* Pr . 8 her: Stand \ h - > 7 — * ” 1. Tibrarp of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, „ 5 1 AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, er 2 Pounded by private subscription, in 1861. 5 5 N N: 1 DR. L. pe KONINCK’S LIBRARY. hr N Lite FREE +5 No. 377. N * f f \ f 8 14 | 1 kr I 8 5 f — 1 » x * n 1 1 N * or N * h | . N 5 45 7 u ; 1 he hi = En „N 2 « u 0 - \_ — 2 % * 2 1 — al 5 . 1 / % = 1 \ x 2 — * — — \ = X a 7 N 4 E 55 - — 1 W 5 \ E 3 Ber 3 > B 2 . . * 2 4 = 75 2 “ — * 1 K = 2 — * x : ' „ * 8 = # 4 - = > g 0 4 - u 7 7 — 42 K = \» * 1 — = 3 X . = = 2 2 — — ee „ 2 m = “ 1 8 85 m — er er = — 5 un x ı > — > N — * — 1 7 5 5 = f * 7 x — 2 * . * = = * 5 > N * 1 — 2 * * = 4 = £ . * l a x N 3 . * * — ' . x S i = < x, 5 P % u. 5 = „ . EIE — 8 f : i g 7 5 2 8 pe f 7 1 oe — * - = * * 5 = N 2 N > N ß + = - * x 5 u } — = ET — — — Ze — An = N # * — — = Kleine Bepttäge Teſtaccotheologie oder zur Erkaäntniß GSOttes aus den Vonchylien in einigen Sendſchreiben herausgegeben Johann Hieronymus Shemnig, 2 . nchen eds aligus — — = cu mann. Nuͤrnberg. Werlegts Johann Michael Seligmann 1760, Dem | Hochwürdigen und Hoͤchſtgeehrteſten Herrn 8 N NN D. Stich) Pontoppidan, Procantzlers der Univerſttaͤt Copenhagen, und Mit⸗ glieds der Koͤniglich Daͤniſchen Societaͤt der Wißenſchaften, und dem Hochwuͤrdigen und Hochgelehrten Herrn OBEREN D. Sberhard Javid Sauber, verdienſtvollen Predigers bey der teutſchen Gemein⸗ de zu Copenhagen, und Mitglieds der Koͤnigli⸗ chen Societaͤt der Wißenſchaften * 2 dieſen diefen beyden groſſen Kennern, Liebhabern und Verehrern der Werde des Herrn, meinen geneigteſten und hochzuverehrenden Gönnern uͤbergebe ich ‚Bir Sammlung einiger Sendſchreiben zum Zeugniß | meiner ehrerbietigſten Hochachtung und ungeaͤnderten Ergebenheit, und zu einen kleinen Beweiß meiner danckbaren Erinnerung an alle jemahls von denenſelben genoßenen ee mit den lauterſten Segenswuͤnſchen daß der Allerhoͤchſte dieſe Hochwürdige Maͤnner fernerhin zum Segen ſetzen, als auserwehlte Ruͤſtzeuge gebrauchen, zu Säulen und Pfeilern in ſei⸗ ner Kirche erhalten, zu recht ſichtbaren Vorwürfen ſei⸗ ner Barmhertzigkeit und ſegnenden Gnade erwehlen und niemahls ablaßen wolle Ihnen und Ihren theureſten Familien uͤberſchwaͤnglich wohlzuthun. Vor⸗ PA ba) indem ich den edlen Endzweck immer daben vor Augen gehabt zur Erkaͤntniß und zur Verherrlichung GOttes, aus dieſen kleinen Theil ſeiner Wercke, und zur Erbauung des Hertzens meiner Leſer einen obgleich unanſehnlich gerathenen doch redlich gemeinten n trag zu thun. Wie reichlich belohnt wurde ich er wenn ich hiedurch Etwas ſeyn moͤchte zum Lobe der Herrlichkeit meines herrli⸗ chen GOttes, deſſen Nahme ſich fo unausſprechlich herrlich in allen Landen / in allen Tiefen, in allen noch fo veraͤchtlich ſcheinenden Creaturen erwieſen Wie belohnt wuͤrde ich ſeyn, wenn auch hiedurch die Einſichten von der Macht, Weiß⸗ heit, Guͤte und uͤber alle Geſchoͤpfe ſo ſichtbar waltenden Vor⸗ ſehung Gottes moͤchten vermehrt / erhöht und einige zur meh⸗ rern Achtſamktit auf den anbetungswürdigſten Uhrheber er⸗ weckt werden, den man auch in ſeinen Kleinigkeiten ſehen, fühlen, und finden kan. a %3 Der Vorte de. Der erſte Brief an meinen verehrenswerthen Lehrer den Herrn Profeßor Langen iſt ſeinem Hauptſaͤchlichſten Inhal⸗ te nach ſchon einmahl in der beliebten Daͤniſchen Monaths⸗ Schrift gedruckt worden, welche von dem Zuſtande der wis ſenſchaften und Kuͤnſte in Dännemarck handelt. Dennoch habe ich ihn dißmahl zur mehrern Verſtaͤndlichkeit der uͤbri⸗ gen beyfuͤgen wollen. Alle meine Leſer/ welche keine beſondere Kaͤntniß der Geſchlechter, Kunſtwoͤrter und unverſtaͤndlichen Nahmen der Conchyliologie haben, muß ich zum voraus bit⸗ ten, ſolche Stellen lieber zu uͤberſchlagen als unguͤtig und liebloß zu beurtheilen. Soviel weiß ich , auch nur gantz maß. ſige Kenner dieſes kleinen Theils der Naturkunde werden mich leichte verſtehen und uͤberſehen. Zuletzt emphele ich dieſe ge⸗ ringen Blaͤtter den ſegnenden Haͤnden meines ſegensreichen GoOttes. Was Er ſegnet das iſt, das bleibt geſegnet ewi⸗ glich. Ihm iſts, nach dem vorigen Sontags Evangelio, et⸗ was gantz leichtes aus schlechten Dingen etwas Föftliches , aus Waſſer herrlichen Wein zu machen. Vielleicht gefaͤlts ihm dieſen waͤſſerichten und ſchlechten Vortrag zu verwan⸗ deln und zum Segen Nutzen und Erbauung mancher Leſer gereichen zu laſſen. Wien den 24. Jenner 1760. Erſtes Erſtes Sendſchreiben von einigen Bemuͤhungen um die innere e Bauart der Schneckengebaͤude kennen zu lernen an den Hochedelgebohrnen und Hochgelehrten Herrn HE RR N Fohann Foachim Dangen öffentlichen ordentlichen Lehrer der Mathematic und Phyfic auf der Friedrichs Univerſitaͤt Halle, wie auch der Roͤm. Kaiſerl. und Koͤnigl. Preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften wuͤrdigen Mitglied. 4 8 rs * x u * Br 9125 ER ER 9 Hochedelgebohrner Hochgelehrter, Inſonders Hochzuverehrender Herr Profesſor, Hochgeneigter Lehrer und Goͤnner. 2 ie werde ich die tiefen Eindruͤcke aus meinem Ge⸗ 5 muͤthe verlieren, welche Ew. HochEdelgeb. EIG Liebe, Sorge, Treue und Gewogenheit hinein, gedruckt: und nie wird die weiteſte Ferne die Per und dankbarſte Ergebenheit gegen Diefelben aus meis _ nem Hertzen entfernen, wozu mich die ſtaͤrckſten Bande verbinden. Wie angenehm iſt mir die Erinnerung der vortheilhaften Jahre und ſuͤßen Stunden, da ich Dero lehrreichen Unterricht in der Naturleh⸗ re, Feldmeßkunſt und natürlichen Geſchichte genoßen, und außerdem noch die unſchaͤtzbare Gelegenheit gehabt, mir durch freyen offtmali⸗ gen Zutrit weiter Raths zu erholen, beſondere experimente mit an⸗ zuſehen, Deroſelben vortrefliche Naturalien Sammlung zu befuchen, auch zu eignen Verſuchen in der practifchen Mathematic Inſtrumen⸗ B 16 1b 10 Erſtes Sendſchreiben te aus Dero großen Vorrath zu leihen - -- und wenn wuͤrde ich 5 fertig wenn ich alle Erweiſe Deroſelben vaͤterlichen Liebe und Geneigt⸗ heit erzaͤhlen wollte? Zwar verpflichtet mich jede Art der Unterwei⸗ ſung meines Hochzuverehrenden Hn. Profesſoris zum allerverbind⸗ lüchſten Dank: ſonderlich aber glaube ich das erfäntlichfte Andencken Dero vortreflichen Unterricht in der Natuͤrlichen Geſchichte, wobey jedesmal Dero koſtbares Cabinet gezeiget wurde, ſchuldig zu ſeyn. Ew. HocheEdelgeb. kennen meine fonderbare Neigung Schnecken und Muſcheln, Steine und Verſteinerungen zu ſammlen, die ich ſchon auf der Schule im Cloſter Bergen geerbet, die in Halle in Dero Umgange und Vorleſungen ſtaͤrcker und nutzbarer worden, auch ſeit⸗ dem von Jahr zu Jahr zugenommen. Wie koͤſtlich und erwuͤnſcht muſte mir nun ein Unterricht ſeyn, der das lehrete was ich zu wißen fo eifrig wuͤnſchte, meinen Geſchmack ſo gemäß war, und meine Erwartung immer uͤbertraf? Ich habe ſeitdem meiner kleinen Sammlung gar enge Graͤntzen geſteckt, wozu mich die Veraͤnderun⸗ gen meines Aufenthalts und nothwendigere Arbeiten genoͤthiget. Ohne mich daher in die weiten Felder der Naturreiche zu verlieren / fo bin ich zufrieden aus dem Steinreiche die Berfteinerungen und aus dem Thierreiche Schnecken und Muſcheln zu ſammlen, wozu ich auch in Copenhagen die ſchoͤnſte Gelegenheit finde. Von Verſtei⸗ nerungen behalte ich auch nur die deutlichſten, durch deren bloßen An⸗ an den Seren Profesfor Langen. 11 Anblick unglaubige Zweifler (oder wie ſie der Herr Prof. Kruͤger zu nennen beliebet Steinatheiſten) augenſcheinlich überführt werden koͤnnen es ſind Verſteinerungen. Schnccken ſuche ich mit völligen Farben zu bekommen, und von Muſcheln wuͤnſchte ich mir jedesmal die Doubletten (wo es nehmlich ihr Geſchlecht mit ſich bringt daß es zweyſchaligte) zu erhalten. Es iſt wahr, meine kleine Sammlung wird dadurch noch viele Jahre gantz klein bleiben, und ſie muß es bleiben, wenn ich von wichtigern Geſchaͤften nicht zu ſehr abgezogen werden ſoll. Doch ſo klein ſie iſt, fo iſt fie dennoch groß genug mir zum oͤftern das unſchuldigſte Vergnuͤgen zu verſchaffen, und mir die Groͤße meines Schoͤpfers und die großen Grund⸗Saͤtze zu predigen, „Wie iſt doch GOtt auch in den kleinſten Wercken fo groß? Wie „ weiſe bildet, wie herrlich mahlt Er mit unnachahmlichen Pinfel v durch die Natur in den dunklen Tiefen des Weltmeers? E Seit anderthalb Jahren habe ich die Kunſt gelernt, die vielleicht andern laͤngſt bekandt geweſen, alle von Farben verlaßene, ausgebleichte, be⸗ ſchaͤdigte, auch auf der einen Seite zerbrochene Schnecken gleichfalls aufs nuͤtzlichſte zu gebrauchen. Ich wage es in dreiſten Vertrauen auf Ew. HohEdelgeb. gütige Aufnahme von dieſen Gebrauch der mir und meinen Freunden eine gantz neue Sache geweſen, eine kleine Nachricht zu geben. Ew. HochEdelgeb. wißen wie ich ſchon in Halle bey muͤßigen Stunden Ammons Hoͤrner und andere Ver⸗ io B 2 ſteine⸗ * 8 Erſtes Sendſchreiben ſteinerungen auf Sandſteinen durchſchliffen, ihnen auch nachher ei⸗ nige Politur gegeben, um auf dieſe Art die innern Abtheilungen und Concamerationen ſehen zu koͤnnen; und wie froh ich geweſen wenn Dieſelben ſolchen Kleinigkeiten den geringſten Platz unter Dero gro⸗ ßen Vorrath angewieſen. Auch hier machte ich es mit einigen Stei⸗ nen eben ſo / welches einer fuͤrſtlichen Perſon bekandt wurde, durch deren hohes Vorwort ich von einer noch hoͤhern, ohne mein Suchen, eine anſehniche Summe Geldes geſchenckt bekam, ſowohl zur ber quemen Maſchine als auch Unterricht im Steinſchleifen. Die Ma⸗ ſchine iſt mehrentheils nach Art derjenigen eingerichtet auf welchen durch Handarbeit Glaß gefchliffen wird, nur ſind meine Scheiben weder erhoben noch vertieft, ſondern völlig Waßergleich; fie find auch noch einmal fo breit und nicht bloß von Kupfer, ſondern auch von Bley Zinn und Holtz. Die Bleyerne wird zum Durchſchleifen, die Zinnerne bey harten, und die Hölgerne bey weichen Steinen zum Poliren, und die kupferne zum Durchſaͤgen oder Schneiden gebraucht. Weil es bey allen Vortheilen der Maſchine eine langſame und auf⸗ haltende Arbeit blieb Steine zu ſchleifen: ſo verfiel ich drauf einmal ſtatt der Steine ſteinſchalichte Thiere oder Schnecken zu neh men. Nun hatte ich zwar durchgeſaͤgte oder durchſchnittene Nautilos und andere Arten ſowohl bey Ew. Hochedelgeb. als in an⸗ dern Cabinettern geſehen, wiewohl immer nur gantz wenige; ich be⸗ ſaß 6 an den Zerrn Profesfor Langen. 13 ſaß auch ſelbſt dergleichen. Allein daß man einen Nautilum und alle Arten auch der duͤnneſten Schnecken auf einer bleyernen Scheis be durch Huͤlfe des Schmergels aufſchleifen und durchſchleifen koͤn⸗ ne, wobey denn allemal die eine Haͤlfte durchs hinwegſchleifen verloh⸗ ren geht / davon hatte ich nie eine Probe geſehen noch geleſen, noch gehöͤret. Indeßen verſuchte ich es gleich mit einen fogenannten klei⸗ nen Spitzhorn, es gieng alles beſſer wie ich vermuthet, nach einer kleinen halben Stunde war ſchon die eine Halfte völlig hinweg, und nachdem alle Cammern vom Schmergel gereiniget waren: fo erblick⸗ te ich zu meinen groͤſten Vergnuͤgen nicht nur den innern Wunder; bau, ſondern auch die vortreff lichſte Glaſur, und wie gewiß die in⸗ nere Schönheit oͤffters die aͤußere uͤbertreffe. Ich ſage oͤffters — Denn manche wiederum die von außen die rareſten und ſchoͤnſten, find von innen die aller ſchlechteſten, und es bleibt alſo auch bey Schne⸗ cken ein falſcher und betruͤglicher Schluß, den man von der aͤußern Schoͤnheit auf die innere machen wolte. Die vorhin angeführte klei ne Entdeckung war mir viel zu lieb, als daß ich laͤnger haͤtte warten koͤnnen, ſogleich mehrere Verſuche anzuſtellen. Ich verſuchte es mit einer mittelmaͤßigen Porcellain Schnecke, und ſahe bald nachdem ich ſie zerbrochen, daß weniger Eilfertigkeit aber mehr Vorſicht, weni⸗ ger Hitze aber mehr Aufmerkſamkeit auf die innere Lage der Cam⸗ mern noͤthig ſey, wofern nicht alle Arbeit vervielfaͤltiget oder gar vers B 3 geb⸗ 14 Erſtes Sendſchreiben. geblich gemacht werden ſolte. So habe ich in mehrern Fällen ache geld geben und durch Schaden kluͤger werden muͤßen. Oeffters wur⸗ de auch ein nicht geringer Queerſtrich durch alle meine Freude ge⸗ | macht, wenn nach aller angewandten Mühe und beſten Hoffnung die letzten Cammern verwachſen (ſo in einer gewiſſen Art von Bohrern faſt jedes mahl iſt) oder durchfreßen und durchlöchert auch wohl gar heraus gefallen waren (welches in Voluten und Cylin⸗ dern, deren innere Geſtalt ſonſt die ſchönſte, etwas gantz gewoͤhnli⸗ ches) oder offt dergeſtalt an ihrer Glaſur durch zuruͤckgebliebene ſcharf⸗ fe Feuchtigkeiten angefreßen und verdorben waren, daß man ſie weg⸗ werffen muſte. Ehe man daher die langſame Arbeit übernimmt ei⸗ ne Schnecke zu durchſchleiffen, ſo muß man ſelbige gegen das Licht halten und wohl zuſehen ob viel Unrath in derſelben befindlich ſeye oder nicht. Iſt das erſtere, ſo iſt es ſchon vermuthlich daß aller innere Glanz verlohren gegangen und Muͤhe und Ar⸗ beit faſt vergeblich werde verſchwendet werden. Deſto ſchaͤtzbarer iſt mir nun eine jede geweſen deren Glaſur in ihrem gantzem Glantze erſchien und deren Structur vollkommen unverſehrt war. Seit der Zeit iſt aber keine Art der Schnecken die ich doppelt beſitze mehr ſicher ihre Hälffte nicht zu verlieren, um auch hinter ihre innere Heimlich⸗ keiten zu kommen. Und wuͤrde es nicht den gröffeften Nutzen haben wenn es allen Liebhabern beliebte dergleichen Einrichtungen mit ih⸗ ren an den Herren Profesfor Langen. 15 ren Schnecken Sammlungen zu veranſtalten, damit man auch die innren Gewinde zu ſehen bekäme, und nicht bey der äußern Schale allein ſtehen bleiben dinffe? Es waͤre nicht einmahl nothig ſich um dieſen Zweck zu erreichen, eine theure Maſchine anzuſchaffen. Man duͤrffte nur einen guten Sandftein und ſtatt des Schmergels naß gemachten Sand nehmen, und alsdenn die Schnecken, deren innere Struktur man ſehen will, ſo lange hin und her reiben bis eine Abtheilung nach der andern ſichtbar wuͤrde. Es wird freilich ein wenig mehr Muͤhe ko⸗ ſten: doch welcher redliche Naturforſcher achtet ein wenig Muͤhe? Em. Hochedelgeb. erlauben es guͤtigſt daß ich dero einſichtsvollen Beurtheilung einige Anmerkungen uͤber die Vortheile, die man aus fleißiger Unterſuchung der innern Beſchaffenheit der Schnecken ge⸗ wiß erwarten koͤnne, unterwerffen, auch ſo kuͤhn ſeyn duͤrffe mir derſelben Meinung auszubitten. Zum theil habe ich dieſe Anmer⸗ ckungen dem geſchickten Kenner der Wercke der Natur, meinem theureften Freunde dem Hrn, Spengler zu verdanden, der Ew. Hochedelgeb. laͤngſt aus ſeinen von der Electricitaͤt geſchriebenen Briefen bekandt iſt. (Es find mir von dieſen meinem theuren Freun⸗ de einige ſchrifftliche Anmerckungen uͤber dieſe Sache verſprochen worden, die ich kuͤnftig meinem Herrn Profeßor zu uͤberſenden das | Vergnügen haben werde.) I. Man 6 Erſtes Sendſchreiben. 1. Man wuͤrde bald, wenn man der innern Struktur der Schnecken nachforſchen wolte auf eine leichte und gluͤckliche Einthei⸗ lung derſelben kommen. Denn wo ich nicht gaͤntzlich irre, fo hat es daran bisher gefehlet. Denn die Eintheilungen die man im Leßer; Bonani, Dargenville und andern antrifft find weder leicht noch glücklich genug. Wie wenig die Eintheilung des leztern accurat ſetz, hat ja auch der Hr. Denſo in ſeinen phyſicaliſchen Briefen gezeiget. Und vielleicht wirds mit allen Eintheilungen ſo gehen, ſo lange man nur die aͤußere Geſtalt und Farben zum Eintheilungs Grunde er⸗ wehlt. Der ſel. Leßer iſt ganz anderer Meinung wenn er in ſeiner Testaceotheologie pag. 135. ſagt „Andere nehmen ihre Eintheilung „ von den Schalen diefer Thiere und dieſe haben zweyerley Meinung. „Einige ſehen nebſt der aͤußerlichen Geſtalt auch auf ihr innerliches „ Gebäude: Sie beruffen ſich darauf, daß dadurch die Schiffkut⸗ „tel und einige Ammonshoͤrner ſich von andern Schnecken unter⸗ „ſcheiden. Sie rathen dahero an einige und andere von einander „zu ſchneiden. Allein ſie werden mir vergeben wenn ich dieſe Art a „von Eintheilung vor unmoͤglich halte. Denn fie ſetzen voraus daß „man alle Arten von Schnecken zuſammen haben muͤße Ich ſehe nicht wie ein eintziger dergleichen vorausſetzen koͤnne, man darf nur von einer jeden Hauptfamilie eine eintzige durchſchnittene oder durch⸗ ſchliffene haben, ſo weiß man wie alle andere von der Art innerlich ge⸗ an den Seren Profesſet Langen. 17 gebauet und geſtaltet ſind. Wer eine durchſchliffene Volute oder Dutenſchnecke hat, der braucht nicht alle Arten der Oberadmirale zu zerſchleiffen, weil alle Admirale aus der Familie der Voluten find, Daher es ſchon die aͤußere völlig gleichfoͤrmige Bauart lehret, daß kein weiterer innerer Unterſchied vorhanden ſey. Wer eine ein⸗ tzige aufgeſchliffene Porcellane hat, der weiß die innere Structur (ob⸗ gleich in den innern Farben noch ein groſſer Unterſchied ſeyn kan) al⸗ ler Porcellanen, ſolten fie auch von außen in ihren Farben noch fo uns terſchieden ſeyn / und es iſt gantz unnöthig die rareſten zur Anatomie zu erwehlen. Der gute Leßer faͤhret in feinen Eifer fort und ſpricht „Nun findet man in keiner Sammlung alle Arten beyſammen, „wie will man denn Erlaubniß haben die Arten der Schnecken und „ Muſcheln (Muſcheln find ja uͤberdem offen und brauchen nicht erſt y aufgeſchnitten zu werden) fo man aus fremden Cabinettern erborget „von einander ſchneiden zu duͤrffen., Man koͤnnte ſich eben dies ſer unrichtigen Vorderſaͤtze bedienen, um zu zeigen daß alle Art von Eintheilung unmöglich ey; warum? denn diß ſetzet voraus, daß man alle Arten von Schnecken zuſammen haben muͤſſe. Derglei⸗ chen Cabinet hat man aber noch nicht. II. Ob Schnecken von ihrer erſten Kindheit an alle ihre Cam⸗ mern ſchon in kleinen en miniatur haͤtten, die ſich hernach bey zuneh⸗ C f menden 18 Eſſtes Sendſchreiben menden Alter mehr und mehr entwickelten? daruͤber iſt man nicht ei⸗ nig. Dieſe beſtrittene aber nie völlig entſchiedene Sache koͤnnte auch gar bald durch eine fleißige Unterſuchung der innern Abtheilungen ſowohl in kleinen als größern und groͤſten entſchieden werden. Seit⸗ dem ich drauf gemerckt, finde ich bey den mehreſten, daß in den klei⸗ neſten eben ſoviel Abtheilungen en miniatur wie in den groͤßeſten von eben der Art befindlich find. Ich habe zu dem Ende zur Probe ei nige Sturmhauben ſowohl von gantz kleiner als auch mittelmaͤßigen und groͤſten Sorte beygelegt, da in Abſicht der men der N mern nicht der mindeſte Unterſchied. 5 III. Solte nicht BEN ein eifriges Unterſuchen des innern Baues dieſer reitzenden Geſchoͤpffe die bisher unerörterte und unbe⸗ griffene Sache wegen ihres Wachsthums, ob dabey eine weitere Ausdehnung ihres Gehaͤuſes, oder jährliche Verwechſelung oder neuer Anwachs der Cammern vorgehe u. ſ. w. in einiges Licht geſetzet werden koͤnnen? Da ich eben des Wachsthums der Conchylien ge⸗ dencke: fo kan ich nicht umhin eine Stelle die hieher gehöret aus dem zweyten Theil des vortrefflichen Verſuchs einer natuͤrlichen Hiſtorie von Norwegen anzufuͤhren. Es iſt bekandt daß der damahlige Bi⸗ ſchoff zu Bergen und nunmehrige verdienſtvolle Procantzler zu Co penhagen der gelehrte Verfaſſer dieſes lehrreichen Buches ſeyh. Er 8 redet an den Seren Profeslor Langen. 15 redet in der Stelle, die ich eben anfuͤhren werde, eigentlich nur vom Wachsthum der Auſtern, ich glaube aber daß es der vortreffliche Herr Procantzler auch vom Wachsthum aller Arten von Muſcheln und Schnecken werden verſtanden wißen wollen. Hier find deſſen eigentliche Worte S. 308. „Es fraͤgt ſich wie es zugehet, daß die „Schale an allen dieſen Auſterarten zugleich mit dem darinnen ver⸗ „borgenen Wurme waͤchſet und erweitert wird, ob ſie ſchon nicht ſo „wie das ſteinerne Kleid des Hummers aus dem Koͤrper des Wur⸗ y mes waͤchſt / ſondern/ wie es deutlich iſt/ von außen aus dem Sande „und Schleime der See erzeuget und ernaͤhret wird? Allein ſehet „davon koͤnnen wir kaum einige uns bekandte zureichende Urſachen y ausfuͤndig machen, die uns freyſprechen koͤnten zu ſagen, es iſt et⸗ „was das wir nicht wißen und das unſere Ariſtotelicker Qualitates „occultas genennet haben, die, wenn fie in den Augen des gemei⸗ „hen Mannes nicht das Anſehen haben wollten, als ob ſie gantz 5 und gar ſtill ſchwiegen doch etwas ſagten/ was es auch war. „Wahrlich GOtt iſt auch in minimis maximus, und dasjenige feis „ner Werke, woran wir den innerſten Grund und Zuſammenhang = einfehen, ft ſog geringe r auch in einem Jahrhundert, ſo das Anſehen „haben will, daß es durch den Hauptſchluͤßel feiner Demonſtratio⸗ „nen ale 0 affen e ia EL C 2 IV. 20 Erſtes Sendſchreiben . Mahler, Kupferſtecher, Baumeiſter entlehnen haͤuffig ihre Schattirung/ Verzierung und dergleichen von der duffern Bil dung der Schnecken. Und wie viel Anſehn gibt nicht dieſe Nachah⸗ mung der Natur oder vielmehr des Herrn der Natur ihren Wercken? Solte nicht die aufmerckſame Betrachtung des innern Wunderbaues einen eben fo großen oder noch wohl weit größern Nutzen haben, ſonderlich auch in der Baukunſt in Anlegung der Treppen und Thuͤr⸗ me ꝛc.2 Solten nicht die unvergleichlichen Miſchungen der innern Farben beym Mahlen, und die vortrefflichen Arten der inwendigen Glaſur beym emailliren und in ae Fabriquen alle Nachah⸗ mung verdienen? 0 e ein 57 Mer iat 30 v. Kenner, Bewunderer und Liebhaber der Schnecken i wenn es ihnen beliebt eine von jeder Art zu durchſchleiffen (welches ja ſoviel Ueberwindung nicht koſten wird, weil ſie nur jedesmahl die ſchlechte⸗ fie und an allen äußern Schönheiten verarmte dazu nehmen und gleichſam nur die ärmften Cadavera auf dieſe Anatomie liefern duͤrf⸗ fen) erhalten alsdenn von jeder Art ein doppeltes Vergnügen „nen lich von der aͤußern und innern Schönheit 75 wache letzter offt di die er⸗ ſtere uͤbertreffen wird. Dieses Vergnügen kan annoch, vervielfltiget werden, je nachdem eine Schnecke von verſchiedenen Richtungen d durch⸗ ſchlif⸗ 2 N an den Serrn Profesſor Langen; 21 ſchliffen wird. Ja es wird nicht nicht nur das Vergnügen ſondern auch die Erkaͤntniß vermehrt. Man entdeckt wie tief die verſchiedene Haͤute / Lagen oder Rinden einer Schnecke liegen? wie weit die Far⸗ ben- Rinde gehe? oder bey andern die Perlenmutter Rinde, welche Lage und Rinde immer unter der Perlenmutter Rinde angetroffen werde? woher es komme, daß manche z. B. die Zwiebel Schnecke oder das Opfferhorn Tsianko fo unerwartet ſchwer, wie bey manchen der innre Pfeiler ſehr dicke, und die äußere Schale dünne, bey andern die außere Schale ſehr dicke, hingegen die innere Abtheilungen duͤnner wie das duͤnneſte durchſi ichtigfte Horn, daher man durch die erſte Windung zu allen uͤbrigen hindurch ſehen kan. Man ſieht wie außer den Hauptzimmern in mancher noch verſchiedene Nebenzimmer, die einen gantz andern Ausgang haben, wie ſolches vornehmlich in der ſo genanten Sturmhaube offenbar zu bemercken, deren enge Neben Cammern immer voller kleinen Steine find, die vielleicht zum Ballaſt gedienet. Weil auch die innere Natur der Schneckenhaͤuſer weit unbekandter wie die aͤußere, weil auch oͤffters die Lage der Cammern alle Vermuthung uͤbertrifft; ſo erregt dieſer Anblick bey allen, die ein Naturalien Cabinet beſehen eine weit groͤßere Verwunderung und geist ſelbſt die 1 ſolcher flatterhafften Leute, deren fluͤch⸗ a tiges 22 Erſtes Sendſchreiben. tiges Auge kaum einen Augenblick auf eine ne. 148 b W | bleiben kan. Ur VI. Solten nicht Krebſe Bewohner mancher Schnecken Ge baͤude ſeyn? Ich habe mich jederzeit fehr gewundert, wie manche der⸗ gleichen im Ernſte behaupten und glauben koͤnnen. So viſt bin ich vom Gegentheil verſichert geweſen. Allein da mein oben angeführ⸗ ter ſehr wertheſter Freund, der Herr Spengler, wohl 100. Schne⸗ cken einft von einerlei Art bekommen / in deren jeden eine kleine Krab⸗ be oder Krebs befindlich geweſen, ſo iſt mir dis eine gar merkwuͤrdige Inſtantz geweſen. Doch das Durchſchleiffen der Schnecken kan eis nem auch hierin die beſte Einſicht verſchaffen. „Denn dadurch habe ich zum oͤfftern noch in den letztern Cammern den vertrockneten Eins wohner des Schneckenhauſes gefunden, in deßen erſtern ſich ein un⸗ höflicher Krebs (welches eben nicht allemahl der fo genannte Bruder Bernard, Eremit oder Soldat iſt) eingemiethet, und kaum noch ſei⸗ nem Wirthe in den engſten Behaͤltnißen fine Hauſes eine Grabſtaͤ⸗ te übrig gelaßen. vn. "Solten nicht auch die Leffe des Reichthums te der Weißheit und der Allmacht GOttes beßer aus der innern an den Seren Profesſor Langen. 23 doch ich muß einmahl aufhören Ew. Hoch Edelgb. Geduld zu er⸗ muͤden, und die Guͤte mit welcher dieſelben meine geringen; Einfälle, bisher werden durchleſen haben zu mißbrauchen. Ich werde aber nie aufhoͤren den innern Geheimniſſen der Schnecken nachzuſpuͤren, und über die Vortheile dieſer unſchuldigen Arbeit nachzuſinnen, wenn ich vernehmen werde, daß Ew. HochEdelgb. dieſe geringe Bemuͤhun⸗ gen weder für unerheblich oder vergeblich / ſondern fir ruͤhmlich und nüglich halten. Darf ichs auch wagen vors erſte eine kleine Probe von etwa 50. durchſchliffenen ſowohl kleinern als groͤßern Ew. Hoch⸗ Edelgeb. mit vieler Ergebenheit bey dieſer Zuſchrifft zu uͤberſchicken? Ich bin recht beſchaͤmt, daß ſich meine geringe Zeilen mit einen folchen. Schatten der Danckbarkeit zu einen fo großen Gönner und Wohl: thäter hinwagen follen. Der Herr des Lebens, wie ich aus lauter⸗ ſten Hertzen wuͤnſche, wolle Dero Kraͤffte in ihrer Munterkeit und Lebhafftigkeit erhalten, und Dero Wohlergehn in ununterbrochener Dauer fo ſpaͤte wie möglich zum Flor, Nutzen und Zierde der Fries drichs Univerſitaͤt fortgehn laßen. Wie wird auch für mich dis fo vortheilhafft ſeyn? Denn alsdenn werden gewiß Ew. HochEEdel⸗ gb. fortfahren - - wieviel darf ich nicht von Dero Güte und Ge⸗ neigtheit auch aufs kuͤnfftige hoffen? - - den Dero Liebreichen An⸗ den⸗ 44 Erſtes Sendſchreiben. denkens, lehrreichen Unterrichts und ferneren Gewogenheit zu wuͤr⸗ digen, der Lebenslang ſich mit dem erkaͤntlichſten Hertzen nennen wird HochEdelgebohrner Hochgelehrter Inſonders Hochzuverehrender Herr Profesſor. Hochgeneigter Lehrer und Goͤnner, Ew. HochEdelgeb. Copenhagen den 23. Auguſt 1756. groͤſter Schuldner und verbundenſter Schuͤler J. H. Chemnitz. Zweites Sendſchreiben an den HochEdelgebohrnen und Hochgelehrten Herrn Prof. gangen den eit ee Sehne die innere Beſchaffenheit der Schnecken zu erfahren. F 27 HochEdelgebohrner Hochgelehrter, | Inſonders Hochzuverehrender Herr Profesſor, Hiochgeneigter Lehrer und Gönner. EZ, Foekgebälde der Schnecken kennen zu lernen, mit n Gütigkei als ich erwarten dürfen, aufgenommen und beants wortet, und mid) zugleich aufs ſtaͤrckſte zur fleißigſten Fortſetzung die⸗ ſer vergnuͤglichen und nuͤtzlichen Nebenarbeiten ermuntert. Vor ei⸗ nigen Jahren hatte ich auch die ungemeine Freude dieſelben bey mei» ner Durchreiſe in dem geliebten Halle bey allen Wohlergehen anzutref⸗ fen, wo ich mich ausfuͤhrlicher als es in Briefen haͤtte geſchehen koͤn⸗ nen, wegen vieler zur natürlichen Geſchichte gehörigen Materien bes fragen und aus Dero lehrreichen Geſpraͤchen belehren konte. Ew. HocheEdelgeb. ertheilten mir damals die Erlaubniß ich möchte gerne alle meine neuern Bemerckungen ſchriftlich und oͤffentlich uͤberſchicken D 2 und 28 5 Zweites Sendſchreiben. und alenfals auch künftig Dero Gegenanmerckungen beydrucken laßen. Dißmahl wage ichs daher mit weit mehrerer Zuverſi cht von meinen fortgeſetzten Bemuͤhungen einen fleinen Abriß zu entwerfen, um auch darüber aufs neue Dero Gutachten und weitere Belehrung einzuhohlen. Je mehe ich Conchylen Sammlungen und Schrifffeler in die fen kleinen aber ſchoͤnen Theil der natürlichen Geſchichte kennen zu lernen Gelegenheit habe: Deſto mehr erſtaune ich über eine faſt alge⸗ a mein gewordene recht üble Gewohnheit. Die mehreſten Kerner und Liebhaber bleiben bey der äußern Schale fehen ohne fi um den ie neren Kern, wo ich fo reden darf, My ſich um den innern Wun⸗ derbau auch nur im mindeſten zu befümmern. Ich begreife es nicht woher eine ſolche tadelnswuͤrdige Sorglofi gkeit komme. Etwa aus einer unzeitigen Barmhertzigkeit, welche es nicht zulaßen will, manche Schneckengebaͤude zu anatomiren etwa aus ungegründeter Beſorg⸗ niß, Mühe uud Arbeit möchte vergebens angewandt werden oder aus einer falſchen Einbildung unuͤberſteiglicher Schwierigkeiten, de fi ch bey der Fe finden möchten. Es ki ie a Schade g genug af, wir Die Seh beser iche Gone nicht iu kn bekommen daß es uns faſt an allen Perſo⸗ nalien 19. S8 I an den Seren Professor Langen. 29 nalien von ihrem Lebenslaufe fehlet. Denn was Liſter, Dargen⸗ ville, Adanſon und einige wenige andere davon gefagt, wird die Neu⸗ begierde eines fleißigen zee En 955 nicht völlig befrie⸗ u koͤnnen. l, bog 80 Bebice BR eines dreyfachen Mittels um die verdeckten innern Geheimniße der Schnecken zu ergründen, nemlich des Durch⸗ N . und 1 5 * kn Bey droßen braten und dicken Schnecken fan eine feine Säge, wüche von einer ſtaͤhlernen Uhrfeder am beſten gemacht werden kan, unvergleichliche Dienſte thun. Wer nur ein wenig die Handgriffe verſteht und die geringſte Uebung hat, der zertheilet gar leichte, durch Huͤlfe einer ſolchen Säge, manche Arten von dicken Schnecken in 2 Theile, und ſiehet alsdann zur Belohnung die innere Beſchaffenheit, Dieſes alten Kunſtgrifs haben ſich die mehreſten bedienet, welche noch eine und die andere aufgeſchnittene Schnecke in ihren Sammlungen zeigen koͤnnen; wie denn auch alle ofne Stuͤcke, welche in dem praͤch⸗ tigen Wercke des Gualtieri abgezeichnet ſind, mit einer feinen Saͤ⸗ ge durchſchnitten worden. Gualtieri iſt ſonſten unter allen mir be kandtgewordenen Natural Seribenten noch faſt der eintzige, der ſich ſorgfitiaſt um die innere Baukunſt bekuͤmmert. Bey jeder neuen D 3 Claſſe 30 2. Zweites Sendſchreiben. Siaffe hat er eine aufgeſägte in Kupfer ſtechen laſſen. Von dieſm aufgeſchnittenen Stuͤcken laͤßt ſich Dero ehemahliger vortrefliche Freund der nun ſchon vollendete Herr Theodor Klein folgendermaß⸗ fen in feiner Vorrede zum Tentamine methodi oſtracologicae, vers nehmen „Placet interna plurimarum teſtarum ſtruttura; ad hi- „ ſtoriam animalium utique multum faciens, omnia minime absol- „uens; quin ad illam nonſolum dermata nuda et vacua, non ſo- „lum ſtructura ſed ipfa animalia integra defiderarentur,, Der Herr Kunſtmahler zu Hamburg Nie. Georg Geve hat in ſeinen Monathlichen Beluſtigungen gleichfals einen ſchoͤnen Anfang gemacht manche Abbildungen der innern Structur zu liefern. Seine Durch⸗ ſchnitte find fo ſchoͤn gerathen, daß ich fie vor aufgeſchliffene Stuͤcke anſehen würde; wenn er fie nicht ſelbſt nur vor Durchſchnittene ausgaͤ⸗ be. Gualtiert hat auf der 19 Tabelle ein Poſthoͤrngen nach ſeiner innern Geſtalt vorgeſtellet, welches unmoͤglich durch eine Saͤge kan zerſchnitten worden ſeyn. Diß hat mich auf die Gedancken gebracht er muͤße wenigſtens hiebey aufs Durchſchleifen verfallen ſeyn, weil er auf keine andere Art dieſen ſchoͤnen Durchſchnitt erhalten koͤnnen. Beym erſten Anſatz einer Säge oder Feile würde dieſes zerbrechliche Gehaͤuſe in tauſend Stuͤcke zerfprungen ſeyn. Nachdem ich aber dieſen Durchſchnitt ein wenig genauer betrachtet, ſo habe ich aus der fehlerhaften Abbildung gar leichte erſehen koͤnnen, daß Gualtieri ure g die an den Serrn Profesſor Langen. 31 die innere Geſtalt, etwa aus einigen zerbrochenen Behaͤltnißen, oder da er dieſe durchſichtige Schnecke gegen das Licht gehalten, nur er⸗ rathen. Daher auch der kleine Canal oder das kleine Roͤhrlein, wel⸗ ches durch alle Cammern hindurchlauft, als in der Mitte hindurch⸗ gehend vorgeſtellet worden, welches vollkommen falſch iſt. Denn diß Roͤhklein ſchließet fich gantz dichte an die innerſte Seite an, wie ſol⸗ ches mein geneigteſter Goͤnner am beſten an demjenigen durch⸗ ſchliffenen Stuͤcke, welches ich Ihnen zu uͤberſchicken die Ehre ges habt, werden bemerket haben. Der gute Leßer hat unter einigen hundert Paragraphen feiner Teſtaceotheologie kaum ein Paar, wel che von den innern Zimmern dieſer reitzenden Geſchoͤpfe handeln. Und doch wuͤrde dieſe Abhandlung das ihrige redlich zur gebuͤhrenden Verherrlichung des großen GOttes und Beförderung des ihm ſchul⸗ digen Dienſtes, alſo zum Hauptzwecke ſeines Buches beygetragen ha⸗ ben. Von den paar ſchlechten Stuͤcken welche bey S. 36 offen vor⸗ geſtellet werden / und eben keinen aufmuntern werden ſich ums inne⸗ re viel zu bekuͤmmern, geſteht er ſelbſt, daß die aͤußerlichen Gewinde nur rund herum aufgebrochen waͤren. Mein zweyter und beſter Kunſtgrif die innere Strucktur der Schnecken zu erfahren, beſteht im auf und durchſchleifen; wobey denn allemahl die eine Hälfte verlohren geht. Ich habe hievon in meinem 100 erſten 32 Zweites Sendfhreiben un erſten Sendſchreiben Ew. Hoch Edelgeb. eine ausführliche Nachricht ertheilt, welche Dieſelben mit fovieler Güte aufgenommen. Ich bin es verſichert Diefelben werden auch dißmahl meine geringen Gedancken mit Geduld und Nachſehen aufzunehmen belieben. Beym Durch⸗ ſaͤgen werden freylich beyde Hälften behalten: allein es iſt allemahl eine mißliche und ungewiße Arbeit, welche ſich noch dazu bey überaus vielen gantz und gar nicht anbringen laͤßet. Wo eine zarte Spitze iſt, wie bey Bohrern und Schraubenſchnecken, wo gantz duͤnne Cam mern, wie bey Voluten, Waltzen und Oliven u. fi w. da laßt ſich die Saͤge niemahls vortheilhaft anbringen. Meine im vorigen Brie⸗ fe beſchriebene Schleifmachine habe ich in Copenhagen zuruͤckgelaß⸗ fen, und daher brauche ich hiefelbft mit guten Erfolge zum Durch⸗ ſchleifen nur einen gemeinen glatten Sand oder Schleifſtein. Auf ſelbigen laße ich durch meinen Bedienten die Schnecken ſo lange hin und her reiben, biß eine Cammer nach der andern ſichtbar wird. Weil aber die letztern immer zarter und dünner werden und die meh⸗ reſte Geduld und Behutſamkeit erfordern (denn ein eintziges grobes Sandkorn kan alle Freude verderben) ſo pflege ich ſelbſt die letzte Hand anzulegen. Rare Stuͤcke aber, die ich gerne durchſchnitten ſehen mochte, mag ich gar keinen andern anvertrauen. Der Herr Speng⸗ ler bedienet ſich hiezu uͤberaus bequem eines horizontal liegenden Schleifſteins, welcher mit dem Fuß getreten und umgedrehet wird, N von andengerrnProfesfor Langen. 38 von welchen ich meinem Herrn Profesfor bey meiner Durchreiſe durch Halle einen Riß mitgebracht habe. i Man hat mir in dem praͤchtigen, recht Koͤniglichen Wercke des Herrn Regenfus (von welchen ich im vierten Sendſchreiben reden werde) bey der Beſchreibung meines zuruͤckgebliebenen Cabinets die unerwartete Ehre angethan und mich zum Erfinder dieſer neuen Art die innere Bildung der Schnecken durchs abſchleifen zu erfahren, gemacht; und mein nie genug zu verehrender Herr Profeſſor, haben in Dero guͤtigen Antwort auf mein vorhergehendes Schreiben gleiche vortheilhafte Gedancken geaͤußert. Ich glaube es aber ſelber nicht daß ich dieſe Ehre verdienen ſolte. So viel weis ich, ich habe es erſt aus manchen mißlungenen Verſuchen gelernet, daß man Schne⸗ cken völlig wie Steine auf der Schleifmachine bearbeiten und poli- ren koͤnne ich habe auch nie eine Probe einer durchſchliffenen Schne⸗ cke vorher geſehen, auch nie von einem Vorſchlag etwas gelefen und gehoͤret, daß man hiedurch auf die leichteſte weiſe den innern Wunder⸗ bau zu ſehen bekommen koͤnne ich ſuche auch bis jetzo vergebens in Büchern und Cabineten dergleichen. Dennoch bin ich weit ent⸗ fernt mir eine Entdeckung zuzueignen, auf welche ein jeder, der um die innre Beſchaffenheit der Schneckengebaͤude bekuͤmmert und neugierig iſt, faſt fogleich verfallen muß. Darf ich hiebey noch das ein⸗ 0 tzige 34 Zweites Sendſchreiben. tzge melden? So gut wie ſich eine Schnecke beym Schleifen bear⸗ beiten läßt, kan es auch durch einen Grabſtichel geſchehen. Hier in Wien findet man mehrere Steinſchneider, welche ihre mehreſten Por- traits auf Stuͤcken, die aus den Schalen dicker Schnecken geſchnitten worden, weit leichter als auf Steinen auszuarbeiten pflegen. Mir iſt einigemahl die höchfte Kaiſerliche Familie, welche nach dem Leben mit groͤſter Aenlichkeit auf ſolche Stücken ausgearbeitet war / von ei⸗ nem hiefigen —— und 1 meiner Wan gezeigt wor⸗ den. AR en d Nr Drittens bediene ich mich der Feile um die innere Einrichtung mancher Schnecken kennen zu lernen. Theils feile ich ſelbſt, theils laſ⸗ ſe ich durch andere die aͤußern Bedeckungen der Cammern rund umher wegfeilen, ſo das nur der Hauptpfeiler „die Hauptfäule, des Gebaͤudes noch ſtehen bleibt, ſo wie etwa Gualtieri der⸗ gleichen (obgleich ziemlich ſchlecht und unvollkommen) auf der 39. Tabelle an einer Pyramidal Schnecke vorgeſtellet. Alle Schraub⸗ ſchnecken und alle gethürmte lang gewundene Horner laſſen ſich hier, zu am beſten gebrauchen. Es iſt wahr beym Durchſchleifen gantz duͤn⸗ ner Stücke kan man ſchon Gedult und Behutſamkeit lernen, aber beym durchfeilen oder beym abfeilen der Bedeckungen der Cammern . noch weit mehrere wöch. Doch iſts ein groſſer Vortheil hiebey wenn an den Seren krefesfes Langen. 27 wenn man von den oberſten kleinſten und ſchwaͤchſten Windungen den Anfang macht. Denn wenn dieſe erſt rund umher durchs abfei⸗ len gleichſam entbloͤßt worden, ſo kan man mit ae Gefahr als dan bie übrigen bearbeiten. Man möchte zu dieſen dreien noch eine vierte Art um die Anatomie der Schnecken zu befoͤrdern hinzuthun. Wenn man den abgefchnittenen Kopf eines Schneckengebaͤudes als einer Volute, oder noch beſſer einer großen amerieaniſchen Flügelſchnecke, welche inner⸗ lich purpur und fleiſchfarbicht iſt, auf einer Drehbanck auszudrehen weiß, ſo findet ſich, wenn alle Cammern weggedrehet worden, in der dicken Schale die fehönfte Zeichnung der Schneckenlinie. Da wo alle Cammern angewachſen geweſen findet ſich die fchönfte und angenehmſte Spur davon. Weil fi ich dieſes beßer ſehen als beſchreiben laßt, fo überfende ich Euer Hochedelgebohrnen ein ſolches innerlich ausgedrechſeltes Stuck, und bins gewiß verſi⸗ chert, daß es Dero 1 les erhalten werde. Werden mein theureſter Lehrer nicht ſchon ganz muͤde de fo | mein Gewaͤſche zu leſen und werde ich noch dee dürfen von durchſchliffenen Schnecken zu reden? 322 E 2 Ich 36 Zweites Sendfchreiben‘ Ich bewundere zum oͤfftern bey der Betrachtung ihrer inneren Einrichtung mit dem groͤſten Erſtaunen, die daraus recht ſichtbar hervorleuchtende unausfor ſchliche Weisheit GOttes. Und wer kan die regelmäßige Einrichtung, die allerordentlichſte Abtheilung nach der groͤſten mathematiſchen Genauigkeit, die verhaͤltnismaͤßige Abnah⸗ me und Verduͤnnung, die Vereinigung aller Cammern zu einer Spi⸗ tze, die unerwarteten Abaͤnderungen, wer kan alles dis anſehen ohne in eine ſtille Beſtürzung geſetzt und zum Bekaͤntniß -Das iſt Got⸗ tes Finger ⸗ genöthiget zu werden? Wenn ich einen groffen Bau⸗ meiſter vor mir hätte, der eine Menge von veränderten Treppen in feinen aufgeführten Pallaͤſten angebracht, ich würde ihm bey der ins nern Strucktur der vielen Arten der Schraubſchnecken und Bohrer, welche lauter Wendeltreppen vorſtellen, aufs deutlichſte zeigen koͤnnen, wie hier weit mehrere Veraͤnderungen angebracht waͤren, als in allen noch fo fünftlichen Treppen der beften Pallaſte - mehr Veraͤnderungen als ihm, wenn er noch Jahrhunderte gelebt hätte, jemahls würden bey⸗ gefallen ſeyn. Denn hier hat der unerforfchliche Verſtand GOttes ge, bauet, in deſſen Nachahmung wir erſt rechte Meiſterſtuͤcke unter den Menſchen liefern, aber dennoch in einen unendlichen Abſtande von den Meiſterſtücken GOttes uns befinden würden. | i an den Seren Profesfor Langen, 37 Ich bewundre ferner die innern Auszierungen dieſer ſchoͤnen Geburten des Meeres. Da ſind die glaͤntzendeſten weißen, blauen, rothen, braunen, perlemutterfarbigen auch verguͤldeten und verſilber⸗ ten Tapeten. Ich uͤberſende meinem Hochgeehrteſten Herrn Pro⸗ fesſor eine aufgeſchliffene Schraubſchnecke, welche wohl mit dem Nahmen des Entenſchnabels pflegt benannt zu werden und im Dar⸗ genville Planc. XI. no. P. beſchrieben wird. Dieſe hat innerlich ei⸗ nen aufs kuͤnſtlichſte doppelt gedrehten Hauptpfeiler, eine glaͤntzende Weiße wie beym weißeſten Porcellain, und endlich wird durch einen vor theilhaft angebrachten gelben Strich ihre Farbe fo erhoben, daß man ſich nicht ſatt daran ſehen kan. Zugleich überfende ich eine Fluͤgek⸗ ſchnecke, welche innerlich mit einer ſolchen hochrothen Farbe ausge⸗ ſchmuͤcket worden, daß man ſie unmoͤglich ohne Bewunderung be⸗ trachten kan. Wer keinen aufgeſchliffenen ſo genanten Goldmund und Silbermund beſitzet, davon der eine innerlich recht verguͤldet, der andere verſilbert worden, der beſitzt nur eine dem beſten Theil nach verborgene Schönheit. Hiebey will ich nicht bergen, daß ich ſchon einigemahl in Verſuchung gerathen bin die rareſten Stucke zu durch⸗ ſchleifen, weil ich an ihrer Muͤndung leicht erkennen koͤnnen, es muͤf⸗ ſe ihre innere Bauart etwas beſonderes an ſich haben. Solte man nicht begierig ſeyn die Pabſterone, die lincke See Feige, die Spin⸗ del, das geaͤderte Holtz, das Teleßkop, das weiße Ey, die Wendel, E 3 treppe, 38 Zweites Sendſchreiben treppe, den Scorpion und ſonderlich auch die gröften Voluten, wel; che von der Laͤnge einer Hand find, durchſchliffen zu ſehen? den mei⸗ nigen kan ich wenigſtens keine völlige Sicherheit verſprechen, daß fie nicht dereinſt wo nicht geviertheilt, doch ihrer Hälfte beraubt werden moͤchten. 5 k Woher koͤmmt doch wohl die innere ungemein große Reinig⸗ keit? In den mehreſten aufgeſchliffenen Stuͤcken habe ich nicht die Leringſte Spur gefunden, daß jemahls ein naßer Einwohner dieſe Zimmer bewohnet und vermuthlich auch darin ſein Begraͤbniß gefun⸗ den. Soll man etwa daher vermuthen, daß Schnecken ihre Haͤu⸗ ſer nach Art der Krebſe in gewißen Stuffen Jahren abwerfen und größere Behaͤltniße bauen? Als dann wäre es nicht ſchwer zu begrei⸗ fen, woher die faſt unendliche Menge leerer Schnecken Haͤuſer, ja gantzer Berge von Schaalen an den Ufern des Meers, ſonderlich nach einen Sturm, angetroffen werden koͤnne. Oder foll man mit dem Herrn Profesſor Denſo annehmen, daß die Fiſche im Stande waͤren bloß durchs Athemeinhohlen eine Schnecke aus allen ihren Windungen herauszuſaugen, welches ich leichter glauben wuͤrde, wenn ich nicht aus oͤftern Proben wuͤſte, wie ſchwer es hielte das an⸗ gewachſene Fleiſch einer friſchen Landſchnecke voͤllig heraus zuziehen. Doch will ich mit Dero Erlaubniß, des beruͤhmten Herrn Denſo eigene + an den Serrn Profesfor Langen. 39 eigene Worte aus feinen Phyſikaliſchen Briefen S. 105 anführen, „Die Fiſche verſtehen ſich gar geſchickt auf den Fang der Muſcheln, „nicht allein wenn fie aus ihren Schalen hervorkriechen ſondern auch „ wenn ſie ſich in denfefben zuruͤckhalten. Gott hat die Fiſche weiß⸗ „lich zu dieſem Fange erſchaffen und gebildet. Ihr Maul iſt mit „feiner laͤnglicht runden Oefnung der Oefnung der Muſcheln (mo: durch aber wie der gantze Zuſammanhang lehret Schnecken welche von Muſcheln forgfältig zu unterſcheiden ſind verſtanden werden „ müſſen) ſehr ähnlich; ſobald fie dieſes gegen die Oefnung der Mus „ ſcheln anſetzen und mit ihrer knorpelichten Leftzenhaut (membrana y maxillari) verſchließen, fo find fie im Stande durch ihr Athemein⸗ „hohlen das Fleiſch der Schnecken, wieder des Thieres willen, her⸗ y vor zuziehen und dieſe ſuͤße Speiſe zu verzehren. Zur Gegenwehre „haben die Muſcheln ſonderlich die Gewundene, nicht umſonſt eis „nen fo weiten Vorhoff und ſoviele Gewinde rückwärts zu ihrer Zu⸗ y flucht, damit fie den toͤdtlichen Folgen fo betruͤglicher Küße entge⸗ „hen koͤnnen. , Ja er meint auch diß ſey bey vielen die Urſach wa⸗ rum ſie mit einen Deckel oder Nabel verſehen waͤren, welcher Deckel ſich aber auch bey Landſchnecken zu gewißen Zeiten findet, ohneracht been dem Raub der ae nicht ger find. i ; Die 49 Zweites Sendfchreiben: Die innere Bauart dieſer ſchoͤnen Geſchoͤpfe verraͤth es mehr wie zu deutlich wie die liebreiche Vorſicht nicht nur für die Bequem, lichkeit ſondern auch für die Sicherheit beftmöglichft geſorget habe. O wie troͤſtlich iſt doch dieſe zuverlaͤßige N E r die uns auch hiebey in die Augen leuchtet, was unſer GOtt geſhaffen hat das will er auch erhalten, Darüber will er früh und ſpat mit ſeiner Gnade walten. wie dick und ſteinhart ſind nicht bey vielen Schnecken die innerlich die | allerzarteſten find, die aͤußerlichen Schalen dieſe Außenwercke, dieſe Ringmauern? wie ſicher muß nicht in dieſen peſtvermauerten Cafes matten der unſchuldige Einwohner wieder die raubbegierigen Angriffe eines Wuͤterichs liegen und ſich durch eine kluge retraite retten fönnen? 15 Wer bewundert nicht mit mir die feinſte email Arbeit ſowohl an der aͤußern als innern glaͤntzenden Schale. Wie iſts doch möglich, daß dieſe unnachahmliche Mahlerei in den tiefen Abgruͤnden des Oce- ans ausgemahlet werden kan? das feuermahlen und emailliren erfor⸗ dert die groͤſſeſte Hitze, und eine Entfernung von aller Naͤße und Feuchtigkeit. Bey einer Schnecke iſt eigentlich alles emaillirt, aber im Waſſer, aber in den kaͤlteſten Schluͤnden des Weltmeers, fern von den Strahlen der erwaͤrmenden Sonne. Noch mehr der Fiſch, ö das an den Serrn Profesſor Zangen. A das Thier fo ein Schneckengebaͤude bewohnet, iſt feiner Natur nach eins der allerkaͤlteſten, welches faſt aller natuͤrlichen Wärme zu er⸗ mangeln ſcheint. Und wer bewundert nicht die Beſtandtheile eines Schneckengebaͤudes? Zum emailliren und zur Zubereitung der Por- cellains wird, wie bekandt, hauptſaͤchlich feiner Staub, Aſche Saltz und der feinſte Sand, welcher im Feuer ſogleich vitreſeiret oder zu Glaß wird, erfordert. Aber die Schalen der Schnecken beſte⸗ hen aus lauter kalckartigen Theilen, wie man es ſogleich durch die Pro⸗ be mit Scheidewaßer ſehen und noch beßer durchs Feuer verſuchen kan. Daher ja auch in Holland, und an andern Orten, der beſte Kalck aus Schnecken und Muſchelſchalen zubereitet wird. Wie iſts doch nun moͤglich, daß aus ſolchen kalckartigen Theilen, die ſich gar zum emailliren und zu Porcellain Arbeiten nicht zu ſchicken ſcheinen, noch dazu ohne Waͤrme, die feinſte Porcellain und unnachahmlichſte email Arbeit verfertigt werden kan? vielleicht wenn man dieſer Spur des groͤßeſten Kuͤnſtlers und allervollkommenſten Werckmeiſters nach⸗ daͤchte, auch nachahmte, nachprobirte, erfaͤnde man eine weit weni⸗ | ger koſtbare und mißliche aber ungleich leichtere methode dergleichen Arbeiten ohne a a durch Huͤlfe des Wa zu Stande zu bringen. 94 7 Je wi ich der innern a, deſe 3 Goes nachzuſpuͤhren die vergnuͤgliche Gelegenheit habe: je mehr werde ich 42 | Zweites 8 tet zu einer ehrfurchtsvollen Bewunderung der allermeißeften Ordnung des GOttes der uberall in feiner großen Haushaltung ein GOtt der Ordnung iſt, dahingerißen. Gott hat auch hier, wie in der gan⸗ gen Schöpfung, ſtuffenweiſe gehandelt und alle Geſchoͤpfe in einer ſolchen zuſammenhaͤngenden Reihe hervorgebracht, und in einer ſol⸗ chen aneinander haͤngenden Kette verknuͤpft, daß ein Glied von dem andern nur ſehr wenig abweicht. Diß Verfahren der goͤttlichen Weiß heit verdient in einem jeden Reiche der Natur und bey jedem Ges ſchlechte der Creaturen ſorgfaͤltigſt bemerckt zu werden. Ich bleibe jegt nur einen Augenblick bey den Conchylien ſtehen. Einige find gantz einfoͤrmig gleichſam ungekuͤnſtelt; andere erheben ſich und ze gen ſchon von einer größern Weißheit; noch andere find wiederum weit mehr zuſammengeſetzt, mehr mit Kunſt, Schoͤnheit und Pracht begabet. Und ſo gehet alles ſtuffenweiſe zu immer vollkommneren und hoͤhern Graden fort. Wer nun alle Arten der Conchylien beyſam⸗ men hätte, der koͤnte die accuratefte Eintheilung machen, und zeigen wie ſich eine Familie über die andere erhuͤbe, und immer mehr Voll, kommenheiten wie die vorhergehende uͤberkommen habe. Ein großer Natural Scribent macht folgende Anmerckung „Wenn eine Schnecke an ihrer Windung, Spire und aͤußerſten Spi⸗ „tze verletzet worden, ſo muß ſie notwendig ſterben, da ſie andere „Beſchaͤdigungen noch wieder erſetzen koͤnte,, Ich finde aber beym durchſchleifen ſolche Stuͤcke / deren Gänge zu den oͤberſten Cammern und e an den Zerren Profesſor Langen. 43 und Stockwercken durch Sand und kleine Steine völlg verſtopft worden. Daher ſich denn der Einwohner gedrungen geſehen, ſeine vorige Bequemlichkeit fahren zu laßen und ſeine Haußhaltung enger einzuſchraͤncken. Man findek daher Stuͤcke, in welchen ein ſolcher mit Heinen Steinen verſtopfter Zugang zu den hoͤhern Gewinden voͤllig mit einen neuen Schneckenanſatze uͤberzogen 1, vermauret und verbauet worden, wie ich den an Ew. HochEdelgb. mehrere zur Probe wer⸗ de mitſenden konnen. Nun da glaube ich iſt ja wohl die Schnecke an ihrer Windung, Spire und Spitze verletzet worden, und dennoch hat fie ohne dieſe hoͤhern Stuben leben und ſelbige, zum Beweiß einer volligen reſignation, noch rn mit ihren nr aufs fer ver⸗ bauen koͤnnen. 00 1 Von einigen unerwarteten Auswüͤchſen / welche vielleicht durch Krankheiten und Verletzungen des Einwohners an der innern. Schale verurſacht worden; und von manchen andern Beſonderheiten, wel⸗ che nur die fleißige Untetſuchung des inwendigen entdecken kan, will ich dißmahl gantz ſtille ſchweigen, um Ew. Hochedelgb. nicht eckel⸗ haft zu werden, und um noch einigen Raum zur Beſchreibung eines beſondern Nautili uͤbrig zu behalten. Gualtieri ſtellet denſelben in ſeinem vortreflichen indice conchyliorum auf der 18 Tabelle im Durch⸗ ſchnitte vor. In denſelben finden ſich, bey dem ordentlichen Luft und Waſſer Canal, der durch die Cammern aller Nautiliten hin⸗ * J 2 durch⸗ 44 Zweites Sendſchreiben⸗ nurchnugehen pfleget, noch die völligen rudera mene A Hier find feine eigenen Worte e ” j Nunc modo forte fortuna in pluribus Nautilis a.me diffe- „ ctis, mihi primum alia particußris ſtructura patuit, quam er idcirco delineandam curaui, in qua in ipfo angulo interno y cujuscumque diaphragmatis veſtizium guoddam alicujus bo. „ raminuli latet, itidem verſus baſin concaui, convexi au- „ tem apicem verfus. Hujusmodi vero veſtigla foraminulo „ perquam fimilia non ſunt peruia, etiam oculo armato, y quamquam primo intuitu videri poſſint, et oculum inſpi- v cientis deludant. Quemnam uſum habeat haec peculiaris, v recondita, atque inobſeruata ſtructura mihi ad huc ie „tumy A 175 Weil ich nicht weiß ob dieſelben des Gualtieri 1 teftarım bey der Hand haben moͤchten, und doch hoͤchſtbegierig bin die Gedancken meines theureſten Lehrers über dis ſonderbare Phaenomenon in der Conchyliologie zu erfahren: ſo habe ich den Kupferſtich „ welcher der wunderbaren halb raͤhtſelhaften Beſchreibung die beſte Erklaͤrung geben kan, abmahlen laßen, um ihn zugleich Ew. Hoch Edelgeb. vor Augen zu legen. a BR i Hier wuͤrde ich meine ſchlechte Zuſchrift ſchließen, wenn ich Ihnen nicht noch eine gantz kleine Nachricht geben muͤſte von den Stuͤcken, welche ich aus meinem geringen Ohr dißmahl zu uͤberſenden die 9 Freude an den. FERN, Profesfor Langen, 47 Freude habe. Da der berühmte Conchyliologiſte Dargenville neu⸗ lich die Welt mit einem Wercke beſchenkt, darin er bey jeder Haupt⸗ familie den Fiſch oder Bewohner des Schneckenhauſes vorgeſtellet: fo werde ich mich bemühen Ew. Hoch Edelgeb. bey jeder Hauptfa⸗ milie die innere Structur vorzulegen. Zugleich habe ich ein paar aufgeſchlffene Aincksſchnecken beygelegt. Dieſe letztern ſind aus ſol⸗ 5 chen Landſchnecken ausgelefen worden, welche von Schwaben in unzaͤhliger Menge in gantzen Schiffen daldie Donau herabgebracht, und hieſelbſt an Saftägen häufig geg n werden. Da findet ſich unter tauſenden oft eine ſolche Lincksſchnecke deren Muͤndung bey der linden Hand iſt, da alle Schnecken ſonſt gewöhnlicher Weiſe ihre Oefnung bey der rechten haben. Weil ich nicht gewiß weiß, od auch lauter aufgefehliffene meinem theureſten Lehrer angenehm ſeyn moͤch⸗ ten, ſo habe ich auch von allen gantze Stuͤcke mitbeygepacket. Von Verſteinerungen ſchicke ich nur einige große verſteinerte Jacobs Mu⸗ ſcheln als eine kleine Probe. Denn da Dieſelben einen ſo ungemeinen Vorrath von Verſteinerungen beſitzen: ſo habe ich geglaubt mit meh⸗ rern Stüͤcken wenig Danck zu verdienen. Da bey einer benachtbar⸗ ten Ungariſchen Stadt Oedenburg gantze Berge von dieſen verſtei⸗ nerten Jacobs Muſcheln ſich befinden: ſo iſt es mir ein leichtes meh⸗ rere zu ſchaffen, wenn Ihnen damit gedient ſeyn möchte, F 3 Wie 44 Zweites Sendſchreiben Wie zufrieden wolte ich ſeyn wenn Ew. Hochdelgeb. alles mit der Freude und Vergnüͤgung annehmen möchten, die ich empfin⸗ de, da ich hiedurch Ihnen: meine Hohaheng und , de be⸗ zeugen kau. | Wo iſt zuletzt eine Gluͤckſeligkeit im ae und eine Akt! des Segens im geistlichen, welche ich Ihnen nicht mit dem freubigften, Herten gönnen, wuͤnſchen und erbitten möchte! Laßen Sie mich fernerhin Dero Geneigthett Srrundſchat . und Unterricht anempholen ſeyn. Mein Hertz wird nie zu der er⸗ ſchrecklichen Undanckbarkeit verfallen Dero Gewogenheit „Dero Lie. bes und Freundſchafts Erweiſe zu vergeßen. Es iſt Wahrheit, | wenn ich mit dieſer Verſi cherung meine Zeilen ſchließe „daß ich mich biß zur Gruft bemuͤhen werde, nicht allein mit Worten und mit der Zunge, ſondern in der That und in der Wahrheit zu beweiſen, daß ich Dero treuen Unterrichts nicht gantz unwuͤrdig geweſen, und daß ich mit groͤſter Erkaͤntlichkeit und danckbarſter Ergebenheit ſey Ew. HochEdelgeborn Wien den 15 Jenner 1760. ergebenſter und verbundenſter Schuler. Drittes Sendſchreiben | von der erbaulichen Anwendung der Betrachtung der Schnecken und Muſcheln an den Hoch Ehrwürdigen und Hochgelebrten HER RR Fohann Buſtav Shemnig treuverdienten Inſpeetors der Kirchen und Schulen in der Grafſchaft, und Haupt Predigers der Stadtgemeinde zu Neuruppin Meinen verehrenswerthen und zaͤrtlichſtgeljebteſten Herrn Vatter, ; BER o ER 49 HochEhrwuͤrdiger Hochgelehrter, Zaͤrtlichſtgeliebteſter und theureſter Herr Papa! ö > ch habe Sie zum oͤftern wegen meines Eyfers in Sammlung natürlicher Seltenheiten recht vaͤterlich beſorgt gefunden, und Dero Briefe | find mehrmahlen voller liebreichen Erinnerun⸗ gen geweſen, di doch ja nicht zu weit in dieſe Nebenſache einzulaßen. Dero Aengſtlichkeit bey diefer meiner Neigung koͤmmt aus einen recht vaͤterlich liebenden Hertzen und aus dem edelſten Grunde her. Sie ſind weit entfernt eine fleißige Unterſuchung der Wercke und Wunder des Herrn in der Natur vor unnuͤtz und uͤberfluͤßig oder wohl gar vor unanſtaͤndig und ſchaͤdlich zu halten. Nur diß ſcheinet mir, wo ich nicht gaͤntzlich irre, Dero Gedenckungsart zu ſeyn v ich hatte wohl nachdem ich ausgeſondert worden zu predigen „ das Evangelium Gottes andere notwendigere und pflicht, G maͤßi⸗ 30 Drittes Sendſchreiben. y maͤßigere Beſchaͤftigungen - - das Suchen und beſtaͤndig „nöthige Forſchen im Buche der göttlichen Offenbahrung wer⸗ „de über die oͤftere Unterſuchung einiger weniger Capitel im „Buche der Natur, vernachlaͤßiget - die hoͤchſtnoͤthige Sorge „für meine und meiner Zuhörer Seelen werde verhindert - daß „Hertz hänge und gewoͤhne ſich allmaͤhlig an ſo etwas, und was »Sie am meiſten zu beforgen ſcheinen, es koͤnne gar dieſe Ne „ benſache mit der Zeit zur Hauptſache werden, und ſich derge⸗ y ſtalt meines Gemuͤthes bemeiſtern, daß mein Lehramt dis Amt „des Herrn, und meine Sache die GOttes Sache ſey, nur „ alsdann nebenhin und obenher getrieben werde, welches mir „ wahrlich keine Freudigkeit bringen ſondern gewiß meinen Ruhm „zu Schanden machen werde am Tage der Zukunft meines „Ertzhirten Jeſu Chriſti. Wenn ich es auch ſonſt nicht wuͤſte, mein vielgeliebteſter Herr Papa, daß Sie zu den frommen und treuen Knechten gehoͤrten, welche treu erfunden zu werden aufs ernſtlichſte bemüht find; wel che keine groͤßere Freude haben als wen ihre Kinder in der Wahrheit wandeln; und welche es doch gar zu gerne hätten, daß Zion gebauet und alle zu lebendigen Steinen zugerichtet würden: fo fünnte ich es auch aus dieſen frommen Beſorgnißen ſchließen. Gewiß wenn dieſe Gedan⸗ an den Herrn Infpedor Chemnis, 91 Gedancken keinen Eindruck in mein Gemuͤth machten, fo wäre ich nicht werth der Sohn eines ſo verdienſtvollen Vaters zu heißen, nicht. werth mit ſovieler Sorgfalt von Ihnen erzogen zu ſeyn, nicht werth das Amt zu führen welches die Verſoͤhnung prediget. Daher betheus re ichs hiemit öffentlich aufs allerfeierlichſte dieſe Nebenſache ſoll durch Gottes erbarmende Gnade nie zur Hauptſache werden: vielmehr fol fie immerdar dahin eingeleitet werden, das Hauptwerck angele⸗ gentlicher und ernſtlicher zu treiben. Eben um deßwillen habe ich meinen Sammlungen ſo enge Graͤntzen geſetzt und will ihnen noch engere ſtecken, um deſto weniger Gefahr zu laufen an Hauptarbeiten verhindert oder davon abgezogen zu werden. Darf ich Ihnen nur den wuͤrcklichen beſtaͤndigen Gebrauch, welchen ich von meinen kleinen Naturalien und ſonderlich Conchylien Cabinet mache, vor Augen legen: ſo bin ichs zum voraus gewiß Die⸗ ſelben werden es liebreichſt rathen in diefer guten Gleiſe zu bleiben und gantz getroſt fortzufahren. Wenn ich mich zu andern Arbeiten gantz ungeſchickt finde, wenn vieles predigen, wie Salomo ſagt, den Leib muͤde gemacht, wenn ich nach Tiſche nicht ſogleich wieder uͤber den Buͤchern liegen darf, wenn ich einer Ermunterung und Gemuͤthsergoͤtzung benoͤthiget bin: . ſo Je 92 Drittes Sendſchreiben. fo finde ich ſolche recreationem mentis et oculi in der Betrachtung dieſer Wercke meines auch in Kleinigkeiten ſo unausſprechlich großen Gottes. Da gehe ich in dieſen immer blühenden Blumengarten mit vielen Vergnuͤgen umher. Da ſtelle ich die erbaulichſten Betrachtun⸗ gen über dieſe reitzenden Schönheiten des Meeres an. Ich ſehe die unnachahmliche Pracht der Farben, die vollkommenſte Uebereinſtim⸗ mung und Ordnung in allen innern und aͤußern Theilen, die feinſte emaillitung, die groͤſte mathematifche Genauigkeit, die unendliche Mannichfaltigkeit und Veraͤnderung auf welche kein Menſchlicher Verſtand jemahls würde verfallen ſeyn, eine Bauart nach den beſten Reguln der Architectur u. f. w. und alsdann verliere ich mich in der Bewunderung meines GOttes, ich verſencke mich in die unergruͤndl⸗ chen Tiefen feiner Weißheit und Allmacht dann beuge ich meine Knie vor ihm, dann redet mein Hertz, welches mit Gedancken über feine Groͤße fo erfüllt worden, mit lauter Erſtaunung und Bewunderung von ihm - dann wird mir das Davidiſche mitten unter der Betrach⸗ tung der Werde der Schöpfung abgelegte Bekaͤntniß recht abgeno⸗ thigt: HeErr, wie find deine Wercke fo groß und viel? du haſt fie al, k weißlich geordnet, und die Erde iſt voll deiner Güter, auch das Meer daß fo groß und weit iſt, denn da wimmelts ohne Zahl an den Serrn Iaſpector Chemnitz. 53 Zahl, beyde große und kleine Thiere ja wunderbar und wunder; voll ſind alle deine Wercke, und das erkennet meine Ses⸗ le wohl. O mein GOtt wie wunderlich, Spuͤret meine Seele dich! Druck es tief in meinem Sinn, Was du biſt und was ich bin - alsdann wird mein Mund und meine Zunge ſeines Ruhmes und Preiſes voll- dann mache ich Schluͤße auf Schluͤße nach der himli⸗ ſchen Logick meines Heilandes „fo nun GOtt das Graß auf dem Felde alſo kleidet, das doch 5 heute ſtehet und Morgen ſchon in den Ofen geworfen wird - y ſo nun GOtt eine Schnecke eine Muſchel alſo in den Tiefen „des Weltmeers auszieret, daß auch Salomo in aller feiner v Herrlichkeit nicht alfo bekleidet geweſen da er diß an Schne⸗ ycken thut, die oft nie ans Tageslicht kommen, deren Geſchlecht y wohl keinem Naturkuͤndiger jemahls bekandt wird, die zu i „ner Speiſe der Fiſche, der Würmer, der Ungeheuer dienen „muß, wie ſolte er das nicht vielmehr dir thun o du kleinglau⸗ „ biger! So nun die über alles waltende Vorſehung deines G 3 GSottes # 14 Drittes Sendſchreiben. „Gottes ſich fo gar ſichtbar an einem Wurme, an einer „Schnecke, zeiget wie folteft du ihrer ſorgenden Aufſicht und „ihrer ſeligen Einfluͤße ermangeln koͤnnen? Nun befuͤrchte ich nicht unter der Unermeßlichkeit der Creatur gleich⸗ ſam vergeßen und unter der unzaͤhlbaren Menge der Menſchen verloh⸗ ren zu werden. Ey wenn ſich Gottes Eigenſchaften fo gar deutlich an einer verachteten Schnecke und Muſchel zeigen, wenn er ihrer ge⸗ denckt, ſich ihrer annimmt, ſie nicht verlaͤßt noch verſaͤumet, wie ſol⸗ te ich mich da ich fein Kind und fein Knecht bin, feiner nicht getroͤ⸗ ſten koͤnnen - wie folte ich nicht freudig ſagen Dürfen, Er wird mich nicht nicht verlaßen, wie es in der Grundſprache gar zu troͤſtlich lautet- und wenn es auch ſchiene der HErr hat mich verlaßen, der HeErr hat mein vergeßen, Er wird mich nicht nicht verſaͤumen. Er iſt mein Helfer, ich will mich auch bey manchen furchtbaren Um⸗ ſtaͤnden nicht fürchten, was ſolten, was koͤnnten, was dürften mir Menſchen thun? Wer iſt der mir ſchaden koͤnne wenn ich wie ein Kuͤchlein unter den Flügeln der behuͤtenden Gnade Gottes ſitze? So koͤnnte ich noch manche Bogen anfuͤllen, wenn ich auch nichts mehr als eine kleine Probe einiger erbaulichen Gedancken und Anwendun⸗ dungen dieſer Wercke des HErrn Ihnen vorlegen wolte. an den Seren Infpedor Chemnitz. ss Da ich nicht immer ſtudieren und arbeiten kan und bey meiner ein ſamen halb einſiedleriſchen Lebensart der Leibesbewegung, der Er; goͤtzungen und Ermunterung mehr wie ein anderer benöthiget bin, um mit Munterkeit und Lebhaftigkeit die Pflichten meines critiſchen Poſtens zu beſorgen: ſo ſehe ichs wie eine Fuͤgung der guten Hand Gottes über mich an, welche ich dafuͤe mit Demuth, Danckbarkeit Anbetung und Verehrung kuͤße, daß ich mich hiedurch ergoͤtzen und ermuntern, und beym Abſchleifen die noͤthige Leibesbewegung fin, den kan. Solche unſchuldige Ergögungen, wie ſich der Engliſche Zu⸗ ſchauer ſehr richtig davon ausdruͤckt, haben ſowohl einen angenehmen | Einfluß in den Coͤrper als in die Seele, und dienen nicht allein die Einbildungskraft aufzuklaͤren und zu erheitern: ſondern find auch ge⸗ ſchickt Kummer und Schwermuth zu zerſtreuen und die Lebensgeiſter in eine ergötzende und angenehme Bewegung zu ſetzen. Sie dienen gewiß zu keiner Verhinderung meiner Amtsarbeiten, vielmehr, weil ſie zu meiner Ermunterung dienen „offenbar zur Befoͤrderung derſel— ben. Solche unſchuldige Vergnuͤgungen verurſachen keine Gewiſ⸗ ſensunruhen, und erwecken bey keinem vernuͤnftigen ja nur billigen Mitgliede der Gemeinde den allermindeſten Anſtoß. Anſtatt des dr; gerlichen Spielens, darin manche ihre Gemuͤhtsergötzungen gantz ver, geblich 96 Drittes Sendſchreiben. geblich ſuchen, ja damit auch wohl manche die ſich vermeßen zu ſeyn Leiter der Blinden und Lichter derer die in Finſterniß ſind, zu ſeyn Zuͤchtiger der Thoͤrichten und Lehrer der Einfaͤltigen, ihre Zeit, ohne ſich der Sünde zu ſchaͤmen verfpielen anſtatt dieſer anſtoͤßigen Sa⸗ che, damit manche zur Schande ihres Ordens gantze Nachmittage und Naͤchte umbringen, ohne die wichtige Ermahnung Pauli zu beden⸗ cken, die ihnen nach der Grundſprache bekandt ſeyn muͤſte: Sehet zu wie ihr vorſichtig genau und accurat wandelt und kaufet die beque⸗ me Zeit heraus ja anſtatt aller andern zerſtreuenden zeitverkuͤrtzen⸗ den und verderbenden Beſchaͤftigungen, (welche von mir und einem jeden GOtt fuͤrchtenden Knechte gar nicht ſollen geſehen werden) ſpie⸗ le ich auch auf die nuͤtzlichſte und vergnuͤgteſte Weiſe mit dieſem Spiele der Natur. Denn, wie unſer Hochwuͤrdige Procantzler Pontoppidan ſich in ſeiner PEN liche von Norwegen ausdrückt „ es fpielet die Natur kaum in einigen andern Dingen, außer Hallein in den Blumen, zum Preiſe des Schoͤpfers mit ſo vielen „artigen Veraͤnderungen als in den Schnecken, daß man auch „davon in Wahrheit ſagen kan; natura ludendo ferio agit, „oder wie Plinius ſagt; in his magna ludentis naturae va- 1 rietas. „ Erlau⸗ an den Zerrn Iaſpector Chemnitz. y Erlauben Sie es ferner, mein liebwertheſter Herr Papa, daß ich Ihnen mit recht kindlicher Ehrerbietung von den weitern nuͤtz⸗ lichen Gebrauch meiner geringen Kaͤntniß der Natur in Abſicht an⸗ derer Leute, und infonderheit meiner mir fo nahe am Hertzen liegen den Zuhoͤrer Rechenſchaft geben duͤrfe. Ich habe mich verbindlich gemacht jährlich wenigſtens einmahl in einer Predigt die großen Tha⸗ ten GOttes im Wercke der Schöpfung zu verkuͤndigen. Im vori⸗ gen Jahre hat mir das gewoͤhnliche Sontags Evangelium, am XV. Sontage nach Trinitatis, die ſchoͤnſte Gelegenheit dazu gegeben. Denn in dieſen ſchoͤnen Stuͤcke der Bergpredigt verweiſet uns ja der beſte Lehrer JEſus Chriſtus recht mit Fingern auf die Werde des Herrn, welche wir auf dem Erdboden vor uns ſehen. Sehet, ſpricht Er die Lilien, und noch dazu die von aller Menſchlichen Wartung ausgeſchloßenen Lilien auf dem Felde an. Wie ists doch möglich, daß die ſchwartze Erde ſo weiße Toͤchter zeugen kan? Hingegen Jeſaias nimmt uns im Nahmen Gottes gleichſam bey der Hand, und fuͤh—⸗ ret uns unter einen geſtirnten Himmel heraus, und weiſet unſere zur Erde hingekehrten Augen hinauf und ſpricht „ Hebet eure Augen in die Hoͤhe und ſehet, wer hat ſolche Dinge geſchaffen, wer fuͤhret ihr Heer bey der Zahl heraus, wer mißet die Waßer mit der Fauſt, wer faßet die Himmel mit der Spannen und begreift die Erde mit eis nem Dreyling und wieget die Berge mit einem Gewicht und die Huͤ⸗ l H gel 73 Drittes Sendſchreiben gel mit einer Wage. O wie unausſprechlich groß iſt GOtt? wie wunderbar iſt er in allen ſeinen Wercken? Und doch ſehen wir ſei⸗ ner Wercke das wenigſte, denn viel groͤſſere find uns noch verborgen. Wenn ich aber von den Wercken meines Gottes predige, ſo lege ich meinen geliebteſten Zuhörern keine blos phyſicaliſche Abhand⸗ lung vor, welche ſich beſſer auf einen philoſophiſchen Lehrſtuhl ſchicken wuͤrde. Ich rede auch alsdan nicht wie einer der in die Luft ſtreichet, nicht wie einer der nur mit feinen bisgen Gelehrſamkeit die Ohren kuͤtzeln will, nicht wie einer der ſich bloß begnuͤgt zu predigen. Nein, ich fir che ſogleich alle Erkaͤntniß auch ſolcher Wahrheiten zur Gottſelig⸗ keit anzuwenden, und alle zu dem unſichtbaren Weſen und zu der ewigen Kraft und Gottheit aufs beweglichſte hinzulocken, welche aus allen dieſen Wercken handgreiflich zu erkennen, und welche bey aller ihrer Verborgenheit in ihren Werken und Wundern offenbar und ſichtbar genug geworden. Ich bleibe ſonſt am allerliebſten bey derdehre von der Buße zu GOtt und den Glauben an Jeſum, und ich knuͤtte die gantze Moche hindurch an dem Netze/ welches ich am Sontage aufs Wort und in Nahmen meines Jeſu auf der Hoͤhe auswerfe um Seelen damit zu fahen. Denn es iſt durch die Gnade GOttes mein ganzer Ernſt ge⸗ worden, daß ich und die mich hoͤren, moͤchten ſelig werden, daß unſer heiner auch nicht einer dahinten bleibe. Wo iſt enn sinfiger unter meinen ſo an den Seren Infpedor Chemnis, 19 fo hertzlich geliebteſten Zuhoͤrern, den ich mit meinen Willen mißen und verlieren möchte. Und da diß ſchon mein Wille iſt, wie wirds nicht vollends der Wille meines Jeſu ſeyn, der Blut und Leben an dieſe Schafe gewaget, daß ihm ja keines, auch nicht eines entriſſen werde? Da ich nun alle ſo innig lieb gewonnen, ſo bin ich von Herzen wil⸗ lig ihnen mitzutheilen nicht nur das Evangelium Gottes, ſondern auch alle meine Kraͤfte, und wenns drauf ankoͤmmt mein Leben. Ja mich verlanget von Herzensgrunde fie alle zu fehen, nicht nur in der feligen Gemeinſchaft Jeſu, ſondern um mit einen lieblichen Ausdruck Pauli zu reden, recht in den Eingeweyden JEſu Chriſti, in der al⸗ lergenaueſten innigſten unzertrennlichſten Gemeinſchaft mit ihm. Das rum dieweil ich ein ſolch Amt habe, nachdem mir ſelbſt ſo viele Barm⸗ hertzigkeit GOttes an meiner eigenen Seele wiederfahren iſt und taͤg⸗ lich wiederfaͤhrt, werde ich nicht müde - ob ichs gleich nicht laͤugne, daß mich das laue, Laodicaͤiſche, unevangeliſche Weſen, ſo ich ſehen muß oft ermüden will. Denn, um einen beſondern prophetis ſchen Ausdruck zu gebrauchen, da mich die ſchon muͤde machen die zu Fuſſe gehen, wie ſolte ich nicht muͤde werden, da ich mit den 1 tern laufen muß? # Nun mit meinen ſchon vorhin angefuͤhrten Hauptzwecke verbin⸗ de ich ſolche Vorſtellungen aus dem Reiche der Natur, und wenn ich | 92 da⸗ 60 Drittes Sendſchreiben. daher aus den Werken die unendliche Gröffe des Schoͤpfers Him⸗ mels und der Erden vorſtelle, und auf die Geſchoͤpfe hinweiſe, die wir an den Himmeln erblicken, auf der Erde greifen, in allen Waſ⸗ fern ohne Zahl antreffen: fo vergeſſe ichs ja nicht auch in einer fol chen Rede die leichte Ordnung zu ihm durch Chriſtum zu kommen und in ihm ſeine Seeligkeit zu finden, nach dem Vermoͤgen ſo der HeErr darreicht anzuzeigen. Aber meine Naturalien, und ſonderlich Conchylien Sammlung brauche ich alsdan erſt zum beſten anderer, wenn ich von ihnen - wie gar häufig geſchicht-beſucht werde. Die mehreſten, welche der⸗ gleichen bey mir aufgeſtellet fehen fangen von ſelbſt an ſich zu erkun⸗ digen wo dergleichen gefunden werde? ob alle auch wuͤrklich in den tiefen des Meers durch die Natur - oder wohl beſſer durch den HeErrn der Natur gebildet worden? ob nicht viele von Menſchen⸗ haͤnden verfertigt worden? ob es nicht moͤglich ſeyn moͤchte derglei⸗ chen nachzumachen? welches doch der Nutzen ſolcher faſt koſtbaren Sammlung ſey? O welche gute Gelegenheit wird mir bey ſolchen Fragen dargeboten, unnuͤtze Worte und faule zerſtreuende Geſchwaͤ⸗ tze zu vermeiden und von dem Gott und Heilande zu reden, von welchen David, ſo bald er nur erwachte, redete, von welchen tauſend i Zun⸗ an den Seren Infpedor Chemnisg, 61 Zungen, wenn ich tauſend uͤberkommen, reden und um die Wette zu feinen Lobe uͤberfließen ſolten, o wäre jeder Puls ein Danck und jeder Othem ein Geſang! Man trift freilich auch Leute an welche gantz unverſtaͤndige Fragen thun. f Der ſel. Leßer wurde gefragt: warum er ſolche Narrenspoſſen ſam⸗ le? worauf er hertzhaft antwortete „da Gott ſolche vermeinte „ Narrenspoſſen werth geachtet zu erſchaffen, fo achte er fie auch werth y ſelbige vor vernünftige Leute aufzuheben, Ich bin mehrmalen, recht im Vertrauen, bey meinen Conchylien und Verſteinerungen befragt worden: ob ich etwa ein kleines Gewerbe damit triebe? ob beym Handel etwas zu verdienen wäre? ob man das Geld nicht beſſer ar; wenden koͤnne? ob ich nicht lieber allerhand wolte daraus machen laſſen? wo es bleiben würde wenn ich nun wegreiſete ꝛc. Auch thoͤ⸗ richte Fragen muͤſſen mir zu einer Aufforderung dienen ſolche Leute eines beßern zu belehren. Da zeige ich ihnen wie GOtt auch in dies ſen Kleinigkeiten ſo groß ſey (in minimis quoque maximus eſt et nunquam major quam in minimis) wie nicht nur die Erde ſondern alle Waßertiefen voll ſind ſeiner Guͤte, wie Er groß ſey, wie ſein Nahme groß ſey, wie Er ſich in der That uͤberall, auch im kleinſten groß erweiſe, wie Er einem nachdenckenden Gemuͤthe immer groͤßer ehr und anbetungswuͤrdiger werde. Ich erzaͤhle ihnen wie Er dieſe H 3 reißen 4 Drittes Sendſchreiben. reitzenden Geſchoͤpfe des Meers groͤſtentheils an die Ufer ſolcher Laͤn⸗ der hingelegt, von welchen man ſagen muß: Finſterniß bedeckt da⸗ ſelbſt das Erdreich und Dundel die Völker - damit ihnen aus fo ſchoͤnen Creaturen die Schönheit des Schöpfers in die Augen ſtrah⸗ len möge - ob fie den ſehen, fühlen finden möchten, der ihnen ſo ſichtbare Zeugniße feines daſeyns vor die Augen gemahlet. Zum oͤf⸗ tern findet ſichs daß manche ſelbſt anfangen die erbaulichſten Anmer⸗ ckungen zu machen. Da reißet ſie der bloße Anblick, ſonderlich auch der innern Strucktur der Schnecken, zur ſtillen Beſtuͤrtzung und Bewunderung dahin. Da locket ihnen der bloße Anblick die⸗ fer ſonderbaren Meiſterſtuͤcke der Wunderhand Gottes das lau⸗ te Bekaͤntniß ab „ wir haben wahrlich einen großen, einen aller Anbetung wuͤrdigſten GOtt. Das haben wir nicht gedacht daß es ſolche Creaturen mit ſo unzaͤhligen Verſchiedenheiten der Bauart, der Farben, des inwendigen gabe. Wer wolte nun ſolche gute Gedan⸗ cken nicht unterſtuͤtzen und fortſetzen? wer wolte ſich dabey nicht mit andern zur kindlichen Furcht und Liebe eines ſolchen GOttes erwe⸗ cken? vwer ſolte Dich nicht fürchten, nicht leben nicht Deinen Nah⸗ men preiſen Herr Zebaoth. Ja lobe den Herrn o meine Seele, und was in mir iſt feinen heiligen, feinen in allen Geſchoͤpffen fo herrlich bewieſenen Nahmen. Es wird immerdar ein ſchwaches und armes Lob bleiben, aber Du an den Seren Infpedor Chemnitz. 63 Du nimmſt das arme Lob auf Erden, Mein Gott in allen Gnaden hin, Im Himmel ſoll es beßer werden, | Wenn ich bey Deinen Engeln bin: Da ſing ich Dir im hoͤhern Chor Viel tauſend Halleluja vor. Ehe ich meinen Brief ſchließe, fo will ich noch einige erbauliche Ge⸗ dancken des redlichen Herrn Doctor Haubers, die mir eben wieder beyfallen, anführen. Nachdem er meine Sammlung von Conchy⸗ lien mit der froͤmſten Freude über dieſe Wercke des Herrn, in Copen⸗ hagen betrachtet: ſo brach er einmahl in folgende beſondere nachdenck⸗ liche Worte aus: „Wenn Gott meinem Alter „ ſprach dieſer ver⸗ ehrenswerthe Greiß, den ich wie meinen andern Vater liebe,, noch hundert und mehrere Jahre zulegte, und mir nichts weiter erlaubte, als ihn aus ſeinen geoffenbarten Worte und aus den Conchylien ken⸗ nen zu lernen, ſo wolte ich nie klagen, daß ich nicht Materie uͤber⸗ flußig genug zur Erkaͤntniß, Bewunderung und Verehrung meines groſſen GOttes hätte. | f Hiebey kan ich nicht umhin auch ein paar Worte unſers hoch⸗ beruͤhmten Herrn Hofprediger Cramers anzuführen. Ich entlehne fie aus der Einleitung / welche den unvergleichlichen Wercke des Herrn Regenfuß vorgeſetzet worden. Es ſtehet zwar nicht dabey daß dieſe lehrrei⸗ 64 Drittes Sendſchreiben. lehrreiche Einleitung, welche eine rechte Hauptzierde dieſes Werckz ausmacht, den Herrn Hofprediger zum Verfaßer habe. Ich muͤſte aber von den uͤbrigen Schriften deßelben wenig geleſen haben, wenn ichs nicht aus der gantzen Schreibart und ſtarcken darin herſchenden Denckungsart errathen folte, Nachdem er eben gezeigt daß man den Liebhabern der Conchy⸗ liologie unmöglich den Vorwurf einer eiten und unfruchtbaren Neu⸗ begierde machen koͤnne: ſo fließt ſein beredter Mund in folgende merck⸗ wuͤrdige Ausfprüche uͤber ˖ „Welche Beweiſe von der grentzenloſen Allmacht, und wenn „man den Ausdruck erlauben will, von der unendlichen Erfind⸗ ſamkeit des Schoͤpfers enthalt nicht die Conchyliologie. Ei⸗ „ne fo kleine Maße Fleiſch, als das Fleiſch der meiſten Schne⸗ „Een und Mufcheln iſt, zu ſolchen organiſchen Coͤrper gebil⸗ y det zu ſehen, worinnen ein forſchendes Auge faſt alle Glied⸗ zmaßen, Nerven, Mußkeln, Druͤſen, Canaͤle und andere „Theile beobachtet, welche in groͤßern Thieren bewundert zu „werden pflegen; zu ſehen wie fehr dadurch die verſchiedenen „ Arten des Lebens und der Luſt pervielfaͤltiget werden; überall „Regel, Plan und Abſicht zu entdecken, und zwar in einer „unendlichen Veraͤnderung und Abwechſelung; uͤberall, beſon⸗ y ders auch in den Gebäuden und Schalen dieſer Thiere, ſo rich— „tige Abmeßungen, ſo kuͤnſtliche und allezeit regelmäßige Ber; y haͤltniße, und fo erſtaunliche allezeit ſchoͤne Verſchiedenheiten „du an den Seren Infpetor Chemnis - E66 „zu erblicken: welch ein Vergnügen! Und wie fähig iſt dieſes „Vergnügen nicht einen nachdenckenden Geiſt in die ehrerbietig⸗ „ ſte Verwunderung über GOtt zu ſetzen! „ Hier wird zwar mein Schreiben aufhoͤren, ich aber werde niemahls aufhoͤren mit den frömften Wuͤnſchen und ee Gebeten das Augeſicht meines Gottes zu ſuchen; Daß der GOtt aller Gnaden, der rechte Vater über alles was da Kinder heißet im Himmel und auf Erden, Dero an mir bdiurchs gantze Leben erwieſene Vatertreue mit ſeiner belohnenden Gute anſehen, Dero Lohn groß ja vollkommen ſeyn laßen, und ſelbſt Dero Schild, bey dieſen gefaͤhrlichen Zeitlaͤuften, unnd Dero großer Lohn ſeyn und ewig bleiben wolle. Ich werde nie aufhoͤren zu beten und zu bitten daß der Herr des Lebens Dero fuͤr mich ſo hide Leben biß auf die ſpaͤteſten Jahre verlaͤngern und lieber von meinen Jahren einige dan! legen wolle; daß er Dero Alter wie die Ju⸗ gend machen, dieſelben, da Sie mit ſo vielen Ehren grau wor⸗ den, heben tragen und erretten und immer mit neuer Staͤrcke und Kraft begnadigen wolle, zu laufen und nicht matt, zu ſammlen, zu rufen, zu locken und nicht muͤde zu werden. Ich werde nie aufhören taͤglich zum Gnadenſtuhle hinzuzutreten und aufs flehentichſte zu bitten 3 daß 6 Drittes Sendſchreiben. daß der Herr des Segens Dieſelben fernerhin zum Segen ſetzen, in Dero wichtigſten Lehramte Ihnen einen Sieg nach den an⸗ dern ſchencken, und die belohnende Freude verleihen wolle, alle ihre anvertraute Zuhoͤrer, als Schaͤflein, in die Mutterarme des Oberhirten ZEfu Chriſti hineinzuſammlen, um dereinſt als ein Lehrer, der recht viele zur Gerechtigkeit hingewieſen, zu leuch⸗ ten wie des Himmels Glantz, wie die Sterne immer und ewi⸗ glich, und wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Laßen Sie mich fernerhin Dero vaͤterlichen diebe / Firbitt und Vorſorge angelegentlichſt anemphohlen ſeyn. Ich werde meine Freu⸗ de darin ſuchen, Ihnen viele Freude zu machen, um Sie immer mehr zu überzeugen daß es Wahrheit fen, wenn ich mich mit dem kindlichſten Hertzen und der innigſten ER und MED: nenne. Ew. HocheEhrwuͤrden Meines theureſten Herrn Papa Wien den 21. Jenner 176. geborfirnfte Sohn Viertes Sendſchreiben von meinen Huͤlfsmitteln zu einiger Kaͤntniß der Conchhyliologie zu gelangen an die HochEdle Wohlgelehrte und Tugendreiche Jungfer Margaretha Barbara Bürckmaͤnnin zu Nuͤrnberg ' Kaiſerlich gecroͤnten Poetin, auch Ehrenmitglieds der teutfchen Geſellſchaften zu Helmſtaͤdt, und in Altorf. Eye h bogen Rodlgeehe ö Hochgeehrteſte Mademoiſelle. f EN * . | ’ ie verwenden Dero Zeit und Reife auf lauter edle NUR 7 und lobenswerthe Bemuͤhungen, welche Ihnen und r Ihrem Geſchlecht Ehre machen, welche auch ſchon 1g mit dem Lorber becroͤnet worden. Sie wollen Dero anver⸗ trautes Pfund nicht vergraben noch in ein Schweißtuch verbergen: ſondern damit auf die loͤblichſte Weiſe zur Ehre GOttes, zur Aus⸗ breitung der Religion und Tugend, und zur Befoͤrderung des guten Geſchmacks, wuchern. Oft bieten Sie Dero Kraͤfte in der Dicht⸗ kunſt auf, um in Pfalmen und geiftlichen lieblichen Liedern den Gott und Heiland zu beſingen, den wir mit allen was in und an uns iſt, mit allen unſern Fahigkeiten und Empfindungen loben ſolten. Oft beſchaͤftigen Sie ſich mit den Sprachen und ſchoͤnen Wißen⸗ ſchaften, und ſonderlich wenden Sie viele Bemühungen an eine meh⸗ rere Vollkommenheit in Dero Mutterſprache zu erlangen. Auch pflegen Sie einige Nebenſtunden der Betrachtung und Sammlung 53 natuͤr⸗ 4 * 70 viertes Sendfchreiben, natuͤrlicher Seltenheiten, darunter die Conchylien gleichfals ihren Platz haben, zu widmen. Ew. Hochedel. haben neulich ſi fi ch zu erkundigen beliebet, welches meine Bücher und übrigen Huülfs, mittel waͤren, um zu einiger Einſicht in dieſen kleinen beluſtigenden und angenehmen Theil der Natur zu gelangen. Ich zeige Ihnen ſolche mit deſto groͤßerer Bereitwilligfeit an, weil ich dadurch zugleich eine gute Gelegenheit uͤberkomme Ihnen meine Achtung gegen Dero ſeltnen Verdienſte, und meine Danckbarkeit für die oͤſtere Erbauung aus Dero kleinen Schriften und geiſtreichen Poeſien, zu bezeugen. 5 Da ich ſo gluͤcklich bin die koſtbarſten claßiſchen Schriftſteller der Conchyliologie mit vieler Mühe und Koſten erhalten zu haben: ſo ſehe ich dieſen Schatz billig als mein vornehmſtes Huͤlfsmittel an. Ich beſitze 1, Georg Everhard Rumphü Amboinſche Narben Cammer. fol. 1705. Amſterdam b 2, Philippi Bonanni Mufaeum Kircherianum. fol, Ro- mae 1709. | a | 3, Nicolai Gualtieri Indicem Teſtarum, mit 110 Ku⸗ pfertafeln. Florentiae. groß fol. 1742 4, Joh. Theod. Kleinii Tentamen methodi oſtracolo- gicae fiue natural. difpofit. cochlidum atque con- charum. 4to. Lugd. Batav. 1753. / Dar- 41 nm Bir "an die Jungfer Bürdmännin, 7. 1, Dargenville de la Conchyliologie. Nouvelle edition. 2 Paris. 1757 klein fol. 6. - -- - - Appendice de trois nouvelles Planches. 1759 5, > HR Keprefentation des Animaux vivans, qui 7 Yabitent les Coquilles. nouv. edit. 1757 u Nic. Georg Gevens, Kunſtmahlers im Hamburg Monatliche Beluſtigungen im Reiche der Natur / mit ſaubern nach dem Leben erhelleten Kupfern, nebſt einer Beſchreibung in franzoͤſiſcher und teut⸗ ſcher Sprache. Dieſer erſte Theil, den ich aber noch nicht vollſtaͤndig habe bekommen konnen / begreift die eigentlichen Schnecken, der andere, wo er her⸗ aus komt, wird die Muſcheln liefern. 40. a, Fried. Chriſt. -Leffers „ stav. Rei zig. 1756. f 10, Georg Wolfgang Knorrens eee der Augen und des Gemuͤths in Vorſtellung einer allgemeinen Sammlung von Muſcheln. Nürnberg. 4to. 757 mit lauter illum, Kupfern. ite 17, M. 72 viertes Sendſchreiben 11) M. Adanſon Hiftoire naturelle des Coquillages du Senegall. a Paris. 1757. 4 to. Tom. 1. 12, Joh. Mich. Regenfuſs, Königl. Daͤniſchen Kupfer ſtechers Sammlung auserlefener Schnecken und Muſcheln, nebſt der franzoͤſi ſchen und teutſchen Beſchreibung. Copenhagen. erſter Band. 1758. in 5 5 Wenn ich nun nur lar des D. Martin Liſters Teiges, wel⸗ che zu Londen A. 1685 bis 1692 auf Koſten dieſes beruͤhmten Mannes, herausgekommen, erhalten werde (wozu mir ein großer Gönner der ſich anjetzt in Holland aufhält, viele Hofnung gemacht) ſo will ich vors erſte gerne zufrieden ſeyn: Das rare Werck des Doctor Liſters, welches ich hieſelbſt zum erſtenmahl in der unvergleichlichen Kayſerlichen Bi⸗ bliotheck zu ſehen Gelegenheit gehabt, beſteht bis auf den Anhang aus lauter sie auf welchen neben den abgebildeten Schnecken et⸗ wa ihr Nahme, „und wenns viel iſt, auch ihr Vaterland bemerckt wird. | Daher auch der gelehrte Klein von ihm urthet ilet „Liſterus in tabula- rum aenearum titulis parcus et jejunus eft,, Sein gantzes Werd ent⸗ haͤlt vier Bucher. Das erſte handelt von den Erdſchnecken, das an⸗ dere von den Flußſchnecken, das dritte von den Muſcheln, das vierte eee Abſchnitte von den Buceinis, unter welchen beſondern 2 Fami⸗ e Mile fe Ar F. Na J. e OPEL: Jı vb 4 2) N 7 — 2 N 5 5 2 700 4 - fenoen: HEIST GI. fat, . Zucl. pt IR lat. 5 Ye: ru 78.7 an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 75 Familien Nahmen, er uͤberhaupt alle gewundene Schalthiere oder die eigentlichen Schnecken verſteht. Der Herr Dargenville iſt daher gar uͤbel auf ihn zu ſprechen und ſagt in ſeinen remarques ſur la fa- mille de Buccins: On ne peut Ehtrer dans le detail de cette fa- wille, fans faire les Proces aLifter - Ja ſchon im erſten Cap. S. 5. ſpricht er: Toutes les Coquilles font appelles par Ziffer des . Buccins, terme qui lui eſt fi familier, qu'il y raporte tous les gen- res et les eſpeces. Endlich bringt ihm die Hitze zu folgenden harten Urtheil: On peut dire que perſonne n’a jettè tant de confuſion dans Thiſtoire des Coquillages que cet Auteur. Dennoch wolte ich viel drum geben, wenn ich ihn nur vollftändig zu erhalten wuͤſte. Aber wer ſagt mir was zu ſeiner Vollſtaͤndigkeit gehoͤre? Man hat mich verſichert, daß ihn hieſelbſt, wo nur 3 bekandte Exemplaria Die; ſes Buchs ſich befinden, ein jeder gantz verſchieden beſaͤße. Bald hat man mehr in dieſem Theil bald weniger in einem andern. Selbſt aus Holland ſchreibt mir der vorhin belobte Gönner folgendes: „Complete Exemplaria vom Liſter habe ich ſeit meinen Aufent, „halt in Holland nicht erhalten koͤnnen. Ich habe bey den er⸗ „fen Kennern ſolcher Bücher nicht einmahl zuverlaͤßig erfahren „ koͤnnen, was zur rechten Vollſtaͤndigkeit gehoͤre. Ich hoffe „aber naͤchſtens beym Bibliothecario der Univerſitaͤts Biblio⸗ K y theck 74 Viertes Sendſchreiben. g I theck zu Leyden belehret zu werden, weil er ſich daſelbſt aufs „vollſtaͤndigſte befinden ſoll. , Nun will ich Ihnen, wenn Sie es gütig erlauben wollen, einige Anmerkungen über meine vorhin angeführten Schriftſteller mit⸗ theilen. Von des Rumphii Amboiniſchen Raritaͤten Cammer beſitze ich zum Glück die erſte beſte und rareſte Ausgabe von ı 70°. Weil ich voraus ſetzen kan, daß Ihnen dieſes ſchoͤne Buch gar wohl bekondt ſey: ſo will ich den Raum meines Briefes fuͤr die Anfuͤhrung eini⸗ ger andern die weit rarer find ſparen. Nur diß einige muß ich Ih⸗ nen melden, die ſchoͤnen Abbildungen im Rumphio hat man dem Fleiße der Tochter des berühmten Matthaͤi Merians, und die mit einer ſeltenen Kunſt verfertigten Abzeichnungen im Liſter, hat man ſeinen beyden Jungfer Toͤchtern zu verdancken. Sehen Sie wie verdient ſich Dero Geſchlecht um die Conchyliologie gemacht habe! Philipp Bonanni ein Jeſuit, theilet das gantze Mufaeum Kir- cherianum, welches er zuerſt italieniſch und hernach lateiniſch be ſchrieben, in zwoͤlf Claßen, und ſetzet, ſolten Sie es vermuthen? | | die an die Jungfer Bürekmännin. 57 die Conchylien die oben an ſtehen ſolten in die unterſte Claße. In dieſer zwoͤlften Claße macht er aufs neue vier Haupttheile. I. Der erſte Theil faßet wieder zwoͤlf Abſchnitte in ſich. Im erſten zeiget er wie das Auge eines Weiſen durch die Betrach⸗ tung der Schnecken koͤnne beluſtiget werden. Im andern wie das Gemuͤth darin eine Ergoͤtzung finde, Im dritten macht er einige Eigenſchaften der Schalthiere, wel⸗ che uns auf die Betrachtung der göttlichen Vorſehung leiten 2 koͤnnen, nahmhaft. Im vierten redet er von einigen Naturalien, ſonderlich Conchy— lien Cabinetten. g Im fünften verfält er auf die Eintheilung dieſer ſteinſchalichten Thiere. Im ſechsſten handelt er von ihrem Urſprunge, von ihrer Ent⸗ ſtehungsart. f Im ſlebenden koͤmmt er auf die Erzeugung der Steindatteln. Im achten auf die Beſtandtheile, auf die Materie, welche zur Her⸗ vorbringung der Schnecken und Muſcheln dienlich ſeyn moͤchte. K 2 Im 76 Viertes Sendſchreiben. Im neunten ſucht er die Frage zu eroͤrtern, ob die Schnecken welche aus der Erde gegraben werden, ihren erſten Urſprung aus dem Meere oder der Erde hätten? a Im zehnten ſtellet er Betrachtungen uͤber die ungemeine Ver⸗ ſchiedenheit und Mannigfaltigkeit der Schneckengebaͤude und ihrer Farben an, und fraͤgt Im eilften woher dergleichen faſt unendliche N der Far⸗ ben entſtehen moͤge, worauf er Im zwoͤlften Capitel mit einer kleinen Abhandlung vom Nutzen der fteinfchalichten Thiere, den Beſchluß dieſes erſten Haupt⸗ theils macht. * I. Der andere Haupttheil liefert eine Erklarung aller Kupfertafeln die hernach im aten Theil angetroffen werden. Dieſe Arbeit muß ihm ſchrecklich ſauer vorgekommen ſeyn, weil er ſaget „arduum profecto opus aggredior, et quafi in ſpatioſo — „Pelago vela ſoluens naufragium potius mentis timendum eſſe y quam animi relaxationem ſperandam, agnoſco. Ea eſt enim „‚teftaceorum copia fub undis, ut deficientibus verbis fingulis vel „folum nomen imponere eloquentia defperet, Adeo facilius eft „naturae facere quam homini recenfere. „ Die an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 7 Die ſteinſchalichten Thiere werden nach der alten Art in drei Claßen abgetheilt Ä | Zuerſt kommen die einſchalichten ungewundenen, da neun und dreißig abgebildete Arten beſchrieben werden. Der Nautilus crasſus muß hier nebſt mehrern andern aller Windungen ohnerachtet, in der Claße der ungewundenen ſitzen, welches Kenner vor unbillig und uns gerecht erkennen werden. Die zweiſchalichten machen auch die zweite Claße aus deren hundert und fünf und dreißig angezeiget werden, dabey am Ende die Worte ſtehen „impoflibile eft enim omnes recenſere, quas non ſolum Muſaeum ſed totius Pelagi foecunditas calamo defcriben- das ſuppeditaret. , | Endlich werden in der dritten Claße vierhundert und zwölf vers ſchiedene Arten der gewundenen beſchrieben, da zuletzt die Worte ſtehen: Haec delibaſſe ſufficiat. III. Der dritte Haupttheil enthaͤlt verſchiedene Problemata der Com chyliologie, deren Auflöfung bald länger bald kuͤrtzer beugefuͤget wer⸗ den. Wie ga ſehr entbehrlich manche geweſen, werden Ew. Hoch⸗ 1 3... Edeln 78 Viertes Sendſchrelben 4 Edeln aus der nähern Anfuͤhrung derſelben aufs beſte beusthei.. len koͤnnen. a Problema. I. In welchen Schnecken di Perlen wachſen. II. Ob der Thau zu ihrer Erzeugung etwas beytrage? III. Wachſen die Perlen aus den Haͤuſern oder aus den Ein⸗ * geweiden dieſer Thiere? Sind es wuͤrckliche Aus⸗ geburten, oder entſtehen ſie von Kranckheiten dieſer Geſchöpfe? dh IV. Woher koͤmmts, daß mehrere Schnecken im Meer als in Seen und Fluͤßen gefunden werden. V. Woher koͤmmts daß ſie vielmehr im Meer und Waſſer als auf der Erde wachſen? | VI. Woher koͤmmts daß gar Feine in Metallen erzeuget wer den, da doch ſoviele auf der Erde ihren Urſprung finden? VII. Woher koͤmmts daß ſie in Orientalſchen und Oſtindi⸗ ſchen Meeren in groͤßerer Menge und mit buntern Farben gefunden werden? Hier ſieht man leicht daß ihm die vortreflichen Ißlaͤndiſchen und Groͤnlaͤn⸗ diſchen unbekandt geweſen. "ne VIII. an die Jungfer Bürckmͤnnin. 55 Vill. Warum einige leichter über dem Holte als auf Stei⸗ nen wachſen? | IX. Wie iſt es möglich daß ihre Schale, die aus dem weichen Waßer entſtehet, zu ſolcher Härte gelangen kan? X. Warum die mehreſten unbeweglich an Felſen und Klippen haften bleiben? | XI. Wie geht es zu daß einige gefurcht find (wie zum B. alle Kamm Muſcheln) andere nicht? XII. Warum erſcheinen ſie mehrentheils wie gemahlt auf ih⸗ rer Oberflaͤche? Hier glaubt er einige Aenlichkeit mit den Wuͤrckungen der Sympathetiſchen Tinte zu fin⸗ den, deren Zubereitung an dieſem Orte, wo man ſie ſchwerlich geſucht haͤtte, beſchrieben wird. XIII. Warum werden die gewundenen Arten am häufigften gefunden? XIV. Warum nehmen die mehreſten gewundenen eben die ſphae- riſche figur an? XV. Warum haben die gewundenen ihre Oefnung und Muͤndung allermeiſt bey der rechten Hand? Hier trift man wunderbare und unerwartete Urſachen an. | Ich viertes Send ſchreiben Ich will Ihnen nur die erſte, welche aus dem Liſter genommen ſeyn ſoll, anfuͤhren wo es heiſt „Mart. Li- ſter dixit, teſtas motus ſolis obſervare et a ſini- ſtra dextram verfus torqueri. XVI. Welches iſt die Urſache, daß kaum die allermindeſte f Verſchiedenheit der Glieder bey den Schalthieren ge⸗ ſehen wird? . XVII. Warum muͤßen fie der Knochen erwangeln? XVIII. Warum des Hertzens? f XIX. Warum der Zaͤhne? XX. Warum der Galle Leber und Miltz? XXI. Wie konnen fie, da ſie keinen Mund haben, ernährt werden? XXII. Warum find die gewundenen mit einer Thuͤr verſe⸗ hen worden? XXIII. Warum mit Hoͤrnern? XXIV. Weswegen beobachten ſie ein ewiges Stillſchweigen? XXV. Warum fehlt ihnen das Gehoͤr? 6 XXVI. Warum fehlen alle Sinne den lebenden Schnecken? Wie ſchrecklich unrichtige Vorderſaͤtze werden bey allen dieſen Aufgaben voraus geſetzt? > XXVII. an die Jungfer Bürckmaͤnnin. 81 XXVII. Die ſteinſchalichten Thiere haben eine große Aehnlich⸗ keit mit den Gewaͤchſen des Erdbodens wie koͤmmts aber daß ſie weder bey ihrem Leben noch Tode einigen Geruch von ſich geben, wie doch die Gewaͤchſe thun? XXVIII. Welches mag der Grund ſeyn, daß ſie laͤnger wie dit Fiſche außer den Waßer leben koͤnnen? XXIX. Warum haben die Seeigel, die Echini Zähne ? wa⸗ zum befteht ihr eyfoͤrmiges Gebäude eben aus fünf, alſo aus ungeraden ungleichen Theilen? Hier hat er nicht gewuſt, daß es auch Seeigel von ſechs Theilen gibt, wie dergleichen aus einer Abhandlung des Hr. | Klein, in den Schriften der naturforſchenden Geſell⸗ ſchaft zu Dantzig, mit mehrern geleſen werden kan. XXX. Wie geht es zu, daß man das Brauſen des Meeres zu hören ſcheinet, wenn man eine gewundene Schnecke ans Ohr hält? XXXI. Warum find Schnecken im Vollmonde fetter? XXXII. Warum find es ſo gar faule und dumme Thiere? | XXXIII. Warum legen fie ihre Schale nicht ab zu gewißen Zeiten, wie etwa die Krebſe und andere Schaͤlthiere? > XXXIV. 32 viertes Sendſchreiben XXXIV. Warum geben Steindatteln in finftern einen Schein von ſich? XXXV. Warum wird bey der ungemeinen Verſchiedenheit der Farben die Himmelblaue niemahls geſehen? So klein mein Vorrath iſt, ſo kan ich dennoch einige von die⸗ ſer Farbe aufweiſen. Ja Bonanni hat ſelbſt einige abzeichnen laßen, welche nothwendig himmelblau muͤſ⸗ ſen ausgeſehen haben, wofern ſie nicht ausgebleicht N und von ihren Farben verlaßen geweſen. | XXXVI. Ob von der Venus Schnecke, welche auch wohl re- mora genannt werde, der Lauf der Schiffe aufgehal⸗ ten werden koͤnne? | IV. Zuletzt folgen im vierten Theil Icones teftaceorum. Ew. HochEdel. werden ohne mein Erinnern aus dieſem kur⸗ gen Auszuge es gar leicht abnehmen koͤnnen, daß man viel unnuͤtzes und uͤberfluͤßiges, aber auch gewiß viel brauchbares und lehrreiches in dieſen raren Buche antreffe. Es würde ſich der Mühe verlohnen, wenn jemand einen vollſtaͤndigen Extract der beſten und brauchbarſten Sachen aus dieſem Wercke des gelehrten Bonanni, welches nicht eben in der deutlichſten lateiniſchen Schreibart geſchrieben worden, ver⸗ ertigen wolte. vet . Der l an die Jungfer Buͤrck maͤnnin. 33 Der Index teſtarum des Nic. Gualtieri welcher mit hundert und zehn Kupfertafeln und den ausgeſuchteſten Vignetten zu Florentz herausgekommen, verdient billig einen hohen und vorzuͤglichen Rang unter meinen Buͤchern von der Conchyliologie. Denn, wenn ich auf die Menge der abgezeichneten Stücke ſehe, fo wuͤſte ich keinen der uͤbrigen ihm an die Seite zu ſetzen. Klein nennet diß Buch Opus ſplendidiſſimum cariſſimum, und der ſel. Leßer, opus ſplendidum et ſumptuoſum. Die treflichen Vignetten helfen auch um es noch mehr zu verſchoͤnern. Auf einigen ſtehn die Worte aus dem gten Apocryph. Buche Efra. VI. 48. Aqua muta et fine anima, quae f Dei nutu jubebantur Animalia faciebat ut ex hoc mirabilia tua na- tiones enarrent - auf andern ſtehen die ſchoͤnen Worte aus Pfalm. 77. Dein Weg war im Meer und dein Pfad in großen Waßern, und man ſpuͤrete doch deinen Fuß nicht. Aber wieviel Unvollkommenheit findet ſich nicht bey allen faſt vollkommen ſcheinenden Dingen der Menſchen. Bey allen dieſen ausnehmend ſchoͤnen Kupfertafeln ſu⸗ chen Sie vergebens die bekandteſten und gebraͤuchlichſten Nahmen ei⸗ nes jeden Stuͤcks, den Geburtsort, vergebens angenehme Nachrich⸗ ten und lehrreiche Abhandlungen. Sein Tert iſt nichts mehr als ein trocknes Verzeichniß, als ein leeres Gerippe, und, wie es der Titel ſchon verſpricht, ein bloßer index teſtarum. Man muß ſich begnuͤ⸗ gen eine magere Beſchreibung eines durch ſeine Abbildung ſchon weit 2 2 Ddeutli; 84 Viertes Sendſchreiben deutlicher beſchriebenen Stuͤcks mit ſchweren ſonſt faſt unerhoͤrten und hie und da ziemlich unverſtaͤndlichen lateiniſchen Kunſtwoͤrtern zu le⸗ fen. Dennoch find ihm hin und wieder einige Anmerckungen gleich⸗ ſam unvorſaͤtzlicher Weiſe und wieder feinen Willen entfahren, wel⸗ che recht ofte bey mir den Wunſch erreget haben, wenn doch nur bey jeder Tabelle eine eintzige Anmerckung ſeyn moͤchte! Wie es aber zuge⸗ he, daß dieſer große Kenner folgende Anmerckung auf der V. Tabel⸗ fe machen konnen, iſt mir unbegreiftich. „Notandum infoper eſt quod nulla cochlea marina, quod ſciam hucusque obſeruata fue- rit, quae a dextra in ſmiſtram convoluta fit,, da er doch ſelbſt auf der 30 Kupfertafel No. 13 die rare lincke Seefeige in einer ſeltenen Groͤße abbilden laßen/ welches offenbar eine Cochlea marina a dex- tra in ſiniſtram conuoluta iſt. Es muß alſo dieſer gelehrte Mann dieſe verkehrte Windung an feinem eigenen raren Stuͤcke nicht bemerckt haben / weil er auch ſonſt in der Beſchreibung ein Wort davon wuͤr⸗ | de gemeldet haben. Da ich mich ein wenig zu lange beym Liſter, Bonanni und Gualtieri aufgehalten, ſo muß ich von den uͤbrigen deſto Fürger reden. N Die gruͤndliche Schrift des Kleins, welche zu Leyden heraus⸗ gekommen ift, kan allen denjenigen den gröften Nutzen ſchaffen, wel che die vorhin angefuͤhrten Schriftſteller nebſt einigen andern beſitzen. > Denn an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. gr Denn ich wuͤſte keinen der ſich öfter auf dieſelben berufen ſolte. Der Liſter wird auf manchen Seiten wohl acht biß zehnmahl angefuͤhret. Die Kupferſtiche haͤtten in Holland wohl beßer gerathen koͤnnen. Die Leſtaceotheologie des ſel. Senior Leßers iſt Shnen viel zu bekant, als daß ich etwas davon anzeigen duͤrfte. Von erſten Theil des Dargenville finden Sie eine recht aus; fuͤhrliche Anzeige in dem erſten Phyſikaliſchen Briefe des Hr. Prof. Denſo. Wenn dafelbft der berühmte und von mir mit größter Hoch⸗ achtung genannte Hr. Prof. Denſo, dieſen Mann tadelt / daß er die Concham imbricatam, die Hohlziegel Muſchel unter die Hertzmu⸗ ſcheln geſetzt / da fie nach der Meinung des Hn. Profeßors zu den Auſtern gerechnet werden muͤſte: ſo muß ich zur Entſchuldigung des Dar⸗ genville ſoviel ſagen, daß diß nicht um der gantzen Figur der Schne⸗ cke willen, ſondern wegen ihrer Hertzfoͤrmigen Bildung beym Char- nier und bey der Oefnung gefchehen ſey. Diß ſagt auch Dargen⸗ ville gantz deutlich elle repreſente de cot€ un coeur ouvert und hernach fon ouverture forme um coeur à jour garni de dents. Der Hr. Profeßor fraͤgt: welcher Anfänger in der Muſchelkaͤntniß bey der Hohlziegel Mufchel die in des Olearius Gottorfiſchen Kunſtcammer beſchrieben wird (welche anjetzt das Cabinet des Königs von Daͤnne⸗ 9 i marck 36 viertes Sendſchreiben. marck auszieret) welche 467 Pfund wieget, ſich eine Vorſtellung ma⸗ chen koͤnne, dieſe Auſter ſey hertzfoͤrmig. Da ich nichts weiter wie ein Anfaͤnger bin, ſo muß ich doch geſtehen, daß mir beym Anblick dieſer ſehenswerthen Stuͤcke zu Copenhagen ſogleich das Hertzfoͤrmige bey der Muͤndung in die Augen gefallen. Denen übrigen gelehrten Beurtheilungen des Pn. Profeßors, daß die Eintheilung ihre Unvoll⸗ kommenheiten habe, unterſchreibe ich aufs willigfte. Ich koͤnnte manche handgreifliche Fehler anführen, wenn ich mich dabey aufhalten wolte. Die neue Edition des Dargenville hat beträchtliche Zuſätze erhalten. Der erſt vor kurtzen herausgekommene Anhang liefert auf drei Kupfer platten mit zwen gedruckten Boͤgen angenehme Nachrichten und aus⸗ erleſene Stuͤcke. Im zweiten Theil, welchen er Zoomorphofe nen⸗ net, werden aus jeder Familie der Schnecken und Muſcheln die Ein⸗ wohner nebſt ihrem Gebaͤude vorgeſtellet. Von des Herrn Geve fehr ſchoͤn illuminirten erſten Theil wuͤr⸗ de ich Ihnen mehr ſagen, wenn ich nicht vernehmen muͤſte, daß diß Werck ſchon bey dieſem erſten Theil einigermaßen ins Stecken gera⸗ then, welches ich, wofern dieſe Nachricht gegruͤndet waͤre, recht ſehr bedauren muͤſte. Das an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 87 Das artige illuminirte Werckgen des Herrn Knorrs zu Nuͤrn— berg, welches ich neulich durch Dero Vermittelung zu meinen Ver⸗ gnuͤgen erhalten, kennen Sie beßer, als ichs Ihnen bekannt machen koͤnnte. Wie er es eine Sammlung von Muſcheln auf dem Titel⸗ kupfer nennen koͤnne / da es doch faſt lauter Schnecken vorſtellet, bez greife ich nicht. 8 Den Adanſon habe ich zu wenig geleſen, weil ich ihn erſt er⸗ halten, als daß ich davon urtheilen koͤnnte. Das praͤchtigſte Werck des Herrn Regenfuß, welches in Nuͤrn⸗ berg angefangen, und in Copenhagen durch recht koͤnigliche Unterſtuͤ tzungen, dem erſten Theil nach vollendet worden, begreift nebſt ei⸗ nen koſtbaren rothen Titulkupfer, auf welchen auch unſer Daͤniſcher Trajan abgebildet worden, nur zwoͤlf illuminirte Blätter, welche der feinſten Mahlerei gleichen, ihres gleichen noch nicht haben und ge⸗ wiß als ausnehmende Meiſterſtuͤcke alle Bewunderung verdienen. Der Tert zu dieſen Abbildungen iſt ſchon dreimal verändert und nur erſt das letzte mahl vor wuͤrdig erkandt worden einen ſo königlichen Wercke, beygefuͤgt zu werden. Den erſten verworfenen Text hat noch der ſel. Leßer gemacht. Die andere Ausgabe des Textes, wel, che in Copenhagen verfaßt worden, wurde, ſoviele Hoſten he auch zbekuür⸗ 88 Viertes Sendſchreiben verurſacht hatte, auf hoͤchſten Befehl völlig unterdrückt und für ver⸗ werflich erklaͤrt. Die neueſte Ausgabe hat man den unermuͤdeten Bemühungen des Herrn Hofprediger Cramers, Hr. Prof. Kra⸗ tzenſteins, Hr. Prof. Aſcanius, Herrn Spenglers und anderer zu verdancken. Da Ihro Maj. der König der Univerfität Leipzig ein Exemplar zu verehren geruhet, ſo finden Sie in den Leipziger ge⸗ lehrten Zeitungen und in dem neueſten aus der anmuthigen Gelehr⸗ ſamkeit rechte leſenswuͤrdige und ausfuͤhrliche Beurtheilungen dieſes herrlichen Wercks. Um Ihnen nur eine Probe von den Beſchrei⸗ bungen, welche dieſen vortreflichen Abbildungen, die ich nicht genug zu loben weiß, die der Natur ſo nahe kommen als es der Kunſt und der Mahlerei moͤglich iſt, beyzufuͤgen; fo will ich dißmahl aus allen den Argus der auf der sten Tab. fig. 57 vorgeſtellet worden, herr ausnehmen. Weil ich zweifle ob Sie dieſes ſeltene Stuͤck aus der Familie der Porcellainen in Dero Sammlung ſchon befigen möchten: fo nehme ich mir die Freyheit Ihnen zugleich eine kleine Verehrung damit zu machen. | Fig. LVII. Porcellana ſiue concha N, Bonantu. Concha venerea caeterarum pretioſiſſima et admodum rara. Colore ex paleari undequaque albeſcit, rotundatis veluti an die Jungfer Buͤrckmäͤnnin. 89 veluti annulis aureis aut crôceis et inaequalibus ornata. Muſ. Kirch. Claſſ. III. Tab. II fig. 263. Liſterus. Concha veneris major anguſta, in ventre quatuor ma- culae nigricantes, in dorſo circuli fuſci rotundi. Tab. 705. Rumphius. Porcellana major. Argus. Tab. 38. lit. D. Langius. Porcellana Wikalts major elongata et figura ſua ad cy- lindraceam eee accedens, Gylindroides dicenda. pag. 10. burg Bl ‚ οπν²9,ẽme Gualtieri. Porcellana fpiralis, laeuis, oblonga, bifaſciata, rima coloris rubiginoſi, ventre quatuor magnis fuſcis maculis diſtincto, in dorfo fubalbido crebris circulis fuſeis inſignita. Tab. 16. fig. T. Dargenville. porcellana Figura oblonga et craffa end; major. pag. 306. Tab. 21. lit. D. . * Hebenſtreit. Porcellana major fufca, ereus fufeis rotundis. 1337 i + j M. R. pag. 300. in fine. Leſſer. Porcellana. Argus, mas $. 48. dddd. Kleinius. ‚ Vokuta ovata. „Porgellana longa ue Cylindroides. euch, er Ruh §. 229. Argus ocellis fufcis füper albo ventre, quatuor maculis infigni. Lift. ibid. f. Tab. vi no. 101. M Lin- 90 viertes Sendſchreiben. Linnaeus. Cyprea. Argus. T. ſubturbinata, ſubcylindrica, ad- ſperſa ocellis, ſubtus maculis quatuor fuſcis. pag. 719. 8. 287. 7 N J 02 Der daͤniſche Nahme. Argus eller Forſi cht. Der teutſche. Der Argus mit braunen Augen und a Rande. Hebenſtreit. Ic. Der franzoͤſiſche. Le zu Argus. Darg. . e. Der hollaͤndiſche. De Argus. Rumph. 1, cit. Der engliſche. The oculated c . N shell. Hill. Tab. 8. Nun ſind wir erſt mit den angeführten Benennungen fertig. Leſen Sie nun auch die weitere Beſchreibung und die uͤbrigen ange⸗ nehmen Nachrichten. Dieſe kommen groͤſtentheils von meinen ge⸗ liebteſten Freunde dem Herrn Spengler her, von deßen unermuͤde⸗ ten Fleiße in dieſer Sache ich ein Augenzeuge geweſen. Die ungeaͤn⸗ derte Beſchreibung bey dieſem Stuͤcke, wird ihm auch nach dem Zeugniß der Vorrede zugeſchrieben. 35 iſt ſie teutſch und franz zoͤſiſch. Fig. 57. an die Jupgfer Bir Anrännin. Fig. 57. Unter die Conchylien Geſchlech⸗ ter, welche das beſondere haben, daß es unzaͤhlige Abaͤnderungen unter ihnen gibt, gehoͤret vorzuͤg⸗ lich das reiche und glaͤntzende Ge⸗ ſchlecht der Poreellanen, unter denen der Argus ein ſchaͤtzbares Stuͤck iſt, weil er in ſeiner vollen Schoͤnheit nicht gar haͤufig gefun⸗ den wird, indem ſich ſeine Art gern in der tiefen See aufhält, und ſowohl an ihrem zarten Glan⸗ be als an ihrer Farbe, die nur auf der aͤußerſten Haut ſitzet, leicht Schaden leiden kan. Die vielen runden Ringe derſelben, haben als ſoviele Augen die Veranlaßung zu ihrem Nahmen gegeben. 91 LVII. Figure. Entre les familles de Coquilla- ges, qui renferment fous elles Ä un grand nombre de varietes, celle des Poreellaines fe diftin- gue.par fa richeffe et par for eclat. Cellesqu’onnomme Ar- gus fonttresrares, parce qu’on en trouve fort peu dans toute leur beauté; a caufe que cette efpece fe tient ordinairement dans les profondeurs de la mer, et que fon vernis qui eſt tres delicat auſſi bien que ſa couleur, qui ne tient qu'a la ſuperficie de l’ecaille, font fort ſujets a etre endommages: . Le grand nom- bre d'anneaux ronds dont cette coquille eſt parſemèe ont paru lat eft fans doute ce qui lui a fait don- comme autant d' yeux; ner le nom d' Argus. M2 Be: 92 Sie iſt beynahe noch einmahl ſo lang als breit, und eben nicht dick von Schale. Da die Wire dungen der Porcellanen am we; nigften ſichtbar fi find, fo findet man auch bey unſern Argus kaum die Spur eines Wirbels auf dem aͤuſ⸗ ſern der Schale. Seine fuͤnf Windungen aber ſind nach der in⸗ wendigen Seite aufgerolt, wovon die erſte die gantze Länge der Scha⸗ fe einnimmt. Die Muͤndung macht eine enge Spalte von glei⸗ cher Länge aus, und wird an je, der Seite mit 36 Zaͤhnen einge⸗ kerbt. Der Grund der Farbe iſt von außen gelb und mit duncklern Baͤn⸗ dern verſehen / die queer uͤber ge⸗ hen; uͤber den gantzen Leib aber iſt fie mit lauter lichtbraunen klei⸗ nen Viertes Sendſchreiben ö Il eſt a peu pres une fois plus long 7 large et 100 IE welt ‚Les, Spirales der Porcellaines etant les moins pas fort epaiſſe. viübles de toutes, on trouve a peine dans notre Argus les tra- ces gun Sommet fur le dehors de fon ecaille. ‚ Mais fes cing Spirales font rouldes en dedans: la premiere occupe feule toute La bouche fait une fente erroite, la longueur de la coquille. auſſi longue que Pecaille: cha- cun de cotes de cette ouvertu- re eſt garni d'une rangee de tren- te ſix dents. a Eat | 13 Le fond exterieur eſt jaune, coupe trans verſalement par trois bandes plus fonc&es. - Tout le corps eſt couvert de petits an- neaux d'un brun clair, les uns plus an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. nen Ringen beſetzt, die bald klei⸗ ner bald groͤßer ſind und keine Ord⸗ nung halten. Auf der flachen Seite bey der Muͤndung ſieht man an jeder Seite zween vier⸗ eckigte ſchwartze Flecken. Inwen⸗ dig ſind ſie meiſtentheils weiß, doch findet man auch einige, die wie die gegenwaͤrtige violetblau ſind. 93 plus petits, les autres plus grands, et places fans ordre, Sur le cote plat de l'embouchu- re.on voit de part et d’autre deuxtaches quarreesnoires. Le dedans de la pluspart eft blanc: on en trouve cependant auſſi qui l'ont violet, comme celui que nous repreſentons ici. Obf. Ich uͤbergehe hier die weitlaͤuftige Nachricht von der Ye ſchaffenheit des Einwohners oder Fiſches, welche groͤſtentheils aus dem Adanſon genommen iſt: nur das letztere muß ich noch beruͤhren da heiſt es Von den Friedrichs Inſeln koͤmmt dieſe Schnecke in nicht ge⸗ ringer Anzahl zu ung; man bemerkt an denſelben, daß ſie nicht ſo vie⸗ le aber deſto groͤßere Augen ha⸗ ben. Ihre Baͤnder fallen ins Pur⸗ Ces limagons nous viennent des Iles Fridericiennes en aſſez grand nombre; on remarque que les yeux de celles qu'on en apporte font plus grands, mais en plus petit nombre: leur faf- M 3 cies 24 viertes Send ſchreiben. ö Purpurfarbige, und haben einen cies tirent fur le pourpre, ils ſchoͤnen Glantz und lebhafte Schil⸗ ſont un tres beau luſtre et une derungen, inwendig aber find fie peinture tresvive. En dedans alle weiß. „ils font blancs. Obſ. Durch die Friederichs Juſeln werden hier die ehemaligen Nicobariſchen, welche auf der Hoͤhs von Malabar etwa hundert und mehr Meilen gegen Oſten liegen, verſtanden. Durch die Beſitz⸗ nehmung dieſer Inſeln, welche erſt ſeit einigen Jahren geſchehen, mem. den die Daͤniſchen Naturalien Cabineter recht bereichert werden. Was denken Ew. HocheEdl. bey diefen Texte zu einer einigen Schnecke? mochten doch alle Schriftſteller der Conchyliologie dieſem Exempel folgen und uns zuerſt die Einſichten ihrer Vorgaͤnger und als⸗ dan erſt ihre eigenen entdecken. Wie lehrreich und wie brauchbar würde, eine ſolche Schrift werden? wie wuͤrde alsdan das unrichtige, das trockene, das eckelhafte, das nichts bedeutende vermieden werden? wie entbehrlich wuͤrden alsdann manche Buͤcher ſeyn, die man faſt vor Geld nicht mehr erhalten kan? und wie vicle, die auch ſonſt eben keine beſondere Liebhaber, dieſes kleinen Capitels der Natur waͤren, wuͤrden durch. ſolche Schriften eingeladen werden auch hierin feine, Fremdlinge zu bleiben. Darf an die Jungfer Bürdmännin. 57 Darf ich Ihnen bey dieſer Gelegenheit meine oͤftern Wuͤnſche über dieſe Schrifſteller der Conchyliologie bekandt machen? Ich wuͤnſchte, daß Liſter mit ſeinen Nachrichten, die nur in eini⸗ gen abgebrochenen Worten bey jeden Kupferſtiche be⸗ ſtehen, nicht gar zu ſparſam geweſen. 5 - daß der ſcharſichtige Blinde, der vortrefliche Rumph ſeine Amboiniſche Raritaͤten Cammer, in der teutſchen Sprache, die dazu ſeine Mutterſprache war, moͤch⸗ te ans Licht geftellet und ſich nicht blos auf Amboini⸗ ſche und Oſtindiſche Schalthiere eingeſchraͤnckt ha⸗ ben. daß der gelehrte Zefuit Bonanni lieber weniger Ge⸗ lehrſamkeit und Beleſenheit, aber mehr Deutlichkeit moͤchte gezeiget, und keinen Pfuſcher zum Kupfer⸗ ſtecher erwehlet haben. - daß Gualtieri nicht allein mit auserleſenen Kupfer⸗ ſtichen und Regiſtern, die mit der ſtrengſten Genauig⸗ keit verfertiget worden, die Liebhaber beſchenkt haͤt⸗ te. Würde er nicht weit mehrern Danck verdienen, 1 wenn er leſenswerthe Abhandlungen, Anmerkungen und Nachrichten, die ſich von der ausgebreiteten Kaͤntniß eines ſolchen Kenners nicht anders als ſchoͤn ver⸗ RER Sendſchreiben. vermuthen lieſſen, mit untergeſtreut und Boa ‚hätte? Ich wünſchte- daß der grumdgelehrte Klein nicht faſt bey bey jeder Zeile Liſter citiren moͤchte. Den wie viele ſind deren die ihn haben und nachſchlagen kü daß Dargenville feine Verdienſte um die Conchylio⸗ logie durch mehrere Theile vergrößern und viele aus⸗ gelaſſene Arten nachhohlen möchte, daß der ſelige Leßer ein beßeres Format, eine beßere Schreibart, und einen beßern Kupferſtecher moͤchte aus erſehen haben. daß der Herr Geve in Hamburg nicht ſoviele, faſt gar nicht unterſchiedene, Stuͤcke von einer jeden Familie abzeichnete (denn diß vergroͤßert ohne Noth bey ihm und andern die Koſten) daß alle beßer beſchrieben wuͤr⸗ den, und am meiſten, daß er bald ſolche Befoͤrderer finden moͤge wie Ariſtoteles am Alexander gehabt. daß der Herr Knorr in Nürnberg nach dem Exempel des vorhin angeführten Textes aus dem Regenfuß den ſeinigen einrichten laßen moͤchte. daß an die Jungfer Bürckmännin. 97 daß Adanſon die gantze Conchyliologie, und nicht bloß die Schnecken des Senegalls, zum Vorwurf erwehlt hätte, daß in dem Königlichen Werde des Herrn Regenfuß * bey der Benennung der Conchylien allezeit die eigenen Worte und zugleich die kurtzen Beſchreibungen der Schriftſteller möchten beybehalten worden ſeyn. z. E. Die eigenen Hollaͤndiſchen Nachrichten des Rumphs, die franzöfifchen des Dargenville und Adanſon, die teutſchen des Leßers und anderer, ja was ich am meiſten wuͤnſche, daß dis Werck nicht erſt zwoͤlf illuminirte Tafeln ſondern hundert und mehrere in ſich faßen moͤchte. Ich muß Ihnen aber auch melden was mir an ſo vielen Conchylien Schriftſtellern gantz und gar nicht gefallen will. Die wenigſten wenden dieſe Erkaͤnntniß der Wahrheit zur Gott⸗ ſeeligkeit an, wozu fie doch zu allernaͤchſt verwandt werden ſolte. | Viele haben entweder gar keine Ordnung und Eintheilung oder allemahl eine verſchiedene. Was der eine zu dieſer Familie N gezaͤhlt 98 viertes Sendſch ue gezahlt wißen will, das rechnet der andere zu einer gantz an⸗ dern. z. E. Dargenville rechnet die rare Wendeltreppe zu den Bohrern oder Schraubenſchnecken, andere rechnen ſie zu den Spitzhoͤrnern, Gualtieri gar zu den Wurmroͤhren, welches von ihm ein recht unerwarteter Fehler iſt. Wo ich recht muhtmaße, ſo kommen dieſe verſchiedenen Eintheilungen auch daher, weil ein jeder zu willkuͤhrlich handelt ohne ſeine Vorgaͤnger gehörig zu nutzen, und weil viele von diefer Ma⸗ terie ſchreiben ohne die andern zu dieſen Zweck geſchriebenen Buͤcher zu beſitzen und zu verſtehen. Wenn Dargenville den Hollaͤndiſchen Rumph verſtanden, den Klein beſeßen, und den Gualtieri mehr brauchen wollen, fein gewiß ſchaͤtzbares Buch, würde alsdan noch weit brauchbarer geworden ſeyn. Die verſchitdenen Rahmen der Conchylien haben mir nemahls gefal⸗ * len wollen. Eine hat wohl 10 wohl 20 verſchiedene Nahmen und noch dazu wohl griechiſche warum nicht auch arabiſche und chal⸗ daeiſche? Eine andere hat wieder keinen eintzigen Nahmen. Das Hertzhorn wird vom Rumph die Marmorſchnecke, vom Bonan⸗ ni der indiſche Cylinder, vom Liſter der netzformige Strombus, vom Gerſaint in feinem Catalogue raifonnee der Leopard auch der Tyger und von andern noch anders genannt. Wird nicht dadurch an die Jungfer Buͤrck maͤnnin. 99 dadurch ſchon die Erkaͤntniß der Nahmen welche doch den ge, ringſten Theil ausmacht, einem Liebhaber recht hertzlich ſauer ge⸗ macht? und wird nicht dadurch dieſer ſo beluſtigende und leichte Theil der natuͤrlichen Geſchichte ohne Noth mit Schwierigkeiten und Verwirrungen uͤberhaͤuft. | | Die mehreſten laßen immer eben dieſelben Schnecken wieder abzeich⸗ — nen und in Kupfer ſtechen, welche ſchon bey hundert andern gefun⸗ den werden, auf deren Kupferſtiche fie ſich nur berufen dürften, Solte es nicht weit ruͤhmlicher und nuͤtzlicher ſeyn, wenn ſich nun jemand aufmachte und nur diejenigen abbilden ließe, welche in den bekandteſten Buͤchern dieſer Art nicht gefunden wuͤrden? Dar⸗ genville hat dazu mit 3 Kupferplatten einen nachahmungs wer; then Anfang gemacht. Janus Plancus, ein Weltweiſe zu Rimini hat vor vielen Jahren ein Büchlein in quarto de conchis rariori- bus minus notis herausgegeben. Aber beyde befriedigen noch we⸗ nig einen neubegierigen Naturforſcher. Seit einiger Zeit habe ich angefangen mir die gantz unbekandten, ſo ich in Cabinetten an⸗ treffe, abmahlen zu laßen. Ich entſinne mich eben dergleichen beym geſchickten Herrn Kupferſtecher Gruͤndler, meinem geehrten Freunde, zu Halle geſehen zu haben. Er konnte einem alle die Stuͤcke gemahlt zeigen, die er nicht in natura erhalten koͤnnen. . N 2 Die ‚100 | | viertes Sendſchreiben Die Aufnahme der Conchyliologie wird auch durch die Sprache, de⸗ ren ſich die mehreſten Schriftſteller bedienen, nicht wenig verhin⸗ dert. Liſter, Rumph / Bonanni, Gualtieri, Klein und mehrere andere haben ihre Wercke lateiniſch geſchrieben. Aber | wie viele theure Männer gibts nicht unter Kaufleuten und Kuͤnſt⸗ lern, welche die ausgeſuchteſten Sammlungen haben, mit welchen man aber nicht wie mit Ew. Hoch Edeln die Sprache der Gelehr⸗ ten reden darf. Wie viele gibts nicht die noch wohl Latein wißen, aber mit ſolchen Schneckenlatein, welches mit vieler griechiſchen Gelehrſamkeit unzeitig uͤberſchwemmt und bereichert worden, nicht zurecht kommen können? dieſer letztere Fehler wird ſonderlich am verdienſtvollen Klein mit Recht getadelt, welchen auch fein halb griechiſcher Titel ſchon zu verſprechen ſcheint. Tentamen metho- di offracologicae. Die teſtae exothalafibiae haben im Gual⸗ tieri die Ehre zuerſt zu ſtehen, welche ein anderer mit weniger griechiſchen Gelehrſamkeit, aber mit mehrerer Deutlichkeit, Auvia- tiles atque terreſtres wuͤrde genannt haben. Des Rumphii Werck hätte es vor vielen hundert andern Buͤchern verdient in die teutſche Sprache uͤberſetzt zu werden. Denn die Hollaͤndiſche Sprache dieſes unentbehrlichen Schriftſtellers, iſt den meiſten Liebhabern nicht bekandt und hat zu manchen faſt laͤcherlichen Feh⸗ lern Gelegenheit gegeben. . Da I an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 101 Da die Conchylien Sammlungen ſchon ſo große Koſten verurſachen, fo fält einem Liebhaber die Koſtbarkeit und Seltenheit der Schrift, ſteller von dieſer Materie zu keiner geringen Laſt. Ich will Ih⸗ nen nur die gewoͤhnlichſten Preiſe der vorhin nahmhaft gemachten Schriftſteller, die ich claßiſche nennen koͤnnen, bekandt machen, Des Liſters 4 Theile werden von einem Kenner mit Freu, fl. kr. den bezahlt mit 40 biß — — — - 50 Der Bonanni koſtet in Rom nut 15 iſt aber kaum zu bekommen. Ich habe ihn einigemahl vergebens verſchreiben laßen, biß ich ihn hier erhalten. Fuͤr die erſte edit. des Nepal wird gerne bezahlt? 30 Der Gualtieri koſtet zu Florenz:: 20 KKkleins Tentamen kostet 020 5% Dargenville de la Conchyliologie ihn - — 14 Die Zoomorphoſe — . 1 8 Der Anhang nen a K Bu Knorrens Muſchelwerck biß auf die 27. Tab. - 82 Gevens monatliche Beluſtigungen etwa einige — Be Leßers Teftaceotheologe - + 130 N 4 Der 202 Viertes Sendfohreiben Der Adanſon Tom. . 3 Fuͤr das Werck des Herrn Regenfuß bezahlt man auf der Stelle zu Copenhagen für jede Ulum. Platte 2 Nthl. ſchwer Geld, alſo fur alle 12 Platten 24 Nthl, für den Text 14 Nthl., fürs Titelkupfer 2 Rihl.- zufammen g 40 Rehl. welches nach hieſiger Muͤntze ſchon ausmacht 70 * wieviel koſtet nun noch der Tranfport? Von den kleinen Schriften, die nur einige Capitel dieſer Materie ger widmet, deren ich auch eine kleine Anzahl beſitze, will ich dißmahl nicht ein Wort reden. Ich muß ſo befuͤrchten mit meiner Weit⸗ laͤuftigkeit Ihnen beſchwerlich geworden zu ſeyn, und mag es das her kaum wagen noch mit zwei Worten einige andere Huͤlfsmittel zu beruͤhren. Die beſte und richtigſte Erkaͤntniß wird wohl durch die eigene Bes trachtung dieſer Schoͤnheiten des Meeres erlanget, wozu mir theils meine eigene Sammlung, theils die fleißige Beſuchung der Cabinetten anderer Liebhaber die ſchoͤnſte Gelegenheit ertheilet. Eine aufmerckſame Unterredung mit Kennern, zin lehrreicher Brief⸗ wechſel eines Spenglers und anderer, kan auch nicht ohne Nutzen ſeyn. Seit an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 103; Seit einiger Zeit habe ich auch von den hollaͤndiſchen Verzeichnißen von Naturalien Sammlungen, ſo verauctioniret worden, nebſt den beygemerckten Preiſen, den nuͤtzlichſten Gebrauch machen koͤn⸗ nen. Der Herr Spengler hat mir ſolche vel Haft, und mir noch neulich mit dem Catalogo des Conchylien Cabinets des beruͤhmten Seba, (wobey gleichfals alle Summen die dafuͤr bey der Auction bezahlt worden beygemerckt ſind) ein angenehmes Ge⸗ ſchenck gemacht. Wenn Sie es erlauben, fo will ich Ihnen nur eine einige Seite el nes ſolchen neuern Catalogi zur Probe hieher ſetzen und die hollaͤn⸗ diſche Sprache beybehalten. Laade No. I. 1, 1 Capitaale Wenteltrap fonder weerga iſt bezahlt Kl. worden mit N — 502 Dieſe befindet ſich nun zu Copenhagen. 2, 1 extra ſchoone orange Admiral - - 4 35 1 fraaye Guineefche Toot - - 62 4, 1 extra raare Weſtind. Admiral fonder weerga 73 5% 1 extra grote Weſtind. Admiraa ana! 15 6, 1 Spedelwerck Toot, of gloria moris 143 Viertes Sendſchreiben. 2 geele Harte Tooten — = 5 = 30 1 fraaye gebandeerde Weſtind. Admiral - - zıl 2 ſchouts by nags 2 TE 2 dito - - > ale 4 8 2 Harte Tooten - 4 2 4 4 1 Menifte en een andere Toot — * 27 2 groene Kaas Tooten & n 24 1 Ciepers Katje en 2 gebandeerde Tooten 62 3 gebandeerde Tooten 1 3 6 diverſe fraaye Tootjes 4 7 2 extra fraaye geele Tootjes 5 * 19 2 Italiaanſe Vlörtjes n 51 4 Weſtind. Admiraaltjes - ” 4 77 6 fraaye Tootjes — - 4 £ 62 4 gegranulerende Weſtind en 1 Opper Admiraaltje 124 6 diverfe Kroonhorntjies . 8 43 Das iſt nur die erſte Lade, und ſolcher Laden werden uͤber 100 in dieſem Catalogo angefuͤhret. Wer erſtaunet nicht uͤber die ungemeinen Koſten, welche in Holland an dieſe Seltenheiten gewandt werden. Der Herr Spengler, welcher in eben dieſer auckion nur 5 Num⸗ mern kaufen laßen, hat wieder Vermuthen 67 ho llaͤndiſche Gulden bezah⸗ an die Jungfet Bücckmaͤnnin, 105 bezahlen muͤſſen, und da er lauter Stuͤcke bekommen, die er weit ſchoͤner vermuthet , es faſt verſaget in der e h Audtionen mehr as kaufen zu laſſen. ö ö 1 Ich bitte recht um Vergebung wenn ich Ew. Hoch Edel. zu lan⸗ ge mit meinen Kleinigkeiten aufgehalten, Der Herr wolle bey Ih⸗ nen und andern die Erweiterung der Erkaͤnntniß und des Vergnuͤgens an der Conchyliologie auch durch dieſe geringſten Beytraͤge befoͤrdert, und feinen Nahmen uͤber dieſe herrliche Creaturen mehr geheiligt werden laſſen. Jahren ſonderlich Ew. Hochedel. getroſt und immer geroſter fort, ihren G Ott und Heiland aus mehrern Geſichtspun⸗ cten als den Schoͤnſten zu betrachten, zu bewundern und zu befingen. Suchen Sie immerdar unter die obgleich kleine, doch ſeligſte Anzahl der klugen und auserkohrnen Jungfrauen zu gehoͤren, von deren heil ſchon gegenwaͤrtigen theils kuͤnftigen Seligkeit die Offenbah⸗ rung Johannis oder vielmehr Jeſu Chriſti ſagt: „Sie ſind Jungfrauen und folgen dem Lamme nach wo es bi y„gehet. Dieſe find erkauft aus den Menſchen zu Erſtlingen „Gott und dem Lamme, und in ihren Munde ift kein falſches vfunden, denn fie, fi f nd unſtraͤſich vor dem Stuhl Gottes. Sie fingen ein neu Lied und ihre Stimme iſt wie der Harfen⸗ „fpieler die au fihren Harfen ſpielen. eck 5 O Miß · 106 Viertes Sendſchreiben W andere die edle Gabe der Dach, Kunſt⸗ ſi ingen Andere nur von Wein und von der Liebe, ſo muͤſſe Dero Hertz und Dero Lied von dem erklingen, deſſen Augen roͤhtlicher wie Wein, der fein Kleid in Wein gewaſchen und ſeinen Mantel am Oelberge i in Wein beerblut ſo muͤſſe Dero Liebe gegen ihn ſeyn wie eine Glut,! wie eine Flamme des HErrn, daß auch viel Waſſer der Anfechtungen nicht moͤ⸗ gen dieſe Liebe auslöfchen, noch Ströme von Verſuchungen fie erfäufett, Laſſen Sie Dero Sinn von der Liebe deßen der ſich zu; tode geliebet mehr wie durch alle neun Muſen begeiſtert, und von der Liebe Ehriſti ge⸗ drungen werden, in geiſtlchen lieblichen Liedern, 5 in Palmen und Lobgeſaͤngen, von ihm, von dem ſchoͤnſten unter den Menſchenkin, dern, den auserkohrnen unter allen tauſenden, immer mehr überzu⸗ fließen, Bezeugen Sie meine Hochachtung und vermelden Sie meinen hertzlichen Segenswunſch dem treuen Knechte GOttes, Ihrem theureſten HErrn Papa. Ich en mit en Achern und e e * Ew. Bogen Wien a den 12 December 1758 b eng . e 3 | gehorfamfter Diener Hoch⸗ | Fuͤnftes Sendſchreiben von den . und merckwuͤrdigſten Naturalien ſonderlich Conchylien Sammlungen in Wien an den HocheEdlen und Hochgeeheteften HE R RN | Beren Vorentz Spengler zu Copenhagen Koͤniglich Daͤniſchen Hofkunftdrehee meinem geljebteſten und redlichen Freunde. ER GER 109 HohEdler Hochgeehrteſter Herr Inſonders ſchaͤtzbarer und theuergeachteter Freund. Och bin nun willens mein letzteres Verſprechen in Era füllung zu bringen und Ew. Hoch Edel. eine klei⸗ ne Anzeige der merckwuͤrdigſten Naturalien ſonder⸗ lich Conchylien Sammlungen der weitberuͤhmten Stadt Wien vor⸗ zulegen. Wie froh wuͤrde ich ſeyn, wenn meine Beſchreibungen nur halb ſo gut gerathen moͤchten als die vortreflichen Nachrichten von den Naturalien Cammern zu Copenhagen, in dem praͤchtigen Wer⸗ cke des Herrn Regenfuß, gerathen ſind, welche man groͤſtentheils Ihnen zu verdancken hat und wobey Sie ſich aufs neue als einen un⸗ gemeinen Kenner der Wercke der Natur und dieſer Schönheiten des Mees bewieſen haben, Zuvoͤrderſt verdient wc das Kayſerliche Naturalien Cabinet, welches taͤglich vollſtaͤndiger wird, die groͤſte Aufmerck⸗ ſamkeit. Es iſt im genaueſten Verſtande ein Naturalien Cabinet. | O 3 Anſtatt 110 Sanftes Send ſcheeiben. Anſtatt daß an andern Orten Gemäͤhlde „Medaillen, Antiquitäten, alte Harniſche und Gewehre, Statuͤen, Kleider, Kleinodien, Mas a ſchinen und ſechshundert andere Sachen mit zur Naturolien Cammer gerechnet, und wohl gar nur der Aufſicht eines Mannes anvertrauet werden: ſo iſt hier alles von einander geſondert und beſondern Ober⸗ aufſehern unter die Haͤnde gegeben worden. Wer ein Liebhaber ſel⸗ tener Gemaͤhlde iſt darf nur die Kayſerliche Gallerie beſuchen, wel⸗ che unter der Aufſicht eines geſchickten Mahlers ſtehet. Hier ſind Stuͤcke der groͤſten Meiſter, eines Rubens, Raphaels, Titians, Dycks, Cranachs, Dirrers und vieler andern. Man zeiget ſonderlich drei Stücke des berühmten Hamburgiſchen Mahlers, des Tenners, von welchen verſichert wird, daß ein jedes mit tauſend Ducaten hezah⸗ let worden. Unter Stuͤcken von Range habe ich den Wiclef, den Huß „den Hieronymus von Prag „den Luther (aber mit hellrothen Haaren und ohne die mindeſte Aenlichkeit mit andern von ihm be⸗ kandten Bildern) die Catharina von Boren, den Melanchton und viele andere gefunden, die ich daſelbſt niemahls geſucht haͤtte. Weil auch die Bildhauerkunſt in einer nahen Verſchwiſterung und Ver⸗ wandſchaft mit der Mahlerei ſtehet: ſo findet man hier zugleich außs geſuchte Meifterftücke derſelben. Es iſt fonft nichts ſeltenes / daß in Bilder Gallerien die nackteſten und unzuͤchtigſten Gemälde den ober⸗ U und lichteſten Platz einzunehmen pflegen, daß man fich ſchaͤmen muß * an den Zerren Spengler rtr muß junge deute an ſolche ärgerliche, Fir keuſche Augen ſo beleidigen⸗ de Oerter hinzufuͤhren. Allein hier gehört es unter die lobenswuͤrdi⸗ gen Vorzüge dieſer koſtbaren Sammlung, daß alle anſtoͤßige Stüde auf hoͤchſten Befehl Ihro Mai. der Kayſerin, welche dergleichen durchaus nicht leiden wollen, herausgewiſen, und ins Reich der Fin⸗ ſterniß, wohin ſie gehören; verwieſen worden. Wer ein Kenner alter Muͤntzen und koſtbarer Medaillen iſt, der kan ſolche unter der Aufſicht des Kayſerlichen Cammerdieners zu ſehen bekommen. Wer einen ungemeinen Schatz von Kleinodien ſehen will, welche hier in geiſt und weltliche eingetheilet werden, der findet ſolche unter der Ver⸗ wahrung des Kayſerlichen Schatzmeiſters. Aber alte Waffen, Har⸗ niſche, Fahnen trift man in faſt unzaͤhliger Menge in dem Kayſerli⸗ chen Zeughauſe an, woſelbſt alles in ſolcher beſondern unerwarteten Ordnung aufgeſtellet worden, daß ich zweifle ob an vielen Orten die⸗ fe Einrichtung geſehen werden koͤnne. Im Zeughauſe ſiehet man auch die Bildungen vieler alten Helden, Kayſer und Könige, welche nach den Leben in Wachs oder Gips abgedruckt und mit ihrer ehemahligen Ruͤſtung bekleidet geſehen werden. Ich habe mit vieler Aufmerck⸗ ſamkeit den Carl den sten, den Maximilian den erſten, den Scander- beck, den Ungariſchen König Matthias Corvinus, die Waffen des uns vergeßlichen Eugens, und den ledernen Rock des Guftav Adolphs betrachtet, in welchen er bey Lügen von feinem eigenen Leibknecht er⸗ rm ſchoßen 112 Säanfee e Sendſchreiben⸗ ſchoßen worden. - wie man denn das Loch wo die Kugel hindurch gegan⸗ gen gantz deutlich ſehen und wohl bemercken kan, daß er nicht von vornen ſondern heimduͤckiſcher Weiſe von hintenzu erſchoßen worden. Allein faſt vergeße ichs daß ich bloß von dem Kayſerlichen Naturalien Cabinet nur mit ein paar Worten reden möchte. Denn ich bin viel zu unbekandt mit demfelben, und uͤberdem viel zu unfähig, als daß ich im Stande waͤre Ew. Hoch Edl. mit einer vollſtaͤndigen Nach⸗ richt vergnügen zu koͤnnen. Nur ein eintzigesmahl habe ich daßelbe geſehen, und alle meine Aufmerckſamktit allein den Conchylien geſchen⸗ cket. Daher ich auch nur allein von dieſen reden und von der uͤbri⸗ gen koſtbaren Menge gantz ſtille ſchweigen werde. Die unvergleich⸗ liche Ordnung, welche durchgehends herſcht / muß man dem vor einigen Jahren verſtorbenen Chevalier Baillon verdancken, der ehemahls ein Beſitzer und hernachmals, nachdem Ihro Maj. der Kaiſer feine zu | Florentz gemachte Sammlung kaͤuflig an ſich gebracht, ein Director des gantzen Cabinets geweſen. Sein wuͤrdiger Herr Sohn fuͤhret ietzo die Oberaufſicht über daßelbe. Die Conchylien (die gar großen nehme ich aus, welche in einen großen Schrancke aufgeſtellet worden) liegen in langen Schublaͤden, welche inwendig mit vergoldeten Leiſten aufs zierlichſte und ſauberſte eingefaßt, und von lauter ſchwartzen Holtze ausgelegt und nach der Form einer jeden Schale eingeſchnit⸗ ten find, damit ſie nicht beym ein und ausziehen hin und her fallen koͤnnen. an den Seren Spengler 113 koͤnnen. Dieſe Schubläden werden von einigen Bedienten nach der Ordnung auf einen vor den Oberaufſeher ſtehenden Diſch hingeſetzt, wo man mit ihm umher ſitzet und feine Anmerckungen und Erklaͤrun— gen hoͤret. Das ſchwartze Holtz der Schubladen beſteht aus lauter kleinen Stuͤcken (die wieder mit vergoldeten Leiſtgen eingefaßt worden) deren jedes mit der drauf liegenden Schnecke bequem ausgehoben wer den kan. Unter dieſen liegen kleine Papier, mit den Nahmen und Beſchreibungen der darüber befindlichen Schnecken. So wie alles nach der ſtrengſten Ordnung geordnet worden, fo findet ſich nun auch dergleichen bey dieſen Kleinodien des Meeres, welche ſchon ſeit vielen Jahren unſere Favoriten und Lieblinge geworden. Zuerſt kommen die vielſchalichten, unter welchen mir ein Echi- nus aus dem rothen Meer mit feinen ungemein großen Stacheln vor andern mie erh, | „ S den z wehſchcich hn ef fi 0 doch auch einige ge Ißländi⸗ ſche Koͤnigsmaͤntel zu deren häufigen Beſitz die Dänen die ers ſte, naͤchſte und faſt eintzige Gelegenheit haben. Unter den Muſcheln bemerkte ich noch den einfachen und doppelten Hah⸗ nenkamm, das Ochſenhers, das Menſchenhertz mit roſenrothen 5. e e Flecken 114 Sänftes Sendſchreiben Flecken, eine Perlenmuſchel darin die Perle die groͤße eines Vogeleyes hat, viele Lazarusklappen und andere mehr. | Von den Einſchalichten will ich gleichfals nur einige nennen, als die Weberſpule (la navette de Tiſſerand, welche aber weit klei⸗ ner und weniger bauchicht als ſie im Dargenville und andern, die wohl keine gehabt, beſchrieben wird) den Papillgonsfluͤgel, eis ne große guineiſche Dute (welche mit der vorigen die groſte Auen ⸗ lichkeit hat, daher auch Leßer beyde gluͤcklich mit einander ver⸗ menget S. 52. K. k. k.) einen großen Oberadmiral, den Oran⸗ ge Admiral, eine große ungewoͤhnlich colorirte Eichenholtz Du⸗ te, die Butterwecke von vorzuͤglicher Größe - gantz wachsgelbe Oliven ſchoͤne Buchſtaben Oliven - den doppelten Spinnen⸗ kopf den großen gezackten Schnepfenkopf, ſo groß wie er im Gualtieri Tab. 30. D. gezeiget wird - die groͤſte Art von Krab⸗ ben (Gualtieri Tab. 36 B) doch nur weiß ohne weitere Far⸗ ben der Scorpion mit ſehr ſtarck gekruͤmmter Naſen 2 ein linckgewundenes Spitzhorn (Buccinum) - eine große rechte und lincke Seefeige (unique) - einen Delphin, welchen Gualtieri unter den Titel Cochlea marina plana anführt und wieder feine Gewohnheit den Zuſatz macht „Tota eſt albida, ‚üegue ac ra- rviſima,, Ich ſahe ferner eine Erdſchnecke von der Familieder platte an den Serrn Spengler. N 115 plattmaͤulichten, welche aber ihre Mündung nicht unten ſon⸗ dern oben in den Windungen hatte - eine gantz gelbe Erdſchne⸗ cke, welche aufs zierlichſte von der Natur mit einen hellrothen Saumgen eingefaßt und dadurch ungemein verſchoͤnert worden das geaͤderte Holtz oder die wilde Mufic, auf welcher nach ei⸗ nen dabey liegenden ſchriftlichen Zeugniß der ebr. Nahme Je⸗ hova aus den Zuͤgen deutlich zu erkennen ſeyn ſoll. Mir fehl⸗ te dißmahl die Gelegenheit eine genauere Unterſuchung anzuſtel- llen. Doch glaube ich daß wir auf unſern Schnecken viele ge⸗ heimnißvolle Charactere, und auf unfern Notenſchnecken kleine Menuets finden wolten, wenn wir alle Zeichen ausdeuten, die Einbildungskraft zu Hülfe rufen, und ſonderlich die Kunſt vers ſuchen wollten, durch welche ein hieſiger Kuͤnſtler, mit Huͤlfe des Scheidewaßers, die ſchoͤnſten Figuren hineinzubeitzen und da⸗ durch ſeinen aus dieſen Schaalen gemachten Doſen ein beſon⸗ deres Anſehn und Koſtbarkeit zu machen gewuſt. Zum Be⸗ ſchluß melde nur noch daß ich auch den Venusſchacht und die aͤchte Wendeltreppe geſehen, welche letztere aber kaum halb ſo groß wie die hochgraͤflich Moltckiſche iſt. Ew. HochEdel werden ſich mit diefer unvollſtaͤndigen Nachricht ſo lange begnügen muͤßen bis die Beſchreibung dieſes wichtigen Cabinets P 2 g zu N Fuͤnftes Sen dſchreiben. 5 zu welcher ich ihnen gegründete Hofnung machen darf in einigen Folio Baͤnden ans Licht tretten wird. Die Seegewaͤchſe ſind ſchon bald alle vom Herrn Wiedon gezeichnet worden, und alsdann wird die Reihe unſere geliebteſten Conchylien treffen. Indeſſen konnen mein liebſter Freund vorlaͤufig aus dem Gualtieri wißen was in dieſem Kaiſerlichen Cabinet zu finden ſey. Es iſt keine in feinem In- dice abgezeichnet, die hier nicht mit vielen andern angetroffen werde. Da Gualtieri ein alter Freund des vorigen Chevalier Baillou war fo hat er manche Stuͤcke wie ich zuverlaͤſſig erfahren - zu ſeinen Kupfertafeln aus der Samlung dieſes ſeines Freundes geliehen be⸗ kommen, davon ich unter mehrern andern nur die groſſe Perſpectiv⸗ ſchnecke auf der 65. Kupferplatte nennen will, davon das Original im Kayſerlichen Cabinet gezeiget wird. b Nach dieſen Kayferlichen Vorraht iſt der Herr Wieden, Cammer Mahler Sr. Majeftät des Kayſers, fo glücklich die beſten rareſten und ausgeſuchteſten Conchylien in gantz Wien zu beſitzen. Er ſammlet an ſeinem vortreflichen Cabinete einige dreiſig Jahren, er hat viele hundert ja viele tauſend Gulden hineingeſteckt und er hoͤret noch nicht auf es immer vollkommener zu machen. Es beſtehet ſein Cabinet aus 12 Schraͤnken, wobey wieder fiber hundert Schub⸗ laden angebracht worden. In Copenhagen konte ich die Samlung 0 meines an den Zerrn Spengler 117 meines lieben Herrn Spenglers als meine Lehrſchülle anfehen, hier iſt es das Cabinet des Herrn Wiedons. Wie überaus vieles konte ich nicht von ſeinen Gemaͤhlden, Kupferſtichen, optiſchen Werckzeugen, Seegewaͤchſen, Mineralien, Verſteinerungen und von ſeinen ſchoͤnen Büchern, die in die Kaͤntniß der natürlichen Geſchichte und in das Ca⸗ pitel von den ſteinſchalichten Thieren einſchlagen melden, wenn ich nicht meine Sendſchreiben den Conchylien gewidmet haͤtte. Seine gontze Schneckenſammlung ift aufs ordentlichſte nach der Eintheilung des Herrn Baillou. und Dargenville eingerichtet, und gleichfals in a Schubladen von ſchwarzen eingeſchnittenen mit t vergoldeten Leiſten aufs beſte ausgezierten Holze geordnet worden, ohne die groͤßern und groͤſten, welche i in zierlichen Schraͤnken ihre angewieſene Oerter erhalten haben. Alle Conchylien des Herrn Wiedons ſind aufs allerſauberſte mit unglaublicher Mühe und Gedult gereiniget und gebutzet worden, wozu er ſich gar vortheilhaft einer Maſchine bedienet, an welcher ein Rad mit Buͤrſten verſehen, getreten wird. Auf dieſe Art kan man weit leichter und beßer poljren, als es durch Ben, die nur durch die Hand regieret werden geſchehen kan. Der Herr Wledon⸗ hat die Sammlung ſeiner ſtenſchelchten Dire in 6 e Con abgetheilet, P 3 | Zur 118; Juͤnftes Sendſchreiben Zur erſten gehören die Vielſchalichten, in welcher mir gantze Neſter von Wurmroͤhren, viele Arten von Echiniten, auch eine Pholade mit ihren ſechs Stuͤcken vorzuͤglich merckwuͤrdig geſchienen. — In der Claße der Zweiſhalichten beſitzt er die ſeltenſten Dublet⸗ ten, als die groͤſten Arten der Steckmuſcheln mit ihrer Seyde (wie er den auch ein paar Handſchuhe hat, die von der braungel⸗ ben Seyde dieſer Muſchel gemacht worden) Lazarusklappen von weſßer gelber brauner und rother Farbe mit allen ihren Sta⸗ cheln Corallen die verſchiedenen Arten der Hertzmuſcheln, das Menfchenhers - Venushertz - Ochſenhertz oder die Zots⸗ kappe -den Hahnenkamm den engliſchen und Rn“ Sattel und en. In der dritten Claße der auſchalchten e 9 man die ſchoͤnſten Patellen, und unter ihnen die ſeltenen Arten, welche zwei Löcher in ihren Wirbel haben, zu ſehen. In der vierten Claße erblickt man 17 unter den Meerohren das länglichte Seeohr, und viele andere theils abgezogene, theils in ihren natürlichen Farben prangende, theils mit perlartigen Knoten und Auswüͤchſen ſtarck verſehene. 27 unter N Jan el an den Seren Spengler. 1m 25 unter den Schifskutteln den nautilum craſſum, theils ganz 5 theils im Durchſchnitt, ferner verſchiedene Sorten des papier⸗ dünnen Nautil, ſowohl aug den 0 als miele Meeren. a > 55 unter den Muernüßen viele beſondere Arten von den coſurus, ä gem und Gondeln | 4, unter den Porcellainen die e 1 ER Argus, das Schildpathorn, das Ey, den Weberſpul, den Arlequin (wie er im neuen Anhang des Dargenville genannt wird) die rare blaugebandete nebſt einigen puͤcklichten und ſphaeriſch gewunde⸗ nen, endlich das ſeltene Drachenhaͤuptgen (draconites) u. ſ. w. 5 unter den Ammoniſchen das Poſthoͤrnchen und diejenigen Am⸗ monshoͤrner, welche Gualtieri auf der 19 Tab. vergroͤßert vor⸗ geſtellet - wobey ich zugleich zur Ehre dieſes Cabinets melden muß, daß im Gualtieri überhaupt gar wenig Stücke zu finden, welche der Herr Wiedon nicht haben folte, 6, unter den Kugelfoͤrmigen das Rebhun „die geckroͤnten Tepel⸗ backen, die ſchoͤnſten . von Beltdecker, Harſen und dergleichen. 7, unter 120 Fünftes Sendfhreiben: 7/ unter den Sturmhauben große mittlere und kleinere, in nicht ge⸗ ringer Anzahl ich will nur den Ochſentopf das J Jaͤgernetz⸗ - das tuͤrckiſche Papfer nennen. 8, unter den Purpurſchnecken die reichte Sa weißen, braunen ſonderlich ſchwartzen, alle mit vollſtaͤndigen Blättern, 9, unter den ſtachlichten ohne Flügel das geaͤderte Holtz, die lin⸗ cke und rechte Seefeige, gezackte große Schnepfenkoͤpfe, den Morgenſtern, viele gig mit Oi, fünf auch ſechs Linien. 193 ae . eins er 19 * 4 10 unter den ſtachlichten mit Rügen dretele Akten b von Scor⸗ pionen, Bootöhaden, Saufendbine, 99 gi Zeiger, "und andere, | 11, unter den Kegel oder Dutenſchnecken (welche Familie ich fuͤr feine reichſte koſtbarſte und zahlreichſte halte) den Oberadmiral, den Viceadmiral, Tigerduten , Butterwecken von ſeltener Groͤſ⸗ ‚fe, ferner die Erdbeere (Dargenville Planc. 12. die neue edition. P.) Kayſercronen, Kloͤppelkuͤßen, Hertz und Marmorduten u. ſ. w. Men N. ! Pin 8 12, unter der RR 8 15 we Sbaa Nacht, die Ungarifche Wittwe ; 137 unter an den Seren Spengler, | 121 23, unter den Trompetenfoͤrmigen oder unter den Spitzhoͤrnern trockene Birnen, Midasohren, Kinckhoͤrner, das perfianifche Kleid - viele Spindeln —ausnehmend ſchoͤne Pabſteronen und Biſchofsmuͤtzen, auch das weiſſe Ißlaͤndiſche Buccinum mit dick aufgeworfenen Falten und Lippen. 14, unter den Turbiniten viele Seenadeln und faſt alle mir bekand⸗ te Arten von Bohrern. 15, unter den Pyramidalſchnecken oder unter den plattmaͤulichten den waren Camiſol Knopf oder die Pharaoſchnecke - das Chine⸗ ſiſchedach, das kleine und groſſe Teleßkop, welches auch wohl die Seetonne genannt wird. Ra: 16, unter den rundmaͤulichten die feltenften Naßauer auch Gold und Silbermaͤuler, drei Arten von Sporen 17, unter den halbrundmaͤulichten beſitzt Herr Wiedon noch mehr Sorten als Dargenville Plane. 7. beſchreibt. 18, Endlich erblickt man auch eine Menge von Naben oder Thuͤ⸗ ren (cochlidum opercula) damit Schnecken ihre Haͤuſſer zu verſchlieſſen pflegen. f In der fünften Claſſe ſiehet man viele Flußſcknecken und zu⸗ letzt macht die ſechſte Claſſe mit den Erdſchnecken den Be⸗ ſchluß dieſer betraͤchtlichen und gewiß ſehenswuͤrdigen Samm⸗ Q lung. 122 Fuͤnftes Sendſchreiben. lung. Die ausfuͤhrlichſte Nachricht wird der Herr Wis don ſelbſt meinem geliebteſten Herrn Spengler geben, daher ich deſto eher abbrechen kan. Der Herr Benedetto Stefani, welcher bey des Herrn Reichs Vice Cantzlers Grafens von Colloredo Excellenz, als Secretair die Italieniſche und Franzoͤſiſche Correſpondenz beſorget, beſitzt ein aus⸗ geſuchtes Naturalien Cabinet. Mein Brief wuͤrde zu weitlaͤuftig werden, wenn ich mich bey ſeinen Corallengewaͤchſen, Thieren in Spi⸗ ritus, Mineralien, Steinen, Verſteinerungen und andern Seltenhei⸗ ten verweilen wolte. Ich bleibe bey den Conchylien und da finden ſich in dieſer Collection viele rare Sturmhauben, unter andern eine von ſolcher ſeltenen Größe, dergleichen ich noch nirgend angetroffen - ferner große Tritonshoͤrner - Knobbelhoͤrner mit allen ihren Farben- das Weib von der Fuͤnffinger Schnecke (Rumph. Tab. 35. no. 13) eine Baſtart Sorte, welche Dargenville als aͤußerſt rar beſchreibt (Rumph. Tab. 24, no. 4) - einige Pabſtcronen, das perſianiſche Kleid, der Kraußfohl - viele Mohrenbinden und andere rare Stuͤcke. Unter ſeinen zweiſchalichten gefiel mir das große Ochſenherz oder die | Narrenkappe - und ein gantzes Neſt bey einander angewachſenen Noah Archen und bey den vielſchalichten ſeine ſchoͤne Pholaden und Steindatteln. 2 Im an den Serrn Spengler. 123 Im Cloſter der Minoriten trift man eine ſehenswerthe Menge von allerhand Seltenheiten an, welche groͤſtentheils ſeit ſechs und dreißig Jahren der geſchickte und beruͤhmte Herr Pater Alexander zum Nutzen feines Cloſters und zur Ehre feines Ordens zuſammen gebracht. Dieſe Raritaͤten werden in acht großen Schraͤncken und in mehr als 300 Schublaͤden auf dem großen und ſchoͤnen e Saal dieſes Cloſters aufgehoben. Im erſten Schrancke und deſſen Schublaͤden trift man eint anſehnliche Conchylien Sammlung an, von der ich hernach reden werde. Im andern allerhand Seltenheiten aus dem Thierreiche, Mon⸗ ſtra, Hoͤrner und Geweihe. Im dritten Verſteinerungen nebſt einer zahlreichen Menge ge⸗ ſchliffener Steine. Im vierten kuͤnſtlich gebildete Steine, als Florentiniſcher Mar⸗ mor, Mooßachat, Baumſteine. Im fuͤnften Mineralien. Im ſechsſten Antiquitaͤten als Aſchentoͤpfe, Lampen, Saane, gefaͤße, roͤmiſche Muͤntzen. Im ſiebenden allerhand Kunſtſtuͤcke von berühmten Meiſtern und Kuͤnſtlern. | 2 2 Im Fünftes Sendſchreiben Im achten verſchiedene optiſche Werckzeuge. Darzu kommen noch viele tauſend Kupferſtiche, welche der Herr Pater ſelbſt auf zwanzig tauſend Stück rechnete, wobey er ſonderlich die Abſicht hat, von den erſten ſimplen Anfängern der Kupferſtecher⸗ Kunſt biß auf die jezigen Zeiten Kupferſtiche zu bekommen, um da⸗ von den nach und nach geſchehenen Wachsthum dieſer vortreflichen Kunſt zeigen zu koͤnnen. Ich laſſe alles andere auf feinem Werthe beruhen und bleibe dißmahl nur bey ſeinem erſten Schrancke ſtehen. Dieſe Conchiten Sammlung und die vorige konnen um den Vorzug ſtreiten „und ich wuͤrde unſchluͤßig und gar verlegen ſeyn, welcher ich den Rang geben müfte, wenn man mich zum Schiedsrichter erwehle⸗ te. Folgende Stuͤcke, die ich faſt alle von ungewoͤhnlicher Groͤſſe angetroffen, haben mir vor andern bemerckenswerth geſchienen, nem⸗ lich große Trompeten - Knobbelhoͤrner Sturmhauben - Krabben - Butterwecken- wilde Muſic Hörner eine Porcellane, die von ihm die getiegerte genant wurde und die groͤſte war, welche ich jemals aus dieſer Familie geſehen - ein en großen Bohrer, der faſt zweimahl ſo groß iſt wie der Dargenvilliſche, obgleich dieſer Autor von dem ſeinigen Planc. XI. A behauptet „La Vis eſt tres grosfe,, Unter den Mu⸗ ſcheln, welche von einer ſeltnen Größe waren, fiel mir die rothe Erd» beere, die Nageldublette - die Compaßſchulp oder der Sonnenwei⸗ fer - und beſonders die rare Auſter, welche der Hammer oder das Cruei⸗ 124 an den Serrn Spengler. 129 Sruchir genannt wird, ſogleich in die Augen. Dieſe letztere iſt die größefte unter den wenigen, welche von dieſer ſeltenen Art in den hieſi⸗ gen Sammlungen geſehen werden, und eben ſo groß wie Bonani dergleichen im Mufeo Kircheriano vorſtellet. Von diefer Creutzmu⸗ ſchel ſtehet auf der 160 Seite des Rumphs eine artige Nachricht, welche vielleicht manchen Leſer nicht unangenehm ſeyn moͤchte, ob ich fie gleich Ihnen, als einem mit dem Rumph ſo bekandten Freunde, als keine Neuigkeit anführen darf. ö | „Man hat mich verſichert „heiſt es dafelbft,, daß ein gewißer „ Herr hundert Ducatons vor eine eintzige Creutzmuſchel bezah⸗ „let, um ſelbige als ein Wunderſtuͤck, weil ſie ein eigentliches „Creutz vorſtellete, an den damahligen Pabſt zu verehren. Aber 5 nunmehr da man gewiß weiß daß fie zu einem Geſchlechte der „Auſtern gehöret, iſt ihre Seltſamkeit verfallen. „ Ich habe mich im Bonanni umgeſehen ob ich nicht bey der Beſchreibung dieſer Auſter einige aberglaubiſche Gedancken fin den mochte, allein vergebens. Um doch nun auch einige von der ordentlichen Groͤße aus dieſen ſchoͤnen Vorrathe zu nennen, fo findet man hier Aethiopiſche Cronen, * 2 3 ſchoͤne 136 Fuͤnftes Sendſchreiben. ſchoͤne Spindeln, Tulipanen das geperlte Orange Auge Bo zaans Segel - das große Lapphorn, welches auch die Breitlippe heißt - Cylinder mit blauen rothen gelben und weißen Mündungen (welche ich durchſchliffen ſehen moͤchte) - und eine anſehnliche Sammlung von lauter kleinen Sorten. Der Holſtein Gottorpiſche und Braunſchweig Wolfenbuͤtteli⸗ ſche geheime Legationsrath, der Herr von Moll, befist gleichfals, außer einer großen und mit vielen zur Naturhiſtorie gehoͤrigen raren Wercken vorzuͤglich verſehenen Bibliotheck, ein vortrefliches Natura⸗ lien Cabinet, welches wegen feiner Verſteinerungen am meiſten we⸗ gen der verſteinerten Holtzarten - die mit großen Unkoſten aufs ſchoͤn⸗ ſte geſchliffen worden - unter die anſehnlichſten Sammlungen dieſer Art, gerechnet werden muß. Doch iſt nicht zu leugnen, daß es an der Menge der ſteinſchalichten Thiere denen vorhin angefuͤhrten nach⸗ zuſetzen ſehy. Indeßen trift man auch hier eine gute Anzahl auserleſe⸗ ner Stuͤcke an, welche nach der Dargenvilliſchen Methode geordnet worden (freuen Sie ſich nicht mit mir, mein redlichſter Freund, uͤber die ſyſtematiſche und methodiſche Einrichtung einiger hieſigen Samm⸗ lungen?) Der Herr von Moll hat neulich auch ein recht nuͤtzliches Verzeichniß aller ſeiner Conchylien verfertigt, bey einem jeden Stuͤck die verſchiedenen Nahmen angefuͤhrt und zugleich alle Schrifſteller ſeiner an den Seren Spengler. 127 feiner Bibliothek, wo man weiter etwas davon nachlefen koͤnne aufs genaueſte bemerckt. Es iſt freilich eine muͤhſame Arbeit geweſen, bey jeden Stuͤcke den Rondeletium, Jonſton, Aldrovand, Liſter, Rumph, Bonanni, Gualtieri, Pettiver, Imperati, Dargenville, Leßer, Adanſon, Geve, Lange, Knorr, Regenfuß und mehrere andere nachzuſchlagen und Seite und Zeile zu citiren: allein wie brauchbar iſt nicht hernach ein ſolcher Catalogus? Ich will Ihnen wiederum nur einige Stuͤcke aus dieſer Collection nahmhaft machen aus der Claße der einſchalichten aus der aten Familie, einige papierduͤnne Nautilen aus der sten Familie einen beſonders ſchoͤnen großen gluͤenden Ofen aus der 7benden - - einige rund umher abgefeilte und von ihren Bedeckungen entbloͤßte Piramidal oder Kraͤuſelſchnecken auch den Pharao Turban aus der sten Familie, das Opferhorn Tsjanco von ſeltener Größe - das perſianiſche Kleid aus der Oten Familie, das Teleskop aus der 1oten Familie, der Kegelſchnecken, vier Oberadmirale, das italieniſche Eſtrich aus 123 Fuͤnftes Sendſchreiben. aus der IIten Familie der Waltzen - la belle brunette oder den Porphyr, das tuͤrckiſche Lager aus der raten Familie, der Stachel und Flͤgelſchnecken die Teufelsklaue und infonderheit die Staaten oder Orange Flagge, welche ſonſt niemand hieſelbſt aufweiſen kan, welche man auch nur in wenig Buͤchern beſchrieben findet. aus der Familie der Sturmhauben, den Ochſenkopf, das attaliſche Kleid. 4 aus der 13ten Familie der Purpurſchnecken das friſiſche Pferd. Dargenville Planc. 16 NB. die neue edition. C. aus der raten Familie, der Sphaerifchen und kugelfoͤrmigen die panamiſche auch mehrere athiopiſche Cronen aus der ısten Familie, der Porcellainen -das weiße Ey, das Cabo de bonne efperance, den aͤchten Argus aus der Claße der zweiſchalichten bemercke ich nur aus der Familie, der Auſtern den engliſchen Sattel und den Hahnenkamm aus der Familie, der Gienmuſcheln, die Venusmuſchel mit ih⸗ ren Stacheln aus der Familie, der Mießmuſcheln das Seryblat und einige Steckmuſcheln aus an den Serrn Spengler. 129 aus der Familie der Hertzmuſcheln das Menſchenhertz, der Pferdehuf aus der Familie der Kammmuſcheln, die rare Tompaßſchulp und eine Corallendublette aus der Familie der Nagel und Fingermuſcheln den Ungari⸗ ſchen Sebel. Die dritte Claße uͤbergehe ich der Kuͤrtze wegen, weil diß wenige hin⸗ reicht deutlich genug zu erweiſen, daß hier eine ſchaͤtzbare Samm⸗ lung gefunden werde. Wenn ich nicht vornehmlich auf Conchylien mein Augenmerck gerichtet hätte, ſondern von Verſteinerungen Mineralien und See⸗ gewaͤchſen eine kleine Nachricht liefern wolte: ſo haͤtte ich das unver⸗ gleichliche Cabinet des Herrn Reichs Agenten von Moll, des ein tzigen Herrn Bruders, des vorhin angeführten Herrn geheimen Le- gations Raths zuerſt nennen muͤßen. Wenn ich auch nichts weiter zum Ruhm dieſes Cabinets ſagte, als daß die ehemahlige Sammlung des berühmten Nicolaus Langius, der ſich zu Lucern aufgehalten, demſelben nachdem fie ſchon durch zwei biß drei andere Hände ge⸗ gangen einverleibet worden: fo würde ich ſchon recht vieles geſagt haben. Mir iſt es allemahl recht ſehr angenehm, wenn ich erfahre R daß a 130 Fuͤnftes Sendſchreiben. daß die Sammlungen beruͤhmter Manner in gute Haͤnde gekommen, ohne die verächtlichften Schickſale unter den Händen eines unwißen⸗ den zu erfahren. f Es hat ihnen, mein wertheſter Freund, unmoͤglich anders als hoͤchſtangenehm ſeyn konnen / wenn ich Ihnen im vorhergehenden ges meldet, daß alle Stuͤcke, welche im Gualtieri abgezeichnet ſind auch hieſelbſt nebſt vielen hundert andern in der Kayſerlichen Collection ge⸗ ſehen werden koͤnen. Aber ich kan Ihnen ferner melden daß unter den Naturalien des hieſigen hochpreißlichen Herrn Reichshofraths von Gaͤrtner, eines Mannes der wegen ſeiner Redlichkeit recht vor⸗ zuͤglich bekandt iſt und von mir mit groͤſter Hochachtung genannt wird - hauptſaͤchlich die ehemahlige Rumphiſche auf Amboina ge⸗ ſamlete befindlich iſt. Der Herr Reichshofrath beſitzen auch dasjenis ge illuminirte Exemplar, von des Rumphü ſo betitulter Amboiniſchen Raritaͤtencammer, welches dieſer indiſche Plinius, dieſer in der Con, chyliologie fo unentbehrliche Schriftſteller, ſelbſt beſeßen. Doch die— ſes Werck mit dem Cabinette befindet ſich zu Dreßden. Der Herr Reichsagent von Moll beſitzt nun die vortreflichen Verſteinerungen und Chryſtallen, welche der bekandte und gelehrte Carolus Nicolaus Langius in ſeiner Hiſtoria lapidum figuratorum Heluetiae ejusque viciniae beſchrieben. Der Herr von Moll hat alles in der Ordnung wie an den gerrn Spengler. 131 wie es Langius beſchrieben, aufgeſtellet. Jedoch hier iſt mehr als Langius, deßen Collection wohl kaum den vierten Theil dieſes ſchöͤ⸗ nen Cabinets ausmacht, in welchen aber - zu meinem Leydweſen die Conchylien den letzten Platz bekommen und faſt nur zur Erlaͤuterung der Verſteinerungen geduldet werden. Im Cloſter der Auguſtiner Varfuͤßer hat der gelehrte leut⸗ ſelige und emſige Greiß, der Herr Pater Tobias eine anſehnliche Menge von Seltenheiten der Kunſt und Natur zuſammengebracht / welche aufs ordentlichſte, neben der zahlreichen Bibliotheck ſeines Clo⸗ ſters, über welche er die Aufſicht hat, aufgeſtellet worden. Ein Lieb⸗ haber von Kupferſtichen, Alterthuͤmern, Inſtrumenten, geſchliffe⸗ nen Steinen und dergl. kan nicht ohne Vergnuͤgung und Ergoͤtzung dieſes artige Cabinet betrachten. Allein ein Kenner von Schnecken und Muſcheln findet nur erſt einen guten Anfang. Doch hat mir vor andern Stuͤcken eine recht große Sturmhaube gefallen, die aufs kuͤnſtlichſte en bas reliefs auf ihrer Oberfläche ausgearbeitet war und den Hercules mit feiner Keule und Loͤwenhaut vorſtellete. Mans cher andern z. Ex. einer groſſen innerlich rothen Steckmuſchel - der Tritonshoͤrner von der feineften Art, der Bienenförbe - zufammen gewachſene Noch Archen, will ich nicht gedencken. RN 2 Die 132 Fuͤnftes Sendſchreiben Die Sammlung des Herrn Grafens von Thurn Dohmherrn zu Paßau und Saltzburg, und Officialis bey der hieſigen dem Paſ⸗ ſauer Stifte zugehoͤrigen Kirche iſt gleichfalls merckwuͤrdig. Sie be⸗ greift Merckwuͤrdigkeiten aus allen dreien Reichen der Natur. Die zahlreiche Anzahl ausgeſtopfter Voͤgel und am meiſten die Menge wohl conſervirter Papillons oder Zwiefalter ſoll hier keine ihres gleichen haben: wiewohl doch einige der Sammlung des Herrn Ba⸗ ron Boul eben diß Lob wiederfahren laſſen. a Ich entſinne mich noch ein kleines Cabinet in dem Cloſter der Camaldulenſer Eremiten, welches nahe bey dieſer Stadt auf dem bekandten Kaltenberge lieget, bey einem dortigen Einſiedler, geſehen zu haben. Dieſer Orden befleißiget ſich vorzuͤglich der Einſamkeit, der Abgeſchiedenheit und des Stillſchweigens. Daher ein Fremden ſelten mehr als die Worte memento mori von ihnen zu hören pfles get. Ein jeder Einſiedler wohnet in einem abgeſonderten Hauſe, in welchem vier Zimmer ein Schlaf, Studier, Arbeits und Andachts Zimmer, befindlich ſind. Neben dieſen Haͤuſern hat ein jeder ſeinen kleinen angenehmen Garten voll der ſchoͤnſten und rareſten Blumen. Da ich herumgefuͤhrt und nur in eine Claufur - wie fie es nennen, oder in ein ſolches abgeſondertes Hauß zu einem Einſiedler hinein ge⸗ laſſen wurde: ſo ließ ich durch meinen Fuͤhrer den Herrn Prior erſu⸗ chen, . an den Gern Spengler. 133 chen, daß ich den Herrn Pater Norbertum, der eine Naturalien Cammer hätte, gleichfalls beſuchen dürfte. Es iſt zwar ſonſt nur gewoͤhnlich, daß man in eine einige Einſiedelei hineingefuͤhret wird, weil man an einer eintzigen die Einrichtung aller ſehen kan: ich erhiel, te aber ohne Schwierigkeit die Erlaubniß auch die verlangte zu ſehen, welches dem Pater der mich herumfuͤhrte deſto angenehmer war, weil er ſelbſt noch nie die Schaͤtze und Raritäten ſeines Ordensbruders ges ſehen, ohneracht er ſchon viele Jahre ein Mitglied dieſes nach den Regeln des Heil. Romualds eingerichteten Ordens geweſen. Dem Herren Pater Norberto wurde nun im Nahmen des Priors anbefoh⸗ len mit mir zu reden, und mir feine Sammlung zu zeigen. Er hat te wuͤrklich mehr als ich bey einem Einſiedler, dem es ja an aller Ge legenheit dazu fehlet, vermuthet haͤtte; wiewohl feine Sammlung ſich nicht bloß auf Schnecken und Verſteinerungen ſondern gar bis auf Muͤntzen, Buttervoͤgel und auf die verſchiedenen Arten der Vo⸗ gelneſter erſtreckte. Die Verſteinerungen des Kaltenberges, auf wel— chem diß beruͤhmte Cloſter lieget, traf ich hier in ziemlicher Anzahl an. Unter feinen Schnecken ſchien mir das Buccinum, welches Gual⸗ tieri, Tab. 68. C. unter dem Titel Cochlea marina plena beſchrei⸗ bet, das merckwuͤrdigſte zu feyn. Da ich mich nach dem Nahmen dieſer und jener Stuͤcke erkundigte: ſo bekandte der gute Mann, daß er zwar ein großer Liebhaber aber kein Kenner waͤre, wozu er auch R 3 bey 134 Fuͤnftes Sendſchreiben bey feiner einſamen verfchloffenen Lebensart keine Gelegenheit, und bey treuer Ausrichtung ſeiner Ordenspflichten keine übrige Zeit habe. Ich zweifle nicht dieſe Sammlung werde mit der Zeit immer wichti⸗ ger werden, weil es bey allen Schaͤtzen der Cloͤſter unter die Ordens⸗ reguln zu gehören ſcheint: Plus ultra. Wie bald wird ſonſt eine herrliche Sammlung die durch unſaͤgliche Muͤhe und Koſten aus allen vier Winden und Erdtheilen zuſammengebracht worden, durch eine Auction von einigen Stunden und Tagen zerſtreuet, doch der⸗ gleichen darf man bey einer Naturalien Cammer, worauf ein Cloſter das Erbrecht hat, nicht befürchten. Alle Stücke in derſelben find Erbſtuͤcke, die nie veräußert werden dürfen. Daher findet man noch immer im Jeſuiter Collegio zu Rom die Sammlung des Athanafii Kircheri, aber mit der ſtaͤrckſten Bereicherung. Deswegen wuͤn⸗ ſchet Dargenville daß alle Naturalien Sammlungen vor aller Zers ſtreuung fo ficher ſeyn möchten. Denn nachdem er eben das Schick⸗ ſal des Cabinets des Worms, dieſes ehemaligen beruͤhmten Lehrers der Artzenei Gelahrtheit zu Copenhagen beklaget: fo ſetzt er pag. 147. Tom. I. hinzu: C’eft aſſet la deſtinèe des ces trefors particuliers. „Il ſeroit a ſouhaiter que ils fuffent entres les mains des Princes, „des Colleges, des maifons religieufes, des Academies, ou bien „qu? an den Serrn Spengler. 135 „qu’ a l' exemple des Italiens un Cabinet paſſat du Pere au fils „qui loin de le demembrer, cherchat tous les jours le moyen de „ enrichir. Combien de temps, combien de ſoins & de de- „penfes, pour completter une collection, que huit jours de ven- | „te anneantiſſent & diſperſent de toutes parts. Von meinem eigenen kleinern Vorrathe, welcher in den dreien Jahren meines Hierſeyns ſchon wieder auf achthundert Stuͤck Con⸗ chylien und etwa ſechszig bis flebenzig durchſchliffene gebracht worden, will ich um deswillen ſchweigen, weil ich ihn gar nicht unter die Wieneriſchen Naturalien Cammern zaͤhlen moͤchte. Kan ich mich hieſelbſt anders wie einen Fremdling anſehen, der hier keine bleibende Stätte hat? Sch bin fo gluͤcklich geweſen den Oberadmiral - Bi ceadmiral - Schout bey Nacht - den Scorpion die gethiophiſche Crone-Pabſterone und Biſchofsmuͤtzen -das blaue Band die Pagode oder das Chineſiſche Dach: die ſchoͤnſten Naßauer - Gold - und Sil⸗ berlacken- die Compaß Mufchel- die Pholade und viele andere Stuͤcken vom Range, zu welchen ich mir hier keine Hofnung gemacht, aufs leich⸗ teſte zu bekommen. Wenn es meinem Ertzhirten ind dem Ertzbiſcho⸗ a fe 136 Faͤnftes Sendfchreiben fe meiner Seelen JEſu Chriſto (in deſſen Willen ich meinen Willen ſchon ergeben und deſſen alleiniger Regierung ich alle meine Wege uͤberlaſſen habe) über kurtz oder über lang gefallen wird, mich zuruͤck zu berufen: ſo werde ich dieſe meine neue Collection mit mei ner vorigen ungleich ſtaͤrckern zurücgelaffenen , vereinigen, und als dann etwas mehr vollſtaͤndiges in dieſem ſchoͤnen Capitel der natuͤrli⸗ chen Geſchichte aufweiſen koͤnnen. Doch ich irre mich, wie ungemein weit bin ich von aller Annaͤherung zur Vollſtaͤndigkeit zuruͤck. O welche Kluft, welch gewaltige Entfernung? Wenn es auch nur wahr wäre was Kundmann in feinen rarioribus naturae behauptet, daß man wohl tauſend verſchiedene Arten der Schnecken und Muſcheln annehmen dürfe - da doch vielleicht noch tauſend verſchiedene Arten in den tiefſten Abgruͤnden des Oceans, an den Ufern unbekandter Laͤuder, unbeſuchter Inſuln, an den verborgenſten Seeklippen, oder auch vor den Augen unachtſamer Bewohner des Strandes und der Kuͤſten liegen, welche niemahls einen Liebhaber erfreuet, niemahls die Sammlung der Bewunderer ausgezieret. Hier haben nun mein theureſter Freund, eine geringe Nachricht von den hieſigen merkwuͤrdigſten Naturalien, ſonderlich Eonchylien b i Sam - an den gern Spengler, 137 Sammlungen, ſoviel mir deren in den dreien Jahren meiner Wie⸗ neriſchen Walfahrt bekandt worden. Solte ich einige uͤberſehen und vergeßen haben „ſo verſpreche ichs Ew. HocheEdel. kuͤnftig davon nachricht zu geben. Wenn ich alle Sammlungen hätte nahmhaft machen und muͤhſam aufſuchen wollen, welche etwa in ein paar Schub⸗ laͤden voller Schneckenſchalen und Steinen beſtehen, ſo haͤtte ich mein Schreiben biß zum Eckel vergroͤßern muͤßen. Dieſe unvollkommene Nachricht kan indeßen vollkommen hinrei⸗ chend ſeyn um zu beweiſen, daß die Liebe zur Naturkunde und zur na⸗ tuͤrlichen Geſchichte in Wien gewiß nicht erloſchen ſey: ſondern ſogar vom hoͤchſten Trohne biß zu den verſchloßenen Zellen der Einſiedler ihre Liebhaber und Bewunderer finde. Wie geſegnet würden dieſe und alle Collectionen der Naturfor⸗ ſcher in der Welt ſeyn, wenn ſie insgeſamt zu einer ſeligen Gelegen⸗ heit gebraucht wuͤrden, dem Herrn der Natur, unſern alles vermöͤ⸗ genden allerweiſeſten Schoͤpfer mehrere Liebhaber, Bewunderer und Anbeter zu verſchaffen! wenn das Vergnuͤgen an der Mannigfaltig⸗ keit und Schönheit feiner Geſchoͤpfe bey vielen, kein bloß fluͤchtiges 5 5 S voruͤber⸗ 138 Sünftes Sendfchreiben voruͤbereilendes und irdiſches Vergnügen in GOtt bliebe, ſondern mehr dahin eingeleitet werden möchte, 5 daß die Hertzen von der Erden gantz zu Ihm gezogen werden! und wenn der Eyfer Naturalien zu ſammlen, nicht oͤfters von einem Triebrade beſeelet würde, welches ich, mit einem Ausdruck des Apo⸗ ſtels Pauli, einen Geitz nach eitler Ehre nennen muͤſte! Schließlich erſuche ich meinen geliebteſten Herrn Spengler mir fernerhin Dero Liebe und Freundſchaft zu goͤnnen, und vollkommen verſichert zu ſeyn, daß auch die weiteſte Entfernung und laͤngſte Abwe⸗ ſenheit mich niemahls auch nur ein Haarbreit, von der Hochachtung, die Sie gewiß verdienen, und von der Liebe entfernen koͤnne, wel⸗ che ich Ihrem redlichen und freundſchaftlichſten Hertzen, auf alle Le⸗ benszeit, ſchuldig bin. Wenn ich kuͤnftig einen bewaͤhrt erfundenen aufrichtigen unintereßirten Hertzensfreund nennen werde, ſo werde ich Sie nennen, mein redlicher Herr Spengler. Sie wißen es ſchon ts find gewiß nicht leere Töne und nichts bedeutende Worte, wenn ich an den Herrn Sener 139 ich mich mit einem s voll Liebe, Zaͤrtlichkeit und Neundſchaft nenne, Dero Wien den 30 November 1759 aufrichtigſten und ergebenſten Freund und Diener. 9.7 Hi A" I 0 25 Per 7