— me, 4 — — — — V } un 2 — — ae) — = — 3 1 ; 1 = —— . 1 „ 5 B se si 85 Bequest of 8. Stillman Berry = O — — —.— — = — = Ss. — = OD u = (om = N Steine Beytraͤge Tcſtaccolhtologie zur Erkäntniß GHttes aus den Vonchylien in einigen Sendſchreiben herausgegeben Johann Hieronymus Chemnitz, Königlich Daͤniſchen Legations Prediger zu Wien. — 2 * — — 7 n C. cl manu- Nurnberg. Verlegtt Johann Michael Seligmann 176% a a m 1 ir a; 2) Br deine 1 e , RR NE „dns: 1 0 „ e a Wi bog mengaß ae * | Dem N N}, 039 Hochwuͤrdigen und Hoͤchſtgeehrteſten Herrn | D. Brich Wontoppidan, Procantzlers der Univerſttaͤt Copenhagen, und Mit⸗ glieds der Koͤniglich Daͤniſchen Societaͤt der Wißenſchaften, und dem | Hochwuͤrdigen und Hochgelehrten Herrn SSN NN D. Sberhard David Sauber, verdienſtvollen Predigers bey der teutſchen Gemein⸗ de zu Copenhagen, und Mitglieds der Koͤnigli⸗ chen Societaͤt der Wißenſchaften * 2 dieſen dieſen bepden groſſen Kennern, Liebhabern und Verehrern der Wercke des Herrn, meinen geneigteſten und hochzuverehrenden ar uͤbergebe ich dieſe Sammlung einiger Sendſchreiben zum Zeugniß meiner ehrerbietigſten Hochachtung und ungeaͤnderten Ergebenbeit, und zu einen kleinen Beweiß meiner danckbaren Erinnerung an alle jemahls von denenſelben genoßenen Wohlthaten, mit den lauterſten Segenswuͤnſchen daß der Allerhoͤchſte dieſe Hochwürdige Männer fernerhin zum Segen ſetzen, als auserwehlte Ruͤſtzeuge gebrauchen, zu Säulen und Pfeilern in ſei⸗ ner Kirche erhalten, zu recht ſichtbaren Vorwürfen ſei⸗ ner Barmhertzigkeit und ſegnenden Gnade erwehlen und niemahls ablaßen wolle Ihnen und Ihren theureſten Familien uͤberſchwaͤnglich wohlzuthun. 8 3 8 Vor⸗ Vorrede. ier ſind einige Beytraͤge zur Conchyliologie, oder wie ich fie mit Recht betiteln koͤnnen, zur Teſtaceotheologie; indem ich den edlen Endzweck immer dabey vor Augen gehabt zur Erkaͤntniß und zur Verherrlichung GOttes, aus dieſen kleinen Theil feiner Wercke, und zur Erbauung des Hertzens meiner Leſer einen obgleich unanſehnlich gerathenen doch redlich gemeinten Bey⸗ trag zu thun. Wie reichlich belohnt würde ich ſeyn / wenn ich biedurch Etwas ſeyn moͤchte zum Lobe der Herrlichkeit meines herrli⸗ chen GOttes, deſſen Nahme ſich ſo unausſprechlich herrlich in allen Landen, in allen Tiefen, in allen noch ſo veraͤchtlich ſcheinenden Creaturen erwiefene! Wie belohnt würde ich ſeyn, wenn auch hiedurch die Einſichten von der Macht, Weiß⸗ heit, Gute und über alle Geſchoͤpfe fo ſichtbar waltenden Vor⸗ ſehung GOttes moͤchten vermehrt / erhöht und einige zur meh⸗ rern Achtſamkeit auf den anbetungswuͤrdigſten Uhrheber er⸗ weckt werden, den man auch in ſeinen Kleinigkeiten ſehen, fuͤhlen / und finden kan. “3 Der | Vorrede. Der erſte Brief an meinen verehrenswerthen Lehrer den Herrn Profeßor Langen iſt ſeinem Hauptſaͤchlichſten Inhal⸗ te nach ſchon einmahl in der beliebten Daͤniſchen Monaths⸗ Schrift gedruckt worden, welche von dem Zuftande der Wiſ⸗ ſenſchaften und Künfte in Dännemarck handelt. Dennoch habe ich ihn dißmahl zur mehrern Verſtaͤndlichkeit der uͤbri⸗ gen beyfuͤgen wollen. Alle meine Leſer, welche keine beſondere Kaͤntniß der Geſchlechter, Kunſtwoͤrter und unverſtaͤndlichen Nahmen der Conchhliologie haben, muß ich zum voraus bit⸗ ten, ſolche Stellen lieber zu uͤberſchlagen als unguͤtig und liebloß zu beurtheilen. Soviel weiß ich / auch nur gantz mäß ſige Kenner dieſes kleinen Theils der Naturkunde werden mich leichte verſtehen und uͤberſehen. Zuletzt emphele ich dieſe ges ringen Blätter den ſegnenden Händen meines ſegensreichen GOttes. Was Er ſegnet das iſt, das bleibt geſegnet ewi⸗ glich. Ihm iſts, nach dem vorigen Sontags Evangelio, et was gantz leichtes aus ſchlechten Dingen etwas koͤſtliches, aus Waſſer herrlichen Wein zu machen. Vielleicht gefälts ihm dieſen waͤſſerichten und ſchlechten Vortrag zu verwan⸗ deln und zum Segen Nutzen und Erbauung mancher Leſer gereichen zu laſſen. Wien den 24. Jenner 1760. 9 Erſtes Erſtes Sendſchreiben | von einigen Bemuͤhungen um die innere wunderbare Bauart der Schneckengebaͤude kennen zu lernen Hochedelgebohrnen und 8 Herrn | 5E RRR 2 Fohann Foachim Nangen öffentlichen ordentlichen Lehrer der Mathematic und Phyſic auf der Friedrichs Univerſitaͤt Halle, wie auch der Nöm. Kaiferl, und Koͤnigl. Preußiſchen Akademie BR is: Wiſſenſchaften wuͤrdigen Mitglied. „ 9 Hochedelgebohrner Hochgelehrter, Inſonders Hochzuverehrender Herr Profesſor, Hochgeneigter Lehrer und Gönner. Be ie werde ich die tiefen Eindrücke aus meinem Ge 2 müthe verlieren, welche Ew. HohEdelgeb. - Liebe, Sorge, Treue und Gewogenheit hinein: — W gedruckt: und nie wird die weiteſte Ferne die Hochachtung und d dentbarſte Ergebenheit gegen Dieſelben aus meis nem Hertzen entfernen, wozu mich die ſtaͤrckſten Bande verbinden. Wie angenehm iſt mir die Erinnerung der vortheilhaften Jahre und füßen Stunden, da ich Dero lehrreichen Unterricht in der Naturleh⸗ re, Feldmeßkunſt und natuͤrlichen Geſchichte genoßen, und außerdem noch die unſchaͤtzbare Gelegenheit gehabt, mir durch freyen offtmali⸗ gen Zutrit weiter Raths zu erholen, beſondere experimente mit an⸗ zuſehen , Deroſelben vortrefliche Naturalien Sammlung zu beſuchen, auch zu eignen Verſuchen in der practiſchen Mathematic Inſtrumen⸗ ES B te 10 Erſtes Sendſchreiben te aus Dero großen Vorrath zu leihen - - - und wenn wuͤrde ich fertig wenn ich alle Erweiſe Deroſelben vaͤterlichen Liebe und Geneigt⸗ heit erzaͤhlen wollte? Zwar verpflichtet mich jede Art der Unterwei⸗ fung meines Hochzuverehrenden Hn. Profesforis zum allerverbind⸗ lichſten Dank: ſonderlich aber glaube ich das erkaͤntlichſte Andencken Dero vortreflichen Unterricht in der Natuͤrlichen Geſchichte, wobey jedesmal Dero koſtbares Cabinet gezeiget wurde, ſchuldig zu ſeyn. Ew. HohKdelgeb. kennen meine ſonderbare Neigung Schnecken und Muſcheln, Steine und Verſteinerungen zu ſammlen, die ich ſchon auf der Schule im Cloſter Bergen geerbet, die in Halle in Dero Umgange und Vorleſungen ſtaͤrcker und nutzbarer worden, auch ſeit⸗ dem von Jahr zu Jahr zugenommen. Wie koͤſtlich und erwuͤnſcht muſte mir nun ein Unterricht ſeyn, der das lehrete was ich zu wißen fo eifrig wuͤnſchte, meinen Geſchmack fo gemaͤß war, und meine Erwartung immer übertraf ? Ich habe ſeitdem meiner leinen Sammlung gar enge Graͤntzen geſteckt, wozu mich die Veraͤnderun⸗ gen meines Aufenthalts und nothwendigere Arbeiten genoͤthiget. Ohne mich daher in die weiten Felder der Naturreiche zu verlieren 7 ſo bin ich zufrieden aus dem Steinreiche die Verſteinerungen und aus dem Thierreiche Schnecken und Muſcheln zu ſammlen, wozu ich a auch in Copenhagen die ſchoͤnſte Gelegenheit finde. Von Verſtei⸗ nerungen behalte ich auch nur die deutlichſten, n deren bloßen | nel An⸗ an den Zerrn Profesfor Langen. 11 Anblick unglaubige Zweifler (oder wie fie der Herr Prof. Kruͤger zu nennen beliebet Steingtheiſten) augenſcheinlich überführt werden konnen es find Verſteinerungen. Schnecken ſuche ich mit völligen Farben zu bekommen, und von Muſcheln wuͤnſchte ich mir jedesmal die Doubletten (wo es nehmlich ihr Geſchlecht mit ſich bringt daß es zweyſchaligte) zu erhalten. Es iſt wahr, meine kleine Sammlung wird dadurch noch viele Jahre gantz klein bleiben, und ſie muß es bleiben, wenn ich von wichtigern Geſchaͤften nicht zu ſehr abgezogen werden ſoll. Doch fo klein fie iſt, fo iſt ſie dennoch groß genug mir zum oͤftern das unſchuldigſte Vergnügen zu verſchaffen, und mir die SGroͤße meines Schoͤpfers und die großen Grund ⸗Saͤtze zu predigen, „Wie iſt doch GOtt auch in den kleinſten Wercken ſo groß? Wie „ weiſe bildet, wie herrlich mahlt Er mit unnachahmlichen Pinſel „durch die Natur in den dunklen Tiefen des Weltmeers?“ Seit anderthalb Jahren habe ich die Kunſt gelernt, die vielleicht andern laͤngſt bekandt geweſen, alle von Farben verlaßene, ausgebleichte, ber ſchädigte, auch auf der einen Seite zerbrochene Schnecken gleichfalls aufs nuͤtzlichſte zu gebrauchen. Ich wage es in dreiſten Vertrauen auf Ew. HocheEdelgeb. guͤtige Aufnahme von dieſen Gebrauch der mir und meinen Freunden eine gantz neue Sache geweſen, eine kleine Nachricht zu geben. Ew. Hoch Edelgeb. wißen wie ich ſchon | in A 1. muͤßigen Stunden Ammons Hoͤrner und andere Ver⸗ 0 B 2 ſteine⸗ 12 Erſtes Sendſchreiben ſteinerungen auf Sandſteinen durchſchliffen „ihnen auch nachher ch nige Politur gegeben, um auf dieſe Art die innern Abtheilungen und Concamerationen ſehen zu koͤnnen; und wie froh ich geweſen wenn Dieſelben ſolchen Kleinigkeiten den geringſten Platz unter Dero gro⸗ ßen Vorrath angewieſen. Auch hier machte ich es mit einigen Stei, | nen eben ſo/ welches einer fürſtlichen Perſon bekandt wurde ’ durch deren hohes Vorwort ich von einer noch hoͤhern, ohne mein Suchen, eine anſehnliche Summe Geldes geſchenckt bekam, ſowohl zur be⸗ quemen Maſchine als auch Unterricht im Steinſchleifen. Die Ma⸗ ſchine iſt mehrentheils nach Art derjenigen eingerichtet auf welchen durch Handarbeit Glaß geſchliffen wird, nur find meine Scheiben weder erhoben noch vertieft, ſondern voͤllig Waßergleich; ſie fi nd auch noch einmal fo breit und nicht bloß von Kupfer, fondern auch von Bley Zinn und Holtz. Die Bleyerne wird zum Durchſchleifen, die Zinnerne bey harten, und die Hoͤltzerne bey weichen Steinen zum Poliren, und die kupferne zum Durchſaͤgen oder Schneiden gebraucht. Wiil es bey allen Vortheilen der Maſchine eine langſame und auf⸗ haltende Arbeit blieb Steine zu ſchleifen: ſo verfiel ich drauf einmal ſtatt der Steine ſteinſchalichte Thiere oder Schnecken zu neh en. Nun hatte ich zwar durchgefägte oder durchſchnittene Nautilos und andere Arten ſowohl bey Ew. Hochedelgeb. als in an⸗ dern Cain geſehen, wiewohl immer nur gantz wenige; ich bes ee ſaß an den Zerrn Profesfor Langen. 13 foß auch ſelbſt dergleichen. Allein daß man einen Nautilum und alle Arten auch der duͤnneſten Schnecken auf einer bleyernen Schei⸗ be durch Huͤlfe des Schmergels aufſchleifen und durchſchleifen koͤn⸗ ne, wobey denn allemal die eine Hälfte durchs hinwegſchleifen verloh⸗ ren geht, davon hatte ich nie eine Probe geſehen noch geleſen, noch gehoͤret. Indeßen verſuchte ich es gleich mit einen ſogenannten klei⸗ nen Spitzborn, es gieng alles beffer wie ich vermuthet, nach einer kleinen halben Stunde war ſchon die eine Hälfte völlig hinweg, und nachdem alle Cammern vom Schmergel gereiniget waren: ſo erblick⸗ te ich zu meinen gröften Vergnügen nicht nur den innern Wunder⸗ | bau ‚ fondern auch die vortreff lichſte Glaſur, und wie gewiß die in⸗ nere Schönheit oͤffters die äußere uͤbertreffe. Ich ſage oͤffters — Denn manche wiederum die von außen die rareſten und ſchoͤnſten, ſind von innen die allerſchlechteſten, und es bleibt alſo auch bey Schne⸗ cken ein falſcher und betruͤglicher Schluß den man von der aͤußern Schoͤnheit auf die innere machen wolte. Die vorhin angeführte klei⸗ ne Entdeckung war mir viel zu lieb, als daß ich laͤnger haͤtte warten fönnen, ſogleich mehrere Verſuche anzuſtellen. Ich verſuchte es mit einer mittelmaͤßigen Porcellain Schnecke, und ſahe bald nachdem ich ſie zerbrochen, daß weniger Ellfertigkeit aber mehr Vorſicht, weni⸗ ger Hitze aber mehr Aufmerkſamkeit auf die innere Lage der Cam⸗ mern nöthig ſey, wofern nicht alle Arbeit vervielfältiget oder gar ver⸗ Sala a N gebe Ä 14 Erſtes Sendſchreiben. geblich gemacht werden ſolte. So habe ich in mehrern Faͤllen Lehr⸗ geld geben und durch Schaden kluͤger werden muͤßen. Oeffters wur⸗ de auch ein nicht geringer Queerſtrich durch alle meine Freude ge⸗ macht, wenn nach aller angewandten Muͤhe und beſten Hoffnung die letzten Cammern verwachſen (ſo in einer gewiſſen Art von Bohrern faſt jedesmahl iſt) oder durchfregen und durchloͤchert auch wohl gar heraus gefallen waren (welches in Voluten und Cylin⸗ dern, deren innere Geſtalt ſonſt die ſchoͤnſte, etwas gantz gewoͤhnli⸗ ches) oder offt dergeſtalt an ihrer Glaſur durch zuruͤckgebliebene ſcharf⸗ fe Feuchtigkeiten angefreßen und verdorben waren „daß man ſie weg⸗ werffen muſte. Ehe man daher die langſame Arbeit uͤbernimmt ei⸗ ne Schnecke zu durchſchleiffen, ſo muß man ſelbige gegen das Licht halten und wohl zuſehen ob viel Unrath in derſelben befindlich ſeye oder nicht. Iſt das erſtere, fo iſt es ſchon vermuthlich daß aller innere Glanz verlohren gegangen und Mühe und Ar: beit faſt vergeblich werde verſchwendet werden. Deſto ſchaͤtzbarer iſt mir nun eine jede geweſen deren Glaſur in ihrem gantzem Ölange | erſchien und deren Structur vollkommen unverſehrt war. Seit der Zeit iſt aber keine Art der Schnecken die ich doppelt beſitze mehr ſicher ihre Haͤlffte nicht zu verlieren um auch hinter ihre innere Heimlich; keiten zu kommen. Und wuͤrde es nicht den groͤſſeſten Mutzen haben | wenn es allen Liebhabern beliebte dergleichen Einrichtungen mit ih 2 1 an den Herrn Profesſor Langen. 16 ren Schnecken Sammlungen zu veranſtalten, damit man auch die innren Gewinde zu ſehen bekaͤme, und nicht bey der aͤußern Schale allein ſtehen bleiben duͤrffe? Es waͤre nicht einmahl noͤthig ſich um dieſen Zweck z erreichen, eine theure Maſchine anzuſchaffen. Man duͤrfte nur einen guten Sandſtein und ſtatt des Schmergels naß gemachten Sand nehmen, und alsdenn die Schnecken, deren innere Struktur man [chin will, fo lange hin und her reiben bis eine Abtheilung nach der andern ſichtbar würde. Es wird freilich ein wenig mehr Mühe ko⸗ ſten: doch welcher redliche Naturforſcher achtet ein wenig Muͤhe? Ew. Hochedelgeb. erlauben es guͤtigſt daß ich dero einſichtsvollen Beurtheilung einige Anmerkungen uͤber die Vortheile „die man aus fleißiger Unterſuchung der innern Beſchaffenheit der Schnecken ge⸗ wiß erwarten koͤnne, unterwerffen, auch ſo kuͤhn ſeyn duͤrffe mir derſelben Meinung auszubitten. Zum theil habe ich dieſe Anmer⸗ ckungen dem geſchickten Kenner der Wercke der Natur, meinem theureſten Freunde dem Hrn. Spengler zu verdancken, der Ew. Hochedelgeb. laͤngſt aus ſeinen von der Electricitaͤt geſchriebenen Briefen bekandt iſt. (Es ſind mir von dieſen meinem theuren Freun⸗ de einige ſchrifftliche Anmerckungen über dieſe Sache verſprochen worden, die ich kuͤnftig meinem Herrn Profeßor zu uͤberſenden das Waging haben werde.) J. Man E Erſtes Sendſchreiben. I. Man wuͤrde bald, wenn man der innern Struktur der Schnecken nachforſchen wolte auf eine leichte und gluͤckliche Einthei⸗ lung derfelben kommen. Denn wo ich nicht gaͤntzlich irre, fü hat es daran bisher gefehlet. Denn die Eintheilungen die man im Leher, Bonani, Dargenville und andern antrifft find weder leicht noch gluͤckich genug. Wie wenig die Eintheilung des leztern accurat ſey, hat ja auch der Hr. Denſo in feinen phyſicaliſchen Briefen gezeiget. Und vielleicht wirds mit allen Eintheilungen fo gehen, fo lange nan nur die aͤußere Geſtalt und Farben zum Eintheilungs Grunde er⸗ wehlt. Der ſel. Leßer iſt ganz anderer Meinung wenn er in feiner Testaceotheologie pag. 135. ſagt „Andere nehmen ihre Eintheilung „von den Schalen dieſer Thiere und dieſe haben zweyerley Meinung. „Einige ſehen nebſt der außerlichen Geſtalt auch auf ihr innerliches „Gebaͤude. Sie beruffen ſich darauf, daß dadurch die Schiffkut⸗ „tel und einige Ammonshoͤrner ſich won andern Schnecken unter⸗ „ſcheiden. Sie rathen dahero an einige und andere von einander „zu ſchneiden. Allein ſie werden mir vergeben wenn ich dieſe Art „von Eintheilung vor unmoͤglich halte. Denn ſie ſetzen voraus daß „man alle Arten von Schnecken zuſammen haben muͤße“! Ich ſehe nicht wie ein eintziger dergleichen vorausſetzen koͤnne, man darf nur von einer jeden Hauptfamilie eine eintzige durchſchnittene oder durch⸗ ſchliffene haben, fo weiß man wie alle andere von der Art innerlich © ge an den Seren Profesfor Langen. 17 gebauet und geſtaltet ſind. Wer eine durchſchliffene Volute oder Dutenſchnecke hat, der braucht nicht alle Arten der Oberadmirale zu zerſchleiffen, weil alle Admirale aus der Familie der Voluten find. Daher es ſchon die aͤußere völlig gleichfoͤrmige Bauart lehret, daß kein weiterer innerer Unterſchied vorhanden ſey. Wer eine ein⸗ tige aufgeſchliffene Porcellane hat, der weiß die innere Structur (ob⸗ gleich in den innern Farben noch ein groſſer Unterſchied ſeyn kan) al⸗ ler Porcellanen, ſolten ſie auch von außen in ihren Farben noch ſo un⸗ terſchieden ſeyn, und es iſt gantz unnoͤthig die rareſten zur Anatomie zu erwehlen. Der gute Leßer faͤhret in ſeinen Eifer fort und ſpricht „Nun findet man in keiner Sammlung alle Arten beyſammen, „wie will man denn Erlaubniß haben die Arten der Schnecken und 5 Muſcheln (Muſcheln ſind ja uͤberdem offen und brauchen nicht erſt „aufgeſchnitten zu werden) ſo man aus fremden Cabinettern erborget „von einander ſchneiden zu duͤrffen. Man koͤnnte ſich eben dies ſer unrichtigen Vorderſaͤtze bedienen, um zu zeigen daß alle Art von Eintheilung unmöglich ſey; warum? denn diß ſetzet voraus, daß man alle Arten von Schnecken zuſammen haben muͤſſe. Derglei⸗ chen Cabinet hat man aber noch nicht. | II. Ob Schnecken von ihrer erſten Kindheit an alle ihre Cam⸗ mern ſchon in kleinen en miniatur hätten, die ſich hernach bey zuneh⸗ C menden 178 Erſtes Sendſchreiben menden Alter mehr und mehr entwickelten? darüber iſt man nicht ei- nig. Dieſe beſtrittene aber nie voͤllig entſchiedene Sache koͤnnte auch gar bald durch eine fleißige Unterſuchung der innern Abtheilungen ſowohl in kleinen als groͤßern und groͤſten entſchieden werden. Seit⸗ dem ich drauf gemerckt, finde ich bey den mehreſten, daß in den klei— neſten eben ſoviel Abtheilungen en miniatur wie in den groͤßeſten von eben der Art befindlich find. Ich habe zu dem Ende zur Probe eis nige Sturmhauben ſowohl von gantz kleiner als auch mittelmaͤßigen und groͤſten Sorte beygelegt, da in Abſicht der 5 der Cam⸗ mern nicht der mindeſte ah III. Solte nicht auch durch ein eifriges Unterſuchen des innern Baues dieſer reitzenden Geſchoͤpffe die bisher uneroͤrterte und unbe⸗ griffene Sache wegen ihres Wachsthums, ob dabey eine weitere Ausdehnung ihres Gehaͤuſes, oder jaͤhrliche Verwechſelung oder neuer Anwachs der Cammern vorgehe u. ſ. w. in einiges Licht geſetzet werden koͤnnen? Da ich eben des Wachsthums der Conchylien ge⸗ dencke: ſo kan ich nicht umhin eine Stelle die hieher gehoͤret aus dem zweyten Theil des vortrefflichen Verſuchs einer natuͤrlichen Hiſtorie von Norwegen anzufuͤhren. Es iſt befandt daß der damahlige Bir ſchoff zu Bergen und nunmehrige verdienftvolle Procantzler zu Co⸗ venhagen der gelehrte Verfaſſer dieſes lehrreichen Buches fey. Er redet an den Seren brofesfor Langen. 19 redet in der Stelle, die ich eben anführen werde, eigentlich nur vom Wachsthum der Auſtern, ich glaube aber daß es der vortreffliche Herr Procantzler auch vom Wachsthum aller Arten von Muſcheln und Schnecken werden verſtanden wißen wollen. Hier ſind deſſen eigentliche Worte S. 308. „Es fraͤgt ſich wie es zugehet, daß die „Schale an allen dieſen Auſterarten zugleich mit dem darinnen ver⸗ „ borgenen Wurme waͤchſet und erweitert wird, ob fie ſchon nicht ſo „wie das ſteinerne Kleid des Hummers aus dem Körper des Wurs „mes wächft, ſondern, wie es deutlich iſt, von außen aus dem Sande „und Schleime der See erzeuget und ernaͤhret wird? Allein ſehet „davon koͤnnen wir kaum einige uns bekandte zureichende Urſachen „ausfuͤndig machen, die uns freyſprechen koͤnten zu ſagen, es iſt et— „was das wir nicht wißen und das unſere Ariſtotelicker Qualitates „occultas genennet haben, die, wenn fie in den Augen des gemei— „nen Mannes nicht das Anſehen haben wollten, als ob ſie gantz „und gar ſtille ſchwiegen doch etwas ſagten, was es auch war. „Wahrlich Gott iſt auch in minimis maximus, und dasjenige ſei⸗ „ner Wercke, woran wir den innerſten Grund und Zuſammenhang „ einſehen, iſt ſo geringe, auch in einem Jahrhundert, fo das Anſehen „haben will, daß es durch den Hauptſchluͤßel feiner Demonſtratio⸗ „nen alle Schloͤßer aufſchließen konne. E 2 IV. 20 Erſtes Sendſchreiben IV. Mahler, Kupferſtecher, Baumeiſter entlehnen haͤuffig ihre Schattirung, Verzierung und dergleichen von der aͤuſſern il: dung der Schnecken. Und wie viel Anſehn gibt nicht dieſe Nachah⸗ mung der Natur oder vielmehr des Herrn der Natur ihren Wercken? Solte nicht die aufmerckſame Betrachtung des innern Wunderbaues einen eben ſo großen oder noch wohl weit groͤßern Nutzen haben, ſonderlich auch in der Baukunſt in Anlegung der Treppen und Thürs me 3c.? Solten nicht die unvergleichlichen Miſchungen der innern Farben beym Mahlen, und die vortrefflichen Arten der inwendigen Glaſur beym emailliren und in Porcellain Fabriquen alle Nachah⸗ mung verdienen? Be V. Kenner, Bewunderer und Liebhaber der Schnecken, wenn es ihnen beliebt eine von jeder Art zu durchſchleiffen (welches ja ſoviel Ueberwindung nicht koſten wird, weil ſie nur jedesmahl die ſchlechte⸗ ſte und an allen aͤußern Schoͤnheiten verarmte dazu nehmen, und gleichſam nur die aͤrmſten Cadavera auf dieſe Anatomie liefern duͤrf? fen) erhalten alsdenn von jeder Art ein doppeltes Vergnuͤgen, nem⸗ lich von der aͤußern und innern Schoͤnheit, welche letztere offt die er ſtere übertreffen wird. Dieſes Vergnuͤgen kan annoch vervielfältigt werden, je nachdem eine Schnecke von verſchiedenen Richtungen durch ⸗ ſchlif⸗ an den Seren Profesfor Langen, 21 ſchliffen wird. Ja es wird nicht nicht nur das Vergnügen ſondern auch die Erkaͤntniß vermehrt. Man entdeckt wie tief die verſchiedene Haͤute, Lagen oder Rinden einer Schnecke liegen? wie weit die Bars ben-Rinde gehe? oder bey andern die Perlenmutter Rinde „welche Lage und Rinde immer unter der Perlenmutter Rinde angetroffen werde? woher es komme, daß manche z. B. die Zwiebel Schnecke oder das Opfferhorn Tsianko ſo unerwartet ſchwer, wie bey manchen der innre Pfeiler ſehr dicke, und die aͤußere Schale duͤnne, bey andern die aͤußere Schale ſehr dicke, hingegen die innere Abtheilungen duͤnner wie das duͤnneſte durchſichtigſte Horn, daher man durch die erſte Windung zu allen uͤbrigen hindurch ſehen kan. Man ſieht wie außer den Hauptzimmern in mancher noch verſchiedene Nebenzimmer, die einen gantz andern Ausgang haben, wie ſolches vornehmlich in der ſo genanten Sturmhaube offenbar zu bemercken ‚ deren enge Neben Cammern immer voller kleinen Steine find, die vielleicht zum Ballaſt gedienet. Weil auch die innere Natur der Schneckenhaͤuſer weit unbekandter wie die äußere, weil auch oͤffters die Lage der Cammern alle Vermuthung uͤbertrifft; ſo erregt dieſer Anblick bey allen, die ein Naturalien Cabinet beſehen eine weit groͤßere Verwunderung und reitzt ſelbſt die Aufmerkſamkeit ſolcher flatterhafften Leute, deren fluͤch⸗ C3 tiges * BR. Erſtes Sendſchreiben. tiges Auge kaum einen Augenblick auf eine reitzende Schnecke haften bleiben kan. | | VI. Solten nicht Krebſe Bewohner mancher Schnecken Ge⸗ baͤude ſeyn? Ich habe mich jederzeit ſehr gewundert, wie manche der⸗ gleichen im Ernſte behaupten und glauben koͤnnen: So veſt bin ich vom Gegentheil verſichert geweſen. Allein da mein oben angeführ⸗ | ter ſehr werthefter Freund, der Herr Spengler, wohl 100. Schne⸗ cken einſt von einerlei Art bekommen, in deren jeden eine kleine Krab⸗ be oder Krebs befindlich geweſen, ſo iſt mir dis eine gar merkwuͤrdige Inſtantz geweſen. Doch das Durchſchleiffen der Schnecken kan ei⸗ nem auch hierin die beſte Einſicht verſchaffen. Denn dadurch habe ich zum oͤfftern noch in den letztern Cammern den vertrockneten Eins wohner des Schneckenhauſes gefunden,, in deßen erſtern ſich ein un. hoͤflicher Krebs (welches eben nicht allemahl der fo genannte Bruder Bernard, Eremit oder Soldat iſt) eingemiethet, und kaum noch ſei⸗ nem Wirthe in den engſten Behaͤltnißen feines Hauſes eine Grabſtaͤ⸗ te uͤbrig gelaßen. VII. Solten nicht auch die Tieffen des Reichthums beyde der Weißheit und der Allmacht GOttes beßer aus der innern -- -- an den Seren Profeslor Langen. 23 doch ich muß einmahl aufhören Ew. Hoch Edelgb. Geduld zu er⸗ muͤden, und die Guͤte mit welcher dieſelben meine geringen Einfaͤlle bisher werden durchleſen haben zu mißbrauchen. Ich werde aber nie aufhören den innern Geheimniſſen der Schnecken nachzuſpuͤren, und uͤber die Vortheile dieſer unſchuldigen Arbeit nachzuſinnen, wenn ich vernehmen werde, daß Ew. HochEdelgb. dieſe geringe Bemuͤhun⸗ gen weder fuͤr unerheblich oder vergeblich / ſondern für ruͤhmlich und nuͤtzlich halten. Darf ichs auch wagen vors erſte eine Heine Probe von etwa 50. durchſchliffenen ſowohl kleinern als groͤßern Ew. Hoch⸗ Edelgeb. mit vieler Ergebenheit bey dieſer Zuſchrifft zu uͤberſchicken? Ich bin recht beſchaͤmt, daß ſich meine geringe Zeilen mit einen ſolchen Schatten der Danckbarkeit zu einen fo großen Gönner und Wohl; thaͤter hinwagen ſollen. Der Herr des Lebens, wie ich aus lauter; ſten Hertzen wuͤnſche, wolle Dero Krafte in ihrer Munterkeit und Lebhafftigkeit erhalten, und Dero Wohlergehn in ununterbrochener Dauer ſo ſpaͤte wie möglich zum Flor, Nutzen und Zierde der Fries drichs Univerſitaͤt fortgehn lagen. Wie wird auch fuͤr mich dis fo vortheilhafft ſeyn? Denn alsdenn werden gewiß Ew. HochEdel⸗ gb. fortfahren - wieviel darf ich nicht von Dero Güte und Ge— neigtheit auch aufs kuͤnfftige hoffen? — den Dero Liebreichen Ans den⸗ 24 Erſtes Sendſchrelben. | denkens, lehrreichen Unterrichts und ferneren Gewogenheit zu wi ⸗ digen, der Lebenslang ſich mit dem erkaͤntlichſten Hertzen nennen wird 8 HochEdelgebohrner Hochgelehrter Inſonders Hochzuverehrender Herr Profesfor, Hochgeneigter Lehrer und Goͤnner, Ew. HochEdelgeb. Copenhagen den 23. Auguſt 1756. i groͤſter Schuldner und verbundenſter Schuler J. H. Chemnitz. Zweites Sendſchreiben an den Hoch Edelgebohrnen und Hochgelehrten Herrn Prof. Langen den fortgeſetzten Bemühungen Fit aner Beſchaffenheit der Schnecken zu erfahren. 81 ar ee . 4 0 N * Hoche delgebohrner Hochgelehrter, Inſonders Hochzuverehrender Herr Profesſor, | Hochgeneigter Lehrer und Goͤnner. mehrerer nee als ich erwarten dürfen, aufgenommen und beant⸗ wortet, und mich zugleich aufs ſtaͤrckſte zur fleißigſten Fortſetzung die⸗ ſer vergnuͤglichen und nuͤtzlichen Nebenarbeiten ermuntert. Vor ei⸗ nigen Jahren hatte ich auch die ungemeine Freude dieſelben bey mei⸗ ner Durchreiſe in dem geliebten Halle bey allen Wohlergehen anzutref⸗ fen, wo ich mich ausfuͤhrlicher als es in Briefen haͤtte geſchehen koͤn⸗ nen, wegen vieler zur natuͤrlichen Geſchichte gehoͤrigen Materien be⸗ | fragen und aus Dero lehrreichen Geſpraͤchen belehren konte. Ew. Hochedelgeb. ertheilten mir damals die Erlaubniß ich möchte gerne alle meine neuern Bemerckungen ſchriftlich und öffentlich uͤberſchicken 5 D 2 und 7 28 Zweites Send ſchreiben. und allenfals auch kuͤnftig Dero Gegenanmerckungen beydrucken laßen. Dißmahl wage ichs daher mit weit mehrerer Zuverſi cht von meinen fortgeſetzten Bemuͤhungen einen kleinen Abriß zu entwerfen, um auch daruͤber aufs neue Dero Gutachten und weitere Belehrung einzuhohlen. Je mehr ich Eonchylien Sammlungen und Schriftfteller in die⸗ fen kleinen aber ſchoͤnen Theil der natürlichen Geſchichte kennen zu lernen Gelegenheit habe: Deſto mehr erſtaune ich uͤber eine faſt alge⸗ mein gewordene recht uͤble Gewohnheit. Die mehreſten Kenner und Liebhaber bleiben bey der äußern Schale ſtehen ohne ſich um den in, neren Kern, wo ich ſo reden darf, ohne ſich um den innern Wun⸗ derbau auch nur im mindeſten zu bekuͤmmern. Ich begreife es nicht woher eine ſolche tadelnswuͤrdige Sorgloſigkeit komme. Etwa aus einer unzeitigen Barmhertzigkeit, welche es nicht zulaßen will, manche Schneckengebaͤude zu anatomiren etwa aus ungegruͤndeter Beſorg⸗ niß, Mühe und Arbeit moͤchte vergebens angewandt werden oder aus einer falſchen Einbildung unuͤberſteiglicher Schwierigkeiten, die ſich bey der Zertheilung finden möchten. Es iſt ja Schade genug daß wir die Bewohner diefer praͤchtigen Gebaͤude nicht zu ſehn bekommen daß es uns faſt an allen Perſo⸗ 3 nalien an den Zerrn Profes for Langen. 29 nalien von ihrem Lebenslaufe fehlet. Denn was Liſter, Dargen⸗ ville, Adanſon und einige wenige andere davon geſagt, wird die Neu⸗ begierde eines fleißigen Naturforſchers 3 lange nicht völlig befrie⸗ digen koͤnnen. Ich bediene mich eines dreyfachen Mittels um die verdeckten innern Geheimniße der Schnecken zu ergruͤnden, nemlich des Durch⸗ ſaͤgens/ ee und Durchfeilens. Bey großen breiten und dicken Schnecken kan eine feine Site 5 welche von einer ſtaͤhlernen Uhrfeder am beſten gemacht werden kan, unvergleichliche Dienſte thun. Wer nur ein wenig die Handgriffe verſteht und die geringſte Uebung hat, der zertheilet gar leichte, durch Huͤlfe einer ſolchen Säge, manche Arten von dicken Schnecken in 2 Theile, und ſiehet alsdann zur Belohnung die innere Beſchaffenheit. Dieſes alten Kunſtgrifs haben ſich die mehreſten bedienet, welche noch eine und die andere aufgeſchnittene Schnecke in ihren Satumlungen zeigen koͤnnen; wie denn auch alle ofne Stuͤcke, welche in dem praͤch⸗ tigen Wercke des Gualtieri abgezeichnet ſind, mit einer feinen Saͤ⸗ ge durchſchnitten worden. Gualtieri iſt ſonſten unter allen mir be⸗ kandtgewordenen Natural Scribenten noch faſt der eintzige, der ſich ſorgfe liigſt um die innere Baukunſt bekuͤmmert. Bey jeder neuen | D 3 Claſſe 30 | JZweites Sen Schreib en. Caſſe hat er eine aufgeſaͤgte in Kupfer ſtechen laſſen. Von dieſen aufgeſchnittenen Stuͤcken laͤßt ſich Dero ehemahliger vortrefliche Freund der nun ſchon vollendete Herr Theodor Klein folgendeemafe fen in feiner Vorrede zum Tentamine methodi oſtracologicae, ver nehmen „Placet interna plurimarum teſtarum ſtructura, ad hi- v ſtoriam animalium utique multum faciens, omnia minime absol- „uens; quin ad illam nonſolum dermata nuda et vacua, non ſo- 1 lum ftru&tura fed ipfa animalia integra defiderarentur,, Der Herr Kunſtmahler zu Hamburg Nic. Georg Geve hat in ſeinen Monathlichen Beluſtigungen gleichfals einen ſchoͤnen Anfang gemacht manche Abbildungen der innern Structur zu liefern. Seine Durch⸗ ſchnitte find fo ſchoͤn gerathen, daß ich fie vor aufgeſchliffene Stuͤcke anſehen wuͤrde, wenn er ſie nicht ſelbſt nur vor Durchſchnittene ausgaͤ⸗ be. Gualtieri hat auf der 19 Tabelle ein Poſthoͤrngen nach ſeiner innern Geſtalt vorgeſtellet, welches unmoglich durch eine Säge kan zerſchnitten worden ſeyn. Diß hat mich auf die Gedancken gebracht er muͤße wenigſtens hieben aufs Durchſchleifen verfallen ſeyn, weil er auf keine andere Art dieſen ſchoͤnen Durchſchnitt erhalten koͤnnen. Veym erſten Anſatz einer Säge oder Feile würde dieſes zerbrechliche Gehaͤuſe in tauſend Stuͤcke zerſprungen ſeyn. Nachdem ich aber dieſen Durchſchnitt ein wenig genauer betrachtet, ſo habe ich aus der fehlerhaften Abbildung gar leichte erſehen koͤnnen, daß Gualtieri | die x — an den TIEREN) VB Ir Langen. 31 die innere Geſtalt, etwa aus einigen zerbrochenen Behaͤltnißen, oder da er dieſe durchſichtige Schnecke gegen das Licht gehalten, nur er⸗ rathen. Daher auch der kleine Canal oder das kleine Roͤhrlein, wel⸗ ches durch alle Cammern hindurchlauft, als in der Mitte hindurch⸗ gehend vorgeſtellet worden, welches vollkommen falſch iſt. Denn diß Roͤhrlein ſchließet ſich gantz dichte an die innerſte Seite an, wie ſol⸗ ches mein geneigteſter Goͤnner am beſten an demjenigen durch⸗ ſchliffenen Stuͤcke, welches ich Ihnen zu uͤberſchicken die Ehre ge⸗ habt, werden bemerket haben. Der gute Leßer hat unter einigen hundert Paragraphen feiner Teſtaceotheologie kaum ein Paar, wel, che von den innern Zimmern dieſer reitzenden Geſchoͤpfe handeln. Und doch wuͤrde dieſe Abhandlung das ihrige redlich zur gebuͤhrenden Verherrlichung des großen GOttes und Befoͤrderung des ihm ſchu - digen Dienſtes, alſo zum Hauptzwecke feines Buches beygetragen har ben. Von den paar ſchlechten Stuͤcken welche bey S. 36 offen vor⸗ geſtellet werden, und eben keinen aufmuntern werden ſich ums inne⸗ re viel zu bekuͤmmern, geſteht er ſelbſt, daß die aͤußerlichen Gewinde nur rund herum aufgebrochen waͤren. 4 Mein zweyter und beſter Kunſtgrif die innere Strucktur der Schnecken zu erfahren, beſteht im auf und durchſchleifen; wobey denn allemahl die eine Haͤlfte verlohren geht. Ich habe hievon in meinem ö erſten 3 | weites Sendſchreiben. 15 erſten Sendſchreiben Ew. HochEdelgeb. eine ausführliche Nachricht ertheilt, welche Dieſelben mit ſovieler Güte aufgenommen. Ich bin es verſichert Dieſelben werden auch dißmahl meine geringen Gedancken mit Geduld und Nachſehen aufzunehmen belieben. Beym Durch⸗ N fägen werden freylich beyde Hälften behalten: allein es iſt allemahl eine mißliche und ungewiße Arbeit, welche ſich noch dazu bey uͤberaus vielen gantz und gar nicht anbringen laͤßet. Wo eine zarte Spitze iſt wie bey Bohrern und Schraubenſchnecken, wo gantz dünne Cams mern, wie bey Voluten, Waltzen und Oliven u. ſ. w. da läßt ſich die Saͤge niemahls vortheilhaft anbringen. Meine im vorigen Brie⸗ fe beſchriebene Schleifmachine habe ich in Copenhagen zurückgelaſ⸗ fen, und daher brauche ich hieſelbſt mit guten Erfolge zum Durchs ſchleifen nur einen gemeinen glatten Sand oder Schleifſtein. Auf felbigen laße ich durch meinen Bedienten die Schnecken fo lange hin und her reiben, biß eine Cammer nach der andern ſichtbar wird. Weil aber die letztern immer zarter und duͤnner werden und die meh⸗ reſte Geduld und Behutſamkeit erfordern (denn ein eintziges grobes Sandkorn kan alle Freude verderben) ſo pflege ich ſelbſt die letzte Hand anzulegen. Rare Stuͤcke aber, die ich gerne durchſchnitten ſehen möchte, mag ich gar keinen andern anvertrauen. Der Herr Speng⸗ ler bedienet ſich hiezu uͤberaus bequem eines horizontal liegenden Schleifſteins „welcher mit dem Fuß getreten und umgedrehet wird, von an den Seren Profesfor Langen: 33 von welchen ich meinem Herrn Profesſor bey meiner Durchreife durch Halle einen Riß mitgebracht habe. c | Mn Amr in dem praͤchtigen, recht Koͤniglichen Wercke des Herrn Regenfus (von welchen ich im vierten Sendſchreiben reden werde) bey der Beſchreibung meines zuruͤckgebliebenen Cabinets die unerwartete Ehre angethan und mich zum Erfinder dieſer neuen Art die innere Bildung der Schnecken durchs abſchleifen zu erfahren, gemacht; und mein nie genug zu verehrender Herr Profeſſor, haben in Dero guͤtigen Antwort auf mein vorhergehendes Schreiben gleiche vortheilhafte Gedancken geaͤußert. Ich glaube es aber ſelber nicht daß ich dieſe Ehre verdienen ſolte. So viel weis ich, ich habe es erſt aus manchen mißlungenen Berfuchen gelernet, daß man Schne⸗ cken voͤllig wie Steine auf der Schleifmachine bearbeiten und poli- ren koͤnne ich habe auch nie eine Probe einer durchſchliffenen Schne⸗ cke vorher geſehen, auch nie von einem Vorſchlag etwas geleſen und gehoͤret, daß man hiedurch auf die leichteſte weiſe den innern Wunder⸗ bau zu ſehen bekommen koͤnne - ich ſuche auch bis jetzo vergebens in Büchern und Cabineten dergleichen. Dennoch bin ich weit ent— fernt mir eine Entdeckung zuzueignen, auf welche ein jeder, der um die innre Beſchaffenheit der Schneckengebaͤude bekuͤmmert und | neugierig ift, faſt ſogleich verfallen muß. Darf ich hiebey noch das eins E tzige — * 34 weites Sendſchreiben. tzige melden? So gut wie ſich eine Schnecke beym Schleifen bear: beiten laͤßt, kan es auch durch einen Grabſtichel geſchehen. Hier in Wien findet man mehrere Steinſchneider, welche ihre mehreſten Por. traits auf Stuͤcken, die aus den Schalen dicker Schnecken geſchnitten worden, weit leichter als auf Steinen auszuarbeiten pflegen. Mir iſt einigemahl die höchfte Kaiserliche Familie, welche nach dem Leben mit groͤſter Aenlichkeit auf ſolche Stuͤcken ausgearbeitet war, von ei⸗ nem hieſigen Kuͤnſtler und Mitgliede meiner Gemeinde geze iget wor⸗ den. Drittens bediene ich mich der Feile um die innere Einrichtung mancher Schnecken kennen zu lernen. Theils feile ich ſelbſt, theils laſ⸗ ſe ich durch andere die aͤußern Bedeckungen der Cammern rund umher wegfeilen, ſo das nur der Hauptpfeiler, die Hauptfaule, des Gebäudes noch ſtehen bleibt, fo wie etwa Gualtieri der gleichen Cobgleich ziemlich ſchlecht und unvollkommen) auf der 59. Tabelle an einer Pyramidal Schnecke vorgeſtellet. Alle Schraub⸗ ſchnecken und alle gethͤrmte lang gewundene Hörner laſſen ſich hier zu am beſten gebrauchen. Es iſt wahr beym Durchſchleifen gantz duͤn⸗ ner Stuͤcke kan man ſchon Gedult und Behutſamkeit lernen, aber beym durchfeilen oder beym abfeilen der Bedeckungen der Cammern iſt noch weit mehrere noͤthig. Doch iſts ein groſſer Vortheil hiebey , wenn an den Seren Profesſor Langen. 37 wenn man von den oberſten kleinſten und ſchwaͤchſten Windungen den Anfang macht. Denn wenn dieſe erſt rund umher durchs abfei⸗ len gleichſam entbloͤßt worden, ſo kan man mit geringerer Gefahr alsdan die uͤbrigen bearbeiten. Man möchte zu dieſen dreien noch eine vierte Art um dit Anatomie der Schnecken zu befoͤrdern hinzuthun. Wenn man den abgeſchnittenen Kopf eines Schneckengebaͤudes als einer Volute, oder noch beſſet einer großen americanifchen Fluͤgelſchnecke, welche inner⸗ lch purpur und fleiſchfarbicht iſt, auf einer Drehbanck auszudrehen weiß, ſo findet ſich, wenn alle Cammern weggedrehet worden, in der dicken Schale die ſchoͤnſte Zeichnung der Schneckenlinie. Da | wo alle Cammern angewachſen geweſen findet ſich die ſchoͤnſte und angenehmſte Spur davon. Weil ſich dieſes beßer ſehen als beſchreiben läßt, fo uͤberſende ich Euer Hochedelgebohrnen ein ſolches innerlich ausgedrechſeltes Stuͤck, und bins gewiß verſi 7 daß es Dero guͤtigen Beyfall dl werde, Werden mein theureſter Lehrer nicht ſchon ganz muͤde ſeyn mein Gewaͤſche zu leſen und werde ich noch fortfahren duͤrfen von durchſchliffenen Schnecken zu reden? 5 E 2 Ich 3 Zweites Sendfchreiben. Ich bewundere zum oͤfftern bey der Betrachtung ihrer inneren Einrichtung / mit dem groͤſten Erſtaunen, die daraus recht ſichtbar hervorleuchtende unausforſchliche Weisheit GOttes. Und wer kan die regelmaͤßige Einrichtung, die allerordentlichſte Abtheilung nach der groͤſten mathematiſchen Genauigkeit, die verhaͤltnismaͤßige Abnah⸗ me und Verduͤnnung, die Vereinigung aller Cammern zu einer Spi⸗ tze, die unerwarteten Abaͤnderungen, wer kan alles dis anſehen ohne in eine ſtille Beftürzung geſetzt und zum Befäntniß = Das iſt GOt⸗ ö tes Finger = genoͤthiget zu werden? Wenn ich einen groſſen Bau⸗ meiſter vor mir haͤtte, der eine Menge von veraͤnderten Treppen in feinen aufgeführten Pallaͤſten angebracht, ich wuͤrde ihm bey der ins nern Strucktur der vielen Arten der Schraubſchnecken und Bohrer, welche lauter Wendeltreppen vorſtellen, aufs deutlichſte zeigen koͤnnen wie hier weit mehrere Veränderungen angebracht wären, als in allen noch fo kuͤnſtlichen Treppen der beſten Pallaͤſte mehr Veraͤnderungen als ihm, wenn er noch Jahrhunderte gelebt hätte, jemahls wurden bey⸗ gefallen ſeyn. Denn hier hat der unerforſchliche Verſtand GOttes ger bauet / in deſſen Nachahmung wir erſt rechte Meiſterſtuͤcke unter den Menſchen liefern, aber dennoch in einen unendlichen Abſtande von den Meiſterſtuͤcken GOttes uns befinden würden, an den Herrn Profesfor Langen. 37 Ich bewundre ferner die innern Auszierungen dieſer ſchoͤnen Geburten des Meeres. Da ſind die glaͤntzendeſten weißen, blauen, rothen, braunen, perlemutterfarbigen auch verguͤldeten und verſilber⸗ ten Tapeten. Ich uͤberſende meinem Hochgeehrteſten Herrn Pro- fesſor eine aufgeſchliffene Schraubſchnecke, welche wohl mit dem Nahmen des Entenſchnabels pflegt benannt zu werden und im Dar⸗ genoille Planc. XI. no. P. beſchrieben wird. Dieſe hat innerlich ei- nen aufs kuͤnſtlichſte doppelt gedrehten Hauptpfeiler, eine glaͤntzende Weiße wie beym weißeſten Porcellain, und endlich wird durch einen vor⸗ theilhaft angebrachten gelben Strich ihre Farbe fo erhoben, daß man ſich nicht ſatt daran ſehen kan. Zugleich uͤberſende ich eine Fluͤgel⸗ ſchnecke, welche innerlich mit einer ſolchen hochrothen Farbe ausge⸗ ſchmuͤcket worden, daß man ſie unmoͤglich ohne Bewunderung be⸗ trachten kan. Wer keinen aufgeſchliffenen ſo genanten Goldmund und Silbermund beſitzet, davon der eine innerlich recht verguͤldet, der andere verſilbert worden, der beſſtzt nur eine dem beſten Theil nach verborgene Schoͤnheit. Hiebey will ich nicht bergen, daß ich ſchon einigemahl in Verſuchung gerathen bin die rareſten Stuͤcke zu durch⸗ ſchleifen, weil ich an ihrer Muͤndung leicht erkennen koͤnnen, es muͤſ⸗ ſe ihre innere Bauart etwas beſonderes an ſich haben. Solte man nicht begierig ſeyn die Pabſterone, die lincke See Feige, die Spin⸗ del, das geaͤderte Holtz, das Teleßkop, das weiße Ey, die Wendel⸗ E 3 treppe, 38 | Zweites Sendfhreiben, treppe, den Scorpion und ſonderlich auch die gröften Voluten, wel⸗ che von der Laͤnge einer Hand find, durchſchliffen zu ſehen? den mei⸗ nigen kan ich wenigſtens keine voͤllige Sicherheit verſprechen, daß ſie nicht dereinſt wo nicht geviertheilt, doch ihrer Haͤlfte beraubt werden moͤchten. h Ad Woher koͤmmt doch wohl die innere ungemein große Reinig⸗ keit? In den mehreſten aufgeſchliffenen Stuͤcken habe ich nicht die geringſte Spur gefunden, daß jemahls ein naßer Einwohner dieſe Zimmer bewohnet und vermuthlich auch darin fein Begraͤbniß gefun⸗ den. Soll man etwa daher vermuthen, daß Schnecken ihre Haͤu⸗ ſer nach Art der Krebſe in gewißen Stuffen Jahren abwerfen und groͤßere Behaͤltniße bauen? Als dann waͤre es nicht ſchwer zu begrei⸗ fen, woher die faſt unendliche Menge leerer Schnecken Haͤuſer, ja gantzer Berge von Schaalen an den Ufern des Meers, ſonderlich nach einen Sturm, angetroffen werden koͤnne. Oder ſoll man mit dem Herrn Profesſor Denſo annehmen, daß die Fiſche im Stande waͤren bloß durchs Athemeinhohlen eine Schnecke aus allen ihren Windungen herauszuſaugen, welches ich leichter glauben wuͤrde, wenn ich nicht aus oͤftern Proben wuͤſte, wie ſchwer es hielte das an⸗ gewachſene Fleiſch einer friſchen Landſchnecke voͤllig heraus zuziehen. b will ich mit Dero e „des beruͤhmten Herrn Denſo eigene an den Seren Profesſor Langen. 39 5 eigene Worte aus feinen Phyſikaliſchen Briefen S. 105 anführen, „Die Fiſche verſtehen ſich gar geſchickt auf den Fang der Muſcheln, „nicht allein wenn fie aus ihren Schalen hervorkriechen ſondern auch „ wenn ſie ſich in denſelben zuruͤckhalten. Gott hat die Fiſche weiß⸗ y lich zu dieſem Fange erſchaffen und gebildet. Ihr Maul iſt mit „feiner laͤnglicht runden Oefnung der Oefnung der Muſcheln (wo⸗ durch aber wie der gantze Zuſammanhang lehret Schnecken welche von Muſcheln ſorgfaͤltig zu unterſcheiden find verſtanden werden y muͤſſen) ſehr ähnlich; ſobald fie dieſes gegen die Oefnung der Mu⸗ „ ſcheln anſetzen und mit ihrer knorpelichten Leftzenhaut (membrana „maxillari) verſchließen, fo find ſie im Stande durch ihr Athemein⸗ y hohlen das Fleiſch der Schnecken, wieder des Thieres willen „ her⸗ y vor zuziehen und dieſe ſuͤße Speife zu verzehren. Zur Gegenwehre haben die Muſcheln ſonderlich die Gewundene, nicht umſonſt eis „nen fo weiten Vorhoff und ſoviele Gewinde rückwärts zu ihrer Zu⸗ v flucht / damit fie den toͤdtlichen Folgen fo betruͤglicher Kuͤße entge⸗ „hen Fönnen. ;, Ja er meint auch DIE ſey bey vielen die Urſach wa⸗ rum ſie mit einen Deckel oder Nabel verſehen waͤren, welcher Deckel ſich aber auch bey Landſchnecken zu gewißen Zeiten findet, ohneracht N dieſe dem Raub der Fiſche nicht ausgeſetzet find, 49 Zweites Send ſchreiben. Die innere Bauart dieſer ſchoͤnen Geſchoͤpfe verraͤth es mehr wie zu deutlich wie die liebreiche Vorſicht nicht nur fuͤr die Bequem⸗ lichkeit ſondern auch fuͤr die Sicherheit beſtmoͤglichſt geſorget habe. O wie troͤſtlich iſt doch dieſe zuverlaͤßige Wahrheit die uns auch hieben in die Augen leuchtet,. was unſer GOtt geschaffen hat das will er auch erhalten, Darüber will er fruͤh und ſpat mit ſeiner Gnade walten. wie die und ſteinhart ſind nicht bey vielen Schnecken die innerlich die allerzarteſten ſind „die aͤußerlichen Schalen dieſe Außenwercke, dieſe Ringmauern? wie ſicher muß nicht in dieſen veſtvermauerten Caſe⸗ matten der unſchuldige Einwohner wieder die raubbegierigen Angriffe eines Wuüterichs liegen und ſich durch eine kluge retraite retten koͤnnen? Wer bewundert nicht mit mir die feinſte email Arbeit ſowohl au der äußern als innern glaͤntzenden Schale. Wie iſts doch moglich, daß dieſe unnachahmliche Mahlerei in den tiefen Abgruͤnden des Oce- ans ausgemahlet werden kan? das feuermahlen und emailliren erfor⸗ dert die groͤſſeſte Hitze, und eine Entfernung von aller Naͤße und Feuchtigkeit. Bey einer Schnecke iſt eigentlich alles emaillirt, aber im Waſſer, aber in den Fälteften Schlünden des Weltmeers, fern von den Strahlen der erwaͤrmenden Sonne. Noch mehr der Fiſch, das — | an den Zerrn Profesfor Langen. 41 das Thier fo ein Schneckengebaͤude bewohnet, iſt feiner Natur nach eins der allerkaͤlteſten, welches faſt aller natürlichen Wärme zu er⸗ mangeln ſcheint. Und wer bewundert nicht die Beſtandtheile eines Schneckengebaͤudes? Zum emailliren und zur Zubereitung der Por— cellains wird, wie bekandt, hauptſaͤchlich feiner Staub, Aſche Saltz und der feinſte Sand, welcher im Feuer ſogleich vitreſciret oder zu Glaß wird „erfordert. Aber die Schalen der Schnecken beſte⸗ hen aus lauter kalckartigen Theilen, wie man es ſogleich durch die Pro⸗ be mit Scheidewaßer ſehen und noch beßer durchs Feuer verſuchen kan. Daher ja auch in Holland, und an andern Orten, der beſte Kalck aus Schnecken und Muſchelſchalen zubereitet wird. Wie iſts doch nun moͤglich, daß aus ſolchen kalckartigen Theilen die ſich gar zum emailliren und zu Porcellain Arbeiten nicht zu ſchicken ſcheinen, noch dazu ohne Waͤrme, die feinſte porcellain und unnachahmlichſte email Arbeit verfertigt werden kan? vielleicht wenn man dieſer Spur des groͤßeſten Kuͤnſtlers und allervollkommenſten Werckmeiſters nach⸗ daͤchte, auch nachahmte, nachprobirte, erfaͤnde man eine weit weni⸗ ger koſtbare und mißliche aber ungleich leichtere methode dergleichen Arbeiten ohne Feuer wohl gar durch Huͤlfe des Waſſers zu Stande zu bringen. | Je mehr ich der innern Einrichtung dieſer Creaturen GOttes nachzuſpuͤhren die vergnuͤgliche Gelegenheit habe: je mehr werde ich | 8 zu 42 e Zweites Sendſchreiben. zu einer ehrfurchtsvollen Bewunderung der allerweißeſten Ordnung des GOttes der uͤberall in feiner großen Haushaltung ein GOtt der Ordnung iſt, dahingerißen. Gott hat auch hier, wie in der gan⸗ zen Schöpfung, ſtuffenweiſe gehandelt und alle Geſchöͤpfe in einer ſolchen zuſammenhaͤngenden Reihe hervorgebracht, und in einer ſol⸗ chen aneinander haͤngenden Kette verknuͤpft, daß ein Glied von dem andern nur ſehr wenig abweicht. Diß Verfahren der göttlichen Weißheit verdient in einem jeden Reiche der Natur und bey jedem Ge⸗ ſchlechte der Creaturen ſorgfaͤltigſt bemerckt zu werden. Ich bleibe jezt nur einen Augenblick bey den Conchylien ſtehen. Einige ſind gantz einfoͤrmig gleichſam ungekuͤnſtelt; andere erheben ſich und zeu⸗ gen ſchon von einer größer Weißheit; noch andere ſind wiederum weit mehr zuſammengeſetzt, mehr mit Kunſt, Schönheit und Pracht begabet. Und fo gehet alles ſtuffenweiſe zu immer vollkommneren und hoͤhern Graden fort. Wer nun alle Arten der Conchylien beyſam⸗ men hätte, der koͤnte die accurateſte Eintheilung machen, und zeigen wie ſich eine Familie uͤber die andere erhuͤbe, und immer mehr Voll⸗ kommenheiten wie die vorhergehende uͤberkommen habe. Ein großer Natural Scribent macht folgende Anmerckung „Wenn eine Schnecke an ihrer Windung, Spire und aͤußerſten Spi⸗ „tze verletzet worden, fo muß ſie notwendig ſterben, da fie andere „ Beſchaͤdigungen noch wieder erſetzen koͤnte,, Ich finde aber beym durchſchleifen ſolche Stuͤcke, deren Gaͤnge zu den oͤberſten Cammern und an den Zerrn Profesſor Langen. 43 und Stockwercken durch Sand und kleine Steine voͤllig verſtopft worden. Daher ſich denn der Einwohner gedrungen geſehen, feine vorige Bequemlichkeit fahren zu laßen und ſeine Haußhaltung enger einzuſchraͤncken. Man findet daher Stuͤcke, in welchen ein ſolcher mit kleinen Steinen verſtopfter Zugang zu den hoͤhern Gewinden völlig mit einen neuen Schneckenanſatze uͤberzogen, vermauret und verbauet worden, wie ich den an Ew. HochEdelgb. mehrere zur Probe wer⸗ de mitſenden konnen. Nun da glaube ich iſt ia wohl die Schnecke an ihrer Windung, Spire und Spitze verletzet worden, und dennoch 5 hat ſie ohne dieſe hoͤhern Stuben leben und ſelbige, zum Beweiß einer völligen reſignation, noch ſelbſt mit ihren Safte aufs ſtaͤrckſte ver; bauen koͤnnen. | Von einigen unerwarteten Auswuͤchſen, welche vielleicht durch Krankheiten und Verletzungen des Einwohners an der innern Schale verurſacht worden; und von manchen andern Beſonderheiten, wel⸗ che nur die fleißige Unterſuchung des inwendigen entdecken kan, will ich dißmahl gantz ſtille ſchweigen, um Ew. HochEdelgb. nicht eckel⸗ haft zu werden, und um noch einigen Raum zur Beſchreibung eines beſondern Nautili uͤbrig zu behalten. Gualtieri ſtellet denſelben in feinem vortreflichen indice conchyliorum auf der 18 Tabelle im Durchs | ſchnitte vor. In denſelben finden ſich, bey dem ordentlichen Luft und Waſſer Canal, der durch die Cammern aller Nautiliten hin, s F 2 durch⸗ 44 zweites Sendſchreiben. durchzugehen pfleget, noch die voͤlligen rudera einer zweyten Roͤhre. Hier find feine eigenen Worte „Nunc modo forte fortuna in pluribus Nautilis a me diffe- „etis, mihi primum alia particularis ſtructura patuit, quam „ idcirco delineandam curaui, in qua in ipfo angulo interno y cujuscumque diaphragmatis veſtigium quoddam alicujus fo- „raminuli latet, itidem verſus bafin concaui, convexi au- „tem apicem verſus. Hujusmodi vero veſtigia foraminulo „perquam ſimilia non funt peruia, etiam oculo armato, y quamquam primo intuitu videri poſſint, et oculum inſpi- „ cientis deludant. Quemnam uſum habeat haec peculiaris, „ recondita, atque inobſeruata ſtructura mihi ad huc igno- Weil ich nicht weiß ob dieſelben des Gualtieri indicem teſtarum bey der Hand haben moͤchten, und doch hoͤchſtbegierig bin die Gedancken meines theureſten Lehrers über dis ſonderbare Phaenomenon in der Conchyliologie zu erfahren: ſo habe ich den Kupferſtich, welcher der wunderbaren halb raͤhtſelhaften Beſchreibung die beſte Erklärung geben kan, abmahlen laßen, um ihn zugleich Ew. HochEdelgeb. vor Augen zu legen. Hier wuͤrde ich meine ſchlechte Zuſchrift ſchließen, wenn ich Ihnen nicht noch eine gantz kleine Nachricht geben muͤſte von den Stuͤcken, welche ich aus meinem geringen Vorrathe dißmahl zu uͤberſenden die | Freude 3 tum 5 an den Herrn Profesfor. Langen. 45 Freude habe. Da der beruͤhmte Conchyliologiſte Dargenville neu⸗ lich die Welt mit einem Wercke beſchenkt, darin er bey jeder Haupt⸗ familie den Fiſch oder Bewohner des Schneckenhauſes vorgeſtellet: ſoo werde ich mich bemühen Ew. Hoch Sdelgeb. bey jeder Hauptfa⸗ milie die innere Structur vorzulegen. Zugleich habe ich ein paar aufgeſchliffene Lincksſchnecken beygelegt. Dieſe letztern ſind aus ſol⸗ chen Landſchnecken ausgeleſen worden ö welche von Schwaben in unzaͤhliger Menge, in gantzen Schiffen voll die Donau herabgebracht, und hieſelbſt an Faſttägen häufig gegeßen werden. Da findet ſich unter tauſenden oft eine ſolche Lincksſchnecke deren Muͤndung bey der linden Hand ift, da alle Schnecken ſonſt gewoͤhnlicher Weiſe ihre Oefnung bey der rechten haben. Weil ich nicht gewiß weiß, ob auch lauter aufgeſchliffene meinem theureſten Lehrer angenehm ſeyn moͤch⸗ ten, ſo habe ich auch von allen gantze Stücke mitbeygepacket. Von Verſteinerungen ſchicke ich nur einige große verſteinerte Jacobs Mu⸗ ſcheln als eine kleine Probe. Denn da Dieſelben einen ſo ungemeinen Vorrath von Verſteinerungen beſitzen: fo habe ich geglaubt mit meh⸗ rern Stuͤcken wenig Danck zu verdienen. Da bey einer benachtbar⸗ ten Ungariſchen Stadt Oedenburg gantze Berge von dieſen verſtei⸗ nerten Jacobs Muſcheln ſich befinden: fo iſt es mir ein leichtes meh; rere zu ſchaffen, wenn Ihnen damit gedient ſeyn moͤchte. 5 J 3 Wie 4% Zweites Sendſchreiben Wie zufrieden wolte ich ſeyn wenn Ew. Hoch Edelgeb. alles mit der Freude und Vergnuͤgung annehmen möchten, die ich empfin⸗ de, da ich hiedurch Ihnen meine Donau und arpebengeit bes zeugen kan. Wo iſt zuletzt eine Gluͤckſeligkeit im zeitlichen und eine Art des Segens im geiftlichen, welche ich Ihnen nicht mit dem freudigſten Hertzen goͤnnen, wünfehen und erbitten möchte! Laßen Sie mich fernerhin Dero Geneigtheit, Freundschaft und Unterricht anempholen ſeyn. Mein Hertz wird nie zu der er⸗ ſchrecklichen Undanckbarkeit verfallen Dero Gewogenheit „Dero Lie. bes und Freundſchafts Erweiſe zu vergeßen. Es iſt Wahrheit, wenn ich mit dieſer Verſicherung meine Zeilen ſchließe, daß ich mich biß zur Gruft bemühen werde, nicht allein mit Worten und mit der i Zunge, ſondern i in der That und in der Wahrheit zu beweiſen, daß ich Dero treuen Unterrichts nicht gantz unwuͤrdig geweſen, und daß ich mit geöfter Erkäntlichkeit und danckbarſter Ergebenheit fey Ew. HochEdelgeborn Wien 5 5 den 15 Jenner 1760, ergebenſter und verbundenſter Schuͤler. Drittes Sendſchreiben i von der | erbaulichen Anwendung der Betrachtung der Schnecken und Muſcheln an den ? Bon Ehrwürdigen und Hochgelehrten HER RR Johann Buſtav Vhemnitz treuverdienten Inſpeetors der Kirchen und Schulen in der Grafſchaft, und Haupt Predigers der Stadtgemeinde zu Neuruppin Meinen verehrenswerthen und zaͤrtlichſtgeljebteſten 5 Herrn Vatter. | ER 9 ER m HochEhrwuͤrdiger Hochgelehrter, Zartlichſtgeliebteſter und theureſter Herr Papa! ch habe Sie zum oͤftern wegen meines Eyferz a in Sammlung natürlicher Seltenheiten recht vaͤterlich beſorgt gefunden, und Dero Briefe 5 ind mehrmahlen voller liebreichen Erinnerun⸗ gen geweſen, mich doch ja nicht zu weit in dieſe Nebenſache einzulaßen. Dero Aengſtlichkeit bey dieſer meiner Neigung koͤmmt aus einen recht vaͤterlich liebenden Hertzen und aus dem edelſten Grunde her. Sie ſind weit entfernt eine fleißige Unterſuchung der Wercke und Wunder des Herrn in der Natur vor unnuͤtz und überflüßig oder wohl gar vor unanſtändig und schädlich zu halten. Nur diß ſcheinet mir, wo ich nicht gänglich irre, Dero Gedenckungsart zu ſeyn . z ich hätte wohl nachdem ich ausgeſondert worden zu predigen „das Evangelium Gottes andere notwendigere und pflicht, G ma ßi⸗ so Drittes Sendſchreiben. „maͤßigere Beſchaͤftgungen —— das Suchen und beſtaͤndig „ noͤthige Forſchen im Buche der göttlichen Offenbahrung wer⸗ „de über die oͤftere Unterſuchung einiger weniger Capitel im „Buche der Natur, vernachlaͤßiget - die hoͤchſtnoͤthige Sorge „für meine und meiner Zuhörer Seelen werde verhindert - daß „Hertz hänge und gewoͤhne ſich allmaͤhlig an fo etwas, und was „Sie am meiſten zu beſorgen ſcheinen, es koͤnne gar dieſe Ne⸗ „benſache mit der Zeit zur Hauptſache werden, und ſich derge— y ſtalt meines Gemuͤthes bemeiſtern, daß mein Lehramt dis Amt „des Herrn, und meine Sache die GOttes Sache ſey, nur „alsdann nebenhin und obenher getrieben werde, welches mir v wahrlich keine Freudigkeit bringen ſondern gewiß meinen Ruhm „zu Schanden machen werde am Tage der Zukunft meines „ Ertzhirten Jeſu Chriſti. Wenn ich es auch ſonſt nicht wuͤſte, mein vielgeliebteſter Herr | Papa, daß Sie zu den frommen und treuen Knechten gehoͤrten, welche treu erfunden zu werden aufs ernſtlichſte bemüht find; wel⸗ che keine größere Freude haben als wen ihre Kinder in der Wahrheit wandeln; und welche es doch gar zu gerne hätten, daß Zion gebauet und alle zu lebendigen Steinen zugerichtet würden: fo konnte ich es auch aus dieſen frommen Beſorgnißen ſchließen. Gewiß wenn dieſe Gedan⸗ an den Seren Infpedor Chemnitz. 51 Gedancken keinen Eindruck in mein Gemuͤth machten, ſo waͤre ich nicht werth der Sohn eines ſo verdienſtvollen Vaters zu heißen, nicht werth mit ſovieler Sorgfalt von Ihnen erzogen zu ſeyn, nicht werth das Amt zu führen welches die Verſoͤhnung prediget. Daher betheu⸗ re ichs hiemit öffentlich aufs allerfeierlichſte dieſe Nebenſache ſoll durch Gottes erbarmende Gnade nie zur Hauptſache werden: vielmehr ſoll ſie immerdar dahin eingeleitet werden, das Hauptwerck angele⸗ gentlicher und ernſtlicher zu treiben. Eben um deßwillen habe ich meinen Sammlungen ſo enge Graͤntzen geſetzt und will ihnen noch engere ſtecken, um deſto weniger Gefahr zu laufen an Hauptarbeiten verhindert oder davon abgezogen zu werden. Darf ich Ihnen nur den wuͤrcklichen beſtaͤndigen Gebrauch, welchen ich von meinen leinen Naturalien und ſonderlich Conchylien Cabinet mache, vor Augen legen: ſo bin ichs zum voraus gewiß Die⸗ ſelben werden es liebreichſt rathen in dieſer guten Gleiſe zu bleiben und gantz getroſt fortzufahren. u Wenn ich mich zu andern Arbeiten gantz ungeſchickt finde, wenn vieles predigen, wie Salomo ſagt, den Leib muͤde gemacht, wenn ich nach Tiſche nicht ſogleich wieder uͤber den Buͤchern liegen darf, wenn ich einer Ermunterung und Gemuͤthsergoͤtzung benoͤthiget bin: G 2 ſo 92 € Drittes Sendſchreiben. fo finde ich ſolche recreationem mentis et oculi in der Betrachtung dieſer Wercke meines auch in Kleinigkeiten fo unausſprechlich großen Gottes. Da gehe ich in dieſen immer blühenden Blumengarten mit vielen Vergnügen umher. Da ſtelle ich die erbaulichſten Betrachtun⸗ gen uͤber dieſe reitzenden Schoͤnheiten des Meeres an. Ich ſehe die unnachahmliche Pracht der Farben, die vollkommenſte Uebereinſtim⸗ mung und Ordnung in allen innern und aͤußern Theilen, die feinſte emaillirung, die groͤſte mathematiſche Genauigkeit, die unendliche Mannichfaltigkeit und Veraͤnderung auf welche kein Menſchlicher Verſtand jemahls wuͤrde verfallen ſeyn, eine Bauart nach den beſten Reguln der Architectur u. ſ. w. und alsdann verliere ich mich in der Bewunderung meines GOttes, ich verſencke mich in die unergruͤndli⸗ chen Tiefen feiner Weißheit und Allmacht - dann beuge ich meine Knie vor ihm, dann redet mein Hertz, welches mit Gedancken über feine Größe fo erfüllt worden, mit lauter Erſtaunung und Bewunderung von ihm dann wird mir das Davidiſche mitten unter der Betrach⸗ tung der Werde der Schöpfung abgelegte Bekaͤntniß recht abgenoͤ⸗ thigt: Herr; wie find deine Wercke fo groß und viel? du haft fie als le weißlich geordnet, und die Erde iſt voll deiner Guͤter, auch das Meer daß ſo groß und weit iſt, denn da wimmelts ohne Zahl an den Serrn Infpedor Chemnis. 93 Zahl, beyde große und kleine Thiere ja wunderbar und wunder; voll find alle deine Wercke, und das erkennet meine See le wohl. O mein Gott wie wunderlich, Spuͤret meine Seele dich! Druͤck es tief in meinem Sinn, Was du biſt und was ich bin alsdann wird mein Mund und meine Zunge ſeines Ruhmes und Preiſes voll - dann mache ich Schluͤße auf Schluͤße nach der himli⸗ ſchen Logick meines Heilandes | „fo nun GHOtt das Graß auf dem Felde alſo kleidet, das doch y heute ſtehet und Morgen ſchon in den Ofen geworfen wird „ ſo nun Gott eine Schnecke eine Muſchel alſo in den Tiefen „des Weltmeers auszieret / daß auch Salomo in aller feiner „ Herrlichkeit nicht alſo bekleidet geweſen - da er diß an Schne⸗ y cken thut, die oft nie ans Tageslicht kommen, deren Geſchlecht „wohl keinem Naturkuͤndiger jemahls bekandt wird, die zu ei⸗ „ier Speiſe der Fiſche, der Würmer, der Ungeheuer dienen y muß, wie folte er das nicht vielmehr dir thun o du kleinglau⸗ „ biger! So mm die über alles waltende Vorſehung deines . GOttes - Pl 74 Drittes Sendſchreiben. „Gottes ſich fo gar ſichtbar an einem Wurme, an einer „Schnecke, zeiget wie ſolteſt du ihrer ſorgenden Aufſicht und „ihrer feligen Einfluͤße ermangeln koͤnnen? Nun befuͤrchte ich nicht unter der Unermeßlichkeit der Creatur gleich⸗ ſam vergeßen und unter der unzaͤhlbaren Menge der Menſchen verloh⸗ ren zu werden. Ey wenn ſich Gottes Eigenſchaften fo gar deutlich an einer verachteten Schnecke und Muſchel zeigen, wenn er ihrer ge⸗ denckt, ſich ihrer annimmt, fie nicht verläßt noch verſaͤumet, wie fol te ich mich da ich fein Kind und fein Knecht bin, feiner nicht getrö⸗ fen koͤnnen wie ſolte ich nicht freudig fagen dürfen, Er wird mich nicht nicht verlaßen, wie es in der Grundſprache gar zu troͤſtlich lautet- und wenn es auch ſchiene der HErr hat mich verlaßen, der Herr hat mein vergeßen, Er wird mich nicht nicht verſaumen. Er iſt mein Helfer, ich will mich auch bey manchen furchtbaren Um⸗ ſtaͤnden nicht fuͤrchten, was ſolten, was koͤnnten, was duͤrften mir Menſchen thun? Wer iſt der mir ſchaden koͤnne wenn ich wie ein Küchlein unter den Flügeln der behütenden Gnade Gottes ſitze? So koͤnnte ich noch manche Bogen anfuͤllen, wenn ich auch nichts mehr als eine kleine Probe einiger erbaulichen Gedancken und Anwendun⸗ dungen dieſer Wercke des HErrn Ihnen vorlegen wolte. 1 an den Serrn Infpedor Chemnitz. 57 Da ich nicht immer ſtudieren und arbeiten kan und bey meiner einſamen halb einſiedleriſchen Lebensart der Leibesbewegung, der Er⸗ goͤtzungen und Ermunterung mehr wie ein anderer benoͤthiget bin um mit Munterkeit und Lebhaftigkeit die Pflichten meines critiſchen Poſtens zu beſorgen: ſo ſehe ichs wie eine Fuͤgung der guten Hand Gottes über mich an, welche ich dafuͤr mit Demuth, Danckbarkeit Anbetung und Verehrung Füße, daß ich mich hiedurch ergoͤtzen und ermuntern, und beym Abſchleifen die noͤthige Leibesbewegung fin⸗ den kan. Scolche unſchuldige Ergösungen „ wie fich der Engliſche Zus chaer ſehr richtig davon ausdruͤckt / haben ſowohl einen angenehmen | Einfluß! in den Coͤrper als in die Seele 7a und dienen nicht allein die Einbildungskraft aufzußlären und zu erheitrrn: ſondern ſind auch ge⸗ ſchickt Kummer und Schwermuth zu zerſtreuen und die Lebensgeiſter in eine ergoͤtzende und angenehme Bewegung zu ſetzen. Sie dienen gewiß zu keiner Verhinderung meiner Amtsarbeiten, vielmehr, weil fie zu meiner Ermunterung dienen, offenbar zur Beförderung derſel⸗ ben. Solche unſchuldige Vergnuͤgungen verurſachen keine Gewiſ⸗ ſensunruhen, und erwecken bey keinem vernünftigen ja nur billigen Mitgliede der Gemeinde den allermindeſten Anſtoß. Anſtatt des ar⸗ | gerlichen Spielens, darin manche ihre Gemuͤhtsergoͤtzungen gantz ver⸗ geblich 96 Drittes Sendſchreiben. geblich ſuchen, ja damit auch wohl manche die ſich vermeßen zu ſeyn Leiter der Blinden und Lichter derer die in Finſterniß ſind, zu ſeyn Zuͤchtiger der Thoͤrichten und Lehrer der Einfaͤltigen, ihre Zeit, ohne ſich der Sünde zu ſchaͤmen verfpielen - anſtatt diefer anftößigen Se che, damit manche zur Schande ihres Ordens gantze Nachmittage und Naͤchte umbringen, ohne die wichtige Ermahnung Pauli zu beden⸗ cken, die ihnen nach der Grundſprache bekandt ſeyn muͤſte: Sehet zu wie ihr vorſichtig genau und accurat wandelt und kaufet die beque⸗ me Zeit heraus - ja anſtatt aller andern zerſtreuenden zeitverkuͤrtzen⸗ den und verderbenden Beſchaͤftigungen „ (welche von mir und einem jeden GOtt fürchtenden Knechte gar nicht follen geſehen werden) fpies le ich auch auf die nüglichfte und vergnuͤgteſte Weiſe mit dieſem Spiele der Natur. Denn, wie unſer Hochwuͤrdige Procantzler Pontoppidan ſich in ſeiner natuͤrlichen Geſchichte von Norwegen gusdruͤckt „es ſpielet die Natur kaum in einigen andern Dingen, außer „allein in den Blumen, zum Preiſe des Schoͤpfers mit ſo vielen „artigen Veranderungen als in den Schnecken, daß man auch | „davon in Wahrheit fagen kan; natura ludendo ferio agit, „oder wie Plinius ſagt; in his magna ludentis naturae va- 1 Tietas. , 8 fi. Erlau⸗ an den Seren, Infpedor Chemnitz. 9 Erlauben Sie es ferner, mein liebwertheſter Herr Papa, daß ich Ihnen mit recht kindlicher Ehrerbietung von den weitern nuͤtz⸗ lichen Gebrauch meiner geringen Kaͤntniß der Natur in Abſicht an⸗ derer Leute, und inſonderheit meiner mir ſo nahe am Hertzen liegen⸗ den Zuhörer Rechenſchaft geben dürfe. Ich habe mich verbindlich gemacht jährlich wenigſtens einmahl in einer Predigt die großen Tha⸗ ten GOttes im Wercke der Schoͤpfung zu verkuͤndigen. Im vori⸗ gen Jahre hat mir das gewöhnliche Sontags Evangelium, am XV. Sontage nach Trinitatis, die ſchoͤnſte Gelegenheit dazu gegeben. Denn in dieſen ſchoͤnen Stuͤcke der Bergpredigt verweiſet uns ja der beſte Lehrer JEſus Chriſtus recht mit Fingern auf die Wercke des Herrn, welche wir auf dem Erdboden vor uns ſehen. Sehet, ſpricht Er die Lilien, und noch dazu die von aller Menſchlichen Wartung ausgeſchloßenen Lilien auf dem Felde an. Wie iſts doch möglich, daß die ſchwartze Erde ſo weiße Toͤchter zeugen kan? Hingegen Jeſaias nimmt uns im Nahmen Gottes gleichſam bey der Hand, und fuͤh⸗ ret uns unter einen geſtirnten Himmel heraus, und weiſet unſere zur Erde hingekehrten Augen hinauf und fpricht ,, Hebet eure Augen in die Hoͤhe und ſehet, wer hat ſolche Dinge geſchaffen, wer fuͤhret ihr Heer bey der Zahl heraus, wer mißet die Waßer mit der Fauſt, wer faßet die Himmel mit der Spannen und begreift die Erde mit ei⸗ nem Dreyling und wieget die Berge mit einem Gewicht und die Hr H gel 78 Drittes Sendſchreiben | gel mit einer Wage. O wie unausſprechlich groß ff GOtt? wie wunderbar iſt er in allen feinen Wercken? Und doch fehen wir ſei⸗ ner Wercke das wenigſte, denn viel groͤſſere ſind uns noch verborgen. ! N 0 Wenn ich aber von den Werden meines GOttes predige, fü lege ich meinen geliebteſten Zuhörern keine blos phyſtcaliſche Abhand⸗ lung vor, welche ſich beſſer auf einen philoſophiſchen Lehrſtuhl ſchicken wuͤrde. Ich rede auch alsdan nicht wie einer der in die Luft ſtreichet, nicht wie einer der nur mit ſeinen bisgen Gelehrſamkeit die Ohren kuͤtzeln will, nicht wie einer der ſich bloß begnuͤgt zu predigen. Nein, ich ſu⸗ che ſogleich alle Erkaͤntniß auch ſolcher Wahrheiten zur Gottſelig⸗ keit anzuwenden, und alle zu dem unſichtbaren Weſen und zu der | ewigen Kraft und Gottheit aufs beweglichſte hinzulocken, welche aus allen dieſen Wercken handgreiflich zu erkennen, und welche bey aller ihrer Verborgenheit in ihren Werken und Wundern offenbar und ſichtbar genug geworden. Ich bleibe ſonſt am allerliebften bey derdehre von der Buße zu Gott und den Glauben an Jeſum, und ich knuͤtte die gantze Woche hindurch an dem Netze, welches ich am Sontage aufs Wort und in Nahmen meines Jeſu auf der Hoͤhe auswerfe um Seelen damit zu fahen. Denn es iſt durch die Gnade GOttes mein ganzer Ernſt ger worden, daß ich und die mich hören, möchten felig werden, daß unſer | keiner auch nicht einer dahinten bleibe, Wo iſt ein eintziger unter meinen fo an den Serrn Infpedor Chemnitz. 79 ſo hertzlich geliebteſten Zuhoͤrern, den ich mit meinen Willen mißen und verlieren moͤchte. Und da diß ſchon mein Wille iſt, wie wirds nicht vollends der Wille meines Jeſu ſeyn, der Blut und Leben an dieſe Schafe gewaget, daß ihm ja keines, auch nicht eines entriſſen werde? Da ich nun alle fo innig lieb gewonnen, fo bin ich von Herzen wil⸗ lig ihnen mitzutheilen nicht nur das Evangelium Gottes, ſondern auch alle meine Kraͤfte, und wenns drauf ankoͤmmt mein Leben. Ja mich verlanget von Herzensgrunde ſie alle zu ſehen, nicht nur in der ſeligen Gemeinſchaft Jeſu, ſondern um mit einen lieblichen Ausdruck Pauli zu reden, recht in den Eingeweyden JEſu Chriſti, in der al⸗ lergenaueſten innigſten unzertrennlichſten Gemeinſchaft mit ihm. Da⸗ rum dieweil ich ein ſolch Amt habe, nachdem mir ſelbſt ſo viele Barm⸗ hertzigkeit GOttes an meiner eigenen Seele wiederfahren iſt und taͤg⸗ lich wiederfaͤhrt, werde ich nicht muͤde - ob ichs gleich nicht laͤugne, daß mich das laue, Laodieaͤiſche, unevangeliſche Weſen, fo ich ſehen muß oft ermuͤden will. Denn, um einen beſondern propheti⸗ ſchen Ausdruck zu gebrauchen, da mich die ſchon muͤde machen die zu Fuſſe gehen, wie ſolte ich nicht muͤde 508 da ich mit den Reu⸗ tern laufen muß? Nun mit meinen ſchon vorhin angefuͤhrten Hauptzwecke verbin⸗ de ich ſolche Vorſtellungen aus dem Reiche der Natur, und wenn ich 9 2 da⸗ 60 Drittes Sendſchreiben. daher aus den Werken die unendliche Gröffe des Schöpfers Him⸗ mels und der Erden vorſtelle, und auf die Geſchoͤpfe hinweiſe , die wir an den Himmeln erblicken, auf der Erde greifen, in allen Waſ⸗ ſern ohne Zahl antreffen: ſo vergeſſe ichs ja nicht auch in einer ſol⸗ chen Rede die leichte Ordnung zu ihm durch Chriſtum zu kommen und in ihm feine Secligkeit zu finden, nach dem Vermoͤgen ſo der HErr darreicht anzuzeigen. Aber meine Naturalien, und ſonderlich Conchylien Sammlung brauche ich alsdan erſt zum beſten anderer, wenn ich von ihnen - wie gar haͤufig geſchicht-beſucht werde. Die mehreſten, welche der⸗ gleichen bey mir aufgeſtellet fehen fangen von felbft an ſich zu erkun⸗ digen wo dergleichen gefunden werde? ob alle auch wuͤrklich in den tiefen des Meers durch die Natur - oder wohl beſſer durch den HeErrn der Natur gebildet worden? ob nicht viele von Menſchen⸗ haͤnden verfertigt worden? ob es nicht moͤglich ſeyn moͤchte derglei⸗ chen nachzumachen? welches doch der Nutzen ſolcher faſt koſtbaren Sammlung ſey? O welche gute Gelegenheit wird mir bey ſolchen Fragen dargeboten, unnuͤtze Worte und faule zerſtreuende Geſchwaͤ⸗ tze zu vermeiden und von dem Gott und Heilande zu reden, von welchen David, ſo bald er nur erwachte, redete, von welchen tauſend Zun⸗ an den Serrn Infpedor Chemnitz. 61 Zungen, wenn ich tauſend uͤberkommen, reden und um die Wette zu feinen Lobe uͤberfließen ſolten, o waͤre jeder Puls ein Danck und jeder Othem ein Geſang! Man trift freilich auch Leute an welche gantz unverſtaͤndige Fragen thun. Der ſel. Leßer wurde gefragt: warum er ſolche Narrenspoſſen ſam⸗ le? worauf er hertzhaft antwortete „da Gott ſolche vermeinte „ Narrenspoſſen werth geachtet zu erſchaffen, fo achte er fie auch werth y ſelbige vor vernünftige Leute aufzuheben,, Ich bin mehrmalen, recht im Vertrauen, bey meinen Conchylien und Verſteinerungen befragt worden: ob ich etwa ein kleines Gewerbe damit triebe? ob beym Handel etwas zu verdienen waͤre? ob man das Geld nicht beſſer an⸗ wenden koͤnne? ob ich nicht lieber allerhand wolte daraus machen laſſen? wo es bleiben wuͤrde wenn ich nun wegreiſete ꝛc. Auch thoͤ⸗ richte Fragen muͤſſen mir zu einer Aufforderung dienen ſolche Leute eines beßern zu belehren. Da zeige ich ihnen wie GOtt auch in die ſen Kleinigkeiten fü groß fey (in minimis quoque maximus eſt et nunquam major quam in minimis) wie nicht nur die Erde ſondern alle Waßertiefen voll And feiner Güte, wie Er groß ſey, wie fein Nahme groß ſey, wie Er ſich in der That uͤberall, auch im kleinſten groß erweiſe, wie Er einem nachdenckenden Gemuͤthe immer groͤßer ehr und anbetungswuͤrdiger werde. Ich erzaͤhle ihnen wie Er dieſe | H 3 reitzen⸗ 62 Drittes Sendſchreiben, reitzenden Geſchoͤpfe des Meers groͤſtentheils an die Ufer ſolcher Laͤn⸗ der hingelegt, von welchen man ſagen muß: Finſterniß bedeckt da⸗ ſelbſt das Erdreich und Dunckel die Voͤlcker - damit ihnen aus ſo ſchoͤnen Creaturen die Schoͤnheit des Schoͤpfers in die Augen ſtrah⸗ len möge - ob fie den ſehen, fühlen finden möchten, der ihnen fo ſichtbare Zeugniße ſeines daſeyns vor die Augen gemahlet. Zum oͤf⸗ tern findet ſichs daß manche ſelbſt anfangen die erbaulichſten Anmer⸗ a ckungen zu machen. Da reißet ſie der bloße Anblick, ſonderlich auch der innern Strucktur der Schnecken, zur ſtillen Beſtuͤrtzung und Bewunderung dahin. Da locket ihnen der bloße Anblick die ſer ſonderbaren Meiſterſtuͤcke der Wunderhand Gottes das lau⸗ te Bekaͤntniß ab „ wir haben wahrlich einen großen, einen aller Anbetung wuͤrdigſten ED. Das haben wir nicht gedacht daß es ſolche Creaturen mit ſo unzaͤhligen Verſchiedenheiten der Bauart, der Farben, des inwendigen gaͤbe. Wer wolte nun ſolche gute Gedan⸗ cken nicht unter ſtuͤtzen und fortfegen? wer wolte ſich dabey nicht mit ® andern zur kindlichen Furcht und Liebe eines ſolchen GOttes erwe⸗ cken? o wer ſolte Dich nicht fürchten, nicht leben nicht Deinen Nah⸗ men preiſen Herr Zebaoth. Ja lobe den Herrn o meine Seele, und was in mir iſt ſeinen heiligen, ſeinen in allen Geſchoͤpffen ſo herrlich bewieſenen Nahmen. Es wird immerdar ein ſchwaches und armes Lob bleiben, uber b * Du an den Herrn Infpedor Chemnitz. 63 Du nimmſt das arme Lob auf Erden, Mein Gott in allen Gnaden hin, Im Himmel ſoll es beßer werden, « Wenn ich bey Deinen Engeln bin: Da ſing ich Dir im hoͤhern Chor Viel tauſend Halleluja vor. Ehe ich meinen Brief ſchließe, ſo will ich noch einige erbauliche Ge⸗ dancken des redlichen Herrn Doctor Haubers, die mir eben wieder beyfallen, anfuͤhren. Nachdem er meine Sammlung von Conchy⸗ lien mit der froͤmſten Freude über diefe Werde des Herrn, in Copen⸗ hagen betrachtet: ſo brach er einmahl in folgende beſondere nachdenck⸗ liche Worte aus: „Wenn Gott meinem Alter „ ſprach dieſer ver; ehrenswerthe Greiß, den ich wie meinen andern Vater liebe,, noch hundert und mehrere Jahre zulegte, und mir nichts weiter erlaubte, als ihn aus ſeinen geoffenbarten Worte und aus den Conchylien ken⸗ nen zu lernen, ſo wolte ich nie klagen, daß ich nicht Materie übers fluͤßig genug zur Erkaͤntniß, e und Verehrung meines groſſen GOttes haͤtte. | Hiebey kan ich nicht umhin auch ein paar Worte unſers hoch⸗ | berühmten Herrn Hofprediger Cramers anzuführen. Ich entlehne ſie aus der Einleitung, welche den unvergleichlichen Wercke des Herrn Regenfuß vorgeſetzet worden. Es ſtehet zwar nicht dabey daß dieſe lehrrei⸗ — 64 Drittes Sendſchreiben. lehrreiche Einleitung, welche eine rechte Hauptzierde dieſes Wercks ausmacht, den Herrn Hofprediger zum Verfaßer habe. Ich muͤſte aber von den übrigen Schriften deßelben wenig geleſen haben, wenn ichs nicht aus der gantzen Schreibart und ſtarcken darin herſchenden Denckungsart errathen ſolte. Nachdem er eben gezeigt daß man den Liebhabern der Conchy⸗ liologie unmoͤglich den Vorwurf einer eiteln und unfruchtbaren Neu⸗ begierde machen koͤnne: fo fließt ſein beredter Mund in felgende 15 5 wuͤrdige Ausſpruͤche uͤber „Welche Beweiſe von der 1 Allmacht, und wenn „man den Ausdruck erlauben will, von der unendlichen Erfind⸗ „ ſamkeit des Schoͤpfers enthält nicht die Conchyliologie. Ei⸗ „ne fo kleine Maße Fleiſch, als das Fleiſch der meiſten Schne⸗ „cken und Muſcheln iſt, zu ſolchen organiſchen Coͤrper gebil⸗ „y det zu ſehen, worinnen ein forſchendes Auge faſt alle Glied „maßen, Nerven, Mußkeln, Druͤſen, Canaͤle und andere „ Theile beobachtet, welche in groͤßern Thieren bewundert zu „werden pflegen; zu ſehen wie ſehr dadurch die verſchiedenen „Arten des Lebens und der Luſt vervielfaͤltiget werden; uͤberall „Regel, Plan und Abſicht zu entdecken, und zwar in einer „unendlichen Veraͤnderung und Abwechſelung; uͤberall, beſon⸗ „ders auch in den Gebäuden und Schalen dieſer Thiere, ſo rich- „tige Abmeßungen, ſo kuͤnſtliche und allezeit rege Imäßige Ver; vhaͤl tniße, und ſo erſtaunliche allezeit ſchoͤne Verſchiedenheiten 97 zu an den Seren Iaſpector Chemnis; 65 „zu erblicken: welch ein Vergnuͤgen! Und wie fähig iſt dieſes „Vergnuͤgen nicht einen nachdenckenden Geiſt in die ehrerbietig⸗ y ſte Verwunderung über GOtt zu ſetzen! n Hier wird zwar mein Schreiben aufhören, ich aber werde niemahls aufhoͤren mit den froͤmſten Wuͤnſchen und bruͤnſtigſten Gebeten das Angeſi cht meines GOttes zu ſuchen; Daß der Gott aller Gnaden, der rechte Vater uͤber alles was da Kinder heißet im Himmel und auf Erden, Dero an mir durchs gantze Leben erwieſene Vatertreue mit ſeiner belohnenden Guͤte anſehen, Dero Lohn groß ja vollkommen ſeyn laßen, und ſelbſt Dero Schild, bey dieſen gefährlichen Zeitläuften, und Dero großer Lohn ſeyn und ewig bleiben wolle. 5 Ich werde nie aufhoͤren zu beten und zu bitten daß der Herr des Lebens Dero fuͤr mich ſo unſchäbbares Leben biß auf die ſpaͤteſten Jahre verlaͤngern, und lieber von meinen Jahren einige dazu legen wolle; daß er Dero Alter wie die Ju⸗ gend machen, dieſelben, da Sie mit ſo vielen Ehren grau wor⸗ den, heben tragen und erretten und immer mit neuer Staͤrcke und Kraft begnadigen wolle, zu laufen und nicht matt, zu ſammlen, zu rufen, zu locken und nicht muͤde zu werden. Ich werde nie aufhoͤren taͤglich zum Gnadenſtuhle hinzuzutreten und aufs flehentlichſte zu bitten "109 3 daß "N tft Drittes Sendſchreiben. daß der Herr des Segens Dieſelben fernerhin zum Segen ſetzen, in Dero wichtigſten Lehramte Ihnen einen Sieg nach den an⸗ dern ſchencken, und die belohnende Freude verleihen wolle, alle ihre anvertraute Zuhörer, als Schaͤflein, in die Mutterarme des Oberhirten JEſu Chrifti hineinzuſammlen, um dereinſt als ein Lehrer, der recht viele zur Gerechtigkeit hingewieſen, zu leuch⸗ ten wie des Himmels Glantz, wie die Sterne immer und ewi⸗ glich, und wie die Sonne in ihres Bates Reich. Laßen Sie mich fernerhin Dero vterlchen Liebe, e und Vorſorge angelegentlichſt anemphohlen ſeyn. Ich werde meine Freu⸗ de darin ſuchen, Ihnen viele Freude zu machen, um Sie immer mehr zu uͤberzeugen daß es Wahrheit ſey / wenn ich mich mit dem kindlichſten Hertzen und der aaa es e nenne. Ew. . | Meines theureſten Herrn Papa Wen den 21. Jenner 1760. 4 gehorſamſter | Sohn Viertes Sendſchreiben von meinen Huͤlfsmitteln zu einiger Kaͤntniß der f Conchyliologie zu gelangen an die Hoch Edle Wohlgelehrte und Tugendreiche Jungfer Margaretha Barbara Bürckmaͤnnin zu Nuͤrnberg Kaiſerlich gecroͤnten Poetin, auch Ehrenmitglieds der teutſchen Geſellſchaften zu Helmſtaͤdt, und in Altorf, 32 a | ER ER 69 HochEdle Wohlgelehrte Hochgeehrteſte Mademoiſelle. oN AN AN Sie verwenden Dero Zeit und Kräfte auf lauter edle und lobenswerthe Bemühungen, welche Ihnen und «zei Ihrem Geſchlecht Ehre machen, welche auch ſchon längſt mit dem Lorber becroͤnet worden. Sie wollen Dero anver⸗ trautes Pfund nicht vergraben noch in ein Schweißtuch verbergen: fondern damit auf die loͤblichſte Weiſe zur Ehre GOttes, zur Aus⸗ breitung der Religion und Tugend, und zur Befoͤrderung des guten Geſchmacks, wuchern. Oft bieten Sie Dero Kräfte in der Dicht⸗ kunſt auf, um in Pfalmen und geiſtlichen lieblichen Liedern den GoOtt und Heiland zu beſingen, den wir mit allen was in und an uns iſt, mit allen unſern Fahigkeiten und Empfindungen loben folten, Oft beſchaͤftigen Sie ſich mit den Sprachen und ſchoͤnen Wißen⸗ ſchaften / und ſonderlich wenden Sie viele Bemuͤhungen an eine meh⸗ rere Vollkommenheit in Dero Mutterſprache zu erlangen. Auch pflegen Sie einige Nebenſtunden der Betrachtung und Sammlung J 3 natuͤr⸗ 70 Vieetes Sendſchreiben. natürlicher Seltenheiten, darunter die Conchylien gleichfals ihren Platz haben, zu widmen. Ew. HocheEdel. haben neulich ſich zu erkundigen beliebet, welches meine Bücher und übrigen Huͤlfs⸗ mittel waͤren, um zu einiger Einſicht in dieſen kleinen beluſtigenden und angenehmen Theil der Natur zu gelangen. Ich zeige Ihnen ſolche mit deſto groͤßerer Bereitwilligkeit an, weil ich dadurch zugleich eine gute Gelegenheit uͤberkomme Ihnen meine Achtung gegen Dero ſeltnen Verdienſte, und meine Danckbarkeit für die öftere Erbauung aus Dero kleinen Schriften und geiſtreichen Poeſien, zu bezeugen. Da ich fo glücklich bin die koſtbarſten daßiſchen Schriftſteller der Conchyliologie mit vieler Muͤhe und Koſten erhalten zu haben: ſo ſehe ich diefen Schatz billig als mein vorgehmſtes Hülfsmittel an. Ich beſi itze 1, Georg Everhard Rumphii Amboinſche Rauten Sammer. fol. 1705. Amſterdam 27 Philippi Bonanni Muſaeum Kircherianu. fel. Ro. mae 1709. | b 3, Nicolai Gualtieri Indicem Teſtarum, mit 110 Eu pfertafeln. Florentiae. groß fol. 1742 4, Joh. Theod. Kleinii Tentamen methodi oftracolo- gicae fiue natural. diſpoſit. cochlidum atque coR- charum. to. Lugd. Batav. 1753. | x, Dar- an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 7¹ J, Dargenville de la Conchyliologie. Nouvelle edition. a Paris. 177 klein fol. 6. - - Appendice de trois nouvelles Planches. 7, Kepreſentation des Animaux vivans, qui habitent les Coquilles. nouv. edit. 1797 8, Nic. Georg Gevens, Kunſtmahlers im Hamburg Monatliche Beluſtigungen im Reiche der Natur, mit ſaubern nach dem Leben erhelleten Kupfern, nebſt einer Beſchreibung in franzoͤſiſcher und teut⸗ ſcher Sprache. Dieſer erſte Theil, den ich aber noch nicht vollſtaͤndig habe bekommen koͤnnen, begreift die eigentlichen Schnecken, der andere, wo er her⸗ auskoͤmt, wird die Muſcheln liefern. 4to. 9, Fried. Chriſt. Leſſers Teftaceotheologie. stav. Leip⸗ zig. 1756. 10, Georg Wolfgang Knorrens Vergnuͤgen der Augen und des Gemuͤths in Vorſtellung einer allgemeinen Sammlung von Muſcheln. Nürnberg. 410. 1757. mit lauter illum, Kupfern, 11, M. 2 Viertes Sendfchreiben 117 M. Adanfon Hiftoire naturelle des Coquillages du Senegall. a Paris. 1757: 4to. Tom. 1. 12, Joh. Mich. Regenfuſs, Koͤnigl. Dänifchen Kupfer ſtechers Sammlung auserleſener Schnecken und Muſcheln, nebſt der franzoͤſiſchen und teutſchen Beſchreibung. Copenhagen. erſter Band. 1758. in regal fol. Wenn ich nun nur noch des D. Martin Liſters Teſtacea, wel⸗ che zu Londen A. 1685 bis 1692 auf Koſten dieſes beruͤhmten Mannes, herausgekommen, erhalten werde (wozu mir ein großer Goͤnner der ſich anjetzt in Holland aufhaͤlt, viele Hofnung gemacht) ſo will ich vort erſte gerne zufrieden ſeyn: Das rare Werck des Doctor Liſters, welches ich hieſelbſt zum erſtenmahl in der unvergleichlichen Kayſerlichen Bi⸗ bliotheck zu ſehen Gelegenheit gehabt, beſteht bis auf den Anhang aus lauter Kupferſtichen auf welchen neben den abgebildeten Schnecken ets wa ihr Nahme, und wenns viel ift, auch ihr Vaterland bemerckt wird. Daher auch der gelehrte Klein von ihm urtheilet „Liſterus in tabula. rum aenearum titulis parcus etj ejunus eſt, Sein gantzes Werck ent⸗ Hält vier Bücher. Das erſte handelt von den Erbſchnecken, das an; dere von den Flußſchnecken, das dritte von den Muſcheln, das vierte hat verſchiedene Abſchnitte von den Buccinis, unter welchen beſondern Fami⸗ an die Jungfer Birkmäntim, 73 Familien Nahmen, er uͤberhaupt alle gewundene Schalthiere oder die eigentlichen Schnecken verſteht. Der Herr Dargenville iſt daher | gar übel auf ihn zu fprechen und fagt in feinen remarques fur la fa- mille de Buccins: On ne peut entrer dans le detail de cette fa- mille, fans faire les Proces a Lifter - Ja ſchon im erſten Cap. S. F. ſpricht er: Toutes les Coquilles font appelles par Liſter des Buccins, terme qui lui eſt fi familier, qu'il y raportetous les gen- res et les eſpeces. Endlich bringt ihm die Hitze zu folgenden harten Urtheil: On peut dire que perſonne n'a jette tant de Eönfuſton dans Phiftoire des Coquällages que cet Auteur. Dennoch wolte ich viel drum geben, wenn ich ihn nur vollſtaͤndig zu erhalten wuͤſte. Aber wer ſagt mir was zu ſeiner Vollſtaͤndigkeit gehoͤre? Man hat mich verſichert, daß ihn hieſelbſt, wo nur 3 bekandte Exemplaria die⸗ ſes Buchs ſich befinden, ein jeder gantz verſchieden beſaͤße. Bald hat man mehr in dieſem Theil bald weniger in einem andern. Selbſt aus Holland ſchreibt mir der vorhin belobte Goͤnner folgendes: „Complete Exemplaria vom Liſter habe ich ſeit meinen Aufent, „halt in Holland nicht erhalten koͤnnen. Ich habe bey den er— „ten Kennern ſolcher Bücher nicht einmahl zuperlaͤßig erfahren „können, was zur rechten Vollſtaͤndigkeit gehoͤre. Ich hoffe v aber naͤchſtens beym Bibliothecario der Univerſitaͤts Biblio⸗ K „the 74 Viertes Sendſchreiben. ET „theck zu Leyden belehret zu werden, weil er ſich daſelbſt aufs ee befinden ſoll. Nun will ich Ihnen „wenn Sie es guͤtig erlauben wollen, einige Anmerkungen über meine vorhin angeführten Schriftſteller mit theilen. 155 Von des Rumphii Amboiniſchen Raritaͤten Cammer beſitze ich zum Gluͤck die erſte beſte und rareſte Ausgabe von 1705. Weil ich voraus ſetzen kan, daß Ihnen dieſes ſchoͤne Buch gar wohl bekandt ſey: ſo will ich den Raum meines Briefes fuͤr die Anfuͤhrung eini⸗ ger andern die weit rarer ſind ſparen. Nur diß einige muß ich Ih⸗ nen melden, die ſchoͤnen Abbildungen im Rumphio hat man dem Fleiße der Tochter des berühmten Matthaͤt Merians, und die mit einer ſeltenen Kunſt verfertigten Abzeichnungen im Liſter, hat man ſeinen beyden Jungfer Toͤchtern zu verdancken. Sehen Sie wie verdient ſich Dero Geſchlecht um die Conchyliologie gemacht habe! Philipp Bonanni ein Jeſuit, theilet das gantze Muſaeum Kir- cherianum; welches er zuerſt italieniſch und hernach lateiniſch be⸗ ſchrieben, in zwoͤlf Claßen, und ſetzet, folten Sie es vermuthen? die an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 77 die Conchylien die oben an ſtehen ſolten in die unterſte Claße. In dieſer zwölften Claße macht er aufs neue vier Haupttheile. . Der erſte Theil faßet wieder zwoͤlf Abſchnitte in ſich. In erſten zeiget er wie das Auge eines Weiſen durch die Betrach⸗ tung der Schnecken koͤnne beluſtiget werden. Im andern wie das Gemuͤth darin eine Ergoͤtzung finde, | Im dritten macht er einige Eigenſchaften der Schalthiere, wel⸗ che uns auf die Betrachtung der göttlichen Vorſehung leiten koͤnnen, nahmhaft. Im vierten redet er von einigen Naturalien, ſonderich e lien Cabinetten. Im fünften verfält er auf die Eintheilung beser enſchelchie | Thiere. Im ſechsſten handelt er von ihrem Urſprunge, von ihrer Ent; ſtehungsart. Im ſiebenden koͤmmt er auf die Erzeugung der Steindatteln. Im achten auf die Beſtandtheile, auf die Materie, welche zur Herz vorbringung der Schnecken und Muſcheln dienlich ſeyn moͤchte. K 2 Im 76 DViertes Sendöfchreiber 5 Im neunten ſucht er die Frage zu erörtern, ob die Schnecken welche aus der Erde gegraben werden, ihren erſten Feen aus dem Meere oder der Erde hätten?” 8 | Sm zehnten fteffet er Betrachtungen über die ungemeine Vers ſchiedenheit und Mannigfaltigkeit der Schneckengebaͤude und ihrer Farben an, und fraͤgt Im eilften woher dergleichen faſt unendliche Abänderung der Ines ben entſtehen moͤge, worauf er ; N Im zwoͤlften Capitel mit einer kleinen handlung. vom Neben der ſteinſchalichten Thiere, den Beſchluß dieſes erſſen Haupt⸗ theils macht. u. ih andere Haupttheil liefert eine Erklärung aller gupßaufts die hernach im aten Theil angetroffen werden. Dieſe Arbeit muß ihm ſchrecklich ſauer vorgekommen ſeyn, weil er ſaget „arduum profecto opus aggredior, et quafi in ſpatioſo „Pelago vela foluens naufragium potius mentis timendum effe j quam animi relaxationem fperandam, agnoſco. Ea eſt enim y teſtaceorum copia ſub undis, ut deficientibus verbis ſingulis vel y olum nomen imponere eloquentia defperet, Adeo facilius eft „näturae facere quam homini recenfere. ,, Die an die Jungfer Bürckmaͤnnin. 77 Die ſteinſchalichten Thiere werden nach der alten Art! is an Claßen abgetheilt 0 Zuerſt en die einſchalichten ungewundenen, da neun und dreißig abgebildete Arten beſchrieben werden. Der Nautilus crasſus muß hier nebſt mehrern andern, aller Windungen ohnerachtet, in der Claße der ungewundenen ſitzen, welches Kenner vor unbillig und un⸗ gerecht erkennen werden. Die zweiſchalichten machen auch die zweite Claße aus, deren hundert und fünf und dreißig angezeiget werden, dabey am Ende die Worte ſtehen „impoflibile eſt enim omnes recenſere, quas non ſolum Muſaeum ſed totius dan foecunditas calamo defcriben- das ſuppeditaret. Endlich werden in der dritten Claße vierhundert und zwölf ver⸗ ſchiedene Arten der gewundenen beſchrieben, da zuletzt die Worte ſtehen: Haec delibaffe ſufficiat. ' III. Der drifte Haupttheil enthält verſchiebene Problemata der Com chyliologie, deren Aufloͤſung bald laͤnger bald kuͤrtzer beygefuͤget wer⸗ den. Wie gar fehr entbehrlich manche geweſen, werden Ew. Hoch K 3 Edeln 75 Viertes Sendſchreiben. Edeln aus der nähern Anfuͤhrung derſelben aufs beſte Mathe len koͤnnen. Problem. I. In welchen Schnecken die Perlen wachſen. II. Ob der Thau zu ihrer Erzeugung etwas beytrage? III. Wachſen die Perlen aus den Haͤuſern oder aus den Ein⸗ geweiden dieſer Thiere? Sind es wuͤrckliche Aus⸗ geburten, oder entſtehen fie von Kranckheiten dieſer Geſchoͤpfe? IV. Woher koͤmmts, daß mehrere Schnecken im Meer als in Seen und Fluͤßen gefunden werden. V. Woher koͤmmts daß ſie vielmehr im Meer und 3 als auf der Erde wachſen? a VI. Woher koͤmmts daß gar keine in Metallen erzeuget wer⸗ den, da doch ſoviele auf der Erde ihren Urſprung finden? 1 451 | VII. Woher koͤmmts daß ſie in Oientalſchen und Oſtindi⸗ ſchen Meeren in groͤßerer Menge und mit buntern Farben gefunden werden? Hier ſieht man leicht daß ihm die vortreflichen Ißlaͤndiſchen und Snlau⸗ diſchen unbekandt geweſen. vll. an die Jung fer Buͤrckmaͤnnin. 79 VIII. Warum einige leichter uͤber dem Holtze als auf Stei⸗ nen wachſen? IX. Wie iſt es moͤglich daß ihre Schale, die aus dem weichen Waßer entſtehet, zu ſolcher Härte gelangen kan? X. Warum die mehreſten unbeweglich an Felſen und Klippen haften bleiben? | | XI. Wie geht es zu daß einige gefurcht find (wie zum B. alle Kamm Muſcheln) andere nicht? & XII. Warum erſcheinen fie mehrentheils wie gemahlt auf ihs rer Oberfläche? Hier glaubt er einige Aenlichkeit mit den Wirkungen der Sympathetiſchen Tinte zu fin, den, deren Zubereitung an dieſem Orte, wo man fie ſchwerlich geſucht haͤtte, beſchrieben wird. XIII. Warum werden die gewundenen Arten am haͤufigſten gefunden? 8 g XIV. Warum nehmen die mehreſten gewundenen eben die ſphae⸗ riſche figur an? XV. Warum haben die gewundenen ihre Oefnung und Muͤndung allermeiſt bey der rechten Hand? Hier trift man wunderbare und unerwartete Urſachen an. | | Ich Viertes Sendſchreiben Ich will Ihnen nur die erſte, welche aus dem Liſter genommen ſeyn foll, anfuͤhren wo es heiſt „Mart. Li- ſter dixit, teſtas motus folis-obferväre et a ſini- ſtra dextram verſus torqueri. XVI. Welches iſt die Urſache, daß kaum die allermindeſte Verſchiedenheit der Glieder bey den Schalthieren ge⸗ ſehen wird? K XVII. Warum muͤßen ſie der Knochen ermangeln? XVII. Warum des Hertzens? XIX. Warum der Zähne? XX. Warum der Galle Leber und Miltz? XXI. Wie koͤnnen fie, da fie keinen Mund haben, ernährt werden? | XXII. Warum find die gewundenen mit einer Thür verse hen worden? XXIII. Warum mit Hoͤrnern? 5 XXIV. Weswegen beobachten ſie ein ewiges Stilſchweigen? XV. Warum fehlt ihnen das Gehoͤr? XXVI. Warum fehlen alle Sinne den lebenden Schnecken? Wie ſchrecklich unrichtige Vorder ſaͤtze werden 155 allen dieſen Aufgaben voraus geſetzt? XXV . an die Jungfer Buͤrckmännin. 81 XXVII. Die ſteinſchalichten Thiere haben eine große Aehnlich⸗ keit mit den Gewaͤchſen des Erdbodens wie koͤnmmts aber daß ſie weder bey ihrem Leben noch Tode einigen Geruch von ſich geben, wie doch die Gewaͤchſe thun? XXVIII. Welches mag der Grund ſeyn, daß ſie laͤnger wie die Fiſche außer den Waßer leben koͤnnen? XXIX. Warum haben die Seeigel, die Echini Zähne? wa. rum beſteht ihr eyfoͤrmiges Gebaͤude eben aus fuͤnf, alſo aus ungeraden ungleichen Theilen? Hier hat er nicht gewuſt, daß es auch Seeigel von ſechs Theilen gibt, wie dergleichen aus einer Abhandlung des Hr. Klein, in den Schriften der naturforſchenden Geſell— ſchaft zu Dantzig, mit mehrern geleſen werden kan. XXX. Wie geht es zu, daß man das Brauſen des Meeres zu hoͤren ſcheinet, wenn man eine gewundene Schnecke ans Ohr haͤlt? N XXXI. Warum ſind Schnecken im Vollmonde fetter? XXXII. Warum ſind es ſo gar faule und dumme Thiere? XXXIII. Warum legen ſie ihre Schale nicht ab zu gewißen Zeiten, wie etwa die Krebſe und andere Schalthiere? 2 eee 82 Viertes Sendſchreiben XXXIV. Warum geben Steindatteln in finſtern einen Schein von ſich? XXXV. Warum wird bey der ungemeinen Verſchiedenheit der Farben die Himmelblaue niemahls geſehen? So klein mein Vorrath iſt, ſo kan ich dennoch einige von die⸗ fer Farbe aufweiſen. Ja Bonanni hat felbft einige abzeichnen laßen, welche nothwendig himmelblau muͤſ⸗ ſen ausgeſehen haben, wofern ſie nicht ausgebleicht und von ihren Farben verlaßen geweſen. XXXVI. Ob von der Venus Schnecke, welche auch wohl re- | mora genannt werde, der Lauf der Schiffe aufgehab ten werden koͤnne? IV. Zuletzt folgen im vierten Theil Icones teftaceorum. Ew. HocheEdel. werden ohne mein Erinnern aus dieſem kur⸗ zen Auszuge es gar leicht abnehmen koͤnnen, daß man viel unnuͤtzes und uͤberflußiges, aber auch gewiß viel brauchbares und lehrreiches in dieſen raren Buche antreffe. Es wuͤrde ſich der Muͤhe verlohnen, wenn jemand einen vollſtaͤndigen Extract der beſten und brauchbarſten Sachen aus dieſem Wercke des gelehrten Bonanni, welches nicht eben in der deutlichſten lateiniſchen Pr geſchrieben worden, vers fertigen wolte. Der an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 33 Der Index teſtarum des Nic. Gualtieri welcher mit hundert und zehn Kupfertafeln und den ausgeſuchteſten Vignetten zu Florentz herausgekommen, verdient billig einen hohen und vorzuͤglichen Rang unter meinen Buͤchern von der Conchyliologie. Denn, wenn ich auf die Menge der abgezeichneten Stuͤcke ſehe, ſo wuͤſte ich keinen der übrigen ihm an die Seite zu ſetzen. Klein nennet diß Buch Opus ſplendidiſſimum cariffimum, und der ſel. Leßer, opus iplehaidung et ſumptuoſum. Die treflichen Vignetten helfen auch um es noch mehr zu verſchoͤnern. Auf einigen ſtehn die Worte aus dem aten Apocryph. Buche Eſra. VI. 48. Aqua muta et ſine anima, quae Dei nutu jubebantur animalia faciebat ut ex hoc mirabilia tua na- tiones enarrent - auf andern ſtehen die ſchoͤnen Worte aus Pfalm. 77. Dein Weg war im Meer und dein Pfad in großen Waßern, und man ſpuͤrete doch deinen Fuß nicht. Aber wieviel Unvollkommenheit findet ſich nicht bey allen faſt vollkommen ſcheinenden Dingen der Menſchen. Bey allen dieſen ausnehmend ſchoͤnen Kupfertafeln ſu⸗ chen Sie vergebens die bekandteſten und gebraͤuchlichſten Nahmen eie nes jeden Stuͤcks, den Geburtsort, vergebens angenehme Nachrich⸗ ten und lehrreiche Abhandlungen. Sein Text iſt nichts mehr als ein trocknes Verzeichniß, als ein leeres Gerippe, und, wie es der Titel ſchon verſpricht, ein bloßer index teſtarum. Man muß ſich begnuͤ⸗ gen eine magere Beſchreibung eines durch ſeine Abbildung ſchon weit g 2 2 deutli⸗ Be - Viertes Sendſchreiben deutlicher beſchriebenen Stuͤcks mit ſchweren ſonſt faſt unerhoͤrten und hie und da ziemlich unverſtändlichen lateiniſchen Kunſtwoͤrtern zu le⸗ ſen. Dennoch ſind ihm hin und wieder einige Anmerckungen gleichs ſam unvorfäglicher Weiſe und wieder feinen Willen entfahren, web che recht ofte bey mir den Wunſch erreget haben, wenn doch nur bey jeder Tabelle eine eintzige Anmerckung ſeyn moͤchte! Wie es aber zuge⸗ he, daß dieſer große Kenner folgende Anmerckung auf der V. Tabel⸗ le machen koͤnnen, iſt mir unbegreiflich. „Notandum infuper eft quod nulla cochlea marina, quod fciam hucusque obferuata fue- zit, quae a dextra in ſiniſtram convoluta fit,, da er doch ſelbſt auf der 30 Kupfertafel No. 13 die rare lincke Seefeige in einer ſeltenen Groͤße abbilden laßen/ welches offenbar eine Cochlea marina a dex- tra in ſiniſtram conuoluta iſt. Es muß alſo dieſer gelehrte Mann dieſe verkehrte Windung an ſeinem eigenen raren Stuͤcke nicht bemerckt haben / weil er auch ſonſt in der Beſchreibung ein Wort davon wuͤr⸗ de gemeldet haben. Da ich mich ein wenig zu lange beym Liſter, Bonanni und Gualtieri aufgehalten, ſo muß ich von den uͤbrigen deſto kuͤtzer reden. Die gruͤndliche Sb des Kleins, welche zu Leyden heraus⸗ gekommen iſt, kan allen denjenigen den groͤſten Nutzen ſchaffen, wel⸗ che die vorhin angeführten n nebſt en andern beſitzen. Denn ee Da an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 85 Denn ich wuͤſte keinen der ſich oͤfter auf dieſelben berufen ſolte. Der Liſter wird auf manchen Seiten wohl acht biß zehnmahl angefuͤhret. Die Kupferſtiche hätten in Holland wohl beßer gerathen koͤnnen. Die Teſtaceotheologie des ſel. Senior Leßers iſt Ihnen viel zu bekant, als daß ich etwas davon anzeigen duͤrfte. Vom erſten Theil des Dargenville finden Sie eine recht aus fuͤhrliche Anzeige in dem erſten Phyſikaliſchen Briefe des Hr. Prof Denſo. Wenn daſelbſt der beruͤhmte und von mir mit gröfter Hoch⸗ achtung genannte Hr. Prof. Denſo, dieſen Mann tadelt, daß er die Concham imbricatam, die Hohlziegel Muſchel unter die Hertzmu⸗ ſcheln geſetzt da ſie nach der Meinung des Hn. Profeßors zu den Auſtern gerechnet werden muͤſte: ſo muß ich zur Entſchuldigung des Dar; genville ſoviel ſagen, daß diß nicht um der gantzen Figur der Schne— cke willen, ſondern wegen ihrer Hertzfoͤrmigen Bildung beym Char- nier und bey der Oefnung geſchehen ſey. Diß ſagt auch Dargen⸗ ville gantz deutlich elle repreſente de coté un coeur ouvert und hernach for ouverture forme um coeur à jour garni de dents. Der f „Hr. Profeßor fraͤgt: welcher Anfaͤnger in der Muſchelkaͤntniß bey der Hohlziegel Muſchel die in des Olearius Gottorfiſchen Kunſtcammer beſchrieben wird (welche anjetzt das Cabinet des Koͤnigs von Daͤnne— ee L 3 marck 86 pViertes Sendſchreiben. marck auszieret) welche 467 Pfund wieget, ſich eine Vorſtellung ma⸗ chen koͤnne, dieſe Aufter ſey hertzfoͤrmig. Da ich nichts weiter wie ein Anfänger bin, fo muß ich doch geſtehen, daß mir beym Anblick dieſer ſehenswerthen Stuͤcke zu Copenhagen ſogleich das Hertzfoͤrmige bey der Muͤndung in die Augen gefallen. Denen uͤbrigen gelehrten Beurtheilungen des Hn. Profeßors, daß die Eintheilung ihre Unvoll⸗ kommenheiten habe, unterſchreibe ich aufs willigſte. Ich koͤnnte manche handgreifliche Fehler anführen, wenn ich mich dabey aufhalten wolte. Die neue Edition des Dargenville hat betraͤchtliche Zuſaͤtze erhalten. Der erſt vor kurtzen herausgekommene Anhang liefert auf drei Kupfer; platten mit zwen gedruckten Boͤgen angenehme Nachrichten und aus⸗ erleſene Stuͤcke. Im zweiten Theil, welchen er Zoomorphofe nen⸗ net, werden aus jeder Familie der Schnecken und Muſcheln die Ein⸗ wohner nebſt ihrem Gebaͤude vorgeſtellet. Vorn des Herrn Geve ſehr ſchoͤn illuminirten erſten Theil wuͤr, de ich Ihnen mehr ſagen, wenn ich nicht vernehmen muͤſte, daß diß Weerck ſchon bey dieſem erſten Theil einigermaßen ins Stecken gera⸗ then, welches ich, wofern dies e Nachricht gegruͤndet wäre, recht ſehr bedauren muͤſte. | Das an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 87 Das artige illuminirte Werckgen des Herrn Knorrs zu Nuͤrn⸗ | berg, welches ich neulich durch Dero Vermittelung zu meinen Ber, gnuͤgen erhalten, kennen Sie beßer, als ichs Ihnen bekannt machen koͤnnte. Wie er es eine Sammlung von Muſcheln auf dem Titel⸗ kupfer nennen koͤnne, da es doch faſt lauter Schnecken vorſtellet, bes greife ich nicht. i Den Adanſon habe ich zu wenig geleſen, weil ich ihn erſt er⸗ halten, als daß ich davon urtheilen Fönnte, Das praͤchtigſte Werck des Herrn Regenfuß, welches in Nuͤrn⸗ berg angefangen, und in Copenhagen durch recht koͤnigliche Unterſtüͤ— gungen, dem erſten Theil nach vollendet worden, begreift nebſt eis nen koſtbaren rothen Titulkupfer, auf welchen auch unſer Daͤniſcher Trajan abgebildet worden, nur zwoͤlf illuminirte Blaͤtter, welche der feinſten Mahlerei gleichen, ihres gleichen noch nicht haben und ge, wiß als ausnehmende Meiſterſtuͤcke alle Bewunderung verdienen. Der Text zu dieſen Abbildungen iſt ſchon dreimahl veraͤndert und nur erſt das letzte mahl vor würdig erkandt worden einen ſo koͤniglichen Werde, beygefuͤgt zu werden. Den erſten verworfenen Text hat noch der ſel. Leßer gemacht. Die andere Ausgabe des Textes, wel, che in Copenhagen verfaßt worden, wurde, ſoviele Koſten ſie auch verur⸗ 88 Viertes Sendſchreiben verurſacht hatte, auf hoͤchſten Befehl völlig unterdrückt und fir ver | werflich erklärt. Die neueſte Ausgabe hat man den unermuͤdeten Bemuͤhungen des Herrn Hofprediger Cramers, Hr. Prof. Kra⸗ tzenſteins, Hr. Prof. Aſcanius, Herrn Spenglers und anderer zu verdancken. Da Ihro Maß. der König der Univerſitaͤt Leipzig ein Exemplar zu verehren geruhet, ſo finden Sie in den Leipziger ge⸗ lehrten Zeitungen und in dem neueſten aus der anmuthigen Gelehr— ſamkeit rechte leſenswuͤrdige und ausfuͤhrliche Beurtheilungen dieſes herrlichen Wercks. Um Ihnen nur eine Probe von den Befchreis bungen, welche dieſen vortreflichen Abbildungen, die ich nicht genung zu loben weiß, die der Natur ſo nahe kommen als es der Kunſt und der Mahlerei moͤglich iſt, beyzufuͤgen: ſo will ich dißmahl aus allen den Argus der auf der sten Tab. fig. 57 vorgeſtellet worden, her⸗ ausnehmen. Weil ich zweifle ob Sie dieſes feltene Stuͤck aus der Familie der Porcellainen in Dero Sammlung ſchon beſitzen moͤchten: ſo nehme ich mir die Freyheit Ihnen üuglech eine kleine e damit zu machen. Fig. LVII. Poreellana ſiue concha veneris, Bonanni. Concha venerea caeterarum pretioſiſſima et admodum rara. Colore ex paleari unde quaque albeſcit, rotundatis veluti an die Jungfer Burckmaͤnnin. 89 veluti annulis aureis aut croceis et inaequalibus ornata. Muf. Kirch. Claſſ. III. Tab. II. fig. 263. Liſterus. Concha veneris major anguſta, in ventre quatuor ma- culae nigricantes, in dorſo circuli fuſci rotundi. Tab. 705. Rumphius. Porcellana major. Argus. Tab. 38. lit. D. Langius. Porcellana ſpiralis major elongata et figura ſua ad cy- lindraceam quodammodo accedens, Cylindroidea dicenda. pag. 10. | % | Gualtieri. Porcellana fpiralis, laeuis, oblonga, bifafciata , rima coloris rubiginofi, ventre quatuor magnis fuſcis maculis diſtincto, in dorſo ſubalbido crebris circulis fufcis infignita. Tab. 16. fig. T. Dargenville. Porcellana Figura oblonga et craffa Argus major. Pag. 306. Tab. 21. lit. D. | Hebenſtreit. Porcellana major fufca, circulis fuſcis rotundis. M. R. pag. 300. in fine. Leſſer. Porcellana. Argus, mas 8. 48 dd dd. Kleinius. Voluta ovata. Porcellana longa fine Cylindroides. Argus major Rumphii. §. 229. Argus ocellis fuſcis ſuper albo ventre, quatuor maculis inſigni. Lift. ibid. f. Tab. VI 0. IOI. M. Lin- 90 Viertes Sendſchreiben. Linnaeus. Cyprea. Argus. T. fubturbinata, ſubcylindrica, ad- ſperſa ocellis, ſubtus maculis quatuor fuſcis. pag. 719. Se | Der danifche Nahme. Argus eller Forſicht. Der teutſche. Der Argus mit braunen Augen und braunen Rande. Hebenſtreit. Ic. ! Der franzoͤſiſche. Le grand Argus. Darg. I. c. Der hollaͤndiſche. De Argus. Rumph. I. cit. Der engliſche. The oculated Porcellana, or Argus shell. Hill. Tab. 8. Nun ſind wir erſt mit den angefuͤhrten Benennungen fertig. Leſen Sie nun auch die weitere Beſchreibung und die uͤbrigen ange⸗ nehmen Nachrichten. Dieſe kommen groͤſtentheils von meinen ge⸗ ? liebteſten Freunde dem Herrn Spengler her, von deßen unermuͤde⸗ ten Fleiße in dieſer Sache ich ein Augenzeuge geweſen. Die ungeaͤn⸗ derte Beſchreibung bey dieſem Stuͤcke, wird ihm auch nach dem Zeugniß der Vorrede zugeſchrieben. Hier iſt fie teutſch und fran⸗ zo ſiſch. Fig. 57. an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. Fig. 57. Unter die Conchylien Geſchlech⸗ ter, welche das beſondere haben, daß es unzaͤhlige Abaͤnderungen unter ihnen gibt, gehoͤret vorzuͤg⸗ lich des reiche und glaͤntzende Ger ſchlecht der Poreellanen, unter denen der Argus ein ſchaͤtzbares Stuͤck iſt, weil er in ſeiner vollen Schoͤnheit nicht gar haͤufig gefun⸗ den wird, indem ſich ſeine Art gern in der tiefen See aufhaͤlt, und ſowohl an ihrem zarten Glan⸗ tze, als an ihrer Farbe, die nur auf der aͤußerſten Haut ſitzet, leicht Schaden leiden kan. Die vielen runden Ringe derſelben, haben als ſoviele Augen die Veranlaßung zu ihrem Nahmen gegeben. eclat. 1 LVII. Figure. Entre les familles de Coquilla- ges, qui renferment ſous elles, un grand nombre de varietes, celle des Porcellaines fe.diftin-. gue par fa richeffe et par fon Celles qu’onnomme Ar- gus fonttresrares, parce qu’on en trouve fort peu dans toute leur beaute, a caufe que eette efpece fe tient ordinairement dans les profondeurs de la mer, et que fon vernis qui eft tres delieat aufli bien que fa couleur, qui ne tient qu’a la ſuperficie de P’ecaille, font fort ſujets a etre endommaßes. Le grand nom- bre d’anneaux ronds dont cette coquille eft parfemce ont paru c'eſt fans doute ce qui lui a fait don- comme autant d' yeux; ner le nom d' Argus. M 2 u a - Sie ift beynahe noch einmahl ſo lang als breit, und eben nicht dick von Schale. Da die Win⸗ dungen der Porcellanen am we nigſten ſichtbar ſind/ fo findet man auch bey unſern Argus kaum die Spur eines Wirbels auf dem aͤuſ⸗ ſern der Schale. Seine fuͤnf Mindungen aber find nach der in wendigen Seite aufgerolt, wovon die erſte die gantze Länge der Schar le einnimmt. Die Muͤndung macht eine enge Spalte von glei⸗ cher Lange aus, und wird an je der Seite mit 36 Zaͤhnen einge⸗ kerbt. | Der Grund der Farbe iſt von außen gelb und mit duncklern Baͤn⸗ dern verſehen die queer uͤber ge⸗ hen; über den gantzen Leib aber iſt fie mit lauter lichtbraunen klei⸗ nen Viertes Sendſchreiben Il eſt a peu pres unefois plus. long que large et ſon ecaille n’eft pas fort epaiſſe. Les, Spirales. des Porcellaines etant les moins viſibles de toutes, on trouve a peine dans notre Argus les tra- ces d'un Sommet fur le dehors. de fon ecaille. Mais ſes cing Spirales font roulèes en dedans: la premiere dccupe ſeule toute la longueur de la coquille. La bouche fait une fente &troite, auſſi longue que Pecaille: cha- cun de cotes de cette ouvertu- re eſt garni d'une rangèe de tren- te fix dents. Le fond exterieur eſt jaune, coupé transverſalement par trois bandes plus foncèes. Tout le corps eſt couvert de petits an- neaux d'un brun clair, les uns plus an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. nen Ningen beſetzt, die bald klei⸗ ner bald groͤßer ſind und keine Ord⸗ nung halten. Auf der flachen Seite bey der Mündung fieht man an jeder Seite zween vier⸗ eckigte ſchwartze Flecken. Inwen⸗ dig ſind ſie meiſtentheils weiß, doch findet man auch einige, die wie die gegenwaͤrtige violetblau 33 plus petits, les autres plus grands, et places fans ordre. Sur le cotè plat de l'embouchu- re on voit de part et d'autre deux taches quarrèes noires. Le dedans de la pluspart eſt blanc: on en trouve cependant auſſi qui Pont violet, comme celui que nous repreſentons ici. Obf. Ich uͤbergehe hier die weitläuftige Nachricht von der Ber ſchaffenheit des Einwohners oder Fiſches, welche groͤſtentheils aus dem Adanſon genommen iſt: nur das letztere muß ich noch beruͤhren da heiſt es - Von den Friedrichs Inſeln koͤmmt dieſe Schnecke in nicht ge⸗ ringer Anzahl zu uns: man bemerkt an denſelben , daß die nicht fo vie le aber deſto groͤßere Augen ha⸗ ben. Ihre Baͤnder fallen ins Pur⸗ Ces limagons nous viennent des Iles Fridericiennes en aſſez grand nombre; on remarque que les yeux de celles qu’on en apporte font plus grands, mais en plus petit nombre: leur faf- M 3 \ eies 94 viertes Sendfhreiben Purpurfarbige, und haben einen cies tirent für le pourpre; 118 ſchoͤnen Glantz und lebhafte Schil- font un tres beau luſtre et une derungen, inwendig aber ſind ſie peinture tres vive. En dedans alle weiß. ls font blancs. bl. Durch die Friederichs Inſeln werden hier die ehemaligen 8 Nicobariſchen, welche auf der Hoͤhs von Malabar etwa hundert und mehr Meilen gegen Oſten liegen, verſtanden. Durch die Beſitz⸗ nehmung dieſer Inſeln, welche erſt feit einigen Jahren geſchehen, wer⸗ den die Daͤniſchen Naturalien Cabineter recht bereichert werden. Was denken Ew. Hochedl. bey dieſen Texte zu einer einigen Schnecke? möchten doch alle Schriftſtel ler der Conchyliologie dieſem Exempel folgen und uns zuerſt die Sinfichtenihre: Vorgaͤnger und als⸗ dan erſt ihre eigenen entdecken. Wie lehrreich und: wie brauchbar wuͤrde eine ſolche Schrift werden? wie wuͤrde alsdan das unrichtige, das trockene, das eckelhafte, das nichts bedeutende vermieden werden? wie entbehrlich würden alsdann manche Bücher ſeyn, die man faſt vor Geld nicht mehr erhalten kan? und wie viele, die auch ſonſt eben kein beſondere Liebhaber dieſes kleinen Capitels der Natur wären, würden durch ſolche Schriften eingeladen werden auch hierin keine Fremdlinge zu bleiben. Darf an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 99 Darf ich Ihnen bey dieſer Gelegenheit meine oͤftern Wuͤnſche uͤb er die ſe Schrifſteller der Conchyliologie bekandt machen? Ich wuͤnſchte, daß Liſter mit feinen Nachrichten, die nur in eini⸗ fh gen abgebrochenen Worten bey jeden Kupferſtiche be⸗ ſtehen j nicht gar zu ſparſam geweſen. = dal der ſcharſi ichtige Blinde, der vortrefliche Rumph 0 feine Amboiniſche Raritäten Cammer, in der teutſchen Sprache, die dazu ſeine Mutterfprache war, moͤch⸗ te ans Licht geſtellet und ſich nicht blos auf Amboini⸗ Beam ſche und een Wake eingefthrändt has . ben. 5 daß der gelehrte Jeſuit Bonanni lieber weniger Ge⸗ lehrſamkeit und Beleſenheit, aber mehr Deutlichkeit moͤchte gezeiget, und keinen Pfuſcher zum Kupfer⸗ ſtecher erwehlet haben. — daß Gualtieri nicht allein mit auserleſenen Kupfer; ſtichen und Regiſtern, die mit der ſtrengſten Genauig⸗ keit verfertiget worden, die Liebhaber beſchenkt haͤt⸗ te Wuͤrde er nicht weit mehrern Danck verdienen, wenn er leſenswerthe Abhandlungen, Anmerkungen und Nachrichten, die ſich von der ausgebreiteten Kaͤntniß eines ſolchen Kenners nicht anders als fchön ver⸗ 9 Viertes Sendſchreiben vermuthen lieſſen, mit untergeſtreut und Saockrache hätte? 72 34 wuͤnſchte daß der grundgelchtt Klein nicht faft 155 bey 3 1 Zeile Liſter citiren möchte. Den wie viele ſind deren die ihn haben und nachſchlogen können? daß Dargenville ſeine Verdienſt⸗ um die Conchylio⸗ logie durch mehrere Theile vergroͤßern und viele aus⸗ gelaſſene Arten nachhohlen möchte. daß der ſelige Leßer ein beßeres Format, eine beßere Schreibart, und einen beßern ee moͤchte D auserſehen haben. daß der Herr Geve in Hamburg nicht Koi faſt gar nicht unterſchiedene, Stuͤcke von einer jeden Familie abzeichnete (denn diß vergrößert ohne Noth bey ihm und andern die Koſten) daß alle beßer beſchrieben wuͤr⸗ den, und am meiſten/ daß er bald ſolche Befoͤrderer finden möge wie Ariſt oteles am Alexander gehabt. daß der Herr Knorr in Nuͤrnberg nach dem Exempel des vorhin angeführten Textes aus dem Regenfuß den ſeinigen einrichten laßen moͤchte. | daß an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 97 daß Adanſon die gantze Conchyliologie, und nicht bloß die Schnecken des g ene zum Vorwurf erwehlt haͤtte. daß in dem Königlichen Werde des Herrn Regenfuß bey der Benennung der Conchylien allezeit die eigenen Worte und zugleich die kurtzen Beſchreibungen der Schriftſteller möchten beybehalten worden ſeyn. z. E. Die eigenen Hollaͤndiſchen Nachrichten des Rumphs, die franzoͤſiſchen des Dargenville und Adanſon, die teutſchen des Leßers und anderer, ja was ich am meiſten wuͤnſche, daß dis Werck nicht erſt zwoͤlf illummirte Tafeln ſondern 1 und See in ſich faßen möchte . muß Ihnen aber auch melden was mir an ſo vielen Conchylien ER sans und gar nicht Be wil. Die wenigſten De deſe Erfinntnif = Bapıhrie zur Gott ſeeligkeit an, wozu ſie doch zu allernaͤchſt verwandt werde ſolte. f Wil haben entweder gar keine Ordnung und Eicheln oder allemahl eine verſchiedene. Was der eine zu dieſer Familie N gezaͤhlt 98 Viertes Sendſchreiben. gezählt wißen will, das rechnet der andere zu einer gantz an⸗ dern. z. E. Dargenville rechnet die rare Wendeltreppe zu den Bohrern oder Schraubenſchnecken, andere rechnen ſie zu den Spitzhoͤrnern, Gualtieri gar zu den Wurmroͤhren, welches von ihm ein recht unerwarteter Fehler iſt. Wo ich recht muhtmaße, fo kommen dieſe verſchiedenen Eintheilungen auch daher, weil ein jeder zu willkuͤhrlich handelt ohne feine Vorgaͤnger gehoͤrig zu nutzen, und weil viele von dieſer Ma⸗ terie ſchreiben ohne die andern zu dieſen Zweck geſchriebenen Bücher zu befigen und zu verſtehen. Wenn Dargenville den Hollaͤndiſchen Rumph verſtanden, den Klein beſeßen, und den Gualtieri mehr brauchen wollen, ſein gewiß ſchaͤtzbares Buch, wuͤrde alsdan noch weit brauchbarer geworden ſeyn. \ Die verſchiedenen Nahmen der Conchylien haben mir niemahls gefal⸗ len wollen. Eine hat wohl 10 wohl 20 verſchiedene Nahmen und noch dazu wohl griechiſche warum nicht auch arabiſche und chal, daeiſche? Eine andere hat wieder keinen eintzigen Nahmen. Das Hertzhorn wird vom Rumpßh die Marmorſchnecke, vom Bonan⸗ ni der indiſche Cylinder, vom Liſter der netzformige Strombus 1 vom Gerſaint in feinem Catalogue raiſonnèe der Leopard auch der Tyger / und von andern noch anders genannt. Wird nicht dadurch an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. 99 dadurch ſchon die Erkaͤntniß der Nahmen welche doch den ges ringſten Theil ausmacht / einem Liebhaber recht herzlich ſauer ge. macht? und wird nicht dadurch dieſer fo beluſtigende und leichte Theil der natuͤrlichen Geſchichte ohne Noth mit neee und Verwirrungen uͤberhaͤuft. Die mehreſten laßen immer eben dieſelben Schnecken wieder abzeich⸗ nen und in Kupfer ſtechen, welche ſchon bey hundert andern gefun⸗ den werden, auf deren Kupferſtiche ſie ſich nur berufen duͤrften. Solte es nicht weit ruͤhmlicher und nüglicher ſehn, wenn fi nun jemand aufmachte und nur diejenigen abbilden ließe, welche in den bekandteſten Buͤchern dieſer Art nicht gefunden wuͤrden? Dar⸗ genville hat dazu mit 3 Kupferplatten einen nachahmungs wers then Anfang gemacht. Janus Plancus, ein Weltweiſe zu Rimini hat vor vielen Jahren ein Buͤchlein in quarto de conchis rariori- bus minus notis herausgegeben. Aber beyde befriedigen noch we nig einen neubegierigen Naturforſcher. Seit einiger Zeit habe ich angefangen mir die gantz unbekandten, ſo ich in Cabinetten an⸗ treffe, abmahlen zu laßen. Ich entſinne mich eben dergleichen beym geſchickten Herrn Kupferſtecher Gruͤndler, meinem geehrten Freunde, zu Halle geſehen zu haben. Er konnte einem alle die Stuͤcke gemahlt zeigen, die er nicht in natura erhalten koͤnnen. N 2 Die 100 Pfertes Sendſchreiben 5 Die Aufnahme der Conchyliologie wird auch durch die Sprache ‚de ren ſich die mehreſten Schriftſteller bedienen, nicht wenig verhin⸗ dert. Liſter, Rumph, Bonanni, Gualtieri, Klein und mehrere andere haben ihre Wercke lateiniſch geſchrieben. Aber wie viele theure Männer gibts nicht unter Kaufleuten und Kuͤnſt lern, welche die ausgeſuchteſten Sammlungen haben, mit welchen man aber nicht wie mit Ew. Hoch Edeln die Sprache der Gelehr⸗ ten reden darf. Wie viele gibts nicht die noch wohl Latein wißen, aber mit ſolchen Schneckenlatein, welches mit vieler griechiſchen Gelehrſamkeit unzeitig uͤberſchwemmt und bereichert worden, nicht zurecht kommen koͤnnen? diefer letztere Fehler wird ſonderlich am verdienſtvollen Klein mit Recht getadelt, welchen auch fein halb griechiſcher Titel ſchon zu verſprechen ſcheint. Tentameèn metho- di oſtracologicae. Die teſtae exothalaſſibiae haben im Gual⸗ tieri die Ehre zuerſt zu ſtehen, welche ein anderer mit weniger griechiſchen Gelehrſamkeit, aber mit mehrerer Deutlichkeit, Auvia- tiles atque terreſtres wuͤrde genannt haben. Des Numphii Werd haͤtte es vor vielen hundert andern Büchern verdient in die teutſche Sprache uͤberſetzt zu werden. Denn die Hollaͤndiſche Sprache dieſes unentbehrlichen Schriftſtellers, iſt den meiſten Liebhabern nicht bekandt und hat zu manchen faſt laͤcherlichen Feh⸗ lern Gelegenheit gegeben. an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. lor Da die Conchylien Sammlungen ſchon ſo große Koſten verurſachen, fo falt einem Liebhaber die Koſtbarkeit und Seltenheit der Schrift⸗ ſteller von dieſer Materie zu keiner geringen Laſt. Ich will Ih⸗ nen nur die gewoͤhnlichſten Preiſe der vorhin nahmhaft gemachten we Schritt die ich elaßiſche nennen koͤnnen, bekandt walz Des Liſters 4 Theile ere von einem Kenner mit Sen fl. kr. den bezahlt mit 40 biß 2 R 5 8 18 Der Bonanni koſtet in Rom nut 1 iſt aber kaum zu bekommen. Ich habe ihn einigemahl vergebens verſchreiben laßen, biß ich ihn hier erhalten. Für die erſte edit. des Rumphüi wird gerne bezahlt — 30 Der Gualtieri koſtet zu Florentz ante er Kleins Tentamen koſtet uk es ER Dargennille de la Conchyliologie Tom. . 14 Die Zoomorphoſe 2 BR, 2 2 Der Anhang . 2 e Be Knorrens Muſchelwerck biß 92 die 27. Tab. 8 Gevens monatliche Beluſtigungen etwa einige - 8 Leßers Zeflaceotheoluge - - 1 30 N 4 Der Pd 108 Viertes Sendſchreiben Der Adanſon Tom. .. 5 0 de Fuͤr das Werd des Herrn Regenfuß bezahlt man auf der Stelle zu Copenhagen für jede illum. Platte 2 Rthl. ſchwer Geld, alſo für alle 12 Platten 24 Nthl., für den Text 14 Rthl., fürs Titelkupfer 2 Rihl. zuſammen 40 Rthl. welches nach hieſiger Muͤntze ſchon rec re wieviel koſtet nun noch der Tranfport? Von den kleinen Schriften, die nur einige Capitel dieſer Materie ge⸗ widmet, deren ich auch eine kleine Anzahl beſitze, will ich dißmahl nicht ein Wort reden. Ich muß ſo befuͤrchten mit meiner Weit⸗ laͤuftigkeit Ihnen beſchwerlich geworden zu ſeyn, und mag es da⸗ her kaum wagen noch mit zwei Worten eng andere Huͤlfsmittel zu berühren. Die beſte und richtigſte Erkaͤntniß wird wohl durch die eigene Ber trachtung dieſer Schoͤnheiten des Meeres erlanget, wozu mir theils meine eigene Sammlung, theils die fleißige Beſuchung der Cabinetten anderer Liebhaber die ſchoͤnſte Gelegenheit ertheilet. Eine aufmerckſame Unterredung mit Kennern, ein lehrreicher Brief⸗ wechſel eines Spenglers und anderer, kan auch nicht ohne Nutzen ſeyn. Seit an die Jungfer Buͤrckmaͤnnin. | 103 Seit einiger Zeit habe ich auch von den hollaͤndiſchen Verzeichnißen von Naturalien Sammlungen, ſo verauctioniret worden, nebſt den beygemerckten Preiſen, den nuͤtzlichſten Gebrauch machen koͤn⸗ nen. Der Herr Spengler hat mir ſolche verſchaft, und mir noch neulich mit dem Catalogo des Conchylien Cabinets des berühmten Seba, (wobey gleichfals alle Summen die dafür bey der Auction bezahlt worden beygemerckt fi nd) ein EN Ge; ſcheuck gemacht. Wenn Sie es erlauben, ſo will ich Ihnen nur eine einige Seite ei⸗ nes ſolchen neuern Catalogi zur Probe hieher ſetzen und die hollaͤn⸗ diſche Sprache beybehalten. Laade No. I. 1, 1 Capitaale Wenteltrap ſonder weerga iſt bezahlt fl. VV 5 502 Dieſe befindet ſich nun zu Copenhagen. . 2, 1 extra fchoone orange Admiraal 3 3 1 47 3) 1 fraaye Guineefche Toot - - 1 162 4, 1 extra raare Weſtind. Admiraal ſonder weerga - 73 5 1 extra grote Weſtind. Admiraal EEE 15 6, 1 Spedelwerck Toot, ofgloriamors - - 43 7 104 Viertes Sendſchreiben. 7, 2 geele Harte Tooten 4 n Bor 3 8, 1 fraaye gebandeerde Weftind. Admiraa! ! 213 9 2 ſchouts by nagt en eee 10, 2 ERREGER - £ 4 Ri 8 115 2 Harte Tooten — - — 2 42 12, 1 Menifte en een andere Toot 5 FASENNNESL 13, 2 groene Kaas Tooten wur ARE OL 23 14, 1 Ciepers Katje en 2 gebandeerde Toten 653 155 3 gebandeerde Tooten — re — 3 te 6 diverfe fraaye Tootjes re Ra 8 17, 2 extra fraaye geele Tootjes 2 . 155 18, 2 Italiaanfe Vlörtjes . * 5 "gi 19, 4 Weſtind. Admiraaltjes Se 72 20 6 fraaye Tootjes - 1 4 ee 62 275 4 gegranulerende Wellind en 1 e Admiraaltje 122 225 6 diverſe . 9 N. 333 Das 10 nur die erſte Lade) 05 ſocher gaden werben über 100 in biefem Catalogo angefuͤhret. Wer erſtaunet nicht uͤber die ungemeinen Koſten, welche in Holland an dieſe Seltenheiten gewandt werden. Der Herr Spengler, welcher in eben dieſer auction nur 5 Num⸗ mern kaufen laßen, hat wieder Vermuthen 67 hollaͤndiſche Gulden | bezah⸗ “> aim an bie Jung fert Büͤrckmännin, 107 bezahlen muͤſſen, und da er lauter Stuͤcke bekommen, die er weit ; fehöner vermuthet, es faſt verſaget in der a Auftionen er etwas kaufen zu laſſen. Sch bitte recht um e wenn ich Ew. Hoch Edel. zu lan⸗ ge mit meinen Kleinigkeiten aufgehalten. Der Herr wolle bey Ih⸗ nen und andern die Erweiterung der Erkaͤnntniß und des Vergnuͤgent an der Conchyliologie auch durch dieſe geringſten Beytraͤge befördert, und feinen Nahmen uͤber dieſe herrliche Creaturen mehr geheiligt werden laſſen. Jahren ſonderlich Ew. Hoch del. getroſt und immer getroſter fort, ihren Gott und Heiland aus mehrern Geſichtspun⸗ cten als den Schoͤnſten zu betrachten, zu bewundern und zu beſingen. Suchen Sie immerdar unter die obgleich kleine, doch ſeligſte Anzahl der klugen und auserkohrnen Jungfrauen zu gehoͤren, von deren theils ſchon gegenwaͤrtigen theils kuͤnftigen Seligkeit die Offenbah⸗ rung Johannis oder vielmehr Jeſu Chriſti ſagt: „Sie ſind Jungfrauen und folgen dem Lamme nach wo es hin⸗ „gehet. Dieſe find erkauft aus den Menſchen zu Erſtlingen „Gott und dem Lamme, und in ihren Munde iſt kein falſches „funden denn ſie ſi nd unſtraͤflich vor dem Stuhl GOttes. „Sie ſi ingen ein neu Lied und ihre Stimme iſt wie der Harfen⸗ „fpieler die au fihren Harfen ſpielen. u O Miß. es vlertee Send ſchreiben Mißbrauchen andere die edle Gabe der Dicht⸗Kunſt⸗ fingen andere nur von Wein und von der Liebe, ſo muͤſſe Dero Hertz und Dero Lied von dem erklingen, deſſen Augen röhtlicher wie Wein, der ſein Kleid in Wein gewaſchen und ſeinen Mantel am Delberge i in Wein⸗ beerblut - fo müffe Dero Liebe gegen ihn ſeyn wie eine Glut, wie eine f Flamme des HErrn, daß auch viel Waſſer der Anfechtungen nicht moͤ⸗ gen dieſe Liebe auslöfchen, noch Ströme von Verſuchungen fie erſaͤufen. Laſſen Sie Dero Sinn von der Liebe deßen der ſich zu tode geliebet mehs wie durch alle neun Muſen begeiſtert, und von der Liebe Chriſti ge⸗ drungen werden, in geiſtlichen lieblichen Liedern, in Pfalmen und Lobgeſaͤngen, von ihm, von dem ſchoͤnſten unter den Menſchenkin⸗ dern, den auserkohrnen unter allen tauſenden, immer mehr uͤberzu⸗ fließen. Bezeugen Sie meine Hochachtung und vermelden Sie meinen hertzlichen Segenswunſch dem treuen Knechte GH, N. Er, Ihrem theureſten HErrn Papa. Schverharre mit e ee | und Ergebenheit. Ew. Hoch Edlen Wien den 12 December 1778 gehorſamſter Diener. 5 poch⸗ Fuͤnftes Sendſchreiben von den vornehmſten und merckwuͤrdigſten Naturalien ſonderlich Conchylien Sammlungen in Wien an den HochEdlen und Hochgeehrteſten H E R R N Herrn Borens Spengler zu Copenhagen Koͤniglich Daͤniſchen Hofkunſtdreher meinem geliebteſten und redlichen Freunde, RI ER Wo. 105 Hochedler eee Herr 5 Inſonders ſchaͤtzbarer und theuergeachteter Freund. Och bin nun willens mein letzteres Verſprechen in Cs füllung zu bringen und Ew. Hoch Edel. eine klei ne Anzeige der merckwuͤrdigſten Naturalien ſonder⸗ Fr Sonchslien Sammlungen der weitberuͤhmten Stadt Wien vor⸗ zulegen. Wie froh wuͤrde ich ſeyn, wenn meine Beſchreibungen nur halb ſo gut gerathen moͤchten als die vortreflichen Nachrichten von den Naturalien Cammern zu Copenhagen, in dem praͤchtigen Wer⸗ cke des Herrn Regenfuß, gerathen ſind, welche man groͤſtentheils Ihnen zu verdancken hat und wobey Sie ſich aufs neue als einen un⸗ gemeinen Kenner der Wercke der Natur und dieſer A Aue, des Meeres bewieſen haben. Zuvoͤrderſt verdient hieſelbſt das Kayſerliche Naturalien Cabinet, welches täglich vollſtaͤndiger wird, die groͤſte Aufmerck⸗ a Es iſt im genaueſten Verſtande ein Naturalien Cabinet. O 3 Anſtatt 110 Fuͤnftes Sendſchreiben. Anſtatt daß an andern Orten Gemaͤhlde, Medaillen, Antiquitäten, | alte Harniſche und Gewehre „Statuͤen, Kleider, Kleinodien, Mas ſchinen und ſechshundert andere Sachen mit zur Naturalien Cammer gerechnet, und wohl gar nur der Aufſicht eines Mannes anvertrauet werden: ſo iſt hier alles von einander geſondert und beſondern Ober⸗ aufſehern unter die Hände gegeben worden. Wer ein Liebhaber ſel⸗ tener Gemaͤhlde iſt darf nur die Kayſerliche Gallerie beſuchen / wel che unter der Aufſicht eines geſchickten Mahlers ſtehet. Hier ſind | Stuͤcke der groͤſten Meiſter, eines Rubens, Raphaels „ Titians, Dycks, Cranachs, Duͤrrers und vieler andern. Man zeiget ſonderlich drei Stuͤcke des beruͤhmten Hamburgiſchen Mahlers, des Tenners, von welchen verſichert wird, daß ein jedes mit tauſend Ducaten bezah⸗ let worden. Unter Stuͤcken von Range habe ich den Wiclef, den Huß, den Hieronymus von Prag, den Luther (aber mit hellrothen Haaren und ohne die mindeſte Aenlichkeit mit andern von ihm bes kandten Bildern) die Catharina von Boren, den Melanchton und viele andere gefunden, die ich daſelbſt niemahls geſucht haͤtte. Weil auch die Bildhauerkunſt in einer nahen Verſchwiſterung und Ver⸗ wandſchaft mit der Mahlerei ſtehet: ſo findet man hier zugleich aus⸗ geſuchte Meiſterſtücke derſelben. Es iſt ſonſt nichts feltenes, daß in Bilder Gallerien die nackteſten und unzuͤchtigſten Gemaͤhlde den ober⸗ ſten und lichteſten Platz einzunehmen pflegen „daß man ſich ſchaͤmen an den Seren Spengler, 111 muß junge Leute an ſolche aͤrgerliche, für keuſche Augen ſo beleidigen⸗ de Oerter hinzuführen. Allein hier gehört es unter die lobenswüͤrdi⸗ gen Vorzuͤge dieſer koſtbaren Sammlung daß alle anſtoͤßige Stucke auf hoͤchſten Befehl Ihro Maj. der Kayſerin, welche dergleichen durchaus nicht leiden wollen, herausgewieſen, und ins Reich der Fin⸗ | ſterniß, wohin ſie gehören, verwieſen worden. Wer ein Kenner alter Muͤntzen und koſtbarer Medaillen iſt, der kan ſolche unter der Aufſicht des Kayſerlichen Cammerdieners zu ſehen bekommen. Wer einen ungemeinen Schatz von Kleinodien ſehen will y welche hier in geiſt und weltliche eingetheilet werden, der findet ſolche unter der Ver⸗ wahrung des Kayſerlichen Schatzmeiſters. Aber alte Waffen, Har⸗ niſche, Fahnen trift man in faſt unzaͤhliger Menge in dem Kayſerli chen Zeughauſe an, woſelbſt alles in ſolcher beſondern unerwarteten Ordnung aufgeſtellet worden, daß ich zweifle ob an vielen Orten die⸗ ſe Einrichtung geſehen werden koͤnne. Im Zeughauſe ſiehet man auch die Bildungen vieler alten Helden, Kayſer und Koͤnige, welche nach den Leben in Wochs oder Gips abgedruckt und mit ihrer ehemahligen Ruͤſtung bekleidet geſehen werden. Ich habe mit vieler Aufmerck⸗ ſamkeit den Carl den sten den Maximilian den erſten, den Scander- beck, den Ungariſchen König Matthias Corvinus, die Waffen des un vergeßlichen Eugens, und den ledernen Rock des Guſtay Adolphs betrachtet, in en er bey Luͤtzen von feinem eigenen Leibknecht er⸗ Rahe 112 FSiüͤnftes Sendſchreiben; ſchoßen worden wie man denn das Loch wo die Kugel hindurch gegan⸗ gen gantz deutlich ſehen und wohl bemercken kan, daß er nicht von vornen ſondern heimduͤckiſcher Weiſe von hintenzu erſchoßen worden. Allein faſt vergeße ichs daß ich bloß von dem Kayſerlichen Naturalien Cabinet nur mit ein paar Worten reden moͤchte. Denn ich bin viel zu unbekandt mit demſelben, und uͤberdem viel zu unfaͤhig, als daß ich im Stande wäre Ew. HochEdl. mit einer vollſtaͤndigen Nach⸗ richt vergnuͤgen zu koͤnnen. Nur ein eintzigesmahl habe ich daßelbe geſehen, und alle meine Aufmerckſamkeit allein den Conchylien geſchen⸗ cket. Daher ich auch nur allein von dieſen reden und von der uͤbri⸗ gen koſtbaren Menge gantz ſtille ſchweigen werde. Die unvergleich⸗ liche Ordnung, welche durchgehends herfcht, muß man dem vor einigen Jahren verſtorbenen Chevalier Baillon verdancken, der ehemahls ein Beſitzer und hernachmals, nachdem Ihro Maj. der Kaiſer feine zu Florentz gemachte Sammlung kaͤuflig an ſich gebracht, ein Direktor des gantzen Cabinets geweſen. Sein wuͤrdiger Herr Sohn fuͤhret ſjetzo die Oberaufſicht über daßelbe. Die Conchylien (die gar großen nehme ich aus, welche in einen großen Schrancke aufgeſtellet worden) liegen in langen Schublaͤden, welche inwendig mit vergoldeten Leiſten aufs zierlichſte und ſauberſte eingefaßt, und von lauter ſchwartzen Holtze ausgelegt und nach der Form einer jeden Schale eingeſchnit⸗ ten find, damit fie nicht beym ein und ausziehen hin und her fallen . koͤnnen. an den Seren Spengler 113 koͤnnen. Dieſe Schubläden werden von einigen Bedienten nach der Ordnung auf einen vor den Oberaufſeher ſtehenden Tiſch hingeſetzt, wo man mit ihm umher ſitzet und feine Anmerckungen und Erklaͤrun— gen höret, Das ſchwartze Holtz der Schubladen befteht aus lauter kleinen Stuͤcken (die wieder mit vergoldeten Leiſtgen eingefaßt worden) deren jedes mit der drauf liegenden Schnecke bequem ausgehoben wer; den kan. Unter dieſen liegen kleine Papier, mit den Nahmen und | Beſchreibungen der dariiber befindlichen Schnecken. So wie alles nach der ſtrengſten Ordnung geordnet worden, ſo findet ſich nun auch dergleichen bey dieſen Kleinodien des Meeres, welche ſchon ſeit vielen Jahren unſere Favoriten und Lieblinge geworden. Zuerſt kommen die vielſchalichten, unter welchen mir ein Echi- nus aus dem rothen Meer mit ſeinen ungemein großen Stacheln vor andern merckwuͤrdig geſchienen. Bey den zweyſchalichten befanden ſich doch auch einige Ißlaͤndi⸗ ſche Koͤnigsmaͤntel zu deren haͤufigen Beſitz die Dänen die er ſte, naͤchſte und faſt eintzige Gelegenheit haben. Unter den Muſcheln bemerkte ich noch den einfachen und doppelten Hah⸗ nenkamm, das Ochſenhertz, das Menſchenhertz mit roſenrothen g P Flecken 1 — 114 Sünftes Sendſchreiben Flecken, eine Perlenmuſchel darin die Perle die größe eines Vogeleyes hat, viele Lazarusklappen und andere mehr. Von den Einſchalichten will ich gleichfals nur einige nennen, als die Weberſpule (la navette de Tifferand, welche aber weit klei⸗ ner und weniger bauchicht als ſie im Dargenville und andern, die wohl keine gehabt, beſchrieben wird) den Papillgonsflͤgel, ei⸗ ne große guineiſche Dute (welche mit der vorigen die groͤſte Aen⸗ lichkeit hat, daher auch Leßer beyde gluͤcklich mit einander ver⸗ menget S. 52. k. k. k.) einen großen Oberadmiral, den Oran⸗ ge Admiral, eine große ungewoͤhnlich colorirte Eichenholtz Du⸗ te, die Butterwecke von vorzuͤglicher Größe - gantz wachsgelbe Oliven ſchoͤne Buchſtaben Oliven - den doppelten Spinnen⸗ kopf - den großen gezackten Schnepfenkopf, ſo groß wie er im Gualtieri Tab. 30. D. gezeiget wird - die groͤſte Art von Krab⸗ ben (Gualtieri Tab. 36 B) doch nur weiß ohne weitere Far⸗ ben - der Scorpion mit ſehr ſtarck gekruͤmmter Naſen - ein linckgewundenes Spitzhorn (Buccinum) - eine große rechte und lincke Seefeige (unique) - einen Delphin, welchen Gualtieri unter den Titel Cochlea marina plana anführt und wieder feine Gewohnheit den Zuſatz macht „Tota eſt albida, aeque ac ra- rilima,, Ich ſahe ferner eine Erdſchnecke von der Familieder platten⸗ an den Seren Spengler, 775 plattmaͤulichten „welche aber ihre Muͤndung nicht unten ſon⸗ dern oben in den Windungen hatte - eine gantz gelbe Erdſchne⸗ cke, welche aufs zierlichſte von der Natur mit einen hellrothen Saumgen eingefaßt und dadurch ungemein verſchoͤnert worden das geaͤderte Holtz oder die wilde Muſie, auf welcher nach ei⸗ nen dabey liegenden ſchriftlichen Zeugniß der ebr. Nahme Je⸗ hova aus den Zuͤgen deutlich zu erkennen ſeyn ſoll. Mir fehl⸗ te dißmahl die Gelegenheit eine genauere Unterſuchung anzuſtel⸗ len. Doch glaube ich daß wir auf unſern Schnecken viele ge⸗ heimnißvolle Charactere, und auf unſern Notenſchnecken kleine Menuets finden wolten, wenn wir alle Zeichen ausdeuten „ die Einbildungskraft zu Huͤlfe rufen, und fonderlich die Kunſt ver; ſuchen wollten, durch welche ein hieſiger Kuͤnſtler, mit Huͤlfe des Scheidewaßers, die ſchoͤnſten Figuren hineinzubeitzen und da⸗ durch ſeinen aus dieſen Schaalen gemachten Doſen ein beſon— deres Anſehn und Koſtbarkeit zu machen gewuſt. Zum Be⸗ ſchluß melde nur noch daß ich auch den Venusſchacht und die aͤchte Wendeltreppe geſehen, welche letztere aber kaum halb ſo groß wie die hochgraͤflich Moltckifche iſt. Ew. Hoch Edel werden ſich mit dieſer unvollſtaͤndigen Nachricht ſo lange begnügen muͤßen bis die Beſchreibung dieſes wichtigen Cabinets P 2 zu — 116 Fünftes Sen dſchreiben. zu welcher ich ihnen gegruͤndete Hoſnung machen darf - in einigen Folio Banden ans Licht tretten wird. Die Seegewaͤchſe find fhon bald alle vom Herrn Wiedon gezeichnet worden, und alsdann wird die Reihe unſere geliebteſten Conchylien treffen. Indeſſen koͤnnen mein liebſter Freund vorlaͤufig aus dem Gualtieri wißen was in dieſem Kaiſerlichen Cabinet zu finden ſey. Es iſt keine in ſeinem In- dice abgezeichnet / die hier nicht mit vielen andern angetroffen werde. Da Gualtieri ein alter Freund des vorigen Chevalier Baillou war fo hat er manche Stuͤcke - wie ich zuverläffig erfahren - zu feinen Kupfertafeln aus der Samlung dieſes feines Freundes geliehen bes kommen i davon ich unter mehrern andern nur die groſſe Perſpectiv⸗ ſchnecke auf der 65. Kupferplatte nennen will, davon das Original im Kayſerlichen Cabinet gezeiget wird. Nach dieſen Kayſerlichen Vorraht iſt der Herr Wiedon, Cammer Mahler Sr. Majeſtaͤt des Kayſers, fo gluͤcklich die beſten rareſten und ausgeſuchteſten Conchylien in gantz Wien zu beſitzen. Er ſammlet an ſeinem vortreflichen Cabinete einige dreiſig Jahren, er hat viele hundert ja viele tauſend Gulden hineingeſteckt und er hoͤret noch nicht auf es immer vollkommener zu machen. Es beſtehet ſein Cabinet aus 12 Schraͤnken, wobey wieder uͤber hundert Schub⸗ laͤden angebracht worden. In Copenhagen konte ich die Samlung meines * an den gerrn Spengler. 177 meines lieben Herrn Spenglers als meine Lehrſchule anſehen, hier iſt es das Cabinet des Herrn Wiedons. Wie uͤberaus vieles koͤnte ich nicht von feinen Gemaͤhlden, Kupferſtichen, optiſchen Werckzeugen, Seegewaͤchſen, Mineralien, Verſteinerungen und von ſeinen ſchoͤnen Buͤchern/ die in die Kaͤntniß der natürlichen Geſchichte und in das Ca pitel von den ſteinſchalichten Thieren einſchlagen, melden, wenn ich nicht meine Sendſchreiben den Conchylien gewidmet haͤtte. Seine gantze Schneckenſammlung iſt aufs ordentlichſte nach der Eintheilung des Herrn Baillou und Dargenville eingerichtet, und gleichfals in Schubladen von ſchwarzen eingeſchnittenen mit vergoldeten Leiſten aufs befte ausgezierten Holze geordnet worden / ohne die groͤßern und groͤſten, welche in zierlichen Schraͤnken ihre angewieſene Oerter erhalten haben. Alle Conchylien des Herrn Wiedons ſind aufs allerſauberſte mit unglaublicher Mühe und Gedult gereiniget und gebutzet worden, wozu er ſich gar vortheilhaft einer Maſchine bedienet, an welcher ein Rad mit Buͤrſten verſehen, getreten wird. Auf dieſe Art kan man weit lichter und beßer poliren, als es durch Buͤrſten, die nur durch die Hand regieret werden geſchehen kan. Der Herr Wiedon hat die Sammlung ſeiner ſteinſchalichten Thiere in 6 verſchiedene Claſſen abgetheilet. P 3 Zur 119 Faͤnftes Sendſchreiben Zur erſten gehoͤren die Vielſchalichten, in welcher mir gantze Neſter von Wurmroͤhren, viele Arten von Echiniten, auch eine Pholade mit ihren ſechs Stuͤcken vorzüglich merckwuͤrdig geſchienen. i In der Claße der Zweiſchalichten befist er die feltenften Dublet⸗ ten, als die groͤſten Arten der Steckmuſcheln mit ihrer Seyde (wie er den auch ein paar Handſchuhe hat, die von der braungel⸗ ben Seyde dieſer Muſchel gemacht worden) Lazarusklappen von weißer gelber brauner und rother Farbe mit allen ihren Sta⸗ cheln - Eorallen - die verſchiedenen Arten der Hertzmuſcheln, das Menſchenhertz- Venushertz - Ochſenhertz oder die Zots⸗ kappe den Hahnenkamm den Ae und pohlniſchen Sattel und dergleichen. In der dritten Claße der einſchalichten ungewundenen bekommt man die ſchoͤnſten Patellen, und unter ihnen die feltenen Arten, welche zwei Köcher in ihren Wirbel haben, zu ſehen. In der vierten Claße erblickt man 1, unter den Meerohren das laͤnglichte Seeohr, und viele andere theils abgezogene, theils in ihren natuͤrlichen Farben prangende, e 8 mit perlattigen Knoten und Auswächfen ſtarck verſehene. 2 27 unter * an den Serrn Spengter. 115 2, unter den Schifskutteln den nautilum eraſſum, theils gantz, theils im Durchſchnitt, ferner verſchiedene Sorten des papier⸗ dünnen Nautili, ſowohl aus den indiſchen als mittellaͤndiſchen Meeren. N 3, unter den Meernuͤßen viele beſondere Arten von den Caſuarius⸗ eyern und Gondeln 4, unter den Porcellainen die Geographiſche „den Argus, das Schildpathorn, das Ey, den Weberfpul, den Arlequin (wie er im neuen Anhang des Dargenville genannt wird) die rare blaugebandete nebſt einigen puͤcklichten und ſphaeriſch gewunde⸗ nen, endlich das ſeltene Drachenhaͤuptgen (draconites) u. f. w. 5, unter den Ammoniſchen das Poſthöoͤrnchen und diejenigen Am⸗ monshoͤrner, welche Gualtieri auf der 19 Tab. vergrößert vor⸗ geftellet - wobey ich zugleich zur Ehre dieſes Cabinets melden muß, daß im Gualtieri uͤberhaupt gar wenig Stuͤcke zu finden, welche der Herr Wiedon nicht haben ſolte. 6, unter den Kugelfoͤrmigen das Rebhun, die gecroͤnten Tepel⸗ backen, die ſchoͤnſten Sorten von Bettdecker, Harfen und dergleichen. 7, unter N 120 Fünftes Send ſchreibe ne 7/ unter den Sturmhauben große mittlere und kleinere, in nicht ge⸗ ringer Anzahl - ich will nur den Ochſenkopf - das Jaͤgernetz⸗ das tuͤrckiſche Papier nennen. 8, unter den Purpurſchnecken die reichſte Sammlung von weißen, braunen ſonderlich ſchwartzen, alle mit vollſtaͤndigen Blaͤttern. 9, unter den ſtachlichten ohne Fluͤgel das geaͤderte Holtz, die in⸗ cke und rechte Seefeige, gezackte große Schnepfenkoͤpfe, den Morgenftern, viele Notenſchnecken mit vier, fünf auch ſechs Linien. 10/ unter den ſtachlichten mit Fluͤgeln dreierlei Arten von Scor⸗ pionen, Bootshacken, Tauſend beine, 17 oder Zeiger, und andere. 11, unter den Kegel oder Dutenſchnecken (welche Familie 0 fuͤr ſeine reichſte koſtbarſte und zahlreichſte halte) den Oberadmiral, den Viceadmiral, Tigerduten, Butterwecken von ſeltener Groͤſ⸗ 5 ſe, ferner die Erdbeere (Dargenville Planc. 12. die neue edition. P.) Kayſereronen, Kloͤppelkuͤßen, Hertz und Marmorduten U w. 12, unter der Waltzenſchnecken und Oliven den Schout bey Ruch, die Ungariſche Wittwe 137 unter | an den Herrn Spengler, | 121 13, unter den Trompetenfoͤrmigen oder unter den Spitzhoͤrnern trockene Birnen, Midasohren, Kinckhoͤrner, das perfianifche Kleid - viele Spindeln - ausnehmend ſchoͤne Pabſteronen und Biſchofsmuͤtzen, auch das weiſſe Ißlaͤndiſche Buccinum mit dick aufgeworfenen Falten und Lippen. | 14, unter den Turbiniten viele Seenadeln und faſt alle mir bekand⸗ te Arten von Bohrern. a | 15, unter den Pyramidalſchnecken oder unter den plattmäulichten den waren Camiſol Knopf oder die Pharaoſchnecke - das Chine⸗ ſiſchedach, das kleine und groſſe Teleßkop, welches auch wohl die Seetonne genannt wird. 16, unter den rundmaͤulichten die ſeltenſten Naßauer 1 85 Gold und Silbermaͤuler, drei Arten von Sporen 17, unter den halbrundmaͤulichten beſitzt Herr Wiedon noch mehr Sorten als Dargenville Planc. 7. beſchreibt. 18, Endlich erblickt man auch eine Menge von Nabeln oder Thuͤ⸗ ren (cochlidum opercula) damit Schnecken ihre Haͤuſſer zu verſchlieſſen pflegen. | In der fünften Claſſe ſiehet man viele Flußſcknecken und zu⸗ letzt macht die ſechſte Claſſe mit den Erdſchnecken den Be⸗ ſchluß dieſer betraͤchtlichen und gewiß ſehenswuͤrdigen Samm⸗ je Q lung. 122 Fuͤnftes Sendſchreiben. lung. Die ausfuͤhrlichſte Nachricht wird der Herr Wir don ſelbſt meinem geliebteſten Herrn Spengler geben, daher ich deſto eher abbrechen kan. Der Herr Benedetto Stefani, welcher bey des Herrn Reichs Vice Cantzlers Grafens von Colloredo Excellenz, als Secretair die Italieniſche und Franzoſiſche Correſpondenz beſorget, beſitzt ein aus⸗ geſuchtes Naturalien Cabinet. Mein Brief wuͤrde zu weitlaͤuftig werden, wenn ich mich bey feinen Corallengewaͤchſen, Thieren in Spi— ritus, Mineralien, Steinen, Verſteinerungen und andern Seltenhei— ten verweilen wolte. Ich bleibe bey den Conchylien und da finden ſich in dieſer Collection viele rare Sturmhauben, unter andern eine von ſolcher ſeltenen Größe, dergleichen ich noch nirgend angetroffen - ferner große Tritonshörner - Knobbelhoͤrner mit allen ihren Farben- das Weib von der Fuͤnffinger Schnecke (Rumph. Tab. 35. 20. 13) eine Baſtart Sorte, welche Dargenville als aͤußerſt rar beſchreibt (Rumph. Tab. 24, no. 4) - einige Pabſteronen, das perfianifihe Kleid, der Kraußkohl- viele Mohrenbinden und andere rare Stuͤcke. Unter ſeinen zweiſchalichten gefiel mir das große Ochſenherz oder die Narrenkappe - und ein gantzes Neſt bey einander angewachſenen Noah Archen - und bey den vielſchalichten feine ſchoͤne Pholaden und Steindatteln. Im an den Zerrn Spengler. 128 Im Cloſter der Minoriten trift man eine ſehenswerthe Menge von allerhand Seltenheiten an, welche groͤſtentheils ſeit ſechs und dreißig Jahren der geſchickte und beruͤhmte Herr Pater Alexander zum Nutzen ſeines Cloſters und zur Ehre ſeines Ordens zuſammen gebracht. Dieſe Raritaͤten werden in acht großen Schraͤncken und in mehr als 300 Schublaͤden auf dem großen und ſchoͤnen Bücher Saal dieſes Cloſters aufgehoben. Im erſten Schrancke und deſſen Schublaͤden trift man eine anſehnliche Conchylien Sammlung an, von der ich hernach reden werde. Im andern allerhand Seltenheiten aus dem Thierreiche, Mon; ſtra, Hoͤrner und Geweihe. Im dritten Verſteinerungen nebſt einer zahlreichen Menge ge⸗ ſchliffener Steine. Im vierten kuͤnſtlich gebildete Steine, als Florentiniſcher Mar⸗ mor, Mooßachat, Baumſteine. Im fuͤnften Mineralien. Im ſechsſten Antiquitäten als Aſchentoͤpfe, Lampen, Thraͤnen⸗ gefaͤße, roͤmiſche Muͤntzen. Im ſiebenden allerhand Kunſtſtuͤcke von berühmten rien und Kuͤnſtlern. \ 22 Im 124 Fuͤnftes Sendſchreiben Im achten verſchiedene optiſche Werckzeuge. Darzu kommen noch viele tauſend Kupferſtiche, welche der Herr Pater ſelbſt auf zwanzig tauſend Stuͤck rechnete, wobey er ſonderlich die Abſicht hat, von den erſten ſimplen Anfaͤngern der Kupferſtecher⸗ Kunſt biß auf die jezigen Zeiten Kupferſtiche zu bekommen, um da⸗ von den nach und nach geſchehenen Wachsthum dieſer vortreflichen Kunſt zeigen zu koͤnnen. Ich laſſe alles andere auf ſeinem Werthe beruhen und bleibe dißmahl nur bey ſeinem erſten Schrancke ſtehen. Dieſe Conchilien Sammlung und die vorige koͤnnen um den Vorzug ſtreiten, und ich wuͤrde unſchluͤßig und gar verlegen ſeyn, welcher ich den Rang geben muͤſte, wenn man mich zum Schiedsrichter erwehle⸗ te. Folgende Stuͤcke, die ich faſt alle von ungewoͤhnlicher Groͤſſe angetroffen, haben mir vor andern bemerckenswerth geſchienen, nem⸗ lich große Trompeten Knobbelhoͤrner Sturmhauben - Krabben - Butterwecken wilde Muſie Hörner - eine Porcellane, die von ihm die getiegerte genant wurde und die groͤſte war, welche ich jemals aus dieſer Familie geſehen einen großen Bohrer, der faſt zweimahl fo groß iſt wie der Dargenvilliſche, obgleich dieſer Autor von dem ſeinigen Planc. XI. A behauptet „La Vis eſt tres grosfe,, Unter den Mu⸗ ſcheln⸗ welche von einer ſeltnen Groͤße waren, fiel mir die rothe Erd⸗ beere / die Nageldublette - die Compaßſchulp oder der Sonnenwei⸗ ſer und beſonders die rare Auſter, welche der Hammer oder das h Cruei⸗ an den gerrn Spengler. 125 Srucifig genannt wird, ſogleich in die Augen. Dieſe letztere it die groͤßeſte unter den wenigen, welche von dieſer ſeltenen Art in den hieſi⸗ gen Sammlungen geſehen werden, und eben ſo groß wie Bonani dergleichen im Mufeo Kircheriano vorſtellet. Von dieſer Creutzmu⸗ ſchel ſtehet auf der 160 Seite des Rumphs eine artige Nachricht, welche vielleicht manchen Leſer nicht unangenehm ſeyn moͤchte, ob ich fie gleich Ihnen, als einem mit dem Rumyh fo bekandten Freunde, als keine Neuigkeit anfuͤhren darf. 5 „Man hat mich verſichert „heiſt es daſelbſt, daß ein gewißer „Herr hundert Ducatons vor eine eintzige Creutzmuſchel bezah⸗ „let, um felbige als ein Wunderſtuͤck, weil fie ein eigentliches „Creutz vorſtellete, an den damahligen Pabſt zu verehren. Aber y nunmehr da man gewiß weiß, daß fie zu einem Geſchlechte der „Auſtern gehöret, iſt ihre Seltſamkeit verfallen. „ Ich habe mich im Vonanni umgeſehen ob ich nicht bey der Beſchreibung dieſer Aufter einige aberglaubiſche Gedancken fin, den moͤchte, allein vergebens. Um doch nun auch einige von der ordentlichen Groͤße aus dieſen ſchoͤnen Vorrathe zu nennen, fo findet man hier Aethiopiſche Cronen, Q 3 ſchoͤne 126 Sünftes Sendſchreiben. | ſchoͤne Spindeln, Tulipanen - das geperlte Orange Auge - Be⸗ zaans Segel- das große Lapphorn, welches auch die Breitlippe heißt Cylinder mit blauen rothen gelben und weißen Muͤndungen (welche ich durchſchliffen ſehen möchte) - und eine anſehnliche Sammlung von lauter kleinen Sorten. Der Holſtein Gottorpiſche und Braunſchweig Wolfenbuͤtteli⸗ ſche geheime Legationsrath, der Herr von Moll, beſitzt gleichfals / außer einer großen und mit vielen zur Naturhiſtorie gehoͤrigen raren Wercken vorzüglich verſehenen Bibliotheck, ein vortrefliches Natura: lien Cabinet, welches wegen feiner Verſteinerungen am meiſten mes gen der verſteinerten Holtzarten -die mit großen Unkoſten aufs ſchoͤn⸗ ſte geſchliffen worden - unter die anſehnlichſten Sammlungen dieſer Art, gerechnet werden muß. Doch iſt nicht zu leugnen, daß es an der Menge der ſteinſchalichten Thiere denen vorhin angeführten nach⸗ zuſetzen ſey. Indeßen trift man auch hier eine gute Anzahl auserleſe⸗ ner Stuͤcke an, welche nach der Dargenvilliſchen Methode geordnet worden (freuen Sie ſich nicht mit mir, mein redlichſter Freund, uͤber die ſyſtematiſche und methodiſche Einrichtung einiger hieſigen Samm⸗ lungen?) Der Herr von Moll hat neulich auch ein recht nuͤtzliches Verzeichniß aller feiner Conchylien verfertigt, bey einem jeden Stuͤck die verſchiedenen Nahmen angeführt und zugleich alle Schrifſteller ſeiner an den Serrn Spengler. 127 feiner Bibliotheck, wo man weiter etwas davon nachleſen könne aufs genaueſte bemerckt. Es iſt freilich eine muͤhſame Arbeit geweſen, bey jeden Stuͤcke den Rondeletium, Jonſton, Aldrovand, Liſter, Rumph, Bonanni, Gualtieri, Pettiver, Imperati, Dargenville, Leßer, Adanſon, Geve, Lange, Knorr, Regenfuß und mehrere andere nachzuſchlagen und Seite und Zeile zu eitiren: allein wie brauchbar iſt nicht hernach ein ſolcher Catalogus? Ich will Ihnen wiederum nur einige Stuͤcke aus dieſer Collection nahmhaft machen aus der Claße der einſchalichten aus der aten Familie, einige papierduͤnne Nautilen aus der Sten Familie einen beſonders ſchoͤnen großen gluͤenden Ofen aus der 7benden - einige rund umher abgefeilte und von ihren Bedeckungen entbloͤßte Piramidal oder Kräuſelſchnecken — auch den Pharao Turban aus der Sten Familie, das Opfer zorn Tsjanco von ſeltener Größe - das perſianiſche Kleid aus der Hten Familie, das Teleskop aus der roten Familie, der Kegelſchnecken, vier Dehne das italieniſche Eſtrich aus 128 Sünftes Sendſchreiben. aus der IIten Familie der Waltzen - la belle brunette oder den Porphyr, das tuͤrckiſche Lager aus der zoten Familie, der Stachel und Fluͤgelſchnecken die Teufelsklaue und inſonderheit die Staaten oder Orange Flagge, welche ſonſt niemand hieſelbſt aufweiſen kan, welche man auch nur in wenig Buͤchern beſchrieben findet. aus der Familie der Sturmhauben, den Ochſenkopf, das attaliſche Kleid. aus der sten Familie der Purpurſchnecken das friſiſche Pferd. Dargenville Planc. 16 NB. die neue edition. C. aus der raten Familie, der ſphaeriſchen und kugelfoͤrmigen die panamiſche auch mehrere athiopiſche Cronen aus der ısten Familie, der Porcellainen - das weiße Ey, das Cabo de bonne efperance, den aͤchten Argus aus der Claße der zweiſchalichten bemercke ich nur aus der Familie, der Auſtern den engliſchen Sattel und den Hahnenkamm | aus der Familie, der Gienmuſcheln, die nn mit ih⸗ ren Stacheln aus der Familie, der be das Sapblat und einige Steckmuſcheln aus an den Serrn Spengler. 129 aus der Familie der Hertzmuſcheln das Menſchenhertz, der Pferdehuf | aus der Familie der Kammmuſcheln, die rare Tompaßſchulp und eine Corallendublette aus der Familie der Nagel und Fingermuſcheln 5 Maga ſchen Sobel. Die dritte Claße uͤbergehe ich der Kuͤrtze wegen weil diß wenige hin⸗ reicht deutlich genug zu erweiſen, daß hier eine ſchaͤtzbare Samm⸗ lung gefunden werde. Wenn ich nicht vornehmlich auf Conchylien mein Augenmerck gerichtet hätte, ſondern von Verſteinerungen Mineralien und See⸗ gewaͤchſen eine kleine Nachricht liefern wolte: ſo Hätte ich das unver⸗ gleichliche Cabinet des Herrn Reichs Agenten von Moll, des ein⸗ tzigen Herrn Bruders, des vorhin angefuͤhrten Herrn geheimen Le- gations Raths zuerſt nennen muͤßen. Wenn ich auch nichts weiter zum Ruhm dieſes Cabinets ſagte, als daß die ehemahlige Sammlung des beruͤhmten Nicolaus Langius, der ſich zu Lucern aufgehalten, demſelben - nachdem fie ſchon durch zwei biß drei andere Haͤnde ger gangen - einverleibet worden: ſo wuͤrde ich ſchon recht vieles geſagt haben. Mir iſt es allemahl recht ſehr angenehm, wenn ich erfahre | R daß 130 Fuͤnftes Sendſchreiben. daß die Sammlungen beruͤhmter Maͤnner in gute Haͤnde gekommen, ohne die veraͤchtlichſten Schickſale unter den Haͤnden eines unwißen⸗ den zu erfahren. 5 Es hat ihnen, mein wertheſter Freund, unmoͤglich anders als hoͤchſtangenehm ſeyn koͤnnen, wenn ich Ihnen im vorhergehenden ge⸗ meldet, daß alle Stuͤcke, welche im Gualtieri abgezeichnet ſind auch hieſelbſt nebſt vielen hundert andern in der Kayſerlichen Collection ge⸗ ſehen werden koͤnnen. Aber ich kan Ihnen ferner melden daß unter den Naturalien des hieſigen hochpreißlichen Herrn Reichshofraths von Gaͤrtner, eines Mannes der wegen ſeiner Redlichkeit recht vor; zuͤglich bekandt iſt und von mir mit groͤſter Hochachtung genannt wird hauptſaͤchlich die ehemahlige Rumphiſche auf Amboina ger ſamlete befindlich iſt. Der Herr Reichshofrath beſitzen auch dasjeni⸗ ge illuminirte Exemplar, von des Rumphii ſo betitulter Amboiniſchen Raritätencammer, welches dieſer indiſche Plinius, dieſer inder Con⸗ chyliologie fo unentbehrliche Schriftſteller, ſelbſt beſeßen. Doch die ſes Werck mit dem Cabinette befindet ſich zu Dreßden. Der Herr Reichsagent von Moll beſitzt nun die vortreflichen Verſteinerungen und Chryſtallen, welche der bekandte und gelehrte Carolus Nicolaus Langius in feiner Hiſto ria lapidum figuratorum Heluetiae ejusque viciniae beſchrieben. Der Herr von Moll hat alles in der Ordnung wie an den Seren Spengler. 131 wie es Langius beſchrieben, aufgeſtellet. Jedoch hier iſt mehr als Langius, deßen Collection wohl kaum den vierten Theil dieſes ſchoͤ— nen Cabinets ausmacht, in welchen aber - zu meinem Leydweſen die Conchylien den letzten Platz bekommen und faſt nur zur Erlaͤuterung der Verſteinerungen geduldet werden. Im Cloſter der Auguſtiner Barfuͤßer hat der gelehrte leut⸗ ſelige und emſige Greiß, der Herr Pater Tobias eine anſehnliche Menge von Seltenheiten der Kunſt und Natur zuſammengebracht, welche aufs ordentlichſte, neben der zahlreichen Bibliotheck ſeines Clo⸗ ſters, über welche er die Aufficht hat, aufgeſtellet worden. Ein Lieb; haber von Kupferſtichen, Alterthuͤmern, Inſtrumenten, geſchliffe⸗ nen Steinen und dergl. kan nicht ohne Vergnuͤgung und Ergoͤtzung dieſes artige Cabinet betrachten. Allein ein Kenner von Schnecken und Mufcheln findet nur erſt einen guten Anfang. Doch hat mir vor andern Stuͤcken eine recht große Sturmhaube gefallen, die aufs kuͤnſtlichſte en bas reliefs auf ihrer Oberfläche ausgearbeitet war und den Hercules mit ſeiner Keule und Loͤwenhaut vorſtellete. Man⸗ cher andern z. Ex. einer groſſen innerlich rothen Steckmuſchel - der Tritonshoͤrner von der feineften Art, der Bienenkoͤrbe - zuſammen gewachſene Noaͤh Archen, will ich nicht gedencken. 4 R 2 Die 132 Funftes Sendfihreiben Die Sammlung des Herrn Grafens von Thurn Dohmherrn zu Papa und Saltzburg, und Officialis bey der hieſigen dem Pak ſauer Stifte zugehoͤrigen Kirche iſt gleichfalls merckwuͤrdig. Sie be⸗ greift Merckwuͤrdigkeiten aus allen dreien Reichen der Natur. Die zahlreiche Anzahl ausgeſtopfter Voͤgel und am meiſten die Menge wohl conſervirter Papillons oder Zwiefalter ſoll hier keine ihres gleichen haben: wiewohl doch einige der Sammlung des Herrn Ba⸗ ron Boul eben diß Lob wiederfahren laſſen. sur | ai Ich entfinne mich noch ein kleines Cabinet in dem Cloſter der Camaldulenſer Eremiten, welches nahe bey dieſer Stadt auf dem bekandten Kaltenberge lieget, bey einem dortigen Einſiedler, geſehen zu haben. Dieſer Orden befleißiget ſich vorzuͤglich der Einſamkeit, der Abgeſchiedenheit und des Stillſchweigens. Daher ein Fremder felten mehr als die Worte memento mori von ihnen zu hören pfle⸗ get. Ein jeder Einſiedler wohnet in einem abgeſonderten Hauſe, in welchem vier Zimmer ein Schlaf, Studier, Arbeits und Andachts Zimmer, befindlich find. Neben dieſen Haͤuſern hat ein jeder ſeinen kleinen angenehmen Garten voll der ſchoͤnſten und rareſten Blumen. Da ich herumgefuͤhrt und nur in eine Clauſur - wie ſie es nennen, oder in ein ſolches abgeſondertes Hauß zu einem Einſiedler hinein ge⸗ lien wurde: ſo ließ ich wah meinen Fuͤhrer den Herrn Prior erſu⸗ chen/ an den Herren Spengler. 133 chen, daß ich den Herrn Pater Norbertum, der eine Naturalien Cammer haͤtte, gleichfalls beſuchen dürfte, Es iſt zwar ſonſt nur gewohnlich, daß man in eine einige Einſiedelei hineingeführet wird, weil man an einer eintzigen die Einrichtung aller ſehen kan: ich erhiel; te aber ohne Schwierigkeit die Erlaubniß auch die verlangte zu ſehen, welches dem Pater der mich herumfuͤhrte deſto angenehmer war, weil er ſelbſt noch nie die Schaͤtze und Raritaͤten feines Ordensbruders ger ſehen ohneracht er ſchon viele Jahre ein Mitglied dieſes nach den Regeln des Heil. Romualds eingerichteten Ordens geweſen. Dem Herren Pater Norberto wurde nun im Nahmen des Prior anbefoh⸗ len mit mir zu reden, und mir feine Sammlung zu zeigen. Er hat; te wuͤrklich mehr als ich bey einem Einſiedler, dem es ja an aller Ge legenheit dazu fehlet, vermuthet haͤtte; wiewohl ſeine Sammlung ſich nicht bloß auf Schnecken und Verſteinerungen ſondern gar bis auf Muͤntzen, Butterodgel und auf die verſchiedenen Arten der Vo⸗ gelneſter erſtreckte. Die Verſteinerungen des Kaltenberges, auf wel, chem diß berühmte Cloſter lieget, traf ich hier in ziemlicher Anzahl an. Unter feinen Schnecken ſchien mir das Buccinum, welches Gual, tieri, Tab. 68. C. unter dem Titel Cochlea marina plena beſchrei⸗ bet, das merckwuͤrdigſte zu ſeyn. Da ich mich nach dem Nahmen dieſer und jener Stuͤcke erkundigte: ſo bekandte der gute Mann daß er zwar ein großer Liebhaber aber kein Kenner waͤre „wozu er auch R 3 bey 25 134 Sünfres Sendſchreiben bey feiner einfamen verſchloſſenen Lebensart Feine Gelegenheit, und bey treuer Ausrichtung ſeiner Ordenspflichten keine übrige Zeit habe. Ich zweifle nicht dieſe Sammlung werde mit der Zeit immer wichti⸗ ger werden, weil es bey allen Schaͤtzen der Cloͤſter unter die Ordens— reguln zu gehoͤren ſcheint: Plus ultra. Wie bald wird ſonſt eine herrliche Sammlung, die durch unſaͤgliche Muͤhe und Koſten aus allen vier Winden und Erdtheilen zuſammengebracht worden, durch eine Auction von einigen Stunden und Tagen zerſtreuet, doch der⸗ gleichen darf man bey einer Naturalien Cammer, worauf ein Cloſter das Erbrecht hat, nicht befuͤrchten. Alle Stüde in derſelben find Erbſtuͤcke, die nie veräußert werden duͤrfen. Daher findet man noch immer im Jeſuiter Collegio zu Rom die Sammlung des Athanaſti g Kircheri , aber mit der ſtaͤrckſten Bereicherung. Deswegen wuͤn⸗ ſchet Dargenville daß alle Naturalien Sammlungen vor aller Zer⸗ ſtreuung ſo ſicher ſeyn moͤchten. Denn nachdem er eben das Schick⸗ ſal des Cabinets des Worms, dieſes ehemaligen beruͤhmten Lehrers der Artzenei Gelahrtheit zu Copenhagen beklaget: ſo ſetzt er pag. 147. Tom. I. hinzu: C' eſt aſſet la deſtinèe des ces treſors particuliers. „I feroit a fouhaiter qu' ils fuſſent entres les mains des Princes, „des Colleges, des maiſons religieuſes, des Academies, ou bien „qu an den Herrn Spengler. 135 „qu’ a l' exemple des Italiens un Cabinet paſſat du Pere au fils „qui loin de le demembrer, cherchat tous les jours le moyen de „ enrichir. Combien de temps, combien de ſoins & de de- „penfes, pour completterinne collection, que huit jours de ven- „te anneantiſſent & difperfent de toutes parts. , Von meinem eigenen kleinern Vorrathe, welcher in den dreien Jahren meines Hierſeyns ſchon wieder auf achthundert Stuͤck Con⸗ chylien und etwa ſechszig bis flebenzig durchſchliffene gebracht worden, will ich um deswillen ſchweigen, weil ich ihn gar nicht unter die Wieneriſchen Naturalien Cammern zaͤhlen moͤchte. Kan ich mich hieſelbſt anders wie einen Fremdling anſehen, der hier keine bleibende Stätte hat? Ich bin ſo gluͤcklich geweſen den Oberadmiral - Bi ceadmiral Schout bey Nacht - den Scorpion die gethiophiſche Crone Pabſtcrone und Biſchofsmützen -das blaue Band die Pagode oder das Chineſiſche Dach- die ſchoͤnſten Naßauer - Gold und Sil⸗ berlacken- die Compaß Muſchel- die Pholade und viele andere Stuͤcken vom Range, zu welchen ich mir hier keine Hofnung gemacht, aufs Teich teſte zu bekommen. Wenn es meinem Ertzhirten und dem Ertzbiſcho⸗ fe io. Fünftes Sendſchreiben fe meiner Seelen JEſu Chriſto (in deſſen Willen ich meinen Willen ſchon ergeben und deſſen alleiniger Regierung ich alle meine Wege uͤberlaſſen habe) uͤber kurtz oder uͤber lang gefallen wird mich zuruck zu berufen: fo werde ich dieſe meine neue Collection mit mei⸗ ner vorigen ungleich ſtaͤrckern zuruͤckgelaſſenen, vereinigen, und als⸗ dann etwas mehr vollſtaͤndiges in dieſem ſchoͤnen Capitel der natuͤrli⸗ chen Geſchichte aufweiſen koͤnnen. Doch ich irre mich, wie ungemein weit bin ich von aller Annaͤherung zur Vollſtaͤndigkeit zuruͤck. O welche Kluft, welch gewaltige Entfernung? Wenn es auch nur wahr ware was Kundmann in feinen rarioribus naturae behauptet, daß man wohl tauſend verſchiedene Arten der Schnecken und Muſcheln annehmen dürfe - da doch vielleicht noch tauſend verſchiedene Arten in den tiefſten Abgruͤnden des Oceans, an den Ufern unbekandter Länder, unbeſuchter Inſuln, an den verborgenſten Sceklippen „oder auch vor den Augen unachtſamer Bewohner des Strandes und der Kuͤſten liegen, welche niemahls ein en Liebhaber erfreuet, niemahls die Sammlung der Bewundarer olegeleret Hier haben nun mein theureſter Freund, eine geringe Buche von den heeſgen merkwuͤrdigſten Naturalien, fonderl ich Eonchyl ien | EN an den gerin Spengler. 137 Sammlungen, ſoviel mir deren in den dreien Jahren meiner Wie⸗ neriſchen Walfahrt bekandt worden. Solte ich einige uͤberſehen und vergeßen haben, ſo verſpreche ichs Ew. HochEdel. künftig davon Nachricht zu geben. Wenn ich alle Sammlungen hätte nahmhaft machen und muͤhſam aufſuchen wollen, welche etwa in ein paar Schub⸗ laͤden voller Schneckenſchalen und Steinen beſtehen, ſo haͤtte ich mein Schreiben biß zum Eckel vergrößern muͤßen. — Dieſe unvollkommene Nachricht kan indeßen vollkommen hinrei⸗ chend ſeyn um zu beweiſen, daß die Liebe zur Naturkunde und zur na⸗ tuoͤrlichen Geſchichte in Wien gewiß nicht erloſchen ſey: ſondern ſogar vom hoͤchſten Trohne biß zu den verſchloßenen Zellen der il edle er ihre eiebünber und Bewunderer finde. Wie geſegnet würden dieſe und alle Collectionen der Naturfor⸗ ſcher in der Welt ſeyn, wenn fie insgeſamezu e iner ſeligen Gelegen⸗ heit gebraucht wuͤrden, dem Herrn der Natur, unſern alles vermoͤ⸗ genden allerweiſeſten Schoͤpfer mehrere Liebhaber, Bewunderer und Anbeter zu verſchaffen! wenn das Vergnügen an der Mannigfaltig⸗ keit und * ſeiner Geſchoͤpfe bey vielen, kein bloß fluͤchtiges S voruͤber⸗ 138 Sünftes Sendſchreiben voruͤbereilendes und irdiſches Vergnügen in GOtt bliebe, kin mehr dahin eingeleitet werden möchte, daß die Hertzen von der Erden gantz zu Ihm gezogen werden! und wenn der Eyfer Naturalien zu ſammlen, nicht oͤfters von einem Triebrade beſeelet wuͤrde, welches ich, mit einem Ausdruck des Apo⸗ ſtels Pauli, einen Geitz nach eitler Ehre nennen muͤſte! Schließlich erſuche ich meinen geliebteſten Herrn Spengler mir fernerhin Dero Liebe und Freundſchaft zu goͤnnen, und vollkommen verſichert zu ſeyn, daß auch die weiteſte Entfernung und laͤngſte Abwe⸗ ſenheit mich niemahls auch nur ein Haarbreit, von der Hochachtung, die Sie gewiß verdienen, und von der Liebe entfernen koͤnne, wel⸗ che ich Ihrem redlichen und freundſchaftlichſten Hertzen, auf alle Le⸗ benszeit, ſchuldig bin. Wenn ich kuͤnftig einen bewaͤhrt erfundenen aufrichtigen unintereßirten Hertzensfreund nennen werde, ſo werde ich Sie nennen, mein redlicher Herr Spengler. Sie wißen es ſchon es ſind gewiß nicht leere Toͤne und nichts bedeutende Worte 1 wenn | | ih an den Seren Spengler 139 ich mich mit einem Hertzen voll Liebe, Zaͤrtlichkeit und Freundſchaft nenne. Dero Wien den 30 November 1759 8 aufrichtigſten und ergebenſten 5 Freund und Diener. 1 0 I N AM Salzmann. gel Nerembargae