Der wir ch EN zus Bay ( N x PA ? rc SE Y TE u am a a i, % r\ MAR ws r TE 2 Di 3 oh £ an N u a 5 en ) y‘ y vr * by ß et er r far NR «di 48 Chr ame . \ { ES 1 T Ye “ £ N ER Da “r A k f we / En | H ren jur I P [2 dr Hr: * An Be Et Kerle I Pi Er N * = 7 La IN re A BEN Ei PR, Fe N a a a EN EN FAR U a ai Y BEN ER BR, SEHR WM 1 — EN 7 Da as E PA 5 h 1 MRS Be a A; ! FR Tr .} j y \ > , iR, buy ern u} N N er m her OR N u , Y PN SR a BTL Ya in yon N h N RS RS } 4 } a & Pe I LALLECH af Tr ki Rh: N. N RE a re Ey j BER ‚N a a LE RE vu = Ä Ih od N BR STR el zeifet ige x TANEN Ba Ak DL “7 NOIR ° il h e ph W NN 5; Ä\ er R u WR Ten, (3 & jeps Era IR N RR a RN ER SL END N EI RR ER IR 2 N N Kr ra fi | R j u A Ah, BR \uCRt 1d N" I “ 1 ee » u N IE Zr Er Ar BE, R e g a N I i rer BER ea ION EN Na Wir SE yon | TIL VI KR h Se un 2 Dh SRG Ar IM RN Ey x v a EN Nie IE STE TECK Fe Ä | LS“ Ra RZ d W a AR SO N I ee 7 v \ 2 Bi RAR ERSAUE ee} \ ges St wor NEN RR et NUT: ) VD a TE) ) TAN ! EN, £ 1 a ya) P N N - N ARLa N \ Be ü e. 4 IP RT ut ee N be AR Naagı a. N a I 7 Dr ; ENTE \ Ki Br 17 N KE> td» U PV le ; Pe Sn N ö a t a a“ 9. w vr. N, FR aa Or X Hua ' e y A Al Wien 7 . Era 3 ) EZ TEN e; NE JOURNAL ORNITHOLOGIE GEGRÜNDET VON J. CABANIS. Im Auftrage der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft mit Beiträgen von W. Bacmeister, E. Drescher, R. Fenk, H. Grote, 0.Heinroth, E.Hesse, C. Kayser, O. Kleinschmidt, A. Laubmann, F.v.Lucanus, O. Neumann, R. Schlegel, L. Schuster, A. Freiherr v. Vietinghoff, O. Graf Zedlitz, R. Zimmermann herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow, Geh. Regierungsrat, zweiter Direktor am Staatl. Zoologischen Museum in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Omithologischen Gesellschaft. 68. Jahrgang. Leipzig 1930. Verlag von L. A. Kittler. London, Paris, New-York, ] William & Norgate, 14 F, Vieweg, rue Richelieu 67. Lemcke & Buechner Henrietta Street, Coventgarden. 30—32 West, 27th Street ir Fe he ey et ir Kt {ri | EX N TE Inhalt des 68. Jahrganges (1920). — Seite W. Bacmeister und 0. Kleinsehmidt, Zur Ornitho- logie von Nordost-Frankreich. (Fortsetzung u. Schluß) . . 1,97 E. Drescher, Nachruf an Paul Robert Kollibay . . . . . 175 R. Fenk, Einige Beobachtungen und ee von der oberen Schara (Weifsrußsland) . . - 308 H. Grote, Ornithologische Beobachtungen aus dem südlichen Unal- gebiet (Orenburg). (Fortsetzung u. Schluls) . . . . . 83, 124 0. Heinroth, [Beobachtungen an Nest und Ei] . . 89 = Grössenanpassung der Kuckuckseier an die Eier der Wirtsrögal] 390 — [Über Dottergewichte] -. . 402 es Hesse, Bemerkungen zu: Herman Schalow, Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg . . 272 — [[Ergänzungen zu; R. Schlegel, Aufzeichnungen über das Vor- kommen unserer Drosselarten im Leipziger Flachlandsgebiete] 388 — [Vorkommen zweier seltenen Ammerarten in Mitteldeutschland] 393 C. Kayser, Die Vögel der Umgegend von Lissa i. P. . 326 A.Laubmann, Der Berglaubvogel (Phylloscopus bonelli bonelli) und seine Verbreitung in’Bayarn. . . 245 _ F.v. Lucanus, [Gegenwärtiger Stand der Vogelwarte Rossitten] 401 - 0. Neumann, Neue en und Unterarten afrikanischer MOBBh 7.0: 77 Ant. Reichenow / [Neue Arten der Gasaıkan Riparia, Hirundo, Pachysylvia und Thinocorus) . . . 88 -stüber. die. Gattung Cinelodes] . . u: 8... 2... 288 — [Beschreibung neuer Arten] . -» 399 R. Schlegel, Aufzeichnungen über das Vorkommen unserer Drosselarten im Leipziger een in Mittelsachsen und im Erzgebirge . . 292 L. Schuster, Der Vogelzug in " Ostfrankreich i im Herbst 1918 156 A. Freiherr v. Vietinghoff, Zum Vogelleben des Astrachaner Gouvernements (von Tschorny-Jar) . 341 0. Graf Zedlitz, Beitrag zur Kenntnis der östlichen Oerthia- Formen . . 70 — Die Avifauna des westlichen Pripjet-Sumpfes im Lichte "der 4 Forschung deutscher Ornithologen in den Jahren 1915—18. (Hierzu Taf. 1 u. 2). . ee 227,800 _ R. Zimmermann, Zur Höhenverbreitung der Vogel . . . 844 2 Kundgebung spanischer Gelehtten . . » 2» 2 2 00 0 00.0 241 Ber en, ER? IV Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die Septembersitzung 1919 . 2. 2 2 2 2 22.84 Bericht über die Oktobersitzung 1919 . . » 2: 2 2 22.20.85 Bericht über die Novembersitzung 1919. . . 2 2 2 2.2.2.8 Bericht über die Dezembersitzung 1919 . . 2 2 2 2 2.2...286 Bericht über die Januarsitzung 1920. . . 2 2 2 22 2... 225 Bericht über die Februarsitzung 1920 . . 2 2 2 2 2000... 229 Bericht über die Aprilsitzung 1920 . . . 2. 2. 2.2..0..827 Böaricht ‘über die Maisitzung 1930... » .... 2... 7,0882 Benachrichtigung an die Mitglieder : 2 2 2 2 2 m 0. A444 Dem Herausgeber zugesandte Schriften . . . . . . 96, 242, 403 sslt AT I JOURNAL. Se je w ORNITHOLOGIE. > Achtundsechzigster Jahrgang. No. 1. Januar. 1920. Zur Ornithologie von Nordost- Frankreich. Von W, Bacmeister und ©. Kleinschmidt. (Fortsetzung von Jahrg. 1918 8. 284.) 45. Corvus cornix L. (non sensu stricto). (Corvus cornix subcorone Brehm und Corvus cornix cornixz L.) Von den beiden Formen der gemeinen Krähe, die ja von den meisten Ornithologen wegen ihrer grofsen Verschiedenheit noch als selbständige Arten angesehen werden, brütet!) selbst- - verständlich nur die schwarze im Beobachtungsgebiet. In - den Nordargonnen ist sie nicht gerade häufig. Bis Ende März 1916 trieb sie sich in Scharen umher; dann verschwand die Hauptmasse, und nur die gepaarten Paare blieben in ihren Brut- gebieten. Am 3. IV. 1916 beobachtete ich die erste auf einer Pappel brütende Rabenkrähe. Sie sind scheu und vorsichtig am Nest. Am 14. IV. 1916 fand ich an anderer Stelle desselben Waldes ein Paar im Neste sitzend vor. Das eine strich sofort, das andere erst dann ab, als ich einen -Schufs darauf abgab. Beide Brutpaare hatten den Horst auf Laubbäumen, obwohl in allernächster Nähe stehende Fichten ihnen besseren Schutz hätten gewähren können. Schon vom 18. IV. 1916 ab sah ich sie wieder in kleineren Schwärmen von 10 bis 15 Stücken. Im Gebiet von Verdun und in den Wintermonaten 1916/17 in der Champagne wurden wieder gröfsere Scharen gesichtet. Vier von Stabsarzt Dr. Pietsch aus der Gegend von Germont ohne Bemerkung über Gelegezusammengehörigkeit erhaltene Eier hatten folgende Mafse: 1) Nach brieflichen Mitteilungen von Dr. Thielemann bleiben aber Nebelkrähen auffallend lang im Frühjahr in Belgien zurück. Es sind dies vielleicht junge noch nicht brutfähige Stücke, Jon, 1, Om, LXVIIL Jahrg, Januar 1920, 1 p W. Bacmeister und O0. Kleinschmidt: 30.0 | Färbung verschieden, das letzte hell. Die Nebelkrähe sichtete ich in den beiden Wintern in Frankreich im ganzen nur viermal. Am 20. XIL-1915 sah ich ein einzelnes Stück bei Donchery (bei Sedan), also an der gleichen Stelle, an der auch Dr. Gengler das einzige Mal (am 17. II. 1915) dieser Krähe in der Zeit vom August 1914 bis April 1915 begegnete. Am 24. XII. 1915 waren drei Nebelkrähen unter etwa 30 Saatkrähen bei Donchery. In den Argonnen sah ich sie überhaupt nicht. Am 29. X. 1916 traf ich bei Damvillers - (Gebiet von Verdun) ein Stück und am 11. XI. 1916 eines unter anderen Krähen bei Rethel. B. U » D &0 2. Schwinge F „ R= 9 S & E) KH) überragt u © Su Es EB 8 A 3 3 E u 2a R= die 6. um ® 5” a” E mm cm mm rechte: links Schwarze Krähen. 17. 1. 17 Aussonce „co“ ad.jun. 585 32,5 12 Monn. 23 22 22. 1. 17 Junivile „Q* „ „485 31,6 19 Bacm. 9 6 2. 2. 17 Aussonce „oO“ ad.sen. 475 33,2 — Monn. 27 24 (Flügel) — —_ — 33,8 — Bacm. 14 15 % _ — —_— 24 — ,„ 15 11 Graue Krähen.!) 6. 3. 18 Noyelles, „Jg“ ad. — 32,4 21 Denn.. 20 11 franz. Flandern } 5.12.17 Osownica „OS“ juv. — 306 10 „ 6 6 Pripjet-Sümpfe ; , 30.10.16 Dolsk — ad. — 30,4 18 Rüdig. 16 — Pripjet-Sümpfe b 28,1; 17 Prinj.-Simpfe, #73 Adna. 5 al 80: 2. 11. 1. 15 Kiernozia — juv.. — 306 15 Bam. 55 Gouv. Warschau 5. 3. 15 Maliny re ad.” — 31,6 3 ,„ 21 15 Gouv. Warschau 20. 4. 15 Szelesmezö „Q“ ad. — 318 25 ,„ 15 14 Ung. Ostbeskiden x a 24. 5. 16 Skuratowo „SQ“ ju. — 32,0 9 Schlüt. (13 10) Kreis Smorgon ß BB: a0: @, „ge java NIT i) Das von andern Kriegsgebieten eingesandte Material wird hier mit herangezogen, da die Untersuchung einzelner Stücke ohne Vergleich mit den Nachbarrassen keinen Wert hat. en Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich; 8 Französische Rabenkrähen sind von grofsem Interesse, da man vermuten darf, im Westen reinblütige Vögel zu finden. In- dessen bieten Wintervögel in dieser Hinsicht keine volle Sicher- heit. Wenn auch erwiesenermalsen ein Teil der Schwarzkrähen — selbst an der östlichen Verbreitungsgrenze — am Brutplatz überwintert, so streichen doch andere westwärts, denn man findet Mischlinge unter denjenigen, die in Westdeutschland in der kalten Jahreszeit geschossen werden. Beringung von Raben- krähen sollte in viel gröfserem Umfang als bisher erfolgen, da die Aufklärung der Blutmischung noch wichtiger ist als die des Zuges. Von „Bastarden“ oder „Rackelkrähen“ zu sprechen, ist falsch, da Raben- und Nebelkrähe nicht artverschieden sind. Die Gefiederbasis der Rabenkrähen 1—3 variiert zwischen hellerem und dunklerem Grau. Das kann individuelle Variation ohne Einflufs von Blutmischung sein, wie es ebenso bei den teilweise schwarzen Unterschwanzdeckfedern von Nebelkrähe Nr. 3. anzu- nehmen ist, denn so weit kann die Rassenmischung schwerlich wirken, man mülste denn jeder Krähe Mischblut zuschreiben. Von den Flügelmafsen ist keins extrem. Die Flügellänge . geht bei beiden Rassen bis 34,9 cm hinauf und bis etwa 29,3 cm herunter. Das Schwingenverhältnis variiert nach dem Alter und nach der Rasse in ähnlicher Weise, wie es in Berajah beim Tannen- heher nachgewiesen werden konnte. Doch ist namentlich der Rassenunterschied sehr durch individuelle Variation getrübt. Uber Nebelkrähen hat Laubmann mit Unterstützung von Hellmayr eine Arbeit in den Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern (Band XIII, 1918, Heft 3, p. 211—220) geliefert. Die Messungen, die dort mitgeteilt sind, wurden nicht als unzureichend erkannt. Sie beweisen nicht die verschiedene Gröfse verschiedener Formen. Die helle und bräunliche Färbung südlicher Nebelkrähen beruht auf Beschädigung durch Sonnenbrand, ist also kein angeerbtes Rassenmerkmal. Frischvermauserte Federn eines sardinischen und eines serbischen Vogels sind so grau wie die von Faröer Vögeln. Selbst nördliche Krähen, namentlich junge, werden im Sommer bräunlich. Das hier auf- geführte ungarische Stück ist heller, aber man sieht oft hell- und dunkelgraue Nebelkrähen sich um dieselbe Beute zanken. Ferner haben Laubmann und Hellmayr den Namen Corvus cornix aegyptiaca Brehm J. f. O. 1853 p. 97 nicht berücksichtigt. ?) Die Zugehörigkeit von capellanus ist wieder angezweifelt worden. Somit werden sämtliche Nebelkrähenformen zweifelhaft und bleiben vorläufig keine Graukrähen von cornix und keine Schwarz- krähen von subcorone mit Sicherheit abtrennbar. So wertvoll 1) Da der Unterschied der Brutzeit gegenüber Corvus umbrinus betont ist, ist der Name nicht nomen nudum, 1* 4 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: stets genaue Anführung des untersuchten Materials ist, so ist doch die Gegenüberstellung von „Deutschland“ und „Bayern“ in Laubmanns Arbeit etwas verwunderlich. Die Formen einer Kollektivart stehen nicht auf „gleicher Verwandtschaftsstufe“. Wenn später weitere Formen von cornis und subcorone mit Sicherheit abgetrennt werden können, können dies nur sehr subtile Subtilformen sein. Ein Speciesname „Corvus trivialis* wurde nirgends aufgestellt. Wohl aber gilt es, vorurteils- frei zu untersuchen, ob alle in Rufsland und Frankreich verschiedene Rassen bildenden Vogelarten sich in Deutschland in ähnlicher Weise mischenwie dieRaben-undNebelkrähen, so dafs westlich der Elbe Mischlinge mit vor- wiegendem Blut der Westrasse, Östlich der Elbe Mischlinge mit vorwiegendem Blut der OÖstrasse vorkommen oderob eine ausgeprägte Mittelrasse vorhandenist. Ähnliche Fragen sind bereits von Reichenow hinsichtlich der Kleiber und Baumläufer, von Stresemann betreffs der Gimpel und von mir (cf. Singvögel der Heimat etc.) betrefis der Schwanz- meisen und Wanderfalken angeregt, auch auf dem Gebiet der Insektenkunde von vielen Forschern behandelt worden. K. 46. Corvus frugilegus L. Die Saatkrähe ist — so wenig wie die Nebelkrähe — im Beobachtungsgebiet Brutvogel. In den Wintermonaten war sie überall zahlreich vorhanden, im Winter 1915/16 in den Nord- argonnen in Scharen von 150—200 Stücken. Von den ersten Tagen des Februar 1916 ab wurde sie sichtlich seltener. Am 8. 3. 16. zeigte sich nochmals eine Schar bei Thenorgues von etwa 20 Stücken, am 11. 3. an der gleichen Stelle eine solche von etwa 100 Stück. Am 17. 3. war noch eine einzige zu sehen. Das war die letzte. Als ich am 11. 11. 16. von der Verduner Gegend in die Champagne kam, war die Art schon wieder in Menge da. Am 21. 11. 16. zeigten sich Schwärme von mehreren hundert Stücken; am 21. 1. 17. sichtete ich bei Aussonce einen Riesen- schwarm, der Tausende zählte. Mitte Februar waren sie immer noch in Scharen da. Wir schossen ziemlich viele; das Fleisch schmeckte nicht übel, wenn auch der eine oder andere seinen vorgefalsten Widerwillen nicht zu überwinden vermochte. In der Suppe gekocht gaben sie eine gute Fleischbrühe ab. Alle waren gut genährt. Am leichtesten kam man im Wagen an sie heran. Von diesem aus schofls ich 5 Stücke nacheinander von Bäumen an der Landstrafse herunter. Der Kutscher freilich mulste dann die „Panje“pferdchen, die ich, wenn ich nicht ritt, auf meinen Dienstfahrten benützte, gut am Zügel halten, ar —| Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 5 2. Schwinge Gewicht Fittich überragt die 6. um mm I. Coll. Bacmeister. ERDE 4D. 1. 12. 16 Aussonce „og“ ad.:-4518,:933.2:-18, 12 2.32 10° Jumvile,, „Or ad, AbE 33,5 ,13., 11 2. 12. 16 Aussonce „g““ ad. .497 .:.32,6 6 9 7.12 16 Juniyille:., „Q“ ad .496,7.319..10 32 17. 12. 16 8 „SG“ ad 492 3922 6 6 10. 12. 16 & enha: Daullarz rag 17. 12. 16 ” OR Ne AH In 17. 12. 16 ne „Sr? ad. 488 297 3 4 22. 12. 16 h ee Raanı DET UND 5 sich in der Mitte der angegebenen Messungen. I. Coll. Dennler. 18. 1. 18 Flandern — juv. 445 30,6 3 7 23. 1. 18 ) 0% ad. — 323 16 14 Drei Flügel aus Flandern und Zehn Flügel aus Rufsland, Motol, Pripjet-Sümpfe, Mai 1917 erreiehen nicht die Extreme der oben angegebenen Malse. II. Coll. Schlüter, Rüdiger und Bacmeister. Dasselbe gilt von drei alten Vögeln vom 29. 4. 16 aus Rufsland, Kreis Smorgon, Oschmiana, Dr. Schlüter legit, vier jungen Vögeln aus Rufsland, gesammelt von Rüdiger, einem alten und drei jungen Stücken von Galizien bezw. süd- östlichen Frontgebieten und einem westdeutschen Wintervogel, diese alle in der Coll. Bacmeister. Mein eignes Material ist zu umfangreich, um jetzt durch- gemessen und bier mit angeschlossen zu werden. Die Flügellänge schwankt bei Stücken, die ich bei Dederstedt erlegte, zwischen ‚28,6 und 33,7 cm. Die französischen bezw. in Frankreich erlegten Vögel zeigen plumpe Schnäbel mit Ausnahme von Nr. 4 und Nr. 9. Bei diesen ist aber die Schnabelspitze durch abnormes Wachstum verlängert. Dagegen befindet sich unter Dennlers russischen Brutvögeln ein Stück mit ganz dünnem Schnabel. Die der Flügelform der Rabenkrähe sich nähernde Schwingenformel II= VI (oder II—VI = 0) von Nr. 6 finde ich bei deutschen Vögeln wieder, unter 6 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: anderm bei einem Flügel aus einer westdeutschen Brutkolonie (2 sect. 17. Mai 1903 Wallerstätten bei Darmstadt). Dieser Flügel ist der stumpfste, den ich gesehen habe (III. kürzer als V), während der spitzeste adulte Flügel (II-V = 11‘, mm) von Rufsland ist (Motol, Mai). Auch bei der Saatkrähe besteht die beim Tannenheher und der Raben- bezw. Nebelkrähe nachgewiesene Regel, dafs bei jungen Vögeln der Flügel meist spitzer, d.h. die III. Schwinge im Vergleich zur IV. länger ist. Ob Hinneigung zu einer ent- sprechenden Rassenbildung d. h. jugendlicherer Flügelform bei nordöstlichen Vögeln nachweisbar ist, läfst sich noch nicht sagen, obschon Einzelfälle darauf hinweisen. Spitze Flügelbildung und spitze Schnabelbildung fallen mindestens nicht in allen Fällen zu- sammen. _ Keiner der französischen Vögel stimmt zu den neuerdings auf dem Durchzuge in Mitteldeutschland erlegten Dünnschnäblern (cf. Falco 1919, Seite 1), die also wohl noch weiter südwestlich überwintern als die ostfranzösischen Wintergäste Sie sind vielleicht mit den von Herrn Hauptmann Bacmeister oben er- wähnten späten französischen Durchzüglern identisch. K. 47. Corvus monedula L. (sensu stricto ?). Es dauerte lange, bis ich die Dohle sichtete. Sie brütet nicht im Beobachtungsgebiet. Am 11.4. 16 flogen 6 Stücke über den Wald bei der Tourauderie von N. nach S. Dann sah ich die Art erst wieder am 25. 10. 16 in Anzahl in einem grofsen von SO. nach NW. über Vitarville ziehenden Schwarm von Krähen; am 28. 10. wieder in derselben Weise nach W. ziehend. Am 11. 11. 16 bemerkte ich eine einzige auf einem Baume unter anderen Krähen bei Perthes. Die letzte Beobachtung war die zahlenmälsig erheblichste: unter einem mehrere Hundert zählenden Schwarm von Saatkrähen befanden sich am 27. 11. 16 in einem kleinen Gehölz mit hohen Bäumen bei Biermes schätzungsweise 100 Dohlen. Das einzige Stück (9, 4. 12. 16 Thugny, erl. von Dr. Rüst) ist ein mehrjähriger Vogel, Gewicht 199 Gramm, Flügellänge 21,9 cm. Der Flügel ist ziemlich stumpf (V. überragt II. um 5, IV. überragt lIl. um 3, die Flügelspitze überragt V. um 12 mm). Ein in Polen (Luszezanow, Gouv. Warschau 17. 12. 1914) von Herrn Bacmeister gesammeltes junges Q' der Rasse soemmeringi von 23,8 Fittichlänge hat viel spitzeren Flügel (V. um 3 mm kürzer als IL, IV. um 4 kürzer als III, die Flügelspitze überragt V. um 18 mm). Der an diesen Stücken sehr auffällige Unterschied ist, wie mein Dohlenmaterial beweist, in erster Linie durch Alter und individuelle Variation bedingt. Bei der russischen Halsbanddohle, von der ich eine Brutzeitserie durch Herrn Dr. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich, 7 Schlüter erbielt und eine Reihe von Wintervögeln an meinem Wohnort sammelte, kommt der Flügel zuweilen noch stumpfer vor. Da es in Deutschland Brutvögel mit weifsem Halsring und andrerseits sehr dunkle Stücke (gewissermafsen ein „neglectus“- Kleid) gibt, auch die Unterschiede zwischen den Formen monedula, turrium und spermologus noch sehr wenig geklärt sind, ist die Bestimmung von Wintervögeln nicht leicht. Auf keinenFall kann ich es richtig finden, wenn das Wohngebiet der Rasse 'spermologus als bis zur soemmeringi-Grenze gehend an- _ genommen wird. Nicht einmal die Bestimmung des ostfranzösischen Wintervogels als spermologus ist sicher. Der ziemlich hellgrauen Unterseite nach kann es auch monedula sein. Aber bei diesem Merkmal spielen ebenfalls Jahreszeit und Variabilität eine te 48. Pica pica galliae Kl. Die schmucke aber der Kleinvogelwelt so schädliche Elster gehört zu den gemeinsten Vögeln des ganzen nordöstlichen Frankreich. Es vergeht kein Tag, ohne dafs man ihrer ansichtig wird. Sie ist überall und belebt durch ihre Schönheit die Landschaft. Vielfach sah man sie aufserhalb der Brutzeit in kleineren Trupps bis zu 10 und 15 Stück. So grolse Flüge wie Dr. Gengler sie am 12.2. 15 im Klosterpark zu Rouvroy — „mehrere hundert“ — gesehen hat, konnte ich nie beobachten, auch auf dem östlichen Kriegsschauplatze nicht, wo die Elster ebenfalls gemein war. Der von Gengler beobachteten Massenansammlung lag wohl eine besondere Veranlassung zu Grunde. Ab 20. 2. 16 wurden sie beim Nestbau beobachtet. Am 26.2. 16 sah ich an der Stralse Le Morthomme—Grandpr& 4 Nester ganz nahe beieinander in den Hecken rechts und links von der Strafse, alle nieder, etwa in Manneshöhe. Der Osten von Frankreich ist überhaupt aufser- ordentlich reich an Hecken, welche einer grolsen Anzahl von Vögeln vortreffliche Nistgelegenheit bieten. Dort braucht man keine „Nistgehölze‘‘ anzulegen. Am 22.5.16 erhielt ich von Rittmeister Freyer drei Junge, die in Briquenay aus dem Neste hoch herabgefallen waren. Eins hatte dabei das Bein gebrochen und verendete in der ersten Nacht der Gefangenschaft, während seine beiden Geschwister prächtig gediehen und uns viel Vergnügen machten. Im Magen des _ verendeten Vogels waren 3 kleine runde Steinchen von Linsengröfse. Besonders zahlreich war die Elster in der Champagne, deren einföormige Landschaft mit ihren Föhrenwäldern mich immer wieder an die Gegenden Polens von gleicher Beschaffenheit er- innerte, die wir im Jahre 1915 durchzogen hatten. Gerade dieser Dürftigkeit des landschaftlichen Bildes, das jedoch nicht ohne Reize war, gereichte die schöne Elster zum besonderen Schmuck. Bei ihrer aufsergewöbnlichen Häufigkeit und nicht unerheblichen Schädlichkeit aber machten wir uns kein Gewissen daraus, ihr 8 W. Bacmeister und 0. Kleinschmidt; kräftig nachzustellen. Am leichtesten schofs man sie, wie die Krähen, vom Wagen aus. B. Die Vermutung, dafs das Sammeln von Elstern besonders lohnend sein würde, hat sich bestätigt. Ein reiches Material liegt vor. Ich konnte bereits die französische Form als Pica galliae (Falco 1917, pag. 24a — die Seitenzahl ist doppelt ge- druckt) abtrennen. Gegenüber der Rasse pica L. von Skandinavien und Nordrufsland unterscheidet sich die Rasse galliae sehr auf- fällig 1. durch niedrige Wuchsgrenze, 2. durch dunkleren Unter- rücken, 3. durch doppelt so breite dunkle Randsäumung an den Innenfahnen der Handschwingen beim alten Vogel. Der Flügel erhält dadurch, von unten betrachtet, ein sehr abweichendes Aus- sehen, so dafs man von einer Parallele zu den hellen Schwanz- meisen des Ostens und den dunklen des Westens reden kann. Wie bei diesen schiebt sich zwischen die wohlunterscheidbare Ost- und Westform eine Reihe schwer unterscheidbarer Zwischen- formen ein, die man bequem unbenannt lassen oder mühsam klar- stellen kann. Sie gruppieren sich um die mitteldeutsche Pica germanica Brehms. Von den östlichen Kriegsschauplätzen liegen in der Coll. Bacmeister polnische und galizische Elstern vor. Bei diesen ist der Unterrücken reinweifs, zuweilen grauweils oder weilslichgrau, bei den französischen grauweifs, grau oder schwarz- grau. ° Wenn anscheinend vorhandene Unterschiede an Schwingen und Gröfse sich bestätigen, wären die Galizier als leuconotus Brm. zu trennen. Falls Brehm mit seiner Angabe „Ungarn u. Kärnthen“ recht hat, käme rustica Scop. aus Krain!) als älterer Name viel- leicht in Betracht. In Harterts V. d. p. F. sind die Namen in der Synonymik mehrfach zu spät datiert: albiwentris schon Roux 1825, caudata schon Salerne 1767, leuconotus Brm. schon 1855 (Vogelfang). Es wird nachzuprüfen sein, ob „galliae“ durch einen älteren Namen ersetzt werden kann. Wie andere Krähenvögel wechselt die Elster oft schon im Jugendkleid die mittleren oder andere Schwanzfedern vorzeitig. Die frischen Federn sind-anfangs oft mehr messinggelb. Ein Nestkleidvogel aus Frankreich zeigt unter dem schwarzen Brust- schild eine in die weilse Brust übergreifende Trübungszone, ein gali- zischer Nestkleidvogel umgekehrt in der Basis der schwarzen Kropfschildfedern (wie auch an der Kehle, wo dies öfter vor- kommt) hinaufreichendes Weils. 1) Fide Hartert. Ich besitze das seltene Werk Scopolis nicht. Über seine Heimatsangaben hat neuerdings Schiebel dankenswerte Klarheit geschaffen. Hartert hat übrigens bei Scops giu und carniolica die richtige Angabe der terra typica: „Krain“, nicht Kärnthen. Das vorher nicht bemerkte Versehen hatte wohl seinen Grund darin, dafs das altlateinische Carni, Carnicus (Vergl. Karnische Alpen) z.B. in Georges’ Lexicon auf Krain und Kärnthen („Kärnthische Alpen‘) bezogen wird. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 9 Ein französisches Männchen im Jugendkleide hat an den äufseren Schwanzfedern einen weilsen Basalfleck, dasselbe ist bei einer spanischen Elster meiner Sammlung der Fall. Ein französischer Vogel im Nestkleide zeigt eine Rücken- feder, die ohne Abwurf durch die nachgeschobene Ersatz- feder verlängert ist, wovon ich ähnliche Beispiele schon be- schrieben habe. Es folgen noch die Gewichte und Mafse der gesammelten Stücke: A. Aus Frankreich (Bacmeister legit). Spitze Gewicht Fittich Schwanz Unterrücken &. KR ingr cm cm schwarz mm I. adulti. 10.12.16 Juniville „oO“ 258 19,5 264 weils m. Grau 11 Fa 17 i „Q“ 214 18,7 24 grau 15 16. 2. 17 laNeuville — — 18,6 244 weilsl. grau 13 13. 1. 17 Aussonce „Q“ 268 18,5 244 weilsl. u. grau 12 2. 2. 17 „ „2“ 190 18,0 144 fast schwarz 16 29. 1. 17 Biermes „Q“ — 185 244 weifsl. u. grau 14 15.10.16 Delut „Q“ — 180 244 dunkelgrau 13 12.10. 16 g: „Q“ — 180 — _graum.weils.Spitzen 15 Il. juvenes. 21.11.16 Aussonce „ao“ 275 20,5 264 grau 29 21. 1. 17 Juniville „Q 225 19,5 23-4-x,, 24 1. 2. 17 Aussonce — 220 19,0 254 „ 30 22. 9. 16 Vitarville „S“ — 188 — weilsl. grau 33 7. 2. 17 PontFaverger„Q“ 248 19,0 23% schwarzgrau 38 1.12.16 Aussonce „Q'* 223 18,7 23,8 dunkelgrau 33 29. 1. 17 Biermes „oQ““ 220 18,5 2332 schmal grau 35 9.11.16 Dombraıs — — 183 234 schmal dunkelgrau 39 29. 1.17 Biermes — 175 173 — n. e 28 | Il. pulli. 22. 5. 16 bis Briquenay 9 — 187 223 „ vs 31 1. 7. 16 „ „ Q =: .17,9 203 ” „ 32 21. 5. 16 4 9 —- —- — hellgrau 45!) 1) Vom Rhein besitze ich sogar ein Stück mit 48. 10 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt; B. Polen — Galizien (Bacmeister legit). Spitze An » Alter Fittich Schwanz yterrücken 4. Bchwinge cm. cm schwarz mm 17.12.14 Luszezanow oO‘ juv. 19,3 24 weils 31 Gouv. Warschau i 7. 2. 15 Witusza OS ,„ 19,1: 244 reinweils 30 Gouv. Warschau 13. 1.15 Kiernozia 9 ,„ 179 — weilslich hellgrau 40 Gouv. Warschau 15. 6. 15 Podgac co ad. 19,5 264 weils —_ Galizien 25. 6. 15 on 9 „194 264 weilsm.etw.Grau 14 mbe; 6. 7. 1 Mostywielkie — pull. 19,5 — schmal weilslich 30 ER. 10) Ben A WB — = 30 26. 8. 15 Kolacze — juv. 19,9 — weils 22 Gouv. Lublin West- und Ostskandinavier können verschieden sein (Spitze der IV. Schwinge bei jungen Vögeln Norwegen 32, Finnland 24 mm, aber dies Merkmal ist nicht ausschlaggebend). Bei russischen und finländischen alten Männchen beträgt die Flügellänge 20,5, 21,3, 21,5 und die Schwanzlänge 28®/, bis 30. Dagegen lehnt sich eine grolse Reihe westdeutscher Elstern eng an die französische Rasse an. Es ist ein grolser Mangel an Folgerichtigkeit, wenn man die Schwanzmeise Westdeutschlands von der schwedischen trennt, hingegen die Elster bis nach Frankreich hinein mit der Form pica L. vereinigt. Eine Tabelle über die Schwingenverhältnisse lasse ich als zu umständlich weg, bemerke aber, dafs das Verhältnis „III. nahe VI.“ (bei einem schönen 9° ad. von Stripung, Kreis Smorgon, Form pica L. Dr. Schlüter legit, vorhanden) in Frankreich sich nur dreimal und nur bei juv. und pull., in Galizien sich bei 1 juv. gefunden hat. Sonst ist anscheinend der Flügel bei westlichen und südlichen Vögeln stumpfer oder vielleicht richtiger gesagt: die nordischen Vögel scheinen jugendliche Form länger beizubehalten. K. 49. Garrulus glandarius L. (non sensu stricto). Im ganzen Beobachtungsgebiet — ausgenommen die Cham- pagne — ein häufiger Brutvogel. Schon im Herbst 1914 sammelte ich zwei Stücke bei Beffu, das eine knappe Wegestunde von der Tourauderie entfernt ist, wohin mich — ein merkwürdiger Zu- fall — das’ Kriegsgeschick nach den langen Fahrten im Osten im Dezember 1915 wiederum verschlug. Im Winter 1915/16 sahen wir die Eichelbäher in der Gegend von Sedan und in den Nordargonnen oft, in den Wintermonaten 1916/17 in der Cham- pagne dagegen nur selten. B. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 11 Farbe Farbe Farbe des der des Rückens Brust Scheitels All Fittich | cm Coll. Bacmeister. 10.11.14 Beffu oO ad. 180 rötlich, hell mittel DEp. Ardennes wenig grau 23.10.14 Q ad. 17,0 graueralsi sehr hell mittel 3. 3. 16 LaTourauderie O' juv. 18,8-+-x rötlich dunkler dunkler Döp. Ardennes 14. 4. 16 i 9 ad. 18,0 n “mittel 26. 2. 15 Maliny oO" ad. 18,3 graueralsl mittel extrem Gouv. Warschau a EN dunkel als 27. 6. 15 Bartatöw of juv. 1744-x „ Y etwas Galizien (nicht pull, I) dunkel Coll. Schlüter. ohne Etik. NW.Rufsland — ad. 18,9 grau dunkel mittel 18. 8. 16 Stripung do „ 18,8 ganz grau dunkel rötlich Kreis Smorgon 19.12.15 Skuratowo 9 „ 18,8 grau mittel mittel Kreis Smorgon N ohne Etik. NW.Rufsland — juv. 18,5 heller „ „ Coll. Dennler. 19.11.16 Buna g — 189 grau mittel hell Pripjetsümpfe Coll. Rüdiger. 13.12.16 Dolsk © — 18,3 dunkelgrau sehr dunkel ziemlich Pripjetsümpfe dunkel. Die französischen Stücke sind weniger grau auf dem Rücken als die russischen, auch haben sie stärkere Schnäbel, was besonders bei 1 und 2 auflällt. Da diese Unterschiede sehr fein und sehr variabel sind, genügt es wohl zu sagen, dafs die französischen Vögel in der Färbung der englischen Form rufitergum Hartert nahe stehen, ohne ganz identisch mit ihr zu sein. K. 50. Oriolus oriolus L. Auffallend spät kam der Pirol in den Argonnen an: erst am 16. 5. 15 vernahm ich seinen Ruf und sah auch gleichzeitig den schönen Vogel, der in der Folgezeit in den Nordargonnen sehr häufig war. Wie um das Versäumte nachzuholen, beeilte er sich dann mit dem Fortpflanzungsgeschäft. Am 24. 5. fand 12 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt; ich sein Nest in einem kleinen Gehölz am Mühlbach der Tourau- derie auf einer schlanken Hainbuche 31), m über der Erde. Beide Vögel waren in unmittelbarer Nähe. Ich verhalte mich still, das 0° singt und kreischt unmittelbar über meinem Kopf längere Zeit. Obwohl es nicht höher als 3—4 m über mir ist, kann ich es doch nicht erblicken. So geschickt weifs sich der Vogel zu verbergen. Am 30. 5. enthielt das Nest 4 Eier. Am 17. 6. sind im Nest 3 grofse Junge mit noch geschlossenen Augen. Das Nest war auf der einen Seite, an der es aufgehängt war, zerrissen. Wie scheu und vorsichtig sonst der Vogel ist, davon möge folgende Beobachtung zeugen: Am 27.5. 16 stand ich am Rande des Bois de Thenorgues und hörte lange den Rufen des Pirols zu. Der Wald bildet gegen eine Wiese ein offenes Viereck. Da dem Vogel ein anderer antwortete, flog er, streitsüchtig wie er ist, jenem entgegen, aber nicht den kürzesten Weg über die Wiese herüber, sondern an den Seiten des offenen Vierecks ent- lang stets im Schutz der Bäume. Von seiner Streitlust gab mir der Pirol am 16. 5. 16 nachmittags eine hübsche Probe. Ich stand am Waldrand in der Nähe einer Fichte, auf der ein Schwanzmeisenpaar sein — später zerstörtes — Nest gebaut hatte. Auf diese Fichte kamen gleichzeitig ein Pirol und eine Raben- krähe angeflogen. Beide trieben einander und es war nicht fest- zustellen, wer Angreifer und wer Verteidiger war. Die Krähe verschwand im Innern des Gezweiges. Beide Vögel kreischten heftig. Dann sang der Pirol und gab dazwischen seine heiseren Laute von sich. In nächster Nähe sang eine Nachtigall. Plötzlich stürzt sich der Pirol auf die Krähe, greift sie heftig an und schlägt sie in die Flucht. Gleich darauf liefs auf der zunächst stehenden Eiche der Pirol seine Stimme wieder hören. Ähnliches beobachtete Kleinschmidt. Er sagt („Vögel des Grolßs- herzogtums Hessen usw.“ J. f. O. XXXX. Jahrg. 1892 S. 204): „Die Alten verteidigen die Umgebung mutig gegen Dohlen und zeigen sich auch gegen Meuschen sehr kühn, wenn diese sich der Brut nähern“. Ein noch schlagenderes Beispiel von der Kühnheit des Pfingstvogels vermag Chr. Deichler in den „Beiträgen zur Ornis des Grofsherzogtums Hessen“ J. f. O. XXXXIV. Jahrg. 1896 S. 458 anzuführen, wo er berichtet, daßs ein Pirolmännchen heftig einen vor ihm abziehenden Habicht verfolgte. Es ist sicher — ich habe das wiederholt beobachtet — dafs nicht blofs das Pirol-Weibchen, sondern auch das Männchen die häfslichen Kreischlaute von sich gibt. Meistens hörte ich diese dreisilbig: kräh—wä—wäh, wu —, selten zweisilbig krä—äh. Sehr früh am Tage läfst der Pirol seine Stimme hören. Am 23. 5. 16 hörte ich von meinem Zimmer aus die Pirolrufe Punkt 5 Uhr morgens (= 4 Uhr nach der alten Zeit). Unmittelbar darauf setzten Nachtigall und Goldhähnchen mit ihrem Gesange ein. Ein sonderbares Konzert, aber doch schön, ganz sommerlich Zur ÖOrnithologie von Nordost-Frankreich. 18 klingend. Am 24. 5. sang der Pirol schon 44 morgens, gleich- zeitig liefs der Kuckuck sich vernehmen. Am 25. 6. 16 hörten Stabsarzt Dr. Pfister und ich im Walde bei Authe ein mächtiges Geschrei von mehreren Pirolen. Ein flügges Junges sals auf einem Bäumchen. Dr. Pfister schlich sich heran und das Junge flog erst ab, als er heftig den Baum schüttelte. Gewandt strich es in den Wald hinein, das Stummelschwänzchen zum gelben Fächer spreizend. Auch in der Verduner Gegend hörte ich wiederholt den Pirol, den letzten am 26. 7. 16. In der Champagne fand ich ein Nest im Walde auf einer Birke am 21. 12. 16. Also auch dort ist er Brutvogel. B. 51. Sturnus vulgaris L. (sensu stricto?). Der Star überwinterte 1915/16 und 1916/17 im Beobachtungs- gebiet und belebte durch sein munteres Wesen in seinem Teil die keineswegs vogelarmen Gegenden. Am 1. 1. 16. war auf den Bäumen bei der Tourauderie abends ein Schwarm von wohl 1000 Stücken. Täglich wurden gröfsere und kleinere Schwärme beobachtet. Am 7. 2.16. sah ich auf den Feldern bei Thenorgues einen Schwarm von mehreren Tausenden. Einzelne Krammets- vögel waren darunter. Am 27.2. 16. ein ebenso grofser Schwarm (vielleicht derselbe) bei dem nicht weit entfernten Beffu. In der 2. Hälfte des Monats März nahmen dann die Schwärme ab, Mitte April hatten sich die Brutpaare zusammengefunden, die Masse war verschwunden. Die Stare sind auf die hohlen Bäume im Walde mit ihrem Brutgeschäft angewiesen. Kästchen werden ihnen nirgends aufgehängt. Trotzdem kann ich den Star als häufigen Brutvogel bezeichnen. Ab Mitte Juni sah man ihn dann wieder in Scharen mit dem inzwischen herangewachsenen Nach- wuchs. In der Verduner Gegend wie in der Champagne gab es viele Stare im Herbst 1916 und Winter 1916/17. Sie wichen auch nicht, als grofse Kälte und Schnee eingesetzt hatten. B. de Ge- Farbe Erleger Fittich wicht der cm in gr Flügeldecken 22. 6. 16 LaTourauderie O' ad. Dorbritz 12,8 — grün 17. 1. 17 Juniville co" ad. Bacm. 13,5 98. grün, etw.blau 18. 1. 17 Aussonce co ad. Monnard 13,3 88 grün 24. 1. 17 Juniville © ad. Bacm. 13.0. :83 % = 1.17 er S)juv. „ 12,4 86 schwarz 24. 1. 17 2 G?)JUV. „ 12,6 79 er 2. 3. 16 LaTourauderie 0’ ad. „ 12,8—12,9 — teilw. violett!) 1) Der zuletzt aufgezählte Star scheint doch ein östlicher Wanderer zu sein. Bei nochmaliger gemeinsamer Untersuchung dieses Stückes fiel ung auf, dafs es trotz seines Alters stärkere Perlung zeigt, d.h. weniger abgerieben ist, als die vor ihm erlegten jedenfalls einheimischen Vögel. B. u.K. 14 W. Bacieister ünd O0. Kleinschmidt : Von keinem dieser Vögel kann mit voller Sicherheit gesagt werden, dafs er in Frankreich beheimatet sei, doch ist dies wahrscheinlich für 1—6 und selbst für No. 7. nicht unmöglich, obschon dies Stück russischen Vögeln ähnelt.!) Das Variieren der Stare ist kein Beweis von Rassenmischung, da überall die entsprechenden Varietäten auftreten. Sharpes Theorie war irrig. Dagegen ist starke Blutmischung dieser guten Flieger als Hindernis der Rassenbildung möglich, wozu vielleicht noch relativ späte Besiedlung der einst vereisten Gebiete Nordeuropas kommt. Anderwärts ist ja die Rassenbildung bei dieser Art sehr aus- geprägt. Doch ist mit leichtfertiger Aufstellung neuer Formen viel gesündigt worden. Die neueste Auslandsliteratur ist mir durch den Krieg nicht zugänglich. Alte nordwestrussische Vögel, von Herrn Dr. Schlüter ge- sammelt, haben kleine Schnäbel und ausgesprochenes Violett an den grofsen Flügeldeckfedern. Sollte letzteres Merkmal in Nord- Russland, wie behauptet wurde, aber nicht bewiesen ist, stärker oder häufiger auftreten, so wären Siurnus sophiae Bianchi und Sturnus hollandiae C. L. Brehm zu trennen und zu ermitteln,‘ ob Sturnus vulgaris L. einen dieser Namen ersetzen mufs, oder ob er eine Mittelstufe zwischen ihnen bildet. Ich besitze von den Ostseeländern und Schlesien bis Westdeutschland Brutvögel, die ich nicht unterscheiden kann. Innerhalb dieses Gebietes aus der Farbenverschiebung auf die Brutheimat von Wanderstaren zu schliefsen, ist mir bis jetzt ganz unmöglich. Man kann also z. B. nicht sicher sagen, dafs das abweichend gefärbte Stück No. 7 ein russischer Vogel sei. Beweis für diese Auffassung sind die in meiner Sammlung befindlichen Varietäten des Faröer Stars, die auch bald grün-, bald rotköpfig sind und doch wegen ihrer Gröfse nicht fremdblütig sein können. K. 52. Passer domesticus L. (non sensu stricto). In allen drei Teilen des Gebietes gemein. In der Tourau- derie waren es nur wenige, im nahen Briquenay aber viele. Sie ziehen geschlossene Ortschaften den allein stehenden Höfen (Fermes) vor. In den meisten Fällen ist die Nistweise die übliche (Giebel, Mauerlöcher u. s. w.). Doch fand ich auch Baumnester. In der ersten Woche des Juni 1916 wurde mir ein solches Nest, das auf einer Fichte der Tourauderie gestanden hatte, mit 3 toten Jungen gebracht. Mitte Juni baute ein Paar sein Nest auf einer mächtigen Rofskastanie im Grasgarten der Tourauderie. Ich sammelte eine Anzahl Bälge, Flügel und Köpfe. Alle zeichneten sich durch prächtige reine Farben aus. Dies sind schöne Vögel, ganz andere als die ruppigen und rufßsigen Sg 3) Seine I. (rudimentäre) Schwinge mifst 14 mm, bei den anderen aus Frankreich 11—18, bei 8 Russen 12—14 mm, worauf ich aber kein Gewicht lege. 16. 3. 16 2. 2. 16 13. 1. 17 1.11.16 Ll 8. 2. 16 .10. 2. 16 23. 5. 16 18. 11.16 1.11.16 „ 23. 5. 16 en. 12 23. 1. 17 19.11.16 2. 16 1. 17 8. 2. 16 1. 16 2. 16 Von 8. 4. 16 Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 15 Fittich Schwanz parhe des Scheitels cm cm Thenorgues Jo‘ 81: 6,6 Federbasis etwas schwarz La Touraudrie 9 80° — Juniville 9 80 — wenig dunkle Basis Dombras Sg 80 — „ (6 j 8,0 75 Briuenay 9 79 — „ go 79 6,25 mit roten Flecken La Tourauderie 9 7,8 6,1 mit schwarzen Schaftstrichen Juniville Oo 7,75 — Federbasis etwas schwarz Dombras gc 15 — 5 715 — La Tourauderie 9 7,75 — Juniville oO 77 — wenig Schwarz „ 6 y 7,7 SA ”„ „ X od 77T — ohne schwarze Basis Briquenay CO! 7,65 — | Schokkeifoder an, Am Van Cm Juniville go 755 — I Sommer einen kohlschwarzen Ober- Briqueny Q 76 — [sahich ans Algerien. Der Kehlieck ERenorpueR." 9 7,0% 26,064 16 Seaein zn nozmal van keinem, Briueny 9 735 — Herrn Dr. Gengler erhielt ich ein Q' Lourches go 81 Döp. du Nord Im Osten sammelte Herr Bacmeister u. a. 7. 2. 15 9. 8. 15 Maliny :. 78,3 Gouv. Warschau Krasnostaw 0° 8,0 Gouy. Lublin — wenig Schwarz Die französischen Haussperlinge gehören, wie die ge- sammelten Präparate (meist Flügel) zeigen, der kleinen englischen Form hostilis an oder stehen ihr äufserst nahe. Bei russischen Vögeln findet sich die Flügellänge 8,3 ziemlich häufig. Bei Vögeln aus der Provinz Sachsen fand ich öfter 8,5, einmal 8,6, was aber daran liegen kann, dafs ich mehrere hundert untersuchte. Immerhin ist bei Goldammer und Hänfling das Zahlenbild das- „selbe. Ob sich höhere Mafse auch anderwärts noch finden, ob das Kulturland diesen Arten reichere Nahrung. bietet, zwischen Ost und West scheint ein Rassenunterschied ganz sicher. Freilich habe ich noch vom Rhein ein Stück mit 8,3. Es fällt mir auf, dafs die 2. (hintere) Flügelbinde bei russischen Vögeln recht oft Feldsperlings-artig weiss, ist. Zuweilen ist bei diesen auch die erste vordere Binde bräunlich. Doch ist die Flügelzeichnung sehr variabel. bräunlich bei den Franzosen dagegen 16 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt : Es wäre interessant, Stadt und Dorfsperlinge zu vergleichen, um zu ermitteln, ob bei Passer domesticus geographische Rassen oder engbegrenzte Standortsvarietäten, d. h. lokal günstigere oder schlechtere Ernährungseinflüsse vorliegen. K. 53. Passer montanus (L.). Den hübschen Feldsperling mufs ich als sehr häufigen Brutvogel im ganzen Gebiet bezeichnen. In meiner Unterkunft in der Tourauderie nistete er neben meinem Fenster in einem Loch der Hauswand. In Boult au Bois hatte er ebenfalls seine Nisthöble in der Wand eines Hauses mitten im Dorf. Vom 13. 5. 16 ab war er in Flügen vereinigt. Am 13 6. sah ich einen solchen bei Briquenay in Höhe von 30—40 Stücken. B. Gesammelt wurde nur 19 15. 2.16 Dep. Ardennes. Flügel 6,85 cm, erlegt von Dr. Rüst. Es wäre zu gewagt, aus einem Stücke irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Unterschiede zwischen west- und osteuropäischen Feldsperlingen, von welch letzteren mir u. a. ein polnisches Stück der Coll. Bacmeister (Maliny, Gouv. Warschau, 7. 3. 15) vorliegt, vermochte ich nicht zu entdecken. K. 54. Ooccothraustes coccothraustes L. Nur wenig zur Beobachtung gekommen. Am 15. 1.16 wurde bei Briquenay ein Stück erlegt, das schon mehrere Tage sich dort herumgetrieben hatte. Am 29. 5. 16 beobachtete ich ein Paar am Waldrande bei der Tourauderie, woselbst es auf eine hohe Eiche Futter zutrug, Am 5. 2. 17 sah ich ein einzelnes Stück aus nächster Nähe am Dorfrand von MEnil-Annelles KOaTIDEENE). 55. Fringilla coelebs L. (sensu stricto ?). Überall häufiger Brutvogel, der in beiden Wintern die Gegend nicht verliefs. Weibchen waren hierbei in ziemlicher Anzahl vorhanden. Erster Schlag am 20. 2. 16 bei schönem klaren Wetter. In der Nacht hatte es gefroren. Brütete im Garten der Tourauderie auf einem Lebensbaum. B. Länge Länge Ge- 1. des Bi wicht Fittich Schwanz Schnabels Testes ingr T- en 3ER re von den Federn Schädel 3. 3. 16 LaTourauderie & 2 (244) 9,25 7,6 12 bezw. 134 8. 2. 16 gg‘ — 9 18.11.16 Juniville gg — g 31. 1. 16 La Tourauderie KT A 88 347,86 114 du 14 (233) 86 715114 „ 13 Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 17 Das erste Stück hat auf der dritten Schwanzfeder von aulsen eine punktgrofse Spur eines weilsen Schaftflecks und einen ihr entsprechenden Spitzenfleck, obwohl die schwarze Zeichnung der beiden äulseren Federn stärker ist als bei den 3 andern Vögeln, welche normale 4-Spiegler sind. Dafs eine Hinneigung zur englischen Rasse, bei der ich häufiger 6-Spiegler fand, vorliegt, läfst sich natürlich auf Grund eines Falles nicht vermuten oder gar behaupten. Auffallend ist es aber immerhin, wenn man gleich beim ersten Stück ein solches Merkmal findet. Von den Schnabelmassen ist das erste von der Stirnbefiederung, das zweite vom Beginn der Hornbe- kleidung an genommen. Nr. 2, 3 und 4 sind vielleicht ortsfremde Gäste oder Wanderer. 3 ist matter und Jugendlicher gefärbt. — Ein @ (Nr. 5.) vom 23. 3. 16 La Tourauderie, Ovarium 5%/, mm hatte noch 21 Gramm Gewicht, 8,1 cm Flügellänge und 11 bezw. 12 mm Schnabellänge und ist wohl ein Zugvogel. K. 56. Fringilla montifringilla L. Den Bergfinken beobachtete ich .nur im Winter 1916/17 in der Champagne in wenigen Stücken. Am 20. 11. 16 trieben sich bei mildem Wetter zwei Stücke am Bache bei Juniville herum. Vorher, vom 16.—18. Nov. herrschte Frost und in der Nacht vom 17./18. war der erste Schnee gefallen. Am 27. 11. 16 ein ein- ziges Stück unter Buchfinken bei Menil. Am 13. und 15. 1. 17 fiel wieder Schnee. 15. 1. 17 einige Bergfinken an der Strafse Juniville-la Neuville unter einer grofsen Schar Buchfinken. Am 2. 2. 17 sah ich die letzten — 3 Stück — unter einer grolsen Menge von Goldammern und Buchfinken, denen einige wenige Grauammern beigemengt waren, an der Straßse Juniville-Annelles in unmittelbarer Nähe von Juniville. 57. Chloris chloris L. (sensu stricto?). Ziemlich häufiger Brutvogel in den Argonnen; im Verduner Gebiet anscheinend weniger häufig. Auch der Grün- fink überwinterte im Beobachtungsgebiet. Ich sah Stücke am 30. 1. 16 in Briquenay und am 20. 1. 17 beobachtete ich die Art mitten unter den Sperlingen, die ihr Futter in einem Hühnerhofe zu Juniville suchten. Am 15. 5. 16 sangen in den Anlagen der Avenue Emile Zola in Sedan 5—6 og. B. Ein am 1. 6. 16 von Herrn Dr. Monnard erlegtes Q* hat 9,1 Flügel- und 6,15 cm Schwanzlänge. Der Vogel ist im Schönsten aurantiiventris-Kleid. Ich kann zwischen dem Sommer- kleid südlicher und nördlicher Grünlinge keinen sicheren Unter- schied finden. Gerade während ich im Begriff war, diese Worte niederzuschreiben, fiel mein Blick auf einen gelben Fleck im Ge- zweig. Durchs Glas sah ich, dals es kein Pirol war, sondern Journ, f. Orn. LXVIIL, Jahrg. Januar 1920, 2 i8 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: dafs dort zwei Grünlinge mit auffallend geblähtem Gefieder ein Sonnenbad nahmen. K. 58. Acanthis cannabina L. (non sensu stricto). Im Gegensatz zu Dr. Gengler, der die Art „im Winter (1914/15) öfters in gröfseren und kleineren Flügen“ gesehen hat, konnte ich die Rothänflinge nur im Sommer in den Nordargonnen sichten. Hier waren sie häufige Brutvögel, die sich gern auf die Drähte der Fernsprechleitungen setzten. Die ersten sah ich am 2. 4. 16. Die Männchen zeigten ihr schönes Rot in voller Pracht Ende Mai. Ein Pärchen nistete im blühenden Weifsdornbusch vor dem Fenster meiner Behausung. In der Verduner Gegend beobachtete ich die Art bei Vitarville im ganzen Monat August vielfach, letztmals am 25. 10. 16, an welchem Tag eine Anzahl im Garten meiner Unterkunft in Vitarville sich aufhielt. In der Champagne wurden keine gesichtet. 1. 8. 4. 16 La Tourauderie $ Fittich 7,95 cm. 2.8.4.6 7,8 3. 22. 8. 16 Vitarville Q 7,7 ? x em in Flügel- und Schwanzmauser. Zwei von Herrn Leutnant Sunkel erhaltene französische Vögel messen 4. 2. 1. 17 O.-Frankreich 9! 8,3 cm. Bo IT TB Ein 9‘, von Herrn Dr. Schlüter in Rufsland gesammelt, 6. 17. 5. 16 Kr. Smorgon 9! 8,2 cm. Zwei Q'O', von Herrn Bacmeister im Gouv. Lublin gesammelt, 7. 18. 8. 15 Cycow do‘ 8,35 cm. 8. 29. 7. 15 Labunie 9 8,0 „ Die Winterschicksale der Hänflinge sind noch wenig geklärt, noch weniger ist es die Rassenbildung in Mitteleuropa. Die mir vorliegenden Maxima sind: Livland 8,4, Provinz Sachsen (12. Mai) 8,6, Schönstadt bei Marburg a. d. Lahn 8,5 (19. Febr.). Hartert gibt 8,2—8,5 für die S'Q' an. Die Schwankung dürfte grölser sein. Hilgert fand bei 17 rheinhessischen Vögeln 7,7—8,1. Eine kleine westliche Rasse ist wahrscheinlich, aber nicht gewils. Das Sg mit 8,3 ist immer noch klein im Vergleich zu östlicheren Maximalmafsen. Die vorliegenden französischen Stücke kommen mir etwas dunkler auf Flügeln und Bürzel vor. Doch täuscht vielleicht neben Verschiedenheiten von Alter und Jahreszeit die Präparation. Die Brustseiten sind bei Nr. 4 fast so lebhaft braun übergossen wie bei einem 0° von England. K. 59. Chrysomitris spinus L. (sensu stricto?). Am 6. 4. 16 schofs Dr. Monnard im Walde bei der Tourauderie ein 9. Es war das erste und einzige, das ich in Zur Örnithologie von Nordost-Frankreich. 19 den Nordargonnen zu Gesicht bekam. In der Gegend von Verdun fehlte die Art. Dagegen war sie im Winter 1916/17 in der Champagne in der näheren und weiteren Umgebung von Juniville ungemein häufig. In Schwärmen von 60, 70 und mehr Stücken hielten sich die Zeisige in den Gehölzen an der Re&tourne auf und suchten ihre Nahrung auf den Erlen, welche die Ufer in reichlicher Menge säumten. Am 30. 11. 16 schofs ich aus einem Schwarm 5 Stücke heraus. Die letzten Schwärme sah ich am 18. 2. 17 an der R&tourne zwischen Juniville und Alincourt. B. 13. 1.17 Juniville 7,2 13,1 Bacmeister viel Gelb Fittich Gewicht Erlegt Farbe cm gr von der Brust 30. 11. 16 Juniville g' 7,2 13,9 Bacmeister lebhaft gelb 30. 11. 16 r gG2,18 c& matter 2.1.17: g 72 13,4 Ri I 30. 11. 16 Hr 2,92: 13,7 is wenig Gelb 5.12. 16 Thugny 9 7.22.1233: DI Rüst ; O I 20, 11.16: „ Sa TER st weils, stärker 23..417 # Q7,1.13,2 2 Fern 6. 4. 16 La Tourauderie @ 7,0 — Dr. Monnard en 30. 11. 16 Juniville Q 6,9 12,9 Bacmeister wie No..6. Der Erlenzeisig gilt als ein Vogel, der keine Rassen aus- gebildet hat. Auch ich konnte von japanischen bis zu westeuro- päischen Vögeln sichere Unterschiede nicht finden. Dagegen er- gibt sich bei sechs Q'S' von der Kurischen Nehrung 7,2—7,5, bei vier S'Q' aus der Schweiz (Canton Glarus, Hauser leg.) 7,0—7,3 cm Flügellänge. Erstere haben alle mehr als die Hälfte der äufseren Schwanzfedern gelb, letztere in Übereinstimmung mit Vögeln vom Rhein öfter mehr als die Hälfte der äufseren Schwanzfeder dunkel. Hartert gibt für J'g' 7,3—7,5 cm Flügel- längean. Die drei französischen J'Q* zeigen aufser ihren niedrigen Mafsen auffallende Verdunkelung der äufseren Schwanzfedern. Da ich aus Deutschland Nestkleider mit hellen Schwanzfedern besitze, handelt es sich entweder um individuelles Variieren jüngerer Vögel oder um eine südwestliche kleinere und dunkel- schwänzigere Rasse. Vergleichen weiterer ostpreufsischer JO‘ mufs zur Entscheidung dieser Frage verhelfen. Möglich wäre es auch, dafs Weibchen und jüngere Vögel weiter nach Westen wandern. In Mitteldeutschland kommen schwarz- und gelb- schwänzige Zeisigmännchen vor. Vielleicht handelt es sich um eine Parallele zum cairei-Kleid und »paradozus-Kleid der Rot- schwänze. Auf jeden Fall gilt es, einen auffallenden und inter- essanten Gefiederunterschied aufzuklären, K. 2% 20 W. Bacmeister und 0. Kleinschmidt: 60. Carduelis carduelis L. (non sensu stricto). Überall, wo ich beobachten konnte, war der schöne Stieglitz, auch in beiden Wintern, zahlreich vorhanden. Sofort bei der Ankunft auf dem westlichen Kriegsschauplatz zeigte er sich in der Gegend von Sedan. In den Nordargonnen habe ich viele Orte aufgezeichnet, an denen ich ihm begegnete. Hier ist er ein sehr häufiger Brutvogel. Schon am 23. 1. 16 sangen die J'g! leise im Grasgarten der Tourauderie.e. Am 15. 5. 16 sah ich 4—6 Stück in einem parkähnlichen Garten mitten in der Stadt Sedan. Auch in der Verduner Gegend war die Art häufig. Anfang September in Flügen von 30—40 Stück. Am 24. 10. 16 sichtete ich bei Jametz einen Schwarm von 200—300 Stücken. In der Champagne waren sie über den ganzen Winter 1916/17 in Schwärmen bis zu 60 Stück oder kleineren Trupps da, obwohl reichlich Schnee gefallen und das Thermometer in der Nacht vom 3./4. Februar 1917 auf — 18° gefallen war. Die hübschen bunten Vögel a Schnee zu beobachten, war ein neh reizvoller Anblic Gewicht Fittich Schwanz Erlegt gr cm cm von 1. 1. 11. 16 Vitarville go 16,1 82 — Bacmeister 2. 28. 12. 16 Thugny go 18 80 — Windmüller 3. 11. 6. 16 LaTourauderieg — 7,8 — Monnard 4:12. 436 ® Q44 (14,7) 7,7 5,35 Bacmeister 5.237.436 „ 024) (15,5) 7,7 5,25 a 6. 28. 12. 16 Thugny Q@ 16 77 -— Windmüller Ferner erhielt ich ein französisches Stück: re ——n — — 79 56 Sunkel und drei russische Stücke: 8. 21. 5. 16 Kr. Smorgon S' 18 8,0 5,654-x Schlüter 9. 21. 5. 16 X ORT Dh Ara a “ 10. 31. 12. 16 Pripjet-Sümpffe — — 80 — Dennler. Die beiden Brutzeit-J'Q' No. 3 und 5 stehen unter dem von Hartert für das 9° mit 79—84 mm angegebenen Mals. Aus Mittel- und Ostdeutschland besitze ich gröfsere und reiner gefärbte Stieglitze als aus dem Westen. Es wäre daher leichtfertig, auf die Ähnlichkeit obiger Mafse allzuviel Gewicht zu legen und die französischen Vögel zum typischen carduelis (L.) zu rechnen. Andrerseits werden Stücke mit ganz sicherer Geschlechtsbestimmung nachzuprüfen sein, da bei No. 5 die testes vom Schuls verletzt und nicht ganz frisch waren. 61. Serinus serinus L. (sensu stricto). Dem zierlichen Girlitz bin ich nur wenig begegnet. Erst am 20. 5. 16 sah ich das erste Stück, ein O1, das singend an - meinem Fenster vorüberflog und sich im Gezweig einer Pappel Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 21 am Bache niederliefs.. Am 2. 6. 16 sichtete ich ein Pärchen im Grasgarten der Tourauderie. Nachmittags erlegte ich ein Q‘ da- selbst. Am 22.6. 16 beobachtete ich wieder ein anhaltend, etwa 3 Minuten lang singendes Q' am selben Orte. In der Folge be- gegnete mir nur noch ein einziges Mal die Art: am 5. 7. 16 auf dem Marsche von Stenay ins Kampfgebiet von Verdun zwei singende Q'Q. Ich mufs daher den Girlitz für das Beobachtungs- gebiet als spärlichen Brutvogel bezeichnen. In der Champagne konnte ich ihn wohl wegen der vorgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr feststellen. Diese Seltenheit mufs — wenn sie nicht eine zufällige, gerade auf das betreffende Jahr beschränkte war — um- somehr auffallen, als der Girlitz sich „von Süd- und Mittelfrank- reich nordöstlich ausgebreitet‘‘ haben soll (Friderich-Bau „Natur- geschichte der deutschen Vögel‘ 5 Aufl. S.207). Auch Dr. Gengler bekundet sein spärliches Vorkommen in dem von ihm vom August 1914 bis April 1915 durchzogenen Teil des südöstlichen Belgiens, des Maastales und des Argonnerwaldes. Nur einmal traf er den Girlitz, am 23. 4. 15 in Virton. „Bis Mitte April‘ sagt Gengler, „war noch kein Girlitz zu hören oder zu sehen. Es scheint also hier der Vogel sehr spät aus der Winterherberge zurückzukehren‘. Nach meinen Beobachtungen scheint er überhaupt recht selten in Ostfrankreich zu sein. Woher kommt dies? Diese Tatsache ist, wenn sie, wie ich wiederhole, keine ausnahmsweise war, um so auf- fallender, als der Girlitz im Rheintal häufig, in Strafsburg bei- spielsweise geradezu gemein ist. Es wäre von Belang, wenn andere Ornithologen zu dieser Frage sich äulsern würden. B. Das am 2. 6. 16 bei „La Tourauderie“ erlegte Männchen hat 6,9 cm Flügellänge. Zwischen diesem Vogel, einem Männchen aus der Neumark und einem von Korsika kann ich nicht den geringsten Unterschied bezüglich Abtönung, Schattierung oder Grünmischung der gelben Farbenteile finden. Ich habe im Berliner Museum die Girlitze verglichen und gefunden, dafs sie in den Gegenden grüner sind, wo auch die Erlenzeisige grüner erscheinen. Gelb und Schwarz ergibt eine grünlich erscheinende Mischung. Die Trübung erfolgt durch Rufs vom Rauch der Eisenbahnen, Dampfschiffe, Fabriken und sonstiger Schornsteine in dicht bevölkerten Gegenden. In England fand ich sogar Blätter, deren Rippen sich schwarz (von Rußs-Streifen bedeckt) abhoben. Am Rhein sind die meisten Vögel im Winter verrulst, besonders bei Frostwetter, wenn sie weniger baden. Ich war überrascht und erfreut, als ich aus der Tourauderie von Herrn Bacmeister zum ersten mal westeuropäische Wintervögel (Meisen etc.) in ganz reinem Gefieder also in ihrer wirklichen Färbung erhielt; wie ich sie am Rhein nie gesehen hatte. sSerinus ger- manicus vermag ich erst anzuerkennen, wenn sich davon ein ganz alter Mauservogel findet, dessen reine frische Federn grünlicher sind als die eines gleichzeitig erlegten Serinus serinus. K. .232 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: - 62. Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill. Über das ganze Gebiet verbreiteter Brutvogel, doch nicht gerade häufig. Bis in die erste Märzwoche 1916 hielten sie sich in kleinen Trupps von 3—5 Stücken. Auch ich kann (wie Dr. Gengler) bestätigen, dafs die S'C‘ in der Mehrzahl waren. Unter 5 erlegten Stücken war nur eines ein 9. B. BE 3 8 32 3 B SEN S Ss & = E = =: E58 Erler 8 nm gg man a = 26. 3. 16 La Tourauderie G 3 (21) 8,5 (7,1) — Dr. Monnard grofs 22:3: 16 e o' 24 (21,7) 8,5 7,05 6,95 a klein 15. 3. 16 s M. — (21,7)8,4 6,9 6,95 ° „ grols 17. 1. 17 Aussonce oO — 20,7 81 66 — ns 18. 2. 17 Juniville Q — 20,5 8,1 6,65 — Bacmeisterr — Die Rückenfärbung ist ziemlich dunkel, der Unterrücken bei No. 3 schwärzlich, englischen Stücken ähnlich. Will man nach diesem sehr geringfügigen und variablen Merkmal die kleinen Gimpel trennen, so sind gradweise zu unterscheiden: 1) peregrina (Brehm) nordwestliches Mitteldeutschland, Winter- gast in Thüringen, wo germanica brütet. (28 Stück: 7,9—8,6. Coll. Kleinschm.) 2) europaea (Vieill.) Frankreich (und Rhein). (8 Stück: 8, 1-8, 5, davon 3 vom Rhein), dunkler. 3) pileata (Macgillivray) Britische Inseln. (7 Stück: 7,8—8,6 in Coll. Kleinschm.), noch dunkler. Der Name minor (Schlegel, Holland) ist vielleicht Synonym von pileata und pileata vielleicht Synonym von europaea, dann wären nur 2 kleine Gimpel peregrina und europaea zu trennen. Der ältere Name minor (Brehm 1834, Greifswald nec Schlegel) dürfte Synonym von peregrina sein. Es wird festzustellen sein, wie weit das von Krause in seinem Eierwerk behauptete Brutgebiet einer kleineren Rasse in Süd-Schweden reicht. Demnach würde der Name pyrrhula (Linne Schweden) ebenso wie europaea (Vieill.) grofse und kleine Gimpel zusammen- fassen. Wir können das Chaos alter Synonyme, die z. T. un- bewufste Rassenbezeichnungen sind, und die Rassen der Tiere überhaupt nur dann nomenklatorisch ordnen, wenn wir die Grund- sätze festhalten: Nomenklatorisch ist jeder Name gültig, der eine Form als einzige der Gattung bezeichnet oder sie von mindestens einer Form derselben Gattung beschreibend trennt. Die Deutung des Namens erfolgt nach der terra typica, nicht nach der Absicht oder Meinung des Autors. Anders kommt man nicht „durch“. Ich behalte deshalb den Namen „europaea‘“ bei, K, Zur Ornitbologie von Nordost-Frankreich. 23 63. Emberisa calandra projer (P. L. S. Müll.). Der Grauammer ist in den Argonnen nicht gerade häufiger Brutvogel. Den ersten sah ich erst am 25. 5. 1916 auf einem Draht der Fernsprechleitung an der Strafse von Thenorgues— Verpel. Diese Sitzgelegenheit wählen sie gerne. In der Folge sah ich Stücke bei Authe, wo Dr. Monnard eins erlegte, bei Bri- eulles, bei der Tourauderie, bei der Ferme de Greve. In der Gegend von Verdun kam die Art nicht zur Beobachtung. Vom 26. 6. 1916 ab bis 13. 1. 1917 sah ich in Frankreich keinen Grau- ammer. Am letztgenannten Tag und den darauf folgenden hielten sich einige wenige Grauammern unter einer sehr grofsen Schar von Goldammern, Buchfinken und ein paar Bergfinken an der Strafse Juniville—-Annelles unmittelbar am Ausgang von Juniville auf. Es gelang mir, einen zu erlegen. B. Aus der Coll. Bacmeister liegen vor 2 französische Stücke aus dem Departement des Ardennes: 1. 25. 5. 16 Authe, co" Flügel 10,3 cm =. 2. 2.'17. Junwille .Q©° , 92 „ Gewicht 52,7 gr; ferner der typischen calandra L. nahe oder doch näher 3 pol- nische Vögel aus dem Gouvernement Warschau: 3. 16. 1. 15 Severynow, og“ Flügel 10,6, stärker angedrückt 10,7 cm. 4. 23. 3. 15 Jamno, (ey 10,3 cm 5. 6. 3. 15 Maliny, Gm I und ein galizisches Stück, das sehr abgerieben und verblafst ist: 6. 11. 7. 15 Uhnow, g' Flügel 10,0. Die französischen Stücke sind auf der Oberseite viel brauner als die polnischen, welche auf dem Rücken und namentlich auf dem Kopf grauer sind. No. 4 hat auf dem Kropf quer über den Vorderhals einige auffallend roströtliche Federn. Die in den Pripjet-Sümpfen von Rüdiger und Dennler gesammelten Vögel sind um einen weiteren Grad heller, bald grauer, bald (frisch vermausert, jung?) mehr hell ockergelblich. Die variable Rücken- fleckung wird nach Westen breiter, nach Osten schmaler, oder erreicht doch im Osten schmalere Extreme, so besonders bei einem Stück der Coll. Dennler. 64. Emberisa citrinella L. (non sensu stricto). In der Gegend von Sedan um die Jahreswende 1915/16 sehr häufig. In den Argonnen gemeiner Brutvogel. Von Ende Februar ab sangen sie. Im Verduner Gebiet war der Goldammer weniger zahlreich. Im Winter 1916/17 in der Champagne wieder gemein. An Häufigkeit übertrifft ihn aber noch Fringilla coelebs. 24 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt;: Gewicht Fittich Schwanz Erleger gr cm cm 1. 17. 3. 16 Briquenay M. (1) 88 80 Monnard 2. 16. 1. 17 Juniville N 203 Br — 3. 17. 1. 17 Dep.d.Ardennes { 2363 89 — - Ein ungarischer Vogel und drei Juli-Vögel von Galizien und dem russischen Gouvernement Lublin, die aus der Coll. Bacmeister gleichzeitig vorliegen, messen O1 8,9, 9 9,1, SQ 9,0; 8,7 +x. Die drei französischen Stücke, deren Brutheimat natürlich ungewils bleibt, haben unter der seitlich etwas gefleckten Kehle das grünlichgraue Trübungsband stärker ausgesprochen, als ich es bei westlichen Vögeln erwartet hätte. Es stimmt mit einer Minderzahl mitteldeutscher Vögel überein, deren gröfster Teil an dieser Stelle lichter ist. Nordrussische Männchen von Herrn Dr. Schlüter sind z. T. an diesen Gefiederteilen mehr getrübt. Rote Bartstreifen, die auch Gengler selten fand (J. f. Orn. 1907, pag. 265), fehlen. Doch kann man bei der überaus variablen Gefieder- und Gröfsenvariation der Goldammern nur soviel sagen, dafs diese drei Stücke anscheinend weder zu der Rasse citrinella noch zu der Rasse sylvesiris ganz genau passen. Das entspricht ja auch Genglers Befund. Das Exemplar No. 2 ist ein Sechs- spiegler, d. h. auch die 3. Schwanzfeder von aufsen hat noch einen (14 mm langen!) weilsen Keilfleck. Ich habe weitere sechs- spiegelige Goldammern von Mitteldeutschland (Mansfelder See) und aus Ostrufsland (Kasan), auch einen schwach einseitig mehr- spiegeligen Fichtenammer (Tomsk), aber bei keinem ist der Fleck der 3. Feder so grofs wie bei dem Franzosen. Von Rufsland (Pripjet-Sümpfe, Rüdiger), Schweden und Kasan habe ich einzelne Stücke, bei denen bereits auf der zweiten Feder der Keilfleck ganz klein wird oder völlig schwindet, also Neigung zum Zwei- spiegler statt des normalen Vierspieglers. K. 65. Emberiza cirlus L. (sensu stricto ?) Über diesen schönen Ammer habe ich an anderer Stelle schon berichtet („Über das Vorkommen des Zaunammers (Emberiga cirlus L.) insbesondere in Nordostfrankreich“, Ornithol. Mouats- berichte 1917 S. 81 ff.). Ich darf hierauf verweisen. Hier sei aus dieser Arbeit nur folgendes angeführt: In den Argonnen ist der Zaunammer ziemlich häufiger Brutvogel. Etwas weniger häufig in der Verduner Gegend, die zu den unwirtlichsten Frankreichs gehört. Ich traf ihn in dieser Gegend im Juli und November 1916 an zwei Orten (Damvillers und Vitarville), am 4. November noch ein singendes &. Ab Mitte Dezember 1916, im Jan. und Febr. 1917 habe ich ihn trotz strenger Kälte und reich- lichen Schnees an mehreren Orten in der Champagne zahlreich gesichtet, mehrfach in der Gesellschaft von Goldammern. Doch ® Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 25 hielten sie auch gern in kleinen Trupps bis zu 7 Stücken, 901 und Q2 zusammen und liefsen den Beobachter nahe, auf 3—4 Schritt herankommen. Sie waren keinesweg scheu. Auch Dr. Gengler erwähnt a. a. O., dafs der Zaunammer über den ganzen Winter 1914/15 sich in den Tälern der Ardennen umhertrieb. Dieser Forscher konnte aber wegen des scheuen Wesens der von ihm gesichteten Vögel kein Belegstück erhalten. Mir gelang es, 7 Stücke zu sammeln, und ich hätte mit Leichtigkeit das Mehr- fache dieser Zahl erbeuten können. L Das gesammelte Material wurde bereits in den Orn. Mtsber. 1917 besprochen. Der dort erwähnte Schnabelunterschied könnte durch jahreszeitliche Wachstumsvorgänge bedingt sein. Ich habe noch nicht Zeit gefunden, weitere Stücke verschiedener Herkunft zu vergleichen. K. 66. Emberisa schoeniclus L. (sensu stricto?) Am 10. 3. 1916 sah ich im Gebüsch des Mühlbachs bei der Tourauderie ein Pärchen als erstes dieser Art. Es gelang mir, das 9‘, das schon Kopf und Kehle tiefschwarz hatte, zu erlegen, aber leider fiel der Vogel ins Wasser und war nicht mehr zu finden. Am 15. 3. 1916 erlegte Oberstabsarzt Dr. Dorbritz ein © im Schilf bei Thenorgues. Am 24. 3. sah ich bei Thenorgues auf einem Feldweg in der Nähe von nassen Wiesen einen Schwarm von 7—8 Stücken, darunter 2 Q'g“ mit tiefschwarzen Köpfen. Die Vögel waren scheu und ein auf sie angebrachter Schufs ging leider, weil zu weit, fehl. Am 22. 6. 1916 sals ein Q' auf dem Draht der Starkstromleitung in der Nähe der Tourauderie und sang. Das schwer zu beschreibende Lied wurde nur dreisilbig vorgetragen. Beim Näherkommen flog es in das zum Brüten so günstige Weidendickicht ab. Von da ab habe ich die Art nicht mehr gesehen. Der Rohrammer scheint hiernach ein spärlicher Brutvogel im Beobachtungsgebiet zu sein. B. Das am 15. 3. 1916 erlegte © hat die Länge vom Ovarium 4 mm, Flügel 7,25 cm, Schwanz 6,95 . 7,0 und 13% gr Gewicht. Ob ein einheimisches Stück oder ein Wandergast, vielleicht aus fernem Nordosten, vorliegt, dies zu entscheiden, erlaubt der Stand der gegenwärtigen Kenntnis noch nicht. Der Vogel stimmt in der sehr geringen Gröfse des Schnabels zu einem Männchen meiner Sammlung von Lappland, der terra typica von Brehms lapponicus, wozu microrhynchos vielleicht Synonym ist. Wenn ich aber meine Rohrammern genau nach den Jahreszeiten ordne, so findet sich vom September bis zum Juni eine allmähliche Zunahme der Schnabellänge. Viele Vogelarten haben im Sommer viel längere Schnäbel als im Herbst oder Winter. Wie weit beim Rohrammer diese jahreszeitliche Variation und wie weit hierbei ein Rassenunterschied in Betracht kommt, ist noch nicht er- mittelt. Auch in andrer Hinsicht ist der Vogel aus Frankreich 26 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: . auffallend. Die zweite Schwanzfeder (von aufsen) ist viel dunkler als gewöhnlich. Statt eines weifsen Keilflecks an der Spitze findet sich nur ein stark reduzierter Längsstreif, der ganz von Schwarz umschlossen und rechts nur 13 mm lang ist. Es mag sich um eine individuelle Abweichung wie beim Goldammer handeln, wo diese ebenfalls oft unsymmetrisch auftritt. Ob sie zugleich von geographischer Bedeutung ist — sei es auch nur als seltene Ausnahme (Aberration) —, ist meines Wissens noch ‚unbekannt. K 67. Anthus trivialis L. (sensu stricto?). Den ersten Baumpieper, dessen schönen Gesang ich ganz besonders liebe, hörte ich in den Argonnen am 17. 5. 1916 am Rande des Bois de Thenorgues. Von da an sah und hörte ich ihn in jener Gegend viel. Er ist ein häufiger Brutvogel, der mit Vorliebe die Fernsprech- und Starkstromleitungen zu seinem Sitze erkor. Im Juli und August 1916 sichtete ich ihn im Gebiete vor Verdun an mehreren Orten. Am 20.8. schofs ich einQ auf den Feldern bei Vitarville. Von da an kam er nicht mehr zur Beob- achtung. 1. 5.6.16 Le Morthomme „0“, in abgenutztem Brutgefieder, Dep. des Ardennes Flügel 8,8 cm. 2. 20.8. 16 Vitarville „2“, in frischem Herbstgefieder, Dep. Meuse Flügel 8,8 cm. Der Keilfleck der zweiten Schwanzfeder (von aufsen) ist bei Nr. 15 mm, bei Nr. 2 10 mm, bei einem russischen Vogel mit gleicher Flügelgröfse (4. Mai Kr. Smorgon, Dr. Schlüter leg.) 10,5 mm lang, bei dem Russen schärfer abgesetzt als bei den Franzosen. Sonstige Unterschiede sind durch den verschiedenen Grad der Gefiederabnutzung bedingt oder in Frage gestellt, so die bei den Franzosen bräunlichere, beim Russen heller gelbgraue Grundfarbe des Scheitels. K. 68. Anthus pratensis L. Die ersten Wiesenpieper stellten sich Anfangs Februar 1916 in einem Schwarm von etwa 30 Stück bei der Tourauderie ein und trieben ihr Wesen auf den nassen Wiesen am Mühlbach. Am 9. 3. 1916 schofs ich ein Stück aus einem Flug von 30—40 Stücken heraus. Es war ein schönes Q* mit kleinen stecknadel- kopfgrolsen testes. Im Magen befanden sich Insekten und eine kleine Gehäuseschnecke. Bis Mitte März hielten sie sich in der Gegend auf, dann verschwanden sie. In der 2. Hälfte des Ok- tober 1916 trieben sich Pieper (species?) auf den Wiesen und Feldern bei Vitarville umher. Zur Ornithologie von Nordost-F'rankreich. 27 Am 20. 1. 1917 und den folgenden Tagen hielten sich ein ‚paar Pieper auf einer Wiese an der R&tourne bei Juniville auf, die ich als Wiesenpieper ansprach. B. Das einzige vorliegende Stück bat 8,15 cm Flügellänge. Der Vogel ist kräftig gezeichnet und in schwefelgelb angeflogenem, schönem Gefieder, obschon nur wenige neue Federn vorhanden sind. Es dürfte sich um einen älteren Vogel und Durchzügler handeln. K. 69. Anthus spinoletta (L. sensu stricto ?). Am 6. 3. 1916 hielten sich Pieper am Mühlbach bei der -Tourauderie auf. Einen einzelnen, von den andern sich getrennt haltenden, schofs ich von einem Baum am Bachrand herab: es war ein Wasserpieper. Auch die andern gehörten wohl zu dieser Art. Weiterhin konnte ich sein Vorkommen nicht mit Sicherheit feststellen. f Das vorliegende, anscheinend vorjährige Stück (6. März 16) erhielt ich am 12. 3. 16 im Fleisch. Es wog noch 254 Gramm. Der Flügel milst 9,6, der Schwanz 8.0 cm. Das Brustgefieder hat durch den Schußs gelitten. Trotzdem glaube ich sagen zu können, dafs es ebenso wie das Rückengefieder das eines Wasser- piepers, nicht das eines Strandpiepers ist. Dagegen zeigt die Schwanzfärbung etwas Hinneigung zu der des Strandpiepers. Sie - ist dunkler als bei fünf von mir am Rheinufer geschossenen Wasser- piepern, von denen man erwarten sollte, dafs das französische Stück mit ihnen identisch wäre. Bei diesem ist aber die Aufsenfahne der äulseren Schwanzieder in der ganzen Länge getrübt, der Keil- fleck der Innenfahne schmäler und ein wenig getrübt. Die folgende Schwanzfeder hat ganz schwarze Innenfahne ohne weilsen Keilfleck. Ich stelle nur diese Tatsachen fest, ohne irgend eine Ver- mutung auszusprechen (individuelle Variation von Zypo-spinoletta bis zu diesem Grade ist nicht ganz ausgeschlossen), aber ich möchte hier meinen obersten Grundsatz bei aller systematischen Arbeit betonen: Man mufs die Rasse unbestimmt lassen, wenn ihre Bestimmung nicht sicher möglich ist, und man darf Vögel von einem neuen Fundort nicht voreilig zu einer wohlbekannten Rasse eines anderen Landes ziehen. Ein Fragezeichen ist eine Lücke, aber nicht so schlimm wie ein Fehler. K. 70. Motacilla alba arduenna (Klschdt.). In beiden Wintern habe ich keine weifse Bachstelze gesehen. Dies ist bemerkenswert, da ja die Zahl der im Beobachtungs- gebiet überwinternden Arten eine nicht unerhebliche ist und überwinternde Bachstelzen z. B. in Süddeutschland nicht zu den Seltenheiten gehören. Die erste weilse Bachstelze sichtete ich am 3. 3. 1916 im Hofe der Tourauderie. Sie ist ziemlich häufiger Brutvogel, ohne dafs ich sie mit „zahlreich“ (wie Dr. Gengler) be- zeichnen möchte. Am 16. 6. 1916 wird ein flügges Junges gefüttert. 28 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: Auch im Gebiet von Verdun traf ich sie öfters an. Ende September war sie häufig auf den frisch gepflügten Äckern bei Vitarville.e Am 24. 10. 1916 trieben sich viele daselbst herum. testes Gew. Flgl. Schw. mm gr cm cm Schultern 11/, cm lang ı schwarz, Rückenfedern 3. 3. 16 La Tourauderie 9' 3 (26) 9,2 9,7 see zer Basis. a , wen regelmässi schwarz 9,55 onen der ganze ücken voll schwarzer Flecken. Schulterfedern und 2:3.,16 1 1 ieken mit Spuren a 0, 3% (19) 8,8 3; schwarzer ee 5 £ ann auch fremder Zug- 8. 9. 16 Vitarville „Q“pul.— — 8,7 9,3 | vogel sein (als Balg erhalten). 73316 u 3-4 (204) 9,0 (1 und 4 von Bacmeister, 2 und 3 von Dr. Monnard ge- sammelt. Die eingeklammerten Gewichte sind Zahlen von im Fleisch verschickten, in Dederstedt gewogenen, daher oft schon etwas eingetrockneten Vögeln.) Diese Bachstelzen stimmen zu Vögeln vom Rhein mit variabel schwärzlichem oder dunkelgrauem Rücken. Ich habe es deshalb nicht für nötig gehalten, um weitere Stücke zu bitten. Dies noch aus einem andern Grunde. Die ersten Bachstelzen, die ankommen, sind die einheimische Form. Nachher könnte man 100 schiefsen, und 100 fremde Durchzügler erhalten. Zur Brutzeit reiben sich die hübschen schwarzen Schuppen, wie sie No. 2 besitzt (ich werde den Vogel später in Berajah abbilden), ab. Die „gröfsere Serie“ die C. E. Hellmayr (Verh. Orn. Ges. Bayern) wünscht, wäre unnützer Vogelmord. Selbst ein Gegner jeder Sentimentalität wird nicht gern Bachstelzen von der Brut wegschiefsen. Herr Rüdiger schickte mir auf meinen Wunsch noch ein nach der Hauptbrutzeit erlegtes Stück: 21. 7. 18 Serrouville Q' 8 . 9% (20) 8,6 x 9,35. Die Oberseite ist sehr düster grau, am Oberrücken schwärzlich überflogen. Die Aufsenfahne der zweiten Schwanzfeder (von aufsen) ist bis 17 mm vom Ende schwarz. So dunkle Vögel fand ich in Mitteldeutschland nur als ausnahms- weise auftretende Aberration. Die Länge des weilsen Keilflecks auf der Il. Schwanzfeder (von aufsen gerechnet) beträgt bei meinem Material: an englischen Vögeln Maximum 6,0, Minimum 2,9 cm „ französischen „, ; 5,9, ” 4,8 „ 2) deutschen „ ” 6,6, „ 4,9 „ H „ russischen „ „ “ 6,9, hf 4,9 ,„ (wenige) „ Sibirischen j „ bis zur Wurzel 56 20 Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 29 Der hohe Grad von Variation macht das Bild undeutlich, doch steht die Zunahme der dunklen Färbung nach Westen hin aufser Zweifel. Der Vogel No. 3 hatte eine 4 cm lange Raupe im Magen. Schwarz geschuppteBachstelzen kommen auch inMitteldeutsch- land vor. Ich besitze sogar ein Stück mit schwarz gefleckter Brust. Nach Westen hin tritt die Schwarzfleckung des Rückens häufiger auf. Die Variation der vorliegenden Stücke läfst es nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich erscheinen, dafs ein Teil von Motacilla alba arduenna rein graurückig ist. Das tut dem syste- matischen und rassenbiologischen Wert der Form keinen Abbruch. Auch englische Vögel variieren in der Rückenfärbung. Es dürfte eigentlich gar nicht nötig sein, dies erst zu betonen. Fast jede Rasse variiert in ihren Merkmalen. Ein altes Q' von Herrn Bacmeister bei Jamno Gouv. Warschau am 23.43. 15 gesammelt, hat 9,5, ein Q' von Dobromil, Galizien vom 3. 6. 15 9,0 cm Flügellänge Der Rücken ist rein grau. 4 russische Vögel (Kreis Smorgon), von Herrn Dr. Schlüter gesammelt, alle nicht sehr alt, messen nur 8,9 — 8,8 — 8,7 — 8,5 cm und haben rein grauen Rücken. Nach Hartert soll Motacilla alba kleiner sein als die englische Verwandte. Ich fand bei englischen Stücken 9,3, in Mitteldeutschland 9,5 als Maximum. Es wird noch zu prüfen sein, ob nigromaculata (Zander, Nau- mannia 51, p. 137, Mecklenburg) eine seltene Ausnahme (aber- ratio) ist oder ob eine arduenna ähnliche Rasse an der Küste weit nach Osten greift und auf der Wanderung in Thüringen er- scheint (cervicalis Brm.) analog der Gimpelrasse peregrina. Man darf die Untersuchung solcher Möglichkeiten nicht von vornherein durch Zweifel hindern. K, 71. Motacilla melanope sulphurea Bechst. Im Gegensatz zur vorigen Art blieb die gelbe Bachstelze in beiden Wintern in Nordostfrankreich. Im Winter 1915/16 war sie sowohl in der Gegend von Sedan, wie in den Nordargonnen nicht selten und im strengen Winter 1916/17 traf ich sie in einigen Stücken in der Champagne in Juniville und in Thugny. Während der Sommermonate 1916 beobachtete ich in den nörd- lichen Argonnen an mehreren Orten Brutpaare. In der 2. Hälfte des September war sie häufig auf den frisch geackerten Feldern bei Vitarville (Verduner Gegend). B Das am 24. Februar 1916 von Herrn Dr. Monnard bei Briquenay erlegte und von Herrn Hauptmann Bacmeister mir im Fleisch zugeschickte ' hatte noch 174 gr Gewicht. Der Flügel mifst 8,5, der Schwanz 10,3 cm. An der weilsen Kehle zeigen sich die ersten Spuren schwarzer Mauserfedern. Der auffallend lange und starke Schnabel milst von den Stirnfedern an 124 mm. 90 W. Bacmeister und O0. Kleinschmidt: Die Schwanzfedern sind leider unvollständig, die vorhandenen zweiten an der Spitze der Aufsenfahne 13 und 15 Ben weils. “ 72. Motacilla flava L. (sensu stricto?). Die Schafstelze fand ich dagegen nur wenig vor. Am 21. 5. 1916 ein Pärchen bei Talma, am 26. 5. 1916 eines zwischen Grandpre und Senuc, am 15. 6. 1916 drei Stücke, davon eins mit Futter im Schnabel bei der Malmaison-Ferme und am 22. 6. 1916 wieder eins zwischen Malmaison-Ferme und Harricourt. Am 25. 7. 1916 trieben sich mehrere auf einer Wiese bei Vitarville umher. Sonst sah ich die Art nirgends als BENTAD M? im Sommergefieder ohne Datum, Flügel 7,8 cm g' circa 9. Sept. 1916, Vitarville Me Be: en Die vierte Schwinge ist an der Aufsenfahne bei beiden mehr eingeschnürt als bei zwei ostpreufsischen Stücken. Ob hier ein ständiger Unterschied vorliegt oder nicht, kann erst auf Grund weiteren Materiales festgestellt werden. K. 73. Alauda arvensis L. (non sensu stricto). In den Nordargonnen aufserordentlich häufiger Brutvogel. Die erste Feldlerche hörte ich am 17. 1. 1916 bei Thenorgues, am 25. 1. bei frühlingsartigem Sonnenschein daselbst eine ganze Anzahl singen. Im September täglich auf den Feldern bei Vitar- ville Ende November und den ganzen Dezember 1916 in grofser Anzahl in der Umgebung von Juniville.e Um die Jahreswende verschwanden sie. - Ihre Rückkehr habe ich nicht mehr erlebt. Sie fehlten im Januar und Februar 1917 in der Champagne. B. Das einzige Stück (vom 10. März 1916, La Tourauderie, mit abgebrochenem und verheiltem Oberschnabel) ist ein wenig bräunlicher als drei nordwestrussiche Vögel (von Herrn Dr. Schlüter gesammelt), welche dem schwedischen Vogel gleichen, während es selbst spanischen Stücken ähnelt. Legt man einen ostrussischen Vogel daneben, so hat man eine ähnliche Reihenfolge wie beim Grauammer: ‚braun, graubraun, hellgrau, doch ist die dunkle Fleckung beim westlichen Vogel nicht lebhafter. Bei der Feinheit des Unterschieds läfst sich selbstverständlich nach einem Stück nichts Sicheres sagen. K. 74. Lullula arborea (L.). Nur einmal im Argonnengebiet hörte ich auf einem Kahl- hieb im Bergwald bei Briquenay die Heidelerche im Sommer 1916 singen. (Nähere Zeitangabe habe ich nicht mehr.) Weiterhin hörte und beobachtete ich diese Art, nur noch ein- mal: am 25. 2. 17 sangen mehrere und erfreuten mich durch Zur Ornithölogie von Nordost-Fraükreich. si ihren lieblichen Gesang über den Brachfeldern zwischen den Föhrenwäldern Junivilles. Es war ein warmer Frühlingstag mit lachendem Sonnenschein. Entzückt lauschten Dr. Monnard und ich den weichen Tönen: durch ein dumpfes Geräusch wurden wir an die traurige Wirklichkeit gemahnt: einer unserer Flieger war in der Nähe abgestürzt. B. 75. Galerida cristata L. (non sensu stricto). Über das Vorkommen der Haubenlerche sagt A. E. Brehm (Tierleben, Vögel 4. Bd. S. 541): „In Belgien wird sie 1885 eine seltene Erscheinung genannt, soll aber bei Brüssel und in den Dünen nisten, ebenso im nördlichen Frankreich in den Departe- ments Marne und Maine-et-Loire so wie in der Umgegend von Paris.“ Ich konnte folgendes feststellen: In den Argonnenorten kommt die Haubenlerche überall vor. In der Zeit vom 7. 1.—22. 6. 1916 habe ich mir eine ziemlich grolse Anzahl von Orten aufgeschrieben, an welchen ich sie be- obachtet habe. Ergebnis: ziemlich häufiger Brutvogel. Im Verduner Gebiet konnte ich die Art nicht festellen. Dagegen waren die Haubenlerchen in der Champagne im Winter 1916/17 überaus zahlreich. Sie hielten sich stets an den ÖOrtsgrenzen auf, kamen auch in die Orte herein, aber selten sah ich sie weit aufserhalb der Orte. Nur wenn zwei Dörfer nicht allzuweit von einander entfernt waren, hielten sie sich auf der ganzen Ver- bindungsstrafse auf. Da es von Wert war, festzustellen mit welcher geographischen Rasse man es bei diesem ja vielfach ab- ändernden Vogel zu tun hat, haben wir gegen ein Dutzend ge- sammelt. Freilich müfste der Ringversuch noch ermittelu, wie weit überhaupt Haubenlerchen wandern, am Brutplatz bleiben, oder ob sie ihr Brutgebiet verlegen. B Gewicht Fittich Schwanz gr cm cm 1. 17. 1. 17 Juniville go 43 109 — 0,4 pH 2.17. 1.17 Ausone JO 456 108 — 0,2] 58 3.— 2.17 Champagne — 48 10,7 — LolEssE 4. 17. 11. 16 Juniville g 53 107 — 04|,:8> 1,17; &: 48 10,7 — 02135°8 6. 17. 11. 16 2 g 402 1055 72 0848885 7. 24. 1.17 Bethenivile — — 15 — 035|755= 8.14. 1.17 Ausone 9 4,1 104 — 03[878, 9. 24. 1. 17 Juniville — 41 104 — 03]8°58 1.2170 „ Q 2 101 67 05| 8833 #1..17...1..17 j: 429 - 9095, 6,76 0,4 E 1) trübe, in Coll. Schuster 0,0 bis fast 1,0. 82 Bacmeister und Kleinschmidt: Ornithologie von NO.-Frankreich. Es liegen im Ganzen 30 Exemplare und einige Flügel und Schwänze von dieser Art vor, davon noch 8 Formalin-Mumien aus Frankreich (von Herrn Oberförster Schuster gesammelt), 5 Bälge aus Polen (Gouv. Warschau, Bacmeister leg.), 1 von Bialowies (Rüdiger), 2 vom Pripjet (Rüdiger), die übrigen aus den Pripjetgegenden (Dennler legit),. Die Flügellänge geht in Frankreich bis 11,2 (Coll. Schuster), in Rufsland erzielte Dennler den „Record“ mit einem Flügelpaar von 11,25 cm. In der Rückenfärbung kommen mir die Franzosen teilweise etwas lichter vor. Eine Erdprobe von Juniville zu No. 10 ist hellgrau, etwas heller als die Grundfarbe des Vogels. Der Bürzel ist bei der französischen Haubenlerche oft etwas rötlicher. Deutlicher ist das häufige Auftreten einer helleren, reineren rötlichen Teilfärbung an der äufseren Schwanzfeder. Auch dieses Merkmal, worin sich die Franzosen etwas den Spaniern und den verschiedenen Nord- afrikanern nähern, variiert bis zu gänzlicher Verdunkelung der . Innenfahne. Im Osten hat nur ein (im Ganzen sehr rötlicher) Vogel (Lithauen) viel Rot im Schwanz. Oft ist bei östlichen Stücken auch die Aufsenfahne stärker verdunkelt. Brehms „gallica“ mit gröfstenteils mattrostfarbener”äufserer Steuerfeder und seine „major“ mit schwärzlicher, nur am Aufsen- rande rostfarbiger erster Schwanzfeder, sind eigentlich nur Ex- treme der individuellen Variation, das, was Schmetterlingssammler nicht ganz richtig „Aberrationen“ nennen. Ihrer Ausdrucksweise folgend könnte man sagen, dafs die französische Haubenlerche mehr der ‚„aberratio gallica“, die östliche mehr der „aberratio major“ zuneigt. Brehm beschrieb zweimal (Naumannia 1858 p. 208 „gallica“ und p. 209 „undaia‘“) rotschwänzige Vögel, den einen Fall von Lyon, den andern von Montpellier. Ob es an- gebracht ist, gallica oder einen älteren, weniger gewissen Namen als Rassenamen zu gebrauchen, mögen andere ausmachen. Ich mag auf diese undankbare Frage keine Zeit verwenden. Von der in der Mitte stehenden Galerida typo-cristata (L.) sind selbst- verständlich die östlichen und westlichen Haubenlerchen noch weniger deutlich verschieden als unter sich. K, (Sehluls folgt.) 88 Ornithologische Beobachtungen ‚aus dem südlichen Uralgebiet (Orenburg). Ein Beitrag zur Kenntnis der Ornis Ostrufslands. Von Hermann Grote, (Fortsetzung von Jahrg. 1919 8. 383.) Fam. Sylviidae. 91. * Phylloscopus collybita abietinus Nilss. und 92. * Phylloscopus collybita tristis Blyth. Bei der Ähnlichkeit beider Formen konnte ich nicht immer mit Sicherheit durch’s Glas erkennen, welche Form ich gerade vor mir hatte. In vielen Fällen erkannte ich den Sibirier an der trüben Färbung und den dunklen Fülsen, im allgemeinen war es mir aber nicht möglich, den Zug beider Unterarten auseinander zu halten und daher fasse ich meine Beobachtuugen über beide Laubvögel zusammen. Im Frühjahr war das erste Beobachtungsdatum der 22. April (1915) — es handelte sich in diesem Falle ziemlich sicher um tristis. Etwa vom 25. IV. an begann der Zug reger zu werden und dauerte dann bis über Mitte Mai hinaus. Die Menge der hier durchziehenden Weidenlaubvögel (als Art!) war jedoch offen- bar lange nicht so grofs, wie die der Fitislaubvögel. Im Herbst erschienen Weidenlaubsänger (in der grölseren Mehrzahl Zriszis) später als Zrochilus, etwa Ende August; Mitte September schien die Hauptmenge hier durchzuziehen. Um Mitte Oktober zogen die letzten Nachzügler. Über die Verbreitung beider Weidenlaubsängerformen im Gebiet ist folgendes bekannt: abietinus brütet bei Orenburg, doch nur spärlich, und ist hier auch als Durchzügler wenig zahlreich. Phylloscopus tristis dagegen passiert das Gebiet auf dem Zuge in grofser Zahl, ist hier aber nie brütend angetroffen worden. Übergänge zwischen beiden Formen sind von Suschkin, wie von Sarudny einige male festgestellt worden; da solche Stücke immer- hin sehr selten sein sollen, hält Suschkin einen hybriden Ursprung solcher Übergangsexemplare für möglich. Die osteuropäische Form von Phylloscopus collybita fand Suschkin als Brutvogel in den Wäldern des ebenen Teils des Gouvernements Ufa, im gebirgigen Teile, den Uralbergen, ist die Form tristis weit häufiger. Die letztgenannte Form ist auch die im Gouvernement Perm lebende, hier ist sie nach Reszow in den nörd- lichen Teilen des Gouvernements die häufigste Laubsängerart. Im Buguruslan’schen Kreise des Gouvernements Samara ist Ph. Journ, 2. Oma, LXVIL, Jahrg. Januar 1920, 3 84 H. Grote: abietinus als Brutvogel häufig, Zristis als Durchzügler. Auf dem Herbstzuge das Wolgatal abwärts verläfst der gröfste Teil der ziehenden Weidenlaubvögel (Ph. collybita abietinus) die Wolga schon in ihrem mittleren Laufe, um dann direkt südwestlich zu ziehen, der Uralflufs jedoch wird von der Form tristis bis zu seiner Mündung als Zugstralse benutzt (Bostanjoglo). 93. * Phylloscopus trochilus eversmanni Bp. Über die im Orenburger Gebiet vorkommenden Fitislaub- sänger schreibt Sarudny („Nachträge“, 1897 p. 194 [russisch]) folgendes: „Im grofsen und ganzen kommt bei uns die hell- fülsige typische Form merklich seltener vor als die dunkelfülsige (Ph. eversmanni Bp.); am meisten trifft man Individuen, deren Fufsfärbung in der Mitte zwischen beiden steht.“ — Suschkin, der l. c. (Kirgisensteppe) den Vogel als Phylloscopus trochilus L. aufführt, äufsert sich nicht über speziellere Formzugehörigkeit der hiesigen Fitislaubvögel. Zwei von mir bei Kargala gesammelte Bälge (Herbstvögel) sind eversmannit. Der Fitis ist sowohl als Brutvogel, wie als Durchzügler!) die von allen Phylloscopusarten im Gebiet am häufigsten vor- kommende Spezies. Zuerst sah ich ihn hier am 27. April (1915), von da ab bis über das zweite Maidrittel hinaus mehr oder weniger zahlreich; ganz besonders stark war (1915 und 1916) der Zug gegen Ende des ersten Maidrittels. Der Herbstzug war 1915 schon gegen Ende des ersten Augustdrittels ziemlich auffallend, 1916 begann er Mitte August. Er dauert bis tief in den September hinein und ist Ende August am stärksten. Nach- zügler wurden noch bis spät in den Herbst hinein beobachtet. Der Fitislaubsänger ist sehr häufiger Brutvogel des Gou- vernements Ufa, ist im Wolgagebiet südlich bis Sarepta nistend aufgefunden worden und wurde von Bostanjoglo zahlreich in den aralo-kaspischen Steppen angetroffen, wo er nicht selten in offener Steppe unter kümmerlichem Wermutgesträuch sein Nest anlegt. [Phylloscopus caligatus Licht. Von diesem rätselhaften Vogel — der mitdem Spötter Hippo- lais caligata auct. nichts zu tun hat — scheint bis auf weiteres nur der von Eversmann bei Orenburg gesammelte, im Berliner Museum aufbewahrte Typus zur Lichtenstein’schen Beschreibung (in Evers- mann’s „Reise von ÖOrenburg nach Buchara“, Berlin 1823, 8. 128, 129) bekannt zu sein. Näheres bitte ich in Dr. E. Hesse’s Arbeit „Bemerkungen über einige Sylviiden-Formen“ im Journ. f. Ornith. 1916, S. 270— 273, nachzulesen.] 1) Unter diesen werden sich zweifellos auch typische Zrochilus befinden. (G.) Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 85 94. Phylloscopus borealis Blas. Der Nordische Laubsänger ist von Sarudny einmal (Oktober 1887) im Orenburger Gebiet erbeutet worden. Die nächsten aumae dieses Vogels liegen im Uralgebirge des Gouvernements3 erm. 95. Phylloscopus subviridis Brooks. Wurde von Sarudny einmal (September 1882) bei Oren- burg erbeutet. 96. * Phylloscopus nitidus viridanus Blyth. Den Frühjahrsdurchzug dieses äufserst lebhaften zierlichen Laubvogels beobachtete ich nur während des letzten Maidrittels. Einmal, am 25. Mai 1915, stellte ich in meinem Beobachtungs- bezirk Massenzug fest; an diesem Tage sah ich viele kleinere Flüge, die sich sehr behend im Gezweige der Baumkronen herum- trieben. Die Vögel liefsen dabei fleilsig ihren lauten kurzen Schlag hören. Über den Zug im Herbst kann ich nicht viel sagen. Mir ist dann nur einmal, am 19. August (1915) ein viridanus zu Gesicht gekommen. Der Grüne Laubsänger ist von Sarudny bei Orenburg brütend aufgefunden worden, doch bleibt noch festzustellen, ob dieser Vogel hier regelmäfsig brütet. Im Gouvernement Ufa fand ihn Suschkin als Brutvogel überall in den Wäldern des ebenen Teiles dieses Gebiets, doch nicht häufig. Im gesamten Perm’schen Gouvernement, sowohl auf dem West- wie auf dem Osthange des Uralgebirgs, soll dagegen die Art als Brutvogel sehr gemein sein. Südlich von Orenburg, in den aralo-kaspischen Steppen, ist sie ein häufiger Durchzugsvogel, besonders an der Emba; sie ist von. Bostanjoglo aber auch als regelmäfsiger Brutvogel in diesem Ge- biet, nämlich in den Inderski’schen Bergen, aufgefunden worden. . Hier nisteten diese Laubvögel im Strauchgewirr der Felshänge und Grotten. 97. Phylloscopus sibilator Bechst. Der Waldlaubsänger ist sehr selten im Orenburger Ge- biet (Sarudny), ebenso im Kreise Buguruslan und im Gouvernement Ufa. Im Uralgebirge ist er nicht beheimatet. 98. Phylloscopus proregulus Pall. Ist von Sarudny mehrmals bei Orenburg angetroffen worden, mit einer einzigen Ausnahme immer im Herbst. „Diese Fälle des Verfliegens sind um so rätselhafter, als der Goldhähnchenlaub- sänger bis jetzt in Westsibirien nicht beobachtet worden ist. Von den mit Sicherheit bekannt gewordenen Brutplätzen dieses Vogels liegen die westlichsten im östlichen Teile des Minussinsk-Bezirks“ (Suschkin, Die Vögel der mittl. Kirgisensteppe, russ. Ausg.). 3° 86 H. Grote: 99. Phylloscopus superciliosus Gm. Auch dieser Laubvogel ist mehrmals (6 mal) im Herbst von Sarudny bei Orenburg gefunden worden. 100. * Regulus regulus L. Kleine Trupps von Goldhähnchen durchwanderten meinen Beobachtungsbezirk in der ersten Oktoberhälfte; im Spätherbst traf ich keine an, obgleich das Goldhähnchen nach Sarudny gerade dann bei Orenburg am zablreichsten ist und in manchen Jahren sich hier auch im Winter aufhält. Brütend kommt dieser Wald- vogel hier natürlich nirgends vor. Augenscheinlich wandern die den Mittellauf des Ural entlangziehenden Goldhähnchen von hier aus in südwestlicher Richtung zur Wolga, wo diese Vögel bis ins Delta hinein regulär (als Durchzügler) vorkommen, während sie am unteren Ural nur seltene Ausnahmeerscheinungen sein sollen. 101. Regulus regulus tristis Pleske. Wurde einmal (Oktober 1882) von Sarudny bei Orenburg erbeutet. 102. * Cettia cetti cettioides Hume. Nach Sarudny brütet dieser Sänger bei Orenburg in dichtem Gesträuch nahe am Wasser. Ich fand im Herbst bei Kargala ein Nest, das ich diesem Vogel zuschreibe. Ceitia bekommt man bekanntlich schwer zu Gesicht, da sie äufserst versteckt lebt; sie entgeht daher leicht der Beobachtung. 103. * Locustella fluviatilis Wolf. Laut Sarudny ist der Flufsschwirl im Gebiet des mittleren Urallaufes, also auch im engeren Orenburger Bezirk, ein regel- mäfsiger Brutvogel. Ich traf die Art nur wenig, hauptsächlich liegt dies wohl an der versteckten Lebensweise dieses Vogels. Gegen Mitte August konnte ich einigen Zug feststellen. Am 9. ne (1915) fing sich ein Exemplar in einer meiner aufgestellten Fallen. In den Gouvernements Ufa und Perm ist Z. fluviatilis als Brutvogel häufig, ebenso im Gebiet des Mittellaufes der Wolga. Die Wolga scheint für die Schwirle des gesamten Ostrufslands die hauptsächlichste Zugstrafse zu bilden, denn am Unterlaufe des Ural ist diese Art nicht angetroffen worden. Südöstlich von Orenburg, im Gebiet des Flusses Ilek, liegt die Südostgrenze des Verbreitungsgebietes dieses Schwirls. 104. Locustella lusciniotdes Savi. Den Nachtigallschwirl hat Sarudny nur einmal (Anfang Juni 1891) bei Orenburg gefunden. Im Wolgadelta soll er häufig sein, vom Unterlaufe des Ural ist er nicht bekannt geworden. Zahlreich kommt er stellenweise im Gouvernement Ufa vor. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 37 105. * Locustella naevia straminea Sev. Nach Sarudny ein häufiger Brutvogel unseres Gebiets, ebenso, nach Suschkin, im Gouvernement Ufa weit verbreitet. In meinem Beobachtungsbezirk kam er mir ein paarmal im Frühling (zweite Maihälfte) zu Gesicht; häufiger wurde sein Schwirren gehört. [Der im Wolgadelta häufige, von Bostanjoglo auch an der Uralmündung einmal gefundene Tamariskenrohrsänger, Lusciniola melanopogon (wohl mimica Mad.), ist im Orenburger Gebiet von Sarudny nicht beobachtet worden]. [Acrocephalus arundinaceus L. Der Drosselrohrsänger ist bei Orenburg offenbar nicht be heimatet, kommt aber in einigen direkt anliegenden Landstrichen stellenweise sogar häufig, vor.] 106. * Acrocephalus streperus macronyxz Sev., 107. * Acrocephalus palustris Bechst. und | 108 * Acrocephalus dumetorum Blyth. Rohrsänger vom Aussehen unseres Sumpfrohrsängers habe ich bei Kargala sehr häufig angetroffen, besonders gegen Mitte Mai (zu Anfang des letzten Maidrittels ist der Zug augenscheinlich am stärksten!) und dann wieder in den ersten beiden August- dritteln, nicht selten jedoch auch während der Brutzeit. Die im Gebüsch, Rohr oder in hohen Kräutern regsam umherschlüpfenden Vögelchen auf ihre Artzugehörigkeithin immer richtiganzusprechen, war mir meist nicht möglich, und meine Schwerhörigkeit setzte mich aufserstand, dieselben auf Grund ihrer Stimmlaute zu er- kennen. Beobachtet habe ich alle drei Arten sicher, von den beiden erstgenannten auch Bälge mitgebracht (Pastor Kleinschmidt, dem die Bälge vorlagen, bestätigte in litt. die Bestimmungen, besonders auch der östlichen Rasse des Teichrohrsängers). Laut Sarudny sind palusitris und dumelorum häufige Brutvögel im Orenbürger Gebiet, den Teichrohrsänger will er bei Orenburg nur einmal gefunden haben, doch sei dieser Vogel südlich davon (Uralsk; am llek) weniger selten und komme hier auch als Brut- vogel vor. Ich halte es für ganz unzweifelhaft, dafs A. str. macronyz in meinem Beobachtungsbezirk — also unweit (nörd- lich!) von Orenburg — durchaus nicht selten brütet; obgleich ich allerdings nur Herbstvögel (3) als Bälge mitgebracht habe. Über die Verbreitung von A. palustris und A. dumetorum in Ostrufsland sei folgendes hier mitgeteilt: Im ebenen Teile des Gouvernements Ufa sind beide Arten als Brutvögel häufig; im Uralgebirge und im Gouvernement Perm kommt offenbar nur dumetorum vor. Acrocephalus palustris bewohnt das Wolgatal bis zur Mündung, ist am mittleren und unteren Ural und am 88 H. Grote: Ilek Brutvogel, geht jedoch nicht weiter östlich. Acrocephalus dumetorum ist in den aralo-kaspischen Steppen weit verbreitet, im Buguruslan’schen Kreise des Gouvernements Samara ist er nach Karamsin noch häufiger als A. palustris. 109. Acrocephalus agricola Jerd. Dieser Charaktervogel der Rohrdickichte der in den aralo- kaspischen Steppen gelegenen Seen kommt nach Sarudny auch am mittleren Ural, also in unserm engeren Gebiet, als Brutvogel vor, doch bei weitem seltener als die meisten anderen Rohrsänger; er scheint unser Gebiet nach Norden nicht zu überschreiten. 110. * Acrocephalus schoenobaenus L. Häufiger und weitverbreiteter Brutvogel im Orenburger Gebiet und in allen angrenzenden Landesteilen, war der Schilf- rohrsänger auch bei.Kargala keine Seltenheit. [Der an der Uralmündung, ferner im Gouvernement Ufa gefundene Acrocephulus aquaticus Temm. ist für das Orenburger Gebiet nicht bekannt geworden. ] 111. Hippolais icterina Vieill. Sowohl als Brutvogel, wie als Durchzügler sehr selten bei Orenburg (Sarudny). Etwas häufiger scheint der Gartenspötter im Kreise Buguruslan sowie im Gouvernement Ufa zu sein, ._ fehlt er, laut Suschkin, im Uralgebirge. 112. Hippolais pallida Ehrenb. Wurde einmal von Sarudny bei Orenburg erbeutet. 113. * Hippolais scita Eversm. (= caligata auct.). (Über die Nomenklatur dieser Art cfr. Dr. Hesse im J. f. 0. 1916, p. 270—273.) Der Zwergspötter ist im Orenburger Gebiet ein sehr häufig vorkommender Vogel. Nachdem mir 1915 schon am 27. April ein einzelner Vorläufer begegnet war, traf ich die Art während der beiden letzten Maidrittel in grofser Zahl; besonders um Mitte Mai war der Zug recht stark (1918 entsprechend später), In meinem Beobachtungsbezirk gehörte dieser Spötter neben dem Sumpfrohrsänger zu den häufigsten Brutvögeln der Kleinvogelwelt. Die von mir gefundenen Nester standen dicht über dem Boden, meist in Brombeergesträuch oder dichtem Kraut. Die jungen Vögel verlassen das Nest noch bevor sie flügge sind. Die Wanderung nach Süden scheint bald nach Flüggewerden der Jungen begonnen zu werden. Wenigstens war bei Kargala gegen Ende Juli der Zug dieser Vögel schon unverkennbar. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 39 Kurz nach Mitte August nahm der Zug an Intensität ständig ab und war etwa gegen Ende des Monats beendet.!) Diese Spötterart brütet stellenweise im Gouvernement Ufa, und ist im Bezirke Buguruslan allverbreitet; im Gouvernement Perm ist sie selbst in den nördlichen Distrikten häufig. Im Ural- tale scheint sie — nach Bostanjoglo — als Brutvogel nicht ganz bis zur Mündung des Flusses vorzukommen; in den astrachanischen Steppen am Wolgadelta ist sie dagegen sehr gemein. Die nahverwandte Art Hippolais rama Sykes?), die laut "Suschkin in der unserm Gebiet benachbarten Kirgisensteppe am unteren Irgis und Turgai über ‚„caligata“ dominiert, ist von Sarudny nicht weit südlich von Orenburg, bei Ilezkaja Sasch- tschita, aufgefunden worden. — Liebhabern von Käfigvögeln sei noch mitgeteilt, dafs der Zwergspötter ein sehr angenehmer Stubenvogel ist. Bei mir ge- wöhnte sich dieser Vogel schnell und leicht ein, wurde in kurzer Zeit äufserst zutraulich und zahm und war ein unermüdlicher, guter Sänger. 114. * Sylvia nisoria Bechst. Die Sperbergrasmücke erschien in meinem Beobachtungs- gebiet gegen Ende des zweiten Maidrittels (erstes Beobachtungs- datum: 17. V. [1916]; Zug dauerte bis mindestens Ende Mai, vielleicht noch über diese Zeit hinaus. An der Kargalka, wo stellenweise dichtes Gebüsch vorhanden ist, fand ich sie brütend. Den Abzug nach Süden eröffnete diese Art vor allen übrigen Grasmücken. Die meisten Sperbergrasmücken schienen bereits Ende Juli abzuziehen; um Mitte August passierten noch’ wenige und gegen Ablauf des zweiten Augustdrittels hatte der Durchzug augenscheinlich ein Ende. Das Brutgebiet der Sperbergrasmücke scheint sich nach Norden nicht weit über die Grenzen des Orenburger Gouvernements zu erstrecken, denn für das Gouvernement Ufa wird dieser Vogel von Suschkin nicht aufgeführt (dagegen von Karamsin für den Kreis Buguruslan des Gouvernements Samara); im Wolgagebiet geht es — laut Bostanjoglo — nach Süden nicht über den 49. hinaus und zieht sich längs dieses Breitengrads auch durch das Gebiet von Uralsk. Von bier aus verläuft es in südöstlicher 1) Ich will gerne zugeben, dafs sich ein Teil meiner Beobachtungen vielleicht auf die ähnlich gefärbten Acrocephalus palustris und A. dumetorum bezieht. Es ist nicht immer eine ganz einfache Sache, diese regsamen unscheinbar gefärbten und einander so ähnlichen Vögelchen im Kraut und Gebüsch richtig anzusprechen! G. 2) Es bleibt festzustellen, ob dies nicht Sarudny’s enigmatica ist, die nach dem Autor zwischen typischen „caligata“ (aus Orenburg) und ramı (aus Turkestan) steht. G. 40 H. Grote: Richtung um ca. einen Grad südlicher zur Embä und durch- schneidet auf diesem Breitengrade das Turgaigebiet. 115. * Sylvia borin Bodd. (? clarae Kleinschm.). An derselben Örtlichkeit, wo in meinem Beobachtungsbezirk Sperber-, Dorn- und Zaungrasmücke brüteten, nämlich im Gebüsch der Kargalka, fand ich am 8. Juli (1915) eben flügge gewordene Gartengrasmücken. Sarudny nennt diese Grasmücke einen ge- wöhnlichen Brutvogel am Mittellaufe des Ural zwischen Orsk und Uralsk. Im Herbst schien mir der Hauptzug später als bei der Sperbergrasmücke stattzufinden; 1916 war er gegen Ende August am deutlichsten. Nach Südosten überschreitet $. borin als Brutvogel unser Gebiet nur wenig, brütet noch am unteren Ilek, ist aber schon in den Mugodscharen nicht beheimatet. Nach Nordosten zu ist sie im Transuralgebiet weitverbreitet (Kurgangebiet), und ist ferner im Gouvernement Ufa, sowie im Kreise Buguruslan häufig. Wie weit südlich das Brutgebiet der Gartengrasmücke im Wolgatale reicht, ist nicht bekannt, vom Delta kennt man sie nur als Durch- zügler. 2 Neuerdings (1916) wird die Gartengrasmücke der mittleren Wolga (Saratow) von J. v. Domaniewski als Sylvia borin pallida aufgeführt (cfr. Travaux de la Soc. des Sciences de Varsovie, 111. Cl., No. 18, [polnisch]). Vermutlich ist pallida ein Synonym zu der von Kleinschmidt (nach tunesischen Vögeln!) beschriebenen gröfseren Rasse clarae, zu der Kleinschmidt das einzige von mir gesammelte Exemplar stellt (in litt.). 116. * Sylvia atricapilla L. Die nach Sarudny bei Orenburg sowohl als Brutvogel wie als Durchzügler seltene Mönchsgrasmücke habe ich bei Kargala mehrmals im Frühling wie im Herbst beobachtet (15. V. [1916]; 25. V. [1915]; 16. VIIL./19. VIIL [1916] mehrere; 24. VIII. [1915]). Im Gouvernement Ufa ist sie nach Suschkin allverbreiteter Brutvogel, doch nirgend zahlreich; sie kommt auch in den südlichen Bezirken des Gouvernements Perm vor, besonders auf dem Westhange des Uralgebirges. Nach Süden überschreitet sie kaum die Gegend von Orenburg und ist am Unterlaufe des Ural nicht einmal als Durchzügler konstatiert worden. 117. * Sylvia communis Lath. (? subsp.)!) und 118. Sylvia communis icterops Menetr. Die Dorngrasmücke kommt im Orenburger Gebiet in beiden Formen vor. Die typische Form!) ist nach Sarudny hier weit i) Neuerdings ist eine Form $S. c. volgensis subsp. nov. von J. v. Domaniewski abgetrennt worden (Compt. Rend. Soc. Sc. Varsovie, VIII, fasc, 7, 1915). Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 41 verbreiteter Brutvogel, während öcierops hier selten ist, jedoch auch schon brütend hier aufgefunden wurde. Sarudny fand an- geblich auch Zwischenstufen zwischen beiden Unterarten. In meinem Beobachtungsbezirk traf ich Dorngrasmücken an ver- schiedenen Stellen brütend. Der Frühjahrszug war hier Mitte Mai am lebhaftesten, der Abzug gestaltete sich besonders während der ersten Augusthälfte recht auffallend. Die typische (?) Form der Dorngrasmücke ist im Gouver- nement Ufa sowie im Buguruslan’schen Kreise als Brutvogel sehr häufig; südlich von Orenburg erstreckt sich ihr Brutgebiet durch das ganze Uraltal bis zur Mündung dieses Flusses. In den Mugodscharen fand Suschkin sie noch bei Airjuk nistend; an der mittleren Emba kommt nach diesem Naturforscher nur icterops Vor. 119. * Sylvia curruca L. und 120. Sylvia curruca affınis Blyth. Auch die Zaungrasmücke ist im Orenburger Gebiet in zwei Unterarten gefunden worden; nach Sarudny stellt den weitaus gröfsten Teil der hier heimatenden Zaungrasmücken die typische Form. In meinem Beobachtungsbezirk fand ich diesen Vogel an verschiedenen Stellen nistend, selbst in dürftiger niedriger Strauch- vegetation. Schon am 19. Juni (1916) beobachtete ich Jungvögel, die das Nest bereits verlassen hatten. Im Frühling sah ich die ersten Ankömmlinge zu Ende des ersten Maidrittels; Mitte Mai (1918 entsprechend später) fand Massenzug statt. Der Abzug fiel auf die erste Augusthälfte; zu Ende August waren die letzten verschwunden. Suschkin führt 1. c. Sylvia curruca für das Gouvernement Ufa, Karamsin für den Kreis Buguruslan des Gouvernements Samara als Brutvogel auf; für das Gouvernement Perm nennt Reszow beide Unterarten. Ob die Zaungrasmücke am Unterlaufe des Ural brütet, ist noch nicht aufgeklärt. In den an der unteren Wolga liegenden Steppen scheint als Brutvogel nur affinis vor- zukommen. [Sylvia curruca minula Hume ist einmal von Sarudny bei dem südlich von Orenburg gelegenen Städtchen Ilezkaja-Saschtschita gesammelt worden.] 121. * Turdus pilaris L. Die Wacholderdrossel war zur Zugzeit, besonders im Herbst, in meinem Beobachtungsbezirk ein häufiger, zeitweise sogar recht zahlreich vorkommender Vogel. Im Frühling wurden bereits am 29. März (1915) drei Stück gesehen, nach Sarudny erreicht der Frühjahrszug dieser Drossel bei Orenburg seinen Höhepunkt in der Regel während des ersten Aprildrittels (alt. St.). Der Herbst- zug begann sehr früh: schon am 16. September (1915 und 1917) 42 3 H, Grote: sah ich bei Kargala die ersten Durchzügler; Massenzug konnte ich Ende September und Anfang Oktober feststellen. Um diese Zeit begegneten mir mehrmals in der offenen Steppe mehr oder minder grofse Flüge, wenngleich nicht so grofse Scharen, wie Sarudny sie gesehen hat (bis 400 Individuen enthaltend). Fast alljährlich bleiben nach diesem Beobachter einige wenige Wacholder- drosseln den Winter über im Orenburger Gebiet; auch während meiner Beobachtungszeit kamen solche überwinternde Drosseln bei Kargala zur Beobachtung, so Mitte Dezember 1914 und Ende Februar 1917. Nach Sarudny ist Zurdus pilarıs in den Waldungen des weiten Orenburger Gebiets ein regelmälsiger Brutvogel, der an verschiedenen Stellen hier in Kolonien nistend aufgefunden worden ist. Nach Süden erstreckt sich das Brutgebiet dieser Drossel nicht weit über die Umgegend von Orenburg hinaus, als Durch- zügler ist sie dagegen sowohl am unteren Urallaufe, wie an der unteren Wolga zahlreich. 122. * Turdus viscivorus subsp.!) Die Misteldrossel ist mir bei Kargala nur selten und ganz vereinzelt zu Gesicht gekommen. Sie ist im Crenburger Gebiet nicht häufig, nistet hier aber nach Sarudny regelmäfsig, wenn auch in nur sehr geringer Zahl. Die hiesigen Misteldrosseln können nicht als „typisch“ gelten. In den „Nachträgen“ bringt Sarudny Flügelmalse von Orenburger Misteldrosseln, woraus zu ersehen ist, dafs bei g'g' die Malse zwischen 153—160, bei Q2 zwischen 147—153 mm schwanken. Einmal erbeutete dieser Autor auch ein Exemplar mit 165,2 Flügellänge. Im Uralgebiet erstreckt sich das Brutgebiet der Mistel- drossel nach Süden nicht über die nächste Umgebung der Stadt Orenburg hinaus; an der Wolga ist diese Drossel dagegen £r- heblich südlicher, bei Sarepta, als Brutvogel festgestellt worden. 123. * Turdus musicus L. Zwar nicht so zahlreich auftretend wie die Wacholderdrossel, war die Singdrossel zur Zugzeit in meinem Beobachtungsbezirk immerhin ziemlich häufig. Im Frühling beobachtete ich die erste am 22. April (1915), späterhin kam mir dann noch hin und wieder eine zu Gesicht. Zahlreicher passierte diese Art meinen Beobachtungsbezirk im Herbst (erste Oktoberhälfte), ich beob- achtete dann zuweilen kleine Flüge. Der Zug dauerte bis über Anfang November hinaus. Nach Sarudny brütet Zurdus musicus in unserm Gebiet, ist nach Suschkin im Gouvernement Ufa allverbreiteter häufiger !) Vielleicht sarudnys Loudon? (G.). Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 48 Brutvogel der Wälder und bewohnt als solcher auch den unteren Ilek. Wie weit südlich die Singdrossel an der Wolga als Brut- vogel vorkommt, ist nicht bekannt. 124. * Turdus iliacus L. Unter den meinen Beobachtungsbezirk im Herbst passierenden Drosselarten zog die Rotdrossel im allgemeinen als letzte (während der zweiten Oktoberhälfte, nur selten früher; mir kamen nur Einzelstücke und kleinere Trupps zu Gesicht). Als Brutvogel bewohnt sie die waldigen Teile des Orenburger Gebiets, sowie des Gouvernements Ufa, ist aber hier wie dort lange nicht so häufig, wie die Sing- und Wacholderdrossel. 125. Turdus atrogularis Temm. Ist von Sarudny ein paarmal bei Orenburg angetroffen worden. [Turdus torquatus subsp. Die von Sarudny aufgeführten (5) Fälle des Vorkommens der Ringdrossel bei Orenburg lassen einige Zweifel zu, da — nach Suschkin — nicht ein einziges Belegexemplar diese Angaben stützt.] 126. * Turdus merula L. Im Herbst 1916 und 1917 kam mir hier die Schwarzdrossel ein paarmal zu Gesicht (1916 am 2. und 3. Okt. je ein, am 7. Okt. zwei 9'0'; 1917 am 6 resp. 12. Okt. je ein Stück). Sie ist von Sarudny einmal bei Orenburg brütend gefunden worden; auch als Durchzügler soll sie hier selten sein. Nach Suschkin ist die Amsel auch im Gouvernement Ufa und im Ural ein seltener Brutvogel. 127. Monticola saxatıilis L. Hat sich als grofse Seltenheit in die Umgegend von Oren- burg verflogen (Sarudny); die nächsten Brutplätze der Steinmerle scheinen die im Mugodschargebirge gelegenen zu sein. 128. Monticola cyanus L. Die Blaumerle ist Irrgast im Orenburger Gebiet; sie wurde von Sarudny zweimal in der Nähe von Orenburg angetroffen, darunter einmal bei Kargala. 129. * Saxicola ovenanthe L. Der Graue Steinschmätzer gehört in meinem Beobachtungs- bezirk zu den charakteristischsten und häufigsten Brutvögeln der offenen Steppe. Er nistet hier hauptsächlich in den zahlreichen verlassenen Löchern der Perlziesel und Steppeniltisse, seine Brut hat aber nach Sarudny unter den Nachstellungen dieser Säuger stark zu leiden. Nach diesem Beobachter benutzt er auch zu- 44 H. Grote: weilen die Höhlen der Uferschwalben zur Anlage seiner Niststätte, gräbt sich in lockeren Hängen auch wohl selbst mal einen Gang (?). Im Frühling bemerkte ich die ersten Steinschmätzer am 8. April (1915), doch wird die Art erst im Laufe des zweiten April- drittels häufig. Überall in der Steppe sah man um diese Zeit die prächtigen Balzspiele dieses schönen Vogels. Bereits zu Mitte des ersten Junidrittels beobachtete ich flügge Jungvögel. Die Hauptmasse von Sazwicola oenanthe zieht Ende August und bis Mitte September hier durch; nach Sarudny trifft man aber vereinzelte Nachzügler bis tief in den Herbst hinein an. Suschkin traf den Grauen Steinschmätzer im Gouvernement Ufa überall, ebenso Karamsin im Kreise Buguruslan; südlich vom Orenburger Gebiet, in den aralo-kaspischen Steppen, ist er be- sonders in den nördlichen und östlichen Teilen derselben häufig; in den Steppen des Wolgadeltas übertrifft (nach Bostanjoglo) iha jedoch sein Verwandter Sawicola isabellina an Häufigkeit. 130. Sazxicola isabellina Cretzschm. Der im Wolgadelta und am unteren Urallauf sehr häufige Isabellsteinschmätzer ist in unserm Gebiet ein seltener Irrgast: von Sarudny wurde er nur einmal bei Orenburg erbeutet. 131. * Saxicola pleschanka Lepech. Die Verbreitung dieses schönen Steinschmätzers im Gebiet scheint lokal sehr beschränkt zu sein. Nach Suschkin ist S. pleschanka ein Charaktervogel felsiger Abhänge, der die ebene Steppe meidet. In der Tat fand ich in meinem kleinen Beob- achtungsbezirk den Vogel ausschliefslich dort, wo Sandsteinblöcke die Abhänge bedeckten, wie an den felsigen Steilufern der Sak- mara und der Erosionsrisse. Die ersten Ankömmlinge im Frühjahr treffen hier manchmal schon gegen Ende des zweiten Aprildrittels ein (erstes Beob- achtungsdatum: 19. IV. [1917]); die Haupttrupps kommen nicht vor den letzten Apriltagen, meist gegen Anfang Mai. Die 99 erscheinen einige Tage später als die J'Q. Zug beobachtete ich (1916) bis zum 19. Mai einschliefslich. Auf dem Zuge rastet dieser Steinschmätzer auch auf Erdhügeln, Dunghaufen u. 8. w. in der Steppe; selbst auf Dächern und Strafsen der Stadt Kargala sah ich im Frühling wiederholt ziehende Vögel dieser Art. Am 16. Juni (1915) entnahm ich einem unter einem massigen Steinblocke befindlichen Neste mit sechs wenige Tage alten Jungen fünf junge Vögel, die ich aufzog und von denen ich zwei Männchen später jahrelang gefangen hielt. Die alten Vögel waren sehr besorgt um ihre Brut und umflogen mich ängstlich rufend auf nahe Entfernung. Am 27. Juni (1916) beobachtete ich eben aus- geflogene Jungvögel. — Altgefangene Männchen gewöhnten sich bei mir im Käfig schnell ein und hielten sich vortrefflich., | Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 45 Der Abzug des Nonnensteinschmätzers aus meinem Beob- achtungsbezirk fand sehr früh statt: nach Ablauf des ersten Augustdrittels traf ich weder 1915 noch 1916 ein einziges Exemplar mehr an, 1917 wurde hier allerdings noch ein Stück zu Ende August gesehen; Sarudny fand bei Orenburg durchziehende Vögel noch erheblich später, selbst während der ersten September- hälfte noch. Die Bewegungen von Sazicola pleschanka sind sehr anmutig und gewandt, der Vogel erscheint bedeutend zierlicher als S. oenanthe. Auch der Gesang ist melodischer, als der des Grauen Steinschmätzers und wird vom Männchen, das während des Singens gern auf einem überragenden Steinblocke sitzt, sehr fleilsig vorgetragen. Wie nur wenige andere Vogelarten scheinen diese leuchtend schwarzweilsen Vögel in besonderem Malse be- rufen zu sein, eine öde Gegend zu beleben und zu verschönen. Nach Norden zu erstreckt sich das Verbreitungsgebiet unseres Vogels in den Vorbergen des Uralgebirges bis zum 53.°; in den Wolgasteppen ist er noch im Bezirk Sysran angetroffen worden. Dagegen führt Suschkin ihn nicht für das Gouvernement Ufa auf. In den aralo-kaspischen Steppen ist sein Vorkommen ungleichmäfsig : dort, wo seine Lieblingsplätze — steinige Hänge — vorhanden sind, ist er zahlreich, z. B. in den Mugodscharen und den Inderski’schen Bergen; auf sandigen Böschungen dagegen ist er selten oder fehlt gar gänzlich (Bostanjoglo). 132. Saxicola picata Blyth. Ein adultes 9 dieses für unser Gebiet sehr seltenen Irr- gastes wurde von Sarudny im Juni 1888 bei Orenburg gesammelt, wc es sich unter Nonnensteinschmätzern aufhielt „und augen- scheinlich nicht ungepaart war“. 133. * Pratincola rubetra L. Im Frühling begegnete ich in meinem Beobachtungsbezirk auf dem Zuge befindlichen kleinen Trupps dieses Wiesenschmätzers nicht selten. Der 22. April (1916) war das erste Beobachtungs- datum; nach Sarudny erscheint die Art bei Orenburg zuweilen schon in den letzten Märztagen (alt. St.), meistens aber zu Anfang April (alt. St... Zug stellte ich bis gegen Mitte Mai fest. Der Herbstzug schien mir im zweiten Augustdrittel am lebhaftesten zu Sein. Nach Sarudny ist der Braunkehlige Wiesenschmätzer im Orenburger Gebiet nicht so häufig wie die folgende Art und in seinem Brutvorkommen mehr an mit Gebüsch bestandene feuchte Wiesen gebunden. Im Gouvernement Ufa fand Suschkin ihn überall, doch geht er im Gebirge nicht so hoch hinauf, wie sein schwarzköpfiger Verwandter. An der Wolga brütet er nicht weiter südlich, als 46 H. Grote: bis zum äufsersten Nordrande des Gouvernements Astrachan, und auch am Ural kommt er unterhalb von Uralsk als Brut- vogel nicht mehr vor. 134. *Pratincola torquata indica Blyth. Da Suschkin in der russischen Ausgabe seiner Arbeit „Die Vögel der mittleren Kirgisensteppe“ den schwarzköpfigen Wiesen- schmätzer des Gebiets unter dem Namen Pratincola maura Pall. aufführt, in der von mir besorgten Übersetzung (J. f. O. 1914) aber die Benennung in Pratincola indica Blyth. ändert, wandte ich mich brieflich an den Autor mit der Bitte um nähere Be- gründung. In einem Briefe vom 11. Ill. 1915 entsprach Herr Prof. Suschkin freundlichst meiner Bitte, und da seine Aus- führungen eine wertvolle Ergänzung der Arbeit Hartert’s „Altes und Neues über die Gattung Pratincola“ (J.f. O. 1910, p. 171— 182) bilden, lasse ich mit gütiger Erlaubnis des Verfassers die Über- setzung des Briefes hier folgen: „Pallas gibt für seine „Motacilla maura“ in der Tat an, dafs die seitlichen Steuerfedern von der Basis an zur Hälfte weils sind. Verbreitung: „die lichten Birkengebölze bei den Uralischen Wäldern und die mit Birken durchsetzten Steppen zwischen den Flüssen Tobol und Irtysch“ (Pallas, Reise). Später, in seiner Zoographia, führt Pallas seine „Motacilla maura“ auf * „Motacilla rubicola“ zurück, fügt zum Verbreitungsgebiet Daurien und die südrussischen Wüstensteppen hinzu und sagt, dafs die seitlichen Steuerfedern eine weilse Basis haben, die fast völlig von den Decken bedeckt ist (also bedeutend weniger als die Hälfte!). Folglich widersprechen sich die beiden Beschreibungen. Die jüngsten Forschungen ergeben folgendes: Unter dem Namen maura führt Sarudny die Form mit geringer Ent- wicklung des Weifs auf den Wurzeln der Steuerfedern auf und weist darauf hin, dafs hemprichü ihm nicht begegnet sei. Später- bin, in seinen ersten Nachträgen zur ÖOrnithofauna des Oren- burger Gebiets (Bull. de la Soc. des Naturalistes de Moscou 1888) erwähnt er eines ihm gelungenen Auffindens eines Pärchens hemprichii bei der Mündung des Tschingurlau in den Ural. Ich besitze aus der mittleren Kirgisensteppe, aus dem Semipalatinsker Gebiet, vom Altai und aus Minussinsk etwa 50 9‘ Exemplare. Alle mit Ausnahme von dreien haben Weifs an der Schwanz- wurzel, die Maximalausdehnuug des Weifs beträgt 3—11 mm, also bedeutend weniger als die halbe Schwanzlänge, und stets ist die weilse Färbung von den Deckfedern bedeckt. Pratincola hemprichü ist als Brutvogel am Ural gemein bei der Mündung des Flusses und die andere Form kommt hier nieht vor (cfr. Bostanjoglo, Ornithologische Fauna der aralo- kaspischen Steppen). Es unterscheidet sich hemprichii nicht nur durch die Ausdehnung des Weils auf dem Schwanze, sondern Beobachtungen aus dem stidlichen Uralgebiet. 47 auch durch die stärkere Entwicklung der weifsen Färbung auf der Unterseite des Körpers. Ich halte dafür dafs 1. der Name maura Pall. am besten ganzfallen zulassen ist, da die Beschreibung ungenau und widerspruchsvoll ist, 2. die Form, die bei Orenburg sowie in der mittleren Kirgisensteppe häufig ist, indica ist, 3. die Form mit starker Entwicklung des Weils im Schwanz besser hemprichii zu benennen ist, 4. hemprichii und indica sind durch Übergänge verbunden, daher Unterarten, 5. die Grenze der Verbreitung von hemprichii und indica am Ural ist nicht genau bekannt. Aller Wahrscheinlichkeit nach geht sie bei Uralsk durch.“ (Suschkin, in litt.). — Der schwarzköpfige Wiesenschmätzer (mit fast ganz schwarzem Schwanze) ist nach Sarudny ein häufiger Brutvogel des Oren- burger Gebiets. Hier zeigen sich die ersten Ankömmlinge schon um Mitte April, und der Zug dauert bis gegen Mitte Mai. Mir ist dieser schöne zierliche Vogel nur wenige male begegnet, doch brütete die Art offenbar bei Kargala. In der ersten Augusthälfte je ich ein paarmal augenscheinlich bereits wandernde vereinzelte tücke. Im ebenen Teile des benachbarten Gouvernements Ufa er- streckt sich das regelmäfsige Brutvorkommen von Pratincola indica nördlich bis etwa zur gleichnamigen Stadt; im Ural jedoch geht dieser Vogel weit nördlicher, so fand ihn Reszow auf dem öst- lichen Hange des Uralgebirgs noch im Bogoslowskischen Kreise (ca. 60.) brütend, auf dem Westhange sogar noch über diesen Breitengrad hinaus (z. B. bei Tscherdyn) — hier wie dort häufig, stellenweise häufiger als P. rubetra. Im Obschtschi-Syrt ist er gleichfalls häufig, ebenso am Ilek. Südöstlich von diesem Flufsgebiet, im Gebiet der Emba, tritt er als Brutvogel schon nicht mehr auf und ist, laut Suschkin, hier selbst als Durchzügler eine Zufallserscheinung. 135. Pratincola caprata rossorum Hart. Ein Exemplar des Schwarzen Wiesenschmätzers wurde von Sarudnıy an der Sakmara im Jahre 1882 erbeutet, es dürfte zweifellos zu der von Hartert beschriebenen transkaspischen Form gehören. Weitere Fälle des Vorkommens sind weder in unserem Gebiet, noch in der mittleren Kirgisensteppe beobachtet worden. 136. Janthia cyanura Pall. Dieser Charaktervogel nordsibirischer Urwälder, der bereits im Gouvernement Perm als regelmäfßsiger, stellenweise häufiger Brutvogel auftritt, ist von Sarudny ein paar mal bei Orenburg (im Herbst) beobachtet worden. 48 H. Grote: 137. * Erithacus phoenicurus L. Die ersten Ankömmlinge im Frühling sah ich in meinem Beobachtungsbezirk um Ende April (erstes Beobachtungsdatum: 24. IV. [1917]). Der Frühjahrszug war hier zeitweise ziemlich stark, (besonders 1918!), am ausgeprägtesten gegen Mitte Mai. Noch lebhafter war der Zug im Herbst. Die ersten südwärts wandernden vereinzelten Gartenrotschwänze zeigten sich hier so- wohl 1915 wie 1916 am 17. August, vom 21. bzl. 23. des Monats an wurden sie häufiger. Ende Augüst und während der ersten Septemberhälfte war der Zug am lebhaftesten. Das letzte Exemplar kam mir 1915 am 16. X., 1916 am 21. X. zu Gesicht; Sarudny hat verspätete Nachzügler bei Orenburg noch weit später an- getroffen. Mehrmals hat dieser Forscher in unserm Gebiet im Früh- jahre männliche Individuen erbeutet, die einen weilsen Fleck auf der schwarzen Kehle hatten; solche Stücke sind von Kleinschmidt als aberratio natorpi beschrieben worden. Der Gartenrotschwanz brütet im Orenburger Gebiet. Er . ist in seinem Brutvorkommen nicht unbedingt an den Wald ge- bunden, denn Suschkin fand ihn als Brutvogel im Hochgebirge des Ural — wo sich die Art auf Felsgeröll aufhielt — selbst auf der Spitze des Iremel (1599 m). In den aralo-kaspischen Steppen traf Bostanjoglo diesen Vogel als Bewohner der Winterwohnungen der Kirgisen. Am Unterlauf des Uralflusses, wie an der unteren Wolga brütet Erithacus phoenicurus nicht, sondern kommt hier nur als Durchzügler vor. 138. Erithacus erythronotus Eversm. Ist laut Sarudny bei Orenburg als Irrgast vorgekommen. 139. Erithacus luscinia golei Cab. Die im Wolgadelta und an der Uralmündung als Brutvogel vorkommende Hafiznachtigall ist von Sarudny einmal (24. Mai 1888 [alt. St.]) bei Orenburg angetroffen worden. 140. * Erithacus philomela Bechst. Im Orenburger Kreise ist der Sprosser ein ziemlich häufiger Brutvogel, und in meinem kleinen Beobachtungsbezirk fand ich ihn an allen in Betracht kommenden Stellen. Besonders Mitte Mai, . wenn aufser den örtlichen Brutvögeln durchziehende Sprosser hier rasteten, ertönte ihr Schlag aus jedem gröfseren Gebüsch. Nach Sarudny trifft er bei Orenburg gegen Ende des zweiten Aprildrittels (alt. St.) oder im Laufe des dritten (a. St.) ein; aus- nahmsweise erscheint er aber auch schon eher, so im Jahre 1890 am 10. IV. und 1887 am 13. IV.; (beide Daten alt. St.). Ich hörte den ersten Sprosserschlag nicht vor Anfang des zweiten Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 49 Maidrittels; im späten Frühling des Jahres 1918 fing ich ein ©! “ am 12. Mai, als noch kein Sprosser schlug. Im Herbste begannen auf dem Zuge befindliche Sprosser sich hier bereits um Ende Juli zu zeigen, der Hauptzug schien mir gegen Mitte August stattzufinden. Zwei auf dem Herbstzuge (1915) gefangene und zu Sammel- zwecken getötete Exemplare (0° 9) waren ungemein fett, die prall gefüllten Magen enthielten ausschliefslich Ameisen. Der Sprosser ist allverbreiteter Brutvogel im Gouvernement Ufa, im Wolgatale bis zur Mündung, während er an der Ural- mündung als Brutvogel nicht vorkommt. Am Ural liegt seine Brutverbreitungsgrenze nach Bostanjoglo etwa 120 km unterhalb der Stadt Uralsk. Ferner brütet er am Ilek; südöstlich vom Oberlaufe dieses Flusses beginnt bereits das Brutgebiet der Hafiznachtigall. 141. Erithacus calliope Pall. Dieser Prachtvogel wurde von Sarudny mehrere male im Herbst bei Orenburg gesammelt. Im Perm’schen Gouvernement brütet die Kalliope, die Südgrenze ihres Brutvorkommens in diesem Gouvernement dürfte etwa bei Irbit zu suchen sein. 142. * Erithacus svecicus L. und 143. * Erithacus svecicus pallidogularis Sarudny. Sarudny führt in seinen Nachträgen (1897) zur „Ornitho- fauna des Orenburger Gebiets‘ für das genannte Gebiet nur die hier heimatende Form pallidogularis!) auf. Wie die von mir bei Kargala gesammelten Bälge von Blaukehlchen beweisen, kommt hier auf dem Zuge aber auch — wie zu erwarten stand — die typische Rasse vor. Pastor Kleinschmidt hatte die Freundlichkeit, meine Bestimmungen nachzuprüfen und zu bestätigen. Dagegen scheinen Weifssternige Blaukehlchen — es käme die Klein- schmidt’sche Rasse volgae in Betracht — unserm Gebiet voll- ständig zu fehlen. Sarudny hat während seiner 13-jährigen Beob- achtungszeit im Orenburger Gebiet hier „niemals und nirgends“ welche angetroffen. Im Frühling zeigen sich bei Kargala die ersten ankommenden Männchen um Mitte April, 1915 sah ieh das erste Exemplar in der Frühe des 14. IV. Zug beobachtete ich bis tief in den Mai hinein (besonders 1918). Auch als Brutvogel war das Blaukehlchen in meinem Beobachtungsbezirk nichts weniger als selten. Im Herbst war um Ende August und Anfang September der Zug hier sehr lebhaft; letzte Beobachtung am 12. Oktober (1917). Meinen Fangergebnissen nach zu urteilen, bildeten alte Q'g'! den Beschlufs des herbstlichen Zuges. 1) „Diese stehen discessa sehr nahe, sind aber ein klein wenig spitzflügeliger‘‘ (Kleinschmidt, in litt.). Journ. f. Orn. LXVII, Jahrg. Januar 1920, 4 50 H. Grote: Im Gouvernement Ufa kommen nach Suschkin gleichfalls nur Rotsternige Blaukehlchen vor (typische svecicus), „doch haben sehr viele am unteren Rande des Kehlflecks einen weilsen Saum“.!) Auch im Kreise Buguruslan des Gouvernements Samara sind — mit einer einzigen Ausnahme — von Karamsin nur Rotsternchen beobachtet worden. 144. * Erithacus rubecula L. In geringer Zahl kam mir das Rotkehlchen sowohl auf dem Zuge im Frühling, wie im Herbst zu Gesicht. Die ersten zeigten sich um Mitte April oder etwas früher. Etwas häufiger kam dieser Vogel im Herbst (erste Beobachtung: 15. September L1s17]) zur Beobachtung, nämlich in der ersten Oktoberhälfte fast täglich, in der zweiten sehr vereinzelt, besonders gegen Ende des Monats. Nach Sarudny brütet das Rotkehlchen in sehr beschränkter Zahl bei Orenburg. Nördlich von unserm Gebiet, im Gouvernement Ufa, ist es als Brutvogel nicht selten (z. B. bei Slatoust), südlich von Orenburg fand Sarudny es am Ilek brütend. Für den Kreis Buguruslan führt Karamsin (l. c.) es nur als herbstlichen Durch- zügler auf. 145. Irania gutturalis Gu6rin. Wurde von Sarudny einmal (Mai 1882) in der Nähe von Orenburg erbeutet. 146. Accentor modularis L. Sehr selten ist die Heckenbraunelle (im Herbst) bei Orenburg beobachtet worden, sie gehört auch im Gouvernement Ufa und im Kreise Buguruslan zu den seltenen Durchzüglern. 147. Accentor atrogularis Brandt. Ein seltener Gast in unserm Gebiet; doch hat Sarudny einmal (am 11. Okt. 1882 [russ. St.]) einen Schwarm von etwa 150 Stück bei Orenburg beobachtet und drei Belegexemplare der Petersburger Sammlung überwiesen. Reszow hat bei Bogoslowsk im Gouvernement Perm Mitte August (alt. St.) ein Exemplar er- beutet und hält es für nicht ausgeschlossen, dafs dieser Altai- bewohner auch im Uralgebirge als Brutvogel vorkomme. 148. * Troglodytes troglodytes L. Vereinzelte Zaunkönige beobachtete ich bei Kargala im Herbst, besonders in der ersten Oktoberhälfte Nach Sarudny kommt der Zaunkönig bei Orenburg regelmälsig auf dem Zuge im Frühling und besonders im Herbst vor, wurde hier auch brütend aufgefunden. Südlich von unserem Gebiet scheint er nicht vorzukommen, dagegen ist er regelmälsiger Brutvogel im 1) Auch ich fing bei Kargala am 28. IV. 1915 ein solches J (pallidogularis), das sich jetat in Kleinschmidt’s Sammlung befindet. (G.) Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. bi Wolgadelta. Für das Gouvernement Ufa führt Suschkin ihn nicht auf, ebenso Karamsin nicht für den Bezirk Buguruslan. 149. Troglodytes troylodytes pallidus Hume. Zwei von Sarudny gegen Ende September 1883 bei Orenburg gesammelte Bälge dieser blassen asiatischen Form sollen sich in der Petersburger Sammlung befinden; weitere Fälle des Vor- kommens in unserm Gebiet sind nicht bekannt geworden. 150. Oinclus cinclus L. In der näheren Umgegend von Orenburg ist der Wasser- schmätzer eine Ausnahmeerscheinung;; regelmäfsig kommt er etwas weiter nördlich, schon an der Grenze des Gouvernements Ufa vor. Im Uralgebirge scheint nur die schwarzbäuchige Form be- heimatet zu sein, während im ebenen Teile des Gouvernements Ufa nach Suschkin auch eine braunbäuchige Form lebt, die Suschkin in seinem Werke über die Vögel des Gouvernements Ufa einstweilen als Cinclus aquaticus Briss. aufführt. Fam. Hirundinidae. 151. * Hirundo rustica L. Die Rauchschwalbe ist ein sehr häufiger Brutvogel im Orenburger Gebiet (im : weitesten Sinne), der überall in den Siedlungen vorkommt und nach Sarudny in den Steppen auch an Kirgisenjurten nistet. Im Frühling zeigten sich vereinzelte An- kömmlinge in meinem Beobachtungsbezirk schon zu Ende des zweiten Aprildrittels, doch meist später (erstes Beobachtungsdatum; 19. IV. [1917] ), und erst zu Ende April resp. Anfang Mai wurden die Rauchschwalben hier einigermafsen zahlreich. Der Herbstzug begann gegen Mitte August und schien um Ende dieses Monats am stärksten zu sein. Mitte September waren Rauchschwalben hier bereits selten, und die letzten wenigen Nachzügler sah ich 1915 am 28. September, 1917 am 2. Oktober. 152. * Riparia riparia L. Von den Schwalben unseres Gebiets ist dies unstreitig die häufigste und zahlreichste Art. Sie nistet an allen geeigneten Stellen, sowohl im Orenburger Gouvernement selbst, wie in den an dasselbe angrenzenden Gegenden. Sarudny, Suschkin und Bostanjoglo fanden ihre Kolonien nicht selten selbst in den Hängen der Steppe, meilenweit vom Wasser entfernt. In meinem Beob- achtungsbezirk erschienen grofse Massen von Uferschwalben erst um Mitte Mai; 1915 sah ich einen einzelnen Vorläufer schon am 1. Mai. Im Herbst ging der Abzug der Uferschwalben meines Beobachtungsbezirkes sehr frühzeitig vor sich: schon vor Mitte August waren diese Vögel hier verschwunden, 4° 82 | | H. Grote: 153. * Delichon urbica L. Bei Kargala war diese Schwalbe recht selten, jedenfalls kam sie mir unvergleichlich viel spärlicher zu Gesicht, als Rauch- und Uferschwalbe, am relativ häufigsten noch unter Uferschwalben auf dem Herbstzuge gegen Ende Juli. Dabei müssen aber gar- nicht weit von meinem kleinen Beobachtungsbezirk Brutplätze liegen, da Sarudny sie an der Kargalka brütend aufgefunden “hat. Nach diesem Beobachter ist sie im Orenburger Gebiet zwar lange nicht so häufig wie die Uferschwalbe, doch immerhin ziemlich gemein. „Diese Schwalbe verdient in unserm Gebiet nicht ihren Namen „Stadtschwalbe“, denn sie nistet hier faktisch nirgends in Städten und Dörfern, sondern siedelt sich an genau denselben Stellen wie die Uferschwalbe an, indem sie ihr Nest in von letzterer gegrabenen Höhlen anlegt!) Ob sie selber gräbt, konnte ich nicht feststellen“ (Sarudny |. c.). Als Brutvogel lebt D. urbica überall an der mittleren und unteren Wolga, ferner am Unterlaufe des Ural; südlich der Flüsse Ilek, Chobda und Utwa kommt sie brütend kaum vor, doch hat Suschkin sie zweimal im Karaturgai — hier als echte „Haus“schwalbe — nistend angetroffen. Nördlich vom Orenburger Gebiet hat sie eine weite Verbreitung. Fam. Coraciidae, 154. * Coracias garrulus L. Die Blaurake trifft in meinem Beobachtungsbezirk im Früh- ling sehr spät ein: Zug wurde hier erst Ende Mai beobachtet. Im Herbst sah ich im ersten Augustdrittel kleine wandernde Trupps von 5—10 Exemplaren, so am 4. und 7. VIII. (1916). Am Mittellaufe des Uralflusses ist Coracias laut Sarudny ein in spärlicher Anzahl auftretender Brutvogel; für den Bezirk Busuluk des Gouvernements Samara nennt Karamsin (l. c.) sie einen gemeinen Vogel; viel seltener ist sie nach demselben Autor im nördlich davon gelegenen Kreise Buguruslan. Im Gouvernement Ufa ist sie von Suschkin nicht angetroffen worden, doch hält letzterer es für möglich, dafs dieser Vogel hier ge- legentlich vorkomme, da er sich zuweilen in den westlichen Teil des Gouvernements Perm (bis zum 59 1/,° n. Br.) verfliege. Südlich von Orenburg hält sich die Blaurake hauptsächlich an die Flufstäler; ihr Brutvorkommen am Ural erstreckt sich nicht ganz bis zur Mündung dieses Flusses, während sie im Wolgadelta zu den sehr häufigen Sommervögeln gehört (Bostanjoglo). 1) Dasselbe ist nach Karamsin (l. c.) im Buguruslan’schen Kreise der Fall. Dagegen habe ich sie Anfang Juli 1918 als sehr häufigen Brutvogel der Grofsstadt Samara — an der Wolga — angetroffen. G. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet, 63 Obgleich die Blaurake im allgemeinen an das Vorhandensein von Baumwuchs gebunden ist, hat Sarudny sie doch in Aus- nabmefällen auch in baumloser Steppe als Bewohnerin mit Strauchwerk bestandener Abhänge gefunden.. Bostanjoglo be- ' obachtete Brutpaare in verlassenen Kirgisenhäusern in offener Steppe (gleichfalls als Ausnahmeerscheinung). Einen Hinweis, ob die Blaurake vielleicht auch in unserem Gebiet gelegentlich als Mitbewohnerin von Bienenfresserkolonien auftritt (wie dies z. B. aus Transkaukasien bekannt geworden ist), habe ich nirgends in der mir zur Verfügung stehenden Literatur finden können. Fam. Cypselidae. 155. * Oypselus apus L. Im Orenburger Gebiet ist der Mauersegler als Brutvogel weit verbreitet, doch bevorzugt er als solcher gebirgige Teile. Bei Kargala war er während meiner Beobachtungszeit indessen eine seltene Erscheinung und in meinem Tagebuche finden sich nur zwei Eintragungen über hier beobachtete durchziehende Segler: 2. Juni (1915, ein Exemplar) und 5. August (1916, wohl an 50 Stück). Zahlreich war dieser Vogel (als Durchzügler) je- doch in Orenburg, wo ich am 6. September 1914 (dem Tage, an dem meine lange Etappenfahrt im fensterlosen Güterwagen das ersehnte Ende fand!) viele Exemplare über der Stadt kreisen sah. Nach Sarudny verschwindet der Mauersegler in seiner Hauptmasse zu Anfang August (alt. St.) aus unserm Gebiet. Unser Vogel sucht nach Mitteilung Sarudny’s nirgends im Orenburger Gebiet menschliche Ansiedlungen zu Brutzwecken auf, sondern wählt sich zu Niststätten Felsspalten und Löcher in den Bergwänden gebirgiger Gebietsteile. Kleine Kolonien des Seglers siedeln sich nach demselben Beobachter zuweilen in verlassenen oder bewolinten Adlerhorsten an. Auch in der Kirgiseusteppe fand Suschkin ihn fast nur an Bergwänden nistend (mit Ausnahme der nordöstlichen Ecke der mittleren Kirgisensteppe, wo sich der Segler mangels geeigneter Brutstationen an die Städte hält); dasselbe gilt nach demselben Forscher für das Gouvernement Ufa (Ausnahme: die Städte Ufa und Birsk). Im Uralgebirge des Perm’schen Gouvernements fand Sabanejew (fide Suschkin) die Art auch in hohlen Kiefernstämmen brütend; doch erstreckt sich das Brutvorkommen des Mauerseglers im Ural nach Suschkin noch über die Baumgrenze hinauf. 156. Cypselus melba L. ‘ . Der Alpensegler ist in unserm Gebiet als Irrgast vor- gekommen: ein Exemplar wurde von Sarudny im Mai 1882 bei Orenburg gesammelt. 4 H. Grote: Fam. Caprimulgidae. 157. * Caprimulgus europaeus L. Durchziehende Ziegenmelker sind mir hier nur wenige male zu Gesicht gekommen: Mitte Mai (1918 auch am 30. V. ein wanderndes Exemplar) und dann wieder in der zweiten gr im Herbst 1914 sah ich noch am 3. Oktober zwei tück, Die Art ist Brutvogel im Orenburger Gebiet (Sarudny) und kommt als solcher augenscheinlich auch in allen an dasselbe an- grenzenden Landesteilen vor. 158. Caprimulgus europaeus unwini Hume. Verfliegt sich zuweilen — nach Sarudny — in die Umgegend von Orenburg. Fam. Bubonidae. 159. * Otus scops pulchellus Pall. Die Zwergohreule traf ich bei Kargala ein paarmal im Früb- jahr (Mitte Mai) und im Herbst (Mitte August) an; nach Sarudny ist sie in unserm Gebiet als Brutvogel beheimatet und ist als Durchzügler ziemlich häufig. 160. * Nyctea nyctea L. Wintergast in unserm Gebiet. Während meiner Beob- achtungszeit kam die Schneeeule zweimal bei Kargala zur Beob- achtung. 161. * Bubo bubo ruthenus Buturl. & Shitkow und 162. Bubo bubo sibiricus Schleg. & Sus. Der Uhu kommt im Orenburger Gebiet in zwei Formen vor: die erstgenannte ist hier Brutvogel, während die blasse sibirische Form als — nicht seltener — Wintergast auftritt. In Kargala sah ich ein in der Umgegend gefangenes lebendes Exemplar der dunkleren Form.!) 1) Es dürfte nicht ohne Interesse sein, hier beiläufig jene Europa und die palaearktische Zone Asiens bewohnenden Formen von Bubo bubo aufzuführen, die S. Buturlin im Jahre 1911 [in: A. Tugarinow und S$. Buturlin, „Materialien über die Vögel des Jenisseischen Gouy.“ (russisch), p. 172—181] unterschied: 1. Bubo bubo (L.) typic. (Schweden, Mitteleuropa, Westrufsland); 2. B. b. norvegicus Rehw. (Norwegen); 8. B. b. hungaricus Rchw. (Ungarn); 4. B. b. ruthenus But. & Shitk. (Ostrufsland); 5. B. b. turkomanus Eversm. (Ust-Urt, nördl. Vorberge des zentralen Tian-Schan,? verbreitet bis zum Tarbagatai einerseits und bis Zaidam und dem südlichen Kukunorgebirge andererseits); 6. B. b. scandiacus (L) (= B. sibiricus Licht.) (Ural und Westsibirien, im Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 56 [Der Turkmenenuhu dringt nicht bis in’s Orenburger Gebiet hinein.] 163. * Asio otus L. Diesen Charaktervogel dichter Waldungen fand ich in einem aus Pappeln bestehenden kleinen Gehölz einige Kilometer flufs- aufwärts von Kargala brütend. Ziehende Waldohreulen kamen mir in meinem Beobachtungsbezirk regelmäfsig zu Gesicht (im Frühling bis Ende April, im Herbst hauptsächlich im Oktober), 1915 beobachtete ich Nachzügler noch Ende Dezember (am 18. XII, drei Stück, am 29. XII. eine). In unserm Gebiet als Brutvogel häufig, ist sie es auch in den nördlich angrenzenden waldreichen Gouvernements. Südlich von Orenburg hält sie sich an die Galeriewälder der Flüsse, 164. * Asio flammeus Pont. Die Sumpfohreule ist im Orenburger Gebiet die häufigste Eule und als Brutvogel weit verbreitet. Ich fand sie in meinem Beobachtungsbezirk besonders dort, wo in der Steppe Abhänge . und Schluchten vorhanden sind, also hauptsächlich an Wasser- rissen. Sie ist nach Suschkin jedoch durchaus nicht an die Nähe von Wasser gebunden, und der Name „Sumpf‘“ohreule will hier für diesen Vogel, der stellenweise auch in der Steppe seinen Aufenthalt nimmt, oft absolut nicht passen! Im Frühjahr erscheint sie hier Ende März und zieht bis über das zweite Aprildrittel hinaus, um das Gebiet im Spätherbst zu verlassen. Nur vereinzelte Individuen überwintern in schnee- armen Wintern nach Sarudny im Orenburger Gebiet. Die Sumpfohreule ist in allen an das Orenburger Gebiet angrenzenden Landesteilen als Brutvogel sehr gemein. — Höchst- wahrscheinlich werden einige mir zu Gesicht gekommene Sumpf- ohreulen, die mir ausnehmend hell in ihrer Färbung erschienen, der östlichen blassen Form A. fl. aegolius Pall. (= leucopsis Brehm) angehört haben, da diese laut Buturlin „von den östlichen Teilen des Orenburger Gouvernements an“ vorkommt. Winter bis zur Wolga); 7. B. b. yenisseensis But. (mittl. Jenissei); 8. B. b. doerriesi Seeb. (Ussurigebiet und oflenbar auch die anliegenden Teile der Mandschurei); 9. B. b. jakutensis But. (Jakutengebiet); 10. B. b. tibetanus Bianchi (Ostrand und mittl. Teile Tibets bis zum östl. Nan-Schan); 11. B. b. setschuanus Rehw.; 12. B. b. kiauischensis Rchw.; 18. B. b. tenuipes Clark (südl. Korea); 14. B. b. nikolskii Sar. (Arabistan — Westpersien); 15. B. b. hemachalanus Hume (Ladak, Gilgit). — Inzwischen sind von russischen Ornithologen weitere Formen beschrieben worden: B. b. ussuriensis Poljakow (Nikolsk); B. b. sais- sanensis Chachlow (Saissan-nor). G. b6 H. Grote: . 165. Aegolius funereus transvolgensis Buturl. Der Rauhfufskauz ist im Orenburger Gebiet Herbst- und Wintergast; im Winter kommt er am Uralflusse noch viel weiter südlich vor. Die aufgeführte Form wurde von S. Buturlin im russischen Jagdjournal „Nascha Ochota“, 1910, Heft XI beschrieben. Sie lebt nach dem Autor an der "mittleren Wolga und im östlichen Teile des Europäischen Rufslands und vereinigt ziemlich be- trächtliche Gröfse mit dem intensiven rötlichbraunen Ton der typischen (kleinwüchsigen) Form, welch letztere nach Buturlin ostwärts bis Zentralrufsland vorkommt. 166. * Athene noctua indigena Brehm. Der Steinkauz brütet in der Stadt Kargala; ich habe junge noch nicht flügge Stücke gesehen. Zuweilen sah ich ihn 'an Sommerabenden um die Giebel der Häuser fliegen oder auf Star- kästen, Dachfirsten und anderen erhöhten Stellen sitzen. Auch im Winter beobachtete ich hin und wieder mal ein Exemplar in der Stadt. Prof. Suschkin (l. c. [Kirgisensteppe] ) möchte an- nehmen, dafs diese kleine Eule erst in den letzten Jahrzehnten im Gebiet eingewandert ist, denn ältere Beobachter, wie Eversmann und Sewerzow, erwähnen in ihren Aufzeichnungen dieses Vogels nicht, und es ist schwerlich anzunehmen, dafs einem Forscher wie Eversmann, der 20 Jahre lang in Orenburg ansässig war, eine so leicht bemerkbare Vogelart, wie der Steinkauz es ist, hätte entgangen sein können. Westlich vom Orenburger Gebiet — im Obschtschi Syrt, in den Kreisen Buguruslan und Busuluk — ist der Steinkauz weit verbreitet und scheint als Brutvogel an der Wolga bis zum Delta vorzukommen. Wie weit nach Osten über das engere Orenburger Gebiet hinaus er als Brutvogel auftritt, bedarf noch der Auf- klärung. In den Gouvernements Ufa und Perm scheint er nicht beheimatet zu sein. 167. Glaucidium passerinum L. Nach Sarudny seltener Herbst- und Wintergast bei Oren- burg. Im Kreise Buguruslan ist nach Karamsin ein Exemplar im Sommer (18. Juni 1894 [alt. St.]) erbeutet worden. „Das Auffinden des Sperlingskauzes um diese Jahreszeit gibt Anlals anzunehmen, dafs diese Art in den Wäldern unseres Gebiets brütet, umsomehr, als sie sicherer Brutvogel des Gouverne- ments Kasan ist‘ (Karamsin, 1. c.). 168. Surnia ulula pallasi Buturl. Wintergast bei Orenburg. Im gebirgigen Teile des Gou- vernements Ufa soll die Sperbereule — bei Slatoust — brütend gefunden worden sein. Beobachtungen. aus dem südlichen Uralgebiet. 57 169. Syrnium nebulosum lapponicum Thunb. Diese Eule ist für unser Gebiet eine sehr grofse Seltenheit, Sarudny sind überhaupt nur zwei Fälle des Vorkommens (im Winter) bekannt geworden. 170. * Syrnium uralense Pall. Nur wenige male kam mir im Spätherbst und Winter der Habichtskauz hier zu Gesicht, der laut Sarudny in unserm Ge- biet lediglich als Wintergast auftritt. Nach demselben Beobachter zeigt sich diese Eule (wie auch der Waldkauz) zuweilen in der Stadt Orenburg, wo sie auf Dachböden der Häuser den Tauben nachstellt. 171. * Syrnium aluco L. Am 14. Oktober 1914 sah ich im Pappelhain bei Kargala ein Exemplar; ein Stück wurde in der Umgegend am 5. April 1918 geschossen und mir gebracht. Nach Sarudny brütet der Waldkauz in spärlicher Zahl im Orenburger Gebiet, das er als regelmäfsiger Brüter nach Süden augenscheinlich nur wenig überschreitet. Häufig ist erim nördlich angrenzenden Waldgebiet. Fam. Meropidae. 172, * Merops apiaster L. Den Bienenfresser fand ich in den sandigen steilen Ufer- hängen der Sakmara, dicht bei der Stadt Kargala, sowohl in mehreren Kolonien, wie auch in Einzelpaaren nistend. Einer sieben ungleichmäfsig entwickelte Junge enthaltenden Bruthöhle entnahm ich am 13. Juli 1915- fünf junge Vögel, die ich aufzog und von denen ich zwei ein Jahr in Gefangenschaft hielt, um sie dann im Sommer 1916 der Freiheit wieder zurückzugeben. Die grofse Masse dieser schönen Vögel erschien (normal) in meimem Beobachtungsbezirk in den letzten Tagen des zweiten Maidrittels; die ersten Vorläufer zeigten sich im ersten Mai- drittel (1915: am 9. V:, 1916 am 6. V.). Der Abzug schien bereits vor Mitte August zu beginnen und war bis Ende dieses Monats zeitweise sehr lebhaft. Nach Ende August wurde die Zahl der Bienenfresser hier ständig spärlicher und noch vor Mitte September waren die Vögel gänzlich verschwunden. Nur 1914 wurden noch am 16. September ein paar verspätete Nachzügler bemerkt. Als Brutvogel ist der Bienenfresser nach Sarudny im Gebiet des mittleren Urallaufes häufig; Karamsin fand ihn als solchen im südlichen Teile des Kreises Buguruslan. Für das Gouverne- ment Ufa hält Suschkin ein irreguläres Vorkommen dieses’ Vogels für möglich, da Merops nach diesem Autor auch im Kasan’schen Gouvernement (als Brutvogel) aufgefunden worden ist. 58 H. Grote: 173. Merops persicus Pall. Dieser an der Uralmündung als Brutvogel vorkommende Bienenfresser hat sich nach Sarudny ein paarmal in die Umgegend der Stadt Orenburg verflogen. Fam. Upupidae. 174. * Upupa epops L. Der Wiedehopf gehört zu den auffälligsten Charaktervögeln unseres Gebiets. Fast überall, wo in der Steppe ein Haus oder eine Heumiete steht, kann man ihm im Sommer begegnen. In der Kirgisensteppe hält er sich nach Suschkin gern bei den Winterwohnungen der Kirgisen auf, wo er infolge des hier über- reichlich vorhandenen Viehdüngers massenhaft Insekten vorfindet. In meinem Beobachtungsbezirk bilden Bodenspalten in den Steil- hängen der Wasserrisse seine Brutstation; auch in Gebäuden der Stadt Kargala nisteten mehrere Paare. Die ersten Ankömmlinge des Wiedehopfs sah ich bei Kargala um Mitte April (1915: 19. IV.; 1916: 18. IV.; 1917: schon am 15. IV.; 1918: am 21. IV.); gegen Ende des Monats ist Upupa hier häufig und läfst fleifsig seinen Ruf hören. In der ersten Augusthälfte beginnt bereits der Abzug. Die meisten Wiedehopfe verlassen das Gebiet wahrscheinlich um Mitte August, doch begegnet man nach Sarudny vereinzelten Nach- züglern noch spät im September. r Das regelmälsige Brutvorkommen des Wiedehopfs erstreckt sich nach Norden offenbar nicht sehr weit über die Grenzen des Orenburger Gouvernements hinaus. Im Kreise Buguruslan des Gouvernements Samara brütet er nach Karamsin (I. c.) regelmälsig, im Gouvernement Ufa dagegen scheint er nur eine Ausnahme- erscheinung zu sein (Suschkin hat ihn hier nicht angetroffen); auch für das Gouvernement Perm nennt ihn Reszow (l. cc.) einen Irrgast oder einen sporadisch auftretenden seltenen Brutvogel. Eversmann (fide Suschkin) hat ihn bei Kasan angetroffen. Südlich von Orenburg, in den aralo-kaspischen Steppen, ist Upupa epops ein weitverbreiteter Charaktervogel. Erwähnt mag werden, dafs neuerdings G. Poljakow!) darauf hingewiesen hat, dafs die Wiedehopfe des östlichen Teiles des Europäischen Rufslands sowie Westsibiriens sich von typischen | Exemplaren durch dunklere, schmutziggraue (quasi verstaubte) Färbung des Vorderrückens und augenscheinlich auch geringere Flügelmafse unterscheiden. 1) G. Poljakow, Vögel, gesammelt von A. P. Welishanin im oberen Irtyschbecken; 8. 78, Moskau 1915/16 (russisch). Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 59 Fam. Alcedinidae. 175. * Alcedo ispida pallasi Rchb. Vereinzelte Eisvögel zeigten-sich hier an der Sakmara im Spätsommer und Frühherbst (Anfang August bis Mitte oder Ende September), seltener im Frühling (Anfang Mai). 1918 beobachtete ich einige Kilometer flufsaufwärts bei einer an der Sakmara ge- legenen Mühle offenbar am Brutplatze am 21. Mai zwei Exemplare. Nach Sarudny brütet der Eisvogel in spärlicher Zahl in unserem Gebiet. Südlich hiervon ist er fast ganz auf den Uralfluls be- schränkt, wo er bis zur Mündung desselben als Brutvogel vor- kommt; dasselbe gilt für die Wolga.. Auch am unteren lIlek ist Alcedo nistend angetroffen worden. Nördlich von Orenburg brütet er im Kreise Buguruslan (Karamsin); das von Suschkin für das Gouvernement Ufa vermutete Brutvorkommen hat ein neuerer Beobachter, S. Stecher, bestätigt. !) ” Fam. Picidae. 176. * Jynz torquilla L. Am mittleren Urallauf, also im engeren Orenburger Gebiet, brütet der Wendehals nach Sarudny an Stellen, wo Wald vor- handen ist, ständig, doch in nur spärlicher Zahl. Ich begegnete ihm bei Kargala als regelmäfsigem, aber nicht häufigen Durch- zügler. Im Frühling beobachtete ich Ende April sowie wieder- holt in der ersten Maibälfte (1918 auch noch etwas später) einige wandernde Stücke; im Herbst sah ich am 14. August (1915) ein Exemplar in einem Laubsängerschwarm. Nach Sarudny geht Ende Juli und während des ersten Augustdrittels (alt. St.) der Hauptzug im Herbste vor sich. Das regelmäfsige Brutvorkommen des Wendehalses scheint den mittleren Urallauf nach Süden nicht weit zu überschreiten, am unteren Lauf dieses Flusses kommt Jynx jedenfalls nur auf dem Zuge vor. In der nördlich an das Orenburger Gebiet an- grenzenden Waldregion ist er mehr oder weniger häufig. 177. * Picus canus Gm. Je einen Grauspecht beobachtete ich bei Kargala am 2. November (1916) und 17. Nov. (1915). Sarudny hat sein Brutvorkommen in unserm Gebiet nicht feststellen können, doch gelang es Pleske, bei Orenburg ein Exemplar im Nestkleide zu erbeuten. Im Gouvernement Ufa soll er etwas häufiger sein. [Picus viridis L. kommt im Orenburger Gebiet nicht vor. Die Ostgrenze seines Vorkommens dürfte die Wolga bilden.] 1) $. Stecher, Bemerkungen über einige Vögel des Bezirks Ufa; Ornithol. et Avicult., 1915, Heft 3/4, S. 222—223 (russisch). 60 H. Grote: _ 178. Dryocopus martius L. Dieser Charaktervogel des Hochwaldes besucht unser Gebiet im Herbst in geringer Zahl; er ist aber von Sarudny auch als Ausnahmeerscheinung bei Orenburg brütend angetroffen worden. Regelmäfsig und ständig ist er im nördlich sich anschliefsenden Waldgebiet (Ufa u. s. w.) beheimatet. Wie sich ostrussische Stücke zur vielumstrittenen Form D. m. reichenowi Kothe verhalten, entzieht sich meiner Kenntnis. 179. * Dendrocopos major L. Der Grofse Buntspecht ist nach Sarudny ein in allen Wäldern und Gehölzen unseres Gebiets verbreiteter Brutvogel. Einmal fand ihn dieser Beobachter auch in absolut waldloser Steppe brütend. „Hier hatte sich das Pärchen eine Bruthöhle von normaler Form und Gröfse in der abschüssigen Wand eines Ab- zugskanals, der um eine vorjährige Heumiete gegraben war, ge- meilselt. Im Neste befanden sich fünf gerade flügge gewordene Junge (am 6. Juli russ. St.), die zusammen mit den Alten zeit- weise das Heu bekletterten und die dort vorgefundenen Grillen wegfingen.“ Bei Kargala traf ich diesen Specht aufser der Brutzeit das ganze Jahr, am relativ häufigsten im Herbst. Von August an beginnen die Spechte umherzustreifen und besuchen dann auch die kleinen in der Steppe gelegenen Haine. — Im Winter geht D. major zuweilen an Aas, wie Sarudny festzustellen mehrmals Gelegenheit hatte. Sarudny rechnet die Grofsen Buntspechte des Orenburger Gebiets zur sibirischen Form brevirostris 'Rehb., dagegen ist ein von Susehkin in der mittleren Kirgisensteppe (Gehölz von Kasen- bassy) gesammeltes Exemplar nach Suschkin (l. ce.) ein typischer major. Ä Der Grofse Buntspecht (als Art) geht als Brutvogel nach Süden über die Grenzen unseres Gebiets hinaus, doch ist er an der Uralmündung augenscheinlich nur Wintergast. Im Wolga- ar fand Bostanjoglo (l. c.) ihn im Mai als einen der gemeinsten ögel. 180. * Dendrocopos leucotos uralensis Malh. Der Weifsrückenspecht brütet laut Sarudny in den Wäldern und Hainen am Mittellaufe des Uralflusses und ist hier beinahe ebenso gemein wie der Grofse Buntspecht. Ich beobachtete bei Kargala hin und wieder ein streichendes Exemplar. Nach Süden zu überschreitet das Gebiet seines Brutvor- kommens nur wenig den mittleren Urallauf; im nördlich an den Orenburger Kreis angrenzenden Waldgebiet ist die Art natürlich mehr oder weniger häufig. Für letztgenanntes Gebiet wird in der russischen Literatur sowohl ‚„Picus leuconotos Bechst.“ wie „BPicus leuconotos cirris Pall.“ aufgeführt. h a TT Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 61 181. * Dendrocopos minor kamtschatkensis Malh. Bei Kargala traf ich den Kleinspecht nur als vereinzelt auftretenden ziemlich seltenen Durchzügler. Nach Sarudny brütet er in unserm Gebiet regelmäfßsig und überschreitet das- selbe — laut Suschkin — weiter nach Süden, als die anderen Buntspechte. [Picoides tridactylus erissoleucus Rchb. In der näheren Umgebung von Orenburg ist der Dreizehen- specht nicht gefunden worden, doch kommt er nur wenig nördlich von hier laut Sarudny als Wintergast vor.] Fam. Cuculidae. 182. * QCueulus canorus L. In meinem Beobachtungsbezirk zeigten sich die ersten FR kömmlinge des Kuckucks zu Anfang Mai (1917: 3. V.; 1916: 4. V.; 1915: 7. V.), und Zug war während des gesamten zweiten Mai- drittels wahrnehmbar. Dieser Vogel gehört im Orenburger Gebiet zu den häufigen Sommervögeln. Alle in unserm Gebiet und in den an dasselbe angrenzenden Landesteilen tätig gewesenen ornithologischen Beobachter heben hervor, dafs das Vorkommen des Kuckucks durchaus nicht an das Vorhandensein von Baumvegetation gebunden sei, sondern dafs dieser Vogel auch in offener Steppe seine Aufenthaltsbedingungen finde, zuweilen selbst an solchen Stellen, die sogar jedweden Strauchwuchses bar sind. Nach Sarudny bevorzugt der Kuckuck in der Kirgisensteppe die (im Sommer leerstehenden) Winterwohnungen der Kirgisen, wo er Schutz vor der Sonnenglut findet und die Nester der hier mit Vorliebe brütenden Steinschmätzer, Stelzen und Blaukehlchen mit seinen Eiern belegen kann. Der Herbstzug begann bei Kargala sehr frühzeitig: 1915 schon Mitte Juli. Im Laufe des gesamten Monats August waren ziehende Kuckucke recht häufig; am 27. September (1915 wie 1916) kam mir hier der letzte zu Gesicht. Fam. Columbidae. 183. * Columba livia L. (var.). Wie im gröfsten Teile des Europäischen Rufslands lebt die Felsentaube halbwild auch in den Ortschaften des Orenburger Gebiets und ist hier wohl überall in grofser Zahl vorhanden. Die meisten Stücke sind mehr oder weniger „typisch“, nament- lich ist fast bei allen der Unterrücken hell gefärbt. Vögel, die partiell albinistischh auch ganz weifs sind, ebenso dunkle von „Haustaubenfarbe“ sind unter diesen Tauben vielfach anzutreffen, augenscheinlich zuweilen auch solche, die zu der indischen resp. turkestanischen Form initermedia Strickl- hinüberleiten. Sarudny 62 H. Grote: hat stellenweise aber auch echte wilde Felsentauben im Orenburger Gebiet angetroffen. Solche nisteten in felsigen Steilufern an Gewässern und in Steinbrüchen gebirgiger Gebietsteile. 184. * Columba palumbus L. Im Orenburger Gebiet ist die Ringeltaube laut Sarudny als Brutvogel ziemlich häufig. Als solcher kommt sie in den Galerie- wäldern auch noch weiter südlich vor: am unteren Ilek, am Ural etwa bis Kalmykowo (Bostanjoglo), an der Wolga bis ins Delta hinein. Auch nördlich von unserem Gebiet, — im Gou- vernement Ufa, sowie im Kreise Buguruslan — ist sie beheimatet. Bei Kargala beobachtete ich sie als nicht seltenen Durchzüger: im Frühling zu Anfang April und etwas später (1918 noch am 11. Mail), im Herbst während des Oktober, auch schon früher. Meist kamen mir kleine Trupps, zuweilen auch Einzelstücke zu Gesicht, Saruduy hat (im Herbst) „nicht selten bis 300° Indi- viduen in einem ziehenden Schwarme gesehen. 185. * Columba oenas L. Das Brutvorkommen der Hohltaube geht — wie zu er- warten — nach Süden nur wenig über die Grenzen unseres engeren Gebiets hinaus: am unteren Ilek ist oenas noch beheimatet, weiter südlich ist sie hingegen lediglich Durchzügler. Besonders im nördlichen Teile des Orenburger Gebiets brütet sie regelmäfsig und allgemein in den Waldungen, und im Gouvernement Ufa ist sie nach Suschkin in den waldigen Teilen sehr gemein. Durch- ziehende Hohltauben sah ich bei Kargala zu denselben Zugzeiten, wie die Ringeltaube, meist kleinere Trupps. In ungeheurer Zahl zieht oenas den Uralflufs entlang. Sarudny schreibt darüber in seinen „Nachträgen“ (1897) S. 287 [russisch]: „Im Herbst wird sehr starker Zug an manchen Tagen des letzten Septemberdrittels und des ersten Oktoberdrittels (alt. St.) beobachtet, wann man im Laufe eines einzigen Tages mindestens etwa 30000 Hohltauben zu Gesicht bekommen kann. .. Der Zug geht besonders in der ersten Tageshälfte vor sich. Sie fliegen meist in Höhe eines guten Flintenschusses. In Jahren des Massenerscheinens von Hohltauben geschieht es nicht selten, dafs man wohl zwei Stunden lang ihre (bis 150 Individuen enthaltenden) Scharen unaufhörlich aufeinander in Abständen von 200 m bis 1 km folgen sehen kann. Bei glücklicher Wahl eines Ansitzes ... kann man mit einem guten Gewehr innerhalb weniger Stunden einen ganzen Sack voll dieses schmackhaften Wildes erlegen. . .“ 186. Columba fusca Pall. Als Irrgast ist diese Taube bei Orenburg (Sarudny), und sogar im Kreise Buguruslan des Gouvernements Samara (Karamsin) vorgekommen. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 68 187. * Turtur turtur L. Zu den auffälligsten sommerlichen Charaktervögeln gehört in unserm Gebiet unstreitig die Turteltaube. Sie_ist hier auf Schritt und Tritt anzutreffen: in den Galeriewäldern, in kleinen Gehölzen, im Strauchwerk an den Wasserrissen, ja selbst zuweilen in offener baumloser Steppe. Sarudny wie Suschkin fanden sie auch in den (im Sommer leerstehenden) Winterhäusern der Kirgisen brütend. „Diese der Türen und Fensterrahmen beraubten Wohnungen werden vom frühesten Lenz an, fast sofort nachdem sie von ihren Besitzern verlassen worden sind, von eigenartigen Genossenschaften von Vögeln, Nagern und Kriechtieren besiedelt, und die Turteltaube nimmt in diesen Vergesellschaftungen natürlich nicht die letzte Stelle ein“ (Bostanjoglo |. c.). Die Turteltaube gehört zu den im Frühling am spätesten eintreffenden Zugvögeln: vor Ende des ersten Maidrittels läfst sich im Orenburger Kreise kaum eine blicken. Der Hauptzug geht während des zweiten Maidrittels vor sich; doch beobachtete ich am 15. Mai (1916) bereits zu Neste tragende Täubchen. Nach Sarudny werden die Jungen in der zweiten Julihälfte (alt. St.) flügge; ich habe noch Ende August (1915) junge Turteltauben gesehen, die noch im Nest safsen und sich füttern liefsen. Um diese Zeit verlassen die meisten schon unser Gebiet und nach Ende des ersten Septemberdrittels sind diese Täubchen hier be- reits Ausnahmeerscheinungen. In den ringsum das Orenburger Gebiet umgebenden Landes- teilen ist Turtur turtur weit verbreitet; im Uralgebirge des Gouvernements Ufa jedoch ist sie laut Suschkin selten. 188. Turtur cambayensis Gm. Ist von Sarudny einmal (Mai 1882) bei Orenburg erbeutet worden. 189. Turtur ferrago Eversm. (subsp.?). Diese Turteltaube ist als Irrgast bei Orenburg vorgekommen und von Sarudny hier zweimal (26. V.86 und 31. VIII 90 [alt. St.]) in je einem Exemplar gesammelt worden. [Neuerdings hat H. Johansen aus Westsibirien (Tomsk) eine dunklere „Waldform“ T. f. silvarum subsp. nov., die neben der typischen „Steppen- form“ im Tomsker Gebiet leben soll, abgetrennt. Vgl. Ornith. Mitteil. 1916, Heft 3, S. 181—182 (russisch!) .] Fam. Pteroclidae. 190. Pterocles arenarius Pall. Als seltener Irrgast bei Orenburg vorgekommen (Sarudny). 191. Pterocles alchata sewerzowi Bogd. Ein Paar dieses Flughuhns wurde von Sarudny einmal (Mai 1889) bei Orenburg erbeutet. 64 H. Grote: 192. Syrrhaptes paradoxus Pall. Die nähere Umgebung von Orenburg liegt aufserhalb des regelmälsigen Brutvorkommens des Steppenhuhns; doch pflanzt sich dieser Vogel bereits in den südlich vom Ilek gelegenen Steppen ziemlich regelmäfsig fort. Aber auch in unserm Gebiet haben vereinzelte Fälle des Brütens stattgefunden, so im Jahre der grolsen allgemeinen Steppenhuhninvasion 1888. In diesem Jahre dehnte sich die Wanderung nordwärts weit über die Grenzen unseres Gebiets hinaus aus. Bei Orenburg hat Sarudny auch in den auf das Invasionsjahr nächstfolgenden Jahren nicht selten Steppenhühner angetroffen, und während meiner Beobachtungs- zeit wollen einige mehr oder weniger vogelkundige meiner Mit- kriegsgefangenen bei Kargala wiederholt welche gesehen haben, was mir einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit zu haben scheint. Fam. Laridae, 193. * Sierna hirundo L. (subsp.?). Die Flufsseeschwalbe gehört zu den Charaktervögeln der flachstrandigen Flüsse des Orenburger Gebiets und war bei Kargala sowohl als Brutvogel wie als Durchzügler eine gewöhnliche Erscheinung. Im Frühling erscheint sie hier gegen Ende April (selten früher), die Hauptmasse scheint nicht vor Ausgang. des ersten Maidrittels einzutreffen. Bereits gegen Ende Juli beob- achtete ich kleine Genossenschaften — ein Zeichen des beginnenden Herbstzuges. Während der ersten Augusthälfte passierten augen- scheinlich die meisten; nach Ende August waren Seeschwalben schon selten. Als stark verspätete Nachzügler kamen (1915) am 21. September noch drei, am 22. zwei und am 25. eine einzelne zur Beobachtung. ; In den dem ÖOrenburger Gebiet anliegenden Landesteilen ist die Flufsseeschwalbe weit verbreitet, doch soll ihr Bestand z. B. an der unteren Wolga durch rücksichtslose Verfolgung (zu Modezwecken) ständig im Abnehmen begriffen sein. Neuerdings hat Sarudny die Flufsseeschwalbe Turkestans als Sterna hirundo turkestanensis abgetrennt.) Nach seinen An- gaben (1915) gleichen die in seinem Besitze befindlichen Bälge aus dem Orenburger Gebiet in ihrem dunkler grauen Färbungs- ton dieser Turkestanform, teilweise bilden sie Übergänge zu typischen westlichen Stücken. | 194. Sterna anglica Mont. Kommt nach Sarudny am Mittellaufe des Uralflusses als sehr seltener, zufälliger Brutvogel vor. 1) Ornith. Mitteil. 1915, 8. 226 f, [russischl]. Beobachtungen aus dem südlich6n Uralgebiet. 65 195. Sterna cantiaca J. S. Gm. Ist als Irrgast bei Orenburg vorgekommen. [Sterna caspia Pall. Die kaspische Seeschwalbe ist von Sarudny in dem an unser engeres Gebiet angrenzenden Ilekbezirk als Irrgast an- getroffen worden.] 196. * Sterna minuta L. Die Zwergseeschwalbe ist im Orenburger Gebiet nicht so häufig, wie die Flufsseeschwalbe, erscheint im Frühjahre später als diese und zieht früher fort. Auf der Sakmara traf ich sie Ban allen, an einigen Maitagen war hier der Zug sogar recht ebhait. Sterna minuta brütet an allen gröfseren Flüssen der unserem Gebiet anliegenden Landesteile, soweit sie die ihr zusagenden Brutbedingungen — flache kiesige Uferpartien — vorfindet. 197. Hydrochelidon hybrida Pall. Nach Sarudny brütet diese Seeschwalbe in spärlicher Zahl am Mittellaufe des Ural. 198. Hydrochelidon leucoptera Temm. Regelmälsiger Brutvogel bei Orenburg (Sarudny); im Gou- vernement Ufa selten. 199. * Hydrochelidon nigra L. Zu den im Frühjahre in meinem Beobachtungsbezirk am spätesten eintreffenden Zugvögeln gehörte die im Orenburger Gebiet sehr häufige Trauerseeschwalbe: vor Mitte Mai habe ich keine beobachtet, doch sollen die ersten Ankömmlinge sich nach Sarudny’s Angaben bei Orenburg Ende April (alt. St.) einfinden. Der Herbstzug war bei Kargala stärker ausgeprägt als der Frühlingszug;; er beginnt offenbar bald nachdem die jungen Vögel flügge sind, etwa von Ende Juli ab, und zieht sich über einen Monat hin. Nicht alljährlich trifft man diese Seeschwalbe hier noch im zweiten Septemberdrittel. Als häufiger Brutvogel ist die Trauerseeschwalbe auch in den an das Orenburger Gebiet angrenzenden Gouvernements weit verbreitet. 200. * Larus minutus Pall. Die Zwergmöwe passierte meinen Beobachtungsbezirk, dem Laufe der Sakmara folgend, zu den Zugzeiten in ziemlicher Zahl. Frühjahrszug, der an einigen Tagen nicht unerheblich war, wann mir manchmal mehrere Flüge, die je 15 nnd mehr Individuen enthielten, zu Gesicht kamen, beobachtete ich zu Ausgang des ersten Maidrittels. Im Herbst (zweite Hälfte des August) waren D Journ, f, Orn, LXVIIL Jahrg. Januar 1520, 66 H. Grote: en Zwergmöwen hier gleichfalls nicht selten. Sarudny beobachtete ziehende Zwergmöwen .bei Orenburg in der zweiten Julihälfte (alt. St.) und während des ganzen August und September (alt. St.); ausnahmsweise (1890) sogar noch im Laufe des ersten Oktoberdrittels (alt. St... Auch bei der Zwergmöwe liegen die Zugverhältnisse also ähnlich wie bei der Lachmöwe: mit dem Einsetzen der Mauser und bald nach dem Flüggewerden der jungen Möwen beginnt der Zug, der anfänglich mehr ein Umher- streichen bedeutet. Sarudny nennt Larus minutus einen nicht häufigen Brut- vogel desOrenburger Kreises; im Gouvernement Ufa ist dieser Vogel nach Suschkin gemein. Ferner brütet er im südlichen Teile des Gouvernements Perm, im Kreise Buguruslan des Gouvernements Samara, an der unteren Wolga; eine weite, doch sporadische Verbreitung hat er in den aralo-kaspischen Steppen. 201. * Larus ridibundus L. Häufig als Brutvogel, wie als Durchzügler im Orenburger Gebiet und weit verbreitet in den an dasselbe grenzenden Gegenden, kam mir die Lachmöwe in meinem Beobachtungsbezirk natürlich oft zu Gesicht. Im ersten Aprildrittel — je nach dem früheren oder späteren Einsetzen des Lenzes in den ersten resp. den letzten Tagen dieses Drittels — bemerkte ich hier die ersten; Mitte April fand der Hauptzug statt, der im allgemeinen bis etwa Ende August dauerte; Nachzügler kamen noch viel später, bis Mitte Mai, vor. Während des Sommers sah ich oft einzelne Stücke oder Paare an der Kargalka und ander Sakmara, manch- mal innerhalb der Stadt Kargala — es befanden sich also Brut- plätze in der Nähe. Der Herbstzug dehnt sich sehr in die Länge: er beginnt, sobald die jungen Möwen flugbar sind, also wohl schon vor Ende Juli, und die letzten Möwen verschwinden erst kurz vorm Zugehen der Flüsse aus dem Gebiet. Immerhin dürfte der Hauptzug in meinem Beobachtungsbezirk wohl während der ersten Septemberhälfte stattgefunden haben; er war, nach meinem Dafürhalten, nicht so auffällig, wie der Zug im Frühjahre. In welchem Verhältnis die im Orenburger Gebiet brütenden Lachmöwen zur westsibirischen Rasse L. r. lavrowi Sarudny stehen, habe ich nicht ermitteln können. 202. Larus gelastes Licht. Ist nach Sarudny ein paar mal als Irrgast bei Orenburg vorgekommen. 203. Larus ichthyaetos Pall. Auf ihren Streifzügen von den aralo-kaspischen Gebieten her berührt diese grofse Möwe, den Literaturangaben zufolge, als Seltenheit auch unser engeres Gebiet. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 67 204. Larus taimyrensis antelius Iredale (— Larus affinis auct.). i Die sibirische Heringsmöwe ist von Sarudny ein paarmal im Frühjahr bei Orenburg festgestellt worden. [Über die Nomen- klatur dieser Art cfr. Buturlin’s Arbeit in „Ornith. Mitteil.“ 1915, Heft 2, S. 148—149 (russisch)]. 205. * Larus canus L. Anfang und besonders Mitte April war auf der Sakmara der Zug der Sturmmöwe zwar nicht stark, aber doch recht wahr- nehmbar. Er dauerte bis Ende April oder Anfang Mai. Im Herbst zogen diese Möwen hier im Oktober. Die Sturmmöwe ist im Orenburger Gebiet nach Sarudny ziemlich häufig als Brutvogel und hat in den südlich hiervon gelegenen Steppen eine weite Verbreitung; im Gouvernement Ufa bewohnt sie nur die nordwestliche Grenzgegend desselben (Suschkin). Im Perm’schen Gouvernement brütet sie. 206. * Larus cachinnans Pall. Diese in unserm Gebiet sowie im Gouvernement Ufa nicht häufige und erst in den südlich resp. östlich vom Mittellaufe des Ural gelegenen Gegenden zahlreicher brütende stattliche Möwe beobachtete ich an der Sakmara sowohl im Frühjahr (Mitte April) wie im Herbst (Oktober) als regelmäfsigen, doch in nur geringer Zahl auftretenden Durchzugsvogel. [Nach Sarudny soll Larus argentatus Gm. ein paar mal bei Orenburg vorgekommen sein. Prof. Suschkin hält es für viel wahrscheinlicher, da[s diese Stücke der ostsibirischen Silbermöwe Larus vegae Palmen angehörten, denn „für die ostsibirischen Vögel existieren Zugstralsen, die in diese Gegend und in die Winter- quartiere am Kaspi führen, für westliche Vögel jedoch kennen wir bis jetzt solche Strafsen nicht“ (Vög. d. m. Kirgisensteppe, russ. Ausg., S. 96)]. 207. Stercorarius pomarinus Temm. Ist als Irrgast in unserm Gebiet vorgekommen. 208. Stercorarius crepidatus J. Gm. Wurde von Sarudny hin und wieder im Herbst und im Frühjahr bei Orenburg festgestellt. Fam. Charadriidae. 209. * Haematopus ostralegus longipes Buturlin. Der Austernfischer bewohnt in unserm Gebiet wohl alle flachstrandigen Flüsse und Bäche. Bei Kargala war er nicht selten, brütete hier auch in der Nähe der Stadt, Auf dem Zuge, 5* 68 H. Grote: der im Frühling im ersten Aprildrittel einsetzte und bis Ende dieses Monats dauerte, im Herbst etwa Anfang August begann und um Ende August allmählich aufhörte!), war dieser auffällige Vogel in meinem Beobachtungsbezirke zeitweise eine fast ständig zu beobachtende Erscheinung im Vogelleben des Sakmarastrandes. Ein paar mal beobachtete ich, dafs Nebelkrähen und Austern- fischer sich vergesellschaftet hatten und, durch mein Näherkommen aufgeschreckt, an einer anderen Stelle am Strande sich wieder gemeinsam niederliefsen. Ob vielleicht der ähnliche Zeichnungs- charakter beider Arten diese Vögel gegenseitig anlockte ?? Im Gouvernement Ufa — besonders in dessen ebenen Teilen 2) ferner im Buguruslan’schen Kreise ist der Austernfischer häufig; eine weite Verbreitung hat er auch in den kirgisischen Steppen. ‘Die von Buturlin („Ornith. Mitteil.“ 1910. pag. 36 [russisch]) beschriebene Rasse longipes soll sich von typischen west- und mitteleuropäischen Austernfischern durch längeren Lauf und Schnabel und mehr Weils im Flügel unterscheiden; sie lebt laut Buturlin vom Wolgabecken an nach Osten. 210. Arenaria interpres L. Der Steinwälzer, der sporadisch an den Salzseen der Kirgisensteppe brütet, verfliegt sich im Frühjahr und Herbst zu- weilen in die Umgegend von Orenburg. 211. * Glareola melenoptera Nordm. Die Brachschwalbe ist in den Steppen des Orenburger Ge- biets und besonders in den kirgisischen Steppen weit verbreitet. Nach Norden dringt sie über die Grenzen des Orenburger Gou- vernements hinaus, ist bei Troizk und Werchnäuralsk brütend, im Gouvernement Ufa aber nur als Irrgast gefunden worden. Sie. brütet auch im Steppenteile des Kreises Buguruslan im Gouvernement Samara, sowie an der unteren Wolga. Bei Kargala schien sie recht selten zu sein; ich habe u. a. ein in der weiteren Umgebung dieser Stadt gefangenes Dunenjunges gesehen. 212. Glareola pratincola L. Sarudny hat sie als Irrgast bei Orenburg gefunden. 213. * Squatarola squatarola L. Der das Orenburger Gebiet ausschliefslich als Durchzügler besuchende Kiebitzregenpfeifer ist mir in meinem Beobachtungs- bezirk nur einmal vorgekommen, nämlich am 18. September 2) Den Literaturangaben zufolge ziehen bei Orenburg noch im September, selbst Anfang Oktober (russ. St.!) wenige Austernfischer durch. „ ») Hier wohl typische osiralegus? G. PET RWTTNEU ; Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 69 (1915) ein Exemplar am Strande der Sakmara. Augenscheinlich dasselbe Individuum hielt sich an derselben Stelle auch am folgenden Tage auf. 214. Charadrius apricarıus L. Durchzügler im Orenburger Gebiet; nach Sarudny hier in manchen Jahren sowohl im Frühjahr wie im Herbst gemein. [Charadrius asiaticus Pall. Dieser die kaspische Nordküste in grofser Zahl bewohnende Regenpfeifer dringt in seinem Vorkommen nordwärts nicht in unser engeres Gebiet hinein ein: schon im Gebiet des Ilek ist er eine Ausnahmeerscheinung. ] 215. Charadrius morinellus L. Der Mornellregenpfeifer durchzieht nach Sarudny unser Gebiet in spärlicher Zahl. 216. * Charadrius hiaticula L. Der Halsbandregenpfeipfer ist im Orenburger Gebiet un- vergleichlich viel seltener als Charadrius dubius. Ich beobachtete ihn am Strande der Sakmara ein paar mal: Mitte Mai und Mitte August. 217. * Ehe dubius Scop. Dieser kleine Regenpfeifer bewohnt unser Gebiet — im weitesten Sinne — als häufiger Brutvogel der sandigen und kiesigen Strandpartien der Gewässer. In meinem Beobachtungsbezirk war er während der Brutzeit und besonders auch zu den Zugzeiten keine Seltenheit. Im Frühling sah ich am 12. April (1915) die ersten Ankömmlinge; meist erscheinen sie hier ein paar Tage später. Der Zug dauert mindestens bis Ende April. Der Herbst- zug setzte im ersten Augustdrittel ein, war aber um diese Zeit noch schwach. Am lebhaftesten wurde er in der ersten Sep- temberhälfte, und auch noch etwas später zog der Flufsregen- pfeifer noch in ziemlicher Anzahl. 218. * Vanellus vanellus L. Der; Kiebitz findet sich im gesamten Orenburger Gebiet und weit über dessen Grenzen hinaus überall dort als häufiger Brutvogel, wo feuchte Wiesen ihm die nötigen Lebensbe- dingungen bieten. Laut Sarudny erscheinen die ersten An- kömmlinge in der Regel um Mitte März (alt. St.); in meinem Beobachtungsbezirk sah ich 1915 am 8. April schon zahlreiche Kiebitze, 1916 und 1917 kamen sie mir erst etwas später zu Gesicht. Der Herbstzug war hier zu Ende des ersten, resp. Anfang des zweiten Augustdrittels recht augenfällig: Scharen von 80—100 Individuen waren am Strande der Sakmara keine 70 H. Grote: Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. Seltenheit. Nach Sarudny trifft man Nachzügler in unserm Ge- biet noch bis tief in den Herbst hinein an. 219. Chettusia gregaria Pall. Nicht häufiger Brutvogel im Orenburger Gebiet. Als solcher ist er von Karamsin auch im Buguruslanbezirk des Gouvernements Samara gefunden worden; für Ufa gibt ihn Suschkin als eine Zufallserscheinung an. [Chettusia leucura Licht. Von Sarudny einmal als Irrgast im benachbarten Ilekbezirk angetroffen. ] [Oedicnemus oedienemus L. Die Nordgrenze des Brutgebiets des Triels in den kirgisischen Steppen wird nach Suschkin ungefähr durch den 50. Breitengrad gebildet. Im Orenburger Gebiet (im weiteren Sinne) ist dieser Vogel lediglich Irrgast). (Schlufs folgt.) Beitrag zur Kenntnis der östlichen Certhia-Formen. Von ©. Graf Zedlitz. Kürzlich ist in den „Verhandl. d. Orn. Ges. i. Bayern“, XIV, 1, Juni 1919, p. 39—74 eine Arbeit von E. Stresemann erschienen unter dem Titel „Über die europäischen Baumläufer“, welche mich mit uneingeschränkter Bewunderung für diese Leistung des be- kannten Autors erfüllt. Es liegt mir nichts ferner, als hier eine Polemik gegen seine auf so gründlichem Studium aufgebauten Ausführungen eröffnen zu wollen, ich stimme ihnen vielmehr durchaus zu, glaube aber, auf Grund meines Materials aus Ruls- land noch einige Ergänzungen geben zu können. Certhia familiaris. Stresemann rechnet die Verbreitung der typischen ©. fami- liaris ostwärts bis einschliefslich Sibirien zum Ostrande des Kon- tinents. In demselben Sinne äufsert sich Schalow (J. f. O. 08, p. 231/232) über Vögel aus Central-Asien, Hesse (Mitt. a. d. Zool. Mus. Berlin, 6. Bd., 3. Heft, 1913, p. 436/437) über 6 Stücke vom Altai und Hartert (V.d.p. F. p. 318). Diese Autoren ziehen also ©. scandulaca Pall. als Synonym zu familiaris ein, während Hellmayr (Tierreich 18, 1903, p. 210) sie als hellere Subspecies für Ost-Sibirien aufrecht erhält und J. v. Domaniewski in „Fauna Passeriformes Okolic Saratowa“ p. 57 (Travaux d. 1. Soc. d. Sc. d. Varsovie 1916) erklärt, dals die bei Saratow an der Wolga lebenden Baumläufer ausschliefslich zur Form ©. f. scandulaca gehörten. An der Hand des Materials im Berl. Mus. und in meiner Sammlung habe ich nun versucht, mir ein eigenes Urteil zu bilden, und gefunden, dafs in der fortlaufenden Reihe, welche Beitrag zur Kenntnis der östlichen Certhia-Formen, 71 von Posen durch Polen und die baltischen Provinzen, West-Rufs- land, Kaukasus bis zum Altai reicht, gleichzeitig mit dem Vor- dringen von Westen nach Osten eine steigende Neigung zu hellerer Färbung der Oberseite sich konstatieren läfst, auch werden die Streifen auf Kopf und Nacken immer breiter und lichter, die Malse etwas gröfser. Die Übergänge vollziehen sich so allmählich, dals es sehr schwer ist, Grenzen zu ziehen; schon zwischen der mitteldeutschen macrodactyla und der östlich benachbarten Form — nennen wir sie vorläufig familiaris typ. — sind sie recht verwischt. Vögel aus West-Mecklenburg (Gewezin b. Mölln), der Mark (Spandau, Strausberg) und Schlesien neigen mehr zu familiaris, doch läfst sich beim einzelnen Stück oft darüber streiten, wohin es zu stellen ist. Ich stimme also ganz mit Kleinschmidt überein, wenn er in der Ornis Germanica p. 5 als Verbreitung für macrodactyla „Mittel-Deutschland“ angibt.) Wenden “ wir uns weiter östlich, so sind Stücke aus Galizien, Polen, Posen, Ostpreufsen recht gleichmälfsig, abgesehen von der natürlichen individuellen Variation, Livländer immer noch recht ähnlich, viel- leicht um einen Ton heller. Nun klafft aber eine sehr bedauerliche Lücke, ich konnte kein Material aus Schweden beschaffen, mufs mich also auf Hartert beziehen, welcher zwischen Schweden und ostdeutschen Vögeln keinen Unterschied fand. Auf Grund dieses Zeugnisses bezeichne ich diese Subspezies als O. familiaris typ. Sollte sich später herausstellen, dafs sie doch mit der echten familiaris nicht ganz übereinstimmt, so wäre der Name candıda Hart. (1887) zu benutzen, für den Ostpreufsen die terra typ. ist. Da aber auch noch ein so gewichtiger Gewährsmann wie Tischler für die Identität der ostpreulsischen C. familiaris mit der typischen eintritt, (Vögel d. Prov. Ostpreufsen p. 277: „zeigen typische familiaris-Färbung“) glaube ich, mich dabei beruhigen zu können. Im Innern Rufslands, vom Bialowieser Forst bis zum Pripjet finde ich wieder einen abweichenden Färbungscharakter, die Oberseite ist grauer, die Längsflecken sind nicht gelblich sondern weilslich. Die Altai-Vögel unterscheiden sich von diesen wiederum dadurch, dafs die meist reinweilsen Längsflecke auf der Oberseite breiter sind. Die Form ‚tianschanica Hart.“ trägt dann ein besonderes Kennzeichen in Form eines grolsen rostgelben Fleckes auf der Aufsenfahne der 4. Schwinge, das Rostgelb des "Bürzels ist sehr blafs auch ohne Abnutzung des Gefieders. Übrigens scheiner auch hier intermediäre Stücke vorzukommen, denn Schalow (l. c. p. 232) erwähnt solche mit grofsem Flügel- mals (68 mm) und einem kleinen rostgelben Fleck auf der 4. Schwinge. Wenn ich nun diese einzelnen Gruppen als Sub- spezies getrennt halten möchte und mich so in Gegensatz bringe zu den anerkannt ersten Autoritäten wie Schalow und Hartert, so tue ich das gewils nicht aus Lust am Widerspruch, ich möchte aber die Tatsache festlegen, dafs von Westen nach Osten zu — abgesehen von ausgesprochenen Hochgebirgsformen — die Vögel 72 0. Graf Zedlitz: heller, grauer und etwas gröfser werden. Es soll nicht bestritten werden, dafs man beim Vergleich einzelner Bälge oft nur mini- male oder auch keine erkennbaren Unterschiede finden wird, hat man aber die ganze lange Suite vor sich liegen, dann läfst sich die erwähnte Tatsache m. E. nicht ableugnen. Wichtig ist mir, darzutun, dafs eine allmähliche Veränderung von West nach Ost stattfindet; wie viel und welche Namen man benutzt, um dies klar zu machen, bleibt Ansichtssache und ist nebensächlich. Hochgebirgsvögel fallen bei dieser Reihe aus, sie sind an sich stets dunkler, wie es scheint. 1. ©. f. macrodactyla Br. (1831). Oberseite dunkel, Bürzel lehaft rostrot. Typische Stücke aus Mittel-Deutschland im Berl. Mus. haben 62—64 mm Flig. Nach Reichenow (J. f. O. 17, p. 228) geht diese Form ostwärts nur bis zur Weser bezw. Thüringen, Hesse (J. £. O. 19, p. 412) rechnet Wintervögel aus NW-Sachsen schon zu familiaris, Schlegel (V.O.G. B. XIII, p. 332) ist jedoch anderer Ansicht, ebenso Heyder (Ornis saxonica). Il. ©. f. familiaris L. (1758). Oberseite blasser, im ganzen ein hellbräunlicher Ton vorherrschend, die Längsflecke aufOberkopf und Nacken rahmfarbig. 22 Stücke aus den Baltischen Provinzen, West- und Ost- preufsen, Mecklenburg, Mark, Schlesien, Posen, Polen, Galizien, Österreich haben 60—66 mm Flle. Am nächsten scheinen dieser Form Vögel aus Rumänien (Filg. 60—65) zu stehen; ein o‘ ausjHallein, Salzburg, ist etwas dunkler und als Einzelobjekt nicht ohne weiteres zu klassifizieren, zumal es sich um einen Gebirgsvogel handelt. UI ©. f. bacmeisieri subsp. nov. Es kämen für diese Form unter Umständen die Namen caucasica Buturl. und buturlini Banjkowski in Frage. C. f. cau- casica hat Buturlin (0. M. B. 07, p. 8) beschrieben, sie soll sich von typischen familiaris unterscheiden durch weniger reinweilse Unterseite, dunkleren Schnabel und Lauf und besonders durch merklich längeren Schwanz und Schnabel, Culmen 14—17, Schwanz 67—72. Demgegenüber bemerkt schon Laubmann (Orn. Jbch. 15, p. 30, 31), dals er keinen dieser Unterschiede — mit Ausnahme der vielleicht etwas dunkleren Fülse — an seinem Material von Karaul Kisha bestätigt finde, das Flügelmafs ist 63—65, Schnabel- mals 14 mm. Hartert erklärt (V. d.p. F.p. XXX, Anm. 2), dals er bei 5 Bälgen aus dem Nord-Kaukasus weder längere Schwänze noch Schnäbel konstatiert habe, hingegen seien Fülse und Ober- schnabel auffallend dunkel, das mehr oder weniger reine Weils der Unterseite sei kein sicheres Merkmal. Bei den mir vor- ‘ liegenden 11 Exemplaren aus Bialowies und dem Pripjet-Sumpf kann ich keinen der von Buturlin angegebenen Unterschiede fest- 2 ee A 2 Jet, ters u Ze a ha Kl Beitrag zur Kenntnis der dstlichen Cerihia-Formen. 73 stellen, Schnäbel und Schwänze sind nicht länger als bei famtliaris, das Weils der Unterseite ist durchaus rein — wenn es nicht durch äufsere Einflüsse verschmutzt ist. Die dunklere oder hellere Tönung von Fufs und Schnabel erscheint mir ein etwas unsicheres Kennzeichen, da hier die ursprüngliche Farbe beim lebenden Vogel doch nicht unbedingt am Balg erhalten bleibt, auch müfste erst untersucht werden, ob die Jahreszeit nicht einigen Einflufs ausübt, schliefslich kämen auch vielleicht noch Altersunterschiede in Betracht. Auf meine neue Form, deren terra typ. auch Weifs-Rufsland ist, kann jedenfalls der Name Buturlins keine Anwendung finden, ich bezeichne aber 6 Stücke aus dem Nord-Kaukasus (Terek-Gebiet) im Berl. Mus. als cau- casica, da sie immerhin durch eine etwas dunklere Tönung der Oberseite sich unterscheiden, was jedoch nur bei Vergleich von Serien erkennbar ist. Von C. f. buturlini Banjkowski (Mitt. Kaukas. Mus. 1913, VIII, 3—4, p. 237—239) habe ich kein Vergleichsmaterial. Nach der Beschreibung soll sich diese Form von fumiliaris typ. unter- scheiden durch längeren Schnabel und Schwanz (Schn. 18,7— 19 mm bei o'g‘) und lebhaft rostroten Bürzel. Beides trifft auf meine russischen Vögel nicht zu, die Form bedarf näherer Unter- suchung, würde aber zu Recht bestehen bleiben müssen, wenn die sehr grofsen Schnabelmalse sich als konstant erweisen sollten (untersucht vom Autor nur 2 J'CQ*!). Die kurze Diagnose für O. f. bacmeisteri würde lauten: Ähnlich der familaris typ. durch die im allgemeinen helle Oberseite, doch ist der Farbenton nicht so bräunlich sondern etwas mehr graulich, besonders auf Oberkopf, Nacken und Oberrücken. Die Längsflecke sind mehr weilslich als rahmfarbig. 11 Exemplare von Bialowies und dem Pripjet-Sumpf haben 61—67 mm Fllg. Typus: 9! Slonim (W.-Rufsland) No. 7037, 8. 3. 16, Coll. Zedlitz. IV. ©. f. cuucasica Buturl. (1907). In Mafsen und Färbung sehr ähnlich der vorigen, Ober- seite etwas dunkler. Schnabel und Fülse sollen ebenfalls dunkler sein. 6 Exemplare vom Terek-Gebiet im Berl. Mus. rechne ich hierher, ein Stück aus den Gebirgen Bulgariens (v. Boetticher leg.) stimmt ganz mit ihnen überein, Flig. 67 mm. Gebirgsvögel scheinen meist etwas dunkler zu sein und fallen aus dem Rahmen der Tieflandsvögel heraus. V. C. f. scandulaca Pall. (1827). Oberseite hell und graulich wie bei bacmeisteri, aber die reinweifsen Längsflecke breiter. Bürzel meist matter rostgelb. 6 Exemplare vom Altai haben 62—69 mm Fllg. Ob wirklich diese Form schon an der Wolga (vgl. Domaniewski) lebt, vermag 74 0. Graf Zedlitz: ich nicht zu sagen, es dürfte sich dort wohl eher um ©. f. bac- meistert handeln. VI. ©. f. tianschanica Hart. V. d. p. F. p. 321. Grofser dunkler Fleck auf den Unterflügeldecken, grofser rostgelber Fleck an der Aufsenfahne der 4. Schwinge. Bürzel sehr matt rostgelb. 3 Exemplare von Turkestan (Kaschga-su und Karakalskoje) haben 66, 67, 68 mm Flle. Aufser diesen Subspezies sind noch folgende beschrieben, auf welche näher einzugehen ich keine Veranlassung habe: ©. f. persica Sar. u. Loud., Nord-Persien; . f. hodgsoni Brooks, Kaschmir; . bianchii Hart., Kansu und Nord-Szetschwan; . khamensis Bianchi, SO. Tibet; nipalensis Blyth, Nepal, Sikkim, Bhutan; . f. japonica Hart., Insel Hondo; . britannica Ridgw., Grofsbritannien; . Pyrenaica Ingram, Pyrenäen; corsa Hart., Korsika; rhenana Klschdt., Rheinland; ©. f. buturlini Banjkowski, Krim. Ich erspare mir alle weiteren Bemerkungen über diese Formen sowie ihre Verbreitung und verweise nur auf Stresemanns ausführliche Behandlung der ganzen familiaris-Gruppe. ee) ee! Be. AAN TI QD Far) . AInD mm Certhia brachydactyla. In neuester Zeit sind ungewöhnlich viel Fälle in der Literatur bekannt gegeben worden, dafs dieser Baumläufer im Osten jenseits der Grenze gefunden wurde, welche noch Hartert in V. d. p. F. p- 324 zog,” wenn er schreibt: „äufserst selten in Ost- und West- Preufsen sowie in Hinterpommern, häufig in Mittel- und Süd- Deutschland“. Stolz beobachtete eine ganze Familie im Walde von Augustowo, Gouv. Suwalki, am 31. 5. 16 und erlegte Q' ad. und juv. (J. f. O. 07, p. 382). O. Neumann sammelte bei Lomza am 4. XII. 16 ein Stück, über das er in der Dezembersitzung 1917 der D. Orn. Ges. berichtet hat (J. f. O. 18, p. 238). Wenn er binzusetzt, in den beiden grofsen Warschauer Museen befinde sich keine einzige O.brachydactyla aus Polen, so mufs als Ergänzung hin- zugefügt werden, dafs nunmehrin der Privatsammlung Domaniewskis 14 Exemplare ad. und juv. aus allen Jahreszeiten von der Weichsel- insel Bjelany vorhanden sind, von denen mehrere auch im Münchener Museum untersucht werden konnten (vgl. Stresemann l. c. p. 56). Also in der näheren Umgebung Warschaus ist dieser Baumläufer nicht ganz selten. Für die Provinz Posen hat ihn schon Kayser 1917 nachgewiesen in den „Orn. Beobachtungen aus der Umgebung von Lissa i. P.“, ferner Hammling für den Um- kreis von Posen (J. f. O. 18, p. 192—193) sowie für Czeszowo an Beitrag zur Kenntnis der östlichen Cerihra-Formen. 75 der Warthe nahe der russischen Grenze. Aber er geht noch weiter. Zunächst erhielt das Berl. Mus. aus Lomza vom Präpa- rator Köhler noch weitere 4 Exemplare (1 9, 3 QY), daneben aber nur 1 C©. familiaris, welche dort also seltener als ©, brachy- dactyla zu sein scheint, obgleich nach Neumanns mündlicher Mit- teilung dort Mischwald vorherrscht. Dr. Stechow traf den kurz- zehigen Baumläufer von Mai bis Oktober 18 im Nordostzipfel des Gouv. Grodno,: 40—55 km nordöstlich Grodno und zwar - „nicht selten‘ (Stresemann p. 56). Schliefslich erschienen auch noch Stücke aus Bialowies und dem Pripjet-Gebiet als bisher östlichstem Fundort, und zwar bekam das Berl. Mus. durch Rüdiger 1 Exemplar aus Bialowies vom 12. 12. 18, Kleinschmidt erhielt eins von ebendort (Falco 1918, p. 18), ich selbst sammelte ein Pärchen im Kiefernhochwald bei Albertyn östlich Slonim am 22. 3. 17. Da meine Schara-Arbeit bereits im Druck war, konnte dieser interessante Fund nicht mehr in derselben Aufnahme finden. Ich möchte ausdrücklich hervorheben, dafs die von mir erlegten Stücke sich in einem reinen Bestande alter Kiefern auf- hielten, während ich die recht häufig vorkommende ©. familiaris mindestens ebenso oft im Laubwald wie im Nadelwald angetroffen habe, also was im Westen zutrifft, gilt darum noch keineswegs im Osten! Bei Vergleich des ganzen Materials vom Berl. Mus. und meiner Sammlung konnte ich auch hier wie bei ©. familiaris eine von Westen nach Osten fortlaufende allmähliche Veränderung wahrnehmen, indem nach Osten hin die Färbung der Oberseite immer heller wird. Ubereinstimmend damit sagt schon Hartert (V.d. p. F. p. 324): „Es scheint, als ob Stücke aus NO.-Deutschland oben heller, mit weifslicheren und breiteren Flecken seien. Ich konnte aber nur wenige Stücke untersuchen.“ Eben dieselbe Ansicht vertritt Kleinschmidt (Falco 1918, p. 18 „die letzten Kriegsvögel‘“), wenn er über sein Stück von Bialowies schreibt: „Der Vogel ist deutlich grauer, weniger braun als französische und westdeutsche Stücke“. Später hat der vortreffliche Syste- matiker in litt. sich noch ausdrücklich mit meiner Auffassung ein- verstanden erklärt. Wir haben es nach meiner Ansicht mit 3 Formen zu tun, von denen die westlichste das östliche Frank- reich und wohl einen Teil von West-Deutschland, die mittlere den gröfsten Teil Deutschlands, vielleicht auch Österreich und Ungarn, die östlichste Ostpreufsen, Polen und Rufsland bewohnt. Für die westlichen Vögel benutze ich vorläufig den Namen. - „megarhynchos Brehm“, terra typ. Westfalen, so lange nicht nach- gewiesen ist, dafs Stücke aus West-Deutschland und Ost-Frank- reich unterscheidbar sind. Sollte sich dies noch herausstellen, so mülsten die Franzosen einen neuen Namen erhalten. Die mittel- deutsche Form ist die echte brachydactyla, terra typ. Rodatal. Schlesische Baumläufer sind schon intermediär, man zieht sie aber besser noch zu brachydactyla. Die östliche Subspezies be- nenne ich neu und schlage dafür C. b, neumanni vor zu Ehren 76 0. Graf Zeilitz: von Herrn Prof. ©. Neumann, welcher als erster Deutscher eine C. brachydaciyla aus dem eroberten Gebiet vorgelegt hat. Im folgenden seien die 3 Formen, welche eine fortlaufende Kette bilden, kurz charakterisiert. I. C. 5b. megarhynchos Brehm (1831). Oberseite ausgesprochen bräunlich und dunkel, die hellen Flecke gelbbräunlich, nicht weifslich, das Rotbraun auf dem Bürzel lebhaft. Von brachydactyla typ. durch die dunklere Gesamtfärbung oberseits gut zu unterscheiden, von ultramontana, der diese Form äufßserlich näher steht, abweichend durch die Farbe der Längsflecke, welche bei uliramontana zwar gleichfalls schmal aber weiflslich sind. Flig. 62—64 mm bei 4 Exemplaren aus Ost-Frankreich, Varennes 20. 2. 17 und Louvay 23. 2. 17, Schuster leg., Berl Mus. IL C. 5. brachydactyla Brehm (1820). Oberseite immer noch bräunlich aber nicht so dunkel. Stark abgenutzte Kleider (z. B. © 29. 6.16 Altenburg, Hildebrandt leg., Berl. Mus.) werden ziemlich hell und dürfen selbstredend zum Vergleich mit frischen Stücken unter keiner Bedingung heran- gezogen werden. Flig. bei 13 Exemplaren aus Hessen, Altenburg, Lübeck, Mark 59—64 mm. Vögel aus Schwiebus (Posener Grenze) und Schlesien nicht mehr ganz typisch, 2 Exemplare aus Hallein (Salzburg) oberseits etwas heller, also wesentlich verschieden von ultramontana aus Dalmatien und Italien mit der dunkelbraunen Oberseite; Fllg. 60—61 mm. Ein © aus Ungarn ist bei relativ heller Tönung auffallend klein mit 57 mm Flig., vielleicht käme hier der Name „paradoxa Brehm“ in Betracht, wenn reichlicheres Material einen konstanten Unterschied erweisen sollte. III ©. 5. neumanni subsp. nov. Oberseiteheller und grauerals bei brachydactyla, Längs- flecken breiter und weifs (wie schon Hartert s. Z. fand). Das Rostbraun des Bürzels ist auch im frischen Kleide merklich fahler als bei megarhynehos. Flig. bei 5 Exemplaren aus Polen und 3 Exemplaren aus West-Rußland Jg! 63—66, O9 60—62 mm. Typus: SQ Albertyn bei Slonim, 22. 3. 17, Coll. Zedlitz No. 7292/93. Diese 3 Formen bilden, wie gesagt, eine fortlaufende Reihe, im Westen das dunkel-bräunliche, im Osten das hell-graue bezw. weilsliche Extrem. Auf Schnabelmafse bin ich nicht eingegangen, da vielfach Geschlechtsangaben fehlen und man nur zu vernünftigen Resultaten kommen kann, wenn man ‘CO mit SS und 9Y mit O9 vergleicht. Alles was Stresemann zu diesem Punkte sagt, ist mir aus der Seele gesprochen. Beitrag zur Kenntnis der östlichen Certhia-Formen. 77 Aufser den 3 hier behandelten Formen sind noch mehrere beschrieben, welche ich hier nur kurz aufzähle, ohne näher auf sie einzugehen: C. b. harterti Hellm. Kleinasien ; C. b. dorotheae Hart., Cypern; C. b. ultramontana Hart., Griechenland, Süd-Dalmatien, Italien; C. b. lusitanica Rchw. (0. M. B. 16, p. 154), Portugal. Neue Gattungen und Unterarten!) afrikanischer Vögel. Von Oscar Neumann. Knestrometopon n. gen. Im Habitus sich eng an Sigmodus Bp. anschlielsend, aber durch die eigentümliche Struktur der Federn von Stirn und Vorder- _ kopf von diesem unterschieden. Diese sind von der Befiederung des übrigen Oberkopfes scharf getrennt. Die Ramuli sind haar- ähnlich, ziemlich lang und ohne Befiederung. Dabei stehen diese Federn derart eng aneinander, dafs der ganze Vorderkopf ein dichtes und hartes plüsch-ähnliches Gefüge erhält. Diese Feder- bildung ist so einzig bei den Laniiden und kommt in ähnlicher Form nur noch bei den Paradiseiden vor, dafs ein eigener Genus- name berechtigt erscheint. Typus und einzige Art: Sigmodus scopifrons Ptrs. Suaheliornis n. gen. Dem Genus Macrosphenus im Habitus und besonders durch die vorn hakenförmig übergebogene Spitze des Oberschnabels nahestehend. Während aber bei jenem der Schwanz erheblich kürzer ist als der Flügel, meist %, der Flügellänge, ist er bei Suaheliornis länger als der Flügel. Arten: Phyllasirephus kreitzschmeri Rehw. Neum., Maero- sphenus griseiceps Grote, und Macrosphenus albigula Grote. Zu Macrosphenus gehören folgende Arten: M. flavicans flavicans Cass., M. flavicans hypochondriacus Rehw., M. leoninus Neum., M. concolor Hartl, (Camaroptera concolor Hartl. = M. zenkeri Rchw.) und M. (Amaurocichla) kempi Sharpe. Suaheliornis ist bisher nur in Deutsch-Ost-Afrika, Maero- sphenus in West- und Central-Afrika nachgewiesen. 3) Die hier als neue Subspezies charakterisierten Formen sind von mir meist schon vor langen Jahren als solche erkannt worden. Der Wunsch, wenn möglich mehr Material untersuchen zu können, und andere Umstände haben mich veranialst, die Veröffentlichung so lange binauszuschieben. Ein Teil der neu beschriebenen Formen ist nur in fremden Museen vertreten. 78 Oscar Neumann: Sathrocercus n. gen. In jeder Hinsicht ein Bindeglied zwischen den Gattungen Bradypterus Sw. und Dromaeocercus Sharpe. Im Färbungs- charakter der madagassischen Gattung ähnlicher als irgend einer Art von Bradypterus. Schwanzfedern nicht von normaler Form, sondern sehr dünn zerschlissen, abgerieben aussehend, ungefähr die Mitte haltend zwischen einem normalen Sylviidenschwanz und dem Haarfederschwanz von Dromaeocercus. Typus: Bradypterus barakae Sharpe. Vielleicht gehört auch BDradypterus lopeei Alex. hierher. Vibrissosylvia n. gen. Typus: Nur einzige Art. Callene cyornithopsis Sharpe. Diese Art kann unmöglich mit Callene frontalis Blyth und noch weniger mit den afrikanischen Aleihe Arten, zu denen Reichenow sie stellt, vereinigt werden. Sie unterscheidet sich von allen Sylvotimalien durch die sehr langen, kräftigen Schnabel- borsten, die länger sind als der kurze Schnabel. Von denjenigen Museicapiden, die im Bau eine gewisse Ähnlichkeit zeigen (Siphia, Oyornis) unterscheidet sich Vibrissosylvia durch den feineren schmäleren Schnabel und die längeren und kräftigeren Tarsen und Fülse. Glareola pratincola erlangeri nov. subsp. Glareola fusca limbata (nec. Rüpp.) Erl., J. 0.1905 p. 55. — Zedlitz, J. O. 1914 p. 621. Dunkler und mehr olivenfarben als die mediterrane G. P. pratincola und erheblich kleiner. Fl. 171—183 mm. Vorkommen: Süd-Somaliland. Typus: @ Kismayu, 9. VII. 1901 v. Erlanger coll. Sencken- berg AIR. Frankfurt a. M. Die an der Küste des Süd-Somali-Landes brütende Brach- schwalbe wurde von Erlanger als @. p. limbata aufgeführt. @. limbata wurde von Rüppel nach einem jungen Stück von Massaua beschrieben. Da von dort aber keine Brutvögel vorliegen, andere Stücke aus dem innern Abessinien aber nicht mit dem Vogel der Süd-Somaliküste übereinstimmen, halte ich es für unrichtig, den Namen limbata auf die gut unterschiedene Form des Süd- Somalilandes anzuwenden. Pternistes afer krebsi nov. nom. Piernistes nudicollis (nec. Bodd.). Og. Grant Cat. Birds, Vol. XXI p. 174. Rchw. Vög. Afr. I p. 461. Der Name Teirao nudicollis Bodd. bezieht sich ebenso wie die Namen Teirao afer St. Müll. und Zetrao rubricollis Gm. auf die Tafel 180 der „Planches enlumindes“. Diese stellt unzweifelhaft das Nacktkehlfrancolin von Angola dar, denn es zeigt deutlich weilse Wangen und Augenstreif und weilse Bauchmitte. Der Name Francolinus capensis Steph. kann nicht in Betracht kommen, Nene Gattungen und Unterarten afrikanischer Vögel. 79 denn Stephens wollte dem Vogel keinen neuen Namen geben, sondern hielt ihn für den Hahn des gewöhnlichen Cap.-Francolius Teirao capensis Gm. Somit ist das Naktkehlfrancolin vom Cap noch ohne Namen. Ich benenne es nach einem vorzüglichen Pionier der zoologischen Forschung in Süd-Afrika. Vorkommen: Capland. Typus: Sad. Capland (Kaffernland auf dem Etikett) Krebs coll. Berl. Mus. No. 11567.) Ich betrachte diese Form ebenso wie casianeiventer Gunn. u. Rob., humboldti Ptrs. und leucoparaeus Fschr. Rchw. (= melano- gaster Neum.) als Subspezies von afer. Francolinus gariepensis ludwigi nov. subsp. Diese Form unterscheidet sich von dem im Stromgebiet des oberen Orange Flusses (Caledon und Vaal Flufs) vorkommenden F. g. gariepensis durch folgende Kennzeichen: Der nicht kastanien- braune Teil der Kropffedern ist blafsgelb, teilweise fast weils. Der Bauch ist weilsgelb ebenso hell oder noch heller als bei pallidior von Südwest-Afrika. Vom echten gariepensis wie von pallidior ferner durch schwarze Zeichnung auf den Kropffedern und schwarze Schaftstriche und Wischflecken auf Brust und Bauch deutlich unterschieden. Vorkommen: Flufs-Gebiet des Olifants River, eines Neben- flusses des Limpopo. Typus: 9‘, Middelburg, Transvaal. Stuttgart Museum. Der Witwatersrand scheint die Grenze zwischen diesen beiden Formen des F. gariepensis zu sein. Ptilopachys petrosus?) emini nov. subsp. Gefieder viel dunkler als bei 2. p. major Neum. aber etwas heller als bei P. ». florentiae Grant. Rote Striche auf der Ober- seite fehlend, auf dem Kopf nur noch schwach angedeutet. Auf der Unterseite sind die Streifen matter und schmäler, die schwarz- weilse Streifung schärfer. Fl. 120 mm. Vorkommen: Gegenden zwischen dem oberen weilsen Nil und dem Rudolf See. hi Typus: ©* Fadibek (Aquatorial Provinz) 5. V. 1881 Emin coll. Mus. Bremen. Ebenso ein Exemplar „18 miles south of Nimule“. Brit. Mus. 1) Abgebildet J. O0. 1898 T. III f, 4. Durch ein Versehen des Zeichners sind bei dieser Figur die wenigen schwarzen Federn am Kinn - als breites Band dargestellt. 2) Wie Hartert Nov. Zool. Vol. XXIV 1917 p. 275 nachweist, ist der Stammname für dieses afrikanische Steinhühnchen Perdix petrosus Gm. von Gambra (Gambia?) beschrieben. Dieser Name hat also Priorität vor fuscus Vieil. Für das mediterrane Steinhuhn tritt der Name Alectoris barbara Bonn; 1791 in Kraft, 80 Osear Neumann: Ein Exemplar von Ngaboto, Jackson Collection, rechne ich zu P. ». florentiae Grant. Letzterer Form dürfte P. f. keniensis Mearns vom Kenia sehr nahe stehn. Gymnobucco calvus major nov. subsp. Die Exemplare von @. calvus von Unterguinea (Kamerun und Gabun) sind stets gröfser als die von Oberguinea, besonders auf der Unterseite heller und auch reiner braun im Gefieder, während das der Oberguinea-Vögel dunkler ist und oft mehr ins grauezieht. Fl.:Oberguinea 86—93 mm. Unterguinea 94—100 mm. Lafresnaye gibt weder genauen Fundort noch Malse für seine Art an, und der Typus befindet sich nicht mehr im Pariser Museum. Ich beziehe daher den Namen calvus auf die kleinere Form von Ober-Guinea und benenne die grölsere Form von Unterguinea neu. Vorkommen: Kamerun bis Loangoküste. Typus: S‘ ad. Buea, Kamerun 1. VII. 91. Preuss coll. Berl. Mus. Malaconotus lagdeni centralis nov. subsp. Laniarius lagdeni (nec. Sharpe) Og. Grant, Trans. Zool. Soc. London 1910 p. 340. — Malaconotus lagdeni Rchw., Vög. Mittel- afr. Seengeb., Wissensch. Erg. Centr. Afr. Exp. 1911 p. 314. Sehr ähnlich dem Typus (Unicum) des M. l. lagdeni von Aschanti aber mit erheblich kürzerem und plumperen Schnabel. (Fl. 112 mm.) Vorkommen: Urwälder westlich des Tanganyka Sees, Kiwu Vulkane, Ruwenzori. Typus: ad. Urwald westlich des Tanganyka Sees 9. VI. 08 Grauer coll. Berlin. Mus. 5 Lamprocolius sycobius elberti nov. subsp. Lamprocolius chalybaeus (nec. Hempr. Ehr.) Rchw. Mitteil. Zool. Mus. Berlin V (2.) 1911 p. 224. Ahnlich dem Z. s. sycobius von Deutsch Ost-Afrika und Mozambique, aber ohne purpurvioletten Schulterfleck, auch mit etwas längerem Schnabel. Von L. chalybaeus hartlaubi unterscheidet er sich aufser durch den nach oben scharf abgesetzten, nach unten undeutlich verlaufenden Ohrfleck, durch den schönen blauen Glanz von Unterrücken, Bürzel ünd Schwanzfedern. Fl. 132—142 mm. Ra. Nord- und Ost-Kamerun (Bakari, Garua, Buala, Uam). Typus: ad. Bakari 19. I. 1909 Riggenbach coll. Berl. Mus. -8 Exemplare untersucht, von Dr. J. Elbert und Riggenbach ge- sammelt. Dem Andenken des in der Gefangenschaft 1915 ver storben Dr. J. Elbert gewidmet. Neue Gattungen und Unterarten afrikanischer Vögel. 8i Lamprocolius chaleurus emini nov. subsp. Lamprocolius chalcurus var. orientalis Hartl. Abh. Bremen 1881 p. 106 (nec. Lamprocolius auratus orientalis Heugl. J. O. 1869 R 7 = Lamprocolius amethystinus Heugl. 1863). bnlich dem L. ch. chalcurus Nordm. vom westlichen Ober- guinea (Senegal bis Goldküste), aber nur die 2 mittleren Schwanz- federn glänzen an der Basis purpurviolett, die andern bronzegrün, während bei L. ch. chalcurus alle Schwanzfedern mit Ausnahme der Aufsenfahnen der äufsersten Schwanzfedern purpurviolett glänzen. I Vorkommen: Östlicher Sudan vom oberen weifsen Nil bis zum Benu&. Typus: Q Fatiko, oberer weilser Nil, Emin coll. Bremer Mus. Im abgetragenen Gefieder hat auch L. ch. emini purpur- violetten Schwanz, aber von ganz anderem mehr bronzefarbenem Glanz als ZL. ch. chalcurus in frischem Gefieder. Togo-Vögel sind teilweise intermediär, gleichen aber im allgemeinen mehr der östlichen Form. . Lamprocolius splendidus bailundensis nov. subsp. Ähnlich dem L. s. splendidus Vieill. von Unter-Guinea, Central-Afrika und Fernando Po, aber weniger prächtig glänzend. o' Ganze Unterseite blau mit nur wenig Purpurglanz auf der Kehle und etwas stärkerem auf der Bauchniitte. Q Ganze Unterseite blau ohne jeden Purpurglanz, Kropf grünlich glänzend. Wie bei den andern beiden Formen des L. splendidus hat das 9‘ einen kupfergelben, das Q einen purpurrot glänzenden Ohrfleck. Beide Geschlechter sind vonZ. s. splendidus dadurch unter- schieden, dafs keine Spur eines blauen Nackenkragens vorhanden ist, vielmehr wie bei L. s. chrysonotis von Oberguinea Kopf bis Oberrücken einen gleichmäfsig grünen Glanz zeigen. 80 von mir untersuchte Exemplare von L. s. splendidus zeigen stets einen blauen Nackenkragen, der das Grün des Kopfes von dem des Oberrückens trennt, teils sehr deutlich, teils schwächer angedeutet. Von L. s. chrysonotis unterscheidet sich L. s. bailundensis durch den auf der Kehle vorhandenen Purpurglanz. Hingegen glänzt die Brustmitte anscheinend weniger stark kupfern als bei chrysonotis. Vorkommen: Bailundu Land, mittleres Angola. Typus: Q' N’gungo, Bailundu Land. 31. VII. 01. Pemberton coll. Tring Museum. Exemplare von Nord-Angola, (Canhoca und Malange) ge- hören schon zu L. splendidus. Die Namen L. splendidus Vieill. (Typus von Malimba, dans le royaume du Congo et de Cacongo) L. glaucovirens Ell., L. les- son: Puch., L. chubbi Alex., L. defilipii Salvad. beziehen sich, der Joum, £, Om, LXVIIL Jahsg. Januar 1920, 6 —— 82 Oscar Neumänn: erste auf das oJ‘, die letzteren auf das @ der Form von Uhnter- guinea, Fernando Po und Nord-Angola, während der Form von Oberguinea der Name L. s. chrysonotis Sw. zukommt. Onychognathus fulgidus leoninus nov. subsp. Onychognathus hartlaubi nec. Hartl. Kemp Ibis 1905 p. 246. Ähnlich dem O..f: harterti Neum. von der Goldküste, aber mit deutlichem grünen Glanz auf den äufseren Säumen der Arm- schwingen. Schon ©. f. harterti hat die Aufsensäume der Arm- schwingen anscheinend etwas grüner glänzend als O. E hartlaubi von Unter-Guinea. Fl. 127 mm. Vorkommen: Sierra Leone (und Liberia?) Typus 0‘ Bo, Sierra Leone Febr. 1904 Kemp. coll. Br. Mus. Poeoptera lugubris major nov. subsp. Poeoptera lugubris Bp. Schouteden Rey. Zool. Afr. p. 268. Ganz wie P. 1. lugubris von West-Afrika, aber gröfser. P. l. lugubris Bp. Fl. 0101 89—92 'mm, [e/e) 85 —89. P. l. major Neum. Fl. 9'0° 94—96 mm, Q 93 mm. - Vorkommen: Ituri, Central-Afrika. Typus: 9° Ituri Wald, 12. VII. 06 Camburn coll. Maurice Rothschild Sammlung Paris Mus. Interessant ist das gleichzeitige Vorkommen von P. I, major und Stilbopsar stuhlmanni bei Kilo cf. Schouteden p. 268/269. Erwähnt sei ferner, dafs bei P. lugubris wie bei Stilbopsar kenricki Exemplare vorkommen, die das violettblau resp. grünlich glänzende Kleid der Q'Q' tragen, aber die Basishälfte der Innen- fahne der Handschwingen rotbraun wie die Q2 haben. Diese Exemplare sind jüngere I'd". Ploceus melanocephalus usumburae nov. subsp. S ad. Ähnlich dem P. m. capitalis Lath. von Ober-Guinea aber das Schwarz des Kehlflecks geht weiter auf die Brust herab. Der Vogel ist erheblich gröfser, noch gröfßser als P. m. melanocephalus L. vom Senegal. Fl. 78 mm gegen 74—76 mm bei P. m. melanocephalus und 67—73 mm bei P. m. capitalis oc" ad. Vorkommen: Usumbura, Nordspitze des Tanganyka. Typus: Usumbura 17. IV. 1908. R. Grauer coll. Tring Mus. Bemerkung: Ploceus duboisi Hartl, den Reichenow V. A, III p. 71 zu P. melanocephalus zieht, ist eine andere Art. Sie zeigt keine Spur von braun an der Kehle. Fl. 73—75 mm. Sie kommt gleichfalls in Usumbura zusammen mit P. m. usumburae vor. Geocichla gurneyi usambarae nov. Subsp. Ähnlich der @. g. otomitra Rchw. von Tandala-Bulongwa im Kondeland, aber die Oberseite ist mehr grünlich, weniger rötlich, die Färbung des Kopfes ziemlich deutlich von der des Neue Gattungen und Unterarten afrikanischer Vögel. 83 Hinterhalses verschieden, fast rein dunkelgrau. Das Rotbraun der Unterseite und des Zügels erheblich heller. Gröfsere Malse: Fl. 110—113 bei 5 ad., 105—106 bei 2 semiad. gegen 107—108 bei @. g. otomitra. Vorkommen: Usambara. Typus: ad. Mlalo bei Wilhelmstal, West-Usambara. Röhl coll. No. 409, Berl. Mus. Bemerkung: Ein von Fülleborn gesammeltes Exemplar ohne genauen Fundort,jedenfalls nicht von Tandalla-Bulongwa stammend, gehört gleichfalls dieser helleren gröfseren Form an. FI. 111 mm. Ich hatte dasselbe früher J. O. 1906 p. 287 auch zu @. g. otomitr« gezogen. Erythropygia munda ovamboensis nov. subsp. Ähnlich der E. m. munda Cab. von Nord-Angola (Malange und Kakonda) aber viel heller, das gelbbraun der Unterseite blasser. Die Kopfplatte rein grau und deutlich vom Rücken ab- gesetzt. Vorkommen: Norden von Deutsch Südwest-Afrika (Ombongo und Ovankenyama). Typus im Brit. Mus. Andersson coll. Erythropygia makalaka nov. Sp. Intermediär zwischen E munda ovamboensis und E. zam- besiana. In der Färbung und Strichelung der Kehle der E. zam- besiana gleichend, aber Brust deutlich, Flanken sehr stark orange verwaschen. Viel mehr schwarz im Schwanz als bei E. zambesiana. Die äufserste Schwanzfeder bis zur Basis der Aufsenfahne weils. Von der Innenfahne die untere Hälfte weils. Die andern Schwanz- federn an der Basis der Aufsenfahne rotbraun, sonst ganz schwarz, die äufseren mit weifsen Endflecken. Kopf und Nacken etwas mehr braungrau als bei E. zumbesiana. Vorkommen: Makalaka Land, nördlich des Limpopo. Typus: ad. Bradshaw coll. Brit. Mus. Erythropygia ruficauda saturata nov. subsp. Erythropygia ruficauda (nec. Sharpe) Shell. Ibis 1890 p. 159. Der E. r. ruficauda Sharpe vom unteren Kongo ähnlich, aber alle Farbentöne viel dunkler als bei dieser. Schwanz düster rotbraun. Oberkopf und Nacken viel dunkler als bei ruficauda, fast schwarzbraun. Schwarze Schwanzbinde viel breiter als bei E. r. ruficauda. Bei einem der 2 vorliegenden Exemplare (als Q bezeichnet) ist der größere Teil des Schwanzes schwarz. Vorkommen: Aruwimi. Typus: 9, Yambuja, unterer Aruwimi. Jameson coll. Brit. Mus. 6* 84 Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die Septembersitzung 1919. Verhandelt Berlin, Montag, den 1. September 1919 abends 7 Uhr im Konferenzzimmer der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42. Anwesend die Herren v. Schuckmann, Helfer, v. Lucanus, Steinmetz, G. Schulz, v. Stralendorff, Schalow, Reichenow, Hesse, Schillings, Hähnle und Heinroth. Als Gäste die Herren vv. Wilmens, Schnöckel, Lindner, Loos, Hamburger, Hertling, sowie Frau v. Wilmens, Frau Schulz, FrauHeinroth, Frl. Rempen und Frl. Beele. Vorsitzender Herr Schalow, Schriftführer Herr Heinroth, Herr Reichenow berichtet aus einem Briefe des Herrn Hartert-Tring, dafs des Genannten Werk über die Palä- arktischen Vögel jetzt im Manuskript abgeschlossen vorliege, dafs jedoch der Druck infolge des Papiermangels und anderer widriger Umstände eine Verzögerung erleidee Herr Reichenow be- spricht eingehend die inzwischen eingegangenen Bücher und Zeit- schriften. Herr Schalow zeigt zwei ausgezeichnete, von Herrn Georg E. F. Schulz gemachte Horstaufnahmen des Schwarzen Storches. Er berichtet fernerüber die Auffindung eines Gimpelnestes im Spandauer Forst durch das Ehepaar Heinroth und führt dabei aus, dafs der letzte brütende Dompfaff von ihm vor nun- mehr 37 Jahren bei Berlin angetroffen worden sei. Aufnahmen des Nestes und seiner Umgebung werden herumgereicht. Es scheint, als ob der Gimpel sowohl vom Osten wie vom Westen als Brut- vogel in die Mittelmark vordringe. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Pyrrhula p. minor Brehm. Herr Lindner hält einen Vortrag: Beobachtungen auf Hiddensee. Der Genannte hat im Laufe der Jahre nunmehr sehr genaue Beobachtungen für die Zeit von April bis Oktober angestellt und sich auch dieses Jahr wieder den Juli und August über auf der Insel aufgehalten. Durch Eierräuberei ist nament- lich den kolonieweise brütenden Vogelarten übel mitgespielt worden; auch die schlechte Witterung hat manches vernichtet. Von seltener oder noch nicht auf Hiddensee beobachteten Vögeln seien Stieglitz, Pirol, Mittelspecht, Mornell, Temmincks-Strand- läufer und eine Raubmöwe erwähnt. Auch in diesem Jahre wurde ein später Seglerzug festgestellt, der wohl nordische Vögel betrifft; so fast täglich in der zweiten Hälfte des August, am 26. sogar 20 Stück. Als Merkwürdigkeit sei erwähnt, dafs drei Austernfischer nach Möwenart schwimmend gesehen wurden. Besonders interessant war die Feststellung einer grölseren Anzahl Bericht über die Septembersitzung 1919. :) von Raubseeschwalben (Sierna tschegrava Lep.) Die Tiere er- schienen auf und bei Hiddensee gegen Ende Juli. Einmal wurden 35, ein anderes Mal 36 Stück zugleich gesehen; der gesamte Be- stand dürfte 60—70 betragen. Es ist unklar, woher diese Tiere kommen, von denen ja nicht ausgeschlossen ist, dafs ein oder das andere Paar auch dort brütet. Am Schlufs seines Vortrages bittet Herr Lindner um Unterstützung eines Antrages be- treffend den Schutz der Seevögel. Er weist darauf hin, dafs ein privater Schutz nicht mehr möglich sei, da sich die Eierräuber mit Handgranaten und ähnlichen Mitteln das Betreten der Insel erzwingen. Er macht den Vorschlag, an das Kultus- und Kriegs- ministerium mit der Bitte heranzutreten, während der Brutzeit erholungsbedürftige Reichswehrsoldaten mit einem Offizier und unter ornithologischer Leitung auf die Insel zu legen, die dann mit Hilfe von Motorbooten Unbefugte mit Erfolg abhalten könnten. Bei sich anschliefsendem Meinungsaustausch weist Herr Schalow darauf hin, dafs in Hiddensee im Vergleich zu Mecklenburg verhältnismäfsig wenige Arten (214 gegen 320) beob- achtet seien, was wohl in dem Fehlen von gröfseren Baumbeständen und von Feldern seinen Grund hat. Auf die Anfrage des Herrn Reichenow nach der für Hiddensee geplanten Lokal-Sammlung, antwortet Herr Lindner, dafs aufgestellte Stücke in der Schule und anderen Orts vorhanden seien und dals eine Sammlung für Studienzwecke angelegt wird. Der von Herrn Lindner angeregte Antrag wurde vom Vorsitzenden warm unterstützt und von dem Herrn Steinmetz noch mit näberen Ausführungen versehen. Herr Schalow legt eine größere Anzahl von Tafeln vor, welche ihm seitens der Ornithologischen Abteilung des Städtischen Museums in Stettin mit dem Ersuchen zugegangen waren, über die Herkunft derselben Auskunft zu geben. Sie gehören zwei seltenen Werken von C. F. Dubois an: Ornithologische Gallerie oder Abbildung aller bekannten Vögel (Aachen 1834—1839), und: Naturgeschichte der Vögel Europas mit deren bekannten Nestern, Eiern und ihren nach der Natur gezeichneten Abbildungen (Aachen 1835). Beide Werke sind vollständig und sehr selten. Die Tafeln derselben gehören, nach der Periode der Kupferdrucke, mit zu den ersten kolorierten lithographischen Darstellungen der Vögel. O. Heinroth, Bericht über die Oktobersitzung 1919. Verhandelt Berlin, Montag, den 6. Oktober 1919 abends 7 Uhr im Konferenzzimmer der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42. Anwesend die Herren Schalow, Thienemann; Schillings, v. Schuckmann, Hesse, Kracht, v. Falz-Fein, 0. Neumann, Heck, Geib, Strahl; 86 Bericht über die Oktobersitzung 1919, Haase, G. Schulz, v. Versen, Baerwald, Moser, Reichenow,v. Lucanus und Heinroth. Als Gäste die Herren Schnöckel, Gottschlag, L. Heck, sowie Frau Heinroth, Frl.E.v. Bruchhausen, Frl. Rempen, Frl. Beyer und Frl. Heinrich. Vorsitzender Herr Schalow, Schriftführer Herr Heinroth. Herr Reichenow macht einige geschäftliche Mitteilungen. Aus dem Kreise der Mitglieder ist infolge des erst jetzt bekannt gewordenen Ausschlusses der deutschen Mitglieder aus der British Ornithologists’ Union folgender Antrag zur Beschlufsfassung ge- stellt worden: „Nach wie vor steht die grofse Mehrzahl der Mit- glieder der D. O. G. auf dem Standpunkt, dafs es durchaus un- angebracht ist, politische Kämpfe auf das Gebiet der Wissenschaft übergreifen zu lassen. Da die Br. O. U. jedoch mit dem Aus- schlufs der deutschen Mitglieder vorangegangen ist, sieht sich die D. ©. G. leider aus Wahrung ihres Ansehens gezwungen, auch die britischen Mitglieder der D. O. G. solange auszuschlielsen, bis der Beschlufs der Br. O. U. rückgängig gemacht ist.“ Bei der Besprechung dieses Antrags sind alle Redner in der Verurteilung der Engherzigkeit der Br. O. U. einig, jedoch meinen einige, dafs man sich auf einen höheren Standpunkt stellen und Nichtbeachtung anstelle von Gegenmalsnahmen setzen müsse. Inzwischen ist bekannt geworden, dafs der Beschlufs der Br. O. U. unter der Einschränkung „für Dauer des Krieges‘ ge- fafst sei, wonach sich Mafsnahmen als durch die Ereignisse über- holt erübrigen. Die Herren Reichenow und Schalow legen die ein- gegangenen Bücher und Zeitschriften vor. Herr Thienemann gibt hierauf einen Bericht über die Vogelwarte Rossitten während der Kriegszeit, der sich im wesent- lichen mit seinen Ausführungen im Journal für Ornithologie 1919, 257—291 deckt. Irgendeinen Einflufs des Krieges auf den Vogel- zug hat er nicht bemerkt, mit Ausnahme der Tatsache, dafs der Krähenzug wenig bemerkbar wird, wenn sich in der Nähe grofse Schlachtfelder, die den Tieren reichlich Nahrung liefern, befinden. Der Triel erschien 1917 zum ersten Male auf der Feldflur, brütete 1918 in den Vordünen und wurde auch 1919 wieder, und zwar in der Nähe der Vogelwiese, beobachtet. 1918 erschienen zum ersten Male Graugänse; im Herbst desselben Jahres wurde ein Schlangenadler erlegt. Der auf der Kurischen Nehrung nur selten beobachtete Hausrotschwanz brütete 1919 in der Vogel- warte selbst. Auch der Ortolan ist neu für Rossitten, und die Vogelwarte erhielt durch einen Freund eine vor einigen Jahren am Haff erlegte Lasurmeise. Durch die 1918 ausgeführten mili- tärischen Artillerieschiefsversuche konnten gute meteorologische Beobachtungen verwertet werden; dabei wurde festgestellt, dafs in gröfseren Höhen im Oktober eine so strenge Kälte herrschte, dals ein Vogelzug über 2000 m ausgeschlossen ist. Der Vortragende Bericht über die Oktobersitzung 1919. 87 schliefst mit der dringenden Bitte, dafs die Kurische Nehrung als Naturdenkmal erhalten werde, Herr Schillings unterstützt diese Bitte, Herr L. Heck weist darauf hin, dafs im Gebirge (Schwarzwald) in einer Höhe von 1000 m oft eine gröfsere Wärme herrsche als unten, wie genaue militärische Messungen ergeben haben. Herr Heck macht auf einen Aufsatz von Lauer- Witzenhausenin der „Gefiederten Welt“ aufmerksam, worin der Mauerläufer offenbar als Brutvogel auf Burg Ludwigstein a. d. Werra angegeben wird. Den Anwesenden ist über das Vorkommen dieses Vogels in jener Gegend nichts bekannt. Herr Geib gibt an, dafs er bis vor 3 Jahren auf Burg Zabern in 3—4 Paaren vorgekommen, dann aber ausgerottet sei. Ferner berichtet Herr Heck aus einem Aufsatz in der „Geflügelwelt“, dafs eine 6wöchige Strassertaube dunenjunge Brieftauben mitgefüttert habe und schiebt dies darauf, dafs die den Strassern als Fleischtauben angezüchtete Frühreife sich wohl auch auf die Instinkte übertragen haben könne. Herr Heinroth bemerkt hierzu, dafs viele junge Vögel noch bevor sie selbst ordentlich fressen können, dazu neigen, Nestjunge oder überbaupt andere noch unselbständige Vögel zu füttern (Grasmücken andere Grasmücken, Fliegenschnäpper jungen Kuckuck). Diese Neigung verliert sich wieder, wenn die Tiere älter werden. Als Gegen- stück beobachtete er, dafs weibliche junge Vögel, insbesondere Misteldrosseln, sich, noch bevor sie völlig erwachsen sind, gern in ein vorhandenes Vogelnest setzen und dort Nestbaubewegungen machen. Er vergleicht dies mit dem Puppenspielinstinkt kleiner Mädchen. Ferner verliest Herr Heck eine Angabe aus der Deutschen Jägerzeitung, worin berichtet wird, dafs ein Wanderfalk nach mehreren vergeblichen Versuchen in ungeschickter Weise ein sich drückendes Rebhuhn ergriff und diese Versuche mit Erfolg wiederholte, als das Huhn ihm entwichen war und sich wiederum fest auf die Erde drückte. Sowohl über die Möglichkeit, dafs der Wanderfalk sitzende Beute schlagen könne, als auch über die Festigkeit und Abänderungsfähigkeit des Instinktes, sich zu drücken, entspinnt sich ein lebhafter Meinungsaustausch, der zeigt, wie verwickelt sich alle diese Verhältnisse gestalten, wenn man ihrer Entstehung im einzelnen genau nachgeht. Herr Schalow legt den an der ursprünglich weilsen Be- fiederung rot gefärbten Handteil eines Stockentenflügels vor, der ihm von der Forstakademie Eberswalde zugeschickt worden ist und fragt nach der Entstehung dieser Färbung. Herr Reichenow bemerkt, dafs das Auftreten rosenroter Färbung im Entengefieder bereits häufig, besonders bei Anas boschas und querquedula, beob- achtet sei. Eine bei früherer Gelegenheit ausgesprochene Ver- mutung, dafs solche Färbung künstlich durch Aufenthalt des Vogels in farbehaltigem Wasser (Abwässer von Anilinfabriken) 88 Bericht tiber die Oktobersitzung. verursacht sein könnte, ist seiner Zeit durch chemische Unter- suchung widerlegt worden. — Es wird auch darauf hingewiesen, dafs über solche Färbung bei Stockenten Mitteilungen von Tac- zanowski in der polnischen Literatur vorliegen. Herr Reichenw legt einige neue Arten vor: Von den kleinen afrikanischen Erdschwalben mit bräunlicher Kehle, Typ A. minor, waren bisher 5 Formen bekannt: minor, sudanensis, pembertont, ducis und nigricans. Diese Zahl ist durch zwei weitere zu vermehren. Die Färbung der einzelnen Formen geht ganz allmählich von einem Fahlbraun der Oberseite bei der . typischen Form minor in Braunschwarz über. Die Formen, die sich mit Worten nicht deutlich kennzeichnen lassen, sondern nur bei Vergleichen unterscheiden oder nach bekannten Fundorten an- sprechen lassen, sind: Riparia minor Cab. Dongola (als Verbreitung ist hier ausschliefslich der Fundort des Typs angegeben), Flügellänge 100 mm. R. m. sudanensis Alex. Tschadsee-Gebiet, Fl. 100 mm, etwas dunkler als minor. m. pembertoni Hart. Angola, in der Färbung wie sudanensis, aber Flügel etwas länger, 105 mm. m. centralis Rchw. n. sp. Bukoba am Viktoria Niansa, etwas dunkler als sudanensis, Fl. 100 mm. m. schoensis Rchw. n. sp. Schoa (Adis-Abeba), dunkler als centralis, Fl. 100 mm. m. ducis Rchw. Ruanda im Osten des Tanganjika, dunkler ‚als schoensis, Fl. 105 mm. j m. nigricans Mad. Mto-ya-kifarn, nordöstliches Deutsch-Ost- afrika, Fl. 100 mm. Dunkelste Form, braunschwarz. RYekR N Hirundo usafuae Rchw. n. sp. Der H. dimidiata Südafrikas sehr ähnlich, aber kleiner, oberseits tiefer blau glänzend, unterseits stark graubräunlich ver- waschen, längste Unterschwanzdecken mit schwarzem, etwas metallisch glänzenden Endfleck. Fl. 103, Schw. 60 mm. Usafua (Landschaft nördlich des: Niassasees) PachysyWwia araguayae Rchw. n. Sp. Von P. pectoralis durch etwas lebhafteres Gelb der Unter- flügeldecken und Innensäume der Schwingen, etwas dunkleres, bräunlicheres Grau des Kopfes und graulich verwaschene Kehle unterschieden. Fl. 53, Schw. 48 mm. Leopoldina am Araguaya (Brasilien). Zu Thinocorus ramicivorus Eschsch. ist zu bemerken, dafs Vögel von Süd-Patagonien durch bedeutendere Grölse von chile- nischen abzuweichen scheinen (Fl. etwa 130 gegen 115—120 mm) und als Th. r. patagonicus Rchw. zu sondern wären. O. Heinroth. 89 Bericht über die Novembersitzung 1919. Verhandelt Berlin, Montag, den 3. November 1919, abends 7 Uhr im Konferenzzimmer der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42. Anwesend die Herren Strahl, G. Schulz, v. Lucanus, Neumann, Steinmetz, Hesse, v. Schuckmann, Hilzheimer, v. Stralendorff, Schalow, Reichenow und Heinroth. Als Gäste die Herren Schröder, Bogatsch, Hohnke, L. Heck jun, H.v. Lucanus, Roettich, Ellinghaus, Frau Schulz, Frau Holäufer, Frau Rühl, Frau Heinroth, sowie Frl. Heinrich, Frl. Beele, Frl. Holäufer, Frl. Beyer. Vorsitzender Herr Schalow, Schriftführer Herr Heinroth. Der Vorsitzende verliefst eine Nachricht von Ritter von Tschusi aus Hallein, wonach bereits Ende September dort Seidenschwänze beobachtet sind. Die Herren Schalow und Neumann legen eingegangene Schriften vor. Herr Heinroth spricht hierauf über Beobachtungen an Nest und Ei. Das Ehepaar Heinroth braucht zur Her- stellung photographischer Aufnahmen der Entwicklung unserer heimischen Vögel seit über einem Jahrzehnt Nestjunge aller Arten und sucht zu diesem Zwecke Vogelnester auf. Da man hierbei oft Nester mit Eiern findet und es erwünscht ist, dafs diesen bei den Eltern Junge entschlüpfen, die dann erst im Alter von einigen Tagen nach Haus genommen werden können, so hat sich hierbei manche Beobachtung über das Verhalten der Vogeleltern ergeben. Andererseits wurden Eier von Nestflüchtern, Raubvögeln, Eulen, Störchen usw. möglichst hochbebrütet den Nestern entnommen, um sie zu Haus unter der Henne oder im Brutapparat zeitigen zu lassen, da es sich bei diesen Formen mehr empfiehlt, sie von der Geburt an unter menschliche Pflege zu nehmen. Was zunächst die sogenannte Nesttreue angeht, die in dem Grade der Anhänglichkeit der Vogeleltern an ihre Eier oder Jungen zum Ausdruck kommt, so ist für die Wiederannahme des Nestes nach einer Störung durch den Menschen im allgemeinen weniger die Vogelart ausschlaggebend, sondern die Stärke des Erschreckens. Schleicht man sich z. B. an ein Entennest und überrascht die brütende Alte plötzlich, indem man tut, als wenn man sie greifen wolle, so kommen selbst die doch sehr an Menschen gewöhnten Tiergartenwildenten nicht wieder zum Nest zurück. Geht man aber sprechend und pfeifend, ohne das brütende Tier scharf anzusehen, in die Nähe des Nestes und nähert sich dann so, dafs die Entenmutter Gelegenheit hat, sich vom Nest zu schleichen, so kann man unbesorgt mit den Eiern allerlei 90 Bericht über die Novembersitzung 1919. Hantierungen vornehmen; die Alte wird es nicht übelnehmen. Verbindet also der Elternvogel mit seinem Nest eine sehr starke Schreckvorstellung, so verläfst er die Stätte des Unheils für immer. Es ist eine Eigentümlichkeit selbst verhältnismäfsig zahmer Graugänse, dafs sie ihr Nest nicht gegen den Menschen ver- teidigen, was die nordischen Gänseformen regelmäfßsig tun. Viel- leicht hängt hiermit auch die Tatsache zusammen, dafs Anser anser in der Freiheit so leicht nicht wiederkommt, wenn sie vom Menschen vom Nest verjagt ist. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Anpassung an den Hauptfeind Mensch, dem gegenüber eine Verteidigung durch die alten Vögel nur auch für die Eltern verhängnisvoll werden würde. Beim Schwarzhalsschwan wurde die Beobachtung gemacht, dafs die alten Vögel ihr Nest auch in der Brutpause stets im Auge behalten, d.h. wenn man einen Kahn besteigt, um sich dem auf einer Insel befindlichen Neste zu nähern, so stürzen sie sich, so schnell sie können, zu ihrer Neststätte, um sie wütend zu verteidigen, Viele andere Vögel scheinen, wenn sie sich nicht selbst auf dem Nest befinden, eine Annäherung von Nestfeinden, auch wenn sie sie unbedingt wahrnehmen müssen, nicht für ver- hänguisvoll zu halten und kümmern sich weiter nicht darum: ein Zeichen von sehr geringer Intelligenz. Der weilse Storch verteidigt sein Nest nicht gegen den Menschen, sondern streicht ab, sowie sich der Kletterer dem Horste nähert. Die Ringeltaube steht bekanntlich in dem Rufe grofser Treulosigkeit namentlich gegen ihre Eier. Von einem frisch gebauten, aber noch unbelegten Neste in einem entlegenen Kiefernstangenholz gingen beide Eltern bei Annäherung an den Nestbaum durch 2 Personen mit grofsem Geprassel davon. Nichtsdestoweniger fand sich am nächsten Tage das erste Ei darin, behütet von einem der Eltern. Im hiesigen Zoologischen Garten wurden zwei wenige Tage alte Junge von einer Eiche zum Photographieren herabgeholt. Der hudernde Vogel flog dabei nur einige Zweige weiter und kehrte nach Wiedereinsetzen der Jungen aufs Nest zurück. Die Hohltaube verträgt an- scheinend jede Störung. Nach öfterem Ersteigen des Nestbaumes zum Nachsehen der Eier und der Jungen kommt sie stets bald wieder zurück, und nach Wegnahme eines Geleges befindet sich ein neues frisches nach 10 Tagen in derselben Höhle. Auch bei der Ringeltaube verstreicht nach Wegnahme der Eier bis zum neuen Legen ein Zeitraum von 10 Tagen. Auch Spechte sind gegen Störungen völlig unempfindlich. Wird ein Keil aus der Höhle gesägt, damit man mit der Hand zu den Eiern oder Jungen gelangen kann, so liegen die Alten ihren Elternpflichten sofort wieder ob, sobald dieser Keil wieder eingesetzt ist und der Steiger den Baum verlassen hat. Ja ein recht scheues Grün- spechtpaar begann sogar ein neues Gelege in einer Höhle, aus deren Eingang ein solcher Keil wieder herausgefallen war, Bericht über die Novembersitzung 1919. 91 und nachdem ihm die ersten Eier darin zugrunde gegangen waren. Ein solcher Keil mufs gut mit Nägeln befestigt sein, da er sonst leicht von den alten Spechten herausgehämmert wird. Öftere Störungen am Nest verbunden mit Nachsehen der Eier oder Jungen nahmen nicht übel: Rotrückiger Würger, Eichelhäher, Elster, Nebel- und Saatkrähe, Haussperling, Gimpel, Goldammer, Rohrammer, die drei Lerchenarten, Baum- und Brach- pieper, beide Baumläufer, Kleiber, Schwanz-, Hauben-, Blau-, Kohl- und Sumpfmeise, Fitis- und Weidenlaubsänger, Teichrohr- sänger, Gelbspötter, Dorn-, Garten-, Müller- und Mönchsgras- mücke, Zaunkönig, Singdrossel, Gartenrotschwanz, Nachtigall, Bussard, Baumfalk. Im einzelnen sei erwähnt, dafs die Höhlen- brüter gewöhnlich viel fester sitzen als die Offenbrüter, so sind ja namentlich Meisen und Sperlinge, sowie auch manche Spechte kaum mit Gewalt von den Eiern oder kleinen Jungen zu ver- treiben. Vielleicht erklärt sich dieser Instinkt daraus, dafs der- artige Vögel in ihrer Höhle sicherer sind, als wenn sie beim Verlassen des Nestes dem Feind gradwegs ins Gesicht fliegen, wobei sie natürlich leicht erschnappt werden könnten. Auffallend ist die geringe Nesttreue vonAmsel, Grünling und manch- mal auch Buchfink beim ersten Gelege. Selbst die vertrauten Stadtamseln vertragen es häufig nicht, wenn man sie auch nur einmal, und zwar ganz vorsichtig, im April vom Neste jagt, während sie bei später@n Bruten gegen Störungen unempfindlich sind. Es liegt dies wohl daran, dafs die Tiere im Beginn der Fortpflanzungszeit mehr die Neigung haben, neue Gelege zu bilden als späterhin. Ziemlich regelmälsig verlassen die meisten Vögel ihr Gelege, wenn ein oder mehrere Eier zerbrochen sind; sie wissen sich dann offenbar mit dem schmierigen und klebrigen Nestinhalt nicht abzufinden. Ferner ist es eine bekannte Tatsache, dafs die kleineren Oflenbrüter, die ihr Nest in einen Taxus gebaut haben, dem Hineinfallen der alten nadelähnlichen Taxusblätter völlig ratlos gegenüberstehen und dann selbst das bebrütete Gelege verlassen: sie kommen also nicht auf den naheliegenden Gedanken, mit dem Schnabel diese kleinen harmlosen Fremdkörper zu ent- fernen. Ähnliches kann auch beim Wachholder stattfinden. Die Frage, ob Vögel artfremde Eier annehmen, läfst sich ganz allgemein nicht beantworten, hier verhalten sich einzelne Formen offenbar sehr verschieden. Man lasse sich nicht dadurch irreleiten, dafs ein Vogel sich zunächst auf derartige, ihm unter- geschobene fremde Eier oder gar gewisse Fremdkörper, wie Holz- kugeln und Ähnliches, niedersetzt. Kommt man nach einiger Zeit wieder an das Nest, so wird man bäufig finden, dafs er den Be- trug doch gemerkt hat. Versuche hierüber mülsten in weiterem Umfange und von sachkundiger Seite angestellt werden. Ein Versuch, einer Amsel die Eier der Zwergwachtel (Excalfactoria) zum Ausbrüten zu geben, mifslang. Auch das Kuckucksei wird 92 Bericht über die Novembersitzuug 1919. anscheinend durchaus nicht immer angenommen. Aus einem Nest mit eben vollzähligem Gelege des Gelbspötters (Hypolais) wurde ein Ei entnommen, in den Brutapparat gelegt und dafür dem Gelbspöttergelege ein frisches Kuckucksei bei- gegeben. Der Gelbspötter setzte sich gleich darauf wieder aufs ‚Nest. Als das künstlich bebrütete Ei im Ausschlüpfen war, wurde das Gelbspötternest in Augenschein genommen. Auch hier waren die Jungen im Ausschlüpfen, vom Kuckucksei jedoch war keine Spur mehr vorhanden. Ein fremder Eingriff war vollkommen ausgeschlossen, da das Nest nur mit einer kleinen Leiter zu er- reichen und der Boden um den Niststrauch herum bei Beginn der Bebrütung frisch umgegraben war und keinerlei Spuren der Annäherung eines Menschen zeigte. Sollte Aypolais vielleicht doch öfter vom Kuckuck beglückt werden, aber sich nicht auf die Bebrütung des fremden Eies einlassen? Wir finden eben draufsen immer nur die Nester, in denen Kuckuckseier liegen, wissen aber nicht, aus welchen sie vielleicht herausgeworfen worden sind. Auffallend ist es immerbin, dafs der Gelbspötter hier so gut wie nie Ammendienste des Kuckucks übernimmt. Auch über diese Frage wären Versuche interessant, jedenfalls wichtiger als das fort- gesetzte Einsammeln von Kuckuckseiern. Auch über die Annahme fremder Junger liegen wenig Beob- achtungen vor. An anderer Stelle wurde veröffentlicht, dafs Stockentenweibchen Brautenteneier zwar ehne weiteres ausbrüten, dafs ihr Führungsinstinkt aber in keiner Weise durch die von den jungen Brautenten ausgehenden Eindrücke ausgelöst wird: die alten A. boschas bleiben auf den Eierschalen sitzen und lassen die fremden Jungen umherirren, verklammen und absterben. Nesthocker verhalten sich offenbar häufig anders, wie Versuche ergeben haben, z. B. durch Milane Hühnereier ausbrüten zu lassen. Bekannter ist, dafs die asiatischen Haushühnerrassen Ammendienste auch bei jungen Enten, Gänsen und sonstigen recht fernstehenden Küken übernehmen, während die geweckteren und beweglicheren Formen wie Kämpfer und Phönix derartige unter ihnen auskommenden Fremdlinge nicht nur nicht annehmen, sondern meist sofort töten; insbesondere werden junge Nesthocker, z. B. Kolkraben augenblicklich umgebracht. In solchen Fällen hält der brütende Vogel die unter ihm krabbelnden und piependen Bee eben nicht für zu führende Kinder, sondern für Nest- einde. Was die Gröfse der Gelege angeht, so ergab sich, dafs bei Amsel,Sing-undMistdrossel im ersten Frühjahr häufig nur 3, bei den folgenden Gelegen 4—5 Eier hervorgebracht werden. Es hat dies wohl seinen Grund in der kümmerlichen Nahrung, die der Vogel in den Aprilwochen vorfindet. Merkwürdig ist dabei nur, dafs sich in unseren Handbüchern immer wieder die Angabe findet, dafs die ersten Gelege des Jahres stärker sein sollen als die folgenden. Bericht über die Novembersitzung 1919. 98 Bei der Bebrütung von Eiern ergab sich, dafs das Gepickt- sein meist 24 Stunden, bei gröfseren Arten 2 Tage und länger dauert. Im Gegensatz dazu verlassen junge Haubentaucher die Eischale, nachdem knapp eine halbe Stunde vorher die erste Pickstelle zu erkennen war. Er hat dies vielleicht seinen Grund darin, dafs bei langem Gepicktsein des Eies dieses sonst in dem nassen Neste leicht voll Wasser laufen und das Junge darin ertrinken könnte. Auch Spechte brauchen nur kurze Zeit, um die Eischale zu sprengen. Auffallend ist bei diesen Jungen (wie auch bei jungen Eisvögeln) die Kürze des Oberschnabels und die Tatsache, dafs der sehr entwickelte Eizahn sich auch mit auf dem Unterschnabel befinde. Der Eizahn wird von manchen Vogelformen sehr lange, d.h. eine Woche und darüber getragen, während er bei Schnepfen (Waldschnepfe, Bekassine) schon wenige Stunden nach dem Auskriechen des Vogels ver- schwindet. Wahrscheinlich ist er der Ausbildung der so über- aus feinen Tasthaut an der Schnabelspitze hinderlich. Von neuen Brutdauern konnte der Zwergtaucher mit 20, der Haubentaucher mit 25 Tagen festgestellt werden. Zur guten Entwickelung ihrer Eier ist ein sehr starkes Feucht- halten anscheinend erforderlic. Der Baumfalk brütet 4 Wochen;,‚vom Schwarzspecht konnten Näherungswerte gefunden werden, und es scheint, als wenn die Brutdauer nicht länger als 13 Tage betrage. Die Turteltaube braucht 14%, die Ringeltaube 15%, die Hohltaube 151%, bis höchstens 16%, die Felsentaube 171 Tage zum Zeitigen der Eier: hier wieder die Tatsache, dafs unabhängig von ihrer Gröfse die Höhlenbrüter länger brauchen als die Offenbrüter; was wohl in der gröfseren Gefährdung der offenen Nester seinen Grund hat. Was endlich den Einflufs von Schädigungen auf die un- bebrüteten und bebrüteten Eier angeht, so sei folgendes bemerkt. 2 frische Eier des Grünspechtes vertrugen selbst ein sehr vorsichtiges mehrstündiges Tragen nicht; es waren dabei Ein- risse in die Dotterhaut vorgekommen. Bebrütete Eier von Schwarz- und Grofsem Buntspecht überstanden die- selbe Reise aber ohne Nachteil. Frische Singvogeleier, ein- schliefslich der Rabenvögel, waren nach längerer Postsendung mit der Bahn nicht mehr entwicklungsfähig, dagegen haben sie eine Beförderung in der Tasche zu Fußs, mit der Eisenbahn und mit der Strafsenbahn gut überstanden. Bebrütete Eier vertragen anscheinend eine längere Abkühlung am besten im Anfang und am Ende der Bebrütung. So wurde ein hochbebrütetes Feld- lerchengelege bei kaltem, regnerischem Wetter vormittags dem Neste entnommen, den ganzen Tag über im Rucksack zu Fufs und in der Bahn herumgetragen und entwickelte sich doch weiter, als es endlich um Mitternacht dem Brutapparat anver- traut wurde. Ähnliches konnte bei Bekassinen-‚Rallen-, 94 Bericht über die Novembersitzung 1919. Löffelenten-, Kiebitz- und vielen andern Eiern beob- achtet werden, nur wurde dabei gewöhnlich die Vorsicht ge- braucht, sie vor allzu starker Abkühlung in der Weise zu schützen, dafs man sie in etwas Watte verpackte, in einer kleinen Blechschachtel verstauteund aufder blofsen Haut unter den Kleidern (Bluse) nach Hause trug. ÖOfter kam es vor, dafs einzelne Eier selbst ganz kleiner Vögel, wie Laubsänger und Tannen- meisen, wenn sie manchmal noch unbemerkt zwischen den kleinen Nestjungen gelegen hatten und das ganze Nest mit nach Hause genommen war, am folgenden Tage auskrochen. Ein mehrfach angestellter Versuch, unter Haus- und Felsen- tauben, die sich in Flugkäfigen des Zoologischen Gartens be- fanden, ausgeschlüpfte Ringel- und Hohltauben von diesen aufziehen zu lassen, milslang. Die Jungen gingen regel- mälsig im Alter von 5—6 Tagen ein, bei bester Körperbeschaffen- heit und gefüllten Kröpfen, während sich je ein dabei belassenes eigenes Kind der ©. livia gut weiter entwickelte. Vielleicht hängt dieser Mifserfolg damit zusammen, dafs die Felsen- und also auch die Haustaube früher mit dem Verfüttern von Körnern an ihre Jungen beginnt als dies Ringel- und Hohltaube tun. Andererseits ist es bekannt, dafs Haustauben bei Freiflug der- artige ihnen anvertraute Stiefkinder gut aufziehen können. Natürlich wurden auch viele Nestschmarotzer angetroffen. In einem Falle war das Flugloch einer natürlichen Höhle in einer alten Eiche im ersten Frühjahr bei warmem Sonnenschein derartig mit Flöhen besetzt, dafs eine Kohlmeise, die zur Be- sichtigung der Höhle erschienen war, entsetzt abflog, als sich ein wahrer Sprühregen von schwarzen Punkten über sie ergolfs. Die Höhle war im vorigen Jahr von einer Blaumeise mit Erfolg als Nistplatz benutzt worden, und die Schmarotzer warteten nun nach überstandener Winterruhe auf neue Opfer. Dafs in Berlin und seiner nächsten Umgebung häufig junge Vögel solcher Arten, die ihre Nahrung vielfach auf der Erde suchen, mit Luftröhrenwürmern (Syngamus trachealis) so stark besetzt sind, dals sie eingehen, wurde schon früher öfters erwähnt. Es scheint, dafs das Besprengen der Rasenflächen die Eier dieses Vogel- feindes dauernd entwicklungsfähig erhält, während sie sonst bei eintretender Trockenheit leicht absterben. Auch die Larven einer blauen Fliege (Protocalliphora azurea) saugen die hilflosen Nestkinder manchmal buchstäblich aus. Hesse wies dies für Lucilia caesar gleichfalls nach. Herr v. Lucanus bemerkt zum Vortrage, es sei bekannt, dafs Nymphen-Sittiche, trotzdem sie Höhlenbrüter sind, sehr leicht das Nest verlassen; selbst auf sehr geringe Störungen, wie Öffnen einer Zimmertür, Schreien anderer Papageien usw. reagieren sie, wodurch viel Bruten zugrunde gehen. Herr Reichenow macht darauf aufmerksam, dafs Lever- kühn eine Schrift „Fremde Eier im Nest‘‘ veröffentlicht hat, Bericht über die Novembersitzung 1919. 95 die das Verhalten der Brutvögel fremden Eiern gegenüber behandelt. Herr Schulz bestätigt als erfahrener Naturphotograph die meist sehr grofse Nesttreue der verschiedensten Vogelarten, nur dürfe man namentlich Gänse und Enten nicht auf dem Neste überraschen und sehr erschrecken. Als einmal ein Lappenjunge 2 Spornammereier einem Temminckstrandläufer untergelegt hatte, brütete der letztere auf diesen 6 Eiern ohne weiteres weiter. Auch werden in Finnland oft und zwar mit gutem Erfolge Hühnereier den dort überaus häufigen Elstern zum Ausbrüten untergeschoben. Ein Rotschenkel bebrütete Kiebitzeier ohne Umstände, jedoch hatte ein Kiebitz das Nest verlassen, als ihm Rotschenkeleier gegeben wurden; hierzu können aber auch andere Gründe vorhanden gewesen sein. Nach den Beobachtungen von Schulz schadet auch 10 bis 11stündiges Abkühlen den be- brüteten Eiern der See- und Sumpfvögel nichts, selbst wenn inzwischen ein starker Regen darauf niedergegangen ist. Herr Heck jun. macht auf eine Beobachtung aufmerksam, die er zusammen mit Tischler auf einer kleinen Insel des Lautersees gemacht hat. Von den dort vorhandenen 36 Reiher- entennestern waren 17 verlassen, und die bebrüteten enthielten zum Teil viel zu grofse Eiermengen (bis zu 30 Stück). Herr Heinroth hat ähnliche Beobachtungen an den Nisthöhlen der Braut- und Mandarinenten gemacht. Die Sache verhielt sich hier so, dafs legende und zu brüten beginnende Weibchen immer wieder von anderen, die gleichfalls dieselbe Höhle mit Eiern beschicken wollten, verdrängt wurden, so dafs sie schliefslich zu gar keiner Brut kamen. Manches Nest füllte sich mit einer grolsen Anzahl von Eiern, auf denen dann die Ente, die zuletzt gelegt hatte, sitzen blieb. Das Verhalten der Reiherenten dürfte sich also so erklären, dafs für eine grofse Zahl von Tieren nur verhältnismälsig wenig geeignete Plätze in Betracht kamen, sodafs sich die Enten gegenseitig von den Nestern vertrieben. Herr Neumann legt ®inige Stücke von Myzomela eques vor und bespricht die eigentümliche Erscheinung, dafs hier am Jugendkleid eine rote Kopfplatte in beiden Geschlechtern vor- handen ist; dieser Schmuck verliert sich mit der nächsten Mauser, dafür erhält das Tier aber einen roten Kehlstrich. Ein ähnliches Verhalten zeigt Miglyptes tukki, anscheinend handelt es sich hier um eine Wiederholung der Stammesentwicklung, sodafs man also annehmen mufs, dafs die Vorfahren rote Köpfe gehabt haben. Herr Heinroth macht darauf aufmerksam, dafs dasselbe vom grofsen Buntspecht gelte, der ja auch in der Jugend einen roten Oberkopf hat, der später verschwindet. O. Heinroth. 96 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. A. C. Bent, Life histories of north american Diving Birds. Order Pygopodes (Smithson. Instit. Unit. Stat. Nat. Mus. Bullet. 107, 1919). F. Braun, Die biologischen Aufgaben des Vogelgesanges. (In: Die Naturwissenschaften, Heft 47, 1919.) M. Brinkmann, Die abweichende Zusammensetzung der Vogelwelt im östlichen und westlichen Süden der Provinz Hannover. (Abdruck aus: 5.—10. Jahresber. d. Niedersächs. zoolog. Vereins zu Hannover [Zoolog. Abteil. d. Naturhist. Gesellsch. zu Hannover], 1919.) K. Floericke, Detektivstudien in der Vogelwelt. Veröffent- lichungen der Süddeutschen Vogelwarte, Nr. 1. Stuttgart 1919. E. Hartert u. A. Goodson, Notes on pigeons. (Abdruck aus: Novit. Zoolog. XXV, 1918.) E. Hartert, List of a small collection of birds from Hausa- land, a Nigeria. (Abdruck aus: Novit. Zoolog. XXII, 1915. — Scolopax rusticola mira. (Abdruck aus: Novit. Zoolog. XXIV, 1917.) W. Rothschild u. E. Hartert, On the birds of Rook Is- land, in the Bismarck Archipelago. (Abdruck aus: Novit. Zoolog. XXI, 1914.) — — The birds of the Admiralty Islands, North of German New Guinea. (Abdruck aus: Novit. Zoolog. XXI, 1914.) — — The birds of Dampier Islands. (Abdruck aus: Novit. Zoolog. XXIL, 1915.) — — The birds of Vulcan Islands. (Abdruck aus: Novit. Zoo- log. XXI, 1915.) — — Notes on Papuan birds. (Abdruck aus: Novit. Zoolog. XXI, 1915.) C. Schmitt u. H. Stadler, Der Amselgesang und seine Beziehung zu unserer Musik. (Abdruck aus: 49. Ber. Sencken- berg. Naturforsch. Gesellsch. Frankfurt a. M., Heft 1 u. 2, 1919.) H. Stadler, Daines Barrington, ein anscheinend vergessener Vogelstimmenforscher. (Abdruck aus: Ornith. Beobachter, Heft 11, 1919.) H. Kirke Swann. A synoptical list of the Accipitres. Part Il. London 1919. F. Tischler, Das Vorkommen der Reiherente (Nyroca fuligula) in Deutschland. III. Nachtrag. (Abdruck aus: Ornith. Monats- schr. XLIV, Nr. 7.) Zeitschrift für Oologie und Ornithologie. Herausgegeben von W. Rüdiger. XXIV. Jg. Nr. 8/10, 1919. Druck von Otto Dornblüth Nachf, in Bernburg. lg B. 1 ADEIEA N, JOURNAL SR . $ "gi y4 =. 4 2 \ er X j 3 J f; ORNITHOLOGIE. Achtundsechzigster Jahrgang. No. 2%. April. 1920. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. Von W. Bacmeister und O. Kleinschmidt. (Schluls von 8. 32) 76. Oerthia brachydactyla megarhynchos Brehm. Nur diese Art der beiden Baumläufer war’ festzustellen. Ich bin ihr sehr oft begegnet im Nordargonner- und Verdunergebiet, nicht auch in der Champagne. In dem Argonnen ist der kurz- krallige Baumläufer ein in den Waldungen wie in den Obstgärten in der Nähe der Ortschaften häufig vorkommender Brutvogel. Am 10. 2. 1916 schofs Dr. Monnard ein Stück im Walde von einer hohen Fichte herab, das Anfänge von Albinismus zeigte. Am 16. 6. 1916 beobachtete ich im Bois de Thenorgues in einem Umkreis von höchstens 200 m drei singende g'o“. Eines davon erlegte ich. Auch in der Gegend nördlich von Verdun sah ich den Garten- baumläufer häufig im Walde und in den Gärten von Ende Juli bis Anfang November. Am 27. 9. 1916 schofs ich zwei im Garten in Vitarville. = Re ER B. Fitich 5 em. Weiehen Bauch 16. 4. 16 Briquenay JS 6,5 rostgelb rostgelb, 10. 2. 16 La Tourauderie —5,95 ,„ zerschossen 16. 6. 16 a g' 6,4 schön:rostgelb Basis rostgelb 27. 9. 16 Vitarville M. 6,6 rostgelb wi 27. 9. 16 5 W.5,9 x Basis gelblich All diese Stücke sind deutlich brauner als als ein von Rüdiger im Urwald von Bialowies erlegtes derselben Art. Wie bei den Haubenlerchen ist die Unterscheidung dieser Gegensätze leichter als ihre Trennung von dem deutschen Vogel. Journ, 8; Orn, LX VIII, Jahrg, April 1920. 7 98 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: R Der Fleck auf der Aufsenfahne der 4. Schwinge ist bei4 und 5 grols, bei 1 klein, bei 2 rechts noch kleiner, links verschwindend, bei 3 rechts nur ein trüber Punkt, links fehlt er hier gänzlich. Das kommt auch bei der echten brachydactyla vor, bei mauri- tanica ist es Regel. Bei letzterer ist die Unterseite noch weiter herauf gelblich. Die andere Baumläuferart (familiarıs) habe ich trotz Nach- frage aulser den von Stresemann gesammelten Stücken nicht erhalten. Ihr Vorkommen ist deshalb nicht ausgeschlossen, da sie auch am Rhein nur an hinreichend hochstämmigen Bäumen und zwar im Laubwalde, besonders an Eichen häufig ist. Bei dieser Art (familiaris) konnte ich das Nestkleid von der Ost- und Westfront vergleichen nnd feststellen, dafs der geographische Rassenunterschied (dort grauer hier brauner) schon bei jungen Vögeln deutlich ist. K. 77. Sitta europaea affıns Blyth. Den Kleiber traf ich im ganzen Beobachtungsgebiet als nicht seltenen Stand- und Brutvogel an. Im Argonnerwald ist er sogar häufig. Die ersten zwei Stücke bemerkte ich am 9. 1. 1916 im Wald bei Briquenay. In den folgenden Monaten, ins- besondere im März, sah ich viele. Um über die Form, zu der sie zu ziehen sind, ins klare zu kommen, sammelten wir im ganzen 13 Stücke, sieben in den Nordargonnen (Dep. Ardennes), sechs in der Gegend von Verdun (Dep. Meuse). Im Winter 1916/17 traf ich den Kleiber in der Champagne nur einmal, am 27. 11. 1916 im Park zu Thugny an. Dr. Rüst schofs auf ihn, fehlte ihn aber. Nach Kleinschmidt (siehe auch „Falco“ 13. Jahrg. 1917 Nr. 2) sind die französischen Kleiber zur Form affınis (Blyth) zu ziehen. B. Sitta affınis Blyth ist die nomenklatorisch und sachlich noch nicht endgültig und in vollem Umfang aufgeklärte franzö- sische Rasse des gemeinen Kleibers. Sie steht sehr nahe der Rasse Sitta caesia Wolf und noch näher der Sitta hassica (Kl.) vom Rhein. Flügelmalse (alle Vögel von 1916): Dep. des Ardennes: Dep. Meuse: JS 6. 3. goldocker 8,95 cm o* 15. 9. tief zimtbraun 8,6 cm g' 9. 3. lichter 8,57 %,2°.M.: 9.9. ähnlich‘! 3,2:% o' 13. 4. ebenso 86 ,„ M.26. 9. fastebenso dunkel 8,9 „ 823.2. , 83 „9° 26. 9. kaum lichter 89 „ Q 24. 2. lebhafter 83 „ cd" 26. 9. etwas lichter 86 „ Q 21. 3. ebenso 83 „ _ 15. 9. ebenso BD Q' 27. 9. ebenso 85 „ Zur Örnithologie von Nordost-Frankreich. 99 Ein von Stresemann bei Avricourt gesammeltes Stück vom 26. 8. gleicht No. 13 und milst 8,6. Sitia europaea geht nach Hartert bis 9,15.%) Der Schabel ist bei vermutlich älteren Vögeln (z. B. No. 7, harte Knochen!) lang, dünn und spitz, bei vermutlich jüngeren (No. 6) kurz, dick und stumpf. i No. 6 hatte Erde an den Federspitzen von Kopf und Rücken, hatte also vielleicht schon an der Nisthöhle gebaut. No. 7 hat einen braunen Flügel, wohl vom Baumsaft im Schlafraum. Dafs dieser Farben zerätzt, erfuhr ich an meinen Anzügen beim Er- steigen von Raubvogelhorsten. Der Fall ist interessant, weil Parus borealis, ab. bianchii anscheinend durch dieselbe Ursache entsteht (nach Typen in Coll. v. Jordans). Die Gewichtzahlen betragen 23, 22, 20 Gramm nach trans- portierten Vögeln, die durch Austrocknen vielleicht schon an Ge- wicht verloren haben könnten. Die Vögel aus dem Dep. Meuse sind lebhafter zimtbraun, ' als die mehr bleichockergelben, leicht getrübten aus dem Dep. Ardennes. Doch gleicht No. 1 fast vollständig No. 13. Ich führe den Unterschied nicht auf die Fundorte, sondern auf die Jahres- zeit zurück, da wir ein ähnliches Verbleichen bei allen Kleibern und Meisen finden. Dessenungeachtet wird es eine interessante Frage sein, ob nordfranzösische und belgische Kleiber sich der blassen britischen Form, südfranzösische mehr den dunkeln italienischen Vögeln nähern oder nicht. Die individuelle Schwankung ist fast ebensogrols, wie die der Kleiber aus den Pripjet-Sümpfen. Die interessanteste und wich- tigste Frage wird die sein, ob bei östlichen und westlichen Kleibern eine verschiedene Entwicklungsrichtung vorliegt, ob die schönsten und ältesten Männchen dort weils, hier tiefzimtbraun sind, — — ob sie in Ost und West hell sind — — oder ob darin keine Regel herrscht. Ich halte diese Frage z. Zt. noch nicht für völlig spruchreif. Die Brustbeinlänge fand ich bei Q’ und Q nicht so verschieden wie bei Schwanz- und Sumpfmeisen. K. 78. Parus major L. (sensu stricto ?). Häufig im ganzen Gebiet. In den Argonnen und in der ‘° Verduner Gegend Brutvogel. Vom 6. 3. 1916 ab sah ich ge- paarte Paare. Ein solches nistete im Mauerwerk des Schweine- stalls der Tourauderie. Mitte Juli und Ende Juli 1916 wurden Junge — wohl die zweite Brut — gefüttert. In der Champagne „läuteten“ die ersten am 17. 2. 1917. Ich zweifele nicht, dafs die Kohlmeise auch hier Bruvogel ist. B. 1) Harterts Minimalmals 7,8 kann kaum richtig sein. Auch seine Angabe bei Sitta caesia ist unrichtig, wohl verdruckt, 7* 100 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: ı test.ov. Gewicht Fittich Schwanz II. Schwinge gS 2:23 (17) 30. 1. 16 Tal 6 REN RE RT RE EN kn. 714 665 —=IX RAR 184) 11a | Wi. (1718.02 le 135 65. =X. g.35 3 119).2029.16 8 8 15:69. = IK M.. —— (N) 93.21| TITLE SON Q' 2085 (15) 24. 2.161 ® 18.6.6528 ML 17) 1.3.0161 180 20 (STR a | 6. 4. 16 ] eb ur Lg a Dalue 16. .6,85 =D. Bias a on TB IR g —- — 191 911. 16 Vitarville 7,6 20 Ir O:, — — 181 97.11.16: Thugoyo 705 6.0.02 De Der Keilfieck der äufseren Schwanzfedern miflst bei den Männchen (No. 10, 6, 5, 3, 11, 8, 12, 9 und 1): 3,5 * 3,0 (links nur 2,6) ° 2,7 ° 2,8 ° 9,55" 2,5. 9,15 ° 2,0 ° 2,0 cm, bei den Weibchen (No. 2.19, T, 4): 3,0 (links neu vermausert nur 0,55) 2,8 ° 0,7 ° 0,2 (links sogar nur 0,15) cm. Die französischen Kohlmeisen stehen den westeuropäischen Rassen ihrer Art näher als die in allen Merkmalen, welche in Betracht kommen, etwas verschiedenen russischen Vögel. Beide, Russen und Franzosen, lassen sich aber von den zwischen beiden stehenden deutschen und schwedischen Vögeln so schwer ab- trennen, dafs ich mit einem endgültigen Urteil und der Ent- scheidung über die etwaige Benennung trotz guten Materials und eingehender Uutersuchung in dem Augenblick, wo ich dies niederschreibe, noch warten möchte. Wie in vielen Fällen sind die Bedeuken mit der Frage verknüpft, ob die starke Variation (vergl. die Tabelle) auf individueller Schwankung, Zuströmen von Wintergästen (die Kohlmeise wurde wandernd beobachtet z. B. auf Helgoland) oder Blutmischung mit Einwanderern beruht. Die Brustbeine der 9'0° sind mit Schulterknochen sehr gleichmäfsig 2,9 cm lang. K. 79. Parus caeruleus L. nön sensu Stricto. Ebenfalls häufiger Brutvogel in den Argonnen. Am 30 1, 1916 schofs ich ein prachtvoll gefärbtes 9° im Walde bei der Tourauderie. Am 1. 2. 1916 beobachtete ich ein Paar bei der Begattung. Etwas weniger häufigim Verduner Gebiet, auffallend wenig in der Champagne, wo ich die Art nur einmal in 2 Stücken im Walde bei Juniville sichtete. Die Erklärung wird darin zu finden sein, dafs die Champagne nur Nadelholzwälder hat, welche der niedlichen Blaumeise weniger zusagen als der Laubwald. B. Zur Oxnithologie von Nordost-Frankreich. 101 H | Gewicht Fittich Schwanz I. Schwinge . 1. 16 Briquenay [0 4 — fat= VI. 30. 1. 16 La Tourauderie & (11) 65 5,65 = VI 31. 1.16 fi re ee 3. 2. 16 fe — (104) 66 56 VII. Es kommt aber auch in Rufsland II < VII und in Frankreich die Flügellänge 6,9 cm (Coll. Schuster) vor. Die Maxima gehen gewifs noch höher hinauf, aber wenn wir eine Reihe ostrussischer orienialis (von Herrn Grote während seiner russischen Gefangenschaft gesammelt), einen Pripjetvogel von Dennler, drei nordwestrussische Stücke von Schlüter und die französischen Bälge nebeneinander legen, so ist die Stufenfolge der Merkmale sehr auffallend, wenn auch nicht ganz so grofs wie bei den Graumeisen. Die schwedischen Vögel der Coll. Kleinschmidt lassen sich deutlich von ostrussischen einerseits und von fran- zösischen andererseits trennen. P. c. touraudericus hat oft, aber E nicht immer, ein kleineres weilses Stirnfeld. Von Herrn Oberförster - Schuster, liegt uns noch eine Reihe von 8 französischen’ Formalin- Mumien. vor, von denen zwar 1 bis 2 Stücke weilsstirniger sind als unsere, die aber sonst unser Ergebnis durchaus bestätigen. Zumweiler, Württemb. Schwarzwald im August 1919. B. und K. 80. Parus communis longvrostris Kischdt. (ex Brm. MS.). Die glanzköpfige Graumeise, wie ich sie mit deutscher Bezeichnung im Gegensatz zur mattköpfigen (Parus salicarius Brehm) nennen möchte!) habe ich im ganzen Beobachtungsgebiete 1) Diesen Vorschlag habe ich schon an anderer Stelle, in meiner Arbeit „Über Parus salicarius“ (I. f. 0. 1917, ILS. 1) gemacht. Ich 5 - möchte ihn hier wiederholen. Die Bezeichnung „Sumpf‘“meise hat keinen Sinn, sie ist geradezu irreführend, denn diese Meisenart hat mit den Sümpfen nichts zu tun. Auch andere haben schon wiederholt diese B. Tatsache betont; 102 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: (einschliefslich der Gegend von Se@dan) als nicht allzuhäufigen Brutvogel angetroffen. Besonders bemerkenswerte Beobachtungen in biologischer Hinsicht wurden nicht gemacht. Einige Stücke wurden gesammelt. Ab und zu traf man sie in Gesellschaft mit ihrem mattköpfigen Vetter. : Gewicht Fittich Schwanz 26. 1. 16 La Tourauderie M. (10) 6,7 (6,0) 17:9,-16 „ 9° (11): 6,75 57 15. 3. 16 Briquenay „ (104) 6,6 6,05 26. 9. 16 Vitarville De 65 5 5. 12. 16 Thugny 3.4115 163.759 29. 3. 16 La Tourauderie @ 11 6,2 5,65 3. 12. 16 Aussonce —? 10,4 6,1 5,45 4. 12. 16 2 —? 10,65 6,05 5,4 18. 2. 17 Juniville „Oo? 9,6 6,0 5,2 Der Name longirostris (Klschdt.) ist der von mir veröffentlichte Manuskriptname longirostris (C. L. Brehm, Latour, Frankreich). Die Vögel sind also terratypisch und insofern von besonderem Interesse. Die Unterschiede von östlichen Vögeln, von denen gleichfalls eine ganze Anzahl aus dem Kriege vorliegt, sind zu bekannt, um hier wiederholt zu werden. Der Name „longirostris“ darf nicht zu der Annahme verleiten, dafs die westliche Nonnen- meise stets einen längeren Schnabel hätte als die östliche. Ein am 22. Mai 1915 von Herrn Bacmeister in Galizien erlegtes Stück von stagnatilis (identisch mit fruticeti?) hat einen langen Sommerschnabel von 8, ein Dennler’sches Stück aus den Pripjet- Sümpfen vom 17. Januar 1917 kurzen Winterschnabel von 6,5 mm Länge. Auch die Färbungsunterschiede verwischt die jahreszeit- liche Veränderung, weil die Vögel im Winter schon grauer werden. Sehr deutlich bleibt nur der Gröfsenunterschied, wobei man richtig, d. h. grofse Vögel mit grofsen, kleine mit kleinen ver- gleichen mufs. Ein prachtvolles grofses Stück der glanzköpfigen Sumpfmeise, am 14. September 1915 bei Janow, Kreis Kon- stantynöw, Gouv. Siedlce in West Rufsland von Herrn Bacmeister gesammelt, zeigt die stattlichen Mafse von 6,95 cm Flügellänge und 6,35 cm Schwanzlänge. K. 81. Parus atricapillus subrhenanus Klschdt. et Jord. Auch bei dieser Art empfiehlt es sich, die Bezeichnung mattköpfige ,Sumpf“meise zu unterlassen. Nur beschränkt richtig ist es, wenn in der Neuauflage von Brehms „Tierleben“ gesagt wird: „Die Mattköpfe sind es, die eigentlich den Namen „Sumpfmeisen“ verdient hätten; denn sie nehmen ihren Aufenthalt mit Vorliebe in niedrig gelegenen, wasserreichen Gegenden, ziehen Laubwälder entschieden den Schwarzwaldungen vor, halten sich auch dort regelmäfsig in den Niederungen und in der Nähe von Gewässern auf, begnügen sich aber auch schon mit dem Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 108 Uferbestande eines Baches oder Teiches. Ihr Wohnbaum ist die Weide, wogegen die Alpenmeise fast nur in Nadelwäldern gefunden wird. Die Nordische Mattköpfige Sumpfmeise scheint zwischen Weiden- und Nadeiholzbeständen keinen Unterschied zu machen. Kleinschmidt fand die von ihm entdeckte rheinische Form in Kopfweidenbeständen am Ufer des Stromes und seiner Altwässer.‘‘ — Dem entgegen möchte ich darauf hinweisen, dafs ich in Frankreich die mattköpfige Art nieht nur im Buschwerk der Ebene und in den Weidenbeständen der Bäche und in den grolsen Laubwäldern der Nordargonnen und des Verduner Gebiets, Gegenden die beide weder wasserreich noch sumpfig sind, sondern auch in den Föhrenwäldern der wasserarmen Kreidezone der Champagne pouilleuse ebenso wie schon vorher in den Kiefern- beständen des Gouvernements Siedlce in Polen gefunden und gesammelt habe. Alles dies rechtfertigt meinen Vorschlag, die - Bezeichnung „Sumpf“meise für beide Arten fallen und an deren Stelle die Benennung „matt- bezw. glanzköpfige Graumeise“ treten zu lassen. Über das Zusammentreffen mit der mattköpfigen Graumeise auf dem westlichen (und östlichen) Kriegsschauplatz habe ich an anderer Stelle eingehend berichtet.!) Für Frankreich habe ich sie zuerst festgestellt. Um mich nicht zu wiederholen, möchte ich .auf jene Berichte verweisen. Hier soll nur hervorgehoben werden, dafs salicarius im nordöstlichen Frankreich in allen Gebieten, in denen ich mich längere Zeit aufbielt, ein häufiger Brutvogel ist. Für die Champagne und für die Gegend von Sedan, in welcher ich nur zur Winterszeit vorübergehend war, kann ich natürlich die Tatsache des Brütens nicht behaupten, vermute sie aber mit grofser Wahrscheinlichkeit. Überall war salicarius — nach den Ausmessungen in der Form subrhenanus — im Verhältnis zu communis weitaus vorherrschend. Auf 100 Graumeisen kamen im Beobachtungsgebiet reichlich 75 matt- köpfige und 25 glanzköpfige. Wenn man salicarıus etwa nur an Örtlichkeiten mit Bächen- und Weidengebüsch oder sumpfigen Stellen suchen wollte, würde man einen grolsen Teil von ihnen übersehen. An solche Gegenden sind sie, wie schon oben be- merkt, durchaus nicht gebunden. Überall hörte man die so be- zeichnenden Däh-Däh-Rufe dieses feinen Vögelchens das in den Farben zarter und im Bau zierlicher ist als die robuster gebaute glanzköpfige Art. Da es wichtig war, die Form der ost- französischen Graumeisen genau zu bestimmen, haben wir eine stattliche Reihe im ganzen Gebiete eingesammelt. Dieses reizende Vögelchen wurde im Laufe der Monate und Jahre — denn die Monde kamen und gingen und der Donner der Geschütze wollte 1) Vgl. Berajah 1916 Anlage II S. 2, Falco 1916 S. 21 u. 38 und J. £, 107 1917, 11 S. 1. £ 104 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: . nicht mehr verklingen — so recht unser Lieblingsvogel. Un- endlich viele haben wir gesehen und beobachtet, verhältnis- mälsig wenige von den vielen um der Wissenschaft willen ge- schossen. Nicht blindwütend wurde gesammelt um des Sammelns willen. Was der Flinte zum Opfer fiel — wir können’s ef antworten. Auf die Messung der mattköpfigen Graumeisen wurde besondere Sorgfalt verwendet. Jedes einzelne Stück wurde vom Tage des Empfangs an unzähligemal gemessen und verglichen. Da ich die Mafse jedes einzelnen Stückes in Berajah anführe, ist es nicht nötig, hier eine Tabelle abzudrucken. Ich rechne alle gesammelten Stücke zu subrhenanus. Der Unterschied von rhenanus und subrhenanus ist gering, aber er ist vorhanden, und es ist ein wertvolles Ergebnis, dafs hier zwischen Frankreich und Rhein eine Verschiedenheit da ist, wie sie sich bei andern Meisen erst in weit entfernten Gebieten nachweisen läfst. Bei dem Wechsel, dem Schnabellänge und Gefiederfärbung im Laufe des Jahres unterworfen sind, ist die Gröfse das einzig sichere Merkmal. Ob bei den glanzköpfigen Sumpfmeisen dieselben Unterschiede zwischen (terratypischen) französichen und mittel- rheinischen Stücken bestehen wie bei den Mattköpfen bezweifle ich. Ich kann wenigstens darüber noch nichts Sicheres sagen, weil auf die Prüfung dieser Frage noch nicht die gleiche Zeit und Sorgfalt verwendet werden konnte, wie bei letzterer. Es überraschte, wie gut sich das Gefieder alter Vögel in Struktur und Farbe bis in die warme Jahreszeit hinein erhält, während junge Vögel schon im Winter unscheinbarer werden. Die Zunahme der Schnabellänge in der Brutzeit, die ich in meiner Ornis Marburgs abgebildet habe, war auch an den französischen Stücken sehr augenfällig. Einzelne Schwung- und Schwanzfedern werden bei jungen Vögeln vorzeitig vermausert, anscheinend nicht nur dann, wenn sie ausgerissen sind, wie es mit dem ganzen Schwanz eines Stückes der Fall ist. Die Alters- bestimmung bleibt aber in der Regel leicht. Dafs der Unter- schied zwischen französischen und russischen Vögeln, von denen zwei Stücke der Coll. Bacmeister vorliegen, hier keiner Erläuterung bedarf, beruht nicht nur darauf, dafs er grölser ist als bei andern Meisen, sondern z. T. daran, dafs die Zweifelsucht sich hier ihre Zweifel einigermalsen abgewöhnt hat und das Stadium der Vorurteile vorüber ist, das in der Ornithologie oft Jahrzehnte lang ein lähmendes Hindernis aller Arbeitsfreude bildet. K. 82. Parus eristatus mitratus Brehm. Dieser zierlichen Meise bin ich im Gegensatz zu den beiden eben aufgeführten nur wenig begegnet. In den Argonnen ist sie, die ja hauptsächlich den Nadelwald zu ihrem Stand- und Brutort * er » re, 11) DR Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 105 wählt, wohl spärlicher Brutvogel. Die erste Haubenmeise sah ich im Laubwald bei der Tourauderie am 1.2. 1916. Ich erlegte sie. Am 22. 2. wieder ein Stück daselbst; am 9. 3. erlegte ich ein Stück aus einem Schwanzmeisenschwarm, in dem wahrscheinlich noch mehrere Haubenmeisen waren, im grofsen Bergwald bei Briquenay. In der Verduner Gegend sichtete ich die Art nicht. Am 30. 11. 1916 sah ich mehrere im Kiefern-Mischwald bei Juniville in der Champagne und am 28. 1. 1917 nochmals ein einzelnes Stück im Föhrenwalde an der Straße Juniville—la Neuville Weitere kamen nicht mehr zur Beobachtung. B. Von den zwei gesammelten Stücken ist das eine (vom 1. 2. 1916, Flügel 6,6) hellbräunlicher, das andere (9. 3. 1916, Flügel 6,7, beide La Tourauderie) grauer und an den Weichen blasser. Diese Variation findet sich ebenso bei östlichen Stücken, von denen eine ganze Reihe von verschiedenen Teilen der Ost- front (Schlüter, Dennler, Rüdiger, Bacmeister legerunt) vorliegen. Der grauere französische Vogel gleicht ungefähr dem braunsten russischen Vogel. Es ist möglich, aber nicht nötig anzunehmen, dafs dieses französische Stück ein fremder Zugvogel sei. Es ist auffällig, dafs keine Tannenmeise gesammelt wurde, sogar keine zur Beobachtung gelangte. Jedoch wurde auf diese Art nicht sonderlich gefahndet, und die Waldart entsprach ja auch in den anfänglichen Aufenthaltsgebieten nicht ihren An- forderungen. K, 83. Aegithalos caudatus expugnatus Bacm. u. Klschmdt. Falco 12. Jahrg. 1916 8. 18. Von den ersten Tagen des Januar 1916 an traf ich in der Umgebung der Tourauderie kleine Trupps der Schwanzmeise sehr häufig an. Am 24. 2. begegnete ich dem ersten Pärchen im Walde. Vielfach kamen sie auf die Bäume und in die Hecken des Gartens meiner damaligen Wohnung. Auch im grofsen zusammenhängenden Bergwald bei Briquenay und in den übrigen kleinen Waldstücken der Umgebung waren sie immer zu sehen. Am 15. 3. bemerkte ich ein Paar mit Baustoffen im Schnabel]; am 30. 3. ein anderes an anderer Stelle ebenfalls Stoffe zu Neste tragend. Am 10. 4. beobachtete ich ein Pärchen beim Bau des Nestes, das auf das Aufsengezweig einer hohen Fichte am Waldrande in etwa 34/, m Höhe über der Erde angelegt wurde. Ein anderes Paar errichtete sein Nest gleichfalls auf einer der im Grasgarten der Tourauderie stehenden Riesenfichten. Ab- bildungen dieser Prachtbäume befinden sich in Falco 1916 Tafel 1II. Von diesem Pärchen, von dem sich beide Teile am Bau des Nestes beteiligten, — wenigstens brachten beide die Stoffe hierzu herbei — hatte das eine der Gatten dunkle Kopf- zeichnung, das andere aber erschien dem Beobachter weilsköpfig. 106 | W. Bacmeister und O, Kleinschmidt: Bei allen erlegten Stücken aber ergab sich nirgends ganz rein- weilses Kopfgefieder. Auch bei den nahezu weils erscheinenden waren trübe Federchen beigemischt. Am 16. 4. 1916 sah ich im einzelnen Bergwald von Briquenay mehrere Paare. Ein Stück hatte krummgebogene Schwanzfedern, brütete also schon. Am 17. 4.1916 war das Nest auf der Fichte am Waldrande nahezu fertig. Es war etwa 2 Hände hoch. Leider wurde es zerstört. Als ich aus dem Urlaub Mitte Mai zurückkehrte und nach ihm sah, war es verschwunden (wie auch das im Grasgarten); nur noch kümmerliche Reste lagen auf dem Boden, Wildtaubenfedern waren eingewoben. In einem anderen Neste der Art, das ich auf einem Wege im Bois de Thenorgues fand, war eine Menge Rebhuhnfedern verflochten. Am 4. VI. ein Pärchen mit Futter im Schnabel. Wo es das Nest hatte, war nicht zu ermitteln. Die Vögel sahen sich beobachtet und flogen von Baum zu Baum, ohne zu füttern. Überhaupt fand ich, dafs die Schwanzmeisen zur Brutzeit wohl scheuer waren als sonst und sich weit seltener zeigten als vorher. In der Verduner Gegend traf ich die Art ebenfalls sehr häufig an. Auch in der Champagne sah ich in den Wintermonaten 1916/17 viele Trupps der Schwanzmeise. Besonderer Erwähnung verdient ein seltener Fund, den ich am 18. IV. 1916 im Bois de Thenorgues machte. Ich entdeckte am Stamm einer Esche an deren Moos in Brusthöhe ein seiner äufseren Form nach vollendetes Nest, auf das unmittelbar ein weiteres halb fertiges Nest aufgesetzt war. Jenes hatte die kugelige Form eines Schwanzmeisen- oder Zaunkönignestes, dieses . die halbkugelförmige eines Finkennestes. Da ich an derselben Stelle am 11. April ein ganz mit Rebhuhnfedern ausgefüttertes Schwanzmeisennest gefunden hatte und da sich am Tage des Fundes des merkwürdigen Doppelnestes ein Schwanzmeisenpärchen in allernächster Nähe dieses Nestes im dichten Brombeergesträuch herumtrieb, lag die Vermutung nahe, das angefangene Nest rühre von einer Schwanzmeise her. Ich hielt das untere Nest seiner festen Bauweise wegen für ein Zaunkönignest. Schwankend war ich, ob ich das obere als Buchfinken- oder Schwanzmeisennest ansprechen sollte. Herr Pastor Kleinschmidt, dem ich das Doppelnest sandte, schrieb mir darüber: „Das fragliche Nest habe ich erneut geprüft, auch den Herren Dr. Reichling und R. Kuhk, die mich besuchten, gezeigt. Das untere Nest enthält einige Federn: Es ist wegen seiner robusten Wände sicher als Zaunkönigsnest anzusprechen. Der obere Teil hat zwar wohl die Gröfse und Gestalt eines Finkennestes, ist aber ohne Aus- kleidung und der ganzen Bauweise nach zweifellos der Anfang eines Schwanzmeisennestes“. Das merkwürdige Doppelnest haben wir aufgehoben. B. 107 Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. q[08 =? odur1o][oy BREIKE “6 oduwıo][oy OBuR.lo } puey ‘qje3 qrasszerq qjazaq sJerq OZu81o pıqueäny Tewgds qn.ı3 puopgez ser jreyds Joyunp Toy joyunp ’z y1eIs ıyos jewyds WOEMUS uapungqaaA [oyunp y1y9J ZIEMUIS J1BydS y.1e]8 “* “ 73 [991 ZIBMUIS JIEUIS 'Z. 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Kleinschmidt: 108 Gewicht Fittich Schwanz Ph winge Brusthinde Kopfseiten Augenlid 11. 3.16 La Tourauderie Q5 (74) 62 87 4 weils fast fehlend Fleckenreihe rot 15. 3.16 » (o 8 :..6,85:, 9,5 Zee mittel dunkel _ 18. 3.16 * -— 8 82.208,00 starke Spuren mittel dunkel hellgelb 18. 3. 16 ;: _ 8 6,2 8,8 wenig weils schwache Spuren mittel rechts rötlich 8. 4.16 ” Eee 1,052 Den fehlt fast weils _ 8. 9.16 Vitarville „a“ — 638.91 4 weils fast fehlend ziemlich weils orange 13. 9.16 e M. — 65 96 dunkel kaum Spuren sehr dunkel blutrot 15. 9.16 Br Q? — 595 87 sehr dunkel mittel (dunkel) ._— 17. 9:16 = —_ — 61 90 + weils schwach dunkel —_ 26. 9.16 # — — 6,1 9,5 rein weils ? schmal ? — 26. 9.16 Delu „o“, — 61 95 z. dunkel mittel dunkel rein _ 237::9.16:.0 — — 615 97 z. weils stark fast weils? - 1.11. 16 Vitarville g' 83 6,45 9,45 4 weils fehlt ? mittel hellorange "8.416 = W. 8,18 6,05 8,65 matt sehr schwach ziemlich weils —_ 5.12. 16 Thugny „Od 0605 92 LE weils fehlt An “ — 5.12. 16 7 oe ri rer mittel schön dunkel —_ 5219. 16°, W827 °.6,52. 2062, 2 ziemlich dunkel — 2. 2.17 Juniville oO #7,504)6,2 : 9,1 trüb e sehr dunkel _ 1) Die nicht eingeklammerten Gewichtszahlen sind nach frischen Vögeln am Orte der Erlegung gewonnen. Nach dem Versand gewogene Vögel (Zahlen eingeklammert) haben durch Austrocknen bereits einen Gewichtsverlust erlitten. Die Zahlen hinter den Geschlechtsangaben bedeuten die Länge der testes oder ovarien in mm. Sie sind zu späteren vergleichenden Messungen aus anderen Gegenden und aus entsprechenden Jahreszeiten bestimmt; Zur ÖOrnithologie von Nordost-Frankreich. 109 Vergleichende Zusammenstellung. Flügellänge Anzahl der gemessenen Stücke in cm O. Frankreich Rhein Marburg 6,60 - = 2 1 _ 6,55 pe — 1 6,50 — 3 2 2 En 6,45 3 ra 2 6,40 — 1 B) 2 — 6,35 3 1 1 6,30 a 6 4 = rn 6,25 4 1 2 6,20 Ei 11 3 ge = 6,15 1 Er 1 6,10 EN 7 au xE Ar 6,05 2 = au 6,00 — 1 1 — en 5,95 1 = ur Im Ganzen: 43 17 12 Drei dunkle französische Stücke, von Herrn Oberförster Schuster gesammelt, alle drei mit dunkeln breiten Augenstreifen, das erste mit stark geflecktem Scheitel, messen 6,4 . 6,3 und 6,0 cm. Sie sind nicht in obigen Tabellen enthalten. In ähnlicher Weise zusammengestellt, würden die andern Merkmale ein ähnliches Bild ergeben. Die russischen Stücke (1 von Schlüter, 2 von Rüdiger) zeigen die hinlänglich bekannten ‘ Unterschiede und sind langpelziger als der ihnen ähnlich ge- färbte Teil der Franzosen. Die zusammen erlegten Stücke, vermutlich oft Grit haben manchmal ähnliche, manchmal sehr verschiedene Kopf- und Brustzeichnung. Auch die Augenlidkämmchen können bei zusammen erlegten Stücken gleich oder verschieden gefärbt sein. Aber auch die vermutlichen Geschwister mit ähnlicher Kopf- ultap bilden innerhalb ihres Familienschlags eine Variations- reihe. Spuren grauer Rückenfärbung habe ich nicht gefunden. An den Schultern tritt zuweilen nur die Federbasis grau hervor. Eine ganze Anzahl der französischen Schwanzmeisen ist ziemlich weilsköpfig. Diese weilsköpfigen Stücke sind nicht Östliche Wan- derer, denn sie bleiben zur Brutzeit da (cf. No. 30 und das in meiner Ornis Marburgs abgebildete Brutpaar vom Rhein). Auch möchte ich ihr Auftreten nicht auf direkten Einflußs von Blut- mischung zurückführen, denn es kommen bei ihnen kleine Mafse und rote Augenlidkämmchen!) vor, die mir von östlichen 1) Diese sind ein Schmuck ähnlich den „Rosen“ der Waldhühner. 110° W. Bacmeister und OÖ. Kleinschmidt : Schwanzmeisen noch nicht bekannt wurden. Auch wenn man, wie ich es in meinen Singvögeln der Heimat getan habe, die mitteleuropäische Vogelwelt als ein Gemisch östlicher und west- licher Rassen auffalst, so erspart dieser Gedanke nicht die ge- naue Untersuchung, wie sich in den Zwischengebieten heute die Rassenbildung der Schwanzmeise, dieses für den Gegenstand so besonders dankbaren Vogels, gestaltet hat. Die Natur legt ent- schieden viel weniger Gewicht auf die Constanz der Formen als überkritische Systematiker. Die Meinung des Entomologen Bernau, dafs eine reine Rasse aus ganz gleich gefärbten Tieren bestehen müsse, wird durch reichliche Beispiele widerlegt, nicht am wenigsten durch die Schwanzmeisen (Vergl. die oben an- geführten Nestbeobachtungen). Wo es möglich ist, variieren sie in der Kopffärbung, und im Osten, wo es nicht mehr möglich ist, weil die Vögel zu hell sind, ebenso in der Schwanzfärbung wie im Westen, denn sie tragen bald 6, bald 8 Schwanzspiegel. Die dunkelköpfigen Stücke sind auch nicht gleichgefärbt. Sie zeigen die mannigfachsten Variationen in der Abgrenzung der dunklen Kopfstreifen von der Scheitelmitte und den Wangen, sowie in der Ausprägung der schwarzen Fleckenbinde auf der Oberbrust, die manchmal vollständig verschwindet. Herr Gustav Schneider in Basel war so liebenswürdig, mir zwei terratypische europaea zu besorgen, ein weilsköpfiges und eins mit Augenstreifen. Diese Stücke stehen denen vom Rhein und denen von Mitteldeutschland (longicauda Brehm) nahe. Die weifsköpfigen Stücke kommen nach Osten hin allmäh- lich heller und reiner gefärbt, die gestreiften Stücke nach Westen hin dunkler gefärbt vor. Wie bei den Sumpfmeisen, so ergaben auch hier die Messungen einen sichereren Anhalt als die Fär- bung, und zwar ist es weniger der Unterschied der Maximal- und Minimalmafse als die Kurve, die sich aus der Anzahl gleich- wertiger Malfse ergibt (Plurimalzahlen). Ich drücke diese Kurve hier in Ziffern aus. Die englische Form (rosea) führe ich nicht mit an. Ich habe von ihr zwar viele gesehen, darunter weils- köpfige, scharf- und trübgestreifte, aber ich habe nur wenige im Besitz. Die Form ist deutlich kleiner als die französische. Alte und jüngere Vögel lassen sich bei dieser Art schwer unterscheiden, weil die Jungen Schwanz und Schwingen des Nestkleides im ersten Herbste mit erneuern. Die Verschiedenheit der Schwanzmeisen von den übrigen Meisen (cf. C. L. Brehms Charakteristik) ist grols. Wenn sie aber z. T. damit begründet wird, dafs die Schwanzmeisen nie Sämereien fressen, so ist das nicht ganz richtig. No. 26 hatte ein grolses Samenkorn im Magen, das von Herrn Professor Eichler-Stuttgart als Korn des Hanfsamens (Cannabis sativa) . bestimmt wurde. K, Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 111 84. Prunella modularis (L.). ‚ Im Winter habe ich — im Gegensatz zu Dr. Gengler — die Art überhaupt nicht und in der warmen Jahreszeit in den Argonnen nicht häufig, im Verduner Gebiet nur einige Male dasselbe singende S' im Walde bei Peuvillers beobachtet. Am 2. 4. 1916 hörte ich den ersten Gesang der Heckenbraunelle. Am 21.5. fand ich ihr Nest mit einem Ei in einer gefällt auf dem Boden liegenden Fichte, 1,20 m über der Erde sehr ge- schickt verborgen. Am 22. 5. lag das 2. Ei, am 24. 5. waren vier Eier im Neste. Späterhin wurde es zerstört. Vögel wurden nicht gesammelt. B. 85. Sylvia communis Lath. Die Sylvien waren im Beobachtungsgebiet nicht häufig und nur in 3 Arten vertreten. Den ersten Gesang der Dorngras- mücke hörte ich am 16. 5. 1916 in der Nähe der Tourauderie. In der Folge sichtete ich diese Art häufig. Sie ist ein gleich- mälsig über das ganze nördliche Argonnengebiet verbreiteter Brutvogel. In der Gegend von Verdun sah ich nur eine einzige am 26. 7. 1916 an der Loison bei Vitarville. B. 86. Sylvia curruca (L.). Die Zaungrasmücke konnte ich nur im Nordargonnengebiet feststellen. Sie ist ein nicht sehr häufiger Brutvogel daselbst, an den einzelnen Orten nur spärlich vertreten. B. 87. Sylvia atricapilla (L.). Dagegen ist die Mönchsgrasmücke in den Argonnen ein häufiger Brutvogel. Den ersten Gesang vernahm ich in der ersten Hälfte des April 1916; das genaue Datum vergalfs ich aufzuzeichnen. Am 25. 5. fand ich ein Nest mit Gelege am Mühlbach bei der Tourauderie. Auch im Walde von Peuvillers (Verduner Gegend) hörte ich des Schwarzkopfs herrlichen - Gesang am 5.7. 1916. Gesammelt wurde von den Grasmücken- arten. nichts. B. 88. Phylloscopus sibilator typo-sibilator (Bchst.). Vom 17. 5. 1916 an war der Waldlaubsänger in den Wäldern der Nordargonnen zu hören und zwar hauptsächlich in den grofsen zusammenhängenden Waldungen wie im For&t de Boult, wo ich am 18. 6. 1916 sechs Stück verhörte. Auch in die kleinen Waldstücke der Ebene kam der muntere eifrige Sänger. Ich kann ihn als ziemlich häufigen Brutvogel bezeichnen. B. 1. S“. 18. 6. 1916 For&t de Boult (Dep. Ard.), Flügel 7,5 cm — 2. 9. 26. 6. 1916 La Tourauderie, Fügel 7,7 cm, 8,72 Gramm. 1i2 W. Bacmeister und ©. Kleinschmidt: | Die Schnäbel sind länger und die Färbung ist viel dunkler als bei den in Rufsland erbeuteten erlangeri. K. 89. Phylloscopus bonelli typo-bonelli (Vieill.). Dafs ich auch den Berglaubsänger vorfand, war mir über- raschend. Am 18. 6. 1916 schofs ich Nachmittags im grofsen For&t de Boult, im reinen Laubwald, einen sich still verhalten- den Laubsänger. Es war ein Berglaubsänger, wie sich aus dem Schwingenverhältnis ergab und wie die reinweilse Kehle und der Gegensatz zwischen dem gelbgrünen Bürzel und trübem Kopf und Rücken dartat. Die Zeit der Erlegung weist darauf hin, dafs der Berglaubsänger in jenem Gebiet in den Nordargonnen brütet. Der erlegte Vogel war ein Q'. Ein weiteres Belegstück - konnte ich nicht mehr erlangen, zumal die Tage in den Argonnen gezählt waren. B, Das erlegte 0° hat 6,4 cm Flügellänge und ist der Jahres- zeit entsprechend in stark abgenutztem Gefieder. Be, 90. Fhylloscopus acredula (L. non sensu stricto). Am 24. 3. 1916 war der erste Fitislaubsänger in den Argonnen angekommen; am 25. 3. erlegte Dr. Monnard zwei Stücke -im Walde bei der Tourauderie. In den folgenden Tagen stellte der Fitis sich in grofser Anzahl ein, und vom 2.4. ab hörte man in allen Wäldern der nördlichen Argonnen das entzückende Lied dieses kleinen Tonkünstlers. Er ist ein äufserst häufiger Brut- vogel in den Argonnen. In der Gegend von Verdun habe ich ihn nur einmal, am 25. 7. 1916 gehört. Du 1. 9" 25. 3. 16, La Tourauderie, testes 3. 22 ganz deutlich, bei Empfang 8# gr., Flügel 6,8 cm, Schwanz 5,6 cm. 2. ©‘ 6. 4. 16, La Tourauderie, Flügel 6,75 cm, Schwanz 5,5 cm. Der an meinem Wohnort im Mai durchwandernde Fitis (typo-acredula L.) ist auf dem Rücken viel heller, dabei oft langflügeliger und langschwänziger. Ein © mit 7,0 Flügel- und 5,7—5,9 cm Schwanzlänge hat aber kleineres Brustbein als No. 1. Ein von Herrn Bacmeister bei Janow Kr. Konstantynöw Gouv. Siedice in Rufsland am 16. 9. 1915 gesammeltes J' milst 91. Phylloscopus collybita typo-collybita (Vieill.). Auch über den beständig munteren Zilpzalp kann ich mich kurz fassen. Am 19. 3. 1916 kam er an’ und zwar gleich in er- heblicher Anzahl, sodals ich an diesem Tag ein halbes Dutzend Sc" hören und feststellen konnte. In den folgenden Tagen Zur Omithologie von Nordost-Frankreich. 113 kamen beständig neue hinzu, und vom 1. April an hallte mir sein einförmiges Lied auf Schritt und Tritt in allen Wäldern, in den ebenen wie in den bergigen, teilweise auch in den Gärten der Ortschaften entgegen. Der Weidenlaubsänger ist in den Argonnen ein aufserordentlich häufiger Brutvogel. Im Verduner Gebiet begegnete ich ihm nur ein einziges Mal, am 6. 7. 1916. Von da an wurde keiner mehr gesehen oder gehört, auch auf dem einen nicht, auf dem er ja gleichfalls seine Leier zum besten gibt. B. 16. oder 17. Sept. 1916 Delut Dep. Meuse (Rüst) 6,0 cm letztes Drittel „, > a E ee dee Beide Vögel sind ziemlich dunkel K. 92. Begulus regulus (L. sensu stricto ?). In den Argonnen war das Gelbköpfchen die ganze Zeit über in grofser Anzahl da. Ihm ist der Laubwald mit eingesprengten Fichten so lieb wie der grofse zusammenhängende Tannenwald. Überall begegnete ich dem niedlichen Vögelchen. Im Grasgarten der Tourauderie (Abbildung siehe ‚‚Falco“ 1916 Tafel Il) nisteten sie auf einer der Riesenfichten. Das Nest war, wie bei ihrer versteckten Nistweise begreiflich ist, nicht zu sehen. Auch in der Verduner Gegend waren diese Goldhähnchen überall vor- handen, zur Zugzeit in grolsen Mengen bis in die Hausgärten kommend. Meine Kameraden waren erstaunt, als ich ihnen zwei erlegte Gelbköpfchen auf genauer Wage vorwog: ein am 24. 10. 1916 in Vitarville erlegtes Q' hatte das Gewicht von 6,2 gr und ein am 5. 12. 1916 in der Champagne geschossenes J' wog nur 5,65 gr. In den Wintermonaten 1916/17 war die Art in der Champagne überaus zahlreich, in den Föhrenwäldern, wie in den Parks und Gärten der Ortschaften. Sie kamen so nahe bei der Futtersuche in den Bäumen herab, dafs ich eins mit der Hand fing. Alsbald wieder freigelassen, turnte es im Gezweig des Baumes umher, wie wenn nichts vorgefallen wäre. B. Gewicht Fittich Schwanz Il, Schwinge 20. 2. 16 La Tourauderie M. (43) 5,65 4,6 VII. 16. 2. 16 „ (54) 5,6. 4,5. ziemlich =: VIII. E26. 1.:16%) x sa - 555 — < VII. 20. 2. 16 5 loRi br. 4, > VIII 21::1..10%) »- II — = NEM. 5.12.16 Juniville „anbh DA — —= VIEH. Bril.ie, „ e Nr 54 — — VII. 24.10.16 Vitarville 5,355 — =SVEHE 18. 2. 16 La Tourauderie 98) da 5,2: 145 == Vill. | W. 52 0 — > VUL 20..402307.33 ” 1) Fülse dunkel, 2) desgleichen. ®) Ovarium 31/, mm. Journ, 1, Orm, LXVIIL, Jahrg. April 1920, 8 VATIE CE N ter 114 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: Von Westrufsland (Kolacze, Gouv. Lublin) liegen zwei Stücke vor, beide am selben Tage, dem 20. August 1915 von Herrn Bacmeister gesammelt, von denen das eine sich in voll- ständigem frischem Gefieder, das andere mitten in der Mauser befindet. Da diese sich auch auf Flügel und Schwanz erstreckt, so ist der Vogel mit kurzem Stummelschwänzchen alt. Ganz dieselbe Beobachtung machten Herr Bacmeister und ich in diesen Tagen (August 1919) gemeinsam im Schwarzwald. Herr Bacmeister schofs (N. B. mit kleinkalibriger Pistolenkugel!) einen alten Mauservogel mit Stummelschwanz. Ausgewachsene Junge trafen wir gleichzeitig voll vermausert und im Nestkleid, sowie in der Mauser von diesem ins Jugendkleid, wobei Schwingen und Schwanzfedern nicht vermausert werden. Da diese jungen Vögel in der Schwingenformel am selben Platz und in derselben Familie variieren, können auch die verschiedenen Schwingen- formeln französischer Goldhähnchen bedeutungslossein. C.L. Brehm unterschied im Handbuch das schwedische, das deutsche und ein durchwanderndes Goldhähnchen. Nordwestrussische Vögel, von Herrn Dr. Schlüter gesammelt, geben mir keine sicheren Anhalts- punkte zur Unterscheidung russischer und französischer Stücke, doch möchte ich diese Frage noch nicht endgültig in negativem Sinne entscheiden, vielmehr weitere Untersuchung empfehlen. Die Vögel, die durch ihre heile Färbung sehr auffallen, scheinen jung zu sein, und die spitzesten Flügel scheinen bei ihnen vor- zukommen. K. 93. Regulus ignicapillus (Tem.). Das Feuerköpfchen dagegen konnte ich, wie zu erwarten war, in den beiden Wintern überhaupt nicht, und im Sommer 1916 in den Argonnen nur spärlich (im Mai) und in der Verduner Gegend nur einmal feststellen: am 17. 9. 1916 schofs und über- sandte mir aus Delut Dr. Rüst ein Stück dieser Art. Auch Dr. Gengler hat dieses Goldhähnchen nur an zwei Orten in Belgien, in Frankreich aber nirgends angetroffen. Scheint sonach selten zu sein. B. Das vorliegende Stück ist nach Kopffärbung ein 9, Flügel 5,35 cm, III. Schwinge zwischen VI. und VIL und II. = IX, wohl frisch vermausert und noch nicht ausgewachsen. Ein in Belgien von meinem Freunde Dr. Thielemann tot gefundenes Q' hat kürzeren Schnabel, 5,45 cm Flügellänge und 1I= VL, UI =VII. K. 94. Hippolais icterina (Vieill.). Seltener Brutvogel in den Nordargonnen. Am 24. 5. 1916 hörte ich zum erstenmal den Gartenspötter in einem kleinen Gehölz bei der Tourauderie, woselbst auch der Pirol nistete. An dieser Stelle traf ich ihn noch oft, offenbar war dort sein ur en 1 R Sag ne ee N = ” Fe N 2 Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 115 Brutplatz. Sonst bin ich dieser Art im Beobachtungsgebiete nicht mehr begegnet. Es wurde kein Stück erlegt. B: 95. Acrocephalus streperus (Vieill.). Den Teichrohrsänger traf ich in den Nordargonnen nur zweimal an: Am 28. 5. 1916 sang ein 9‘ im Röhricht an der Aire bei Termes, und am 3. 6. liefs sich eins im Weidendickicht bei Buzancy vernehmen. Kein Stück gesammelt. B. 96. Locustella naevia (Bodd.). In der zweiten Hälfte des Mai 1916 hörte ich den Heu- schreckenrohrsänger auf einer Waldwiese im Bois de Thenorgues schwirren, ohne des Vogels ansichtig zu werden. Am 2.6. 1916 beobachtete ich ihn auf der Spitze eines Busches mitten in der Wiese daselbst beim Schwirren. Als er zum 3. Mal sein Lied hören liefs, zog ich die Uhr, er schwirrte 52 Sekunden, hierauf nochmals 30 Sekunden, dann flog er ab. Im weiteren Verlauf des Juni und Anfang Juli hörte ich die Art wiederholt, insbe- sondere in aller Frühe, an mehreren Stellen bei Thenorgues und im Weidengebüsch an der Strafse Briquenay—Germont. Einmal schwirrte der am 2. 6. 1916 beobachtete Vogel ohne Unterbrechung 1 Minute und 20 Sekunden. In der Verduner ‘Gegend hörte ich ihn bei Peuvillers und Ende Juli bei Vitarville, einmal noch abends 1015. Auf das Schiefsen von Belegstücken verzichteten wir. B. 97. Troglodytes troglodytes (L. sensu stricto ?). Der Zaunkönig ist im ganzen Gebiet aulserordentlich häufig; in beiden Wintern liefs er sich überall hören. In den Argonnen ist er gemeiner Brutvogel. Ein Zaunkönig baute sein Nest im Gewächshaus der Tourauderie, ein leeres fand ich am 18. 6. 1916 im For&t de Boult am Wege in einer Gaisblattstaude. Es war lediglich aus dürren Blättern des Farnkrautes gebaut. Am 24. 6. 1916 wurde mir ein aus Moos verfertigtes Nest mit 4 Eiern gebracht, das holzfällende Soldaten im Walde bei der Tourauderie dem gefällten Baum entnommen hatten. Mitte Juli fand Dr. Monnard ein Nest im Walde bei Peuvillers (Verduner Gebiet) mit Jungen. Am 28. 11. 1916 trieb sich ein halbes Dutzend in den Gärten von Vitarville herum. Viele sah ich im November und Dezember 1916 an verschiedenen Orten in der Champagne. Man vergleiche die Angaben über das merkwürdige Doppel- nest bei Nr. 83. B. Das am 3. 2. 1916 gesammelte Stück von der Tourauderie wog bei seiner Ankunft 94 Gramm. Es hat 5,0 cm Flügellänge und ist auf dem Rücken viel mehr rotbraun aber weniger deutlich g* i16 W. Bacmeister und O. Kleinschmidt: gebändert als ein russisches Stück aus den Pripjet-Sümpfen (Dennler leg. 30. III. 17). K. 98. Turdus philomelos Brehm. In meinem Tagebuch habe ich aufgezeichnet: „Am 13. 3. 1916 voller Schlag der Singdrossel“. Ich traf die Art in den Argonnenwäldern überall an. Sie ist dort ein aufserordentlich häufiger, gemeiner Brutvogel. Am 14., 15., 16., 17. und 18. März sang sie wie toll namentlich abends, wenn schon völlige Dunkelheit eingetreten war. Am 17. 4. 1916 fand ich ein angepicktes Ei auf dem Waldboden in der Nähe der Tourauderie. Es war ver- legt oder von irgend einem Räuber an diese Stelle verschleppt worden, denn ein Nest war dort nirgends zu sehen. In den übrigen Teilen des Beobachtungsgebietes sichtete ich die Art nicht mehr. Leider haben wir den Abschufs von Stücken zur Feststellung der Form versäumt. k 99. Weindrossel (Turdus vliacus auct.). Am 29. 3. 1916 schofs Dr. Monnard aus einem Schwarm von etwa 10 Stück im Walde bei der Lezille-Ferme (zwischen Le Morthomme und Thenorgues) 2 Rotdrosseln und eine dritte im Walde bei der Tourauderie. Dort waren viele auf den Bäumen und schwatzten wie die Stare durcheinander. Doch halten sie sich nicht wie diese hoch oben auf den Spitzen der Bäume weithin sichtbar auf, vielmehr sitzen sie verborgener im Geäst und im Schutze der Zweige. Bis zum 9. 4. 1916 sah ich überall in den Wäldern und an deren Rand viele Schwärme. Dann verschwanden sie. Ende Oktober und am 1. November 1916 zeigten sich wieder viele bei und in Vitarville (Verduner Gegend). Ein Stück wurde im Dorf gefangen. Es war völlig gesund. B. Gewicht Fittich 29. 3. 16 Tourauderie E= 11,9 1.11.16 Vitarville [ey 60 14:7 30. 3. 16 Tourauderie 9 _ 11,3 Das Maximum der Flügellänge stimmt genau zu dem, welches Hartert angibt), dagegen ist die erste Schwinge bei 1 und 2 15 mm?), bei 3 14 mm lang, während Hartert 8—13 notiert. Bei 3 ist II=V. Sonst geben diese Stücke keinen Anlals zu systematischen Bemerkungen. K. 1) Ich besitze aber äh Stück mit 12,2 und zwei mit 12,4 cm Flügellänge. ; 3) Bei einem Stück von Rossitten 16 mm. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 117 100. Zurdus pilaris L. (sensufstricto ?). Am 7. 1. 1916 sah ich auf den Wiesen und auf den Obst- bäumen bei der Tourauderie einen grofsen Schwarm. Die Vögel waren scheu. Am 16. 1. 1916 erlegte ich ein Stück. Bis zum 26. 3. 1916 konnte man sie in den Wäldern der Umgebung der Tourauderie fast täglich in einzelnen Stücken oder kleineren Schwärmen sehen. Gern hielten sie sich unter Starenschwärmen auf, mit denen sie Nahrung auf der Erde suchten. Am 16. 4. sah ich nochmals einen kleinen Trupp bei Briquenay. Im Gebiet vor Verdun beobachtete ich die Wacholderdrossel nicht. Wohl aber war sie in der Champagne über den ganzen Winter 1916/17 teils in grofsen Scharen, teils in einzelnen Stücken da. Einmal zählte ich einen über 100 Vögel betragenden Schwarm. Auch als Schnee gefallen und strenge Kälte eingetreten war, blieben sie da. In dieser Zeit aber schienen sie ihre anfäng- liche Scheu abgelegt zu haben. Jetzt konnte man sie leicht schiefsen. Als die Kälte Ende Februar gebrochen und warme Witterung eingetreten war, blieben sie noch da. Am 23. 11. 1916 erhielt ich von Dr. Rüst 1 OS‘ und 19. Das letztere war grölser als das g'. B. Fittich cm 22.11.16 Thugny Sg 149 3. 2.16 Tourauderie [oy 14,7 16. 1. 16 a) gs 145 22.11.16 Thugny Q 14,5 14. 4. 16 Briquenay Q 14,3 Alle Stücke haben europäische Flügelform, aber mit Aus- nahme von No. 4 scharf eingekerbite und tief gefingerte V. Schwinge. Darin ähneln sie mehr deutschen als nordischen Stücken meiner Sammlung, ein Unterschied, für dessen Ständigkeit ich indessen noch nicht bürgen kann. Aus Rufsland liegen Vögel mit Mafsen bis zu Harterts Maximum (15,3) vor. K. 101. Turdus merula L. (non sensu stricto.). In den Argonnen häufiger Brutvogel, im Verduner Gebiet spärlich, in der Champagne in den Wintermonaten 1916/17 häufig. Meine Beobachtungen decken sich mit denjenigen von Dr. Gengler. In meinem Tagebuch habe ich vermerkt: „scheuer Waldvogel“. Die Amsel war so scheu, dafs es uns nicht gelang, ein O* zu erlegen. Ein paar 99 wurden in der Champagne mir gebracht, eins fing mein Hund am 5. 2.1917 und brachte es mir im Fang völlig unverletzt. Es hatte kahle Stellen auf dem Rücken und zum Teil frische Kiele im Schwanze. Ich liefs es wieder fliegen. Im Winter waren die 22 entschieden in der Überzahl, DB. 118 W. Baemeister und O. Kleinsehmidt s U. BER ne über- Gewicht Fitlich Schwanz — on um _ Alter rochts links 17. 1. 17 Ausoncee © 9 125 112 42 +4 jünger 3. 2. 17 Biermes 9 60 12,5 c.11,4 0 +2 alt 3.12.16 Ausoncee @ — 125 115 46 — alt? 22.11.16 Thugny Q 91,7 122 109 44 +4 jung Die Kehle ist bei 3 bräunlich, bei den andern weifslicher. Ein russischer Vogel (Dr. Schlüter) und meine schwedischen Stücke (echte merula) haben spitzere und längere Flügel. Ein Q mifst 13,2. Genauer gesagt besteht der Unterschied darin, dals die stumpfe Altersform ’des Flügels schon bei jungen französischen Vögeln vorkommt, während die spitzere Jugendform des Flügels ebenso wie dunkelgefleckte Jugendfärbung des Schnabels noch beimehrjährigen nordischen Amseln auftritt. Ich kann 7 nordische mit 8 französischen Amseln und einem grofsen Material aus andern Ländern vergleichen. Die Zunabme des stumpfen Flügels nach Südwesten steht ganz ein- wandfrei fest. Ob No. 1—4 aber alle einheimische französische Amseln oder teilweise Wintergäste etwa aus Deutschland sind, vermag man mit voller Gewifsheit nicht zu sagen. Um sicher zu gehen, bat ich Herrn Rüdiger um Beschaffung von Material aus unzweifelhafter Jahreszeit. Nach diesem konnte ich die französische Amsel mit voller Gewifsheit als neue Rasse rüdigeri abtrennen und benennen. Britische, spanische :und deutsche Vögel sind nicht mit den französischen identisch. Eine Besprechung all dieser Formen würde hier zu weit führen. K. 102. Saxicola oenanthe (L.). Den Steinschmätzer habe ich in Nordostfrankreich nur vereinzelt, im ganzen nur 5 mal angetroffen. Für das Argonnen- gebiet kann ich ihn entsprechend der Zeit, in der er zur Beob- achtung kam, als spärlichen Brutvogel bezeichnen. Den ersten sah ich am 21. 5. 1916 bei Talma; am 26. 5. sichtete ich ein Stück zwischen Grandpre und Senuc. Am 1. 9. 1916 trieben sich 2 Steinschmätzer auf einem frischgepflügten Acker bei Vitarville und am 23. 9. 1916 eins gleichfalls auf einem eben umgeackerten Felde in der Nähe desselben Ortes herum. Die Vögel waren sehr scheu. Am 25. 9. 1916 fehlte ich einen bei Delut. In der Champagne sichtete ich keinen. Es wurden keine gesammelt. B. 103. Saxicola rubetra (L. sensu stricto?). Den Zeitpunkt, in welchem das Braunkehlchen im Argonner- gebiet ankam, vermag ich nicht genau anzugeben; er fiel in meinen Urlaub. Doch als ich von diesem zurückkam, sah ich es sofort (im letzten Drittel des März 1916) und zwar überall in jener Gegend. Gern sals es auf den Drähten der Fernleitung ws ee a a Be aan ae I See er u a Se ee Di Ve: ET El WE En ET) * er N u Le Br 9! ae 7 7 v Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 119 an den Stralsen. Es ist in den Argonnen ein häufiger Brutvogel. Am 16. 6. 1916 fütterte ein Altes ausgeflögene Junge. Einige Stücke haben wir gesammelt. Auch in der Verduner Gegend beobachtete ich die Art im Juli und August 1916, doch in geringerer Anzahl als im erstgenannten Gebiete. B. 1,8% 2585..16. Authe Flügel 7,7 cm 2. 9 15. 6. 16 Tourauderie I RER 3. c*' 20. 8. 16 Vitarville RT Ich kann diese Vögel mit russischen Stücken vergleichen und finde sie brauner, englische Vögel am braunsten, schwedische aber auch braun. Die Klärung der Frage, ob neue Formen vorliegen, mufs noch verschoben werden. K. 104. Saxicola torquata rubicola (L.). Das Schwarzkehlchen überwinterte in den Argonnen, ob in Mehrzahl, vermag ich nicht zu sagen.!) Am 30. 1. 1916 sichtete ich bei frühlingsartigem Wetter ein Pärchen im Gebüsch bei der Tourauderie. Ich schofs das Q' als Belegstück. Dann beobachtete ich die Art erst vom 20. 3. 1916 an wieder. Vom 26. 3. ab sah ich an mehreren Orten Pärchen. Mit der Zeit nahmen sie so zu, dals ich diesen Schmätzer als sehr häufigen Brutvogel im Argonnengebiet bezeichnen kann. Er war noch häufiger als der braunkehlige Schmätzer. Mit Vorliebe wählt auch diese Art die Fernsprechdrähte zum Sitzort. Am 13. 5. 1916 sah ich ein o' das „rüttelte“, bin aber nicht ganz sicher ob ich nicht einen Gartenrotschwanz vor mir hatte. In den übrigen Teilen des Beobachtungsgebietes sichtete ich diese Art nicht mehr. Wir sammelten mehrere dieser prachtvoll gefärbten Vögel. B. 30. 1. 16 9° La Tourauderie Flügel 6,9 Schwanz 5,35 5 (RER \ 568 0b 232. 5..16. :9° ‚Brieulles (D.d.Ard.) „6,7 5 _ 9. 6. 16 0° Boult aux-Bois »s76.6 a — 8. 6. 16 0° Grandpre ag 0705) a _ Das Gefieder von 1 und 2 ist mit braunen Säumen bedeckt, die bei 3—5 abgerieben sind. Der Schnabel ist bei den Sommer- vögeln infolge des jahreszeitlichen Wachstums etwas länger als bei den Wintervögeln, ohne indessen bei letzteren das Extrem eines Helgoländer Vogels, bei ersteren das eines Sardiniers zu erreichen. Frankreich ist terra typica. 1) Über das Überwintern dieser Art vergl. die Arbeit von Otto le Roi „Zum Überwintern des Schwarzkehlchens“ Ornithol, Monatsschrift Jahrg. 1992 (27, Bd.) S. 218, TR a RE) N ET Re AR a RP Met tg Ba EEE RT Ds SEE ER ET TE eners 2 er - va A 4 % Bi x her SE, 120 W. Bacmeister und O. Kleinschmwidt: 105. Hausrotschwanz, Phoenicurus ochruros ater (Brehm).‘) Den Hausrotschwanz fand ich in mehreren Dörfern der Nordargonnen als nicht allzu häufigen Brutvogel vor. Auch in der Tourauderie brütete ein Pärchen, das schon vor dem 24. 3. 1916 angekommen war. Allmorgenlich sang das im grauen Kleid befindliche S' auf dem Dache meiner Wohnung. Ähnlich ist die Häufigkeit des Vorkommens im Verduner Gebiet. In Vitarville waren mindestens 2 Paare, die ihre Jungen grofs gezogen hatten. In der Champagne sah ich die Art nicht mehr. B. Es wurde kein Stück eingesandt, da wir als wahrscheinlich - annahmen, dafs die französischen Vögel mit deutschen überein- stimmen. Diese sind weder Phoenicurus titis L., denn das ist eine andere Art, noch Phoenicurus gibraltariensis, denn das ist eine ganz andere Rasse. Als ältesten Namen für unseren Haus- rotschwanz konnte ich bis jetzt nur „ader C. L. Brehm“ ermitteln (cf. Ornis germanica). K. 106. Erithacus rubecula monnardi Kl. Falco 1916, p. 14. Am 28. 1. 1916 sah ich das erste Rotkehlchen in einer Hecke bei Buzancy, am 24. 2.1915 das zweite und dritte in der Nähe meiner Wohnung und im Walde. Ende Februar und Anfang März zogen sie in grofser Anzahl durch. Vom 6. bis 21. 3. an häufen sich die Daten. In den Argonnen ist das Rotkehlchen ein häufiger Brutvogel. Auch in der Verduner Gegend sah ich die Art Ende September und Anfang November 1916 mehrfach. Mitte November 1916 konnte ich in der Champagne bei Juniville eine Anzahl singender JS‘ beobachten. Über den ganzen Dezember 1916 und Januar 1917 waren sie bei Juniville sehr häufig. Dr. Gengler hat in den von ihm besuchten Orten in Frankreich das Rotkehlchen in der Zeit vom 8. 10. 1914—16. 2. 1915 alsfehlendangegeben. Offenbar dient gerade die Champagne — selbst in ihrem unwirtlichsten Teile, der sog. Champagne Pouil- leuse, — in ausgedehntem Malse einer grofsen Anzahl von Vögeln zum Winteraufenthalt. 1.7 Gewicht Fittich Schwanz 24. 2. 16 Touräuderie ad. (154) 72 6,1 ohne Flügelbinde 5 ‘ * juv. (17) 72 6,15 mit grolser, (17. 3. 16 ? Juv.? — 7,1 — mit schmaler, 2.11.16 Vitarville juv. 182 7,3 — mit schwacher, 27.11.16 Thugny ad. 17,9 7,2 — ohne Flügelbinde). 1) Höchst auffallend war es, dafs mir der Gartenrotschwanz während meines ganzen Aufenthaltes in Nordostfrankreich niemals zu Gesicht kam. Dr. Monnard teilte mir, als unsere Wege sich getrennt hatten, brieflich mit, dafs er die Art im Sommer 1917 einmal in Rethel beobachtet habe. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 121 Die Frühjahrsstücke sind in eben so schönem Gefieder wie frisch vermauserte Herbstvögel. Die in Deutschland durchziehenden Frühlingsrotkehlchen (typo-rubecula L.) sehen ganz anders aus. Hätte ich die Stücke 1—2 nicht im Fleisch erhalten, sondern etwa aus unbekannter Quelle stammend als Bälge gekauft, so würde ich sie als Herbstvögel ansprechen und eine Etiketten- verwechslung vermuten. Der Bürzel ist grünlich wie die übrige Oberseite. Unsere deutschen Durchzugsrotkehlchen müssen schon nach ihrem Gefiederzustande ganz andere Winterquartiere mit einem andern Klima haben. Hellmayr bemerkt, dafs Bälge aus dem Dep. d&s Ardennes und eine Suite aus der Rheinpfalz die Unterschiede nicht be- stätigen. Das glaube ich gern. An Brutvögeln in ihrem abge- nutzten Gefieder sieht man die Unterschiede nicht. Wenn man Zugvögel sammelt, kann man hunderte zusammenbringen, und alle können nordische typo-rubecula sein. Wir haben aus diesen Gründen mit voller Absicht von einem zwecklosen Rotkehlchen- massenmord Abstand genommen, sehen aber sachlicher weiterer Prüfung gern entgegen, da Untersuchung eines Brutvogels Desiderat bleibt. Wie bei Motacilla ist es nur ein Glückszufall, wenn man den einheimischen Vogel in gutem Gefieder erhält. Ich richtete es so ein, und es gelang, dafs ich gleichzeitig aus Rufsland und Frankreich einen frischen Vogel erhielt. K, 107. Erithacus luscinia (L.). An welchem Tag die Nachtigall im Argonnengebiet eintraf, vermag ich nicht zu sagen, da die Ankunft während meines Ur- laubs erfolgte. Sofort aber nach meiner Rückkehr hörte ich beim ersten Gang in den nahen Wald am 16. 5. 1916 zwei JO! schlagen. Überall, wohin ich kam, war die feurige Sängerin zu treffen. Jedes Waldstück hatte ein oder mehrere Paare. Auch im grofsen Fort de Boult traf ich die Nachtigall. Sie ist in den Nordargonnen ein sehr häufiger, fast gemein zu nennender Brutvogel. Was A. E. Brehm über die Nachtigall in Spanien schreibt: „Die Menge der Nachtigallen hat mich in Erstaunen gesetzt“, möchte ich auch von den Nachtigallen der Argonnen sagen. Am 21. 6. 1916 hörte ich dortselbst den letzten Gesang. Im Verduner Gebiet vernahm ich noch einmal am 9. 7. 1916 im Walde bei Peuvillers den Gesang der Nachtigall. Er klang aber nicht mehr feurig und voll. Die Zeit der Liebe und der Sangeslust war vorbei. — Auf Abschufs; dieses Edelsängers haben wir verzichtet, B. 122 W. Bacmeister und O. Kleiuschmidt: Schlufswort. Es war nicht unsere Absicht, Subtilformen zu finden und zu beschreiben. Das Endziel dieser Arbeit ist ein anderes. Es kam uns darauf an, durch planmälsiges Sammeln und Sichten der Frage näher zu treten, wie weit das geographische Variieren zwischen französischen und russischen Vögeln geht, um dadurch die Erforschung der deutschen Avifauna zu erleichtern und unsere Begriffe von der Entstehung derselben läutern zu helfen. Die Anwendung des gebotenen Stoffes überlassen wir dem Kun- digen. Wir haben guten Grund, bei der Bestimmung vieler Formen weiteres Studium zu empfehlen. Man darf sich dabei nicht lediglich durch den nomenklatorischen Gesichtspunkt leiten lassen. Nachlässigkeit in der Nomenklatur schafft Wirrwarr. Aber Übertreibung der Grundsätze führt zu falschen Begriffen.!) Wenn man die französischen Vögel von’ russischen Vögeln nur deshalb unterscheidet, weil die typische Form aus Schweden beschrieben ist, also den russischen Tieren näher steht und die Unterscheidung ablehnt, wenn die typische Form aus Deutsch- land beschrieben ist (Galerida cristata, Certhia brachydactyla), also beiden Extremen gleich nahe ist, so mag das nomen- klatorisch korrekt sein. (Viele Vogelarten sind hinsichtlich ihres geographischen Variierens noch nicht genügend klargestellt, und es ist nichts verkehrter, als jede Art mit einem dritten Namen zu versehen, wo man die Rassenbestimmung gar nicht genau ermittelt hat.) Wir wollen aber ohne Rücksicht auf die Namen- gebung z. B. wissen, ob die Grau- und ‘Schwanzmeisen länger im Norden einheimisch und weiter in der Rassenbildung ent- wickelt sind als die Kohl- und Blaumeisen, denn nur so werden uns allmählich die Schichten der Fauna klar. Dabei sind wir auf der Stufe angelangt, wo sogenannte Systematik und soge- nannte Biologie sich die Hand reichen und ihre alte vielbeklagte Beschränkung überwinden. Wie der Anatom das Mikroskop heutzutage nicht mehr entbehren kann, so mufs auch der Systematiker ganz genau prüfen, und selbst die Unterschiede beachten, die dem unge- schulten Auge verschwinden oder verschwommen erscheinen. Wir danken deshalb den in der Einleitung schon genannten Herren Dr. Monnard, Dr. Dorbritz und Dr. Rüst nochmals 1) Nach streng nomenklatorischen Grundsätzen hätte die Unter- suchung von der schwedischen Avifauna ausgeben müssen. Wir fingen, die sich bietende Gelegenheit benutzend, an den zwei Enden (Frankreich und Rufsland) statt in der Mitte an und kommen vielleicht auf diesem ent- gegengesetzten Wege schneller zum Ziel, weil an den Extremen die Unterschiede deutlicher werden. Dies ist ein alter, schon vor Jahr- zehnten von Herrn v. Tschusi betonter Gedanke. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. 1233 besonders dafür, dafs sie die von ihnen erlegten Stücke uns restlos überliefsen, um sie der Wissenschaft dienstbar zu machen. Besonderen Wert erlangte das Material dadurch, dafs es durch die Herren Dennler, Grote, Rüdiger, Schlüter, Schuster, Strese- mann und Sunkel ergänzt wurde, vor allem durch die wichtigen Gegenstücke aus dem Osten. Die Sammlungen der letztge- nannten Herren haben oder werden noch besondere Bearbeitung erfahren. Wo die Feststellung endgültig gelingen wird, dafs eine Art in Ost- und Westeuropa vollständig übereinstimmende Rassen- gestalt besitzt oder dafs sich 2 Rassen ohne vermittelnde Subtilformen begegnen, wird diese Ermittelung mindestens ebenso wichtig sein, wie die Nachweisung neuer Subspecies daheim und ebenso wertvoll, wie die Entdeckung einer neuen Art in den Tropen. Das Ziel, das Stresemann in einer uns soeben zu Ge- sicht kommenden Arbeit: „Sollen Subtilformen benannt werden?“ ins Auge falst, haben auch wir im Auge. Aber zur Aufstellung von mathematischen Formeln ist die Sachkenntnis in den meisten Fällen noch weniger reif als zu Namengebungen. ‚Die schöne Tourauderie ist abgebrannt. Manch schöner französischer Wald ist (von französischen Granaten nicht minder als von deutschen) umgewühlt, ja buchstäblich weggefegt. Vor gleichem Schicksal haben deutsche Waffen in unvergelslichen Tagen ihrer Ehre und Kraft die deutsche Heimat bewahrt. Im ungestörten Frieden deutschen Waldes gelagert, bei Goldhähnchengeflüster, Meisengezwitscher und Gimpelrufen, konnten wir gemeinsam die letzte Hand an das letzte Manu- skript dieser Arbeit legen. Sie ist aus schweren Jahren voll Kriegslärm und Unruhe hervorgegangen und hat uns über manchen schmerzlichen Tag hinweggeholfen. Wie sie nur die Zusammenfassung von dem ist, was viele Hände gesammelt haben, so wird sie hoffentlich in kommenden besseren Zeiten durch gemeinsame Arbeit vieler Naturfreunde die von uns ge- wünschte Verwertung finden. Ru. 'B, 124 Ornithologische Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet (Orenburg). Ein Beitrag zur Kenntnis der Ornis Ostrufslands. Von Hermann Grote. (Schlufs von S. 70.) Fam. Scolopacidae. 220. Becurvirostra avosetia L. Der Säbelschnäbler, den Sarudny am unteren Ilek (See Sor-kul) brütend auffand, verfliegt sich in die Umgegend von Orenburg nur selten und ist hier vom genannten Beobachter nur zweimal gesehen worden. Einmal (Juni 1917) will einer meiner vogelkundigen Mitkriegsgefangenen ein Exemplar an der Sakmara unmittelbar bei Kargala gesehen haben. 221. Himantopus himantopus L. Am Ilek laut Sarudny Brutvogel, bei Orenburg Irrgast. 222.% Phalaropus lobatus L. Nach Sarudny kommt der Schmalschnäblige Wassertreter im Orenburger Gebiet als Brutvogel vor, und zwar hält er sich meist an Salzseen und Salzmoräste, ist daher also mehr (oder ganz?) an die südlich von unserm engeren Gebiet gelegenen Teile der Kirgisensteppe angewiesen. Ob er in der näheren Umgebung von Orenburg brütet, erscheint zweifelhaft. In den nördlich an Orenburg angrenzenden Landesteilen ist er als Durchzügler keine Seltenheit und „Junggesellen“ treiben sich hier auch während des Sommer herum. In meinem Beobachtungsbezirk war der Zug von Phalaropus lobatus während der ersten Augusthälfte (besonders im Jahre 1915) ziemlich stark; fast täglich bekam ich einige Trupps, die durchschnittlich aus einem halben Dutzend Individuen bestanden, zu Gesicht. In der zweiten Augusthälfte war der Zug viel schwächer ausgeprägt, und ich beobachtete dann nur hin und wieder vereinzelte Stücke, die sich meist Schwärmen von Tringa minuta angeschlossen hatten. 223. Phalaropus fulicarius L. Ist als Irrgast bei Orenburg vorgekommen. 224. Calidris arenaria L. Durchzugsvogel bei Orenburg (Sarudny), spärlich auftretend. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 125 225. Limicola platyrincha Temm. Bei Orenburg auf dem Zuge; Sarudny hat im benachbarten llekbezirk den Vogel brütend angetroffen. | 226. Tringa canutus L. Wurde einmal von Sarudny als Irrgast bei Orenburg an- getroffen (im Herbst). [TZringa maritima Brünn. Diese Art wird hier aufgeführt auf Grund einer Angabe in A. Tugarinow und S. Buturlin’s Buch „Materialien über die Vögel des Jenisseischen Gouvernements“, Krasnojarsk 1911, pag. 323 (russisch!), wonach dieser Strandläufer sich in seltenen Fällen im Europäischen Rufsland aufser in den Gouvernements Pskow (Pleskau) und St, Petersburg, sowie an der Wolga, auch im Orenburger Gouvernement gezeigt habe. ] 227.* Tringa alpina L. Der Alpenstrandläufer berührt das Orenburger Gebiet ziemlich zahlreich auf dem Zuge; einige Individuen treiben sich hier auch den Sommer über herum, doch sollen Fälle des Brütens nur ganz ausnahmsweise festgestellt worden sein — und zwar süd- lich vom engeren Orenburger Gebiet, am Ilek. Im Frühjahr geht der Herbstzug hier laut Sarudny im Mai (alt. St.) vor sich, Vor- -läufer zeigen sich aber schon erheblich früher; im Herbst be- ginnt der Zug nach demselben Beobachter Ende Juli (alt. St.). Mit unbedingter Sicherheit habe ich bei Kargala Tringa alpina nur einmal beobachtet: am 23. September 1915 stocherten vier Nachzügler im Schlick des Sakmaraufers herum und liefsen mich auf allernächste Nähe herankommen. 228.* Tringa ferruginea Brünn. Unter den Strandläuferschwärmen, die durch meinen Beob- achtungsbezirk zogen, beobachtete ich hin und wieder (August) vereinzelte Individuen dieser Vogelart. Nach Sarudny zieht sie bei Orenburg in der Regel in spärlicher Zahl, doch soll als Aus- nahme in manchen Jahren hier auch starker Zug beobachtet worden sein. 229.* Tringa minuta Leisl. Aulfserordentlich zahlreich passiert der Zwergstrandläufer das Ural- bzl. das Sakmaratal auf dem Durchzuge. Am häufigsten traf ich ihn während der ersten Augusthälfte; um diese Zeit beobachtete ich täglich an der Sakmara viele mehr oder weniger grolse Schwärme dieses Strandläufers. In der zweiten Monats- ' hälfte war der Vogel ebenfalls noch häufig; im September wurden die durchziehenden Flüge spärlicher und gegen Beginn des “ = a * Ir { “ 126 H. Grote: letzten Septemberdrittels waren augenscheinlich die letzten Nach- zügler verschwunden. Tringa minuta ist bekanntlich gegen Menschen sehr zu- traulich; oft sah ich Flüge mitten in der Stadt am Ufer der Kargalka sich herumtreiben, scheinbar unbekümmert um das Menschengetriebe ringsum. Als Brutvogel ist der Zwergstrandläufer südlich von unserm Gebiet aufgefunden worden: laut Suschkin am oberen Ilek (Akt- jube), an verschiedenen Punkten zwischen Emba und Mugodscharen u. s. w. Hauptsächlich soll es diese Art sein, die die grofsen Tringenflüge bildet, welche — nicht zur Fortpflanzung schreitend — den Sommer über an den Seen und Flüssen der Kirgisensteppen umhervagabundieren. 230.* Tringa temmincki Leisl. Über das Vorkommen von Tringa temmincki im Orenburger Kreise und in der Kirgisensteppe schreibt Suschkin (l. c., russ. Ausg., pag. 143): „Dieser Strandläufer ist hier sowohl auf dem Durchzuge, wie im Laufe des Sommers angetroffen worden, aber weder Sarudny noch ich konnten irgendwelche Anzeichen finden, dafs dieser Vogel hier brütet. Die erbeuteten Exemplare waren laut Sektionsbefund stets Junggesellen“. Im Gegensatz zum Zwergstrandläufer passierte 7. temmincki meinen Beobachtungs- bezirk in nur ganz geringfügiger Zahl, und ich habe nur hin und wieder mit Hilfe meines Zeifsglases ein vereinzeltes Stück unter Zwergstrandläuferflügen herausfinden können. 231.* Terekia cinerea Güld. Der engere Orenburger Kreis fällt nicht mehr in das Gebiet des regelmäfsigen Brutvorkommens des Terekwasserläufers: nur einmal hat Sarudny sein Brüten bei Orenburg feststellen können. Regelmälsig brütet die Art am oberen Ural, im Gouvernement Perm, ebenso, doch laut Suschkin ziemlich,selten, im Gouvernement Ufa.1) Als Durchzügler passiert Zerekia hingegen unser Gebiet regelmäfsig und ist hier auf dem Herbstzuge beinahe häufig. In meinem Beobachtungsbezirk war an der Sakmara besonders während der ersten Augusthälfte der Zug dieses zutraulichen Re sehr rege, und täglich sah ich dann mehrere Kun : Trupps 232.* Tringoides hypoleucos L. Am Strande der Sakmara beobachtete ich im Sommer hin und wieder diesen nach Sarudny an den Flüssen des Orenburger Gebiets als Brutvogel weit verbreiteten kleinen Stelzvogel; Brut- plätze befanden sich in der Nähe der Stadt, auf einer Sandinsel 1) Buturlin bezeichnet seine südliche Brutverbreitungsgrenze im Uralbecken ungefähr mit dem 52 1/,.° n, Br. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 127 im Flusse. Im Frühling sah ich den ersten am 13. April (1915); der Zug dauerte bis in den Mai hinein und schien gegen Ende April am intensivsten zu sein. Ende Juli begann augenscheinlich schon der Abzug, ziemlich lebhaft war er in der ersten August- hälfte. Nach Ablauf des August glaube ich keine Flufsuferläufer mehr angetroffen zu haben. Sowohl in den nördlich von Orenburg gelegenen Gebieten, wie an den Flüssen und Bächen der Kirgisensteppe ist Z’ringoides hypoleucos als Brutvogel weit verbreitet. 233. * Pavoncella pugnax L. Brut- und Durchzugsvogel bei Orenburg; von mir mit Sicherheit nur einmal (21. Mai 1918) bei Kargala beobachtet (vier Stück). Sporadisch brütet der Kampfläufer im Gouvernement Ufa; für den Bezirk Buguruslan führt Karamsin ihn (l. c.) als Durchzügler auf. 234.* Totanus totanus L. Der Rotschenkel ist im Orenburger Gebiet sowie in allen an dasselbe angrenzenden Landesteilen als häufiger Brutvogel beheimatet. Er gehört zu den hier im Frühjahr am frühesten ankommenden Wasserläufern; ich beobachtete im abnorm spät einsetzenden Frühling des Jahres 1918 die ersten am 20. April, wie sie sich — neben ochropus — auf dem Eise an offenen Stellen der in dem genannten Jahre zu dieser Zeit noch zu- gefrorenen Sakmara herumtrieben. 235. Totanus maculatus Tunst. Der Dunkle Wasserläufer ist ein spärlich. auftretender Durchzügler im Orenburger Gebiet. 236.* Totanus nebularius Gunn. Orenburg liegt aufserhalb des Brutgebiets dieses grolsen Wasserläufers. Im Gouvernement Perm — besonders in dessen nördlichen Teilen — lebt er nach Reszow (I. c.) als regelmälsiger Brutvogel; für das Gouvernement Ufa vermutet Suschkin sein Brutvorkommen an den Flüssen Bjelaja und Djema. In der Kirgisensteppe hat Sarudny einmal ein Brutpaar an der, Sary- Chobda gefunden, zweifellos eine Ausnahmeerscheinung. Überall in unserm weiteren Gebiet ist Totanus nebularius als Durchzügler - jedoch durchaus nicht selten. Er zieht hier in der zweiten Aprilhälfte, und dann wieder während der ersten Augusthälfte durch, vereinzelte erscheinen bereits im Juli. Nach Ablauf des ersten Septemberdrittels kommt der Helle Wasserläufer (wie auch die andern Totaniden) im Orenburger Kreise nur ganz ausnahmsweise vor. BE a TEN re SER EN El ME a BR 7 Nee RR ae te Leer EEE ZUR a da user. TE BE SA a > uk BT a dc‘ o ER, 128 - H. Grote: 237. * Totanus stagnalilis. Bechst. Sarudny hat den Teichwasserläufer als allgemein verbreiteten Brutvogel im Gesamtgebiet seiner orenburger Forschungen an- getroffen; er soll hier stellenweise in hunderten von Brutpaaren nisten und überhaupt wohl fast der gemeinste Sumpfvogel sein. Mir ist die Art verhältnismäßsig selten zu Gesicht gekommen; der Herbstzug begann Ende Juli (erstes Beobachtungsdatum: 28. VII. [1916)). Dieser Wasserläufer brütet auch im Gouvernement Ufa, im Kreise Buguruslan, in den südlichen Teilen des Gouvernements Perm; in den Kirgisischen Steppen ist er weit verbreitet, soweit hier Seen mit Sülswasser vorhanden sind. . 238. * Totanus öchropus L. Der Waldwasserläufer bewohnt das Orenburger Gebiet als Brutvogel, ist als solcher in den nördlich hiervon gelegenen Gouvernements häufig und weit verbreitet und ist sporadisch auch in der Kirgisensteppe beheimatet, wo er sich an die Flüsse und Sülswasserseen hält. In meinem Beobachtungsbezirk zogen während der zweiten Aprilhälfte ziemlich viele durch, meist kleinere Trupps oder einzelne Paare. Auf dem Herbstzuge er- schien ochropus von allen anderen Totaniden wohl zuerst: gegen Ende Juli, vereinzelte Stücke sogar schon beträchtlich früher. Nach Ablauf des August wurde die Art hier selten; das letzte Exemplar sah ich am 11. September (1915). 239. * Totanus glareola L. Etwas später im Frühling ankommend als ochropus, kamen die ersten Bruchwasserläufer bei Kargala erst Anfang Mai zur Beobachtung, dann wurde der Zug aber gleich ziemlich lebhaft. Der Herbstzug fand etwa zur selben Zeit wie der des Wald- wasserläufers statt, doch zeigten sich die ersten Durchzügler meist etwas später, als die der letztgenannten Art; augenschein- lich waren die letzten Nachzügler von glareola auch schon ein wenig eher verschwunden. Der Bruchwasserläufer ist im Orenburger Gebiet — im weitesten Sinne — als Brutvogel weit verbreitet. 240. * Numenius arquatus L. Die ersten vereinzelten Ankömmlinge von Numenius be- obachtete ich hier kurz vor Mitte April (erstes Beobachtungs- datum der 10. IV. (1915)). Während der zweiten Aprilhälfte fand bei Kargala Durchzug statt, der augenscheinlich stets gering war, auch im Herbst; wenigstens sind mir Brachvögel hier nur in spärlicher Zahl zu Gesicht gekommen. Die Art ist laut Sarudny im Orenburger Gouvernement ein häufiger Brutvogel, Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 129 besonders zahlreich fand sie dieser Beobachter in den südlich von Orenburg gelegenen Steppen, am Ilek z. B. sollen Brach- vögel stellenweise häufiger als Feldlerchen sein und dasselbe teilt Suschkin für den an der mittleren Emba gelegenen Teil der Kirgisensteppe mit. Häufig ist der Grofse Brachvogel auch überall in den nördlich an das Orenburger Gebiet anstofsenden Landesteilen. Über die Formzugehörigkeit der Grofsen Brachvögel der mittleren Kirgisensteppe (und offenbar auch des Orenburger Ge- biets) sagt Prof. Suschkin (l. e., russ. Ausg., pag. 189) folgendes: „Die meisten Individuen stellen in der schwachen Entwicklung oder gar dem völligen Fehlen von Streifen auf dem unteren Teile des Rückens, sowie in der helleren Allgemeinfärbung ver- schiedene Stufen einer Anlehnung an die sibirische Rasse dar, doch weisen die unteren Achselfedern deutlich ausgeprägte Streifung auf. Seltener kommen völlig typische Individuen vor, doch brüten solche auch im östlichen Teile des Gebiets. Endlich trifft man zuweilen unter den Brutvögeln auch typische Sibirier — Numenius arquatus lineatus; in jedem Falle sind solche nach Westen bis zur Emba verbreitet.“ 241.* Numenius tenwirostris Vieill. In geringer Zahl und sporadisch kommt der Dünnschnäblige Brachvogel am mittleren Ural als Brutvogel vor; Sarudny hat ihn hier zwischen Orsk und Uralsk, sowie am Ilek brütend ge- funden. Ich fand in meinem Beobachtungsbezirk (an der Kargalka) Ende April 1916 die Überreste eines offenbar von einem Raub- vogel geschlagenen Exemplars. Eine ausführliche Beschreibung des Nestes und der Eier — aus dem sibirischen Gouvernement Tobolsk — dieses biologisch noch wenig bekannten Brachvogels hat in jüngster Zeit W. Uschakow gegeben. !) 242. Numenius phaeopus L. Auf dem Zuge erscheint der Regenbrachvogel bei Orenburg nach Sarudny gleichzeitig mit N. arguaius, doch in viel geringerer Zahl; derselbe Beobachter fand ihn hier auch als Brutvogel. Als solcher ist er in den Gouvernements Ufa, Perm, sowie im Kreise Buguruslan ziemlich häufig; in der Kirgisensteppe kommt er — mit Ausnahme des an unser Gebiet grenzenden Teils (Tlekbezirk), wo er brütet — nur als Durchzügler vor. 243.* Limosa lkimosa L. Ein weit verbreiteter und häufiger Brutvögel im Orenburger Gebiet und in allen angrenzenden Landesteilen. Mir ist die 1) In Poljakow’s Zeitschr. „Ornith, Mitteil.“ 1916, Heft 3, Ss. 185—137 [russisch ]]. Journ, f, Orn, LXVIIL Jahrg, April 1920, 2 130 H. Grote: Storchschnepfe verhältnismäfsig selten zu Gesicht gekommen; einmal (Juli 1917) liefs mich ein sich in Gesellschaft von Rot- schenkeln am Strande der Sakmara aufhaltendes Exemplar auf nächste Nähe herankommen, ehe es aufflog. . 244. Limosa lapponica L. Sehr seltener Durchzügler bei Orenburg. Laut Reszow brütet sie auf der Ostseite des Perm’schen Ural. 245. Gallinago media Lath. Nach Sarudny nicht seltener, aber auch keineswegs häufiger Brutvogel bei Orenburg. Südlich hiervon scheint die Doppel- schnepfe nur ausnahmsweise und sporadisch zu brüten, nördlich — z. B. in den Gouvernements Ufa und Perm, ferner im Buguruslan- bezirk ist sie weit verbreitet. 246.* Gallinago gallinago L. Die Bekassine heimatet im Orenburger Gebiet als häufiger Brutvogel und ebenso in allen an dasselbe angrenzenden Land- strichen, in besonderem Mafse in den nördlicher gelegenen. Aufserdem berühren nach Sarudny grolse Massen dieses Vogels unser Gebiet auf dem Durchzuge. Mangels geeigneter Rast- stationen in der nächsten Umgebung der Stadt Kargala ist mir die Bekassine hier nur selten und in vereinzelten Stücken zu Gesicht gekommen. 247. Gallinago nel I; Ein laut Sarudny häufiger Durchzügler durch das Oren- burger Gebiet. 248.* Scolopax rusticola L. Waldschnepfen habe ich in meinem Beobachtungsbezirk nur wenig angetroffen. Im Herbst begegnete ich hin und wieder vereinzelten Stücken, besonders in der ersten Oktoberhälfte; im Frühling ist mir keine einzige zu Gesicht gekommen. Dafs ich diese Vogelart so selten beobachtete, wird wohl darauf zurück- zuführen sein, dafs in meinem kleinen Beobachtungsbezirk kaum solche Stellen zu finden waren, die durchziehenden Waldschnepfen besonders zusagende Rastplätze hätten bieten können. Dabei muls dieser Vogel aber das Gebiet auf dem Zuge in grofser Zahl passieren, denn aus den Ausführungen Sarudny’s bzl. Suschkin’s ist zu ersehen, dafs der Ural mit seinem Nebenflusse Sakmara die hauptsächlichste, ja beinahe überhaupt allein in Betracht kommende Zugstralse der Zugschnepfen des gesamten Gebiets im weitesten Sinne, besonders auch derim orenburgischen Baschkirien brütenden Schnepfen, darstellt. Im Herbst zeigen sich nach Sarudny bei Orenburg die ersten Waldschnepfen zu Ende August (alt. St.) Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 181 und der Zug ist zu Anfang September (alt. St.) manchmal schon recht lebhaft; so gab es z. B. am 5. Sept. (alt. St.) 1882 bereits so viele, dafs allein in einem bei der Stadt Orenburg gelegenen Gehölz an diesem Tage etwa 100 Stück geschossen wurden. Nachzügler sollen noch dann vorkommen, wenn der Winter schon völlig in seine Rechte getreten ist. Derselbe Beobachter führt 1. c. folgende Ankunftsdaten der im Frühling bei Orenburg durchziehenden Waldschnepfen an: 9. IV. (1880); 6. III. (1881); 21. II. (1882); 24. II. (1883); 5. IV. (1884); 28. III. (1885); 3. IV. (1886); 4. IV. (1887); 20. III. (1888); 17. III. (1889); 19. III. (1890); 29. III. (1891) [alle Daten alten Stils!]. Als Brutvogel kommt Scolopax rusticola im Orenburger Kreise nicht vor; ihre nächsten Brutplätze liegen nach Sarudny ‘am Oberlaufe der Sakmara. Fam. Gruidae. 249.* Grus grus L. Wo der Kranich eine geeignete Zuflucht vor ihm nach- stellenden Feinden vorfindet, ist er laut Sarudny als Brutvogel nirgends selten im Orenburger Gebiet. Aufser den örtlichen Brutvögeln wird dasselbe noch von zahlreichen Scharen durch- ziehender Kraniche besucht, und die Flüsse Ural und Sakmara haben als Zugstrafsen des Grauen Kranichs grolse Bedeutung. So sind auch mir hier in meinem Beobachtungsbezirk zu den Zugzeiten viele Kranichzüge zu Gesicht gekommen, die meisten während des zweiten Aprildrittels. Weit verbreitet ist unser Vogel in den nördlich von Orenburg gelegenen Gouvernements; südlich vom mittleren Urallauf ist er gleichfalls mehr oder weniger häufig, doch erstreckt sich sein Brutgebiet nicht bis an die Küsten des Kaspi- und des Aralsees; Bostanjoglo gibt l. c. den 47 1/,.° n. Br. als südliche Grenze in den Aralsteppen an. 250. Grus leucogeranus Pall. Ein seltener Durchzügler durch unser Gebiet. [Ein paar meiner mitkriegsgefangenen Landsleute wollen einmal — Mai 1917 — bei Kargala einen „Weifsen Storch‘ gesehen haben. Da die Möglichkeit eines Vorkommens von Ükiconia ciconia im Orenburger Gebiet fast ausgeschlossen erscheint, oder doch zum mindesten sehr unwahrscheinlich ist, wird es sich vermutlich um diesen weilsen Kranich gehandelt haben.] 251. Anithropoides virgo L. In den am Unterlaufe des Ilek gelegenen Steppen soll der Jungfernkranich laut Sarudny nicht selten nisten; für die nähere 9* 182 H. Grote: Umgebung der Stadt Orenburg ist nur ein Fall des Brütens be- kannt geworden. Fam. Otididae. 252.* Otis tarda L. Die Grofstrappe ist im Orenburger Gouvernement weit ver- breitet, wo sie zu den Charaktervögeln der Stipa- und Wiesen- steppen gezählt werden kann. Zum Winter streicht sie südwärts; nur wenige Individuen sollen nach Sarudny in schneearmen Wintern in der Gegend von Orenburg zurückbleiben; im schnee- reichen kalten Januar 1916 sah ein mitkriegsgefangener Lands- mann bei Kargala einmal fünf Stück. 253. Otis macqueeni J. Gray. Verfliegt sich selten in’s Orenburger Gebiet. 254.* Otis teirax L. Obgleich die Zwergtrappe den Literaturangaben nach stellen- weise im Orenburger Gebiet (nämlich auf wiesenartigen und mit Stipa bewachsenen Steppen) häufiger Brutvogel ist, habe ich sie in meinem Beobachtungsbezirk nur wenige Male angetroffen, da ich infolge meiner beschränkten Bewegungsfreiheit sie nicht an ihren Brutplätzen aufzusuchen in der Lage war. Nachdem O. tetrax gegen Ende April im Orenburger Gebiet einzutreffen beginnt, findet in der ersten Maihälfte die Balz statt; die Gelege sollen gegen Ende Mai (oder etwas früher) vollzählig sein. Nach Flüggewerden der Jungen vereinigt sich alt und jung zu Scharen, die im September — nach Sarudny auch später — südwärts wandern. Nach mir gemachten Aussagen von Kosaken, die den Vogel und seine Lebensgewohnheiten gut zu kennen schienen, müssen die Zwergtrappen jedoch stellenweise erheblich früher aus unserer Gegend verschwinden. Mit dem Fortschreiten der Urbarmachung der Steppe ver- liert die Zwergtrappe immer mehr ihre Brutstationen. Dies ist besonders in den nördlich von unserm Gebiet sich ausbreitenden Landstrecken der Fall: im Gouvernement Ufa, in dessen südlichen _ Teilen dieser Vogel in früheren Zeiten häufig war, jetzt aber, nach Suschkin, nur noch eine Ausnahmeerscheinung ist; auch Karamsin (l. c.) hebt für sein Beobachtungsgebiet ein ständig fortschreitendes Seltenerwerden der Zwergtrappe hervor. Häufiger ist sie in den südlich vom Orenburger Gouvernement gelegenen Stipasteppen, hier umfafst laut Suschkin ihr Brutgebiet ringförmig das aralokaspische Gebiet der sterilen Steppen und Sandwüsten — der Brutstation der Kragentrappe. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 138 Fam. Rallidae. 255.* Crex crex L. Bei Kargala liefs von den an der Sakmara gelegenen Wiesen * her der Wachtelkönig Ende Mai und später seine schnarrende Stimme hören; aller Wahrscheinlichkeit nach befanden sich hier Brutplätze. Solche sind im gesamten Orenburger Gebiet und in den nördlich angrenzenden Landesteilen vorhanden; hier lebt die Wiesenralle an allen Stellen, wo sie ihre Existenzbedingungen vorfindet. Südlich von Orenburg, im nördlichen Teile der mittleren Kirgisensteppe, ist Crex gleichfalls weit verbreitet, noch weiter nach Süden zu wird sein Brutvorkommen nach Suschkin ein mehr sporadisches, in Zusammenhang stehend mit dem spärlichen und zerstreuten Vorhandensein von feuchten Wiesen und grasbewachsenen Sümpfen. 256. Rallus aquaticus L. Nach Sarudny ein an geeigneten Stellen in unserm Gebiet nicht seltener Brutvogel. 257. Ortygometra porsana L. Das Tüpfelsumpfhühnchen ist im Orenburger Gebiet und in allen an dasselbe grenzenden Landesteilen weit verbreitet, wenn- gleich stellenweise seine Verbreitung eine etwas sporadische zu sein scheint. Es mag nicht unerwähnt bleiben, dafs ich wiederholt in meinem Beobachtungsbezirk Vertreter der Gattung Oriygometra zu Gesicht bekommen habe — zu welcher Art (oder Arten) ge- hörig, mufs ich wegen der Flüchtigkeit der betr. Beobachtungen leider dahingestellt sein lassen. 258. Ortygometra parva Scop. und 259. Ortygometra pusilla Pall. Beide Sumpfhühnchen bewohnen laut Sarudny unser Gebiet ‚als Brutvögel; besonders die erstgenannte Art soll nach diesem Beobachter hier ziemlich häufig sein. Vermutlich kommen beide Arten auch im Gouvernement Ufa vor, Suschkin hat (]. c.) aller- dings nur pusilla (= bailloni apud Suschk.) hier einmal beobachtet. 260. Gallinula chloropus L. 'Im engeren Orenburger Gebiet ist das Teichhuhn nach Sarudny ein ziemlich gewöhnlicher Brutvogel geeigneter Gewässer, doch scheint es sowohl nördlich, wie südlich der Grenzen unseres Gebiets selten zu sein, sogar stellenweise ganz’ zu fehlen. Sehr häufig ist es angeblich auf der unteren Wolga. 134 H. Grote: 361. Fulica atra L. Das Bläfshuhn ist im Orenburger Gebiet und in allen an dasselbe grenzenden Gouvernements weit verbreiteter Brutvogel und soll stellenweise der häufigste Wasservogel überhaupt sein. Fam. Tetraonidae. 262. Lagopus lagopus major Lorenz. Das Moorschneehuhn, das in unserm Gebiet bereits in der gröfseren sibirischen, im Winter weniger weilsen, Rasse auftritt, ist hier laut Suschkin nicht an Moore gebunden. Dieser Forscher hat es in Birkengehölzen der Steppe, selbst solchen, die auf Sandboden wachsen, gefunden. Nach Norden, resp. Westen geht das Moorhuhn kaum über das Orenburger Gebiet hinaus, östlich vom Ural ist es häufiger; gemein ist es in der Tundra und in den Wäldern des Gouvernements Perm, besonders auch im transuralischen Teil desselben. 263. Tetrastes bonasia volgensis Buturl. In unserm engeren Gebiet kommt das Haselhuhn nur winters als seltene Erscheinung vor. Gemein ist es laut Sarudny in den dichten Gebirgswäldern des orenburgischen Baschkiriens. Vor kurzem hat S. Buturlin neben einigen sibirischen Unter- arten (kolymensis, amurensis, ussuriensis) auch diese ostrussische (terra typica das Gouvernement Simbirsk, östlich bis Tobolsk), schwach differenzierte Rasse abgetrennt. !) 264. Lyrurus tetrix viridanus Lorenz. Das Birkhuhn bewohnt unser Gebiet als Brutvogel, wird hier aber wegen des schonungslosen Abtriebes der Waldungen anscheinend immer seltener. 265. Teirao urogallus uralensis Menzb. Bei Orenburg ist das Auerhuhn eine sehr seltene Ausnahme- erscheinung. Nach Prof. Suschkin liegen die nächsten Brut- plätze in den Gebirgswäldern des Ural und bei Troizk; nach Sarudny soll es in den jenseit des Obschtschi-Syrt gelegenen Nadelwäldern häufig sein. Offenbar gehören die Auerhühner des weiteren Orenburger Gebiets zum Teil der aus dem Wolgabecken und dem östlichen Teile des Europäischen Rufslands beschriebenen Rasse Teirao urogallus volgensis Buturlin an. Diese soll dunkler als uralensis sein. 1) Vgl. Poljakow’s „‚Ornith. Mitteil.“ 1916, Heft 4, 8. 227 [russisch 1] Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 185 Fam. Phasianidae. 266. * Perdix perdix robusta Hom. & Tancre. Prof. Suschkin schreibt über diese Altaiform (Vögel der mittl. Kirgisensteppe, russ. Ausg., pag. 271): „... alle West- ‚sibirien sowie einen grofsen Teil des Europäischen Rufslands be- wohnenden Rebhühner sind zu dieser Form zu rechnen, oder jedenfalls stehen sie doch dieser bedeutend näher als west- europäischen Stücken“. Ferner (pag. 273): „Bei Orenburg, am Mittellaufe des Ural und im Becken des Tobol lebt P. cinerea robusta; unter den vorkommenden Färbungsschwankungen beob- achtet man bei orenburger Exemplaren zuweilen ein Schwinden des kastanienbraunen Tones der Rückenstreifen, d. h. eine ge- wisse Annäherung an die Merkmale von P. cinerea arenicola“. Die beiden von mir bei Kargala gesammelten Bälge (S' ) bilden ein zu geringes Material, um systematische Schlüsse zu ziehen. In meinem Beobachtungsbezirk traf ich Rebhühner zwar nicht besonders selten, doch jedenfalls nicht häufig. Sie halten sich gern in der Nähe der Wasserrisse, wo Buschwerk steht, auf. 267.* Coturnix coturnixz L. In meinem Beobachtungsbezirk erschien die Wachtel im Frühjahr 1915 aufsergewöhnlich früh: schon am 28. April wurde ihr Schlag zum ersten Mal gehört; normaler Weise trifft sie im Orenburger Gebiet laut Sarudny etwas später ein. In der die Stadt Kargala umgebenden — meist mit Wermut bestandenen — Steppe traf ich sie nur auf dem Zuge (spätestes Zugexemplar am 30. Mai [1918] beobachtet); als Brutvogel vermutlich jedoch bewohnte sie die an der Sakmara liegenden Wiesen. Sarudny nennt die Wachtel einen der allerhäufigsten Brutvögel unseres Gebiets; ich habe Grund anzunehmen, dafs diese Behauptung gegenwärtig nicht mehr zutrifft. Die Wachtel ist in allen an das Orenburger Gouvernement angrenzenden Landesteilen weit verbreitet und soll, wie aus dem Schrifttum hervorgeht, fast überall an geeigneten Stellen mehr oder minder häufig sein. i Fam. Falconidae. 268. * Falco .peregrinus(? leucogenys Brehm), Der Wanderfalk berührt unser engeres Gebiet auf seinen Streifzügen; seine nächstgelegenen Brutplätze dürften die an den Oberläufen der Flüsse Samara, Ik und Sakmara gelegenen sein. In der Stadt Kargala sah ich am 5. April 1917 ein Exemplar. Es bleibt festzustellen, ob eine oder zwei Wanderfalken- rassen unser Gebiet berühren. Insbesondere bedarf die von 186 H. Grote: Buturlin aus dem Südural beschriebene — bis jetzt noch zweifel- hafte — Rasse F. p. riphaeus noch der Bestätigung. 269.* Falco cherrug Gray. Am 10. April 1915 beobachtete ich in der Steppe bei Kargala einen augenscheinlich auf Ziesel Jagd machenden Würg- falken; ein frischgeschossenes Exemplar wurde am 4. IV. 1917 von einem Kosaken in Kargala feilgeboten. Nach Sarudny ist er bei Orenburg sowohl als Brutvogel, wie als Durchzügler selten, häufiger tritt er im Obschtschi-Syrt, in den Kreisen Buguruslan und Busuluk des Gouvernements Samara (Karamsin), sowie in den ebenen waldarmen Teilen des Gouvernements Ufa (Suschkin) auf. Ein anschauliches Lebensbild des Saker in der Kirgisen- steppe hat Suschkin gegeben, eine deutsche Übersetzung dieser Schilderung findet sich in Kleinschmidt’s Zeitschrift „Falco“ Jahrg. 1913. 270. Falco rusticolus subsp. Jagdfalken haben sich ein paarmal in unserm Gebiet (im weitesten Sinne) gezeigt; die mannigfachen Bezeichnungen der verschiedenen Gewährsmänner (als: „gyrfalco“, „uralensis“, „is- landicus“, „candicans“) geben jedoch ein unklares Bild. Nach Suschkin (,„Vög. d. mittl. Kirgisensteppe“ pag. 399)!) ist ein junger Isländischer Jagdfalk bei Orenburg, ein junger candicans im orenburgischen Baschkirien erbeutet worden. Einen Jagdfalken, den er „wralensis“ nennt, hat Sarudny bei Orenburg gesammelt. Dies Exemplar existiert (nach Suschkin) nicht mehr, während die beiden anderen im Besitze Prof. Menzbier’s sein sollen. — Schliefslich will ich nicht unerwähnt lassen, dafs einer meiner Mitkriegsgefangenen im April 1917 bei Kargala einen „grofsen weilsen Falken“ gesehen haben will. 271.* Falco subbuteo L. In unserm Gebiet ist der Baumfalk in Feldgehölzen und Waldungen keine Seltenheit. Bei Kargala sah ich ihn zu den Zugzeiten (Ende April, Anfang Mai und ersteHälfte des September); letztes Beobachtungsdatum im Herbst: 30. Sept. (1914). Gleich dem Abendfalken auf das Vorhandensein von hohen Bäumen an- gewiesen, ist der Baumfalk in’seinem Brutvorkommen im südlich von Orenburg gelegenen Steppengebiet fast ganz auf die Täler des Uralflusses und der Wolga beschränkt; nördlich von Orenburg, in der Waldregion ist er weit verbreitet. !) Vgl. den in „Faleo« 1913 abgedruckten übersetzten Auszug. a “ee NED un) Pe: c Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 137 272. Falco aesalon Tunst. und 273.(*) Falco aesalon christiani-ludovic; Kleinschm. (= F. ae. pallidus Suschk.) [Cfr. „Falco“ 1917]. Nach Prof. Suschkin gehören die im Orenburger Gebiet heimatenden Merline der von ihm beschriebenen lassen kirgisischen Steppenrasse!) an, während typische Stücke hier nur als Durch- zügler vorkommen. Im Winter beobachtete ieh hier mehrmals Merlinfalken, die sich mit Vorliebe in den Steinbrüchen am Sakmarasteilufer auf- hielten. Geringen Strich konstatierte ich Mitte April und im Oktober. 274. * Cerchneis vespertina L. [Was die von Buturlin aufgestellte Rasse iransriphaeus ist, ist mir nicht bekannt geworden.] In meinem Beobachtungsbezirk bildete der Abendfalk eine der auffälligsten Charaktererscheinungen des sommerlichen Vogel- lebens. Über dem Flusse sah man fast ständig einige dieser kleinen Falken Libellen fangen, über der Steppe rüttelten welche, auf vielen alten Bäumen fand sich ein Horst oder zwei. An einigen Stellen der Umgegend der Stadt Kargala gehörte der Abendfalk zu den häufigsten hier überhaupt vorkommenden Brut- vögeln. Ein prächtiges Schauspiel waren mir stets die schönen Flugspiele dieser Falken, besonders wenn kurz vor Sonnenunter- gang zahlreiche Vögel dieser Art über ihren Brutkolonien kreisten und die Luft mit ihren hellen Rufen erfüllten. Im Frühling sah ich die ersten Abendfalken im letzten Aprildrittel (1915 und 1916 am 27. IV., 1917 am 25. IV.)2); wenige Tage nach dem Erscheinen der ersten Individuen ist 'vespertina hier bereits massenhaft vorhanden. Gleich nach der Ankunft setzt die Balz ein, und die Jagd der Männchen hinter den- Weibchen, welche letztere den stürmischen Verfolgungen durch Flucht in die Baumkronen oder durch rasche Flug- schwenkungen — oft steil in die Höhe — zu entgehen suchen, scheint dann kein Ende nehmen zu wollen. In unmittelbarer Nähe der Falkenhorste nistende Dohlen werden von den Abend- falken gern „geneckt‘“, doch scheint im allgemeinen gute Nach- barschaft gehalten zu werden. Die meisten jungen Abendfalken sind Ende Juli (z. T. wohl auch schon früher) függe. Man kann hier aber um diese Zeit auch noch weilse Dunenjunge finden. 1) Die Brutheimat von pallidus Suschk. wird nach diesem Forscher durch (ungefähr) folgende Punkte bestimmt: Orenburg, Werchnöuralsk, Troizk, Ulkajak, Salzsteppen von Burlü, Chobda. 2) Im abnorm späten Frühling des Jahres 1918 waren die Abend- falken bei Kargala selbst noch zu Anfang des zweiten Maidrittels in spärlicher Anzahl vertreten, 188 H. Grote: Der herbstliche Zug scheint in der zweiten Augusthälfte am lebhaftesten zu sein, doch ziehen viele hier auch noch später durch. Nach Mitte September sieht man hier nur ausnahmsweise noch einen Abendfalken ; den letzten bemerkte ich am 23. IX. (1915). In den sich nördlich an das Orenburger Gebiet anschliefsenden Gouvernements ist Cerchneis vespertina ein weit verbreiteter Brutvogel der Feldgehölze; im Uralgebirge jedoch scheint er zu fehlen oder selten zu sein. Nach Süden zu ist sein Brutver- breitungsgebiet mehr oder weniger durch die Flufstäler des Ural und der Wolga bestimmt, da hier die Galeriewälder ihm zu- sagende Brutstationen bieten. Die baumlose Steppe-meidet er. 275.* Oerchneis naumanni Fleisch. Ein echter Charaktervogel der offenen Steppe, bevorzugt der Rötelfalk besonders solche Stellen, die steinig und felsig sind, da diese seine typische Brutstation sind. In den südlich vom Mittellaufe des Ural gelegenen Steppengebieten — wo er ganz besonders häufig sein soll — ist er nach Sarudny bzl. Suschkin ein Attribut der kirgisischen Begräbnisplätze. Bei Kargala fand ich ihn am felsigen Steilufer der Sakmara nistend; hier in den Felsspalten horsteten neben ihm auch vereinzelte Paare von tinnunculus. Der Rötelfalk trifft in unserm Gebiet im Frühling erheblich später ein, als der Turmfalk, und verläfst es im Herbst auch früher. Um Mitte August ziehen wohl die meisten; 1914 traf ich sie noch in der ersten Septemberhälfte (um den 10. IX. herum) ziemlich zahlreich bei Kargala. Ungeheure Schwärme hat Sarudny am mittleren Urallaufe gesehen; eine Erklärung für die Ansammlung dieser Scharen hat Suschkin gegeben (cfr. Journ. f. Orn. 1914, $. 596, 597). Als Steppenvogel findet der Rötelfalk in den nördlich an unser Gebiet angrenzenden Landesteilen nicht mehr seine Existenz- bedingungen, und daher bildet der Orenburger Kreis hier ungefähr die Nordgrenze seines Brutvorkommens. 276. * Cerchneis tinnunculus L. Der Turmfalk ist in unserm Gebiet ein häufiger, weit ver- breiteter Brutvogel. Er hält sich besonders gern an den Flufs- ufern auf, wo mehr oder weniger Baumvegetation steht, da er hier sein Nest fast immer auf Bäumen wählt!) und nur ausnahms- weise auf Felsvorsprüngen und in -spalten horstet. Bei Kargala erschienen die ersten Ende März oder Anfang April; noch vor Mitte April waren diese Falken hier zahlreich, doch zeigten sich 1) Augenscheinlich zieht der Turmfalk es häufig vor, Krähennester zu okkupieren, statt selbst zu bauen. (G.) In ef 2 u, De) Ar a ER HE EM ann 1a 1 cl ir CR DES Pla u Eee Ph 2 Dahn FöeE Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 139 im abnorm späten Frühling 1918 die ersten erst zu Anfang des letzten Monatsdrittels. Im Herbst schien während der zweiten Septemberhälfte der Durchzug am lebhaftesten zu sein. „Der Turmfalk ist ein Vogel, der seine Nahrung auf offenen Flächen erbeutet, vorzugsweise aber auf Bäumen horstet“ sagt _ Prof. Suschkin von ihm, und durch diese Kennzeichnung sind seine südlich vom Orenburger Gebiet gelegenen Brutstationen bestimmt: er hält sich in erster Linie an die mit Bäumen ein- gefalsten Läufe der Flüsse, des Ural, der Emba, der Wolga. Be- sonders gemein ist er laut Bostanjoglo im Wolgatale, das er bis in’s Delta hinein bewohnt; in der Stadt Astrachan soll er auch in Kirchtürmen nisten. Weit verbreitet ist der Turmfalk in den nördlich von Orenburg gelegenen Gouvernements. 277.(*) Aquila chrysaätos L. und 278. (*) Aquila heliaca Sav. „Steinadler‘ — gewöhnlich mehrere Individuen vergesell- schaftet — habe ich hier im Frühjahr (April) und im Herbst nicht selten beobachtet; es war natürlich nicht festzustellen, zu welcher Art die in grofser Höhe kreisenden Adler gehörten. Beide Spezies bewohnen nach Sarudny das Orenburger Gebiet als Brutvögel, besonders der Kaiseradler soll hier verhältnis- mäfsig häufig sein. Auf dem Zuge passieren sie das Gebiet in grofser Zahl; Sarudny berichtet, er habe am 20. V. 1888 (alt. St.) in der Steppe bei Orenburg eine Schar gesehen, „die mindestens aus hundert Kaiseradlern bestanden habe‘‘ (Nach- träge 1897, pag. 269). 279. Aquila nipalensis orientalis Cab. Der Breitengrad von Orenburg ist hier die ungefähre Nord- grenze des Verbreitungsgebiets des Steppenadlers, der in den südlich vom Mittellaufe des Ural gelegenen Steppen eine weite Verbreitung hat. Sarudny -hat zuweilen grofse Scharen („bis 300 Stück in jeder‘) beobachtet, die er nicht für ziehende an- sah — da sie sich sehr spät (Ende Mai russ. St.) zeigten — sondern für (stark mausernde) umhervagabundierende Stücke. 280.* Aguila clanga Pall. Der Schelladler, der in den nördlich von Orenburg gelegenen Waldgegenden (Ufa, Buguruslan, Perm) weit verbreitet und ver- hältnismäfsig häufig sein soll, überschreitet als Brutvogel unser engeres Gebiet nach Süden nur wenig, da er an Wald oder doch gröfsere Feldgehölze gebunden ist und die offene Steppe meidet. Auf dem Zuge soll er am mittleren Urallauf nach Sarudny zahlreich sein; wahrscheinlich gehörten die kleinen Adler, die 140 H. Grote: ich hin und wieder bei Kargala (besonders im Frühling) beob- achtete, alle oder fast alle zu clanga. Ein in der Umgegend lebend gefangener Schelladler wurde mir einmal von einem Ört-. lichen Tataren zum Kaufe angeboten. 281. Hieraaetus pennatus Gm. Ist laut Sarudny als seltener Irrgast bei Orenburg vor- gekommen. 282. * Buteo desertorum vulpinus Licht. (?? eimmermannae Ehmcke). Dieser Bussard, dessen Name „Steppenbussard“ wenig passend erscheint, da er ein Charaktervogel waldiger Gegenden ist!), brütet laut Sarudny in geringer Zahl in den Galeriewäldern am Mittellaufe des Uralflusses.. Als Durchzügler passierte er mein Beobachtungsgebiet in ziemlicher Menge; besonders viele Bussarde beobachtete ich hier Mitte April, doch auch noch tief im Mai zogen solche hier durch, besonders 1918 konnte ich so späten Zug beobachten. Er folgt auf seinen Zügen den Flufs- läufen (Sarudny). Am Ural und an der Sakmara ziehen Bussarde in manchen Jahren sehr zahlreich, so sah z. B. Sarudny im Jahre 1885 Ende August und Anfang September (alt. St.) „Scharen, in denen man in jeder bis 400 Individuen zählen konnte; bei wind- stillem Wetter zogen sie in Höhe eines Flintenschusses, zerstreut oder häufiger im Gänsemarsch, einige Dutzend Schritte vonein- ander entfernt, im allgemeinen eine Wellenlinie bildend‘“. Ein Bewohner von Wäldern und grofsen Feldgehölzen, findet unser Vogel südlich vom mittleren Ural höchstens am Unterlaufe des Ilek ihm zusagende Brutstationen, und überschreitet daher als Brutvogel die Gegend von Orenburg nach Süden nur un- erheblich. Häufig ist er hingegen im nördlich angrenzenden Waldgebiet (Ufa, Buguruslan, Perm). An der unteren Wolga soll er fehlen und sogar als Durchzügler selten sein. 283. * Buiteo ferox Gm. Der Adlerbussard, ein Charaktervogel der kirgisischen Steppen, erreicht bei Orenburg — wo Sarudny ihn brütend ge- funden hat — die ungefähre Nordgrenze seiner Verbreitung in dem von uns behandelten Gebiet. — Ich glaube am 30. Mai 1918 ein Exemplar in der Steppe bei Kargala mit Sicherheit erkannt zu haben. 284. * Archibuteo lagopus Gmel. und 285. Archibuteo lagopus pallidus Menzb. Archibuteo lagopus ist im Orenburger Gebiet nur Durch- zügler und Wintergast. Im Herbst 1915 sah ich die ersten 1) Der wahre „Steppen“bussard ist nach Suschkin Buteo ferox! eh x PO nn a Te ee ee ee ee reset ee ee RE ae Be DE a ? A N 2 x Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 141 durchziehenden Stücke schon sehr früh: am 16. Sept. Während des Winters waren Rauhfufsbussarde bei Kargala nicht selten, und einige kamen mir noch ziemlich spät im Frühling (z. B. am 25. und 26. IV. 1916 je ein Expl.) zu Gesicht... Ob die blasse sibirische Rasse pallidus!) unter den beobachteten Rauhfülsen war, konnte ich nicht feststellen. Sarudny schreibt über pallidus: „Kommt fast alljährlich auf dem Zuge und im Winter bei Orenburg vor. Besonders häufig erscheint er in denselben Jahren, wann A. lagopus zahlreich ist“ (Nachtr. 1897, pag. 267). 286. * Circus aeruginosus L. Die Rohrweihe ist nach Sarudny im Orenburger Gebiet als Brutvogel weit verbreitet und kommt als solcher augenscheinlich auch in allen an dasselbe angrenzenden Landesteilen vor, doch scheint sie im Uralgebirge zu fehlen. Bei Kargala bekam ich sie am verhältnismäßsig häufigsten gegen Mitte April sowie um Septemberausgang, resp. Anfang Oktober zu Gesicht. 287. * Circus cyaneus L. Nach Sarudny ist die Kornweihe ein häufiger Brutvogel des Orenburger Gebiets; auf dem Zuge soll sie hier nach demselben Beobachter noch häufiger als die Steppenweihe sein. Mir kam sie bei Kargala häufig zu Gesicht, während der beiden letzten Aprildrittel wohl beinahe täglich. Ihr Brutgebiet dehnt sich — soweit bis jetzt bekannt — nicht sehr weit südlich über den Nordrand der an unser Gebiet angrenzenden mittleren Kirgisensteppe hinaus aus, von wo ab sie allmählich durch die Steppenweihe ersetzt wird. Nördlich von Orenburg ist die Kornweihe überall dort, wo sie geeignete Lebensbedingungen findet, heimisch und dringt in ihrer Verbreitung sehr weit nach Norden vor. 288. * Circus macrourus Gm. Als Brutvogel ist die Steppenweihe in unserm Gebiet kaum minder häufig als ©. cyaneus, in den südlich vom Mittellaufe des Ural gelegenen Steppen nach Sarudny gar beträchtlich zahl- reicher. Ich habe sie bei Kargala als häufigen Durchzügler beob- achtet; die ersten Ankömmlinge im Frühjahre erwiesen sich als graue Männchen, Karamsin (l. c.) fand sie als häufigen Brutvogel im Kreise Buguruslan, Suschkin in den Steppenteilen des Gouvernements Ufa. 1) Buturlin nennt sie „eine problematische Rasse“ (in A. Tugarinow und $. Buturlin: „Materialien über die Vögel des Jenisseischen Gou- vernements“ pag. 189 [russisch]. 142 H. Grote: 289. * Circus pygargus L. Im Orenburger Gebiet als Brutvogel wie als Durchzügler gemein, scheint die Wiesenweihe auch nirgends in den dasselbe umgebenden Landesteilen zu fehlen, besonders häufig ist sie auch im Gouvernement Ufa. Durch meinen Beobachtungsbezirk zogen während der zweiten Aprilhälfte nicht wenige. — Der Zug aller Weihen durch unser Gebiet stellt sich in kurzer Übersicht etwa folgendermafsen dar: nach Sarudny er- scheint im allgemeinen die Kornweihe zuerst (Vorläufer in den ersten Tagen des letzten Märzdrittels alt. St.), dann die Steppen- weihe (die ersten gegen Ausgang des zweiten Märzdrittels alt. St.), die Wiesenweihe ist gewöhnlich die letzte (Anfang April alt. St... Massenzug aller findet Mitte April statt, von der Rohr- weihe trifft man ziehende Exemplare noch bis Mitte Mai. Den. herbstlichen Zug beginnt offenbar die Steppenweihe (noch vor Mitte August); am stärksten scheint der Weihenzug (aller vier Arten) in der Regel gegen Ende August zu sein, doch ziehen zahlreiche Weihen, besonders Exemplare von aeruginosus, auch noch bis tief in den Oktober hinein. Offenbar ist es ein sehr seltenes Vorkommnis, dafs einzelne Weihen in unserm Gebiet überwintern. Sarudny hat während seiner langjährigen Beobachtungszeit hier im Winter nur einmal, zu Ende Dezember (alt. St.) 1879, eine Weihe (cyaneus) an- getroffen. . Ich hatte das Glück, am 5. Januar 1916 eine Wiesen- weihe (pygargus) über die tiefverschneite Steppe bei Kargala hinfliegen zu sehen, es war, wie ich mich durch’s Fernglas un- schwer überzeugen konnte, ein altes Männchen. 290.* Astur palumbarius schvedowi Menzb. Als Durchzügler resp. Wintergast kam mir der Hühner- habicht in meinem Beobachtungsbezirk hin und wieder zu Gesicht, doch seltener und vereinzelter als der Sperber. Bei Orenburg brütet er nicht, und seine nächsten Brutplätze dürften die von Sarudny in den weiter oberhalb an der Sakmara gelegenen Wäldern festgestellten sein. Auch die südlich von unserm Gebiet sich ausdehnenden Steppen besucht er nur aulser der Brutzeit. Nach Prof. Suschkin wird palumbarius von den Kirgisen — diesen leidenschaftlichen Falknern — zur Baize geschätzt, sie ziehen ihn sogar den grofsen Falken vor, und, wie mir mein landsmännischer Mitkriegsgefangener Herr E. Bussius mündlich mitteilte, ist dies auch bei den tatarischen Volksstämmen Trans- kaukasiens der Fall. [Astur badius brevipes Severz., der an der Uralmündung und im Gouvernement Astrachan, ferner laut Menzbier einmal im Busuluk’schen Kreise des Gouvernements Samara gefunden wurde, ist für das Orenburger Gebiet nicht nachgewiesen worden]. Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 143 291.* Accipiter nisus L. Selten als Brutvogel bei Orenburg (Sarudny), ist der Sperber hier zu den Zugzeiten ein ziemlich gewöhnlicher Vogel. Im Frühling zieht er hauptsächlich während der zweiten Aprilhälfte hier durch, im Herbst ist er im September— Oktober am häufigsten. In meinem Beobachtungsbezirk erschienen die ersten Sperber zu Ende August (1916 zeigte sich schon am 22. VIII. ein Vor- läufer). Während des Winters beobachtete ich hier Sperber nur ausnahmsweise, so am 5. Februar 1916 ein Exemplar. — Als echter Waldvogel ist A. nisus in den nördlich von unserm Gebiet gelegenen waldreichen Gouvernements als Brutvogel häufiger als bei Orenburg. 292. * Milvus migrans Bodd. und 293. Milvus lineatus Gray (= melanotis Temm. & Schleg.). Sowohl Sarudny wie Suschkin führen beide Milane als Brut- vögei des Orenburger Gebiets auf. Während mehr oder weniger typische Vertreter von M. migrans hier sehr gemein sind, horstet M. lineatus ungleich seltener im Gebiet. Häufig fand Sarudny Übergänge zwischen beiden, die wenigstens zum Teil als Mischlinge anzusehen sind, denn mehrmals gelang es dem genannten Beob- achter, solche gemischten Paare am Horste abzuschiefsen. Menzbier und nach ihm andere russische Forscher haben fest- gestellt, dafs der Schwarzohrmilan in den letzten Jahrzehnten die Tendenz hat, sein Brutgebiet nach Westen zu auszudehnen. So sind nach Suschkin in den letzten Dezennien Exemplare, die stark zu melanotis hinneigen, bei Moskau und Woronesh er- beutet worden, und — füge ich hinzu — sogar im Gouvernement Taurien. Bei Kargala beobachtete ich die ersten Schwarzen Milane (zu welcher Art gehörig, muls dahingestellt bleiben) zu Anfang April (1915: 13. IV.t); 1916: 6. IV.; 1917: 4. IV.; 1918: 5. IV.). Starker Zug fand während der zweiten Aprilhälfte statt. Dann konnte man täglich viele, manchmal wohl ein Dutzend oder mehr gleichzeitig, über dem Flusse und der Stadt ihre Kreise ziehen sehen und mehr als einmal sah ich, wie ein Milan auf Höfen und beim Schlachthause sich Futter zu stehlen suchte: ganz wie im Orient der Schmarotzermilan! Da Milvus auf Bäumen horstet, findet er in unserm engeren Gebiet seine Existenz- und Brutbedingungen vorwiegend an den Flüssen, besonders auch, weil seine Nahrung bekanntlich zum gröfsten Teil aus Fischen besteht. Bei Kargala brüteten all- sommerlich zwei oder drei Paare. Doch konnte man hier während der Brutzeit hin und wieder Genossenschaften von Milanen 1) Zweifellos waren die ersten Ankömmlinge schon mehrere Tage vorher durchgezogen und von mir nur nicht beobachtet worden! (G.) i44 H. Grote: antreffen (wie dies ja auch anderwärts beobachtet worden ist), die, nicht zur Fortpflanzung schreitend, ein geselliges „Junggesellen- leben“ führten. Prof. Suschkin (,„Vög. d. m. Kirgisensteppe“, russ. Ausg. pag. 404) ist geneigt anzunehmen, dafs „diese Indi- viduen, die nicht bei uns brüten, solche sind, die sich im Gebiet ihres Winteraufenthalts fortpflanzen. Mit anderen Worten, für die einen Individuen bildet die palaearktische Region das Gebiet, wo sie brüten, und diese ziehen zum Mausern und Überwintern nach Afrika (Schwarzer Milan) oder Indien (Schwarzohriger Milan); die anderen Individuen führen dieselben Züge aus, aber diese Wanderungen haben einen andern Zweck; diese Vögel brüten dort, wo unsere überwintern, und sie kommen zu uns, um hier die ungünstige Jahreszeit ihrer Heimat — die Trockenzeit Indiens, resp. den Winter Südafrikas — zu ver- leben, so dafs für sie, im Grunde genommen, das palae- arktische Gebiet das Gebiet ihres Winter- quartiers bildet“ [? (G.)]. ' Der herbstliche Zug der Milane begann in meinem Beob- achtungsbezirk bereits gegen Ende Juli; im August waren diese Vögel hier sehr häufig; mit Beginn des September nahm die Zahl der Durchzügler ab. Gegen Ende September sah ich die letzten. Sarudny behauptet, dafs ein grolser Teil der gegen Schlufs der herbstlichen Zugperiode das Orenburger Gebiet passierenden Milane melanotis angehöre. Über die Verbreitung beider Arten in den an das Oren- burger Gouvernement angrenzenden Gebieten sei auf Grund der mir zur Verfügung stehenden russischen Literatur folgendes mit- geteilt: Im Gouvernement Perm kommen sowohl auf der West- wie auf der Ostseite des Ural (bis in die nördlichsten Distrikte hinein) beide Arten sowie Übergänge vor, stellenweise soll melanotis überwiegen (Reszow l. c); im Gouvernement Ufa fand Suschkin beide weit verbreitet, doch sind hier nach diesem Forscher in den ebenen Teilen Schwarze Milane viel häufiger, während umgekehrt in den östlicheren Bezirken, wie Slatoust, Schwarzohrmilane vorherrschen; Karamsin (l. c.) nennt erst- genannte Art einen häufigen Brutvogel des Kreises Buguruslan, Übergänge zu melunotis seien nicht selten, das Brutvorkommen typischer melanotis wird vermutet; im westlichen Teile seines Beobachtungsgebiets (die aralo-kaspischen Steppen) fand Bostan- joglo (l. c.) fast ausschliefslich Übergangsexemplare zwischen beiden Arten (typischen Vögeln näherstehend, als melanotis) ; typische migrans seien hier sehr selten und echte melanotis habe er überhaupt nicht angetroffen. Aufserordentlich häufig sei der Schwarze Milan im Wolgatale, besonders im Delta. 294.* Haliaetus albicilla L. Vereinzelte nordwärts ziehende Seeadler sah ich hier im Vorfrühling (besonders in der zweiten Hälfte des März), seltener Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. "145 im Herbst (von Mitte August ab), einmal auch ein überwinterndes Exemplar am 4.Januar 1917. Haliaötus albieilla brütet laut Sarudny am Mittellaufe des Ural (etwa bis Uralsk); sehr gemein ist er nach Bcstanjoglo an der Wolga, die er bis in’s Delta hinein be- wohnt, und in der nördlich an den Orenburger Kreis angrenzenden Waldregion ist er der häufigste Adler. In der Kirgisensteppe zeigt er sich als sporadisch auftretender Durchzügler. 295. Haliaetus leucoryphus Pall. Eine seltene Erscheinung bei Orenburg, wurde von Sarudny -aber doch fast alljährlich in vereinzelten Stücken hier festgestellt. 296.* Pernis apivorus L. Der in den nördlich an Orenburg angrenzenden Landstrichen als Brutvogel weit verbreitete Wespenbussard ist als solcher nach Sarudny auch in unserm engeren Gebiet beheimatet, doch brütet er hier offenbar nur in spärlicher Zahl. Weiter südlich scheint er kaum zu brüten. Häufig soll er, nach demselben Be- obachter bei Orenburg auf dem Zuge sein; mir ist Pernis in meinem Beobachtungsbezirk nur verhältnismälsig selten (im Spät- frühling) zu Gesicht gekommen. 297. Circaetus gallicus Gm. Sehr seltene Erscheinung bei Orenburg; Sarudny hat ihn hier im ganzen vier mal angetroffen, immer im April. 298.* Pandion haliaetus L. Den Fischadler habe ich bei Kargala nur einige wenige male (im Spätfrühling) beobachtet; er brütet nach Sarudny an baumreichen Stellen am Mittellaufe des Ural regelmäfsig, jedoch nur in geringer Zahl. Südlich vom Orenburger Gebiet ist sein Brutvorkommen fast ganz auf den Uralflufs und den Ilek be- schränkt, sehr häufig soll er nach Bostanjoglo an der Wolga sein. An den Flüssen der nördlich von Orenburg gelegenen waldreicheren Region ist Bandion haliaetus weit verbreitet, doch nirgends ein zahlreich auftretender Vogel. Fam. Vulturidae. 299. Neophron perenopterus L. Der Schmutzgeier hat sich nach Sarudny ein paarmal in die Umgegend von Orenburg verflogen. 300. Aegypius monachus L. Im ‚Orenburger Gebiet scheint der Mönchsgeier durchaus keine Ausnahmeerscheinung zu sein, sondern fast regelmälsig — Joum, f, Orn, LXVIIL.Jahrg. April 1920, 10 146 H. Grote: besonders im Frühjahr — vorzukommen. Er brütet hier aber nirgends, alle erbeuteten Exemplare waren nach Suschkin „Jung- gesellen“. 301. Gyps fulvus Gmel. Auch auf den Gänsegeier trifft das von voriger Art Ge- sagte zu. Fam. Anatidae. 302. * Mergus merganser L. Der Gänsesäger passiert unser Gebiet auf seinen Zügen in grofser Zahl, besonders auffällig war sein Zug auf der Sakmara im Vorfrühling. Mit dem Aufgehen der Flüsse zeigen sich hier die ersten Ankömmlinge, Massenzug findet im’ zweiten Aprildrittel oder etwas früher statt. Meist streichen diese Säger in kleinen Trupps, doch folgen sich an schönen Vogelzugsmorgen diese Trupps unaufhörlich, so dafs die Gesamtzahl der hier durchziehenden Säger eine sehr beträchtliche sein mufs. Im Herbst sieht man diese Vögel hier spät, meist erst kurz vor dem Zufrieren der Gewässer. In unserm engeren Gebiet brütet der Grolse Säger nicht. Sarudny hat Brutplätze an den Oberläufen des Ik und der Sak- mara gefunden, und ebenso ist dieser Vogel in den Gouvernements Ufa und Perm beheimatet. 303. Mergus serrator L. Der Halsbandsäger ist Durchzügler in unserm Gebiet, doch nach Sarudny unvergleichlich seltener als M. merganser. In den nördlichen Teilen des Gouvernements Ufa brütet er. 304. * Mergus albellus L. Im engeren Orenburger Kreise kommt der Zwergsäger nur als Durchzügler vor, doch zieht sich die Südgrenze seines Brut- vorkommens nur wenig nördlich von Orenburg hin. Im Gou- vernement Ufa brütet er, ebenso soll er merkwürdiger Weise an der unteren Wolga als Brutvogel vorkommen, während Karamsin ihn im Kreise Buguruslan des Gouvernements Samara lediglich auf dem Zuge getroffen hat. Sehr häufig war M. albellus in meinem Beobachtungsbezirk auf dem Frühlingszuge, der seine Höhe in der ersten Aprilhälfte erreichte. Sein Zug war von längerer Dauer, als der des Grofen Sägers und dauerte hier mindestens bis Ende April. Im Herbst war der Zug auf der Sakmara viel weniger in die Augen fallend (September — Oktober); er fand erst unmittelbar vor dem Zu- frieren des Flusses seinen Abschlufs. [2 Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 147 305. Erismatura leucocephala Scop. Bei Orenburg eine Ausnahmeerscheinung, ebenso im Gou- vernement Ufa; im Kreise Buguruslan augenscheinlich sporadisch brütend. „Es hat sich herausgestellt, dafs die Ruderente in den an der Wolga und am Uralischen Höhenzuge liegenden Gegenden im allgemeinen sich nicht nördlich über den 50.—51.° n. Br. hinaus verbreitet und nur längs der transuralischen Seen bis zum 56. Parallelkreise hinaufgeht“ (Suschkin, Vögel v. Ufa, pag. 55). 306. Oidemia nigra L. Die Trauerente ist ein seltener Durchzügler des Orenburger Gebiets (Sarudny). 307. Oidemia fusca L. Nach Sarudny ist die Sammtente ein bei Orenburg regel- mäfsig, aber nur spärlich durcbziehender Vogel. In den Ural- bezirken Troizk und Tscheljabiosk soll sie als Brutvogel be- heimatet sein. [Histrionicus histrionicus L. Ist als Irrgast im Bezirk des Flusses Ilek, also südlich von Orenburg, gefunden worden]. 308. * Nyroca marila L. Die Bergente passiert das Orenburger Gebiet als ziemlich häufiger Durchzugsvogel im Frühjahr (beide letzte Aprildrittel) und im Herbst (September—Oktober). 309. * Nyroca fuligula L. Ein häufiger Brut- und Durchzugsvogel des Orenburger Gebiets. Im Frühling dauerte ihr Zug in meinem Beobachtungs- bezirk recht lange: noch Anfang Mai beobachtete ich ziehende Trupps (so am 9. V. [1915]). Lang zieht sie auch im Herbste hier durch: Nachzügler kamen mir noch während des zweiten Oktoberdrittels zu Gesicht. Die Reiherente bewohnt auch die an das Orenburger Gou- vernement angrenzenden Gegenden, doch scheint sie im Ural- gebirge als regelmälsiger Brutvogel nicht so verbreitet zu sein, wie sie es in den ebenen Landesteilen ist. 310. * Nyroca ferina L. Die Tafelente ist als Brutvogel, wie auch ganz besonders als Durchzügler in unserm Gebiet sehr häufig; sie nistete u. a. auch unmittelbar bei der Stadt Kargala.. Am zahlreichsten schien sie mir hier im zweiten Aprildrittel durchzuziehen; im Herbst sah ich Durchzügler im September und während der ersten Oktoberhältte, 10* EN Fa 7 ee nn 7.0 Bl SU ae Aa 2 [a TE DE a N Düne 0 > Ey“ \ e x 5 + Ks, Kos N Rz: ER WESARE en En BERN Sr ne abe \ N j : RE En ie ER 148 H. Grote: In allen an das Orenburger Gebiet angrenzenden Landes- teilen ist ferina als Brutvogel beheimatet. 311. Nyroca rufina Pall. Bei Orenburg ist die Kolbenente ein sehr seltener Durch- zügler; Sarudny hat sie hier nur zweimal in je einem PEN feststellen können. 312. Nyroca nyroca Güld. Selten in unserm engeren Gebiet; ist hier aber an der unteren Sakmara von Sarudny auch brütend aufgefunden worden. 313. * Nyroca clangula L. Von den meinen Beobachtungsbezirk auf ihrem Zuge passierenden Tauchenten war _die Schellente wohl die am zahl- reichsten auftretende Art. Im April sah ich viele gröfsere und kleinere Flüge die Sakmara hinaufziehen, nachdem die ersten sich schon etwas früher — sobald sich auf den Gewässern offene Stellen bildeten — gezeigt hatten. Auch im Herbst (hauptsächlich während der beiden letzten Oktoberdrittel) waren Schellenten hier ziemlich häufig. Am Mittellaufe des Ural ist die Schellente laut Sarudny auch als (spärlich auftretender) Brutvogel beheimatet; sie scheint als solcher das engere Orenburger Gebiet nach Südosten nur wenig zu überschreiten. Ebenso brütet sie im Wolgadelta; in den Gouvernements Ufa und Perm ist sie an geeigneten Stellen nicht selten. 314. Nyroca hyemalis L. Als Durchzügler von Sarudny auf dem Uralflusse beobachtet. 315. * Spatula elypeata L. Die Löffelente gehört sowohl als Brutvogel wie als Durch- zügler zu den häufigsten Enten des Orenburger Gebiets und ist auch in den benachbarten Gouvernements weit verbreitet. In meinem Beobachtungsbezirk erschien sie im Frühling etwas später als die meisten anderen Schwimmenten, nämlich Mitte April. - 316. * Anas boschas L. Es ist schwer zu sagen, welche Entenart unter den im Frühjahr durch meinen Beobachtungsbezirk ziehenden Anatiden die zahlreichste war. Während der beiden ersten Aprildrittel bot der Entenzug auf der Sakmara ein prachtvolles, stets wechselndes Bild. Besonders in den frühen Morgenstunden war der Zug dann äulserst lebhaft. In bunter Reihe folgten sich sröfsere und kleinere Trupps der verschiedenen Arten und jeden- falls wird die Zahl der allmorgendlich an Kargala vorbeigezogenen Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 149 Enten weit über Tausend (manchmal wohl auch noch viel mehr) betragen haben. Unter diesen Ententrupps nahm die Stockente eine dominierende Stelle ein. Im Herbst schien mir der Anatiden- zug im allgemeinen um Ende September am intensivsten zu sein. Die letzten Nachzügler verschwinden beim Zugehen der Gewässer.‘ Sowohl im ÖOrenburger Gebiet, wie in den anstofsenden Landesteilen gehört die Märzente zu den weitverbreitetsten häufigen Brutvögeln. 317. * Anas sirepera L. Laut Sarudny ist die Mittelente eine der häufigsten Enten des Orenburger Gebiets; mir ist sie weniger zahlreich als die anderen Arten vorgekommen. Nach demselben Beobachter ver- läfst sie unser Gebiet im Herbst frühzeitiger als die meisten anderen Anatiden. Gleich der Stockente ist sie in allen an das Orenburger Gouvernement angrenzenden Landesteilen beheimatet. 318. * Anus penelope L. - Die Pfeifente ist im Orenburger Gebiet und in den an das- selbe grenzenden Landstrichen als Brutvogel weit verbreitet; "mir ist sie gleich der vorigen in meinem Beobachtungsbezirk nicht so häufig zu Gesicht gekommen, wie die übrigen Schwimm- enten. 319. * Anas acuta L. Als Brutvogel soll die Spiefsente im Orenburger Gouvernement und in den angrenzenden Gebieten nicht so häufig wie die März- ente, doch immerhin nirgends selten sein. Zahlreich passierte sie auf dem Zuge meinen Beobachtungsbezirk. 320. * Anas querquedula L. Die unser Gebiet als weit verbreiteter Brutvogel bewohnende Knäkente erscheint gleich der Löffelente hier im Frühling etwas später, als die anderen, nämlich gewöhnlich erst um Mitte April. Sie gehörte zu den in grofser Zahl meinen Beobachtungsbezirk passierenden Entenarten. 321. * Anas crecca L. Wie die vorige Art ist die Krickente auf dem Zuge in unserm Gebiet sehr häufig, als Brutvogel soll sie hier jedoch nicht so zahlreich wie die Knäkente sein; in den angrenzenden Landesteilen ist sie weit verbreitet. Fam. Anseridae. 322. Tadorna tadorna L. Die Brandgans scheint nach Norden kaum über den Mittel- lauf des Ural hinauszugehen, bei Orenburg ist sie sehr selten. 150 H. Grote: Sie ist ein Charaktervogel der Kaspiküste und der Salzseen der Kirgisensteppe. 323. Casarca casarca L. Auch für die Rostgans ist die Gegend von Orenburg (wo sie schon selten ist) die Nordgrenze ihres Vorkommens, weiter nördlich — wie im Gouvernement Ufa — ist sie eine aulser- ordentliche Seltenheit. Charakteristisch ist sie, nach Suschkin, für die mittlere Kirgisensteppe und, nach Bostanjoglo, für das Wolgadelta. 324. ® Anser anser L. Ziehende Graugänse beobachtete ich bei Kargala von Anfang April an. Im Herbst (zweite Septemberhälfte und später) war der Zug hier augenscheinlich nicht so stark wie im Frühjahre. Die Graugans ist im Orenburger Gebiet als Brutvogel be- heimatet; ihre Zahl scheint in stetem Abnehmen zu sein, da ihr von Seiten des Menschen mehr und mehr ihre Brutplätze genommen werden; so soll sie jetzt z. B. im Uraltale als Brut- vogel nicht mehr vorkommen. 325. Anser fabalis Lath. Saatgänse, die er als Anser segetum aufführt, sind nach Sarudny im Uraltale regelmäfsige, in manchen Jahren zahlreiche Durchzügler. Ob die Varietät A. arvensis Br. unser Gebiet be- rührt, ist unbekannt. Ebenso bedarf dies m. W. noch der Fest- stellung betrefis Anser neglecius Suschk.; letztgenannte kommt bei Ufa als Durchzügler vor. 326. * Anser albifrons Scop. Auf dem Zuge passiert die Bläfsgans unser Gebiet in grofser Zahl; nach Sarudny ist sie unter allen Gänsen die hier am zahl- reichsten durchziehende Art. Während der beiden letzten April- drittel konnte ich fast täglich ziehende Scharen beobachten, die z. T. je über hundert Individuen enthielten. Auch in den vielen Fällen, wo ich sehr hoch überhin ziehende Gänse — nur eben durch das Glas noch als solche erkennbar — bemerkte, deren Artzugehörigkeit ich infolge der weiten Entfernung (auch wegen meiner Schwerhörigkeit) nicht mehr zweifelsfrei feststellen kounte, wird es sich wohl meist um Anser albifrons gehandelt haben. Der Herbstzug war weniger auffallend; ich sah nur um Ende September herum ein paar ziehende Flüge. 327. Anser erythropus L. Nach Sarudny zieht diese kleine Gans bei Orenburg nicht regelmäfsig, und nur im Frühling; bei Kargala will sie ein mit- kriegsgefangener Landsmann, Herr E. Bussius, in Frübjahre Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 151 wiederholt an ihrer Stimme, die ihm von seinen früheren Gänse- jagden am Kaspi angeblich gut bekannt wäre, aus den Trupps der Zuggänse herausgefunden haben. 328. Anser hyperboreus Pall. Offenbar sind Schneegänse nur sehr seltene Durchzügler (oder Irrgäste?) unseres Gebiets; Sarudny kann nur drei Beob- achtungsfälle bei Orenburg nennen. 329. * Branta ruficollis Pall. Den Literaturangaben zufolge kommen in unserm Gebiet Rothalsgänse nördlich von Orenburg als regelmäfsige Durch- zügler nicht vor: sie sollen auf ihrem Zuge — von Sibirien kommend — den mittleren Urallauf dort treffen, wo der Orin ihn einmündet, und in ihrer grofsen Menge dann in südwestlicher Richtung über die Steppen fliegend den Uralflufs erst wieder an seinem Unterlaufe berühren, um von hier aus ihre am. Westufer des Kaspi gelegenen Winterquartiere zu erreichen; nur ein ver- hältnismälsig geringer Teil der ziehenden Rothalsgänse folge dem mittleren Laufe des Ural. Ich kann mitteilen, dafs auch an der Sakmara in meinem Beobachtungsbezirk im Herbst — gegen Ende September — (geringer) Zug stattfand. Am 4. Oktober (1916) erkannte ich einen Flug dieser Prachtgänse, und mein Mit- "Kriegsgefangener Herr E. Bussius!) sah sowohl 1915 wie 1916 im September mehrmals kleinere oder gröfsere überhinziehende Trupps, einmal (am 25. IX. 1915) einen solchen von ca. 30 Indi- viduen, am 29. IX. desselben Jahres einen noch gröfseren, am 20. IX. angeblich gar „mindestens 200 Stück“ (?). — Die Rot- halsgans zeigt ein von anderen hier vorkommenden Gänsearten verschiedenes Flugbild, besonders fällt auch der kurze Hals auf, die Flügelbewegungen sind rasch und hastig, der Flug reilsend schnell. Sarudny hat ziehende Rothalsgänse bei Orenburg im Frühling (April) beobachtet und geschossen. Fam. Cygnidae. 330. Oygnus olor Gm. Im engeren Orenburger Gebiet sowie im Gouvernement Ufa ist: der Höckerschwan eine sehr seltene Erscheinung; häufig soll er an den Mündungen des Ural und der Wolga sein. Interessant ist die Angabe Sarudny’s, dafs weit nördlich vom Gebiet des 1) Herr Bussius hat ruficollis auf seinen Reisen am Kaspi viel beobachtet und mehrmals geschossen; er ist m. W. bisher der einzige gewesen, der lebende Rothalsgänse nach Deutschland gebracht hat, (G.) 152 H. Grote; regelmäfsigen Brutvorkommens in den kirgisischen Steppen dieser Schwan im Kreise Troizk (Transuralgebiet) brütend aufgefunden worden sei. 331. * Cygnus cygnus L. Gegenwärtig scheint der Singschwan im engeren Orenburger _ Gebiet infolge der Nachstellungen des Menschen als Brutvogel ausgerottet zu sein; sporadisch soll er noch in den angrenzenden Landstrichen brüten. Ziemlich zahlreich berührt er unser Gebiet dagegen auf dem Durchzuge im Frühjahr (erste Aprilhälfte) und im Herbst (Oktober). Wiederholt sah ich bei Kargala überhin- ziehende Ketten, die 80—100 Individuen enthielten. Fam. Ardeidae. 332. * Ardea cinerea L. Gewissermafsen das ornithologische Wahrzeichen der Tataren- stadt Kargala ist — neben ihrer riesigen Dohlen- und Krähenschar — die an der Peripherie des Orts, unmittelbar an einer Strafse und nur ein paar Meter von der äufsersten Häuserreihe entfernt, gelegene, auf zwei (1917 auf drei) alten Pappeln befindliche Reiherkolonie. Diese (1915 etwa 25 Fischreiherhorste, 1916 etwas weniger, 1917 aber mindestens 40 Horste zählende) Ansiedlung hat mehr oder weniger die Wipfel der alten Bäume belegt, während auf den unteren Asten derselben zahlreiche Saatkrähenpaare ihre Nester gebaut haben. Eigenartig schien es mir, dafs in dieser gemischten Kolonie noch andere Vogelarten brüteten: nämlich Dohlen, Stare, Feldsperlinge (vielleicht auch Hausspatzen) . und 1915 enthielt der eine Baum aufserdem je ein Brutpaar Nebelkrähen und Abendfalken, der andere vermutlich ein Turtel- taubenpärchen. Diese Vogelgesellschaft schien leidlichen Frieden untereinander zu halten, und anscheinend befehdeten sich nur Saat- und Nebelkrähen zuweilen. Selten sah ich solch buntes Bild zusammengewürfelten Vogellebens, das hin und wieder noch durch einen hier zufällig aufbaumenden Wiedehopf oder Pirol vervollständigt wurdel Die Reiher trafen hier schon Ende März ein: 1915 sah ich am 29. III. achtzehn Exemplare auf ihren Horsten stehen, 1916 beobachtete ich am 28. III. drei Stück, denen sich an den folgenden Tagen mehr und mehr weitere Ankömmlinge zugesellten, 1917 zeigte sich am 29. III. der erste, am 30. waren mehrere da; im abnorm späten Frühling des Jahres 1918 erschienen die ersten (3 Stck.) erst am Morgen des 4. April. Um diese Zeit stehen den Reihern nur wenige offene Stellen am Steppenflüfschen Kargalka zum Fischen zur Verfügung; die Sakmara ist noch völlig zugefroren und selbst der Schlittenverkehr über das Eis des Flusses ist noch nicht eingestellt. — An der Zutraulichkeit, die die hiesigen Fischreiher Menschen gegenüber an den Tag legen, kann man Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 159 sehen, dafs die von den Tataren „ak-tscharläk“ genannten Reiher keiner Verfolgung seitens der eingeborenen Bevölkerung unter- liegen und in der Tat soll diese Reiherkolonie seit langer Zeit alljährlich besetzt sein. Da die Reiher nach dem Flüggewerden der jungen Vögel unstet umherstreichen, ist der Zeitpunkt ihres Abzuges schwierig festzustellen. Vermutlich verlasssen die meisten das Gebiet um Anfang September herum; im Herbst 1916 sah ich noch am 17. Oktober einen verspäteten Nachzügler. In den nördlich von Orenburg gelegenen Gouvernements ist der Fischreiher weit verbreitet, doch z. B. im Gouvernement Ufa laut Suschkin weniger häufig, als in den zentralen Teilen Rufslands; gemein ist er in dem weiten Gebiet der Kirgisen- steppen, wo er beim Fehlen von Bäumen seinen Horst im Rohr oder zwischen Gesträuch auf der Erde anlegt. 333. Ardea purpurea L. Der Purpurreiher ist bei Orenburg als Irrgast vorgekommen. [Herodias alba L. Im engeren Orenburger Kreise ist der Silberreiher bisher nicht beobachtet worden; ein verflogenes Exemplar erbeutete Sarudny am Flusse Ilek.] [Ardeola ralloides Scop. Aus unserm engeren Gebiet ist kein Fall des Vorkommens bekannt geworden; doch hat Sarudny den Rallenreiher südlich vom Mittellaufe des Ural zweimal festgestellt.] 334. Nycticoras nycticorax L. Äufserst selten in unserm Gebiet und weiter nördlich. Sol. im Wolgadelta häufig sein. 335. * Botaurus stellarıs L.- Regelmäfsiger Brutvogel im Orenburger Gebiet und den angrenzenden Landesteilen, soll die Grofse Rohrdommel jedoch im Uralgebirge fehlen. Sie erscheint nach Sarudny bei Orenburg gegen Ende März (alt. St.) und verläfst es etwa von Mitte August Ge St.) ab. Bei Kargala konnte man im Mai oft ihr Gebrüll ören. 336. * Ardetta minuta L. Am 26. Juni (1915) fand ich in einem Weidendickicht an der Sakmara — etwa 6 km flufsaufwärts von Kargala — ein Nest der Zwergrohrdommel mit fünf zum Ausfallen reifen Eiern; an diesem Tage kam mir auch ein Vogel des zum Nest gehörigen 154 H. Grote: . Paares zu Gesicht. Nach Sarudny ist die Zwergrohrdommel im Orenburger Gebiet in allen mit Gebüsch bewachsenen Sümpfen, sowie an Sülswasserseen, deren Ufer mit dichtem Rohrbestand bedeckt sind, zu finden. Nach Norden zu wird ihr Verbreitungsgebiet in groben Zügen begrenzt durch die südlichen Ausläufer des uralischen Höhen- zuges, den Mittellauf des Uralflusses und die mittlere Wolga; es erstreckt sich also nicht sehr erheblich über die Nordgrenzen unseres Gebiets hinaus. Südlich von Orenburg wird das Brut- vorkommen von Ardeitd mehr oder weniger durch die Flufsläufe vorgezeichnet; sporadisch lebt sie auch an den Seen der Kirgisen- steppe. Fam. Ciconiidae. 337. * Ciconia nigra L. Das Brutgebiet des Schwarzstorchs erstreckt sich nach Süden nur wenig über die Grenzen des engeren Orenburger Gebiets hinaus und auch bei Orenburg ist dieser Vogel als Brüter augen- scheinlich eine grofse Seltenheit. Weiter nördlich, z. B. im Gouvernement Ufa, wo er passende Brutstationen in reicher Fülle vorfindet, ist er weit verbreitet und keineswegs selten. — Ich sah am 27. September 1917 einen in der weiteren Umgebung von Kargala geschossenen adulten Schwarzstorch (im Fleisch). Fam. Ibididae. 338. Plegadis faleinellus L. Nach Sarudny verfliegen sich (im Frühling) zuweilen ver- einzelte Sichler in die Umgegend von Orenburg; in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts soll diese Art hier auch ge- nistet haben. Am unteren Ilek sollen sich nach Sarudny noch jetzt (d. h. zu Sarudny’s Beobachtungszeit, also vor 30—35 Jahren) ziemlich regelmäfsig kleinere Trupps zeigen. 339. Platalea leucorodia L. Der Löffler, den Sarudny am unteren Ilek als Brutvogel fand, ist nach diesem Beobachter bei Orenburg nur eine Aus- nahmeerscheinung. Fam. Phoenicopteridae. 340. Phoenicopterus roseus Pall. Vereinzelte Fälle des Verfliegens des Flamingo in’s Oren- burger Gebiet und weiter nördlich haben stattgefunden. Fam. Pelecanidae. 341. ‚Pelecanus crispus Bruch. Der Krauskopfpelikan ist im Orenburger Gebiet selten. Sarudny hat ihn südlich von Orenburg — an der llekmündung — Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet, 155 einmal brütend gefunden. Vereinzelte Fälle des Brutvorkommens sind jedoch auch in nördlich von Orenburg gelegenen Landstrichen festgestellt worden, so von Suschkin und Karamsin am Berkasan- Kamysch im Belebejew’schen Kreise des Gouvernements Ufa. 342. Pelecanus onocrotalus L. Ist als Irrgast bei Orenburg vorgekommen. Fam. Phalacrocoracidae. 343. Phalacrocorax carbo L. Das Gebiet des regelmäfsigen Brutvorkommens des Kormorans beginnt erst südlich von Orenburg: äm unteren Ilek nistet er nach Sarudny, doch ziemlich selten; an den Mündungen des Ural und der Wolga ist er sehr häufig und „die kaspischen Küsten können mit Recht als das Reich der Kormorane bezeichnet werden und sind von ihnen in phänomenaler Menge besiedelt‘‘ (Bostan- joglo 1. e.). Nördlich von Orenburg ist der Kormoran mehr oder weniger eine Ausnahmeerscheinung und ist als solche auch für das Gouvernement Ufa bekannt geworden. Fam. Colymbidae. 344. * Colymbus cristatus L. . Der Haubensteifsfufs ist nach Sarudny im Orenburger Gebiet Brutvogel und hat als solcher auch in den anliegenden Landes- teilen eine weite Verbreitung. Auf der Sakmara sind mir nur im Herbst einige Nachzügler zu Gesicht gekommen (19. und 20. Oktober 1916). 345. * Colymbus grisegena Bodd. Brutvogel und Durchzügler in unserm Gebiet; ich beob- achtete ihn auf der Sakmara im September. [Laut Suschkin sollen Stücke aus dem Gouvernement Ufa verhältnismälsig längere Schnäbel besitzen, als westeuropäische Rothalstaucher, während die in’ den kirgisischen Steppen heimatenden den Westeuropäern ‚näher stehen sollen, als denen aus Ufa. Suschkin führt die im Orenburger Kreise beheimateten Rothalstaucher als zur typischen Form gehörig auf (efr. J. f. O. 1914, pag. 309) ]. 346. * Colymbus nigricollis Brehm. Auch den Schwarzhalssteifsfufs, der nach Sarudny der häufigste Taucher unseres Gebiets ist, habe ich hier nur wenige- male im Herbst (Oktober) und Frühjahr (Mai) beobachtet. 347. Colymbus auritus L. Seltener Brutvogel bei Orenburg (Sarudny), augenscheinlich etwas häufiger im Gouvernement Ufa und im Bezirke Buguruslan des Gouvernements Samara. 156 NH. Grote: Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet. 348. Oolymbus nigricans (? capensis Licht.). Laut Sarudny’s Angaben ist der Zwergtaucher für das _ Orenburger Gebiet eine grofse Seltenheit; V. Bianchi (Aves in „Fauna Rufslands und der anliegenden Länder“ [russisch] ) zieht sein Vorkommen in unserm Gebiet überhaupt in Zweifel, Vgl. auch Sarudny’s Arbeit „Uber das Vorkommen des Zwergsteils- fulses im Orenburger Gouvernement und im Gebiet des Ural“ in „Ornith. Mitteil.“ 1914, Heft 3, S. 174—175 (russisch!) 349. Urinator stellatus Pont. Sehr selten auf dem Zuge bei Orenburg (Sarudny). Die nächsten Brutplätze dürften einerseits die im Gouvernement Kasan, andererseits die in Westsibirien (Perm; südliche Teile des Gou- vernements Tobolsk) gelegenen sein. 350. Urinator arcticus ? suschkini Sarudny. Bei Orenburg kommt der Polartaucher nur als seltener Durchzügler vor, doch nistet er nördlich vom Mittellaufe des Ei 3 im orenburgischen Baschkirien, in den Gouvernements Ufa und Perm. Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. Von Ludwig Schuster. In den nachfolgenden Zeilen werde ich den von mir im Herbst 1918 in Ostfrankreich beobachteten Vogelzug schildern. Über meine Zugbeobachtungen im Herbst 1916 und 1917 habe ich früher in diesen Blättern berichtet. Ich habe die Herbsttage 1918 fast auschliefslich in der Westehampagne zugebracht. Meine Batterie war bis Mitte Sep- tember an der Lauffaux-ecke eingesetzt; am 19. IX. wurde die Division, der wir angehörten, hier herausgezogen, und wir mar- schierten nun in zwei Tagemärschen über Laon in die West- champagne, wo wir zunächst in Balham an der Aisne unterge- bracht wurden. Wenige Tage später wurden wir am Brimont nördlich Reims eingesetzt, lagen hier kurze Zeit und gingen dann im Verband der Armee langsam bis hinter die Aisne zu- rück. Am 11. X. kam die Rückwärtsbewegung zum Stehen, und wir bezogen Stellung bei Herpy an der Aisne, Hier hielten wir bis zum 30. X. aus, bzw. einige Kilometer nördlicher der ersten Stellung; denn infolge weiteren langsamen Zurückgehens der rechts anschliefsenden Armee wurde auch meine Division, die in die Naht zwischen zwei Armeen eingeschoben war, dort wo sich die der Aisne in Ost-Westrichtung folgende deutsche Linie von der Aisne loslöste und im scharfen Winkel nach Nordwesten sprang, Se _ Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 157 in zwei Zeitabständen etwas zurückgenommen; am 30. X. wurde meine Division als gänzlich erschöpft und aufgerieben aus der Front herausgezogen und ca. 25 km nördlich in das Bergland zwischen Maas und Champagne verlegt. Am 5. XI. traten dann die Armeen den Kriegsmarsch nach Nordosten bis hinter die Maas an. — Wenn auch meine Beobachtungen nicht an ein- und demselben Ort gemacht wurden, so stammen sie doch bis zum 30. X. aus einem in sich geschlossenen, zusammengehörigen Gebiet, aus der Kreide- oder sogenannten Lausechampagne; da innerhalb eines so gleichgearteten Gebietes; wie es die Champagne ist, der Vogelzug zweifellos an jedem Ort unterschiedlos verläuft, so ist es auch gänzlich belanglos, ob ich innerhalb dieses Landstriches heute hier, morgen 10 km nördlicher oder südlicher beobachte. Nur die Beobachtungen aus den wenigen letzten Tagen wurden in einem von der Champagne gänzlich verschiedenen Landstrich gemacht; er ist allerdings der Champagne unmittelbar benachbart, und so glaube ich, dafs auch hier der Vogelzug nicht anders verlaufen ist als in der Champagne selber. 20. IX. Der Trauerfliegenfänger und das Sommergoldhähn- chen, beide als Brutvögel dem Gebiet fremd, sind wieder im Land. . Im Wald bei Coucy 3—5 Trauerfliegenfänger und ebensoviel Sommergoldhähnchen. Gartenrotschwanz im Wald. 21. IX. Flügellahmen Gartenrotschwanz gefangen. Ca. 50 Rauchschwalben treiben sich über Balham umher. 22.1IX. An der Aisne bei Balham Gartenrotschwanz, Trauer- fliegenfänger und grauer Fliegenfänger; Dorngrasmücke und Wei- denlaubvogel in den Gärten. Grofse Schar Haus- und Rauch- schwalben über der Aisne. 23. IX. Rauch- und Hausschwalbe streifen in Verbänden umher. Auf den Wiesen mehrere braunkehlige Wiesenschmätzer. 24. IX. Prächtiger Herbsttag, Westluft. Rauch und Haus- schwalben nicht mehr in so grofser Zahl wie gestern. Hausrot- schwanz tritt zahlreicher auf. 25. IX. Westluft, vormittags Regen, mittags klar. Grolfse Schar Rauch- und Hausschwalben in St. Etienne. 26. IX. Westwind, schöner klarer Tag. Zwei Gartenrot- schwänzchen in den Aisnewaldungen. Gebirgsstelze an der Aisne (kein Sommervogel des Gebietes). Noch viel Rauch- und Haus- schwalben. Zwei Steinschmätzer. 27. IX. Zwei Steinschmätzer bei unserem Gefechtsstand, der sich ca. 2 km nördlich des Brimont befindet. Hausrotschwänz- chen zahlreich auf dem Brimont und in dem Drahtverhau, mit dem der ehemalige, aus Reims nach Norden verlaufende Kanal gesperrt ist; tritt hier fast truppweise auf. Hänfling und Distel- fink geschart im Feld. Einzelne Rauchschwalben. 28. IX. Südwest, bedeckt, mittags Regen. Mehrere Haus- rotschwänzchen am Brimont, daselbst auch mehrere Wiesenpieper, 158 Ludwig Schuster: 2—3 braunkehlige Wiesenschmätzer, Hänflingsschar und Buchfin- kenschar. Einzelne Rauchschalben. 29. 1X. Südwest, bedeckt, kalt und regnerisch, in der Nacht vom 28./29. IX. starker Regen. Hausrotschwanz, der nur spär- licher Sommervogel der Champagne ist, tritt an allen geeigneten und ungeeigneten Plätzen auf. In einem Waldstückchen zwischen Brimont und Reims mehrere Weidenlaubvögel, Rotkehlchen, Gar- tenrotschwanz, ein oder zwei graue Fliegenschnäpper (man beachte den späten Termin!), in einem anderen, nahe gelegenen Wald- stückchen ebenfallsWeidenlaubvögel, Rotkehlchen, mehrere Mönchs- grasmücken, 2 Gartenrotschwänze, 1 oder 2 graue Fliegen- schnäpper, Heckenbraunelle. Steinschmätzer am Brimont. Hänf- ling und Distelfink streifen geschart umher; ca. 15 Wiesenpieper am Brimont, daselbst 1 Heckenbraunelle und 1 braunkehliger Wiesenschmätzer. Rauchschwalbe vereinzelt. 30. IX. Sehr heftiger Westwind, bedeckt, mittags öfters Regenschauer. Bei unserm Gefechtsstand 3 Hausrotschwänze, 1 Gartenrotschwanz. Morgens 1 Steinschmätzer, den ich erlege, nachmittags sind wieder 8 Steinschmätzer da, von denen ich einen erbeute. Die erlegten Exemplare sandte ich an Herrn Pastor Kleinschmidt ein, der mir mitteilte, dafs es sich um die durch etwas längere Flügel ausgezeichnete nordeuropäische Form handle. Die Champagne mit ihren endlos ausgedehnten Triften (im Krieg sind zu den natürlichen Triften noch grofse Feldstrecken hinzugekommen, die infolge der Nichtbestellung ebenfalls ver- angert sind), mit den zahllosen ausgehobenen Schützengräben und dem Gewirr der Drabtverhaue und Verankerungspfähle, mit ihren vielen kleinen Kiefernwaldstückchen, mufs auf durchziehende Steinschmätzer und Hausrotschwänzchen eine rechte Anziehungs- kraft ausüben. 1.X. Westsüdwest, Wolken aus Westnordwest. Vormittags. stark bedeckt, mittags und nachmittags schön und fast wolkenlos. Je ein Steinschmätzer am Brimont und bei unserem Gefechts- stand, ebenso je 1 braunkehliger Wiesenschmätzer am Brimont und beim Gefechtsstand. Gartenrotschwanz an der Suippes, Haus- rotschwanz mehrfach beim Stand und in dem Ort Bourgogne. Nachtschwalbe jagt zahlreich über den Ortschaften und Triften, wohl Durchzügler. 2. X. Morgens klar, Reif, Westwind. Gegen Mittag um- wölkt sich der Himmel. Bei unserem Stand 2 Steinschmätzer, 1 braunkehliger Wiesenschmätzer, ein anderer Vogel dieser Art beim Brimont. Rauchschwalben schweifen vor- und nachmittags umher, es läfst sich aber schwer entscheiden, ob es Einheimische oder rastende Durchzügler sind; wohl das letztere. 1 Hausrot- schwanz an der Staatsstralse, daselbst auch ein Rotkehlchen. ...3. X. Vormittags schöner Tag. Die höherziehenden Feder- wölkchen aus Nordwestnord, tieferziehende geballte Wolken aus Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 159 Südwestsüd. Warm. Mittags bedeckt. Nachmittags ganz klar bei Ostsüdostluft. Zwischen 11 und 12 Uhr streifen 2 Rauchschwalben, dann 6—7 Hausschwalben futtersuchend nach Westen. Bei unserem Stand 1 Steinschmätzer, 1 Hausrotschwanz. Lerchen schweifen unruhig umher, ziehen aber noch nicht. In den Mittags- stunden jagt die grofse Hufeisennase. 4. X. Westwind, bedeckt. Vormittags ziemlich windstill, abends stärkerer Wind. In den Mittagsstunden warm. Beim Stand wieder 2 Steinschmätzer und 1 braunkehliger Wiesen- schmätzer. — Ich habe nach dem 4. X. keine Steinschmätzer mehr beobachtet; das lag wohl daran, dafs ich, nachdem wir in der Nacht vom 4/5. X. hinter die Suippes zurückgegangen waren, nicht mehr in einer die Steinschmätzer so zur Rast einladenden Gegend lag wie in den vorhergehenden Tagen. Ich glaube be« stimmt, dafs auch nach dem 4. X. der Durchzug der nordischen’ Steinschmätzer durch die Champagne noch angedauert hat. 5. X. Meist klar oder ganz schwache Milchwölkchen. Süd- ostwind. Den ganzen Tag über einzelne Trupps von Rauch- und Hausschwalben über der Aisne und ihren Ortschaften um- herschweifend und durchziehend. Um 833 sehe ich 12 Feldlerchen, um 84 nochmals 8 Stücke vorbeifliegen; sie sind wahrscheinlich schon auf dem Zug, doch wage ich nicht, dies ganz bestimmt zu behaupten. Hausrotschwänzchen mehrfach in den Baumbe- ständen an der Aisne und in den Ortschaften. 6. X. DBedeckter Himmel, rauher Südwest, gegen Abend Regen. Vormittags zieht ein Trupp von 7 Rauchschwalben durch, nachmittags streifen 4 Kiebitze in hoher Luft nach Westen. In der Flur von Vieux ein braunkehliger Wiesen- schmätzer. Hausrotschwanz noch zahlreich. 7. X. Starker Südwestwind. Dicht bedeckt, zeitweise etwas aufklärend. Nachmittags Regen, in der Nacht vom 7./8. X. starker Regen. Im Laufe des Tages ziehen öfters Trupps von Rauch- schwalben, darunter auch einige Hausschwalben durch. Zwei Heidelerchen bei Herpy, daselbst eine Goldammerschar von 80—100 Köpfen, einige Hausrotschwänzchen. 8.X. Morgens Südwest, ziemlich kräftig, bedeckter Himmel, zeitweise kurzer schwacher Sprühregen, ca. 9°C. Der Buchfinkenzug setzt ein. Zwischen 8 und 9 Uhr vormittags ist der Zug nur schwach; er wird dann etwas lebhafter; genauere Zahlen für die Zeit von 90 — 93° vormittags mögen seine Stärke veranschaulichen: 9% ca. 20 Stück, 9% 13 St., 907 26 St, 910 5-13 St, 92648 St, 9125 St, 9794-9 St, 91 9 -+-6St, 922 6 St., 9% 2 St., 926 2 St., 92” 3 St. Gegen 11° kommen Wind und Wolken mehr aus Westnordwest, es fängt an aufzu- klären, teilweise schaut der blaue Himmel durch das Gewölk. Buchfinken ziehen noch: 10% 6 St., 108° 6-+5 St., 10% 3 St., 108? ca, 40 St., 110 8--ca. 30 St., 11%° 14 St., 110 9-5 St, 160 Ludwig Schuster: 1110 3 St, 114 4 St, 1116 7 St, 112° 11 St., 112 4 St. Nach- mittags beobachte ich ebenfalls noch schwachen Zug. — Morgens um 73° ein Trupp Hausschwalben über dem Dorf Herpy. Im Lauf des Tages ziehen Rauch- und Hausschwalben öfters durch. So vormitttags um 9% 2 Rauchschwalben, die unbeirrt weiter- ziehen, obwohl gerade ein kurzer Sprühregen niedergeht. Um 112° eilen wieder 3 Rauchschwalben vorbei. Nachmittags herrscht ein richtiges Aprilwetter: bald blauer Himmel und Sonnenschein, dann wieder schwere Wolken mit schwächerem und stärkerem Sprühregen, ständig wechselnd. Der ziemlich kräftig wehende Wind und die Wolken der tieferen Schichten kommen aus Nordwest, die höheren Wolken ziehen aus West. Um 1° zwei Trupps von je 6-8 Rauchschwalben, ein Trupp von ca. 20 Hausschwalben. Von 1°5—2° ziehen einige Hundert Schwalben, überwiegend Rauchschwalben mit vereinzelten Haus- schwalben, in lockerem Verband vorbei. In dieser Zeit ist gerade der Himmel bewölkt, ein ziemlich kräftiger Regen geht zeitweise nieder; die Schwalben ziehen unbeirrt durch den Regen hindurch. Um 2°° kommen ca. 20—30 Rauch- schwalben nebst einigen Hausschwalben. Um 24 8 Rauch- schwalben, um 537 5 Rauchschwalben. Vormittags gegen 11 Uhr wandert ein Bussard vorb6i, der zeitweise etwas kreist, im all- gemeinen aber eilig weitereilt. Weidenlaubvogel an der Aisne, 1 Gartenrotschwanz bei Herpy, 2 Hausrotschwänzchen im Ort. 2 Heidelerchen in den Feldern, nachmittags 5 St. Feldlerche ist den Vormittag über sehr unruhig in den Feldern, sie steigt öfters in Trupps auf, fliegt einige hundert Meter weiter, dann aber zerstreuen sich die Vögel wieder, jagen sich und gehen wieder nieder; offenbar handelt es sich um Ansätze zum Wander- flug. Mittags von 2° sehe ich 6 St. vorbeifliegen, die wohl richtig im Zug sind. Unter der grolsen &oldammerschar, die: wie gestern in den Feldern bei Herpy liegt, sind heute mehrere Grauammern, offenbar Zugzügler. Distelfinken- und Hänfling- scharen in den Feldern. 9. X. Morgens dichter Nebel, Ostwind. Reif, +1°C. Um 11° teilt sich der Nebel, um 113° scheint die Sonne. Gegen Mittag kommt der Bodenwind wechselnd aus Ost und Südost, die tieferziehenden Wolken kommen ausSüd, die hohen ziemlich rasch ziehenden Milchwölkchen aus Nordost. Nachmittags Bodenwind aus Südost. Mittags und Nachmittags durchweg Sonnenschein. Buchfinken- und Feldlerchenzug schwach. Feldlerche: 115° 4 St., 1245 33 St, 1249 6 St., 119 31 St., 135 4 St., 408 49 St. Buchfink: 1247 4 St., 121 4 St, 14° 3 St. Dagegen geht den ganzen Mittag und Nachmittag ziemlich lebhafter Schwalbenzug über uns weg. 125° 3 Rauchschwalben, 1?! 2 Hausschwalben, 1% 8 Rauchschwal- ben, 155 ca. 20 Haus- (vorwiegend) und Rauchschwalben, 209 ca. 15 Haus- (vorwiegend) und Rauchschwalben, 358 ca. 25 Rauch- schwalben, 41° 5 Hausschwalben, 41! 2 Hausschwalben, 42° ca. ET a ee Le Kos ED ya N Er he ae Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 161 10 Rauchschwalben, 42% ca. 50—60 Rauchschwalben (wohl auch Hausschwalben darunter), 5—54 ca. 150 Hausschwalben mit Rauchschwalben. Die Schwärme ziehen stets in lockerem Verband und halten sich mit Nahrungssuche kaum auf. Um 1°: steicht ein Sperber in Südwestrichtung vorbei. Auf den Feldern bei Herpy haben sich über Nacht 11 Heidelerchen, 10—12 Wiesen- pieper, ein Trupp Buchfinken mit 2—3 Bergfinken und mehrere Grünfinken eingefunden. Die Goldammerschar mit den Grau- ammern noch da. In den Obstgärten treibe ich noch weitere en Heidelerchen, 1 Hausrotschwanz und 1 Trauerfliegenfänger auf. 10. X. Fast unmerklicher Wind aus Südwest. Schwach bedeckt, dazwischen schaut der blaue Himmel vielfach durch. Zug der Wolken aus Südwest. Gegen 9° und 10° ist der Himmel gleichmälsig bedeckt. Gegen 12° klärt es auf und bleibt bis zum Abend wunderbar schön und warm. Mittags weht die Luft etwas kräftiger fast direkt aus Süd, gegen Nachmittag und abends wind- still. Mit Sonnenaufgang setzt starker Feldlerchenzug ein. 7°2 4 St. 4 ca. 30 St. + ca. 25 St. 4 ca. 25 St. 4 ca. 20 St., 788 ca. 45 St., 7% ca. 30 St., 735 ca. 20 — 6 St,, 736 ca. 80 St., 758 6a. 40 St., 73° ca. 50 St., 74 ca. 30 St., -7*2 ca. 40 St, 7 ca. 30 + ca. "30 St., 745 ca. 20 —- ca. 40 St., 745 ca. 80 St, 140 ca. 30 St., 78 ca. 20 St., 749 ca. 10 St., 751 ca. 10 4 ca. 10 St., 722.04. 10 ST 20 Se kN 20 SI, 7 @ 0a. 30 ca. 100 St., 755 ca. 30 St., 757” ca. 80 —+- ca. 20 St., 758 ca. 30 cai 100 a ca. 50 4 ca. 10 $t. Die Trupps sind meist nicht dicht aufgeschlossen, sondern stehen in lockerem Gefüge und sind ver- teilt. So kräftig der Zug morgens einsetzt, so rasch lälst er nach, ist gegen 9° nur noch ganz schwach und scheint um 110 zu Ende zu sein. Abends um 52° kommen nochmals 26 Lerchen vorbei. Heidelerche: 7“ streichen 7 St. nach Südwesten. Auf den Feldern und in den Obstgärten bei Herpy liegen 2 Trupps von je 5—6 St. — Buchfink zieht nur schwach: 7° ca. 10 -+- 3 St, 745 4 St., 74° ca. 20 St., 743 4 St., 75° 9 St., 751 ca. 20 St., 753 ca.°10 St., 75° ca. 20 St. unter einem grölseren Lerchen- schwarm. — Saatkrähe zieht heute ebenfalls, aber erst in ver- einzelten Schwärmen; 82 23 St., 82” 30 St. Um 1?7 zieht ein Trupp von 12 Ringeltauben südwestwärts. Schwalbenzug den ganzen Tag über sehr stark. Schon am frühen Morgen setzt er in kleinen Trupps ein: 73° 9 Rauchschwalben, 7“ 4 St., 77 8 St,, 743 ] St., 74% 16 St. Den ganzen Tag über ziehen Trupps vorbei und zwar meist von stärkerer, oft von grofser Kopfzahl, in der Regel mit den Rauchschwalben auch eine Anzahl Hausschwalben vermischt. Während vormittags der Zug rastlos weitergeht, jagen nachmittags die Vögel oft längere Zeit nahrungsuchend in der Luft umher, ehe'sie verschwinden. — Vormittags um 75! streichen 3 Misteldrosseln südwestwärts, ich glaube, dafs sie ebenfalls auf dem Zug sind. In den Obstgärten bei Herpy treiben sich heute Journ, f, Orn, LXYILL, Jahrg. April 1920, 11 162 Ludwig Schuster: 5—6 Häusrotschwänzchen, mehrere Singdrosseln und Grünfinken umher, in den Feldern bei Gomont jage ich 1 Wiesenpieper auf, eine Schar von ca. 30 Distelfinken streicht gegen Abend nach Südwesten. Mittags wandert ein Turmfalke westwärts. 11. X. Nachts kalt, Reif. Wolkenlos. Ostwind bis Südost- wind. Tagsüber vereinzelt leichtes Gewölk. Sehr dunstig, so- dafs die Sonne nur matt scheint. Frühmorgens setzt kräftiger Lerchenzrg ein: 72? ca. 20 St., 725 ca. 50 + ca. 30 St., 726 ca. 10 St., 727” ca. 10 St, 722 1 4 9 St, 739 ca. 40 4 ca. 40 St., 781 ca. 25 St., 732 ca. 30 St, 7% ca. 40 St, 78% ca. 30 St., 737 1 St., 738 12 St., 72° ca. 20 St., 7% ca. 40 St., 73 4 -- ca. 10 St., 744 ca. 15 St., 745 ca. 30 St., 7 ca. 10 St. Der Zug läfst aber sehr bald an Stärke nach und geht den Vormittag über nur schwach weiter. Kontrolliert von 1025—110: 1027 17 St., 102° ca. 20 St, 102° 7 St., 1032 1 St., 10% 7 St., 1035 2 St., 1087 1 St. (von 10°7 bis 10% nicht beobachtet), 10%” 2 St., bis 11° kommt dann nichts mehr durch. Mittags überhaupt kein Zug. DBuch- finken ziehen anscheinend gar nicht. 74 wandern ca. 30 Saat- krähen, 10% 2 Hausschwalben und 10% 2 Hausschwalben durch. 2 Hausrotschwänzchen bei einem kleinen Waldstückchen in der Nähe der Batterie. 12. X. Nachts klar, morgens kalt. Ostwind. Gegen 8!/, Uhr bewölkt sich der Himmel mit aus Südwest antreibendem Gewölk, gegen 11° fängt es an zu regnen; abends starker Regen. Heute überhaupt kein Zug, auch in den guten Morgenstunden nicht. Zwei Feldlerchentrupps kommen vorbeigeflogen, ich bin aber im Zweifel, ob sie auf dem Zug sind. Dagegen liegen sehr viele Feldlerchen in den Feldern. Bei Gomont 2 Wiesenpieper. 13. X. Nachts starker Regen. Morgens hängen schwere Wolken sehr tief, regendrohend, den Himmel dicht bedeckend. Um 5° morgens Westwind mit einer Stärke von 4—6 Sekunden- meter. Um 9° Westwind, in den höheren Schichten Westwest- nord und Westnordwest.e. Windstärke 4—5 Sekundenmeter. + 130 C. Gegen 11° ziehen die Wolken nicht mehr so tief wie am Morgen. Um 1° Westnordwest, in den höheren Schichten Nordwest und Nordwestnord, Windstärke 6—7 Sekundenmeter, + 9°C. Wolken ziehen jetzt hoch, hie und da blickt ein blaues Auge hindurch. Um 5° Westnordwest, in den höheren Schichten Nordwest bis Nordwestnord. -- 9°C. Himmel bleibt den Nach- mittag über stets bedeckt. (Die Witterungsangaben sind den Aufzeichnungen der Feldwetterwarte entnommen, die ihre Er- gebnisse täglich um 5°, 9° 1°, 5° pp. den Batterien zur Ver- wertung bei der Berechnung der Tageseinflüsse auf die Flugbahn der Geschosse mitteilt.) Um 955 ziehen ca. 15 Rauchschwalben durch, um 105 1 St. Um 10° höre ich Kranichstimmen, kann aber die Vögel nicht zu Gesicht bekommen; vermutlich sind sie inoderüber den Wolken. Um 105° kommen ca. 200 Kra- niche, die, trotzdem sie sehr tief fliegen, vorübergehend Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 163 in den tiefziehenden Wolken verschwinden. Leider wird von den Bedienungen mehrerer im Gelände und bei den Batterien aufgestellter Maschinengewehre ein lebhaftes Feuer gegen die Schar eröffnet, glücklicherweise ohne Erfolg; aber man sieht bei solcher Gelegenheit wieder einmal, wie roh doch die grolse Masse noch ist, die, statt sich über die herrlichen Vögel und ihre hellen freudigen Trompetentöne zu freuen, ihrer Mordlust zu frönen sucht. Was sagt doch Goethe ?: „Doch ist esjedem eingeboren, dafs sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, wenn über uns im blauen Raum verloren, ihr schmetternd Lied die Lerche singt, wenn über schroffen Fichtenhöhen der Adler aus- gebreitet schwebt und über Flächen, über Seen der Kranich nach der Heimat strebt“. Nein, Vater Goethe, du hast unrecht; soweit ist die grofse Masse nocht nicht fortgeschritten — — —. Auch in mir kam heute nicht die Freude auf, die ich sonst immer empfunden habe, wenn ich die jauchzende Stimme des Kranichs hörte; denn man hatte uns gerade bekannt gegeben, dafs die Deutsche Regierung sich zur Räumung der besetzten Gebiete be- reit erklärt habe; und was das in seinen Folgen für uns und das Vaterland zu bedeuten habe, das empfand jeder von uns an der Front mit dumpfem Druck. — Um 10%4 kommt eine weitere Kette Kraniche von 63 St., die ebenfalls wieder teil- weise durch die Wolken ziehen, um 11% ca. 40 St., die meistin den Wolken verschwinden. Um 1% kommen 46 Kraniche, die, da jetzt die Wolken höher ziehen, auch bedeutend höher fliegen wie die Geschwader, die am Morgen durchzogen. — Feldlerche zieht schwach sowohl vor- wie nach- mittags über. Den letzten Trupp von 28 St. sehe ich um 5% vorbeiwandern. 302 eine Schar Saatkrähen von 28 St. 3% ziehen 3 Bussarde eilig durch. .14.X. Bei Sonnenaufgang klar, einige hochziehende Wetter- wölkchen. Um 9° in den tieferen Lagen Nordwestwind, Wind- stärke 2 Sekundenmeter, in den höheren Nordnordwest und Nord- west. Windstärke 3—4 Sekundenineter. + 9°C. Um 1° Nord- nordwest, in den höheren Luftschichten Nord- und Südwind. Windstärke 2—3 Sekundenmeter. 4 17°C. Um 5° Nordwest, in den höheren Schichten Ost bis Süd. Windstärke 1 Sekunden- meter. — 9° C. Vormittags und mittags meist ziemlich gleich- mäfsige den Himmel zusammenhängend bedeckende Bewölkung mit sehr hoch ziehenden leichten Wolken, nachmittags viel Sonnen- schein. Vormittags ziehen ganz vereinzelt einige Lerchentrupps. Um die Mittagsstunden setzt der Zug etwas lebhafter ein. Kontrollstunden: 124 33 St., 125% 33 St., 1255 ca. 60 St., 125° ca. 20 + ca. 60 St, 125% ca. 40 St., 1259 5 St, 105 4 St, 110 ca. 40 St., 122 ca. 20 St., 12? ca. 20 St. Der Zug geht dann noch schwach weiter und scheint um 4° ganz beendet zu sein. Von Saatkrähen sehe ich vormittags und nachmittags je einen kleineren Trupp wandern. Mittags um 1° ziehen 5 Bussarde durch; sie il® 164 Indwig Schuster: kreisen einmal 3—4 Minuten lang und ziehen dann scharf weiter. Um 1° kommen nochmals 2 St. nach. Lebhafter Durchzug von Kranichen. Gegen 11° soll nach Mitteilung von dritter Seite eine Schar durchgezogen sein. Um 122° kommen ca. 120 St. vorbei, die sehr hoch ziehen. Um 123° wieder ca. 60 St, um 1% ca. 300 St., die sehr hoch fliegen und dabei strichweise hinter den vereinzelten tieferziehenden Ballenwolken verschwinden. Um 238 ca. 75 St. Um 2% ruft eine Schar über den hoch- ziehenden Federwolken, durch die man zwar hie und da ein kleines Stückchen blauen Himmels sieht, die aber im allgemeinen guten Schlufs haben; auf jeden Fall war von der ziehenden Schar während der ganzen langen Zeit, solange man ihre Rufe hörte, nichts zu sehen, und ich glaube ganz bestimmt, dafs auch die Kraniche nichts von der Erde sehen konnten. Um 315 eine Schar von ca. 150 St., 32° 33 St., 326 ca. 70 St. 15. X. 5° morgens tiefere Luftströmungen aus Nordost, höhere aus Ost. + 8°C. Um 9° in den tieferen Schichten Westwind, in den höheren Südwest und Sudsüdwest, Windstärke 3 Sekundenmeter, + 10°C. Um 1° Westwestnord, in den höheren Luftschichten Südsüdwest, Windstärke 2—3 Sekundenmeter. 6°C. Um 5° in den tieferen Schichten Westsüdwest, in den höheren Westwestsüd bis West. Windstärke 2 bezw. 3—4 Skdmtr. Morgens ist der Himmel leicht bedeckt, das Gewölk vielfach durch- brochen. Gegen 8% scheint die Sonne, gegen 10° bewölkt sich der Himmel stärker und ist bald vollkommen bedeckt, dunstig. Um 12° klärt es kurz etwas auf, um 1°ist es aber schon wieder vollkommen trübe, um 23° setzt Regen ein, der den Nachmittag über anhält. — Morgens um 82° zieht eine Gabelweihe durch. Lerchen- zug ist schwach: 821 ca. 25 St., 8% ca. 10 St,, 827 3 St., 897 ca, 20 St., 8° 13 St. In diesem Tempo geht der Zug vormittags weiter; auch mittags ziehen von Zeit zu Zeit einzelne Trupps durch, die letzten sehe ich um 21%, Um 9% 2 Rauchschwalben, um 11% 4 St. 15° kommen’ 6 Mäusebussarde, sie fliegen sehr niedrig und in ca.50 m Abstand voneinander, kreisen 21/, Minuten und bewegen sich dabei statt vorwärts ca. 100 m nach rückwärts; hierzu gibt wohl das zur Zeit herrschende heftige Artilleriefeuer die Veranlassung. Um 1371/, geht der erste wieder vorwärts, die anderen folgen rasch; sie fangen aber schon nach einer Minute von neuem an zu kreisen und bewegen sich auch diesmal wieder einige hundert Meter auf ihrer Flugbahn zurück; um 2% ziehen sie dann endgültig nach Südwest ab. 16. X. West bis Nordwest. Fast den ganzen Tag über Regen. Kein Zug. ® \ 17.X. Um 9° Süd, in den höheren Schichten Südwest, Windstärke 2, in den höheren Schichten 4—5 Skdmtr., 4 8°C. Um 1° Südsüdost, in den höheren Schichten Süd und Südsüdwest. Stärke 2 Skdmtr. + 11° C. 9° abends Süd, in den höheren ir u BL Ed Zn U © nn 9, Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 165 Schichten Ost, Windstärke 0 Skdmtr., bezw. 1 Skdmtr. in den oberen Lagen. + 7° C. Morgens sehr dunstig, Fernsicht kaum 1 km weit, wenige Wolken. Gegen 9° bedeckt sich der Himmel mit tief ziehenden Wolken. Gegen 10° dichte Bewölkung, um 12° etwas klarer, von 1° ab aber wieder schweres Gewölk, im Laufe des Nachmittages vereinzelte leichte Sprühregen. — Morgens schwacher Lerchenzug: 8% ca. 50 + 4 St., 850% ca. 30 St.; 857 ca. 10 St,, 858 6 St., 9° 9 St. In diesem, bezw. in z. T. noch schwächerem Tempo ziehen die Feldlerchen den Vormittag über weiter, ebenso mittags zwischen 12° und 2° bei teilweise schwerer, tiefhängender Bewölkung. — Einige. wenige Buchfinkentrupps kommen tagsüber durch. Um 101% 1 Rauchschwalbe. Mittags streicht eine Heidelerche nach Südwest. Um 9°: ca. 100 Saat- krähen, die ziemlich hoch, z. T. durch die untersten Nebelwolken durchziehcuü. 18. X. Um 5° morgens Ostnordost, in den höheren Schichten Ost und Ostsüdost. Windstäike 4 Skdmtr. + 5°C. Um 9° gleichmäfsig Ostwind, Stärke 4 Skdmtr., — 9°C. Um 1° Ostsüd- ost, bezw. höher Ostsüdost und Südost. Stärke 2, bezw. höher 4—5 Skdmtr. + 17°C. Um 5° gleichmäßsig Ostwind, Stärke 1 bezw. höher 3—4 Skdmtr. Morgens klarer Himmel, in den Tälern ganz leichter Nebel. Gegen 9'/, treiben von Osten ein- zelne Lämmerwölkchen und Wetterbäume auf. Um 12° kommen tieferziehende geballte Wolken, zuerst nur vereinzelt und klein, den Mittag über werden sie gröfser und verdecken für Minuten die Sonne. Nach 4° ist der Himmel ganz klar. — Um 7°° morgens ziehen die ersten Feldlerchen, sie kommen in vereinzelten kleinen Trupps durch, erst nach 8° wird der Zug etwas lebhafter; kon- trolliert von 85°— 1015: 851 einige, 85? ca. 30 St., 85* 6 St., 85° ca. 10 St., 857 6 St., 858 9 St, 90 ca. 20 -+ 12 St., 9% ca. 10 St., 905 8 4 3 St, 907 6 St., 908 6 + 4 St., 9% ca. 30 St, 919 6 St., 912 ca. 15 + 3 St., 91a 1 St, 91” 1 St, 9196 St,, 920 1 St, 92 ‘ca. 15 St, 922 ca. 15 St, 92° 6 St., 9% 1 St., 925 8 St., 926 6 St,, 980 6 St., 933 8 St., 934 6 St, 95 1 +4 St, 96 3 + 4 St, 937 ca. 15 4 4 St, 938 7 St., 99 3 St, 94 ca. 15 St, 942 1 St, 945 9. St., 944 8 St., 94 ca. 20. St... 9%: 17 St, 95% ca..50 St, 10° ca. 30 St, 10% 2 - 10 St, 10%? 3 — 3 + 3 St., 10% ca. 20 St., 1005 3 St., 1006 ca. 30 St., 10% 9 -—-4St., 10% ca. 50 St., 101° 3 St., 1011 1 St. In dieser Stärke geht der Zug bis in den Mittag hinein weiter. Kontrolliert von 18°—315: 12 15 St., 14 ca. 30 St., 158 ca. 40 St., 155 ca.20 4 7 + ca. 50 St., 1°7 4 St, 212 ca. 120 St.; 214 9 St, 218 4 St., 222 ca. 50 St., 228 ca. 30 St., 252 6 St., 258 ca. 80 St., 259 ca. 20 St., 312 38St. Den Nachmittag über hält der Zug schwach an, um 455 sehe ich nochmals ca. 75 St. und um 555 ca. 30 St. vorbeiwandern. — Buchfink zieht nur ganz schwach und vereinzelt: 9° 3 St., 943 2 St., 10% ca. 20 St.; bis zur Mittagszeit habe ich noch 2—3 kleine Trupps gesehen. Um 9%? kommen ca. 10, um 9% ca. 25 Bluthänflinge vorbei; sie 166 Ludwig Schuster: sind wohl auch auf der Wanderschaft. 259 eilen 2 Rauchschwalben nach Süden. Saatkrähe: 8% ca. 30 St., 911 ca. 50 St., 919 höre ich eine Schar schreien, ohne sie entdecken zu können, 98° 23 St., dazu höre ich eine nicht zu sichtende Schar schreien, 94° schreit wieder eine Schar, 94 ca. 70 St.. 945 2 St., 9 3 St., 95% 3 St, 112° 22 St., 1180 36 St, 118% ca. 25 St,, 11% 5 St, 116 15 St, 1152 40 St., 1% 30 St., 121 6 St., 14 9 St. Nachmittags um 525 sehe ich die letzte Schar von ca. 30 St. Alle Saatkrähen ziehen heute sehr hoch, sie sind oft kaum wahrzunehmen. Um 11% kommt eine einzelne Nebelkrähe vorbeigewandert. — Auch die Ringeltauben, die heute auf der Wanderschaft sind, fliegen aufser- gewöhnlich hoch. Ich beobachte 913 ca. 150 St., 922 ca. 90 St., 947 ca. 75 St., 1212 ca. 150 St., 1235 ca. 150 St., 117 ca. 80 8t., 215 ca. 50 St. — Kranich, ebenfalls sehr hoch ziehend: um 123 höre ich eine Schar schreien, ohne sie entdecken zu. können; 125 48 St., kurz dahinter 11 St, sehr hoch, über den tiefer ziehenden Ballenwolken; 13° 2 Scharen von zusammen ca. 200 St., 42° ca. 90 St. — Hohltaube: 927 12 St, 9@ 9 St. Um 118% streicht eine weilse Bachstelze westwärts. Auch die Raubvögel sind heute fleilsig auf der Wanderschaft. Um 12° wandert ein Kornweihenmännchen westwärts, um 1219 geht ein Hühnerhabicht kreisend nach Westen weiter. Um 1115 sehe ich 6 Mäusebussarde ca. 1 Minute lang kreisen und dann weiterziehen; mit ihnen kreist und wandert ein Sperber. Um 11%? 18 Bussarde (die 14 ersten dicht aufgeschlossen, die andern 4 auf einige hundert Meter Zwischenraum verteilt), 11®21/, fangen sie an zu kreisen, bis 11%, um 11°41/, sind alle wieder in Vorwärtsbewegung, 118 _ kreisen sie wieder, 11871), rücken sie ab. — Um 11°? sehe ich 3 Bussarde kreisen, 2 hinzuwandern, 114 kommt ein dritter noch mit 2 Sperbern, um 11%! kommen abermals 3 Stück, zugeflogen; alle zusammen (insgesamt 9 Bussarde und 2 Sperber) rücken um: 11“ ab. — Um 1215 2 Bussarde kreisend, zu denen nach kurzer Zeit drei weitere hinzukommen; sie kreisen eine Weile mitein- ander und ziehen dann weiter. Um 145 1 Bussard tief fliegend, darüber 3 St. hoch, kreisend, 14” dazu ein vierter, gleich darauf wandern sie weiter. 14° 1 Bussard, 246 1 St., 31° 3 St. durch- ziehend. — Sperber: 852 1 St., 9% 2 St., 955 ı St, 1115 1 St. (mit Bussard vergesellschaftet), 114 2 St. (mit Bussard ver- gesellschaftet), 18° 1 St., 14 3 St. (im letzten Fall kann ich allerdings nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen, ob es Sperber waren), 2° 1 St., 14° 1 St. (auch bei diesen beiden Exemplaren bin ich über ihre Artzugehörigkeit nicht ganz im Reinen). Haus- rotschwänzchen hat sich bei der Batterie eingefunden. 19. X. 9° morgens Nordostnord, in den höheren Schichten Nordost, Windstärke 4—5, bezw. höher 7 Skdmtr. 1° Nordnord- ost, in den höheren Schichten Nordost und Nordostnord. Wind- stärke 3—4, bezw. 5 Skdmtr. —+- 13° C. Morgens bedeckt, mittags stark bedeckt, Wolken tiefziehend, sehr dunstig; abends Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 167 und nachts Regen. Bis 9° vormittags kein Zug. Um 9% ca. 150 Saatkrähen, 952 ca. 50 St. 958 ca, 160 St. Auch Lerche zieht fast gar nicht: 952 ca. 20 St., 10% 4 St. Kurz nach 10° wurde mir jede weitere Beobachtungsmöglichkeit genommen, da um diese Zeit ein sehr schwerer französischer Angriff einsetzte; meine Batterie lag bis in den späten Nachmittag unter sehr heftigem Feuer, und da wir trotzdem das eigene Feuer stundenlang unter- hielten, so waren die Verluste der Batterie sehr schwer. An Vogelzug und an Beobachtung denkt man in solchen Stunden natürlich nicht; ich glaube übrigens auch nicht, dafs an diesem Tag irgendwelcher beachtenswerter Zug stattgefunden hat. 20. X. Tiefe Nebelwolken, den ganzen Tag Regen. Gar kein Zug. Vormittags Nordwind, mittags Südostsüd, in den höheren Schichten Ost. In der Nähe unseres Standes halten sich zwei Hausrotschwänzchen auf. 21. X. Morgens Südwest, mittags Süd, in den höheren Schichten Südwest, Vormittags dicht bedeckt mit Regen, nach- mittags regenfrei, die Wolken sind aber dicht geballt und ziehen sehr tief. Gar kein Zug. 22. X. 9°Ostwind, in den höheren Schichten Südost und Süd- südost. Windstärke 4—5 Skdmtr., in den höheren Schichten 6—8 Skdmtr. + 11°C. 1° Nordwind, Stärke 3 Skdmtr., in den höheren Schichten Nordost, Stärke 6—9 Skdmtr. — 12° C. 5° nachmittags Nordostwind, Stärke 3—5 Skdmtr., in den höheren Schichten Südostsüd bis Süd, Stärke 7—10 Skdmtr. —+ 10° C. Morgens und mittags bedeckter Himmel. Gegen 9° ziehen die Wolken dichter, es fängt an zu tröpfeln, gegen 9*° setzt der Regen stärker ein, 95° läfst er vorübergehend nach, um 955 wieder stärker zu werden; in dieser Art und Weise mit bald schwächer werdendem, bald anschwellendem, dazwischen ganz aussetzendem Regen geht es weiter bis gegen 2°; alsdann hört der Regen ganz auf. Um 4° klärt es auf, um 5° ist der Himmel fast, abends ganz wolkenfrei. — Trotz des schlechten Wetters sehr starker Zugtag; um 813 setzt der Zug ein, hält den ganzen Tag über trotz des Regens sehr kräftig an und hört erst mit einbrechender Nacht auf. Feldlerche; Kontrollstunde 84090; 840 1 St., 821 1 +4 +4 St., 842 10 St., 84° 16 -4- 28 St., 84 2 4 1 St, 88 11 +3 413 +4 St, 81° 9 + 7 St, 847 9 St., 818 2 St,, 84 13 St, 85° 2 -— 6 St, 852 4 St, 85° 1 St,, 85 11 St, 85 2 + 5 + 3 St, 85° 98 + 1 St,, 874 + 6 St., 858 34 St., 8% 12 St. Kontrollstunde 91%—10°: Es tröpielt an- haltend. 92° 2 St., 921 6 St., 922 3 St.. 923 25 St, 924 9 St., 92° 1 St., 928 8 St, 99 3 + 1 St, 930 18 St., 931 4 St, 988 12 St, 932 13 St., 935 7 St., 93% ca. 40 St. Der Regen setzt stärker ein. 987 1 + 9 St., 988 12 + 8 St., 941 1 St., 942 2 St., 94 ca. 25 + ca. 30 St., 948 ca. 20 +15 +2 St., 94 ca. 50-+3 St. Der Regen läfst wieder nach, es tröpfelt anhaltend weiter. 9% 10 + 4 St, 953 4 St,, 95% 3 St,, 955 10 St.; wieder stärkerer Regen; 9° ca. 168 Ludwig Schuster: 30 +13 4-10 -- ca 30 St, 98 12 + 1 St, 9% 15 + 2-2 St. Kontrolle 109° —1125: Es tröpfelt. 1055 3 St., 1038 3 St.,.10% ca. 20 St., 11% 2 St., 11% 2 St,, 11% ca. 30 St., 11% 3 St, 119 6 St, 11% ca. 15 St. Schwere Regentropfen. 115 17 St., 1116 4 St., 1117 3 St. Regen hört auf. 1118 17 St., 1119 5 St, 1122 7 St, 118 4 4 4 St, 1125 3 St. Gegen Mittag nimmt der Zug an Stärke zu. Kontrolliert von 12% 1217; 1202 ca. 50 4 4 St., 12% ca. 15 St., 12% 8 4 ca. 30 St., 120% ca. 10 + ca. 50 4 ca. 50 St., 120% 7 —+- ca. 20. St., 1207 ca. 30 + ca. 30 St., 1219 4 'St., 1218 ca. 10 St, 121 ca. 10 1-3 St, 12% 2 St. Es fängt wieder an zu tröpfeln, um 1230 hört der Regen wieder auf. 12°5°—1°5 kontrolliert: 1238 3 —- 3 St., 123° ca. 30 St., 1241 ca. 50 St., 1243 ca. 30 St., 1245 ca. 20 St., 124% ca. 20 St., 1247 3 St., 124 1 -+- 3 St, 1250 1 St., 1251 ca. 30 St., 125% ca. 10 St., 125: ca. 20 St., 1255 4 St., 1957 12 St, 102 4 St. Um 135 setzt wieder Regen ein, der Zug geht unbeirrt weiter, um 1% hört der Regen auf, hie und da noch ein ganz kurzes leichtes Sprühen. Kontrolliert 21524; 215 12 St, 22° 6 St, 221 3 + 3 St., 22 10 — 4 St, 223 1 St, 2% ca. 15 St., 225 7 St., 22° ca. 10 St., 227 ca. 20 St., 22° 1 St., 231 4 St., 2% ca: 50 St., 235 ca. 10 St., 236 4 St., 23° ca. 10 St. Kontrolliert von 458—6°%: 459 5 St, 501 19 St., 508 ca. 70-- ca. 15 St., 5% 4 St., 506 ca. 20-- ca. 20 St., 508 12 —- 1 St., 50° ca. 10 — 9 ca. 10 + ca. 10 St., 512 ca. 10 St., 513 11 St., 5l4 ca. 30 St., 515 ca. 20 St, 517 33 St., 520 ca. 130 —- 4 St., 522? 4 St., 525 ca. 70 4 ca. 40 St,, 52° 12 St, 527 4 St., 52 2 St., 52° ca. 50 St.. 53% ca. 40 St., die Sonne ver- schwindet hinter den Abendwolken; 532 ca. 40 —+ ca. 25 St., 5% 9 St., 53% ca. 20 St., 5%5 ca. 40 St., 538 28 St., 541 26 St., 542 30 + ca. 20 St.; die Sonne steht als lichtlose rote Scheibe im Abenddunst; 5*3 ca. 25 St., 545 ca. 50 St. Sonne geht unter; 54° ca. 40 —- ca. 10 St., 55€ ca. 50 St. Damit ist der Zug be- endet. Während die Feldlerche sonstin denNachmittagsstunden den Zug meistens einstellt, zieht sie heute (und ebenso Buchfink und Saatkrähe) bis in die Dämmerung hinein; die Vögel fliegen nach- mittags und besonders gegen Abend sehr tief; beim Vormittags- zug beobachtete ich hoch- und tiefziehende Scharen. — Heide- lerche zieht ebenfalls in vereiuzelten Trupps. 85° 1 St., 9°? 4 St., 1213 ca. 8 St, 123° 6 St., 1247 8 St. (?), 233 3 St. — Buchfinken- zug setzt heute stärker ein. Die Kontrollstunden sind dieselben wie für die Feldlerche; ich lasse deshalb hier die genaueren An- gaben über Eintreten, An- und Abschwellen und Aufbören des Regens weg und verweise auf die bei der Feldlerche gemachten Angaben. Kontrolliert 82%—9°: 853 3 St. Kontrolliert 9—10°: 947 3 St., 953 6 St., 95 8 St., 955 4 St., 956 ca. 30 St. Kontrolliert 1050°— 1115; 105° 9 St, 1057 10 St, 1108 8 -- 21 St, 1107 1 St., 1108 1 St., 110° 7 St, 1111 4 St, 1112 ca. 10 -- ca. 10_St., 1118 3 8:1, 4114 7 St, 1115512 —- ca. 20 St., 1116 ca. 25 St., 1118 10 St., 111° 3 St., 1122 5 St., 1123 15 St. Kontrolliert 12°2—1217; 1202 ae 2 I Did SE DE U Han u u Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 169 2 St., 1206 4 St, 12092 St., 1218 ca. 20 St., 121 ca. 20 St., 1215 5 St. Kontrolliert 1235°—105; 128” ca. 30 St., 12% 4 St, 1258 9 St., 1259 ca. 10 St., 1259 ca. 20 St., 10 3 St. Kontrolliert 215 _945. 915 9 St, 220 10 St., 222 4 St., 225 6 St., 226 3 St, 297 3 St., 230 ca. 10 St., 2974 St, 243 3 St. Kontrolliert 45°—6°: 458 14 St., 50% ca. 10 St., 512 ca. 10 St., 5!° 5 St., 52° ca. 50 St., 52% ca. 20 St., 53 3 St, Die Buchfinken tiiegen heute im Laufe des Vormittags und Mittags bedeutend höher als die Feldlerche, mit der sie sonst in der Regel in gleicher Höhe zu ziehen pflegen; z. T. wandern sie so hoch, dafs sie mit blofsem Auge kaum noch zu erkennen sind. Hie und da sind kleine Lerehen- und Buch- finkenschwärme miteinander vermischt. — Saatkrähe zieht stark, ebenfalls im Regen und abends bis in die sinkende Nacht hinein; auch hier verweise ich bezüglich des Eintritts und des Endes des Regens auf die bei der Feldlerche gemachten Angaben. Kon- trolliert 82°—9°: 850 17 St., hoch und sehr eilig. Kontrolliert 919 _109; 919 ca. 40 St, 921 schreit eine Schar, kann sie aber nicht entdecken, 9?” 11 St., 99” ca. 150 St., 943 ca. 250 St., 9 40 St. Kontrolliert 105°—1125: 1055 46 St., 1057 ca. 150.St., 1192 ca. 150 St., 1105 ca. 150 St, 1197 ca. 80 St., 1108 ca. 80 St.. 119° ca. 60 St., 111% ca. 25 + ca. 25 St. (Artilleriefeuer stört sie aufserordentlich), 1114 ca. 300 St., 111% ca. 30 St. Kontrolliert 1202 — 1217, 1203 ca. 500 St., 1296 ca. 30 St., 1208 ca. 30 St., 1213 ca. 40 St. Kontrolliert 123°—105: 1225 ca. 300 St., 123° ca. 500 St., 1240 ca. 20 St., 1241 ca. 30 St., 1243 ca. 20 St., 1245 ca. 100 + ca. 30 St., 124% ca. 50 St., 1251 ca. 50 St., 1255 ca. 50 St., 1256 4 St., 191 ca. 200 St., 192 ca. 60 St. Aufser den Scharen kommen auch ständig Einzelexemplare durch. Kontrolliert von 215—2*: 222 ca. 100 St., 225 6 St., 226 ca. 100 St., 227 30 St., 23° ca. 30 St., 235 ca. 180 St. Kontrolliert von 458—6°: 458 ca. 200 St., 506 ca. 25 St., 52” ca. 120 St., 52° ca. 50 St. 53° die Sonne verschwindet hinter den Abendwolken, 53! ca. 70 St., 535 ca. 40 St., 540 ca. 100 St., 5% ca. 300 St., 5%5 geht die Sonne unter, 5° ca. 70 St. Die Saatkrähen ziehen heute sehr hoch und meist sehr eilig. — 933 10 Hänflinge, 120° ca. 20 Hänflinge nach Westen streichend. 1057 ziehen unter einem Saatkrähenschwarm einige Dohlen, um 51% 2 Nebelkrähen vorbei. 9% 6 Rauchschwalben, 1217 1 Rauchschwalbe nach Süden wandernd. 10°: 1 weilse Bach- stelze. 11% 46 Ringeltauben, 11° 3 Hohltauben. 12 ca. 250 Kraniche, sehr hoch ziehend. Um 4:15 kommen 2 grolse Kranichgeschwader, das erste zählt ca. 250, das zweite 400—500 Stück; jedes Geschwader zerfällt wieder in mehrere Ketten, die sich ständig zerlegen, neu bilden und andere Formen annehmen; ein herrliches Schauspiel für das Auge. Als sie sich unseren vorderen Linien nähern, werden sie heftig von Maschinengewehren beschossen und hierdurch bewogen, in Auflösung und mit vielem Geschrei zurückzufluten; sie ordnen dann weiter rückwärts wieder ihre Bestände und versuchen zum zweitenmal das Überfiiegen 170 Ludwig Schuster: der Linien; aber auch diesmal treibt sie Maschinengewehrfeuer zurück, und erst beim dritten Versuch kommen sie, obwohl auch jetzt stark beschossen, zur Ausführung ihres Vorhabens. Abends um 85° ruft eine vorbeiziehende Schar. 23. X. 9° vormittags Südost, 4 9° C., schwaches leichtes Federgewölk. Um 10° überziehen die Federwolken den ganzen Himmel, sodafs die Sonne entsprechend trübe und matt scheint. Um 12° Nordost, klar. Um 1° + 16° C., um 2° Ostnordost, ziemlich lebhaft, die Federwolken kommen aus Südost. Um 5° Nordnordost, + 12°C. Fernsicht über Tags sehr gut. Der Zug ist heute bei weitem nicht so stark wie gestern, obwohl die Be- dingungen für ihn viel günstiger zu sein scheinen. Um 745 geht der erste Buchfinkentrupp, bald darauf der erste Lerchentrupp vorbei, 82? kommen die ersten Saatkrähen. Zug bleibt zunächst sehr schwach. Viele Lerchen streichen unruhig und lockend und sich streitend umher. Feldlerche, kontrolliert von 845—935; 90 ca. 10 St., 901 4 St., 992 6 St., 903 einige, 998 2 St., 99° ca. 10 ca. 10 + 2 St., 91° 2 + 2 St., 918 3 St., 920 2 St, 938 15° 10 St., 925 6 St., 93% ca. 15 St., 91 2.St. Kontrolle von 109°°—11°%: 103° 3 St., 10% 3 St., 10% 9 4 8 St, 1035 8 4 ca. 40 St., 1097 8 St, 10% 6 St, 10% 6 St., 104° 5 St, 10% 3 St, 104 3 St, 104 3 + 2 St, 1047 3 St., 104 2 St., 10% 4 St., 1052 ca. 20 St., 105* 1 St., 1057 4 St., 1059 ca. 25 St. Der Zug lälst gegen 12° und 1° Uhr sehr stark nach. Kontrolle von 130—225: 130 2 St., 1%1 15 St., 182 10 St., 14.19 St,,2144.3 St, 158 ca. 40 St., 752 3.,8t. 2%1.ca. 30°St., 292.4.8t,, 2081 St, 208 6a. 50.86, 29.02 30 St. Kontrolle von 445515: 449 2 St, 450 ca. 40 St. 506 13 St., 51% ca. 20 St. Der Zug scheint noch einige Weile weiter- zugehen und dann aufzuhören. — Buchfink. Kontrolle von 85—935; 99 ca. 50 4 ca. 50 — ca. 10 St., 9% ca. 10 St, 9% 12 St., 907 3 St., 916 1 St,, 919 ca. 15 St., 9” 12 St., 9°1 16 St. Die Finken ziehen heute aufsergewöhnlich hoch, so hoch, dafs sie mit dem blofsen Auge oft nicht mehr zu sehen sind (n. b. habe ich sehr scharfe Augen); es mögen mir deshalb wohl manche Trupps entgangen sein. Kontrolle von 103°—11°: 103° 8 St., 1054 3 St., 1059 4 St. Mittags und nachmittags ruht der Buchfinkenzug vollständig. — Saatkrähe zieht verhältnismälsig kräftig, aber auch nicht so stark wie am Tage vorher. Kontrolliert von 845935: 847 ca. 200 St., 849 ca. 180 St., 85° ca. 100 + ca. 100 St., 85% ca. 120 St., 858 ca. 100 St., 9° 10 St., 9% ca. 200 St., 908 ca. 200 St., 917 ca. 150 St., 91% ca. 20 4- ca. 80 St., 920 15 St., 933 ca. 50 St., 935 ca. 25 St. Kontrolle von 109° —11°%: 1036 22 St., 10% 25 St., 10% ca. 300 St., 105° 9 St., 1051 ca. 70 St., 1052 ca. 30 St., 1055 15 St., 1057 10 St. Kontrolle von 19°— 22%; 127.6 St., 145 ca. 20 St.,’1%5 ca. 60 St., 1% ca. 20°St., 159%ca. 15 4 ca. 40 St., 2°%1 24 St, 214 ca. 250 St. Kontrolle von 445515: 446 ca. 70 St. Um 2% kommen 4 Bussarde, um 2% auf derselben Trift 2 weitere, sie ziehen scharf durch, ohne sich Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 171 aufzuhalten. 9% { Sperber, 91? 2 Sperber, 9% 1 Sperber. 917 ca. . 80 Ringeltauben, 10% 4 Ringeltauben. Um 103% ziehen 8 Stare eilig nach Südwest, ich halte sie nach der Art ihres Fluges ebenfalls für Durchzügler. Um 1° ziehen 3 Nebelkrähen vorbei, um 1% folgt eine vierte; aufserdem sah ich noch zweimal je eine einzelne Nebelkrähe im Feld umherstreichen, auch diese sind wahrscheinlich gestern oder heute eingewandert.e. Um 14% ziehen ' na 150 Kraniche durch, um 4° höre ich wieder eine Schar rufen. 24. X. Morgens ziemlich lebhafte Nordostluft, früh einige Federwölkchen, um 8°° fast klarer Himmel, den Mittag und nach- mittag über wolkenlos, schlechte Fernsicht. Gegen 11° wird der Wind sehr heftig, er reifst die letzten Blätter von den Bäumen und bleibt bis Abend andauernd kräftig. Trotz des starken Windes ist die Fernsicht sehr beschränkt, man sieht kaum 2—3 km weit. Um 74° kommen die ersten Feldlerchen, bald darauf auch Buchfinken, um 8° die ersten Saatkrähen. Zug bleibt äulfserst schwach. Gegen 9° und 10° hört der Buchfinken- und Lerchen- zug ganz auf. Auch die Saatkrähe kommt im Laufe des Mittags und Nachmittages nur in vereinzelten kleinen Scharen vorbei; die Vögel fliegen besonders nachmittags sehr niedrig, Beim Gefechtsstand einige Wiesenpieper. Bei Logny einige Singdrosseln, ca. 80—100 Weindrosseln, Wintergoldhähnchen (kein Brutvogel der hiesigen Gegend). 25. X. Morgens bedeckt, Wind aus Nordnordost, Wolken aus Nordost. Sicht sehr beschränkt. Gegen 12° mittags klärt es auf, der Himmel wird klar, und die Sonne scheint. Um 2° bedeckt sich der Himmel von neuem, gegen 6° abends beginnt es zu regnen. Ganz schwacher Zug. Nur vormittags und mittags sehe ich einige kleine Scharen Saatkrähen, die eilig und meist niedrig vorbei ziehen. Lerchen- und Buchfinkenzug ist überhaupt nicht zu bemerken. Bei Logny 3 Wintergoldhähnchen, in den Hecken zwei singende Rotkehlchen. 26. X. Vormittags bedeckt, Nordwind, Wolken aus Nord- nordwest. Gegen 9° und 10° klärt es vorübergehend etwas auf; um diese Zeit ziehen einige wenige Saatkrähenscharen. Nach 10° umwölkt es sich wieder, den Himmel bedecken tiefziehende Nebelwolken. Der Zug stockt vollständig, Um 11° klärt es rasch auf, und es bleibt bis Abend durchweg klar mit eilig- ziehenden Wolkenballen, durch die aber der Sonnenschein meist nicht beeinträchtigt wird. Trotzdem findet mittags kein Zug statt, weder von Saatkrähen, noch von Lerchen und Finken; nur ca. 50 Ringeltauben streichen um 3'5 nach Südwesten. — In den Hecken bei Logny mehrere Rotkehlchen, eins singt, 5—6 Winter- goldhähnchen und nochmals 3—4 St. im Wald. 27. X. Morgens Wind aus Ostsüdost, klar. Um 12° ziehen vereinzelte Wolken aus Südwest auf, um 4° bedeckt sich der Himmel, abends setzt leichter Regen ein. Warm, mittags um 1° 172 | Ludwig Schuster: 16° C. Vormittags ziehen ganz vereinzelt kleine Scharen Saatkrähen, auch einige Lerchen. Mittags kein Zug. | 28. X. Morgens bedeckt, gar keine Sicht, Ostwind, Wolken aus Nordost und Ost. Gegen 11° klärt es langsam auf, mittags und nachmittags klarer Himmel mit vereinzelten Ballenwolken aus Ost. Zwischen 10° und 11° und gegen 1° ziehen einzelne kleinere Lerchenschwärme; um 123° auch ein Trupp Buchfinken. Feldlerchen streifen den Mittag über sehr unruhig und mit vielem Locken in den Feldern umher. Saatkrähen ziehen vereinzelt in ganz kleinen Scharen, die letzten, nur wenige Köpfe stark, sehe ich abends gegen 5° durchwandern. Tagsüber streichen mehrfach Saatkrähenschwärme vorbei, doch bin ich ungewils, ob es nur umherschweifende oder wandernde Scharen sind. Mittags gegen 30 wandert eine Nebelkrähe südwestwärts; eine andere schweift durch die Felder. Um 5'? ziehen zwei vereinzelte Kraniche nach Südwesten. | 29. X. Prachtvoller Herbsttag mit Ostluft. Vormittags streifen einige Trupps Saatkrähen und Feldlerchen umher; ob sie aber wandern oder nur umherstreifen, läfst sich nicht sagen; 2 umherstreifende Nebelkrähen. 30.X. Ostluft, klar, gegen Nachmittag einige Federwölkchen aus Westen. Gar kein Zug. (Von diesem Tage ab datieren die Beobachtungen nicht mehr aus der Champagne, sondern aus dem nördlich anschliefsenden Bergland.) } 31. X. Vormittags klar, Südwest, gegen 10° bewölkt sich der Himmel, mittags bedeckt, sehr dunstig, um 1° ein kurzer leichter Regen. Zwischen 3° und 4° sollen nach Aussage dritter 18 Kraniche durchgezogen sein. — Wintergoldhähnchen bei Lalobbe, mehrfach Rotkehlchen in den Hecken. 1. XI. Klar. Morgens fast windstill, Bodenwind Nordnord- ost, ganz schwache Federwölkchen aus Südsüdwest. Mittags wird der Wind lebhafter, nachmittags weht er recht lebhaft aus Ost und Südost. — Gegen 9° setzt Saatkrähenzug ein; er hält bis zum Nachmittag an und ist in den ersten Stunden recht lebhaft; - etwa alle 4—5 Minuten zieht eine Schar durch. Die Schwärme fassen nicht mehr als 10—50 Stück, ziehen sehr hoch und eilig, die Verbände sind meist stark aufgelöst. Eine Nebelkrähe zieht gegen 9°. Um 10° streicht eine Schar Ringeltauben von 21 Stück südwestwärts. Lerchen und Buchfinken konnte ich nicht be- merken. — 2 Wintergoldhähnchen und 1 Haubenmeise (ebenfalls Zuwanderer) im Wald bei Lalobbe, Rotkehlchen noch häufig in Hecken und Wäldern. 2. XI. Südwest, Regen, kein Zug. 3. XI. Morgens dichte tiefziehende Nebelwolken mit leb- haftem Ostsüdost. Gegen 9° hellt es etwas auf; sofort zieht eine kleine Schar Saatkrähen. Das Wetter bessert sich zusehends, um 10° ist es klar, nur noch vereinzelte tiefziehende Nebelfetzen und höher am Himmel Federwölkchen. Es ziehen noch vereinzelte Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1918. 173 kleine Scharen Saatkrähen durch. Um 12° Wind aus Süd und Südsüdwest, nachmittags bedeckt, regnerisch. Zwei umherstreifende Nebelkrähen, Wintergoldhähnchen und Rotkehlchen. 4. XI. Nachts Regen. Morgens dicke Wolken aus Südsüd- west, neblig. Gegen 9!/, Uhr hellt es auf, um 10° ist es klar und bleibt tagsüber durchweg schön, mit grofsen weilsen Wolkenballen, die bei der ziemlich lebhaften Südsüdwestluft rasch segeln. Kurz nachdem der Himmel aufzuklären begonnen hat, ziehen mehrere Trupps Saatkrähen. Von 10°—11° ist ihr Zug recht lebhaft; die Scharen sind bis zu 100 St. stark, ziehen ziemlich tief und eilig. Der Zug hält auch den Nachmittag über an; um 5° sehe ich die letzte, grofse Schar. Die Scharen, die morgens kurz nach dem Einsetzen des Aufklärens ziehen, gehen z. T. halb durch die Nebelwolken durch. In der Nacht vom 4./5. XI. trat die Armee den Kriegsmarsch nach Nordosten bis hinter die Maas an. Vogelzug fand nicht mehr statt, wie ich vom Marsch aus beobachten konnte. Zum Schlufs noch einige allgemeine Bemerkungen. — Während Finken, Lerchen, Krähen und andere Vögel stets ausgesprochen nach Südwesten ziehen, geht der Zug der Schwalben, der Haus- wie der Rauchschwaiben, ebenso ausgesprochen direkt nach Süden oder höchstens nach Südsüdwest; ich have nicht einmal, weder in diesem Jahr noch in den Vorjahren, eine Ausnahme von dieser Regel beobachten können; stets kreuzt die Flugbahn der Schwalben die der anderen Wanderer unter einem spitzen Winkel. — Der Zug des Buchfinken erreichte in diesem Jahr bei weitem nicht die Stärke des Zuges der beiden Vorjahre. Der Bussardzug ver- lief auch in diesem Jahr unter den von mir in den beiden letzt- jährigen Zugberichten geschilderten Erscheinungen. Der An- schlufs der ziebenden Speruver an den Bussard war in diesem Herbst wieder zu beobachten. Das Verhalten der Wanderer gegen den oft überaus heftigen Kanonendonner war recht verschieden. An vielen Tagen nahmen sie gar keine oder nur höchst geringe Notiz von’ ihm, an andern Tagen wurden sie, namentlich wenn sie niedrig flogen, sehr heftig dadurch erschreckt; insbesondere schienen mir die Saatkrähen darunter zu ieiden. Am 24. X. wurde eine Schar, die in stetigem Fluge nach Südwest zog, durch plötzlich in ihrer Nähe krepierende Schrapnelis in den fürchterlichsten Schrecken versetzt; die ganze Schar machte förmlich einen einzigen gewaltigen Kopfsturz, führte die tollsten Flugspiele auf und suchte eilenden Fluges das Weite. Lucanus ist der Ansicht („Die Höhe des Vogelzuges und seine Richtung zum Wind“, Neudamm 1904), dafs die Vögel sich . bei ihrem Zug nicht über die unterste Wolkenschicht erheben, da sie zu ihrer Orientierung des freien Überblicks über die Erde bedürfen. Ob das so absolut richtig ist, möchte ich bezweifeln. Ich weise hin auf die Zugbeobachtungen vom 13. X. 17. X. und 174 | Ludwig Schuster: 4. XI., und besonders auf die Beobachtung über den Kranich- zug am 14. X., aus der man den Schlufs ziehen darf, dals ein gelegentliches Wandern über den Wolken wohl vorkommen kann. Grade beim Kranich birgt, wie ich meine, ein Zug über den Wolken nichts Verwunderliches in sich, da dieser Vogel ja auch in dunklen Nächten wandert, in denen ihm die Erde sich gegen- über der immerhin helleren Himmelseite nur als eine dunklere Fläche ohne irgendwie erkennbare Einzelheiten abheben wird, und ich vermute sogar, dafs bei ihm die Wanderung öfters über den Wolken erfolgt; dasselbe dürfte allgemein für alle Nacht- wanderer gelten. An guten Zugtagen, die sehr oft keineswegs identisch sind mit Tagen, die wir nach unserem Gefühl gut und schön nennen, ist der Eintritt von nicht allzustarkem Regen kein Hindernis für den Zug. Diese Beobachtung habe ich in den beiden Vorjahren gemacht und sie in diesem Jahr wieder bestätigt gefunden (Ss. 8. X. und 22. X.). Wenn nämlich der Zugtrieb den Vogel allmächtig beherrscht, dann gibt es anscheinend nichts, was diesen Trieb unterdrücken oder bändigen könnte, weder Regen noch widriger und widrigster Wind. Ich entsinne mich, auch in der Ornitho- logischen Monatsschrift (in den Jahrgängen 1905—101)) gelesen zu haben, dafs der Vogelzug durch eintretendes heftiges Gewitter nicht unterbrochen wurde. Unter widrigen Wind verstehe ich nicht etwa Gegenwind, sondern so heftig wehenden Wind, dafs dem Vogel das Vorwärtskommen bedeutend erschwert wird. Ich bin überzeugt, dafs der Vogel bei jedem Wind zieht, wenngleich damit nicht gesagt sein soll, dals er bei jedem Wind gleich gern wandert. Zur Stütze meiner Anschauung lassen sich aus meinem diesjährigen und dem vorjährigen Zugberichten genug Fälle an- führen. Ich lasse mich auch nicht durch den grade am Boden wehenden Wind täuschen, sondern denke an eine Anzahl Fälle, wo ich mit Bestimmtheit die Luftströmung und den Zug mitein- ander in Verbindung bringen konnte. Dafs unter Umständen auch widrigste Winde den Zug nicht aufhalten, zeigt mir eine Beobachtung aus dem Frühjahr 1918. Es war am 7. März, ich lag da- mals in der Woevre-ebene in Ruhe und befand mich an dem Morgen jenes Tages mit meiner exerzierenden Batterie auf dem freien Felde. Wir hatten sehr heftigen Ostwind mit bedecktem Himmel; die Luft war überaus scharf und schneidend und fuhr durch die 1) Ich kann die Stelle zur Zeit nicht genau angeben, da ich die betr. Jahrgänge nicht zur Hand habe; ich schreibe diese Zeilen ge- wissermalsen in der Verbannung. Denn da ich vor dem Krieg im Aus- land war und mithin meinen Wohnsitz nicht in Gonsenheim hatte, so habe ich vor der Besetzung des linken Rheinufers meine Heimat verlassen müssen. Über 4 Jahre habe ich ununterbrochen mit meiner Batterie in der Kampffront gelebt und alle Schrecknisse und Entbehrungen des Krieges durchgekostet, um zum Schlufs landflüchtig werden zu müssen! Der Vogelzug in Östfrankreich im Herbst 1918. 175 Kleidung durch, dafs sie bis ins Mark der Knochen zu dringen schien. Trotzdem zog vormittags, gegen den heftigst wehenden Wind anfliegend, eine ganze Anzahl von Lerchenschwärmen; sie flogen dabei kaum über Meterhöhe über den Erdboden weg, folgten jeder Senkung und Hebung des ganz schwachwelligen Landes, hielten aber unbeirrt ihre Zugrichtung inne; der Zug fand zwischen 8° und 10° vormittags statt, und in dieser Zeit folgte ein Schwarm dem andern. * %* %* Ich habe die vorstehend geschilderten Zugbeobachtungen in einer Zeit gemacht, in der ich wie fast alle anderen unter dem entsetzlichsten Druck der kriegerischen und politischen Ereignisse gelebt habe, wo das Herz über die Not des Vater- landes schwer bedrückt, die Seele bekümmert war bis in den Tod und jede Freude aus dem Geist geschwunden schien. Es waren Tage so schwer, wie ich sie nicht noch einmal in meinem Leben durchkosten möchte. In dem Jammer und Elend dieser Zeitläufte hat mich nur die tägliche Beschäftigung mit der Natur und die Beobachtung ihrer Lebensäufserungen gestärkt und erquickt; Herz und Sinn belebten sich und richteten sich auf, wenn sie sich der Betrachtung eines der gewaltigsten Natur- phänomene zuwandten; nie habe ich so sehr als in diesen Zeiten empfunden, welchen Trost die Natur ihren Jüngern zu spenden vermag. Paul Robert Kollibay 7. Am 5. November 1919 durcheilte die fast unglaubliche Trauerkunde unser Land, die uns den plötzlichen Tod unseres so allgemein verehrten und geachteten Vizepräsidenten Justizrat Paul Robert Kollibay anzeigte. Tief gebeugt steht das Heer der deutschen Ornithologen an der Bahre dieses prächtigen Mannes, der es verstanden hat, durch eisernen Fleifs Erfolge zu erzielen, die ihm einen gebührenden Platz unter den Ersten unserer Ornithologen für alle Zeit sichern. 1869 begann Kollibay seine Ausbildung auf der Volksschule zu Neustadt O./S., woselbst er auch von 1873 bis 1882 das Gymnasium besuchte. Während dieser Schulzeit wurde in ihm durch den Verkehr mit dem Sohn des bekannten Ornithologen Dr. Kutter die Liebe zur Vogelwelt entfacht, wozu die herrliche bewaldete Umgebung Neustadts die schönste Gelegenheit bot. 1879 machte er seine ersten Aufzeichnungen, die den Grund zu dem später erschienenen Werk „Die Vögel der Preufsischen Provinz Schlesien“ legten. In demselben Jahre begann er mit seiner für Schlesien so bedeutungsvollen Balg- und Eiersammlung. Seinem ssehnlichsten Wunsch, Naturwissenschaften zustudieren, konnte er leider nicht nachkommen, er wählte daher als Brot- 176 Paul Robert Kollibay }. studium Jura, ging nach Breslau und studierte daselbst bis 1885. Im folgenden Jahr wird er Referendar und 1890 besteht er den Assessor mit „gut“. Seine bedeutenden juristischen Kenntnisse verwertete Kollibay als Rechtsanwalt, als welchen wir ihn 1891 in Neifse wiederfinden. 1897 bekommt er das Notariat, 1910 wird er Justizrat und 1917 Mitglied des Vorstandes der Anwalt- kammer. Neben seiner Riesenpraxis fand er noch Zeit, als Neifser Bürger für seine Stadt Bedeutendes zu leisten, die ihn 1916 zum Stadtverordnetenvorsteher wählte. Neben diesen vielen gewissenhaft erfüllten Pflichten ruhte keinen Augenblick seine ornithologische Tätigkeit. Sein Haupt- verdienst ist das Werk „die Vögel der Preufsischen Provinz Schlesien“, welches 1906 erschien und welchem 1909 Nachträge im Orn. Jahrb. und 1915 weitere Nachträge in Reichenow’s Ornithol. Monatsberichten folgten. Wer dieses mit unendlichem Fleifs und mit noch viel gröfserer Gewissenhaftigkeit zusammen- getragene Werk durchblättert, wird zu der Überzeugung kommen, dafs der Verfasser keineswegs nur Balgornithologe war. Hier- von konnte sich auch jeder überzeugen, der das Glück hatte, mit dem Verstorbenen durch die von ihm so heifs geliebte Natur zu wandern; es entging ihm nichts! Bald wurde er Mitarbeiter an dem Journal für Ornithologie. Von diesen Arbeiten wären hervorzuheben „Die paläarktischen Apodiden“ für die sich Kollibay ganz besonders interessierte und von denen Tschusi Bewohner der Insel Curzola subspezifisch trennte und Kollibay zu Ehren Apus apus kollibayi benannte. Ferner interessieren zwei Aufsätze „Eine vergleichende Be- sprechung der rheinischen und schlesischen Vogelfauna“ und „die Vogelfauna der Boche di Cattaro“. Ungeheuer viele Aufsätze, Bemerkungen u. dergl. meist über schlesisches Material, so be- sonders über den Tannenxäher finden sich in den schlesischen Zeitungen zerstreut vor. Sein Ruf ging bald über die Provinz Schiesien hinaus, und 1906 nennt er sich schon „Ausschufsmitglied der Deutschen Ornithol. Gesellschaft, Member of the British Ornithologists’Union“. Bald darauf wurde er Vizepräsident unserer Gesellschaft. 1911 ernennt ihn die Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz zu ihrem korrespondierenden Mitglied. Den gröfsten Dank aber schulden ihm- die schlesischen Ornithologen, denn Kollibay war es, der 1904 das Interesse für die heimische Vogelwelt neu belebte, indem er durch die Gründung des Vereins schlesischer Ornithologen einen Zusammenschlufs aller Interessenten herbeiführte, der, wie die niedergeschriebenen Berichte beweisen, einen aufserordentlichen günstigen Erfolg zeitigte. Kollibay wurde Vorsitzender des Vereins, und. durch seine weitgehenden Beziehungen blieb die schlesische Orni- inelee auf dem Laufenden und zog immer mehr Vogelfreunde an sich, Paul Robert Kollibay }. 177 Seit 1896 entfloh er alljährlich einmal dem dumpfen Akten- staub, um einige Wochen seinen geliebten Studien zu leben. Wir finden ihn dann auf den Mittelmeerhalbinseln, in der Schweiz oder an den nordischen Küsten u. s. w., wo er eifrig beobachtend und sammelnd sein Wissen und seine paläarktische Balg- und Eiersammlung vergröfsert. Mit allen bedeutenden Ornithologen des In- und Auslandes stand er in eifrigem Brief- und Tausch- verkehr, und mitten in dieser riesenhaften Tätigkeit ereilt ihn plötzlich der unerbittliche Tod! ‘ Die letzten Lebenstage noch liefsen das Mafs der Freude überlaufen, denn der verloren ge- glaubte Sohn kehrte aus der bitteren Gefangenschaft heim, und seine Tochter feierte Hochzeit! Das waren die melodischen Schlufsakkorde seines arbeitsreichen und frommen Lebens; und als wir ihn bei tiefem Schnee hinaustrugen auf den Jerusalemer Kirchhof zu Neifse und ihn der kühlen Erde zur ewigen Ruhe übergaben, da zogen über das offene frische Grab Saatkrähen in ihrem Trauergewand — — sie brachten ihrem Meister die letzten Grülse seiner Lieblinge! _ E. Drescher. Die Avifauna des westlichen Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung deutscher Ornithologen in den Jahren 1915—1918. Von ©. Graf Zedlitz. (Hierzu Tafel 1 und 2.) Vor dem Kriege dürften nicht viele Deutsche den Pripjet- Sumpf, vielfach auch weniger glücklich Rokitno-Sumpf genannt, die „Polesje‘“ der Russen, anders als dem Namen nach gekannt haben. Dem Touristen fiel es ganz gewifs nicht ein, sich in diese unwegsame Gegend zu verirren, der Händler und Kaufmann fand auch kein günstiges Feld der Tätigkeit, denn trotz des Reichtums an hochwertigem Holz war der Transport desselben in Flössen auf dem sehr langen Wasserwege die Schara und den Njemen abwärts so teuer und unsicher, dafs nicht viel dabei zu verdienen war. Die Landwirtschaft erst gar stand auf sehr tiefer Stufe und lieferte kaum der spärlichen Bevölkerung genügend Nahrung, von Export ihrer Erzeugnisse war keine Rede. Auch der Natur- forscher, einschliefslich der russischen Zoologen, reiste eher nach Transkaspien und bis ins fernste Ost-Turkestan als in die im Herzen des Reiches liegende Polesje. „Nach Pinsk geschickt werden“ bedeutete im russischen Volksmund soviel als ‚in den weltentlegensten trostlosesten Verbannungsort gehen, der jenseits jeglicher Kultur liegt“. Unsre wissenschaftliche Literatur aller Sprachen bietet uns denn auch so gut wie gar nichts über dieses doch recht interessante Gebiet bis zum Jahre 1915. Als Journ, f, Orn, LXVIH, Jahrg. April 1920, 12 178 0. Graf Zedlitz: rühmliche Ausnahme sei allerdings die russische Schrift „Kurzer Bericht über die Kolonisation der Polefsje“ (St. Petersburg 1892) vom General Schilinski erwähnt, von der auch eine französische Übersetzung im Februarheft 1894 der „Nouvelles g&ographiques“ erschienen ist. Verfasser hat lange Jahre hindurch im Auftrage der kaiserl. Regierung in der Gegend geweilt, um den Sumpf zu erforschen, seine teilweise Trockenlegung und Kultivierung in die Wege zu leiten. Unsere Kenntnis dieser Zone beruhte im wesentlichen auf seinen Beobachtungen, bis es uns vergönnt wurde, sie durch unsere eigenen zu ergänzen. Es soll nicht verschwiegen werden, dafs in den letzten Dezennien manche An- sätze zu grolszügigen Meliorationen gemacht worden sind teils vom Staate, besonders aber von den polnischen Magnaten, welchen fast der ganze riesige Waldkomplex gehört, den Radziwill, Potocki, Samojski, Pozlowski, Plater. Als Beispiele sind die zahlreichen Schleusen zur Regulierung des Wasserstandes in der oberen Schara, der Dnjepr-Bug-Kanal, der Oginski-Kanal (eine ältere Anlage) und vereinzelte grolse als Fahrstralsen ausgebaute Dämme wie der „Potocki-Damm“ bei Tuchowitschi zu nennen. Das alles ist aber doch in den Anfängen stecken geblieben, im allgemeinen ist der Pripjet-Sumpf noch in seinem ursprünglichen Zustande verblieben, ein Fleck Erde, an welchem die Schöpfung spurlos vorübergegangen zu sein scheint, als sie sonst überall die Trennung von fester Erde und Wasser durchführte. Diese Weltabge- schiedenheit, die dünne Besiedelung, der Umstand, dafs riesige Flächen von mehreren 100000 ha. sich immer in einer Hand befanden, und dafs diese Hand in der Regel einem waidgerechten und jagdpassionierten polnischen Grofsgrundbesitzer gehörte, förderte naturgemäfs das Gedeihen starken Wildes: die Elche der Polesje sind nach meiner Überzeugung überhaupt die Besten in Europa, sie geben selbst den Ost-Sibiriern nicht viel nach; Rotwild ist nur in den trockenen Teilen vertreten, aber auch sehr stark im Wildbret wie im Geweih, soweit Übersetzung des Reviers wie in Bialowies nicht schädigend gewirkt hat; das Schwarzwild zeichnet sich ebenso durch Qualität wie Quantität aus, wurden doch auf den grofsen Treibjagden, wenn alle Vor- bereitungen gut geglückt waren, an einem Tage 100 und mehr Sauen zur Strecke gebracht, darunter viele Hauptschweine. Das sehr heimlich im Sumpf lebende Reh erreicht ungefähr das doppelte Gewicht mitteldeutscher Tiere, und der Bock trägt ent- sprechend kapitalen Kopfschmuck; im Frühling balzt der Urhahn auf mächtiger Kiefer, und der lustige Spielhahn kollert auf den Grasinseln mitten im Überschwemmungsgebiete. Von wehrhaftem Raubwild waren Bär und Wolf vor einer Reihe von Jahren noch häufig, sind aber neuerdings im Interesse des Nutzwildes zum gröfsten Teils abgeschossen worden. Dies Dorado hat denn auch schon früher manchen Jäger angelockt, besonders die waidgerechten Herren aus den Baltischen Provinzen und ganz vereinzelt auch Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 179 Reichsdeutsche haben sich dort manch kapitale Elchschaufel und Keilerwaffe geholt, dem Urbock nachgestellt oder den Grolfsen Hahn angesprungen. Aber die immerhin kleine Zahl dieser Glücklichen hat sich wohl gehütet, ihre Erfolge in alle Welt auszuposaunen, und so hat mit Ausnahme dieser wenigen Jäger kaum ein fremder Fufs den Sumpfwald betreten, bis auf einmal im September 1915 die verbündeten Heere der Mittelmächte eindrangen und mittendurch ihre Stellungen legten. Nun kam Leben in das verzauberte Dornröschenschloß, vielfach ja leider ‚nicht zum Segen des Wildes, aber zum Glück befanden sich unter den Eroberern doch auch Männer mit wissenschaftlicher Vorbildung und warmem Herzen für die Natur, welche ihr in den Jahren der Besetzung von 1915—1918 so manches der bis- her so streng gehüteten Geheimnisse ablauschten. Die Resultate dieser vielen verdienstvollen Einzelforschungen, soweit sie ins Gebiet der Ornithologie fallen, einmal zusammenzustellen und kritisch zu ordnen, habe ich mir zur Aufgabe gestellt. In bio- logischer Hinsicht, z.B. in Feststellungen über Zugzeiten, Richtungen, Bruten u. s. w., ist ein sehr reichhaltiges Material zusammen- gekommen, hingegen mufs der Systematiker noch viele Fragen offen lassen, weil die kriegerischen Verhältnisse es mit sich brachten, dafs man wohl viel beobachten, aber weit weniger sammeln und präparieren konnte. Ich halte es im übrigen für gar kein Unglück, dafs so manche systematisehe Frage z. Z, » noch nicht befriedigend beanwortet werden kann, es ist schon ein grolser Fortschritt, dafs sie überhaupt aufgerollt ist. Ich beabsichtige nun in folgender Reihenfolge vorzugehen: zuerst in grofsen Zügen ein ungefähres Bild vom Pripjet-Sumpf nach geographischen Gesichtspunkten zu entwerfen, sodann die ein- schlägige Literatur kurz zu besprechen, anschlielsend die bisher in der ganzen Zone einschliefslich der angrenzenden Gebiete festgestellten Arten dnrchzugehen unter besonderer Würdigung systematischer Fragen, zum Schlufs den Versuch zu machen, hieraus einige Folgerungen im Sinne der Zoogeographie zu ziehen, Allgemeines über den Pripjet-Sumpf. Da mein eigenes geographisches und geologisches Wissen leider äufsert lückenhaft ist, benutze ich im folgenden vielfach eine Studie aus der Feder eines zünftigen Geographen, betitelt „In den Rokitno-Sümpfen“, von Hptm. W' Leitner, herausgegeben vom Stellvertr. Gen. Kdo. I. A. K. in Königsberg. Zunächst sei vorausgeschickt, dafs ich die Bezeichnung „Pripjet-Sumpf“ nach dem gröfsten Flufs des Gebietes für logischer halte als den Namen „Rokitno-Sumpf‘“, da Rokitno nur ein ganz bedeutungsloses Städt- chen und keineswegs eine der gröfsten Ansiedlungen in der Zone ist. Das ungefähre Areal schätzt Leitner auf 87,500 qkm (also gröfser als Bayern), davon sind rund 65,000 qkm ungangbar und 12* 180 Ö. Graf Zedlitz: unkultiviert, nur 22,000 qkm guter Wald und anbaufähiger Boden. Der Sumpf wird im Norden begrenzt von den diluvialen Höhenzügen, welche die Verbindung zwischen den Goldaper Bergen und der Waldaihöhe bilden, im Süden von den Ausläufern der Karpathen, er umfalst den gröfsten Teil der Gouvernements Grodno, Minsk und Wolhynien und füllt ungefähr ein unregel- ‘ mälsiges Viereck zwischen den Städten Brest-Litowsk, Kiew, Mohilew, Bialystok aus. Das ganze Gebiet war nach Ansicht unserer Geologen (Leitner u. A,, welche ich im Felde gesprochen habe) im Diluvium vom Inlandeis bedeckt und zwar dürfte das- selbe gerade hier am weitesten nach Süden vorgedrungen Sein. Ein Geologe, welcher zu Forschungen in seiner Spezialwissenschaft einem A. OÖ. K. zugeteilt war, erklärte mir, dafs er Zeichen der südlichen Vereisungsgrenze bei Wladimir Wolhynsk gefunden habe. Als bei allmählicher Erwärmung des Klimas das Eis sich zurückzog und nur an den Grenzen seines Vordringens Moränen- hügel zurückliefs, entstand eine grofse Ebene mit flachen Rändern, die ein Sammelbassin für die Schmelzwasser wurde, welche der vielfach undurchlässige Tonboden nicht aufnehmen konnte. So entstand eine Vermoorung grofsen Stiles. Da aber die Gletscher nicht in gleichmäßsigen Zeitabschnitten zurückgingen, sondern auf schnellere Schmelzen auch längere Pausen folgten, so bildete sich an vielen Stellen ein festerer Boden heraus infolge Anhäufung der Moränen. Dies ist im Norden und Westen der Fall, wo die diluvialen Gebilde vorberrschen, in den flachen Teller des Ostens hingegen ergossen sich von den Rändern immer neue Wasser- massen, sodals die Versumpfung hier gröfsere Fortschritte machte. Dasselbe Schauspiel wiederholt sich im Kleinen noch jetzt all- jährlich: zur Zeit der Schneeschmelze ist der Sumpf mit Aus- nahme der Hügelrücken ein einziger grofser Stauweiher, welcher die riesigen Massen des Schmelzwassers aufnimmt und im Laufe der folgenden Monate langsam wieder abgibt, bis er im August und September bei trockenen Jahren für ortskundige Fufsgänger ziemlich gut passierbar wird. Der Untergrund war, soweit meine eigenen Erfahrungen reichen, mit Ausnahme der Flufsufer und sehr versumpfter Moorwiesen im allgemeinen fest, sodafs man bei einem Wasserstande von 1,—Y, m ziemlich sicher gehen konnte. Charakteristisch ist die Vertorfung der Vegetation, die Torfschicht erreicht augenblicklich eine Dicke von 3—6 m (nach Leitner). Im Folgenden kann ich mich nur mit dem westlichen Teile des Sumpfes beschäftigen, soweit wir ihn während des langen Stellungskrieges gegenüber den Russen besetzt hatten, also westlich der gedachten Linie Baranowitschi— Pinsk—Rowno. Diese ganze Zone könnte man in drei Teile zerlegen: 1) das nörd- liche Urwald- und Sumpfgebiet, 2) das mittlere Diluvialland, 3) das südliche Wald- und Sumpfland (nach Leitner). Zu 1) gehört als äufserster nordwestlicher Ausläufer noch der z. T. versumpfte Urwald von Bialowies, Östlich anschliefsend die meist trockene Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 181 kulturfähige Hochebene von Pruzana, weiter Östlich wieder ein breiter Sumpf, welcher in die grofse Polesje übergeht. Im Norden begrenzt ihn die Hügellandschaft auf dem linken Schara- Ufer bei Slonim und die Hochfläche bei Baranowitschi. Das unter 2) genannte mittlere diluviale Gebiet umfafst neben Sümpfen zum erheblichen Teile Kulturland, es erstreckt sich von der Lesna, einem Nebenflusse des Bug, ungefähr 170 km weit ostwärts, wird im Norden von der Jasiolda, im Süden von der Pina (beides Nebenflüsse des Pripjet) begrenzt. Es hat deutlich sich ab- hebende Steilränder und die Form eines Dreiecks, dessen Basis bei Brest-Litowsk, dessen Spitze bei Pinsk liegt. Die südlich anschliefsende 3. Zone bildet ungefähr ein Viereck mit den Eckpunkten Brest-Litowsk, Pinsk, Rowno, Wladimir-Wolhynsk und besteht etwa zu 25°, aus Kulturland, zu 75°, aus Sumpf und Wald. Nach Süden zu wird der Boden fester und steigt an der Wolhynischen Grenze zu einem Höhenzuge von einigen 100 m an, innerhalb dieser Zone folgen sich die geologischen Formen ziemlich schnell, doch überwiegt der Sumpf entschieden. Die westliche Polesje wässert nach 3 Seiten ab, am stärksten wohl durch den Pripjet mit seinen Nebenflüssen (Turja, Stochod, Styr, Kormin, Goryn von rechts, Jasiolda und Pina von links) nach dem Djnepr und Schwarzen Meer, ferner in ihrem nördlichen Teil durch die Schara in den Njemen zur Ostsee, schliefslich noch im äufsersten Westen durch die Lesna und den Muchawiec zum Bug und der Weichsel. Die Wasserscheide zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer geht quer durch nordwestlich Pinsk und ist vielfach in keiner Weise ausgeprägt, z. B. der grolse Wygonowskoje-See, durch welchen der Oginski-Kanal läuft, wässert nach beiden Seiten ab je nach der Windrichtung, bald mehr zum Pripjet, bald mehr zur Schara. Es ist von vornherein anzunehmen, dafs auch die Grenzen für zoogeographische Gebiete, falls solche sich hier berühren, sich nicht scharf ausprägen dürften. - Das Klima ist ein kontinentales, im März ist noch voller Winter, höchstens in seinem letzten Drittel treten mildere Tage auf, im April ist die Witterung noch sehr unsicher, im Mai hält aber der Frühling dann mit elementarer Gewalt seinen Einzug, um sehr schnell in den heifsen und an Niederschlägen meist reichen Sommer überzugehen. Auf einen kurzen Herbst, der oft noch schöne Tage bei Nachtfrösten und kleinen Schneefällen bringt, folgt meist schon Anfang November der Winter, starke Schnee- fälle und hohe Kältegrade pflegen allerdings erst um Weihnachten einzutreten. Alle Flüsse frieren während des Winters zu, hin- gegen bleibt der Sumpf an einzelnen Stellen stets offen oder trägt nur eine dünne, trügerische Eisschicht, der Grund dafür ist wohl die starke Entwicklung von Gasen und Ausdünstungen der im Moor verwesenden Pflanzenstoffe. 182 0. Graf Zedlitz; Charakterbäume des Hochwaldes sind auf den dünenartigen Erhöhungen wundervolle Eichen und Kiefern, im südlichen Teil vielfach Weifsbuchen, im nördlichen Roterlen, aufserdem tritt massenhaft die Birke auf z. T. als recht mäfsige Stangen, z. T. als Unterholz, daneben bilden Haselnufs, Salweiden und aller- hand Weichhölzer einen oft sehr dichten Unterwuchs. Die Bevölkerung, welche auf eine halbe Million geschätzt wurde (inzwischen dürfte ihre Zahl noch wesentlich zurück- gegangen sein, da das ganze Gebiet zwangsweise evakouiert und wohl inzwischen kaum neu besiedelt ist), "besteht aus Weilsrussen mit slavischem Gesichtsschnitt aber meist blondem Haar und blauen Augen. Diese Sumpfinsulaner stehen geistig und körper- lich auf einer recht niedrigen Stufe, sind aber als Halbwilde natürlich mit allen Schleichwegen, Verstecken und Heimlichkeiten ihrer schwer zugänglichen Heimat auf das genaueste vertraut und haben uns als Spione wie auch als Führer feidlicher Streif- korps manche Unannehmlichkeit bereitet. Diese kurze Skizze von Land und Leuten, welche, wie ich nochmals betonen möchte, zum grofsen Teil auf den Beobachtungen Leitners, zum kleineren auf meinen eigenen Erfahrungen beruht, wird hoffentlich für die folgenden ornithologischen Erörterungen nicht ganz ohne Wert sein. Die einschlägige Literatur. Da es sich nicht um ein bereits bekanntes und fest um- rissenes Gebiet handelt, habe ich den Kreis der Arbeiten, welche ich benütze, möglichst weit gezogen und auch diejenigen mit ein- begriffen, welche unmittelbar benachbarte Länder wie Galizien, Polen, Litauen behandeln. Es lag mir dabei völlig fern, etwa auf diese Weise die Zahl der festgestellten Arten künstlich ver- mehren zu wollen, vielmehr leitete mich der Grundsatz, dafs man über eine bisher noch wenig erforschte Region sich doch nur dann ein Urteil bilden kann, wenn man das aus benachbarten Gebieten Bekannte mit heranzieht und so viel als möglich ver- wertet. Ich führe hierunter nur Veröffentlichungen auf, welche seit 1915 erschienen sind, um einen Überblick über die im Kriege geleistete Arbeit zu geben. Die ältere Fachliteratur, auf welche ich natürlich oft werde Bezug nehmen müssen, wird im Text von Fall zu Fall Erwähnung finden. Die Aufzählung geschieht in alphabetischer, nicht in historischer Reihenfolge. Nachdem hier einmal der genaue Titel angegeben worden ist, werde ich später aus Gründen der Raumersparnis stets mit Abkürzungen arbeiten und nur noch die Anfangsbuchstaben der Aufsätze unter Hin- zufügung des Autornamens und der Seitenzahl anführen. 1. Bacmeister: „Beitrag zur Avifauna von Ostpolen.“ Falco 1916, Jhgg. 12, p. 38—48. 10. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 183 Das Material ist gesammelt in der Zeit vom 15. 7, bis 22. 9. 15 in den Gouvernements Ljublin, Sjedlec, Grodno; das Beobachtungsgebiet erreicht bei Kobryn den Pripjet-Sumpf. . Ders.: „Ornithologische Erinnerungen an die Ostbeskiden.“ Gef. Welt, Jbgg. XLVI, Heft 17, 1917, p. 1—3. Beobachtungsfeld ist das Laborczatal im nördlichen Ungarn. Borchert: „Etwas von den Schwalben.“ Orn. Mon. Ber. 1917 p. 108—110. Betrifft die Gegend von Reval im Balticum. H. F. Cordes-Hamburg: „Übersicht der von mir während der Kriegsjahre 1917/18 in Rufsland gesammelten Gelege.“ Zeitschr. f. Oologie u. Ornithologie, XXIV. Jahrgg. 1919, Heft 8/10, p. 57—60. Die Fundorte liegen in der nächsten Umgebung des Disna-Sees, ca. 40 km südlich Dünaburg. Dennler: „Einige Feststellungen über die Avifauna der Pripjet-Sümpfe.‘“ Falco 1917, Jhgg. 13, p. 2—4. Es werden auf Grund von Bälgen, welche vom Mai bis Dezember 16 vou Dennler gesammelt wurden, 49 Arten be- sprochen, 90 Arten kamen im ganzen zur Beobachtung. Wenn Verfasser am Schlufs sagt: „Interessant ist die Feststellung, dafs alle Arten, die geographisch variieren, die nördlichen Formen zeigen“, so kann ich mich dieser Ansicht ebenso- wenig anschliefsen wie schon Reichenow und Görnitz vor mir. Ders.: „Ornithologische Beobachtungen in den Pripjet- Sümpfen.“ Natur, Jbgg. 1918/19, p. 44—49. Dobbrick: „Beitrag zur Ornis Russisch-Litauens.“ Orn. Mon.- Ber. 1917, p. 17—20, 33—37. Bezieht‘ sich auf das Gouv. Kowno, welches faunistisch wohl sicher zum Balticum gehört, aber als nordwestlich an unser Gebiet angrenzend doch wichtig erscheint, schon um Vergleiche anzustellen. v. Domaniewski: „Revue critique de l’avifaune de la Galicie.‘“ Pamietnika Fiznyograficznego XXIII, Warszawa 1915. Galizien ist das an unser Gebiet zunächst im Süden an- grenzende Land. Bei Behandlung seiner Avifauna wird be- sonders auf die schöne Sammlung des Grafen Dziuduszycki in Lemberg Bezug genommen. Ders.: „Sylvia communis volgensis subsp. nov.“ Comptes Rendus de la Socidt& des Sciences de Varsovie 1915, Fasc. 7, p- 550-555. Für die neue Form ist terra typ. die Gegend von Saratow. Ders.: „Sur les formes orientales de Passer montanus L.“ Compt. Rend. d. 1. Soc. d. Sc. d. Vars. 1915, Fase. 7, p. 556—567. Es wird festgestellt, dafs die Verbreitung von P. mon- tanus montanus L. ostwärts mindestens bis zum Kaukasus reicht, die aus der Gegend von Saratow beschriebene Form 184 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 0. Graf Zedlitz: P. m. volgensis Ognew wird als sehr unsicher und der Be- stätigung bedürftig bezeichnet. Ders.: „Materiaux & la faune ornithologique de Pologne.“ Compt. Rend. d. l. Soc. d. Sc. d. Vars. 1915, Fasc. 8, p. 663—678. Auf Grund des Materials im Zoolog. Universitäts-Museum und dem Branicki-Museum in Warschau werden hier eine Reihe seltener Arten für Polen festgestellt und‘ wichtige systematische Fragen beleuchtet. Der Text ist polnisch, am Schlufs ist der Inhalt französisch wiedergegeben. Besonders interessant ist die Erwähnung einiger Arten, welche Verf. vor dem Kriege bei Pinsk gesammelt hat. Ders.: „Fauna Passeriformes Okolic Saratowa.“ Travaux d. 1. Soc. des Sciences de Varsovie 1916, p. 25—147. Verfasser bespricht eine Reihe von ihm selbst bei Sara- tow an der Wolga gesammelter Arten unter gleichzeitiger Benutzung des im Provinzmuseum dort vorhandenen Mate- rials. Es kommen hierbei eine Reihe hochinteressanter systematischer Fragen zur Sprache. Dem polnischen Text ist auf S. 140—147 ein Nachtrag in deutscher Sprache angefügt. . Ders.: „Nomenklatorische Bemerkung zur Gattung Buteo Lacöp.“ Orn. Mon. Ber. 1917 p. 129—130. Ders.: Sitta europaea homeyeri Hart. und verwandte Formen.“ Verhandl. d. Ornith. Ges. in Bayern, XIII, Heft 2, Sept. 1917, p. 174—180. . Herr J. v. Domaniewski gehört zwar nicht zu den deutschen Ornithologen, doch sind seine Arbeiten für Be- urteilung mancher systematischer Fragen so wichtig, dafs sie keinesfalls übergangen werden dürfen, auch soweit sie nicht in deutschen Fachschriften veröffentlicht sind. Gengler: „Herbst- und Winterbeobachtungen in Russisch- Polen, Wolhynien und Westrufsland.“ Orn. Jbch. 1916, No. 3—6, p. 63—82. In der Zeit vom September 1915 bis Februar 1916 hat Verfasser teils in Polen, teils weiter östlich jenseits des Bug 78 Arten festgestellt, von denen 23 durch Bälge belegt werden konnten. - Hieraus ergaben sich mehrere für die Systematik wichtige Aufschlüsse. Görnitz: „Beitrag zur Avifauna-der Pripjet-Sümpfe.“ Orn. Mon. Ber. 1918, p. 129—134. Diese Arbeit, welche Vögel aus der Gegend von Pinsk behandelt, trägt wesentlich zur Klärung verschiedener systematischer Fragen bei. Am Schlufs wird auch Stellung genommen gegen die schon erwähnte Behauptung Dennlers, dafs alle Arten des Gebietes, welche geographisch variierten, die nördlichen Formen zeigten. Grafsmann: „Beitrag zur Biologie des Kolkraben.“ Orn. Mon. Schr. 1916, p. 57—59. ee ee Ver r . + > 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 185 Ders.: „Der Frühjahrszug 1916 in den Rokitno-Sümpfen.“* Orn. Mon. Schr. 1916, p. 230—234. Ders.: „Beitrag zum Studium der Vogelstimmen in den Rokitno-Sümpfen.“ Orn. Mon. Schr. 1917, p. 78—82. Ders.: „Zwei Jahre Feldornithologie in den Rokitno-Sümpfen.“ J. f. O. 1918, p.- 285—316. In dieser Zusammenstellung erweist sich der Autor als der feinste und erfolgreichste Beobachter unter allen hier tätig gewesenen Ornithologen. Sein Tod auf dem Felde der Ehre, an dem wohl nicht mehr zu zweifeln ist, bedeutet für die Wissenschaft einen herben Verlust. Ders.: „Einiges über den Herbstzug, nordische Durchzügler und Wintergäste in den Rokitno-Sümpfen.“ Orn. Mon. Schr. 1919, p. 49—52. Ders.: „Vogelleben in den Pripjet-Sümpfen im Frühling.“ Orn. Mon. Schr. 1919, p. 72—74. v. Lucanus; „Mitteilungen über die Ankunftszeiten der Vögel in Dondangen in Kurland.“ J. f. O. 1916, p. 423—424. Ders.: „Uber die geographischen Formen von Turdus visci- vorus.“ J.f. O. 1917, p. 506—512. Kleinschmidt: „Einiges über Vögel der von uns besetzten feindlichen Gebiete.“ Falco 1916, Jhgg. 12, p. 9—14. Wichtig für Systematik! Ders.: „Uber die Kriegssammlung der Herren Bacmeister, Schlüter, Rüdiger, Dennler u. A.“ Falco 1917, Jhgg. 13, No. 2, p. 20—24. Enthält verschiedene Neubenennungen und wertvolle syste- matische Hinweise. Ders.: Vortrag auf der Jahresversammlung der D. Orn. Ges. in Cöthen. J. f. O. 1917, p. 103. Ders.: „Die letzten Kriegsvögel.“ Falco 1918, Jhgg. 14, p. 18. Neumann: „Einiges aus der Ornis Polens.“ (Vortrag in d. D. Orn. Ges.). J. f. 0. 1918, p. 237—238. Mehrere Arten werden zum ersten mal für Polen fest- | gestellt. Pax: „Die Tierwelt Polens“ aus „Handbuch von Polen“, Berlin 1917, I. Auflage, p. 213—236 mit 2 Karten. Die geographischen Gesichtspunkte werden hier besonders berücksichtigt und die Verbreitung der einzelnen Arten mit der Bodengestaltung in Verbindung gebracht. Wichtig ist der Beweis, dafs schon Polen als Übergangsgebiet zwischen Mittel- und Ost-Europa anzusehen ist, die Polesje ist es ‚demnach in noch erhöhtem Malse, d. h. die Anklänge an Ost- Europa werden dort noch deutlicher. Sehr lehrreich ist die Verbreitungskarte zwischen p. 224 und 225. Puhlmann: „Von der Ober-Ost-Front.“ Orn. Mon. Schr. 1918, p. 206—212. 186 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 0. Graf Zedlitz: Enthält Beobachtungen aus Litauen (Gegend von Wischnew etwa 85 km südöstlich Wilna) aus der Zeit vom Juni 1917 bis März 1918. Reichenow: „Die Vogelfauna West-Rufslands.“ Orn. Mon. Ber. 1916, p, 129—134. . Ders.: „Parus palustris balticus nov. sp.“ Orn. Mon. Ber. 1916, p. 169. Ders.: „Vorlage von Bälgen aus Bialowies.“ (Vortrag ind. D. Orn. Ges.) J. f. ©. 1916, p. 414. Ders.: „Über den fahlbäuchigen Kleiber.“ Orn. Mon. Ber. 1917, p. 55—57. Ders.: „Nachtrag über einige Vögel von Kurland“. J. £.O. 1918, p. 407—409. Ders.: „Die Vogelfauna des Urwaldes von Bialowies“. Ein Teil des Werkes „Bialowies in deutscher Verwaltung“ Heft 3, 1918, p. 172—191. | Einem allgemeinen Teil (p. 172—176) folgt eine sehr reichhaltige spezielle Aufzählung der festgestellten Arten (p. 176—191), von der vieles für die Systematik wichtig ist. Reichling: „Ornithologische Beobachtungen vom östlichen Kriegsschauplatz‘“. Orn. Mon. Schr. 1916, p. 225—230. Behandelt Ostpreulsen und die angrenzenden russischen Gebiete. Rüdiger: „Ornith. Beobachtungen in den Gouv. Kowno und Kurland“. Archiv f. Naturgesch., Jhgg. 1916, Abt. A, 3. Heft, p. 1097. Ders.: „Einige Notizen über Raubvögel in den Pripjet- Sümpfen“. Orn. Jbch. 1917, No. 3—6, p. 153—154. Ders.: „Massenhafter Zug von Micropus apus L. in den Pripjet-Sümpfen“. Orn. Mon. Schr. 1919, p. 25—26. Ders.: „Über das Nisten von Hänflingen und Grünlingen in Gebäuden“. Orn. Mon. Ber. 1918, p. 5—6. Ders.: „Zusammenstellung der von mir gesammelten Vogel- eier in Rufsland und Frankreich“. Zeitschrift f. Oologie u. Ornithologie XXIV, 1919, No. 1, p. 1—5. Behandelt 65 Arten, von denen Verfasser in Rufsland Gelege sammeln konnte, davon einige wenige in Kurland, die meisten in der Umgebung von Dolsk, 20 km südlich von Iwanowo, westliches Pripjet-Gebiet. W. Schalow: „Feldpostbrief aus Boukowo-Podlesne“. Orn. Mon. Ber. 1915, p. 88. Betrifft Polen, Ders.: „Notizen aus dem Felde“. Orn. Mon. Ber. 1917, p. 37—38. Betrifft die Gegend am Narosz-See. R. Schelcher: „Ornith. Beobachtungen in Galizien“. Verh. d. Orn. Ges. i. Bayern XIV, Heft 1, 1919, p. 3—36. be a A a A A AT. 48, 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. ‚Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 187 Schlegel: „Ein Beitrag zur Ornis des westlichen Rufsland“. Verh. Orn. Ges. i. Bayern XIII (1918), Heft 4, p. 325—336. Betrifft das Pripjet-Gebiet und enthält wichtige syste- matische Untersuchungen. ' Schlüter: „Tagebuchaufzeichnungen“. Falco 1916, Jhgg. 12, p. 26—32, 33—38. Eine grofse Zahl von Beobachtungen aus der Gegend von Smorgon in der Zeit von Juli—November 1916 sind hier zusammengestellt. Stolz: „Ornith. Ausbeute in Polen im Sommer 1916“. J.f£. O0. 1917, Bd. I, p. 368—389. Der inzwischen leider verstorbene Verfasser bespricht eingehend eine schöne Sammlung, welche er in den ver- schiedensten Teilen von Kongrefspolen zusammengebracht hat. Tischler: „Inwieweit hat der Grauammer (Emberiea calandra) als Zugvogel zu gelten“? J. f. O. 1918, p. 425—436. Neben biologischen Fragen sind auch die einzelnen Sub- spezies von E. calandra eingehend behandelt. Zedlitz: „Ornithologische Notizen“. Orn. Mon. Ber. 1915, p. 133—137. Betrifft Süd-Polen. Ders.: „Ornithologisches aus Feldpostbriefen“. Orn. Mon. Ber. 1915, p. 151—152. (Polen.) Ders.: „Notizen über die Städtische Vogelsammlung in Kielce“. Orn. Mon. Ber. 1915, p. 161—167. (Polen.) Ders.: „Die Vogelfauna des Sumpfgebiets der Schara“. Orn. Mon. Ber. 1916, p. 164—168, 178—180. Ders.: „Ein Jahr Feldornithologie am Rande der Pripjet- Sümpfe“. «(Vortrag i. d. D. Orn. Ges.), J. f. O0. 1917, Bd. I, p. 104—105. Ders.: „Liste der im Gebiet der Schara beobachteten Vögel“. J. f. O0. 1917, Bd. II, p. 278—308. Ders.: „Beobachtungen an Rabenvögeln im westlichen Rufs- land“. Orn. Mon. Ber. 1918, p. 33—39, 63— 67. Ders.: „Der Einflufs des russischen Winters auf die Vogel- welt“. J. f. O. 1918, p. 409—420. Ders.: „Über die Formen von Turdus musicus“. J. f. O. 1919, p. 485—490. Ders. : „Beitrag zur Kenntnis der östlichen Certhia-Formen“, J. f£ O. 1920, p. 70-77. Literatur, welche vom Januar 1920 an erschienen ist, konnte hier nicht mehr berücksichtigt werden, da dieser Teil der Arbeit zum Zweck der Drucklegung in genanntem Monat abgeschlossen werden mufste. 183 0. Graf Zedlitz: Die im Pripjet-Sumpf und den benachbarten Gebieten festgestellten Vogelarten. In der Nomenklatur schliefse ich mich möglichst der „Neuen Namenliste der Vögel Deutschlands“ von Reichenow und Hesse (J. f. OÖ. 16, p. 325—371) an. Ich will keineswegs behaupten, dafs man in Einzelfällen nicht auch anderer Ansicht sein könnte, aber ich glaube, dafs die von mir angewandten Namen durchweg richtig verstanden werden dürften, sodafs also der heillose Wirr- warr vermieden wird, welcher bei starrer Befolgung des Prioritäts- gesetzes entstehen mufs. Im übrigen halte ich die Nomenklatur- frage für eine reine Formsache und lächerlich unwichtig gegen- über den grofsen Aufgaben wissenschaftlicher Forschung. Ich unterschreibe ohne jeden Vorbehalt die vortrefflichen Worte meines Freundes Baron H. Geyr v. Schweppenburg, durch welche er zu diesen Fragen am Anfang seiner Arbeit über die Vögel im Lande der Tuareg Stellung nimmt (J. f. O. 1918, p. 122, 123). Wenn ich hierunter bei jeder Art die Autoren aufzähle, welche ihrer Erwähnung tun, so werde ich den in jeder einzelnen Arbeit gebrauchten Namen nicht wiederholen, wenn keine Mög- lichkeit eines Mifsverständnisses vorliegt, also z. B. in allen Fällen, wo statt der ternären die binäre Bezeichnung gewählt ist oder bald die männliche. bald die weibliche Endung beim Spezies- oder Subspeziesnamen angewandt wird (vgl. tinnunculus— Uinnuncula, ubietinus — abietina, rubeculus — rubecula). Nur wenn tatsächlich ganz anders lautende Synonyme zur Anwendung kommen, werde ich diese natürlich anführen, um jeden Irrtum auszuschliefsen. | Bei einigen Genus-Namen vermag ich mich allerdings Reichenow und Hesse nicht anzuschliefsen. 1. Colymbus arcticus L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 287; O.M. 8. 19, p. 52. — Neumann J. f. O. 18, p. 238. — Reichenow „Bialowies‘“‘ 18, .. p. 176. — Stolz J.f. 0.17, I, p. 369. — Zedlitz O. MB. 15, p. 161. Die angeführten Autoren gebrauchen den Genus-Namen „Urinator“ statt „OColymbus“. In seiner Arbeit im J. f. ©. 18, welche die Beobachtungen zweier Jahre im Pripjet-Sumpf zusammenfafst, bemerkt Grafsmann, dafs der Polartaucher diese Gegend auf dem Zuge offenbar öfter . berührt, da ausgestopfte Stücke in der Pinsker Gegend sich mehr- fach in Guts- und Forsthäusern vorfinden. Diese Vermutung vermag derselbe Verfasser in der O. MS. 19 zu bestätigen durch die Mitteilung, dafs um den 20. XI. 17 herum an der Pina aus einer Gesellschaft von 5 Polartauchern 3 Stück mit einem Schufs herausgeschossen wurden. Ferner berichtet Reichenow in der „vogelfauna des Urwaldes von Bialowies“ von 2 dort erlegten a DE a 7 h > a B gi rn N L + = Er er Ey 1a - Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 189 Exemplaren, 9° am 25. III. 16 und @ am 6. XII. 17. Stolz erwähnt g', am 22. V. 16 bei Lomza (Nord-Polen) erbeutet, und das Vor- kommen der Art auf dem Narew im Frühjahr. In allen diesen Fällen handelt es sich wohl zweifellos um nordische Gäste, welche sich auf dem Zuge befanden. Dasselbe gilt von dem bei Kielce in Süd-Polen erschlagenen Vogel, den ich bei Besprechung der städtischen Vogelsammlung (0. MB. 15) erwähnt habe. Auch J. v. Domaniewski vermochte vor dem Kriege keine sicheren Beläge für das Vorkommen als Brutvogel in Polen zu erbringen, während in der Neumark, Hinterpommern und Posen sein Brüten erwiesen ist. Daher ist besonders wichtig die Beobachtung O. Neumanns, welche er in seinem Vortrage über die Ornis Polens veröffentlicht hat, nach welcher C. arcticus sich den ganzen Sommer über auf den Bobr-Sümpfen aufhält und dort wahr- scheinlich brütet. Befund: im Pripjet-Sumpf nicht ganz seltener Durchzügler, in Polen wahrscheinlich auch Brutvogel auf dem Bobr-Sumpf. 2. Podiceps cristatus cristatus L. Cordes Zeitsch. f. O. u. O. XXIV, p. 60. — Dennler „Natur“ 18/19 p, 45. — Gengler ©. Jbch. 16, p. 81. — Gralsmann J.f. O. 18, p. 287; O. MS. 19, p. 72. — Reichenow „Bialowies‘‘ 1918, p. 176. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 369. — Zedlitz O. MB. 15, p. 162; 9. f. O. 17, II, p. 278. Die genannten Autoren — aulser Cordes — gebrauchen „Colymbus“ statt „Podiceps“. Die meisten erwähnen den Kronentaucher als nicht gerade sehr häufig und auf dem Zuge beobachtet, dagegen berichtet Grafsmann (J. f. O. 18) von Schwärmen bis zu 300 Stück auf dem Konschizy-See, die sich im Herbst 1916 bis in den November hinein dort aufhielten; auch als Brutvogel auf der Alten Pina und den Seen nennt er ihn häufig. Stolz stellte ihn auf vielen Seen Polens fest, bisweilen war er recht zahlreich, bisweilen ziemlich spärlich vertreten. Cordes sammelte am Disna-See 3 Gelege Anfang Juni 17. Befund: Brutvogel im Pripjet-Sumpf, am Disna-See und überall in Polen, stellenweise häufig, im Herbst an geeigneten Stellen in grofsen Scharen. 3. Podiceps nigricollis nigricollis Br. Gralsmann ©. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 287; O. MS. 19, p. 72. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 369. — Zedlitz O. MB. 15, . 162. 4 An allen genannten Stellen steht „Colymbus“ statt „Podiceps“. Grafsmann beobachtete am 15. IV. 16 das Eintreffen von 15 Exemplaren auf dem Konschizy-See, welche sich etwa 14 Tage dort aufhielten, um dann zu verschwinden. Auf dem Zuge im 190 Ö. Graf Zedlitz: Oktober wurden wiederum Schwarzhalstaucher von ihm dort ge- sehen und ebenso im folgenden Frühjahr. Stolz und ich er- wähnen verschiedene Stücke aus Lokalsammlungen in Polen. Befund: Bisher nur auf dem Zuge festgestellt, anscheinend nirgends gemein, aber auch nicht gerade selten. 4. Podiceps nigricans Scop. (ruficollis Pall.). Gengler O. Jbch. 16, p. 81. — Grafsmann J. f. O. 18, p- 287; O. MS. 19, p. 72. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 369. Es wurden festgestellt: von Gengler einige Zwergtaucher im Oktober 1915 bei Rospsa und Wlochy, von Stolz im August 1916 mehrere auf dem Krzywe-See und Zuwinty-See bei Kalwarja. Gralsmann fand ihn als Brutvogel auf den Altwässern der Pina im Jahre 1916 und 1917. Befund: Brutvogel im Pripjet-Sumpf und in N.-Polen. 5. Larus fuscus fuscus L. Gralsmann J. f. O. 18, p. 287. — Neumann J. f. O. 18, p. 238. — Zedlitz J. f. O. 17, I, p. 104; J. f. O. 17, II, p. 279. Grafsmann sah im November 1915 am Hafen von Pinsk 2 mal und Ende Juli 1916 bei Konschizy einmal eine Herings- möwe ziehen. Neumann fand sie im Winter häufig auf der Weichsel, jedoch nicht auf dem Narew. Ich konnte von einem bei Baranowitschi am 15. IX. 16 erlegten jungen Vogel berichten. Befund: An den Flüssen des Pripjet-Sumpfes nnd Polens vereinzelt im Spätsommer und Herbst entlang ziehend, an der Weichsel häufig überwinternd. 6. Larus canus canus L. Neumann J.f. O. 18, p. 238. — Zedlitz J.f. O. 17, I, p. 104; J. f. O. 17, IL, p. 279. Auch die Sturmmöwe fand Neumann als häufigen Winter- gast an der Weichsel. Ich verdanke Herrn A. Marx die Mit- teilung von einem Q ad., das er am 17. IV. 16 südöstlich Slonim aus einem Fluge von 4 Stück herausschoßs. Befund: Seltener Durchzügler im Pripjet-Sumpf, überwintert häufig an der Weichsel. 7. Larus ridibundus L. Dobbrick O0. MB. 17, p. 36. — Grafsmann O. MS. 16, p. 230; J. f. O. 18, p. 287. — Puhlmann O. MS. 18, p. 206. — Zedlitz 3. £. O0. 17, L, p. 105; J. £. O. 17, IL, p. 279. In Litauen (Gouv. Kowno) wurden von Dobbrick einige Lachmöwen gesehen, Puhlmann beobachtete eine am 17. X. 17 bei Wischnew südöstlich Wilna. Grafsmann erwähnt ihr aufser- ordentlich frühes Eintreffen an der Pina, wo er am 8. III. 16 die Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Liehte der Forschung. 191 erste, am 24. III. die zweite sah. Später konnte er vereinzelte Paare an den benachbarten Seen feststellen. Von einer Brut- kolonie in der Pinsker Gegend wurde ihm berichtet, doch konnte er sie nicht besuchen. Am 11. IV. 16 begegneten mir die ersten nach Norden ziehenden Lachmöwen an der Schara bei Slonim. Befund: Regelmäfsiger Durchzügler im Pripjet-Sumpf und ren in ersterem Gebiet höchst wahrscheinlich auch Brut- vogel. 8. Larus minultus Pall. Gralsmann J. f. O. 18, p. 288. Als einziger Forscher erwähnt Gralsmann die Zwergmöwe, von der einige Paare mitten unter den Trauerseeschwalben auf dem schwimmenden Morast an der Pina auch gebrütet haben. Befund: Brutvogel im Pripjet-Sumpf, jedoch nicht häufig. 9, Sterna hirundo L. Dennler Falco 17, p. 4. — Dobbrick O. MB. 17, p. 36. — Grafsmann J. f. ©. 18, p. 288. — Neumann J. f. O. 18, p. 238: S. fluviatilis. — Pax „Tierw. Polens“, p. 234. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 369. Die Flufs-Seeschwalbe wird von Dennler und Gralsmann für die Gegend bei Pinsk, von Dobbrick für Litauen, von Pax und Neumann für Weichsel und Narew erwähnt, nur letzterer Autor nennt sie während des Sommers häufig. Stolz fand sie ebenfalls gemein auf den Seen Nord-Polens. Befund: Während des Sommers nicht sehr häufig im Pripjet- Sumpf und Litauen, zahlreich in Polen vorkommend und ziemlich sicher auch brütend. 10. Sterna minuta minuta L. Dobbrick ©. MB. 17, p. 36. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 288. — Neumann J. f. O. 18, p. 238. — Pax „Tierw. Polens“, p. 234. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 370. Die Zwerg-Seeschwalbe scheint fast überall neben ihren gröfseren Verwandten vorzukommen. Dobbrick fand sie in Litauen, Gralsmann sah im Juni und Juli regelmäfsig ein Paar, das wohl an der Pina brütete, Neumann, Pax und Stolz nennen sie für Polen, besonders Weichsel, Narew und Njemen, häufig während des ganzen Sommers. Befund: Brutvogel im Pripjet Sumpf, in Litauen und Polen, in letzterem Lande an den grolsen Flüssen sogar häufig. 11. Hydrochelidon nigra nigra L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 288. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 370. — Zedlitz J. £. O. 17, II, p. 279. 192 OÖ. Graf Zedlitz: Nach Grafsmanns sowie meinen eigenen Beobachtungen ist die Trauer-Seeschwalbe gemein als Brutvogel in der Gegend von Pinsk wie bei Slonim. Grafsmann sah mitunter gleichzeitig bis zu 100 Stück. Ein Q‘ ad. habe ich als Belegexemplar im Juni 1916 gesammelt. Stolz fand diese Seeschwalbe als häufigen Brutvogel am Zuwinty-See. - Befund: Als Brutvogel die häufigste Vertreterin ihrer Gattung im Pripjet-Sumpf, in Polen ebenfalls nicht selten. 12. Phalacrocorax carbo L. Gralsmann J. f. O. 18, p. 288. Ein alter Waldwärter Nikita, der wohl als zuverlässig gelten kann, erzählte, dafs der Kormoran auf dem Herbstzuge nicht selten erscheine, Grafsmann selbst hat ihn nicht gesehen. Es ist wahrscheinlich,- dafs es sich hier um, P. carbo typ. handelt, nicht um die in Holland und vereinzelt noch in Deutschland brütende Form subeormoranus Br., ich habe aber doch die binäre Bezeichnung gewählt, da kein Belegstück vorliegt. Befund: Erscheint zur Zugzeit bisweilen im Pripjet-Sumpf. 13. Mergus merganser merganser L. Gralsmann O. MS. 19, p. 51/52. — Zedlitz O. MB. 15, p. 162. Im Herbst 1917 beobachtete Grafsmann den grofsen Säger recht zahlreichim Gebiet zwischen Pina und Stochod, und zwar zuerst am 7. XI. waren es 3 Flüge, die südwärts zogen, am 11. XI. strichen mehrere hundert über dem Pripjet-Fluls, am 23. XI. erschien nochmals eine kleinere Menge. Die Säger zogen nicht wie Enten und Gänse, sondern in einer breit auseinandergezogenen Linie, meist nur 2—3 Glieder tief, sich auf Luke folgend; die - grofse am 11. XI. gesichtete Schar bildete eine etwa 400 m. breite Linie. Mir scheint diese Flugordnung darauf hinzudeuten, dafs sie nicht für die Zurücklegung grofser Strecken bestimmt war. Ich fand den Säger in der Lokalsammlung von Kielce. Befund: Auf dem Herbstzuge zahlreich am Pripjet, in Polen anscheinend nicht häufig. 14. Oidemia fusca fusca L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 288; O. MS. 19, p. 52. Auf dem Herbstzuge im Oktober und November 1916 rasteten grofse Scharen von Samtenten auf den Seen des Pripjet- Gebietes, am 4. und 5. XI. sah Grafsmann auf dem Konschizy- See 60—80 Stück. Im Jahre 1917 sind sie hingegen vollkommen ausgeblieben. Befund: Auf dem Herbstzuge im Pripjet-Sumpf bisweilen in grofsen Scharen rastend, in anderen Jahren ausbleibend. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 198 15. Nyroca marila maria L. Neumann J. f. O. 18, p. 238: Fuligula marila. Es ist Neumann gelungen, im Juni 1916 — also zur Brut- zeit — ein 9‘ ad. im Hochzeitskleide bei Modlin zu erbeuten, danach dürfte die Bergente höchst wahrscheinlich den Brutvögeln Polens zuzurechnen sein, eine meines Wissens neue Feststellung. Befund: wahrscheinlich Brutvogel im nördlichen Polen, im Pripjet-Sumpf bisher nicht nachgewiesen. 16. Nyroca ferina ferina L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 288; O. MS. 19, p. 72. Die Tafelente erscheint mit unter den ersten Frühlings- boten im März auf dem Überschwemmungsgebiet zwischen Pina und Stochod, ebenso ist sie im Spätsommer und Herbst auf den gröfseren Seen des Gebietes nicht selten, als Brutvogel konnte sie Gralsmann in den Jahren 1916 und 1917 an der Pina nicht feststellen. Mir selbst ist sie im nördlichen Teil des Sumpfes, wo grofse Seen fehlen, nie zu Gesicht gekommen. Befund: als Durchzügler im Frühjahr und Herbst auf gröfseren Wasserflächen des Pripjet-Gebietes regelmäfsig, sonst nicht beobachtet. 17. Nyroca nyroca Güld, Gralsmann J. f. O. 18, p. 288; O0. MS. 19, p. 72. — Rüdiger Zschf. f. O. u. O0. XXIV, p. 1. Was von der Tafelente gesagt wurde, gilt ebenso für die Moorente. Graflsmann beobachtete beide zusammen auf dem Frühjahrszuge, vermifste sie im Sommer und sah sie im Herbst wieder, so z. B. eine grölsere Zahl von Moorenten auf einem kleinen, verlauchten See am 5. IX. 15. Rüdiger fand ein ange- fangenes Gelege bei Dolsk am 16. V. 17. Befund: regelmäfsiger Durchzügler, vereinzelt auch brütend im Pripjet-Gebiet. 18. Nyroca fuligula L. Zedlitz O. MB. 15, p. 162; J. f£. O. 17, I, p. 104; J.£. 0, 17, II, p. 280. Während Tafel- und Moorente ersichtlich das Flufsgebiet des Pripjet bevorzugen, erscheint wiederum die Reiherente im Herbst bis tief in den Winter hinein und ebenso im Frühjahr gern auf der Schara, hingegegen wurde sie auf dem Pripjet nicht beobachtet. Im Oktober/November und April ist sie am häufigsten, Belegstücke im Prachtkleide habe ich gesammelt. Zur Brutzeit wurde sie nicht gesehen. | RR Befund: regelmäfßsig im Gebiet der Schara zur Zugzeit im Herbst und Frühjahr. ns | Journ. 8, Ora, LXVIIL, Jahrg. April 1920, 13 194 O. Graf Zedlitz: 19. Nyroca clangula clangula L. Dobbrick O. MB. 17, p. 36. — Grafsman O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 288/289; O. MS. 19, p. 51; O. MS. 19, p. 72. — Stolz J. f. O. 17, p. 370. Für Litauen liegt der Bericht von Dobbrick vor über einen Anfang Juli dort beobachteten Schwarm. Für das Pripjet-Gebiet wird die Schellente immer wieder von Gralsmann erwähnt: sie erscheint mit zuerst im März (O. MS. 19, p. 72), war am 15. IV. 16 zahlreich vertreten (O. MS. 16, p. 233), rastete in gröfseren und kleineren Scharen auf den Seen, bis die letzten Nachzügler im Mai verschwanden (J. f. O. 18, p. 288/289); am 3. XI. erschien sie wieder auf der Pina, am 23. XI. zeigten sich grofse Scharen (O. MS. 19, p. 51), noch im Dezember sah man die letzten auf eisfreien Stellen. Stolz fand sie auf einem See unweit Lomza und hält ihr Brüten dort für „überaus wahrscheinlich“; für Ost- und West- preufsen sowie die Neumark ist es ja festgestellt. Befund: im Frühjahr und Herbst häufig im Pripjet-Gebiet, fehlt anscheinend zur Brutzeit; in Nord-Polen wahrscheinlich Brutvogel. 20. Harelda hyemalis L. Neumann J. f. O. 18, p. 238: H. glacialıs. Wiederum ist es Neumann, der diese Art meines Wissens zuerst für Polen nachgewiesen hat durch ein im Dezember 1916 bei Lomza erlegtes Q ad. Befund: seltener Wintergast in Nord-Polen, für den Pripjet- Sumpf noch nicht nachgewiesen. 21. Spatula clypeata L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 289; 0. MS. 19, p. 73. Auf dem Durchzuge April bis Mai 1916 und 1917 konnte Grafsmann im Pripjet-Gebiet vereinzelte Paare der Löffelente feststellen. Befund: nur zur Zugzeit im Frühjahr in der Pinsker Gegend, auch dann nicht häufig. 23. Anas boschas L. Bacmeister „Falco“ 16, p. 40. — Cordes Zschrft. f. O. u. 0. XXIV, p. 60. — Dennler „Natur“ 18/19, p. 45. — Dobbrick O. MB. 17, p. 36. — Gengler O. Jbch. 16, p. 81: A. platyrhyncha. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 289; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 176. — Rüdiger A. f. N. 16, p. 15; Zschrft. f.O.u. O. XXIV, p. 1. — Schalow O.MB. 17, p. 37. — Schlüter „Falco“ 16, p. 28 u. 35. — Zedlitz O. MB. 15, p. 133: 4. platyrhyncha; O. MB. 15, p. 162: A. 2.5 J. f. O. 17, 1I, p. 279: 4. p.; J. f. O. 18, p. 414/415. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 198 Von fast allen genannten Autoren wird die Stockente als die häufigste Vertreterin ihrer Gattung und als Brutvogel, soweit die Beobachtungszeit dafür geeignet war, festgestellt. Im Mai und Juni ist sie sehr heimlich, von Anfang Juli an findet man schon erwachsene Junge (Grafsmann und Zedlitz). Biologische Notizen über die bei Slonim in erheblicher Zahl aberwinternden Enten habe ich im J. f£. O. 18, p. 414 u. 415 zusammengestellt. Befund: häufiger Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet, am Narosz-See, Disna-See, in Litauen und Polen, an geeigneten Stellen auch überwinternd. 23. Anas strepera L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 289. — Zedlitz J. f. O. 17, I, p. 105; J. £. ©. 17, II, p. 280. In mäfsiger Anzahl wurde die Schnatterente von Grafsmann auf dem Frühjahrszuge bei Pinsk, von mir auf dem Herbstzuge bei Slonim festgestellt. Grafsmann glaubt, dafs „auch mit einem gelegentlichen Brüten gerechnet werden kann“, Befund: erscheint regelmäfsig auf dem Frühjahrs- und Herbstzuge im Pripjet-Sumpf, ist wahrscheinlich dort auch Brut- vogel. 24. Anas nenelope L. S1012..J.:£..0..1%. 1,2..370, Am 22. V. 16 wurde ein Pärchen Pfeifenten bei Lomza erkannt, das Brüten dort erscheint demnach fast sicher. Befund: Bisher nur als ziemlich sicherer Brutvogel in Nord- Polen festgestellt. 25. Anas acuta L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 289; O. MS. 19, p. 73. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 1: Dafila a. Nach Grafsmann ist die Spielsente zur Zeit der Frühjahrs- Überschwemmung im Pripjet-Gebiet häufig, einzelne Paare brüten auch. Rüdiger sammelte ein Ei bei Dolsk am 4. V. 17. Befund: häufiger Durchzügler und spärlicher Brutvogel am Pripjet. 26. Anas querquedula L. Grafsmann J.f.O. 18, p. 289; O. MS. 19, p. 52; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 176. — Rüdiger Zschft. _ f. O. u. 0. XXIV, p. 1. — Zedlitz O. MB. 15, p. 135; J. f£. O. 17, II, p. 280. Nächst der Stockente ist unzweifelhaft die Knäkente die am häufigsten brütende Ente im Sumpfgebiet, darin stimmen Gralsmann und ich vollkommen überein. Diese Art bevorzugt kleine Tümpel zur Aufzucht ihrer Jungen, die ersten juv. im Dunenkleide sah Grafsmann Mitte Mai. Auch in dem an Enten armen Walde von 13* 196 0. Graf Zedlitz:: Bialowies kommt neben Stock- und Krickente die Knäkente vor. In Süd-Polen fand ich sie 1915 als Brutvogel. Befund: gemeiner Brutvogel im ganzen Pripjet-Sumpf, ebenso in Polen. 27. Anas crecca crecca L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 289; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 1. — Schalow O. MB. 17, p. 37. — Zedlitz O. MB. 16, p. 179; J. f. O. 17, II, p. 280. Im April und noch am 17. Mai wurden nach Reichenow Krickenten im Bialowieser Forst erlegt, Grafsmann beobachtete sie im Pripjet-Gebiet zahlreich auf dem Zuge und gelegentlich auch als Brutvögel. Schalow stellte am Narosz-See im Spät- sommer einen guten Strich fest. Ich konnte von einigen im Herbst bei Baranowitschi erlegten Stücken berichten, ganz ver- einzelt sah ich sie auch im Schara-Sumpf bei Tuchowitschi Anfang Mai. Befund: sicherer Brutvogel und nicht seltener Zuggast im Pripjet-Sumpf, jedoch weniger häufig als die Knäkente, in Litauen auf dem Zuge. 28. Dranta bernicla bernicla L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 290. Die Ringelgans wurde von Grafsmann auf dem Zuge an der Pina mit Sicherheit erkannt, andre Beobachtungen liegen nicht vor. 29. Anser anser L. Dennler „Natur“ 18/19, p. 45. — Gengler O. Jbch. 16, p. 80. — Graßsmann O. MS. 16, p. 230; J. f. O. 18, p. 290; O. MS. 19, p. 72. — Lucanus J. f. O. 16, p. 424. — Puhlmann O. MS. 18, p. 206. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. — Schalow ©. MB. p. 37. — Schelcher V. 0. G. B. XIV, 1, p. 33. — Schlüter „Falco“ 16, p. 30. — Zedlitz J. f. 0.17, 1, p. 104; 740 17.0.0279. Über Brüten konnte Positives nicht festgestellt werden, von einer Brutkolonie am Bobrowitschkoje-See habe ich zwar gehört, kann aber für die Tatsache nicht bürgen. Dafür liegen zahlreiche Zugbeobachtungen vor, welche ich hier kurz zusammenfasse: a) Frühjahrszug. | Beginn — bei Konschizy am 13. III. 16, 20. II.—1. IV. starker Durchzug (Gralsmann). Beginn — bei Slonim am 18. III. 16, 19. IIL.—2. IV. starker Durchzug (Zedlitz). Beginn — bei Bialowies am 29. III. (16°), bis 9. IV. Durch- zug (Reichenow). Beginn — bei Smorgon am 28. III. 16, ein Zug von 26 Ex. (Schlüter). Avifauna des westl, Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschuugg. 197 Beginn — bei Rössitten 9. III. Durchschnittstermin 1908—16 (Lucanus). Beginn — bei Dondangen 28.III. Durchschnittstermin 1908—16 (Lucanus). | Ost-Galizien 30. IIL.—2. IV. 17 starker Durchzug (Schelcher). b) Herbstzug. Beginn bei Pinsk Anfang Oktober (Dennler). Dauer bei Pinsk mehrere Wochen lang (Grafsmann). Beginn in Ost-Galizien 2. X. 17, die letzten Ex. gesehen am 7. XIL 17 (Schelcher). | Beginn bei Bialowies 16. X. 16, sodann am 24. X. starker Zug (Reichenow). Beginn bei Wilna 3. X. 17 (Puhlmann). Beginn am Narosz-See 7. X. 16 (Schalow). Beginn bei Slonim 1. X. 15, Höhepunkt 7. X. (Zedlitz). Bei Piotrkow (West-Polen) 10. X. 15 starker Zug (Gengler). Die Zugrichtung deutet nach Grafsmann darauf hin, dafs die Gänse im Frühjahr vom Schwarzen Meer, also aus SO,, kommen, bei Slonim schlofs sie sich naturgemäls dem Laufe der Schara an und ging von S. nach N. im Frühjahr, umgekehrt im Herbst. Der Herbstzug fällt nach Ansicht fast aller Beobachter in die erste Hälfte des Oktober und geht im allgemeinen rasch vonstatten, nuran der Pinsker Landzunge scheint das ungewöhnlich dem Wasserwild zusagende Gelände einige Verzögerung zu be- wirken. Der Frühjahrzug dürfte langsamer vor sich gehen, eine Zugstraßse führt offenbar vom Schwarzen Meer über Pripjet und Schara nach Norden, eine andre über Rossitten nach Nordosten. Auf ersterer liegt das erste Ankunftsdatum in der Etappe Pinsk 5 Tage vor dem in Slonim, dieses 10 Tage vor dem in Smorgon und 11 Tage vor dem in Bialowies. Auf der zweiten Route liegen zwischen den Daten von Rossitten und Dondangen gar 19 Tage. Die Beobachtungen auf beiden Zugstrafsen sprechen also für die Ansicht von Lucanus über langsamen Zug. ‘Befund: als Brutvogel nicht sicher, zahlreich auf dem Frühjahrs- und Herbstzuge im ganzen Pripjet-Sumpf und den nördlich angrenzenden Gebieten nachgewiesen. 30. Anser fabalis Lath. Grafsmann J. f. O. 18, p. 290. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. Mehrere der oben bei Anser anser genannten Autoren lassen es offen, -inwieweit bei den beobachteten Gänsescharen auch Saatgänse neben Graugänsen vertreten waren. Wahrscheinlich stellen beide Arten einen erheblichen Anteil der Durchwanderer, doch ist es schwer, darüber Sicheres zu sagen, weil der Zug sich entweder in grofser Höhe oder bei Dämmerung bezw. in der 198 0. Graf Zedlitz: Nacht abspielt. Sicher erkannt wurden Saatgänse auf dem Zuge durch Grafsmann. Ich benutze die binäre Bezeichnung da ja auch A. f. arvensis Brehm neben fabalis typ. durchkommen könnte. Befund: Durchzügler wie vorige. 31. Oygnus olor Gm. Lucanus J. f. O. 16, p. 424. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 1. — Stolz J. f.O. 17, I, p. 370. — Zedlitz O. MB. 15, . 162. E Als Ankunftsdatum im Mittel der Jahre 1908—1916 bei Dondangen in Kurland nennt Lucanus den 24. März. Stolz be- obachtete 2 Höckerschwäne am 22. V. 16 auf einem See bei Lacha in Nord-Polen, auf einem benachbarten See sollten sich 5 Ex. ständig aufhalten. Rüdiger sammelte 2 Eier am 24. IV. und 1. V. 18 auf dem Schlofsteich zu Bialowies.. Ein südlich von Kielce erlegter Schwan steht dort in der Lokalsammlung. Mir wurde einmal mündlich von ziehenden Schwänen an der oberen Schara berichtet, doch habe ich leider den Namen des Beob- achters vergessen zu notieren. Befund: in Polen ziemlich sicher Brutvogel, in Kurland regelmäfsig auf dem Zuge, im Pripjet-Sumpf anscheinend seltener, halb zahm in Bialowies, 32. Charadrius apricarius L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 290; O0. MS. 19, p. 73. — Zedlitz O. MB. 15, p. 162: C. pluvialis; J. f. O. 17, II, p. 280. Gralsmann erwähnt aus den ersten beiden Jahren seiner Forschertätigkeit nur einen Goldregenpfeifer, den er Ende Sep- tember 1915 unter einer Fernsprechleitung verendet fand. Erst in seiner späteren Arbeit über das „Vogelleben in den Pripjet- Sümpfen im Frühling“ spricht er von „zahlreichen Rotschenkeln, Flufs- und Goldregenpfeifern“, bezieht also anscheinend das Bei- wort auch auf letztere Art. Umgekehrt habe ich den Gold- regenpfeifer gerade im Herbst 1915 massenhaft in der Gegend von Slonim angetroffen, wo einige kleine Gesellschaften sogar bis Mitte November sich aufhielten trotz häufiger Nachtfröste und kleiner Schneefälle.e Die Vögel trieben sich ständig auf etwas feuchten, aber keineswegs sehr sumpfigen Wiesen herum, besuchten dazwischen auch die benachbarten Stoppelfelder. Sie waren sehr feist und nicht zu scheu. Im Herbst 1916 blieben sie fast ganz aus. Im Frühjahr 1916 wurde als Erster seiner Art ein O‘ Anfang April bei Baranowitschi festgestellt. In der Lokalsammlung von Kielce steht ein dort im Spätsommer er- legtes Exemplar. Befund: bald häufiger, bald spärlicher Durchzügler, hält sich in manchen Jahren zu grofsen Scharen vom. September— November im Schara-Gebiet auf. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 199 33. Charadrius hiaticula hiaticula L. ne „Falco®* 17, p. & — Grafsmann J. f. O. 18, r. 290. Der Halsbandregenpfeifer wurde nur in der Pinsker Gegend a ut von Dennler gesammelt, von Grafsmann öfter be- obachtet. 34. Charadrius dubius euronicus Gm. Dennler „Falco“ 17, p. 4. — Dobbrick O. MB. 17, p. 36. — Gralsmann J. f. O. 18, p. 290; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 371. — Zedlitz 0=MB.:15, p. 162: 5. f.:0. 17, DI,.p., 281. Sämtliche Autoren mit Ausnahme von Stolz bezeichnen den Flulsregenpfeifer binär als Oh. dubius Scop., doch bezieht sich dieser Name auf die östliche, asiatische Form, unser Vogel mufs Oh. d. euronicus Gm. heifsen, da er z. T. direkt aus Kurland, der terra typ., stammt, z. T. aus nahe benachbarten Gegenden, wo er sich vom Brutvogel Kurlands jedenfalls nicht unter- scheidet. Ch. d. euronicus ist kleiner als dubius typ. und hat einen schwächeren Schnabel (vgl. Brit. Birds IX, 1915, p. 8 und Dansk Orn. Foren, Tidskr. 9, 1915, p. 161). Der Flufsregenpfeifer wurde von Grafsmann als Brutvogel auf den Sandbänken der Pina nachgewiesen, von Dennler bei Pinsk gesammelt; ich fand ihn gleichfalls ständig den ganzen Sommer über auf den Sandbänken der Schara bei Slonim und erlegte mehrere Exemplare. Dobbrick berichtet von seinem häufigen Brüten am Njemen. Stolz bezeichnet ihn als Charakter- vogel der unregulierten polnischen Flüsse. Befund: gemeiner Brutvogel an allen gröfseren Flüssen der Polesje, Litauens und Polens. 35. Vanellus vanellus L. Cordes Zeitschr. f. ©. u. O. XXIV, p. 60. — Gengler ©. Jbch. 16, p. 80. — Grafsmann O. MS. 16, p. 230; J. f. ©. 18, p. 290; O. MS. 19, p. 73. — Lucanus J. f. O. 16, p. 424. — Reichenow „Bialowies‘‘ 18, p. 177. — Rüdiger A. f. N. 16, p. 15; Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 1. — Schelcher V. 0. G. B. XIV, 1, p. 34. — Schlüter „Falco“ 16, p. 30. — Stolz J. f. O. 17,1, p. 371. — Zedlitz O. MB. 15, p. 133, 152, 162; O. MB. 16, p. 178; J. £. OSIÜ.H, p. 281. | Aus den zahlreichen Berichten können wir uns wieder einigermafsen ein Bild des Frühjahrszuges machen auf Grund folgender Daten: Ost-Galizien, dieersten 3 Stück gesehen am 2.1IL.17 (Schelcher). Gegend von Pinsk, die ersten Kiebitze gesehen am 16. III. 16, am 18. III. mehrere hundert, ebenso am 25. III, ab 27. III. Eier (Gralsmann). 200 0. Graf Zedlitzs- HEN Gegend von Slonim, die ersten Kiebitze gesehen am 20. IIL16 (Zedlitz). Gegend von Smorgon, die ersten Kiebitze gesehen am 28. III. 16 (Schlüter). Gegend von Dondangen (Kurland), die ersten Kiebitze ge- sehen am 30. III. im Durchschnitt von 8 Jahren (Lucanus). Dagegen Rossitten, die ersten Kiebitze gesehen schon 10. III im Durchschnitt von 8 Jahren (Lucanus). Gegend von Pinsk, die ersten Kiebitze gesehen am 27. III. 17 (Grafsmann). Über den Rückzug berichtet Gralsmann, dafs er schon im Juni einsetzt, meist in westlicher Richtung, im Juli seinen Höhepunkt erreicht, sodals im August nur noch selten Kiebitze gesehen werden. Meine eigenen Beobachtungen stimmen genau damit überein. Diese Scharen verlassen zwar schon im Sommer ihre engere Heimat, treiben sich aber vermutlich noch längere Zeit in benachbarten Gebieten herum. So beobachtete Gengler bei Strzeskowice noch am 13. IX. 15 einen sehr grofsen Schwarm, „wie man ihn in Deutschland schon lange nicht mehr zu sehen gewohnt ist“. Als Brutvogel ist der Kiebitz aufser im Gebiet des Pripjet und der Schara auch im Walde von Bialowies (Reichenow) und allgemein in passendem Gelände Polens (Stolz) nachgewiesen. Ich kann hierin Stolz’ Angaben nur bestätigen. Cordes fand das erste Gelege am Disna-See am 19. IV. 17, später dann noch einige, Befund: gemeiner Brutvogel in ‘der ganzen Polesje und Polen. Der Frühjahrszug setzt gleichzeitig mit beginnendem Tauwetter ein, geht aber verhältnismälsig langsam vor sich, was mir bei seinem frühen Beginn ganz natürlich erscheint, weil das Tauwetter selbst nur langsam nach Norden fortschreitet. 36. Oedicnemus oedienemus ovedienemus L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 291. Be Der Triel muls im ganzen Gebiet eine äufserst seltene Er- scheinung sein, denn allein Gralsmann hat ihn überhaupt gesehen und auch dies nur zur Zugzeit, am 1, IX. 15 bei Kowel. Prof. Neumann teilte mir freundlichst mündlich mit, dafs er Anfang Mai 16 den Triel auf einer Narew-Insel zwischen Modlin und Serock (Bug-Mündung) angetroffen hat. Recurvirostra avosetta L. Ebenfalls auf einer Narew-Insel dicht bei Modlin traf Mitte Sommer 16 Neumann auch eine Avosette an, konnte jedoch nicht zu Schuls kommen. Da kein Beleg-Exemplar vorliegt, führe ich diese Art ohne Nummer hier an, möchte aber den interessanten Fall doch nicht unerwähnt lassen. EB har ee en . ee “r Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 201 37. Tringd alpina alpina L. Dennler „Falco“ 17. p. 3. Am Strande des Motol-Sees im Pripjet-Gebiet von Dennler im September 1916 gesammelt. 38. Tringa alpina schinzi Br. Dennler „Falco“ 17, p. 3, vgl. unter 37, Motol-See IX. 39. Tringa temmincki Leisl. Dennler „Falco“ 17, p. 3, vgl. unter 37, Motol-See VIII, 40. Tringa minuta Leisl. Dennler „Falco“ 17, p. 3, vgl. unter 37, Motol-See VIIL. Es ist ein glücklicher Umstand gewesen, dafs gerade ein Ornithologe am Motol-See sals, wo die Tringen offenbar mit Vorliebe rasteten bei ihrem herbstlichen Überlandfluge von Meer zu Meer. Dadurch ist bewiesen, dafs. diese ausgesprochenen Be- wohner des Seestrandes keineswegs ausschliefslich an der Küste entlang ziehen, sondern auch sehr breite Landstrecken überfliegen. 41. Tringoides hypoleucos L. Dobbrick O. MB. 17, p. 36. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 291. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 281. Grafsmann und ich fanden den Flufsuferläufer häufig den ganzen Sommer hindurch auf den Sandbänken der Pina und Schara, auf letzterer ist er noch gemeiner als der Flufsregen- pfeifer. Dobbrick sah ihn ab und zu am Njemen, Reichenow erwähnt ihn als Sommervogel für Bialowies. Befund: als Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet zahlreich vertreten. 42. Pavoncella pugnax L. Grafsmann O. MS. 16, p. 233; J..f. O0. 18, p. 291 Totanus ».; O. MS. 19, p. 73. — Pax „Tierw. Polens“, p. 224. — Stolz J. £ 0. 17, I, p. 371. — Zedlitz O. MB. 15, p. 152 u. 162: Machetes p.; J. f. ©. 17, II, p. 281. Vom Kampfläufer wissen sonderbarerweise nur wenige Beob- achter zu berichten, doch nennen diese übereinstimmend ihn häufig an den für ihn geeigneten Plätzen. Grafsmann sagt von der Pinsker Gegend: „Auf den grofsen, nassen Mooren mit schwimmenden, für den Menschen unerreichbaren Inseln brütete er in grofser Zahl. Bis zur Brut, die hier erst Ende Mai be- gann, lebte der Kampfläufer in Gesellschaften von 20—30 Stück beisammen.“ Als Ankunftsdatum wird der 9. IV. 16 angegeben. Ganz ähnlich lauteten die Berichte verschiedener Regimentska- meraden von mir, welche dicht bei Pinsk lagen. Ferner wurde 202 0. Graf Zedlitz: er mir von den Jasiolda-Ufern gemeldet als recht häufig. In Polen fand ich ihn wiederholt, erlegte ihn Ende Juli 15 dicht bei Radom und sah in der Sammlung von Kielce eine ganze Kollektion, welche bei Oronsk (südlich Radom) in den Jahren 1912 und 1913 zusammengestellt war. Übereinstimmend damit äulsert sich auch Stolz: „In allen Sammlungen, in den grofsen .. wie in den kleineren... werden dem Besucher wahre Muster- kollektionen der variablen männlichen „Hochzeitskleider“ des Kampfläufers gezeigt, die deutlich davon Zeugnis ablegen, wie häufig diese Art hier noch vorkommt“. Pax erwähnt ihn aus dem Sumpfgelände zwischen Bug und Wieprz. Befund: an geeigneten Stellen in der Polesje wie in Polen häufiger Brutvogel. 43. Totanus erythropus Pall. (T. fuscus, T. maculatus auct.) Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 1: T. fuscus. Rüdiger fand ein einzelnes Ei am 25. V. 17 bei Dolsk welches er sofort als dem dunklen Wasserläufer gehörig ansprach Da seine Ansicht nachträglich von Herrn A. Kricheldorff, Berlin bestätigt wurde, ist damit der Beweis erbracht, dafs auch diese Art gelegentlich im Pripjet-Sumpf brütet. 44. Totanus totanus totanus L.!) Grafsmann O. MS. 16, p. 231; J. f. O. 18, p. 291; O. MS. 19, p. 73. — Puhlmann O. MS. 18, p. 206. — Rüdiger Zschft. f.O. u.0. XXIV, p. 1. — Zedlitz J. f. O0. 17, I, p. 105; J. f. O. 17, Il, p. 281. Im Gebiet der Pina wie in dem der Schara ist der Rot- schenkel ein häufiger Brutvogel auf den nassen Wiesen, darin stimmen die Beobachtungen von Grafsmann mit den meinigen überein, doch scheint er im südlichen Teil der Polesje noch ge- meiner zu sein als im Norden. Interessant ist wieder die Differenz im Ankunftsdatum: Grafsmann schreibt: „Kehrte als erster Toianus bereits im März (1916) zurück“. Dagegen konnte ich erst am 10. April 16 den ersten Rotschenkel sichten, obgleich A. Marx und ich damals wirklich gut aufpalsten. Also zwischen Pinsk und Slonim wieder eine Zeit-Differenz von 10—14 Tagen! Puhlmann hörte ihn am 3. IX. 17 an der Beresina, Dieser Termin ist recht spät, ich. sah und hörte bei Slonim die letzten im August. Rüdiger sammelte ein Gelege bei Dolsk am 10. V. 17. Befund: gemeiner Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet. 1) Sehr wert der Erwägung scheint mir Kleinschmidts Vorschlag, auch die Gruppe „Zotanus“ mit unter „Zringa“ zu stellen, um die nomenklatorischen Schwierigkeiten zu beseitigen (vgl. Falco 17, p. 10). Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 208 45. Totanus nebularius nebularius Gunn. Dobbrick O0. MB. 17, p. 36. — Grafsmann J. f. O. 18 p. 291: T. littoreus. — Stolz J. f.O. 17, I, p. 371. — Zedlitz O. MB. 15, p. 162: 7. glottis. Die Berichte lauten hier spärlich, Grafsmann sah einige helle Wasserläufer Anfang Mai 16 im Pripjet-Gebiet, Dobbrick fand die Art im Juli am Njemen, ich selbst begegnete ihr nur in der Sammlung zu Kielce. Auffallend ist es, dafs beide erst- genannten Beobachtungen nicht in die eigentliche Zugzeit fallen, es muls aber doch wohl angenommen werden, dafs es sich einmal um verspätete Wanderer nach entfernten nordöstlichen Land- strichen, das andremal um zeitige Rückwanderer handelte. Stolz berichtet von einem bei Lomza am 20. V. 16 erlegten &“ (!) und fügt hinzu, dafs im Eierstock schon grofse Dotterkugein ent- wickelt waren, es dürfte sich demnach um ein Q gehandelt haben und ein Druckfehler vorliegen. Befund: seltener Gast im Pripjet-Gebiet und am Njemen, ‘in Polen vereinzelt auch brütend. 46. Totanus ochropus ochropus L.!) Grafsmann O. M.S. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 291. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. — Stolz J. f. O. 17,1, p. 371. — Zedlitz ©. MB. 16, p. 179; J. f. ©. 17, I, p. 105; I. £. ©. 17, II, p. 281. Nach Grafsmann ist der Waldwasserläufer der häufigste Brutvogel unter den Totaniden an der Pina im Jahre 1916 ge- wesen, 1917 war er viel seltener. Reichenow zählt ihn zu den Brutvögeln des Waldes von Bialowies. Ich selbst fand ihn gemein auf den Wiesen an der Schara. Nach Stolz ist sein Brüten in den Wäldern bei Suwalki höchst wahrscheinlich, er wurde im Juni dort gefunden. Einige biologische Notizen seien hier noch zusammengestellt: Nach Grafsmanns und meinen Beobachtungen ist er keineswegs an den sumpfigen Wald gebunden, sondern brütet aufserdem auch auf ziemlich freien Wiesen, wenn nur etwas Buschwerk sich stellenweise findet. Grafsmann fand das vollzählige 4er Gelege Juni 1916 in einem Singdrosselnest etwa 3 m über dem Boden. Ich besitze in meiner Sammlung ein &' ad., das am 3. Juni 16 von der Spitze einer Erle herab eifrig lockte. Als erstes Ankunftsdatum wird angegeben: von Grafsmann für Konschizy der 9. IV. 16, „ Reichenow ,„ den Wald von Bialowies „ 4. IV. 17, „ Marx „ die obere Schara » 20x EI]: 16, mir „ die Gegend von Slonim „10. IV. 16. 1) Wegen „ochropus — ocropus — ocrophus vgl. Kleinschmidt Falco 17, p. 10 sowie Schalow „Beiträge z. Vogelfauna d. Mark Branden- burg“, p. 221. 204 0. Graf Zedlitze: h N Hier konnte also ausnahmsweise für Konschizy nicht der früheste Termin notiert werden, wie es sonst meist der Fall ist. Befund: gemeiner Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet. 47. Totanus glareola L. Dobbrick O. M.B. 17, p. 36. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 291. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. Mit Sicherheit hat nur Gralsmann den Bruchwasserläufer als Brutvogel festgestellt im Überschwemmungsgebiet der Pina. Reichenow berichtet von 2 im Bialowieser Walde am 3. VIII. 16 und 30. V. 17 erlegten Exemplaren, letzteres Datum macht das Brüten dort wahrscheinlich. Dobbrick fand ihn im Juli am Njemen. Befund: nicht häufiger Brutvogel an der Pina und wohl auch in Bialowies sowie am Njemen. 48. Limosa limosa limosa L. Grafsmann O, MS. 16, p. 233.; J. f. O. 18, p. 292; O. MS. 19, p. 73. — Pax „Tierw. Polens“, p. 224. — Reichenow „Bia- lowies“ 18, p. 177. — Rüdiger Zschft. f. ©. u. O0. XXIV, p. 1. — Stolz J. f. OÖ. 17, I, p. 372. — Zedlitz J. f. ©. 17, II, p. 281. Die schwarzschwänzige Uferschnepfe gehört zu den Charakter- vögeln des Sumpfes, soweit er nicht bewaldet ist und starken Graswuchs hat. Grafsmann nennt sie „einen gewöhnlichen Brut- vogel aller gröfseren Moore“, ich selbst fand sie ebenfalls recht zahlreich auf den Schara-Wiesen bei Slonim. Reichenow meldet ihre Erlegung in Bialowies auf dem Frühjahrszuge. Pax erwähnt sie vom Bug-Sumpfe, Stolz sah sie mehrfach am Zuwinty-See (Nord Polen) und fügt hinzu: „Sie dürfte auch sonst noch an vielen Stellen von Polen zu finden sein“. Als erstes Ankunfts- datum wird genannt von Grafsmann für die Pina-Niederung der 9. IV. 16, von Reichenow für Bialowies der 6. IV. 17. Die Termine können nicht miteinander in Beziehung gebracht werden, da es sich um verschiedene Jahre handelt. Rüdiger sammelte bei Dolsk ein Ei am 17. V. 17. Befund: häufiger Brutvogel in der Polesje und; in Polen; 49. Limosa lapponica lapponica L. Grafsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 292; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 2. — Zedlitz J.f. O. 17, I, p. 104; d. f. O. 17, II, p, 282. So zahlreich Grafsmann die Pfuhlschnepfe auch während des Frühjahrszuges im Überschwemmungsgebiet antraf — ‚er sah sie zu hunderten auf einmal — so konnte er ihr Brüten doch nicht mit Sicherheit feststellen. Reichenow erfuhr nur von einer einmaligen Beobachtung in Bialowies im Frühjahr 1916. Er- freulicherweise gelang es Rüdiger, bei Dölsk 3 Gelege zu finden Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 205 am 30. IV. — 6. V. und 17. V. 17. und mir, bei Slonim Anfang Juli 1916 Alte wie Junge zu erlegen. Ein halbwüchsiger Vogel juv. vom 4. VII. befindet sich in meiner Sammlung als Belegstück. Mitte Juli, sobald die Jungen einigermalsen flugfähig waren, verschwanden die Limosen beider Arten aus der Gegend. In den schlesischen Brutrevieren der Uferschnepfe habe ich ganz dieselbe Beobachtung gemacht. Befund: Brutvogel in der Polesje, jedoch in mäfsiger Zahl, dafür massenhaft auf dem Frühjahrszuge. 50. Numenius arquata arquata L. Gengler O. Jbch. 16, p. 80. — Grafsmann O. MS. 16, p. 231; J. ££ O. 18, p. 292; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 177. — Schlüter „Falco“ 16, p. 37. Auf dem Frühjahrszuge ist im Überschwemmungsgebiet der Pina der grolse Brachvogel sehr gemein, auch brütet er dort nicht selten an den unzugänglichsten Stellen, auf dem Rückzuge erscheint er spärlicher, derselbe beginnt schon im Juli und geht in Richtung O.—W. (nach Grafsmann). Folgende Zugdaten werden für die Pinsker Landzunge angegeben: Am 24. III. 16 die ersten 6 Ex. gesehen, am 25. Ill. schon erheblich mehr, am 9. IV. zahlreich eingetroffen. Für Bialowies nennt Reichenow als ersten - Erlegungstermin den 6. IV. 17. Herbstbeobachtungen liegen vor von Gengler: ein grölserer Flug am 13. IX. 15 bei Niedrzwina Duza, und von Schlüter: am 28. IX. 16 teilte ein bekannter Arzt telephonisch mit, er habe N. arquatus und phaeopus gesehen (Gegend von Wilna). Da dies die einzige mir bekannte Notiz über das Vorkommen des nordischen Regenbrachvogels in unserem Gebiet ist und kein Belegstück vorliegt, beschränke ich mich darauf, die Tatsache hier zu registrieren. Befund: Brutvogel im Pripjet-Gebiet, häufig auf dem Früh- jahrszuge, seltener im Herbst. 51. Gallinago media Lath. (Grafsmann J. f. O. 18, p. 293; O0. MS. 19, p. 73.° Nur Gräfsmann konnte die Doppelschnepfe als Brutvogel in seinem Beobachtungsgebiet feststellen und nennt sie in den Mooren südlich der Pinsker Landzunge gar nicht selten. Zur Zugzeit trat sie bisweilen in gröfseren Scharen auf, so traf er am 15. IX. 15 bei Suliczero etwa 80 Stück an. Mir wurde in Slonim erzählt, dafs sie auch in den Mooren an der Jasiolda vorkomme, doch konnte ich mich selbst davon nicht überzeugen. Befund: nicht seltener Brutvogel im Pripjet-Gebiet südlich der Pinsker Landzunge. 52. Gallinago gallinago gallinago L. ' Dennler „Falco“ 17, p. 3. — Gengler O.Jbch. 16, p. 80. — Gralsmann O. MS. 16, p. 232; J: f 0. 18, p. 292; O. MS. 206 0. Graf Zedlitz: 19, 73. — Reichenow EHE 18, p. 177. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O0. XXIV, p. 2. — Schalow O. MB. 17, p. 37, 38. — Zedlitz O. MB. 15, 4 134 u. 152; O. MB. 16, p. 178: J. £. 0. 17, I p. 182. Die Bekassine ist nach Gralsmann „der hier (Pripjet-Geb.) am zahlreichsten vorkommende Vogel, nicht nur aus der Familie der Charadriiden und Scolopaciden, sondern vielleicht über- haupt“. Auf den Mooren zwischen Schara und Myschanka bei Tuchowitschi war sie ebenfalls sehr gemein im April und Mai 1916, dagegen war sie am Nordrand der Polesje bei Slonim nicht mehr so massenhaft vertreten, wenn auch noch recht häufig. Gralsmann stellte bereits Mitte Mai erbrütete Gelege fest, ich stöberte Anfang Juli schon gut beflogene Junge auf und bin nach meinen Beobachtungen überzeugt, dafs dort in der Regel zwei Bruten gemacht wurden. Rüdiger sammelte bei Dolsk 7 Gelege vom 29. IV. bis 23. VI. 17. Reichenow führt die Bekassine auch als Brutvogel für Bialowies an; Dennler traf sie im Pripjet- Gebiet August 16, Schalow im Herbst am Narosz-See recht häufig. Auch in Polen sahen und erlegten wir sie nicht selten. Einige Zugdaten möchte ich wieder zusammenstellen: a. Frühjahrszug. Pripjet-Gebiet, zuerst gesehen am 27. III. 16 — gleich in srofser Zahl — (Grafsmann). Pripjet-Gebiet, zuerst gesehen am = III. 17 (Gralsmann). Slonim, & h z . IV. 16 (Zedlitz). Bialowies, 5 6. IV. 17 (Reichenow). Es liegen also bei den Ankunftsterminen 1916 zwischen Pinsker Landzunge und Slonim 12 Tage, 1917 zwischen Pinsk und Bialowies 6 Tage. b) Herbstzug. Pinsker Landzunge, die letzten um den 20. X. 16 und 17 (Gralsmann). Rembertow und Skarzisko, einige gesehen 22. X. bezw. 5. XI. 15 (Gengler). Narosz-See, sehr häufig im Oktober 16, am 25. X. 16 noch dort (Schalow). Slonimer Gegend, 1915 und 1916 sehr häufig im ganzen Oktober bis Anfang November (Zedlitz). Es ist auffallend, dafs gerade am südlichsten Beobachtungs- ort anscheinend die Bekassinen am frühesten verschwunden sind, bei Slonim und am Narosz-See waren sie noch Ende Oktober besonders häufig an guten Zugtagen. Vielleicht ist dort die Zugrichtung im Herbst eine rein westliche, sodals die Pinsker Landzunge davon nicht berührt wird. Befund: einer der häufigsten Brutvögel in der ganzen Polesje, in Polen stellenweise nicht selten. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 207 53. Gallinagö gallinula L. Reichenow „Bialowies“ 18, p. 178. — Zedlitz J. f. ©. 17, II, p. 282. Die kleine Sumpfschnepfe habe ich nur zur Zeit des Herbst- zuges bei Slonim gefunden, dann aber an manchen Tagen recht ‚häufig. Die letzten wurden ebenfalls Anfang November geschossen. Alle erlegten Sumpfschnepfen beider Arten waren im Herbst stets sehr feist. Für Bialowies wurde sie durch Förster Löns fest- gestellt (Reichenow). Befund: im allgemeinen nicht häufig, nur im Herbst an der Schara bisweilen in stärkerer Anzahl durchziehend. 54. Scolopaz rusticola L. Dennler „Falco“ 17, p. 3. — Grafsmann O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p. 293. — Lucanus J. f. O. 16, p. 424. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 178. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 2. — Schalow O. MB. 17, p. 37, 38. — Schlüter „Falco“ 16, p. 37. — Zedlitz O. MB. 15, p. 162; O. MB..16, pP: 167; 3.6 0.17, 5 2: 1055 9. £. O.:17, IL'p: 282; J. f. O. 18, p. all. Die Waldschnepfe ist Charaktervogel des Sumpfwaldes, in dem sie in ungeheurer Zahl brütet, ebenso ist sie nach vielen mündlichen Mitteilungen, die ich erhielt, in Litauen sowie den Baltischen Provinzen recht häufig. In Polen brüteten schon einige Paare bei Niesznanowice und Oleczno, Kreis Wloszezowa, ich sah oder hörte die 'O' im Frühjahr 1915 allabendlich balzen. Von dem Reichtum an Brutschnepfen in der Polesje kann man sich nur ein rechtes Bild machen, wenn man ihn mit eigenen Augen gesehen hat. Wer hier einen Sommer verbracht hat und sich nicht zu der — leider in unseren Jägerkreisen noch bisweilen umstrittenen — Ansicht bekehrt, dafs zwei Bruten mit allem Zu- behör, Balz u. s. w., die allgemeine Regel bilden, der mufs schon mit Blindheit geschlagen sein oder einen unverbesserlichen Dick- kopf besitzen. Mir selbst war diese Tatsache ja längst aus eigener Erfahrung in Schweden bekannt, ich war aber erstaunt zu hören, wie vielen unter den Jägern und Naturfreunden sie bisher fremd war. Bei der grofsen Zahl von Brutschnepfen, welche balzend umherstreichen, tritt der Frühjahrszug wenig in Erscheinung. Grafsmann meint, dals er etwa zwei Wochen dauere und die durchziehenden Vögel erst nach Sonnenuntergang streichen, die einheimischen dagegen früher. Das will ich nicht bestreiten, möchte vielmehr als Bestätigung anführen, dafs in der ersten Zeit nach Eintreffen der Langschnäbel man meist noch nach Eintritt der Dunkelheit, „quorrende* Schnepfen streichen hörte, später dagegen nur selten. Die zweite Balz Ende Mai und’ im Juni beginnt bei günstigem Wetter schon über eine Stunde vor Eintritt der ersten Dämmerung und endigt entsprechend früh. 208 "0. Graf Zedlitz: Rüdiger fand ein Gelege der 1. Brut am 13. IV., eins der 2. Brut mit 4 Eiern am 20. VII. 17. Von einem eigentlichen Herbst- strich ist so gut wie nichts zu merken, das haben Grafsmann und ich zufällig mit den gleichen Worten ausgesprochen. Nur am 10. und 11. Oktober 15 lagen vorübergehend in den Feld- hölzern bei Slonim viel Schnepfen, welche zweifellos auf dem Zuge waren. Schalow berichtet dagegen von gutem Zuge beim Narosz-See am 7. X. 16, der sich bis zum 25. X. ausdehnte. Nach Schlüter wurden bei Smorgon am 28. IX. 16 verschiedentlich Schnepfen gemeldet. Dennler erwähnt ebenfalls die Erlegung im Oktober. Über die Zeit des Eintreffens im Frühjahr kann ich folgende Daten zusammenstellen: Pripjet-Gebiet, Ankunft 27. IIL. 16 bezw. 27. 1Il.17 (Grafsmann). Slonim, „ ..29.1Il.16 „ Anfang 1V. 17 (Zedlitz). Bialowies, 27. IIL. 17 (Reichenow). Dondangen (Kurland) Ankunft: 6. IV. im Mittel von 8 Jahren (Lucanus). Befund: einer der häufigsten Brutvögel im ganzen Sumpf- gebiet und den benachbarten Landstrichen, überwintert in der Regel nicht, mir ist nur ein Fall der Erlegung im Februar 17 bekannt geworden, diese Schnepfe war wohl früher schon verletzt worden. 55, Otis tarda tarda L. Zedlitz J. f. O. 17, IL, p. 282. Am Westrande des Sumpfes auf dem z. T. kultivierten Ge- lände zwischen Brest-Litowsk und Wysoko-Litowsk kommt der Grofstrappen als Standvogel vor, wie mir von Rittm. v. Rohr als Wirtschaftsoffizier dieser Gegend zuverlässig berichtet wurde; mehrfache weite Kugelschüsse mifsglückten ihm leider, sodals kein Stück erlegt wurde, obgleich sie ständig sich in dem Distrikt aufhielten. Bei einem Besuch im September 1916 habe ich selbst den Vogel allerdings nicht zu Gesicht bekommen, doch war dies ganz erklärlich, da riesige Flächen mit fast mannshohem Unkraut jede Übersicht raubten. Befund: seltener Brutvogel am Westrand des Sumpfes. 56. Otis tetrax orientalis Hart. Gengler O. Jbch. 16, p. 181: O, tetrax. Gengler war es allein unter allen dort tätigen Ornithologen vergönnt, den Zwergtrappen zu Gesicht zu bekommen; er be- obachtete am 10. X. 15 unweit Piotrkow (Polen) ein 9, das aus einem unbebauten Felde von weidendem Vieh hochgemacht wurde aber sogleich wieder einfiel. Wegen Abtrennung der östlichen Form vgl. Hartert Nov. Zogl. Dez. 1916. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 209 57. Megalornis yrus grus L. Gengler O. Jbch. 16, p. 80. — Grafsmann O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p. 293. — Lucanus J. f. O. 16, p. 424. — Pax „Tierw. Polens“, p. 224, 229. — Puhlmann O. MS. 18 pP. 207. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 178. — Schlüter „Falco® 16, p. 35, 36. — Zedlitz O. MB. 16, p. 178; J. £0©. 17, II, p. 282. Der Kranich nistet im südlichen wie im nördlichen Teil der Polesje, doch meint Grafsmann, er sei nicht so zahlreich, wie man bei dem idealen Gelände vermuten sollte. Ich halte ihn in dem ganz unzugänglichen Moor zwischen Wygonowskoje-See, Bobrowitschkoje-See und Schara-Knie für ziemlich häufig. Für Bialowies bezeichnet ihn Reichenow als „häufigen Bewohner des Waldes“. Pax nennt als Brutplätze in Polen den Sumpf zwischen Bug und Wiprz sowie die Grafschaft Zamoyski. Über Zeit und Richtung des Zuges liegt schon recht erfreuliches Material vor. a) Frühjahrszug. Konschizy, erste Beobachtung 31. III. 16, am 5. IV. mehrere, am 15./16. IV. grofse Scharen, von denen einige bis Ende April rasten; Konschizy, erste Beobachtung 28. III. 17 (Gralsmann); Slonim, erste Beobachtung 23. Ill. 16, an den folgenden Tagen viele (Zedlitz); Bialowies, erste Beobachtung 1. IV. 17 (Reichenow); Dondangen (Kurland), erste Beobachtung 29. III. im Mittel von 8 Jahren (Lucanus). Das erste Ankunftsdatum für Konschizy im Vergleich zu den nördlicheren Orten ist in beiden Jahren auffallend spät, an- scheinend führt also die Zugstrafse nicht über Konschizy dort« hin, d.h. nicht Richtung S.—N., sondern wohl mehr W.—O. ent- sprechend der umgekehrten Richtung im Herbst. b) Herbstzug. Piotrkow (W.-Polen), mehrere Flüge am 10. X. 15 gegen Abend (Gengler); ‘ Südlich Wilna, ca. 50 Ex. ziehen am 6. IX. 17 nachm. 3 Uhr nach NW.! (Puhlmann); Smorgon, 40—50 Ex. ziehen am 28. VIII. 16 nach SSW. (Schlüter); Smorgon, 57 Ex. ziehen in 1100—1200 m Höhe am 18. IX. 16 nach SW. (Schlüter) ; Konschizy, gröfsere Scharen im Oktober in Richtung W. und SW. (Grafsmann); Slonim, fast täglich starker Zug im Oktober 1915, die letzten am 27. XI. 15 nach SW. (Zedlitz). . Der Herbstzug hat also die Richtung nach W. und SW., in in einem Falle sogar nach NW., nicht wie bei den Störchen nach Journ. f, Orm, LXYHI, Jahrg. April 1920, 14 210 0. Graf Zedlitz: SO., dabei geht er nicht entlang an den Flüssen, wie ich an der Schara beobachten konnte, deren Tal bei Slonim von NNW. nach SSO. weist. Auf die sehr interessante Beobachtung von Schlüter über das Benehmen’ gegenüber Nachzüglern möchte ich noch besonders aufmerksam machen. Befund: in gröfserer Zahl in der Polesje brütend, zur Zug- zeit in grofsen Scharen durchwandernd und vielfach rastend. 58. Rallus aquaticus L. Dobbrick O. MB. 17, p. 35. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 294. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 178. In den mit Sumpfpflanzen dicht bestandenen Teilen des Pina-Gebietes ist die Wasserralle Brutvogel. Das Gleiche gilt von Bialowies, wo verendete Stücke im April und Juni bei Gajnowka gefunden wurden. Dobbrick stellte die Art auch an nn fest, jedoch war sie dort nur an einzelnen Stellen zu finden. Befund: Brutvogel im Sumpfgebiet, ebenso hie und da in Litauen. 59. Crex cerex L. Cordes Zschft. f: O. u. ©. XXIV, p. 59. — Dobbrick O. MB. 17, p. 35. — Grafsmann O0. MS. 16, p. 234; J. f. O. 18, p. 294. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 178. — Rüdiger A. f. N. 16, p. 15. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 283: C. pratensis. Wenn Grafsmann die Wiesenralle für die trockneren Teile des Sumpfgebietes „‚aufserordentlich häufig“ nennt, so kann ich ihm nur beipflichten, in den Monaten Juli bis September bin ich kaum je mit dem Hunde über die Schara-Wiesen gegangen, ohne einen oder mehrere Wachtelkönige hochzumachen. Eine ganze Menge habe ich geschossen und einige präpariert, ich finde gegen- über schlesischen Stücken keine Unterschiede. Noch am 22. VIII. 16 traf ich ganz kleine Dunenjunge. Im Bialowieser Forst bewohnt COrex die Sumpfwiesen an der Quosnia und wurde im Juni auch dort erlegt. Im Gouv. Kowno fanden bezw. hörten ihn gleich- falls im Frühsommer Dobbrick und Rüdiger, letzterer gleich am ersten Tage. Cordes erwähnt ein Gelege von der Gegend am Disna-See, 29. VI. 17, 5 bebrütete Eier. Als erstes Ankunfts- datum notierten Grafsmann für Konschizy und ich für Tucho- witschi übereinstimmend den 8. V. 16. Befund: gemeiner Brutvogel im ganzen Pripjet-Sumpf, nicht selten in Litauen. 60. Porsana porzana L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 294; ©. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies‘“‘ 18, p. 178. — Rüdiger Zschft. f. ©. u. O. XXIV, p: 2. — Zedlitz J. £. O. 17, II, p. 283. ee Ss pr? wi ET, Fr Er N ee EEE, de E Bi Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 21i Die genannten Autoren benutzen nicht ‚„„Porzana“ sondern „Ortygometra‘“ als Genusnamen. Mindestens ebenso häufig als der Wachtelkönig ist das Tüpfelsumpfhuhn ; sehr hübsch beschreibt Grafsmann den Charakter und die Vegetation seiner Lieblingsplätze, der „Blaukehlchen- Reviere“. Rüdiger fand bei Dolsk am 18. bezw. 24. bezw. 27. V.17 je ein Gelege, zwei davon enthielten 7, das letzte 8 Eier, sodann am 18. VI. noch ein Einzelei in einem Nest, woraus die Jungen bereits ausgefallen waren. Da das Porzanahuhn nicht so- fleifsig und laut lockt wie die Wiesenralle, so wird es nur vom still- sitzenden Beobachter gegen Abend gehört, wenn es Sein „cuid, cuid“ ertönen läfst, oder der Hund bringt es gelegentlich zum aufflattern. Hierzu entschliefst es sich noch weniger gern als Vetter Wachtelkönig, wir hatten aber einen alten Hühnerhund „Rino“, der auf diesem Gebiet Spezialist war und jede Ralle entweder zum aufstehen brachte oder fing. Auf diese Weise bekam ich manches Tüpfelhuhn in die Hand, von denen ich mehrere präpariert habe. Die mit niederem Schilf, etwas Wasser- kraut und viel Gras bewachsenen, von Weidenbüschen gesäumten Schlenken mit ganz niedrigem Wasserstand von 10—20 cm übten eine besondere Anziehungskraft aus, wiederholt haben wir an solchen Stellen innerhalb einiger Minuten Limosen, Bekassinen, Wachtelkönige und Tüpfelhühnchen bunt durcheinandergeschossen. Grafsmann hörte auch den Lockton von P. parva oder pusilla, . Beleg-Exemplare fehlen leider. Auf den Narewka-Wiesen bei Bialowies kommt das Porzanahuhn auch vielfach vor. Befund: sehr häufiger Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet. 61. Gallinula chloropus chloropus L. Cordes Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 59. — Gralsmann J. f. O. 18, p. 295; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies‘‘ 18, p. 178. — Zedlitz O. MB. 15, p. 162; J. £. O. 17, II, p. 283; 3.2.0: 18, All; _ Das Teichhuhn ist gewöhnlicher Brutvogel an der Pina wie an der Schara, auch für Bialowies wurde es im Sommer nach- gewiesen, ebenso für die Gegend am Disna-See und Polen. Es überwintert nicht im Pripjet-Gebiet wie so häufig in Deutschland. 62. Fulica atra atra L. Cordes Zeitsch. f. 0. u. O. XXIV, p. 59. — Gengler 0. Jbch. 16, p. 80. — Grafsmann O. MS. 16, p. 233; J. f£. O. 18, p- 295. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 178. — Zedlitz O. MB. 15, p. 134 u. 162; J. f. ©. 17, II, p- 283. Im Gegensatz zu Polen, wo ich es fast ebenso gemein wie in Deutschland fand, ist das Bläfshuhn in den Pripjet-Sümpfen recht selten. Als ich im J.f. O. 17 meine diesbezüglichen Beob- achtungen mitteilte, gab ich sie mit Vorbehalt wieder, da ich 14* 212 O0. Graf Zedlitz; glaubte, auf den grölseren Wasserflächen des Südens würde es vielleicht ganz anders aussehen. Inzwischen hat aber Gralsmann sich meinem Befund über dies seltene Vorkommen durchaus an- geschlossen, und Reichenow kann auch nur aus Bialowies von einem am 23. Ill. 17 — also zur Zugzeit — tot aufgefundenen Stück berichten. In Polen sah auch Gengler viele Bläfshühner bei Sagosason und Mrosy im September 1915, die letzten am 22. Oktober. Cordes sammelte am Disna-See 4 Gelege vom 5. V.—9. VL 17. Befund: nur westlich des Bug gemein, im Pripjet-Sumpf recht selten, im Norden bei Dünaburg anscheinend wieder häufiger. 63. Oiconia eiconia ciconia L. Bacmeister „Falco“ 16, p. 40. — Dobbrick O. MB. 17, p: 35. — Gengler O. Jbch. 16, p. 79. — Grafsmann O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p. 295; O. MS. 19, p. 49. — Lucanus J. f. 0. 16, p. 424. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207: C. alba Rchw. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 179. — Reichling O. MS. 16, p. 225—229. — Rüdiger A. f. N. 16, p. 15—17; Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 21. — Schelcher V. O. G. B. XIV, 1, p. 32. — Schlüter „Falco“ 16, p. 31 u. 35. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 372. — Zedlitz O. MB. 16, p. 164; J. f. O. 17, II, p. 283. Alle Beobachter sind sich darin einig, dafs der Storch noch überall im Osten zahlreich als Brutvogel auftritt und vielfach auf Bäumen nistet, in Galizien, Wolhynien, dem ganzen Pripjet- Sumpf, Litauen, dem Balticum und Polen. Es würde zu weit führen, die einzelnen z. T. sehr ausführlichen und interessanten Berichte hier wiederzugeben, ich beschränke mich darauf, die Zugdaten zusammenzustellen. Frühjahrszug. Das erste Eintreffen beobachtet bei Konschizy am 26. Ill. 16 (Gralsmann). | Das erste Eintreffen beobachtet an anderen Stellen derselben Gegend am 21. u. 25. III. 16. Das erste Eintreffen beobachtet in der Gegend von Slonim in den letzten Märztagen 16 (Zedlitz). Das erste Eintreffen beobachtet bei Smorgon am 31. III. 16 (Schlüter). Das erste Eintreffen beobachtet in Dondangen (Kurland) am 1. IV. (Durchschnitt, Lucanus). Das erste Eintreffen beobachtet in Ost-Galizien am 28. III. 17 (Schelcher). Das erste Eintreffen beobachtet bei Konschizy am 27. IL. 17 (Gralsmann). Das erste Eintreffen beobachtet in Bialowies am 1. IV. 17 (Reichenow). Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 218 Herbstzug. Beginn des Zuges : im Pripjet-Gebiet 15. VIII. 15, 11. VIII. 16 (Gralsmann), die letzten gesehen ebendort am 24. VIII. 16 und 25. VIII. 17 bei Kobryn ca. 200 Ex. Abzug bei Slonim: am 24. VIII. 16 die letzten gesehen (Zedlitz). Abzug bei Bialowies: am 25. VIII. 16 (Reichenow). Abzug bei Smorgon: am 28. VIII. 16 ca. 200 Ex. um 5—6 Uhr Vorm. (Schlüter). Abzug in Wolhynien: am 22. VIII. 15 gesehen 8 Ex. über Luta (Bacmeister). Abzug bei Suwalki: am 24. VIII. 16 waren mehrere Nester noch besetzt (Stolz). Die Zugrichtung ist nach Grafsmann im Herbst N.—S., im Frühjahr umgekehrt, ich machte dieselbe Beobachtung, die Störche ziehen also wie die Wildgänse, nicht wie die Kraniche, soweit das eigentliche Sumpfgebiet in Frage kommt. In Litauen, Kurland und Nord-Polen (Suwalki) erfolgt die Ankunft im Früh- jahr ziemlich gleichzeitig wie im Pripjet-Gebiet, der Abzug sogar etwas später, das dürfte darauf hinweisen, dafs diese Störche eine Zugstralse innehalten, welche nicht über den grofsen Sumpf führt. Vielleicht können die dort tätig gewesenen’ Beobachter noch nachträglich aus ihren Notizen Angaben über die Zugrichtung beibringen. Jedenfalls ist die Anregung von Herrn Lt. Schlüter, über Zeit und Richtung des Zuges bei Storch und Kranich möglichst viel Material zu sammeln, nur mit Freude zu begrülsen und in jeder Weise zu unterstützen. Neststörche habe ich im Juli 16 beringt, so weit mein Vorrat an Ringen reichte, erfuhr jedoch bisher nichts über Er- legung. Rüdiger hat gleichfalls beringt. Befund: gemeiner Brutvogel in Ortschaften und Wäldern des ganzen Gebietes, soll jedoch stellenweise schon in der Ab- nahme begriffen sein. 64. Ciconia nigra L. Gralsmann J. f. O. 18, p. 296. — Pax ‚Tierw. Polens“, p. 224 — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 179. — Zedlitz O. MB. 15, p. 162; J: f. O. 17, II, p. 283. Der schwarze Waldstorch ist über das ganze Sumpfgebiet als Brutvogel verbreitet, tritt aber nirgends häufig auf. Nach Nikita, dem Gewährsmann von Graflsmann, ist es schon immer so gewesen. Dieser selbst hat 2 Paare wiederholt beobachtet, die Horste jedoch nicht gefunden. Ich sah den Schwarzstorch regelmäfsig an der Myschanka bei Tuchowitschi und Ostrow, einige mal auch bei Slonim. Im sumpfigen Teil des Sees von Albertyn hat im Sommer 17, als ich nicht mehr dort war, ein x il RR 214 0. Graf Zedlitz: A YA Paar in einem Horst gebrütet, der mit dem Glase vom Ufer aus gut zu sehen und mir schon im Winter immer „verdächtig“ vor- gekommen war. Iur Walde von Bialowies wurde nach Reichenow schon Ende Juni 16 ein Horst mit halbflüggen Jungen gefunden, zwei weitere Horste dann im Jahre 17, es sind dort auch 2 Vögel erlegt worden. Pax erwähnt das Brüten im Sumpf zwischen Bug und Wieprz (Ost-Polen). Die Ankunft wurde am 5. IV. 17 beobachtet (Reichenow). In der Sammlung zu Kielce steht ein in dortiger Gegend im August 12 erlegtes Exemplar, wohl sicher ein Gast vom Herbstzuge. Befund: weit verbreiteter aber nicht häufiger Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet, 65. Botaurus stellaris L. Graflsmann O. MS. 16, p. 232; O. MS. 17, p. 78/79; J. ££ O. 18, p. 296; O. MS., 19, p. 52 u. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 179. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 372. — Zedlitz ©. MB. 15, p. 162; J. f. O. 17, IL, p. 184. Die Verbreitung der grofsen Rohrdommel ist sehr ungleich- mälsig, im Walde von Bialowies konnte sie nur einmal im Jahre 1916 festgestellt werden, und in der ganzen weiteren Umgebung um Slonim sowie im Sumpfgebiet um Tuchowitschi zwischen Schara und Myschanka habe ich sie 1916 nur ausnahmsweise gehört, hier ist sie also selten. Demgegenüber fand sie Gralsmann süd- lich der Piusker Landzunge ungemein häufig, er erwähnt sie in jeder seiner Schriften und gibt so eine sehr hübsche Monographie der Rohrdommel, wenn man die einzelnen interessanten und recht genauen Beobachtungen zusammenstellt. Dies hier zu tun, würde zu weit führen, ich erwähne nur das Wichtigste: Sie ‘brütet nicht ausschliefslich in den Schilfrohrbeständen sondern auch auf Mooren, wo Seggen, Lisch- und Weidengebüsch gute Deckung bieten. Der bekannte Balzlaut erschallt im Mai und Juni zu jeder Tageszeit (das kann ich aus meinen Erfahrungen in den schlesichen Teichrevieren und im Kremmener Luch voll bestätigen). Der Herbstzug beginnt mit Eintritt der ersten Fröste, also Ende Oktober oder auch erst im November, die Vögel ziehen einzeln oder zu 2 und 3 am liebsten in schönen, hellen Mondnächten, dabei lassen sie einen wie .‚oak“ weithin vernehmbaren Lokton hören, den sie auch manchmal auf dem Frühjahrszuge. ausstolsen. Letztere Beobachtung war mir neu, dagegen kenne ich das „öak“ der an Herbstabenden ziehenden Rohrdommeln sehr wohl und habe es zulezt noch am 29. X. 18 bei Militsch vernommen. Befund: Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet, nur in der Pinsker Gegend häufig. In der Kielcer Sammlung vertreten. . e2 Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 216 66. Ixobrychus minutus L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 296. — Schlegel V. O0. G. i. B. XIII, 4, p. 336. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 284: Ardetta minuta. Ähnliches wie von der grofsen Rohrdommel gilt auch von der kleinen; nur Gralsmann fand sie als häufigen Brutvogel südlich der Pinsker Landzunge, ich kann sie für das Schara- Gebiet nur als. selten bezeichnen, und in Bialowies wurde sie überhaupt noch nicht festgestellt. Schlegel erhielt ein Exemplar aus dem westlichen Teile des Sumpfes. Befund: als Brutvogel nur im] Gebiet] der Pina häufig sonst recht selten. 67. Ardea cinerea L. Dobbrick O. MB. 17, p. 36. — Grafsmann O. MS. 16, p. 232; I. f. O0. 18, p. 296. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 179. — Zedlitz J. 1.0. 17, II, p. 284. Der graue Fischreiher ist "eigentlich nicht so häufig, als man bei dem günstigen Gelände und dem grofsen Fischreichtum der Flüsse denken sollte. Einzelne Paare brüten mehrfach im Walde, das hat auch Grafsmann konstatiert, aber im eigentlichen Sumpfgebiet scheinen grofse Brutkolonien zu fehlen. Auf dem trockenen, hoch gelegenen Kulturland nordwestlich bezw. nördlich von Baranowitschi gab es einige Kolonien, von denen ich selbst nur diejenige in einem Park unweit der Station Domatschewitschi kennen gelernt habe. Dort wurde im Sommer 1916 eine ganze Anzahl junger Vögel abgeschossen, welche in der Küche des Generalkommandos sehr willkommen waren. Im Spätsommer und Frühherbst sah man fast täglich Reiher an der Schara oder den gröfseren Bächen. In Bialowies wurden einige erlegt, aber Nistkolonien sind nicht festgestellt worden. Bei Sziliniki (Gouv. Kowno) hörte Dobbrick den Fischreiher in der Nacht vom 26. zum 27. Juni. Befund: Brutvogel in mäfsiger Zabl im Pripjet-Sumpf, häufiger bei Baranowitschi. 68. Ardea purpurea L. Zedlitz O. MB. 15, p. 162. In der Lokalsammlung' von Kielce fand ich einen Purpur- reiher, der im April 1913 bei Maslow, östlich Kielce, erlegt worden ist. Das Vorkommen im Pripjet-Sumpf ist bisher nicht festgestellt. 69. Columba palumbus palumbus L. Dobbrick O. MB. 17, p. 20. — Grafsmaun O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p. 297. — Lucanus J. f. O. 16, p. 424. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207. — Reichenow „Bialowies“ 18, 216 OÖ. Graf Zedlitz: p. 180. — Schelcher V. ©. G. B. XIV, 1, p. 35. — Schlüter „Falco“ 16, p. 30 u. 33. — Zedlitz O. MB. 15, p. 134 u. 163; O. MB. 16, p. 165;:J..2.0:17,-2, 2.105, J. 0. 17, U, m. 284: J. £.0. i8, p.411, Die Ringeltaube ist nicht eigentlich eine Bewohnerin des Sumpfwaldes, noch weniger des Moores, Grafsmann sah sie des- halb nur öfter zur Zeit des Frühjahrszuges, während des Sommers aber nur ganz vereinzelt. Auch in den Gegenden nördlich des Njemen ist sie nach Dobbrick überall spärlich vertreten. Puhlmann hat südlich Wilna nur eine am 25. VIII. 17 gesehen. Bei Smorgon konstatierte Schlüter ein Paar im Frühjahr, am 26. VII. 16 wurde ein erwachsenes Junges erlegt, also ist auch dort offenbar die Taube nicht gemein. In Ost-Galizien nennt Schelcher sie einen „nicht eben häufigen Brutvogel der Waldungen“. Berichte über zahlreiches Vorkommen können nur Reichenow und ich geben, jener über Bialowies, wo sie „recht häufig brütet“, ich über die Gegend von Slonim und Tuchowitschi, wo sie gleich- falls nach dem Frübjahrszuge immer noch in reichlicher Zahl auf dem Kulturlande und in den trockenen Feldhölzern anzu- treffen war; zur Zugzeit sah man bisweilen sehr grofse Schwärme, welche wohl auch einige Tage Rast machten, wenn gerade frisch eingesäte Felder sie lockten. In den Wäldern Polens war die Ringeltaube vielfach vertreten. Über das erste Erscheinen liegen folgende Daten vor: An der Pina am 29. III. 16 ein Paar beobachtet (Gralsmann). Bei Slonim „ 20. Ill. 16 die erste gesehen durch Hpt. Schneider (Zedlitz). Bei Bialowies am 1. IV. 17 zuerst bemerkt (Reichenow). Bei Smorgon am 28. III. 16 ein Paar gesehen (Schlüter). Dondangen (Kurland) der 30. III. Durchschnittstermin (Lucanus). Bei Wloszczowa (S.-Polen) am 28. III. 15 schon viele an- gepaart (Zedlitz). Da der Vogel bei Slonim weit häufiger als bei Pinsk ist, erklärt sich meines Erachtens dadurch das auffallend frühe Datum der ersten Beobachtung an jenem Ort, Schlüsse über Zugrichtung pp. lassen sich daraus wohl nicht ziehen. Es ist mir kein Fall bekannt geworden, dafs irgend eine Taube im ganzen hier herangezogenen Gebiet überwintert hätte. Befund: im Sumpf spärlicher, an den Rändern häufigerer Brutvogel, der nich t im Gebiet überwintert. 70. Columba oenas L. Dobbrick O. MB. 17, p. 19. — Grafsmann O. MS. 16, 231; J. f. O0. 18, p. 297. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Rüdiger A. f. N. 16, p. 18. — Schelcher V. 0. G. B. XIV, 1, p. 35. — Schlüter „Falco“ 16, p. 30. — Zedlitz O. MB. 15, p. 163; J. f. 0. 17, II, p. 284. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 217 Im Sumpfgebiet ist zweifellos die Hohltaube viel gemeiner als die Ringeltaube. Ich habe dies in meiner Arbeit im J. £. ©. 17, II. nicht ausdrücklich hervorgehoben, möchte es deshalb hier nachholen. Grafsmann fand sie in grofser Menge als Brutvogel . und zählte im Sommer Schwärme von über 100 Stück. In Bialowies scheinen beide Arten etwa gleich zahlreich vorzukommen, nach Rüdigers Beobachtungen im Juni 16 war auch in Kurland die Hohltaube keineswegs selten. Demgegenüber hat sie Dobbrick nördlich des Njemen gar nicht angetroffen, Schlüter bei Smorgon nur vereinzelt. In den Bergen der Lysa Gora bei Kielce in Süd-Polen scheint sie ziemlich häufig zu sein, in der Lokalsammlung dort ist sie mehrfach vertreten. In Ost-Galizien fand Schelcher sie noch seltener als die gleichfalls dort nicht häufige ©. palumbus. Daten vom Frühjahrszuge. An der Pinsker Landzunge die ersten 8 Ex. gesehen am 20. III. 16 (Gralsmann). Bei Slonim die erste gesehen am 31. III. 16 (Zedlitz). Bei Smorgon das erste Paar gesehen am 28. III. 16 (Schlüter). In Bialowies zuerst beobachtet am 27. III. 17 (Reichenow). Befund: Die häufigste Taube im Sumpfgebiet während des Sommers. 71. Sireptopelia turtur turtur L. Dobbrick O. MB. 17, p. 19. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 297. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Schelcher V. O0.G. B. XIV, 1, p. 35. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 2. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 284. Die genannten Autoren benutzen „Zurtur“ als Genus- Namen. Weniger häufig als die vorige ist die Turteltaube, doch in den Laubwäldern des Sumpfes keineswegs eine Seltenheit, während sie Dobbrick nördlich des Njemen nicht gefunden hat. Grafsmann nennt sie in seinem Beobachtungsgebiet einen „gewöhnlichen Brutvogel“, ich konnte sie als „ziemlich häufig“ erwähnen, Reichenow bezeichnet sie für Bialowies als „vereinzelt“ vor- kommend; sie wurde dort zuerst gehört am 8. V. 17; ich selbst stellte ihr Eintreffen bei Tuchowitschi am 10. V. 16 fest. Für Ost-Galizien bezeichnet sie Schelcher als die „bei weitem häufigste Taubenart“, ihre Zahl nimmt also nach Süden hin stetig zu. 72. Perdix perdix perdix L. Bacmeister „Falco‘‘ 16, p. 40. — Dennler „Falco“ 17, p. 3; „Natur“ 18/19, p. 47. — Dobbrick O. MB. 17, p. 35. — Gengler O0. Jbch. 16, p. 81. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 297. — Puhlmann O0. MS. 18, p. 207. — Reichenow O. MB. 16, p. 130. —. Schalow O. MB. 15, p. 88. — Zedlitz O. MB, 15, p. 133 u. 163; J. £. O. 17, I, p. 105; J. £ O. 17, II, p. 284; J. £. O. 18, p. 416. 218 0. Graf Zedlitz: In meiner Arbeit J. f. O. 17, II, habe ich die systematische Frage unerörtert gelassen, weil es mir damals an Material und Zeit fehlte. Nach eingehenden Vergleichen bin ich heute zu der Ansicht gekommen, dafs die westrussischen Feldhühner sich von den Deutschen nicht abtrennen lassen, schwedische Stücke stehen mir leider nicht zur Verfügung. Ich besitze aus der Gegend von Slonim 6 0'091, 5 99 aus den Monaten November, Dezember, Februar der Jahre 1915/16/17, alle von mir gesammelt und präpariert. Das Flügelmafs der ‘0! beträgt 151, 152, 153, 155, 159, 160, das der QQ 148, 153, 153, 154, 155 mm, also 0" 151— 160, 29 148—155. Schlesische Vögel meiner Sammlung aus dem November haben eine Flügellänge von 155—158, J'g° 156—158, 99 155—157 mm, die Zahlen schliefsen sich also gegenseitig nicht aus. Was die Färbung betrifft, so sind bei den Russen J'Q* die Querbinden auf Rücken und Bürzel mehr braun, bei den Schlesiern mehr rotbraun, auch auf den Flügeldecken ist bei Russen das Dunkelbraun, bei Schlesiern das Rotbraun vorherrschend. Auf der Unterseite sind die rostbraunen Flanken- binden bei den Russen weniger zahlreich und reichen nicht so weit nach der Körpermitte wie bei den Schlesiern. Das Brust- schild ist bei den Russen manchmal sehr dunkel, bisweilen auch wieder hell rotbrann. Bei den QQ aus der Gegend von Slonim sind die Flankenbinden ebenfalls weniger hervortretend als bei schlesischen, vielfach sogar nur angedeutet. Diese geringen Ab- weichungen sind aber nicht ausgeprägt und konstant genug, um damit eine artliche Abtrennung begründen zu können, die einzelnen Serien von demselben Fundort variieren auch unter sich stark. Ich schliefse mich also Reichenows Urteil (O. MB. 16, p. 130) an. Was die Verbreitung betrifft, so stimmen alle Autoren darin überein, dafs im eigentlichen Sumpf das Rebhuhn nur spärlich auftritt, da ihm die Daseinsbedingungen dort nur wenig zusagen; bei Tuchowitschi z. B. konnte ich nur ein Paar feststellen, und Gralsmann zählt es zu „den seltneren Brutvögeln“; Dennler sammelte im Oktober und November ein 9 und 9. In den nördlich angrenzenden Landstrichen mag trotz des trockneren Bodens das sehr rauhe Klima ihm nicht zusagen: auf dem Plateau von Baranowitschi war es durchaus nicht häufig; Puhlmann nennt es „selten“ in der Gegend südlich Wilna, und Dobbrick ‚nicht häufig“ im Gouv. Kowno. Dafür ist es auf dem trockenen linken Scharaufer bei Slonim schon leidlich vertreten, ebenso in der Gegend von Pruzana, und am Westrande unseres Gebietes ‚auf den Kulturflächen nördlich von Brest-Litowsk recht zahlreich. Dort beim Orte Ostromiczewo schossen wir Anfang September 16 zu 4 Flinten an einem Tage über 130 Hühner. Jenseits des Bug durch ganz Polen ist die Hühnerjagd vielfach ebenso gut wie in Schlesien und Posen, besonders bei Radom gab es massenhaft Hühner. Bacmeister und Schalow bestätigen meine Angaben. ’ Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 219 -. Über das Verhalten im Herbst, Winter und Frühjahr habe ich (J. f. ©. 18, p. 416) mich ausführlich geäufsert, hierzu stimmen genau die Beobachtungen, welche Dennler in der,,Natur“ (Jhgg. 18/19, p. 47) veröffentlichte. Alle Hühner ziehen sich im Winter in die Dörfer und halten bis Ende März in Ketten zusammen. Im übrigen verweise ich auf die zitierten Stellen, ihre Wiederholung ist wohl hier überflüssig. _ Befund: im eigentlichen Sumpf und den Landstrichen nördlich desselben selten, am Nordwest- und Westrande ziemlich häufig, in Polen gemein. 73. Phasianus colchicus L. Bacmeister „Falco“ 16, p. 40. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 179. — Zedlitz O. MB. 15, p. 163. Ich benütze absichtlich die binäre Bezeichnung, weil der Fasan, welcher ja kein echtes Glied der Fauna, sondern nur importiert ist, wohl nur selten den typischen coichicus-Charakter, sondern zumeist ein Gemisch verschiedener Formen zeigt. In diesen Teilen Rufslands ist er offenbar erst kürzlich eingebürgert worden und bedarf viel Pflege, um den langen schneereichen Winter zu überstehen, deshalb ist er weniger ein „wilder Vogel“ geworden, als bei uns in Deutschland, sondern hält sich nur halb zahm in unmittelbarer Nähe der angelegten Fasanerien. Eine solche mit einem ganz hübschen Bestande befand sich noch 1915 bei einem Jagdschlofs in der Gegend von Pinsk. Die wohlschmeckenden Vögel sind aber wohl inzwischen den Weg alles Fleisches gegangen. In den Parkanlagen um das Schlofs Bialowies trieben sich im Herbst 1915, als ich dort war, auch noch einige Fasanen herum. Puhlmann berichtet, dafs südlich Wilna etliche gesehen und erlegt wurden. In Polen fand man entsprechend der höheren Kultur den Fasan wesentlich häufiger. Befund: im Pripjet-Gebiet künstlich eingebürgert und wohl jetzt wieder verschwunden, in Polen nicht selten. 74. Coturniz coturnix coturnix L. Bacmeister „Falco“ 16, p. 40. — Dobbrick O0. MB. 17, p. 35. — Grafsmann O. MS. 16, p. 234; J. f. O. 18, p. 297. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 179. — Rüdiger Zschft. f. O. u. ©. XXIV, p. 2. — Zedlitz 0. MB. 15, p. 137; J. f. O. 17, II, p. 285. Die Wachtel ist weit häufiger im grolsen Sumpf, als das Rebhuhn, das hebt mit Recht Grafsmann hervor, ich kann ihm nur beipflichten. Ich hörte sie bei Tuchowitschi mitten im Moor; an den hochgelegenen Rändern, so auf den Kulturböden bei Slonim auf dem linken Ufer der Schara, ist sie gleichfalls reichlich vertreten. Rüdiger sammelte bei Dolsk ein Ei am 23. VI. und ein 6er Gelege am 27. VII. 17. Nach Reichenow 220 0. Graf Zedlitz: kommt sie auf der Feldflur von Bialowies vor. Bacmeister hörte sie am 23. und 24. VII. 15 bei Mionczyn und Labunie, Puhlmann gleichfalls in den Julinächten 17, jedoch selten. Dob- brick fand sie im Gouv. Kowno sehr spärlich vertreten. In Polen hörte ich sie am 18. VI. 15 und den folgenden Tagen mehrfach bei Kielce. Den ersten Wachtelschlag vernahmen Grafßs- mann an der Pina und ich bei Tuchowitschi an demselben Tage, dem 7. V. 16. Die Brutwachteln ziehen nach meiner Über- zeugung im August fort, ganz wie bei uns in Schlesien, dann kommt oft eine kurze Zeit, in welcher man keine einzige Wachtel mehr findet, bis im September der Zug einsetzt. Dieser war im Jahre 16 ziemlich stark an manchen Tagen und dauerte bis tief in den Oktober hinein; Grafsmann berichtet, dafs einzelne sogar noch bis Ende Dezember 16 geschossen seien, und erklärt dies wohl richtig durch die sehr günstigen Ernährungsverhältnisse, Wenn er aber daraus schliefst, dafs einige Vögel dort über- wintern, so kann ich ihm darin nicht folgen, denn im Dezember fängt der Winter doch gerade erst an. Da schon die Rebhühner durchweg in die Dörfer kommen, um sich während der Monate Januar bis März durchzuschlagen, so müfste die Wachtel das Gleiche tun und dann doch gelegentlich bemerkt werden. Da aber von Ende Dezember bis Anfang Mai keine einzige Beob- achtung vorliegt, glaube ich bestimmt, dafs alle ges unden Wachteln fortziehen. Befund: ziemlich häufiger Brutvogel im Sumpf und an Ense Rändern, im‘ Norden seltener, in Polen wohl etwas zahl- reicher. 75. Tetrao subsp.? Dennler „Natur“ 18/19, p — Grafsmann J. f. O0. 18 p.. 297. — Pax „Lierw. Polens“. = "295. — Reichenow „Bialo- wies“, p. 179. — Rüdiger A. f. N. 16, p. 18. — Zedlitz J. £. O. 17, LP. 105 ;.J:.1. 0.17, II. .:285. Es kommen für den Auerhahn des Pripjet-Gebietes 3 Formen in Frage, denen er angehören könnte: wurogallus typ., major Br. und uralensis Nazarow; für den ersten ist Mittel-Schweden, für den zweiten Mittel-Deutschland, für den dritten das Gouv. Oren- burg (Ural) die terra typ. Natürlich kann es sich auch um Übergänge zwischen diesen Subspezies handeln, welche schon an und für sich nicht so scharf von einander unterschieden sind, dafs bei Vergleich einzelner Exemplare eine Klassifizierung immer möglich ist. Da mir nun aus unserem Gebiet nur ein geringes Material an Q'Q' und gar kein 9 vorliegt, so halte ich es für voreilig, hier irgend eine Meinung zu äufsern. Nur einige allgemeine Bemerkungen seien mir gestattet. Die Mafse können nicht ohne weiteres als Kennzeichen angesehen werden, denn es gibt in Skandinavien wie in Deutschland Riesen und Zwerge unter den Auerhähnen desselben Reviers. Der junge Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 221 Hahn zeigt zunächst kleine Mafse und wächst erst im Laufe mehrerer Jahre zur vollen Gröfse heran. Dabei ist der Flügel schon verhältnismäfsig früh ausgebildet, wesentlich grölsere Dif- ferenzen zeigen der Schwanz und der Rumpf an sich (das Ge- wicht) beim alten gegenüber dem jungen Vogel. Z. B. bei einem sehr starken und einem auffallend geringen &‘ meiner Sammlung, welche ich in demselben Revier Västergötlands er- legt habe, ist die Differenz der Flügellänge nur ca. 20 mm, der Schwanzlänge 55 mm, des Gewichtes gut 100°,. Dafs auch in Deutschland die Mafse und Gewichte sehr schwanken, dürfte aus der Litteratur bekannt sein, hier kommt wohl noch bei einzelnen isolierten Beständen das Moment der Degeneration hinzu, das im Norden fortfällt. Unter Berücksichtigung dieser Momente und bei Vergleich von nur starken Exemplaren und ebenso nur schwachen unter sich scheint mir doch der normale urogallus aus Mittel- und Süd-Schweden im Durchschnitt etwas geringere Malse zu haben als der normale deutsche, also die Abtrennung von „major“ berechtigt zu sein. Starke deutsche S'g' im Ber- liner Museum und in meiner Sammlung (Schlesien) erreichen oder übersteigen sogar ein Flügelmals von 40 cm, ein sehr alter kapitaler Hahn, den ich als stärksten nach Auswahl in Schweden geschossen habe, milst nur 382 mm Fillg. Bei Vergleich von QQD fehlt es mir leider an genügendem Material aus Deutschland. Anscheinend hat Q urogallus auf der Unterseite schmalere dunkle Binden als Q major, und erscheint deshalb heller. Die rost- braune Färbung auf Hals und Kropf ist unabhängig davon und nimmt mit dem Alter an Intensität zu; so besitze ich eine wahr- scheinlich sehr alte Henne aus Västergötland, erlegt von mir am 25. IX. 13, welche keine Jungen führte und eine leuchtend rot- braune Kropffärbung zeigt, lebhafter als bei den mir vorliegenden deutschen QY. Die weilsen Flecke auf Brust und Bauch kommen vielleicht beim oQ' urogallus typ. etwas zahlreicher vor als beim Q' major, doch läfst sich ein klarer Unterschied wohl kaum herausfinden. Hähne aus dem nördlichen Schweden (Lappland, Jämtland) sowie ganz besonders aus Finnland zeigen allerdings auffallend viel Weils auf der Unterseite und haben z. T. auch etwas grölsere Malse, 9 0'O' aus Lappland und Jämtland im Berl. Mus. messen 370—400 mm Fllg., 5 Q'S' aus Finnland (Berl. Mus.) nur 370—375 mm Flig., hingegen ist die weilse Zeichnung bei letzteren besonders ausgedehnt. Diese Vögel scheinen also durch Malse und Färbung von der typischen Form verschieden zu sein. Über das Auerwild der Baltischen Pro- vinzen enthalte ich mich aus Mangel an Material jeden Urteils. Die Frage: „welche Formen kommen in Rufsland vor?“ kann überhaupt nur an der Hand der grofsen Sammlungen in den russischen Museen entschiedeu werden. Aus dem Pripjet-Gebiet konnte ich nur 3 JO! untersuchen, von denen 2 ein grolses Flügelmafs zeigen (410, 413 mm), der dritte war nicht so stark, 222 Ö. Graf Zedlitz: doch kann ich ihn augenblicklich nicht erreichen und die ge- nauen Malfse feststellen. Der Bauch zeigt ziemlich viel weilse Flecke, jedoch nicht so starke Zeichnung wie bei den Finländern. Das eine Ex. aus Bialystok (Wiedemann leg.) befindet sich im Berl. Mus., das zweite im Besitze seines Erlegers Herrn Rittm. Paschke auf Pretschen i./Mark, das dritte z. Zt. in polnischer Gefangenschaft. Auf der Oberseite konnte ich einen Unterschied gegenüber deutschen Hähnen nicht feststellen, doch will dies bei so wenigem Vergleichsmaterial nichts sagen. Nach der Be- schreibung soll „uralensis‘“ auf der Oberseite grauer sein, auf der Unterseite mehr Weifs haben; es kann vorläufig damit ge- rechnet werden, dafs im Pripjet-Gebiet zumindest Übergänge zur östlichen Form „wralensis“ schon vorkommen. Die Verbreitung des Auerwildes in den hier behandelten Landstrichen läfst sich kurz wie folgt charakterisieren: im eigentlichen Sumpfgebiet nicht sehr häufiger Standvogel, der sich an die trockenen Sanddünen und Kiefernbestände hält (vgl. Dennler, Grafsmann, Zedlitz), an den Sumpfrändern und auf den anschliefsenden höheren Lagen vielfach in leidlicher Zahl, stellen- weise sogar häufig vertreten. Kleinere Bestände konnte ich feststellen bei Dolna nördlich Tuchowitschi, fast überall längs der grofsen Moskauer Strafse, bei Sawitsche östlich Slonim und in den Wäldern um Kossowo, hier war das Auerwild direkt häufig zu nennen. In Bialowies ist auch bei der Balz 1917 wohl ein Dutzend Hähne erlegt worden. Eine bekannte Tatsache, auf die ich nicht weiter einzugehen brauche, ist der Reichtum der Baltischeu Provinzen an Auergeflügel. Weniger bekannt dürfte es hingegen sein, dafs im äußersten Südost-Zipfel des Sumpf- gebietes, bei Station Kapcewice der Bahn Pinsk—Gomel, ca. 140 klm. östlich von Pinsk auf der Herrschaft Doroczewice des Herrn v. Kiniewic ein ganz vorzüglicher Bestand vorhanden war, als unsere Truppen bei Besetzung der Ukraine dorthin kamen. Nach einem Bericht, den ich Herrn Rittm. v. Mutius ver- ' danke, betrug der Normal-Jahresabschufs auf der Herrschaft Doroczewice—Brenewo (linkes Pripjet-Ufer) ca. 50 Hähne, gleichzeitig war dort eine ausgezeichnete Birkhahnbalz. Im Winter ist der Auerhahn recht heimlich und hält sich still auf eng umgrenztem Revier, solange er nicht durch Störung vertrieben wird. A. Marx konnte im Winter 1915/16 einen Hahn fast täglich unweit seines Quartiers beobachten. Befund: im Innern des Sumpfes nicht häufiger Standvogel, im weiteren Umkreise zahlreicher vertreten. : 76. Lyrurus teirix tetrix < viridanus Lor. Dennler „Natur“ 18/19, p. 74: Tetrao i. — Gengler O. Jbch. 16, p. 81: Tetrao t. — Gralsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. ©. 18, p. 297: Teirao . — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 179. — Pr Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 228 Rüdiger A. f. N. 16, p. 18: Tetrao i. — Schlüter „Falco“ 16, p. 38. — Zedlitz O. MB. 15, p. 163, O. MB. 16, p. 178; I. £. 0. 17, II, p. 285. Wenn wir entscheiden wollen, welcher Form das Birkwild in der Polesje angehört, müssen wie zunächst festzustellen suchen, was ist denn Zeirix typ.? Nach meiner Meinung haben Lorenz (J. f. O. 91, p. 366—68) bei Neubeschreibung von „viridanus“ und Johansen (O. Jbch. 02, p. 178—183) bei der von „Zschusii“ für die Verbreitung von Zeirix einen wesentlich zu weiten Raum angenommen. Erst Lönnberg in seinem „Beitrag zur Kenntnis der geogr. Variation des Birkwildes“ (O. MB. 04, p. 105—109) bespricht eingehend die Merkmale von Zeirix typ. aus dem mittleren Schweden im Vergleich mit den östlichen Vertretern und gibt dabei wertvolle Malfstabellen. Nach ihm ist charakteristich für Zetrix: wenig Weils an den Armschwingen, dasselbe hört 4,5—5,5 cm vor den Spitzen auf und ist beim zusammen- gelegten Flügel nicht sichtbar, kein weilser Fleck an der Basis des Afterflügels und keine weilsen Wurzeln an den grofsen Handdecken, aufserdem kleinere Mafse. Eine genaue Verbreitungsgrenze gibt auch Lönnberg nicht an, doch bemerkt er, dafs schon Stücke aus dem nördlichen Norwegen nicht mehr typisch zu sein scheinen. Wenn sich das Fehlen der weilsen Flecke auf Afterflügel und Handdecken nur auf QQ beziehen soll, was aus Lönnbergs Ausführungen nicht ganz klar hervor- geht aber mir wahrscheinlich ist, so kann ich dem Autor nur vollkommen beipflichten, möchte aber ergänzend hinzufügen, dafs - auch bei den Q'O' aus dem südlichen und mittleren Schweden die weilse Binde über die Armschwingen schmaler, die weilse Fleckenzeichnung auf dem Flügel viel spärlicher ist, ja bisweilen ganz fehlt. Ganz in Übereinstimmung mit ihm finde ich im nördlichsten Norwegen und Schweden sowie in Finnland schon mehr Weifs auf den Flügeln und gröfsere Malse, weiter ostwärts in Rufsland nimmt dann die weilse Zeichnung noch weiter zu, sodals typische QQ viridanus bei zusammengelegtem Flügel eine deutliche Binde zeigen, daneben ist ihr Kolorit blasser und die Mafse neigen zu noch gröfserem Durchschnitt. Inwieweit es sich um gut trennbare Formen oder nur um Übergänge handelt, wo ungefähr die Grenzen zu ziehen sind, das kann nur mit Hilfe des grofsen Materials in den russischen Museen entschieden werden. Lorenz (J. f. O. 91, p. 366—68 und „Die Birkhühner Rufslands“ [bearbeitet v. A. E, Kohts], Wien 1910/11) hat sich in dieser Beziehung ja schon ein Verdienst erworben, doch ist er leider, wie oben gesagt, von einer zu weiten Verbreitung des typischen Zetrix ausgegangen, bezw. haben ihm wirklich typische tetrix aus Mittel-Schweden vielleicht gar nicht als Vergleichs- material vorgelegen. Was nun das deutsche Birkwild betrifft, so teile ich auch hier Lönnbergs Ansicht, dafs man es nicht zu Zeirix typ. rechnen 224 0. Graf Zedlitz: könne wegen der wohl regelmäfsig auftretenden weifsen Flügel- zeichnung und, wie ich hinzufügen mufs, der im Durchschnitt gröfseren Malse!). Es ist bekannt, dafs auch beim Birkwild nicht unbeträchtliche Gröfsendifferenzen in ein und demselben Bestande vorkommen, junge Q'0' z. B. sind stets schwächer, sehr alte dagegen stärker. Ähnlich wie beim Auerhahn zeigt sich diese Variation aber nur wenig im Flügelmafs, meist fand ich bei eben vermauserten Hähnen im ersten Lebensjahr keine wesentlich kürzeren Flügel als bei alten Herren, hingegen nimmt der Schwanz an Länge und die Sichel jederseits an Breite noch lange zu, ehe im hohen Alter das Höchstmals erreicht ist; ebenso steigt noch das Gesamtgewicht. Man darf also nur starke und schwache Hähne getrennt unter sich vergleichen, wenn man zu vernünftigen Re- sultaten kommen will. Bei den Hennen gibt es eine helle und eine dunkle Varietät, letztere soll nach Lönnberg (l. c.) aus- schliefslich in geschlossenen Nadelholzforsten z. B. in Dalarne vorkommen, jene dagegen im Mischwalde. In Deutschland, d. h. Schlesien und der Mark, fand ich in der Regel nur die helle Varietät, doch erlegte ich einmal in Niederschlesien auch eine abnorm dunkle Henne. Jedenfalls darf man auch hier nur die helle und und die. dunkle Phase unter sich vergleichen, dabei scheinen dann allerdings deutsche QQ ad. mehr zur Rostfarbe, schwedische zur gelbgrauen Tönung zu neigen, doch ist die individuelle Variation noch recht grolfs, juv. sind immer rostbräunlicher. Aus dem Pripjet-Gebiet liegen mir leider keine QQ vor, ein Q' meiner Sammlung, von mir am 11. V. 16 bei Tuchowitschi erlegt, steht erst im zweiten Lebensjahr. Es hat mehr grünlichen als bläulichen Glanz und neigt darin zur Färbung von viridanus, doch kommt bei jüngeren Vögeln ein etwas grünlicher Metallglanz überall gelegentlich vor, kann also nicht als sicheres Kennzeichen an- gesprochen werden, so lange es sich nicht um ganz ausgefärbte Stücke handelt. Die weifsen Flügelbinden sind sehr breit, also. Anklänge an viridanus unverkennbar. Ich bezeichne dieses Exemplar als L. Zeirix tetrix < viridanus Lor., da ich bei so wenig Material es nicht wage, mich auf viridanus ganz festzulegen. Nach dem Gesagten möchte ich folgende Gruppen aufstellen und weiterer Prüfung empfehlen, ohne meinerseits irgendeinen neuen Namen einzuführen: I. Lyrurus teirix ietrix L. Metallglanz beim 9 blau, die weifse Flügelzeichnung nicht sehr ausgedehnt; @ zeigt am zusammengelegten Flügel keine weilse Binde, hat keinen weilsen Fleck an der Wurzel des After- flügels und kein Weifs am Wurzelteil der grofsen Handdecken. 1) Auch Hellmayr (Nomenclator d. Vögel Bayerns, 1916, p. 83 und v.0. @ i. B. XII, 1, p. 93) und Kleinschmidt (Ornis Germanica, 1917, p. 7) stimmen für die Trennung. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 225 Färbung der 92 im geschlossenen Nadelwald Mittel-Schwedens auffallend dunkel, sonst meist relativ hell graubräunlich. Malse klein: 2 Q'Q' Stockholm und Smäland Filg. 252, 250 mm (Berl. Mus.), 5 J'O* Västergötland Fllg. 233, 237, 247, 248, 250 mm (Coll. Zedlitz), ; 2 QQ2 Västergötland Flig. 210, 220 mm (Coll. Zedlitz). Lönnberg gibt an für O'g' 245—257, 99 223—229, doch rechnet er hier auch die grölseren Vögel Nord-Schwedens mit. Verbeitung: Mittel- und Süd-Schweden. IL. Lyrurus tetrix non typ. Mehr weils am Flügel bei beiden Geschlechtern, wenn auch nicht ganz konstant, @ anscheinend stets relativ hell. . Maßse gröflser: 7 919° Schwed. Lappland u. Gellivara Flle. 250—265, einmal nur 245, meist über 260 mm (Berl. Mus.), 4 J'Q' Finnland Flig. 261—266 mm (Berl. Mus.), 3 9'Q' Nord-Norwegen Flig. 267 (Berl. Mus.), 258, 266 mm (Coll. Zedlitz). @ Nord-Norwegen Flig. 220 (Coll. Zedlitz). Also Flig. bei 90‘ Gruppe Iin der Regel bis 250 mm bar SQ. 1,0 DES, 9, „ über 260. „ III. Lyrurus tetrix juniperorum Brehm (1831). | Von Gruppe I unterschieden durch grölsere Malse und mehr Weifs am Flügel, gegenüber Gruppe II müssen die Abweichungen bei den Q'9' noch genauer an grolsem Material festgelegt werden, QQ sind in der Regel bei juniperorum mehr rötlichbraun, im Norden eher graubraun. Malse bei 9'0' des Berl. Mus. und meiner Sammlung: Fllg. meist 252—260 mm, vereinzelt bis 265 (Schlesien). IV. Lyrurus teirix viridanus Lorenz (1891). Metallglanz beim Q’ im Gegensatz zu den vorigen Gruppen ins Grünliche ziehend und zwar nicht nur bei jüngeren sondern auch bei alten Vögeln. Breite weifse Flügelzeichnung, beim 2 ist die weilse Binde auch am angelegten Flügel sichtbar, Färbung des 2 im allgemeinen blasser und grauer als bei Zeirix typ. Malse grofs, nach Lönnberg og! 257—260, 99 222—239 mm, nach Hesse (Mitt. Zool. Mus. Berl. 1913, p. 370/71) Jo‘ 260—272, DR 228—240 mm. Der Unterschied erklärt sich dadurch, dafs es sich bei Hesse um Vögel aus dem Altai handelt, also. aus dem Osten des Verbreitungsgebietes, die Gröfse nimmt also nach Osten stetig zu. Verbreitung: Ein Steppenvogel, der sich an die „schwarze Erde“ hält und den geschlossenen Wald meidet; terra typ. ist Gouv. Saratow, aulserdem festgestellt in Samara, Ufa, Orenburg Journ. f, Orn, LXVILL, Jahrg. April 1920, 15 226 0. Graf Zedlitz: ostwärts bis zum Altai aber nicht Tian-Schan, wie Johansen irrtümlich schreibt (l. c. 02). Wahrscheinlich auch in den süd- russischen Steppen vorkommend. Vögel aus den wenig bewaldeten Mooren im Pripjet-Sumpf stehen dieser Form anscheinend ziemlich nahe. V. Lyrurus tetrix tschusüüt Johansen (1902). Unterscheidet sich von allen anderen durch eine breite weilse Basalbinde über alle Steuerfedern. Mafse anscheinend grofs, Johansen gibt keine Zahlen an, es (l. c. 04) stellt eine Flügellänge von 234 mm bei einem fest. Verbreitung: Die Waldzone im mittleren Sibirien, Gouv. Tomsk, Tobolsk, Jenisseisk, Irkutzk und Transbaikalien (nach Johansen). Autor hält es für möglich, dafs die Form auch den Ural westwärts überschreitet, in Sibirien bewohne im allgemeinen tetric den Norden, ischusiü die Mitte, viridanus den Süden. Unter iefrix ist hier die von der typischen etwas abweichende Form zu verstehen, welche ich in Gruppe II besprochen habe. Die Formen mongolicus Lönnberg (1904), welche im Tian- Schan (vgl. Tschusi Orn. Jbch. 06, p. 234/35 und Schalow J.f. O. 08, p. 97/98) und weiter ostwärts vorkommt, sowie baikalensis Lorenz (1910) haben für uns hier kein unmittelbares Interesse mehr, es sei nur erwähnt, dafs die Steigerung der Mafse nach Osten zu auch bei mongolicus erkennbar ist, Lönnberg nennt als Flügellänge für 91 282, Q9 244—247 mm. Damit sei der Ausflug ins Reich der Systematik beendet, ich will nun noch kurz die Verbreitung besprechen, soweit das westliche Rufsland in Frage kommt. Man kann wohl sagen, dals es dort an geeigneten Ortlichkeiten überall Birkwild gibt, bald ist die Besetzung dichter, bald spärlicher. In Polen fanden wir 1915 bei Wloszczowa ausgezeichnete Balzplätze, welche sich mit den besten schlesischen wohl messen konnten, an dem einen sind an die 40 Hähne zur Strecke gekommen. Im Pripjet-Sumpf ist der Spielhahn Charaktervogel, aber die Balz, welche sich auf den inselartigen Erhöhungen sowie vielfach auf Bäumen abspielt, vereinigt nur selten mehr als 2—4 Hähne auf einer Stelle, alte Herren balzen fast immer allein. Ich kannte einige, welche nur im ersten Morgengrauen ganz kurz auf der Erde balzten und dann schon zu Beginn des Büchsenlichtes regelmälsig auf einem freien Baumwipfel standen, um von dort ihre Arie ertönen zu lassen. Schon in der ersten Hälfte des Mai flaute die Balz merklich ab, einzelne Hähne liefsen sich aber bis Anfang Juni vernehmen. Grafsmann berichtet von einem am 1. Mai gefundenen Nest, die Eier wurden in 28 Tagen von einem Haushuhn erbrütet. In der Forst von Bialowies trat das Birkwild nicht eben zahlreich auf, dagegen lagen hart Östlich bei Pruzana sehr gute Balzplätze. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 227 ‚Der Reichtum der Ostsee-Provinzen an Birkwild ist allgemein bekannt. Auch im äufsersten Südosten des Sumpfgebietes in der Gegend vor Kapcewice, Station der Bahn Pinsk—Gomel, ca. 140 km östlich Pinsk, fand Rittm. v. Mutius noch sehr gute Balz. Dort erlegte Hähne zeigten nach seinen Mitteilungen an mich grün- lichen Metallglanz (also wohl viridanus). Rakelhähe und überhaupt Bastarde von Auer- und Birk- wild kommen naturgemäfs nicht ganz selten vor, Gralsmann be- richtet von 3 zur Balzzeit bei Konschizy erlegten Rakelhähnen, mein Nachbar Major v. Schickfus besitzt einen Rakelhahn, welcher vom Westufer des Dryswiaty-Sees stammt. Befund: Charaktervogel des Sumpfes, auch in den angren- mn len Landstrichen vielfach recht häufig an geeigneten Ortlich- eiten. | 77. Bonasia bonasia grassmanni subsp. noVv. Dennler „Natur“ 18/19, p. 47: Teirao bonasia. — Grals- mann J. f. O. 18, p. 298: Zetrao b. — Reichenow „Biolowies“ 18, p. 179: Bonasia b. — Schlüter Falco 16, p. 27 u. 34. — Schalow O. MB. 17, p. 38. — Zedlitz J. f. ©. 17, U, p. 285: Bonasia b. subsb. Bei sorgfältigem Vergleich der westrussischen Haselhühner mit denjenigen aus benachbarten Gebieten bin ich zu der Über- zeugung gekommen, dafs sie sich als eigene Form abtrennen lassen. Ich benutze gern diese Gelegenheit, um den Namen des gefallenen Lt. Grafsmann, der sich wie kein anderer um die Vogelbeobachtung im Pripjet-Sumpf Verdienste erworben hat, dauernd in der Avifauna dieses Gebietes weiterleben zu lassen. Leider ist es mir nicht möglich, den ganzen Formenkreis in der gründlichen Weise zu bearbeiten, wie ich es wohl möchte, da das erforderliche Material vielfach nicht zu beschaffen ist. Um so mehr bin ich den Herren Dank schuldig, welche mich durch Übersendung von Exemplaren sowie schriftliche Mitteilungen unterstützt haben. Ich konnte schöne Serien aus dem Berliner und Münchener Museum sowie einzelne Stücke aus Privatbesitz untersuchen, Herr Pfarrer Kleinschmidt hatte die grofse Liebens- würdigkeit, mir brieflich eingehend seine für mich sehr mals- gebende Ansicht mitzuteilen, sodafs ich glaube, immerhin ein wenig zur Klärung der ganzen Frage beitragen zu können. Wir haben es m. E. vielfach mit Zwischenrassen zu tun, glaube aber nicht, daß es sich um Mischrassen dabei handelt, denn das Haselhuhn ist mit Ausnahme von NO.-Europa in der Regel nur ganz lokal verbreitet, zwischen den einzelnen Stand- orten liegen weite von ihm nicht bewohnte Regionen, von einer Verbastardierung benachbarter Formen kann also in solchen Fällen wohl nicht gut die Rede sein. Natürlich bleibt es Ansichts- sache, in wieweit man solche Zwischenformen mit eigenen Namen belegt oder sie mit einer Formel als Übergänge zwischen zwei 15* 228 0. Graf Zedlitz: Rassen bezeichnet, ich halte es im allgemeinen für klarer, jeder Gruppe einen eigenen Namen zu gönnen, vorausgesetzt dals sie nach Färbung und Malsen in sich im wesentlichen homogen ist. Die Unterschiede gegenüber den Nachbarformen müssen er- kennbar sein, sie brauchen darum noch nicht immer ganz auffällig in die Augen zu springen. Bei Beurteilung der Färbung sind nur Q'g' bezw. QY2 getrennt unter sich zu ver- gleichen, da letztere stets relativ etwas bräunlichere Oberseite zeigen; ferner ist darauf zu achten, dafs Q'Q' im ersten — viel- leicht auch noch im zweiten — Lebensjahr selbst im frischen Wintergefieder noch nicht das volle Alterskleid tragen, sie ähneln darin mehr den QQ und haben mehr oder weniger bräunliche Federsäume. Ganz wesentlich verschieden sind das (frische) Wintergefieder und das (abgenutzte) Sommerkleid, um die Wende des September zum Oktober pflegt der neue Rock fertig zu sein und erleidet dann bis zum April nur unwesentliche Veränderungen. Bei systematischen Untersuchungen müssen diese allgemeinen Gesichtspunkte stets im Auge behalten werden. Auch beim Birkwild tritt ja an beiden Geschlechtern das volle Alterskleid erst vom 3. Lebensjahre an in die Erscheinung, auch da zeigt sich in den ersten beiden Jahren die Neigung zu bräunlichen Farbentönen. Zur Nomenklatur möchte ich vorweg einige Bemerkungen machen. Der Name „septentrionalis“ Chr. L. Brehm (Handbuch 1831, p. 514) ist vielfach übersehen worden (im Ibis 1884 ist dann „Zetrao bonasia septentrionalis“ Seebohm nec Brehm auf- getaucht), für ihn ist Norwegen die terra typica wie ganz deutlich aus dem Wortlaut hervorgeht: „Wahrscheinlich ist das norwegische Haselhuhn eine dritte Art, es könnte dann Bonasia septentrionalis heifsen.“ Nun wird dieser Name von Schalow!) und Hesse?) als Synonym zu bonasia typ. gezogen mit der Begründung, dals er sich auf das nordische Haselhuhn schlechthin beziehe. Wenn aber das schwedische vom norwegischen verschieden ist, dann heifst ersteres bonasia L., letzteres septentrionalis Brehm nec Seeb.; es bleibt nur noch die Frage offen, ob septentrionalis als nomen nudum anzusehen und deshalb auszuschalten ist. Schalow und Hesse scheinen sie zu verneinen, denn ein nomen nudum würden sie wohl kaum einer ausführlichen Besprechung gewürdigt haben, ohne ihn als solchen zu charakterisieren. Ich bin gleichfalls geneigt, in den Worten Brehms eine Diagnose zu sehen, da es in Norwegen wohl nur eine Haselhuhnform gibt. An derselben Stelle äufsert sich auch Hesse eingehend über die Prioritätsfragen bei den Brehm’schen Namen rupestris und sylvestris. Ich verweise auf diese Stelle und begnüge mich hier 1) Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg p. 252 (1919). 2) „Übersicht einer Vogelsammlung a. d. Altai.“ Mitt, Zool. Mus. Berlin, 6. Bd., 9. Heft, 1913, p. 872. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 229 damit zu wiederholen, dafs rupesiris Seitenpriorität (Handbuch 1831, p. 513 gegen 514) vor sylvestris hat, dafs aber — rein nomenklatorisch betrachtet — beide Namen Geltung behalten können, wenn Bonasia als besondere Gattung angesehen und nicht mit Teirao vereinigt wird. Ich werde nun die einzelnen Formen durchgehen und bitte nochmals, die vielen Fragezeichen mit den abnormen Verkehrsverhältnissen zu entschuldigen. I. ? Bonasia bonasiu septentrionalis Brehm. Leider besitze ich nur Q ad. und dazu gehöriges juv., welche ich am 20. IX. 99 am Tunsjö im östlichen Namdalen (Norwegen) gesammelt habe. Wenn ich vom Jungvogel auch ganz absehe, so ist der alte in seiner Färbung doch so abweichend von den Schweden, dafs ich ihn nicht zu derselben Gruppe stellen kann. Die Oberseite ist dunkler und brauner, auf der Unterseite ist am Hals, Kropf und auf den Weichen die rostbraune Zeichnung viel ausgeprägter. Die Mauser ist übrigens bis auf einige Fleckchen an Kopf und Hals beendet. An der Hand des schönen Materials, welches die grolsen skandinavischen Museen enthalten, mülste es sich feststellen lassen, ob Schweden und Norwegen von ver- schiedenen Rassen bewohnt wird, ich kann es zunächst nur ver- muten. Im übrigen unterscheiden sich die Faunen beider Länder ja nicht unwesentlich, es wäre also gar nicht auffallend, wenn auch die Haselhühner verschieden waren. Flig. beim © ad. beträgt 165 mm, des juv. ist noch nicht ganz ausgewachsen. Verbreitung: Norwegen. II. Bonasia bonasia bonasia L. Beim frischen Gefieder (Oktober—März) ist bei beiden Ge- schlechtern ad. die Oberseite mit Ausnahme der Flügeldecken vorwiegend hell und grau, Mittelrücken und Bürzel rein silbergrau oder mit spärlichen dunklen Schaftflecken. Bräunlich sind nur der Oberkopf und die Oberseite des Halses; der Ober- rücken ist bei 99‘ auf überwiegend grauem, bei QY mehr grau- braunem Grunde dunkel quergebändert und von einer rein- weifsen Binde eingefafst, welche von den Halsseiten über Schultern und Schulterfittiche läuft. Jüngere — wohl 1- bis 2- jährige — Vögel zeigen mehr Braun auf den Federn der Ober- seite. Im Sommerkleid (bis etwa September) ähneln sich Vögel ad. und juv. insofern, als bei allen die Oberseite bräunlicher ist. Die Unterseite im frischen Gefieder ist gleichfalls hell, das Weilsgrau und Weis überwiegen, das Rostbraun auf Vorderhals und Kropf ist im allgemeinen wenig ausgedehnt, bei QQ findet sich etwas mehr braune Zeichnung als bei 0'0* Malse: Flig. SG 160—165, 99 158—163 mm. Untersucht: 13 9, 9 99, davon 17 aus Mittel- und Nord-Schweden, 5 aus Finnland undKaralien, bei 230 d. Graf Zedlitz: A letzteren ist z. T. die dunkle Bänderung der Oberseite etwas stärker. In Süd-Schweden kommen Haselhühuer nicht vor. III. Sehr ähnlich sind 2 Pärchen vom Altai (Berl. Mus,, Wache leg. XII, III, IV, V). Der Charakter der Färbung ist im wesentlichen derselbe, nur die schwarze Schwanzbinde ist etwas breiter (über 20 mm) und das Schwarz am Kopf beim o etwas ausgedehnter, worauf schon Hesse (l. c.) hingewiesen hat. Malse etwas gröfser: Flig. Q'Q' 167, 175; Q9 163, 164 mm. IV. Von Sachalin liegen in Berl. Mus. gleichfalls 2 00‘, 2 99 vor, teils vom September noch im Sommerkleid, teils vom No- vember im Wintergefieder. Letzteres zeigt auf der Oberseite einen ausgesprochen grauen, sehr hellen Gesamtcharakter, die Schwanzbinde ist nicht so breit wie bei Ill, nur 13—17 mm; vgl. hierzu Hesse J. f. O. 15, p. 361. Mafse noch etwas größser: Flig. 9'9 173, 172 (juv.); 99 167, 168 mm. Das Material bei Gruppe III und IV ist nicht genügend, um ein endgültiges Urteil darauf zu Sründen. Hesse glaubt bei III Anklänge an Teirastes orientalis Mad.!) zu finden, was sehr wohl möglich wäre. V. Bonasia bonasia grassmanni subsp. nov. Bei beiden Geschlechtern im frischen Gefieder ist die Oberseite merklich brauner als bei bonasia typ., das Grau tritt nur noch auf dem Bürzel hervor, aber auch hier nicht mehr ganz rein. Natürlich variieren die einzelnen Stücke etwas unter sich, doch ist das graueste alte 9‘ oberseits noch immer bräun- licher als das braunste @ (QQ an sich stets etwas brauner!) der typischen Form. Auf der Unterseite zeigt sich etwas mehr rostbraune Zeichnung auf Vorderhals und Kropf. Der Färbungs- unterschied gegenüber ostdeutschen rupestris ist sehr gering, bei letzteren tritt das reine Grau oberseits noch mehr zurück als bei jenen. Hingegen liegt hier zwischen grassmanni und rupestris die Grenze der starken bezw. schwachen Laufbe- fiederung, auf welche schon Tschusi?2) und Tischler®) sehr mit Recht hingewiesen haben: bei Gruppe II—V einschl. (von I habe ich zu wenig Material) ist die Laufbefiederung dicht undlang, sie reicht im frischen Gefieder bis anf die Zehen hinab, der Lauf ist scheinbar ganz von Federn bedeckt, obgleich er in Wirklichkeit im unteren Teil nicht rings herum bewachsen ist. Die ostpreufsischen Haselhühner rechnet Tischler (l. c.) zu 1) Ann. Mus. Nat. Hung. VII, 1909, p. 178, bewohnt Transbaikalien und Nordmongolei. 2) Orn. Jbch. 1890, p. 161/162. 8) „Vögel d. Prov. Ostpreulsen,“ p. 149. Avifauna des west. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 231 bonasia typ. und ausdrücklich nicht zu rupesiris, indem er gleichzeitig die starke Laufbefiederung hervorhebt. Nach einem im Berl. Mus. aufgestellten @ möchte ich sie zu grassmanni ziehen, wohin die geographische Lage sie ja auch in erster Linie verweisen würde. Die dichte und lange Laufbefiederung tritt allerdings bei diesem Stück gerade nicht in die Erscheinung, der Grund liegt teils in der Präparation der offenbar zerschossen gewesenen Extremitäten, teils in der Abnützung. Die Oberseite des ersichtlich schon lange aufgestellten Vogels dürfte durch das Alter etwas bräunlicher geworden sein. Malse: Fllg. JS 163—165, 99 158—168 mm, also nicht verschieden von bonasia typ. Untersucht: 2 SS, 2 99 Livland u. Kurland IX—XI, Q Ostpreufsen (Sommer- bezw. Herbstkleid), 2 0'9', 1 @ (Coll. Z.) Slonim XI, XII, 11. Typus: SQ Slonim 15. XII. u. 25. II. 16, No. 7146, 7020 Coll. Zedlitz. VI. Bonasia bonasia rupestris Brehm. Nach der Urbeschreibung von 1831 muls das Elbgebirge bei Königstein als die terra typ. gelten, später (Vogelfang 1855) wird als Verbreitung allgemein „Deutschland“ angegeben. Da in der Beschreibung die grauere Rückenfärbung betont wird und diese nur in Ost-Deutschland als Hauptmerkmal gegenüber dem Westen vorkommt, so beziehe ich diesen Namen auf das ost- deutsche Haselhuhn. Schalow!) bespricht zwar ein Q aus der Mark, das er von schwedischen Stücken nicht unterscheiden möchte, doch kann ich ihm darin nicht völlig beipflichten. Dieses Exemplar ist nachweisbar seit über 70 Jahren im Berl. Mus. aufgestellt, es trägt weder genaue Angabe des Fundorts noch Datum, ist also schon aus diesen Grunden als Beweisstück in systematischen Fragen doch nur von bedingtem Wert. Die Rückenfärbung ist recht bräunlich, ich finde in dem Ton doch eine merkliche Abweichung gegenüber typischen bonasia und selbst grassmanni:, allein auf das Alter dürfte diese starke Beimischung von Braun wohl nicht zurückzuführen sein. Die Laufbefiederung erscheint beim ersten Anblick allerdings auffallend lang, doch erreicht sie m. E. in der Dichtigkeit noch nicht ganz den Grad des nordischen Bonasia. Aufserdem sind aufge- stelte Stücke in puncto Laufbefiederung nicht so beweiskräftig wie gute Bälge, weil bei der Durchführung des Drahtes durch den Lauf dessen Haut bald unnatürlich auseinandergezerrt, bald zu stark zusammengezogen wird, sodals die daran haftenden Federchen nicht mehr sich ebenso präsentieren wie am lebenden Vogel. Ich möchte also, ohne unserem verehrten Altmeister irgend zunahetreten zu wollen, doch dem frischen Balgmaterial 1) „Beiträge z. Vogelfauna d. Mark Brandenburg“, p. 251/252, 232 0, Graf Zedlitz: mehr Beweiskraft zuschreiben als dem vereinzelten alten aufge- stellten Vogel etwas unsicherer Provenienz. Für die Abtrennung der deutschen Haselhühner von der typischen Form hat sich in neuerer Zeit schon v. Tschusi (Orn. Jbch. 1890, p. 161/162) energisch eingesetzt, zuletzt vertritt noch Kleinschmidt denselben Standpunkt in der Ornis Germanica 1919, p. 7. Auch noch kürzlich schrieb mir der vorzügliche Systematiker zu dieser Frage: „In Deutschland gibt es mindesten 3 Formen“, hier sind nämlich die Ostpreufsen ebenfalls als getrennte Form mitgerechnet. Ich mufs hier die gleiche Ansicht aussprechen, will damit aber nicht behaupten, dafs die Angelegenheit damit erledigt sei und z. B. alle ostdeutschen Haselhühner derselben Form angehörten. Bei den meist schwachen und sehr zerstreuten Beständen war es mir gauz unmöglich, von allen Punkten Material zu beschaffen, In Hinterpommern, der terra typ. für „minor Br.“ ist die Art meines Wissens ausgestorben, ebenso in Posen und Niederschlesien. In Oberschlesien haben wir noch leidliche Bestände. In Sachsen haben sich nach Heyder (J. f. O. 16, p. 302) nur in 6 Staats- oberförstereien des Gebirges spärliche Reste erhalten, in seiner engeren terra typ., der Sächsischen Schweiz, ist B. b. rupestris fast ausgestorben. Meine Beurteilung von dieser Form gründet sich deshalb im wesentlichen auf schlesische Stücke. In der Färbnng stehen sie, wie schon bei gralsmanni erwähnt wurde, dieser Subspecies am nächsten und sind im Wintergefieder nur um ein Geringes bräunlicher; hingegen ist die Befiederung der Tarsen merklich schwächer, bei normaler Präparation reicht sie nicht ganz bis auf die Zehen herab, insbesondere ist sie auch dünner, vielfach scheint die Laufschiene durch. Ungarische Stücke aus dem Banat vermag ich von den schlesischen nicht zu unterscheiden, solche aus den Böhmerwald und Bayrischen Wald sind ein wenig bränlicher auf der Oberseite, immerhin stehen sie rupestris näher als westdeutschen sylvesiris. Dafs bei gröfserem. Material sich noch eine abtrennbare Form feststellen lassen könnte, soll keinesweg in Abrede gestellt werden. Mafse: Fllg. S'S' X, XI (Schlesien) 170, 172, 174 mm, o'S" XI, XII (Banat) 174, 175 mm, OS" IV, XII (Bayrische Wald, Böhmerwald) 174, 173 mm, also allgemein 170—175 mm, das g' mit 170 mm ist ein jüngerer noch nicht einjähriger Vogel. Die Stücke aus Ungarn, dem Bayrischen und Böhmerwald ge- hören dem Münchener Mus., von den schlesischen ist 9, Turawa Kr. Oppeln, XI. 1911 Maj. v. Veltheim leg., in meiner Sammlung, die beiden anderen sind mir für diese Arbeit freundlichst ge- liehen worden: og" semiad. Schirokau, Kr. Lublinitz, 17. X. 03 Oberst v. Müller leg., Q' ad. Summin O.Schl. 10. XI. 97. Oberförster Freitag leg. Allen Herren, welche mir ihr wertvolles Material zur Ver- fügung gestellt haben, sei auch an dieser Stelle mein verbind- lichster Dank ausgesprochen. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 288 vun. Bonasia bonasia sylvestris Brehm. ' Es kommt für westdeutsche Haselhühner als ältester Name syWesiris Brehm (Handbuch 1831, p. 514) in Frage, neuerdings hat Kleinschmidt noch die Form rhenanus neu beschrieben. Für erstere ist Westfalen), für letztere Rheinland die terra typ. Bei dem mir zu Gebote stehenden Material vermag ich die Unter- scheidbarkeit beider Formen nicht festzustellen und fasse sie vorläufig zusammen, es soll aber damit keineswegs das letzte Wort gesprochen sein. Die Färbung der Oberseite gegenüber rupestris ist wesentlich bräunlicher und zwar ist der Ton rotbraun, nicht dunkelbraun. Auch auf der Unterseite scheint die bunte Zeichnung etwas ausgedehnter, ich möchte aber auf die Farbe der Unterseite kein zu grofses Gewicht legen. Die Lauf- befiederung ist sehr kurz und dünn bei Stücken aus dem Rhein- land, hingegen ziemlich lang, jedoch nicht dicht, bei einem {‘ aus dem Harz. Dieses scheint mir übrigens aberrant gefärbt zu sein, die sonst ausgeprägte dunkle Bänderung auf Oberhals und Rücken ist nur angedeutet, ebenso ist die dunkle Zeichnung auf der Unterseite sehr schwach, dafür läuft über den ganzen Kropf ein breites rostgelbes Schild, auch sind die Flanken stark rost- gelb gefärbt. Das 2 ist noch viel lebhafter rotbraun oberseits als das Q‘ und zeigt graue Farbe überhaupt nur noch auf den seitlichen Steuerfedern. Die weifsen Binden, welche bei bonasia typ. den Rücken einfassen, sind schon bei Gruppe VI wenig aus- geprägt, hier verschwinden sie nun fast ganz im gelblichen Allgemeinkolorit. Malse: Flig. 9° (Harz) 172 mm; 99 XI (Westerwald) 175, 174 mm, © VIII (Hall b. Innsbruck) 171 mm. Bei letzterem Stück ist die Mauser noch nicht beendet, es trägt z. T. noch Sommerkleid, ist auf der Oberseite sehr rotbraun und scheint den westdeutschen Vögeln am nächsten zu stehen, es ist auch als „‚syWvestris“ etikettiert. Ich lasse es vorläufig bei dieser Gruppe, ohne späteren Untersuchungen vorgreifen zu wollen. Ein 9‘ aus dem Tessin (obere Val Solda) im frischen Winterkleid (XI) ist wieder etwas grauer, doch kann man eben die Geschlechter nur immer unter sich vergleichen. Ich erwähne das Stück hier nur, enthalte mich aber eines Urteils, das Flügelmafs mit 177 mm ist sehr grofs. Untersucht: 9° Harz (B. M.), anscheinend aberrant; SQ Westerwald (Münch. Mus.) würden eventuell rkenanus sein; @ Tirol (Münch. Mus.), mausert; co“ Tessin (B. M.), wahrscheinlich nicht mehr hierher gehörig. VII. Ein Pärchen aus Bulgarien (I u. XI) im Berl. Mus. ist im Ton der Oberseite den ungarischen Haselhühnern am 3) Brehm p. 514 gibt an; „Westphalen, die Lausitz und wahr- scheinlich auch der Thüringer Wald“. 284 | | Od. Graf Zedlitz; ähnlichsten, immerhin ist der Gesamt-Eindruck etwas’ brauner und düsterer, die dunkle Querbänderung kräftiger, die Mafse sind etwas grölser. Fl. 177, 176 mm. Diese Gruppe, welche den Balkan bewohnt, bedarf näherer Untersuchung. Wir hätten also mit folgenden Gruppen zu rechnen unbe- schadet der Möglichkeit, dafs bei weiterem Studium noch andre hinzukommen können: I.? Bonasia bonasia septentrionalis Br., terra typ. Norwegen. Färbung brauner als bei bonasia typ., Mafse anscheinend ziemlich grofs, @ Fl. 165 mm, nähere Untersuchungen sind dringend erforderlich. II. B. b. bonasia L., terraftyp. mittleres Schweden. Färbung oberseits ganz vorwiegend grau, Bürzel rein silber- grau, nur QQ und juv. zeigen schwache bräunliche Mischung. Malse klein: Fl. 910 160—165, QQ2 158—163 mm. III. Vögel vom Altei zeigen auffallend breite Schwanzbinde und etwas grölsere Mafse: Fl. 9'0' 167—175, QQ 163—164 mm. IV. Vögel von Sachalin sind oberseits im frischen Kleide extrem hellgrau. Mafse vielleicht noch etwas gröfser: Fl. '9' 172 (juv.), 173, QQ2 167, 168 mm. Gruppe III und IV erfordern weiteres Studieren. V. B. b. grassmanni subsp. nov., terra typ. Schara-Gebiet. Färbung aus braun und grau gemischt, stets relativ bräun- licher als bei bonasia typ. Mafse nicht verschieden: Fl. 9'0‘ 163—165, QQ 158—168 mm. Bei allen bisher erwähnten Gruppen ist die Befiederung der Tarsen lang und dicht, sie reicht bis auf die Zehen herab: im frischen Gefieder. VI. B. b. rupestris Br., terra typ. Königstein, Sachsen. Färbung nur wenig bräunlicher als bei grassmanni, hingegen lange nicht so rotbraun wie bei sylvestris. Malse grols: Fl. Q'0' ad. 172—175 mm. VII. B. b. syWvestris Br., terra typ. Westfalen. (Vorläufig ist B. b. rhenanus Klschdt. mit hinzugezogen worden.) Färbung viel lebhafter und heller rotbraun als bei allen anderen, Malse wie bei VI: Fl. &g' 172—175, @ 171—174 mm. VIII. Balkanvögel aus Bulgarien sind ähnlich den Ungarn (Gr. VI), nur anscheinend etwas dunkler und gröfser: Fl. 177, 176 mm. Avifauna des westl, Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 285 Nähere Untersuchungen erforderlich. Bei GruppeVI— VIII ist die Laufbefiederung weniger lang und dicht als bei II—V, innerhalb der einzelnen Formen wechselt sie noch etwas, am schwächsten ist sie im Westen und Südwesten. Hiermit wäre das erschöpft, was ich augenblicklich zur Systematik zu sagen habe. Gewisse Parallellen mit den andren Tetraonen sind wohl zu ziehen, z.B. ist bei Auer- wie Birk- wie Haselhuhn stets die typische Form in Mittelschweden kleiner als die deutsche. Beim Auer- und Birkwild, das über ganz Schweden — mit Ausnahme weniger Landstriche — verbreitet ist, finden wir allerdings im äufsersten Norden eine konstante Zunahme der Malse, beim Haselhuhn, dessen Verbreitung auf Mittel-Schweden und die anstolsenden Teile Nord-Schwedens beschränkt ist, scheint nur eine Rasse in diesem Lande vorzukommen, dagegen dürften die norwegischen Vögel hier wie beim Birkwild mit den schwedischen nicht ganz übereinstimmen. Im westlichen Rufsland finden wir beim Birk- wie Haselhuhn eine Zwischenform zwischen der typischen und der deutschen bezw. der südrussischen. Beim Auerwild vermute ich änhliches. Das Haselhuhn ist ein charakteristischer Bewohner des ganzen Sumpfwaldes, es wird jedoch bei seiner versteckten Lebensweise von den meisten Menschen, soweit sie nicht gute Jäger oder Beobachter sind, gar zu leicht übersehen. Grafsmann fand es in seinem Bezirk als „gewöhnlichen Brutvogel“, ich mufls es für die Gegend von Slonim unzweifelhaft als den häufigsten Tetraonen bezeichnen. Im Walde von Bialowies habe ich selbst Haselwild angetroffen, es sind auch mehrere Stücke erlegt worden. Schalow berichtet von einem an Narosz-See er- beuteten Exemplar. Schlüter beobachtete bei Smorgon im Früh- jahr und Sommer sowohl einzelne Haselhühner wie eine Gesell- schaft von 5 Stück. Im April schien die beste Balzzeit zu sein, am 4. VI. 16 wurden die ersten Jungen bei Slonim gesehen, sie hatten knapp die Gröfse von Wachteln. Uber die Jagd macht Grafsmann interessante Mitteilungen, ebenso über die verschiedenen Stimmlaute, Näheres darüber ist in seiner und meiner Arbeit in J. f. O. nachzusehen. Befund: häufiger Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet und darüber hinaus nach Norden. (Fortsetzung folgt.) 256 r Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die Dezembersitzung 1919. Verhandelt Berlin, Montag, den 1. Dezember 1919 abends 7 Uhr im Konferenzzimmer der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42. Anwesend die Herren Strahl, Schulz, Helfer, Reichenow, Baron Loudon, Neumann, Hesse, Haase, v. Stralendorff, Schalow und Heinroth. Als-Gäste Herr Baron Herbert Loudon, Frau Heinroth, Frl. Rempen und Frl. Beele. | VORMELONESE Herr Schalow, Schriftführer Herr Hein- roth. Herr Schalow erfüllt die traurige Pflicht, den Anwesenden von dem Tode unseres zweiten Vorsitzenden Kenntnis zu geben. Vierundzwanzig Stunden, nachdem er seiner ältesten Tochter die Hochzeitsfeier ausgerichtet hatte, starb, plötzlich und unerwartet, Paul Kollibay am 5. November im 57. Jahre seines Lebens. In Neustadt in Oberschlesien wurde Kollibay im Jahre 1862 geboren. Durch Friedrich Kutter, der vom Jahre 1869 bis 1883 in der vorgenannten Stadt als Oberstabsarzt in dem dort garni- sonierenden Husarenregiment lebte, wurde der junge Gymnasiast der -Ornithologie in die Arme geführt. Nach Absolvierung der Schule und nach Vollendung seiner juristischen Studien liefs sich Kollibay als Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt nieder, wo er sich bald eine ausgedehnte Klientel zu schaffen verstand. Das Vertrauen seiner Mitbürger berief ihn in die Stadtverwaltung, in der er später als Stadtverordnetenvorsteher eine umfassende . Tätigkeit entwickelte. Seine oft so kärglichen Mufsestunden blieben der Ornithologie gewidmet. Unter den schlesischen Ornithologen hatte sich Kollibay bald den ihm gebührenden Platz gesichert. Mit Recht galt er als der beste Kenner der Vogelfauna seiner Heimatprovinz. Seine erste Arbeit über schlesische Vögel veröffentlichte er im Jahre 1892 in unserem Journal. Viele andere folgten derselben. Die Ergebnisse seiner Forschungen falste er dann in dem Werke: Die Vögel der Preufsischen Provinz Schlesien (Breslau 1906) zusammen. Allseitig fand dasselbe die ungeteilteste Anerkennung. Unterstützt und gefördert wurde Kollibay in seinen heimischen Arbeiten durch den von ihm im Jahre 1904 ins Leben gerufenen Verein schlesischer Ornithologen, dessen fünf Jahresberichtte von ihm herausgegeben wurden (Neifse 1908—1913). Sie enthalten weitere Beiträge aus seiner “ Feder. Wiederholte Reisen nach dem dalmatinischen Küsten- gelände, verbunden mit längerem Sammel-Aufenthalt in Castel- nuovo in der Bocche di Cattaro, vermittelten ihm die Bekannt- schaft mit der Vogelwelt jener adriatischen Gebiete, deren Fauna von ihm in mehreren umfangreichen Arbeiten behandelt wurde, Bericht über die Dezembersitzung. 287 Seine aus kleinen heimatlichen Anfängen entstandene, später von ihm mit aufserordentlicher Liebe geförderte und vermehrte Vogel- sammlung führte ihn bald aus dem Rahmen deutscher und eu- ropäischer Gebiete hinaus auf die Beschäftigung mit den Avi- faunen fremder Zonen. So danken wir ihm mehrere Uhnter- suchungen über die Vögel Turkestans. Im Jahre 1888 wurde Kollibay Mitglied unserer Gesellschaft. Im Jahre 1909 gab man ihm das Amt des zweiten Vorsitzenden. Selten fehlte er in einer Jahresversammlung, mochte dieselbe auch noch so fern von seinem Wohnort abgehalten werden. Immer war es seinen Freunden ein aufrichtiges Vergnügen, mit ihm eine Strecke des Weges zusammen zu gehen. Hoffentlich wird seine schöne Sammlung unserem engeren Vaterlande erhalten bleiben. Ein Nachruf in unserem Journal, aus der Feder einer seiner vielen schlesischen Freunde, wird die Erinnerung an Paul Kollibay in unserer Gesellschaft wach erhalten. Die Anwesenden ehren das Andenken des Dahingeschiedenen durch Erheben von den Sitzen. Herr Haase gibt hierauf den Kassenbericht, wofür ihm der Vorsitzende im Namen der Gesellschaft dankt. Zu Kassen- prüfern werden die Herren v. Stralendorff und Hesse bestimmt. Die Herren Reichenow, Schalow und Neu- mann legen die eingegangenen Bücher und Zeitschriften vor. Herr Hesse hält hierauf einen Vortrag über die „Ver- breitung des Nachtigallenrohrsängers“. Er geht auf die syste- matische Stellung der Schwirle, auf ihre Artunterscheidung und Lebensweise ein und schildert insbesondere, an welchen Stellen- Deutschlands Locustella lusciniodes gefunden worden ist. (Rhein- gegend, Ostpreufsen und Kremmener Luch). Ferner beschreibt er die Lebensweise und den Gesang dieser Art und der verwandten Formen. — Ausführlich ist der Vortrag in den Mitteil. a. d. Osterlande, Festschr. z. 100jähr. Bestehen d. Naturforsch. Ge- sellsch. zu Altenburg, 1919, erschienen. Herr Heinroth erwähnt hierzu, dafs er nebst seiner Frau seit Jahren vergeblich trotz grofser Ausdauer nach dem Nest des Nachtigallenschwirls im Kremmener Luch gesucht hat. Ende Juli wurden stets frisch oder seit etwa einer Woche ausgeflogene Junge und Mitte Juli einmal ein Nest mit Eierschalensplittern gefunden, nie aber ein solches mit Eiern oder Jungen entdeckt. Bei genauester Beobachtung der ja während ihres Schwirrens leicht aufzufindenden Männchen stellte sich heraus, dafs sie in der Zeit, wo die Nester besetzt sind, offenbar sich an der Brutpflege nicht beteiligen. Es ist also unmöglich, das Nest mit Jungen dadurch zu finden, dafs man ein Männchen beim Füttern beob- achtet. Der Vater singt vielmehr mit ununterbrochenem Eifer bis zum Ausfliegen seiner Spröfslinge und sorgt dann erst mit für ihre Ernährung. Da das Betreten des eigentlichen Nestgebietes in den meisten Fällen mit Lebensgefahr verbunden ist, so kann 2838 Bericht über die Dezembersitzung. von einem eigentlichen Suchen nach den Nestern natürlich nicht die Rede sein. Im allgemeinen stehen diese anscheinend meist im Typhagebiet. — Dals die Vögel indessen auch schon früher zur Brut schreiten können, zeigt die Beobachtung Hesses, der 1914 bereits am 7. Juni die Alten Futter tragend sah. Herr Neumann hat den Balg einer männlichen Zwerg- trappe mitgebracht und zeigt daran die eigentümliche, verkürzte 4. Handschwinge, die offenbar eine Schallschwinge darstellt. Eine solche Bildung findet sich nach seiner Aussage bei anderen Trappen nicht. Ferner bespricht er die Erfolge seiner Typen- untersuchung der Berliner Vogelsammlung und bemerkt besonders, dafs der älteste in der Sammlung befindliche Typ Illigers Zreunetes peirificata sei. Herr Reichenow legt den Balg einer bei Oppeln er- legten Stockente, anscheinend Erpel im Jugendkleide, vor, der auf seiner gewöhnlichen Färbung am ganzen Körper rot über- färbt ist, ein Gegenstück zu dem Flügel, den Herr Schalow in der Oktobersitzung zeigte. Er hält diese Erscheinung für einen Erythrismus und nicht für künstlich von aufsen her entstanden. Herr Reichenow spricht ferner über die Gattung Cin- clodes, die über den Norden, Westen und Süden Südamerikas ‚verbreitet, auffallender Weise aber im ganzen grolsen Gebiet Brasiliens noch nicht nachgewiesen ist. — „Man kann die Arten in zwei Gruppen, langschnäbelige und kurzschnäbelige, trennen. Bei jenen ist der Schnabel 20 mm oder darüber, bei diesen unter 20 mm lang. Zur langschnäbligen Gruppe gehört CO. palliätus Tsch. von Peru, der durch seine auffallende Grölse von allen übrigen Arten unterschieden ist. Durch weifsen Flügelspiegel ist O. bifasciatus Sel. ausge- zeichnet, von Peru durch Bolivien und das nördliche und mittlere Chile verbreitet, im Berliner Museum von Calama in Chile und von Mendoza in Argentinien, am Ostabhange der Kordilleren, vertreten. — Mit dieser Art fällt anscheinend CO. atacamensis (Archiv Naturg., 23. J., 1857, 263) zusammen. Vögel von Men- doza gleichen sehr gut der von Philippi in An. Mus. Nac. Chile Zool. 1902 T. 13 Fig. 1 gegebenen Abbildung, während dagegen die Beschreibung „Körperseiten hell graubraun“ dazu nicht recht stimmt. Die Körperseiten sind vielmehr als rostbräunlich zu bezeichnen. Das Vorkommen „Atacama“ läfst aber kaum eine abweichende Form erwarten. Eine recht verschiedene Art liegt hingegen im Berliner Museum von Cordoba in Argentinien vor, die folgendermalsen zu kennzeichnen ist: Cinclodes schocolatinus Rchw. n. Sp. Dem C. bifasciatus im allgemeinen gleichend, mit weilsem Flügelspiegel, aber oberseits viel dunkler, schokoladenrotbraun, Bericht über die Dezembersitzung. 239 Brust und Bauchmitte viel dunkler bräunlichgrau, wovon die weilse Kehle sehr scharf sich abhebt. Körperseiten und Unter- schwanzdecken ebenfalls viel dunkler, mehr erdbraun, die weilsen Endflecken an den äufseren Schwanzfedern beschränkter. Fl. 105, ‚Schw. 85 mm. Die anderen langschnäbligen Arten haben rostfarbenen Flügelspiegel. Es sind: C. nigrofumosus d’Orb. Lafr. Bolivien und Chile bis südlich Valparaiso. x ©. taczanowskii Berlp. Stolzm. von Peru. C. patagonicus Gm. von Patagonien. — Im Berliner Museum befindet sich ein auf CO. patagonicus zu beziehendes auf der Ex- pedition der Korvette „Gazelle“ gesammeltes Stück mit der An- gabe „Devastation Island in der Magellanstrafse“. Dieser Name ist auf der Karte nicht zu finden. Vermutlich liegt ein Schreib- fehler für Desolacion-Island vor. ©. chilensis Less. (Less. et Garnot Voy. Coquille Zool. 2. 1828, 671). Von Süd-Chile. Diese Art wird meistens mit ©. patagonicus vereinigt, scheint jedoch durch etwas helleren Gefiederton der Oberseite und dünneren Schnabel abzuweichen. Als Synonym ist Opetiorynchos rupestris Kittl. (M&m. pres. & l’Ac. St. Petersb. par divers savans 1. 1831, 188 T. 8) zu betrachten und ©. molitor Scott. — Ein Vogel von der Insel Chiloe im Berliner Museum gleicht in der Färbung Festlandsvögeln, hat aber kürzeren Schnabel von nur 20,5 mm Länge gegenüber 24 mm bei typischen Stücken von ©. chilensıs. W. E.D. Scott hat eine Art ©. oustaleti vom südlichen Chile beschrieben (Ibis 1900, 538), die kleiner sein soll, mit kürzerem Schnabel (Fl. 92 mm gegenüber 105 bei patagonicus, Schn. 21 gegen 25 mm). Diese Art ist im Berliner Museum nicht vertreten. | Von den kurzschnäbligen zierlicheren Arten ist die am ältesten bekannte und verbreitetste ©. fuscus Vieill., die Para- guay, Uruguay und das östliche Argentinien bewohnt. Ob die Fundorte, die in der Literatur für Bolivien angegeben sind (La Paz, Potosi, Chuquisaca u. a.), nicht vielmehr auf O. rivularis zu beziehen sind, bleibt festzustellen. C. rivularis Cab. von Peru und Bolivien. Rücken etwas rotbräunlicher als bei CO. fuscus, der grauere Oberkopf deutlich von der Rückenfärbung sich abhebend, Unterflügeldecken weils, nicht blafsbräunlich wie bei CO. fuscus, Flügelspiegel fast weils, wenig rostfarben verwaschen, nicht blafsrostfarben wie bei fuscus, Unterseite heller. Fl. 95 mm wie bei fuscus. C. albidiventris Scl. von Ekuador unterscheidet sich von C. fuscus durch hellere und ins Rotbräunliche ziehende Ober- seite, die noch etwas rotbräunlicher als bei ©. rivularis ist. Der dunklere Oberkopf ist deutlich abgesetzt. Von beiden Arten, fuscus und rivularis, weicht albidiventris ferner durch lebhafter 240 Bericht über die Dezembersitzung. rostfarbenen Flügelspiegel und ebensolche Spitzen der äufseren Schwanzfedern ab. Die Unterflügeldecken sind lebhaft isabell- rötlich. Fl. 100 mm. Vom nördlichen Kolumbien (Sierra Nevada de Sta. Marta) ist O. oreobates Scott beschrieben (Ibis 1900, 538), der dem ©. albidiventris nach der Beschreibung sehr nahe steht, dem Berliner Museum aber fehlt. C. heterurus Mad. von Venezuela unterscheidet sich von allen übrigen Arten durch die in ganzer Länge, nicht nur am Ende rostfarbenen äufseren Schwanzfedern. Als ©. albiventris haben Philippi und Landbeck (An. Univ. Chile T. 18 1861, 734) eine Art von Arica im nördlichsten Chile beschrieben. Ein im Berliner Museum befindlicher Balg der Behnschen Sammlung von Potosi in Bolivien stimmt durchaus mit der von Philippi gegebenen Abbildung (Ann. Mus. Nac. Chile Zool. 1902 T. 14 Fig. 2) überein. Von ©. fuscus unterscheidet er sich durch reinweilse, nicht blafsbräunliche, Unterflügeldecken, mehr rotbraunen, bei jenem dunkleren, mehr erdbraunen Rücken und mehr Weifs auf der Unterseite, nur Körperseiten und Unter- schwanzdecken sind blafsbraun verwaschen. Von ©. rivularis, den man bei Potosi vermuten sollte, weicht er durch helleres Rotbraun des Rückens und weilsere Unterseite ab. Am nächsten steht er dem ©, albidiventris Scl., ist aber oberseits viel heller und unterseits weifser. Die Verbreitung dieser somit bisher nur von Arica und Potosi bekannten Form bleibt danach noch zweifelhaft. Bei C. minor Cab. von Chile zieht der Rücken mehr ins Rotbräunliche als bei ©. fuscus, wodurch der grauere Oberkopf sich deutlich abhebt. In dieser Färbung der Oberseite stimmt die Art ziemlich mit C. rivularis überein, aber der Flügelspiegel ist lebhafter rostfarben als bei C. fuscus, das Ende der äufser- sten Schwanzfeder ist düster braun und dieser hellere Endteil auch weniger ausgedehnt. Körperseiten und Unterschwanzdecken sind dunkler, erdbräunlich, ins Rostbräunliche ziehend. Fl. 90 mm. Cinclodes schistaceus Rchw. n. sp. Von Desolacion Island (?) in der Magellanstr. (auf der Eti- kette „Devastation Island“ s. oben). Von C. fuscus durch schwärzlich schiefergraue Oberseite und kaum blassere, ebenfalls schiefergraue Körperseiten und Unterschwanzdecken und durch reinweilse Unterflügeldecken unterschieden. Flügelspiegel und Enden der Schwanzfedern etwas düsterer als bei fuscus. Fl. nur 90, Schn. 16 mm. Cinclodes gilvus Rchw. n. sp. Von Punta Arenas in Patagonien und Feuerland (Sammlung Plate). Die blasseste unter den genannten Arten. Oberseite graubraun, ebenso der Schwanz, Brust, Körperseiten und Unter- Bericht über die Dezembersitzung. 241 schwanzdecken fahl graubraun, Bauchmitte bräunlichweifs, Unter- flügeldecken blafsbräunlich, die obersten weils, schwach isabell- rötlich verwaschen, Flügelspiegel blafsrostfarben, Ende der äufseren Schwanzfedern noch blasser rostfarben. Fl. 100, Schn. 16 mm. C. antarcticus Garn. von den Falklandinseln mit eintönig dunkelbrauner Färbung auf Ober- und Unterseite.“ Die Mitteilung im Protokoll über die Novembersitzung (J. f. ©. 1920, 94): „Hesse wies dies für Lucilia caesar gleich- falls nach“, nämlich „Aussaugen“ von Nestlingen durch Fliegen- larven, ist dahin zu berichtigen, dafs der Genannte nur die Ei- ablage dieser Fliegenart an einem aus dem Nest gefallenen Jungen von Zurdus viscivorus beobachtete (vgl. J. f. O. 1909, len O. Heinroth. Kundgebung spanischer Gelehrten. Der „Zoologische Anzeiger“ vom 17. Februar 1920 ver- öffentlicht eine von 110 spanischen Gelehrten namentlich unter- zeichnete Kundgebung, der folgende Veranlassung zugrunde liegt: Beim Abschlufs des Waffenstillstands zwischen Deutschland und den Entente-Mächten hatten einige spanische franzosenfreundliche Naturwissenschaftler die französische Akademie zum „Triumpf der Zivilisation“ beglückwünscht. Diese Äulserung hat in Spanien scharfe Mifsbilligung gefunden, und ihr steht nunmehr die nach- folgende, von 110 spanischen Gelehrten unterzeichnete Kund- gebung gegenüber: „Die unterzeichneten Männer der Wissenschaft halten es für ihre Pflicht, vor aller Welt zu erklären, dafs sie als Er- fordernis der Zivilisation folgendes betrachten: 1. Die sofortige Wiederherstellung der internationalen wissenschaftlichen Beziehungen zwischen allen Ländern ohne Ausnahme und deshalb auch des Aus- tausches von Zeitschriften und wissenschaftlichem Material. 2. Dals kein Volk und am wenigsten solche, die wie das deutsche und andere Mitteleuropas so glänzend zum wissenschaftlichen Fortschritte beigetragen haben, in eine Lage gerate, die ihnen die weitere Entwicklung der Wissen- schaften und ihren berechtigten und wohltätigen wissenschaftlichen Einfluls im Auslande erschwere. 3. Dafs alle Männer der Wissenschaft der Welt daran arbeiten, über den von der Politik geschaffenen Hafs erneut den internationalen Geist der Wissenschaft zu setzen. Wir laden die gesamte Presse und ganz besonders die wissenschaftlichen Zeitschriften ein, diese Kundgebung zu ver- öffentlichen.“ 242 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. Aquila. Herausgeber St. v. Chernel. Tom. XXV, 1918. Schriften der Zoolog. Station Büsum für Meereskunde. Heraus- gegeben von Chr. Brüning. Nr. 1, 1919. Der Waldrapp. Mitteilungen des Deutschösterr. Ornithol. Insti- tuts und der Vogelschutz- Station Salzburg. Herausgeber E. P. Tratz. 1. Jahrg. No 4, 2. Jahrg. Nr. 1/2 1920. Zeitschrift für Oologie und Ornithologie. Herausgegeben von W, Rüdiger. XXIV. Jg., 1919, Nr. 12. Zeitschrift für Vogelschutz und andere Gebiete des Naturschutzes. Mitteilungen des Bundes für Vogelschutz E. V. (Sitz Stutt- gart.) Herausgegeben von Dr. H. Helfer. 1. Jg. 1. Heft 1920. B. Berg, Sällsynta fäglar. Stockholm 1919. H. v. Bötticher, Aus dem Leben einiger Vögel in Eritrea. (In: Gefied. Welt, Jg. XLIX, Heft 1—4, 1920.) F. Chapman, Descriptions of proposed new birds from Peru, Bolivia, Brasil, and Colombia. (Abdruck aus: Proc. Biolog. Soc. Washington, Vol. 32, 1919.) W.R. Eckardt, Die Entstehung des Vogelzuges. (In: Prome- theus, XXXL Jg., Nr. 7, 8, 1919.) J. Gengler, Balkanvögel. Ein ornithologisches Tagebuch. 1920. E. Hartert, Die Vögel der paläarktischen Fauna. Heft X (Bd. II, 4), 1920. E. Hesse, Der Nachtigallschwirl, Locustella luscinioides Savi, seine Entdeckung und gegenwärtige Verbreitung in Deutschland. (Abdruck aus: Mitteil. a. d. Osterlande, N. F., XVI. Bd,, Festschrift z. 100jähr. Bestehen, 1919.) . Helms, Fuglene_ved Nakkebollefjord. Kjöbenhavn 1919. ‚Hildebrandt, Beitrag zur Ornis Ostthüringens. (Abdruck aus: Mitteil. a. d. Osterlande, N. F., XVI. Bd., Festschrift z. 100 jähr. Bestehen, 1919.) A. Jacobi, Tiergeographie. 2. Auflage. Sammlung Göschen, 1919. H. Kirke Swann, A synoptical list of the Acecipitres. Part III. R. ae London 1920. Nilsson, Förteckning över Sveriges Ornitologiska Litte- ratur rörande Svenska Fägelfaunan. Lund 1920. J. van Oordt, De stand der Aalscholvern-kolonies in Neder- land. (Abdruck aus: Ardea, VIII, 1919.) Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 243 C. Schmitt und H. Stadler, Die Vogelsprache. Eine An- leitung zu ihrer Erkennung und Erforschung. Stuttgärt 1919. F. Schwabe, Zehnter und elfter Jahresbericht der staatl. anerkannten Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz von Hans Freiherrn von Berlepsch. Langensalza 1920. N. Shaver, A nest study of the Maryland Yellow-Throat. (In: University of Jova Studies. Stud. in Natur. Hist. Vol. VIII, Nr. 2, 1918.) 0.Stephens, Bird records during the past winter, 1916—1917, in nordwestern Jowa. (Abdruck aus: Proceed. Jowa Acad. Science, Vol. XXIV, 1917.) — Bird records of the past winter, 1917—1918, in the upper Missouri Valley. (Abdruck aus: Proceed. Jowa Acad. Science, Vol. XXV, 1918.) — Notes on the birds of south Dakota, with a preliminery list for Union County. (Abdruck aus: Proceed. Jowa Acad. Science, Vol. XXV, 1918.) — The feeding of nestling birds. (Abdruck aus: Journ. Animal Behavior, Vol. 7, Nr. 4, 1917.) — A study of the Red-eyed Vireo’s nest which contained a cowbird’s egg. (Abdruck aus: Bullet. Laborat. Natur. Hist. State Univers. Jowa, Vol. VII, Nr. 3, 1917.) F. Stresemann, Zur Frage der Entstehung neuer Arten durch Kreuzung. (Abdruck aus: Jaarber. Nr. 9. (1919) Club Nederland. Vogelkund.) — Silla europaea homeyeri: eine reine Rasse oder eine Misch- rasse? (Abdruck aus: Verhandl. Ornith. Gesellsch. Bayern, XIV, Heft 2, 1919.) W.Sunkel, Lummen. (Abdruck aus: Gefied. Welt, Jg. XLVIII, Heft 24, 1919.) — Vogelberingung. (Abdruck aus: Gefied. Welt, Jg. XLIX, Heft 5, 1920.) F. Tischler, Dunkelfarbiger Sichler und Zwerggans in Ost- preufsen erlegt. (Abdruck aus: Ornith. Monatsschr. XLV, Nr. 1, 1920.) H. Weigold, Höhe des Vogelfluges. (In: St. Hubertus, 38. Jg., Nr. 5, 1920). Zeitschrift für Oologie und Ornithologie, XXV. Jg., 1920, Nr 1/3 (Hocke-Nummer). Herausgegeben von W. Rüdiger. F. Groebbels, Experimentelle Untersuchungen über den Gas- stoffwechsel der Vögel. (Abdruck aus: Zeitschr. f. Biolögie Bd. 70, 1920, Heft 11 u. 12.) 244 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. A. Hess, Ein Beitrag zur Avifauna des Binntales (Wallis). (Abdruck aus: Ornith. Beobachter XVII, 1919/20, Nr. 2—4.) E. Hesse, Über Horstbaum und Stimme des Wespenbussards B. Be = BB =&| (Permis apiworus L.). (Abdruck aus: Aquila, Tom. XXV, 1918.) Hoffmann, Ein interessanter Fall von Schulung eines jungen Raubvogels im Fangen der Beute. (Abdruck aus: Ornith. Monatsschr. XLV, 1920, Nr. 1.) Die Schönheit des Vogelgesangs. (? Abdruck aus ?) . Ibarth, Die Vögel des Danziger Fischmarktes. (Abdruck aus: 42. Ber. Westpreufs. Botan. zoolog. Verein, 1920.) . D. van Oort, Ornithologia Neerlandica. De Vogels van Nederland. Aflevering 7/8. 1920. . Reichling, Aufruf zur Mitarbeit für eine Ornis West- falens. 1919. Anweisungen zur Mitarbeit an der Durchforschung der Ornis Westfalens. 1920. Rüdiger, Zum 25. Jahrgang. (Mit Bild von Herrman Hocke.) (Abdruck aus: Zeitschr. f. Ool. u. Ornith., Hocke- Nummer, XXV. Jg., 1920, Nr. 1/3.) Beobachtungen an Schreiadlern. (Ebendort.) . Sunkel, Das Wohngebiet der Vögel. (In: Naturwissensch. Wochenschr. 1920, Nr. 13.) . K.Swann, A Synoptical List of the Accipitres. Part IV. (London, J. Wheldon & Co.) . Timpel, Die Vögel von Erfurt und Umgegend. (Abdruck aus: Jahrbüch. Königl. Akademie gemeinnütz. Wissenschaft. Erfurt, N. F., Heft XXXVIIL, 1912.) Ornithologische Nachrichten in der Grofsen Mater zu Erfurt. (Ebenda, N. F., Heft 42, 1916.) An die Mitglieder der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. Herr 0. Haase hat sich leider wegen andauernder Krankheit genötigt gesehen, sein Amt als Kassenführer der Gesellschaft nieder- zulegen. An seine Stelle ist Herr H. Steinmetz in Charlottenburg, Tegeler Weg 18 getreten. Der Generalsekretär: Reichenow. Druck von Otto Dornblütli Nachf, in Bernburg, ATE * 5 5 wer} . noeg rs ". ER; N zur TE rg De am GE u % 7 { tv i ji e iz 0 3 & "r M v " N Da ae FORg Ban, T i - u % rs ie - u. => a» > ae “ A « ’ E _ Journ. f. Ornith. 190 = | ’ Taf. 1 , 7 ee | r Dinstung NE Maßstab 4:2090000 Journ. f. Ornith. 1920 a) ß nn T: 2 000800 0.0 _ 2 90 ww Do ww _T% 3 10 Kim. Ü I; Le SBic IN .. N Ä ER ; DN ORNITHOLOGIE. - /E 4 Achtundsechzigster Jahrgang. No. 3/4. Juli/Oktober. 1920. Der Berglaubvogel [Phylioscopus bonelli bonelli (Vieill.)] und seine Verbreitung in Bayern. Von A. Laubmann, Kaufbeuren. Einleitung. Im Sommer des Jahres 1917 war es mir gelungen, den Berglaubvogel [ Phylloscopus bonelli bonelli (Vieill.)] mit Sicherheit für das nördliche Allgäu in der Umgebung von Kaufbeuren nach- zuweisen. Durch diese Entdeckung angeregt, habe ich der wei- teren Verbreitung dieses bei uns so wenig bekannten Laubvogels intensiver nachgeforscht, seine biologischen und ökologischen Lebensbedingungen zu ergründen versucht, und als Resultat dieser Untersuchungen formte sich mir die im Nachfolgenden wiedergegebene Abhandlung, die sich in folgende vier Abschnitte sondert: 1. Bemerkungen zur Systematik. 2. Beiträge zur Faunistik. 3. Biologische Notizen. 4. Studien zur Ökologie. Bemerkungen zur Systematik. Aus der formenreichen, das ganze weit ausgedehnte palae- arktische Faunengebiet beherrschenden Sylviidengattung Phyllo- scopus Boie!) finden sich bei uns in Bayern vier?) Repräsentanten 1) Phylloscopus Boie, Isis, 1826, II, p. 972. Type durch Monotypie: Sylvia trochilus Lath. = Motacilla Trochilus L. 2) Die fünfte Laubsängerart, den Goldhähnchenlaubvogel, deren Zu- gehörigkeit zur bayerischen Avifauna durch die Beobachtungen v. Besserer’s (III. Jahresber. Orn. Ver. München, 1903, p. 249) nachgewiesen worden ist, glaube ich hier um so mehr aufser Acht lassen zu dürfen, als nach Journ, 1, Orn, LXVIII, Jahrg, Juli/Oktober 1920, 16 246 A. Laubmani: vor, die ihrerseits wiederum als Glieder weitverzweigter Formen- kreise aufgefalst werden müssen. Zwei von diesen Formen, Phylloscopus collybita collybita (Vieill.)1), der Weidenlaubvogel oder Zilpzalp, und Phylloscopus trochilus trochilus (L.)2), der Fitislaubvogel sind in ihren biologischen und ökologischen Be- dürfnissen so wenig anspruchsvoll und daher so allgemein ver- breitet,‘ dafs ihre allseitige Kenntnis vorausgesetzt werden darf. Der in seinen Lebensgewohnheiten mehr an den einheitlichen Buchenwald oder doch an den Mischwald mit vorherrschenden Laubwaldbeständen angepafste Waldlaubvogel, Phylloscopus sibi- latrix sibilatrix (Bechst.)®) tritt bei uns in Bayern schon weniger einheitlich auf und fehlt seinen Ansprüchen gemäls an vielen Orten gänzlich, während er an anderen Plätzen wiederum zu den gewöhnlichen Brutvögeln gerechnet werden kann. Noch viel sporadischer in seinem Auftreten ist schliefslich die vierte bei uns vorkommende Laubvogelart, der Berglaubsänger, Phylloscopus bonelli bonelli (Vieill.)*), ein Vögelchen, das bei uns in Bayern, man kann wohl sagen, zu den am wenigsten bekannten Vogel- arten gerechnet werden muls. Der Berglaubvogel gehört nach seiner Verbreitung einem ausgesprochen mediterranen Formenkreis an. So finden wir die Art — in den östlich gelegenen Teilen durch eine etwas lang- flügeligere Form vertreten, für welche Chr. L. Brehm den Namen neueren Anschauungen diese Art einer eigenen Gattung, Aeguloides Blyth, zugezählt werden muls. Was die Nomenklatur der Art betrifft, so wird dieselbe heute unter dem Namen Reguloides humei praemium Math. et Ired. geführt, nach dem Motacilla superciliosa Gmelin 1789 durch Motacilla superciliosa Boddaert 1783 vorweggenommen ist. Ebenso, ist Sylvia bifasciata Gätke (Vogelwarte Helgoland, 1891, p. 299) praeoceupiert durch Sylvia bifasciata Say, 1823. Vgl. Gätke, Edinburgh New Philos. Journal (n. series) IX, 1859. p. 835; Naumannia VIII, 1858, p, 419. Gattung Keguloides Blyth. Journ. As. Soc. Bengal, 16, I, 1847, . 442. n Type durch Monotypie: Begulus modestus Gould = Motacilla proregulus Pall. Keguloides humei praemium Mathews und Iredale, Austr. Av. Rec. 8, No. 2, p. 45 (1915. — nom. nov. für Mot. superciliosa Gmel. Terra typica: Rufsland, ex Latham, Gen. Syn. II, p. 459). 1) Sylvia collybita Vieillot, Nouv. Dict. Hist. Nat. II, p. 235 (1817. — Frankreich). 2) Motacilla Trochilus Linnaeus, Syst. Nat. 10, I, p. 188 (1758. — England). 8) Motacilla sibilatrix Bechstein, Nätirforadkior) 27, p. 47 (1798. — Berge Thüringens). +) Sylvia Bonelli Vieillet, Nouv. Diet. Hist. Nat. 28, p. 91 (1819. — Pi6mont). Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 247 orientalis!) aufgestellt hat — in fast allen das mittelländische Meer begrenzenden Ländern. Auf afrikanischem Boden bewohnt unser Vogel Algier, Tunis und Marokko, im Atlas stellenweise in Höhen von 1500 und 1800 m hinaufsteigend. Auf europäischer Seite finden wir ihn in Portugal, Spanien, dem südlichen Frank- reich und Italien. Von dieser Urheimat, wenn ich so sagen darf, aus hat der Berglaubvogel jedoch sein Verbreitungsgebiet noch weiter nach Norden zu ausgedehnt, durch das nördliche Frank- reich, die Schweiz und das Alpenland bis in das südliche Belgien, den badischen Schwarzwald, Württemberg, Bayern und die öster- reichischen Lande bis in die Umgebung von Wien vordringend. In einem grofsen Teil der eben angeführten Länderstrecken tritt der Berglaubvogel nun zugleich mit den drei oben schon an- geführten Arten collybita, trochilus und sibilatrix oder doch wenigstens mit einer von diesen gemeinsam auf, sodafs es an- gebracht erscheint, bevor ich mich dem eigentlichen Zweck meiner Darlegungen, der Verbreitung des Berglaubvogels in Bayern zu- wende, noch einige Augenblicke bei den unterscheidenden Kenn- zeichen der in Frage stehenden vier Arten zu verweilen, dies um so mehr, als gerade bei uns in Bayern alle vier Laubvogel- arten gar nicht selten an einem und demselben Platze zusammen angetroffen werden. Am Gesang wird der einigermafsen geschulte Feldornitholaak: in den meisten Fällen wenigstens, die vier Arten in freier Natur 1) Phyllopneuste orientalis Osk. et Lud. Brehm, Vogelfang, p. 232 [332 err. typ!] (1855. — Wadi-Halfa). Über den eventuell für diese Form in Betracht zu ziehenden älteren Namen Curruca platystoma Hemprich und Ehrenberg 1833 vergl. Hartert, Vögel pal. Fauna, I, 5, 1909, p. 514. Zedlitz, Journ. f. Ornith. 1912, p. 550—552, teilt den Formen- kreis bonelli neuerdings in 4 Formen ein, die er folgendermalsen trennen zu können glaubt: „I. Oberseite bei Vögeln im Frühjahr deutlich grün überlaufen, a) kleine Malse: Q'Q' Fl. 62—67, QQ 57—62 mm: P. b. bonelli Vieill. b) grofse Malse: J'0“ Fl. 66— 71,5, QQ 61,5—67 mm: P.b. har- terti Zedi. Typus: 9" Attika b. Athen 6. IV. 97. Mus. Sarajewo. II. Oberseite bei Vögeln im Frühjahr grau, a) Mafse klein: Fl. Q'G' 64, Q9 60-63 mm: P. b. platystoma. b) Mafse grofs: Fl. S'Q' 67—69, QQ 65 mm: P. b. orientalis.“ Nach Zedlitz ist P. b. harterti, die hier neu beschrieben wird, in Griechenland und Süd-Rufsland beheimatet; P, b. platystoma ist Brut- form auf der Sinaihalbinsel und orientalis stammt nach seiner An- schauung aus Syrien. Inwieweit die Auffassung v. Zedlitz’ zu recht be- steht, kann ich aus Mangel an Material zur Zeit nicht nachprüfen. Ich führe dieselbe hier jedoch an, um nicht den Vorwurf der Ungenauigkeit auf mich zu laden. Für meine vorliegende Abhandlung bleibt diese Zer- teilung ohnehin ohne Einflufs. 16* 248 A. Laubmann: wohl ohne weiteres auseinander halten. Das monotone, dem Ohr so auffällige zilp-zalp des Weidenlaubvogels kann ebenso wenig wie das liebliche, gegen den Schlufs der Strophe zu absinkende, vielleicht an einen schlechten Finkenschlag gemahnende !) Lied- chen des Fitis mit dem Schwirren des Berglaubsängers verwechselt werden und von dem sehr ähnlichen Lied des Waldlaubvogels unterscheidet sich die bonelli-Strophe durch den Mangel der den Waldlaubvogelsang so aufserordentlich charakterisierenden Einleitung. Schon wesentlich schwieriger ist es, die Lockrufe der einzelnen Arten richtig auseinander zu halten?) und fast zur Unmöglichkeit wird es, — hat man den Vogel nicht in greifbarer Nähe, — die schweigsam durch das Gezweig schlüpfenden Vögel- chen immer richtig anzusprechen. Dem Systematiker dagegen, der die einzelnen Arten in Bälgen vor sich hat, sind eine An- zahl gewichtiger Merkmale an die Hand gegeben, um die einzelnen Arten richtig von einander zu scheiden. Der hinsichtlich seines Färbungscharakters dem Berglaub- vogel sehr nahe kommende Waldlaubsänger läfst sich von diesem sowohl wie auch von den anderen beiden Formen collybita« und trochilus dadurch unterscheiden, dafs bei demselben im Gegen- satz zu den anderen die erste Handschwinge kürzer (oder in Ausnahmefällen höchstens 1 mm länger) ist als die Handdecken. Durch dieses morphologische Charakteristikum weicht der Wald- laubvogel von den drei anderen Formen ab; bei diesen ist die erste Handschwinge in allen Fällen bedeutend länger als die Handdecken (bei Phylloscopus bonelli durchschnittlich 5 mm). Vom Weidenlaubvogel und auch vom Fitis unterscheidet sich der. Berglaubvogel leicht durch Färbungsmomente: bei bonelli ist die Unterseite reinweils, Bürzel und Oberschwanzdecken oliven- gelblich, im schroffen Gegensatz zum Oberrücken, während die Färbung der Unterseite bei den beiden anderen gewöhnlichen Arten keine so auffallend reinweilse genannt werden kann, und . Bürzel und Oberschwanzdeckfedern hier auch nicht gegensätzlich zur Rückentingierung sich verhalten. Und für den Weidenlaub- vogel und Fitis gibt es neben morphologischen Merkmalen auch 1) Vergl. hierüber wie über die stimmlichen Äufserungen überhaupt die vortrefflichen Darlegungen in Voigt’s Excursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen, 7. Aufl. 1917, p. 59—63, p. 61. Auf abnorme Sanges- weisen wurde oben nicht Rücksicht genommen. Ich denke hier besonders an die originelle Vereinigung der Weidenlaubvogelstrophe mit dem Fitis- lied durch den „Baumlaubvogel“. 2) Nach Hartert, Vögel pal. Fauna, verhalten sich die Lockrufe der vier Arten folgendermafsen: trochilus: huid. collybita: härter als das huid von trochilus, etwa hüid. sibilairix: höher als das huid von Zrochilus, Aötend djü. bonelli: noch etwas höher und feiner als bei söbilatriw. Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 349 noch ein (in den meisten Fällen wenigstens) sicher zutreffendes Färbungskennzeichen: während nämlich der Weidenlaubvogel dunkelbraun bis schwärzlich tingierte Beine besitzt, weisen diese bei dem Fitislaubsänger eine helle Färbung auf. Doch sicherer als dieses Unterscheidungsmerkmal läfst uns die Form. der Hand- schwingen die beiden Arten auseinanderhalten. Während näm- lich bei dem Weidenlaubvogel die Aufsenfahne der 3.—6. Hand- schwinge deutlich verengt ist, zeigt sich am Fitisflügel diese Verengung nur am Aufsenrand der 3.—5. Schwinge. . Aus den hier kurz angeführten Unterschieden läfst sich für die vier bei uns einheimischen Laubsängerarten folgender Be- stimmungsschlüssel zusammenstellen: Bestimmungsschlüssel. 1. Schwinge kürzer als die Handecken oder De höchstens 1 mm länger; Oberseite hell- (4 gelblichgrün; Unterkörper mit Ausnahme Br der Kehle reinweils . . . . sibilatrix. 1. Schwinge bedeutend linger als die Hand- ACBROEDU ST. 2 Unterseite ER Bürzel und Ober- 9 schwanzdecken olivengelblich, im Gegen- ; satz zur Rückenfärbung. . » ..». :Donelli. Unterseite nicht reinweils, Bürzel nicht olivengelblich im Gegensatz zum Rücken 3 Aufsenrand der 3. bis 6. Handschwinge deutlich verengt; Fügelbug zitronengelb; Ka: Mitte des Unterkörpers weilslich; Fülse N dunkelbraun oder schwärzlic . . °. collybita. Aufsenrrand der 3. bis 5. Handschwinge deutlich verengt; Unterseite trübweils mit gelblichem Anflug; Füfse hell . . Zrochilus. !) | Ich füge hier noch einen kurzen Überblick über die Nomen- klatur des Berglaubvogels an. Der älteste für unsere Art in Betracht kommende Name ist Phylloscopus bonelli bonelli (Vieill.) Sylvia Bonelli Vieillot, Nouv. Dict. Hist. Nat. 18, p. 91 (1819. — Piemont). Sylvia nattereri Temminck, Man. d’Orn. Il. Ed., I, p. 227 (1820. — Südspanien, Algeciras). 1) Bei Phylloscopus bonelli ist der Aufsenrand der 3. bis 5. Handschwinge ebenfalls verengt. Hierin gleicht der Berglaubsänger also dem Fitis; er unterscheidet sich von dieser Art jedoch hinlänglich durch die verschiedene Färbung. { 250 2.) ‘ A. Laubmann: Sylvia albicans Baldenstein, Neue Alpina, II, p. 87 (1827. — Graubünden). Phyllopneuste montana Brehm, Handb. Naturgesch. Vögel Deutschl. p. 429 (1831. — Tirol). Sylvia prasinopyga (Lichtenstein MS.) Gloger, Schlesiens Wirbel- thierfauna, p. 26 (1833. — nom. nov. für Sylvia nattereri und albicans).!) Phyllopneuste alpestris Brehm, Vogelfang, p. 232 [332 err. typ.!] ° (1855. — Vorberge der Schweiz). Beiträge zur Faunistik. Nach diesen systematischen Auseinandersetzungen, die in ihrer Kürze vielleicht nicht ganz unwillkommen gewesen sind, wende ich mich nunmehr dem eigentlichen Hauptzweck meiner Arbeit, der Darstellung der Verbreitung des Berglaubvogels in unserem engeren Vaterlande zu. Unsere Kenntnis über das Vor- kommen des Phylloscopus bonelli in Bayern reicht verhältnismälsig wenig weit zurück. Vor noch nicht hundert Jahren, im Jahre 1832, von dem erfahrenen Naturforscher Chr. L. Landbeck ?) im nahen Württemberg entdeckt — Landbeck fand den Berglaubvogel damals in mehreren Exemplaren am Rofsberg auf der schwäbischen Alb — finden sich die ersten Bemerkungen über das Auftreten unserer Art in Bayern in einer im Jahre 1843 in der „Isis“ er- schienenen Arbeit desselben Autors. Landbeck 3) schreibt hier bei Besprechung seiner Sylvia rubricapilla: „Es sind übrigens noch weit gemeinere Vögel der Aufmerksamkeit der deutschen Natur- forscher entgangen, als der fragliche Vogel zu seyn scheint. Ich erinnere hier nur an den Berglaubvogel (Sylvia montana Natterers), welchen Natterer bei Algesiras in Spanien und an der Brenta in Italien und später Baldenstein in Graubünden und Hornschuch im südlichen Tyrol gefunden hatte, von dem aber niemand vermuthete, dafs er zu den gemeinen Laubvögeln Deutschlands gehöre. Weder Bechstein noch Naumann, weder 1) Sylvia prasinopyga Gloger wurde bisher allgemein aus dem „Vollständigen Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europas“ 1834, I, p. 217 zitiert; tatsächlich führt jedoch Gloger diesen Namen schon in seiner ein Jahr vorher, 1838, erschienenen Schrift „Schlesiens Wirbel- thier-Fauna“, p. 26 in nomenklatorisch gültiger Weise in die Wissenschaft ein. Gloger führt hier „den braunen Laubvogel“ unter dem Namen „Sylvia tprasinopyga Lichtenst.“ an, allerdings ohne eine Beschreibung, doch zitiert er als Synonym dazu „Sylvia Nattereri Tem., S. albicans Conr. v. Baldenstein“, so dafs der Name nomenklatorisch einwandfrei ist. 3) Vergl. Corresp.-Blatt landw. Ver., Stuttg. u. Tüb., 1884, p. 46; Jahresb. Ver. vaterl. Naturk. I, 1845, p. 224. 8) Isis, 1843, p. 601. Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern; 251 Brehm noch Meyer und Wolf erwähnen seiner Auffindung in Deutschland, und doch bewohnt er die ganze schwäbische Alp, Bayern und Baden, das Elsafs, die nördliche nnd südliche Schweiz, sowie das nördliche Tyrol. Woher kommt es nun, dafs dieser in manchen Gegenden sehr gemeine Vogel allen diesen berühmten Forschern entgangen ist?“ Und fünf Jahre später schreibt Graf Heinrich von der Mühle in dem Correspondenzblatt des zoologisch- mineralogischen Vereins zu Regensburg!): „Von Natterer im Jahre 1815 in Spanien entdeckt, gehört er zu den Vögeln, die vor zwanzig Jahren in Deutschland vielleicht noch gar nicht ge- troffen wurden, seitdem sich aber immer mehr ausbreiten, und in mehreren Gegenden Bayern’s nicht mehr zu den Seltenheiten gehören; so bewohnt er an der oberen Donau die Südseite der Bergabhänge und liebt Laubwaldungen, in denen sonnige Blölsen sind; seine Ausbreitung in Bayern dürfte aber ausgedehnter seyn als bisher bekannt.‘ Das erste in Bayern erbeutete, nun freilich schon längst wieder verschollene Belegexemplar unserer Art stammt ebenfalls von demselben oben erwähnten Entdecker der Art in Deutschland, Chr. L. Landbeck. „Am 16. August 1841“, so lesen wir bei Jäckel in dessen Materialien zur bayerischen Ornithologie?) „er- legte Landbeck im Kreise Schwaben und Neuburg bei dem Klin- genbade (2 Stunden von Burgau und 3 von der Donau) im Mindelthale von mehreren singenden Männchen ein junges, welches im Garten von den Obstbäumen Nahrung suchte.“ Hin- sichtlich des Erlegungsdatums des oben angeführten Exemplares welches seiner Zeit in den Besitz von Jäckel überging, scheint diesem ein Irrtum unterlaufen sein; denn Landbeck gibt in seiner in der Naumannia 1855°) erschienenen, von Jäckel mitgeteilten Arbeit: „Bemerkungen über die Vögel des Mindel- und Kamel- thales in Bayern“ als Datum den 16. August 1845 an und eben dieser Tag findet sich auch in Jäckel’s grolsem Werk über die Vögel Bayern’s ) wieder als Erlegungsdatum verzeichnet. Doch tut das ja wenig zur Sache; die Tatsache, dafs von Landbeck im Monat August ein junges Männchen des Berglaubvogels als erstes bayerisches Exemplar beim „Klingenbad“°) erlegt worden i) Correspondenzblatt zool.-min. Ver. Regensburg 1848, p. 65, no. 83a. 2) Abh. Zool. Min. Ver. Regensburg I, 1849, p. 84. 8) Naumannia 5, 1855, p. 81. 4) J. A. Jäckel, Systematische Übersicht der Vögel Bayerns, 1891, p. 186—187. 5) Der Liebenswürdigkeit des bekannten schwäbischen Ornithologen Max Rendle, Affaltern, verdanke ich einige interessante auf den Ort „Klingenbad‘“ bezügliche Notizen, die ich hier folgen lasse: „Klingenbad liegt; 9 Minuten südlich. vom Pfarrdorf Schönenberg auf einer Anhöhe am linken Mindelufer und ist von der Bahnstation Jettingen (Linie 352 | A. Laubmann: ist, bleibt dadurch jedenfals völlig unberührt. In seiner in der Naumannia 1855 (l. c.) zum Abdruck gebrachten Arbeit führt Landbeck neben der eben besprochenen noch einige andere Beobachtungen an, die uns hier interessieren. „Am 10. Mai 1844 zogen vier bis fünf Stück hier [bei Klingenbad] durch ; im Juli hörte ich während der Hirschjagd im Ettenbeurer Forst ») ein Stück locken, auch später bemerkte ich noch mehrere durch- ziehende.“ Landbeck vermutete wohl, dafs die Art in der Um- gebung von Klingenbad brüte, sichere Anhaltspunkte dafür konnte er jedoch nicht erbringen. Klingenbad blieb der einzige Fundplatz des Berglaubvogels im nördlichen Teile Schwaben und Neuburgs. Dagegen kommt unsere Art im südlichen Teile genannten Regierungsbezirkes als Brutvogel häufig vor und speziell aus dem Allgäu, der Region am Fulse der Alpenkette liegen von verschiedenen Orten und verschie- denen Forschern übereinstimmende Beobachtungsberichte vor. So finden sich Angaben über das Brutvorkommen der Art oder doch wenigstens solche Mitteilungen, aus denen mit einer gewissen Sicherheit auf ein Brüten im Gebiet geschlossen werden kann, für die Umgebung von Oberstdorf, für Füssen und Hohenschwan- gau, Hindelang, für Pfronten und den Falkenstein und endlich noch für‘ Kaufbeuren an der Wertach am Nordrand des Allgäu. Die erste Nachricht von der Beobachtung des Berglaub- vogels in der Oberstdorfer Gegend verdanken wir L. von Besserer ?), der am 6. VII. 1896 Phylloscopus bonelli in der Spielmannsau „mehrfach angetroffen“ hat. Im August 1909 traf Hellmayr?) die Augsburg-Ulm) 11/, Stunden entfernt. Es gehört zum Amtsgericht Bur- gau. Klingenbad wurde am 9. August 1839 von Karl Freiherr von Schertel um 15000 Gulden erworben; diesem folgte im Besitze Wilhelm Freiherr von Schertel, welcher die am 19. November 1879 teilweise ab- gebrannten Gebäude neu auflühren liefs (1880 u. 1831). Durch Ent- schliefsung des kgl. Staatsministeriums vom 21. Januar 1881 wurde die Namensänderung von Klingenbad in „Klingenburg‘“ bewilligt. Am 4. Dezember 1885 kam Klingenburg durch Kauf in die Hand des gegen- wärtigen Besitzers Herrn Hugo Forster in Augsburg. In der Arbeit Bacweisters über Chr. L. Landbeck (Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württemberg, 70, 1914, p. XXX—XLII) heifst es auf p. XXXVII, dafs Landbeck das Landgut Klingenbad „von Baron Schertel in Pacht nahm“. Diese Angabe ist nicht ganz richtig: Landbeck war bei Baron Schertel nicht „Pächter“, sondern nur Gutsverwalter‘“ (Rendle, in lit.). Es sei auch an dieser Stelle Herrn Max Rendle nochmals der herzlichste Dank für seine liebenswürdige Bemühung abgestattet. 1) Die Ortschaft Ettenbeuren liegt zwischen Jettingen und Ichen- hausen, nordwestlich von „Klingenbad“. 2) 1I. Jabresber. Orn. Ver. München, 1901, p. 169. ®) Verb. Orn. Ges. Bayern 10, 1911, p. 80; Verh. Orn. Ges. Bayern 11, 1912, p. 92. Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 258 Art wiederum häufig im Oberstdorfer Gebiet, „besonders an den Südhängen“. Auch im Sommer 1917 konnte Hellmayr !) den Berg- laubvogel bei Oberstdorf an allen geeigneten Ortlichkeiten wieder recht häufig konstatieren. „Besonders zahlreich ist er in einem Nadelbestande am Eingang ins Stillachtal.‘ Auch ich?) hörte, wenn auch nur noch vereinzelt, den Berglaubvogel während eines kurzen Aufenthaltes in Oberstdorf im Juli 1919: am 4. VII. auf dem Weg zum Kühberg. Ein anderes Q* schwirrte am Eingang ins Oytal an den Schäfhofhängen. Von Oberstdorf aus scheint sich die Art nordwärts der Iller folgend talwärts ausgebreitet zu haben; denn ich hörte am 7. VII. 1919 an den Illerhängen zwischen Oberstdorf und Fischen vereinzeltes Schwirren und Dr. J. Gengler®) traf im Ostrachtal bei Hindelang, das ja bekanntlich als sogenannte „Wärmeinsel“, als ein Relikt der xerothermischen Periode Europas betrachtet wird, am 20. VII. und 21. VII. 1909 singende Q'Q' in den Westhängen an. Für Füssen und Umgebung liegen eine ganze Reihe von Beobachtungen aus der Brutzeit vor, die wir alle Dr. J. Gengler verdanken. So finden sich in den Materialien‘) unserer Ge- sellschaft für die Jahre 1903 und 1904 folgende Aufzeichnungen für dies Gebiet: „1903: Füssen: 19. und 20. V. mehrere J' b. Hohenschwangau und im Lechtal; 28. V. am Alpsee 9‘ s. und © mit Würmchen im Schnabel in das Dickicht schlüpfend. 1904: Füssen: S'o'.s. 3. VI. im Lechtal und im Hohenschwangauer Park, 5. VI. mehrere an der Hohenschwangauer Str., 16. und 23. VI. am Kobelweg, 19. VI. am Alpsee, 23. VI. hinter der Ach- mühle.‘‘ Nach diesen Beobachtungen darf der Berglaubvogel mit Fug und Recht zu den Brutvögeln der Füssener Umgegend gerechnet werden. Im Juli 1919 konnte auch ich) die Art bei Füssen mehrfach beobachten, nachdem ich dieselbe schon am 24. Mai 19176) bei dem Bade Faulenbach nahe bei Füssen kon- statieren konnte. Von Füssen aus zieht sich im Norden des Vilstales ein voralpiner Bergzug nach Westen, gebildet von dem Bürkenbichler Berg, dem Unteren Weifsensee-Berg, dem Salober, dem Weilsen- see-Berg, dem Benkner Berg, Einer- und Zwölfer Kopf und bei 1) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212; Hellmayr in lit. (4. VIII 1917). 2) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212. 3) Verh. Orn. Ges. Bayern 11, 1912, p. 92. 4) Verh. Orn. Ges. Bayern 5, 1905, p. 204; 205. Die gleichen Beobachtungeu finden sich auch noch in einer anderen Arbeit von Dr. J. Gengler. „Ein Beitrag zur Ornis von Füssen und Umgebung“ in Natur und Offenbarung, Band 52, 1906, p. 482, ausgeführt. Vrgl. auch Zool. Beob. 53, 1912, p. 339. 5) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212, €) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 3, 1918, p. 223. 5 254 A. Laubmann: Pfronten endigend in dem Falkenstein, der gegen das Vilstal hier fast senkrecht abbricht. Im Juli- August 1916 konnte B. Hoffmann in der Umgebung von Pfronten, am Falkenstein und auf dem Salober den Berglaubvogel „verhältnismäßsig häufig“ antreffen!) und am 24. Mai 1917 traf ich selbst?) Phylloscopus bonelli bei einer von Norden her ausgeführten Besteigung des Falkenstein ziemlich zahlreich gleich hinter dem Weiler Benken am Hang des Berges und von da an konnte ich die Art über den ganzen Höhenzug hin, auf dem Salober, bis hinab nach Faulenbach unweit Füssen. verfolgen. Am 2. IV. 1919 besuchte ich der Felsenschwalben wegen den Falkenstein wieder und finde den Berglaubvogel betreffend folgenden Eintrag in meinem Tagebuch: „Den Berglaubvogel konnte ich diesmal von der Station Weizern-Hopferau an der Bahnlinie Markt-Oberdorf-Füssen ausgehend schon gleich in dem Hölzchen am Hang vor dem Weiler Holz konstatieren, also noch ein gutes Stück in der Ebene (hügelig-welliges Voralpenland), im Gegensatz zu den Ergebnissen der Exkursion des Jahres 1917°), wo ich den Vogel erst hinter dem kleinen Dörfchen Benken am Fufse des Falkensteines ge- funden hatte. Dagegen scheint dieser Platz bei Holz der am weitesten nach Norden vorgeschobene zu sein, denn bei meiner von Weizern-Hopferau aus auf dem Rad erfolgten Heimfahrt habe ich von dem Vogel nichts mehr bemerken können. Da- gegen war aber die Art auf dem ganzen Weg den Hang hinauf bis zum Gipfel des Falkensteins häufig zu hören.“ Am 7. VII 1919 endlich fuhr ich von Pfronten kommend mit dem Rad auf der Strafse am Fufse des oben beschriebenen Bergzuges am Weisen See vorüber nach Füssen und konnte ich während dieser ganzen Fahrt das Schwirren des Berglaubvogels aus den Hängen her vernehmen. #) Wie in westlicher Richtung so läfst sich auch von Füssen aus nach Osten hin das Vorkommen des Berglaubvogels dem Lechtal nachgehend weiter verfolgen. So konnte ich am 10. VIL 1918 von Kaufbeuren her kommend auf der ganzen Strecke von Rofshaupten bis Füssen, dem Lechtal folgend, aus den linksufrigen Hängen das Schwirren unseres Vogels hören und am 7. VII. 1919 hatte ieh, diesmal von Füssen kommend, Gelegenheit zur . gleichen Beobachtung.5) Auch an diesem Tage waren die Vögel recht zahlreich in den Hängen des linken Lechufers vertreten und konnte ich sie auch diesmal wieder bis kurz vor Rofshaupten beobachten. Bei Rofshaupten verläfst der Lech plötzlich seine bis dahin in der Hauptsache süd-nördliche Richtung und biegt 1) Verh. Orn. Ges. Bayern 18, 1, 1917, p. 69. 2) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 3, 1918, p. 222—223. 8) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 3, 1918, p. 222. 4) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212. 5) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212. Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 255 in einem scharfen Knie, den Illasberg (855 m) in nordöstlichem Bogen umfliefsend, nach Osten um. Die Fahrstrafse dagegen behält die rein nördliche Richtung bei. War der Berglaubvogel nun, wie schon erwähnt, in dem Gelände zwischen Füssen und Rofshaupten sehr zahlreich, so war es mir an keinem der beiden Tage gelungen, nördlich von Rofshaupten noch einen Vogel dieser Art zu sehen oder auch nur zu hören. Wie in dem Gebiete nördlich vom Falkenstein, so existiert also auch hier nach Norden hin eine Lückein der Verbreitungszone des Berglaubsäugers, dieumso merk- würdiger berührt, als es mir gelungen ist, den Berglaubvogel nun- mehr einwandfrei für die Umgebung von Kaufbeuren an der Wertach sowohl als auch für das Elbseegebiet bei Aitrang nachzuweisen. Wie ich schon an anderer Stelle!) erwähnt habe, ist es mir im Jabre 1917 gelungen, das Vorkommen des Berglaubvogels für die Umgebung von Kaufbeuren nachzuweisen. Während der lang- jährige Lokalfaunist für die Kaufbeurer Gegend, Chr. Daniel Erdt, die Art überhaupt nicht erwähnt — auch A. Buchner führt in seiner im X. Jahresbericht (1885) des Aufsschusses für Beobachtungs- stationen der Vögel Deutschlands?) zur Verarbeitung gelangten Zusammenstellung der Kaufbeurer Vögel den Berglaubvogel nicht auf —, konnte ich die Art bei Kaufbeuren an verschiedenen Stellen beobachten. So hörte ich Phylloscopus bonelli am 31. V. 1917 mitten in der Stadt am sog. „Hölzle“ schwirren; am 10. VI. an der gleichen Stelle; am 22. VI. abends an der sog. „Weinhalde“ bei Hirschzell an einem mit einzelnen Föhren und Fichten be- standenen Westabhang. Am 27. VI. hörte ich ein Exemplar im Park-der Heil- und Pflegeanstalt an der Landstrafse nach Leinau; am 12. VII. abends gegen 6h wieder ein Q' an der Weinhalde; am 6. VIII. endlich kann ich ein auf dem Zuge befindliches Stück in meinem Garten beobachten. Für das folgende Jahr 1918 finde ich in meinem Tagebuch für die Kaufbeurer Gegend folgende Aufzeichnungen: Am 17. V. ein S'Q in einem Birkenwäldchen im Frankenrieder Moos ange- troffen; 18. V. 0° singt abends an der Weinhalde bei Hirschzell; 26. V. im Gennachhauser Moos am Hang schwirrt ein Q'; ein anderes Q' an der Halde bei Hirschzell; am 8. VII. schwirrt ein oa im Anstaltspark an der Strafse nach Leinau; (vrgl. hierzu die Beobachtung vom 27. VI. 1917 an der gleichen Stelle). 1919 hörte ich am 6. VI. in einem Hangwäldchen im Gen- nachmoos ein © schwirren; am 19. VII. traf ich die Art wieder wie in den Vorjahren an der Weinhalde bei Hirschzell und am 26. VII. konnte ich den Berglaubvogel noch in einem Wäldchen im Frankenrieder Moos, in der sog. Hornau konstatieren. Soweit meine Beobachtungen im Kaufbeurer Gebiet. ?) 1) Verh. Orn. Ges. Bayern 18, 3, 1918, p. 223, Fulsnote. 2) Journ. f. Ornith. 35, 1887, p. 337 —615. 8) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212, 256 A. Laubmann: Es erübrigt nun noch einen weiteren, für das Allgäu und Schwaben überhaupt neuen Fundort zu erwähnen. In meiner Arbeit „Beiträge zur Avifauna des Elbsees bei Aitrang im Allgäu‘) schrieb ich seinerzeit bei Erwähnung des Fitislaubvogels: „Dagegen erinnere ich mich nicht, den Berglaubvogel, Phylloscopus bonelli bonelli (Vieill.), im Gebiet gehört zu haben. Und doch wäre das Vorkommen dieser Art auch zur Brutzeit sehr wahrscheinlich, da er von Füssen und Oberstdorf bereits als Brutvogel bekannt ist.“ Nun hat sich inzwischen meine damalige Vermutung bewahrheitet; denn am 16. VI. 1919 ist es mir gelungen, auch für die Gegend am Elbsee den Berglaubvogel, allem Anschein nach als Brutvogel, festzustellen. 2) Kaufbeuren und Aitrang stellen für Schwaben und Neuburg die nördlichsten und damit am weitesten in das Voralpenland vorgeschobenen Brutbezirke des Berglaubvogels dar. Das Auf- treten der Art in dem genannten Gebiet beansprucht aber auch noch deshalb unser ganz besonderes Interesse, weil es sich bei Kaufbeuren wie auch bei Aitrang, wenigstens nach unseren mo- mentan vorliegenden Beobachtungen um zwei Bezirke handelt, die ohne bekannte Verbindung mit dem Gros der Verbreitung dastehen. Und doch glaube ich an dieser Stelle meine An- schauung nicht verhehlen zu dürfen, die dahingeht, dafs es im Laufe der Jahre gelingen mufs und auch gelingen wird, Ver- bindungspunkte in die momentan bestehenden Lücken einzu- zeichnen. Schon ein Blick auf die geographischen Verhältnisse scheint diese meine Anschauung zu rechtfertigen. Gerade bei dem Versuch einer Monographie der Verbreitung einer einzelnen Art zeigt es sich eben in bedauerlicher Deutlichkeit, wie wenig wir unser engstes Vaterland kennen und wie vieles hier noch künftiger Forschung zu tun übrig bleibt. Verlassen wir nun den Regierungsbezirk von Schwaben und Neuburg und wenden wir uns nun nach Oberbayern. Hier ist. die Zahl der Beobachtungen eine ungleich gröfsere, ein Moment, das in der Hauptsache auf die Nähe Münchens und der von hier aus ungleich leichteren Zugänglichkeit des Gebietes zurück- geführt werden mufs. Versuchen wir zunächst uns über die in oder am Gebirge liegenden Fundplätze zu orientieren. Im Sommer 1904 traf L. von Besserer®) den Berglaubvogel mehrfach bei Kohlgrub und im Ammertal an. L. von Besserer sowie Dr. C. Parrot verdanken wir ferner eine ganze Anzahl von höchst interessanten Beobachtungsmitteilungen aus der Um- gebung von Garmisch -Partenkirchen, wo die Art als sicherer Brutvogel nachgewiesen werden konnte. So schreibt von Besserer 1) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. 37. 2) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920 p. 212. 8) Verh. Orn. Ges. Bayern V, 1905, p. 204. Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 257 in den „Materialien“ für das Jahr 1903): „Partenkirchen: 9. VII. einige lockend; 12. VIII. noch mehrfach singend bei Garmisch, 13. VIII. 1 Exemplar tot auf der Terrasse einer Villa gefunden.“ Und schon im Jahre 1902 hatte der gleiche Forscher die Art bei Partenkirchen im Juli ziemlich zahlreich beobachtet, unter anderem auch am 30. VII. auf dem Weg zum Krottenkopt mehrfach gesehen.?2) Im II. Jahresbericht des ornithologischen - Vereins München?) führt Parrot den Berglaubvogel als häufigen Brutvogel für Garmisch auf. 1901 gelang es Dr. Parrot‘) nach langem Suchen am 23. VI. bei Garmisch ein Nest mit 4 ganz kleinen Jungen am Fufs einer jungen Tanne zu entdecken, nach- dem sowohl an diesem Tage wie auch am 24. und 25. VII. mehrfach singende 9'0° beobachtet worden waren. Am gleichen Tage, eben dem 23. VII, konnte Dr. Parrot noch ein zweites Exemplar beim Füttern von 3 flüggen Jungen beobachten. „Die Art, welche ich auch am Kochelberg, beim Risserbauer, im Reintal, am Baadersee, Eibsee, bei Partenkirchen, gegen. Elmau fand, ist hier entschieden viel häufiger wie Ph. rufus [= Ph. collybita colly- bita (Vieill.)], den ich vereinzelter nur antraf.“ Und für das Jahr 1907 finden wir für die Umgebung von Garmisch von Dr. Parrot folgende Beobachtung verzeichnet): „Garmisch: 14.—26. VI. häuf. Sonnenbichl, Kramer bis hinauf zur Diensthütte, Fauken- schlucht, Brennstalweg, bis zum Gschwandner Bauer, Rissersee, Obergrainau, Eibsee, Schmölz, Ferchenbach; lichter Föhrenwald und trockene Bergseiten bevorzugt, Buchenwald gemieden.“ Bei Mittenwald am Fufse des Karwendelgebirges konnte E. Stresemann) im Juli 1919 den Berglaubvogel, allerdings nur in den Gehälzen der Talsohle beobachten. Am 5. Mai 1918 vernahm E. Stresemann’) die Strophe des Berglaubsängers im Mischwald unweit des Sees beim Dorfe Walchensee und Dr. Parrot fand die Art am 13. VI. 1907 bei Kochel „am Kesselberg und unten im Moos in Birken- gruppe bei Brunnenbach‘ 8), so dafs angenommen werden kann, dafs es sich hier in beiden Fällen um Brutvorkommen ge- handelt hat. Im Weifsachtal bei Glashütte traf E. Stresemann°) die Art am 21. V. 1910 im Buchenwald sehr zahlreich an. 1) Verh. Orn. Ges. Bayern V, 1905, p. 203. 2) ]II. Jahresber. Orn. Ver. München, 1903, p. 247. 3) ]]. Jahresber. Orn. Ver. München, 1901, p. 168. 4) III. Jahresber. Orn, Ver. München, 1903, p. 246. 5) Verh. Orn. Ges. Bayern 9, 1909, p. 146. 6) Waldrapp, II, 1—2, 1920, p. 4. ?) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 4, 1918, p. 338. 8) Verh. Orn. Ges. Bayern 9, 1909, p. 146. 9) Verb, Orn. Ges, Bayern 11, 1, 1912, p. 92. 258 | A. Laubmann: Für die Umgebung von Tölz verdanken wir Dr. Parrot 1) eine Beobachtung. Derselbe hörte hier am 14. V. 1905 ein Exemplar unserer Art. Dr. Schnorr von Carolsfeld 2) beobachtete den Berglaubvogel am 19./20. Juni 1908 auf dem Weg von Brannenburg zum Wendelstein. In der Umgebung von Oberaudorf konnte Bertram ®) unsere Art nachweisen, der am 20. VII. 1907 im Karwendelgebirge ca. 15 Exemplare bei der Vereinsalpe und zwischen Bayrischzell und Oberaudorf beobachten konnte. Und in den „Materialien“ findet sich für das Jahr 1909 noch eine weitere Nachricht aus Ober- audorf, wo am 19. VI. ein leider nicht genannter Beobachter viele Berglaubvögel zwischen diesem Ort und dem Tatzelwurm antraf; einzelne stiegen hier sogar über die Waldgrenze (1500 m) empor. *) Der Liebenswürdigkeit C. E. Hellmayr’s verdanke ich eine Mitteilung, wonach Pischinger Ende Juli den Berglaubvogel an der Kampenwand bei Hohenaschau angetroffen hat. Und J. Gengler ®) erwähnt noch Ruhpolding als Beobachtungsplatz für die Art. Für die Gegend von Reichenhall liegt eine Mitteilung von Baumeister®) vor, nach welcher der Berglaubvogel in diesem Gebiet zu den Brutvögeln gerechnet werden mufs. Neuerdings hat Raimund Schelcher ?) die Art hier wieder nachweisen können. Schelcher traf den Berglaubvogel am 11. VII. 1914 auf einem Spaziergang von Reichenhall an den Listsee in einigen Exem- plaren an. Mit Reichenhall haben wir den der bayerischen Ostgrenze am nächsten gelegenen Fundplatz des Berglaubvogels im ober- „bayerischen Voralpenland erreicht. Es tritt uns aber auch hier in Oberbayern die gleiche Erscheinung entgegen, die wir schon früher bei Betrachtung der Fundstellen in Schwaben beobachten konnten. Hier wie dort dehnt sich nähmlich das Verbreitungs- gebiet unserer Art noch ein grofses Stück weit über das Alpen- vorland bis weit in die schwäbisch-bayerische Hochebene hinein aus. Konnten wir in Schwaben als solche in der Ebene gelegene Fundplätze Kaufbeuren und Aitrang nennen, so lassen sich auch für Oberbayern eine ganze Reihe solcher weiter vom Gebirge entfernter Orte aufzählen. 1) Verh. Orn. Ges. Bayern 7, 1908, p. 126. 2) Verb. Orn. Ges. Bayern 9, 1909, p. 50; 146. 8) Verh. Orn. Ges. Bayern 9, 1909, p. 146. “) Verh. Orn. Ges. Bayern 11, 1, 1912, p. 92. 2 R. Zool. Beob. 58, 1912, p. 339; Zool. Beobachter, 47, 1906 p. x > 6) Journ. f. Ornith. 1887, p. 488. ?) Verh. Orn. Ges. Bayern 12, 2, 1915, p. 106 Fulsnote, Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 259 So verdankt das Münchner Museum dem Sammeleifer von K. Lankes eine kleine Suite unseres Vogels aus der Gegend von Ascholding unweit Wolfratshausen im Isartal. Lankes sammelte hier im Mai und Juni 1916, Juni 1917 und Juni 1918 S'S und 92 und konnte dadurch den unzweifelhaften Brutnachweis für dieses Gelände erbringen. Im Juni 1916 fand Hellmayr (in lit.) den Berglaubsänger auf dem Höhenweg, der von Icking nach Wolfratshausen führt. Am 30. VII. 1907 beobachtete Dr. Parrot unsere Art im Kiental bei Herrsching am Ammersee!) und schliefslich ver- danken wir dem gleichen Forscher eine gröfsere Anzahl von Beobachtungen aus der Gegend von Oberbeuern, nordwestlich von Diessen am Ammersee). „25. V. 1902 im Staatsfilz mehr- mals Gesang gehört! 1. VI. dsgl. 1 ©‘ am Johanniswald, nahe der höchsten Erhebung des Bergrückens (661 m ü. M.) gehört.“ In den „Materialien“ für das Jahr 1903 und 1904°) finden sich folgende Beobachtungen verzeichnet: „1903: 9. VI. 1 9‘ singen gehört, entfernt sich rasch; 2. u. 4. VIII. häufig Gesang geh. an verschiedenen Plätzen; an letzterem Tag — Zugtag 1. Ordnung, klar, starker Westwind, nachts vorher Südwest-Sturm mit Regen- schauer — wimmelt es von Vögeln in den Himbeersträuchern u. Buchengebüschen, von Laubvögeln (bonelli, trochilus, sibilator [> sibilatrix]), Fliegenschnäppern (grisola [= striata (Pall.) 1764] und collaris [= albicollis (Temm.) 1815)], Kleibern und vielen Meisen aller Art; 9. VIII. noch ein Ex. singend (Dr. P.). 1904; 25. IV. a. m. 1 Ex. in der Hecke; 6. VI. 1 ©‘ am Kuhberg beob., sehr lebhaft und unstet, überfliegt einmal ein breites Wiesental, um zu der gegenüberliegenden Anhöhe zu gelangen; nach 1/, Stunde singt es wieder am diesseitigen Hang; nachher nicht mehr konstatiert. (Dr. P.).“ Für die Jahre 1905 und 1906 4) finden sich folgende Aufzeichnungen: „Oberbeuren: 1905: 21. V. 1 eifrig singendes S' am Kuhberg; 2.—4. VI. täglich 1—2 an gleicher Stelle. 1906: 12. VI. vorübergehend singend. 5. VIII. zweimal Gesang von Durchzüglern gehört.‘ Und schliefslich für 1907: „15. V. zweimal; am Schlufs der Strophe jedesmal eine fitisartige, leise und abrupt vorgetragene Tour, die Beob. sonst nie geh.“5) Aus diesen Daten, namentlich aus den Juni- Beob- . achtungen, möchte man versucht sein, auf ein Brüten der Art im Oberbeuerer Gebiet zu schliefsen. Doch liegen keine positiven Befunde, die eine solche Annahme rechtfertigen könnten, bis heute vor. Auch hier wird also noch manches künftiger Forschung zu tun übrig bleiben. 1) Verh. Orn. Ges. Bayern 9, 1909, p. 146. 2) III. Jahresber. Orn. Ver. München 1903, p. 246. 3) Verh. Orn. Ges. Bayern 5, 1905, p. 204, 205. 4) Verh. Orn. Ges. Bayern 7, 1908, p. 126. d) Verh. Orn, Ges. Bayern 9, 1909, p. 146. 360 A. Laubmann: Für Niederbayern, die Oberpfalz und Oberfranken liegen keinerlei Beobachtungsberichte vor. Merkwürdiger Weise scheint der Berglaubvogel im Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge zu fehlen. Wenigstens finden sich in den diesbezüglichen Ar- beiten von Dr. Gengler und R. Schlegel!) aus dem Rachelgebiet keine Mitteilungen und auch Lankes, der in der Gegend von Viechtach sammelte, traf die Art nicht an. E. Gebhardt?) tut in seiner Fichtelgebirgsarbeit der Art ebenfals keine Erwähnung. Auch für Mittelfranken fehlen bis heute noch jegliche Beobachtungen). Es erübrigt sich nun noch etwas näher auf die in der Literatur verzeichneten Fundstätten des Berglaubvogels in Unter- franken einzugehen. So schreibt Jak. Spiels in seiner Arbeit „Beiträge zur Ornis Unterfrankens“#): „Nach den Beobachtungen des Förster Schirmer in Sylvan, früher in Waldfenster, ganz unzweifelhaft Brutvogel, wenn auch lange nicht so häufig ver- breitet wie rufus, trochilus und sibilatrix.“ Und in den „Mate- rialien“5) schreibt Spiefs hierzu noch etwas eingehender: „Kis- singen: Nach Förster Schirmer bei Waldfenster nicht selten vor- kommend; auch bei Klaushof 1897 gehört; Gewährsmann kennt den Gesang genau und liefs seiner Zeit 1 erl. Ex. durch C. G. Friderich in Stuttgart bestimmen.‘ Auf eine diesbezügliche Anfrage nach dem etwaigen Verbleib dieses Exemplares im Museum zu Stuttgart, teilte mir Dr. E. Lindner in liebenswürdigster Weise mit, dafs das Stuttgarter Museum kein Exemplar aus Kissingen und überhaupt keines aus Bayern besitze. Alles was sich dort an Berglaubvögeln befindet, ist abgesehen von einem Balg aus Südfrankreich, folgendes: 2 9'9' Russenhalde bei Blaubeuren 27. V. 1876 von H. Simon. 1 9' 1 2 Blaubeuren 28. VI. 1876 von Ebert. 5 pulli mit Nest. 1) R. Schlegel hatte die Liebenswürdigkeit, mir brieflich mitzuteilen, dals er die Art im Rachelgebiet nie angetroffen habe, wofür an dieser Stelle der herzlichste Dank zum Ausdruck gebracht sein soll. 2) Verb. Orn. Ges. Bayern 13, 2, 1917, p. 158—170. 8) In den Verh. Orn. Ges. Bayern 7, 1908, p. 126 findet sich zwar für Erlangen folgende Beobachtung verzeichnet: „13.—24. V. 1906 1 eifrig singendes Q' im Schlofsgarten, dann verschwunden.‘ Wie mir jedoch der Autor dieses Berichtes, Dr. J. Gengler, in liebenswürdiger Weise mitgeteilt hat, ist diese Mitteilung als unsicher zu annullieren, so dals also heute keine sichere Beobachtung des Berglaubvogels für Mittel- franken gebucht werden kann, nach dem auch die Pischinger’sche Beob- achtung von 2 Exemplaren am 1. VI. 1903 zu Wasserzell bei Aichstädt (Verh. Orn. Ges. Bayern 5, 1905, p. 205) als nicht ganz einwandfrei hier besser nicht berücksichtigt wird. Vrgl. auch Gengler, Zool. Beob. 1906, p. 273— 275. *) II. Jahresber. Orn. Ver. München, 1901, p. 78. 5) II. Jahresber. Orn. Ver. München, 1901, p. 78; 168. Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. ‚261 Die weiteren Beobachtungen des Berglaubvogels im Gebiet der Rhön gehen auf Dr. Gengler zurück, der die Art auch für den Spessart!) anführt. In den „Materialien“2) finden sich hierüber folgende Aufzeichnungen: ,„1909: Bad Kissingen: 7. VI. singendes 9" im Stadtwald; — Brückenau: 10. VI. singendes im Buchenwald.“ Schliefslich sei hier noch eine Zuschrift von Dr. Stadler?) angeführt, der am 20. X. 1915 bei Lohr am Main durchziehende Berglaubsänger beobachtet haben will. In völliger Überein- stimmung mit C. E. Hellmayer) halte ich das Durchziehen von Berglaubvögeln — es könnte sich hier höchstens um die in der Rhön beobachteten Exemplare handeln — bei Lohr am Main für höchst unwahrscheinlich. In dieser Anschauung werde ich auch noch bestärkt durch eine Mitteilung von Dr. Stadler selbst, der schreibt, dafs er das Vorkommen von Phylloscopus bonelli in Unterfranken für ganz unverbürgt halte und die Art in ein neues Verzeichnis der Vögel Unterfrankens nicht mehr auf- nehmen würde?). . Suchen wir eine Antwort auf die Frage zu erhalten, woher denn eigertlich diese bei Lohr am Main auf dem Durchzug beobachteten Berglaubsänger stammen könnten, so kämen hier- für nur die in der Rhön und im Spessart beobachteten Exem- plare in Frage. Nun muls ich aber gestehen, dafs ich für meine ‚Person diesem Rhön-Berglaubvogel recht skeptisch gegenüber stehe. Nun ist ja allerdings die auf Berichten Schirmers be- ruhende Aussage von Spiels über das Brüten unserer Art bei Waldfenster in der Umgebung von Bad Kissingen in recht über- zeugendem Ton gehalten und auch Dr. Gengler versicherte mich brieflich, dafs es sich bei den 1909 bei Kissingen und Brückenau beobachteten Exemplaren tatsächlich um den Berglaubsänger gehandelt habe. Doch auch dies vermag meine Anschauung nicht zu ändern. Werfen wir einen Blick aufdie Karte, so sehen wir, dafs sich alle von uns aufgespürten Fundplätze in einem breiten Gürtel am Fufse des Alpenlandes hinziehen. In keinem einzigen Fall wird hier die Donau nach Norden hin überschritten, — die Beobachtungen bei Wasserzell und Erlangen haben sich ja auch als nicht stichhaltig er- wiesen— und nunsollteaufeinmal so ganz ohnejede Verbindung sich 1) Zool. Beobachter 53, 1912, p. 339; vrgl. Schelcher, Verh. Orn. Ges. Bayern 12, 1914, p. 66. 2) Verh. Orn. Ges. Bayern 11, 1912, p. 92. 8) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. VII. 4) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, i, 1917, p. VII. 5) Dr. Stadler führte in seiner in den Verh. Orn. Ges. Bayern 12, 4, 1916, p. 269--276 veröffentlichten Liste der Vögel des Maintals bei Lohr und der Nachbargebiete auf p. 276 den Berglaubvogel als fraglichen Durchzügler bereits damals mit einem Fragezeichen auf. Journ, $. Orm, LXVILL, Jahrg. Juli/Oktober 1920. 17 262 A. Laubmann: ein neuer Brutbezirk noch hoch im Norden unseres Vaterlandes vorfinden. Wie schon gesagt, halte ich das für sehr wenig wahr- scheinlich, zumal da auch aus anderen Nachbargebieten so weit nach Norden vorgeschobene Fundplätze nicht bekannt geworden sind.!) Ich werde in dieser meiner Anschauung auch noch durch andere Momente bestärkt. Das einzige, von Schirmer an Friderich eingesandte Exemplar, das. die strittige Frage klären könnte, existiert heute nicht mehr oder wenigstens ist über den Verbleib desselben nichts zu erfahren gewesen. In Gengler’s Händen befindet sich auch kein Belegexemplar und Schalow, 2) der in den Monaten Juli und August 1910 in Bad Kissingen weilte, ist es trotz eifrigen Suchens nicht gelungen, eine Spur von Phylloscopus bonelli hier zu entdecken. Die Möglichkeit einer Verwechslung unserer Art mit einer anderen — es sei hier nur an den Waldlaubvogel, an die Nonnenmeise oder die Zaungras- mücke erinnert, — die alle grofse Änlichkeit im Ruf miteinander haben, liegt aber hier viel, viel näher, als mancher Forscher glauben mag. Aus eigenster Erfahrung bin auch ich soweit ge- kommen, den Berglaubvogel nur dann als sicher beobachtet in meinem Tagebuch zu verzeichnen, wenn es mir gelungen war, den Vogel mit dem Fernglas als solchen festzustellen; Rufreihen allein sind mir bei dieser Art auch beute nach einer grofsen Reihe von Beobachtungen noch nicht mafsgebend. Vielleicht aber bedarf es nur dieser Anregung, um Herrn Dr. Stadler, der ja dem strittigen Gebiet am nächsten wohnt, zu veranlassen, derKlärung der Frage näher zu treten; vielleicht gelingt es ihm an der Hand eines Belegexemplares die Rhön als tatsächliches Brutgebiet zu konstatieren. Bis dahin aber bin ich der Meinung, dieses Ge- biet als höchst fraglich bei allen Erwägungen lieber ganz aus dem Spiel zu lassen. Nachdem für die Rheinpfalz über. das Vorkommen des Berglaubvogels keinerlei Beobachtungen vorliegen, sind wir am Ende des faunistischen Teiles meiner Arbeit angelangt. Ich lasse hier nun noch eine Zusammenstellung aller Fundorte folgen, geteilt in solche, an welchen das Brüten mit Sicherheit nach- gewiesen zu sein Scheint, und solche, an welchen der Berglaub- vogel nur vorübergehend angetroffen wurde. Il. Schwaben. a) Brkrneel. b) DENE ad nam, sicherer Oberstdorf (v. Besserer, Hellmayr, Klingenbad (Landbeck) Laubmann) Ettenbeuren (Landbeck) Füssen (Gengler, Laubmann) Hindelang (Gengler) —. 1) Vrgl. Häcker, Jahreshefte Ver. vaterl. Naturkunde Württemberg 1908, p. 334—845. 2) Journ, £, Ornith. 1913, p, 168. Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 268 a) Brutvogel. } b) Durchzügler oder nicht sicherer Hohenschwangau (Gengler) Brutvogel. Pfronten (Hoffmann) Falkenstein (Hoffmann, Laubmann) Rofshaupten (Laubmann) Kaufbeuren (Laubmann) Aitrang (Laubmann) Il. Oberbayern. Garmisch (v. Besserer, Parrot) Kohlgrub (v. Besserer) Partenkirchen (v. Besserer, Parrot) Kochel (Parrot) Mittenwald (Stresemann) Herrsching (Parrot) Walchensee (Stresemann) Oberbeuren (Parrot) Glashütte (Stresemann) Ruhpolding (Gengler) Reichenhall (Baumeister, Schelcher) Wendelstein (v. Schnorr) Ascholding (Lankes) Icking (Hellmayr) Wolfratshausen (Hellmayr) Oberaudorf (Bertram) Bayrischzell (Bertram) Hohenaschau (Pischinger) Tölz (Parrot) IH. Unterfranken. ? Kissingen (Schirmer, Spiels Gengler) ? Brückenau (Gengler) ? Untergeiersnest (Gengler). Biologische Notizen. Über die biologischen Verhältnisse des Berglaubvogels ist schon so viel geschrieben worden, dafs ich mich hier sehr kurz fassen und nur diejenigen meiner eigenen Beobachtungen hier an- führen will, die sich auf die Lautäufserungen unseres Vogels be- ziehen. Am 24. V. 1917 hatte ich bei Gelegenheit der Besteigung des Falkensteines bei Pfronten beim Abstieg über den Salober- rücken und die Salober-Alpe bis hinab zum Alatsee reichlich Mulse, eine grolse Anzahl von singenden Berglaubvögeln zu ver- hören und zwar war das Terrain bier insofern noch ein be- sonders günstiges für diese stimmlichen Beobachtungen zu nennen, als von der Saloberalpe bis hinab zum Alatsee in den Buchen- waldungen neben dem Berglaubsänger auch noch der Waldlaub- vogel (Phylloscopus sibilatrix (Bechst.)) in reicher Individuenzahl vorkam und auch nicht mit dem Vortrag seines Liedchens kargte. Dieser Umstand — Hoffmann!) hat auf der Pfrontner 1) Vıgl. Hoffmann, Verh, Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. 69. 17° 964 A. Laubmann: Seite des Falkenstein wie auch beim Aufstieg auf der von König Ludwig -lI. auf der Nordseite erbauten Fahrstralse den Wald- laubvogel nirgends angetroffen; es herrscht eben auf dieser Seite an Stelle der bevorzugten Buche fast ausnahmlos die Fichte vor — bot mir die höchst willkommene Gelegenheit dar, die beiden Liedäulserungen von Phylloscopus bonelli und sibilatrix eingehend mit einander zu vergleichen. Ein Waldlaubvogel, der sich in den Ästen einer Buche unweit vom Boden herumtrieb und eifrig sein Liedchen vortrug — der kleine Kerl sang dabei entweder im Fliegen, im Umherschlüpfen oder auch hier und da im Sitzen (letzteres meist nur in den Ausnahmefällen, wenn nur der Schwirrer, also der zweite Teil des ganzen Liedchens gebracht wurde) — brachte während der ungefähr eine halbe Stunde dauernden Beobachtungszeit folgende Variationen seines Liedes: ipp Sipp Sipp Sippsipp Sippsipp Sirrrrreerr — — — — ipp Sipp Sipp Sippsipp sippsipp Sirrrrrrrr — — — djü djü djü ipp sipp sipp sirrrrer. — — — | sipp Sipp sirrrrree. — — — si sirerett — — — djü djü djü sirrrrrrr. Namentlich die beiden vorletzten Variationen, bei denen der Vogel den Vorschlag, wenn ich die einleitenden Töne vor dem Schwirren so nennen darf, fast gar nicht brachte oder doch nur so leise anschlug, dals er nur aus allernächster Nähe vernommen werden konnte, erinnern schon sehr an das äufsert ähnliche Liedchen des Berglaubvogels und in solchen Fällen ist ein längeres Verhören dann wohl ein sicheres Mittel, um die Artzugehörigkeit des Sängers zu eruieren; denn der Waldlaubvogel wird wohl immer im weiteren‘ Verlauf seines Singens sein Liedchen wieder in normaler Weise mit dem Vorschlag ipp sipp sipp — — einleiten, ein Vorgang, den ich vom Berglaubvogel niemals hören konnte. Vom Berglaubvogel vernahm ich in allen Fällen immer nur den Schwirrer, also entsprechend dem Waldlaubvogelsang dessen letzte Strophe sirrrrr — — —. Dieser Schwirrer besteht in den meisten von mir beobachteten Fällen aus 5—7 Tönen und klingt im Vergleich mit dem Schwirren des Waldlaubvogels, wenn ich so sagen darf, etwas blecherner. Vielleicht verstehen mich meine Leser, wenn ich bemerke, dafs mir der Schwirrer beim Wald- laubvogel klingt, wie wenn ein i mit tönen würde, während beim Berglaubvogel ein e mitzuschwingen scheint. Etwas ähnliches scheinen ja auch schon andere Forscher herausgehört zu haben, was aus den verschiedenen Schreibweisen de de de oder jett jett jett oder se se se — — für das Lied des Berglaubsängers im tz zu dem sirrrrr — — beim Waldlaubvogel hervorzugehen scheint Ich habe von dem Berglaubvogel nur immer diesen Schwirrer gehört, sonst.nichts. Ich neige daher sehr zu der Anschauung, es mög® sich in den Fällen, wo aufser dem Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 265 _ Schwirren noch andere Lautäulserungen gehört wurden, um Ver- wechslungen handeln. Der Lockruf wurde von mir hojeb notiert. Er wird recht häufig gebracht und ist recht geeignet, die Aufmerksamkeit auf den im Gezweig umherschlüpfenden Vogel zu lenken. Voigt, der bekannte Vogelstimmenforscher, schreibt in seinem ausgezeichneten, nicht warm genug zu empfehlenden „Excursions- buch zumStudium derVogelstimmen“%), dasSchwirren des Berglaub- sängers habe ihm geklungen „fast wie die zweite Hälfte (der Schwirrer) vom Gesange des Phylloscopus sibilator, oder wie dasGürr der Haubenmeise.“ Wie Hoffmann 2), so habe auch ich beim Verhören des Berglaubvogelliedes niemals an die Haubenmeise denken müssen. Es existieren aber aufser dem Waldlaubvogel noch zwei andere Vogelarten, die in ihrem Gesang eine merkwürdig auf- fallende Ähnlichkeit mit dem Berglaubvogellied besitzen und dieser Umstand mag in gar vielen Fällen schon dazu beigetragen haben, dafs der Berglaubvogel für Örtlichkeiten angeführt worden ist, an denen wohl jene beiden anderen Künstler, niemals aber er selbst vorgekommen ist. Am 21. IV. 1919 höre ich nachmittags in meinem Garten in Kaufbeuren im Algäu einen Vogel schwirren und denke im ersten Augenblick an den Berglaubvogel.®) Stutzig gemacht durch das für diese Art abnorm frühe Zugsdatum eile ich mit dem Glas bewaffnet in den Garten und entdecke gar bald als Urheber des Schwirrers eine Nonnenmeise (Parus palustris communis Baldenst.). Am 16. VI. 1919 weilte ich wieder einmal in dem einsamen melancholischen Gelände am Elbsee bei Aitrang im Algäu. Beim Niedersteigen am Hang, der das Kulturgelände im Süden der Ortschaft von Moos und See trennt, höre ich einen Vogel schwirren, dessen Laut mich im ersten Augenblick an den Berglaubsänger erinnert, mir dann aber doch etwas zu kräftig für diese Art erscheint und den ich, auch aus dem Umstand, dafs Phylloscopus bonelli im Gebiet noch nicht getroffen worden war, der Zaungras- mücke (Sylvia curruca curruca (L.)) zuschreibe. Ich gehe langsam weiter, da höre ich aus einem Mooshölzchen südlich vom Gemeinde- holz wieder das gleiche Schwirren und wieder kommt in mir der Verdacht hoch, es könnte sich doch um den Berglaubvogel handeln. Das Terrain ist hier etwas zugänglicher und die Ver- folgung des Sängers verspricht Erfolg zu haben. Und nach un- gefähr einstündigem Abmühen kann ich als Urheber des Schwirrers 1) Prof. Dr. A. Voigt, Excursionsbuch zum Studium der Vogel- stimmen Aufl. 7, 1917, p. 68. 2) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. 69. 8) Am 6. VIII. 1917 berührte ein Berglaubvogel, von mir genau erkannt, wohl schon auf dem Zuge, meinen Garten in Kaufbeuren. 266 A. Laubmann: beide Arten, die Zaungrasmücke und den Berglaubvogel, in meinem Tagebuch verzeichnen. In seinem oben erwähnten „Excursionsbuch“!) schreibt A. Voigt bei Besprechung der Zaungrasmücke: „Ähnlich, nur etwas schwächer, klappert manche Sumpfmeise?); man hüte sich daher vor Verwechselung, hüte sich, ungewöhnlich frühzeitiges Eintreffen des Müllerchens behaupten zu wollen blofs weil man das Klappern hörte. Der Vorsichtige wird sich in diesem Falle unbedingt durch Augenschein, event. unter Benutzung des Fern- glases, davon überzeugen, welches der beiden Vögelchen er vor sich hat.“ Zu diesen beiden Vogelarten tritt nun als dritter Konkurrent der Berglaubvogel hinzu und zwar namentlich in den- jenigen Fällen, in denen die Zaungrasmücke nur klappert, ohne die grasmückenartige Einleitung zu ihrem Lied zu bringen, was sie im besagten Gelände — ob aus Nachamungstrieb oder Spötter- talent, mag dahingestellt bleiben — fast ausnahmslos getan hat. Es scheint jedoch auch anderswo die Zaungrasmücke gelegentlich nur das Klappern zu bringen und auf die einleitenden Töne zu verzichten, sei es dafs diese ganz in Wegfall geraten oder doch so leise gebracht werden, dafs sie das Ohr des Fernerstehenden nicht mehr erreichen können. | Diese und ähnliche Beohachtungen während meiner Zeit als Feldornithologe haben mich dazu vermocht, bei der Ansprechung gerade des Berglaubvogels in freier Natur die allergröfste Vorsicht walten zu lassen und Voigts wohlgemeinter Rat, ausgesprochen bei der Zaungrasmücke, könnte wortgetreu auch hier hergestellt werden und kann allen künftigen Beobachtern unserer Art nicht warm genug zur Befolgung anempfohlen werden. Denn nur daun kommen wir zu einem wissenschaftlich einwandfreien Material — am besten ist ja natürlich in jedem Fall die Beibringung eines Belegexemplares —, auf das gestützt ein wirklich genaues Bild von der Verbreitung des Berglaubvogels entworfen werden kann Studien zur Ökologie. Die von den älteren Autoren, so namentlich von Landbeck und Naumann, vertretene Anschauung, nach welcher der Berg- laubvogel für seinen kurzen Sommeraufenthalt bei uns nach Süden zu geneigte Berglehnen und Hänge mit starker Isolation bevorzuge, hat schon durch die divergiernden Beobachtungen zahlreicher spä- terer Forscher eine gewisse Einschränkung erfahren. Und in der Tat, es stehen auch die von mir im bayerischen Algäu ge- machten Erfahrungen dieser älteren Anschauung diametral gegen- über. So gehört die sog. „Weinhalde“ in der Umgebung von 2):1.0. D. BL 2) Gemeint ist hier natürlich die Nonnenmeise (Parus palustris communes Baldenstein). Der Berglaubvogel ünd seine Verbreitung in Bayern. 267 Kaufbeuren einem in südnördlicher Richtung streichenden Höhen- zug mit einer nach Westen geneigten Abdachung an und am Falkenstein habe ich den Berglaubvogel gar an einem nach Norden zu abfallenden Hang beobachten können. Und vollends am Elbsee bei Aitrang bildete das von unserer Art bewohnte Gelände ein kleines, völlig eben gelegenes, aus Birken, Erlen, Fichten und Een zusammengewürfeltes Wäldchen mit moosigfeuchtem Unter- grunde. Auch im Hinblick auf die Pflanzendecke seines Wohngebietes scheint der Berglaubvogel nicht so anspruchsvoll zu sein, wie lange Zeit angenommen worden ist. Nach meinen Beobachtungen scheint die Art lichte, untermischt bestandene Waldungen, in der Hauptsache aus Fichten, Föhren und Buchen gebildet, in gewissem Sinne zu bevorzugen und nur völlig geschlossene Fichten- oder Buchenbestände gänzlich zu meideu. So traf ich die Art am Falkenstein hauptsächlich an solchen Halden an, an welchen auf üppigem Wiesenuntergrunde einzelne Fichten, Föhren und Buchen den Hang emporstrebten, die sich gegenseitig durch ihre weit- entfernten Standorte nicht hemmend im Wachstum beeinflufsten und dem Wiesengrunde genügend Luft und Licht zukommen liefsen, sich üppig zu entfalten, auf diese Weise ein Gelände bildend mit reichlich Sonnenwärme und kühlendem Schatten. In den für das ganze Algäu so überaus charakteristischen, aus- gedehnten, geschlossenen Fichtenwaldkomplexen habe ich den Berglaubvogel ebenso wenig angetroffen wie in geschlossenen Buchenwaldungen und schon in den Buchenhängen von der Salober- alpe hinab zum Alatsee, die ein. ziemlich einheitliches Wald- gepräge aufweisen, habe ich Phylloscopus bonelli schon wesentlich individienärmer angetroffen als in mehr aufgeschlossenem Terrain. Auch über die vertikale Verbreitung unserer Art liegen verschiedentlich Beobachtungen und Aufzeichnungen vor. Nach den Ansichten der älteren Forscher war der Berglaubvogel ein ausgesprochener Bewohner der Berghänge, der kaum einmal herab ins Tal kam; doch schreibt schon Parrot !), dafs er bei Garmisch die Art kaum 3—10 m über der Talsohle angetroffen habe und E. Stresemann ?) bemerkt für das Karwendelgebirge unddie Gegend um Mittenwald, dals er die Art hier überhaupt „nur in den Ge- hölzen der Talsohle‘ aufgefunden habe. Nach meinen Beobachtungen und Aufzeichnungen traf ich den Berglaubvogel bei Aitrang im Algäu einmal an einem nach Süden geneigten mit niederen Fichten bewachsenen Hang an, ebenso aber auch in dem schon oben er- wähnten Mooswäldchen völlig gleich horizontal gelegen wie die weite Fläche des Elbsees selbst. An dem 1277 m hohen Falkenstein steigt die Art bis auf den Kamm empor, die ganzen Hänge wie auch noch ein Stück 1) Verh. Oru. Ges. Bayern 1903, p. 246, 2) Waldrapp, II, 1920, p. 4. 268 ‘A. Laubmann: der Talsohle sehr zahlreich bevölkernd. Bei Oberstdorf im Algäu hingegen habe ich die Art auf dem 1276 m hoch gelegenen See- alptalboden, also nahe der Baumgrenze überhaupt nicht mehr angetroffen; hier traf ich den Berglaubvogel nur noch in einer weit unter 1000 m Seehöhe gelegenen Höhenkurve an, so am Kühberg (850 m) oder am Eingang ins Oytal (ca. 900 m). Und ähnlich wie hier liegen auch die Verhältnisse an den anderen Orten, an denen ich die Art noch beobachten konnte, so in Füssen und Hohenschwangau, im Lechtal bei Rofshaupten oder auf dem Weg von Pfronten bis Füssen. Bevor ich zum Schlufs meiner Darlegungen gelange, sei es mir gestattet, in Kürze noch ein anderes interessantes Moment in der Ökologie des Berglaubvogels hier zu berühren, nämlich die Anschauung von dem Vordringen des Berglaubvogels in nörd- lichere Gegenden in recenter Zeit. Von Zeit zu Zeit erscheint _ in dem ornithologischen Schrifttum unserer Tage immer wieder die Anschauung vertreten, als hätten wir es in unserer ein- heimischen Avifauna mit einer Reihe von Arten zu tun, die ent- weder von Osten, Norden oder Süden kommend bei uns ein- gewandert seien, auf diese Weise die Grenzen ihres ehemaligen Verbreitungsgebietes ganz enorm ausdehnend und verschiebend. Mag nun diese Auffassung, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, für die Haubenlerche oder den Hausrotschwanz ihre bedingte Richtigkeit besitzen, so möchte ich dieselbe doch für . den Girlitz oder die Alpenlerche auf das entschiedenste verneinen. Nun gehört aber zu den hierfür als Beweis angeführten Vogel- arten auch unser Berglaubvogel, für welchen Häcker!) in einer sehr interessant geschriebenen Arbeit den Beweis für die Richtig- keit dieser Auffassung zu erbringen versuchte. Ich für meinen Teil stehe auch beim Berglaubvogel dieser Einwanderungstheorie in recenter Zeit äufserst skeptisch gegenüber und glaube viel- mehr mit Hartert und anderen Ornithologen, dafs es sich in all den Fällen, in welchen ein vermeintliches Vordringen oder Neu- auftreten einer Art beobachtet worden sein will, um ein Über- sehen der Art in früherer Zeit gehandelt hat, sei es dafs eben an dem betreffenden Ort früher überhaupt kein Vogelkundiger be- obachtete oder dafs es eben diesem Kundigen einfach entgangen ist, dafs auch die in Frage stehende Art an dem betreffenden Platze, vielleicht an einer ganz bestimmten Ortlichkeit angetroffen wird. Beispiele hierfür zu erbringen, dürfte keineswegs sehr schwer fallen. Um nur einige aus der Fülle herauszugreifen, möchte ich hier kurz auf die Felsenschwalbe (Piyonoprogne rupestris ru- pestris (Scop.)) hinweisen. Bekanntlich entdeckte B. Hoffmann ?) im Sommer 1916 am Falkenstein bei Pfronten im Algäu eine 1) Jahreshefte Ver. für vaterl. Naturkunde in Württ. 1908, p. 334—845. 2) Verh. Orn. Ges. Bayern 18, 1, 1917, p. 71—78; Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 269 kleine Brutkolonie dieser Schwalbenart, damit den ersten Nachweis dieses Vogels als Deutschen Brutvogels erbringend. Von dieser Feststellung völlig unabhängig gelang es nun E. Lindner!) am 14. V. 1918 an der Luegsteinwand bei Oberaudorf in Oberbayern dieselbe Art als Brutvogel in einer individuenreichen Kolonie nachzuweisen. Soll in diesen beiden Fällen nun ein in den Jahren 1916 oder 1918 stattgehabtes Vordringen der Felsenschwalbe von ihren tiroler Brutplätzen aus angenommen werden oder liegt es nicht viel näher, zu vermuten, dafs die Felsenschwalbe auch schon Jahre vorher — für diese Anschauung scheint namentlich die Kolonie an der Luegsteinwand zu sprechen, bei welcher ca. 12 Brutpaare gezählt werden konnten — an diesen Plätzen gehaust hat, einfach unbeobachtet und unerkannt von den vorüber- wandernden Menschen. Ich für meine Person glaube, dieser letzteren Anschauung beipflichten zu müssen. Chr. D. Erdt, der langjährige, vortrefflliche Lokalfaunist ?) der Umgebung von Kaufbeuren kannte den Berglaubvogel nicht und führt die Art aus der Kaufbeurer Gegend infolgedessen nicht an®). Ist nun aus der Tatsache, dafs es mir im Jahre 1917 gelungen ist, den Berglaubvogel fürKaufbeuren nachzuweisen, der Schlufs zu ziehen, dafs es sich hier um ein Neueinwandern oder Vordringen der Art in dem genannten Gebiet handelt; ich ich glaube: nein! denn mit dem gleichen Recht mülste man dann diese Anschauung auch auf zwei andere, sessile Arten aus- dehnen, den Waldbaumläufer (Certhia familiaris macrodactyla Brehm) und die Weidenmeise (Parus atricapillus subsp. ?), welche beide Erdt auch nicht unterschied, daher auch nicht anführte, welche beideich aber für dieKaufbeurer Gegend ebenfalls nachweisenkonnte. Oder schliefslich, in meiner Arbeit“) „Beiträge zur Avi- fauna des Elbsees bei Aitrang im Algäu“ schrieb ich auf p. 37: „Dagegen erinnere ich mich nicht, den Berglaubvogel (Pyllo- scopus bonelli bonelli (Vieill.) im Gebiet gehört zu haben. Und doch wäre das Vorkommen der Art zur Brutzeit sehr wahr- scheinlich, da er von Füssen und Oberstdorf bereits als Brut- vogel bekannt ist.“ Nun gelang es mir am 16. VI. 1919 die Art für Aitrang nachzuweisen. Liegt nun hier eine neue Einwanderung vor? Ich glaube kaum; die Annahme liegt doch viel näher, dafs mir die Art eben einfach bisher entgangen war. 1) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 2, 1919, p. 148—149. 2) Vıgl. Laubmann, Verh..Orn. Ges. Bayern 18, 4, 1918, p.363—366. 3) Erdl führt jedoch den Waldlaubvogel ( Phylloscopus sibilatrix sibilatrix (Bechst.) aus der Kaufbeurer Gegend an, eine Art welche ich bier noch nicht beobachten konnte. Sollte es sich hier vielleicht um eine Verwechslung beider Arten handeln? Man dürfe dies Erdl keines- wegs zum Vorwurf machen, nachdem dies auch schon Ornithologen vom Fach begegnet ist. # Verh. Orn. Ges. Bayern 18, 1, 1917, p. 37. 270 A. Laubmann: Und solche Beispiele liefsen sich noch viele anführen. Wie haben wir uns denn dieVerbreitungsgrenzen einer Art über- haupt vorzustellen? Doch keinesfalls als genau fixierte, gerade Linien, sondern vielmehr als Linien mit Auszackungen nach der einen und Einbuchtungen nach der andern Seite hin. Nur dort verlaufen die Grenzen einigermafsen geradlinig, wo diese von natürlichen für die Art unüberwindlichen Hindernissen wie Meeres- küsten, breiten Flufsläufen, Steppen, Wüstengegenden oder Gebirgs- zügen gebildet werden. ! Die Gründe, welche eine Art dazu veranlassen können, ihre Verbreitung über diese Grenzlinien hinaus auszudehnen, können zweierlei Natur sein. Einmal können sie ihren Ursprung in den organischen Verhältnissen des Individuums selbst haben, also in- terner Natur sein; dann beruhen sie. auf der Expausions- fähigkeit der engsten Paarungsgemeinschaft, zwischen Eltern und Kindern und hiermit steht in engstem Zusammenhang die Aus- breitungstendenz, wie sie ja unleugbar jeder Art, Gattung oder Familie innewohnt und z. B. durch das gelegentliche Überfliegen der Verbreitungsgrenzen beim Rückzug in die Brutgebiete erreicht wird. Die Gründe, die eine Ausbreitung der Art bewerkstelligen können, können aber — und dies ist wohl meistens der Fall — auch externer Natur sein. So wäre eine klimatische Veränderung denkbar, durch welche eine Umgestaltung der ungünstigen Verhält- nisse der Grenzgebiete denkbar wäre, ohne dafs dadurch zugleich auch die günstigen Verhältnisse des Heimatbezirkes ungünstig beeinffufst werden mülfsten. Hierdurch wäre der Art dann die Möglichkeit gegeben, ihre bisherigen Grenzen zu erweitern, d.h. eben in die Nachbargebiete auszuwandern. Es wäre aber auch der andere Fall denkbar, dafs neben einer günstigen Beeinflussung der Grenzgebiete im alten Heimatsbezirk sich ungünstige Verhält- nisse geltend machten. In diesem Falle wäre dann die Art ge- zwungen, von der ihr inne wohnenden Expansionsfähigkeit Ge- brauch zu machen und mülste auswandern. Ein weiterer Grund externer Natur für die Ausbreitung und Erweiterung der Grenzen könnte durch Übervölkerung und damit verbundenem Nahrungsmangel im alten Heimatsgebiet gegeben sein und schliefslich wäre noch, wie uns das von Tschusi am Beispiel des sibirischen Tannenhähers (Nucifraga caryocatactes macrorhynchos Brehm) in so trefflicher Weise gezeigt hat, völ- liges Milsraten des Futters ein externer Grund zur Abwanderung einer Art. Die beiden zuletzt angeführten Momente führen in den meisten Fällen zur Abwanderung oder auch völligen Aus- wanderung aus dem alten Brutbezirk, wohl immer jedoch ohne eine bleibende Expansion der Art zu erreichen, wie wir das ja am besten wieder am Beispiel des sibirischen Tannenhähers be- obachten können, der ja auch nur in den seltensten Fällen bei uns zur Brut schreiten dürfte, obwohl fast in jedem Jahre_eine Der Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. 271 Zuwanderung von Osten her bei uns erfolgt. Meistens, führen die beiden letzten angeführten Gründe externer Natur, Übervöl- kerung, verbunden mit dadurch hervorgerufenem Nahrungsmangel, und Milsraten der Nahrung, überhaupt zu einem völligen Unter- gang der Auswanderer, da diese in Gebiete kommen, welche ihnen ee zu ihrer Lebensfristung notwendigen Bedingungen nicht bieten Önnen. Dabei dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren, dafs die oben von uns als Gründe interner Natur angeführten Momente zwar sowohl jedes einzelne Individium wie auch die ganze Art, Gattung oder Familie befähigen, bei zwingender Gefahr oder auch sonst bei überhaupt vorhandener Möglichkeit einer Abwanderung diese vorzunehmen; dafs es aber anderseits keineswegs im Inter- esse der Art liegen kann, durch allzu grofse Ausbreitung über ein weites, wenn auch günstiges Terrain hin die eigene notwendige Bevölkerungsdichte herabzumindern, wodurch ja dann wiederum die Erhaltung der eigenen Existenz für die Art gefährdet wäre, d.h. es würde eben dann zu einer Störung des notwendigen sta- bilen Gleichgewichts kommen können. Bestände nicht neben einer immerhin in manchen Fällen notwendigwerdenden Anpassungs- fähigkeit auf der anderen Seite eine bis in das Kleinste durch- geführte Einfügung in die umgebenden Medien des Lebensraumes, in einem Malse, wie wir es mit unseren groben Sinnen überhaupt kaum oder gar nicht wahrzunehmen vermögen, so wäre ein ewiges Hin- und Herwandern die unausbleibliche Folge. Fragen wir uns nun nach den Motiven, die nach unseren oben gemachten Darlegungen für eine tatsächliche Vorwanderung des Phylloscopus bonelli nach Norden geltend gemacht werden könnten, so finden wir in der Tat unter den Momenten externer Natur keines, das uns zu einem solchen Schlusse berechtigen könnte, vorausgesetzt natürlich die Berücksichtigung historischer Zeitverhältnisse. | Es bliebe allein die Ausbreitungstendenz der Art übrig, ein Motiv, das allein nur sehr begrenzt herangezogen werden darf, wie wir oben schon auszuführen Gelegenheit hatten. Die von mancher Seite als fördernd für die Ausbreitung der Art ange- führte Tatsache der Rückkehr der alten Vögel an den gewohnten Brutplatz und das Abdrängen der Jungvögel von demselben kann nach meiner Anschauung ebenso gut als ein Hemmnis für die Ausdehnung der Art angesehen werden. Doch liefse sich hier- über noch streiten. Anders liegen die Verhältnisse vielleicht, wenn wir die geo- logischen Zeitläufte in unsere Berechnungen einstellen. Da mag es sehr wohl möglich, ja sogar sehr wahrscheinlich sein, dafs nach dem Zurückfluten der Eiszeit sich der Berglaubvogel wieder nach Norden hin über die für ihn nun günstigen nordalpinen Hochflächen ausgebreitet hat. Doch auch diese Vermutungen werden wohl nur Theorie bleiben, Beweise zu erbringen ist da 272 A.Laubmann; Berglaubvogel und seine Verbreitung in Bayern. wohl kaum möglich. Jedenfalls aber geben dle Befunde über das Auftreten der Art bei uns in Bayern keinen Grund für die An- nahme eines Vormarsches des Berglaubvogels in rezenter Zeit. Bemerkungen zu: Herman Schalow, Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg. Von Dr. Erich Hesse. Das Lebenswerk H. Schalow’s, Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg, hat bereits Reichenow in den Ornith. Monatsber. 1920 p. 39/40 eingehend in seiner Allgemeinheit ge- würdigt. An dieser Stelle möchte ich nunmehr auf Einzelheiten des Werkes eingehen, zumal mich Prof. Schalow seinerzeit ana cklich um eine derartig eingehende Besprechung gebeten atte. Zunächst sei auf einige Äufserlichkeiten, über die man verschiedener oder andrer Meinung sein kann, hingewiesen. In einem Werk, das für weitere Kreise bestimmt ist, wäre es zweifellos angebracht gewesen, in den Überschriften bei den einzelnen Arten auch deutsche Namen, zum mindesten einen der gebräuch- lichsten, beizufügen. Die deutschen Namen sind meist erst am Anfang des Textes, manchmal erst im weiteren Verlauf desselben, öfters aber überhaupt nicht genannt, sodafs in letzteren Fällen der der lateinischen Namen Unkundige überhaupt nicht weils, welcher Vogel gemeint ist. Für den Fernerstehenden wäre also die Übersicht der einzelnen Arten durch Nennung der deutschen Namen sehr erhöht worden. Weiter erscheint mir für den biblio- graphischen Teil die Anordnung der Autoren in alphabetischer Reihenfolge, und unter dieser dann die einzelnen Veröffentlichungen chronologisch geordnet, ebenfalls bei weitem übersichtlicher, wie es z. B. auch in den Faunen von Kollibay, le Roi, Hagen, Tischler und Heyder durchgeführt ist. Die rein chrono- logische Anordnung, wie sie Schalo w anwendet, wird von ihm selbst gewissermalsen wieder durchbrochen, indem er in den einzelnen Jahren die Arbeiten des gleichen Autors zusammen bringt, während sie doch streng genommen nach der Erscheinungs- zeit, nicht nach dem Autor zu ordnen wären. Vielleicht hätte aber wenigstens jedes Jahr bei seiner erstmaligen Nennung fett- gedruckt oder aber überhaupt nur einmal, als Überschrift über jeden Jahresabschnitt in die Mitte gerückt, genannt werden “ können, um auch hier einen besseren Überblick zu vermitteln. Die Beifügung einer laufenden Nummer für die angeführten Veröffentlichungen wäre zur Beurteilung der Zahl derselben ebenfalls dienlich gewesen. Dafs ich es ferner für erforderlich und die Nachprüfung der Literatur aufserordentlich erleichternd Bemerkungen zu: H. Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 278 halte, bei Zitierung eines Autors dessen Veröffentlichung jedes- mal bestimmt zu fixieren, habe ich erst unlängst Journ. f. Orn. 1919 p. 393 bezüglich der Ornis Saxonica von Heyder näher erörtert. Der Übereinstimmung halber empfiehlt es sich auch, in einem Literaturverzeichnis die Vornamen der Autoren etweder stets auszuschreiben oder stets nur mit dem Anfangsbuchstaben abzukürzen, nicht aber, zum mindesten nicht bei dem gleichen Autor, bald dies bald jenes zu tun. Weiter vermilst man es sehr, dafs im faunistischen Teil bei den Einzelbeobachtungen vielfach nur Tag und Monat, nicht aber das Jahr angegeben ist, man also gar nicht ohne weiteres ersieht, ob es sich um Ver- gangenheit oder Gegenwart handelt. Endlich hätte am Schlufs ‘im Namenverzeichnis diejenige Seitenzahl durch Fettdruck her- vorgehoben werden können, die auf den faunistischen Teil, also die hauptsächlichen Erörterungen über die Art, hinweist. Nun zu den Einzelheiten selbst. Um jede Irrung auszu- schliefsen wende ich die von Schalow gebrauchte Nomen- klatur an, kürze aber aus Raumersparnis bei gleichlautenden Doppel- Speziesnamen den ersten mit den Anfangsbuchstaben ab. Von Berichtigungen von Druckfehlern, namentlich bei Namen, die ohne weiteres ersichtlich sind, sehe ich ab. Abkürzungen: J. f. 0. = Journal für Ornithologie, 0. MB. = Ornithologische Monatsberichte. !) Zum geschichtlichen Teil: Zu p. 43 unten: Fasan ist versehentlich zu den Tetraoniden gestellt. Zum systematischen Teil: Zu p. 157: In der tabellarischen Übersicht der in den an- grenzenden Gebieten nachgewiesenen Vogelformen ist für Sachsen Falco r. rusticolus L. nicht markiert. Diese Art ist aber sehr wohl durch ein im Leipziger Zool. Universitätsmuseum befindliches Belegstück für dies Gebiet nachgewiesen. Ausführliches darüber J. f. ©. 1917, II. Bd. Festschr., 112/113. Ebenso fehlt die Mar- kierung für Schlesien, aus dem sich das betreffende Belegexemplar 1) Zur Übersicht seien alle meine bisherigen ornithologischen Ver- öffentlichungen über die Mark hier kurz vermerkt: J. f. O.: 1910, [197], 489—519, 815; 1011, 361—383; 1912, 298—314, 481—494;. 1913, 618—630; 1914, 259—268, 834—8386, 681; 1915, 569—603; 1916, [157], 605—611; 1910, 407, 412, 418; — O.MB.: 1ell, 185; 1912, 37, 189; 1913, 175—178; 1914, 21—24, 140—144, 153—153, 181—184, 189/190; 1015, 17—22, 43, 145/146, 174; 1016, 3, 88/89, 89; 1917, 43, 142/148: 1918, 114, 116/117, 117; 1019, 78; 1020, 52, 58; — Mitteilung. a. d. Osterland, Festschr. z. 100 jähr. Besteh. d, Naturforsch, Gesellsch, Altenburg, 1919, 372—886, 274 Erich Hesse: im Zoolog. Museum Berlin befindet (J. £. O. 1915, 571, Kollibay, Vög. Preufs. Prov. Schlesien 1906, 187/188). — Dasselbe gilt für die für Sachsen festgestellte Sitta europaea caesia Wolf (J. f. O. 1919, 416/417; Heyder, J. f. O. 1916, 466). — Dagegen hat Schalow Emberiga melanocephala Scop. für Sachsen wohl ab- sichtlich ausgelassen, da diese Art von Heyder, l. c. 456, nur auf Grund zweier ganz unsicherer Fälle, davon ein Exemplar „tot auf dem Zwickauer Bahnhof gefunden“(!) — und dies ist noch der einzig beglaubigte Fall!, siehe Naumann, Neuausgabe Bd. III (1900), 173, — in die Ornis aufgenommen wurde. (Vgl. hierzu auch die Ausführungen J. £. ©. 1919, 409/410 unter Chry- somitris citrinella.) Zum faunistischen Teil: Colymbus immer Brünn. — Zu p. 163: „Ein weiteres Stück aus der Umgegend von Peitz, ein ©‘ vom 15. Oktober 1891, besitzt das Berliner Museum (Hesse). In der genannten Sammlung stehen ferner ein am 6. November 1897 auf dem Wandlitzsee, zwischen Bernau und Biesenthal, Kr. Niederbarnim, geschossenes Exemplar (O. MB., 1898, 5) und ein @ aus Kö- penick (Bork) ohne Datum. Beide Vögel sind im Jugendkleide.“ Das Peitzer Exemplar gehört nicht zu immer, sondern zu arcticus, wie ich es auch J. f. O. 1915, 574 unter g aufgeführt habe, es wird also irrtümlich von Schalow zu immer gestellt. — Das zweite Stück, ein immer vom „Wandlitzsee,“ ist im Berl. Mus. nicht vorhanden. Ich habe daraufhin nochmals die Seetaucher des Museums durchgesehen und folgendes festgestellt: In der Schausammlung befindet sich ein „junges Weibchen“ von arcticus, das bisher nicht identifiziert war, da es keinerlei Nummer oder sonstige Bezeichnung trug; nur auf der Unterseite des Fufsbrettes fand ich mit Bleistift geschrieben: „Lemm. Dezember 1897.“ Im Eingangskatalog ist für diese Zeit nur ein einziger Seetaucher unter Nr. 23151 eingetragen als „Urinator glacialis. Wandlitz- See, Bernau. Gnörich.“ Es unterliegt also keinem Zweifel, dals das junge arcticus-Q mit dem „immer“ vom „Wandlitzsee“ identisch ist, aber falsch bestimmt wurde, woraufhin dann diese unrichtige Bestimmung auch an der von Schalow bereits zitierten Stelle, ©. MB. 1898, 5, veröffentlicht und nun von Schalow seinerseits übernommen wurde. Der Bleistiftvermerk vom Präparator auf der Fufsbrettunterseite ist hier natürlich lediglich das Datum derfertigen Aufstellungfür die Schausammlung.— Der dritte Vogel, „Q aus Köpenick (Bork)“ ist ebenfalls ein arcticus. Schalow führt ihn auch bereits in seinem ersten Beitrag, J. f. O. 1876, 3, ganz richtig unter dieser Spezies an, dabei die Angabe von Schulz, Fauna Marchica 1845, 428, der das Stück fälschlich auf den „rotkehligen Seetaucher“ bezieht, berichtigend. Es liegt also wieder eine Verwechslung vor. — x Bemerkungen zu: H. Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 275 Mithin sind alle diese drei Exemplare unter immer zu streichen und zu arcticus zu stellen. Podiceps er. cristatus (L.).. — Schalow führt p. 166 die von mir in den einzelnen Jahren für die Kolonie an der Pfauen- insel festgestellten Zahlen nicht vollständig an. Als Höchstzahlen fand ich z. B.: 19. VIII. 1909 155 Alte und Junge (J. f. O. 1910, 490), 11. VIIL 1911 184 A. u. J. (J. f. O. 1912, 298), fast genau die gleiche Zahl, ca. 180, am: 9. VIII. 1912 (0. MB. 1914, 141), also bei weitem höhere Zahlen. Es hätte vielleicht auch gerade bei dieser Kolonie auf deren zähes Festhalten an ihrem Brut- platz hingewiesen werden können, obwohl in unmittelbarer Nähe ringsherum der regste Wasserverkehr flutet, eine immerhin be- merkenswerte Anpassung (J. f. O. 1912, 298/299.) — Zu p. 167, - Brutkolonieen auf dem Werbellin-See, vgl. auch J. f. O. 1912 299. — Auf gleicher Seite muls es bei den Prozentangaben der Mageninhalte an zweiter Stelle natürlich 60°, statt 100° heifsen. Podiceps gr. grisegena (Bodd.). — Im systematischen Ver- zeichnis p. 150 führt Schalow die Art zweimal auf, sowohl unter den Brutvögeln, „welche in einzelnen Individuen im Gebiet überwintern,‘ wie unter denen, „welche im Winter das Gebiet verlassen.“ An ersterer, mit Fragezeichen versehener Stelle ist sie daher wohl nur hypothetisch noch einmal gesetzt auf Grund der Vermutungen, dieSchalow im faunistischen Teil p. 168/169 bezüglich eines etwaigen, für die Mark aber nocht nicht nach- gewiesenen Überwinterns äufsert. il Podiceps r. ruficollis (Pall.). — Zu p. 170: Über das Er- scheinungsjahr von Pallas’ Zoographia Rosso-Asiatica vgl. O. MB. 1916, 41—63. [Auch in der 1. Liste der anzuwendenden Literaturkürzungen für den Nomenclator animalium generum et subgenerum von F. E. Schulze, Berlin 1912, ist, wie hier noch eingeschaltet sei, auf p. XLVII als Erscheinungsjahr ange- geben „Petropoli, 1811, 31°] — Zu p. 173: Bei dem Über- wintern hätte vielleicht, im Anschlufs an die Beobachtungen in Spandau, das gelegentliche Vordringen auf den Flulsläufen selbst bis in das Weichbild Berlins erwähnt werden können; so be- obachtete ihn Neunzig am 18. XI. 1908 an der Weidendammer Brücke (Gefied. Welt 1908, 391; Schalow, p. 112, lies 18. statt 28. XL), ich 3 Stück am 30 I. 1916 an der Schlofsbrücke in Charlottenburg (J. f. O. 1916, 605/606).!) Stercorarius parasiticus (L.). — Die von Schalow p. 177 als zwei verschiedene, für „September 1909“ und „3. Oktober 1909“ verzeichneten Fälle je einer von mir bei Erkner beobachteten Raubmöwe sind beide identischh Das richtige Beobachtungs- datum ist das an zweiter Stelle genannte (J. f. 0.1910, 491/492; 1) Über eine gleiche Beobachtung im Weichbild Leipzigs vgl. 0, MB. 1905, 18, 276 Erich Hesse: O. MB. 1912, 37,189.) An der von Schalow für „September 1909“ zitierten Literaturstelle, J. f. O. 1910, 197, Sitzungsbericht von Heinroth, ist ein Datum überhaupt nicht genannt! Larus c. canus L. — Zu p. 179: Die Daten über Auftreten im Sommer hätten noch vermehrt werden können: 24. VII. 1910 Grofser Zern-See (nicht Zernin- See), 30. VIL 1910 und 13. VIII. 1911 Grimnitz-See (J. f. O. 1911, 364; 1912, 299). Larus ridibundus L. — Zu p. 179: Die Kolonie auf dem Kremmener See ist seit 1911 erloschen (J. f. O. 1914, 340/341). Sterna hirundo L. — Zu p. 181: Die Angabe, dafs diese Art „an den gröfseren Landseen überall brütend vorkommt“, bedarf, zum mindesten für die Mittelmark, der Einschränkung; die Linumer Karpfenteiche und der Grofse Plage-See sind unter den stehenden geschlossenen Wasserbecken die einzigen Brut- plätze, die ich bisher feststellen konnte. Sterna m. minuta L. — Zu p. 182: Die Angabe Waase’s über Vorkommen im Ruppiner Kreise habe ich nicht bezweifelt, sondern beiläufig nur wörtlich zitiert (J. f. O. 1914, 341). Hydrochelidon n. nigra (L.).. — p. 183 lies Küdden-See statt „Rüddensee“. Mergus m. merganser L. — Im systematischen Verzeichnis p. 150 führt Schalow diese Art mit ? unter den Brutvögeln auf, „welche in einzelnen Individuen im Gebiet überwintern“; nach der Zahl, in der merganser während des Winters hier auftritt, müfste man ihn jedoch in die erste Abteilung der Brut- vögel, „welche zum grölseren Teil im Winter im Gebiet bleiben“, aufnehmen. Ich habe in den eigentlichen Wintermonaten an den verschiedensten Stellen nicht nur „bis 30 Individuen“, wie Schalow im faunistischen Teil p. 189 schreibt, angetroffen, sondern hunderte, bis ca. 300 Stück zusammen (O.MB. 1914, 142); ich fand dies auch im letzten Winter wieder bestätigt, wo ich am 30. XI. 1919, ferner am 11. und 25. I. 1920 auf dem Wann-See eine Gesellschaft von etwa 300—400 Stück beobachtete (davon ca. Y/; 9" im Prachtkleid), kleinere Trupps sich ab und zu abspaltend und sich später wieder mit dem Haupttrupp ver- einigend. Freilich bleibt es, wie auch Schalow hervorhebt, unentschieden, ob es sich um wirklich „zurückbleibende Sommer- brüter‘‘ oder um aus höheren Breiten zugewanderte Individuen handelt; bei diesen grolsen Ansammlungen ist es sogar sehr wahrscheinlich, dafs sie sich zum gröfseren Teil aus derartigen Zuwanderern zusammensetzen. — Vielleicht hätte noch auf jene interessante Anpassung hingewiesen werden können, die die 9 mit ihren Dunenjungen gegenüber dem Dampferverkehr z. B. auf dem belebten Wann-See durch wenig scheues Benehmen bekunden (0. MB. 1914, 142). Mergus albellus L. — Zu p. 190: Der Zwergsäger erscheint nicht nur „in kalten Wintern“, sondern allwinterlich, wenigstens habe ich ihn bisher noch in keinem Winter vermilst, Bemerkungen zu: H, Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 277 Nyroca fuligula L. — Zu p. 192: Bereits J. f. O. 1914, 343 hatte ich auf das von Hocke behauptete frühe Brüten (Ende Aprill) hingewiesen; Tischler spricht dann in Orn. Monatsschr. 1916, 267, die Angaben Hockes als „äulserst zweifelhaft“ und wahrscheinlich auf Verwechslung mit einer andern Art beruhend an. — Zu p. 193: Unter den von mir zur Brutzeit namhaft ge- machten Vorkommen fehlt das vom Paarsteiner See (J. f. O. 1912, 301; Tischler |. c.). — Zeile 15 v. o. lies bei den Zitaten 1912 statt 1913. — Auch auf dem Schwielow-See waren am 26. XII. 1911 ca. 400 Stück versammelt (J. f. O. 1912, 301), also in gleicher Stärke wie auf dem Hafel-Wann-See-Gebiet im selben Winter (l. c.). — Die Bemerkung: „von Anfang November bis Ende Dezember ca. 400 Exemplare,“ ist nicht verständlich; aus dem November werden von Schalow keinerlei Daten zitiert. Nyroca f. ferina L. — Zu p. 194: „Fälle des Überwinterns dieser Ente im Gebiet sind mir nicht bekannt geworden. Dals es vereinzelt geschehen könne, ist nicht ausgeschlossen“. Ich habe mehrere Fälle des Vorkommens im Winter mitgeteilt: 20. XI. 1910 Grofser Müggel-See ein J* unter ca. 80 Reierenten, 10. XII. 1911 Scharmützel-See 2 9’ 1 9 mit 8 Reiherenten, 26. XII. 1910 und 26. XII. 1911 Caputher See 3 Q' 2 Q und ein Paar (J. f. O. 1911, 366; 1912, 301). Nyroca nyroca (Güld.). — Zu p. 195: Schalow gibt an, dals sie „nie in den eigentlichen Mooren“ vorkommen. In den Luchen, also Niedermooren, war sie aber dennoch, wenn auch vereinzelt, Brutvogel (z. B. auch in gröfseren älteren Torfstichen). Sie war auch schon früher hier ansässig, wie ein balberwachsener, noch Dunenreste aufweisender junger Vogel vom 23. VII. 1882 und ein Q' ad. vom 3. Vl. 1883, beide im Teufelsbruch (Nauener Luch) von Ludwig gesammelt und im Zoolog Museum Berlin befindlich, beweisen (J. f. ©. 1914, 343). Schalow hat dies letztere Vorkommen seinerzeit auch selbst schon in Zeitschr. f. d. ges. Ornith. 1885 p. 6 erwähnt. Glaucionetta cl. clangula (L.).. — Im systematischen Ver- zeichnis p. 150 rechnet Schalow diese Ente unter die „Brut- vögel, welche im Winter das Gebiet verlassen“; sie würde aber mindestens in die zweite Abteilung, „welche in einzelnen Indi- viduen im Gebiet überwintern,“ zu stellen sein. Ich habe an den verschiedensten Stellen in allen Wintern einzelne oder kleine Trupps angetroffen, dafür auch J. f. O. 1911, 366/367 und 1912, 301/302 einige Beispiele angeführt (vgl. auch J. f. O. 1914, 343; O. MB. 1914, 143 unter N. hyemalis, 155 unter Haliaetus). Clargula hyemalis (L.). — Zu p. 197: „Hesse fand sie in den von ihm untersuchten Luchgebieten nur ganz vereinzelt.‘ Journ, f, Orn, LXVIII, Jahrg. Juli/Oktober 1920, 18 278 Erich Hesse: Hier liegt eine Verwechslung vor. Unter den Vögeln der Luch- gebiete habe ich die Eisente überhaupt nicht erwähnt, da ich sie dort noch niemals beobachtet habe. Wohl aber hielt sich am 22. XII. 1912 auf dem Grofsen Müggel-See ein Q bez. juv. auf (0. MB. 1914, 143), was Schalow nicht erwähnt. Spatula clypeata (L.).. — Zu p. 198: J. f. O. 1912, 302, habe ich noch eine Reihe Brutplätze, an denen ich auch @ mit Dunenjungen antraf (vgl. auch J. f. O. 1911, 367), aufgezählt, die Schalow jedoch nicht anführt; es kommen also noch hinzu: Die Nuthe-Brücher mit dem Rangsdorfer See, das Golmer Luch, das Schmergower und Phöbener Bruch, .das Luchgebiet von Dyrotz-Priort mit dem Wublitz-See, die Brücher entlang des Sakrow-Paretzer Kanals, der Prierow- und der Mellen-See bei Zossen. Über ein weiteres Vorkommen zur Brutzeit bei Buch vgl. O. MB. 1914, 143. — Im Frübjahr habe ich sie bereits von Mitte März an beobachtet; zeitigster Termin bisher 12. III. 1911, Nauener Luch. Anas pl. platyrhynchos L. — Im systematischen Verzeichnis p- 150 hat Schalow die Stockente nur unter die „Brutvögel, welche in einzelnen Individuen im Gebiet überwintern“, auf- genommen. Sie findet sich aber auch während des ganzen Winters an geeigneten Stellen und, solange noch offenes Wasser vor- handen ist, in Gesellschaften bis zu mehreren hundert Stück, würde also wie Merg. merganser in die erste Abteilung der „Brutvögel, welche zum grölseren Teil im Winter im Gebiet bleiben,‘ einzubeziehen sein. Wie beim Gänsesäger — und das gilt natürlich mehr oder weniger auch für alle anderen Jahres- vögel, also z. B. auch oben für die Schellente, — bleibt es aber . unentschieden, ob es sich bei diesen Winteransammlungen um wirkliche märkische Brutvögel oder um Zuwanderer handelt, a m durch umfängliche Beringungen festgestellt werden önnte. Anas sirepera L. — Zu p. 199: Über weitere Vorkommen im Luch, speziell im Nauener Luch vgl. J. f. O. 1914, 344. Mareca penelope (L.). — Zu p. 199: Als früheste bisherige Ankunft fand ich: 25. II. 1912 im Nauener Luch 10 Paare (0. MB. 1914, 142 unter Merg. albellus). Nettion er. crecca (L.). — Zu p. 200: Dafs die Krickente als Brutvogel bei weitem seltener auftritt als die Knäckente habe auch ich stets konstatieren können (J. f. O. 1910, 495; 1914, 344). Dafila acuta L. — Zu p. 201: Als früheste bisherige An- kunft notierte ich auch bei dieser Art die soeben bei M. penelope genannte: 25. Il. 1912 im Nauener Luch 3 Paare mit obigen Pfeifenten zusammen (O0, MB. |. c.). Bemerkungen zu: H.Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 279 Anser anser (L.). — Zu p. 203: Die Luchbrutplätze, zu denen Hertefeld gehört, sind seit 1913 erloschen (J. f. O. 1914, 344). — Der Brutplatz „Parlow“ dürfte mit dem am Melln-See bei Joachimsthal, an dem ich sie 1912 ebenfalls noch brütend fand (0. MB. 1914, 143), identisch sein, denn der Melln gehört zur Herrschaft Parlow, die aber jetzt Schmelze heifst, und liegt ganz nahe dabei. — Über die im gleichen Jahr auf dem be- nachbarten Grimnitz-See beobachteten Paare vgl. O. MB. |. c. Anser f. fabalis (Lath.). — Zu p. 205: Zeile 9 v. ob. lies Schönefeld statt „Schönfeld“. — Auch in der Mittelmark bleiben im Winter, also auch in den Monaten Dezember und Januar, solange frost- oder schneefreie Stellen vorhanden sind, Gesell- schaften bis zu 100 und noch weit mehr Stück zurück, nicht „nur wenige‘; J. f. O. 1910, 495, 1911, 368 und 1912, 302 habe ich für genannte Monate eine ganze Reihe Fälle aus verschiedenen Sammelgeländen mitgeteilt. — Zu p. 206: Noch für Anfang April habe auch ich ein Vorkommen notiert: 2. IV. 1910 unweit Jühnsdorf ca. 30 Stück nach West überhin (J. f. ©. 1911 1. ec). Cygnus cygnus (L.) — Zu p. 209: Die Angabe, dafs ich „4 alte und 1 jungen Vogel am 12. März 1912 im Teltower Luch und je einen einzelnen Vogel am 19. und 26. März 1912 am Schwielowsee‘‘ beobachtet hätte, muls wie folgt berichtigt werden: Ein „Teltower Luch‘ habe ich überhaupt nicht erwähnt, wohl aber traf ich, was Schalow nicht anführt, am 9. IV. 1911 acht Junge auf dem Zeesener See (J. f. O. 1912, 303); ferner fallen die ersten beiden Beobachtungen auf dem Schwielow-See in das Jahr 1911, davon aber die zweite auf den 26. XII, nicht III. (J. f. 0. 19121. e.), und aufserdem kommt für diesen See noch eine dritte vom 26. XII. 1913 (2 Alte, 1 Junger) hinzu (0. MB. 1914, 153), die Schalow gleichfalls nicht nennt. Zu p. 211 (unter Haematopus): „Gerade für die Sumpf- vögel unserer Heimat fehlen zuverlässige Mitteilungen,“ dürfte denn doch etwas einzuschränken sein; zumal für die Mittelmark liegen- für verschiedene grolse Sumpfgebiete doch wohl einiger- mafsen „zuverlässige“ Mitteilungen vor! Vanellus vanellus (L.. — Zu p. 214: Schalow ver- zeichnet als spätesten Abzugstermin im Herbst den 7. X. An den Linumer Karpfenteichen hielten sich 1910 noch am 17. X. acht Junge auf, und bei Hertefeld (Havelländ. Luch) 1912 sogar noch am 3. XI. ein einzelner. Pelidna ferruginea (Brünn.) — Zu p. 218: Über zwei an den ebengenannten Linumer Teichen am 12. 1X. 1909 festgestellte Exemplare vgl. J. f. O. 1910, 496; 1914, 347. Pavoncella pugnax (L.). — Zu p. 219: Fast alle Luch- brutplätze, zu denen also auch die im Nauener Luch gehören, 18 380 Erich Hesse; sind seit der Entwässerung erloschen (J. f. O. 1914, 347). Da- gegen hatte sich 1919 ein beträchtlicher Bestand in den Nuthe- Brüchern bei Jühnsdorf angesiedelt, in einem Gebiet, wo ich sie bisher nie angetroffen habe. Actitis hypoleucos (L.). — Zu p. 219/220: Als Beispiel für gelegentliches Zugvorkommen im Weichbild von Grofs-Berlin selbst hätte vielleicht das O. MB. 1914, 153 unter dem 10. VII. 1913 für den Charlottenburger Schlofspark namhaft gemachte zitiert werden können. Totanus erythropus (Pall.). — Zu p. 220: Diese Art habe ich auf dem Herbstzug mehrmals noch im Oktober beobachtet: An den Linumer Teichen vom 19.—22.X. 1911 ca. 10 Stück und am 14. X. 1913 deren 9 (J. f. O. 1912, 303; 1914, 348). Totanus t. totanus (L.). — Zu p. 220: „Während der Zug- zeit, Mitte September bis Anfang März“, mufs natürlich heifsen Mitte September und Anfang März, Totanus o. ochropus L. — Zu p. 222: Im Forst Grumsin habe auch ich ihn zur Brutzeit festgestellt: 22. V. 1910 abends über dem versumpften Melln-See ein Stück lebhaft balzend (J. f. O. 1911, 369). — An den Bucher Teichen fand ich ihn nicht nur „Anfang“ sondern auch Ende August (O0. MB. 1914, 154). — Über die Vorkommen im Havelland vgl. J. f. O. 1914, 348. Am 13. VI. 1916, also auch zur Brutzeit, hielt sich ein einzelner Vogel unstet am Kremmener See auf, der aber zweifellos nur ein ein- zelner Herumstreicher war. Totanus glareola (L.). — Zu p. 223: Anfang Mai kann noch nicht als eigentliche Brutzeit gelten, vielmehr kommt die zweite Hälfte Mai und der Juni als Hauptaufenthalt am Brutort in Frage. Der Bruchwasserläufer zieht im Frühjahr mit am spä- testen von seinen Verwandten durch. In den Luchen, wo er, solange ich dort beobachten konnte, ebenso wie an einigen an- deren von mir genannten Stellen keinesfalls gebrütet hat, zog er bis Mitte Mai durch, während die Rückwanderung schon wieder gegen Mitte Juli einsetzte (J. f. O. 1911, 369; 1912, 304; 1914, 348); 1914 traf ich im Sommerfelder Luch zwei unstete Durch- zügler noch am 23. V., und 1919 in den Nuthebrüchern bei Jühnsdorf in gleicher Weise durchziehende und nur vorübergehend rastende Individuen am 11. V. in Trupps zu 4, 23 und 3 Stück, und am 25. V. noch einmal zu 2 und 6 Stück. — Genau das Gleiche habe ich früher im Leipziger Gebiet, wo die Vögel eben- falls nirgends nisteten, feststellen können; jahraus jahrein zogen sie bis gegen Ende Mai durch und fluteten von Anfang Juli an wieder zurück, einzelne zeigten sich sogar in der Zwischen- zeit, also auch im Juni (vgl. meine Berichte aus diesem Gebiet). Gerade von den verschiedenen Wasserläufern trifft man ab und zu auch zur eigentlichen Brutzeit einzelne Herumstreicher, und Bemerkungen zu: H, Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 281 man darf daraufhin nicht gleich auf ein Brüten schliefsen; auch von solchen Vorkommen habe ich eine Reihe mitgeteilt (vgl. auch oben unter ochropus). Limosa 1. limosa (L.). — Zu p. 224: Die Angabe, dafs ich „die Mindestzahl der Brutpaare im Havelluch 1912 auf 50—60 Stück schätzte,“ mufs natürlich so verstanden werden, dafs die Zahl der Paare 50—60 betrug, also = 100—120 Stück! (vgl. J. f. O. 1914, 349). — Der Brutplatz in den Nuthebrüchern bei Jühnsdorf war 1914 wieder besiedelt (0. MB. 1914, 154 unter Grus), und 1919, bei hrhem Wasserstand, hatte sich sogar eine sehr beträchtliche Zahl von Brutpaaren eingefunden, auch noch in anderen Bezirken dieses Gebietes, z. B. bei Diedersdorf, sodafs es den Anschein hatte, als ob ein gröfserer Teil der früher in den Havelländischen Luchgebieten brütenden Limosen in die Nuthebrücher übergesiedelt sei. Das Gleiche dürfte vielleicht für die oben erwähnten Kampfläufer gelten. Die zukünftige Ge- staltung dieser Verhältnisse bleibt nun abzuwarten. — Das Fenn des Prierow-See bei Zossen, in dem 1910 zwei Paare vertreten waren (J. f. O. 1911, 369), schliefst sich im Südosten an das Nuthebruchgebiet an. — Ihre engeren Brutplätze verlassen die Limosen schon Anfang oder Mitte Juli (vgl. auch Graf von Zedlitz, J. f. O. 1919, 122). Numenius a. arquata (L.). — Zu p. 225: Auch diese Art verläfst bereits Anfang oder Mitte Juli ihre Niststätten. Megalornis gr. grus (L.). — Zu p. 230: Die gröfste An- sammlung in den Luchen habe ich nicht auf „14000 —15000“ Individuen, sondern, wie J. f. ©. 1913, 621 und 629 ersichtlich, auf 1400—1500 geschätzt! Leider also ein äufserst bedauerlicher Druckfehler bei Schalow. — Zu p. 231: „Der von Eckstein genannte Brutplatz in der Nähe des Möllnsees bei Joachimsthal, für welchen der Genannte 50 Brutpaare nennt, besteht nach Rüdiger nicht. Letzterer schreibt mir, dafs er dort vereinzelt einen Kranich wohl gesehen, aber kein Brutvorkommen festgestellt habe.“ Dies widerspricht den Tatsachen. Der verlandende Melln — nicht Mölln — und die ihn umschliefsenden Brücher sind sehr wohl schon lange besetzte Brutplätzte des Kranichs. Allerdings ist er hier nicht in „50 Paaren“ vertreten, eine An- gabe, die übrigens bereits Baer in seiner Arbeit, Orn. Monatsschr. 1907, 233, bringt und von Eckstein in der „Landeskunde der Provinz Brandenburg“ Bd. I, 315, 316, nur wieder ohne weiteres „übernommen“ ist, sondern nur in geringem Bestand, den ich während meiner Beobachtungszeit auf etwa 2—3 Paare schätzte. Ich habe diesen Brutplatz, an dem ich die Vögel 1910-1916 alljährlich, auch mit Jungen, feststellen konnte, ganz ausführlich J. f.O. 1912, 305—307 behandelt, dabei unter anderem auch darauf hingewiesen, dafs bei der Angabe von 50 Paaren offenbar Verwechslung von Zug- und Brutzeit vorliegt. Schalow 2382 Erich Hesse: hat diese Mitteilungen leider völlig aufserachtgelassen. Ich habe dann auch weiter noch bei dem jetzt verstorbenen Guts- verwalter Miers der Herrschaft Schmelze (Parlow), zu deren Besitz, wie schon oben unter Ans. anser erwähnt, der Melln ge- hört, mündliche Erkundigungen eingezogen, da der Genannte auch unter den damaligen Gewährsmännern Baers (]. c.) verzeichnet ist; er schätzte die Zahl der Brutpaare in früherer Zeit bis auf etwa 12, hat auch wiederholt junge, noch flugunfähige Kraniche am Melln gefangen. Dr. van Velzen (Joachimsthal), der am Melln jagdberechtigt war, gab mir die Zahl der Brutpaare in den einzelnen Jahren bis auf 6 an; er hatte früher auch bei dem Baron von Wedel-Parlow, Gutsherrn auf Schmelze, Kranicheier gesehen, die der Genannte vom Melln besafs. Ferner bestätigte mir auch Dr. Hauchecorne, Besitzer an den Melln srenzenden Geländes, dieses Brutvorkommen aus früherer Zeit und schätzte den damaligen Bestand auf mindestens 6—8 Paare, und das Gleiche erfuhr ich auch von deu zuständigen Forst- beamten (Försterei Bärendikte). Endlich gab mir aus aller- jüngster Zeit Leutnant und cand. agr. Hauchecorne jun. der ebenfalls am Melln auf Jagd geht, den derzeitigen Bestand auf ca. 6 Paare an. Ich selbst habe den Melln seit 1916 leider noch nicht wieder besuchen können. Schade, dafs dieses Brut- vorkommen, auf dessen Klärung ich ehedem soviel Zeit verwendet habe, von Schalow nicht sichergestellt worden ist. — „In milden Wintern bleiben einige Individuen hier“; der Kranich wäre al-o im systematischen Verzeichnis p. 150 unter die „Brut- vögel, welche in einzelnen Individuen im Gebiet überwintern“, einzureihen gewesen. Schalow stellt ihn jedoch |. c. p. 151 unter die „Brutvögel, welche im Winter das Gebiet verlassen.‘ Rallus aquaticus L. — Zu p. 232: Als Brutstätten kommen aufser Fennen von Seen und Teichen vor allem auch die wasser- reichen Partieen aller Luche in Frage (J. f. O. 1910, 500/501; 1912, 307; 1914, 353). | Orex crex (L.). — Zu p. 233: „Moorige Gebiete bewohnt sie nicht“. In den Randzonen der Luche und den dort urbar gemachten Wiesen mit ihrer schwarzen Moorerde war sie jedoch allenthalben Brutvogel und zu hören; mitunter sogar in mitten in die Brücher eingeschalteten Luchwiesen bei den Ansiedlungen, wenn sie nur die nötige Ausdehnung besafsen (J. f. O. 1910, 501). Forzana parva (Scop.)., — Zu p. 234: Aus mündlichen Mitteilungen von Hocke weils ich, dafs die von ihm mehrmals geschilderten Brutplätze dieses Vogels im mittleren Rhin-Luch ganz in der Nähe des Rhin selbst gelegen waren. Dies geht auch aus seiner Angabe Orn. Monatsschr. 1899, 236 hervor, wo er als Fundort „das Havelluch, und zwar den Teil davon, wo das Wustrauer und Linumer Luch aneinandergrenzen, ... .“ be- schreibt, mithin eine Strecke des mittleren Rhin-Luchs (J. f. O. Bemerkungen zu: H.Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 283 1914, 354). Hocke spricht zwar in seinen verschiedenen Ar- tikein vom „Havelluch“, meint dies aber, wie aus obigem Zitat her- vorgeht, im erweiterten Sinne der Havelländischen Luche, der Luche des Havellands, dem ja auch noch das Rhin-Luch mitan- gehört. — Schalow gebraucht für diese Art auch den deutschen Namen „Zwergsumpfhuhn“, aufser „kleines Sumpfhuhn“. Um jedoch nicht auch unter den. deutschen Namen noch mehr Ver- wirrung anzurichten, empfiehlt sich für Porzana parva stets nur „kleines Sumpfhuhn“, für P. pusilla intermedia stets nur „Zwerg- sumpfhuhn“ anzuwenden. Fulica a. atra L. — Zu p. 235: Ich habe in allen Wintern auf den verschiedensten grofsen Wasserbecken — nicht nur auf dem Müsgel-See — Ansammlungen von mehreren hundert Stück angetroffen, auch im Dezember und Januar (J. f. O. 1911, 373; 1912, 308; O. MB. 1914, 141 unter Col. ceristatus). — Fulica wäre mithin unter die „Brutvögel, welche zum gröfseren Teil im Winter im Gebiet bleiben“ zu stellen, während sie Schalow p. 150 in die zweite Abteilung, welche nur „in einzelnen Indi- viduen im Gebiet überwintern‘ einbezieht. — Über etwaige Zu- wanderung aus dem Norden vgl. unter Anas platyrhynchos und Merg. merganser. Ciconia eiconia (L.). — Zu p. 237: Das Brüten auf Kopf- pappeln in dem kleinen Mangelshorst, Kr. Westhavelland, worauf ich J. £. ©. 1911, 373 und 1914, 356 aufmerksam machte, hätte noch als Beispiel des Horstens auf Bäumen erwähnt werden können. — Zu p. 238: Über zwei Zugdaten noch Anfang Sep- tember, und zwar: 2. IX. 1910 im Havelländ. Luch bei Tietzow ca. 400 und 9. IX. 1910 über Dählem ca. 80, beide Gesellschaften nach SO überhin und beide späte Daten in das gleiche Jahr entfallend, vgl. J. f. O. 1911, 373. Ciconia nigra (L.). — Zu p. 239: Zwei Horstgebiete, die ich kennen gelernt und von Schalow nicht speziell genannt werden, sind: der den Kreisen Ruppin und Ost-Havelland ange- hörige grofse Forst Rüthnick (J. f. O. 1914, 357), und der Glam- becker Bezirk des Forst Grumsin, Kr. Angermünde (O. MB. 1914, 158). | Botaurus st. stellaris (L.). — Zu p. 243: Auf das bemerkens- werte sehr zahlreiche Vorkommen im Rhin-Luch hätte besonders hingewiesen werden können, es stand einzig da in der Mark (J. £. O. 1911, 373/374; 1912, 308; 1914, 357, 358). — Weiter kann ich für den Kreis Angermünde, für den Schalow nach Rüdiger nur den Grimnitz- und Paarsteiner-See anführt, noch den grofsen Plage-See nahmhaft machen (J. f. ©. 1912 ]. c.). Syrrhaptes paradoxus (Pall.). — Zu p. 249: Bei der Auf- zählung fehlt für den Kreis Ruppin das Vorkommen bei Damm- krug (nördlich. Fehrbellin) im „Anfang April“ (Waase, Hockes 284 Erich Hesse: Zeitschr. f. Oool, u. Orn. 18 Jg. (1909), 177. — Vgl. auch J. £. 0. 1914, 356). Columba oe. oenas L. — Zu p. 257: Die Hohltaube zieht auch noch im September, mitunter sogar in grofsen Schwärmen, durch; den gröfsten, im ganzen ca. 200 Stück, sah ich in den Baumreihen bei Kuhhorst (Havelländ. Luch) am 7. IX. 1912 (9. f. ©. 1914, 359). 1911 zeigte sich sogar noch eine einzelne am 22. XI. in Kiefernwäldchen nordöstl. Höhnow (J. f. O. 1912, 308). Circus pygargus (L.). — Zu p. 261/262: Die Brutplätze der Mittelmark sind sehr unvollständig angegeben. J. f. O. 1912, 488. habe ich die gröfseren Brutgebiete aufgezählt: Das Havel- ländische und das Rhin-Luch, die Nuthe-Brücher, das Phöbener und das Schmergower Bruch. (Vgl. auch die Notizen J. f. O. 1911. 375; ©. MB. 1916, 3). Weiter kommt noch das Luchgebiet von Rhinow hinzu (O. MB. 1916, 88). Die von Schalow ge- nannten Orte Grofsbeeren und Jühnsdorf fallen in das Gebiet der Nuthe-Brücher. Als dritten Ort führt Schalow nur noch Teltow an, der sich etwas weiter nordwestlich an dies Bruchgebiet an- schliefst. Circus macrurus (Gm.). — Zu p. 262: Dafs sich das 1890 bei Kottbus gesammelte Stück ebenfalls im Zool. Museum Berlin befinden sollte, wie Sch alow angibt, trifft nicht zu; das Berl. Mus. besitzt dieses Stück nicht. In der Mitteilung von Reiche- now (J. f. O. 1891, 35), die Schalow zitiert, ist auch garnichts darüber enthalten, dafs dies Exemplar dem Berl. Mus. zugegangen sei; auch Geheimrat Reichenow selbst ist nichts darüber bekannt. Circaetus gallicus (Gm.). — Zu p. 264/265: Das frühere Brutvorkommen in den Gebieten von Forst Grünaue bestätigte mir noch 1911 Domstiftsoberförster Sch ulle (Seelensdorf, nördl. Pritzerbe) mündlich (J. f. ©. 1914, 361; vgl. auch Grothe, Gefied. Welt 1875, 401/402). Archibuteo Il. lagopus (Brünn.). — Zu p. 269/270: Meine Bemerkung J. f. O. 1914, 361, dafs man von dem Rauhfufs- bussard auf den „weiten Flächen des winterlichen Luchs nicht selten ein halbes Dutzend und mehr an verschiedenen Stellen des Gesichtskreises zerstreut zu gleicher Zeit beobachten konnte“, weist nur auf die relative Häufigkeit daselbst hin, nicht auf ein „truppweises“ Vorkommen; es ist ja ausdrücklick das Wort „zerstreut“ gebraucht. Bei einem Blick über diese weiten Flächen sah man da und dort einen einzelnen sitzen oder fliegen, die im ganzen die genannte Zahl erreichten oder übertrafen. Von einem „truppweisen“ Vorkommen oder Streichen habe auch ich nie etwas beobachtet. — Im systematischen Verzeichnis p. 154 zählt ihn Schalow unter „7. Zufällige Besucher des Ge- bietes aus dem Norden bzw. Osten“; er gehört aber sicher in Bemerkungen zu: H.Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 285 die 5. Abteilung: „Arten, welche auf ihren Wanderungen das Ge- biet regelmäfsig besuchen, in demselben bleiben bzw. dasselbe durchziehen, und überfliegen“; denn er findet sich allwinterlich ein. Aquila p. pomarina Brehm. — Zu p. 273: Zu der Angabe von Rüdiger: „Seinen Raub trägt der Schreiadler wohl immer im Schnabel, wenigstens habe ich eine andere Beobachtung nicht machen können“, bemerke ich, dafs ich bereits J. f. O. 1912, 309 auch eine gegenteilige Beobachtung aus dem schon mehrfach erwähnten Melln-Gebiet bei Joachimsthal mitgeteilt habe. „.. .; einer erbeutete einmal eine Schlange, der Länge und Dünne nach eine Ringelnatter, die er während des Fluges nach und nach stückweise aus den Fängen, aus denen sie lang herabhing, frafs.“ — In der Bibliographie p. 120 ist übrigens der betreffende Artikel Rüdigers von Schalow versehentlich zweimal verzeichnet. Haliaetus albicilla (L.). — Zu p. 277/278: Da Schalow eine ganze Reihe Einzeldaten und Belegstücke anführt, sei er- wähnt, dafs sich auch im Zool. Museum Berlin ein märkisches Exemplar befindet mit folgender Etikette: „mas juv. /587./ Zeh- denick. / Böhning. /“; aus der ersten Hälfte des vorigen Jahr- hunderts, näheres Datum nicht mehr zu ermitteln. (Im Museums- katalog ist unter der Nr. 587 „Falco (Circaetus) cineraceus“ ein- getragen!) In die Liste bemerkenswerter Belegstücke des Berl. Mus. (J. f. ©. 1915, 569—603) hatte ich dies Exemplar nicht aufgenommen, da der Seeadler auch jetzt noch in der Mark, wie auch Schalow hervorhebt, nicht seltener Wintervogel an gröfseren Wasserbecken ist, z. B. alljährlich am Werbellin-See, wo auch ich ihn beobachtete (0. MB. 1914, 155; hier ferner ein am See erlegtes, im Forsthaus Wilhelmseichen, Schorfheide, be- findliches Stück vermerkt). — Ferner beobachtete ich jüngst am 11. I. 1920 einen alten Vogel auf dem Wann-See, worauf ich später an anderer Stelle zurückkomme. Athene n. noctua (Scop.). — Zu p. 293: Auf die Vorliebe für Kopfweiden oder -pappeln als Niststätten hätte mit hinge- wiesen werden können. (Vgl. auch J. f. O. 1914, 366.) Cuculus c. canorus L. — Zu p. 295/296: Das von einem Berliner Gärtner in einer Berliner Zeitung erzählte Kuckuck- märchen überhaupt zu erwähnen, war nicht nötig; wollte man etwa auf all den Blödsinn und Schwindel, der nach dieser Richtung in Tageszeitungen und ähnlichen Blättern abgedruckt wird, eingehen, würde man wissenschaftliche Arbeit ent- würdigen. i Dryocopus m. martius (L.). — Zu p. 297/298: Es wäre an- gebracht gewesen, auf die auflällig vertrauliche Anpassung des Schwarzspechts an den überaus lebhaften menschlichen Verkehr 286 Erich Hesse: in einigen vielbegangenen Forsten bei Berlin (Grunewald, Jung- fernheide) aufmerksam zu machen, worüber sich näheres O. MB. 1913, 175/176 findet. Schalow erwähnt dies nur ganz kurz und beiläufig p. 307 unter Coracias. Dryobates minor horiorum Brehm. — Zu p. 300: Ich fand ihn vielfach in Obstgärten der Ortschaften brütend, eine Be- obachtung, die Schalow auch nach Rüdiger „in litt.“ an- führt. Mieropus a. apus (L... — Zu p. 311: Als Ergänzungen zum Brutgeschäft hätten noch das Brüten in alten Eichen des Grunewaldes (J. f. O. 1910, 510) und in an Kiefern inmitten der Schorfheide aufgehängten Nistkästen beigefügt werden können (3:8, 0, 1912,811). Riparia r. riparia (L.). — Zu p. 318: Die Uferschwalben kommen bereits Ende April, etwa vom 25. an. Bombycilla g. garrulus (L.). — Zu p. 318: „Aus dem Herbst 1913 zu Winter 1914 habe ich keine märkischen Beobachtungen verzeichnet gefunden.“ Ich habe gerade für diese Zeit zwei Vor- kommen veröffentlicht: 21. XII. 1913 ca. 20 Stück bei Nicolskoi, und 1. II. 1914 16 Stück am Werbellin-See (0. MB. 1914, 156). Muscicapa f. ficedula (L.). — Über späte Bruten vgl. auch OÖ. MB. 1914, 156: Eben ausgeflogene Junge am 21. VIII. 1912 im Invalidenpark-Berlin. Erythrosterna p. parva Bechst. — Zu p. 321: „Hesse be- obachtete ein junges Q' am 31. August 1896 bei Nauen.“ Dies ist irrtümlich. Wie J. f. ©. 1914, 368 vermerkt, wurde dies jetzt im Berl. Mus. befindliche Exemplar von v. Mährenthal erlegt. 1896 war ich ja längst noch nicht in der Mark (Berlin) ansässig — Bezüglich des Vorkommens im Forst Grumsin möchte ich darauf hinweisen, dafs parva an den verschiedensten Stellen dieses grofsens Revieres Brutvogel ist (J. f. O. 1912, 311; OÖ. MB. 1914, 157/158). J. f. ©. 1916, 608 habe ich dies noch einmal zusammengefalst: „Im gesamten Bereich des Forst Grumsin, den ich nach allen Richtungen durchquert habe, fand ich den Zwergfliegenschnäpper als gar nicht seltenen Brutvogel, überall da, wo die Rotbuche auftritt, was in diesem grolsen Forst er- freulicherweise fast allerorts der Fall ist. Er bewohnt die reinen wie die gemischten Bestände, das Alt- wie das Jungholz, am liebsten aber Bestände mittleren Alters. Auch die sich nord- wärts an obigen Forst anschliefsenden kleineren Parzellen ge- hören, soweit sie Buchenbestand aufweisen, zu seinem Brutgebiet, z. B. entsprechende Bestände in den Ringenwalder und den nördlich von Poratz gelegenen Forsten.‘ — Diese letztgenannten Brutgebiete führt Schalow überhaupt nicht an. Lanius excubitor rapax Brehm. — Im systematischen Ver- zeichnis p. 153 und 154 ist diese Unterart zweimal aufgeführt, Bemerkungen zu: H.Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 287 sowohl in der 5. Abteilung: „Arten, welche ... das Gebiet . regelmälsig besuchen, ... “, wie in der 8. Abt.: „Zufällige Be-. sucher des Gebietes aus dem Nordosten und Osten.“ Corvus c. corone L. —. Zu p. 334: Wie J. f. O. 1916, 608, mitgeteilt, beobachtete ich am 11. IV. 1915 ebenfalls mehrere sehr dunkle Bastarde noch östlich Linum, also auf fast genau der gleichen, eher noch etwas weiter nach O geschobenen geo- graphischen Länge wie die von Baron Geyr v. Schweppen- - burg bei Zechlinerhütte festgestellten Bastarde. Corvus fr. frugilegus L. — Zu p. 535: „Am 2. Mai 1916 beobachtete ich im Golmer Luch, ... , eine grofse Anzahl von Saatkrähen, die sicherlich einer in der Nähe befindlichen, mir unbekannten Kolonie angehörten.“ Wohl zweifellos entstammten diese Vögel der grofsen, bei dem etwas nordwestlich gelegenen Göttin befindlichen Kolonie, deren ich J. f. O. 1911, 380, Er- wähnung tat. Nucifraga caryocatactes macrorhynchus Brehm. — Zu p. 341: In der Aufzählung der Belege aus dem Berl. Mus. fehlt das von mir l.c. 1915, 596 unter a zuerst genannte märkische Stück aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. — Zeile 11 v. unt. lies „Ukelei-See bei Friedersdorf“, statt „Ukeleisen bei Friedens- dorf“. (J. f. O. 1915 ]. c). — Zu p. 342 und 343: Es fehlen: das Ornis 1896, 231 u. J. f. O. 1914, 370 erwähnte aus Haage stammende Stück (von ca. 12 „um den 20. Oktober aus der Mark bei Kricheldorf eingelieferten), ferner die von Rei- chenow (O0. MB. 1899, 192; J. f. O. 1914, 292) gemeldeten Vorkommen aus dem Westhavellande vom 23. X. 1899 und aus dem Osthavellande vom 28. IX. 1913, endlich die J. f. O.1. c., 597, zuletzt unter » angeführten vier märkischen Exemplare vom 4. X. 1913. Fringilla montifringilla L. — Zu p. 350: Den von Scha- low als zeitigsten Herbsttermin genannten 25. IX. 1910 (nach Baron Geyr v. Schweppenburg) kann ich für ge- nanntes Jahr auf den Tag bestätigen: 25. IX. sah ich die ersten bei Nauen (J. f. O. 1911, 380.) — Zweimal habe ich ferner noch spätere Frühjahrtermine als den 8. IV.: 17. IV. 1910 ein Q' mit drei Hänflingen (J. f. O. Il. c.) und 16. IV. 1911 Schwarm von ca. 50 Stück (J. f. O0. 1912 313), beidemal im Havelland. — Grofse Scharen finden sich während des Winters nicht nur in Rotbuchenrevieren, sondern auch in reinen Kiefernforsten. Erst jüngst traf ich am 14. XII. 1919 im Forst Oranienburg derartige Schwärme, die im ganzen mindestens 250—300 Stück zählten. Acanthis 1. linaria (L.).. — Zu p. 352: Kleinere Trupps bleiben mitunter bis Ende März (J. f. O. 1910, 511). Carduelis c. carduelis (L.). — Zu p. 353: Die Flügellänge märkischer Exemplare im Berl. Mus. sinkt bis auf 77 mm herab, nicht nur bis auf 80 mm (O. MB. 1914, 18). 288 Erich Hesse; Pyrrhula pyrrhulä minor Brehm. — Zu p. 359: 1909 von mir aufserdem zur Brutzeit am 3. VI. im „Elsbruch,“ einem grolsen gemischten Laubwald östlich Fürstenwalde, beobachtet (J. f. O. 1910, 511). Loxia c. curvirostra L. — Zu p. 361: Von Herumstreichern kann ich noch ein Beispiel aus jüngster Zeit hinzufügen: 2. X. 1919 ein grünliches Exemplar lebhaft lockend im Bredower Forst - bei Finkenkrug. D Plectrophenax n. nivalis (L.). — Zu p. 363: Das am 14.11. 1915 bei Oranienburg sich zeigende o* hätte, da diese ziemlich selten sind, mit angeführt werden können. Emberiza citrinella sylvestris Brehm. — Zu p. 365: Als Variationsbreite der Flügellänge der Form erythrogenys aus dem Altai fand ich 84—94, einmal (o‘) auch 97 mm (Mitteil Zool. Mus. Berlin 1913, 422). Emberiea sch. schoeniclus L. — Zu p. 367/368: In den Luchen traf ich diese Art einzeln überwinternd (J. f. O. 1914, 373); auch am Schwielow-See schon am 27. II. 1910 ein Q' be- reits in vollem Gesang (J. f. O. 1911, 381). Anthus pratensis (L.). — Zu p. 368: „Vielleicht überwintern einige. Individuen.“ Ich habe wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dafs in der Tat einzelne oder auch kleine Trupps bis zu etwa einem Dutzend überwintern (d. f. O. 1911, 381; 1914, 373). — Der Wiesenpieper wäre daher auch im systema- - tischen Verzeichnis p. 150 unter die „Brutvögel, welche in ein- zelnen Individuen im Gebiet überwintern‘, aufzunehmen gewesen, nicht unter die, welche es im Winter verlassen (p. 151). Motacilla c. cinerea Tunst. — Zu p. 373: Schalow hat folgende beiden von mir J. f. O. 1912, 313 veröffentlichten Brut- plätze zu nennen vergessen: Hoch oben unter dem Dachgesims der Klosterkirche zu Lehnin hatte ein Paar in dem umgebogenen Winkel einer Dachrinne ein Nest gebaut; am 23. VII. wurden Junge darin gefüttert. Höchst bemerkenswert ist der haushohe Stand des Nestes und die relativ grofse Entfernung vom Wasser. — In den grofsen Schleusenanlagen von Kl. Machnow brütete sowohl weilse wie Gebirgsbachstelze. — Das Brutvorkommen bei Eichhorst am Werbellin-Kanal konnte ich am 11. VII. 1915 bestätigen (J. f. O. 1916, 609). Lullula a. arborea (L.). — Zu p. 376: „Im Oktober werden die letzten beobachtet.“ 1919 strich in abgeernteten Feldern am Nauener Stadtforst am 2. XI. ein Trupp von ca. 20 Stück Nahrung suchend umher, und auch noch am 9. XI, nach dem zeitigen starken Schneefall, traf ich 2 Stück auf der Stralse bei Hertefeld (Havelland), in der Nähe von Haubenlerchen auf frei gewehten Stellen sich umhertreibend. — Für 1910 habe ich sie bereits Bemerkungen zu: H.Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 289 für den 27. II. singend im Kunersdorfer Forst unweit Michendorf verzeichnet. — Dals sie sogar noch an vom Verkehr aufser- ordentlich überlaufenen Stellen z. B. des Grunewaldes brütet (0. MB. 1914, 157), wäre erwähnenswert gewesen. Certhia f. familiaris L. und C. br. brachydactyla Brehm. — Zu p. 378: Dafs ich bezüglich des Vorkommens beider Arten in Laub- und Nadelwald u. s. w. genau die gleichen Feststellungen wie Schalow habe machen können, habe ich unlängst J. f. O. 1919, 413 angeführt. — Dals ferner in Nordwest-Sachsen auch noch die typische ©. familiaris vorkommt, habe ich gleichfalls l.c., 412 vermerkt. Vgl.auchReichenow, Kennzeich. Vögel Deutschl. 2. Aufl. 1920, 116. Parus atricapillus salicarius Brehm. — Zu p. 382/383: Am 27. VII. 1919 konnte ich die Weidenmeise nun auch im Forst Neuholland feststellen, und zwar in der gleichen Vergesellschaftung, wie se Baron Geyr v.Schweppenburg 0. MB. 1910, 161 angibt, durch den unverkennbaren Lockruf sofort auffallend. Auch Sa diese Beobachtung komme ich später an anderer Stelle zurück. Sylvia c. curruca (L.).. — Zu p. 398: Das gelegentliche Brüten in dichten jüngeren Kiefernstangenorten hätte mit ver- merkt werden: können. Acrocephalus a. arundinaceus (L.). — Zu p. 400: Als zeitigsten Ankunftstermin notierte ich bisher den 26. IV. 1910, Werder a. Havel. Acrocephalus aquaticeus (Gm.). — Zu p. 403: Zeile 14 v. ob. lies: 19. September 1909, statt „November“ (J. f. O. 1910, 156, 1914, 376). Locustella n. naevia (Bodd.. — Zu p. 404: Den von Schalow als Brutgebiete aufgezählten Kreisen kann ich noch West-Havelland und Ruppin hinzufügen. Locustella 1. luscinioides (Savi.)., — Zu p. 406: Die Be- merkung, dafs „das Vorkommen im übrigen nicht auf eine Stelle im Luch beschränkt ist, sondern es kommt die Art in den ver- schiedensten Gegenden desselben vor“, kann in dieser Verallge- meinerung leicht irreführen. Es handelt sich zunächst nur um die um den Kremmener See gelegenen Luchgebiete, in denen er natürlich, wie ich schon früher in den von Schalow zitierten Berichten mehrfach hervorgehoben habe, an den verschiedensten Stellen vorkommt. Das übrige Rhin-Luch aber, ebenso wie die meisten übrigen Luchgebiete sind gegenwärtig, namentlich nach den erneuten grofsen letzten Entwässerungen, für seinen Aufenthalt zum gröfsten Teil völlig ungeeignet. Natürlich ist es, wie gleichfalls schon früher betont, nicht ausgeschlossen, dals er 290 Erich Hesse: später doch noch an einzelnen übriggebliebenen kleinen Oasen in diesen ehemaligen Brüchern gefunden werden kann.!) Locustella fluviatilis Wolf. — Zu p. 407: Das angebliche Brutvorkommen bei Elslaake (bei Rhinow) bedarf noch weiterer Untersuchungen, auch der angrenzenden Gebiete; Mitte Juni 1915 konnte ich den Vogel dort noch nicht feststellen. Näheres siehe O0. MB. 1916, 88/89. — Zu p. 408: Zeile 22 v. ob. lies ver- landenden statt „verlaufenden“. Phylloscopus ce. collybita (Vieill... — Zu p. 409: „Der Ab- zug im Oktober ist selten.“ Er zieht regelmäfsig noch in der - ersten Oktoberhälfte durch, vielfach auch noch singend (J. f. O. 1910, 517; 1911, 382). Phylloscopus tr. trochilus (L.). — Zu p. 410: Ähnlich wie bei Sylvia curruca (s. ob.) hätte auf das Brutvorkommen gerade dieses „Laub‘“-vogels in ausgedehnten reinen Kiefernschonungen hingewiesen werden können. Zurdus ph. philomelos Brehm. — Zu p. 415: „Vereinzelte Individuen überwintern“. Im systematischen Verzeichnis p. 149 wird die Singdrossel sogar zu den Brutvögeln gestellt, „welche zum gröfseren Teil im Winter im Gebiet bleiben“, während sie ‘ laut ersterer Angabe nur in die 2. Abteilung, der in „einzelnen In- dividuen“ überwinternden Arten, hätte aufgenommen werden dürfen. — Mir ist bisher kein einziger Fall des Überwinterns vorgekommen. Turdus m. musicus L. [also = Weindrossel, Z. iiacus L.] — Ein zu aufsergewöhnlicher Zeit, am 6. V. 1910 bei Dahlem sich zeigendes Exemplar habe ich J. f. O. 1911, 382 verzeichnet. Turdus v. viscivorus L. — Zu p. 415/416: Aufser in den von Schalow genannten Kreisen traf ich sie als Brutvogel noch in grofsen Kiefernheiden der Kreise Teltow, Luckau, Lebus, An- germünde, Ost-Havelland und Ruppin (in letzerem vor allem der grolse Forst Rüthnick). Luscinia sv. svecica (L.). — Zu p. 424: Zeile 4. v. unt. Seitenzahlen lies 259—268, statt „— 296“. Zum folkloristischen Teil: Zu p. 468: Pavoncella pugnax (L.). — Im Havelland auch „Streithahn“, „Kampfhahn‘“. 1) Zu dem Zitat in meinem Artikel über Loc. luscinioides (Mit- teilung. a. d. Osterland 1919, 878, s. ob.), dafs Tischler am 29. und 80. VIII. 1915 am Kinkeimer See das Schwirren hörte, teilt mir Tischler unter dem 8. I. 1920 freundlichst mit, dafs er an diesen Tagen nicht mehr das Schwirren, sondern nur den Warnungsruf gehört habe, was also hiermit richtiggestellt sei. Bemerkungen zu: H. Schalow, Vogelfauna der Mark Brandenburg. 291 Zu p. 469: Megalornis gr. grus (L.). — „Krone“ auch im Havelland und Kreis Angermünde. Zu p. 484, Deutung des Namens Eisvogel: Voigt führt in sämtlichen Auflagen seines Exkursionsbuches den Namen auf „abeisen“ zurück und schreibt: ‚,.. ., andernfalls sucht er Gewässer auf, die abgeeist werden, daher der Name Eisvogel.“; vgl. auch seine Bemerkungen in seinen „Singvögeln“, 1911, 160. Zu p. 489: Corvus c. corone. L. — J. f. O. 1914, 369 hatte ich bei Erwähnung des Vorkommens im Havelland darauf hin- gewiesen, dafs Waase für den Kreis Ruppin die Rabenkrähe überhaupt nicht namhaft macht. Um so interessanter war es mir, dafsSchalo w bei dieser Art für „Ruppin‘“ einen besonderen Trivialnamen anführt: „Sprehe“. Dies würde also voraussetzen, dafs die dortige Bevölkerung die Rabenkrähe seit jeher als in ‘ ihrem Kreis regelmälsig vorkommend genau kennt, sonst hätte ja im Volksmund kein besonderer Name entstehen können (vgl. hierzu auch die Ausführungen Schalows p. 460/461). Aller- dings wäre vielleicht auch eine Verwechslung mit jungen Saat- krähen nicht ausgeschlossen! Zu p. 501: Parus m. major L. — Im Havelland auch „Kuhlmeese“. Zu p. 501: Parus cristatus mitratus Brehm. — Bei dem Verschen: „Spitz die Schar, spitz die Schar. Bauer in den Acker fahr.‘ liegt wohl Verwechslung mit dem Frühlingsruf der Kohlmeise vor, den man ja meist mit „Sitzida, sitzida ‚,...*, „Sitz ich doch, . “ und ähnlichem wiedergibt (vgl. auch hier wieder Voigt in den Auflagen seines Exkursionsbuches und in „Singvögel“ p. 74/75). Auf dieses flotte Terzenpfeifen bezieht sich daher wohl auch obiges Verschen, und ich halte es für wenig wahrscheinlich, dafs das schwirrende „zürr“ oder „zi gürrr,‘‘ der normale und häufigste Ruf der Haubenmeise, jenem zu Grunde liegt. Zum biographischen Teil: Zu p. 579: In der von v. Lucanus verfalsten Biographie für zur Lindeist bei Aufzählung des,,Wassergeflügels‘ leider gar nichts vermerkt, ob es sich in den einzelnen Fällen um Brut- oder Zug- vorkommen handelt. Gerade bei Arten wie z. B. Mergus serrator oder Nyroca fuligula wären nähere Mitteilungen angebracht gewesen. Zu p. 581/582: Dryobates I. leucotos Bechst. — v. Lucanus erwähnt ein Exemplar aus dem Gramzower Forst im Besitz zur Lindes, dasjedoch von Schalow im faunistischen Teil p. 301 unter dieser Art nicht aufgenommen ist. Nachtrag bei Korrektur: Larus ridibundus, Kremmener See, 1920 Kolonie wieder vorhanden. Näheres später. 292 s Aufzeichnungen über das Vorkommen unserer Drosselarten im Leipziger Flachlandsgebiete, in Mittelsachsen und im Erzgebirge. Von Rich. Schlegel. Nachstehend mitgeteilte Aufzeichnungen sind eine Fortsetzung meiner früheren Mitteilungen über das Vorkommen der Rohr- sänger und Grasmücken in den erwähnten Gebieten (J. f. O. 1917 und 1918). Turdus pilaris L, Wachholderdrossel. Es ist nicht gerade leicht, die Art und Weise des Brut- vorkommens der Wachholderdrossel in der Leipziger Gegend kurz zu präzisieren. Schlägt man in seinen jahrzehntelang ge- führten Aufzeichnungen nach und berücksichtigt dabei auch in gebührender Weise die Feststellungen befreundeter Beobachter, so findet man, dafs 7. pilaris für die verschiedensten Ortlichkeiten der Umgebung als Brutvogel wohl sicher oder wenigstens ihr Auftreten während der Brutzeit nachgewiesen wurde, ihr Brut- vorkommen daselbst aber keineswegs ein regelmälsiges, stabiles und dauerndes genannt werden kann. Hügel- und Berggelände mit eingestreuten kleineren Gehölzen, grofsen Obstgärten und höheren Baumgruppen scheinen der Wachholderdrossel als Brut- gebiete weit mehr zuzusagen als üppige grofse und zusammen- hängende Auwaldbezirke. Das mag auch der Grund sein, dafs T. pilaris in einzelnen Gebieten nicht so recht dauernd heimisch werden oder sich gar weiter verbreiten will, wie dies ihre Vettern, Singdrossel und Amsel taten. Als Brutvogel ist die Wachholder- drossel in der Umgebung kein Neuling. Chr. L. Brehm berichtet (Naumannia 1851, p. 23): „Ilm Jahre 1836 sah Schreiber dieses am 9. Mai diese Vögel noch 4 Stunden hinter Leipzig und schlofs daraus, dafs sie nicht weit von diesem Orte nisten mülsten. Ja, ein aufmerksamer Beobachter versicherte ihn, schon in den dortigen Eichenwäldern die Nester der Wachholderdrossel ge- funden zu haben.“ 1882 bemerkt W. Thienemann über den Krammetsvogel (nach einem Referate über seinen Vertrag, O. Monatsschr. 1882, p. 82), dafs er vor 60 Jahren noch nirgends in Deutschland gebrütet habe, und jetzt ist er z. B. in vielen Ge- genden Thüringens, auch bei Zangenberg im Elstertale, in den meisten Auwaldungen Deutschlands, ja gewifs auch in der nächsten Nähe Leipzigs häufiger Brutvogel. ber das Brutvorkommen in der Leipziger Gegend seien zunächst einige Aufzeichnungen wiedergegeben, die auf persönlichen Erfahrungen, mir persönlich gemachten Mitteilungen oder Feststellungen verschiedener Herren des Ornithologischen Vereins basieren. Im Süden Leipzigs, in Crostewitz, hat R. Müller die Wachholderdrossel in den Vorkommen uns. Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete etc. 298 90er Jahren auf Eschen und Erlen hinter dem Pflanzengarten brütend gefunden und Eier als Beleg gesammelt. Ich beobachtete dort die Vögel ebenfalls bei beginnender oder während der Brutzeit. am 16. 4. 93 (mehrere), am 6. 5. 94 (einzelne) und in einem Stück auf den Pleifsenwiesen am 1. 6. 13. In den letztver- gangeneu beiden Jahren, 1918 und 19, während welcher ich dieses Gebiet ganz eingehend studierte, kam mir der Vogel während der Brutperiode nie zu Gesicht. Es ist aber nicht ausgeschlossen, vielleicht wahrscheinlich, dafs sich in den an- schliefsenden Waldbeständen von Gaschwitz und Grofsstädteln Brutstellen auffinden lassen. Am 13. 5. 96 beobachtete ich die Wachbolderdrossel im „Esel“, einer gröfseren Hecke des Dorfes Deuben b. Gaschwitz, wo sie 1910 A. Thieme als Brutvogel fest- stellte. Im unweit davon gelegenen Zehmen beobachtete Dr. Rey jene in 2 Paaren brütend. Am 26. 4. 96 traf ich mehrere Paare im Bistumholz bei Eythra an, und 1898 bemerkte Dr. Proft dafs er glaube, sie für diesen Revierteil des Zwenkauer Staats- forstreviers als Brutvogel konstatieren zu können. Bei Eythra hat sie im Juni 1903 auch P. Roux zahlreich beobachtet. In den Jahren 1818 und 1819 traf ich sie in den ausgedehnten Revieren Eythras, deren Begehen mir Herr Revierförster Brückner in lıebenswürdigster Weise gestattete, während zahlreicherer Exkursionen in der Brutzeit nicht an. Im Osten von Leipzig, am Kohlenberge b. Brandis traf den Ziemer (pers. Mitteil. Anfang der 90er Jahre) Rey jun. „vor 10 Jahren“ brütend an, während damals Dr. Rey sein Brutvorkommen für die Leipziger Umgebung nicht kannte. Am 14. 6. 97 fand aber letztgenanuter Autor in Altenbach bei Wurzen ein Nest mit 5 Eiern. Am 6. 5. 94 wird die Wachholderdrossel an dem Müncher Teich bei Grimma von Prof. Voigt festgestellt. Gegenwärtig ist sie dort nach Salzmann nur noch sparsam vertreten. Für das noch östlicher gelesene Zöschau b. Oschatz bezeichnet sie A. Marx als nicht seltenen Brutvogel mit flüggen Jungen im Jahre 1909. 1899 erwähnt ihr Brüten in Klinga b. Naunhof erstmalig W. Westphal, und bis 1903 berichtet Dr. Rey wiederholt über ihr kolonieweises Brüten daselbst (cf. auch O. Monatsschr. 1906, p. 139). Vielerseits bekannt ist das Brutvorkommnis im Tresewald b. Machern, wo sie 1899 Prof Voigt und Pfarrer Schneider wiederholt, auch mit Nestjungen, antrafen, sie auch 1910 Dr. Proft noch brütend beobachtete. Hier fand R. Hagelweid am 3. 5. 1913 3 Nester auf ziemlich hohen Kiefern an. Ein Nest war mit 5, das andere mit einem Ei belegt, während das 3. nicht untersucht wurde. Im nordwestlichen Augebiet Leipzigs fand P. Roux 1898 einen Satz ausgeflogener Jungvögel bei Lützschena. Für den 5. 6. 1905 wird eine Kolonie unweit der sächsischen Grenze bei Webhlitz-Malslau erwähnt. Auch fürs Gebiet b. Gundorf wird sie als dort brütend, resp. zur Brutzeit vorkommend, bezeichnet. Sehr zahlreich wird die Wachholderdrossel Journ, f. Orn. LXVIIL Jahrg. Juli/Oktober 1920. 19 294 Rich. Schlegel: während der Zugzeit, von Ende Oktober bis Anfang April, hierorts angetroffen, im Rückzuge besonders häufig im März. Diesbez. Beobachtungsdaten liegen so zahlreich vor, dafs ich mich auf eine nur zusammenfassende Angabe beschränken konnte. Auch als Besucher der Futterplätze im Winter inmitten der Stadt ist unsere Drossel bekannt. Über. das Auftreten der Wachholder- drossel im mittelsächsischen Bergland und im Erzgebirge habe ich bereits O. M. Ber. 1916, p. 99/100, kurz berichtet, und ich verweise auf das dort Gesagte. Heute füge ich noch einige er- weiternde Notizen hinzu. Während der Michaeliswoche 1916, 17 und 18 war ich im Gebiete von Hohenstein-Ernsttal ornitho- logisch tätig. Gutsverwalter Metzler und mir fiel das gänzliche Fehlen der Drossel auf, die doch im Gebiete eine bekannte Frühjahrs- und Sommererscheinung ist. Die reichlich Frucht tragenden Ebereschenbeerbäume blieben unbesucht. Ich schliefse hieraus auf einen Wegzug unserer Brutvögel. Ob diese südlich wandern oder sich nordischen Scharen anschliefsen, die aber erst später eintreffen und in ausgedehntere Beerengebiete erz- gebirgswärts streichen, das bleiben offene Fragen, die nur Mar- kierungsversuche sicher beantworten können. Am 20. 4. 1916 war die Drossel bereits zahlreich in ihren Brutgebieten im Hainholz eingetroffen. Ein früheres Kontrollieren war mir nicht möglich gewesen. 1917 notierte ich ihr erstmaliges Eintreffen dort für den 7. April, an welchem Tage sie sich sofort durch lautes Schäckern und ihren quietschenden Gesang auffällig be- merkbar machte. Bekannt ist das Brutvorkommnis der Wach- holderdrossel auch in den höheren Lagen des Erzgebirges. Während einer Exkursion nach dem Fichtelberg im Sommer 1918 traf ich sie zahlreich an den Ebereschen der Gegenden Zschocken, Thierfeld, Stein-Hartenstein, Scheibenberg und Crotten- dorf am Fulse des Fichtelberges.. Nach einer Mitteilung Dr. Profts vom Jahre 1895 soll bei Oberwiesental sogar ein junger Kuckuck im Neste unserer Drossel erbrütet und grofsgezogen worden sein. An den mit Ebereschen- bepflanzten Stralsen des oberen Erzgebirges tritt der Ziemer während der Wintermonate in aufserordentlich starken Scharen auf, wie ich während meines Aufenthaltes in Scheibenberg allwinterlich zu beobachten Gele- -genheit fand. Ich nehme an, dafs bei dieser Erscheinung starker nordischer Zuzug in Frage kommt. Da es für ev. weitere Prüfungen der Brehmchen deutschen Subspecies fusczlateralis-juniperorum von Wert sein könnte, lasse ich die Beschreibung von 6 Stücken meines Materials folgen, die einwandfreie sächsiche Brutvögel sind. 1. ' vom 17.6. 16: Die dunkle Fleckung der Brust stark und grob. Schwarzbraunfärbung der Brustseiten, welche sich seitwärts bis zur Weichengegend erstreckt, tritt stark in Erscheinung, und gibt das Stück hinsicht- lich der Zeichnung der Unterseite somit einen sehr dunklen Vorkommen uns. Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete et. 295 Gesamteindruck. Flügel 14,3 cm, Schwanz 10 cm, Schnabel ab Wurzel 24 mm, Firste 19 mm. 2. Q@ vom 23. 4 18: Dunkle Fleckung an der Brust fein. Dunkelfärbung der Brustseiten, welche sich ebenfalls bis zur Weichengegend hinabzieht, matt und abgeblafst erscheinend und lange nicht so stark kontrastiereud gegen die Hellfärbung der übrigen Unterseite wie beim vorher beschriebenen g'. Allge- meineindruck der Unterseite daher licht und hell. Flügel 14,3 cm, Schwanz 10 cm, Schnabel ab Wurzel 24 mm, Firste 18 mm. 3. 9' vom 17. 4. 19: Zeichnung wie No. 2, aber Dunkel- färbung mehr schwarzbraun, wie das überhaupt für das Männchen charakteristich zu sein scheint, Flügel 14,3 cm, Schwanz 10,2 cm, Schnabel ab Wurzel 25 mm, Firste 19 mm, Gewicht 102 g. 4. 9 vom 17. 4. 19: Zeichnung ähnlich No. 2. Flügel 13,8 cm, Schwanz 10,4 cm, Schnabel ab- Wurzel 24 mm, Firste 18 mm, Gewicht 125 g. 5. &' vom 24. 4. 19: Wie No. 1, dunkel, etwas weniger hervortretend infolge geringerer Abnutzung der hellen Feder- ränder. Flügel 14,6 cm, Schwanz 11 cm, Schnabel ab Wurzel 25 mm, Firste 20 mm. 6. S' vom 24.4. 19: Wie No. 5. Flügel 13,9 cm, Schwanz 10,2 cm, Schnabel ab Wurzel 25 mm, Firste 18 mm. No. 1,5 und 6 sind infolge ihrer dunkeln Seitenfärbung zum Unterschiede von den hellfarbigen Stücken mit fuscilateralis gut diagnostisiert. Brutnotizen: Über die Legezeit der sächsischen Wach- hoiderdrosseln geben eine vorhergehende Notiz sowiemeine Angaben O. M. Ber. 1916 bereits einige Anhaltepunkte. Ich halte diese heute aber für noch unzureichend, um sie schon verallgemeinern zu können. Ob und inwieweit Witterungseinflüsse mit be- stimmend sind für ein früheres oder späteres Einsetzen der Legezeit, mufs durch weitere Beobachtungsreihen festgestellt werden. Nach diesjährigen Beobachtungen scheint anhaltend kalte Witterung verzögernd einzuwirken, und die damit im Zu- sammenhange stehende ungünstige Beeinflussung der Nahrungs- verhältnisse beeinflufst ferner die Eierzahl und die Gröfse der- selben im Gelege ungünstig, womit ich eine bekannte Tatsache registriere. Vom 17. 4.—27. 4. wurden fertige und im Bau begriffene Nester beobachtet, das 1. Ei am 18. 4., 2 frische Eier noch am 3. 5. Verschieden ist die Treue am Festhalten des Brutplatzes. 2 Kolonien wurden nach Wegnahme der Eier auch im folgenden Jahre nicht wieder besetzt. 2 andere Kolonien von ca. 15, resp. 8—10 Pärchen halten trotz mannigfacher Störungen resp. nachalljährlicher Plünderung durch Bubenhändemit Zähigkeit am gewählten Brutplatze fest. Von den Kolonien aus scheint Einzelbesiedlung nach geeigneten Ortlichkeiten stattzu- finden, nach Obstgärten und einzelnen Baumbeständen. Unter 12 Gelegen kommen 6 Eier im Gelege 4 mal vor; 2 volle Vierer- gelege sind mir erstmalig erst dieses Jahr vorgekommen. 19* 296 Rich. Schlegel: Sechsmal wiederholt sich innerhalb der Gelelege eine augen- fällige Hellfärbung eines Eies oder zweier Eier mit gröberer Fleckung. Feine dunkle Linien resp. 4 Schnörkelzeichnung eines oder einzelner Eier im Gelege, wiederholt sich öfters, und Pigment- häufung am spitzen Pol ist 3 mal vorhanden. Mafse von 53 Eiern: Maximum 30,9 X 21,3; 30,3 X 22,3, Minimum 25,2 X 21,3; 26,0 X 19,3, Durchschnitt 28,2 X 21,0 mm. Turdus viscivorus visceworus L. Misteldrossel. Meine persönlichen Beobachtungen über das Auftreten der Misteldrossel in der Leipziger Gegend sind nicht besonders reich- haltig. Am 28. 2. 97, einem milden, windstillen und schnee- freien Tage, hörte ich in der Harth bei Leipzig gegen abend 3 Exemplare auf hohen Kiefern laut singen. Forstaufseher Zschoppe, bei dem ich daraufhin Erkundigungen einzog, erklärte die Mistel- drossel als Brutvogel der dortigen - Waldgebiete.e Merkwür- digerweise aber liegen bis zur Zeit, ab 1910, über das genannte, vielbesuchte Staatsforstrevier keine weiteren diesbezüglichen Beob- achtungen vor. Vielleicht aber macht man sich keines Fehl- schlusses schuldig, wenn man ein gegenwärtiges Brüten noch annimmt. Besonders werde ich in dieser Annahme dadurch be- stärkt, dafs ich am 28. 3. 1918 ein Exemplar in dem kleinen Fichtenbestand des Crostewitzer Parkes laut singen hörte. Bei späteren Exkursionen konnte ich den Vogel dort nicht wieder auffinden, und hat es sich hierbei jedenfalls nur um einen Be- such aus der ca. !/, Wegstunde davon entfernten Harth gehandelt. Brütend wurde die Misteldrossel bereits 1898 von Giebelhausen und Pfarrer Schneider für den Tresewald bei Machern festgestellt, und auch Prof. Voigt konnte 1911 hier ihr Brüten konstatieren. In der Nähe davon, bei Gerichshein, beobachtete sie Schneider am 12. 4. 1911. Im Universitätsholz wurde sie ebenfalls 1905 und 1913 von Prof. Voigt zur Brutzeit festgestellt, und Pfingsten 1912 und 1913 hörte ich sie in der Gegend von Belgershain, in der Pomfsener Harth an verschiedenen Stellen singen. Auch verschie- dene andere Autoren beobachteten ihr dortiges Vorkommen wiederholt. Nach verschiedenen Mitteilungen Dr. Reys wird sie brütend auch in Klinga b. Naunhof angetroffen. In der Literatur bereits veröffentlichte Mitteilungen über ihr weiteres Vor- kommen in meinen Beobachtungsgebieten habe ich unberück- sichtigt gelassen. Etwas reichlicher ausgefallen sind meine Beobachtuugen für Mittelsachsen und das Erzgebirge. Als Brutvogel ist mir die Misteldrossel in den fürstlich Walden- burgschen Revieren bei Hohenstein-Ernsttal schon seit Anfang der 90er Jahre bekannt. Im März 1917 und 1918 sowie April 1919 hörte ich sie dann auch im benachbarten Reviere Hainholz mehrfach singen. Auf einer Exkursion in den Wäldereien Lichtenstein, Ölsnitz i. Erzgeb. Neudörfel und Zschocken konnte ich sie am 3. 4. 1918 ebenfalls überall singend feststellen. Aus: Vorkommen uns, Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete ete. 297 Wildenfels ist mir auch ihr Vorkommen im Winter dadurch bekannt geworden, dafs ein Fänger in einem mit Beeren für Amsel beköderten Netz in den 80er Jahren ein Stück fing und mir überbrachte. Für die obererzgebirgischen Wälder in Crotten- dorf und Obermittweida ist mir der „Schnärrer‘‘ aus den Jahren 1885—88 eine bekannte Erscheinung. Auch hier wurde unter anwesenden Wachholderdrossseln von Fr. Braun im Winter 1 Ex. geschossen und kam in meine Hände. Sächsiches Material liegt mir nur in 1 Balge vor, den ich der Güte des Herrn Försters Schnorr, Neudörfel- Ortmanndorf verdanke. g' vom 18. 4. 19: Flügel 14,5 cm, Schwanz 11 cm, Schnabel ab Wurzel 26 mm Firste 22,5 mm, Gewicht 115 g. Turdus philomelos philomelos Br. Singdrossel. Mit unserer Singdrossel begegnen wir vom Leipziger Flach- land bis ins Erzgebirge herauf einem recht häufigen Sänger, dessen Ankunft wir bereits anfangs März entgegensehen dürfen. Als frühesten Ankunftstermin finde ich in den Protokollen des Ornithologischen Vereins zu Leipzig den 6. März vermerkt. 1919 traf ich sie erstmalig am 5. 3. in unserer Gartenanlage an, und mein Sohn hörte sie im Johannistal, inmitten der Stadt, bereits am 3. 3. singen. Am 4. 3. 1913 konstatierte ich ihr frühestes Auftreten in Crostewitz. Frühere Ankunftstermine scheinen seltener zu sein; ich finde unter den persönlichen Be- obachtungen von 1897 nur einmal den 28. 2. vermerkt, an welchem Tage ich bei mildem Frühlingswetter 2 singende Exem- plare in der Harth feststellte. Termine, an denen stärkerer Herbstdurchzug stattfand, notierte ich für Leipzig vom 10.—16. 10. 1900, da mir in diesen Tagen 5 angeflogene Stücke eingeliefert wurden. Starke Herbstzuganhäufung finde ich auch für den Oktober 1917 für das Hainholz angeführt in meinen Aufzeich- nungen. Hier gingen die Vögel an den Beeren des schwarzen Hollunders und Faulbaumes eifrig ihrer Nahrung nach. Als spätere Herbstzugstermine notierte ich für Crostewitz und Eythra bei Leipzig 1918 den 27. und 28. Oktober. Die Vögel hielten sich in nur kleinen Verbänden immer in den hohen Kronen auf und waren von starker Unruhe ergriffen. Letztmalig beobachtete ich am 20. 11. in Crostewitz noch 2 Stück, die ich nach dem Lockton als Singdrosseln sicher erkannte. Von einem Über- wintern der Singdrossel (Falco 1906, p. 49; J. f. O. 1916, p. 143), das in England und Holland zu bekannten Erscheinungen gehört, ist mir hierorts kein Fall bekannt geworden. Wie vielerorts, ist auch in der Leipziger Pflege die Singdrossel ein häufiger Be- wohner der Parks, Friedhöfe und gröfseren Gartenanlagen ge- worden, In Rücksicht darauf, dafs es für spätere Zeiten einmal einen gewissen Wert haben kann zu wissen, wann die Sing- drossel sich hier städtischen Verhältnissen angepalst hat, habe ich in meinen Aufzeichnungen Umschau gehalten und auch 298 Rich. Schlegel: befreundete Fachgenossen um diesbezügliche Auskünfte gebeten. Ich habe dabei Nachstehendes feststellen können. Am 23. 3. 1919 konnte ich mit Kollegen Sommer auf einer Exkursion beobachten, wie morgens 1,8 Uhr in Markkleeberg, im Süden Leipzigs, in fast allen an der Hauptstrafse gelegenen Gärten uns die Sing- drosseln ihren Morgengrufs entboten. Auch in den nördlichen Vororten ist nach O. Sommer der Vogel an geeigneten Stellen Gartenbewohner. Ich kann das Jahr genau feststellen, wann das Gesagte für die Gartenanlagen des Gesundheitsvereins im Osten der Stadt eintrat. Ich besitze seit ca. 20 Jahren dort einen Garten, der mir schon recht oft wertvolle Beobachtungs- resulsultate bot. Hier stellte sich unser Vogel singend und nistend erstmalig im Jahre 1912 ein. Für Leipzig Ost liegen ferner nachstehende Aufzeichnungen vor. Am 3. 4. 19 hörte ich das erste Mal für diese Ortlichkeit die Singdrossel im kleinen Restaurationsgarten des Eilenburger Bahnhofs laut sipgen, und mein Sohn hörte sie am 8. 4. in der Nähe davon, im Garten der 9. Bürgerschule. Vom 4. 4. an hörte ich sie fortgesetzt gegen abend in 2 gröfseren Gartenanlagen an der Karl Krause- strafse. Da ich diese ÖOrtlichkeit schon viele Jahre hindurch wöchentlich mehrmals passiere und vorher nie etwas bemerkte, nehme ich an, dafs die Ausbreitung für diese Örtlichkeiten erst dieses Jahr eintrat. Ihr häufiges Vorkommen innerhalb mensch- licher Siedlungen ist sicher auf weit frühere Zeiten zurückzu- verlegen. Dr. Stimmel bemerkte bereits 1904, dafs ihre Zahl in Gärten und Friedhöfen in Zunahme begriffen sei, und 1912 hörte ich vom Südfriedhofe, dafs sie” dort häufiger werde und auch im neuen Johannisfriedhofe keine seltene Erscheinung sei, was sich mit meinen persönlichen Erfahrungen deckt. Herr Haarhaus teilte mir mit, dafs sich eine häufigere Singdrossel- Besiedlung des Albertparkes- im Westen erst seit 1914/15 voll- zogen habe, während die Jahre vorher immer nur ein sehr ver- einzeltes Auftreten zu verzeichnen gewesen sei, und R. Groschupp verlegt die häufigere Besiedlung westlicher, resp. nordwestlicher Gebiete nach seinen Beobachtungen ebenfalls auf 6 Jahre zurück. Vorher sei sie nur vereinzelt hier gewesen. Rud. Müller will für Schleufsig wissen, dafs die Singdrossel bereits vor 20 Jahren dort Gartenvogel gewesen sei. Das ist immerhin naheliegend, da unmittelbar an den Wald angrenzende Stadtgebiete in erster Linie für eine Ausbreitung der Nistbezirke in Betracht kommen. Vielfach habe ich beobachten können, wie die abseits vom Verkehr nistende, stets vorsichtige und ihre Sicherheit nie aufser Acht lassende Drossel unter den veränderten Verhältnissen auch jede Scheu vor dem Menschen abgelegt hat. Ich sah sie an starkbe- gangenen Waldwegen im Connewitzer Holz, wie sie, unbekümmert um den Beobachter, der Nahrungssuche in 5 Schritten Entfernung nachging. In einer Strafse desselben Vororts liefs mich eine Singdrossel, die auf dem Pfeiler eines Hausvorgartens safßs, in. Vorkommen uns. Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete ote. 299 4 Schritt Entfernung auf dem Trottoir vorübergehen, ohne flüchtig zu werden. In Deuben liefs sich auf der Hauptstraße am Gaschwitzer Park ein auf einem Kirschbaum in ca. 5—6 m Höhe eifrig singendes Exemplar von unten längere Zeit beobachten, ohne sich in seinem Eifer stören zu lassen oder zu viel vom Be- obachter überhaupt Notiz zu nehmen. Die Zeit einsetzenden Morgengesanges stellte ich am 1. 6. 13 auf 3 Uhr 10 M. fest. Reichhaltig sind meine Aufzeichnungen betreffs der Brutverhält- nisse. In meinen einstmals ständigen, gegenwärtig noch ge- legentlichen Beobachtungsgebieten Mitielsachsens und des höheren Erzgebirges findet man die Singdrossel infolge Dominierens der Nadelholzbestände ausschliefslich auf diese beschränkt, und werden für die Anlage der Nester junge Schonungen und Be- stände bis zu einer gewissen Höhe bevorzugt und um so lieber, je weniger sie durchforstet sind. Die Vorliebe für Nadelholz- dickichte hat die Singdrossel auch in Leipziger Laubholzwaldungen beibehalten; denn man wird sich in eingestreuten kleinen Fichten- beständen kaum vergeblich nach einem Singdrosselneste bemühen. Wenn Dr. Rey verzeichnet, dafs eine Nisthöhe über 2 m selten sei, so deckt sich dies nicht immer mit eigenen und den Beob- achtungen anderen Ornithologen. Nester in Höhen darüber, 4—5 m hoch, gehören keineswegs zu besonderen Seltenheiten. Folgende Angaben mögen zur Erhärtung des Gesagten dienen. Von 25, nur 1919 registrierten Funden kommen Höhen von 2,15, 2,70, 3,00, 5,00, 8,00 m vor. Im Nadelholz trafich einmal - ein Nest, das nur 20 cm vom Boden entfernt stand, und Hagel- weid fand ein Nest an der Böschung eines Waldgrabens direkt auf dem Boden stehend, wie dies ja auch anderweitig öfters be- obachtet wurde (Z. f. O. 1912, p. 41; 1910, p. 74; 1904 p. 78; 0. M. Ber. 1906, p. 122; J. f. O. 1859, p. 99). Die aufgefundenen Nester standen im Unterholze jeder Art, in dichten Stammaus- schlägen, im Dornzaune, in Lebensbäumen, einmal am Balken eines Materialschuppens 1!/, m hoch. Ein Nest fand ich in einem Lindenbusche, auf einen herabgefallenen Fichtenzweig gesetzt, und war somit auf schwankender Unterlage angebracht. Ein Nest fiel insofern stark auf, als die Aufsenwandung stark mit weilsen Gänsefedern durchzogen war. Ich habe das schöne weiche Nest lange aufgehoben, bis es ein Raub der Motten wurde. Obwohl unsere Singdrossel sicher 2 Brüten zu machen pflegt, ist es nicht leicht, sichere Anhaltepunkte zu gewinnen, wann unter normalen Verhältnissen die 2. Brut einsetzt, da man infolge gestörter und verspäteter erster und, normaler zweiter Bruten Gelege bis in den Juli hinein findet. Über die in grolfser Zahl aufgefundenen Gelege sei zusammenfassend Folgendes be- merkt. Der früheste Fundtermin mit Jungen ist der 16. 4., s0- dafs in diesem Falle das Gelege schon anfangs April vollzählig gewesen sein muls. Ferner wird einmal das fertige Nest mit dem 8. 4. notiert. Mit dem letzten Aprildrittel mehren sich die 800 Rich. Schlegel: Funde stark und reichen bis 17. 6. mit 5 Eiern. Dr. Rey notiert die Funde vom 11. 4. ab bis 8. 7. in ununterbrochener Folge. Dafs Gelege, wenn auch seltener, mit 4 Eiern vollzählig sein können, beweist ein Fund vom 22. 4. und 9. 5. mit schwer be- brüteten Eiern. Der Merkwürdigkeit wegen führe ich auch je 1 stark brütendes Gelege von 3 Eiern und einem Ei auf; mit normalen Gelegen hat man es hierbei wohl kaum zu tun. 5 Eier im Gelege sind die weitaus überwiegende Zahl. Sechser- gselege sind mir 4 mal bekannt geworden; 2 befinden sich in meiner Sammlung, und zwei fand Otto 1918. Gelege zu 7 Stück (Z. f. ©. u. O. 1893, p. 38) scheinen zu grolsen Seltenheiten zu gehören. Schliefst man aus den im Juni gefundenen Gelegen auf 2. Gelege, dann sind 5er Gelege der 2. Brut gar keine Selten- heiten, sondern Regel. Besonders schön erscheinen Gelege, die an Stelle kleiner dunkelfarbiger Punktzeichnung grobe rotbraune Fleckenzeichnung aufweisen, aber nicht häufig sind. Unter meinem sächsischen Material befindet sich ein Gelege mit einem Ei, dafs die Fleckenhäufung am spitzen Pole aufweist. Ein Ei zeigt doppelte Fleckenanhäufung, am stumpfen und am spitzen Pole. Ein ungeflecktes Ei (Naumannia 1851, H. II., p. 44, J. f. O. 1870, p. 318, Z. f. O. und O. 1908, p. 68) ist ebenfalls in einem Sechsergelege vorhanden. Mıfse von 84 Eiern sächsischer Herkunft: Maximum 29,9 X 21,0; 27,0 X 21,8; Minimum 23,8 X 20,6; 25,5 X 19,5 mm, Durchschnitt 27,3 X 20,5 mm. N An 5 sächsichen weiblichen Vögeln und einem Männchen stellte ich folgende Malse fest: Flügel 11,5; 11,5; 11,6; 11,4; 11,3; 11,7, cm. Schwanz 7,6; 7,8; 8,3; 8,0; 7,6; 8,4 cm, Schnabel ab Wurzel 25,0; 22,5; 23,0; 24,0;?, 21,5 mm, Firste 18,0; 16,0; 16,5; 17,0;?, 15,0 mm. 2 Weibchen und 1 Männchen wiegen 78, 87,5 und 70 g. Turdus musicus LE. Rotdrossel. Nach meinen Notizen wird die Rotdrossel vom 11. 3. ab (frühester beobachteter Termin) bis 19. 4. im Frühlingsdurchzuge oft in bedeutender Kopfzahl beobachtet. Die meisten Be- obachtungstermine entfallen auf den März, verschiedene März- durchzüge stelle ich auch für die Gegend von Hohenstein-Ernsttal fest. Der dortige Präparator Vogel behauptet trotz meiner Ein- wendungen hartnäckig, sie noch im Mai in den Beständen der Aktienziegelei Oberlungwitz erlegt zu haben und will sie in der Brutzeit auch an andern dortigen Ortlichkeiten beobachtet haben. Ich stehe diesen Angaben ohne irgend welches Beweismaterial natürlich ablehnend gegenüber, obwohl ich Vogel als scharfen Beobachter schätze. Als Herbstzugsdaten notierte ich 22. und 21. 10., an welchen Tagen mir angeflogene Exemplare eingeliefert wurden. Als zeitigster Besucher der Ebereschen tritt die Rot- Vorkommen uns. Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete et. 801 drossel im Erzgebirge in ungeheueren Scharen auf, um aber trotz reichlicher Beerennahrung nicht zu überwintern. Turdus torquatus torquatus L. Nordische Ringamsel. Aufser den bereits von Heyder, Ornis Saxonica, zusammen- gestellten Vorkommnissen der Ringdrossel in der Leipziger Ge- gend sind mir 2 weitere sichere Fälle ihres Vorkommens daselbst bekannt geworden. Am 26. 10. 1904 bekam ich von der Firma J. D. Moritz’Sohn ein Stück eingeliefert, welches im Reviere Impitz b. Zwenkau geschossen worden war. Herr Seifert be- obachtete im April 1919 die Ringdrossel im Durchzuge an der nahen preufsischen Grenze. Aufserdem berichtete mir der Fänger Richter in Crostewitz, sie im April 1898 im „Esel“ bei Deuben beobachtet zu haben. Einen Fall ihres Vorkommens im Erz- gebirge erwähnte ich bereits in den Orn. Jahresber. f. d. Königr, Sachsen, indem ich am 22. 10. 1888 in Obermitweida b. Scheiben- berg ein Q' aus auderen Drosseln schofs. Turdus merula merula L.L Amsel. Die Feststellungen des Herrn Prof. Schalow, dafs in ein- zelnen Monaten, namentlich im September, innerhalb Berlins keine Amsel zu sehen ist (J. f. O. 1901 p. 276), waren für mich eine Anregung, während der Herbst- und Wintermonate dem Vogel innerhalb und aufserhalb der Stadt meine besondere Auf- merksamkeit zu schenken. Dazu boten mein Garten, mein täg- licher Amtsgang sowie die Hausgärten des zwischen Riebeck- und oberer Münsterstrafse gelegenen Häuserblocks, die ich von meiner Wohnung aus übersehen kann, ganz ausgezeichnete Ge- legenheit. In der Gartenanlage hielten sich während der letzten Jahre die Amseln in sich vielleicht gleichbleibender Häufigkeit auf bis zum eintretenden Schneefall. Schneefreier Boden sowie beerentragende Bäumchen und Gebüsche, namentlich die Ranken des wilden Weins boten ausreichend Nahrung. Auch die Eber- eschbeeren wurden gern genommen, noch bevor sie die völlige Reife erlangt hatten. Nachdem die Beerennahrung, in deren Nähe. ich öfters kleine Verbände bis zu 15 Stück feststellen konnte, zu Ende gegangen, der Boden hart gefroren und mit Schnee bedeckt war, verzogen sich auch die Amseln, um sich bei eintretender milder und frostfreier Witterung wieder einzeln einzustellen. Ähnlich gestalteten sich die Verhältnisse an der Riebeckstrsfse, soweit ihre Dämme mit fruchttragendem Gesträuch. bepflanzt sind. Hier konnte man vom Herbste bis in den Winter hinein, auch bei Schneefall und einsetzender Kälte, fortgesetzt 8—10 Amseln sehen nud beobachten, wie auch die Früchte des Weifsdornstrauches guten Absatz fanden. In Hausgärten und Höfen sind infolge von Küchenabfällen und Fütterung auch während des Winters Amseln gleichfalls fortgesetzt gewöhnliche Erscheinungen, und mehr als einmal konnte ich bei reichlichem 802 Rich. Schlegel: Schnee vom Fenster des Schulgebäudes aus beobachten, wie sie im Vorgarten mit den Früchten des Schneebeerenstrauches dem Gebote des Magens Folge leisteten. Das Verbleiben oder Ver- schwinden der Amsel im, resp. vom Brutbezirke scheint also le- diglich von den Nahrungsverhältnissen daselbst reguliert zu werden. Ein gänzliches weiteres Streichen oder gar Fortziehen aus unserem Gebiet ist wohl noch nirgends zu konstatieren gewesen. Ähnliche, eigene Aufzeichnungen liegen mir für mittelsächsische Gebiete vor. Während meiner Knabenzeit, in den 70er Jahren und später war die Amsel noch streng an den Wald gebunden. Von einem Brüten innerhalb von Gärten, in der Nähe menschlicher Siede- lungen, ist mir kein Fall bekannt geworden. Nur im Winter, wenn der Wald im Banne des Schnees und Frostes lag, stellten sich dann vereinzelt Amseln auch in der Nähe der Wohnungen ein und erregten immer das lebhafteste Interesse des jugend- lichen Beobachters, freilich auch das des Fängers und Liebhabers, da die Amsel ein begehrter Stubenvogel war. Obwohl der Vogel auch heute dort noch eine rechte bekannte Erscheinung ist, tritt sie doch keineswegs in der Häufigkeit auf, wie wir es in der Leipziger Pflege gewohnt sind. In meiner Arbeit (0. M. Ber. 1916, p. 92) erwähnte ich bereits eine reichliche Zunahme der Amsel im Gebiete um Hohenstein-Ernsttal. Auch hier ist sie Dorf- und Stadtvogel geworden, was vor ca. 25 Jahren noch keines- wegs der Fall war. Während der Weinachts- und ersten Januar- tage 1917/18 waren in dem Hausgarten eines befreundeten Guts- besitzers fortgesetzt ca. 20 Amseln an den Beeren des wilden Weins zu beobachten. Die Vögel waren im Frühjahr und Sommer durch mancherlei Unfug im Garten lästig und schädlich geworden und konnten in solcher Häufigkeit nicht weiter geduldet werden. Es wurden 12 Exemplare abgeschossen, die ich für meine Samm- lung erhielt und mir wertvolles Untersuchungsmaterial boten, worauf ich am Schlusse zurückkomme. Auch an diesem Material fand ich meine Beobachtung bestätigt, dafs bei unserer Amsel, wenigstens im Winter, das männliche Geschlecht vorherrscht. Die Zahl verteilt sich auf 4 QQ, 10° ad. und 7 O'Q! juv. Auch Be- obachtungen anderer Herren scheinen das zu bestätigen oder dafür zu sprechen, dafs sich bei eintretendem Schnee die @Q in der Hauptsache verziehen. Herr Dr. Witt beobachtete, wie das Q eines Amselpaares sich erst ‚im Januar“ wieder einstellte. Herr Herberg teilte mir am 4. 2. 19 mit, dafs in den Hausgärten seines und der benachbarten Häuser während des ganzen Jahres ein Amselpaar zu beobachten sei, dafs aber das Weibchen bei Schnee und Kälte immer fehle. Im Crostewitzer Park beobach- tete ich im letztvergangenen Winter bei 4—6 Männchen nur ein Q. Besonders interessant erschienen mir deswegen auch die Be- obachtungen, die unsere feldgrauen Ornithologen für Frankreich registrieren. Dort kamen im Winter bald mehr Weibchen als Männchen, nur Männchen, Mänuchen häufiger und Weibchen nur Vorkommen uns. Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete ete. 808 einzeln zur Beobachtung (O.M.Ber. 1919, p.34.) Ob das „zarte“ Ge- schlecht in Mehrzahl, wie es beim Buchfinken der Fall ist, doch südlichere, schneefreiere Gebiete aufsucht? Auch in unserer Gartenkolonie versucht man, die Amsel knapp zu halten, da sie von mancherlei Unfug, besonders in Hinsicht auf reifende Erd- beeren, nicht freizusprechen ist. Ein Besitzer will gleichfalls be- obachtet haben, wie sie nackte junge Hünflinge raubte. Ich habe trotzdem für die Amsel immer ein gutes Wort einlegen zu müssen geglaubt und ein brütendes Paar meines Gartens nie be- helligt. Für den geringen Schaden, den uns ein mäfsiger Amsel- bestand an Beerenfrüchten zufügt, entschädigt uns reichlich das flötende Lied des schönen Vogels in gesangesarmer Zeit. Es ist gewils ein erhebender Anblick und ein hoher Genufs für den Naturfreund, der den Vogel nicht nur nach dem egoistischen Standpunkt wertet, oft an schönen Februartagen unter Umständen schon im Januar im Dämmerlichte des Morgens oder bis weit in den sinkenden Tag hinein dem weithin vernehmbaren Flöten des stattlichen Vogels lauschen zu können, der sich hoch auf einer kahlen Krone deutlich gegen den Himmel abhebt. Auch hat es mir und den Meinen immer besonders Vergnügen bereitet, wenn das in meinem Garten brütende Weibchen im Gefühle seiner Sicherheit uns beim Begehen des Gartenweges frech und angriffslustig umflatterte, wenn wir in allzugrofse Nähe des Nestes kamen, das halberwachsene Jnnge barg. Man wird auch „schäd- lichen“ Vögeln immer ein milder Richter sein, wenn man nur versteht, ihnen ihre interessanten und guten Seiten abzulauschen. Dafs unsere Amsel im Winter zuweilen in recht starken Ver- bänden auftritt, konnte ich wiederholt, besonders im Winter 1918/19, in unsern Wäldern bei fast jedem Beobachtungsgange feststellen. Auch Prof. Voigt teilte 1909 mit, dafs er erstmalig beobachtet habe, wie sich die Amseln, gleich Sperlingen, zusammen- scharen. Starke Amselflüge, resp. Züge beobachteten ferner die . Herren Thieme und Marx in der weiteren Umgebung Leipzigs. Die nahrungsuchenden Vergesellschaftungen konzentrieren sich besonders gern an Stellen mit dichterem Unterholz. Am Hoh- neujahrstage bedeckte den Boden eine niedrige Schneedecke. Auf weite Strecken hin sah ich da im Dölitzer Holz die Laub- decke umgewendet, sodals die durchstöberten Strecken infolge . ihrer Dunkelfärbung mit den beschneiten Stellen lebhaft kontra- ' stierten. Es machte den Eindruck, als hätten hier die Hühner gescharrt. Im Connewitzer Holz und in den Crostewitzer Laub- holzbeständen dieselbe Erscheinung. Ich untersuche die bear- beiteten Bodenstellen auf die Nahrung hin, die sie enthalten könnte und fand die Humusschicht stark von der Larve der schwarzen Märzfliege, Bibio marci belebt. Die ziemlich erwach- senen Maden lagen oft klümpchenweise beieinander. Der Ab- schufs eines Vogels überzeugte mich dann auch, dafs tatsächlich diese Larve in grofsen Mengen als Nahrung aufgenommen worden 804 Rich. Schlegel: war. Förster Pechfelder teilte mir darauf hin mit, dafs auch Fa- sanen diese Nahrung eifrig aufnehmen, wie Kropfuntersuchungen bewiesen hätten. Es war mir nicht immer möglich, die Induviduen auf ihre geschlechtliche Zugehörigkeit einwandfrei durchzuprüfen. Die bei der Nahrungssuche gestörten Vögel verliefsen die Stellen nacheinander einzeln und in kleinen Verbänden etappenweise, stiegen ins Geäst empor uud flogen weiter, dieselbe Richtung ein- haltend. Ob sich unter den vielen Männchen auch vereinzelt Weibchen befanden, konnte ich leider nicht festellen. Heyder (Ornis Saxonica) ist geneigt, die an Ebereschbeeren beobachteten Amselgesellschaften nördlichem Zuzug zuzuschreiben. Gewils ist die Annahme nicht von der Hand zu weisen, zumal wir aus den Erscheinungen an dänischen Leuchtfeuern, aus der Helgoländer Zugbewegung, aus Angaben aus Polen (J. f. O. 1917 p. 386) etc. wissen, dafs nordische Amseln südwärts wandern. Ob wir es in den von mir beobachteten Fällen mit nördlichem Zuzug zu tun haben oder ob hiesige Brutamseln sich infolge der gleichen Interessen des Nahrungserwerbes vergesellschaften, das zu be- antworten bin ich nicht in der Laga, nehme aber letzteres an. Hilgert ist geneigt, die am Rhein überwinternden Amseln dem Zuzug aus höheren Lagen und nördlichen Gegenden zuzuschreiben (Falco 1906, p. 44). Kleinschmidt urteilt über seine, an Eber- eschen erlegten jungen Männchen: „Ich halte diese jungen Am- seln nicht für nordische Gäste, sondern glaube, dafs die jungen Vögel, in der Nahrungssuche weniger gewandt, als alte, ihren Standort verlassen und scharenweise (doch nicht in dichten Schwärmen, wie Zugvögel fliegend) Orte mit reicher Beerennahrung aufsuchen“ (J. f. O. 1903, p. 447.). Auch hierbei könnte das Ringexperiment wertvollen und sicheren Aufschlufs geben. Vom oberen Erzgebirge her kenne ich Vergesellschaftungen nicht, die auf eine nördliche Zuwanderung schliefsen liefsen, beobachtete aber allwinterlich, wie sich die Amseln, junge wie alte Männchen, aus den Wäldern nach den Ortschaften verziehen und unter an- deren Drosseln dieEbereschbäume besuchen. Einen Wiederspruch zur Kleinschmidtschen Annahme bedeutet das nicht. Dem erz- gebirgischen Winter dürften auch alte Männchen im Walde nicht standhalten können. 6 sächsische, mehrjährige Männchen messen: Flügel: 12,8; 13,0; 12,9; 12,8; 13,4; 13,0 cm. Schwanz: 10,6; 10,9; 11,2; 10,3; 11,0 11,0; cm. Schnabel ab Wurzel: 25,0; 261/,; 27,0; 251/,; 271/4; 26,0 mm. Firste: 20,0 21,0; 254/,; 204/,; 211/,; 22,0 mm. Das Hartertsche Maximum (Vögel d. pal. Faun.) von 13,4 wird auch von einem sächsischen Vogel erreicht, während es hinter einem Saaleexemplar (Kleinschmidt) um 2 mm zurück- bleibt. Hinsichtlich der Schnäbel wird das Hartertsche Mafs von etwa 23 mm von keinem erreicht. Die Schnabelfärbung ist reingelb, nur das g* mit letzten Mafsen vom 27. 12. hat Vorkommen uns. Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete etc. 305 Ober- und Unterschnabel nach der Spitze zu dunkel geflammt. Ein ©‘ vom 29. 3. zeigt an der Bauchseite an einer Stelle noch graue Federränder, die an Jugendbefiederung erinnern. Ver- gleichsweise führe ich noch die Mafse von 3 ad. Männchen meiner Sammlung an (1. vom Pripjet, 2. und 3. aus Gegend um Bernburg.). Flügel: 12,4; 12,9; 13,1 cm. Schwanz: 10,4; 10,7; 10,8 cm. Schn. ab Wurzel: 26,0; 27,0; 27,5 cm. Firste: 20,0; 21,0; 21,5 mm. Wenn die Schwarzamsel nach Osten hin an Gröfse zunimmt (Neuer Naumann), so pafst sich mein Pripjet S' vom Winter dieser Tatsache recht unbequem an; freilich ist die Beurteilung solcher Fragen nur durch Brutserien zu ermöglichen. 13 jüngere, sächsische Männchen messen: Flügel: 12,2; 12,9; 12,3; 12,9; 12,6; 12,5; 12,5; 12,6; 12,8; 12.5: 12,6:-12,9: 12,6. cm. Schwanz: 10,2; 10,8; 10,1; 10,5; 10,6; 10,7; 10,5: 11,0; 10,5; 10,5; 10,5; 10,8; 10,9 cm. Schn. ab Wurzel: 24,0; 26,0; 27,0; 26,0; 25,5; 28,0; 27,0; 26,0; 27,0; 27,0; 26,5; 28,0; 27,0 mm, Firste: 19,0; 20; 21,0; 20,0; 19,5; 22,5; 20,0; 18,0; 20,0; 22,0; 21,0; 22,0; 21,0 mm. Zieht man aus den Flügel- und Schwanzmalsen der alten und jungen Männchen den Durchschnitt, Flügel: Alte 12,86 cm, Junge 12,54 cm SCHWanZ:- „, 10,74 em, ©... 10,66‘ cm, so ersieht man, dafs auch mein Material die Kleinschmidtsche Feststellung stützt, dafs die Amsel im Alter einen längeren Flügel und Schwanz erhält (J. f. O. 1903, p. 448). Als Gewicht zweier junger Männchen im Fleisch notiere ich 80 u. 87 8. Unter dem Material befinden sich 5 Exemplare mit mehr oder minder heller Kehlfärbung, die an weibliche Kehlfärbung anklingt. Auch hinsichtlich der Färbung der übrigen Unterseite sind mehr oder weniger Entwickelungshemmungen insofern fest- zustellen, als das Dunkel derselben fahl erscheint und eine graue oder bräunlichgraue Berandung des Gefieders stark in Er- scheinung tritt. Männchen vom gleichen Tage oder wenigen Ta- gen Unterschied zeigen sich hierin oft recht verschieden. Selbst ein Männchen vom 26. 4. hat die helle Ränderung nicht all- gemein verloren. Auch mehr oder minder stark angedeutete schildförmige, helle Zeichnung an der Oberbrust ist an meinem Material zu konstatieren. (©. MB. 1893, p. 119 u. d. f. ©. 1903, p. 446). Die Schnabelfärbung ist bei 5 Exemplaren bis 27. 12. rein dunkelfarbig. Bei einem Stück vom 24. 12. macht sich die Hellfärbung bereits durch 2 helle Flecken an den Nasenlöchern bemerkbar. Bei einem Stück vom 28. 12. beginnt der Unter- schnabel sich schwach zu lichten. Bei einem Exemplar vom 2.1, 806 Rich, Schlegel: beginnt der Unterschnabel sich stark zu lichten, ist aber noch dunkel geflammt. Spuren von Gelbfärbung auch an der Ober- schnabelspitze bemerkbar. Ein 2. Exemplar von demselben Tage zeigt schon total bräunlichgelben Schnabel mit noch dunklen Wischen. 2 Exemplare vom 9. 2. zeigen dieselbe Erscheinung, nur noch dunkle Schattierung nach der Spitze zu vorhanden. Beim Exemplar vom 26. 4. ist der bräunlichgelbe Schnabel noch immer an der Spitze und an der Firste basal dunkel gefärbt. 12 sächsische Weibchen messen: Flügel: 12,0; 12,4; 12,4; 12,1; 12,8; 12,3;.12,0; 12,2; 12,0; 12,3; 12,1; 11,6; 12,1; 12,2; 12,05 12,3 cm. Schwanz: 9,8; 10,2; 10,5; 10,0; 10,0; 10,0; 10,0; 10,0; 10,0; 10,0; 10,0;.9,8; 10,0; 10,6; 10,0; 10,2 cn. Schnabel ab Wurzel: 26,0; 26,5; 27,0; 26,0; 29,0; 26,5; 25,5; 24,0; 26,0; 25,5; 24,0; 25,5; 29,0; 25,5; 26,5; 26,0 mm. Firste: 21,0;; 22,0; 20,5; 21,0; 23,5; 22,0; .21,0519,5; 21,0; 20,5; 19,0; 20,0; 22,0; 20,0; 20,0; 19,0 mm. Die 4 letzten Weibchen, deren Mafse ich vergleichsweise mit anführte, sind nicht sächsisch, sondern stammen aus Hasel- bach an der sächs.-altenburgischen Grenze, aus dem Zeitzer- und Bernburger Gebiet. Die Ausdehnung der hellen Kehlfärbung ist insofern etwas schwankend, als sie sich mehr oder minder weit nach der Brust zu ausdehnt und bei einem Exemplar stark rostrot erscheint. Das Rostrot der Oberbrust ist mehr oder minder leuchtend, intensiv oder stumpffarbiger und zieht sich bei einigen Exemplaren bis zum Bauch hinab. Ein Exem- plar zeigt auf der dunkelbraunen Unterseite die Rostfärbung nur schwach, wie das für cabrerae (Hart.) charakteristisch sein soll. Gewifs spielen hierbei Ausbleichung und Abnutzung mit vorrückendem Frühjahr eine mit zu beachtende Rolle, aber ein Weibchen von der nahen Grenze Altenburgs ist auch schon im Dezember aufserordentlich blafsrot gefärbt mit recht fahlem Gesamteindruck. Auch die dunkle Fleckenzeichnung ist in verschiedenem Grade ausgedehnt und zieht sich weiter oder weniger weit nach dem Bauche zu herab. Ein Weibchen vom 19. 5. zeigt an Hals- und Bauchseiten weise Befiederung sowie eine reinweilse Stofsfeder. Ich erwähne dies, da in den O. M. Ber. 1901, p. 86 einmal erwähnt wird, dafs man leucitische Weibchen nicht beobachte. Die Schnäbel meiner Weibchen sind bis Dezember und Anfang Januar einfarbig dunkelhornfarben, am Grunde des Unterschnabels manchmal etwas heller geflammt. Von Februar an dehnt sich die Hellfärbung mehr und mehr aus und ergreift auch den Oberschnabel. Bei einem Exemplar vom 19° 5. ist der gesamte Unterschnabel gelb; ebenso durchzieht den ÖOberschnabel bei dunkler Basis und Spitze eine gelbe Zone. Als Gewicht dreier Weibchen und eines Männchens stellte ich 75, 103, 103 und 103 fest. Wie in Berlin und Dresden (0. M. Ber. 1901, p. 88), so sind mehr oder weniger weilsscheckige Vorkommen uns. Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete et. 8307 Amseln in allen Varianten im Laufe der Jahre auch hierorts zahlreich beobachtet worden, Exemplare mit stark scheckiger Unterseite, fast weilse Exemplare, ein schmutzig weifses Stück mit schwarzen Flügeln, scheck. Scheitel nnd Schwanz, ein Exem- plar mit weifsem Kopf und weilsen Schultern, mit nur weilser Kopfplatte etc. Brutbeobachtungen: Beginnender Nestbau wurde seitens verschiedener Herren des hiesigen Ornith. Vereins bereits Mitte Februar beobachtet, und ein fertiges Nest fand R. Müller am 15. 3. Der früheste Datum einer Brut ist nach Pfarrer Schneider der 2. 4., an welchem Datum ein Nest 2 Junge und 2 Eier enthielt. Frische Eier wurden am 3. 4., ausgekommene Junge am 16. und 17. 4. und ausgeflogene Junge am 27. 4. be- obachtet. Da ich besetzte Nester mit Eiern oder Jungen bis tief in den Juni hinein in grofser Häufigkeit beobachten konnte — von diesem Zeitpunkte an lasse ich gewöhnlich eine Pause in meinen systematischen Beobachtungsgängen eintreten, und mög- licherweise wird das Brutgeschäft noch bis zu späteren Terminen ausgedehnt — ist es mir nicht möglich, einen Termin anzu- setzen, an dem nach Selbständigwerden der 1. Brut eine zweite einsetzt. Sichere diesbezügliche Beobachtungen sind immer schwierig und nur unter besonders günstigen Umständen anzu- stellen. Die Nisthöhe ist zumeist eine nidrige und ein Standort des Nestes auf dem Boden, den W. Westphal feststellte, gewils recht selten. Nester in 3 m Höhe und darüber standen wieder- _ holt in den Bäumen unseres Schulgartens. Ein Nest mit 5 be- brüteten Eiern fand ich mit meinem Sohne am 1. 5. 19 ca. 9 m hoch in einem Fichtenbestand. Infolge der Höhe wurde es an- fänglich für ein Hehernest gehalten und aus dem Grunde un- tersucht. Wo die Auswahl günstiger Standorte eine grölsere ist, findet man die Nester gewöhnlich niedriger. Das Nest wird an allen günstigen Orten angebracht, gern in die dicken Stämm- chen von Dornhecken oder Zäunen und in Nadelholzbeständen in jungen Dickungen. Die Stadt- und Friedhofsamseln bauen in die Topfgewächse auf Veranden, in die Lorbeerbäumchen, auf Balken von Gartenlauben, auch schon auf Fensterstöcke, hof- wärts gelegen, an epheuumrankte Grabdenkmäler, und die Zahl sonderbarer Neststandorte liefse sich noch um weitere Fälle ver- .mehren.- Die Gelege fand ich mit 4—6 Eiern vollzählig. Die letzte Zahl ist nicht besonders selten; meine Sammlung besitzt deren 4. Normale, volle Dreiergelege (0. M. Ber. 1905, p. 62/64) sind mit persönlich nicht bekannt geworden, was ich auch von Gelegen zu 7 (O. Jahrb. 1917, p. 78) und 8 Eiern (Z. f. O. u. 0. 1903, p. 29) behaupten muls. Unser früherer Nestor der Leipziger Ornithologen will nach einer Mitteilung vom 16. 4. 94 die Amsel auf 10 Eiern brütend gefunden haben. Mit der Dr. Proftschen Sammlung überkam ich aber 2 Gelege, von je 7 Stück vom 8. und 16. 5. 1909 aus Breitingen b. Leipzig, die ich 808 Rich. Schlegel: Drosselarten im Leipz. Flachlandsgebiete efe. in Rücksicht auf die in verschiedener Hinsicht vorhandene Gleich- artigkeit der Eier für absolut einwandfrei halte. “Das eine Ge- lege mit recht starken Eiern zeigt ausgesprochenen Hehertypus mit auffällig ammereierartigen Linien und Schnörkeln, das andere Gelege mit rötlichem Untergrunde erinnert, abgesehen von seiner feinen Zeichnung, an die Eier unserer 7. viscivorus oder an die japanischen Arten cardıs und celaenops. Gröbere Fleckung mit heller erscheinenden Eiern innerhalb der Gelege kommt in mehr oder weniger ausgesprochener Deutlichkeit häufig vor, aus- gesprochenen Hehertyp aber zeigen unter 17 Gelegen deren nur 2. Ein Gelege zu 4 Stück enthält ein Riesenei mit folgenden Mafsen 33,0 X 24,2 mm, und das Ei eines anderen Geleges zeigt die Zeichnungsanhäufung am spitzen Pole. Dank der mir aus Gärten und Anlagen zahlreich zugegangenen verlassenen Gelege und das in der Dr. Proftschen Sammlung enthaltenen Materials kann ich den nachstehenden Mafsen 86 Eier zu Grunde legen. Maximum 33,2 x 22,8;'31,7 X 23,5 mm, Minimum 25.4 X 20,5; 27,6 X 20,0 ınm, Durchschnitt 29,8 X 21,7 mm. Einige Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara (Weifsrulsland.). Von Reinhold Fenk, Erfurt. Eine sich im Verhältnis zu der kurzen, nicht einmal zwei- jährigen Forschungszeit ganz stattlich ausnehmende „Liste der im Gebiete der Schara beobachteten Vögel‘ gab Graf Zedlitz im Reichenow-Ehrenband des Journ. f. Orn. 1917, des weiteren interessante biologische Beobachtungen dazu in seiner Abhandlung „Der Einflufs des russischen Winters auf die Vogelwelt“ 1918 in selbiger Zeitschrift bringend. Ich war nun ein Jahr später als Zedlitz von Anfang April bis Weihnacht im gleichen Gebiet, mufste mich allerdings auf die grolsenteils sumpfigen, leider durch den Krieg gottsjämmerlich zerzausten Waldungen zwischen Ostrow und der Schara (Schtschara) sowie den Schützengraben oberhalb der sumfigen Wiese gleichen Flusses (beides unmittel- bar beiderseitig der alten Napoleon’schen Heeresstrafse) be- schränken, ohne selbst dieses, ich möchte sagen winzige Teilge- biet auch nur leidlich durchackern zu können, fehlte mir doch als einfachem M. G.-Schützen fast jedwede Bewegungsfreiheit. Schwerer fast noch wog, dafs ich aller ornithologischen Hilfs- mittel, selbst eines Feldstechers bar war, sodafs ich mich in der Hauptsache auf Verhörungen beschränken mulste. Gerade das letztere, worauf Graf Zedlitz wenig Wert legte, gibt mir aber Veranlassung, nachstehend einen Teil meiner Notizen auszugsweise zu bripgen, soweit sie gewissermafen eine kleine Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. 809 Ergänzung, einen kleinen Nachtrag zu den Zedlitz’schen Abhand- lungen bilden dürften, ansonst ich von der Veröffentlichung über- haupt abgesehen hätte. Totanus ochropus L. Punktierteroder Waldwasserläufer. Den Waldwasserläufer habe ich daheim so manches Mal im Frühling und Herbst, ja auch eine Zeit lang in Winters Mitten (vgl. Orn. Mtsber. 1912, p. 60) getroffen, mich stets ob seiner so klangvollen Flötenstrophen freuend. Jetzt so im rechteigent- lichem Brutgelände der Art seiend, die nach Zedlitz in der ganzen Niederung nicht selten ist und die ich selbst an 4 Stellen traf (stets im Wald) — lernte ich mehr noch die Reichhaltigkeit und Modulationsfähigkeit seiner Rufe und Rufreihen, — lernte ich deren neue kennen, „schwungvoll accentuierte Tonreihen von . silberhell flötendem Klange“, wie Christoleit diese paarungs- zeitlichen Rufe einmal’ treffend bezeichnete.!) „Es sind — sagte Christoleit weiter — eigentlich drei Bestandteile, die in vielfacher Zusammensetzung und Modulation den Paarungsruf ausmachen: als Hauptton ein zweisilbiges hell flötendes „tlui“ oder tlüi“, das aber nie mehrmals unmittelbar aufeinanderfolgend wiederholt wird, der meist als Vorschlag zu diesem gebrauchte, seltener ihm, angehängte Lockton „titt“ und endlich ein eigentlich nur eine Verlängerung des Locktones darstellendes „die“, das meist dem „tlui‘* angehängt wird und des Rythmus wegen auch zweisilbig am Ende absinkend (also „dieh“) ausgesprochen werden kann.“ In allem wollen sich meine Notizen diesem Schema nicht recht anpassen, die hauptsächlichen mögen hier folgen: 7./4. wütt deh! wütt, (dehi wütt, das dehi nach oben ge- zogen) ferner „ewüddi zu dc zewüddi,,wüdd. 8./4. einer im Fluge tuiht pittpittpitt auf Kiefer aufbäumend ; ab mit klick... .. dann ein grillendes, hinaufgezogenes grüih und tul aswitt; zurückkommend wittwittwitt tuds WE tugg Wih tugeWih. j 9./4. (an anderer Stelle) dreimaliges hinaufgezogenes teel” (toi) Wih, ‘dann fortgesetztes widdiddi (wüddiddi mit Schlufston- widd und klick (kick) ..... a 10 /4. früh nach 4 Uhr schon fortgesetzte agwiddi im Tannen- meisen-Rythmus, mittags wieder verschiedene Rufe do! wih; hit- titti u. a. 15./5. wittwitt tuztte tt; übe (heraufgezogen, das tu wie immer betont). 1) Vgl. Orn. Mtschr. 1900, p. 485. Journ, f, Orn, LXVIU, Jahrg. Juli/Oktober 1920° 20 8310 ‚Reinhold Fenk: 4./6. f. tlu! titt. Vom Ruf sagt Christoleit sehr richtig, dafs dieser paarungs- zeitlich nicht das dem Waldwasserläufer überall zugeschriebene (von den Zugästen bekannte — Fk.) dlüih-dlüidlüi, sondern ein einsilbiger kurzer, geschlossener heller Laut „titt“ sei. Auch ich notiere mir solchen meist so, aber auch mal als gipp ... . oder klick und kick wie Dobbrick, auf wes letzteren in der Orn. Mtsschft. v. 1910 veröffentlichte Arbeit „Aus dem Leben des Waldwasserläufers‘“ ich hinzuweisen nicht vergessen möchte. 1916 stellte Graf Zedlitz den ersten Heimwanderer am 10./4. fest, nachdem A. Marx die Art unmittelbar nach Beginn des Tauwetters am 20./3. bereits einmal traf. Als.ich im folgenden Jahre am 7./4. einige Tage nach Beginn des Tauwetters nach einem neuen Sumpfwaldlager kam, fand ich mein dann täglich gehörtes Hauptpaar bereits vor, das ich im Übrigen stets nur flüchtig über den Wald segeln oder in den höchsten Regionen einer Kiefer aufbäumend verschwinden sah. Gebrütet hat es sicher- lich, jedwede nähere diesbezl. Forschung hinderten indessen die Sümpfe. Tringoides hypoleucos. Die bekannten Rufe hihd und hiddid diddi, auch mal tiüiüi, zuweilen als anschwellender und wieder sinkender hübscher Triller. Am 26./5. ein Paar mit 3—4 Jungen auf einer kleinen Schlammbank. Die Alte bildete, nachdem die Kleinen kückenartig untergeschlüpft waren (dabei leise hidd hidd fiebend), einen braunen, sich bis auf das Weilsin nichts von der Um- gebung abhebenden, in der starken Dämmerung bald selbst für das platzkundige Auge ganz verschwindenden Ball. Vanellus vanellus L.L Kiebitz. Häufig. Am 14./6. at- tackierte ein Stück wütend einen Storch. Gallinago gallinage L. Bekassine. Das meckernde twup— — hörte ich häufig und (auch zugleich damit) das uhr- werkmäfsige, doch bald schneller, bald langsamer gebrachte ticke— —. Am 19./6. bald nach Mitternacht rief ein Stück Jick. 2. 15, Orex pratensis. Den Wachtelkönig, der auf der Scha- rawiese fast den ganzen Tag über einzelner und nachts unauf- hörlicher und vielfacher sein rähp rähp (am 13./5. räbprähp präh heruntersägte, lernte ich dank dieses Überfleilses ungemein schätzen, konnte ich mich doch so auf Posten ruhig meinen Träume- reien— und die Wachsamkeit den Wiesenschnarrern überlassen, die ihr zwar nicht eben hübsches, dafür aber eigenartiges Kon- zert sicher eingestellt hätten, wenn die lieben Sibirier drüben sich zu einem unvermuteten Spaziergang über Flufs und Wiese entschlossen hätten. Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. sii Cuculus canorus L. Den ersten Kuckuck stellte Graf Zedlitz 1916 für den 19./4. fest, im Übrigen schreibend: „Einen ähnlich dichten Besatz, gleichmälsig über eine grofse Fläche verteilt, habe ich sonst nirgends gefunden.“ Ich vernahm 1917 den Erst- ling am 17. April, ab 21. dann mehrere hörend, und kann Zedlitz bestätigend nur sagen, dafs auch ich ein derartiges stattliches Kuckucksorchester noch nie sonst irgendwie hörte und — ich war doch gewils schon in stark besiedelten Kuckucksgegenden. Ob jeweils 30, 40, 50, ob mehr zugleich riefen, ich weils es nicht. — Je zahlreicher eine Vogelart in einer Gegend, um so besser und vielgestaltiger gemeinhin der Gesang; — nun der klangvolle aber doch einfache Kuckucksruf ist gewifs nicht sonderlich variabel, aber was an Varianten in Bezug auf Höhe, Stimmung, Abtönung, hellerer oder dunklerer Klangschattierung und dergleichen aus ihm herauszuholen war, hörte ich sicher hier, und die Zusammen- wirkung im Hall und Wiederhalll — Beschreiben lälst sich’s nicht, ich kann nur sagen, dafs ich stundenlang meinen Posten über- stand, den Morgenschlaf opferte, um dieses einzigartig wunder- bare polyphone Kuckucksorchester zu hören. — Drei und vier- silbige Rufe vernahm ich öfter, am 2./6. früh 3 Uhr einen merk- würdigen Ruf und zwar folgte einen „guggug“ stets eine Reihe von 4—6 und mehr kuckrü und kuck(e)rü, das ru unrein, kurz gestolsen. Jynxz torquilla, Wendehals. Ab 15./4. fleifsig rufend (Zedlitz 1916 erstmalig 19./4., Grassmann in den etwas südlicher gelegenen Rokitnosümpfen am 18./4.}). Dendrocopus major major L. Flügelm. eines am 14./12. frisch erl. Rotspecht-Q 144 mm. Cypselus apus apus L. Von Zedlitz nur als Durchzügler getroffen, da nirgends im Gebiete hobes Gemäuer. Ich vernahm die unverkennbaren schrillen Schreie am 21./6. sowie am 11. und 12./7. vormittags im Wald. weit entfernt von irgend welchen Steingebäuden, erstfallsig 2 schnell über den Wald streichende Segler sehend. Hirundo rustica rustica L. Immer wieder fielen mir die ausgesprochenen wie tui tui oder tuititt tuititt klingenden Stieg- litztöne auf, die die Rauchschwalben der Schara vor dem „witt witt“ bezw. dem Zwitschern brachten. Die Klangfarbe glich so sehr den entsprechenden Tönen des Distelfinken, dafs ich tat- sächlich die ersten zwei Male glaubte, letzteren vor einer Schwalbe zu hören, bis ich dann beides verbunden immer wieder von an und über mir vorbeischiefsenden Schwalben regelmäfsig vernahm .— Noch am 26./9. traf ich übrigens Rauchschwalben. 1) Vgl. dessen Abh. „Zwei Jahre Feldorn, in den Rokitnosümpfen.“ 20* 812 Reinhold Fenk: Riparia riparia riparia L. Uferschwalbe. Im Flug durch die weilse Unterseite und das bekannte grä und schnelle schnerrende grägrägrägrä gut kenntlich. Muscicapa grisola grisola L. Des grauen Fliegen- fängers Gestammele hörte ich u. a. am 26. u. 27./5. aus Kie- fern ; an anderer Stelle, im sogenannten Sachsenwald notiere ich es mir am 3./6. mit „iht iht ihtitt“, auch wurde es dann länger ausgesponnen. Muscicapa atricapilla atricapilla L. Zedlitz wie Marx konstatierten den Trauerschnepper nur als Durchzügler. Ich fand ein Nest in ca. drei Meter Höhe in einer Pappel am 24./6. durch das fütternde Weibchen aufmerksam geworden. o' auch am Nest. : Muscicapa parva parva Behst. Den Zwergfliegenfänger glaube ich einmal getroffen zu haben, dem Benehmen und flüch- tigeren Sehen nach. Der Gesang erinnerte in etwas an Trauer- schnepper, eine hübsche kleine Flötentour an Hänfling. Leider kam ich anderntags in Stellung, sodas positivere Beobachtungen wegfielen. Lanius collurio collurioL. Zwei rotrückige Würger, die ich an der Scharastellung regelmäfsig traf, brachten beide neben dem bekannten rauhen „wä“ fast stets ein merkwürdiges schnelles, dem Jungenbetteln ähnelndes „quitt ..... (w(u)itt, kitt o.ä.) und zwar sowohl vor oder nach dem arttypischen Ruf, als auch öfters als Gesangeseinleitung. — Übrigens waren es vor- zügliche Spötter, die schier unübertrefflich im famosen langaus- gesponnenen Gesang u. a. ganze Flötenstropfen des Hänflings, Lerchenwirbeln, Schwalbengezwitscher, das „ninive* und „sisi “brrr‘“ der Kohlmeise, ganze Braunkehlchen- und Amselstrophen brachten. Das köstlichste bot sich mir indessen am 20./5. Ich lausche mit Genuls dem mir von der Heimat wohlbekannten hübschen, klaren Sang einer Sperbergrasmücke, als ich auch schon eine zweite aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft höre und — zu meiner nicht geringen Ueberraschung das Echo sich als der Neuntöter entpuppt. Er bringt auf einer Buschspitze sitzend, wiederholend sein wä, wä, wä, dann wett... ., dem die Grasmückenstropfe in täuschendster Wiedergabe folgt. Gleich darauf singt auch die Sperbergrasmücke selbst wieder und diesmal erscheint mir ihr Lied etwas kräftiger, flötender, ob durch die Erregung? Vielleicht lernte der Würger von einer anderen oder er nahm .das Lied in einiger Entfernung auf, es somit in der Wiedergabe etwas leiser bringend. "Corvus corax corax L. Am 9./4 glaubte ich den Kolkraben getroffen zu haben. Am 15./4. vernehme ich ein merkwürdiges lautes Froschgequake „kö kö kö, dann kö qua“, dem ein ebenso merkwürdiges Gulgern folgte, das beides gehört zu haben, ich Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schar. 818 mich nicht entsinnen konnte, und doch, es wiederhörend, weils ich mit grofser Deutlichkeit, das ich es irgendwo schon in einem Zoologischen Garten vernahm, sinne hin und her, ohne mich zu- nächst von den Amphibien oder anderen Sumpfbewohnern los- reifsen zu können, bis ich mit einem Male wieder weils, das es Kolkrabenrufe waren. Jetzt höre ich sie wieder „korrrk . ..‘“ im Weiterstreichen, von drüben eine bauchrednerische Antwort, dann rrrra, rITTa, krır, und krrro, von ersterem, welches Krauchzen ich gleichfalls vom Zoo her kenne. — Auch am 24./4. höre ein Stück, es auch flüchtig, aber deutlich sehend. Corvus cornix cornix L. Bin ich mit Kleinschmidt der Ansicht, dafs die Nebel- und Rabenkrähen in einen Formenkreis, eine Realgattung gehören, gab ich mir nichtsdestoweniger oder vielmehr gerade deswegen alle Mühe, irgend welche und seien es noch so geringfügige Unterschiede in den verschiedenen Rufen herauszuhören. All die verschiedenen Nebelkrähenrufe nun, die ich hörte, glichen indessen vollständig denen der Thüringer Rabenkrähen, mochte es das hölzerne tock....., klingende OrIT, das helle AUT, krah und ke, das tieere krahk o. a. ’ ’ sein. Man wird zugeben müssen, dafs das ein evidenter Beweis der Zusammengehörigkeit beider noch artlich getrennter Rassen ist, denn können schon artlich verschiedene, ja sogar recht ver- schiedene Tiere ein, zwei gleiche bezw. ähnliche Laute haben, so ist es doch klar, dafs wenn die Summe aller Töne, ja sogar der Varianten vollständig die gleiche ist, es sich eben nur um Geschöpfe einer Sippe, um ein und dieselbe, nur äufserlich änderliche Art handeln mufs, zumal, wenn die Vögel geographisch weit genug getrennt sind, als dafs ein Nachspotten in Betracht kommen könnte, welches Nachspotten obendrein ja auch immer nur einen Teil, nie sämtliche Rufe erfalst hätte. Oriolus oriolus 0. L. Pirol. Erstmalig am 11./5. gehört. Ooccothraustes c.c.L. Kernbeifser. 15./4. in Birken, z&2& iht iht (letzteres gequetscht hinaufgezogen). 12./5. kss kss (kiss) und iht. Ohloris c.c.L. Grünling. 24./6. im Flug zit... krihsch. 27. u. 31./5. Roller. Carduelis c. ce. L. Nach Zedlitz gemeiner Jahresvogel, den ich dagegen in meinem Gebiet trotz alles Aufmerkens auch nicht ein einziges Mal traf, allerdings war das Gelände auch weniger passend. Gesangesbruchstücke hörte ich übrigens spottend vom Braunkehlchen und im Übrigen täuschend ähnliche Stieglitzrufe immer wieder von Rauchschwalbe und Kuhstelze, wobei es sich natürlich nicht um _Imitationen handelte. 814 Reinhold Fenrk: Chrysomitris spinus L. DerErlzeisig, den Zedlitz nicht erwähnt, war dagegen für mein Gebiet Charaktervogel, den ich fast alltäglich im April, Mai, Juni und später an verschiedenen Stellen nicht nur des Nadelwaldes (Wettin- und Leipziger Lager, Sachsenwald u. a.), sondern auch am 22. u. 28./5. auf der Wiese an der Schtschara traf, jeweils durch die mir aus der Vogelstube u. der Thür. Heimat best bekannten Rufe, namentlich das charakte- ristische, etwas tannenmeisenartige tih, das jubelnde tiliht sowie durch den Gesang mit der drolligen Krähstrophe (didel .. äätsch) aufmerksam geworden. Am 16./4. ein auffallend steinsperlings- oder grünfinkenartiges, nach oben im unreinen glissando hinauf- gezogenes bäi, sodafs ich im ersten Moment einen Grünfinken vermutete. Acanthis linaria (subsp.?) Birkenze’isig. Im November und Dezember Trupps getrofien und das typische tscheck ... und hinaufgezogene main (ho! gehört. Acanthis cannabina c. L. Hänfling. Häufig. Pyrrhulap.p. Gimpel. Erst im Novbr. und Dezbr. und dann öfter gehört. Loxia curvirostra c. L.. Fichtenkreuzschnabel. 25./4. gibb gibb gibibibipp; 5./5. gibibibibipp. Fringilla coelebs c. L. Buchfink. Nicht genug konnte ich mich über das hundserbärmliche, zuweilen recht fitis- ähnliche Gestammele der Finken wundern, dafs ich über den halben April hinaus zu hören bekam, pflegen doch gerade die Finken grofser Nadelwälder gemeinhin die vorzüglichsten Schläger zu sein. Gegen und in der Hauptsache nach Mitte April hörte ich dann doch vortrefiliche Schläger (öfter Würzgebühr): das matte, flackernde, fitisähnliche Stümpern der vorhergehende Zeit war, wie ich mir am 25./4. notierte, sicher nichts weiter als ein, un- fertiges Dichten, Nichtdurchschlagen. Dieses merkwürdig späte Einsetzen des reifen, vollen Schlages wird erklärlich, wenn:man Zedlitz Angabe liefst, dafs die Buchfinken anscheinend im Allge- meinen nicht in der Gegend überwintern, sondern sich erst mit ln des Tauwetters (1917 Anfang April) wieder einzustellen pflegen. Passer domesticus d. L. Nicht wenig verwundert war ich über einige Haussperlinge, die ich in unserer Waldstellung traf. Wie in einigen hochgelegenen Thüringer Walddörfern der dort früher nicht ansässige Vogel sich einstellte, als dort die ersten Pferde gehalten wurden, dürften auch hier die Pferde bezw. deren Hinterlassenschaft der Anziehungspunkt gewesen sein. ‚ Passer montanus m. L. Feldsperling. Bei einem kleinen Gütchen an einer gröfserem, waldumgebenen Wiese, Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. 315 Emberiga calandrac. Grauammer. Nicht getroffen, da kein offenes Getreidegelände. Emberiea citrinella erythrogenys Brehm.’ Zedlitz fand den Goldammer dem häufigen sommerszeitlichen Vorkommen an- gemessen, als verhältnismälsig spärlichen Überwinterer. Ich fand die Art, nach aus Anfang April stammenden Notizen recht häufig (das Tauwetter war inzwischen eingetreten) und ungemein va- riabel ihre Sangesweisen, was sicherlich seinen Grund zum Teil (ganz analog den Frühjarsverhältnissen bei uns) darin hatte, dafs es vielfach noch Strichgäste anderer Distrikte waren. Den hei- mischen Hauptschlag hörte ich damals nicht, bezw. in anderer Klangfarbe, am 20./5. (also wohl von einem sicheren Brutvogel) „ vernahm ich ihn dann erstmalig. Ein sebr interessantes, im Pferdestall gefangenes * mit einem auffallend breiten, braunroten Wangenfleck und ohne Brust- band bezw. nur solchem aus braunroten Federn (also mit Fichten- ammerhinneigung) entwischte leider wieder. Motacilla alba a. L. Das Reihen der Bachstelze hörte ich gleich’ bei meiner Ankunft wiederholt im Nadelwald, sah am 6./4. denn auch 2 Stück auf einem Kiefernstumpf, das typische ziwitt u, psie, letzteres hier fast spatzenähnlich schilp klingend. Am 22./5. sah ich ein Nest’ mit 3 fast flüggen Jungen mannes- hoch in einem Horchpostengraben in einer kleinen, von oben etwas geschützten Lehmsandmulde. Alte beim Füttern meist auf die Zweige einer nahen Birke fliegend, von da auf den Grabenboden und dann hertrippelnd. Motacilla flava (dombrowskii Tschusi?) Bei näher gesehenen Kuhstelzen fand ich wiederholt etwas fremdartiges am Kopf; dafs das nicht die heimische Form war, fühlte ich sofort, wulste aber wirklich nicht, wie ich ein Paar Stücke oder auch nur eines bekommen konnte. Daheim hätte ich nicht eher geruht, bis mir Klarheit geworden, hier waren mir ja wie in allem die Hände gebunden, und dieses in der Hauptsache so sinnlose Gefesselt- sein von Geist, Willen und Können, der besten menschlichen Eigen- schaften war es nicht zum Wenigsten, die mich bald in jene un- heimliche Lustlosigkeit, Gleichgültigkeit und Schwermut verfallen liefsen. Rufe der Kuhstelze ein rohrammerähnliches psi und psie, aber etwas anders als daheim, auch das zilib hörte ich, indessen schärfer als bei uns; teilweise die Rufe an Kanarienvogel an- klingend. Die oft direkt stieglitzartigen gestofsenen p(u)i oder pi! erwähnte ich schon. Anthus trivialis tr. L. Ab 17./4. (16./4?) gehört, die ersten Tage aber noch ohne Schlufsstrophe. f 316 Reinhold Fenk: Anthus pratensis L. Den Wiesenpieper glaubt Graf Zedlitz gesehen zu haben. Ich hörte zu Anfang April ein „niss niss“ (Morast bei gröfserer Waldwiese) und 2 baumpieperähnliche Ge- sangesstrophen. Lullula arborea subsp. Häufiger gehört. Galerida cristata subsp, Am 20./5. und den folgenden Tagen hörte ich nur immer wieder den mir gänzlich unbekannten Ruf ti) hinaufgezogen. Den hübschen typischen ganz andern heimischen Ruf entsinne mich, nie gehört zu haben. Sitta europaea sordida Rcehw. Unterschieden sich die grölseren und unterseitig hellen Kleiber auffallend von der hei- mischen caesia, konnte ich stimmlich keinerlei Unterschiede finden. Certhia familiaris familiaris L. Die mich auch hier in der Klangfarbe sehr an Zaunkönig und Braunelle (allerdings fein- klingiger), andrerseits an Blaumeise, kaum einmal entfernt an brachydactyla erinnernden Lieder des Nadelwaldbaumläufers glichen in allen Varianten denen der heimischen macrodactyla, ebenso natürlich die als „z’ihss“ und „ss... .“ notierten Lockrufe. Dem so überaus charakteristischen tiddi tiriiddi; [Schema ‚Hesse als der vorletzte] gleichen diese zweithälftig oft perlenden, von mir im Scharagebiet u. a. mit sisisi sissie witt, ja sasse sissie sissississie witt, sisisi sissie sissie witt (der letzte pfeifende, öfter allerdings weggelassene Ton stets höher als der vorletzte) in Klangfarbe und namentlich Aufbau weit weniger als sich beispiels- weise die Gesänge von Fitis und Waldlaubvogel, von Teich- und Sumpfrohrsänger gleichen und halte ich es für ausgeschlossen, dafs ein aufmerkender Mensch mit normalen Sinnen beide nicht zu unterscheiden vermag. Da, wo beide Arten nebeneinander vorkommen (im Allgemeinen wird sich familiaris bezw. macro- dactyla an den Hochwald, namentlich Nadel- und Buchenwald, brachydactyla an die Parks und Gärten, den lichten Laubwald halten) und nur die eine bekannt oder bekannt gegeben ist, dürfte das stets daran liegen, dafs der betreffende Beobachter das ihm frühlenzzeitig alltägliche, markante .Gartenbaumläufer- liedchen wohl kennt, dafs des langkralligen Waldbaumläufers aber im vielstämmigen Wald überhört .bezw. als Meisenliedchen verkennt, verkannt hat, am ehesten wohl als Blaumeisenliedchen, vielleicht auch als Finkenstümpern, Braunelle o. a. Certia brachydactyla hörte ich übrigens nicht im Schara- gebiet, interessant ist, dals Graf Zedlitz indessen soweit Östlich den Vogel, der auch in Polen getroffen wurde, späterhin kon- statierte. Parus atricapillus borealis Selys = Nordische Matt- kopfgraumeise, Trafich Parus atricapillus salicarius, die “ Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. 617 heimische Mattkopf (Weiden-)Meise zwar im ganzen Thüringer Land wenn schon nichts weniger denn häufig, so doch immer wiederim Nadelwald sowie den Weidenreihen und -Wäldchen der ‘ Auen und Ströme, — hörteich 1918 die wohlbekannten Rufe und Sangesweisen in all ihren Verschiedenheiten in den wildbuschigen, heckenumzäunten Obst- und Viehgärten bei Rozoy sur Serre (Aisne- Dept. Frankreich) und in den belgischen Provinzen Limburg und Lüttich häufig und überall wieder, nur da von Parus a. subrhe- nanus, so erst recht in den grofsenteils (wenigstens zur Frühlings- zeit) sumpfigen Misch- und Nadelwäldern des oberen Scharage- bietes vom grofsen, hellen P. a. borealis. Wenn nicht die Russen schliefslich doch noch subspecifisch von den Skandinaviern abzutrennen sind, was nach dem immerhin ganz reichlich ver- schiedenseitig vorliegenden Material nicht der Fall zu sein scheint, kommt diese Form in Betracht, da die Vögel der südlicher ge- legenen Rokitnosümpfe nach den Stücken der Sammlungen Kleinschmidt und Görnitz zu ihr gehören, assimilis also nicht so weit heraufzugehen scheint und der allenfalls noch in Betracht kommen könnende P. atricapillus bianchii (Sarudny und Härms) nach Kleinschmidts Untersuchungen an Härms’schen Vögeln nichts weiter als eine Aberration ist bezw. die Stücke durch Regen und Rindensaft in Baumlöchern verfärbte Exemplare von borealıs sind. Wohl keinen Vogel hörte ich im ganzen oberen Schara- gebiet so häufig und so regelmäfsig fast die ganzeZeit hindurch als die Mattkopfmeise, und es war mir überaus iuteressant, ganz die gleichen Rufe und Weisen wie daheim in all ihren Varianten und Modulationen (die selteneren hier gleicherweise selten) von einer, schon äufserlich selbst im Freien gut unterscheidbaren Form wieder zu vernehmen, so wie ich sie im Jahre danach von einer dritten Form (rkenanus bezw. subrhenanus), wie ich sie teilweise in flüchtiger Verhörung früher von einer vierten (sub- montanus in Bayr. Schwaben) zu hören bekam. Diese frappante Gleichheit der Lautäufserungen ist sicher eines der markantesten, nur leider noch kaum beachteten Kennzeichen der Artzusammen- gehörigkeit, auf das speciell zu achten es sich unsere Forscher angelegen sein lassen sollten. Hätten der verdienstvolle Heraus- geber dieser Zeitschrift und Hesse so immer wieder durch die Bank die gleichen Lautäufserungen in und mit allen Varianten als ohrenfälligsten Beweis der Zusammengehörigkeit der Matt- kopfmeisen Europa’s zu hören bekommen, es wäre ihnen sicher nicht eingefallen in ihrer Neuen Namenliste der Vögel Deutschlands (J. f. 0. 1916) eine Artrennung Salicarius mit subspecies rhenanus und : Montanus mit boreais — damit scheinbar eine gleiche Trennung wie gegenüber Aier, Major, Palustris u. a. zu fixieren. Wierichtigesübrigensist, die altweltlichenMattkopfgraumeisen mit den amerikanischen in dem Formenkreis Airicapıllus zu ver- einigen, geht gleichfalls aus den Stimmenäufserungen bezw. den An- gaben amerikanischer Forscher über die Rufeund Gesang von £. atri- 818 Reinhold Fenk: capillus, carolinensis u.a. hervor. Es ist indessen hier nicht der Platz dies beweisend weiter auszuspinnen, möge dies einer späteren Arbeit in Kleinschmidt’s Berajah-Salicarius-Monographie vorbehalten sein. Einige Angaben über meine Verhörungen bei den Schara- Mattköpfen mögen hier noch folgen. Ich sagte weiter oben schon, dafs die Lautäufserungen in ihrer Gesamtheit denen unserer heimischen Weidenmeisen glichen und so finde ich denn auch in meinen Notizen das rauhe einsilbige mit Zwischenpausen gebrachte ‚„‚däh“, das wesentlich hellere meist 4—6fache „deh....“, auch dehj und noch höher fast wie dih lautend, beides oft mit einem ein- bis vier- (meist zwei-)silbigem feinen si als Auftakt, letzteres auch öfters allein gebracht, ferner ein feines sitt sowie ein ganz blaumeisenartiges zittzitt als Rufäufserungen angegeben. Gleicherweise vernahm ich als Gesang die beiden mir von daheim bekannten Hauptformen und zwar meist das hübsche gestreckte, oft mit winzigen Vor- bezw. Nachschlägen bei jeder einzelnen Note (gegensätzlich zur Rufreihe, wo das sisi nur als Auftakt zur ganzen Reihe gebraucht wird) begleitete Pfeifen, einmal wie „2yje .....“, ein anderes Mal „„,zizizizih“, dann wie dih... .“ oder mit den Vorschlägen „nz’dih nz’dih nz’dih“, „e’tih &’tih &tih‘“ meist „tih....‘“ klingend und dann auffallend dem melancholischen Gerufe des Waldschwirrers (Phyloscopus sibilator), welch’ letzteres mir hier entschieden heller als das heimatliche „düh..... erschien, ähnelnd, ebenfalls wie daheim dem (allerdings nur ein- silbig gebracht werdenden) Lockruf des Erlzeisigs, dem Ausschlag des Baumpiepers und dem, mir freilich nur von Käfigvögeln her be- kannten Pfeifen des Rötelammers (Emberiza rutila). War dies die Haupt- und, wennich mich rechtentsinne, imSommersogardie einzige Weise, hörte ich im Frühjahr fast häufiger das zuweilen an das Hämmern der Glanzkopfmeise (P. palustris bezw. communis) sonst auch an die Mittelstrophe des Baumpiepers erinnernde Perlen als Rip... “ ln z6zöz&z&“ einmal zum Schlufs etwas fallend mit zip. „notiert. Ferner hörte ich im zeitigen Früh- jahr (also wie daheim auch) mal das eigenartige hübsche, etwas schnurrende, verschlungene „gürre. Parus communis balticus Reichenow. Glanzköpfige Grau- alias Nonnenmeise. Schon länger hatte ich Be- denken gegen Beibehaltung des Namens „palustris“, da sehr viel dafür spricht, das Linne damit den in Skandinavien häufigen „borealis‘“ gemeint hat und es freut mich, dafs Kleinschmidt un- abhängig davon zur gleichen Ansicht kam und Bestätigung fand. (vgl. Falco 1917, Ornis Germanica). Die Nonnenmeise traf ich nur wenige Male. So am 17./7. beim Wettinlager durch das typische zji hähähähä auf- merksam geworden, ferner am 19./7. dann mal im Sept. sowie im Novbr. bei Podsokojlje. Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. 319 Parus alter ater L.. Graf Zedlitz sah die Tannenmeise nur vereinzelt während des Winters, und meint, dafs sie zur Brutzeit in den grofsen Nadelholzbeständen nicht so selten sein dürfte. Das sollte man auch wirklich mit aller Wahrscheinlichkeit an- nehmen, scheint aber überraschender Weise nicht der Fall zu sein, wenigstens habe auch ich den ja nach seiner charakteristischen Glöckchenstrophe so gut bestimmbaren Vogel auffallend wenig (nur Notizen vom 5. und 9./5.) getroffen, trotzdem ich mich gerade nach ihm umhörte, weil ich ihn vermifste. Sollte diese Spär- lichkeit mit der Häufigkeit der mattköpfigen Graumeisen in irgend einem Zusammenhange stehen? Bei uns zu Lande ist ja das Verhältnis im Nadelwald das Umgekehrte. Parus eristatus er. L. Haubenmeise. Nächst borealis die häufigste Meise, Anfänglich wollte es mir scheinen, als sei das sisi girr weniger markant und schnurrend, das heifst fast ohne r. als das des heimischen P. cristatus mitratus, notierte ich es u. a. doch mit sisi hül Hörte ich nun im Anfang nur zufällig weicher rufende Stücke oder fiel mir der Unterschied später in der Alltäglichkeit nicht mehr auf? Regulus regulus . Wintergoldhähnchen. Kaum einige Male (so am 2./5. 6./5. und 5./6.) getroffen, obwohl solches doch eigentlich recht häufig im Gebiet sein müfste. Auch Zed- litz erwähnt nur eine brutzeitliche Beobachtung und bemerkt, dafs diese Art im Herbst und Winter ebenfalls nicht häufig sei. Regulus ignicapillus i. Temm. traf ich so wenig wie Z. Acrocephalus palustris Bechst. Von Graf Zedlitz nicht erwähnt, auch in den Rokitnosümpfen von Grafsmann nicht häufig beobachtet. Ich hörte nur am 9./6. bei Mondenschein, aber emfindlicher Kühle zwischen 1—2 Uhr nachts einige Stücke singen u. a. hauptsächliche Finkentöne, Gesangesbruchstück des Distelinken und Rohrsängerartiges bringend nnd hörte selb- abendlich gegen 7 Uhr ein Stück in einem kleinen Buschwäldchen an anderer Stelle. Sicher handelte es sich um Durchzügler. Am 30./6. von Weitem gehört, vielleicht auch ein verspäteter Durch- zügler oder Streifling. Locustella naeviaBodd. Heuschreckensänger. Von Z. gleichfalls nicht erwähnt, in den Rokitnosümpfen dagegen nach Gralsmann weit verbreitet und recht zahlreich. Ich hörte am 12. und 13./5. flüchtig zweimal ein kurzes Bruchstück, beim Wettinlager (doch könnte es sich da um fluviatilis gehandelt haben) am 18./5. vollständig Sirren von Weitem, am 19./5. schwirrten auf den Scha- rarwiesen zwischen 9—10 abends unaufhörlich mehrere in ver- schiedener Tonhöhe, meist in etwa 15 Sekunden langen Touren. Ich hörte die Vögel dann öfter, so auch am 6./6. um die gleiche Zeit bei recht kühlem Winde. 820 Reinhold Fenk: Phylloscopus trochilus tr. L.. Fitis. Ab 15./4. Weit häufiger als bei uns perlten die Vögel ihre hübsche Pfeifstrophe nicht nur herab, sondern bogen nochmals auf und dann höher einsetzend also nochmals das herabperlen. Phylloscopus collybita abietina Nils. Zilpzalp. 6./4. erstmalig, ab 9./4. häufig. Phylloscopus sibilator (erlangeri Hartert alias flavescens Erlanger?) Als ein in der Tat „sehr überraschendes und interessantes Ergebnis“ mufs es bezeichnet werden, dafs Kleinschmidt ein am 15./5. 1916 von Dr. Schlüter im Kreise Smorgon gesam- meltes Waldlaubvogelpärchen als zu dieser angeblicher und all- gemeiner Annahme in den Mittelmeerländern und Südeuropa hei- mischen Form gehörig feststellte. Leider war es mir aus Ein- gangs geschilderten Gründen nicht möglich, Scharastücke zu be- kommen, so häufig der Schwirrer gleichwohl und so fast hand- greiflich nahe er mir oft war, im Übrigen nahm ich an, dals die sonst in Rufsland sammelnden Ornithologen nun speciell auch ihr Augenmerk auf diese Vögel richten würden, um Für- oder Gegenteiliges zur Klärung der Frage zu finden. . Leider habe ich mich darin getäuscht! Mögen die einen Kleinschmidts Ausführungen übersehen oder nicht gekannt haben, betrachteten sie andere als absurd, anstatt einzudringen, sie milsverstehend und es für ausgeschlossen betrachtend, dalseine Form eine so merk- würdige Verbreitung zugleich in Nordafrika, Südeuropa und — dem nördlicheren Rufsland habenkönne. Dabei ‘geht aus Kleinschmidts Ausführungen klipp und klar hervor, dafs er diese Waldlaubvögel (von denen er ein Stück vom 17./5. von Nordalgerien besitzt) als erst spät von Algerien (nicht wahrscheinlich im Mai durch Deutschland) nach Nordrufsland ziehende Gäste, nicht als me- diterrane Brutvögel betrachtet und schreibt: „Hartert suchte bekanntlich vergebens in Nordafrika nach Eiern“.1) Von mir aus möchte ich dazu noch bemerken, dafs Hartert (Aus d. Wanderj. e. Naturf. u. Vögel pal. Fauna) angibt, der Vogel bringe nach seinen von Meade-Waldow und Witherby bestätigte Beobach- tungen wohl „eine flötende, aus den Locktönen ähnlichen Lauten zusammengesetzte Strophe (die ja allen Ornithologen bekannte dem Waldmeisenpfeifen äbnelnde Rufreihe düdüdüdüdüdü“ Fk.) nicht aber das Schwirren. Es wäre zu ergründen, ob diese Eigen- ümlichkeit konstant ist. Nun, wenn die Mittelmeerschwirrer tatsächlich das für Phylloscopus sibilator so unngemein typische 1) In s. Vög. pal. F. gibt Hartert an, dafs das Brüten in Nord- afrika noch nicht mit Sicherheit festgestellt wurde, weiterhin, dafs Nester und Eier aus Südeuropa völlig denen der nördlicheren (mittel/westeur.) Form glichen. — Besitzt man dazugehörige Stücke und sind es har sächlich typische erlangeri? Fk. Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. 821 ‚Schwirren nicht (oder vielleicht selten einmal) bringen, so wäre ‘das nach meiner Ansicht ein gar nicht zu unterschätzender Beweis ‚dafür, dafs die Vögel eben da nur weit von Heimat, Brunst und Brut entfernte Gäste sind. Wenigstens halte ich es nach allem ‘ganz und gar ausgeschlossen, dafs eine Waldsängerform diesen markanten, so gern im arttypischen Schwebeflug gebrachten, die Art allerbestens kennzeichenden Gesang in der eigentlichen Brutheimat nicht bringen sollte. Vielleicht wird man noch einwenden, dafs es sehr wenig plausibel erscheine solche bis mittmaiig in Nordafrika gefundene Stücke als nordische Gäste anzusehen, zumal wo bei uns der Waldschwirrer um mehr als Wochen-, ja Monatsfrist früher zu- rückzukehren pflegt. Meines Wissens erscheinen die Eırst- ankömmlinge im südlichen Deutschland durchschnittlich vor und ‘zu Anfang des zweiten Aprildrittels, in Mitteldeutschland nach Mitte, bis Ausgangs gleichen Monats, in den nördlicheren Teilen unseres Vaterlandes in den letzten April- bezw. den ersten Mai- tagen, übrigens mit wohl jeweils etwa vierzehntägigen Schwan- kungen in den verschiedenen Jahren. Zwischen Süd und Nord bezw. Nordost also schon bei uns eine Zeitspanne von mehreren Wochen! Sodann wolle man nicht vergessen, dafs zwischen diesen Erstankömmlingen und dem Häufigwerden der Art stets fast mehrere Tage, kommt eine Kältewelle mit Störung der Vege- tationsentwickelung hinzu, sogar Wochen liegen; Wochen auch zwischen den Erstverhörungen und ersten Brutbeobachtungen. — Einmal aufmerksam geworden, wird man ferner 3 ja 4 Wochen nach den Erstankömmlingen Waldlaubvögel vorübergehend in Gärten, Alleen, buschigen Berghängen u. dgl. — also nicht im typischen Brutgelände und darum auffallend — als Gäste bezw. Durchzügler bemerken, als Beispiel diene ein solcher flüchtiger - Gartendurchzügler v. 3./5. 1918 b. Oreye (Prov. Lüttich) und ein heuer am 7./5. in Dederstedt in Fitisgesellschaft!) verhört und 'gesehenes Stück, während ich bei Erfurt die ersten dieses Jahres am 16./4., mehrere ab 19./4. konstatierte. Mit eben diesen Erstbeobachtungen steht nun noch eine im scheinbaren Widerspruch, nämlich: Fand ich den Schwirrer seit dieser Zeit wohl im unterholzbelaubtem Steiger bei Erfurt, 1) Nach Kleinschmidt dort nicht brütend, aber im Mai in Fitis- gesellschaft Zuggast. — Beim Fitis ist die Differenz gegenüber Erst- beobachtungen beim wenig mehr als 100 km. südl. geleg. Erfurt v. 9. u. 10./4. noch auffallender. Noch interessanter ein gleichtagiges so ver- spätetes Wintergoldhähnchen. — Ein weiteres hochinteressantes Beispiel ‚bilden 2 von mir am 185./5. im Erfurter Luisenpark angetroffene (schon am Benehmen als Fremdlinge erkennbare) Schwarzplättchen mit mehreren Sprosserbruchstücken im Schlag, also sicher nordöst. Durchzügler aus ‚Sprossergebieten. Beob. v. Sylvia atricapilla‘ bei Erfurt ab 16./4, mithin ein Monat Unterschied! — 322 Reinhold Fenk: so Anfang Mai nocht nicht im Buchenwald des nur wenige Kilo- meter entfernten Wildrodaer Forstes und nach Monatsfrist am 16./.5 (!) noch nicht in den allerdings wesentlich höher ge- legenen etwa40—50Km. entfernten Buchenwaldungen zwischen Gehl- berg und Oberhof, weil hier wie dort die Belaubung infolge der Kälteperiode auffällig zurückgeblieben war. Man sieht daraus zugleich, dafs das spätere Eintreffen des Vogels durch die Be- laubung, die ja von Breitengrad zu Breitengrad nach Norden und Nordosten später zur Entwicklung kommt, bedingt ist, nicht etwa ein recht gemächliches Langsamwandern vorliegt. Nach alledem erscheint es gewifs nicht mehr so absonderlich und unwahrscheinlich, dafs nordöstliche Waldschwirrer sich bis Mitte Mai noch in Nordafrika aufhalten können, zumal wenn man bedenkt, dafs so ein beschwingter Gesell, auch wenn er nicht gerade zu den Meisterfliegern seiner Zunft gehört und sich unter- wegs allerhand Rast- und Futterpausen gönnt, doch immerhin nur Tagereisen bis zur Brutheimat benötigt. Einmal am Brut- platz angekommen, werden diese nördlicheren Vögel nach Analogie- schlüssen wohl weniger Zeit vertrödeln, ehe sie zum Brüten schreiten als die Mitteleuropäer und selbst wenn, kann mithin ein Vogel, derbeispielsweise wie der erwähnte Kleinschmidt’sche am 17./5. noch in Algier weilte, gut und gernin Nordrulsland zu Anfang Mitte Juni dem Nistgeschäft obliegen. Ohne die Helgoländer Durchzügler damit nun unbedingt verquicken zu wollen, möchte ich doch darauf hinweisen, dafs die Weigold’schen Beobachtungen von 1910, wo W. Waldschwirrer vom 13.—20. Mai (1909 nur ein Stück am 26./4, andersjähr. Beobachtungen fehlen leider) traf, recht schön dazu passen würden. Interessant übrigens die Wei- gold’sche Angabe, dafs 1910 infolge „andauernden Ostwindes“ mehr Schwirrer über Helgoland gekommen seien.!) Nur ein Bruchteil der PA. erlangeri bleibt wohl übrigens bis Mitte Mai in Nordafrika. Nach Hartert beobachtete man in Tunis, Algier undMarokko die „lebhaft gefärbte Form häufig im Früh- ling bis etwa Mitte Mai“. Während sie Hartert „am Oum R. Biah in Westmarokko anfangs April häufig fand, sandte Riggenbach von seinen nach dort im Mai unternommen Touren keine ein, 1) Welche unerwarteten grofsen Zeitdifferenzen im Durchzug ein- und derselben Vogelart liegen können, zeigen diese in vielem so inter- essanten Jahresberichte der Vogelwarte Helgoland in Masse. Schade, dafs man in Rositten all solchen doch gewifs auch hoch interessanten Dingen, wie den Kleinvogelzug überhaupt, so wenig Interesse entgegen zu bringen scheint. Es wäre wirklich in so vielem wünschenswert, wenn Thienemann etwas entlastet würde und einen tüchtigen, jungen Assistenten bekäme, deren wir ja genug in Deutschland haben. Man hört ja immer wieder, dals die neue Regierung der Naturwissenschaft ganz anderes In- teresse entgegenbringt und wäre die Schaffung solcher Assistentenstellen auf Anregung hin immerhin nicht ausgeschlossen. Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. 323 & uch Meade-Waldow erwähnt ihrer nicht aus dem Atlas, fand sie Aber nach mündlichen Angaben in den Wäldern des mittleren Marrokko häufig (Vög. pal. F. p. 516.)‘ In der Ankunft der Osteuropäer, mindestens der der mittleren Breitegrade, dürften sich übrigens in fast allen die gleichen unter- schiedlichen Zeitspannen geltend machen wie bei uns. Während Gralsmann 1916 den Waldlaubsänger in den Rokitnosümpfen (unt. 52. Breitengrad, 24/29 östl. v. Gr.) bereits am 12./4. traf!), Schelcher 1917 den ersten Gesang in Sarnki gorne (49 Br. 26 L.-°) am 10./4. vernahm, 2) hörte Zedlitz den Vogel 1916 im Schara- gebiet (53/26 °) erst von den letzten Apriltagen an, „dann aller- dings ging ein balzen, jagen und raufen los“. Ich hörte den Schwirrer 1916 im Walde ob der oberen Schara ab 5. Mai, der Gesang war aber noch nicht fertig, noch ohne Schwirren, und zwar notierte ich mir ihn mit sisisis; sösösösß, eine Phase mit absteigenden Tönen; am 6./5. vernahm ich hinwiederum im Fichtenwald mit vereinzelten Birken häufig die Sirrtöne allein, am. 75. Sibb ..... ih - ---, dann sibb..... sirrır. Am 27./5. hörte ich den Vogel im reinen Kiefernwald°), ein ganzes Stück vom Mischwald entfernt und anscheinend nur als Gast (Nord. Durchzügler?). Das würde wieder sehr schön für das weiter oben Gesagte passen. Vom ersten Tage an und immer wieder fiel mir auf, dafs das keinesfalls als Gesang aufzufassende bezw. mit dem Gesang zu verwechselnde, dem Weidenmeisenpfeifen oft sehr gleichende melancholische „tih-- - - - - “. Gerufe tatsächlich deutlich dem Tannenmeisenruf ähnelnd „tih“ zuweilen „tie“ (oft eindringlich scharf) klang und sich — entschieden heller und härter in der Klangfarbe — von dem bekannten weicheren heimischen „düh... .“ auffallend genug unterschied. Da ich nun sicherlich nicht nur Scharabrutvögel sondern wohl auch nordische Durchzügler hörte, dürfte das konstant für die ost(nordost)europäischen Waldlaub- sänger sein. -Am 11./5. vernahm ich von mehreren sich dicht vor mir im Baume herumtreibenden Waldlaubsängern schmatzende mir un- bekannte Töne vor dem „tih“, Sylvia nisora. Bechst. Bezeichnet Graflsmann die Sperber- grasmücke als häufigste Grasmücke der Rokitnosümpfe, erwähnt 1) W. Grafsmann „der Frübjahrszug in den BERUT- 0. Mschr. 1916 p. 233. 2) R. Schelcher „Ornith. aus Galizien“ Verh. d. Orn. Ges. in Bayern 1919 p. 17. 8) Viele Angaben von des Voges Brüten im reinen Nadelwald ‚dürften darauf basieren, dafs man ihn brutzeitlich darin antraf, singen hörte und so als Brutvogel des betr. Geländes ansah, während er meist unr Streifling oder Durchzugsgast gewesen sein dürfte, 324 Reinhold Fenk: { Zedlitz vom Scharagebiet nur ein, von einem überzähligen’ Männchen bis zu dessen Erlegung gestörtes Paar. Ich selbst kann die Art für mein Oberes Scharagebiet "als nicht seltenen Vogel bezeichnen, der nicht nur an dem hängig-büschigen Teil desgrolsen teils leider buschfreien Scharaufers siedelte (und zwar so alle 50—100 Meter ein Paar), sondern sich auch hinten in dem Moorwäldchen, durch seinen hübschen Gesang und das charakteris tische Trommeln bemerkbar machte. Die Strophen waren ebenso hübsch und wechselreich wie daheim und ebenso schwer, ja in der Gesamtheit dank der Schnelligkeit gar nicht nachzuschreiben, wurden gleicherweise oft im Sitzen, Platzwechsel von Busch zu Busch bezw. arttypischen Singflug gebracht, nie im Hüpfen wie bei der Gartengrasmücke, deren Lied sie ja häufig zum Ver- wechseln ähneln, nur entschieden heller, weniger tieforgelnd und uicht so gebunden sind. Ein kürzeres Trommeln war des Öfteren eingeflochten, in Übrigen hörte ich dieses eigentümliche t(e)rrrrrr oder trrrrrah tettettettett häufig genug, weniger das Schnerren und würgerartige wä. Auch als Spötterin fand ich die Sperber- grasmücke, die anderseits derart trefflich vom rotrück. Würger imitiert wurde, dals ich oft zunächst nicht wulste, wer von beiden eigentlich der Sänger war. Sylvia borin borin Bodd. Gartengrasmücke. Von Zedlitz nicht erwähnt, im Rokitnogebiet von Grafsmann nur zweimal gesehen. Aus dem Schützengraben zurückkommend hörte ich die Art am 20./6. und später im Mischwald mit Unter- holz unweit des Wettinlagers, sie schon an dem gurgelnd-plät- schernden, gebundenen Gesang sofort von nisoria unterscheidend. Ersttägig nur kürzere, etwa nisorialange Strophen, dann aber auch das wundervolle lange einlullende Dahinplätschern. Sylvia atricapilla und 8. curruca. Schwarzplättchen (Mönchs- grasmücke) und Müllerchen scheint Graf Zedlitz gleicherweise nicht getroffen zu haben. Ich hörte beide erstmalig am 9./5. sie auch später hin und wieder an verschiedenen Stellen treffend. Accentor (Prunella) modularıs L. Heckenbraunelle, Jungfichtenbestände und anderes arttypisches Gelände in meinem Beobachtungsgebiet so gut wie nicht vorhanden, deshalb nur ein- mal im Fichtengebüsch zwischen Hochstammkiefern gehört. Hypolais hypolais L. Gelbspötter. Von Zedlitz nur einmal gehört und nach Grafsmann auch im Rokitnogebiet selten. Ich hörte in den ersten Junitagen ein Stück flüchtig, am 18./6. wiederholt eines beim Leipziger Lager (immer wieder die Reils- tour u. a., aber nie das dedehoit), am 17. und 18./6. zwei Stück an verschiedenen Stellen unweit der Napoleon’schen Heeresstralse. Saxicola oenanthe oe. L. Das aufgewühlte Gelände hinter und zwischen den Gräben war ideal genug für den Stein- schmätzer, als das er nicht häufig genug vorgekommen sein sollte, SU | a a BES Ani» > ” er % uk Beobachtungen und Verhörungen von der oberen Schara. 325 und so konnte ich mich auch öfter des Gaukelpfluges dieser hübschen Kerlchen erfreuen. Am 9./6. fing ich eins von zwei eben ausgeflogenen Pulli im Treppenloch eines Munitionsstollens, die wohl in dieser kaum einmal benutzten Erdstufe erbrütet worden waren. Pratincola rubetra subspp. Braunkehlchen. Ver- schiedene ausgezeichnete Spötter gehört. Erithacus »phoenicurus phoenicurus. Gartenrötling. Am 21./4. nach 4 Uhr früh erstmalig gehört. Ein entzückend schön flötend-pfeifendes Stück, dessen Repertoiretäglich reichhaltiger zu werden schien, erfreute mich dann wochenlang. Am 2./5. an anderer Stelle ein Stück getroffen. Erithacus rubeculusr.L. Rotkehlchen. Am 8./4. erster Gesang von zwei Stück. Im Uebrigen zeigten sich die Rot- kehlchen wie gemeinhin im grofsen Waldgebiet als wahre Meister- sänger. Ein solch’ langes im Anfang immer wieder in einigen Tönen steigendes und fallendes Lied von reinsten Pfeif- und Flötentönen, mit gestreckten Läufern, Trillern und Perlen habe ich wohl selten je so schön, Au nie so lang gehört, als wie am 11./5. im Scharawald. Erithacus (Luscinia) philomela Bechst. Sprosser. Aus 'einem kleinen trockenen Kiefernwäldchen, worin ich gewils keinen Sprosser vermutet hätte, vernahm ich am 5./6. ein klangvolles -zippenähnliches „üht üht jüditt“, demein an Nachtigall erinnerndes Knarren folgte. Immer wieder das drosselähnliche Jüdith, sonst noch ein Nachtigallperlen „jick ......... jack“. Dieses ab- gerissene Stümpern eines späten Durchzüglers war das Einzige, was ich von dem König aller Sänger zu hören bekam, der nach den Erzählungen von Kameraden und nach Graf Zedlitz’Schilderung passenden Ortes recht häufig im Gebiet sein mufs, mindestens das zu seiner Zugzeit. Rechtschaffen hatte ich mich denn auch das ganze Frühjahr darauf gefreut, ihn ausgiebig in vielen Stücken verhören, richtig kennen lernen zu können, nun — was macht eine Enttäuschung mehr! — 3ourn, f. Orn. LXVIIL, Jahrg. Juli/Oktober 1920. ı 826 Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. Von ©. Kayser. Die Umgegend von Lissa i./P., wo ich früher über 6 Jahre wohnte, ist ziemlich vogelreich, ja manche Ortlichkeiten, wie der Striesewitzer Wald und die Brüche, gehören zu den vogelreichsten Gegenden, welche ich überhaupt kennen gelernt habe. Das Beobachtungsgebiet umfafst die Umgebung der Stadt Lissa i./P. bis zu einer Entfernung von etwa 10 km. Es ist durchweg eben, nur im Nordosten der Stadt befindet sich etwas Hügelland, welches von dem Kankeler und Storchnester Walde Rh ist und dessen höchster Punkt, der „Hedwigsblick“ 150 m hoch ist. Die Stadt Lissa selbst ist auf Lehmboden erbaut und in- folge ihrer mit alten Bäumen bestandenen Promenade, ihrer Gärten und Friedhöfe eine der vogelreichsten Städte, welche ich kennen lernte. Die Promenade, welche die innere Stadt wie ein grüner Gürtel umgibt, hat eine solche Längenausdehnung, dafs man eine gute halbe Stunde braucht, um sie im gewöhnlichen Spaziergängerschritt zu durchschreiten. Ihre Breite beträgt durch- schnittlich etwa 10—20 m. Ihre Anziehungskraft für die Vogel- - welt wird dadurch erhöht, dafs sie gröfstenteils von ausgedehnten Gärten mit einem reichen Bestande von alten Laubbäumen be- grenzt wird. Dies gilt namentlich von den an die Ostpromenade anstofsenden, ehemals zu dem fürstlichen Schlofs gehörigen Gärten und von dem Schlofsplatz, dem ehemaligen Schlofspark, welcher eine Gröfse von etwas über 7 Morgen hat. Aufserdem weisen auch die drei in der Stadt belegenen christlichen Friedhöfe einen hübschen Bestand an alten Laubbäumen auf. Ferner haben so- wohl die Promenade, als auch die oben erwähnten Gärten reiche Partieen jenes dichten Buschwerkes, welches für die Nachtigallen und Grasmücken unentbehrlich ist. So kommt es, dafs man auf dem Schlofsplatz, also mitten in der Stadt, den Gesang von Vögeln hört, welche man sonst nur in stillen Wäldern zu vernehmen ge- wöhnt ist, z. B. von Pirol, Zaunkönig, Schwarzplättchen, Wald- laubvogel u. 8. w. Von den Wäldern ist am nächsten gelegen, nur 1 km in südlicher bezw. südöstlicher Richtung entfernt, das ehemals fürstlich Sutkowski’sche, jetzt fiskalische Forstrevier Reisen, gegen 5000 Morgen grofs. Dasselbe ist fast ausschliefslich mit Kiefern, die auf magerem Sandboden stehen, bewaldet. Stellenweise sind Eichen, Birken, Fichten meist jüngeren Alters, Erlen u. s. w. eingesprengt. Unterholz findet sich nur an wenigen Stellen. Von den Charaktervögeln des Nadelholzes sind zwar die Haidelerche und der Triel, nicht aber die in andern Wäldern hiesiger Gegend anzutrefiende Misteldrossel vorhanden. Wahrscheinlich sind der Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P, 827 letzteren Vogelart die Bestände noch zu jung und es fehlen ihr auch zum grofsen Teil eingesprengte Wiesen. Überhaupt ist der Vogelbestaud in diesem Walde ein geringer, weil der Boden zu mager und die Kiefer ja überhaupt der den Vögeln am wenigsten zusagende Baum ist. Dagegen stellt der Kankeler Wald, von der Stadt etwa 2 km in östlicher Richtung entfernt und gegen 4600 Morgen grofßs, ein besonders schönes und auch vogelreiches Waldrevier dar, welches wegen seiner Mannigfaltigkeit und parkartigen Kultur einen Hauptanziehungspunkt für Naturfreunde bildet. Früher war es ein Eichenschälrevier und auch heute herrscht die Eiche noch im Revier vor. Nach ihr ist die Kiefer neben Lärche, Fichte, Buche, Kastanie, Aspe und ausländischen Nadelhölzern vertreten. Da esan alten Bäumen nicht mangelt und der Schwarzspecht und grofse Buntspecht für natürliche Nisthöhlen sorgen, sind auch die Höhlenbrüter vertreten. Das Beobachtungsgebiet würde für den Ornithologen bei Weitem ergiebiger sein, wenn nicht indernäheren Umgebung der Stadt das Fehlen gröfserer Gewässer und die relative Trocken- heit des Bodens entgegenständen. Abgesehen von unbedeutenden Wassergräben und einigen durch Lehmausstich entstandenen Tümpeln, sowie zwei kleineren Teichen, befindet sich noch in der Stadt auf dem Schlofsplatz ein künstlicher Teich, auf welchem weifse und schwarze Schwäne gehalten werden und halbwilde Stockenten sich aufhalten. Im Anschlufs an den mit alten Bäumen bestandenen Gärten des Kaffeehauses Wolfsruhe befindet sich ein feuchter, aus jüngeren Erlen und anderen Laubhölzern gebildeter und gegen 21 Morgen grofser Busch und hinter demselben ein dicht be- wachsener Teich. Diese Gegend würde noch weit vogelreicher sein, wenn sie nicht vom Publikum und namentlich von der Jugend nach allen Richtungen durchquert und belaufen würde. Hierzu kommen die häufigen Veränderungen des Geländes, da der Busch im Laufe der Jahre regelmäfsig abgetrieben wird und sich durch Stockausschlag wieder bewaldet, auch manchmal ein Teil des Busches zu Feld eingeackert wird. Im Nachstehenden ist der Busch kurzweg als Erlenbusch bezeichnet. Eine Folge der Wasserarmut ist die auffallende Tatsache, dafs die sonst so gemeine weilse Bachstelze (Motucilla alba) in der näheren Umgebung der Stadt zu den seltenen Vögeln Fame. ©... Einen grofsen Vogelreichtum zeigen dagegen die in der hiesigen Gegend belegenen Brüche, allen voran der etwa 7 km von der Stadt in südwestlicher Richtung entfernte am polnischen Landgraben belegene und etwa 500 Morgen grofse Priebischer Bruch, der namentlich was das „kleine Zeug“, wie A. E. Brehm zu sagen pflegte, — anbetrifft, als ein Vogelparadies bezeichnet werden kann. Dieser Bruch ist vorwiegend mit Erle, aufserdem 21* 328 G. Kayser: Aspe, Birke, Weide, Eiche, Esche und sehr vielem Buschwerk be- standen. Am Boden bildet Hopfen mit anderem Pflanzengewirr jenes undurchdringliche Dickicht, welches dem Vogelkundigen als Dorado mancher Rohrsänger- und Grasmückenarten bekannt ist. Dort singen der Heuschrecken- und der Flufsrohrsänger ihre eigenartigen Lieder nnd neben der Nachtigall kommt auch ver- einzelt der Sprosser vor. Treten wir aber aus dem Walde auf die ihn umgebenden feuchten Wiesen, so hören wir die Pfiffe des grofsen Brachvogels (Numenius arquatus) und des Gambett- wasserläufers Totanus calidris). Dicht neben dem Priebischer Bruch erstreckt sich der etwa 2316 Morgen grofse Lauber Bruch, welcher mehr den gewöhn- lichen Charakter unserer Laubwälder trägt und von grofsen Wiesen durchzogen ist. Hierist das Brutrevier des Kranichs und Kornweihe. Ferner ist zu nennen der früher zu dem Reisener Forst- revier gehörige, etwa, 1200 Morgen grofse Tharlanger Bruch, welcher nach seinem Übergang in das Eigentum des Staates fast ganz abgeholzt und in Wiesen umgewandelt wurde. Nur ein kleiner, etwas über Hundert Morgen grofser Teil ist auf meine Anregung hin stehen geblieben und als Naturschutzpark in Aus- sicht genommen. Den Tharlanger Bruch durchschneidet der polnische Landgraben. Dieses letztere Gebiet schlielst sich an den von Lissa i./P. etwa 6 km entfernten und 2400 Morgen grofsen Kraschener Bruch an, welcher hauptsächlich mit Erle und anderem Laubholz, aufserdem stellenweise mit Gruppen von Kiefern und Fichten bestanden ist. Am Kraschener Bruch geht der schlesische Land- graben her. In Anschlufs an die Brüche will ich den Striesewitzer Wald erwähnen, der von der Stadt 3 km entfernt und in südwestlicher Richtung belegen ist. Seine Gröfse beträgt etwa 2000 Morgen. Er ist teils mit Kiefern, teils mit Laubhölzern bestanden. Da die letzteren Partien viel Feuchtigkeit aufweisen und auch in- folge der Tätigkeit der Spechte an Niststellen für Höhlenbrüter, wie Hohltaube und Blauraken, kein Mangel ist, stehen diese Waldesteile an Vogelreichtum den Brüchen nicht nach. Auffallend ist in hiesiger Gegend das sehr spärliche Vor- kommen der Fichte, welches seinen Grund teils in den Boden- verhältnissen, teils darin hat, dafs die Luft des für diesen Baum erforderlichen Grades von Feuchtigkeit ermangelt. Mit dem Mangel an Fichten hängt die geringe Zahl mancher Vögel, z.B. der Singdrossel, zusammen. In weiterer Entfernung von der Stadt befinden sich mehrere grölsere Gewässer, nämlich der Klein-Kreutscher und Storchnester See in einer Entfernung von je 9km und der Retschker See in einer Entfernung von 12 km. Was die Beschreibung der Vogelimmen anbetrifit, so gab ich der Wiedergabe in Silben den Vorzug. Sie bat E Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. 829 zwar entschieden ihre Mängel, aber derjenige, welcher die betreffenden Vogelstimmen einmal gehört hat, kann sie sich und Anderen durch richtiges Aussprechen der Silben recht wohl versinnlichen. Die Wiedergabe in Noten ist nur bei wenigen, hierzu besonders geeigneten Vogelstimmen (wie Pirol, Amsel u. a.) möglich. Die Wiedergabe anderer Vogelstimmen in Noten mag zwar ein recht beachtenswertes musikalisches Kunststück sein, ist aber nichtrecht bezeichnend, denn musikalische Noten oder die von Voigt eingeführten Schriftzeichen geben lediglich die Tonhöhe und den Rhytmus wieder, während für Vogelstimmen gerade die Klangfarbe besonders charakteristich ist. Übereinstimmend hiermit, urteilte über diese Fragen auch der verstorbene Stolz (vrgl. „Über die Vogelwelt der Oberlausitz etc.“ in den „Abhandlungen der Naturforsch. Gesellschaft zu Goerlitz“ 1911 S. 4). Zu Beobachtungen benutzte ich einen guten Galilei’schen Feld- stecher, in den letzten Jahren auch den Prismen-Feldstecher Binolas 6 X von Leitz in Wetzlar, welcher mir sehr gute Dienste leistete. Eine sorgfältige Tagebuchführung war selbstverständlich für meine Beobachtungen unerläfslich. Ich habe indessen darauf verzichtet, vollständige Tagebuchauszüge zu veröffentlichen, wie dies nicht selten geschieht, — weil hierdurch meines Erachtens die Beobachtungsliteratur in unnötiger und unzweckmälfsiger Weise anschwillt. In der systematischen Anordnung und in der Nomenklatur bin ich im wesentlichen dem „Systematischen Ver- zeichnis der Vögel Deutschlands“ und den „Kennzeichen der Vögel Deutschlands“ von Geheimrat Prof. Dr. Reichenow gefolgt. Auf das Verzeichnis bin ich namentlich da zurückgegangen, wo es sich um die Vermeidung eines Doppelnamens handelte. Für die Mafse und die dafür gebrauchten Abkürzungen war das Reichenow’sche Verfahren (Journ. f. Ornith. 1891 8. 346 ff.) mafsgebend. Da ich bereits in der Zeitschrift der naturwissenschaftlichen Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft inPosen (Heft70,71,73,78u.80)ornithologische Beobachtungen aus hiesiger Gegend veröffentlicht habe, liefsen sich Wiederholungen nicht vermeiden. Ich hatte auch dagegen um so weniger Bedenken, als die genannte Posener Zeitschrift in den Kreisen der Ornitho- logen nur wenig verbreitet ist. Aufgeführt sind diejenigen Arten, welche in einem Umkreise - -von etwa 15 km von der Stadt gerechnet, betroffen wurden. 1. Erithacus philomela Bcehst. Den Sprosser habe ich nur in einem Stück beobachtet. Ein Q' schlug am 26. V. 1914 im Priebischer Bruch an einer besonders nassen Stelle auf einer Erle. Der Vogel hatte nicht jenen „verfitzten‘ Schlag ohne Caesur, wie ihn manche Sprosser zum Vortrag bringen, sondern einen schönen 330 C. Kayser: charakteristischen Schlag mit einem der Singdrossel ähnlichen Rhytmus und sprechenden Rufen. Nach Mitteilung des H. Lehrers Hausdorf in Priebisch hat auch im Jahre 1916 ein Sprosser im dortigen Bruch geschlagen und zwar nach der Beschreibung zu schliefsen — an derselben Stelle wie damals. Sonst kam im Priebischer Bruch nur die Nachtigall zur Beobachtung. 2. Erithacus luscinia L. Die Nachtigall ist in der hiesigen Gegend ziemlich häufig und auch in der Stadt eher im Zunehmen als im Abnehmen begriffen. Im städtischen Weichbild zählte ich 1913 mindestens 8, 1916: 11 und 1917: 15 schlagende o'c'. — In den 6 Jahren 1913—18 war ihr frühestes Ankunfts- ‘datum der 21. IV., das späteste der 2. V. und das durchschnitt- liche der 27. IV. — Am 15. V. 16. Gelege von 5 Eiern. Da dasselbe, wohl infolge von Nässe, verlassen war, nahm ich es am 30. V. 16. fort. Malse von 4 dieser Eier: 22 X 15,5, 21,5 X 15,5, 21 X 15, und 21 X 15. Die Eier waren schwach bebrütet, übrigens un- gleich entwickelt. Den letzten Schlag hörte ich 1916 am 4. VII, 1917 am 9. VI. und 1918 am 18. VII. — 1918 sah ich die letzte Nach- tigall am 10. VIII. Die Nachtigall hält sich während der Brut- zeit auch regelmälsig auf den hiesigen Friedhöfen auf, obwohl dieselben wenig Strauchwerk, vielmehr neben alten Laubbäumen und Lebensbäumen nur dichte Bodengewächse, namentlich Epheu, aufweisen. Die Häufigkeit dieser Vogelart in hiesiger Gegend beweist, dafs sie sich auch mit wasserarmem Gelände abzufinden versteht. 3. Erithacus rubeculus LE. Das Rotkehlchen ist hier ziemlich häufig, es kommt insbesondere im Reisener und Kankeler Walde, im Priebischer Bruch und auch auf der Prome- nade vor. Ein Rotkehlchen überwintert hier regelmälsig im Gymnasialgarten und ist dann auch das erste, welches Ende März oder Anfang April seinen Gesang ertönen läfst. 1914 be- obachtete ich das erste am 1. IV., 1918 am 9. IV. Der Durchzug fand 1918 vom 6. X. bis Ende Oktober statt. 4. Erithacus cyaneculu Wolf. Das Blaukehlchen wurde nur einmal, nämlich von H. Förster Paul-Lafswitz, dem der Striesewitzer Wald untersteht, vor 5 bis 6 Jahren unweit seines Wohnhauses beobachtet. Sonst kommt dieser Vogel hier nicht vor. 5. Erithacus phoenicurus L. Der Gartenrotschwanz ist hier häufiger Brutvogel in den Wäldern, Friedhöfen, Prome- naden und gröfseren Gärten. In den 4 Jahren 1913 und 1915—1917 war das früheste Ankunftsdatum der 12. IV., das späteste der 20. IV. und das Durchschnittsdatum der 17. IV. Den letzten Gesang hörte ich 1914 am 13. VIIL Ein ©‘ hatte Ahnlichkeit im Gesang mit dem in seiner Nachbarschaft an- sässigen Trauerfliegenschnäpper. Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. 331 Am 17. V. 16. Gelege von 4 oder 5 Eiern. Flügge Junge am 13. VI. 13., 17. VI. 16., 24. VIL 17. und 25. VL. 18 — Am 17. VI. 18. zeigte mir H. Lehrer Schittel hier das Nest eines Gartenrotschwanzes am Fenster des zweiten (bezw. dritten) Stockes der evang. Volksschule in einem Futterhäuschen erbaut. Das letztere hatte vorn Einflugslöcher; die hintere Glaswand, welche an der Fensterscheibe stand, war bis auf eine kleine Öffnung mit Papier verklebt. Trotzdem es sich am Fenster eines Klassenzimmers befand, fütterten die alten Vögel ungestört. H. Schittel konnte sogar den Deckel des Häuschens hochheben und wieder aufsetzen. Die Jungen waren halbflügge. 6. Erithacus titys L. Der Hausrotschwanz ist etwas weniger zahlreich als der Gartenrotschwanz, — in manchen Jahren, wie 1916, häufiger als früher. An Kirchen und hohen Gebäuden für seinen Aufenthalt fehlt es hier nicht, aber vielleicht stehen die zahlreichen Dohlen seiner Zunahme im Wege. In der hiesigen Ansiedlung hat er sich auch niedergelassen, obwohl es dort nur niedrige, einstöckige, allerdings massive Häuser gibt. 1915 Ankunft am 5. IV., 1916 am 2. IV., 1918 am 8. IV. Am 18. VL 15. in Lafswitz flügge Junge. 1917 hörte ich den Hausrotschwanz schon vom 14. IX. ab wieder singen. Einen ab- weichenden Gesang hörte ich in der Morgendämmerung am 15. VI. 16. Der Sänger brachte die krächzende Gurgelstropfe nicht heraus, sang statt deren eine andere Stropfe. Die nächste, pfeifende Stropfe sang er dann wieder normal. 7. Pratincola rubeira L. Das Braunkehlchen istin hiesiger Gegend nicht selten. Ein 0° sang genau wie Sylvia rufa, so dafs ich glaubte, der Gesang rühre von diesem Vogel her und mich erst der Augenschein über meinen Irrtum aufklärte. 8. Saxicola oenanthe L. Der Steinschmätzer kommt zuweilen vor. Am 23. VI. 1915 beobachtete ich Junge von dem- selben Jahr. 9. Turdus merula L. Die Amsel ist hier häufiger Brut- vogel.. In der Stadt singt mindestens ein halbes Dutzend Männ- chen im Frühjahr in den Promenaden, Friedhöfen und gröfseren Gärten. Nach einer mir gemachten zuverlässigen Mitteilung ist die Amsel etwa seit 1905 oder 1906 in die Stadt Lissa i./P. dauernd eingerückt. Anders liegen die Verhältnisse in der Stadt Posen. Prof. Hammling sagt darüber (Journ. f. Ornith. 1911 S. 580) „Während etwa bis 1907 die Amsel nur recht vereinzelt in der Umgebung Posens zu finden war, hat siesich seit dieser Zeit erheblich ver- mehrt und war nunmehr an allen geeigneten Plätzen in einem oder auch mehreren Pärchen vertreten, ohne dals sie sich jedoch bisher zu einer eigentlichen Stadtamsel entwickelt hätte.“ Da- gegen schreibt Hammling später (Journ. f. Ornith. 1918 5. 210: 832 C. Kayser: „Es scheint eine Umbildung unserer Park- zur Stadtamsel im Wege zu sein.“ — In den Wäldern ist die Amsel hier entschieden zahlreicher als die Singdrossel, währerd in den schlesischen Forsten, welche ich kenne, das umgekehrte Verhältnis herrscht. — 1913 erster Gesang am 13. IIL, 1914 am 27. II. Auffallender Weise sang ein Q' am 2. und 3. XI. 15. auf der Promenade laut wie im Frübjahr und machte eine Tour des Singdrosselschlages täuschend nach, die es wohl von der Singdrossel eines Nachbar- gartens — der einzigen, welche sich hier in der Stadt ansiedelte und welche in späteren Jahren sich nicht mehr zeigte, — erlernt hatte. Die hiesigen Amseln sind gute Sänger, von einer Ent- artung des Gesanges, wie ich sie an einer Stadtamsel in Wien bemerkte, ist bei ihnen keine Spur wahrzunehmen. Ein Nest stand in dem Stachelbeerstrauch eines Gartens kaum 1 m hoch, ein anderes im Erlenbusch zwischen mehreren aus gemeinsamer Wurzel entspringenden jungen Erlenstämmen etwa 30 cm über der Erde. Auf dem hiesigen evang. Friedhof baut die Amsel ihre Nester regelmäfsig auf Lebensbäumen in doppelter bis dreifacher Mannshöhe. 1915 ist nach glaubhafter Mitteilung des Friedhofsgärtners Busko eine Brut junger Amseln schon in der letzten Aprilwoche ausgeflogen. — 1917 hörte ich eine noch am 18. VII. fleifsig singen. — Am 14. I. 17. frafsen drei Amseln die Beeren des wilden Weins an einem Hause der Kaiser Wilhelmstrafse. Im Winter ist die Zahl der hier ver- weilenden Amseln gröfser als im Sommer, sie müssen entweder durch die Amseln der hiesigen Wälder oder durch Artgenossen aus anderen Gegenden verstärkt worden. 10. Turdus musicus L. Die Singdrossel kommt in beschränkter Zahl in den benachbarten Wäldern vor. 1915 war sie -spärlicher vertreten als vorher und seitdem hat sie noch weiter abgenommen. Sie bewohnt äuch ältere Kiefernschonungen. Als Ursachen der Abnahme können die Wiederfreigabe des Dohnenstriches und die Überzahl der Eichhörnchen in Betracht kommen. Allerdings fehlt dieser letztere Grund in Trachenberg in Schlesien und auch dort bemerkte ich ihre Abnahme. Ein am 11. X. 12 im Walde gefundener Federnkranz schien dieser Art anzugehören. Am 7. X. 12. wurde ein am Telegraphendraht verunglücktes Stück eingeliefert. Herr Forstmeister Dommes schofs einen Sperber 9, welcher die Reste einer Singdrossel ver- zehren wollte. Nur einmal bewohnte eine Singdrossel — im Jahre 1915 — einen Garten der Stadt. In späteren Jahren ist sie dorthin nicht zurückgekehrt. — 1914 Ankunft am 24. IIL, 1915 am 30. IIl. 11. Turdus iliacus L. Die Rotdrossel ist hier als Durchzugsvogel nicht selten. Am 13. und 14. X. 1914 zogen sie hier durch. Sie waren, wie ich dies auch früher in Oberschlesien bei dieser Art beobachtete, sehr unruhig und scheu, salsen stets Ba. Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. 838 auf den höchsten Bäumen und lockten ssrii, genau wie die Amsel. Am 11. IV. 16. liefs eine Rotdrossel im Priebischer Bruch zu- erst ihren leisen Gesang und dann die laute, charakteristische Decrescendo-Flötenstropfe hören. 12. Turdus visicworus L. Mehrere singende g'o* der Misteldrossel beobachtete ich zur Brutzeit im Striesewitzer Walde. In der weiteren Umgebung kommt sie auch in dem etwa 16 km entfernten Luschwitzer Forst ziemlich häufig vor. Ein an einem Telegraphendraht verunglücktes Stück wurde am 7. X. 12. eingeliefert und ferner ein ebensolches im Frühjahr 1918. 13. Turdus pilaris L. Einen Flug der Wacholder- drossel beobachtete ich kurz vor Weihnachten 1915 auf der Ostpromenade. Der Ausstopfer H. Lenhard traf sie auch in den mit Laubholz bestandenen Rändern des Kankelers Waldes. 14. Regulus cristatus Vieill.e. Das gelbköpfige Gold- hähnchen ist ziemlich häufig. 15. Phylloscopus rufus Behst. Der Weidenlaubsänger ist häufig. Bär und Stolz nennen den Fitislaubsänger für die preufsische Oberlausitz den verbreitetsten seines Geschlechtes. In der hiesigen Gegend dürften beide Arten etwa an Zahl ein- ander gleichstehen. Man trifit den Weidenlaubsänger im ge- mischten Hochwald, auch ist er ständig auf den hiesigen Fried- höfen und in gröfseren Gärten vertreten, wo er auch brütet. — In den Jahren 1913—1917 war das früheste Ankunftsdatum der 29. III, das späteste der 12. IV., das durchschnittliche der 4. IV. — Auf den Friedhöfen nistet er meistens im Epheu der Gräber. Beim zu Nest tragen rifs ein Weidenlaubsänger Nist- stoff aus einem alten Amselnest. Am 6. V. 1917 trug einer noch um 11/, Uhr Vorm. zu Nest. Ein Nest, welches 10 cm über dem Erdboden in einem Stachelbeerbusch stand, enthielt am 5 VI. 17: 4 Eier. Ein anderes Nest stand in einem Garten der Stadt ebenfalls in einem Stachelbeerstrauch und enthielt am 25. VII 17. kleine Junge. Es war sehr Jang und röhrenförmig, die Jungen ganz im Hintergrund. H. Steuerinspektor Romeils fand im Kreise Schmiegel ein Nest des Weidenlaubsängers in einem Brombeergebüsch 62 cm über der Erde. Es enthielt am 25. VII. 17. etwa 5 Eier und am 5. VIII. 17. die frisch aus- geschlüpften Jungen. Dieses Nest, welches ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, war ebenfalls ziemlich lang und röhrenförmig, vom Eingang bis zur Hinterwand innen etwa 10 cm lang. In- teressant war mir, dals zum Nestbau sehr viel Kiefernrinden- plättchen verarbeitet waren, was ich bei diesem Vogel noch nie sah. Ein anderes Nest fand derselbe Beobachter in einem Wachholderstrauch genau 1 m über dem Erdboden. Der Gesang ertönt bis in den Juli (z. B. am 4. VII. 15. ‘und 27. VII. 16.) und beginnt dann wieder im September (z. B. 334 C. Kayser: 9. IX. bis 25. IX. 17.) 1918 hörte ich noch sogar am 16. X. einen singen, dessen Gesang recht unbehilflich klang, es war wohl ein junger Vogel. Ich hörte einige merkwürdig abweichende Sänger: Am 29. V. 16. hörte ich einen Weidenlaubsänger, welcher zwischen den gewöhnlichen einsilbigen Lauten (zilp zalp) zweisilbige ein- reihte, etwa wie zilp zilp ziddid zilp zilp ziddid zilp zilp. Wohl denselben Vogel hörte ich auch am 25. und 27. VII. 16. Sein Gesang klang da wie zizizilp zizizilp (also dreisilbig), dann aber zilp zilp — wie gewöhnlich — weiter. Ich mufs bemerken, dafs ich ebenso wie v. Loewis (N. Nauman Il S. 105 Anm. 1) in dem Gesang dieses Vogels ein deutliches z oder ts höre. Die Naumann’sche Wiedergabe mit dilm delm u.s. w. finde ich nicht bezeichnend. Spreche ich mir dagegen die Silben zilp zalp u.s. w. in dem richtigen Rhytmus vor, so höre ich im Geiste den kleinen Hämmerer. Einen im Gesang ähnlich abweichenden Vogel, wie der oben geschilderte, hörte ich im Jahre 1917 auf der Ost- promenade. Ein Weidenlaubsänger sang am 28. IV. 17. auch noch bei einer Temperatur von + 4° R. Am 15. VIII. 15. lag ein Weidenlaubsänger, anscheinend durch Anfliegen an einem Draht verunglückt, tot auf der Strafse. Das Gelb an der Unterseite und an den inneren Flügeldeckfedern erschien schwefel- (nicht ocker-) farbig. Der Vogel war in der Mauser und hatte an Rücken, Hals und innerem Flügelbug frische, noch kielige Federn. Long. tota: 11,2 cm. Ala infra mens. 65 mm. Rostr. a. fr.: 9 mm. Der Ausstopfer erhielt Anfangs September 1915 gleichfalls einen am Draht verunglückten Weiden- laubsänger. Alsich am 22. IV. 16. auf Birkhähne ansafs, kam einer dieser zutraulichen Laubsänger in meinen aus Weidensträuchern und jungen Kiefern gebildeten Schirm und mir so nahe, dafs ich ihn mit meinem Spazierstock hätte treffen können. 1918 traf ich _ noch am 23. X. auf der Promenade einen Weidenlaubsänger an der nur lockte, nicht sang. N Mafse von 4 Eiern: 155 X 11,5 — 15 X 11,5 — 15,5 x 11 und 15,5 X 11. Sie stammen aus einem Gelege. 16. Phulloscopus trochilus L. Auch der Fitislaubsänger ist hier häufig. In Feldhölzern mit jüngeren Birken und im Kiefernstangenholz. Im April nach der Ankunft singt er manch- mal in den Gärten und Friedhöfen der Stadt, zieht sich aber dann zur Brutzeit in die Wälder. Nur einen einzigen hörte ich zur Brutzeit (z. B. am 9. V. 15.) auf dem Schlofsplatz und in einem diesem benachbarten Garten singen, wo er auch vielleicht genistet hat. — In den Jahren 1913—1917 war der erste An- kunftstag der 6. IV., der letzte der 1. V. und der Durchschnitt- liche der 17. IV. Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. 385 Den Baumlaubvogel (Phylloscopus sylvestris Meisner) habe ich, so sehr ich auch darauf achtete, nicht beobachten können. Sehr interessant ist die Arbeit von Dr. Gengler über ihn (Orn. Monatsschr. 1905 S. 556 fl.).. Den Beweis, dafs diese Vögel lediglich imitierende Fitislaubsänger sind, halte ich keineswegs für geführt, eher würde ich an die Möglichkeit einer Bastardierung a so sehr nachstehender Arten wie Ph. rufus und trochilus enken. 17. Phylloscopus sibilator Behst. Der Waldlaubsänger ist hier weniger häufig als die beiden vorhergehenden Arten, aber immerhin ziemlich zahlreich, obwohl seine Lieblingsbäume, Fichte und Buche, in hiesiger Gegend schwach vertreten sind. Immerhin sagen ihm die jüngeren Mischbestände des Kankeler Waldes sehr zu und in dem nahen Schiefswerderwalde, welcher infolge seines mageren sandigen Bodens nur einen geringen Vogelbestand aufweist, bewohnt er alljährlich eine Stelle, wo Kiefer, Birke und Aspe in verschiedenen Altersstufen gemischt stehen. Nach der Ankunft im April hält er sich auch in der Stadt in den alten Schlofsgärten auf. — In den Jahren 1914 und 1916 notierte ich seine Ankunft am 23. IV., 1915 am 22. IV. 18. Hypolais philomela Rchw. Der Gartensänger ist hier häufig. In den Jahren 1913—1917 war das früheste An- kunftsdatum der 30. IV., das späteste der 9. V. und das Durch- schnittliche der 5. V. — 1913 hörte ich den ersten Gesang am 7. V. trotz kalten Wetters (etwa 8° R.). Einertrug das wäd wäd u. s. w. der Dorngrasmücke täuschend vor. Ein anderer brachte Kohlmeisenmotive, eigenartig zu Strophen verarbeitet. Ein Gartensänger, welcher im Erlenbusch in der Nachbarschaft des Sumpfrohrsängers (Acrocephalus palustris Bchst.) seinen Stand hatte, zeigte im Gesang grofse Ähnlichkeit mit dieser Vogelart. Der Gesang des Gartensängers ertönt bis in den Juli hinein (z. B. 6. VII. 15, 9. VII 16, 11. VII. 18). — Am 10. VI. 13 ein Nest mit 5 Eiern in einem Hollunderstrauch (Sambucus niger) etwa 1 m hoch. Am 29. V. 14. ein Nest in einem Strauch und an eine Erle angelehnt, sowie durch Hopfen u.s. w. gut gedeckt, etwa 1 m hoch mit 1 Ei. Am 3. VL”15. drei Nester mit Eiern belegt, von denen 2 in Mannshöhe standen, das dritte etwa lm über dem Boden. Am 18. VI. 16. Gelege von 5 Eiern. Auffallend war, dafs die Eier auch nach dem Beginn der Bebrütung öfters unbesetzt waren. Trotzdem kamen die Jungen glücklich aus. Ein zweites Nest in Augenhöhe enthielt am 3. VII. 16. kleine Junge, die leider bald darauf ausgeraubt wurden. Es stand etwa 1 m hoch in einem Sambucusstrauch. 19. Locustella naevia Bodd. Der Heuschreckenfänger ist an geeigneten Örtlichkeiten ziemlich häufig, Am 26. V. 14. hörte ich zwischen 6 und 10 Uhr Vorm. eine Anzähl Männchen im Priebischer Bruch, Am 14. V. 15. schwirrten im Tharlanger 336 0. Kayser: Bruch 3 SS‘, am 1. VI. 15. im Priebischer Bruch ebenfalls etwa 3. Im Jahre 1917 hörte ich ihn im Priebischer Bruch gar nicht, wohl weil der Bruch noch lange in Frühjahr unter Wasser stand. 20. Locustella fluviatilis Wolf. Der Flufsrohrsänger ist in manchen Jahren häufiger als die vorhergehende Art, in anderen Jahren ist das Verhältnis umgekehrt. Am 26. V. 14. Vorm. zwischen 6 und 10 Uhr hörte ich auch von .dieser Art eine An- zahl Sänger im Priebischer Bruch. Am 1. VI. 15. hörte ich etwa 3 g'o" daselbst. Ein Q' sang sogar im Erlenbusch, dicht an der Stadt. 1917 hörte ich im Priebischer Bruch nur ein Q', wohl in- folge des zu hohen Wasserstandes. 21. Acrocephalus palustris Behst. Der Sumpfrohr- sänger ist in mäfsiger Zahl vertreten im Erlenbusch an den dortigen Wassergräben, im Priebischer Bruch u. s. w. Er ist der am spätesten zurückkehrende Zugvogel. 1915 beobachtete ich am 1. VI. den ersten im Priebischer Bruch, im Erlenbusch gar erst am 3. VI., wohl weil die Vegetation infolge der Kälte und der grofsen Trockenheit sehr spät entwickelt war. Im Erlenbusch hatte ich vorher häufig nach ihm gesucht. 1916 hörte ich den ersten am 14. V., 1917 beobachtete ich den ersten am 22. V. Einer gab den Lockton der Kohlmeise und des Gelbspötters deutlich wieder. 22. Acrocephalus streperus Vieill. Der Teichrohrsänger kommt hier nur vereinzelt vor, ist aber Brutvogel. Sowohl die typische Form wurde von mir beobachtet als auch die Form horticolus. 1916 sangen 2 Q'Q' in bezw. am Erlenbusch. Einer davon hatte seinen Stand in einem Kornfeld und trug einen bei Weitem weicheren und wechselvolleren Gesang vor, als diese Vögel sonst haben. Er gehörte zweifellos der Unterart horticolus an. Auch Kleinschmidt hörte diese in Kurhessen im Korn singen (N. Naumann II. S. 76). Sein Nest hatte dieser Gartenrohrsänger ebenfalls im Korn und zwar war es in derselben Weise zwischen die Stengel einer Distel gewoben, wie der typische sireperus dies im Rohr zu tun pflegt und Zus trockenen Halmen, Würzelchen und einigen Blättern mit ziemlich fachem Napf erbaut. Im Frühjahr 1917 war sein früherer Standort für ihn verloren, weil an Stelle des damaligen Roggenfeldes nur niedrige, grüne Feldfrucht vorhanden war, in der er sich nicht ansiedeln konnte. Er hielt sich daher in dem nahen Laubholz des Erlenbusches auf. Im Gesang hatte er unter Anderem auch eine dem ihm benachbarten Gartensänger sehr ähnliche Tour, während doch sonst die Gesänge des echten streperus uud der Hypolais philomela grundverschieden sind. — Ein sireperus sang am 18. VI. 17 noch unermüdlich. 23. Acrocephalus arundinaceus L. Der Drosselrohr- sängerist spärlich vertreten, so am Storchnester See, an einem Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. 887 kleinen Teich im Lauber Bruch und neuerdings seit 1917 auch bei der hiesigen Badeanstalt an dem Wassergraben, wo sich kleine Rohrhorste gebildet haben. An letzterem Ort sals er während des Gesanges ungedeckt in den obersten Zweigen einer Weide und liefs sich ohne Scheu beobachten. 1918 hörte ich ihn zuerst am 1. V. 24. Sylvia atricapilla L. Die Mönchsgrasmücke ist hier die häufigste Grasmücke, auch auf der hiesigen Promenade und den Friedhöfen u. s. w. zahlreich vertreten. In den Jahren 1913—17 war das erste Ankunftsdatum der 25. IV., das letzte der 4. V., das durchschnittliche der 28. IV. Am 25. V. 14. in einem Gesträuch etwa 0,5 m hoch ein Nest mit einem Ei. Am 29. V. 14. brütet der Vogel darauf. Aw 11. VI. 15. Gelege von 5 Eiern. Der Gesang ertönt bis Mitte Juli (16. VII. 15, 15. VII. 16, 9. VH. 17.) Auch am 26. VIII. 14. und 5. IX. 18. hörte ich auf der Promenade ihren halblauten und bezw. mehr als halblauten - Schlag. Die hiesigen Mönchsgrasmücken sind recht gute Sänger, welche kraftvolle Schläge von erheblicher Länge vortragen. Ein am Draht verunglücktes 9° mals A. i. m, 78 mm. 25. Sylvia curruca L. Die Zaungrasmücke ist hier wohl die am wenigsten häufige Grasmücke. Auf Promenaden, in Dorfgärten, im Walde auch in Kiefernschonungen. — In den Jahren 1914—1917 erster Ankunftstag der 12. IV., letzter der 1. V., durchschnittlicher der 21. IV. An Zahl scheint sie in den letzten Jahren etwas zugenommen zu haben. Am 9. V. 15. baute -eine Zaungrasmücke auf dem kath. Friedhofe an ihrem Nest, 8/, m hoch in einem Buchsbaumstrauch. Am 13. V. erstes Ei. Leider verschwand das Nest auf unaufgeklärte Weise. 26. Sylvia rufa Rchw. Die Dorngrasmücke findet sich im Erlenbusch, wo sie auch brütet. und an geeigneten Stellen in den Wäldern (Waldränder und noch junge, nicht dichte Kiefer- schonungen). Seit dem Frühjahr 1917 kommt sie auch auf der hiesigen Promenade vor. Ein J* safs wiederholt in der Krone eines ziemlich hohen Baumes der Promenade oder auf einem be- nachbarten Telegraphendraht und sang daselbst. Diese Art hat in den letzten Jahren zugenommen. In einem Nest am 3. VI. 15. kleine Junge. Am 19. VI. 16. Gelege von 5 Eiern. Dieses Gelege war auffallender Weise während der Bebrütung manchmal unbesetzt. 27. Sylvia simplex Lath. Die Gartengrasmücke ist hier an geeigneten Orten viel weniger zahlreich, als ich sie in früherer Zeit in Niederschlesien zu finden pflegte. Im Erlenbusch fehlt sie seit einiger Zeit. In mäfsiger Zahl bewohnt sie den Priebischer Bruch. Im Frühjahr 1918 hatten sich auch 2 J'o! auf der hiesigen Ostpromenade eingestellt, wo sie früher fehlte. Sie nistet zwar in Sträuchern, hält sich aber mit Vorliebe auf Laubholzbäumen in mittlerer Höhe auf und singt auch dort, 888 | 6. Kayser: 28. Sylvianisoria Behst. DieSperbergrasmücke kommt im Priebischer Bruch, an Waldrändern und auch in Feldsträuchern vor, welche in der Nähe von Baumalleen stehen. Im Gegensatz zur vorigen Art liebt sie höhere Sträucher, besonders Dorn- sträucher, mehr als Bäume. Stolz (Abh. der naturforsch. Ge- sellschaft zu Goerlitz 1911 S. 63) spricht von der Sperbergras- mücke als einem „Freunde feuchten (von mir unterstrichen) und dichten Buschwerks“ und Rich. Schlegel spricht sich sogar (J. f. Orn. 1918 S. 46) foldendermafsen aus: „Aber auch in den geeignetsten Hecken wird sich diese stattliche Grasmücke nicht dauernd niederlassen, wenn sich nicht wenigstens ein Bewässe- rungs- oder Abzugsgraben dort, ein Flufslauf resp. eine Lache daselbst befinden“. Demgegenüber mufls ich betonen, dafs ich die Sperber- grasmücke sowohl früher in Schlesien, als auch jetzt in hiesiger Gegend öfters an völlig trockenen Orten traf, nur das dichte nicht zu niedrige Buschwerk fehlte ihrem Standort niemals. Hier in Lissa i./P. beobachtete ich sie auch in den Gärten des Land- rahtsamtes und auf dem evang. Friedhof. Mitte Mai 1913 ver- unglückte ein Stück an einem Drath. Ihr Gesang ähnelt so aufserordentlich dem von S. simplex, dafs selbst mein geübtes Ohr sich schon manchmal getäuscht hat. Kürzere Strophen und häufiger wechselnde Tonhöhe sind für die Sperbergras- mücke charakteristisch, am sichersten ist sie an ihrem Schnarren kenntlich. 29. Accentor modulariıs L. Die Heckenbraunelle habe ich nur einmal — offenbar auf dem Durchzuge — am 12. IV. 17. in Wolfskirch beobachtet. 30. Troglodytes parvulus Naum. Der Zaunkönig hat in den letzten 6 Jahren erheblich abgenommen, ohne dafs ich den Grund angeben kann, falls nicht etwa die Katzen daran schuld sind. Im Bezirk der Stadt ist er nur noch selten anzutreffen, da- gegen hält er sich in den Brüchen auf. 31. Aegithalus caudatus L. Die Schwanzmeise ist hier etwas spärlich vertreten. Ich habe nur die weilsköpfige Form beobachtet. In Laubholzpartien, selten (wie am 25. VII. 18.) auch im reinen Kiefernbestand. Ich traf diese Art in Fa- milien, auch Stücke im Jugendkleide, vermag aber nicht mit Sicherheit zu behaupten, dafs sie hier Brutvogel ist. Ihr Lock- ton sisisi (2—5 mal) hat grofse Ähnlichkeit mit dem Lockton des gelbköpfigen Goldhähnchens. 32. Parus cristatus mitratus Brehm. Auch die Hauben- meise ist ziemlich spärlich und nur im Kiefernwalde vertreten. 33. Parus palustris subpalustris Brehm. Die Sumpf- meise ist hier nächst der Kohlmeise wohl die häufigste Meisen- art. Sie ist auch im Stadtbezirk häufig und besucht im Winter Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. 839 die kn auf den Fenstern. 1917 erster Gesang am 14. lil. Die Form salicarius konnte ich hier nicht auffinden. 34. Parus ater L. Die Tannenmeise kommt hier nur ‚sehr spärlich vor. So beobachtete ich sie am 29. IX. 18, wie sie in Gemeinschaft mit der Haubenmeise Kiefernsamen auflas, der aus den von Eichhörnchen zerschroteten Zapfen gefallen war. Ihre Lockrufe ähneln der Kohlmeise, klingen aber viel weicher. 35. Parus caeruleus L. Die Blaumeise ist hier häufig. Sie brütet auch mitten in der Stadt auf der Promenade und im Walde manchmal in künstlichen Nisthöhlen. Am 25. V. 13. ffügge Junge. 1917 brütete im Priebischer Bruch ein Paar im Loch einer Erle. etwa 70 cm hoch vom Boden und hatte am 9. VI. Junge. 36. Parus major L. Die Kohlmeise ist wie überall, so auch hier die häufigste Meisenart. 1915 erster Frühlingsruf am 16. I, 1916 am 2. IL, 1917 am 11. II. Ich sah sie auch Mauern und Grabsteine nach Insekten absuchen. Die stimm- liche Variationsfähigkeit dieser Art ist auffallend. Am 9. VI. 17. hörte ich im Priebischer Bruch eine Kohlmeise, deren Ruf so ab- weichend war, dafs ich mich erst durch den Augenschein von der Art überzeugen mulste. Der Ruf klang wie wi,.,wi wiyuWi, der Ton auf der zweiten, tiefer liegenden Silbe — und hatte einen melancholischen, klagenden Charakter, ganz im Gegensatz zu den sonstigen kecken und lebhaften Rufen dieser Art. 37. Sitta caesia Wolf. Der Kleiber ist hier ein recht spärlicher Brutvogel im Eichenbestand des Kankeler Waldes Welcher Form die Exemplare angehören, konnte ich aus Mangel an Belegexemplaren nicht feststellen, nehme aber an, dals sie zur Form sordida Rchw. gehören. 38. Certhia familiaris L. und Certhia familiaris brachy- dacityla Brehm. Der Baumläufer ist hier ziemlich häufig. In der Promenade, in gröfseren Gärten, besonders in einer jetzt in der Abholzung begriffenen Allee von alten Bäumen, besonders Akazien, die nach dem Schiefswerderwalde führt. Im Kiefern- wald traf ich ihn nur an Stellen mit eingesprengtem Laubolz. Ein am 28. IV. 16. von Woynowitz eingeliefertes Stück mafs Rostrum a. fr. 16, Hinterkralle 6,5 mm. Hiernach, sowie nach der Rückenfärbung gehörte es unzweifelhaft zu brachydaciyla. Andrerseits traf ich manchmal Exemplare mit mehr Gelb auf dem Rücken und bisweilen — z. B. am 7. I. 1916 — sogar auffallend hell- und gelbrückige Stücke, über deren Zugehörig- keit zur typischen fumiliaris kein Zweifel sein konnte. Im Übrigen verweise ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf meine Arbeit über den Baumläufer in Orn, Monatsber. 1918 S, 81 fi. 840 C. Kayser: Die Vögel der Umgebung von Lissa i./P. 39. Alauda arvensis L. Die Feldlerche ist hier häufig. 1916 Ankunft am 22. II. Am 3. X. 17. erhielt ich ein an einem Draht verletztes, fugunfähiges Stück. — Am 12. IV. 18. fand ich im Schiefswerderwalde Reste einer zerrissenen Feldlerche. 40. Lullula arborea L. Die Heidelerche ist hier ziemlich häufig auf den Schlägen des Reisener Waldes, auf denen die jungen Kiefern noch klein sind und lückenhaft stehen, sowie an sonstigen lückenhaften Stellen der benachbarten Waldungen mit sandigem Boden. 1914 erster Gesang am 18. III, 1916 am 26. III, 1918 am 11. II. 41. Galerida cristata L. Die Haubenlerche ist hier recht häufig; was wohl — abgesehen von der ihr zusagenden Bodenbeschaffenheit — mit den zahlreichen Exerzierplätzen, Sandgruben und ähnlichen Ortlichkeiten zusammenhängt, andrer- seits auch mit dem regen Wagenverkehr, namentlich an Markt- tagen (Rofsäpfel). Am 18. I. 14. zählte ich an einem und dem- selben Strafsenteil 9 Stück. Sie suchen hier auch während der wärmeren Jahreszeit auf den Stralsen ihr Futter. 42. Budytes flavus L. Die Kuhstelze ist hier an ge- eigneten Örtlichkeiten in mäfsiger Zahl vertreten, so auf den Wiesen bei Kloda, an der Kostener Chausse u. Ss. w. 43. Motacilla boarula L. Die Gebirgsbachstelze habe ich hier ein einziges Mal in 2 Exemplaren am 21. IX. 1914 an dem Teich auf dem hiesigen Schlofsplatz beobachtet. 44. Motacilla alba L. Die weilse Bachstelze ist hier in der Nähe der Stadt eine Seltenheit, nur zuweilen er- scheint sie an den hiesigen künstlich angelegten Teichen. Da- gegen trifft man sie häufiger in der Nähe der in wasserreicher Umgebung gelegenen Ortschaften wie Tharlang, Lindensee u. s. w. Ankunft 1915 am 28. IIL, 1916 am 31. IIL, 1917 am 28. III. 1918 am 24. III, nachdem Herr Lenhard schon am 22. Ill. eine an einem Draht verunglückte erhalten hatte. 45. Anthus pratensis L. Der Wiesenpieper kommt auf den Wiesen im Priebischer Bruch, sowie im Kraschener Bruch und an anderen Ortlichkeiten in spärlicher Zahl vor. 1916 sah ich ihn im -Kraschener Bruch schon am 6. IV. Am 3. IV. 1917 wurde ein am Draht erstolsener zum Ausstopfen eingeliefert. 46. Anthus trwialis L. Der Baumpieper hat im Tharlanger Bruch infolge der Abholzungen (s. oben unter Thar- langer Bruch) und der dort betriebenen Wiesenkultur aufser- ordentlich zugenommen. Hiervon abgesehen kommt er in hie- siger Gegend nicht häufig vor. (Schlufs folgt.) 341 Zum Vogelleben des Astrachaner Gouvernements (von Tschorny-Jar). Von A, Freiherr v. Vietinghoff. Zu den von Herrn Kracht auf S. 322—31 d. J. f. O. 1919 aufgezählten Vogelarten von Tschorny-Jar möchte ich ergänzend noch einige anführen, die ich während meiner Zivilgefangenschaft im Wolgadelta beobachtete. Freilich wird auch dann die Liste noch keinen Anspruch auf Vollzähligkeit machen können, da meine Bewegungsfreiheit zeitweise sehr beschränkt war und ei- gentlich lohnende Ausflüge in die Schilfgebiete des untersten Delta und die Uferwälder 140 km oberhalb Astrachans zu den Ausnahmen gehörten. Diese Gebiete müssen schon getrennt be- handelt werden, da sie einen verschiedenartigen Charakter haben und auch keine einheitliche Ornis aufwiesen. Jenolajewsk, c. 50 km südlich Tschorny-Jar hat im wesentlichen die gleichen Verhältnisse wie sie Herr Kracht schildert; nur Sandwüsten un- terbrachen das Einerlei der Steppe und in der Wolganiederung gibt es eine gröfsere Insel, die während der Überschwemmung unter Wasser steht. Dort entfaltet sich dann ein überaus reiches Vogelleben ; in den Kronen der Bäume, die metertief im flutenden Wasser stehen, horsten Kormorane, Saatkrähen, Reiher und Adler. Bei einer Bootfahrt während das Wasser den höchsten Stand erreichte, hatten wir den Eindruck in einem verwunschenen Zauberpark zu sein. Besonders die Menge der Reiher und Raubvögel war auffallend. In, den Saatkrähenkolonien, die ge- wöhnlich’schon zu Beginn der Überschwemmung bezogen wurden, horsteten mit Vorliebe Abendfalken. Trat das Wasser zurück so entstanden groflse Tümpel und Sandflächen, auf denen sich Limosen und ungeheure Scharen von Kranichen aufhielten. Sie verdunkelten ähnlich den Entenschwärmen des unteren Deltas buchstäblich den Horizont und erfüllten die Luft mit einem ein- zigen heiseren Ton. Dazwischen beobachtete ich einmal einen Schwarm von 40 Pelikanen. Gegen Ende des Spätsommers er- schienen dann abermals ungezählte Mengen von Kormoranen (Phalacrocorax carbo), die am Ufer der Wolga einen ohrenbe- täubenden Lärm anhuben. Dies Geschnatter klang von weitem dem Ton eines Raddampfers so täuschend ähnlich, dals ich das erste Mal lange Zeit auf das Nahen des Dampfers wartete, bis mir meine Täuschung klar wurde und ich die Züge der Kormo- rane in langen Linien am Ufer aufgereiht bemerkte. Seiden- und Silberreiher waren aus diesen Uferwäldern verschwunden; zum Winter wurden sie immer öder; lag Schnee so verirrten sich Steppenwölfe dorthin; die Einwohner von Jenotajewsk fuhren mit ihren Kamelen übers Eis um sich Brennholz zu holen; in diesen Monaten entstand eine wüste Raubwirtschaft in den sonst unzugänglichen Wäldern. Außer Picus canus, Dendrocopus major Journ. f, Om, LXVII, Jahrg. Juli/Oktober 1920, 22 342 A. Freiherr v. Vietinghoft: und überwinternden Zeisigen war das Ziel meiner Ausflüge jetzt der Uhu, den man an hellen Tagen aufgeblockt auf irgend einer Weide oder Pappel sah; bisweilen sah ich 3—4 auf einem Aus- flug und kam bis auf allernächste Entfernung heran, bei einigen Exemplaren fiel mir die helle Färbung auf, weswegen ich geneigt war sie für Bubo bubo sibiricus zu halten. Im zeitigen Frühjahr erkletterte ich dort einen Seeadlerhorst, in dem zwei Erwachsene ausgestreckt nebeneinander liegen konnten. Der Adler kreiste in weiter Entfernung. Wie mir ein Bekannter später meldete, wurde der Horst später bezogen; Steppenadler waren oft nicht scheu; als ich einmal an einem kleinen Tümpel am Rande der Wüstenformation safs, strich ein anscheinend junger ausgewach- sener Steppenadler an, setzte sich auf 30 Schritt Entfernung . an den Rand, nahm Wasser auf und kam dann hüpfend bis auf 8 Schritt an mich heran; ich safs ohne Deckung zuckte aber nicht mit der Wimper; schliefslich strich er ab ohne ein Zeichen des Schreckens. Noch gewaltiger fast entfaltete sich das Vogelleben im eigentlichen Delta; hier trennen sich, wie aus einer Übersichts- karte des russichen Ornithologen Prof. Cholodwowsky hervor- geht, die beiden Zugstrafsen, die längs der West- und Nordküste des kaspischen Meeres vereint laufen und während der grölsere Teil der Wandervögel längs des Meeres weiter zieht und dann den Uralflufs herauffliest, folgt der andere Teil der Wolga. Unabsehbare Schilfdickichte, dazwischen Wolgaarme, Landzungen, Sandflächen, weiter oben beginnende Steppenformation mit Bodenwellen, in denen kleine Seen liegen — das ist der Charakter dieser Gegend; hier leben noch Flamingo uud Fasan, die ich leider nie selbst beobachtet habe. Vor Beginn der Über- schwemmung, besonders bei Seewind, treiben sich ganze Schwärme von Enten herum; ein Jäger machte mich darauf aufmerksam ; wir fuhren ungesehen von Polizeibeamten aus dem kleinen Fischerstädtehen heraus und kamen bald in die Sumpfgegend die die Nähe des Meeres verkündet. Bei unserm Nahen hoben sich schon Enten die in Zügen herumflogen; jagte irgendwo ein Seeadler, so ballten sich die Enten zu dichten Massen, die wie eine Wolke am Horizont auf- und abwogte. Besonders zahlreich waren Dufila acuta, Fuligula fuligula, Anas boschas, Anas erecca, Anas penelope, Gänse und Schwäne zogen formiert, Trupps von Grofstrappen strichen allenthalben herum, Austernfischer und Flufsuferläufer (Actitis hypoleueos waren sehr häufig, das Schilf war belebt von Rohrammern, die leise zwitscherten. Das ganze gewährt ein grandioses Bild ungestörten Vogellebens, durch das Schilf sind Pfade getreten, die von den halbwilden Pferdeurdeln der Kosaken und nomadisierenden Kirgisen stammen; eine Stute mit Füllen kann nicht ungefährlich sein. Jäger versicherten mir das Vorkommen von Recurvirostra avoiseita, Platalea leucorodia; Purpur- und Nachtreiher waren ebenso häufig wie Fischreiher Zum Vogelleben von Tschorny-Jar. 348 alba und garsetta sind ins äufserste Delta verdrängt. Bei Astrachan beobachtete ich auf einem schilfbewachsenen See am Rande der Stadt gegen Ende des Sommers 1917 Charadrius alexandrinus und hiaticula, Totanus glareola, einen ganz lehm- gelben Reiher; diesen pürschte ich bis auf 60 Schritt an und beobachtete ihn lange Zeit durch mein zehnfaches Rathenower Glas; er stand an einem Grabenrand und ich konnte fast jedes Federchen zählen; ich hielt ihn für einen Purpurreiher, aber die lehmgelbe Farbe liefs beinahe die Annahme zu, einen Fall von Flavismus vor sich zu haben. Es wäre interessant zu erfahren, ob solche Beobachtungen an Reihern gemacht worden sind. In diesem Sumpf waren noch hörbar bis zum Juli Bofaurus stellaris, der dort sehr häufig ist, und der Drosselrohrsänger. Ganz nah davon, in einer verwilderten Baumschule brüteten mehrere Paare ‚Cettia cetti. Das Haus, in dem ich zuletzt wohnte, lag auf einen Anhöhe zwischen zwei solcher „Ilmen“, wie diese schilfverwachsenen Seen heilsen. Der Übeflug war am Abend besonders stark. Es sind noch zu verzeichnen: Sterna hybrida, die Weilsbartseeschwalbe, ‚Sterna minuta, Sterna fluviatilis, von den Möwen cachınnans (auf der Wolga) und Larus minutus, auch die Sturmmöwe und ridibundus kamen vor. In der Baumschule wurden beobachtet Bombyeilla garrula (zum Herbst), Lanius excubitor (in Tschorny- Jar mit Fragezeichen versehen), einmal eine Sylvia nisoria, be- ‘sonders häufig Sylvia curruca, Sylvia hortensis, Cuculus canorus, der seine Scheu ganz ablegte, und Pirole. Ganz in der Nähe war eine grofse Uferschwalbenkolonie, die von Kindern öfters ge- plündert wurde. Dort sah ich zum Herbst Bergfinken und “ Petronia petronia, während in der Baumschule ein östreichischer Kriegsgefangener einmal um diese Zeit eineRabenkrähe mit einem Steinwurf vom Dach des Schuppens herunter holte, sodals ich sie an der Hand von ornithologischen Werken bestimmt als solche erkennen konnte. Jetzt begann auch (Ende September) ein starker Zuzug von Phoenicurus titys, deren JO‘ eine auffallend bleiche Färbung hatten. Auf die andern im Delta vorkommenden Vögel hat Herr Kracht schon genügend hingewiesen. In dem Schlagnetz, das er mir zuschickte, habe ich manchen Vogel gefangen, besonders häufig Sprosser und Zaungrasmücken, einmal auch Lanius excu- bitor, der Brutvogel ist. Zu erwähnen bleibt noch Fulica atra (bei Astrachan) und Oedicnemus oedicnemus bei Jenolajewsk (140 km. oberhalb Astrachan). Ferner Falco aesalon, ein Exemplar bei Krafsny Jar (25 km östlich Astrachan), das sich am Tele- graphendraht tötlich verletzt hatte. Ich bin der Überzeugung, dafs es mir nur geglückt ist, einen kleinen Bruchteil der überaus reichhaltigen Avifauna des Wolgadeltas zu sehen. Wie manchen Vogel habe ich wegen der Höhe, in der er zog, oder durch die Mangelhaftigkeit der Mittel, die mir zur Beobachtung zur Verfügung standen, unerkannt ge- 22* 344 A, Freiherr v. Vietinghoff: Zum Vogelleben von Tschorny-Jar. lassen. Die Notizen, die ich mir über den Vogelzug machte (bes. über Mohren-, Spiegel- Alpenlerchen, scolopax rusticola u. a.) sind mir von der Polizei beschlagnahmt worden oder mulsten, als ich Astrachan verliefs, dort zurückbleiben. Da ich vom No- vember. 1914 bis Dezember 1917 an drei verschiedenen Orten mit verschiedenem Charakter war, bekam ich eine Ahnung von dem ornitholog. Reichtum dieser Gegend, der besonders in Raub, Sumpf- und Wasservögeln, den natürlichen Verhältnissen ent- sprechend, besteht, Hinweisen möchte ich zum Schlufs auf die aufserordentliche Vertrautheit, die viele Arten dort aufweisen, welche bei uns sehr scheu sind. Aufser vom Wiedehopf gilt dies vom Pirol, Kuckuck, Nebel- und Saatkrähen, Turteltaube und Abendfalken; auch von milvus migrans, der bei seinem massenweisen Auftreten den ganzen Küchleinbestand eines Fischerdorfes vernichtet. Sazxicola isa- bellina zeigt ein besonders stark ausgeprägtes Nachahmungs- vermögen, wofür ihm der Volksmund den Namen podsmjrschnik gegeben hat; doch konnte ich auch bei einer Haubenlerche den Lockruf von perdix cinerea u. a. hören. Der Sang der wenigen Singvögel (Stare, Grasmücken, Ortolan u. a.) war bedeutend schlechter als bei uns und verstummte durch die grofse Hitze schon sehr bald. Ob diese Vogelreserve uns noch lange erhalten bleiben, ist eine Frage. Vor dem Krieg begann gerade der Übergang vom Hinterlader und dem Einläufer zu modernen Gewehren. Die Jagd richtete sich natürlich in erster Linie gegen Schwäne, Gänse, Enten und Reiher; durch das enorme Steigen der Pulver- preise und durch das Einziehen der Rekruten wurde aber sehon 1917 das Jagen zur Seltenheit. Man versicherte mir, dafs die Schwäne bereits in diesem Jahre stark zugenommen hätten. Ob es war ist, dafs der Schwarzstorch im Delta vorkommt, wie mir ein Astrachaner Arzt versicherte, lasse ich dahingestellt. Andre Länder andre Sitten, das kann man auch von der Vogelwelt sagen. Zur Höhenverbreitung der Vögel, Von Rud. Zimmermann. Im Journ. f. Ornith., 64. Bd., 1916, S. 229 fig. stellt H. Krohn eine grofse Anzahl Angaben über die Höhenverbreitung der Vögel zusammen. Als ich im Jahre 1911 von Hermannstadt aus die Südkarpathen, und zwar in einem längeren Ausflug das westliche Zibinsgebirge und in einem kürzeren das östlich von diesem gelegene und von ihm durch den Rotenturm- oder Altpass getrennte Fogorascher Gebirge besuchte und dabei Arten in Höhen antraf, die mir manchesmal recht beträchtliche zu sein schienen, schenkte ich dem Höhenvorkommen eine erhöhtere Auf- E | Zur Höhenverbreitung der Vögel. 345 merksamkeit. Ohne nun auf meine damals sonst noch gemachten Beobachtungen einzugehen, sei es mir heute gestattet, als Er- gänzung der Krohn’schen Zusammenstellung meine damals über die Höhenverbreitung der Vögel in den Südkarpathen gemachten Notizen hier mitzuteilen. Ich werde dabei, um unnötige Wieder- holungen zu vermeiden, das Zibinsgebirge kurz mit Z., das Fo- gorascher mit F. bezeichnen und zum Vergleiche die Krohn’schen Angaben immer in ( ) beifügen. Scolopax rusticola L. Im Z. am Kurhaus Hohe Rinne in 1400 m (1400 m Schweiz. Jura). Tetrao urogallus L. Im Z. in der Umgebung des Munscel in etwa 1700—1750 m (1500 m Schweiz. Jura). Oerchneis tinnunculus L. Im F. über dem Fedelesch 1824 m (2857 m Himalaya). Cuculus canorus L. Im Z. in der Umgebung des Munscel in 1700—1750 m, im F. am Fedelesch in etwa gleicher Höhe (2180 m Südtirol). Jynx torquilla L. Im Z. in etwa 1000 m (1236 m Südtirol). Dryocopus martius L. Im Z. in 1000—1400 m (1500 m Schweiz. Jura). Picoides tridactylus L. Im Z. in 1600 m (P. alpinus 1330 m Böhmerwald). / Cypselus apus L. Im Z. über der Batrina in 1940 m und dem Cindrel in 2245 m, im F. über dem Fedelesch in 1824 m (2283’m Südtirol). Muscicapa collaris Bchst. Im Z. am Götzenberg im Laubwald in etwa 1200 m (600 m Schweiz. Jura). Muscicapa parva Bchst. Im Z. ebenfalls im Laubwald am Götzenberg in etwa 1200 m. Fringilla coelebs L. Im Z. in etwa 1800 m. Loxia curvirostra L. Im Z. in etwa 1700 m (1500 m Schweiz. Jura). Pyrrula pyrrula europaea Vieill. Im Z. in etwa 1700 m (1500 m Schweiz. Jura). 346 Rud. Zimmermann: Anthus triwialıs L. Im Z. in der Nähe des Munscel in etwa 17001750 ı m (1950 m Südtirol). Anthus spinoletta L. Im Z. auf der Batrina in 1940 m und dem Cindrel in 2245 m, im F. auf dem Fedelesch in 1824 m (2532 m Südtirol). Motacilla boarula L. Im Z. an der Hohen Rinne in 1400 m (2000 m Schweiz). Parus major L. Im Z. am Munscel in 1600—1700 m (1236 m Südtirol). Parus ater L. Im Z. am Munscel in 1600—1700 m vielleicht noch etwas höher als P. major, im F. am Fedelesch in 1300—1400 m (1800 m Wallis). Accentor modularıs L. Im Z. auf der Batrina in 1940 m und dem Cindrel in 2245 m, im F. am Fedelesch in 1824 m (1900 m Südtiro]). Accentor collaris Scop. Im Z. auf der Batrina in 1940 m und dem Cindrel in 2245 m, im F. auf dem Fedelesch in 1824 m. Steigt nach Bielz („Die Fauna der Wirbeltiere Siebenbürgens nach ihrem jetzigen Bestande“ in Verhand. u. Mitteil. d. Siebenbürg. Vereins f. Naturwissensch., 38. Jg., Hermannstadt 1888, S. 15 fig.) auf dem Szekelykö bei Toweska bis zu 1130 m am tiefsten herab. (2500 m Wallis). Sylvia curruca L. Im Z. in der Nähe des Munscel in 1650—1700 m (2000 m Südtirol, Bosnien). Phylloscopus collybita Vieill. Im Z. in der Nähe des Munscel in 1650—1700 m, im F. am Fedelesch in etwa 1500 m (1700 m Oberösterr.). Troglodytes troglodytes L. Im Z. unterhalb des Batrinagipfels im Wacholder in etwa 1850 m und imF.am Fedelesch im Krummholz in etwa 1750—1800m (1900 m Österr. Alpen, Krain). Turdus musicus L. Im Z. zwischen Munscel und Batrina in etwa 1750—1800 m ‚(1000 m Schweiz. Jura). Turdus viscivorus L. Im Z. in der Nähe des Munscel in etwa 1700 m (1500 m Schweiz. Jura). Zur Höhenverbreitung der Vögel. 347 Turdus pilarıs L. Im Z. am Götzenberg eine einzelne in 1200 m. Turdus merula L. Im Z. am Götzenberg zwischen 1000 und 1200 m (1350 m Schweiz. Jura). Turdus torquatus alpestris Brehm. Im F. am Fedelesch in etwa 1750 m bis in das Krummholz, im Z.in der Nähe der Batrina in vielleicht noch etwas gröfseren Höhen bis zu 1850 m emporsteigend (2488 m Montenegro. Oberösterr.). Pratincola rubetra L. Nach Bielz (a. a. O.) bis ins „Vorgebirge“ häufiger Zug- vogel, ist er im Z. noch immer zahlreich auf Weideflächen zwischen der Laub- und Nadelholzzone in etwa 1200—1300 m, im F. ein einzelner in etwa 1400 m am Fedelesch (1236 m Südtirol). Cinclus aquaticus Bchst. Im F. am Jonelbach in etwa 800 m (1236 m Südtirol). j Erithacus titys L. Im F. am Fedelesch in etwa 1400 m. — Steigt nach Bielz (a. a. O.) „bis ins Hochgebirge‘ und kommt vor am Retjezat bis zur höchsten Spitze (deren Höhe ich aber augenblicklich nicht nachkommen kann. Der Verf.) und an der Präsbe (1745 m). — (2500 m Österr. Alpen, Südtiro)). Erithacus rubecula L. Im Z. am Munscel und weiter hinauf bis in die Krumm- holzregion bis zu vielleicht 1850 m, im F. am Fedelesch eben- falls im Krummholz in etwa 1700—1750 m. Viele der von mir hier genannten Arten mögen in den Süd- karpathen, die ich ja nur zu einem kleinen Teile und dabei auch nicht: einmal in ihren höchsten Erhebungen kennen gelernt habe, aber auch in noch gröfsere Lagen emporsteigen. Das geht auch aus Ludwig von Führer’s „Ausflug in das Negoi-Gebiet“ — der Negoi ist der höchste Gipfel in den Südkarpathen — im Ornithol. Jahrb. 1904, S. 56 fig. hervor. Leider unterläfst der genannte Autor die Beifügung von genauen Höhenangaben bis auf einen einzigen Fall (Turdus alpestris in 1800 m Höhe) vollständig und aus den von ihm beigebrachten meistens recht allgemein gehaltenen Fundortsangaben lassen sich solche auch nur für wenige Arten sicher ableiten. Soweit mir das letztere aber möglich war, gebe ich die Höhenzahlen einiger Fundpunkte im Folgenden wieder, indem ich dabei gleichfalls dieaus der Krobn’schen Zusammenstellung entnommenen Ziffern in ( ) beifüge. 848 Rud. Zimmermann; Am Grofsen Negoi: Turdus alpestris in der Krummholzzone 1800 m (2488 m Montenegro, Oberösterr.). ... Erühacus titys (in der Bergerscharte?) 2300 m (2500 m Österr. Alpen, Südtirol). & Am Calzun-See, 2147 m: Anthus spinoletia (2532 m Südtirol), Motaecilla boarula (2000 m Schweiz), Troglodytes troglodytes (1900 m Österr. Alpen, Krain), Cerchneis tinnunculus (2857 m Himalaya), „” Buteo buteo (1500 m Schweiz. Jura, 2810 m Österr, Alpen) Am Bullea-See, 2043 m: Anthus spinoletta (2532 m Südtirol), Am Venatorea, 2508 m: Gyps fulvus (3428 m Abessinien), Vultur monachus (3871 m Tibet), Accentor collaris (2500 m Wallis). Für eine gröfsere Anzahl während des Aufstieges von der Negoischutzhütte zum Kleinen Negoi beobachtetete Arten liegen die Fundorte zwischen 1500 und 2300 m. Es sind dies: fr ag? caryocatactes (1900 m Südtirol, 1928 m Österr. pen), Garrulus glandarius (1500 m Südtirol), Loxia curvirostra (1500 m Schweiz. Jura), Accentor modularıs (1900 m Südtirol), Troglodytes troglodytes (1900 m Österr. Alpen, Krain), Motacilla alba (1250 m Schweiz. Jura), Pyrrhula europaea (1500 m Schweiz. Jura), Ohrysomitris spinus (1500 m Schweiz. Jura), Chloris chloris (950 m Schweiz. Jura), Carduelis carduelis (1050 m Schweiz Jura), Oriolus oriolus (600 m Schweiz. Jura), Cuculus canorus (2180 m Südtirol), Coccothraustes coccothraustes (950 m Schweiz. Jura), Erithacus rubecula, % Phylioscopus rufus (1700 m Österr. Alpen), .- 5 sibilator (1400 m Schweiz. Jura). Zu ihnen kommen schliefslich noch die vom Fufse des Ge- birges — etwa 600 m — bis zur Negoischutzhütte in 1500 m beobachteten Vögel: Dryocopus martius Picus viridis Dendrocopus major „ canus Ri medius Sitta caesia % minor Oerthia familiaris Zur Höhenverbreitung der Vögel: 349 Fringilla coelebs Turdus musicus Emberiza citrinella „ viseivorus Parus major Columba palumbus „ caeruleus en oenas „'. aber Cinclus cinclus Turdus merula von denen der eine oder andere sicherlich hier die von Krohn mitgeteilten oberen Verbreitungsgrenzen überschreiten dürfte. Schade nur, das Führers Angaben die einwandfreie Feststellung nicht zulassen! — — — In seiner „Ornis Saxonica“ — Journ. f. Ornith., 64. Jg., 1916, S. 166 fig. — bringt auch Richard Heyder eine Reihe Angaben über die Höhenverbreltung verschiedener Vogelarten im ehemaligen Königreich Sachsen bei, die hier die von Krohn mitgeteilten oberen Höhengrenzen nahezu oder ganz erreichen oder sie sogar noch übertreffen. Aufser einigen von Krohn nicht mit aufgeführten Arten sind dies: : Se palustris 500 m Augustusburg (500 m Schweiz. ura), Anas boschas 780 m Altenberg (1000 m Schweiz. Jura), Anas crecca 1050 m Gottesgab (450 m Schweiz. Jura), Budytes flavus 500 m Grofshartmannsdorf (450 m Schweiz. Jura), Colaeus monedula 800 m Erzgebirge (900 m Schweiz, Jura), Columba oenas 800 m Steinbach i. E. (600 m Schweiz Jura), Colymbus erisiatus 500 m Grofshartmannsdorf, “ nigricans 500 m . ‚540 m Filz- teich und 700 m Kottenheide i. V. (450 m Schweiz. Jura), Colymbus nigricollis 500 m Grofshartmannsdorf, Galerida cristata 750 m bei Kottenheide i. V. (800 m Bosnien), z ger ridibundus 500 m Grofshartmannsdorf (450 m Schweiz. ura), Muscicapd parva548 m Grofser Winterberg, ‚Oriolus oriolus 800 m Steinbach und Olbernhau i. E. (600 m Schweiz. Jura). Ich selbst beobachtete auf dem Fichtelberg in 1215 m Chloris chloris (950 m Schweiz. Jura), von dem auch Heyder sagt, dafs er bis zum Kamme des Erzgebirges aufsteigt, und Sturnus vulgaris (1000 m Schweiz. Jura), den Heyder eben- falls in den höchsten Lagen des Gebirges angetroffen hat. Bei dieser Gelegenheit möchte ich schliefslich auch noch einen in die Krohn’sche Zusammenstellung sich eingeschlichenen Fehler berichtigen. Für Scolopax rusticola wird für die Sächs. Schweiz ein Höhenvorkommen von 1400 m angegeben. Da die höchste Erhebung der Sächs. Schweiz aber nur 550 m beträgt und die höchste Erhebung Sachsens mit 1215 m die dort ange- 850 Rud. Zimmermann: Zur Höhenverbreitung der Vögel. gebene Gröfse gleichfalls nicht erreicht, kann die erwähnte An- gabe nur eine irrtümliche sein. Trotz der Nennung des Ge- währsmannes Wünsche, der als genauer Kenner der Sächs. Schweiz diese Zahl aber auf keinen Fall genannt haben kann, vermag ich augenblicklich der Quelle dieser Angabe nicht nach- zukommen und an Stelle der fehlerhaften die berichtigte einzu- setzen. Sollte sie statt 1400 m nur 400 m lauten, was den tat- en Verhältnissen in der Sächs. Schweiz auch entsprechen dürfte? { Die Avifauna des westlichen Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung deutscher Ornithologen in den Jahren 1915—1918. Von ©. Graf Zedlitz. (Fortsetzung.) Nachtrag zu Bonasia b. grassmanni. Während der erste Teil der Arbeit sich schon im Druck be- and, erhielt ich Kenntnis von Buturlins Neubeschreibung mehrerer neuer Haselhuhnformen in den russischen Orn. Mitt. 1916, Heft 4. Es handelt sich da um 3 ostsibirische Subspecies „kolgmensis“, „amurensis“ und „ussurensis“, die Einzelheiten der Beschreibung konnte ich nicht nachprüfen, wahrscheinlich gehören die von mir erwähnten nicht typischen Bonasia aus Sibirien im Berl. Mus. zu einer dieser neuen Rassen. Speziell interessant für uns ist aber ferner die Neubeschreibung einer ostrussischen Form „vol- gensis“.1) Herr Grote?) hatte die Liebenswürdigkeit, mir aus seiner Kenntnis des russischen Textes mitzuteilen, dafs der Autor gerade diese Vögel in scharfen Gegensatz zu den westrussischen bringe und „volgensis“ als eineNeubenennung von „septentrionalis Seeb.“ auffasse, da dieser Name ja durch „septentrionalis Br.“ anticipiert ist. Es handelt sich bestimmt hier um eine der wesentlich grauen Rassen, welche sich scharf von meiner grassmanni unterscheidet, die jaden brauneren ostdeutschen Vögeln am nächsten steht. Durch Buturlins Namen wird also grassmanni in ihrer Existenz-Berechtigung nicht tangiert, volgensis und grassmanni kommen als event. Synonyme nicht in Betracht. 78. Circus aeruginosus aeruginosus L. Grafsmann O. MS. 16, p. 232; J.f. O. 18, p. 298; O. MS, 19, p. 73. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 180. — Rüdiger O. Jbch. 17, p. 154. — Zedlitz .J. f. O. 17, II, p. 286. | | 1. c. p. 227. 2) vgl. H. Grote J. £ 0, 1920 p. 134. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 35i Die Rohrweihe verlangt als Brutplatz grolse Rohrwälder oder wenigstens Weidendickichte am Rande von Mooren, beides bietet die Gegend an der Pina in reichem Mafse, so konnte sie denn auch Grafsmann dort als häufigen Brutvogel verzeichnen. Reichenow erhielt ein Ex. aus der Gegend von Pinsk. Auch Rüdiger erwähnt ihr Vorkommen im mittleren Teil des Sumpfes, im nördlichen Teil wird sie aber recht selten, bei Tuchowitschi wie bei Slonim sah ich sie ganz vereinzelt und konnte nur am 19. VII. 16 ein Qad. sammeln. In Bialowies wurde sie gleich- falls auf dem Zuge im August erlegt. Nur Grafsmann konnte Dank dem häufigen Vorkommen in seinem Bezirk Daten über den Frühjahrszug geben, er beobachtete die ersten beiden Rohr- weihen am 25. III. 16, am 30. III. 16 wieder einige, am 9. IV, 16 regen Zug. Unter den Weihen erscheint diese Art zuerst im Frühjahr. N Befund: Als Brutvogel nur in schilfreichen Teilen des Sumpfes häufig, sonst meist nur im Spätsommer auf dem Zuge beobachtet. - 79. Circus cyaneus cyaneus L. Grafsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 298; O0. MS. 19, p. 51. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207. — Reichenow „Bia- lowies“ 18, p. 180. — Rüdiger O. Jbch. 17, p. 154. — Zedlitz 2.2.0.17.H, p. 286. Unter den in Ost- Deutschland brütenden Weihen halte ich die Kornweihe für die häufigste, im Pripjet-Sumpf ist sie umge- kehrt die seltenste ihrer Sippe, das ergibt sich unzweifelhaft bei Zusammenstellung der dortgemachten zuverlässigenBeobachtungen. Hören wir zunächst Grafsmann: Bei starkem Zuge am 9. IV. 16 sah er neben vielen Wiesen- und Steppenweihen die Kornweihe nur in geringerer Zahl (0. MS. 16). Seine Notizen im J.f. O. 18 über die 3 Weihenarten beschliefst er mit dem Satze: „Ich glaube aber, dafs die grölsere und weniger schlanke Kornweihe seltener ist als ihre beiden Vettern.“ Rüdiger in seinem Aufsatz „Einige Notizenüber Raubvögel in den Pripjet-Sümpfen“ (O.Jbch.17) falst sein Urteil dahin zusammen: „CO. pygargus sei die gemeinste Weihe, danach komme C. macrourus“; für CO. eyaneus besitzt er kein Belegstück. Als dritter im Bunde schliefse ich mich der Ansicht der beiden vorgenannten vorzüglichen Beobachter voll- kommen an, ich konnte im J. f.O. 17 CO. pygargus als häufigen, O. macrourus als sicheren Brutvogel anführen, O. cyaneus aber . nur als seltenen Gast zur Zugzeit, von dem mir nur ein Beleg- stück aus dem nördlichen Sumpfgebiet bekannt war. Grafsmann ist der Einzige, welcher im Juni 16 einen Horst mit Jungen ge- funden und damit den Nachweis des Brütens erbracht hat.{Puhlmann sah die Kornweihe 2 mal im September 17 südlich Wilna, Über den Zug liegen folgende Daten vor: Erste Beobachtung an der Pina am 9. IV, 16 gleichzeitig mit anderen Weihen (Grafsmann); | 852 OÖ. Graf Zedlitz: Erste Beobachtung bei Bialowies am 18.IV. 16u.8. IV. 17, doch ist es unsicher, um welche Weihenart es sich handelte (Reichenow); Herbstzug an der Pina vom 20. IX.—20. X. 16 stark, einzelne Ex. bis Dezember (Grafsm.). Befund: seltener Brutvogel im Sumpfgebiete, auf dem Durchzuge häufiger, jedoch nicht so zahlreich wie ©. pygargus und ©. macrourus. 80. Circus macrourus Gm. Gralsmann O. MS. 15, p. 233; J. f. O. 18, p. 298; O. MS. 19, p. 51. — Rüdiger O. Jbch. 17, p. 153. — Zedlitz J. f. 0.17, 1, p. 105; J. f. O. 17, I, p. 286. Häufiger als die vorige erscheint die Steppenweihe zur gleichen Zeit wie diese auf dem Frühjahrs- und Herbstzuge und bleibt auch als Brutvogel gern im Sumpfgebiet, das bestätigen Grafsmann und Rüdiger. Letzterer sammelte am 3. IX. ein @ juv. aus demselben Jahre. Ich beobachtete am 16. VIII. 16 eine Familie bestehend aus Q ad. und 2 juv., von denen ich das Q ad. erlegte. Befund: nicht selten als Brutvogel, häufig auf dem Durch- zuge im Pripjet-Sumpf. 81. Circus pygargus L. Gralsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 298; O. MS. 19, p. 51. — Rüdiger O. Jbch. 17, p. 153; Zschft. £. O. u. ©. XXIV, p. 2. — Zedlitz O. MB. 15, p. 134, O. MB. 16, p. 167; J. £. O. 17, II, p. 286. In Bezug auf die Zugzeiten schliefst sich die Wiesenweihe den beiden vorigen an, als Brutvogel dürfte sie am häufigsten von allen auftreten. Rüdiger fand am 3. VII. 17 nahe am Pripjet-Fl. einen Horst im Weidengestrüpp, welcher 2 Eier und ein wohl 8 Tage altes Junges enthielt (nähere Beschreibung s. O. Jbch. 17), am 27. VII. wurde das beinahe flügge Junge von ihm ausge- nommen, es wurde von Kleinschmidt als Wiesenweihe bestimmt Ich erhielt am 30. VI. 16 ein auf den Schara-Wiesen erlegtes Q ad. mit grofsem Brutfleck, gesehen habe ich diese Art sehr oft bei Tuchowitschi und nicht selten bei Slonim. Befund; dieam häufigsten im Sumpfgebiet brütende Weihenart. 81. Astur palumbarius palumbarius L. Dennler „Falco“ 17, p. 3: A. gentilis; „Natur“ 18/19, p. 46: A. 9. — Gengler O. Jbch. 16, p. 78: A. g.g. — Gralsmann J. f. O. 18, p. 299; O. MS. 19, p. 73. — Puhlmann O. MS. 18, p- 207. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Stolz J. f. O. 17, p. 372. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 286. Es handelt sich hier um die helle, grofse, typische Form, dies beweisen das von Dennler (Falco 17) erwähnte Q und das von mir gesammelte Q' ad., Ostrow 3. V. 16 (vgl. J. f. O. 17, I). Sr Mi u ee ee ec Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 358 Wegen der Bezeichnung. „Astur palumbarius“ statt „Accipiter gentilis‘“‘ verweise ich auf Reichenow Vög. Handb. syst. Ornith. 1913, p: 377 u. 381 sowie J. f. O. 16, p. 344. - In auffallender Weise scheinen sich die Berichte über das zeitliche Vorkommen des Habichts zu widersprechen, obgleich natürlich jeder Beobachter für sein Gebiet Richtiges gemeldet haben wird, die einen kennen ihn nur als Wintergast, die andern wieder nur im Sommer. Zur ersterer Gruppes gehören folgende: Dennler erwähnt zuerst (Falco 17) lediglich das im November 16 im Pripjet-Sumpf erlegte Q ad., sagt aber später (Natur 18/19) ausdrücklich, der Hühnerhabicht sei dort Winter- gast. Gengler hat vom September bis Mitte Dezember 15 all- monatlich auf seinen Reisen Habichte beobachtet bei Brest Litowsk und an anderen Orten meist westlich des Sumpfes, er erwähnt dabei die grofsen Malse der Q92. Puhlmann sah nur am 9. und 12. November 17 Hühnerhabichte südlich von Wilna bei Wischnew; Reichenow endlich erwähnt für Bialowies diesen Raubvogel aus den Monaten Oktober, Dezember, Januar bis April (bei letzterem Monat dürfte es sich auch nicht um Brut- vögel handeln, denn das wäre sonst ausdrücklich gesagt). Alle diese Beobachtungen beziehen sich also ausschlie[lslich auf Durchwanderer und Wintergäste. Demgegenüber schreibt Grafs- mann vom Habicht: „ist hier nur Sommervogel“... also gerade das Gegenteil. Der vorzügliche Biologe kann auch von einem besetzten Horst berichten, den er Anfang April 16 im Sumpflaub- walde fand, hat also das Brüten nachgewiesen; im übrigen gehört dort (nach ihm) der Habicht zu den seltenen Raubvögeln. Stolz erhielt ein sehr starkes Q' ad. aus Suwalki vom 18. IV. 16, also schon zur Brutzeit erlegt. Ich selbst besitze das schon erwähnte Q' vom 3. V. 16 aus dem Sumpfwalde bei Ostrow und kann mit aller Bestimmtheit versichern, dafs ich den Habicht noch wiederholt zu anderen Jahreszeiten gesehen habe, auch im Spätherbst in der Gegend von Slonim, wo eine mächtige ein- zelnstehende Fichte auf einer Düne am Scharatale eine beliebte Warte für einen „Langschwanz“ bildete, den ich für ein Q' ad. hielt und mehrfach vergebens anzupürschen versuchte. Grafs- manns Ansicht, dafs er nur Sommervogel sei, läfst sich also auch für den Sumpf nicht aufrecht erhalten nach den Bekun- dungen von Dennler und mir, hingegen müssen wir bis auf weiteres annehmen, dafs er in den angrenzenden Gebieten im allgemeinen nur als Gast, nicht als Brutvogel vorkommt. Befund: seltener Brutvogel im Sumpfgebiet, dort auch im Winter vorhanden, in den angrenzenden Landesteilen nicht seltener Winter- und Zuggast. 83. Accipiter nisus nisus L. Bacmeister „Falco“ 16, p. 40. — Dennler „Natur“ 18/19, p.. 46, — Gengler O. Jbch. 16, p. 79. — Gömitz O. MB. 18, 354 Ö. Graf Zedlitz: p. 133. — Grafsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 299; O0. MS. 19, p. 73. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Schalow O. MB. 15, p. 88. — Stolz J. f. O0. 17, p. 373. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164; J. £.O. 17, II, p. 287. Die Beobachtungen über den Sperber verteilen sich auf alle Monate des Jahres. Wenn die Berichte über sein Vorkommen im Winter zahlreicher sind, so liegt das wohl daran, dafs einige Forscher nur in den Herbst- und Wintermonaten dort tätig waren. Bacmeister zählt eine ganze Reihe von Fällen auf, wo Sperber in den Monaten August und September gesichtet wurden, es handelt sich meist um das Gouv. Siedlec in Ost-Polen. Gengler schliefst sich genau an, indem er zahlreiche Beobachtungen aus dem Oktober, November, Dezember und Februar betr. Ost-Polen und das westliche Sumpfgebiet (Kowel, Kobryn) mitteilt. Für den Sumpf in der Gegend von Pinsk (im weiteren Sinne!) führt Dennler den Sperber als „Wintergast“ an, Görnitz erwähnt ein am 6. XII. 17 erlegtes 91. Grafsmann bemerkte am 9. IV. 16 an der Pina starken Zug und fand Horste mit 5 und 4 Jungen am 13. VII. 16. bezw. 6. VII. 17. Im Winter 1915/16 war der Sperber in den Ortschaften gemein, im folgenden sehr strengen Jahre selten. Ich selbst sah ihn bei Slonim im Sommer nicht oft, dagegen in beiden Wintern 15/16 sowie 16/17 ziemlich häufig und sammelte 92 ad. am 3. Il. 16 bezw. 10. II. 17 (Fllg. 235—240 mm). Auch Reichenow erklärt, dafs der Sperber im Winter sich häufiger beim Schlofs Bialowies gezeigt habe. Puhlmann sah bei Wischnew im August 17 fast täglich ein jagendes Paar, am 24. XI. ein einzelnes Exemplar. In West- Polen nennt Schalow (Februar 15) den Sperber häufig, aus der Gegend von Suwalki erhielt Stolz ein Q' ad., erlegt am 26. VI. 16, also zur Brutzeit. Befund: Brutvogel im Sumpfgebiet, jedoch nicht sehr zahl- reich, häufiger im Winter, dann meist in den Ortschaften. 84. Oircaötus gallicus Gm. Gralsmann -O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p.299. — Zedlitz 3: OT 05 ;5-J. 80.17, DER: Der Schlangenadler, doch gewifs eine auffallende Erscheinung und leicht zu erkennen auch auf gröfsere Entfernung, wurde nur von Grafsmann und mir erwähnt. Der Grund dafür, dafs viele sonst glückliche Beobachter ihn nie sahen, liegt einerseits darin, dafs er als echter Zugvogel nur die Sommermonate im Norden verbringt, andererseits scheint sein Vorkommen durchaus auf den eigentlichen Sumpfwald beschränkt zu sein. - Dort fand ihn ‘ Grafsmann so zahlreich, dafs er ihn nächst dem Schelladler für den häufigsten Adler hält. Ein im August 16 erlegtes Q ad. hatte Kropf und Magen ausschliefslich mit Eidechsen gefüllt. Am 6. [V. 16 wurde das erste Paar auf den Frübjahrszuge ge- Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 855 ‚sichtet. Ich beobachtete den schönen Vogel im August 16 auf den Wiesen an der Issa bei Albertyn. Befund: Brutvogel nur im eigentlichen Sumpfgebiet. 85. Hieraaetus pennatus Gm. Grafsmann J. f. O. 18, p. 299. Ganz einfach ist es nicht, im dicht belaubten Walde einen Zwergadler bei flüchtiger Begegnung mit solcher Sicherheit zu erkennen, dafs man als gewissenhafter Forscher kein Frage- zeichen dahinterzusetzen braucht. Auch Grafsmann war trotz mehrfacher Zusammtreffen mit dem Vogel im April und Mai 16 seiner Sache nicht ganz sicher (und das gereicht ihm m. E. nur zur Ehre!), bis dann im Juli das Q ad. mit grofsem Brutfleck erlegt wurde. Also das Vorkommen und Brüten sind damit nachgewiesen. Ich sah an der Myschanka bei Tuchowitschi Anfang Mai 16 einen kleinen Adler, der mir „höchst verdächtig“ vorkam, doch kann ich nicht mit Bestimmtheit behaupten, dafs es wirklich ein Zwergadler war. - Befund: Seltener Brutvogel des Sumpfgebietes. 86. Pernis apivorus L. Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. Da ein © ad. am 31. V. 17 erlegt ist und junge Vögel im Sommer 16 beobachtet wurden, ist der Wespenbussard mit gröfster Wahrscheinlichkeit den Brutvögeln von Bialowies zuzu- zählen. Sonst liegen keine Berichte über ihn vor; mag sein, dafs - der eine oder andere übersehen bezw. für einen Buieo gehalten wurde, aber häufig kann er jedenfalls nicht auftreten, sonst würde er uns kaum entgangen sein. Befund: Bisher nnr als ziemlich sicherer Brutvogel für Bialowies nachgewiesen. 87. Buteo vulpinus intermedius Menzb. Domaniewski O0. MB. 17, p. 130. — Dennler „Falco“ 17, p. 3; „Natur“ 18/19, p. 46: B. zimmermanae. — Grafsmann J. f. ©. 18, p. 200: B. desertorum. — Reichenow „Bialowies‘ 18, p. 180: B. b. intermedius. — Rüdiger A.f. N. 16, p. 18; Zschft. f. ©. u. O0. XXIV, p. 2: B. desertorum; Orn. Jbch. 17, p. 153. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164; J. f.O. 17, II, p. 287: B. b. zimmermannae. Bei kaum einer anderen Art sind die nomenklatorischen Fragen so schwierig und wenig geklärt wie bei diesem Bussard sowohl in rein formeller Hinsicht betr. Anwendbarkeit der einzelnen Bezeichnungen wie auch materiall in der Umgrenzung der einzelnen Formen und der Beurteilung ihrer Stellnng zu einander. Ich ‚bin mir vollkommen klar darüber, dafs ich heute, wo noch ein Heer von Fragezeichen mir entgegen starrt, sicher nicht immer die richtige Antwort finden werde, aber die Sache mufs einmal frisch angepackt werden, dann dürften wir vielleicht in einigen 856 Ö. Graf Zedlitz: Dezennien darin klarer sehen als jetzt. Vorläufig möchte ich die „Steppenbussarde“ nicht mit in den Formenkreis „duzteo“ einbe- ziehen, wie ich weiter unten begründen werde. Als ältester Name für diese östlichen Vögel kommt nun, wenn man mit Hartert den Daudin’schen ‚desertorum‘‘ wegen gänzlich unzu- treffen der Beschreibungund Abbildung t) ausschaltet, wohl „vulpinus Gloger“ (ex Lichtenstein M. 8.) in Frage; er ist veröffentlicht schon 1833 in „Das Abändern der Vögel durch Einflufs des Klimas“ p. 141 und bezieht sich auf die von Krebs gesammelten Stücke vom „Kaffernland‘“ im Berl. Mus. Es befinden sich heute und schon seit langer Zeit dort noch 4 Exemplare von Krebs Nr. 657—660, ob ursprünglich mehr vorhanden waren, konnte ich nicht feststellen. Diese Vögel sind unter sich nicht ganz gleich, Nr. 657 ist recht bräunlich und erinnert schon an einen intermedius (zimmermannae auct.), der jedoch noch niemals so weit im Süden als Wintergast angetroffen worden ist. Die 3 anderen sind jüngere Vögel, bei denen nur die rötliche Färbung des (übrigens deutlich gebänderten!) Schwanzes auf den östlichen Steppenbussard hinweist, aber keiner ist so ausge- sprochen fuchsig im Tone wie manche ostrussischen adulden Stücke, man ist eigentlich erstaunt, dafsauf Grund dieses Materials s. Z. der Name „vulpinus“ geprägt worden ist, vielleicht ge- hörten ursprünglich zu der Serie noch andere rötere Exemplare, welche heute nicht mehr erhalten, vertauscht oder sonstwie weggekommen sind. Das Flügelmafs beträgt der Nummer nach: 375, 353, 368, 385 mm, Geschlechtsangaben fehlen. Obgleich weniger lebhaft gefärbt als die meisten älteren Brutvögel kann man diese Stücke doch zwanglos als östliche Steppenbussarde im Winterquartier ansehen, eine Auffassung, der auch Hartert beitrat, als ich ihm die Vögel gelegentlich eines Besuches in Berlin zeigte, wenigstens gilt dies von dreien, der vierte ist, wie ich schon oben sagte, doch recht bräunlich und dunkel. Ich möchte demnach diese Berliner Exemplare als die Typen von „vulpinus Gloger nec. Licht.‘“ ansehen, wenden wir diesen Namen, der be- deutend älter als „anceps Br.‘ ist, also zunächt einmal getrost an, bis — ein noch älterer ausgegraben wird. Auf die recht seltene Gloger’sche Arbeit hat mich freundlicherweise Herr Stresemann in litt. aufmerksam gemacht, wofür ich ihm meinen aufrichtigen Dank ausspreche. Wenden wir uns nun endlich dem zentralrussischen Steppen- bussard (B. zimmermannae auct.) zu. J. v. Domaniewski hat in den O. MB. 17 sich das Verdienst erworben, erstens nachzuweisen dafs der innerrussische Steppenbussard in weiten Gebieten neben dem Mäusebussard Brutvogel ist, zweitens die alten Menzbier’schen Namen wieder zu Ehren zu bringen. Es kommen da aus dem Werk ,„Orn. Turk. Moscou 1889“ zwei Namen in 1) vgl. Hartert V. d. p. F. p. 1125. | ß | | | Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 357 Frage und zwar ‚„ruficaudus“ auf p. 195 sowie „intermedius“ auf p. 197. Da nun für „ruficaudus“ eine Verbreitung angeben wird, welche besser auf den östlichen Steppenbussard palst, hingegen bei ‚‚intermedius“ ausdrücklich auf das Vorkommen auch in West-Rufsland hingewiesen wird, möchte ich mich Reichenow anschlielsen, wenn er „intermedius“ anstelle von „zimmermannae“ setzt, allerdings darf m. E. diese Form nicht zur Gruppe Duteo buteo gezogen, sondern mufs mit vulpinus typ. (desertorum, anceps auct.) vereinigt und Buteo vulpinus intermedius genannt werden. Wenn Hartert in V. d. p. F. p. 1124 und 1125 noch „zimmermannae“ und „anceps“ subspezifisch zu Buteo buteo stellt, so ist das nach dem damaligen Stande der Forschung durchaus berechtigt, damals war ja die Tatsache noch nicht be- kannt, dafs fast vom Bug bis zur Wolga Mäusebussard und Steppenbussard nebeneinander brüten. Ich möchte auf Grund dieser neuesten Feststellungen annehmen, dafs der Kreis Buteo buteo nur auf die Formen buieo typ., arrigonüi Picchi (Sardinien, Korsika), insularum Floer. (Canaren) und vielleicht eine Subspecies auf Madeira beschränkt ist. Daran schliefsen sich im Osten B. vulpinus iniermedius Menzb. und B. v. vulpinus Glog. (ersterer B. b. zömmermannae, letzterer B. b. desertorum, anceps auct.), jedoch so, dafs weite Strecken Rufslands von Buteo buieo buteo und B. v. intermedius gemeinsam bewohnt werden. Die japanische Art ‚„japonicus Temm. Schleg.‘“ könnte als selbständig aufgefalst und binär bezeichnet werden mit Rücksicht auf die ausgedehntere Laufbefiederung und die viel- fach geteilten Quertafeln auf der Vorderseite des Laufes. In meiner Arbeit im J. f. O. 17, Il stand ich noch den Nachrichten über Brüten des Steppenbussards im Sumpfwalde etwas skeptisch gegenüber, weil ich in dem falschen Glauben befangen war, es handle sich um eine Subspecies von B. buteo. Nachdem Doma- niewski hier Klarheit geschaffen hat, ferner auf Grund der aus- gezeichneten und sehr zuverlässigen Beobachtungen von Gralfs- mann an der Pina ergibt sich nun ein ganz anschauliches Bild, auf welchem der Steppenbussard im Innern des Sumpfes ausschliefslich, an den Rändern desselben aber neben dem Mäusebussard brütet, die trockenen Kiefern- wälder auf der Höhe (z. B. westlich Slonim) bewohnt anscheinend wieder nur der Mäusebussard. Grafsmann drückt sich ganz präzis aus, wenn er schreibt: „Nächst den Weihen ist der Steppen- bussard der häufigste Raubvogel. Im Gegensatz zum Mäuse- bussard, der doch besonders den trockenen Kiefernwald liebt, bevorzugt der Steppenbussard zum Horsten den feuchten Sumpf- laubwald.“ Auch Dennler fand diese Art — nicht aber den echten buteo — bei Pinsk und zwar sogar vereinzelt im Spät- herbst, er sammelte dort ein im November. Rüdiger entdeckte bei Dolsk am 6. V.17 einen Horst mit einem Ei; wir verdanken ihm auch interessante Notizen über den Herbstzug im August Journ, f, Orm, LXVII, Jahrg. Juli/Oktober 1920, 23 858 0. Graf Zedlitz: und September (Orn. Jbch. 17), ihre Wiederholung hier würde zu viel Raum beanspruchen, ich hebe nur hervor, dals ein er- legtes Exemplar nach Kleinschmidt „ein sehr charakteristiches ‚Stück von zimmermannae, schon fast zum desertorum - Typus hinneigend‘“ ist. Der Zug fand meist im August in der Richtung nach NW. (!) statt, am 7. IX. zog noch ein einzelner Vogel. Aufserdem besitzt das Berl. Mus. ein von Rüdiger bei Dolsk am 26. XI. 17 gesammeltes 9‘, welches mit seiner lebhaft rostroten Färbung besonders auf dem Oberschwanz ebenfalls zum vulpinus- Typus neigt. Die Mafse beider Stücke sind: Fl. 380 bezw. 340, Schn. 20 mm (beim letzteren). In Bialowies schofs Major Escherich am 13. IX. 16 einen B. v. intermedius. Ich fand die Form in der Lokalsammlung von Kielce vertreten und erbeutete bei Slonim © juv. am 11. VIII. 16 (Flig. 386 mm); Marx schofs einen Vogel ad. zur Brutzeit nördlich Ostrow und fand dort auch einen Horst neben mehreren vom typischen buteo. Rüdiger berichtet, dafs er den Steppen- bussard sogar noch im Gouv. Kowno gesehen habe, die Notiz datiert vom Juni, also mitten aus der Pflegezeit der Jungen, wo ein angepaarter Raubvogel doch sehr „häuslich“ zu sein pflegt. Befund: Im Sumpfwalde ein häufiger Brutvogel, welcher daneben auch in höheren Lagen vorkommt, hier aber selten, er scheint sich da gegen seinen grölseren braunen Vetter nicht be- haupten zu können, welcher seinerseits den trockenen Nadelwald unbedingt dem Sumpflaubwalde vorzieht. Vielleicht spielen auch verschiedene Ansprüche an die Nahrung bei dieser Teilung der Brutplätze eine Rolle, BD. buteo typ. ist wohl mehr auf Mäusekost angewiesen als B. vulpinus intermedius, ersterer ist eher ein Freund der Feldkultur, letzterer ein echter Einsiedler des Waldes. 87. Buteo buteo buteo L. Dobbrick O0. MB. 17, p. 34. — Gengler O. Jbch. 16, p. 78. — Gralsmann O. MS. 16, p. 232. — Puhlmann O. MS. 18, p- 207. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 180. — Schalow O. MB. 15, p. 88; O. MB. 17, p. 37: B. vulgaris — Stolz J. f. 0. 17,1, p. 373. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164; O. MB. 16, p. 167; 9.8.7 0. 17,1, p.. 103; 8 0. 17,27: 288 Kracht J. f. O. 19, p. 325 u. 331. Die systematischen Fragen habe ich im vorhergehenden Abschnitt bei B. v. intermedius behandelt und keine Veranlassung hier noch weiter darauf einzugehen. Interessant ist es aber, festzustellen, wie weit die Verbreitung des echten Mäusebussards, nach Osten reicht, denn Harterts (V. d. p. F. p. 1122) Ansicht, dafs er „in Rufsland anscheinend bis Polen, Grodno und Wol- hynien“ vorkomme, bedarf doch einer Nachprüfung auf Grund der neueren Forschungen. Fangen wir im Westen an und schreiten nach Osten fort, so ergeben sich folgende Bilder: In Polen sah ihn Lt. Schalow laut Mitteilung vom 10. IL, 15 mehrfach. te ern Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 8359 im Winter, Stolz erhielt einen typischen Buteo (9') zur Brut- zeit am 30. V. 16 aus Suwalki. Ich selbst fand ihn in 2 Ex. in der Sammlung zu Kielce vertreten und sah ihn häufig im Herbst 1914 in West- und Südpolen. Gengler erwähnt eine Be- obachtung von Sosnowo am 19. X. 15, doch kann ich im Augenblick nicht feststellen, ob der Ort noch in Polen liegt. Aus dem Gouv. Kowno liegt eine Beobachtung von Dobbrick um Mitte Mai, also der Brutzeit, vor. Puhlmann sah im Juli und August 1917 fast täglich ein Paar bei Wischnew und am 16. XIL. 17 nochmals 2 Ex., nennt aber für jene Gegend und Jahreszeit den Mauser seltener als den Rauhfufs. Lt. Schalow konstatierte im Herbst 1916 am Narosz-See ein recht häufiges Vorkommen und zwar stets in Trupps von 4—6 Stück, es handelte sich wohl hier um Durchzügler, die gelegentlich natürlich auch länger Station machten. Nach diesen neuesten Feststellungen gewinnt man den Eindruck, als sei der Mäusebussard in jenen Gegenden zwar gemein zur Zugzeit und stellenweise auch in den Winter- monaten, dagegen zur Brutzeit doch nicht so häufig, wie _ man nach Buturlin (vgl. Hartert V.d. p. F.p. 1122) annehmen sollte. Weiter östlich nimmt dann seine Zahl entschieden zu, Reichenow nennt ihn für Bialowies mit vollem Recht „den häufigsten Raub- vogel im Gebiet“, ebenso kann ich ihn für die Gegend um Slionim und Baranowitschi nur als gemeinen Brutvogel bezeichnen, auch A. Marx fand mehrere besetzte Horste im Mai 1916 nahe der grofsen Moskauer Heerstrafse. Es kann fast mit voller Sicherheit angenommen werden, dafs der bei uns so häufige Vogel auch auf der russischen Seite jenseits der Drahtverhaue nicht viel seltener gewesen sein dürfte. Grafsmann berichtet von mehreren „Bussarden“ (ob durchweg echte buteo steht allerdings nicht fest!), welche am 30. III. 16 an der Pinsker Landzunge in östlicher Richtung zogen, ihre Brutheimat ist also weiter ostwärts zu suchen. Endlich machte uns Kracht in seinem Vortrag am 7. IV. 19 über den Vogelzug bei Tschorny-Jar südlich von Zarizyn an der Wolga die sehr interessante Mitteilung, dals dort im März und April nur typische Buteo b. b. an- bezw. durch- gekommen seien, dagegen keine Buieo anceps. In der Diskussion (J. f. ©. 19, p. 331) konnte der Vortragende auf meine Frage mit Bestimmtheit versichern, dafs es sich wirklich um Mäuse- bussarde handle, da er Belegexemplare in Händen gehabt hatte. Die Verbreitung reicht also ostwärts mindestens bis an die Wolga, wahrscheinlich noch weiter, denn die bei Tschorny-Jar durch- ziehenden Vögel dürften stromaufwärts sich auf beiden Ufern der Wolga verteilen. Dafs hier Buteo vulpinus intermedius nicht auf dem Zuge erscheint, ist leicht erklärlich, da seine Verbreitung als spezieller Sumpfbewohner ja eine sehr lokale ist und er wohl auf dem kürzesten Wege zum Schwarzen Meer zieht, z. B. aus der Polesie am Pripjet und Dnjepr abwärts; seine Winterreise dürfte sich dann auch erheblich weiter ausdehnen 23* 860 Ö. Graf Zedlitz: als beim Mäusebussard, der am Kaspischen und Schwarzen Meer überwintert. Auch hier liegt ein tiefer Gegensatz zwischen der Gruppe vulpinus und buieo, erstere sind echte Zugvögel, letztere nur Strichvögel, soweit sie nicht gar zu den Standvögeln zu rechnen sind. Auch bei Slonim kamen vereinzelte Exemplare noch im Winter vor, so ein fast weilses Q@ ad. meiner Sammlung, das am 27. XII. 16 erlegt wurde. Sonst sind mir Stücke der ganz hellen Varietät, wie ich sie z. B. in Meklenburg auf dem Herbstzuge regelmäfsig angetroffen habe, in West-Rufsland ganz selten vorgekommen. Befund: Zur Zugzeit nirgends selten, als Brutvogel in Polen und Littauen auscheinend spärlicher, in Bialowies und an der Schara häufiger; bevorzugt den Nadelwald auf trockenem Boden, meidet den eigentlichen Sumpf. Ostwärts reicht die Verbreitung anscheinend bis über die Wolga. 89. Archibuteo lagopus lagopus Brünn. Dennler Falco 17, p. 3, „Natur“ 18/19, p. 46. — Gengler O. Jbch. 16, p. 78. — Grafsmann O. MS. 16, p. 231; J.f. O. 18, p- 300; 0. MS. 19, p. 5l. — Puhlmann O. MS. 18, p- 207. — Reichenow , ‚Bialowies“ 18, p. 180. — Schalow O. MB. 17. p. 38. — Schlüter Falco 16, p. 38. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 287. Keiner von allen Beobachtern konnte ein Brüten des Rauh- fulsbussards als sicher oder auch nur als wahrscheinlich melden, dagegen liegen zahlreiche Beobachtungen über den Zug und Winteraufenthalt vor. Grafsmann sah allerdings im Sommer einen Bussard, der ihm für B. vulpinus intermedius zu grols er- schien, doch vermochte er ihn nicht sicher anzusprechen, und meint, es könne sich auch um B. ferox handeln. . Dennler sammelte im Dezember ein 2 und beobachtete, dafs der Rauh- fuls Rebhühner raubte, was ich übrigens bestätigen kann: Ich sah wiederholt im Winter 1916/17, wie er an verlassenen Ge- höften den dort Schutz suchenden Hühnern auflauerte, deren Zahl sich dann auch schnell verringerte. Ich stelle hierunter die Daten zusammen, welche von den einzelnen Autoren ange- geben werden: Pripjet-Gebiet, Frühjahrszug: Beginn 19. III. 16, dann 24. IIL, Richtung Ost; Herbstzug: Beginn September, Anfang Oktober ; ab Dezember am häufigsten (Gralsmann); Slonim, Oktober bis März (Zedlitz). Bialowies, zuerst gesehen 5. XI. 16, zuletzt 3. IV. 17, be- sonders zahlreich Ende Februar und Anfang März 17 (Reichenow). Wischnew südöst. Wilna, mehrfach gesehen 4. XII. 17—4.1. 18 (Puhlmann). Narosz-See, November 16 wiederholt gesehen (Schalow). Smorgon, 10. XI, 16 wurde 1 Ex, erlegt (Schlüter). Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 861 Polen östlich der Weichsel, im Dezember 15 häufig be- obachtet (Gengler). Befund: Regelmäfßsiger Wintergast und Durchzügler im ganzen Gebiet. 90. Aquila chrysaetos chrysaetos L. Gralsmann J. f. O. 18, p. 300. — Pax „Tierw. Polens“ II. Aufl, p. 254. — Zedlitz O. MB. 16, p. 164, J. £. 0.17, II, p. 288. Zur Brutzeit kommt der Steinadler anscheinend nicht vor, auch im Herbst und Winter ist er eine recht seltene Erscheinung. Gralsmann konnte ihn mit Sicherheit im Januar am Luderplatz ansprechen, es sollen sich dort oft sogar 3 Ex. gezeigt haben. Am 15. IX. 16 wurde ein junger Vogel bei Baranowitschi erlegt, wie mir ein ganz zuverlässiger Gewährsmann, Hpt. Schneider, mitteilte. Nachrichten über das Vorkommen von Steinadlern müssen nach meinen Erfahrungen mit Sorgfalt nachgeprüft werden, ehe man sie als Material verwenden kann. Die Behauptung Floerickes, dafsder Steinadler noch jetztin den Wäldern bei Skierne- wice horste, verweist Pax ins Reich der Fabel, Befund: Kommt aufserhalb der Brutzeit gelegentlich in der Polesie vor. 91. Aquila heliaca heliuca Sav. Grafsmann J. f. O. 18, p. 300: A. melanaetos. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164: A. imperialis. Im August 1915 konnte Grafsmann 5 Kaiseradler unweit Wladimir Wolhynsk erkennen, ein jüngeres Exemplar wurde auch gleichzeitig erlegt. Mehrfach wurden noch im Herbst wie Frühjahr grofse Adler gesichtet, deren Artzugehörigkeit sich jedoch nicht mit Sicherheit feststellen liefs, die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dafs es Kaiseradler waren. Grafsmann vermutet sogar, dafs sie in der Gegend oder doch nicht in allzu grofser Entfernung brüteten. In Bialowies glaubt Förster Löns am 31. IIL 17 ein Exemplar erkennt zu haben. In der Sammlung zu Kielce fand ich einen alten ausgefärbten Vogel, der im Januar 1913 bei Malogocz westlich Kielce erlegt worden ist. Befund: Nicht ganz selten im Frühjahr und Herbst durch- ziehend, vielleicht im südlichen Teil der Polesie auch Brutvogel. 92. Aquila clanga Pall. Gralsmann O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p. 300; O. MS. 17,p. 79; O. MS. 19, p. 73. — Schelcher V. O. G. B. XIV, p. 30.— Zedlitz, OÖ. MB, 15, p. 135. Anscheinend kommt der Schelladler nur im südlichen Teil der Polesie, etwa von der Pinsker Landzunge an, vor und berührt nördlichere Landstriche im allgemeinen auch nicht gern auf dem Zuge. Reichenow bemerkt ausdrücklich, dafs er in 862 d. Graf Zedlitz: Bialowies nicht festgestellt werden konnte, von den anderen Be- obachtern in den nördlichen Gebieten wird er nirgends erwähnt. Hartert (V. d. p. F. p. 1103) sagt allerdings, dafs er in geringer Zahl noch in Livland vorkomme. Demgegenüber gehört er nach Grafsmann im Gebiet der Pina, also in der südlichen Polesie, zu den häufigsten Raubvögeln während der Zugzeit, wo er täglich zu sehen ist, und aufserdem zu den regelmälsigen, nicht seltenen Brutvögeln. Als Datum der Ankunft nennt Autor den 6. IV. 16, später fand er 2 Horste im Laub-Urwald in 10—13 m Höhe mit ca. 11/;, m Durchmesser. Am 14. VII. wurde ein fast flugbarer junger Adler ausgenommen. Im nördlichen Teil des grofsen Sumpfes habe ich den Schelladler nie mit Sicherheit erkannt, mufs aber bekennen, dafs eine Unterscheidung von Schell- und Schreiadler auf grofse Entfernung mir kaum möglich erscheint. Am 15. IV. 15 sah ich bei Wloszczowa in Südpolen wahr- scheinlich einen A. clanga ziehen, wage aber nich mit Bestimmtheit zu behaupten, dafs es einer war. Schelcher. glaubt ihn am 1. V. 17 in Ost-Galizien erkannt zu haben. Befund: Kommt nur im südlichen Teil des Sumpfes, etwa von der Pinsker Landzunge an, vor, dort aber sehr häufig zur Zugzeit und regelmälsig auchaals Brutvogel. 93. Aquila pomarina pomarina Brehm. Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Zedlitz O. MB. 15, p.. 1365 3.8.0. 17, I, p. 105; 3.:6:0: 17, IL 22288; Es erscheint höchst interessant und verdient, hervorgehoben zu werden, dafs der Schrei- und Schelladler sich in ihren Brut- gebieten im westlichen Rufsland streng ausschliefsen. Reichenow bei Behandlung der Vögel von Bialowies hat schon darauf hin- gewiesen, wenn er (p. 180) schreibt: „Der Schreiadler ist be- sonders im April und Juni beobachtet und mehrfach erlegt worden. Ausdrücklich mufs hervorgehoben werden, dafs alle bisher in Bialowies erlegten Adler der westlichen Form, dem Schreiadler, nicht, wie man vermuten sollte, der grölseren öst- lichen Form, dem Schelladler, angehören.‘ Ebenso habe ich selbst nur den Schreiadler in Polen und dem nördlichen Teile der Polesie gefunden. Anfang Mai 1915 war eln Paar regelmälsig im Forst von Oleczno bei Wloszczowa (Südpolen) zu sehen und dürfte dort seinen Horst gehabt haben. Im Frühjahr und Sommer 1916 traf ich diesen kleinen Adler mehrfach in der Gegend von Slonim an, teils im Laubholz, teils im Mischwalde, aber stets in gut gewachsenen alten Beständen, nicht im busch- artigen Sumpfwalde. Am 5. V. 16 kam ich an der Mündung des Oginsky-Kanals in die .Schara zufällig dazu, als ein jüngerer Herr des Regiments mit dem Dienstgewehr einen Schreiadler im Fluge herunterholte, nach den sehr kleinen Mafsen handelte es sich um ein 91, die Färbung war tief dunkelbraun. Vergleicht man die Beobachtungen aus Bialowies, Slonim und der Gegend Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 868 von Tuchowitschi im nördlicher Sumpfgebiet mit den Feststellungen von Gralsmann im Süden der Pinsker Landzunge, wo er aus- schliefslich den Schelladler fand, diesen aber relativ recht häufig, so müssen wir zu dem Schlufs kommen, dafs beide Arten sich wenigstens in West-Rufsland geographisch vertreten. Hartert führt allerdings in V.d. p. F. verschiedene Landstriche als Brut- gebiet sowohl von A. clanga wie von A. pomarina pomarina an; er nennt bei ersterem (p. 1103) „Rufsland, in geringer Anzahl bis Livland, Galizien, Polen, Ungarn“, bei letzterem (p. 1106) „die russischen Ostsee-Provinzen und Polen durch Rufsland und Osterreich-Ungarn“. Es wäre eine dankbare Aufgabe, die älteren diesbezüglichen Angaben und das Material in den Museen einmal daraufhin nachzuprüfen, ob es sich bei den angegebenen Land- strichen auch wirklich um Brutvögel oder doch zur Brutzeit er- legte Exemplare ad., die ja gut kenntlich sind, handelt. Vielleicht ergiebt sich dann das Resultat, dafs beide Arten getrennte Brut- gebiete haben und sich nur zur Zugzeit oder im Winter gegen- seitig „besuchen“, es wäre also in diesem Falle richtiger, sie als Subspecies aufzufassen. Entscheiden kann ich z. Z. diese Frage natürlich nicht, möchte aber auf sie aufmerksam machen. Befund: Nicht seltener Brutvogel im nördlichen Sumpfgebiet, vereinzelt auch in Polen. ‚94. Milvus milvus milvus L. Dobbrick O. MB. 17, p. 34. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 301. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Zedlitz J. f. O. 17,.31.-.p.287. Am häufigsten scheint der Gabelweih noch in Bialowies vorzukommen, Reichenow kann von 3 am 30. IV., 2. und 3. V. dort erlegten Exemplaren berichten und hinzufügen, dafs er auf dem Durchzuge häufiger erschien. Dobbrick sah ihn im Süden des Gouv. Kowno nur einmal Mitte Mai; Grafsmann beobachtete im August 1915 bei Wladimir Wolhynsk eine Familie von 4 Köpfen, nennt ihn aber im allgemeinen einen der selteneren Raub- vögel. Ich mufs mich ihm vollkommen anschliefsen, da ich nur für den 26. V. 16 ein im Walde ca. 10 klm. östlich Slonim er- kanntes Stück notieren konnte. Also unter die häufigen Er- scheinungen in West-Rufsland kann man den schönen Vogel nicht zählen, seine östliche Verbreitungsgrenze liegt nach Hartert (V. d. p. F. p. 1168) am Djnepr sowie in dem Gouv. Tula und Orel. Befund: im ganzen Gebiet spärlich vertreten. 95. Milvus migrans migrans Bodd. Grafsmann O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p. 301: M. korschun; O. MS. 19, p. 73. — Neumann J. f. O. 18, p. 238: M. ater — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 373. — Zedlitz O0. MB, 16, p. 179; J. £. 0.17, LI, pP. 287. 364 Ö. Graf Zedlitz : Der schwarze Milan ist wesentlich gemeiner als sein rot- brauner Vetter. An der Pina sah Grafsmann den ersten schon am 28. III. 16, am 30. 11l. zog wieder einer, am 9. IV. war starker Zug. Im allgemeinen war dieser Milan dort zur Zugzeit häufig, daneben konnte auch sein Brüten von dem unermüdlichen Beobachter festgestellt werden: der Horst stand auf einer kleinen, im ungangbaren Moore liegenden Birkeninsel, auf welcher noch ein Turmfalke und 5 Graukrähenpaare nisteten. In der Gegend von Tuchowitschi im nördlichen Sumpfgebiet sah ich den Milan gleichfalls zur Brutzeit Anfang Mai kreisen und nehme als sicher an, dafs er dort horstete. Für Bialowies nennt ihn Reichenow ziemlich häufig, doch wurde dort sein Ein- treffen erst Ende April festgestellt, also einen Monat später als an der Pina (wieder ein Fingerzeig, dafs hier eine bevorzugte Zugstrafse vorbeiführt). Für das östliche Galizien nennt Grafs- mann den „M. korschun“ den „häufigsten Raubvogel.“ Auch in Polen ist er gemein: Neumann erwähnt ihn aus diesem Grunde und berichtet von mehreren Paaren, welche im Wäldchen von Bielany bei Warschau horsteten. Stolz sah regelmäßig ein Paar an der Weichsel unterhalb Bielany. Im Gegensatz zu den meisten gröfseren Raubvögeln bevorzugt M. migrans nicht zu- sammenhängende Forsten und Althölzer, sondern siedelt sich gern in kleinen Wäldchen an, dabei auch mit schlechten Be- ständen vom Mittelwald-Charakter vorlieb nehmend. Befund: im Sumpfgebiet nicht seltener Brutvogel, zur Zug- zeit häufig; in Polen und Ost-Galizien recht gemein. 96. Haliaetus albicilla L. Gralsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 301; O. MS. 19, p. 73. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Schlüter Falco 16, p. 34. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164; O. MB. 16, p. 167; J. £. 0. 17, I, p. 105; J. £. O. 17, II, p. 288. Nach den Mitteilungen über das zahlreiche Vorkommen des Seeadlers in den südungarischen Sümpfen zur Zeit, als diese noch in ihrer grofsen natürlichen Ausdehnung existierten, sowie über sein noch häufiges Auftreten in der uördlichen Dobrudscha und dem Donau-Delta sollte man meinen, dafs er im riesigen Pripjet-Sumpf mit seinen scheinbar idealen Lebensbedingungen dem aufmerksamen Beobachter fast täglich vor Augen kommen mülste. Dies trifft jedoch keineswegs zu: die Zahl der Brutpaare scheint sehr beschränkt zu sein, und auch aufserhalb der Horst- zeit ist es gewissermalsen ein Ereignis, wenn sich der mächtige Adler irgendwo zeigt. Allerdings hält er sich gern längere Zeit an einer ihm zusagenden Stelle auf, auch im Spätsommer, Herbst und bis in den Winter hinein; jüngere noch nicht geschlechts- reife Vögel hängen oft ziemlich treu an ihrem Stand den ganzen Sommer durch, wenn man sie in Ruhe läfst. Diese Beobachtung Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 865 habe ich unter anderem auch in den grofsen schlesischen Teich- revieren des Kreises Militsch gemacht. Folgende Berichte über das Vorkommen in West-Rufsland müssen unter dem Gesichtspunkt bewertet werden, dafs der riesige Vogel kaum übersehen worden ist, wenn er sich irgendwo zeigte. Nach Reichenow wurde durch Major Escherich ein Ex. in Bialowies erlegt, ich selbst beobachtete am 2. und 3. XII. 15 ebenfalls dort einen nicht mehr ganz jungen Vogel, der nach Aussage des Revierförsters sich schon einige Zeit in dem Distrikt aufbielt. Er war nicht sehr scheu und stiefs vor meinen Augen auf ein abspringendes Reh, ohne es jedoch zu schlagen, ich hielt es mehr für Spielerei. Schlüter beobachtete im Oktober 1915 einen Seeadler mehrfach nördlich Smorgon, am 30. VII. 16 hörte er, das einer erlegt worden sei. Grafsmann berichtet unterm 9. IV. 16, dafs zur Zugzeit der stolze Vogel hin und wieder an der Pina sich sehen liefs, auch ein altes weilsschwänziges Exemplar sich bis Anfang Mai in der Gegend herumtrieb, doch konnte er keine Brut feststellen. Ich meinerseits glaube mit Bestimmtheit, dafs in meinem Beobachtungsgebiet an der oberen Schara bei Tuchowitschi ein Paar horstete, denn die Vögel waren fast täglich auf den grofsen sumpfigen Wiesenflächen nahe der Mündung des Oginsky-Kanales zu sehen und hielten stets unge- fähr den gleichen Wechsel, welcher über die russische Stellung in den dahinter liegenden Wald führte. Durch einen zum Schutz des noch recht guten Elchbestandes abkommandierten Jäger wurde das g‘ am 2. V. 16 erlegt, es befindet sich Dank der Liebenswürdigkeit des Jagdherren und Divisionskommandeurs in meiner Sammlung. Der Schwanz ist fast ganz weils, nur die Steuerfedern tragen noch braune Säume. Kurz darauf sandte mir A. Marx ein Bild wit einem von ihm präparirten Heliaötus, der etwas weiter nördlich an der grofsen Moskauer Strafse ge- schossen war. Ein drittes Exemplar kam im August desselben Jahres bei Baranowitschi zur Strecke. Ich denke mir, dafs das Sumpfgebiet doch nicht reich genug an grofsen Fischen ist, um eine gröfsere Anzahl dieser Fischräuber reichlich zu sättigen. Die Schara, Myschanka und Nebenflüsse bergen ja eine Menge Hechte, Schleien und einzelne Welse von ganz achtbaren Dimen- sionen, beim Pripjet und seinen Zuflüssen dürfte dasselbe der Fall sein, aber im fliefsenden Wasser sind sie selbst für das scharfe Adlerauge doch nicht immer zu finden, und, wenn sie tief stehen, auch überhaupt nicht erreichbar. Der eigentliche Sumpfwald trocknet aber im Spätsommer mehr oder weniger aüs und bietet abgesehen von dem geringen Fischreichtum auch ein wenig günstiges, weil ganz unübersichtliches Jagdfeld. Ich traf auch die Seeadler stets dort an, wo die Schara durch offenes wiesenartiges Gelände flofs. Befund: Im ganzen Gebiet zur Zugzeit nicht ganz selten, als Brutvogel spärlich vertreten. 866 0. Graf Zedlitz: 97. Pandion haliaetus haliaetus L. Grafsmann J. f. O. 18, p. 301. Offenbar ist der Fischadler eine äufserst seltene Erscheinung. Nur Grafsmann erwähnt ihn für die Gegend an der Pina, aber auch nicht auf Grund eigener Beobachtung sondern der Mitteilungen seines getreuen Nikita. Da derselbe den ‚„Weifsbauch“ in seiner Fangmethode genau schilderte, kann sein Zeugnis als glaubwürdig bewertet werden. Bei Mitteilungen über Erlegung kommen an- scheinend Verwechselungen mit dem Schlangenadler vor, es muls also eine Nachprüfung durch Kenner stattfinden, ehe man solche Nachrichten als wissenschaftliches Material benutzen kann. Befund: Sehr selten an a zur Zugzeit oder auch im Sommer. Falco peregrinus peregrinus Tunst. 9 : Falco peregrinus leucogenys Brehm. Gralsmann O. MS. 16, p. 232; J. f. O. 18, p. 302. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 180. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164; J. f. O. 17, II, p. 288: F. p. calidus. Vorläufig wage ich die Frage nicht zu entscheiden, ob der Brutvogel West-Rufslands zur Form „peregrinus typ.“ oder zur östlichen „leucogenys Br.“ gehört. Dafs letztere zur Zugzeit und im Winter häufig bis nach Ost-Deutschland kommt, ist bekannt, ich besitze z. B. aus Schlesien nur leucogenys, keinen echten peregrinus. Je weiter man nach Osten kommt, desto zahlreicher wird natürlich leucogenys als Gast und Durchwanderer, von sicheren Brutvögeln liegt mir aber leider kein Exemplar aus der Polesie vor, ich kann also nicht behaupten, dafs er hier schon brütet. Hartert vermutet, dafs im Osten das Brutgebiet des peregrinus typ. bis zum Ural reiche, dies erscheint mir bei der Seltenbeit dieser Form und der relativen Häufigkeit von leucogenys aulserhalb der Brutzeit in Ost-Deutschland doch recht fraglich. Vielleicht ist im Sommer 1918 noch ein Brutvogel in Bialowies erbeutet worden, dessen genaue Untersuchung diese Frage klären würde DBei den Durchzüglern handelt es sich ohne Zweifel in der Regel um leucogenys. Ein Stück in der Sammlung zu Kielce, erlegt 1914 bei Jendrezejow (Süd-Polen), gehört zu dieser Form. Gralsmann sah mehrfach Wanderfalken an der Pina durch- ziehen zwischen dem 6. und 9. IV. 16, aber stets blieben sie vereinzelt. In den Jahren 1916 und 1917 hatje ein Paar in der Ge- gend gebrütet, beidemal in alten Kiefernbeständen, davon einmal in einem Storchnest. Auch Reichenow berichtet von einem Horst, der auf einer hohen Kiefer stand, welche leider umstürzte, sodaßs die Jungen erschlagen wurden. Für Bialowies nennt er diese Art als die häufigte unter den Edelfalken. Puhlmann erkannte einen Wanderfalken am 15. VII. 17 bei Wischnew südöstl. Wilna. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 8367 Ich selbst habe ihn einige mal im Verlaufe des Sommers gesehen aber keine Bruten feststellen können. Befund: Brutvogel und Zuggast im ganzen Gebiet, an- scheinend nur in Bialowies häufiger, sonst eher spärlich vertreten. 99, Falco subbuteo subbuteo L. Dennler Falco 17, p. 8. — Dobbrick O. MB. 17, p. 34. — Grafsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 302. — Puhlmann O0. MS. 18, p. 207. — Reichenow „Bialowies“‘ 18, p. 180. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 2. — Stolz J. f. ©. 17,1, p. 373. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 288. Weit verbreitet und an manchen Örtlichkeiten recht häufig ist der Baumfalk. Letzteres gilt von der Gegend an der Pina, wo Gralsmann im August und September allabendlich das schöne Schauspiel geniefsen konnte, bis zu !/, Dutzend gleichzeitig auf der Schwalbenjagd zu beobachten. Diese Jagden und Flugspiele wurden noch im Mondschein bis in die Nacht hinein fortgesetzt. Dennler sammelte im September ein 0° gleichfalls im Pripjet- Sumpf und Rüdiger 3 Gelege zu 2 bezw. 3 Eiern auf der Dolsker Feldmark am 1. bezw. 14. VI. und 12. VII. 17. Im nördlichen Sumpfabschnitt fand ich den eleganten Flieger verhältnismäßig seltener, im Juli und August 1916 wurden 2 Ex. erlegt. . Reichenow erwähnt ihn für Bialowies ohne Angabe von Einzel- heiten, sein Eintreffen dort wurde am 23. IV. notiert, während Grafsmann schon am 9. IV. 16 den ersten an der Pina ziehen sah. Dobbrick beobachtete ihn häufiger im Gouv. Kowno und fand am 21. VI. 16 einen besetzten Horst auf einer Fichte. Bei Wischnew zeigte sich im Juli 1917 häufig ein Paar, wie Puhlmann mitteilt. Auch aus Polen liegen eine Reihe von Meldungen vor, welche wir Stolz verdanken: 9‘ aa. bei Suwalki im Juni 1916; ebenfalls bei Suwälki am 20. VIII. 16 ein Pärchen noch am Horst ; am 19. V. 16 ein Paar am Narew oberhalb Lomza; am 18. IX. 16 fütterten beide Alten ihre schon flüggen Jungen bei Sandomierz in Süd-Polen. Es ist charakteristisch für den Baumfalken, dafs die Familie oft bis in den Herbst hinein fest zusammenhält. ‘Befund: Brutvogel im ganzen Gebiet einschl. Polen, stellen- weise in der südlichen Polesie häufig. 100. Falco columbarius aesalön Tunst. Gralsmann J.f. O. 18, p. 302; O. MS. 19, p. 51. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 289: F, c. regulus Pall. Der Merlin erscheint nach Grafsmann um die Mitte des September, der Durchzug dauert bis in den Oktober, nur ver- einzelte Exemplare überwintern im Pripjet-Gebiet. Im Jahre 1916 erschien er häufiger als 1917. Ich sah ihn mehrfach bei Slonim im August und September 1916. Befund: Erscheint unregelmäfsig im Früherbst in der Polesie, überwintert dort nur ausnahmsweise. 868 0. Graf Zedlitz: 101. Cerchneis vespertina vespertina L. Gralsmannn J. f. O. 18, p. 302. — Zedlitz J. f. O, 17, 1, p. 104; J. £ ©. 17,11, p. 289. Es ist eine Eigentümlichkeit des Abendfalken, in gröfserer Geselschaft zu ziehen, dafür spielt sich die Durchreise am ein- zelnen Ort aufserordentlich schnell, meist innerhalb ganz weniger Tage, ab. Es kann deshalb sehr leicht vorkommen, dafs ein Beobachter, welcher nicht täglich draufsen ist, von dem ganzen Zuge nichts bemerkt, weil er gerade an dem Tage, wo die Falken durchkommen, dienstlich verhindert oder sonst andersweitig be- schäftigt ist. So erkläre ich es mir, dafs nur Grafsmann und ich den hübschen so leicht kenntlichen Falken angetroffen haben, die andern Autoren ihn aber nicht erwähnen. Ich selbst ver- » mochte nur einen Zugtag zu notieren, es war der 11. V. 16, an welchem ein gröfserer Schwarm von 40—50 Ex. unweit Slonim durchkam. Es wurden 2 010‘ davon als Belegstücke gesammelt, deren Flügelmafs etwas unter der vonHartert angegebenen Mini- malgrenze von 242 mm bleibt, sonst sind sie aber ganz typisch. Ähnliche kleine Ex. kommen auch auf dem Zuge in Schlesien vor. Grafsmann berichtet von mehrfacher Beobachtung und FErlegung während des Frühjahrszuges, gibt jedoch kein genaues Datum an. In Ost-Galizien und der Bukowina fand er ihn im Sommer 1915 brütend, in der Polesie jedoch nur auf der Durchreise. Befund: passiert das Sumpfgebiet auf dem Zuge Mitte Mai, 102. COerchneis tinnunculus tinnunculus L. Dobbrick ©. MB. 17, p. 34. — Gengler O. Jbch. 16, p. 78: Falco t.t. — Gralsmann O. MS. 16, p. 231; J. f. O. 18, p. 302. — Puhlmann O. MS. 18, p. 207. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 180. — Rüdiger A. f. N. 15, p. 18; Zschft. f£e O.u.O©. XXIV, p. 2: Falco i. — Schalow Or MB. 15, p. 88. — Schelcher V.O.G.B. XIV, 1, p. 30: Falco t. t. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 373. — Zedlitz O. MB. 15, p. 134; J. f. O. 17,4, p. 105; J. f. O. 17, II, p. 298. Wegen „Zinnunculus“ statt „tinnuncula“ vgl. Reichenow J. f. O. 16, p. 347 unter No, 206. Ist auch der muntere Turm- falk überall im ganzen Gebiet verbreitet und an geeigneten Stellen Brutvogel, so stimmen doch alle Autoren in dem Urteil überein, dafs er nirgends annähernd so häufig auftritt wie an geeigneten Stellen Deutschlands oder des östlichen Frankreichs. Er wird er- wähnt : von Dobbrick für das Gouv. Kowno, von Puhlmann für die Gegend von Wischnew als häufig im Juli-August, von Rüdiger als vereinzelt in Kurland, Station Gluden, gesehen, aufserdem als Brutvogel bei. Dolsk, wo im Mai/Juni 17 auch drei Gelege gesammelt wurden, von Reichenow als Brutvogel in Bialowies, desgleichen als Brutvogel für die Gegend von Slonim und von Tuchowitschi von mir, für den Pina-Distrikt von Graflsmann; für Polen bezeichnet ihn Stolz ausdrücklich als ziemlich selten, in | Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 869 Ost-Galizien traf ihn Schelcher einige mal im Sommer und Früherbst 1917. Nur ausnahmsweise scheint er zu überwintern im Gegensatz zu Schlesien, wo er neuerdings auch im Winter eine nicht seltene Erscheinung ist. In Bialowies wurde am 3. XII. 15 ein Q' ad. erlegt, W. Schalow berichtet im Februar 1915 von Turmfalken im mittleren Polen, das ist alles. Demgegenüber betont Gengler ausdrücklich, dafs er vom Oktober 1915 an keinen mehr in Polen und den östlich angrenzenden Landstrichen gesichtet habe; auch Schelcher fand ihn in Ost- Galizien nach dem September 1917 nicht mehr. Über das Eintreffen im Frühjahr kann ich folgende Daten zusammenstellen: "Bialowies Ankunft 1. bezw. 5. IV. 16 (Reichenow), Slonim k ersten Apriltage 16 (Zedlitz), an der Pina „, 17. III. der erste, 20. III. wieder einer, 24. III. einige, 30. III. 16 mehrere (Grafsmann), Ost-Galizien Ankunft 27. III. 17 (Schelcher), Süd-Polen % 1. IV. 15 (Zedlitz). Also auch hier wieder der weitaus früheste Termin an der Pina festgestellt! Befund: Brutvogel im ganzen Gebiet, doch meist nicht sehr gemein, überwintert nur ausnahmsweise, viel seltener als in Ost-Deutschland. Von keiner Seite wird der Rötelfalk (Cerchneis naumanni Fleisch.) erwähnt, ich kann ihn also nicht in diese Liste aufnehmen, obgleich durch ältere Literaturstellen sein Vor- kommen in den Wäldern östlich von Warschau auch heute noch wahrscheinlich gemacht wird. 103. Bubo bubo subsp. Dennler „Natur“ 18/19 p. 47. — Grafsmann O0. MS. 17, p- 80; J. f. O. 18, p. 302; O. MS. 19, p. 73. — Puhlmann O0. MS. 18, p. 208. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. Leider habe ich keine Gelegenheit gehabt, einen im Pripjet- Gebiet erlegten Uhu zu untersuchen, es bleibt also zunächst die Frage offen, ob die typische Form noch soweit nach Süd- osten vordringt, oder hier schon eine andere Subspecies vorkommt. Am ehesten wäre wohl B. b. ruthenus But. u. Zhitkow hier zu erwarten, doch sind Hypothesen mülsig, so lange kein Material vorliegt. Nach Reichenow sind in Bialowies, wo der Uhu keine Seltenheit ist, ein @ im Januar und ein o' im März 1917 im Eisen gefangen worden, ich weils aber nicht, ob diese wertvollen ‚Belegstücke gebalgt worden sind und wo sie sich zur Zeit befinden. Sehr hübsche biologische Notizen verdanken wir wieder ‚dem trefflichen Beobachter Grafsmann, nach ihm ist die schöne grofse Eule in den Waldungen an der Pina nicht selten, den ‘Ruf hörte er zuerst Anfang April, nach einiger Zeit trat eine längere Pauss ein, von Mitte Juni an antworteten sich dann wieder Alte und Junge und liefsen sich den Sommer über fleilsig vernehmen. In jener Gegend soll der Uhu stets am 370 Ö. Graf Zedlitz: Boden brüten. Bekanntlich ruft er auch aufserhalb der Zeit des engen Familienlebens oft und gern, wenn das Wetter ihm zusagt; so wurdeer im Herbst und Winter in Bialowies wiederholt gehört, auch Puhlmann vernahm das charakteristische tiefe „bu bu‘“ im November. Da der Vogel auch im Urwalde sehr scheu und heimlich ist, bekommt man ihn nur durch einen glücklichen Zufall zu Gesicht, ein besonderes Pech gehört aber schon dazu, ihn auch niemals gehört zu haben, wie es mir ergangen ist, obgleich ich in der Morgen- und Abenddämmerung doch unzählige mal draufsen gewesen bin. Ich zweifle nicht daran, dafs auch in meinen Beobachtungsgebieten ebenso wie sonst überall im Sumpfwalde der Uhu vorkommt, aber in meiner Nähe hat er sich nie bemerkbar gemacht, ebenso wie seine Vettern in Nord-Afrika und dem Sinai mich mit konstanter Bosheit ge- mieden haben. Befund: Verhältnismäfsig nicht seltener Standvogel im Sumpfwalde einschl. Bialowies und Litauen (Wischnew). 104. Asio otus otus L. Dennler Falco 17, p. 3; „Natur“ 18/19, p. 47. — Gengler . ©. Jbch. 16, p. 78. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 302. — Puhlmann O. MS. 18, p.208. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 181. — Rüdiger Zschrft. f. O. u. 0. XXIV, p. 2. — Zedlitz O, MB. 15, p. 164; J. f.. O. 17, II, p. 289. Wenn man die einzelnen Berichte zusammenfalst, so ge- winnt man den Eindruck, dafs die Waldohreule zur Brutzeit im allgemeinen nicht häufig ist, besonders im eigentlichen Pripjet- Sumpf, im Winter dagegen wurde sie zahlreicher beobachtet, es handelte sich da also wohl um Gäste aus dem Norden und Osten. Im Norden bei Wischnew fand Puhlmann sie „sehr häufig“; Reichenow nennt sie „die häufigste Eule im Walde“, fügt aber hinzu, dafs eine Reihe von Stücken im Januar und Februar ge- fangen worden seien, es handelt sich hier also schon um Winter- gäste. Ebenso berichten Dennler und Gengler von Stücken, die im Pripjet-Sumpf im November und Dezember bezw. bei Brest- Litowsk im Februar in ihre Hände kamen. Grafsmann fand am 8. VIII. 17 einen Horst mit einem halbflüggen Jungen, bezeichnet sie aber im allgemeinen als selten. Rüdiger sammelte bei Dolsk 1 Einzelei und 2 Gelege am 10. bezw. 11. IV. und 11. V. 17. Ich habe bei Slonim genau den entsprechenden Ein- druck gewonnen, zur Brutzeit war sie nur in den Feldhölzern auf dem westlichen Ufer der Schara anzutreffen und zwar sehr spärlich, dagegen überwinterten ganze „Kolonien“ in Parks und ähnlichen Örtlichkeiten, wo sie mit der Zeit ganz vertraut wurden und sich auch auf nahe Entfernung photographieren liefsen. Im März verschwanden sie wieder. Befund: Im Norden zur Brutzeit häufiger als im Süden, hier dagegen stellenweise in gröfserer Zahl überwinternd. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 871 105. Asio flammeus flammeus Pont. Bacmeister Falco 16, p. 41. — Cordes Zeitsch. f. O. u. O. XXIV, p. 59: A. accipitrinus. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 303: A. accipitrinus;, O. MS. 19, p. 51. — Reichenow „Bialowies‘ 18, p. 181: A. accipitrinus. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 2: A. accipitrinus. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 290. Mit der Sumpfohreule verhält es sich umgekehrt wie mit Asio otus, im allgemeinen ist sie im Norden seltener, im Süden häufiger. Reichenow nennt sie zwar „wesentlich seltener“ als jenein Bialowies, doch wurden dort immerhin mehrere Stücke erlegt. Dagegen ist sie im Beobachtungsgebiet von Gralsmann ein ge- . wöhnlicher Brutvogel und besonders zahlreich im September. Um diese Zeit konnte der Autor ihre Flugspiele bewundern und sah bis zu 10 Stück beisammen. Am Brutplatz stölst sie mit grofser Dreistigkeit auf den Menschen unter bellendem Angstruf. Ich beobachtete den ersten Balzflug schon am 16. IV. 16 bei Skobjelew -Lager westlich Baranowitschi, auch bei Tuchowitschi kam sie mir zu Gesicht. Bacmeister fand ein totes Exemplar in Wojciechow, Gouv. Ljublin, Cordes 2 Gelege am Disna- See Ende April 17, Rüdiger 5 Gelege und 1 Ei bei Dolsk, wo sie sehr häufig war. Wenn Reichenow 1918 den Namen A. accipirinus benutzt, so setzt er sich in Gegensatz zu seinen Ausführungen J.f. 0.16, p. 348, wo „flammeus‘‘ die Priorität zuerkannt wird. Befund: Brutvogel im ganzen Sumpfgebiet, im Süden häufiger. 106. Syrnium uralense uralense Pall. Zealitz. ©. MB. 16,95 167; .J. £,.0.717,°1, p. 1055 I. £ ©. 22,11, pi 289. Als Ersatz für den Uhu, der sich mir nie zeigte, kann ich wenigstens vom Uralkauz berichten. Am Potocki-Damm, wo er sich in 5 Klm. Länge durch den Sumpfwald von Tuchowitschi nach Süden zieht, war im Mai 1916 nicht selten ein Paar dieser grofsen langschwänzigen Eule zu sehen, wenn man in der Dämmerung vom Schnepfenstrich heimkehrte. Rittm. v. Hagen, dessen Blockhaus mitten in diesem Abschnitt lag, beobachtete den seltenen Vogel, dessen Silhouette ihm sofort auffiel, sehr häufig, ohne ihm ein Leid anzutun. Man erzählte mir auch, dafs im Winter 1915/16 ein Exemplar erlegt worden sei, dies war, wenn ich mich nicht irre, beim anstofsenden Regiment unmittel- bar am Wygonowskoje-See gewesen. Das Vorkommen ist jeden- falls einwandfrei nachgewiesen. Befund: Seltener Brutvogel an der oberen Schara. 107. Syrnium aluco aluco L. Dennler Falco 17, p. 3; „Natur“ 18/19, p. 47: Strix a. — Dobbrick ©. MB. 17, p. 34, — Gengler O. Jhch, 16, p. 78 872 Ö. Graf Zedlitz: Strix a. a. — Gralsmann J. f£ O. 18, p. 303. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. — Rüdiger Zschft. f. O. u. O. XXIV, p. 3. — Zedlitz O. MB. 16, p. 167; J. £. O. 17, II, p. 289. Von Bialowies bis zur Pina ist der Waldkauz nirgends selten, besonders häufig im eigentlichen Sumpfwalde und im Hochwalde bei Slonim nach übereinstimmenden Meldungen von Gralsmann und mir. Nördlich des Njenem hat ihn Dobbrick nur einmal gesehen, ebenso berichtet Gengler nur von einem bei Macijow erlegten Exemplar. Die Brut scheint bisweilen er- heblich später stattzufinden als in Deutschland, denn Junge, welche Grafsmann im Juni fand, waren noch nicht flugbar. Rüdiger entnahm am 1. V. 17 ein 4er Gelege einem Bienen- stande bei Dolsk. Mit dem Balzruf fängt der Kauz schon mitten im Winter an, sich bemerkbar zu machen, ich hörte ihn zum ersten mal am 11. I. 17 gegen 4 Uhr Nachmittags, in der Folgezeit noch recht oft. Das Paar, zu welchem der Sänger gehörte, bewohnte den Boden einer leerstehenden Försterei am Ende des Parks von Albertyn unweit Slonim. War der Nachmittag einiger- malsen schön, so erschienen beide Vögel noch bei gutem Licht kurz nacheinander in der offenen Bodenluke und trieben sich dann zunächst in unmittelbarer Nähe auf den hohen Erlen und Kiefern am Rande des Sees herum. Auch im strengen Winter 1916/17 habe ich niemals irgend ein Anzeichen entdeckt, dafs sie Wild oder Vögel geschlagen hätten. Ein in Bialowies tot aufgefundener Kauz hatte nach Dr. Niek den Magen mit Fuchs- losung prall angefüllt. Befund: Standvogel im ganzen Gebiet, stellenweise recht häufig. 108. Surnia ulula ulula L. Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. Am 7. Oktober 1916 wurde in Bialowies ein Q erlegt. Die Sperbereule kann jedenfalls dort nicht häufig vorkommen, denn sie macht sich eher bemerkbar als jede andere Eule, ist sie doch fast ebenso Tag- wie Dämmerungsvogel, aufserdem blockt sie mit Vorliebe auf freien Wipfeln, wo sie weithin sichtbar ist, wenigstens sind das die Erfahrungen, welche ich in Norwegen gemacht habe. In Schwedisch-Lappland fand ich im Juli 1912 ein Paar alte mit 3 ausgeflogenen aber noch nicht voll erwachsenen Jungen, dabei verrieten sich die Eltern sofort durch lautes Warnungs- rufen, also Sperbereulen bleiben nicht so leicht verborgen dort, wo sie überhaupt vorkommen. Befund: Äufserst selten, wahrscheinlich nur gelegentlicher Gast im Herbst oder Winter. Surnia ullula pallasi But. kommt wohl nicht in Betracht. 108. Athene noctua noctua Scop. Dennler „Natur“ 18/19, p. 48. — Bacmeister Falco 16, p. 41. — Dobbrick O. MB. 17, p. 34. — Gengler O. Jbch. 16, Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 373 p. 78. — Grafsmann J.f. O. 18, p. 303. — Puhlmann O, MS. 18, p- 208. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164. Zwar wird der Steinkauz von einer ganzen Reihe Autoren erwähnt, doch handelt es sich mit einer Ausnahme stets nur um ganz vereinzelte Beobachtungen, ich stelle dieselben hierunter kurz zusammen, indem ich im Westen bei Polen anfange: Gengler, mehrere gesehen in Koljuschki am 15. X. 15; ders. gleichfalls mehrere in den Ruinen eines Forts 'von Ivangorod, 16. XII. 15; Zedlitz, 1 Ex. von 1912 in der Sammlung zu Kielce; Bacmeister, einmal gehört in Dolhobrody, Gouv. Sjedlec, am 28. VII. 15; al einmal gehört bei Rossienie, Gouv. Kowno, am 25. 15 Grafsmann, gehört nur einmal bei Stitischewo Ende März 16; Reichenow erwähnt ihn nicht für Bialowies, ebensowenig konnte ich trotz besonderer Aufmerksamkeit ihn jemals an der Schara sehen. Hiernach scheint er durchweg selten vorzukommen in den angeführten Beobachtungsgebieten. Sehr interessant ist demgegenüber der Bericht von Puhlmann, der ihn bei Wischnew südöstlich Wilna „sehr häufig“ fand; er sah bis zu 6Ex. auf einmal, sie liebten als Sitzplätze besonders die Erdaufwürfe in den Stellungen und waren garnicht zu übersehen. Es war im Sommer 1917, also von nordischen Gästen kann nicht die Rede sein, es mufs sich schon um Brutvögel der Gegend handeln. Befund: In Polen spärlich, im Sumpfgebiet äufserst selten nur stellenweise in Litauen häufig vertreten. 110. Glaucidium passerinum passerinum L. Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. Der Umstand, dafs ausschliefslich in Bialowies der Sperlings- kauz festgestellt worden ist, zeigt den günstigen Erfolg einer intensiven Sammeltätigkeit an demselben Orte. Es ist höchst wahrscheinlich, dafs er auch in anderen grofsen Waldungen vor- kommen dürfte, aber wir anderen Ornithologen hatten eben doch soviel „Nebenbeschäftigung‘“, dafs unser Sammeln die selteneren und schwer zu erlangenden Arten oft nicht zu erfassen vermochte. In Bialowies wurden erlegt: Q' am 21. X. 16; @ am 3. V. 17; ein Ex. am 10. Ill 17. Befund: Nicht ganz selten in der Bialowieser Forst. 111. Sörix alba guitaia Br. Grafsmann J. f. O. 18, p. 303; $. flammea. — Puhlmann O0. MS. 18, p. 208: 8. flammea;: Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. Offenbar wird die Gegend von Wischnew besonders von Eulen bevorzugt, denn Puhlmann fand die Schleiereule dort zwar seltener als den Steinkauz, aber doch nicht als Ausnahmefall. Journ, f, Orn, LXVIIL, Jahrg. Juli/Oktober 1920, 24 874 0. Graf Zedlitz: In Bialowies kam nur ein Ex. zur Strecke, aufserdem wurde sie bei Biala am 2. IV. 17 einmal gesehen. Grafsmanu erwähnt ausdrücklich, dafs er sie niemals gehört oder gesehen habe, ich selbst kann mich ihm nur anschliefsen. Schliefslich ist es auch ganz erklärlich, dafs ein Vogel, der in der Regel die mensch- lichen Wohnstätten mitbenutzt, es‘ für unter seiner Würde hält, in den elenden Lehmhütten der armen Polesie-Dörfer sein Quartier aufzuschlagen. Befund: Fehlt anscheinend im Sumpfwalde, in Bialowies selten, häufiger in Litauen bei Wischnew. 112. Ouculus canorus canorus L. Bacmeister Falco 16, p. 41. — Dennler Falco 17, p. 3. — Dobbrick O. MB. 17, p. 20. — Grafsmann O. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 303. — Kleinschmidt Falco 16, p. 16. — Lucanus J. f£. O. 16, p. 424. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. — Rüdiger A. f£ N. 16, p. 19. — Schlüter Falco 16, p. 32. — Stolz J. f. O. 17, I, p. 374. — Zedlitz O. MB. 15, p. 135; O. MB. 16, p. 166; J. f. O. 17, II, p. 290. Zur Systematik bemerkt Kleinschmidt, dafs unter 3 Ex., die er aus Rufsland erhielt, ein 9‘ in den Malsen das von Hartert angegebene Maximum überschreitet, auch Jungvögel von Rossitten seien ihm bereits früher durch ihre erhebliche Gröfse aufgefallen. Der Autor vermutet zwischen dem typischen canorus in Schweden und dem kleinen Sardinier noch eine Zwischenform. Zur Klärung dieser Frage müfste man zunächst Vergleichsmaterial aus Schweden haben. Von allen oben genannten Beobachtern wird der Kuckuck als ziemlich oder sehr häufig in ihrem Gebiet erwähnt. Besonders zahlreich belebt er die ganze Polesie, Gralsmann nennt ihn dort „recht häufig“, ich zähle ihn für die Gegend an der oberen Schara zu den ausgesprochenen Charaktervögeln und habe ihn nirgends sonstwo in solcher Masse angetroffen wie im Snmpf- walde bei Tuchowitschi. Für Bialowies bezeichnet ihn Reichenow als „eine gewöhnliche Erscheinung wie in deutschen Wäldern“. ber Gelege und Junge liegen einige interessante Notizen vor: Bacmeister beobachtete am 29. VIII. 15. bei Dolhobrody, Gouv. Siedle, ein schon vollkommen flugfähiges Junges, das sich noch von seinen Pflegeeltern, einem Pärchen Budytes flavus, füttern liefs. Stolz erhielt am 21. V. 16. bei Lomza ein Gelege von 1 Kuckucksei und 2 Eiern der Lullula arborea, das Nest hatte auf einem Kahlschlage im Walde gestanden. Dennler sammelte im Pripjet-Gebiet während des August und September Jugendkleider. Bei uns in Slonim wurde von Mannschaften ein Junges aufgezogen, das leidlich zahm war; da aber seine An- wesenheit im Zimmer der Reinlichkeit dort nicht gerade förderlich war, so wurde ihm eines Tages die Freiheit geschenkt, leider Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 875 ohne mich vorher zu benachrichtigen, sodafs die von mir be- absichtigte Beringung nicht mehr möglich war. Über den ersten Termin, an welchem der Kuckuck gehört en gesehen wurde, kann ich folgende Angaben zusammen- steilen: Wloszezowa (Süd-Polen), 21. IV. 15 (Zedlitz); Bialowies bezw. Konnik, 14. IV. bezw. 19. IV. 16 (Reichenow); Pina-Gebiet, 19. IV, 16, 23. IV. 17 (Grafsmann); Tuchowitschi (obere Schara), 19. IV. 16 (Zedlitz); Smorgon, 30. IV. 16 (Schlüter); Dondangen (Kurland), 8. V. im Durchschnitt (Lucanus); (Rossitten, 27. IV. im Durchschnitt). Interessant ist zunächst, dafs an der Pina, der oberen Schara und bei Konnik der Kuckuck im Jahre 1916 am gleichen Tage, dem 19. IV., eingetroffen ist. Die Reise nach Norden geht dann offenbar keineswegs mehr schnell vonstatten, das zeigt der späte Termin für Smorgon, der kein zufälliger ist, da Schlüter ausdrücklich betont, dafs bis dahin der Kuckuck allgemein vermifst worden sei, sowie das noch erheblich später liegende Durchnittsdatum von Dondangen. Befund: Überall häufig, im Sumpfwalde massenhaft vertreten. 113. Jynz torquilla torquilla L. - Dobbrick O0. MB. 17, p. 19. — Grafsmann O0. MS. 16, p. 233; J. f. O. 18, p. 303. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies‘‘ 18, p. 181. — Rüdiger Zeitschr. f. O. u.0. XXIV,p. 3. — Schalow O. MB. 17, p. 37 — Stolz J. f.O. 17, I, p. 374. — Zedlitz O. MB. 15, p. 136; ©. MB. 16,p. 166; J. f. O. 17, II, p. 290. Hesse hat in seiner vorzüglichen Arbeit „Kritische Unter- suchungen über Piciden“ (Mitt. Zoolog. Mus. Berlin, 6. Band, 2. Heft, 1912) die Systematik der Jynginae ausführlich behandelt (p. 143—150) und dabei festgestellt, dafs die Verbreitung der torquilla typ. ostwärts bis nach Asien reicht, wo erst im Altai intermediäre Stücke auftreten... Mit dem Vordringen nach Osten zu wird die Färbung des Unterhalses etwas lebhafter, die Malse zeigen Neigung, im Durchschnitt kleiner zu werden, doch ist es nicht möglich, eine scharfe Grenze zu ziehen. Es steht jedoch aufser Zweifel, dafs die Brutvögel der Polesie noch als typische torquilla zu gelten haben. Bei Vergleich stimmen 2 910‘, die ich am 24. IV. 16 an der oberen Schara sammelte, gut mit einem g‘ von Västergötland, 7. V. 14 von mir erlegt, überein, eher ist der Schwede um einen Schatten lebhafter gefärbt auf Hals und Kropf. Die Flügelmafse sind: bei den Russen 89—90, beim Schweden knapp 85 mm, also bei jenen verhältnismälsig grofs, bei diesem so klein, wie keins der von Hesse für Deutschland ange- gebenen Mafse. Schlesische und, böhmische Exemplare meiner Sammlung gleichen z. T.den Russen ganz, z. T. sind sie etwas blasser; die Mafse halten sich in den von Hesse angegebenen Grenzen. 24* 876 Ö. Graf Zedlitz: Als ausgesprochener Waldvogel und Höhlenbrüter findet der Wendehals in West-Rufsland und den umliegenden Provinzen die besten Lebensbedingungen und kommt entsprechend zahlreich vor. Im südlichen Sumpfwalde nennt ihn Gralsmann einen „regelmäfsigen und gewöhnlichen Brutvogel“; im nördlichen Teile fand ich ihn ganz gemein. Rüdiger sammelte bei Dolsk im Mai und Juni 1918 von 4 QQ9 36 — 21 —9 — 10 Eier, QQ No. 1 und 2 machten dann noch ein 5. bezw. 4. Nachgelege von 8 (7) Eiern, und in beiden Fällen flogen die Jungen auch glücklich aus. Autor nennt den Wendehals für sein Beobachtungsgebiet einen sehr häufigen Brutvogel, es wäre leicht gewesen, noch mehr Eier zu finden. Reichenow erwähnt die Art von Konschizy (Gebiet von Grafsmann) und von Bialowies. Schalow zählt sie auf unter den charakteristischen Waldvögeln am Narosz-See; Dobbrick konstatierte eine Vorliebe für Flufsläufe, was mit dem Waldcharakter dort zusammenhängen dürfte. Stolz, der Jynx für Polen als „sehr häufig‘ bezeichnet, machte am 22. V. 16 bei Lomza die Beobachtung, dafs eine Dorngrasmücke lebhaft warnte in einem Busch, wo ein zunächst undefinierbarer Vogel herum- kroch. Dieser entpuppte sich nach der Erlegung als Jynx und. hatte im Vormagen noch die Schalenreste eines kleinen Vogeleis Das erste Eintreffen im Frühjahr wurde konstatiert in Wloszezowa (Süd-Polen) am 30. IV. 15 (Zedlitz), Tuchowitschi (Polesie) ,„ 24. IV. 16 e bei Ostrow Ar „ 18 IV. 16 (Marx), an der Pina $ „ 18. IV. 16 (Grafsmann). Ostrow und Tuchowitschi liegen einige Kilometer von ein- ander entfernt. Die eifrige Balz zweier g'C', welche einem 2 den Hof machten, habe ich im J. f. O. 17, II, p. 290 beschrieben. Befund : Im ganzen Gebiet häufig, im Sumpfwalde ganz gemein. 114. Dryocopus martius martius L. Bacmeister Falco 16, p. 41. — Cordes Zschft. f. O.'u. OÖ. XXIV, p. 59. — Dennler „Natur“ 18/19, p. 48. — Dobbrick O. MB. 17, p. 19. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 304. — Klein- schmidt Falco 16, p. 15. — Puhlmann O. MS. 18, p. 208. — Reichenow „Bialowies“ 18, p. 181. — Rüdiger A. f. N. 16, p. 19. — Schalow O. MB. 17, p. 38. — Schlüter Falco 16, p. 31. — Zedlitz O. MB. 16, p. 166; J. f. O. 17, II, p. 290. Hesse hat in seinen ‚‚Kritischen Untersuchungen über Piciden“ (Mitt. a. d. Zool. Mus. i. Berlin, 6. Bd., 2. Heft 1912, p. 171—174) ein grofses Material verglichen, gemessen und ist zu dem Resultat gelangt, dafs die typische Form ostwärts bis zum Kaukasus reicht. Er stimmt in diesem Punkt mit Hartert (V. d. p. F. p- 934) überein. Kleinschmidt macht nun neuerdings (Falco 16, p. 15) darauf aufmerksam, dafs 2 S'Q' vom Narosz-See, Schlüter leg., auffallend breite Schnäbel zeigen, und hält die Trennung in eine nordische und mitteleuropäische Form doch für diskutabel | | ; x Avifauna des westl, Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 377 unter Hinweis auf Brehm. Ich möchte mich Hesse anschliefsen, der die Schnabelform für recht variabel erklärt und mehr Wert auf die Flügelmafse legt, welche im Osten größser werden. Ein Q, das ich im Wald von Albertyn bei Slonim am 17. IL 17 sammelte, zeigt nun kein auffallend grofses Flügelmafs und hat einen weder sehr breiten noch langen Schnabel. Bei Vergleich mit Q2 aus Schlesien und Böhmen ergaben sich folgende Zahlen: Q Albertyn,Q Schweitnig (Schles.), Q Gr. Aupa (Nord-Böhmen) Fl. 236 mm 235 mm 257 mm Schn. 54 „, 60:7, 52:7, Ich kann diesen Vogel nur als martius typ. ansprechen. Reichenow bespricht ein @ aus Bialowies vom 4. 1II. 16 mit Flig. 240 und Schnlg. 58 mm, es ist also etwas grölser und steht schon der Form reichenowi nahe, doch rechnet Autor es auch vorläufig noch der europäischen Form zu. Eine scharfe Grenze wird auch hier kaum zu ziehen sein. West-Rufsland ist das „Land der Spechte“, so kommt denn auch der Schwarzspecht überall vor, bald mehr vereinzelt, bald zahlreich. Er wurde festgestellt: in Polen, Kolacze, Gouv. Ljublin, durch Bacmeister; im Gouv. Kowno nördlich des Njemen durch Dobbrick; in Bialowies laut Reichenows Angaben; bei Slonim sowie im Sumpfwalde bei Tuchowitschi durch mich als recht häufig, auch in Süd-Polen bei Wloszezowa fand ich ihn nicht selten; an der Pina, wo er „eine gewöhnliche Erscheinung ist“, durch Gralsmann ; bei Wischnew durch Puhlmann, der ihn nur einmal sah am Narosz-See, recht häufig, durch Schalow; beiSmorgon durch Schlüter, derauch Beleg-Exemplarelieferte. An biologischen Beobachtungen sei noch erwähnt, dafs Gralsmann an einem klaren Septembertage gegen Abend 2 Schwarzspechte in beträchtlicher Höhe eine viele km. breite Moorfläche überfliegen sah und daraus schliefst, dafs gelegentlich weite Züge unternommen würden. Wie recht er hat, bewies in- zwischen der Ringversuch, sind doch junge D. martius von Böhmen bis Niederschlesien und Westfalen verstrichen. Ich lernte hier zum ersten mal diesen Specht auch als Bewohner reiner Laubholzbestände kennen, in Deutschland hatte ichihn zur Brutzeit nur im Nadelwald angetroffen und glaubte bisher, dafs er Laubhölzer nur gelegentlich besuche. Befund: Im ganzen Gebiet verbreitet, im Sumpfwalde häufig. 114. Dendrocopos major major L. Bacmeister Falco 16, p. 41. — Dennler Falco 17, p. 3; „Natur“ 18/19, p. 48. — Domaniewski Compt. rend. d.1.S. a.Se. d. 'Vars. 15, p. 678: Dryobatess m. m. — Dobbrik O0. MB. 17, 378 0. Graf Zedlitz: p. 19. — Gengler O. Jbch. 16, p. 77: Dryobates m. — Görnitz O. MB. 18, p. 133: Dryobatess m. — Grafsmann J. f. O. 18, p. 304. — Kleinschmidt Falco 16, p. 12. — Puhlmann ©. MS. 18, p. 208. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 182. — Schalow O. MB. 17, p. 38. — Schlegel Verh. O. G. i. B.. XII, 4, p. 334/35: Dryobates m. m. — Schlüter Falco 16, p. 28. — Zedlitz O. MB. 15, p. 164; O. MB. 16, p. 166; J. £. ©. 17,:H, p. 290. Über die Verbreitungsgrenze von D. major typ. und D. m. pinetorum in Rufsland herrschte bisher noch ziemliche Unklarheit, Hartert nennt für major „Rufsland bis zum Ural und südlich mit Sicherheit bis Samara, Orenburg, Uralsk, Charkow“, für pinetorum „Krim, Süd-Rufsland, Kaukasus“, intermediäre Stücke sah er, welche aus Wolhynien stammten, doch kommen dort auch typische major vor. Wenn Domaniewski in seiner Arbeit „Materiaux & la faune ornithologique de Pologne“ (1915) erklärt, dafs polnische Stücke der typischen Form major am nächsten stehen, da sieein Flügelmafs von 138—143, ein Schnabel- mafs von 26,5—30 mm hätten, so bezieht sich dies nach den neuesten Befunden doch nicht unbedingt auf ganz Polen, denn im Süden und im Südosten des Landes tritt auch pinetorum auf. Die von Gengler im südöstlichen Polen beobachteten und gesammelten Stücke gehören sämtlich zu pinelorum. Die Flügel- länge beträgt nur 132—133 mm, sie unterscheiden sich auch sonst in nichts von mitteldeutschen Vögeln. Kleinschmidt rechnet sogar ein Pärchen aus der Umgebung von Warschau mit 136 mm Flig. sowie ein 9‘ von Ljublin (Bacmeister leg.) mit 139 mm Flig. noch zu pinetorum. In Galizien fand Schelcher ausschliefslich diese mitteleuropäische Form (V. O0. G. B. XIV, 1, p. 28). Selbst in Bialowies wurde neben dem dort sehr häufigen echten major auch noch IQ pinetorum am 22. Il. bezw. 15. IV. erlegt mit 134—135 mm Flig. Es mag ohne weiteres zugegeben werden, dafs es sich hierbei um verstrichene Einzel-Exemplare handeln dürfte oder um intermediäre Stücke, aber mindestens für das südöstliche Polen scheint doch pinetorum die eingesessene Rasse zu sein, während major dort wohl nur als Gast erscheint. Dafs er aufserhalb der Brutzeit gröfsere Wanderungen unternimmt, steht für mich aufser Zweifel, denn schon von August an trifft man ihn gar nicht selten in Schlesien sowohl rechts wie links der Oder,. ich besitze in meiner Sammlung alte und junge Vögel, z. B. SQ ad., © juv. Militsch, August 09, mit Fllg. 143, 143, 138; J'Q' ad. Schwentnig, Januar 10, Flig. 138, 140, Sch. 26,29 mm. Dafs also die nördliche Form gastweise im Brutgebiet der süd- lichen erscheint, ist gar nichts Seltenes, hingegen halte ich es für unwahrscheinlich, dafs letztere ihre Wanderungen weit nach Norden ausdehnen wird, um dort den gröfseren Vetter zu be- suchen. Die beiden oben erwähnten kleinflügeligen Stücke aus Bialowies dürften als die nördlichsten Vertreter ihrer Form A Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 879 einmal ausnahmsweise weit vorgedrungen sein, denn im ganzen Gebiet von Bialowies bis Pinsk kommt sonst nur der echte major vor, das bezeugen übereinstimmend Reichenow, Görnitz, Dennler, Kleinschmidt und ich. Für Bialowies gibt Reichenow bei einer grofsen Serie ein Flügelmafs von 137—143 mm, Schnabelmafs von 25—26,5 mm an; Görnitz fand bei Pinsk „typische breit- schnäblige major“; Kleinschmidt erhielt von Smorgon (vgl. auch Schlüter, Falco 16) echte major mit 141, 142 mm Flig.; ich sammelte bei Slonim in den Monaten’ Januar Februar, November, Dezember 16 eine Serie von 6 0'0' mit Flig. 137, 140, 140, 141, 142, 144 mm und 25—26 mm Schbllg. Bei Vergleich derselben mit meinen anderen major und ganz besonders mit pinelorum springt sofort in die Augen, dafs die Russen eine viel hellere Unterseite haben, welche bisweilen auf Kopf und Brust einen ganz leichten bräunlichen Anflug zeigt, bei den Schlesiern (mit einer Ausnahme) ist die Unterseite dunkler uud grauer. Um Erscheinungen der Abnutzung kann es sich nicht handeln, da ich Vögel aus denselben Monaten vergleichen konnte. Auch Schlegel hebt bei seiner Suite, 9 J'0\, 1 9 aus Goro- ditsche und 1 Q' von Dolsk, die „Reinheit der Farben“ und die gröfseren Mafse hervor, dıe Flügel messen 137—142, Schnäbel 30—33 mm. Ebenso hat Dobbrick schon darauf aufmerksam ge- macht, dafs sämtliche von ihm beobachtete Stücke auf der Unterseite sehr hell waren. Bei Durchsicht des Balgmaterials im Berliner Museum finde ich ebenfalls die Neigung zu hellerer Unterseite, jedoch nicht konstant, hingegen ist auch dort der graue Anflug nur bei deutschen major bemerkbar, die Russen haben entweder eine . bräunlich überlaufene oder eine weifsliche Unterseite und zwar schon im frischen Gefieder. Es ergibt sich etwa folgendes Bild, wobei ich kleinere individuelle Abweichungen aufser Be- tracht lasse: a) Unterseite bräunlich überlaufen haben SQ Livland IX, I, Flig. 143, 142 mm; OP Pinsk XII, I, 137, 141 mm; @ Bialowies XII, 139 mm. b) Unterseite noch bräunlich, aber schon merklich heller, haben o'@ Bialowies XII, 139, 138 mm. c) Unterseite ausgesprochen hell, z. T. fast weils, haben S'Q Dolsk (Pripjet) XI, I, 140, 139 mm; J'S'QY Kriwoschin (Schara) Il, XII, 139—141 mm. Vergleichsmaterial aus Schweden habe ich leider nicht zur Hand, vermag mir also vorläufig kein abschliefsendes Urteil zu bilden. Die neuerdings beschriebenen Formen .Dryobates major kurae Laubm. (Orn. Jbch. 15, p. 46) vom südlichen Kaukasus sowie D. m. candidus Stresem. (Anz. O. G. i. B. Nr. 2, 1919, p. 10) von Rumänien kommen hier nicht in Betracht. Erstere hat noch kleinere Schnabelmalse und bräunlichere Unterseite als 380 0. Graf Zedlitz: pinetorum, welcher im nordwestlichen Kaukasus noch heimisch sein soll. Bei letzterer ist die Unterseite allerdings wie bei unseren westrussischen Vögeln auffallend hell, doch sind die Mafse ähnlich denen von pinelorum, sogar eher etwas kleiner. Hierher könnten die unterseits fast weilsen Stücke von der unteren Wolga gehören, welche Hartert in V. d. p. F. p. 903 bei pinelorum erwähnt. Auch Stresemann (l. c.) spricht die Vermutung aus, dafs die Verbreitung von der Dobrudscha und Walachei über Süd-Rufsland bis zur pontisch-kaspischen Senke reichen dürfte. Die Grenze gegen pinelorum wäre noch genauer festzulegen. Alle Autoren sind einig darin, dafs der grofse Buntspecht im westlichen Rufsländ aufserordentlich zahlreich vorkommt, am häufigsten ist er im eigentlichen Sumpfwalde (Dennler, Dobbrick, Görnitz, Grafsmann, Reichenow, Zedlitz), noch recht gemein bei Wischnew (Puhlmann), Smorgon (Schlüter, am Narosz-See (Schalow), nicht selten in Polen (Bacmeister, Domaniewski), ee der Sammlung zu Kielce fand ich noch ein grofsflügeliges Stück. Befund: Äufserst zahlreich zur Brutzeit wie auch sonst das ganze Jahr hindurch im Pripjet-Gebiet, in Bialowies und Litauen, im Sumpfwalde weitaus der häufigste Specht. In Polen nicht selten, doch in den südlichen und südöstlichen Landesteilen nur gastweise erscheinend, hier vertritt ihn D. m. pinetorum. 116. Dendrocopos medius medius L. Bacmeister Falco 16, p. 41. — Dennler Falco 17, p. 3. — Gengler Orn. Jbch. 16, p. 77: Dryobates m. m. — Gralsmann - J. f. O.18, p. 304. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 182 — Stolz J. f. O. 17, 1.p. 374. — Zedlitz O. MB. 16, 2.1665. 8.0.17, 1, 9305; IE 0772ER 395 Schon. im J. f. O. 17, II, p. 291 habe ich darauf hingewiesen, das die westrussischen Mittelspechte auf Kropf und Brust eine fast weilse Grundfarbe zeigen, das Rot des Unterkörpers ist blasser und zieht mebr ins Rosa, bei deutschen Stücken ist die Brust grauer, das Rot düsterer. Ich mufs diese Auffassung auf- recht erhalten trotz Reichenows Bemerkung (O. MB. 16, p. 130) über 4 o'G' von Bialowies und Konschizy (Pripjet): „zeigen die regelrechte Färbung und Zeichnung.“ Leider ist das Material an deutschen Mittelspechten im Berliner Museum und in meiner eigenen Sammlung ungenügend, typische Stücke aus Schweden stehen mir garnicht zur Verfügung, ich mufs also mich vorläufig bescheiden. Von 4 Ex. aus dem südpolnischen Hügellande sagt Stolz, sie „lassen sich von deutschen nicht unterscheiden“. Gengler sammelte in Polen bei Zawadowsk ein @ mit sehr leb- hafter Färbung der Unterseite und fügt hinzu: „es zeigt deutlich, .- dafs die Buturlin’sche Form colchicus nicht nur im Süd-Kaukasus vorkommt, sondern nichts anderes ist als ein sehr lebhaft ge- färbtes altes Stück“. Demnach scheint die individuelle Variation er. 4 Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 8381 “eine recht erhebliche zu sein, man mufs also bei Aufstellung neuer Formen doppelt vorsichtig sein. Abnutzung oder Ver- schmutzung des Gefieders kommen bei dem von mir konstatierten Unterschied nicht in Frage, denn ein 0° meiner Sammlung, am 3. III. 16 bei Slonim erlegt, ist ebenso hell wie Dezembervögel aus Bialowies, dagegen ist &' Schwentnig (Schlesien) 30. I. 10 ausgesprochen rauchgrau, also dunkel. Nach übereinstimmendem Urteil von Grafsmann, Reichenow und mir ist der Mittelspecht in den Waldungen des Sumpfgebietes einschl. Bialowies ziemlich häufig, auch Dennler erwähnt ein 9, das er im Pripjet-Gebiet XI. 15 gesammelt hat. Auch in Polen scheint die Art nicht selten zu sein, Bacmeister erlegte 1 Ex. bei Wojciechow, Gouv. Ljublin; Gengler fand sie häufig bei Zawadowek und Bahnhof Lubom], Stolz erbeutete die schon er- wähnten 4 Stück im südpolnischen Berg- und Hügellande. Befund: Im Sumpfgebiet vielfach, in Polen stellenweise be- obachtet. Aus der Region nördlich des Njemen liegen mir keine Meldungen vor, der Vogel scheint dort seltener zu sein. 117.—119. Dendrocopos minor transitivus Loud. Dendrocopos minor hortorum Br. Dendrocopos minor minor L. -„ Dobbrick O0. MB. 17, p. 19: D. minor. — Gengler Orn. Jbch. 16, p. 77: D. minor minor. — Gralsmann J.f. O. 17, p. 304: D. m. transitivus. — Rehw. O. MB. 16, p. 131; „Bialowies‘“ 18, p. 182: D. m. transitivus und D. m. hortorum. — Schlegel V. 0. G. i. B. XIII, 4, p. 336: .Dryobates minor minor. — Zeilitz J. ££.O. 17, II, p. 291: D. m. transitivus. Reichenow hat festgestellt, dafs die Kleinspechte von Pinsk und Bialowies im allgemeinen zur Ferm Zransitivus gehören, wenigstens trifft das für Brutvögel aus dem April und Mai zu. Dagegen wurde Ende Oktober in Bialowies auch ein .D. m. hortorum erlegt, ein interessanter Parallelfall zu dem gleichfalls als seltene Ausnahme dort festgestellten Pärchen von D. major pinetorum. Es ist bemerkenswert, dafs anscheinend manche Spechte bei ihren Streifereien aufserhalb der Brutzeit auch Gegenden aufsuchen, welche nördlicher als ihre eigentliche Heimat liegen. Gengler vermutet, an der Weichsel bei Nowo Alexandrija den D. m. minor typ. gesehen zu haben, doch konnte kein Exemplar gesammelt werden. Dafür erhielt Schlegel ein o' aus Goroditsche bei Baranowitschi, das von ihm und Kleinschmidt übereinstimmend als minor typ. festgelegt werden konnte. Es ist also auch das Vorkommen der nordischen Form einwandfrei erwiesen. Leider wird das Datum nicht angegeben, sodals nicht ersichtlich ist, ob die Wahrscheinlichkeit für einen Wintergast, spricht, wie man es erwarten sollte. 982 0. Graf Zedlitz: Der Kleinspecht ist überall nach dem Urteil der Beobachter erheblich seltener als seine beiden gröfseren Vettern, immerhin gehört er, wie schon gesagt, zu den Brutvögeln bei Konschizy (Gralsmann), und Bialowies (Reichenow). Ich selbst sah ihn nicht, doch stellte ihn ein zuverlässiger Gewährsmann ca. 20 klm. östlich Slonim fest. Verhältnismäfsig häufig traf ihn Dobbrick in Litauen an und zwar in den Wäldern bei Tauroggen, Kolnuje, Szymkajcie und Borki am Njemen. Befund: Brutvogel im Pripjet Gebiet, in Bialowies und Litauen, meist nur spärlich vertreten, ist D. m. Zransitivus; zur Strichzeit erscheinen vereinzelt als Gäste auch D. m. hortorum und D. m. minor. 120. Dendrocopos leucotos leucotos Bchst. Dennler Falco 17, p. 3; „Natur“ 18/19, p. 48: D. leuco- notus. — Reichenow O. MB. 16, p. 130; „Bialowies“ 18, p. 182: ‚D. leucotos. — Schlegel V. O. G. i.B. XII, 4, p. 335/36: Dryo- bates 1. leucotos. — Zedlitz J. f. O. 17, II, p. 291: Dendrocopos I. leucotos. Schon Schlegel vermutete eine neue Subspecies, als er von Goroditsche .das erste Q' erhielt, es war sehr „starkwüchsig und starkschnäblig“, ein später gesammeltes Q vom gleichen Fundort zeigte jedoch in den Mafsen keine Abweichung von deutschen Vögeln. Die vom Autor beigegebene Tabelle ist für weitere Forschungen sehr instruktiv, nach derselben scheint es mir doch, als hätte „stechowi‘‘ etwas längere Flügel als leucotos, Schlegel gibt für Q'Q Goroditsche 147, 143 mm an, ich finde bei O' Dolsk, @ Bialowies 148, 147 mm, während Schlegels Vögel aus dem Bay- rischen Wald messen: Jg! 140—144, QQ 138—142. In den V.0.G.i.B. XIV, 2, p. 181 hat Herr Dr. Sachtleben die Form „Dryobates leucotos stechowi“ neu beschrieben, terra typ. ist Gouy. Grodno, für leucofos typ. dagegen Schlesien. Bei der neuen Form sind (nach dem Autor) alle hellen Teile an Bürzel, Kopf- seiten, Hals, Kehle, Kropf rein weils ohne gelblichen Hauch. Inzwischen teilte er mir jedoch mit (in litt.), dafs er seine Subspezies nicht aufrecht erhalten könne. Ich vermag mir kein eigenes abschliefsendes Urteil zu bilden, da das Berl. Mus. an typischen leucotos aus Schlesien nur ältere aufgestellte Stücke besitzt, welche zu subtilen Vergleichen auf Reinheit des Weifs nicht mehr ganz geeignet sind. Die schon erwähnten Vögel aus West-Rufsland, 9° Dolsk 28. X. 17 und © Bialowies 1. XII. 15, zeigen jedenfalls durchweg ganz reines Weils, zu berück- sichtigen wäre hier aber auch D. 1. carpathicus Buturl. (1907) aus der Bukowina. Stücke aus Norwegen und von Sarepta vermag ich nicht von ihnen zu unterscheiden, ein Pärchen meiner Sammlung aus dem Bayrischen Wald zeigt auf den Wangen einen rauchgrauen An- flug, Kehle, Halsseiten und Bürzel sind reinweils, Fllg. 147, 141 mm. Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 383 Unzweifelhaft gehört der Elsterspecht zu den seltenen Er- scheinungen. Rüdiger sammelte das oben erwähnte o* bei Dolsk, Dennler erbeutete ein @ bei Pinsk im September 16 und er- wähnt in der „Natur“ das Vorkommen der Art ohne nähere Angaben über ihre Häufigkeit. Für Bialowies bezeichnet sie Reichenow allerdings als „zahlreich“, doch dürfte diese Auf- fassung etwas zu optimistisch sein. Ich sah dort nur das 9 am 1. XII. 15, welches Oberpräparator Lemm am gleichen Tage erlegt hatte. Das Pärchen von Goroditsche in der Coll. Schlegel ist bereits erwähnt, von anderen Fällen der Erlegung ist mir nichts bekannt geworden. Befund: Im Sumpfwalde selten, in der Bialowieser Forst etwas häufiger, als Brutvogel aber noch nicht sicher bestätigt, im Gouv. Grodno anscheinend stärker vertreten. 121. Picoides tridactylus alpinus Br. Reichenow „Bialowies“ 18, p. 182. Reichenow erklärt den Dreizehenspecht, welcher den Wald von Bialowies bewohnt, als Angehörigen der mitteleuropäischen Form alpinus und fügt eine anschauliche Abbildung von alpinus neben Zridactylus bei. Da nun aber das Berl. Mus. später aus dem Pripjet-Gebiet auch typische Zridactylus erhalten hat, wandte ich mich mit diesbezüglichen Anfragen nach Frankfurt a.M. und München. Von Herrn Jacquet erhielt ich betr. das Sencken- bergische Museum in liebenswürdigster Weise ausführliche Aus- kunft in folgendem Sinne. Aus Bialowies liegen dort vor 7 O'0', 2 Q9, davon sind 7 Ex. erlegt im März—Juli, eins im Sep- tember, eins Anfang November, also handelt es sich wahrscheinlich meist um Brutvögel. Bei der schwarz-weilsen Zeichnung der Unterseite überwiegt das Schwarz, die Stücke ähneln sehr . einer Serie aus Bosnien und der Herzegowina, es sind alles wirkliche alpinus, wie ein Vergleich mit dem reichen Frankfurter Material zeigt. In ebenso entgegenkommender Weise äulserste sich Herr Dr. Sachtleben betr. die Münchener Sammlung. Dort befinden sich 3 Ex. aus dem Gouv. Grodno, 2 vom Sommer, eins vom ‘Oktober. Auch sie haben mit typischen tridaciylus nichts zu tun, sondern dürften zu alpinus gehören, allerdings zeigen sie auch Anklänge an Zianschanicus, sodals Herr Dr. S. sich sein endgültiges Urteil noch vorbehält. Ohne demselben irgendwie vorgreifen zu wollen, folge ich zunächst Reichenows Diagnose und bezeichne mit ihm die im Gebiet brütenden Dreizehenspechte als P. t. alpinus. Nach Hartert (V. d. p. F. p. 932) bewohnt diese Form das Alpengebiet und die Karpathen bis Bosnien und Herzogowina, durch die neueste Forschung erfährt also ihre Verbreitung eine wesentliche Erweiterung und zwar um ein Gebiet, welches keinerlei gebirgigen Charakter trägt. Letzteres erscheint mir besonders auffallend, aber die Erlegungsdaten lassen nur den Schlufs zu, dafs es sich um Brutvögel, nicht um 884 0. Graf Zedlitz: Zuggäste handelt. Vielleicht beginnt der Dreizehenspecht erst seit kurzer Zeit dieses Flachland zu besiedeln, das könnte eine Erklärung dafür geben, dafs er nur an wenigen Stellen bisher gefunden wurde. Befund: Bisher nur in Bialowies und im Gouv. Grodno mit Sicherheit bestätigt, dort höchst wahrscheinlich Brutvogel. 122. Picoides tridactylus tridactylus L. Gengler Orn. Jbch. 16, p. 77. Gengler beobachtete am 12. XI. 15 bei Zawadowek in Polen einen Dreizehenspecht und vermutet in ihm einen typischen tridaciylus aus dem Norden, der sich so weit nach Süden ver- flogen hatte. Seine Ansicht wird wesentlich gestützt durch 29°‘, welche das Berl. Mus. von Tessendorff erhielt, der sie am 14. und 24. II. 18 bei Kriwoschin (südlich Baranowitschi) Sammelte, Ich kann diese Vögel mit ihrer sehr hellen, zum gröfsten Teil rein weilsen, Unterseite von Stücken aus Schweden und Lappland nicht unterscheiden und halte; sie für typische Zridactylus. Das Senckenbergische Museum besitzt tridactylus aus Karelien, solche nordrussischen Stücke, besonders jüngere Vögel, dürften im Winter bisweilen gröfsere Wanderungen nach Süden unternehmen, wie es ja bei Spechten nach den neuesten Forschungen gar nicht selten vorkommt, dafs sie recht reiselustig sich zeigen. Das Vorkommen in unserem Gebiet ist meines Wissens bisher nur durch die genannten 2 Ex. bewiesen. Den Herren, welche mir so freundlich über das in Frankfurt und München vorhandene Material Auskunft erteilt haben, möchte ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aussprechen. Befund: Seltener Wintergast in der Polesie. Picus viridis viridis L. Picus viridis pinetorum Br. Bacmeister Falco 16, p. 41: P.v. — Dennler „Natur“ 18/19 p. 48: P. v. — Dobbrick O. MB. 17, p. 19: P.v. — Domaniewsk' Mat. a 1. f. orn. d. Pologne 1915: Geecinus v. pinetorum — Gengler Orn. Jbch. 16, p. 76: P. v.v. — Gralsmann J. f. O0. 18, p. 304: P. v. — Pax „Tierw. Polens“, p. 222: P. v. pinetorum. — Puhlmann O. MS. 18, p. 208: P.v. v. — Reichenow „Bialowies“ a p. 182: P. v..— Schalow O. MB. 17. — Schelcher V. O. G. . XIV, 1, p. 28. — Schlüter Falco 16, p. 34. — Zedlitz O. MB. un p. 164: P. v. v. Die Verbreitungsgrenze in Ost-Europa zwischen P. v. viridis und P. v. pinetorum vermochte Hartert (V. d. p. F.) noch nicht .genau anzugeben. Heute ist es möglich, diese Lücke wenigstens an einer Stelle einigermalsen auszufüllen. Es ist allerdings überhaupt ja noch eine strittige Frage, ob der Unterschied wirklich so konstant ist, dafs er eine Abtrennung der mittel 123—124. | Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 885 europäischen Form rechtfertigt, Lönnberg (0. MB. 14, p. 179—18]) spricht sich in dieser Hinsicht sehr skeptisch aus und gibt eine Mafstabelle, welche für schwedische Grünspechte aus der terra typica Provinz Upland folgende Malse zeigt: g' Fl. 165—171,5, Schn. 42,5—47,5 mm, DO, 16 aaa NN Meine selbstgesammelten Exemplare aus Västergötland messen: oc" 6. VI. 12 bezw. 22. IV. 14: Fl. 171, 170, Schn. 47,50 mm, Q 20. IX. 13 Ste Ri FE, stimmen also fast mit Lönnbergs Angaben überein, ein Schnabel- mals ist etwas grölser. Hierher würde auch ein Wintervogel aus Schlesien gehören: Schwentnig 12. XII. 13, Fl. 170, Schn. 45 mm, während 3 Q'Q' ad. vom März, Juli, September aus Schlesien und Nordböhmen durchweg kleineres Flügelmafs und etwas zierlicheren Schnabel zeigen. Fl. 165, 162, 162, Schn. 42, 46, 44 mm. Hartert gibt für pinelorum an: Fl. 162 (meist 164)—167,5, Schn. 45—48 mm; wenn er bei viridis das Schnabelmafs mit 50—53 mm begrenzt, so mufs seine Methode des Messens von derjenigen bei Lönnberg und mir abweichen, denn dieser kommt, wie oben gesagt, nur zu einem Maximum von 47,5, ich selbst finde nur einmal bei dem schon angeführten 9° aus Schweden 50 mm, sonst immer 45—48 mm. Im Berl. Mus. befinden sich aus W. Rufsland nur 3 QQ mit folgenden Malsen: QLisden, Livland, Loudon leg. 29, III. 14, Fl. 173, Schn. 45mm Q© östlich Brest-Litowsk, Stierling leg. „ 168, „46 „, QMielnickib. Pruzana, Wahmke leg.20.IX.17,F]1.169,,, 48mm. Diese Mafse übertreffen noch z. T. Lönnbergs Zahlen und selbst die meinigen, wir können also diese Stücke nur zu viridıs ziehen, wenn wir einmal an der Trennung festhalten wollen. Dagegen erklärt Domaniewski (l. c.) die polnischen Grünspechte gehörten zu pineforum, und Pax bestätigt dies. Alle von Do- maniewski gemessenen heimischen Exemplare hatten ein Flügel- mafs von 161—165, Schnabelmafs von 42—47 mm. Auch die Stücke der Sammlung in Kielce bestätigen seinen Befund, ich möchte bei dieser Gelegenheit meinen Irrtum und einen Druck- fehler in ©. MB. 15, p. 164 berichtigen: Das Flügelmals beträgt 160—165, — nicht 180—185 mm —, es sind eben auch keine viridis typ. Die polnischen Grünspechte scheinen vielmehr (nach Domaniewski) recht klein zu sein, im Südosten des Landes bilden sie vielleicht schon Übergänge zu P. v. romaniae Stresem., der anscheinend nicht nur in Rumänien, sondern auch in der Buko- wina vorkommt (Anz. O. G.i. B. 1919 Nr. 1, p. 6). Im Norden scheint die Grenze zwischen pinelorum und viridis etwa am Bug zu liegen (ebenso wie bei den Dohlen!), denn der südlichste verides ist unweit Brest-Litowsk auf dem rechten Ufer erbeutet, natürlich kann dieser Einzelfall aber nur als Fingerzeig betrachtet werden. 8386 OÖ. Graf Zedlitz: Weiter östlich sind wir über die Grenzen noch völlig im Unklaren, denn aus dem eigentlichen Sumpfgebiet des Pripjet liegt mir kein Material vor, weil anscheinend gerade in dieser Übergangszone der Grünspecht äulfserst selten ist. Bei einer späteren Nach- prüfung der systematischen Fragen wäre übrigens neben den Mafsen auch noch auf den Ton der grünen Färbung zn achten, doch gehört zu solchen Vergleichen ein sehr grofses Material, wie es mir augenblicklich nicht zur Verfügung steht. Vorläufig er- gibt sich für” die hier behandelten Gebiete des Ostens etwa folgendes Bild von der Verbreitung und Häufigkeit des Grün- spechtes: a) in Polen ist P. v. pinetorum gemein, vgl. Domaniewski und Bacmeister, der ihn die häufigste Spechtart (im Gouv. Ljublin und Sjedlec) nennt. Gengler hat ihn allerdings nur wenige mal angetroffen, ich selbst jedoch sah ihn mehrfach in Süd- Polen. Ob Schelcher in Ost-Galizien P. v. pinetorum oder P. v. romaniae angetroffen hat, mufs dahingestellt bleiben, da er keine Belegstücke sammeln konnte. b) Weiter nördlich vom Bug an, in Litauen und den angrenzenden Gebieten, ist der echte virödis sicher nicht gerade selten, er wird sogar von Dobbrick als die häufigste Spechtart be- zeichnet; Puhlmann sah ihn einige mal im Winter bei Wischnew; Schalow traf ihn am Narosz-See, wenn auch seltener als den Schwarz- und Buntspecht; Schlüter beob- achtete bei Smorgon ein Paar am 26. VII. 16. c) In der Zwischenzone, speziell dem Sumpfgebiet, tritt der Grünspecht sehr selten auf, fast scheint es, als handle es sich nur um verflogene Stücke. An der Nordgrenze in Bialowies ist er nach Reichenow noch Brutvogel, wenn auch vereinzelt. Weiter nach Südosten hat ihn der ausgezeichnete Beobachter Gralsmann nur 2 mal zu Gesicht bekommen und bezeichnet ihn als „den seltensten Specht.“ Ich selbst sah ihn niemals und hörte auch nicht seinen weithin vernehm- baren charakteristischen Ruf, Nur Dennler erwähnt ibn noch, ohne ihn zu den besonders seltenen Arten zu rechnen. Eine Feststellung der Form, welcher der Grünspecht des Sumpfwaldes angehört, war bei seinem so spärlichen Auf- treten mir, wie schon oben gesagt, nicht möglich. Befund: In Polen ist P. v. pinetorum gemein, in Litauen P. v. viridis stellenweise ziemlich häufig, im Pripjet-Sumpf er- scheint er sehr selten, vielleicht nur gastweise. f 125. Picus canus canus L. < viridicanus Meyer u. Wolf. Dennler ‚Natur‘ 18/19, p. 48: P. c. — Görnitz O. MB. 18, p. 133. — Gralsmann J. f. O. 18, p. 304. — Reichenow OÖ. MB. 16, p. 131; „Bialowies“ 18, p. 183. — Schlegel V. O0. G. i. B. XIII, p. 333/34: P. c. viridicanus. — Zedlitz O. MB. 16, 2.4665 Ju 0: 47, 9.405; 17, IL 2.291, Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes im Lichte der Forschung. 987 Hartert in V. d. p. F. p. 895 Anm. 1 erkennt die mittel- europäische Form viridicanus nicht an, inzwischen hat aber Hesse!) sich auf Grund sorgfältiger Untersuchungen für dieselbe ausgesprochen, Kleinschmidt führt sie in der „Ornis Germanica“ auf, und Reichenow ist noch in den O. MB. 16 und „Bialowies“ 18 mit Bestimmtheit für sie eingetreten, zuletzt erkennt sie auch Schlegel (l. c.) an, wenn auch mit einem gewissen Vorbehalt. Ichschliefse mich den vorgenannten Autoritäten an, leider gestattet das mir vorliegende spärliche Material keine selbständige Nach- prüfung, insbesondere auch keine Lösung der Frage betr. Schnabelmafse, welche Görnitz anschneidet, wenn er hervorhebt, dafs Grauspechte aus der Pinsker Gegend zierlichere Schnäbel zeigen als deutsche. Ich mufs mich mit folgenden vorläufigen Feststellungen begnügen: Aus dem Pripjet-Gebiet liegen vor im Berl. Mus: oS'Konschizy, 11. I. 16 Gralsmann leg., Fl. 144, Schn. 38 mm, Q „ 8.1. 16 ” „ „ 146, „ 35 „ © Pinsk, 20. XI. 16 Tessendorf leg. „ 143, „ 34 „ Keiner dieser Vögel erreicht das von Hartert angegebene Schnabelmafs von 39—44 mm, die Schnäbel sind etwas zierlicher als beim Durchschnittdeutscher Vögel, hingegen zeigt ein Q aus Hedemarken (Norwegen) im Berl. Mus. gleichfalls einen sehr kleinen Schnabel von 34 mm Länge. Bei den 3 Russen trägt der Bürzel ein goldiges, nicht grünliches Gelb, sie müssen also danach zu viridicanus gestellt werden, wenn man diese Form anerkennt. Die Kehle ist bei allen drei leicht bräunlich ver- waschen, wie auch Reichenow betont, doch möchte ich dies kaum als Charakteristikum für viridicanus ansehen, da bei deutschen Vögeln die Kehlfärbung sehr variiert. Es ergibt sich also das Resultat, dafs nach der Färbung die westrussischen Vögel mit den deutschen zusammengehören im Gegensatz zu Skandi- naviern (Balten liegen leider nicht vor), nach den Schnabel- m afsen scheinen allerdings Russen und Skandinavier sich näher zu stehen mit den zierlicheren Schnäbeln gegenüber den mehr starkschnäbeligen deutschen. Bei diesem Befunde sind aber folgende Einschränkungen zu beachten: a) Gerade die Schnabelmalse variieren bei vielen Spechten so stark, dafs man ein viel umfangreicheres Material als das hier vorrätige untersuchen müfste, um sich ein abschliefsendes Urteil bilden zu können; b) alle drei westrussischen Stücke sind im Winter erlegt und keine sicheren Brutvögel, es könnten immerhin „fahrende Leute“ aus einer entfernten Heimat sein, wenn dies auch nicht gerade sehr wahrscheinlich erscheint. Die vorliegenden Vögel scheinen zwischen canus und viridi- canus zu stehen, dabei letzterer Form vielleicht näher, ob es 1) Mitt, a. d. Zool. Mus. Berlin, 6. Bd., 2, Heft, 1912, p. 214— 224. 388 O. Graf Zedlitz: Avifauna des westl. Pripjet-Sumpfes. sich um eine Zwischenform, eine Mischform oder nur „extreme“ viridicanus handelt, kann ich nicht entscheiden. Zur Systematik nimmt auch Schlegel (l. c.) Stellung auf Grund von 9%Y seiner Sammlung, Dolsk 7. und 14. IV. Sehr wertvoll ist die Feststellung, dafs der grauere oder grünere Anflug der Unterseite sowie das Grün der Oberseite weder einen Geschlechts- noch Altersunterschied bedeuten, sondern bei deutschen wie russischen Stücken individuell variieren. Vorwiegend grauer Rücken findet sich auch bei frisch vermauserten Vögeln, ist also keine Folge der Abnutzung des Kleides. Autor kommt im wesentlichen zu dem gleichen Resultat wie ich, er hält die Ent- scheidung für canus oder viridicanus bei den Westrussen für schwierig, neigt aber mehr zu virödicanus. Die Schnäbel seines Pärchens sind nicht zierlicher als die von deutschen Vögeln sondern nahe der oberen Grenze: J'Q 40, 38 mm, deutsche go" 37—40, 99 37, 38 mm. Alle vorliegenden Notizen über das Vorkommen beziehen sich auf das Pripjet-Gebiet und Bialowies: in der Gegend von Pinsk ist der Grauspecht fast ebenso zahlreich wie die Bunt- spechte, bei Slonim nicht ganz selten, in Bialowies gelegentlicher Brutvogel. Befund: Im Südosten des Sumpfes am häufigsten, vereinzelt noch in Bialowies. (Fortsetzung folgt.) Ergänzungen zu: R. Schlegel, Aufzeichnungen über das Vorkommen unserer Drosselarten im Leipziger Flachlandsgebiete usw., Journ. f. Orn. 1920, 292—308. Von Dr. Erich Hesse. In genannter Zusammenstellung sind von Schlegel eine Reihe von Literaturstellen ausgelassen. Hierzu nachstehende Zitate. Unter Turdus pilaris, Brutgebiete oder Vorkommen zur Brutzeit, fehlen die Angaben für „Groiztsch“ in: Jahresber. Ornith. Beobachtungsstat. Kgr. Sachsen, IV für 1888 (1889), 79; V f£. 1889 (1890), 41; VH—X f. 1891—94 (1896), 84; — für die Forsten von Grethen — Pomssen — Rohrbach — Belgershain in: Orn. Jahrbuch 1894, 131; Jahresber. VII—X f. 1891—94 (1896), 85; Journ. f. Orn. 1910, 517; — für „Borna“ in: Jahresber. IV f. 1888 (1889), 78; Vf. 1889 (1890), 41; — für „Wurzen“ in: Jahresber. I. f. 1885 (1886), 46; II f..1886 (1887), 115 (hier auch für „Mautitz“); — für das nordwestliche Auewaldgebiet in: Orn. Monatsber. 1905, 92, Journ. f. Orn. 1910, 517. Ergänzungen zu: R. Schlegel, Journ. f. Orn. 1920, 292—308. 889 Unter Turdus viscivorus heilst es p. 296: „Merkwürdiger- weise liegen bis zur Zeit über das genannte viel besuchte Staats- forstrevier keine weiteren diesbezüglichen Beobachtungen vor.‘ Ge- meint ist die Harth bei Zwenkau, für die ich aber im Journ. f. Orn. 1909, 362/363 über ein dort gefundenes Nest mit Jungen und die dabei gemachten Beobachtungen ganz ausführlich berichtet habe, was ja also gerade eine „diesbezügliche Beobachtung“ ist! — Von Brutvorkommen fehlen ferner die Angaben für - „Groitzsch“ in: Jahresber. IV f. 1888 (1889), 79; — für „Mautiz“ in: Jahresber. II f. 1886 (1887), 116; — für das Universitäts- holz und die anderen schon oben genannten Forsten von Belgers- hain — Pommssen — Rohrbach in: Orn. Jahrbuch 1894, 131; Journ. f. Orn. 1907, 129, 1908, 60, 1909, 363. Unter Turdus philomelos ist zu p. 298 zu bemerken, dafs sich diese Art, wie Journ. f. Orn. 1911, 362 mitgeteilt, auch in den Anlagen am Völkerschlachtdenkmal — ebenso wie im Jo- hannis- und Südfriedhof —, und zwar mindestens schon 1910, angesiedelt hatte. Zu Turdus musicus (= tliacus) p. 300: Als früheste Ankunft im Frühjahr habe ich gleichfalls 11. III. (1906) notiert, als spätesten noch den 22. IV. (1908), als früheste und späteste Daten für den Herbstdurchzug den 13. X. (1906) und den 13. XI. (1907); vgl. Journ. f. Orn. 1907, 129, 1908, 59/60, 1909, 31, 362 1910, 517. Zu Turdus merula p. 303: Für das gemeinschaftliche Futter- suchen am Boden zur Winterszeit findet sich bereits Orn. Monatsber. 1905, 128 ein Hinweis. — Dagegen ist, wie mir Geheimrat Reichenow sagte, die Zusammenstellung Schlegels im Manuskript bereits vor Er- scheinen meines Berichts im Oktoberheft des Journ. f. Orn. 1919 eingegangen; die in letzterem auf p. 425, 426 enthaltenen Mit- teilungen, in denen auf obengenannte z. T. zurückgegriffen wurde, hätten also vonSchlegel nicht mehr zitiert werden können. — Die von Schlegel unter Turdus viscivorus 1. c. p. 296 gemachte Bemerkung: „In der Literatur bereits veröffentlichte Mitteilungen über ihr weiteres Vorkommen in meinen Beobachtungs- gebieten habe ich unberücksichtigt gelassen.“, ist unverständlich; gerade bei derartigen faunistischen Zusammenstellungen ist ja genaue Verarbeitung der gesamten einschlägigen Literatur erstes Erfordernis, damit erstere überhaupt wissenschaftlichen Wert erlangen und Lücken und Fehler vermieden werden, Journ. f, Orn. LXVIIL, Jahrg, Juli/Oktober 1920, 25 390 Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die Januar-Sitzung. Verhandelt: Berlin, Montag, den 5. Januar 1920, abends 7 Uhr, im Konferenzzimmer der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrafse 42. Anwesend die Herren: Haase, Schulz, Heck, Schillings, Helfer, Hesse, Hilzheimer, Neumann,Grafv.Zedlitz, vv Versen, v. Lucanus, Schalow, Reichenow und Heinroth. Als Gäste die Herren: L. Schatte, W. Weber, F.Zacher,Pfungst, und Spatz, sowie FrauZacher,FrauHeinroth, Fräulein Poll und Fräulein Beele. Vorsitzender: Herr Schalow, Schriftführer: Herr Heinroth. Der Vorsitzende begrüfst die Anwesenden im neuen Jahr und wünscht ein gedeihliches Wirken auch unter den erschwerten Verhältnissen der gegenwärtigen Zeit. Herr Reichenow macht bekannt, dafs an Stelle des kürzlich verstorbenen Herrn Kollibay, Herr F.v. Lucanus als stellvertretender Vorsitzender durch den Ausschufs der Gesellschaft gewählt worden ist. Ferner wird dem Schatzmeister, Herrn Haase, nach Prüfung der Kasse durch die Herren Hesse und v. Stralendorff Entlastung erteilt und ihm sowie den beiden Kassenprüfern der Dank der Gesellschaft für ihre Mühewaltung ausgesprochen. Herr Reichenow legt die eingegangene Literatur vor und geht namentlich im Hinblick auf die Arbeit des Herrn Gengler über die Balkanvögel auf die Verdienste ein, die sich die feld- grauen Ornithologen in Feindesland erworben haben. Besondere Aufmerksamkeit erregte das prächtig ausgestattete Werk des Herrn Bengt-Berg, das meisterhafte Photographien der Raub- und Zwerg-Seeschwalbe sowie der Graugans zum Gegenstand hat. Hierauf hält Herr v. Lucanus einen Vortrag über: die Mimikry der Kuckuckseier, der besonders veröffentlich wird. Hieran anschliefsend bespricht Herr Heinroth die Grölsen- anpassung der Kuckuckseier an die Eier der Wirtsvögel. Unser Kuckuck wiegt durchschnittlich 100 g, also etwa so viel wie die Am- sel. Die Eier verhalten sich dagegen wie 3:7. Das Kuckucksei wiegt also nur 1, des Erzeugers und entspricht in seinem Gewicht dem Ei des Haussperlings, des Neuntöters, der Schama und ähnlicher Vögel, die etwa 30 g wiegen. Verhältnismälsig nicht ganz so kleine Eier legen die kleineren Kuckucksarten. Caco- mantıs insperatus wiegt 32 g, sein Ei 2 g, das seines Wirts- vogels Nectarinia corinna im Gewicht von 9g wiegt 1 g. Zam- prococeyx plagosus im Gewicht von 60 g legt ein Ei von 2 g (der gleich schwere Hakengimpel ein solches von etwa 4!/, g). Anders verhält sich der Häherkuckuck Coceystes glandarius, ein Vogel von 135 g, der in der Anpassung an seine gröfseren Wirts- vögel, Elster 200 g, und Nebelkrähe 500 g verhältnismäfsig sehr + Bericht über die Januar-Sitzung. 891 grofse Eier im Gewicht von 12 g, also von 1/,, seines Körper- gewichts, legt. Diese Eier liegen etwa in der Mitte zwischen den durchschnittlich 10 g schweren Elster- und 17 g schweren Nebelkrähen-Eiern. Bei dem indischen Ko&l Eudynamis honorata, einem Vogel von 220 g, wiegt das Ei gegen 9 g, ist also ver- hältnismäfsig klein, wenn man seine Wirtsvögel Corvus splendens und C. culminatus bedenkt. Im Vergleich dazu sei erwähnt, ‚dafs der selbstbrütende Guira sehr grofse Eier legt (120:20), die 1/, seines Körpergewichts betragen. Ferner gibt Herr Heinroth der Ansicht Ausdruck, dals er eine monophyletische Abstammung der Nestschmarotzer-Kuckucke annehmen möchte, da er nicht glaubt, dafs eine so verwickelte Anpassung, wie sie das Auf- suchen unbebrüteter Nester und das Legen namentlich in der Grölse so sehr angepalster Eier darstellt, an verschiedenen Stellen neu entstanden sein soll. Auch das Verhalten des jungen Kuckucks, der ja in vollendeter Weise die Gewohnheiten junger Singvögel nachahmt, um den Eltern- und insbesondere Fütterungs- trieb der Ammenvögel auszulösen, spricht dafür, dafs sich die verschiedenen Schmarotzer-Kuckucksarten erst aufgespalten haben, nachdem sie diese Gewohnheiten erworben hatten. Ferner erwähnt Herr Heinroth, dafs man bei den Gelegen, in denen sich Kuckuckseier befinden, ja nur diejenigen Nester vor sich hat, in denen die Kuckuckseier noch liegen, wir wissen aber nicht, ob nicht viel mehr Kuckuckseier abgelegt werden, die aber von den Pflegeeltern beseitigt worden sind, wie er dies einmal bei einen Gelbspötter erlebt hat. Sicherlich nehmen eine ganze Anzahl Vögel jedes untergeschobene Ei an, andere vielleicht nur ein solches, das den eigenen Eiern mehr oder weniger ähnelt, manche aber lassen sich überhaupt nicht täuschen. Die Zucht- wahl auf die Ähnlichkeit des Kuckuckseis mit den Eiern der Pflegeeltern erfolgt also wohl bei den verschiedenen Arten ver- schieden. Herr Spatz berichtet, dafs er bei seinen nordafrikanischen Forschungsreisen sehr oft Raubvögeln der verschiedensten Gat- tungen andere Eier unterlegt habe, die in Form, Farbe und Gröfse gänzlich von den Nesteiern verschieden waren, und trotz- dem wurden sie stets von den Nestinhabern getreulich weiter- bebrütet. Ferner fand er in dem weilsen Gelege eines Diadem- rotschwanzes ein blaues Kuckucksei, das also ohne Umstände angenommen war. Es entsteht noch ein längerer Meinungs- austausch über verschiedene Fragen, die sich aus dem Vortrag ergeben hatten. Hierbei erwähnt Herr v. Lucanus, Baldamus mache die Angabe, dafs verschiedene Kleinvögel aus ihren Nestern zwar andere Singvogeleier, auch wenn sie den eigenen sehr ähnlich sind, hinauswerfen, während sie auch recht abweichend gefärbte Kuckuckseier annehmen, eine Behauptung, deren Nach- prüfung sehr am Platze wäre. Die Herren Schalow und Reichenow neigen der Ansicht zu, dafs die Eifarben und 25” 392 Bericht über die Februar-Sitzung. das Muster der Kuckuckseier durch die Nahrung hervorgerufen wird, die der junge Kuckuck von seinen Pflegeeltern erhält, so- dafs also ein im Dorngrafsmücken-Nest aufgewachsener Kuckuck deshalb dorngrafsmückartige Eier legen soll, weil er das Dorn- grafsmückenfutter erhalten hat. Herr Heinroth wendet sich gegen diese Ansicht und weist darauf hin, dafs der Kuckuck ja nur etwa vier Wochen lang und zwar in seiner ersten Jugend die Nahrung der Pflegeeltern erhält. Später aber nähren sich alle Kuckucke gleich, insbesondere auch in der Legezeit. Ferner hat er nie bemerkt, dafs die Fütterung Einfluls auf die Eifarbe hat. Seine mit Eikonserve, Mehlwürmern und Pferdefleisch aufge- fütterten Ziegenmelker legten trotz dieses unnatürlichen Futters genau dieselben Eier, wie ihre freilebenden Artgenossen. Herr Spatz legt Nr. 2 von 1920 der Zeitschrift „Das Buch für Alle“ vor, in der ein Bild enthalten ist, auf dem ein Mann, der sich anschickt, einen Adlerhorst auszunehmen, von den alten Vögeln angegriffen wird. In dem viel zu kleinen Horst sind drei Junge enthalten. Abgesehen davon, dafs der Steinadler nie drei, sondern allerhöchstens zwei, gewöhnlich aber nur ein Junges aufzieht, gehören bekanntlich Angriffe des Steinadlers auf den Menschen am Horst völlig ins Reich der Fabel. Herr Spatz hat innerhalb 20 Jahren in Nord-Afrika selbt 56 Adlerhorste ausge- nommen und sich immer wieder davon überzeugen können, dafs die alten Vögel bei der Annäherung des Menschen sofort ab- strichen und sich so- leicht nicht wieder sehen liefsen. Sie sind nur mit äufserster Vorsicht am Horst zu schiefsen. Er bedauert, dafs derartige unsinnige Darstellungen immer wieder in unseren Zeitschriften auftauchen. Herr Schulz bemerkt,hierzu, dafs nach Angabe des Photographen, der für den Stuttgarter Bund für Vogelschutz in der Dobrudscha Aufnahmen am Seeadlerhorst ge- macht hat, diese Art den Menschen annimmt. Auch in der Literatur wird das Gleiche angegeben. O. Heinroth. Bericht üiber die Februar-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag, den 2. Februar 1920, abends 7 Uhr, im Konferenzzimmer der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42. Anwesend: die Herren Strahl, Hauche- corne, Schulz, Arnold Freiherr v. Vietinghoff, Hesse, Helfer, Spatz, vv. Lucanus, Grafv.Zedlitz, Schalow, Reichenow, Neumann, und Heinroth. Als Gäste: die Herren Bengt-Berg, Freiher O. Vieting- hoff-Scheel,O.Bocksen.,O.Bock jun.,,sowieFrau Heinroth und FräuleinRempen. Vorsitzender Herr Schalow. Schrift- führer: Herr Heinroth. Der Vorsitzende macht einige kleinere Mitteilungen betr. einen Brief Naumanns aus der Familie Graf v. Schulenberg und über auswärtige Mitglieder. Ferner begrüfst er Herrn Bengt-Berg Bericht über die Februar-Sitzung. . 393 aus Schweden als Gast, den Verfasser einiger wunderbar ausgestatteter photographischer Werke über schwedische Vögel. Herr Reichenow legt die eingegangenen Bücher und Zeit- schriften vor. Herr Graf v. Zedlitz hält einen Vortrag über schlesische Vögel, wobei er insbesondere das Neuauftreten oder Verschwinden von Sumpfeule, Grau-und Gartenammer sowie des Seidenschwanzes bespricht. (Wird besonders abgedruckt.) Herr v. Lucanus legt ein seltenes Papageienwerk von 1842, eine Übersetzung Treitschkes, von Prideaux-Selby vor, in dem sich eine grofse Anzahl zwar mit viel Sorgfalt, aber wenig Naturkenntnis ausgeführter Abbildungen vorfinden. Herr Hesse spricht, z. T. im Anschlufs an einige alte Ab- bildungen: „ÜberVorkommen zweier seltenen Ammerarten in Mitteldeutschland. 1. Emberiza rustica Pall. In den „Ornithologischen Briefen* vonE.F.v.Homeyer, 1881, findet sich auf p, 244/245 ein Brief von C. F. Oberländer abgedruckt, datiert „Greiz, am 2. August 1848.“ Am Schlufs desselben heifst es: „Zmberiza rustica wurde am 2. April 1844 bei Crimmitzschau geschossen und mir ausgestopft überlassen.“ Hierzu Anmerkung von v. Homeyer: „Dies Exemplar ist später an das Zool. Museum nach Berlin gekommen.“ Dieses sehr wertvolle Belegstück habe ich in der Liste bemerkens- werter Exemplare der deutschen Ornis im Zool. Mus. Berlin, Journ. f. Orn. 1915, 599/600, mit angeführt; die Etikette trägt noch folgende Vermerke: „Nr. 5970. 9. Sachsen-Altenburg. Oberländer.“ Danach würde also, wie ich schon 1. c. bemerkte, die Ammer dem Museum aus Sachsen-Altenburg zugegangen sein, während sie Oberländer nach seinem Schreiben aus Crimmitzschau, also dem ehemaligen Königr. Sachsen erhalten hätte. Da anzunehmen war, dafs die Fundortsangabe Ober- länders, als Empfängers des Stückes, die mafsgebende sei, nahm daraufhin Heyder die Art auf Grund dieses einzigen für Sachsen vorliegenden Falles in seine Ornis Saxonica, Journ. f. Orn. 1916, 458, auf. Kürzlich veröffentlichte nun Hilde- brandt in seinem „Beitrag zur Ornis Ostthüringens,‘“ Mittei- lung. a. d. Osterland, Festschr. z. 100jähr. Bestehen d. Natur- forsch. Gesellsch. zu Altenburg, 1919, 355, über das in Rede stehende Belegstück folgendes: „Im Protokoll der Ornithologischen Sektion d. Ges. d. Naturf. u. Ärzte findet sich folgende Stelle: „Bei der ersten Versammlung deutscher Ornithologen in Köthen am 27. September 1845 legte der Inspektor des Königl. zool. Museums, Herr Rammelsberg, eine von einem Herrn Oberländer am 2. April 1844 in Schönhaide bei Manichswalde erlegte Em- beriza rustica Pall., die an das Berliner Museum gelangt war, vor.“ $ 894 Bericht über die Februar-Sitzung. (Rhea, Leipzig. 1846. 1. Heft. S. 3.) Da Schönbhaide ein alten- burgisches, zwischen Schmölln und Crimmitschau liegendes Dorf ist, dürfte hiermit die Bezeichnung „Sachsen-Altenburg“ auf dem jetzt noch im Berliner Museum vorhandenen Belegstück zu er- klären sein.“ Damit wäre also der Fundort wieder in das Alten- burgische verlegt. Glücklicherweise gelang es mir kürzlich, unter ganz alten auf dem Boden des Zool. Mus. Berlin befindlichen Akten die Originalbriefe Oberländers, die er in dieser Angelegenheit an das Berl. Mus. gerichtet hat, aufzufinden. In dem ersten, einem kurzen Begleitschreiben zur Sendung, datiert „Greiz den 19. May 1845,“ spricht er den Vogel als „eine schöne Ausartung von Emberisa schöniclus, die mir noch nicht vorgekommen ist,“ an. Auf der Rückseite dieses Begleitzettels ist von Cabanis unter dem „12. 9. 1845“ folgender Vermerk gemacht: „Der von H. Oberlaender eingesandte Vogel ist Emberisa rustica Pall. Sehr interessant wäre genau zu wissen, wo und wann der Vogel geschossen ist.“ In einem zweiten längeren Brief, datiert „Greiz den 15. Sept. 1845, schreibt Oberländer zunächst nur: „Der Vogel welchen ich den Herrn geheimen Rath D. Lichten- stein sande ist sechs Stunden von hier im Herzogthum Altenburg geschossen und zwar bey einen Dorf an einen Teich im Rohr und Schilfgesträuch, ...‘“ Er verspricht dannnoch, weitere Erkundigungen bei seinem Gewährsmann „einen guten Freund auch Conservator und Sammler,“ an Ort und Stelle einziehen zu wollen. Die übrigen Mitteilungen des Schreibens betreffen andere Angelegen- heiten. Es folgt nunmehr ein dritter Brief, der die endgültige Fundortsangabe enthält und den ich hier vollständig wiedergebe: „Schönhaide im Altenburgschen / den 21 Sept 1845 / Ew. Wohl- gebohren / bitte ich recht sehr um Verzeihung dafs ich mein Versprechen nicht erfüllt habe, es war mir vorige Woche so un-, wohl dafs ich es nicht unternehmen konnte einen Weg von 7 Stunden zu Fufs zu machen und konte es erst heute mit vieler Anstrengung zurücklegen blos um ihnen zu genügen. Der frag- liche Vogel Emberiza rustica Pallas ist hier 200 Schritte von den Dorfe am 2ten April 1844 auf einen Pflaumenbaum singend be- merkt worden, ein junger Mensch von 15 Jahren holte ein Ge- wehr, unterdessen war er auf eine Eiche geflogen wo ihn dieser Mensch herabschofs und ihn seinen Vetter Heinrich Göhring zum ausstopfen überbrachte, von welchen ich ihn aquirirte, und für Berlin bestimmte. / Wäre der Vogel nicht in meine Hände ge- kommen so wäre er vielleicht lange auf diesen einsamen Dorfe gestanden oder es hätte ihn ein altenburger Bauer gekauft und es wäre vielleicht unbekannt geblieben, ich glaube daher mir schmeicheln zu dürfen dafs er durch mich sein deutsches Bürger- recht erlangt hat, überlasse aber dieses Ihren gelehrten Ein- sichten / Haben Sie die Güte empfehlen Sie mich den Herrn Ornithologen in Cöthen bestens, und sollten sie da erfahren das { | . | j j | a Bericht über die Februar-Sitzung. 895 es einen oder den andern an etwas fehlen sollte so bin ich recht gerne bereit auszuhelfen wen ich habe was verlangt wird. Haselmäufse habe ich mehrere erhalten dieses Jahr / Mit ausge- zeichneter Hochachtung / Ew. Wohlgeboren / ganz ergebenster / Carl Ferdinand Oberländer / Weis und Zuckerbäcker / Handlanger am grolsen Bau der / Naturgeschichte.“ — Anerkennenswert ist die Bescheidenheit, mit der sich dieser einfache aber eifrige Sammler auch nur als „Handlanger“ bezeichnet. Damit ist also nun endgültig der genaue Fundort dieses wertvollen Belegstückes, Schönhaide (wird auch Schönhaida ge- schrieben) in Sachsen-Altenburg, festgelegt. Hieraus folgt weiter, dafs Emberiza rustica aus der Ornis des ehemal. Königreichs Sachsen zu streichen ist. Die Verwirrung in den alten Fund- ortsangaben ist also auf Oberländer selbst zurückzuführen. Obwohl ihm demnach der genaue Fundort im Altenburgischen bekannt war, nannte er trotzdem nur wenige Jahre darauf in dem eingangs zitierten Briefe an vv Homeyer in ungenauer Weise den sächsischen Ort Crimmitschau. Früher nahm man es leider wie bekannt mit den Provenienzangaben nicht sehr genau, was gerade bei bemerkenswerten und seltenen Vorkommen um so bedauerlicher ist. (Man vgl. auch die anfänglichen Wider- sprüche in den Angaben über die Erlegungsstelle: erst Gesträuch an einem Teich, dann ein Pflaumenbaum.) In der Naumanschen Neuausgabe Bd. III, 206, ist über Vorkommen in Deutschland nur gesagt: „Nach Deutschland kommt er nur selten, wurde aber doch aus Helgoland einigemal nachgewiesen.“ Dem Bearbeiter, Präzak, scheint also dieses höchst bemerkenswerte Vorkommen in Mitteldeutschland ent- gangen zu sein. 2. Emberisa melanocephala Scop. In meinem Besitz befinden sich vier von einem Schäfer Lorenz angefertigte primitive Abbildungen von Vögeln, alle zu- sammen als vier Einzelfiguren zu zweien nebeneinander auf einem halben Papierbogen, mit Bleistift vorgezeichnet und mit Wasserfarben ausgemalt.e. Die vier Figuren tragen der Reihe nach folgende eigenhändige Unterschriften des Schäfers: „der Fichten Kreuzschnabel“, „der seidenschwanz“, „der Kiefer Kreuz- schnabel“, (scheint jedoch Pinicola darzustellen), „Rohrammer““. Das Ganzs ist rechts unten unterzeichnet: „gezeichnet der Heinrich Lorenz / in Hergesvogtey den 5 / Juni -1896 /*. Da dies Blatt bereits in meiner Jugendzeit, Mitte der 80er Jahre des vor. Jahrh., in meinen Besitz gelangte, ist es natürlich un- möglich, dafs die Bilder erst 1896 entstanden sind; der biedere Schäfer hat vielmehr offenbar, — wenn nicht überhaupt nur ein einfacher Schreibfehler vorliegt, — so geschrieben, wie er ge- sprochen hat: es würde also „1869“ heifsen müssen! Die letzte Figur, „Rohrammer“ ist nun, wie die bunte Abbildung vollkommen 896 Bericht über die Februar-Sitzung. einwandfrei zeigt, keine Rohrammer, sondern ein ausgefärbtes altes 9‘ der Kappenammer, Emberiza melanocephala Scop. Es ist daher wohl anzunehmen, dafs dieser südöstliche Vogel in dem hier in Frage kommenden Gebiet erlegt oder gefangen wurde. Herges-Vogtei ist ein Dorf im Thüringer Wald bei Brotterode, Hessen-Nassau. Selbst wenn man annimmt, dafs der Vogel in Gefangenschaft gehalten worden sei, worauf auch die Abbildungen der „Kreuzschnäbel“, im Thüringer Waldgebiet bekanntlich äufserst beliebte Käfigvögel, hindeuten würden, so ist es doch wohl so- gut wie sicher, dafs das betreffende Exemplar auf einem der vielen früheren Vogelherde des Thüringer Waldes gefangen, dann in Gefangenschaft gelangte, später vielleicht, wie möglicher- weise auch die drei anderen Arten, ausgestopft und danach von Lorenz „abgemalt*“ wurde An ein dem Handel entstammen- des Stück ist wohl kaum zu denken, da der Handel mit fremd- ländischen Kleinvögeln in damaligen Zeiten noch wenig im Gange war, zumal nach einem so entlegenen stillen Thüringer- Walddorf. — Näheres konnte nicht erfahren werden. In der Naumannschen Neuausgabe l. c., 173, werden für Deutschland nur die Vorkommen aus Helgoland, Sachsen (Leipzig?, Zwickau), Bayern (Nürnberg) und Württemberg genannt.“ Herr Hesse legt die Originalbriefe Oberländers und . das noch jetzt im Zool. Museum Berlin befindliche äufserst wertvolle Belegstück von Emberiga rustica vor; er. macht dabei auf den vorzüglichen Erhaltungszustand, in dem sich dies nun- mehr schon 75 Jahre im Berl. Mus. aufbewahrte und sogar in der Schausammlung aufgestellte Exemplar befindet, aufmerksam. Er legt ferner Bälge männlicher Kappen- und Rohrammern vor, die die Uebereinstimmung der Lorenzschen Abbildung mit der Kappenammer beweisen. Beim Meinungsaustausch über den Vortrag des Herrn Grafen v. Zedlitz, wobei sich die Herren Reichnow, Hesse,v. Lu- canus,v. Vietinghoff,Neuman,Helferund Strahl beteiligen, ergibt sich, dafs die Waldschnepfe zwar regelmälsig mit der Singdrossel zugleich zieht, dafs sie aber durch Kälte- rückschläge namentlich bei Schnee viel leichter beeinflufst und zurückgehalten wird, offenbar deshalb, weil sie in dem ge- frorenen Boden nicht wurmen kann, während sich die Drossel mit Beeren und ähnlichem behilft. Was das Auftreten des Grauammers angeht, so hat Herr Neumann bei Mlawa im Januar und Februar 1915 sehr viele, in den Jahren 1916/17 dort nur sehr wenige angetroffen, ebenso im Winter 1917 zu 1918 bei Warschau. Nach seiner Angabe erstreckt sich die Grenze des Winteraufenthaltes von Ortolan und Sumpfeule südlich nicht über Adis Abeba und den Suai-See hinaus, aus Gründen, die wir nicht kennen. Ferner wird daraufhingewiesen, dafs der östliche Grauammer heller oder rötlicher als der westliche sei, jedoch verschwinden i ‘Bericht über die März-Sitzung. 397 diese Unterschiede durch Abnutzung des Gefieders gegen den Sommer hin fast völlig. Herr Bengt-Berg weist darauf hin, dafs im Verhalten zu Eiern und Brut auch bei ein und derselben Vogelart viele indi- viduelle Unterschiede beobachtet werden können. So brüte bei Limosa limosa in einigen Fällen nur das Weibchen, in anderen fast nur das Männchen. Herr Bock hat die Erfahrung gemacht, dafs ein Schwan nach Wegnahme des Geleges noch lange auf ihm unterlegten Weinflaschen weiter gebrütet hat. Er ist der Ansicht, dafs die Kuckuckseier aus Zaunkönignestern, auch wenn sie aus ver- schiedenen Gelegen stammen, unter sich immer ähnlich sind. Da- bei stimmen sie natürlich nicht mit den Zaunkönigeiern überein. O. Heinroth. Bericht über die März-Sitzung Verhandelt: Berlin, Montag, d. 1. März, abends 7 Uhr, im Konferenzzimmer der landwirtschaftlichen Hochschule Inva- lidenstr. 42. Anwesend: die Herrren Strahl, Neumann, Schulz, Hauchecorne, Hesse, v. Stralendorff, v. Lucanus, Reichenow und Heinroth. Als Gäste: die Herren Schatte, Lutz Heck, Ruch, Arndt, Schnöckel, Fräulein Beele, Fräulein Beyer und Frau Heinroth. Vorsitzender: Herr vv. Lucanus, Schriftführer Herr Heinroth. Herr Reiehenow bespricht ausführlich die eingegangene Literatur, namentlich Arbeiten des Herrn Stresemann über die deutschen Gimpel und über das Entstehen von Formen durch Bastardierung. Berichterstatter kann sich den entwickelten Theorien nicht anschliefsen. Die Gründe sind, soweit sie die Gimpel betreffen, an anderer Stelle in Kürze wiedergegeben. Herr Reichenow legt im Anschlufs an den Bericht eine Pyrrhula von Macrowa in Mazedonien, westlich von Usküb, nahe der al- banischen Grenze gelegen, vor, die sich durch viel helleres und gelbliches Rot, mennigrot, der Unterseite von P. germanica unter- scheidet. Es bleibt festzustellen, ob es sich hier um eine zufällige Abänderung oder um eine ständige Abart handelt Vorläufig- mag auf die Form als var. macedonica aufmerksam gemacht sein. Die Flügellänge beträgt 88 mm. Herr Reichenow bestreitet ferner die Annahme, dafs Bastarde unfruchtbar seien und legt die Bälge der durch mehrere Generationen im hiesigen zoolog. Garten gezüchteten Löffler- und Ibismischlinge vor. Herr Heinroth fügt hinzu, dafs in England Bastarde von Stock- und Spiefsente bis zur 6. oder 7. Generation gezüchtet sind. Herr Neumann glaubt, dafs Ba- starde in der Natur kaum eine Rolle spielen. Sie kämen be- besonders dann vor, wenn die Weibchen verschiedener Arten sehr 398 Bericht über die März-Sitzung. ähnlich gefärbt sind, wie z. B. bei Zwergsäger und Schellente, bei einigen Capitoniden und Nektarinien. Herr Heinroth erwähnt, dafs dagegen @ennaeus lineatus künstlich durch Mischung von Silber- und Schwarzrückenfasan stets beliebig erzeugt werden könne und vielleicht auch in der Natur einen dauernden Misch- ling dieser Arten darstelle. Herr Heinroth macht auf einen durch mehrere Zeitungen gegangenen kleinen Aufsatz über die Havelschwäne aufmerksam. Von den weit über 200 Schwänen sind nur noch 20 übrig ge- blieben. Der Staat und die Magistrate von Potsdam und Spandau lehnen die Unterhaltungskosten, die bisher von der Krone ge- tragen wurden, ab, sie müssen also auf dem Wege der Privat- sammlung sicher gestellt werden. Der Potsdamer Verkehrs-Verein nimmt Beiträge durch Postscheck auf das Konto „Schwan“ der Sparkasse der Stadt Potsdam, Postscheck Nr. 14364 Berlin NW 7, entgegen. Die Ansicht des Berichterstatters geht dahin, den- Höckerschwan für etwa ein Jahrzehnt völlig zu schützen, um so eine Wiederansiedlung dieses prächtigen Vogels zu ermöglichen. Ferner macht er die Mitteilung, dafs beim Fällen einer alten Eiche im Tiergarten bereits am 12. Februar ein Waldkauznest mit zwei ganz frischen Eiern gefunden worden ist. In frühreren Jahren sind bekanntlich öfter junge Waldkäuze im Tiergarten beobachtet worden, jedoch stand nicht einwandfrei fest, ob es sich nicht vielleicht um ausgesetzte gehandelt bat. Herrr Hauche- corne fügt hinzu, dafs er den Waldkauz in der Nähe der Rousseau- Insel oft gehört habe; es sei merkwürdig, wie dieser doch sonst so weithin hörbare Ruf bereits auf kurze Entfernung im Lärm der Grolfsstadt untergehe. Herr Reichenow bespricht unter Vorlage einiger Bälge die Steppenbussarde. Zuunskommtaufdem Zuge nur die nordrussische Form mit oberseits rostfarbigen Säumen und rostrotangeflogenem, gebändertem Schwanz, die gewöhnlich als Duieo zimmermannae . bezeichnet wird. Die südrussische B, desertorum ist auf dem Rücken röter und zeigt meistens keine Bänderung des roten Schwanzes. _ Beide ziehen im Winter nach Ostafrika. Herrr Reichenow spricht über Veränderungen in der Vogelwelt der Mark. Der Schwarzspecht ist vielleicht ‘durch die Verminderung der Marder häufiger, die Blaurake aber anscheinend seltener geworden. Dasselbe gilt für die Schleiereule, die z. B. in Bernau früher im alten Torturm in Mengen brütete und abends die Stralsen auf und ab strich. Dahingegen ist eine starke Zu- nahme des Ortolans zu verzeichnen. Herr v. Lucanus erwähnt, dafs 1914 die Blaurake in mehreren Paaren auf dem Truppen- übungsplatz von Döberitz gebrütet habe und macht darauf auf- merksam, dafs an Stelle der seltener gewordenen Amsel hier im Tiergarten die Singdrossel in ganz überraschender Weise zuge- nommen habe. Auf die Frage des Herrn Reichenow, ob der Kolkrabe noch bei Berlin vorkomme, wird erwidert, dafs er Bericht über die März-Sitzung. 399 wohl ganz verschwunden sei, aber in der Schorfheide regelmäfsig brüte. Nach Herrn Reichenows Angabe kam C, corax früher im Winter bei vielem Schnee bis in die Vororte Berlins hinein, zu jener Zeit, als noch etwa 10 besetzte Storchnester auf den Häusern der Berliner Straflse in Charlottenburg waren. Herr Hesse gibt an, dafs die Blaurake in Brieselang nicht mehr vorkäme, aber im Grunewald und an anderen Orten immer noch brütet. Die Verbreitung des Ortolans beruhe zumteil da- rauf, dafserallmählich iin dafs entwässerte und jetztangebaute Bruch- land eingezogen sei. Am1l. Januar beobachtete er einen Seeadler am Wannsee. Es waraffallend, dafs sich die dort vorhandenen zahl- reichen Enten selbst dann nicht stören liefsen, als er nur etwa 3 m hoch über ihnen hinstrich. Herr Hauchecorne hat beobachtet, dafs einzelne Gänse- sägerweibchen oft sehr grofse Trupps von Jungen, einmal sogar 23 Stück, bei sich führten, eine Tatsache, die von Herrn Heck so erklärt wird, dafs beim Versprengtwerden der Familien namentlich durch Schiffe sich die verängstigten Jungen leicht dem nächsten besten Trupp anschliefsen. Herr Reichenow legt folgende neuen Arten vor: Pomatorhynchus nothus Behw. n. sp. Kopfplatte schwarz. Mittelste Schwanzfedern nicht schwarz, sondern graubraun. In der Färbung der Schwingen an P. remi- gialis sich anschliefsend: Das Rotbraun an der Wurzel der Innenfahne der Schwingen ist bis an den Schaft ausgedehnt und nicht auf einen Innensaum beschränkt wie bei P. senegalus und Verwandte. Rücken gelbbraun, lebhafter als bei P. remigvalis und senegalus, Schnabel schmaler. Brust und Körperseiten bräunlichgrau, bräunlicher als bei P. senegalus. Lg. ca. 200, Fl. 89—95, Schw. 95—100, Schn. 20, L. 29 mm. Tschadseegebiet. Cinnyris chloropygius insularis Rehw. n. sp. Dem C. chl. lühdert am ähnlichsten, aber Bauch blasser und oliven gelb verwaschen, das Gelb der Brustbüschel etwas dunkler. Fl. 50, Schw. 35, Schn. 18—19 mm. Fernando Po. Chenorhamphus pileatus Behw. n. sp. Im allgemeinen dem Ch. grayi sehr ähnlich, aber Kopfplatte tief schwarz, jederseits von dem blafsblauen Augenbrauenstreif ge- säumt, der ebenso wie die Kopfseiten etwas lebhafteren Ton hat als bei Oh. grayi; Rücken und Flügel wie bei Ch. grayi, aber Unterflügeldecken und Innensäume der Schwingen blals ocker- gelbbräunlich, Flügel kürzer, 55 mm. Mäanderberg im oberen Sepikgebjet, Neuguinea. O. Heinroth, 400 Bericht liber die April-Sitzung. Verhandelt: Montag, d. 12. April 1920, abends 7 Uhr, im Hörsaal 6 der Landwirtschaftlichen Hochschule, Berlin, Invaliden- stralse 42. Vorsitzender: Herr v. Lucanus. Schriftführer: Herr Heinroth. Herr C. Hamburger hielt einen Lichtbildervortrag über das Formen- und Farbensehen der Tiere. Er ging zunächst auf die Tatsache ein, dafs viele Säugetiere, namentlich Huftiere und Nager, keine Stelle des schärfsten Sehens im Auge haben, sodafs sie wohl ausgezeichnet Bewegungen wahrnehmen, aber das Auge nicht auf einen bestimmten Punkt einstellen können. Im Gegensatz dazu ist das Fixieren der Vögel sehr entwickelt. Der Vortragende besprach die Ansichten von Hefs, Frisch, Hennig und anderen und erläuterte besonders die Versache von Hefs über das Farbensehen von Huhn und Taube, wobei sich herausgestellt hat, dafs diese Tiere für kurzwellige Lichtstrahlen unempfindlich sind, also im Blau und Blaugrün versagen. Dies ist darauf znrückzuführen, dafs vor den Netzhautelementen rötlich-gelbe Olkugeln eingelagert sind. Sehr schwer ist es, eine Erklärung dafür zn finden, welchen Nutzen dieser Ausschlufs von Blau und Blaugrün haben soll. — Ferner geht Herr Hamburger auf die von Hefs angenommene völlige Farbblindheit der Fische und Bienen ein. Im Gegensatz dazu hat Frisch festgestellt, dafs die Bienen wohl nur als rotgrünblind anzusehen sind, was auch ohne weiteres damit in Einklang zu bringen ist, dafs die von ihnen besonders besuchten Blüten diese Farben nicht zeigen. In dem sich anschliefsenden Meinungsaustausch weist Herr Heinroth daraufhin,'dafs bei Reptilien, insbes. z. B. bei der Sumpf- schildkröte nach Hefs das Rotgelbfilter im Auge noch mehr ent- wickelt ist; auch hier ist sein Zweck völlig unbekannt. Die Zu- sammengehörigkeit der Sauropsiden-Gruppe wird durch dieses Verhalten sehr gestützt. Ferner ist es eine Eigentümlichkeit der Vögel sowie der Reptilien, dafs sie ohne Schwierigkeit direkt in die Sonne sehen können, wie man dies ja leicht beobachten kann, wenn Hühner oder Enten mit den Augen einen Raubvogel verfolgen. Versuche bei gefangenen Vögeln haben ferner ergeben, dafs Arten, in deren Gefieder die gelbe Farbe vorkommt (Kuh- stelze, Goldammer, Gelbhaubenkakadu) gegen blau sehr empfindlich sind und sich bei seinem Anblick sehr aufregen. Dabei ist der Helligkeitswert des Blau ohne jeden Einflufs. Zu den Hefs’schen Versuchen ist noch nachzutragen, dafs das geringe Wahrnehmungs- vermögen für kurzwellige Lichtstrahlen nur für Turmfalk, Hubn und Taube erwiesen ist. Die Waldohreule dagegen verhält sich im Farbensehen wie ein farbentüchtiger Mensch. Herr v. Lucanus weilst auf das ungewöhnlich scharfe Gesicht der Waldohreule hin, das wohl durch das besonders gute Gehör noch unterstützt wird. O. Heinroth. 401 Bericht über die Mai-Sitzung. Verhandelt: Montag, d.3. Mai 1920, abends 7 Uhr, im Konferenz- zimmer der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42. Anwesend die Herren: Strahl, Schulz, Hauche- corne, L. Heck, v. Lucanus, Bogatsch, Hesse, Steinmetz, Hilzheimer, Schalow, Reichenow, Spatz und Heinroth. Als Gäste: Herr L. Heck jr., Frau Spatz, FrauHein- rotb, Frl. Beele, Frl. Beyer, Frl. Chodziesner. A Herr Schalow. Schriftführer: Herr Hein- roth. Der Vorsitzende gedenkt des Hinscheidens des hochverdienten Anatomen Fürbringer, der sich um die Anatomie der Vögel durch seine grundlegenden Arbeiten ein unsterbliches Verdienst erworben hat. Die Anwesenden ehren sein Hinscheiden durch Erheben von den Sitzen. Ü Herr Reichenow bespricht die eingegangenen Bücher und Zeitschriften, insbesondere auch seine neuaufgelegten „Kennzeichen der Vögel Deutschlands“, ein Buch, das demnächst im Handel erscheinen wird. In den 18 Jahren, die seit der Herausgabe der ersten Auflage verstrichen sind, sind 19 neue Arten dazu gekommen, sodafs jetzt im ganzen 421 für Deutschland festgestellt sind. Auch Herr Schalow legt Literatur vor und Herr Heinroth geht auf einen Aufsatz des Herrn Schie- menz Friedrichshagen aus der Fischereizeitung ein, worin zur rücksichtslosen Vertilgung aller fischfressenden Vögel aufgefor- dert wird. Die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege in Preufsen hat gebeten, dafs von berufener Seite gegen diesen Artikel Stellung genommen werde. Die Anwesenden geben ihrer Zustimmung zu diesem Wunsche Ausdruck, und Herr Heck will es übernehmen, eine Erwiderung zu verfassen. Herr v. Lucanus spricht hierauf über den gegenwärtigen Stand der Vogelwarte Rossitten. Dieses Institut, das vor allen Dingen der Erforschung des Vogelzuges gewidmet ist, wurde 1901 gegründet und erhielt 1907 durch staatliche Mittel ein eigenes kleines Gebäude. Ein Gönner stiftete bald darauf ein kleines Blockhaus 7 km südlich von Rossitten, das als eigent- licher Sitz der Vogelzugbeobachtungen aufzufassen ist und seinen Zweck ganz hervorragend erfüllte. Leider wurde es Anfang 1919 durch bolschewistische Rohheit zerstört. Die Mittel zum Wieder- aufbau sind jedoch von der Regierung bewilligt worden. Die Verwaltung der Vogelwarte geschieht durch ein Kuratorium, das im wesentlichen aus dem Vorstand der Deutschen ornitho- logischen Gesellschaft und Vertretern des Kultus- und Landwirt- schaftsministeriums besteht. Aus Staatsmitteln waren bis zum Ausbruch des Krieges jährlich 4000 M. für Löhne und An- schaffungen bewilligt worden. Zum Direktor der Vogelwarte ist 402 Bericht tiber die Mai-Sitzung. Herr Professor Dr. Thiemann, Kustos an der Königsberger Universität, bestellt. Vor dem Kriege war wegen der überaus be- schränkten Raumverhältnisse durch den Staat ein Neubau zuge- sichert worden, was nunmehr natürlich hinfällig geworden ist. Um so freudiger ist es zu begrüfsen, dafs die Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft in diesem Augenblick der Not mit hilfreicher Hand eingesprungen ist, indem sie ein geeignetes Haus in Rossitten kaufte und es der Deutschen ornithologischen Gesellschaft für die Zwecke der Vogelwarte unentgeltlich zur Verfügung stellte. Dabei ist gleichzeitig für eine Wohnung des Direktors während der Vogelzugzeiten gesorgt. Leider konnte der jährliche staat- liche Zuschufs nicht dem Sinken des Geldwertes entsprechend erhöht werden, sodals die Vogelwarte dadurch in grofse Be- drängnis gerät, ist es doch unter diesen Umständen nicht mehr möglich, einen Diener zu besolden. Bekanntlich haben die von der Vogelwarte Rossitten ausgehenden Vogelberingungen nicht nur in allen europäischen, sondern auch in vielen aufsereuropäischen Ländern Anklang und Nachahmung gefunden und haben zu ge- radezu glänzenden Erfolgen auf dem Gebiete der Vogelzugs- forschung geführt. Im Anschlufs an seine Feststellungen über das Verhältnis vom Vogelgewicht zum Eigewicht, Gelegegewicht und Brutdauer bespricht Herr Heinroth seine Erfahrungen über Dotterge- wichte, und berücksichtigt dabei sowohl das Verhältnis des Dotters zum Ei als auch zum neugeborenen Vogel. Im allge- gemeinen haben Nesthocker kleinere Dotter als Nestflüchter. So beträgt in der Singvogelgruppe einschliefslich der Rabenvögel das Dottergewicht etwa 1/, des Eigewichts, während bei Enten und Hühnern etwa 4), die Regel ist. Besonders alle lang brütenden Formen haben etwas gröfsere Dotter, so die Mandarin- enten häufig über 40%, des Eigewichts. Auffallend ist, dafs ein grofser Teil des Eidotters sich beim Ausschlüpfen des jungen Vogels noch in dessen Bauchhöhle vorfindet, sodals z. B. beim Haushuhn überhaupt nur ein geringer Bruchteil des ur- sprünglichen Dotters verzehrt ist. Die Annahme, dafs Nesthocker nur wenig Dotter beim Ausschlüpfen mit auf die Welt bekommen ist irrig. Näheres wird an anderer Stelle veröffentlicht werden. O. Heinroth. Ausflug in das Jühnsdorfer Luchgebiet am 16. Mai 1920. Teilnehmer: Herr und Frau Reichenow, Herr Reiche- now jr, Herr Hesse, Herr und Frau Hamburger, Herr und Frauv.Schuckmann, Herr und Frau v. Löwen- stein, Herr Preufs, Herr Steinmetz, Herr Kothe Herr Hauchecorne, Frl. Beele, Herr und Frau Heinroth. Um 93 fuhr man unter Führung von Herrn Hesse nach Dahlewitz an der Zossener Bahn, um von da aus durch Wald und Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 408 Feld nach dem Luchgebiet zn wandern, dessen Betreten wegen des hohen Wasserstandes leider nur einer kleineren Anzahl von Teilnehmern möglich wurde, die dann einen längeren Marsch durch das im Wesentlichen aus Carexwiesen bestehende Gebiet ‚antraten. Vom denkbar besten Wetter begünstigt, konnten von gröfseren Vögeln Rohrweihen, Fischreiher, Kraniche, Brachvögel, Limosen, Rotschenkel und Kiebitze u. s. w. beobachtet werden, natürlich fehlte auch die für solche Gebiete bezeichnete Kleinvogel- welt nicht. Pratincola rubetra hatte ein Nest mit 7 frischen Eiern im Grase, einige angefangene Kiebitz-Nachgelege wurden gefunden. In denspäteren Nachmittagsstunden wurde dann wieder von Dahlewitz aus die Heimfahrt angetreten. OO, Heinroth. Dem Herausgeber zugesandte Schriften. Club van Nederlandsche Vogelkundigen. Jaar- bericht No. 10, Aflevering 1, 1920. Revista do Museu Paulista. Tomo XI, 1919. W. Bacmeister. Die Weidenmeise bei Strafsburg. (Abdruck aus: Verhandl. Ornith. Gesellsch. Bayern, XIV, Heft 2, 1919.) — Eigenartiges Abwehrmittel des jungen Kuckucks. (Abdruck ebendaher, Heft 3, 1920.) — Umschwung in der Kuckucksforschung? (In: Süddeutsche Tierbörse, 29. Jg. Nr. 23, 1920.) H. Freiherr v. Berlepsch und F.Schwabe. Zwölfter Jahresbericht der staatlich anerkannten Versuchs- und Muster- station für Vogelschutz, 1919/20. F. M. Chapman. Unusual types of apparent geographic variation in color and of inidvidual variation in size exhibited by Ostinops decumanus. (Abdruck aus: Proc. Biol. Soc. Washington, Vol. 33, 1920.) G. Dennler. Bemerkungen zu Herrn W. Schusters „Raben- und Nebelkrähe, Biolog. und psyschologische Unterschiede.“ (In: Natur, 1920, Heft 9/10.) — Infektionskrankheiten der Vögel und ihre Beziehungen zu den gleichnamigen Erkrankungen des Menschen. (Abdruck aus: Natur, 1920, Heft 11/12.) | G. Dennler. Die hirnanatomisch begründete Sonderstellung von Jynz Torquilla. (In: Falco, 15. Jg. 1919, Nr 2.) J. Domaniewski. Materiaux & la faune ornithologique de Pologne. III. partie. (Abdruck ebendaher, Fasc. 4.) — Formes nouvelles ou peu connues de Oynchramus schoeniclus Linn. (Abdruck ebendaher, Fasc. 6.) 404 Dem Herausgeber zugesandte Schriften. J. Domaniewski. Die geographischen Formen von Oatharus re (Abdruck aus: Bull. Acad. Cracovie, Avril—Juin 1918. — Qu’est ce qu’un musde zoologique pour un syst&maticien. (Abdruck aus: Pamietnika Fizyograficznego, Tom. XXV, 1918.) — Serin polonais — Serinus canarius polonicus subsp. nov. (Abdruck aus: Compt. Rend. Soc. Sciences Varsovie, 1917, Fasc. 8.) — Materiaux & la faune ornithologique de Pologne. II. partie. (Abdruck ebendaher, Fasc. 9.) — Contribution & la connaissance des formes geographiques de Oerchneis naumanni (Fleisch). (Abdruck ebendaher, Fasc. 9.) — Formes pal&arctiques du genre Acanthis Bechstein. (Abdruck ebendaher, Fasc. 9.) — Formes geographiquesde Zurdus viscivorus Linn. etde quelques autres Grives palearctiques peu connues. (Abdruck ebendaher, Fasc. 4.) J. Domaniewski undJ.Stolcmann. Notes sur les formes du genre Pyriglena Cab. (Abdruck aus: Compt. Rend. Soc. Sciences Varsovie, 1918, Fasc. 2.) — — Contribution & la connaissance des formes du genre Grallaria Vieill. (Abdruck ebendaher, Fasc. 4.) R. Fenk. Aufserehelige Bruten bei monogamen Vögeln und andere interessante Beobachtungen aus der Vogelstube. (Abdruck aus: Verhandl. Ornith. Gesellsch. Bayern, XIV, Heft 3, 1920.) — Einiges über die Wachtel. (In: Ornith. Monatsschr. XLV. Jg. Nr. 6, 1920.) | GrafN.Gyldenstolpe. A nominal list of the Birds at present known to inhabit Siam. (Abdruck aus: Ibis, April und Juli 1920.) J. A. Bierens de Haan. Rostrhamus taeniurus Cab., een nieuwe roofvogel voor Suriname. (Abdruck aus: Ardea XI, 1920.) E. Hartert. Die Vögel der paläarktischen Fauna. Heft XI—XII. (Berlin) 1920. R. Horring. Fuglene ved de danske Fyr i 1913—1918. (Abdruck aus: "Vidensk. Medd. fra Dansk naturh. Foren, Bd. 66—71.) A. Hess. Bericht über die Tätigkeit der Schweizerischen Zentral- station für Ringversuche in Bern in den Jahren 1917 bis 1919. (Abdruck aus: Ornith. Beobachter 1919/20.) — Von den Formen der schweizerischen Gimpel. (Abdruck aus: Ornith. Beobachter 1919/20.) Dem Herausgeber zugesandte Schriften. 405 A. Hess. Exkursion der Schweiz. Gesellschaft für Vogelkunde und. Vogelschutz in den schweiz. Nationalpark im Juli 1920. (Ab- druck aus: Ornith. Beobachter, XVII. Jg., Heft 11, 1920.) A. Laubmann. Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. (Abdruck aus: Archiv. f. Naturgeschichte, 84. Jg. (1918), Abt. A, 7 Hft., 1920.) E. Lönnberg. Nägra ord om Hjälstavikens fägelfauna. (Särtryck ur Sveriges Natur 1920.) — 1. The Birds of the Juan Fernandez Islands. 2. Notes on Birds from Easter Island. (Abdruck aus: The Natural History of Juan Fernandez and Easter Island edited by Dr. Carl Skottsberg. Vol. III. [ohne Jahreszahl].) L. M. Loomis. A review of the Albatrosses, Petrels and Diving Petrels. Expedition of the California Academy of Sciences to the Galapagos Islands, 1905—1906. (Proc. Californ. Acad. Sciences, Fourth Ser. Vol. II, Pt. II, Nr. 12, 1918.) F. Pax. Vogelschutzbestrebungen in Schlesien. (Abdruck aus: Zeitschrift f. 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Bayern, XIV, Hft. 3, 1920.) — Hvilke sporgsmaal har Danmarks systematiske ornithologi endnu ikke besvaret? (Abdruck aus: Dansk Ornith. Forenings Tidsskrift, ? 1920?) — Avifauna Macedonica. (München) 1920. W. Sunkel. Storchgänge in Oberhessen vön H. Mayhoft 7. (Abdruck aus: Gefied. Welt, Heft 10, 1920.) Journ, f, On. LXVLL, Jahrg. Juli/Oktober 1920, 28 Namenverzeichnis. Acanthis 404. — cannabina 18, 314. — linaria 287, 314. Accentor atrogularis 50. — collaris 346, 348. — modularis 50,111, 324, 338, 346, 348. Aceipitres 96, Accipiter gentilis 352, 353. — nisus 143, 353. Acrocephalus' agricola 38. — aquaticus 38, 289. = arundinaceus 37, 289, 336. — dumetorum 37, 39. — horticolus 336. — macronyx 37. alustris 37, 39, 319, 3 5, 336, 349, _ schoenobaenus 38. — streperus 115, 336. Actitis hypoleucos 280, 342. Aegithalos caudatus 338. — expugnatus 105. — longicauda 110. — roseus 110. eg transvolgensis 56. Aegypius monachus 145. Alauda arvensis 30, 340. Alcedo atthis 405. — pallasi 59. Alectoris barbara 79. Alethe 78. Amaurocichla kempi 77. Anas acuta 149, 195. — boschas 87, ’92, 148, 194, 342, 349, — CTecca 149, 196, 342, 349. — penelope 149, 195, 342. — Platyrhynchos 194, 278, — querquedula 87, 149, 195. — strepera 149, 195, 278, Anser albifrons 150. Anser anser 90, 150, 196, | 197, 279, 282. — arvensis 150, 198. — erythropus 150. — fabalis 150, 197, 279. — hyperboreus 151. — neglectus 150. — segetum 150. Anthropoides virgo 131. Anthus pratensis 26, 288, 316, 340. 346, _ spinoletta 27, 348. — trivialis 26, 315, 340, 346. Apus kollibayi 176. En chrysaetos 139, — clanga 139, 361, 363. — heliaca 139, 361. — melanaötos 361. — orientalis 139. — pomarina 285, 362. Archibuteo lagopus 140, 284, 360. _ pallidus 140, Ardea cinerea 152, 215. — purpurea 153, 215. Ardeola ralloides 153. Ardetta minuta 153, 215. Arenaria interpres 68. Asio accipitrinus 371. — aegolius 55. — flammeus 55, 371. — leucopsis 55. — otus 55, 370. Astur brevipes 142, — palumbarius 142, 352. — schvedowi 142. Athene indigena 56. — noctua 285, 372. Bombycilla garrula 286, 343. Bonasia amurensis 350. — bonasia 227, 229, 231, 233, 234. — colymensis 350. = Bonasia grassmanni 227, 230, 234, 350. — minor 232. — rhenanus 233, 234. — rupestris230, 231, 232, 233, 234. _ septentrionalis 228, 229, 234, 350. — sylvestris 232,233,234. — ussurensis 350. — volgensis 350, Botaurus stellaris153,214, 283, 343. Bradypterus 78. — barakae 78. — lopezi 78. Branta bernicla 196, — rufieollis 151. Bubo bubo 54, 369, — doerriesi 55. — hemachalanus 55. — hungaricus 54. — jakutensis 55. — kiautschensis 55. nikolskii 55. norvegicus 54. ruthenus 54, 369. scandiacus 54. setschuanus 55. sibiricus 54, 342, — tenuipes 55. — tibetanus 55. — turkomanus 54. — ussuriensis 55. — yenisseensis 55. — zaissanensis 55. Budytes flavus 340, 349, 374. Buteo 184. — anceps 356, 359. — arrigonii 357. — buteo 348, 356, 358. — desertorum 355, 398. — ferox 140, 360. — japonicus 357. — insularum 357. == a er 355, 359, Buteo ruficaudus 357, — vulgaris 358, — vulpinus 140, 356, 360. — zimmermannae 140, 355, 398. Cacomantis insperatus 390. Calidris arenaria 124, Callene cyornithopsis 78. — frontalis 78. Camaroptera concolor 77. em europaeus 54. — unwini 54. Carduelis carduelis 20, 287, 313, 348, Casarca casarca 150. Catharus dryas 404. Cerchneis naumanni 138, 369, 404. — tinnunculus 138, 345, 348, 368. — transriphaeus 137. — vespertina 137, 368. Certhia 187. — bacmeisteri 72, 73, 74. — bianchii 74. — brachydactyla 74, 76, 98, 122, 289, 316, 339. en britannica 74, — buturlini 72, 73, 74. — candida 71. — caucasica 72, 73. — corsa 74. — dorotheae 77. — familiaris70, 72, 73,75, 98, 289, 316, 339, 348. — harterti ld. — hodgsoni 74. — japonica 74. — khamensis 74, — lusitanica 77. — macrodactyla 71, 72, b} — mauritanica 98, Ei 75, 76, — neumanni 75, 76. — nipalensis 74. — paradoxa 76. — persica 74. — pyrenaica 74. — rhenana 74. — scandulaca 70, 73.: — tianschanica 71, 74. — ultramontana 76, 77. Cettia cetti 343, Namenverzeichnis. Cettia cettioides 36. Charadrius alexandrinus 343. — apricarius 69, 198, — asiaticus 69, — curonicus 199, — dubius 69, 199. — hiaticula 69, 199, 343. — morinellus 69. — pluvialis 198. Chettusia gregaria 70. — leucura 70. Chenorhamphus pileatus 398. — grayi 398. Chloris chloris 17, 313, 348, 349. Chrysomitris eitrinella 274. — spinus 18, 314, 348. Ciconia alba 312. — ciconia 131, 212, 283. — nigra 154, 213, 583, Cinclodes 238, — albidiventris 239, 240. albiventris 240. antarcticus 241. atacamensis 238. bifasciatus 238. chilensis 239. fuscus 239, 240. gilvus 240. heterurus 240. minor 240. molitor 239. nigrofumosus 239. oreobates 240. oustaleti 239. palliatus 238. patagonicus 239, rivularis 239, 240. schistaceus 240. schocolatinus 238. — taezanowskii 239. Cinelus aquaticus 51, 347, — cinclus 51, 349, Cinnyris insularis 398. — lühderi 398. Circaetus gallicus 145, 284, 354. Circus aeruginosus 141, 142, 350. — cyaneus 141,142, 351. — macrourus 141, 284, 351, 352. — pygargus 142, 284, 351, 352. Clangula hyemalis 277. a 407 Coccothraustes cocco- - thraustes 16, 313, 348, Coccystes glandarius 390. Colaeus monedula 349. Columba fusca 62. — intermedia 61. — livia 61, 9. — oenas 62, 216, 284,349, _ palumbus 62) 215, 217, 349. Colymbus 188, 189. — arcticus 188. auritus 155. — capensis 156. — cristatus 155, 283, 349, — grisegena 155. immer 274, nigricans 156, 349. — nigricollis 155, 349. Coracias garrulus” 52. Corvus aegyptiacus 3. — capellanus 3. corax 312, 398. cormix 1, 313. corone 287, 291. frugilegus 4, 287. monedula 6. neglectus 7. soemmeringi 6. spermologus 7. splendens 391. subcorone 1, 3, 4. trivialis 4. — umbrinus 3. Coturnix coturnix 135, 219. Crex crex 133, 210, 282. — pratensis 210, 310. Cuculus canorus '61, 285, 3ll, 343, 345, 348, 374. — culminatus 391. Curruca platystoma 247, Cygnus cygnus 152, 279. — olor 151, 198. Cynchramus schoenielus 403. Cyornis 78. Cypselus apus 53, 311, 345 — melba 53. MDafila acuta 195, 278, 342 Delichon urbica 52. Dendrocopos brevirostris 60 — hortorum 381. 408 Dendrocopos kamtschat- kensis 61. — leuconotus 382. — leucotos 382. — major 60, 311, 341, 348, 377. Fee medius 348, 380. — minor 348, 381. — pinetorum 378, 381. — stechowi 382. — transitivus 381. — uralensis 60. Dromaeocereus 78. Dryobates candidus 379. — colchicus 380. — hortorum 286. — kurse 379. — leucotos 291, 382, — major 377. — medius 380. — minor 381. — stechowi 382. Dryocopus martius 60, 285, 345, 348, 376. — reichenowi 60, 377. Wmberiza calandra 23, 187, 315. — cirlus 24. — citrinella 23, 349. — erythrogenys 288, 315. — lapponicus 25. — melanocephala 274, 395. — .microrhynchos 25. — projer 23. — rustica 393, 396. — rutila 318. — schoeniclus 25, 288, 394, — sylvestris 24, 288. Ereunetes petrificata 238. Erismatura leucocephala 147. Erithacus cairei 19. — calliope 49. — cyanecula 330. — discessa 49, — erythronotus 48, — golzi 48. — luscinia 121, 330. — monnardi 120. — natorpi 48. — pallidogularis 49, 50. — paradoxus 19. — philomela 48, 325,329. — phoenicurus "48, 325, 330. Namenverzeichnis. Erythropygia rubeeula 50, 121, 325, 330, 347, 348. = svecicus 49. — titys 331, 347, 348, volgae 49. makalaka 83. munda 83. ovamboensis 83. ruficauda 83. saturata 83. — zambesiana 83. Erythrosterna parva 286. Eudynamis honorata 391. Exealfactoria 91. Falco aesalon 137, 343, 367 — calidus 136, 366, candicans 136. cherrug 136. cineraceus 285. griseiventris 135. gyrfalco 136. islandicus 136. leucogenys 136, 366. pallidus 137. peregrinus 135, 366. regulus 367. riphaeus 136. rusticolus 136, 273. subbuteo 136, 367. tinnunculus 368. — uralensis 136. Francolinus capensis 78. — gariepensis 79. — ludwigi 79. — pallidior 79. Fringilla coelebs 16, 23, 3l4, 345, 349, = montifringilla 17, 287. Fulica atra 134, 211, 283, 343. Fuligula fuligula 342, — marila 193. IE Gralerida cristata 31, 122, 316, 340, 349, _ gallica 2, — major 32. — undata 32. Gallinago gallinago 130, 205, 310. — gallinula 130, 207, — media 130, 205. Ta chloropus 133, 11 christiani-ludovici 137. Garrulus glandarius 10, 348. — rufitergum 11. Gecinus pinetorum 384. Gennaeus lineatus 398. Geocichla otomitra 82. — usambarae 82. Glareola erlangeri 78. — limbata 78, — melanoptera 68. — pratincola 78, Glaucidium passerinum 56, 378. Glaucionetta clangula 277. Grallaria 404. Grus 281. — grus 131, — leucogeranus 131. Guira 391. Gymnobucco calvus 80. — major 80. Gyps fulvus 146, 348. Haematopus 279. — longipes 67. — ostralegus 68. Haliaetus 277. — albieilla 144, 285, 364. — leucoryphus 145. Harelda glacialis 194. — hyemalis 194. Herodias alba 153, 343. — garzetta 343. Hieraaetus pennatus 140, 355. Himantopus himantopus 124. ER caligata 34, 38, 3 — enigmatica 39. — icterina 38, 114. — pallida 38. — rama 39. — seita 38. Hirundo dimidiata 88. — rustica 51, 311. — usafuae 88. Histrionicus histrionicus 147, Hydrodhelidon hybrida 65. _ leucoptera 65. — nigra 65, 191, 276. Hypolais 92. — hypolais 324. — philomela 335, 336. Janthia cyanura 47. vi - Trania gutturalis 50. Ikobrychus minutus 215. Jynx torquilla 59, 311, 345, 375, 403, Hinestrometopon 77. Lagopus major 134. pe inroötcoyz plagosus 390 Lamprocolius amethysti- — bailundensis 81., — chalcurus 81. — chalybaeus 80. — chrysonotis 81, 82. — chubbi 81. — defilipi 81. — elberti 80. — emini 81. — glaucovirens 81. — hartlaubi 80. — splendidus 81. — sycobius 80. Laniarius lagdeni 80. Lanius collurio 312. — excubitor 343. — rapax 286. Larus affınis 67. — antelius 67. — argentatus 67. — cachinnans 67, 343. — canus 67, 190, 276. — fuscus 190. — gelastes 66. — ichthyaötos 66. — lavrowi 66. — minutus 65, 191, 343. — ridibundus 66,190,276, 291, 343, 349. — taimyrensis 67. — vegae 67. Limicola platyrincha 125. Limosa lapponica 130, 204. — limosa 129, 204, 281, 397, Lobipes lobatus 124, Locustella fluviatilis 36, 290, 319, 336, — luseinioides 36, 237, 22, 289. — naevia 115, 289, 319, 335. — straminea 37, Namenverzeichnis. Loxia curvirostra288, 314, 345, 348, Lullula arborea 30, 288, 316, 340, 374, Luscinia 395, — svecica 290, Luseiniola melanopogon — mimica 37. Lyrurus baikalensis 226. — juniperorum 225. — mongolicus 226, — tetrix 222, 225, 226. — tschusii 223, 226. — viridanus 134, 222,225. Machetes pugnax 201. Macrosphenus albigula 77. — concolor 77. — flavicans 77. — griseiceps 77. — hypochondriacus 77. — kempi 77. — koninus 77, — zenkeri 77. Malaconotus centralis 80. — lagdeni 80. Mareca penelope 278. Megalornis grus 209, 281, 291. Mergus albellus 146, 276, | 146, 192, 278. — merganser 276, 278, 283. — serrator 146, 291. Merops apiaster 57. — persicus 58. Micropus apus 186, 286. Miglyptes tukki 95. Milvus ater 363. — korschun 364. — lineatus 143, — melanotis 143. — migrans 143, 344, 363. — milvus 363. Monticola cyanus 43. — saxatilis 43. Motacilla 121. — alba 29, 315, 327, 340, 348 _ arduenna 27. — boarula 340, 346, 348. — cervicalis 29. — cinerea 288. — dombrowskii 315. — flava 30, 315. — maura 46. — nigromaculata 29, 409 Motacilla pröregulus 246, — rubicola 46. — sibilatrix 246. — sulphurea 29. — superciliosa 246. — Trochilus 245. Museicapa albicollis 259. — atricapilla 312. — collaris 259, 345. — ficedula 286. — grisola 259, 312. — parva 312, 345, 349, — striata 259. — Myzomela eques 95. Nectarinia corinna 390. Neophron percnopterus 145. Nettion crecca 278. BRRER caryocatactes _ macrorhynchos 270, 287 Numenius arquatus 128, 129, 205, 281, 328. — lineatus 129. — phaeopus 129, 205. — tenuirostris 129. Nyctea nyctea 54. Nycticorax nycticorax 153. Nyroca clangula 148, 194. — ferina 147, 193, 277. — fuligula 96, 147, 193. 277, 291. — hyemalis 148, 277. — marila 147, 193. — nyroca 148, 193, 277. — rufina 148, @edicnemus oedienemus 70, 200, 343. Oidemia fusca 147, 192, — nigra 147. Onychognathus harterti 82. — hartlaubi 82. — leoninus 82. Opetiorynchos rupestris 239 Oriolus oriolus 11, 313, 348, 349. Ortygometra 211. — bailloni 133. — parva 133. — pusilla 133. Ostinops decumanus 403. Otis macqueeni 132, 410 Otis orientalis 208. — tarda 132, 208. — tetrax 132, 208. Otus pulchellus 54. er, araguayae — pectoralis 88. Pandion haliaetus 145, 366. Parus assimilis 317. — ater 317,319, 339, 346, 349. — atricapillus 269, 317, 405 — balticus 186, 318. — bianchii 99, 317. — borealis 99, 316, 318, 319. — caeruleus 100, 339,349. — carolinensis 318. — communis 103, 265, 266, 318. — cristatus 319. — fruticeti 102. — longirostris 101. -— major 99, 291, 317, 339, 346, 349. — mitratus 104, 291, 319, 338. montanus 317. orientalis 101. palustris 317, 318. rhenanus 104, 317. — salicarius 101, 103, 289, 316, 339, — stagnatilis 102. — submontanus 317. — subpalustris 338. — subrhenanus 102, 317. — touraudericus 101. Passer domesticus14, 314. — hostilis 15. — montanus 16, 183,314. — volgensis 184. Pavoncella pugnax 127, 201, 279, 290. Pelecanus crispus 154. — onocrotalus 155. Pelidna ferruginea 279. Perdix arenicola 135. — cinerea 344. — fuscus 79. — perdix 217. — petrosus 79. — robusta 135. Pernis apivorus 145, 244, 355. — — — m— Namenverzeichnis. Petronia petronia 343. Phalacrocorax carbo 155, 192, 341. — subcormoranus 192. Phalaropus fulicarius 124. Phasianus colchicus 219. re roseus 54. Phoeniceurus ater 120. — gibraltariensis 120. — titis 120, 343. Phyllastrephus kretzsch- meri 77. Phyllopneuste alpestris 250. — montana 250. — orientalis 247. Phylloscopus 245. — abietinus 33, 320. — acredula 112. — bonelli 112, 245. — borealis 35. — caligatus 34. — collybita 33, 112, 246, 290, 346. — erlangeri 112, 320. — eversmanni 34. — flavescens 320. — harterti 247. — platystoma 247. — proregulus 35. — rufus 333, 335, 348. — sibilator 35, 111, 246, 318, 320, 335, 348. —- subviridis 35. — superciliosüs 36. . — sylvestris 335. — tristis 33. — trochilus 33, 34, 246, 290, 320, 334. — viridanus 35. Pica albiventris 8. — caudata 8. — galliae 7. — germanica 8. — leuconotus 8. — pieca 8, 10. — rustica 8. Picus canus 59, 341, 348, 386. — cirris 60. — leuconotos 60. — pinetorum 384. — romaniae 385. — viridieanus 386. — viridis 59, 348, 384. Picoides alpinus 383, — crissoleucus 61. a tianschanicus — tridactylus 345, 383, 384. Pinicola 395. Platalea leucorodia 154, 342, Plectrophenax nivalis288. Plegadis faleinellus 154. Ploceus capitalis 82. * — duboisi 82. — melanocephalus 82. — usumburae 82. Podiceps 189. | Podiceps cristatus189,275. — grisegena 275. — ruficollis 190, 275. — nigricans 190, | — nigricollis 189. Poeoptera lugubris 82. | — major 82. | Pomatorhynchus nothus 398. — remigialis 398. — senegalus 398. Porzana 211. — intermedia 283. — parya 211, 282. — porzana 210. — pusilla 211. Pratincola hemprichii 46. — indica 46. — maura 46. — rossorum 47. — rubetra 45, 47, 325, 331, 347. Prunella 324. Pternistes castaneiventer 79. — humboldti 79. — krebsi 78. — leucoparaeus 79. — melanogaster 79. — nudicollis 78. Pterocles arenarius 63. — sewerzowi 63. Ptilopachys emini 79. — florentiae 79. — keniensis 80. | — major 79. N | Ptyonoprogne ruprestris | 268. | Pygopodes 96. Pyriglena 404. Pyrrhula europaea 22, 345, 348, 397. — germanica 22. — macedonica 397. Ph minor 22, 84, > _ ee 22, 29. — pileata 22. _ — — pyrrhula 22, 314. 210, 282, Recurvirostra avosetta 124, 200, 342, Reguloides "246. — orientalis 247. —“praemium 246. Begulns eristatus 333. — ignicapillus 114, 319. — modestus 246. — regulus 36, 113, 319, _ trisfis 36 Riparia an. 88. — ducis 88, — minor 88. — nigricans 88. — pembertoni 88. — riparia 51, 286, 312. — schoensis 88, — sudanensis 88, Mallus aquaticus 133, Rostrhamus taeniurus404. Sathrocereus 78. - Baxicola isabellina 44, 344. — oenanthe 43, 45, 118, 324, 331. _ picata 45. — pleschanka 44, — rubetra 118. — rubicola 119. Scolopax mira 96. — rusticola 130, 207, 344, 345, 349, Scops "carniolica 8. — giu 8. Serinus germanicus 21, — polonicus 404. — serinus 20. enndus Scopifrons 77. Siphia 7 Sitta affınis 98. — caesia 98, 274, 339, 348, _ europaea 99. — hassica 98. — homeyeri 184, 243, — sordida 339. — stolzmani 316. Brala elypeata 148, 194, BE rariın cerepidatus77. — pargsiticus 275, Namenverzeichnis, Stercorarius pomarinus 67, Sterna anglica 64, — cantiaca 65. — caspia 65. — fluviatilis 191, 343, — hirundo 64, 191, 276. — hybrida 343, — minuta 65, 191, 276, 343. — tschegrava 85. — turkestanensis 64, Stilbopsar kenricki 82. — stuhlmanni 82, Streptopelia turtur 217, Strix aluco 371. — flammea 373, — guttata 373, Sturnus hollandiae 14, — sophiae 14, — vulgaris 13, 349, Suaheliornis 77. Surnia pallasi 56. — ulula 372. Sylvia affinis 41. — albicans 250, — atricapilla 40, 111,321, 324, 337. _ bifasciata 246, — Bonelli 246. — borin 40, 324, — clarae 40. — collybita 246. — communis 40, 111. — curruca 41, 111, 265, 289, 290, "324, 337, 343, 346. _ hortensis 343. — icterops 40, — minula 41. — montana 250. — nattereri 249. — nisoria 39,. 323, 324, 338, 343. — pallida 40. — prasinopyga 250. — rubricapilla 250. — rufa 337. — simplex 337, 338, — trochilus 245, — volgensis 40, 183, 184. I IeR paradoxus 64, Syrnium aluco 57, 371. — lapponicum 57. — uralense 57, 371. Tadorna tadorna 149. Tereckig cinereg 126, 411 Tetrao afer 78. — bonasia 227, 228. capensis 79. major 220. nudicollis 78. rubricollis 78, rupestris 228, septentrionalis 228, sylvestris 228. tetrix 222. uralensis 134, 220. urogallus 220, 345. — volgensis 134. Tetrastes amurensis 134, — kolymensis 134. — orientalis 230. — ussuriensis 134. — volgensis 134. ur patagonicus — rumicivorus 88, Tringa 202. — alpina 125, 201. — canutus 125. — ferruginea 125. — maritima 125. — minuta 124, 125, 201. — schinzi 201. — temmincki 126, 201. Totanus 202. — cealidris 328. — erythropus 202, 280, — fuscus 202. — glareola 128, 204, 280, 343. — glottis 203. — littoreus 203, — maculatus 127, 202. — nebularius 127, 203. — ochropus 127, 128 ‚203, 280, 281, 309. — pugnax ’201. — stagnatilis 128. — totanus 127, 202, 280, Tringoides hypoleucos 126, 201, 310. Traslodrte pallidus 51, — parvulus 338. — troglodytes 50, 115, 346, 348, Turdus alpestris 347, 348. — atrogularis 43. — cabrerae 306. — cardis 308. — celaenops 308. — iliacus 43, 116, 290, 332, 389. — juniperorum 294. 412 Namenverzeichnis. Turdus merula 43, 117, | Turdus viscivorus 42,185, | Urinator arcticus 156, 301, 331, 347, 349, 389. 241, 290, 296, 308, 333, 274 — musicus 42, 187, 290, 346, 349, 389, 404. — glacialis 274. 300, 332, 346, 349, 389. | Turtur 217. — stellatus 156. — philomelos 116, 290, | — cambayensis 63. — suschkini 156. 297, 389. — ferrago 63. — pilaris 41, 117, 292, | — silvarum 63. Wanellus vanellus 69,199, 333, 347, 388. — turtur 63. 279, 310 — rüdigeri 118. Vibrissosylvia 78. — sarudnyi 42, | UUpupa epops 58. Vultur monachus 348, — torquatus 43, 301. Urinator 188. Die Kennzeichen Vögel Deutschlands. Schlüssel zum Bestimmen, deutsche und wissenschaftliche Benennungen, geographische Verbreitung, Brut- und Zugzeiten der deutschen Vögel. Von Prof. Dr. Ant. Reichenow. Zweite, zeitgemäls umgearbeitete Auflage. Verlag von J. Neumann, Neudamm 1920. Preis des broschierten Exemplars 10 M., des gebundenen 13 M. Dazu 30 vom Hundert Teuerungszuschlag. Druck von Ötto Dornblüth Nachf, in Bernburg. % DIE SITZFÜSSLER (INSESSORES), DIE KLETTERVÖGEL (SCANSORES) UND DIE RABENARTIGEN VÖGEL (CORACES) AEGYPTENS. BEARBEITET VON ALEXANDER KOENIG BONN A./RHEIN. Pr rN- Ne er DIE STZFÜSSEERR (INSESSORLES) III N .IENS. BEARBEITET ALEXANDER KOENIG BONN A./RHEIN. Sl { Gas a RD ur Pier sl) * ft Ar RE Ja 2 ” Die Sitzfüßler (/z2sessores) Aegyptens. Bearbeitet von Alexander Koenig, Bonn a./Rhein. Die Familie der Kuckucke (Cuculidae) wird in Aegypten durch drei Gattungen mit je einer Art vertreten. Die 3 in Aegypten vorkommenden Arten sind Cxeulus canorus, L., Coceystes glandarius, (L.) und Centropus aegyptius, (Gmel.). Eine vierte Kuckucksart ist bis jetzt für Aegypten mit Sicherheit nicht nach- gewiesen worden. Die Angabe Ferd. Heines in Cab. J. f. Orn. 1863 pag. 350 über das Vorkommen von Lamprococcyx in Aegypten beruht auf einem bereits von Heuglin (0. N. OÖ. Afrikas I, pag. ?77) erwähnten Irrtume. Cuculus,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 168. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae. Lingua sagittata, plana, integra. Pedes scansorii. Diagnosis apud Linnaeum |]. c. Kuckuck. Diagnose der Gattung: Schnabel von der Länge des Kopfes, seitlich zusammengedrückt, leicht gebogen, scharfrandig. Kopf 1) Cücülus, i m. — der Kuckuck. Aus dem klassischen Latein vom Naturlaut cucu. Hierauf bezüglich Plinius, Nat. Hist. XVIII, 249 „quam cuculum vocant“. Horatius gebraucht die zweite Silbe lang, Satiren, Buch VII, 29 mägnä cömpelläns vöc& cüculum‘“, während in Auct. carm de philomela steht „eücüli eücülänt“. Dem jedenfalls vom Klange der Stimme des Vogels gebildeten Namen käme die letzte Betonung mehr zu. Von auto- ritativer Seite geht mir durch meinen hochverehrten Freund Geh. Regr. Prof. Dr. Friedrich Marx in Bonn folgende Mitteilung darüber zu: Das Gedicht de Philomela, bezw. über die Vogelstimmen in der Lateinischen Anthologie, Ausgabe von Riese Band V No. 762 V. 35 „et cüeüli cücülant et rauca cicada fritinnit“ gehört dem Mittelalter an und hat eine barbarische Messung. Griechisch: x0xxv&, vyosg, 6 — der Kuckuck. Der Vogel war der Here. heilig. und sals auf ihrem Scepter. (Paus. II, 17, 4.) Der Verfasser. 1* 4 A. Koenig: mit plattem Scheitel. Die weite Mundspalte reicht annähernd bis unter das Auge und bildet einen grofsen Rachen. Zunge lanzettförmig, an der vorderen Fläche platt und hornartig. Nasenlöcher an der Schnabelwurzel, rund, mit wulstartig aufgeworfenem Rande umgeben, nackt. Flügel lang, schmal und spitz; von den 10 Handschwingen ist die erste bedeutend kürzer als die zweite, diese auch noch kürzer als die dritte, welche die längste ist. Lauf kürzer als die lange Mittelzehe, oben befiedert, unten nackt, ebenso die Zehen, von denen 2 nach vorn und 2 nach hinten gerichtet sind; die äufsere Hinterzehe ist eine Wendezehe, die willkürlich auch nach vorn geschlagen werden kann; Krallen scharfrandig, rund gebogen. Schwanz lang, stufenförmig abgerundet, 10 federig. Das kleine Gefieder liegt dicht an, ist spröde und derb, die Unterschenkel sind mit langen Federn bekleidet und bilden schön herabhängende Hosen (Pedes braceati). Die Färbung des Kleingefieders ist ein vorherrschendes sanftes Aschgrau oder ein lebhaftes Rotbraun, mit auffallender Querwellenzeichnung auf der Brust. Die Jugendkleider sind wesentlich verschieden von den Alterskleidern. Die Vertreter dieser Gattung sind äufserst unruhige, stürmische, sehr füchtige und scheue, auch sehr frefsgierige, meist im Walde, aber auch in der baumarmen Heide und auf Inseln lebende Vögel, welche sich mit Vorliebe von behaarten Raupen ernähren, wodurch die inneren Magenwände wie verfilzt erscheinen können. | Ihre Fortpflanzungsgeschichte ist eine der merkwürdigsten unter den Vögeln, in dem sie nicht selbst brüten und auch nicht ihre Jungen selbst aufziehen — sogen. Parasiten. Sie legen ihre Eier in die Nester anderer Vögel, die sich vornebmlich von Insekten ernähren (Singvögel, Kegelschnäbler) und überlassen die Aufzucht der Jungen den Pflegeeltern. Man kennt etwa 20 Arten dieser Gattung, welche auf die östliche Halbkugel unserer Erde beschränkt sind. Für Aegypten kommt eine Art in Betracht. 58. Cuculus canorus,!) L. 1766. Syst. Nat. I pag. 168. C. cauda rotundata nigricante albo-punctata. Habitat in Europa; Victitat Larvis et Passeribus. 1) cänörus, a, um, Adject. — wohltönend, melodisch, harmonisch. Von cänör, öris, on. gebildet — der Klang, die Melodie, der Gesang als Aggregat heller und harmonischer Töne und dem Verbum cänö, c£cini, cäntum, €&re — Töne von sich geben, tönen, singen. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 5 Coceyx incubandi ipse impotens semper parit in alienis nidis, imprimis in Motacillae, maiori ex parte singula ova aufuratis prioribus; educat subditum adulterato foeta nido et sequitur nutrix fidelissima mensibus aestatis pulcherrimis frondescentiae, florescentiae, grossificationis, dum ille aridis insidens arborum ramis famelicus semper cuculans advocat nutricem, donec sub ortu caniculae ingratus eam occidat- devoretque, unde orbus victitet rapina Avicularum Larvesque Brassicae aliarumque; non tamen in Falconem transformatur. Diagnosis Linnaei, 1. c. Kuckuck; Gauch. Französisch: Coucou gris. Englisch: Cuckoo. Arabisch: Tägüg. Die ganze Oberseite schiefergrau, z. T. mit bräunlicher Bei- mischung, Oberschwanzdeckfedern und Bürzel reiner in der Färbung mit blaugrauem Dufte überflogen. Flügel, von oben gesehen, braungrau. Alle Konturfedern mit schmalem gelblichweifsenı Saume. Innenfahnen der Handschwingen mit zahlreichen keil- förmig vorgetriebenen, weilsen Querbändern versehen, welche je- doch nicht bis ans Ende der Flügelspitze reichen, während sie sich aufwärts an der Wurzel bis an den Schaft heranziehen als grolse viereckig abgerundete, weilse Felder, nach der Spitze zu je weiter, je mehr von dem Schafte abstehen und in keilförmig- dreieckige Gestalt übergehen. Die Unterseite der Flügel erscheint dadurch stark weifs gefeldertt. Der Handrand und die oberen Unterdeckfedern weils mit grauer Querbänderung. Schwanzfedern oberseits dunkel schiefergrau, nach dem Ende zu fast schwarz werdend mit reinweilsen breiten Endsäumen. An den Schäften aller Schwanzfedern eine Reihe’weifser, etwas in die Länge ge- zogener Flecken, welche an den Aufsenfedern gröfser an Umfang sind, als auf den Mittelfedern. Kinn, Kehle, Halsseiten und Kropf meistens aschgrau, bei noch nicht ganz ausgefärbten Stücken mit brauner Beimischung; Brust und Bauchseite weils mit meist dunkelgrauen, bald helleren, bald dunkleren, bald enger, bald weiter gestellten Querbändern versehen, deren jede einzelne Feder 2—3 aufweist. Die sehr langen Unterschwanzdeckfedern sind weifs mit gelblichbraunem Aufluge und ebenfalls bald stärker, bald geringer quergebändert, welche Zeichnung bei älteren Vögeln nahezu ver- schwindet. Schnabel hornschwarz, an der Basis geiblich. Rachen gelb, bei jungen Vögeln orangerot. Fülse gelb-zitronenfarben. Iris gesättigt chromgelb mit orangerotem Ring an der Peripherie. Die Flügelmafse schwanken von 20—23 cm. Die alten J'c‘ sind durchschnittlich größer als die schmäleren QQ. Junge 6 A. Koenig: Vögel tragen durchweg ein lebhaft rötlich braungraues Gefieder mit schwärzlicher Querwellenzeichnung sowohl auf der Ventral- seite, als auch auf der Dosalseite. Die schönen langen Bürzel- federn sind am Ende durch schwarze Spitzenflecken und helle Federränder ausgezeichnet. - Die dunkelgrauen, .hellgeränderten Kopffedern tragen häufig irregulär eingestellte weilse Federn, im Nacken ein breiteres weifses Band. Kinn und Kehle pflegen dunkelmattgrau zu sein und sich in Form von Querlinienbändern bis auf die Vorderbrust herabzuziehen. Diese eigenartige, rotbraune Färbung junger Vögel wird jedoch auch hier und da von Weibchen im hoben Alter fest- gehalten, worauf Bechstein seinen Cuculus rufus gründete. Mir selbst sind solche Vögel im Frühjahr wiederholt zu Händen gekommen. Soweit wir jedoch bis jetzt unterrichtet sind, er- streckt sich diese eigenartige rotbraune Färbung im höheren Alter nur auf QQ, nicht auch auf die Q'0' (Dichromatismus). Ein mir aus Aegypten vorliegender Vogel, © ad., unweit Cairo im Frühjahr 1898 erlegt, zeigt eine auffallende etwa zimmt- braune Färbung an den Kropfseiten, die sich bandartig um den Nacken herumzieht. Diese Federn sind vermausert und nicht etwa in dem Jugendkleide zurückgebliebene (stehen gebliebene) Federn. Sonst steht das Stück in dem durchaus typischen, asch- grauen Färbungscharakter adulter Vögel, ist aber vermutlich ein im Vorjahre spät erbrüteter, noch nicht völlig reinausgefärbter Altersvogel nach der ersten Mauser. Unser Kuckuck gehört nach den Darlegungen Heuglins!) zu den gewöhnlichen, alljährlichen Durchzugsvögeln Aegyptens. Er soll ebenso auf dem Frühjahrszuge (März bis Mai) als auf dem Herbstzuge (August bis September) längs des Nils an- getroffen werden. Heuglin sagt ausdrücklich, dafs er den Kuckuck auf seinen vieljährigen Reisen in N. O. Afrika und Arabien niemals rufend wahrgenommen habe, was auch Jesse und Brehm erklären. Dagegen versichert Hartmann das Gegenteil. Er sagt in seinen Orn. Reiseskizzen aus N. O. Afrika, Cab. J. f. Orn. 1864 pag. 235, dafs er den an die Heimat er- innernden Ruf unseres Kuckucks bei Derri?) im März, in Alt- Dongola im April, in der westlichen Bäjüda-Steppe und zweimal in den Wäldern Nord Sennars in den ersten Maitagen, nicht aber noch südlicher gehört habe. Ferner sagt dieser sonst so ausge- zeichnete Forscher, er hätte den Ruf unseres Kuckucks in Urdu °) im September und Siut in Ober-Aegypten noch im Oktober ver- nommen. Während ich die Richtigkeit der Angaben, welche in die Frühjahrsmonate März bis Mai fallen, nicht bezweifeln will 1) 0. N. 0. Afr. I, pag. 780. 3) Wohl Der in Nubien, oberhalb Assuan? 3) Soll wohl heifsen in Dongola el Urdi (Alt-Dongola). Die Sitrfülsler (Insessores) Aegyptens. 7 noch kann, möchte ich doch auf das Irrtümliche der Angabe für die Herbstmonate (September— Oktober) hinweisen. In diesen ausgesprochenen Herbstmonaten ruft kein Kuckuck mehr und ganz gewils nicht, wenn er auf dem Zuge begriffen ist. Hier muls also offenbar eine Verwechslung mit ähnlich klingenden Tönen eines anderen Vogels oder Tieres vorliegen. Der Ruf des Kuckucks ist bekanntlich nichts anderes als der äufsere Ausdruck der sexuellen Vorgänge in seinem Körper. Schwellen die Fort- pflanzungsorgane ab, so tritt auch das Geschlechtsleben zurück und mit ihm die äufseren Begleiterscheinungen, als Balzspiel, Ruf (Gesang) und Hochzeitskleid. Shelley (Birds of Egypt. pag. 162) sagt vom Kuckuck, dals er auf dem Frübjahrszuge in Aegypten von März bis.Mai angetroffen werde und im August wieder zurückkehre. Er selbst habe den Kuckuck bei einigen Gelegenheiten geschossen, obgleich dieser Vogel nicht. als sehr häufig in diesem Lande zu irgend einer Jahreszeit angesprochen werden kann. Mir selbst ist der Kuckuck in Aegypten weder im Jahre 1897 noch 1899 begegnet, doch wurde ich eines Stückes ansichtig, als ich mit Herrn Dr. le Roi im Jahre 1913 Anfang Februar am Nilufer entlangging. Es war dies an einer der Landungs- - stellen des Dampfers, der das reisende Publikum von Assuan nach Wadi-Halfa bringt.-. Der Vogel flog aus einer Ssunt-Akazie (Acacia nilotica, D.) dicht vor mir auf, sodafs ich ihn unver- kennbar als unseren Gauch ansprechen konnte. Merkwürdig ist nur der auffallend frühe Jahrestermin. Ich bemerke aber dazu ausdrücklich, dafs eine etwaige Verwechslung mit dem Heher- kuckuck ausgeschlossen ist. Vom Präparator Nemec in Cairo habe ich einen Kuckucksbalg gekauft, den ich als Q@ anspreche. Der Vogel mufs im Frühjahr 1898 in der nahen Umgebung Cairos geschossen worden sein. Auch sah ich noch ein zweites, ebenfalls im Weichbilde der Hauptstadt erlegtes Exemplar im Laden von Nemec!). 1) Nachträglich bedauere ich sehr, dafs ich dieses Stück nicht auch erworben habe. A. E.Brehm hat den in Spanien im Sommer wobnenden Kuckuck als Cuculus minor (in Allg. D. Naturh. Zeitung, Neue Folge III, 1857 pag. 444) gefalst. Dieser sonst wie ©, canorus aussehende Vogel sei merklich kleiner und soll sich ausser in Spanien auch in den Atlas- ländern fortpflanzen. Das von Nemee in Cairo erworbene Stück hat geringere Flügelmafse (21,5 cm) als unser europäischer Kuckuck. Da es aber vermutlich ein Q ist und die QQO den J'C in den Gröfsenverhält- nissen durchweg nachstehen, will der vorliegende Fall nicht eben viel be- sagen. Ein von mir in Tunis (Chnies bei Monastir) am 9. IV. 1891 geschossener Vogel (O1 ad.) gehört wiederum der gröfseren Form an, indem die Flügellänge 23 cm beträgt. Da mir ausreichendes Material nicht vorliegt, vermag ich dieser Frage nicht klärend näher zu treten, halte aber schon jetzt ©. canorus minor, Br. für eine schwache, kaum 8 A. Koenig: Der arabische Name Tägüg stammt aus dem Moghrehb Westen, Tunis-Algerien), was ich ausdrücklich bemerken will, da mir in Aegypten unser Kuckuck von den Eingeborenen nicht be- nannt wurde, während der Heherkuckuck ebenso wie der Sporen- kuckuck von den Arabern wohl gekannt und unterschieden wird, indem jeder seinen bezeichnenden Namen trägt. Auch daraus ersieht man, dals Cuculus canorus in Aegypten keineswegs 'eine allgemein bekannte Vogelerscheinung ist. Tatsächlich ist unser Kuckuck bis jetzt. nur auf dem Durchzuge in Aegypten bekannt geworden, während er noch von keinem Ornithologen als ein in diesem Lande zur Fortpflanzung schreitender Vogel beobachtet worden ist. Weiteres Forschungsmaterial über diesen interessanten Vogel in den Nilländern wäre sehr erwünscht. Coccystes,!) Gloger 1842. Handb. Naturg. pag. 203. — Ozxylophus,?) Swains. 1837. Classif. B. II, pag. 322. Schopfkuckuck; Haubenkuckuck. Diagnosis der Gattung: Schnabel kürzer als der Kopf, seitlich zusammengedrückt, leicht gebogen, scharfrandig, schwarz oder hornbraun. Er spaltet sich bis unter das Auge und bildet einen weiten Rachen. Nasenlöcher nicht wie bei Cuculus rund, sondern oval schlitz- förmig, nahe am Schnabelrande liegend und von der aufgetriebenen Schnabelwurzelhaut umgeben, nackt. Oberkopf mit zu einer Haube zugespitzten Federn versehen (Oxylophus, Swains.). aufrecht zu haltende Subspezies. Hartert und Hilgert fanden je ein Ei dieses Vogels in den Nestern von Pyrophthalma melanocephala in Algerien. In meiner reichen Kuckuckseiersammlung befinden sich 2 Eier vom Kuckuck aus Tunis, von denen ein Ei hellblau mit zarter roter Spritzenfärbung im Nest von Lanius rutilans, Temm., das andere (ebenso gefärbt) im Nest von Pratincola Moussjeri, L. O. G. gefunden wurde. (P. Spatz coll.) Der Verfasser. 1) Aus dem Griechischen xoxxveorrs, 6 — der Kräher, Kreischer, Schreier — zusammenhängend mit dem Zeitwort x0xxdCw == kuckucken, vom Rufe des Kuckucks 7uog x0xxvE xoxxvLs: Hes. 0. 484 — oder mit »oxxD, was eigentlich den Kuckucksruf ausdrückt — ömos 6 x0xxvf sino: xöxxv Ar. Av. 505. 2) Gebildet aus dem griech. Adjectiv ö&vs, ei, Y = scharf, spitz und dem Substantiv Adpog, 6 — der Federbusch, die Kuppe auf dem Kopfe der Vögel — also Spitzhaube, Spitzfederbusch. Obschon dieser von Swainson aufgestellte Name zuerst gegeben wurde, erfreut sich der von Gloger aufgestellte Name Coccystes allgemeiner Annahme und Anwendung. Der Verfasser. ‚Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 9 Flügel lang und schmal, am Ende ziemlich abgerundet, zusammengelegt die Schwanzwurzel weit überragend. 1. Hand- schwinge auffallend kurz, 3. und 4., auch wohl 4. und 5. die längsten. Der aus 10 Federn bestehende Schwanz ist sehr lang und stufig abgerundet, länger als der Flügel. Lauf ungefähr gleichlang mit der Mittelzehe, Fülse grofs und plump mit stark gekrümmten, scharfrandigen Nägeln ver- sehen; 2 Zehen nach vorn und 2 Zehen nach hinten gerichtet, von letzteren ist die äuflsere eine Wendezehe. Die Unterschenkel sind behoset (Pedes braccati). Das Kleingefieder ist spröde, liegt derb und knapp dem Körper an. Die jungen Vögel tragen ein von den alten Vögeln wesentlich verschiedenes Federkleid. Die Vertreter dieser ausgezeichnet in sich abgeschlossenen ‘Gattung sind flüchtig und scheu und sind in ihrem heimlichen Leben auf Baumgruppen angewiesen. Ihre Fortpflanzung ist gleich der vorigen Kuckucksgattung parasitär. Man kennt etwa 8 Arten in Afrika und Indien, wovon nur eine in die paläarktische Region fällt. Für Aegypten kommt nur diese letztere in Betracht. 59. Coccystes glandarius,*) (L.) 1766. = [Ouculus glandarius, Linne. Syst. Nat. I, pag. 169—1766.] C. cauda cuneiformi, capite subcristato fascia oculari nigra. C. Andalusilae bei Brisson Av. 4 pag. 126. C. fulvus maculatus. Edw. Av. 57. Habitat in Africa septentrionali et Europa australi. Dorsum fuscum. Alae albo punctatae. Subtus testaceus est. Caput cinereum, subcristatum. Linea nigra trans oculos. Diagnosis Linnaei, 1. c. Heherkuckuck; Straufskuckuck. Französisch: Coucou geai; Coucou tachet£. Englisch: Great Spotted Cuckoo. Arabisch: Sägaü. Bei alten Vögeln ist der ganze Oberkopf mit der aufricht- baren Federholle hellaschgrau; die Mittelschäfte der Federn nebst den aufsteigenden bartlosen Aesten glänzend schwarz. Um den Hinterkopf und Nacken zieht sich ein dunkelgraues Band. Die ganze übrige Dorsalseite ist ebenfalls dunkelgrau. Alle Flügeldeckfedern tragen grolse weilse Endsäume, wodurch eine deutliche weilse Fleckung hervorgerufen wird; auch die Federn 1) glandarius, a, um Adject. vom Substantiv glans, glandis f (= gpaAavos) jede Kernfrucht, besonders die Eichel = zur Eichel gehörig. 10 A. Koenig: k des Schulterfittichs und die Oberschwanzdeckfedern zeigen weilse Endsäume; die seitlich gestellten sind stellenweise ganz weils, oder weils auf der Aufsenfahne. Die verhältnismälßsig langen, am Ende ziemlich abgerundeten Schwingen sind dunkelgrau; die Handschwingen mit schmalen weilsen Endsäumen versehen, die Armschwingen mit breiteren weisen Endsäumen, die sich flecken- artig erweitern. Die Schwanzfedern oberseits dunkelschiefergrau, frisch ver- mausert mit silberpudrigem Schimmer überflogen. Der Schwanz selbst ist lang und schmal und stuft sich seitlich staffelförmig ab. Alle Steuerfedern sind an der Spitze weils gerändert, die mittleren nur wenig, während die seitlich gestellten bis zu 31/, cm lange weilse Endspitzen tragen. Kehle, Kropf und Halsseiten sowie die Unterflügeldeckfedern lichtockergelblich. Brust und Bauchfedern sowie die nicht langen, aber doch deutlich erkennbaren Hosen grauweifs. After und Steilsfedern lichtockerfarben. Iris meist chromgelb, im Ausdruck und in der Farbentiefe wechselnd. Flügellänge: 19—21 cm; Schwanzlänge bis 22 cm; ganze Länge: 36—40 cm. Der ziemlich grofse Schnabei ist dunkelhornfarben. Er ist seitlich stark zusammengedrückt. und zeigt scharfe Ränder. Ober- schnabel fällt auf der Firste in einem sanften Bogen ab und greift mit der Spitze über den Unterschnabel herüber. Der Unterschnabel pafst sich in der leichten Biegung dem Oberschnabel an, ist aber schmäler und an der Wurzel gelblich hornfarben. Die grofsen etwas plunıp aussehenden Fülse haben ansehnlich starke Läufe, die mit 4—5 grolsen Schildtafeln gedeckt sind. Zehen lang mit ziemlich. grofsen schmalen, rundlich gekrümmten Nägeln versehen. Zehenrücken ebenfalls mit grofsen Schildtafeln gedeckt, Zehensohlen feinwarzig granuliert. Die Farbe der Fülse ist bleifarben mit helleren, gelbbraunen Rändern; die der Krallen dunkelbraun. Gänzlich verschieden vom Alterskleide ist der Vogel im Jugendkleide. Vor allen Dingen treten die lebhaft rotbraun ge- sättigten Handschwingen, die beim alten Vogel immer grau sind, in die Erscheinung. Oberkopf und Kopfseiten sind einfarbig dunkelschwarz, wie denn überhaupt der junge Vogel auf der ganzen Kückenseite ein bedeutend dunkleres, schwarzbraunes Kolorit zeigt, das mit grünlichem Glanzschinmer versehen ist. Kinn, Kehle und Halsseiten sind von gesättigt ockergelbem Farben- tone. Im Übrigen ist die weilse Fleckung der oberen Flügel- deckfedern ebenso wie die weilse Saumeinfassung der grölseren Konturfedern bereits gerade so vorhanden, wie bei den alten Vögeln, nur mit dem Unterschiede, dafs die Fleckenzeichnung noch nicht so umfangreich ist. Die Unterseite ist grauweils mit gelblichem Anfiuge. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 11 ‘Der Heherkuckuck ist im ganzen Pharaonenlande anzutreffen. Dieser mehr als in einer Hinsicht interessante Vogel tritt jedem Ornithologen vor die Augen, der seinen Weg nilaufwärts von Cairo nimmt. Überall wo sich die Nilakazie, der Ssünt der Fellahin (Acacia nilotica, D.) zu kleinen Beständen als den von den Laien durchweg mit „Mimosenhainen“ bezeichneten Baum- gruppen erhebt, wird man dem Heherkuckuck begegnen. Trotz- dem drängt er sich einem nicht auf in seiner Erscheinung, bebt sich auch nicht sonderlich ab von seiner Umgebung. Wohl hört man mitunter ein eigentümliches Schackern und Rätschen, das man anfänglich, wenn man die Vögel nicht kennt, nicht gleich zu deuten weils. Vorsichtig folgt man den Tönen, birscht sich geräuschlos von Stamm zu Stamm näher und lauscht gespannt dem vielseitig. zusammengesetzten, bald schnurrenden, bald gut- turralen Geschwätz, das aber verstummt, sobald man halbwegs in die Nähe der Erzeuger dieser Töne gelangt ist. Denn die Vögel haben natürlich den wenn auch noch so leise sich an- schleichenden Menschen schon längst wahrgenommen, ehe sie selbst von den Augen’ des Menschen in den dichtbelaubten Kronen der Nilakazien entdeckt werden konnten. Entweder haben sich dann die heimlichen Vögel schon lange vorher aus dem Staube gemacht, indem sie lautlos von einem Baum zum anderen gestrichen sind, oder sie sitzen ruhig und aufrecht in den sie schirmenden und be- schützenden Baumkronen, scharfäugig auf den heranschleichenden Jäger achtend und ihn ruhig an sich vorüberziehen lassend, um dann rücklings von ihm erst recht unbemerkt das Weite zu suchen. Häufiger schon wird man dem in der Luft unverkennbaren Heherkuckuck in freier Gegend begegnen, wenn er von einem Akazienhaine zum anderen hinüberflieg. Am meisten jedoch bringt einen der Zufall mit ihm zusammen, wenn er, von Krähben und Raubvögeln verfolgt, sich zwischen den Datteipalmen hindurchschlängelt oder einem kleinen Baumhaine entgegenfliegt, um sich dort seinen Verfolgern zu entziehen. Hat man sich einmal mit dem Verhalten des heimlichen Vogels genauer be- kannt gemacht, wird man auch sehr bald in den Charakter seines eigentümlichen Wesens eindringen sowie mit seinem Flugbilde und seinen eigenartigen Tönen vertraut werden. Dann hält es nicht schwer, den Vogel in seinen Verstecken aufzusuchen, ihn anzugehen und zu erlegen. Er ist in jedem noch so kleinen Acazienhaine Ober-Aegyptens anzutreffen, aber anch in Gärten, in Palmenbeständen, in den mit Albizzia Lebbach bestandenen Verkehrsstrafsen, in dem dunkelen Laub der Sycomoren (Ficus sycomorus), Kurz, überall dort, wo sich Bäume mit ihrem Schutz und Schirm für den Vogel vorfinden. Von Siut ab nimmt er in seinem Auftreten an Häufigkeit zu, wird geradezu gemein in Karnack und Luxor und hält sich dann in der Dichtigkeit seiner Verbreitung bis zu den ersten Stromschnellen bei Assuan. Darüber hinaus habe ich ihn nirgends mehr wahrgenommen, ihn 12 A. Koenig: also im ganzen eigentlichen Nubien vermifst. Heuglin!) hat ihn aber in der Provinz Döngola und weiter südlich bei den Req-Negern häufig angetroffen. Derselbe Forscher hat den Heher- kuckuck im Gebiet des Gazellenflusses im Februar und März meist in Paaren in weitläufigen grasreichen Ebenen und Weide- landschaften, die mit leichtem niederen Bauhinien-Gebüsch be- standen waren, gesehen. Alfred Brehm, dem wir ein muster- gültiges, wahrheitsgetreues Lebensbild dieses Vogels (Brehm’s Tierleben II. Auflage Vögel I pag. 228) zu verdanken haben, sagt, dafs der „Straufskuckuck“, wie er ihn nennt, seine Winter- reise bis in die Urwälder Mittel-Afrikas ausdehnt, wo er ihn wiederholt erlegt und ihn dort als Zugvogel angesprochen habe. Der weitgereiste, kenntnisreiche Ornithologe macht dabei die sehr zutrefiende Bemerkung, dafs wohl nur die in Europa ansässigen Vögel soweit nach Süden herabziehen, denn die in Aegypten wohnenden verlassen ihr Vaterland in den unserem - Winter entsprechenden Monaten nicht. Nach dieses Forschers gründlichen Beobachtungen erschien der Heherkuckuck während der Zugzeit regelmäfsig in Alexandrien, wo man ihn sonst nicht antrifft. Ich kann Brehm’s Meinung nur voll und ganz zustimmen. In Aegypten pflanzt sich unser Heherkuckuck schon in den ersten Monaten des Jahres fort, wie mir zugetragene, bereits ziemlich erwachsene Nestjunge Anfang Februar bewiesen haben. Er ist unbedingt ein ausgesprochener Standvogel in ganz Mittel- und ÖOber-Aegypten und somit zu allen Zeiten des Jahres im Pharaonen- lande anzutreffen. Sehr wahrscheinlich scharen sich die von den ägyptischen Nebelkrähen zahlreich erbrüteten Jungen zusammen und ziehen dann truppweise und zigeunerhaft im ganzen Lande umher, ohne veranlaflst zu werden, die Grenzen des Landes zu überschreiten. Leider fehlen mir persönliche Beobachtungsdaten aus Unter-Aegypten; bei Cairo kommt jedoch der Straufskuckuck auch vor und wahrscheinlich häufiger, als ich anzunehmen geneigt bin. Unweit der Daschour-Pyramiden habe ich gelegentlich eines dorthin unternommenen Ausfluges mit Dr. Walter Innes- Bey,am 3. April 1903 in einem sogen. Mimosenwäldchen unseren Vogel in einem Alterspaare angetroffen, welches wir auch er- legten. ; Die Nahrung des Heherkuckucks besteht in allerhand In- sekten und deren Larven und Raupen, welche er teils auf den Bäumen, teils an der Erde sehr geschickt aufzufinden weils. So fand ich den Magen eines von mir geschossenen Vogels prall ge- füllt mit den Hängepuppen des Danais chrysippus, welcher Falter seine Eier an die Blätter der giftigen Uscher-Staude (Calotropis procera) legt. Diese Pflanze, welche eine der häufigsten Er- scheinungen Ober-Aegyptens und Nubiens ist und welche wegen ihres den dicken, dunkelgrünen Blättern innewohnenden weilsen 1) 0.N.O. Afrikas I, pag. 787. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 13 Milchsaftes, der, wenn er in die Augen der Menschen kommt, unfehlbar Erblindung nach sich ziehen soll, aufserordentlich ge- fürchtet wird, steht bei den Arabern in respektvollem Verruf. Jeder Reisende, an diesem Strauche stehend, wird von ihnen ein- dringlich gewarnt vor dem Milchsafte der pergamentartig aus- sehenden Blätter. Ich war daher nicht wenig verwundert, die Puppen dieses Schmetterlings in so grofser Anzahl in dem Magen des Heherkuckucks vorzufinden. Mir ist wenigstens im analogen Falle nicht bekannt, dafs die in unseren Breiten auf der Wolfs- milch (Euphorbia) lebenden Raupen des bekannten Nacht- schwärmers von irgend einem unserer Vögel gefressen werden. Im Übrigen mag die Hauptnahrung des Heherkuckucks vornehmlich aus den haarigen Raupen der Spinner bestehen, welche die Nil- akazie oft bis zur gänzlichen Entlaubung befallen. Ich sah wieder- holt die Gespiuste auf den Bäumen und fand auch vielfach die abgestorbenen Cocons. Leider bin ich aber nicht in der Lage, den Namen dieses Schmetterlings anzugeben. Gewährt der Heherkuckuck in seiner äufseren und inneren Lebensweise überaus fesselnde Momente, so ist die Art seiner parasitären Fortpflanzung noch mehr geeignet, das Interesse des Beobachters zu erhöhen und dauernd festzuhalten. Wir haben es einem ebenso gründlichen, wie die Wahrheit über alles setzenden Forscher zu verdanken, über die Fort- pflanzungsgeschichte dieses Vogels untrügliche, exacte und ein- gehende Nachrichten erhalten zu haben: Alfred Brehm. Seine musterhaften diesbezügl. Darlegungen in seiner Il. Tier- weltauflage sind von so grundlegender, abschliefsender Bedeutung, dafs jeder Kommentar dazu überflüssig ist. Es gewährt einen hohen Genufs, den diesbezüglichen Schilderungen Brehms zu folgen und daraus die Freude des Forschers an der stückweise und mühevoll errungenen Erkenntnis der Fortpflanzungsgeschichte dieses Vogels zu ersehen. Die Wissenschaft mufs diesem hervor- ragenden Forscher ewigen Dank schulden. Wenn er auch Zeit- genossen gehabt hat, diean dieser Erforschung mitgearbeitet haben, wie der deutsche Naturforscher Mieg, ferner ein vonBrehm ungenannter Spanischer Tierkundiger, sowie der englische Orni- thologe Canon Tristram, so entfällt doch auf Brehm das ungeteilte Verdienst, die Fortpflanzungsgeschichte des Heher- kuckucks in Aegypten entdeckt und entrollt zu haben. Er war es also, der es festgestellt hat, dafs dieser Kuckuck seine Eier in die Nester der Aegyptischen Nebelkrähe legt und diese von ihr ausbrüten läfst, ohne selbst den geringsten Anteil an der Er- brütung und der Aufzucht seines Geschlechtes zu nehmen, — also ein ausgesprochener Parasitisnus, wie wir ihn bei unserem grauen Kuckuck oder Gauch kennen. An dieser unumstöfslichen Tat- sache wollen wir nun festhalten und die zwischendurch geäulserten Mitteilungen über Selbstbrütung und Aufzucht der Jungen durch 14 A. Koenig: den Kuckuck als sich nicht bewahrheitet habende Vermutungen ein für allemal ausschalten?). Nach einer einmal gemachten wichtigen Entdeckung haben es die nachfolgenden Forscher verhältnismäfßsig leicht, da sie ja auf dem eingeschlagenen Wege der Erkenntnis nur fortzuschreiten brauchen. So erging es auch Allen und Cochrane in Aegypten, die als Nachfolger Brehms in den Besitz von zahl- reichen Eiern und Jungen des Heherkuckucks aus den Nestern der ägyptischen Nebelkrähe kamen. Erwähnenswert ist, dafs Cochrane 13 Eier und 12 Junge unseres Vogels — sämtlich nur aus den Nestern der Nebelkrähe — erhielt. Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dafs auch ich mich in den Jahren 1897 und 1899 diesem Gegenstande mit vollem Eifer zuwandte. Ich habe denn auch 10 Eier vom Heher- kuckuck mit mehr als der doppelten Anzahl von Jungen dieses Vogels eingesammelt. Bei der grofsen Häufigkeit der in Aegypten horstenden Nebelkrähen fällt es nicht schwer, in verhältnismälsig kurzer Zeit eine schöne Ausbeute darin zu machen. Allen ist der Meinung, dafs von dem Straufskuckuck nur die in Mimosen- hainen stehenden Krähennester zur Ablage seiner Eier gewählt werden, da er und Cochrane niemals ein Kuckucksei in frei- stehenden Krähennestern gefunden haben. Dazu bemerke ich, dafs dies nur Zufall gewesen sein kann, da ich mehrfach Krähen- horste ausnehmen liefs, die auf einzelnstehenden hohen Dattel- palmen angelegt waren und Eier und Junge des Heherkuckucks enthielten. Ein Kuckucksei im Krähenhorste dürfte die Regel sein, man findet jedoch auch zwei Kuckuckseier, sowie häufig zwei erbrütete junge Kuckucke darin, ja einmal wurden mir von den zu diesem Zwecke ausgesandten Nubiern, meinen der Dahabiye zugewiesenen Matrosen, 4 junge Straufskuckucke gebracht, die nach einstimmiger Aussage der Leute in einem Horste gesessen und daraus entnommen worden sein sollten. Das wäre allerdings auffallend genug, doch keineswegs unmöglich, da die Gegend oft so dicht bevölkert ist von unserem Kuckuck, dafs mehrere Q9 zur Ablage ihrer Eier in einen Horst sehr wohl gelangen können. Wer sein Augenmerk als Sammler besonders auf den Heher- kuckuck richtet, wird bei der gleichen Häufigkeit des Parasiten sowohl, als auch dessen Pflegeeltern in Aegypten ohne sonderliche Mühe eine ganze Reihe der an sich so kostbaren und begehrens- werten Eier des Heberkuckucks einsammeln können. 1) Tristram vermeinte den Heherkuckuck in den Nestern der Pica mauritanica in Algerien als Selbstbrüter anzusprechen; auch Th. Krüper in Athen, jener vortreffliche Sammler in Griechenland, dem die Oologen Europas so unendlich viel zu verdanken haben, hielt die Frage über Selbstbrütung oder Parasitismus dieses Vogels noch nicht für endgültig abgeschlossen. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 15 Heuglin hat im April in einem Akazienwäldchen bei Sägära ein frisches Ei vom Heherkuckuck, das frei auf der Erde lag, erhalten. Er schliefst daraus, dafs der Heherkuckuck zu- weilen sein Ei in der Nähe des Nestes der Adoptiveltern auf den Boden legt, um es im geeigneten Augenblicke in den Schnabel zu nehmen und so unbewacht in den Horst einzuschmuggeln. Das ist — analog der Fälle bei unserem grauen Kuckuck — natürlich nicht nur möglich, sondern höchst wahrscheinlich, ob- schon die Gröfse des Horstes dem Kuckuck das Ablegen des Eies im Neste selbst gewissermalsen erleichtert, sodafs die Regel wohl das letztere sein mag, wie es Brehm ja auch persönlich zu beobachten Gelegenheit hatte. Ebenso wie sich die Nebelkrähe keineswegs an eine be- stimmte Jahreszeit in ihrer Fortpflanzung im Nillande bindet, ‚ebenso tut dies auch der Heherkuckuck nicht. Ich habe Nebel- krähen bereits im Dezember Baustoffe zum Horst tragen sehen und fand die alten Vögel auf ihren Nestern sitzend und brütend von Januar ab, während ich wiederum noch ganz frische Gelege im April und Anfang Mai erhielt. Diese eigentümlich in die Länge gezogene Nistweise der Nebelkrähe gewährleistet unserem Heherkuckuck die sichere Aufzucht einer grofsen Anzahl seiner Nachkommenschaft, um so mehr, als die Pflegevögel eine rührende Elternliebe und grofse Besorgtheit für das untergeschobene Findel- kind an den Tag legen. Die aus den Nestern gehobenen jungen Kuckucke strotzten geradezu von Feist, waren also übergut er- nährt und saben auch demgemäls tadellos im Gefieder aus. Wenn die jungen Straufskuckucke flügge sind, werden sie von ihren Adoptiveltern noch eine ganze Zeit lang gefüttert, geführt und sehr tapfer gegen Angriffe verteidigt, eine Beobachtung, die schon Brehm gemacht hat und die ich nach meinen Erfahrungen nur bestätigen kann. Es mulfs festgehalten werden, dafs der Heherkuckuck seine Eier anscheinend nur in die Nester von Rabenvögeln legt, in deren Charakter das Ei steht. In Süd- Spanien hat Eug&ne Rey die Eier unseres Heherkuckucks in den Nestern der Blauelster (Oyanopica Cooki) gefunden, von wo sie in letzter Zeit mehrfach in den Handel gekommen sind. Lilford hat das Kuckucksei sogar im Horste des Kolkraben (Corvus corax hispanus) ebenfalls dort gefinden; Canon Tristram hat die Eier unseres Vogels in den Nestern der Maurischen Elster (Pica mauritanica) angetroffen, während St.John nach seinen in Persien gemachten Beobachtungen die Elster (wahrscheinlich Pica bactriana) als die natür- liche Pflegemutter bezeichnet. Die Eier des Heherkuckucks stimmen auch in Gestalt, Form und Färbung am meisten mit Elsterneiern überein. Bei der Weitschichtigkeit seiner Ver- breitung unterliegt es keinem Zweifel, dafs der Heherkuckuck auch noch andere Vogelarten zu Pflegeeltern seiner Brut erwählt, doch sind uns vorläufig nur noch Corvus capensis und Amydrus 16 A. Koenig: morio als sicher bekannt, wie Ivy vom Fischflusse im Caplande berichtete. Das Wachstum der jungen Heherkuckucke im Neste der Nebelkrähen mufs aufserordentlich schnell vor sich gehen und anscheinend das der jungen Krähen überflügeln. Es mufs eine grofse Anzahl junger Kuckucke alljährlich erbrütet und grofs- gezogen werden, weil man vorwiegend junge Vögel dieses Schma- rotzers antrifit und von Februar ab ihrer genug erlegen kann, da diese naturgemäls lange nicht so scheu sind, wie die an Er- fahrung reicheren adulten Vögel. Den landbebauenden Fellachen (arab. Plural-Fellahin) ist der Straufskuckuck wohlbekannt; sie nennen ihn Sägäü, — ein vortreffliches Klangwort nach seinem Ruf und wissen auch, dafs er in den Horsten der Nebelkrähe das Licht der Welt er- blickt. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs der Heherkuckuck auch das Nest des Wüstenkolkraben (Corvus umbrinus, Hedenb.) zur Ablage seiner Eier benutzt. Da aber die Horste dieses Raben meistens in Bergen und Felsen angelegt werden, welche des Baumwuchses durchweg entbehren, wird der Kuckuck diese Nester nur zufällig finden und sich ihrer zur Ablage seines Eies nur ausnahmsweise bedienen. Beschreibung und Malse der von mir gesammelten Eier. I. 2 Eier mit 2 Nesteiern von Corvus cornix. leg. A. Koenig, Horst in Phoenix dactylifera, Söhag (Ober- Aegypten) 11. II. 1897. N.B. In diesem Krähenhorste wurden 3 Eier von Corvus corniz, 1 Ei stark bebrütet, kurz vorm Ausfallen, 2 faulgebrütete, sowie 2 Eier von Coccystes gefunden, von denen das eine wenig bebrütet, das andere nahezu frisch war. Beide Eier sind gedrungen, bauchig, mattglänzend; auf sraugrünem Grunde über und über mit rotbraunen, sowie sepia- farbenen Flecken und Tupfen bedeckt, hin und wieder mit schwarzbraunen Strichen, Flecken und Kritzeln durchsetzt. Sie unterscheiden sich auf den ersten Blick von den beiden Krähen- eiern durch geriugere Gröfse und durchaus anderen Färbungs- charakter, der zu Eilstereiern hinneigt, aber starkfleckiger an sich ist. a) 3,1 cm X 2,45 cm b) 3cm X 2,5 cm 0,85 gr 0,85 gr I. 1 Ei (faulgebrütet). leg. A. Koenig aus einem Krähenhorste in Phoenix dactylifera, in welchem sich 3 junge, noch unbefiederte Krähen und ein junger Heherkuckuck befanden, in Kene (Ober-Aegypten)15.11. 1897. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 17 Das Ei ist langgestreckt, auf lichtgrünem Untergrunde über und über mattrotbraun betupft. Schale glatt und glänzend mit wenigen nadelstichartigen Poren versehen, im Charakter an Schwarzdrosseleier (Turdus merula und torquatus) erinnernd. 3ac0m < 2,28c0Mm 0,75 gr 1. ı Ei (faulgebrütet). leg. A. Koenig aus einem Krähenhorste in Acacia nilotica — als’ einziges Ei, welches etwas versteckt im Neste lag, in Nägäda (Ober-Aegypten) 5. IV. 1897. Das Ei ist gedrungen-bauchig, auf grau-grünem Grunde mit mattrotbraunen Flatschen und Tupfen über und über bedeckt, die sich am spitzen Pole dichter und zahlreicher anlagern. Schale mattglänzend mit vereinzelt stehenden, nadelstichartigen Poren, an ein Elsternei erinnernd. 3 cm X 2,55 cm 0,72 gr IV. 1ı Ei mit 3 Nesteiern von Corvus cornix. leg. A. Koenig, Horst in Phoenix dactylifera, Söhäg (Ober- Aegypten) 14. II. 1899. Das Ei ist bauchig gedrungen, an beiden Polen ziemlich gleichmäfsig abgerundet, auf grünlichgrauem Untergrunde reich mit mattrotbraunen Flecken und Spritzen bedeckt; dazwischen stehen viele sepiafarbene Schalenflecken, sowie vereinzelte dunkel- schwarzbraune Tupfen und Punkte. Das Ei entspricht, abgesehen von der stärkeren Schalenfleckung durchaus dem Typus eines Elsterneies und weicht von den Nesteiern erheblich ab. Die Schale ist glatt mit vereinzelten nadelstichartigen Poren ver- sehen und von schwachem Glanze. 31. cn 36 2,3-em 0,75 gr V. 1 Ei (frisch) mit 3 Nesteiern von Corvus cornix (da- runter ein albo-cyanistisches ohne Deckfarbe). Von Hassan kebir, dem arabischen Präparator, zugetragen in Luxor, 26. II. 1899. "Das Ei zeigt auf schwach glänzendem grau-grünem Grunde zahlreiche mattrotbraune Tupfen, nebst vielen sepiafarbenen Schalenflecken und vereinzelten dunklen Spritzen. Es steht ebenfalls im Charakter eines Elsterneies. 3,15 cm X 2,4 cm 0,85 gr Journ. f. Orn. LXVIIL. Jahrg. 1920. Sonderheft. 2 18 A. Koenig: VI. 2 Eier (1 frisch) mit 5 Nesteiern von Corvus cornix. leg. A. Koenig in Erment (Ober-Aegypten) 28. II. 1899. Das eine Ei (a) ist stark bauchig gedrungen, über und über mit mattrotbraunen Tupfen und sepiafarbenen Schalenflecken gewässert, worunter vereinzelte schwarzbraune Spritzen und Haarzüge stehen. Die Schale ist wenig glänzend, zeigt hier und da Grübchen und nadelstichartige Poren und ist lichtgrau-grün. Das andere Ei (b) ist auffallend langgestreckt und leuchtet am Bohrloch hellmeergrün durch, ebenso wie das unter a be- schriebene, im Übrigen zeigt es genau dieselbe Zeichnung und Färbung. Beide Eier kommen dem Charakter unserer Elstern- eier sehr nahe und zeichnen sich von ihnen nur durch gröbere Fleckung aus. a) 3,1 cm X 24cm b) 34 cm X 23,3 cm 0,75 gr 0,80: gr VII. 1 Ei (frisch) mit 5 Nesteiern- von Corvus corniz. leg. A. Koenig, Horst in Phoenix ductylifera vor Edfu (Ober-Aegypten) 3. Ill. 1899. Das bauchig-gedrungene, an den Polen sanft abfallende Heherkuckucksei fällt in sofern ein wenig aus dem Rahmen der bisher beschriebenen Kuckuckseier heraus, als es eine mehr rahmfarbige Färbung gegenüber den mehr im graugrünlichen Grundtone stehenden, vorbeschriebenen annimmt. Das verur- sacht die überaus reiche, mattbräunliche Fleckenbespritzung, die zusammen mit der sepiafarbenen Schalenbefleckung den Grund- ton des ganzen Eies überzieht. Von innen leuchtet die Schale hellmeergrün durch. Dieses Ei kommt typischen Elsterneiern überaus nahe und sticht von den im gesättigten Grün stehenden Nesteiern wesentlich ab. Es ist eine sehr schöne Varietät der Heherkuckuckseier. 3 cm X 72,2'cm 0,65 gr VII. ı Ei mit 4 Nesteiern von Corvus cornix. Das volle Krähengelege bestand aus 5 Stück. Alle Krähen- eier waren faul, während das Heherkuckucksei bebrütet war. leg. A. Koenig in Nagh-Hamadi (Ober-Aegypten) 9. IV. 1899. Das Ei ist auf hellgrau-grünem Grunde mit mattrotbraunen - Flecken, denen sich vereinzelte dunklere zugesellen, gewässert und bespritzt, ohne damit den zartfarbigen Grundton zu. ver- decken. Es ist bauchig-gedrungen von Gestalt, leuchtet von innen hellmeergrün durch und fällt-an beiden Polen sanft ab. Es ist ebenfalls eine schöne Varietät und hebt sich von den gesättigt grüngefärbten Kräheneiern wesentlich ab. 34 cm X 2,4 cm 0,75 gr Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 19 Diese Zahlen dürften auch wohl die Durchschnittsmafse und das Durchschnittsgewicht der Eier von Üoccystes glandarius darstellen. Aus Vorstehendem wird ersichtlich, dafs sich das Heherkuckucksei im vollzähligen Gelege der Krähenvögel ebenso häufig vorfindet als in noch unvollständigen. An ein absicht- liches Herauswerfen der Nesteier vonseiten des Heherkuckucks, wie es bei unserem grauen Kuckuck vorkommt, glaube ich nicht. Dagegen könneu die an sich sehr zartschaligen Eier der Krähen durch das ungestüme Betragen des Kuckucks, durch das sich Drehen und Wenden auf dem korbartig gefertigten Horste zu- fällig leicht zu Schaden kommen und auch wohl herausgeworfen werden. Dem Charakter des im Bilde stehenden, hastig han- delnden Parasitismus entspricht es nicht, wohl überlegte, auf die Zukunft gerichtete Handlungen vorzunehmen. Dagegen liegt es in der Natur des Parasitismus, dafs die beim hastigen Besuche des Nestes von einem fremden Vogel vorgenommene Handlung die eigentlichen Nesteier gefährdet, während das untergeschobene Ei vor.der Zerstörung schon dadurch gesichert ist, dafs die Kuckucksmutter sofort das Nest verläfst, sobald das Ei darin das Licht der Welt erblickt hat. Die unter den Horsten häufig - vorgefundenen Nesteier sollte man daher als mehr durch Zufall zu Schaden gekommene ansehen, als absichtlich vom Parasiten herausgeworfene betrachten. Ich gebe diese Ansicht als eine wenn auch von mir vertretene, sodoch durchaus unmafsgebliche an, welche durch gründliche und einwandfreie. Beobachtung ent- weder bestätigt oder widerlegt werden mulfs. Centropus, !) Dliger 1811. Prodrom. pag. 205. Sporenkuckuck. Die Gestalt dieser Vögel ist kuckucksartig, Der Schnabel ist sehr kräftig, gedrungen, kurz, stark gebogen und seitlich zu- sammengedrückt. Der scharfrandige, an der Basis aufgeworfene Oberschnabel greift hakenförmig über den gleichfalls scharf- randigen Unterschnabel oder schliefst mit diesem ab. Nasenlöcher schlitzföormig am Grunde des Oberschnabels dicht an der Stirnbefiederung liegend. Die starken, kräftigen Läufe sind mit 4—5 grofsen Schildern bekleidet und unbefiedert. Zehen paarig stehend, 2 nach vorn, 2 nach hinten gerichtet; die nach innen stehende Mittelzehe trägt eine auffallend lange und gestreckte, nur wenig gebogene Kralle (Sporn); die übrigen 1) Gebildet aus dem Griechischen x&vroov, TO — der Stachel, der Sporn an den Füfsen der Vögel, z. B. beim Hahn — und mwovs, modcs, 6 — der Fufs, also: Sporenfufs. a* 20 A. Koenig: Krallen,‘ welche an langen Zehen sitzen, sind schwach sichel- förmig gekrümmt. Flügel kurz und abgerundet, weit hinter dem Schwanzende zurückbleibend. Die 1. Handschwinge sehr kurz, die 2. etwas länger, die 3. doppelt so lang wie die erste; 4.—6. Schwinge annähernd gleich lang, welche die längsten sind. Der aus 10 Federn gebildete Schwanz ist lang und grofs, stufig ge- stellt, mittlere Federn am längsten. Das Gesamtgefieder ist spröde und hart!), da alle Federn mehr oder weniger hartschäftig und auch sogar hartfahnig sind, nur die Unterschwanzdeckfedern sind von weicherer Beschaffenheit. Die Geschlechter sind kaum von einander zu unterscheiden. Dagegen sollen die Jungen ein von den alten Vögeln durchaus verschiedenes Federkleid tragen und erst im dritten Jahre fort- pflanzungsfähig werden. Sie bauen Nester und legen weilse Eier, welche sie selbst bebrüten, sind also nicht parasitär. Die Vertreter dieser artenreichen Gattung verbreiten sich über Afrika, Madagaskar, Indien, den malayischen und papuasischen Archipel sowie über Australien. Für Aegypten kommt nur eine Art in Betracht, welche wir gewissermafsen als ein Überbleibsel einer früheren Tierepoche dort anzusehen haben. 60. Centropus aegyptius,?’) (Gmel.) 1788. — [(uculus aegyptius, Gmelin Syst. Nat. I, pag. 420—1788.] Cuculus fuscus subtus ex rufo albus, capite et cervice ob- scure, cauda cuneiformi spiendide viridi, remigibus rufis. Houhou d’Egypte bei Buffon, Hist. Nat. des Ois. 6 pag. 367. Egyptian Cuckoo. Lath. Synops. 1, 2. pag. 522. Habitat in Aegypto. Rostrum nigrum; irides splendide rubrae; pedes nigricantes. Diagnosis Gmelini ]. c. Aegyptischer Sporenkuckuck. Französisch: Coucou d’Egypte. Englisch: Egyptian Cuckoo; Larkheeled Cuckoo. Arabisch: Mük. Oberkopf, Nacken, Hinterhals und Kopfseiten mattschwarz mit geringem Anflug eines grünlichen Metallschimmers. Die 1) Alfred Brehm, Tierleben II. Auflage Vögel 1, pag. 255 nennt das Gefieder „harsch‘“‘ — ein Ausdruck, der sehr zutreffend und bezeichnend für das eigenartige Gefieder dieser Vögel ist. 2) aegyptius, a, um Adject. — ägyptisch (aiyvnrıos) — 80 gebraucht von Plinius und Tacitus. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 21 Schäfte der Federn auffallend dick und glänzend. Der ganze Rücken ist rußfarbenbraun; die Bürzelfedern metallisch grün schimmernd. Die Schwingen I. und II. Ordnung schön rotbraun, an der Spitze dunkelbraun verwaschen. Schulterfittich düster- erdbraun mit der Rückenfärbung übereinstimmend. Schwanzfedern dunkelschwarzbraun mit ausgesprochenem grünem Metallglanze. Ganze Unterseite rostgelb, ockerfarben überflogen. Kehle heller, Bauch und Seiten dunkler. Schenkel, After- und untere Schwanzdeckfedern dunkel rost- gelb mit ausgesprochener Neigung zur dunkleren Querbänderung, die auch auf den seitlichen Weichenfedern zum Ausdruck kommt. Überall treten die Federschäfte, deren Färbung der Um- gebung entspricht, glänzend hervor. Iris blutrot; Schnabel glänzend schwarz, Fülse etwas lichter, mehr ins Graubräunliche spielend. Ein frisch im Fleisch gemessener Vogel ergab folgende Malse: oJ" ad., leg. A. Koenig in Absaway (gesprochen Ibschay) im Fayum 21. I. 1897. Länge: 41,5 cm; Breite: 48 cm; vierte Schwinge die längste. Flügellänge: 18 cm; Brustweite: 11 cm; Schwanzlänge: 22,5 cm. Meiner Ansicht nach ist Centropus aegyptius, (Gmel.) eine gute, selbständige Art, die Centropus senegalensis, (L.) wohl zur Stammform haben mag, aber als durchaus selbständig aus ihr hervorgegangen ist. Der ägyptische Sporenkuckuck ist somit als eine sich gut herausgebildet habende (modifizierte) Art anzu- sehen und darf keineswegs mit Centropus senegalensis identifiziert werden. Letzterer Vogel (senegalensis) hebt sich zunächst von dem ersteren (aegyptius) durch eine tiefschwarzglänzende Kopf- platte ab, die gesättist mit grünem Glanze übergossen ist, während bei aegyptius die Kopfplatte matt stumpfschwarz ist und nur eine schwache Andeutung von grünem Metallglanze zeigt. Die Unterseite ist bei CO. senegalensis von einer viel helleren, reinweifslichen Färbung, die nur an den Brustseiten, Weichen und unteren Steifsfedern einen ockerfarbenen Anflug annimmt, im Gegensatz zu aegyptius, wo sich die ganze Unterseite düster ockerfarben darstellt. Geradezu ausschlaggebend ist aber die . ganz verschiedene Rückenfärbung beider Vögel. Bei Ü. senegalensis ist sie von einer gleichmälsigen gesättigt rotbraunen Färbung in ‘ völliger Übereinstimmung mit der Flügelfärbung, welche nur auf dem Schulterfittich und der Bürzelgegend einen leichten Anflug ins Dunkelbräunliche zeigt, während die ganze Rückenseite von ©. aegyptius dunkelerdfarben rüfsbraun ist und sich wesentlich von der leuchtend rotbraunen Flügelfärbung abhebt. Der Schnabel scheint bei C©. senegalensis im Ganzen schwächer zu sein als bei aegyptius. Mir liegen von Centropus senegalensis 8 Vögel vor, welche auf meinen Expeditionen im Jahre 1910 und 1913 am 22 A. Koenig: Bähr el Abiad, am Bähr el Zeräf, am Bähr el Gähzäl und am Bahr el Djebel erlegt und gesammelt wurden sowie über ein Dutzend Vögel von aegyptius, welche ich sämtlich im unteren Aegypten (Fayum) geschossen habe. Wenn auch der rotbraune Ton von senegalensis auf dem Rücken nicht immer gleichmäßig ist und auch wohl eine dunklere Nüancierung annehmen kann, so kommt diese Nüancierung niemals dem düster erdbraunen Rufsfarbentone von ©. aegyptius nahe, resp. gleich. Ich stehe daher mit Shelley!) auf demselben Standpunkte: ©. aegyptius nicht mit senegalensis zu vereinigen, sondern als eine selbständige Spezies anzusehen. Heuglin?) hat bereits mit dankenswerter Genauigkeit die summarische Vereinigung von Ü. monachus, senegalensis und superciliosus, wie sie Schlegel, Finsch und Hartlaub anstrebten, gebührend zurückgewiesen und dabei seine auf tiergeographischer Beobachtung beruhenden Gründe angegeben, die ihn für die Trennung dieser drei Arten einstehen liefsen. Den in Aegypten vorkommenden Sporenkuckuck hält er dagegen für senegalensis und läfst ihn nach seinen Beob- achtungen nur iu Unterägypten, nicht aber am Weilsen Nil und seinen Quellflüssen vorkommen, ist sich aber doch insofern über die Artselbständigkeit des in Aegypten vorkommenden Sporen- kuckucks klar, als er. die Vermutung ausspricht, dafs, wenn C©. senegalensis aus West-Afrika mit ©. monachus wirklich zusammen- falle, die vorliegende Art als CO. aegyptius gesondert aufgefalst werden müfßste. Alfred Brehm führt den ägyptischen Sporenkuckuck ebenfalls unter ©. senegalensis auf, ist sich aber nicht sicher darüber, ob der im Sudan lebende Vogel mit dem in Aegypten vorkommenden vereinigt werden könnte. A.Reichenow — die Vögel Afrikas — II. Band pag. 60 falst den in Aegypten heimatenden Sporenkuckuck als eine Abart von ©. senegalensis auf und läfst es späteren Forschungen vorbehalten bleiben, festzustellen, ob diese Form bis Nubien südwärts geht, also das Aethiopische Gebiet noch berührt. Die fortschreitende Wissenschaft hat es nunmehr klargelegt, dals wir es hierbei mit zwei durchaus verschiedenen Arten zu tun haben, nämlich mit der im tropischen Afrika vorkommenden, zuerst aus Westafrika (Senegal) von Linn& beschriebenen Art senegalensis und mit . der im Aegyptisch-Paläarktischen Faunengebiet heimatenden Art C. aegyptius, Gmelin. An dieser nunmehr wohl allgemein an- erkannten Auffassung muls denn auch festgehalten werden. Der ägyptische Sporenkuckuck ist lediglich als eine Relicten- form einer früheren Tierepoche anzusehen. Dabei ist es auffallend, dafs sich dieser Vogel nur in einzelnen Gebieten Aegyptens fest- halten liefs, während er für die lange Strecke vom Fayum bis 1) Birds of Egypt, pag. 164. 2) 0. N. O. Africas I, pag. 793 und fi. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 23 zum südlichen Döngola, die auf 600 nautische Meilen von Heuglin angegeben wird, verloren gegangen ist. Die großen Sümpfe Unter-Aegyptens mit den ausgedehnten Schilf- und Rohr- waldungen müssen diesen tropischen Vogel zurückgehalten haben, während seine anderen Genossen dem in der Umgestaltung begriffenen Klima und Gelände nicht standhalten konnten. Ich sage, wir müssen diesannehmen, da sonst die Abgabe einer Erklärung für das oasenförmige Auftreten dieses an sich durchaus tropischen Vogels nahezu gänzlich unmöglich würde. Je länger, je mehr neige ich der Ansicht zu, dafs das frühere Aegypten eine von dem heutigen gänzlich verschiedene Boden- configuration gehabt hat, welche ihrerseits wieder eine den heutigen Verhältnissen durchaus entgegengesetzte Pflanzen- und Tierwelt beherbergt haben mufste. . Einst, als der Nilstrom an seinen Rändern noch grofse Baumbestände trug und sich der enge, aber dichte Waldstreifen an seinem Bette viele Meilen weit entlangzog, in der Zeit, wo der gewaltige Flufs an seiner Mündung in un- zählige Arme zerfiel, die von undurchdringlichen Sümpfen mit dicht bestandenen Rohrwäldern durchsetzt waren: — da mögen Nilpferde und Krokodile in seinen schützenden Fluten gehaust haben, während seine Gestade mit heiligen lbissen, Nimmersatts, Sporengänsen und Witwenenten sowie vielem anderen tropischen Vogelvolk dicht besetzt gewesen sein müssen, gerade so wie sie uns heute auf einer Fahrt den Weifsen Nil aufwärts in unab- sehbaren Schwärmen und Scharen entgegentreten. In den frei- wachsenden Akazienwäldern aber, die durch Steppen miteinander im organischen Zusammenhange standen, haben Meerkatzen und Paviane ihr Unwesen getrieben, Wasserböcke und Antilopen aller Art Aufenthalt und Schutz gefunden, in deren Gefolge wiederum grolse, reilsende Raubtiere ungestört ihr Leben fristen konnten. Mit dem aber, dafs der ägyptische Boden ein Menschengeschlecht aufnahm, das sich unter der glücklichen Sonne wie Sand am Meere vermehrte und dadurch das beherrschende Übergewicht errang, mufsten die Urwälder vor der lichtenden Axt verschwinden und mit ihnen alle die Lebewesen, welche sie treu und sicher bargen. Und indem die segenspendenden Fluten des göttlichen Nil- stromes dem Menschengeschlechte dienstbar gemacht wurden, trockneten auch die Sümpfe aus. Die rasch zunehmende Mensch- heit griff störend in das treibende Rad der jungfräulich schaffenden Natur ein und machte ihre Kräfte sich selbst dienstbar. Da entwichen die markanten Gestalten der vielen Vögel und Säuge- tiere, dem Drucke des unaufhaltsam nachdrängenden Menschen- geschlechtes nachgebend und folgten dem Nilstrome aufwärts in eine von den Menschen noch nicht ausgenutzte und unterjochte Gegend. Viele von ihnen mögen sich noch lange Jahre in der ägyptischen Heimat gehalten haben, bis ihnen die Möglichkeit ihres Bestehens gänzlich benommen wurde. So werden Nilpferde und Krokodile, Warzenschweine, Antilopen, Löwen und Panther 24 A. Koenig: dem immer mächtiger werdenden Einflusse der Menschen ge- wichen sein; mit den vernichteten Wäldern wurden die Ufer kahl, die Sümpfe aber mit ihrem gewaltigen Pflanzenreichtume trockneten aus und hiefsen die Insassen ebenfalls auswandern und eine andere Heimat suchen. So stelle ich mir im Wechsel der Zeit das Land vor, welches wir das heutige Aegypten nennen. Von der Höhe der jungfräulichen Kräfte, mit’ denen die Natur unbegrenzt wirkte und arbeitete, herabgeworfen, versank das Land in die durch menschliche Hände vorbereitete, unter der Gluthitze der Sonne liegende Ackerfläche, künstlich bewässert und fruchtbar erhalten durch ein Netz unzähliger Kanäle, in die Menschenhände und Tierkräfte in continuirlicher Arbeit das befruchtende Element aus dem unversiegbaren Reservoir. des göttlichen Nilstromes leiteten. Viele der markanten Tiergestalten, die wir heute in der Hieroglyphensprache der alten Aegypter auf den Flächen der Riesenbauten oder in den Wandelgängen der Totenkammern als Grabinschriften voll tiefen Staunens und mit gröfster Be- wunderung ob der naturgetreuen Wiedergabe erblicken und er- kennen, sind aus dem heutigen Aegyptenlande verschwunden und nur wenige sind zurückgeblieben. Zu diesen letzteren gehört auch unstreitig der Centropus aegyptius. Ihm genügten die am Unterlaufe des Nils nachgebliebenen Rohrwälder, während er sich in den Gärten Fayums ansiedelte und ausbreitete, sich also dort den neugestalteten Verhältnissen vollkommen anzupassen vermochte. Er stellt an das Gelände, in dem er leben soll, die Anforderung, entweder grofse Schilfwälder zu tragen, die ihm zu allen Jahreszeiten einen sicheren Aufenthalt gewähren, oder er verlangt eine mit dichtem Unterwuchs bestandene Oase, worin er Schutz und Unterschlupf finden kann. Dieses Letztere trifft für die üppige, durch dichte Weinlauben gekennzeichnete Oase Fayum (%/, Grad südlicher als Cairo gelegen) zu. Nicht nur die in Aegypten überall verbreitete Dattelpalme (Phoenix dacty- Iifera) erhebt sich hier zu starken Beständen, sondern auch die verschiedensten Fruchtbäume, als Edelfeigen, Granaten, Pfirsiche, Aprikosen, bilden weite Plantagen und beherbergen unter sich auch den göttlichen Oelbaum, der aufserin Alexandria’s Umgebung nur roch hier in Aegypten angetroffen wird. Ausgedehnte Zucker- rohr- und Baumwollfelder weisen auf reichliche Wasserzufuhr hin, die einem Arme des Nils, dem Josephkanal, entnommen wird, während der Birket el Kerün, der alte Mörissee, als ein Wasser- becken grölseren Umfanges schon allein durch seine Verdunstung die Fruchtbarkeit der Fayum-Oase gewährleistet. Hier hat sich der Sporenkuckuck bis zum heutigen Tage erhalten und kann in jener Oase als ein häufiger Vogel bezeichnet werden. Zu allen Tageszeiten, am häufigsten aber in den früben Morgen- stunden hört man seine melodisch klingende Weise, die mit einem wohltönenden tiefen einsilbigen „uk, ük, ük“ beginnt und n DPF ee ee. EEE nn nn Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 25 dann bauchrednerisch in rascher Aufeinanderfolge in einen diese Silben schnell wiederholenden Triller ausklingt. Der Vogel sitzt beim Vortragen dieses Liedes gewöhnlich auf einem erhöhten Gegenstande, auf einem Pfahle, einem Erdhügel oder Strauche, wirft den Kopf in die Höhe und spreizt die Schwanzfedern fächerförmig aus: ‘Auf mich haben diese Laute immer den Ein- druck einer in geschlechtlicher Erregung vorgetragenen Balz- strophe gemacht. Sie klingen so eigenartig und passen mit ihrem Nimbus so vortreffllich in das Tongemälde des anbrechenden Tages hinein, dafs man immer eine Tropenlandschaft vor sich zu haben wähnt, wenn man diese Laute hört. Ich war nicht wenig überrascht, als ich sie zum ersten Male in der Fayum-Oase vernahm und eilte schnell aus dem Zelte heraus, um den un- bekannten Sänger zu sehen und zu schiefsen. Die Fayum-Fellachen nennen den Sporenkuckuck „Mük“, was natürlich zunächst ein vortreflliches Klangwort seiner Stimme ist und den Begriff des Vogels so wiedergibt, wie die vielen anderen onomatopoätischen Bezeichnungen der Tiergestalten vonseiten der darin überaus feinfühlig veranlagten Araber. Da mir aber von den Fellachen Fayums erzählt wurde, dafs dieser Vogel mit Vorliebe Schlangen aufsuche und sich mit ihnen viel zu schaffen mache, habe ich das Wort „Mük“ mit dem in Tunis und Algerien vielgenannten „Muka“ in Verbindung gebracht, welche Bezeichnung dort der Wüstenläuferlerche (Certhilauda alaudipes) zukommt. Den klagenden Tönen, welche diese Lerche beim Aufsteigen vom Boden und Sichwiederfallenlassen in einer geradezu ergreifenden Weise vorträgt, legt der dortige Araber eine mit der Bosheit der Schlange verwobene Historie zu Grunde, welche ich in meinen Beiträgen zur Ornis Algeriens im J. f. Orn. 1895 pag. 437 wiedergegeben habe. Natürlich ist das meinerseits nur eine Vermutung, deren Bestätigung durch einen wortkundigen, diese Materie vollbeherrschenden Gelehrten abzuwarten bleibt. Jeden- falls war es mir aufgefallen, dafs mir die Oasenbewohner beim Befragen nach dem Sporenkuckuck die dortige Bezeichnung „Mük“ nannten und in unmittelbarem Anschlusse daran auf die Neigung und Vorliebe des Vogels -- Schlangen aufzusuchen und zu töten — hinwiesen. Im Leben der Vögel spielen ja die Schlangen eine nicht unbedeutende Rolle; abgesehen davon, dafs Schlangen von vielen Vögeln sehr gern gefressen werden, wie z. B. von Circaetus, Helotarsus, Gypogeranus, lenken jene Reptile die Auf- merksamkeit der überaus lebhaften Vögel auf sich und rufen bei ihrer Entdeckung Ausbrüche seelischer Leidenschaften hervor, die sich in der Stimme und im Gebahren der Vögel deutlich zu erkennen geben. Auch die Neigung, abgestofsene Hautfetzen von Schlangen in die Nester aufzunehmen, gehört hierhin, wie wir dies in höchst auffälliger Weise bei Aödon galactodes!) kennen. 1) Man lese die diesbezüglichen Stellen in meinem „Zweiten Beitrag zur Avifauna von Tunis“ in Cab. J. f. Orn. 1892 pag. 405 und ff. nach. 26 A. Koenig: Die von mir untersuchten Mägen der ägyptischen Sporen- kuckucke waren meist dicht und prall gefüllt mit Insekten, namentlich Orthopteren, Käfern, Raupen und Larven. Es wird auch behauptet, dafs der Vogel gerne Schnecken frifst, doch habe ich Fragmente von Mollusken in seinem Magen nicht vorgefunden.!) Der Sporenkuckuck ist wenig scheu und kriecht und schlüpft äulserst gewandt im dichtesten Buschwerke herum, wobei ihm das „harsche‘“ glatt anliegende, derbe Gefieder sehr zustatten kommt. Auch hüpft er mit sonderbaren, ungelenk aussehemden Sprüngen gerne auf dem Boden herum, dort eifrig nach Nahrung suchend. Dabei kann man sich ihm leicht nähern und ihn schiefsen. Wenn man alsdann den zu Tode getroffenen vom Boden aufhebt, ist man über den sonderbaren Vogel nicht wenig erstaunt. Schon die eigenartige Gestalt mit dem langen, stufen- förmigen Schwanz fällt auf; dann aber auch die helle Unterseite, die gesättigten schön rotbraun gefärbten Flügel und die im Gegensatz dazu stehende schwarze Kopfplatte, vorallem aber die ausdrucksvoll gefärbte, blutrote Iris. Sehen wir uns nun den eigenartigen Gesellen näher an, so fällt uns des Weiteren das spröde Gefieder auf mit den überall glänzend hervortretenden Federschäften. Eigentümlich geformt ist auch der Schnabel und noch mehr der Fufs, dessen innere Hinterzehe einen langab- stehenden Nagel, den Sporn, trägt, wonach diese artenreiche Gattung ihren Namen erhalten hat. Für Aegypten ist dies die einzige Art, welche dort in Betracht kommt, während die Quell- flüsse des Nils in ihren ausgedehnten Sümpfen und Rohrwaldungen eine reiche Anzahl von Formen dieser Gattung beherbergen, so zunächst die Stammform, aus welcher der aegyptische Sporen- kuckuck hervorgegangen ist — Üentropus senegalensis, dann den eigenartigen, durch den intensiv leuchtenden blauen Metallglanz auf der schwarzen Kopfplatte sich abhebenden Mönchssporen- kuckuck, den Oskar Neumann zu Ehren Heuglins als neue Art benannte sowie den augenstreifigen Sporenkuckuck (Ü: super- ciliosus). Diesen drei ausgesprochenen guten Arten wird man im Aegyptischen Sudan südlich des No-Sees häufig begegnen. Auch sah ich. in der hervorragend schönen Balgsammlung des Mr. Butler in Charthum eine vierte Sporenkuckucksart, die mir ganz fremd war, und die im Gebiet des Gazellenflusses in der Zeit des Harif (Regenzeit) vorkommen soll. — 1) Der berühmte Afrikaforscher Georg Schweinfurth sagt in seinem monumentalen Werke „Im Herzen von Afrika, Jubiläums- ausgabe 1918“ auf pag. 181 wörtlich Folgendes: „Zwei grofse Land- schneckenarten (Limnicola nilotica und L. flammca), die gewöhnlich eine Länge von 11 resp. 8 Zentimeter haben, sind in diesem Gebiete all- verbreitet. Sie dienen einigen Vögeln zur Nahrung; mit Vorliebe bält sich der Kuckuck des Landes (Centropus monachus) an diese leckere Kost.“ Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 27 Leider ist es mir nicht beschieden gewesen, über die Fort- pflanzung dieser Kuckucke persönliche Erfahrungen zu sammeln. Wir wissen, dafs diese Vögel ein Nest bauen und ihre weilsen Eier selbständig bebrüten. Die Fortpflanzung mufs in die spätere Jahreszeit fallen und dürfte vor Ende Mai oder Anfang Juni kaum einsetzen. Das Wenige, welches wir darüber wissen, ver- danken wir den Aufzeichnungen Alfred Brehms. Dieser ausgezeichnete Forscher fand — allerdings nur ein einziges Mal — ‘das Nest dieses Vogels im Nildelta in der dichten Krone eines Ölbaumes. Es bestand fast ausschliefslich aus den Hülsen der Samenkolben des Mais und enthielt Ende Juli vier halberwachsene Junge. Es dürfte nicht schwer fallen, im Fayum zur Sommer- zeit die Nester des Sporenkuckucks zu finden und damit ein- gehendere Daten über die Fortpflanzungsgeschichte dieser in- teressanten Vogelgruppe zu sammeln. Alle drei Arten, welche wir auf meinen Sudan-Expeditionen erbeuteten, standeır noch nicht im Zeichen der Fortpflanzung, welche dort vor den eigent- lichen Sommermonaten (Juni, Juli) kaum einsetzen dürfte. Aus- drücklich möchte ich noch bemerken, dafs wir es bei dem in Aegypten vorkommenden Sporenkuckuck mit einer dort durchaus sedentären Form zu tun haben, die das ganze Jahr über an den Standort gebunden bleibt, wo man sie einmal angetroffen hat. Die Familie der Wiedehopfe (Upupidae) wird durch eine Gattung (Upupa, L.) und diese wieder durch eine Art (Upup« epops, L.) in Aegypten vertreten. Upupa,'!) Linn€ 1766. Syst. Nat. I, pag. 183. Rostrum arcuatum, convexum, subcompressum, obtusiusculum. Lingua obtusa, integerrima, triquetra, brevissima. Pedes ambulatorii. Generis diagnosis apud Linnaeum |. c. Wiedehopf. Diagnose der Gattung: Schnabel seitlich zusammengedrückt, höher als breit, bieg- sam, säbel- oder sichelförmig gebogen, auffallend lang und dünn. Kinnlade nahezu dreieckig. Nasenlöcher nahe an der Schnabelwurzel liegend dicht an den Stirnfedern, ungedeckt, oval. 1) Upüpä, ae f bei Plinius = epops &mow bei Aesch. u. A. Aus dem klassischen Latein und Griechisch —= Wiedehopf. 28 A. Koenig: Zunge sehr klein und kurz, platt, dreieckig oder herzförmig, am Hinterrande gezähnt. Flügel ansehnlich breit und abgerundet, 1. Schwinge auf- fallend kurz und schmal, 2. etwas länger, aber kürzer als die 3.; 4. und 5. Schwinge die längsten und nahezu gleichlang. Schwanz ziemlich lang, aus 10 Federn bestehend, am Ende fast grade abgeschnitten. Füfse kurz und derb. Der mit grofsen Schildern bedeckte Lauf ist nahezu gleichlang mit der Mittelzehe, unbefiedert. Von den vier kompakten Zehen sind drei nach vorn, eine nach hinten gerichtet. Die äufsere ist mit der Mittelzehe bis zum ersten Gelenk verwachsen, die innere Zehe von der mittleren bis zum Grunde gespalten (sogen. Wandelfülse, Pedes ambulatorii). Die Krallen sind nur kurz, auch wenig gekrümmt und stumpf. Der Nagel der Hinterzehe steht grade — ziemlich lang — ab. Das kleine-Gefieder ist sehr weich und locker ansitzend. Den Kopf- scheitel ziert ein fächerförmiger Federbusch, der aus einer Doppelreihe nebeneinander stehenden Federn gebildet wird. Die Geschlechter unterscheiden sich nur wenig voneinander, auch die Jungen sehen den Alten gleich sehr ähnlich. Die eigenartig gestalteten Vögel erschweren die Unterbringung im System. Ich stelle sie zu den Sitzfüfslern und reihe sie zwischen Kuckuck und Eisvogel ein. Die nur 5 Arten zählende Gattung ist auf die östliche Hemispbäre beschränkt; auf Aegypten entfällt davon eine Art. 61. Upupa epops,!) Linne 1766. Syst. Nat. I, pag. 183. (Linnaeus scripsit Epops.) U. cristata variegata. Habitat in Europae et Indiae orientalis sylvis, victitans insectis. Terrefacta cristam erigit Psittaco cristato similem. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Wiedehopf, Französisch: Huppe vulgaire. Englisch: Hoopoe. Arabisch: Hit-Hit oder Hüd-Hüd. 1) Emow, og, 6 —= der Wiedehopf — nach seinem Rufe so be- nannt, wie das Lateinische Upupa — also ein &v dı« Jvoiv, wie die klassischen Namen vieler Vögel. Nach Ovids Metamorphosen wurde Tereus, der Vater der Prokne und Philomela in einen &rox (Wiedehopf) verwandelt. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 29 Kopf, Hals und Brust fuchsfarben mit weinrötlichem An- fluge. Mitten auf dem Scheitel steht eine Doppelreihe grofser, langer, am Ende schmal abgerundeter Federn, welche von der Stirn an immer länger werden, in der Mitte am längsten sind und nach dem Genick zu an Länge wieder abnehmen. In ruhigem Zustande liegen sie als eine zugespitzte Haube nach hintenzu übereinander, bilden aber einen prächtigen halbkreisförmigen Federbusch, wenn sie der Vogel vermittelst eines Paares starker Hautmuskeln fächerförmig entfaltet. Die Federn dieses statt- lichen Scheitelfächers sind von schöner Rostfarbe und tragen bis auf das letzte Paar im Genick auf der Spitze einen tiefschwarzen rundlichen Fleck, vor dem sich in der zweiten Hälfte des Feder- busches noch ein helles Weifs zeigt. Beim Ausbreiten der Feder- haube werden auch die etwas verlängerten Kinrfedern gesträubt. Oberrücken rostgrau, Unterrücken schwarz mit einem breiten weilslichgelben Querbande; Bürzel hellweils. Oberschwanzdeck- federn tiefkohlschwarz. Unterbrust -und Bauch grauweißslich, die Flanken tragen bald gröfßsere, bald kleinere mattschwarze Schaftstriche. Die unteren Schwanzdeckfedern sind reinweils. Die Flügel sind bunt gezeichnet, indem sie auf schwarzem Grunde weilse und gelbliche Querbinden haben, welche sich über die Schulter und den Mittel- rücken hinzieben. Beim Ausbreiten der Flügel tritt diese weilse Querbindenzeichnung besonders in die Augen. Der Schwanz ist tiefkohlschwarz mit einer halbmondförmigen, breiten, schneeweifsen Binde versehen. Die äufsere Schwanz- feder ist auf dem gröfseren Teile der Aufsenfahne weißs. Der Schnabel ist lang und gestreckt, leicht sichelartig ge- bogen, an der Wurzel breiter, stark zusammengedrückt, höher als breit; beide Rückenkanten sind erhaben, sodals jeder Teil des Schnabels, weil er von dort, wo die auffallend kleine Zunge liegt, bis zur Schnabelspitze nicht wie bei den meisten Vögeln, ausgehöhlt, sondern voll ist, eine dreieckige Gestalt hat. Seine Länge beträgt durchschnittlich 5 cm. An der Basis ist er gelblich fleischfarben ; in der Mitte rötlichbraun, an der Spitze schwarz. Die kurzen stämmigen Fülse sind fleischfarben ; die nackte, mit grofsen Schildern bekleidete Fuflswurzel milst 2 cm. Die . Länge des ganzen Vogels beträgt im Durchschnitt 24 cm, die Flügellänge 14,5 cm. Iris hellumbrafarben, im Ausdruck wechselnd. Der Wiedehopf ist in ganz Aegypten und Nubien ein weit- schichtig verbreiteter und allgemein bekannter Vogel. Ich glaube nicht, dafs er zu den Zugvögeln gehört. Das weiche Klima Aegyptens läfst ihn jahraus jahrein im glücklichen Lande ver- weilen, das ihm jederzeit seinen Tisch deckt und ihm Alles gewährt, was er für seine Existenz nötig hat. Der possierliche, bediademte Vogel ist eine gar liebliche und schmucke Erscheinung 30 A. Koenig: des Pharaonenlandes. In der Nähe der Dörfer treibt er sein Wesen, durchsucht die vielen Ablagestellen von Schutt und Unrat nach Insekten und deren Larven, fliegt aufgeschreckt von einem Gehöft zum anderen, setzt sich auf die Nilschlammmauern und stolziert aufihnen herum. Er ist ein genügsam-bescheidener, dabei stets vergnügter Geselle, der essich in der von der lieben, Sonne durch- wärmten Luft wohl sein läfst. Wo man ihm auch begegnet: immer ist er guter Dinge und froher Lanne. Harmlos fliegt er vor unseren Fülsen auf, um sich gleich darauf wieder niederzusetzen. Dann behält er uns aber im Auge, steht öfters still und schielt zu uns herüber. Wenn er nicht recht weils, was er aus der ihm fremden Erscheinung machen soll, trippelt er einige Schritte vor uns her, spielt mit der Haube, indem er sie bald fächerförmig ausbreitet, bald wieder helmartig spitz zusammenfaltet und wird nun je länger, je mehr milfstrauisch auf uns, vollends aber wenn wir stille steben und unser Auge andauernd auf ihm ruhen lassen. Das mag er nicht: jetzt breitet er seine runden, weilsgefelderten Flügel aus und flattert unstät und schwankend dahin, um sich in die Krone einer Dattelpalme einzuschwingen und uns von dort aus beharrlicher fixieren zu können. Meistens trifft man ihn einzeln an, aber auch häufig zu Paaren und nach dem Brut- geschäfte auch wohl im Familienverbande. Die Sonne wird ihm nicht leicht zu viel in der Güte ihrer sengenden Strahlen, denn er liebt die warme Luft und badet sich ordentlich in ihr; weniger lieb ist ihm die Windsbraut, die staubentfesselnd über den schwarzen Boden Aegyptens dahinfährt, und zuwider ist ihm der Regen mit seiner Folgeerscheinung, dem dunstigen Nebel. Dann habe ich ihn öfters aufgeplustert und sichtlich verstimmt ruhig dasitzen sehen. Aber wenn die nimmerlang säumende Sonne wieder durchbrach, wurde auch unser Wiedehopf wieder lebendig, spreizte seine Flügel, verliefs seine kauernde Stellung und marschierte wieder eifrig auf dem Boden hin und her, immer wieder seinen sichelförmigen Schnabel in den Grund bolhırend und hier und da die im Erdreich verborgenen Käferlarven ans Tages- licht fördernd. Wie oft habe ich ihm da bei seinen fröhlichen Hantierungen zugesehen, wie oft mich bemüht, das Zutrauen des ängstlich veranlagten Vogels zu gewinnen. Ich habe es nicht vermocht, störend in seine Kreise einzugreifen und freute mich, den wunderbaren Vogel aus nächster Nähe beobachten zu können. Nur wenn ich ein angegattetes Paar vor mir sah, habe ich das Recht des Naturforschers siegen lassen und beide Vögel der Wissenschaft zu Nutz geschossen. Man mufs den Vogel mit einer möglichst feinen Schrotnummer erlegen, da er verwundet heftig flattert und dadurch viele seiner überaus locker ansitzenden Federn verliert. Das ist namentlich bei den Schwanzfedern der Fall, wodurch dann der Wert des Balges hinfällig wird, was dem Sammler natürlich immer sehr schmerzlich ist. Der Wiedehopf. gehört aulserdem zu denjenigen Vögeln, die sich nicht leicht ab- Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 31 _ balgen lassen, da die Haut zart und spröde ist und alle Federn überaus. locker ansitzen. Er steht diesbezüglich mit den Tauben, unseren Kuckucken und den Wüstenhühnern (Pierocliden) auf einer Stufe. Es macht einen aufserordentlich verstimmt, wenn die mühsam eingeleitete und mit grofser Sorgfalt fortgesetzte Arbeit plötzlich über den Haufen geworfen werden mufs. Aus diesem Grunde habe ich oft das Totschiefsen der Wiedehopfe vermieden und mich lieber der Beobachtung der lebenden - Vögel hingegeben, die mich immer hocherfreute und voll be- friedigte. Seinen lebhaften Ruf vernimmt man in Aegypten überall häufig. Mir ist er immer dreisilbig — üp-üp-üp in die Ohren geklungen, nur ganz selten vernahm ich ihn zwei- oder gar viersilbig. Der Wiedehopf ist in Aegypten eigentlich überall zu Hause, wo sich Dörfer und Menschenansiedelungen finden. Ich habe ihn in der Umgebung Kairos ebensohäufig angetroffen, als im mittleren und oberen Aegypten. Weniger häufig begegnete ich ihm auf der Strecke zwischen Assuan und Wadi Halfa, auch im Batn el Hägär (Bauch der Steine) war er selten. Dagegen nahm er an Häufigkeit wieder zu in der ganzen Provinz Döngöla, wo er die üppigen Dattelpalmenhaine in hervorragend schöner Weise belebte. Wiederholt habe ich mich au seiner ‘reizvollen Sil- houette nicht satt sehen können, wenn er vom Boden aufflog und sich an den grauen Stamm einer hochaufstrebenden Palme setzte, dort seine ganze phantastische Schönheit im Verein seines bunten Farbenspieles entfaltend. Im Aegyptischen Sudan südlich von Chartum kommt er auch vor, nimmt aber dort an Häufigkeit seines Auftretens entschieden ab, je weiter man nach dem Süden vordringt. Brutvogel ist er in ganz Aegypten, wo er in Mauer- spalten, Felsennischen und Baumlöchern häufig nistet. Der Fort- pflanzungstrieb scheint stellenweise früh im Jahre einzusetzen, da Dr. le Roi bereits anfangs Februar in Assuan ein Nest mit fliggen Jungen in einem Rasenloche auffand. Die meisten (frischen) Gelege erhielt ich in Ober- Aegypten im Februar, welchen Monat ich auch für die eigentliche Fortpflanzungszeit halte, indem frühere und spätere Bruten wohl zu den Ausnahme- erscheinungen gerechnet werden können. Immerhin mögen nähere Angaben darüber späteren Forschungen noch vorbehalten bleiben. Jedenfalls dürfte auch der Wiedehopf zu denjenigen Vögeln in Aegypten gehören, die nach jeweiliger Lage zur Fortpflanzung schreiten und sich nicht streng an eine bestimmte Jahreszeit binden. Mir sind die Eier des Wiedehopfes in Aegypten wiederholt zugetragen worden, während ich selbst nur einmal vor dem Brut- loche dieses Vogels gestanden habe, das tief in einen Felsen- spalt führte und nur mit grofser Mühe zu erreichen war. 92 A. Koenig: Es ist mir aufgefallen, dafs die Gelege meistens aus 4 Eiern bestanden und nur in einem Falle 6 Eier als Höchstzahl ent- hielten, während sonst wohl 7er, 8er und sogar 10er Gelege nicht so überaus selten sind. Immerhin mögen auch stärkere Gelege in Aegypten vorkommen, da kein Grund zur Annahme vorliegt, dafs den Brutvögeln die Aufzucht einer zahlreichen Nachkommenschaft in Aegypten erschwert wird. Beschreibung und Malse der Gelege. I. 4er Gelege (frisch, wahrscheinlich noch unvollständig). Zugetragen in Erment (Ober-Aegypten) 17. Il. 1897. Die Eier sind von matt-hellgrünlicher Olivenfärbung, eher gedrungen als gestreckt. Durch die Lupe gesehen zeigt das Schalengefüge viele nadelstichartige Poren, die im Grunde weils sind und sich so von dem einheitlichen, graugrünen Tone abheben. Durch das Bohrloch leuchtet die Eischale lebhaft grün durch. a) 2,6. cm X 1,9 cm b), 28200 X 9,em 0,30 gr 0,35 gr c) 2,65 cm X 1,8 cm d) 2,7 cm’ X RR 9cm 0,34 gr 0,35 gr II. 5er Gelege (das volle Gelege bestand aus 6 Stück und war stark bebrütet). „Zugetragen in Nägäda (Ober-Aegypten) 5. IV.e1897. Die schmalgeformten, langgestreckten Eier zeigen einen olivgrünen Farbenton, der schmutzig braungrau überwölkt ist. Zahlreiche, nadelstichartige Poren. Eischale leuchtet von Innen lebhaft grün durch. 2) 2,85 m X ,7.cım b)' 2,7. 0m. XL 720m 0,25 gr 7 WO c) 28cm X 1,75 cm d). 2,7 cm Riem 0,25 gr 0,25 gr e) 2,65 cm X 1,65 em 0,25 gr III. 4er Gelege (bebrütet). Zugetragen vor Erment (Ober- Aegypten) 28. II. 1899. Die Eier sind auf graugelblichem Grunde schmutzig braun überwölkt; sie sind von eiförmiger, nicht auffallend gestreckter Gestalt und dicht mit nadelstichartigen, im Grunde weilsen Poren durchsetzt. Durch das Bohrloch gesehen, scheint die Ei- schale lebhaft grün durch. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 33 2) 2,6°cm X 1,8: cm BD» 2,2 cm x l,7cm 0,35 ae „790,35 gr c) 2,7 cm >c, K,88cm 4)- 2,6: em X 1,8.0m 0,35 gr Bgm IV. 2 Eier (braune Varietät, stark bebrütet). Das volle Gelege bestand aus 4 Stück. Zugetragen vor Erment (Ober-Aegypten) 28. Il. 1899. Die Eier gehören der braunen Varietät an und sind grau- milchkaffeefarben gefärbt. Das Schalengefüge zeigt viele tief- gehende, nadelstichartige Poren, die im Grunde weifs sind. Die Eischale leuchtet von Innen heraus lebhaft grün durch. Die Form der Eier ist bauchig gedrungen und keineswegs gestreckt, wie sie sonst dieser Art eigentümlich ist. a) 2,5 cm X 1,9 cm Dyr25, cm x. BI9tem 0,25 gr 0,25 gr Die umfangreiche Familie der Eisvögel (Alcedinidae) wird in Aegypten durch 2 Gattungen: Alcedo, L. und Ceryle, Boie vertreten. Beide Gattungen stellen wiederum je eine Art als Vertreter: Alcedo ipsida, L. und Ceryle rudıs, L. Alcedo,!) Linn6 1766. Syst. Vol. 1, pag. 178. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum. Lingua carnosa, brevissima, plana, acuta. Pedes gressorii plerisque. Diagnosis generis apud Linnaeum |. c. 1) Alcödo, (Halcödo) inis, f — älterer lateinischer Name für das Griechische @Axvwv, Ovog, n — der Eisvogel, damit in Verbindung steht ‘das Wort Alcedonia, orum, n. (sc. tempora) — die stille, unstürmische Zeit im Winter, sieben Tage vor und sieben Tage nach dem kürzesten Tage, während welcher der Eisvogel nach Annahme der Alten brütet v. Aristoteles, Hist. Anim. V, Cap. 8, wo er die Worte des Simonides anführt, die in’s Deutsche übersetzt, lauten: „Wenn Zeus im Wintermonat vierzehn heitere Tage bereitet, nennen die Erdbewohner dies die windstille Zeit, des bunten Eisvogels heilige Ernährerin.“ Hierzu vergleiche man auch die Stelle in Ovid’s Metamorphosen Lib. Xl, 410 und ff, wonach Aleyone, die Gemahlin des Ceyx, nach- dem dieser durch Schiffbruch zu Grunde gegangen ist, sich ins Meer stürzt und nebst dem Gatten in einen Eisvogel verwandelt wird. Journ. f. Orn. LXVII, Jahrg. 1920. Sonderheft. 3 34 A. Koenig: Eisvogel. Diagnose der Gattung: Schnabel länger als der Kopf, schlank, grade, von ar starken Wurzel aus sich allmählich zuspitzend, seitlich meist zusammengedrückt mit hoher scharfer Rückenfirste. Nasenlöcher seitlich, schief gestellt, nahe der Stirn, klein, ritzenförmig, von oben durch eine nackte weiche Haut ver- schliefsbar. Zunge kurz und platt, an der Basis breit dreieckig. Flügel kurz, abgerundet; die 1. Schwungfeder nur wenig kürzer als die 2., welche mit der 3., der längsten, nahezu gleich lang ist. Schwanz kurz, 12federig, meist abgerundet, aber auch grade abgeschnitten. Füfse auffallend kurz und klein, weich und schwach. Von den drei nach vorn gerichteten Zehen ist die mittlere mit der beinahe ebenso langen äufseren bis zum zweiten Gliede, mit der viel kürzeren inneren bis zum ersten Gliede ganz verwachsen (sogen. Schreitfülse, Pedes gressorii). Die Hinterzehe klein, an der Wurzel breit. Sie verkümmert auch und stellt dann ein blofses Rudiment dar ohne Nagel oder auch nur diesen allein. Die Nägel sind kurz, aber scharf und spitz. Alle zu dieser Gattung gehörigen Vögel zeichnen sich durch srofsen Kopf und langen Schnabel aus, während die übrigen Körperteile dagegen sehr zurückstehen. Die Gestalt ist kurz und gedrungen, Flügel und Füfse schwach. Das kleine Gefieder liegt dem Körper dicht an, ist aber grobästig und zerschlissen. Die Dorsalseite brilliert meist von einem leuchtenden Meergrün in tief kobaltblau, während die Ventralseite eine gesättigte rostbraune Farbe zeigt. Auf beiden Seiten treten weilse, gelbliche und schwarze Färbungen auf. Ihre vorwiegend aus Fischen bestehende Nahrung, die sie stols- tauchend aus dem Wasser aufzunehmen wissen, bindet ihr Vor- kommen an Seen, Teiche, Meeresküsten, Bäche und Flüsse; andere nehmen ihre Nahrung aus der Klasse der Kriechtiere und fangen viele Insekten. Das sind dann meistens stille Wald- bewohner. Sie fliegen gern und oft, sitzen anhaltend lange auf ihren Lieblingsplätzen und können weder laufen, noch klettern. Ihre Stimme besteht in schrillen pfeifenden Tönen, die sie oft im Fluge hören lassen. Sie graben mit ihren schwachen Fülsen erstaunlich lange Röhren in abschüssigen Erd- und Uferwällen, welche sie am Ende ausmulden und darin ihre porzellanartig glänzenden, weilsen Eier legen. Die an Arten nicht überreiche OBIOTE wird in Aegypten durch eine Art vertreten. 7 RE. EEE a 2 zu Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 35 Alcedo ispida,!) Linne 1766. Syst. Nat. I, pag. 179. (Linnaeus scripsit Ispida.) A. brachyura, supra cyanea, subtus fulva, loris rufis. Ispida atque Alcyon apud Gesn. et Aldr. Habitat ad maris littora in Europa, Asia. Rostruw nigrum. Pedes rubri. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Gemeiner Eisvogel; Königsfischer. Französisch: Martin p&cheur. Englisch: Common Kingfisher. Arabisch: Säid el Ssämmak (nach Heuglin). 62. Alcedo (ispida) pallida,?) Brehm 1855. „Etwas klein mit äufserst blassen Farben und weifslichem Bauche, kommt im Herbste in Aegypten vor, berührt auf seinem Zuge ohne Zweifel griechische Inseln; selten hier“ (d. h. in Thüringen). Chr.L. Brehm, der vollständige Vogelfang, Weimar 1855, pag. 51. Blasser Eisvogel. Die Federn des Oberkopfes sind schwarz und tragen vor der Spitze ein blaugrünes Querband, wodurch sie wie getüpfelt aussehen. Auf den Federn des Hinterhalses nimmt diese Quer- bänderzeichnung sowohl an Breite als auch an Intensität der blaugrünen Farbe zu. Der ganze Rücken brillierend grünlich- blau, welche Prach'farbe auf den Oberschwanzdeckfedern ins dunkel Azurblaue spielt. 1) ispida — wahrscheinlich entstanden aus hispidüs, ä, üm = rauh, stachelig (Adject). ‘Die in Bezug auf unseren Vogel abgegebenen Erklärungen dieses Wortes lassen verschiedene Möglichkeiten zu. Gesner, de av. pag. 550 sagt: ‚„Ispida auis nomen apud recentiores a sono uocis factum est, ut seribit Author libri de nat. rerum.‘“ Andere deuten diesen Namen auf die Unterlage seines Nestes, die zumeist aus gewöllten Fischgräten be- steht; wieder Andere "beziehen den Namen auf das igelartige Aussehen der jungen Vögel im Nest, bei denen die keimenden, noch in der Scheide steckenden Federn wie Stacheln abstehen. Letztere Auffassung scheint mir die am meisten gerechtfertigte zu sein. Der Verfasser. 2) pällidus, a, um, Adject, vom Zeitwort pall&o, pallui, &re = blafs sein — gebildet = blals, bleich, unscheinbar. i 3% 36 A. Koenig: Gegen das Licht gehalten erscheint diese Glanzfärbung blau, vom Lichte abgehalten dagegen grün. Handschwingen schwärzlichbraun, die 1. Schwinge einheitlich gefärbt, die anderen mit blauen Aufsenfahnen, auf den mehr ab- gerundeten Armschwingen nimmt die blaue Färbung zu; Schulter-. fittich (parapterum) dunkelgrün mit sich abhebenden helleren bläulichen Längsstrichen versehen. Die kleinen Oberflügeldeck- federn grünlich schimmernd, die übrigen grün bis blau, an der Spitze mit einem blaugrünen tropfenartigen Fleck endigend. Steuerfedern mattdunkelblau. Am Vorderkopf über dem Schnabelgrunde, gleich hinter den Nasenlöchern, ein dunkeler rotbrauner Streifen. Die darunter liegenden Zügel schwarz; die Wangenpartie unter. dem Auge lebhaft rotbraun, daran an- schliefsend an den Halsseiten ein weilser, ockerfarben über- flogener, etwas in die Länge gezogener Fleck. Der von der Unterkinnlade aus sich hinziehende Bartstreifen leuchtend dunkel- blaugrün. Kinn und Kehle weils, gelblich überhaucht. Die ganze Unterseite schön braunrot, ebenso die Unterflügeldeckfedern; an den Brustseiten schiebt sich ein blauer Fleck ein. Diese braun- rote Unterfärbung wechselt in der Intensität, indem sie bald dunkelrostrot, bald aber auch fabler erscheint, worauf wohl Chr. L. Brehm seine Spezies pallida gründete, die wir aber höchstens als eine Subspezies anzusehen haben, da sie eine nur ganz leichte Unterart darstellt. Iris braun, Schnabel lang, spitz auslaufend, hornschwarz. Die Basis des Unterschnabels ist zuweilen rot überflogen, im Tode gelblich werdend. Füfse lebhaft zinnoberrot. Die Flügel- längenmafse der von mir in Aegypten gesammelten sieben Stücke liegen zwischen 6,9—7,5 cm. Von zwei in Palästina erlegten Stücken milst das o' 7,3 cm,. das © 7,6 cm, während die im Rheinland erlegten Stücke ein Durchschnittslängenmafs der Flügel von 7,7 cm aufweisen, mithin nur um 2 mm gröfsere (längere) Flügel haben. Der Geschlechtsunterschied ist ein sehr geringer, kaum wahr- nehmbarer. Jüngere Vögel zeigen bereits ebensolche Glanz- farben wie alt ausgefiederte, sind jedoch an der muschelförmigen Beschuppungszeichnung auf der Unterseite gut zu erkennen. Nur mit Widerstreben habe ich die Brehm’sche pallida in die Liste der Aegyptischen Vögel aufgenommen, da ich von der Selbständigkeit derselben nicht überzeugt bin. Wer nun einmal im Banne der Subspeziesmacherei steht, mag ja diese Unterart anerkennen; ich tue es nicht. Greifbare Unterschiede, welche die Aegyptische Form von unserer europäischen ispida trennen, liegen jedenfalls nicht vor. Immerhin mufs ich zugeben, dafs das Flügellängenmafs der Aegyptischen Vögel um einige mm gegenüber den europäischen (Rheinischen) Stücken zurückbleibt, auch läuft wohl der langgestreckte Schnabel ein wenig spitzer Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 37 aus. Aber dieses ist auch alles, was man unter Drucksen und gewaltsamer Erpressung im Schweilse seiner Arbeit vorbringen kann. Die anderen Angaben, wie wir sie in Hartert’s Vögel der paläarktischen Fauna pag. 882 lesen, sind nicht stichhaltig, denn weder ist das Kopfgefieder im Allgemeinen kürzer, noch ist die Unterseite ‚durchweg heller als bei europäischen Stücken. Nun würden ohne Zweifel geringere Flügelmalse, wenn sie wirk- lich konstant aufträten, sowie die spitzere Form des Schnabels ausschlaggebend genug sein, auf diese Unterschiede eine geo- graphische Subspezies zu gründen. Aber ich bezweifele, dafs diese Differenzierungen in der Tat vorliegen. Auch bei uns in Europa gibt es Eisvögel mit geringeren Flügelmalsen, und ebenso finde ich auch langzugespitzte Schnäbel unter europäischen Vögeln. Auch gebe ich zu bedenken, dals die in Aegypten vor- kommenden Vögel meistens junge Stücke, auf der Wanderschaft begriffen, sind, die sich für die Aufstellung einer selbständigen Art oder Unterart nicht eignen. Aber ebensowenig wie ich für die Verschiedenheit der Aegyptischen Form einzutreten vermag, bin ich andererseits auch nicht im Stande, den absoluten Gegen- beweis zu erbringen, dafs die Aegyptischen Vögel mit der Linnö’schen Spezies zspida zusammenfallen. Ich mufs daher vor der Hand dem sachlichen Drucke unserer augenblicklichen Kenntnis nachgeben und die Königsfischer Aegyptens subspezi- fisch in der von Chr. L. Brehm veröffentlichten Form Alcedo (ispida) pallida aufführen. | v. Erlanger!) v. Tschusi?) und Hartert?3) haben gewils mit dankenswertem Fleifse diese an sich nicht leicht zu lösende Frage behandelt, doch werde ich beim Lesen der dies- bezüglichen Abhandlungen über die von den Autoren geäufserten Meinungen nicht klug. Mehr oder weniger widersprechen sich eigentlich alle gegenseitig: Was der Eine mit Mühe und Not herausgefunden zu haben meint, negiert der Andere wieder und findet dann neue Unterscheidungsmerkmale, das beste Zeichen, auf wie schwachen Fülsen diese Subspezies steht. So wird die von mir „nur gewollte aber nicht aufgestellte“ Subspezies Alcedo ispida Spatzii für Nord-Afrika, Süd-Rufsland und das Asiatische 1) J. f. Orn. 1900, pag. 7. 2) Orn. Jahrbuch 1904, pag. 95— 97. 3) Nov. Zool. 1902, pag. 336. Man lese die beachtenswerte Stelle: „...... Ich kann es unter diesen Umständen nicht für richtig halten, die Nordafrikanische Form zu trennen. Durch unsere Abtrennung von Subspezies wollen wir Tatsachen in der Natur illustrieren; man mufs aber verlangen können, dafs diese Tatsachen sich wirklich bei einem einiger- mafsen genügenden Material feststellen lassen, mit anderen Worten, dafs die Subspezies wirklich unterscheidbar sind.“ Das eben ist auch ganz meine Meinung. Der Verfasser. 38 A. Koenig: Rufsland von Erlanger sowohl als auch von Tschusi auf- geführt, während die Frage, in wie weit: dieselbe mit der Brehm’schen Art pallida zusammenfalle, offen gelassen wird, da den Autoren kein Material von Aegypten vorlag. Hartert!) durchschlägt nun den ‚gordischen Knoten und erhebt die Brehm’sche Spezies pallida zur allein gültigen für Nord-Afrika, nämlich Marokko, Algerien, Tunesien, Aegypten und Syrien. Inwieweit er Recht hat, mag die Folgezeit lehren, da bis jetzt ein abschliefsendes Urteil über diese Frage nicht vorliegt. Um diese in richtiger Erfassung zu klären, bedarf es zunächst eines gröfseren Materials von Brutvögeln, deren Beschaffung nicht so ganz leicht ist. Der Königsfischer ist in Aegypten in den eigentlichen Wintermonaten eine keineswegs seltene Erscheinung. Besonders häufig scheint er im reichen Seengebiete Unter- Aegyptens zu sein, doch trifft man ihn auch häufig um Kairo herum an, während er in Ober-Aegypten eine mehr vereinzelte Erscheinung bildet. Mir liegen 5 Eisvögel aus Unter-Aegypten und 2 aus ÖOber- Aegypten vor, die ich eigenhändig erlegt habe. Ich habe den Eindruck gewonnen, dafs die meisten Vögel, welche man sieht und erlegt, junge, herumvagabundierende Stücke sind; alte Vögel kommen einem seltener zu Händen. Im Allgemeinen ist der Eisvogel überall in Unter-Aegypten anzutreffen. Man braucht nur an einem- der vielen Kanäle ent- lang zu gehen, um plötzlich, durch den schrillen Ruf aufmerksam gemacht, den einem Pfeile gleich dahinschiefsenden Vogel über dem Wasser zu sehen. Er ist geradezu häufig im Dezember und Januar, was alle Ornithologen bestätigen; auch heben die meisten hervor, dafs es fast nur junge Vögel sind, denen man in Aegypten begegnet und keiner hat m. W. den Eisvogel brütend im Pharaonenlande gefunden, was auch mir nicht beschieden war. Doch ist das Brüten des Eisvogels in Aegypten keineswegs ausgeschlossen, vielmehr sehr wahrscheinlich an sich, und nicht etwa deshalb, weil man gelegentlich auch noch in der vorge- schritteneren Jahreszeit diesen Vögeln in Aegypten begegnet. Herumstreifende und dabei doch nicht zur Brut gelangende Vögel sieht man bekanntlich überall an Orten, welche die Ernährung der betreffenden Vogelarten gewährleisten. Sehr bemerkenswert ist dagegen eine von Dr. Parrot?) gemachte Beobachtung, wonach er am 21. April einen Eisvogel bei Le Cap 24 Kilometer südlich von Port Said mit einem Fisch im Schnabel den Eisenbahndamm entlang fliegen und schliefslich die Geleise überqueren sah. Parrot schliefst daraus, dafs der Eisvogel auf der anderen Seite des Bahnhofs, — möglicherweise 1) Die Vögel der paläarkt. Fauna, pag. 882. 2) Separatabdruck aus dem III. Jahresbericht des Ornithologischen Vereins München für 1901 und 1202, pag. 29. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. | 39 in der Wand des Suez Kanals sein Nest mit Jungen gehabt haben möge, was durchaus nicht unwahrscheinlich ist. Solche Brutvögel zu schielsen und dann eingehend mit den europäischen Brutvögeln zu vergleichen, wäre eine sehr dankenswerte, die dies- bezügliche Frage klärende Aufgabe. An diesen Stücken würde man dann unzweifelhaft die Flügelmafse und die Beschaffenheit des Schnabels, sowie die anderen Differenzierungen, z. B. die hellere Bauchseite und die weniger lebhaften Farben überbaupt feststellen können. Junge, noch nicht ausgereifte Exemplare eignen sich dagegen zur Klärung dieser Frage kaum oder gar- nicht. Shelley führt in seinen „Birds of Egypt“ pag. 166 auch Alcedo bengalensis, Gmel. auf und zwar auf Grund eines Exem- plares, das von Sharpe in seiner Monographie der Eisvögel her- angezogen wird als ein von Mr. Lord bei Schubra (Vorort von Kairo) erlegter Vogel, welcher auch von Heuglin!) erwähnt wird unter Alcedo ispida minor als ein im Leidener Museum befindliches Stück. Heuglin fügt hinzu, dafs er dieser wohl als selbständigen Art kaum aufrecht zu erhaltenden Form einzeln in der Nähe von Suez auf Lagunen begegnet sei. Diese eigentlich nur durch die geringere Gröfse von Alcedo ispida gekennzeichnete Art heimatet im Östlichen Asien, sowie in Indien, auf den Philippinen, Ceylon ?) und den grofsen Sunda- inseln. Dafs Vögel dieser Art wandernd nach Aegypten kommen, ist wohl anzunehmen. Da mir aber die Materie dieser an sich höchst schwierigen Frage noch keineswegs genügend geklärt er- scheint, und weitere Bestätigungen über das Vorkommen dieser Art und Unterart abzuwarten bleiben, umsomehr, als es sich hier wesentlich nur um Grölsenunterschiede handelt und die- selben ev. auf die Brehm’sche Form pallida zu beziehen sind, so ziebe ich es vor, die Spezies Alcedo bengalensis vorläufig noch nicht in die Liste der Aegyptischen Vögel aufzunehmen. Ceryle,?) Boie 1828, Isis pag. 316. 1 0. N. O0. Afr. I, pag. 178. 2) Auf Ceylon kommt eine bengulensis-Form vor, welche sich durch ein aufserordentlich lebhaftes Blau der Oberseite auszeichnet und darin der kobaltblau glänzenden Alcedo ispidordes, Lesson gleichkommt. Diese wurde von Kleinschmidt, Orn. Monatsber. 1894 pag. 126, 127 als Alcedo ispida, var. taprobana beschrieben (taprobana ist die grie- chische Bezeichnung für Ceylon). 5) Das Wort Ceryle ist latinisiert aus dem Griechischen xn0vlog, ö — ein Meervogel, nach Antig. Car. 27 das Männchen des Eisvogels dAxvwv. Aristoteles, Hist. Anim. VIII, 3 unterscheidet bereits sichtlich - den blauen Königsfischer vom grauen Rüttelfischer, indem er sagt: megi de znv Yuharrav zul aAxuWv xu) x7gvAog — am Meere aber leben sowohl der Eisvogel, als auch der Kerülos. „Auch die Sippe 40 A. Koenig: Rüttelfischer. Diagnose der Gattung: Schnabel lang, grade, seitlich zusammengedrückt, an der Basis deutlich höher als breit, in eine scharfe Spitze auslaufend. Nasenlöcher länglich oval, unter der hochkantigen Schnabel- firste und unmittelbar vor der Stirnbefiederung liegend. Fülse schwach, echte Pedes gressorii, da. alle drei Vorderzehen ver- wachsen sind. Der nackte Lauf kürzer als die zweite Zehe, die bis zum Krallengliede der dritten reicht. Die zu dieser Gattung gehörigen Arten unterscheiden sich von den Königsfischern hauptsächlich durch den Bau der Flügel und des Schwanzes, die weit mehr entwickelt sind als bei jenen. Flügel lang und spitz. Das Längenverhältnis der Schwingen wechselt, indem bald die 2., bald die 3. und 4. Handschwinge die längsten sind. Schwanz länger als der Schnabel, am Ende nur wenig ab- gerundet, fast grade abgeschnitten. 12fedrig. Oberschwanzdeckfedern bis in die Mitte des Schwanzes reichend. Das Kleingefieder liegt glatt und dicht an, ist fast ohne Glanz und hält sich meistens in schwarzen und weilsen Farben- schattierungen, auch wohl mit Einschufs von rötlichem Braun und mattblaugrauem Überflug. Brillierende Farben, wie sie bei den Königsfischern (Alcedo)" vorhanden sind, fehlen gänzlich. Auf dem Scheitel steht ein deutlich sich abhebender, ziemlich langer Schopf. Die Vertreter dieser artenreichen Gattung sind ansschliefslieh Fischfresser und deshalb an die unmittelbare Nähe des Wassers gebunden. Sie graben lange Niströhren in die Uferwände und legen in die muldenförmige Erweiterung glänzend weifse Eier. Sie heimaten in Afrika, Persien und Indien bis China und Japan sowie in Nord- und Süd-Amerika; auf Aegypten entfällt eine Art 63. Ceryle rudis,!) (L.) 1766. [Alcedo rudis, Linne Syst. Nat. I, pag. 181—1766.] A. macroura fusca albido varia. Alcedo ispida apud Hasselg. der Eisvögel hält sich am Wasser auf, von denen der eine singt und auf dem Rohre sitzt, der andere aber keine Töne hören läfst; letzterer ist gröfser, beide aber haben einen dunkelblauen Rücken.“ Sehr wahr- scheinlich hat Aristoteles unter diesen beiden Arten „mit blauem Rücken“ Alcedo ispida, L. und Halcyon smyrnensis, (L.) gemeint. Der Verfasser. 1) rüdis, e Adject. = unbearbeitet, roh, wild. Von Linn6 wahr- scheinlich in Beziehung auf das einfache Gefieder angewandt. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 41 Ispida ex albo et atro varia apud Edw. Briss. et alios. Habitat in Persia, Aegypto. Cauda aequalis albida, fascia lineari lataque nigra. Rostrum Pedesque nigri. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Graufischer. Französisch: Martin-p&cheur pie. Englisch: Pied Kingfisher. Arabisch: Schörschär, d. h. Fischer. Schnabel grofs und kräftig, an der Basis höher als breit, scharfrandig und spitz auslaufend. Die Oberseite des Kopfes sowie der am Scheitel abstehende Schopf schwarz mit schmalen weifsen Säumen. Die ganze Dor- salseite ist schwarz, weils gefleckt, gestrichelt und gebändert. Rücken schwarz, im frischen Gefieder mit weifsen Endsäumen, ebenso die Flügeldecken schwarz und weifs umsäumt. Zügel weils; über dem Auge zieht sich ein feiner weilser Superciliar- streifen, der sich in der Schläfengegend verbreitert; durch das Auge zieht sich ein breites schwarzes Band, das bis in den Nacken verläuft und in den Rücken übergeht. Seitlich wird dieses schwarze Band durch zwei parallel laufende Bänder ein- sefalst, die bei eingezogenem Kopfe einen weilsen Nackenring bilden, von der weilsen Kehle wiederum durch eine feinere schwarze Bandlinie getrennt. Von den Handschwingen ist die 1. kürzer als die 2., während die 3. die längste ist. Aufsere Handschwingen schwarz mit breiten weifsen Innensäumen und schmalem Aufsensaume, einen Spiegel bildend; innere Handschwingen an der Wurzel weils, am Ende schwarz, weils gesäumt. Aufsere Armschwingen mit noch breiterer weilser Basis mit breiten Endsäumen und weilsen Randflecken auf dem unteren schwarzen Teile ‘der Federn; innere Armschwingen nahezu ganz weils, nur am Ende der Aufsenfahne schwarz in Form eines eingebuchteten Fleckens. Der aus 12 Federn bestehende Schwanz ist am Grunde weils, am Ende schwarz mit breiten weifsen Endsäumen und mit einem weilsen Flecken. Die weise Basis der Steuerfedern trägt schwarze Flecken, welche sich zu einer Binde vereinigen. Kinn und Kehle reinweils, seidenartig glänzend. Der durch das Auge verlaufende schwarze Streifen wird auf den Unter- schnabelmandibeln scharf weils abgegrenzt. Der unteren Kinnlade entlang verlaufen auch wohl einmal ausnahmsweise vereinzelte feine, schwarze Striche, die sich zu einer zart angedeuteten Linie vereinigen. Auf der Vorderbrust wird die weilse Kehle durch ein schwarzes breites Band unterbrochen. Dieses Baud ist beim 2 42 A. Koenig: nur in einmaliger Form vorhanden; während beim O‘ unter dem ersten Bande noch ein schmaler geformtes zweites schwarzes Band vorhanden ist, die Zeichnung also ein Doppelband darstellt, wo- durch die Geschlechter äulserlich gekennzeichnet sind.t) Eigent- lich hat das Q@ nur einen breiten schwarzen Brustfleck auf beiden Seiten, der sich zum Collare vereint. Swainson begründete auf das Doppelband 1837 seine I1spida bitorquata und bicincta aus West-Afrika (Senegal). Die ganze übrige Unterseite ist weils, aber nicht so seidenartig glänzend wie die Federn an der Kehle. In den Flanken stehen breite schwarze Längsstriche, welche auch fleckenförmig auftreten können. Die Afterfedern und die Unterdeckfedern des Schwanzes sind reinweifs, ebenso die Unterseiten der Flügel. Schnabel und Fülse schwarz; Iris dunkelbraun. Jüngere Vögel sind leicht an den schwarzgesäumten Kehlfedern und dem mehr grauen als schwarzen Brustbande zu erkennen. Zwei von mir im Fleisch gemessene Vögel hatten folgende Malse: 1. 0°; leg. A. Koenig in Inchasse (Unter-Aegypten) 26. XII. 1896. Länge: 29 cm; Breite: 41 cm; 3. Schwinge die längste. Flügellänge vom Bug: 15 cm; Brustumfang: 7 cm; Schnabel- länge: 7,2 cm; Schwanzlänge: 8,5 cm. Doppeltes Brustband. 2. Q; leg. A. Koenig in Inchasse (Uuter-Aegypten) 26. XII. 1896. Länge: 29 cm; Breite: 42,5 cm; Brustweite; 7,5 cm; Flügel- länge vom Bug: 14,5 cm; Schnabellänge: 7,2 cm; Schwanzlänge: 8,5 cm. Einfaches Brustband. Von Aegyptischen Vögeln liegen mir über 30 Stück in meiner Sammlung vor, die ich alle eigenhändig erlegt habe. Der Graufischer ist ein echter und wahrer Charaktervogel Aesyptens. Er gehört als ständiger Bewohner zu diesem glück- lichen Lande, wie der wolkenlose Himmel, der nahezu täglich 1) A. Reichenow stellt in seinen Vögeln Afrikas, 11. Band, pag. 296 die Richtigkeit der Angabe dieses Unterscheidungsmerkmales für die beiden Geschlechter in Zweifel; ich kann jedoch versichern, dafs ich das Doppeiband nur bei Q' lichen Vögeln gefunden habe, während die OD das Brustband stets in einfacher Form zeigten. Bei noch nicht ganz ausgereiften, also noch nicht adulten Stücken finde ich das zweite Band noch undeutlich und noch nicht so scharf hervortretend, wie bei völlig geschlechtsreifen Vögeln, immer aber noch vorhanden. Vermutlich bildet sich dieses Doppelband erst bei eintretender Geschlechtsreife aus und könnte demnach bei Vögeln im ausgesprochenen Jugendkleide noch fehlen, die ich zu untersuchen bis jetzt noch nicht Gelegenheit hatte. Der Verfasser. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 43 über ihm blaut oder wie die Sonne, die ihre göttlichen Strahlen ihm dauernd zuwendet. Er ist mit dem Lande verwachsen und verbunden, wie es die hochaufstrebende Dattelpalme oder die breit- kronige Sycomore am Saume seiner Gestade sind. Kein Fremd- ling, kein Zugewanderter oder gar Eindringling, sondern ein Ein- geborener vom reinsten Wasser und im wahrsten Sinne des Wortes ist dieser im einfachen und doch so harmonisch schönen Feder- kleide prangender Vogel. Er ist ein anmutiges Geschöpf, ein friedfertiger harmloser Geselle, der sich von dem Überflusse des Fischreichtums ernährt, den die trübgrauen Fluten des Nilstromes in ungeahnter Weise bergen ; deshalb gönnt auch ein jeder Vogel dem anderen sein Recht, ohne ihn zu beneiden oder gar zu ver- drängen. Nicht durch ein glänzendes, in die Augen fallendes Farbenspiel, wie wir es sonst bei den Eisvögeln gewöhnt sind, tritt er uns entgegen, sondern durch seine liebliche Gestalt, durch sein Naturell nnd sein Wesen, welche Eigenschaften ihm besser anstehen, als alle grellen, brillierenden, aufdringlichen Glanzfarben. Und doch steht sein Federkleid, in seiner Einfach- heit und durch seine Gegensätzlichkeit so hervorragend wirkend im Vordergrunde unseres Interesses, dafs wir nicht müde werden können, dem schmucken, in den preufsischen Landesfarben ste- henden Vogel zuzuschauen und uns an seinem stets zur Schau getragenenen glücklich-frohen inneren Wesen zu erfreuen. Welch’ köstliche Staffage bildet er, wenn er auf den hohen Schiffsmasten der am Lande liegenden, malerischen Fischerboote mit den im Winde knatternden, himmelanstrebenden latinischen Segeln, einem zierenden Knopfe gleich, sitzt, oder auch auf den Stangen der ewig knarrenden Sakhiyen, unbekümmert um den Fellachenjungen, der das arme, um die Augen verbundene Vieh zum andauernd wiederkehrenden Kreisgange anspornt. Gleich als wollte er, teil- nehmend an dem unverständlichen Getriebe, demselben zusehen und sich vielleicht daran ergötzen, sitzt er aufrecht da, läfst seinen langen Schnabel sinken und äugt unverwandt auf die primitive, fortwährend knarrende Maschinerie des Paternoster- werkes, das mit der elliptisch herabhängenden Bandschnur die sich in der Tiefe des Schachtes mit Wasser füllenden Töpfe in die Höhe zieht, dort umkippt und das so heraufbeförderte Wasser auf schräger Ebene als befruchtendes Element in die zahlreichen Kanäle leitet, die es weiter einwärts ins bebaute Land tragen sollen. Wie gar oft habe ich vor dieser Erscheinung stillgestanden, wie oft mich an dem trauten Bilde erfreut, das mir geradezu ein paradiesisches Einverständnis ohne Neid und Hader vor- spiegelte! Denn niemals fiel es dem das Vieh antreibenden Jungen ein, den zum Greifen nahesitzenden Vogel zu verscheuchen oder ibm gar ein Leid zuzufügen. Dessen war sich auch der Vogel bewufst, denn sonst hätte er wahrlich nicht so vertraut in unmittelbarer Nähe des lärmenden Werkes ruhig dasitzen können. 44 A. Koenig: Eisvogelartig sucht sich der Graufischer alle am Ufer er- höhten Gegenstände zu Ruheplätzen aus, fulst aber, wie ich beobachtet habe, auch mit Vorliebe auf der Kante der steil ab- fallenden Uferwände. Mir hat es immer scheinen wollen, als ob er sich auf dieser Zinne besonders wohl und behaglich fühlte. Von hier aus kann er weite Umschau halten und namentlich den Strom selbst mit seinen trüben Fluten fortwährend im Auge behalten. Man sieht ihm dort gewissermafsen die Behag- lichkeit auf seinem Tronsitze an. Bald sitzt er in sich zusammen- gekauert mit eingezogenem Halse und herabhängendem Schnabel, offenbar träumend und verdauend da, bald wieder wagerecht, lebhaft um sich schauend. Kommt aber etwas in den Bereich seines Blickes, das seine Aufmerksamkeit erregt, dann richtet er sich steil auf, läfst den eigenartigen Federschopf spielen und hebt uud senkt in sichtbarer Erregung den langen, grade abge- stutzten Schwanz. Dieses Heben und Senken des Schwanzes kommt beinahe einem Schlagen gleich und bedeutet immer eine Affectsäufserung. Nicht lange währt es dann, dafs er seinen Sitz verläfst und mit eigenartig quietschender Stimme dem Ge- genstande seiner Neugierde entgegenfliegt. Meistens gewahrt man diese Vögel paarweise zusammensitzend, wobei man sich leicht durch einen Schufs überzeugen kann, dafs es die beiden Gatten sind. Doch habe ich sie auch schon zu mehreren harmlos nebeneinander sitzen sehen. Wenn dann so eine Gesellschaft vor einem auffliegt und sich über dem Wasser in der Luft fort- bewegt, wird man an dem sich darbietenden Bilde sich nicht leicht satt sehen können. Der Flug ist nicht schnell und geht niemals so reifsend und gradlinig vor sich wie beim Königsfischer;; auf mich hat er immer den Eindrnck eines Wiedehopfartigen Fliegens gemacht, ist also schwankend und unstät, auch im Ganzen nicht so rasch fördernd wie bei unserem Eisvogel. Es liegt immer etwas Behagliches, nicht sich Überstürzendes oder gar, zu Eiliges darin. Allerliebst sieht es aus, wenn der Grau» fischer über der in’s Auge gefalsten Beute rüttelt. Die Schwingen hastig schlagend, steht der Körper fest in der Luft, wobei der schwarze Schnabel lotrecht zur Wasserfläche gehalten, der Schwanz etwas gehoben wird. Jetzt zieht er die Schwingen ein und plumpst gleich einem niedersausenden Steine in das hoch- aufspritzende Wasser, oft ganz darin untertauchend und ver- schwindend. Im nächsten Augenblicke aber erscheint er auch schon wieder, die schuppige Beute im Schnabel haltend und damit seiner Warte wieder zufliegend. Doch nicht immer gelingt der Stofs: Oft erscheint der Vogel auch ohne Beute im Schnabel, schüttelt in der Luft die Wasserperlen von seinem Gefieder und erhebt sich wieder in die geeignete Höhe zum Rüttelfluge. Ebenso anmutig sieht es aus, wenn sich zwei Nebenbuhler über dem Wasser verfolgen. Oft hört man dann die schrille Stimme beider Vögel in der Luft, sieht sie sich gegenseitig bekämpfen, Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 45 wobei sie wirbelartig aus der Höhe auf den Wasserspiegel herab- fallen, dort voneinanderlassen oder von Neuem den Kampf be- ginnen, indem sie sich entweder wieder in die Höhe schrauben, oder dicht über der Wasserfläche dahinfliegen. Dieses gegenseitige Verfolgen hat auf mich immer den Eindruck eines Balzspieles gemacht, immerhin mit dem ernsten Hintergrunde, den Straulfs rechtmälsig auszufechten um der Liebe Lohn, um den recht- mäfsigen Besitz des Ehegesponstes. Der Graufischer, der diesen Namen mit Fug und Recht trägt!), ist in ganz Aegypten und Nubien eine häufige Er- scheinung, der man alltäglich begegnen wird. Im fruchtbaren Niltale ist er häufiger, als in dem felsenreicheren Nubien, wo er übrigens durchaus nicht fehlt. Er überschreitet auch den Wendekreis und geht weit in den Aegyptischen Sudan hinein. Auf den Quellflüssen des Nils gehört er zu den durchaus nicht seltenen Erscheinungen. Sehr häufig, ja geradezu gemein ist er aber in Unter-Aegypten. Dort sah ich ihn auch zum erstenmale und nie werde ich es vergessen, welche Freude in mir der erste Anblick dieser Vögel auslöste. Mir ging es geradeso wie Alfred Brehm, als er am Mahmudie-Kanal diesen Vogel: zum erstenmal zu Gesicht bekam. Allerdings wulste ich es gleich, mit wem ich es zu tun hatte, während Brehm sich erst durch den Schufs davon überzeugen mufste. Das ist freilich kein Wunder, kein Verdienst, wenn man bedenkt, wie heutzutage die Literatur der Ornithologischen Vorgänger jeden Neuling in die Vogelfauna Aegyptens einführt und ihm die befiederten Freunde in Wort und Bild naturgetreu vorstellt, bevor man die Gegenstände seiner Sehnsucht mit seinen Augen selbst sieht. Getragen vom stillen Wunsche, bald deren persönliche Bekanntschaft zu machen, ist man deshalb doch nicht weniger überrascht und erfreut, die in Gedanken sich so häufig zurecht gelegt habenden Er- scheinungen zu erkennen und zu begrülsen. So ging es auch mir, als ich in der Schmalspurbahn von Port-Said aus am Menzaleh- See entlang fuhr und die herrlichen Geschöpfe zum ersten Male sah. „Oh, Ceryle rudis“ rief ich voll Enthusiasmus aus und zeigte meiner Frau aus dem Fenster des Wagens den Gegenstand meiner Begeisterung. Mein Auge leuchtete in froher Erwartung der kommenden Genüsse und jeder Nerv vibrierte noch lange nach dem Gesehenen in mir fort. Das ist nicht übertrieben, son- dern reine Wahrheit, und heute noch steht die ganze Macht der 1) Der Eindruck, den der schwarz und weils gescheckte Vogel macht, ist grau. Dr. Parrot sagt in seiner hübschen Arbeit: Ornithologische Wahrnehmungen auf einer Fahrt nach Aegypten pag. 29 — in einer Fufsnote, das ihm der Name „Graufischer“ unerfindlich sei. Ich mufs dagegen sagen, dals ich den Namen sehr zutreffend und bezeichnend finde und zwar nicht nur für diese Art, sondern für die ganze Geschlechtsgruppe. : Der Verfasser. 46 A. Koenig: Erinnerung vor meiner Seele. Und ich schäme mich dieser Begebenheit nicht, sondern erlebe sie erneut in tiefer Wirkung von Freude und Dankbarkeit. Naturgemäls bevorzugt der Graufischer diejenigen Teile Aegyptens, welche ihm die Nahrungsaufnahme erleichtern und die Möglichkeit für seine Fortpflanzung bieten. Das trifft eben in hervorragendem Mafse in Unter-Aegypten zu. Aber auch im ganzen oberen Aegypten bis zu den ersten Stromschnellen be- gegnet man dem Graufischer sozusagen überall, wo sich die schlammhaltigen Fluten über sein Gelände wälzen und die erdigen Bestandteile an den steilabfallenden Uferwänden ab- setzen. Hier gräbt er alljährlich mit unermüdlicher Ausdauer seine über 1!/, m langen Niströhren, die er am Ende mulden- artig aushöhlt und dort hinein seine porzellanartig glänzenden, reinweilsen Eier legt. Die Fortpflanzungszeit fällt für Aegypten in die Monate März und April. Auffallend ist die Mitteilung von Adams), der den Graufischer in Dezember brüten lälst; ich fand die Niströhren, wie gesagt, erst im März und April, welche Monate ich unbedingt für die eigentlichen Brutmonate dieses Vogels in Aegypten halte. Das Alfred Brehm zugetragene Ei, von dem er in seinem Tierleben II. Auflage Vögel Band I, pag. 304 berichtet, war sicher nicht dasjenige unseres Graufischers, da es nach Aussage des Forschers auf lichtem Grunde dunkel gewölkt war. Die Eier dieses Vogels stehen vielmehr durchaus im Charakter der übrigen Eisvogelgruppen (Alcedo, Halcyon, Dacelo) und sind reinweifs von porzellanartigem Aussehen. Wer mit der Auffindung der Nester nur einigermafsen vertraut ist und die Mühe nicht scheut, mit der Hacke in der Hand der über 1!/, m langen Nist- röhre nach dem Inneren zu folgen, kann sich in Aegypten. sehr leicht die schönen Eier des Graufischers in reichlicher Anzahl verschaffen. Mafse und Beschreibung der von mir in Aegypten gesammlten Eier. I. 5er Gelege (frisch). leg. A. Koenig in Niluferwand bei Söhäg (Ober-Aegypten) 13. IV. 1897. Die dazu gehörige Bemerkung im Tagebuche lautet: „Kurz vor der Einfahrt in Söhäg sehe ich in einer schroffen Erdwand 1) Notes and Observations on the Birds of Egypt and Nubia by Dr. Leitb Adams, in Ibis 1864, pag. 15 „it breeds early in De- cember“. Das kann nur ein Ausnahmefall gewesen sein, wie er bei ägyptischen Vögeln leicht vorkommen kann. Da sich die Angabe aber nur im allgemeinen Rahmen hält und: keine näheren Daten bringt, möchte ich glauben, dafs hier ein Irrtum vorliegt. Der Verfasser. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 47 ein Loch, das ich der Niströhre des Graufischer zuschreibe, gehe hin und grabe mit dem Matrosen Sliman und habe die grolfse Freude, 5 frische Eier zu heben“. Die Niströhre, an einer steilabfallenden Uferwand angelegt, führte über 11/, Meter tief ins Innere und erforderte eine lange, angestrengte Arbeit. Das Ende der Röhre war in Form eines Backofens ausgehöhlt, worin auf reiner Erde ohne jegliche Unter- lage die 5 frischen Eier, die ich als ein noch nicht vollzähliges Gelege betrachte, lagen. Von diesen 5 Eiern heben sich 2 als etwas grösser und auch gestreckter in der Form von den 3 gedrungeneren, in sich übereinstimmenden Eiern ab. Sie sind alle zartschalig, mit schwächerem Glanze als A. :spida-Eier überflogen und rein weils. Die innere Eihaut ist gelblich, die Schale selbst leuchtet von innen hellweifs durch. Die äufsere Eischale ist glatt mit pustel- artigen Erhebungen und nadelstichartigen Poren versehen. a) 2,7 cm X 2,25 cm BE. 2.7.°C0.%. 2.2: 0m 0,35 gr 0,40 gr c) 2,7 cm X 2,2 cm d) 2,8 cm X 2,2 cm 0,35 gr 0,40 gr e) 3,05 cm X 2,25 cm 0,40 gr Il. 6er Gelege (beide Brutvögel wurden am Nestort ge- schossen). leg. A. Koenig in einer Erdwand am Kanal von Suez 22. 1V. 1898. Die Eier sind bauchig, aber keineswegs rein sphärisch gestaltet, matt im Glanze von’ glatter Schalenfläche, die pustel- artige Erhebungen und nadelstichartige Poren zeigt. Bei einigen lagert der Schmelz der vom Vogel abgegebenen dünnflüssigen Excremente auf. Eihaut gelb; die Eischale leuchtet von innen hellweifs durch. a) 2,8 cm X 2,3 cm b) 2,9 cm X 2,3 cm 0,40 gr | 0,45 gr ec) 3,9 em X 2,3 cm . d) 2,9 cm X 2,35 cm 0,45 gr 0,44 gr e) 28 cm X 2,3 cm : f) 2,85 cm X 2,2 cm 0,44 gr 7 0A: III. 6er Gelege (frisch). leg. A. Koenig auf der Insel Tannis im See Gamile bei Port-Said, 24. IV. 1898. 48 A. Koenig: Das schöne Gelege besteht aus 6 porzellanartig weils aus- sehenden Eiern, die mit schwachem, emailleartigen Glanze über- flogen sind. Sie sind von gedrungener eiförmiger Gestalt, in der Mitte bauchig, dabei doch nicht kugelförmig. Nur ein Ei nähert sich der Kugelform. Durch die Lupe besehen, zeigen sie eine überaus glatte Schalenfläche, die mit vielen nadelstich- artigen Poren durchsetzt ist, welche im Grunde dunkel gefärbt sind, eine Erscheinung, welche wohl nur durch Anhaftung der dunkelen, starken Farbstoff enthaltenden Erdpartikelchen in der Niströhre entstanden sein köunen. Die Eihaut ist gelb, die Ei- schale leuchtet von innen reinweifs durch. a) 28cm X 2,4 cm b): 2,85 icm IX 2, 3:cChh 0,45 gr 0,45 gr c)- 39cm .xX 2,3.cm d) 2,95 cm X 2,35 cm 0,45 gr 0,49 gr e), 3 ,2M.%X.2,3.cm f) 2,8.0m.% 23. cm 0,49 gr 0,47 gr IV. 4er Gelege (wohl noch unvollständig). leg. A. Koenig, gegraben auf der Insel Tannis im See Gamile bei Port-Said 24. IV. 1898.1) Die Eier sind von mehr gestreckter Eiform, als diejenigen der vorgeschriebenen Gelege, reinweils mit mäfsigem Glanze. Durch die Lupe besehen erweist sich die Eischale als sehr glatt mit zahlreichen, unregeimäfßsig verteilten, nadelstichartigen Poren, die z. T. im Grunde eine dunkele Färbung zeigen. Die Eischale jeuchtet durch das Bohrloch porzellanartig weils durch.. 2) 41:0 £32;1 cm b) 2,75 cm X 2,15 cm ZENFOSENEL N Sub se SHE! ce) 2,.95.cm X 2,15 0m a) 2,9 cmX 22 em 0,46 gr 0,45 gr V. 3 Eier; (frisch, Gelege noch unvollständig). leg. A. Koenig, gegraben in einer Niluferwand bei Esneh (Ober-Aegypten) 21. Ill. 1899. Alle 3 Eier sind nahezu sphärisch gestaltet von einem matt porzellanartigen Weifs, ohne hervortretenden Glanz. Die Ei- schale ist glatt, hier und da pustellörmig aufgetrieben und mit vielen nadelstichartigen, unregelmälsig verteilten Poren versehen. 1) Aus meinem Tagebuche ersehe ich, dafs ich an diesem Tage auf der Insel Tannis in den dortigen aufgeworfenen Erdhaufen viele Nist- röhren von Üeryle rudis fand, die neben frisch gelegten Eiern auch stark bebrütete und sogar schon Junge enthielten. Der Verfasser. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 49 Durch das Bohrloch gesehen, erscheint die Eihaut gelb, während - die Eischale hellweifs durchleuchtet. a) 29 cm X 2,4 cm b) 29 cm X 24 cm 0,45 gr 0,47 gr c) 2,9 cm (nieht ganz) X 2,4 cm 0,47 gr VI 2 Eier (frisch). leg. A. Koenig, gegraben in steiler Niluferwand vor Bellianah (Ober-Aegypten) 11. IV. 1899. Die beiden Eier sind auffallend grofs und dickbauchig, glattschalig und mäßig glänzend, sonst ganz im Charakter der vorgeschriebenen stehend. a) 3 cm X 2,5 cm b) 3 cm X 2,35 cm 0,49 gr 0,49 gr Die Durchschnittsmafse und das Durchschnittsgewicht der Eier dürften sich in folgender Tabelle zusammenfassen lassen: 2.8. cn X 2,3 cm, 0,45 gr | Das Normalgelege dürfte in Aegypten aus 6 Eiern be- stehen. Die Eier selbst zeigen weniger Glanz als die von Alcedo ispida, stehen aber im UÜbrigeu ganz im Charakter der Eier der zu dieser Familie gehörigen Vögel. En Unsere Kenntnis über das Vorkommen von Eisvögeln in Aegypten ist bislang auf die zwei vorbeschriebenen Arten Alcedo ispida und Ceryle rudis beschränkt. Nicht ausgeschlossen ist es, dafs am Roten Meere der auf der asiatischen Seite bereits häufig auftretende. Halcyon smyrnensis vorkommt, doch bleibt die Be- --‚stätigung eıst abzuwarten. Vielseitig und mannigfaltig gestaltet sich der Artreichtun: dieser hochinteressanten Gruppe an den Quellflüssen des Nils, wo die Gattung Ceryle durch die prächtige, gewaltige maxima, (Pall.) im Gebiete der klaren Gebirgsflüsse vertreten ist, wo aber auch die anderen Gattungen Alcedo, Halcyon, Ispidina ihre geradezu berückenden farben- und formen- reichen Arten in die Erscheinung treten lassen. Die artenreiche Familie der farbenprächtigen Bienenfresser ist in Aegypten durch eine Gattung (Merops, L.) und diese mit 3 Arten: Merops apiaster, L., M. persicus, Pall. = M! aegyptius, Forsk. und M. viridissimus, Swains. vertreten. Jeurn. f. Orn. LXVIII. Jahrg. 1°20. Sonderheft. 4 50 A. Koenig: Merops,‘) Linn& 1766. Syst. Nat. I, pag. 182. Rostrum curvatum, compressum, carinatum. Lingua apice laciniata. Pedes gressorii. Generis Diagnosis apud Linnaeum |. c. Bienenfresser. Diagnose der Gattung: Schnabel länger als der Kopf, sanft sichelartig gebogen, an der Wurzel breit und stark, nach vorn verdünnt und schwach zugespitzt sowie seitlich zusammengedrückt mit sich abhebendem scharfkantigen Oberrücken und scharfen Schneiden, hart; die Spitze des Oberschnabels greift glattrandig (also ohne Einkerbung) 1) Mörops, öpis —= (Meooy) ist zunächst der Mythologie nach König der Aethiopier, Gemahl der Clymene, mit welcher der Sage nach Helios (Apollo) den Phaöton zeugt. Ov. Metam. I, 763 — sodann unser Vogel (Merops Apiaster, L.) so bei Plinius, Virgil-Georgica IV, 14 „Pinguibus a stabulis meropes aliaegne volucres“, "Aristoteles, Hist. Anim. IX, 13, wo es in der Übersetzung von Aubert und Wimmer heilst: „Es ist ein sehr verbreiteter Glaube, dafs die alten Störche von den jungen ernährt werden. Von den Bienen- fressern erzählt man dasselbe („Yyaol dE rıysg zul To)g uegonag Ta’ro tovro Toısiv‘), dafs sie sich nicht blos im Alter von den Jungen er- nähren lassen, sondern sobald als diese dies zu tun im Stande sind, dafs aber die beiden Alten im Neste bleiben. Was das Aussehen seines Gefieders anbetrifit, so ist es auf der Unterseite („z« uv Umoxarw“) gelb, oberseits wie der Eisvogel stahlblau („ra dE Endvw WonsE ig aAxvovog xvdvsov“), die Spitzen der Flügel sind rot. Er legt im Hochsommer gegen sechs oder sieben Eier und zwar an den sanften Abhängen der Flufsufer, in welche er bis zu vier Ellen Tiefe eindringt.“ In dem mit grofser Sachkenntnis und hervorragendem Fleifse be- arbeiteten Werke von J. Pietsch, Königl. Baurat, „Herleitung und Aus- sprache der wissenschaftlichen Namen in dem E. F. von Homeyer’schen Verzeichnisse der Vögel Deutschlands, Wien, Verlag von Carl Gerolds Sohn 1888 wird das Wort uegow auch etymologisch zu erklären ver- sucht und zwar nach Salvadori: weoow = redend, sprechend, viel- leicht, weil der Vogel eine artıkulierte Stimme besitzt von usiow, usi- eouaı — ich teile und dy — die Stimme, worauf auch Virgils Werk bezogen wird. Diese Erklärung der Entstehung des Wortes Merops scheint viel für sich zu haben, indem sie auf die sehr auffallende, gur- gelnde, lockende Stimme des Vogels sehr wohl in Anwendung gebracht werden kann. Der Verfasser. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 51 über die des Unterschnabels. Nasenlöcher dicht am Schnabel- grunde liegend, seitwärts gestellt, rund, offen oder von borstigen Federn bedeckt. Zunge lang und dünn, an der vorderen Hälfte hornartig verhärtet, an der hinteren weicher; die dünne Spitze stark zer- fasert, der Hinterrand ausgeschnitten und glatt. Flügel grofs und lang, schwalbenartig gebildet; am kurzen Armknochen sitzen sehr lange, schmale und spitze Federn, alle Schwingen starkschaftig. Von den Handschwingen ist die 1. bei den meisten Arten sehr klein, kurz und schmal, kürzer oder doch nur ganz un- bedeutend länger als die Handdecken, die 2. ist durchweg die gröfste und die längste. Schwanz lang und 12federig; die beiden mittelsten Schwanz- federn weit über die anderen hinaus verlängert und oft als langer schmaler Spiefs hervorragend. Fülse klein, Lauf auffallend kurz und nackt, Unterschenkel lang und ebenfalls nackt, wenig- stens dem grölseren Teile nach. Von den 3 Vorderzehen ist die mittlere mit der äulseren bis zum zweiten Gliede, mit der inneren bis zum ersten Gliede verwachsen — wie bei den Eisvögeln — also echte Schreitfüfse (Pedes gressorii), wodurch eine breite, handförmige Sohle entsteht, zumal auch die Hinterzehe an der Wurzel auffallend breit gestaltet ist. Kralle der Hinter- zehe kurz, aber kräftig. Die Krallen der übrigen Zehen länger, stark sichelartig gekrümmt, scharfspitzig — auf der inneren Seite mit einer schaufelartigen Schneide versehen, die an der Mittelzehe besonders stark ausgebildet ist. Der Fufs stellt ein vollendetes Organ zum Graben der Niströhren im festen Erdreiche dar. Das kleine Gefieder ist kurz und derb und liegt knapp an. Die Vertreter dieser an Arten ziemlich reichen Gattung haben einen schmalen, langgestreckten Körper und zeichnen sich durch besonders schöne Prachtfarben aus. Sie sind überaus geschickte Flieger, die schwalbenartig im Luftmeere schwimmen und sich von Insekten, namentlich Hymenopteren, die sie geschickt in der Luft zu faugen wissen, ernähren. Sie nisten in meterlangen Erdröhren, welche sie jährlich von neuem graben und legen 5—7 glänzendweilse, sphärisch gestaltete Eier. Aus dieser festumschriebenen und gut abgerundeten Gattung, welche 8 Vertreter für Afrika stellt, entfallen auf Aegypten 3 Arten. 64. Merops apiaster,‘) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 182. [Linnaeus scripsit Apiaster.] 1) äpiäster — von äpis — Biene gebildet. Virgil übersetzt in Georgica IV uegoyw mit äpiästra, ae f. 4* 52 | A. Koenig: M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi-caerulescente, rectricibus duabis longioribus, gula lutea. . Merops apud Bell, Gesn. Aldr., Will. aliosque. Merops galilaeus apud Hasselg. Apiaster apud Briss. Habitat in Europa australi, Oriente. Nidus ex Muscis in cavernis subterraneis. Gregaria victitat Cicadis, Apibus, Muscis, Culicibus. Pedes rubri. _ Diagnosis apud Linnaeum |. c. Europäischer oder @emeiner Bienenfresser. Französisch: Gu&pier vulgaire. Englisch: Common Bee-Eater. Arabisch: Schögägh. Im Weichbilde der Stadt Kairo heifsen die Bienenfresser allgemein Sirenen. !) Der schwarze Schnabel ist an der Basis breit und läuft nach der Spitze zu leicht gebogen und spitz aus. Die Firste des Oberschnabels erhebt sich hochkantig, von der Mitte ab ist der Schnabel seitlich etwas zusammengedrückt. Vorderstirn weifslich in bald breiterem, bald geringerem Bande, je nach dem Alter des Vogels in zunehmender Gröfßse und Reinheit, nach dem Scheitel zu und über den Augen in blau- grün übergehend; Scheitel und Hinterhals dunkelkastanienbraun, im Rücken abblassend und in ein etwas hartes Strohgelb über- gehend und diese Farbe bis zum Bürzel festhaltend. Die Ober- schwanzdeckfedern grün. Kleine Oberflügeldecken ebenfalls grün, mittlere und grofse rötlichkastanienbraun. Handschwingen bläu- lichgrün mit schwarzer Spitze und mattschwärzlichem Innensaume. Die starken Schäfte der Handschwingen glänzend dunkelbraun, Armschwingen rotbraun mit schwarzem, bandartigem Endsaume, der oberseit® grünlichen Schimmer zeigt. Die inneren Arm- schwingen grün, bläulich überflogen. Schulterfittich strohgelb. Schwanzfedern auf den Aufsenfahnen grün, auf den Innenufahnen bläulich mit mattgrauem Innensaume. Spitzen der beiden her- ausragenden Mittelfedern dunkelschwarzgrün. 1) In „Die antike Tierwelt von Otto Keller, Leipzig, W. Engel- mann 1913“ lese ich Folgendes darüber pag. 70: „Nach Rollands, be- rübmtem Buche: Faune populaire de la France II, 45 heifst der Merops apiaster — ofienbar nach seiner Kehle — in heutigen romanischen Sprachen serena oder sereno, französisch serin, was aus lateinischem citrinus — zitronengelb hervorgegangen ist. Aus dem Lateinischen wird zunächst siren, wie wir bei Polemius Silvius pag. 267 lesen.“ . Darnach wäre der in Kairo übliche Name „Sirenen“ im Munde der von romanischen Völkern durchsetzten Stadt wohl verständlich. ; Der Verfasser. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 53 Ganze Kehle lebhaft goldgelb, am unteren Ende durch ein ziemlich breites schwarzes Band eingefafst und abgegrenzt. Zügel und Ohrgegend schwärz, die ganze - übrige Unterseite nebst After und Unterschwanzdeckfedern hell-blaugrün (isidongrün) am dunkelsten unter dem schwarzen Kropfbande. Unterflügel- decken fahl ockerfarben. Die Schäfte der Schwingen unterseits durchweg weils. Schwanzfedern von unten gesehen mattgrau mit ebenfalls weilsen Schäften. Füfse graubraun, ins Fleischfarbene spielend. Diezahlreichen, rauhgestalteten Schilder zeigen helle Ränder. Iris leuchtend blutrot. Flügellänge 14—15 cm. Die/Körperlänge beträgt im Durch- schnitt 27 em. Die männlichen Vögel tragen durchweg intensivere Pracht- farben, doch stehen die alten QQ den Q'C* an Farbenpracht kaum nach, sind aber schwächer in den Flügelmafsen. Junge Jahresvögel sind sofort an den viel matteren Farben und den noch nicht über die Schwanzfedern herausragenden Mittelfedern zu erkennen. Auch ist die ganze Oberseite matt- grün und entbehrt durchweg der prachtvollen kastanienbraunen Scheitel- und Nackenfärbung sowie der bei adulten Vögeln so wundervoll sich abhebenden strohgelben Unterrückenfärbung. Der Gemeine oder Europäische Bienenfresser ist, wie sich das durch die geographische Lage von vornherein vermuten läfst, in ganz Aegypten eine wohlbekaunte Erscheinung. Nur mufs hier gleich fest betont werlen,. dafs er dort nicht sedentär, sondern ein ausgesprochener Zugvogel ist, der im Monat April aus südlichen Breiten einrückt und daselbst wahrscheinlich bis in den Oktober hinein verbleibt. Sein Eintreffen im Frühling notierte ich im Jahre 1897 auf den 11. April, unter welchem Datum es in meinem Tagebuche wörtlich heifst: „Am Nm. nach 4 Uhr mache ich einen Rundgang dürch die Oase Bellianah. Merops viridis ist amı Graben seiner Niströhre; die ersten Merops apiaster sind da und erfüllen die Luft mit ihren unverkennbaren Lauten.“ Ungefähr um dieselbe Zeit beobachtete ich ihn auch im Jahre 1899 zum ersten Male. Der schöne Vogel macht sich dem Kenner sofort durch seinen unverkennbaren Ruf bemerklich. Ich verdolmetschte ihn immer durch die Doppelsilben ge&-rü, g6-rü, g&-rü (das e nur ganz kurz ausgesprochen, gewissermafsen verschluckt), während ich in Brehms Tierleben I. Aufl. die mir sehr zutreffend gewählt erscheinende Wiedergabe in den Lauten schürr, schürr, schürrr finde, die von A. Kaiser mit bürrr-bürrr-bürrr verzeichnet wird. Jedenfalls -sind alle diese durch Buchstaben zusammengesetzten Klänge wohl im Stande, die eigenartig gurgelnden in einem Doppel-r schwirrenden Laute unseres Vogels wiederzugeben. Auf mich haben sie immer einen 54 A. Koenig: grofsen Eindruck gemacht, indem sie mir bei ihrem Wohlklange auch gleich den Begriff auslösten in der Versinnbildlichung dieser herrlichen, farbenprächtigen Geschöpfe. ‘Man glaubt sich wahr- haftig in höhere Welten versetzt und von einer Sphärenmusik umgeben, wenn man die wundervollen Gestalten schwalben- ähnlich durch den klaren Aether dahingleiten sieht, bald dicht über einem mit ausgebreiteten Flügeln majestätisch rubig zie- hend, oder dieselben hastig schlagend, vom Beobachter sich wieder weiter entfernend. Die ganze Luft scheint dann von ihnen erfüllt zu sein und unaufhörlich vernimmt man ihre gur- gelnden, mich immer so besonders anheimelnden Laute. Vollen Reizes ist auch der Anblick einer gröfseren, auf Bäumen oder Telegraphendrähten ruhig dasitzenden Gesellschaft dieser Vögel. Von weitem heben sie sich mit ihrer goldgelben Marderkehle ab und reflektieren, je nachdem die Sonnenstrahlen ihre Brust- seiten treffen, bald in Tiefblau wie Saphire, bald wieder in Grün wie Smaragde. Wenn .aber das blutrote Auge ein Insekt erspäht hat, dann fliegt der Vogel ab, es totsicher im Fluge erhaschend und dann wieder in wundervollem Gleitfluge mit fächerartig ausgebreiteten Schwingen zur Warte zurückkehrend. So kon- . trastieren die Farben in ungeahntem Ausdruck, indem sich zu dem prunkvollen Spiel des leuchtenden Grün und Blau das für unsere menschlichen Augen so ungemein wohltuende Braun und Gelb der Oberseite gesellt. — Es unterliegt keinem Zweifel, dafs Merops apiaster Brut- vogel in ganz Aegypten ist, also im oberen ebensowohl als im unteren Lande; auch sind seine Brutstellen gewifs ebenso leicht als oft genug aufzufinden. Dennoch muls es sehr befremden, dafs ihn mit Sicherheit noch kein Ornithologe brütend in Aegypten gefunden hat, es sei denn Heuglin, der in seinem bekannten Werke pag. 197 sagt, dafs er seine Nisthöhlen gefunden zu haben glaube. Nach der auf diese Vermutung folgenden Be- schreibung hat Heuglin zweifellos vor einer Nistkolonie unseres Bienenfressers gestanden. Die meisten nach Aegypten kommenden Ornithologen begehen den Fehler, dafs sie ihre Forschungsreisen nicht lang genug in die eigentliche Sommerzeit ausdehnen. So bin ich fest davon überzeugt, dafs derjenige Forscher, der im Mai und Juni Aegypten gründlich bereist, viele höchst merkenswerte Daten sammeln kann und damit manche freudige Überraschung für die Wissenschaft finden wird. Es ist - natürlich richtig, wie Shelley (pag. 169) sagt, dafs die gröfsere Zahl der im Frühjahr in Aegypten erscheinenden Vögel dieser Art noch weiter nach Norden vorrückt, d. h. also ihre Reise über das Mittelmeer nach Süd-Europa fortsetzt, aber nichtsdesto- weniger werden Tausende und Abertausende dieser Vögel in Aegypten zurückbleiben, um hier ihr Brutgeschäft zu verrichten. Ein von Schrader am 16. VIII. 1911 erlegter junger Jahresvogel im Sinai, der sich in meiner Sammlung befindet, bekräftigt Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 55 meine Aussage in sofern, als die in Süd-Europa ausgebrüteten ‚Vögel ihre Winterreise durchschnittlich erst im September und Oktober antreten dürften, und mithin dieser Vogel als ein in Aegypten oder im benachbarten Sinai erbrütetes Stück angesehen werden mulfs. Merops apiaster gehört zu den echten Zugvögeln auf der sanzen östlichen Hemisphäre. Es wäre also ein grofser Irrtum, zu glauben, dafs unser europäischer Bienenwolf, wie er auch wohl genannt wird, in Aegypten das ganze Jahr verweilt, — ein Irrtum, der unbegreiflicher Weise Platz gegriffen, aber schon von A. E. Brehm gebührend zurückgewiesen wurde. Shel- leys Ausspruch in seinem Buche Birds of Egypt, pag. 169 „they are seen in flocks throughout the year“ ist ganz un- richtig. Der gemeine Bienenfresser ist im Gegenteil ein so ausgesprochener Zugvegel, dafs er anscheinend nicht einmal in den Gleicherländern Ruhe auf seiner Reise findet, sondern die- selbe weit bis nach Süd-Afrika ausdehnt. A. Brehm tritt für die Richtigkeit dieser Aussagen ein und erhärtet sie auf Grund seiner einwandfreien Beobachtungen. Ebenso unanfechtbar ist seine Annahme, dafs unsere Zugvögel auf dem Winter- zuge niemals brüten. Wenn nun aber von zuverlässigen Beob- achtern angegeben wird, dafs Merops apiaster in Süd-Afrika brütet, so durfte Brehm diese Mitteilung nicht kurzer Hand als irrtümlich bezeichnen, da es viele Vögel gibt, welche in Deutschland ebensowohl brüten, als in Afrika. Gerade die Nachrichten unserer jüngeren Afrikareisenden haben diesbezüg- lich überraschende Tatsachen zu Tage gefördert, die, wenn sie nicht durch Belege begründet wären, kaum glaublich klingen würden. Die Vögel müssen sich demnach auf ihrer ursprünglichen Wanderschaft an einem ihnen anfänglich fremden Orte ansässig machen und dort zur Fortpflanzung schreiten. Meistens wird sich dann diese Art dem neuen Brutplatze so anpassen, dafs wohl eine Modifizierung eintreten kann, deren Nachweis eine der Hauptaufgaben der reisenden Forscher sein muls. So ist denn auch die Nachricht über das Brüten von Merops apiaster in Süd-Afrika aufzufassen und durchaus nicht als irrtümlich von der Hand zu weisen. Da ich auf meinen vielfachen Forschungsreisen in Afrika das Glück gehabt habe, eine ganze Anzahl verschiedener Arten dieser farbenprächtigen Vogelgruppe kennen zu lernen, habe ich naturgemäfs mein Auge stets darauf gerichtet, ob sich die Arten als solche ausschliefßslich für sich zusammenhielten oder gemischt mit anderen ihrer Familie aufträten. Ich habe denn gefunden, dafs meistens das Erstere der Fall war, namentlich wenn es sich um Wanderungen auf dem Zuge handelte. In diesem Falle hielten sich die Arten eigentlich immer streng gesondert. In Aegypten kommt es jedoch vor, dafs sich zu der meistens in grölseren r6 A. Koenig: Schwärmen vereinigten Art des persischen Bienenfressers (Merops persicus S. aegyptius) auch unser apiaster gesellt, eine Beob- achtung, die bereits A. Brehm gemacht hat, der aber Heuglin entschieden widerspricht. Dem gegenüber kann ich versichern, dals ich im Jabre 1899 mehrfach Gelegenheit hatte, in den grolsen Flügen von M. persicus auch einzelne upiaster wahrzu- nehmen und zu erlegen.!) 65. Merops persicus,?) Pallas 1773. Reise Russ. Reich II. Anhang pag. 708. Merops aegyptius,?) Forsk. 1775. Deser. Anim. Aves p. 1. Merops Savsgnyi,*) Audouin 1825. Expl. Somm. pag. 371. M. corpore supra et infra viridi, fronte alba; taenia supra oculos nigricante, gula flava; jugulo castaneo: rectrieibus duabus elongatis. Diagnosis Savignyi. in „Systeme des Oiseaux de Nerpie et de la Syrie par Jules Cesar Savigny pag. 371“. Persischer oder Aegyptischer Bienenfresser ; Blauwangenspint. Bo Guöpier Savigny; Gu@pier d’Egypte. Englisch: Blue-Cheeked Bee- Eater. Arabisch: Schögägh. Vorderstirn hellweifs, umfafst von einem breiten, hellblauen Stirnbande, welches jederseits in einen ebensolchen Superciliar- streifen verläuft. Scheitel, Nacken und Rücken lebhaft gras- grün mit bei auffallendem Lichte ziemlich starkem gelben Schimmer. Bürzel- und Oberschwanzdeckfedern tragen hellblaue Feder- ränder; die inneren Armschwingen sind ebenfalls hellblau ge- rändert, auch trägt der Schulterfittich (parapterum) vereinzelte blaue Federspitzen, wodurch der ganze Bürzel hellblau gefärbt erscheint. Handschwingen lebhaft grün, an den Spitzen aus- drucksvoll schwarz gesäumt, während die Innenfahnen rost- bräunlich eingefalst sind. Schäfte glänzend braunschwarz. Die !) In Algerien habe ich sogar beide Arten nebeneinander brütend gefunden; v. J. f. Orn. 1895, pag. 198. Der Verfasser. 2) persicus, a, um Adject. = persisch. 3) aegyptius, a, um Adject. Griechisch: wiyvnrıog — ägyptisch. *) Zu Ehren des französischen Naturforschers Marie Jules Cösar Lelorgne de Savigny, geb. zu Provins 1778, begleitete die Napoleonsche Expedition nach Aegypten, gest. als Mitglied der Academie der Wissen- schaften zu Paris 1351. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 57 Armschwingen ebenfalls lebhaft grün; von diesen sind nur die ersteren ebenso wie die grofsen Flügeldeckfedern am Ende - schwarz gesäumt. Alle Innenfahnen der Armschwingen gesättigt‘ rostfarben. Durch das Auge und unterhalb desselben also über Zügel, Auge und Ohrgegend zieht sich ein. tiefschwarzer Streifen, der unterseits in der Wangengegend zuerst von weilsen, dann von hellblauen Federn eingefafst wird. Kinngegend lebhaft gelb, Kehle gesättigt rotbraun. Die ganze übrige Unterseite leuchtend grasgrün mit Neigung zur bläulichen Endspitzenbildung. Unter- . Hügeldecken und Achselfedern stumpffarben rostrot, alle Feder- schäfte der Flügel unterseits weils. Steuerfedern dunkelgrün mit broncefarbenem Schimmer, die Spitzen der verlängerten Mittelfedern schwarz. Schäfte wie die der Schwingen oberseits glänzend dunkelbraun, unterseits weils. Von unten gesehen er- scheinen die Schwanzfedern mattgrau. Der lange, leichtgekrümmte schwarze Schnabel zeigt dieselbe Form und Bildung wie bei apiaster, ist an der Basis vielleicht nicht ganz so stark, aber durchweg länger ausgezogen. Iris blutrot. Füfse dunkelbräunlich, ins Fleischfarbene spielend, mit rauhen Schildern besetzt. Zwei frisch im Fleisch von mir gemessene Vögel hatten ‚folgende Malse: 1) leg. A. Koenig bei Abu Hor in Nubien (Wendekreis des Krebses) 23. III. 1897. Länge: 31,3 cm; Breite: 42 cm; Brustweite: 6 cm; Flügel- länge vom Bug 15,7 cm; Schnabellänge: 5 cm; Schwanzlänge mit den Spielsen: 16,3 cm; Lauf: 1 cm. 2) leg. A. Koenig bei Abu Hor in Nubien 23. III. 1897. Länge: 30,5 cm; Breite: 40 cm; Brustweite: 6 cm; Flügel- länge: 15 cm; Schnabellänge: 4,6 cm; Schwanzlänge: 13,7 cm; Lauf: 1 cm. Der Bürzel ist bei beiden Stücken lebhaft blau. Das © ist ebenso gefärbt wie das J', bleibt jedoch in den Körpermalsen ein wenig hinter letzterem zurück. Junge Stücke, die ich persönlich zu untersuchen noch nicht Gelegenheit hatte, sollen sich durch mattgrüne Oberseite mit bläulichem Schimmer kennzeichnen. Die bläulichen Streifen über und unter dem Auge sowie an der Stirn sollen fehlen; die mittelsten Steuerfedern sollen wenig oder kaum über die Schwanz- federn herausragen (ebenso wie bei apzaster). Der Aegyptische Bienenfresser, wie ich diesen Vogel aus naheliegenden Gründen hier nennen will, obschon ihm von Rechts wegen der Name des ersten Entdeckers zukommen mülste, reiht sich dem europäischen Vetter in jeder Beziehung ebenbürtig an. Er gehört unstreitig zu den Glanz- und Prachtvögeln 58 A. Koenig: Aegyptens, die nach Form und Farbe eine hervorragende Stelle unter ihrer Klasse einehmen. Beide Arten. wetteifern durch Ent- faltung ihrer Farbenpracht um den Preis der Schönbeit, und dem menschlichen Urteil fällt es schwer, denselben nach Fug und Recht zu verteilen.. Der Europäische Bienenfresser kontrastiert vielleicht mehr in seinen verschiedenartigen Farbentönen, während der Aegyptische um so harmonischer wirkt in seinem einheit- lichen smaragdfarbenen Grün, in dessen Gesamtwirkung er sich vor uns zeigt. Wenn ich diesbezüglich in den Wort- wechsel meiner Berufsgenossen eiugriff und an dem nicht enden- wollenden Geplänkel mit dem Lanzenbruche bald für diese, bald für jene Art teilnahm, kam mir immer der Gedanke, wie einst über die geistige Meisterschaft unseres Schillers und Goethes gestritten wurde, ein Streit, der mit dem bekannten Ausspruche eines der Meister ein für allemal sein Ende fand. So darf sich auch Aegypten glücklich preisen in dem Besitz zweier so hervor- ragend schöner Vertreter aus der Gruppe dieser eigenartigen, in den prächtigsten Glanzfarben prangenden Vögel, welche wir Bienenfresser nennen. Der Aegyptische Bienenfresser ist ebenso wie es der Europäische Immenwolf ist, ein Sommervogel im Pharaonenlande, der im Frühjahr aus südlicheren Breiten ein- zieht und im Herbst denselben wieder zustrebt. Doch habe ich, — was auch Heuglin bereits treffend hervorhebt, — be- obachtet, dafs ebenso wie in Algerien, so auch in Aegypten Merops aegyptius um reichlich vierzehn Tage früher einzieht, als Merops apiaster. Woran dies liegt, vermag ich nicht zu sagen, wohl aber habe ich den Eindruck gewonnen, dafs Merops aegyp- tius eiu im allgemeinen etwas härterer, mehr widerstandsfähiger Vogel, als M. apiaster ist. Die Erfahrung hat gelehrt, dafs, je später der Zugvogel aus der Winterherberge in die Brutgegend einrückt, er ein um so ausgesprochenerer (zarterer) Zugvogel ist, der auch seine Heimat wieder frühzeitig verlälst, während die härteren Vögel früher einrücken und später abziehen. Wenn sich nun der Unterschied auch nicht gerade bedeutend hervor- hebt, so spielen doch vierzehn bis zwanzig Tage in dieser Be- ziehung keine zu unterschätzende Rolle, — ein Unterschied, welcher die Skala des Vogelzuges nach uns noch unverständ- lichen Regeln und Gründen einteilt und festsetzt. Auf unserer ersten Dahabiyen-Fahrt im Jahre 1897 notierte ich die Ankunft der Aegyptischen Bienenfresser am 23. März, unter welchem Datum es in meinem Tagebuche heifst: „Ich jagte vormittags und nachmittags bei Abu Hor, dem Orte in Nubien, wo der Wende- kreis des Krebses durchgeht. Die Bienenfresser sind einge- rückt; ich hörte ihre Locke und sah sie bald darauf und zwar Merops persicus. Dieser erscheint mir nun wirklich gröfser und stärker zu sein als der Algerische Vogel, auch intensiver an Farben, namentlich mit blauerem Bürzel! Ich erlege über ein Dutzend dieser Vögel und betrachte und messe sie genau.“ Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 59 Von diesem Zeitpunkte an sah ich den Aegyptischen Bienen- fresser nahezu täglich, aber mehr vereinzelt, als in gröfseren Schwärmen. Am 19. April dagegen begegnete ich ihm in Scharen an seinen Brutplätzen und führe deshalb die diesbezügliche Stelle aus meinem Tagebuche wörtlich an: „Der Wind schlug gestern Abend wieder nach Norden um, heute blies er gar zu arg, alles in Staub hüllend und Wolken von Staub vor sich herjagend — es war entsetzlich! Wir konnten deshalb auch nicht lange ab- wärts fahren und mufsten, Minnye im Anblick vor uns, am Lande anlegen. Ich stieg aus und machte dennoch meine Jagdstreife. Zuerst am Ufer entlang gehend, kam ich in eine Gegend mit Steppencharakter, wo viele Tamarisken (Tamarix nilotica, Ehrbg. ' var. mannifera) wuchsen. Das Gelände machte den Eindruck, als ob der einst höhere Baumwuchs abgetrieben worden war, denn überall sprossten die neuen Triebe lebenskräftig hervor. Dazwischen stand das für diese Gegend geradezu unvermeidliche Steppengras (Eragrostis cynosuroides), das von den Aegyptern „Halfa“ genannt wird. Dort sah ich eine grolse Anzahl Merops persicus beschäftigt ihre Niströhren zu graben. Sein Ton ist doch anders, als der von apiaster, ganz aus der Nähe vernommen, lautet er wie kü-lip, — kü-lip, — kü-lip — also zweisilbig. Merops apiaster gewahrte ich nicht darunter, wohl aber hier und da den kleinen viridissimus. Dieser gräbt seine Röhren gerne am Kopfe einer kleinen Erderhöhung — etwa 1 m lang, während Merops persicus auch auf ganz horizontalem Boden und dann gewöhnlich nach der Tiefe zu bis zu 2 m lange Röhren gräbt.“ Des Weiteren entnehme ich meinem Tagebuche von 1897 noch folgende, auf den Aegyptischen Bienenfresser bezügliche Stellen: 22. April. „Abends vor Abu-Girgeh jagt Merops persicus in grofser Anzahl die über dem Wasser fliegenden Perliden — ein herrlicher Anblick!“ Am 23. April. „Ein Ausflug ans Land, um die Röhren von Merops persicus zu graben, ergibt kein Resultat; drei Röhren wurden gegraben, sie waren alle fertig gestellt, enthielten jedoch noch keine Eier.“ Auf unserer zweiten Dahabiyenfahrt im Jahre 1899 notierte ich das erste Zusammentreffen mit dem Aegyptischen Bienen- fresser am 21. März in Esneh (Ober-Aegypten) „Merops persicus ist eingerückt; ich sah ein einzelnes Stück, welches ich auch schofs“. Die Wiedergabe meiner mit peinlicher Gewissenhaftigkeit niedergeschriebenen Angaben in meinem Tagebuche illustriert am besten, was man über das Eintreffen dieses Vogels in Aegypten sagen kann. Zusammengefalst würde demnach das Ergebnis folgendermafsen lauten: Der Aegyptische Bienenfresser rückt im Anfang des letzten Drittels vom Monat März in Aegypten ein und beginnt etwa 3—4 Wochen darnach mit dem Graben seiner 60 A. Koenig: Niströhren. Dazu möchte ich dann noch Folgendes ergänzend hinzufügen : Die Brutkolonien, die aus hundert Paaren und darüber bestehen können, werden gerne auf offenem, ebenen, oder doch nur wenig gewellten Steppengelände angelegt, das mit dem Aegyptischen Halfagras (Eragrostis cynosuroides) und Tamarisken- Büschen (Tamarix nilotica, Ehrbg. var. mannifera) bestanden ist. Diese Brutkolonien breiten sich über ganz Mittel- Aegypten etwa von Minnye bis Kairo abwärts in überaus grofser Anzahl aus, sodafs es geradezu rätselhaft erscheint, dafs bisher genauere Angaben darüber noch nicht gemacht worden sind. Anscheinend hält sich die Art an den Brutplätzen allein für sich. Wer also Aegypten mit einigermafsen offenen Augen bereist und erforscht, kann unmöglich die von den lebhaften Vögeln überreich besetzten Geländestreifen übersehen, welche die Brutplätze dieser Art ent- halten, und es ist geradezu unbegreiflich, dafs sich Forscher wie Heuglin und A. Brehm über das Brüten dieser Art in Aeg eypten nur in Vermutungen ergangen oder doch nur recht kärgliche Angaben darüber gemacht haben. Das Wenige, was wir darüber erfahren, lesen wir in Heug- lin’s Orn. N. O. Afrikas Il, pag. 199: „Brehm vermutet mit Recht, dafs M. superciliosus = (M. persicus, Pall.) in Unter- Aegypten brütet. Er erlegte auch am 19. Mai in Döngölah ein Weibchen mit reifem Ei im Legekanal. Allen fand eine Brut- kolonie im April bei Damiette, ich im selben Monate bei Dach- schur auf magerem Weidelande.“ Man ersieht aus diesen höchst dürftigen Mitteilungen, dafs sich die Forscher entweder die Frage über das Brutgeschäft dieser Vögel nicht haben ernstlich angelegen sein lassen, oder aber zur rechten Zeit nicht an den Stellen gewesen sind, an denen die Vögel zur Fortpflanzung schreiten, — sonst hätten die Nach- richten viel bestimmter und fester umrissen lauten müssen. Auch über die Art und Weise, wie die Bienenfresser die langen Röhren im harten Erdreiche graben, liegen wenig be- stimmte, auf exakter Beobachtung beruhende Angaben vor. All- . gemein wird angenommen, wie wir dies inBrehm’s Zweiter Auflage, Vögel, Band I, pag. 324 lesen können, dafs der Schnabel der Vögel die Hauptleistung beim Graben übernimmt. Diese Ansicht Brehm’s ist leider unverbessert bis in die IV. Auflage übernommen worden, sei es nun aus Voreingenommen- heit für die Ansicht unseres Altmeisters Brehm, sei es aus Mangel oder vielmehr Nichtberücksichtigung der neueren ein- gehenden Beobachtungen. Aber auch ein Meister kann irren! Es unterliegt keinem Zweifel, dafs beide Körperorgane, Schnabel wie Füfse, am Graben der Röhren beteiligt sind, aber den, Hauptanteil daran trägt nicht der lange Schnabel, wie Brehm meint, sondern die „kleinen schwächlichen Füße“. Linder- mayer, Brehms Tierleben II. Auflage, Vögel, Band I, pag. 324 Die Sitzfülsler (Insessöres) Aegyptens. 61 hat daher vollkommen Recht, wenn er jener Auffassung wider- spricht und aus der Betrachtung der Fülse folgern zu dürfen glaubt, dafs der Vogel dieselben auf gleiche Weise wie eine Mauerkelle verwende, um den leicht abzukratzenden Sand immer- fort hinter sich unter dem Bauche hin und so allmählich aus der Höhle herauszuschaffen. Diese von Lindermayer aus- gesprochene Ansicht stebt mit der Tatsache im vollsten Einklange, wurde aber — sehr bedauerlicher Weise! — in der neu bear- beiteten IV. Auflage weggelassen, sodals die irrige Ansicht Brehm’s gewissermafsen als malsgebend hingestellt wird. Das ist entschieden ein Fehler — ein grofser Fehler der neuen Auf- lage! Wenn man sieht, wie A. Brehm in seiner geradezu mustergültigen, einzig dastehenden Umarbeitung in der II. Auf- lage seines Tierlebens bemüht gewesen ist, jede wenn auch noch so verschiedene Ansicht der Forscher aufzunehmen und ihr Gerechtigkeit widerfahren zu !assen, so ist es sehr zu bedauern, dafs solche Ansichten in der neuesten Auflage — ganz ohne Berechtigung — einfach gestrichen wurden. Dies nenne ich keinen Fortschritt, vielmehr einen Rückschritt, denn der Wissen- schaft wird dadurch kein Dienst geleistet, wenn man nur die eine Meinung vorwalten läfst, ohne die andere zu hören. Das ist modernisiert vielleicht, aber nicht verbessert! — Tatsächlich kann ich durch meine nunmehr an Ort und Stelle vorurteilsfrei angestellten Beobachtungen erklären, dafs beim Graben der Röhren hauptsächlich die Fülse zur Verwendung kommen. Ich habe das Glück gehabt, fünf Arten Bienenfresser an ihren Niströhren zu beobachten und habe immer gefunden, dafs der Schnabel Nebenleistungen, die Füflse aber unstreitig die Hauptleistung beim Graben übernehmen. Zwar kann man ja leider den Bienenfressern bei ihrer Arbeit ins Dunkel des Erdreichs nicht folgen, aber ich habe doch wohl das Recht zu behaupten, dafs, wie der Anfang der Arbeit, so auch die Fort- setzung derselben sein wird. Der Anfang aber wird immer durch ein Scharren mit den Fülsen eingeleitet, was man beim Beginn der Arbeit sowohl au den steil abfallenden Uferwänden, als auch auf dem horizontalen Boden deutlich wahrnehmen kann. Wenn man den Fufs der Bienenfresser näher durch die Lupe betrachtet, — und durch die Lupe sollte eigentlich jeder Fuls eines Vogels besehen werden, da dem unbewaffueten Auge die Feinheiten und damit die Zweckmässigkeitseinrichtung der Fuls- bildung vorbehalten bleiben, — so sieht man schon gleich, zu welcher Bestimmung dieses äufserst sinnreich konstruierte Organ herausgebildet worden ist. Durch die Verwachsung der drei Vorderzehen miteinander wird eine breite Sohle gebildet, die vortrefflich geeignet ist, gleich einer flachen Hand zu wirken. Dazu sind die Nägel scharf gekrümmt, kurz gedrungen, nicht lang, aber überaus fest und stark, die am meisten gekrümmte Mittelzehe aber trägt am inneren Rande eine deutlich sichtbare 62 A. Koenig: schaufelförmige Erbreiterung, die in ähnlicher Anlage auch bei der Aufsenzehe als den beiden zum Graben besonders berufenen Krallen vorliegt, während die Innenzehe zwar auch die Neigung zu dieser Bildung zeigt, ohne aber besonders diesbezüglich da- für herausgestaltet zu sein. Das Glied der Hinterzehe ist auf- fallend breit von einem beiderseitigen Hautsaume umgeben und mit besonders kräftiger, stark sichelartig gekrümmter Kralle ver- sehen. Dazu kommt, dafs die breitgestaltete, einer Handfläche entsprechende Sohle mit rauhwarzigen Körpern ausgestattet ist, welche jene besonders geeignet zum Graben und Fortschaffen des losgelösten Erdreichs machen. Endlich wirkt der nackte Unter- schenkel wie ein Hebel, um den verhältnismäfsig sehr kurzen Lauf und die Zehenglieder mit ihren scharfen Krallen zu einem einzigen überaus feinsinnig konstruierten Grabinstrument zu formen und ihm die Funktionen dieser Arbeit zu übertragen. Die so oberflächlich betrachteten, kleinen, schwächlichen Fülse stellen sich nun doch als ein geradezu vollendetes, zum Graben befähigtes Körperorgan dar. Der Schnabel dagegen ist wohl hart, aber ungemein leicht und wie ich vermute, spröde und da- durch leicht anfällig. Wenn er sich auch zweifellos durch vor- schiebende Hornmasse andauernd regeneriert, so würde er doch bei übermäfsiger Inanspruchnahme durch die Arbeit in hartem Boden dermalsen leiden, dafs er schliefslich für die Aufnahme der Insekten aus der Luft untauglich würde, wodurch die Existenz des Vogels direkt in Frage gestellt werden mülste. Nun be- richtet Colonel Irby!), dafs vom Graben der Höhlen die Schnäbel der Bienenfresser oft bis über die Hälfte ihrer sonstigen Länge abgenutzt werden und glaubt, dafs die Schnäbel später wieder ihre volle Länge durch Wachstum nachholen würden, da neuangekonımene Vögel nie stumpfe Schnäbel haben. Ich mufs sagen, dafs ich durch diese Mitteilung aufserordentlich überrascht bin. Wohl habe ich an den Schnäbeln der Bienen- fresser deutliche Spuren der Erdarbeit gefunden, niemals aber eine starke Abnutzung der Schnäbel, geschweige denn eine solche bis zur Mitte bemerkt. Diese Erscheinung mülste mir wahrlich aufgefallen sein, da ich es mir immer angelegen sein liefs, alte Vögel an ihren Brutplätzen zu erlegen. Das Bodenelement ist freilich nicht überall das gleiche; es mag in den flufsreichen Tälern Spaniens (barrancos) besonders hart und vielleicht auch steinreich sein. Leider liegen mir keine vollzähligen Gelege aus Aegypten vor, denn gegen Ende April sind die Vögel noch nicht am Brüten. Am 20. April liefs ich bei Qolössaneh von einem meiner Matrosen mehrere Niströhren dieser Vögel graben, aber 1) The Ornithology of the Straits of Gibraltar by Lieut. Colonel L. Howard L. Irby, London, Porter 1875, pag. 67. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 63 diese erwiesen sich leer bis auf eine, in welcher in der back- ofenförmigen Erweiterung ohne jegliche Unterlage, also direkt auf dem Boden, zwei frische Eier lagen. Diese beiden Eier sind von nahezu kugeliger Gestalt, haben eine glatte mattglänzende Eischale mit kaum sichtbaren Poren und sind wie alle Bienenfressereier reinweils. a) 2,55 cm X 2,2 cm b) 2,6 cm X 2,2 cm 0,35 gr 0,35 gr Aus der A. Gressin’schen Eiersammlung (Berlin), die in meinen Besitz überging, liegt mir ein von G. Schrader bei Mersina in Klein-Asien am 12. IV. 1876 gesammeltes, durch R. Tancr& in Anklam bezogenes Gelege vor, dessen Beschreibung ich in Nachfolgendem gebe: Die Eier sind ebenfalls stark kugel- förmig gestaltet, sehr glatt in der Schale, welche mit feinen nadelstichartigen Poren durchsetzt ist, reinweils, emailleartig glänzend. a) 24cm X 2 cm b) 2,45 cm X 2,1 cm 0,35 gr 085er er2.4 cm X 2'cm d) 24 cm X 2,1 cm NEE Sr 0oer e) 24cm X 2,1 cm fl 25° cm X 2 cm 0,35 gr 0,35 gr Mafse und Gewichte der Eier von Merops persicus zeigen eine auffallende Übereinstimmung mit denen von Merops chryso- cercus, Cab., welche ich in Algier eingesammelt habe (v. J. f. Orn. 1895 pag. 199). Merops apiaster gegenüber sind sie schwächer und geringer. Schliefslich möchte ich über die Auffassung der Art noch ein Wort sagen. Merops persicus ist eine selbständige Art, welche mit der von Cabanis!) aufgestellten Merops chryso- cercus nicht zusammengeworfen werden darf, obschon diese sich an jene sehr anlehnt und offensichtlich aus ihr hervorge- gangen ist. Merops chrysocercus in den Mafsen im allgemeinen etwas kleiner als Merops persicus — unterscheidet sich von letzterem durch den bronzefarbigen Schimmer, der bei auffallendem Lichte das ganze Gefieder gelblich grün erscheinen läfst und besonders auf den Schwanzfedern so zum Ausdruck kommt; der Unter- rücken und der Bürzel sind nicht blau gefärbt, oder zeigen nur eine ganz schwache Hinneigung dazu. Der Schnabel ist schwächer, 2) v. Cab. & Heine, Mus. Hein. Il pag. 139. 64 A. Koenig: dagegen die beiden mittleren Steuerfedern bedeutend mehr ver- längert und demgemäls auch spitzer ausgezogen. Dies ist der Vogel, den ich unter Merops persicus in meiner Arbeit über Algier gefalst habe (J. f. Orn. 1895, pag. 192 und ff... Diese Art, welche von Oskar Neumann als Merops persicus sa- harae (Orn. Monatsber. 1908 pag. 28) für die Oasen der Sahara von Biscra bis zum Tschadsee aufgestellt wurde, scheint vor- nehmlich den westlichen Teil Afrikas zu bewohnen, während der typische Merops persicus mehr dem Osten Afrikas anzu- gehören scheint. A. Reichenow räumt in seinem monumentalen Werke: Die Vögel Afrikas, II. Band, pag. 323 dem Merops chrysocercus kaum den Rang einer Unterart ein und hält den unter diesem Namen beschriebenen Vogel nur für das Winterkleid von Merops persicus, Damit kann ich mich nicht einverstanden erklären, da die von mir in Algerien an den Brutplätzen erlegten Vögel durchaus die von Hartert. (Vögel der paläarktischen Fauna, pag. 862) hervorgehobenen Merkmale tragen und sich somit von Merops persicus deutlich und scharf abgrenzen. Merops persicus darf unstreitig im ganzen Nordöstlichen Afrika, aufserdem in Süd- west-Asien, Persien, bis Indien und nordwärts bis zum Kaukasus und vielleicht auch im Südöstlichen Europa in Griechenland und Südrufsland (sichere Nachrichten aber fehlen darüber!) als Brut- vogel angesprochen werden. Dals er aufserdem auch im Süd- lichen Nubien brütet, beweist die Mitteilung AlfredBrehm’s, der ein @ in Alt Dongolah mit legereifem Ei im Legekanal er- legte. Ob sich das Brüten dieser distinguierten Art noch tiefer in den Süden erstreckt, vermag ich nicht zu sagen, da ich da- selbst diesen Vögeln an Brutplätzen nicht begegnet bin. Dagegen war Merops persicus in den Monaten März und April — offenbar auf der Wanderung begriffen — an den Quellflüssen des Nils stellenweise überaus häufig. Als wir im Jahre 1910 die drei volle Tage währende Dampferfahrt auf dem Bahr el Djebel vom Nosee an aufwärts machten und unsere Augen nichts weiter als undurchdringliche Papyrussümpfe sahen, ein Anblick, der auf die Länge der Zeit seiner Eintönigkeit wegen überaus ermüdend wirkte, wurden wir wie zur Entschädigung dafür auf der ganzen Strecke nahezu umschwärmt von diesen prächtigen Vögeln, welche sich dann wahren Edelsteinen gleich, um auszpruben, auf die Papyrusbüschelköpfe niedersetzten und so einen geradezu be- rückenden Anblick gewährten. Auf der ganzen weiteren Fahrt begleiteten sie uns und wurden zum Beweise ihres Vorkommens noch in Mongällah und in der Lädö-Enklave (auf dem 4. Breiten- grade gelegen) geschossen. Im Jahre 1913 trafen wir diese. Art ebenfalls sehr häufig noch im Quellgebiete des Gazellenflusses und erlegten in Meschra el Req-Vögel dieser Art. Anscheinend sich streng für sich haltend, babe ich diese Art kaum jemals gemischt mit anderen Artgenossen angetroffen, es sei denn Melittophayus Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 65 pusillus, der mehr zufällig als absichtlich in ihre Schwärme ge- riet. Jedenfalls habe ich die gröfseren Arten wie den feenhaften Scharlachspint (Merops nubicus), der sich auch zu starken Scharen ansammelt, und den Merops albicollis nicht mit ihm vereint gesehen. 66. Merops viridissimus,'!) Swains. 1837. B. W. Afr. II, pag. 82. Totus laete viridis, nitore ut in congeneribus fulvo; taenia oculari nigra, margine vix caerulescente; fascia juguli transversa angusta nigra; remigibus magis fulvescentibus; rectricibus 2 mediis valde elongatis et angustatis. Diagnosis apud Hartlaub. Versuch einer synoptischen Ornithologie Westafrikas. J. f. Orn. 1854 pag. 7. Aegyptischer Smaragdbienenfresser. Englisch: Little Green-bee-Eater. Französisch: Le petit Gu£pier vert. Arabisch: Asfür &l Gännah = Paradiesvogel. Ganze Oberseite lebhaft grasgrün, bei auffallendem Lichte mehr gelblich als grün erscheinend. Die Wurzeln der Kopf- federn hell kupferfarben braun. Mantel und obere Halsseiten zu bronceartiger Färbung neigend und dieselbe bald mehr bald weniger ausgesprochen Zeigend. Handschwingen broncefarben, am Ende mattschwarzbraun gesäumt. 2. Schwinge die längste. Armschwingen goldbraun mit noch breiterer schwarzer Endbinde. Schulterfittich lebhaft grün, bläulich gesäumt. Flügeloberdecken grasgrün. Schwanzfedern, wenn zusammengefaltet, dunkelgrün, ausgebreitet und bei auffallendem Lichte broncefarbig schimmernd. Schwanzspielse dunkelschwarzgrün bis über 9 cm über das Schwanzende hinausragend. Schäfte der Steuer- und Schwung- federn dunkelglänzendbraun. Über Zügel, Auge und Ohrgegend zieht sich ein schwarzes, in der Ohrgegend verbreitertes Band, unterseits von einem hell- blauen Strich gesäumt, der bei beiden Geschlechtern vorhanden ist. Kinn und Kehle grasgrün, in der Kropfgegend ein schmales schwarzes, smaragdgrün eingefalstes, quergestelltes Band. Brust grasgrün. Bauchmitte und Bauchseite hellgrün. After und 1) viridissimus ist Superlativ von viridis, e Adjeet. mit dem Zeit- wort vireo, &re — grün sein, frisch sein — zusammenhängend — grünlich, grasgrün, lauchgrün, meergrün — übertragen = frisch, lebhaft, munter sein. Journ. f. Orn. LXVIIL. Jahrg. 1920. Sonderheft. 5 66 A. Koenig: Unterschwanzdeckfedern hellgrün, ins Bläuliche spielend. Unter- seite des Schwanzes grau-broncefarben. Unterseite der Schwingen sowie Flanken und Weichen fahl zimmtfarben braun. Alle Schäfte der grofsen Federn von unten gesehen weils. Schnabel schwarz, Iris blutrot, Füfse bräunlich ins Fleisch- farbene spielend, mit rauhen Schildern bekleidet. Lauf im Ver- hältnis länger, als bei den vorhergehenden Arten, nackt, Unter- schenkel befiedert. Schreitfüfse (Pedes gressorii) mit festen starkgekrümmten Nägeln genau in derselben Anlage wie bei Merops apiaster und persicus. Die Geschlechter differenzieren sich wenig; die alten J'O' haben längere Schwanzspiefse und ein schärfer hervortretendes Kropfband. Junge Vögel sind mir unbekannt geblieben, werden aber wohl jedenfalls nach Analogie der vorstehenden Arten die Schwanzspiefse noch nicht über die Steuerfedern verlängert zeigen und des hellblauen Striches unterhalb des die Augen durchziehenden schwarzen Bandes ermangeln. Zwei von mir frisch im Fleisch gemessene Vögel ergaben folgende Malfse: 1) J'ad., leg. A. Koenig auf dem arabischen Kirchhof neben den Pyramiden von Gizeh 22. XII. 1896. Länge: 27 cm; Breite: 26,5 cm; Brustweite: 4,5 cm; Flügellänge: Sl cm; Schwanz ohne Spießse: 7,8 cm; Spiels- federn: 16,8 cm; Schnabel: 32cm. 2) Q ad., leg. A. Koen ig auf dem arabischen Kirchhof neben der Pyramide von Gizeh 22. XII. 1896, Länge: 22,6 cm; Breite: 26 cm; Brustweite: 4,5 cm; Flügel- länge: 9,5 cm; Schwanz ohne Spielse: 7,5 Cm; Spielsfedern: 13 cm; Schnabel: 3 cm. Dieser wunderhübsche, elegante und zierliche Bienenfresser ist in Aegypten eine überaus häufige Erscheinung und zwar entgegengesetzt den beiden vorangegangenen Arten ein seden- tärer Vogel im Lande der Pharaonen, der das ganze Jahr über jenen sonnigen Gefilden zu einer wahren Zierde gereicht. Ein für mich glücklicher Zufall brachte es mit sich, dafs ich diesem ausgezeichneten Vertreter seines Geschlechtes gleich beim ersten Ausflug, den ich naturgemäfs zu den Pyramiden von Gizeh unternommen hatte, begegnete. Von einer Sycomore, die auf einem arabischen Kirchhofe nahe der Sphinx steht, schofs ich 7 Merops viridissimus herab und konnte mich nicht genug an den reizenden Dingern erfreuen. Ich befragte den meine Jagdtasche und meinen Proviantkorb nachtragenden Araberjungen nach dem landesüblichen Namen, den er mir mit Asfür &| Gännah d. i. Vogel des Paradieses angab. Später erfuhr ich, dafs dieser Name hauptsächlich der cahirischen Schwalbe wie den Schwalben im allgemeinen und überhaupt zukommt. Doch wurde mir auch Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 67 andererseits gerade für diesen kleinen Bienenfresser obiger ee weshalb ich ihn im Verzeichnis so beibehalten abe.!) — Es wurde früher allgemein angenommen, dafs der Aegyp- tische Smaragdbienenfresser, wie ich ihn deutsch nennen möchte, erst im oberen Aegypten heimatete, etwa wie Heuglin es in seinem grolsen Werke von Ost-Afrika angibt, zwischen dem 24. und 28. Breitengrade. Sein Verbreitungsgebiet kann man jedoch mit Sicherheit bis zum 30. Breitengrade anführen, da der Vogel um Cairo herum bereits häufig angetroffen wird. Ich wurde daher selbst von guten Kennern der Aegyptischen Ornis mit zweifelhaften Blicken angesehen, als ich ihnen das Vorkommen dieses Bienenfressers direkt bei Cairo angab. Und doch kann man diesem anmutigen, lieblichen Vögelchen sogar im Weich- bilde Cairos begegnen. Ich war selbst nicht wenig erstaunt, als ich bei einem der gewohnten Nachmittagsspaziergänge im Ezbekieh-Garten meiner Frau die reizenden Vögel zeigen konnte. Sie flogen dort über den Rasen und setzten sich auf denselben nieder, unausgesetzt ihrer Nahrungssuche obliegend. Nördlich von Cairo habe ich diese lieblichen Geschöpfe allerdings nicht gesehen, zweifele aber nicht daran, dafs sie auch in Uhnter- ägypten auftreten. Sehr häufig sind sie im Fayum, überhaupt in allen Oasen, wo es Baumwuchs, Grasflächen und Kanäle gibt. ‘ Nicht etwa, dafs dieser Vogel des Wassers bedarf, — denn ich habe ihn nie wassertrinkend gesehen, vielmehr weils er sich in den Genufs der- Folgen des Leben erzeugenden Spenders zu setzen, aus Erfahrung wissend, dafs Leben und Gedeihen der Pflanzen- und Insektenwelt nur ihm entspringen, an ihn — den göttlichen Tropfen — sich binden. Man sieht diesen Vogel meistens zu Paaren, in Gesellschaft auch mehrerer Paare zugleich, seltener aber zu Flügen von mehr als einem Dutzend seiner Art vereint. Wenigstens habe ich ihn in gröfseren Ansammlungen weder in Aegypten, noch im tro- pischen Afrika gesehen. Von Cairo an aufwärts ist er bis Assuan sozusagen. eine alltägliche Erscheinung, im steinigen Nubien zwischen Assuan und Wadi Halfa begegnet man ihm kaum oder doch nur selten, ebensowenig in dem sich daranfügenden Ge- biete, welches der Araber bezeichnend genug „den Bauch der Steine, Batn el Hagar“ — nennt. Aber kaum nimmt der Nil wieder den Charakter des fruchtbaren Landstreifens an, wie z. B. bei Dulgo und in Dongola, so tritt auch der Smaragdspint überall wieder auf und dringt weit in den Aegyptischen Sudan vor. Am Bahr el Abiad wurde er noch täglich von uns wahr- genommen, nahm aber dann weiter südlich an Häufigkeit 1) Alfred Kaiser führt in seinen Beiträgen zur Ornithologie von Aegypten — Ornis 1890 — diesen arabischen Namen für M. apiaster und M. persicus an. 5* 68 A. Koenig: allmählich ab und wurde an den Quellflüssen des Nils nahezu gänzlich vermilst. Im Jahre 1913 erlegte ich jedoch noch bei Meschra el Req ein Paar dieser Vögel. Ob diese Art im Aequatorialen Afrika brütet, vermag ich nicht zu sagen, möchte es aber nach dem stets paarweisen Auftreten dieser Vögel wohl vermuten. Wenn je ein Vogel, so ist der kleine Smaragdbienenfresser im Stande, jeden Beobachter zur wahren Begeisterung fortzu- reilsen. Wie oft habe ich von Leuten, die keineswegs Natur- forscher waren, die Anmut, Zierlichkeit und Pracht dieses Vögel- chens rühmen hören. Da sagte mir ein Herr aus unserer Gesell- schaft, er hätte einen Vogel gesehen, der wie Gold in der Sonne geleuchtet hätte; er wäre dicht vor seinen Augen hin- und ber- geflogen und hätte sich dann immer auf einen Telegraphendraht gesetzt. Das mülste etwas ganz Seltenes gewesen sein! Eine Dame verkündete mir einst in den höchsten Tönen der Be- geisterung, dafs im Fayum ein kleiner grüner Papagei häufig sei; es wäre ein ganz reizender Kerl, der einen fadenförmig ausgezogenen Schwanz hätte und im Fluge wie eitel Gold glänztee Als ich die Dame belehren wollte, dafs dies kein Papagei sei und dafs man diesen Vogel auch schon bei Cairo sehen könnte, schüttelte sie ungläubig den Kopf und war ordent- lich gekränkt über meine nüchterne Einwendung. Diese Erlebnisse dünken mich eins klar und deutlich zu enthalten: Die unbeschreibliche Lieblichkeit und Anmut dieses Vögelchens, die jedem überraschend entgegentritt, wenn er dieses herrlichen Geschöpfes ansichtig wird. „So ist es auch mir er- gangen und nicht nur zum ersten Male, wo mich das gütige Geschick mit diesem Vögelchen überraschend genug zusammen- führte, sondern hundertfach später, wo immer ich ihm auch be- gegnete. Wenn ich es dann geschossen hatte und es bewundernd in meiner Hand hielt, war mir immer die hellgrasgrüne Farbe nicht einleuchtend und passend genug für die meist vergilbt daliegende Gegend erschienen. Und doch! Wie so ganz anders zeigte sich dieses an sich so lebhafte Grün im Leben des Vogels. Wenn er die Schwingen ausbreitet, ist er ja garnicht grün, sondern spielt und glänzt in goldener Broncefarbe, die das Auge fast blendet, wenn es darauf sieht. Bald reflektiert der grüne Körper in rötlichem, bald wieder in gelblichem Tone, immer aber gleichsam übergossen von einem Metallschimmer, der mit dem Begriffe des Bronceartigen zusammenfällt. Es ist ein garzu prächtiges, liebreizendes Vögelchen, das man nicht müde werden kann mit seinen Augen zu verfolgen und anzustaunen. Wegen seiner grolsen Häufigkeit entgeht diese Bienenfresserart keinem Reisenden in Aegypten, geschweige denn einem Berufsornitho- logen. Eine irrige Auffassung finde ich bei Alfred Kaiser in seinen Beiträgen zur Ornithologie von Aegypten Orn. VI 1890 pag. 463 unter Merops apiaster. Der Verfasser zitiert da Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 69 eine einwandfreie Bemerkung von Alfred Brehm, nämlich, „dafs schon in Aegypten eine Spintart lebe, welche jahraus jahrein auf derselben Stelle verweilt und jährlich zweimal Ver- wandte über sich wegziehen sieht, ohne vom Wanderdrang er- griffen zu werden“ — und glaubt, in dem sedentären Vogel den Merops Savignyi (= Merops persicus) ansprechen zu müssen, weil dieser südlich von Assiut Standvogel sei. Dies ist ein grolser Irrtum von Alfred Kaiser, der dadurch entstanden ist, dals dem Verfasser Merops viridissimus anscheinend ganz un- bekannt geblieben ist, da er diese Art in seiner Liste überhaupt nicht erwähnt.!) Auffallend ist auch die Bemerkung von Shelley in seinen Birds of Egypt pag. 171, welche Merops viridissimus in den Wintermonaten nicht nördlich von Qolössaneh vorkommen läfst. Sollte vielleicht in der Spanne Zeit, welche zwischen den Beobachtungen von Heuglin, Brehm, Shelley und mir liegt, eine Verschiebung stattgefunden haben, in sofern, als der Smaragdspint sein sedentäres Gebiet um ein paar Breitengrade weiter nördlich vorgeschoben hat? Dies wäre nicht undenkbar, da sich die Ornis eines Landes in fortwährender Umbildung und Neugestaltung befinde. — Die Nahrung des Smaragdspintes besteht aus fliegenden Insekten aller Ordnungen, namentlich Hymenopteren, Libellen, Ameisenlöwen, Käfern und Schmetter- lingen sowie kleineren Orthopteren, die der Vogel überaus ge- schickt in der Luft zu fangen weils. Doch habe ich ihn auch häufig sich auf den Boden setzen und dort allerhand Kerfe auf- nehmen sehen. Der Magen der geschossenen Vögel erwies sich meist prall gefüllt mit harten chitinösen Bestandteilen von Käfer- flügeldecken, Orthopterenschildern und dergl. mehr. Ich halte ihn für einen starken Fresser, der täglich mindestens das Mals von Nahrungsmitteln benötigt, welches das Gewicht seines eigenen Körpers ausmacht. Er sitzt selten über einige Minuten lang ruhig auf seiner Warte; alle Augenblicke fliegt er ab, und deutlich verrät das knisternde Geräusch der beiden zusammenklappenden Schnabelhälften den glücklichen Fang eines Insektes, welches schon im Fluge den weiten Schlund passiert oder aber auf der vom Vogel gleich darauf eingenommenen Warte seinem Schick- sale entgegengeht. Die unverdaulichen Teile werden als längliche Gewöllballen ausgewürgt, welche man unter den eingenommenen bevorzugten Sitzplätzen häufig finden kann, wie es bei den anderen Bienenfressern ebenfalls der Fall ist. Leider habe ich es ver- säumt, solche Gewölle zur näheren Untersuchung mitzubringen, doch weils ich mich bestimmt zu erinnern, dieselben mehrfach 1) Aufserdem ist auch die Ansicht von Alfred Kaiser irrig, dafs Merops Savignyi südlich von Assiut Standvogel sei. Man lese meine diesbezüglichen Darlegungen unter dieser Vogelart nach. Der Verfasser. 70 A. Koenig: aufgenommen und oberflächlich untersucht zu haben. Am meisten fallen in den Gewöllen immer die glänzenden Käferflügeldecken auf. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dafs ich mit grofsem Eifer darnach trachtete, die kostbaren Gelege dieser Art zu erhalten. Die Brutstätten dieser Vögel sind unschwer aufzufinden. Meistens werden sie durch die harmlos ab- und zufliegenden Vögel ver- raten, und wenn man erst einmal eine Röhre aufgefunden und mit Erfolg ausgegraben hat, wird man leicht andere entdecken können. Mit Vorliebe legt der Aegyptische Smaragdbienen- fresser seine Niströhren am Kopfe kleiner Erderhöhungen an, welche mit dem in Aegypten so überaus häufigen Steppengras Eragrostis cynosuroides, dort Halfa genannt, bestanden sind. Diese Röhren, natürlich in viel kleinerem Durchmesser als bei apiaster und persicus, laufen etwa 1 m lang in die Tiefe und sind am Ende muldenartig ausgebuchtet, in deren Grunde dann ohne jegliche Unterlage — es seien denn ausgewöllte Insekten- teilchen — die wundervollen, kugelig gestalteten, emailleartig weils glänzenden, den orangeroten Dotter aprikosenfarbig durch- schimmern lassenden Eierchen liegen. Das volle Gelege besteht anscheinend aus,6 Stück, doch kommen auch 7 Stück im vollen Gelege vor. Ich habe sowohl im Jahre 1897 als auch im Jahre 1899 eine Reihe Gelege sowie einzelne Eier eingesammelt. Das Graben seiner Niströhren läfst sich der Vogel sehr angelegen sein. Beide Gatten nehmen daran teil, weil man beide uner- Müdlich in die Niströhren ein- und ausfliegen sieht. Die bei dieser Art besonders rauhschilderigen Füfse leisten auch hier wieder den Hauptteil der Arbeit, aber auch der Schnabel trägt deutliche Spuren der Beteiligung daran, wie ich sonderlich bei einem Exemplare, dem Q eines angegatteten Paares sehe, von mir in Esneh am 21. März 1899 erlegt, welches auf der Schnabel- firste einen Teil des Hornepithels abgerieben zeigt. Die Schnabel- spitzen finde ich bei Brutvögeln mehrfach stumpf und abgenutzt, doch niemals so, dafs die Länge des Schnabels dadurch wesentlich eine Einbufse erlitten hätte. Obschon der Vogel im Allgemeinen sonst weniger laut ist als die grölseren Arten seines Geschlechtes, so läfst er doch gerade an seiner Niströhre häufig seine Stimme hören. Sie ist ganz eigenartig, etwas ziepend und doch im Merops- Charakter bleibend. Sie klingt wie „gjyck, gjyck, gjück“ und dürfte etwa in der Mitte stehen zwischen der des Picus medius und des Jynx torquilla, mehr jedoch noch an die des letzteren erinnernd. Mafse und Beschreibung der: Gelege: I. 6er Gelege; leg. A. Koenig im Steppenlande unweit Minnye 19. IV. 1897. Die hübschen Eier bilden ein volles Gelege; sie sind bauchig, nahezu kugelrund von sehr glatter Schale, die einen matten Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 71 (geringen) Glanz zeigt. Eihaut lichtgelblich. Eischale leuchtet hellweils durch das Bohrloch. a) 2,05 cm X 6,7 cm b) 1,9 cm X 1,8 cm (nicht ganz) 0,17 gr 0,18 gr eh 2cmexX Ticm d) 2cm X 1,7 cm 0,18 gr 0,17 gr e) 1,95 cm X 1,7 cm Dr 2 em EZ em 0,18 gr 0,18 gr Il. 6er Gelege; leg. A. Koenig im Steppenlande unweit Minnye 19. 4. 1897. Die ein volles Gelege bildenden 6 Eier erscheinen auf den ersten Blick bedeutend kleiner, als die unter I. beschriebenen; sie sind ebenfalls bauchig z. T. stark sphärisch gestaltet, zeigen eine glatte Schalenfläche und leuchten durch das Bohrloch hell- weils durch. Der nur gering aufliegende Glanz verleiht den Eiern ein mehr zart porzellanartiges als emailleglänzendes Aussehen. a) 1,95 cm X 1,6 cm b) 1,9 cm (nicht ganz) X 1,6 cm 0,17 gr 0.17 er er L.Nem.X 1,6 cm d) 1,85 cm X 1,6 cm 0,15 gr 0,15 gr e) 1,85cm X 1,6 cm (nicht ganz) f) 1,95 cm X 1,6 cm 0,16 gr 0,16 gr III. 6er Gelege; leg. A. Koenig in Söhag (Ober-Aegypten) 194331899. Die 6 Eier waren ganz frisch und bildeten ein vollzähliges Gelege. Sie sind von ausgesprochener Kugelform, zartschalig, von glatter Oberfläche und mattem Glanze. Durch das Bohrloch gesehen leuchten sie hellweils durch. a) 1,9cm X 1,6 cm b) 1,9 cm (nicht ganz) X 1,7 cm 0,16 gr 0,18 gr c) 1,9 cm X 1,7 cm d) 1,9cm X 1,7 cm 0,19 gr 0,19 gr e),1,3 em) rem f), 19 em X. 1,7 em 0,19 gr 0,18 gr IV. 7er Geiege; leg. A. Koenig in Umm el Q&sür (Mutter der Paläste) gegenüber dem Gebel Abu Fedah 27. 4. 1899. 72 A. Koenig: Die 7 Eier — ein starkes Gelege bildend — waren bereits bebrütet. Die Länge der Niströhre, welche ich eigenhändig grub, betrug 130 cm. Die wundervollen Eier sind starkbauchig, kugelförmig, sehr glatt in der Schale und mit ziemlich vorwaltendem Glanze. Von innen scheint die Schale hellweifs durch. Eihaut lichtgelblich. a) 18cm X 1,6 cm b) 1,8cm X 1,6 cm 0,17 gr 0,17 gr CO 1, SEmEXÄ,erem d) 1,9cm X 16cm 0,16 gr 0,16 gr e) 1,9 cm X 1,6 cm f) 1,9cm X 1,6 cm 0,16 gr 0,16 gr g 1,95 cm X 1,65 cm ONZSER U Aus diesen sorgfältig veranstalteten Messungen ergibt sich folgende Durchschnittstabelle: 1,9 cm X 1,6 cm 0,16 gr Was nun die Art als solche anbelangt, so scheint Merops viridissimus, Swains. eine gut abgerundete selbständige Art zu sein. Man findet diesen Vogel von Aegypten an aufwärts bis in die Aethiopische Region. Vögel aus dem tropischen Afrika lassen sich unbedingt mit denen aus Aegypten identifizieren, ebenso ein Vogel, der sich aus Salomona (Q ad., leg. G. Schrader 14. 12. 1897) also aus Abessinien in meiner Sammlung befindet. Es liegt daber nicht die geringste Veranlassung vor, den in Aegypten heimatenden Vogel noch wieder abzutrennen, wie dies Nicoll in Bull. B. O. Club XXVII pag. 11, — 1910 mit seiner Merops viridis Cleopatra getan hat. Er begründet die Abtrennung auf den noch mehr grasgrünlichen, nicht so gelb- lichen oder bronzefarbenen Ton und bezieht sich dabei auf ein bei Mazghouna (unweit Kairo) — erlegtes Stück. Ich mulfs sagen, dafs ich von diesen Unterschieden nichts wahrnehmen kann. Der aus Abessinien stammende, bereits erwähnte Vogel ist im Gegen- teil noch einen Hauch grasgrüner als ägyptische Stücke. Die von uns in den Tropen erlegten Vögel sind von ägyptischen aber keineswegs zu unterscheiden. Die grofse von mir gesammelte Serie aus ganz Aegypten und aus dem Aegypt. Sudan (Stücke von Mazghouna sind auch dabei) bestätigt die Richtigkeit meiner Aussage. Sehr gute Abbildungen des ägypt. Vogels finden wir in Dresser’s Prachtwerken „Birds of Europe“ und in seiner glänzenden Meropidenmonographie; auch in Shelley’s Birds of Egypt findet sich eine vortreflliche Tafel. Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. 73 Dagegen sehen die in Indien heimatenden Vögel ganz anders aus und werden daher auf die von Linn& aufgestellte Art viridis!) bezogen (Syst. Nat. I, pag. 182, 1766). Diese Art zeichnet sich sofort durch hellrotbraunen mit goldigem Schimmer überflogenen Hinterhals und ebenso gefärbte Kopfseiten aus, während die Kehle hellblau ist, oder doch einen deutlich blauen Anflug zeigt. Aus Ceylon liegt mir ein O' ad. (leg. G. Schrader in Wawonia 7. 3. 1889) mit ausgesprochen glänzend blauer Kehle vor. Zu diesem Formenkreis gehört ferner der von Cabanis und Heine (Mus. Hein. II, pag. 137) aufgestellte Merops (Phlothrus) eyano- phrys aus Süd- Arabien, bei dem die ganze Kehle und Stirn dunkelblau sind, sowie eine weitere dem cyanophrys sehr ähn- liche Form aus ‘dem östlichen Arabien, für welche Sharpe in Ibis 1886 pag. 15 den Namen muscatenis vorgeschlagen hat. Coracias,?) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 159. Rostrum cultratum apice incurvato, basi pennis denudatum. Lingua cartilaginea, bifida. Pedes ambulatorii. Generis diagnosis apud Linnaeum |. c. 1) Hartert weist in seinem umfassenden Werke: Vögel der palaearkt. Fauna pag. 863 nach, dafs der von Linn6 in der X. Aus- gabe seiner Syst. Nat. 1758 aufgestellte Name viridis nicht auf diese Art anwendbar sei, da die beigefügte Diagnose und die Fundortsangabe sich auf den allgemein als sumatranus bezeichneten Vogel beziehen, während er zugibt, dafs in der XII. Auflage der Name viridis z. T. auf unseren Vogel in der angegebenen Diagnose palst. Das ist ja, was ich immer gesagt habe, dafs man nicht die früheren Ausgaben, sondern die letzte der von Linn&6 verfalsten Syst. Nat. zu grundlegenden Entschei- dungsfragen heranziehen soll, also nicht die X. sondern die XII. und letzte Ausgabe seiner Syst. Nat. Wie darf man nur, so frage ich, auf Grund dieser unzweckmälsigen Ausgrabungen im älteren, vom zitierten Autor durch die letzte Ausgabe bereits selbständig überholten Werke einen in der Literatur durchweg Eingang gefunden habenden Namen leichter Hand verwerfen, um einen für diesen Begriff durchaus neuen, meist ganz unpassenden Namen an dessen Stelle zu setzen? Dieses zeitgemälse Vorgehen halte ich für geradezu absurd. Der Verfasser. 2) Aus dem Griechischen xvgaxiag, 6 — rabenartig, wahrscheinlich nach dem Schrei so benannt. Das Wort kommt bei Arist, Hist. Anim. IX, 24 vor, bezieht sich aber dort offenbar auf die Alpenkrähe oder Alpendohle (Fregilus, Pyrrhocorax), da der Schnabel rot (gelb) sein soll (posvıxogvyxos). 74 A. Koenig: Blaurake; Mandelkrähe. Dingnose der Gattung: Schnabel rabenartig, seitlich zusammengedrückt, mit deut- lich‘ übergreifendem Haken an der Spitze ohne Einkerbung. Schneiden messerförmig scharf. Mundwinkel mit starken Bart- borsten versehen. Nasenlöcher dicht an der Schnabelwurzel liegend, seitlich gestellt, ritzenförmig, offen. Zunge schmal,an der Spitze pergamentartig und stark zerfasert. Scheitel flach, Kopf dicht mit Federn besetzt. Flügel lang und starkschäftig; 1. Schwinge nur wenig kürzer als die 2., welche die längste ist. 10 Handschwingen, 12 Steuerfedern. Das Kleingefieder liegt ziemlich glatt an. Unterschenkel befiedert. Lauf kurz, auf der Vorderseite mit grofsen Quertafeln versehen, auf der Hinterseite mit kleinen, polygonen Schildern bedeckt. Füflse kurz und gedrungen, aber stark, zum Schreiten und Hüpfen geeignet mit starkrandigen Schildern bekleidet, 3 Zehen nach vorn, 1 nach hinten gerichtet. Vorderzehen am Grunde wenig verwachsen — Gang oder Wandel- füfse (Pedes ambulatorii). Krallen nicht auffalleud lang, aber kräftig. Die Kralle der Mittelzehe auf der Innenseite ähnlich wie bei den Bienenfresssern, stark schaufelförmig ausgebuchtet. Die Vertreter dieser artenreichen Gattung zeichnen sich ähn- lich wie die Bienenfresser durch prächtige Farben aus, worunter ein zartes Himmelblau vorwaltet, das in allen Abstufungen bis dunkelultramarinblau auftritt; braune Farbentöne mengen sich dazwischen. Die Nahrung besteht vorwiegend aus Insekten und Würmern. Höhlenbrüter. Eier weifs. Die Arten verteilen sich hauptsächlich auf das tropische Afrika und Asien, kommen aber auch im australischen Gebiete vor; auf Aegypten entfällt eine auch in Europa vorkommende Art. 67. Coracias garrula,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 139. [Linnaeus scripsit Garrula.] 1) garrulus, a, um Adject. vom Zeitwort garrulo, are und garrio, ivi, Itum, ire — schwatzen, plaudern hergeleitet — also — schwatzhaft, geschwätzig, von Virgil, Ovid, Plinius bei Vögeln gebraucht, z. B. bei Letzterem cantus lusciniae, Die feminine Endung garrula wird von neueren Schriftstellern mmer in die masculine umgeändert mit der Begründung, dafs das Wort Coracias masculinum ist. Ich halte diese Verbesserung nicht für statthaft. Der Vogel im Begriff als solcher ist im Lateinischen als avis femininum und fällt mit Weibern, Bäumen, Städten, Land, in die bekannte Hauptregel. In der altklassischen Botanik heifst unser Hollunderstrauch ebenfalls Sambucus nigra, nicht niger. Auch in der XIII. Auflage der Syst. Nat. I, pag. 378 schreibt Gmelin Coracias Garrula. Die Sitzfüfsler (Insessores) Aegyptens. 75 C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris. Cornix caerulea apud Gesn. Aldr. Bill. Garrulus argentoratensis apud Raj, Edw. Briss. Frisch. Habitat in Europa, victitans Scarabraeis, Ranis, Glandibus, Frugibus. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Blaurake; Mandelkrähe. Französisch: Rollier commun. Englisch: Common Roller. Arabisch: Die arabische Bezeichnung in Aegypten ist mir unbekannt geblieben. Auch wird sie von keinem der früheren Autoren erwähnt. Alfred Kaiser gibt für diesen Vogel die Bezeichnung der Beduinen auf dem Sinai mit Bakarädsch an. In Moghreb (Algerien, Tunis) heifst die Blaurake Schrägrag. Kopf, Hals und Unterseite hellblau. Gegen das Licht ge- halten mehr blau, vom Licht abgehalten mehr grün. Bauchseite und Afterfedern am hellsten. Vordere Stirn und Kinngegend und auch wohl Augenbrauenstreif hellgrau (weifßslich). Kehle mit hellen Schaftstrichen, die leuchtend hervortreten. Oberrücken, Schulterfittich und innerste Armschwingen zimmtbraun; Bürzel hyazinthblau. Schwingen grofs und stark, schwarz mit bläulichem Anflug; an der Wurzel hellblau; Armschwingen auf der Aulsenfahne dunkelblau; alle Schwingen unterseits dunkelveilchenblau. Kleine Oberflügeldecken ultramarinblau, die gröfseren bläulichgrün mit meist dunkelvioletter Saumeinfassung. Unterflügeldecken und Axillaren lichtblaugrün. Mittelste Steuerfedern dunkelgrün verwaschen, die übrigen beiderseits des Schaftes blau, nach dem Ende zu in hellblau- grün übergehend; die beiden äufseren Schwanzfedern mit einer verschmälerten, etwas heraustretenden Endspitze. Alle Schäfte der Schwingen und Steuerfedern, sowohl oberseits wie unter- seits, glänzend dunkelschwarzbraun. Iris umbrabraun. Füfse dunkelgelb. Der seitlich zusammen- gedrückte. mit-hakenförmiger Spitze übergreifende Schnabel ist dunkel hornfarbenschwarz. Flügellänge durchschnittlich 19—20 cm. Im Frühjahr tritt das farbenprächtige Kleid dieser Vögel besonders glänzend hervor, während nach der Brutzeit alle Farben matter (abgeblafst) erscheinen. Der junge Vogel ist naturgemäls einfacher im Federkleide und zeigt auf Kropf und Brust einen gelbbräunlichen Anflug. Schwanz abgerundet ohne die charak- teristischen verlängerten Endspitzen der beiden äufseren Steuer- federn. In Aegypten ist die Blaurake anscheinend nur Durchzugs- vogel. Kein Ornithologe erwähnt sie als Brutvogel. A. Brehm 76 A. Koenig: Die Sitzfülsler (Insessores) Aegyptens. gibt in Cab. J. f. Orn. 1853, pag. 454 eine ganze Reihe der von ihm beobachteten und aufnotierten Zugdaten, die sich jedoch meistens auf den Herbst beziehen. Er erwähnt sie als einen im August bei Alexandrien nicht seltenen Vogel und sagt aus- drücklich, dafs man in Aegypten die Rake während des ganzen Winters zerstreut und vereinzelt in Durrahfeldern finden kann. Offenbar hat Brehm damit den Aegyptischen Sudan, etwa von der Provinz Döngola ab, gemeint — nicht aber das eigentliche Aegypten, wo ja Durrah (Sorghum vulgare) arab. Esch — über- haupt noch nicht gedeiht. Für Aegypten mufs die Blaurake als ein ausgesprochener Zugvogel gelten, wieHeuglin und Shelley betonen, deren Ankunft sie gegen Ende April angeben. Shelley hat diesen Vogel auffallend scheu in Aegypten gefunden und nur mit Mühe von 4 Stück drei bei Dendera am 26. April erlegt. Die grofse Scheu der Blaurake spricht schon von selbst dafür, dafs sie in Aegypten nur Durchzugsvogel ist, denn an den Brutplätzen benehmen sich die Vögel durchweg vertraut. Ich selbst bin der Blaurake nur ein einziges Mal in Ober-Aegypten bei Bellianah am 13. 4. 1899 begegnet und habe sie dort ebenfalls auffallend scheu und heimlich gefunden. Dr. Parrot sah ein Exemplar am 1. Mai im Fayum. In Unter-Aegypten soll die Mandelkrähe auch im Frühjahr häufiger gesichtet werden, wie mir Dr. Innes Bey erzählte. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs sie daselbst brütet, während ich dies für Ober-Aegypten verneinen möchte. Sehr interessant ist eine Mitteilung unseres berühmtesten Afrika-Reisenden Georg Schweinfurth ib Mitteilungen geol. Anstalt, Gotha, Band 2, 1865 in seinem Aufsatze: Das Land am Elba- und Soturba - Gebirge oder der vom Bischarin - Tribus Ammer-Gerab bewohnte Teil der Nubischen Küste, wo er mehrere Coracias garrula im Wadi Elesse angetroffen hat. JB3ED KLETTERVÖGEL (SCANSORES) FBEGNYPITENS. BEARBEITET ALEXANDER. KOENIG BONN A./RHEIN. Die Klettervögel (Scazsores) Aeyyptens. .. Bearbeitet von Alexander Koenig, Bonn a./Rh. Aus der Ordnung der Klettervögel (Scansores) liegt für Aegypten nur eine Familie und eine Gattung (Jynz, L.) mit einer Art (Jynx torquilla, L.) vor. Yunx,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 172. Rostrum teretiusculum, acuminatum. Nares concavae, denudatae. Lingua teres, lumbricifornis, longissima apice mucronata. Pedes scansorii. Generis Diagnosis apud Linnaeum |. c. 1) Das von Linnö latinisierte Wort stammt vom Griechischen lvy&, ivyyos, auch ivy&, 7 = der Wendehals — geschrieben. Aristoteles, H. Anim. ll, *Cap. 12 sagt darüber folgendes: „Einige wenige haben zwei vorn und zwei hinten (sc. Zehen) wie der sogen. Wendehals (!vy&). Dieser Vogel ist ein wenig grölser als ein Fink, von buntem Aussehen (zo d’eidog moıxikov), welcher als besonderes Merkmal die Bildung der Zehen und eine den Schlangen ähnliche Zunge hat; sie läfst sich nämlich bis auf 4‘ weit vorstrecken und zieht sich in sich selbst wieder zusammen. Ferner wendet er bei ruhiger Lage des übrigen Körpers seinen Hals nach hinten, wie die Schlangen. Er hat grofse Krallen von ähnlicher Bildung wie die der Krähen und eine schrillende Stimme.“ Übersetzung von Aubert und Wimmer. Der Name ivyS ist offenbar hervorgegangen aus dem Zeitwort 3vVEo — schreien, laut rufen (von lautem hellem Wehgeschrei) — ganz vortrefflich auf diesen Vogel passend. Der Name wird entsprechend dem griechischen Buchstaben v wohl besser Jynx statt Junx geschrieben, wie es allgemein geschieht, weil es dem Klange der Stimme des Vogels besser entspricht. Der Verfasser. 80 A. Koenig: Wendehals. Diagnose der Gattung: Schnabel grade, an der Basis ziemlich breit, spitz aus- laufend, seitlich wenig zusammengedrückt. Nasenlöcher dicht vor der Stirne, gleich am Schnabelrücken, der scharf hervortritt, nahe beisammenliegend, nierenförmig. Zunge mit nadelförmiger hornartiger Spitze, doch ohne Wiederhäkchen im Gegensatz zur Zunge der eigentlichen Spechte, die mit Wiederhäkchen versehen ist, weit vorschnellbar, weil der hintere Teil der Zunge wurmförmig und sehr dehnbar ist. Flügel kurz und stumpf; 1. Schwinge sehr .klein, an die ‘ bekannten Malerfedern der Waldschnepfe erinnernd; die 2. nur wenig kürzer als die 3., welche mit der 4. die längste ist. Schwanz lang, abgerundet und sehr weichfedrig, sich völlig entfernend von der Schwanzform der eigentlichen Spechte und daher zum Klettern auf Bäumen ungeeignet. 10 Federn von annähernd gleicher Länge und Breite und zwei sehr kleine Seitenfedern, die nicht wie bei den Spechten auf, sondern unter den beiden äufseren liegen. Kleingefieder locker und sehr weich. Fülse stämmig, 2 Zehen nach vorne, 2 nach hinten ge- richtet, echte Kletterfüfse (Pedes scansorüi). Lauf nackt und wie die Zehen mit grofsen groben Schildern bedeckt. Krallen nicht grofs, leicht mondförmig gekrümmt. Die nur vier Arten zählende Gattung zeichnet sich direh ein nachtschwalbenartiges Gefieder aus. Die Vertreter leben in Wäldern auf Bäumen, gehen aber auch viel auf den Boden herab, um dort ihrer‘ Nahrung nachzugehen. Auf Aegypten entfällt eine Art. 68. Yunx torquilla,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 172. [Linnaeus scripsit Torquilla.] Cuculus subgriseus maculatus, rectricibus nigris, fasciis undulatis. Jynx s. Torquilla apud Bell. Gesn. Aldr. Will. Frisch, Briss. aliosque. Habitat in Europae truneis arborum putrescentibus, e quibus Larvas extrahit, collum contorquens circumspicit, ad- ventantes Acecipitres Passeribus indicat. Diagnosis apud Linnaeum |. c. 1) torquilla ist ein italienisches Wort, höchst wahrscheinlich aus dem lateinischen Zeitwort torquio, torsi, tum, quire = drehen, wenden, winden hervorgegangen. Die Klettervögel (Scansores) Aegyptens. 8 Wendehals. Französisch: Torcol ordinaire. Englisch: Wryneck, Snake Bird. Arabisch: Unbekannt. Ganze Oberseite hellgrau, dunkelgraubraun marmoriert. Von der Mitte des Scheitels zieht sich längs der Mitte des Nackens bis in den Rücken hinein ein schwarzbrauner Längsstrich; der im Nacken am breitesten ist. Eine ebensolche Streifenlinie zieht sich über die inneren Flügeldecken hin. Kopffedern mit schwarzen Spitzen und einer schwarzen, von einer weilslichen Linie umfalsten schmalen Querbinde in der Mitte. Unterrücken und Bürzel mit schwarzen Längsstrichen. Vom Auge nach der Ohrgegend zu ein dunkelbraunes Band. Zügel gelblich; Kinn und Kinnseiten weils, schwarz quergebändert. Hals und Kropfgegend isabell- farben mit schmalen zackig verlaufenden schwarzen Querlinien. - Brust und Bauch schmutzig weils mit dunkelbraunen Pfeil- fiecken, die auf den mehr gelblichen Weichen dichter werden und Querbinden bilden. After und Unterschwanzfedern gelblich, ebenso quer gebändert. Schwingen dunkelbraun; Aufsenfahnen mit braunen, an den Handschwingen scharf begrenzten, an den Armschwingen breiter werdenden, schachbrettartigen Querflecken; Innenfahnen am Rande mit abgeblafsten, rostfarbenen rundlichen Flecken. Obertlügeldecken rostbraun mit mondförmigen, weils- lichen, schwarzbegrenzten Flecken. Unterflügeldecken weils und gelblich, fein schwarz gewellt. Schwanzfedern graubraun, fein dunkel gewellt und marmoriert mit unregelmäfsigen schwarzen und weilslichen, ebenfalls marmorierten Querbinden. Die schwer zu beschreibende Zeichnung des Kleingefieders ist grofsem Wechsel unterworfen. Die Unterseite stellt sich bald hellgrauweils, bald wieder intensiv gelblich-isabellfarben dar. Auch das Braungrau auf der Oberseite schattiert sich bald heller, bald dunkeler ab. Der Wendehals neigt sehr zur individuellen Abänderung, wie alle auf den Erdboden angewiesenen Vögel, immer aber nimmt er auf der Oberseite eine durchaus nacht- schwalbenartige Zeichnung an. Iris lebhaft braun, Füfse bornfarben, Flügellänge 8—9 cm. Die Geschlechter sind in der Zeichnung kaum von einander zu unterscheiden. Jüngere Vögel sind mehr braun als grau. Der Wendehals, dessen arabische Benennung mir unbekannt geblieben ist, gehört zu den ausgesprochenen Zugvögeln in Aegypten. Ich besitze jedoch nur ein Stück dieser Art in meiner Sammlung aus dem Nilgebiete, welches ich in Mazghouna am 18. 4. 1910 erlegte. Anderweitig bin ich diesem Vogel in Aegypten auffallender Weise nicht begegnet. Dr. Parrot hat den Wendehals während seiner nur kurzen Besuchszeit in 82 A. Koenig: Die Klettervögel (Scansores) Aegyptens. Aegypten zweimal gesehen und zwar am 24. April 1902 im - Ezhekieh-Garten und tags darauf in der Lebbach-Allee in Gizeh. Nach Heuglin ist er kein seltener Durchzugsvogel in Aegypten sowohl in den Frühjahrs- als in den Herbstmonaten. Ebenso spricht sich Shelley aus, doch läfst er ihn in Ober- Aepypten und Nubien weniger häufig vorkommen, als im unteren Aegypten. Im Sinaigebirge dicht vor dem Kloster im Wadi Cläf habe ich am 16. März 1898 einen Wendehals erlegt, der offenbar auf dem Durchzuge daselbst war. Ferner liegt mir ein Vogel (2 ad.) aus Gebleb, Colagebirge in Abessinien, leg. Schrader 9. 12. 1908 vor. | Der Wendehals ist der einzige Vertreter aus der Ordnung der Klettervögel (Scansores) in Aegypten. Bis jetzt ist noch keine einzige Spechtart für das eigentliche Aegypten nachge- wiesen. Das Fehlen derselben wird durch den Mangel an grölseren Bäumen erklärlich. Eıst mit dem Vorkommen der grofsen Acazien wie Acacia albida, D., Ac. Seyal, Del. und Ac. camplya- cantha, sowie anderer grofsen Bäume wie Dalanites, Tamarinden, Kigelien im Aegyptischen Sudan treten auch Spechte wieder in die Erscheinung. Druck von Otto Dornblüth Nachf. in Bernburg. DIE RABENARTIGEN VÖGEL - (GORACHS) AEGYPTENS. BEARBEITET VON ALEXANDER KOENIG BONN A./RHEIN. = DOM ur, Er wi ” N ER u - N u Y ae mE . 30% Raums) Die Rabenartigen Vögel (Cora@ces) Aegyptens. Bearbeitet von Alexander Koenig, Bonn a./Rhein. Die Familie der Pirole (Oriolidae) wird in Aegypten durch eine Gattung und diese durch eine Art vertreten. Oriolus,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 160. Rostrum conicum, convexum, acutissimum, reetum: mandi- bula superiore paulo longiore obsolete emarginata. Lingua bifida, acuta. Pedes ambulatorii. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Pirol. Diagnose der Gattung: Schnabel ziemlich lang und stark, nahezu kegelförmig. Firste sanft gebogen, an der Wurzel breit. Die Schneiden des Oberschnabels hervortretend, die Spitze mit seichtem Einschnitte. Mundwinkel mit wenigen kurzen Bartborsten. Nasenlöcher nahe an der Schnabelwurzel seitlich freiliegend, oval, (verkehrt eiförmig), unterseits eine grofse starke Membran. Zunge lanzettförmig mit geteilter zerzaserter Spitze, Ränder am Grunde gezahnt. Flügel wohl ausgebildet. 10 Handschwingen, die erste "Schwinge kurz, die zweite nahezu doppelt so lang, aber kürzer als die dritte, welche die längste von allen ist. 1) Der Name Oriolus ist anscheinend barbarischen Ursprungs — so lesen wir in Gesner, de avium natura pag. 378 „sunt qui oriolum auem ut barbari nominant“. Vermutlich ist der Name ein Klangwort, der die Stimme des Vogels in der Kadenz vortrefflich wiedergibt. Weit - hergeholt und wenig wahrscheinlich erscheint mir die Herleitung dieses Namens aus aur&ölus, a, um Adject. (Deminutiv von aureus) — schön » golden, goldartig, goldfarbig. Der Verfasser. 86 A. Koenig: 12 Steuerfedern. Schwanz lang, ziemlich grade abgeschnitten, die Flügel überragend. Fülse stark und kurz, zwei Zehen nach vorne, eine nach hinten gerichtet; äufsere und mittlere Zehe am Grunde verwachsen (Gang- oder Wandelfüfse, Pedes ambulatorii). Hinterzehe am kräftigsten mit sichelförmig gebogenem Nagel. Lauf vorn ge- täfelt, binterseits von 2 glatten Schienen umschlossen. Wohlgestaltete, mit angenehmen Kontrastfarben gezierte Vögel. Die g'G! prangen vorwiegend in einem wundervoll ge- sättigten Goldgelb, während die QQ ein mehr grünliches, auf der Brust vielfach dunkel gestreiftes Colorit zeigen. Ausge- sprochene Waldbewohner. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, namentlich Raupen, aber auch aus Beeren und weichen Früchten. Die artenreiche Gattung beschränkt sich auf die östliche Halbinsel und bewohnt fast durchweg die heifsen Länder. Auf Aegypten entfällt nur die eine, allgemein bekannte Art. 69. Oriolus galbula!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 160. [Linnaeus scripsit Galbula.] O. luteus loris artubusque nigris, rectricibus exterioribus postice flavis. Habitat in Europa et India orientali; victitat insectis, baceis; nidus e foliis urceolatus in ramificationibus arborum. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Pirol; @oldamsel; Kirschvogel. Französisch: Loriot ordinaire; Louriou. Englisch: Golden Oriole. Arabisch: Süfer d. i. Der Gelbe (nach Heuglin). S' ad. Ganze Oberseite und Unterseite gesättigt goldgelb. Zügel schwarz. Flügel und Flügeldecken tiefschwarz, auf dem oberen Teil seidenartig glänzend. Handschwingen fein weils ge- säumt; frisch vermausert zeigen alle Schwingen weilsgelbe Spitzen- säume, die sich jedoch durch Abnutzung allmählich verlieren. Die grofsen Deckfedern der Handschwingen schwarz, breitgelb gesäumt. Schwanzfedern am Grunde schwarz mit ausgedehnten goldgelben Spitzen, mittelstes Paar ganz schwarz, zartgelb ge- säumt. Unterflügeldecken goldgelb. Iris tief blutrot. Schnabel mattrotbraun. Fülse bleifarben graublau. 1) galbulus, i m. von galbus, a, um Adject. —= yAwooös = blals- gelb, grüngelb gebildet — ixreoog ein kleiner grüngelber Vogel, vermutlich die Goldamsel, so bei Mart. Lib. XIII, 68 (al. galbula) Plinius, Hist. Nat. XXX, 94 avis icterus vocatur a colore. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 87 Q ad. Olivfarben mit gelblichem Anflug, der bald stärker, bald schwächer sein kann. Bürzel und Oberschwanzdecken mehr ins Gelbliche übergehend. Zügel schwärzlich. Kinn, Kehle und Halsfedern mit dunklem Mittelstreifen. Kropf stärker gestrichelt. Brust und Unterkörper hellgrau mit schwarzen Schaftstreifen ; Bauchgegend ungestreift, weifslich. Flanken mit gelbem Anflug. Unterflügeldecken und Afterfedern ausgesprochen gelb. Schwingen mattschwarz mit schmalen weifslichen Aufsensäumen. Obere Deckfedern der Handschwingen weils gesäumt. Steuerfedern olivfarben. Ihre Innenfahnen an der Spitze breitgelb gesäumt. Iris rot, Füfse bleigrau. Flügellänge 15 cm. Schwanz: 8 cm. Schnabel: 3 cm. Ganze Länge vom Stirnansatz bis zum Schwanz- ende etwa 20 cm. Junge Vögel sind auf der Oberseite mehr zeisiggrün und zeigen nur in den Weichen einen gelblichen Anflug. Die Unter- seite ist stark gestrichelt. Schwingen und Flügeldeckfedern tragen helle Federsäume. Heuglin nennt den Pirol einen regelmälsigen Zugvogel Nord-Ost-Afrikas und sagt von ihm, dafs er im Norden dieses Gebietes einzeln und in kleinen zerstreuten Gesellschaften auf- träte. Shelley sagt dasselbe und fügt hinzu, dafs er als Brutvogel in Aegypten nicht zurückbleibt. Dr. Parrot beobachtete diesen Vogel am 25. April 1902 im zoologischen Garten von Ghizeh. Auf meinen Streifzügen in Ober-Aegypten bin ich dem Pirol nirgends begegnet. Dagegen sah ich ihn im Jahre 1898 gele- gentlich unseres Aufenthaltes in Alexandrien. Das damalige Stadt- oberhaupt Schakur-Bey führte uns in die schönsten Gärten der Magnaten Alexandriens, welche hohe üppige Bäume der südlichen Zonen aufwiesen. In den dichten Kronen derselben trieben sich z. Zt. viele Pirole herum und wurden von den im Garten ar- beitenden jungen Burschen mit Eifer gejagt und rücksichtslos von den Bäumen herabgeschossen. Sie boten mir ein ganzes Bündel dieser eben von ihnen erlegten Vögel zum Kauf an. . Es waren anscheinend durchweg weibliche Stücke, ein vollausge- färbtes 9 sah ich nicht darunter. 88 A. Koenig: Die Familie der Haarvögel oder Kurzfulsdrosseln (Brachy- podidae, Swains. 1837) wird in Aegypten durch eine Gattung (Pyenonotus, Boie 1826) und diese durch eine Art (Pyenonotus Arsinoe, Licht. 1823) vertreten. Pyenonotus!), Boie 18326. Isis 1826, pag. 973. — Ixos, Temm. 1840. Man. d. Orn., pag. 606. Polsterrücken; Bülbül. Diagnose der Gattung: Schnabel lang, schlank und ziemlich stark, an der Wurzel breit und flach mit sich emporhebender sanft gewölbter Firste, seitlich ein wenig zusammengedrückt. Der Oberschnabel greift mit hakenförmiger, zahnartig aus- geschnittener Spitze über den Unterschnabel. Im Schnabelwinkel stehen einige Bartborsten, von denen sich oberseits vier besonders abheben. Die Nasenlöcher liegen in einer muldenartigen Ver- tiefung, seitlich nahe der Stirnbefiederung und sind durchgehend (nares perviae). Flügel ziemlich lang, aber abgerundet. Von den Hand- schwingen ist die erste auffallend klein, die zweite nahezu doppelt so lang aber noch bedeutend kürzer als die dritte, während die vierte und fünfte die längsten sind. Handschwingen lang und spitz, auf der Aufsenfahne leicht ausgebuchtet, Armschwingen dagegen breit — abgerundet. Schwanz lang, mehr grade abge- schnitten als abgerundet. Das gesamte Kleingefieder ist weich, auf dem Bürzel lang, fast wollig und sehr reich und dicht stehend, worauf der Genus- name gegründet wurde. Aus der Befiederung des Hinterkopfes treten zuweilen haarartige Gebilde hervor, welche nackte von der Fahne gänz- lich entblöfste Federschäfte darstellen. Lauf geschient, am Uebergang zu den Zehen meist getäfelt. Fülse kurz gedrungen, stämmig. Zehenrücken getäfelt, inseitig warzig ausgekleidet und damit vorzüglich ausgestattet für die Bewegung auf Asten und Zweigen in Bäumen und Sträuchern. Muntere, durch eine kurze aber klangreiche Stimme ausge- zeichnete Vogelgruppe in grauem Farbentone. Der Kopf hebt sich meistens durch schwarze Färbung ab. Die Afterfedern zeigen 1) Das Wort ist gebildet (latinisiert) aus’ dem griechischen Verbum nvxvco — dicht oder festmachen. Subst. m’xvwua To — das, was dicht oder fest machk, das dicht Umgebende, die Kleidung — und dem Subst. v@zog, 6 —= der Rücken — sowohl von Menschen als von Tieren, übersetzt etwa Polsterrücken wegen der sehr dichten Befiederung, nament- lich auf der Dorsalseite. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 89 Neigung für gelbe und rote Farbentönung. Sie bauen freie, ziemlich .kunstvolle Nester und legen 2—4 reich gefleckte, sehr schön gezeichnete Eier. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich in Früchten, aber auch in allerlei Insekten, welche sie von den Bäumen ablesen. Man kennt viele Arten, welche sich auf die heifsen und warmen Länder der Alten Welt erstrecken. 70. Pycnonotus Arsinoe,!) (Licht.) 1823 — [Turdus Arsinoe, Lichtenstein Verz. der Doubl. des zool. Museums in Berlin 1823, pag. 39.] T. cinereo fuscus, capite nigro, abdomine sordide albo, crisso candido. Longit. varians inter .7‘ et 8‘ Fayum in Aegypto Affinis T. Gaffro, differt rostro, crisso, remigibus. Diagnosis apud Lichtenstein |. c. Graubülbül; @rauvogel; Drossling. Französich: Turdoide obscure. Englisch: White-vented Bulbul. i Arabisch: Bulbul; Chanzur el Schami im Fayum. Ganze Oberseite dunkelgraubraun, Kropf und Kehle schwarz; Kropfgegend dunkelbraun. An der Wangenseite hinter der Ohr- gegend ein kleiner, weifser, schräg sichelartig gestellter Streif, Brust und Bauch weils. Flanken grau. Steifsfedern hellweißs. Schwingen dunkelbraun, äufsere Fahnen heller gesäumt als die inneren. Unterflügeldecken am Bug grau. Die Armschwingen unterseits hellfarbig weils gesäumt. Steuerfedern dunkelbraun. Die äufseren Paare ein wenig heller und graubraun gesäumt. Iris umbrabraun. Schnabel und Füfse schwarz. Flügellänge: 8,5—9 cm, ganze Länge etwa 18 cm. Der Aegyptische Graubülbül, der vom Nordwestafrikanischen Vogel Pycnonotus barbatus, (Desf.) ganz verschieden ist, stellt sich als eine in sich abgerundete, durchaus selbständige Art dar. Seine Verbreitung in Aegypten ist höchst bemerkenswert und eigenartig. Ob er in Unterägypten vorkommt, vermag ich nicht zu sagen; um Cairo herum fehlt er vollständig und tritt in Mittel- ägypten nur im Fayum auf. Dort ist er ein überaus häufiger Vogel, der sich durch seine lieblich pfeifende, melodisch klingende Strophe überall bemerklich macht. Sein Verbreitungsbezirk fällt hier mit dem Sporenkuckuck (Centropus) zusammen. Die Fayum- 1) Arsinöß, es f. (“doowvon) — Tochter des Ptolemaeus Lagi und der Berenice, Gemahlin des Königs Lysimachus, später ihres Bruders Ptolemaeus Philadelphus, nach ihrem Tode als Venus Zephyritis auf dem afrikanischen Vorgebirge Zephyrium verehrt, der zu Ehren dieser Name wohl gegeben sein muls. Der Verfasser. 90 A. Koenig: Oase überschreitet er nicht und wird im ganzen übrigen Aegypten vermifst, wenigstens bin ich ihm auf meinen Streifzügen dort nirgends begegnet. Heuglin sagt, dafs er in den Oasen der Thebais vorkommt, wo ich ibn aber nicht gesehen habe. Erst nach Überschreitung des Wendekreises tritt er wieder in die Erscheinung. Ich bin ihm beim Dörfchen Mäsmäs zuerst wieder begegnet. Von dort ab bis Wadi-Halfa habe ich ihn alltäglich geschen; seine Dichtigkeit nimmt von Abu-Simbel ab zu und hält sich so bis an die Oase von Wadi-Halfa. Weiter südlich ist er in der ganzen Provinz Döngola ein überaus häufiger, all- gemein bekannter Vogel. Er geht noch weit über die Hauptstadt des Sudans (Charthum) hinaus und ist im Gebiete des Weilsen Nils ebenso häufig wie dort. Erst an den Quellflüssen des Nils (Bahr el Ghäzäl, Bahr el Zeräf und Bahr el Gebel) wird er durch eine andere Art Pycnonotus nigricans, var. minor Heugl. ersetzt. Dieser Vogel ist dann wiederum keineswegs zusammenzuwerfen mit dem im Sinai und in ganz Palästina vorkommenden P’ycnonotus xanthopygos, (Hempr. & Ehrbrg.), obschon er ebenso wie jener gelbe Steifsfedern hat. Ich sehe in diesen vier Vögeln eine eigentümliche Parallelerscheinung. Der in Nord - West Afrika speziell nördlich des Atlas vorkommende Bülbül (Pyenonotus barbatus, Desf.) ist der stärkste seines Geschlechtes; der den Breitengraden nach viel südlicher auftretende Aegyptische Vogel (Pyen. Arsinoe, Licht.) dagegen ist schwächer, geringer in den Mafsen und stellt gleichsam eine kleinere, immerhin gut differen- zierte Ausgabe jenes Typus dar. Ebenso verhält es sich mit den Gelbsteifsbülbüls. Der im Sinai und in ganz Palästina häufig auftretende Ixos xanthopygos, Hempr. & Ehrbg. ist der stärkere (robustere) Vogel, während der im Aethiopischen Ost-Afrika vor- kommende Pyen. tricolor minor, Heugl. viel kleiner als der in nördlichen Breiten vorkommende Vogel ist und demnach gewisser- malsen ebenfalls eine Miniaturausgabe jenes Vogels darstellt. Das Auffallende dieser Erscheinung — und darin beruht der Parallelismus — liegt darin, dafs diese doch vorwiegend den heifsen Ländern der östlichen Halbkugel zugehörige Vogelgattung im nördlichen Gebiete gröfsere Formen, im südlichen dagegen geringere hervorbringt. Woran dies liegt, vermag ich nicht zu entscheiden und hüte mich auch wohlweifslich davor, irgend eine Erklärung dafür abgeben zu wollen. Mir genügt der Hinweis auf diese Tatsache vollkommen, die wie so manche andere Beob- achtungen in das hochinteressante Gebiet der Parallelerscheinung in der Natur verweisen. Nun aber zurück zum Aegyptischen Vogel. So unscheinbar er in seinem grauen Federkleide auch ist, so sehr lenkt er die Aufmerksamkeit eines jeden Beobachters durch sein munteres, ich möchte sagen fröhliches Wesen auf sich, Behende hüpft er von Zweig zu Zweig, untersucht Blüten und Beeren, hascht hier ein Insekt und höhlt dort eine reifende Frucht aus, weils Die Rabenartigen Vögel (Corates) Aegyptens. 91 sich durch das dichteste Pflanzengewirr geschickt zu schlängeln und flötet dabei seine melodisch klingende Strophe. Diese ist nicht laug, vielmehr abgebrochen und kurz, aber ungemein wohl- klingend und lieblich. Erst kommen ein paar rasch ausgestofsene Töne hervor, denen eine volltönende lautschallende Schleife nachfolgt, etwa wie huit, huit, huit, kawithera klingend. Der Vogel verrät seinen Aufenthalt sofort durch seine Strophe — man bleibt — wenn man im Gange ist, unwillkürlich stehen und lauscht nur zu gerne den so sympathisch klingenden, wohlabge- rundeten Tönen. Es ist kein einheitlicher zusammenhängender Gesang, eine Strophe höchstens, kurz hervorgestofsen und rasch beendet, aber der Wohlklang in der Schlufsschleife ist so anmutig und volltönend, dafs man gar nicht anders kann, als den Tönen zu lauschen und immer wieder sein Ohr denselben zuzuneigen. Für Aegypten ist dieser Vogel eigentlich das, was bei uns die Nachtigall ist. Der Aegyptische Name Bülbül soll auch ungefähr diesen Begriff darstellen, wie mir von arabisch-sprachkundiger Seite mitgeteilt wurde. 'Vortrefflich hat daher Ehrenberg den Grauvogel Aegyptens charakterisiert in den Worten: „amabili tenui cantu pretiosa avis Dongolae modesta Luscinia“. In der Garten-Oase Cairos „Fayum“ ist der Graubülbül ein häufiger Vogel. Ich safs noch im Eisenbahnzuge, als ich an der Station Fayum wunderbare, mir bis dahin gänzlich fremde Laute vernahm. Es war — wie ich meinem Tagebuche entnehme, eine allerliebste Strophe, in der Einleitung etwas an den Finkenschlag erinnernd. Und da gewahrte ich auch gleich aus dem Fenster des Abteils die Erzeuger dieser Töne, welche in den das Stations- gebäude umrankenden Schlingpflanzen safsen und sich da ohne jegliche Scheu vor der unter sich wogenden Menschenmenge herum- tummelten. Sie schlüpften munter in dem Gerank der bestaubten Kletterpflanzen herum und liefsen alle Augenblicke ihre liebliche Stimme hören. Ich war sehr erfreut über den sich mir dar- bietenden, ganz unerwarteten Anblick dieser für mich neuen Vogelart. Bald darauf erlegte ich in der Oase den ersten Vogel und als ich ihn bewundernd in meiner Hand hielt, nannten mir die Eingeborenen auch den landesüblichen Namen: Ghanzur el Scham d. h. Vogel aus Syrien.!) Mein Interesse daran erkennend, erweiterten sie ihre Aussagen mit dem Bemerken, dafs es noch eine andere Art dieses Vogels gäbe, welche am After gelb (asphar) 1) Syrien verknüpft sich den aegyptischen Landesbewohnern (Fellahin) mit dem Begriffe des fruchtbaren, reich gesegneten Landes. Sie halten daher wohl den Ursprung mancher Produkte als aus diesem Lande her- stammend. So unterscheiden sie u. A. die Körnerfrüchte unter dem Begriff Brod—esch als durrah bellediyeh = Landbrod (Andropogon Sorg- hum, Brot) welche Getreidefrucht im Aeg. Sudan weitschichtig gebaut wird und in allen Läden Aegyptens zu haben ist, von der durrah Schamiyeh als aus Syrien stammend = (Zea Mays, L. Mais). 92 A. Koenig: sei. Diese Angabe mufste mir wohl mein dorthin von Cairo mitgenommener Dragoman Ab’d’el Cid gemacht haben, der vorher mit Reisenden im Sinai gewesen war und den Gelbsteilsbülbül von dort her kannte, denn in ganz Aegypten kommt der Gelb- steilsbülbül (Ixos zanthopygos, Hempr. & Ehrbg.) nirgends vor. Die Phantasie meines Dragomans verstieg sich sogar soweit, dals sie mir deutlich den Rotsteilsbülbül aus Indien (Pyenonotus haemorrhous, (Gmel.) vorführte, um ihn ebenfalls im Fayum, der Wunderoase par excellence vorkommen zu lassen. Das erklärte sich daraus, dafs dieser Vogel in damaliger Zeit häufig auf Schiffen nach Port-Said gebracht wurde. Ich selbst habe ihn garnicht so selten eingekäfigt in Stuben und vor den Häusern Cairos gesehen. Der Lieblingsbaum des Graubülbüls ist die Sycomore (Fieus Sycomorus). Die mächtigen Kronen dieses Riesenbaumes schützen und schirmen ihn vor jeder Gefahr, denn das schärfste Auge ver- mag den lebhaften Vogel darin kaum zu erkennen. Wenn man aber unter dem Baume stille steht, gewahrt man den Vogel, wie er von Zweig zu Zweig schlüpft und die an den Asten sitzenden Feigen auf ihre Reife hin untersucht. Den Inhalt dieser Früchte klaubt der Grauvogel sauber aus, sodafs nur die lederartig dicken Schalen übrig bleiben. Solche ausgehöhlten Früchte kann man leicht finden, wenn man sich gröfsere Zweige dieses Feigenbaumes verschafft. Natürlich sind auch andere Vögel an der Aushöhlung beteiligt; den Hauptanteil dieser Arbeit trägt aber der Bülbül. Wie schon bereits gesagt, kat dieser Vogel in Aegypten eine höchst bemerkenswerte Verbreitung. Während er in Mittel- Aegypten anscheinend nur in der Oase Fayum vorkommt, feblt er im übrigen Aegypten gänzlich und tritt erst wieder südlich von Käläbsche in Nubien auf. Woran dies liegt, vermag ich nicht zu sagen, denn an Sycomoren und anderen Fruchtbäumen fehlt es auch in Ober-Aegypten nicht. Heuglin läfst ihn nur in Gegenden vorkommen, ‚wo fliefsendes oder stehendes Wasser zu finden ist.“ Nun, das ist doch am ganzen Oberlaufe des Nils ebenso der Fall wie im Fayum. Und doch vermifst man sein Auftreten dort durchweg, ebenso wie man den in der Fayum Oase so häufigen Sporenkuckuck in den Zwischenländern bis zum weifsen Nil gleichfalls nicht wiederfindet. Über die Fortpflanzungszeit des Graubülbüls liegen meinen Erfahrungen entgegenstehende Angaben vor. Heuglin!) sagt: „Lebt gewöhnlich paarweise oder in Familien, ist Standvogel und brütet in Nubien im August, im abessinischen Küstenlande nach Brehm im Frühling.“ Es bleibt weiteren Forschungen vorbehalten, ob in Nubien möglicherweise zwei Brutperioden vorliegen. Ich kann aufs Bestimmteste versichern, dafs ich in Nubien in der Fortpflanzung 1) Orn. N. O. Africas, Band I, pag. 397. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 93 stehende Vögel im Frühling und zwar im März angetroffen habe. Ich erlegte am 8. März 1897 in Abu Simbel ein angegattetes Paar, wovon das Q legereife Eier im Schlauch hatte. Leider war es mir nicht geglückt, Nester und Eier dieser Art in Aegypten zu finden; mehr Glück hatte ich damit in Döngola, wo ich eine Reihe dieser Nester persönlich fand. Das Nest hebt sich in kleineren Bäumchen z. B. in jungen Ssellem Acazien (Acacia Ehrenbergiana), worin ich es wiederholt gefunden habe, auffallend ab, da es ziemlich grofs und umfangreich ist, wird aber in jungen dichten Dattelpflanzen, wo es auch mit Vorliebe angelegt wird, weniger leicht gefunden, weil es darin oft sehr versteckt steht. Das Nest stellt einen aus Pflanzenstoffen sorgfältig zusammen- gefügten Bau dar, der in der halbkugelförmigen Mulde mit feinen Würzelchen sehr schön bekleidet ist. Heuglin gibtan, dafs die Nestmulde auch mit Pferdehaaren ausgepolstert sei. Diese Angabe möchte ich bezweifeln, da ich in den von mir gefundenen Nestern, welche ich aufs sorgfältigste untersuchte, nicht ein einziges Pferdehaar entdecken konnte. An der äufseren Peripherie des Nestes werden mit Vorliebe Baumwollflocken, weilse Bindfäden u. dgl. angebracht. Ein Verkleistern des Nestes mit Dünger und Kot, wie es Heuglin angibt, habe ich nicht gefunden. Diese Neigung würde drosselartige Verwandtschaft bedingen resp. voraussetzen, woran aber bei Pycnonotus garnicht zu denken ist. Der deutsche Name „Drofßsling‘ darf deshalb ja- nicht in irgend welche Beziehung zu den eigentlichen Drosseln gebracht werden. Die Eier gehören zu den schönsten Vogeleiern: sie sind auf weifsem, zart rosarot angeflogenem Grunde überaus reich und lebhaft dunkelbraunrot getippeit und gefleckt. Heuglins Aussage (I. c.), dafs er nur je 2 Eier in 2 Nestern gefunden habe, kann ich nach meinen Beobachtungen nur bestätigen, da die meisten von mir eigenhändig gesammelten Nester durchschnittlich nur 2 Eier und nur in einem Falle 3 Eier im vollen Gelege ent- hielten. Mehr wie 3 Eier scheint der Vogel überhaupt nicht zu legen. Mafse und Beschreibung der in Dongola gefundenen Nester und Eier. I. Nest mit I Ei (das volle Gelege bestand aus 2 Stück) leg. A. Koenig in Ghaddar (Provinz Döngola) 16. II. 1903. Das Nest stand in einer jungen Ssellem Acazie (Acacia Ehrenbergiana) und stellt einen sehr wohlgeformten Bau dar. Es ist locker aufgeschichtet, aus feinen Reisern und vereinzelten Strohhalmen tief halbkugelförmig ausgemuldet und in der Peripherie dicht mit Baumwollflocken umgeben, was dem Neste ein sehr hübsches Aussehen gibt. Die Nestmulde ist mit. sehr feinen dunkel rotbraunen Würzelchen und Fasern ausgelegt und der Eifarbe vortrefilich angepalst. 94 A. Koenig: Äufserer Durchmesser des Nestes: 1l cm; Durchmesser der Nestmulde: 7 cm; Höhe des Nestes: 8 cm. Tiefe der Nest- mulde: 4 cm; Umfang des ganzen Nestes: 38 cm. Die zwei ein volles Gelege bildenden Eier waren bebrütet;; beim Entleeren ging eins derselben, da überaus feinschalig, entzwei. Das ein wenig oblong gestaltete Ei ist auf zart rosarotem Grunde über und über, besonders am stumpfen Pole mit intensiv rot- braunen Flecken, Flatschen und Tupfen und mit sehr vielen stumpf aschfarbigen Schalenflecken bedeckt. Durch das Bohrloch gesehen scheint die Eihaut fahlstrohgelb durch. Die Eischale ist glatt, von mattem Glanze und mit wenigen nadelstichartigen Poren versehen. Es milst: 2.1; em! XI 14 cm 0,15 gr ll. Nest mit 3er Gelege zugetragen in Ghäddar (Provinz Döngola) 16. II. 1903. Das Nest ist locker und lose aus alten feinen Blütenrispen der Dattelpalme und fein dunkelbraunroten Würzelchen zusammen- gesehichtet; seitlich eingewoben, hauptsächlich aber in der äufseren Peripherie des Nestes, leuchtet die weilse Baumwolle hervor, welche dieser Vogel mit Vorliebe zur Umkleidung des Nestes zu verwenden scheint und welche dem Neste ein sehr schönes Aussehen verleiht. Einvergilbtes Durrahblatt (Andropogon Sorghum) liegt über den Baumwollflocken. Dieses Gefüge stellt eine wunder- bare Anpassung an die hellweilsen Stämmchen und Äste der Ssellem-Akazie (Acacia Ehrenbergiana, Hayne) dar. Der Durchmesser des ganzen Nestes beträgt: 12 cm; der Durchmesser «der Nestmulde: 7 cm; Höhe des Nestes: 8 cm; Tiefe der Nestmulde: 4 cm; Umfang des ganzen Nestes: 4] cm. Die Eier bilden in der Dreizahl ein volles Gelege. Sie sind auf weilsem, zart rosa überhauchtem Grunde mit vielen dunkel- braunroten Tupfen und aschfarbenen Schalenflecken bedeckt. Ein Ei (a) ist am stumpfen Pole von der Fleckenzeichnung nahezu vollständig bedeckt. Das zweite Ei (b) zeigt regelmälsige Verteilung der Flecken und Tupfen über die ganze Eischale, während das dritte Ei (c) den hellen Untergrund am meisten hervortreten läfst und nur feine Tüpfel- und Fleckenzeichnung trägt, unter denen nicht nur dunkelbraunrote, sondern auch fahlrostrote Flecken auftreten. Eischale sehr glatt, zartschalig, mattglänzend mit vereinzelten nadelstichartigen Poren versehen. a) 2,3 cm X 1,6 cm, b) 2,3.cm X 1,55 cm, 0,12 gr 0,12 gr ’ c) 2,2 cm X 1,5 cm 0,12 gr Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 95 - DI. Nest mit 2er Gelege, leg. A. Koenig im Ssidr’strauch (Zizyphus spina Christi, Willd.) in Shendi (Aeg. Sudan) 18. 3. 1903. Das Nest ist kleiner und weniger umfangreich als die Vorbeschriebenen, entbehrt auch in der Peripherie der Baumwoll- flocken, da Cossypium z. Zt. in Shendi nicht gebaut wurde. Es ist aus Bastfasern, Rispen und feinen Würzelchen locker auf- geschichtet und nur an der Peripherie ein wenig dichter verfilzt. Es mifst 10,5 cm im Durchmesser; die Nestmulde: 7 cm; Höhe des Nestes: 5 cm; Tiefe der Nestmulde: 3 cm; Umfang des Nestes: 34 cm. “ Die beiden Eier stellen ein Gelege dar. Sie sind auf hell- weilsem Grunde mit dunkelbraunroten Tupfen und aschfarbenen Schalenflecken reich bedeckt. Die Schale ist glatt und matt- glänzend mit vereinzelten nadelstichartigen Poren durchsetzt, die Form schön eiförmig. a) 2,1 cm X 1,5 cm, b): 2,2! em: Xi 1.5 cm 01er *? 0,12 gr IV. Nest mit 2er Gelege, zugetragen in Shendi (Aeg. Sudan) 19. III. 1903. Das Nest ist ein wenig fester gebaut als das vorhergehende. Die Nestmulde schön halbkugelförmig geformt und mit feinen rotbraunen wurzelartigen Fasern ausgelegt. Die Peripherie mit Pflanzenbast, mit vereinzelten Rindenstückchen und Wollfäden verfilzt. Durchmesser des ganzen Nestes: 10,5 cm; Durchmesser der Nestmulde: 6,5 cm; Höhe des Nestes: 5 cm; Tiefe der Nestmulde: 3 cm; Umfang des Nestes: 37 cm. Die beiden Eier sind auf zartrosafarbenem Grunde stark und ausdrucksvoll tiefdunkelrotbraun und aschfarbenviolett gefleckt und gepunktet. Am stumpfen Pole fliefsen die Flecken vielfach in Flatschen zusammen, ohne einen ausgesprochenen Kranz zu bilden. Die etwas bauchig gestalteten Eier zeigen matten Schalen- glanz, die Eifläche ist glatt mit vereinzelten nadelstichartigen Poren versehen. Durch das Bohrloch, gegen das Licht gesehen, leuchtet die Eihaut hellstrohgelb durch. a) 2cm X 1,5 cm, b) 21cm X 15cm 0,12 gr ; 0,12 gr V. Nest mit 2er Gelege, zugetragen am Gebel Rojan (Aeg. Sudan) 23. Il. 1903. Des Nest ist, da es mir zugetragen wurde, offensichtlich, der äufseren Peripherie teilweise beraubt und macht daher einen unvollständigen Eindruck. Die Nestmulde wird durch locker aufeinander gefügte dunkel wurzelartige Pflanzenfasern gebildet während die Peripherie mit Bast und Pflanzenwolle durchwirkt 96 A. Koenig: ist. Die beiden Eier bilden ein volles Gelege. Sie sind * auf hellweifsem Grunde mit vielen kleinen rotbraunen Tupfen und aschfarbenen Schalenflecken versehen, welche am stumpfen Pole eine Neigung zur kranzartigen Ablagerung zeigen. Von gefälliger Eiform ist die Schale mattglänzend mit durch die Lupe kaum sichtbaren, nur wenigen Poren und Grübchen versehen. Die beiden Eier scheinen durch das Bohrloch gegen das Licht gesehen klar hellweifs, nicht gelb wie die vorbeschriebenen durch a) 2,2 (nicht ganz) X 1,5 cm, b) 21cm X 1,5 cm 0,12 gr 7 0,12 gr VI. Nest mit 1 Ei, zugetragen am Gebel Rojan (Aeg. Sudan) 23. III. 1903. Das Nest ist aus Pflanzenfasern, Rispen und feineren Wurzeln locker, aber doch fest aufgeschichtet. Die Mulde mehr napf- förmig als halbkugelförmig mit dunkelen Würzelchen ausgelegt; die Peripherie und Unterlage mit Bast, weifser Pflanzenwolle - und Samenfäden durchwirkt. Äufserer Durchmesser: 11 cm. Durchmesser der Nestmulde: 7 cm; Höhe des ‚Nestes: 6 cm; Tiefe der Nestmulde: 4 cm; Umfang des ganzen Nestes: 38 cm. Das Ei ist auf reinweilsem Grunde über die ganze Ober- fläche mit überaus feinen rotbraunen und aschfarbenen Flecken und Tupfen gleichmäfsig bespritzt, so dafs,es wie marmoriert erscheint. Es ist von gedrungen eiförmiger Gestalt, mattglänzend in der Schale und mit wenigen Poren durchsetzt. Durch das Bohrloch gesehen leuchtet das Ei fahllichtgelb durch. j 2,2 cm X 1,6 cm 0,13 gr VII. Nest mit 2er Gelege, zugetragen vor Charthum (Aeg. Sudan) 24. III. 1903. Das Nest ist aus dünnen Pflanzenstengeln und glatten wurzelartigen Fasern locker aufgeschichtet, die Peripherie mit weifsen Wollfäden, Bast und Pflanzenfasern fest verwirkt und artig ausgepolstert; die Nestmulde nur mit glatten wurzelartigen Gebilden ausgelegt. Die beiden Eier sind auf zartrosarotem Untergrunde über die ganze Oberfläche überaus fein rotbraun und aschfarben getippelt, am reichsten und dichtesten am stumpfen Pole; sie sind von bauchig-eiförmiger Gestalt, -die Schale von mittlerem Glanze, welche, durch die Lupe betrachtet, nur wenige Grübchen und Poren erkennen läfst. Durch das Bohrloch gesehen leuchtet das Innere der Eischale fahlstrohgelb durch. a) 2,2 cm X 1,6 cm, b) 21cm X 1,6 cm 0,15 gr k 0,15 gr Die Rabenartigen Vögel (Üoraces) Aegyptens. 97 Das Durchschnittsmafs und Durchschnittsgewicht der Eier des Pycnonotus Arsinoe dürfte sich stellen auf =E cm. X"E5 cm 0,12 gr Die Eier des Gelbsteilsbülbüls (Ixus zanthopygos, Hempr. & Ehrbg.) sind entsprechend den gröfseren Körperverhältnissen dieses Vogels auch gröfser und stärker, als die vom Aegyptischen Grauvogel. Mir liegt von jenem ein 3er Gelege aus Jaffa (Palä- stina) 14. VII. 1895 vor. Diese Eier sind auf rosarotem Unter- grunde stark rotbraun gefleckt und getippelt und zeigen aulserdem die charakteristischen aschfarbenen Schalenflecken. Sie sind oblong gestaltet, matt glänzend und weisen ebenfalls nur wenige nadel- stichartige Poren und Vertiefungen auf. a) 2,6 cm X 1,7 cm, b) 24 cm X 1,7 cm, 0.13.04: 0,15 gr ; c) 2,5 cm x 17 cm, 0,15 gr Die Eier vom Nordwestafrikanischen Bülbül (Pyenonotus barbatus, (Desf.), wovon ich zwei Gelege in meiner Sammlung besitze, kommen denen von Pycnonotus Arsinoe in Form, Glanz und Färbungscharakter sehr nahe und sind kaum oder garnicht von ihnen zu unterscheiden. Nur Gröfse und Schalengewicht sind beträchtlicher. Letzteres geht nicht unter 0,15 gr. Natur- geschichte und geographische Verbreitung dieser ausgesprochen guten Art liegen noch sehr im Dunkeln. Heuglin hat ganz recht, wenn er sagt, dafs die Eier von Pycenonotus Arsinoe kaum oder garnicht von denen der in der Pro- vinz Döngola häufig vorkommenden Cercotrichas podobe (P. L. S. Müll. 1776) zu unterscheiden sind. Auch ich habe dieses gefunden. Mein Tagebuch vom 21. März gibt darüber näberen Aufschlufs. Es heifst darin diesbezügl.: „Am Nil bei Wadi-Näga unweit Charthum ist reiches Vogeleben. Ich fand das Nest mit I Jungen und 1 Ei von Cercotrichas. Das Nest stand in dichtem dornigem Gestrüpp der Harras-Akazie (Acacia albida, D.) dicht über dem Boden gebaut. Das Ei gleicht auffallend dem von Pyenonotus. Dazu möchte ich noch folgendes bemerken: Das Nest von Cer- cotrichas hat einen grofsen, sehr locker zusammengeschichteten Unterbau und ist inwendig mit Bastfasern weich aber unordentlich ausgepolstert, während Pyenonotus ausschliefslich’ Wurzelfasern (meistens den Eiern in der Farbe vortrefilich angepalste braun- rote Würzelchen) dazu verwendet. Das Ei von Cercotrichas ist kaum von dem von Pycenonoftus zu unterscheiden. 98 | A. Koenig: Die Familie der Staare (Sturnidae) wird in Aegypten durch 2 Gattungen, Sturnus, L. und Pastor, Temm. vertreten; erstere weist e ine Art und Unterart, letztere eine Art auf. Sturnus,!) L. 1766. | Syst. Nat. I, pag. 290. Rostrum subulatum, angulato-depressum obtusiusculum: Mandibula superiore integerrima, marginibus patentiusculis, Nares supra marginatae. Lingua emarginata acuta. Diagnosis generis apud Linnaeum |. c. Staar. Diagnose der Gattung: Schnabel von der Länge des Kopfes, grade gestreckt, von oben und unten breitgedrückt, die Firste des Oberschnabels mit der Stirn gleich auslaufend; die Schabel- ränder scharf und etwas vorstehend, Ende des Schnabels spitz auslaufend, nicht eingekerbt. Mundwinkel tief eingeschnitten, nach unten gebogen. Nasenlöscher seitlich an der Schnabel- wurzel liegend, frei, länglich oval, ohne Schnabelborsten, ober- seits von einer hornigen aufgetriebenen Haut schützend bedeckt. Zunge flach, lang und hornartig dünn, die Spitze geteilt, fein zerzasert. Flügel mittellang mit 10 Handschwingen, von denen die erste sehr kurz und unbedeutend ist, die zweite und dritte die längsten sind. Der Schwanz besteht aus 12 Steuerfedern. Alle Federn am Kopf, Hals und Vorderbrust verlängert und zugespitzt, oft mit weifsem Tropffleck endigend und mit metallischem Glanze von violett purpurrot bis stahlgrün über- gossen. Jugendgefieder einfarbig braungrau, auf der Unterseite vielfach weifslich gestreift. Fülse stark und kräftig, drei Zehen nach vorne, eine nach hinten gerichtet; äufsere und mitlere am Grunde verwachsen (Gang- oder Wandelfülse, Pedes ambulatorii), Lauf recht lang, vorne getäfelt, hinterseits von zwei vollkommen glatten Schienen umgeben. Die Nahrung dieser Vogelgattung besteht hauptsächlich in Insekten, Würmern, Schnecken, Spinnentieren und anderen nie- deren Lebewesen, aber auch zur Herbstzeit in allerhand Beeren und Früchten. Es sind muntere, gesellig lebende Vögel, welche sich nur zur Fortflanzungszeit paarweise absondern, nach der Brutzeit aber . 1) Sturnus, i, m. aus dem klass. Latein — der Staar, die Sprehe — Plinius, Hist. nat. X, 72 und 120. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 99 zu gewaltigen Schwärmen vereinigen. Ihre Brutstätten legen sie in Baum- und Mauerhöhlen, Erdröhren, Felsenspalten, unter Dachschindeln u. dgl. an und legen 5—6 einfarbige, blaugrüne Eier. Die Hauptart (Sturnus vulgaris, L.) teilt sich in viele geographische, teils leicht, teils schwer zu unterscheidende Unter- arten auf. Wie viele davon Aegypten in der Winterherberge be- rühren, steht noch nicht fest. Der im Westen Europas und in Nordwest-Afrika als gute Art auftretende Einfarbstaar (Sturnus unicolor, Marm.) wird in Aegypten vermilst. 71. Sturnus vulgaris,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 290. S. rostro flavescente, corpore nigro punctis albis. Habitat in Europa, victitans Insectis, Lumbrieis. Nidificat in cavis arborum migrat in Scaniam 2); garrula, imitatrix; Mas nitens; gregaria avis, ex Europa migrat in Aegyptum; saepius se lavat. Linnaei diagnosis |. c. Gemeiner Staar ; Sprehe. Französisch: Etouraeau vulgaire. Englisch: Common Starling. Arabisch: In Aegypten habe ich den landesüblichen Namen nicht ermitteln können. A. Kaiser?) gibtihn mit Ssürr-Ssürr an. Das alte S' im Frühjahr ist ein wundervoller Vogel. Die an sich dunkelschwarzbraunen Federn sind über und über durch- setzt mit mettallisch glänzenden Reflexen, die von irisierendem Violett ins leuchtend Grüne übergehen. Der ganze Vorderkopf und die Ohrdecken sind grün. Hinterkopf, Nacken und Hals- gegend sowie der Oberrücken und die Kropffedern violett purpurn. Bauch und Flanken grün, desgl. die Oberflügeldecken, .Rücken, Bürzel- und Oberschwanzdecken. Die Federn der Oberseite tragen hellsandfarbene Endspitzen, die der Unterseite entbehren jeglicher Spitzenzeichnung bis auf die Federn am Bauche und After, welche weifs gerändert sind, am breitesten auf den Unter- schwanzdecken. Schwingen dunkelschwarzbraun mit lichtbraunen Aufsensäumen. Die Handschwingen zeigen vor den Spitzen grofse, aschgraue Flecken mit dunkelschwarzer, sammetartig glänzender 1) vulgaris, (volgaris) e, Adject. = allgemein, durchgängig, Allen gemeinsam, bei Allen gewöhnlich, alltäglich, allbekannt — zusammen- hängend mit dem Substantivum vulgus, (volgus) i, n = das Volk, die grofse Menge, die Leute, das Publikum, der gemeine Mann. 2) Südspitze von Schweden (Schonen). 3) Beiträge zur Ornithologie von Aegypten in Ornis u pag. 498. Journ, f. Oro, LXVIII, Jahrg. 1920. Sonderheft, 100 A. Koenig: Endsäumung. Unterflügeldecken grau, braun gesäumt. Steuer- federn dunkel schwarzbraun mit lichtbraunen Säumen. Schnabel lebhaft gelb, an der Basis und am Mundwinkel grau violett (tonfarben), welche Färbung im Leben höchst eigenartig kon- trastiert. Füfse rotbraun, Nägel hornfarben, Iris lebhaft braun. Das geschlechtsreife @ steht an Farbenpracht dem O' immer nach und trägt vielfach weilsumränderte Federn auf der Unterseite. Schon während der Brutzeit erlischt der Purpurglanz der Federn, die Farben werden stumpf und auch die hellen Ränder verschwinden mehr und mehr. Flügellänge etwa 12,4 cm; die Gröfsenverhältnisse des Schwanzes, des Schnabels und des Laufes schwanken um einige mm. Der aus dem Neste entflogene junge Vogel ist auf der ‚Oberseite einfarbig rauchbraungrau. Die Schwingen zeigen licht- braune (ockerfarbene) Aufsensäume. Kehle hellgrauweifs. Unter- seite grau mit hellen Streifen durchzogen. Schnabel und Fülse schwarz, Mundwinkel gelb. In ganz verändertem Federkleide zeigt sich uns der Vogel nach der ersten Mauser. Das Kleingefieder ist dann dunkel schwarzbraun und trägt am Ende dorsal die bereits beschriebenen sandfarbenen Endflecken, während die Konturfedern breit braun gesäumt erscheinen. Die ganze Ventralseite dagegen trägt hell- weifse Tropfen, welche als runde Endsäume den kleinen Federn ansitzen und dieselben hervorragend zieren. Alle Federn zeigen dann auch bereits die metallischen Reflexe in frischem, schönem Ausdruck. Diese Tropfenzeichnung reibt sich zum Frühjahr hin mehr und mehr ab, während der Purpurglanz und das metallische Grün je länger, je mehr hervortreten bis zum Höhepunkte der geschlechtlichen Erregung, welche in die ersten Frühjahrsmonate fällt. Dann färben sich auch die Beine in ein gesättigtes Rot- braun, der Schnabel in ein leuchtendes Citronengelb um. Es: steht noch keineswegs fraglos fest, welche von den vielen Unterarten des Gemeinen Staares Aegypten auf dem Zuge im Winter zur Herberge macht. Diese Frage ist bis jetzt noch ganz ungeklärt und bedarf zu ihrer genauen Feststellung einer längeren Beobachtungs- und Sammelzeit. Heuglin sagt vom Gemeinen Staar, dafs er im Winter in kleinen Gesellschaften im nördlichen Aegypten auf Viehweiden und Wiesen, doch wahrscheinlich vicht regelmäfsig alljährlich vorkommt. Shelley sagt, das 8. vulgaris häufig (plentifully) als Winterbesucher im Delta bis Ende März gefunden wird, vermutet ihn auch in Mittel- und möglicherweise in Ober-Aegypten. Ich bin dem Staare nur ganz gelegentlich auf Wiesen und Triften in Aegypten begegnet. So entnehme ich meinen Tage- buchaufzeichnungen, dafs ich ihn am 29. Januar 1899 an der Medoum - Pyramide gesehen habe. Jedenfalls ist er in Mittel- Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptiens 101 Aegypten nicht mehr als häufige Vogelerscheinung, anzusprechen, während er in Ober-Aegypten gänzlich zu fehlen scheint. Häufiger mufs er dagegen (nach Shelley) in Unter-Aegypten, namentlich im Delta vorkommen. Auf unserer letzten Durchreise in Cairo. fanden die Herren Dr. le Roi und Baron H. v. Geyr einen ganzen Korb von Staaren auf dem Markte vor, was sie mir mitteilten. „Staare, sagte ich, haben Sie gesehen auf dem Markte? Ei, dann eilen Sie doch so schnell wie möglich noch einmal dahin und kaufen Sie was sie davon kriegen können.“ Dies geschah dann auch. Aber die Jünger der Wissenschaft brachten nur zwei Stück mit, da die vielen anderen Staare bereits gerupft und ausverkauft gewesen seien. Ein Stück davon, — ein schönes adultes Q* gehörte zur nachfolgenden Art, während das andere Stück ein junger Vogel war, der wegen rötlichen Schimmers der Ohrdeckfedern möglicher- weise zur nordischen Subspecies Sophiae, Bianchi 1896 !) zu ziehen ist. Aber da auch bei unseren deutschen Vögeln rötliche Ohrdeckfedern vorkommen sollen, wie mir Herr Dr. Adolfvon Jordans mitteilte, der die‘ Unterarten des Sturnus vulgaris auf meine Anregung hin zum speziellen Studium machte, so will ich dies einzelne Stück, besonders da cs sich um einen jungen frisch vermauserten Vogel handelt, zum typischen Sturnus vulgaris stellen. \ 72. Sturnus vulgaris purpurascens,?) Gould 1868. = [Sturnus purpurascens, Gould Proc. Zool. Soc. London 1868 (Erzeroum)]. Purpurfarbener oder Kleinasiatischer Staar. Kopf Kehle und Kropffedern ausgesprochen grün, ebenso die Mitte des Rückens, alle übrigen Partien, insbesondere Schulter- federn, Oberflügeldecken, Bürzel und Oberschwanzdecken glänzend 1) In den diesbezüglichen Angaben herrscht eine heillose Verwirrung. Ich verdanke Dr. Adolf v. Jordans folgende berichtigende Angaben darüber: St. Sophiae soll nach Bianchi, also dem Autor dieser kaum halt- baren Subspezies, grüne Ohrdecken, aber purpurnen Kopf und Kehle haben ; FPolteratzkyi, Finsch soll dagegen rote Ohrdecken und roten Kopf und Kehle haben. In Wirklichkeit hat aber der Staar des europäischen Ruls- lands (Sophiae) grünen Kopf, Kehle und Ohrdecken genau wie vulgaris, nur Polteratzkyi hat immer roten Kopf und Kehle und entweder rote oder grüne Ohrdecken, was weder vom Alter noch von der Jahreszeit abhängig ist. Der Verfasser. 2) »Partiz. praes. vom Zeitwort purpurasco, Ere (purpuro) = purpurn werden, eine dunkelrote Farbe annehmen. TE 102 A. Koenig: violett purpurfarben. Bauchseite violett überflogen. Untere Flügel- decken schwarz mit weilsen Säumen.!) Das vorliegende Exemplar stebt noch im vollständigen Winterkleide und ist über und über mit weilsen Tupfen bedeckt, welche die tropfenförmigen Endsäume des Kleingefieders darstellen. Flügel und Schwanzfedern dunkelschwarzgrau, deren Aufsenfedern kohlschwarz. Schnabel noch schwarz mit hellwerdender Spitze, Füfse dunkelrotbraun, Nägel schwarz. Dieser in Klein-Asien beheimatete Staar dürfte höchst- wahrscheinlich ein ziemlich regelmäfsiger Wintergast in Aegypten sein; doch müssen spätere Beobachtungen diesen Hinweis noch erhärten. M. J. Nicoll in seiner Arbeit: Contributions to the Orni- thology of Egypt, Ibis 1908. pag. 498 berichtet von einem bei Gizeh erbeuteten Staar, den er pag. 633 zu purpurascens zieht. Pastor,:) Temm 1815. Man. d’Ornith. -I, pag. 83. Hirtenvogel. Diagnose der Gattung: Schnabel länglich und ziemlich kräftig, seitlich ein wenig zusammengedrückt und vor der Spitze eingebuchtet. Firste des Oberschnabels hochliegend, zur Spitze sanft abfallend.. Mundwinkel aufgetrieben mit wenigen kurzen Borstfedern besetzt. Rachen bis unter das Auge tief gespalten. Nasenlöcher an der Schnabelwurzel liegend, eiförmig, ober- seits mit aufgetriebenem, unbefiederten Randdeckel versehen, rundum mit kurzen Federchen bedeckt. Flügel schmal und ziemlich spitz. 10 Handschwingen; erste sehr klein, zweite und dritte die längsten, die übrigen stufen- förmig abfallend. Schwanz kurz, grade abgeschnitten. !) A.v.Jordans teilt mir mit: Sturnus purpurascens, Gould. — Klein-Asien, Krim und wahrscheinlich ganz Mesopotamien — ist kaum von Si. porphyronotus, Sharpe zu unterscheiden; nur die Flügellänge ist ausschlaggebend: bei purpurascens 12,9—14,2 em, Durchschnitt: 13,6 cm; bei porphyronotus 12,8—13,5 cm, (Turkestan) Durchschnitt: 13,2 cm. Des Weiteren meldete mir Dr. v. Jordans, er habe einen Balg, ex coll. Dr. Parrot, jetzt im Senckenbergischen Museum in Frankfurt (Main) aus Unter-Aegypten (Alexandrien 1904) in Händen ge- habt, der ofienbar einen Bastard von St. vulgaris graecus X St. vulgaris balcanicus, But. & Härms und zwar ein semiadultes Stück darstellt. 2) Pastör, öris, m. — der Hirt, der Schäfer klass. Latein, zusammen- hängend mit dem Zeitwort pasco, pävi, pastum, scere Stamm PA grie- chisch 74 = fressen lassen, weiden lassen, weiden, füttern. { Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptiens. 103 Fülse grofs und stämmig. Lauf vorn geschildert, hinterseits _ doppelseitig geschient. 4 Zehen vorhanden, 3 nach vorn, 1 nach hinten gerichtet. Die äufsere Zehe ist mit der mittleren am Grunde durch ein Spannbäutchen verbunden, demnach Gang- oder Wandelfüfse (Pedes ambulatorii). Die Mittelzehe ist mit dem Lauf nahezu gleichlang. Die Geschlechter sind gleich gefärbt. Das g' ziert eine stärkere Federholle. Das Jugendgefieder ist von den geschlechts- reifen Vögeln ganz verschieden und zeigt ein lichtes Graubraun. . Man kennt von dieser gut abgerundeten Staarengattung nur eine Art, welche vorzüglich die Steppenländer des östlichen Europas und des westlichen Asiens bewohnt. Überwintert in südlichen Breiten und wandert oft scharenweise in sonst von ihm nicht bewohnte Gebiete ein. 73. Pastor roseus,!) (L.) 1766. = [Turdus roseus, Linne. Syst. Nat. I pag. 294, 1766). Turdus subincarnatus, capiti alis caudaque nigris, occipite cristato. Merula rosea apud Aldr. Will. Raj. Edw. Briss. Turdus roseus, capite ex nigro caeruleo et 'cirrho retro compto, alis et cauda nigris. Klein. av 71, Habitat in Lapponia, Helvetia. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Rosenstaar. Französisch: Martin roselin. Englisch : Rose coloured Starling. Arabisch: Unbekannt. Bei geschlechtsreifen Vögeln ist Kopf, Hals, Kehle und Kropf tiefglänzend schwarz mit violettem Glanze durchsetzt. Flügel und Schwanzfedern sowie deren obere Deckfedern, ferner Steifs- und Schenkelfedern schwarz mit stahlgrünem Schimmer übergossen; die Innenfahnen der Schwingen rauchbraun. Unter- flügeldeckfedern schwarzgrau, weils gesäumt. Oberseits der Schulterfedern zieht sich ein schmaler, graubrauner Streifen seitlich des Rückens entlang, wird aber von den rosaroten Mantel- federn fast vollständig verdeckt. Das übrige Kleingefieder ist gesättigt rosenrot, welches im Leben dem Vogel einen unbeschreib- lichen Duft und Ausdruck verleiht. Die Kopffedern spitzen sich zu einer aufrichtbaren Holle zu und sind beim 9° stets buschiger und stärker als beim ©. Alle übrigen Partien rosenrot. 1) roseus, a, um Adject. von rosa, ae f = die Rose gebildet — aus oder mit Rosen besetzt oder gefüllt, hier in der Bedeutung rosenrot, rosenfarbig, rosig. 104 "A. Koenig: In dieser Färbungstracht stehen die adulten Vögel in der Zeit der Liebe und Fortpflanzung. Bald darauf verblafst der intensive rosenrote Anflug und geht in ein fahles Grauweils über, ebenso verlieren die dunkelen Federpartien ihren metallischen Glanz und Schimmer und werden stumpf, bis die Herbstmauser den Vogel von neuem mit den Prachtfarben ausstattet. Schnabel am Grunde schwarz, von der Mitte ab gelblich fleischfarben, welche Färbung besonders am Unterschuabel ausgeprägt ist; Iris . hellbraun. Die Geschlechter sind wenig verschieden, das © ist aber nicht so glänzend in den Farben wie das 9. Flügellänge 12,5—13 cm. Das Jugendkleid ist vom Alterskleide gänzlich verschieden. Die jungen Rosenstaare sind fast genau so gefärbt wie die jungen Vögel unseres Gemeinen Staares und unterscheiden sich von diesen nur durch den kürzeren, etwas gedrungeneren und gebogeneren Schnabel und tragen etwas hellere Farben. Im Ganzen ist das Gefieder graubraun auf dem Kopfe mit dunkelen Federmitten, die Deckfedern meist” lichtgelblichbraun gesäumt. Flügel und Schwanz dunkelbraun. Kehle und Bauchmitte hell. Die Kropfgegend erscheint durch dunkelbraune Federmitten wie gestreift. . Bis jetzt ist nur ein einziger Fall vom Vorkommen des Rosen- staares in Aegypten bekannt. Unser Gewährsmann Heuglin!) gibt an, dafs ein in Cairo ansässiger Grieche am 25. August 1864 ein jüngeres JO dieses Vogels bei Gizeh am Nil auf einer Viehweide erlegt hätte. Andere Forscher erwähnen diesen Vogel nicht; auch mir ist er nirgends in Aegypten vor die Augen gekommen. Dies mufs eigentlich befremden, da der Rosenstaar sowohl nördlich wie östlich von Aegypten in nicht zu weiter Entfernung ein häufiger Brutvogel ist. Erstaunt bin ich auch darüber, dafs keine weiteren Ver- treter aus der umfangreichen Staarenfamilie in Aegypten vor- kommen. Am nächstliegenden wäre es an das Vorkommen von Amydrus Tristrami, Scl. zu denken, da dieser Vogel bereits im benachbarten Sinaigebirge beheimatet ist. Kein Ornithologe hat noch in gründlicher Weise die Rand- gebirge Aegyptens am Roten Meere auf die Ornis hin durchforscht, wo sich jedenfalls noch manche Überraschungen einstellen würden. Es scheint mir durchaus nicht ausgeschlossen, dafs bereits im Ataka Gebirge Vertreter der Gattung Amydrus vorkommen, ganz zu schweigen von den noch südlicheren Bergen und Höhenzügen im Lande der Bischarin. 1) Orn. N. O0. Africas I, pag. 531. Die Rabenartigen Vögel (Ooraces) Aegyptens. 105 Die Familie der Raben (Corvidae) wird in Aegypten durch zwei Gattungen (Corvus, L. und Rhinocorax, Sharpe) vertreten. Die Gattung Corvus, L. weist drei Arten, die Gattung Khino- corax, Sharpe eine Art auf. Corvus,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 155. Rostrum convexum, cultratum. Nares pennis setaceis re- cumbentibus obtectae. Lingua cartilaginea bifida. Pedes ambulatorii. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Rabe; Krähe. Diagnose der Gattung. Schnabel stark und hart z. T. raubvogelartig dick und kompakt, z. T. schlank gestreckt und zugespitzt, von der Wurzel an grade verlaufend; die Firste des Oberschnabels nach der Spitze zu abfallend und über den Unter- schnabel greifend, vor der Spitze meistens eine Einbuchtung zeigend; seitlich zusammengedrückt mit scharfen Schneiden, die an der Wurzel im Jugendstadium stets wulstartig-aufgetrieben sind. Nasenlöcher rundlich. Vom Stirnrande entfernt und offen (ohne Deckel), welche bei einer Art, der Saatkrähe (Corvus fru- gilegus) im Altersstadium vollständig verschwunden sind, meistens jedoch mit straffen nach vorn gerichteten Federborsten bedeckt. Zunge knorpelig, an der hornartigen Spitze gespalten, am Hinterrande eingekerbt und gezähnelt. Flügel stark spitz auslaufend, spröd-elastisch, unter dem Drucke der menschlichen Hand knarrend. 10 Handschwingen; die erste Schwinge mittellang (verkürzt), die zweite länger, die dritte und vierte die längsten. | Alle Handschwingen aufser der ersten verjüngen sich in der Mitte sowohl an der Aufsen- wie Innenfahne, sodafs sie in der ersten Hälfte breit, in der zweiten spitz erscheinen. Schwanz abgerundet, auch wohl ein wenig gestuft, in der Regel kürzer als der Flügel. Fülse sehr kräftig und wohl ausgebildet, 4zehig; drei Zehen nach vorne, eine nach hinten gerichtet, die mittlere mit 1) Corvus, im = der Rabe — griechisch x0g08 = aus dem klassischen Latein und Griechisch — Arist, Plinius, Ovid Met u. A. Niger tamquam corvus; corvus loquax; corvi cantus — das Krächzen, das Gekrächze — als weissagender Vogel dem Apollo geweiht; sein Flug zur Rechten Glück bringend, zur Linken Unglück. In cruce pascere corvos — eine Speise der Raben sein (von Gehängten) so bei Hor. ep. 1, 16, 48. 106 A. Koenig: der äufseren am Grunde verwachsen: Gang- oder Wandelfülse (Pedes ambulatorii). Vordere Seite des Laufes und die Zehen- rücken grob geschildert. Das Kleingefieder legt sich, wenn auch locker, so doch dach- ziegelartig fest über den Körper. Die Farbe ist meist tiefschwarz mit violettem Glanze, aber auch stumpfschwarz mit bräunlichen Tönen, oder grau und weils. Die nahezu über die ganze Welt verbreiteten Vertreter dieser umfangreichen Gattung leben ebensowohl von tierischen als pflanzlichen Stoffen in frischem und verwestem Zustande und sind Allesfresser (omnivor) im weitesten Sinne des Wortes. Sie bauen tiefnapfige, korbartig geflochtene Nester und legen 4—7 meistens grüne, schwarz und grau gefleckte Eier, welche nicht selten eine Neigung zum Erythrismus zeigen. Hierhin gehören die Saatkrähen, die Nebel- und Rabenkrähen sowie die weit verzweigte Gruppe der Kolkraben mit ihren aus- gesprochenen Formenkreisen. 74. Corvus frugiüegus,!) L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 156. C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotundata. Cornix frugilegus apud Aldr. Will. Raj, Alb. Frisch et Briss. Habitat in Europa, agris infesta, gregaria; plures pernoc- tant solita in arbore unde facile capiuntur. Diagnosis apud Linnaeum |. c. Saatkrähe. Französisch: Corbeau-Freux, Graille. Englisch: Rook. Arabisch: nicht genauer gefafst; die Raben heifsen allgemein Ghoüräb. Die alten (adulten Vögel) sind glänzend schwarz mit pracht- vollem violettpurpurfarbenem Glanze übergossen. Diese Glanz- färbung tritt am meilsten auf den Kopf- und Nackenfedern, am Hals, an der Brust und auf den Rücken- und Flügeldeckfedern auf. Die Gegend über den Nasenlöchern und um die Schnabel- wurze]l herum ist mit einer tonfarbigen grauen (grindigen) Haut _ bedeckt, die granuliert erscheint und in dauernder Neuwucherung begriffen ist, in welcher sich zerstreut die Stoppeln aufkeimender, 1) frügilögus, a, um Adject. von frux, gis, f. — die Feldfrucht, die Getreide- und Hülsenfrucht und lego, lögi, lectum, @re griechisch Ayo — Stück für Stück wegnehmen, auflesen, sammeln gebildet — also Früchte sammelnd, Früchte auflesend. arg Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. Be; aber nicht zur Entwicklung kommender Federn zeigen, was na- mentlich am Kinn und der unteren Schnabelwurzel der Fall ist. Diese nackte Schnabelgrundstelle ist eine körper- liche Eigentümlichkeit der erwachsenen Saatkrähe und gehört zum geschlechtsreifen Ausdruck, nicht aber ist sie, wie bis jetzt immer geglaubt wurde, eine durch mechanisches, permanentes Arbeiten im ‚Erdboden hervorgerufene Abnutzungder Federn und gleichzeitige Schädigung der Haut. Dafs diese durch beständige Wucherbildung des Epithels höchst empfindliche Haut auch mechanischen Einflüssen zugänglich resp. ausgesetzt ist, ändert nichts au der Ursache dieser Erscheinung. Diese ist grund- legend, die andere nur sekundär. Der vonBonaparte 1854 aufgestellte Genusname Trypanocoraz!) für den vorliegenden Formenkreis ist wegen der vorerwähnten im ganzen Raben- geschlechte, soweit ich unterrichtet bin, einzig dastehenden Er- scheinung durchaus nicht von der Hand zu weisen, wie ihn denn auch Sharpe im Catal. of Birds, Band Il, pag. 8 und ff. an- genommen hat. Aufserdem hat die Saatkrähe so viele spezielle Eigentümlichkeiten und unterscheidet sich auch biologisch von den ihr nahestehenden echten Krähenvögeln so einschneidend, dafs ihr sehr wohl der Rang eines eigenen Genusnamens?) zu- gesprochen werden könnte. Flügel und Schwanzfedern schwarz mit leichtem, grünlich irisie- rendemSchimmer. Irishellwasserfarben. Schnabel und Fülse schwarz. Krallen hornfarben durchschimmernd. Rachen schieferfarben. Flügellänge: 30—32 cm. Die aus dem Neste kommenden jungen Vögel unterscheiden sich von den alten dadurch, dafs die Schnabelwurzel voll und ganz befiedert ist und die Nasenlöcher von straffen, nach vorn stehenden Borsten bekleidet sind. Obschon diese jungen Vögel 1) Der Name ist sehr feinsinnig aufgestellt; er ist gebildet aus dem Griechischen zovzavov, ro — der Bohrer der Tischler und Zimmerleute, aber auch ein chirurgisches Instrument zum Trepanieren, Durchbohren der Hirnschale, sowie eine andere Art, bei welcher durch eine besondere Vor- richtung das Eindringen in die Hirnhäute verhindert wird, — was be- grifflich auf die fortwährende Neubildung der Haut als eines Präservativs gegen ein weiteres Umsichgreifen der entzündlichen Vorgänge sehr gut passen würde. Der Verfasser. 2) Das sind ja bekanntlich Ansichts- und Geschmackssachen, worüber je nach der Veranlagung der Forscher viel hin und her gestritten wird. Ich meines Teils stehe der begründeten Abtrennung der Genera durch- aus nicht feindlich gegenüber und halte diese Auffassung für unendlich mehr berechtigt und zweckentsprechend, als die mafslose Zersplitterung der Arten in jene zahllosen Sub- und Conspecies, die fast mehr dem persönlichen Gefühl entspringt, als aus wirklichen durchgreifenden Unter- scheidungsmerkmalen hervorgeht. 108 R A. Koenig: ebenso wie die alten den ganzen Sommer hindurch fleifsig im Boden arbeiten, sieht man bis in den Herbst hinein junge Vögel mit vollständig befiederter Schnabelwurzelhaut. Auch im Winter, wo doch der Vogel besonders viel im nassen und lehmigen Bodenelemente herumarbeitet, trifft man durchweg junge Vögel mit befiederter Schnabelwurzelhaut an. Niemals aber wird man geschlechtsreife, an den Brutplätzen versammelte Vögel ohne die nackte Hautstelle wahrnehmen, während sich selbst auf den Horst- bäumen Vögel, welche noch nicht fortpflanzungsfähig sind, ein- finden und bei der Zergliederung einwandfrei als junge Vögel heraustellen, ganz abgesehen von der äufseren Erscheinung der ihnen in diesem Stadium zustehenden charakteristischen Feder- bekleidung am Schnabelgrunde. Im Übrigen gleicht das Gefieder der jungen Vögel bereits ganz dem der Alten. Der Schnabel ist stets gestreckt und spitz, die Halsfedern sehr feinstrahlig und zerschlissen, mit violettem Purpurschimmer überflogen. Die Ge- stalt ist schlank, die Flügel sind lang und spitz. Nach Heuglin kommt die Saatkrähe oft in grofsen Scharen und ziemlich regelmäfsig nach Unter-Aegypten. Der- selbe Gewährsmann spricht ferner von einem Raben, den er im Mai und Dezember 1850 und im Januar 1851 in der Wüste um Suez und bei Ain Musa eingesammelt hat und den er als eine unter geringeren Mafsverhältnissen stehende Saatkrähe anspricht. Seine beigefügte Diagnose lälst in den Worten: „minor coracino niger; ex parte nitore violaceo et chalybaeo resplendens; vibrissis et menti plumularum scapis griseis“ nicht mit unfehlbarer Sicher- heit eine Saatkrähe erkennen. Shelley, Birds of Egypt pag. 159 teilt mit, dafs er srofse Scharen der Saatkrähe im Delta gegen Ende März gesehen habe, die er aber nicht brütend in der Gegend vermutet. Südlich von Uairo läfst Shelley diese Krähe selten vorkommen, doch berichtet er über einige, welche er bei Memphis angetroffen hat. Das muls ein grofser Ausnahmefall gewesen sein, da ich in Ober-Aegypten der Saatkrähe niemals begegnet bin. Das einzige Mal, wo mir Saatkrähen in der Beobachtung entgegengetreten sind, war am 21. Februar 1891 gelegentlich einer Fahrt mit Dr. Walter Innes-Bey nach el Marg, wo ich sie sicher als solche erkannte. Sie waren in bedeutender Individuenzahl vor- handen und hielten sich scharenweise zusammen. Offenbar waren es Vögel in der Winterherberge. Es wäre interessant zu er- mitteln, aus welcher Gegend diese Saatkrähen stammen.!) Ich 1) Die Vermutung liegt nahe, dafs es Vögel aus dem benachbarten Palästina waren, die vonCanon Tristram P. Z. S. 1864 pag. 444 als Syrian Rook — (Corvus agricola) gefalst wurden. Vgl. auch dessen umfassendes Werk The Survey of Western Palestine (The Fauna and Flora of Palestine) London 1884. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 109 hätte bestimmt Jagd auf sie gemacht, wenn ich mich nicht gerade auf dem schnell dahinfahrenden Eisenbahnzuge befunden hätte, und später bin ich nirgends und niemals wieder Saatkrähen in Aegypten begegnet. 75. Corvus cornis!), L. 1766. Syst. Nat. I, pag. 156. (Linnaeus scripsit Cornix.) C. cinerascens, capite julo alis caudaque nigris. Cornix cinerea frugilega apud Gesn. Aldr. Will. Raj, Alb. Frisch, Briss. Habitat in Europa; victitat Larvis, Cochleis, Ranis, quisqui- liis; apud nos relegata et inaudita, quum purget prata a Larvis Phalaenae calamitosae graminumque radicibus subjacentibus larvis Tipularum. Ventis adversa considet; lepide capitur cucullo pa- pyraceo in nive. Diagnosis apud Linnaeum R3e. Nebelkrähe. Französisch: Corbeau mantele; corneille mantele. Englisch: Hooded Crow. Arabisch: Ghüräb el Belledi = Dorfrabe, auch kurzweg Ghüräb genannt. Schnabel stark und kräftig. Beim o*-lichen Geschlechte gröfser als beim Q-lichen, scharfrandig. Oberschnabel anfänglich grade, dann im Bogen abfallend und über den Unterschnabel greifend. Nasenlöcher stets mit straffen, nach vorn gerichteten Federn bekleidet. Kopf, Wangen und Kinn tiefmattschwarz; Kehle, Kropf und vordere Halsseiten ebenfalls tiefschwarz, aber mit bläulich violettem Stahlglanze überflogen. Am unteren Rande springt die schwarze Färbung streifenweise in die graue Partie ein und verläuft sich gewissermafsen darin, was dadurch hervor- gerufen wird, dafs die unteren Kropfiedern in der Mitte schwarz, am Aufsenrande aber aschgrau gesäumt sind. Diese in den aschgrauen Farbenton übergehende schwarze Färbung sieht sehr schön aus und kommt besonders hübsch zum Ausdruck bei 1) cornix, icis, benannt nach dem krummen Schnabel vom Stamme COR, (wovon auch xoowvn, corvus, curvus = krumm) = die Krähe, im Altertum bekannt durch ihre Geschwätzigkeit und Gelehrigkeit in Nach- ahmung menschlicher Laute, daher cornix garrula, cornix loquax, so bei Ovid und Plinius, sowie oft durch ihr sehr hohes Alter, so bei Horaz und Ovid und in mehrfachem sprichwörtlichen Zusammenhange bei den klassischen Schriftstellern vorkommend. 110 r A. Koenig: Bastarden zwischen Nebel- und Rabenkrähen (Corvus corone), wo auf der Unterseite ebensowohl wie auf der Oberseite, je nach der stärkeren Neigung zur einen oder zur anderen Art, bald die graue, bald die schwarze Färbung vorherrscht. Die Flügel- und Steuerfedern sind tiefschwarz mit leichtem grünlichen Schimmer. Die Armschwingen, der Schulterfittich und die Flügeldeckfedern mit violettem Glanze übergossen, der teilweise von einem leicht irisierenden Grün unterbrochen wird. Von den Handschwingen ist die 1. kurz, die 2. bedeutend länger, die 3., 4. und 5. nahezu gleichlang sowie die längsten überhaupt. Die Schwanzfedern zeigen dieselben fein irisierenden Töne. Die oberen Schwanzwurzelfedern bilden den Übergang vom grauen in den schwarzen Ton und erscheinen vielfach braun. Die Schenkelbefiederung ist schwarz, lichtgrau gesäumt in der oberen Hälfte. Auch die unteren Flügeldeckfedern sind schwarz. Alle übrigen Körperteile wie Nacken, Mantel, Rücken, ‚Brust und Bauch sind aschgrau. Alle grauen Federn zeigen feine schwarze Mittelschäfte. Diese aschgraue Färbung kontrastiert mit der glänzend schwarzen in wunderbarer Harmonie. Sie ist im Leben des Vogels von einem frischen, ungemein zarten und feinen Farbentone und variiert von einem reinen Silbergrau, Aschgrau oder Blaugrau bis zu einem schmutzfarbenen Braungrau. Die letzte Färbungsnüance herrscht bei Vögeln, welche im Süden des paläarktischen Faunengebietes heimaten vor, obschon keineswegs dieser Farbenton bei den Vögeln jener-Zone konstant ist und ebenso unter sich variiert wie bei nordischen und mitteleuropä- ischen Vögeln. Iris dunkelbraun. Schnabel und Fülse schwarz, Zehen mit starken scharfrandigen Krallen besetzt. Im Jugendgefieder sieht der Vogel nie so reinfarbig aus wie im Alterskleide. Das Schwarz ist stumpf und das Grau ist rauchfarben braun. Die Flügellänge von 8 von mir in Aegypten erlegten Vögeln schwankt zwischen 28—32 cm und zwar mifst ein Vogel im ab- genutzten Gefieder (Q', Barrages, 6.1. 1897) 28 cm, ein anderer (2, Fayum 28. XIl. 1886) ebenfalls im abgenutzten und stark verblichenen Gefieder 29 cm, während 2 9'0' 30 cm, ein 9 31 cm und 3 J'o! 32 cm Flügellänge aufweisen. Vier Vögel aus Sardinien in meiner Sammlung (von Klein- schmidt bezogen) und zwar 2 'S'O' ad. und 2 QQ ad. weisen eine Flügellänge von 30,5—31,7 cm auf. Zwei adulte 92 aus Vukovar (Slavonien) leg. H. Freiherr Geyr v. Schweppenburg zeigen übereinstimmend 29 cm Flügellänge. Wintervögel aus der Umgegend von Bonn und Blücherhof (Mecklen- burg) weisen eine Flügellänge von 31—33 cm auf. Ein Brut- vogel aus Greifswald (9 ad., leg. A. Koenig 19..V. 1882) hat 32 cm, ein Wintervogel (Q' ad., leg. A. Koenig 1880 hieme) 33 cm Flügellänge. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. he Ein von mir in Hammerfest (Norwegen) erlegtes altes J* (Brutvogel 12. VII. 1905) zeigt 32 cm Flügellänge. Die Flügelmafse weisen mithin keine erheblichen Differenzen zwischen nordischen, mitteleuropäischen und südlichen Nebel- krähen auf. Da die Mafse bei den Aegyptischen Vögeln. nicht unerheblich schwanken, mufs die Flügellänge auf individuelle Körperveranlagung und Stärke zurückgeführt werden, wobei die Geschlechter ebenfalls zu berücksichtigen sind. Das einzige, was ich bei dem mir vorliegenden, allerdings nicht ganz ausreichenden Materiale sagen könnte, ist, dafs die untere Grenze der Flügel- länge bei Aegyptischen Vögeln auf 29 und 28 cm sinkt und 32 anscheinend nicht übersteigt, während Vögel aus dem mittleren Europa eine Flügellänge von 31—33 cm zeigen. Das Mals von 34 cm, wie es Hartert in seinen paläarktischen Vögeln pag. 9 angibt, habe ich bei keinem meiner Vögel auffinden können. Der Schnabel mifst in der Länge 4,6—5,1 cm (vom Feder- ansatz gemessen), die Schnabelhöhe an der Basis beträgt durch- weg 2,1 cm, die Schnabellänge schwankt bei den Geschlechtern um mehrere mm, was aber ebenso bei den europäischen Vögeln der. Fall ist. Die Begründung einer wenn auch noch so subtilen Sub- species der Aegyptischen Nebelkrähe ist gänzlich hinfällig. Die eingehende, gründliche und vorurteilsfreie Untersuchung kann beim besten Willen den Aegyptischen Vogel nicht von der typischen Nebelkrähe trennen. Heuglin!) sagt zwar: „Die Aegyptische Nebelkrähe scheint durchschnittlich etwas geringere Dimensionen und schwächeren Schnabel zu haben als die europäische Form, sonst nur durch’ etwas brauneren Ton des grauen Mantels von ihr zu unterscheiden.“ Ich mufs sagen, dafs ich zuerst ebenfalls dieser Meinung gewesen bin, aber die gründliche Untersuchung und der Vergleich der nebeneinanderliegenden Bälge hat mich belehrt, dafs diese Ansicht durch nichts, aber auch durch garnichts begründet wird. Die Flügelmafse sind irrelevant; sie schwanken erheblich und sind von der individuellen Qualifikation des Stückes abhängig. Der Schnabel bietet nach Länge und Stärke keine Anhaltspunkte irgend welcher durchgreifenden Art. Es bleibt also nur die etwas mehr in’s Braune spielende Färbung übrig, aber auch diese An- nahme wird zur Illusion, sobald man eine gröfsere Reihe neben- einander liegender Objekte vorurteilsfrei. betrachtet. Hier liegt ein Stück, das wohl einen etwas brauneren Mantel zeigt, daneben eins, welches nur ganz leicht bräunlich überflogen ist und daran reiht sich ein anderes an, welches keine Spur von bräunlichem Anflug hat und weder in den Mafsen noch in der Mantelfärbung irgend wie von unseren europäischen Nebelkräben abweicht. 0. N. O. Africas I, pag. 504. 112 A. Koenig: Dabei sind alle Stücke von mir, wie ich das ausdrücklich hervor- heben will, an den Brutplätzen geschossen, wie denn überhaupt diese Krähe in ganz Aegypten ausschliefslich als sedentärer Vogel anzusehen ist. Es mögen vielleicht auch Zugkrähen vorkommen, aber diese könnten sich nur als ganz seltene Ausnahmen auf Unter-Aegypten beziehen, während ihre Erscheinung im oberen Aegypten völlig ausgeschlossen ist. Am meisten springt die braune Färbung bei jungen, eben dem Neste entflogenen Stücken in die Augen, was mehr oder weniger auch bei unseren europäischen Vögeln der Fall ist. Im Übrigen kann ich versichern, dafs feste konstante Unterschiede selbst minütiösester Art, welche die Aegyptische Nebelkrähe von der europäischen trennt, weder plastisch noch im Färbungscharakter oder gar biologisch vor- liegen. Ich mufs daher auf Grund meiner sehr eingehenden, absolut vorurteilsfreien Untersuchung die Nebelkrähe Aegyptens mit der typischen Art Corvus cornix, L. identifizieren. Der Ge- danke, dafs sich die Nebelkrähe in einem Lande wie Aegypten im Laufe der Zeit modifiziert haben könnte, liegt nahe. Ich hebe ausdrücklich noch einmal hervor, dafs ich anfänglich selbst diese Anschauung vertrat, bei gründlicher Nachprüfung aber zur Erkenntnis gelangt bin, dafs die Aegyptische Nebelkrähe in nichts, in garnichts von der Stammform abweicht. A. E. Brehm hat in seinem Vortrag: Zur Fortpflanzungsgeschichte einiger Vögel Nord-Ost-Afrikas, in der Erinnerungsschrift zum Gedächtnisse an die VII. Jahresversammlung der Deutschen Orn. Gesellschaft ab- gedruckt, und Cab. J. f. Orn. 1853 beigefügt, pag. 97 die Aegyp- tische Nebelkrähe als Corvus cornix aegyptiaca gefalst ohne eine Diagnose oder Beschreibung dazu zu geben. Wie es mit der in Sibirien beheimateten Nebelkrähe aussieht, welche Oates 1889 als Corvus Sharpii aufgestellt hat, vermag ich nicht zu entscheiden, da mir ein gröfseres Material von dort nicht vorliegt. Nach Hartert’s Beschreibung!) mufs dieser Vogel eine sehr subtile Unterart darstellen, da er selbst sagt: „Diese Form steht (©. ce. cornix sehr nahe, beim Vergleichen einer Serie aber ist der Unterschied auffallend.“ Drei Exemplare in meinem Museum von Rückbeil am Issyk-Kul in Turkestan gesammelt und von Tancr& 1913 bezogen, haben allerdings einen im Allgemeinen helleren Mantel, als unsere europäische Nebelkrähe. Bei einem Stück (erl. Anfang März 1919) geht der Mantel in eine sammet- braune Färbung über, während die beiden anderen Stücke eine aschgraue Färbung zeigen, welche jedoch nicht an die blaugraue Färbung unserer europäischen Krähe herankommt. In den Flügel- malsen weist ein 9' 31,5 cm, die beiden anderen 32 cm auf, die 1) Die Vögel der paläarktischen Fauna pag. 10 „Vollkommen wie ©. ce. cornix, aber die grauen Teile fehlen, weniger aschgrau, mehr bräunlichgrau, auch ist im Allgemeinen der Schnabel etwas schwächer“. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 113 Schnabellänge des ersteren milst 5 cm, die der beiden anderen 5,1 cm. Ich gebe zu, dafs die Mantelfärbung der Sibirischen Nebelkrähe eine im Allgemeinen etwas lichtere wie bei unseren europäischen Vögeln ist, aber anscheinend ebenfalls nicht konstant auftretend, sodafs auch diese Subspecies kaum aufrecht zu er- halten sein wird. Immerhin dürfte diese Krähe noch die einzige sein, welche einen „schüchternen‘“‘ Anspruch auf Absonderung erheben könnte. Weiter sagt Hartert: Einige Schwierigkeiten bereiten die in Aegypten und Syrien brütenuden Nebelkrähen. Sie sind meist nicht von ©. ce. Sharpii zu unterscheiden, aber zuweilen etwas dunkeler. J. Gengler kommt in seinen „Kritischen Bemerkungen zu den paläarktischen Corviden, J. f. Orn. 1919 Heft 2 pag. 221“ auf die in Syrien (Palästina) heimatenden Nebelkrähen zurück und beschreibt 2 ad. J'Q' und 1 ad. Q aus Jerusalem. Die Beschreibung gipfelt bei einem frischvermauserten Herbstvogel (2 ad.) in „Grau mit leichtbräunlichem Überton‘, bei einem Q' ad. aus dem Frühjahr in „Grau mit stark ausgeprägtem braunen Schimmer“ und bei einem anderen Q' ad. im Sommer in „Hellgrau, vollkommen rostbraun übertüncht‘“. Alle drei Vögel hätten somit drei völlig verschiedene Färbungsstufen. Es ist selbstverständlich, dafs ein frisch vermauserter Vogel anders aussehen mufs, als ein kurz vor der Mauser stehender, aber ebenso selbstverständlich mufs bei einer vorliegenden Dif- ferenzierung das Unterscheidungsmerkmal im frischvermauserten Gefieder ebenso deutlich zu Tage treten als im abgetragenen. Das scheint mir aber bei den syrischen Krähen auch nicht der Fall zu sein, es sei denn, dafs der bräunliche Anflug als ein leichtes Sondermerkmal angesehen werden kann, sofern er wirklich konstant in die Erscheinung tritt, zu dessen Feststellung jedoch eine gröfsere Anzahl als nur drei Vögel herangezogen werden mülsten. Laubmann zieht die syrischen Vögel zu CO. c. vala- chus, Tschusi (Balkan), womit sich Gengler nicht einver- standen erklärt. Ganz unverständlich ist mir der Satz Genglers: .... „denn valachus verändert während des Sommers das Feder- kleid nie und wird ganz braun wie die Krähe aus Palästina. Und trotzdem sondert Gengler die Nebelkrähe aus Jerusalem unter dem von ihm vorgeschlagenen Namen Ü. c. syriacus ab! Auch dieForm sardonius, Kleinschm. steht auf sehr schwachen “Fülsen. Während zwei von Kleinschmidt selbst bezogene Vögel in meiner Sammlung aus Ogliastra (Sardinien) einen mehr oder weniger deutlich ausgeprägten braungrauen Mantel zeigen, ist ein drittes Stück kaum bräunlich angehaucht, während das vierte einen ausgesprochen reinblaugrauen Mantel hat. Wozu dient nun, frage ich, die mit Gewalt angestrebte, geradezu erprefste, tatsächlich durch nichts begründete Aufteilung? Man sieht 114 A. Koenig: ordentlich die Sucht nach der Zersplitterung wachsen. Hartert!) stellt drei Subspies inel. cappellanus, Scl. vom Persischen Meer- busen, die mir eine gute Art darzustellen scheint, auf, nämlich: ©. c. sardonius, Kl. und CO. c. Sharpiü, Oates. Laubmann fügt den vorstehenden noch C. c. valachus, Tschusii und C. ce. pallescens, Mad. von der Insel Cypern hinzu und hat deren be- reits fünf in seiner Arbeit: Geogr. Variation des Formenkreises Corvus cornix L. in Verhandlungen der Ornith. Gesellschaft in Bayern XIII. Heft 3 25. 5. 1918, und J. Gengler vermehrt ihre wachsende Reihe in seiner Arbeit: Einige kritische Bemer- kungen zu den paläarktischen Corviden, J. f. Orn. 1919 pag. 215 um weitere zwei, nämlich ©. c. caucasicus und C. c. syriacus und reiht aufserdem die längst begrabene Brehm’sche CO. c. sub- cornix wieder an. Wenn die Sonderung den wirklichen Tatsachen entspräche, würde ich der letzte sein, der ihr seine Anerken- pung versagte; so tue ich letzteres allerdings in vollster Über- zeugung. In vollster Überzeugung sage ich, dafs das Aschgrau der Mantelfärbung ebenso bei unseren Mittel-Europäischen wie bei den in Süd-Europa, Nord-Afrika und Syrien vorkommenden Nebelkrähen rein individuellen Abstufungen unterworfen ist, in- dem man ebenso oft einem reinen, durch die frische Mauser hervorgerufenen Blaugrau, wie einem durch die vorgeschrittene Zeit begründeten Braun- oder Bräunlichgrau begegnet. Die Flügellänge und Schnabelmafse sind bei den südlichen For- men den gleichen Schwankungen ausgesetzt wie bei den Mittel- und Nord-Europäischen. Ich würde also gegen alles bessere Wissen und gegen mein eigenes Gewissen handeln, wenn ich die Aegyptische Nebelkrähe von der allgemein bekannten Linn@’schen Art abtrennen würde. Die Nebelkrähe ist ein Charaktervogel des Ostens. Schon in den Pommerschen und Ost-Preufsischen Provinzen wird sie zu einer Staflage alltäglicher Begriffe. Im westlichen Europa dagegen bildet sie nur eine vorübergehende winterliche Zugvogel- erscheinung. Als ich im Jahre 1877 nach 10-jähriger Abwesen- heit besuchsweise in meine Geburtsstadt Petersburg kam, und die heimatliche Stätte als ein die Vogelkunde begeistert er- fassender Jüngling wieder betrat, die ich einst als spielender Knabe verlassen, konnte ich nicht genug die Nebelkrähen an- staunen und bewundern, welche die Strafsen, Bäume und Gärten der Stadt in so ausdrucksvoller Weise belebten. Mein älterer Bruder, zu dessen Hochzeit ich nach Petersburg gekommen war, konnte es garnicht verstehen, dafs ich den „gemeinen“ Krähen ein solches Interesse entgegenbrachte und suchte mich durch Hinweise auf seltenere Vögel von dem Gegenstande meiner Bewunderung abzulenken, indem er mir daraufhin eine prachtvoll 3) Lie Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 115 ausgestopfte Schneeeule zum Geschenk machte. Aber dennoch konnte er mein Interesse an den Nebelkrähen nicht abschwächen. Wieder und immer wieder mulste ich den Vögeln zusehen, wie sie auf dem Hof zwischen galkenden Dohlen und zahllosen Tauben herumspazierten, auf den Dächern der Häuser safsen oder in den hohen Bäumen — es war Ausgangs April — zu Nest trugen. Ich sah auch einmal deutlich, wie sie frische Zweige von den Bäumen rissen, um zum Nestmaterial zu gelangen, kurz, ich bewunderte die Krähen auf Schritt und Tritt. Meine grofse Vorliebe dafür erkennend, schenkte mir meine Taufpatentante eine mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Aste stehende, gut ausgestopfte „Worona“ (Krähe im Russischen), welche ich hoch in Ehren hielt und auf der ganzen Rückreise wie meinen Augapfel hütete, um schliefslich mit diesem Gegenstande in mein Musen- städtchen Burgsteinfurt in Westfalen wieder einzurücken, wo ich den Vogel noch lange Zeit über meinem Arbeitstische prangen hatte. Ebenso vertraut wie die Nebelkrähe in den russischen Städten dem Menschen gegenüber ist, ist sie es auch in der Hauptstadt Aegyptens. Furchtlos marschiert sie mit gemes- senen Schritten auf den belebten Strafsen Cairos umher, sucht die vielen Kehrichthaufen durch, zankt sich mit den zahl- losen, herumvagabundierenden Hunden um einen Knochen oder sonstigen Leckerbissen und schwingt sich bei nahender Gefahr in die dichten Kronen der Lebbach-Akazien, um von dort ruhig Umschau zu halten und neue Pläne zu schmieden. Im Ezbekieh- Garten oder in den weiten Anlagen des Hotel Gezireh am Nil sieht man sie oft scharenweise versammelt auf den. Wegen und Rasenflächen ohne die geringste Scheu vor dem verkehrenden Publikum herumwandern. Dabei verleugnen sie aber keineswegs das ihrem ganzen Geschlechte anhaftende Mifstrauen vor ihrem Erzfeinde, dem Meuschen. Sie sind auch nicht so dummdreist, wie es der Schmarotzermilan ist. Niemals habe ich gesehen, dals sie Fische aus den Körben stahlen oder gar das im Freien servierte Beefsteak von dem Teller vor den Augen des über- raschten Europäers hinwegrafften, wie mir Augenzeugen von jenem Raubvogel berichteten. Wenn aber je einmal ein tötlicher Schufs in ihre Reihen gefallen, dann ist es aus mit der sonst zur Schau getragenen Vertrautheit dieser Vögel. Ein ihnen nur einmal angetanes Unrecht vergessen sie so leicht nicht wieder, und geradezu hervorragend wissen sie den Unterschied zu machen zwischen den ihnen ungefährlichen und den ihnen nach dem Leben trachtenden Menschen. In Aegypten wird aber auch niemand — es sei denn aus besonderen Gründen — diesen Vögeln nachstellen, da ihr Fleisch nicht gegessen wird und keiner der jagenden Fellachen irgend welche Neigung verspürt, das teure Pulver und Blei nach diesen, wie mir immer schien, in ihren Augen unreinen Vögeln zu verschiefsen. „Müsch läsem = ist nicht nötig“, sagt der Moslem und läfst das Krähenvolk in Ruh. Journ. f. Or. LXVIIL. Jahrg. 1920, Sonderheft, 8 116 A. Koenig: Ebenso wie in den grofsen Städten, ist natürlich die Nebel- krähe auch auf dem Lande weitschichtig verbreitet. Das besagt schon der landesübliche Name Ghüräb el Bälledi d. h. Dorfrabe. Im ganzen Bereich der fruchtbaren Nilzone ist diese Krähe gemein. Sie verlangt nur Baumwuchs, ganz gleich ob derselbe aus hochgewachsenen Dattelpalmen oder sonstigen südlichen Bäumen besteht. Sie versteht sich eben überall einzurichten, der Vegetation anzupassen. Nur die ganz kahlen, baumlosen Berg-, Stein- und Sandwüsten meidet sie und zwar augenscheinlich aus dem Grunde, weil diese ihr einen nicht genügenden Lebens- unterhalt gewähren. Sie fordert von der Natur einen Tribut, den sie leicht und ohne viel Mühe einheimsen kann: einen zu jeder Zeit vollgedeckten Tisch. Und da sie alles Andere als ein Kostverächter ist, findet sie jenen allerwärts und zu jederzeit in dem gesegneten Striche, welchen der göttliche Nil mit seiner Alles belebenden Kraft durchflutet. Mit krächzendem, laut hin- schallenden „Krah, Krah, Krah“!), verkündet sie ihre Anwesenheit, hüpft und schreitet hinter den die Erdschollen mit primitivem Pfluge umwerfenden Fellacheu, um die ans Tageslicht geförderten Larven und Mäuse zu erhaschen, oder auf den abgeernteten Gersten- und Weizenäckern saubere Nachlese zu halten. Sie kann die Auswahl in ihrer Nahruug treffen, wie es ihr beliebt, und kann sozusagen jeden ihrer Wünsche zu jeder Zeit be- friedigen. Wenn die Frühlingssonne jene unzähligen Wesen zu neuem Leben aus ihren schlafenden Hüllen erweckt, hält sie sich an diese leckere Speise; wenn in vorgeschrittener Jahreszeit die_ Früchte des Feldes reifen, füllt sie sich Kropf und Magen mit den kraftgebenden Körnern und nascht im Herbste von den zuckersüfsen Datteln, Granaten, Weinbeeren und vielen anderen Früchten, welche wir zu den edelen des Gartenbaues rechnen. Und da es einen Winter nach europäischem Begriffe im glück- lichen Pharaonenlande nicht gibt, leidet unser Vogel niemals Mangel an dem, was er für des Leibes Notdurft und Nahrung beansprucht. Aus diesem Grunde verändert auch die Nebelkrähe nicht das von ihr einmal bezogere Gebiet und bleibt in des Wortes vollster Bedeutung sedentär in ihm. 1) Eine sehr interessante Mitteilung über diesen Naturlaut der Krähe kann man in Otto Keller, die antike Tierwelt, Leipzig 1913 pag. 96 lesen: „Die Deutung des Rufs der ungezähmten Raben als cras, cras — morgen, morgen zieht sich von Augustin an durch das Mittel- alter hindurch. Augustin findet zwischen dem Raben und dem Sünder, der seine Besserung immer aufschiebt, die Ähnlichkeit, dafs beide be- harrlich cras, cras — morgen, morgen rufen“. Diese Eigenschaft würde auch vortrefflich in die überall vorwaltende Auffassung der Araber hinein- passen mit ihrem alle Augenblicke vorgebrachten, ihre grenzenlose Faul- heit verblümenden, geflügelten Worte: bükra-inschällah —= Morgen — so Gott will. Der Verfasser. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 117 Die von Rüppel besonders für die Krähenvögel Aegyptens vielfach ganz fehlerhaften Angaben besagen u. A., dafs die Nebel- krähe nur Wintergast in Aegypten sei, was ein grofser Irrtum ist. Dieser Vogel ist, wie ich das hier noch einmal ausdrücklich betonen will, ein ausgesprochener Standvogel Aegyptens, der jahraus, jahrein dasselbe Revier bewohnt. Von Unter-Aegypten bis aufwärts zu den ersten Stromschnellen bei Assuan ist die Nebelkrähe dicht verbreitet und überall anzutreffen. Von da ab wird sie durch ganz Nubien vermilfst, wenigstens habe ich bis Wadi-Halfa keine einzige Nebelkrähe wahrgenommen, auch darüber hinaus bin ich ihr nirgends begegnet. Ich entsinne mich auch nicht, in der Provinz Döngola ihrer jemals ansichtig geworden zu sein. Nach dieser unserer heutigen Kenntnis ist somit die Nebel- krähe ein ausgesprochenes Kind des fruchtbaren Aegyptens etwa vom 31.° nördl. Breite bis zum 24.° 5‘ 30‘ nördl. Breite gehend. Bei Assuan schneidet ihre Verbreitungslinie scharf ab, darüber hinaus ist sie nicht beobachtet worden. Der Fortpflanzungstrieb setzt bei der Nebelkrähe in Aegypten sehr früh ein. Adams hat bereits im Dezember die Eier ge- nommen. Ich selbst habe Krähen im abgebrüteten Zustande im Dezember unterhalb Cairo geschossen. Im Januar sieht man die Vögel schon durchweg zu Nest tragen und im Februar gewahrt man sie überall auf den Alleebäumen brütend. Obschon ich den Monat Februar für die Hauptbrutzeit halte, möchte ich nicht verfehlen zu bemerken, dafs man ebenso häufig im März und April, ja noch im Mai volle und frische Gelege findet. Ich möchte es als ganz sicher annehmen, dafs in Aegypten die Nebelkrähe mindestens zwei Bruten macht, wahrscheinlich sogar deren drei, denn es ist auffallend, dafs man die alten Vögel immer gepaart antrifft und nur selten, — und dann meist nur auf eine kurze Spanne Zeit, — die flüggen Jungen führen sieht. Mir scheint die Selbständigkeit der jungen Vögel in Aegypten sehr bald nach dem Flüggewerden einzusetzen, so dafs diese der Führung der Alten nicht mehr bedürfen; auch waren die Fortpflanzungsorgane der führenden alten Vögel stets geschwollen und in voller Vor- bereitung zu neuer Tätigkeit, worüber ich mich nicht genug wundern konnte, da.diese Erscheinung zu der in unseren Breiten vorwaltenden durchaus nicht im analogen Verhältnisse steht, indem bei uns alle Rabenvögel (Corviden) immer nur eine Brut im Jahr machen, es sei denn, dafs das erste Gelege geraubt wurde oder verunglückte. Die auffallend in die Länge gezogene Brutzeit der Nebelkrähen in Aegypten kommt in erster Linie der para- sitären Fortpflanzung des Heberkuckucks (Coceystes glandarius) hervorragend zu statten. Die bei den echten Kuckucken immer in einem gewissen Zeitabstande von mehreren Tagen heran- reifenden Eier können so von den Erzeugern mit aller Mufse und Auswahl in die Nester der Pflegevögel untergeschoben werden und gewährleisten dadurch die stetige sichere Erhaltung gr 118 A. Koenig: der Art. Die auf mindestens fünf Monate ausgedehnte Fort- pflanzungszeit des Parasiten steht daher mit der der Nebelkrähe im innigsten Zusammenhange, und es ist schwer zu sagen, ob sich die Krähe allmählich den Forderungen des Kuckucks einzustellen oder letzterer sich der ihm höchst willkommenen Ausdehnung der Brutzeit der Nebelkrähe anzupassen gewulst hat. Alle gröfseren und höheren Bäume dienen der Nebelkrähe zur Anbringung der Nester in ihnen. Besonders gern horstet sie auf den die Alleen umsäumenden Lebbachakazien (Albiseia Lebbach) welche aus Indien eingeführt wurden, aber auch auf Sykomoren (Ficus sycomorus), in Ssünt-Akazien (Acacia nilotica), in Ssidrr-Bäumen (Zizyphus spina Christi), in Dattel- und Königs-. palmen (Oreodoxa regia), in hohen Tamarisken (Atel der Ein- geborenen Tamarix articulata, Vahl) und allen anderen einge- führten hochwerdenden Bäumen. Ich habe sie nur auf Bäumen, niemals in alten Tempeln und Ruinen, in Bergwänden und Fels- spalten horstend angetroffen. Dafs dies ausnahmsweise geschehen könnte, vermag ich nicht in Abrede zu stellen, da ich in Norwegen eigenhändig ein Krähennest aus einem Felsenloche hob, aber dies kann nur eine Zwangsmafsnahme oder eine völlige Verirrung sein, da die Nebelkrähe ein ausgesprochener Baumvogel ist und sich nur in den schützenden Kronen hoher Bäume wirklich wohl und sicher fühlt. Aus dem von mir gesammelten umfangreichen Eiermaterial greife ich zur Beschreibung nur die am meisten hervorstechenden Gelege heraus. I. 4er Gelege (bebrütet) Horst in Phoenix dactylifera, leg. A. Koenig bei Nagäda (Ober-Aegypten) 5. IV. 1897. Die Eier sind typisch auf grünem Grunde olivfarben braun geflatscht, gestrichelt und gefleckt, wodurch sie ziemlich dunkel erscheinen. Am stumpfen Pole einige vereinzelte, dunkelschwarze Punkte, welche sich hier und da haarzügenartig auspeitschen. Die Schale ist glatt von mittelmäfsigem Glanze und mit verein- zelten nadelstichartigen Poren durchsetzt. Durch das Bohrloch gesehen leuchtet die Innenschale intensiv meergrün durch. Einige weilse Kotspritzen auf den Eiern. a) 4,3 cm X 2,9 cm, b) 4,3 cm X 3 cm, 1,15 gr ? 2 L3srar an c) 4,1 cm X 2,9 cm, d) 4,1 cm X 2,9 cm 1,o/ en 1,15 gr Il. 4er Gelege (bebrütet) Horst in Phoenix dactylifera, leg. A. Koenig bei Nagäda (Ober-Aegypten) 5. IV. 1897. Ein Ei dieses Geleges (b) ist typisch in Grund und Deck-. farbe, die beiden anderen (a und c) heller in der Grundfarbe Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 119 und spärlicher gefleckt, das vierte endlich sehr hell, fast cya- nistisch mit vereinzelten fahlbraunen Flecken und Spritzen bedeckt. Die Eischale- zeigt matten Glanz, ist ziemlich glatt und hat viele nadelstichartige Poren. Von Innen gesehen leuchtet die Eischale hellmeergrün durch. a) 4,2 cm X 2,9 cm, b) 4,1 cm X 2,9 cm, 1,15 gr) Fre c) 4,1 cm X 2,9 cm, d) 4cm X 2,9 cm u 00) Bea: 1,104:gn41. 4 III. Ein nahezu rein cyanistisches Ei (frisch). Zugetragen in Kene (Ober-Aegypten) 6. IV. 1897. Das Ei ist langgestreckt, einfarbig grünblau mit nur ganz wenigen, sehr feinen dunkelen Punkten am stumpfen Pole. Die Schalenoberfläche ist ein wenig gepustelt und gewellt, wenig glänzend, eher matt und stumpf mit nadelstichartigen Poren durchsetzt. Durch das Bohrloch gesehen leuchtet die Eischale intensiv meergrün durch. Ein höchst apartes Krähenei, das sein Analogon in cyanistischen Silbermöweneiern findet. A2,CMı% 3,1 cm 1,10 gr IV. 2 Eier (frisch) zusammengehörig. Horst in Phoenix dactylifera, Kene (Ober-Aegypten) 6. IV. 1897. Die beiden Eier sind ganz verschieden, indem das eine Ei (a) auf gesättigt grünem Grunde mit dunkeler Deckfarbe nament- ilich am stumpfen Pole reich versehen, das andere (b) auf hell- bläulich grünem Grunde nur am stumpfen Pole dunkel geflatscht ist, im Übrigen fast gar keine Fleckenzeichnung trägt. a) 44 cm X 28 cm bb) 41 cm X 2,8 cm 0,85 gr ; 0,75 gr ) V. Eier (frisch) zusammengehörig. Zugetragen in Kene (Ober-Aegypten) 6. IV. 1897. Die beiden höchst eigenartig gezeichneten Eier fallen nach Form und Färbung ganz aus dem typischen Nebelkräheneier- charakter heraus; sie sind gedrungen bauchig, auf bläulich grünem Grunde an beiden Polen braun gefleckt, sonst fein getippelt und geschmitzt, worunter vereinzelte tiefschwarze Punkte und Haar- züge eingestreut sind. Die Eier könnte man für grofse Coccystes- eier halten, denen sie geradezu verblüffend gleichen, doch ist Gröfse und Gewicht natürlich ausschlaggebend. Ihre Schale ist glatt mit vielen nadelstichartigen Poren versehen und von mattem Glanze. Durch das Bohrloch leuchtet die Innenschale hellmeer- grün durch, 120 A. Koenig: a) 3,9 cm X 3,1 cm, b) 3,9 cm X 3 cm, l gr r 1,08 gr VI. 2 Eier (frisch) zusammengehörig, Horst in Phoenix dactylifera, nördlich von Kene (Ober-Aegypten) 7. IV. 1897. Die Eier sind nahezu einfarbig blaugrün im Grundtone, stellenweise fahlbraun gewölkt und gewässert mit vereinzelten schwarzen Haarzügen an den Polen. -Ein Ei (a) ist bauchig gestaltet, das andere (b) ellipsoid wie typische Podicepseier. Ihre Schale ist glatt von ziemlich starkem Glanze und mit vielen nadelstichartigen Poren versehen; sie leuchtet von Innen hell- meergrün durch. f a) 3,9 cm X 2,9 cm, b) 4,2 cm X 2,9 cm 1,05 gr x 1,1 gr VII. 3er Gelege, aus dem Weichbilde der Stadt Cairo April 1897 (durch V. Nemeec). Die Eier sind grols, langgestreckt (oblong), auf bläulich- srünem Grunde fahlbraun getupft, getippelt und geschmitzt. Bei einem Ei (c) gehen die Flecken in violette oder aschfarbene über. Eifarbe ziemlich stark glänzend, sonst wie bei den vor- beschriebenen Eiern. a) 45 cm X 3 cm, b) 46 cm X 3 cm, 1.1 er : 1.32 gr : c) 4,2 cm X 3 cm 1,32 gr VIII. 4er Gelege, aus dem Weichbilde der Stadt Cairo April 1897 (durch V. Nemec). Die Eier sind bedeutend kleiner als die vorigen, schön eigestaltig, im Charakter von Schwarzdrosseleiern stehend, auf blaugrünem Grunde rotbraun geschmitzt und getüpfelt. Eischale glänzend, von Innen gesehen meergrün durchleuchtend. Die Fleckenzeichnung am stumpfen Pole geht dort auch wohl in eine violett-aschfarbene über. a) 4 cm X 2,8 cm, b) 3,8 cm X 2,9 cm, 1.05 er '' 1,05 gr d c) 4,1 cm X 2,9 cm, d) 4 cm X 2,8 cm 1,20 gr ? l gr IX. 4er Gelege (bebrütet). leg. A. Koenig in Bellianah (Ober-Aegypten) 18. II. 1899. (Horst in Phoenix dactylifera.) Eier schmal und auffallend lang gestreckt, auf blaugrünem Grunde fahlrostbraun gewässert, geflatscht und gestrichelt; am Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 121 stumpfen Pole stehen vereinzelte tiefschwarze Punkte, die oft geifselförmig ausgezogen sind. Die Eischale ist von ziemlich starkem Glanze, glatt mit vielen nadelstichartigen Poren durch- setzt und leuchtet von Innen hellmeergrün durch. a) 4,2 cm X 2,7 cm, b) 4 cm X 2,7 cm, 1,05 gr F 1,00 gr ä c) 4cm X 2,7 cm, d) 44 cm X 2,7 cm 1,00 gr : 0,95 gr X. der Gelege (3 Eier bebrütet, 2 faul). leg. A. Koenig vor Edfu (Ober-Aegypten) 2. III. 1899. Die Eier sind gering an Gröfse, auf blaugrünem Grunde lehmbraun getupft; 4 Eier stehen im Charakter von stark ge- flatschten Elsterneiern. Das 5. neigt zum Typus von Tannen- hehereiern (Nucifraga caryocatactes), indem es auf hellblau- grünem Grunde fein rotbraun getippelt ist. Die Schale ist von mattem Glanze und leuchtet von Innen hellmeergrün durch. a) 4 cm X 2,7 cm, b) 4cm X 2,7 cm, 1,00 gr : 0,85 gr : c) 4,1 cm X 2,8 cm, d) 4,1 cm X 2,7 cm, 0,95 gr r 0,95 gr ’ e) 3,9 cm X 2,8 cm 0,95 gr XI. öer Gelege (bebrütet). leg. A. Koenig vor Edfu (Ober-Aegypten) 3. III. 1899. Die Eier sind nicht übereinstimmend in der Zeichnung; 2 davon (a und b) sind auf hellblaugrünem Grunde fahlbraun gefleckt und getupft, wodurch aber der Untergrund nicht ver- deckt wird. Die beiden anderen (c und d) zeigen einen grünlich verwaschenen Untergrund mit reichlicher fahlbrauner Spritzen- förbung, worunter am spitzen Pole die tiefschwarze Klecks- zeichnung nicht fehlt, während das fünfte Ei (e) so dicht mit den braunen Flecken bedeckt ist,. dals es wie marmoriert er- scheint. Die Schale zeigt nur mäfsigen Glanz, ist glatt und leuchtet durch das Bohrloch gesehen intensiv meergrün durch. In den Eiern zeigt sich eine merkwürdige Abstufung vom hell- blaugrünem zum verwaschenen olivbraunen Tone. a) 4,2 cm X 2,9 cm, b) 4,4 cm X 2,8 cm, 1 gr ? 1,25 gr ? c) 4,2 cm X 2,9 cm, d) 4,4 cm X 2,9 cm, 1,30 gr ? 1,30 gr i e) 43 cm X 3 cm 1,30 gr 122 A. Koenig: XII 5er Gelege (3 Eier bebrütet, 2 faul). leg. A. Koenig in Acacia nilotica bei Kom-Ombos 15. II. 1899. Alle Eier tragen einen übereinstimmenden Färbungscharakter und sind von geringer Gröfse. Sie sind auf grünem Grunde stark fahl rostbraun geflatscht, gefleckt und getupft. Sie sehen in dieser eigentümlichen Zeichnung typischen Eiern des Unglückshehers (Perisoreus infaustus) nicht unähnlich. Die Schale ist von mattem Glanze, glatt, mit nadelstichartigen Poren durchsetzt und leuchtet durch das Bohrloch gegen das Licht gesehen intensiv meergrün durch. a) 3,9 cm X 2,7 cm, b) 4 cm X 2,7 cm, 0,97 gr 2 0,87 gr , c) 3,9 cm X 2,8 cm. d) 4cm X 28 cm, 0,87 gr x 0,87 gr r e) 3,8 cm X 2,8 cm 0,85 gr XI. ı Einzelei. leg. A. Koenig am Gebel Atüäni (Ober- Aegypten) Horst in Phoenix dactylifera 18. III. 1899. Das Ei ist von schöner Eiform, auf blaugrünem Grunde stark fleckig olivbraun betupft, wodurch es manchen Dohleneiern (Lycos monedula) im Färbungscharakter nahe kommt. Die Ei- schale zeigt nur geringen Glanz, hat nadelstichartige Poren und leuchtet von Innen meergrün durch. 3,8 cm X 2,9 cm cm 090g XIV. 3 Eier (das volle Gelege bestand aus 4 Stück, 2 Eier waren faul, 1 Ei bebrütet). leg. A. Koenig nördlich von Nagh-Hamädi (Ober-Aegypten) 10. IV. 1899. Ein Ei (a) ist dunkel olivgrün im Grundtone, mit dunkel olivbraunen Schmitzen reich bedeckt, das andere Ei (b) zeigt bei gleicher Fleckung klaren grünen "Untergrund, während das dritte Ei (c) ausgesprochen cyanistisch ist und neben nur ganz vereinzelten, fahlrostbraunen “Tupfen verwaschen violette Schalen- flecken zeigt. Die Eischale hat einen leichten (matten) Glanz, ist mit nadelstichartigen Poren durchsetzt und leuchtet von Innen gesehen intensiv meergrün durch. a) 4 cm X 2,6 cm, b) 3,9 cm X 2,9 cm, 0,90 gr y 0,90 gr : c) 4 cm X 2,9 cm, 0,90 gr XV. 3 Eier (das volle Gelege bestand aus 4 u ZU- getragen in Bellianah (Ober-Aegypten) 14. IV. 1899. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 123 Die Eier — ein apartes Gelege bildend — sind dickbauchig und ziemlich grofs; 2 Eier sind auf blaugrünem Grunde, das eine davon (a) stark rostbraun geflatscht und getupft, das andere (b) feiner gepunktet, worunter auch violett-aschfarbene Flecken und tiefschwarze Peitschengeilsel stehen. Das dritte Ei ist auf bläulich weilsem Grunde fein fahlrostbraun getippelt, vielfach umflossen von abgeblafsten, violett-aschfarbenen Schalenflecken. Die beiden letztbeschriebenen Eier stehen ganz im Charakter der feingetippelten Dohleneier (Lycos monedula). a) 4,2 cm X 3,1 cm, b) 4,2 cm X 3,1 cm, 1,00 gr ARE 1,30 gr : c) 42cm X 3 cm 1,05 gr Vergleichsweise ziehe ich zu dem vorbeschriebenen Material aus Aegypten noch folgende Gelege aus meiner umfangreichen Sammlung. I. 3er Gelege von Corvus cornix Sharpii, Oates. leg. Rückbeil am Issyk-Kul (Turkestan) 1913. Alle 3 Eier sind dunkel olivgrün und sehen durch die dunkelolivbraune, gleichmälsig über die ganze Oberfläche sich erstreckende Befleckung wie marmoriert aus; sie bilden eine eigenartige dunkele Varietät. Schale mattglänzend. a) 4,8 cm X 3,2 cm. b) 4,5 cm X 3,1 cm, 160g ’ 1,80 gr ©" c) 45 cm X 3,1 cm 1,20 gr II. 3er Gelege von Corvus cornix Sharpii, Oates. leg. Rückbeil am Issyk-Kul (Turkestan) 1913. Diese Eier gehören ebenfalls der dunkelen Varietät an, sind aber eine Nüance heller und erscheinen mehr dunkel olivgrün als olivbraun. Die fahlgraue Fleckenzeichnung ist abgegrenzter, nicht so verwaschen wie unter I. Am stumpfen Pole vereinzelte tiefschwarze Peitschengeifselzüge. Schale mattglänzend. a) 45 cm X 3,1 cm, b) 45 cm X 3,2 cm, PROF i 1,20 gr 2 c) 4,5 cm X 3,2 cm 1,30 gr III. 4er Gelege von Corvus cornix, L. leg. A. Koenig, Nest in hoher Fichte, in Bökenös (Süd-Schweden) 11: V. 1912: Die Eier sind auf lichtgraugrünem Grunde mit fahlrost- braunen Flecken reichlich übersäet, worunter wie gewässert 124 A. Koenig: zahlreiche aschfarbene Schalenflecken stehen. Am stumpfen Pole vereinzelte tiefschwarze Punkte und Striche. Die Eischale zeigt wittelmäfsigen Glanz, viele nadelstichartige Poren und leuchtet von Innen gesehen hellmeergrün durch. a) 4,5 cm X 3,1 cm, b) 42cm X 3 cm, 1,30 gr . 1,30. ? c) 42 cm X 3 cm, d) 4,6 cm X 2,9 cm 1,30 gr 130g IV. 2 Eier (zusammengehörig) von Corvus cornix, L. leg. Bengt Berg, Lappland 1910. Beide Eier sind von birnförmiger Gestalt und auf grünem Untergrunde sehr eigenartig dicht braun bespritzt, dadurch wie marmoriert erscheinend. Eischale stumpf, kaum mit schwachem Glanz versehen, durch das Bohrloch intensiv meergrün durch- leuchtend. a) 4,6 cm X 3 cm, b) 44 cm X 3 cm Imoyer- 1,10 gr V. 5er Gelege von Corvus cornix, L. leg. Lad. v. Dobay, Fröke folva (Ungarn) 6. V. 1906. Eier grofs und gestreckt, auf lichtblaugrünem Grunde stark fahlrostbraun geflatscht und gefleckt, von wässerig violetten Flecken umschwommen und am stumpfen Pole mit vereinzelten tiefschwarzen Punkten und Geilseln versehen. Die Eischale, von nur schwachem Glanz, ist glatt und mit zahlreichen nadelstich- artigen Poren durchsetzt, von Innen leuchtet die Schale lebhaft meergrün durch. a) 4,6 cm X 3 cm, b) 45cm X 3 cm, 1,55 gr ö 1,6Weri!? c) 4,3 cm X 3 cm; d) 46cm X 3 cm, 1,25 gr 1:55. er... e) 45 cm X 3 cm 1,55 gr VI. 5er Gelege von Corvus croniz, L. leg. A. Gressin in Maklow (Mark) auf einer Kopfweide im Sumpf 3 m hoch 6. V. 1904. r Eier gering an Gröfse, auf lichtblaugrünem Grunde dunkel und fahl rostbraun geflatscht und bekritzelt. Eischale matt- glänzend, teilweise stark granuliert und mit Pustelu bedeckt, hellmeergrün durchleuchtend. a) 4,1 cm X 2,9 cm, b) 41cm X 2,9 cm, 1,00 gr y 1,00 gr J Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 125 c) 4cm x 28cm, + d)41icm X 2,9 cm, 100.7 FIR er. e) 4,2 cm X 3 cm 1,00 gr VI. 5er Gelege von Corvus cornix, L. leg. Kricheldorff, Zeuthen (Mark) 26. IV. 1908. Eier ziemlich grofs und dickbauchig, auf grünem Grunde dunkel olivbraun geflatscht und marmöriert, am stumpfen Pole den Untergrund nahezu bedeckend. Eischale mattglänzend, glatt, von Innen meergrün durchleuchtend. a) 4,3 cm X 3,1 cm, b) 4,2 cm X 3 cm, 1,20 gr ; 1,20 gr ; c) 4,2 cm X 3,1 cm, d) 42 cm X 3,1 cm, 1,20 gr ; 1,20 gr ; e) 4,3 cm X 3,1 cm 1,30 gr ’ VIII. 5er Gelege von Corvus cornix, L. leg. A. Koenig auf dem Fresendorfer Haken bei Greifswald 19. V. 1882. Eier ziemlich grofs, bauchig eigestaltig, auf blaugrünem Grunde stark olivbraun geflatscht, gefleckt und gepunktet mit Einlagerungen violetter Schalenflecken sowie vereinzelter schwarz- brauner Punkte und Geifseln. Die Schale hat geringen Glanz, ist von zahlreichen Poren durchsetzt und leuchtet von Innen meergrün durch. a) 44cm X 3 cm, b) 4,5 cm X 3 cm, 1,30 gr } 1,40 gr : c) 44 cm X 3 cm, d) 42 cm X 3 cm, 1,47 gr ; 1,42 gr 2 e) 4,3 cm X 3 cm 1,20 gr Wie aus vorstehenden Tabellen ersichtlich ist, sind die Längen- und Breitenaxenmalse ebenso wie die Gewichte der Eier bedeutenden Schwankungen unterworfen, und zwar ın gleicher Weise bei den Aegyptischen Vögeln wie bei den Mittel- und Nord-Europäischen. Das Maximum des Längendurchmessers beträgt bei den Aegyptischen Gelegen 4,6 cm; das Maximum des Breitendurch- messers 3,1 cm; das Minimum des Längendurchmessers 3,8 cm; das Minimum des Breitendurchmessers 2,7 cm. Das Höchstgewicht beträgt 1,32 gr. das Mindestgewicht 0,85 gr. Die Durchschnitts- tabelle dürfte folgende sein: 4cm X 23,9 cm 1 gr 126 A. Koenig: Die Mafse und Gewichte. der Nebelkräheneier aus dem mittleren und nördlichen Europa bewegen sich genau in den gleichen Linien wie diejenigen aus Aegypten; nur die beiden Gelege vom Issyk-Kul (Corvus cornix Sharpü, Oates) zeigen durchweg etwas grölsere Zahlen, wie denn auch der Vogel von dort auf den ersten Anblick etwas stärker zu sein scheint. Das Normalgelege der Aegyptischen Nebelkräbe schwankt zwischen 3 und 5 Stück. Drei Eier kommen am häufigsten als Vollgelege vor, doch findet man auch vier und fünf Eier nicht selten. Ein Gelege von sechs Eiern habe ich niemals angetroffen, wobl aber häufiger 2 bebrütete Eier im Horst gefunden. Der Horst selbst ist gut und korbartig ausgebaut, nach Form, Gröfse und Um- fang ganz übereinstimmend mit dem der europäischen Vögel. Die Grundfärbung der Eier ist meistens ein lichtes Blaugrün, seltener ein dunkeles Olivgrün mit bald starker, bald weniger starker Befleckung. Eine ausgesprochene Neigung zu einer rein cya- nistischen Färbung ist unverkennbar und kommt oft vor, während erythristische Färbungserscheinungen zu fehlen scheinen. Er- wähnenswert scheint mir auch meine Entdeckung zu sein,, dafs einige Gelege der Nebelkrähe in geradezu verblüffender Über- einstimmung zu den Eiern seines parasitären Vogels Coccystes glandarius stehen. 76. Corvus umbrinus,!) Hedenb. in M. S. Sundev. 1838, Oefv. K. Vet. Akad. Forh. Stockh. pag. 199. Major, chalybaeo-niger ; eapite, colle abdomineque ex parte umbrino-nitentibus; rosto elongato, incurvo, nigro; pedibus nigro fuscis, iride fusca. Q@ paulo minor. Diagnosis apud Heuglinum. O. N. O. Afr. I, pag. 506 (1869— 1874). Wüstenrabe. Französisch: Corbeau du de6sert. Englisch: Brown-necked Raven. Arabisch: Ghüräb el Nöhi = Noahs Rabe. Schnabel stark und kräftig, jedoch im Vergleich zur Kelk- rabengruppe schlank, scharfrandig, beim S' bedeutend stärker als beim ©. Die Firste des Oberschnabels verläuft anfänglich grade, fällt von der Mitte an kuppelförmig ab und greift mit der 1) Ein Adject. umbrinus, a, um, wie es hier vom Autor unstreitig gedacht worden ist, gibt es anscheinend im klass. Latein nicht. Es ist wohl zweifellos hergeleitet vom Substantiv. umbra, ae f. —= der Schatten — wegen der wie ein Schatten sich um Kopf, Hals und Nacken legenden braunen Farbe, die wir als umbrabraun zu bezeichnen pflegen. Der Verfasser. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 127 Spitze über den Unterschnabel. Die Rachenspalte liegt unter dem Auge. Mundwinkel von starken, abwärts gerichteten Federborsten umstellt. Nasenlöcher am Grunde des Schnabels liegend, von straffen, nach vorn gerichteten Federborsten bekleidet. Kehlfedern breit lanzettförmig; diese nehmen bei der Inanspruchnahme des Kehl- kopfes und der Muskelbänder eine abstehende Haltung an. Die Wurzel des Kleingefieders ist durchweg hellfarben. Schwingen, Rücken, Bürzel, Weichen- Steifs- und Schwanz- federn sowie die Schenkelbefiederung tiefschwarz mit violettem Purpurglanz übergossen. Kopf, Hals und Nacken sowie Kinn, Kehle und Vorderbrust von einem chokoladenförmigen Umbrabraun, das für diese Art typisch und charakteristisch ist. Dieses eigenartige Braun wird durchaus nicht, wie einige Autoren glauben, erst kurz vor der Mauser herausgebildet; es ist vielmehr, wenn auch nicht so . deutlich, gleich vorhanden und an den erwähnten Partien von vornherein erkennbar. Nur die ersten hervorsprossenden Federn bei den Nestjungen sind matt schwarz, nehmen aber schon bald darauf die umbrabraune Färbung an. Immerhin ist bei den alten Vögeln die braune Färbung ausgeprägter (vollendeter) als bei den jungen. Wohl aber gehen die mit violettem Purpurglanz übergossenen schwarzen Federpartien, besonders die Flügel und Schwanzfedern in vorgerückter Jahreszeit stellenweise in ein ver- blichenes Braun über, sodafs Schwingen und Stofsfedern kurz vor der Mauser teilweise ebenfalls braun erscheinen können. Diese an jenen Körperteilen neuhervorsprossenden Federn sind stets tiefblauschwarz und bewahren diese Färbung bis die einzelnen Federn dem starken Einflusse des grellen Sonnenlichtes und der damit verbundenen Verblassung mit gleichzeitigem Vergehen der Metallfarben weichen müssen. Der starke kräftige Lauf ist vorn getäfelt, hinten geschient; die Zehenrücken sind ebenfalls getäfelt. Die Nägel sind mond- förmig gekrümmt und scharfrandig; besonders stark und grols ist die Kralle an der Hinterzehe. Iris umbrabraun. Beide Geschlechter sind in der Färbung nicht von einander zu unterscheiden, wohl aber in der Gröfse, indem das Q' meistens gröfser und stärker ist als das Q@. Im übrigen sind die Gröfsen- verhältnisse auch bei dieser Art nicht unbedeutenden Schwan- kungen unterworfen. Ein frisch im Fleisch. gemessener Vogel (9), den ich am Horste an der hohen Tempelwand von Abu-Simbel am 16. März 1897 in noch völlig tadellosem Gefieder erlegte, hatte folgende Mafse: Länge: 55 cm; Breite: 113,5 em, Brustweite 15 cm, Flügellänge: 42 cm. 4. Schwinge die längste. Länge des Schnabels: 7 cm; Höhe des Schnabels: 2 cm; Lauf: 6 cm; Länge der Mittelzehe: 4 cm; Nagel (über der Krümmung gemessen): 1,7 cm; Aufsenzehe: 3,4 cm; Nagel: 1,4 cm; Innen- 128 A. Koenig: zehe: 3,3 cm; Schwanz: 23,5 cm. 12 Schwanzfedern, Kopf und Nacken lebhaft braun schimmernd. Die Flügellänge schwankt zwischen 36—42 cm. Einige Vögel erscheinen in ihrem Habitus sehr grofs und langflügelig, andere wieder kleiner und kurzflügelig. Diese ausgezeichnete Art, welche mit der corax- Gruppe garnichts zu tun hat, ist einmal durch den schlanken Schnabel, sodann aber auch durch die intensiv umbrabraune Färbung an Kopf, Hals und Nacken gekennzeichnet. Sie erinnert im Schnabel- bau etwas an die Rabenkrähe, während sie in der Lebensweise wieder manches Kolkrabenartige an sich hat. Sie bildet einen ausgesprochenen Typus, einen Formenkreis für sich und darf nicht mit der corax-Gruppe vereinigt werden. Ihr könnte von Rechts wegen sogar ein neuer Genusname zugesprochen werden, . doch will ich dafür nicht eintreten, da ich diese Aufteilung in Anbetracht der heute üblichen Vereinigung vieler divergenten Formen in die Gattung Corvus nicht für notwendig erachte. Der Wüstenrabe macht seinem Namen alle Ehre, denn er ist ein Wüstenvogel in des Wortes vollster Bedeutung. Nicht als ob er die fruchtbare Zone gänzlich miede. Dieses zu glauben, wäre ein Irrtum, denn er durchstreift gern das bewohnte Nil- gelände und besucht fleilsig die Oasen; — aber recht eigentlich zu Hause ist er nur in der Wüste, richtiger gesagt, in der Berg- wüste. Dort, wo die nackten, schroffen Sandsteinberge Aegyptens an den Nil heranrücken und den stolz dahinfahrenden Strom ein- zuzwängen suchen, deren Massiv durchfurcht wird von zahllosen, trockenen Flufßsläufen, den Wadis oder Chors der Eingeborenen, und deren Boden wiederum mit grofsen Steinquadern und lockerem Steingeröll über und über bedeckt ist; auch dort, wo sich die Berge verlieren und allmählich wur vegetationslosen Wüste ab- flachen, aus deren ermüdendem Gesamtgepräge die durch die Fufsstapfen der Kamele gekennzeichneten Karawanenstralsen hervorleuchten und sich endlos in die Ferne dahinziehen: das sind die von unserm Raben bevorzugten und gern bewohnten Gebiete. Ein Bild will ich hier wiedergeben. Wir befinden uns auf dem Marsche in der gluthauchenden Säbara. Siedende Hitze umfängt uns auf dem Wege, unbarmherzig sendet der Feuerball seine glühenden Strahlen auf uns herab. Längst sind unsere Muskeln erschlafit, im Kopfe aber hämmert und klopft es, als ob das Blut aus den Adern springen wollte. Die Mundhöhle trocknet aus und der dicht hervorperlende Schweils netzt die sich fortwährend ab- lösende Haut. In gleichmäfsigem Rhythmus setzt das „Schiff der Wüste“ seine wie aus Filz gepolsterten schwieligen Sohlen auf den Boden und fördert einem aufgezogenen Uhrwerke gleich die Karawane, ob auch die Lasten knarren und knacken, ob auch die Menschen vor Müdigkeit und Ermattung zusammensinken und apathisch auf dem Reittier sitzen. Um uns herum ist es trostlos Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 129 öde und leer. Die Luft flimmert und tanzt vor unseren über- reizten Augen, dafs wir alle Augenblicke das trügerische Spiegel- bild der Fata morgana vor uns sehen. Alles tierische Leben scheint erstorben zu sein, kaum dafs eine der rotgetupften Sand- eidechsen vor den Tritten der Dromedare flüchtet oder eine blaukehlige Agame mit gehobenem Schwanze über den Karawanen- pfad segelt. Keine der lieblichen Lerchen, welche dem Wüsten- rande angehören uud ihn so reizvoll beleben, folgt uns; selbst die dem bezeichneten Gelände angehörigen, so charakteristischen Wüstenhühner haben uns längst verlassen, und nicht einmal der Wüstenläufer, der Sauäg el Ibel, verdolmetscht der Kamelantreiber, läfst seine knarrende Stimme vor uns ertönen. Geradezu ver- zweifelt starr und tot legt sich die Wüste einem eisernen Bande gleich um unser Herz und unsere Sinne. Da lösen bekannte Töne den traumartigen Bann. „Kuerk-kuerk“ schallt es zu uns von oben herab: Ein Rabenpaar folgt der Karawane, „Schüf, Schüf, Arfi-Ghüräb el Nöhi“!) meldet der hinter dem Kamel elastisch herschreitende Beduine und deutet mit der Hand auf die schwarzen Vögel in der Luft. Wir heifsen die Krächzer willkommen, denn sie reifsen uns aus unserer Lethargie und bringen mit ihrer Erscheinung eine erfrischende Abwechslung in das uns umgebende starre Einerlei der trostlosen Wüste. Eine Weile begieiten uns die klugen Gesellen; als sie aber merken, dafs wir rastlos weiter ziehen und es keinen Aufenthalt gibt, der für sie etwas abwerfen könnte, verlieren sie sich wieder im Dunste in der Ferne.?2) So erging es uns unzählige Male; be- sonders in der Erinnerung habe ich aber einige Marschtage, die uns von der Mosesquelle — Ain Mousa — in den Sinai- Gebirgsstock führten. Der Auszug aus meinem Tagebuche möge meine vorstehende Beschreibung erhärten: Sonnabend den 5. März 1898. „..... Das flache Hügel- land, welches wir zunächst durchzogen, bot rein garnichts. Nicht ein Vogel läfst sich sehen: eine wirklich trostlose Wüste! Erst gegen Mittag sahen und fingen wir einige Eidechsen, die einzigen 1) Sieh, sieh, Herr, der Rabe Noahs. 2) Ihr plötzliches Erscheinen und das darauf unauffällige Verziehen hat mir den arabischen Namen verständlich gemacht. Wie ein Auskund- schafter ist mir der Wüstenrabe immer erschienen, wie ein Bote, der aus- geschickt wurde, um eine Erfahrung zu sammeln und dieselbe weiterzu- geben. Einen besseren Vogel als diesen Raben zum Auskundschafter konnte ‘ wahrtich Noah nicht entsenden, als die Wasser der Sündflut auf Erden wieder gefallen waren, wie wir es so tiefsinnig in der Genesis 1. Mose 8. Kapitel, Vers 7 lesen: „Und liefs einen Raben ausfliegen; der flog immer hin und wieder her, bis die Gewässer vertrockneten auf Erden“. Diese Worte sind so grofsartig, die Eigenschaften dieses Vogels so erfassend und kennzeichnend, dafs man eine ganze Predigt darüber halten könnte nach der Bedeutung und der tiefen Versinnbildlichung jenes Geschehnisses. Der Verfasser. 130 A. Koenig: lebenden Wesen, welche uns zu Gesicht kamen. Eremias rubro- punctata, Licht. war die häufigste, aufserdem noch Acanthodactylus scutellatus und Agama inermis. Coleopteren sehr wenig, eine Ocneraart und Prionotheca coronata, Oliv. Zur Linken hatten wir die Kette des Gebel el Tih, zur Rechten über’m Meer das maje- stätisch aussehende Ataka-Gebirge. Wir passieren das Wadi Ssid’r.“* Sonntag den 6. März 1898. „Bis Mitternacht starker Wind, dann ruhig. Um 1/,9 Uhr Aufbruch. Eine entsetzlich öde Wüste, welche wir heute durchritten! Wir kamen durch das Wadi Werdän, welches noch einige Vegetation zeigte. Dann hörte aber die Vegetation ganz auf. Trost- und leblos zog sich die Wüste dahin bis zum Wadi Amära, wo wir nach 4 Uhr anlangten. Aufser einem Neophron percnopterus und 2 Corvus umbrinus keinen einzigen Vogel gesehen. Reptilien waren ebenfalls kaum sichtbar.“ Ein anderes Bild. Ich habe mir eine Luderhütte aufgebaut und mich darin am frühen Morgen verkrochen. Vor mir liegt der erschossene Esel, welcher die Geier anlocken soll. Noch ist die Luft kühl und ein frischer Wind streicht über die Fläche dahin. Aber in- dem die Sonne ihren Siegeszug verkündet, steigt die Wärme. Die Sonnenstrahlen umspielen schmeichelnd den toten Körper und beginnen zaghaft ihr Zersetzungswerk. Die verglasten Augen werden welk, aus der Nase tröpfelt eine übelriechende Flüssigkeit, immer praller wird die Bauchwand und in der Leibeshöhle gähren und brausen bereits die Stoffe. Gespannt harre ich auf das Erscheinen der gewaltigen Be- herrscher der Lüfte. Aber noch ist es zu früh für diese Riesen. Sie blocken noch träumend auf den Felsengraten und ordnen vorerst ihr Gefieder, bis sie sich auf den Orientierungsflug be- geben. Auch die kleineren Aasgeier sind noch nicht sichtbar. Schon aber rauschen die harten Schwingenschläge des Wüsten- raben und gleich darauf höre ich auch die Stimme, die wie „korr-korr“ klingt, gleichsam als wollte der Vogel freudig melden, dafs sein scharfes Auge etwas höchst Bemerkenswertes entdeckt habe. Doch er ist mifstrauisch der über Nacht entstandenen Erscheinung gegenüber und wittert Gefahr in der trügerischen Hütte. Oft fliegt er über dieselbe hinweg; ich sehe deutlich, wie er Schnabel und Kopf sinken läfst, um mit scharfem Auge das Innere der Hütte zu prüfen. Ich aber sitze unbeweglich da, wohl verdeckt durch die Sparren und das über sie gebreitete Tuch; kaum, dafs ich mit dem Auge durch eine Luke zu blicken wage, geschweige denn, dafs ich eine hastige Bewegung hervor- rufe. Immer rauschender und deutlicher werden die Flügelschläge des Rabenpaares, auch läfst sich schon ein zweites, ein drittes in hoher Luft vernehmen. Nunmehr hat sich der eine Vogel auf den Boden neben dem Tierkörper niedergelassen, während der andere über meinem Kopfe auf der Hütte aufgehakt hat, um ja alles noch einmal auf die Sicherheit zu überprüfen und abzuäugen. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 131 Aber jetzt schwingt er sich auch zum. Ehegesponst ein. Ge- messenen, gravitätischen Schrittes umgehen die beiden Vögel den noch frisch daliegenden Körper, unablässig nach der Hütte schielend und dieselbe fest im Auge behaltend. Der eine von ihnen ist auf den Kopf des Esels geflogen und betrachtet listig das ihm vor allem verlockend erscheinende Auge. Da kommt auch der andere hinzu und nun dringen die harten Schnäbel in scharfer Arbeit in die Höhle, um den Augapfel nach einigen kräftigen Hieben unter Zerren und Flügelschlägen herauszureifsen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich die Flinte heben und sie anbacken kann. Mit dem Fingerdrucke löst sich donnernd der Schufs und beide Raben liegen verendet an dem ihnen zum Verderben gewordenen Kadaver. Ich aber krieche aus der Hütte heraus und hebe die kostbaren Vögel auf, um die Bahn für die bald darauf ankommenden Geier frei zu machen. Nur bei ganz vorsichtigem Benehmen ist es mir gelungen, Wüstenraben am Aase zu schiefsen; meistens entdecken die scheuen Vögel den Jäger im Hinterhalte und kommen dann nicht an die Lockspeise heran. Hat man aber aus der Luderhütte nur einmal auf sie geschossen, dann ist es mit der Jagd nach ihnen ein für allemal vorbei. Ungleich dreister sind die Wüstenraben auf den Weide- plätzen der Kamele, wo sie vertraut auf deren Körperteilen sitzen, um sie von den zahllosen, blutgetränkten Zecken (Ixodes) zu befreien, sowie an den Öffentlichen Schlachtplätzen, wo sie nichts Böses wittern und durch fortwährend neuen Zuzug sich ablösen, so dafs die Neuankommenden von der Gefahr des ihre Kameraden betrofien habenden Sekicksals keine Ahnung haben. So habe ich bei Wadi Halfa an dem ziemlich weit in der Wüste gelegenen Schlachthofe meine ersten Wüstenraben im Jahre 1897 geschossen. Regelrecht Jagd nach diesen scheuen und klugen Vögeln kann man eigentlich nur an diesen Gelegenheitsplätzen machen; im Übrigen spielt einem sonst nur der Zufali den Vogel in die Hand. Auch am Horste benimmt er sich, einmal aufgetan, höchst klug und heimlich. Der Wüstenrabe geht durch ganz Aegypten und Nubien. Ob er auch in Unter-Aegypten auftritt, vermag ich nicht zu sagen, vermute ihn aber in den Wüstendistrikten dieser Gegend als Brutvogel. Er ist, wie ich das hier noch einmal betonen will, ein ausgesprochener Wüstenvogel, der von Cairo an aufwärts in keinem Gebiete fehlt. Mit besonderer Vorliebe hält er sich an den Pyramiden auf, die ihm desto mehr zusagen, je weniger sie von dem unruhigen Gaffervolke der Menschen besucht werden. Auch die alten Tempel und Ruinen hört und sieht man ihn krächzend und schnalzend umfliegen; seine schöne Silhouette in der Luft gewahrt man besonders häufig über den Kämmen der kahlen Wüstenberge, wo sich ein jedes Paar streng abgesondert für sich hält-und sein Revier beherrscht. Journ, f, Orn, LX VIII, Jahrg. 1920. Sonderheft, ) 132 A. Koenig: Im ganzen Sinaigebirge ist dieser Rabe weitschichtig ver- breitet und bildet in jedem Wadi eine alltägliche Erscheinung, wie ich das auf meiner Forschungsreise durch den Sinai 1898 feststellen konnte. Er tritt dort neben dem höchst eigenartigen, im Flugbilde unverkennbaren, kurzschwänzigen Raben ( Rhinocorazx affınis) auf. Auf unserer grofsen Wüstenreise von Wadi Halfa nach Charthum haben wir den Wüstenraben in der ganzen Provinz Döngola häufig beobachtet. Dieser Vogel ist im Sudan bei weitem nicht so häufig, als in der Umgegend von Cairo, wie in Aegypten überhaupt. Auch noch am weilsen Nil (Bahr el Abiad) habe ich Wüstenraben gesehen; die südlichste Grenze seiner Verbreitung dürfte zusammen mit Neophron percnopterus ungefähr bei el Dueim liegen. Als ich in den 80er und 90er Jahren Tunis und Algerien ornithologisch durchforschte, war es mir entgangen, dals Corvus umbrinus in den südlichsten Distrikten Algeriens als beheimatet gelten mufste. Ich hatte überall nur Corvus tingitanus, Irby angetroffen und konnte und wollte es nicht glauben, dafs der französische Ornithologe Oustalet!) den echten Wüstenraben mit Corvus fuscicollis!), V. in einer bei el Gol&ah gemachten Sammlung nachwies. Da berichtete Hartert 2), von dieser Art am Ou&d N’ca, wo ich auch gewesen war und auch sogar zwei Eier) dieses Vogels zugetragen bekommen hatte, welche ich aber nach dem Stande unserer damaligen Kenntnis für die von Corvus tingitanus hielt. In diesem Glauben wurde ich um so mehr bestärkt, als auch Capt. Loche in seinem grofsen Werke „Histoire naturelle des OiseauXfde l’Algerie‘ Corvus umbrinus nicht aufführt. Die sehr verdienstlichen Reisen des Herrn Paul Spatz brachten mir unter vielem Anderen endlich auch Exemplare des Wüstenraben aus dem vorbenannten Gebiete. Am Ouäd Imghär- ghar und zwar am nordöstlichen Abhang des Tadmait erbeutete Herr Paul Spatz ein angegattetes Paar dieses Raben und’ war auch so glücklich, das dazu gehörige Gelege zu erhalten. Dieses wertvolle Material kam in meine Hände. Die Flügellänge des Q' beträgt 38 cm. ‚Die Flügellänge des @ beträgt 37 cm. Im Übrigen stimmen diese Vögel mit denen aus Aegypten vollständig überein. Die hochinteressante Reise, welche sozusagen 1) Notice sur la collection d’oiseaux receuillie par M. Dybowski dans le Sahara. Extrait du Bulletin de la Soci6t6 Zoologique de France pour l’annde 1891. 2) Expedition to the Central Western Sahara in Nov. Zool. Vol. XX, pag. 37. f %) beschrieben unter Corvus tingitanus, Irby in meiner Arbeit: Beiträge zur Ornis Algeriens — J. f. Orn. 1895, pag. 208. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 133 noch zur letzten Stunde vor Ausbruch des unglücklichen Krieges von Paul Spatz in’s Land der Tuareg unternommen wurde, und welcher sich mein verehrter lieber Freund Herr Hans Freiherr Geyr v. Schweppenburg anschlofs, hat nun über die Wüstenraben jenes Gebietes völlige Klarheit gebracht, Die abgerundeten, mit peinlicher Gewissenhaftigkeit nieder- gelegten Angaben meines Freundes in seiner mustergültigen Arbeit „Ins Land der Tuareg, im J. f. Orn. April 1918‘ geben ein geradezu vollendetes Bild über diesen Vogel aus dem vorher nahezu gänzlich unbekannten Gebiete. Seine Angaben stimmen Wort für Wort mit meinen an diesem Vogel gemachten Er- fahrungen und Beobachtungen überein, bis auf die von mir nicht vertretene Ansicht, dafs er diesen Raben zur corax-Gruppe zieht. Aber das ist eben eine Ansichtssache, die für die Beurteilung dieser Art eine nur akademische Bedeutung hat. v. Geyr streift auch die von Graf Zedlitz aufgestellte neue Form ©. Krausei von el Tor am Sinai und gibt eine m. A. nach vortreflliche Kritik darüber ab. Nur möchte ich diesen Vogel als eine zum Formen- kreis umbrinus gehörige Unterart ansprechen, die nach den mir vorliegenden Stücken geringer in den Mafsen und auch schwärz- licher an Kopf und Hals zu sein scheint. Graf Zedlitz hat da- her mit gewohntem Scharfblick den Raben von el Tor richtig er- kannt und der Wissenschaft neu zugeführt. Anfänglich, als ich diesen Raben sah und in Bälgen vor mir hatte, glaubte ich an ° junge noch nicht erwachsene (adulte) umbrinus- Vögel, wurde aber doch mit der Zeit zur Ansicht des Grafen Zedlitz bekehrt und balte jetzt den Vogel für eine Subspezies von wmbrinus, Hedenb. Das höchst auffallende Moment dabei ist, daß ©. Krausei bisher anscheinend nur bei el Tor gefunden worden ist, während er im eigentlichen Gebirgsstocke garnicht vorzukommen scheint. Meine im Frühjahr 1898 unternommene Reise in den Sinai hat auf’s bestimmteste den Beweis erbracht, dafs im eigent- lichen Gebirgsstocke neben dem Ahinocorax affinis der typische Wüstenrabe (Corvus umbrinus) vorkommt, während ich den von Graf Zedlitz aufgestellten Raben (©. corax Krausei) dort nirgends angetroffen habe.!) Zu ganz besonderem Danke bin ich meinem verehrten “Freunde Hans Geyr v. Schweppenburg verbunden für 1) Alfred Laubmann in seiner Arbeit „Wissenschaftliche Er- gebnisse der Reise von Dr. Erich Zugmayer in Beludschistan 1911 — Vögel“ — in Abhandl. Kgl. Bayr. Acad. Wiss. Math.-phys. Kl. Band 26, Abhandl. 9 pag. 1-71 — 1914 — bemüht sich nachzuweisen, dafs sich der von A. Wagner 1839 pag. 301 aufgestellte Oorvus infumatus auf die von Graf Zedlitz 1908 zuerst scharf unterschiedene Form Corvus corax Krausei bezieht. Inwieweit sich dieser Hinweis rechtfertigen lälst, entzieht sich meiner Beurteilung. Der Verfasser. 9* 134 A. Koenig: das hochherzige Geschenk, welches er mir mit dem prachtvollen 4er Gelege des Wüstenraben (gef. am 3. IV. 1914 am Oued Agelil) machte. Meine grofse Vorliebe für seltene Vogeleier kennend, erfreute mich Herr von Geyr aufserdem mit einem . überaus wertvollen Gelege der Dromolaea leucopyga, P. v. Württbg., welches, nebenbei gesagt, das einzige in europäischen Sammlungen vorliegende aus dem Westsaharischen Gebiete ist, sowie einem schönen Gelege von Addon galactodes. Wenn ich dann noch hinzufüge, dafs Baron v. Geyr mir die wertvollsten und besten Stücke seiner mitgebrachten Vogelsammlung, nämlich ein paar herrliche adulte Berberfalken (Falco barbarus, L.) zum Geschenke machte, bei welcher Gelegenheit er seine eigene Freude daran strahlend zum Ausdruck brachte, so weifs ich wahrhaftig nicht wie sehr ich meinem lieben Freunde dafür danken soll. Und nicht genug damit. Er überwies mir auch noch seine ganze wertvolle Reptilienausbeute seiner Reise, welche noch der gründ- lichen Bearbeitung harrt. Diese kostbaren Gegenstände sollen dauernd im Museum A. Koenig als Zierden ersten Ranges hoch in Ehren gehalten werden! Es erübrigt nun noch die totale Verbreitung des Wüsten- raben zu erwähnen. Anscheinend durchquert er die ganze südliche Sähara, wahrscheinlich von Marokko an bis zum Roten Meere und geht auch noch darüber hinaus bis in das südliche Palästina, Beludschistan und Ost-Persien. Er wird auch von den Inseln des grünen Vorgebirges angegeben (Hartert). Mit dem Einsetzen der tropisch afrikanischen Zone macht er dem Schildraben (Corvus scapulatus) Platz. An der Verbreitungsgrenze berühren sich die beiden Arten und treten noch ein paar Breitengrade nebeneinander euf, bis sich der Wüstenrabe gänzlich verliert. Der 14. Breiten- grad im östlichen Sudan schliefst die eine Art vor der anderen aus. Wie weit die südliche Grenze im westlichen Säharagebiet hinab reicht, wissen wir heute noch nicht. Ich habe das Glück gehabt, eine ganze Reihe von Horsten des Wüstenraben zu sehen und seine Eier persönlich einzusammeln. In Aegypten findet man die Horste unschwer an den Pyramiden, alten Bauwerken, in Felsen und an steilen Bergwänden. Alfred Brehm, Cab. J. f. Orn. 1853 in der Erinnerungsschrift zum Gedächtnisse an die VII. Jahresversammlung der deutschen Orn.. Gesellschaft in Halberstadt pag. 97 berichtet m. W. als erster über das Fortpflanzungsgeschäft dieses Vogels: „Er baut, so sagt der hervorragende Forscher, in Aegypten in den Monaten Januar und Februar seinen grofsen Horst auf dichte im freien Felde stehende Mimosen oder in kleine Feldhölzer, kaum 25 cm über dem Boden. Am 14. März 1850 schofs ich von diesen Vögeln ein Paar bei ihrem Neste, welches ich jedoch erst nach dem Tode der Alten entdeckte und in welchem sich 3 Junge nebst 2 faulen Eiern befanden. Letztere waren 22° lang, 15‘ breit und glichen unseren Kräheneiern vollkommen.“ Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 135 Diese jedenfalls aufser allem Zweifel stehende Angabe über- rascht mich in sofern, als ich in Aegypten den Wüstenraben nur in Felsen und niemals auf Bäumen horstend gefunden habe. Dagegen fand ich in der Provinz Döngola in 2 Fällen sein Nest in den Kronen der höchsten Dattelpalmen. Shelley, Birds of Egypt pag. 158 sagt ausdrücklich, dafs, wenn dieser Vogel auf Bäumen horstet, er in diesem Falle die Kronen der höchsten Dattelpalmen dazu erwählt. E C. Taylor macht in seiner Arbeit: Egypt Revisited, Ibis 1867 pag. 66 eben- falls nähere Angaben über das Brüten von CO. umbrinus. lm ersten Jahre unserer Nilfahrten habe ich am 16. März 1897 an der hohen Felsenwand von Abu Simbel den ersten Horst dieses Raben entdeckt, worüber ich Folgendes in meinem Tage- buche niedergeschrieben habe: „Nachdem wir 2 Tage von Wadi Halfa mit unserer abgetakelten Dahabiye stromabwärts — immer gegen den starkblasenden Nordwind (Bähari) ankämpfend ge- trieben sind, — erreichten wir am 15. März die gewaltigen Tempel von Abu Simbel, die wir gleich eingehend besichtigten. Am darauffolgenden Morgen suche ich die Berge nach Horsten ab. Ich finde an der steilabfallenden Tempelwand einen Raben- horst, den ich vom Matrosen Mohämed erklettern lasse. Es sind vier nahezu flügge Vögel darin, drei greift er, der vierte ent- weicht. Ich schiefse das alte @, einen im Gefieder tadellos er- haltenen Vogel, aus sehr grofser Höhe im Fluge herab. Die gegriffenen jungen Räben beschlofs ich lebend nach Bonn zu bringen. Sie überstanden die Reise vorzüglich, federten gut aus und lernten bald stelbständig fressen.“ Uber diese Vögel be- richte ich am Schlusse noch eingehend. Beschreibung und Malse von Nestern, Eiern und jungen Vögeln. I. 4er Gelege. Horst in einer der Pyramiden von Ghizeh, Anfang April 1897 durch V. Nemec erhalten. Die Eier sind von geringer Gröfse, bauchig eiförmig, auf lichtblaugrünem Grunde fahlrostbraun geflatscht, gestrichelt und gepunktet. Durch die Lupe besehen, erweist sich die Eischale glatt, aber wulstartig, von ziemlich starkem Glanze mit nadel- stichartigen Poren durchsetzt. Durch das Bohrloch leuchtet die Schale trüb meergrün durch. a) 4,4 cm X 3,1 cm, b) 42 cm X 3 cm, | 1,30 gr . 120 gr c) 4,2 cm X 3,2 cm, d) 4,3 cm X 3,2 cm 1,3082 0’ 1,30 gr 136 A. Koenig: Il. 2 Eier (zusammengehörig). leg. A. Koenig im Wadi Celöff (Sinai) 23. III. 1898. Der in steiler Bergwand stehende Horst enthielt 2 junge Vögel und 2 Eier, von denen das eine faul, das andere stark bebrütet war. Letzteres ist defekt. Die beiden Eier sind auf hellblaugrünem Grunde mit vereinzelten olivbraunen Flecken und Tupfen spärlich bedeckt. Sie sind von länglich eiförmiger Gestalt, haben nur mittelmäfsigen Glanz und zeigen durch die Lupe be- trachtet, eine etwas wulstige Schale mit vielen nadelstichartigen Poren. a) 4,6 cm X 3,2 cm. b) 47 cm X 3,2 cm 1,30 gr : 1,30 gr III. 4er Gelege (frisch). leg. A. Koenig in Chor Abu-Agjähg bei Assuan 9. IIl. 1899. Tagebuchnotiz: „Um 9 Uhr morgens ritten meine Frau und ich in Begleitung unserer Leute in das Chor el Agjähg, wo wir vor 2 Jahren mit Herrn Prof. Schweinfurth waren. Im Chor selbst fand ich in einer Felsenwand einen Horst von Corvus umbrinus, den mir der abstreichende Vogel verriet. Es lagen 4 Eier darin. Anfänglich dachte ich die Eier wären stark be- brütet, was aber nicht der Fall war; der Vogel durfte kaum 24 Stunden über den Eiern gesessen haben. Ich war über den Fund sehr erfreut.“ Die Eier sind auffallend klein und dickbauchig. Sie sind auf mehr bläulichem, als grünem Grunde fein olivbraun gefleckt, gestrichelt und bekritzelt, und enthalten zwischendurch violette Schalenflecken. Die Schale ist von mattem Glanze, ein wenig wulstaıtig aufgetrieben und leuchtet von Innen trüb meergrün durch. a) 4,4 cm X 3 cm, b) 3,9 cm X 3,1 cm, 130er7 12 FE 1j80NEr : c) 4,00 cm X 3,2 cm, d) 4,3 cm X 3,1 cm 1,30 gr ; 1,30 gr IV. Am 10. März 1899 wurde ein Horst mit Jungen gefunden, worüber es diesbezüglich in meinem Tagebuche wörtlich beifst: „Heute wollte ich noch einmal in den Schelläl von Assuan, fuhr aber erst mit der Flucca (Boot) um 9 Uhr ab. Buteo ferox wurde wieder sichtbar. An der arabischen Seite lasse ich an einer Felsenwand halten und suche dieselbe ab. Der Matrose Hassan Assiuti (d. h. der aus Siut stammende) findet einen Horst vom L’horähb el Nochi mit 3 wenige Tage alten Jungen, die mit, 'ibren riesigen Schnäbeln und den wulstartigen Mundwinkeln geradezu abenteuerlich aussehen. Ich nehme sie alle 3 zum Präparieren mit und wollte auch den Horst mitnehmen, aber der stank so fürchterlich, dafs ich ihn nicht ausheben mochte. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 137 Die grofse Mulde war zumeist mit allerhand Lumpen ausgelegt; Unterbau und Aufsenwand aus trockenem und grünem Reisig geschichtet. Der Horst stand in einer überdachten Felsennische. Sein Umfang betrug 110,5 cm; sein ganzer Durchmesser 56 cm. Der Durchmesser der Nestmulde: 35,5 cm. V. 3 Eier (frisch), das volle Gelege bestand aus 4 Stück. Gefunden in einer Bergwand des Gebel el Chänak nördlich von Assuan 14. Ill. 1899. Tagebuchnotiz: „Wir verliefsen morgens Assuan und glitten langsam stromabwärts. Nach 4 Uhr Nachm._ stieg ich aus und “ liefs denselben ”°rg absuchen, an dem der Matrose Seläui vor zwei Jahren die Nilganseier gefunden hatte. Der Matrose Hassan Assiuti kletterte fleifsig in den schroffen Hängen herum und brachte mir vier Eier von Corvus umbrinus, zerbrach aber leider ein Ei vor meinen Augen. Die Vögel sahen wir vorher herumfliegen. Die Eier, von geringer Grölse, stehen in zwei verschiedenen Färbungsstufen, indem 2 Eier, wozu auch das zerbrochene ge- hörte, auf hellbläulichem Grunde zart und fein olivbraun und violett gepunktet erscheinen, während die beiden anderen auf mattgrünem Grunde mit längsstreifigen fahlolivbraunen wie ver- schmiert aussehenden Strichen bedeckt sind, eine für Raben- und Krähenvögel häufig wiederkehrende Varietät darstellend. Schale mattglänzend und trüb meergrün durchleuchtend. a) 4,1 cm X 3 em. b) 4,3 cm X 3,1 cm, 1.307er 1,30 gr : c) 4,5 cm X 3,2 cm 1,55 gr VI. 6er Gelege, leg. A. Koenig in einer Felswand vor Edfu (arabische Seite) 17. III. 1899. Die hervorragend schönen Eier dieses Geleges sind grofs, schön eigestaltig, auf blaugrünem Grunde und zwar mehr blauem als grünem, neben violetten Schalenflecken rostbraun gefleckt und getippelt, wodurch die Eier einen rötlichen Anflug erhalten. 2 Eier (b und f) heben sich durch den klaren blauen Untergrund besonders ab. Die an sich glatte und nur wenig glänzende Ei- schale ist, durch die Lupe betrachtet, wulstartig, mit sehr vielen nadelstichartigen Poren durchsetzt: Durch das Bohrloch leuchtet die Innenschale meergrün durch. a) 4,9:cm X 33 cm. b) 4,8 cm X 3,3 cm, Brenn? 1.75 grin]® ce) 4,8.0m X 3,3,cm. d) 4,8 cm X 3,3 cm, Brer: ’ TI EreM e) 4,7 cm X 3,2 cm, f) 4,4 cm X 3,3 cm 1,75 gr r 1,50 gr 138 A. Koenig: VII. 2 Eier; zusammengehörig, ein noch unvollständiges Gelege darstellend. leg. A. Koenig in Kenissa unweit Zen (Aeg. Sudan) 25. II. 1903. Horst in hoher Phoenix dactylifera. Die Eier, von schön oblonger Form, sind in der Färbung grundverschieden, indem das eine Ei (a) olivbraun erscheint, durch dichte Streifen und Wolken- färbung den grünen Untergrund nahezu bedeckend, das andere Ei (b) dagegen hellblaugrün aussieht mit feiner rotbrauner Punk- tierung und Fleckenzeichnung. Durch die Lupe betrachtet stellt sich die Eischale glatt dar ohne wulstartige Erhebungen und leuchtet durch das Bohrloch gesehen gedämpft meergrün durch. a) 4,7 cm X 3,1 cm, b) 4,6 cm X 3,1 cm 1,50 gr ? 1,50 gr Aufser diesen 2 Eiern sammelte ich noch ein sehr schönes (bereits etwas bebrütetes) Gelege aus 5 Eiern bestehend, in Mero& am 24. 1I. 1903 ein, welches ich im Tausch dem schwedischen Oologen Dr. Ottosson überliefs. VIII. Horst mit 4 Eiern. leg. A. Koenig, Daschourpyramide 10. IV. 1903. Der Horst ist vollständig, also ganz unversehrt und stellt’ einen umfangreichen Bau aus groben Ästen und Zweigen dar, die anscheinend im Laufe einer langen Reihe von Jahren zu- sammengeschleppt worden sind. Die Nestmulde ist aus allerhand Lumpen, Tüchern und Lappen wie sie auf den Dorfstrafsen und an den Kehrichthaufen herumliegen und überall in den Fellachen- dörfern zu finden sind, ausgelegt, und erscheint dadurch weich gepolstert. Der Horst stand in beträchtlicher Höhe, wohl über 125 m in einer Steinnische der ersten und grölsten Daschour- pyramide auf der Nordseite. Ich sah den brütenden Vogel ab- fliegen und entdeckte den Horst sofort. Der mich begleitende Araberjunge mufste hinaufsteigen und mir den Horst samt den kostbaren Eiern behutsam herunterbringen. Der ganze Umfang des Horstes beträgt 2 m. Der Längen- durchmesser 63 cm, der Breitedurchmesser: 40 cm. Der Horst war der Felsennische angepalst, welche länger als tief war. Höhe des Horstes 22 cm. Durchmesser der tiefnapfigen, halb- kugelförmigen Nestmulde: 20 cm. Tiefe der Nestmulde 10 cm. Das volle Gelege bestand aus 5. Stück. Ein Ei zerbrach mir leider beim Entleeren. Die Eier waren bebrütet und ent- hielten schon gut entwickelte Embryonen. Die Eier sind grofs und von gefälliger Eiform; auf blau- grünem Grunde bald dunkel, bald fahlbraun gefleckt, geschmitzt und getippelt, worunter auch violette Schalenflecke stehen. Die Eischale ist durch die Lupe betrachtet mehr glatt als runzelig, hat nur schwachen Glanz und zeigt viele unregelmäßig stehende nadelstichartige Poren. Von Innen leuchtet die Eischale trüb meergrün durch, Die Rabenartigen Vögel (Ooraces) Aegyptens. 139 a) 4,8 cm X 3,3 cm, b) 4,6 cm X 3,2 gr. 1,40 gr ; 1,30 gr ; c) 4,6 cm X 3,3 cm, d). 4,4 cm X 3,2 cm 1,30 gr k 1,30 gr IX. 6er Gelege leg. Paul Spatz, Oued Imghärghar, Tadmait (südl. Algerien) 7. III. 1913. Das sehr schöne, aparte Gelege zeigt 5 länglich gestaltete Eier auf milchweilsem, ein wenig grün überhauchtem Untergrunde rotbraun getupft, geschmitzt und gepunktet, worunter auch vio- lette (aschfarbene) Schalenflecken stehen, sodafs diese Eier einen erythristisch angehauchten Gesamteindruck hervorrufen, während das 6. Ei (f) von den obigen abweichend, einen hellblaugrünen Untergrund aufweist, der mit feinen braunen Punkten und auch vielen violettfarbenen Schalenflecken reich bedeckt ist. Die Schale ist glatt, fast garnicht wellig oder runzelig, zeigt mittel- mälsigen Glanz, ist durchsetzt mit vielen unregelmäfsig verteilten, nadelstichartigen Poren und leuchtet, durch das Bohrloch ge- sehen, trüb meergrün durch. a) 4,4 cm X 2,9 cm, b) 4,6 cm X 3 cm, . 1,30 gr ö 1,30 gr : eo) E,6rcm "X 3,1lcm. d) 4,5 cm X 3 cm, 1,30 gr \ 1,30 gr £ e) 4,6 cm X 3 cm, f) 44 cm X 3 cm_ 1,30 gr ® 1,35 gr X. 4er Gelege leg. H. Freiherr Geyr v. Schweppenburg im Oued Agelil in Tamarix articulata (arab. Ethel) südl. Algerien 3. IV. 1914. Beschrieben in J. f. Orn. 1918 pag. 144. Die Beschreibung des vorliegenden umfassenden Materiales ergibt das Durchschnittsbild der Mafse und Gewichte der Eier mit 4,5 cm X 3,1 cm 1,30 gr Die Grundfärbung besteht meistens aus einem lichten Blau- grün, die Fleckung in einem Olivgrün oder in rostbrauner Punk- tierung und Spritzenfärbung. Im Allgemeinen stehen die meistens schön gestaltigen Eier durchaus in dem für die Gattung Corvus vorgeschriebenen Charakter; sie sind durch die um ein weniger gröfseren Mafse und Durchschnittsgewichte von denen der in Aegypten heimatenden Nebelkrähe gut zu unterscheiden. Eine 140 A. Koenig: » Hinneigung zur erytbristischen Färbung ist hier und da vor- handen. Das Normalgelege besteht aus 4—6 Eiern. Ebenso wie die Vögel, decken sich auch die Eier aus dem östlich afri- kanischen Gebiete vollständig mit denen der Westsaharischen Zone. Es erübrigt schliefslich noch einige Mitteilungen über die von mir in Gefangenschaft gehaltenen Wüstenraben zu machen. Die bereits vorstehend erwähnten drei jungen Vögel, welche ich von der Tempelwand Abu Simbel im Jahre 1897 erbeutete, gediehen in Bonn vortrefflich. Das braune Gefieder am Kopf und Hals war im ersten Kleide deutlich erkennbar und hielt sich von nun an konstant nach jeder Mauser. Auch im Jahre 1899 brachte ich junge Wüstenraben aus Aegypten mit und machte die Beobachtung, dafs das Jugendkleid, weiches etwa im Mai vollständig ausgefedert ist, bereits wieder im Juli- August einer. vollständigen (totalen) Mauser unterliegt, während zur Frübjahrszeit kein Federwechsel vorzukommen scheint, wenigstens konnte ich einen solchen an meinen Vögeln nicht wahrnehmen. Ich fütterte sie mit Pferdefleisch, Kaninchen und Getreide- körnern, namentlich Mais, den sie gerne aufnahmen und dann mit Vorliebe im Boden vergruben, um ihn später wieder hervor- zulangen. Sie waren ganz vertraut und setzten sich dem Wärter gern auf Schulter und Kopf, wenn er mit dem Futter in die Voliere kam. Diese war geräumig genug, sodafs sie lustig darin herumfliegen konnten. Sie liefsen fleifsig ihre Stimme hören, die ein- und zweisilbig klang und wie mein auf Besuch gerade in Bonn weilender, hochbetagter Vater vortrefflich verdolmetschte, wie Eva-Eva-Eva lautete. Auch brachten sie allerhand schnalzende und gurgelnde Töne hervor, worin namentlich das Q' zur Balzzeit eine grolse Virtuosität entwickelte. Es setzte sich dann mit Vorliebe auf die Türklinke, liefs die Flügel hängen, bliefs den Kropf auf, wobei die lanzettförmigen Halsfedern weit abstanden und brachte, halb bauchrednerisch, balb guttural, quarrende, korksende und glucksende Töne hervor. Auf dem Boden stol- zierte es gravitätisch vor dem © hin und her, schleppte die hängenden Flügel nach, machte allerhand Verdrehungen mit dem .Kopfe und schielte dabei alle Augenblicke wie toll nach dem Gegenstande seiner Liebe hin. Die Fortpflanzung begann sich aber erst nach 6 Jahren zu regen. Schon früher hatte ich einen Vogel beseitigt, um das Paar für sich allein zu lassen. Als ich ibre löbliche Absicht erkannte, liefs ich den Vögeln in den Flug- käfig eine Menge Zweige und Aeste legen, die sie bald leiden- schaftlich aufzulesen begannen. Da am hinteren Ende der Voliere eine Grottenwand mit geeigneten Höhlungen aufgebaut war, wählten die Raben die ihnen am meisten zusagende Caverne aus und schichteten das Nestmaterial zu einem hohen Unterbau des Horstes auf. Die Nestmulde legten sie mit feinen Würzelchen Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 141 aus, die ich ihnen samt weichen Lappen und Tüchern zu diesem Zwecke ebenfalls hinlegen lies. Nachdem die Nestmulde weich ausgepolstert war, begann das Q mit der Eierablage. Im Jahre 1904 liefs ich sie das Gelege von 4 Eiern bebrüten. Es wurde ein Junges gezeitigt, die 3 anderen Eier waren unbefruchtet. Merkwürdiger Weise wurde aber das Junge trotz der entsprechend dargereichten Nahrung nicht gefüttert, so dafs es bald dahinwelkte und starb. Der Horst wurde darauf von den Vögeln auseinander gerissen. Im nächsten Jahre 1905 beschlofs ich die wertvollen Eier für die Sammlung zu retten: Das erste Ei wurde am 12. April gelegt; es ist grolfs, intensiv grün und stark gefleckt, das zweite Ei am 14. April; am 15. April das dritte Ei, hellgrün mit noch nicht ausgereifter Schale, welches von den Vögeln an- gepickt und gefressen wurde. Als ich die beiden intacten Eier am 16. April wegnahm, gebärdeten sich die Vögel höchst auf- geregt und rasend ungestüm; das © legte jedoch am 17. April das vierte Ei, was ich gleich wegnahm. Darauf zerstörten die Raben wiederum ihr Nest: Im Jahre 1906 erhielt ich von demselben Rabenpaare ein 3er Gelege. Die normal aussehenden Eier wurden an drei auf- einanderfolgenden Tagen zwischen 10 und 11 Uhr Vorm. gelegt. Im Jahre 1907 zeitigte dasselbe Paar zwei Gelege Zu- nächst wurde am 6. April ein normales Ei gelegt, dem am 9. April ein zweites ebensolches folgte. Das dritte Ei war weichschalig und wurde von ‘den Vögeln angepickt. Sodann legte das Q@ am 28. und 29. April wieder je ein Ei. Beide waren in Färbung, Gröfse und Anlage verschieden. Am 1. Mai wurde das dritte Ei gelegt, welches von den Raben wieder angepickt wurde. Dieses Anpicken der eigenen Eier durch die Vögel deutet darauf hin, dafs den Eiern die vollständige Reife fehlte, was wohl hauptsächlich auf den Mangel an kalkhaltiger Nahrungs- substanz zurückzuführen ist. Die Produktion der Eier verlangt vor allen Dingen bei den Erzeugern die richtige Blutzusammen- setzung bei vorschriftsmäfsigem Stoffwechsel, der seinerseits wieder durch die entsprechende Nahrung sowie durch die er- forderliche Bewegung in freier Luft hervorgerufen wird. Da letztere Bedingungen den in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln naturgemäls fehlen, entbehren auch die Eier der ihnen notwendig zukommenden Stoffe, namentlich derjenigen für die Eischalen- bildung. - Deshalb begegnet man bei den der Freiheit beraubten Vögeln, wenn sie überhaupt zum Legen kommen, so oft unaus- gereiften Eiern. Mafse und Gewichte der Eier aus der Ge- fangenschaft stehen denen aus der Freiheit nicht nach bis auf die von den Vögeln angepickten (weichschaligen) Eier, die naturgemäfs ein geringeres Gewichf zeigten, während die nor- malen Eier durchweg 1,30 gr und darüber wogen. 142 A. Koenig: Rhinocoras, !) Sharpe 1877. Catal. of the Birds in the Br. M. III, pag. 45. Nasal bristles erect and directed forwards and upwards. Sharpe, 1. c. pag. 5. Schwanz abgerundet, kürzer als Flügel. Schnabel verhält- nismälsig kurz. Oberkiefer in der Gegend der Nasenlöcher ein- gedrückt; die hinteren Nasenborsten zur Firste aufwärts, die - vorderen nach vorn gerichtet, die Nasenlöcher kaum überdeckend. Nur 1 Art in Nord-Ost-Afrika. Reichenow’s Diagnose in: Die Vögel Afrikas, II. Band, pag. 638. 77. Rhinocorax affinis, (Rüpp.) 1835. = [Corvus affinis, Rüppell. Neue Wirbelthiere zu der Fauna Abyssinien gehörig, Frankfurt a./Main 1835]. Corvus rostro valido, mandibuli basi triangulari, culmine arcuato, antiis pilis tectis, qui divergentes antrorsum et sursum spectant, pennis jugularibus bifidis, alis elongatis, apicem caudae valde excedentibus; cauda subrotundata, corporis colore splen- dido nigro viridescente. Diagnosis Rüppellii 1. c. Hierzu gibt Rüppell noch die folgende kurze deutsche Be- schreibung: Bei vollkommen gleicher Körpergröfse mit Corvus corona, unterscheiden sich beide Arten durch Schnabelbildung, durch die verschiedene Federbedeckung der Nasenlöcher (Schneppe, Iliger) und durch die Länge der Flügel; endlich durch die Länge der Phalangen, welche auch mit viel stärkeren, mehr ge- krümmten Nägeln bewaffnet sind. Diese Rabenart beobachtete ich in den nämlichen Gegenden, wo Corvus scapulatus vorkommt; besonders häufig ist sie bei Massaua und Shendi. Bergrabe; Kurzschwänziger Rabe. Französisch: unbekannt. Englisch: Fantail Raven. Arabisch : unbekannt; im Somaliland Tuka genannt (nach Heuglin). Schnabel kurz gedrungen, scharfrandig. Oberschnabel von der Wurzel an kuppelförmig gebogen mit erhabener hochkantiger Firste; in der Gegend der Nasenlöcher stark eingedrückt, mit der Spitze über den Unterschnabel greifend.. Unterschnabel ebenfalls stark und compact. 1) Das Wort ist gebildet aus den beiden griechischen Worten öfs, “oivdg, 7 — die Nase — Plural. divss — die Nasenlöcher und x0ga$, axoc, 6 = der Rabe, — verdeutscht Nasenrabe. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 143 Nasenlöcher etwa in der Mitte des Schnabels liegend, rund, von steifen Borsten halbrosettenartig umstellt und bedeckt, indem die an der Stirne stehenden starr aufwärts gerichtet, die nach der Spitze zu stehenden dagegen nach vorne gerichtet sind. Diese Borsten stellen sich durch die Lupe betrachtet als sehr eigenartige Gebilde dar. Sie sind keineswegs einfache glatte Borsten, wie die am Schnabelgrunde stehenden, sondern noch vollständige Federn, indem der Schaft (calamus) von vielen aufwärts stehen- den Aesten (rami) bekleidet wird, die den Grannen einer Korn- ähre vergleichbar einzeln in die Höhe starren, aber nicht durch Häkchen oder Wimpern (ciliae) miteinander verbunden sind. Alle Rabenvögel (Corviden) haben ähnliche Federgebilde über . den Nasenlöchern, aber bei keinem anderen Raben zeigen die Nasenborsten eine so reiche, kurze und starre Verästelung wie bei Rhinocorax affinis. Auf diese ebenso eigenartig gebildeten wie auffallend gestellten, nach‘aufwärts und nach vorn gerichteten Nasenborsten ist die Gattung von Sharpe gegründet, die m. A. nach vollberechtigt ist. Auch die Kehlfedern sind eigenartig gestaltet. Sie sind mehr breit als lanzettförmig und teilweise an der Spitze gespalten, erscheinen durch die Lupe gesehen wie gekrümmt und nur locker durch Cilien miteinander verbunden. Die Kehle zeigt oft einen grauen Anflug. Die Kopffedern sind mattschwarz, ebenso die Bauchfedern. Das übrige Gefieder ist tiefschwarz mit violettem Purpurschimmer übergossen, der bald stärker, bald weniger stark hervortritt. Die Basis der Kopf- und Halsfedern, besonders aber die der Nackenfedern, ist weils; die Basis der übrigen Federn mehr grau als weils. Der Schwanz ist kurz und abge- rundet. Die langen spitzen Flügel, von denen die 3., 4. und 5. Schwinge die längsten sind, ragen weit (gut 4 cm) über den Stols hinaus, was besonders im Fluge deutlich sichtbar wird und diesen Vogel sofort von den anderen Raben erkennen läfst. Lauf vorn getäfelt, hinten geschieut. Zehenrücken ebenfalls getäfelt. Grofse starke Phalangen mit mondförmig gekrümmten, starken und scharfrandigen Krallen. Beine und Schnabel glänzend schwarz. Iris braun. Zwei von mir erlegte und frisch im Fleisch gemessene Vögel hatten folgende Malse: a) leg. A. Koenig im Klostergarten Sinai, 20. III. 1898. Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende: 44 em. Die Flügel überragen den Schwanz um 4 cm. Breite: ] m. Flügellänge vom Bug: 37 cm. 5. Schwinge die längste. Brust- weite: 13 cm. Schwanzlänge: 18 cm. 12federig. Iris umbra- farben. b) leg. A. Koenig im Klostergarten Sinai, 20. 11I. 1898. Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende: 43 cm. Breite: 98 cm. Flügelläinge vom Bug: 36 cm. Nicht die 5., 144 A. Koenig: sondern die 4. Schwinge die längste. Bıustweite: 13cm. Schwanz- länge: 16 cm. 12 federig. Iris umbrafarben. Bei diesem Vogel sind die Deckfedern auf der Unterseite der Flügel fahlbraun. Kehle grau. Beide Vögel schön blau matt-glänzend. Die hierzu gehörige Tagebuchaufzeichnung lautet folgender- malsen: „Am Morgen schofs ich einen Corvus affinis im Kloster- garten aus einem grolsen Schwarm, es war ein Q' mit hoch ge- schwollenen Hoden. Dann ging ich aus dem Garten heraus und verfolgte die Raben, welche mich bereits genau kannten und meine Annäherung nicht zuliefsen. Mit grofser Mühe gelang es mir dennoch einen Vogel zu schiefsen, es war ein mit schlum- merndem Eierstocke. Doch sehr merkwürdig!" Der Bergrabe oder der -Kurzschwänzige Rabe, wie er auch wohl genannt wird, ist eine höchst auffallende Erscheinung unter den Rabenvögeln. Wer diesen Vogel noch nicht kennt und ihm zum ersten Male in der Freiheit begegnet, wird sofort sein Augen- merk auf ihn lenken und ihn voll Interesse verfolgen und be- trachten. Er ist mehr wie in einer Hinsicht von allen Raben verschieden. Schon die Stimme ist eine so eigenartige, überaus fremdklingende, etwas ganz Neues in sich bergende, dafs man unwillkürlich den Kopf hebt, wenn man sie vernimmt. Gewahrt man dann die unbekannten Vögel in der Luft, wird man vollends in seiner Vermutung — etwas ganz Neues vor sich zu haben — bestärkt. Ein solches Flugbild hat man bisher noch nicht ge- sehen. Eigentümlich in der Tat sieht der Vogel in der Luft aus. Der Schwanz ist so kurz und abgerundet, dafs man glaubt, er müsse abgeschnitten, gestutzt sein, während die Flügel lang- spitzig darüber hinausragen und wie Frackschöfsen zur Seite hängen. So ist es mir ergangen, als ich zum ersten Male mit diesem Raben zusammentraf. Ich lasse daher diesbezüglich mein Tage buch unter dem 17. März sprechen. | „Wir hatten unsere Zelte am Fufse des Djebel Houäd (1610 m hoch) aufgeschlagen, welchen Berg ich wegen eines besetzten Bartgeierhorstes heute ersteigen wollte. Als ich des morgens um 5 Uhr aufstand, hörte ich ganz absonderliche Raben- töne und sah gleich darauf den in der Luft unverkennbaren Corvus affınis neben Corvus umbrinus fliegen. Corvus affınis hat kurzen Schwanz und sehr breite Flügel und eben eine gauz andere Stimme. Das Auffallende in der Erscheinung dieses Raben hat mehrere Autoren zu einer neuen Namengebung veranlafst. So nennt ihn A. Brehm in seinen hochinteressanten und wertvollen Aufsätzen: Etwas über den Zug der Vögel in Nord-Ost-Afrika Cab. J. f. Orn. 1854 pag. 75 in einer Fufsnote ©. brachyurus, nobis von dem er sagt: „Diese neue Art, leider nur in einem einzigen Exeniplare erlegt, obwohl häufig in der Freiheit be- Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aegyptens. 145 obachtet, ist schon von weitem durch ihr Geschrei, ihren Flug und ihre Gestalt, vorzüglich aber durch den auffallend kurzen breiten Schwanz zu unterscheiden.“ Baron Dr. I. W. v. Müller gibt in seinem systematischen Verzeichnis der Vögel Afrikas unter Nr. 649 — Cab. J. f. Orn. 1855 pag. 456 diesen Raben wieder unter dem Namen (. brevi- caudatus, v. Müll. 1849, worüber er sagt: „Dieser merkwürdige und ausgezeichnete Rabe, den man schon im Fluge leicht unter- scheidet, wurde von mir 1848 in Kordofan entdeckt, wo ich ein gepaartes Paar von ihm erhielt. Er wird in meinen Beiträgen zur Ornithologie Afrikas beschrieben und abgebildet werden. Der im J. f. Orn. 1854 1. Heft pag. 75 von A. Brehm unter dem Namen C. brachyurus angeführte Rabe ist vielleicht mit C. brevi- caudatus, nob. identisch.‘ — Der unter Vorstehendem gefalste und gekennzeichnete Rabe wird von mehreren Autoren für Aegypten angeführt. Heug- lin sagt in seinem bekannten Werke I pag. 505 Folgendes: „Nach Brehm!) kommt der kurzschwänzige Rabe zuweilen in Aegypten vor. Ich fand ihn einmal bei Theben, dann im süd- lichen Nubien, in der Oasis el Kab, in Kordofan, ganz Abessinien bis auf 10—12000° Meereshöhe, an der Danakil und Somal-Küste, dort im Oktober in zahlreichen Flügen.“ Shelley, Birds of Egypt, pag. 158 sagt wörtlich: „This small species of Raven is a resident in Egypt and Nubia, but is rather uncommon. I have seen a specimen from. Egypt in Mr. E. C. Taylors colection, obtained by Mr. Clark Kennedy during his visit to that country.“ Ich kann versichern, dafs mir dieser Rabe auf meinen Reisen in Aegypten nirgends begegnet ist, auch habe ich ihn in. der Provinz Döngola und bei Schendi, wo ihn Rüppell häufig gesehen haben will, vermilst. Es dürfte sich bei diesem Vogel in Aegypten wohl nur um eine Ausnahme- erscheinung, keineswegs aber um eine alltägliche handeln. Jeden- falls möchte ich bezweifeln, dafs er im Niltale eine auch nur mittel- _ mäfsig häufige Erscheinung bildet. Es mufs- daher, wenn nicht be- fremden, so doch auffallen, dafs dieser Rabe für Aegypten an- geführt wird. Ich halte ihn für einen Bergvogel, der hoch hinauf- steigt und sich in der Ebene nicht heimisch fühlt. Immerhin dürfen die Angaben so ausgezeichneter Forscher wie die der angeführten nicht in Zweifel gezogen werden, weshalb ich denn auch diesen Raben in die Liste der aegyptischen Vögel aufgenomm&n babe. Über die Nistweise des Kurzschwänzigen Raben ist noch sehr wenig bekannt. Heuglin (l. c.) sagt: „Im Hochland 1) Brehm selbst sagt aber, dafs ihm in Aegypten nur 1 Exemplar zu Händen gekommen sei, welches nach Hartert, die Vögel der palä- arktischen Fauna pag. 8 als Typus zu Brehm’s C. brachyurus aus Luxor stammt und in der Sammlung W. v. Rothschild aufbewahrt wird, . 146 A. Koenig: scheint er in Kolonien auf Klippen zu nisten. Dohlenartig sah ich dort ganze Trupps die Felsen in ihrem eigentümlichen Flug umkreisen.“ Neuerdings hat sie Hilgert auf der von Carlo Freiherr v. Erlanger ausgeführten Reise ins Somaliland beobachtet. Kleinschmidt gibt in seinen Beiträgen zur Vogelfauna Nord- Ost-Afrikas,t) welche als Fortsetzung der v. Erlangerschen Arbeit anzusehen ist, folgende Tagebuchnotiz von Präparator Hilgert wieder: „5. Februar 1900. Nord Somaliland.. Zum erstenmal den kurzschwänzigen Raben beobachtet. Pärchenweise umkreisten sie die Felsenhügel. Ich suchte vergebens nach Eiern, fand alte Nester, aber keine Eier darin.“ „14. Mai 1900. Hauasch Gebiet, Corvus affinis trägt Futter. Man sieht sie schon längere Zeit paarweise.“ Danach scheint es, als ob ARhinocorax affinis in gröflseren Gesellschaften an Bergwänden horstet. Von W. Schlüter in Halle a. S. erhielt ich mehrfach Vögel und Eier dieses Raben aus Palästina, und als ich wegen der Eier ihm meine Bedenken zur Artzugehörigkeit äufserte, die Gegenantwort, dafs ihm aus Palästina nur dieser Rabe und niemals Corvus umbrinus zu- gesandt worden sei. Als ich aber zur Nachprüfung die Eier an den berühmten schwedischen Oologen Dr. Ottosson sandte, hatte derselbe die Güte mir mitzuteilen, dafs er die Eier nicht für autenthische Eier des Bergraben halten könne, da sichere Gelege dieser Art in seiner Sammlung einen ganz anderen Cha- rakter zeigten. Ich unterlasse es daher, die vorbenannten Eier hier zu beschreiben. — Im eigentlichen Aegypten kommen, soweit wir bis jetzt unterrichtet sind, nur die beiden Raben Corvus umbrinus, Hedenb. und Rhinocorax affinis, (Rüpp.) vor. Erst im Aegypt. Sudan unweit Chartunı begegnen wir einer dritten, echt tropischen Art, dem Schildraben Corvus scapulatus, Daud. Diese ausgezeichnete, in sich abgeschlossene Art ist anı ganzen Weifsen Nil (Bahr el Abiad) überaus häufig und ganz vertraut. Sie nistet auf Borassus- Palmen, aber auch in Akazien, Tamarinden, Kigelien, Heglig u. a. Ich habe viele Bälge und ein umfassendes nido-oologisches Material gesammelt. Der weitaus interessanteste Rabe des Anglo-Aeg. Sudans ist aber der Kropfrabe (Heterocorax capensis minor, Heugl.). Der Heterocorax capensis, (Licht.) aus Süd-Afrika stellt nicht nur eine gute Species, sondern auch ein vortreffliches Genus dar. Es ist mir ganz unerklärlich, wie sich Forscher, die diesen Raben in der Freiheit beobachtet haben, verleiten lassen konnten, ihn mit 1) J. f. Orn. 1906 — Januarheft pag. 85. Die Rabenartigen Vögel (Coraces) Aogyptens. 1447 der Saatkrähe zu vergleichen, wieHolub und später v. Erlanger es taten. Nach meinen Beobachtungen hat der Kropfrabe nichts, aber auch rein garnichts mit der Saatkrähe zu tun. Er mag ihr vielleicht entwicklungsgeschichtlich nahe stehen, aber in Form und Charakter, in seinem Benehmen und in seinen biologischen Eigenschaften hat er nichts mit der Saatkrähe gemein. Er nistet nie in Gesellschaften, sondern stets einzeln, ist am Horste ausnehmend scheu und legt immer intensiv rote, von der Saat- krähe himmelweit verschiedene Eier. Die ganz andere Schnabel- bildung, und wie mir scheint, eine anatomische Verschiedenheit im Kropfe, sowie die stets mit Federn bekleideten Partien am Schnabelgrunde entfernen den Kropfraben ganz und gar von der Saatkrähe und lassen die Aufstellung des von Sharpe ge- wählten Genusnamens durchaus gerechtfertigt erscheinen. Ich darf es wohl als ein besonderes Glück bezeichnen, dafs ich in den Besitz 3er, tadellos erhaltener Gelege des Kropfraben ge- kommen bin. Meinen und meiner wackeren Reisebegleiter unaus- gesetzten Bemühungen ist es gelungen, eine ganze Reihe einzel- stehender Horste dieses Raben zu entdecken. Meistens standen letztere in den Wedelscheiden der Borassus-Palmen und waren stets nur mit grolsen Schwierigkeiten und nicht ohne Lebens- gefahr zu erreichen. Oft waren die Horste auf den höchsten Dohleb- Palmen gegründet, an deren glatten Stämmen selbst die äufserste Willenskraft der im Klettern aflenartig geübten Eingeborenen zerschellte. Schliefslich möchte ich noch auf ein paar irrtümliche An- gaben über das Vorkommen von Rabenartigen Vögeln in Ae- gypten zurückkommen. Diese sind von Rüppel in seinem schönen Werke „Systematische Übersicht der Vögel Nord-Ost- Afrikas 1845 pag. 74 und 75 gemacht, aber auch bereits schon von Brehm und Hoeuglin richtig gestellt worden. Sie bezieheä sich auf die Elster (Pica caudata) und auf die Dohle (Lycos monedula, L.) welche Rüppel im Winter häufig in Aegypten vorkommen läfst. Diese Angaben sind falsch. Weder die Elster, noch die Dohle ist bisher in Aegypten über- haupt gefunden worden. Der Elster bin ich nicht einmal in Palästina begegnet, von wo sie m. W. auch nicht angeführt wird, wohl aber der Dohle, die ich am Bir Djebrin zwischen Ghäza und Jerusalem in einem grofsen Schwarme angetroffen habe. Die Alpendohle (Pyrrhocoraz alpinus, Vieill.) wird irrtümlich von Hasselquist!) für Aegypten aufgeführt. Dieser Vogel ist in Aegypten noch keinem Reisenden aufgestofsen. 1) Reise nach Palästina in den Jahren 1749—1752. Auf Befehl Ihrer Majestät der Königin von Schweden herausgegeben von Carl Linnaeus 1762, pag. 296 (Monedula pyrrhocoraz, Unter-Aegyptan). 148 A. Koenig: Die Rabenartigen Vögel’ (Coraces): Aegyptens. Andere Rabenartige!) sind . ee bis jetzt nicht worden. 1) Eine mehr als zweifelhafte Angabe findet sich über das Vor- kommen des Eichelhehers (Garrulus glandarius, Vieill.)' im Fayum in A. K an Beiträge zur „Ornithologie von ' Aegypten, Ornis 1890 pag. 498. - - x r MRS GO 77 40:3M) i De RE BR“ he ; Druck von Otto Dornblüth Nachf. in Bernburg. JOURNAL. für (a - GEGRÜNDET VON J. CABANIS. Im Auftrage der ‚Deutschen Ornithologischen Gesellschaft herausgegeben von ff Prof. Dr. Ant. Reichenow, Geh. Regierungsrat, Zweiter Direktor am Staatl. Zoologischen Museum in Einen Generalsekretär der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, 68. Jahrgang. Januar 1920. Leipzig 1920. Verlag von L. A. Kittler. London, Paris, New-York, Williams & te 14 SSH eh rue Richelien 67. Lemcke & Buechner Henrietta Street, Coventgarden, 30-32 West, 27th Street, Preis Mine Jahrganges 24 Em hd KINuL \ NEID 6 „ K4 RAR Ur DHRUN OR SRELIEN ERDE DIR u itholheische Kieraier ller Art zu kaufen gesucht. Zeitsehriften - Reihen, Werke und Uhkanalingen Ich bitte von diesem Gesuch auch für Zukunft Notiz nehmen zu wollen. fr ® EB: vV. Junk, 2.5. Verlag u. Antiquariat für Naturwissenschaften, f Berlin W. 15. Umfangreiche ‚ornithologische Bibliothek ‚zu kaufen a, een unter L, M. 9088 an Rudolf Mosse, Leipzig. - Diesem Hefte liegen bei: ik Anzeige des: Verlags dar Umschau {Frankfurt a. M.-Niederrad). Handlexikon der Naturwissenschaften und Medizin. Von Prof. Dr. J. H. Bechhold. Anzeige der Verlagshandlung #. A. Pierer [Altenburg S. A} Dr. d. Gengler, Balkanvögel, Ein Ornitholo- - gisches Tagebuch. Inhalt des 1. Heftes, Ber er W 1. Zur Ornithologie von Nordost- Frankreich. Von W. Bac- B meister und O0. Kleinschmidt. ‚(Fortsetzung) Be Mh, 2. Ornithologische Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebiet (Orenburg). Von Hermann Grote. (Fortsetzung) . . 33 3. Beitrag zur Kenntnis der östlichen , Certhia-Formen. von 0. er Grafjäedlitz‘ . .... ET BEER N Re 4. Neue Gattungen und Blenden afrikanischer Vögel. Vontee 0 08031 Neumann. vr na ee ae Deutsche Ornithologisehe Gesellschaft. ee x 5. Bericht über die Septemibersitzung 1919. Von 0. Heinroth Bis, | ä 6. Bericht über die Oktobersitzung 1919. desgl. 85%. 7. Bericht über die Novembersitzung -1919. desgl. 89 Re 8. Dem Herausgeber zugesandte Schriften . . . » ET 96 fr Alle für die Schriftleitung des Journal für Ornithologie und für die Deutsche Ornithologische Gesellschaft be- stimmten. Zusendungen sind an den Generalsekretär der D. Om. Ges., Prof. Dr. Reichenow Berlin N. 4, Invalidenstr. 43 erbeten, alle den Buchhandel betreffenden Angelegenheiten an die Verlags- handlung von L. A. Kittler in Leipzig zu richten. Druck von Otto Dornblüth Nachf. in Bernburg. an ER ‚ Inhalt des 2. ‚Heftes 1920, 1. Zur Ornithologie von Nordost-Frankreich. Von W. Bar meister und OÖ. Kleinschmidt. (Schlufs) 2. Ornitbologische Beobachtungen aus dem südlichen Uralgebist (Orenburg). Von H. Grote. (Schluß) . : 3. Der Vogelzug in Ostfrankreich im Herbst 1913. Von L. #1 Schuster. .% u ; 4. Paul Robert Kollibay A Nachruf von E Dresc h er. 75 5. Die Avifauna des westlichen Pripjet-Sumpfes im Lichte dr | Forschung deutscher Ornithologen in den Jahren 1915— 1918. Von 8. GrafZedlitz. (Hierzu Tal. 1m2) N Fa 6. Über die Gattung Cinclodes. Von Reichenow . . . 238 7. Kundgebung spanischer Gelehtten . » . 2. 2.2 2 2. 241 Deutsche Ornithologische Gesellschaft. ! 1 8. Bericht über die Dezembersitzung 1919 . . » 2. ...... 236 9. Benachrichtigung an die Mitglieder . » » » u 2. 2. 244 10. Dem Herausgeber zugesandte Schriften . . ». .... 242 Mi 4 4 Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. Reichenow, Geh. Rat Prof. Dr. A,., Die Vögel, Handbuch der systematischen Ornithologie. Zwei Bände. 1. Band. Mit einer Karte und 185 Textbildern. 1913. geh. M. 15,—, in Leinw. geb. M. 16.60. Il. Band. Mit 273 Textbildern. 1914. geh. M. 18.40, in Leinw. geb. M. 20.—. Ältere Jahrgänge des Journal für Ornithologie in losen Heften und tadelloser Beschaffenheit und zwar: Jahrg. 1871—83 und 1886—93, auch einzelne Hefte anderer Jahrgänge, hat abzugeben Unterarzt W. Frenzel | Charit6, Chirurgische Klinik, Berlin, Schuniannstr. N mn mn See" Diesem Heft liegt eine Anzeige der Buchhandlung R. Friedländer & Sohn, Berlin NW. 6, Karlstr. 11 bei. N Druck von Otto Dornblüth Nachf. in Bernburg. Br Bi gi JOURNAL für GEGRÜNDET VON J. CABANIS, Im Auftrage der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow, Geh. Regierungsrat, Zweiter Direktor am Staatl. Zoologischen Museum in Berlin, Generalsekretär der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. Heft 3/4. 68. Jahrgang. Juli/Oktober 1920. Leipzig 1920. Verlag von L. A. Kittler. London, Paris, . New-York, I.emeke & Buschner 30—32 West, 27th Street. Williams & Norgate, 14 j F. Vieweg, rue Richelieu 67. Henrietta Street, Coventgarden. Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 24 Rmk. praen. GEGRÜNDET VON J. CABANIS. vn Auftrage der ‚Deutschen ‚Ornithologischen Geseschaft BER ae herausgegeben ee Pr; von Se Prof. Dr. Ant. Reichenow, Geh. ‚Regierungsrat, Zweiter Direktor am Staatl. Zoologischen Museum in Berlin; Generalsekrotär der breutschen Ornithologischen Gesellschaft. PIR:E Sonderheft Br 1920. Leipzig 1920. Verlag von L. A. Kittler. asden, Paris. New-York, win iams & Note: ıte, 14 . °F, Vieweg, rue Richelien 67. Lemcke & Buechner Be: Set Coventgarden, j 30—832: West, 27th Street. Preis des Jahrganges 24 Rmk. praen. r +) n ef a ä f r P 1.2 T% ER TEE: BE N Er.) | = - - rn - > MARAR { 1 F ar x \ . LE eÜ, d 2 . i % ER ’ ; 4 \ y k a v 5 \ ? 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