufserdem, dafs Schneehühner nach Angabe der Eingeborenen stellenweise zahlreich im Innern des Landes aufträten (1879, p. 83), wobei er freilich die Frage offen läfst, zu welcher Art diese gehören. Es steht indes nicht nur fest, dafs die manchmal in unabsehbaren Zügen nach Killinek kommenden Schneehühner aus dem südöstlichen Baffin Land herüberfliegen, sondern auch, dafs diese zu dem kleineren Lagopus rupestris gehören. Aller- dings scheinen gewisse Gegenden im südlicheren Baffin Land bezüglich ihrer Pflanzenwelt weit begünstigter zu sein, als das nordöstlichste Labrador, vielleicht herrschen auch Unterschiede in den faunistischen Verhältnissen der östlichen und westlichen Küste dieses Landes, die wir jetzt noch nicht kennen, immerhin aber ist für das ganze östliche Baffin Land 366 B. Hantzsch: anzunehmen, dafs Z. lagopus nicht als Brutvogel auftritt, Würden die Baffın Land Eskimos die beiden in der Gröfse ja doch recht auffällig ver- schiedenen Schneehühner kennen, so dürften sie sicher auch, gleich den Labradorbewohnern, zwei verschiedene Bezeichnungen für sie besitzen, wovon jedoch Kumlien nichts weils. Die Angabe dieses Forschers über _ das Vorkommen von Lagopus lagopus im Cumberland Sund Gebiete ist meines Erachtens bei der mangelhaften Deutlichkeit seiner Behauptung sehr zweifelhaft. Lagopus rupestris rupestris (Gm.). Felsen-Schneehuhn. — Rock Ptarmigan. Esk.: Niksärtok, -tük, -tut (Substantivform von niksärpok = auf- stolsen, rülpsen, nach der Stimme). Seltener Brutvogel, nach Angabe der Bewohner nur an den Abhängen der höchsten Berge unsers Gebietes, besonders des Kallaruselik, wo gelegentlich Eier gefunden wurden. Auch die Canadische Neptune-Expedition erhielt 1903 fünf Eier der Art bei Kap Chidley (Eifrig, 1905, p. 239). Dagegen gemeiner Durchzugsvogel im Frühjahre, weniger häufig im Herbste. Ich gehe auf diese interessante Tatsache im folgenden genauer ein. Es herrscht weder Klarheit über die Berechtigung der Subspezies von Lagopus rupestris, noch über deren geographische Verteilung. Bei den fast ununterbrochen vor sich gehenden Veränderungen des Feder- kleides, der Nägel und selbst des Schnabels, welch letztere Teile ja auch einer Mauserung unterworfen sind, darf man als Vergleichsmaterial nur Vögel aus denselben Monaten, für das Sommerkleid am besten frisch vermauserte Brutvögel der verschiedenen Gebiete benutzen. Sommerkleider und Sommerkleider oder Winterkleider und Winterkleider miteinander zu vergleichen, genügt keineswegs, führt im Gegenteil leicht zu falschen Schlüssen. Ich habe schon bei Larus glaucus auf die überaus stark bleichende Wirkung des Frühjahrssonnenlichtes in arktischen Gegenden, solange Eis und Schnee die Landschaft bedecken, hingewiesen. Diese ist ohne Zweifel in Baffin Land und Nordgrönland beispielsweise viel stärker als in Island und Neufundland. In jenen Örtlichkeiten wird das frischvermauserte, an und für sich hinfällige Sommerkleid bald einen matteren, graueren Ton annehmen, während es in den feuchten, viel zeitiger schneefreien Hochmooren des bedeutend milderen Islands einen lebhafter gelbbraunen Ton behalten kann. Die Stand- und Strichvögel gewisser Gebiete, z. B. des nördlichen Grönlands, sind aufserdem dieser bleichenden Wirkung längere Zeit ausgesetzt als die manchmal erst im halbfertigen Sommerkleide erscheinenden Zugvögel. Derartige Färbungs- veränderungen, die nicht einmal in allen Jahren gleichstark hervortreten, berechtigen zunächst noch nicht, als einzige Subspeziesunterschiede betrachtet zu werden. Dafs auch das Winterkleid, besonders in dem charakteristischen Zügelstreifen, gewissen regelmäfsigen Veränderungen eines allmählich stärkeren Hervortretens unterliegt, ist bekannt genug. Auf Grund der Litteratur jedoch ein deutliches Bild der verschiedenen Unterarten von Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 367 Lagopus rupestris zu erhalten, erscheint meines Erachtens gegenwärtig unmöglich, selbst wenn einzelne wenige Schriftsteller wirklich an der Hand grofser Balgserien für ihre eigne Person die Unterschiede zu sehen glaubten. Die Diagnosen sind so allgemein gehalten und nicht einmal immer zutreffend, dafs man es versteht, wenn gewisse Ornithologen die Berechtigung der Subspezies unsrer Art überhaupt in Abrede stellen, obwohl ich kaum glaube, dafs einer dieser Negierenden genügendes Ver- gleichsmaterial sorgfältig untersucht hat. Ich bin gegenwärtig zwar auch nicht fähig, in mir genügender Weise bessere Diagnosen zu geben, andernteils aber auch nicht in der Lage, den Beweis für deren Nichtbe- rechtigung zu erbringen. Ich glaube vielmehr an die Notwendigkeit der Unterscheidung. Lagopus rupestris islandorum (Faber) ist Stand- und Strichvogel auf Island, verläfst diese Insel kaum jemals und dürfte deshalb nach dem Aufhören einer Verbindung mit benachbarten Gebieten selbständige Lokalcharakteristika entwickelt haben. Auch Lagopus rupestris reinhardtiüi (Brehm) soll nach überein- stimmenden Angaben Stand- und Strichvogel auf Grönland sein und dieses Gebiet niemals verlassen (Vgl. H. Winge, Grönlands Fugle, 1898, S. 125), mufs demnach wohl als endemische, einzige Lagopus-Form daselbst aufgefafst werden. Ob und wieweit diese im äufsersten Nord- westen auf die Gebiete westlich vom Smith Sunde übergeht und dort vielleicht auch Standvogel ist, bedarf zukünftiger Untersuchungen. Es steht für mich nach Kenntnis der Zugvogeleigenschaft der Schneehühner Baffın Lands jedoch aufser Zweifel, dafs diese nicht derselben Unterart wie die isolierten Grönländer angehören können. Die Angaben verschiedener Autoren (Vgl. Fr. Chapman, Birds of Eastern North America, 1906, p. 183), L. r. reinhardtii bewohne the „northern parts of Labrador northward to Greenland“, scheinen mir durch ungenügend scharfes Ver- gleichen der Vögel beider Gebiete hervorgerufen und durch nichts auch nur theoretisch begründet zu sein. Ich nehme vielmehr an, dafs westlich der Davis Strafse blofs eine Subspezies, der der Name Lagopus rupestris rupestris (Gm.) beizulegen ist, vorkommt, in den südlicheren Teilen mehr als Stand- und Strichvogel, in den nördlichen unter normalen Verhältnissen als Zugvogel. Die Form dürfte mit Ausnahme von Neu-Fundland, wo der wohl auch hierher gehörige L. r. welchi Brewst. Standvogel sein soll, bis in die pazifischen Küstengebiete hinein, wo L. r. nelsoni Stejn., atkhensis (Turn.) und townsendii Ell. an ihre Stelle treten, die einzige Form von Lagopus rupestris im arktischen Amerika darstellen. — 8 Bälge meiner Sammlung, erlegt vom 4.—6. Oktober in der Umgegend von Killinek, im beinah vollendeten Winterkleide, kennzeichnen sich wie folgt. Gewicht i. Fl.: 475—580 g. Gesamtlänge: 344—-380 mm. Flugbreite: 590— 660. Flügel: 175—200. Schwanz: 108—122. Schwanz —- Flügel: 50—74. Schnabellänge, vom Ansatze des Hornschnabels auf der Mitte des Scheitels bis zur Spitze: 16—20, vom vordern Ende des Nasenloches b. z. Sp.: 8,6—10; Höhe des Oberschnabels bei den Nasenlöchern: 5—5,5, Breite daselbst: 6,5—7,2. Tarsen: 28—35. 3 Mittelzehe inkl. der 13—16 mm langen Kralle: 385—40 mm. — Iris: dunkelbraun. Schnabel: hornschwarz, an der Spitze mitunter heller; ver- hältnismäfsig zierlich und nach der Spitze zu wenig gewölbt und dick (was z. B. 17 alten Vögeln meiner Sammlung aus Island gegenüber deutlich genug zum Ausdrucke kommt). -— Die gröfsten Zahlen beziehen sich auf S' ad. — Die Mafse dürfen also nur mit solchen von Vögeln in demselben Befiederungszustande verglichen werden. Die Mafse für Schnabellänge, Schnabelbreite, Tarsen und Mittelzehe sind der dichten Befiederung wegen auch nicht mit völliger Genauigkeit zu bestimmen, — Die von mir untersuchten Kropfinhalte enthielten bis 36 g abgebissene Blatt- und Rutenstückchen verschiedener Pflanzen, besonders von Weiden, sowie von Arctostaphylos alpina Spr.; ferner eine Menge Sämereien. Im Magen waren die weicheren Pflanzenteile bereits unkenntlich zerrieben, die Samen von Polygonum viviparum L. und Oxyria digyna Hill. aber wohl erhalten; aufserdem fand ich bis 4 g weilse Quarzstückchen von ce. 1—3 mm Ausdehnung darin. — Mallophagen sammelte ich 1 Q von Goniodes mamillatus Rudow, 1 Q von Menopon striatum Kellogg und 1 © Nirmus spec. indeterm., wohl verwandt mit N. alchata N. [T. Müller]. Lagopus rupestris ist also Zugvogel in Killinek, ja man glaubt, die wenigen Brutpaare des Gebietes setzten sich in der Hauptsache aus solchen Tieren zusammen, die durch leichte Verwundung, Verspätung oder zufolge anderer Gründe zum Dableiben veranlafst wurden. Ein Teil Wahrheit kann hierin liegen. — Im Winter gibt es gewöhnlich keine Schneehühner in unserm Gebiete, wie Gleiches Kumlien und andere Besucher Baffin Lands von dort aussagen. Plötzlich aber im zeitigen Früh- jahre, zumeist im April, selten eher, mitunter auch erst tief im Mai, erscheinen die Wanderer aus dem Süden. Zuerst stellen sich gewöhnlich kleinere Vorposten ein; kurze Zeit darauf folgt die sanze Menge der Vögel. Wie mir die Herren Missionare Wald- mann und Perrett, die bis 1906 je ein Jahr in Killinek zugebracht haben, Mr. J. Lane, der 6 oder 7 Jahre daselbst lebte, sowie auch die Eskimos der Gegend übereinstimmend versicherten, erscheinen mitunter unzählbar grofse Scharen unsrer Vögel, die gewöhnlich ziemlich hoch in der Luft daherziehen. Stundenlang eilen sie vieltausendköpfig am Himmel hin, dafs ihre Menge in Erstaunen setzt. Derartige Züge werden manchmal mehrere von derselben Ortlichkeit aus beobachtet. Die Vögel überfliegen die Hudson Strafse meist direkt, ohne zu zögern. Diese ist freilich im Frühjahre fast immer mit Eis bedeckt und wenig vom Lande zu unterscheiden. Der Flug ist so rasch und hoch, dafs Missionar Waldmann in Zweifel war, ob die Vögel nicht nach Grönland zögen, was aber nach den übereinstimmenden Angaben von dort mit Sicherheit verneint werden kann. — Die Canadische Neptune-Expedition 1903/4 beobachtete auch bei Fullerton, N. W. Hudson Bai, einen starken Durchzug unsrer Vögel (Low, 1906, p. 318). 368 B. Hantzsch: Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 369 Nur ein geringer Prozentsatz der Schneehühner macht Rast in unsrer Gegend, um auszuruhen und Nahrung zu suchen, die Vorläufer und Nachzügler, welch letztere vielleicht nicht allzuweit mehr nach ihren Brutplätzen haben, zahlreicher als die Hauptschwärme. Die einfallenden Vögel halten meist in Scharen von 10—30 und gelegentlich auch noch mehr Köpfen zusammen und benehmen sich gewöhnlich nicht besonders scheu, manchmal sogar, wenn widrige Winde und Hunger die Tiere ermatteten, derart kirr, dafs man sie mit der langen Hundepeitsche tot- schlagen kann. Erlegte Vögel bilden eine bevorzugte Nahrung für Weilse und Eskimos, ja die letzteren verzehren auch die Eingeweidegern, besonders solange sie warm sind. Man spotte nicht, wenn diese glatt und sauber neben einander liegenden Teile für den Naturmenschen eine durchaus schätzenswerte Speise abgeben, deren würziger Inhalt von feinzerriebenen und halbverdauten Pflanzenstoffen sie noch wohlschmeckender erscheinen lälst. Man soll derartige Gewohnheiten dem anspruchslosen Volke ruhig belassen, das sowieso oft schwer unter dem Hunger zu leiden hat. Als ein Tagesereignis, das die Gespräche beherrscht, wird die Ankunft der ersten Scharen unsrer Vögel begrüfst. Nun rüstet jedermann seine Flinte, und selbst das kleine 8—10 jäh- rige Bürschchen ist glücklich, wenn man ihm gelegentlich ein Gewehr überläfst. Treten die Hühner zahlreicher auf, was frei- lich in den einzelnen Jahren recht verschieden sein soll, so begibt sich jeder, der Flinte und Munition hat, vom Missionar bis zum jüngsten Eskimoburschen, hinaus in die weiten bergigen Land- schaften. Und das Gebiet ist so grofs für die wenigen Menschen — es sammeln sich höchstens 15—20 Männer in der Nähe der Missionsstation Killinek — dafs niemand dem andern im Wege ist. Am liebsten fährt man allein oder zu zweien, unter Mitnahme eines Jungen zur Hilfeleistung, mit dem Hundeschlitten hinaus, um schneller an die Vögel herankommen und die Beute bequemer nach Hause schaffen zu können. Ein guter Schütze vermag oft in den wenigen Tagen der Anwesenheit unsrer Vögel mehrere hundert zu schiefsen. Freilich ist die Jagd anstrengend. Man fährt über die weite Schneelandschaft hin, bis man irgendwo eine Schar auffliegen sieht; im Sitzen erblickt man die Schnee- hühner, wie ich mich selbst überzeugte, erst in ziemlicher Nähe. Nun springt der Jäger gewöhnlich von dem haltenden Schlitten ab und nähert sich den Vögeln, um einen oder zwei gute Schüsse auf diese anzubringen. Die unverletzten erheben sich sofort, Streichen davon, und es heifst nun darauf achten, wo sie wieder einfallen. Nachdem man die erlegte Beute auf den Schlitten gebracht hat, fährt man weiter, entweder dem entflogenen Teile der Schar nach oder neue Gesellschaften suchend. Mitunter erblickt man mehrere solche zu gleicher Zeit, andermal muls man lange warten, bis man auf eine einzige stölst. T Der Zug dauert 1—3 Wochen. Im Herbste ist er selten so zahlreich, ja manchmal ganz unbedeutend. Mitte September 1905 freilich sollen ebenfalls unermefsliche Scharen über Killinek nach Süden gezogen sein. 1906 wurden die ersten Schneehühner nicht vor dem 28. September beobachtet, vom 4. Oktober an stellten sie sich bei starkem Schneetreiben und einiger Kälte etwas zahlreicher ein, jedoch verlohnten grölsere Jagdzüge nicht, zumal man bei dem lockeren Neuschnee noch nicht im Schlitten fahren konnte. Ob der selten lange und milde Herbst die Vögel in ihren nördlichen Wohnplätzen zurückgehalten oder zum Ein- schlagen einer andern Zugrichtung veranlafst hat, mufs dahinge- stellt bleiben. Bis zu meinem Verweilen in Labrador gab es in den südlicheren Missionsstationen keine Niksartut, und Herr Missionar Perrett schrieb mir im März 1907 von Nain aus, dafs den ganzen Winter über scheinbar nirgends an der Küste solche vorhanden gewesen wären. Der Zug hat also oftenbar im Jahre 1906 N.O. Labrador wenig berührt. Es ist bei aller Anstrengung ein köstlicher Genufs, auch zu Fufse auf Herbstjagd zu gehen. Der feine Wirbelschnee treibt einem freilich manchmal nadelscharf ins Gesicht, aber er hält gewöhnlich nicht lange an. Nun liegt die weite bergige Land- schaft wieder still und in neuer, blendender Reinheit da, aus der sich nur hier und dort die Umrisse senkrecht abfallender dunkler Felsen und Schluchten abheben. Aufmerksam schreitet man, bei tiefem Schnee gern in den breiten canadischen Schneeschuhen, über die Berge dahin, passiert vorsichtig die kleinen Täler, unter deren lockerer Schneebedeckung der wohlbekannte flache Teich oder Sumpf vielleicht noch keinen festen Winterschlaf hält. Aber plötzlich erblickt man am Hange die dreiteiligen Spuren von Schneehühnern, und schaut man sich um, da steht auch schon die ganze Schar, 10—20 Stück, wie angewurzelt vor cinem. Nun heifst es schnell auf den Boden gleiten und wenn keine Deckung da ist, langsam vorwärtskriechend auf Schufsweite an- kommen. Sind die Hühner rar, gibt man sich schon Mühe! Mit leicht aufgeblähtem, aber immer noch glattem Gefieder stehen die Vögel da oder trippeln wohl auch ein paar Schritte umher. Diese duftig weifsen Gestalten, noch leuchtender als der frische Schnee, gewähren einen entzückenden Anblick. Nun sucht man sich langsam sein Ziel aus, wenn möglich mehrere dicht beiein- ander sitzende Tiere, und dann rollt der Schufs dröhnend über die einsame Landschaft, oft im Echo forthallend, während die Beute zuckend die Fülse in die Luft streckt und die Überlebenden entsetzt davonfliegen. Gewöhnlich eilen alle nach derselben Richtung hin oder finden sich sehr bald wieder zusammen. Ihr Flug ist leicht und schnell, doch scheint ihnen das erste Auffliegen nicht angenehm zu sein. Vor dem Niederlassen schweben sie häufig ein grofses Stück. Sie können rasch laufen, ohne dies freilich oft zu tun, und mit den langen, breiten Nägeln 370 B. Hantzsch: Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 371 ihrer Fülse auch Gänge in den Schnee scharren. Sie sollen die Örtlichkeiten sehr gut entdecken, wo sich unter einer möglichst dünnen Schneeschicht die ihre Nahrung ausmachenden strauch- artigen Pflanzen finden. Eine instinktive Erfahrung mag sie hierzu befähigen, nicht etwa die Schärfe ihres Geruchsvermögens. Die geschossenen Vögel bluten stark, und trotz sofortiger Reinigung mit Schnee und Fliefspapier ist nur ein Teil zum Präparieren zu verwenden. Aber die Entflogenen haben sich meist nicht allzuweit entfernt, sodafs man wenigstens noch einmal auf sie zu Schusse kommt. Dann werden sie scheuer. — Eine Stimme vernahm ich nur etliche Male von aufgetriebenen Vögeln, nämlich das tiefe, rauhe Korrr der Männchen, wie ich es an den isländischen Brutplätzen genau so hörte. Aber diese gewisser- malsen nur kurz angedeuteten Rufe wirken mit ihrem zornig rasselnden Schnarren ganz eigentümlich inmitten der verlassenen, unendlich stillen Landschaften, in denen höchstens der Wind noch seine wunderbar melodische oder furchtbar brausende Stimme hören läfst, die kleinen Schneeammern, Lerchensporn- ammern und Leinfinken dahineilend locken oder in der Nähe menschlicher Ansiedlungen ein Rabe sein wenig angenehm klingendes Krächzen hervorbringt. Die Züge der Schneehühner werden von Raubvögeln begleitet; besonders der stolze Jagdfalke, der kleinere amerikanische Wander- falke und die schöne Schneeeule folgen ihnen. Ist der Zug ein schwacher, wie im Herbste 1906, so werden auch diese Vögel nur in geringer Zahl beobachtet. Weiterhin sammeln sich die Füchse, besonders Vulpes lagopus, an Örtlichkeiten, wo es viele Schneehühner gibt, und all die andern Raubtiere nehmen wohl in gleicher Weise Anteil an dem Auftreten unsrer viel begehrten Vögel. Aber die Natur ersetzt die Vernichtung unzähliger dieser Geschöpfe in genügender Weise, und mit dem Rückgange der Eskimobevölkerung sowie der lebhafteren Nachstellung der Pelzraubtiere dürfte die folgenschwere Finführung der Schiefs- gewehre in den unsern Gegenden sich nördlich anschliefsenden Ländern wohl aufgehoben sein.!) Aceipiter atricapillus (Wils.). Schwarzköpfiger Habicht. — American Goshawk. Esk.: Kigavik, -vik, -vit? (partim). Scheinbar seltner Besucher unsers Gebietes, wahrschein- lich besonders zu den Zugperioden der Schneehühner und anderer Vögel. Brütet erst weiter südwärts in den bewaldeten Gegenden, nach Spreadborough, Packard u. a. in der Ungava Bai (Macoun 1) In ähnlicher Darstellung habe ich diese Mitteilungen über das Felsenschneehuhn bereits in der Deutschen Jägerzeitung, Nendamm, 1907, Bd. 50, S. 188 f. veröffentlicht. Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Juli 1908. 24 372 B. Hantzsch: ll, p. 227), nach Missionar Perrett u. a. auch an der Ostküste Labradors. Weiter nordwärts gibt Kumlien das Vorkommen eines Exemplars vom 19. September 1877 im Cumberland Sunde an (1879, p. 82). Ich besitze ein Q juv., das im Frühjahre 1901 wenig südwärts von unserm Gebiete bei Rama gesammelt wurde. Flügel: 345 mm. Schwanz: 298. Schnabel, vom Ende der Wachshaut an: 23. Tarsen: 82. Mittelzehe inkl. der 19 mm langen Kralle: 70 mm. Archibuteo lagopus sancti-johannis (Gm.). Amerikanischer Rauhfufs-Bussard. — American Rough-legged Hawk. Esk.: Kennuajok (Kennajok), -jük, -jut (nach v. Schubert = der Flehende; Substantivform von kennuvok = er bittet, bettelt; weil die Stimme so klagend und fiehend klingt). Nicht seltener Besucher und vereinzelter Brut- vogel unsers Gebietes. Die Canadische Neptune-Expedition er- hielt 1903 zehn Eier der Art von Eskimos bei Kap Chidley (Eifrig, 1905, p. 239); ein junger Vogel kam auch einige Meilen entfernt von dieser Ortlichkeit in dickem Nebel auf den Dampfer, wo er zwei Tage blieb (Low, 1906, p. 318). Manchmal erscheint der Rauhfufsbussard auf dem Zuge ziemlich zahlreich. Er horstet auf steilen Inseln und Küstenpartien, aber auch auf Felsen im Innern. Weiter nach dem Süden zu wird er häufiger, besonders in der Ungava Bai, wo er an der vegetations- und vogelreichen Südküste stellenweise ziemlich allgemein auftreten soll (vgl. Macoun ll, p. 239). Ich beobachtete nur zwei Mal, am 6. und 16. August, einzeln fliegende Vögel, ohne zu Schufs zu kommen. Ihre Nahrung scheint besonders aus den ziemlich zahlreich auftretenden Mäusen der Art Peromyscus maniculatus (Wagn.) und den ebenfalls nicht seltenen Lemmingen, Dierostonyx hudsonius (Pall.) zu bestehen.t) — Im allgemeinen scheint die Art als Brutvogel die Waldgrenze nicht wesentlich zu überschreiten, wird auch für Baffin Land nicht erwähnt. Anmerkung: Sehr selten werden Adler (Esk. Nektoralik, -lik, -ggit) in unserm Gebiete gesehen, die anderwärts ihre Brutheimat haben. Für die starkbeschwingten, gewaltigen Flieger ist es ja eine Kleinigkeit, bedeutende Entfernungen zurückzulegen, wenngleich die alten Paare im allgemeinen Standvögel sind und nur die Jungen gröfsere Wanderungen unternehmen. Um welche Arten es sich handelt, ist zunächst nicht mit Sicherheit zu sagen. Aquila chrysaetos (L.) wird als nicht seltner Brutvogel für die Gegend von Ft. Chimo, Ungava Bai, bezeichnet (Macoun II, p. 243). Haliaetus leucocephalus alascanus Towns. wurde ebenfalls, scheinbar brütend, in der Ungava Bai beobachtet (l. e., p. 245). 1) Nach gütiger Bestimmung mitgebrachter Exemplare durch Herrn Professor Matschie, Berlin. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 373 Haliaetus albicilla (L.) dagegen soll nach Kumlien’s Angaben im Cumberlandsund-Gebiete vorkommen, woselbst er im Oktober 1877 zweimal einzelne Vögel und im Frühjahr 1878 ein Paar am Horste beobachtete (1879, p. 82). Diese in Grönland ja nicht seltene Art wird meist nicht westwärts der Davis Strafse genannt. Doch ist es schwierig, die von Kumlien mit völliger Bestimmtheit gemachten Angaben ohne weiteres in Abrede zu stellen, wenngleich sich der Forscher auch bei anderen Gelegenheiten geirrt hat. — Bei ersterer und letzterer Art dürfte es sich um besondere Formen unserer europäischen Vögel handeln. Hierofalco gyrfalco obsoletus (Gm.). Labrador Jagdfalke. — Black Gyrfalcon. Esk.: Kigavik, -vik, -vit (partim; scheinbar nach der Stimme). Nach meinen Erkundigungen an Ort und Stelle scheinen die Brutvögel Labradors, wenigstens des bewaldeten Teiles, sämtlich ziemlich einheitlich dunkel zu sein und die obige Subspezies zu rechtfertigen. In unserm engeren Gebiete brüten Jagdfalken überaus selten, im Innnern des Landes angeblich etwas zahl- reicher, im Süden der Ungava Bai nach Packard, Spreadborough u. a. dagegen ziemlich häufig (Macoun II, p. 251). Freilich ist die Namengebung bei den verschiedenen Autoren so wechselnd, dafs ich bei meinen dürftigen eignen Beobachtungen, die mich zwingen, vorläufig den Angaben der Eingebornen zu trauen, es unterlasse, darauf näher einzugehen. Die Eskimos unterscheiden übrigens vielfach ganz deutlich den Wanderfalken von dem Jagdfalken, ohne freilich besondere Namen für beide anzuwenden. — Bei Allem Material von Jagdfalken aus Labrador mufs man, wie natürlich auch aus den meisten andern Gegenden, sorgfältig darauf achten, ob es sich um Brutvögel oder Gäste handelt. Man darf nicht vorschnell alle im Sommer erlegten Vögel als brütende betrachten. Nur in dieser Beziehung richtig etikettiertes Material kann zur Klärung der Auffassungen über die Jagdfalkenformen wesentlich beitragen. Aber gegenwärtig ist solches in ganz geringer Zahl in wissenschaftlichen Händen. Auch die grofsen Serien von Bälgen unsrer Art, wie sie z. B. die Museen in Kopenhagen und London besitzen, sind in dieser Hinsicht mangelhaft. Natürlich mufs ferner auch Geschlecht und Alter der Vögel in Betracht gezogen werden. Es genügt nicht, für SQ und Q der ver- schiedenen Unterarten nur ein einziges Mafs anzugeben, wie es z. B. Chapman in seinen Birds of Eastern North America, 1906, p. 208, tut, zumal wenn die Mafse unterscheidend zwischen den einzelnen Subspezies sein sollen. Ich glaube jedoch nach meinen bisherigen Untersuchungen über die Spezies, dafs deren richtige Aufteilung in Subspezies auf Grund genügender Brutvogelserien nicht ganz so schwierig oder gar unmöglich sein wird, als man nach dem Gewirr der jetzigen Anschauungen meinen könnte. Das Material, welches ich beispielsweise seit 1903 aus Island erhielt, läfst mich doch mehr und mehr von meiner früheren Ansicht, in der ich 0. Kleinschmidt folgte, abweichen und die isländischen Brutvögel nicht als mit den grönländischen zusammengehörig betrachten. Si 374 B. Hantzsch: Zwei Jagdfalken, die ich Mitte August südlich von Killinek im Innern des Landes beobachtete, aber samt meinem Begleiter nicht zu Schusse bekam, erwiesen sich als sehr dunkle, ich möchte sagen typische Exemplare von H. g. obsoletu. A. P. Low erlegte ein Exemplar dieser Form bei Kap Chidley (Townsend & Allen, 1907, p. 370). Die Brutvögel scheinen nach Beendigung der Fortpflanzung nicht allzuweit südwärts zu streifen und gern solche waldige Gebiete aufzusuchen, die reich an Schneehühnern und anderen hühnerartigen Vögeln sind. Angaben über das Brüten weiterer dunkler Falkenformen, besonders von H. g. gyrfalco (L.), in unserm Gebiete oder benachbarten Örtlich- keiten dürften sich auf A. g. obsoletus beziehen. Übrigens besitze ich auch Exemplare jüngerer 7. g. islandus (Brünn.) aus Island, die an Dunkelheit ibres Gefieders kaum obsoletus von Labrador nachstehen, — wenngleich sie brauner zu sein scheinen. Trotz oberflächlicher Ähnlich- keit darf man die Island wohl nur ausnahmsweise verlässenden dortigen Jagdfalken nicht als identisch mit Labradorbrutvögeln ansehen. Selbst ohne die vorläufige Möglichkeit, zutreffende Diagnosen der verschiedenen Formen aufzustellen, mufs man bei einer derartigen Spezies, die nicht nur stellenweise Standvogel im weiteren Sinne ist, sondern auch überaus zäh an ihren Brutplätzen festhält, schon theoretisch die Entstehung geographischer Formen annehmen. Und eine Einteilung in Subspezies bezweckt doch eben nur, auch die feinen Unterschiede geographischer Vertreter ein und derselben Art zu kennzeichnen. Dals es möglicherweise geographische Übergangsgebiete gibt, die von mMittelformen bewohnt werden, ist durchaus nicht unwahrscheinlich, steht aber gegenwärtig trotz der grofsen Variabilität unsrer Art noch keineswegs für diese fest. Die verschiedenen Formen indes spezifisch zu trennen, halte ich nach 4: unsern gegenwärtigen Kenntnissen für unrichtig. Der Nachweis des” Brütens zweier von mir als Formen betrachteter Jagdfalkenspezies inner- halb unsres Gebietes kann nicht eher erbracht werden, bevor man die Formen sicher zu diagnosieren vermag. Hierofalco gyrfalco candicans (Gm.). Weilser Jagdfalke. — White Gyrfalcon. Esk.: Kigavik, -vik, -vit (partim). Diese Unterart des Jagäfalken, die bedeutend weilser wird, als jemals ein isländischer Brutvogel, weshalb ich den Namen H. g. islandus Brünn. nicht auf sie anwende, brütet höchstwahr- scheinlich erst nordwärts von unserm Gebiete, besucht dieses aber als Gast und Durchzügler. Die Vögel folgen regelmälsig, besonders im Herbste, den Zügen der Schneehühner, die ihre Lieblingsnahrung ausmachen, nähren sich jedoch sonst auch von allen möglichen anderen, scheinbar nicht nur lebenden Tieren. Die Bewohner finden sie während des Winters nicht selten im den beköderten Fuchsfallen gefangen, wodurch die Vögel ihnen Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 375 störend werden. Diese mehr oder weniger hellen Wintergäste und Durchzügler sind weit häufiger als die dunkeln Brutvögel, ja in manchen schneereichen Jahren sollen sie in ziemlicher Anzahl auftreten. Wenn R. Bell im Juli 1884 zwei Exemplare (im Fleische oder Balge?) von ‚Falco islandus“ in unsrer Gegend erhielt (Macoun II, p. 248) und es sich dabei etwa um obige Form handelte, ist anzunehmen, dafs es entweder nichtbrütende Vögel oder Bälge aus dem Winter waren. Und wenn Low sagt (1906, p. 318), die Canadische Neptune-Expedition hätte Bälge und Eier von Falco islandus Brünn. von den Eingeborenen bei Kap Chidley erhalten, erscheint es mir, ganz abgesehen von der richtigen Bestimmung, ebenso fraglich, ob die Eier wirklich zu den Bälgen gehörten. Vorläufig karn ich zum mindesten nicht an ein Brüten von „Falco islandus“ oder „candicans‘ in der bewaldeten Umgebung von Ft. Chimo, im Süden der Ungava Bai, von dem verschiedene sprechen (vgl. Macoun, 1. c.), glauben, obwohl ich es keineswegs für unwahrscheinlich halte, dafs besonders jüngere, noch nicht zur Fortpflanzung schreitende Exemplare dieser Form weit umherstreifen und bei vogelreichen Ortlichkeiten des be- treffenden Gebietes gelegentlich auch während des Sommers vor- kommen können. — Kumlien beobachtete „Falco candicans“ im Cumberland Sunde blofs einmal und sagt, dafs die Art nach Angabe der Eskimos daselbst sehr selten sei und nur manchmal im Winter gesehen werde (1879, p. 81). Ich beobachtete unsere Subspezies niemals bei Killinek und nur einmal, am 22. Oktober, ein sehr helles, unterseits weilses Exemplar bei Okak. Der Falke zog mit seinem weit häufiger flatternden als schwebenden, aber sehr charakteristischen Fluge hoch am Himmel dahin, rüttelte jedoch endlich ziemlich senkrecht über mir, in welchem Augenblicke ich ein Mantelgeschofs nach ihm sandte. Ich sah einige Federn stieben und den Vogel schräg abwärts nach einem dichtverwachsenen Walde jenseits eines Sees gleiten. Mein stundenlanges Suchen in dem wilden, verschneiten Dickichte war vergeblich, zumal ich keine Begleitung hatte, und ermüdet, kehrte ich abends über eisige Abhänge bei mondhell leuchtenden Nordlichtschleiern nach der Missionsstation zurück. Ein im Spätjahre 1901 bei Rama gesammeltes helles 9 mit völlig weilser Unterseite in meiner Sammlung zeigt folgende Mafse. Flügel: 414 mm. Schwanz: 265. Schnabel, vom Ende der Wachshaut an: 27. Tarsen: 64. Mittelzehe inkl. der 20 mm langen Kralle: 73 mm. Falco peregrinus anatum (Bp.). Amerikanischer Wanderfalke. — Duck Hawk. Esk.: Kigavik, -vik, -vit (partim; nach der Stimme). Nicht allzu seltner Besucher und vereinzelter Brut- vogel unsers Gebietes. Die Canadische Neptune-Expedition erhielt 1903 zwei Eier der Art bei Kap Chidley (Eifrig, 1905, p. 240). 376 B. Hantzsch: In den vogelreicheren bewaldeten Teilen im Süden der Ungava Bai soll unser Falke nach Packard häufig sein (Macoun II, p. 253), und Bigelow nennt ihn ziemlich gemein längs der östlichen La- bradorküste (1902, p. 29), was wohl ein wenig zuviel gesagt ist. Nach Kumlien brütet er regelmäfsig auch im Cumberlandsund Gebiete (1879, p. 82), von wo auch das Marischal College Museum in Aberdeen einen Balg besitzt (A. L. Thomson, in litt.). Wie alle andern Raubvögel hält sich diese Art sowohl brütend als durchziehend ebenfalls am liebsten bei Vogelkolonien auf, und da sich solche in unserm Gebiete nur in sehr geringer Zahl finden, ist sie hier auch nicht häufig. Auf dem Frühjahrs- und Herbstzuge erscheinen die Vögel in der Nähe von Killinek noch am regelmälsigsten, und während des Septembermonats 1906 wurden wiederholt einzelne Exemplare beobachtet. Ich selbst sah freilich nur einmal, am 19. d. M., einen Wanderfalken, der in der Bucht von Killinek längs des Felsenkammes hinstrich, aber bald wieder verschwand. Falco columbarius L. Tauben-Falke. — Pigeon Hawk. Esk.: Kigaviarsuk, -sük, -suit (-arsuk — der kleine, nämlich Kigavik —= Jagd- und Wanderfalke). Nicht seltner Besucher unsers Gebietes und Brutvogel an steilen Klippen in der Nähe des Meeres oder an Schluchten im Innern. Weiter nach dem Süden der Ungava Bai zu wird er häufiger, kann sich aber, weil zumeist von Kleinvögeln lebend, auch in unsern Gegenden nähren. Spreadborough sammelte i. J. 1896 Exemplare nahe Kap Chidley (Macoun II, p. 255), und ich selbst sah den kleinen raschen Falken mehrmals während des Septembermonats an der atlantischen Küste und im Ungava Bai Gebiete. Es glückte uns indes nicht, ein Exemplar zu erlegen. Die Eskimos verfolgen ihn im allgemeinen nicht, und deshalb soll er sich oft wenig scheu zeigen. Anmerkung: Es ist wahrscheinlich, dafs gelegentlich auch noch andere Raubvögel als die angeführten unser Gebiet besuchen, z. B. Accipiter velox (Wils.), von dem Spreadborough am 8. Juli 1896 ein Exemplar in Nordlabrador beobachtete (Macoun II, p. 224), oder Pandion haliaetus carolinensis (Gm.), der im bewaldeten Teile Labradors brütet, von dem aber Dr. Grenfell im Frühling 1900 ein Exemplar noch bei Nachvak beobachtete (Townsend & Allen, 1907, p. 371). Asio accipitrinus aceipitrinus (Pall.). Sumpf-Ohr-Eule. — Short-eared Owl. Esk.: Imaingertak, -täk, -tat (Etymologie unklar; nach v. Schubert’s Berichterstatter gebrauchen die Eskimos dieses Wort spottweise, wenn jemand stillschweigend, ohne zu grüfsen, an einem vorübergeht). Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 377 Vereinzelter Brutvogel im Innern des Landes, zur Zugzeit häufiger in den Küstengebieten. Von Packard auch als Sommerbewohner für den Süden der Ungava Bai angegeben (Macoun II, p. 265), von Bigelow für die Gegend von Nachvak im nordöstlichen Labrador (1902, p. 29). Bei Rama, wenig südlich davon, soll die Eule nach den mir gemachten Angaben der dortigen Bewohner ebenfalls brüten, und von noch weiter südlich gelegenen Ortlichkeiten der Küste sah und erhielt ich verschiedene Gelege. Auch Kumlien kennt die Art als wahr- scheinlichen Brutvogel im südöstlichen Baffin Land, besonders im Innern (1879, p. 81). Die Vögel nähren sich am liebsten von den mitunter häufigen Mäusen der Art Peromyscus maniculatus (Wagn.) und Lemmingen, Dicrostonyx hudsonius (Pall.); sie nehmen aber auch mit allen möglichen andern kleinen Tieren und tierischen Stoffen vorlieb. Im Winter werden sie in unserm Gebiete nicht beobachtet. Die Raben, die den versteckt lebenden Vogel eifrig verfolgen, verraten häufig dessen Aufenthalt. Ein wenig guter Balg meiner Sammlung (9?) vom Herbste 1904 aus Hoffenthal zeigt folgende Mafse. Flügel: 318 mm. Schwanz: 158. Tarsen: 44. Schnabel: 29. Mittelzehe inkl. der 18 mm langen Kralle: 40 mm. Asio magellanicus heterocnemis Oberh. Labrador Uhu. — Labrador Great Horned Owl. Esk.: Ikkötojok, -jük, -jut (Etymologie unklar; ob mit dem Ausrufe ikkö — kalt! zusammenhängend, wie Missionar Perrett meint, ist zweifelhaft; tojok ist Partizip von tovok = er hat es grols). Die 1904 von Oberholser neu aufgestellte und nomenklatorisch angeblich richtig revidierte Subspezies (Proc. U. St. Nat. Mus. XXVII, p. 187) soll gelegentlich von den bewaldeten Gegenden der südlicheren Ungava Bai aus, wo die Art nicht selten brütet (vgl. Macoun II, p. 281), in einzelnen Exemplaren den süd- westlichen Teil unsers engeren Gebietes besuchen. Für längere Zeit freilich dürften sich die Vögel nicht in baumlose Gebiete begeben, zumal die alten Brutpaare mehr oder weniger Stand- vögel sind. Ich besitze 2 Exemplare aus der Gegend von Hoffenthal, scheinbar 9‘, vom Spätjahre 1905 und 20. Oktober 1906. Deren Malse sind folgende. Flügel: 361; 362 mm. Schwanz: 255; 238. Schnabel: 40; 40,5, von der Wachshaut an: 27; 29. Tarsen: c. 57; 60. Mittelzehe inkl. der 30, bez. 31 mm langen Kralle: c. 48, bez. 45 mm. Nyctea nyctea (L.). Schnee-Eule. — Snowy Owl. Esk.: Okpik, -pik, -pit (Etymologie unklar; nach Fabricius von dem westgrönländischen opipok == heulen abgeleitet; nach v. Schubert der hohlen, rauhen Stimme „ök‘“ wegen). 378 B. Hantzsch: Die Schneeeule ist ein regelmäfsiger Gast in unserm Gebiete, solange dieses mit Schnee bedeckt ist. Während der Sommermonate verschwindet sie aus der Umgebung von Killinek, soll aber auf dem benachbarten Festlande, besonders weiter im Innern, nicht allzu selten brüten. Wie mir meine angelernte Sammlerin in Killinek schrieb, erhielt sie unter anderem 1907 ein Gelege von dort.) An der Ostküste Labradors geht die Schneeeule als ständiger Brutvogel wenigstens bis Nain südwärts, und ich sah Eier aus verschiedenen Ortlichkeiten. Nach Packard brütet sie auch noch bei Ft. Chimo im Süden der Ungava Bai (Macoun II, p. 282). Kumlien nennt sie häufig im südöstlichen Baffin Land (1879, p. 81), von wo die Winterbesucher unsers Gebietes zum Teil herüberkommen mögen. 2 Bälge meiner Sammlung, ein 9'? vom Winter 1901/2 aus Okak und ein Q? von 1905/6 aus Hoffenthal, zeigen folgende Malse. Flügel: 425; 435 mm. Schwanz: 270; 262. Schnabel: 41, von der Wachshaut an: 28,5; 29. Kralle der Mittelzehe: 32; 35. Ich selbst sah während meines Aufenthaltes in Killinek keine Schneeeule, obwohl zu derselben Zeit von Eingeborenen 2 oder 3 Exemplare beobachtet wurden. Die Vögel sind im Sommer, aufser bei den Brutplätzen, recht scheu und keineswegs leicht zu schiefsen. — Als ich am 16. Oktober am Strande bei Hebron einigen Actodromas fuscicollis mit dem Glase zuschaute, hörte ich plötzlich in unmittelbarer Nähe hinter mir ein starkes Flügel- rauschen und ein zorniges tiefes Krohgogogok, fast rabenartig, aber nicht ganz so rauh. Mich umwendend gewahrte ich eine Schneeeule, die mich attackiert hatte, noch einige Male mit merk- würdig zuckenden Flügelwendungen. rasch um mich herumflog und dabei ihre Stimme hören liefs. Als ich aber das Gewehr auf sie richtete, verschwand sie augenblicklich hinter den Hügeln. Ich bekam sie trotz meines Suchens auch nicht wieder zu Gesicht. Von den Missionaren aber wurde mir erzählt, dafs in der Gegend wiederholt Schneeeulen mit Eiern und Jungen gefunden worden wären. Bei Killinek stellen sich die ersten Schneeeulen in der Regel mit den Herbstzügen der Schneehühner ein, die nebst den nicht seltenen Lemmingen (Dierostonyx hudsonius) und Mäusen (Peromyscus maniculatus) ihre Lieblingsnahrung ausmachen. 1) Da sie aber von den die Naturwissenschaften teilweise wohl für etwas Unchristliches haltenden Missionaren, die zugleich den Handel führen, zur Versendung der gesammelten Bälge und Eier weder eine Kiste, noch ein brauchbares Fafs bekam, trotzdem sie sagte, für wen die Sachen bestimmt seien und mir persönlich die Missionare ihre Unterstützung zugesichert hatten, mulsten die Objekte, wohl nicht zu ihrem Vorteile, für ein weiteres Jahr liegen bleiben, wodurch vielleicht interessantes Material auch für diese Arbeit verloren ging. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 379 Von da an sieht man sie gelegentlich während des ganzen Winters, mitunter mehrere zugleich in einer Gegend. Sie fangen dort, wo offene Wasserstellen bleiben, auch Fische und anderekleine Seetiere, nehmen aber sonst mit allen möglichen tierischen Stoffen, selbst Fleischabfällen in der Nähe menschlicher Wohnungen, fürlieb. Im allgemeinen scheinen sie sich ganz gut durchzuschlagen, da sie fast immer äufserst fettsind. Deshalb werden sie von den Eskimos verfolgt und nicht ungern gegessen. Mitunter fängt man auch einzelne Vögel unabsichtlich in Fuchsfallen. In harten Wintern sind die Schneeeulen weit weniger scheu als sonst, ja manchmal sogar dreist und angriffslustig. Menschliche Wohnungen suchen sie gern auf, und Herr Missionar Waldmann erzählte mir, dafs z. B. einmal ein schönes Exemplar sich die Spitze des kleinen Kirchturms in Rama als regelmälsigen Schlafplatz am Abend aus- gesucht habe. Die Vögel sind während des Winters am Tage weit lebendiger als in der Nacht. Nur wenn Nordlicht oder Mondschein die Landschaft erhellen, fliegen sie auch dann umher. — Die Schneeeulen sind neben den Raben die einzigen Vögel, die regelmälsig den ganzen Winter über die öden Berglandschaften bewohnen. Tyrannus tyrannus (L.). Tyrann. — Kingbird. Ich erwähne diese Art, die höchstens bis zum südlichen Labrador hinauf als Brutvogel vorkommt (Townsend & Allen, 1907, p. 378), allerdings auch einmal, September 1900, im süd- westlichen Grönland gesammelt wurde (Helms, Vid. Meddel. Nat. For. Kjöbhvn. 1904, S. 135), zufolge eines Exemplars in meiner Sammlung, das Mr. Julius Lane in Killinek Mitte Juli 1906 dicht bei seinem Hause erlegte. Die Mafse des Stückes sind folgende. Flügel: 117 mm. Schwanz: 89. Schnabel: 18,5, vom Nasenloche an: 13. Tarsen: 18,5. Mittelzehe inkl. der 6 mm langen Kralle: 20 mm. Missionar Perrett hat vor einer Reihe von Jahren einen gleichen Vogel bei Maggovik an der Labradorküste erhalten, das den Brutgebieten nun schon wesentlich näher liegt. — Die Zahl derartiger Irrgäste, die geringe Bedeutung für die Avifauna eines Gebietes haben, wird natürlich nie völlig erschöpft werden. Otocoris alpestris alpestris (L.). Alpen-Lerche. — Horned Lark. Esk.: Koppernoakpak, -päk, -pait (Etymologie unklar, vielleicht zusammenhängend mit koppako — ein gespaltener Teil, nach den beiden Federohren). Nicht seltener Brutvogel unsers Gebietes. Auf dem Frühjahrsdurchzuge soll er oft zahlreich auftreten und gilt den Eskimos als ein gern gesehener Lenzesbote. Im Herbste dagegen 380 B. Hantzsch: beobachtete ich nur wenige Durchzügler, und Kumlien nennt die Art überhaupt nicht für Baffin Land, obgleich sie höchstwahr- scheinlich dort ebenfalls vorkommt. Weiter südwärts ist sie an der ganzen Labradorküste und Ungava Bai wohlbekannt. 3 Exemplare meiner Sammlung, 2 ©, Brutvögel, vom 6. und 8. August, sowie ein ziehendes 9° vom 10. September waren so stark in Mauser, dafs die Mafse unvollständige sind und gegenüber Oberholser’s ausführlicher Liste (Proc. U. St. Nat. Mus. XXIV, 1902, p. 881/2) zurück- stehen. Gewicht i. Fl.: 39,2—46 g. Gesamtlänge: 165—174 mm. Flugbreite: 295—320. Flügel: 95—105. Schwanz: 61—70. Schwanz —- Flügel: 22—27. Schnabel: 12—13. Tarsen: 22,5— 23,5. Mittel- zehe inkl. der 5--6,5 mm langen Kralle: 16—17,5 mm. — Iris: dunkelbraun. Oberschnabel: dunkelgrau bis schwarzbraun, Unterschnabel wenigstens am Grunde gelblichweils. Fülse: dunkelgrau bis mattschwarz, Sohlen weifslichgelb. — Die 3 Magen enthielten 2 mal Steinchen, je 1 mal Sand, eine Raupenhaut, Insektenreste, Samenschalen [Rörig], scheinbar von Cerastium alpinum L. — Einmal beobachtete ich auch, wie ein Vogel Spinnen jagte, wahrscheinlich Exemplare von Leimonia labrado- rensis Thor. Die Alpenlerche bewohnt das steinige Hügelland von Killinek, besonders an den sonnenbeschienenen Südabhängen in der Nähe eines Sees. Hier führt sie ein stilles, ziemlich verstecktes Leben, duckt sich regungslos hinter Steine oder ins Gras, wenn man in die Nähe kommt, oder entfernt sich schnell durch Laufen. Scheu ist sie durchaus nicht, aber gerade deshalb wird siein dem einförmigen Steingewirr oft übersehen und ist gar nicht leicht aus der richtigen Entfernung zu schielsen. Beobachtet man sie ruhig, was im Brutgebiete auf wenige Meter Entfernung hin geschehen kann, so streckt sie den Hals nach einiger Zeit lang in die Höhe und läuft mitunter auch auf einen erhöhten Stein oder Hügel, um für einen Augenblick Umschau zu halten. Bewegt man sich aber, so versteckt sie sich sofort und ist manchmal gar nicht wieder aufzufinden. Fliegen sah ich die Vögel nur selten, hörte aber dann, besonders Anfang September, wiederholt ihren Lockruf, ein ziemlich weiches, wenig auffälliges Dü Düit. Den angenehm lerchenartigen Gesang des Männchens vernahm ich nur einmal am 6. August Der Vogel sals dabei auf einem Steinhaufen. Im Frühjahre sollen sie häufiger während des Balzfluges singen; zur Zeit meines Aufenthaltes war aber die Gesangsperiode schon vorüber. Perisoreus canadensis nigricapillus Ridgw. Labrador-Häher. — Labrador Jay. Esk.: Koppernoaksoak (Kupanoaksoak?), -soäk, -suit (Etymologie unklar; vielleicht abgeleitet von kupanoak = Vogel im allgemeinen, -s0oak — grols). Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 381 Diese Art, die sich als Brutvogel, dessen Nest freilich schwer zu finden ist, an die bewaldeten Gebiete Labradors hält, aber bier bis in die nördlichsten Teile vordringt, soll besonders im Frühjahre und Herbste nicht selten bis zu dem an Buschwald grenzenden Südrand unsers Gebietes in der Ungava Bai hinauf kommen. Bei George River im Südosten der Bai soll sie nach Angabe der Eskimos, die den charakteristischen Vogel wohl kennen, ziemlich häufig sein. Corvus corax principalis Ridgw. Nordischer Rabe. — Northern Raven. Esk.: Tullugak, -kak, -kat (wahrscheinlich nach der Stimme; Fabricius freilich will die gleichlautende grönländische Bezeichnung ableiten von tullorpok = zusammenstofsen, weil die Raben gern in Trupps zusammenkommen). Diese grofse Rabenform ist nicht seltner, an gewissen Lokalitäten sogar ziemlich häufiger Brutvogel unsers Gebietes. Er bevorzugt die Nähe ständiger menschlicher Ansiedlungen oder solche Örtlichkeiten, die ab und zu den Eingeborenen zum Aufenthalte dienen, andernteils auch die Nachbarschaft von Vogel- bergen und sonstigen Brutkolonien. Wenigstens die alten Paare werden deshalb im allgemeinen zu Standvögeln im engsten Sinne des Wortes, die auch im Winter ihr Wohnrevier selten verlassen. Die Jungen streifen weiter umher. 6 Bälge meiner Sammlung, 2 91, 4 © aus der Zeit vom 4. September bis 26. Oktober 1906, aus der Gegend von Killinek und Rama, zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 1725 g (1 9). Gesamt- länge: 675 mm (1 9‘). Flugbreite: 1330 (1 0‘). Flügel: 426—456. Schwanz: 247—282. Schwanz —- Flügel: 45 (1 9°). Schnabellänge: 73—82; Breite am Grunde: 28—32. Tarsen: 68—72. Mittelzehe inkl. der 16—20 mm langen Kralle: c. 61—64 mm. — Die gröfseren Malse beziehen sich im allgemeinen auf die 9. — Iris: dunkelbraun. Schnabel und Füfse: schwärzlick. — 1 Magen enthielt Beeren (von Arctostaphylos alpina Spr.), sowie Knochen eines gröfseren Fisches [Rörig]. — 12 gesammelte Mallophagen erwiesen sich als 1 9° von Docophorus ocellatus Nitzsch, vielleicht als Abart zu bezeichnen, und 4 91, 7 2 von Menophon gonophaeum Nitzsch [T. Müller]. Selten vor Mai legen die Raben ihre 4—6 Eier in schwer- zugängliche Felswände. Bei meiner Ankunft am Lande waren die Jungen bereits ausgeflogen und trieben sich in Gesellschaft der Alten umher. Die Vögel erwiesen sich als überaus vorsichtig und waren schwer zu erlegen, am leichtesten noch von den Häusern und Zelten aus, die sie gelegentlich mit ihrem tiefen Korrr über- fliegen und wo ihnen die Anwesenheit von Menschen weniger auffällig erscheint. Im Winter freilich, wenn der Hunger sie quält, sollen sie manchmal viel zutraulicher werden. Dann fängt man 382 B. Hantzsch: sie mitunter auch in den Fuchsfallen. Sie ernähren sich von allem nur einigermalsen Geniefsbaren, im Herbste gern von Beeren und selbst Pilzen, im Sommer zumeist von lebendgefangenen Tieren oder Aas, von dem die scharfsichtigen Vögel am Strande immer genug finden; auch Muscheln und andere Seetierchen, die bei Ebbe zurückbleiben, lesen sie daselbst auf. Die Eskimos verfolgen die Raben nicht besonders; sie achten indes die Vögel wegen ihrer List und Verschlagenheit und um- weben sie mit mannigfachem Aberglauben. Carpodacus purpureus purpureus (Gm.). Purpur-Gimpel. — Purple Finch. Ich mufs diese Art erwähnen zufolge des oft zitierten Exemplars, das am 1. September 1877 während eines dicken Nebels bei Re- solution Island an Bord der „Florence“ kam, gefangen und Kumlien übergeben wurde. Nach Aussagen der Eskimos im Cumberland Sunde kommt die Art möglicherweise auch in den mit Gebüsch bedeckten Ufergebieten der grofsen Seen im Innern von Baffin Land vor (Kumlien, 1879, p. 75). — Ob der am 19. Juli 1878 — 1879 ist ein Druckfehler — von Kumlien in den Bergen im Norden des Cumberland Sundes beobachtete, aber nicht identifizierte Vogel zu dieser Art gehörte, mufs dahingestellt bleiben. — Im Süden von Labrador soll der Purpurgimpel häufig vorkommen (Macoun III, p. 422). Acanthis linaria rostrata (Coues). Grofser dunkler Leinfink. — Greater Redpoll. Esk.: Saksäriak (Saksägiak), -äk (-ritsak), -at (-ritsat), (partim; —- sich umhertreiben, draufsen sein, kein Obdach haben; ein Unterschied in der Bezeichnung der verschiedenen Leinfinkenformen findet nicht statt). Diese Subspezies traf ich als gemeinen Durchzügler im nordöstlichsten Labrador an. Trotz aller Variationen kann ich doch sämtliche der während meines Aufenthaltes daselbst beobachteten, erlegten und präparierten Leinfinken ausschliefslich zu dieser Unterart ziehen. Für ein Brüten derselben südlich der Hudson Strafse liegt allerdings kein Beweis vor; viel wahrscheinlicher ist mir dies für Baffin Land, weil schliefslich die Brutvögel dieses Gebietes in erster Linie nach dem nordöstlichen Labrador kommen werden. 28 Bälge meiner Sammlung aus der Zeit vom 10.—20. September 1906 zeigen keine durchgreifenden Gröfsenunterschiede zwischen den einzelnen Altersstufen und Geschlechtern. Die Mauser des Kleingefieders ist zwar noch nicht beendigt, Schwanz und Schwingen aber dürften sich kaum wesentlich weiter entwickelt haben. Gewicht i. Fl.: 15,4—23 8. Gesamtlänge: 132—145 mm. Flugbreite: 218-238. Flügel: 72—83. Schwanz: 60—67. Schwanz + Flügel: 25—32. Schnabellänge: 9— 10,2, Schnabelhöhe am Grunde: 6,3—7,8. Tarsen: 14—16,8. Mittelzehe Z inkl. der 4,8—8 mm langen Kralle: 13—16,5 mm. -— Iris; dunkelbraun. Schnabel: dunkelgelb, Firste und Dillenspitze mehr oder weniger ausge- dehnt schwärzlich. Füfse: dunkel grauschwarz. — 6 Magen enthielten Sand und kleine Quarzkörnchen, sowie ganze, zerbissene, z. T. gekeimte Sämereien [Rörig]. Ich stellte die betreffenden Pflanzenarten teils in der Natur fest, teils untersuchte ich Kropfinhalte und Magen; es wurden aufgenommen die Samen von Polygonum viviparum L. (am zahlreichsten), Stellaria cerastoides L., Cerastium alpinum L., Saxifraga caespi- tosa var. groenlandica (L.), Papaver nudicaule L., sowie eines Grases, entweder Festuca ovina (L.) oder Poa alpina L. — Von li ge- sammelten NZallophagen gehören 3 Q zu Docophorus communis Nitzsch und 6 9, 2 9° zu Colpocephalum chrysaeum Kellogg [T. Müller]. Bis zum 6. September beobachtete ich keine Leinfinken, obwohl schon einige Tage vorher solche gesehen sein sollten; von da ab zeigten sich einzelne fast täglich. Ich weilte damals gerade auf Inseln an der atlantischen Seite Labradors. Die Vögel kamen in kleinen Gesellschaften, verrieten sich von weit her durch ihr scharfes, lebhaftes Schütt, Schüttschütt, Pschütt- pschütt, manchmal feiner tititit, tütütüt oder dieses auch länger fortgesetzt, seltner das bittend gezogene angenehme Düi, das mehr im Sitzen hervorgebracht wird. Die ersten Ankömmlinge flogen so hoch, dafs man sie häufig nur hören, aber nicht sehen konnte und waren überaus unruhig, wild und scheu. Trotz vieler Bemühungen kam uns erst am 10. September ein altes Männchen vor die Flinte. Vom 13. September an erschienen die Vögel zahlreicher, benahmen sich auch nach und nach immer ruhiger und zutraulicher, sodafs man ihnen gegen den 20. September hin bis auf wenige Meter Entfernung nahe kommen konnte. Sie suchten samenreiche Örtlichkeiten auf, gern in der Nähe mensch- licher Wohnungen, wo wir dann mitunter zerstreute Gesellschaften von 50—100 Stück antrafen, die eifrig Nahrung suchten und Kropf und Magen mit Körnchen vollgestopft hatten; viele Exem- plare waren infolgedessen auch sehr fett. Die Tierchen huschen wie Mäuse am Boden umher, besonders wohl, um dabei die aus- gefallenen Samen aufzulesen, fliegen dann oft ein Stückchen in die Höhe, lassen sich gleich wieder zwischen den Pflanzen nieder und sind so fast immer in Tätigkeit und Bewegung; nur selten trifft man sie auf Steinen oder Hügelchen der Ruhe pflegen. Oft teilen sie ihren Aufenthalt mit den Lerchenspornammern (Calcarius), weit weniger häufig mit andern Arten. Mitte September stellten die Leinfinken die häufigsten Kleinvögel bei Killinek dar; von Ende des Monats ab wurden sie rasch selten. Als im Oktober stärkerer Schneefall eintrat, verschwanden sie vollständig, doch traf ich einzelne sehr scheue Gesellschaften, die anscheinend zu unsrer Art gehörten, am 13. Oktober in den Gebüschen bei Rama, dann keine wieder in Labrador. — Auf dem Frühjahrs- zuge sollen sie sich bei Killinek gleichfalls in Menge einstellen und die Männchen dann an der Brust prachtvoll rot gefärbt sein. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 383 384 B. Hantzsch: Acanthis linaria fuscescens (Coues). Labrador Leinfink. — Labrador Redpoll. Esk.: Saksäriak, -äk, -at (partim). Obwohl in den engsten Grenzen unsers Gebietes nach Angabe der Eingeborenen keine Leinfinken brüten, weil jeder Strauchwuchs fehlt, tritt im Süden desselben und dann weiter das östliche Labrador abwärts eine sehr dunkle Lein- finkenform als häufiger Brutvogel auf, die Coues in Proc. Ac. Nat. Sci. Philad. 1861, p. 222, 380 etc. genügend von der euro- päischen A. I. linaria (L.) unterschieden hat. Ich halte diese Sonderung für berechtigt, auch wenn die meisten Amerikaner, an der Spitze der vortreffliche Ridgway (The Birds of North and Middle America I, 1901, p. 88, 89), sie nicht anerkennen. Im Südwesten der Ungava Bai tritt schon der westliche Vertreter unsrer Subspezies, A. I. exilipes (Coues), brütend auf; im geo- graphischen Übergangsgebiete finden sich zwischen beiden Formen scheinbar auch Übergänge. Ob in dem sich unserm Gebiete nördlich anschliefsenden Baffın Land, das ja stellenweise geringen Strauchwuchs zeigt, bereits A. l. rostrata (Coues) Brutvogel ist, mag gegenwärtig dahingestellt sein. Doch dürfte das Brüten dieser Form in unserm eignen Gebiete durch nichts bewiesen sein. W. Raine’s Behauptung, er habe Eier von A. Il. rostrata aus der Ungava Bai (Macoun III, p. 440), ändert hierin nichts, da es natürlich ganz unmöglich ist, aus den Eiern irgend eine unsrer Vogelformen anzusprechen. Die von der Canadischen Neptune-Expedition 1904 bei Killinek erhaltenen Leinfinkeneier (Low, 1906, p. 319) stammen sicher nicht von Kap Chidley, son- dern mögen aus dem Süden heraufgebracht worden sein. — Wie weit unsere Subspezies auflserhalb der Fortpflanzungsperiode nordwärts in unserm eigentlichen Gebiete umherstreift, ist nicht bekannt. Ich habe auf meiner Reise scheinbar keinen dieser Brutvögel Ostlabradors in die Hände bekommen. Anmerkung: An das Auftreten von Acanthis linaria holboelliüi (Brehm) in unserm Gebiete kann ich vorläufig nicht glauben. Eine Feststellung dieser Unterart allein auf Grund einiger Mafse, wie dies z: B. Ridgway mit dem unter andern Leinfinken von Kumlien im Cumberland Sunde gesammelten Exemplare getan hat (Kumlien, 1879, p. 76), halte ich für gewagt. Acanthis hornemannit hornemanniti (Holb.). Grofser heller Leinfink. — Greenland Redpoll. . Esk.: Saksäriak, -äk, -at (partim). Diese Spezies wird allgemein als häufiger Winterbesucher des nördlichen Labradors bezeichnet (vgl. Ridgway, Birds North and Middle Am. I, p. 81. — Chapman, Birds Eastern N. Am,, p. 284. — Macoun III, p. 435, etc). Von andrer Seite betont ee Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 385 man dagegen wieder, dafs jener hochnordische Fink weit mehr Standvogel als Strich- und Zugvogel sei und selbst in den höchsten Breiten überwintere (vgl. H. Winge, Grönlands Fugle, S. 292). Von den Bewohnern unsers in Frage kommenden Gebietes konnte ich nichts Gewisses über das Auftreten von grofsen, hellen Lein- finken daselbst erfahren. Da die Gegend aber zufolge ihres dürftigen Pflanzenwuchses im Winter sehr ungünstig für Klein- vögel ist, mögen sich diese wohl mehr nach dem viel reicheren Süden der Ungava Bai begeben, auf die sich auch die meisten Litteraturberichte beziehen. Passerina nivalis nivalis (L.). Schnee-Ammer. — Snowflake. Esk.: Amauligak, -gäk, -gat (von N =— 0d' der Eiderente, weil das Männchen unsrer Art im Sommerkleide eine gewisse Ähnlichkeit mit diesem hat, -ligak — dauernd mit etwas versehen sein). Die Schneeammer ist der verbreitetste und stellen- weise auch ziemlich häufige Brutvogel unsers Gebietes. Das felsige Terrain und der dürftige Pflanzenwuchs sind dem anspruchslosen Tierchen durchaus genügend ;alle möglichen Insekten und anderen kleinen Tiere, sowie Sämereien und Beeren dienen ihm zur Nahrung. Als Wohnung wählt es sich eine Felsspalte oder ein Erdloch, wie solche überall in Menge zu finden sind. Süd- wärts brütet die Schneeammer bis wenigstens zum Süden der Ungava Bai, an der Labradorküste nicht allzuweit über Nain hinaus. Als Durchzügler treten aber die Vögel in ganz Labrador oft in grofser Menge auf. 32 Labradorbälge meiner Sammlung, davon 30 selbstgesammelte aus der Zeit vom 6. August bis 22. Oktober, zeigen folgende Malse. Gewicht i. Fl.: 81,3—52,1 g. Gesamtlänge: 154—182 mm. Flugbreite: 304—340. Flügel: 96—112. Schwanz: 63—82. Schwanz 4 Fl.: 20—33. Schnabel: 10,2—12. Tarsen: 13—22. Mittelzehe inkl. der 4—8,1 mm langen Kralle: 18 —22 mm. — Die gröfsten Mafse beziehen sich im allgemeinen, aber keineswegs einheitlich, auf alte J'. — Iris: dunkelbraun, bei juv. trüb graubraun. Schnabel: mehr oder weniger lebhaft schmutzig goldgelb, Spitze und meist auch Firste schwärzlich, Inneres ebenfalls gelb; bei juv. Oberschnabel stark mit Grau gemischt, das übrige gelblich. Füfse: schwarz, Sohlen gelblich, bei juv. trübe schwärzlichgrau bis dunkel bleigrau, Sohlen blafsgelb. — 19 Mageninhalte zeigen 15 mal Sand, 6 mal kleine schwarze Steinchen, 4 mal unbestimmbare organische bez. Insektenreste, je 1 mal schwarze Chitinreste, fein zerriebene Käferreste, eine Fliege, 2 mal einen Eulenschmetterling, davon 1 mal mit Eiern; aufserdem 14 mal verschiedene Sämereien [Rörig], als deren Arten ich feststellte Polygonum viviparum L., Oxyria digyna Hill., Stellaria cerastoides L., Cerastium alpinum L., Erigeron uniflorus L. und Saxifraga caespitosa var. groenlandica (L.). — Von 17 gesammelten Mallophagen gehörten 1 91, 19 zu Docophorus communis 386 B. Hantzsch: Nitzsch, 3 01, 10 9, 3 larv. zu Oolpocephalum. chrysophaeum Kellogg [T. Müller). Die Schneeammern sind in unserm Gebiete keineswegs so häufig, dafs man während der Brutzeit auf jeder Exkursion solche anträfe. Aber sie scheinen nirgends völlig zu fehlen. Während des Monats August beobachtete ich die Alten mit den grau- gefärbten Jungen, deren erstes, zartes, fast wolliges Federkleid rasch vergeht und deshalb auch in den Sammlungen selten ist. Diese Tierchen erscheinen auf den ersten Blick als eine ganz andere Vogelart, aber sie benehmen sich gewöhnlich so überaus zutraulich, dafs man sie mit Mufse besehen kann. Es sind niedliche Tierchen, mit denen ich mich oft minutenlang unterhielt und die ich bis auf 1—2 m zu mir heranlockte. Neugierig umhüpfen sie dann den Stillsitzenden, manchmal auch niederknixend und den Schwanz wippend. Ihre Stimme ist schon das ganz charakteristische hart rollende, grobe Tiriri, selten das sanftere Pj,Pjü. Merken freilich die wachsamen Alten, mit welch gefährlichem grolsen Wesen sich ihre unverständigen Jungen eingelassen haben, so beginnen sie bald diese wegzulocken. Manchmal aber sind Alte und Junge fast gleich zutraulich, wenn man durch Ruhe und Nachahmung ihrer Stimme sie nicht erschreckt. Von Ende August an scharen sich die Familien kleinerer Bezirke in Trupps zusammen und verschwinden nach dem Süden. Bis Ende September waren dann die Schneeammern ziemlich selten, während gerade die andern Kleinvögel in Menge durchzogen. Erst nach dieser Zeit stellten sich wieder grofse Scharen ein und blieben nun die weitaus häufigsten Kleinvögel den ganzen Oktober hindurch. Waren derartige Gesellschaften auf dem Zuge begriffen, so er- wiesen sie sich als so scheu, unruhig und flüchtig, dafs es gar nicht leicht wurde, ein Exemplar davon zu erlegen. An Orten dagegen, wo sie je nach Witterung und Nahrung längere oder kürzere Zeit rasteten, zeigten sie sich im allgemeinen recht ver- traut, mitunter ebenso sehr wie beim Brutplatze. Fleifsig liefsen sie ihre Lockrufe hören, die man sehr bald von denen anderer Arten in jedem Falle unterscheiden lernt: entweder das grob trillernde kurze Tiriri oder das wohlklingende und laute Pet, Pjüt, Pjü, Piü, Pj, daran oft ein lockerer Roller, trrr, gehängt; etwas seltner hört man langsamer und gemütlicher Piri, Pirui, Birui oder ähnlich. Mancher von den zutraulichen Durchzugsgästen wird von lauernden Eskimoknaben gefangen, und mehrmals brachten mir solch schwarzäugige Kerlchen, glühend vor Freude und Jagdeifer, derartige zappelnde Tierchen. Sie konnten mich scheinbar nicht verstehen, wenn ich ihnen die langen, flatternden Haare freundlich aus dem Gesichte strich, die heifsen braunen Wangen streichelte, eine kleine Belohnung gab und dann den zerzausten Vogel, falls er mir unbeschädigt vorkam, wieder fliegen liefs. „Wir Männer jagen anders, macht das für euch!“ — Auch die Eskimohunde >. F Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 387 sollen gelegentlich einzelne der Vögel erwischen; die eigentlichen Raubtiere natürlich stellen ihnen planmäßsig nach. Die Eskimojäger schiefsen nur selten in dichte Schwärme und kochen die fetten Vögel als Leckerbissen. Calcarius lapponicus lapponicus (L.). Lerchensporn-Ammer. — Lapland Longspur. Esk.: Nessauligak (Nassaulegak), -gäk, -gat (von nessak — Kappe am Männerpelze, der Kopf- und Nackenzeichnung wegen, -ligak — der dauernd damit versehen ist). Nicht häufiger Brutvogel unsers Gebietes, aber ge- meiner Durchzügler. Wie weit er südwärts brütet, ist unsicher. Wenn Bigelow indes behauptet, dies wäre erst von Nachvak an nördlich der Fall (1902, p. 30), irrt er. Ich besitze selbst Eier von Rama, das allerdings wenig weiter südlich liegt. Weiz kennt die Art auch als Brutvogel für Okak (Townsend & Allen, 1907, p. 395), welche Angabe dieses Missionars kaum zu bezweifeln ist. Ebenso bezeichnet Turner die Lerchenspornammer als Brutvogel für den Süden der Ungava Bai (1886, p. 240). Das benachbarte Baffın Land bewohnt sie nach Kumlien häufiger im Innern als in den Küstengegenden (1879, p. 77), was vielleicht auch für das noraöstlichste Labrador gilt. 25 Exemplare meiner Sammlung, davon 20 aus der Zeit vom 27. August bis 18. Oktober 1906 aus Killinek und 5 vom 24. bis 28. Mai 1907 aus Rama, besitzen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: 20,2 — 32,5 g. Gesamtlänge: 153—169 mm. Flugbreite: 264— 300. Flügel: g' 91—99, 2 84—92,5. Schwanz: Q' 65—76, 2 62—67. Schwanz —- Flügel: 235—32. Schnabel: 10—12,5. Tarsen: 21—23. Mittelzehe inkl. dr 5—7 mm langen Kralle: 17—20 mm. — Iris: schwarzbraun. Schnabel: rötlich graugelb bis braunrot, Unterschnabel besonders am Grunde oft gelblich, Schnabelspitze schwärzlich; im Frühjahre bei 9" ad. bis auf die schwärzliche Spitze schön hellgelb. Füfse: schwärzlich grau- braun bis dunkel gelblichgrau, Fersen und Sohlen gelblich. -— 18 Mageninhalte zeigten 8 mal Steinchen, 9 mal Sand, 12 mal Insektenreste (Raupen, Fliegenlarve, Chitinreste einer andern Insektenlarve, Fliegen- puppen, Stück einer gröfseren Puppe, Flügel und Beine von Hautflüglern, Reste von Käfern, Fliegen und Schmetterlingen), 1 mal Crustaceen, 11 mal Sämereien [Rörig]. Letztere stammten nach meinen eignen Unter- suchungen von Polygonum viviparum L, Oxyria digyna Hill., Cerastium alpinum L, Stellaria cerastoides L. und Sazxifraga caespitosa var. groenlandica (L.). — Sichere Brutvögel beobachtete ich, vielleicht nur zufälliger- weise, nirgends. Erst am 27. August traf ich einige Lerchen- Spornammern bei Killinek, von dieser Zeit an täglich zahlreiche Exemplare. Die Vögel hielten sich in losen Flügen von höchstens 15—20 Stück beisammen. Sie waren anfänglich ziemlich scheu, Journ, f. Orn, LVI, Jahrg. Juli 1908. 25 388 B. Hantzsch: später oft recht zutraulich. Gern kamen sie in die Nähe der Eskimozelte und Erdhäuser, die sich an verhältnismäßsig frucht- baren, sonnigen und wasserreichen Plätzen befanden. Hier hüpften sie ohne Scheu umher, nahmen sich aber scheinbar etwas vor den Hunden in acht, die bei Gelegenheit nach den Tierchen schnappen. - Ihre Nahrung bestand in dieser Zeit besonders aus den Sämereien der verschiedensten Kräuter, die sie an geeigneten Örtlichkeiten in Menge finden konnten. Mehrfach traf ich die Vögel an sumpfigen und von Bächen durchrieselten Plätzen in der Nähe des Meeres- ufers, wo sie das Wasser so wenig scheuten, dafs sie flache Stellen sogar durchschritten. Manchmal mischten sich unsre Ammern - mit den andern Kleinvogelarten zu Flügen. Ihre Stimme liefsen sie recht oft hören: am charakteristischsten ist ein angenehmes, länger oder kürzer trillerndes Pri, Pirrr oder ähnlich, das be- sonders im Abfliegen hervorgebracht wird; im Sitzen vernimmt man häufiger ein weiches, etwas variierendes Tiut, Tjut, Tüt, das jedoch immer für die Art kenntlich bleibt; Anthus hat das feine, verschiedenartige Pit, Sitsit, Passerina das rollende, grob trillernde Tiriri oder das mehr einsilbige Pet, Pjüt, Acanthis das rauhe Pschütt, Schütt. Immerhin ähneln sich die Rufe dieser Vögel manchmal ziemlich bedeutend. — Von Mitte September an wurden die Scharen der Lerchenspornammern seltner, im Oktober traf ich nur noch einzelne Vögel, scheinbar hauptsächlich alte Männchen an, die letzten bei meinem Besuche der Labradorküste am 18. Oktober in Hebron. Die Mehrzahl der Vögel dürfte die baum- und strauchlosen Gebiete verlassen, sobald reichlicherer Schnee- fall eintritt. Passerculus sandwichensis savanna (Wils.). Steppenfink. — Savanna Sparrow. Ep Esk.: Kutsertagusek, -usik, -utsit (von Kutsertak = Zonotrichia, ° -usek —= ein — in beschränktem Sinne, ein Neben —, also frei über-” setzt „ein kleiner Kutsertak‘‘). Die durch ganz Labrador häufigen Vögel sind 1901 von R. H. Howe jr.als selbständige Unterart abgetrennt worden ( Passerculus sandwichensis labradorius, Contrib. N. Am. Ornith. I, p. 1; vergl. auch Auk XIX, 1902, p. 85, und Auk XX, 1903, p. 215). Die be- sonders auf Mafse begründeten Unterschiede stimmen für meine beiden Labradorexemplare nicht, selbst wenn ich zugeben will, dafs” Fr die Flügel von brütenden Weibchen oft ausnahmsweise kurz ge- rieben sind. Die Schnäbel meiner Vögel zeigen — im Gegensatz zu Howe’s Diagnose — eine besondere Länge. Ich kann deshalb” vorläufig die Unterschiede nicht anerkennen, zumal dies sowieso von den wenigsten geschieht (Vgl. Townsend & Allen, 1907, p. 396). Der Steppenfink scheint unser Gebiet nur gelegentlich zur Zugzeit aufzusuchen. Von einem PBrüten daselbst hörte ich nichts. Doch tun dies die Vögel bereits im Südosten der Ungava » 4 Bai. Ich besitze auch zwei Gelege von Rama an der Labrador- küste, unserm Gebiete ziemlich nahe, wo die Art regelmäfsig vor- kommt und den Eingeborenen wohl bekannt ist. Ich selbst be- kam freilich nirgends ein Exemplar zu Gesicht. 2 Bälge meiner Sammlung, 9° und 9, Brutvögel vom 8. und 30. Juni 1907 aus Rama, zeigen folgende Mafse. Flügel: 71; 65 mm. Sehwanz: 53. Schnabel: 12,8; 12. Tarsen: 20. Mittelzehe inkl. der 5, bez. 3 mm langen Kralle: 20, bez. 18 mm. Vo gelwelt des nordöstlichsten Labradors. 389 Zonotrichia leucophrys leucophrys (Forst.). Weifskroniger Ammerfink. — White-crowned Sparrow. Esk.: Kutsertak, -täk, . -tat (angeblich von kussertok = es tropft, weil der Lockruf wie ein aufs Wasser fallender Tropfen klingen soll. In der Bibelübersetzung für ‚Sperling‘ gebraucht). Gelegentlicher Besucher unsers Gebietes, besonders in den südlichen, an Buschwald grenzenden Teilen. Brutvogel ist er dagegen in unsern völlig strauchlosen Hügellandschaften wohl nicht, wenngleich er bereits bei Nachvak (Bigelow, 1902, p. 30) und im Süden der Ungava Bai (Macoun III, p. 479) zahl- reich als solcher auftritt. Ich bekam während meines Auf- enthaltes in Killinek kein Exemplar zu Gesicht. 2 Bälge meiner Sammlung, ©’ ad., eins vom Mai 1905 aus Hoffenthal und eins vom 8. Juni 1907 aus Rama, zeigen folgende Malse. Flüge: 81; 8 mm. Schwanz: 83; 80. Schnabel: 12. Tarsen: 25; 24. Mittelzehe inkl. der 6, bez. 5 mm langen Kralle: 22 mm. Setophaga ruticılla (L.). Amerikanischer Rotschwanz. — American Redstart. Ich erwähne diese höchstens bis zu den südlichsten Teilen von Labrador brütende Art zufolge der Mitteilung C. W. G. Eifrig’s (Auk XXII, 1905, p. 241), dafs 1904 ein Baig des Vogels von dem Faktor der Station Port Burwell (Killinek) dem Naturalisten der Neptune-Expedition, Mr. Halkett, gebracht wurde. Townsend & Allen erkennen dieses einmalige Vorkommen in unserm Gebiete als sicher an (1907, p. 411), doch handelt es sich hierbei nur um einen ausnahmsweisen Gast an dieser äufsersten Ecke von N.O. Labrador, ähnlich wie bei Zyrannus. Anthus spinolettus pensilvanicus (Lath.). Pensilvanischer Pieper. — American Pipit. Esk.: Aviortok, -tük, -tut (scheinbar indentisch mit avilortok — einer, der an etwas klopft; des kurzen, klopfenden Lockrufes halber). Häufiger Brutvogelund Durchzügler, als ersterer in der Gegend von Killinek die verbreitetste Kleinvogelart, als letzterer nicht in so grofser Menge wie die andern Arten auftretend; nach übereinstimmenden Angaben auch weiter südlich in Labrador und nördlich in Baffin Land häufig. 25* 11 Exemplare meiner Sammlung aus der Zeit vom 6. August bis 13. Oktober zeigen folgende Mafse. Gewicht i. Fl.: Q' 22,4—25, O 18,3 — 22,5 g. Gesamtlänge: 9° 160—165, © 139—156 mm. Flug- breite: J' 265—272, Q 240—258. Flügel: J' 82—86, Q 73—79. Schwanz: 91 66—71,5, Q 52—65. Schwanz — Flügel: 25—40. Schnabel: 11—13. Tarsen: 21,5--23. Mittelzehe inkl. der 4--5 mm langen Kralle: 16—19 mm. — Die bedeutenden Gröfsenverschiedenheiten der Geschlechter sind vielleicht mit darauf zurückzuführen, dafs es sich bei den Q' um frisch vermauserte Herbstvögel, bei den Q um Brutvögel im abgetragenen Sommerkleide handelt. Erstere mausern ja wesentlich eher als die letzteren. Die kleinsten Mafse beziehen sich auf ein scheinbar fertig vermausertes Q im ersten Jugendgefieder vom 6. August. — Iris: schwarzbraun. Schnabel: bei alten Vögeln glänzend schwärzlich, bei jüngeren mehr schwarzgrau oder schwarzbraun, Unterschnabel besonders an den Seiten und am Grunde gelblich fleischfarben, rötlichgelb oder hell bräunlichrot. Füfse: bei Alten bräunlich schwarz, bei Jungen Tarsen hellbraun, gelblichgrau oder fleischfarben, Zehen dunkler bräunlichgrau, Sohlen bei Alten etwas heller, bei Jungen lebhaft zitrongelb. — 10 Magen enthielten 3 mal Steinchen, je einmal feine schwarze (verweste?) Pflanzenteilchen und etliche Säugetierhaare (wahrscheinlich von einem Kadaver abgelesen)!), 1 kleine Raupe, Fliegenlarven, 2 mal unbestimmbare schwarze Chitin-, beziehentlich 3 mal andere Insektenreste, 3 mal Reste von Käfern und Schmetterlingen, 2 mal von Fliegen [Rörig]. 5 Als ich am 5. August das Land betrat, war unser Pieper der erste Kleinvogel, der sich mir zeigte und der durch sein lebhaftes, wenn auch nicht besonders lautes Pit, Tsit, Sitsit meine Aufmerksamkeit erregte. In den nächsten Tagen traf ich die Vögel ziemlich häufigan allen gras- und wasserreichen Ortlichkeiten, besonders an sonnigen Abhängen. -Die Jungen waren scheinbar überall flügge, wurden aber noch von den Alten geführt. Alle zeigten sich wachsam und vorsichtig und konnten wegen ihres seschickten, raschen Fluges keineswegs immer leicht geschossen werden. Ich dachte sogleich an die Bemerkung Kumlien’s, dafs dieser Vogel von den Eskimos des Cumberland Sundes gehafst und getötet werde, weil er durch sein eifriges Locken die Renntiere vor den Jägern warne (1879, p. 74). Die Jungen halten sich anfangs etwas versteckt, die Alten aber setzen sich auf einen Hügel oder Stein, beobachten jeden Vorgang mit Aufmerksam- keit und locken bei der Entdeckung einer auffälligen Erscheinung unablässig; dabei bewegen sie sich meist unruhig hin und her. Die ein-, seltner mehrsilbige Stimme vermag trotz ihrer Einfachheit in verschiedener Modulierung recht gut, die Seelenzustände des Vogels wiederzugeben. — Nicht selten flatterten einzelne Männchen, wenn ich ihr grasiges Brutrevier betrat, singend in bedeutende 390 B. Hantzsch: 1) Sollten es nicht Raupenhaare sein? Ich fand und sammelte etliche dichtbehaarte Raupen, konnte aber die Spezies nicht in Erfahrung bringen. Höhe. Dieser Gesang mochte aber nicht mehr die Lebhaftigkeit und Länge des Frühlingsliedes besitzen: es war ein mehrfach wieder- holtes Wiete wiete wiete, dem sich ein hastiges, unordentliches Gezwitscher anschlofs. Zuletzt flatterte der Vogel aus hoher Luft herab, manchmal bis auf wenige Meter zu dem Beobachter heran, um sich endlich einige Augenblicke auf der Erde niederzulassen. Die Lebhaftigkeit des Piepers und seine Häufigkeit in unserm Gebiete machen ihn wohl zum auffälligsten und charakteristischsten Vertreter der Kleinvogelwelt daselbst während der Brutzeit. Späterim Jahretraten Durchzüglerauf, diemituntervielruhiger und weniger scheu waren. Bis weit in den Oktoberhinein beobachtete ich einzelne Exemplare, scheinbar besonders alte Männchen. Die letzten suchten am offenen Strande nach Futter. Gern kamen sie, wie auch die andern Kleinvögel, in die Nähe der menschlichen Wohnungen, ja man hätte wirklich die meiste Beute machen können, wenn man immer dort geblieben wäre. Wie oft kehrten wir erfolglos von anstrengenden Ausflügen in die weitere Umgebung nach Hause zurück und fanden hier endlich Beute. Eine ganze Anzahl aller Arten der vier kleinen Landvogeldurchzügler habe ich erlegt, indem ich beim Arbeiten in der Stube oder im Zelte deren Stimme hörte und rasch hinauseilte. Natürlich bildet das Schielsen in der Nähe von Menschen und Hunden immer eine nicht zu unterschätzende Gefahr; aber bei schlechtem Wetter war's doch am bequemsten. Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. 391 Penthestes hudsonicus hudsonicus (Forst.). Hudsonische Meise. — Hudsonian Chickadee. Esk.: Atsaektatsäjok (Atsatätäjök), -jük, -jut (wahrscheinlich eine Nachahmung des Gesangs). Obwohl die Vögel der Ungava Bai 1893 von Samuel N. Rhoads als Parus hudsonicus ungava subspezifisch getrennt worden sind (Auk X, p. 328), wird dieser Form doch gegenwärtig im allgemeinen die Anerkennung versagt. Weil mir selbst Material nicht zu Gebote steht, schliefse ich mich in obiger Benennung vorläufig R. Ridgway an (Birds North and Middle Am. III, 1904, p. 413), der genügend Material aus der Ungava Bai mit Vögeln anderer Gebiete verglich. Unsere Art geht in Labrador soweit nördlich, als sich ein wenig Buschwald findet. Bei George River, S.O. Ungava Bai, soll sie nach Angabe dortiger Eskimos gar nicht selten vorkommen, und Spreadborough nennt sie für dieselbe Ortlichkeit sogar „common“ (Macoun III, p. 691). Im Süden unsers engeren Gebietes dürfte sie, wenigstens zu den Strichzeiten, als nicht seltner Besucher ebenfalls auftreten. Sazxicola oenanthe leucorrhoa (Gm.). Nordischer Steinschmätzer. — Greenland Wheatear. Esk.: Erkogolek, -Iik, -lit (von erkok — Hinterteil, des charakte- ristischen weilsen Unterrückens wegen); bei Killinek auch Okallajok, -jük, ü 392 B. Hantzsch: Vogelwelt des nordöstlichsten Labradors. f -jut (= einer, der viel durcheinander spricht, des unordentlich zwitschern- den Gesanges halber). Ziemlich seltener Brutvogel und Durchzügler in unserm Gebiete, aber als ersterer scheinbar immer noch häufiger als weiter südwärts der Labradorküste, von wo ich jedoch ebenfalls Eier sah; 5 Stück von Okak erhielt ich für meine Sammlung. Bigelow hörte von dem Brüten unserer Art bei Nachvak, obwohl er selbst keinen Vogel beobachtete (1902, p. 31). Im der Nähe der Missionsstation Killinek sollen Steinschmätzer alljährlich zur Fortpflanzung schreiten, und Mr. J. Lane fand wiederholt ihre Eier. Missionar Perrett bestätigte dies für 1906, doch wurden die Vögel in diesem Jahre gestört und verschwanden daraufhin. Kumlien nennt unsere Art einen seltenen Brüter auch im südöst- lichen Baffin Land, von der Frobisher Strafse bis zum Cumberland Sund, woselbst sie den Eingeborenen recht wohl bekannt sei (1879, 9.73). Mir selbst kam nur einmal am 16. August ein Weibchen mit mehreren Jungen zu Gesicht, als ich südlich der Bucht” Takpangajok (N.O. Ungava Bai) ans Land steigen wollte. Sie stielsen lebhaft ihr schmatzendes T aus und waren recht scheu. Nachdem ich ein junges 2 geschossen hatte, bekam ich die andern nicht wieder zu Gesicht. Dieses Exemplar in meiner Sammlung, höchstwahrscheinlich ein in der Gegend erbrüteter Vogel, hat stark in das erste Herbstkleid umge- mausert und besitzt eine ziemlich dunkelgelbbraune Unterseite; Flügel und Schwanz sind, weil vom 1. Jugendkleide herrührend, kaum mehr in Entwicklung begriffen. Gewicht i. Fl.: 31,3 g. Gesamtlänge: 154 mm. Flugbreite: 300. Flügel: 100. Schwanz: 60,5. Schwanz -+ Flügel: 17. Schnabel: 14. Tarsen: 29. Mittelzehe inkl. der 6 mm langen Kralle: 20 mm. — Iris: trüb dunkelbraun. Schnabel und Fülse: schwärzlichgrau. — Mageninhalt: Schnellkäfer und andere Käferreste [Rörig]. Unser Vogel dürfte kaum so selten sein, wie man zufolge der Litteratur annehmen könnte. Dies geht schon daraus hervor, dals ihn die Eingeborenen auch dem Namen nach recht wohl kennen. Bereits v. Schubert’s Berichterstatter zählt ihn für die Gegend von Okak auf (Gelehrte Anzeigen 1844, S. 427). Der Vogel führt aber ein scheues, unauffälliges Sommerleben, kommt spät im Frühjahre an und scheint sein Brutrevier wieder zu verlassen, S0- bald die Jungen flügge sind, weshalb er leicht übersehen wird. Für Angaben über Berichtigungen und Vervollständigungen des vorliegenden Stoffes würde ich jederzeit sehr dankbar sein, da ich mich auch in Zukunft mit den in Frage kommenden Ge- bieten zu beschäftigen gedenke. Dresden-Plauen. D. Verf. E 393 VII. Jahresberieht (1907) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. Von Dr. J. Thienemann. I. Allgemeiner Teil. Das Jahr 1907 war für die Vogelwarte Rossitten sehr ereignisreich. Es schliefst einen bedeutsamen Wendepunkt für die Anstalt in sich. Der Bau des neuen Museumsgebäudes ist beendet, eine Hilfskraft in Gestalt eines Museumsdieners angestellt, der Etat entsprechend erhöht, der Unterzeichnete als Kustos an der Zoologischen Sammlung der Universität Königsberg in eine Staatsstellung befördert, während die Vogelwarte selbst noch unter der Verwaltung der Deutschen Ornithologischen Gesell- schaft verbleibt; gewifs des Fortschrittes genug, wofür den hohen Ministerien an dieser Stelle der ehrerbietigste Dank ausgesprochen werden soll. Ergebenster Dank gebührt vor allem auch Seiner Exzellenz dem Herrn Staatsminister und Minister des Innern von Moltke, der als Oberpräsident der Provinz Ostpreufsen die Vogelwarte Rossitten kennen lernte und stets auf deren Förderung in wohlwollendster Weise bedacht war. Nun wird es bald heilsen, Abschied nehmen von dem kleinen primitiven Museumshäuschen, worin die Sammlung bis jetzt untergebracht war, und von wo die zahlreichen Besucher vielleicht manche Belehrung und Anregung mit hinausgenommen haben. Der neue Bau, der in der Nähe des Waldrandes auf forstfiskalischem Gelände steht, besitzt im Erdgeschofs einen Sammlungsraum mit zwei kleinen Arbeitszimmern, während sich im ersten Stockwerke eine Wohnung für den Museumsdiener befindet. Ein Stall mit zwei eingebauten Volieren steht neben dem Hause. Ringsherum werden Vogelschutzanpflanzungen geschaffen und Fütterungen ein- gerichtet werden. Der Besuch der Sammlung war sehr rege. Am 8. Mai wurde der Station die Ehre zu Teil, Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Wilhelm, von Preufsen mit Gefolge zu empfangen, und am 17. September besichtigte der neu ernannte Öberpräsident der Provinz Ostpreulsen, Herr von Windheim, Exzellenz, die Sammlung. Vom Landwirtschaftsministerium in Berlin war Herr Landforstmeister Denzin im Laufe des September in Rossitten anwesend und besuchte in Begleitung des Herrn Öberforstmeister Boy auch die Vogelwarte. Von auswärtigen Ornithologen und Naturforschern, die im vergangenen Jahre als Besucher der Vogelwarte hier weilten, sind u. a. zu nennen Prediger Christoleit-Heinrichswalde, Rechtsanwalt Kollibay-Neilse, Prof. Dr. Potonie-Berlin, Conservator Stoll-Riga, Assessor Tischler-Losgehnen, Prof. Dr. Voigt-Leipzig, Graf v. Zedlitz-Trützschler, Apotheker Th. Zimmermann-Danzig. Die Physikalisch-ökonomische Gesellschaft 394 J. Thienemann: in Königsberg i./Pr. war im vergangenen Jahre zweimal zum Besuche auf der Kurischen Nehrung. Das erste Mal, um den Vogelzug zu beobachten bis Sarkau, wohin der Unterzeichnete entgegengefahren war, das zweite Mal am 23. Juni in Rossitten auf der Vogelwarte selbst. Vereine und Schulen besuchten wieder mehrfach die Sammlung, die wieder einen entsprechenden Zuwachs erfahren hat. Verzeichnis darüber folgt unten. An die Bibliothek haben folgende Autoren, der Zeitfolge nach aufgeführt, Schriften eingeschickt: Lehrer W. Hennemann-Werdoll. Dr. R. Thielemann-Königsberg i/Pr. Öberlehrer Fritz Braun-Marienburg. Herluf Winge-Kopenhagen. Dr. A. Fritze-Hannover (für's Provinzial-Museum in Hannover.) F. Koske-Berlin. Dr. ©. le Roi-Bonn. Dr. Heuls-Paderborn (für den Internationalen Frauenbund für Vogelschutz). Dr. E. Rössler-Zagreb. Prof. Dr. A. Jacobi-Dresden. Chr. C. Mortensen-Viborg, Dänemark. Otto Herman-Budapest (für die Ungarische Ornith. Centrale). Sanitätsrat Dr. Hilbert-Sensburg. Prof. Dr. Eckstein-Eberswalde. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen-Hallein. Assessor Tischler-Losgehnen. Dr. Japha-Tübingen. J. H. Gurney-London. Pfarrer G. Clodius-Camin. Prof. D. von Kaygoro doff-Petersburg. Prof. Dr. Reiche now-Berlin. Dr. M. Lühe-Königsberg i/Pr. Dr. Heinroth-Berlin. , M. Claudius-Cöte-Lyon. Dr. Helm-Chemnitz. Ornith. Gesellschaft in Bayern, (Dr. C. Parrot). Westpr. Botanisch-Zoologischer Verein in Danzig (Prof. Dr. Lakowitz). C. Oberholser-Washington. Soeiet& zoologique de Geneve. (Prof. Robert Poncy). Allen den Herren, sowie den weiter unten genannten Herren Mitarbeitern, welche von auswärts Vogelzugberichte eingeschickt haben, sei an dieser Stelle der gebührende Dank ausgesprochen. In diesem Jahreist über Stiftungen und Geschenke zu berichten, wie sie der Vogelwarte bisher wohl noch nicht zu Teil geworden sind. Ich habe an anderer Stelle schon ab und zu darauf d VI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 395 hingewiesen, dafs auf dem etwa 7 klm. südlich von Rossitten gelegenen Gelände die günstigste Gelegenheit zu Vogelzugsbeob- achtungen geboten ist. Dort hört der Waldbestand auf, die Nehrung wird schmäler, die Vogelscharen drängen sich zusammen und lassen sich bequem übersehen. Nächtliche Beobachtungen, Versuche über die Schnelligkeit des Vogelzuges können dort verhältnismälsig leicht angestellt werden. Nur mülste der Be- obachter während der Hauptzugzeit dort wohnen. Herr Ritter- gutsbesitzer Ernst Ulmer-Quanditten im Samlande, selbst eifriger Jäger und Sammler und seit Kurzem Mitglied unserer Gesellschaft, der schon seit Jahren den Bestrebungen der Vogel- warte das grölste Interesse entgegenbringt und jetzt bei den besseren Wegeverhältnissen Rossitten ab und zu mit dem Auto- mobil besucht, sah das vorliegende Bedürfnis und hatte die Güte, der Vogelwarte 1500 M. zum Bau eines Beobachtungshäuschens für die genannte Stelle zu stiften. Nachdem die Königliche Regierung in dankenswertester Weise den erforderlichen Bauplatz bewilligt hatte, wurde sofort mit dem Bau begonnen, der bereits beendet ist. Es sind zwei Räume mit Vorbau und anschliefsendem kleinen Schuppen geschaffen worden. In einem kleinen Birken- bestande, umgeben von eigenartig zerrissenen Dünen, liegt das Häuschen idyllisch weltvergessen da. Mit Ulmen soll es umpflanzt werden, „Ulmenhorst“ soll es heifsen zum Andenken an den gütigen Stifter. Die Vogelwarte hofft, manchem Ornithologen . genuls- und lehrreiche Stunden dort bieten zu können. Weiter stellte Herr Rittergutsbesitzer Ulmer der Vogelwarte ein Pferd zur Verfügung, da der Nehrungsornithologe immer mit sehr weiten Entfernungen zu rechnen hat. Ich konnte das Tier der fehlenden Mittel wegen nur während der Herbstzugzeit hier behalten, worauf es nach Quanditten zurückbefördert wurde. Über die Förderung, die derselbe Herr dem Vogelzugversuche zu teil werden läfst, soll weiter unten berichtet werden. Herr Rittergutsbesitzer Ulmer mag auch noch an dieser Stelle den wärmsten Dank der Vogelwarte für seine reichen Stiftungen entgegennehmen. Für das neue Beobachtungshäuschen fehlte noch eine Pumpe. Dem wufste Herr Stadtrat E. Bieske aus Königsberg i./Pr., der sich jetzt hier in Rossitten eine Villa gebaut hat, in freundlichster Weise dadurch abzuhelfen, dafs er eine solche stiftete. Sie soll Bons aufgestellt werden. Verbindlichsten Dank dem gütigen eber! Herr Dr. Otto le Roi aus Bonn schickte für die Sammlung einige Vögel, die er früher auf dem südlichen Teile der Kurischen Nehrung gesammelt hatte. Herr Apotheker Th. Zimmermann aus Danzig brachte als Geschenk für die Vogelwarte einige „Klips“ von seinem Aufenthalte auf Hela mit. Das sind Krähenfangapparate, wie sie von den Eingeborenen auf Hela selbst angefertigt werden. Sie 396 J. Thienemann: k bilden ein interessantes Gegenstück zu dem im Museum aufge- stellten Krähenherde von der Kurischen Nehrung. Herr Dr. C. A. Bruhn vom Verlag Parus Hamburg 36 schickte einen Fütterungsapparat für Meisen, der, sobald er ausgehängt war, von den Vögeln sofort angenommen wurde und sich bis jetzt gut bewährt hat. Dafs Herr von Tschusi zu Schmidhoffen ein Exemplar seines „Ornithologischen Jahrbuches“ fortlaufend gestiftet hat, soll auch an dieser Stelle hervorgehoben werden. Allen den Herren sei im Namen der Anstalt der ergebenste Dank ausge- sprochen. Schliefslich ist noch die erfreuliche Mitteilung zu machen, dals die Provinz Ostpreufsen die jährliche Beihilfe von 300 M. wieder für drei Jahre bewilligt hat. Il. Wissenschaftlicher Teil. Die Behandlung dieses Abschnittes ist dieselbe wie im vorigen Jahresberichte. Darum gilt auch die dortige Einleitung. Erwähnt mufs werden, dafs neben den Herren Assessor Tischler- Losgehnen, Rittergutsbesitzer Ulmer- Quanditten, Apotheker Zimmermann-DanzigauchHerr Lehrer Hennemann in Werdohl in Westfalen (Sauerland) Vogelzugnotizen eingeschickt hat. Oft ° sind mehrere Vogelarten der besseren Übersicht wegen bei der Behandlung zusammengefalst worden. Wenn z. B. jede Raub- vogelart einzeln vorgenommen würde, so wären fortwährend Wiederholungen zu finden, da die Arten gemeinsam ziehen, während man unter der Überschrift „Raubvogelzüge“ ein zu- sammenhängendes Bild von der ganzen in Frage kommenden Zugerscheinung geben kann. Die meteorologischen Verhältnisse sind in dem Abschnitt Corvus cornix genauer beschrieben. Allgemeine Angaben über die Kleinvogelzüge finden sich unter Buchfink (Fringilla coelebs). Wo sich keine näheren Ortsangaben finden, beziehen sich | die Beobachtungen allemal auf Rossitten. Urinator spec. Seetaucher. 19. Oktober: ganz früh, als es eben hell geworden ist, ziehen zahlreiche Seetaucher vom Haff nach der See und unı- gekehrt, etwa 100 m hoch in Flügen von 20—30 Stück über die Nehrung hinweg. Auswärtige Beobachtungen: Aus Neukuhren, an der Samlandküste gelegen, werden Herrn Ulmer am 12.5. drei Ü. arcticus eingeliefert, zwei davon lebend. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 397 Colymbus eristatus L. Haubensteifsfuls. Colymbus nigricollis (Brehm) Schwarzhalssteifsfuls Colymbus grisegena Bodd. Rothalssteilsfufs. Colymbus nigricans Scop. Zwergsteilsfuls. 25. April: wenig Hauben- und Schwarzhalstaucher auf dem Bruche. Überhaupt sind diese Vögel in diesem Jahre nicht so zahlreich eingetroffen wie sonst. Das mag seinen Grund mit darin haben, dafs die zuerst gebauten Tauchernester in jedem Jahre von den Lachmöwen zerstört werden. Die Möwen betrachten die über den Wasserspiegel herausragenden Nester als willkommene Unterlage für ihre Niststoffe und überbauen sehr oft sogar die Tauchergelege. Auswärtige Beobachtungen: 9. April: bei Bartenstein die ersten Col. eristatus; amı 4. Mai Col. grisegena auf dem See, auch am 7. 5. Die letzten ©. eristatus bei Bartenstein am 17. November. 29. August: ein junges Exemplar des hier seltenen Col. nigricans in Domnauswalde Ostpr. auf dem Felde gefangen. Larus fuscus L. Heringsmöwe. Larus canus L. Sturmmöwe. 10.1. Am Seestrande ziehen bei starkem Winde Möwen, Larus fuscus und namentlich L. canus, nach 8. 20. April: bei starkem N.W. etwas Möwenzug am See- strande nach N. 26. Juli: jetzt zur Brutzeit auf dem frischen Haff Sturm- möwen sehr häufig. Müssen wohl da nisten. Auswärtige Beobachtungen: Hela: Am 1. 3. und 5. Mai grofse Scharen von L. fuscus im Alterskleide und L. canus mit vereinzelten L. ridibundus auf der See bei Heisternest. Larus ridibundus. Lachmöwe. 1. April: über dem Bruche, der zum gröfßsten Teil noch mit Eis bedeckt ist, die ersten Lachmöwen; auch am 2./4. anwesend, aber wenige. 13. April: es sind jetzt mehr Möwen eingetroften, aber noch nicht alle. 20. April: bei dem jetzt herrschenden kalten Wetter sind die Lachmöwen vom Bruch wieder verschwunden. 25. April: die Lachmöwen haben auf dem Bruche noch keine Nestanlagen geschaffen. Sie scheinen überhaupt noch nicht vollzählig eingetroffen zu sein. 30. April: auch heute noch keine Nester, während im vorigen Jahre an dem Tage schon das erste Ei lag. Das kalte Wetter verschiebt den Legetermin. 398 J. Thienemann: 4. Mai: das erste Möwenei liegt in der Kolonie Am nächsten Tage können schon 23 Stück gesammelt werden, am 6. Mai schon gegen zwei Schock. 24. Mai: um die auffallenden Gröfsenunterschiede bei den Eiern dieses Vogels zu veranschaulichen, wiege ich einige. Ein sehr starkes Lachmöwenei wiegt mit Inhalt 55,6 gr., ein normales Hühnerei 53,9 gr., ein sehr kleines Lachmöwenei 25,9 gr. 25. Mai: die Lachmöwen haben normalerweise immer drei Bier im Gelege. Zuweilen findet man auch vier Stück im Neste, wobei aber anzunehmen ist, dafs ein fremdes Weibchen dazu gelegt hat. 5. August: die jungen Möwen können nun fast alle fliegen. Die Zahl der Möwen hat auf dem Bruche schon sehr abgenommen. Seeschwalben sind noch zahlreicher vorhanden. Auswärtige Beobachtungen: 30. März: Bei Bartenstein am See Lachmöwen, auch am 7.5. Larus minutus Pall. Zwergmöwe. 7. Mai: mehrere Stück, (Junge und Alte) auf dem Bruche unter den Lachmöwen. Sie sind die ganze Brutzeit über zu beobachten und halten sich immer an einer bestimmten Stelle des Bruches auf, die von Wasserpflanzen frei ist. Hier fischen sie nach Wasserinsekten. Am 30. Mai warnt ein Pärchen so lebhaft, dafs man sein Brüten annehmen muls. Im Juli und August, wie gewöhnlich, öfter zahlreich auf der Vogelwiese, und zwar in verschiedenen Altersstadien. Auswärtige Beobaehtungen: Herr Ulmer schiefst 2 einzelne Stücke am 22. 3. bei Neukuhren. Sterna hirundo L. Fluflsseeschwalbe. Kommen in den ersten Maitagen auf dem Bruche an. Auswärtige Beobachtungen: 7. Mai: Bei Bartenstein am See mehrere. Hydrochelidon nigra (L.) Trauerseeschwalbe. 7. Mai: zwei Stück auf dem Bruche, die sich hier während der Brutzeit wochenlang umhertreiben, aber wie scheint nicht zum Nisten kommen. Sonst wird die Trauerseeschwalbe immer erst im Spätsommer auf der Nehrung beobachtet. Mergus Säger. 10. 1. Auf der See Gänsesäger beobachtet. 10. April: unter Entenflügen jetzt mehrfach Zwergsäger, J'o' und QQ auf dem Bruche. äi 3 m VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 399 Auswärtige Beobachtungen: 30. März: auf dem Kinkeimer See unter Entenschwärmen viel Mergus albellus auch an den folgenden Tagen; M. merganser wenig. Von Mitte Oktober bis zum Zufrieren stets einige Stücke auf dem See bei Bartenstein. Ebenda vom 24. Oktober bis 17. November stets M. albellus. Dieser Säger ist dort in jedem Jahre im Herbste und Früh- jahr häufig anzutreffen. 12. Januar: aus Neukuhren I M. serrater 9 und 1 M. albellus Herrn Ulmer eingeliefert. Es sind jetzt sehr viele dort, auch M. merganser. Anatidae Enten. . 10. Januar: viel Schell- und Eisenten auf der See. 10. April: wie in jedem Frühjahre jetzt auf dem nun eis- freien Bruche folgende Entenarten anzutrefien: Anas boschas, querquedula, viel penelope, Nyroca clangula, ferina und fuligula, Spatula clyneata. Diese Enten bleiben den ganzen April über auf dem Bruche in Schwärmen, zur Brutzeit sind nur noch März-, Knäk- und Tafelenten häufig vorhanden. 25. April: eine Märzente sitzt auf 10 Eiern. Enteneier- schalen schon vor mehreren Tagen gefunden. 5. August: junge Tafelenten, die noch nicht fliegen können, auf dem Bruche. Im Allgemeinen ist zu bemerken, dafs in diesem Jahre auffallend wenig Enten vorhanden sind. Die Bruten müssen durch die ungünstige Witterung sehr gelitten haben. Der andauernde Regen hat Hochwasser gebracht, wodurch jedenfalls viele Nester verschwemmt worden sind. Von Mitte September an Anas penelope sehr häufig auf dem Bruche ziehend. 4. November und an den folgenden Tagen, bis sich eine Eisdecke bildet, grofse Flüge von Anas cerecca und querquedula auf dem Bruche. Auswärtige Beobachtungen: 29. März: bei Bartenstein auf überschwemmten Wiesen ein Flug von etwa 15 Anas penelope, ferner 10 Nyroca clangula, viel A. boschas. Solche Entenschwärme, denen sich auch noch A. crecca und querquedula, Mergus albellus und merganser, Nyroca fuligula beigesellen, sind auch in der Folgezeit auf dem See und auf überschwemmten Wiesen zu beobachten. Auch noch am 7.5. 22. März: bei Bartenstein Nyroca ferina, noch 1 Mergus albellus. Aus Bartenstein, speziell vom Kinkeimer See liegen noch folgende Beobachtungen vor: 17. November: auf dem See ein kleiner Flug Nyroca hyemalis; die Art war bis dahin noch nie dort beobachtet. Am 4. Juli ein 9° von Nyroca fuligula erlegt. Diese Art auf dem Herbstzuge im Oktober und November öfter angetroffen. Vom 25. Oktober bis zum Zufrieren stets kleine Flüge von Nyroca marila. Vom 13. Oktober bis Mitte November ständig Nyroca clangula auf dem See. Mehrere am 7. und 9. November beobachtete Männchen trugen schon das Prachtkleid. Im Herbst bis Dezember grofse Scharen von Anas boschas von vielen Hunderten. Viele am 24. September beobachtete Männchen hatten schon das Prachtkleid angelegt. Am 9. Juli ein Flug von 8 Stück Anas penelope; von Ende September an diese Art ziemlich häufig. Aufserordentlich zahlreich in diesem Herbste Anas crecca vertreten bis zum 17. November. Am 19. nur noch wenige. Am 24. 10, ferner am 5. und 12. 11. seschossene alte Männchen stehen mitten in der Mauser, ein junges Q' vom 25. 10. erst ganz im Anfange. Quanditten: am 28. April: eine Nyroca fuligula g' aus einem Fluge von 15 Stück geschossen. 400 J. Thienemann: Somateria mollissima (L.) Eiderente. Am 22. März schielst Herr Ulmer in Neukuhren 1 Männchen, 2!/, klgr. schwer; im November 1906 ein 9. Der Erpel war allein unter einer Schar Schell- und Eisenten. Tadorna tadorna (L.) Brandgans. Am 12. September: acht Stück über das Haff fliegend. 25. September: Herr Christoleit beobachtet vier junge Brandenten am Haff. Auswärtige Beobachtungen: Hela: Am 6. Mai 1 Paar auf d. Wiek bei Heisternest. Am 10. 5. 1 Männchen erlegt bei Ceynova. Anser spec. Wildgans. Anser erythropus (I.) Zwerggans. 8. März: Wildgänse ziehen. Auch gestern eine beobachtet, 18. März: sehr starker Zug, sehr hoch. 25. März: einige Gänse ziehen. 1. April: in den letzten Tagen und auch heute ziehen einige Gänse, auch am 2. und 3. April. Am 8. Mai werden noch starke Züge beobachtet. Auf dem Herbstzuge trafen die ersten am 9. September hier ein. Am 21. 9. Zug; am 25. 9. Bläfsgänse nach S. ziehend, so niedrig, dafs man sie gut erkennen kann. Auch am 30.9. 4 Gänse, die wohl Bläfsgänse sind, ziehend. 13. Oktober: am Haff wird eine Zwerggans (Anser ery- Ihropus) erlegt, ein sehr kleines Exemplar. Länge von Schnabel bis Schwanzspitze; 49,8 cm. Spannweite: 107 em. Flügel: gli 4 > [2 z s 32 cm. Schnabel: 3 cm. Tarsus: 5,5 cm. Mittelzehe (incl. Kralle): 5,3 cm. Gewicht: 870 gr., also etwa so schwer wie ein schwacher Rauchfufsbussard. (Näheres s. Reichenow’s Ornithol. Monatsberichte Januarheft 1908). Das ist seit September 1905 das dritte Stück für Ostpreufsen. (Zwei von Rossitten, eins von Allenstein.) 15. Oktober: Gänse ziehend, am 16. 10. ein Flug. Auswärtige Beobachtungen: Bartenstein: die ersten Züge von Saatgänsen am 6.3. sesehen. Bei Königsberg am 9. 3. eine Schar von etwa 25 Stück von SW. nach NO. ziehend. 18. März: bei Königsberg ein Flug von 15 Stück von SW.—O. Bei Rössel 2 Flüge. Am 2. Mai bei Bartenstein A. fabalis noch zahlreich. Über den Herbstzug bei Bartenstein liegen folgende Be- obachtungen vor: Anser fabalis war in diesem Herbste sehr häufig. Die ersten wurden am 16.9. gesehen. Mitte Oktober zogen die meisten schon ab, doch hielt sich ein Flug von 20—30 Stück noch bis zum 17. 11. in der Gegend auf. Quanditten: 3. März Wildgänse. 18. März: Gänse in grofsen Mengen. Weitere Gänsezüge für den 13. 14. 17. 20. 25. April notiert; auch am 9. Mai noch Gänse beobachtet. Für den Herbst werden am 24. und 25. Sep- tember Gänsezüge notiert. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 401 Cygnus olor (Gm.) Höckerschwan. Cygnus cygnus (L.) Singschwan. 6. März: Schwäne ziehen. Auf einen wird auch geschossen. 18. März: ziehend an diesem guten Zugtage. 2. April: ziehend, ebenso am 16. 4. 19. Oktober: Junge und Alte über See ziehend. 2. November: vier ziehend. Auswärtige Beobachtungen: 18. März: bei Königsberg ein Flug von 9 Stück von SW. "erg O. ziehend; bei Rössel 7 Stück ziehend. März: auf dem See bei Bartenstein 2 Stück, am 21.4. en Stück. Während des ganzen Juni hielten sich 14 weilse Exemplare von Cygnus olor dort auf, ferner ein junges vom 10. 10. bis 20. 11. Am 17. 11. zogen 3 Oygnus cygnus laut rufend von OÖ. nach W. Quanditten: am 25. März 4 Schwäne nach NO. bei West- wind, am 11.4. nach NO. Weitere Züge von Schwänen werden notiert für den 12. 14. April. Cygnus bewicki Yarr. Zwergschwan, 13. April: bei Nidden wird ein Stück erlegt, das sich einzeln an einer Lache aufhielt. (Neu für die Nehrung.) Malse: Länge von Schnabelwurzel bis Schwanzspitze: 100 cm. Flügel: 51,5 cm. Tarsus: 9,2 cm. Schnabel: 9,5 cm (von Mundwinkel bis zur Spitze 8,6 cm). Gewicht: 6,110 klgr. 402 J. Thienemann: Charadrius. Regenpfeifer. 23. März: auf der Vogelwiese 3 Charadrius hiaticula. In der ersten Hälfte des August mehrfach Squatarola squa- tarola auf der Vogelwiese. Auswärtige Beobachtungen: Ein Charadrius apricarius noch am 17.11. bei Barten- stein beobachtet. Ein, zeitweise auch zwei Exemplare der dort seltenen Squatarola squatarola hielten sich vom 26. 9.—16. 10. am See auf. Hela: am 11. Mai ein Squatarola squatarola im Sommer- kleide erlegt. Am 17. und 18. September eine Schar Kiebitz- und Gold- regenpfeifer unter Alpenstrandläufern. Vanellus vanellus (L.) Kiebitz. 17. März: Ersten bei Rossitten beobachtet. 18. März: in gröfseren Flügen nach NO. ziehend. 23. März: die Kiebitze sind dem schlechten Wetter aus- sewichen und fast ganz wieder verschwunden. Am 25. und 27. März Kiebitze auf den Feldern. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein wurde der erste am 9. März gesehen. 26. März: bei Bartenstein etwa 100 Stück auf dem Zuge. Ein Flug von 20 Stück hielt sich bis zum 26. 10. am See auf, ein einzelner noch am 10. November. Quanditten: 17. März beobachtet. Kiebitzzug am 19. (nach NO. bei starkem NW.), 21., 24. März. Oedienemus oedienemus (L.) Triel. 25. Juli: auf der frischen Nehrung ein Stück beobachtet. Auf der Kurischen Nehrung ist mir diese Art noch nicht zu Gesicht gekommen. Tringa L. Strandläufer. Totanus Cuv. Wasserläufer. Am. 10. April: der erste Tringa alpina (ohne Brustschild), am 11. April der erste Totanus (wohl ochropus) am Brauche. Von da an sind vereinzelte Totaniden bis gegen Ende April hier am Bruche zu beobachten. Während der Brutzeit wurden am 31. Mai einige Tringa alpina und einige Totanus glareola auf der Vogelwiese beobachtet. Ein Alpenstrandläufer Q ohne schwarzes Brustschild wird erlegt. Die Geschlechtsteile sind nicht stark entwickelt. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 403 Am 2. Juni wird von Preil ein Totanus pugnax 9 mit Kragen eingeliefert. Von der zweiten Hälfte des Juni an sieht man die Strand- vögel hier schon wieder in Flügen auf dem Zuge. So wurden am 23. Juni am Bruche ein Trupp Kampfläufer, am 24. und 25. Juni schon mehrere Totanus ochropus, und Ende Juni öfter Kampfläuferflüge beobachtet. Am 31. Juli waren an den Niddener Lachen, die infolge des andauernden Regensin diesem Jahre sehr grofs sind, zahlreiche Wasserläufer (T.glareola, fuscus und littoreus) vorhanden, ebenso ein Tringenflug (alpina). 5. August: einige wenige Wasserläufer am Bruch. 6. August: auf der Vogelwiese herrscht noch gar kein Strand- vogelleben, obgleich das Wasser in den Lachen nach dem anhalten- den Regen ungewöhnlich hoch steht. Ein einzelner Tringa temmincki treibt sich umher. 7. August: zwei Totanus ochropus beobachtet. 9. August: die Strandvögelsind etwas zahlreicher angekommen. Fünfzehn lebende Tringa alpina, sowie schöne rote Tringa canutus im Sommerkleide werden eingeliefert. Dann wird es wieder recht tot auf der Vogelwiese. Die Strandvogelzüge erlangen im September bei weitem nicht die Mächtigkeit, wie in manchen anderen Jahren. Am 12. 13. und 14. September ein etwas regerer Zug. Auswärtige Beobachtungen: Bartenstein: 1. April: 1 Totanus ochropus, am 22. 4. zwei Stück; am 2. 5. Totanus littoreus, am 7. 5. ein Flug Totanus pugnazx, einzelne T. littoreus, fuscus und glareola. Am 8. und 10. Juli 2 Tringa alpina im reinen Jugendkleide, während die sonst im Juli dort beobachteten immer Alte mit schwarzen Brustschildern sind. Ein Flug von etwa 20 Stück ver- weilte am See bis zum 20. Oktober. Zringen in diesem Jahre spärlich (wie in Rossitten); aufser alpina keine Art beobachtet; der See zeigte zu hohen Wasserstand im Juli und August. Von Totanus pugnax wurden vom 5. bis 7. Juli einige alte gg mit Kragen beobachtet. Solche sind dort selten. Der letzte Tringoides hypoleucos wurde am 15. 9. beobachtet. Ein Stück des bei Bartenstein (wie bei Rossitten) seltenen Totanus totanus war dort vom 1.—8. Juli zu beobachten. Die lezten Totanus littoreus am 16. September zu sehen. Totaniden waren in diesem Jahre am See bei Bartenstein sehr wenig zahlreich, da der See sehr hohen Wasserstand zeigte, doch waren die üblichen Aıten: 7. glareola, ochropus, littoreus, pugnaz, fuscus und Tringoides hypoleucus öfter zu sehen. Hela: am 23. September ein einzelnes Stück Arenaria interpres am Wiekstrande erlegt. Isländische Strandläufer waren besonders am 6. 9. und 17. September zu beobachten. Am 27. September wurde eine Tringa temmincki erlegt. Journ. f. Orn. LVI. Jahrg, Juli 1908. 26 404 J. Thienemann: Tringoides hypoleucos im Frühjahr und Herbst mehrfach. Von Totanus-Arten bisher nur Totanus littoreus und T. totanus auf der Halbinsel Hela von Herrn Zimmermann beobachtet. Am 10. und 12. September kleine Flüge von Limosa lapponica. Numenius arquatus (L.) Grofser Brachvogel. Numenius phaeopus (L.) Regenbrachvogel. 18. April: Brachvögel ziehen in gröfseren Trupps am See- strande nach N. 15. Juni: es werden schon wieder die ersten auf dem Zuge beobachtet. 25. Juni: rufend nach N. ziehend. Herr Möschler hat sie in diesen Tagen auch nach S. wandern sehen. 8. August: auf der Vogelwiese gegen 100 Stück. Am nächsten Tage die Anzahl etwas verringert. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein am 14. 7. gegen Abend mehrere N. arguatus; ferner 1 Stück am 30. 7. In anderen Jahren viel häufiger. Hela: Am 9. und 19. September N. phueopus. Gallinago media (Frisch) Grofse Sumpfschnepfe. Gallinago gallinago (L.) Bekassine. Gallinago gallinula (L.) Kleine Sumpfschnepfe. 20. April: ein Paar @. gallinago gesehen. Vom Juli an Bekassinen am Bruche regelmäfsig, aber nicht besonders häufig in diesem Jahre. Einzeln bis in den November hinein. Auswärtige Beobachtungen: 30. März: bei Bartenstein @. gallinago am See beobachtet, auch am folgenden Tage; am 2. Mai daselbt meckernd. In die- sem Jahre dort sehr häufig. Am 15. 9. und 7. 10. Flüge von 15—20 Stück angetroffen, die sich auch in der Luft zusammen- hielten. Die letzten am 17. 11. gesehen. Auch @. gallinula in diesem Herbste von Anfang Oktober an dort sehr zahlreich, viel häufiger wie in anderen Jahren. Die letzten am 17. 11. gesehen. Quanditten: den ganzen Oktober hindurch Bekassinen zahlreich. Hela: am 6. Oktober eine G@. media bei Hela erlegt. Scolopax rusticola L. Waldschnepfe. 4. April: Der erste Schnepfenzugtag. Es werden fünf Stück gesehen und 3 geschossen. Bei Preil soll schon eine am 1.4, gesehen sein. Der Herbstzug sehr schwach. Es wurden vereinzelte ge- sehen am 16. 10. und 21. 10. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 405 Auswärtige Beobachtungen: 22. April: Bei Bartenstein 1 Stück. Quanditten: Am 1. April die erste beobachtet, am 3. 4. 2 Stück. Die letzte am 15. 4. gesehen. Im Herbst sehr wenig. Hela: 22. April zwei Stück bei Hela beobachtet. Während des Frühjahrszuges sind um Hela herum 96 Stück erlegt. Am 4. und 6. Oktober 3 Stück beobachtet. Grus grus (L.) Kranich. 18. März: Gegen Abend ein Stück etwa 40 m hoch ziehend. 2. April: mehrfach ziehend mit Gänsen und Schwänen zu- sammen, auch am 10. 4. etwa 70—100 m hoch. 18. April: mehrere nach N. ziehend. 7. Mai: ziehend. Auf den Herbstzuge am 20. Oktober ziehend beob- achtet; ebenso an den folgenden Tagen. Am 21. Oktober z.B. zwei grolse Fiüge zu je etwa 50 Stück. Auswärtige Beobachtungen. Bartenstein: Am 24. 9. ziehen 9 Stück nach W. Quanditten: Am 1. 4. Kranichzug; am 11. 4. nach N.O. ziehend. Für den Herbst Kranichzüge am 10. 17. (zahlreich) und 19. Oktober notiert. Hela: Am 27. 4. ziehen 10 Stück über die Spitze der Halbinsel. Am 10. Oktober 160 Stück in 5 Flügen über die Spitze der Halbinsel O.N.O. Rallus aquaticus (L.) Wasseralle. 21. April: BeiBartensteinbeobachtet. Wie immerziemlich häufig; letzte am 10. 11. gesehen. Crex crex (L.) Wachtelkönig. Auffallend ist der starke Zug dieser Vögel in diesem Herbste, und zwar ziehen sie in Gesellschaft. So wurden am 8. Sep- tember auf der Rossitter Feldflur acht Stück geschossen und noch mehrere gesehen. Ferner erhalte ich ein Stück lebend am 12. September und stofse am 25. September drei Stück, die dicht zusammen lagen, aus einem Wickenstücke heraus. Zwei davon geschossen. - Dazu vergleiche man die Daten, welche G. von Burg in der „Deutschen Jägerzeitung“, Neudamm,. Band 50, Nr. 23 vom 19. Dezember 1907 über aufsergewöhnlich starken Zug von Wach- teln und Wachtelkönigen in der Schweiz bringt. Die letzteren wurden dort am 21. Oktober im Suhrtale und am 25. Oktober bei Genf in Menge angetroffen, also vier und sechs Wochen später wie bei Rossitten. Dafs Zugvögel von Ostpreulsen nach 26* 406 J. Thienemann: der Schweiz gelangen, ist durch den Versuch mit markierten Vögeln klar erwiesen. Ortygometra porzana (L.) Tüpfelsumpfhuhn. Am 11. und 12. September häufig auf dem Zuge. Zwei Stück haben sich am Telegraphendrahte tot geflogen. Auswärtige Beobachtungen: 8. Mai: Bei Bartenstein ein Stück. Im August und Sep- tember dort ziemlich häufig. Gallinula chloropus (L.) Grünfülsiges Teichhuhn. 21. April: Bei Bartenstein gehört. Im Herbste dort sehr zahlreich auf dem See zu sehen, vielleicht nur deshalb, weil sie infolge des Hochwassers wenig Deckung hatten, und daher leichter zu bemerken waren. Die letzten am 31. Oktober gehört. Fulica atra L. Bläfshuhn. 2. April: vor einigen Tagen auf dem Bruche eingetroffen. 25. April: zwei Nester mit 7 und 8 etwas angebrüteten Eiern auf dem Bruche. 30. April: mehrere Nester mit 4, 8 und 9 Eiern. Auswärtige Beobachtungen: 31. März: Bei Bartenstein auf dem See die ersten. Ende Oktober sind die meisten dort abgezogen; Am 10. 11. nur noch 2 Stück gesehen. Am 24. 11. bei Eis und Schnee ein verspätetes Exemplar erlegt. Oiconia ciconia (L.) Weilser Storch. Ciconia nigra (L.) Schwarzer Storch. Ziehende Störche werden auf der Nehrung verhältnismälsig selten beobachtet. Auch Ankunfts- und Abzugstermine lassen sich hier nicht feststellen, da das eine früher in Rossitten befind- liche Storchnest durch Neubau jetzt beseitigt it. Am 31. März wird ein Storch von Herrn Möschler gesehen, ebenso am 1. und 2.4. 16. April: ziehend beobachtet. 17. April: ein Paar auf dem Felde. 7. Mai: ein Stück besucht das hiesige Nest, hält sich aber nicht auf. Das Nest bleibt unbesetzt. 30. Juni: sechzehn Stück ziehen kreisend nach S.W. Auswärtige Beobachtungen: 31. März: Bei Bartenstein die ersten fliegend gesehen. Das erste Nest wird dort am 11. April bezogen. Das zweite erst am 3. Mai, nachdem sich seit dem 14. 4. ein einzelner Storch auf ihm aufgehalten hatte. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 407 22. April: 4 Störche ziehen nachmittags bei Bartenstein von O.—W. Die von Herrn Assessor Tischler aın 19.7. mit Fuls- ringen versehenen Jungen flogen am 6. 8. aus, 1906 am 7. 8. Am 25. 8. noch einzelne Störche gesehen, die Hauptmasse ist aber schon fort. Quanditten: Am 8. April 3 Störche, am 9. 4. ein Storch, am 11. 4. auf dem Neste. Am 1. Mai ein ©. nigra beobachtet. Am 5. September ziehen die letzten drei Störche ab. Botaurus stellaris (L.) Rohrdommel. Beobachtungen aus Bartenstein: In diesem Herbste zahlreich. Ein Paar brütete am See und zog Junge grols. Von Anfang August bis Ende September waren Rohrdommeln öfter zu sehen und abends zu hören. Ziehende Exemplare wurden beobachtet abends nach Sonnenuntergang am 25.9. (1 Stück), 27. 9. (4 Stück, davon 2 zusammen), 28. 9. (2 Stück), 29. 9. (1 Stück), 24. 10. (1 Stück), 26. 10. (1 Stück). Zugrichtung stets nach S. bis SO. Ein am 7. 9. erlegtes Exemplar hatte im Kropfe einen Teich- frosch, Froschknochen, 1 grofse Raupe, Schnecken. Quanditten: am 17. September werden von Herrn Ulmer elf grofse Rohrdommeln in einem Fluge beobachtet; drei davon geschossen. Ardetta minuta (L.) Zwergrohrdommel. Hat jedenfalls wieder am See bei Bartenstein gebrütet; Im Juli dort öfter gesehen. 9’ ad. am 9. 7. geschossen. Ardea cinerea L. Fischreiher. 9. August: jetzt öfter zu beobachten. Es sind Junge, die jedenfalls aus der bei Schwarzort befindlichen Kolonie stammen. Auswärtige Beobachtungen: 29. März: Bei Bartenstein 2 Ardea cinerea; auch an den folgenden Tagen. Columba palumbus L. Ringeltaube. Columba oenas L. Hohltaube. Turtur turtur (L.) Turteltaube. 17. März: ein kleiner Flug Hohltauben. 18. März: Hohltauben ziehend an diesem guten Zugtage. 2. April: Hohltauben ziehen mit Kleinvögeln und Krähen zusammen. 14. April: Wildtauben in Gemeinschaft mit Kleinvögeln, Krähen und Raubvögeln ziehend. Auch am 16. April ziehend. 408 J. Thienemann: Auf dem Herbstzuge wurden die ersten Tauben hier am 29. September beobachtet und zeigten sich in der Folgezeit regelmäfsig. Am 30. September zogen mehrfach Tauben 70 — 80 m hoch nach S. Diese Vögel sind aber bis jetzt noch nicht so häufig zu beobachten, wie in andern Jahren. Am 15. und 18. Oktober Hohl- und Ringeltauben ziehend. Am 30. Oktober fand sich unter meinen Haustauben eine junge Ringeltaube ein, brachte später noch eine Genossin mit, und beide hielten sich über 14 Tage lang auf dem Gehöft auf, lie[sen sich auf einem niedrigen Dache mit den zahmen Tauben füttern und zeigten sich ganz vertraut. Flogen auch aufs Flug- brett vor dem Schlage, gingen aber nicht in den Schlag selbst. Sie wurden dann von einem anderen Taubenbesitzer hierselbst gefangen, der sie jetzt noch in seinem Schlage eingesperrt hält und zum Ein- und Ausfliegen gewöhnen will. Auswärtige Beobachtungen: 28. März: Bei Königsberg 6 Wildtauben beobachtet, am 30. März bei Bartenstein 2 Columba oenas, am 1. 4. 6C. palumbus. 1. Mai: Bei Bartenstein Turteltauben gehört. Quanditten: am 11. 4. Wildtauben nach N.O. ziehend. Hela: 29. April, 7. und 8. Mai kleine Flüge, auch einzelne Ringeltauben ziehend. Perdix perdix (L.) Rephuhn. 24. September: zwei junge Rephühner aus ein und dem- selben Volke erlegt, die beide geschwürartige Bildungen an den Beinen, an der Schnabelwurzel und an den Augen hatten. Das alte miterlegte Männchen war frei von diesen Bildungen. Ich schicke die kranken Körperteile an Dr. Sticker, Berlin, welcher behufs Krebsforschung darum gebeten hatte. Diese krankhafte Erscheinung trifft man öfter an, namentlich bei Vögeln die sich auf dem Erdboden viel zu schaffen machen. (Lerchen, Saatkrähen. Bei letzteren bei weitem am häufigsten.) Raubvögelzüge. In den ersten Tagen des März beginnen bereits die Raubvögelzüge. Herr Möschler sieht am 5. mehrfach Bussarde nach N. ziehen. Am 6. erbeutet ein Pillkopper Fänger 10 Rauhfufsbussarde im Krähennetzee Auch am 8. wird ein lebender Vogel dieser Art eingeliefert. So sind also in diesen Tagen besonders starke Züge von Archibuteo lagopus durch- gegangen, was besonders auffiel, da im Winter nur wenig Vögel dieser Art hier zu sehen waren. 8. März: viel Rauhfufsbussarde ziehen. Über den Bruchbergen gleichzeitig 7 Stück. Attackieren heftig den Uhu. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 409 2. April: einige Sperber mit Krähen, Kleinvögeln und Tauben zusammen ziehend. Ein Wespenbussard über dem Uhu. 10. April: die Raubvögelzüge sind stärker geworden. Bus- sarde, schwarze Milane, und kleine Falken und Sperber treiben sich umher, aber noch nicht viel. 14. April: heute findet ausgeprägter haubvogelzug statt. - (Sperber, Bussarde, ein Merlin, eine Weihe (braunes Jugend- kleid). 16. April: ausnehmend starker Raubvogelzug. Besonders aus Sperbern bestehend, im übrigen die oben genannten Arten. Auch 4 ziehende Seeadler beobachtet. 17. April: der übliche Raubvogelzug setzt erst zu Mittag ein. Um den Uhu kümmern sich die Vögel wenig. 18. April: früh gleich nach Sonnenaufgang, als das Wetter noch einigermalsen hell ist, ziehen einige Sperber, Bussarde und rote Milane, ganz besonders aber Seeadler nach N. Von letzteren bis früh 8 Uhr sechs Stück beobachtet. Sie attackieren den auf der Düne ausgesetzten Uhu sehr gern, wobei ich ein Exemplar erlege.e Einmal waren gleichzeitig zwei Stück über dem Uhu, den sie fortwährend umkreisten, ohne direkt zu stofsen. Es sind alles Junge. Sowie sich ein Seeadler auf der Düne niederläfst, wird er von Krähen heftig angefallen. Der Magen des erlegten Adlers ist ganz leer. 30. April: einige Sperber und Bussarde. 7. Mai: einige wenige Sperber, ein Turmfalke, ein Bussard, ein paar schwarze Milane umherstreifend, aber kein eigentlicher Zug. 8. Mai: Raubvögel noch ziehend. 9. Mai: Ein Schreiadler nach N. fliegend. 8. Juli: ein Horst vom schwarzen Milan (Melvus korschun) wird ausgenommen. Es befinden sich zwei vollständig befiederte Junge darin, die auf die Erde herabfliegen. Über den diesjährigen Herbst-Raubvogelzugläfst sich manches Interessante berichten. Wenn die Herbst-Zugperiode durch das spärliche Vorkommen, ja Fehlen von Kleinvögeln charakterisiert wird, so erhält sie eine besondere Signatur durch die auffallende Häufigkeit von Raubvögeln. Noch nie habe ich Gelegenheit gehabt, so viel gefiederte Räuber beisammen zu sehen, wie im Herbste 1907. Die Hauptmassen stellten die Sperber. Ihnen waren beigemischt Rauhfufsbussarde (Archibuteo lagopus) und Mäusebussarde (Buteo buteo), Hühnerhabichte (Astur palum- barius), Merlinfalken (Cerchneis merilla), Wanderfalken (Falco peregrinus), Turmfalken (Oerchneis tinnuncula), Milane, Wei- hen, und ganz besonders häufig Seeadler (Haliaetus albieilla). In losen Ketten zogen diese Vögel die Nehrung entlang nach Süden zu, und zwar mit wenigen Unterbrechungen über 5 Wochen lang. Man kann sich danach einen Begriff von ihrer 410 J. Thienemann: Menge machen. Die Sperber ziehen in sehr gemächlichem Fluge in einer Höhe von etwa 10—50 m. Sie eröffnen gewöhnlich den Zug früh am Tage, wenn es noch ganz dämmrig ist. So kamen am 19. Oktober in der ersten Viertelstunde nach Sonnenaufgang 30 Stück an mir vorüber. Häufig wurden Raubvögel in den aufgestellten Krähennetzen gefangen, auch Seeadler, von letzteren lauter jüngere Exemplare. Durch besondere Häufigkeit zeichnete sich der Merlinfalke aus. Geschossen wurden nur Junge dieser Art, beobachtet auch alte ausgefärbte Männchen. Mafse und Gewichte der erbeuteten Seeadler: Datum nt Länge Bräte Fittich ‚ Tarsus Schwanz| Gewicht. an | v 91 = 237 cm 67,5cm 95em| — Ver ie 94 5,1281 [68 5°] 9,8, | 870 cml BoBnEm I 1 86 „224 „|ea ,.\ 99 , | 327 Taaree van = 86,5,1217 „ 64,1 9,7, | Bao ee ar an 85 „|208 „.|62. „| 9,3. „ |. 35.0 Das ns E 86° „1212-1168 179,7. u. Be Sn in 89,5,|229 „ |67,5 „ 10,2 „| 34,5, |3,820 „ Die Mägen und Kröpfe der Adler waren fast durchgängig vollständig leer, wie man das bei ziehenden Raubvögeln meist findet. — Es folgt nun der Verlauf des Zuges nach den Tage- buchnotizen. Mehrere umherschwärmende Turmfalken wurden schon am 9. August beobachtet. Die ersten Sperber mit Turmfalken zusammen am 26. August. Am 31. August ein Wanderfalke. Am 12. 9. den ersten Merlin erlegt, wie er gerade auf ein Rebhuhn stiefs. Die Zahl der kleinen Falken und Sperber nimmt zu, aber es ist zunächst mehr ein Umherschwärmen zu beobachten, als ein regelrechter stetiger Zug nach S. Dieser setzt gegen den 20. September ein und zwar gleich sehr stark. Unmengen Sperber wandern durch. Binnen kurzer Zeit fangen sich 15 Stück in den Dohnen. Bei günstigem Wetter (hell, klar, nicht zu windig) sind von nun an fast täglich ziehende Raubvogel- ketten zu beobachten. Als ganz besonders gute Zugtage heben sich die Tage vom 18. bis zum 24. Oktober heraus. Am 21. Oktober wurden besonders viel Rauhfulsbussarde beobachtet, die kreisend nach S. zu sich fortbewegten, gleichzeitig zuweilen VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 411 gleich 4—5 Stück. Auch mehrere Wanderfalken wurden in diesen Tagen gefangen. Am 23. Oktober erhielt ich einen sehr hell gefärbten jungen Hühnerhabicht 9°. Unterseite nicht braun oder gelb wie gewöhnlich, sondern fast weils mit schwachem, bräunlichem Anfluge. Auch auf der Oberseite und an den Flügeln sind die Partien, die sonst braun und dunkel gefärbt sind, viel heller. Vom 26. Oktober an liefs der Zug nach, da nun trübes Wetter eintrat. Am 29. waren nur noch wenige Sperber zu beobachten. Ein Sperber stiefs vor meinen Augen auf eine Weindrossel, die sich in ihrer Angst auf die Erde herabwarf. Ich schofs sofort. Der Sperber strich krank ab, die Drossel bekam ich. Wie war das Tier durch diesen einen Stols des Räubers im Moment zugerichtet! Schwung- und Schwanzfedern ausge- rissen, Flügel verdreht, Gefieder zerzaust. Am 31. Oktober haben die Sperberzüge ganz aufgehört. Von da an sah man nur noch einzelne dieser Vögel mit wenigen Falken und Weihen umherschwärmen. Am 2. November wurde ein junger Merlin erlegt, der einzeln nach Süden strich. Am 10. Dezember ein Wander- falke beobachtet. (Näheres s. Reichenow’s, Ornithol. Monats- berichte Januarheft 1908). Auswärtige Beobachtungen: 30. März: Bei Bartenstein die ersten Cerchneis tinnun- cula beobachtet, am 4. Mai ein Schreiadler gesehen. Herbstbeobachtungen aus Bartenstein: Ende September einzelne junge Circus spec. zu beobachten. Im November und Dezember ein starkes Weibchen von Astur palumbarius dauernd dort, wo sonst der Hühnerhabicht nicht häufig ist. Accipiter nisus in den Herbst- und Wintermonaten öfter. Regelrechter Zug noch nie beobachtet. (Vergl. dazu die Rossitter Beobachtungen. So führen die Sperperzugketten sicher immer an der Küste entlang, ohne ins innere Festland zu kommen.) Am 5. 11. wird ein Aqguila chrysaetos bei Bartenstein erlegt. Der Königsberger Präparator Schuchmann hat bis November 3 Steinadler und 4 Seeadler erhalten. Adler also auch in der Provinz häufig. Am 31. 10. ziehen einige Buteo buteo. Archibuteo lagopus ist in diesem Winter ziemlich häufig. Den ersten am 3. 11. ge- sehen. Am 18. 11. wurden 2 Stück Falco peregrinus beobachtet. Es ist hier hervorzuheben, dafs im Gegensatz zu Rossitten aus Bartenstein nichts von ganz aufsergewöhnlich starken Raub- vogelzügen gemeldet wird. Quanditten: Am 17. April 3 Sperber. Also auch dort zeigen sich die kleinen Raubvögel in diesen kritischen Tagen häufiger als sonst. Am 11. und 12. August Steppenweihen und 412 J. Thienemann: viele Falken beobachtet. Am 19. September viele Bussarde, den sanzen Oktober hindurch viel Rauhfufsbussarde. Hela: Der Frühjahrs-Raubvogelzug trat in diesem Jahre lange nicht in dem Malse in die Erscheinung wie im Jahre 1906, indessen sind in den Tagen vom 23. April bis 22. Mai sicher verschiedene Hunderte und mehr grofse und kleine Raubvögel die Halbinsel entlang gezogen. Der Zug hatte wahrscheinlich bereits vor der Ankunft des Herrn Zimmermann in Hela eingesetzt; jeden- falls wurden am 23. April ziehende Sperber und Turmfalken bei W. beobachtet. Am 25. April, 3., 5. und 6. Mai waren bei west- lichen Winden stets ziehende Raubvögel zu beobachten. Am 9. Mai lebhafter Zug, der völlig stockte, als gegen Mittag der Wind etwas nach N. drehte und als bald von der See her dichter Nebel aufkam, der die ganze Gegend einhüllte. 12. Mai, bei O. guter Zug, am 13. und 14. bei O. und N.O. immer einzelne Raubvögel unterwegs. 21. Mai: S.O. vormittags lebhafter Zug, der aufhörte, als der Wind nach N. umsprang. Ein Falco subbuteo wird erlegt. Am 22. Mai wurden die letzten Raubvögel beobachtet. Immer waren Sperber unter den Wanderern vorherrschend, Turmfalken stets darunter, seltener Merlinfalken und vielleicht auch Rotfufsfalken, von welchen aber in diesem Jahre keiner er- beutet wurde. Mäuse- und Rauhfulsbussarde und Weihen kamen meistens in bedeutenden Höhen angezogen, so am 3., 5., 6. und 12.2:Mai. Im Herbst scheint der Merlinfalke auch auf Hela häufiger wie sonst gewesen sein. Am 20. September wurde ein junges Stück erlegt, am 25. September einer beobachtet wie er einen Alpenstrandläufer schlug. Auch bei Werdohl müssen im vorigen Herbste zahlreiche Raubvögel vorgekommen sein. Am Morgen des 29. August zogen ca 70 Bussarde dort durch, wobei 6 Wespenbussarde vorm ausgestopften Uhu erlegt wurden. Asio otus (L.) Waldohreule. Asio accipitrinus (Pall.) Sumpfohreule. Am 4. September wird eine lebende Waldohreule einge- liefert. 22. Dezember: Ich erlege eine Asio otus von auffallend heller, fahler Färbung, so dafs der Vogel einer Sumpfohreule nicht unähnlich sieht. Solche Stücke, bei denen an den Schaftflecken der Unterseite die Querstrichelung mehr oder weniger fehlt, werden hier öfter angetroffen. Mafse des erlegten Stückes: Länge vom Oberkopf bis Schwanzspitze: 32 cm. Flügel: 29 cm. tarsus: 3,5 cm. Der herbstliche Sumpfohreulenzug war nicht stark. Am 25. September wurde ein Stück gesehen, am 15. Ok- tober mehrere, ebenso am 26. Oktober. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 413 Auswärtige Beobachtungen: Im Herbst 1907 wurde kein einziges Stück von Asio uceci- piürinus bei Bartenstein gesehen. Quanditten: 11.5. drei Junge A. otus haben bereits Federn. Am 6. September Sumpfohreulen beobachtet. Nyctala tengmalmi (Gm.) Rauhfufskauz. Im Laufe des Novembers wurden, wie öfter hier, diese niedlichen Käuzchen mehrfach angetroffen und auch im Dohnen- stiege erbeutet. Noch am 30. Dezember wurde einer geschen. Syrnium aluco (L.) Waldkauz. 4. April: im Walde wird ein Ei dieses Vogels am Fulse eines Baumes gefunden. Am nächsten Tage an derselben Stelle zwei Eier. Auswärtige Beobachtungen: Quanditten: am 27. April in der Scheune ein Nest mit 8 Jungen; sieben bis 14 Tage alt. Nyctea nyetea (L.) Schneeeule, Am 16. November wird Herrn Ulmer ein Stück aus der Gegend von Ragnit eingeliefert. Surria ulula (L.) Sperbereule. 4. 2. bei Preil (Kur. Nehrung) wird ein Exemplar geschossen. Magen ganz leer. Diese Vögel, die im vorigen Herbste so auf- fallend häufig waren, sind also immer noch hier. 30. März: ich erlege ein Stück, das am hellen Tage frei auf einem Baum sals. 6. April: wieder ein Stück von mir beobachtet, ganz ver- traut, läfst auf zehn Schritt ankommen. Nach dem jedesmaligen Setzen erfolgt ein charakteristisches Schwanzwippen. Ich lasse den Vogel, da die Vogelwarten-Sammlung versorgt ist, unbehelligt weiterziehen. Strix flammea (L.) Schleiereule. 27. Mai: ein Exemplar in Losgehnen erlegt, wo sie nicht Brutvogel ist. Cuculus canorus (L.) Kuckuck. 7. Mai: die ersten beobachtet; zwei Stück. Auswärtige Beobachtungen: Am 4. Mai bei Bartenstein gehört. Iynz torquilla (L.) Wendehals. 2. Mai: das erste Stück wird mir gebracht. Auswärtige Beobachtungen: 2. Mai: Bei Bartenstein beobachtet. Hela: am 7. Mai mehrfach auf dem Zuge; vier Stück gesehen. 414 J. Thienemann: Dryocopus martius (L.) Schwarzspecht. 25. Juli: auf der frischen Nehrung beobachtet. Dort nicht selten. Dendrocopus maior (L.) Grofser Buntspecht. Dendrocopus medius (L.) Mittelspecht. Dendrocopus minor (L.) Kleinspecht. 14. August: in diesen Tagen D. major öfter auf dem Zuge beobachtet. Ich glaube heute auch einen Dendrocopus medius, der hier sehr selten ist gesehen zu haben. 12. September und an den folgenden Tagen: viel grofse Buntspechte im Niddener- und Rossitter Walde. Auswärtige Beobachtungen: 30. April: Im Glacis bei Königsberg Dendrocopus minor J' mit Paarungsruf. Ein Weibchen ebenda am 14.4. gesehen. Brütet wohl dort. Bei Bartenstein von September bis November öfter ‚ge- sehen. Ebenso wurde dort am 24. November ein Weibchen des sehr seltenen Mittelspechtes erlegt. Alcedo ispida L. Eisvogel. 2. April: 1 Exemplar beobachtet, das sich jetzt häufiger an einem neu angelegten Verbindungsgraben von Bruch und Hafl aufhält. Auch am 4. 4. und dann längere Zeit hindurch gesehen. Sonst war der Eisvogel nur ganz selten einmal am Haffstrande zu bemerken. Brut nicht beobachtet. Auswärtige Beobachtungen: von September bis November sind stets 2 bis 4 Stück am See und Flufs bei Bartenstein zu beobachten. Coracias garrulus L. Blaurake. 21. Mai: in diesen Tagen ziehen viel über die Nehrung. 6. Juni: eine bei Preil erlegte Blaurake hat den Magen mit Riesenohrwürmern (Forficula gigantea) angefüllt. 15. Juni: ein Paar beobachtet, das jedenfalls hier brütet. Auch am 12. September zwei Stück gesehen. Als Brutvogel nicht häufig. Auswärtige Beobachtungen: Hela: 20. Mai zwei Exemplare bei Kufsfeld. Upupa epops (L.) Wiedehopf. 18. April: zwei Stück auf der Palwe sich umhertreibend. Auswärtige Beobachtungen: Am 5. Mai bei Bartenstein beobachtet. Hela: 6. Mai einmal flüchtig gesehen bei Heisternest. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 415 Caprimulgus europaeus L. Ziegenmelker. 31. Juli: die Züge dieser Art haben begonnen. Ich sehe Ziegenmielker noch bis Mitte September. Am 9. September mehrere zusammen. Ziehen überhaupt in Gesellschaft. Auswärtige Beobachtungen: Quanditten: am 5. September auf dem Zuge. Hela: 4., 12., 13. September mehrfach angetroffen. Apus apus (L.) Mauersegler. 17. Mai: die ersten bei Rossitten beobachtet. Zwei Stück. Es gibt in diesem Sommer ziemlich viel Mauersegler hier. Ich glaube aber, dafs sie bei dem so ungünstigen, nalsen, kalten Wetter, das den Schwalben viel Not bereitet hat, keine Jungen ausgebracht haben. Bei Revisionen von Nestern fand ich nur immer die beiden Alten vor. 21. Juli: Mauersegler in Flügen beobachtet. 19. August: noch zahlreich da, am 21. 8. nur ganz verein- zet. So hat am 20. August der Hauptabzug stattgefunden. Was nun noch beobachtet wird, sind wahrscheinlich zum gröfsten Teil nordische. Am 26. August noch zwei gesehen; 27. und 28. August einzeln, 30. August zwei Stück, 31. 8. und 1. 9. keine, 2. 9. noch einer, vom 3. 9. an keiner mehr. Auswärtige Beobachtungen: In Losgehnen waren die meisten am 25. August schon ab- gezogen. In Gerdauen Ostpr. am 23. August noch viele; am 26. August, war der gröfste Teil verschwunden; am 31. August nur noch ganz vereinzelte. Hela: 19. Mai die ersten ziehend. 20. 21. Mai vereinzelt. Auf dem Herbstzuge keine der Art beobachtet. Interessant ist es, mit diesen Datum die Mitteilungen zu vergleichen, welche mir Herr Lehrer Hennemann aus Werdohl in Westfahlen über die Abreise der Turmschwalben zukommen liefs. Bereits am 27. Juli war dort eine merkliche Abnahme ihres Bestandes wahrzunehmen, und am nächsten Tage war nur noch etwa die Hälfte vorhanden. Die letzten wurden am 2. August gesehen bis sich am Nachmittag des 13. August wieder 3 Exemplare, offenbar Durchzügler aus nördlicheren Breiten, zeigten. Auch im oberen Sauerlande erfolgte der Abzug bereits Ende Juli, doch zeigten sich auch dort noch einzelne Anfang August. Also dort im Westen der Abzug etwa 3 Wochen früher wie hier in Nordosten. Hirundo rustica L. Rauchschwalbe. 26. April: Herr Präparator Möschler sieht die ersten; nur zwei Stück. An den nächsten Tagen werden keine beobachtet, also sind dies nur die ersten wenigen Vorläufer gewesen. 416 J. Thienemann: 5. Mai: etwas zahlreicher angekommen; aber in den nächsten Tagen immer noch, wie auch D. wurbica, nur in mäfsiger Anzahl. 22. Juli: bei dem unaufhörlichen kalten Regenwetter, welches fast den ganzen Sommer hindurch anbielt und im Juli am stärksten war, leiden die Schwalben grofse Not. Sie schwärmen ängstlich umher; sehr viele sind eingegangen. An einem Tage wurden einmal drei Stück in einem Garten verendet gefunden. 7. August: die Schwalbenansammelungen zur Herbstreise haben begonnen. 17. August: das ungünstige Wetter hat auch Verzögerungen im Brutgeschäft der Schwalben verursacht. Unter einem Haus- dache hat eine Rauchschwalbe abnormer Weise nach Art der Mehlschwalbe ein oben offenes Nest angeklebt, worin sich heute noch halbwüchsige Junge befinden, die erst am 26. August aus- fliegen. In einem am Museumshäuschen befindlichen Mehl- schwalbenneste wurden noch am 11. September Junge gefüttert. Bis zum 31. August sind Haus- und Mehlschwalben noch zahlreich zu beobachten. Am 1. September finden grofse Schwalbenansammelungen zum Abzuge statt. Sehr viele schwär- men in der Luft umher. Am 2. September: hat sich die Zahl sehr verringert; so ist also gestern der Hauptabzug erfolgt. Von nun an sind nur noch wenig Schwalben zu sehen. Am 13. September ziehen Rauchschwalben bei Tage zahl- reich nach S. (von Herrn Möschler beob.). Am 25. September sind nur noch ganz vereinzelte hier. Auswärtige Beobachtungen: 26. April: bei Rössel die ersten. Bei Königsberg die erste am 29. 4. gesehen; am 2. 5. bei Bartenstein viele. Am 8. Oktober: bei Bartenstein noch massenhaft, am 10. Oktober nur noch zwei vereinzelte. Verspätete Nachzügler waren trotz des warmen Oktober nicht zu sehen, im Gegensatz zu dem rauhen Oktober 1905. Quanditten: am 29. April die erste. Auch in dortiger Gegend sind bei der ungünstigen Witter- ung im Sommer sehr viel Schwalben eingegangen. Hela: 7. und 11. Mai lebhafter Zug. 7., 10., 11. September mehrfach auf dem Zuge. Riparia riparia (L.) Uferschwalbe. 3. Mai: bei Bartenstein beobachtet. Am 22. September dort unter Hunderten von H. rustica und einer Anzahl urbiea keine Uferschwalbe mehr. Delichon urbica (L.) Mehlschwalbe. 3. Mai: die ersten beobachtet; nur zwei Stück. (s. Hörundo rustica). VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 417 Auswärtige Beobachtungen: Am 2. Mai: bei Bartenstein zahlreich. Am 23. September waren dort die meisten schon fort, doch fütterten einzelne Paare noch ihre Jungen. Die letzten am 29. September gesehen. Hela: 7., 11., 14., 21. und 22. Mai mehr oder minder häufig bei östlichen Winden. 10., 24. September gegen W. und N.W. ziehend. Bombyeilla garrula (L.) Seidenschwanz. Am 5. Januar und an den folgenden Tagen beobachtet. Im Herbst trafen gegen andere Jahre nur sehr wenig hier ein. Am 23. November wurden die ersten gesehen; nur einige Stücke. Von da an gar nicht mehr beobachtet. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein im Herbst 1907 überhaupt nicht beobachtet. Der Königsberger Präparator Schuchmann hat auch nur einmal in November 7 Stück von Pillkoppen bekommen. Muscicapa grisola L. Grauer Fliegenschnäpper. 21. April: viel auf dem Herbstzuge; auch am 22. Am 8. September nur noch einige. Überhaupt nicht so viel wie in anderen Jahren zu beobachten. Auswärtige Beobachtungen: 6. Mai: bei Bartenstein zuerst gesehen, am 7. Mai mehrfach. Hela: auf dem Frühjahrszuge nicht beobachtet. 5. September die ersten auf dem Herbstzuge bei Zeynova. 6., 14. September vereinzelt. 6. Oktober noch ein Stück gesehen. Muscicapa atricapilla L. Trauerfliegenschnäpper. 7. Mai: die ersten beobachtet. Auf dem Herbstzuge wurden die ersten am 8. September gesehen. Auswärtige Beobachtungen: 5. Mai: bei Bartenstein beobachtet. Der Herbstzug beginnt dort am 14. August. Hela: 7. Mai mehrfach im Walde bei Heisternest. 15. Mai überall im Walde. 5. September einige in den Büschen bei Zeynova. Lanius excubitor L. Raubwürger. 2. April: 2 Lanius excubitor maior geschossen. 10. April: 1 beobachtet. „Von Mitte Oktober an häufiger, bis in den November hinein. Am 4. November einen geschossen. 418 J. Thienemann: Auswärtige Beobachtungen: 30. März: bei Bartenstein 1 Stück. Im Herbste wurde dort der erste am 1. November gesehen; von da an öfter, doch nicht sehr zahlreich. Hela: 27. September wird ein Exemplar gebracht. Lanius collurio L. Rotrückiger Würger. 23. Mai: den ersten bei Rossitten beobachtet, ein J'. 25. Juni: vier Nester gefunden, eins mit sechs etwa drei Tage alten Jungen und drei mit je sechs Eiern, die einen verschiedenen Grad der Bebrütung zeigen; manche sind erst sanz schwach angebrütet. Auswärtige Beobachtungen: 8. Mai: bei Bartenstein zuerst beobachtet. Ein Junger war dort noch am 22. September zu sehen. Die im September dort beobachteten sind fast stets Junge. Corvus cornix L. Nebelkrähe. Corvus frugilegus L. Saatkrähe. Calaeus monedula (L.) Dohle. 5. und 7. Januar: Nebelkrähen ziehen immer noch nach S. So spät noch! Wenn dann der Rückzug zuweilen schon Anfang Februar beginnt, so kann es vorkommen, dafs zwischen Hin- und Rückzug nur wenige Wochen liegen. Der März begann mit schönen hellen Tagen bei schwachen westlichen und südwestlichen Winden. Krähen und Dohlen ziehen am 1. 3° 4. 5. meist sehr hoch nach N. Bewegen sich oft kreisend vorwärts. 6. März: schöner heller Tag, schwacher S., Krähen ziehen hoch. 8. März: bis 9. vormittags Nebel, nachmittags klar, Sonnen- schein. Guter Zugtag, viel Krähen ziehen, früh bei dem Nebel niedrig, etwa 30 m hoch, nachmittags als die Sonne durchkommt höher, 100 und mehr m hoch. Sie verlassen heut, wie sie das öfter tun, bei Rossitten die Nehrung und fliegen quer über das Haff nach N.E. zu. Ziehen sehr eilig, da schlechtes Wetter droht und Sturm angesagt ist. 9. März: Nach den vorausgegangenen Frühlingstagen heute wieder das reine Winterwetter mit Schnee in der Nacht. Schwacher und mäfsiger S.W. Krähen ziehen hoch. 17. März: kalte Tage (bis —15°) mit Schnee sind vorauf- gegangen. Bei diesem strengen Nachwinter war nichts von Krähen- zug zu bemerken. Heute etwas milder (—0,4°), bedeckt, mälsiger S.E. Einige Krähen ziehen. \ V1l. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 419 18. März: Etwas dunstig, aber warm mit Sonnenschein und schwachem S.W. Erster schöner Tag nach dem vorangegangenen Winterwetter, der von den Zugvögeln in ausgiebigster Weise ausgenutzt wird und sich zu einem sehr interessanten Zugtage gestaltet. Viel Krähen ziehen, und zwar wie immer am Anfang der Frühjahrszugperiode meist frugilegus und monedula, weniger cornix. Die Zudhöhe ist verschieden. Von mehreren 100 Metern bis 50 m. Die Luft wimmelt förmlich von Krähen. Sie haben es sehr eilig, als ob schlechtes Wetter in der Luft läge, und am Abend bricht dann auch Sturm mit Regenwetter los. Am 19. 3. ist bei Regen und Weststurm nichts von Vogelzug zu bemerken. 20. März: Der Wind hat etwas nachgelassen, bedeckt, einige Krähen ziehen ziemlich hoch. 22. März: Früh hell, mäfsiger W. Gegen Mittag Schnee- sestöber bei starkem W. Bei dem guten Wetter früh ziehen einige Krähen sehr hoch. 23. März: bedeckt, Schneeschauer mäfsiger N.W. häfsliches Wetter. Schon gestern war bei der herrschenden schlechten Witterung ein Rückzug von Lerchen zu beobachten, und heute findet ein Krähenrückzug statt, so stark wie selten. Der Zug verläuft heute ebenso stetig und regelmäfsig nach S. zu, wie er eigentlich jetzt nach N. zu verlaufen müfste. Die Vögel weichen also dem schlechten Wetter aus. 25. März: bedeckt, Nebel. Als es Mittags etwas aufklärt, ziehen Krähen, und zwar sehr hoch. 27. März: früh bis 10 Uhr hell, schwacher S. Viel Krähen ziehen. Dann tritt Nebel ein, der Krähenzug läfst nach und geht in der geringen Höhe von 10 bis 30 m vor sich. Vorm Uhu werden 23 Stück geschossen. Der 28., 29. und 30. März sind sehr neblige Tage mit ganz schwachen Süd-und Nordostwinden. Esist interessant zu beobachten, wie die Krähen und auch manche Kleinvögel (Buchfinken und Stare) auch bei diesem nebligen Wetter vorwärtszu kommen suchen und be- sonders jede etwas hellere Stunde zum Zuge ausnutzen. So ist es am 30. vormittags noch einigermafsen klar, und viel Krähen ziehen, von 11—12 riesige Mengen, etwa 100 m hoch aber auch niedriger. Sie haben es sehr eilig und kümmern sich weder um Uhu noch um die Köder an den Fangplätzen. Um 1 Uhr nach- mittags tritt wieder starker Nebel ein, der Zug hört fast ganz auf. 31. März: der Nebel hat aufgehört, schwacher N.O., schöner Tag, meist bedeckt, zuweilen Sonnenschein. Zug findet nicht statt. 1. April: hell, ganz schwacher N., ein sehr schöner warmer Frühlingstag. Guter Krähenzug bis 50 m hoch und höher. 2. April: hell, ganz schwacher N.O. ein schöner warmer Tag. Guter Zug, besonders vormittags. Krähen ziehen früh niedrig, dann höher, 10—100 m; haben es sehr eilig, fallen an Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Juli 1906. 27 e 420 J. Thienemann: den Fangplätzen nicht ein. Vorm Uhu werden 43 Stück ge- schossen. Die Zugstralsen werden wie so oft im Frühjahr heute nicht streng inne gehalten. 3. April: schwacher N.O. hell, schöner Tag. Krähen ziehen. 5. April: starker Ost, bedeckt, kalt, abends Regen. Nichts von Krähenzug bemerkt, auch kein Kleinvogelzug. 6. April: mäfsiger O. bedeckt, kalt; kein Zug. 7. April: das kalte, regnerische, unfreundliche Wetter mit starkem OÖ. Winde hält an. Aller Zug ist ganz ins Stocken geraten, es sind zwar immer Krähen auf den Feldern vorhanden, aber ein Weiterziehen wird nicht beobachtet. Herr Alex, Tschernikoff meldet aus Riga, dafs auch dort der Krähenzug in diesem Frühjahr sehr gemächlich vor sich geht. Die Krähen trieben sich immer lange auf den Feldern umher, che sie weiter zögen. Hier in Rossitten ist es ebenso. 9. April: mäfsiger S.O. immer noch kalt. Krähen ziehen etwas, besonders frugzlegus. Ein Fänger erbeutet unter 45 Stück 18 dieser Art. 10. April: mäßiger N.O. hell, wärmer und freundlicher, wie an den letzten Tagen. Krähenzug bis 50 m hoch, namentlich Saatkrähen und Doblen. 11. April: schwacher N.O. hell, warmer schöner Tag. Krähen- zug. 12. April: schwacher W., bedeckt kühl. Einige Krähen ziehen hoch. 13. April: schwacher N.O., bedeckt, kühl. Das Haff ist immer noch mit Eis bedeckt, daher so kalt. Krähenzug. Die jetzt ziehenden Nebelkrähen sind fast lauter Junge, früher alte. Es ist also umgekehrt wie im Herbst. Im Frühjahr ziehen erst die Alten, bis etwa zum 10. 4. dann die Jungen. 14. April: schwacher N. früh warm, hell. Guter Krähenzug in Höhe von etwa 30—100 m. Auch Kleinvögel und Raubvögel ziehen lebhaft. Nachmittags hört der Zug plötzlich auf, weil gegen 1/,6 Uhr Nebel eintritt und starke Abkühlung erfolgt. Zahlreiche Krähen fliegen bei diesem Wetterumschlag von N. nach S. zurück. 15. April: mäßige N. O. das Haff wird endlich eisfrei. Von Zug nichts bemerkt, bis auf einige ziehende Krähen. 16. April: mäfsiger O. halb bedeckt, kühl. Sehr starker Krähenzug. 17. April: mäfsiger S.O. meist bedeckt. Der Krähenzug setzt erst zu Mittag ein. 18. April: früh gleich nach Sonnenaufgang noch einigermalsen hell, dann von 8 Uhr an Regen und Nebel den ganzen Tag über. Schwacher S.W. Es findet von früh 8 Uhr an bei dem drohenden schlechten Wetter ein sehr starker Rückzug der Vögel statt. Krähen, Kiebitze, Lerchen, Finken und andere Kleinvögel ziehen massenhaft nach S. Zuweilen ziehen die Krähen unstät L Ki VIl. Jahresberieht der Vogelwarte Rossitten. 421 umher und wissen nicht, ob sie die Richtung nach N. oder S. ein- schlagen sollen. Es herrscht grofse Verwirrung unter den Vögeln. 19. April: meist hell, mäfsiger N.W., kalt. Krähenzug. 20. April: hell, starker N.W., kalt. Die Vegetation ist bei den jetzt herrschenden, kalten, trockenen Winden noch weit zurück. Bäume und Sträucher noch ganz kahl, Wiesen noch garnicht grün. Auch heute ziehen wieder mehr Krähen nach S. als nach N. Diese häufigen Rückzüge in diesem Jahre sind bemerkenswert. Der ganze Vogelzug stockt jetzt mehr oder weniger. Ein Nebelkrähenpaar baut an einem ziemlich vollendeten Neste. 21. April: meist bedeckt, mäfsiger W. Der kalte, trockene Wind hält an. Ziemlich starker Krähenzug. 23. April: zwei Nester mit je zwei Eiern gefunden. Der ganze April ist trocken, kalt unfreundlichmit vorherrschen - den westlichen und östlichen kalten Winden. Der ganze Monat weist nur 17,1 mm. Niederschlag auf. Die Vegetation ist am Ende des Monats noch weit zurück. Die Sträucher haben erst ganz kleine Knospen, die Wiesen weisen erst einen schwachen grünen Schimmer auf. Der Mai beginnt mit wärmeren Tagen. Am 6. und 7. ziehen immer noch Krähen, namentlich Saatkrähen und Dohlen nach N. 8. Mai: hell, früh mäfsiger S.O., gegen 10 Uhr vormittags schlägt der Wind ganz plötzlich nach W. um und wird stärker; es donnert in der Ferne. Während gestern kein Zug zu verzeichnen war, findet heute der vorgerückten Jahreszeit nach recht lebhafter Zug statt. Krähen ziehen in gröfseren Trupps etwa 50 m. hoch nach N. 9. Mai: schöner, heller, warmer Tag. Schwacher OÖ. Einige Saatkrähen ziehen noch. Zwei Nebelkrähennester gefunden, von denen ich die alten OY schielse. Die Gelege bestehen aus 4 und 5 bebrüteten Eiern. 25. Mai: so spät noch sehe ich mehrere Nebelkrähen nach N. ziehen. Auch Dohlen sind in diesen Tagen noch gezogen. Im Übrigen herrscht den Mai über ein unfruchtbares, kaltes, trockenes, windiges Wetter. Im Sommer war die Witterung ganz abnorm schlecht; regnerisch, kalt, windig. Der schöne Herbst entschädigte etwas dafür. Die ersten Anfänge zum Herbstzuge zeigen sich schon am 7. September, einem schönen, hellen Tage mit schwachem N.W. Viele Nebelkrähen schwärmen umher, die sicher schon vom N. gekommen sind. 28. September: hell, warm schwacher Ost. Krähen ver- einzelt ziehend. 29, September: Sonnenschein, ganz schwacher O,, schöner Tag. Der erste bedeutendere Krähenzusg. 27” 422 J. Thiensmann: 3 30. September: ein sehr schöner, sonniger Herbsttag, mäfsiger S.O. Guter Krähenzug, besonders viel frugilegus. Am 2. Oktober Abreise zur Jahresversammlung der deutschen ornithologischen Gesellschaft nach Berlin. Daher eine Lücke in den Beobachtungen. In der Zwischenzeit sind die Krähenzüge nicht sehr stark gewesen. 15. Oktober: früh hell, nachmittags bedeckt, mäfßsiger S.O., warm. Früh ziehen sehr viel Krähen und zwar sehr eilig, da sie das drohende schlechte Wetter voraus ahnen. Nachmittags läfst der Zug nach. Die Krähen kümmern sich um nichts was auf der Erde vorgeht, weder um den Uhu, noch um die beköderten Fangplätze. Esziehen Nebelkrähen, vielSaatkrähenundDobhlen. /ughöhe etwa 10—80 m. 16. Oktober: früh hell, mäfsiger S.0. Nachmittags bezieht sich der Himmel, der Wind schlägt nach S.W. um, es regnet mit Unterbrechungen. Früh ziehen sehr viel Krähen, und zwar ganz niedrig, etwa 1 m hoch und niedriger. Nachmittags hörte der Krähenzug auf. Die Krähen haben es in diesem Herbste mit dem Zuge sehr eilig und fallen ungern an den Fangplätzen ein. 18. Oktober: starker S.O. halb bedeckt, meist Sonnenschein. Sehr guter Zugtag, ungeheuer viel Krähen ganz niedrig, ein bis zwei Meter hoch ziehend. 19. Oktober: hell, Sonnenschein, schwacher bis mälsiger S.O. ein schöner Tag. Derselbe gute Krähenzug wie gestern. Die Hauptmassen treffen früh zwischen acht und neun Uhr ein. Das würdemit der Zeit passen, wenn, wie durch die Schnelligkeitsversuche festgestellt ist, die Krähen von Memel aus etwa anderthalb Stunden bis Rossitten fliegen. 20. Oktober: hell, schwacher 'S.O. schöner, warmer Tag. Der gute Krähenzug hält an. Heute sind fast noch mehr zu beobachten wie gestern. 21. Oktober: hell, schwacher S.O. schöner Tag. Derselbe gute Krähenzug, überhaupt Vogelzug. 22. Oktober: etwas kühler und trüber wie gestern, aber immer noch schön, schwacher S.0. Derselbe gute Zug. Die Krähen verlassen meist südlich von Rossitten die Nehrung und ziehen auf Brüster Ort und Hela los. 23. Oktober: die Temperatur ist jetzt etwas kühler, mäfsiger S.O. meist Sonnenschein. Derselbe gute Vogelzug. 24. Oktober: hell, mäfsiger S.O. Derselbe gute Zug. 25. Oktober: hell, Sonnenschein, mäfsiger S.0. Temperatur ebenso wie an den vorhergehenden Tagen. Nachmittag 2 Uhr gegen 11° C. derselbe Zug. 26. Oktober: heute nach Wochenlang anhaltendem 8.0. das erstemal für kurze Zeit ein anderer Wind, nämlich N.W. Im Ganzen herrschte im Laufe des Oktober nach den Aufzeich- nungen der hiesigen meteorologischen Station 43 mal S.O. Bei diesem Winde fallen die Krähen sehr ungern an den Fangplätzen VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 423 ein. Der beste Fangwind im Herbste ist N.O., der im Laufe des Oktober nur dreimal zu verzeichnen war. So war die Ausbeute für die Leute gering. Krähen ziehen heute sehr hoch. 27. Oktober: das schöne Herbstwetter ist vorüber. Heute meist trübe, dunstig, kalt, schwacher O0. Wenig Krähen ziehen. 29. Oktober: bedeckt, trübe, abends Regen, schwacher ©. Der Zug hat bei dem trüben Wetter nun sehr nachgelassen. Ich schiefse eine Nebelkrähe mit geschwürartigen Bildungen an Kopf, Beinen, Flügelbugund Afterundschickesiean Dr.Sticker,Berlin. 30. Oktober: meist bedeckt und trübe, schwacher N.O. Mälsiger Krähenzug. 31. Oktober: meist bedeckt, zuweilen Nebel, schwacher 8.0. Als das Wetter nachmittags etwas aufhellt, kommen einige Krähen hoch angezogen, lassen sich zur Nahrungsaufmahme für kurze Zeit nieder und ziehen weiter, das ist zwischen 1 und 1/5 Uhr. 2. November: bedeckt, windstill, gegen Abend Regen. Ganz wenig Krähen ziehen. Krähenzug vorläufig zu Ende. 3. November: meist hell, ganz schwacher OÖ. Kein Zug. 4. November: bedeckt, trübe, schwacher S.W. Ganz wenig Krähenzug. 5. November: schöner heller Tag, schwacher S.0. Ganz schwacher Krähenzug. 6. November: meist Sonnenschein, schwacher O. Guter Krähenzug an der Vordüne, nicht hoch. 7. November: bedeckt, mälsiger S.W. zum erstenmal Eis gefroren. Kein Zug. 8. November: hell, schön, etwas kühl, schwacher 8.0. Krähenzug an der Vordüne. 9. November: hell, kühl, schwacher S.0. Einzelne Krähen ziehen gegen Abend. Es folgen nun einige trübe, neblige, regnerische Tage mit schwachen östlichen Winden. Es ist nichts von Krähenzug zu bemerken. Dann kommen helle Frosttage, bis—5° C., und es findet sofort wieder Krähenzug statt. 18. November: hell, kalt, mäfsiger Ost, der erste stärkere Frost. Krähen ziehen. 19. November: hell, meist Sonnenschein, schwacher OÖ, Frost. Krähenzug wie gestern. 20. November: meist hell, schwacher OÖ. Etwas Krähenzug. In der ersten Hälfte des Dezember herrschte sehr mildes Wetter bei schwachen Winden, meist bedeckt. Es war nichts von Krähenzug zu bemerken. Da schlug am l3ten Dezember die Witterung um, es wehte starker O., Frost trat ein, in der Nacht Schneesturm. Sofort setzte der Krähenzug ein und hielt auch an den folgenden Tagen an, so dafs sich die Leute für die geringe Herbstliche Ausbeute in etwas schadlos halten konnten. Am 15. Dezember wurden z. B. von einem Fänger in kurzer Zeit 34 Stück erbeutet. Die Krähen zogen ziemlich hoch. 424 J. Thienemann: Vom 21. Dezember an tritt eine Witterungsperiode ein, wie sie für die freilebenden Tiere, speziell für die Vögel, gefährlicher nicht gedacht werden kann. Zunächst schneit es bei mälsigem OÖ. und —5° Kälte den ganzen Tag über bis gegen 6 Uhr abends; dann sinkt die Temperatur, Regen fällt, und es bildet sich Glatt- eis von ganz ungewöhnlicher Stärke Alle Gegenstände draufsen sind im Nu mit einer über einen Centimeter dicken Eiskruste überzogen. Die Schneedecke liegt 11 Centimeter hoch und hat eine so starke Eiskruste, dals sie teilweise einen Menschen trägt. Der Regenmesser zeigt am 22. Dezember früh 21,9 Millimeter Niederschlag. Dieses überaus gefährliche Wetter hielt dreizehn Tage an, da erst am 3. Januar 1908 Tauwetter eintrat. In der Zwischenzeit schneite es auch noch mehrfach, so dals auf der festen Eiskruste noch eine hohe Schneeschicht zu liegen kam, und die Mächtigkeit der ganzen Schneedecke gegen 22 Centimeter betrug. An vielen Stellen war der Schnee durch starke eisige Ostwinde meterhoch zusammengeweht worden. Das Thermometer sank in dieser äufserst verhängnisvollen Zeit bis — 21,2% C. Wenn schon die Pflanzenwelt bei dieser gefährlichen Witterung arg zu leiden batte, indem sich starke Bäume unter der Eis- und Schneelast bogen und mit ihren Wipfeln am Erdboden festfroren, so die Tierwelt noch viel mehr. Es kam mir darauf an, durch häufig unternommene Exkursionen festzustellen, wann und wie die Wirkungen dieses Wetters bei der Vogelwelt und beim Wilde sich bemerkbar machen würden. Am ersten Tage (am 22.) war im Allgemeinen noch wenig Veränderung zu spüren, nur hatten sich die Meisen und auch andere Kleinvögel, z. B. Goldanımern und Grünfinken, sofort nach den Dörfern hingezogen, um dort nach Nahrung zu suchen. Draufsen im Walde ist es an solchen Tagen fast wie ausgestorben. Einen recht matten Eindruck machte bereits ein Dompfafte, der mit aufgeplustertem Gefieder auf der Schneekruste nach herabgewehtem Erlensamen suchte, während ein unter hohen Fichten angetroffenes Rotkehlchen sich sehr wohl befand, indem es fortwährend Nahrungsbissen vom Schnee auf- hob. Diese bestanden, wie die Schlund- und Magenuntersuchung zeigte, vor allem aus Spinnen, die von den Bäumen herabgefallen waren. Ferner enthielt der gut gefüllte Magen noch allerhand zerkleinerte Insekten, Puppenhülsen, einige Beerenkerne und Sand. Das Tier hätte sich meines Erachtens unter solchen Um- ständen noch lange Zeit ernähren können. DieRebhühner waren am ersten Tage noch sehr munter, auch die beobachteten Hasen. An den Futterplätzen war es natürlich gleich sehr lebhaft geworden. Buchfinken, auch Weibchen, Goldammern, einige Wach- holderdrosseln, Grauammern, Meisenhatten sich eingefunden. Schon in den nächsten Tagen war die Not unter den Rebhühnern deutlich zu bemerken. Die Tiere laufen und laufen immer über die Schneedecke hin und rennen sich schliefslich zu Tode. Ich selbst habe gegen 4 verendete Hühner gefunden, VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 425 und mehrere wurden noch gebracht, total abgemagert, meist schon zum grölsten Teile von Raubvögeln aufgefressen. So be- obachtete ich aın 29. Dezember, wie ein Mäusebussard (Buteo buteo) ein Rebhuhn kröpfte. Ich jagte es ihm ab und konnte feststellen, dafs der Kadaver ganz kalt, sogar etwas gefroren war. So stand der Bussard gerechtfertigt da. Wäre man weniger vorsichtig und gründlich gewesen, so hätte dieser Fall wieder einen hübschen Artikel für ein Jagdblatt unter der Überschrift „Lod dem Bussard‘‘ gegeben. Ein Volk von acht Hühnern sah ich auf 3 zusammenschmelzen. Auch verendete Hasen wurden mehrfach gefunden. Tote Kleinvögel konnte ich nicht entdecken, aber es fiel auf, dafs die wenigen Kleinvögel (Buch- und Grünfinken, Goldammern, Wachholderdrosseln), die vorhanden waren, nach und nach immer mehr zusammenschmolzen. Ob sie abge- zogen oder zu Grunde gegangen waren, konnte nicht festgestellt werden. Es war tot draufsen in der Natur, wobei der öde Eindruck noch dadurch verstärkt wurde, dafs, wie in dem Ab- schnitt „Meisen‘‘ hervorgehoben wurde, so auffallend wenig dieser belebenden Vögel zu beobachten waren. Die einzige Abwechslung in diese Eintönigkeit brachten die Krähen, die bei dem verhängnisvollen Wetter lebhaft zu ziehen anfingen. Sie wurden in dieser harten Zeit weiter nach Süden gedrängt. So fanden in den Weihnachtstagen starke Krähenzüge statt, und Fangresultate von mehreren Schock an einem Tage waren nichts Seltenes. Auch Dohlen trafen von N. ein und hielten sich hier zuweilen einige Tage auf. Die erbeuteten Stücke zeichneten sich alle durch sehr hellen Halsring aus. Auswärtige Beobachtungen: Bei Königsberg am 9. 3. schwacher Krähenzug, meist Ü. cornix, einzelne frugilegus von S.W. nach N.O. Diese Richtung würde der Festlandslinie Frisches Haff — Kurisches Haff ent- sprechen. Zug ziemlich hoch. Bei Bartenstein ©. frugelegus jetzt schon sehr häufig. Herbstbeobachtungen von Bartenstein. 8. Oktober: heiter, warm, leichter 8.0. wenig Zug. 20. Oktober: klar, leichter O. schwacher Zug. 24. Oktober: warm S.O. wenige ziehen. 25. Oktober: vormittags klar N.O. wenige ziehen. 27. Oktober: morgens starker Nebel, von 9 Uhr an klar. Nach dem Fallen des Nebels schwacher Zug. Der Zug ging stets in mälsiger Höhe vor sich. 2. November: Nebelkrähen sehr vertraut. Viel auf den Feldern. Von jetzt an eine bedeutende Vermehrung des Bestandes zu bemerken. 426 J. Thienemann: 15. und 19. Dezember: hunderte umherschwärmend. Wohl nur der Nahrungssuche wegen; an Getreideschobern ete. Bis Mitte Dezember waren noch recht viele Saatkrähen zu beobachten. Von diesem Zeitpunkte an nur noch vereinzelte. Quanditten: 18. März: Krähenzüge nach S.0. gegen Wind. 19. März: Krähenzüge nach N.O. bei starkem N.W. Es wird weiter Krähenzug notiert für den 20., 21., 24. (nach N.O.), 25. (nach N.O.) März. Hela: 23. September: einige 30 ziehen gegen W.S.W. die Halbinsel entlang. 9. Oktober: grolse Flüge überftliegen die Spitze der Halb- insel und ziehen über die Wiek nach dem Festlande 0.8.0. 11. Oktober: kleine Trupps über die Spitze der Halbinsel liegend. — Gelegenheit zu bemerkenswerten Vergleichen bieten einige Krähenzugbeobachtungen aus Werdohl im Sauerlande in Westfalen. Dort herrschte am 16. März milde Witterung + 7° R. am Mittag) bei mäfsigem S.W., und Tausende von Krähen wandern in einer Höhe von 150—200 m. nach N.O. Hier auf der Nehrung herrschte am 16. und an den vorauf- gehenden Tagen noch das reine Winterwetter bei Schnee und mäfsigem S.0., Temperatur am Mittag — 1,7° C., Minimum — 7°C., wobei von Krähenzug nichts zu bemerken war. Am 18. ist der erste schöne wärmere Tag, und da war auch hier bei Rossitten starker Zug zu beobachten (s. 0.). Es sei dazu bemerkt, dafs nach den von der Vogelwarte unternommenen Schnelligkeitsversuchen eine Kräbe von Bochum in Westfalen, woher ein markiertes Stück eingeliefert wurde, bis Rossitten 25 Stunden fliegt. Am 20. Oktober zogen bei Werdohl ungefähr 1200 bis 1400 Krähen, meist C. corone, in mehreren Scharen in einer Höhe von 30—40 m nach W. Corvus corax 1. Kolkrabe. 17. März: Herr Möschler sieht unter Krähen einen Kolk- raben niedrig ziehen. Garrulus glandarius (L.) Eichelheher. 10. April: 1 erlegt. 8. Mai: 10 Stück ziehen über’s Haff nach N.O. Im Herbste zogen ganz auffallend viel dieser Vögel in Gesellschaft von Tannenhehern (s. diesen) von Norden her bei Rossitten durch. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein in diesem Herbste aufserordentlich häufig. e VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 427 Die Eicheln sind gut geraten. Die Vögel sind auffallend vertraut und lassen sich leicht schiefsen. Das zeigt ihre Herkunft aus nordischen Gegenden an. Nueifraga caryocatactes macrorhyncha Brehm. Dünnschnäbliger Tannenheher. Es ist von grofsen Zügen dieses Vogels zu berichten, die in Herbst 1907 stattgefunden haben. Die ersten wurden auf der Nehrung am 12ten September beobachtet. Das mag, ziehen wir die Lage der Nehrung in Betracht, für die diesjährige Invasion der erste Beobachtungstermin für Deutschland sein, zumal in den jagdlichen und ornithologischen Zeitschriften erst von Anfang Oktober 07 an vom Beobachten und Erlegen des nordischen Gastes berichtet wird. Der Hauptdurchzug erfolgte in der zweiten Hälfte des September, namentlich am Ende des senannten Monats. Dabei sah ich zum ersten Male diese Vögel am hellen Tage in gröfseren und kleineren Trupps von 10— 50 Stück in der Luft stetig nach S. wandern, während ich sie früher nur immer in Wäldern, Gärten und Alleen umherschweifend beobachtet hatte. Diese Massenzüge führten entweder dicht über die Baumwipfel hinweg, oder gingen in grölserer Höhe, bis 100 m. hoch, vor sich. In Gesellschaft der Tannenheher befanden sich sehr oft Eichelheher, die in diesem Herbste auch sehr häufig waren. Solche starken Züge wurde z. B. am 16., 25. und 30. September beobachtet. Dann liefs der Zug nach, man sah die Vögel mehr vereinzelt, und die letzten 2 Stück wurden hier am 31. Oktober bemerkt. Auswärtige Beobachtungen: Auch bei Bartenstein im Herbst 1907 häufig. Beobachtungen liegen vor vom 15., 20. und 25. September und 20. Oktober. Auch erlegt wurden einige. Präparator Schuchmann, Königsberg hat über 40 Stück erhalten. Lauter Dünnschnäbler. Quanditten: 23. September: zahlreich. Hela: 26. September ein Stück in den Dohnen gefangen. Oriolus oriolus (L.) Pirol. 20. Mai: die ersten bei Rossitten beobachtet. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein wird der erste am 10. Mai gehört. Quanditten: 11. Mai beobachtet. Sturnus vulgaris L. Star. In den ersten Märztagen kleine Starflüge nach N. Nur erst vereinzelt hier. 14. März: am Futterplatze ein Star, der sehr matt aussieht. h 16. März: ein kleiner Flug Stare heute und an den folgenden Tagen amı Dorfe. 18. März: sehr guter Zugtag. In grofßsen Flügen auf den Feldern, und ziehend bis 50 m hoch und höher. | 22. März: singen zum erstenmale. 23. März: ein grofser Schwarm auf der Vogelwiese, aber nicht ziehend. 30. März: kleine Flüge nutzen an dem nebligen Tage die wenigen hellen Stunden zum Zuge aus. Zughöhe etwa 50 m. 31. März: in Flügen ziehend, 2. April: s. unter Buchfink. 15. Juni: in diesen Tagen die ersten ausgeflogenen Jungen. 5. August: Stare jetzt immer in Schwärmen vorhanden, Junge und Alte gemischt übernachten im Rohr. Haffmücken, die den Staren in dieser Zeit als Hauptnahrung dienen, in mälsigen Mengen. Solche Starschwärme treiben sich von nun an den ganzen August und September über umher. Am 15. September kann ich beobachten, wie ein grofser Flug nach mehreren in der Luft ausgeführten Schwenkungen nach S. zu abzieht. Am 30. September sind nur noch kleinere Schwärme hier. Nun beginnt vom Oktober ab der regelrechte Durchzug, ohne Aufenthalt in Rossitten. Besonders grofse Mengen am 18. Oktober und an den folgenden Tagen. Vom 25. November ab nur noch in kleinen Trupps. Am 2. Dezember noch ein einzelner Star. 428 J. Thienemann: Auswärtige Beobachtungen: Bartenstein: der erste wurde am 4. März gesehen. Am Hause die ersten am 6.3. Am 12.-März ein Flug von 10 Stück. Viel sind also noch nicht da. Bei Rössel am 6. 3. ein Flug von etwa 12 Stück. Aus Bartenstein folgende Herbstbeobachtungen: am 14. Oktober aus einem Schwarme zwei Q'Q' juv. erlegt. Am 24. Oktober ist der gröfste Teil fort. Am 31. Oktober abends am See noch etwa 100. Am 10. Dezember ein einzelner. Hela: brütet vereinzelt in den Nistkästen bei Hela. Herbst- züge sind nicht beobachtet. Passer domesticus (L.) Haussperling. Um den 15. Juni fliegen die ersten Jungen aus. Ooccothraustes coccothraustes (L.) Kernbeilser. 13. Februar: In dieser Zeit immer ein Stück am Futter- platze. Sitzt auch oft auf der Futterglocke. Fringilla coelebs 1. Buchtfink. 18. März: die ersten ziehend. Sehr guter Zugtag. ee VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 429 30. März: kleine Flüge nutzen an dem nebligen Tage die wenigen hellen Stunden zum Zuge aus. Zughöhe etwa 50 m. 31. März: früh sehr guter Kleinvogelzug. Buchfinken mit Piepern gemischt verlassen auf ihrem Zuge bei Rossitten die Nehrung und ziehen, wie sie das im Frühjahr meist tun, nach N.O. übers Haff. Solche Kleinvogelzüge finden hier fast nur in den Morgenstunden statt. 1. April: derselbe Kleinvogelzug wie gestern. 2. April: auch heute ziehen viel Buchfinken mit Bergfinken, Goldammern, Feld- und Heidelerchen, Drosseln, Piepern, Staren gemischt 10—20 m hoch. 3. April: bei schwachem N.O. und hellem schönem Wetter derselbe Kleinvogelzug wie gestern. 4. April: mälsiger Ost, kühl. Der Kleinvogelzug lälst nach, nur wenig Finken ziehen. 8. April: Viel Finken auf den Feldern, einige ziehen auch. Zum eigentlichen Zug ist es jetzt zu kalt. 10. April: nach den voraufgegangenen kalten Tagen heute wärmer. Guter Finkenzug, meist coelebs 9 9‘, aber auch einige 0 9. Ferner Goldammern und auch einige Stieglitze ziehend. Reges Kleinvogelleben. 1l. April: etwas Finkenzug. 12. April: etwas Kleinvogelzug. 14. April: guter Kleinvogelzug namentlich aus Finken und Staren bestehend, in Höhe von etwa 30—100 m. 18. April: bei dem herrschenden schlechten Wetter, Nebel und Regen, starker Rückzug von Kleinvögeln, besonders Finken, 3 S und Q@ Q in fast gleicher Anzahl, und Lerchen nach S. Viele Kleinvögel treiben sich auch rastend auf der Palwe umher. 20. April: wenig. Am 7. und 9. Mai noch einige auf dem Zuge. Die nun folgende Schilderung des Herbstzuges soll mir Gelegenheit geben, einige allgemeine Bemerkungen über den diesjährigen herbstlichen Kleinvogelzug zu bringen. Wenn es je zu spüren war, dals abnormes Wetter allerhand Abweichungen von der Regel im Vogelleben draufsen im Gefolge hat, so in diesem Herbste. Wenig Kleinvögel, viel Raubvögel! Das war die Signatur der vorjährigen Herbstzugperiode. Der nafskalte Sommer mit seinen andauernden Niederschlägen ist sehr ver- hängnisvoll für unsere Kleinvogelweltgeworden. Die Niederschlags- menge betrug nach den Aufzeichnungen der hiesigen meteorolo- gischen Station im Juli 1907 160,8 mm, im Jahre vorher nur 21,9 mm. Unmasse Nester der Buschbrüter müssen durch die Nässe zu Grunde gerichtet sein, bei andern Arten, z. B. den Schwalben hatten die Alten selbst an Nahrungsmangel zu leiden und konnten für ihre Brut nicht genügend Insektenfutter herbeischaffen. So ist auch der Meisenbestand arg reduziert worden. Am 4. September bringt mir ein Mann ein verendetes Gartenrotschwänzchen und 430 J. Thienemann: erzählt, er hätte „Dutzende“ von solchen kleinen Vögeln tot und halb tot im Walde gefunden. Schade, dafs er sie nicht alle mit- gebracht hat! Solche Fälle sind immer von grölstem Interesse, da sie verhältnismäßsig selten vorkommen. Verspätete Bruten waren zu verzeichnen; Drosseln, Rotkehlchen, Bergfinken fehlten fast ganz, Dompfaffen ganz wenig u. s. w. Näheres bei den betreffenden Arten nachzulesen. Auch an den Buchfinken war der Unterschied sehr zu merken. In anderen Jahren sind schon vor dem 20. Juli starke aus Jungen und Weibchen bestehende Züge zu beobachten, die, Wald und Busch belebend, wochenlang über die Nehrung wandern. In diesem Jahre waren am 21. Juli einige wenige Vorläufer zu bemerken, die sich bald wieder verloren. Noch am 31. Juli war nichts von Finken zu merken. Erst vom 1. August an konnte man von schwachem Buchfinkenzuge sprechen. Den August und September über, solange also die aus grauen Vögeln (Jungen und Weibchen) bestehenden Flüge sich hier in den Büschen umhertreiben, war ihre Anzahl gegen die Vorjahre immer gering. Mehr wurden es erst, als Ende September und Anfang Oktober die eigentlichen Züge in der Luft begannen, denen dann auch viele Männchen beigemischt sind. Solche Züge waren zuerst am 29. und 30. September zu beobachten. Die Finken zogen mit anderen Kleinvögeln zusammen 30—50 m hoch nach Süden. Am 15. Oktober ziehen viel, namentlich Männchen, mit einigen Bergfinken, ebenso am 16. Oktober. 18. und 19. Oktober: Grofse Mengen, meist 10°, mit bergfinken gemischt, etwa 10—40 m hoch. 30. Oktober: bei dem trüben Wetter Schwärme auf den Feldern rastend. Darunter bemerke ich ein helles Stück, das sich wie ein gelber Kanarienvogel aus den Genossen heraushebt. Ich schiefse es; eininteressantes semmelgelbes Buckfinkenmännchen, nach dem übrigens die Genossen in der Erregung öfter eifrig stielsen. Auswärtige Beobachtungen: 29. März: Auf den Feldern bei Bartenstein viel Buch- und Bergfinken rastend bei dichtem Nebel. Am 30. 3. ziehend, am 31. 3. öfter beobachtet. 10. April: bei Königsberg viele mit Wiesenpiepern gemischt niedrig nach N. ziehend. 21. April: bei Bartenstein grofse Scharen meist YY mit Bergfinken zusammen. Herbstbeobachtungen aus Bartenstein: der sichtbare Zug in der Luft beginnt am 8. 9. heiter, W., einige ziehen. 16. 9. heiter, W., einige ziehen. 22. 9. klar, leichter W., guter Zug. 23. 9. bedeckt, kühl, W., Buchfinken in den Kartotlel- feldern, ebenso am VII. Jahresberieht der Vogelwarte Rossitten. 431 24. 9. bei bedecktem Wetter und W. 25. 9. klar, S.W., einige ziehen. 9 9 26. 9. klar, windstill, sehr guter Zug. 27. 9. klar, leichter O., sehr guter Zug (hoch). 28. 9. morgens Nebel, am Tage klar; morgens kein Zug, Buchfinken auf Bäumen und Feldern. | 29. 9. klar, warmer O., einige ziehen. 1. 10. heiter, O., sehr guter Zug. 5. 10. heiter, O., guter Zug. 8. 10. heiter, leichter S.O., guter Zug (hoch). 9. 10. klar, O., nachmittags kein Zug, Finken auf Feldern und Bäumen. 10. 10. morgens Nebel, nachher heiter; nach dem Fallen des Nebels ziehen viele (hoch). 13. 10. warm, teilweise bedeckt; guter Zug (niedrig); sitzen oft auf den Feldern. 14. 10. klar, lebhafter S.O. wenig Zug, schon Morgens um 8 auf den Feldern. 16. 10. S., teilweise bedeckt, nachmittags Regen; wenig Zug (niedrig). 20. 10. klar, leichter O; guter Zug. 24. 10. klar, S.O; wenig Zug. 27. 10. morgens starker Nebel, von 9 Uhr an klar; nach dem Fallen des Nebels schwacher Zug. 31. 10. trübe, still, etwas Zug. Mit November hat der Zug aufgehört. Einzelne Buchfinken überwintern, wie immer, hier und nähren sich mit Vorliebe von den vertrockneten Beeren des Traubenhollunders. Quanditten: Am 27. März Finkenzug, ebenso am 9,, 10. und 11. April; darunter auch Stieglitze nach N.O. ziehend. Das Kleinvogelleben auch in dortiger Gegend den ganzen Sommer hindurch sehr gering. Hela: 21. April: kleine Flüge, die meistens aus Weibchen bestehen. 26., 27. April: in geringerer Anzahl. 1. Mai: lebhafter Zug bei Heisternest. Die Vögel fliegen etwa 15 m. hoch zu 20, 30 bis 50 Stück Zug auf Zug in sekundenlangen Abständen vorüber. 3. Mai: einzelne Flüge. 6. Mai und 7. Mai in grofser Menge, auch vereinzelte Stieglitze darunter. 5., 13., 17. September: in gröfseren oder kleineren Gesell- schaften bei Zeynova. 24., 25., 28. September auf den Kartoffeläckern bei Heister- nest. 2., 9. Oktober: vereinzelt mit Wiesenpiepern. 12. Oktober: mehrfach auf den Saatkämpen bei Hela. Den Buchfinken sind mehrfach Bergfinken beigemischt, hi 432 J. Thienemann: Fringilla montifringilla L. Bergfink. 9. März: am Futterplatze ist bei dem eingetretenen Winter- wetter sofort wieder Leben. Bergfinken, Kernbeilser, Leinzeisige, Grünfinken, Meisen, Sperlinge sind wieder da. 2. April: s. unter Buchfink. Ebenso 3. April. Auf dem Herbstzuge trafen die ersten am 23. September hier ein und wurden von da an zuweilen beobachtet, aber nicht häufig. Im Laufe des Oktober zogen sie ab und zu unter Buchfinken (so am 15. und 18. Oktober). Im Winter dagegen fehlten sie fast ganz. Auswärtige Beobachtungen: 21. April: Flüge bei Bartenstein. Am 2.5. noch ver- einzelt da. Im Herbst wurden dort die ersten am 27. September bemerkt. Ziehend am 1., 5., 8., 10.,. 13, 16.,..20., 24,727. us 31. Oktober; stets mit Fr. coelebs zusammen, diesen aber an Zahl meist nachstehend. Chloris chloris (L.) Grünling. 7. Mai: ein Pärchen baut im Garten. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein Flüge von 20—30 Stück am 24. November 1. und 21. Dezember beobachtet; aber nur umherstreichend. Quanditten: am 12. April unter Finken und anderen Kleinvögeln nach N.O. ziehend. Acanthis cannabina (L.) Bluthänfling. Bei Bartenstein Flüge beobachtet am 25. September, 1. und 30. Oktober. Am 17. Dezember noch ein einzelner. Quanditten: Am 12. April Hänflinge unter Finken und anderen Kleinvögeln nach N.O. ziehend. Acanthis linaria (L.) Birkenzeisig. Ohrysomitris spinus (L.) Erlenzeisig. 5. 1. Birkenzeisige beobachtet, ebenso am 8. Januar. 9. Juni: ein Pärchen Erlenzeisige im Pfarrgarten. Das Männchen fliegt im Balzfluge; sie scheinen brüten zu wollen? 31. August: eine Familie Erlenzeisige treibt sich im Dorfe auf Birken umher. 15. Oktober: Zeisige ziehen, unter anderen Kleinvögeln fliegend, nach S. Auch am 18. Oktober werden Birken- und Erlenzeisige unter Buch- und Bergfinken, Lerchen und Piepern nach S. ziehend beobachtet, ebenso am 19. 10. bis zum 26. 10. Im November dann in Flügen auf den Bäumen bis in den Dezember hinein. Bei dem verhängnisvollem Wetter (Glatteis) vom 21. Dezember ab sieht man sie nur selten. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 433 Auswärtige Beobachtungen: 30. März: Bei Bartenstein grofse Schwärme von Erlen- zeisigen, öfter Birkenzeisige. Am 25. April bei Königsberg noch Acanthis linaria. Bei Bartenstein Erlenzeisige 1907/08 fast völlig fehlend, 1906/07 dagegen massenhaft. Ziehend beobachtet am 8. Oktober. Birkenzeisige dagegen 1907/08 ziemlich häufig. Die ersten am 20. Oktober bemerkt; ziehend beobachtet am 24. und 27. Oktober, am 10., 14. und 17. November. Herr Lehrer Hennemann traf am 5. November bei Werdohl . einen kleinen Trupp finkenartiger Vögel an, die er für Acanthis linaria hielt, und sah 10 Stück solcher Vögel am 19. November. Dort erscheinen Birkenzeisige nur selten und namentlich nie so früh im Jahre. Serinus hortulanus Koch Girlitz. Am 14. April 1901 war hier in Rossitten ein Girlitzmännchen sefangen worden. Eine Notiz darüber findet sich im I. Jahres- berichte der Vogelwarte. Ich habe den Vogel seitdem bei Mohn- fütterung in Gefangenschaft gehalten. Einen fleilsigeren Sänger ‘konnte man sich nicht denken. Die Mauserzeit ausgenommen liefs er fortwährend seine klirrenden Weisen hören. Übrigens besitzt der Girlitz, wie so viele andere Vögel aufser seinem lauten Klirren noch einen leisen Gesang, den man im Freien kaum hören kann. Es sind ganz leise, feine schnalzende oder schmatzende Töne, die unter schnappenden: Öffnen und Schliefsen des Schnabels hervorgebracht werden. Im Frühjahre 1908 erblindete das Vögelchen und starb an Altersschwäche am 15. März 1908. So hat es also 7 Jahre in Gefangenschaft ausgehalten. Carpodacus erythrinus (Pall) Karmingimpel. 23. Mai: ersten bei Rossitten gehört. 27. Mai: ich beobachte in meinem Garten etwa vier Schritt vom Fenster entfernt das Balzspiel des Karmingimpels. Das Männchen sitzt am Erdboden auf einem Erdklofse, Flügel ausge- breitet und ständig damit zitternd, Kopf und Schnabel nach oben gerichtet. Schwanz etwas gehoben. Dabei macht der Vogel allerhand drehende und wiegende Bewegungen, ohne Zweifel um die Pracht seines Gefieders zu zeigen. Dabei wird eine zwit- schernde Stropfe vorgetragen, in die von Zeit zu Zeit der Schlufsteil des bekannten Pfiffs gedämpft eingeflochten wird. Das Weibchen sitzt dicht daneben, schmiegt sich fest an das Männchen an und wiegt auch seinen Körper mannigfach hin und her. Jedenfalls wäre es zur Begattung gekommen, wenn nicht eine Störung eingetreten wäre. 9. Juni: ein graues Männchen neben einem Weibchen balzend. Dies Pärchen hält sich immer zusammen, will also sicher hier brüten. 434 J. Thienemann: | 27. Juni: ein Nest mit fünf Eiern von Herrn Möschler an der Lunk gefunden. Es steht ganz offen 1,60 m. hoch in einem Erlenbusche und stammt jedenfalls von demselben Pärchen her, dessen Nest im vorigen Jahre am 5. Juli gefunden wurde. (Siehe vorigen Jahresbericht). Die beiden Standorte sind nur eine kurze Strecke von einander entfernt. Am 28. Juni schlüpfen vier Junge aus den Eiern, am 30. auch das fünfte. Am 12. Juli sind die Jungen aus dem Nest ausgeflogen; so sind also seit dem Ausschlüpfen vierzehn Tage vergangen. Der Karmingimpel ist auch in diesem Jahre nicht sehr häufig hier, da er durch das Ausholzen der Feldhecken in seinen Brut- plätzen beschränkt worden ist. Pyrrhula pyrrhula (L.) Grofser Gimpel. 28. 1. Am Futterplatze jetzt immer nur QY, keine gig". Auch in der Folgezeit nur immer Weibchen. 23. April: in diesen Tagen öfter beobachtet. Wie im Herbst überhaupt auffallend wenig Kleinvögel vorhanden waren, so gab es nur ganz vereinzelt Dompfaffen. Die ersten wurden am 2. November gesehen. Wo diese Vögel im Dohnenstiege sonst reihenweise hingen, sah man sie in diesem Jahre nur ganz vereinzelt. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein im Winter 1907/08 fast ganz fehlend. Die ersten am 31. Oktober. 1906/07 dagegen massenhaft. Bei Quanditten am 3. und 4. März einige. Am 12. April unter Finken und anderen Kleinvögeln nach N.O. ziehend. Am 17. und 20. 4. Dompfaffen beobachtet; auch noch am 9. 5. Im Herbst und Winter auch in dortiger Gegend sehr wenig. Im Winter und Frühjahr 1906/07 dagegen auffallend zahlreich. Loxia curvirostra L. Fichtenkreuzschnabel. 8. 1. beobachtet. Nicht häufig in diesem Jahre. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein in diesem Jahre ganz fehlend. Am 8. Juli ein kleiner Flug im Garten. Passerina nivalis (L.) Schneeammer. 12. November: die ersten werden eingeliefert. Es gibt in diesem Jahre sehr wenig. 26. Dezember: es sollen einige gesehen worden sein. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein die ersten am 3. November; ferner noch am 14. und 17. November ziehend beobachtet; wenig zahlreich in diesem Jahre. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 435 Emberiza calandra, ceitrinella, hortulana, schoeniclus, Grauammer, Goldammer, Ortolan, Rohrammer. Die Kleinvögelzüge, unter denen sich namentlich im Früh- jahr (Ende März und Anfang April) auch immer viel Gold- ammern befinden, sind in dem über den Buchfink handelnden Abschnitte genauer beschrieben. Vom 5. September an sieht man viel Goldammern im Dorfe, jedenfalls nordische, auf dem Zuge befindliche, die dann bald anfangen zu mausern. Ende Dezember 1 Grauammer (Emberiza calandra) öfter am Futterplatze im Dorfe. Nicht häufig hier zu beobachten. Auswärtige Beobachtungen: 26. März: Bei Königsberg der erste Emberiza schoeniclus. 29. März: bei Bartenstein Rohrammern. 5. Mai: Emberiza hortulana bei Bartenstein beobachtet; am 6. Mai häufiger geworden. Am 14. Dezember den Gesang von Emberiza calandra dort gehört (warmer schöner Tag). Am 10. Oktober viele Rohrammern am See, am 7. November nur noch ganz vereinzelte. Hela: der Goldammer einer der wenigen Brutvögel der Halbinsel. Anthus Pieper. 27. März: die ersten Wiesenpieper beobachtet. 31. März: früh eifrig ziehend. (s. d. Tag unter Buchfink.). 2. April: s. unter Buchfink. 8. Mai: viel Wiesenpieper ziehen. Am 9. Mai umherschweifend auf den Feldern. 31. Mai: aufden Bruchbergen Brachpieper (Anthus campestris). Am 31. Juli wurde ein solcher bei Pillkoppen in sehr abgetragenem Kleide geschossen. Brütet also hier. 9. August: 1 Brachpieper wird beobachtet. In der ersten Hälfte des September beginnt der Herbstzug. Am 24. September treiben sich viel Wiesenpieper auf den Feldern umher. Diese erheben sich in der Abenddämmerung 1/,6 Uhr in die Lüfte und ziehen truppweise in einer Höhe von 40 m. zwitschernd nach S. Gerade bei Piepern konnte ich diese Beob- achtung öfter anstellen. Am 25. September Anzahl verringert; so ist also ein Hauptzug in der Nacht abgegangen. 30. September: viel ziehend, namentlich Wiesenpieper. 16. Oktober: ziehend. Am 18. und 19. Oktober besonders guter Kleinvogelzug, darunter viel Pieper. Auswärtige Beobachtungen: 28. März: bei Königsberg die ersten Anthus pratensis. 29. März: bei Bartenstein Wiesenpieper bei diehtem Nebel auf den Felder rastend. Journ, f. Om. LVI, Jahrg. Juli 1908. 28 436 J. Thienemann: 30. März: Wiesenpieper ziehend bei Bartenstein. 16. April: bei Königsberg guter Zug von Anthus. 2. Mai: Vielfach Anthus trivialis bei Bartenstein. Im Herbst dort Baumpieper am: 8., 15., 16., 22., 26. September und 1. Oktober ziehend.. Am 24. September mehrere auf einem Kartoffelacker (Witterung vergl. bei Fr. coelebs). Wiesenpieper ziehen bei Bartenstein am 8., 15., 22., 24., 26., 27., 29. September; 1., 8., 10., 13., 16., 20., 24. Oktober: Der Zug verläuft stets ganz ähnlich wie der von Fr. coelebs. Ein Männchen vom Brachpieper wurde bei Bartenstein am 15. Juli geschossen. Einzeln dort Brutvogel. Hela: 22. April ein kleiner Flug auf der Vordüne bei Hela. 7. und. 11. Oktober kleine Flüge in den Kulturen bei Hela. Gegen das Vorjahr auffallend wenig Pieper beobachtet. Motacilla alba L. Weilse Bachstelze. 4. April: Die erste gesehen. 20. April: einige auf dem Zuge. 25. April: grofse Flüge, die wegen des schlechten Wetters nicht weiter zu ziehen scheinen, auf den Feldern rastend. 30. April: in Flügen. Auswärtige Beobachtungen: 31. März: bei Bartenstein gehört. Am 25. und 26. August viele dort auf dem Zuge, ebenso am 16. September. Am 22. September Alte und Junge gemischt auf dem Zuge. 12. 10. eine ganze Anzahl übernachtet noch am See. 13. 10. nur noch einige gesehen. Quanditten: Am 3. 4. die erste gesehen. Hela: 19. September: auf dem Zuge gegen Westwind, teils den Strand entlang laufend, teils kleine Strecken überfliegend. 25. September, 6. Oktober: kleine Flüge bei Hela. 8. Oktober in grolser Anzahl auf den Wiesen bei Hela. Budytes flavus (L.) Kuhstelze. Budytes borealis (Sund.) Nordische Kuhstelze. 24. Mai: die Kuhstelzenflüge, die alljährlich um diese Zeit bei Rossitten beobachtet werden, sind heute eingetroffen. Das ist etwas später wie sonst; auch weniger. B. borealis ist darunter. Am nächsten Tage sind keine mehr zu sehen. 27. Mai: kleine Flüge beobachtet. Auswärtige Beobachtungen: 22. April: bei Bartenstein 1 DB. flavus gesehen, am 2. 5. vielfach. Am 25. und 26. August sowie am 8. September viele auf dem Zuge. Am 22. September eine einzelne, 25. September einige, 30. September eine einzelne noch gesehen. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten 437 Quanditten: 9. Mai: gelbe Bachstelzen beobachtet. Hela: 15. Mai eine Schar Kuhstelzen auf den Wiesen bei Zeynova, einzelne B. borealis darunter. 16. Mai: noch gröfsere Anzahl. 18., 19. Mai: kleine Flüge. 9. September: eine kleine Anzahl auf den Wiesen. Alauda arvensis L. Feldlerche. Der erste Ankunftstermin dieser Art konnte nicht fest- gestellt werden, weil sich der Unterzeichnete in der fraglichen Zeit auf Vortragsreisen befand. Von Eude Februar und Anfang März an treiben sich gröfsere oder kleinere Lerchenflüge fort- während auf den Feldern umher. 14. März: es ist wieder starker Frost (bis — 15° C.) mit Schnee eingetreten. Die Lerchen leiden Not und treiben sich in der Nähe des Dorfes umher. Ein ganz abgemagertes halbtotes Stück wird eingeliefert. 17. März: mehr Lerchen sind eingetroffen. 18. März: sehr guter Zugtag. Grolse Flüge auf den Feldern rastend und auch in der Luft ziehend, ca. 50 m. hoch und viel höher, auch dabei singend. 22. März: bei schlechtem Wetter (Schneegestöber und starkem S.W.). Rückzug von zahlreichen Lerchen von N. her niedrig übers Haft. 27. März: grofse Schwärme auf den Feldern; auch ziehend in der Luft. 31. März: mit andern Kleinvögeln früh ziehend. 2. April: s. unter Buchfink. 12. September: die Lerchen mausern jetzt und liegen sehr fest. Am 15. Oktober nach Süden ziehend, besonders zahlreich am 18. und 19. Oktober mit anderen Kleinvögeln zusammen. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein wurden die ersten am 1. März beob- achtet, wärend an den Tagen vorher noch nichts davon zu sehen war. Es sind erst einzelne da. Am 5. und 6. März bei Königsberg in grölserer Anzahl, auch singend. 9. März guter Zugtag. Lerchen bei Königsberg zahl- reich in Flügen bis zu 30 Stück nach N.O. ziehend bei mäfsigem S.W. Winde. In der Nacht vom 9. zum 10. März ging der Wind nach N. herum. Es tritt Frost und Schneegestöber ein. Am 11. bei Bartenstein kleine Lerchenflüge, am 12. sehr grofse (bis 100 und mehr Stück) eilig wieder nach S.W.zurückziehend. Bedenkt man, dafs noch am 9. guter Zug nach N.O. stattfand, so kann man im vorliegenden Falle wohl kaum sagen, dafs die Lerchen den am 10. eintretenden ungünstigen Wetterumschlag vorausgeahnt haben. 28* 438 J. Thienemann: 18. März: bei Königsberg viel in der Luft. Herbstbeobachtungen aus Bartenstein: 22. 9.: guter Zug. 25. 9.: etwas Zug. 26. 9.: sehr guter Zug. 27. 9.: sehr guter Zug. 29. 9.: etwas Zug. 1. 10.: sehr guter Zug. 2.—5. 10.: der Zug hält an, auch massenhaft auf den Feldern. 8. 10.: guter Zug, hoch. 9. 10.: nachmittags auf den Feldern. 10. 10.: nach dem Fallen des Nebels etwas Zug (hoch.). 13. 10.: guter Zug, niedrig. 14. 10.: wenig Zug. 15. 10.: kein Zug; lebhafter S.O; auf den Feldern. 20. 10.: etwas Zug. 24. 10.: schwacher Zug, ebenso 27. 10. (Witterung vergl. bei Fr. coelebs u. ©. cornix). Quanditten: Am 28. 2. die erste beobachtet. Lierchen- züge werden notiert für den 19. (nach N.O. bei starkem N. W,) 26. März. Lullula arborea (L.) Heidelerche. 25. März: in kleinen Flügen. An den folgenden Tagen immer zu bemerken. 2. April: s. unter Buchfink. 9. Juni: singend auf der Pillkopper Palwe. Ist hier stän- diger Brutvogel. Auf dem Herbstzuge vom 15. Oktober an ziehend. Am 18. und 19. Oktober besonders viel. Auswärtige Beobachtungen: 26. März: Bei Königsberg gehört. Bei Bartenstein ziehend am 26. September, 1., 8, 10. und 24. Oktober, aber nur in kleinen Flügen. Galerida cristata (L.) Haubenlerche. 2. April: ein Stück im Dorfe gesehen. Ist hier selten. Eremophila alpestris (L.) Alpenlerche. 7. Dezember: Ich glaube welche gesehen zu haben. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein einzeln oder in kleinen Flügen beobachtet am 14., 15., 20., 24. Oktober und 19. November. Hela: 6. Oktober: auf der Vordüne bei Hela drei der Art beobachtet. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 439 Parus Meise. 5. Januar: Es werden bei Rossitten regelrechte Meisenzüge von je 20—30 Köpfen über die freie Pallwe nach S. zu beobachtet. Schon im vorigen Jahresberichte hatte ich auf diese interessante Erscheinung hingewiesen und bekam daraufhin von Hern Natorp aus Myslowitz einen längeren Bericht zugeschickt, worin solche, namentlich aus FP. ater bestehenden Meisenzüge für sein Beob- achtungsgebiet in Oberschlesien als eine alljährlich mit grolser Pünktlichkeit wiederkehrende Erscheinung geschildert wurden. Der Herbstzug setzt in Oberschlesien gewöhnlich um den 20. September ein und hat ost-westliche Richtung. Der in umgekehrter Richtung verlaufende Frühjahrszug ist im April am stärksten. Bei günstigem Wetter, am liebsten bei Gegenwind, folgt den ganzen Tag über Zug auf Zug in Stärke von je 5—15 Köpfen. Genau so beobachte ich’s hier auf der Nehrung. Die Wanderungen der im landläufigen Sinn als „Standvögel“ bezeichneten Meisen sind sicher viel aus- gedehnter, als man für gewöhnlich annimmt. Der nalskalte Sommer hat den Meisenbestand der Nehrung, der durch das massenhafte Aufhängen von Nisthöblen sich in so erfreulicher Weise gehoben hatte, arg reduziert. Es müssen sehr viel Bruten verloren gegangen sein. Wo sonst an den Fütterungen zuweilen 24 Stück Kohl- und Blaumeisen gleich- zeitig zu beobachten waren, da im Winter 1907/08 2--4 Stück. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein wurde der Frühlingsruf von Parus major am 14. Dezember gehört. Aus Quanditten werden im Gegensatz zu Rossitten die Meisen als zahlreich gemeldet. Hela: von allen Meisenarten wird nur Parus major beobachtet. Aegithalus caudatus (L.) Schwanzmeise. Bei Bartenstein am 27. 2. und vom 10.—12. 3. mehrfach kleinere Flüge von weilsköpfigen Exemplaren beobachtet. In diesem Winter fast völlig fehlend. Bei Quanditten am 1. April in einem Meisenfluge auch Schwanzmeisen. In Rossitten ist diese Art selten. Regulus regulus (L.) Gelbköpfiges Goldhähnchen. 2. April: in Trupps ziehend und streichend. 10. April: zahlreich heute. 14. April: noch vorhanden, auch am 18. April noch zahlreich umherschweifend. Auf dem Herbstzuge nicht sehr zahlreich. Am 16. Oktober wenig in den Büschen. 440 J. Thienemann: Auswärtige Beobachtungen: bei Bartenstein am 8. Oktober viele auf dem Zuge. Troglodytes troglodytes (L.) Zaunkönig. 10. April: seit einigen Tagen viel auf dem Zuge. 14. April: noch zahlreich da. Auf dem Herbstzuge sehr zahlreich in den Tagen um den 21. Oktober herum beobachtet. Von da an häufig durchziehend bis zum 3. November etwa, dann seltener werdend. Auswärtige Beobachtungen: bei Bartenstein Ende September und im Oktober öfter auf dem Zuge. Quanditten: 19. Oktober auf dem Zuge. Accentor modularis (L.) Heckenbraunelle. 21. April: ein Stück im Garten. Auf dem Herbstzuge wurde ein Exemplar am 19. 10. beobachtet. Auswärtige Beobachtungen: bei Bartenstein am 26. September, ferner am 8., 10. und 13. Oktober einzeln bemerkt. In jeder Zugperiode dort vorkommend. Sylvia Grasmücke. 7. Mai: die erste Sylvia sylvia Dorngrasmücke. 9. Mai: Sylvia curruca seit einigen Tagen singend. 18. Mai: viel Sylvien in den Gebüschen am Haff auf dem Zuge, namentlich Syl. sylvia und Syl. curruca, auch noch am 31. Mai. 25. Juni: zwei Nester der Sperbergrasmücke mit zwei nackten Jungen. Auswärtige Beobachtungen: 5. Mai: Sylvia curruca bei Bartenstein, am 6. 5. Sylvia sylvia, am 7.5. 8. atricapilla. An letzterem Tage sind S. curruca und S. sylvia zahlreicher angekommen. Acrocephalus Rohrsänger. 30. Mai: Nester von Aer. arundinaceus gefunden. Teils halbfertig, teils mit zwei Eiern. 22. August: auf dem Bruche noch Rohrdrosseln anwesend. Auswärtige Beobachtungen: 2. Mai: Bei Bartenstein Acer. schoenobaenus. Am 4. Mai wird daselbst 1 Acrocephalus apuaticus Q am See geschossen. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 441 Zum ersten Male beobachtet! Am 7.5. Acrocephalus arundinaceus dort zuerst gehört. 6. Mai: Acer. schoenobaenus ist bei Bartenstein häufiger geworden. Locustella naevia (Bodd.) Heuschreckenfänger. 15. Mai: zum erstenmale gehört. 7. Juni: im Pfarrgarten schwirrend. Hippolais hippolais (L.) Gartensänger. 8. Mai: Bei Bartenstein zuerst beobachtet. Phylloscopus Laubsänger. 18. April: den ersten Phylloscopus rufus gesehen und ge- hört; nur ein einzelnes Stück. 7. Mai: in der Nacht sind mehr Laubvögel angekommen. Ph. sibilator singt. 7. August: die ersten Laubsänger auf dem Herbstzuge beobachtet. Das ist später wie sonst. Ebenso wie die Buchfinken in diesem Herbste später und weniger zahlreich erschienen sind, so auch die immer sonst gleichzeitig eintreffenden Laubsänger. Von nun an sind diese Vögel fast immer, wenn auch nur in spärlicher Anzahl in den Büschen und im Walde zu sehen. Am 27. August sind verhältnismäfsig viel da. Am 9. September in der Abenddämmerung konnte ich beobachten, wie sich Klein- vögel, ohne Zweifel Laubsänger, am Waldrande in die Luft erhoben; wahrscheinlich zum Abzuge. Gätke hat diese Beob- achtung auf Helgoland häufig anstellen können. Hier hat man verhältnismälsig selten Gelegenheit dazu, am meisten noch bei Piepern. Von Mitte September an liefs die Zahl der Laubsänger immer mehr nach, und am 25. waren nur noch wenige zu beobachten. Auswärtige Beobachtungen: 21. April: Bei Bartenstein jetzt häufig Ph. rufus; am 2.5. Ph. trochilus, am 3. 5. Ph. sibilator. Herbstbeobachtungen von Bartenstein über Ph. rufus. Am 14. Oktober viele Laubsänger im Walde, auch Ph. trochilus. 8. 9. viele auf dem Zuge, nur noch Ph. rufus. 16. 9. sehr viele in allen Büschen, vielfach singend. 18. 9. massenhaft in allen Büschen. 22. 9. viele. 26. 9. Gesang gehört; noch ziemlich viele. 10. 10. den letzten beobachtet. (Im Gegensatz zu Rossitten werden die Laubsänger von Bartenstein als häufig gemeldet). Turdus Drossel. 7. Januar: Drosseln jetzt öfter umherschweifend, auch regelrecht nach S. ziehend beobachtet, besonders 7. pilaris. 442 J. Thienemann: 9. März: Wachholderdrosselflüge treiben sich umher. Sie leiden unter dem jetzt folgenden Nachwinter Not und magern, wie eingelieferte Stücke zeigen, ganz ab. Diese Beobachtung kann man hier öfter machen und man wundert sich dann inımer, dafs die Vögel der ungünstigen Witterung nicht ausweichen und weiter nach Süden ziehen. 30. März: ein altes Männchen von Turdus merula beobachtet, 31. März: die erste Singdrossel singen gehört. 1. April: ziehende Drosseln, darunter zum ersten mal Turdus viscivorus, und auch Wachholderdrosseln zum ersten mal auf dem Frühjahrszuge. 2. April: s. unter Buchfink. 3. April: viel Drosseln sind angekommen, namentlich Z. pilaris und T. viscivorus, noch wenig T. musicus. Am 6. April von letzteren etwas mehr eingetroffen. 10. April: nach voraufgegangenen kalten unfreundlichen Tagen heute wärmer und stiller. In der Nacht sind viel Drosseln angekommen, namentlich 7. musicus, und treiben sich überall umher. 11. April: Drosseln noch sehr zahlreich da, besonders 7. musicus, ferner T. ilkiacus und T. piaris. T. musicus auch singend. Bemerkenswert ist, wie die Drosseln an den Regen- wurmlöchern förmlich auf dem Anstande stehen und durch plötzliches Zufahren und Gegenstemmen die langen Würmer an’s Tageslicht befördern. 12. April: die Drosseln sind in voriger Nacht fast alle abgezogen. 13. April: Wenig Drosseln, wenig Rotkehlchen. 14. April: es hat wieder ein Zuzug von Drosseln statt- gefunden. Auch am nächsten Tage zu beobachten. 18. April: bei dem schlechten Wetter, Regen und Nebel, lebhafter Drosselrückzug nach S.; besonders 7. pilarıs und T. musicus in geradezu riesigen Schwärmen. 20. April: nur wenig Drosseln sind zu beobachten, da alle wieder nach S. abgezogen sind. 25. April: grofse Drosselschwärme (meist pzlarıs) auf den Feldern, die wegen des ungünstigen Wetters nicht weiter ziehen. Auch am 30. April noch grofse Wachholderdrosselschwärme auf den Feldern. Im Herbste wurden, das ist geradezu als Charakteristikum des diesjährigen Herbstzuges hervorzuheben, ganz auffallend wenig Drosseln und wenig der immer in Gesellschaft von Drosseln ziehenden Rotkehlchen beobachtet. Das Fehlen dieser beiden Vogelarten liefs Busch und Wald still und öde erscheinen. Der Dohnenstieg hat in Folge davon fast nichts gebracht. Weiteres über den Mangel an Kleinvögeln im Herbst 1907 siehe in dem vom Buchfinken handelnden Abschnitte. Die ersten Wachholderdrosseln, 3 Stück, wurden am 9. September unter Staren gesehen. Dann konnte man den VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 443 September und Oktober hindurch Drosseln immer ganz vereinzelt beobachten. In den Büschen, wo man sonst hunderte sah, traf man jetzt vielleicht 10 an. Bis zum 16. Oktober war noch kein 7. iliacus zu bemerken, nur musicus, viseivorus und pelaris. Auch die eigentlichen Drosselzüge in der Luft, die im Laufe des Oktober manchmal grofse Dimensionen annehmen, waren sehr spärlich. So sah man am 19. Oktober einige wenige nach Süden wandern. Es ist mir schon öfter aufgefallen, dafs manche hier durch- ziehende Turdus pilaris ganz auffallend braun gefärbt sind. Rücken intensiv braun, nicht matt, wie man ihn sonst antrifit, Brust stark gelbbraun. Am 4. November schofs ich z. B. ein so gefärbtes Stück. Die winterlichen Wachholderdrosselflüge, die sich auf den Triften umhertreiben, zeigten sich seit Anfang Dezember, waren aber auch schwächer als sonst. 29. Dezember: ein junges Amselmännchen gelangt jetzt öfter zur Beobachtung. Auswärtige Beobachtungen: 29. März: bei Bartenstein Drosseln (musicus, tliacus und pilaris) zahlreich auf den Feldern bei dichtem Nebel. Auch an den folgenden Tagen beobachtet. 21. April: grofse Scharen von ihacus und pilaris bei Bartenstein.. Am 2. Mai erstere vereinzelt da. Herbstbeobachtungen von Bartenstein: 22. 10.: Nachts ziehende 7. musicus gehört. Am 14., 19., 20., 25. und 31. Oktober abends und nachts ziehende T. vliacus. Am 22. September, 1., 8. und 16. Oktober und 17. November ziehende 7. pilaris. Im Dezember diese letzteren öfter einzeln im Garten. Einzelne 7. merula am 16. 11. und 15. 12. Quanditten: Am 27. März sang die erste T. musicus. Drossel- züge werden notiert für den 11., 12., (nach N.O.) 16., 18., 20. April. Im Herbst waren auch in dortiger Gegend sehr wenig Drosseln zu beobachten. Der Dohnenstieg lohnte nicht. Hela: Am 23. April wurde eine Turdus musicus an der- selben Stelle gefunden, wo sich im Vorjahre eine an einem Zaundrahte tot geschlagen hatte. 1. Oktober: wenige Drosseln bei Hela. 4. Oktober: Zuzug bei N.O. Wind. Die Ausbeute des Dohnenstieges in diesem Herbste auffallend gering. 9. Oktober: Die erste 7. iliacus im Dohnenstiege gefangen, auch 1 T. torgquatus. Eine solche war schon am 28. September erbeutet worden. 444 J. Thienemann: Sazwicola oenanthe (L.) Steinschmätzer. 14. April: die ersten beobachtet, ein Pärchen. Erst ver- einzelt eingetroffen. 17. April: sehr zahlreich angekommen, auch viel graue J'g". 18. April: noch vorhanden, auch graue Männchen. 30. April: einige. 6. Mai: ziemlich zahlreich, auch am 7. Mai. Darunter auch graue Männchen. In diesem Frühjahre sieht man überhaupt recht viel ausgefärbte Steinschmätzermännchen. Am 31. Mai zum lezten Male als durchziehend notiert. Auf dem Herbstzuge wurden besonders viel am 3. und 16. September beobachtet. Ein erlegtes Männchen zeigt eine Flügellänge von 95 mm, also typischer $. oenanthe. Auswärtige Beobachtungen: Bei Bartenstein einzelne braune Exemplare am 13. und 25. August auf dem Zuge. Quanditten: 20. April beobachtet. Hela: Am 26. April einige bei Hela.. Am 7. und 8. September vereinzelte bei Ceynova. Pratincola rubetra (L.) Braunkehliger Wiesenschmätzer. 7. Mai: die ersten beobachtet. 30. Mai: noch auf dem Zuge. Ende August und September sehr wenig auf dem Zuge. Auswärtige Beobachtungen: 7. Mai: Bei Bartenstein häufig. Hela: 6. September einzelne bei Ceynova. Erithacus phoenicurus (L.) Gartenrotschwanz. 4. Mai: das erste gesehen. 7. Mai: in der Nacht sind viel angekommen. 12. Mai: noch zu beobachten. Auf dem Herbstzuge waren die ersten am 9. Sep- tember zu sehen. Auswärtige Beobachtungen: 1.Mai:beiBartenstein beobachtet, auch in denfolgenden Tagen; am 6. Mai besonders guter Zug. Der Herbstzug beginnt dort am 14. August und dauert bis 26. September. Hela: Am 10., 13., 16. September vereinzelt beobachtet. Also auch auf Hela wenig Kleinvogelleben. Erithacus rubeculus (L.) Rotkehlchen. 11. April: die ersten beobachtet, auch gestern schon eins. Es ist höchst auffallend, dafs mit den vielen Drosseln, die jetzt VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 445 hier sind, so wenig Rotkehlchen mitgekommen sind, da diese beiden Vogelarten sonst immer zusammen ziehen. 13. April: wenig Rotkehlchen. Auch in der Folgezeit sind auffallend wenig dieser Vögel zu beobachten. 14. und 15. April: vereinzelt. 18. April: etwas mehr aber immer noch wenig. 21. April: In der Nacht einige angekommen. 23. April in mäfsiger Anzahl, ebenso am 25.4. Alle tragen eine sehr matte Kehle, die mehr gelb als rot erscheint. So war also der Frühjahrsdurchzug der Rotkehlchen sehr schwach. — Noch viel spärlicher der Herbstzug. Diese kleinen Sänger fehlten fast ganz. Die ersten wurden am 21. September beobachtet. Weiteres siehe unter Drosseln. Auswärtige Beobachtungen: 30. März: bei Bartenstein singend; in der Zeit um den 21. 4. dort sehr häufig. Auf dem Herbstzuge dort am 16. September viele in den Büschen, auch singend; am 26. 9. häufig; 20. Oktober noch mehrfach gesehen; am 27. Oktober die letzten. Erithacus cyaneculus (Wolf.) Weifssterniges Blaukehlchen. 18. April: auf der Palwe im Weidengestrüpp ein Blau- kehlchen erlegt und zwar die Form E. wolfi (Brehm) mit prächtigem einfarbig blauem Brustschild. Treibt sich mit zahlreichen Gold- hähnchen umher. Am 7. September wurde ein Blau- kehlchen in einem Kartofielstücke beobachtet. Also jetzt wieder auf dem Zuge. Auswärtige Beobachtungen: 21. April: Bei Bartenstein in Weiden ein prachtvolles Stück gesehen, anscheinend £. wolfi. Am 16. Juli ein einjähriges Männchen dort geschossen ; hat wahrscheinlich nicht gebrütet. Hela: 25. April: 10 Stückauf Gartenbeeten im Dorfe Hela beobachtet. Erithacus philomela (Bchst.) Sprosser. 12. Mai: den ersten gehört. Auswärtige Beobachtungen: Am 2. Mai bei Bartenstein; am 5. Mai häufiger ge- worden. Quanditten: am 11. Mai beobachtet. 446 J. Thienemann: Bericht über den Vogelzugversuch. Der von der Vogelwarte durchgeführte Versuch mit mar- kierten Vögeln nimmt immer gröfsere Dimensionen an, und seine Wichtigkeit für die Wissenschaft ist — ich darf es hier aussprechen — in den mafsgebenden Kreisen nunmehr wohl allgemein anerkannt. Die vorjährige Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Berlin war für sein Fortbestehen in gewissem Sinne entscheidend. Der Unterzeichnete hatte es unternommen, den versammelten Ornithologen an der Hand einer entworfenen Karte die bis dahin erzielten Resultate vorzuführen und fand allseitiges Interesse. Eswurdenachdrücklichst der Wunsch ausgesprochen, dafs der Vogelwarte noch mehr Mittel zur weiteren Durchführung des Versuches zur Verfügung gestellt werden möchten. Das soll dem Uhnterzeichneten ein Ansporn sein, auf dem eingeschlagenen Wege trotz mancher Schwierigkeiten und Anfechtungen weiter zu gehen. Der Versuch hat etwas ungemein Bestechendes an sich. Hat mau einmal angefangen, so kommt man nicht wieder los davon. Fürs erste werden damit für die ganze Vogelzugforschung bestimmte unanfechtbare Daten und Tatsachen festgelegt, woran es so sehr mangelt. Ist ein am Brutorte markierter Vogel in einer weit entlegenen Gegend angetroffen worden, so weils man mit positiver Sicherheit, dafs die in jenem Brutgebiete heimischen Individuen dieser Art ihre Verbreitungsgrenze bis dorthin aus- dehnen. Geschah das Erlegen im Winterquartiere, so kennt man damit auch die zum Brutgebiete gehörende Winterherberge; mehren sich die Fundstellen in der Zwischenregion, so ist auch bald der Reiseweg gefunden u. s. w.- Und was weiter den Reiz und die Wichtigkeit erhöht, das ist der Umstand, dafs man vermittelst der Marken in intime Geheimnisse eines Vogel- lebens eindringen kann, die der sonstigen Forschung einfach verschlossen bleiben. Ist es nicht interessant zu wissen, dafs ein Zugvogel, der heute Rossitten passiert und dabei markiert wird, im nächsten Jahre fast an demselben Datum unsern Ort auf seiner Reise nach dem Süden wieder berührt? Mutet es einen nicht eigen an, wenn man einen ausgewachsenen, ausge- färbten Vogel in die Hand bekommt, dem man vor Jahren als kleinem Dunenjungen den ehernen Geburtsschein ans Fülschen heftete und nun sagen kann, so und so alt, auf den Tag genau, ist dieses Gefieder? alles Fälle, die im Laufe des Versuches vorgekommen sind. Wenn ich früher mit den Besuchern der Vogelwarte, dem Lachmövengewimmel zuschauend, am Rande des hiesigen Bruches stand und nun aus wifsbegierigem Munde gefragt wurde „wobin ziehen diese Vögel im Winter?“, so konnte ich nur allgemein gehalten, auf die ganze Art der Lachmöve sich beziehende Anworten geben. Aber jetzt darf ich sagen: „Geht hin nach VIl. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 447 der Pomündung in Oberitalien da trefft ihr unsere leicht beschwingten Freunde wieder; macht euch auf nach Frankreich, da könnt Ihr sehen, wie dieselben Möven, die sich hier am Brutplatze so vorsichtig zeigen, an den Saöne-Brücken in Lyon dem Publikum die Leckerbissen aus der Hand nehmen; ja über’s Meer mülst Ihr übersetzen nach Tunis, wollt Ihr die Winter- quartiere alle kennen lernen“ und so fort. Und wenn ich früher den unermefslichen Krähenketten nachblickte, welche die Nehrung entlang nach Süden zogen, wenn ich ihnen nachreiste und sie auch noch auf der frischen Nehrung feststellen konnte, so hörte doch damit das direkte Beobachten auf. Wie weit .ziehen sie? wo bleiben sie im Winter? Das waren die Fragen, die einem vorschwebten, und auf die es keine bestimmte Antwort gab. Und jetzt brauche ich nur an die im hiesigen Museum hängende Zugkarte heranzutreten und kann jedem, der es sehen will, das schwarz schraffierte Besiedelungsgebiet der bei Rossitten vorbei wandernden Krähenscharen zeigen. Hat das nicht grofsen Reiz? und wissenschaftlichen Wert? Wenn man mit demselben grofsen Apparate an die Vogelmarkierungen herantreten könnte, den der Allgemeine Deutsche Jagdschutzverein für die Anlegungen von Wildmarken in Bewegung gesetzt hat, so würde — das ist nach den bisher vorliegenden Erfahrungen meine feste Überzeugung — die Klärung vieler Vogelzugfragen eine ungemein rasche Förderung erfahren. Ich kann mir wohl denken, dafs die aufklärende Wirkung des Versuches einem erst dann recht zum Bewulfstsein kommt, wenn man hier in Rossitten am Auflassungsorte sitzt, den Versuch von seinen kleinsten Anfängen an miterlebt hat, jeden ringbeschwerten Brief dem wifsbegierigen Postboten, der auch schon immer fragt, wie weit der Vogel wieder her sei, abnimmt und nun mit Spannung öffnet, um den beringten Fufs zu besichtigen. Mit dem Auf- tragen des Fundortes auf die Karte prägt sich dieser gleich- zeitig dem Gedächtnis fest ein, und so trägt man das Bild des jeweiligen Standes des Versuches mit sich im Kopfe herum. Wenn man die Funde, Daten und Orte nur liest, gewinnt man sicher nicht den gewünschten Überblick. Aus dem Grunde wird sich die Herausgabe einer grölseren, sämtliche Fundorte von markierten Vögeln enthaltenden Karte bald notwendig machen. Nunmehr ist auch das erreicht worden, was ich lange an- gestrebt habe, dafs man sich auswärts lebhaft an den Markier- ungen beteiligt, aber immer so, dafs die Vogelwarte Rossitten als Centralstelle betrachtet wird, welche die Ringe ausgibt. Nur so werden Verwirrungen vermieden. Auf die Einwände, die von mancher Seite gegen den Versuch vorgebracht worden sind, besonders so weit sie eine angebliche Dezimierung der Vogelwelt betreffen, möchte ich nicht mehr ein- gehen, da ich meines Erachtens genugsam entgegnet habe, und zwar auf Grund positiver mehrjähriger Erfahrungen, während die 448 J. Thienemann: Gegner nur hypothetisch reden konnten, dafs etwa irgendwo „Massenmord‘“ zu Gunsten des Versuches verübt werden könnte und dergl. Es mag immer wieder betont werden, dafs man die Erbeutung eines beringten Vogels ruhig dem Zufall überlassen soll. Aber um zweierlei möchte ich höflichst und dringendst bitten: erstens dafs sich immer weitere Kreise am Markieren beteiligen, um dem glücklichen Zufall mehr Feld zu geben, und zweitens, dafs man jeden aufgefundenen Vogelring unverzüglich an die Vogelwarte Rossitten ein- schickt. Man soll sich doch nicht den Kopf zerbrechen, wie etwa die Adresse lauten mufs, sondern schreibe einfach auf den den Ring enthaltenden Briefumschlag die Worte drauf, welche der „Marke“ eingestanzt sind. Ofter bekomme ich jetzt Briefe, auf denen vom Absender weiter nichts vermerkt ist als „Vogelwarte,“ und dann, jedenfalls von der Postbehörde, mit Blaustift nach- getragen „Rossitten, Kurische Nehrung“. Sollen aber immer weniger Ringe für die wissenschaftliche Verwertung verloren gehen, so mufs der Versuch noch bekannter werden, weshalb an jeden Interessenten die Bitte ergeht, bei sich bietender Gelegenheit für den Versuch Propaganda zu machen. Andrerseits will ich nicht versäumen, für das, was schon ge- schehen ist, im Namen der Vogelwarte meinen verbindlichsten Dank hier auszusprechen, nicht nur den Herren und Damen, welche Ringe oder ganze Vögel eingeschickt und sonst das unter- nommene Werk gefördert haben, sondern auch der Presse die für Bekanntwerden des Versuches sehr viel getan hat. Wenn die Vogelwarte über Interesselosigkeit dem Versuche gegenüber klagen wollte, so wäre sie undankbar. Nun sollen zunächst die Vögel genaunt werden, die im verflossenen Jahre von der Vogelwarte Rossitten selbst mit Alumi- niumfufsring versehen aufgelassen wurden: 114 junge Lachmöwen (Larus ridibundus). 18 Störche (Ciconia ciconia). 9 Rauhfufsbussarde (Archibuteo lagopus). 3 Sturmmöwen (Larus canus). 2 Mäusebussarde (Buteo buteo). 1 Hühnerhabicht (Astur palumbarius). Summa: 147 Vögel. Die Zahl steht gegen die früheren Jahre zurück. Ich mufste mir selbst, da von auswärts so viel Ringe gefordert wurden, der fehlenden Mittel wegen Beschränkung auflegen. In dem Markieren der bei Rossitten durchwandernden Zugkrähen habe ich mit Absicht eine kurze Pause eintreten lassen, da ich, um Vergleichsmaterial zu bekommen, das Zeichnen von ost- preufsischen Brutkrähen eifrig betreiben will. Die jungen Nebelkrähen sollen in den Nestern den Ring erhalten. Das hat den grofsen Vorteil, dafs man dann den Geburtsort der Vögel genau kennt und nun feststellen kann, wie weit sich ihr VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 449 Zug im Winter erstreckt, und wo ihre Winterherberge liegt. Alle Vorbereitungen zu dem Unternehmen sind getroffen. Wohin ich mich wandte, hat man auch diesem Versuche in dankenswertester Weise das gröfste Interesse entgegen gebracht. Herr Geheimer Regierungs- und Forstrat Bock in Königsberg hat mir unter anderem eine Anzahl Königlicher Forstbeamten namhaft gemacht, die sich an dem Zeichnen freundlichst beteiligen wollen. Bei Krähen braucht man nicht ängstlich zu sein. Da giebt’s allemal Resultate, schon bei verhältnismäßsig wenig Markierungen. Von auswärts wurden folgende Ringe eingefordert: 1044 für Störche 242 für Möwen und andere Vögel in dieser Gröfse. 215 für Krähen 168 für Kleinvögel Summa 1669 Stück. Der idealste Zustand wäre nun der, dafs der Vogelwarte über das jedesmalige auswärtige Zeichnen genaue Listen einge- schickt würden. In sehr vielen Fällen ist das auch geschehen, aber doch nicht durchgehend. Der Versuch selbst leidet darunter nicht, denn wenn die Vogelwarte nach ihren Journalen ganz genau die Ringnummern kennt, die nach einem bestimmten Orte gelangt sind, so genügt das, und es ist gleichgültig, ob etwa einige dieser Ringe auf ein Nachbardorf weiter gegeben worden sind. Wird später eine solche erbeutete Nummer eingeliefert, so kommt es für die Wissenschaft nicht in Betracht, ob der betreffende Storch am 20. Juni 1907 im Dorfe X, oder am 28. Juni 4 Kilometer weiter im Dorfe Y die Marke erhalten hat. Auch kann ja die Vogelwarte bei Einlieferung eines Ringes am Markierungsorte Erkundigungen einziehen. Da die Ringe fast durchweg in kleinen Posten und immer auf besonderen Wunsch der Empfänger ausgegeben worden sind, so darf man annehmen, dafs sie auch zum gröfsten Teile Verwendung gefunden haben. Eingeliefert wurden im vergangenen Jahre: 22 Nebelkrähen 12 Lachmöwen 3 Heringsmöwen 2 Störche 3 Rauhfufsbussarde 1 Sturmmöwe 1 Märzente Summa 44 Vögel. Diese mögen nun aufgeführt werden. Wo kein bestimmter Auflassungsort genannt ist, ist immer Rossitten gemeint. Nebelkrähe. 1) Nebelkrähen aus Ostpreufsen. a) Von der Kurischen Nehrung. Nr. 953, aufgelassen am 4. Oktober 1906 an den Korallen- bergen mit noch 57 Artgenossen, und am 9. Juni 1907 am See- 450 J. Thienemann: strande vom Fischer Watzkat tot aufgefunden. Nach der Ab- nutzung des Ringes zu urteilen ist die Krähe noch lange Zeit als markiertes Versuchsobjekt herumgeflogen, ehe sie auf irgend eine Weise ihren Tod gefunden hat. Nr. 348, aufgelassen am 11. Oktober 1904 abends 6,30 mit noch 25 Artgenossen, und im Frühjahr 1907 von dem Fischer Falk bei Rossitten mit demselben Netze wieder gefangen; nicht etwa als Standvogel, sondern aus grofsen nach N. ziehenden Krähenscharen. Wiederum ist also von dieser Krähe, wie von einer ganzen Reihe vor ihr erbeuteter markierter Artgenossen immer derselbe Weg über die Nehrung gewählt worden und, da sie den Ring 2 Jahre 6 Monate trägt, so hat sie vom Auf- lassungstage an die Nehrung auf ihren Hin- und Rückzügen fünfmal passiert. b) Vom Festlande Hier folgen zwei Stücke, die insofern besonders bemerkens- wert sind, dafs sie fast gleichzeitig bei Rossitten aufgelassen, und nach 6 Monaten auch wieder fast zu derselben Zeit und an ein und demselben Orte wieder erbeutet wurden. (Derselbe Fall ist schon einmal vorgekommen s. VI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. Journ. f. Ornith. 1907 p. 535. Sollte das immer Zu- fall sein, oder halten die Krähen auch auf dem Zuge etwa Familien- weise zusammen?) Es sind die Nummern 991 und 493, markiert am 4. und 8. Oktober 1906, erbeutet am 9. und 14. April 1907 bei Agilla. Dieser Ort liegt genau gradlinig in der Fortsetzung der Festlandsküste des frischen Haffs. Der Zug führt also an dieser Küste entlang, dann durchs Samland auf den Winkel des Kurischen Hafis los, wo Agilla liegt, und von da an der Festlandsküste des Kurischen Haffs weiter. Herr Lehrer Tolkmitt aus Agilla teilt mir mit, dafs die beiden beringten Krähen sofort wieder in Freiheit ge- setzt worden sind. 2) Nebelkrähen aus Westpreulfsen. Nr. 480, aufgelassen am 4. Oktober 1906 an den Korallen- bergen mit noch 43 Artgenossen, erbeutet am 2. Mai 1907 von Herrn Dünenaufseher Lippkau in Kufsfeld auf der Halbinsel Hela im Schutzbezirk Kufsfeld. Nachricht unter Beifügung des beringten Fanges durch Herrn Apotheker Zimmermann aus Danzig. Der betreffende Krähenschwarm, in dem sich die Nr. 480 aufhielt, rastete bei seinem Zuge nach Osten auf der Halbinsel Hela, um sich an den Breitlingen gütlich zu tun. Etwas Auf- fallendes hat Herr Lippkau an der markierten Krähe vor dem Schusse nicht bemerkt. Man beachte den späten Zugtermin! Ich habe wohl schon einmal darauf hingewiesen, dafs zuweilen die Krähen bei ihrem Herbstzuge südlich von Rossitten die Nehrung verlassen, um über See auf Brüster-Ort loszusteuern. Diese Vögel berühren dann ohne Zweifel Hela. Auf dem Frühjahrszuge VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 451 wird derselbe Weg in umgekehrter Reihenfolge durch Überfliegen der Danziger Bucht zurückgelegt. Nr. 2, aufgelassen am 12. Oktober 1903 mit noch 6 Art- genossen auf meinem Hofe und am 20. Oktober 1907 in Pasewerk auf der Düne etwa 2 klm östlich der Weichselmündung von Herrn Gutsbesitzer Eugen Dirksen in Schmerblock bei Käsemark, Kreis Danzig vorm lebenden Uhu geschossen. Diese Krähe hat den Ring, der nebst Inschrift sehr gut erhalten ist, 4 Jahre und 8 Tage getragen, befindet sich also vom Auflassungstermine an auf ihrer vierten Winterreise. Das ist bis jetzt die längste Spanne Zeit von allen eingelieferten Vögeln. Der Ring trägt noch nicht die Firma ,„Vogelwarte Rossitten“, die ich erst im zweiten Jahre des Versuches zur Anwendung brachte; trotzdem gelangte er ohne Umwege in meine Hände. 3. Nebelkrähe aus Pommern. Nr. 498, aufgelassen am 8. Oktober 1906, erbeutet von Herrn Förster Betlitz aus Stramehl im Februar 1908 bei Wedderwill, Kreis Regenwalde. Nachricht unterm 5. April 1908 durch Herrn Rettungsführer WillyDüringinLoepers- dorf bei Stramehl. Mit diesem Ringe hat es eine besondere Bewandtnis. Damals als ich die Krähe markierte, waren mir gerade die Krähenringe ausgegangen, so dafs ich eine Anzahl Lachmöwenringe, die etwas enger sind, verwenden mulste. Von den damit versehenen Krähen sind mir auffallenderweise recht viele, gegen 1 Dutzend, zurück- geliefert worden, die den Ring bis zu einem Jahre an sich ge- tragen hatten. Die Fänge waren wie immer tadellos gesund. Das vorliegende Stück N. 498 ist nur 4 Monate länger beringt umhergeflogen, aber der Fuls war etwas schadhaft. Vielleicht hat dieses Exemplar gerade besonders starke Tarsen gehabt. An den Rändern des Ringes sind an der innern Seite des Fanges kleine Auftreibungen entstanden, die aber bereits wieder verheilt waren. Das ist der erste kranke Fufs, der eingeliefert wird. Die Ursache des Schadens ist aus obigen Bemerkungen ersichtlich. Die eigentlichen Krähenringe sind bequem und sitzen ganz locker am Fufse. Noch nie war irgend eine durch sie verursachte Beschä- digung zu verzeichnen, auch nicht nach vierjährigem Tragen. 4. Nebelkrähe aus Posen. Während Westpreufsen und Pommern schon so zahlreiche markierte Nebelkrähen geliefert haben, blieb Posen ganz und gar zurück. Daraus geht mit grofser Deutlichkeit hervor, dafs die Krähenscharen, sobald sie die Kurische und frische Nehrung überflogen haben, entschieden die Neigung haben, nach Westen, nicht nach Süden vorzudringen. So scheint die Besiedelung Deutschlands mit russischen Krähen im Winter streifenweise von Östen nach Westen vor sich zu gehen. Würde man z. B. im Journ. f. Orn, LVI, Jahrg. Juli 1908. 29 453 J. Thienemann: südlichen Polen Nebelkrähen markieren, so dürfte man diese dann jedenfalls in Schlesien, Sachsen suchen. Im vergangenen Jahre ist nun die erste Krähe aus der Provinz Posen eingeliefert worden, wo sie im Jahre 1905 bei Czempin angeblich vergiftet aufgefunden wurde. Markiert war diese Nr. 20 am 12. Oktober 1903 mit noch 6 Artgenossen, und zwar auch mit einem Ringe ohne Firma. Herr Förster Mletzko in Forsthaus Piotrkowice beiGzempin schickte die Marke unterm 21. Juli 1907 freundlichst ein. Demselben Herrn verdanke ich schon eine Ringkrähe aus Pommern. 5. Nebelkrähen aus Mecklenburg. Wiederum kommen 2 Stück in Betracht, Nr. 463 und 951, die den Ring an ein und demselben Tage, am 4. Oktober 1906, erhalten haben. Davon wurde die erste im Februar 1907 bei Friedland in Mecklenburg Strelitz durch Herrn Major a. D. H. Kulm erlegt, die zweite am 12. April 1907 bei Schlofs Schlieffen- berg Bahnstation Lalendorf in Mecklenburg Schwerin durch den Fasanenjäger des Herrn Dr. Eckert erbeutet. Der Ort liegt etwa 14 klm östlich von Güstrow. Die Krähe ist also noch im Winter- quartiere gewesen. Herr Dr. Eckert teilt mir freundlich mit, dafs sehr viel Krähen vorhanden gewesen sind. Gesen 1000 Stück wurden vergiftet und zahlreiche vorm Uhu geschossen. 6. Nebelkrähe aus Brandenburg. Nr. 444, aufgelassen am 19. April 1904 mit noch 5 Art- genossen und 2 Corvus frugilegus, erbeutet am 21. Februar 1908 4 Uhr nachm. bei Schönwerder bei Prenzlau in der Ukermark durch Herrn Rittergutsbesitzer Max Schröder. Die Krähe hat sich im Winterquartier befunden, denn sie wurde überm Uhu aus einer Schar von Artgenossen herausgeschossen, die in einem nahebei gelegenen Wäldchen ihre regelmäfsigen Schlafplätze hatten. Das Stück hat den Ring 3 Jahre 10 Monate getragen. Dieser Teil Deutschlands, das nördliche Brandenburg und das südwestliche Pommern, wird als Winterquartier von den über die Nehrung herabwandernden Krähen sehr bevorzugt. Dort sind schon viel beringte Stücke angetroffen worden. 7. Nebelkrähe aus dem Rheinland. Nr. 995, aufgelassen am 4. Oktober 1906 9—11 Uhr vor- mittags an den Korallenbergen mit noch 57 Artgenossen, ge- schossen am 7. Dezember 1907 in Ochaephuysen bei Crefeld. Das ist die Dritte von jenseits des Rheines stammende Ringkrähe. Nachricht unterm 7. Dezember 1907 durch den Königlichen Commerzienrat Herrn Gustav Scheibler in Crefeld. Die Krähe, die sich vom Auflassungstermine an im zweiten Winter- quartiere befand, hat den Ring 1 Jahr und 2 Monate getragen. Ein eigenartiges Zusammentreffen ist hier zu konstatieren. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 458 Die obige Nr. 995 wurde an demselben Tage aufgelassen, wie die schon früher aus Driburg in Westfalen, Aachen und Solesmes im nördlichen Frankreich eingelieferten Stücke, nur stiegen diese 3 letzteren abends 5 Uhr sofort nach erfolgtem Fange hier auf, während Nr. 995 schon früh zwischen 9—11 Uhr die Freiheit erlangte. Alle an jenem Tage aufgelassenen, d. h. bei Rossitten gleichzeitig vorüberziehenden Stücke scheinen also weit nach Westen zu vorgedrungen zu sein. Man könnte vielleicht denken, dafs die an jenem 4. Oktober hier bei Rossitten durchwandernden Krähen aus einer südlicher gelegenen Gegend, nicht aus Rufsland stammten und darum ihr Winterquartiermehr im Süden oder Westen aufgesucht hätten. Ein glücklicher Zufall fügt es, dafs wir durch die folgenden Stücke über diesen Punkt Aufklärung erhalten. 8. Nebelkrähen aus Rufsland. Die Nr. 978 wurde gleichzeitig mit der obigen Crefelder Nr. 995 früh zwischen 9—11 Uhr an jenem 4. Oktober 1906 auf- gelassen und im folgenden Frühjahre, nachdem sie aus ihrem W inter- quartiere heimgekehrt war, am 14. Mai1907 im Forst bei Amboten p. Wainoden in Kurland durch Herrn Förster Kayserling geschossen. Dazu ging die Nachricht ein, dafs die betreffende Krähe sich zum Nisten angeschickt hatte undnebendemHorste erlegt wurde. Damit kennen wir das Brutgebiet jener in Frage kommenden weit nach Südwesten vorgerückten Nebelkrähen; es unterscheidet sich in Bezug auf seine Lage nicht von den für andere Ringkrähen festgestellten Brutstätten. Gerade in jener Gegend Kurlands wurden schon mehrere markierte Krähen an- getroffen und zwar auch zur Brutzeit, so am 25. Mai 1905. Noch zwei weitere Stücke sind aus Kurland zu melden. Nr. 299, aufgelassen am 10. Oktober 1904 3 Uhr nachmittags an den Korallenbergen mit noch 45 Artgenossen, erbeutet am 19. Juli 1907 auf dem Rittergute Dserwen etwa 12 Werst von der Kreisstadt Hasenpoth von Herrn Förster P. Reumer. Der Vogel trägt den Ring 2 Jahre 10 Monate. Herr Basler, Bevollmächtigter von Dserwen, teilt dazu unterm 23. Juli freund- lichst mit, dafs der Förster in einen Schwarm von etwa 20 auf dem Felde sitzenden Krähen hineinschofs, wobei die beringte liegen blieb. Seiner Ansicht nach hat der Vogel sicher in dortiger Gegend gebrütet. Ferner Nr.565, markiert am 10. Oktober 1905 4 Uhr nachmittags mit noch 63 Artgenossen an den Korallenbergen, und am 1./13. März 1908 auf dem Gute Grendsen, Kreis Tukkum vor einem Stalle, wo sie mit Doblen zusammen war, geschossen. Hat den Ring 2 Jahre und 5 Monate getragen. Da hier auf der Nehrung schon am 24. Februar, ferner vom 2.—10. März 1908 lebhafter Krähenzug nach Norden zu stattgefunden hat, so wird die betreffende Krähe bereits aus der Winterherberge nach der Heimat zurückgekehrt sein. Nachricht ging unterm 3./16. März 29* 454 J. Thienemann: 1908 durch Herrn Otto Ernst von Gersdorf in Grendsen ein. Livland lieferte wieder drei markierte Nebelkrähen: Nr. 743, markiert am 20. Oktober 1905 4 Uhr nach- mittags mit noch 48 Artgenossen an den Korallenbergen, geschossen von Herrn Oberförster Walter Sellheim, am 1. September 1906 in Allasch, Kreis Riga, Bahnstation Hinzenberg, etwa 30 klm von der Küste des Rigaischen Meerbusens. Die Schar Krähen, unter der sich das beringte Stück aufhielt, befand sich nach eingegangener Mitteilung wohl bereits auf dem Zuge, da für die dortige Gegend schon der Anfang des September als Beginn des Krähenzuges betrachtet werden kann, denn es zeigen sich dann schon viel mehr Krähen als im Sommer. Ring 11 Monate getragen. Ferner Nr. 471, aufgelassen am 4. Oktober 1906 fünf Uhr Nachmittags mit noch 43 Artgenossen an den Korallenbergen, und am 12. Oktober 1907 in der Nähe des Gutes Saarahof, Kirchspiel Saara, Kreis Pernau von einem Arbeiter des Gutes verendet aufgefunden. Nachricht unter Beifügung des beringten Fanges unterm 23. Dezember 1907 durch Herrn G. Etzold, Saarahof pr. Quellenstein, Livland. Diese Krähe war auch, wie das oben genannte Exemplar, mit Möwenring versehen worden. Der Fufs zeigte sich aber trotz einjährigen Tragens ganz unverletzt. Schliefslich Nr. 352, aufgelassen am 11. Oktober 1904 1/,7 Uhr abends auf einem Hofe mit noch 25 Artgenossen, erbeutet Ende März 1908 im Walde auf einer Landstrafse unweit des bei Erlaa, Livland, gelegenen Katzenkruges. Herr Anton Wette- rich, Riga Gr. Alexanderstr. 16, schickt mir einen die Notiz ent- haltenden Zeitungsausschnitt zu. Aus dem Gouvernement Petersburg stammt die Nr. 209, die am 18. April 1904 1,4 Uhr nachmittags mit noch 9 Artgenossen und 1 Corvus frugilegus an den Lehmbergen aufstieg. Sie wurde am 2./15. Oktober 1907, also nach 3 Jahren und 6 Monaten, in Kerstowo, Jamburg’scher Kreis unweit Narva erbeutet. Nachricht unter Einsendung des vollständig intakten Fufses durch den Präses des Naturforschenden Vereins in Riga, Herrn Schweder, Peter-Paulstr. 2. Das Stück wurde gleichzeitig mit der Nr. 204 aufgelassen, die seinerzeit schon nach 8 Tagen auch bei Petersburg erlegt wurde. Es mufs darauf hingewiesen werden, dafs es doch verhältnismäfsig häufig vorkommt, dafs gleichzeitig aufgelassene, also gemeinsam wandernde Krähen auch wieder an ein und derselben ÖOrtlichkeit ihrer Heimat an- getroffen werden. Das deutet entschieden auf ein Zusammen- halten der Bewohner einer bestimmten Gegend während des Zuges hin. Schliefslich noch drei Exemplare aus Finland: Nr. 690, gezeichnet am 22. Oktober 1905 vier Uhr nach- mittags mit noch 42 Artgenossen an den Korallenbergen, erlegt am 12. Mai 1907 im Kirchspiel Sjundeä, Dorf Bollstad etwa VIl. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 455 mitten zwischen Helsingfors und Ekenäs, 12 klm von der Süd- küste Finlands entfernt. Das Exemplar wurde durch Herrn Ingenieur V. S. Durchmann in Bollstad aus einer 30—40 köpfigen Krähenschar überm ausgestopften Uhu herausgeschossen; beringter Fang von Herrn Prof. Dr. J. A. Palm&n-Helsingfors eingeschickt. Ring 1 Jahr 7 Monate getragen. Nr. 626, aufgelassen am 12. Oktober 1905 nachmittags 1/,4 Uhr mit noch 48 Artgenossen an den Korallenbergen, erbeutet vom Bauern Kalle Eskola im Kirchspiel Jaala etwa 8 Meilen nördlich von Kotka. Nachricht unterm 16. Juni 1907 durch Herrn Ingenieur Alb. Collin in Kotka. Erlegungstermin wurde nicht genau angegeben. Jetzt folgt die bisher nördlichste eingelieferte markierte Nebelkrähe. Es ist Nr. 635, die wie das vorige Stück am 12. Oktober 1905 aufstieg und am 20. April 1907 auf dem etwa 30 Kilometer west-nordwestlich von der Stadt Savonlinna (schwedisch Nyslott) gelegenen Landgute Wiisala im Gouvernement St. Michels geschossen wurde, als sie mit einer Krähenschar auf einem eben vom Schnee befreiten Acker eingefallen war. Den Ring schickte mir Herr K. J. Hirvensalo, Student in Savonlinna, ein. Das Exemplar, das vom Auflassungstermin an aus seinem zweiten Winterquartiere zurückgekehrt war und jedenfalls im Brutgebiete geschossen wurde, hat den Ring 1 Jahr 6 Monate getragen. Das Krähenbesiedlungsgebiet wird also nach dem jetzigen Stande des Versuches durch folgende Linie begrenzt: Von dem eben genannten Wiisala in Finland über Petersburg durch das südliche Ostpreulsen über Czempin bei Posen nach Prettin a./Elbe, von da nach Solesmes im nördlichen Frankreich und von da nach Norden zu an der Seeküste entlang, Rügen eingeschlossen, bis wieder nach Finland. So hat sich das Gebiet seit dem vorigen Jahresberichte nach Norden zu erweitert. Damals stellten Petersburg und Helsingfors die nördlichsten Fundorte von ge- zeichneten Krähen dar. Die längste Spanne Zeit vom Auflassungs- bis Einlieferungs- termin beträgt für 1 Exemplar 4 Jahre und 8 Tage, im Vorjahr 3 Jahre 5 Monate. Es folgen die Lachmöwen (L. ridibundus). Sämtliche Vögel dieser Art sind wieder als nicht flugfähige junge Tiere an ihrem Brutplatze auf dem hiesigen Möwenbruche losgelassen worden. Wir verfolgen wieder die beiden durch die erzielten Resultate vorgezeichneten Zugrichtungen, wie sie im letzten Jahresberichte genannt sind. Zunächst die von der Nebrung aus direkt nach Süden gerichtete. Da ist eine Zwischenstation geschaffen zwischen Lucknainen in Masuren und Gohlau, Kreis Gnesen, indem Lach- möwe Nr. 754, die am 16. Juli 1907 markiert war, am 456 J. Thienemann: 18. September 1907 beim Forstgut Welna am Koldromber See, Kreis Znin, Bezirk Bromberg, Provinz Posen von Herrn Gutsbesitzer Kuhlwein in Welna erlegt wurde. Dieser Fund- ort deutet wieder darauf hin, dafs die Lachmöwen die Weichsel aufwärts ziehen bis zu der Wendung an der Mündung der Brahe, dann durch das seenreiche Gebiet auf Gnesen los. Diese Annahme wird noch dadurch gestützt, dafs Herr Kuhlwein bei Einsendung des beringten Fulses gleichzeitig mitteilt, dafs sich vorübergehend sehr viel Möwen auf dem Koldromber See aufhalten. Das fragliche Stück soll sich 14 Tage dort umhergetrieben haben. Wir gehen weiter über Krizanau in Mähren nach Wien. Von da aus war die nächste Fundstelle bis jetzt die Pomündung in Oberitalien. Ich hatte die Vermutung ausgesprochen, dals die Lachmöwen von Wien aus auf eineın Nebenflusse der Donau die Küste des Adriatischen Meeres zu erreichen suchen und über Triest nach ihrem beliebten Winterquartiere bei Comacchio an der Pomündung gelangen. Die Bestätigung liegt jetzt vor. Lachmöwe Nr. 764, die am 26. Juli 1907 ihre Marke erhalten hatte, wurde am 25. November 1907 in Noghera bei Muggia bei Triest auf einem Salzbette von Herrn k. k. Polizei-Offizial Josef Mrach aus Muggia abends ‚irrigerweise auf dem Enten- durchzuge‘‘ geschossen. Der Herr schreibt dazu, dafs die Möwe von Norden her allein angezogen kam, und dafs auf Meer-Salz- Betten bei Triest viel Möwen überwintern. Weiter ist wieder ein Exemplar aus den oberitalienischen Winterquartieren selbst eingeliefert worden: Nr. 34, markiert am 4. Juli 1905, erbeutet am 30. März 1907 in der Umgegend von Bologna. Das ist nunmehr das fünfte Stück aus dortiger Gegend. Nachricht unterm 17. April 1907 durch das Zoologische Institut der Universität Bologna. Diese Lachmöwe ist in mancherlei Hinsicht von besonderem Interesse. Sie erhielt den Ring gleich- zeitig mit den beiden Stücken, die im Herbste 1906 an der Elbmündung und am Genfer See erbeutet wurden. So ist also anzunehmen, dafs sich der auf dem Rossitter Bruche er- brütete Lachmöwen-Jahrgang 1905 beim Aufbruch nach der Winterherberge getrennt hat, indem ein Teil die westliche, ein Teil die südliche Strafse gezogen ist. Weiter mufs bemerkt werden, dafs die vorliegende Möwe Nr. 34 im Frühjahr 1907 fortpflanzungsfähig geworden ist, und trotzdem sich noch so spät, am 30. März, in der Winterherberge, fern von den Brut- plätzen aufgehalten hat. Die ersten Lachmöwen trafen 1907 am 1. April in Rossitten ein; sonst gewöhnlich am 22. März. Von der folgenden Möwe, Nr. 767, ist anzunehmen, dals sie von Oberitalien aus an der italischen Küste entlang nach Süden zu gewandert ist und über Sizilien Afrika erreicht hat. Sie wurde am 12. Januar 1908 am Bahira, dem Binnensee bei Tunis, erbeutet. Das war der erste markierte Vogel, aus einem fremden Erdteile. Gemeldet wurde der Fall von Herrn Naturalist VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 457 M. Blanc, Tunis, rue Al-Djazira 16, der auch den Ring freund- lichst einschickte, und von Herrn Dr. Beill, Tunis. Die Marke hatte der Vogel am 26. Juli 1907 erhalten; es war also ein junges Stück. Eisen’s Jagdbüreau in Tunis hat sich des Versuches in dankenswerter Weise angenommen. Wir wenden uns nun der von der Nehrung aus nach Westen zu gerichteten Zugstralse zu, die zunächst an der Küste entlang führt. Da war zunächst Tolkemit in Westpreufsen als Fundort zu verzeichen. Jetzt ist vorher noch eine Station in Ostpreufsen einzuschalten, nämlich Korschenruh bei Ludwigsort am frischen Haff. Hier wurde die Nr. 721, die am 4. Juli 1907 markiert war, am 3. Oktober 1907 von Herrn Gutsbesitzer Steputat geschossen. Die folgenden Fundorte waren bis her Ueckermünde in Pommern, ferner die Elbmündung, worauf gleich Lausanne am Genfer See folgte. Daraufhin hatte ich angenommen, dafs die Möwen den Rhein von der Mündung an aufwärts und die Rhone abwärts ziehen. Jetzt liegt die Bestäti- gung dafür vor: Die Nr. 35 wurde am 20. Januar 1908 in dem Gemeinde-Bann Daubensand, Post Obenheim, Kreis Erstein, Unter-Elsals etwa 200 m vom Rhein entfernt in einem Altwasser erbeutet. Der betreffende Schütze, Herr Jagdhüter Eduard Fischer, aus Daubensand teilt mit, dafs sich die Möwe in Gesell- schaft von 10—12 Genossen befand, und dafs in jedem Winter in dortiger Gegend am Rhein Möwen zu sehen sind, am meisten im Spätjahr, wenn’s kalt wird und dann wieder gegen das Früh- jahr auf dem Rückzuge. Auch das vorliegende Stück ist gleich- zeitig mit den von der Elbmündung, vom Genfer See und von Bologna zurückgelieferten Exemplaren am 4. Juli 1905 auf dem Rossitter Bruche markiert worden, trägt den Ring also 2!/, Jahre und befand sich bei Daubensand auf der dritten Winterreise. Es ist einem Präparator zum Ausstopfen übergeben worden. Sieben Tage nach dem oben angeführten Elsässer Stück, also am 27. Januar 1908, wurde eine Rossittener Lachmöwe, Nr. 732, die aber nicht wie jene vom Jahrgang 1905, sondern vom Sommer 1907 her stammte, (markiert am 4. Juli 1907) bei Grelonges an der Saöne unweit Lyon in Frankreich erbeutet. Damit ist die Zugstrafse vorgezeichnet. Es ist nicht anzunehmen, dals diese Möwe von Daubensand auf weitem Umwege über den Bodensee gewandert ist, vielmehr hat sie den Rhein als Zug- stralse höchstens bis zu seiner Biegung nach Osten bei Basel be- nutzt, um von da aus auf dem Rhone-Rhein Kanal oder auf einem Nebenflusse nach der Saöne zu gelangen. Wenn ein mit dem Vogelwartenringe gezeichnetes Versuchs- objekt irgendwo erbeutet wird, so bringt das Publikum solchem Falle meist reges Interesse entgegen, was mit grolser Freude zu begrüfsen ist, weil dadurch der Versuch durch Bekannterwerden nur gewinnen kann. Aber soviel Erörterungen hat wohl noch 458 J. Thienemann: kein Ringvogel hervorgerufen, wie jene Lyoner Möwe. Es mögen hier zwei Artikel aus dem Blatte „Le Nouvelliste de Lyon‘ vom 30. und 31. Januar 1908 in der Übersetzung folgen: Le Nouvelliste De Lyon, 30. Januar 1908. Woher kommen unsere Möwen? „Die treuen Vögel, die seit einigen Jahren unsere Stadt sewählt haben, um dort ihr Winterquartier aufzuschlagen, würden uns in der Tat fehlen, wenn ihnen je der Gedanke kommen würde, uns ihre Gesellschaft zu entziehen. Aber seien wir ganz beruhigt: Wir werden unsere Möwen behalten, welche die Dichter, die Künstler, die Sympathie Aller zu den „Unsrigen“ gemacht haben, ohne dafs irgend ein Zweifel möglich ist. Und dennoch, obwohl ihnen die Lyoner Naturalisations- urkunde bewilligt ist, wissen wir nur wenig von diesen uns So vertrauten Möwen, mit ihrem so neckischen Flug und ihren an- mutigen Bewegungen, wenn sie sich einen Schnabel voll Nahrung im Fluge erschnappen. Woher kommen sie? Wir wissen nichts davon. Von Norden sehr wahrscheinlich! ... Man mülste es aber noch näher bestimmen. In dieser Hinsicht folge hier eine merkwürdige Entdeckung, die vielleicht den Forschern gestatten wird, das Rätsel zu lösen. Am letzten Montag fing hier M. Charles Boisson ein Fisch- händler in Fareius-les-Beauregard bei der Rückkehr vom Angeln an der Saöne nahe bei Grelonges eine am rechten Flügel verwundete Möwe. Die Möwen finden sich in der Tat in unzähligen Scharen in den Wiesen des Saöne Tales. Wie grofs war seine Verwunderung bei seiner Rückkehr nach Hause, als er einen silbernen Ring bemerkte, ähnlich denen, die von den Tauben-Züchter-Gesellschaften verwendet werden, und der am rechten Fufs des Vogels angebracht war. Dieser Ring trägt die Nr. 732 mit der folgenden sonder- baren deutschen Inschrift: „Vogelwarte Rossitten“. Die wörtliche Übersetzung des ersten Wortes ergibt folgende Bedeutung: „Wachtvogel, Festungsvogel“. Da fragt man sich, ob man an- nehmen soll, dafs unsere östlichen Nachbarn daran gedacht haben, diese anmutigen Vögel ähnlich wie die Brieftauben als Kriegsboten nutzbar zu machen. ... Der gefangene Vogel hat sich schnell eingelebt und bewegt sich in völliger Freiheit in den Gemächern des Herrn Boisson, wo wir ihn gesehen haben und mit Musse prüfen konnten. Vielleicht handelt es sich auch nur um ein einfaches Er- kennungszeichen, das an dem Fulse des Vogels von einem Deutschen angebracht wurde, der begierig ist zu erfahren, ob es dieselben Möwen sind, die, nach ihrer Überwinterung bei uns, in sein Land wiederkehren‘. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 459 Le Nouvelliste De Lyon, 31. Januar 1908. Woher kommen unsere Möwen? „Unter diesem Titel erzählten wir von der kürzlich an der Saöne gemachten Entdeckung einer verwundeten Möwe, deren Fuls einen mit deutschen Schriftzeichen versehenen Ring trug. Über diesen Gegenstand erhielten wir nun folgenden interessanten Brief, den wir sehr gerne veröffentlichen: „Als Freund der Möwen erlaube ich mir, dieselben gegen den leichtfertigen Verdacht in Schutz zu nehmen, der in dem Artikel der Morgenzeitung geäufsert wurde. „Das unveränderliche Gesetz, das die Zusammensetzung deutscher Worte regiert, zwingt uns, das Wort „Vogelwarte‘ durch „Vogelwärter“, und nicht „Wachtvogel‘‘ zu übersetzen. Ich neige zu der Annahme, dafs, da das Wort Vogelwarte ungebräuchlich ist, die Inschrift schlecht gelesen, oder entstellt worden ist. Es mufs „Vogelwärter Rossitten“ „Vogelhändler Rossitten“ heilsen. In diesem Falle ist es die Bezeichnung des deutschen Vogelhändlers, der der Möwe nicht einen Faden, sondern einen Ring um den Fuls gelegt hat. „Was den Ursprung des Ringes anbetrifft, vermute ich, dafs er dem Vogelwärter oder dem Vogelhändler Rossitten, von einem deutschen sentimentalen jungen Mädchen geschickt worden ist, welches sich wünscht, ihren Lieblingsvogel jedes Jahr bei seiner Rückkehr leicht wieder erkennen zu können. Das blonde „Mädchen“ (denn blond mufs es sein) vermutete nicht, dafs es auf seinen Liebling und seine Schwestern einen so bösen Verdacht lenken würde, den ich nun hoffentlich zerstört habe. „Genehmigen Sie, Herr Redakteur, die Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung‘“. Einer von Ihren täglichen Lesern. Jede grammatische Frage bei Seite lassend, erklären wir sehr gerne, nie die böse Absicht gehabt zu haben, dem guten Rufe unserer niedlichen Möwen zu schaden. Wir haben einfach nur zwei Vermutungen aufgestellt und wenn wir, um unsere Leser zufrieden zu stellen, angeben sollen, wofür wir uns entscheiden, so sagen wir, dafs unsere Sympathie fraglos der Hypothese unseres gelegentlichen Mitarbeiters gehört, die so romantisch, so pittoresk ist, die so ganz übereinstimmt mit der Idee, die wir von der wohlerprobten Treue unserer reizenden Wintergäste haben“. In der nächsten Nummer des Blattes klärte M. Claudius Cöte-Lyon, Mitglied der Socidte Zoologique de Geneve, mit der der Unterzeichnete als deren Ehrenmitglied in enger Beziehung steht, den Fall unter Hinweis auf den Versuch auf. Natürlich hatte auch die Vogelwarte Veranlassung genommen, an die franzö- sischen Zeitungen sofort erläuternde Notizen gelangen zu lassen. So wurde die erbeutete Möwe immer interessanter und ging 460 J. Thienemann: schliefslich für 60 francs in den Besitz eines Sammlers über. Sie wird in Frankreich bleiben. M. Glaudius-Cöte hatte aber die grolse Liebenswürdigkeit, mir 2 Photographien des Vogels zukommen zu lassen, auf denen der Fufsring sehr gut zu sehen ist. Das Bild findet sich abgedruckt in Nr. 1 1908 der „Königs- berger Tiergarten-Zeitung‘‘, und ist von da aus auch in die vom Breslauer (Heft 34, 1908) und Hamburger Zoologischen Garten herausgegebenen Zeitungen gelangt. Die französischen Blätter verdanke ich der Güte des Herrn Prof. R. Poncy, Vice-Präsident der Societe Zoologique de Geneve. Weiter hatte Herr J. Alfred Child, Professeur de langues vivantes in Lyon, die Liebens- würdigkeit, mir Karten mit photographischen Ansichten von dem Möwengetriebe an den Lyon’er Brücken zu schicken. Man sieht da, wie die Lachmöwen, ich kann sagen unsere Rossitter Lachmöwen, dem Publikum die Leckerbissen aus der Hand nehmen, wie sie sich auf die Hüte setzen u. s. w. Sie sollen so verwöhnt sein, dafs manche nur Kuchen, kein Brot fressen wollen. Nun biete man unsern Bruchmöwen hier einmal Kuchen an! Sie würden sich schön bedanken am Brutplatze. Schliefslich mufs noch dankbarst hervorgehoben werden, dafs sich die Mairie de Lyon auf meinen Antrag hin in entgegen- kommendster Weise für den Vogelzugversuch interessiert und ent- sprechende Aufrufe in den Zeitungen erlassen hat. M. Docteur P. Wiernsberger, Secretaire particulier du Mairie de Lyon, stellte sich für etwaige Wünsche der Vogelwarte bereitwilligst ganz und gar zur Verfügung. Lyon und das angrenzende Saöne-Tal, wo unzählige Möwen sich in jedem Winter aufhalten, sind also als beliebte Winterherberge für unsere Lachmöwen zu betrachten. Aber nicht als einzige in Frankreich, denn es folgen nun noch zweiLachmöven von der französischen Küste, darunter eine ebenfalls vom 4. Juli 1907, wie das Lyon’er Stück. Es ist Nr. 712, die am 25. Februar 1908 bei L’Aiguillon-sur-mer, Vendee, von Herrn Seguin-Jard an der Mündung des Flusses Lay geschossen wurde. Die erste Nachricht bekam ich durch Herrn Eug. ab-der-Halden, Colmar, Elsafs, dann schrieb auch der Schütze selbst an mich. Eine Notiz über diesen Fall hat im „Chasseur francais“ von St. Etienne (Loire) Nr. 275 gestanden. Auch diese Möwe ist präpariert worden und soll mir zugestellt werden. Schliefslich Nr. 124, losgelassen am 20. Juli 1905 mit noch 27 Artgenossen, erbeutet am 6. Januar 1908 bei Le Havre, Seine Inferieure, von Monsieur Louis Garnier, Ouvier journalier, 55 Boulevard Amiral Mouchez in Havre, der mir auch den beringten Fufs freundlichst einschickte. Die Möwe flog unter Hunderten von Genossen an der Seine-Mündung im Hafen Nahrung suchend umher. Hat den Ring 2 Jahr 6 Monate getragen Auch diese französische, Möwe hat durch ihren Fufsring Veranlassung zu mancherlei wunderbaren Vermutungen gegeben. Das Blatt „Le Petit Havre‘“ vom 8. Januar 1908 schreibt darüber: VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 461 Seltsame Entdeckung. „Einem unserer Mitbürger ist es gestern gelungen in unerwar- teter Weise eine höchst merkwürdige Feststellung zu machen. Er war auf dem neuen Teiche auf Jagd gegangen und schofs eine Möwe der gewöhnlichen Art. Aber wie grols war seine Überraschung, als er an einem Fufse des Vogels einen Metallring bemerkte, der folgende Inschrift trug: Vogelwarte \ 124 Rossitten Woher kommt diese Möwe und was bedeutet diese Inschrift? Wie man weils, findet man sehr häufig Tauben mit einen Ring am Fulse, gewisse Fische die in unseren Gewässern gefangen sind, tragen gleichfalls am Schwanze einen Ring von Kautschuk, mit denen sie von den Fischzüchtern versehen sind, die den Wunsch haben, die Wanderung gewisser Arten von Fischen zu studieren. Aber es ist sehr selten, dafs Möwen mit einem Armband geschmückt sind. Sicher ist, dafs die Inschrift auf dem Ringe der hier an unserer Küste getöteten Möwe, das Werk eines Deutschen sein muß. In Deutschland ist „Vogel“ ein Eigenname, den viele Personen tragen, aber es ist auch ein Hauptwort und bedeutet Vogel (oiseau). Was das Wort „warte“ anbetrifft, so ist dieses das Zeitwort „warten.“ In der Imperativform bezeichnet es sodann „erwarte.“ Was Rossitten angeht, so kann dieses der Name eines Menschen oder eines Schiffes sein. Man könnte also annehmen, dafs dieses ein unter der Form „Vogel erwarte Rossitten“ aus- gesprochener Befehl sei. Aber wie kann man sich denken, dafs dieser Befehl an den, für welchen er bestimmt war, durch einen für solchen Zweck so wenig geeigneten Boten wie eine Möwe gebracht werden konnte und welches ist der Zweck dieser Botschaft? Eine andere Vermutung: Ein Schiff „Rossitten“ oder ein Kapitän dieses Namens könnte etwa Schiffbruch gelitten haben in einem Lande, das „Vogel“ heifst, und dort Hilfe erwarten. Dieses ist wenig wahrscheinlich. Unter dem Namen Vogel kennen wir gegenwärtig nur ein Vorgebirge an der Ostküste von Neu-Guinea, das zu den englischen Besitzungen dieser Insel gehört. Es schiebt sich in die Meerenge von Ward Hunt vor und schliefst im Norden die Bai von Goodenough ab, etwa unter 9° 40 südlicher Breite und 147° 55 östlicher Länge. Nun ist aber diese Gegend sehr besucht. Man trifit dort Schiffe aller Nationen und die Einwohner hätten sicher nicht ermangelt, von dem Freignisse die englische Regierung zu unterrichten. Ri Und ferner, ist es möglich, dafs eine Möwe vom Aquator bis in unsere Gegend gekommen wäre? Sei dem wie dem wolle! Es erschien uns interessant, diese eigentümliche Entdeckung mitzuteilen. Vielleicht könnte irgend 462 J. Thienemann: einer unserer Leser Licht über diese recht mysteriöse Angelegen- heit verbreiten.“ Die Vogelwarte hat natürlich auch hier sofort Veranlassung genommen, einen aufklärenden Bericht an die Redaktion des Blattes abgehen zu lassen. Es folgen nun noch einige Lachmöwen, die in der Zeit erlegt wurden, wo sie sich nach dem Flüggewerden in der weiteren Umgebung des Brutplatzes umhertrieben, wie das ihre Gewohnheit ist. Es sind die Nummern 742; 761 und 763, die am 16. und 26. Juli 1907 die Marken erhielten, und von denen die erste im Herbste 1907 bei Sarkau erbeutet wurde, während die beiden anderen am 18. September und 10. August 1907 bei Liska-Schaaken, am Festlands-Ufer des Kurischen Haffes, und in Piplin bei Mehlauken, Ostpreufsen, wieder in Menschenhände gelangten. Nachricht und Ringe ging mir durch Herrn Kantor Neumann in Sarkau, Herrn Lehrer Henmann in Schmiedehnen und Maschinenfabrikanten Herrmann Schwarz in Alexen bei Mehlauken zu. Das Liska-Schaaken’er Stück wurde übrigens auffallender Weise an demselben Tage (18. September 07) erbeutet, wie das obige Exemplar vom Koldromber See in Posen. Ob die Lach- möwen an dem genannten Tage gerade in Massen abgezogen sind’? So sind also im vergangenen Jahre nur Lachmöwen vom Jahrgange 1905 und 1907 eingeliefert worden, nicht von 1906, obgleich ich da auch 115 Stück markiert hatte. Der Jahrgang 1905 hat nach den vorliegenden Resultaten den Winter 1906/07 in Oberitalien zugebracht, während er 1907/08 seine Winter- herberge in Frankreich aufgeschlagen hatte, wo auch der Jahr- sang 1907 zahlreich vertreten war. Angehörige des Jahrganges 1907 sind aber im Winter 1907/08 auch in Triest anwesend gewesen, ja manche sogar bis Tunis vorgedrungen. Zu bemerken ist, dafs es sich beim jetzigen Stande des Versuches auch um fortpflan- zungsfähige alte Möwen handelt. So waren die Stücke vom Elsafs und von Le Havre Alte, die schon gebrütet haben müssen, während die übrigen junge, noch nicht einjährige Tiere waren. Junge und Alte sind also gemischt in Frankreich im Winter- quartiere gewesen. Heringsmöwen (Larus fuscus). Zunächst wieder ein Stück von der Halbinsel Hela in Westpreufsen, wo nun schon 4 Heringsmöwen angetroffen wurden. Es ist die Nr. 528, aufgelassen am 2. Oktober 1905 mit noch 17 Artgenossen und vom Fischer Herrn Raimund Budzisch am 23. Juli 1907 bei Kufsfeld am Strande an einer mit einem Breitlinge beköderten Angel lebend gefangen. Der Ring, der nur 1 Jahr 10 Monate getragen wurde, ist im Gegensatz zu anderen Möwenringen, die viel länger an den Versuchsobjekten sich VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 463 befanden, ganz abgeschliffen. Es mag das seinen Grund darin haben, dafs gerade diese Heringsmöwe oft in der Schälung am Strande gestanden hat, wobei die Fülse von Sand bespült worden sind. Nachricht ging unter Beifügung des Ringes durch das Königl. Oberfischmeister-Anıt in Neufahrwasser ein. Die be- treffende Möwe ist von Herrn Fischmeister Jacobi in Putzig nach Ablösung des Ringes wieder in Freiheit gesetzt worden. Ich hätte sie zur Gefiederuntersuchung gern in Händen gehabt. Übrigens hat der ebengenannte Fischer schon früher eine markierte Heringsmöwe auf Hela gefangen. Nun folgen noch 2 Stücke, die lange nach dem Auflassen bei Rossitten wieder erbeutet wurden und dadurch zeigen, dafs auch die Heringsmöwen bei ihren Zügen und Streifereien immer dieselben Stralsen beibehalten. Nr. 808, ein altes ausgefärbtes Stück, das selten zur Auflassung gelangt, da meist nur junge graue Kleider gefangen werden, markiert am 26. Oktober 1905 mit noch 3 jungen Artgenossen, mit dem Krähennetz am See- strande bei Rossitten erbeutet am 23. Dezember 1907, also nach 2 Jahren 2 Monaten. Die Möwe zog mit anderen zahlreichen Genossen den Strand entlang. Der Ring ist trotz des langen Tragens gar nicht abgeschliffen. Der Fänger heifst Breuer. Schließlich wurde noch die Nr. 809, ein junges Stück, das gleichzeitigmit dem vorhergehenden markiert war, am 24. November 1907, also nach 2 Jahren 1 Monat, in der Schwarzen-Berg-Bucht bei Rossitten von demselben Fischer Breuer eingefroren aufge- funden. Sie kann da schon eine Zeit lang gelegen haben. Ring gut erhalten. Sturmmöwe (Larus canus). Es ist über eine eingelieferte Sturmmöwe Nr. 176 zu berichten, die dadurch von besonderem Interesse ist, dafs sie auch erst lange Zeit nach dem Auflassen, nämlich nach zwei Jahren und 5 Monaten wieder in Menschenhände gelangte. Sie wurde am 11. September 1905 als junger Vogel im grauen Gefieder mit noch elf gleichaltrigen Artgenossen bei Rossitten am Seestrande gefangen und sofort markiert aufgelassen. Am 24. Februar 1908 befand sie sich in Gesellschaft eines gröfseren Fluges verschiedenartiger Möwen auf dem Reviere des Herrn A. Weichert in Kliestrow bei Treppin in der Mark und wurde dort Nachmittags drei Uhr geschossen. Es sind dort viel Seen in der Nähe, und aufserdem werden auf dem betreffenden Reviere allherbstlich grofse Wiesen mit Wasser bestautf, wo dann gewöhnlich Ende Februar und Anfang März allerhand Möwen in Flügen von 4—500 Stück erscheinen. Den beringten, tadellos erhaltenen Fufßs, der nicht mehr fleischfarben, sondern silbergrau gefärbt ist, schickte mir der Jagdbesitzer, Herr Verlagsbuchhändler A. Weichert, Berlin N.O. 43, Neue Königsstrafse 9, freundlichst 464 J. Thienemann: ein. Ich bat umgehend um den ganzen Vogel, konnte aber nur die Flügel erhalten, die den ausgefärbten Zustand zeigen. Storch (Ctconia ciconia). Im vorigen Jahresberichte war angekündigt worden, dafs das Storchzeichnen in Ostpreufsen und wenn möglich auch aufserhalb dieser Provinz in grofsem Mafsstabe vorgenommen werden sollte. Das ist nach Möglichkeit geschehen. Die Vogelwarte fand, wohin sie sich wandte, für ihre Bestrebungen grofses Entgegenkommen, so dafs, wie oben bemerkt, 1044 Ringe in kleinen Posten aus- gegeben werden konnten. Hier mufs wieder Herrn Ritterguts- besitzers Ulmer-Quanditten dankbarst gedacht werden, der diese Storchmarkierungen sehr gefördert hat. Er stellte dem Unter- zeichneten nicht nur sein Automobil zur Verfügung, so dafs wir im Samlande von Ort zu Ort fahrend in verhältnismäfsig kurzer Zeit zahlreiche Markierungen vornehmen konnten, sondern hat auch das Storchzeichnen auf eigene Faust eifrigst betrieben, nachdem er sich eine besondere leichte Leiter gebaut hatte, die auf dem Automobil mitgeführt werden konnte. Hätte die Vogel- warte noch mehr derartig interessierte Gönner, so würde es nicht schwer halten, den gröfsten Teil der in Ostpreufsen an- sässigen Jungstörche zu zeichnen. Für den Sommer 1908 hat der genannte Herr für seine Person bereits 400 Ringe gefordert. Auf das Zeichnen selbst, das sich sehr leicht bewerkstelligen läfst, brauche ich hier nicht näher einzugehen, da es im vorigen Jahresberichte genau beschrieben worden ist. Die bisher erzielten Resultate mögen ihrer Quantität nach sering erscheinen, der Qualität nach sind sie jedenfalls von höchster Bedeutung. Ich bin selbst "darüber erstaunt, dafs aus den Dörfern, wo fast alle jungen Störche markiert wurden, noch nichts von deren Rückkunft gemeldet worden ist, zumal die Ringe auf weite Entfernung sichtbar sind. Mit einem guten Glase wird man sie auf mehrere hundert Schritt feststellen können. Vielleicht befinden sich die jungen, noch nicht fortpflanzungs- fähigen Störche in ganz fremden Gegenden, und noch nicht in Gehöften. Jedenfalls sollen die Storchmarkierungen weiter intensiv betrieben werden, da gröfsere Resultate vielleicht erst später zu erwarten sind. Dafs der Versuch mit Störchen glücken kann, zeigt das unten aufgeführte afrikanische Stück zur Genüge. Folgende zwei Resultate liegen bis jetzt vor. Einer der ersten Herrn, der im vorigen Jahre Storchringe forderte, war Herr Hofbesitzer Theodor Vo[s in Struckdorf bei Segeberg in Schleswig Holstein. Er erhielt 6 Ringe, von denen 2 am 28. Juli 1907 in Geschendorf, zwischen Lübeck und Segeberg gelegen, auf dem Gehöft des Herrn Besitzers Lübkert Verwendung fanden. Es lagen nur 2 Junge in dem betreffenden Neste, die am 12. August ausflogen. Am 24. August sind die Störche aus der dortigen Gegend nach Mitteilung des Herrn Vols fortgezogen, zweifellos VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 465 mit ihnen auch die beiden markierten. Zwei Tage später, am 26. August 1907 gegen abend, wurde das eine Stück Nr. 149 bei Michelwitz, etwa 8 Kilometer nördlich von Brieg in Schlesien angetroffen. Von Geschendorf bis Michelwitz sind etwa 670 klm. Die Storchscharen haben ohne Zweifel ihren Weg durch Mecklenburg genommen bis zur Oder und dann diesen Flufs aufwärts. Bei Struckdorf wurden schon am 16. August 3 Storchscharen von je etwa 60 Stück nach S.O. ziehend beobachtet. Die Storchansamm- lungen bei Michelwitz waren nach Mitteilung des Herrn Kantor Weiss Ende August 1907 so stark wie selten. Die erste Nachricht über den Fall ging mir durch die Güte des Herrn Dr. Rumbaum in Brieg zu. (s. Orn. Monatsberichte Januarheft 1908). | Der zweite zurück gemeldete markierte Storch, Nr. 163, erhielt am 5. Juli 1907 auf dem Gehöfte des Herrn Bauerhof- besitzers Franz Pergande in Streitz bei Gr. Möllen, Bezirk Köslin in Pommern, durch Herrn Präparator Franz Bahr, Köslin, Junker- strafse 15, den Ring mit noch zwei anderu Geschwistern. Diese Störche sind am 25. oder 26. August nach Süden abgezogen, nachdem sie ungefähr 14 Tage vorher aus dem Neste ausgeflogen waren. Die Alten zogen einige Tage später fort. Das Verhalten der markierten Jungstörche, die vor ihrer Abreise oft beobachtet wurden, ist „wie das der anderen‘ gewesen, so dafs sich etwas besonderes darüber nicht mitteilen liefs. Von diesen 3 Geschwistern wurde das eine Stück im Winter 1907 bei Fort Jameson, Nordost Rhodesia in Südafrika geschossen und zwar in der Nähe eines Eingeborenen-Dorfes, wo es in Gesellschaft anderer Störche frei umher flog. Eine Notiz über diesen sehr interessanten Fall überschrieben „A Marked Stork“ fand sich in der englischen Zeitschrift „The Field“ vom 25. Januar 1908 S. 150. Die Notiz enthält die Unterschrift H. Thornicroft (Native Commissioner’s Office, Petauke Fort Jameson, North-Eastern Rhodesia, Dec. 16. Der betreffende Herr schreibt, dafs der Storch mit anhängender Marke konserviert worden ist und dem Absender zugestellt werden soll. Auf ein von der Vogelwarte sofort abgeschicktes Schreiben ist leider noch keine Antwort eingetroffen. Ich hoffe jeden Tag ein Paket mit dem interessanten Objekt zu erhalten. Auch noch in der Zeitung „Port Elizabeth Advertiser, Cape of Good Hope“ vom Sonnabend den 7. März 1908 und in einem andern Blatte der engl. Kap-Kolonie ist das Erlegen dieses Storches besprochen worden. Die entsprechenden Ausschnitte gingen mir durch Herrn Krosius aus Port Elizabeth zu. Herr Oekonomierat S. Jaffe, Rittergut Sandfort, Osnabrück, von dem ich die erste Nachricht über den Fall bekam, hat, da er der Redaktion von „The Field“ nahe steht, einen entsprechen- den Bericht über das Auflassen des Storches an das Blatt ein- geschickt. 466 J. Thienemann: Rauhfufsbussard (Archibuteo lagopus). Beim Krähenfang auf der Nehrung werden zuweilen auch Raubvögel ganz unverletzt erbeutet, die ich mit Fufsring versehen auflasse. Früher ist bereits über einem wieder eingelieferten Mäusebussard berichtet worden, jetzt liegen 3 Rauhfufsbussarde vor, Nr. 1201, 1206 und 1207, aufgelassen am 8. und 28. Oktober und 19. November 1907. Der erste davon wurde am 26. März 1908 bei Gröningen, Regierungsbezirk Magdeburg, Provinz Sachsen, etwa 13 klm. nördlich von Halberstadt von Herrn Gastwirt Fr. Kamin in Gröningen geschossen. Der zweite fiel Herrn Lehrer Paul in Janow, Oberschlesien, zur Beute. Erlegungsort Klosdorf Kreis Ohlau in Schlesien. Der Dritte geriet am 20. März 1908 in Piotrowo bei Kreising Provinz Posen, in ein Eisen, das mit einem am Tage vorher von einem Falken oder Sperber geschlagenen Rebhuhne beködert war. Mitteilung unter Beifügung des Ringes durch Herrn Rittmeister a. D. A. von Unrug, Dominium Piotrowo. Der Ring ist in gutem Zustande Der Verschlufs hat auch bei diesem kräftigen Raubvogel brav Stand gehalten. So sind von 9 im Jahre 1907 aufgelassenen Rauhfufsbussarden innerhalb eines Zeitraumes von 6 Monaten 3 Stück von ferne her wieder eingeliefert worden. Gewifs ein hoher Prozentsatz. Zum Schlufs ist noch eine Märzente (Anas boschas) an- zuführen, die als junger flugunfähiger Vogel am 7ten Juli 1907 von Herrn Harald Baron Loudon in Lisden bei Wolmar, Livland, auf einem Teiche mit Ring No. 1101 markiert wurde. Sie flog nach einigen Tagen fort und wurde am 3ten August 1907, also nach 27 Tagen einen halben Kilometer von der Auflassungsstelle entfernt auf einer Flachsweide geschossen, wo sie mit einer andern Ente zusammen eingefallen war. Der Fall ist deshalb erwähnens- wert, weil Enten gegen Fulsringe sonst sehr empfindlich sein sollen. Von auswärts eingelieferte und gemeldete Vogelfufs- ringe, die nicht von der Vogelwarte stammen. Im Laufe der Zeit sind der Vogelwarte eine Anzahl Ringe eingeschickt worden, die verschiedenartigen erbeuteten Vögeln abgenommen wurden. Ich habe mich öfter bemüht, ihre Herkunft festzustellen, aber immer vergebens. Es ist anzunehmen, dafs sie aus Liebhaberei oder Spielerei, oft vielleicht von Kindern, umgelegt worden sind. Vielleicht trägt die jetzt folgende Auf- zählung dazu bei, noch nachträglich Licht in die Sache zu bringen. Jedenfalls zeigen uns diese Ringe welche der Vogelzugforschung bis jetzt nichts genützt haben, dafs die ganze Vogelmarkierung nur dann einen Zweck hat, wenn sie möglichst zentralisiert bleibt. 1. Herr Rechtspraktikant v. Sprets aus Landshut a. d. Isar schickt unterm Iten August 1904 einen Blechring ein, den er einer bei Landshut verludert aufgefundenen Krähe abgenommen hat. Der Vogel mag etwa Ende April oder Mitte Mai eingegangen sein. VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 467 2. Am 15. September 1904 morgens 11 Uhr wurde auf der Feldmark Schipphorst, Landkreis Kiel, Provinz Schleswig-Holstein, eine Krähe erlegt, die am Fufs einen Kupferring mit der Aufschrift „90“ trug. Den beringten Fang schickte Herr Förster Hollm, Hüttenwald bei Rockhorst (Holstein) ein. 3. Unterm 24. Oktober 1904 sandte die Redaktion der „Deutschen Landwirtschaftlichen Presse“ einen Aluminiumring ein, der von einem Falken stammt, der am 23. September 1904 nach- mittags 4 Uhr von einem zwischen der Stadt Raudnitz und dem Orte Dobizin an der Elbe (Böhmen) stehenden Akazienbaume herabgeschossen und dann leider weggeworfen wurde. Den Ring hat Herr Forstmeister A. Stolz, Raudnitz a./d. Elbe, an Herrn Generalbevollmächtigten Schroeder-Brandlhof, Post Saalfelden, Salzburg, eingeschickt. Die Aufschrift des Ringes lautet: 28. 09. 00. dazwischen ein Adlerstempel. 4. Am 1. Oktober 1904 wurde von Herrn Feldschütz B. Schmidt in Offenbach a./Main, Schlofsgrabenstrafse 16, auf dem Felde eine Krähe geschossen, die einen Aluminiumring mit fol- gender Aufschrift am Fufse trug: IV. C. R. III 1899 IIII J. K. 909. Dazwischen eine Vogelfigur mit der Unterschrift E.H. Der Ring hat einen Durchmesser von fast 2 cm. 5. Herr Apotheker Woelcke in Tolkemit, Westpreulsen, lieferte einen roten Gummiring ein, der einem bei Kahlberg (frische Nehrung) tot aufgefundenen grauen Vogel von der Grölse einer Taube (anscheinend Raubvogel) abgenommen war. Der Ring trägt die Nummer 845 und ein U. 6. Am 4. März 1905 fiel einem Schutzmann, der die Invaliden- strafse entlang ging, ein Aluminium-Vogelfufsring mit der Aufschrift: 13. 1904 aus der Luft vor die Füfse. Der Herr vermutet, dafs ihn ein Vogel verloren hat. Eingeschickt wurde der Ring von Herrn Polizeiwachtmeister Hugo Hennig, Berlin Lehrterstrafse 49. 7. Im Herbste 1905 wurde von Fischern in der Nähe der Diewenowmündung bei Berg ein Kiebitz gefunden, der einen Aluminiumring mit der Aufschrift 0842 $ 262 nebst Vogelkopf trug. Es ist ein Brieftaubenring, den Herr Juvelier C. Viedt in Cammin, Pommern, einschickte. 8. Unterm 3. Mai 1906 erhielt die Vogelwarte durch Herrn Rieger, Oberrentmeister der Gräflich Bochholz’schen Verwaltung in Alme eine runde eiserne Marke mit der Aufschrift Nr. 1., die am 9. April 1906 einer im Oberwald der Stadtforst zu Brilon i./Westf. geschossenen Krähe abgenommen war. 9. Herr Lehrer Franz Rasche in Wernigerode a./Harz, Schöne Ecke 28, teilt unterm 11. März 1908 mit, dafs ihm ein Ring mit der Aufschrift: II. C. R. 07. A K 554 nebst Vogel- figur eingeliefert sei. Den Ring trug eine in einem Graben auf- gefundene Krähe. 10. Unterm 24. Januar 1908 schickte Herr Armand David in Hasparren, Basses-Pyrenees, einen weifsen Metallring mit der Journ. f. Orn. LVI. Jahrg. Juli 198, 30 468 J. Thienemann: Aufschrift SY. 04. ein, der von einer Schnepfe (becasse) her- stammte, die am 13. November 1907 in einem Gehölze bei Hasparren erlegt wurde. Es handelt sich ohne Zweifel um eine Waldschnepfe, wofür auch die Weite des Ringes spricht. Eine kurze Notiz darüber ist in die Jagdzeitung „Le Chasseur Francais“ vom Januar 1908 S. 8. gelangt. (cf. Reichenow’s Ornith. Monats- berichte Nr. 5; Jahrgang XV]). 1l. Am 16. Februar 1908 wurde Herrn Georg Ziegler Kunstmühle Werbach in Baden, ein grünfüfsiges Wasserhuhn überbracht, das in Werbachhausen, Amt Tauberbischofsheim in Baden, an einem Forellenbache erlegt war und an einem Fulse einen weifsen Hornring trug, der der Vogelwarte zuging. 12. Herr Professor Dr. Lakowitz, Danzig, meldet am 3. März 1908 die Auffindung eines Storches, der einen Ring mit folgender Aufschrift trug: IV. C. R. 1905. A M 604 nebst Vogelfigur. Anlage. Verzeichnis der in den Jahren 1906 und 1907 für die Sammlung präparierten Vögel: a) aufgestellte Vögel. 1906. 1 Colymbus nigricollis. Schwarzhalssteifsfuls. Dunenkleid. Rossitten. 1 Stercorarius parasiticus. Schmarotzerraubmöwe J' juv. Rossitten. 1 Larus ridibundus. Lachmöwe juv. Krizanau Mähren. (Markiertes Stück.) 1 Larus minutus. Zwergmöwe 9 juv. Rossitten. 1 Sterna minuta. Zwergseeschwalbe 93. Rossitten. 1 Anser fabalis. Saatgans 9. Rossitten. 1 Anser albifrons. Bläfsgans Q juv. Rossitten. 1 Vanellus vanellus. Kiebitz. Halbdunenkleid. Rossitten. 1 Tringa canutus. Isländischer Strandläufer S' ad. Rossitten. 1 Totanus pugnax. Kampfläufer. Halbdunenkleid. Rossitten. 1 Limosa limosa Uferschnepfe 9' juv. Rossitten. 1 Scolopax rusticola. Waldschnepfe 9. Rossitten. 1 Gallinula chloropus. Grünfüfsiges Teichhuhn. Dunen- kleid. Rossitten. Columba palumbus. Ringeltaube 9. Rossitten. Aceipiter nisus. Sperber 39. Halbdunenkleid. Rossitten. Buteo buteo. Mäusebussard 9. Rossitten. Milvus milvus. Gabelweihe 9%. Rossitten. Falco peregrinus. Wanderfalk 2 juv. Pillkoppen. Iynz torquilla. Wendehals juv. Rossitten. Caprimulgus europaeus. Ziegenmelker. Nest mit 1 ad. und 2 Dunenjungen. KRossitten. We De uud je ed jmd 29 VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 469 Emberiza hortulana. Ortolan 9. Rossitten. Galerida ceristata. Haubenlerche 9. Rossitten. Turdus iliacus. Weindrossel, weilsfedrig. Wilklauken. Pratincola rubetra. Braunkehliger Wiesenschmätzer. Rossitten. Vögel. 1907. Nyroca ferina. Tafelente Q ad. Rossitten. Branta bernicla. Ringelgans SQ Süderspitze u. Perwelk. Totanus pugnax. Kampfläufer 9 ad. Preil. Gallinago gallinago. Bekassine 9 ad. Rossitten. Gallinulu chloropus. Grünfülsiges Teichhuhn. Dunenkleid. Rossitten. Circus macrourus. Steppenweihe 9 ad. Perwelk. Milvus korschun. Schwarzer Milan. Nestkleid. Rossitten. Haliaetus albicilla. Seeadler. Rossitten. Coracias garrulus. Blaurake 9. Perwelk. Corvus frugilegus. Saatkrähe. Rossitten. Erithacus cyaneculus. Weifssterniges Blaukehlchen. Ros- sitten. (Form E. wolfi Brehm). Vögel. -1D De De DD DD DD b) Vogelbälge. 19086. Stercorarius parasiticus. _Schmarotzerraubmöwe dJ'Q. Rossitten. Larus ridibundus. Lachmöwe © juv. u. 1 Kopf. Rossitten. Larus minutus. Zwergmöwe co. Pillkoppen. Charadrius hiaticula. Sandregenpfeiffer @. Pillkoppen. Limicola platyrincha. Sumpfläufer ©. Rossitten. Tringa alpina. Alpenstrandläufer Q Pillkoppen u. Nidden. Totanus pugnax. Kampfläufer. Halbdunenkleid. Rossitten. Accipiter nisus. Sperber ©. Halbdunenkleid. Rossitten. Aquila pomarina. Schreiadler 9. Rossitten. Falco subbuteo. Baumfalk 9. Rossitten. Cerchneis tinnuncula. Turmfalk 9 Rossitten. Asio accipitrinus. Sumpfohreule SQ. Rossitten. Muscicapa parva. Zwergfliegenfänger 9°. Rossitten. Lanius excubitor. Raubwürger ©. Rossitten. Corvus cornix. Nebelkrähe © Rossitten. Garrulus glandarius. Eichelhäber © Rossitten. Sturnus vulgaris. Star 9. Rossitten. Fringilla eoelebs. Buchfink 9'Q Rossitten. Lozxia ceurvirostra. Fichtenkreuzschnabel 9. Nidden. Eimberiza citrinella. Goldammer 99. Rossitten. Anthus pratensis. Wiesenpieper ©. Rossitten. Budytes flavus u. B. borealis. Kuhstelze gY Rossitten. Alauda arvensis. Feldlerche Q'Y. Rossitten. 30* 470 a ee Jo J. Thienemann: Galerida eristata. Haubenlerche 9. Nidden. Parus borealis. Losgehnen. Accentor modularis. Heckenbraunelle %. Rossitten. Turdus musicus. Singdrossel 9. Rossitten. Turdus iliacus. Weindrossel 9. Rossitten. Sazxicola oenanthe. Steinschmätzer Q'. Rossitten. Erithacus phoenicurus. Gartenrotschwanz 9. Rossitten. Vögel. 1907. Larus glaucus. Eismöwe 9. Pillkoppen. Larus ridibundus. Lachmöwe 5 Köpfe. Rossitten. Hwydrochelidon nigra. Trauerseeschwalbe juv. ©. Rossitten. Nyroca hyemalis. Eisente 9. Rossitten. Anas boschas. Stockente. Kopf. Rossitten. Tringa alpina. Alpenstrandläufer 9. Rossitten. Gallinula chloropus. Grünfüfsiges Teichhuhn. Dunenkleid. Rossitten. Buteo buteo. Mäusebussard 9. Rossitten. Milvus korschun. Schwarzer Milan. Nestkleid. Rossitten. Surnia ulula. Sperbereule 9. Perwelk. Lanius excubitor. Raubwürger J'Q Rossitten. Corvus cornix.. Nebelkrähe @ u. 1 Kopf. Rossitten. Corvus frugilegus. Saatkrähe. Kopf. Rossitten. Garrulus glandarius. Eichelhäher 9. Rossitten. Sturnus vulgaris. Star 2. Rossitten. Anthus pratersis. Wiesenpieper. Rossitten. Anthus campestris. Brachpieper. Pillkoppen. Sitta caesia. Kleiber. Losgehnen. Turdus musicus. Singdrossel. Rossitten. Turdus iliacus. Weindrossel. KRossitten. Vögel. Aufgestellte Säugetiere. Mustela erminea. Hermelin. Arvicola amphibius. Woasserratte. 471 Zur Kenntnis der Vogelwelt der Tausendinseln. Von Max Bartels (Pasir Datar), Java. Nordwestlich von Batavia liegt in der Java-See eine grolse Anzahl kleiner Koralleninseln, die mit dem Collectivnamen „Lausendinseln“ — de duizend-eilanden — bezeichnet werden. Durch die Liebenswürdigkeit des Controleurs von Batavia, Herrn H. Selleger, der mir ein vorzügliches Segelfahrzeug zur Verfügung stellte, war ich im September des Jahres 1906 in der angenehmen Lage eine vierzehntägige, ornithologische Exkursion nach diesen Inseln zu unternehmen. Besucht wurden von mir die ‚beiden unweit der Küste gelegenen Inseln Onrust und Pulu sakit, ferner Pulu Pangang, Pulu Lang, Pulu Tjina, Pulu Paniki (Südwächter) Pulu Pajung und Pulu Pajung ketjil. Auf Onrust, welches früher von Europäern bewohnt wurde, aber aus Gesundheitsrücksichten verlassen werden mulste, stehen noch eine Anzahl gröfserer Gebäude. Die Wege auf dieser Insel sind mit hohen Bäumen eingefafst, in denen sich ziemlich viel kleine Vögel herumtrieben. — Pulu sakit, gegenwärtig ebenfalls unbewohnt, liegt Onrust gegenüber und ist vollständig mit mittelhohen Bäumen und dichtem Gestrüpp bestanden. In mitten der Insel befindet sich ein altes, verlassenes Fort. — Pulu Pangang, welche etwa 26 Seemeilen von Batavia entfernt liegt, ist Sitz des höchsten, eingeborenen Regierungsbeamten der administrativ zu Batavia gehörenden Tausendinseln. P. Pangang ist nicht bewaldet, in den Gärten der Bewohner sind überall Fruchtbäume angepflanzt und ist die ganze Insel übrigens mit Cocospalmen bestanden, ebenso Pulu Tjina, welche dicht neben Pangang liegt; aber nur von einer Familie bewohnt wird. — Pulu Lang, welches etwas weiter von Pangang entfernt ist, hat neben einem nicht unbedeutenden Cocospalmengarten auch noch etwas Wald und ist zum Teil von einem ausgedehnten Korallen- riff umringt. Bewohnt wird diese Insel ebenfalls nur von einer Familie. — Pulu Paniki liegt vollständig isoliert in südöstlicher Richtung von Pangang. Es ist die schönste Insel, welche ich besuchte. Sie ist unbewohnt und vollständig bewaldet. — Die Bäume dieser Insel sind so hoch, dafs man von weitem eher einen kleinen, bewaldeten Berg vor sich zu sehen glaubt, als eine gänz- lich flache Korallenisel. Auch P. Paniki ist zum Teil von einem Korallenriff umringt. Leider war ein längerer Aufenthalt auf dieser schönen Insel, wegen der Myriaden Moskitos, welche die- selbe bewohnen, unmöglich, da meine eingebornen Begleiter sich nachts gegen die Angriffe dieser kleinen, unermüdlichen Blutsauger nicht genügend beschützen konnten. — Nordwestlich vou Pangang liegen Pulu Pajung und Pulu Pajung ketjil. Auf Pulu Pajung steht ein kleiner Leuchtturm. Die Wächter desselben, Einge- borene, sind mit ihren Familien die einzigen Bewohner dieser 472 Max Bartels: ebenfalls sehr schönen Insel. Pulu Pajung ist teils mit Cocos- palmen bepflanzt, teils bewaldet, jedoch sind die Bäume von viel geringerer Gröfse, wie auf Pulu Paniki. Ebenso, wie auf fast allen von mir besuchten Inseln ist der Strand von Pulu Pajung zum Teil mit wunderschönen Coniferen umrandet. Im Walde von Pajung fand ich eine kleine Kolonie fliegender Hunde (Pteropus spec.?), neben Ratten die einzigen Säugetiere, welche ich auf den Tausendinseln antraf. Die Bewohner der Tausendinseln, etwa 1300 Seelen,!) sin Abkömmlinge von Eingeborenen aus Mandar (Südcelebes), Borneo, Riouw, Palembang, den Lampongs, Sumbava, Bantam, Tangerang (West-Java) und Batavia. Es sind sehr friedsame und zuvor- kommende Leute, in deren Kampongs (Dörfern) überall eine bewundernswürdige Ordnung und Reinlichkeit herrschte. Sie leben hauptsächlich vom Fischfang und bestand ihre Flotte im Jahre 1906 aus 173 Fahrzeugen verschiedener Gröfse. Diese Fahrzeuge werden auf den Tausendinseln selbst gebaut und sind vorzügliche Segler, wie ich zur Genüge erfahren konnte. Die Vogelwelt der Tausendinse)n ist nicht arten-, aber doch individuenreich, da die Vögel von den Insulanern fast nicht behelligt werden, weil es den Leuten sehr wohl bekannt ist, dafs gerade die Vögel ihre besten Bundesgenossen im Kampfe gegen schädliche Insekten sind. Sie baten mich z. B., keine raupen- vertilgenden Vögel zu schielsen, da ihren Cocospalmen oftmals nicht unbedeutender Schaden durch Raupenfrafs zugefügt würde. Bevor ich näher auf die von mir beobachteten Vögel ein- gehe, sei es mir gestattet, auch an dieser Stelle Herrn Controleur H. Selleger meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen für die liebenswürdige Weise, in welcher genannter Herr meine Exkursion nach den Tausendinseln unterstützt hat und Herrn Dr. Otto Finsch, der wiederum die Freundlichkeit hatte, mir bei der Bestimmung schwierigerer Arten behilflich zu sein und in bekannter, prompter Weise für die Veröffentlichung der neuen Art sorgte. (O. Finsch: Neue Arten zur javanischen Ornis J. f. O. 1907 pag. 301). 1. Haliaötus leucogaster, Gni. Sharpe, C. B. B. M. I pag. 307. Einen Horst dieses schönen Seeadlers fand ich am 14. September auf Pulu Pajung. Der sehr geräumige Bau stand in etwa 15 Meter Höhe auf einer Strandkonifere und enthielt 2 bereits flügge Junge, die in der Morgenfrühe ihre ersten Flugübungen unternahmen. Aufser auf obengenannter Insel traf ich diese Art auf Pulu Paniki, Pulu Lang und Onrust. 1) Die näheren Angaben entnehme ich dem sehr interessanten Aufsatze „De Duizend-Eilanden“ der im Jahrgang 1906 der Tydschrift voor het Binnenlandsch Bestuur (uitgave van G. Kolff & Co. te Batavia) von Herrn Controleur H. Selleger veröffentlicht wurde. Zur Kenntnis der Vogelwelt der Tausendinseln. 473 2. Pandion leucocephalus, Gould. Sharpe, C. B. B. M. I pag. 451. Ebenfalls Brutvogel auf den Tausendinseln. Einen bereits verlassenen Horst, der etwa in 12 Meter Höhe auf einer abge- storbenen Strandkonifere angelegt war, fand ich am 7. September auf Pulu Lang. Die Besitzer dieses Horstes salsen fast den ganzen Tag hindurch zusammen mit ihren beiden Sprösslingen auf einer neben dem Horstbaume stehenden, ebenfalls abgestorbenen Strandkonifere. Ein prächtiges Bild. Die ganze Gesellschaft liefs recht oft ihre weithin erschallende Stimme ertönen und machten die Jungen hin und wieder Abstecher nach ihrer Geburtsstätte. 3. Haliastur intermedius, Gurn. Sharpe, C. B. B. M. I pag. 314. Ein junges 9° dieses, in den Hafenstädten Javas so aufser- ordentlich häufigen Raubvogels wurde am 6. September auf Pulu sakit erlegt. 4. Astur soloensis, Lath. Sharpe, C. B. B. M. I pag. 114. In der Morgenfrühe des 13. September beobachtete ich bei Pulu Lang einen und am folgenden Morgen zwei ziehende Sperber. Leider konnte keiner derselben erlegt werden, jedoch glaube ich annehmen zu dürfen, dafs es die obige Art war. Alle 3 Sperber zogen sehr niedrig. Das Wetter war schön. 5. Corone macrorhyncha, Wagl. Sharpe, C. B. B. M. IlI pag. 38. Von dieser grolsen Krähe traf ich einzelne Pärchen auf Pulu sakit, Pulu Pangang, Pulu Lang, Pulu Tjina und Pulu Pajung. 6. Oriolus maculatus, Vieill. Sharpe, C. B. B. M. III pag. 199. Häufig auf Pulu Pangang und Pulu Lang, ferner einige Exemplare auf Pulu Tjina, Pulu Pagung und Onrust beobachtet. 7. Chibia ter Meuleni, Finsch. Finsch, J. f. ©. 1907 pag. 302. Diese neue Art fand ich auf Pulu Paniki, Pulu Lang und Pulu Pajung, auf den beiden letztgenannten Inseln am häufigsten. Auf Pulu Pajung ist sie Brutvogel. Ich erhielt dort am 17. September ein Q@ mit halbreifem Ei im Legschlauch. Im Wesen und der Stimme ähnelt Ch. ter Meuleni sehr den auf Java vorkommenden Drongoarten. 8. Buchanga atra, Herm. Sharpe, C. B. B. M. III pag. 246. Auf Pulu sakit und Onrust vorkommend. 474 Max Bartels: 9. Lalage terat, Bodd. Sharpe, C. B. B. M. IV pag. 95. Auf Pulu sakit beobachtet. 10. Gerygone Modiglianii, Salvad. Ann. Mus. Civ. Genova. Serie 2, vol. XII 1891 pag. 52. Finsch, J. f. ©. 1907 pag. 304. Auf Pulu sakit und Onrust je ein Exemplar erlegt. 11. Rhipidura javanica, Sparrm. Sharpe, C. B. B. M. IV pag. 332. Auf Pulu Pangang traf ich ein Pärchen dieses vorzugsweise inder Nähe menschlicher Wohnungen vorkommenden Fliegenfängers. 12. Pyenonotus aurigaster, Vieill. Sharpe, C. B. B. M. VI pag. 137. Nur auf der unweit Batavia gelegenen Insel Onrust angetroffen. 13. Copsychus musicus, Rafll. Sharpe, C. B. B. M. VII pag. 61. Auf Pulu sakit, Pulu Lang, Pulu Tjina und Pulu Pajung beobachtet; aber nirgends häufig. 14. Pachycephala grisola, Blyth. Gadow, C. B. B. M. VIII pag. 220. Diesen hübschen Sänger, der sich auch gern in niedrigem Gebüsch aufhält, traf ich auf Pulu Lang, Pulu Paniki, Pulu Tjina und Onrust. Die Eierstöcke von 2 auf P. Lang und P. Tjina am 8. und 12. September erlegten -Weibchen waren ziemlich stark entwickelt und ist diese Art also jedenfalls Brutvogel auf genannten Inseln. 15. Cinnyris pectoralis, Horsf. Gadow, C. B. B. M. IX pag. 88. Ziemlich häufig auf allen von mir besuchten Inseln. Sogar auf Pulu Pajung ketjil traf ich diesen zutraulichen, lebhaften, kleinen Honigsauger. 16. Anthothreptes malaccensis, Gm. Gadow, C. B. B. M. IX pag. 122. Ebenso wie die vorige Art bewohnt auch dieser farben- prächtige Honigsauger die meisten von mir besuchten Inseln. — Besonders häufig traf ich ihn auf Pulu Pangang, Pulu Tjina und Pulu Lang. 17. Zosterops Maxi, Finsch. Finsch, J. f. O. 1907 pag. 302. Diese neue Art fand ich auf Pulu sakit, Pulu Pangang, Pulu Tjina, Pulu Paniki und Onrust und zwar überall in ziemlicher Zur Kenntnis der Vogelwelt der Tausendinseln. 475 Menge. Ebenso wie seine javanischen Verwandten lebt dieser Brillenvogel sehr gesellig, Auf Pulu Pangang sah ich am 19. September Kinder mit Nestjungen spielen und beobachtete hier auch selbst ein solches. 18. Dicaeum flammeum, Sparrm. Sharpe, C. B. B. M. X pag. 14. Nur auf Pulu Pangang und Pulu Tjina traf ich wenige Exemplare dieser sich stets in der Nähe menschlicher Nieder- lassungen aufhaltenden Art. 19. Hirundo gutturalis, Scop. Sharpe, C. B. B. M. X. pag. 134. Am 7. September bei Pulu Pangang und Pulu Lang gesehen, am 10. September bei Pulu Paniki. Zwischen 8 und 9 Uhr morgens zog am 13. September ein gröfserer Schwarm bei schönem Wetter niedrig über Pulu Lang. Am 14. September auf Pulu Pajung beobachtet. 20. Hirundo striolata, Boie. Sharpe, C. B. B. M. X pag. 161. Am 19. September trieb sich gegen Abend eine Anzahl dieser schönen Schwalben in der Nähe der unbewohnten Häuser auf Onrust herum. 21. Motacilla flava, L. Sharpe, €. B. B. M. X pag. 516. Am 17. und 18. September zog je ein Exemplar bei schönem Wetter ziemlich niedrig über Pulu Pajung. Am 19, September trieben sich morgens 3 dieser Stelzen am Strande von Pulu Pan- gang herum. 22. Artamus leucorhynchus, L. Finsch, N. L. M. XXVI 1905 pag. 65. — Artamus leuco- gaster, Val. Sharpe, C. B. B. M. XIll pag. 3. Häufig auf Pulu Pangang, Pulu Tjina, Pulu Lang und Pulu Pajung. j 23. Sturnopastor jalla, Horsf. Sharpe, C. B. B. M. XIII pag. 57. Das muntere Geschwätz dieses Staren hörte ich am 6. Sep- tember auf Pulu sakit und traf später einen ziemlich grofsen Schwarm auf Pulu Pajung. 24. Munia oryeivora, L. Sharpe, C. B. B. M. XIII pag. 328. Auf Fulu Pajung ein einzelnes Exemplar beobachtet. 476 Max Bartels: 25. Micropus pacificus, Lath. Am 13. September morgens zwischen 8 und 9 Uhr zog ein kleiner Schwarm bei schönem Wetter niedrig über Pulu Lang, und sah ich am 16. September einige über Pulu Pajung ziehen. 26. Collocalia linchi, Horst. Hartert, C. B. B. M. XVI pag. 508. Auf Pulu sakit und Onrust beobachtet. 27. Caprimulgus affinis, Horst. Hartert, C. B. B. M. XVI pag. 549. Auf Pulu sakit beobachtet. — Auf Pulu Pajung hörte ich nachts wiederholt die unverkennbare Stimme dieser kleinen Nacht- schwalbe, konnte dieselbe aber nicht zu Gesicht bekommen. Am 19. September hörte ich sie gegen Abend auch auf Onrust. 28. Merops philippinus, L. Sharpe, C. B. B. M. XVII pag. 71. Am 12. September zogen gegen Abend zwei dieser Bienen- fresser über Pulu Lang. Am Morgen des 13. und 14. folgten grölsere Schwärme. Sie zogen in losem Verbande in geringer Höhe. — Wetter schön. 29. Pelurgopsis leucocephala, Gm. var: fraseri, Sharpe. Sharpe, C. B. B. M. XVII pag. 106. Von diesem grofsen Eisvogel sah ich mehrmals ein Exemplar auf Pulu Pajung, welches wahrscheinlich wohl ein und dasselbe gewesen sein dürfte. 30. Halcyon chloris, Bodd. Sharpe, C. B. B. M. XVII pag. 273. Dieser Eisvogel ist eine der häufigsten Erscheinungen, so- wohl auf den in der Nähe der Küste gelegenen, als auch auf den eigentlichen Tausendinseln und traf ich ihn hier sogar auf der sehr kleinen Pulu Pajung ketjil. 31. Halcyon sanctus, Vig. & Horsf. Sharpe, C. B. B. M. XVII pag. 267. Ein Exemplar, das einzige, welches ich beobachtete wurde auf Pulu Pajung erlegt. 32. Dendrocopus analis, Horsf. Hargitt, ©. B. B. M. XVIII pag. 266. Am 6. September auf Pulu sakit beobachtet. 33. Jyngipieus auritus, Eyt. Hargitt, C. B. B. M. XVII pag. 325. Ein Q am Abend des 19. September auf Onrust erlegt. Zur Kenntnis der Vogelwelt der Tausendinseln. 477 34. Eudynamis honorata L. Shelley, ©. B. B. M. XIX pag. 316. Die einzige auf den Tausendinseln beobachtete Kuckucksart. Ich traf dieselbe auf Pulu Lang, Pulu Pajung und Pulu Paniki auf den beiden erstgenannten Inseln mehrere Pärchen. 35. Ptilopus melanocephalus, Forst. Salvad, C. B. B. M. XXI pag. 142. Recht häufig in dem kleinen Wäldchen von Pulu Pajung. 36. Myristicivora bicolor Scop. Salvad, C. B. B. M. XXI pag. 227. In dem herrlich schönen Walde von Pulu Paniki traf ich am 10. September einer grolsen Flug dieser Fruchttauben. Die Tiere waren aber sehr scheu, sodafs ich nur mit gröfster Mühe einige Exemplare erlegen konnte. Fast nach jedem Schuls schwärmten sie erst längere Zeit über dem Walde herum, liefsen sich sodann in den dicht belaubten Kronen der sehr hohen Bäume nieder und waren dann zwischen den lichtgrünen Blättern, wegen ihrer hellen, etwas gelblichen Färbung fast nicht zu sehen. — (Columba livia, Bonn. Salvad, C. B. B. M. XXI pag. 252. Die Angabe Vordermans,!) nach welcher die Felsentaube auf den Tausendinseln vorkommen soll, beruht zweifellos auf einem Irrtum, denn es finden sich auf diesen vollständig flachen Koralleninseln weder geeignete Nistplätze, noch die für ihre Nahrung nötigen Sämereien. 37. Turtur bitorquatus, Temm. Salvad., ©. B. B. M. XXI pag. 421. Auf Pulu sakit beobachtet. 38. Geopelia striata, 1. Salvad., ©. B. B. M. XXI pag. 458. Auf Pulu sakit und Onrust traf ich mehrere Exemplare dieser hübschen kleinen Taube. 39. Amaurornis phoenicura, Forst. Sharpe, C. B. B. M. XXIII pag. 156. In wenigen Exemplaren auf Pulu Pangang, Pulu Laug und Pulu Pajung vorkommend. 40. Orthoramphus magnirostris, Vieill. Sharpe, C. B. B. M. XXIV pag. 22. — Finsch, J. f. O. 1907 pag. 305. 1). Natuurk. Tydschrift voor Ned. Indi& LX 1900 pag. 112. 478 Max Bartels: Das erste Exemplar dieses stattlichen Vogels traf ich am 6. September am Strande von Pulu sakit und beobachtete die Art später wiederholt auf Pulu Lang, Pulu Pajung uud Pulu Pajung ketjil. Die Bewohner der Tausendinseln nennen diesen, ihnen wohlbekannten, grolsen Triel wegen seiner Entenähnlich- keit „Bebek Laut“ „Seeente‘‘ (Bebek = Ente, Laut = See). Diese Ähnlichkeit ist besonders auffallend, wenn die wenig scheuen Tiere ziemlich langsanı mit eingezogenem Halse in wagerechter Haltung aus irgend einem Versteck zum Vorschein kommen. Sehr wahrscheinlich brütet die „Bebek Laut“ auch auf den Tausendinseln, denn die Eierstöcke der meisten von uns erlegten Weibchen waren stark entwickelt. 41. Arenaria interpres, L. Sharpe, C. B. B. M. XXIV pag. 92. Den ersten sah ich am 13. September in der Morgenfrühe auf dem Korallenriff von Pulu Lang und traf später noch einige Exemplare auf Pulu Pajung und Pulu Pajung ketjil. Sämtliche Steinwälzer, die ich beobachtete, beziehungsweise erlegte, trugen noch das fast vollständige Sommerkleid. 42. Squatarola helvetica, L. Sharpe, C. B. B. M. XXIV pag. 182. Den ersten Kiebitzregenpfeifer beobachtete ich am 12. Sep- tember auf Pulu Pangang und traf am folgenden Morgen mehrere Exemplare bei Pulu Lang. Später begegnete ich den schönen Vögeln, von denen einige noch das fast vollständige Sommerkleid trugen, auch auf Pulu Pajung. 43. Charadrius dominicus, P. L. S. Müll. Sharpe, C. B. B. M. XXIV pag. 195. Den ersten erlegte ich am 7. September morgens früh auf Pulu Pangang und beobachtete diese Goldregenpfeifer später auch auf Pulu Paniki, Pulu Lang und Pulu Pajung, auf den beiden letztgenannten Inseln am häufigsten und in viel gröfserer Anzahl wie die vorige Art. Die meisten trugen noch Reste des Sommer- kleides. 44. Ochthodromus geoffroyi, Wagl. Sharpe, C. B. B. M. XXIV pag. 217. In der Morgenfrühe des 13. September traf ich einen ziemlich sroflsen Schwarm bei Pulu Lang und später einzelne Exemplare auf Pulu Pajung und Pulu Pangang. 45. Numenius arquatus, L. Sharpe, ©. B. B. M. XXIV pag. 341. Am 14. September traf ich morgens früh bei Pulu Lang die ersten beiden grofsen Brachvögel, sie zeigten sich wie ge- Zur Kenntnis der Vogelwelt der Tausendinseln. 479 wöhnlich sehr scheu. Ich traf die Art später auch auf Pulu Pajung ketjil und Pulu Pajung und erlegte hier ein schönes altes Weibchen. 46. Numenius phaeopus, L. Sharpe, G. B. B. M. XXIV pae. 355. Den ersten Regenbrachvogel beobachtete ich am 9. September auf dem Korallenriff von Pulu Lang und traf hier und bei Pulu Pajung einige Tage später eine gröfsere Anzahl. 47. Tringoides hypoleucus, L. Sharpe, C. B. B. M. XXIV pag. 491. Dieser Kosmopolit, der alljährlich in grofser Anzahl auf Java überwintert, trieb sich auch überall am Strande von Pulu sakit, P. Pangang, P. Lang, P. Paniki und P. Pajung herum. 48. Sterna dougalli, Mont. Saunders, C. B.B. M. XXV pag. 70. — Finsch, J. f. O. 1907 pag. 304. Diese für Java neue Art, erhielt ich nur auf Pulu Pajung ketjil, wo sie friedlich mit Sterna bergüi, Licht. und Sterna mela- nauchen, Temm. zusammenlebte, aber in viel geringerer Anzahl, wie letztere auftrat. 49. Sterna bergii, Licht. Saunders, C. B. B. M. XXV pag. 89. Einer kleinen Schar begegnete ich auf einer Sandbank unweit Pulu Pangang und traf ferner noch einige Exemplare auf Pulu Pajung ketjil. 50. Sterna melanauchen, Temm. Saunders, C. B. B. M. pag. 126. Von dieser wunderschönen Seeschwalbe fand ich zwei Kolo- pien, eine kleinere auf dem Korallenriff von Pulu Paniki und eine sehr grofse auf Pulu Pajung ketjil. Leider werden ihnen die Eier recht oft von den Fischern genommen und dürfte dies jedenfalls die Ursache sein, dafs ich fast keine Exemplare im Jugendkleid sah. Auf Pulu Paniki erhielt ich am 10. September 2 frische Gelege. 51. Ardea sumatrana, Raftl. Sharpe, C. B. B. M. XXVI pag. 60. Je ein Exemplar bei Pulu Lang und Pulu Pajung beob- achtet. Die Tiere standen den ganzen Tag hindurch auf den Korallenriffen, oftmals stundenlang an ein und derselben Stelle. Sie waren sehr scheu, sodafs es mir nur durch einen glücklich angebrachten Kugelschuls gelang, eins derselben, ein sehr schönes, altes Weibchen zu erlegen. 480 Max Bartels: 52. Demiegretta sacra, Gm. Sharpe, ©. B. B. M. XXVI pag. 137. Dies ist der häufigste Reiher auf den Tausendinseln und hier, namentlich in der Nähe des auf Pulu Pangang gelegenen Fischerdorfes, aufserordentlich zutraulich. Wie gewöhnlich war auch hier die dunkle Form die häufigste. 53. Butorides javanica, Horst. Sharpe, C. B. B. M. XXVI pag. 169. Einige Exemplare bei Pulu Lang, Pulu Paniki und Pulu Pajung beobachtet. | 54. Fregata ariel, Gould. Grant, C. B. B. M. XXVI pag. 447. Der kleine Fregattvogel ist zwar einealltägliche, aber durchaus nicht häufige Erscheinung bei den Tausendinseln. Die meisten, welche ich sah, flogen in bedeutender Höhe. Hat die im Winter niedergegangene Regenmenge einen Einfluls auf das Brutgeschäft einzelner Vögel im Chott-&ebiete südlich des Atlas? Von Otto Graf Zedlitz. Es sei mir gestattet, bei dieser Frage zunächst einmal ganz kurz auf die Witterungs-Verhältnisse des Chott-Gebietes hinzu- weisen, welche von denen des Nord-Atlas-Gebietes wie auch von denen der tropischen bezw. subtropischen Regionen erheblich abweichen. Südlich des Atlas regnet es normalerweise nur in der Zeit zwischen Mitte Dezember und Ende Februar, aber in dieser Zeit keineswegs andauernd, sondern gelegentlich, manchmal auch nur ganz wenig. Natürlich ist in einem so grofsen Gebiet an verschiedenen Stellen die Menge der niedergehenden Feuchtigkeit in demselben Jahr auch erheblich verschieden. Vom März bis November gibt es so gut wie keine Niederschläge abgesehen von seltenen Gewittern, die bisweilen im April-Mai oder September einen kurzen Guls bringen, dessen Wasser sich sehr schnell wieder verläuft. Reichliche Winterregen sind für das Wachstum des Ge- treides, Gerste und Weizen, die in alljährlich steigendem Mafse von den Beduinen in den Lehmsteppen des Südens angebaut werden, die conditio sine qua non. Ist der Boden zur Bestellung Anfang Januar aufgeweicht und bekommt die aufgegangene Saat im Februar noch eine ordentliche Berieselung, dann ist eine gute Ernte für den Mai ziemlich gesichert. Dieser Fall tritt für die Allgemeinheit etwa alle 4 Jahre einmal ein. Ebenso oft stehen sich partiell gute Ernte nach reichlichem Regen, z. B. im Westen, Das Brutgeschäft einzelner Vögel im Chott-Gebiete. 481 und partielle Mifsernte infolge von Dürre z. B. im Osten gegen- über. In 50°/, der Jahre schliefslich hat der allergröfste Teil des Südens totale bis annähernde Mifsernte, weil anstatt des segenbringenden Regen nur kalte Weststürme über die steinharten Steppen fegten, den letzten Rest spärlichen Grüns verzehrend. Dementsprechend ist zu Beginn der Brutzeit im März das Bild, welches sich den Reisenden beispielsweise zwischen Gabes und Gafsa in der grofsen Segui-Steppe bietet, ein grund- verschiedenes. Entweder es ist alles grün, in den Niederungen steht strotzend das schiefsende Getreide, die dazwischen liegenden Weideflächen, deren unbebaute Wellen sich bis an den Fuß der fernen violetten Gebirgszüge des Djebel Sif Leham (zu deutsch Fleischmesser), des Djebel Keroua und anderer erstrecken, tragen einen mattgrünen Teppich mit doppeltem Muster geziert, die ziemlich regelmäßig verteilten grofsen dunkelgrünen Wüsten- sträucher und die zierliche Kleinmalerei der bunten Steppen- blümchen; — oder es ist alles gelb und staubig, die zur Bestellung fertigen Acker liegen noch so da wie im Winter, das Weideland gleicht einer Tenne, selbst die immergrünen Sträucher sind verstaubt und haben eine matte grau-grüne Färbung. Beides, das lachende Grün und die tote, staubig-gelbe Steppe, habe ich selbst Gelegenheit gehabt, auf meinen 3 Sammelreisen in den Jahren 1904— 1906 kennen zu lernen, und dabei beobachtet, dafs auch auf die reiche Vogelwelt dieses Gebietes der Wechsel der Jahre keineswegs ohne Einfluls blieb. Da ich mich für die biologische Seite dieser Frage bald lebhaft interessierte, habe ich mit einigen mir befreundeten Herren, welche als besonders gute zoologische Kenner des tunesischen Südens bekannt sind, einiges Material gesammelt. Es sind dies Herr Paul W. Spatz, dem eine 18 jährige Praxis als Jäger und Sammler zur Seite steht, von denen er den überwiegenden Teil sogar ganz im Süden abwechselnd in Monastir und Gabes wohnte. Sodann Herr A. Blanchet, französischer Friedensrichter in Gabes seit nunmehr sieben Jahren. Im Gegensatz zu den meisten seiner Landsleute ist er nicht nur ein fleilsiger und weidgerechter Jäger, sondern auch ein verständnisvoller sehr gebildeter Sammler, speciell Ornithologe, dessen Eifer sein Heimats-Museum in Grenoble gar manches Stück verdankt. Beide Herren konnten besonders meine Beobachtungen insofern auf die wichtigste Weise ergänzen, als sie auch viele Sommer im Lande zugebracht haben, das sonst in den Monaten Juni — Oktober wohl kaum von einem Europäer freiwillig besucht wird. Die Etikettierung der süd- tunesischen Bälge in unseren Museen beweist das schon, denn Bälge, die in besagten heifsesten Monaten gesammelt wurden, fehlen so gut wie ganz. Für vollkommenste Genauigkeit des Beobachtungs-Materials, das mir beide Herren sehr liebenswürdigerweise zur Verfügung stellten, kann ich volle Garantie übernehmen. Da ich für meine 482 Otto Graf Zedlitz: eigenen Aufzeichnungen naturgemäfs dasselbe tue, möchte ich für die folgenden, quantitativ leider nur zu spärlichen, Notizen wenigstens volle Zuverlässigkeit in Anspruch nehmen. Irgend welche Erzählungen von Eingeborenen sind nicht verwertet worden. Der Eintlufs, welchen die niedergegangenen Regenmengen und die daraus resultierende gröfsere oder geringere Fruchtbar- keit auf die Vertreter der Vogelwelt ausüben, ist selbstverständ- lich je nach Art und Lebensbedingungen derselben ein ganz ver- schiedener. Keinerlei Einflufs hat die Dürre und Mifsernte auf alle eigentlichen Wüstenformen, deren sehr viele nach Norden bis ins Chott-Gebiet vordringen, und davon wieder manche sogar als Brutvögel. Ich greife als Beispiele die Wüstenohrenlerchen Eremophila alpestris bilopha Temm. heraus, die ich bestimmt als Brutvogel bei Gabes und mit gröfster Wahrscheinlichkeit auch im östlichen Segui konstatiert habe; ferner die Läuferlerchen Alaemon alaudipes alaudipes Desf. und Chersophilus duponti mar- garitae Kg., den Oursorius gallicus Gm. und alle 3 Pterocles- Arten. Wer schon an und für sich den Sand oder das kahle Lehmplateau bevorzugt, dem ist es natürlich höchst gleichgültig, ob längs der Wasserrisse die bescheidenen Felder grünen oder brach liegen. Aber auch diese primitive und beschränkte Kultur hat ihr ,Kulturwild“, das mit ihr wächst oder zurückgeht, ähn- lich wie es bei uns in so ausgesprochenem Malse mit dem Reb- huhn und Fasan, dem Reh und Hasen der Fall ist. In Tunesien wird unser Rebhuhn durch die beiden Caccabis- Arten vertreten und zwar auch gerade als Kulturwild im Süden durch Caccabis petrosa spatzi. Ein zweiter Vogel, der nach seiner Lebensweise zu urteilen unbedingt von mir als kulturfreundlich angesprochen werden mufs, obgleich ‘es zunächst ganz unwahr- scheinlich klingt, ist der Kragentrappen, Otis undulata Jacg. Diesen beiden Vertretern möchte ich mich zunächst zuwenden und sogleich mit der Behauptung hervortreten: ihre Vermehrung in den einzelnen Jahren steht genau im proportionalen Verhältnis zum Stande der Felder und somit zu der im Winter gefallenen tegenmenge. Das heifst, auf den einzelnen Fall übertragen: In sanz fruchtbaren Jahren schreiten die Individuen fast sämtlich zur Paarung und Brut, wie wir es bei den Hühnervögeln Deutsch- lands z. B. und auch bei den Caccabis Nord-Tunesiens alljährlich gewöhnt sind. In ganz dürren Jahren dagegen bleiben die alten Vögel auch im Frühjahr und den Sommer hindurch zumeist in Gesellschaften, paaren sich nur ganz ausnahmsweise und schreiten noch seltener zu Bruten. Endlich bei lokal verschiedenen Wit- terungs- und Ernte-Verhältnisse finden wir in den „Notstands- gebieten‘ fast ausschliefslich alte Vögel, die keinerlei Anstalten treffen zur Brut; in den glücklichen mit Regen gesegneten Ge- filden dagegen wird eifrig an der Fortpflanzung gearbeitet. Diese Gegensätze können dicht nebeneinander bestehen, nur durch einen Gebirgszug getrennt, der als Wetterscheide diente. Schliefslich Das Brutgeschäft einzelner Vögel im Chott-Gebiete 483 soll auch keineswegs bestritten werden, dals Ausnahmen vor- kommen können, besonders in dem Sinne, dafs auch bej ungün- stigsten Verhältnissen ein Paar doch einmal Junge aufbringt, solche Fälle werden sich dann wohl meist aus besonderen eng lokalen oder individuellen Gründen erklären lassen. Eine mir sehr interessante Notiz finde ich in Prof. Koenig’s Beschreibung seiner 2. tunesischen Reise J. f. O. 1893 Seite 77 und 78. Er erwähnt vom Bir Ali ben Khalifa, der etwa halbwegs zwischen Sfax und Gab&s aber weiter landeinwärts liegt, dafs am 1. Mai 1891 „auf den plateauartigen Höhenzügen die Hühner zum Teil noch in ganzen Völkern zusammengeschart waren“. Das waren nach meiner Ansicht sämtlich Hühner, welche in dem betreffenden Jahre überhaupt nicht zur Fortpflanzung geschritten sind, denn die Beobachtung datiert vom 1. Mai, die Paarungszeit der Caccabis beginnt aber schon im Februar, die Legezeit zieht sich vom März bis Anfang Mai hin, in der Regel trifft man aber im Mai schon Junge, wie auch Prof. Koenig am 5. Mai desselben Jahres auf dem Djebel-el-Meda. Mein Freund Blanchet, der in der Umgegend von Gabes alljährlich mit dem Hund vom Wagen her- unter auf junge Hühner zu jagen Gelegenheit hat, fand diese stets im Juli ziemlich gleichmälsig ausgebildet. Er stimmt mit mir völlig darin überein, dafs alte Hühner, welche im April und Mai sich noch ständig in Völkern beisammen halten, für das Jahr als gelt anzusehen sind. Herr Paul Spatz stimmt uns beiden auch aus seinen Er- fahrungen vollkommen zu. Nicht nur, dafs er in besonders fruchtbaren Jahren wie 1894 und 1903 viele Gelege von Caccabis fand und später viele Junge beobachtete, auch bei partiell guter Ernte in sonst unfruchtbaren Jahren fand er ausschliefslich bei den gut gediehenen Feldern auch Gelege in grofser Zahl, so im Jahre 1893 am Oued Nachla zwischen Gabes und Kebilli in kurzer Zeit 7 Gelege. Auch Spatz bestätigt, dafs die Hühner entweder in der Zeit von Ende Februar bis Anfang Mai legen oder gar nicht mehr, also dafs man im Juli-August entweder Ketten von ausgewachsenen Jungen mit wenig Alten oder aber Völker von ausschliefslich gelten Alten bei der Jagd findet. Bei Otis undulata (Jacq.) sollte man meinen, dafs der Stand der Saaten nicht von erheblichem Einflufs auf sein Wohlbefinden sein könnte, da wir uns gern die Trappen als Bewohner der kahlsten Steppe vorstellen. Das stimmt aber nicht ganz. Als Balzplatz wählt der Hahn sich allerdings flache mit Geröll be- deckte oder ganz blanke Bodenwellen, auf denen kaum ein grünes Hälmchen sprofst, aber in den Niederungen daneben grünende Felder verachtet er für andere Zwecke gar nicht. So weit ver- breitet der Kragentrappen über das ganze Gebiet bis weit hinein in die Sandwüsten südlich von Douz ist, so habe ich doch be- obachtet, dafs er die Nähe bebauter Felder nicht nur nicht meidet, sondern liebt. Gröfsere Mengen dieser Vögel, d. h. 8—20 Stück Journ, f. Orn. LVL Jahrg. Juli 1908. 31 484 Otto Graf Zedlitz: am Tage, habe ich nur in angebauten Ebenen gefunden, zunächst direkt südlich bezw. südwestlich von Gabös, ferner im ganzen Segui, bald mehr im Osten, bald im Westen, und wohl am häufigsten ist ihre Erscheinung in den Ebenen nördlich und nordwestlich von Gafsa. Alles Gegenden mit relativ starkem Anbau. Nun einige statistische Notizen, die meine Auffassungen unterstützen sollen: Spatz berichtet mir aus seinen sehr sorgfältigen Aufzeich- nungen: Das Jahr 1893 war (wie ich schon vorhin erwähnte) im allgemeinen dürr, nur südlich von Chott el Fedjej, zwischen Gabes und Kebilli, zog sich ein fruchtbarer Streifen hin. Dorthin ging Spatz im Frühjahr, um zu sammeln, und kehrte mit 3 Ots- Gelegen zurück, obwohl gerade dort der Trappen nicht gerade häufig ist. Das Jahr 1894 war eines der fruchtbarsten in den letzten Dezennien, Spatz erbeutete in der Umgegend von Gabes und im Segui 8 Trappen-Gelege. 1895 war ausgesprochenes Hunger- jahr. Spatz sammelte zu derselben Zeit und in genau derselben Gegend, fand aber auch nicht ein einziges Trappen-Ei. Ich greife nur noch einige Jahre heraus; 1899 bei guter Ernte in nur sehr kurzem Aufenthalt im Segui 4 Trappen-Gelege; 1904 nach fruchtbarem Frühjahr beobachtete Herr Blanchet bei Gabes mehrfach junge Trappen, ich selbst konstatierte im März sehr lebhafte Balz und erhielt später ein Dunenjunges durch die Güte von Herrn Blanchet. Leider mufste ich so früh schon wieder Abreisen, dafs ich noch keine Gelege sammeln konnte, Spatz war dann anderweitig so in Anspruch genommen, dafs in diesem günstigen Jahr die Eier-Ausbeute gänzlich fortfiel, aber, wie ich überzeugt bin, nicht als Schuld der Vögel! 1905 erlebte ich selbst vom März bis Mai ein schlimmes Hungerjahr. Schon die Balz war minimal im Vergleich zum Vorjahre, später aber haben wir weder ein Gelege noch Junge finden können. Diesen Beobachtungen negativer Art stehen aber auch positive gegenüber. In nächster Nähe von Gabes beob- achteten Blanchet allein zuerst und dann wir beide regelmälsig zwei Trappenhennen, welche genau ihren Stand hielten, und über- zeugten uns mit voller Bestimmtheit, dafs beide gelt waren. Mitte Mai traf ich südlich von Gabes eine Henne und zwei Hähne, die sich gemeinsam herumtrieben wie im Winter und garnicht an Familien-Gründung dachten. Ich schofs im ersteren Falle schliefsliceh eine der Hennen, im letzteren Hahn und Henne und konnte niemals einen erheblich geschwollenen Eierstock bei den weiblichen Tieren konstatieren. Blanchet, ein besondert passio- nierter Trappenjäger, der schon weit über 100 Hähne erlegt hat, bezeugt gleichfalls, dafs er nach dürren Jahren immer nur alte Vögel geschossen habe. Als Ausnahme werden ja natürlich hie und da dann noch Junge auskommen, aber sie sind so selten, dafs sie in der Masse der Alten verschwinden. Das Brutgeschäft einzelner Vögel im Chott-Gebiete. 485 Was ich bei Hühnern und Trappen als eine nur von den obligaten Ausnahmen durchbrochene lokale Regel hinstellen möchte, das konnte ich als wenigstens häufige Gewohnheit bei einer ihnen sonst ganz fernstehende Familie, den echten Adlern, beobachten. Eine Erklärung dafür könnte ich auch vorschlagen. Die Lieblingsnahrung der Adler besteht aus Hasen, und der gute kleine Lepus Zunetae ist wie sein Vetter limidus ein ausge- sprochenes Kulturwild, das in Jahren mit guter Weide gut gerät, in dürren von der kahlen gelben Steppe so gut wie verschwindet. Entsprechend ist auch die Kondition der Adler zu Beginn der Brutzeit bald eine gute, bald aber ist Schmalhans Küchenmeister. Es sei mir gestattet, auch für diese Behauptung eine keihe konkreter Beobachtungen als Stütze anzuführen. 1898 war nördlich und westlich Gafsa ein gutes Jahr, das folgende 1899 immerhin noch leidlich. In dieser Zeit sammelten in den dortigen Gebirgen, zumeist dem Dj. Sidi Aich, Dj. Sidi Ali ben Aoun, Dj. Sonenia, Dj. Freiou Spatz, unter Assistens meines Freundes, des Hauptmanns Roth (1898), folgende Gelege und Nestjunge: 1898. 1899. Aquila chrysaetus L. Aquila chrysaetus L. .4 Gelege 3 Gelege 2 juv. lebend aus 2 verschiedenen Horsten Nisaetus fasciatus Nisaetus fasciatus Vieill. 3 Gelege 3 Gelege 1 pullus, 1 juv. lebend. 1 juv. lebend. 2 weitere fruchtbare Jahre waren 1803/04. Im ersteren jagte Spatz mit einigen deutschen Herren in den oben bezeichneten Gebirgen, sie fanden dort an besetzten Horsten 4 vom Steinadler, 1 vom Habichtsadler. Am folgenden Jahre war ich schon selbst mit dabei, wenn auch leider nicht während dar ganzen Brut- Periode. Es wurden wieder an denselben Stellen als besetzt konstatiert: 5 Horste vom Steinadler, 3 vom Habichtsadler. Erlegt wurden an 2 Steinadler-Horsten nur das c' und später festgestellt, dals das © die Brut allein gut hochgebracht hatte, bei zwei weiteren fiel das 2, beim fünften wurden beide Alten geschossen. Es blieben also als „Samen“ 2 alte 0‘, 2 alte 2 und 2 Bruten junge Vögel. Von den 3 Habichtsadler-Horsten wurde einer ganz verschont wegen Unzugänglichkeit, es kamen auch beide Jungen gut aus; an den beiden anderen Horsten wurde je das Q erlegt, bei einem das Gelege ausgenommen. Es blieben also als „Samen“ 1 9, 3 J' und 2 Junge. Nun kommen noch eine Menge Vögel hinzu, welche wegen ihrer Jugend im betreffenden Jahre noch nicht brüteten oder deren Horste nicht gefunden wurden. Einige von Adlern sehr gern zu Nistzwecken besuchte Gebirge, z. B. Dj. Souenia, Dj. Tfell, Dj. Guettar, Dj. Sif Leham und überhaupt alle Randgebirge des Segui, wurden damals in der Brutzeit überhaupt 31% 486 Otto Graf Zedlitz: nicht besucht. Also ausgerottet waren die Adler gewifs nicht, aber im Jahre 1905 mit seiner abnormen Dürre haben wir auf das sorgfältigste in der Zeit von Mitte März bis Anfang Mai sowohl die Gebirge nordwestlich Gafsa wie auch die meisten Segui-Gebirge abgesucht, gefunden wurde ein einziger Steinadler- Horst im Dj. Sitoun nördlich des Dj. Sidi Ali ben Aoun und kein einziger Habichtsadler-Horst. Die alten Vögel waren wohl da, wir haben sie oft genug, ja fast täglich, gesehen, aber die alten Brutstellen waren leer geblieben. Das Jahr 1906 war in den meisten Gegenden dürr, nur im südlichen Segui standen die Saaten gut. Dort stand denn auch im Dj. Sif Leham ein Steinadler-Horst und nicht weit davon, ca 10 klm, auf der anderen Seite des Tales war noch ein zweiter, den aber Hirtenjungen in ihrer Dummheit leider vorzeitig aus- nahmen. Alle anderen Gebirge, die ich eingehens mit Ali, dem erfahrenen Spatz’schen Jäger, absuchte, insbesondere die sonst so horstreichen Felswände bei Gafsa, lieferten genug Raubvögel, aber keinen einzigen Adler. Dabei konnte ich z. B. im Dj. Guettar ein Paar Steinadler und ein Paar Habichtsadler, bei El Hafey im Nord-Segui ein Paar Habichtsadler, am Dj. Souenia dito Steinadler und so fort täglich beobachten, sie trieben sich aber so harmlos herum, als lebten wir mitten im Winter. Deshalb glaube ich bestimmt behaupten zu können, dals sie wenigstens bis Anfang April nicht zur Brut geschritten waren. Wie zu erwarten stand, folgte auf die beiden mageren Jahre nun 1907 wieder ein fettes, und Blanchet hatte die Liebens- würdigkeit, Ali für mich auf Kundschaft auszusenden, da ich selbst nicht kommen konnte. Nach den mir zugegangenen Be- richten ist in diesem Jahre jedes Gebirge mit alten Brutplätzen auch wieder von Adlern bezogen gewesen, die genaue Zahl der Steinadler- und Habichtsadler-Horste kann ich allerdings nicht angeben. Die Tatsache allein dürfte wohl auch genügen. Die Legezeit der südtunesischen Adler erstreckt sich über einen sehr langen Zeitraum. Ich habe am 20. März schon Junge im Horst gefunden, andererseits konstatierte Spatz im Juni noch frische Gelege. In erster Linie ist wohl das Alter der Vögel insofern mafsgebend, als jüngere Individuen stets später zur Paarung schreiten als ältere. Ein zweites bestimmendes Moment möchte ich aber auch in der Kondition der Vögel suchen, also mittelbar in der Qualität des Jahres. In den guten Jahren fand ich nicht nur relativ viel, sondern auch frühe Bruten, in schlechten Jahren waren die besetzten Horste selten, es dürfte aber, gestützt besonders auf Spatzsche Beobachtungen, als wahr- scheinlich angenommen werden, dafs noch im Mai und Juni ein und das andere Paar zur Brut geschritten ist, das nach meinen Feststellungen im März und April noch keinerlei Anstalten dazu traf. Ich schliefse hiermit meine bescheidenen Notizen, spreche den Herren, deren freundlichen Informationen ich den gröfsten Das Brutgeschäft einzelner Vögel im Chott-Gebiete. 487 Teil des Materials verdanke, nochmals meinen wärmsten Dank aus und bitte, diese Veröffentlichung nicht etwa als eine ab- geschlossene Beweisführung anzusehen, es ist eine Skizze, dazu bestimmt, die Aufmerksamkeit von Reisenden und Sammlern auf ein bisher wenig beachtetes biologisches Moment zu lenken, das mir interessant genug erscheint, um eingehende Beobachtung zu verdienen. Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die März-Sitzung 1908. Verhandelt Berlin, Montag, den 2. März abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92. Anwesend die Herren Deditius, Reichenow, Schalow, Krause, v. Treskow, v. Lucanus, v. Versen, Haase, Berger, Jung, Schou, K. Kothe, P. Neunzig, Schiller, Koske, Heinroth. Als Gäste die Herren P. Kothe, Christensen, Roth, Knottnerus-Meyer und Frau Heinroth. Vorsitzender Herr Schalow, Schriftführer Herr Heinroth. Der Vorsitzende begrüfst die Herren v. Versen und Schou als neu eingetretene Mitglieder, worauf er selbst sowie Herr Reichenow die eingegangene Literatur bespricht. Herr Reichenow legt eine Photographie des neuerbauten Museums in Rossitten vor und berichtet über die wichtigsten Resultate des Vogelzugversuchs. Das Interessanteste ist, dafs ein vorjähriger deutscher Storch in Südafrika erlegt wurde. Herr Berger legt einen Cokuspasser vor und bemerkt dazu: Vor einiger Zeit traf im Berliner Museum eine gröfsere Sammlung von Vogelbälgen von der Halbinsel Ukerewe im Viktoria See ein. Es waren meist Serien und mit vielem Fleils gesammelt. Obgleich in und um diese Gegend sehr viel gesammelt ist, fanden sich doch eine ev. zwei neue Arten; da von der zweiten nur ein Exemplar vorliegt, sollen erst noch weitere Stücke abgewartet werden. Von der sicher als neu anzusprechenden Art liegen 6 gut erhaltene Exemplare vor und schlage ich für diese neue Subspecies zu Ehren des Sammlers den Namen vor: Coliuspasser macroura conradsi Berger n. subsp. Dem Coliuspasser macroura (Gm.) sehr ähnlich, doch ist der Schwanz bedeutend länger: während er bei den in grofser Anzahl vorlie- genden Exemplaren, aus West-, Südwest- und Ostafrika nur eine Länge von 120 mm erreicht, schwankt er bei denen von Ukerewe zwischen einer Länge von 138 bis 152 mm. Die Flügel messen bis 86 mm. Fl. 78—86, Schw. 138—152, Schn. 15—17, L. 22—23 mm. Herr Schalow weist darauf hin, dafs sich Lanius schach von Formosa gegenüber seinen nächsten Verwandten ebenso verhalte. 438 Bericht über die März-Sitzung 1908. Herr Reichenow berichtete über verschiedene neue Arten, welche von der Expedition des Herzogs Adolph Friedrich zu Mecklenburg neuerdings gesandt wurden. Aufserdem kommt Herr Reichenow auf die in der vorigen Sitzung durch Herrn Ehmcke angeregte Grauammerfrage zurück; er weist einen gross- und einen kleinschnäbligen Vogel vor, die beide im April in Schlesien gesammelt sind. Auch Herr Schalow weist darauf hin, dafs bei der Abtrennung von Sub- species bei ‚Emberiza calandra äulserste Vorsicht geboten sei. Herr Reichenow spricht über Pseudogerygone albofrontata Gr. von den Chatham-Inseln, die wegen des dünnen schmalen Schnabels und der schwachen Schnabelborsten nicht in die Gattung Pseudogerygone auch nicht in die Familie der Fliegenfänger ge- stellt werden könne. Der Vortragende erhebt die Art zum Typus einer besonderen Gattung Hapolorhynchus, die nach seiner Ansicht den Oerthiidae eingereiht und an Olimacteris angeschlossen werden müsse. Dr. ©. Heinroth. Bericht über die April-Sitzung 1908. Verhandelt Berlin, Montag, den 6. April, abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92. Anwesend die Herren v. Lucanus, Koske, v. Versen, K. Neunzig, Schnöckel, Haase, K. Kothe, v. Treskow, Krause, Reichenow, Jung, Schillings, Heinroth. Als Gäste die Herren Knottnerus-Meyer, v. Amerongen, Stahlke, P. Kothe und Frau Heinroth. Vorsitzender Herr Reichenow, Schriftführer Herr Heinroth. Die Herren Reichenow und Heinroth besprechen die neu zugegangene Literatur, worauf der Vorsitzende eine längere syste- matische und geographische Übersicht über alle bekannten Turako- Formen gibt und den gröfsten Teil derselben dabei vorlegt. Man zählt heute 38 Arten, von denen nur 3 im Berliner zoolog. Museum fehlen. Die Gattung Corythaeola mit der gröfsten blauen 'Turakoart ©. cristata verbreitet sich über das westliche afrikanische Wald- gebiet, die an dem helmartigen Schnabel kenntliche Gattung Musophaga hat dieselbe Verbreitung und umfalst zwei Arten. Die vier Ohtizaerhis bewohnen West-, Süd- und Ostafrika, die nächst- verwandten beiden Gymnoschizorhis Nordost- und Deutsch-Ost- afrika. Die Gattungen Gallirex und Ruvenzorornis umfassen je 2 Arten. Die grofse Masse der eigentlichen Helmvögel, Zuracus, sondert sich nach der Form ihres Helmes in Gruppen, deren einzelne Arten durch abweichende Färbung, oft nur unbedeutend verschiedenen Gefiederglanz gekennzeichnet sind. Herr Heinroth bemerkt zu diesem ausführlichen Vortrage, dafs die Turako’s allein das bekannte abfärbende Purpurrot und das sonst seltene, wirkliche Pigmentgrün aufweisen. Berieht über die April-Sitzung 1908. 489 HerrHeinroth demonstriert hierauf die vonHerrn Hantzsch angegebene Reisewage zum Bestimmen der Körpergewichte frischer Vögel. Der Vorsitzende macht zum Schlusse den Vorschlag, statt der Maisitzung eine Besichtigung des Zoologischen Gartens am Sonntag den 10. vorzunehmen, und man beschliefst dement- sprechend. Dr. ©. Heinroth. Den Herausgeber zugesandte Schriften. Annuaire du Musde Zoologique de l’Academie imperiale des Sciences de St. Petersbourg XII. No. 4. 1907. Aquila. Zeitschrift für Ornithologiee Redact. Otto Herman. XIV, Jahrg. 1907. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. AÄXV. No. 2. 1908. Bulletin of the British Ornithologists’ Club. No. CXLI—- CXLII. 1908. The Ibis. A Quarterly Journal of Ornithology. (9.) II. 1908. Heft 2. Örnithologisches Jahrbuch. Organ für das palaearktische Faunen- gebiet. Herausg. v. Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. 19. Jahrg. Hft. 1, 2. 1908. Örnithologische Monatsschrift. XXXIIL No. 6. 1908. Zeitschrift für Oologie und Ornithologie. Herausg. H. Hocke. 18. Jahrg. No. 1—3. 1908. E. Arrigoni degli Oddi, Note Ornithologiche sulla colle- zione del Monte appartenente alla signora marchesa M. Pau- luceci. Venzia 1908. A. Bau, Die Vögel Vorarlbergs. (Abdruck aus: 44. Jahresb. Vorarlberger Museums-Vereins. Bregenz 1907). C. W. Beebe, Preliminary Report on an Investigation of the Seasonal Changes of Color in Birds. (Abdruck aus: Amer. Naturalist 42. No. 493 1908). F. Braun, Tiergeographische Fragen, das propontische Gebiet betreffend. I. Beiträge zur Ornis der rumelischen und bithy- nischen Halbinsel: Kgl. Gymnasium zu Marienburg. Wissensch, Beiträge 1908. G. v. Burg, Die Verbreitung der Ammern in der Schweiz. (Abdruck aus: Verh. Orn. Ges. Bayern VII. 1906). ‚ Dearborn, Catalogue of a Collection of Birds from Guatemala. (Field Mus, Nat. Hist. Public. 125. Vol. 1. No. 3. Chicago 1907). v4 490 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. F. Eppelsheim, Tagebuchnotizen aus Oldenburg i. Holstein. (Abdruck aus: Verhandl. Orn. Ges. Bayern VII. 1906). W. Gallenkamp, Die Frühjahrsbesiedelung 1906 von Hirundo rustica, Cuculus canorus und Ruticilla tithys in Bayern und Württemberg. {Abdruck aus: Verh. Orn. Ges. Bayern VII. 1906). E. A. Goeldi, Galbaleyrhynchus purusianus und Pipra caelesti- pileata. A question of priority little to my taste. Boletim Mus. Goeldi- V. No. 1. 1907—8). H. Johansen, Materialien zur Ornithologischen Steppenfauna des Tomsker Kreises. (Herausgegeben von der Universität Tomsk 1907) [russisch!]. H. Johansen, Vögel des Siebenstromgebiets und Turkestans, gesammelt von der Expedition des Prof. W. Ssaphoschnikow im Jahre 1902. (Herausgegeben von der Universität Tomsk 1908) [russisch!]. W. Leisewitz, Über neuere Untersuchungen und Beiträge zur Kenntnis der Nahrung der Vögel. (Abdruck aus: Verh. Orn. Ges. Bayern VII. 1906). M. E. Marshall, Studies on Avian Anatomy. Il. Geococcyx, Bubo and Aeronautes. (Abdruck aus: Trans. Texas Acad. Sc. IX 1906). W. L. Me Atee, Bird that eat Scale Insecets. (Abdruck aus: Yearbook Dep. Agric. Washington 1906). W. L. Mc Atee, Food Habits of the Grosbeaks: U. St. Dep. Agricult. Bull. No. 32. 1908. A. Menegaux, Liste des oiseaux de la &üyane francaise donndes au Mus&um par M. Rey, Gouverneur de la Co’:nie. (Abdruck aus: Bull. Mus. d’hist. nat. No. 7. 1907). A. Menegaux, Oiseaux de l’Equateur donndes au Musdum par M. Gonessiat, ancien directeur de l’observatoire de Quito. (Abdruck aus: Bull. Mus. d’hist. nat. No. 2. 1908). A. Menegaux, Sur les embryons, les poussins et les jeunes oiseaux des regions australes. (Abdruck aus: Bull. Mus. d’hist. nat: ..»N0.%2:, 1908). . D. van Oort, On an apparently new Form of Casuarius from the Northeoast of New Guinea. (Abdruck aus: Notes Leyden Mus. XXIX). — On New-Guinea Birds. (Abdruck aus: Notes Leyden Mus. XXIX.) O. Ottosson: Some rare Birds Fggs. (Abdruck aus: Arkiv f. Zoologi. Bd. 4. No. 9. 1908). — Ps & Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 491 F.P.Penard en A. Ph. Penard, De Vogels van Guyana (Suriname, Cayenne en Demerara). (F. P. Penard, Paramaribo) (N. J. Boon, Amsterdam). Quinet, A Propos du Travail de M. OÖ. Herman „Ornithologie moderne et Ornithophenologie“. (Abdruck aus: Ann. Soc. Zool. Malacol. Belgique XLIII. 1908). T. Salvadori, Gyps erlangeri n sp. (Abdruck aus: Boll. Mus. 2001. Anat. Torino. No. 576). T. Salvadori, Uccelli dell’ Eritrea raccolti dal Signor Ilario Capomazza. (Abdruck aus: Ann. Mus. Civ. Genova. XLII. 1908). M. Sassi, Einige Bemerkungen zur Ornis der canarischen Inseln. (Abdruck aus: Orn. Jahrb. XIX. 1908). S. Schaub, Beiträge zur Kenntnis der postembryonalen Entwick- lung der Ardeiden. (Abdruck aus: Zool. Jahrb. Heft 2. 1907). G. Schiebel, Beiträge zur Ornithologie der süddalmatischen Insel Lesina (nebst anderen Reisenotizen). (Abdruck aus: Ornith. Jahrbuch. Heft 5/6, 1907 u. Heft 1, 1908). G. Schiebel, Vom Zirknitzer See in Krain. (Deutsche Jäger- Zeitung 50. No. 1: 1907). G. E. F. Schulz, Natur-Urkunden. Heft 1—4. (Parey, Berlin). F. E. Schulze, Die Lungen des afrikanischen Straulses. (Ab- druck aus: Stzb. Preufs. Ak. Wissensch. 20. 1908, 416 —431). E. Snethiage, Sobre uma colleccäo de Aves do Rio Purüs. (Boletim Mus. Goeldi V. No. 1. 1907-—1908). A. Szielasko, Die Cumberland-Bai in Südgeorien. (Abdruck aus: Petermanns Geogr. Mitt. 1907. Hft. XII). V. v. Tschusi zu Schmidhoffen, Ornithologische Literatur Österreich- Ungarns und des Okkupationsgebietes 1906. (Abdruck aus: Verhandl. Zool. bot. Ges. Wien 1908). W. De Witt Miller, A Review of the Manakins of the Genus Chiroxiphia. (Abdruck aus: Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 24. Art: 19). Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. ra - Sartre b . v; . EA g j 8 N “io nsE LETTER A 13 Sur SERIBEERI N m are 5 E JOURNAL für ORNITHOLOGIE Sechsundfünfzigster Jahrgang. No. 4. Oktober. 1908. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. Von E. Snethlage. Gegen Ende des Jahres 1906 und Anfang 1907 hatte ich Gelegenheit, 2 kürzere Reisen an die Unterläufe dieser grofsen südlichen Nebenflüsse des Amazonas zu unternehmen, über deren ornithologische Ergebnisse ich nachstehend berichten möchte. Der erste Ausflug — Mitte Dezember 1906 bis Mitte Januar 1907 — führte mich an den Tapajoz und zwar zunächst bis zu der Insel Goyana, dem Endpunkt des Dampferverkehrs, wo ich mich etwa 3 Wochen aufhielt.e. Während dieser Zeit hatte ich Gelegenheit, auch die unteren Stromschnellen zum Teil kennen zu lernen und einen Einblick in die Tier-, speciell Vogelwelt, der zahlreichen hier im Flufslauf verstreuten Inseln zu tun, deren Vegetation und Fauna sich in recht interessanter Weise von derjenigen der eigentlichen Ufer unterscheidet. Auf dem Rückweg blieb ich noch 10 Tage in Itaituba, dem letzten gröfseren Ort am Tapajoz, der jedoch bereits aufserhalb des Stromschnellen- gebiets, etwa 7 Meilen unterhalb Goyana liegt. An ornithologischen Sammlungen kommen für diesen Flufs in Betracht die von Herrn Riker in und bei Santarem an der Tapajozmündung gemachten, sowie die von Herrn Hoffmanns, der im Februar 1906 im Auftrage des Zool. Museums von Tring in Itaituba und Urueurituba (noch weiter flulsabwärts) sammelte. Im April des Jahres 1907 ging ich für ca 3 Wochen an den Tocantins und zwar gleichfalls bis zum Fufs der ersten Stromschnelle. Hier ist bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vom Grafen Hoffinannsegg sowie später von Wallace gesammelt worden. Die recht interessanten Hoffmannsegg’schen Sammlungen befinden sich im Berliner Museum, sind aber, soviel ich weifs, nicht im Zusammenhang publiciert worden. Wallaces Sammlung enthält vom Tocantins nur wenige Arten. Journ. f. Om. LVI. Jahrg. Oktober 1908, 33 494 E. Snethlage: Ich lasse der Liste der gesammelten Vögel eine kurze Schilderung des mannigfaltig gegliederten Terrains, das je nach Vegetation und Bodenverhältnissen von verschiedenen Vögeln und Vogelgruppen in Besitz genommen ist, voraufgehen und möchte auch meine Beobachtungen biologischer Art hier niederlegen, so lange sie noch frisch im Gedächtnis als deutliche Bilder haften. Für die Tocantinsvögel kann ich letzteres auch durch die Notizen meines Feldbuches unterstützen. Eine grofse Hülfe war die in- zwischen erlangte Vertrautheit mit der lebenden amazonischen Vogelwelt im allgemeinen, die mir ermöglichte, die meisten Vögel gleich draufsen im Wald, Campo oder am Strande richtig zu erkennen, während auf meinen ersten Ausflügen die ungeheure Mannigfaltigkeit der Erscheinungen oft verwirrend und erschwerend gewirkt hatte. Am Tapajoz: Aufser der hauptsächlich von Charadriiden besuchten praya, dem im Dezember— Januar bei mittlerem Wasserstande noch auf weite Strecken frei liegenden Sandstrand, konnte man bei Goyana 2 Geländeformen unterscheiden: 1. niedriger, zum Teil äufserst dicht verwachsener, zum Teil lichter, ja sogar in eine Art Campo übergehender Buschwald, 2. hochstämmiger, sehr üppiger Urwald. Letzterer war fast stets, wenn auch nicht ganz ohne Mühe passierbar, während ein Eindringen in die dichten Partien des Buschwaldes ohne Weg zu den Unmöglichkeiten gehörte. Ich habe am Rande des letzteren tagelang hintereinander eine Synal- laxisart (wahrscheinlich guianensis (Gm.)) beobachtet, ohne in dem unsäglich verworrenen Dickicht auch nur einen Schuls anbringen zu können. Zwischen diesen beiden, in Fauna und Flora gut charak- terisierten Formen gab es natürlich auch mannigfaltige Über- gänge. So fand sich auf der Insel Goyana, die etwa 1 deutsche Meile lang, aber wohl nirgends über 1!/, km breit ungefähr in der Mitte des hier ca 3 km breiten Flufses liegt, hauptsächlich Buschwald, vermischt mit beschränkten, wenig dichten Hochwald- partien. Ein Teil des Ostufers der Insel hatte geradezu campos- artigen Charakter. Ähnlich zeigte sich der gröfste Teil der Inseln, die ich später auf meiner Cachoeirafahrt kennen lernte, insbesondere Papageio und Campinho, während Coata mit nicht allzu dichtem Hochwald, Lauritania, ganz in der Nähe des Ostufers gelegen, mit äulserst üppigem, hohem, lianenverstricktem und an Palmen reichem Sumpfwald bestanden war. An den eigentlichen Fluls- ufern, die sich beinahe überall steil erhoben, und landeinwärts trat fast ausschliefslich die Mata virgem, der hohe, majestätische Urwald des festen Landes auf. Nur in der Nähe der spärlichen Ansiedlungen fanden sich auf verlassenen und neueren Anpflan- zungen und auf kurze Strecken in der Nähe des Ufers Verhält- Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 495 nisse, die an den Inselbuschwald erinnerten. Der Wald bei Itaituba war schon mehr durchholzt, erinnerte aber doch noch in seiner Avifauna an den Festlandsurwald, wenn ihm auch einige in letzterem häufige Vogelformen (so vor allem Pipra nattereri Sel.) zu fehlen schienen. Natürlich bezieht sich diese Schilderung nur auf den Teil des Tapajoz, den ich aus eigener Anschauung kennen lernte. Ein wirkliches Campo, das etwa I Meile landeinwärts von Bella vista am Ostufer zu finden sein soll, konnte ich leider nicht besuchen, da sich mein Führer verirrte. Für die Jagd schien zunächst der Festlandsurwald ver- lockender, da er neben einer grofsen Mannigfaltigkeit von Vögeln auch Säugetiere, vor allem Affen, nicht nur beherbergte, sondern auch zu Gesicht kommen liefs. Ornithologisch war sein wichtigstes Merkmal das Auftreten zahlreicher Dendrocolaptidenschwärme, die man ebensogut Formicariidenschwärme nennen konnte, denn letztere Familie, insbesondere Myrmotherula, Thamnophilus, Thamnomanesarten, sind an ihrer Zusammensetzung numerisch oft stärker beteiligt, als die allerdings durch Gröfse und Benehmen auffallenderen Dendrocolaptiden. Von letzteren fand ich hier am Tapajoz in solchen Schwärmen häufig Dendrocolaptes concolor ridgwayi Hellm., Dendrornis eyloni (Scl.) (jedoch diese beiden grofsen Vögel nie zusammen), Dendrornis obsoleta (Licht.), Den- drornis elegans (einmal), Xenops genibarbis Ill., Sittasomus amazonus Lafr., Glyphorhynchus cuneatus (Licht.), Philydor erythrocercus (Pelz.), Automolus infuscatus paraensis Hart; von Formicariiden: Thamnophilus amazonicus Sel., Dysithamnusarten, Thamnomanes caesius hoffmannsi Hellm., Formicivora bicolor Pelz. und vor allem zahlreiche Myrmotherulaarten aus der grau und schwarzen Gruppe: azillaris (Vieill.), longipennis Pelz., garbei Ih., berlepschi Hellm. (einmal). Von andern Vögeln, die ich aus Dendrocolaptiden- schwärmen erhielt, nenne ich Pachysylvia muscicapina griseifrons Snethl., Granatellus pelzelni Scl., Tachyphonus cristatus (Gm.), Myiobius barbatus (Gm.), Attila spadiceus (Gm.), Picumnus borbae Pelz., selbstverständlich sämtlich Insektenfresser. Vogelschwärme dieser Art machen sich durch ihren Lärm schon auf gewisse Entfernungen bemerkbar: an den Stämmen klettern und pochen spechtartig die gröfseren, steifschwänzigen Dendrocolaptiden, im Gezweig klopfen und picken, im Wesen an unsere Meisen erinnernd, Xenops und Picumnus, dazwischen vernimmt man fortwährendes Zwitschern und Flattern zahlreicher anderer Vögel in Baumkronen und Gebüsch des Unterholzes. So bewegt sich der Zug langsam, anscheinend in einer bestimmten Richtung, die von den grofsen Dendrocolaptiden angegeben wird, durch den Wald. Gewöhnlich sind die Vögel so in ihre Be- schäftigung vertieft, dafs man beobachtend oder sogar schiefsend längere Zeit unter ihnen verweilen kann, ohne beachtet zu werden, 32% 496 E. Snethlage: bis sich bei längerer Verfolgung der Schwarm gewöhnlich in einzelne Gruppen auflöst. Neben grofsen Schwärmen, wie die eben ge- schilderten, trifft man auch auf kleinere, oder auf solche, in denen die großsen Dendrocolaptiden fehlen, während ich Myrmotherula- arten in jeder in geschlossenem Zuge den Wald durchstreifenden Vogelgesellschaft getroffen habe. Von in den lichteren Teilen des Hochwaldes, oft in weit von den Ansiedlungen regelmäfsig beobachteten Vögeln möchte ich noch erwähnen: Pipra nattereri Sel, Myrmotherula ornata hoffmannsi Hellm., Hypocnemis cantator peruvianus Tacz. Im Buschwalde habe ich wirkliche Dendrocolaptidenschwärme nie bemerkt. Seine Vogelwelt erschien überhaupt ärmer an Arten, wenn auch nicht an Individuen, bot jedoch manche charakteris- tische Erscheinung, so dafs ich nie verfehlte, aufser dem fast täglichen Ausflug in den ornithologisch so lockenden und land- schaftlich so wunderbar schönen Hochwald des Festlandes eine Streife durch die in Betracht kommenden Teile der Insel Goyana — meines speciellen Wohnortes — zu unternehmen. Nur hier (sowie auf den ähnlich bestandenen Cachoeirainseln) fand ich z. B. Dacnis flaviventer Lafr. et D’Orb., Heterocercus linteatus (Strickl.), Hypocnemis maculicauda Pelz., alle 3 sehr häufig. Die beiden ersteren waren wohl durch den zur Zeit gerade ziemlich grofsen Reichtum des Buschwaldes an Beeren angelockt. Auch war die Insel ein Lieblingsaufenthalt von Thryophilus albi- pectus (Cab.), der überall aus dem Gebüsch seine wohlklingende Strophe schmetterte, von Euphonia violacea lichtensteinii (Cab.), Todirostrum maculatum (Desm.), Capsiempis flaveola (Licht.), Elainea gaimardi (D’Orb.), Empidochanes fuscatus (Wied), Rhyn- chocyclus flaviventris (Wied), Synallaxıs vulpina Pelz., Myrmelastes luctuosus (Licht.), Myrmotherula multostriata Sel. u. a. Taubenarten, Columba speciosa Gm., ©. rufina Temm., Cha- maepelia talpacoti (Temm.) und passerina (L.), Leptoptila spec. waren in Goyana gleichfalls sehr häufig, während sie im Urwalde sich nicht bemerkbar machten; ebenso traf ich hier ziemlich regelmäfsig auf Suhanchus (Urypturus adspersus (Temm.)) Die camposartigen Stellen, an denen die letztgenannten Vögel häufig waren, beherbergten auch zahlreiche Finken (Myospiza aurifrons (Spix) und Sporophila lineola (L.)). Was die in der Liste erwähnten Namen betrifft, so bemerke ich, dafs Villa Braga am linken, Bella Vista am rechten Ufer des Flusses gegenüber von Goyana, Ansiedlungen von sehr geringer Ausdehnung waren, je ein Dutzend Hütten umfassend. Die so bezeichneten Vögel stammen meist aus dem die beiden Orte unmittelbar umgebenden prachtvollen, hochstämmigen Urwald. Papageio, Campinho und Coata sind Inseln von ähnlichem Charakter wie Goyana, die beiden ersten überwiegend mit Busch- wald, die letztere mit lichtem Hochwald bestanden. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 497 1. Turdus albiventer Spix. iuv., I. de Goyana, 3. I. 1907; Iris braun; Füfse hellgrau; Mageninhalt Beeren; Schnabel hornbraun. 2. Thryophilus albipectus (Cab.). sh. Hellm. Nov. Zool. XIV. p. 2. 9', Goyana, 23. XII. 1906; Iris gelbbraun ; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. 9‘, Goyana, 25. XII. 1906; Iris gelbbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. iuv., Goyana, 1. I. 1907; Iris braun; Füfse grau; Magen- inhalt Insekten. Schnabel mit dunkler Firste und helleren Rändern. Diese Vögel, sowie ein weiterer, am Tocantins gesammelter, unterscheiden sich von solchen aus der Umgegend von Parä durch etwas fahlere Färbung der Oberseite, besonders des Kopfes, der ohne jede Spur von rötlicher Beimischung ist, sowie anscheinend etwas hellere, fast weilse Ohrdecken. 3. Pachysylvia semicinerea (Scel. et Salv.). sh. Hellm. Nov. Zool. XIV. p. 5. g', Itaituba, 12. I. 1907; Iris weißslich; Fülse hellgraublau; Mageninhalt Insekten; Schnabel hellbraun. Die gelbgrüne Färbung der Brust ist ziemlich ausgedehnt, doch nicht mehr als bei einigen der Vögel aus Parä und Umgegend, bei denen dies Merkmal ziemlich variiert. 4. Pachysylvia muscicapina griseifrons Snethl. sh. Snethl. Ornith. Monatsber. X. 1907 p. 160. Q, Villa Braga, 10.1. 1907; Iris grau; Fülse hellbläulichgrau; Mageninhalt Insekten; Max. dunkel, Mand. weilslich. Die aus Guiana stammenden Bälge von P. muscicapina (Sel. et Salv.), welche ich im Brit. Mus. verglich, hatten zum Teil auch rostrote Kehlen, wie das meinige. Doch unterschied sich der Tapajozvogel von allen durch die rein aschgraue Stirn. Ich traf letzteren in einem Dendrocolaptidenschwarm im hohen Urwald. 5. Progne tapera (L.). 9, Villa Braga, 4. I. 1907; Iris dunkelbraun, Füfse schwarz; Mageninhalt Insekten. Ein blattloser Baum am Flufsufer mitten im Dorf war tagelang mit Hunderten dieser Schwalben besetzt. 6. Granatellus pelzelni Scl. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 5. Jg, Villa Braga, 10. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau; Mand. blaugrau; Mageninhalt Insekten. 498 E. Snethlage: 9, Itaituba, 15. I. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse hell- blaugrau; Mand. blaugrau; Mageninhalt Insekten. Zweimal in Vögelschwärmen im Urwald getroffen. 7. Dacnis flaviventris Lafr. et D’Orb. 5, 9, Goyana, 20. XII. 1906; Iris feuerrot; Fülse °, dunkelgrau; Mageninhalt Beeren. Häufig im Buschwald der Insel Goyana. 8. Dacnis speciosa (Wied). Q, Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten; Schnabel hellblaugrau mit dunkelgrauer Firste. Hohe Baumkrone im Uferwald. Cyanerpes caerulea (L.). sh. Chapman und Riker, Auk, 1890, p. 266. Q, Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Fülse citronengelb fast legereifes Ei im Eierstock. Urwald in der Nähe der Ansiedlung. 10. Coereba chloropyga (Cab.). sh. Chapman und Riker, Auk, 1890, p. 267. v Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 6. ; 9, Goyana, 24. XII. 1906; Iris braun; Fülse grau; Magen- { inhalt Insekten. Gemein auf den Inseln und dem Festland. . 11. Euphonia violacea lichtensteinii (Cab.). i sh. Chapman und Riker, Auk, 1890, p. 266. 3 Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 6. O. I. do Papageio, 28. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Füfse blaugrau; Bas. d. Mand. hell. 9', Goyana, 31. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse grau; Bas. d. Mand. hellgrau. Häufig im Buschwald. 12. Calospiza graminea (Spix). O, Villa Braga, 5.1. 1907; Iris braun; Fülse grau; Magen- inhalt Beeren (Melastomacee). Urwald in der Nähe der Ansiedlung. 13. Tanagra episcopus (L.). sh. Chapman und Riker, Auk, 1890, p. 267. O, I. do Coata, 29. XII. 1906; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Beeren; Schnabelbasis blaugrau. O, Itaituba, 13. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkel- blaugrau; Mageninhalt Beeren; Schnabelbasis blaugrau. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 499 Gemein besonders in der Nähe von Ansiedlungen. Der erste dieser Vögel, den ich auf Goyana erhielt, hatte deutlich weilsgerandete grolse Oberflügeldecken, sodafs ich glaubte, T. coelestis Spix vor mir zu haben. Der Vogel wurde aus Zeitmangel nicht präpariert, was ich später, als andere einkom- mende Stücke zweifellos zu 7. episcopus (L.) gehörten, sehr bedauerte. Übrigens erwähnen auch Riker und Chapman aus Santarem 1 0‘ mit weilsgerandeten Oberflügeldecken (7. e. leucoptera (Gray)). 14. Rhamphocoelus carbo (Pall.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 267. Jg iuv., Goyana, 24. XII. 1906; Iris rotbraun; Fülse dunkel- grau; Mageninhalt Beeren; Bas. d. Mand. glänzend blauweils. Gemein, besonders in der Nähe von Ansiedlungen. 15. Tachyphonus cristatus (Gm.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 267. Q, I. do Coata, 29. XII. 1906; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Beeren; Schnabel hornbraun. og‘, Villa Braga, 7. I. 1907; Iris braun; Füfse grau; Magen- inhalt Insekten; Bas. d. Mand. bläulichweils. Jg‘, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris braun; Fülse schwarzgrau; Mageninhalt Insekten; 2 blauweilse Flecken a. d. Mand. Basis. Der rote Scheitel ist bei einem der g'G' kaum, bei dem andern merklich heller (mehr ins Gelbliche spielend) als bei Vögeln aus Parä und Umgegend. Der Kehlfleck etwas dunkler, aber fast ebenso grofs als bei einem J' aus Parä&. Ein J' aus Marajö (N. v. Parä) hat einen auffallend kleinen Kehlfleck. 16. Arremon silens (Bodd.). og‘, I. Campinho; 28. XII. 1906; Iris braun; Fülse rötlich- grau; Mageninhalt Insekten. Versteckt in niedrigem Gebüsch lebender Vogel. 17. Pitylus grossus (L.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 267. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 7. Jg‘, Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Füfse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten und Früchte; Schnabel lackrot. 18. Cassicus haemorrhous (L.). O, Villa Braga, 3. I. 1907; Iris hellblau; Füfse schwarz; Mageninhalt Insekten; Schnabel grünlichgelb. 19. Oryzoborus angolensis (L.). 9‘, Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Fülse schwarzbraun; Mageninhalt Sandkörner. 500 > | E. Snethlage: Q, Bella Vista, 22. XU. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse grau. In Baumkronen in nicht zu dichtem Walde. 20. Sporophila castaneiwventris Cab. sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 268. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 7. J'iuv., Goyana, 3.1. 1907; Iris braun; Fülse schwärzlichgrau. J9', Itaituba, 13. I. 1907; Iris braun; Füfse dunkelbraun; Mageninhalt Sämereien. Nicht selten. Das o* liels seinen kurzen hellen Schlag oft aus den Kronen einzeln stehender Bäume hören. Der in Itaituba erlegte Vogel pflegte regelmäfsig auf einen Hof zu kommen und dort spatzenartig nach Futter zu suchen. 21. Sporophila lineola (L.). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 8. o, Goyana, 1. I. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Sämereien. J', Iuv. Goyana, 1. I. 1907, Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Sämereien. Die hellen Teile des Schnabels ziemlich lebhaft gelb. Häufig auf den kamposartigen Teilen von Goyana. 22. Myospiza ee (Spix). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. oJ, Goyana, 19. XII. 1906; 2 Le: Füfse hellgelbgrau; Mageninhalt Insekten. Mit der vorhergehenden Art zusammen häufig auf waldfreien Gegenden von Goyana. Von 2 oberamazonischen Bälgen (vom Rio Purüs) unter- scheiden sich die unteramazonischen 5 Bälge (incl. des hier an- geführten verglichen) durchweg in folgender Weise: Gelb der Kopfseiten weniger ausgedehnt; der grünliche Anflug des Rücken fehlt fast ganz. Dagegen finde ich in der Gröfse keinen Unter- schied. “Diesen Vogel habe ich an geeigneten Stellen überall am Südufer des unteren Amazonas gefunden. Auf Marajö und am Nordufer (Monte Alegre) traf ich dagegen auf M. manimbe (Licht). Vergl. Journal f. Ornith. 1907, p. 297. 23. Paroaria gularıs (L.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 268. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 10. 9‘, Goyana, 24. XII. 1906; Iris orangerot; Fülse schwarzgrau; Mageninhalt Insekten; heller Teil des Schnabels rötlichweils. Häufig; gewöhnlich in der Nähe des Wassers. 2 ee u In Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins.- 501 24. Todirostrum maculatum (Desm.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 269. Hellmayr, Nov. Zool. XIV, p. 11. Q, Goyana, 19. XII. 1906; Iris hellorange; Fülse hellrötlich- grau; Mageninhalt Insekten. Q, Goyana, 24. XII. 1906; Iris goldgelb; Fülse hellrötlich- grau; Mageninhalt Insekten. 9‘, Goyana, 1. I. 1907; Iris gelb; Fülse blaugrau; Magen- inhalt Insekten. g', Itaituba, 16. I. 1907; Iris hellorange; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Die Kopfplatte ist kaum heller als bei unsern Parävögeln, aber bedeutend dunkler als bei 7. m. signatum Sel. et Salv. aus Manaos. Gemein in der Nähe von Ansiedlungen, in Gärten usw. Fällt durch seine laute, klingende Stimme auf, die ihm bei den Brasilianern den Namen „Ferreiorinho‘“ (kleiner Schmied) ver- schafft hat. 25. Euscarthmus zosterops Pelz. o‘, Villa Braga, 19.. XII. 1906; Iris weils; Fülse hellgrau; Mageninhalt Insekten. Urwald. 26. Orchilus ecaudatus (Lafr. et D’Orb.). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 11. Q, I do Papageio, 28. XII. 1906; Iris braun; Fülse hell- rötlichgrau; Mageninhalt Insekten. O Villa Braga, 4. I. 1907; Iris hellgrau; Fülse hellrötlich; Mageninbhalt Insekten. Das winzige Vögelchen, das erst in letzterer Zeit aus Unter- amazonien bekannt wurde, scheint hier nicht gerade selten zu sein. Ich traf es auch bei Parä (St. Antonio do Prata) und am Tocantins. Gewöhnlich waren mehrere im Unterholz des Urwaldes beieinander. 27. Serpophaga subflava Scl. et Salv. O, Villa Braga, 19. XII. 1906; Iris hellbraun; Fülse dunkel- grau; Mageninhalt Beeren. Ich habe den Vogel mit dem Typus in London verglichen und mir dort folgendes notiert: Der Wallacesche, sehr abgeflogene Vogel hat etwas fahlere, mehr bräunliche Färbung der Oberseite, stimmt aber sonst gut überein; nur ist die erste Flügelbinde (durch hellere Ränder der mittleren Oberflügeldecken gebildet) bei ihm fast ganz abgerieben. In niedrigem Gebüsch am Wasser. 28. Oapsiempis flaveola (Licht.). JS, Goyana, 23. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse dunkel- grau; Mageninhalt Insekten. 502 E. Snethlage: Q, Goyana, 3.1. 1907; Iris braun; Fülse grau; Mageninhalt Insekten. Mit sehr charakteristischem, aus kurz abgebrochenen Tönen bestehendem, verhältnismäfsig lautem Gezwitscher durch- zogen diese Vögelchen scharenweise die Baumwipfel der höheren Waldpartien von Goyana. Im eigentlichen tiefen Urwald habe ich sie nie gesehen oder gehört. 29. Phaeomyias incomta (Cab. et Heine). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 11 (Ph.murinamurina (Spix)). Q, Itaituba, 13. I. 1907; Iris braun; Füfse schwarz; Magen- inhalt Beeren. Häufig in Gärten, in der Nähe von Ansiedlungen u.s.w. 30. Ornithion pusillum (Cab. et Heine). oJ iuv., 1. do Coata, 29. XII. 1906; Iris braun; Fülse schwarz- grau; Mageninhalt Insekten. g'; Itaituba, 13. I. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Scheint in ganz Unteramazonien häufig zu sein. In Baum- kronen der lichteren Waldpartien. 31. Tyrannulus elatus (Lath.). oJ‘, Goyana, 20. XII. 1906; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Beeren. An ähnlichen Stellen wie die vorige Art; doch fand ich als Mageninhalt stets Beeren. 32. Elainea gaimardı (D’Orb.) Q, Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Fülse grauschwarz; Mageninhalt Beeren. iuv., Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Fülse grauschwarz; Magen leer. iuv., Villa Braga, 2. I. 1907; Iris hellbraun; Fülse schwarz- grau; Mageninhalt Raupe. 9‘, Itaituba, 12. I. 1907; Iris braun; Füfse dunkelgrau; Magen- inhalt Insekten. Sg, Itaituba, 15. I. 1907; Iris braun; Füsse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Siuv., Itaituba 15.1.1907; Lrisbraun ; Füsse grau; Mageninhalt- Insekten. Sehr häufig im Buschwald und in der Nähe von Ansiedlungen. Gewöhnlich zu kleinen Flügen vereinigt. 33. Legatus albicollis (Vieill.). sh. Chapınan und Riker, Auk 1890, p. 270. 3% I. do Papageio, 28. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Füfse schwarz; Magen leer. 20 we Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 503 34. Rhynchocycelus flaviventris (Wied). Q, Goyana, 23. XII. 1906; Iris hellbraun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Goyana, 26. XII. 1906; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 9‘, I. Campinho, 28. ÄlI. 1906; Iris braun; Fülse heligrau; Mageninhalt Insekten. Q, Goyana, 5. I. 1907; Iris braun; Füfse grau; Magen- inhalt Insekten. Häufig im Inselwald, wo er fliegenschnäpperartig Insekten Jagte. 35. Myvobius erythrurus (Cab.). Q, Itaituba, 16. I. 1907; Irıs braun; Fülse hellbläulichgrau; Mageninhalt Insekten. Oberrücken oliv, nicht rostrot überflogen wie bei Vögeln aus Para. Im Walde, in der Nähe des Wassers. 36. Myiobius barbatus (Gm.). g' iuv., Goyana, 19. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse hellrötlichgrau; Mageninhalt Insekten. 37. Empidochanes fuscatus (Wied). Q, Goyana, 20. XII. 1906; Iris braun; Fülse rötlichgrau; Mageninhalt Insekten. O9‘, Goyana, 24. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau, Mageninhalt Insekten. Q, Goyana, 9. I. 1907; Iris braun; Fülse bläulichgrau; Mageninhalt Insekten. 38. Myiarchus ferox (Gm.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 270. 9‘, Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Fülse grauschwarz; Mageninhalt Insekten. iuv., I. do Papageio, 28. XII. 1906; Iris hellbraun; Füfse schwarz; Mageninhalt Insekten. Häufig an lichteren Stellen. - 39. Myiarchus lricolor (Pelz.). Q iuv., Itaituba, 16. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. 40. Empidonomus varius (Vieill.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 270. Q, Goyana, 19. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Füfse schwarz; Mageninhalt Insekten. Q, Itaituba, 13. I. 1907; Iris braun; Füfse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. 504 E. Snethlage: 41. Piprites chlorion (Cab.). co", Villa Braga, 3. I. 1907. Mit andern Kleinvögeln zusammen in Baumwipfeln des Urwaldes. 42. Pipra rubrocapilla Temm. sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 25. Q, Villa Braga, 8. I. 1907. 43. Pipra nattereri Scl. 9, Villa Braga, 2. I. 1907; Iris gelblichweils; Füfse hell- gelblich; Magen leer (etwa 11 h. a. m.). o', Villa Braga, 2. I. 1907; Iris gelblichweils; Fülse hell- gelblich; Mageninhalt Beeren. Jo‘, Villa Braga, 3. I. 1907; Iris weils; Füfse hellgelblich; Mageninhalt Beeren. Q, Villa Braga, 4. I. 1907; Iris weils; Fülse -hellgelblich; Mageninhalt Beeren. Helle Teile des Schnabels blaugrau oder weifslich. Grofs war mein Entzücken, als ich das zierliche, durch die weilse Kopfplatte bei grüner Gesamtfärbung unverkennbare Vögelchen zum ersten Mal vor mir hatte. Eine kleine Gesellschaft derselben — anscheinend ausschliefslich oder doch zum gröfsten Teil 99° — trieb sich im Unterholz des Urwaldes neben der Picade umher. Im Benehmen erinnerten sie an ihre Gattungs- verwandten, doch waren sie im Gegensatz zu letzteren ziemlich still; es fehlten vor allem die lauten, knackenden Töne, durch die gewöhnlich die Aufmerksamkeit auf die meist gesellig lebenden Pipras gelenkt wird. Auch fiel mir das Überwiegen der 00° auf, die man sonst gewöhnlich in der Minderzahl sieht. Das © hatte ein fast legereifes Ei bei sich. Die Vögelchen waren so wenig scheu, dafs man zurückgehen mufste, um die nötige Distanz zum schiefsen zu finden. Etwas vor mir hat Herr Hoffmanns die Pipra nattereri auch aus Rio Madeira wieder aufgefunden. 44. Heterocercus linteatus (Strickl.). 9, Goyana, 20. XII. 1906; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Beeren. 9‘, Goyana, 26. XII. 1906; Iris braun; Fülse grau; Magen- inhalt Beeren. Q, Goyana, 26. XII. 1906; Iris braun; Fülse grau; Magen- inhalt Beeren. 91, 1. do Papageio, 28. XII. 1906; Iris braun; Fülse dunkel- grau; Mageninhalt Beeren. 9, 1. do Papageio, 29. XII. 1906; Iris braun; Fülse dunkel- grau; Magen leer. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 505 Q, I do Coata, 29. XII. 1906; Iris braun; Fülse dunkel- grau; Mageninhalt Beeren. 9‘, Goyana, 7. I. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau. J', Goyana, 7. I. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Magen- inhalt Beeren. Q, Goyana, 7. I. 1907; Iris braun; Füfse dunkelgrau. Q, Villa Braga, 7. I. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Beeren. Während der Vogel überall im Buschwalde, besonders der Inseln von Goyana flufsaufwärts häufig war, habe ich ihn bei Itaituba nie mehr gesehen. Er hielt sich ziemlich versteckt; doch war es, als ich mir einmal den kurzen, lauten Ruf des g' gemerkt hatte, leicht, diesem nachzugehen — richtiger zu kriechen — und den Vogel, der nach längeren oder kürzeren Ausflügen wieder an sein Standquartier, gewöhnlich einem trocknen Ast nicht weit über dem Boden, zurückkehrte, zu erhalten. An denselben Stellen traf man dann wohl auch das weniger auf- fallende ©. 45. Pachyrhamphus atricapillus (Gm.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 25. Q, Goyana, 19. XI. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. J', Itaituba, 15. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau oder weifslich. 46. Lathria cinerea (Vieill.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 25. Q', Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris grau; Fülse grünlichgrau; Mageninhalt Beeren. Durch seinen Ruf eine der auffallendsten Erscheinungen des tiefen Urwaldes; gewöhnlich zu mehreren beisammen, jedoch nicht auf demselben Baum, sondern über ein bestimmtes Gebiet zerstreut. Man bekommt den Vogel auch da, wo er sich durch seinen Ruf verrät, nicht leicht zu Gesicht solange er sich nicht bewegt; seine Färbung schützt ihn vorzüglich. 47. Laniocerca hyvopyrrha (Vieill.). iuv., Itaituba, 12. I. 1907; Iris dunkelgraubraun; Fülse grünlichgrau; Mageninhalt Beeren; Bas. d. Mand. rötlichgelb. Die ockergelben Flecken auf der Brust erst an 2 Federn; Brustflecken citronengelb. 48. Lipaugus simplex (Licht.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 25. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 13. Jg‘, Goyana, 26. XII. 1906; Iris gelbbraun; Fülse dunkel- grau; Mageninhalt Insekten. 506 E. Snethlage: 49. Attila spadiceus (Gm.). Q, Itaituba, 15. I. 1907; Iris hellrötlichgelb; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Dendrocolaptidenschwarm im Urwald. 50. Attila thamnophiloides (Spix). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 13. 9, Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Beeren. 51. Synallaxis vulpina Pelz. Q, Goyana, 31. XII. 1906; Iris kastanienbraun; Fülse grau- grün; Mageninhalt Insekten. Q, Goyana, 31. XII. 1906; Iris kastanienbraun; Fülse grau- srün; Mageninhalt Insekten. JS‘, Goyana, 1.1. 1907; Iris kastanienbraun; Fülse graugrün; Mageninhalt Insekten. Die beiden ersten Stücke stammen aus einem Kleinvögel- schwarm, in dem diese Art sehr stark vertreten war. Bei der Verfolgung trennten sich die $. vulpina von den übrigen Vögeln und flogen gesondert davon, was gewöhnlich nicht vorkommt. 52. Synallaxis rutilans amazonica Hellm. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV, p. 13 u. ff. Q, Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris braun; Fülse grau; Mageninhalt Insekten. | Die Federn des Mantels haben starke kastanienrote Bei- mischung; dagegen ist der Kopf braun, ziemlich scharf gegen die zimmetrote Stirn abgesetzt. Ein Q aus Arumatheua a./Tocan- tins (sh. später) hat dagegen rein olivenbraunen Rücken, ohne jede Spur von rot und schwärzlichgraue Oberschwanzdecken, würde daher nach der von Hellmayr (l. c.) gegebenen Diagnose zu 8. rutilans Temm. gehören. 53. Siptornis hyposticta Pelz. Q, Villa Braga, 10. I. 1907; Iris weifslich; Füfse helloliv; Mageninhalt Insekten. Ich verglich diesen Vogel in Wien mit dem Nattererschen Typus, von dem er ziemlich stark abwich. Uber die Unterschiede notierte ich folgendes: © von Villa Braga hat die Unterseite gelber, weniger stark gestrichelt, Kehle gar nicht gestrichelt, Kopfseiten und Augenbrauen heller, Seiten heller und gelber; Oberseite olivgrün, nicht rötlich überlaufen, Unterflügeldecken heller; Schnabel etwas kürzer. Vielleicht wäre der Vogel als subsp. abzutrennen. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 507 54. Automolus infuscatus paraensis Hart. Q, Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris hellbraun; Füfse grünlich; Mageninhalt Insekten. Aus Dendrocolaptidenschwarm. 55. Philydor erythrocercus (Pelz.). sh. Chapman und Riker, Auk 1890, p. 26. g\, Villa Braga, 19. XII. 1906; Iris braun; Füßse helloliv; Mageninhalt Insekten. O, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris braun; Füfse helloliv; Mageninhalt Insekten. Ziemlich regelmäfsig in allen gröfseren Dendrocolaptiden- schwärmen zu finden. 56. Xenops genibarbis 11. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV, p. 16. 9‘, Villa Braga, 4. I. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Mit Myrmotherula und kleinen Dendrocolaptiden zusammen häufig im Unterholz des Urwaldes. Meisenartiges Benehmen. 57. Sclerurus caudacutus (Vieill.). co‘, Villa Braga, 2. I. 1907; Iris braun; Fülse schwarzbraun; Mageninhalt Insekten. O, Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Füfse braun; Magen- inhalt Insekten. 58. Glyphorhynchus cuneatus (Licht.). Q, I do Coata, 29. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse grau; Mageninhalt Insekten. 59. Dendrornis eytomi (Sel.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 27. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 16. 9, I. do Coata, 29. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Füfse grau; Mageninhalt Insekten. g', Villa Braga, 3.1. 1907; Iris braun; Fülse grünlichgrau; Mageninhalt Insekten. Sg“, Villa Braga, 7. I. 1907; Iris braun; Füfse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Jg, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris braun; Fülse grau; Magen- inhalt Insekten. Q, Villa Braga, 10. I. 1907; Iris braun; Füfse grau; Magen- inhalt Insekten. Lenken durch ihr lautes, spechtartiges Hämmern schon von weitem die Aufmerksamkeit auf die Dendrocolaptidenschwärme, als deren Führer man sie gewissermafsen bezeichnen könnte. Sie scheinen tatsächlich die Richtung anzugeben, in der sich der 508 E. Snethlage: Schwarm durch den Wald bewegt. Erst wenn sie, durch die Verfolgung scheu geworden, abgestrichen sind, wechselt auch die übrige Gesellschaft den Standort. Ich beobachtete nur einmal 2 der Vögel, anscheinend ein Pärchen, das sich zum Nisten an- schickte, für sich allein; einmal einen Schwarm, der fast aus- schliefslich aus D. eytoni und anderen grofsen Mitgliedern der Dendrocolaptidenfamilie bestand. Gewöhnlich finden sich bei jedem Schwarm nur 1—2 der grofsen Vögel. 60. Dendrornis obsoleta (Licht.). O, Bella Vista, 22. XIl. 1906; Iris dunkelbraun; Füfse grünlich- grau; Mageninhalt Insekten. JS‘, Goyana, 26. XII. 1906; Iris braun; Fülse grau; Magen- inhalt Insekten. 9‘, Goyana, 31. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse grau; Mageninhalt Insekten. O, Itaituba, 12. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse grünlich- grau; Mageninhalt Insekten. Aufserdem 2 Exemplare im Museum Berlepsch. D. obsoleta scheint am Tapajoz und Tocantins D. spexi (Licht.) von Par& und Umgegend zu vertreten. Die Färbung wechselt etwas; der Balg aus Bella Vista zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit D. spixi durch gelbliche Kehle und die Tropfenform der Brustflecken. Doch sind letztere schmäler, und der Schnabel ist — wie überhaupt bei D. obsoleta — kürzer als bei D. spixt. Fast regelmäfsig in Dendrocolaptidenschwärmen, auch den kleineren, die den Hochwaldteil der Insel Goyana durchzogen. 61. Dendrornis elegans Pelz». Q, Villa Braga, 2. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten; Mand. hellgrau. Aus Dendrocolaptidenschwarm. 62. Sittasomus amazonus Lafr. 5, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Aus Dendrocolaptidenschwarm. 63. Dendroplex picus (Gm.). sh. Chapman und Riker Auk Fr pP. 27. Hellmayr, Nov. Zool. XI. p. g', Goyana, 24. XII. 1906; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Es fiel mir auf, dafs ich diesen Vogel nie aus Dendrocolap- tidenschwärmen erhielt. Ich traf ihn stets allein. Auch scheint er den eigentlichen Urwald zu meiden. Auf der Sierra von Monte Alegre und in den lichten Camposwäldchen von Marajö war er ungemein häufig. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 509 64. Nasica longirostris (Vieill.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 27. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 16. 9', Goyana, 26. XII. 1906; Iris rot; Füfse grau; Magen- inhalt Insekten. o', Villa Braga, 10. I. 1907; Iris kastanienbraun; Füfse grau; Mageninhalt Insekten. 65. Dendrocolaptes concolor ridgwayi Hellm. sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 27 (Dendrocolaptes certhia (Bodd.)). Q, Villa Braga, 2. I. 1907; Iris braun; Fülse grau; Magen- inhalt Insekten. Q, Villa Braga, 6. I. 1907; Iris braun; Fülse grünlichgrau; Mageninhalt Insekten. Q, Itaituba, 12. I. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse grünlich- srau; Mageninhalt Insekten. In Dendrocolaptidenschwärmen, wo sie sich ähnlich wie D. eytoni benehmen. Einmal an einem Zuge Feuerameisen getroffen. 66. Myrmelastes luctuosus (Licht.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 28. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 17. Q, Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Jg I. do Papageio, 28. XII. 1906; Iris dunkel; Fülse blau- grau; Mageninhalt Insekten. Q, 1. do Papageio, 28. XII. 1906; Iris braun; Füfse blaugrau. J', Goyana, 31. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Goyana, 31. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse blau- grau; Mageninhalt Insekten. Häufig im lichten Walde der Inseln, oft zu kleinen Flügen vereinigt. 67. Thamnophilus huberi Snethl. sh. Ornith. Monatsberichte, X. 1907. p. 161. Q, Goyana, 26. X11. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. 9‘, Goyana, 31. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau ; Mageninhalt Insekten. Im Unterholz des Hochwaldes von Goyana. 68. Thamnophilus punctuliger Pelz. Jg‘, Villa Braga, 7. I. 1907; Iris hellbraun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Urwald. Journ, f. Orn, LVI, Jahrg. Oktober 1908, 33 510 E. Snethlage: 69. Thamnophilus amazonicus Spix. Q, Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris braun; Füfse graublau; Mageninhalt Insekten. 70. Thamnophilus palliatus (Licht.). JS iuv., Villa Braga, 8. I. 1907; Iris gelblichweils; Füfse blaugrau ; Mageninhalt Insekten. Helle Teile der Mandibel blaugrau. Urwald! Der Vogel ist hier in Para im Garten häufig, wo er durch seinen schnarrenden Lockruf auffällt. 71. Pygoptila stellaris (Spix). Q, Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris hellbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. go‘, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris hellgrau; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. g', Goyana, 9. 1. 1907; Iris grau; Fülse blaugrau; Magen- inhalt Insekten. iuv., Itaituba, 12. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau. Häufig im Unterholz, in nicht zu dichtem Walde. 72. Dysithamnus capitalis (Sel.). Q, Villa Braga, 3. 1. 1907; Iris rot; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Mand. blaugrau. Urwald. 73. Dysithamnus ardesiacus saturninus (Pelz.). Q, Villa Braga, 19. XII. 1906; Iris braun; Fülse hellgrau- blau; Mageninhalt Insekten; Mand. hellblaugrau. 74. Thamnomanes caesius hoffmannsi Hellm. g', Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris braun; Füfse blaugrau; <', Villa Braga, 7. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blau- grau; Mageninhalt Insekten. Q, Villa Braga, 10. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Häufig unter dem Kleinvogelteil der Dendrocolaptiden- schwärme, oder mit den grauschwarzen Myrınotherulaarten ver- gesellschaftet. Herr Hoffmanns fand in Itaituba (Nov. Zool. XIV. p. 17) Th. ylaucus Cab. 75. Myrmotherula surinamensis multostriata Sul. Q, Goyana, 1. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Magen- inhalt Insekten; Mand. blaugrau. 9, Goyana, 3. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Magen- inhalt Insekten; Mand. blaugrau. | Häufig im Buchwald von Goyana. Auch die Paraenser Art ist M. s. multostriata Scl., nicht surinamensis (Gm.). Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 5il 76. Myrmotherula haematonota Scl. o', Villa Braga, 4. I. 1907; Iris hellgelb; Füfse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau. 77. Myrmotherula ornata hoffmannsi Hellm. Q, Villa Braga, 19. XII. 1906; Iris gelb; Fülse hellgrau; Mageninhalt Insekten. Q, Villa Braga, 4. I. 1907; Iris hellgelb; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Villa Braga, 7. I. 1907; Iris hellgelb; Füfse hellblaugrau ; Mageninhalt Insekten. gS', Villa Braga, 8. I. 1907; Iris kastanienbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau. Häufig im Unterholz des Waldes. Ich habe die beiden rotrückigen Myrmotherulaarten nie in Dendrocolaptidenschwärmen beobachtet, währendArten derazillaris- Gruppe einen regelmäfsigen Bestandteil derselben bildeten. Sie fanden sich gewöhnlich paarweise vereint, aber nicht. mit andern Vögeln zusammen im Unterholz des Waldes, oft in der Nähe von Ansiedlungen. 78. Dlyrmotherula azillarıs (Vieill.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 28. (M. a. mela- nogastra (Spix)). Q, Goyana, 21. XII. 1906; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q', Goyana, 26. XII. 1906; Iris dunkel; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Jg, Goyana, 26. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse blau- grau; Mageninhalt Insekten. Q©, Villa Braga, 3. I. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau. Sehr häufig; sowohl allein als in Dendrocolaptidenschwärmen. 79. Myrmotherula longipennis Pelz. g', Villa Braga, 4. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Aus Dendrocolaptidenschwarm. 80. Myrmotherula garbei Ih. (?). g', Villa Braga, 19. XII. 1906; Iris dunkel; Fülse hellblau- grau; Mageninhalt Insekten. J', Villa Braga, 8. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 33* 512 E. Snethlage: Diese Vögel stimmen vollständig mit dem von Herrn Hellmayr aus Hoffmanns Madeirasammlung beschriebenen Vogel, den ich selbst in Tring verglich, überein. (sh. Nov. Zool. XIV, p. 383.) 81. Myrmotherula berlepschi Hellm. Q, Villa Braga, 4. I. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten; Mand. blaugrau. In Wien mit dem Typus verglichen. 82. Formicwora bicolor Pelz. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 17. 9‘, Goyana, 19. XII. 1906; Iris dunkel; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 9‘, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Villa Braga, 10. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkel- blaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels hellgrau oder blaugrau. Häufig; sowohl in der Nähe von Ansiedlungen als in Dendro- colaptidenschwärmen. 83. Cercomacra sclateri Hellm. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 18. 9, Villa Braga, 19. XII. 1906; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 84. Drymophila cinnamomea (Gm.). 9%, Villa Braga, 8. 1. 1907; Iris dunkel; nackte Augenhaut hellblau; Füfse dunkelblaugrau; helle Teile des Schnabels blau- grau; Mageninhalt Insekten. 85. Hypocnemis cantator peruvianus Tacz. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 19. 9, Villa Braga, 19. XII. 1906; Iris dunkelbraun; Fülse hellgrünlichbraun; Mageninhalt Insekten. g\, Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris braun; Füfse hellgrünlich- grau; Mageninhalt Insekten. I, Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris braun; Füfse hellgrünlich- grau; Mageninhalt Insekten. Q, Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Füfse hellgrünlich- grau; Mageninhalt Insekten. 91, Villa Braga, 6. I. 1907; Iris braun; Füfse hellgrünlich- braun; Mageninhalt Insekten. Sehr häufig im Unterholz des Urwaldes. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 513 86. Hypocnemis myvotherina ochrolaema Hellm. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 20. Q', Villa Braga, 8. I. 1907; Iris rot; Fülse blaugrau; Magen- inhalt Insekten. Q, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris rot; Füfse hellbläulichgrau ; Mageninhalt Insekten. Nicht selten im Unterholz des Urwaldes; unverkennbar durch deu flötenden Lockruf. 87. Hypocnemis maculicauda Pelz. Q, Goyana, 21. XlI. 1906; Iris hellgraublau; Füfse hellgrau- blau; Mageninhalt Insekten. S', Goyana, 23. XII. 1906; Iris hellgrau; Fülse hellgraublau; Mageninhalt Insekten. Jg‘, Goyana, 26. XII. 1906; Iris hellgrau; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 9, Goyana 1. I. 1907; Iris hellgrau; Füfse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. O, Goyana, 1. I. 1907; Iris hellgrau; Fülse hellblaugrau ; Mageninhalt Insekten. Während ich auf H. c. peruvianus und H. m. ochrolaema stets nur im Urwalde der Flufsufer traf, schien HZ. maculicauda ausschliefslich auf den Buschwald der Insel beschränkt, war hier aber sehr häufig. Hält sich (wie alle mir bekannten Hypocneniis- arten) in der Nähe des Bodens, ohne jedoch wie Formicarius u. Ss. w. auf demselben umherzulaufen. 88. Anoplops berlepschi Snethl. sh. Ornith. Monatsber. X. 1907. p. 162. Jg‘, Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten; nackte Augenhaut grünlichweils. 89. Rhopoterpe torquata (Bodd.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 29. 9, Villa Braga, 2. I. 1907; Iris braun; Fülse hellrötlichgrau ; Mageninhalt Insekten. 90. Phlogopsis bowmani Ridg. sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 29. gen. inc., Villa Braga, 3. I. 1907; Iris rot; nackte Augenhaut rot; Füfse schwarz. 9', Villa Braga, 10. I. 1907; Iris rotbraun; nackte Augenhaut rot; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. 91. Formicarius analis (Lafr. et D’Orb.). g', Itaituba, 17. IL. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse braun; Mageninhalt Insekten. 514 E. Snethlage: Der Vogel ist an allen mir bekannten Teilen von Unterama- zonien selten und verrät sich leicht durch seinen Ruf: ....—* ° (4 flötende Töne in gleicher Höhe ziemlich langsam vorgetragen, dann viel schneller, anfangs höher dann tiefer werdend). Man kann denselben durch Pfeifen leicht nachahmen. Der Vogel ant- wortet und kommt, wenn man die nötige Geduld und Glück hat, allmählich näher. Schliefslich sieht man ihn, mit hühnerartig aufgerichtetem Schwanz auf dem Erdboden marschierend, auf- tauchen, mufs dann aber schnell schielsen, da er mifstrauisch geworden sofort verschwindet. Formicarius ruficeps (Spix) hat einen kürzeren, leiseren, aber auch sehr charakteristischen Ruf. 92. Conopophaga melanogaster Menetr. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 22. o', Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Villa Braga, 5. I. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 93. Thalurania balzanı Sim. Q, 1. Campinho, 28. XII. 1906; Mageninhalt Insekten. oJ", Villa Braga, 7. I. 1907; Iris schwarz; Füfse dunkelbraun; Mageninhalt Insekten. 94. Psilomycter theresiae (Da Silva). Q, Goyana, 6. I. 1907; Iris schwarz; Füfse schwarz; Bas. d. Mand. hell. 95. Agyrtria albiventris Reich. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 24. 9, Goyana, 24. XlI. 1906; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten: Mand. rosa mit schwarzer Spitze. 96. Phoethornis ruber (L.). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 24. oJ, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris dunkel; Fülse gelb; Mageninhalt Insekten; Basall ?/; der Mand. citronengelb. “ Die Phoethornisarten sowie Tihrenetes cervinicauda Gould habe ich bisher ausschliefslich im Waldinnern angetroffen. Ph. ruber ist recht häufig; er verrät sich meistens durch seinen, für seine geringe Gröfse auffallend lauten Gesang, den er, auf einem Zweige nicht hoch über dem Boden sitzend, schwanzwippend und sich hin und her drehend vorträgt. 97. Momotus martii (Spix). Q, Villa Braga, 3. I. 1907; Iris rot; Fülse schwarz; Magen- inhalt Beeren. iuv., Villa Braga, 3. 1. 1907; Iris rot; Fülse schwarz; Magen- inhalt Beeren. Baar Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 515 98. Trogon viridis L. sh. Riker und Chapman, Auk 1891, p. 158. o', Villa Braga, 10. I. 1907; Iris braun; Fülse dunkelblau- grau; Mageninhalt Beeren. 99. Trogon bolivianus Grant. 9, Goyana, 6. I. 1907; Iris dunkel; Fülse grau; Magen- inhalt Raupen; Schnabel grünlich. 100. Melanerpes eruentatus (Bodd.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 31. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 25. gen.?, Goyana, 21. XII. 1906; Iris gelb; Fülse graugrün; Mageninhalt Insekten. 101. Veniliornis ruficeps (Spix). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 25. g', iuv., Villa Braga, 19. I. 1906; Iris rot; Fülse grüngrau; Mageninhalt Insekten. Q, I. do Coata, 29. XIL. 1906; Iris rotbraun; Fülse grau; Mageninhalt Insektenlarven. 102. Celeus jumana (Spix). sh. Hellmayı, Nov. Zool. XIV. p. 25. go‘, Bella Vista, 22. XII. 1906; Iris rot; Fülse graugrün; Mageninhalt Insekten und Larven. Hat rötliche Oberschwanzdecken, wie übrigens auch ver- schiedene unserer Paräbälge. 103. Picumnus borbae Pelz. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 26. Q, Villa Braga, 7. I. 1907; Iris braun; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Nicht selten; allein oder in Dendrocolaptidenschwärmen. 104. Urogalba amazonum Sel. sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 27. iuv., Itaituba, 15. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. 105. Galbula cyaneicollis Cass. sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 158. Q, Villa Braga, 10.1. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse gelb; Mageninhalt Insekten. 106. Jacamerops aurea (P. L. S. Müll.). O, Villa Braga, 8. I. 1907; Iris braun; Füfse olivgrün; Mageninhalt Insekten. 516 E. Snethlage: 107. Monasa nigrifrons (Spix). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 159. Hellmayr, Nov. Zool. XIV. p. 26. I‘, Goyana, 7. 1. 1907; Iris dunkelrot; Fülse schwarzgrau; Mageninhalt Insekten; Schnabel rot. 108. Chelidoptera tenebrosa (Pall.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 159. gen.?, Itaituba, 12.1.1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkelgrau. gen.?, Itaituba, 12. I. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse grau- schwarz. Bei Itaituba häufig auf kahlen Bäumen in der Nähe der Stadt. Oft zu mehreren zusammen. 109. Columba speciosa Gm. sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 161. 9, Goyana, 21. XII. 1906; Iris rot; Füfse rötlichgrau; Mageninhalt Beeren und Quarzkörner; Schnabel lackrot. Nicht selten, besonders auf der Insel Goyana. 110. Columba rufina Temm. sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 162. 9, Goyana, 6. I. 1907; Iris feuerrot; Fülse carminrot; Mageninhalt Beeren, Steine; Schnabel braun. Häufig auf Goyana. 111. Chamaepelia talpacoti (Temm.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 162. Q, Goyana, 9. I. 1907; Iris hellrot; Fülse weilslichrosa; Mageninhalt Sämereien, Steine; Schnabel braun. Gemein im Buschwald von Goyana. 112. Odontophorus marmoratus Gould. sh. Chapman und Riker, Auk 1891. p.162 (O. gwianensis (Gm.)). O, Villa Braga, 10. I. 1907; Iris braun; Fülse hellbläulich- grau; Mageninhalt Sämereien, Steine, Früchte; legereifes Ei im Eileiter. “Auf dem Boden sitzend, im Urwalde. 113. Harpagus bidentatus (Lath.). JS" iuv., Itaituba; 15. I. 1907; Iris goldgelb; Fülse goldgelb; Mageninhalt Insekten; Wachshaut gelb; Augenhaut grünlichgelb. Im Urwald. 114. Hoploxypterus cayanus (Lath.). sh. Hellmayr, Nov. Zool. XIV; p. 29. Q, Goyana, 23. XII. 1906; Iris schwarz; Augenring rot; Füfse hellrot; Mageninhalt Insekten; Schnabel schwarz, Bas. d. Mand. rot. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 517 Einige dieser Vögel traf man regelmäfsig gegen Abend auf dem Sandstrand von Goyana. 115. Aegialitis collaris (Vieill.). sh. Chapman und Riker, Auk 1891, p. 163. 9‘, Goyana, 20. XII. 1906; Iris braun; Fülse weilslichrosa; Mageninhalt Insekten. Häufig auf Sandstrand, mit dem vorigen zusammen. 116. Helodromas solitarius (Wils.). Q, Goyana, 23. XII. 1906; Iris schwarz; Füfse graugrün; Mageninhalt Insekten; Schnabel graugrün, Spitze schwarz. Nicht selten, wie die vorigen auf Sandstrand. 117. Harpiprion cayennensis (Gm.). Q, Goyana, 20. XII. 1906; Iris dunkel; Füfse hellgrün; Schnabel grün, Spitze heller. 118. Agamia agami (Gm.). J', Itaituba, 14. I. 1907; Iris rot; Vorderseite dunkel, Hinter- seite grünlichgrau, Mand. grünlichgrau. Einmal am Ufer des Bom. Jardimbaches gesehen und geschossen. 119. Crypturus adspersus (Temm.). Q, Goyana, 21. XII. 1906; Iris hellbraun; Fülse hellgrün- lichgrau; Mageninhalt Beeren. Ich traf 2 dieser Vögel, anscheinend ein Pärchen, fast täglich auf dem camposartigen Teil der Insel Goyana, der mit Einzel- bäumen und Gebüsch bestanden, auch ein Lieblingsaufenthalt der Tauben war. Am Tocantins; Mein Aufenthalt am Tocantins, Mitte April — Anfang Mai 1907, im ganzen etwa 3 Wochen, fiel in die Zeit des höchsten Wasserstandes. Die schlimmste Periode der Regenzeit war zwar vorüber, doch mufste man noch fast täglich auf kleinere Schauer rechnen und der ungewöhnlich hohe Wasserspiegel stieg eher noch als dafs er fiel, wie nach Aussage der Einwohner im Mai zu erwarten gewesen wäre. Der Buschwald hinter dem Dorf und der Uferurwald flufsabwärts von Arumatheua waren gerade jetzt sehr reich an Früchten aller Art und bildeten dadurch Sammelstätten für eine Menge teilweise sehr auffallender Vogel- arten. Der ohnebin schon grofse Vogelreichtum des amazonischen Waldes schien hier noch gesteigert, und von dem so viel er- wähnten „tiefen Schweigen des Urwaldes“ (das ich überhaupt stets nur auf Minuten kennen gelernt habe) war nichts zu merken. Täglich zogen Scharen von Papageien mit lautem Kreischen hoch in der Luft über den Flußs, um in die Fruchtbäume des Waldes 518 E. Snethlage: einzufallen. In grofsen Schwärmen kamen die kleineren Arten, in Flügen von 2—5 Stück stellten sich die grofsen Aras ein. Wenn man Glück hatte, konnte man die letzteren auch in der Krone eines Urwaldriesen beobachten und gravitätisch im Gezweig umherklettern sehen. Prachtvoll hob sich die leuchtende Färbung der beiden ersten Arten von dem satten Grün des Laubes oder dem tiefen Blau des Himmels ab. In der Nahrung sind sie nicht eben wählerisch. Einer der von meinem Präparator erlegten Vögel war von einer Hura crepitans herabgeschossen und der Magen ganz gefüllt mit den zerquetschten stark giftigen Samen dieses Baumes. Besonders häufig waren von anderen Papageien Conurus leucophthalmus (Müll.) und die hübsche kleine Pyrrhura luciani (Dev.), die besonders fliegend einen reizenden Anblick gewährt. Verschiedene Male sahen wir auch 2—3 Stück des seltenen Conurus guarouba (Gm.) in der Luft, leider zu hoch für einen Schulfs. Im Uferwalde waren die Kronen einer Fagara spec., die ganz mit Trauben kleiner schwarzgrüner, sehr aromatischer Früchte bedeckt waren, ein Lieblingsaufenthalt und Futterplatz für die beiden grofsen Tukane (Rh. erythrorhynchus (Gm.) und ariel Vig.), ihre kleineren Verwandten die Aracaris (Pteroglossus- arten) und grolse Stärlinge, unter denen ich zu meiner freudigen Überraschung auch den langgesuchten Gymnostinops bifasciatus (Spix) ziemlich häufig fand. Daneben tummelte sich ein Heer von kleineren Vögeln, Coerebiden, Tyrannen u.s.w. Von weitem schon kündigte sich so ein Baum, aufser durch einen starken, aromatischen Wohlgeruch, durch das Flattern, Piepen, Ab- und Zufliegen der Kleinvögel an, während sich die grofsen Arten viel geräuschloser, ich möchte sagen vorsichtiger, benahmen. Durch seinen Reichtum an Fruchtfressern bildete der Wald am Tocantins einen starken Gegensatz zu dem am Tapajoz. Ich habe z. B. an letzterem Flufs nur eine einzige Art Papageien — eine (onurus spec. — gesehen und weder Rhamphastiden noch srofse Icteriden. Es hing dies jedenfalls mit der Jahreszeit und dem damaligen Mangel an Früchten zusammen — zu andern Zeiten sollen Papageien sogar dort häufig sein. (Anm.: Der Buschwald auf Goyana war allerdings reich an Beeren aller Art, wurde jedoch von gröfseren Fruchtfressern nicht besucht). Auch durch die Häufigkeit von Kolibris — wohl auch zum Teil durch die augenblicklichen Verhältnisse veranlafst — unter- schied sich der Tocantins vom Tapajoz. Blühende Ingäbäume im Feld und am Waldrand, eine gelbblühende Combretum spec. und Bauhinien mit schönen grofsen weifsen Blüten im Buschwald hinter dem Dorf waren beständig umschwärmt von Mengen der zierlichen leuchtenden Vögel. Die sonst so seltene Avoceitula recurvirostris (Sw.) war anscheinend ziemlich häufig, und Heliothrix aur. phainolaema Gould fast gemein zu nennen. Letztere bevor- zugte hier den Rand des Buschwaldes gegen das Feld hin, während Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 519 ich sie in Para und Umgegend meistens am Wasser (von Wald- bächen) treffe. An ebensolchen Stellen war Myrmotherula multo- striata Sel. regelmäfsig zu finden, im Gebüsch und niedrigen Bäumen herumschlüpfend, und lag Galbula rufoviridis Cab. in ihrer stillen Weise der Insektenjagd ob. Drang man tiefer in den Buschwald ein, so bekam man Myrmotherula orn. hoffmannsi Hellm. häufig zu Gesicht; wo der Wald höher wurde traten im Unterholz Pipraarten auf, stets zu mehreren beisammen und durch eigentümlich knackende Töne sich bald verratend. In Arumatheua sah ich ausschliefslich Pipra fasciicauda Hellm. (recht häufig) und Pipra rubrocapilla Temm. (etwas seltener); in Alcobaga traf ich im Urwald auch einmal auf Pipra leucoeilla (L.). Nicht ganz leicht war das Eindringen in den eigentlichen Urwald landeinwärts mit den Riesenbäumen seiner Castanheiros (Bertholetia excelsa) und andere Lecythideen, da derselbe bei dem hohen Wasserstande von einem fast Kilometer breiten Sumpf- gürtel, in den man bis über die Kniee versank, umgeben war. Hatte man ihn erreicht, so trug er mit seinen Deudrocolaptiden- schwärmen, den Hypocnemisarten im Gebüsch und grölseren Formi- cariiden (Formicarius, FPhlogopsis u.s. w.) auf dem Boden, einen ähnlichen Charakter, wie der Festlandsurwald am Tapajoz. Die Fruchtfresser fehlten freilich auch hier nicht, doch waren sie mehr zerstreut und bildeten keinen so auffallenden Bestandteil der Vogelwelt wie im Uferwald. Zwei Campos, von denen das eine, wenig ausgedehnte, etwa eine halbe (deutsche), das andere gröfsere eine Meile waldeinwärts lag, enttäuschten mich etwas durch ihren Mangel an charakteristischen Vögeln, insbesondere Finken. Ich fand weder Sporophila noch Myospiza (beide auf den nicht sehr ausgedehnten Pflanzungen um Arumatheua häufig!) dort vor; doch waren sie ziemlich reich an Tyrannen und einigen der den tiefen Urwald meidenden Tangaren (Tyrannus, Empidonomus, Legatus, Tanagra, Rhamphocoelus u.s.w.). Für eine gründliche Untersuch- ung war die Zeit, die ich auf sie verwenden konnte, zu kurz. Es soll eine ganze Reihe solcher Campos weiter aufwärts am Tocantins geben, die vielleicht für die Verbreitung mancher Vogelarten wichtig sind. Dieselben enthalten oft noch Lagunen und deuten so auf ihren Ursprung als allmählich abgeschnürte schleifenartige Flufsarme mit sandigem Boden und dürftiger, aus Dornen, Gebüsch und niedrigen Bäumen bestehender Vegetation. Sie erinnern mehr an die Campos bei Monte Alegre, als an die weiten, grasbewachsenen Weideflächen von Marajo. Flufsaufwärts kam trotz des Hochwassers der Sandstrand auf eine Strecke zum Vorschein, von Charadriiden belebt. Hier und da war er von lichtem Gebüsch inselartig bedeckt, gleichsam den Vorläufern des bald dahinter eine geschlossene Wand bilden- den Waldes. Diesem fehlten die unterhalb des Dorfes im Ufer- wald so häufigen Fruchtbäume, trotzdem war er sehr reich an Vögeln, Insektenfressern aller Art, die zu grolsen Schwärmen 320 E. Snethlage: vereinigt, denselben meist sich am Rande, in der Nähe des Sand- strandes haltend, durchzogen. Die grolsen, für die Vogelschwärme des tiefen Urwaldes so bezeichnenden kletternden Dendrocolap- tiden traten hier auffallenderweise sehr zurück. Nur den sonst bei uns nicht häufigen Xöphorhynchus (von mir aufser hier erst ein einziges Mal am Tapajoz beobachtet) erhielt ich aus einem solchen Uferwaldschwarm. Von Arumatheua siedelte ich nach etwa 14 Tagen nach Alcobaca, einige Meilen flulsabwärts auf demselben (linken) Ufer gelegen, über. Der Urwald, der die kleine, erst kürzlich eines Bahnbaus wegen entstandene Ansiedlung umgibt, ähnelt orni- thologisch dem hinter Arumatheua, doch ist seine Vegetation fast noch üppiger, besonders an den Rändern der von Waldbächen eingerissenen zahlreichen Schluchten, die den Vögeln fast undurch- dringliche Verstecke boten. Neben verschiedenen ins Herz des Urwaldes führenden schmalen Fufspfaden gewährte die breite, nicht weit vom Ufer ungefähr parallel mit demselben quer durch den Wald gehauene Bahntrace einen guten Einblick in das Vogelleben. Da konnte man sowohl an den steilen Riesenmauern des stehen gebliebenen Urwaldes Tucane, Papageien und andere echte Wald- vögel, als auch gleichzeitig dicht am Weg im Gebüsch und den begrasten Rändern der Böschungen die camposliebenden Finken und zahlreiche Tauben beobachten. Die gewissermaflsen als Verbindungsglied zwischen Wald und Camposrain in ungeheuren Mengen aufgeschossenen Mamäobäume (Carica papaya)hatten durch den starken Geruch ihrer (männlichen) Blüten zahlreiche Insekten und infolgedessen eine Menge von deren Liebhabern unter den Vögeln angelockt, insbesondere Kolibris. Auch die brasilianische Nachtigal (Ieterus cayanensis (L.)) sah ich an diesen Bäumen fast regelmälsig. Wieder hatte ich Gelegenheit einige der kleinen Flulsinseln zwischen Arumatheua und Alcobaca zu besuchen, die obgleich in ihrer Vegetation nicht unähnlich denen des Tapajoz, doch eine in wesentlichen Punkten verschiedene Vogelwelt beherbergten. Hier fand ich im Ufergebüsch häufig die kleine, fast verschollene Serpophaga subflava Scl. et Salv. (die ich allerdings am Tapajoz auch einmal erhielt), aufserdem eine noch kleinere graue Art, die sich bei näherer Untersuchung als neu erwies, ferner Onipolegus pusillus Sel. et Salv., Formicivora grisea (Bodd.), die, sonst sehr häufig, mir auf meinen beiden letzten Reisen nur hier zu Gesicht kam, u. a. m. Zu erwähnen wäre aus meiner Sammelausbeute in Alcobaca noch ein Pärchen der seltenen Calospiza albertinae (Pelz.) aus hoher Baumkrone des Urwaldes in der Nähe des Dorfes. 1. Heleodytes hypostictus (Gould). Q, iuv., Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris hellrot; Fülse hell- bläulichgrau; Mageninhalt Insekten. Ben Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 521 In Schlingpflanzen an trockenen Stämmen (Rand eines Zuckerrohrfeldes im Urwald). Schwarm von etwa 10 Stück; nicht scheu trotz des Schusses; laute schnarrende Lockrufe. 2. Thryophilus albipectus (Cab.). O, Arumathbeua, 25. IV. 1907; Iris kastanienbraun; Fülse hellgraublau; Mageninhalt Insekten. sh. oben, p. 497. 3. Troglodytes musculus Naum. 9%, Alcobaca, 6. V. 1907; Iris hellbraun; Füfse hellbraun; Mageninhalt Insekten. Häufig im Dorf. 4. Vireo chivi (Vieill.). &', Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris braun; Füfse hellgrau- blau; Mageninhalt Insekten; Max. dunkelgrau, Mand. hellblaugrau. Mangabaum im Buschwald; mit Dendrocolaptidenschwarm. 5. Tachycineta albiventris (Bodd.). Q, Alcobaca, 8. V. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. Sehr häufig über dem Wasser des Flusses. 6. Granatellus pelzelni Scl. (sh. oben p. 497). &', Arumatheua, 19. IV. 1907; Iris dunkel; Füfse hellblau- grau ; Mageninhalt Insekten; helle Teile des Schnabels hellblaugrau. Dendrocolaptidenschwärme im Wald. 7. Polioptila livida (Gm.). Q, Arumatheua, 1. V. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten; Mand. blaugrau. Kachubaum auf (kleiner) Lichtung im Uferwald. 8. Dacnis speciosa (Wied) (sh. oben, p. 498). S', Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. g', Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau. In lichtem Uferwald, häufig. 9. Chlorophanes spiga (L.). Jiuv., Arumatheua; 24.1V. 1907; Iris kastanienrot; Fülse grün- srau; Mageninhalt. — Mand. chromgelb mit schwarzer Spitze. Fruchtbaum (Fagara spec.). Uferwald. 522 E. Snethlage: 10. Cyanerpes cyanea (L.). cJ' iuv., Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse sraurot; Mageninhalt Beeren. Fruchtbaum im Uferwald. 11. Cyanerpes caerulea (L.). sh. oben p. 498. oJ" iuv., Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse srün; Mageninhalt Beeren. gQ' iuv., Arumatheua; 23. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse srünlichgelb; Mageninhalt Beeren. J9', Arumatheua, 26. IV. 1907 ;Irisdunkelbraun ; Fülse citronen- selb; Mageninhalt Beeren. Fruchtbaum im Uferwald. 12. Coereba chloropyga (Cab.) sh. oben p. 498. Q, Arumätheua. 24.1V.1907; Iris dunkelbraun ; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Fruchtbaum mit Cyanerpes und andern zusammen. 13. Euphonia violacea (L.). sh. oben p. 498. S', Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Früchte; Bas. d. Mand. blaugrau. Q, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Früchte; Bas. d. Mand. blaugrau. Q, Arumatheua, 25. IV. Iris braun; Fülse graublau, Magen- inhalt Früchte; Bas. d. Mand. hellgrau. Sehr häufig im Busch- und Uferwald. 14. Calospiza albertinae (Pelz.). g', Alcobaca, 6. V. 1907; Iris braun; Füfse grau; Magen- inhalt Pflanzenreste, Sämereien; Mand. hellgrau. QO, Alcobaca, 6. V. 1907; Iris braun; Füfse hellgrau; Magen- inhalt Pflanzenreste, Sämereien; Mand. hellgrau. Baumwipfel im Urwald. Bei dem © ist die Kopfplatte grünlich, braun verwaschen, Stirn, Kopfseiten, undeutliches Augenbraue und Kinn rötlichocker, die kleinen Oberflügeldecken etwas heller als beim 9‘, die Grün- färbung der Oberseite weniger ins Gelbe spielend. 15. Calospiza boliviana Bp. 91, Alcobaca, 5. V. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse dunkel- blaugrau; Mageninhalt Beeren. Baumwipfel am Waldrand; gröfserer Flug. 16. Tanayra episcopus (lI..) sh. oben, p. 498. Q, Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse dunkelblaugrau; Mageninhalt Beeren; Schnabelbasis bläulichgrau. Gemein in der Nähe der Ansiedlungen. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 923 17. Tanagra palmarum Wied. gQ', Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Samenkörner; Schnabel dunkelgrau, Mand. heller. Nicht ganz so häufig wie die vorige, aber doch sehr zahlreich. 18. Rhamphocoelus carbo Pall. sh. oben, p. 499. Sg‘, Arumatheua, 1. V. 1907; Iris rotbraun; Fülse schwarz; Mageninhalt Sämereien; Bas. der Mand. bläulichweils. Gemein. 19. Tachyphonus luetuosus Lafr. et D’Orb. g, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris braun; Fülse dunkel- blaugrau; Mageninhalt Insekten; Bas. d. Mand. blaugrau. Im Buschwald. 20. Nemosia pileata (Bodd.). g', Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris goldgelb; Fülse chrom- gelb; Mageninhalt Insekten; Schnabel schwarz. Q, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris goldgelb; Fülse rötlich- selb; Mageninhalt Insekten; Mand. weils. Häufig im Buschwald. 21. Nemosia guira \L.). g', Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Sämereien; Schnabel gelb, Firste hornbraun. Q, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau ; Mageninhalt Sämereien; Schnabel gelb, Firste hornbraun. Häufig im Buschwald. 22. Saltator maximus (Müll.). g', Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse hellbläulichgrau; Mageninhalt Beeren und Insekten. Uferwald, am Wasser; war in Alcobaca häufig an der Bahnstrecke in Flügen. 93. Saltator mutus Sel. O, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris hellbraun; Fülse grau; Mageninhalt Beeren. 24. Pitylus grossus (L.) sh. oben, p. 499. Q, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse schwarzbraun; Mageninhalt Pflanzenreste; Schnabel lackrot. 25. Gymnostinops bifasciatus (Spix). Q, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris dunkelkastanienbraun; Füfse schwarz; Mageninhalt Pflanzenreste. Q, Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris dunkelkastanienbraun; Fülse schwarz; Mageninhalt Früchte. 524 E. Snethlage: Der Schnabel des erst angeführten Vogels ist ganz schwarz, mit etwas hellerer Spitze, der des zweiten schwarz im basalen Teil, das vordere Drittel schön zinnoberrot. Häufig an den Fagarabäumen des Uferwaldes, die überhaupt von den grolsen Icteriden stark besucht wurden. 26. Xanthornus decumanus (Pall.). Q, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris blaugrau; Fülse schwarz; Mageninhalt Beeren, Pflanzenreste. Q iuv., Arumatheua 20. IV. 1907; Iris blaugrau; Fülse schwarz; Mageninhalt Beeren, Pflanzenreste. 27. Xanthornus viridis (Müll.). Q, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris dunkelblaugrau; Füfse schwarz; Mageninhalt Pflanzenreste. g', Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris blau; Füfßse schwarz; Mageninhalt Pflanzenreste. Schnabel braun resp. gelb mit roter Spitze. 28. Gymnomystax mexicanus (L.). g', Alcobaca, 5. V. 1907; Iris braun; Füfse schwarz; Magen- inhalt Insekten. 29. Icterus cayanensis (1.). g', Arumatbeua, 25. IV. 1907; Iris hellbraun; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. Nicht selten; in Alcobaca oft an blühenden Melonenbäumen (Carica papaya) beobachtet. Guter Sänger. 30. Sporophila minuta (1.). Q, Alcobaca, 7. V. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse grau; Mageninhalt Sämereien. Diese sowie die folgende Art trieben sich in grofsen Mengen an der Bahnstrecke umher. 31. Sporophila americuna (Gm.). g', Alcobaca, 3. V. 1907; Iris braun; Fülse schwarz; Magen- inhalt Sämereien. 32. Myospiza aurifrons (Spix). sh. oben p. 500. 9, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris braun; Füfse hellrötlich- grau; Mageninhalt Insekten; helle Teile des Schnabels hellblaugrau. Gemein in den Feldern dicht hinter dem Dorf. 33. Paroaria gularis (L.). sh. oben p. 500. iuv. Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris rötlichgelb; Fülse grau- schwarz; Mageninhalt Pflanzenreste. Bas. d. Mand. weils. Häufig am Wasser. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 525 34. Cnipolegus pusillus Sel. et Salv. 9‘, Alcobaca, 8. V. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten; Schnabel blaugrau mit dunkelgrauer Spitze. Auf einer kleinen, mit lichtem Buschwald bedeckten Insel mitten im Flusse. Der Vogel safs regungslos auf einem trocknen Ast nicht hoch über dem Boden. 35. Todirostrum maculatum (Desm.) sh. oben, p. 501. Q, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris hellorange; Füfse hell- rötlichgrau; Mageninhalt Insekten. Q, Alcobaca, 6. V. 1907; Iris orangegelb; Fülse bellrötlich- srau; Mageninhalt Insekten. Häufig in der Nähe der Ansiedlungen. 36. Euscarthmus zosterops minor Snethl. sh. Ornith. Monatsber. 1907 XII. p. 193. Q, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris gelblichweifs; Fülse hell- blaugrau; Mageninhalt Insekten. 9‘, Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris weifs; Fülse hellrötlich- grau; Mageninhalt Insekten. Ich weifs nicht, ob sich beim Vergleich gröfserer Serien der Artunterschied von E. zosterops Pelz, der nur auf dem, bei den vorliegenden Stücken allerdings nicht unwesentlichen Gröfsen- unterschied beruht, wird aufrecht erhalten lassen können. Das Vögelchen war im Gebüsch und niederen Bäumen des Uferwaldes recht häufig und absolut nicht scheu, aber so geschützt durch seine Färbung, dafs man es nur an der Bewegung erkannte, wenn man einmal durch seinen einsilbigen, öfter wiederholten Ruf auf es aufmerksam geworden war. Es unternimmt fast beständig kurze Ausflüge von Zweig zu Zweig. 37. Euscarthmus griseipectus Snethl. sh. Ornith. Monatsber. 1907 Hp. 194. Q, Alcobaca, 5. V. 1907; Iris hellgelbgrau; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. £ Höherer Baumwipfel im Urwald. Ahnelte in seinem Benehmen dem vorigen, von dem es sich jedoch durch seinen viel lauteren Ruf sofort unterschied. 38. Serpophaga subflava Sel. et Salv. sh. oben, p. 501. Q, Arumatheua, 27. IV. 1907; Füfse dunkelblaugrau; Magen- inhalt Insekten. J', IIha das Pacas, 2. V. 1907; Iris hellgrünlichgrau; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Q', Alcobaca, 4. V. 1907; Iris hellgrün; Fülfse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Q', Insel bei Alcobaca, 8. V. 1907; Iris hellgrünlichgrau; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Journ, f, Orn, LVI. Jahrg. Oktober 1908. 34 526 E. Snethlage: Das Vögelchen war am Tocantins recht häufig, besonders auf den kleinen Flufsinseln. Wir trafen es stets im niedrigen Gebüsch unmittelbar am Wasser. 39. Serpophaga pallida Snethl. sh. Ornith. Monatsber. 1907, XIl, p. 194. Q, Alcobaca, 7. V. 1907; Iris braun; Füfse schwarz; Mageninhalt Insekten. In nur zur Hälfte aus dem Wasser ragendem Gebüsch (der Tocantins stand zur Zeit sehr hoch) in der Nähe einer Insel war ein grofser Schwarm dieser Vögel, die laut zwitschernd hin und her flogen. 40. Mionectes oleagineus (Licht.). 9%, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse hellbläulichgrau; Mageninhalt Pflanzenreste. g', Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten, Beeren; Bas. d. Mand. gelblich oder rötlichgelb. In Vogelschwärmen in der Nähe des Flufsufers. 41. Capsiempis flaveola (Licht.) sh. oben pg. 501. Jg, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. 42. Phaeomyias incomta (Cab. et Heine) sh. oben p. 502. 9%, Alcobaca, 6. V. 1907; Iris braun; Fülse schwarz; Mageninhalt Beeren. 43. Ornithion inerme Hartl. 5‘, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Campo, am Waldrand. 44. Ornithion pusillum (Cab. et Heine). 5‘, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris braun; Füfse grauschwarz; Mageninhalt Insekten. 45. Tyrannulus elatus (Lath.) sh. oben p. 502. g', Arumatheua, 1. V. 1907; Iris braun; Füfse dunkelgrau; Mageninhalt Beeren. JS, Alcobaca, 6. V. 1907; Iris hellgraubraun; Füfse dunkel- srau; Mageninhalt Beeren. Man trifft diesen kleinen Zyrannen gewöhnlich in den Kronen von Einzelbäumeu auf Campos, Lichtungen u. dgl., auch wohl mitten in den Ansiedlungen. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantıns. 527 46. Tyranniscus gracilipes (Sel. et Salv.). 9‘, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris weils; Fülse dunkelgrau. QY, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris weils; Füfse dunkelgrau. pull, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse braun; Mageninhalt Beeren. Q', Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris grauweifßslich; Fülse dunkelblaugrau; Mageninhalt Beeren. 47. Elainea gaimardi (D’Orb.) sh. oben p. 502. Q', Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris braun; Füfse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Q, Alcobaca, 4. V. 1907; Iris braun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Auch hier häufig im Buschwald. 48. Elainea albiceps Lafr. et D’Orb. Q, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris braun; Fülse schwarz; Mageninhalt Beeren. 49. Elainea chiriquensis Lawr. Q, Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse schwarz; Mageninhalt Beeren. In Fagarabaum im Uferwald. 50. Rhynchocyclus sulphurescens (Spix). Q', Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris hellgrau; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Vogelschwarm im Uferwald flufsaufwärts. 51. Rhynchocyelus poliocephalus sclateri Hellm. Q, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris hellbraungrau; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. gQ', Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris weilslichgrau; Fülse dunkelblaugrau; Mageninhalt Beeren. Im Uferwald mit dem vorigen zusammen. 52. Rhynchocyclus flaviventris (Wied.) sh. oben p. 503. Q, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 53. Pitangus sulphuratus (L.). Q, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris braun; Füfse schwarz; Mageninhalt Beeren. Am Ufer, vom Boot aus geschossen. Diese Vögel hielten sich hier überhaupt gern am Wasser auf. Ich sah einen mit einer ziemlich grofsen Schnecke, an deren Gehäuse er eifrig herum- klopfte, auf einem Baum. 34* 528 E. Snethlage: 54. Myrodynastes solitarius (Vieill.). Q, Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Beeren. Fruchtbaum im Uferwald (flufsabwärts). 55. Megarhynchus pitangua (L.). S', Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Beeren. Fagarabaum im Uferwald; mehrere der Vögel waren zusammen und machten sich durch laute Rufe (etwa durch Ai-äAi-a wieder- zugeben) bemerklich. Nicht selten. 56. Myiobius barbatus (Gm.) sh. oben p. 503. 9%, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse erau; Mageninhalt Insekten. g', Arumatheua, 1. V. 1907; Iris braun; Füfse rötlichblau- grau; Mageninhalt Insekten. Beide Vögel stammen aus Dendrocolaptidenschwärmen im Uferwald (flulsaufwärts). 57. Empidonax euleri Cab. Q iuv., Alcobaca, 7. V. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten. Kleine Insel gegenüber Alcobaca; am Ufer. 58. Myiarchus ferox (Gm.) sh. oben p. 503. Q, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris braun; Fülse dunkelbraun; Mageninhalt Insekten. 9, Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris braun; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. Häufig auf Einzelbäumen in Campos, Lichtungen u. 8. w. 59. Empidonomus varius (Vieill.) sh. oben p. 503. Q, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris braun; Füfse schwarz; Mageninhalt Insekten. “ &', Arumatheua, 1. V. 1907; Iris braun; Fülfse schwarz; Mageninhalt Insekten; helle Teile des Schnabels rötlichgelb. Einzelbaum im Feld (für das 92). 60. Tyrannus melancholicus (Vieill.). Q, Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülfse braunschwarz; Mageninhalt Beeren und Insekten. 61. Pipra fasciicauda Hellm. 9, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris weils; Fülse rötlichgrau; Mageninhalt Samen und Früchte. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 529 oO‘, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris weils; Fülse dunkel- rötlichgrau; Mageninhalt Beeren; helle Teile des Schnabels blaugrau. Beide Vögel sind stark in der Mauser, der Schwanz noch so wenig entwickelt, dafs die Schwanzbinde nicht genau zu erkennen ist. Die Rotfärbung auf Brust und Bauch ist wie bei faseiicauda, nicht wie bei purusiana Snethl. Recht häufig im Unterholz. 62. Pıpra rubrocapilla Temm. sh. oben p. 504. Q, Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris weils; Fülse hell; Magen- inhalt Beeren. 9‘, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris weilslichgrau; Fülse hellgelblich; Mageninhalt Beeren. Nicht selten im Unterholz sowie auch auf den Fruchtbäumen des Uferwaldes. 63. Hadrostomus minor (Less.). Q, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse dunkelgrau; Mageninhalt Insekten; Mand. rötlichweils. Uferwald flufsaufwärts. 64. Laniocerca hypopyrrha (Vieill.) sh. oben p. 505. 9‘, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris graubraun; Fülse grau; Mageninhalt Insekten. Uferwald flulsaufwärts. Brustflecke rötlichocker. 65. Phoenicocercus carnifex (L.). J', Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris dunkelrot; Fülse hell- selbbraun; Mageninhalt Früchte einer Passifloracee. Im Unterholz des Urwaldes. Die Spitzen der Oberschwanzdecken dieses Vogels sind deutlich auf etwa 1!/, cm blaurot gefärbt, etwas heller als die Schwanzspitzen. Ein Vogel aus Parä im Brit. Mus. zeigt dieselbe Eigentümlichkeit, die unsern andern Exemplaren fehlt. 66. Synallaxis guianensis (Gm.). g', Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris braun; Fülse hellblau- grau; Lauf rötlich; Mageninhalt Insekten; Mand. blaugrau. Nicht selten in niedrigem, dichtem Gebüsch in Feld und Buschwald, aber sehr versteckt lebend, sodals man sie trotz ihres charakteristischen, schnarrenden Rufes, den man häufig hört, schwer zu Schufs bekommt. 67. Synallaxis vulpina Pelz. g', Arumatheua, 28. IV. 1907; Iris braun; Fülse graugrün; Mageninhalt Insekten. 530 E. Snethlage: In Gebüsch am Sandstrande flufsaufwärts. Der Unterrücken ist etwas heller als bei dem Typus, den ich in Wien verglich, sowie bei unsern Vögeln vom Tapajoz. 68. Synallaxis rutilans Temm. sh. oben p. 506. Q, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris kastanienrot; Fülse hellgrünlichgrau; Mageninhalt Insekten. Ganz in der Nähe des Bodens im Urwald. Der Vogel, obgleich vollständig erwachsen, hat rein oliv- braunen Rücken, ohne jede Beimischung von Rot. 69. Xenops genibarbis (Ill.) sh. oben p. 507. Q, Arumatheua, 19. IV. 1907; Iris dunkel; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Urwald. 70. Sittasomus amazonus Lafr. sh. oben p. 508. Q, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris rotbraun; Fülse blau- srau; Mageninbalt Insekten. Aus Dendrocolaptidenschwarm im Urwald. 71. Dendrornis obsoleta (Licht.) sh. oben p. 508. Q, Arumatheua, 1. V. 1907; Iris braun; Fülse grünlich- blaugrau; Mageninhalt Insekten. Dendrocolaptidenschwarm im Uferwald flulsaufwärts. 72. Dendroplex picus (Gm.) sh. oben p. 508. Q, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris kastanienbraun; Fülse graugrün; Mageninhalt Insekten. 73. Xiphorhynchus multostriatus Suethl. sh. Ornith. Monatsber. 1907. X. p. 161. 9, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse srünlichgrau; Mageninhalt Insekten. Dendrocolaptidenschwarm im Uferwald flulsaufwärts. 74. Dendrocincla fuliginosa (Vieill.). ©, Alcobaca, 5. V. 1907; Iris grau; Fülse blaugrau; Magen- inhalt Insekten. | An Baumstämmen in der Nähe eines Feuerameisenzuges; 2 Stück, die sich mit lauten Rufen lockten. 75. Oymbilanius lineatus (Vieill.). g', Alcobaga, 18. IV. 1907; Iris rot; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten; Mand. hellblaugrau. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 531 76. Myrmelastes luctuosus (Licht.) sh. oben p. 509. J', Arumatheua, 19. IV. 1907; Iris braun?, Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Auch hier häufig im Buschwald und in der Nähe des Wassers. 77. Thamnophilus amazonicus Spix, sh. oben p. 510. 9‘, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris braun; Füfse blaugrau; Mageninhalt Heuschrecke. Q, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris braun; Fülse hellblau- grau; Mageninhalt Insekten. 9, Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris hellbraun; Fülse blau- grau ; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schrabels blaugrau. Häufig, sowohl einzeln als in Dendrocolaptidenschwärmen. 78. Dysithamnus capitalis squamosus Snethl. sh. Ornith. Monatsber. 1907, X. p. 162. Q, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris hellorange; Fülse hell- graublau; Mageninhalt Insekten. 9‘, Alcobaca, 5. V. 1907; Iris hellbraunrot; Füfse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Mand. blaugrau. Das @ stammt aus einem Dendrocolaptidenschwarm; das g' traf ich sich mit dem Q lockend im Unterholz. Beide aus dem Urwald. 79. Thamnomanes caesius hoffmannsi Hellm. sh. oben p. 510. 9, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse hellrötlichgrau; Mageninhalt Insekten. Dendrocolaptidenschwarm im Urwald. 80. Myrmotherula surinamensis multostriata Sel. sh. oben p. 510. 9, Arumatheua, 19. IV. 1907; Iris ?; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. g', Arumatheua, 29. 1V. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. O, Arumatheua, 1. V. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blau- grau; Mageninhalt Insekten. Mand. hellblaugrau. Häufig in Gebüsch am Rande des Feldes. 81. Myrmotherula leucophthalma (Pelz.). fere ad.; Arumatheua, 19. IV. 1907; Iris weils; Füfse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau. Ich traf 2 dieser Vögel zusammen, die unter beständigem Wiederholen einer kurzen Gesangsstrophe im halbhohen Unter- holz des Urwaldes von Wipfel zu Wipfel flogen, wobei sie die 532 E. Snethlage: einer kleinen Palme, die hier häufig wuchs, bevorzugten. Als das J' geschossen war, blieb der andere Vogel, immer sein Liedchen hören lassend — wie einen Lockruf — noch eine ganze Weile in der Nähe. 82. Myrmotherula ornata hoffmannsi Hellm. sh. oben p. 511. 9‘, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris rotbraun; Fülse grau- blau; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris kastanienbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Helle Teile des Schnabels blaugrau. Häufig im Buschwald. 83. Myrmotherula asxillarıs (Vieill.) sh. oben p. 511. Q', Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse grau- blau; Mageninhalt Insekten. 84. Myrmotherula berlepschi Hellm.? sh. oben p. 512. Q', Alcobaca, 8. V. 1907; Iris graubraun; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Dendrocolaptidenschwarm im Urwald (in der Nähe des Flusses). Ich möchte annehmen, dals es sich hier um ein noch nicht ganz ausgefärbtes Q' von M. berlepschi handelt, obgleich sich der Vogel von dem Typus, den ich in Wien verglich, durch etwas mehr mit grau gemischte Kehle unterscheidet. 85. Formiciwora grisea (Bodd.). 9, Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 86. Rhamphocaenus melanurus (Vieill.). Q, Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Im Urwald in Dendrocolaptidenschwarm (fast nur aus Kleinvögeln bestehend) beobachtet. 87. Hypocnemis cantator peruvianus Tacz. sh. oben p. 512. 9‘, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris dunkelgraubraun; Fülse hellgelbgrün; Mageninhalt Insekten; Mand. blaugrau. Häufig im Unterholz des Urwaldes; ich traf diese Vögel fast stets wieder an denselben Stellen. 88. Hypocnemis leucophrys augustirostris (Cab.). 9, Arumatheua, 21. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris braun; Fülse hellbläulich- grau; Mageninhalt Insekten. Ber Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 533 Q, Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris braun; Fülse hellbläulich- grau; Mageninhalt Insekten. Häufig im Uferwald nicht hoch über dem Boden. Die J'o' scheinen sich sehr an der Brutpflege zu beteiligen. Als ich einmal ein (schon ganz flügges) iuv. geschossen hatte, blieb das 9, ängstlich suchend und laut rufend in nächster Nähe, während von dem Q nichts zu sehen war. 89. Hypocnemis myiotherina ochrolaema Hellm. sh. oben p. 513. J', Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris rot; Fülse hellblaugrau; Mageninhalt Insekten. Q, Alcobaca, 7. V. 1907; Iris gelbbraun; Fülse hellbläulich- grau; Mageninhalt Insekten; Schnabel beim 0° ganz schwarz, beim © mit grauer Mand. Im Gebüsch im Urwald; lauter, wohlklingender Ruf. 90. Rhopoterpe torgquata (Bodd.) sh. oben p. 513. Q, Alcobaca, 5. V. 1907; Iris braun; Fülse hellbraun; Magen- inhalt Insekten. In niedrigem Gebüsch im Urwald. 91. Formicarius ruficeps (Spix). Q, Alcobaca, 5. V. 1907; Iris dunkelbraun: Fülse hellbraun; Mageninhalt Insekten. Mit aufgerichtetem Schwanz ee auf dem Erdboden (im Urwald) herumspazierend. 92. Formicarius analis (Lafr. et D’Orb.) sh. oben p. 513. iuv., Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris braun; Fülse hellbraun; Mageninhalt Insekten. 93. Grallaria spec. pull., Arumatheua 26. IV. 1907; Iris grau; Fülse hellgrün- grau; Mageninhalt Insekten. Mufs zu einer der grölseren Grallariaarten gehören. Ich glaubte erst, dafs es varıa (Bodd.), sei, doch ist ein pull. dieser Art im Brit. Mus. recht verschieden. Der noch z. Teil in Daunen steckende Vogel ist auf der Oberseite rotbraun, schwarz gebändert (ein schmaler schwarzer Subterminalsaum an jeder Feder), auf der Unterseite gelblich, ebenso gebändert. Schwanz rotbraun; Schwingen schwärzlich mit braunen Aufsenfahnen ; Oberflügeldecken braun mit schwarzer Subterminal- und ockerfarbiger Endbinde. 94, Florisuga mellivora (L.). Q', Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz; Häufig. 534 E. Snethlage: 95. Agyrtria albiventris Reich. sh. oben p. 514. I‘, Arumatheua, 1. V. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. Max. schwarz; Mand. rosa. An blühender Combretum spec. im Buchwald. 96. Chlorestes caeruleus (Vieill.). 9‘, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. 9‘, Arumatheua, 25. IV. 1907. Häufig an blühenden Ingäbäumen. 97. Thalurania furcata intermedia Snethl. sh. Ornith. Monatsber. 1907. X, p. 163. 9‘, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris schwarz; Füsse dunkel- braun; Mageninhalt Insekten. J', Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz- braun; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 25. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse braun; Mageninhalt Insekten. J', Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse dunkel- braun; Mageninhalt Insekten. 9, Arumatheua, 1, V. 1907; Iris schwarz; Füfse dunkel- braun; Mageninhalt Insekten. Häufig! Ich habe dieselben an blühenden Ingäabäumen, Bauhinien und Combretum geschossen. 98. Avocettula recurvirostris (SW.). Q, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. JS‘, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz- braun; Mageninhalt Insekten. Gar nicht selten in Feld und Buschwald hinter dem Dorf. 99, Heliothrix auriculatus phainolaema Gould. Q, Arumatheua, 20. 1V. 1907; Iris schwarz; Fülse dunkel- braun; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz- braun; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse braun; Mageninhalt Insekten. 9, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris schwarz; Fülse schwarz- braun; Mageninhalt Insekten. Recht häufig, besonders am Rande des Buschwaldes; aber nie mit den andern Arten zusammen an blühenden Bäumen beobachtet. Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 935 100. Chordeiles acutipennis (Bodd.). Q, Alcobaca, 8. V. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse rötlich; Mageninhalt Insekten. 101. Podager nacunda (Vieill.). 9, Alcobaca, 8. V. 1907; Iris braun; Fülse hellbraun; Mageninhalt Insekten. Mit der vorigen Art zusammen abends in grofser Menge über dem Wasser in der Nähe einer kleinen Insel. 102. Ceryle amazona (Lath.). 9‘, Alcobaca, 5. V. 1907; Iris schwarz; Füfse schwarz; Magen leer. 103. Trogon viridis L. \ Q, Arumatheua, 1. V. 1907; Iris braun; Fülse graublau; Mageninhalt Früchte; Schnabel blaugrau. 104. Chloronerpes flavigula (Bodd.). 9%, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris dunkelgrau; Fülse graugrün; Mageninhalt Insekten. 105. Veniliornis ruficeps (Spix). iuv. Alobaca, 7. V. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Larven. 106. Picumnus cirrhatus macconelli Sharpe. 9, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 9‘, Aruamatheua, 25. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau ; Mageninhalt Insekten. Q, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris braun; Fülse grau; Mageninhalt Insekten. Nicht selten im Unterholz. 107. Picumnus aurifrons Pelz. g', Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. 9, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris braun; Fülse blaugrau; Mageninhalt Insekten. Nicht selten im Buschwald. 108. Rhamphastos erythrorhynchus (Gm.) Q, Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris grau mit blauem Rand; Füfse blau; Schnabel schwarz und gelbgrün; nackte Augenhaut hellblau. 536 E. Snethlage: J', Alcobaca, 3. V. 1907; Iris braun; Fülse blau; Magen- inhalt Früchte; Schnabel dunkelrot, Bas. der. Max. und Firste gelb; Bas der Mand. hellblau; nackte Augenhaut blau. Häufig. 109. Rhamphastos ariel Vig. J' iuv. Arumatheua, 26. IV. 1907; Iris blau; Fülse türkisch- blau; Mageninhalt Früchte. Bas. d. Schnabels gelbgrün; nackte Augenhaut zinnoberrot. Dies wie die vorhergehende Art kam häufig zu den frucht- tragenden Fagarabäumen im Uferwald. Sie verhielten sich hier im Gegensatz zu ihrem sonstigen lauten Benehmen sehr geräusch- los; auch habe ich bei solchen Gelegenheiten nie mehrere gleich- zeitig gesehen. 110. Pteroglossus aragari (L.) (= Pieroglossus wiedi Sturm). 9', Arumatheua, 19. IV. 1907; Iris hellbraun; Füfse grün; Mageniphalt Früchte. Häufig im Uferwald, aber auch im Urwald beobachtet. 111. Pteroglossus inseriptus Swains. Q, Arumatheua, 29. IV. 1907; Iris rot; Fülse grüngrau; Mageninhalt Früchte; Schnabel schwarz und gelb; nackte Augen- haut blau, Fleck hinter dem Auge rot; Inneres des Schnabels nach dem Schlunde zu feuerrot. Im Uferwald flulsabwärts. 112. Urogalba amazonum Sel. Q, I. Sebastiäo b. Alcobaga, 5. V. 1907; Iris braun; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. 113. Galbula rufoviridis Cab. 5, Arumatheua, 19. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse graugrün; Mageninhalt Insekten. S\, Arumatheua, 80. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse grünlichbraun; Mageninhalt Insekten. Gewöhnlich sah man einen oder den andern dieser Vögel am Rande des Buschwaldes auf einem niedrigen Ast sitzen und von dort aus Insekten fangen. Der grolse Jacamerops aurea (P. L. S. Müll.), den ich hier einmal gegen Abend gut beobachten konnte, benimmt sich ganz ähnlich. 114. Bucco tectus Bodd. 9, Arumatheua, 20. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Fülse schwarz; Mageninhalt Insekten. An einer bestimmten Stelle in lichtem Uferwald ganz in der Nähe des Dorfes konnte man den kleinen schwarzweilsen Bucco ziemlich regelmälsig treffen. Er beachtet, wie fast alle seine ama- Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 537 zonischen Gattungsgenossen, den Lauscher wenig, kümmert sich oft nicht einmal um Schüsse. 115. Cocceyzus melanocoryphus Vieill. Q', Arumatheua, 26. IV. 1906; Iris braun; Füfse grau; Mageninhalt Heuschrecke. 116. Ara macao (L.). Q, Arumatheua, 24. IV. 1907; Iris gelb; Fülse schwarzbraun ; Mageninhalt Früchte (Hura crepitans). 117. Ara chloroptera G@. R. Gray. O, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris gelblichweils; Fülse schwarz; Mageninhalt Früchte. Aras waren recht häufig in Arumatheua. Aufser den beiden genannten sah ich auch A. ararauna (L.) und Anodorhynchus hyacinthinus, letztere allerdings nicht so häufig und meistens nur in grofser Höhe zu 2 oder 3 über den Flufs streichend. Die roten Arten boten im Grün der hohen Urwaldbäume einen ganz prachtvollen Anblick, waren aber durch die heftige Verfolgung, der sie wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches ausgesetzt sind, auch schon recht scheu geworden. 118. Conurus leucophthalmus (Müll.). &', Arumatheua, 22. IV. 1907; Iris braun, Fülse braun; Mageninhalt Samenkörner. &', Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris hellgelbgrau; Fülse braun; Mageninhalt Sämereien. Q, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris orange; Füfse braun; Mageninhalt Sämereien. Q, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris rot; Fülse braun; Magen- inhalt Sämereien. Sehr häufig in grofsen Flügen hauptsächlich im Uferwald. Während sie in den Baumkronen fressen, verhalten sie sich merkwürdig geräuschlos, trotz ihrer großsen Menge Um so bedeutender ist der Lärm mit dem sie sich davon machen, wenn sie gestört werden. 119. Pyrrhura luciani (Dev.). Q', Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris orange; Fülse schwarz; Mageninhalt Beeren. Gleichfalls sehr häufig und meist zu grofsen Scharen vereinigt. Mehr im Gebüsch und niedrigen Bäumen. 120. Brotogerys twipara (Gm.). Sg, Arumatheua, 30. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse bläulichbraun; Mageninhalt Beeren. Anscheinend nicht so häufig wie die vorigen. 538 E. Snethlage: 121. Pionus fuscus (Müll.). Q, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris lila; Fülse hellgrau; Mageninhalt Früchte. 122. Columba rufina Temm. sh. oben p. 516. Q, Arumatheua, 23. IV. 1907; Iris hellrot; Füfse hellcarmin; Mageninhalt Samen, Steine; Schnabel dunkelgrau, Spitze schwarz. Nicht selten, aber durch starke Verfolgung schon sehr scheu geworden. 123. Columba purpureotincta Ridg. g', Alcobaca, 6. V. 1907; Iris bräunlich violett; Fülse blau- rot; Mageninhalt Beeren, Steine. Einmal getroffen in diehtem Gebüsch neben der Bahnstrecke, die überhaupt ein Lieblingsaufenthalt der Tauben war. 124. Chamaepelia talpacoti (Temm.) sh. oben p. 516. 9, Alcobaca, 3. V. 1907; Iris gelblich; Füfse hellrosa; Mageninhalt Sämereien; Schnabel hellbraun, Spitze dunkel. Häufig. 125. Rosthramus leucopygus (Spix). Q, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris dunkelrot; Fülse chrom- gelb; Mageninhalt Schnecken. Über dem Flufs geschossen. Die Magenuntersuchung bestä- tigte die Meinung der Brasilianer, dafs sich der Vogel von Schnecken nähre. 126. Hoploxypterus cayanus (Lath.). JS‘, Arumatheua, 27. IV. 1907; Iris dunkelbraun; Füfse rot; Mageninhalt Insekten; Roter Ring ums Auge. Charadriiden bekam man wegen des Hochwassers, das den Sandstrand fast vollständig überschwemmt hatte, nur an be- stimmten Stellen zu Gesicht. Die Herren Sclater und Salvin geben als von Wallace am Tocantins gesammelt (Proc. Zool. Soc. 1867 p. 595) die folgenden Vögel an: Progne tapera (L.). Tachyphonus melaleucus (Sparrm.). Spermophila lineola (1..). Leptoxyura cinnamomea (Gm.). Thamnophilus luctuosus Licht. Ihamnophilus nigrocinereus Sel. Formicivora grisea (Bodd.). Jodopleura isabellae Parzud. Pipra fasciata Lafr. et D’Orb. —= fasciicauda Hellm. Galbula rufoviridis Cab. Be, Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins. 539 Brachygalba inornata Sel. Monasa nigrifrons (Spix). Hydropsalis trifurcata (Natt.). Campephilus albirostris (Spix). Chloronerpes haematostigma Malh. Chrysotis farinosa (Bodd.). Pionus menstruus (L.). Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. Von Fritz Braun. Es gibt Länder, die in ornithologischer Hinsicht sehr gut durchforscht sind. Und doch kommt selbst dort unsere Kenntnis der Vogelwelt wie der anderen Organismen niemals zum Abschlufs. Es gilt eben nicht, einen ein für allemal gegebenen Stoff zu beschreiben. Die Dinge verändern sich selber. Neue Arten rücken in das Gebiet ein, einige species nehmen an bestimmten Örtlichkeiten zu, andere wieder ab, und diese oder jene Art wird vielleicht völlig ausgerottet. Ist es daher schon schwierig, die Ornis eines Kulturlandes zu schildern, an deren Erforschung beständig fleifsige und geschickte Männer arbeiten, so wächst diese Schwierigkeit unendlich, wenden wir uns Gebieten zu, denen nur ein kleiner Kreis von Fachgelehrten seine Aufmerksamkeit schenkte, die sich ihrerseits wieder begnügen mufsten, hier und da Stichproben zu machen, die ihre Arbeit zum gröfsten Teil auf ein kleines Gebiet, eine kurze Zeitspanne beschränkten. Wir wollen uns in diesen Zeilen vorzüglich den Teilen der Westküste Kleinasiens zuwenden, die von ansehnlichen Flüssen durchströmt werden, jener Landschaft, die man noch heute mit ihrem altehrwürdigen Namen Jonien zu bezeichnen pflegt. Nur wenige Wochen verweilte ich in jenem Gau, noch dazu in einer Jahreszeit, da viele Wintergäste bereits ihrer nordischen Heimat zustrebten, ohne dafs darum Wald und Scrub schon wieder ihre Sommergäste beherbergten. Immerhin genügte diese Frist, von den Landschafts- und Vegetationsformen dieser Gebiete eine klare Anschauung zu gewinnen. Ist die Zahl der Arten, die ich vor unser Fernrohr brachte, auch nur verhältnis- mäfsig klein [auf Sammeln von Belegstücken verzichtete ich um der Kürze der Zeit willen], so hatte jener Aufenthalt immerhin den Erfolg, dafs ich die ungleich reicheren Forschungsergebnisse anderer !) nicht mehr einzig und allein auf der Landkarte zu 1) Krüper & Hartlaub: Zeiten des Gehens und Kommens und des Brütens der Vögel in Griechenland und Jonien. (Griechische Jahreszeiten, Heft III. ed. Mommsen). Schleswig 1875. Striekland: Memoirs of Hugh Edwin Striekland by Sir William Jardine. Loudon 1858. 540 Fritz Braun: verfolgen brauche, sondern sie sozusagen in lebensvolle Landschafts- bilder hineinprojizieren kann. Vielleicht gelingt es mir, auch dem Leser einen Begriff von diesen zu geben. Überdies war es mir vorher vergönnt, fünf Jahre lang die Ornis der propontischen Gebiete zu beobachten. So stand ich jenen Erscheinungen, die im Mäandertale auf mich warteten, doch nicht mehr so fremd gegenüber wie ein Reisender, der aus der deutschen Heimat plötzlich dorthin versetzt wird. Manche Angaben über den Vogelzug, die sich bei Krüper, Strickland u. a. m. finden, kann der, der mit den Vorgängen am Bosporus vertraut ist, wie scharf gesonderte, klar erkennbare Fäden aufnehmen und nord- bez. südwärts verfolgen. „Bei solcher Arbeit drängt sich dem Forscher vor allem die Überzeugung auf, dals man viel zu sehr geneigt ist, jene Länder — wir könnten sie mit Hinblick auf ihre Geschichte fast als das hellenistische Gebiet bezeichnen — als eine Einheit aufzufassen. Überschaut man den Teil unseres Planeten, der die Balkanhalbinsel und Kleinasien bis zum Kysyl Irmak umfafst, so sieht man bald, dafs die Unterschiede in der Ornis dieses Erdstrichs weit gröfser sind als beispielsweise auf dem Raum des deutschen Reiches. Dieser Länderkreis umfast eben so gut Erdräume, in denen eine Schwalbenart zu überwintern vermag, wie auch Gebiete, die der Winter mit so bitterer Kälte heimsucht, dafs die nordischen Zugvögel, Seidenschwänze und Leinfinken, noch über sie hinaus nach Süden vordringen. Jeder noch so bündige Leitfaden der Erdkunde belehrt uns darüber, dafs wir in Kleinasien ganz wie in der Pyrenäenhalb- insel zwischen dem Hochlande des Inneren und dem Saume der Küsten scharf unterscheiden müssen. Droben herrschen glühend- heifse Sommer, dort überzieht der Winter alljährlich die kahlen, steppenhaften Halden mit tiefer Schneedecke. Unten an der Küste finden wir dagegen das milde Klima des Mittelmeeres, das sich in breiteren und schmäleren Flufstälern, hier schüchterner, dort energischer ins Innere vorwagt. Dafs die Flufstäler fast immer durch hohe Gebirge getrennt sind, dürfte auf die Verbreitung der Tierarten nicht ohne Einflufs sein. Allerorte sind die Strom- sebiete, wie das namentlich Matschie hervorhob, von grofser Bedeutung für die Ausbildung örtlicher Varietäten. Dieser Einflufs wird mächtig anwachsen, bilden nicht flache Erdwellen, sondern hohe Gebirge die Wasserscheide. Müssen wir überall die durch die Höhenlage gegebenen, klimatischen Unterschiede berücksichtigen, so dürfen wir uns andererseits nicht verhehlen, dafs in Kleinasien auch zwischen dem Süden und Norden der Halbinsel wesentliche Unterschiede bestehen. Die 10° Jsotherme des Januar, die man im allgemeinen als die Nordgrenze der subtropischen Region gelten läfst, berührt die Südküste Kleinasiens eben noch grade. Immerhin nähert sich jedoch die Tierwelt der südlichsten Teile der Halbinsel, gradeso Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 541 wie in Griechenland, schon in manchen Stücken jener der sub- tropischen Gebiete. Nach Norden zu verringert sich diese Ahn- lichkeit mehr und mehr, um jenseits der Gebirge, die den Gediz im Norden begleiten, so gut wie ganz zu verschwinden. Hier steigt auch die 6° Isotherme des kältesten Monats zur Ebene hinab, hier verläuft die Südgrenze der Waldbuche. Alles das sind Umstände, die uns warnen, die Bedeutung dieser Grenze zu unterschätzen. Erst südlich von dieser Linie finden wir Perdix francolinus, von hier aus wird Halcyon smyrnensis nach Norden zu immer seltener, von hier aus vereinigt sich die Arten- und Individuen- zahl der für Kleinasien so charakteristischen Sylvien. Nur in der warmen Südwestecke dürften Vertreter der Bülbüls gefunden werden. Beobachtete Krüper diese Vögel auf den Cykladen, so liegt es sehr nahe, dafs sie auch die Halbinsel des benachbarten Fest- landes besuchen, die man in klimatischer und geologischer Hinsicht fast als Inseln ansehen darf. Wenn ich diese Angabe auch nicht durch Belegstücke erhärten kann, bin ich doch überzeugt, an fünf, sechs Tagen hintereinander Bülbüls auf den Kieferngruppen der Gärten von Burnabat beobachtet zu haben. Ein Irrtum ist um so weniger zu befürchten, da diese Tiere sich im Freileben dem Menschen gegenüber sehr vertraut zeigen und ich Ixos zantopygos aus dem Gefangenleben genau kenne. In wissenschaft- licher Hinsicht mufs diese Frage noch entschieden als offen bezeichnet werden. Alle diese Arten, deren Verbreitungszentrum viel südlicher liegt, treten in Kleinasien nur sehr schüchtern auf. Wie die Agrumenarten bei Smyrna zwar weite Haine bilden, aber doch immerhin Gefahr laufen, in kalten Wintern des Laubes beraubt zu werden, so scheinen auch manche südliche Vogelarten, die in Klein- asien Sicher beobachtet wurden, sich dort nicht heimatsberechtigt zu fühlen. Wir brauchen dabei nur an den Bülbül, Halcyon smyrnensis L. und Pyrrhula githaginea Licht. zu denken. Legt uns die Bemerkung, dafs die Südgrenze der Waldbuche das Land parallel zur Nordküste etwa halbiert, die berechtigte Vermutung nahe, dafs sich hier nördliche und südliche Tierformen begegnen, so streiten sich um Kleinasien doch auch östliche und westliche Arten. Den zahlreichen Ammerarten, die wir über- wiegend als Orientalen bezeichnen dürfen, stehen Finken- und Sylvienarten gegenüber, die von Westen gekommen zu sein scheinen. Bei den Sylvien darf man allerdings, meiner Ansicht nach, den Schwerpunkt ihrer Verbreitung nicht allzu entschieden und un- bedingt nach Westen verlegen. Die Macchia, in der die meisten Grasmückenarten siedeln, ist nach der Art ihrer pflanzlichen Zu- sammensetzung der Höhe und Dichte ihres Wuchses in den einzelnen Ländern des Mittelmeergebietes sehr verschieden, wie das schon die klimatischen Zustände erwarten lassen, kann man doch Ge- biete wie den Monserrat, Sardinien-Corsica und die Hügel der Journ. f. Or. 1,VI, Jahrg. Oktober 1908. 35 542 Fritz Braun: kleinasiatischen Westküste bezüglich der Menge der Niederschläge einander durchaus nicht gleichsetzen. Jenen Arten, die offenbar nach Westen hinweisen, wie Sylvia sarda und $. undata, stehen solche species gegenüber, die, wie Sylvia rüppellii und ihre Base Cossypha gutturalis, entschieden in den Orient gehören. Die grofse Annäherung Europas an Asien, die wir an der Propontis finden, die Inselbrücke der Cykladen die für die Ver- breitung der Vogelarten vielleicht ebenso wichtig ward, bringen es mit sich, dafs nach diesen Richtungen scharfe Grenzlinien kaum gezogen werden können. Allerdings werden manche Arten nur für Europa oder Asien beansprucht, doch laufen dabei sicher noch manche Irrtümer unter. Wir erinnern dabei nur an Emberisa eitrinella, die bestimmt nicht nur in Europa, sondern auch in den benachbarten Teilen Bithyniens vorkommt. Es verlohnte sich wohl der Mühe, einmal im propontischen Übergangsgebiete den Grenzen des Vorkommens grade dieser Art nachzuspüren. Die Teilnahme, die der Ornithologe den Küsten Kleinasiens zuwendet, wird dadurch noch gesteigert, dafs dieses Land nordischen Vögeln in grofsem Mafsstabeals Winterquartier dient. Andererseits bleiben an den warmen Küsten und in den fruchtbaren Flufs- tälern schon Vertreter selcher Gruppen zurück (ich erinnere nur an Hirundo rupestris und Pyrophtalma melanocephala), deren Verwandte wir jenseits des europäischen Gebirges nur als aus- gesprochene Zugvögel kennen. Wer unsern Standpunkt teilt, dafs die Vögel nur in solchen Landschaften längeren Winteraufenthalt nehmen, die früher einmal zu ihrem Brutrevier gehörten wird sich vielleicht sogar vermessen, aus der Besetzung Kleinasiens mit - Wintergästen vorsichtige Schlüsse auf frühere Zustände seines Klimas und Tierlebens zu ziehen). Diese Schlüsse sind um so interessanter, weil die Mittelmeer- länder jenes Gebiet darstellen, von dem aus sich nach der Eiszeit Europa mit Vogelarten bevölkerte, ein Gebiet in dem manche Familien, wie die Sylvien, wahrscheinlich zeitweise ihr Verbreitungszentrum halten. Bei dem Vordringen nach Norden haben wir es wohl nicht schlechterdings mit einer nordsüdlichen Bewegung zu tun; manche Familien rückten wohl nach Nordwesten, andere nach Nordosten vor. Einige Familien, wie die der Ammern, verarmen nach Nordwesten zu auffällig rasch an Arten, indem beispielsweise Emberiza melanocephala und caesia in Europa rasch seltener wird, Emberiza cinerea Strickl. nordwestlich über Kleinasien hinaus wohl nicht gedrungen ist. Umgekehrt verhält es sich mit manchen Sylvienarten, denen nach Nordosten zu die Steppennatur eine Grenze setzt. 1) vg. meine Arbeit: Zugvögel und Florenwechsel. J. f. O. 1904. 443. ff. Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 543 Alles in allem handelt es sich bei dem Vorkommen von Steppen- und Wüstenbewohnern in unserem Gebiete und seinen nördlichen Nachbarländern sicherlich um ein Vordringen, nicht etwa um Vorgänge, die auf frühere Zustände zurückdeuten. Vögel, die aus wärmeren Ländern nordwärts vorrücken, pflegen in den neu eroberten Siedlungen nur kurze Zeit zu verweilen. (vg. die Seglerarten Mitteleuropas). Alauda brachydactyla ver- läfst aber schon im August ihre Wohnsitze nördlich vom Mittel- meer, und auch Alauda isabellina verweilt dort nur kurze Zeit. Man wird wohl nicht fehl gehen, schliefst man sich der Meinung an, dafs zu der Zeit, als der gröfste Teil unseres Vater- landes unter Gletschern begraben lag, Nordafrika eine ähnliche Vegetation aufwies, wie sie heute der Nordrand des Mittelmeer- gebietes beherbergt. In jenen Tagen kam z. B. das Verbreitungs- zentrum der Sylvien wohl noch auf afrikanischer Erde zu liegen. - Als dann der mitteleuropäische Waldgürtel und hinter ihm der altweltliche Steppengürtel nordwärts vordrangen, bildeten sich bez. dieser Vogelgruppen ganz allmählich die Verhältnisse heraus, die wir heute finden. Sie führten dazu, dafs Pyrophtalma me- lanocephala und Hirundo rupestris bereits nördlich von dem Hauptbecken des Mittelmeeres zu überwintern wagen. Der Vogelkundige, der Kleinasien zum Gegenstande seiner Studien macht, wird sich mit Vorliebe den Flufstälern zuwenden. Die Arten, die in den Gebirgen siedeln, sind zum gröfsten Teile Vertreter der mitteleuropäischen Ornis. Sie stellen vermutlich eine Reliktenfauna dar und machen uns nicht mit dem vertraut, was für das Land besonders eigentümlich ist. In den Flufstälern, die, wie das des Mäander, alte Meeres- buchten oder wenn man so will Fjorde darstellen, fand sich namentlich aus zwei Gründen ein so reiches Vogelleber zusammen. Einmal sind diese Täler wegen der schier unerschöpflichen Frucht- barkeit ihres Alluvialbodens fleilsig angebaut. Daher drängen sich an ihren Rändern die Siedelungen der Menschen, Städte und Dörfer, dichter als anderswo zusammen. In ihrer Umgebung finden sich aber vorzüglich manche Zier- und Nutzbäume angepflanzt, an die viele Vogelarten gebunden sind. Um diese Zusammen- hänge darzutun, brauchen wir nur auf die nahen Beziehungen zwischen der Zypresse und den Turturarten, dem Olbaum und zwei Hypolaisarten hinzuweisen. Dazu kommt, dafs dieses Gelände auch in den Zeiten, wo alle Gebiete über einer Höhenlinie von wenigen Hundert Metern mit Schnee und Eis bedeckt sind, ihre Fähigkeit behalten, den nordischen Gästen — vorzüglich aus der artenreichen Familie der Finken — ein Heim zu bieten. Als zweiten Hauptgrund für den Vogelreichtum des Flufs- tales dürfen wir wohl den Umstand nennen, dafs die winterliche Hochflut dieser Flüsse weite Strecken unter Wasser setzt und so die feuchten Wiesengründe verursacht, über die Fulcia atra zu Tausenden dahinschreitet, dafs jene Flut Wasserlachen und 35* 544 Fritz Braun: Seen bildet, in denen nordische Entenarten zu Tausenden ein- fallen. Ebenso wichtig, wie die Flufstäler Kleinasiens für den gröfsten Teil der Landvögel sind, wurde das felsige Geklippe und das Lagunenmeer an der Küste für die Seevögel. Auf den unbe- wohnten Felsen der Inselgruppen, in den von Fischern und Salinen- arbeitern nur spärlich besuchten Lagunen und Sandbänken an der Küste fanden jene Vögel, die von allen Menschenverkehr ab- gelegenen Niststätten, ohne die sie nicht bestehen können. Damit man sich jedoch ein rechtes Bild von dem Vogelleben dieser Flufssüämpfe und Seelagunen machen kann, mufs immer wieder hervorgehoben werden, dals der aller gröfste Teil ihrer Bewohner aus Zugvögeln besteht. Im Sommer finden wir dort nur wenig Arten wieder. Was die Flufssümpfe angeht, versteht sich das ja ganz von selbst, da mit dem Beginn der Sommerdürre die Wasseradern gewaltig zusammenschrumpfen. Aus den Vogelver- zeichnissen, die wir dieser Abhandlung anhängen, geht hervor, welche Mengen von Entenarten im Winter das Überschwemmungs- gebiet der kleinasiatischen Flüsse und die seichten Lagunen des Küstenmeeres bevölkern. Trotzdem ist Anas boscas die einzige Ente, die man in jenem Gebiete zur Brutzeit antrifft. Erst in den sumpfigen Waldungen Bithyniens dürfte die Zahl der brüten- den Entenarten sich rasch vermehren. Mit den Möwenarten ver- hält es sich ganz ähnlich. Als die einzigen Möwenarten, die in unserem Gebiet zahl- reicher nisten, müssen wir noch immer Larus argentatus und ridibundus bezeichnen. Selbst von Larus melanocephalus ver- mochte Krüper trotz jahrelangen Bemühens keine Brutplätze festzustellen. Auch die Möwenschwärme, die zur Winterszeit die Küsten Kleinasiens beleben, zeichnen sich mehr durch Individuen- als durch Artenreichtum aus. Dr. Lor. Riegler gibt für den Bosporus nur drei Möwenarten an (Larus fuscus, canus und argentatus). Allerdings ist dieses Verzeichnis unvollständig, um so mehr als Riegler auch hier nicht etwa Brutvögel im Auge hat, sondern Brut-, Winter- und Zugvögel durcheinander nennt. ° So wimmeln auch die Lagunen westlich von Smyrna, in denen der Mensch Fischerei und Salzgewinnung betreibt, nur winters von gefiederten Gästen. Die Stelzen und Pieper, Strandläufer, Möwen, Enten, Gänse, Schwäne und Pelikane, die dann die weite Fläche beleben, sind fast samt und sonders Zugvögel. Nach Krüper und v. Gonzenbach!) vermögen wir als Brutvögel jener Lagunen nur folgende Arten zu nennen: Ceryle rudis, den gescheckten Eisvogel; Budytes melanocephalus, die südliche Kuh- stelze; Charadrius alexandrinus, den Seeregenpfeifer; Totanus tota- nus, den Rotschenkel; Tringoides hypoleucos, den Flufsuferläufer; 1) siehe von Gonzenbach: J. f. O. 1859. 318 fi. u. 1863. p. 66. Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 545 Sterna hirundo, die Flufsseeschwalbe; Sterna minuta, die Zwerg- seeschwalbe; dGelochelidon nilotica, die Lachseeschwalbe und Glareola fusca, die Brachschwalbe, sodals die Seeschwalben fast als die eigentlichen Charaktervögel dieses Gebietes angeführt werden können. Andere Arten, die der Reisende den Meerespiegel beleben sieht, nisten nicht an der Küste, sondern auf den unbewohnten, felsigen Inseln des Meeres. An Kleinasiens Westküste, wie an dem Bosporus hat kaum einer der Reisenden, die sich so oft über die geheimnisvollen Pilgerzüge des Puffinus yelkouan, die ames damnees der Levantiner unterhalten, jemals eine Niststätte des Vogels gesehen, und mit Puffinus cinereus, dem grauen Sturmtaucher, verhält es sich ganz ähnlich. Auch die Zahl der Tagraubvögel schmilzt, wie wir aus den folgenden Verzeichnissen erkennen werden, gewaltig zusammen, wenn wir alle Arten aussondern, die nur als Zugvögel das Gebiet durchziehen, und allein die Brutvögel zurückbehalten. Weit inniger sind die Bewohner der Städte mit Kleinasien verwachsen. Allerdings ist in dieser Hinsicht Smyrna weit ärmer als Konstantinopel, indem am Bosporus noch Apus melba, der Alpensegler, Milvus korschun, der schwarze Milan und Neo- phron perenopterus, der schmutzige Aasgeier, als Brutvögel der eigentlichen Stadt zu verzeichnen sind. Freilich wollen wir auch an dieser Stelle hervorheben, dals Neophron percnopterus in Konstantinopel von Jahr zu Jahr seltener wird. Davon, dafs — wie Alleon angibt — im Stambul alljährlich über 1000 Aasgeier erbrütet werden, kann schon längst nicht mehr im entferntesten die Rede sein. Ebenso wenig darf man, wie Krüper das tut, den Milvus korschun, diesen Charaktervogel der Kaiserstadt, der sich auch in Konstantinopel durchaus ans Wasser hält, als Gefolgsmann des Aasgeiers bezeichnen. Dazu ist Lebensweise der beiden Raubvögel doch gar zu verschieden. Leider hat die Ansiedelung von Milvus korschun, der in manchen Teilen des Gebietes ganz nach Storchenart auf Schornsteinen nistet, die üble Folge, dafs der anmutige Turmfalk, Cerchneis tinnuncula, sich zurückzieht.. Wo Milvus korschun vorherrscht, wird Cerchneis tinnuncula immer seltener, gradeso wie Duteo buteo und Aceipiter nisus sich zurükziehen, sobald in einem Gebiete der Massendurchzug echter Falken beginnt. Fehlen Smyrna die Milane und Alpensegler als Brutvögel so sind dagegen den beiden Städten die vier Taubenarten Columba livia, Turtur turtur, T. decaocto und T. senegalensis gemeinsam. Manche Ornithologen werden sich allerdings an dem Namen Columba livia stofsen und die Tiere einfach als Haustauben be- zeichren. Ich gebe gern zu, dafs die freilebenden Tauben der kleinasiatischen Städte und Dörfer von den Haustauben abstammen dürften. Da sie jedoch inzwischen schon längst wieder die Merk- male der Stammesart angenommen haben, sich an vielen Stätten 546 Fritz Braun: in der Färbung durchaus beständig zeigen und nicht selten mit niemals domestizierten Felsentauben vermischen mögen, stehe ich nicht an, diese Vögel wieder einfach zur Stamnmesart zu schlagen. Eigentümlich ist der enge Anschlufs dieser Tauben an die in den türkischen Städten und Dörfern überall zahlreich vorhandenen Dohlen, ein gutes Einvernehmen, das auch dadurch nicht gestört wird, dafs die Dohlen die jungen Tauben als treffliche Bissen schätzen. Bei Turtur decaocto und T. senegalensis (für Turtuer turtur besteht ein solches Verhältnis ja so wie so nicht) wird man die Bande, die sie an den Menschen fesseln, nicht allzusehr betonen dürfen. Wie heutzutage Hirundo rustica in unserer deutschen Heimat ausschliefslich in menschlichen Siedelungen vorkommt, mag sich ZTurtur decaocto in Kleinasien erst dann zeigen, wenn die Landschaft durch den Menschen für sie wohnlich gemacht wurde. Ganz ähnlich verhält es sich mit 7. senegalensis. Am meisten hat sich wohl Turiur decaocto den menschlichen Siedelungen angepalst. Sie brütet am liebsten auf Bäumen und bevorzugt die Nistgelegenheiten, die der Mensch dort für sie anbrachte. Dennoch zieht sie der Nahrung zuliebe auch in Stadt- viertel, denen Bäume ganz und gar fehlen, wenn nur Getreide- schuppen, Speicher und ähnliche Gebäude reichlich vorhanden sind. Viele Bruten dieser Taube werden gerade so wie bei Turtur senegalensis durch Wind und Regen zerstört, da die Vögel unglaublich nachlässig bauen. Fast immer sieht man die Eier durch die spärliche Unterlage von Astchen und Reisern hindurchschimmern. Siedeln viele Paare von Turtur decaocto zumeist dicht beiein- ander, etwa aufeinem geräumigen Marktplatze, so trifft man Turtur cambajensis, die nicht nur in Jonien, sondern noch am Bosporus Standvogel ist, viel vereinzelter. Diese Art zeigt dem Menschen gegenüber trotz aller Zutraulichkeit doch auch wieder eine gewisse vornehme Zurückhaltung. Von Schwalbenarten findet man in den kleinasiatischen Städten Herundo rustica und Delichon urbica, während von den Seglern in Smyrna nach Krüpers Mitteilungen nur Apus apus nistet, da sich Apus melba bald nach der Ankunft in das Gebirge zurückzieht. In Konstantinopel ist dagegen Apus melba geradezu Charaktervogel. Die Angaben Krüpers [,„nach Robson in Kon- stantinopel nicht selten; Elwes sah sie Ende April den Turm von Galata umfliegen“] lauten viel zu schüchtern. Apus melba hält in Kostantinopel dem dunkeln Vetter sicher die Wage und ist bei seinen Flugspielen wegen der licht glänzenden Unterseite viel auffälliger als der Mauersegler. Von den Sperlingen bekommt man in die kleinasiatischen Städten gradeso wie bei uns in erster Linie Passer domesticus, den Haussperling zu sehen. Am Marmvrameer und am Bosporus findet sich neben ihm auch in den gröfseren Siedelungen überall der Feldsperling, Passer montanus, ein Verhältnis, das in den südlichen Teilen Kleinasiens nicht zu bestehen scheint, da Krüper Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 547 den Feldsperling weder in Griechenland noch in Kleinasien zu Gesicht bekam. Bei den Haussperlingen fiel mir auf, dals die Weibchen vie) heller, ich möchte sagen: weilsgrauer gefärbt sind als bei uns. Ich möchte diesen Unterschied nicht allein auf das Fehlen von Kohlenstaub zurückführen. Passer hispaniolensis kam mir stets nur in einzelnen Stücken zu Gesicht. Vielleicht ist dieser Vogel, ebenso wie Pastor roseus, wenig sefshaft und streift, auch die Brutplätze wechselnd, im Lande umher. In Kostantinopel verschafften mir ehedem trotz meines Drängens die Vogelsteller nur ein einziges Stück dieser Sperlingsart. Man könnte nun annehmen, dafs das Vogelleben einer Stadt wie Smyrna ein ähnliches Gepräge hätte wie das einer mittel- europäischen Stadt, da ihnen eine ganze Reihe von Arten ge- meinsam ist. Dennoch stimmt diese Vermutung nicht zu, am wenigsten im Herbst, zur Winters- und Frühlingszeit. Der Zug- trieb macht die Stelzen- und Finkenarten zu unruhigen Geschöpfen, die sich in den Städten ebenso gut aufhalten wie auf dem flachen Land. Während sich die Stelzen mit Vorliebe auf den Dächern sröfserer Gebäude herumtreiben, beleben die Finken jeden Garten, jede Baumgruppe. Es ist in der Literatur viel zu wenig betont, dafs Motacilla boarula — in geringerem Grade auch M. alba — in Konstantinopel monatelang geradezu Stadtvogel ist. Man könnte dort fast sagen, sie lösten die abgereisten Schwalben ab. Auch für andere Orte unserer Region dürften wohl die Er- fahrungen gelten, die ich in Konstantinopel sammelte. Hier er- beuteten meine Schüler zur Zugzeit mitten in der Stadt Fliegen- schnäpper, Laubsänger und Pieper. Schon Alleon und Vian geben ja an, dals z. B. Muscicapa parva in den grofsherrlichen Gärten des Serails in Konstantinopel zu Zeiten wirklich gemein ist. Die Zugvögel sorgen dafür, dafs das Vogelleben der levan- tinischen Städte ein eigenartiges, stets wechselndes Gepräge behält. Beobachteten wir gestern einen Flug Stare in den Wipfeln der Platanen, so erfreuen wir uns heute an dem lustigen Treiben der eleganten Gebirgsstelzen und der geräuschvollen Unrast einer durchziehenden Zaunkönigsfamilie. Trieben sich in der letzten Woche Amseln in den Gärten herum, so stellen sich nunmehr an ihrer Statt treuherzige Rotkehlchen ein. Im Mai leuchtet uns dagegen von den erhabenen Wipfel einer Zypresse das rosige Gefieder von Lanius minor entgegen, der sich dort zu kurzer Rast niederliefs und unter ihm üben in den Garten ziehende Hogpolais philomela ihr Frühlingslied. Besonders auffällig treibt es zur Winterszeit der Girlitz (Serinus hortulanus). Ich kann mir einen schönen Wintertag in der Levante, einen lauen Morgen, an dem das Sonnengold licht und klar vom Himmel flutet, die Fliegen surren und selbst ein kühner Schmetterling um frühe Blumen gaukelt, kaum noch vor- stellen ohne ein paar schlanke Zypressen, deren düsteres Gezweig mit den gelbgrünen Vögelchen überladen ist. In ewigem, unauf- 548 Fritz Braun: hörlichen Einerlei tönt uns dann ihr hundertstimmiger, schwirren- der Gesang entgegen, fast zu vergleichen mit dem Rauschen des Meeres. Im Februar und März kommen die Tierchen in Scharen auf die Dächer der Städte, namentlich dann, wenn Bäume in ihrer Nähe sind. Von jedem Giebel, von jeder Esse grüfst uns dann ihr schmetterndes Minnelied, obgleich die lustigen Sänger in dem Rauch der Schlote mitunter schier verschwinden. Die Dörfer unseres Gebietes sind an gefiederten Mitbewohnern noch reicher als die Städte. Athene noctua ist in ihnen häufiger als in den grofsen Siedelungen und Cerchneis naumanni, der Kötel- falk, nistet in manchen Ortschaften fast unter jedem Dach. Die scharfen, seglerartigen Silhouetten der schönen Vögel gehören zur Sommerszeit an vielen Orten schlechterdings zur charakteristischen Staffage der dörflichen Niederlassungen. Die Hauptnahrung dieser Falken besteht wohl aus Heuschreckenarten. Diese Kerfe und die zahlreichen Eidechsen spielen im Orient bei der Ernährung der gefiederten Räuber eine ganz andere Rolle wie bei uns zu Lande. Besonders vogelreich sind die Gärten der prächtigen Villen- örter in der Nähe Smyrnas, Burnabats und Budjas. Schon in landschaftlicher Hinschicht verlohnt es sich wohl, längs ihrer weilsen Gartenmauern zu wandern, über die Pinien und Zypressen ihre malerischen Kronen recken, hinter denen zwischen schattigen Lorbeerhecken schlanke Dattelpalmen zum Lichte streben. Den Vogelkundigen fesselt überdies das fröhliche Leben der Gefiederten, die Busch und Baum beleben. In den Kronen der Zypressen gurren Lach- und Palmtäubchen, in den beerenreichen Efeuguir- landen locken schwarzköpfige Grasmücken und zu der eintönigen Weise des Weidenlaubvogels gesellt sich der heisere Ruf des Haus- rotschwänzchens, das die Dächer der geräumigen Landhäuser und geistlichen Stifter belebt. Laut zirpend schwingen sich Kohl- meisen von Baum zu Baum. Weit geräuschloser benehmen sich die unzähligen Buchfinken, die wir allerorten auf den Zweigen der Pinien und auf dem Rasen der Beete erblicken. Man kann eigentlich kaum noch von Schwärmen dieser Vögel sprechen; dazu sind sie viel zu gleichmäfsig verteilt. Jeder Baum mag ihrer ein Dutzend beherbergen; zirpendeWeibchen hüpfen längs des Wässerchens, das in der Gosse rieselt. Immer wieder tönt ihr sanfter Lockruf trü trü zu uns herab, doch nie- mals vernehmen wir ihren hellen Frühlingssang. Sonst gefällt es den nordischen Wintergästen noch besser auf dem baumreichen Nutzlande, das die türkischen Städte und Dörfer umgibt. Um zu ihm zu gelangen, müssen wir zumeist erst die ehrwürdigen Zypressenhaine der Kirchhöfe durchkreuzen. Mit ihrem Gewucher blühender Kräuter, zwischen denen selbst Feigen und Obstbäumchen aufwärts streben, mit ihren dichtkronigen Zypressen sind sie oft wahre Vogelparadiese, Zaunkönige tummeln sich auf den bröckligen Grabsteinen, das Rotkelchen singt im Feigenbusch und Amseln und Elstern treiben in den Kronen ihr = ER En Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 549 lärmendes Spiel. Ist ein Gewässer in der Nähe, so nisten in den Baumkronen wohl auch, wie auf dem Friedhofe von Ismid, in friedlicher Nachbarschaft Storch und Reiher, umkrächzt von srauen Dohlen, für die mancher Bissen von der Tafel der ge- waltigen Fischräuber abfallen mag. Nicht ohne Absicht sprachen wir von dem Nutzlande, das die Städte und Dörfer umhegt. Als Ackerland kann man diese Gebiete kaum bezeichnen. Gemüsebeete wechseln dort mit Weinpflanzungen, Maisfelder mit Olbaumhainen. Dazwischen erheben sich an den Kreuzwegen ein paar Pinien oder eine Gruppe uralter Zypressen, die einen winzigen Begräbnisplatz beschatten. An anderer Stätte ragen drei, vier gewaltige Platanen empor, unter denen ein Göpelwerk errichtet wurde, um das Wasser des Brunnens zu den Gemüsebeeten zu leiten. Obstbäume um- seben die winzigen Häuschen der Landleute, und die hohen Erdmauern, die, mit speerschäftigem Rohr bewachsen, des Land- manns Eigentum scheiden, erhöhen noch den gartenähnlichen Ein- druck der Landschaft. In manchen Teilen des Hermos- und Maean- dertales, wie z. B. nördlich von Manissa am Berge Sipylos, treffen wir allerdings auch gröfsere Getreideschläge. Dort nehmen die Besitzungen der einzelnen Bauern einen weiten Raum ein. Das Land verliert dann seinen gartenähnlichen Charakter. Manche Landstrecken bis Manissa sind fast unseren norddeutschen Stromwerdern zu vergleichen, wenn man dem riesenhaften Wächter jener Flur, dem schier schreckhaften Block des Sipylos, den Rücken wendet. Sonst treffen wir allerorten jene Art der Land- bestellung, die die Dorfmark in einen grolsen Garten verwandelt, ob wir nun von Smyrna westwärts nach llisse pilgern, ob wir das Tal von Budja landeinwärts verfolgen, ob wir von Aidin aus dem Mäander zustreben oder in dem baumreichen Weichbilde Menemens Umschau halten. Wandern wir um die Mitte des März in diese freundliche Landschaft hinein, so begegnen uns auf Schritt und Tritt Vogel- arten, die uns von daheim vertraut sind. ‚An den Seiten unseres breiten Weges wuchern Kamillen und Taubnesseln, die überall dort die steilen Gartenmauern erklimmen wollen, wo das knorrende Rohr ihnen Platz macht. Das graugrüne Laub der Olbäume glänzt im Sonnenschein und die schlanken Ruten der Obstbäumchen schmückten sich grade mit weilsen und roten Blütchen. Nur hin und wieder, dort, wo sich eine Schutthalde empor wölbt, gönnte man andern Bäumen den Raum, ‚einer knorrigen Kiefer oder einer Platane, deren Se ren Äste sich über das Hüttchen der Kawedschi hinweg- recken. Auf dem breiten, staubigen Wege trippeln Haubenlerchen dahin, grofse, dunkle Tiere, ganz unähnlich der Galerida theklae des westlichen Mittelmeergebiets. Rothänflinge fliegen lockend von Baum zu Baum, und werfen wir durch eine Lücke der Garten- 550 Fritz Braun; mauer einen Blick in den nächsten Weingarten, so wähnen wir einen bunten Teppich zu schauen. Die Strünke der Reben sind noch kahl, aber zwischen ihnen gleilst es und leuchtet es von den Blüten der Anemonen und Kamillen. Neben leuchtend gelben Korbblüten hüpfen Hunderte von Stieglitzen umher, fast ebenso schweigsam wie die Buchfinken in Budjas und Burnabats Pinienhainen. Jetzt werden sie den Beschauer gewahr und hasten mit klingendem Lockruf davon. Standhafter bewahrt seinen Platz der behäbige Grauammer, der von einem alten Obstbaume inmitten des Rebgartens beständig seine klirrende Weise vorträgt. Unsere deutschen Landsleute können sich nur schwer davon einen Begriff bilden, zu welchen Schwärmen sich die nordischen Finkenvögel auf den Ebenen Kleinasiens, mehr vielleicht noch in der propontischen Steppe zusammenschlagen. Dort trifft man unter Umständen Stieglitzwolken, in denen sich Tausende von Vögeln vereinten. Dann trägt der Vogelsteller an einem süngstigen Fangtage vielleicht zwei-, dreihundert Stieglitze heim. Dem Vogelkundigen ist dieser Massenfang besonders darum interessant, weil sich unter den Vögeln auffällig viel Stücke finden, die abnorm gefärbt sind. Im Laufe der Zeit kann man dort ganze Serien abnormer Stücke zusammenbringen, die unter- einander in der Färbung völlig übereinstimmen. Am meisten finden wir Vögel, bei denen der rote Kehlfleck durch die weifse Kehle in zwei Streifen geteilt wir und solche Stücke, die hinter dem schwarzen Nackenbande einen etwa einen mm breiten, roten Streifen zeigen. Dieser ist für gewöhnlich etwas heller gefärbt als das Rot an Stirn und Kehle, doch finden wir auch Stieglitze, deren Nackenstreif ebenso rot ist wie der Vorderkopf. Wie die Stieglitzschwärme prächtig zu dem Vegetationsbild der blumenübersäten Rebgärten passen, so stimmen die Scharen der Zeisige aufs beste zu den ernsten Zypressen. Es stimmt den Wanderer fast wehmütig, schreitet er zur Abendzeit dem Obdach zu und erschaut er auf dem Friedhof allerorten die schlichten Vögelchen, die zwischen den ernsten Malen still und schweigend ihre Nachtkost suchen. Dort, wo ein Weg die Heerstrafse verläfst, um sich zwischen brombeerumrankten Hecken und Bäumchen durch die Felder zu winden, gewahren wir wohl auch einen der eigenartigsten Vögel dieses Landes, die Trauermeise (Parus lugubris). Könnte unsihre Färbungsmaskebeinaheeine Mönchsgrasmücke vorteuschen, so verraten die Bewegungen des Vogels doch sogleich, dafs wir eine Meise vor uns haben und die Locktöne bestätigen es. Allerdings bewegen sich die Trauermeisen weniger schnellkräftig und jongleurartig wie unsere Kohlmeisen. In jener Senke wird das Erdreich feuchter. Längs der Gräben die dem Boden das überflüssige Wasser entziehen sollen, Be Er. ld ee er Dt Beet Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 551 schreitet unser Freund, der Storch, dessen schwarzen Vetter Krüper bei Nif feststellte, gravitätisch einher. Erst vor wenigen Tagen kehrte er aus der Fremde zurück. An den feuchten Gräben, die sich stellenweise zu kleinen Weihern verbreitern, wird der Pflanzenwuchs üppiger. Dürres Rohr, in dem der Rohrspatz stammelt, füllt einen Winkel des stillen Gewässers. Im lichten Buschwerk schnirksen die Rot- kehlchen und von einem freien Ast trägt die erste Nachtigall die klangvollen Strofen ihres Liedes vor. Zaunkönige locken in dem dürren Reisig, mit dem der Bauer seine Gartenmauer nach dem feuchten Grunde hin zu festigen suchte und eine aufgescheuchte Amsel fliegt wetternd durch den Olivenhain davon. Weit zahlreicher als in den andern Gauen Kleinasiens, die ich besuchte, fand ich die Nachtigallen an den lorbeerum- buschten Hängen des Bulgurlu und in den Steineichenwäldern zwischen Derindje und Ismid. Dort ist die Sängerkönigin so zahlreich wie im norddeutschen Buchenwald der Edelfink, dort gilt das, was A. E. Brehm !) von den spanischen Nachtigallen berichtet. „Nicht eine von ihnen hier, und dort, entfernt genug von der ersten, eine andere, wie bei uns zu Lande, singt und jubelt zur Frühlingszeit: nein, Hunderte hört man zu gleicher Zeit, in jedem Gebüsch schlägt eine Nachtigall, in jeder Hecke wohnt ein Pärchen.“ Meines Erachtens sind die Fruchtgärten und Olivenhaine Kleinasiens im Vorfrühling am schönsten. Wenn auch die ur- eigensten Bewohner der Olivengärten, Hypolais oliwetorum und H. elaica (der grofse und kleine Olivensänger) und die flötende Kappenammer) (Emberiza melanocephala) sich erst später ein- stellen, so fehlt dann diesem Gelände, den Ölwäldern und Reb- gärten, doch dafür das bewegte Leben und Treiben, das die Scharen der Zugvögel mit sich bringen. Schliefsen sich an die gartenreichen Niederungen, wie im Westen Smyrnas, die buschigen Hänge hoch aufragender Berge an, so finden wir dort wieder andere Vogelarten. In dem Busch- werk lärmt Pyrophthalma, das Samtköpfchen, und auf den breiten Kuppen der immergrünen Sträucher rastet Pratincola rubicola, der schwarzkehlige Wiesenschmätzer, der in der Breite von Smyrna schon den ganzen Winter zubringt. Aus der Umgegend von Konstantinopel verscheuchen ihn noch die winterlichen Schnee- stürme, doch ist er auch dort zu gewissen Zeiten so zahlreich, dafs er und sein Vetter Pratincola rubetra, das Braunkelchen, zu Zeiten die Hauptbeute der Schiefsjäger ausmacht, denen die ruhigen Vögel auf ihren weithin sichtbaren Sitzen leider nur zu sute Ziele darbieten. Auch Sazxicola oenanthe scheint sich im Spätherbst von diesem Gebiet gar nicht losreilsen zu können. Sogar 1) J. f. 0. 1858. pg. 49. A. 553 Fritz Braun: bei Konstantinopel sieht man diese Vögel bis in den Dezember hinein und es muls schon recht arg wehen und schneien, bis sich der letzte zum Abzuge entschliefst. Noch zäher sind freilich die Bachstelzenarten und Pieper, die mitten im Winter jede Südwind- welle bis an den Bosporus zurückwirft. Sehr oft wechseln die verschiedenen Vegetationsformen, die wir auf den kleinasiatischen Bergen finden, auf einem recht kleinen Raum mit einander ab. Eben wandern wir über eine kahle blölse, wie sie Petronia petronia, der Steinsperling, liebt, deren Steingeröll die Schmätzerarten, Saricola aurita, stapazina und saltator, zu beleben pflegen. In solchem Gelände treiben sich zur Sommerszeit auch Emberiza caesia und einerea umher; Emberiza cirlus liebt dagegen Täler, in denen die Büsche höher aufschiefsen und schlanke Reiser hier und da ein paar Meter höher aufragen. An solchen Stätten finden wir mitunter auch Emberiza melano- cephala, wenn diese farbenprächtige Ammerart auch weit lieber in den Weingärten siedelt, namentlich in solchen, in dem hier und dort ein Obstbäumchen aufragt, von dem aus das brünstige Männchen seinen Flötensang vortragen kann. Ganz wie unsere Goldammer lieben auch einige kleinasiatischen Ammerarten, wie Z. melanocephala, eirlus und calandra, sehr die Telegraphen- leitungen, deren Stangen und Drähte den singenden Männchen freie, erhabene Sitzplätze bieten. Emberiza cia bevorzugt dagegen die Nadelwälder der Berge, wo ihr Sylvia orphea, einer der besten Sänger des Landes, Gesellschaft leistet. Wenige Schritte weiter führt unser Weg zwischen halb- mannshohem Buschwerk dahin, das hier und da ein Arbutus- bäumchen überragt. Von ihnen aus beginnt Sylvia sylvia ihren Balzflug. Neben ihr zeigen sich wohl auch Sylvia rüppelli und subalpina (die Stelzengrasmücke und das Weilsbärtchen). Diese beiden Arten nehmen mit den dürftigsten Sträuchern vorlieb, während Cossypha gutturalis, der weilskehlige Sänger, und Aedon galactodes, die Baumnachtigall, feuchtere Gründe lieben, jene Täler, in denen der Oleander seine farbenprächtigen Blüten erschlielst. Die buschigen Gründe, in denen ein Wässerchen dahin rieselt, sind zur Winterszeit in der Umgegend der Städte das Hauptziel der einheimischen Jäger. Sie stellen dort der Wald- schnepfe und ihren Verwandten nach. Tritt einmal, wie in den Jahren 1850 und 18581), ungewöhnlich strenge Kälte und hoher Schneefall ein, so werden die Schnepfen eines grolsen Gebietes in den milderen Küstenstrichen zusammengedrängt. Dann kommt es zu einem so wilden Morden, wie es unser italiänischer Gewährs- mann schildert. „Es war wirklich ein unerhörtes Schauspiel, Tausende dieser Vögel (Scolopax rusticola), wie die Schwalben, dicht am Boden 1) vgl. Marchese Antinori: (trad. Bolle) Über einen wunderbaren Schnepfenzug. J. f. O. 1858 p. 483. Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 558 entlang fliegen und sich untereinander nach allen Richtungen hin kreuzen zu sehen. Um Nahrung zu suchen, betreten sie den Meeresstrand, Gärten und Weinberge, Schollen der Felder, Wege; setzen sich längs der Mauern und mitten auf den Haushöfen, mit einem Worte überall da nieder, wo Platz zum Fulsfassen für sie ist. Ein unaufhörliches, lebhaftes Feuer, wie ein Angriff auf ein feindliches Lager, dauerte volle drei Tage, begleitet vom Geschrei der Bewaffneten, das sich vom Morgen bis zum Abend hören liefs, und dies nicht allein auf dem Lande, sondern in der Stadt selbst, von den flachen Dächern und Fenstern aus.“ In den Halden und in dem Geklüfte der Berge nisten Monticola eyanus und saxatilis, die Blau- und Steindrossel, dort brütet auch Erithacus titys, der Hausrotschwanz, der im Winter in Städten und Dörfern lebt. In dem Steingetrüämmer felsiger Halden haben wir auch die Niststätten der Schwärme der Hirtenstare (Pastor roseus) zu suchen, die echten Zigeunern gleich, heute hier brüten und im nächsten Jahre vielleicht sechzig, siebzig Meilen davon entfernt. In den Felswänden dicht hinter den Städten schlägt der schmutzige Aasgeier, Neophron percnopterus, seine Wohnung auf. Vultur fulvus, der braune Geier, und noch viel mehr V. monachus, der in dem Gebiet recht selten ist, halten sich von dem Menschen mehr zurück. Der Lämmergeier kommt zwar überall vor, doch ist er nirgends häufig zu nennen. Schon oben wies ich darauf bin, dafs die Zahl der Raub- vögel, die in Kleinasien nisten, in einem grolsen Mifsverhältnis zu der Menge jener Räuber steht, die das Land blos durchwandern. Bald sind es Weihen, bald Zwerg- und Rotfufsfalken, die das Gelände beleben. Sonst bilden Astur brevipes, der kurzzehige Sperber, Circus aeruginosus, die Rohrweihe, Aquila melanaetus, der Kaiseradler, Haliaetus albicilla, der Seeadler, Buteo buteo, der Mäusebussard, Circaetus gallicus, der Schlangenadler, Falco subbuteo, der Baumfalk und Falco peregrinus, der Wanderfalk, den Stamm der Kleinasien eigentümlichen Raubvögel. Die überaus auffallenden Zugerscheinungen der Raubvögel am Bosporus sind von All&eon und Vian auf Grund langjähriger Erfahrung eingehend gewürdigt worden.!) Ganz andere Landschaftsbilder und ein ganz anderes geartetes Vogelleben als in den Bergen finden wir in den breiten Flufs- ebenen, die zur Regenzeit oft weiten Seen gleichen. Unsere 1) All6on u. Vian: Des migrations des oiseaux de proie sur le Bosphore de Constantinople, Rev. et Mag. de Zool. 1869 p. 258, 305, 342, 369 u. 401. All6on u. Vian: Nouvelles observations. Ibidem 1870. p. 81, 129, 161. Die wichtigste Quelle für die Raubvogelzüge am Bosporus; eine Arbeit, die wissenschaftliche Gründlichkeit und schöne Form erfreulich vereint. 554 Fritz Braun: Wanderung führt uns dann in den Talfurchen des Mäander und Hermos zwischen Sumpflachen hindurch, an breiten Gewässern und feuchten Wiesengründen entlang. Nördlich und südlich von unserem Standpunkte ziehen sich die schneebedeckten Berg- züge dahin. die einen trefflichen Rahmen für das Landschafts- bild abgeben. Dort, wo ein breites Quertal mündet, schmiegt sich ein schimmerndes Städtchen an den Fufs der Berge und Dörfer und Weiler bezeichnen den Eingang zu schmaleren Furchen. Von unserer Herberge aus führte uns der Weg noch ein paar Kilometer weit zwischen den Gärten und Olhainen hindurch, die wir schon kennen lernten. Der Baumwuchs verwehrt die Fernsicht, nur eine Kette Enten, die über die Gärten hinstreicht, verrät uns die Nähe des Wassers. Bald zeigen sich inmitten der Felder und Baumgärten schmale, sandige Runsen, in denen noch vor wenigen Tagen rasche Bäche hinstürmten. Nun stehen wir am Rande der Gärten. Frei schweift der Blick über die Ebene. Zur Linken des Dammes, auf dem unser Weg führt, rauscht und gurgelt ein breiter Bach. Immer häufiger gesellen sich Bachstelzen zu uns, die uns mit schrillen Rufen das Geleite geben. Nahrung mufs hier in Fülle sein, denn auch die Hauben- lerchen treiben sich, ganz in Widerspruch mit der Natur dieser Steppentiere, zwischen den Lachen umher und Schwärme von Grünfinken und Rothänflingen beleben die begrünten Plätze, die inselgleich über den feuchten Grund emporragen. Zeternde Elstern streichen über dieWasserflächen hinweg und im gaukelndem Flug umkreist uns der Kiebitz. Wie geil und gelb das Gras der Wiesen leuchtet, über denen noch immer ein Zoll Wasser stehen mag. An höheren Stellen hält es die Grasnarbe wie ein Schwamm fest und entzieht es so unserem Blick, an tieferen Plätzen blinkt es hell auf. Ganze Heerscharen von schwarzen Vögeln ziehen auf dem feuchten Grunde daher, Bläfshühner, Fulica atra, die erst aufgehen, wenn wir uns ihnen bis auf Schufsweite näherten. Hier mahlte die wirbelnde Flut ein tiefes Wasserloch aus, in dessen Gewässer von der Seite her die unterwaschene Gras- narbe in grofsen Fetzen hineinhängt. Ein kleiner Steißsfuls (Colymbus nigricans) schwimmt emsig auf dem Weiher umher. Allmählich wird es schwer und schwerer für uns, weiter vorzudringen. Immer wieder kommen wir an Stellen, wo das Hochwasser den Damm durchbrach. Zumeist liegen die Durch- bruchsstellen schon wieder trocken, aber durch manche strömt die Flut noch mit so reilsendem Zuge, dafs wir sie nur ungern durchwaten. Immer zahlreicher werden die seeartigen Wasser- lachen. Rauschend geht ein Flug Spiefsenten (Anas acuta) vor uns auf. Bald erblicken wir auch Stock-, Mittel- und Krickenten (Anas boscas, strepera und creeca). Auf einer Sandbank treiben | | Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 555 sich Flufsuferläufer (Charadrius dubius) umher und Rohrweihen schweben längs eines Grabens dahin, den die Flut gewaltig ver- breiterte. Dazwischen überall die Heerscharen der Bläfshühner auf den nassen Wiesen! So versunken sind wirin ihrem Anblick, dafs wir die Kraniche, die über uns in der Luft hängen, erst bemerken, als ihr Ruf lauter und immer lauter zu uns herabtönt. Wir schätzen die Zahl der Wanderer auf etwa 80—90. Fast regungslos hängen sie am Himmel. Hin und wieder verändern sie die Ordnung, schweben hierhin und dorthin, aber noch lange hängen sie über derselben Feldflur, bis sie endlich nordwärts abziehen. Noch besser wie zu dieser baumlosen Ebene passen ihre Züge zu dem garten- reichen Tale Burnabats. Freudig schaut der Wanderer auf, schweben über dem freundlichen Grunde, den schneeweilse Berge und das blaue Meer umspannen, in dem allerorten weilse Land- häuser aus dunkeln Pinien und Zypressen hervorlugen, plötzlich die mächtigen Vögel in ihrer winkelförmigen Zugordnung. Kreuz und quer streifen wir zwischen den Wasserlachen umher, wo unser Fufs noch eben festen Grund findet. Am besten wandert es sich noch auf den Sandhalden, die den Lauf ver- rauschter Bäche und Flüfschen bezeichnen. Doch immer wieder sind es die gleichen Arten, die wir erspähen, die unzähligen Bläfs- hühner, Stockenten und Kiebitze. Beständig umtönt uns der helle Ruf des Wiesenpiepers. Ein Vogel, der auf einer fernen Lache immer wieder auftaucht und verschwindet, erweist sich als Colymbus cristatus. Je mehr wir uns dem Meere nähern, desto zahlreicher werden die Vögel, die das Gelände beleben, das fast unmerklich in die Lagunen des Meeres übergeht. Zu den schon genannten Arten gesellen sich Pelikane (Pelecanus onocrotalus), Reiher (Ardea cinerea, der Fischreiher, A. purpurea, der Purpurreiher, Herodias garzetta, der Seidenreiher, Ardeola ralloides, der Schopf- reiher und Platalea leucorodia, der Löffelreiher. Brachvögel und Trappen tummeln sich an sandigen Stellen, und an der Meeresküste zeigen sich neben Bläfsgänsen (Anser albifrons) auch Schwäne (Cygnus olor und Cygnus cygnus). Neben dem Strandreiter (Ht- mantopus himantopus) laufen Strandläufer geschäftig hin und her, und am Gestade rastet bisweilen auch Haliaetos albicilla, der mächtige Seeadler. Hier an der Küste wollen wir von dem gastlichen Jonien, seinen schneeweifsen Bergen, breiten Tälern und einsamen Lagu- nen Abschied nehmen. In den folgenden Listen Krüpers, Strick- lands und Riegler/Reiserst) vermag sich der Aufklärung zu holen, dessen Sinn nicht nach einer zusammenfassender Schilderung des Vogellebens stand, der über diese oder jene bestimmte Art Aus- kunft begehrt. 1) Ornith. Jahrb. XV. 1904. Heft 4 153. fi. Fritz Braun 556 ‚yepuegeq uepmny Aop ‘esIueojegg SILIQ Jeuls A Purg usule pjeq esıoy sum Jyuayos yoıyuegoH 'eSserejuf Sosst#3 u (oFurmeng *170) ISI sne ueppiLIey Zug yeusrer; uoeu sıepuoseq 19 Tem ‘0op se ey 08 “Topuemoqdinp zung TPFgAINUM pun -Jesseg “ig yone aopdeory Yyılm “uogaeum yeysıparjsjo ne yonıdsuy uourey gone (FIN "FO6T "AX 'aIgef 'gUIg "Iosioy 'pe) spedounuezsuog JoIgA Iop SInyoIszIeA ayasıo]3ery sep uuey (z 08 ‘d III Wrueoeq stuıg “ıostoy ogeIs arZojoqyiuig Aeqasıgdoineysopns SIeJsiommy U9YJUEIPIHALDOL Sagorp oydoyı pun uogerf dog SOIOUEN (7 ‘oaangqns 097 "ssstuem 10q Sdumsıy 2 ‘III '9I nz ayowgydıu aInay uawums 1odou "snam] sdhy -[JUBISUOY UI UHWLWONIOA uaydIaajyez Sneasqn 08 "[odouueJsuoy wWOUI9S UOA UAgBSUy suoa] |uT Zyney urawadun -]V 'sn4agdous4ad uouydoan] | snasgdousuad uouydoaa! 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"u950Z SJIBMPNS SIeW -90u 9ıs sJep sie ‘uuey ugwy9uuw saapue Jydıu ueu sjepos ‘uopunmyds -19A 9jfe uaıem ‘uawey aunınyssauydsg Jiady sop uudag nz uuep SIE -aU90M -ZABN 194299] 19p ur’[dg un sndo sndy u9aly9S19 LO6I "III 9% 1061 "III '8% :0061 "AI 6 :6681 "III '8G :8681 "III 'T8 :2681 "III 66 :9681 "III 08 :6681 "AI 2 7681 III 9a :zesr 19 ur usyepsyyunyuy '3S7 3PReIS 19p [950AISINeAeyU) UP nzapeı193 19[59suadıy A9p wapzJoAy'sı9]391 stuy91aZ -ı 9 WOP UI 9SIOMAayaI] -1e[Y19un J]y9J map sndy "y19uagq 'sndo sndy "SNAOUDI SNNIN,) "snand -0.na snbnwn4do) 'sndn sndy “19s[9y/19]391y rıdy um 'eurkwg "SNAOUDI SMNON) puepy9rarg yonyany ur wou [2 'XI 'Ig we euıkus 19g °99 "AI 'SI ‘9 "AI '8 (12 "AL I 'S2 "III SS we uay9sad Ysıonz wulÄwg Tag 'uR jıady Zuejuy guwoy "zuepdy1or ufozur u9dUgaN uaAayoy uap ur ydıs 19p 930‘ A9dyney Ayas uaıse -ur[7 UT "Todoayesseg pun -19u -WOS "PIHNINY Op 'sn40und snnan,) ‘89 "AI 85 wuıkus 199g 'ıdy opuyg JJunyuy '[e80A -19WWOS AOdgney JyaıIN 19504 -Jesse | pun -19wwoS "Dqfemyds -IPeN ap 'snamdo4na sndynwiıdn) TBW SAN yaıpulayds -IUEM NOZ89] 'ZL8l "AI 7 uw yunyuy vuıkug Toq Yeqeuıng OLIoA WI 'TeSoAyesse,] pun -ıow -WOS 19]398Ione Aop 'snd» sndy "uapuyag augen) wı ydIs 9Ip ‘azyerdynag aıuT UB ydIs 9IS u9gadoq TeM wt 3sıq 32 "III ZT euakus ur yyunyuy [odoagesseg pun -ıowm -WOS '19]39suadjy op 'napawu sndy aodnıy Fritz Braun 566 a EZ 1 EUo u I Zur "uaqesuy anBuad Juyo uaruof and -[930A19JjuL My pun -puwIs "Iydads -NeId) I9p 'snundıpına snund SnAT aqeduy aneuad auyo uaLuof ang TP3oAsyury pun -purIg ‚sıpıma SNIUT ydodsunın Aap 'sıpuma sn Syney Sa]10 GL "TIL LG 9anz ıyas TdO Toq 9dnzYsq1aH wop Jne gurkug ag 'TOFoAIaJurM up my mpanbıog Kuh] "oyyınbaog zUhT 'speyapuaq AIOp oyınbao; zuhf -uı9s Jsnöny sdugju® 19pP0 Inf apug op Seu änzqy A9([ 'Jady apuq osje uorseumly ur 219Zo897J UAOladajsI] yuny Ju u9WWwesnZ A9IISYInyonyAayafH I9MZ GL "AI 55 UleIg IOAp JIur JSOU19JS[F wOUID UI AOIT 19Ap IL 'AI 25 WV wyopnv»o von] ugıseursf] UT Jıeuowmy 9Aulag zZIeN WI suoystaw orepduax?| 19939719 Ip MaIyaa y9equasuon "A Je] uomgdwAn wı uamaeg ur %L TIL '9G ZIEN Opuy Yyunzuy 'Jzuepd310J} yaIs 19 8p U]o8oA -[9WWOS U9P NZ 19 J10493 uals® -UIO]M] UJ 930A19WWOS yanyany -9y9H A9p 'smıumpunb sa4sh990,/) yıauagq ‚19stoyj/1o]3ary "PUBLNILIIS aodnıy 567 Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 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Unsere Kenntnis der Ornis der Kle ‘feydsuadur] -9% ur 98ue] Y9ou Y10P U9IBM 9YONIS AI 'U98 -UBJ08 aönLT 9zueS Joy -19p9IA uapınm 'IdNQ 10gq paıngıs Dydhio9oun]a il uosuny4owag "DIDISW 9149104) BEISCHIARIREIH ‚Syney ayag "DWIS149 DPAWWNOH ‚ua -98938 jıady wı yey sdoda vdndyj| -SuH U] :sdode »dnd] DMADb SDIIDA0I pawpyor1gg una Jung yw 79 "AI SG ‘IolA AUT SON @L "AI 7 WIE 1omz Jun ISoN GL 'AI 7 wunkug 1a uueyoq yaıweorz Jjersqn pun [980APpurIS JsI TPFoAısJury pun -purIs BydaojusqneH Ip "DImgsı4 DP1.4DH ‘Iydıu YDOU AIS 999798094 (.1930A19WWOS) [980ASnZ 'ay9.19] -UIISN A "TURIS un sor4as4ap woman] das/Sny nzdoM GL III CI "IL III #5 °#9 III '65 JSaonz vwuıssus Tag "9304 1943]0J19A [OTA jle1sqn pun A9JuueyaqIygom uro IS] -[98oAyesseg 'Jdoyapaıy sdodandnd ‘dos ayım Sıq Jaqem pun 9sn9 -NY ANIm Juuıdoq SnzdaM IE ayım Aozasaı 'zL "AI MI IL "AL 'LZ #9 AL FI Jsaonz eulkuug 197 uueyaq yaıweız uaIseuro]y up '8oAyesseg pun -AouUulos ‘aggıyfppuem 'mnumb SDL9D40/) "uI9s U9PUnJ9d U98 -IIOA S9p UALEYIS AaJun uaflamnz los 3oAdnZ 1ossorjuguerg aoudsısaadg "Ted 'smarsaad sdoAany ıodnıy Fritz Braun 570 "u9} -0q93u® UID[PuUry[9SngeHY uoA jedourueIsuon) ul am uopınmn myommuad "UDSIUem “s212sadD Sh409040 "u9sunyIawag "IOZSOIYePF usyey ı9p pusı DAP |-UeM JwWOoy '24P -u709 DYÄhA090UDTaAL| -uD]09 Oydh4osoungan] oh) -DphyaDıq D19PUn]n) "uw UOPION U0A usJydeuraM un SundayJıM u98 -u91Js I9p uuldagIogq "s24753dD SKA409040| U9WWoN [a30A -9S -9IP uHIENISAAINaUa3 a "uw ualey9s u9sJo13 u Joyuıy WI 9y9Aa] aıp y9opaf yeıy ‘ne Iydıu T9OU A9soN sp yaı pur euÄug 19g 0304 -I9JuIM Pun -pueIS ‘aydıa]ıap -uejey 'Dapunyna Mydh4osoungaiL Yydeu -93 uOdunayejJIg 9uray yaı oqeq UAUWONIOA Ayı dag) "I9B0AdnZ "Oydaa]pueg dp "49sap saumwowuy ‘Inıg A9U9syIem -ı9 Ju Inzqy IJsnsny wI °I2 AI 7 79 "AI '6 Ua9S19 aIp “euıkug 197 [950AIWWOS 'aU9IIT adıyaz -zmy 'vrhgovphyavıg P24PuDID/) "nz yeu -19H A9p up]Ie pun ur ıaıy ‘uadog -I9qN A99MN Sep 9Ip ‘1919pue M 91p UIWUON ZIgN WU] "UsIeıyaq nz [950A19JuILM Se Anu UoISBUra]y] pun puejuaweln) ang 9804 "sısu9am vpnoyy|-uf) :sısuaaım npnoyy|-aaJuLM '3U919]PIAT 'Sısusaın Dpnvyy ‚Syney !euıkug "DIA0QAD DINWT 0940949 vınınT BENCHTARREIN "PUeLNI11IS "u9lUof ınJ WodUunJy9egoag U9A19PUOSaQ au9y 'T9SoAdsjuıy pun -pueIs Sy91ajapıey 31p "wauoqgun mınynT ıodnıy 571 Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. "III 61 0 12 "III 6 +99 III ST ‘e9 "III '6I we 9ıs wey wuıkus gg 'ZIeN SOp SJJIeH 1UP42I9] A9p ur uoys ‘uw uogsagnaz} we asgıp JWWON uIWwwy ualfe UoA "uw Suney yoımoız uoIseulo]y ul '710493 Jady |ueu gyıa aowwy odydoyne.ıs um ‘emıus 199 |-nejq aIq 'TEF0A1MUWUES “aauuıy "DıS309 DAIAQWT| 9Sydoyneisnefq ‘Dısana DZIOqW/T 789119 vwuakuıg IQ 12 ysnöny IE 'n '9g "uapunJ9s 19ıq jun; euıÄus 109 GL "A "CI uy "WL ATS IL ALS eunÄug og -usawwy uozLıqn "OBLIOA A9P IM Syney 0S JUN aıp SIE AAU9JJIS Dunn740Y "tady wt euakus |’j930Aesseg pun -19WWOS "IOuLUE DZIABQWT ST JABUTOSOA "DUDINIAOY DEIABQWT| DUDNIAOY MarAqWsT| -usjıer) 19Pp 'DuDinzıoy marsaquısd aajpdounuegsoy wep MY "I, Jsn3nY '0% -u919S u9dURJO3 739]19 93270] 9Iq "Isnöny Suejuy YpeIS 19p puasodun AP A9po Inf opum asıeıgqy "yunyuy ur [9804 9Ip sJep ‘Iydep ı9p yoeu 95B]L Uy9ZIALA J19Za59r] -19 Up y91 9doy ‘opımaM "SL "AL '9G 12 AL BG 99 'AL '60 pneyaaa 's[Ig I wu1[030 A jsIonz vuıÄws 197 UWONUr wop ne 19p 'soän]T saura sjLIdy sOp USB] U9JZIO] up ut TISNZIg : 0709917 nzI1aqwst ı9p ‘980 Aayuueyaq [easqn u -[osurqpef uayosıuAy) uoıseurojy} Ur Ist Jowweuoddey -1Q 19p 1980A197YeAeUY IQ TPZoAIaWWoS “aawweuad "DDyda90UunTaWm DZUWAQWST -dey sp Dmydasounjau DzIAagwss "woSuny.1owag 19stay/ı1o]3ary PueN29Tagg aodnıy Fritz Braun 572 ‘ogje snyqns ‘o) "TEN Sduejue 19p0o -uadse1aun wıdns9ı |jLdy opuyg yJuuıdaq JIOZaBar] alq -od109:9Jusds9ABHIp | "AT 'S we ZL “AT EI we 1281 -IITA ode) nazuagwrp "AI 'g We 9IS u9aLU9sıa FIgI T9qspurejpPıysdung |’ue splady söuejuy nz Is Jwwoy -I9IJISOGJEUIIIO |eUIÄwg 1a N1OP Joynıq pun 10A Ip AIM U9SNJ 19m |Syney yoIWwoız gIs JuWoy eurÄus -wyY u974799pJua pur] |1Eq "Te80AMWWOS "Iawuy Spur] -NO11JS UOA AOSOIp 19 | -M9L1IS TAPLIIS Mauaud Dzr1aquus 104 9 wulkus 1994 GL 'A Ol wy aoyeds usayelynıg uoyey u ‘Lady ayım 19Zz959T 'yonınz Pusgniq Up -u9390 u9AeqJyInA} "uayaeg ualIe "U9PIITISI9A AUAS 98J0IH) ur 9Yeuowlgwwog A9p Pusıyum a9p ue 'spdY Zungesun SyneH |yqlaqg T93oATayguıy pun -purIg 19p UJ '24Punv9 nzısoqus]| 'DAPUD]D9 DaWaqusT| "DAPUDDI DAIAWT| AOUWMENEID ‘DAPun)Da MaIWaqUWT -Syney (uaısy pun edoınyg 'pugJ "Iy9J any Zunyugayasug |4yDru uarseurjy Ur |Zzurd J10p Ip ‘U9ZJOSI9 NZ 9770u Re En nn Jypayyyıuzuen)) |yoı aıp “uazyosaa nz |-2.49 uaIseuro]y] ur Juroyag udy -ueIUÄYN Yoanp ars Yne] "DNIURAN9 DZLMQWT| PNAUAS marutaqw,y |opuy pun ayyımy Nozedor] 'Te8oA -19A YOrTUTOWOSsIye \ "SU. yuouag ’OSSH]g AP |-Puw7g LoIswule]y Anz 9SI douur -odsog op Yy91u 3sı 3uny yeyaszeqypun p |-unez org e3oreguy pun -9Ig1O A AOAUT 9ZUS.1H) dLd] "SD DZIAIGWT\ AI 'Sn749 Dz110qwu | -pueIs "1aWWEUNEZ ‘sn749 Drag : "GL XI u Date: Tag IT WE ABOLIO @9zIo7 Sog oıs uoA SuoIUOJ sop yoıldnzog yuyoız ‘dog pun gsnany opug '7L -uo3uny1owuog BEISCHTAGIERIEN "PueIY911IS aodnıy 573 Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 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Fritz Braun 588 "uU9J[9S Jydıu sneydinp umıoy [adourjuegsuon um uIaJury uoyoueur uf "UHUIIO.AIS NZ IST U9YJOS ZIBS -nZ s19]3014 'snoDıJı sSnp4nL| "uayjag 'snowım snpanL "uodunyıouag "snunkd mOSIzuoNL ‚aostay/1o]sory "wurÄunS 19Q A9JUIL M up 'snaısnw snpanL BuÄws 199 A9JUIM up 'smovm snpAnL euskuus U0A aUeN ı9p ur [anf pun uas[fp T 9Ip Juyomag ‘snunho DI0917UO AT "Pur[yongg wursug 199 U99S19 Alp I2 "X ‘05 'ZIBM SIq oma ‘Yyunyuy 1990440 Apuy 329119 uaduam u9SJO.ID UL PAIM pun Iyney Ay9s 519) -UIM sap puaayem IST IP90A19} -uIM [9S501pFuıIS 'snaısnw snpanL, 39119 wulÄug 19q a1aıyauL sL .enIgo]J Furjuy 'mIogurM u9duaıjs ur 9ufazumg "930419 -UIM [ossorpurmM 'smanıyı snpanL -uodunf u9danY Ayrurag JıW ISaN ur IT, 'A 'g we ‘uapungJad Jaıq euskus 9q 72 "AI LI 'sıudy sap 9J]eH U99SA9 ı9p ur 119Z339T "U9YINIS UAUJOZUID UT Yıayum -19q/) 'T950A19Jury pun -pueIg ‘[ossoapnejqg 'snunho moouoNT "yonınz ZABN Opuy uoyas yuwwoy] SdAq9n) AP U9][EIS uaulesuld UB UOPUBAMS[OT U9U929] -95I0y u Sıamwog sop pPuaı -UBM UYDIS JOPUlg 'T9850A19WWOS “[9SSO1PUIIS 'Sp70XDSs DIOMUONT "785119 uaydqIoM UI you euıÄwg q IT, ıaqwajdaes 9 my ıaq -weaydeg/nf Inzyony "32 "AL EZ pun 89 AI '9I euıkuıg ur YJunyuy ıodnıy 589 tischen Westküste. inasia Unsere Kenntnis der Ornis der Kle -uoseaynz -199 93017] UOSLyydIM SNE -I9qN A9S9Ip Zunae[y ınz SEMI9 USTUOF UI Yeyyuo -]nY UOJSUIBU WIAUTOUL I9q *DIIM UIOS JUUOZIHA AIUI SO syep ‘ayoy yP] uayyq9ear -9q NZ uUHPaILyIsJuaun YOU sie JIayuadajaduy 9SOIp jst (9x9], wı aqeduy Aap ayaıs) yoeu ZunumaM I91asuf) "u[J9SUIU9ZULIT U9p ne 70 sIHjuIM 'SMA0AaWSıa SNPANL "u9pug nz uoLye) -oBaAeurdälyg A9urı UI usuneg UOoA YIOM 18308 d9juIy WJ 'suumpd snpunT "uodur] -93 uoIuyJÄgq UI Y9RJ[OTA sıajuıy 'snyonb4og snpunL -uoduny1owag "DDYAHOUDTaUL nDa11aqwr] UOA 9 -]os ıny ı9 Jfey 980] -9X) u9J[9WWUBSO3 10 -NIY UOA9IT "9PA9M u3y9L17893 uape]N4Y a9p TPSoAnIg SIE Jıy 9soIp sep ‘dur -19A 699 TI] EOTU -eIfeq SIUIQ "ı9SIOY Bu Doms snpAnz, -ıKkuS DynAam snpAnL "SNAOMISIA SNPANL "sıuDyıd SNPANL -19sıoy/1073914 "eusÄug 19q S19} -UIM SNAOMISIA SNPANL wursus 19q AOJUIM wjp 'sunpd snpamL Pury911Ig -u9luof ıny usqeduy oneu93 guyO "TedoArsjurg pun -pueIs "TOZOAUNIT 'S?40700 aoguaay 'SOXEN FU® AI pH) € Wop -9l aryıo ‘Yyaıu uyı ges Isq[as ydı !uopunjadjne ueyas J1op Up -ına 91eJdwaxF] adıula !uayonsag nz uopejyÄg ap yaııyel Jurayds 198504 ApuswuoyıoA snpoyy pun umdig ne pun Syney yoıwaız uaLıÄg ur snoseueg pun nuog I8q AesoIg 'namng ASD1SJle9S -0[99 "IIOIA 'sunmsubıu snyououohT "1917 g Ju IsoN wuakwug 199 GL "AI 95 WV "To8oAlayurg pın -pueIs ‘oswvy 'nynaaw snpunT -Pusmigq 3311gad) Aajje uodunp -[eM up ur ualseulo]y U] "9304 -pueIs yoane Aaaqe ‘EFOAISJULM I9SSO1PJEISIN 'SNA0AaWSIa SNPANT, "UIOJULM u9Fusıys ur UJOZUIT To50ALOJUIM ‘[9SSO1PIEPJOUyIeM 'sSwpd snpanT, "st I 03 wuıkug 19q AoJuıy wı ufozurg 080419} -UIM T9sso1paury 'snwnb4o7 snpanL ıadnıy je2] nm Journ, f. Orn. LVI, Jahrg. Oktober 1908, Fritz Braun = no 1m "Zyney ‘[49 19q u19JuLM Layduwu u] ‚sıaDynpow A07Uaay "ussunyıawag "SNIIDU | -tpunı snDydaoosy ‚19stay/ıaldary euskuus 194 U9]9S SIOJuLM ‘7 unf Zuejue sıq Tem ayım yazasa] "GL "AI "EG "IL "AI 'CZ ‘79 "AT ’0E !E9 A 7 we uagasad 3sıonz "Zyneg yaıweoız euıkug 19g 930A19WWMOS “LOFURSUsANO au] pur] 9909 supyodhf sndny sZueJu® A9po Inf 9pu Inzday Tunp sZuejue wDopal uajstaW 9Ip ‘AOL AOIA UOydS IL "A zz wy 'TeW 9NIN eu }19Z -939] "GL AT LG Pun [2 "AL 08 79° °C :89 "A OT JsIonz wu -ıÄusIog "Te Juezuy a9po juudy apug yJunyuy 29079 smmyodhf sie ıodyney vuıkus 199g 'Jod0A -19WUl0S IOZURSUAAlO AasJoln) -puepypoLyg wmsoggayo srmjodhr “Juuey9q Iydıu 9pınMm “Yaymıq 19 gQ "eulkug um Syney yaıwaız 'TAdoAyesseJ '1adugs -IgOAUIIa], 'smAadauys Sn7Dyda9ouy eurkug un [o3oAmıIg -1930498ss8 J pun -19WwWoS ‘[9SS0.1P -Iyoy 'sna9nupunıd sSn]Dyd390uF "ZARN/A9q0I1O -u9J[os y9op “TOFoAIsJurM ajlau "sıumnpowm 407u399Y | -neiquay9aH 'StAmınpow Kouasoy puepyoragg ıadnıy 591 tischen Westküste. inasia Unsere Kenntnis der Ornis der Kle ‘Jy9eIga3 1odurF -[930, woA 'Jdg ur seänz -J85Q.19H 'P Pu9ıyEm AU OP -ına snayonbo snjpyda9omy -uadunyıowog "1ost9y/ao]3ary -u9y9s93 2quwazagq wIı vu -ıÄus I9g 'snu3Dg -0U30Y95 SMIDYAI9049Y puepy2Lı4g 9 m 3soN wulkus 1aq #9 °'A 7z uvy em sap uade]L U942I9] uap ur Yuurdaq YIazaynıg IA "SL "AI SG :I2 "AL 65 979 °A € ‘gg °A 'L UaU9S93 zsıonz wuıÄus 199 "Syney Ayas uaıseulo]y UI -HFoAaWmWmog 1adugs Hd1qIR} -780.1 I9( 'WWOL sapogompB uopaF ‘739719 g9 "AT 'T wuıdug 19q [ewurg 'o8oayesseg '19DuRs -u9YNI9IYISNIHY Ppıaaru DASNIOT 10498 ZL ‘A '9 we ‘uossoyds -93 IL ‘A IT my 10ya3 Sues -94) JsIonz 79 pun 89 IeN OMIM 7919pu®wM uOpuayaızydaınp U9FZI2] a9p Aourm Jodoayesseg ‘1Oduws -IgoAsTnL Tg 'sapızmıanı) WIASn90T "9BLIOA A9P 9IM osusqy "ToFoayesseg “1IEdurs -Iyoauasurg 'sn9y4nnb» sn]0yda9oay a ee -IE we 189]19 Buıkug rag 'I930A -ı9juıy pun -yesseq ‘odugsiyol -J[LgDg 'snuamgouaoyas snjoydaooay -789]19 93299] 19p wuıkugIegq 9pınA IL 'IIIA '6 muy san uaydI[lalz ‘uaura]y WEUMD ur Aal C U9YOS aodnıy 38% Fritz Braun 592 -uaguny1awag -ı9stoy/aalgary "puein91135 pun uapyaıynzue suaIseurjyy ua] -[9], uadydums ualje ur Js] '[980A -I79juıy pun -pueIs ‘loduesiyon -U99SIZ A9p "wWWAL, ‘070997570 MIOISY/) "ıoy93 al 19 uap ‘uojsydy9ajıoa uap sje aodnıy YUuy)IZzag Fuesang) UA ’U9YoAl -95 9dunf Jıeqang Uoyds uapınm I. 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"uosunyrouog. -19SIOy/1o[30ıy -U9SSOUIS -95 A9QWSAON UI euskug 199 9U®N 'sn/nı sndoosomhyT 'eSI900 HUIMIH 'weu -ıAugodoıd Jepgefg 's3o] ou} JO INOJoO YIep 9yJ ur pue ‘78oq OU} Jo SSOUJIOUS oyy ar snpydon "5 wol} pu® 'ozIS 1978019 sy ut emı 'S mol SIopIdg "fs we :9/ız eupneo :?/;, ısor ©”/sg Ipod '907 ‘3u0] jgoefq s3op :Aysnp yeog "48 04 04 jenbe z ou} paesıy9L1l)s u9FTNOJUI UAUTIS uHdejLenurp pun -19qU9ZIA U9FLUUOS UB JIOP ISJel pun jne 3peIg 19p uaJıeH) up ur wıs ed T9F0AIsjurM 19304 -qnejuapro M dap 'sn/n4 sndoosophyf Husqfy A2p ur odunf uew gyLı np wı uoyas 'yoanınz ad.ugen ap ut uuep 9819 als Iyaız pun ne 9uaqy ap ur uoyIoM 9aaıyawu ydıs ey Ag SL "III 91 pun 12 III ea °79 "III '6I °69 III 6I me U® U94SI9 9Ip uaWey wulkug 9g usu9gy ap UEWNBAqUAAULO u9p UI A9 FUIOUISIO ZIUN Opuq JA0A YOU !UOWWONUR USISOUN.LF we aIp ‘l9IapueM AP AaULa Isı AT 'YMIq op pun Juyomag 9311IIX) A9p UA]JEIS UHU9FFTSFIOU aIp I9p TEFOALEWWOS Adızuld A9p yst [93oAqn®T AasaIq “ıynpodur DU DNPaHT SIE A9KBULIapurT pun aynW A9p uoA aadnıy YIeN -[980AJesseJ pun-ı9wwog 'ı9dugs -qnej31og a9p "uyjauoqg sndoasoyhyT "uI9pPuBM nz UI] -pıgu 19 Juurdoq ZI m 'IqTorq ydınpumy A9jJuıM UaZzuBd up 19 aodnıy uapanjJ93 sedoing "mdy sZuejue 19p0 ZIeM ua], UOIsyDIpns |Opug A9qe YPpumy9sıaaA ‘dyney "yonyS SOsızurd uap ur ınu sep 'uay9 Agos Aaayuıy WI SO Ist eulkug um Inu uIdUR T AUTO -[950\ AYıez ‘sau | UOA puadadun A9p UJ 9304.19} uoA *[dY ur J[arqa9 y9] 9 "Doydao |-1O]NSaSOIq "onydao |-urM pun -pugIS "uayszdoyywueg -Dydaaoumaw wumpyydoshz | -oumgau wwmyydoshz | -ouojaw vwypyyydoshr "1319 "wyoydaoounpwm vwpyrydohr | -u9y9Ta]a3s9q '[P30A3nZ “93uRS AOyIsıuıpıes ‘Dp4os miahs "u9pgo193ue Yyaıı y9oN 'T930AdnZ ‘1odursydpnengg a99UHAOLTg 'sıymeommoud mweahg! | "am 9A ol 74 "AL 208 STILE TI AL SUN "Te Suejue pun jıady apuq 3sı ‚Nezada] IQ 'zL "III 'IG ‘E89 'IJI sg we vonÄus Toq uaLyas -ı7 wad1aqIoA UATMIDAISNq93 uajje ur ypIs Jopuy pun Joylaıq '-I9A Syney ydımoız UAISseulo]y ut 9sI TO8oAmumoSs 'ayanu -seıdj1eg 'Tj9uoq wurdjvgns viazhgı "u9]y9F UaISseula]y Any uaqeduy T930A3nZ 'ayanwswi1Fug] -[LIQ aIp "wie "Dropdsuo9 mınis -UHWWONNZIIPAIM A9qWeIdag 'pun Jsnöny wı wm ‘19 JopuIMmy9s -19A [Judy wi 'u9ıoy Zuesan Fritz Braun 596 -uadunylouag -19s[oy/1a]3aıy puepy9drayg aadnıy 597 Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. -uajeyd9 D210S -ıu Drajfgı alu y9I 9JUUoY usdadeq WIOU Don4und pun mais rayduws oypd -991.40 wıayhst Y1IZISQ19H ınz aJ1odueg u9q]as -wop pun ua UOA uaJdeig 193ug 1 III 9UIO :onpeanhgı "uosunyaauag omdon.ın wıahg omA4mı wraghg| -Jasıay/1aj3ary "puis uasydenag yasnqay) weunıslawum JIW yqdıp Ip "eyzme usdugyqy uU9SILULaJS ue yaIs A9p ‘88 -OA Jawesura ‘T8U9d -0Z331y9nınZz UIO JSl sy 'yonınz eulÄuls uoA yeydsieqydeN a9p ur yaınpurg 19} -U MA Uap JqTaq ‘PAIM NILIERIRER J19JurÄa13qN) "yaıldeız [50ApurIS spe !jeSoagesseg pun -aojurM ‘ay9nuIse.Idsy9uoN "D7pdoa2ı17D pıayisı sL "TI 21 ‘T2 "III "TE °9S "III '0@ °89 "III zz uayasad Jsıonz vulÄus 190g 'zZIeW 9pug yunyuy 'adugen Aa9yoy uadunpfemnzjoyfapeN uop uı ujazurg ınu [930A9nıq SIy 'sOänz -QIAnd SOp pu3Ayem Iyney ulawes -un Todoayesseg pun -19WWOoS ayonuseidunegz wondma magst 739119 Isıonz GL "AI "SI we eulkmg I9q apıny Sanz -WAngq wap ne any '95oAyesseg ayanwsweidıoqıads muosıu marks! 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Om. LVI. Jahrg. Oktober 1%8. aodnıy Fritz Braun 622 "Deld jne ozyeıdmag ualyez wwmu 4040uUL1N) "SHYPZOAI0U0 SNUDINIT "na uPpuosne]L y9eu uasou pun| -DVaubhd 20.409049070y 7 u9a51op J19puny 9][91A 370 A99WEIBWIEN pun snıod -sog wop ne Sumynay "u9dunyıauag (nnopnv4bvT Mpawmusa[) 5m 'enzws140 snqwhlo) "Iqraıq AOqn AOJurM uap 19 0m "euıkug uoA ayeN A9p ul ardummg 9ıp Jyansagq "sn7990.190U0 SNUDINad "U9SSOUISOS JA9jumy WI eu 1904 9ayeN 'snopw -Dhd _&DA0I04DWYL -uoydRp -SneH uap ne J09se1 -NIDAD XDA0I04IDPYT | "Tdounuwjsuon UOA BERICHFARIREI PueINOLtIg u ee "U9FOAJISUr Sıupemz ann "[e8oAadnz ‘ılayaney -998 AHS1[yENJOy awmun] +omurıf "PIIM Jezag A9n9} pun Jyansas Yıaamzjad SIE IaJ uras ep 'I0[0J19A [9IA PAIm pun U99S pun us9snYsaIsaMN uayje ue Iyney JojuIAM WI 9SIT "TpSoadogurg ‘spnjsJlogsuaqnep 'snan7s249 snqwhjon -I[980AA9JUIM “SJOJSJIOJS -SIEUZIEMUIS 'sapposıudin snqwAlo/) 'I19JU1IM -IJ9qn pun 3407 310p ydIs jzueyd 19 ‘uaIseurjy ur o7duns pun U999S UAAYUILAIN PUN U9A9SJOAS A]IE yugomag "ToBoA1ajurM pun-purIg "snFsSJI9J8s319M7Z 'sunaubru snqruhlo) [930419 -UIM UBYIJOA 'SND70490u0 snunoyaT "[950A19Jur Y pun -pueIs 'ueyıfog A9SyKONSNEAyN 'smidsım snun9aJaT "yaıseız 'T930A -pueIg sie 'ESoAIsJurM SALES -319nZ 'snovwbhd 2DA0I04IDDYT -1950ApurIg 'Oq1ey9s -UIUBIM 'SNNIDAD XD.I0904IDIDYAL aodnıy 623 Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. 29]8ory 10q smpungepau "7 wnIem UOIPURISIBAUN "uodunyıowag ‚saIyef SOp 119Z a9pal nz uew Jop -uf :u9u3adaq Aapur -ul9 9JnuIm Aopof ul wIs aIp OWARBMUIS audjos "uaayoy -JOnınZz A9paIm IS OM UOA ‘ulouly A99UL -BIBUIBN SUI JIOM u9y93 pan snıodsog u9p aan] J wapuyds UI SOA99 SOP OydRy -1990 A9p aoqn Jıey uayaızydanp '9A99W USZIEMUIS WOA 9IS U9WWON UAPUASNEZL, uojplaA nZ (uonoy -[9X )snur]/nd snur ling "198194/19]3914 -uabıD "7 Yu Juyom -9g 'Snpungıpıı snAaDT ‘Juuvuad „so9uuepso -we“ UONURIT OIPoIS uaqey NIONSISONSeY uU9SIM9 AOSOIPp U9S -9M Pun U9SSP]IAPATU y9IS 9IS SEP U9]9S Jyaıs uwW 'uadalf q® pun jne snıodsog uap Fıpurysaeq uww yyaıs [EXQA AOSOIp ualeuIS -(uan0y | puepyora4g -J9h) wıno]bun snu//nd "yaıseaz [93oApurIg sIe 1830419} -UIM OMOWUUITT 'snpungıpıı sn T '759].19 yydıu IOZ A9j2J0] UJ 'I930A8nZ Bmowae]py "Ted 'snIanAyayaı snanT '739]19 uoy9uugW um yegqeuing 10q efegs AOp uw opına [2 "IIIA 9] wy uueyoqun puıs 9zyejd SINE DIT,» CL 5AT "9-12. AL OL ‘P9 "AI SZ we uU9U9S93 Isıonz TU -ı{us 119g "UOWWONNONANZ UOISNY Ip URB AHp9ım pun uayarzuraumg pueT sur T9Ay9sON) WIEOSJOAS JIUL y91SeJ 9Ip Uayyeyds[[9S9N UI IUMZ pun 10A Syney wulkuug I9q Juwoy -[980AYesseg ‘9MON 95ydoy -zıenyos snpnydaooumppw SNADT "9504 -19JUIM OMOWSIIAZ snnumu SNAWT "9OLIOA A9p SIE AOU9JJ9S SEAIAN '[990A.19] -utM pun -puwIs doyanejuings dajyung 'Iqaa9y (unnoyyah snuy//nT "SyneH [OFoAISJur MM pun -purgg ‘aayone} -wan] 1aneıg "dg ‘sna4auıd snurl/nT aodnıy (* a, ee ee ee 1 Ras Fritz Braun 624 "U9qlo.L], wesaIp uw smpungapıı "T gone yaıs aydırogaq ayel -UNIJ mau uJ 'Ju197Ju9 uspog WOA A9J9W asLuaM nu 770 yoıs aIs uayey 19q -2I uoqleıd) aayun UAST -21JS U9P UI 1AU9SOH) UAP -uU9W.IR] I9Jun Suejuapungs Is 9Is wep ur ‘aoqjos IPEISIEP ur [euıgduew ydls uagıulaa9A WOUDIRd ld (nsaypayoyapım "T) UM -OIN A9S91P UaARUIS 98J013 usysıu meig pun PIXO jny 'snıodsoq sop u9M -OW A9p assewgdnef 91p as "snymyuab.ın "uaw -18] seu1Äwg 19SnYByuyom -uajeH aIp wn pun uas -79ıyun pujpyy9q fuoyıp -ay] pun jodouruegsuoy uayosınz Aojduegq 91p aıp ‘u9aMoW AOp wweJs -Jdney uap YIPJS 149} "uosunydowag SNADT BEISCHIACEEIN "9Juuoy U9SELU9S -19 49078 mOUIO JUL yydIaf 9Is uw Sep ‘puıss wuez 08 91S oM ‘ulof U9U9PIOS sap uoJeH UOp 5n407 PueIYOLIIS "U9901995 -u® you Jydıu opıny "yaıdeaz wopal ‘ToFoA1sjuıM Wuopun snanT "uoyJos 1930419} -IIM OMOUOJUBN 'smurımwu snADT "u9J]98 "I850A -I9JuIM PMoWSsDuULaH 'snasn/ snunT "uapı9M UAY9s93ur YYay -[9JI9NZz sje sSJUW 'I98oAadnz now -y9SI9AJ] "led SuDuury9D9 snADT I99W uw: UJOSUJ U9SISI9JF Jn® UA9PUOS ‘'gurkug I9q U9UNdReT uap ne Jydru yomıqg lady NazodoT "loyum -I9AN YOne 9YaIq9H9 wep ur pun Joynıgq uJasuJ u9Juyomaqun ne dp ‘MOM Sydıuygmas alq "(2ısarjay -9y9ıyI snaDT) "[o80AISJuL My pun -pu2IS OMOULIAAJIS 'snanguabumsnunT "19504 -19JUIM OMOWWANIS 'SNUDI SNADT "u9punJo3 Jyaıu JI9Z 197270] uJ "yoıl3eaz y9opal P5oA1ajurM ‘amoN adydoynean Dyparım snıwT -Zıpjepnz au JuIayosıa ESOASnZ “MOM adıyazıaıp 'Drhronpıı OSSUT ı9dnıy 625 Unsere Kenntnis der Ornis der Kleinasiatischen Westküste. "wodunyaouog “ıasıay/1a]3dry 'puwpyoragg | roq IM UopuB GL, "TJA 'sI UV ‘A9I7 Oy9sııy Iunf pun ıew wı yeds you urut Jopuy ‘uapAI9M 2109593 470, uoynıg aIp eq 'pums wurkug UOA uSUNDSRTT uap ne ap 'ozyerd -nIg aıyı ne Y919]808 ydıs Jq199q pun ne juudy wı Juwoy 9804 -Jessg, [| pun -ı9wmog 'aqjemyds -D9SUIBT marzomu W0P179Y90734) "[IDOAIOJUIM, BAITMUISI9SpUrIT 'DInıund DuAarSı "II 9ıp uwu Jopuy qe [lady 9pug uoA 'puomaq vwuıkug 109g ‘ug yeds yaıpwoız Juwoy "Syney AU9S Todoagesseg pun -A9WWog DALELMYUISAASHIOMZ oynumnu MUu4aIg! Ten Suejuy pun jrady opuq YOZOaSaTT 'ujosuruaundeT up nv eunıkwug 194 Jomıq :Syney AyaS "Todoagesseg pun -19WUOS SAIEMYISIHSSTNL T 'opunaıy DUAaIS! 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Grau, Federn des vorderen Halses mit grauschwarzem Mittelfleck gegen das Federende hin, die Federn des hinteren Halses, des Vorder- rückens, der Brust und des Bauches und die Flügeldecken mit rotbraunem Mittelfleck, Schulterfedern und innere grofse Flügel- decken am ganzen Endteile rotbraun; Schnabel und Fülse rot. Sattel des Sabinio (Wirunga Vulkane) in Mittel-Afrika, 3800 m 10. X. Gesammelt auf der Reise des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg. Apalis ruficeps Rehw. Taf. H Fig. 1. Ornithologische Monatsberichte 1908 S. 119. Mit auffallend kurzen und schmalen Schwanzfedern. Stirn brennend rotbraun, auf dem Hinterkopfe in mattes Rostbraun übergehend; Kopfseiten hellrotbraun; Kehle weils, hellrotbraun verwaschen; Unterkörper weils; Körperseiten graubräunlich; Rücken bräunlichgrau, etwas ins Olivenbräunliche ziehend; Fiügel- decken grau; Schwingen dunkelgraubraun, aufsen olivenbräunlich gesäumt; Schwanzfedern grau, die äufseren mit schmalem weilsen Endsaume. Länge etwa 105, Flügel 45—47, Schwanz 37—40, Schnabel 11, Lauf 20 mm. Mlalo in Usambara (Deutsch Ostafrika). Gesammelt von Pastor Röhl. Apalis murina RBehw. Taf. II Fig. 1. Ornith. Monatsberichte 1904 S. 28. — Vergl. Reichenow Vögel Afrikas III. S. 605. Apalis catiodes Rehw. Taf. II Fig. 3. Ornith. Monatsberichte 1908 S. 46 u. 66. Oberseite, Flügel und Schwanz grau; Unterseite rostgelbbraun, eine graue Binde über den Kropf; Bauchmitte und Unterflügel- decken weils; Auge rotbraun; Schnabel schwarz; Fülse braun. Lg. 105, Flügel 46, Schwanz 43, Schnabel 13, Lauf 22 mm. Ist der Apalis ruwenzorü Jacks. sehr ähnlich, hat aber einfarbig grauen Schwanz, während bei A. ruwenzorü der Ur- beschreibung zufolge die Schwanzfedern weilse Spitzen haben wie bei A. pulchra. Lulege-Wald in Ruanda (Mittelafrika) 15. VII. Gesammelt auf der Reise des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg. 628 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. Dem Herausgeber zugesandte Schriften. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. XXV. No. 3. 1908. Bulletin de laSociete Philomathique de Paris. (9.) X. No.3—4 1908. Bulletin of the British Ornithologists’ Club. No. CXLIV. 1908. The Ibis. A QuarterlyJournalofOrnithology. (9.) Il. 1908. Heft 3. Ornithologisches Jahrbuch. Organ für das palaearktische Faunen- gebiet. Herausg. v. Vietor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. 19. Jahrg. Hit. 1, 2. 1908. Ornithologische Monatsschrif. XXXIL. No. 7—9. 1908. Zeitschrift für Oologie und Ornithologie. Herausg. H. Hocke. 18. Jahrg. No. 4. 1908. G. A. Baer, Note sur une Collection d’Oiseaux du Tucuman. (Abdruck aus: Ornis 1908, 8. 209). O0. de Beaux, Eine interessante Ente. (Natur u. Haus XVl. 1908, Heft 23). B. S. Bowdish, Putting up Birds Boxes. How to Make and Where to Place Them. (Spec. Leaflet 18 Nat. Ass. Audub. Soc. March 1908). S. A. Buturlin, On the Breeding-habits of {he Rosy Gull and the Pectoral Sandpiper. (Abdruck aus: The Ibis for October 1907). G. Clodius, 5. Ornithologischer Bericht über Mecklenburg für das Jahr 1907. (Abdruck aus: Archiv Ver. Fr. d. Naturg. Meckl. 62. 1908). R. Collett, Nogle Bemaerkninger om Alca impennis i Norge. (Abdruck aus: Christiania Vidensk. Selsk. Forhandl. for 1907, No. 8). H. E. Dresser, On some rare Palaearctic Birds’ Eggs. (Abdruck aus: The Ibis for April 1907). H. E. Dresser, On the Russian Arctic Expedition of 1900—1903. (Abdruck aus: The Ibis for July 1908). H. E. Dresser, Further Notes on rare Palaearctic Birds’ Eggs. (Abdruck aus: The Ibis for July 1908). M. Heinroth, Pflege und Zucht der Nachtschwalbe in Gefangen- schaft. (Abdruck aus: Gefied. Welt 37. Jahrg. Hft. 29—31). C. Hilgert, Katalog der Collection von Erlanger in Nieder- Ingelheim a. Rh. Berlin 1908. . Kollibay, Berichte des Vereins schlesischer Ornithologen. Erster Bericht (1904 u. 5). Neifse 1908. G. Martorelli, Il Lanius homeyeri Cabanis in Italia. (Abdruck aus: Atti Soc. Ital. Sc. Natur. XLVI Milano 1908). ro Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 629 A. Menegaux, Questions de Morphologie et de Psychologie chez les Oiseaux. (Abdruck aus: Bull. Isnt. Gener. Psycholog. 1907). A. Menegaux, Ftude d’une collection d’oiseaux de l’Equateur donnde au Mus&um d’Histoire naturelle. (Abdruck aus: Bull. Soc. Phil. Paris 1908). A. Owston, List of Japanese Birds and Eggs from Hondo, Kiushu, Hokkaido, and the Loochoo and other Islands. Yokohama 1908. J. Polatzek, Die Vögel der Canaren. (Abdruck aus: Orn. Jahrb. 19. 1908. Heft 3, 4). R. Poncy, Contribution & l’etude des moeurs de la Mouette rieuse (Larus ridibundus L.). (Bull. Soc. Zool. Geneve I. 1907). R. Poncy, Contribution ä l’etude des Echassiers et Palmipödes se montrant dans la region du Leman. (Bull. Soc. Zool. Geneve I. 1907). E. Rey, Mageninhalt einiger Vögel. (Abdruck aus: Orn. Mntschr. 38. N0.3). E. Rey, Mageninhalt einiger Vögel und etwas über den Verbleib der Steine im Vogelmagen. (Abdruck aus: Orn. Mntsschrift 32. No; 4). E. Rey, Im Freien gezähmtes Rotschwänzchen. (Abdruck aus: Orn. Mntsschr. 33. No. 5). Y. Sjöstedt, Wissenschaftliche Ergebnisse der Schwedischen zoologischen Expedition nach dem Kilimandjaro, dem Meru und den umgebenden Massaisteppen Deutsch-Ostafrikas 1905 —1906. 3. Vögel. Upsala 1908. J. Thienemann, Wie fängt man auf der Kurischen Nehrung die Krähen? (Abdruck aus: D. Jäger-Zeitung No. 11 51. Bd.). J. Thienemann, Der Herbstvogelzug auf der Kurischen Nehrung unter Berücksichtigung der Versuche zur Erforschung der Schnelligkeit des Vogelfluges. (Abdruck aus: Schriften Phys. ökon. Ges. Königsberg IL. Jahrg.). V. v. Tschusi, Vorläufiges über den heurigen Steppenhühnerzug. (Abdruck aus: Orn. Mntsschr. 33. No. 7). H. Winge, Fuglene ved de danske Fyr i 1907. (Abdruck aus: Vidensk. Meddel. naturh. Foren. Kbhvn. 1908). M. O0. Wright, The Song Sparrows. (The Nat. Assoc. Audubon Soc. Ed. Leaflet No. 31). M. ©. Wright, The Barn Swallow. (The Nat. Ass. of Audubon Soc. Ed. Leaflet No. 32). M. O0. Wright, The Tree Swallow. (The Nat. Ass. of Audubon Soc. Ed. Leaflet No. 33). Namenverzeichnis. Acanthis bella 211. — brevirostris 212. — cannabina 152, 208, 210, 212, 275, 432, 575. — exilipes 213, 291, 293, 384. — flavirostris 275. — fringillirostris 208,209, 210, 211. — fuscescens 384, 388. — holboelli 291, 293, 384, 574. — hornemanni 384. — linaria 143, 144, 187, 212, 213, 275, 291, 432, 433. b — maior 213. — merzbacheri 208, 209, 210, 211, 212. — rostrata 194, 382, 384. Accentor atrigularis 241. — collaris 589. — modularis 57, 277,440, 470, 59. — montanellus 284, 288, 293. — rufilatus 239, 240. — turcestanicus 239,240, 241. Accentoridae 240. Accipiter atricapillus 371. — nisus 47, 100, 101,270, 283, 285, 293, 305, 468, 469, 545, 562, — pallens 100. — velox 376. Acredula 286. Acrocephalus 287, 440. — aquaticus 59, 60, 278, 591. — arundinaceus 58, 243, 278, 440, 441, 590. — orientalis 243. — palustris 58, 152, 263, 278. — phragmitis 66. — schoenobaenus 59,278, 440, 441, 591. Acrocephalus streperus 58, 278, 590. — turdoides 243. Actitis hypoleucus 86, 283. Actodromas fuseicollis 194, 354, 363, 378. — maculatus 23, 353. Adelura caeruleocephala 257. Adophoneus nisorius 241. Aedon galactodes 552,591. Aegialitis collaris 23, 517. — dubia 85, 290. — hiaticula 66, 133, 135, 362, 363. — minor 85. — semipalmata 288, 362. Aegithalus caudatus 277, 439, 577. — roseus 57, 277. Aegolius brachyotus 108. — otus 108. Agamia agami 23, 517. Agyrtria albiventris 514, 534. Aithya affınis 338. — marila 338. — nearctica 338. — nyroca 81. Alaemon alaudipes 482. — desertorum 569. Alauda arvensis 56, 149, 227, 228, 229, 276, 437, 469, 570. — balcanica 229. beludschistana 229. blakistoni 284, 288. brachydactyla 543. campestris 276. — cantarella 227, 228, 229. — ceinerascens 229. cinerea 229. eypriaca 229. flavescens 229. insularis 229. intercedens 229. Alauda isabellina 543. — minuta 229. — schach 229. Alaudidae 227, 228. Alca impennis 316, 317. — torda 128, 131, 135, 136, 314, 316. Alcedo bengalensis 76, 110, 11,112 — ispida 52,111,112,272, 414, 568. — margelanica 111. — sibiriea 111. Aleidae 288. Alle 198. — alle 317. Alseonax latirostris 76. Amaurornis phoenicura A477. Amazona farinosa 21. Ammomanes deserti 570. Ampelis garrulus112, 284, 290 Anas acuta 31, 265, 293, 554, 620. — boschas 30, 70,81,143, 144, 265, 290, 335, 399, 466, 470, 544, 554, 620. — circia 82. — clypeata 283, 284, 289, 620. — conboschas 144, 335. — crecea 31, 82, 265, 399, 400, 554, 620. — falcata 290. — marmorata 620. — penelope 31, 265, 283, 399, 400, 620. — querquedula 31, 82, 265, 399, 620. — rubripes 336. — spilogaster 144, 335. — strepera 31, 263, 265, 554, 620. Anatidae 80, 399, 400. Anoplops berlepschi 513. Anorthura pallida 239. — parvulus 239. Anser 265. — albifrons 69, 348, 468, 555, 619. — anser 265, 619. — brachyrhynchus 133, 137. — cinereus 69. — erythropus 400, 619. — fabalis 401, 468, 619. — finmarchicus 69. — gambeli 289, 290, 291, 348. — hyperboreus 265, 619. — indicus 280. — rhodorhynchus 283, 289. Anthothreptes malaccen- sis 474. Anthropoides virgo 283, 284 Anthus 388, 435, 436, 469. — arboreus 126. — blakistoni 224, 225, 284, 291, 293. — campestris 224, 276, 435, 470, 586. — cervinus 293, 585. gustavi 284, 289. maculatus 984, 292. orientalis 225. pensilvanicus 288, 389. pratensis 55, 276, 435, 469, 470, 585. — richardi 291, 586. — spinoletta 224, 225, 276, 585. — spipoletta 224. — trivialis 56, 276, 292, 436, 586. Antrostomus parvulus 18. Apus apus 52, 272, 415, 546, 565. — melba 545, 546, 565. Aquila albicilla 373. — bonellii 561. — chrysaetos 103, 372, 411, 485, 560. clanga 561. daphanea 103. imperialis 103. melanaetos 553, 561. nobilis 103. orientalis 103. pennata 101, 292. — pomarina 469, 560. Ara boliviana 298. — chloroptera 537. — macao 537. — militaris 298. Namenverzeichnis. Archibuteo lagopus 47, 102, 270, 283, 408, 409, 411, 448, 466, 859 — sancti-johannis 372. Ardea alba 93, 617. — cinerea 44, 93, 269, 290, 407, 555, 616. — purpurea 555, 616. — ralloides 617. — russata 617. — sumatrana 479. Ardeidae 93. Ardeola ralloides 555, 617. Ardetta minuta 43, 60, 269, 407, 617. Arenaria interpres 363, 478, 612, Arquatella maritima 352, 363. Arremon silens 499. Artamus leucorrhynchus 475. Asio aceipitrinus 50, 108, 109, 271, 376, 412, 413, 469, 564. _ brachyotus 108, 293. — heterocnemis 377. — otus 49, 108, 271, 291, 295, 412, 413, 563. — pallidus 108. Astur albus 289, 290. — breviceps 553, 562. — caesius 283, 287, 289, 290. — nisus 100. — palumbarius 270, 409, 411, 448, 561. — schwedovi 289, 291. — soloönsis 473. Athene bactriana 109. — glaux 110. — noctua 271, 548, 564. Atticora fasciata 9. Attila bolivianus 13. — spadiceus 495, 506. — thamnophiloides 506. Automolus infuscatus 495. — paraensis 495, 507. — turdinus 13. Avocettula recurvirostris 518, 534. Bombyecilla garrula 112, 273, 417, 603. Bombyeillidae 112. Botaurus stellaris 43, 60, 69, 269, 283, 284, ’290, 293, 407, 617. 631 ne albigularis — inornata 539. Branta bernicla 137, 281, 469. — canadensis 144, 349. — glaucogaster 349. — hutchinsii 144, 349. — leucopsis 69, 138, 350. — nigricans 289, 290, — rufina 83. Brotogerys devillei 21. — tuipara 537. Bucco hyperrhynchus 20. — macrodactylus 20. — tectus 536. Buchanga atra 473. Bubo bubo 287, 564. — jakutensis 287, 291. — poensis 139. — ruthenus 287. — sibiricus 287. — turcomanus 107. — vosseleri 139. Budytes borealis 284, 285, 436, 437, 469. — citreola 226, 290. — flavus 56, 276, 436, 469, 587. — melanocephalus 544, 587. — melanope 291. — taivana 290. Buteo aquilinus 102, — buteo 270, 409, 411, 425, 448, 468, 470, 545, 553, 559. — ferox 101, 559. — leucurus 101. — plumipes 101. Butorides javanica 480. Caccabis 482, 483. — chukar 96. — pallescens 97. — petrosa 482. Cairina moschata 298. Calamophilus biarmicus 238. Calandrella brachydactyla 570. Calcarius 194. — lapponicus 276, 292, 387 Calidris alba 293. — arenaria 145, 614. Callichen rufina 83. Calliope calliope 290. 359, 632 Calobates melanope 226. — sulphurea 226. Calospiza albertinae 520, 522, — boliviana 9, 522. — chilensis 9. — graminea 498. — schranki 10. — xanthogastra 10, 24. Campephilus albirostris 539. — melanoleucus 19. — trachelopyrus 19. Canachites labradorius 364. Cannabina bella 210, 211. — sanguinea 212. Capito amazonicus 19. — auranticollis 19, Caprimulgus 303. — affınis 476. — europaeus 272, 415, 468, 565. Capsiempis flaveola 496, 501, 526. Carbo phalacrocorax 79. Carduelis 287. — caniceps 214, 215. — carduelis 275, 574, DVs. brevirostris 214. — loudoni 214. — maior 213, 214. — minor 214. — orientalis 214, 215. Carine bactriana 109, Carpodacus erythrinus 219, 433, granelis 76, 217. grebnitzkii 284. purpureus 382, rhodochlamys 217. roseata 219. rubicilla 218. — severtzovi 218. Casarca casarca 82, 619. — rutila 83. Cassicus haemorrhous499. Celeus grammicus 19. — jumana 515. Cephalopterus ornatus 13. Cephus grylle 126, 143, 144, 311, 312. — mandti 131, 136, 143, 144, 182, 311, 312, 313. Cerchneis amurensis 292. — cenchris 106. — japonicus 106, — merilla 409, 557. Namenverzeichnis. Cerchneis naumanni 106, 107, 271, 448, 557. — pekinensis 106, 107. — tinnuncula 106, 271, 409, 469, 545, 557. — vespertinus 271, 558. ne approximans — sclateri 17, 24, 512. Certhia brachydactyla277. — familiaris 57, 231, 232, 277, 290, 584. — scandulaca 231, 232. — tianschanica 232, Certhiidae 231. Ceryle amazona 535. — americana 19. — inda 19. — rudis 544, 567. Cettia cetti 593. Chaetura caudacuta 291. Chamaepelia passerina 496. — talpacoti 496, 516, 538. Charadriüdae 84, 519. Charadrius 402. — alexandrinus 544, 612. — apriearius 32, 85, 266, 402, 611. — dominicus 84, 288, 362, 478, — dubius 32, 266, 555, 612. — fulvus 84, 85. — helveticus 293. — hiaticula 402, 469, 612. — morinellus 611. — pluvialis 66, 84, 85. Charitonetta albeola 350. Chaulelasmus streperus 350. Chelidoptera tenebrosa21, 516. Chen caerulescens 348. — hyperboreus 287, 288, 347, 348. — nivalis 347, 348. Chenalopex aegyptiacus 280 Chersophilus margaritae 482. Chibia ter Meuleni 473. Chionis 300. Chizaerhis 488. Chlorestes caeruleus 534. Chloris 286. — chloris54,275,432,575. Chloronerpes flavigula535. — haematostigma 539. Chlorophanes spiza 521. Chordeiles acutipennis535. — rupestris 18. Chroicocephalus ridibun- dus 79. Chrymophilus 183, 194. Chrysomitris citrinella275, 575. — spinus 126, 152, 153, 275, 432, 575, Chrysotis farinosa 539. Cieinnurus regius 302. Ciconia ciconia 43, 269, 406, 448, 464, 618. — nigra 269, 290, 406, 407, 618. Cinclus 286. — asiaticus 244, 245, baicalensis 247. bianchii 246, 247. bilkevitchi 247. cashmeriensis 247. leucogaster 245, 246, maculatus 245, melanogaster 126. merula 278, 585. middendorffi 247. pallasi 245, 247, 292. sordidus 247, — tenuirostris 244, 245. Cinnyris pectoralis 474. Circaetus gallicus 270, 553, 558. Circus aeruginosus 46, 66, 99, 270, 553, 562, — cyaneus 99, 270, 285, 562, — macrurus 100, 270, 469. — pallidus 563. — pygargus 563. — spilonotus 291. — swainsoni 100. — taissiae 283, 285, 287. Cirrhopipra filicauda 12. Cissopis leveriana 10. Cisticola eisticola 592. Clangula americana 339, 340. — glaucion 81. — islandica 339. Climacteris 488. Clivicola riparia 284, 285. Cnipodectes minor 12. Cnipolegus pusillus 520, 525. fulicarius Coccothraustes 286. — carneipes 204, Coceothraustes cocco- thraustes 152, 275, 428, 576. — humiü 76. Coceystes glandarius 566. Coceyzus melanocoryphus 537. Coereba chloropyga 498, 522. Colaeus monedula 53, 117, 274, 418, 419, 580. — neglectus 117. Coliuspasser 487. — conradsi 487. — macroura 487. Collocalia linchi 476. Collurio erythronotus 75, Columba 287. — aegyptiaca 607. — bogotensis 22. — lenensis 292. — leuconota 76. — livia 477, 545, 607. — oenas 46, 269, 407, 408, 607. — pallescens 22. — pallida 94. — palumbus 45, 269,407, 408, 468, 606. — plumbea 22, 24. — purpureotincta 538. — rufina 496, 516, 538. — rupestris 94. — speciosa 496, 516. Columbidae 94. Colymbidae 77. Colymbus albipennis 295. — arcticus 71, 78, 127, 285. — auritus 263, 307. — ceristatus 26, 78, 263, 397, 555, 62. — fluviatilis 78, — glacialis 127. — grisegena 26, 78, 263, 397. — holboellii 307. — imber 288. — lumme 291. — nigricans 27, 77, 264, 295, 397, 554, 623, - nigricollis 26, 78, 263, 468, 622. _ pacificus 285, 287,289, 290. — septentrionalis 126, 131, 137. Namenverzeichnis. Conopophaga melanoga- ster 514. — peruviana 18, 24. Conurus guarouba 518. — leucophthalmus 21, 518, 537. — weddelli 21. Copsychus macrurus 280. — musicus 474. Copurus colonus 11. Coraciasgarrulus 272, 414, 469, 569. Corone macrorhyncha 473. Corvidae 53, 117. Corvus corax 143, 144, 273, 284, 426, 581. — cornix 53, 64, 274,418, 419, 438, 469, 470, 581. — corone 53,274,426,580. — dauricus 117. — frugilegus 53, 117, 274, 418, 419, 420, 422, 425, 452, 454, 469, 470, 581. — monedula 53, 117. neglectus 117. orientalis 284. pastinator 117. prineipalis 381. sibiricus 287. — tschusü 117. Corythacola 488. — cristata 488. Cossypha gutturalis 552, 592 Cotile riparia 126. Cotinga maynana 13. Coturnix coturnix 97, 269, 608. Creciscus hauxwelli 23, 24. Crex crex 41, 60,263, 268, 292, 405, 609, Crithophaga miliaria 221. Crocomorphus flavus 18, 19 Crymophilus 350, 351. Crypturus adspersus 496, 517. — bartletti 23. — cinereus 23. Cuculus canorus 50, 272, 413, 565. — johanseni 283. — saturatus 283. Cursorius gallicus302,482. Cyanecula abbotti 259. — caerulecula 259. -- discessa 259. fulicarius 633 Cyanecula pallidogularis 259 — robusta 284, 287, 293. — suecica 259, 279. Cyanerpes caerulea 498, Dam — cyanea 522. Cyanistes 287. — cyanus 234. — tianschanicus 234. Cyelorhis guianensis 9. Cygnopsis 286. Cymbilanius lineatus 530. Cygnus bewicki 266, 291, 293, 401. — columbianus 288. — cygnus 266, 401, 555, 618. — jankowskii 287, 291. — olor 83, 266, 401, 555, 616. Cypselus apus 126. — pacificus 283. Bacnis angelica 9. — flaviventer 9, 496,498. — ochrolaema 533. — speciosa 498, 521. Dafila acuta 70, 337. Dandalus rubecula 258. Daulias philomela 64. Delichon lagopoda 284, 285, 289. — urbica 273, 285, 416, 546. Demiegretta sacra 480. Dendrexetastes devillei 14, 24, Dendroeincla fuliginosa 530. — phaeochroa 15. Dendrocolaptes certhia 509. — iuruanus 15. — ridgwayi 495, 509. Dendrocopus analis 476. — immaculatus 288. — maior 51, 272, 291, 414, 567. — medius 272, 414, 568. — minor 272, 414, 567. — pipra 291. — uralensis 292. Dendroica coronata 288. Dendroplex kieneri 14. — pieus ]4, 508, 530. Dendrornis elegans 495, 508. — eytoni 495, 507, 508. 634 Dendrornis obsoleta 495, 508, 530 — ocellata 14. — rostripallens 14. — spixi 508. Dicaeum flammeum 475, Dichrozona cincta 17. Diuca behni 298. — speculifera 298. Donacobius atricapillus 9. Drymophila cinnamomea 512. Dryocopus martius 51, 272, 414, 567. Dumeticola taczanowskii 290. Dysithamnuscapitalis510. — saturninus 510. — schistaceus 15. — squamosus 53l. ügretta alba 93. Elainea albiceps 527. — gaimardi 496, 502, 527. — chiriguensis 527. Elanoides furcatus 22, Emberiza aureola 284, 285. — brehmi 223. — caesia 542, 552, 571. — calandra 55, 221, 222, 276, 303, 435, 448, 488, 552, — chrysophrys 287, 291, 292 — cia 552, 573, 574. — cinerea 542, 552, 572. — cioides 223, 291. — cirlus 552, 572. — citrinella 55, 222, 223, 276, 435, 469, 542, 572. — erythrogenys 222, 223. — hortulana 276, 435, 469, 571. — leucocephalus 223, 284, 291, 573. — melanocephala 276, 542, 551, 552, 571, 589. — miliaria 221. — mollessoni 223. — pallasii 284, 289, 290, 293. palukae 222. palustris 574. pusilla 284. pyrrhuloides 573. rustica 284, 285. rutila 292. schoeniclus 55, 276, 435, 573, 574. Namenverzeichnis. Empidochanes fuscatus 496, 503. Empidonax euleri 528. Empidonomus varius 503, 519, 528. Eremophila alpestris 438, — bilopha 482. — penicillata 230. Ereunetes occidentalis288. — pusillus 357, 358. Erismatura jamaicensis 350. — leucocephala 620. Erithacus cyaneculus 60, 279, 445, 469. — luseinia 279, 599. — philomela 445, 599. — phoenicurus 279, 444, 470, 600. —- rubeculus 60, 258, 279, 444, 599. — suecicus 259, 599. — titys 279, 553, 600. — wolfi 445. Erythrospiza githaginea 574. Eudynamis honorata 477. Euphonia lichtensteinii 496, 498. — melanura 9. — olivacea 9. — violacea 522. Eurynorhynchus pygmae- us 287, 288. Euscarthmus griseipectus Se — minor 525. — zosterops 12, 501, 525. Falcipennis faleipennis 286. Falcirostra kaufmanni 84. — longiceps 84. Falco anatum 375. — brevirostris 290. candicans 375. cenchris 106. cherrug 558. columbarius 376. communis 105. eyanescens 105. eleonorae 558. griseiventris 291. harterti 287, 291. hendersoni 104. interstietus 106. islandus 271, 375. leucogenys 104, milviceps 103. ee ale Falco peregrinus 49, 60, 65, 104, 105, 271, 409, au, 469, 553, 557. — sacer 104. — saturatus 283, 285, 287, 289, 291. — subbuteo 49, 105, 271, 285, 412, 468, 469, 553, 556. — tinnunculus 106. Falconidae 99, Ficedula icterina 595. Florisuga mellivora 533. Formicarius 519. — analis 17, 513, 533. _ nigrifrons 17. — ruficeps 514, 533. Formieivora axillaris 495. — berlepschi 495. — bicolor 16, 495, 512. — consobrina 24. — garbei 495. — grisea 520, 532, 538. , n leucophthalma 16. longipennis 495. Frateronla 143, 144. — arctica 143, 310. — glacialis 143, 310. Fregata ariel 480, Fregilus graculus 119, 581. Fringilla carduelis 152. — ciris 280. — coelebs 150, 152, 206, 275, 396, 428, 429, 432, 206, 436, 438, 469, 470, 576. — montifringilla 54, 126. 275, 284, 292, 432. 576. Fringillauda altaica 208. — brandti 207. Fringillidae 202. | Fulica 26. — atra 41, 92, 268, 284, 290, 306, 406, 543, 610. Fuligula cristata 80. — fuligula 70, 80, 283, 284, 289. — marila 70. — nyroca 81. — rufina 83. Fulmarus 128, 182, 199, 324. — glacialis 130, 137, 144, 179, 329 — minor 144. Furnarius leucopus 13, — trieolor 24. Galbaleyrhynchus puru- sianus 20. Galbula cyaneicollis 20, 51. — cyanescens 20. — rufirostris 519. — rufoviridis 536, 538. Galerida cristata 56, 152, 153, 277, 438, 469, 470, 569. — theklae 549. Gallinago coelestis 88. — delicata 351. — gallinago 36, 69, 88, 263, 267, 404, 469, 615. — gallinula 37, 60, 267, 404, 615. — hyemalis 89. — media 267, 404, 615. — scolopacinus 88. — solitaria 89. — stenura 283, 284, 288, 293. Gallinula 26, 40. — chloropus 40, 41, 268, 306, 406, 468, 469, 470, 610. Gallirex 488. Gampsonyx swainsoni 22, Garrulus brandti 292. — glandarius53, 274, 426, 469, 470, 579. — krynicki 579. — lidthi 298, 299. Gavia alba 321, 326. Gecinus 287. — perpallidus 292. Gelochelidon nilotica 545, 625. Gennaia hendersoni 104. Geoeichla sibirica 290. Geopelia striata 477. Geotrygon montana 22. Gerygone modiglianii 474. Glareola fusca 545, 608. Glaueidium passerinum 271, 564. Glaucion clangula 81. Glaucionetta clangula 283. Glyphorhynchus cuneatus 495, 507. Graculus eremita 119. — graculus 119. Graltaria berlepschi 18. Granatellus pelzelni 495, 497, 521. Grus canadensis 237, 288. — grus 37, 268, 405, 611. — leucogeranus 29. Namenverzeichnis. Grus monacha 291. — virgo 611. Gymnoderus foetidus 13. Gymnomistax mexicanus 524, Gymnopithys melanosticta 17. Gymnoschizorhis 488. Gymnostinops bifasciatus 518, 523. — yuracarium 11. Gypaetus barbatus 102, 285, 292, 556. Gyps fulvus 556. — himalayensis 99. Hadrostomus minor 13, 529. Haematopus 126, 287. — ostralegus 66, 612. Haleyon chloris 476. — sanctus 476. — smyrnensis 541, 568. Haliaetus alascanus 372. — albieilla 47, 60, 66, 126, 271, 409, 469, 553, 35, 560. — intermedius 473. — leucogaster 472. Harelda glacialis 70, 130, 138. — hyemalis 341. HAIDSeuE bidentatus, 22, 516. Harpiprion cayanensis 23, 517. Hapolorhynchus 488. Heleodytes hypostictus 7, 520. Heliothrix phainolaema 518, 534. Helodromas ochropus 87. — solitarius 517. Hemichelidon 286, Herodias alba 13, 617. — garzetta 555, 617. — modesta 93. Herpetotheres cachinnans 22. Hesperiphona carneipes 204. Heteractitis breviceps 283, 287, 291. — incana 288, 360. Heterocercus linteatus 496, 504. Hieraetus pennatus 561. Hierofalco candicans 374. — gyrfalco 143, 374. 635 Hierofalco islandus 374. — milvipes 103, 104. — obsoletus 373, 374. Himantopus himantopus 555, 613. Hippolais hippolais 152, 278, 441. — olivetorum 551. Hirundinidae 605. Hirundo erythrogastra 284, 289. gutturalis 475. riparia 605. rufula 606. rupestris542, 543, 605. rustica 52, 126, 272, 415, 416, 546, 605. — striolata 475. — urbica 126, 604. Histrionicus 340. — histrionicus 341. Hoplopterus spinosus 611. Hoploxypterus cayanus 23, 516, 538. Hydrobata asiatica 244. Hydrochelidon hybrida 626. — leucoptera 626. — nigra 28, 264, 398, 470, 626. Hydropsalis climacocereus 18. — trifurcata 539. Hypocnemis angustiro- stris 17, 532. — maculicauda 17, 496, 513. — melanolaema 17. — ochrolaema 513. — peruvianus 17, 496, 512, 532. Hypolais 287. — elaica 590. — hypolais 594. — olivetorum 590. — philomela 547. Hypotriorchis rufigularis 22 — subbuteo 105. Ibidae 93. Ibidorhynchus struthersi 84. Ibycter ater 22. Ictinia plumbea 22. Icterus cayanensis 520, 524, — croconotus 11. Ixos xantopygos 541, 636 Iyngipieus auritus 476. Iynx torquilla 50, 110, 272, 291, 413, 468, 566. “Jacamerops aurea 20,505. Jodopleura isabellae 538. Junco hyemalis 288. Laagopus 95, 143,144, 286. — albus 365 — .atkhensis 367. hyperboreus 127, 134. islandorum 367. lagopus 291, 365, 366. mutus 135, 286. nelsoni 367. reinhardtii 367. — rupestris194, 286, 365, 366, 367, 368. — townsendii 367. Lalage terat 474. Lalocitta 299. Lampronessa galericulata 280 a ] — sponsa 280. Lampropsar tanagrinusil. Laniidae 112, 602. Laniocerca hypopyrrha 505, 529. Lanius assimilis 114. — collurio 273, 418, 602, 603. — excubitor 52, 112,113, 114, 273, 302, 417, 469, 470, 602. — grimmi 114. — homeyeri 112, 114, 116. — isabellinus 116. — leucopterus 113, 114, 116. — maior 114, 273, 284, 289, 417. — meridionalis 602. — minor 273, 547, — mollis 114. — personatus 603. — phoenicurus 284. — przewalskii 113, 114, 116. — romanowi 116. — schach 487. — senator 273, 608. — sibirieus 114. Laridae 79. Larus argentatus 71, 127, 323, 327, 544, 624. — atricilla 624. — audouini 624, 113, 602. Namenverzeichnis. Larus cachinnans 624. — canus 71, 264, 397, 448, 463, 544, 624. — delawarensis 327. — fuscus 71, 397, 462 544, 624. — gelastes 625. — glaucescens 288, 325. — glaucus 128, 129, 136, 182, 184, 293, 323, 324, 326, 329, 366, 470. — ichthyaetus 623. — kamtschatchensis 283. — kumlieni 325. — leucophthalmus 625. — leucopterus 183, 325, 327 I — marinus 323, 326, 624. — melanocephalus 544, 623 — michahellesii 624. — minutus 71, 283, 290, 398, 468, 469, 623. _ ridibundus 98, 71,79, 264, 283, 284, 288, 323, 397, 448, 455, 468, 469, 470, 623. — smithsonianus 325, 327. — vegae 237, 291. Lathria cinerea 13, 505. Legatus albicollis 12, 502, 519. Leimonia labradorensis 380. Leptopoecile major 236, 237, 182, — obscura 238. — sophiae 236, 237, 238. — stoliczkae 238. Leptoxyura cinnamomea 538. Lestris catarrhactes 136. — longicaudus 136. — parasitica 126, 130, 136. — pomatorhina 132, 133, 136. Leucolepia rufogularis 9. Leucostiete 286. — brandti 207. — pamirensis 207. Limicola platyrincha 68, 469, 615. — sibiricus 283, 287, 289. Limnocryptes gallinula 283, 288. Limonites minuta 358. — minutilla 357, 358. 128, Limonites temmincki 358. Limosalapponica 404, 614. — limosa 88, 267,468,614. — melanura 88. — melanuroides 88, 290. — novae-zealandiae 291. Linaria bella 210. — pallescens 213. — sibirica 213. Linota cannabina 208. — exilipes 290. — fringillirostris 211. — linaria 212. — pallescens 212. — sanguinea 208. Lipaugus simplex 505. Lithofalco regulus66, 289. Locustella fluviatilis 278, 591: — geyri 123. — lanceolata 243, 290. — naevia 109, 278, 441, 591. Loxia albiventris 221. — bifasciata 221, 284. — curvirostra 132, 219, 221, 275, 291, 434, 469, 577. — elegans 221. — himalayana 219, 221. — minor 221. — pityopsittacus275, 576. Lullula arborea 277, 438, 570. Lusciniola fuscata 290. — indica 76. — melanopogon 593. Lymnocryptes gallinula 283. Lyrurus mongolicus 97. — tetrix 283, 284, 288. Malacoptila rufa 20. Macrorhamphus scolopa- ceus 288. Mareca penelope 138, 350. Megalestris skua 318. Megaloperdix himalaya- nus 9. — nigelli 95. Megarhynchus pitangua 12, 528. Melanerpes cruentatus 18, 515. Melanocephala sibirica 569. Melanocorypha calandra 230, 570. = leucoptera 229, 230. Melanocorypha maxima 230. — mongolica 230 — sibirica 229. — yeltoniensis 230. Melanonyx arvensis 69. — mentalis 283, 288. — segetum 69. — serrirostris 283, 291. — sibirieus 283, 291. Mergulus alle 132, 137. Mergus 398. — albellus 80, 264, 283, 292, 293, 399, 621. — americanus 334. — castor 80. — cucullatus 334. — merganser 28, 60, 70, 80, 264, 290, 291, 399, 621. — serrator 71, 80, 126, 333, 339, 399, 621. Merops apiaster 272, 568. — persicus 569. — philippinus 476. — viridis 568. Merula atrigularis 249, 250, 231. — intermedia 248, 249. — maxima 249. — merula 249. — relicta 250, 251. Mesoscolopax minutus 283, 287, 290, 293. Metoponia pusilla 215. Microcereulus bicolor 9. Microeichla scouleri 76. Miecropus pacificus 476. Milvus govinda 103. — korschun 47, 270, 469, 470, 545, 560. — melanotis 103, 285, 291. — milvus 47, 270, 468, 560. — parasiticus 560. Mionectes oleagineus 526. Molothrus bonariensis 11. Momotus martii 19, 514. — momota 19. — paraensis 19. Monasa flavirostris 20, 24. — nigrifrons 21, 516, 539. — peruana 20. Monticola cyanus 251, 553, 588. — saxatilis 279, 553, 588, Journ. f. Orn. LVI. Jahrg Namenverzeichnis. Montifringilla altaica 208. — brandti 207, 208. — haematopygia 207,208. — pamirensis 207. Mormon 128, — fraterculus 132. — glacialis 132, 137. Motacilla alba 56, 225, 276, 436, 547, 586. — baicalensis 225, 292. — boarula 56, 226, 276, 547, 586, 587. — citreola 226, 227. citreoloides 227. flava 475. melanope 226. ocularis 284, 291. personata 225. — sulphurea 226. Motacillidae 224. Munia oryeivora 475. Muscicapa albicilla 292. — atricapilla126, 417,604. — collaris 273, 604. — griseisticta 272, — grisola 126, 273, 417, 603. — parva 306, 469, 547, 604. Musophaga 488. Mycerobas carneipes 204, 206. — merzbacheri 204. Myiadestes townsendi 304. Myiarchus ferox 503, 528. — tricolor 503. Myiobius barbatus 495, 503, 528. — erythrurus 503. Myiozetetes granadensis 12, 24. — similis 12. Myiodynastes solitarius 528 Ur Myiophoneustemmincki75. Myospiza aurifrons 11, 496, 500, 519, 524. Myristicivora bicolor 477. Mymelastes goeldi 17. — hyperythrus 16. — Juctuosus496,509,531. — melanoceps 16, 17. Myrmotherula axillaris 16, 511, 532. — berlepschi 512, 532. — garbei 511. — gutturalis 16. — haematonota 16, 511. — hauxwelli 16. . Oktober 1%8,. 637 Myrmotherula hoffmannsi 496, 511, 519, 532. — leucophthalma 15, 16, 531. N 51l. melanogastra 511. menetriesi 16. minor 16. multostriata 496, 510, 519. — pygmaea 15. — sororia 16. Nasicalongirostris15, 509, Nemosia guira 523. — pileata 10, 523. Nemura cyanura 290. Neophron perenopterus 545, 553, 556. Netta rufina 83. Nettion carolinensis 336, 337. — crecca 70, 82, 283,337. — circia 292. — formosum 283, 292. Nisaötus fasciatus 485, 561. — pennatus 101. Nucifraga brachyrhyncha 118. — caryocatactes 118,274, 281, 285, 579. — macrorhynchus 118, 284, 285, 427. — rothschildi 118. Numenius arquatus 36, 60, 69, 88, 126, 267, 404, 478, 616. — borealis 288, 361, 362. — hudsonicus 360, 361. — lineatus 88, — phaeopus 132, 135, 267, 361, 404, 479, 616. — tenuirostris 616. — variegatus 283, 287,290. Nyctala jakutorum 287. — magna 287, 289, — tengmalmi 109, 287, 413, 564. Nyctea nyctea 377, 413. Nycticorax nycticorax 269, 618. Nyroca clangula 30, 265, 399, 400, 621. — ferina 29, 264, 399, 469, 621. — ferruginea 81. — fuligula 29, 80, 264, 399, 400, 621. 41 638 Nyroca hyemalis 265, 399, 470. — marila 28, 60, 264, 400, 621. _ nyroca 30, 81,265, 621. — rufina 265, 621 ©Oceanites oceanicus 332. Oceanodroma leucorrhoa 181, 332. Ochthornis littoralis 12. Ochtodromus geoffroyi 478 Odontophorus marmoratus 516. — stellatus 23. Oedicnemus oedienemus 266, 402, 611. Oidemia americana 233, 285. 289, 292, 346. — deglandi 346. — fusca 28, 70, 127, 264, 6%. — nigra 124, 133, 138, 346, 620. _ perspieillata 288, 347. — stejnegeri 283, 292. Olor buceinator 360. — columbianus 350. Oraegithus pusillus 215, 216 Orchilus ecaudatus 501. Oriolidae 119. Oriolus galbula 119, 120, 587. — kundoo 119, 120. — maculatus 473. — oriolus 149, 152, 274, 427, 587. Ornithion inerme 526. — pusillum 502, 526. Ortalis guttata 23. Orthoramphus magniro- stris 477. Ortygion coturnix 97. Ortygometra parva 40, 60, 268, 279, 609. — porzana 39, 40, 268, 406, 609. — pusilla 40, 610. Oryzoborus angolensis499. Oseines 239. Otididae 90. Otis dybowskii 90. — macqueeni 609. — korejewi 90. — tarda 90, 268, 609. — tetrax 268, 609. — undulata 482,483, 484. Namenverzeichnis. Otocoris albigula 231. — alpestris 231, 570, 579. — brandti 231. — diluta 230, 231. — flava 288. — montana 231. — pallida 231. — penicillata 230, 231. Otomela isabellina 116. — phoenicuroides 116. — romanowi 116. Otus vulgaris 108. Pachycephalagrisola474. Pachyrhamphus atricapil- lus 505. — niger 13. Pachysylvia griseifrons ’ — semieinerea 497. Pagophila eburnea 135. Pandion carolinensis 376. — haliaetus 48, 65, 271, 291, 558. — leucocephalus 473. Panurus barbatus 238. — biarmieus 238, 577. — russicus 238. — sibirieus 238. Paridae 233, 234. Paroaria gularis 11, 500, 524. Parus 439. — affinis 236. — ater 57, 235, 277, 439, 578. borealis 126, 470. caeruleus 277, 577. eristatus 577. cyanus 234, 235. lugubris 550, 578. maior 277, 439, 578. mitratus 277. palustris 277, 578. piceae 235. rufipectus 235. songarus 236. tianschanicus 233, 234, 35. ball! — ungava 391. Passer dilutus 203. — domesticus 152, 202, 203, 275, 291, 428, 546, 573, 574 — exiguus 204. — hispaniolensis203, 547. — indieus 202. — montanus 203, 275, 546, 573. Passer pulverulentus 208. — puteicola 204. — salicarius 573, 574. — saturatus 291. — transcaspicus 202, 203. mus sandwichensis — savanna 388. Passerina 194, 388. — nivalis 385, 434. Pastor roseus 547, 553, 582, 584. Pavoncella leucoprora 285. — pugnax 69, 86, 285. FeTreurL leucocephala Pelecanus crispus 622. — onocrotalus 555, 622. Penthestes hudsonicus 391. Perdix chukar 96. — daurica 96, 292. — francolinus” 541, 608. — graeca 608. — perdix 269, 408, 608. — petrosa 608. Periparus 287. — rufipectus 235. Perisoreus nigricapillus 380 — sibiricus 284. Peristera cambayensis 94. Pernis apivorus 47, 60, 270, 559 Petrocossyphus 251 Petronia 203. — intermedia 203, 204. — petronia 204, 576. — stulta 203. Petrophila cyanus 251. — solitaria 251. Phaeomyias incomta 502, 526. cyanus — murina 502. Phaötornis filippü 18. — rubes 514. Phalacrocorax 288. — albiventris 79. — carbo 79, 80, 126, 264, 333, 621. — continentalis 79. — desmaresti 622, — dilophus 333. — graculus 126, 622. — medius 79. — pygmaeus 622. Phalacrocoracidae 79. 4 1: AT Phalaropus fulicarius 133, 135, 293. — lobatus 138, 183, 293, 351. Phasianidae 94. Phasianus colchicus 269, 608. — mongolicus 95, 96. — semitorquatus 9. — turcestanicus 95. Philacte canagica 287, 288. Philomachus pügnax 86. Philydor erythrocercus 14, 495, 507. — rufipileatus 14. Phlogopsis bowmani 519, 531. Phoenicocercus carnifex 529. Phoenicopterusroseus61S, Phoenicothraupis peru- viana 10. Phoenicurus erythronotus 256. Phylloscopus 441. — bonellii 595. — borealis 284. — eversmanni 284, 288. — humei 244. — rufus 59, 278, 441,595. — sibilator 278, 441, 594. — superciliosus 244, 284, 288. — tristis 290. — trochilus 59, 278, 441, 594, Piaya cayana 21. — nigricrissa 21. — obscura 21. — rutila 21. Picapica 53, 274,292, 580. — kamtschatica 288. Pieidae 110. Picoides alpinus 110. — altaicus 110. — crissoleucus 284. — tridactylus 110. Picumnus aurifrons 535. — borbae 495, 515. — macconelli 535. — rufiventer 19. Picus jakutensis 284, 287, 288. — lilfordi 567. — martius 284. — syriacus 567. — tridactylus 110. — viridicanus 52,272,566. — viridis 51, 272, 566, Namenverzeichnis. Pinicola kamtschatkensis 288. Pionopsittacus barrabandi 2, Pionus fuscus 538. — menstruus 22, 539. Piprafasciata 519,528,538. — leucocilla 519. — nattereri495, 496, 504. — pileata 12. — purusiana 12. — rubricapilla 12, 519, 528. Piprites chlorion 504. Pisorhina scops 564. Pitangus sulphuratus 527. Pitylus grossus!1,499,523. — humeralis 11, Platalealeucorodia 93,555, 618. Platypus fuligula 80. Plectrophanes nivalis 129, 134. Plegadis autumnalis 269, 616. Podager nacunda 555. Podiceps auritus 290. — ceristatus 71, 78. — fluviatilis 77, 78, 295. — griseigena 284. — holboelli 284, 289,290, 293. -— minor 77, 295. Podilymbus podiceps 308. Podoces biddulphi 118. Poecile baicalensis 290. — fulvus 284. — kolymensis 284, 287, 289. — lenensis 289, 2314293: — obtecta 284. — songara 236. Polioptila livida 521. Porphyrio 281. — hyacinthinus 610. Pratincola hemprichii 254. — maura 254, 255, 256, 284, 291, 293. — przewalskii 254, 255, 256. — robusta 254, 255. — rubetra 279, 444, 469, 551, 600, 601. — rubicola 149, 279, 551, 601. — sybilla 255. Procellaria minor 329. — pelagica 331. 504, 284, 639 Progne chalybea 9. — tapera 9, 497, 538. Propasser rhodochlamys 217. — rhodometopus 217. Pseudogerygone albofron- tata 488. Pseudototanus 286. Psilomycter theresiae 514. Psittacula modesta 21. Pterocles alchata 607. — arenarius 92, 607. Pteroclidae 92. Pteroglossus aracari 536. — beauharnaisi 20. — castanotis 20. — humboldti 20. — inscriptus 536. — mariae 20. — wiedi 536. Ptilopus melanocephalus 477. Puffinus anglorum 623. — cinereus 545, 623. — fuliginosus 331. — gravis 178, 330. — kuhlit 35% — puffinus 623. — stricklandi 179, 331. — tenuirostris 331, 360. — yelkouan 545, 623. Pulsatrix perspicillatum 2 Pyenonotusaurigaster474. — europaea 54, 275, 574. — nigrieans 589. Pyenorhamphus carnipes 204. Pygoptila stellaris 15,510. Pyrgita brevirostris 204. — petronia 203. Pyrocephalusrubineus11. Pyrophtalma melanoce- phala 542, 543,551,596. Pyrrhocorax alpinus 118, 581. — graculus 119. — pyrrhocorax 118. Pyrrhospiza humii 76. Pyrrhula 60. — githaginea 541. — pyrrhula 54, 275, 291, 434, 574. — vulgaris 574. Pyrrhura luciani 518, 537. @uerquedula crecca 8. — circia 70, 82. — discors 350. 41* 640 Querquedula querquedula 82. Querula purpurata 13. Rallidae 91. Rallus aquaticus 39, 40, 91, 268, 284, 405, 610. — indicus 284, 290. — korejewi 91. Recurvirostra avosetta 86, 266, 612. Reguloides 244. Regulus cristatus 238. — fluvicapillus 238. — humei 244. — himalayensis 238. — ignieapillus 57, 60, 277, 594 — regulus 277, 439, 594. — tristis 238. Remiza pendulina 577. Rhamphastos ariel 518, 536. — culminatus 20. — cuvieri 19. — erythrorhynchus 518, 535 Rhamphocaenus mela- nurus 532. Ramphocoelus carbo 499, 519, 523. — connectens 10. — nigrogularis 10. Rhipidura javanica 474. Rhodostethia 127. — rosea 287, 288, 289, 290 Rhopoterpe torquata 513, 533 Rhynchocyclus flaviven- tris 496, 503, 527. — sclateri 527. — sulphurescens 527. — viridiceps 12, 24. Riparia 181. — riparia 52, 273, 416. Rissa 128, 182, 199. — brevirostris 322. — pollicaris 288, 322. — tridactyla 129, 136, 264, 321, 325, 624. Rogalba amazonum 536. Rosthramus leucopygus 538. Rupornis magnirostris 22. Ruticilla caeruleocephala Hl. — erythronota 256, 258. — grandis 256. Namenverzeichnis. Rutieilla phoenicurus 126. — rufiventris 257. Ruvenzorornis 488. Saltator azarae 11. — maximus 11, 523. — mutus 523. Saxicola aurita 601. — hendersoni 253. — isabellina 252. — leucomela 252. — leucorhoa 143, 391. — morio 253. — oenanthe 143,251, 252, 279, 444, 470, 601. — pleschanka 252, 253. — saltator 602. — saltatrix 252. — strapazina 601. Schiffornis maior 12. Sclateria argentata 17. Selerusus caudacutus 507. Scolopacidae 86. Scolopax gallinago 88. — rusticola37,89,138,268, 290, 404, 468, 552, 615. Scotothorus amazonus 12. Serinus canarius 153. — hortulanus 150, 275, 433, 547, 574. — pusillus 215, 575. Serphophaga pallida 526. — subflava 501, 520, 525. Setophaga ruticilla 389. Siptornis alopecias 13. — hyposticta 13, 506. Sirystes albocinereus 12. Sitta arctica 234, 285, 287, 291, 293. — caesia57,277,470,579. — europaea 285. — krüperi 579. — syriaca 578. Sittasomus amazonus 14, 495, 508, 530. Siurus naevius 288. Somateria 143. — borealis 342. — dresseri 342. — fischeri 285, 287, 289, 291, 293. — mollissima 70, 130,138, 182, 341, 346, 400. — spectabilis 133, 138, 293, 345. — stelleri 127, 293. — v-nigrum 293. Spatula clypeata 30, 70, 265, 399, 620. Spermologus atrigularis 1 Spermophila lineola 538. Sporophila americana 524. — bouvronides 11. — castaneiventris 11,500. — lineola 496, 500, 519. — minuta 524. Squatarola helvetica 478. — squatarola 66, 266, 402, 611. Sturnia daurica 96. Stercorarius crepidatus 293. — longicaudus 182, 320, 321 — parasiticus 181, 182, 293, 319, 320, 468, 469. — pomarina 71, 182, 293. Sterna aleutica 288. — bergiü 479. — cantiaca 625. — caspia 626. — dougalli 479. — fluviatilis 71. — hirundo 28, 68, 264, 328, 398, 545, 625. — longipennis 283, 288. — macrura 68, 126, 135, 129, 181, 328, 329. — melanauchen 479. — minuta 72, 126, 468, 545, 625. — paradisea 298. — superciliaris 23. Strepsilas interpres 127, 132, 293. — melanocephalus 288. Streptopelia aegyptiaca 94. Strigiceps cyaneus 99. — pallidus 100. Strigidae 107. Strix flammea 272, 413, 563, 564 — pallens 109. — tengmalmi 109. Sturnidae 120. Sturnopastor jalla 475. Sturnus 297. — dresseri 121. — dzungaricus 121. — harterti 121. — johanseni 121. — loudoni 121. — poltaratskyi 121. — porphyronotus 120, 121. — purpurascens 120. — unicolor 120. Sturnus vulgaris 54, 133, 152, 274, 299, 427, 469, 470, 582. Sublegatus fasciatus 12. Sula bassana 264, 333. Surnia caparoch 288. — ulula 413, 470. Sylvia 287, 440. — affınis 287, 290. — atricapilla 58, 149, 150, 277, 440, 597. — brevirostris 594. — cinerea 126. — conspicillata 596. — curruca 58, 150, 277, 440, 597. — hortensis 126. — merzbacheri 241, 242. — nisoria 203, 241, 242, a7T, 597. — orphea 597. — provencalis 596. — rüppellii 542, 552, 598. — sarda 542, 596. — simplex 150, 277, 597, 230) — subalpina 552, 596. — sylvia 277, 440, 552, 597, 599. — undata 542. Sylviidae 597. Synallaxis amazonica 506. — guianensis 13, 529. — mustelina 15. — rutilans 506, 530. — vulpina 496, 506, 529. Syrrhaptes paradoxus 92, 268. Syristes albocinereus 24. Syrnium aluco 53, 271, 295, 413, 563. — barbatum 287. Tachycineta albiventer 9, 521. Tachyphonus cristatus 495, 499. — luctuosus 10, 523. — melaleucus 538. Tadorna casarca 83. — ferruginea 285, 292. — tadorna 265, 400, 619. Tanagra coelestis 10, 499. — episcopus 498, 499,522. — leucoptera 499. — melanoptera 10. — palmarum 523. Tanagrella callophrys 9, 24. Namenverzeichnis. Telmatias gallinago 88. — hyemalis 89. Terekia cinerea 283, 291, 293. Terpsiphone paradisea 75. Tetrao mongolicus 97, 98. — parvirostris 283, 287. — taczanowskii 290. — tetrix 97, 269, 609. — urogallus 607. — viridanus 97, 98. Tetraogallus himalayanus 94. — nigelli 95. Tetraonidae 97, 127. Tetrastes bonasia 283, 288. Thalurania balzani 514. — intermedia 534. Thamnomanes glaucus 15. — hoffmannsi 495, 510, 531. Thamnophilus amazonicus 495, 510, 531. — huberi 509. iuruanus 15. luctuosus 538. melanurus 15. nigrocinereus 538. palliatus 509. punctuliger 510. ruficollis 15. subradiatus 15. Tharraleus albogularis 241. Threnetes cervinicauda 514. Thryophilus 7. — albipectus 496, 497, 521 Wireless] Tichodroma brachyrhyn- chos 233. — macrorhynchos 233. — muralis 232. — muraria 232, 233, 585. — phoenicoptera 232. Timeliidae 239. Tinamus guttatus 23. — maior 23. — ruficeps 23. Tinnunculus alaudarius 106. — tinnunculus 106, 283. Tityra cayana 13. — semifasciata 13. Todirostrum chrysocrota- phum 12, 24. — maculatum 24, 496, 501, 525. — signatum 12, 501. Totanus calidris 69, 86. 641 Totanus erythropus 283. — eurhinus 86. — fuscus 267, 403, 613, — glareola 36, 267, 283, 288, 402, 403, 613. — glottis 69, 290, 293. — hypoleucus 86. — littoreus 35, 267, 403, 404, 613. — melanoleucus 359. — ochropus 35, 69, 87, 267, 402, 403, 613. — pugnax 35, 60, 267, 403, 468, 469, 614. — stagnatilis 613. — totanus 35, 86, 87, 267, 404, 544, 613. Tringa 402. — acuminata 287, 293. — alpina 61, 67, 68, 267, 289, 290, 291, 402, 403, 469, 470, 614. — bairdi 288. — canutus 145, 182, 183, 194, 351, 403, 468, 614. — couesi 288, 293. — crassirostris 283. — ferruginea 614. — maculata 285, 278. — maritima 124, 129, 135, 293, 614. — minuta 34, 36, 60, 267, 285, 286, 615. — orientalis 285. — ptiloenemis 288. — ruficollis283, 285, 287, 29% sakhalina 68, 287, 289. schinzi 61, 67, 68. striata 129, 135. subarquata 145, 293. temmincki 66, 267, 293, 403, 615. Tringoides hypoleucos 35, 86, 267, 403, 404, 479, 544, 613. — macularius 360. Troglodytes musculus 521. — nepalensis 239. — pallidus 239. — parvulus 239. — tianschanicus 239. — troglodytes 277, 440, 584, 585. Trogon atricollis 19. — bolivianus 515. — melanurus 19. — ramonianus 19. — viridis 19, 515, 535. 642 Tryngites subruficollis 288, 359. Trypanocorax frugilegus Tubinares 288. Tucana 520. Turacus 488. Turdidae 113. Turdus 54. — albiventer 497. aliciae 288. — atrigularis 249, 250. — bonapartei 247, 248. — debilis 7. — dubius 284, 288. hauxwelli 7. hodgsoni 247, 248. iliacus 59, 127, 133, 278, 284, 288, 442, 443, 469, 470, 588. — merula 60, 126, 133, 278, 442, 443, 589. — musicus 59, 278, 442, 443, 470, 588. — mystaceus 249. — mystacinus 250. — naumanni 287, 290, 291, 292. — pilaris 60, 126, 127, 248, 263, 278, 290, 441, 442, 443, 589. — ruficollis 292. — torquatus 278,443, 589. Namenverzeichnis. Turdus viscivorus 60, 247, 248, 278, 442, 443, 589. Turtur bitorquatus 477. — cambayensis 94, 546. ' — decaocto: 545, 546, 607 — ferrago 9. — orientalis 284, 290. — senegalensis 545, 546. — turtur 46, 269, 284, 407, 545, 546, 607. Tyranniscus gracilipes 527 Tyrannulus elatus 502, 526 Tyrannus 519. — tyrannus 379. Upupa epops 272, 414, 569. Uragus sibirica 217. Uria brünnichü 131, 137. — lomvia 182, 314, 315. — rhingvia 131. — troile 131, 314, 315. Urinator arcticus 78, 263, 309, 396. — imber 198, 263, 308, 52 352. — lumme 263, 309, 622. — pacificus 309. Urogalba amazonum 515. Urubitinga urubitinga 22. Vanellus 287. — cristatus 85. — vanellus 34, 66, 85, 266, 402, 468, 611. — vulgaris 85. Veniliornis agilis 18, 24. — haematostigma 18. — ruficeps 515, 535. Vireo chivi 521. Vulpanser rutilans 83. Vultur cinereus 98. — fulvus 553. — mönachus 98, 99, 270, 553, 556. Vulturidae 98. Xanthornus decumanus 1l, 524. — viridis 524. Xema 127. — ridibunda 79. — sabinii 135, 293, 327. Xenops genibarbis 14, 495, 507, 530. Xiphocolaptes berlepschi 15. — promeropirhynchus 14. Xiphorhynchus 520. — multostriatus 530. Zonotrichia leucophrys Zosterops Maxi 474. Journ. f. Ornith. 1908. Taf. I fa 3 Bruno Geisler del. et lith. Druck v. H. Kraja, Dresden Franeolinus nobilis Rehw. Journ. f. Ornith. 1908. Tar L 1 Apalis ruficeps Rehw. 3 Apalis murina Rchw. 3 Apalis catiodes Rehw. Ta m ul i E 0479 NT