Ein frühgotischer Dachstuhl in Saalfeld a. d. Saale.

Von E. Kiefkalt in Bamberg.

Saalfeld an der Saale, wegen seiner vielen bemerkenswerten Baudenkmäler die „Steinerne Chronik Thüringens“ ‚genannt, birgt ein überaus seltenes Denkmal mittelalterlicher lechni den Dachstuhl des Thüringischen Heimatmuseums. Dieses Museum ist untergebracht in den Räumen des ehemaligen Dominikanerklosters, das um das Jahr 1250 erbaut wurde. Aus der Zeit der Gründung des Klosters stammt auch der alte Dach- stuhl, der in seiner Einfachheit und Großartigkeit einen tiefen Eindruck auf den Beschauer macht; man glaubt, in einer Halle von gotischen Spitzbogen zu stehen, wenn man den Dachboden der Klosterkirche betritt, \

Wie schon von außen an den beiden Giebelwänden ersicht- lich (die Kirche hat keinen Chor, sondern besitzt nur einen

einfachen rechteckigen Grundriß), bildet der Querschnitt des Daches ein gleichseitiges Dreieck; der Dachboden mißt 11,2::42 m. Der Dachstuhl besteht aus 16—18 cm starken Eichenholzbalken. die zu 42 Spitzbogen zusammengefügt sind; die Verbindung ist durch starke Eichenholzstifte hergestellt.

Der Plan zu dem Dachstuhl hat sich ebenso bewährt wie das verwendete henholz, das zwar jetzt Risse und Sprünge zeigt, aber seiner Aufgabe wohl nodı lange dienen kann, in Anbetracht des Alters von etwa 680 Jahren und der riesigen Last das Dadı ist mit großen Hohlziegeln gedeckt gewiß eine ganz hervorragende Leistung, die uns mit höchster Achtung vor dem technischen Können so früher Zeiten erfüllen muß.

Mitteilungen.

Ausstellung von Handzeichnungen des Staalskonser- valors v, (Quast. Die Einrichtung der Denkmalpflege im Preu- Rischen Staate wird Ferdinand v. Quast verdankt, welcher als erster in das Amt des Konservators der Kunstdenkmäler 1845 berufen worden war und dieses in segensreichem Wirken bis zu seinem Tode 1877 verwaltete. Eine ausführliche Würdigung seines Lebenswerkes brachte die „Denkmalpflege“ 1907, S. 57, aus Anlaß seines hundertsten Geburtstages. Sein künstlerischer Nachlaß gelangte zum größeren Teile an das Architektur-Museum der Technischen Hochschule in Charlottenburg. Nachdem dieses neuerdings dazu übergegangen ist, seine Bestände in Ausstel- lungen bekanntzumachen, hat es in einem seiner Räume zurzeit eine Auswahl von Handzeichnungen v. Quasts zusammengestellt. Auf seinen Reisen und besonders im ersten Jahrzehnt seiner Amtstätigkeit, als die Geschäfte noch nicht in überlastender Fülle auf ihn eindrangen, hielt v. Quast die Baudenkmäler, welche er besichtigte, schr gern in Zeichnungen fest, teils in schaubildlicher. s in sachlich eindringender, stets treuer und gewissenhafter Darstellung. Was er selbst zum Schutze und zur Pflege der Denkmäler gewirkt hat, wird aus der Ausstellung nicht unmittel- bar ersichtlic. Sie beschränkt sich, nur seine Reiseskizzen zu zeigen; deren werden aus fast jedem Gebiete des Deutschen Reiches einige vorgeführt, von Posen bis Straßburg, von Lübeck

51

bis Regensburg, die seinem Wohnsitze Radensleben nahegelegenen Landschaften der Mark Brandenburg auch in wenig bekannten kleineren Werken. Nur Ost- und Westpreußen fehlen; v. Quast hatte die Baudenkmäler des KErmlandes 1852 in vortrefflichen. zum Teil farbigen Wiedergaben veröffentlicht: es ist nicht be. kannt, wohin seine Vorlagen dieses Werkes geraten sind. Die Ausstellung soll ihren Bestand nadı und nach wechseln und

iterhin auch die aus dem Auslande vorhandenen Blätter berücksichtigen. Charlottenburg. im März 1928, J. Kohte,

Pommersche Tagung für Heimatkunde und Heimat- schulz in Stralsund. Nachdem die zweite Tagung in Stolp 1925 stattgehabt hatte (Jg. 1925 d. Bl., S. 151), folgte ihr die dritte in dem an Baudenkmälern reichen Stralsund am 4 und 5. Ok- tober 1927. Die allgemeinen Fragen des Natur- und Heimat- schutzes behandelten Effenberger und Lindner aus Berlin, die Friedhofanlagen Nannig aus Stettin. Adler, Vorsteher des Stral- sunder Museums, spradı über die Aufgaben der heimatkundlichen Sammlungen; im Anschluß an seinen Vortrag werden sich die pommerschen lTeimatmuseen zu einer Arbeitsgemeinschaft zu- sammenschließen. Studienrat Schulz aus Stettin gab an der Hand eigener Lichtbilder eine Uebersicht der mittelalterlichen